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Dokumentation zum Symposion - Verband Bildungsmedien eV

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<strong>Dokumentation</strong> <strong>zum</strong> <strong>Symposion</strong><br />

„Heterogene Lerngruppen in Schule und Unterricht“<br />

im Rahmen der didacta - die Bildungsmesse<br />

Stuttgart, 2. und 3. März 2005<br />

Inhalt:<br />

Seite 2<br />

Seite 3<br />

Seite 14<br />

Seite 36<br />

Seite 52<br />

Seite 67<br />

Seite 89<br />

Seite 101<br />

Seite 110<br />

Einleitung<br />

Dr. Gundel Schümer<br />

Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin<br />

„Schulleistung und soziale Ungleichheit.<br />

Diskussion von Ergebnissen der Studie ‚PISA 2000’“<br />

Dr. Martin Wellenreuther<br />

Universität Lüneburg, Institut für Pädagogik<br />

„Empirisch geprüfte Modelle des Umgangs mit Heterogenität im Unterricht“<br />

Prof. Dr. Hannelore Faulstich-Wieland<br />

Institut für Schulpädagogik und Pädagogische Psychologie,<br />

Fachbereich Erziehungswissenschaft, Universität Hamburg<br />

„Lernen Mädchen und Jungen anders? Befunde und praktische Konsequenzen.“<br />

Oberschulrätin Anne Knauf<br />

Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg<br />

„Unterricht in jahrgangsübergreifenden Lerngruppen: Opas Pädagogik<br />

oder Reformansatz?“<br />

Prof. Dr. Uwe Sandfuchs<br />

Technische Universität Dresden, Institut für Schul- und<br />

Grundschulpädagogik<br />

„Schüler mit Migrationshintergrund“<br />

Prof. Dr. Wolfram Weiße<br />

Universität Hamburg, Fachbereich Erziehungswissenschaft<br />

„Kulturelle Vielfalt als Chance. Religionsunterricht für alle.“<br />

Dr. Roland Hepting<br />

Realschulleiter und Koordinierender Schulleiter am Bildungszentrum<br />

Markdorf<br />

„Schüler lernen von Schülern - leistungsheterogene Lerngruppen“<br />

Literaturliste


Einleitung<br />

Der OECD-Bildungsbericht vom September 2004 formuliert eindeutig: Der kompetente<br />

Umgang mit Heterogenität ist die zentrale Frage für eine Verbesserung von Unterricht<br />

und Schule. Lange Zeit war Heterogenität für deutsche Schulen kein Thema, denn viele<br />

wiegten sich in dem Glauben, im gegliederten Schulsystem seien die Lerngruppen so<br />

homogen, dass leistungsbezogene Differenzierung nicht notwendig sei. Dass dies eine<br />

Fiktion ist, hat sich inzwischen herumgesprochen. Die Unterschiedlichkeit des Milieus,<br />

aus dem unsere Schulkinder kommen, hat sich verstärkt und ausdifferenziert. Das gilt<br />

insbesondere für die nationale, sprachliche, kulturelle und religiöse Herkunft. Das gilt<br />

aber auch für die Geschlechterrollen und für die Familienformen sowie für Schüler mit<br />

unterschiedlichen Handicaps im Lernen. Mit dieser Heterogenität sollen und müssen<br />

Lehrerinnen und Lehrer umgehen, obwohl sie <strong>zum</strong> Teil nicht dafür ausgebildet worden<br />

sind. Und sie sollen die Heterogenität nicht nur als Problem, sondern auch als<br />

pädagogische Chance sehen. Individualisierung, Binnendifferenzierung und Respekt vor<br />

Verschiedenheit sind die zentralen Stichworte dazu. Um im Unterricht angemessen<br />

agieren zu können, muss man zunächst über Heterogenität informiert sein. Dazu trug das<br />

Symposium „Heterogene Lerngruppen in Schule und Unterricht“ bei und entwickelte<br />

Perspektiven eines sinnvollen pädagogischen Umgangs. Es stellte aber auch die Frage, ob<br />

Lehrkräfte alles richten können bzw. unter welchen schulorganisatorischen, materiellen<br />

und personellen Voraussetzungen dies möglich ist. Sicherlich ein spannendes, vor allem<br />

aber ein bislang viel zu wenig beachtetes Thema.<br />

Das <strong>Symposion</strong> versammelte an zwei Tagen bekannte Erziehungswissenschaftler, die <strong>zum</strong><br />

Thema Stellung bezogen. Die acht Vorträge sprachen gleichermaßen Lehrer aller<br />

Fachrichtungen und Schularten, Erziehungswissenschaftler, Studierende der<br />

pädagogischen Ausbildungsgänge und Fachleute aus den Bildungsverwaltungen an.<br />

Alle Veranstaltungen begannen mit einem einführenden Statement der Referenten, an das<br />

sich eine Diskussion mit dem Publikum anschloss. Die Moderation übernahmen die<br />

Professoren Reiner Lehberger und Uwe Sandfuchs.<br />

Veranstaltet wurde das <strong>Symposion</strong> vom Institut für Schulpädagogik und Pädagogische<br />

Psychologie der Universität Hamburg, dem Institut für Schul- und Grundschulpädagogik<br />

der Technischen Universität Dresden und dem VdS <strong>Bildungsmedien</strong> e.V.


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Schümer<br />

Schulleistung und soziale Ungleichheit<br />

Diskussion von Ergebnissen der Studie „PISA 2000“<br />

Gundel Schümer, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin<br />

Es ist seit langem bekannt, dass die Bildungsbeteiligung und der Schulerfolg der Heranwachsenden<br />

eng mit ihrer sozialen Herkunft zusammenhängen. Die beiden PISA-Studien haben<br />

den Zusammenhang erneut bestätigt und gezeigt, dass er in keinem der an PISA beteiligten<br />

OECD-Länder so eng ist wie in Deutschland. In den deutschen PISA-Veröffentlichungen sind<br />

vor allem die familialen Bedingungen erfolgreicher Bildungsprozesse zur Sprache gekommen.<br />

Im vorliegenden Beitrag soll die Aufmerksamkeit darauf gelenkt werden, dass die in<br />

Deutschland verbreitete Schul- und Unterrichtsorganisation die Ungleichheit der Bildungschancen<br />

verstärkt, die durch die familiale Herkunft der Schüler bedingt ist.<br />

Der Beitrag basiert im Wesentlichen auf Daten aus PISA 2000 und auf Ergebnissen aus PISA<br />

2003, die von der OECD vorgelegt wurden. Er ist in drei Abschnitte gegliedert:<br />

1. Erstens sollen einige der familialen Lebensbedingungen von Kindern zur Sprache<br />

kommen, die eng mit ihrem Erfolg oder Misserfolg in der Schule zusammenhängen.<br />

2. Zweitens werden die in Deutschland üblichen Auslesemechanismen behandelt, die<br />

Kinder aus bildungsfernen sozialen Schichten erheblich benachteiligen.<br />

3. Drittens wird gefragt, ob es an der Schul- und Unterrichtsorganisation liegen könnte,<br />

dass die Schulleistungen in Deutschland enger als in anderen OECD-Ländern mit der<br />

sozialen Herkunft der Schüler zusammenhängen.<br />

I.<br />

Im Folgenden sind einige in PISA erfasste Merkmale der sozialen Herkunft der Schüler zusammengestellt,<br />

die zu ungleichen Startchancen in der Schule führen und Unterschiede im<br />

Schulerfolg nach sich ziehen, die im Verlauf der Schulzeit immer größer werden.<br />

1. Kulturelle Bedingungen:<br />

Geburtsland des Kindes und seiner Eltern<br />

In der Familie gesprochene Sprache<br />

Bildungsniveau der Eltern<br />

Besitz an Kulturgütern, insbesondere Büchern<br />

1


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Schümer<br />

Sonstiger pädagogisch relevanter Besitz<br />

2. Soziale Bedingungen:<br />

Zusammenleben mit beiden leiblichen Eltern (Indikator für die Konstanz der sozialen<br />

Beziehungen)<br />

Zahl der Geschwister<br />

Themen und Intensität der Kommunikation in der Familie<br />

Familienklima (akzeptierend oder restriktiv)<br />

Beschäftigungssituation des Vaters<br />

Die eben aufgelisteten kulturellen und sozialen Bedingungen des Aufwachsen in der Familie<br />

lassen sich zusammenfassen und im Hinblick darauf untersuchen, wie eng sie mit der sozioökonomischen<br />

Stellung der Familie, mit den kognitiven Grundfähigkeiten der Schüler und mit<br />

ihren Leistungen in den drei in PISA getesteten Leistungsbereichen zusammenhängen (siehe<br />

Tab. 1).<br />

Tabelle 1: Korrelationen der familialen Lebensbedingungen mit der sozioökonomischen Stellung der Familien,<br />

den kognitiven Grundfähigkeiten der Schüler und ihren Leistungen im Lesen, der Mathematik und den<br />

Naturwissenschaften<br />

Sozioökonomische<br />

Stellung<br />

Kognitive<br />

Fähigkeiten<br />

L e i s t u n g e n i n:<br />

Lesen Mathematik Naturwissenschaften<br />

Lebensbedingungen<br />

r = 0.51 r = 0.43 r = 0.52 r = 0.46 r = 0.49<br />

Zahl der Schüler 25293 25293 25293 14073 14062<br />

Quelle: Eigene Berechnungen auf der Basis der Daten der PISA-2000-Erweiterungsstudie (siehe Baumert,<br />

Artelt u. a. 2004)<br />

Dass sich die Startchancen der Schüler, die unter ungünstigen Bedingungen aufwachsen, erheblich<br />

von den Startchancen begünstigter Schüler unterscheiden, geht aus dieser Korrelationstabelle<br />

deutlich hervor. Im Folgenden wird gezeigt, dass Schüler mit geringen Startchancen<br />

durch die in Deutschland übliche Schul- und Unterrichtsorganisation zusätzlich benachteiligt<br />

werden.<br />

II.<br />

Bekanntlich wird in Deutschland der Bildung leistungshomogener Lerngruppen große Bedeutung<br />

beigemessen, denn man geht davon aus, dass Schüler in homogenen Gruppen am besten<br />

2


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Schümer<br />

ihren individuellen Fähigkeiten entsprechend gefördert werden können. Der Homogenisierung<br />

der Lerngruppen dienen die folgenden schul- und unterrichtsorganisatorischen Maßnahmen:<br />

• die Zurückstellung noch nicht „schulreifer“ Kinder vom Schulbesuch,<br />

• die Überweisung lernschwacher Schüler in Sonderschulen für Lernbehinderte, wenn<br />

ihre Eltern damit einverstanden sind,<br />

• das „Sitzenlassen“ von Schülern, die das Klassenziel nicht erreicht haben,<br />

• die Einrichtung verschiedener Schulformen beziehungsweise Schulzweige für Schüler<br />

mit unterschiedlichen Lernvoraussetzungen und Leistungen,<br />

• die Einrichtung von Niveaukursen innerhalb von Schulen der gleichen Schulform und<br />

• die Zurückstufung von Schülern aus der gewählten in eine weniger anspruchsvolle<br />

Schulform beziehungsweise in einen weniger anspruchsvollen Schulzweig oder Niveaukurs,<br />

wenn ihre Leistungen den Anforderungen nicht genügen.<br />

Wie viele Schüler von den Maßnahmen betroffen werden, ist den meisten von uns nicht bewusst,<br />

da wir uns in der Regel an den Ereignissen in einem Schuljahr orientieren. Betrachtet<br />

man 15-Jährige, d. h. Schüler im 9. oder 10. Schulbesuchsjahr, sieht man, wie viele von ihnen<br />

irgendwann im Verlauf ihrer Schulzeit negativ ausgelesen worden sind (siehe Tab. 2).<br />

Tabelle 2: Schulkarrieren der in Deutschland erfassten 15-Jährigen (Spaltenprozente) 1<br />

Anteil der Schüler<br />

Sonderschüler 3.5<br />

Zurückgestellte 10.6<br />

Wiederholer 24.1<br />

Absteiger 9.8<br />

Schüler mit mindestens einem Misserfolg 39.1<br />

darunter: Schüler mit zwei oder mehr Misserfolgen 8.9<br />

Schüler mit „glatter“ Schulkarriere 60.9<br />

Schüler insgesamt (N = 5177) 100.0<br />

1 Die Angaben beziehen sich nur auf die Stichprobe der Schüler, die an der internationalen PISA-Studie teilgenommen<br />

und den internationalen oder nationalen Schülerfragebogen bearbeitet haben (Baumert, Klieme<br />

u. a. 2001). Schüler, bei denen eine Angabe fehlt, zählen zu den Schülern ohne den entsprechenden Misser<br />

folg, d. h. die Berechnungen sind konservativ.<br />

Quelle: Schümer 2004, S. 76<br />

3


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Schümer<br />

Da der Schulerfolg eng mit der sozialen Herkunft zusammenhängt, sind Kinder und Jugendliche<br />

aus bildungsfernen sozialen Schichten besonders häufig „Opfer“ der Auslesemechanismen:<br />

• Sie werden relativ oft zunächst einmal vom Schulbesuch zurückgestellt.<br />

• Sie sind in Sonderschulen für Lernbehinderte überrepräsentiert.<br />

• Sie müssen häufiger als andere Klassen wiederholen.<br />

• Sie sind in Hauptschulen wesentlich stärker und in Gymnasien wesentlich schwächer<br />

vertreten, als es ihrem Anteil an ihrer Altersgruppe entspricht.<br />

Selbstverständlich sind Zurückstellungen, Überweisungen auf Sonderschulen, Klassenwiederholungen<br />

und Übergänge auf mehr oder weniger anspruchsvolle Schulen nicht unabhängig<br />

von den Leistungen. Offensichtlich sind diese aber nicht allein für die positive oder negative<br />

Auslese von Schülern verantwortlich. Dies lässt sich an den Ergebnissen einer logistischen<br />

Regressionsanalyse zeigen (siehe Tab. 3):<br />

Tabelle 3: Schichtzugehörigkeit und Risiko bzw. Chance des Besuchs einer Hauptschule oder eines Gymnasiums<br />

Sozialschicht der<br />

Bildungsgang (Referenzklasse: Realschule)<br />

Eltern (EGP-Klasse) 1 Hauptschule Gymansium<br />

Modell 1 Modell 2 Modell 1 Modell 2<br />

Obere Dienstklasse 0.29 0.45 4.81 2.95<br />

Untere Dienstklasse 0.39 0.58 3.13 2.13<br />

Routinedienstleistende 0.60 0.72 1.54 1.38<br />

Selbständige ns ns 1.39 1.34<br />

Facharbeiter Referenzklasse (odds = 1)<br />

An- und ungelernte Arbeiter 1.39 ns ns ns<br />

1<br />

Angabe für den Elternteil mit der höheren Sozialschicht oder, falls Angaben fehlen, für den Elternteil, dessen<br />

Schichtzugehörigkeit bekannt ist.<br />

2<br />

Modell I: Ohne Kontrolle der kognitiven Fähigkeiten und der Leseleistungen<br />

3 Modell II: Mit Kontrolle der kognitiven Fähigkeiten und der Leseleistungen<br />

Quelle: Eigene Berechnungen in Anlehnung an Baumert und Schümer (2001, S. 357) auf der Basis der Daten<br />

der PISA-2000-Erweiterungsstudie (N= 32573 Schüler; siehe Baumert, Artelt u. a. 2004)<br />

Dass Schüler aus bildungsfernen Schichten häufiger als andere Hauptschulen besuchen, heißt<br />

auch, dass sich in dieser Schulform Schüler mit schulischen Misserfolgen konzentrieren (siehe<br />

Tab. 4):<br />

4


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Schümer<br />

Tabelle 4: Schulkarrieren 1 der in Deutschland erfassten 15-Jährigen (ohne Sonderschüler und Berufsschüler)<br />

nach Schulform (Zeilenprozente)<br />

Zurückgestellte<br />

in %<br />

Wiederholer<br />

in %<br />

Absteiger<br />

in %<br />

Schüler mit<br />

Misserfolg(en)<br />

in %<br />

Zahl der<br />

Schüler 2<br />

(N = 100 %)<br />

Hauptschule 18.5 41.7 17.0 63.5 1020<br />

Schule mit mehreren 11.8 23.0 11.1 38.1 431<br />

Bildungsgängen 3<br />

Integrierte Gesamtschule 13.2 18.6 16.1 42.9 447<br />

Realschule 10.6 27.2 14.8 42.6 1325<br />

Gymnasium 5.2 11.1 - 15.6 1455<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Schüler, bei denen eine Angabe fehlt, zählen zu den Schülern ohne den entsprechenden Misserfolg, d. h. die<br />

Berechnungen sind konservativ.<br />

Basis der Berechnungen ist die internationale PISA-2000-Stichprobe.<br />

Zu den Schulen mit mehreren Bildungsgängen zählen in der PISA-2000-Stichprobe: Integrierte Haupt- und<br />

Realschulen (Hamburg), Verbundene Haupt- und Realschulen (Mecklenburg-Vorpommern), Sekundarschulen<br />

(Niedersachsen), Regionale Schulen (Rheinland-Pfalz), Erweiterte Realschulen (Saarland), Mittelschulen<br />

(Sachsen) und Regelschulen (Thüringen). Die Bildungsgänge der Sekundarschulen in Sachsen-Anhalt gelten<br />

– Angaben des Statistischen Landesamts entsprechend – in der PISA-2000-Stichprobe als Haupt- und Realschulen.<br />

Quelle: Schümer 2004, S. 77<br />

Demnach tragen die Ausleseprozesse zur sozialen Segregation oder Entmischung der Heranwachsenden<br />

im Schulwesen bei und das heißt in Deutschland auch zur ethnischen Segregation.<br />

Abhängig von schulstrukturellen und regionalen Bedingungen kommt es in etlichen Schulen<br />

zu einer Konzentration soziokulturell benachteiligter Schüler, deren Schulkarrieren durch<br />

Misserfolge gekennzeichnet sind. Damit kommen wir <strong>zum</strong> eigentlichen Problem: Je ungünstiger<br />

die Zusammensetzung der Schülerschaft hinsichtlich der sozialen Herkunft und der bisherigen<br />

Schulkarrieren der Schüler ist, desto schlechter sind die Leistungen der einzelnen, und<br />

zwar schlechter als sie es aufgrund der individuellen Lernvoraussetzungen der Schüler sein<br />

müssten. Das heißt, dass Schüler, die unter ungünstigen sozialen oder kulturellen Bedingungen<br />

aufwachsen und dementsprechend häufiger als andere Schulschwierigkeiten haben, in<br />

Schulen mit hohen Anteilen ebenfalls benachteiligter Schüler weniger leisten, als man aufgrund<br />

ihrer individuellen Voraussetzungen hätte erwarten können. Umgekehrt gilt, dass Schüler<br />

in Schulen mit einem hohen Anteil sozial privilegierter Schüler höhere Leistungen erbringen,<br />

als man aufgrund ihrer individuellen Voraussetzungen annehmen könnte. Der Einfluss<br />

der Schülerzusammensetzung auf die individuellen Schülerleistungen lässt sich mithilfe von<br />

sogenannten Mehrebenenanalysen nachweisen (Schümer 2004).<br />

5


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Schümer<br />

Gemessen an den Wirkungen, die die kognitiven Fähigkeiten der einzelnen Schüler auf ihren<br />

Lernerfolg haben, sind die Auswirkungen der Zusammensetzung der Schülerschaft der einzelnen<br />

Schulen nicht besonders groß; sie sind jedoch keineswegs zu übersehen. Demnach<br />

können Schüler aufgrund ihrer sozialen Herkunft doppelt benachteiligt oder auch doppelt privilegiert<br />

sein. Wo die schulischen Auslesemechanismen die soziale Segregation der Heranwachsenden<br />

fördern, werden durch die soziale Herkunft bedingte Vor- oder Nachteile institutionell<br />

verstärkt. Unter diesen Umständen gibt es keine Gleichheit der Bildungschancen.<br />

Dass die vertikale Gliederung des Schulwesens nicht unerheblich zur sozialen Differenzierung<br />

von Schulen beiträgt, wird deutlich, wenn man Daten aus den alten und neuen Bundesländern<br />

getrennt voneinander analysiert und die Ergebnisse miteinander vergleicht. Die Effekte<br />

der Zusammensetzung der Schülerschaft der einzelnen Schulen sind in den neuen Bundesländern<br />

deutlich schwächer als in den alten Ländern. In den Ergebnissen schlägt sich nieder,<br />

dass sich die Schulen aufgrund der demographischen Gegebenheiten und der in den neuen<br />

Ländern vorherrschenden Schulstruktur lange nicht so stark voneinander unterscheiden wie in<br />

den alten Ländern:<br />

• Der Anteil der ländlichen Regionen ist in den neuen Ländern wesentlich größer als in<br />

den alten Ländern.<br />

• Es gibt, abgesehen von einer sehr kleinen Zahl von Hauptschulen, neben den Gymnasien<br />

nur Schulen mit mittlerem Anforderungsniveau, das heißt Verbundene Hauptund<br />

Realschulen, Mittelschulen, Regelschulen, Realschulen und Integrierte Gesamtschulen.<br />

Insgesamt gehen in den neuen Ländern 68 Prozent der Schüler in Schulen mit<br />

mittlerem Anforderungsniveau, in den alten Ländern sind es nur 41 Prozent.<br />

Aufgrund der Schulstruktur kommt es in den neuen Ländern wesentlich seltener zu einer hohen<br />

Konzentration von Schülern mit ungünstigen Lernvoraussetzungen in den Schulen einzelner<br />

Schulformen als in den alten Ländern, die durchweg drei- oder viergliedrige Schulsysteme<br />

haben. Negative Effekte der Zusammensetzung der Schülerschaft sind in den neuen<br />

Bundesländern dementsprechend kleiner als in den alten Ländern.<br />

Wie die folgende Tabelle zeigt, sind unter den Hauptschulen besonders viele, in denen sich<br />

Schüler mit relativ ungünstigen Lernvoraussetzungen konzentrieren. In den Gymnasien ist es<br />

genau umgekehrt: Rund 80 Prozent der 15-jährigen Gymnasiasten sind in Schulen mit sehr<br />

günstig zusammengesetzter Schülerschaft. Schüler, die diese Schulen besuchen, haben besse-<br />

6


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Schümer<br />

re Bildungschancen als vergleichbare Schüler, die in Schulen mit einer weniger günstig zusammengesetzten<br />

Schülerschaft gehen.<br />

Tabelle 5: Schüler westdeutscher Schulen nach Schülerzusammensetzung und Schulform<br />

(Spaltenprozente; N = 23776)<br />

Schüler aus dem Viertel der<br />

Schulen mit ...<br />

Hauptschule<br />

Integrierte<br />

Gesamtschule<br />

Realschule<br />

Gymnasium<br />

...sehr ungünstiger Schülerzusammensetzung<br />

...ungünstiger Schülerzusammensetzung<br />

...günstiger Schülerzusammensetzung<br />

...sehr günstiger Schülerzusammensetzung<br />

68.8 19.1 7.2 0.3<br />

28.9 44.7 38.2 1.6<br />

2.3 29.8 52.9 18.6<br />

0 6.4 1.6 79.5<br />

Quelle: Eigene Berechnungen auf der Basis der Daten der PISA-2000-Erweiterungsstudie (Baumert, Artelt u. a.<br />

2004)<br />

III.<br />

Zu Beginn dieses Beitrags ist darauf hingewiesen worden, dass Deutschland das OECD-Land<br />

ist, in dem die Bildungsbeteiligung und der Schulerfolg der Heranwachsenden besonders eng<br />

mit der sozialen Herkunft der Schüler zusammenhängen. Ergebnisse von PISA 2003 legen die<br />

Vermutung nahe, dass dies nicht ganz unabhängig von der Schul und Unterrichtsorganisation<br />

ist. In den meisten OECD-Ländern wird nämlich wesentlich weniger Wert auf die Bildung<br />

leistungshomogener Gruppen gelegt als in Deutschland:<br />

1. Beispielsweise gibt es nicht überall Schulreifeprüfungen wie bei uns, sondern alle Kinder,<br />

die ein bestimmtes Alter erreicht haben, werden eingeschult.<br />

2. Auch Sonderschulen für Lernbehinderte gibt es nur in wenigen Ländern; Schüler mit sonderpädagogischem<br />

Förderbedarf besuchen in den meisten OECD-Ländern Regelschulen.<br />

Der Anteil sonderpädagogisch betreuter Schüler ist lediglich in der Tschechischen Republik<br />

und im flämischen Teil Belgiens höher als bei uns.<br />

3. Klassenwiederholungen von Schülern sind in etlichen OECD-Ländern üblich, die meisten<br />

von ihnen machen allerdings wesentlich sparsamer von dieser Art der Selektion Gebrauch<br />

als Deutschland (siehe Tab. 6):<br />

7


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Schümer<br />

Land<br />

Tabelle 6: Anteile der Wiederholer an allen 15-jährigen Schülern in den OECD-Ländern<br />

