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Shape Optimization of Axisymmetric Bodies in Incompressible Flow

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1 <strong>Shape</strong> <strong>Optimization</strong> <strong>of</strong> <strong>Axisymmetric</strong> <strong>Bodies</strong> <strong>in</strong> <strong>Incompressible</strong> <strong>Flow</strong><br />

<strong>Shape</strong> <strong>Optimization</strong> <strong>of</strong> <strong>Axisymmetric</strong> <strong>Bodies</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>Incompressible</strong> <strong>Flow</strong><br />

Th. Lutz ∗ H. Schweyher ∗ S. Wagner ∗ R. Bannasch †<br />

1 E<strong>in</strong>leitung<br />

Zur Gewährleistung der Wirtschaftlichkeit von Luftschiffen ist bei der Auslegung auf e<strong>in</strong>e<br />

M<strong>in</strong>imierung von Gewicht und erforderlicher Antriebsleistung zu achten. Der Antriebsbedarf<br />

hängt dabei wesentlich vom aerodynamischen Widerstand des Rumpfes ab, der ungefähr 2/3<br />

des Gesamtwiderstandes ausmacht. Selbst e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Reduktion des Rumpfwiderstandes kann<br />

zu e<strong>in</strong>er merklichen Treibst<strong>of</strong>fe<strong>in</strong>sparung führen, was sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er erhöhten Nutzlast oder e<strong>in</strong>er<br />

größeren Reichweite des Luftschiffes niederschlägt.<br />

Erste systematische Untersuchungen zum Widerstand von Rotationskörpern wurden von Gertler<br />

durchgeführt [6]. Ziel dieser experimentellen Arbeiten war die Bestimmung e<strong>in</strong>er widerstandsoptimalen<br />

U-Boot Kontur unter Berücksichtigung des Widerstandes der erforderlichen<br />

Steuerflächen. Die Fragestellung nach der Lam<strong>in</strong>arhaltung durch Formgebung bei mittleren<br />

Reynoldszahlen wurde von Carmichael mit Hilfe von Fallversuchen im Pazifischen Ozean untersucht<br />

[2]. Er konnte nachweisen, daß für Re L = 10 − 40 · 10 6 ausgedehnte lam<strong>in</strong>are<br />

Laufstrecken bei Rotationskörpern mit kle<strong>in</strong>em Längen-Durchmesser Verhältnis möglich s<strong>in</strong>d.<br />

Der untersuchte Körper (L/D =3, 33) basiert auf e<strong>in</strong>em NACA 66er Lam<strong>in</strong>arpr<strong>of</strong>il und erbrachte<br />

gegenüber herkömmlichen, turbulent umströmten Körpern e<strong>in</strong>e Widerstandsreduktion<br />

von bis zu 60 %. Hansen und Hoyt [8] führten an e<strong>in</strong>em Lam<strong>in</strong>arkörper experimentelle Untersuchungen<br />

bis zu e<strong>in</strong>er Reynoldszahl von Re V =4· 10 6 durch. Die theoretisch erwarteten<br />

niedrigen Widerstandsbeiwerte konnten für diesen Reynoldszahlbereich bestätigt werden. Bei<br />

den Experimenten zeigte sich e<strong>in</strong>e starke Sensibilität der Umschlagsposition gegenüber kle<strong>in</strong>sten<br />

Oberflächenstörungen.<br />

Hertel schlug für die Anwendung bei Flugzeugrümpfen Konturen nach bionischem Vorbild mit<br />

spitzer Nase und starkem Druckabfall auf den vordersten 40 % des Körpers vor [9]. Von<br />

diesem ’Shark’-Körper (L/D =4, 55) versprach er sich e<strong>in</strong>e erhebliche Reduzierung des Volumenwiderstandes<br />

bei mittleren bis großen Reynoldszahlen. Wasserkanalversuche von Bannasch<br />

ergaben für Körper mit p<strong>in</strong>gu<strong>in</strong>ähnlicher Gestalt sehr niedrige Widerstandsbeiwerte im mittleren<br />

Reynoldszahlbereich [1].<br />

Experimentelle Untersuchungen zum Widerstand von Rotationskörpern bei großen, auch für<br />

Luftschiffe relevanten, Reynoldszahlen (Re V > 10 7 ) s<strong>in</strong>d kaum bekannt. Beim Entwurf und<br />

der Optimierung ist man daher weitgehend auf theoretische Methoden angewiesen. Erste<br />

∗ Institut für Aerodynamik und Gasdynamik, Universität Stuttgart<br />

† Institut für Bionik und Evolutionstechnik, Technische Universität Berl<strong>in</strong>


<strong>Shape</strong> <strong>Optimization</strong> <strong>of</strong> <strong>Axisymmetric</strong> <strong>Bodies</strong> <strong>in</strong> <strong>Incompressible</strong> <strong>Flow</strong> 2<br />

computergestützte Widerstandsoptimierungen wurden von Parsons et al. [14] durchgeführt.<br />

Im Auslegungspunkt (Re V =10 7 ) konnte e<strong>in</strong>e theoretische Widerstandsreduktion von über 30<br />

% gegenüber damals bekannten Lam<strong>in</strong>arkörpern erzielt werden.<br />

Zum Entwurf widerstandsarmer Rümpfe für kle<strong>in</strong>ere Flugzeuge wurde von Zedan et al. [21]<br />

e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>verse Methode basierend auf e<strong>in</strong>er l<strong>in</strong>ear variierenden Dipolverteilung auf der Achse<br />

verwendet. Der ausgelegte Rumpf weist im vorderen Teil e<strong>in</strong> langes Gebiet mit Druckabfall auf.<br />

Es sollen dadurch bei Reynoldszahlen von Re V =10bis 30 · 10 6 noch lam<strong>in</strong>are Laufstrecken<br />

von 70 % möglich se<strong>in</strong>. Weitere numerische Formoptimierungen von Lam<strong>in</strong>arrümpfen wurden<br />

z. B. von Dodbele et al. [4] und Coiro et al. [3] durchgeführt.<br />

Die meisten Widerstandsoptimierungen beschränken sich auf das Gebiet mittlerer Reynoldszahlen<br />

(10 6 ≤ Re V ≤ 10 7 ), da <strong>in</strong> diesem Bereich durch Lam<strong>in</strong>arhaltung e<strong>in</strong>e sehr große<br />

Widerstandsreduktion gegenüber turbulent umströmten Körpern möglich ist. E<strong>in</strong>e Ausnahme<br />

<strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht stellen die Untersuchungen von Hess dar, der Widerstandberechnungen<br />

für vollständig turbulent umströmte Rotationskörper durchführte [10]. Er kam zu dem<br />

ernüchternden Ergebnis, daß der Widerstand bei turbulent umströmten Rotationsörpern sehr<br />

<strong>in</strong>sensitiv gegenüber Konturänderungen ist und lediglich e<strong>in</strong>e leichte Abhängigkeit vom Längen-<br />

Durchmesser Verhältnis besteht.<br />

In der vorliegenden Arbeit wird untersucht, <strong>in</strong>wieweit sich der Widerstand von axial angeströmten<br />

Rotationskörpern <strong>in</strong> <strong>in</strong>kompressibler Strömung durch Formgebung alle<strong>in</strong>e reduzieren<br />

läßt. Dabei wird die M<strong>in</strong>imierung des Widerstandes bei maximalem Körpervolumen und gegebener<br />

Anströmgeschw<strong>in</strong>digkeit angestrebt. Die Widerstandsreduzierung durch aktive Maßnahmen,<br />

wie Grenzschichtabsaugung, war nicht Gegenstand der vorgestellten Untersuchungen.<br />

Es wird hierzu auf die umfangreichen Arbeiten von Goldschmied (z. B. [7]) verwiesen. Der<br />

E<strong>in</strong>fluß e<strong>in</strong>es Heckpropellers auf den Widerstand von Luftschiffrümpfen wird an anderer Stelle<br />

diskutiert [13].<br />

In den nachfolgenden Kapiteln werden zunächst grundsätzliche Überlegungen zur Widerstandsreduktion<br />

durch Formgebung erörtert. Anschließend werden die theoretischen Verfahren zur<br />

