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7 Thesen zu OER - Verband Bildungsmedien eV

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7 <strong>Thesen</strong> <strong>zu</strong>r Diskussion über <strong>OER</strong>s<br />

Weltweit diskutieren Lehrkräfte, Bildungspolitik und <strong>Bildungsmedien</strong>hersteller die Vor- und<br />

Nachteile von Open Educational Resources (<strong>OER</strong>). Der <strong>Verband</strong> <strong>Bildungsmedien</strong> vertritt die<br />

rund 80 <strong>Bildungsmedien</strong>hersteller in Deutschland, die für eine gute Bildung in Deutschland<br />

stehen und sich konsequent für die Weiterentwicklung von analogen und digitalen <strong>Bildungsmedien</strong><br />

einsetzen. Er hält die Frage, wie freie Lernmaterialien für den Unterricht an<br />

allgemein bildenden und beruflichen Schulen erstellt, distribuiert und genutzt werden können,<br />

für das Bildungswesen zentral und hat deshalb sieben <strong>Thesen</strong> formuliert, die wesentlich<br />

für diese Diskussion sind:<br />

1. Qualitätssicherung von <strong>OER</strong>s<br />

Es besteht ein gesellschaftlicher Konsens, dass die <strong>Bildungsmedien</strong>, die von Lehrkräften systematisch<br />

in der Schule genutzt werden, von höchstmöglicher Qualität sein sollen. Genehmigungs-<br />

und Prüfverfahren, wie sie für analoge und digitale <strong>Bildungsmedien</strong> üblich sind, müssen<br />

auch für <strong>OER</strong>s etabliert werden. Diese Verfahren müssen insbesondere sicherstellen, dass<br />

Lernmittel nicht gegen den Grundsatz des Indoktrinationsverbotes verstoßen.<br />

Diese Aufgabe kann nicht allein der Lehrkraft <strong>zu</strong>gedacht werden, die <strong>OER</strong>s verwenden will –<br />

vor allem nicht in Form von verpflichtenden peer-reviews <strong>zu</strong>sätzlich <strong>zu</strong>m gegebenen Deputat.<br />

Die Verlage verfügen bereits über vielfältige Materialien mit einer geprüften Qualität und gesicherten<br />

Urheberrechten. Ihre Aufgabe ist es, den Lehrern die Qualitätsprüfung ab<strong>zu</strong>nehmen.<br />

Deshalb ist <strong>zu</strong> prüfen, welche Rolle die Verlage bei der Qualitätssicherung von <strong>OER</strong> einnehmen<br />

können.


- 2 -<br />

2. Curriculare und nachhaltige Entwicklung von <strong>OER</strong>s<br />

Qualitativ hochwertige <strong>Bildungsmedien</strong> entstehen durch das fachverständige Umsetzen curricularer<br />

Vorgaben und fachwissenschaftlicher Standards in ein Medienkonzept. Sie übersetzen<br />

die Vorgaben der Bildungsstandards in konkrete Unterrichtseinheiten und Lernprozesse. <strong>Bildungsmedien</strong><br />

führen so über mehrere Jahrgangsstufen <strong>zu</strong> definierten Abschlüssen. Die <strong>Bildungsmedien</strong>hersteller<br />

stellen dem Schulwesen mit ihren Produkten die Ergebnisse einer solchen<br />

Expertise <strong>zu</strong>r Verfügung – für alle Schularten und alle Schulfächer.<br />

Ein Vorteil von <strong>OER</strong> ist die Vielfalt von aktuellen Inhalten, die durch die Verlage nur in begrenztem<br />

Maße angeboten werden können. Dementsprechend können <strong>OER</strong> eine gute Ergän<strong>zu</strong>ng<br />

<strong>zu</strong> den bestehenden curricularen, nachhaltigen Inhalten der Verlage sein, wenn gewisse Kriterien<br />

erfüllt sind. Sie können jedoch keine curricularen Lehrwerke ersetzen.<br />

Der <strong>Verband</strong> <strong>Bildungsmedien</strong> betont, dass in der <strong>OER</strong>-Debatte das Thema „Nachhaltigkeit“<br />

besonders erörtert werden muss. Denn <strong>OER</strong> basiert auf dem Prinzip der Freiwilligkeit auf Erstellerseite.<br />

Daraus ergibt sich, dass durch kurzfristige Aktivitäten dauerhafte Strukturen auf<br />

professioneller Seite unwiderruflich zerstört werden können und dadurch ein Komplettangebot<br />

nicht mehr sichergestellt werden kann. Er plädiert also insbesondere dafür, dass die Lehrkräfte<br />

weiterhin für alle Schularten und -fächer – auch jene mit geringeren Schülerzahlen – aus umfassend<br />

konzipierten und professionell gestalteten Materialien mehrerer Anbieter wählen können.<br />

3. Soziale Gerechtigkeit auch bei <strong>OER</strong>s<br />

Die Verwendung von <strong>OER</strong>s wird in der Diskussion verknüpft mit der Vision eines stärker digitalen<br />

Lehrens und Lernens. Vorausset<strong>zu</strong>ng für einen systematischen und möglichst flächendeckenden<br />

Unterricht mit digitalen <strong>Bildungsmedien</strong> ist eine entsprechende technologische Ausstattung<br />

der Schulen (Netzwerke; Endgeräte u.a.m.). Die Kosten hierfür müssen ermittelt und<br />

ggf. bereitgestellt werden.<br />

Die technische Ausstattung der Schulen darf nicht <strong>zu</strong> Lasten der Eltern gehen und so <strong>zu</strong> sozialer<br />

Diskriminierung führen.