Anteil der Wiederholer an<br />

den 15-Jährigen in Prozent<br />

Land<br />

Anteil der Wiederholer an<br />

den 15-Jährigen in Prozent<br />

Frankreich 42,3 Australien 9,4<br />

Luxemburg 40,4 Griechenland 8,3<br />

Neuseeland 6,3<br />

Portugal 34,2 Polen 4,6<br />

Belgien 32,5 Schweden 4.0<br />

Spanien 31,7 Verein. Königreich 3,7<br />

Mexiko 31,6 Tschechische Rep. 3,6<br />

Niederlande 30,9 Dänemark 3,5<br />

Slowakische Rep. 3.0<br />

Schweiz 23,6 Finnland 2,4<br />

Deutschland 23,1 Südkorea 1.0<br />

Island 1,0<br />

Türkei 19.0 Japan 0<br />

Italien 16,1 Norwegen 0<br />

OECD-Mittelwert 15,2<br />

Irland 14,6<br />

Österreich 13,6<br />

Vereinigte Staaten 13,2<br />

Kanada 12,2<br />

Ungarn 11,4<br />

Quelle: Eigene Berechnungen auf der Basis der Angaben in OECD 2004, S. 262<br />

4. Die meisten OECD-Länder haben im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte gesamtschulähnliche<br />

Bildungssysteme eingerichtet (siehe Tab. 7). Deutschland und Österreich sind die<br />

einzigen Länder, die bereits die 10-Jährigen auf verschiedene Bildungsgänge aufteilen. In<br />

Österreich gibt es für diese Altersgruppe aber nur zwei Schulformen; rund 30 Prozent der<br />

10-Jährigen gehen auf Höhere Schulen, die überwiegende Mehrheit bleibt bis <strong>zum</strong> Ende<br />

der Pflichtschulzeit zusammen. Entsprechendes gilt auch für die ehemaligen sozialistischen<br />

Republiken, die nach der Wende wieder Höhere Schulen eingeführt haben. - Die<br />

Benelux-Länder, Mexiko und Kanada teilen die 12- bzw. 13-Jährigen auf verschiedene<br />

Bildungsgänge auf, Italien die 14-Jährigen. Alle übrigen Länder trennen die Schüler verschiedener<br />

Leistungsniveaus erst mit 15 oder 16 Jahren, d. h. in der Regel nach Beendigung<br />

der Pflichtschule.<br />

8


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Schümer<br />

Tabelle 7: Selektivität der Schulsysteme und Korrelation der Lesekompetenz mit der sozialen Herkunft<br />

in den OECD-Ländern<br />

Externe Differenzierung<br />

der Schüler mit:<br />

Land<br />

Selektivität<br />

des Schulsystems 3<br />

Korrelation der Lesekompetenz<br />

mit der<br />

sozialen Herkunft<br />

10 Jahren<br />

Österreich<br />

Deutschland<br />

1,21<br />

1,15<br />

0.33<br />

0.41<br />

11 Jahren<br />

Türkei<br />

Tschechien<br />

Ungarn<br />

Slowakei<br />

0,76<br />

0,73<br />

0,50<br />

0,49<br />

-<br />

0.40<br />

0.43<br />

-<br />

12 Jahren<br />

Niederlande<br />

Belgien<br />

Mexiko<br />

1,60<br />

0.94<br />

0.46<br />

0.35<br />

0.38<br />

0.39<br />

13 Jahren<br />

Luxemburg<br />

Kanada<br />

0,74<br />

- 0,24<br />

0.40<br />

0.28<br />

14 Jahren<br />

OECD 1<br />

Italien<br />

0,00<br />

- 0,03<br />

-<br />

0.29<br />

15 Jahren<br />

Frankreich<br />

Irland<br />

Schweiz<br />

Südkorea<br />

Portugal<br />

Griechenland<br />

Japan<br />

Polen<br />

0,41<br />

0,25<br />

0,16<br />

0,11<br />

- 0,14<br />

- 0,15<br />

- 0,22<br />

- 0,27<br />

0.35<br />

0.32<br />

0.40<br />

0.20<br />

0.40<br />

0.32<br />

0.11<br />

0.35<br />

16 Jahren<br />

Spanien<br />

Australien<br />

Ver. Staaten<br />

Neuseeland<br />

Norwegen<br />

Dänemark<br />

Schweden<br />

Finnland<br />

Ver. Königreich 2<br />

Island<br />

- 0,43<br />

- 0,64<br />

- 0,76<br />

- 0,85<br />

- 0,88<br />

- 0,89<br />

- 0,89<br />

- 0,90<br />

- 0,91<br />

- 0,92<br />

0.32<br />

0.35<br />

0.33<br />

0.28<br />

0.32<br />

0.30<br />

0.23<br />

0.32<br />

0.39<br />

0.21<br />

1 Wiedergegeben sind Mittelwerte; bei ihrer Berechnung hatten alle beteiligten Länder das gleiche Gewicht.<br />

Das Vereinigte Königreich blieb unberücksichtigt, da es den Teilnahmekriterien nicht genügte.<br />

2 Das Vereinigte Königreich genügte in PISA 2003 den Teilnahmekriterien nicht.<br />

3 Es handelt sich um Durchschnittswerte der standardisierten Werte der folgenden Variablen: Alter der Schüler<br />

zur Zeit der ersten Selektion, Zahl der verschiedenen Bildungsgänge für 15-Jährige, Anteil der Wiederholer<br />

auf den einzelnen Schulstufen, Anteil der 15-Jährigen in Bildungsgängen, die in die Berufsausbildung<br />

oder den Arbeitsmarkt münden.<br />

Quelle: OECD 2004, S. 262<br />

9


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Schümer<br />

Wie die zweite Spalte der Tabelle zeigt, wird in diesen Ländern insgesamt nur wenig nach<br />

Leistung ausgelesen: Die Werte für die Selektivität der Systeme sind durchweg niedrig bzw.<br />

negativ. Sie scheinen aber nicht viel für die Aufklärung des Zusammenhangs der Leistungen<br />

mit der sozialen Herkunft herzugeben. Korrelationen von r = .40 oder höher findet man nicht<br />

nur in Deutschland, Tschechien, Ungarn und Luxemburg, sondern auch in der Schweiz und in<br />

Portugal. Niedrige Korrelationen gibt es allerdings nur in Ländern mit geringer Selektivität<br />

und später externer Gliederung, nämlich in Kanada, Korea und Italien, in Japan und einigen<br />

nordischen Ländern. Dass der Zusammenhang der Leistungen mit der Selektivität der Schulsysteme<br />

nicht enger ist, könnte daran liegen, dass es in manchen Ländern funktionale Äquivalente<br />

für gegliederte Systeme gibt, die nicht in die Analysen einbezogen werden konnten. Dazu<br />

gehören:<br />

• große sozioökonomische Differenzen zwischen verschiedenen Schuleinzugsbereichen,<br />

• relativ bedeutende Privatschulsysteme,<br />

• mehr oder weniger selektive Schulen mit besonderen Programmen oder Schwerpunkten<br />

innerhalb des ungegliederten Schulsystems,<br />

• Tracking, streaming oder setting in den von der ganzen Altersgruppe besuchten Schulen,<br />

• Kurssysteme in den von der ganzen Altersgruppe besuchten Schulen,<br />

• indirekte Formen der Leistungsdifferenzierung im ungegliederten Schulwesen, beispielsweise<br />

die Zusammensetzung von Klassen nach der von den Schülern gewählten<br />

Fremdsprache oder einem Wahlpflichtfach und<br />

• hoch entwickelte Systeme kommerzieller Ergänzungsschulen.<br />

Die Liste macht deutlich, dass man mit Verweisen auf die Regelungen in anderen Ländern<br />

sehr vorsichtig sein muss, wenn man nach Erklärungen für Länderunterschiede in den Leistungen<br />

oder im Ausmaß des Zusammenhangs der Leistungen mit der sozialen Herkunft der<br />

Schüler sucht.<br />

Man kann daraus auch den Schluss ziehen, dass der bloße Verzicht auf die Bildung leistungshomogener<br />

Lerngruppen mit Sicherheit keine hinreichende Bedingung für die Verbesserung<br />

der Situation sozial benachteiligter schwacher Schüler ist. Heterogen zusammengesetzte<br />

Lerngruppen erfordern individualisierenden Unterricht, der den unterschiedlichen Lernvoraussetzungen<br />

der Schüler gerecht wird und allen Schülern positive Selbstwertgefühle ermöglicht.<br />

Wenn dies nicht zu einem Sinken des allgemeinen Leistungsniveaus und zu einer Über-<br />

10


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Schümer<br />

forderung der Lehrkräfte führen soll, dürfen die Lehrer-Schüler-Relationen in unseren Schulen<br />

nicht weiter verschlechtert werden. Ferner müssen die Lehrkräfte gut auf die veränderten<br />

Rahmenbedingungen vorbereitet und angemessen mit den dafür erforderlichen Unterrichtsmaterialien<br />

versorgt werden.<br />

Literatur:<br />

Baumert, Jürgen, Eckhard Klieme, Michael Neubrand, Manfred Prenzel, Ulrich Schiefele,<br />

Wolfgang Schneider, Petra Stanat, Klaus-Jürgen Tillmann und Manfred Weiß (Hrsg.):<br />

PISA 2000. Basiskompetenzen von Schülerinnen und Schülern im internationalen<br />

Vergleich. Opladen: Leske und Budrich 2001.<br />

Organisation for Economic Co-operation and Development: Lernen für das Leben. Erste Ergebnisse<br />

der internationalen Schulleistungsstudie PISA 2000. Paris: OECD 2001.[Dt.<br />

Übersetzung von: Organisation for Economic Co-operation and Development: Knowledge<br />

and Skills for Life. First Results from the OECD Programme for Inter-national<br />

Student Assessment (PISA). Paris: OECD 2001.]<br />

Organisation for Economic Co-operation and Development: Learning for Tomorrow’s World:<br />

First Results from PISA 2003. Paris: OECD 2004.<br />

Prenzel, Manfred, Jürgen Baumert, Werner Blum, Rainer Lehmann, Detlev Leutner, Michael<br />

Neubrand, Reinhard Pekrun, Hans-Günter Rolff, Jürgen Rost und Ulrich Schiefele<br />

(Hrsg.): PISA 2003. Der Bildungsstand der Jugendlichen in Deutschland - Ergebnisse<br />

des zweiten internationalen Vergleichs. Münster: Waxmann 2004.<br />

Schümer, Gundel: Zur doppelten Benachteiligung von Schülern aus unterprivilegierten Gesellschaftsschichten<br />

im deutschen Schulwesen. In: Gundel Schümer, Klaus-Jürgen<br />

Tillmann und Manfred Weiß (Hrsg.): Die Institution Schule und die Lebenswelt der<br />

Schüler. Vertiefende Analysen der PISA-2000-Daten <strong>zum</strong> Kontext von Schülerleistungen.<br />

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2004 (S. 73 – 114).<br />

11


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Wellenreuther<br />

Dr. Martin Wellenreuther<br />

Empirisch geprüfte Modelle des Umgangs mit Heterogenität<br />

1 im Unterricht<br />

1 Problemstellung<br />

Wenn Deutschland im Bildungsbereich wieder eine Spitzenstellung erreichen will, bedarf es<br />

einer grundlegenden Neuorientierung. Der erforderliche Paradigmenwechsel lässt sich<br />

durch folgende Schlagwörter grob umreißen:<br />

• Mehr Selbstständigkeit und Schülerkooperation, weniger lehrerzentrierter Unterricht<br />

• Empirisch validierte Selbstlernmaterialien statt traditioneller Schulbücher und Unterrichtsmaterialien<br />

• Ein anderes System der Leistungsbewertung: Mastery Tests, Leistungsmessung zur<br />

Orientierung des nachfolgenden Unterrichts, Orientierung an Standards, Präzisierung<br />

durch Vergleichsarbeiten<br />

• Mehr Lehrerkooperation: Ganztagsschule, Präsenzpflicht nachmittags<br />

• Externe Evaluation von Schulen, denen gleichzeitig mehr Autonomie eingeräumt<br />

wird<br />

• Mehr Kooperation zwischen Universität und Schulpraxis, zwischen empirischer Forschung<br />

und Anwendung der Forschung<br />

Ich werde diese Vision eines anderen Unterrichts im Folgenden in einigen wesentlichen<br />

Punkten durch empirische Forschung untermauern (vgl. Wellenreuther 2004). Meine Frage<br />

ist: Was sagt empirische Forschung über einen effizienten Umgang mit Heterogenität aus?<br />

Auf diese Frage möchte ich anhand dreier Projekte genauer eingehen:<br />

1. Lesenlernen in Neuseeland (Wilkinson & Townsend 2000),<br />

2. Gruppenrallye nach Slavin (1996), und<br />

3. Nutzung formativer Leistungsbewertung (vgl. Black & Wiliam 2003).<br />

Zunächst möchte ich kurz erläutern, warum die Heterogenität der Schüler ein pädagogisches<br />

Problem ist. Die Heterogenität der Schüler manifestiert sich in folgenden Merkmalen:<br />

a) Wissensbasis: Schüler einer Klasse verfügen in den verschiedenen Wissensbereichen<br />

über unterschiedliche Kenntnisse, so dass für den einzelnen Schüler die jeweils<br />

zu lernende Informationsmenge unterschiedlich ist.<br />

1 In meinem Vortrag konzentriere ich mich auf die kognitiven Aspekte der Heterogenität.<br />

Mittwoch, den 2. März 2005<br />

Dr. Martin Wellenreuther – Institut für Pädagogik – Universität Lüneburg<br />

1


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Wellenreuther<br />

b) Intelligenz: Schüler unterscheiden sich außerdem darin, wie schnell sie Informationen<br />

aufnehmen, wie viele Informationen sie im Arbeitsgedächtnis speichern und<br />

wie effizient sie Informationen in ihr Langzeitgedächtnis integrieren können.<br />

c) Motivation: Ferner differieren Schüler in ihrer Lernlust, ihren Ängsten und in ihren<br />

Motivationen. Dies hat Auswirkungen auf den Umfang der Lerntätigkeiten in den<br />

verschiedenen Bereichen sowie auch auf die Fähigkeit, effektiv Informationen zu<br />

verarbeiten.<br />

d) Meta-Kognition: Für das Lernen sind ferner metakognitive Unterschiede in den Strategien<br />

und Verfahrensweisen der Problembearbeitung, der Problemlösung sowie der<br />

Fähigkeit, die Güte der eigenen Problemlösung kritisch zu beurteilen, bedeutsam.<br />

Durch Unterricht ist vor allem (a), (c), und (d) beeinflussbar.<br />

Die Heterogenität der Schüler hat also für schulisches Lernen Folgen. Schüler mit einem<br />

breiteren Vorwissen, großer Lernfreude, mit hochentwickelten metakognitiven Fähigkeiten<br />

oder mit großem intellektuellem Potential lernen bei gleichem Lernangebot mehr. Dieser<br />

Effekt ist unter der Bezeichnung „Matthäuseffekt“ bekannt, getreu dem Motto aus dem<br />

Matthäusevangelium: „Wer hat, dem wird gegeben.“<br />

2 Individualisierung durch Bildung leistungshomogener Lerngruppen<br />

Ich kenne zwei Beispiele für einen effektiven Unterricht mit leistungshomogenen Lerngruppen:<br />

1) Die jahrgangsübergreifende Differenzierung in den ersten Grundschulklassen, und<br />

2) eine besondere Form des Leseunterrichts in Neuseeland.<br />

2.1 Jahrgangsübergreifende Differenzierung (vgl. Roßbach & Wellenreuther<br />

2002)<br />

Gutiérrez und Slavin (1992) betrachten in einem Forschungsüberblick insgesamt 57 Untersuchungen,<br />

in denen verschiedene Formen jahrgangsübergreifenden Unterrichts mit üblichem<br />

Unterricht in Jahrgangsklassen verglichen werden. Die Effektivität dieser verschiedenen<br />

Formen jahrgangsübergreifenden Unterrichts wurde in der Elementary School, d. h.<br />

in den ersten sechs Jahrgangstufen, untersucht (Gutiérrez und Slavin 1992, 367).<br />

Mittwoch, den 2. März 2005<br />

Dr. Martin Wellenreuther – Institut für Pädagogik – Universität Lüneburg<br />

2


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Wellenreuther<br />

Tabelle 1: Effektstärken in Abhängigkeit verschiedener Formen jahrgangsübergreifenden<br />

Unterrichts<br />

Heterogene<br />

Homogene Lerngruppen<br />

Differenzierungsform<br />

Lerngruppen<br />

/ organisatorischer ...in einem<br />

Rahmen<br />

Fach<br />

Unterrichtsmethode Direkte Instruktion)<br />

...in mehreren<br />

Fächern<br />

Direkte Instruktion<br />

Individualisierter<br />

Unterricht<br />

Nicht zuordenbar<br />

Effektstärken + 0,46 (7) + 0,34 (9) + 0,06 (15) 0,01 (6)<br />

In Klammern: Zahl der Studien, auf die sich die Berechnung der Effektstärken stützt.<br />

Wir sehen: Nur bei Kombination jahrgangsübergreifender Differenzierung mit homogenen<br />

Lerngruppen und direkter Instruktion werden positive Effekte im Vergleich <strong>zum</strong> traditionellen<br />

Unterricht in der Jahrgangsklasse festgestellt. Nur bei der direkten Unterweisung lernhomogener<br />

Gruppen ist der Wirkungsgrad der pädagogischen Maßnahmen des Lehrers<br />

groß, hier noch weiter zu differenzieren oder zu individualisieren ist ineffektiv. Programme,<br />

bei denen nur in einem Fach jahrgangsübergreifend differenziert wird, schneiden besonders<br />

positiv ab. Die restlichen Formen jahrgangsübergreifender Differenzierung, also die<br />

Kombination „Bildung jahrgangsübergreifender heterogener Gruppen“ + „innovative individualisierende<br />

Methoden“, erweisen sich als relativ ineffektiv.<br />

2.2 Lesenlernen in Neuseeland<br />

Bei der Darstellung des in Neuseeland üblichen Unterrichts beziehe ich mich auf einen Artikel<br />

von Wilkinson & Townsend (2000) über „best practice classrooms“.<br />

Neuseeland gehört nach PISA zu den Spitzenländern bezüglich der Lesekompetenz. Wilkinson<br />

und Townsend (2000) haben Experten-Lehrer untersucht, von denen aufgrund der<br />

Lernergebnisse ihrer Klassen aus früheren Jahren bekannt war, dass sie einen vorzüglichen<br />

Leseunterricht durchführen.<br />

Folgende Punkte sind für diesen Unterricht kennzeichnend:<br />

1) Einteilung der Unterrichtsmaterialien nach Kompetenzstufen: Nach dem Bericht von<br />

Wilkinson & Townsend (2000) werden die Lesebücher in Neuseeland nach dem Farbenrad<br />

grob in drei Schwierigkeitsstufen eingeteilt: Anfänger, erstes Lesen, und flüssiges Lesen.<br />

Innerhalb dieser Gruppen werden dann nach den Farben noch weitere Unterteilungen vorgenommen.<br />

Alle Lesematerialien außerhalb des Schulbuchs sind nach dem Farbenrad eingestuft.<br />

Die Entwicklung angepasster Unterrichtsmaterialien hat im Rahmen einer solchen Förderung<br />

die Funktion, den Lehrer zu entlasten, damit er sich auf die gezielte Förderung seiner<br />

Mittwoch, den 2. März 2005<br />

Dr. Martin Wellenreuther – Institut für Pädagogik – Universität Lüneburg<br />

3


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Wellenreuther<br />

Schüler konzentrieren kann. Die Lehrer werden nämlich durch die differenzierenden Arbeitsaufträge<br />

an die Gruppen schon genügend gefordert.<br />

2) Einteilung der Schüler in bis zu sieben homogene Lerngruppen: Um Schüler in die passenden<br />

Lerngruppen einzuordnen, werden Berichte von Lehrern, die die Schüler zuvor unterrichteten,<br />

eigene Beobachtungen in der ersten Unterrichtswoche sowie Ergebnisse von<br />

Tests berücksichtigt. Durch die stärkere Differenzierung in viele homogene Lerngruppen<br />

pro Klasse werden die Lehrer möglicherweise für die Größe der bestehenden Unterschiede<br />

stärker sensibilisiert.<br />

3) Lernziele des Leseunterrichts und zusätzliche Maßnahmen: Jeder Schüler soll in einer<br />

bestimmten Zeit <strong>zum</strong> Stadium des flüssigen Lesens geführt werden. Bei größeren Defiziten<br />

kümmert sich an jeder Schule zusätzlich eine Fachkraft individuell so lange um das Kind,<br />

bis die Defizite aufgeholt sind (vgl. Faust, 2002). Ferner wird der Lehrer in seinem Unterricht<br />

noch durch eine Hilfskraft zusätzlich unterstützt (Wilkinson & Townsend, 2000, S.<br />

465).<br />

Beim Lernziel „flüssiges Lesen“ handelt es sich um eine absolute Norm. Das Erreichen der<br />

Zwischenstufen <strong>zum</strong> Erreichen dieses Endziels ist klar geregelt: Ein Schüler muss beim Lesen<br />

einer Geschichte seiner Kompetenzstufe 95 % der Wörter richtig lesen, um in die<br />

nächst höhere Kompetenzstufe aufzusteigen. 2 Schüler steigen so von Kompetenzstufe zu<br />

Kompetenzstufe auf.<br />

Klassenmanagementprobleme: Eine effektive Unterrichtung von so vielen unterschiedlichen<br />

homogenen Lerngruppen, die nach einheimischen neuseeländischen Baumarten Rata,<br />

Karaka, Ponga, Manuka, Totara, Kowhai und Rimu benannt werden, setzt eine präzise<br />

Aufgabenverteilung im Morgenkreis voraus. Mrs. Brigham beginnt: “Gut, lasst uns zuerst<br />

auf die Aufgabentafel für heute sehen. Karaka soll sich die Geschichte „König Midas und<br />

das Goldene Vlies“ anhören. Ihr bekommt vier Blätter, und darauf sollt ihr die vier wichtigsten<br />

Ereignisse zeichnen. Über die Zeichnungen schreibt ihr eine passende Überschrift.<br />

Dann sollt ihr das Gedicht „der haarige Hund“ für eine öffentliche Darbietung lernen und<br />

danach habt ihr im Textbuch zu arbeiten. Ich möchte, dass Rimu zu mir <strong>zum</strong> Lesen<br />

kommt. Danach habt ihr Partnerlesen aus der Wahlbox, danach habt ihr Wortsuchen ...<br />

Totari und Kowhai nehmen sich Gedichte vor und lesen gemeinsam still, danach kommt ihr<br />

zu mir <strong>zum</strong> Lesen. Ponga und Manuka holen sich aus ihrem Regal ein Buch, lesen gemeinsam<br />

still ... Ben und Jordan, ihr sollt, falls ihr dazu Zeit habt, die Geschichte am Computer<br />

fertig schreiben ...“ (Wilkinson & Townsend, 2000, S. 460)<br />

2 In Deutschland wird eine soziale relative Norm verwendet: Es reicht den Lehrern, wenn die Mehrzahl der Schüler erfolgreich<br />

die Fibelaufgaben bewältigt. Da die kognitiven Voraussetzungen sehr unterschiedlich sind, gibt es im Hinblick auf diese<br />

relative Norm immer viele Schüler, die beim Erreichen dieser Norm Schwierigkeiten haben und versagen. Durch die Überprüfung<br />

der erreichten Kompetenz der einzelnen Schüler werden die Lehrer stärker für das Erreichen der Kompetenzstufen und<br />

der absoluten Norm „flüssiges Lesen“ sensibilisiert. In deutschen Schulen wird als normales Ergebnis hingenommen, wenn<br />

zwischen 20 und 30 % der Schüler in den ersten drei Schuljahren nicht lernen, Texte wirklich flüssig zu lesen.<br />