Nachrechnung und zur Optimierung von Rotationsköpern vorgestellt und durch Vergleich von<br />

Berechnungsergebnissen mit Experimenten überprüft. Mit diesen Berechnungsmethoden wurden<br />

erste Formoptimierungen für verschiedene Reynoldszahlbereiche durchgeführt. Die Ergebnisse<br />

werden präsentiert und diskutiert. Detailliertere Informationen zum Optimierungsverfahrenf<strong>in</strong>densich<strong>in</strong>[19].<br />

2 Vorüberlegungen zur Widerstandsm<strong>in</strong>imierung durch<br />

Formgebung<br />

Ziel bei der aerodynamischen Optimierung e<strong>in</strong>es Luftschiffes ist zunächst die M<strong>in</strong>imierung des<br />

erforderlichen Leistungsbedarfes um e<strong>in</strong>e bestimmte Nutzlast mit e<strong>in</strong>er vorgegebenen Fluggeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

zu transportieren. Setzt man vere<strong>in</strong>fachend voraus, daß die Effizienz des Antriebes<br />

konstant ist und die Nutzlast proportional zum Luftschiffvolumen und damit proportional<br />

zum statischen Auftrieb ist, so läßt sich obiges Optimierungsziel <strong>in</strong> folgende Fragestellung<br />

umformulieren: Welche Luftschiffkonfiguration hat bei vorgegebener Geschw<strong>in</strong>digkeit und Volumen<br />

den ger<strong>in</strong>gsten Widerstand? Zur Untersuchung dieser Fragestellung s<strong>in</strong>d bei Vergleichen<br />

verschiedener Konfigurationen nachfolgend def<strong>in</strong>ierte dimensionslose Kennzahlen relevant (vgl.


3 <strong>Shape</strong> <strong>Optimization</strong> <strong>of</strong> <strong>Axisymmetric</strong> <strong>Bodies</strong> <strong>in</strong> <strong>Incompressible</strong> <strong>Flow</strong><br />

[18]):<br />

Volumenbezogene Reynoldszahl:<br />

50<br />

Re V = U ∞V 1/3<br />

ν<br />

Volumenbezogener Widerstandsbeiwert:<br />

(1)<br />

W<br />

c wV = ρ<br />

U (2)<br />

2 ∞V 2 2/3<br />

Flight velocity [m/s]<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Re V = 1 x 10 6<br />

Lotte<br />

Re V = 10 x 10 6<br />

LZ N07<br />

LZ 120<br />

LZ 129<br />

LZ 127<br />

ZPG-3W<br />

LZ 1<br />

Re V = 100 x 10 6<br />

Als Bezugslänge ist bei diesen Kennzahlen die Kubikwurzel<br />

des Luftschiffvolumens V zu verwenden.<br />

E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>konsistente Wahl der Bezugsgrößen, z. B.<br />

Luftschifflänge bei Reynoldszahl und V 1/3 beim<br />

Widerstandsbeiwert, führt zu falschen Ergebnissen<br />

beim Widerstandsvergleich. Abb. 1 veranschau-<br />

10 1 10 2 10 3 10 4 10 5 10 6<br />

Body volume [m 3 ]<br />

Abbildung 1: Volumenbezogene<br />

Reynoldszahl von Luftschiffen<br />

licht die Größenordnung der volumenbezogenen Reynoldszahl für verschiedene Luftschiffkonstruktionen<br />

bei Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit. Die Spanne reicht dabei von Re V ≈ 5 · 10 6 für das<br />

unbemannte Solarluftschiff ’Lotte’ bis zu Re V ≈ 150 · 10 6 für das LZ 129.<br />

Trägt man nun den volumenbezogenen Wider- 0.050<br />

standsbeiwert für e<strong>in</strong>en axial angeströmten Rotationskörper<br />

über Re V auf, so ergibt sich typi-<br />

Turbulent flow<br />

Natural transition<br />

0.040<br />

scherweise e<strong>in</strong> Verlauf wie er <strong>in</strong> Abb. 2 dargestellt<br />

c<br />

ist. Bei kle<strong>in</strong>en Reynoldszahlen (Bereich I, Re d<br />

V <br />

v<br />

5 · 10 5 ) liegt der Widerstandsbeiwert für den Fall 0.030<br />

des natürlichen Grenzschichtumschlages (ausgezogene<br />

L<strong>in</strong>ie) deutlich unterhalb des Verlaufes für<br />

0.020<br />

nahezu vollturbulente Körperumströmung (gestrichelte<br />

L<strong>in</strong>ie). In diesem Bereich s<strong>in</strong>d ausgedehnte<br />

lam<strong>in</strong>are Laufstrecken möglich, was mit e<strong>in</strong>em 0.010<br />

sehr kle<strong>in</strong>en Reibungswiderstand verbunden ist. I II III<br />

Bei e<strong>in</strong>er Erhöhung der Re-Zahl wandert der Umschlagspunkt<br />

mehr oder weniger schnell <strong>in</strong> Rich-<br />

10 5 10 6 10 7 10 8<br />

0.000<br />

Re V<br />

tung Körpernase, wodurch der Widerstandsbeiwert<br />

Abbildung 2: Widerstandsverlauf<br />

für e<strong>in</strong>en axial angeströmten Rotationskörper<br />

ansteigt. Zu Beg<strong>in</strong>n dieses Übergangsbereiches<br />

(Bereich II, 5 · 10 5 Re V 10 7 ) s<strong>in</strong>d die<br />

größten Widerstandse<strong>in</strong>sparungen durch Lam<strong>in</strong>arhaltung<br />

möglich. Das Gebiet großer Reynoldszahlen<br />

(Bereich III, Re V 10 7 ) ist schließlich dadurch charakterisiert, daß der Körper fast<br />

vollständig turbulent umströmt ist. E<strong>in</strong>e wichtige Aufgabe der Strömungsmechanik ist, wie<br />

Körperkontur und zugehörige Druckverteilung zu gestalten s<strong>in</strong>d, um den Grenzschichtumschlag<br />

zu verzögern und ausgedehnte lam<strong>in</strong>are Laufstrecken zu realisieren. Experimente zur<br />

Umströmung von Rotationskörpern bei großen Reynoldszahlen liegen nur wenige vor.


<strong>Shape</strong> <strong>Optimization</strong> <strong>of</strong> <strong>Axisymmetric</strong> <strong>Bodies</strong> <strong>in</strong> <strong>Incompressible</strong> <strong>Flow</strong> 4<br />

2.1 Formoptimierung bei Lam<strong>in</strong>arkörpern<br />

Für den Bereich kle<strong>in</strong>er Reynoldszahlen können sehr e<strong>in</strong>fach ausgedehnte lam<strong>in</strong>are Laufstrecken<br />

durch Formgebung erzielt werden. Hierzu ist über e<strong>in</strong> langes Gebiet ab dem vorderen Staupunkt<br />

e<strong>in</strong> leichter Druckabfall e<strong>in</strong>zuführen (vgl. Körper von Hansen und Hoyt <strong>in</strong> Abb. 5). Der Umschlagspunkt<br />

liegt dann im Bereich der maximalen Übergeschw<strong>in</strong>digkeit. Diese Lam<strong>in</strong>arkörper<br />

für kle<strong>in</strong>e Re-Zahlen zeichnen sich durch e<strong>in</strong>e sehr große Dickenrücklage aus. Zur Widerstandsm<strong>in</strong>imierung<br />

ist die Körperoberfläche nach dem Strömungsumschlag schnellstmöglich<br />

zu verkle<strong>in</strong>ern, da die Wandschubspannung bei turbulenten Grenzschichten vielfach höher als<br />

bei lam<strong>in</strong>aren Grenzschichten ist. Dazu ist e<strong>in</strong> starker Druckanstieg e<strong>in</strong>zuführen, wobei jedoch<br />

