PDF Serviceplus 1/2013 - Dussmann Service
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Topographie des Terrors<br />
Topographie<br />
des Terrors<br />
Das Dokumentationszentrum<br />
gehört mit 900.000 Besuchern<br />
zu den meist besuchten Erinnerungsorten<br />
in Berlin. Hier befanden<br />
sich während des „Dritten Reichs“<br />
die Zentralen der Geheimen Staatspolizei,<br />
der SS und des Reichssicherheitshauptamts.<br />
Text und Fotos: Michaela Mehls<br />
Nicht alle Besucher haben<br />
die Chance, von Kurator<br />
Klaus Hesse durch<br />
die Sonderaustellung „Berlin 1933 –<br />
Der Weg in die Diktatur“ geführt<br />
zu werden. Aus Anlass des 80. Jahrestages<br />
der NS-„Machtergreifung“<br />
ruft diese Ausstellung noch bis<br />
13. Oktober schlaglichtartig die<br />
Schlüsselstationen der Etablierung<br />
der NS-Herrschaft in den ersten<br />
sechs Monaten des „Dritten Reiches“<br />
am historischen Schauplatz<br />
Berlin auf. Sie rückt dabei auch das<br />
Schicksal der frühen Opfer des NS-<br />
Terrors in Berlin in den Blick.<br />
Kurator Klaus Hesse erzählt<br />
in eindrücklichen sprachlichen<br />
Bildern. Wer sich als Besucher<br />
noch nicht von den ausgestellten<br />
Bild- und Textdokumenten<br />
hat einnehmen lassen, den lassen<br />
spätestens seine pointierten Erzählungen<br />
beeindruckt – und bedrückt –<br />
zurück.<br />
Wo die Besuchergruppe um Klaus<br />
Hesse steht und lauscht, im Ausstellungsgraben<br />
unterhalb der Berliner<br />
Mauer, befanden sich von 1933<br />
bis 1945 die wichtigsten Einrichtungen<br />
des nationalsozialistischen<br />
Verfolgungs- und Terrorapparates:<br />
Geheime Staatspolizei, Reichssicherheitshauptamt,<br />
Sitz der Reichsführung<br />
SS und Sicherheitsdienst<br />
der SS. Damit war auf engem<br />
Raum das eigentliche Regierungsviertel<br />
des nationalsozialistischen<br />
SS- und Polizeistaates entstanden.<br />
Das Gelände der Topographie des<br />
Terrors ist ein authentischer Ort,<br />
ein Ort der Täter. „Es ist keine<br />
Gedenkstätte, sondern ein Ort,<br />
an dem Geschichte erklärt wird“,<br />
ergänzt Topographie-Pressesprecher<br />
Kay-Uwe von Damaros.<br />
Für lange Zeit war das Gelände in<br />
Vergessenheit geraten. Das Robinienwäldchen<br />
auf dem Südteil des<br />
Areals stand als Sinnbild dafür, dass<br />
Gras über die Geschichte wuchs.<br />
Die „Wiederentdeckung“ des<br />
Geländes im Vorfeld der 750-Jahr-<br />
Feier Berlins ist engagierten Bürgerinnen<br />
und Bürgern zu verdanken.<br />
Im Rahmen der großen kulturhistorischen<br />
Ausstellung „Berlin, Ber-<br />
lin“ wurde 1987 in einem provisorischen<br />
Pavillon die erste Ausstellung<br />
„Topographie des Terrors“ präsentiert.<br />
Was als temporäre Ausstellung<br />
gedacht war, entwickelte sich<br />
zum Besuchermagneten und wurde<br />
auf unbestimmte Zeit verlängert.<br />
Seit mehr als 25 Jahren widmet<br />
sich die Topographie des Terrors<br />
nun schon ihrer Aufgabe, „die historische<br />
Erfahrung des Nationalsozialismus<br />
und seiner Verbrechen an<br />
die nachwachsenden Generationen<br />
zu vermitteln und zu einer aktiven<br />
Auseinandersetzung mit dieser<br />
Geschichte einschließlich ihrer<br />
Nachwirkungen nach 1945 beizutragen.“<br />
Seit im Mai 2010 das neue<br />
Dokumentations- und Besucherzentrum<br />
eröffnete, hat die Zahl<br />
der Besucherinnen und Besucher<br />
stark zugenommen. Hier wird die<br />
Dauerausstellung „Topographie des<br />
Terrors. Gestapo, SS und Reichssicherheitshauptamt<br />
in der Wilhelm-<br />
und Prinz-Albrecht-Straße“<br />
gezeigt. Sie vermittelt Informationen<br />
zu den zwischen 1933 und 1945<br />
an diesem Ort angesiedelten Zentralen<br />