Mittwoch, den 2. März 2005<br />

Dr. Martin Wellenreuther – Institut für Pädagogik – Universität Lüneburg<br />

4


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Wellenreuther<br />

Vergleich: Neuseeländischer und deutscher Leseunterricht:<br />

1) In Neuseeland werden Lernmaterialien nach Schwierigkeit geordnet. „Im Gleichschritt<br />

marsch“ gilt in Neuseeland nur für die Lernaktivitäten der homogenen Lerngruppe. Wenn<br />

ein Schüler die Schwierigkeiten seiner Kompetenzstufe gemeistert hat, kann er in die<br />

nächsthöhere Kompetenzstufe aufsteigen. Dadurch wird sichergestellt, dass sich keine<br />

größeren Lücken im systematischen Wissensaufbau ergeben. In Deutschland gilt dagegen<br />

für die ganze heterogene Lerngruppe „im Gleichschritt marsch“.<br />

2) In Neuseeland geht es um das Erreichen flüssigen Lesens für möglichst alle Schüler.<br />

Das ist eine absolute, keine relative Norm. Schüler vergleichen sich hauptsächlich mit dieser<br />

absoluten Norm. Das Erreichen der Zwischenstufen <strong>zum</strong> Erreichen dieses Endziels ist<br />

klar geregelt: Ein Schüler muss, um in die nächst höhere Kompetenzstufe aufzusteigen,<br />

beim Lesen einer Geschichte seiner Kompetenzstufe 95 % der Wörter richtig lesen. Falls<br />

das Erreichen des End-Ziels „flüssiges Lesen“ gefährdet ist, werden massive Maßnahmen<br />

wie z. B. zusätzlicher individueller Unterricht durch eine dafür abgestellte Lehrkraft ergriffen.<br />

Deutsche Lehrer können für ihre Klassen am Ende der 2. Klasse gar nicht sicher angeben,<br />

wie viele Schüler nicht flüssig lesen können. In deutschen Schulen wird als normales Ergebnis<br />

hingenommen, wenn etwa 20 % der Schüler in den ersten zwei bis drei Schuljahren<br />

nicht lernen, Texte wirklich flüssig zu lesen.<br />

Vermutlich hängen die Erfolge des Lesenlernens in Neuseeland mit zwei Faktoren zusammen:<br />

(1) Die Durchführung von individuellen Lesetests ermöglicht eine genaue Platzierung der<br />

Schüler in einer leistungshomogenen Gruppe.<br />

(2) Durch diese Platzierung wird eine adaptive Strukturierung des Lernangebots erst möglich:<br />

Die Schüler können in den leistungshomogenen Gruppen Lernangebote in der Zone<br />

der nächsten Entwicklung erhalten.<br />

Die Durchführung von individuellen Lesetests vermitteln den Schülern das Gefühl, ein konkretes<br />

Ziel bis zur Meisterschaft erreicht zu haben, ohne dabei das zu erreichende Endziel<br />

aus dem Blick zu verlieren. Dadurch kann auf identitätsverletzende Informationen <strong>zum</strong><br />

Rangplatz in der Klasse verzichtet werden. Diese Interpretation steht in Übereinstimmung<br />

mit den Ergebnissen einer experimentellen Studie von Butler (1988). Erhielten hier die<br />

Schüler keine Noten, sondern nur Kommentare, dann verbesserten sie ihre Leistungen.<br />

Die Gruppe, die Noten und Kommentare erhielt, zeigte ein signifikantes Absacken der Leistungen,<br />

ähnlich wie die Gruppe, die nur Noten erhielt. 3<br />

3 Was könnte in Deutschland gemacht werden, um diese Situation zu verbessern, wenn man nicht die neuseeländischen<br />

Bedingungen auf Deutschland übertragen kann? Ein erster Schritt zur Verbesserung dieser Situation wäre, Unterrichts-<br />

Mittwoch, den 2. März 2005<br />

Dr. Martin Wellenreuther – Institut für Pädagogik – Universität Lüneburg<br />

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<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Wellenreuther<br />

3 Individualisierung durch Bildung heterogener Lerngruppen: Die<br />

Gruppenrallye nach Slavin<br />

In der Gruppenrallye nach Slavin wird Heterogenität als Ressource für das Lernen aller<br />

Schüler, insbesondere der schwächeren Schüler genutzt. Gruppenrallyes eignen sich vor<br />

allem für die Einübung und Festigung von Inhalten, die zuvor vom Lehrer eingeführt und<br />

erklärt wurden. Sie eignen sich damit für ganz normalen Unterrichtsstoff. Insbesondere in<br />

Fächern wie Mathematik, Deutsch oder in den Fremdsprachen ergibt sich häufig die Notwendigkeit<br />

einer gezielten Einübung und Festigung von Inhalten, die zuvor vom Lehrer erklärt<br />

wurden.<br />

Zunächst werden heterogene Gruppen von vier bis fünf Schülern gebildet, die gleich leistungsstark<br />

sind. Diese Gruppen erhalten Namen (z. B. Quadrate, Mathe-Monster). Eine heterogene<br />

Zusammensetzung ist aus verschiedenen Gründen wichtig:<br />

• Sie stellt sicher, dass die stärkeren Schüler den schwächeren gezielt helfen können.<br />

• Sie schafft bessere Möglichkeiten <strong>zum</strong> Abbau ethnischer oder sozialer Vorurteile, weil<br />

Heterogenität auch soziale Heterogenität umfasst.<br />

Der normale Ablauf einer Gruppenrallye sieht folgendermaßen aus:<br />

• Klassenunterricht von 1 – 2 Stunden pro Woche: 4 Hierbei werden neue Inhalte eingeführt,<br />

Verfahrensweisen diskutiert, und die Regeln der Gruppenarbeit besprochen.<br />

• Gruppenlernen, 1 – 2 Stunden: Das Gruppenlernen findet in den heterogenen Viereroder<br />

Fünfergruppen statt. Die Schüler erhalten Aufgabenblätter und zugehörige Lösungsblätter<br />

5 (pro Gruppe jeweils zwei; vgl. Anhang). Innerhalb der Gruppen werden in<br />

materialien nach Kompetenzstufen zu ordnen und diese Materialien dann entsprechend der erreichten Kompetenzstufen<br />

bei den Schülern systematisch einzusetzen. Die LehrerInnen müssten dann aber bereit sein, wenigstens drei homogene<br />

Lerngruppen zu bilden und diesen dann unterschiedliche Lernaufgaben zu stellen. Dann müsste aber auch regelmäßig<br />

geprüft werden, ob die Schüler um eine Kompetenzstufe aufsteigen können.<br />

Ferner ließe sich die Wirksamkeit des deutschen Leseunterrichts erheblich verbessern, wenn man regelmäßig schon bei<br />

Schulbeginn jeden Schüler danach testen würde, ob er hinsichtlich des Lesen- und Schreibenlernens die erforderliche<br />

phonologische Bewusstheit schon entwickelt hat (vgl. Jansen, Mannhaupt, Marx & Skowronek 2002). Alle Schüler mit<br />

unzureichender phonologischer Bewusstheit müssten im ersten Jahr in diesem Bereich gezielt z. B. mit Hilfe des empirisch<br />

geprüften Programms von Forster und Martschinke gefördert werden (vgl. Forster & Martschinke 2001). Nach<br />

Forschungen, die wir in Lüneburg durchgeführt haben, können dann fast alle Schüler in den ersten beiden Schuljahren<br />

erfolgreich Lesen- und Schreiben lernen (vgl. Böer 2003). In dieser Studie wurden zunächst nach dem Bielefelder<br />

Screening die Schüler von Versuchs- und Kontrollgruppen ausgewählt, deren phonologische Bewusstheit für den Leseund<br />

Schreibunterricht zu gering ausgeprägt war. Nachfolgend wurden die ausgewählten Schüler der Versuchsgruppe<br />

nach dem Rundgang durch Hörhausen gezielt geschult, die Kinder der Kontrollgruppe (vergleichbare Schüler aus Parallelklassen)<br />

erhielten traditionellen Förderunterricht. Durch die gezielte Förderung konnten die Schüler der Versuchsgruppe<br />

in ihren Leistungen sich so stark verbessern, dass sie normal beschulbar waren. Die Ergebnisse waren trotz relativ<br />

kleiner Gruppen signifikant.<br />

4 Die Zeitangaben beziehen sich auf Fächer mit vier bis fünf Stunden Fachunterricht in der Woche (z. B. in einem Hauptfach<br />

wie Mathematik oder Deutsch).<br />

5 Die Vergabe von Antwortblättern hat den Sinn, den Schülern eine Möglichkeit zur Kontrolle ihrer Lösungen an die Hand zu<br />

geben. Die Schüler müssen natürlich den verantwortungsbewussten Umgang mit diesen Antwortblättern lernen. Wenn sie die<br />

Mittwoch, den 2. März 2005<br />

Dr. Martin Wellenreuther – Institut für Pädagogik – Universität Lüneburg<br />

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<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Wellenreuther<br />

Zweier- oder Dreiergruppen die Aufgaben bearbeitet, um danach sofort die Lösung mit<br />

den anderen Schülern zu vergleichen. Wenn ein Schüler eine Aufgabe nicht lösen kann,<br />

dann sind die anderen Mitglieder der Gruppe dafür verantwortlich, ihm die Lösung in<br />

einer Weise zu erklären, dass der Schüler diese Erklärung selbst mit eigenen Worten<br />

rekonstruieren kann. Der Lehrer hat darauf zu achten, dass die Schüler die Arbeitsblätter<br />

genau beantworten und sie die Lösungen nach den ausgehändigten Antwortbogen<br />

auch kontrollieren.<br />

• Leistungstest, Dauer ½ bis höchstens 1 Schulstunde. Ziel ist eine individuelle Leistungsprüfung.<br />

Für die Durchführung wird die Sitzordnung verändert, zur Vermeidung<br />

von Mogeln werden möglicherweise Paralleltests ausgehändigt. Eine Zusammenarbeit<br />

bzw. ein gegenseitiges Helfen ist hierbei nicht erlaubt. Durch ein spezielles Berechnungsverfahren<br />

wird sichergestellt, dass schwächere Schüler den gleichen Betrag <strong>zum</strong><br />

Gruppenergebnis beisteuern können wie gute Schüler. Individuelle Leistungsverbesserungen<br />

zählen für das Gruppenergebnis am meisten. Dies wird aus der folgenden Berechnungstabelle<br />

deutlich, bei der Testergebnisse in Form von Lösungsprozentsätzen<br />

ausgedrückt werden.<br />

Berechnung der Punkte für das einzelne Team aufgrund der Testergebnisse (vgl. Slavin<br />

1995, S. 80)<br />

Individueller Test – Basistest (Vergleich von Lösungsprozentsätzen)<br />

Team erhält<br />

10 Punkte oder mehr schlechter 5 Punkte<br />

9 Punkte bis 0 Punkte schlechter 10 Punkte<br />

1 bis 9 Punkte besser 20 Punkte<br />

10 und mehr Punkte besser oder optimales Ergebnis 30 Punkte<br />

• Für jede Gruppe wird aufgrund der individuellen Testergebnisse ein Gesamtpunktwert<br />

gebildet. Wenn eine Gruppe dabei einen hohen Durchschnittswert erzielt, bekommt sie<br />

eine Urkunde, die in der Klasse ausgehängt wird. Der Lehrer sollte die Tests schnell, d.<br />

h. bis zur nächsten Stunde auswerten und die Ergebnisse mitteilen.<br />

• Rückmeldung an die Gruppen: Sowohl die individuellen Ergebnisse als auch die Gruppenergebnisse<br />

werden mitgeteilt. Alle Schüler mit maximalem Verbesserungswert sollten<br />

namentlich aufgeführt werden. Wichtig ist nicht nur der individuelle Erfolg des einzelnen<br />

Schülers, sondern der Erfolg der gesamten Gruppe. Die Gruppe hat ja auch et-<br />

Lösungen abschreiben, können sie im anschließenden Test nicht erfolgreich sein. Vielleicht müssen sie diese Erfahrung selbst<br />

machen. Im Unterricht kann der Lehrer natürlich auf den sinnvollen Umgang mit den Antwortbögen eingehen.<br />

Mittwoch, den 2. März 2005<br />

Dr. Martin Wellenreuther – Institut für Pädagogik – Universität Lüneburg<br />

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<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Wellenreuther<br />

was mit dem individuellen Erfolg zu tun. Entsprechend wird das Gruppenergebnis hervorgehoben<br />

(z. B. „Mathe-Monster wieder vorn“ oder „Die Quadrate haben aufgeholt“).<br />

Die Rückmeldung sollte sich allerdings nicht nur auf die Leistung, sondern auch auf den<br />

Prozess, wie die Leistung in den einzelnen Gruppen zustande gekommen ist, beziehen.<br />

Dazu ist erforderlich, dass der Lehrer sich während der Gruppenarbeit dazu Notizen<br />

macht. Zusätzlich kann am Ende der Gruppensitzungen ein Bogen an die Schüler ausgehändigt<br />

werden, auf dem sie ihre persönlichen Erfahrungen mit der Gruppe durch<br />

Ankreuzen deutlich machen können.<br />

Beispiel:<br />

Unsere Gruppe war heute<br />

Interessant .....0 ....0 ....0 ....0 ....0 ....0 ....langweilig<br />

Ruhig ...........0 ....0 ....0 ....0 ....0 ....0 ....laut<br />

Feindselig ......0 ....0 ....0 ....0 ....0 ....0 ....freundschaftlich<br />

Durcheinander ...0 ....0 ....0 ....0 ....0 ....0 ....geordnet<br />

Aufmerksam ......0 ....0 ....0 ....0 ....0 ....0 ....unaufmerksam<br />

Hat auf Fragen<br />

gut geholfen ....0 ....0 ....0 ....0 ....0 ....0 ....schlecht geholfen<br />

Ich hatte<br />

...keine Lust,<br />

große Lust, .....0 ....0 ....0 ....0 ....0 ....0 ...Fragen zu stellen<br />

Die Antworten können für die Rückmeldung der Testergebnisse zusätzlich ausgewertet<br />

werden. Über die Probleme in den Gruppen kann in der Klasse gesprochen werden, man<br />

kann allerdings auch die Ergebnisse der Befragung den Gruppen zur Beratung und Diskussion<br />

vorlegen. Die Gruppen sollten veranlasst werden, sich konkret erreichbare Ziele für<br />

eine Verbesserung der Gruppenarbeit zu setzen. Dazu kann der Lehrer auf spezielle Probleme<br />

der Zusammenarbeit in den Gruppen gesondert hinweisen (z. B. ein Schüler fühlt<br />

sich ausgegrenzt, ihm wird nur widerwillig geholfen).<br />

Die Interaktionsformen lassen insbesondere am Anfang meist zu wünschen übrig. Der<br />

Lehrer kann in der Klasse über einige Standards sprechen, die für die Gruppenarbeit bedeutsam<br />

sind, z. B. „Hören wir einander zu“; „Lassen wir einander ausreden“, „Ist es zu<br />

laut, stören wir die anderen durch unser Verhalten?“; „Fragen wir gegenseitig um Hilfe,<br />

wenn wir etwas nicht verstanden haben?“; „Geben wir uns Erklärungen, die der andere<br />

Mittwoch, den 2. März 2005<br />

Dr. Martin Wellenreuther – Institut für Pädagogik – Universität Lüneburg<br />

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<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Wellenreuther<br />

auch verstehen kann?“; „Behandle ich meine Gruppenmitglieder immer so, wie ich selbst<br />

von ihnen behandelt werden möchte?“<br />

Durch die Festlegung der Gruppenzusammensetzung wird in bestimmtem Umfang auch<br />

festgelegt, welche Gruppen ein hohes und welche ein eher niedrigeres Entwicklungspotential<br />

haben. Manche Gruppen harmonieren sehr gut, manche weniger gut. Deshalb sollte<br />

nach einer bestimmten Zeit, – Huber (1985) schlägt sechs Wochen vor – die Zusammensetzung<br />

geändert werden, damit die Mitglieder der weniger erfolgreichen Gruppen eine<br />

neue Chance für einen Gruppenerfolg bekommen.<br />

Nach den Ergebnissen der Metaanalyse von Slavin handelt es sich bei der Gruppenrallye<br />

um eine effektive Unterrichtsmethode, die im sozialen und kognitiven Bereich zu deutlich<br />

besseren Ergebnissen als alternative Unterrichtsmethoden führt. Dieser Erfolg der Gruppenrallye<br />

kann auf verschiedene Faktoren zurückgeführt werden:<br />

1) Die Belohnung der Gruppen mit hohen durchschnittlichen individuellen<br />

Lernzuwächsen: Im Mittelpunkt steht der individuelle Lernfortschritt eines jeden<br />

Gruppenmitglieds. Hier kann die Gruppe nur ein gutes Ergebnis erzielen, wenn alle,<br />

auch die schwächeren, viel dazulernen. Wenn Gruppenprodukte zu erstellen sind,<br />

dann fühlen sich meist nur wenige Mitglieder der Gruppe für das Ergebnis verantwortlich,<br />

die schwächeren Schüler werden abgehängt, weil sie <strong>zum</strong> Gruppenprodukt<br />

wenig beitragen können (vgl. Salomon & Globerson 1989).<br />

Das Belohnungssystem lässt zu, dass alle Gruppen gut abschneiden. Dies scheint<br />

aus Motivationsgründen durchaus sinnvoll. Allerdings werden Leistungsverbesserungen<br />

besonders prämiert, und nicht das Erreichen absoluter Standards. Dies hat<br />

den Nachteil, dass man sich nach einer gewissen Zeit kaum noch weiter verbessern<br />

kann. Deshalb wäre es sinnvoll, das Erreichen präzise definierter Standards stärker<br />

zu honorieren.<br />

2) Optimale Lernsequenzierung: Die Strukturierung des Lernens in a) Präsentation<br />

und Erarbeitung neuer Inhalte im Rahmen direkter Instruktion, b) Einübung und<br />

Anwendung der neuen Inhalte in der Gruppenarbeit und c) Prüfung des individuellen<br />

Kenntnisstands entspricht einer optimalen Lernsequenzierung.<br />

„Lesenlernen in Neuseeland“ und „Gruppenrallye“ haben zwei Dinge gemeinsam: (1) Eine<br />

präzise Vorstrukturierung des Lernarrangements und (2) der Lernform angepasste Unterrichtsmaterialien.<br />

Um jeweils effektiv in den homogenen bzw. heterogenen Gruppen arbeiten zu können,<br />

müssen geeignete Unterrichtsmaterialien entwickelt bzw. ausgewählt werden. So ist ein<br />

effektives Lesenlernen nur möglich, wenn geeignete, nach Schwierigkeitsgraden differenzierte<br />

Unterrichtsmaterialien für jede homogene Lerngruppe zur Verfügung stehen. Nur<br />

durch diese Materialien ist der Arbeitsaufwand für den Lehrer überhaupt leistbar.<br />

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<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Wellenreuther<br />

Auch für die Gruppenrallye benötigt man geeignete, dieser Arbeit angepasste Unterrichtsmaterialien.<br />

Dazu gehören insbesondere Arbeitsblätter mit den zu bearbeitenden Aufgaben,<br />

Lösungsblätter, die den Teams zur Kontrolle ausgehändigt werden, und Tests, die<br />

das behandelte Wissen überprüfen (vgl. dazu das Beispiel Prozentrechnung im Anhang).<br />

Um diese Entwicklungsarbeit zu leisten, scheint es erforderlich, dass Lehrer untereinander<br />

über einen längeren Zeitraum intensiv miteinander kooperieren, um arbeitsteilig die benötigten<br />

Unterrichtsmaterialien auszuarbeiten. 6<br />

4 Individualisierung durch adaptiven Unterricht – das Projekt von<br />

Black & Wiliam (2003)<br />

Unter dem Stichwort „Assessment for Learning“ wurde 1998 in England ein Projekt ins Leben<br />

gerufen, das<br />

- von einer äußerst sorgfältigen Literaturrecherche über alle Faktoren, die im Zusammenhang<br />

mit formativer Leistungsbewertung eine Rolle für schulisches Lernen<br />

spielen, ausging,<br />

- und in dem Lehrer durch Lehrerfortbildungen trainiert wurden, bestimmte Aspekte<br />

dieser Forschungen auf ihren eigenen Unterricht zu übertragen.<br />

Zum Ausgangspunkt meiner Diskussion möchte ich eine Unterrichtsroutine nehmen, wie<br />

sie in den meisten Klassenzimmern üblich ist: Eine Unterrichtseinheit wird zu einem bestimmten<br />

Thema durchgeführt, den Schülern wird rechtzeitig angekündigt, dass eine Klassenarbeit<br />

<strong>zum</strong> Abschluss geschrieben wird, diese wird dann geschrieben und nach 14 Tagen<br />

bis drei Wochen zurückgegeben. Durch Noten wird dann den Schülern verdeutlicht,<br />

wie gut sie die gestellten Aufgaben erfüllt haben und die Arbeit wird kurz nachbesprochen:<br />

Die Schüler sollen die gemachten Fehler korrigieren, danach wird mit der Unterrichtseinheit,<br />

die direkt nach dem Schreiben der Klassenarbeit begonnen wurde, fortgefahren.<br />

Der vorrangige Zweck der Klassenarbeit besteht hier im Feststellen des Lernstands der<br />

Schüler. Man spricht hier von der summativen Funktion der Leistungsmessung. Leistungsbewertung<br />

im formativen Sinne nutzt dagegen Leistungsdaten zur Verbesserung<br />

des schulischen Lernens. Eine Untersuchung von Martinez & Martinez (1992) soll diesen<br />

Ansatz verdeutlichen. In dieser Untersuchung ging es um die Wirkung der Häufigkeit des<br />

Testeinsatzes auf das Lernen bei erfahrenen oder unerfahrenen Lehrern. Man ging von einem<br />

Mastery-Learning Ansatz aus.<br />

Die Unterrichtseinheit wurde in sieben Kapitel unterteilt, zu jedem Kapitel wurden Tests<br />

geschrieben: Entweder ein Test (Kontrollgruppen) oder je nach dem im Test erreichten<br />

6 Zur Verdeutlichung der für die Gruppenrallye benötigten Unterrichtsmaterialien vgl. die im Anhang dargestellten Beispiele<br />

sowie Slavin (1995, S. 168 f.)<br />

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Leistungstand mehrere Tests. Die Lernenden konnten wählen, wie viele Tests sie bearbeiten<br />

wollten, als Mastery-Kriterium wurde „80 % der Aufgaben gelöst“ vorgegeben. Die abschließende<br />

Klausur konnte nur einmal geschrieben werden.<br />

Ergebnisse in der abschließenden Klausur (Mittlere Lösungsprozentsätze, Standardabweichungen,<br />

Stichprobengröße in Klammern)<br />

Häufigkeit des Testeinsatzes<br />

Qualifikation des Lehrers<br />

einmal<br />

häufiger bei Bedarf<br />

erfahrender, hochqualifizierter Lehrer 75,88 (15,27)<br />

(n = 23)<br />

normaler Lehrer 62,61 (19,88)<br />

(n = 18)<br />

82,44 (12,16)<br />

(n = 27)<br />

82,55 (10,54)<br />

(n = 20)<br />

Es zeigte sich ein signifikanter Effekt der Häufigkeit des Testeinsatzes. Der erfahrene Lehrer<br />

erreichte schon beim einmaligen Testen gute Ergebnisse. Erstaunlich scheint, dass bei<br />

einem Mastery-learning-Ansatz, bei dem Schüler <strong>zum</strong> gleichen Thema mehrere Tests<br />

schreiben können, der normale Lehrer ein viel besseres Ergebnis erreicht und unter dieser<br />