Ablösungen vermieden werden müssen. Je kle<strong>in</strong>er die Reynoldszahl, desto weniger Druckanstieg<br />

ist möglich und desto schlankere Körpers<strong>in</strong>dzuerwarten.<br />

1.0<br />

Bei e<strong>in</strong>er Steigerung der Re-Zahl ist im vorde-<br />

Transition po<strong>in</strong>t x trans<br />

/L<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

lam<strong>in</strong>ar separation<br />

LZ 129<br />

Hansen & Hoyt body<br />

Lotte<br />

LZ N07<br />

0.0<br />

10 6 10 7 Re V<br />

10 8<br />

LZ 129<br />

ren Körperbereich e<strong>in</strong> stärkerer Druckabfall erforderlich,<br />

um die Grenzschicht lam<strong>in</strong>ar zu halten.<br />

Dies kann entweder durch e<strong>in</strong>e Vergrößerung des<br />

Körperdurchmessers oder durch e<strong>in</strong>e Vorverlagerung<br />

des Punktes maximaler Dicke erreicht werden.<br />

Der Vergrößerung des Körperdurchmessers<br />

ist durch den maximal möglichen Druckanstieg<br />

im h<strong>in</strong>teren Körperbereich Grenzen gesetzt. Insgesamt<br />

ist zu erwarten, daß bei Steigerung von<br />

Re die lam<strong>in</strong>aren Laufstrecken kürzer und das<br />

Längen-Durchmesser Verhältnis dieser widerstandsoptimierten<br />

Lam<strong>in</strong>arkörper größer wird.<br />

Die genaue Kenntnis der Auslegungs-Reynoldszahl<br />

ist daher beim Entwurf von Lam<strong>in</strong>arkörpern wichtig.<br />

E<strong>in</strong> für kle<strong>in</strong>e Re-Zahlen optimierter Körper<br />

weist bei luftschiffrelevanten Reynoldszahlen u. U.<br />

Abbildung 3: Umschlagsposition <strong>in</strong><br />

Abhängigkeit der Reynoldszahl<br />

kürzere lam<strong>in</strong>are Laufstrecken auf als e<strong>in</strong> konventioneller Luftschiffkörper, siehe Abb. 3. Es<br />

ist daher wenig s<strong>in</strong>nvoll, e<strong>in</strong>en typischen Lam<strong>in</strong>arkörper wie den von Hansen & Hoyt bei Luftschiffrümpfen<br />

e<strong>in</strong>zusetzen.<br />

Insgesamt kann festgehalten werden, daß lediglich bei kle<strong>in</strong>en unbemannten Luftschiffen ausgedehnte<br />

lam<strong>in</strong>are Laufstrecken durch Formgebung theoretisch möglich s<strong>in</strong>d. Es ist jedoch<br />

fraglich <strong>in</strong>wieweit die theoretischen Werte <strong>in</strong> der Praxis beim Auftreten von Konturunstetigkeiten<br />

und Hüllenflattern realisiert werden können. Hierzu s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Untersuchungen bekannt.<br />

2.2 Formoptimierung bei vollturbulenter Umströmung<br />

Bei sehr großen, luftschiffrelevanten Reynoldszahlen (Re V 5 · 10 7 ) s<strong>in</strong>d mit passiven Maßnahmen<br />

ke<strong>in</strong>e ausgedehnten lam<strong>in</strong>aren Laufstrecken zu erzielen. Für den Fall der vollturbulenten<br />

Körperumströmung hängt der hier betrachtete volumenbezogene Widerstandsbeiwert<br />

dabei <strong>of</strong>fensichtlich nur sehr wenig von der genauen Geometrie des Rotationskörpers ab. Dies<br />

bedeutet, daß bei vorgegebenem Re V nur sehr kle<strong>in</strong>e Widerstandsreduzierungen durch Formoptimierung<br />

möglich s<strong>in</strong>d. Nach umfangreichen Untersuchungen von Hess [10] besteht im


5 <strong>Shape</strong> <strong>Optimization</strong> <strong>of</strong> <strong>Axisymmetric</strong> <strong>Bodies</strong> <strong>in</strong> <strong>Incompressible</strong> <strong>Flow</strong><br />

wesentlichen e<strong>in</strong>e leichte Abhängigkeit des Widerstandsbeiwertes vom Längen-Durchmesser<br />

Verhältnis. Mit Hilfe e<strong>in</strong>es vere<strong>in</strong>fachten Verfahren von Truckenbrodt, welches ke<strong>in</strong>e detaillierte<br />

Berechnung der Grenzschichtentwicklung erfordert, wurden die Widerstandsbeiwerte für<br />

e<strong>in</strong>e Vielzahl von Rotationskörpern mit unterschiedlichem L/D ermittelt. Die resultierenden<br />

Werte stimmten mit dem für Rotationsellipsoide nach Truckenbrodt analytisch berechenbaren<br />

Verlauf praktisch übere<strong>in</strong>. Es ergab sich e<strong>in</strong> flaches Widerstandsm<strong>in</strong>imum bei e<strong>in</strong>em Längen-<br />

Durchmesser Verhältnis von knapp über 3. Leider wurden die Untersuchungen bei konstanter<br />

längenbezogener Reynoldszahl Re L und nicht für konstantes Re V durchgeführt. Durch diese<br />

Inkonsistenz werden schlankere Körper benachteiligt (siehe auch [18]).<br />

Basierend auf e<strong>in</strong>er Näherungsformel von Hoerner [11] wurde daher e<strong>in</strong>e eigene Abschätzung<br />

günstiger Längen-Durchmesser Verhältnisse durchgeführt. Für Re V =10 8 resultierte e<strong>in</strong> sehr<br />

flaches Widerstandsm<strong>in</strong>imum bei Werten von L/D ≈ 5 bis 6 (vgl. [17]). In dieser Voruntersuchungen<br />

wurden weitere passive Maßnahmen zur Widerstandsm<strong>in</strong>imierung bei großen<br />

Reynoldszahlen untersucht und mit dem <strong>in</strong> Abschnitt 3 vorgestellten Nachrechenverfahren<br />

überprüft. Durch E<strong>in</strong>führen e<strong>in</strong>es Druckanstieges nach dem Umschlagspunkt wurde beispielsweise<br />

versucht, die Wandschubspannung zu verkle<strong>in</strong>ern und so den Reibungswiderstand <strong>in</strong><br />

Bereichen großer umspülter Körperoberfläche zu reduzieren. Die untersuchten Ansätze brachten<br />

jedoch ke<strong>in</strong>e signifikanten Verbesserungen gegenüber konventionellen Körperformen. Es<br />

wurde daher entschieden mit Hilfe e<strong>in</strong>er numerischen Optimierung nach weiteren Lösungen zu<br />

suchen.<br />

3 Berechnungsverfahren<br />

3.1 Ermittlung der Außenströmung<br />

Zur Berechnung der potentialtheoretischen Geschw<strong>in</strong>digkeitsverteilung um vorgelegte<br />

Körperformen wird e<strong>in</strong>e 3D-Panelmethode e<strong>in</strong>gesetzt. Bei diesem Nachrechenverfahren<br />

werden Quellpanels mit abschnittsweise konstanter Stärke verwendet, wobei die S<strong>in</strong>gularitätenverteilung<br />

mit Hilfe der externen Neumann Randbed<strong>in</strong>gung bestimmt wird. Dieser<br />

Low-Order Ansatz ist bei entsprechend fe<strong>in</strong>er Diskretisierung völlig ausreichend. E<strong>in</strong> modifizierter<br />

Bezier-Spl<strong>in</strong>e dient zur Interpolation von Gometrie und Geschw<strong>in</strong>digkeitsverteilung<br />

und liefert die für die Grenzschichtrechnung benötigten E<strong>in</strong>gabedaten. Bei Bedarf kann die<br />

Verdrängungswirkung der Grenzschicht mit Hilfe der Transpirationstechnik simuliert werden,<br />

wozu e<strong>in</strong>e iterative Koppelung mit dem Grenzschichtverfahren erforderlich ist.<br />

Das bei der Formoptimierung e<strong>in</strong>gesetzte Potentialverfahren basiert auf e<strong>in</strong>er l<strong>in</strong>ear variierenden<br />