von SS und Gestapo und zu<br />
den von diesen Institutionen, ihren<br />
„Führern“ und ihrem Personal ausgehenden<br />
Verbrechen. Hinzu kommen<br />
temporäre Ausstellungen, eine<br />
ca. 30.000 Medieneinheiten umfassende<br />
Bibliothek sowie Sonderausstellungen.<br />
KONTAKT<br />
<strong>Dussmann</strong> <strong>Service</strong> Deutschland GmbH<br />
Zweigniederlassung Berlin/Brandenburg<br />
Christian Niestroy<br />
+49 (0) 30 . 20 25 - 17 00<br />
dussmann-serviceberlin@dussmann.de<br />
Die Stiftung betrachtet das<br />
Gesamtgelände der Topographie<br />
des Terrors als erstes Exponat seiner<br />
Dokumentation. Der Geländerundgang<br />
mit 15 Ausstellungsstationen<br />
führt die Besucher am<br />
unmittelbaren Ort in die Geschichte<br />
des Areals ein. In den<br />
Geländerundgang integriert sind<br />
die beiden Denkmale des historischen<br />
Orts: das Bodendenkmal<br />
mit den Fundamentresten des ehemaligen<br />
Gestapo-Hausgefängnisses<br />
und das Baudenkmal Berliner<br />
Mauer.<br />
Schnittstelle zwischen<br />
Stiftung und Besuchern<br />
Im Gegensatz zur eher geringen<br />
Wahrscheinlichkeit, den Kurator<br />
zu treffen, stehen die Chancen<br />
für alle Besucher sehr gut, auf Stefan<br />
Bethke zu treffen – oder einen<br />
seiner Kollegen. Der 25-jährige<br />
Bethke arbeitet im Besucherservice.<br />
Seit Sommer 2010 hat <strong>Dussmann</strong><br />
diesen Part im Auftrag der Stiftung<br />
Topographie des Terrors inne.<br />
Die <strong>Dussmann</strong>-Mitarbeiter erbringen<br />
Sicherheitsdienstleistungen<br />
und betreuen den Besuchertresen.<br />
Sie stehen dort für Informationen<br />
zur Verfügung und verkaufen die<br />
Ausstellungskataloge. Auch die<br />
Gebäude reinigung, die Betreuung<br />
und Wartung der technischen<br />
Anlagen und der Winterdienst<br />
gehören zum Dienstleistungspaket,<br />
das auch das Dokumentationszentrum<br />
NS-Zwangsarbeit in Berlin-<br />
Schöneweide einschließt.<br />
„Wir sind an der Schnittstelle<br />
Stiftung – <strong>Dussmann</strong> –<br />
Besucher tätig. Einer aus<br />
dem Team ist immer für<br />
die Besucher da, der andere<br />
achtet darauf, dass in der<br />
Ausstellung alles in Ordnung ist.<br />
Manchmal stellen Besucher schon<br />
ungewöhnliche Fragen. Viele kommen<br />
ganz ohne Vorkenntnisse.<br />
Andere fragen sehr detailliert, bis<br />
hin zu speziellen historischen Themen“,<br />
erzählt Stefan Bethke. Eine<br />
Bulgarin beispielweise hätte einmal<br />
kritisiert, dass die Ausstellung<br />
nicht erwähne, dass Bulgarien<br />
als einziges Land jüdische Bürger<br />
nicht an Nazi-Deutschland ausgeliefert<br />
hätte. „Solche Anliegen<br />
leiten wir dann an die entsprechenden<br />
Fachbereiche der Stiftung<br />
weiter“, sagt der Besucherbetreuer.<br />
Viele Fragen kann Bethke aber<br />
selbst beantworten, denn der gebürtige<br />
Berliner studiert Geschichte<br />
und deutsche Literatur, „allerdings<br />
eher die alte Geschichte.“ Als er<br />
hier anfing, war er „spontan vom<br />
Ort und dem Konzept überrascht.“<br />
Den Dienst am Besuchertresen<br />
sieht er auch als ein Stück Aufklärungsarbeit.<br />
Mit über 900.000<br />
Besuchern im Jahr 2012 gehört die<br />
Topographie des Terrors schließlich<br />
zu den meist besuchten Erinnerungsorten<br />
in Berlin. Übrigens bei<br />
freiem Eintritt.<br />
seit 2010<br />
Besucherservice<br />
Stefan Bethke:<br />
„Geschichte macht<br />
Gegenwart verständlich<br />
und hilft<br />
die Zukunft zu<br />
gestalten.“<br />
32 <strong><strong>Service</strong>plus</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
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