Voraussetzung kein Unterschied mehr zwischen erfahrenem, besonders qualifizierten Lehrer<br />

und weniger qualifiziertem Lehrer besteht.<br />

Bei der formativen Leistungsbewertung wird nachfolgender Unterricht durch Testergebnisse<br />

gesteuert. Die Unterrichtseinheit ist hier erst dann abgeschlossen, wenn die Schüler<br />

das, was zu lernen war, auch tatsächlich gelernt haben. Sicherlich: Dies macht mehr Aufwand,<br />

ist etwas kostspieliger, der Lernprozess dauert länger, aber für nachhaltiges Lernen<br />

ist diese Vorgehensweise effektiver. Viele Lernbereiche bauen aufeinander auf. Die Praxis,<br />

die abschließende Klassenarbeit als tatsächlichen Lernabschluss zu definieren, führt dazu,<br />

dass Schüler mit Lerndefiziten auch das darauf folgende Lernangebot nur bruchstückhaft<br />

aufnehmen können.<br />

Das Projekt von Black & Wiliam geht weit über diese Frage des Einsatzes von Klassenarbeiten<br />

und Tests hinaus. Es umfasst z. B. Fragen,<br />

- in welcher Weise ein lernwirksamer fragend-entwickelnder Unterricht zu gestalten<br />

ist, der eine möglichst hohe aktive Schülerbeteiligung bewirkt,<br />

- wie lernwirksame Rückmeldungen auf schulische Leistungen auszusehen haben,<br />

und<br />

- wie Schüler lernen, ihre eigenen Leistungen objektiv zu bewerten und sich realistische<br />

Leistungsziele zu setzen.<br />

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Heterogenität von Schülerleistungen bezieht sich bei diesem Ansatz nicht nur auf die Frage,<br />

wie man im Unterricht mit unterschiedlichen Lernständen, Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />

umzugehen hat. Im Mittelpunkt steht vielmehr die schlichte Frage, welche Faktoren allgemein<br />

<strong>zum</strong> Lernen im Unterricht beitragen.<br />

Ich möchte mich hier nur auf einige wesentliche Punkte konzentrieren.<br />

(1) Fragend-entwickelnder Unterricht: Der traditionelle fragend-entwickelnde Unterricht<br />

zeichnet sich durch eine rasche Abfolge von Lehrerfragen, Schülerantworten und<br />

Kommentaren des Lehrers dazu aus. Nach Rowe (1973) vergeht zwischen dem Stellen einer<br />

Frage und der Reaktion darauf im Durchschnitt knapp eine Sekunde. Es besteht also<br />

kaum Zeit, um in Ruhe über eine Sache nachzudenken. Entsprechend dominieren in diesem<br />

Unterricht dann auch Fragen, die schlichtes Wissen abfragen. In der Regel beteiligen<br />

sich an diesem Unterricht zwei bis drei gute, hochmotivierte Schüler, die anderen Schüler<br />

werden kaum erreicht. Man kann diese unbefriedigende Situation durch verschiedene<br />

Maßnahmen erheblich verbessern:<br />

- Man stellt weite Fragen, die den Schüler herausfordern, seine eigenen Gedanken zu<br />

einem Problem zu äußern: Statt „warum essen wir“? sollte man lieber fragen, „warum,<br />

glaubst du, essen wir?“ Im ersten Fall wird implizit behauptet, es gebe nur eine<br />

mögliche Antwort, im zweiten Fall wird nach der eigenen Auffassung gefragt,<br />

und die kann von der eigenen abweichen. Statt zu fragen „ist die 7 eine Primzahl“,<br />

sollte eher gefragt werden, „warum ist die 7 eine Primzahl?“<br />

- Der Lehrer nimmt sich mehrere Sekunden Zeit, erst dann wird ein Schüler aufgerufen,<br />

- in manchen Fällen fordert der Lehrer die Schüler zuerst dazu auf, ein Problem mit<br />

dem Nachbarn zu diskutieren, bevor es in der Klasse diskutiert wird,<br />

- bei einem stärker individualisierenden Unterricht, in dem die Schüler einer Klasse in<br />

einem Halbkreis vor der Tafel versammelt werden, kann der Lehrer sich länger um<br />

die Schüler mit größeren Verständnisschwierigkeiten kümmern. 7<br />

Ein solcher fragend-entwickelnder Unterricht wird den individuellen Problemen, und damit<br />

auch der Heterogenität der Schüler, viel besser gerecht als ein kurzschrittiger und kurzatmiger<br />

fragend-entwickelnder Unterricht. Wenn hier dann viele Schüler Beiträge <strong>zum</strong> Unterricht<br />

leisten, wird durch diese aktive Beteiligung mehr gelernt. Zudem erfährt der Lehrer<br />

etwas über die Verständnisse der Schüler und kann seinen Unterricht darauf beziehen. Die<br />

Fragen und Antworten in einem solchen fragend-entwickelnden Unterricht bereiten dann<br />

das Lösungsverhalten beim Test zielgerichtet vor, der Zusammenhang zwischen dieser<br />

7 Vgl. dazu Hannemann (2004). Nach der Konzeption von Hannemann werden zunächst alle Schüler vor der Tafel im<br />

Halbkreis versammelt und in ein neues Gebiet eingeführt. Dann können die Schüler, die alles verstanden haben, selbstständig<br />

weiterarbeiten, während die anderen noch weitere Hilfen und Erklärungsstützen bekommen können.<br />

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Form des fragend-entwickelnden Unterrichts und der formativen Leistungsbewertung ist<br />

offenkundig.<br />

Allerdings setzt ein guter fragend-entwickelnder Unterricht voraus, dass die Schüler einiges<br />

zu den aufgeworfenen Fragen sagen können.<br />

(2) Rückmeldungen: Für Schüler sind präzise und verständliche Rückmeldungen wichtig,<br />

aus denen sie ersehen können, durch welche Bemühungen sie ihre Leistungen verbessern<br />

können. Der Lehrer kann Leistungsdefizite durch verschiedene Methoden feststellen:<br />

- Durch Analyse von Tests oder Klassenarbeiten,<br />

- durch genaue Durchsicht von Hausaufgaben, und<br />

- durch die Antworten im Rahmen eines fragend-entwickelnden Unterrichts.<br />

Wichtig ist dabei ein Lernklima, das Fehler und Fehlverständnisse als produktives Element<br />

im Lernprozess eines jeden Schülers auffasst. Solche Fehlverständnisse sind dann Ausgangspunkte,<br />

um im Unterricht durch Diskussion von Antworten das Lernen der Schüler zu<br />

erweitern.<br />

Rückmeldungen sind vor allem wichtig, weil Lehrer durch sie einen Zusammenhang zwischen<br />

dem persönlichen Lernstand der Schüler und dem, was noch zu lernen ist, herstellen<br />

können. Lernen nimmt dabei auf das individuell Gelernte Rücksicht. Lehrer, die Fehler<br />

ihrer Schüler sorgfältig studieren, können diese im nachfolgenden Unterricht aufgreifen.<br />

Dies ist vor allem in den Fällen wichtig, in denen ein Großteil der Schüler bestimmte Punkte<br />

nicht verstanden haben. Individuelle Rückmeldungen erscheinen dann sinnvoll, wenn<br />

bestimmte Fehler nur bei vereinzelten Schülern auftreten. In diesem Fall kann der Lehrer<br />

auch auf solche Schwierigkeiten eingehen. Er kann z. B. die betreffenden Schüler zu einer<br />

Gruppe zusammenfassen und diesen die fraglichen Punkte nochmals erklären.<br />

Eine wichtige Möglichkeit, individuelle Schwierigkeiten erst gar nicht aufkommen zu lassen,<br />

ist die systematische Arbeit mit Lösungsbeispielen (vgl. Sweller 1999; Stark 1999). Die dabei<br />

auftretenden inneren Vergleichsprozesse ersetzen zu einem großen Teil die sonst äußerlich<br />

sichtbaren Prozesse des Versuchs- und Irrtumslernens. Indem man dadurch dem<br />

Lerner selbst die Möglichkeiten der Beurteilung seines Lernstands durch Analyse der Lösungsbeispiele<br />

an die Hand gibt, erleichtert man die Arbeit des Lehrers, der eigentlich ja<br />

auf alle möglichen Missverständnisse durch Rückmeldungen antworten müsste. Der Vorteil<br />

der Verwendung verschiedener Lösungsbeispiele liegt darin, dass sie die Verknüpfung vielfältiger<br />

Kenntnisse demonstrieren. Der Schüler kann diese komplexe Leistung in Ruhe studieren,<br />

ohne dass die Möglichkeiten des Arbeitsgedächtnisses überfordert werden. Wenn<br />

dagegen, wie in der Mathematik oder im Grammatikunterricht häufig üblich, nach einer<br />

ersten Erklärung gleich von den Schülern erwartet wird, dass sie das Gelernte auf die Lösung<br />

von Aufgaben übertragen können, riskiert man einen steinigen Umweg, bis die beabsichtigten<br />

Lernziele erreicht werden.<br />

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5 Zusammenfassung und Ausblick<br />

Welche Konsequenzen können nun aus den dargestellten Ansätzen für den praktischen<br />

Umgang mit Heterogenität gezogen werden? Ich möchte dazu drei Thesen formulieren:<br />

1) Unterrichtsmaterialien und individueller Lernstand müssen zusammenpassen.<br />

Die Unterrichtung homogener Lerngruppen führt dann zu positiven Ergebnissen,<br />

wenn diese Lerngruppen durch nach Schwierigkeit geordnete Unterrichtsmaterialien im<br />

Bereich der Zone der nächsten Entwicklung gefördert werden. Dabei sollte ein positives<br />

Förderklima geschaffen werden, das auf das Erreichen konkreter Ziele orientiert ist und<br />

nicht durch Vergleichsmessungen zu dem Leistungsstand der anderen Lerngruppen gestört<br />

wird.<br />

Ein gezieltes Fördern setzt immer voraus, dass die notwendigen kognitiven Voraussetzungen<br />

für den zu behandelnden Stoff erfüllt sind. Gegen diese Voraussetzung wird in<br />

Deutschland verstoßen, indem bei allen eingeschulten Kindern vorausgesetzt wird, dass<br />

sie <strong>zum</strong> Lesen- und Schreibenlernen z. B. über die erforderliche phonologische Bewusstheit<br />

verfügen. Wenn zu Schulbeginn standardmäßig das Bielefelder Screening<br />

(vgl. Jansen et al. 2002) durchgeführt würde und dann alle Schüler mit unzureichend<br />

entwickelter phonologischer Bewusstheit ein gezieltes Förderprogramm durchlaufen<br />

würden, könnte man dem Ziel, allen Schülern bis <strong>zum</strong> Ende des zweiten Schuljahrs flüssiges<br />

Lesen beizubringen, einen großen Schritt näher kommen.<br />

2) Die effektive Förderung der schwächeren Schüler setzt ein anderes System<br />

des Helfens, Erklärens und Beurteilens von Leistungen voraus. Wie die Gruppenrallye<br />

nach Slavin zeigt, ist die Unterrichtung heterogener Lerngruppen mit einem<br />

Motivationssystem effektiv, das die Förderung der schwächeren Schüler durch nochmaliges<br />

Erklären prämiert. Die Gruppe kann hier nur dann gewinnen, wenn möglichst alle<br />

Schüler, insbesondere aber die schwächeren, Leistungsverbesserungen erzielen.<br />

Ein entsprechendes Motivationssystem müsste auch für Lehrer in der Schule eingerichtet<br />

werden. In diesem System würden Lehrer dafür belohnt, wie viel sie ihren Kindern<br />

an Wissen und Können vermitteln, ohne dabei Angst und Schrecken zu verbreiten. Dazu<br />

müssten externe Leistungsprüfungen ihrer Schüler durchgeführt werden. Dabei sollten<br />

die Randbedingungen berücksichtigt werden (z. B. soziales Einzugsgebiet). Genauso wie<br />

in der Gruppenrallye letztlich nur zählt, was die individuellen Schüler als Leistung erbracht<br />

haben, sollte bei diesen externen Leistungsprüfungen nur zählen, was Lehrer unter<br />

mehr oder weniger widrigen Bedingungen bei ihren Schülern erreicht haben.<br />

3) Das derzeit praktizierte Phasenmodell des Unterrichts fördert oberflächliches Lernen.<br />

Nachhaltig gelernte, in vielfachen Kontexten angewandte, fest verankerte Inhalte und<br />

Fertigkeiten benötigen Zeit. Um die erforderliche Zeit zu gewinnen, müssen<br />

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Tests zur Steuerung des nachfolgenden individuellen Lernangebots genutzt<br />

werden. Die Heterogenität der Schüler zwingt dazu, Dinge mehrfach und auf verschiedene<br />

Weise zu erklären. Dies muss nicht immer mit der ganzen Klasse erfolgen: Der<br />

Lehrer kann Schüler mit bestimmten Problemen zusammenfassen und Dinge nochmals<br />

erklären. Es geht dabei darum, die Adaptivität des Unterrichts zu erhöhen. Dies kann<br />

durch einen anderen fragend-entwickelnden Unterricht, durch einen gänzlich anderen<br />

Einsatz von Klassenarbeiten und Tests und durch einen anderen Gebrauch von Rückmeldungen<br />

auf Klassenarbeiten erfolgen. Bestimmte Formen des individualisierenden<br />

Unterrichts werden diesem Anspruch einer höheren Adaptivität des Unterrichts besser<br />

gerecht als ein gleichschrittig geplanter Frontalunterricht.<br />

Allerdings stellt ein wirksamer individualisierter Unterricht hohe Ansprüche an Lehrer:<br />

- Ein hohes Maß an Arbeitsorganisation, Strukturierung von Lernmaterialien, Einrichtung<br />

verbindlicher Regeln und Ritualen, leicht überschaubares Ablagesystem für<br />

Unterrichtsmaterialien.<br />

- Die Weiterentwicklung und Bereitstellung von Unterrichtsmaterialien zusammen mit<br />

Lösungsbögen und individuellen Tests. Vom Ergebnis dieser Tests wird das Weiterarbeiten<br />

abhängig gemacht.<br />

- Mehr Verantwortung für Schüler: Auch die Übergabe bestimmter Funktionen an<br />

ausgewählte Schüler erscheint sinnvoll, sei dies im Rahmen eines Tutorensystems<br />

oder eines Chefsystems.<br />

- Mehr Kooperation unter Lehrern, Präsenzpflicht nachmittags an der Schule, Schule<br />

als Lernort für Lehrer und Schüler.<br />

Eine stärkere Individualisierung ist m. E. nur unter ganz bestimmten Bedingungen wirksam.<br />

Zum Schluss eine kleine Randbemerkung: Noch immer ist die deutsche Pädagogik in weiten<br />

Teilen anti- bzw. nicht-empirisch. Charakteristisch für empirische Fundierungen sind<br />

Erfahrungsberichte. Sicherlich kann man durch alle Formen des offenen Unterrichts, z. B.<br />

durch Stationenarbeit, etwas erreichen und die Schüler haben auch ihren Spaß daran. Die<br />

interessante Frage ist aber doch, ob dadurch mehr erreicht wird – und zwar im Sinne von<br />

Lernen und Spaß - als durch alternative Unterrichtsformen. In unserer Untersuchung über<br />

die Wirksamkeit von Stationenarbeit erzielten die Schüler aus vier Klassen mit Stationenarbeit<br />

nach 10 Unterrichtsstunden 21 Punkte, die parallel mit der Methode der direkten<br />

Instruktion unterrichteten Klassen erzielten jedoch 32 Punkte. Bei einem Erfahrungsbericht<br />

wäre das Ergebnis mit den Stationenklassen gleichwohl als großer Erfolg gepriesen worden,<br />

weil gar kein Vergleichsmaßstab vorhanden ist (vgl. Hinrichs 2003).<br />

Deshalb gilt: So lange man sich in der deutschen Pädagogik nicht ernsthaft bemüht, den<br />

Anschluss an die international längst übliche empirisch-experimentelle Forschung zu ge-<br />

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winnen, so lange wird man bei der Suche nach passenden Rezepten ratlos herumirren.<br />

Gerade jetzt ergibt sich die Chance, an den Universitäten und Hochschulen sowie in der<br />

nachfolgenden Praxisphase die Lehrerbildung grundlegend zu reformieren. Wir müssen<br />

insbesondere von der Vorstellung Abschied nehmen, mit dem Referendariat sei die Lehrerbildung<br />

abgeschlossen (vgl. Paine & Ma 1993; Stigler & Hiebert 1999). Lehrernovizen<br />

müssen auch nach dem Referendariat von guten, erfahrenen Lehrern lernen können. Dazu<br />

muss eine neue Kooperationskultur in den Schulen installiert werden, mit offenen Türen<br />

und wechselseitigen Hospitationen. In den Fächern werden Arbeitsgruppen gebildet, die,<br />

wie in Japan und China üblich, von Lehrern angeleitet werden, von denen aufgrund externer<br />

Leistungsüberprüfungen ihrer Schüler bekannt ist, dass sie „gute“ Lehrer sind. In diesen<br />

Arbeitsgruppen werden dann gemeinsam Unterrichtseinheiten entwickelt, diese im Unterricht<br />

erprobt und danach überarbeitet. Wie in jedem Bereich benötigen auch Lehrer bis<br />

<strong>zum</strong> Erreichen einer akzeptablen Professionalität mindestens 10 Jahre (vgl. Ericsson<br />

1996). In dieser Zeit müssen sie reflektierte, systematische Übungen durchführen. Im<br />

Englischen hat sich dafür der Begriff „deliberate practice“ eingebürgert. Eine derartige Professionalisierung<br />

im fortlaufenden Schulbetrieb wäre bei einer Präsenzpflicht für Lehrer<br />

von 36 Stunden oder bei Einführung von Ganztagsschulen sicherlich leichter als in einem<br />

Halbtagsschulsystem zu erreichen. Aber auch in einem Halbtagsschulsystem können viele<br />

Maßnahmen eingeleitet werden, um produktiv mit der vorhandenen Heterogenität der<br />

Schüler umzugehen.<br />

Literatur<br />

Black, Paul & Wiliam, Dylan (1998 a): Assessment and Classroom Teaching. Assessment<br />

and Education, 5, 7 – 73.<br />

Black, Paul & Wiliam, Dylan (1998 b): Inside the Black Box. Raising Standards Through<br />

Classroom Assessment. Phi delta kappan: a Journal for the promotion of leadership in<br />

education. Vol. 80, S. 139-148.<br />

Black, Paul, Harrison, Christine, Lee, Clare, Marshall, Bethan & Wiliam, Dylan (2003): Assessment<br />

for Learning. Putting it into practice. Open University Press, Maidenhead.<br />

Böer, K. (2003): Diagnose und Förderung phonologischer Bewusstheit in Grundschulen –<br />

diskutiert an einer praktischen Erprobung in einer ersten Klasse der Grundschule<br />

Mühlenweg, Hannover. Unveröffentlichte Examensarbeit, Universität Lüneburg.<br />

Butler, R. (1988): Enhancing and undermining intrinsic motivation: the effects of taskinvolving<br />

and ego-involving evaluation on interest and performance. British Journal of<br />

Educational Psychology, 58, 1-14<br />

Ericsson; K. Anders (1996): The Acquisition of Expert Performance: An Introduction to<br />

Some of the Issues. In: Ericsson; K. Anders (ed.): The Road to Excellence. The Acquisi-<br />

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<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Wellenreuther<br />

tion to Expert Performance in the Arts and Sciences, Sports and Games. Mahwah, New<br />

Jersey, S. 1 – 50.<br />

Faust, G. (2002): Pisa und die Grundschule. Interpretation der Befunde und mögliche Konsequenzen.<br />

Die Deutsche Schule, Bd. 94, No. 3, 300-317.<br />

Forster, M. & Martschinke, S. (2001): Leichter lesen und schreiben lernen mit der Hexe<br />

Susi. Übungen und Spiele zur Förderung der phonologischen Bewusstheit. Diagnose und<br />

Förderung im Schriftspracherwerb, Band 2. Donauwörth.<br />

Gutiérrez, R. & Slavin, R.E. (1992): Achievement effects of the Nongraded Elementary School:<br />

A best evidence synthesis. Review of Educational Research, Vol. 62, 333-376.<br />

Hannemann, Detlef (2004): Wege nach Rom. Praxishandbuch zur Individualisierung des<br />

Unterrichts in der Grundschule. Schneider Verlag Hohengehren.<br />

Hinrichs, Tatjana (2003): Stationenarbeit oder direkte Instruktion – ein empirischer Vergleich<br />

zweier Lernarrangements in vierten Grundschulklassen am Beispiel der Unterrichtseinheit<br />

„Die Spinne“. Unveröffentlichte Examensarbeit, Universität Lüneburg.<br />

Huber, G. L. (Hrsg.) (1985): 1: Lernen in Schülergruppen : A, Grundlagen. B, Organisationsmodelle<br />

und Materialien. In: Rotering-Steinberg, S. ... [Bearb.]. Pädagogischpsychologische<br />

Grundlagen für das Lernen in Gruppen: Studienbrief [Bearb.]. Deutsches<br />

Institut für Fernstudien an der Universität Tübingen, Tübingen: Dt. Inst. für Fernstudien.<br />

Jansen, H., Mannhaupt, G., Marx, H. & Skowronek, H. (2002 2 ): BISC. Bielefelder Screening<br />

zur Früherkennung von Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten. Göttingen: Hogrefe.<br />

Martinez, J.G.R. & Martinez, N.C. (1992): Re-examining repeated testing and teacher effects<br />

in a remedial mathematics course. British Journal of Educational Psychology, Vol.<br />

62, 356 – 363.<br />

Paine, L. & Ma, L. (1993): Teachers Working together: A Dialogue on organizational and<br />

cultural perspectives of chinese teachers. International Journal of educational Research,<br />

19/8, 675-718.<br />

Roßbach, H.-G. & Wellenreuther, M. (2002): Empirische Forschungen zur Wirksamkeit von<br />

Methoden der Leistungsdifferenzierung in der Grundschule. In: Heinzel, F. & Prengel, A.<br />

(Hrsg.): Heterogenität, Integration und Differenzierung in der Primarstufe. Jahrbuch<br />

Grundschulforschung 6, Opladen, 44 – 57.<br />

Salomon, G. & Globerson, T. (1989): When Teams do not Function the way they ought to.<br />

International Journal of Educational Research, Vol. 13, 89-99.<br />

Slavin, R. E. (1995 2 ): Cooperative Learning. Theory, Research, and practice. Ayllon and<br />

Bacon. Boston et al.<br />

Slavin, R. E. (1996): Education for all. Lisse: Swets & Zeitlinger.<br />

Stark, R. (1999): Lernen mit Lösungsbeispielen. Göttingen.<br />

Stigler, James W. & Hiebert, James (1999) The Teaching Gap. Best Ideas from the World’s<br />

Teachers for Improving Education in the Classroom. Free Press, New York.<br />

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Sweller, J. (1999): Instructional Design in Technical Areas. Australian Education Review<br />

No. 43. Acer Press, Camberwell, Victoria.<br />

Wellenreuther, M. (2004): Lehren und Lernen – aber wie? Empirisch-experimentelle Forschungen<br />

<strong>zum</strong> Lehren und Lernen im Unterricht. Grundlagen der Schulpädagogik, Band<br />

50. Schneider Verlag Hohengehren.<br />

Wilkinson, I. A. G. & Townsend, M. A. R. (2000): From Rata to Rimu: Grouping for instruction<br />

in best practice New Zealand classrooms. The Reading Teacher, Vol. 53, No. 6, 460-<br />

471.<br />

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Anhang: Der Gruppenrallye angepasste Unterrichtsmaterialien<br />

Für die Gruppenrallye müssen vorhandene Unterrichtsmaterialien modifiziert werden. Slavin<br />

schätzt dies als nicht besonders schwierig ein. Nachdem er darauf hinweist, dass in der<br />

John Hopkins Universität in seinem Institut umfangreiche Unterrichtsmaterialien für die<br />