Quellverteilung auf der Achse des Rotationskörpers (siehe [19]). Im Gegensatz zu dem<br />

normalerweise gewählten Vorgehen wird bei dieser Methode nicht die Körpergeometrie sondern<br />

die Quellstärkenverteilung bei der Optimierung variiert. Die Kontur des Körpers entspricht<br />

der Staustromfläche, die sich nach Erfüllung der Schließungsbed<strong>in</strong>gung iterativ ermitteln läßt.<br />

Die zugehörige Geschw<strong>in</strong>digkeitsverteilung ergibt sich aus der Differentation von Potentialoder<br />

Stromfunktion auf der Körperoberfläche. Das gewählte Vorgehen entspricht im wesentlichen<br />

dem von P<strong>in</strong>ebrook, der Optimierungen des stirnflächenbezogenen Widerstandsbeiwertes<br />

durchführte [15].<br />

Die bei der numerischen Optimierung verwendete <strong>in</strong>direkte Methode ist mathematisch exakt<br />

und sehr recheneffizient. Nachteilig ist jedoch, daß sich nicht alle denkbaren Körperkonturen


<strong>Shape</strong> <strong>Optimization</strong> <strong>of</strong> <strong>Axisymmetric</strong> <strong>Bodies</strong> <strong>in</strong> <strong>Incompressible</strong> <strong>Flow</strong> 6<br />

berechnen lassen (Körper mit H<strong>in</strong>terschneidungen, L/D < 1). E<strong>in</strong>e ähnliche Problematik<br />

liegt jedoch auch bei der Verwendung von Oberflächen-S<strong>in</strong>gularitätenverfahren vor: Bei der<br />

Formoptimierung muß die Körperkontur durch e<strong>in</strong>e endliche Anzahl von Geometrieparametern<br />

(z. B. Koeffizienten e<strong>in</strong>es Polynomspl<strong>in</strong>es) dargestellt werden, was ebenfalls e<strong>in</strong>e gewisse<br />

E<strong>in</strong>schränkung bedeutet.<br />

3.2 Grenzschichtberechnung und Umschlagsermittlung<br />

Basierend auf der potentialtheoretischen Geschw<strong>in</strong>digkeitsverteilung wird die Ermittlung der<br />

Grenzschichtentwicklung mit Hilfe e<strong>in</strong>es Integralverfahrens zur Berechnung lam<strong>in</strong>ar bzw. turbulent<br />

anliegender Grenzschichten durchgeführt (siehe [5]). Das Verfahren wurde dazu auf die<br />

Berechnung rotationssymmetrischer Grenzschichten erweitert. Krümmungseffekte werden bei<br />

diesem Verfahren 1. Ordnung vernachlässigt. Die Anwendung der Methode ersche<strong>in</strong>t jedoch<br />

zulässig, da die Grenzschichtdicken im betrachteten Reynoldszahlbereich sehr viel kle<strong>in</strong>er als die<br />

Krümmungsradiens<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e Ausnahme stellt der unmittelbare Nasenbereich dar. Obwohl die<br />

Grundlagen dieses Integralverfahrens schon etwas älter s<strong>in</strong>d, hat es sich zur Widerstandsberechnung<br />

bewährt. Beim Orig<strong>in</strong>alverfahren wird der lam<strong>in</strong>ar-turbulente Übergang mit Hilfe e<strong>in</strong>es<br />

empirischen lokalen Umschlagskriteriums ermittelt. Dieses Kriterium wird derzeit noch bei der<br />

Formoptimierung e<strong>in</strong>gesetzt, da es sehr recheneffizient ist. Tritt vor dem Strömungsumschlag<br />

e<strong>in</strong>e lam<strong>in</strong>are Ablösung auf, so wird an der Ablösestelle auf turbulente Grenzschichtrechnung<br />

umgeschaltet. Der Zusatzwiderstand <strong>in</strong>folge lam<strong>in</strong>arer Ablöseblasen wird nicht erfaßt.<br />

Von mehreren Autoren wird auf die Unzulänglichkeiten der e<strong>in</strong>fachen lokalen Kriterien bei<br />

der Umschlagsermittlung an Rotationskörpern h<strong>in</strong>gewiesen. Insbesondere bei langgestreckten<br />

Körpern mit flachem Druckverlauf treten große Diskrepanzen zwischen verschiedenen Kriterien<br />

auf. Dies resultiert aus dem Umstand, daß die Kriterien i. A. auf der Grundlage von Pr<strong>of</strong>ilvermessungen<br />

bei verhältnismäßig kle<strong>in</strong>en Reynoldszahlen und großen Druckgradienten korreliert<br />

werden. E<strong>in</strong>e zuverlässigere Umschlagsermittlung versprechen halbempirische Methoden basierend<br />

auf der l<strong>in</strong>earen Stabilitätstheorie (e n -Methoden).<br />

Zur Überprüfung optimierter Lam<strong>in</strong>arkörper wurde daher im Nachrechenverfahren e<strong>in</strong>e solche<br />

e n -Methode implementiert. Die verwendete Methode basiert auf der Lösung der vollständigen<br />

Orr-Sommerfeld Gleichung. Hierbei wird die räumliche Anfachung der Tollmien-Schlicht<strong>in</strong>g<br />

Wellen für e<strong>in</strong>e Vielzahl physikalischer Frequenzen ab dem primären Instabilitätspunkt berechnet.<br />

Die benötigte Geschw<strong>in</strong>digkeitsverteilung <strong>in</strong>nerhalb der Grenzschicht wird aus e<strong>in</strong>er<br />

Polynomapproximation der Falkner-Skan Pr<strong>of</strong>ile gewonnen. Koppelparameter zum Integralverfahren,<br />

welches für den lam<strong>in</strong>aren Fall auch auf den ähnlichen Grenzschichtlösungen basiert, ist<br />

der Formparameter H 32 .DerStrömungsumschlag wird an der Position angenommen, wo die<br />

Envelope der Anfachungskurven dieser Störwellen e<strong>in</strong>en bestimmten Wert überschritten hat.<br />

Der kritische Wert e n dieses Anfachungsfaktors wird <strong>in</strong> Abhängigkeit des Turbulenzgrades<br />

der Anströmung empirisch korreliert. Hierbei wird das genaue Spektrum der <strong>in</strong> die Grenzschicht<br />

e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>genden Störungen sowie deren Anfangsamplitude nicht berücksichtigt. Diese<br />

Vorgehensweise wird durch die für den 2D Fall erzielten guten und konsistenten Resultate<br />

gerechtfertigt. Die implementierte Methode zur Umschlagsermittlung wurde durch zahlreiche<br />

Vergleiche von berechneten und experimentell ermittelten Pr<strong>of</strong>ilpolaren validiert. Erste Berechnungsergebnisse<br />

für die Umschlagsermittlung axial angeströmter Rotationskörper wurden<br />

<strong>in</strong> [12] vorgestellt. Es ist geplant diese aufwendige Methode künftig auch für die Formopti-


7 <strong>Shape</strong> <strong>Optimization</strong> <strong>of</strong> <strong>Axisymmetric</strong> <strong>Bodies</strong> <strong>in</strong> <strong>Incompressible</strong> <strong>Flow</strong><br />

mierung von Lam<strong>in</strong>arkörpern e<strong>in</strong>zusetzen.<br />

Die Ermittlung des Widerstandsbeiwertes erfolgt nach der Formel von Young [20] aus den<br />

Grenzschichtdaten am Rumpfende.<br />

3.3 Optimierungsalgorithmus<br />

Als Optimierungsalgorithmus für die vorliegenden Untersuchungen wurde die Evolutionsstrategie<br />

nach Rechenberg [16] ausgewählt, da sie gegenüber herkömmlichen Gradientenverfahren<br />

e<strong>in</strong>e größere Chance zum Auff<strong>in</strong>den des globalen Optimums bezüglich e<strong>in</strong>er Zielfunktion verspricht.<br />

Nachteilig ist die vergleichsweise sehr hohe Anzahl der erforderlichen Optimierungsschritte.<br />

In Anlehnung an den biologischen Entwurfsprozeß werden aus e<strong>in</strong>er vorgegebenen Anzahl von<br />