- 3 -<br />

4. Organisation von <strong>OER</strong>s<br />

Für die Verwaltung von <strong>OER</strong>s sind inhaltlich strukturierte, technologiebasierte Systeme notwendig.<br />

Die Werkteile oder Werke müssen differenziert katalogisiert werden (Schulart, Fach,<br />

Altersgruppe/Jahrgangstufe, Thema, Lehrplanbe<strong>zu</strong>g, Werkart, Version, technische Anforderungen,<br />

Lizenzform usf.), damit der Nutzer die ihn interessierenden Werke erkennen und finden<br />

kann. Die Katalogisierung muss dauerhaft gepflegt werden. Je nachdem, was man unter<br />

<strong>OER</strong>s versteht, wären mehrere hunderttausend Werke <strong>zu</strong> registrieren/ <strong>zu</strong> verwalten.<br />

Der <strong>Verband</strong> <strong>Bildungsmedien</strong> hält es für unverzichtbar, den personellen und finanziellen Aufwand<br />

von Aufbau und Betrieb dieser <strong>OER</strong>-Repositorien („Silos“) <strong>zu</strong> ermitteln. Die Verlage bieten<br />

bereits viele Materialien an, die themen- und fachspezifisch auf Plattformen bereitgestellt<br />

werden, teilweise auch bereits als offene/editierbare Angebote.<br />

5. Eindeutige Begriffsbestimmung von <strong>OER</strong>s<br />

Diskussionen um <strong>OER</strong>s sind oft widersprüchlich und ergebnislos, weil der Begriff <strong>OER</strong> unterschiedlich<br />

interpretiert wird. Der <strong>Verband</strong> <strong>Bildungsmedien</strong> hält es für zwingend, dass die Diskussion<br />

durch eine klare Begriffsbestimmung konkretisiert und versachlicht wird.<br />

6. Rechtssicherheit von <strong>OER</strong>s<br />

Lehrkräfte benötigen eine rechtlich sichere Basis, wenn sie <strong>Bildungsmedien</strong> und <strong>OER</strong>s nutzen.<br />

Bei professionellem Content ist dies gegeben. Bei der Erstellung von <strong>OER</strong>s wird ebenfalls ein<br />

Rechtemanagement erforderlich. CC-Lizenzen führen in der Praxis bei Weiterver- oder<br />

-bearbeitungen des Originals („mixes“, „mash-ups“) <strong>zu</strong> Problemen und können Lehrkräfte bei<br />

mangelnder Fort- und Weiterbildung in Fragen des Urheberrechts verunsichern.<br />

Der <strong>Verband</strong> <strong>Bildungsmedien</strong> sieht es als erforderlich an, dass ein Rechtemanagement für<br />

<strong>OER</strong>s entwickelt wird, das dem Arbeitsalltag der Lehrkräfte gerecht wird und in der Lehreraus-<br />

und -weiterbildung Berücksichtigung findet. Mit einer gemeinsamen Vereinbarung mit den Kul-


- 4 -<br />

tusministerien der Länder setzt sich der <strong>Verband</strong> <strong>Bildungsmedien</strong> für mehr Rechtssicherheit<br />

beim digitalen Vervielfältigen ein.<br />

7. Finanzierung von <strong>OER</strong>s<br />

Die Entwicklung von <strong>OER</strong>s, Organisation und Verwaltung von „<strong>OER</strong>-Silos“, Distribution,<br />

Rechtemanagement, Qualitätssicherung, Lehrerfortbildung usf. verursacht Kosten. Qualitätsgesicherte,<br />

geordnete, frei <strong>zu</strong>gängliche <strong>OER</strong> sind zwangsläufig mit finanziellem und personellem<br />

Aufwand verbunden. <strong>OER</strong> in der gewünschten Qualität können dem<strong>zu</strong>folge per se nicht<br />

kostenlos angeboten werden. Eine direkte oder indirekte Umlage dieser Kosten auf Lehrkräfte<br />

und Eltern und damit ein Umgehen von Wartungs- und redaktionellen Kosten durch eine Mehrarbeit<br />

der Lehrkräfte ist nicht akzeptabel.<br />

Der <strong>Verband</strong> <strong>Bildungsmedien</strong> setzt sich dafür ein, dass die Kosten von <strong>OER</strong>s – einschließlich<br />

der technologischen Ausstattung der Schulen – in seriösen Szenarien ermittelt werden und eine<br />

langfristige Finanzierung von <strong>OER</strong>s offen und mit allen Beteiligten, insbesondere den Lehrer-<br />

und Elternverbänden diskutiert wird.<br />

Frankfurt am Main, im Juni 2013

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