Gruppenrallye für die verschiedensten Fächer und Klassenstufen entwickelt wurden, die<br />

erworben werden können, schreibt er:<br />

„However, it is quite easy to make your own materials. Simply make a worksheet, a worksheet<br />

answer sheet, and a quiz for each unit you plan to teach. Each unit should occupy<br />

three to five days of instruction.” (Slavin 1995, S. 74)<br />

Materialien für die Gruppenrallye (nach Slavin 1995, S. 168)<br />

Arbeitsblatt für die Prozentrechnung<br />

Ergänze!<br />

1. 5/8 = __________%<br />

2. 0,233 = ____________%<br />

3. 4 7/8 = _______________%<br />

4. 3/1000 = _____________%<br />

5. 16/25 = ______________%<br />

Ergänze!<br />

16. 24 = _______% von 96<br />

17. 6 = 48 % von _______<br />

18. ______ = 125 % von 86<br />

19. 0,5 = ________ % von 20<br />

20. 15 = 0,2 % von _______<br />

Schreibe als gemischte Zahl oder als einfachen,<br />

gekürzten Bruch<br />

21. ______ = 0,2 % von 2,5<br />

Ergänze!<br />

6. 28 %<br />

22. 12 = ______% von 3<br />

7. 105 %<br />

23. 5,76 = 6 % von ______<br />

8. 0,72 %<br />

24. ______ = 6 % von _______<br />

9. 2 1/5 %<br />

25. 3,5 = _______ % von 40<br />

10. 7,5 %<br />

Schreibe als Dezimalzahl<br />

11. 342 %<br />

12. 6 ½ %<br />

13. 27 1/9 %<br />

14. 4,63 %<br />

15. 1/8 %<br />

26. John hat von der Bank 175 $ zu einem Zinssatz von 10 % im Jahr ausgeliehen.<br />

Wie groß ist der gesamte Betrag, wenn John den Kredit nach 18 Monaten zurückzahlen<br />

will?<br />

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27. Sally arbeitet 15 Minuten an der Geschichtslektion, an den Matheaufgaben 20 Minuten<br />

und benötigte 1 ½ Stunden für das Schreiben eines Aufsatzes. Welchen<br />

prozentualen Anteil benötigte sie für die Matheaufgaben?<br />

28. Wenn ein Goldschmied für die Herstellung eines Rings Kosten von 15 $ hat und<br />

den Ring für 30 $ verkauft, wie hoch ist dann der Profit in Prozent, bezogen auf<br />

die Kosten?<br />

29. Zwei Löffel Erdnussbutter enthalten 9 Gramm Protein. Dies entspricht 15 % des<br />

täglichen Kalorienbedarfs. Wie viel Protein benötigt Dein Körper täglich?<br />

30. Zwei Löffel Erdnussbutter enthalten außerdem 0,8% des täglichen Bedarfs an Vitamin<br />

A. Wie viele Löffel Erdnussbutter musst Du essen, um den täglichen Bedarf<br />

an Vitamin A zu decken?<br />

Lösungsblatt<br />

1. 62,5 % 11. 3/40 21. 0,005<br />

2. 23,3 % 12. 0,065 22. 400 %<br />

3. 487,5 % 13. 3,42 23. 96<br />

4. 0,3 % 14. 0,463 24. 84<br />

5. 64 % 15. 0,00125 25. 8 ¾ % oder 8,75%<br />

6. 7/25 16. 25 % 26. 201,25 $<br />

7. 1 1/20 17. 12,5 27. 16 %<br />

8. 9/1250 18. 107,5 28. 100 %<br />

9. 11/500 19. 2,5 29. 30 Gramm<br />

10. 3/40 20. 7500 30. 250 Löffel<br />

Mittwoch, den 2. März 2005<br />

Dr. Martin Wellenreuther – Institut für Pädagogik – Universität Lüneburg<br />

20


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Wellenreuther<br />

Test dazu<br />

Ergänze!<br />

1. 7/25 = ______ %<br />

2. 7,293 = _______%<br />

3. 3 5/16 = _______ %<br />

4. 1/250 = ________%<br />

5. 2 2/125 = _______%<br />

…..--> Der Test enthält parallele Aufgaben <strong>zum</strong> Arbeitsblatt!<br />

Lösungsbogen<br />

1. 28 %<br />

2. 729,3 %<br />

3. 331,25 %<br />

4. 0,4 %<br />

5. 201,6 %<br />

….<br />

Lehrer sollten also, wenn sie die Gruppenrallye einsetzen wollen, zunächst in Kooperation<br />

diese Materialien entwickeln, also<br />

1. Arbeitsbögen,<br />

2. Zugehörige Lösungsbögen,<br />

3. <strong>zum</strong> Arbeitsbogen parallele Testaufgaben<br />

4. Zugehörige Lösungsbögen.<br />

Mittwoch, den 2. März 2005<br />

Dr. Martin Wellenreuther – Institut für Pädagogik – Universität Lüneburg<br />

21


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Wellenreuther<br />

Mittwoch, den 2. März 2005<br />

Dr. Martin Wellenreuther – Institut für Pädagogik – Universität Lüneburg<br />

22


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Faulstich-Wieland<br />

Prof. Dr. Hannelore Faulstich-Wieland<br />

Lernen Mädchen und Jungen anders? Befunde und praktische<br />

Konsequenzen<br />

Vortrag auf dem <strong>Symposion</strong> „Heterogene Lerngruppen in Schule und Unterricht“ am<br />

2.3.2005 im Rahme der didacta in Stuttgart<br />

Ausgangspunkt für dieses <strong>Symposion</strong> ist die im OECD-Bildungsbericht vom September 2004<br />

formulierte Forderung nach einem kompetenten Umgang mit Heterogenität als Mittel zur<br />

Verbesserung von Unterricht und Schule.<br />

Betrachtet man sowohl die seit zwanzig Jahren wieder geführte Koedukationsdebatte wie<br />

auch die Schulprogramme, in denen Aussagen zu einer geschlechterbewussten Arbeit getroffen<br />

werden (vgl. Koch-Priewe 2002), so zielen die empfohlenen Maßnahmen überwiegend<br />

auf eine Geschlechtertrennung, stellen also eine Absage an Heterogenität und ein Setzen<br />

auf (vermeintliche) Homogenität dar.<br />

Es stellt sich folglich die Frage, ob dies für den Abbau von Geschlechterungleichheiten gerechtfertigt<br />

ist. Um diese Frage zu beantworten, will ich folgendermaßen vorgehen:<br />

Zunächst soll kurz aufgezeigt werden, welche Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern<br />

zu finden sind – dies mache ich an der Bildungsteilhabe, an Fachpräferenzen und an Leistungen<br />

fest. Es kann bereits an dieser Stelle gesagt werden, dass sich sehr wohl Ungleichheiten<br />

finden lassen, die jedoch keineswegs nur mädchenbenachteiligend sind. Die im Titel<br />

für diesen Vortrag gestellte Frage „lernen Mädchen und Jungen anders?“ zielt allerdings<br />

nicht primär auf unterschiedliche Ergebnisse, sondern auf den Prozess des Lernens selbst.<br />

In einem zweiten Schritt geht es deshalb darum, nach Befunden für solche Unterschiede zu<br />

suchen. Da wird man nicht wirklich fündig. Dennoch lassen sich Erkenntnisse <strong>zum</strong> Zusammenhang<br />

von Interesse und Leistung aufzeigen, die wiederum auf Geschlechterdifferenzen<br />

verweisen. Interessant ist dann die Frage, wie es zu solchen Differenzen kommt – hierfür<br />

benötigen wir eine angemessene Gendertheorie. Die will ich in einem dritten Schritt kurz<br />

skizzieren. Es handelt sich dabei um die sozialkonstruktivistische Annahme des doing gender.<br />

Im vierten Schritt zeige ich an ausgewählten Beispielen, wie doing gender im heutigen<br />

Schulalltag funktioniert. An einigen Maßnahmen zur Mädchen- bzw. Jungenförderung wird<br />

aufzuzeigen sein, wie durch die Dramatisierung von Geschlecht Paradoxien entstehen, die<br />

den Absichten der Pädagoginnen und Pädagogen zuwiderlaufen.<br />

Abschließend sollen einige Konsequenzen für den Umgang mit Geschlecht im Schulalltag<br />

gezogen werden. Diese verstehe ich als Entdramatisierung von Geschlecht – oder eigentlich<br />

richtiger als die Herstellung einer Balance von Dramatisierung und Entdramatisierung.<br />

1


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Faulstich-Wieland<br />

1. Geschlechterungleichheiten im heutigen Bildungssystem<br />

Betrachtet man nur die Geschlechterverhältnisse bei den Schulabgängern, so waren 2002<br />

von denjenigen, welche die Schule mit Beendigung der Vollzeitschulpflicht ohne Abschluss<br />

verließen, 36,2% weiblich. D.h. fast Zweidrittel der Jugendlichen ohne Schulabschluss sind<br />

junge Männer. Von denen, die eine Hochschulreife erwarben, waren 53,1% weiblich, also<br />

deutlich mehr als die Hälfte (bmb+f 2004, S. 92/93). Auch der Anteil der Realschülerinnen<br />

liegt bei 51,9% (ebd., S. 92). Junge Frauen verlassen also die allgemeinbildenden Schulen<br />

wesentlich besser ausgebildet als junge Männer.<br />

Allerdings sind die Fachwahlen in den Schulen wie an den Universitäten bei den Geschlechtern<br />

sehr ungleich – mit einem klaren Überhang der Frauen in den Geistes- und Sozialwissenschaften<br />

und einem ebenso klaren Überhang der Männer in den Naturwissenschaften<br />

und der Technik. Diese Interessenunterschiede korrespondieren mit Leistungsunterschieden,<br />

die – wie die Internationale Grundschule-Lese-Untersuchung gezeigt hat - bereits am Ende<br />

der Grundschule vorhanden sind (vgl. Bos u.a. 2003) und – wie den PISA-Studien zu entnehmen<br />

ist - sich am Ende der Sekundarstufe eher noch verfestigt haben.<br />

An den aktuellen PISA-Ergebnisse (PISA-Konsortium Deutschland 2004) will ich dies kurz<br />

verdeutlichen. Wie schon im Jahr 2000 schneiden die Mädchen in der Lesekompetenz signifikant<br />

besser ab als die Jungen, ihr Mittelwert liegt 42 Punkte über dem der Jungen (vgl. Tab.<br />

1). In Mathematik dagegen sind die Jungen signifikant besser, allerdings beträgt der Abstand<br />

nur neun Punkte. Auch in den Naturwissenschaften erreichen die Jungen sechs Punkte<br />

mehr, diese Differenz ist jedoch nicht signifikant – ebenso wenig wie der sechs Punkte<br />

betragende Vorsprung der Mädchen beim Problemlösen.<br />

Schaut man genauer differenzierter auf die Ergebnisse und vergleicht wenig kompetente<br />

Jugendliche einerseits und kompetenzstarke andererseits hinsichtlich der Geschlechtszugehörigkeit,<br />

dann finden wir sowohl Risikoschülerinnen wie Risikoschüler (vgl. Tab. 2). Etwa ein<br />

Zehntel aller 15jährigen müssen als hoch risikobelastet gelten, weil sie in allen Basiskompetenzen<br />

auf oder unter den beiden unteren Kompetenzstufen liegen – dies sind 11,9% der<br />

Jungen und 9,7% der Mädchen. Für ein gutes Fünftel bis fast ein Viertel beider Geschlechter<br />

gilt dies in der Mathematik sowie in den Naturwissenschaften. Im Problemlösen gehören<br />

12,8% der Mädchen und 15,1% der Jungen dazu. In allen Bereichen finden wir mehr Jungen<br />

als Mädchen, besonders groß ist die Differenz in der Lesekompetenz: Hier übersteigt der<br />

Anteil der Risikoschüler mit 28% den der Risikoschülerinnen um 11,7 Prozentpunkte.<br />

Ebenfalls etwa ein Zehntel der Jugendlichen befindet sich in allen Kompetenzbereichen auf<br />

den oberen Stufen, auch hier sind es etwas mehr Jungen als Mädchen. Erfreulicherweise<br />

gehört in den Naturwissenschaften ein gutes Drittel zu den kompetenzstarken, beim Problemlösen<br />

sind dies ein gutes Fünftel. Am schlechtesten schneidet hier die Mathematik ab, bei<br />

der auch die Differenzen zwischen den Geschlechtern deutlich sind: Der Anteil der Mädchen<br />

2


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Faulstich-Wieland<br />

liegt mit 14,3% um 4,1 Prozentpunkte unter dem der Jungen. In der Lesekompetenz allerdings<br />

wiederholt sich die Schwäche der Jungen: 38,6% der Mädchen, aber nur 24,7% der<br />

Jungen sind hier kompetenzstark.<br />

Die PISA-Autoren verweisen darauf, dass sich Geschlechterunterschiede in den Naturwissenschaften<br />

auch hinsichtlich verschiedener kognitiver Kompetenzen zeigen lassen: Mädchen<br />

sind besser, wenn es darum geht, „eine getroffene Entscheidung oder vorgenommene<br />

Bewertung zu begründen“ (ebd., S. 125). In der „Kompetenz zur aktiven Verbalisierung naturwissenschaftlicher<br />

Sachverhalte“ (ebd., S. 124) übertreffen sie ebenfalls die Jungen. Jungen<br />

dagegen sind „im numerischen und graphischen Repräsentationsmodus sowie beim<br />

konvergenten Denken besser“ (ebd., S. 141). Deutlich überlegen sind sie beim Umgang mit<br />

mentalen Modellen, d.h. bei der Fähigkeit, komplexe naturwissenschaftliche Sachverhalte in<br />

eine räumlich-geometrische Vorstellung zu übersetzen. Dieses Profil zeigt sich im Prinzip auf<br />

allen Leistungsniveaus, wenn man die Kompetenzen nach Quartilen aufteilt (vgl. Abb. 1).<br />

Dabei nimmt der Vorsprung der Mädchen mit höheren Leistungen ab, während der Vorsprung<br />

der Jungen <strong>zum</strong> Teil erst entsteht oder mit zunehmendem Leistungsniveau größer<br />

wird. Trotzdem betonen die PISA-Autoren ausdrücklich, „dass die Geschlechterunterschiede<br />

im Gesamttest und der Gesamtpopulation verschwindend klein beziehungsweise in substanzieller<br />

Größe nur im obersten Quartil vorhanden sind“ (ebd., S. 142).<br />

Fragen wir im nächsten Schritt, ob es Hinweise darauf gibt, dass solche Differenzen Ergebnis<br />

unterschiedlicher Lernprozesse sind?<br />

2. Lernen Mädchen und Jungen anders – lesen und rechtschreiben?<br />

Die Behauptung, dass Mädchen und Jungen anders lernen, ist einem Sammelband von Sigrun<br />

Richter und Hans Brügelmann (1994) zu entnehmen – er lautet etwas sybillinisch „Mädchen<br />

lernen anders lernen Jungen“. Aufgezeigt wird darin, dass die Rechtschreibleistungen<br />

bei Wörtern, die dem Alltagsgebrauch der Kinder entnommen sind, deutlich besser sind –<br />

und dies gilt geschlechterdifferent, d.h. Jungen haben einen anderen „Lieblingswortschatz“<br />

als Mädchen. Ähnliches konnte die aktuellere IGLU-Studie aufzeigen. Die Autoren vermuten,<br />

dass diese Ergebnisse „für ein wenn auch nur leichtes, interessengeleitetes Lernen spezifischer<br />

Wörter“ sprechen (Bos u.a. 2003, S. 249, vgl. auch Schwippert u.a. 2004). Carolin Picker,<br />

die Schreibproben von 124 Kindern mit der Aachener Fehleranalyse zur Rechtschreibung<br />

ausgewertet hat, findet Differenzen, nach denen Jungen Wörter korrekter schreiben,<br />

die Kompositionen sind (Tor+wart), während Mädchen bessere Leistungen bei Wörtern<br />

erbringen, in denen Flexionen vorkommen (bekomm-t) (Picker 2004).<br />

Während die zuerst genannten Ergebnisse eine theoretisch plausible Erklärung für die gefundenen<br />

Differenzen anbieten – nämlich die Bedeutung von Motivation und Interesse für<br />

Leistung -, gibt es bei Picker keine Interpretation. Damit aber dramatisiert sie einen Unterschied,<br />

der möglicherweise irrelevant ist – Bettina Dausien hat auf das methodische Problem<br />

3


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Faulstich-Wieland<br />

aufmerksam gemacht, dass in der Regel nicht geklärt ist „wie die Signifikanzkriterien definiert<br />

werden, um eine beobachtete und den Regeln entsprechend anerkannte Differenz als ‚Beweis’<br />

gelten zu lassen, wie ‚groß’, ‚schwer’ oder ‚dick’ die Differenz also sein muss, um theoretisches<br />

Gewicht zu haben“ (Dausien 1999, S. 227).<br />

Die neue PISA-Studie beinhaltet auch den Versuch, emotionale und motivationale Faktoren<br />

für die Beschäftigung mit Mathematik – dem Schwerpunkt dieser PISA-Erhebungswelle - zu<br />

erfassen. Erfragt wurden Freude und Interesse an Mathematik, Mathematikangst, Leistungsmotivation<br />

und instrumentelle Motivation, sich mit Mathematik z.B. im Hinblick auf Berufs-<br />

und Karriereaussichten zu befassen. Transformiert man die Skalenwerte so, dass sie<br />

im nationalen Durchschnitt einen Mittelwert von 0 haben und dass zwei Drittel der Schülerinnen<br />

und Schüler Skalenwerte zwischen –1 und +1 aufweisen, dann lassen die nach Geschlecht<br />

ausgewiesenen Daten erkennen, dass Mädchen und Jungen sich in allen Variablen<br />

unterscheiden (vgl. Abb. 2).<br />

Mädchen sind weniger an Mathematik interessiert – wobei insgesamt nur etwa die Hälfte der<br />

Jugendlichen Freude an Mathematik bekundet (PISA-Konsortium Deutschland 2004, S.<br />

203). Sie sind weit weniger davon überzeugt, Mathematik für ihre Zukunft brauchen zu können.<br />

Wenngleich die deutschen Jugendlichen vergleichsweise wenig Mathematikangst zeigen,<br />

so findet sich diese eher bei den Mädchen als bei den Jungen. Auch haben sie ein<br />

deutlich geringeres Selbstvertrauen als die Jungen, d.h. sie glauben weniger von sich, Mathematik<br />

z.B. schnell lernen zu können oder sich die Lösung von mathematischen Aufgaben<br />

zuzutrauen.<br />

Betrachtet man die Selbsteinschätzungen der verschieden kompetenten Jugendlichen in<br />

Bezug auf das Fach Mathematik (Abb. 3 und 4), dann bleiben zwar Geschlechterdifferenzen<br />

bestehen, aber es steigt bei den kompetenzstarken Mädchen sowohl das Interesse wie das<br />

Selbstvertrauen deutlich an und sinkt die Mathematikangst ebenso deutlich ab. Nach wie vor<br />

allerdings bleibt der zukunftsbezogene Nutzen der Mathematik für sie unterdurchschnittlich.<br />

Bei den kompetenzschwachen Jugendlichen steigt die Mathematikangst vor allem bei den<br />

Jungen, während das Selbstvertrauen bei beiden Geschlechtern erheblich sinkt.<br />

Diese Erkenntnisse lassen sich für die Veränderung des Unterrichts m.E. nutzen – verweisen<br />

sie doch darauf, sich verstärkt auch mit den emotionalen und motivationalen Aspekten des<br />

Fachunterrichts auseinander zu setzen. Zugleich sollten sie nicht dazu verleiten, die Mädchen<br />

den Jungen gegenüber zu stellen. Statt einer Homogenisierung nach Geschlecht gilt es<br />

mit Heterogenität umzugehen: Je genauer man hinschaut, umso eher wird man die individuellen<br />

Differenzen erkennen können – auf sie adäquat zu reagieren, trägt auch zur Geschlechtergerechtigkeit<br />

bei.<br />

Dies möchte ich allerdings im nächsten Schritt mit der Skizzierung einer Gendertheorie noch<br />

etwas genauer ausführen.<br />

4


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Faulstich-Wieland<br />

3. Doing gender<br />

Alltägliches Verhalten unterliegt einem ständigen Bewertungsprozess, durch den Interaktionspartner<br />

wechselseitig Einfluss aufeinander nehmen und die soziale Ordnung ebenso wie<br />

die individuelle Entwicklung produzieren und reproduzieren. Erving Goffman hat solche Interaktionsrituale<br />

minutiös beobachtet und beschrieben (Goffman 1986). Candace West und<br />

Don Zimmerman, die als erste vom doing gender, nämlich der Herstellung und ständigen<br />

interaktiven Reproduktion von geschlechtsangemessenem Verhalten, gesprochen haben,<br />

sehen in der Bewertung – also in der Frage nach der Geschlechtsangemessenheit - das entscheidende<br />

Moment. Allerdings geht es durchaus nicht darum, sich normativ korrekt zu verhalten<br />

– so wie es sich für eine Frau oder einen Mann idealerweise „gehört“, sondern das<br />

Verhalten eines Menschen kann immer vor der Folie der Geschlechtszugehörigkeit beurteilt<br />

werden. Doing gender „is to engage in behavior at the risk of gender assessment“ (West/<br />

Zimmerman 1991, S. 23).<br />

Zentral an diesem Ansatz ist die Annahme, dass nicht eine biologische oder natürliche Anlage<br />

das Verhalten steuert, sondern die Interaktionen und der soziale Kontext entscheidend<br />

dafür sind, ob sich eine Person als „weiblich” oder „männlich” darstellt und/oder so wahrgenommen<br />

wird. Der Glaube an eine natürliche biologische Steuerung des Geschlechts – der<br />

es uns so schwer macht, doing gender als interaktionelle Leistung zu begreifen - wird durch<br />

drei „axiomatische Basisannahmen“ (Hirschauer 1989, 1993, 1994) gespeist:<br />

‣ Die Annahme der Konstanz – wir unterstellen, dass ein Mensch, der uns heute als Frau<br />

begegnet, nicht morgen als Mann auftritt, wir gehen also von einer lebenslangen Gültigkeit<br />

der Geschlechtszugehörigkeit aus.<br />

‣ Die Annahme einer Naturhaftigkeit von Geschlecht – Geschlecht wird an körperlichen<br />

Merkmalen festgemacht, insbesondere an den äußeren Geschlechtsmerkmalen. Dabei<br />

sehen wir davon ab, dass diese Merkmale in der alltäglichen Interaktion normalerweise<br />

nur bedingt erkennbar sind.<br />

‣ Die Annahme der Dichotomizität – wir kennen nur eine polare Zugehörigkeit, man ist<br />

entweder weiblich oder männlich, jedoch nichts dazwischen oder jenseits davon.<br />

Diese Annahmen erleichtern uns die Darstellung der Geschlechtszugehörigkeit, denn im<br />

alltäglichen Umgang vertrauen wir der „moral certainty“ (West/ Zimmerman 1991, S. 19) und<br />

kategorisieren Menschen nach dem Geschlecht gemäß einem „if-can“-Test: „This test stipulates<br />

that if people can be seen as members of relevant categories, then categorize them<br />

that way“ (ebd., S. 20). Solange wir nicht Grund für ernsthafte Zweifel haben, genügt der<br />

Augenschein der ersten Zuordnung <strong>zum</strong> weiblichen oder männlichen Geschlecht, um jemand<br />

als Frau oder Mann zu akzeptieren. Wir sorgen jedoch auch dafür, uns so zu geben,<br />

dass ein Erkennen unserer Geschlechtszugehörigkeit „sofort” möglich ist und wir erwarten<br />

gleiches von unserem Gegenüber. In der Interaktion halten wir diese Balance, wir benehmen<br />

5


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Faulstich-Wieland<br />

uns also im Rahmen der Bewertungsmaßstäbe, die unser Handeln als angemessen erscheinen<br />

lassen. Unstimmigkeiten treten dabei „natürlich“ auf, weil die Verhaltensspielräume<br />

durchaus groß und eben nicht strikt vorgegeben sind. Wir verfügen aber über die Fähigkeiten,<br />

mit diesen Spielräumen gekonnt umzugehen. Wir können auch sehr wohl bewusst gegen<br />

Zuschreibungen verstoßen, bewegen uns dann aber auf dem schmalen Grat zwischen<br />

der Anerkennung als „außergewöhnlicher Frau“ und der Diskriminierung als „Mann-Weib“.<br />

Man kann also festhalten: In unserem alltäglichen Verhalten präsentieren und aktualisieren<br />

wir die Geschlechterdifferenz. Insofern kann man die von West/ Zimmerman aufgestellte<br />

Omnirelevanz-Annahme bestätigen: Geschlecht spielt immer eine Rolle, ob wir das wollen<br />

oder nicht. Trotzdem verändern sich die kulturellen Formen von gender – gibt es je nach<br />

historischer und gesellschaftlicher Situation höchst unterschiedliche Bestimmungen dessen,<br />

was „accountable“ – geschlechtsangemessen - ist (vgl. Robak 1988, Wetterer 1995).<br />

Neben den genannten „Basisannahmen“ gibt es weitere Aspekte des Arrangements der Geschlechter,<br />

die für überdauernde Zuschreibungen sorgen und doing gender erleichtern. Erving<br />

Goffman hat sie als „institutionelle Reflexivität“ bezeichnet. Die Etablierung paralleler<br />