Ausgangsquellverteilungen (Eltern) durch Rekomb<strong>in</strong>ation und zufälliger Mutation neue Quellverteilungen<br />

generiert. Die zugehörigen Rotationskörper werden Anhand e<strong>in</strong>er vorgegeben<br />

Zielfunktion bewertet. Diese Zielfunktion wird aus den berechneten Widerstandsbeiwerten für<br />

e<strong>in</strong>en vorgegebenen Reynoldszahlbereich sowie e<strong>in</strong>er Straffunktion bei Auftreten von Grenzschichtablösungen<br />

gebildet. Je nach Anwendungsfall kann dabei der volumenbezogene, der<br />

stirnflächenbezogene oder der auf die umspülte Oberfläche bezogene Widerstandsbeiwert m<strong>in</strong>imiert<br />

werden. Die Evolutionsstrategie be<strong>in</strong>haltet e<strong>in</strong>e automatische Steuerung der Mutationsschrittweite.<br />

Weitere Informationen zum verwendeten Optimierungsalgorithmus f<strong>in</strong>den sich<br />

<strong>in</strong> [19].<br />

3.4 Verfahrensvalidierung<br />

Das im vorigen Abschnitt beschriebene Nachrechenverfahren wurde h<strong>in</strong>sichtlich der Widerstandsberechnung<br />

für e<strong>in</strong>e Vielzahl von Rotationskörpern überprüft. Abb. 4 zeigt e<strong>in</strong> Berechnungsergebnis<br />

für e<strong>in</strong>en luftschiffähnlichen Körper im Vergleich zu experimentellen Resultaten<br />

von Gertler [6]. Sowohl bei den experimentellen Untersuchungen im Wasserkanal als auch bei<br />

der theoretischen Berechnung wurde die Umschlagslage bei 5 % der Körperlänge fixiert. Für<br />

den gesamten vermessenen Reynoldszahlbereich liegt e<strong>in</strong>e sehr gute Übere<strong>in</strong>stimmung vor.<br />

Als weiteres Beispiel s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abb. 5 potentialtheoretische Druckverteilung und Widerstandsverlauf<br />

für den Lam<strong>in</strong>arkörper von Hansen & Hoyt wiedergegeben. Die Übere<strong>in</strong>stimmung<br />

von berechnetem und gemessenem Widerstandsverlauf bei natürlichem Umschlag ist zufriedenstellend.<br />

Da der Turbulenzgrad des Kanals nicht bekannt war, wurde bei der theoretischen<br />

Umschlagsermittlung e<strong>in</strong> kritischer Anfachungsfaktor von n =9angenommen. Bei<br />

Re V =4· 10 6 ist e<strong>in</strong> drastischer Anstieg des berechneten Widerstandsbeiwertes zu verzeichnen.<br />

Hier spr<strong>in</strong>gt der Umschlagspunkt abrupt <strong>in</strong> Richtung Körpernase. Die Experimente deuten<br />

e<strong>in</strong> etwas gemächlicheres Anwachsen des Widerstandes an. Bei Re V ≈ 10 6 s<strong>in</strong>d die theoretischen<br />

Widerstandsbeiwerte zu optimistisch. Aufgrund des starken Druckanstieges bei 70 % der<br />

Körperlänge treten hier lam<strong>in</strong>are Ablöseblasen auf, die von der Theorie zwar angezeigt werden,<br />

deren Zusatzwiderstand jedoch nicht berücksichtigt wird. Bei den optimierten Lam<strong>in</strong>arkörpern<br />

(siehe Kap. 4) wurde auf e<strong>in</strong>e Vermeidung von Grenzschichtablösungen geachtet.<br />

Von Dodbele wurden verschiedene Umschlagskriterien auf ihre Anwendbarkeit bei Rotationskörpern<br />

untersucht und mit Ergebnissen e<strong>in</strong>er e n -Methode verglichen [4]. Zur Berechnung<br />

der Grenzschicht wurde e<strong>in</strong> F<strong>in</strong>ite-Differenzen Verfahren verwendet. Die Stabilitätsrechnung


<strong>Shape</strong> <strong>Optimization</strong> <strong>of</strong> <strong>Axisymmetric</strong> <strong>Bodies</strong> <strong>in</strong> <strong>Incompressible</strong> <strong>Flow</strong> 8<br />

-0.5<br />

0.050<br />

0.040<br />

Present method, transition at 5%<br />

Experiment, turbulator at 5%<br />

0.0<br />

0.030<br />

uncorrected<br />

Froude - effect<br />

c p v<br />

10 6 10 7<br />

c d<br />

0.5<br />

0.020<br />

0.010<br />

1.0<br />

0.0 0.2 0.4<br />

x/L<br />

0.6 0.8 1.0<br />

0.000<br />

Re V<br />

Abbildung 4: Potentialtheoretische Druckverteilung und Widerstandsverlauf für den Gertler<br />

Körper 4154 (vgl. [6])<br />

0.020<br />

2 4 6 8 10 12<br />

L / D<br />

Abbildung 6: Volumenbezogener Widerstandsbeiwert<br />

<strong>in</strong> Abhängigkeit des<br />

Längen-Durchmesser Verhältnisses<br />

mit dem Sally-Code ergab fur den X35-Körper von Parsons et al. [14] bei Re L =37, 14 · 10 6<br />

e<strong>in</strong>e Umschlagsposition von x/L =0, 185. Für denselben kritischen Anfachungsfaktor von<br />

n =9erhält man mit der hier vorgestellten Methode den Umschlag bei x/L =0, 180.<br />

0.030<br />

Als letztes Beispiel ist <strong>in</strong> Abb. 6 der volumenbezogene<br />

Widerstandsbeiwert für e<strong>in</strong>e Reynoldszahl<br />

0.028<br />

von Re V =0, 4 · 10 8 <strong>in</strong> Abhängigkeit des Längen-<br />

Durchmesser Verhältnisses dargestellt. Der Umschlagspunkt<br />

wurde <strong>in</strong> Theorie und Experiment bei<br />

0.026<br />

5%derKörperlänge getriggert. Die nicht ausgefüllten<br />

c d v<br />

Quadrate stellen experimentelle Resultate<br />

0.024<br />

von Gertler dar, während die ausgefüllten Symbole<br />

die Berechnungsergebnisse für verschiedene Rotationskörper<br />

zeigen. Im untersuchten L/D Bereich<br />

0.022<br />

ist ke<strong>in</strong> ausgeprägtes Widerstandsm<strong>in</strong>imum zu erkennen.<br />

Zudem sche<strong>in</strong>t der genaue Verlauf der<br />

unterschiedlichen Konturen, wie erwartet, weniger<br />

ausschlaggebend zu se<strong>in</strong>. Die berechneten Widerstandsbeiwerte<br />

stimmen sehr gut mit den experimentell<br />

ermittelten Werten übere<strong>in</strong>.<br />

4 Ergebnisse und Diskussion<br />

Das im vorigen Abschnitt und <strong>in</strong> [19] vorgestellte Optimierungsverfahren wurde zur M<strong>in</strong>imierung<br />

des volumenbezogenen Widerstandsbeiwertes für drei verschiedene Reynoldszahlbereiche


9 <strong>Shape</strong> <strong>Optimization</strong> <strong>of</strong> <strong>Axisymmetric</strong> <strong>Bodies</strong> <strong>in</strong> <strong>Incompressible</strong> <strong>Flow</strong><br />

-0.5<br />

0.040<br />

0.030<br />

Present method, natural transition (n=9)<br />

Present method, transition at 1%<br />

Experiment Hansen & Hoyt<br />

0.0<br />

c d v<br />

0.020<br />

c p<br />

0.5<br />

0.010<br />

10 6 10 7 10 8<br />

Lotte<br />

LZ N07<br />

LZ 129<br />

1.0<br />

0.0 0.2 0.4<br />

x/L<br />

0.6 0.8 1.0<br />

0.000<br />

Re V<br />

Abbildung 5: Potentialtheoretische Druckverteilung und Widerstandsverlauf für den Hansen &<br />

