Im Namen der Kirche
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Langsam stieg ich aus meiner Karre, ein Geschenk von<br />
meinem Großvater und näherte mich dem Anwesen. Anstelle<br />
einer Glocke befand sich rechts eine Zugvorrichtung, wie in<br />
früheren Zeiten, als elektrisch noch ein Fremdwort war. An <strong>der</strong><br />
Front des Hauses wucherten irgendwelchen Rankpflanzen,<br />
sodass man nicht einmal den Verputz sah. Offensichtlich stand<br />
ich unter Dauerbeobachtung, denn als ich nach <strong>der</strong> Klingel<br />
greifen wollte, ging auch schon die Türe auf.<br />
Eine etwa achtzig Jahre alte, aber gut erhaltene Dame mit<br />
streng zurückgekämmten Haaren streckte mir ihre zitternde<br />
Hand entgegen. Nur ihre geknickte Haltung machte ihr wahres<br />
Alter augenscheinlich, doch sie erschien mir gleich sympathisch.<br />
»Sie müssen Dominik Ehrmann sein. Schönes Auto, da fühlt<br />
man sich um Jahrzehnte zurückversetzt.«<br />
»Ich hab ihn auch bereits acht Jahre, und als ich ihn<br />
geschenkt bekam, war er schon zweiundvierzig.«<br />
»Aber kommen Sie bitte herein. Darf ich Ihnen Ihre Jacke<br />
abnehmen? Ihre Mappe werden Sie wahrscheinlich brauchen?«<br />
»Hören Sie mal, gute Frau. Ich glaube Sie verschwenden nur<br />
Ihre Zeit mit diesem Projekt. Ich kann Ihnen bestimmt nicht<br />
helfen.«<br />
»Jetzt kommen Sie doch erst mal rein und setzen Sie sich,<br />
damit ich Ihnen alles von Anfang an erzählen kann. Darf ich<br />
Ihnen einen Kaffee anbieten?«<br />
»Gern, mit Milch, und ohne Zucker«, ließ ich mich<br />
überreden.«<br />
Während die Alte in <strong>der</strong> Küche verschwand schaute ich mich<br />
um. Das Wohnzimmer war dem Haus entsprechend ziemlich<br />
geräumig und mit den verschiedensten Antiquitäten, aus<br />
unterschiedlichen Epochen vollgestopft. Ein sicher echter<br />
Renoir bildete das Prunkstück des Raumes, bemerkte ich mit<br />
dem sachverständigen Blick eines Kenners. Die Fenster müssen<br />
nachträglich eingesetzt worden sein, da sie in ihrer Größe nicht<br />
den zwanziger Jahren entsprachen. Die Sitzgelegenheiten waren<br />
alt und nicht gerade bequem, aber ich hatte nicht vor, den<br />
ganzen Tag hier zu verbringen. Auf einem Beistelltischchen<br />
stand eine chinesische Vase, wahrscheinlich aus <strong>der</strong> Ming<br />
Dynastie.<br />
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