Organisationen stellt beispielsweise eine solche institutionelle Reflexivität dar, welche die<br />

Herstellung von Differenzen besonders gut erlaubt:<br />

„Wie bei den parallelen Organisationen, die sich an anderen binären sozialen Klassifizierungen<br />

festmachen – Schwarze–Weiße, Erwachsene–Kinder, Offiziere–Rekruten und so<br />

weiter -, bietet die auf dem Geschlecht basierende parallele Organisation einen leicht<br />

handhabbaren Ausgangspunkt für die Etablierung einer unterschiedlichen Behandlung der<br />

Geschlechter“ (Goffman 1994, S. 114).<br />

Goffman bringt als Beispiel aus dem schulischen Raum die Praxis, die Kinder sich nach<br />

Mädchen und Jungen getrennt aufstellen zu lassen, bevor sie die Klassenräume betreten<br />

dürfen.<br />

„Wenn Kinder einmal dazu gebracht wurden, nach Geschlechtern getrennte Schlangen zu<br />

bilden, dann kann auch leicht veranlasst werden, dass die weibliche vor der männlichen<br />

Schlange ins Haus geht, vermutlich um dem ‚zarteren’ Geschlecht beim Verlassen der<br />

rauen Außenwelt den Vortritt zu geben und umso beiden Geschlechtern eine kleine Lektion<br />

über die korrekte Rücksichtnahme auf das soziale Geschlecht zu erteilen“ (ebd.).<br />

Über solche Dramatisierungen der Differenz lassen sich folglich unterlegte Glaubensvorstellungen<br />

bzw. Stereotype reproduzieren. Wir haben es hier mit dem Wechselspiel von Strukturen<br />

und ihren Interpretationen zu tun.<br />

Symbolischen Repräsentationen kommt dabei, aber auch unabhängig von institutionellen<br />

Reflexivitäten, eine wichtige Bedeutung für die Konstruktion von Geschlecht zu. Dinge und<br />

Tätigkeiten werden mit männlich oder weiblich assoziiert – beispielsweise runde Gegenstände<br />

oder warme Farben mit weiblich, eckige Gegenstände oder kalte Farben mit männlich.<br />

Entscheidend für Symbolisierungen von Geschlecht ist, dass alle Vergeschlechtlichungen mit<br />

jeweils binären und oppositionellen Charakterisierungen arbeiten. Was einzeln betrachtet<br />

eine willkürliche Einteilung darstellt, erhält durch die Einreihung in ein System homologer<br />

6


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Faulstich-Wieland<br />

Gegensätze (hoch/tief, oben/unten, vorne/hinten, gerade/krumm, trocken/feucht usw.) eine<br />

objektiv und subjektiv notwendige Wahrnehmung. Pierre Bourdieu spricht von einem unerschöpflichen<br />

Spiel von Umschreibungen und Metaphern, die eine gegenseitige Stützung<br />

dieser Denkschemata bewirken. So entsteht eine „Nötigung durch Systematizität“, da eine<br />

quasi natürliche Bestätigung die Bedeutungen verdoppelt und verstärkt (Bourdieu 1997a, b).<br />

Bourdieu fordert für Veränderungen folglich auch eine symbolische Revolution – d.h. nicht<br />

nur eine Veränderung der Ordnung der Dinge, der materiellen Strukturen, sondern auch einen<br />

mentalen Umbruch, „eine Transformation der Kategorien der Wahrnehmung, die uns<br />

dazu bringen, dass wir bei der Perpetuierung der bestehenden Gesellschaftsordnung mitspielen“<br />

(Bourdieu 1997b, S. 98). Eine Entkoppelung von Mathematik und Naturwissenschaften<br />

mit hart und damit mit männlich wäre z.B. ein Schritt in diese Richtung.<br />

Die soziale Konstruktion von Geschlecht verweist also <strong>zum</strong> einen auf die kulturelle und gesellschaftliche<br />

Gemachtheit dessen, was mit Geschlecht gemeint ist. Doing gender macht<br />

zugleich klar, dass jede und jeder an der Konstruktion beteiligt ist, sie interaktionell immer<br />

wieder reproduziert. In Schule und Unterricht gehört <strong>zum</strong> Umgang mit Heterogenität, diese<br />

komplexen Zusammenhänge von individuellem Verhalten, sozialen Interaktionen und institutionell-organisatorischen<br />

Maßnahmen zu berücksichtigen, wenn Geschlechtergerechtigkeit<br />

erreicht werden soll.<br />

4. Doing gender im heutigen Schulalltag<br />

Ein solcher gendertheoretischer Ansatz erlaubt, Maßnahmen, die mit einer Dramatisierung<br />

von Geschlecht arbeiten, auf ihre Wirkungen für eine Veränderung des Geschlechterverhältnisses<br />

hin zu analysieren – wenngleich hier noch erheblicher Forschungsbedarf besteht, da<br />

die meisten Genderforschungen im Schulbereich sich an Differenzkonzepten orientieren.<br />

An einigen Beispielen aus unserem gerade abgeschlossenen Forschungsprojekt zur sozialen<br />

Konstruktion von Geschlecht (vgl. Faulstich-Wieland/ Weber/ Willems 2004) möchte ich<br />

aufzeigen, wie ein geschlechtersensibler Anspruch seitens der Lehrkräfte nicht zu einem<br />

Mehr an Geschlechtergerechtigkeit führt, weil stereotype Annahmen von Geschlecht zugrunde<br />

gelegt werden. In dem Forschungsprojekt haben wir drei Gymnasialklassen über drei<br />

Schuljahre, nämlich das 7. bis 9. bzw. das 8. bis 10., ethnografisch begleitet. Eine dieser<br />

Klassen war mit Zweidrittel Jungen und einem Drittel Mädchen jungendominant, eine zweite<br />

mit dem umgekehrten Verhältnis mädchendominant, die dritte ausgewogen zusammengesetzt.<br />

Wir finden in den Unterrichtsbeobachtungen einige Interaktionen, in denen Lehrkräfte explizit<br />

Differenzen zwischen den Geschlechtern ansprechen und damit zugleich vermitteln, was<br />

angemessen ist.<br />

„In dem Tumult sagt Frau Ferreira zu Kurt mit spaßigem Unterton, nachdem dieser verkündet,<br />

dass er die Hausaufgaben vergessen habe: ‚Du versaust das Bild!’ Darauf kommt<br />

7


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Faulstich-Wieland<br />

jedoch keine Reaktion, ich denke die Bemerkung geht unter, bzw. wird nicht verstanden.<br />

Ich denke mir, dass sie darauf anspielt, dass Kurt der einzige Junge ist, der die Hausaufgaben<br />

nicht gemacht hat.<br />

Diese Vermutung bestätigt sich kurz danach. Frau Ferreira bittet darum, dass sich alle<br />

melden sollen, die ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben. 7-8 Finger gehen in die Höhe.<br />

‚So, jetzt sagt mir Henning, warum Kurt das Bild versaut’, fordert sie Henning lachend<br />

auf. Dieser antwortet flugs, dass Kurt der einzige Junge sei. ‚Genau’, erwidert die Lehrerin.<br />

Sonst habe man das oft genau andersherum, dass die Mädchen die Hausaufgaben<br />

hätten und die Jungen nicht, da sie es verschlampt, vergessen, oder so, hätten. Sie lächelt<br />

bei dieser Ausführung ihrer Beobachtungen“ (Ad01127v) 1 .<br />

Im Deutschunterricht der 10. Klasse haben ein Viertel keine Hausaufgaben, darunter nur ein<br />

Junge. Die Lehrerin dramatisiert Geschlecht, indem sie mit scherzhaftem Ton herausarbeiten<br />

lässt, wie ungewöhnlich es sei, dass fast alle Jungen die Hausaufgaben gemacht hätten.<br />

Normalerweise – und hier bestärkt die Lehrerin, was als geschlechtsangemessen gilt – wären<br />

die Mädchen ordentlich, während die Jungen schlampig und vergesslich seien.<br />

Anhand von Auswertungen der Protokolle aus dem Physikunterricht in einer der drei Klassen<br />

im 8. Jahrgang kann gezeigt werden, wie möglicherweise im Unterricht die emotionalen und<br />

motivationalen, wie dann auch leistungsmäßigen Differenzen zwischen Mädchen und Jungen<br />

„hergestellt“ werden.<br />

Der Physiklehrer ermahnt im Verlauf der beobachteten Stunden sowohl Schülerinnen wie<br />

Schüler einige Male zur Ruhe, meistens indem er sie beim Namen ruft. Seine Kommentare<br />

zu Antworten der Schülerinnen und Schüler beschränken sich im Allgemeinen auf Bestätigungen<br />

durch „ja“ oder auf Ablehnung durch „nein“. Drei Ausnahmen davon gibt es: In zwei<br />

Fällen finden wir massive Kritik an Beiträgen von Schülerinnen:<br />

„Monja geht nach vorn und zeichnet das Lot falsch ein.<br />

L: (in einer Melodie) uiuiuiuiuiuiuiu. Die anderen schauen sich das bitte an. Tu mal einen<br />

Schritt zurück. Was hat sie versucht? Eine Linie an einen Kreis zu zeichnen. Diese Linie<br />

wollten wir nicht haben.<br />

(Er erklärt nicht warum)“ (Cp91109s).<br />

„Luisa liest nun von ihrer Arbeit: ‚Man hält das Lineal vor die Augen ... (führt aus).<br />

Also ich fang mal an zu kritteln. Nicht um Dich jetzt persönlich zu treffen. Nur um das allgemein<br />

zu besprechen. – ‚Das Lineal vor die Augen‘, das ist zu ungenau.“(Cp91207d).<br />

In beiden Fällen greift der Lehrer inhaltlich auf, was die Schülerinnen gemacht bzw. gesagt<br />

haben, und kennzeichnet dies als falsch und ungenau. Er erklärt nicht, was falsch ist bzw.<br />

wie eine richtige Antwort ausgesehen hätte, sondern belässt es bei der deutlichen Kritik. Eine<br />

solche Reaktion auf Antworten von Schülern haben wir während der Beobachtungen nicht<br />

gefunden, wohl aber einmal eine Reaktion auf Nichtwissen bei einem Schüler:<br />

„L: Wie nennt man eine Gerade, die vom Mittelpunkt ausgeht?<br />

L. ruft nun Sascha auf. Sascha hat sich nicht gemeldet.<br />

Sascha: Ne, weiß ich nicht.<br />

L, etwas ungehalten: Doch, weißt Du schon.<br />

Sascha: Ja, hab ich vergessen.<br />

1 Die Protokollbezeichnung erklärt sich folgendermaßen: A steht für Klasse A, d für Deutsch, 0 für die Erhebung<br />

2000, 1127 steht für das Datum, in diesem Fall für den 27.11.00, v steht für die Protokollantin.<br />

8


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Faulstich-Wieland<br />

L: Einen Radius“ (Cp91207d).<br />

Der Lehrer unterstellt dem Schüler, dass er die richtige Antwort weiß, was dieser – geschickt<br />

sich auf das Spiel einlassend – nutzt, um zu sagen, er habe sie gerade nicht parat. Dies wird<br />

vom Lehrer akzeptiert, der ihm mit der Nennung des gesuchten Begriffs aushilft.<br />

Das implizite wie explizite Feedback, das die Schülerinnen einerseits, der Schüler andererseits<br />

bekommen, entspricht dem vorfindbaren Selbstkonzept, nach dem Schülerinnen sich<br />

weniger zutrauen als sie können, Schüler aber mehr. Die Beobachtungen in den Protokollen<br />

können als Hinweise auf die Mechanismen der Produktion solcher Einschätzungen gewertet<br />

werden.<br />

Dramatisierungen von Geschlecht – die Geschlechtertrennung gehört m.E. dazu - bieten den<br />

Jungen die Möglichkeit, sich gegen Maßnahmen zu wehren oder sich als ungerecht behandelt<br />

zu fühlen. Es bleibt ihnen nicht verborgen, dass der Anspruch von Geschlechtergerechtigkeit<br />

häufig mit negativen Charakterisierungen des Jungenverhaltens einhergehen. Während<br />

in Schulprogrammen oder Projekten als Ziele für Mädchen genannt wird, dass sie ein<br />

höheres Selbstbewusstsein entwickeln sollen, wird von den Jungen erwartet, sich weniger<br />

dominant zu verhalten. D.h. die Zielsetzungen für Mädchen sind positiv formuliert und besetzt,<br />

die für Jungen dagegen gehen mit Kritik an ihnen einher. Folgendes Beispiel zeigt, wie<br />

Mädchenparteilichkeit durch die Lehrkräfte Widerstand bei den Jungen produziert.<br />

Die jungendominante Klasse sollte im 8. Jahrgang über einige Wochen eine Einführung in<br />

die Arbeit mit dem Computer erhalten. Der Unterricht sollte mit der Hälfte der Klasse durchgeführt<br />

werden, während die andere Hälfte zur gleichen Zeit Deutschunterricht erhielt. Kurz<br />

vor Beginn der Unterrichtseinheit entstand folgende Protokollaufzeichnung:<br />

„Die eine Gruppe soll für zwei Stunden in der Woche ein Vierteljahr lang informationstechnische<br />

Grundbildung haben und die andere Deutsch im Wechsel. Achmed fragt, wie<br />

die Gruppen eingeteilt werden. Nathalie wirft ein: ‚Nach Alphabet’. Sven meint: ‚Jungen<br />

und Mädchen getrennt’. Frau Böttcher geht nicht darauf ein und führt aus: ‚Das haben wir<br />

schon beschlossen’ (Sie meint, sie und die Klassenlehrerin Frau Storm hätten die Zusammensetzung<br />

schon festgelegt). Sie erläutert dann ausführlich den Wechselmodus<br />

etc., ohne auf die Gruppenzusammensetzung einzugehen. Sie sagt, es ginge um das<br />

Thema Sexualität. Siegfried signalisiert Begeisterung. Sie sagt: ‚Moment! Es geht um sexuellen<br />

Missbrauch’. Eine Weile später fragt Achmed noch mal danach, wie die Gruppenaufteilung<br />

aussieht. Die Lehrerin sagt: ‚Die Mädchen wollen zusammenbleiben und das<br />

werden sie auch’. Sven meint süffisant: ‚Die Jungen auch’. Die Lehrerin sagt entschieden:<br />

‚Nee’. und stützt sich wohl darauf, dass dies bei der hohen Anzahl der Jungen nicht möglich<br />

sei. Sören: ‚Veith und Joachim kommen noch zu den Mädchen’. Sven sagt schimpfend<br />

etwas vor sich hin, von dem ich 'Männerfeindlichkeit' und 'Rassismus' aufschnappen<br />

kann.“ (Ad80902d)<br />

Die Schülerinnen und Schüler wissen bereits, dass der Unterricht in Gruppen stattfinden<br />

wird. Auf die Frage von Achmed, wie die Gruppen aussehen werden, schlägt Nathalie vor,<br />

nach dem Alphabet zu gehen. Sven dagegen glaubt, Mädchen und Jungen würden getrennt.<br />

Da die Schule in einer Reihe von Projekten sich der Geschlechterfrage u.a. durch Geschlechtertrennung<br />

annimmt, kommt Svens Vermutung wahrscheinlich aus der Kenntnis<br />

9


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Faulstich-Wieland<br />

dieser Praxis. Die Lehrerin beantwortet zunächst weder Achmeds Frage noch geht sie auf<br />

die Vorschläge und Mutmaßungen ein, erklärt aber, der Teilungsmodus sei bereits beschlossene<br />

Sache. Stattdessen gibt sie bekannt, dass in dem parallelen Deutschunterricht das<br />

Thema Sexualität behandelt würde. Siegfrieds Begeisterung darüber wird von ihr sofort gedämpft,<br />

in dem sie präzisiert, es ginge um sexuellen Missbrauch. Warum sie dies unter das<br />

Thema Sexualität subsumiert, bleibt unklar. Nachdem Achmed nach einer Weile erneut darauf<br />

insistiert, zu wissen, wie die Gruppen aussehen werden, bestätigt die Lehrerin, was Sven<br />

vermutet hatte, nämlich dass es zu einer weitgehenden Geschlechtertrennung kommen würde,<br />

indem eine Jungengruppe und eine gemischte Gruppe entstehen sollten. Sie gibt an,<br />

dies sei der Wunsch der Mädchen – „Die Mädchen wollen zusammenbleiben und das werden<br />

sie auch“. Angesichts von Nathalies Vorschlag, die Gruppen nach Alphabet aufzuteilen,<br />

kann es wohl nicht der artikulierte Wunsch der Mädchen gewesen sein, sondern gibt ein ihnen<br />

von den Lehrerinnen unterstelltes Bedürfnis wieder. Die Jungen reagieren auf diese Begründung<br />

mit Widerstand und fordern nun ebenfalls, zusammen bleiben zu wollen – was<br />

angesichts ihrer Überzahl nicht möglich ist. In der Konsequenz grenzen sie zwei Außenseiter<br />

– Veith und Joachim - durch symbolische Verweiblichung aus, markieren das Ganze<br />

zugleich als „männerfeindlich“ bzw. „rassistisch“, wodurch sie ihren hegemonialen Anspruch<br />

aufrecht zu erhalten versuchen.<br />

Auch viele Mädchen leisten gegen die Protektion, die ihnen durch eine Geschlechtertrennung<br />

angedient wird, Widerstand. Dies zeigt sich insbesondere in einem Forschungsprojekt,<br />

in dem wir in einem österreichischen Gymnasium einen 7. Jahrgang über zwei Jahre begleiten<br />

(vgl. Faulstich-Wieland 2004). Von den drei Klassen dieses Jahrgangs wurde eine als<br />

Mädchenklasse geführt. Auch in den koedukativen Klassen findet <strong>zum</strong> Teil geschlechtergetrennter<br />

Unterricht beispielsweise im Werken statt. Von einer Schülerin wird dies im Interview<br />

massiv kritisiert:<br />

Viola: „...ja und sie haben nicht gemeint jetzt, ja bildet zwei Gruppen oder so, sondern, ja,<br />

wir trennen jetzt Buben Mädchen. Ohne Grund, eigentlich, nein! Sie haben gemeint (leicht<br />

verächtlich), weil dann vielleicht Mädchen vor Buben andere Themen nehmen würden<br />

und sich manche Themen nicht trauen würden, aber ich mein - stimmt nicht wirklich. Also<br />

für mich <strong>zum</strong>indest nicht.“ (Interview mit Viola, Sabine, Lydia, Falco März 2003).<br />

Viola demonstriert ihr Unverständnis einer geschlechtergetrennten Einteilung, für die sie keinen<br />

einleuchtenden Grund erkennen kann. Die Begründung, die wohl von den Lehrkräften<br />

gegeben wurde, Mädchen würden sich im getrennten Unterricht mehr zutrauen, weist sie<br />

zurück. Sie habe keine Protektion nötig. Ähnlich argumentieren auch ihre Mitschülerinnen<br />

gegenüber der Einrichtung einer Mädchenklasse.<br />

Administrative Trennungen, die nicht explizit auf die Bearbeitung des Geschlechterthemas<br />

selbst zielen – wie z.B. bei Fragen der Sexualität – oder die als Projekte freiwillig und nach<br />

Interesse gewählt werden können, sondern die den „regulären“ Unterricht betreffen, stoßen<br />

überwiegend bei Mädchen wie Jungen auf Ablehnung.<br />

10


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Faulstich-Wieland<br />

5. Gegen die Omnipräsenz von Geschlecht – Plädoyer für Entdramatisierung<br />

Von einem konstruktivistischen Standpunkt aus gilt es, den aktiven Part der Jugendlichen<br />

beim doing gender zu beachten. Es gibt viele Arten, auf denen die Schülerinnen und Schüler<br />

von Dramatisierungen von Geschlecht profitieren. Bisher gilt, dass hegemoniale Männlichkeit<br />

als Ressource für viele Jungen nach wie vor ein erfolgreiches Konzept ihrer Absichten darstellt.<br />

Das Hausaufgabenbeispiel verweist ja darauf, dass ihnen leicht nachgesehen wird,<br />

wenn sie schlampig oder vergesslich sind. Auch die Mädchen profitieren noch immer von<br />

Weiblichkeitsinszenierungen, in denen sie sich als unsicher und schützenswert darstellen.<br />

Nicht alle Handlungen müssen jedoch als eine Inszenierung von Geschlecht begriffen werden.<br />

Man kann andere Formen der sozialen Konstruktion benennen, beispielsweise das<br />

doing adult als Versuch, nicht kindlich, sondern erwachsen zu wirken. Oder das doing student:<br />

Darunter verstehen wir Strategien von Kindern und Jugendlichen, strukturelle Bedingungen<br />

der Schule zu handhaben, die durch institutionalisierte Kontrolle gekennzeichnet<br />

sind. Dies können Solidarisierungen gegen die Kontrolle der Lehrkraft sein – etwa das Vorsagen<br />

oder Abschreiben oder auch die Bestätigung bei Unsicherheit bezüglich einer richtigen<br />

Antwort. Rückzugsstrategien aus dem Unterricht, aber auch der Umgang mit Konkurrenz<br />

und Leistungsanforderungen sind Ausdruck von doing student.<br />

Lenkt man den Blick auf solche anderen Formen des doing differences, wie Candace West<br />

und Sarah Fenstermaker (1995) sie bezeichnet haben, dann lässt sich die These der Omnirelevanz<br />

der Kategorie Geschlecht relativieren. Stattdessen zeigt sich ein Spannungsfeld<br />

zwischen den Polen einer Dramatisierung und einer Entdramatisierung von Geschlecht. Gerade<br />

hinsichtlich des doing student lassen sich alle Varianten von Dramatisierung und Entdramatisierung<br />

zeigen. Es gibt einerseits Strategien, bei denen die Geschlechtszugehörigkeit<br />

eine Rolle spielt, weil Mädchen und Jungen auf je spezifische Strategien zurück greifen oder<br />

die Strategien unterschiedlich handhaben. Andererseits finden sich aber auch gleiche Strategien<br />

bei beiden Geschlechtern oder gleiche Handhabungen: Jungen zeigen sich konkurrenzorientierter<br />

als Mädchen und legen ein Dominanzverhalten an den Tag, Mädchen zeigen<br />

mehr Strategien der Solidarität und Kooperation miteinander. Aber solche Stereotypien werden<br />

andererseits auch wieder durchbrochen, indem etwa die Ausgrenzung von „Strebern“<br />

weder aktiv noch passiv an ein Geschlecht gebunden ist; oder die SchülerInnensolidarität<br />

über die Geschlechtergrenzen hinweg praktiziert wird. In solchen Verhaltensweisen tritt die<br />

soziale Kategorie Geschlecht in den Hintergrund.<br />

Dramatisierungen der Differenzen erschweren durch die klare Unterscheidung der Geschlechter<br />

<strong>zum</strong> einen die Wahrnehmung der Differenzierungen innerhalb der Gendergruppen.<br />

Zum anderen erzwingen sie mindestens teilweise ein stereotypes doing gender durch<br />

die Schülerinnen und Schüler.<br />

11


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Faulstich-Wieland<br />

Die Forderung nach Entdramatisierungen kann nun allerdings nicht bedeuten, zur vermeintlichen<br />

Geschlechtsneutralität zurück zu gehen. Jene Lehrkräfte, die glauben, keine Geschlechterunterschiede<br />

zu machen, alle gleich zu behandeln, sind sehr wohl in die alltäglichen<br />

doing gender Prozesse involviert, ebenso wie die Schülerinnen und Schüler. Sie reproduzieren<br />

auf diese Weise durchaus die „normalen“ Geschlechterbilder. Pädagogisches Handeln<br />

wäre deshalb rückzubinden an Selbstreflexionen des eigenen doing gender. Solche<br />

Selbstreflexionen sind ohne Genderkompetenz – also ein Wissen um die strukturellen Ungleichheiten,<br />

um sie stützende Geschlechterstereotype, um die symbolischen Repräsentationen,<br />

die sich immer wieder selbst bestätigen – nicht zu leisten. Gefragt ist dann aber eine<br />

Balance zwischen Dramatisierung und Entdramatisierung von Geschlecht. Für den pädagogischen<br />