Hoyt Körper (vgl. [8])<br />

herangezogen:<br />

Optimierungsfall I : Re V =5· 10 6<br />

Optimierungsfall II : Re V =2· 10 6 bis 1 · 10 7<br />

Optimierungsfall III : Re V =1· 10 8<br />

Die gewählte Ausgangsquellverteilung entsprach e<strong>in</strong>er ellipsoidähnlichen Startgeometrie mit<br />

e<strong>in</strong>em Längen-Durchmesser Verhältnis von L/D =2, 3. Bei den vorgestellten Formoptimierungen<br />

wurden 20 Quellabschnitte verwendet. Da Sprungstellen an den Abschnittsgrenzen<br />

zugelassen waren entsprach dies e<strong>in</strong>er Anzahl von 41 zu optimierenden Quellstärken. Die<br />

Optimierung erfolgte <strong>in</strong> mehreren Stufen, wobei nach jeder Stufe die Ergebnisse von parallel<br />

durchgeführten Optimierungen mit unterschiedlichem Schrittweitenfaktor zusammengeführt<br />

wurden.<br />

Es hat sich gezeigt, daß die Evolution bei den durchgeführten Formoptimierungen <strong>in</strong> nachfolgender<br />

Reihenfolge ablief: Zunächst versucht der Optimierer den durch Grenzschichtablösung<br />

verursachten Zusatzwiderstand zu reduzieren <strong>in</strong>dem e<strong>in</strong> spitzes Heck ausgebildet wird. Anschließend<br />

wird der Punkt maximaler Dicke verschoben um die bei der vorgegebenen Reynoldszahl<br />

mögliche lam<strong>in</strong>are Laufstrecke auszunutzen. Gleichzeitig wird das Längen-Durchmesser<br />

Verhältnis variiert. In e<strong>in</strong>em letzten Schritt wird der genaue Verlauf der Geschw<strong>in</strong>digkeitsverteilung<br />

optimiert. Hierbei zeigt sich, daß kle<strong>in</strong>e Welligkeiten im Falle e<strong>in</strong>er turbulenten<br />

Grenzschicht <strong>of</strong>fensichtlich nur e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>gen E<strong>in</strong>fluß auf den Widerstand haben, s<strong>of</strong>ern ke<strong>in</strong>e<br />

Ablösungen auftreten. Bei e<strong>in</strong>er lam<strong>in</strong>aren Grenzschicht bewirken Welligkeiten <strong>in</strong> der Druckverteilung<br />

e<strong>in</strong>e Vorverschiebung des Umschlagspunktes. Dies wird vom Optimierer erkannt,<br />

der die Geschw<strong>in</strong>digkeitsverteilung im relevanten Bereich vor dem Umschlagspunkt glättet.<br />

Um e<strong>in</strong>e Abhängigkeit des Optimierungsergebnisses von der Startgeometrie auszuschließen


<strong>Shape</strong> <strong>Optimization</strong> <strong>of</strong> <strong>Axisymmetric</strong> <strong>Bodies</strong> <strong>in</strong> <strong>Incompressible</strong> <strong>Flow</strong> 10<br />

wurden verschiedene Ausgangsquellverteilungen getestet. Bei e<strong>in</strong>er mehrstufigen Optimierung<br />

konnte ke<strong>in</strong> wesentlicher E<strong>in</strong>fluß der Startgeometrie festgestellt werden.<br />

4.1 Ergebnisse für den Optimierungsfall I<br />

Für das one-po<strong>in</strong>t Design bei Re VI =5· 10 6 resultiert e<strong>in</strong> langgestreckter Lam<strong>in</strong>arkörper von<br />

L/D =5, 24 mit großer Dickenrücklage (siehe Abb. 7). Die optimierte Geometrie wurde für<br />

die dargestellte Nachrechnung im Heckbereich leicht geglättet. Nach dem bei der Optimierung<br />

verwendeten lokalen Umschlagskriterium ist im Auslegungspunkt e<strong>in</strong>e sehr lange lam<strong>in</strong>are Laufstrecke<br />

(x trans /L =0, 73) möglich. Dazu ist bei dieser Reynoldszahl nur e<strong>in</strong> relativ ger<strong>in</strong>ger<br />

Druckabfall im vorderen Körperbereich erforderlich.<br />

Der optimierte Körper zeigt e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressantes Phänomen: Beim Vergleich von Körperkontur<br />

und Druckverteilung <strong>in</strong> Abb. 7 wird deutlich, daß die maximale Übergeschw<strong>in</strong>digkeit stromab<br />

des Punktes maximaler Dicke auftritt. Dadurch erfolgt der Umschlag (bei dieser Reynoldszahl)<br />

erst nach dem Beg<strong>in</strong>n der Körpere<strong>in</strong>schnürung. Die hohe turbulente Wandschubspannung<br />

greift daher an e<strong>in</strong>er verkle<strong>in</strong>erten umspülten Oberfläche an, was den Reibungswiderstand des<br />

Körpers reduziert.<br />

Die Analyse des optimierten Körpers zeigt e<strong>in</strong>en extrem niedrigen Widerstandsbeiwert im Auslegungspunkt<br />

(siehe Abb. 7). Bei Verwendung des lokalen Umschlagskriteriums liegt der volumenbezogene<br />

Widerstandsbeiwert bei Re VI =5· 10 6 um ca. 30 % unter dem theoretischen<br />

Wert für den Hansen & Hoyt Körper. Wird die Reynoldszahl jedoch nur ger<strong>in</strong>gfügig erhöht,<br />

so spr<strong>in</strong>gt der Umschlagspunkt <strong>in</strong> Richtung Körpernase, was zu e<strong>in</strong>em abrupten Widerstandsanstieg<br />

führt. Bei e<strong>in</strong>er Verkle<strong>in</strong>erung von Re ist demgegenüber der Druckanstieg im h<strong>in</strong>teren<br />

Körperteil zu groß, wodurch für (Re V ≤ 2, 5 · 10 6 ) e<strong>in</strong>e lam<strong>in</strong>are Ablösung ohne Wiederanlegen<br />

angezeigt wird. Der Widerstandsverlauf ist für dieses Gebiet nicht abgebildet. Der nicht<br />

geglättete Rotationskörper ist ausschließlich im Auslegungspunkt brauchbar.<br />

Dies <strong>of</strong>febart die Problematik bei e<strong>in</strong>em one-po<strong>in</strong>t Design: Je erfolgreicher die Optimmierung,<br />

desto besser das Ergebnis im Auslegungspunkt und desto schlechter die Leistung außerhalb dieses<br />

Punktes. Man liefert sich bei dieser one-po<strong>in</strong>t Optimierung daher auf Gedeih und Verderb<br />

den Schwächen des verwendeten aerodynamischen Berechnungsverfahren aus. Im Falle der<br />

Lam<strong>in</strong>arkörper betrifft dies <strong>in</strong>sbesondere das Umschlagskriterium. Unzulänglichkeiten <strong>in</strong> der<br />

Umschlagsberechnung werden vom Optimierer ausgenutzt und können zu e<strong>in</strong>em <strong>in</strong> der Praxis<br />

unbrauchbaren Ergebnis führen. Es ist daher besser die Optimierung für e<strong>in</strong>en ganzen Reynoldszahlbereich<br />

mit genügender Sicherheit zum tatsächlichen E<strong>in</strong>satzpunkt durchzuführen.<br />

E<strong>in</strong>e Nachrechnung des optimierten Körpers mit der aufwendigen e n -Methode zeigt, daß der<br />

Umschlag vermutlich bereits unterhalb der Auslegungs-Reynoldszahl <strong>in</strong> Richtung Pr<strong>of</strong>ilnase<br />

spr<strong>in</strong>gt und zudem e<strong>in</strong>e turbulente Grenzschichtablösung am Ende der Konture<strong>in</strong>schnürung<br />

auftritt. Erst oberhalb von Re V =5· 10 6 wird der Körper ablösefrei umströmt. Aufgrund des<br />

frühen Umschlages ist der Reibungswiderstand <strong>in</strong> diesem Reynoldszahlbereich jedoch sehr hoch.<br />

Bei der Umschlagsberechnung wurde e<strong>in</strong> kritischer Anfachungsfaktor von n =14verwendet,<br />

was e<strong>in</strong>er sehr turbulenzarmen Anströmung entspricht.


