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5. Erfahrung teilen: Studienbericht von Christian Vahlensieck<br />
Grüetzi wohl! Ich, Christian Vahlensieck,<br />
studiere an der ETH Zürich „Interdisziplinäre<br />
Naturwissenschaften physikalisch-chemische<br />
Fachrichtung“. Im Folgenden möchte ich ein<br />
bisschen erläutern, was sich hinter dem<br />
sperrigen Namen verbirgt, wie es dazu<br />
gekommen ist und vielleicht auch dem einen<br />
oder anderen der aktiven Olympioniken bei der<br />
Studienwahl ein paar Anhaltspunkte geben.<br />
Kurz vor „meiner“ <strong>IBO</strong> 2012 in Singapur war<br />
ich verzweifelt: ich hatte überhaupt keine Idee,<br />
für welche Universität und welchen<br />
Studiengang ich mich entscheiden sollte. Ein<br />
Jahr vorher wäre mir diese Entscheidung noch<br />
einfacher gefallen: Es sollte Physik an der Uni<br />
Bonn werden. Das Fach schien interessant und<br />
zukunftsfähig, ich hatte schon ein bisschen ins<br />
Fach reingeschnuppert und auch ein<br />
Forschungspraktikum in der Festkörperphysik<br />
absolviert, was ich toll fand. Doch vorrangig<br />
durch die <strong>IBO</strong> entdeckte ich, dass es doch<br />
nicht das war, was mich am meisten<br />
interessierte. Physik war interessant und ich<br />
wollte definitiv Elemente davon im Studium<br />
haben. Doch galt und gilt mein Interesse auch<br />
der Molekularbiologie und Biochemie. Daneben<br />
wollte ich umfassend Mathe lernen und nach<br />
Möglichkeit auch noch ein paar<br />
Chemieelemente in meinen Studiengang<br />
einschließen. Lange dachte ich, dass es dieses<br />
Wunschstudium nicht gibt. Die fertigen<br />
Biophysik-Studiengänge erschienen mir zu<br />
fokussiert. Man kann danach sicher perfekt<br />
Biophysik, doch kann man weder Biologie,<br />
noch Physik, so schien es mir.<br />
Eines Tages fragte mich ein Freund, warum ich<br />
denn nicht an die ETH nach Zürich gehe. Dort<br />
gäbe es den Studiengang Interdisziplinäre<br />
Naturwissenschaften und neben der<br />
biochemisch-physikalischen Richtung die<br />
physikalisch-chemische Fachrichtung. Etwas<br />
skeptisch, noch nie vorher hatte ich von der<br />
Hochschule gehört, sah ich mir den<br />
Studiengang an, und wusste, dass ich das<br />
Richtige gefunden hatte. Allerdings gab mir<br />
jeder, den ich fragte, eine andere Einschätzung<br />
zu hören: die Wahl wäre gut, die ETH sei zu<br />
forschungsorientiert oder man könnte nachher<br />
nichts richtig. Aller Kritik zum Trotz kann ich<br />
nach einem Jahr ein ziemlich positives<br />
Resümee ziehen.<br />
Im ersten Jahr hörte ich Analysis und Lineare<br />
Algebra mit den Mathematikern, insgesamt 15<br />
Stunden pro Woche. Auch wenn es definitiv<br />
das schwerste und forderndste Fach des<br />
Studiums bisher war, muss ich sagen, dass es<br />
wirklich Spaß gemacht hat. Das Gefühl, wenn<br />
das erste Mal ein logischer Beweis richtig<br />
funktioniert, ist einfach unbeschreiblich. Neben<br />
den Standard-Chemiemodulen (wovon<br />
Anorganische und Organische Chemie freiwillig<br />
sind) hatten wir noch Physik mit den<br />
Physikern. Die Fächer waren allesamt gut und<br />
die Dozenten größtenteils wirklich sehr<br />
motiviert und auch motivierend. In den letzten<br />
richtigen Semesterferien ohne Prüfungen<br />
erwartete uns Interdisziplinäre<br />
Naturwissenschaftler physikalisch-chemischer<br />
Fachrichtung (oder besser PC-Nler, unsere<br />
halboffizielle Bezeichnung) ein sehr hartes<br />
Chemiepraktikum, einen Monat lang jeden Tag<br />
von 9 bis 19 Uhr, danach Auswertung bis nach<br />
Mitternacht. Nach einem Jahr stand die<br />
Basisprüfung an, die entschied, ob man<br />
weiterstudieren darf. Nach einem<br />
durchgelerntem Sommer stellte dies sich als<br />
nicht so schwer heraus, wie vorher befürchtet.<br />
Mittlerweile bin ich im dritten Semester<br />
angekommen. Für das weitere Studium gibt es<br />
nur noch drei Pflichtmodule. Den Rest kann<br />
man sich komplett frei aus allen<br />
Fachrichtungen zusammenstellen und somit<br />
seinen Interessen freien Lauf lassen, solange<br />
der betreuende Professor zustimmt, dass die<br />
Kombination sinnvoll ist. Aktuell vertiefe ich<br />
mein Wissen in der Biologie, habe noch ein<br />
Chemiepraktikum parallel und höre Physik.<br />
Das Umfeld hier in Zürich ist toll, es wird<br />
einem als Student sehr viel an Lebensqualität<br />
geboten. Ständig spielen hier bekannte Bands<br />
und es gibt gute klassische Konzerte. Einmal<br />
jährlich findet hier die mittlerweile größte<br />
Technoparade der Welt statt. Der akademische<br />
Sportverein bietet unter anderem<br />
Entspannungsräume direkt in der Uni an, in<br />
denen man zwischen Vorlesungen schnell eine<br />
Runde auf Massageliegen schlafen kann und<br />
dabei meditative Klänge wahrnehmen darf.<br />
Daneben organisieren die Fachvereine der<br />
jeweiligen Studiengänge ständig Events, wie<br />
z.B. Partys oder Paintball. Und wer jetzt noch<br />
nicht überzeugt ist, sollte bedenken, dass man<br />
morgens vom zentralen Platz in Zürich mit der<br />
Standseilbahn direkt zur Uni fahren kann oder<br />
nachmittags schnell ein Bad im kristallklaren<br />
Zürisee nehmen kann. Auch an das<br />
Schweizerdeutsche gewöhnt man sich nach 2<br />
Monaten ziemlich gut und das selbst als<br />
sprachferner Rheinländer, so wie ich. Nur um<br />
die Sprache selbst sprechen zu können, muss<br />
man doch eher Experte sein.<br />
Auf der anderen Seite ist Zürich seit neuestem<br />
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