Umgang mit Jungen wäre es wichtig, Schule derart zu gestalten, dass Jungen in<br />

ihrer individuellen Suche jenseits von Defizitorientierungen oder Remaskulinisierungen unterstützt<br />

werden. Für den pädagogischen Umgang mit Mädchen halten wir vor allem den<br />

Verzicht auf Protektionismus für wichtig, da dieser in den Aporien bisheriger Mädchenparteilichkeit<br />

verstrickt bleibt.<br />

Wenn man Mädchen und Frauen ebenso wie Jungen und Männer als Subjekt ihrer Handlungen<br />

akzeptiert, dann geht dies nur durch ein Ernstnehmen ihrer Einstellungen und Wünsche<br />

und durch eine Auseinandersetzung damit. Gemeinsame Gestaltungen in heterogenen Kontexten<br />

wären m.E. ein Weg dafür. Schule und Unterricht, die Schülerinnen und Schüler miteinbeziehen<br />

ohne diese primär als Repräsentanten ihres Geschlechts zu sehen, wären ein<br />

Weg, der sich lohnen würde, um eine geschlechtergerechte Atmosphäre zu schaffen. Gegen<br />

die bisherigen dramatisierenden Maßnahmen plädiere ich dabei für eine deutlich stärkere<br />

Entdramatisierung.<br />

Zitierte Literatur<br />

Bmb+f: Grund- und Strukturdaten 2003/2004. Bonn 2004.<br />

Bos, Wilfried/ Lankes, Eva Maria/ Prenzel, Manfred/ Schwippert, Knud/ Walther, Gerd/ Valtin, Renate<br />

(Hrsg.): Erste Ergebnisse aus IGLU. Schülerleistungen am Ende der vierten Jahrgangsstufe im<br />

internationalen Vergleich. Münster 2003<br />

Bourdieu, Pierre: Die männliche Herrschaft Aus: Dölling, Irene/ Krais, Beate (Hrsg.): Ein alltägliches<br />

Spiel Frankfurt/Main 1997a. S. 153-217.<br />

Bourdieu, Pierre: Männliche Herrschaft revisited In: Feministische Studien, 1997b, H. 15, S. 88-99.<br />

Dausien, Bettina: Geschlechtsspezifische Sozialisation - Konstruktiv(istische) Ideen zu Karriere und<br />

Kritik eines Konzepts Aus: Dausien, Bettina (Hrsg.): Erkenntnisprojekt Geschlecht Opladen 1999. S.<br />

216-246.<br />

Faulstich-Wieland, Hannelore: Das Geschlechterthema an einem österreichischen Gymnasium mit<br />

monoedukativer Tradition. Erste Ergebnisse einer wissenschaftlichen Begleitung. In: Buchen, Sylvia/<br />

Helfferich, Cornelia/ Maier, Maja S. (Hg.): Gender methodologisch.. Wiesbaden 2004, S. 231-247.<br />

Faulstich-Wieland, Hannelore/ Weber, Martina/ Willems, Katharina: Doing Gender im heutigen<br />

Schulalltag Empirische Studien zur sozialen Konstruktion von Geschlecht in schulischen<br />

Interaktionen Weinheim 2004.<br />

Goffman, Erving: Interaktionsrituale: über Verahlten in diekter Kommunikation. Frankfurt/Main 1986.<br />

Goffman, Erving: Interaktion und Geschlecht. Frankfurt a.M. 1994<br />

Hirschauer, Stefan: Dekonstruktion und Rekonstruktion. Plädoyer für die Erforschung des Bekannten<br />

In: Feministische Studien, 1993, H.2.<br />

12


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Faulstich-Wieland<br />

Hirschauer, Stefan: Die interaktive Konstruktion von Geschlechtszugehörigkeit In: Z.f.Soz., 1989, H. 2,<br />

S. 100-118.<br />

Hirschauer, Stefan: Die Soziale Fortpflanzung der Zweigeschlechtlichkeit In: Kölner Zeitschrift für<br />

Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 46, 1994, S. 668-692.<br />

Koch-Priewe, Barbara (Hrsg.): Schulprogramme zur Mädchen- und Jugendförderung. Die<br />

geschlechterbewusste Schule. Weinheim 2002<br />

Picker, Carolin: Mädchen lernen Rechtschreiben anders als Jungen In: Grundschule, 2004, H. 11, S.<br />

52-53.<br />

PISA-Konsortium Deutschland (Hrsg.): PISA 2003 Der Bildungsstand der Jugendlichen in<br />

Deutschland - Ergebnisse des zweiten internationalen Vergleichs Münster 2004.<br />

Richter, Sigrun / Brügelmann, Hans (Hrsg.): Mächen lernen anders lernen Jungen<br />

Geschlechtsspezifische Unterschiede beim Schriftspracherwerb CH Bottighofen am Bodensee 1994.<br />

Robak, Brigitte: Auf der Suche nach der weiblichen Facharbeit. Das Beispiel Schriftsetzerin Kassel<br />

(IAG GhK) 1988.<br />

Schwippert, Knut/ Bos, Wilfried/ Lankes, Eva-Maria: Lesen Mädchen anders? Vertiefende Analysen zu<br />

Geschlechtsdifferenzen auf Basis der Internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung IGLU. In:<br />

Zeitschrift für Erziehungswissenschaft 7 (2004) 2, S. 219-234.<br />

West, Candace/ Fenstermaker, Sarah: Doing Difference In: Gender & Society, 1995, H. 9, S. 8-37.<br />

West, Candace/ Zimmerman, Don H.: Doing Gender Aus: Lorber, Judith/ Farrelll, Susan A. (Hrsg.):<br />

The Social Construction of Gender Newbury Park (Sage) 1991. S. 13-37.<br />

Wetterer, Angelika (Hrsg.): Die soziale Konstruktion von Geschlecht in Professionalisierungsprozessen.<br />

Frankfurt/Main 1995.<br />

Weiterführende aktuelle Publikationen der Autorin<br />

Faulstich-Wieland, Hannelore: Geschlechterverhältnisse. In: Tippelt, Rudolf/ Rauschenbach, Thomas/<br />

Weishaupt, Horst (Hg.): Datenreport Erziehungswissenschaft 2004. Wiesbaden 2004, 121-137.<br />

Faulstich-Wieland, Hannelore: Doing Gender: Konstruktivistische Beiträge. In: Glaser, Edith/ Klika,<br />

Dorle/ Prengel, Annedore (Hg.): Handbuch Gender und Erziehungswissenschaft. Bad<br />

Heilbrunn/Obb. 2004, S. 175-191.<br />

Faulstich-Wieland, Hannelore: Schule und Geschlecht. In: Helsper, Werner/ Böhme, Jeanette (Hg.):<br />

Handbuch der Schulforschung. Wiesbaden 2004, S. 647-669.<br />

Faulstich-Wieland, Hannelore: Genderforschung. In: Krüger, Heinz-Hermann/ Grunert, Cathleen (Hg.):<br />

Wörterbuch Erziehungswissenschaft. Wiesbaden 2004, S. 210-215.<br />

Faulstich-Wieland, Hannelore: Mädchen und Naturwissenschaften in der Schule. Expertise für das<br />

Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung Hamburg. Oktober 2004. Adresse:<br />

http://www.erzwiss.uni-hamburg.de/Personal/faulstich-wieland/Expertise.pdf<br />

13


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Faulstich-Wieland<br />

Tabelle 1: Mittelwerte und Geschlechterdifferenzen in den PISA 2003-Ergebnissen<br />

Mittelwert gesamt<br />

Mittelwert Jungen<br />

Mittelwert Mädchen<br />

Jungen-<br />

Mädchen-<br />

Differenz<br />

Lesekompetenz 491 471 513 -42<br />

Mathematik 503 508 499 9<br />

Naturwissenschaften 502 506 500 6<br />

Problemlösen 513 511 517 -6<br />

Daten nach PISA-Konsortium Deutschland (2004) S. 104, 138, 160, 213, 215<br />

Tabelle 2: Anteile von Jungen und Mädchen in Prozent auf den unteren bzw. oberen Kompetenzstufen<br />

in den vier Basiskompetenzen<br />

Anteil auf den unteren Kompetenzstufen<br />

in %<br />

Anteil auf den oberen Kompetenzstufen<br />

in %<br />

Mädchen Jungen Mädchen Jungen<br />

Mathematik 21,3 21,4 14,2 18,3<br />

Lesen 16,3 28,0 38,6 24,7<br />

Naturwissenschaften 22,9 24,0 33,8 36,5<br />

Problemlösen 12,8 15,1 21,9 21,7<br />

Alle Kompetenzbereiche<br />

Ebd., S. 217<br />

9,7 11,9 10,4 11,8<br />

Abbildung 1: Geschlechterunterschiede in den kognitiven Teilkompetenzen<br />

Ebd., S. 142<br />

14


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Faulstich-Wieland<br />

Abbildung 2: Selbsteinschätzungen von Schülerinnen und Schülern in Bezug auf das Fach<br />

Mathematik (Gesamtstichprobe)<br />

0,3<br />

0,25<br />

0,2<br />

0,15<br />

0,1<br />

0,05<br />

0<br />

-0,05<br />

-0,1<br />

-0,15<br />

-0,2<br />

-0,25<br />

-0,3<br />

Interesse Instrumentelle Motivation Angst Selbstkonzept Selbstwirksamkeit<br />

Mädchen<br />

Jungen<br />

nach ebd. S. 220<br />

Abbildung 3: Selbsteinschätzungen von in Mathematik kompetenzstarken Schülerinnen und<br />

Schülern in Bezug auf das Fach Mathematik<br />

Obere Kompetenzstufen in Mathematik<br />

1,1<br />

1<br />

0,9<br />

0,8<br />

0,7<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0<br />

-0,1<br />

-0,2<br />

-0,3<br />

-0,4<br />

-0,5<br />

-0,6<br />

-0,7<br />

-0,8<br />

-0,9<br />

-1<br />

Interesse<br />

Instrumentelle<br />

Motivation<br />

Angst Selbstkonzept Selbstwirksamkeit<br />

Mädchen<br />

Jungen<br />

nach ebd., S. 220<br />

15


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Faulstich-Wieland<br />

Abbildung 4: Selbsteinschätzungen von in Mathematik kompetenzschwachen Schülerinnen<br />

und Schülern in Bezug auf das Fach Mathematik<br />

Untere Kompetenzstufen in Mathematik<br />

1,1<br />

1<br />

0,9<br />

0,8<br />

0,7<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0<br />

-0,1<br />

-0,2<br />

-0,3<br />

-0,4<br />

-0,5<br />

-0,6<br />

-0,7<br />

-0,8<br />

-0,9<br />

-1<br />

Interesse<br />

Instrumentelle<br />

Motivation<br />

Angst Selbstkonzept Selbstwirksamkeit<br />

Mädchen<br />

Jungen<br />

nach ebd., S. 220<br />

16


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Knauf<br />

Ministerium für Bildung, Jugend und Sport/ Anne Knauf<br />

Symposium „Heterogene Lerngruppen in Schule und Unterricht „<br />

(Didacta/Bildungsmesse Stuttgart)<br />

Unterricht in jahrgangsübergreifenden Lerngruppen: Opas<br />

Pädagogik oder Reformansatz?<br />

Die Illusion der homogenen Lerngruppe<br />

„Die Verschiedenheit der Köpfe ist das größte Hindernis aller Schülerbildung. Darauf<br />

nicht zu achten ist der Grundfehler aller Schulgesetze, die den Despotismus der<br />

Schulmänner begünstigen und alles nach einer Schnur zu hobeln veranlassen (F.<br />

Herbart, 1823).<br />

Diese Aussage trifft auch heute noch -170 Jahre später- die überwiegende Realität<br />

unseres Schulsystems zu: K.-J. Tilmann nannte es jüngst in einem Vortrag vor dem<br />

Landesschulbeirat des Landes Brandenburg: „Die Sehnsucht nach der homogenen<br />

Lerngruppe d.h. : Je geringer die Kompetenzunterschiede zwischen den<br />

SchülerInnen, je angeglichener ihr Vorwissen, je ähnlicher die Verhaltensweisen,<br />

desto besser kann mein Unterricht funktionieren. Vor diesem Hintergrund erhalten all<br />

die Maßnahmen ihren Sinn..: Zurückstellungen vom 1. Schulbesuch, Sitzen bleiben,<br />

Sonderschulüberweisungen, Sortierung nach Schulformen, Abschulungen.“<br />

Die Kinder in den deutschen Schulklassen werden <strong>zum</strong>eist in Jahrgangsklassen<br />

unterrichtet, d.h. alle Kinder eines gleichen Alters werden zu einer Lerngruppe<br />

zusammengefasst. Man/Frau geht davon aus, dass nämlich alle 6jährigen einen in<br />

etwa gleichen Erfahrungs- und Entwicklungsstand haben und sie daher gemeinsam<br />

fortschreitend unterrichtet werden können.<br />

„Im Gleichschritt in der Schule zu lernen, das hat noch nie funktioniert, weil Kinder<br />

verschieden und Lerngruppen grundsätzlich heterogen sind“.<br />

Mayer fragt in seinem Aufsatz „Vom Sinn und Unsinn der Jahrgangsklasse – heute!“,<br />

worauf sich diese Gleichartigkeit/Homogenität bezieht und kommt zu dem Schluss,<br />

dass weder eine Gleichheit des Lebensalters, noch eine gleiche Leistungsfähigkeit<br />

bzw. ein gleiches Entwicklungsalter der Kinder zur Begründung oder Definition der<br />

Jahrgangsklasse herangezogen werden können. Er stellt auch fest, dass die<br />

Jahrgangsklasse, die homogen konzipiert ist, sich durch ein hohes Maß an<br />

Heterogenität auszeichnet.<br />

Diese Heterogenität kann sich auf verschiedene Aspekte beziehen:<br />

Unterschiede im Bereich der kognitiven Lernvoraussetzungen<br />

Unterschiede in den sprachlichen Kompetenzen<br />

Unterschiede in den sozialen Kompetenzen<br />

Unterschiede in den Interessen und Neigungen, in der Leistungsmotivation und den<br />

Erwartungen an Lehrer, Mitschüler und Schulinhalte<br />

Unterschiede in den physischen und gesundheitlichen Voraussetzungen<br />

Unterschiede im Alter<br />

Unterschiede in den Traditionen, Werten und Normen<br />

Unterschiede zwischen den Geschlechtern.<br />

1


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Knauf<br />

Zurückstellung und Sitzen bleiben einerseits und Früheinschulung und Überspringen<br />

andererseits tragen als Maßnahmen zur Wahrung vermeintlicher Leistungshomogenität<br />

zusätzlich dazu bei, dass die Jahrgangsklasse bezogen auf das Alter<br />

der Kinder keine homogene, sondern eine heterogene Lerngruppe ist.<br />

Ein weiterer Aspekt, der zur Heterogenität beitragen kann, ist der gemeinsame<br />

Unterricht behinderter und nicht behinderter Kinder.<br />

Heterogenität von Grundschulkindern ist aber auch entwicklungspsychologisch zu<br />

begründen. Genetische Potentiale nehmen Einfluss auf den Entwicklungsprozess der<br />

Kinder. Eine sichere Parallelität zwischen dem Entwicklungsstatus und dem Alter<br />

besteht.<br />

Ein weiterer Aspekt, der zu Unterschieden zwischen den Kindern beiträgt, ist die<br />

sozialökonomische Situation ihrer Familien. Der Anteil armer Kinder, die jünger als<br />

16 Jahre sind, ist in der Bundesrepublik Deutschland in den vergangenen Jahren<br />

kontinuierlich gestiegen.<br />

Neben den unterschiedlichen wirtschaftlichen Situationen in den Familien trägt auch<br />

die kulturelle Vielfalt unserer Gesellschaft zu einer Heterogenität der Lerngruppen in<br />

Grundschulen bei. Mehr als 10% der Grundschüler und Grundschülerinnen sind<br />

nichtdeutscher Herkunft.<br />

Auch im Hinblick auf Familienformen und familiäre Erfahrungen muss Schule sich auf<br />

eine große Heterogenität der Kinder einstellen: Schule darf kein einheitliches<br />

Familienbild mehr voraussetzen .<br />

Darüber hinaus tragen geschlechtsspezifische Differenzen zur Heterogenität von<br />

Lerngruppen bei. Auch wenn sich die Erziehungsvorstellungen von Eltern über<br />

jungen- und mädchenspezifisches Verhalten angleichen und die gesellschaftlichen<br />

und schulischen Ansprüche an Jungen und Mädchen ähnlicher werden, sind immer<br />

noch Unterschiede zwischen den Geschlechtern zu verzeichnen. „Neuere Studien<br />

bestätigen immer wieder die bekannten Geschlechtsdifferenzen zwischen Mädchen<br />

und Jungen: erstere erbringen bessere Leistungen im sprachlichen Bereich, letztere<br />

in Mathematik und den Naturwissenschaften“.<br />

Außerdem ist festzustellen, dass sich die Risikokonstellation bezogen auf<br />

Bildungsabschlüsse im Vergleich zu früher umgekehrt hat. „Jungen können durch<br />

ihre Konkurrenzmechanismen wie z.B. Schnelligkeit, Aktivismus, Stärke und die<br />

Bedeutung von Siegen über den Gegner gegenüber den Mädchen, für die der<br />

Aufbau strategisch günstiger Freundschaften besonders wichtig ist, in einen<br />

strukturellen Nachteil geraten“.<br />

Im Vergleich zu Mädchen sind Jungen deutlich häufiger bei allen Formen<br />

extrovertierter Verhaltensauffälligkeiten (Aufmerksamkeitsstörungen, Hyperaktivität,<br />

dissoziales Verhalten) vertreten. Bei introversiven Verhaltensstörungen, wie z.B.<br />

depressiven Störungsformen, kehrt sich das Verhältnis hingegen um.<br />

2


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Knauf<br />

Die Heterogenität der Grundschüler ist auch bedingt durch Gefühls-, Verhaltens- und<br />

Aufmerksamkeitsauffälligkeiten einzelner Kinder. Der Umgang mit diesen<br />

‚Problemkindern’ stellt für die Lehrer und Lehrerinnen an Grundschulen eine<br />

besondere Herausforderung dar. Nicht selten fühlen Lehrkräfte sich verunsichert<br />

oder hilflos, da sie in ihrer Ausbildung mit den vielfältigen Störungsbildern nur am<br />

Rande in Berührung gekommen sind. „Das Unterrichten selbst als ‚Kerngeschäft’ der<br />

Schule bereitet nicht die größten Probleme […]. Unendlich mühevoller ist es,<br />

angesichts der Fülle möglicher Problemlagen oder Störungsbilder überhaupt erst<br />

Bedingungen zu schaffen, die ein gelingendes Lehren und Lernen erwarten lassen“.<br />

Zwei pädagogische Bewältigungsstrategien (vgl. Opp/Speck-Hamdan 200?) sind<br />

derzeit zu beobachten:<br />

Die Elitestrategie und die Egalisierungsstrategie. Die Elitestrategie zeichnet sich<br />

dadurch aus, dass die Lehrkraft versucht, die Leistungsergebnisse der Klasse zu<br />

maximieren, indem vorrangig die Schüler mit guten Lernvoraussetzungen gefördert<br />

werden. Eine Folge dieser Vorgehensweise ist eine Zunahme der<br />

Leistungsunterschiede. Bei der Egalisierungsstrategie erfahren die Schüler im<br />

unteren Leistungsbereich eine besondere Förderung. Problematisch ist, dass Eliteund<br />

Egalisierungsstrategie sich aufgrund der begrenzten Ressourcen nur schwer<br />

gleichzeitig verfolgen lassen. Setzt die Lehrkraft eine der beiden Strategien ein, so<br />

werden die Interessen und Bedürfnisse anderer Schülergruppen vernachlässigt.<br />

Neben dem Dilemma, dass Egalisierungs- und Elitestrategie nur schwer gleichzeitig<br />

umgesetzt werden können, besteht das Problem, dass dem Aufbau unseres<br />

Schulsystems generell die Vorstellung homogener Lerngruppen zu Grunde liegt.<br />

Diese homogenen Lerngruppen kommen durch Selektion zustande. Die Grundschule<br />

jedoch versteht sich weitgehend als Schule ohne Selektion. Es geht ihr also<br />

einerseits um die Förderung aller Kinder, andererseits bleibt die selektive Struktur<br />

des Schulsystems und die Aufgabe der Lehrer, am Ende der Grundschulzeit weit<br />

reichende Selektionsentscheidungen zu treffen, bestehen.<br />

Brügelmann macht noch einmal darauf aufmerksam, dass durch Separierung keine<br />

Homogenität von Lerngruppen realisiert werden kann. „Absicht der genannten<br />

Selektionsverfahren ist ein Ausgleich von Leistungs-unterschieden. Dieser aber wird<br />

nicht erreicht, weil nicht versetzte SchülerInnen sehr bald wieder am Ende des<br />

Leistungsspektrums landen, die meisten Überflieger jedoch leicht mit der Spitze<br />

mithalten können. Verschärft wird die Situation durch gruppendynamische Probleme,<br />

idealtypisch personalisiert in dem schmächtigen Hochbegabten und dem<br />

kampfkräftigen Schulversager, die beide in risikoreiche Außenseiterpositionen<br />

rutschen können“.<br />

Es gilt also festzuhalten, dass trotz vielfältiger Bemühungen um Homogenisierung<br />

(Jahrgangsklasse, Zurückstellung am Schulanfang, Nicht-Versetzung,<br />

Sonderschulen und dreigliedrige Organisation der Sekundarstufe) eine Heterogenität<br />

der Lerngruppen bestehen bleibt. Brügelmann stellt in diesem Zusammenhang nicht<br />

nur die Frage, ob Homogenität möglich, sondern auch, ob sie überhaupt<br />

wünschenswert ist. Er knüpft damit an das 200 Jahre alte Zitat Herbarts an und weist<br />

darauf hin, dass nach wie vor in weiten Kreisen die Illusion besteht, in homogenen<br />

Lerngruppen wären höhere Lernerfolge der Kinder zu erwarten. Ein Beleg dafür ist<br />

beispielsweise die Spezialisierung der Sonderpädagogik, die in den letzten 100<br />

3


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Knauf<br />

Jahren stattgefunden hat. Die Annahme, auf diesem Weg könne eine bessere<br />

Förderung behinderter Kinder erreicht werden, wird durch Befunde widerlegt, die<br />

zeigen, dass die Leistungen von Lernbehinderten sich in Sonderschulen schlechter<br />

entwickeln als beim Verbleib der Kinder in Regelschulen. Brügelmann hält fest:<br />

„Didaktiken überschätzen die Wirksamkeit vertikaler Vermittlung von Wissen und<br />

Können, sie unterschätzen latent wirksames horizontales Lernen ‚mit- und<br />

voneinander’“. Er weist insofern auf die Notwendigkeit hin, Heterogenität nicht nur<br />

wahrzunehmen, sondern sie sogar bewusst aufzusuchen und gezielt zu erzeugen.<br />

Heterogenität als Chance<br />

Damit Heterogenität jedoch wirklich eine Bereicherung darstellen kann, ist es wichtig,<br />

dass sich auch der Unterrichtsstil der Lehrkräfte ändert. „Über die Möglichkeit der<br />

Bereicherung durch Vielfalt besteht kein Zweifel. Vielfalt eröffnet zusätzliche Lernund<br />

Erfahrungsmöglichkeiten, die allerdings pädagogisch vorbereitet und gestaltet<br />

werden müssen. Heterogenität an sich gewährleistet noch keine<br />

Qualitätsverbesserung des Lernens, sie muss dafür produktiv genutzt werden“.<br />

Zurückstellungen vom ersten Schulbesuch<br />

Doch schon zu Beginn des Schulbesuchs gibt es Kinder, die den Voraussetzungen<br />

der Schulfähigkeit nicht genügen: Sowohl über die Frage, um was für<br />

Voraussetzungen es sich dabei handeln soll, als auch über die Frage, ob und wie<br />

diese Voraussetzungen beim Kind abprüfbar sind, wird und wurde viel diskutiert. Mit<br />

der Feststellung der Schulfähigkeit wird eine selektive Strategie verfolgt, bei der es<br />

darum geht, 6-Jährige in „schulfähig“ und „nicht „schulfähig“ zu unterteilen. In<br />

Deutschland werden etwa 11% aller Kinder vom ersten Schulbesuch um ein Jahr<br />

zurückgestellt; damit wird von dieser Maßnahme so häufig wie in kaum einem<br />

anderen Land weltweit Gebrauch gemacht (vgl. Tillmann/Meier 2001, S. 473). Davon<br />

betroffen sind vor allem Kinder aus einfachen sozialen Verhältnissen, insbesondere<br />

aber Migrantenkinder. Diese Kinder beginnen ihre Schulzeit als überalterte<br />

Schulanfänger und trotz der Zurückstellung scheitert ihre Schullaufbahn häufig.<br />