11 <strong>Shape</strong> <strong>Optimization</strong> <strong>of</strong> <strong>Axisymmetric</strong> <strong>Bodies</strong> <strong>in</strong> <strong>Incompressible</strong> <strong>Flow</strong><br />

-0.5<br />

0.040<br />

0.030<br />

Natural transition (local Eppler criterion)<br />

Forced transition at x/L = 0.01<br />

Natural transition (e n method, n=14)<br />

0.0<br />

c d v<br />

c p<br />

0.020<br />

0.5<br />

0.010<br />

Design po<strong>in</strong>t<br />

1.0<br />

0.0 0.2 0.4<br />

x/L<br />

0.6 0.8 1.0<br />

Lotte<br />

LZ N07<br />

LZ 129<br />

0.000<br />

10 6 10 7 Re V<br />

10 8<br />

Abbildung 7: Potentialtheoretische Druckverteilung und Widerstandsverlauf des optimierten<br />

Rotationskörpers I (Re VI =5· 10 6 )<br />

4.2 Ergebnisse für den Optimierungsfall II<br />

Um die zuvor geschilderten Probleme bei der one-po<strong>in</strong>t Optimierung zu vermeiden, wurde im<br />

Fall II e<strong>in</strong>e Optimierung für e<strong>in</strong>en ganzen Reynoldszahlbereich (Re VII =2· 10 6 bis 1 · 10 7 )<br />

durchgeführt. Der resultierende Körper weist gegenüber dem Resultat des Falles I e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eres<br />

Längen-Durchmesser Verhältnis (L/D =3, 51) und e<strong>in</strong>en vorverlagerten maximalen Durchmesser<br />

auf (siehe Abb. 8). Der zur Lam<strong>in</strong>arhaltung bei Re V =10 7 erforderliche Druckabfall<br />

im vorderen Körperbereich hat sich gegenüber Fall I vergrößert. Hier bestimmt die obere<br />

Auslegungs-Reynoldszahl wesentlich die Formoptimierung (vgl. Kapitel 2).<br />

Wird bei der Nachrechnung dasselbe lokale Umschlagskriterium wie bei der Optimierung verwendet,<br />

ergibt sich e<strong>in</strong> sehr niedriger Widerstandsbeiwert für den gesamten Auslegungsbereich<br />

mit e<strong>in</strong>em scharfen Anstieg bei der oberen Reynoldszahl Re V =10 7 . Das c w -Niveau liegt<br />

jedoch bei kle<strong>in</strong>eren Re-Zahlen (Re V ≤ Re VI =5· 10 6 ) erwartungsgemäß über den Werten<br />

des optimierten Körpers I. Bei Verwendung des lokalen Umschlagskriteriums wird für den<br />

gesamten Auslegungsbereich ke<strong>in</strong>e Grenzschichtablösung angezeigt.<br />

Die Nachrechnung unter Verwendung der e n -Methode ergibt, daß das Vorspr<strong>in</strong>gen des Umschlags<br />

beim Körper II bereits für Re V ≈ 5 · 10 6 zu erwarten ist (n = 14). Für Reynoldszahlen<br />

unterhalb dieses Wertes zeigt das aufwendigere Berechnungsverfahren lam<strong>in</strong>are Ablöseblasen<br />

an, während das lokale Kriterium e<strong>in</strong>en Grenzschichtumschlag vor der Ablösegrenze ermittelt.<br />

Aufgrund der Unsicherheiten bei der Umschlsgsermittlung mit Hilfe e<strong>in</strong>facher lokaler Kriterien<br />

ist bei künftigen Optimierungen von Lam<strong>in</strong>arkörpern der E<strong>in</strong>satz der e n -Methode geplant.


<strong>Shape</strong> <strong>Optimization</strong> <strong>of</strong> <strong>Axisymmetric</strong> <strong>Bodies</strong> <strong>in</strong> <strong>Incompressible</strong> <strong>Flow</strong> 12<br />

-0.5<br />

0.040<br />

0.030<br />

Natural transition (local Eppler criterion)<br />

Forced transition at x/L = 0.01<br />

Natural transition (e n method, n=14)<br />

0.0<br />

c d v<br />

c p<br />

10 6 10 7 10 8<br />

0.020<br />

Design region<br />

0.5<br />

0.010<br />

Lotte<br />

LZ N07<br />

LZ 129<br />

1.0<br />

0.0 0.2 0.4<br />

x/L<br />

0.6 0.8 1.0<br />

0.000<br />

Re V<br />

Abbildung 8: Potentialtheoretische Druckverteilung und Widerstandsverlauf des optimierten<br />

Rotationskörpers II (Re VII =2· 10 6 bis 1 · 10 7 )<br />

4.3 Ergebnisse für den Optimierungsfall III<br />

Abschließend wurde e<strong>in</strong>e Formoptimierung für den Bereich sehr großer, luftschiffrelevanter<br />

Reynoldszahlen (Re VIII =1· 10 8 ) durchgeführt. Obwohl nicht geklärt ist, <strong>in</strong>wieweit lam<strong>in</strong>are<br />

Laufstrecken beim Auftreten von Konturunstetigkeiten und Hüllenflattern realer Luftschiffe<br />

realisierbar s<strong>in</strong>d, wurde bei der Optimierung e<strong>in</strong> natürlicher Grenzschichtumschlag angenommen.<br />

Der resultierende Körper ist <strong>in</strong> Abb. 9 dargestellt. Die ungewöhnliche Kontur<br />

(L/D =4, 26) weist im Gegensatz zu den bisher vorgestellten Lam<strong>in</strong>arkörpern e<strong>in</strong>e spitze Nase<br />

auf. Dies ist mit e<strong>in</strong>em starken Druckabfall auf den vorderen 20 % verbunden, wodurch die<br />

Grenzschicht trotz der großen Reynoldszahl bis 15 % lam<strong>in</strong>ar gehalten werden kann (lokales<br />

Umschlagskriterium). Es ist jedoch anzunehmen, daß der Umschlagspunkt bei kle<strong>in</strong>en Anstelloder<br />

Schiebew<strong>in</strong>keln <strong>in</strong>folge größerer Saugspitzen schneller vorwandert als bei stumpfen Bugformen.<br />

Ähnliche spitznasige Konturen wurden bereits <strong>in</strong> Anlehnung an biologische Vorbilder<br />

von Hertel vorgeschlagen [9].<br />

Stromab des Umschlagpunktes weist der Körper e<strong>in</strong>en kurzen, kräftigen Druckanstieg auf.<br />

Hierdurch wird die Wandschubspannung der turbulenten Grenzschicht reduziert. Die Ursache<br />

für die leichte Welligkeit <strong>in</strong> der Druckverteilung bei x/L ≈ 0, 8 konnte nicht geklärt werden.<br />

E<strong>in</strong>e Glättung der Kontur <strong>in</strong> diesem Bereich brachte ke<strong>in</strong>e weitere Verr<strong>in</strong>gerung des Widerstandes.<br />

Es ist anzumerken, daß der volumenbezogene Widerstand bei turbulenter Grenzschicht<br />

nur sehr <strong>in</strong>sensitiv gegenüber Konturänderungen ist. Körper mit sehr unterschiedlicher Gestalt<br />

können daher e<strong>in</strong>en fast identischen volumenbezogenen Widerstandsbeiwert aufweisen. Dieser<br />

Umstand bereitet bei der numerischen Optimierung Probleme. Es ist daher nicht sichergestellt,<br />

ob der gefundene Korper dem globalen Optimum nahekommt.<br />

Die Berechnung des Widerstandsverlaufes unter Verwendung des lokalen Umschlagskriteriums<br />

ergibt wiederum e<strong>in</strong> lokales M<strong>in</strong>imum bei der Auslegungs-Reynoldszahl. Der Gew<strong>in</strong>n gegenüber


13 <strong>Shape</strong> <strong>Optimization</strong> <strong>of</strong> <strong>Axisymmetric</strong> <strong>Bodies</strong> <strong>in</strong> <strong>Incompressible</strong> <strong>Flow</strong><br />

