WiB Gö-Geismar - IGS Göttingen
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wicklung bestehender Verhältnisse beizutragen – sei es, um sie in den gewohnten Bahnen zu<br />
optimieren, sei es, um sie auf eine alternative Entwicklungsbahn zu setzen. Auch aus ganz<br />
pragmatischen Gründen ist eine Distanz zur Praxis kontraproduktiv, denn wie sollen Strukturen<br />
und Prozesse angemessen („valide“) beschrieben und beurteilt werden, wenn man diese<br />
nur vom Hörensagen kennt. Und schließlich werden Strukturen und Prozesse am besten<br />
dadurch transparent, dass man sie zu verändern sucht.<br />
In diesem Sinne haben sich die Mitarbeiter der Projektgruppe intensiv und einige ihrer Mitglieder<br />
nach ihren Möglichkeiten in die konkrete Arbeit eingebracht. U.a. ging es dabei um<br />
die Konkretisierung der Lerndiagnosearbeit (der Lernentwicklungsberichte, der „Lebs“), um<br />
individuelle Förderung, die Arbeit der Tischgruppen (wie es statt „Kleingruppe“ bald hieß),<br />
die Entwicklung geeigneter Lernmaterialien etc. Im engeren Sinne der wissenschaftlichen Begleitung<br />
bestand eine wesentliche Aufgabe darin, die konkrete Arbeit möglichst genau zu dokumentieren<br />
und der Analyse verfügbar zu machen. Da der Kern der pädagogischen Arbeit in<br />
der Lerndiagnose und der Lernförderung liegen sollte, konzentrierte sich die Arbeit der wissenschaftlichen<br />
Begleitung auf Fallstudien zu ca. 20 ausgewählten Schülerinnen und Schüler,<br />
die in diese Schule mit unterschiedlichen Voraussetzungen eingetreten waren. 7<br />
Im Laufe der Zeit kristallisierten sich zwei Wege heraus, auf denen versucht wurde, die Wirkungen<br />
zu erfassen, die mit dem Konzept verbunden sind: Zum einen wurden die „Lerngeschichten“<br />
von anfangs 20 Schülerinnen und Schülern biografisch aufgearbeitet, um möglichst<br />
detailliert und konkret nachvollziehen zu können, wie sich das Lernen unter den veränderten<br />
Bedingungen gestaltet. Zum anderen wurden alle Schülerinnen und Schüler der ersten<br />
drei Jahrgänge mit einem umfangreichen Fragebogen schriftlich befragt. Dies sollte allen Gelegenheit<br />
geben, ihre Erfahrungen zum Ausdruck zu bringen.<br />
Die Daten der schriftlichen Befragung wurden nach dem Konzept der „Hermeneutischen Datenanalyse“<br />
(vgl. Schlömerkemper 2009 b) ausgewertet. Damit können quantitative Informationen<br />
im Sinne des hermeneutischen „Verstehens“ so gedeutet werden, dass neben den<br />
’durchschnittlichen’ Kennwerten (die für alle repräsentativ sein sollen, es aber nicht sein können)<br />
auch abweichende Werte und entsprechende Deutungen für Teilgruppen, Minderheiten<br />
und Einzelfälle erarbeitet werden können.<br />
Diese hermeneutisch orientierte Analyse der quantitativ-empirisch angelegten Befragung<br />
kommt zu dem Ergebnis, dass die Schülerinnen und Schüler an dieser Schule vielfältige und<br />
7 In diesem Zusammenhang sei auch an die hilfreiche und verlässliche Mitarbeit des Jugendpsychiaters FRIED-<br />
RICH SPECHT erinnert, der über viele Jahre in jeder zweiten Woche zu intensiven Fallbesprechungen nach der<br />
„Vier-Stufen-Methode“ in die Schule gekommen ist.