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„Lebenslanges Lernen mit Benachteiligten“ - am Institut Arbeit und ...

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42 Abschlussbericht LeiLa<br />

5.2 Qualifikation <strong>und</strong> Kooperation der Lernmoderatoren <strong>und</strong><br />

Lernmoderatorinnen: Empfehlungen<br />

Die Didaktik der Lernbegleitung muss im Hinblick auf die spezielle Zielgruppe sowie auf<br />

den besonderen Gegenstand der Medienkompetenz abgestimmt sein. Das bedeutet im<br />

einzelnen:<br />

1. Lehrende müssen sich als Ver<strong>mit</strong>tler/-in, als Lernpartner/-in <strong>und</strong> -Lernmoderator/-in<br />

verstehen <strong>und</strong> präsentieren: Gerade vor dem Hintergr<strong>und</strong> negativer Schulerfahrungen,<br />

bei denen Sanktionen <strong>und</strong> Notengebung auf einem prominenten Rangplatz stehen,<br />

müssen Lern- <strong>und</strong> Versagensängste der Beteiligten schon im Ausgangspunkt vermieden<br />

werden. Jugendliche sollten in der Projektleitung nicht eine sanktionierende Autorität,<br />

sondern eine k<strong>und</strong>ige Beratung sehen können. Dieses didaktische Prinzip schließt weit<br />

mehr als die fre<strong>und</strong>liche Ansprache ein. Die Freiheit, Fehler zu machen, muss ausdrükklich<br />

zugebilligt werden - nicht aus Gnade, sondern aus didaktischer Weitsicht: Gerade<br />

Fehler bieten nämlich, wenn sie nicht Gegenstand der Sanktionierung durch Noten sind,<br />

eine Chance für neue Einsichten.<br />

2. Lernmoderatoren <strong>und</strong> Lernmoderatorinnen müssen einen souveränen Umgang <strong>mit</strong> dem<br />

Faktor Zeit beherrschen: Der schulische institutionelle Lernvorgang stellt alles <strong>Lernen</strong><br />

unter das Diktat der Zeit, <strong>mit</strong> dem Ergebnis, dass viele Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen im vorgegebenen<br />

Zeitrahmen das geforderte Pensum nicht schaffen. Gerade Benachteiligten<br />

<strong>mit</strong> ihren besonderen Wissenslücken, die sich auch auf Kulturtechniken wie das Lesen,<br />

Schreiben <strong>und</strong> Rechnen beziehen, muss diese Vorgabe zumindest vorübergehend erspart<br />

bleiben. Nicht die Zeit diktiert die Dauer des Lernvorgangs, sondern umgekehrt: Der<br />

Lernvorgang <strong>und</strong> die spezifischen Schwierigkeiten des Einzelnen <strong>und</strong> der Einzelnen entscheiden<br />

darüber, wie lange eine Lernprozess dauert. So wird der vorzeitige, durch die<br />

Zeitschranke erzwungene Abbruch vermieden, Lernerfolge können sich auf breiterer<br />

Basis einstellen. Gewiss unterliegt auch ein Projekt einer Zeitvorgabe, so dass eine vollständige<br />

Eliminierung des Zeitrahmens nicht möglich sein wird. Innerhalb dieser Schranke<br />

aber sollte die Lernmoderation in höchstem Maße flexibel agieren <strong>und</strong> den Zeitaufwand<br />

für Teilschritte des Projektes so weit wie irgend möglich vom Wissensfortschritt der<br />

Teilnehmer/-innen abhängig machen, nicht umgekehrt. Im Prinzip sollte das langs<strong>am</strong>ste<br />

Schiff die Fahrt des Geleitzuges bestimmen. (Leistungsstärkere können z.B.<br />

Aufgabenzuwachs im Rahmen einer Binnendifferenzierung erfahren.) Zeitdruck, durchaus<br />

als eigenständige Anforderung <strong>mit</strong> Ernstfallcharakter für die Durchsetzung <strong>am</strong> Ausbildungs-<br />

<strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>smarkt, sollte erst nach Absolvierung der gr<strong>und</strong>legenden Bausteine<br />

für eine gefestigte Selbstlernkompetenz in Betracht gezogen werden.<br />

3. Lernpartner <strong>und</strong> Lernpartnerinnen müssen zu einem flexiblen Wechsel zwischen unterschiedlichen<br />

Lernarrangements fähig sein: Das Lernziel Selbstlernkompetenz verträgt<br />

sich nicht <strong>mit</strong> einem eindimensionalen Lernstil, wie er vielfach in den öffentlichen<br />

Bildungsinstitutionen anzutreffen ist. Der als „Frontalunterricht“ verpönte Dressurakt,<br />

der mehr eintrichtert, als dass er begreiflich macht, ist denkbar ungeeignet, um autonome<br />

Lernprozesse zu initiieren. Wer nur vormacht, was andere nachmachen sollen, ersetzt<br />

nämlich das Wissen um Zus<strong>am</strong>menhänge durch die Kopie von Verhaltensweisen.<br />

Transferfähiges Wissen kommt so nicht zustande. Gegen einen kenntnisreichen Vortrag<br />

des Lernpartners <strong>und</strong> der Lernpartnerin ist dagegen nichts einzuwenden, wenn er den<br />

Teilnehmern <strong>und</strong> Teilnehmerinnen die Chance zum Verstehen lässt, sich für Nachfragen<br />

offen zeigt sowie Kritik <strong>und</strong> Diskussion des Vorgetragenen als Interesse <strong>am</strong><br />

Lernfortschritt nimmt <strong>und</strong> würdigt. Diese pädagogische Gr<strong>und</strong>haltung schließt den<br />

Wechsel zwischen verschiedenen Lernformen ein. Jugendliche müssen in Form von<br />

Gruppenarbeit oder auch Einzelvorträgen in <strong>und</strong> vor Gruppen die Möglichkeit zur<br />

Selbstpräsentation erhalten <strong>und</strong> ihre eigenen Lernresultate auf den Prüfstand der<br />

Allgemeinheit stellen dürfen.

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