Körper Gertler 4154 Körper III R101 ZR IV Akron LZ 129 LZ 127<br />

L/D 4 4,26 5,6 5,8 5,9 6,0 7,7<br />

c dV 0,0149 0,0146 0,0157 0,0156 0,0155 0,0158 0,0163<br />

Tabelle 1: Volumenbezogener Widerstandsbeiwert verschiedener Rotationskörper für Re V =<br />

10 8 (lokales Umschlagskriterium)<br />

der vollturbulenten Umströmung ist jedoch ger<strong>in</strong>g. Bei Verwendung der e n -Methode tritt<br />

das Vorspr<strong>in</strong>gen des Umschlages, wie bei den übrigen Optimierungsfällen auch, bei kle<strong>in</strong>eren<br />

Reynoldszahlen auf.<br />

Interessant ist nun, ob mit dem optimierten Körper bei sehr großen Reynoldszahlen Widerstandsreduzierungen<br />

gegenüber bekannten Geometrien möglich s<strong>in</strong>d. Dazu wurden Vergleichsrechnungen<br />

unter Verwendung des lokalen Umschlagskriteriums bei der Auslegungs-<br />

Reynoldszahl des Körpers III durchgeführt. Die <strong>in</strong> Tabelle 1 aufgeführten Ergebnisse zeigen,<br />

daß gegenüber dem langgestreckten LZ 127 Rumpf e<strong>in</strong>e Widerstandsreduktion von immerh<strong>in</strong><br />

10 % erzielt werden konnte. Im Vergleich zum besten Vergleichskörper (Gertler 4154) betrug<br />

der Gew<strong>in</strong>n dagegen lediglich 2 %. Dies bestätigt die e<strong>in</strong>gangs getr<strong>of</strong>fene Aussage, daß<br />

im Reynoldszahlbereich sehr großer Luftschiffe das Potential zur Widerstandsreduktion durch<br />

Formgebung eher ger<strong>in</strong>g ist. Bei kle<strong>in</strong>eren Reynoldszahlen s<strong>in</strong>d jedoch erhebliche Verbesserungenauchgegenüber<br />

bekannten Lam<strong>in</strong>arkörpern möglich.<br />

-0.5<br />

0.040<br />

0.030<br />

Natural transition (local Eppler criterion)<br />

Forced transition at x/L = 0.01<br />

Natural transition (e n method, n=14)<br />

0.0<br />

c d v<br />

c p<br />

10 6 10 7 10 8<br />

0.020<br />

Design po<strong>in</strong>t<br />

0.5<br />

0.010<br />

Lotte<br />

LZ N07<br />

LZ 129<br />

1.0<br />

0.0 0.2 0.4<br />

x/L<br />

0.6 0.8 1.0<br />

0.000<br />

Re V<br />

Abbildung 9: Potentialtheoretische Druckverteilung und Widerstandsverlauf des optimierten<br />

Rotationskörpers III (Re VIII =1· 10 8 )


<strong>Shape</strong> <strong>Optimization</strong> <strong>of</strong> <strong>Axisymmetric</strong> <strong>Bodies</strong> <strong>in</strong> <strong>Incompressible</strong> <strong>Flow</strong> 14<br />

5 Zusammenfassung und Schlußfolgerung<br />

Es wurden Verfahren zur Optimierung und Nachrechnung von axial angeströmten Rotationskörpern<br />

<strong>in</strong> <strong>in</strong>kompressibler Strömung entwickelt und vorgestellt. Diese Methoden dienten<br />

zum Entwurf widerstandsm<strong>in</strong>imierter Körper für verschiedene Reynoldszahlbereiche. Die Resultate<br />

der numerischen Optimierungen sowie e<strong>in</strong>e Diskussion der Möglichkeiten zur Widerstandsreduzierung<br />

durch Formgebung lassen sich zu folgenden Aussagen zusammenfassen:<br />

• Bei kle<strong>in</strong>eren bis mittleren Reynoldszahlen (Re V 10 7 ) s<strong>in</strong>d ausgedehnte lam<strong>in</strong>are<br />

Laufstrecken durch Formgebung theoretisch möglich. Gegenüber turbulent umströmten<br />

Körpern läßt sich der Widerstand drastisch reduzieren. Selbst im Vergleich zu bekannten<br />

Lam<strong>in</strong>arkörpern konnte der volumenbezogene Widerstandsbeiwert mittels Formoptimierung<br />

um ca. 30 % verr<strong>in</strong>gert werden. Inwieweit diese Laufstrecken beim Auftreten<br />

von Konturunstetigkeiten und Hüllenflattern realer Luftschiffe umsetzbar s<strong>in</strong>d, ist nicht<br />

geklärt.<br />

• Im Bereich großer Reynoldszahlen (Re V 10 8 ) s<strong>in</strong>d nur kurze lam<strong>in</strong>are Laufstrecken<br />

durch e<strong>in</strong>en starken Druckabfall im Nasenbereich möglich. Der damit verbundene Widerstandsgew<strong>in</strong>n<br />

ist bescheiden.<br />

• Der volumenbezogene Widerstandsbeiwert von Rotationskörpern ist bei turbulenter Umströmung<br />

sehr <strong>in</strong>sensitiv gegenüber Konturänderungen. Dies erschwert die numerische<br />

Formoptimierung. Das Potential zur Reduzierung des volumenbezogenen Widerstandsbeiwertes<br />

durch Formgebung ist bei turbulenter Umströmung sehr kle<strong>in</strong>. Diese Aussage<br />

beschränkt sich auf den Gültigkeitsbereich des verwendeten aerodynamischen Berechnungsmodells<br />

(starre Wände, Vernachlässigung des Krümmungseffektes bei der Grenzschichtberechnung,<br />

ke<strong>in</strong>e Grenzschichtkontrolle).<br />

• E<strong>in</strong>e one-po<strong>in</strong>t Optimierung für e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Reynoldszahl liefert Körper, die außerhalb<br />

ihres Auslegungspunktes ungünstig, z.T. unbrauchbar s<strong>in</strong>d. Man liefert sich damit<br />

den Schwächen des verwendeten aerodynamischen Berechnungsmodells aus. Bei<br />

Lam<strong>in</strong>arkörpern betrifft dies <strong>in</strong>sbesondere die Umschlagsermittlung.<br />

Die durchgeführten Untersuchungen haben gezeigt, daß mit der numerischen Optimierung <strong>in</strong><br />

Verb<strong>in</strong>dung mit e<strong>in</strong>em zuverlässigen und konsistenten aerodynamischen Berechnungsverfahren<br />

e<strong>in</strong> wertvolles Entwurfswerkzeug zur Verfügung steht. Dabei stellt die Umschlagsermittlung<br />

bei langgestreckten Rotationskörpern den größten Unsicherheitsfaktor dar. Zur Durchführung<br />

künftiger Formoptimierungen von Lam<strong>in</strong>arkörpern ist daher geplant, die e n -Methode zur Umschlagsermittlung<br />

<strong>in</strong> das Optimierungsverfahren zu implementieren.<br />

Bei der aerodynamischen Optimierung von Luftschiffen soll der E<strong>in</strong>fluß e<strong>in</strong>es Heckpropellers<br />

zur Schuberzeugung berücksichtigt werden. Das <strong>in</strong>tegrierte Design von Rumpf, Antrieb und<br />

Steuerflächen verspricht e<strong>in</strong> größeres Potential an Widerstandsreduktion als die re<strong>in</strong>e Formoptimierung<br />

des Rumpfes.


15 <strong>Shape</strong> <strong>Optimization</strong> <strong>of</strong> <strong>Axisymmetric</strong> <strong>Bodies</strong> <strong>in</strong> <strong>Incompressible</strong> <strong>Flow</strong><br />

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at Zero Incidence. ARC R&M No. 1874 (1939)<br />

[22] M. F. Zedan; A. A. Seif; S. Al-Moufadi. Drag Reduction <strong>of</strong> Airplane Fuselages Through<br />

Shap<strong>in</strong>g by the Inverse Method. Journal <strong>of</strong> Aircraft, Vol. 31, No. 2, March–April 1994,<br />

pp 279–287.

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