Sitzenbleiben<br />

„Trotz dieser selektiven Maßnahme zu Schulbeginn zeigt sich aber bereits in der<br />

Grundschule, dass einige Kinder bei diesem gemeinsam-fortschreitenden Unterricht<br />

nicht mithalten können, dass ihre Leistungen unterhalb der Erwartungsnorm liegen.<br />

Anders formuliert: Es tritt eine unerwünschte Leistungsheterogenität in der<br />

Lerngruppe auf. Dagegen setzt unser Schulsystem zwei Instrumente ein: Das Sitzen<br />

leiben und die Sonderschulüberweisungen. Damit gehört Deutschland auch bei den<br />

Klassenwiederholern zu den internationalen Spitzenreitern.“ (vgl. Tillmann 2004).. ).<br />

Sonderschulüberweisungen<br />

„Kinder, die in der Grundschule mit den Leistungs- und Verhaltensansprüchen<br />

erhebliche Schwierigkeiten haben, die vielleicht sogar zweimal das „Klassenziel“<br />

nicht erreichen, sind potentielle Kandidaten für die Sonderschulüberweisung: Durch<br />

ein diagnostisches Verfahren werden Kinder, denen ein dauerhaftes Defizit attestiert<br />

wird („Lernbehindert“, „Verhaltensgestört“), aus der „normalen“ Grundschule<br />

herausgenommen und auf eine Sonderschule überwiesen. Etwa 4% der Kinder<br />

werden im Laufe der Grundschulzeit aus dem allgemeinen Schulsystem entfernt und<br />

in Sonderschulen zusammengefasst. Mit dieser Aussonderung ist seit Ende des 19.<br />

Jahrhunderts auch das Motiv verbunden, die „normalen“ Schulen von besonderen<br />

Problemfällen zu entlasten.“(vgl. Tillmann 2004...)<br />

4


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Knauf<br />

„Heterogenität, das lässt sich daraus entnehmen, gilt in den Jahrgangsklassen der<br />

Grundschule vor allem dann als ärgerlich und als un<strong>zum</strong>utbar, wenn sie sich als zu<br />

geringe Begabung, als zu schwache Leistungsfähigkeit darstellt. Dann reagiert unser<br />

Schulwesen auch schon im Primarbereich mit systematischen Formen der<br />

Aussonderung.“ (vgl. Tillmann 2004..)<br />

Das Modell der Kleinen Grundschule im Land Brandenburg<br />

Ein bildungspolitisches Gegensteuern wurde ein jüngster Zeit vor allem durch die<br />

demografische Entwicklung ausgelöst.<br />

Geburtenrückgang<br />

Seit den 60er Jahren und verschärft seit dem Jahre 1990 ist ein dramatischer<br />

Geburtenrückgang zu beobachten, der in den neuen Bundesländern bis <strong>zum</strong> Jahr<br />

1996 fast 60% betrug. In einem Flächenland wie Brandenburg bedeutet dies, dass<br />

etwa ein Drittel des gesamten Grundschulbestandes schließen müsste, wenn an<br />

dem Prinzip festgehalten würde, dass pro Schüler- und Schülerinnenjahrgang<br />

mindestens eine Klasse gebildet werden muss.<br />

Der Schülerrückgang aufgrund einer Reduktion der Geburtenrate betrifft jedoch nicht<br />

nur die neuen Bundesländer. Die Kultusministerkonferenz geht generell davon aus,<br />

dass die Schülerzahl bis <strong>zum</strong> Jahr 2015 kontinuierlich zurückgehen wird.<br />

Dieser demographischen Entwicklung wird im Land Brandenburg die Konzeption der<br />

„Kleinen Grundschule“ mit altersheterogenen Lerngruppen entgegengestellt.<br />

Eine Unterrichtung der Kinder in altersgemischten Lerngruppen ist damit in einigen,<br />

besonders in ländlichen Regionen unerlässlich geworden, wenn die wohnungsnahe<br />

Grundschule erhalten bleiben soll.<br />

1993 startete das Bildungsministerium von Brandenburg eine Initiative, die durch die<br />

Zulassung und Förderung jahrgangsübergreifender Lerngruppen Kindern im<br />

Grundschulalter ein Haus des Lernens sichern sollte, das überschaubar ist,<br />

menschliches Maß hat, ihnen Geborgenheit und so etwas wie Heimatlichkeit<br />

vermittelt.<br />

Erklärtes Ziel des Ministeriums war es, weiterhin Rahmenbedingungen dafür zu<br />

schaffen, dass<br />

- Kinder ihr Schul- und Wohnumfeld als<br />

zusammenhängende Lebenswirklichkeit erfahren,<br />

- Selbsttätigkeit und Selbständigkeit der Kinder in einem<br />

lebensnahen Unterricht gefördert werden,<br />

- außerschulische Lernorte in das Bildungsangebot<br />

einbezogen werden,<br />

- der Kontakt zwischen Schule und Elternhaus<br />

aufrechterhalten und nach Möglichkeit verbessert<br />

werden kann,<br />

- Kinder sich in einem überschaubaren sozialen Rahmen<br />

geborgen fühlen und ein aktivierendes Lern- und<br />

Kommunikationsklima erfahren. (Konzeptionspapier des<br />

Ministeriums vom September 1997.)<br />

5


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Knauf<br />

Für die Entwicklung entsprechender Rahmenvorgaben für jahrgangsübergreifendes<br />

Lernen wertete das Ministerium Erfahrungen aus anderen Bundesländern<br />

(insbesondere Baden-Württemberg und Niedersachsen) sowie aus europäischen<br />

Nachbarländern aus (Schweiz, Niederlande, Schweden). Vor allem fand eine<br />

Auseinandersetzung mit den in der reformpädagogischen Bewegung, insbesondere<br />

von Maria Montessori und Peter Petersen entwickelten und bis heute praktizierten<br />

Ideen zur Altersmischung statt.<br />

Die Bildung altersgemischter Lerngruppen in den Reformschulen dieser Bewegung<br />

sollte u. a.<br />

- eine natürliche Mischung in sozialen Gruppierungen der Schule<br />

wiederherstellen<br />

- das Lernen der Kinder voneinander begünstigen (helfen, erklären,<br />

gemeinsames Problemlösen, Ausdiskutieren von Kontroversen,<br />

Imitationslernen ...)<br />

- ein aktivierendes Lern- und Kommunikationsklima schaffen<br />

- soziale Kompetenzen, das Füreinander-Verantwortlich-Sein fördern<br />

- die Fähigkeit <strong>zum</strong> Rollenwechsel im sozialen Gefüge der Klasse unterstützen<br />

(mal dominant sein, mal zurücktreten)<br />

- die Selbständigkeit der Kinder stärken<br />

- den Lehrer/die Lehrerin zur Wahrnehmung der Individualität des einzelnen<br />

Kindes herausfordern<br />

- den Lehrer/die Lehrerin zu einer Abkehr von einem unpädagogischen<br />

lehrerzentrierten Lernen im Gleichschritt bewegen<br />

- den Lehrer/die Lehrerin zu einer pädagogischen Neuinterpretation seiner/ihrer<br />

Berufsrolle bringen.<br />

Den KollegInnen, die sich am Modell "Kleine Grundschule" beteiligen, werden aber<br />

nicht nur Hilfen gewährt, von ihnen werden auch Leistungen erwartet. Hierzu gehört<br />

vor allem die Erarbeitung eines Schulkonzepts, in dem die eigenen Überlegungen<br />

und Zielsetzungen zu folgenden Bereichen der Schulentwicklung formuliert werden:<br />

- Sicherung fachlicher Standards vor allem in den Jahrgangsstufen 5 und 6<br />

- organisatorische und pädagogische Gestaltung jahrgangsübergreifenden<br />

Lernens<br />

- Formen fächerübergreifenden Lernens<br />

- Schaffung einer kindorientierten Rhythmisierung der Schulzeit möglichst im<br />

Rahmen verlässlicher Öffnungszeiten der Schule<br />

- Öffnung der Schule, Zusammenarbeit mit den Eltern und Nutzung<br />

außerschulischer Lernorte<br />

- Artikulation des Fortbildungsbedarfs im Kollegium und Vorschläge zur<br />

professionellen Weiterqualifizierung.<br />

In der Begleitforschung des Modellversuchs konnte durch teilnehmende Beobachtung<br />

festgestellt werden, dass die Lehrkräfte in der Tat<br />

- sich zunehmend um die Ausdifferenzierung von Formen offenen und auch<br />

binnendifferenzierten Unterrichts bemühen und<br />

- entsprechende Fortbildungsangebote wahrnehmen.<br />

Die Schülereltern scheinen diese Bemühungen gutzuheißen. Bei einer Befragung<br />

aller Eltern der Modellversuchsschulen (1.093 befragte Personen!) stimmten bereits<br />

6


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Knauf<br />

1996 35,4 % der Befragten "sehr" und 37,7 % "überwiegend" dem pädagogischen<br />

Konzept der Kleinen Grundschule zu.<br />

Erkennbar wird im Modellversuch aber auch, dass die beteiligten Kollegien<br />

überwiegend Probleme damit haben, sich sowohl auf die Erprobung differenzierter<br />

Lernformen als auch auf die Entwicklung von Schulprogrammen und damit auf die<br />

Profilbildung der einzelnen Schule zu konzentrieren. Die Lösung von Organisationsproblemen<br />

beim Übergang jahrgangsbezogener zu altersgemischten Lernangeboten<br />

und die Ausdifferenzierung einer entsprechenden offenen Lernkultur kostet<br />

offensichtlich sehr viel Kraft. Das Interesse daran, die Schule als ein<br />

unverwechselbares "lernendes System" zu begreifen und zu entwickeln, beschränkt<br />

sich oft nur auf die Schulleitungen. Auch der Erfahrungs- und Ideenaustausch<br />

zwischen den Modellversuchsschulen ist bislang - allein schon aus zeitlichen<br />

Gründen - begrenzt.<br />

Die Kleine Grundschule bietet ein organisatorisches Konzept zur Beibehaltung des<br />

Prinzips der wohnortnahen Grundschule, auch bei rückläufigen Schülerzahlen. Sie ist<br />

keine Notlösung, die die Ansprüche an das Bildungswesen in der Primarstufe auf das<br />

Niveau früherer Klipp- und Zwergschulen zurückführt; sie ist vielmehr ein<br />

Organisationsmodell, indem sich schulpädagogisch die aktuellen<br />

Herausforderungen an das Bildungswesen, wie sie oben dargestellt wurden, in<br />

besonderem Maße realisieren lassen.<br />

Die Kleine Grundschule trägt damit vom Grundsatz her alle Züge einer Schule, die<br />

den sozialen Herausforderungen der Zeit gewachsen ist und dem aktuellen<br />

schulpädagogischen Kenntnisstand entspricht. Ihre Umsetzung verlangt allerdings<br />

Anstrengungen vor allem der in ihr tätigen Lehrkräfte, aber auch die Akzeptanz und<br />

Unterstützung durch Elternschaft und Schulträger.<br />

Flexible Eingangsphase (FLEX)<br />

Das zweite Modell im Land Brandenburg um auf die zunehmende Heterogenität von<br />

Grundschülern und Grundschülerinnen zu reagieren ist die veränderte, die flexible<br />

Eingangsphase. In den letzten Jahren gab es immer häufiger den Wunsch von<br />

Eltern, ihre Kinder später einzuschulen. Gleichzeitig gab es viele Mädchen und<br />

Jungen, die bereits zur Einschulung mit erheblichen Kenntnissen und umfangreichen<br />

Wissen kommen. Die Kultusministerkonferenz reagierte auf diese Problemlage durch<br />

eine bundesweite Diskussion zur Neugestaltung des Schulanfangs. In den<br />

Empfehlungen <strong>zum</strong> Schulanfang vom 23. /24. Oktober 1997 hat die<br />

Kultusministerkonferenz sehr deutlich einen erheblichen Diskussionsbedarf für die<br />

Differenzierung, die Individualisierung und die zielgruppenspezifische Förderung bei<br />

der Schuleingangsphase festgestellt. Ein Jahr später kamen die Empfehlungen zur<br />

Flexibilisierung der Einschulungstermine heraus.<br />

In einigen Bundesländern wurde die Empfehlung der Kultusministerkonferenz mit<br />

verschiedenen Modellen bzw. verschiedenen Programmen zur Erneuerung des<br />

Schulanfangs umgesetzt. Gerade das Modell der flexiblen Schuleingangsphase<br />

spielt dabei eine wichtige Rolle.<br />

Das Anliegen in Brandenburg ist es insbesondere das Ziel, den unterschiedlichen<br />

individuellen Leistungsfähigkeiten der Schülerinnen und Schüler gerecht zu werden.<br />

7


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Knauf<br />

Der Schulversuch „Flexible Eingangsphase“ legt seine Schwerpunkte auf die<br />

individuelle Verweildauer, auf das Prinzip der Jahrgangsmischung und auf die<br />

zielgruppenspezifische Förderung von schneller und langsam lernenden Kindern.<br />

Er steht im Gesamtzusammenhang der zunehmenden Selbstorganisation von<br />

Schule, er gibt den Lehrkräften Gestaltungsspielräume und einen größeren<br />

Verantwortungsrahmen. Er gibt ihnen allerdings auch damit die Verantwortung,<br />

Kinder, die bisher ausgesondert wurden, die bisher in Förderschulen für<br />

Lernbehinderte oder Verhaltensauffällige oder auch Sprachauffällige segregiert<br />

wurden, zu integrieren.<br />

Geeignete Lernarrangements mussten gefunden werden. Sie müssen so geplant und<br />

angeboten werden, dass möglichst viele und unterschiedliche Komponenten von<br />

Lernkompetenz aktiviert werden. Dazu bedarf es der Verfügbarkeit über individuelle<br />

Lernzeiten. Die Notwendigkeit zeitlicher Flexibilisierung ist durch die Ergebnisse der<br />

Lernforschung belegt. Damit die Stärkung des individuellen Lernens nicht nur zur<br />

Verfestigung von individuellen Differenzen führt, wird das Augenmerk darauf<br />

gerichtet, Arbeits- und Sozialformen zu variieren und die individuellen Komponenten<br />

in der gemeinsamen Arbeit zu integrieren. Die Zeit der zweijährigen flexiblen<br />

Schuleintrittsphase soll die Rahmenbedingungen schaffen, dass Kinder ihre<br />

individuellen Schulkarrieren sowie ihren Start in die Jahrgangsstufe 3 auf der<br />

Grundlage ihrer individuellen Entwicklungs- und Leistungsdisposition optimieren<br />

können.<br />

Dabei ergeben sich folgende Chancen:<br />

Lernstrategien; Lernkultur:<br />

- Entdecken des eigenen Lerntyps<br />

- Entfaltung individueller Lernstile<br />

- Berücksichtigen und Nutzen des eigenen Lerntempos<br />

- Stärken des Imitationslernen<br />

- Stärken experimentellen Lernens<br />

- Wahlmöglichkeiten zwischen individuellem und gemeinschaftlichen<br />

Lernens<br />

- Stärken der kommunikativen Momente des Lernens<br />

- Vertiefen, Präzisieren, Strukturieren und Erweitern des Lernens beim<br />

Erklären<br />

- Mehr Kontinuität und Nahhaltigkeit des Lernens.<br />

Starke Lerner/Lernerinnen erhalten in der Altersmischung verstärkt folgende<br />

Möglichkeiten:<br />

- Sie brauchen nicht zu warten.<br />

- Sie können stärker sich konzentrieren auf<br />

- ihr eigenes Lerntempo<br />

- ihre eigenen Lernstrategien<br />

- ihre eigenen Lerninteressen und<br />

Fragestellungen.<br />

Die Chancen schwächerer Lerner liegen in folgenden Perspektiven:<br />

- Ihre Stärken und Schwächen werden akzeptiert.<br />

- Ihr Lerntempo wird akzeptiert.<br />

- Sie erhalten wirkungsvolle und geduldige Hilfe.<br />

- Sie können Erfolgserlebnisse haben.<br />

8


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Knauf<br />

Dies alles kann aber nur gelingen, wenn der Lehrer, die Lehrerin sich als<br />

Lernbegleiter verstehen.<br />

Ihre Hauptaufgabe ist<br />

- das Beobachten und Diagnostizieren<br />

- das Dokumentieren von Entwicklungen und Kompetenzprofilen<br />

- das Aufstellen von individuellen Förderplänen<br />

- Rückmeldung geben und beraten von Kindern, Eltern und Kollegen.<br />

Anforderungen an Lehrer und Lehrerinnen<br />

Im Zusammenhang mit der Neugestaltung des Schulanfangs ergeben sich neue<br />

Aufgaben und Anforderungen an Schule und Lehrer und Lehrerinnen, die an dieser<br />

Stelle kurz dargestellt werden.<br />

Zunächst einmal muss jede Schule ein eigenes Konzept entwickeln und evaluieren,<br />

das die politischen Vorgaben auf die konkreten Bedingungen der eigenen Schule<br />

stimmig überträgt.<br />

Außerdem ergeben sich Anforderungen an Raum, Material und Zeit, die erfüllt<br />

werden sollten, um die Voraussetzungen für ein Gelingen jahrgangs-übergreifenden<br />

Unterrichts zu schaffen.<br />

Vielfältige Materialien, die ein differenziertes und selbstständiges Arbeiten der Kinder<br />

ermöglichen und die in der vorbereiteten Umgebung planmäßig aufgebaut sind,<br />

stellen eine weitere Voraussetzung für einen erfolgreichen Lernprozess der Kinder<br />

dar.<br />

Es ist darüber hinaus sinnvoll, den Schultag zu rhythmisieren, ihn an die<br />

Möglichkeiten der Kinder anzupassen. „Die Lehrerin kann mit ihrer Tagesplanung<br />

den Unterricht ohne Zeitdruck gestalten, kann längere Vorhaben einplanen und<br />

gezielt das unverzichtbare tägliche Üben einsetzen, sodass kontinuierlicher und<br />

gründlicher gelernt werden kann“.<br />

Eine weitere Aufgabe der Lehrkraft besteht außerdem darin, den Eltern Neuerungen<br />

der pädagogischen Arbeit überzeugend zu vermitteln und ihr Vertrauen zu gewinnen,<br />

damit sie bereit sind, die Bemühungen der Schule und anstehende Veränderungen<br />

zu unterstützen.<br />

Der Unterricht in jahrgangsübergreifenden Lerngruppen macht in besonderem Maße<br />

ein ziel- und wegdifferentes Vorgehen der Lehrer und Lehrerinnen erforderlich.<br />

„Dafür ist neben einer hohen Sachkompetenz auch eine hohe Methodenkompetenz<br />

erforderlich, um ausreichende Differenzierungsmöglichkeiten innerhalb der<br />

Lerngruppe anbieten zu können“. Hierbei kann auf das z.T. seit der<br />

Reformpädagogik vor fast 100 Jahren bewährte Spektrum offener Lernformen<br />

zurückgegriffen werden: auf Projektarbeit, freie Arbeit, Tages- und<br />

Wochenplanarbeit, Stationenlernen und Werkstattunterricht.<br />

Im jahrgangsübergreifenden Unterricht und in offenen Unterrichtsformen sind<br />

Partnerarbeit, Gruppenarbeit oder Helfersysteme wesentliche Elemente. Der<br />

Lehrkraft kommt in diesem Zusammenhang auch die Aufgabe zu, gemeinsam mit<br />

den Kindern eine Kultur des Umgangs miteinander zu entwickeln.<br />

Die Lehrkraft bietet sich den Kindern als Kommunikationspartner an, führt mit ihnen<br />

Gespräche über ihre Erfahrungen und Ergebnisse. Sie bietet den Kindern eher<br />

Impulse als konkrete Lösungswege an.<br />

Der Lehrer muss eine Balance finden zwischen Anregen, Vorschlagen und Helfen<br />

einerseits und Gewähren lassen, Entdeckenlassen und Selbermachen andererseits,<br />

denn „Kinder wollen als Lerner, Entdecker, Forscher und Problemlöser vom ersten<br />

9


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Knauf<br />

Lebenstag an ernst genommen werden. Sie brauchen Umwelten, in denen sie ihren<br />

Hunger auf wirkliche Erfahrung stillen können, bei denen sie aus sich heraus etwas<br />

tun können und von Erwachsenen als eigenständig Fragende akzeptiert werden“.<br />

Es ist in diesem Zusammenhang wichtig, dass der Erwachsene/Lehrer als Sinnstifter,<br />

Anreger, Berater, kritischer Begleiter und Erfahrener zur Verfügung steht. Er muss<br />

aber auch Vertrauen in die Fähigkeit der Kinder haben, eigenständig zu handeln.<br />

Differenz und Helfen<br />

In der jahrgangsübergreifenden Lerngruppe besteht neben den kulturellen,<br />

ethnischen, leistungs-, körper- und entwicklungsbedingten Differenzen eine deutliche<br />

Altersdifferenz, der sich die Kinder auch bewusst sind. Die Vergrößerung dieser<br />

Unterschiede zwischen den Kindern durch die Altersmischung führt dazu, dass<br />

Kompetenzen zur gegenseitigen Hilfestellung<br />

vorhanden sind und ein verstärktes Lernen der Kinder von- und miteinander möglich<br />

ist. Ein solches Lernen durch die Verschiedenheit widerspricht jedoch der tief<br />

verwurzelten Grundfigur des Lehrens und Lernens: Kinder lernen, was Lehrer lehren.<br />

Lehrer und Lehrerinnen müssen sich vor allem bewusst machen, dass Lernen kein<br />

passiver, sondern ein aktiver Prozess ist. Lernen heißt für Kinder Tun, Erfahrungen<br />

machen und Experimentieren. Es muss ein Perspektivenwechsel stattfinden, der das<br />

Ziel haben sollte, zu sehen und zu berücksichtigen, dass Kinder ihre eigene Art der<br />

Wahrnehmung haben, dass sie auf eine eigene Lebensgeschichte zurückblicken<br />

können, dass sie über Theorien verfügen, mit denen sie sich selbst und ihre Umwelt<br />

versuchen zu verstehen und dass sie in ihren Gruppen eigene Regeln, Traditionen<br />

und Formen des Umgangs miteinander leben. Kinder haben demnach ihre eigenen<br />

Formen der Weltaneignung, die sich von der Erklärungs- und Sichtweise der<br />

Erwachsenen unterscheidet. Daher kommt dem Unterricht eine Vermittlungsfunktion<br />

zwischen diesen beiden Deutungsweisen zu. In der altersgemischten Lerngruppe<br />

kommen Kinder mit ihren je eigenen Konzepten zusammen. „Die Unterschiede liegen<br />

aber – im Unterschied zu den Konzepten von Erwachsenen – in der sog. ‚Zone der<br />

nächsten Entwicklung’. Die Konzepte älterer Kinder sind näher an denen jüngerer<br />

Kinder. An ihnen kann sich ein Kind abarbeiten. Einem Erwachsenen kann es nur<br />

glauben, oder nicht“. Kinder können Kindern Dinge besser erklären, zeigen oder<br />

plausibel machen, als Erwachsene es können. Lehrer und Lehrerinnen, die in<br />

altersgemischten Gruppen unterrichten, müssen also darauf achten, dass sie<br />

Gelegenheiten schaffen, in denen sowohl spontanes als auch gezieltes Helfen<br />

möglich ist. „Älteren muss es möglich sein, sich mit Dingen zu befassen, die vielleicht<br />

eher die Jüngeren interessieren und umgekehrt muss es für das jüngere Kind<br />

selbstverständlich sein, an dem teilzuhaben, was die Älteren interessiert“. Nur wenn<br />

sich der eine für das interessiert, was der andere macht, ist es möglich, dass Kinder<br />

sich gegenseitig helfen und unterstützen.<br />

Nach Laging lassen sich drei Situationen, in denen ein Lernen durch Lehren<br />

stattfindet, unterscheiden:<br />

1.) Das zufällige oder spontane Lernen von anderen oder durch andere.<br />

2.) Das organisierte gemeinsame Bearbeiten von Aufgaben in Partner- oder<br />

Gruppenarbeit. Die Partner bzw. die Gruppenmitglieder helfen sich gegenseitig,<br />

einen Lerngegenstand zu begreifen.<br />

3.) Kinder, die etwas wissen und können, bringen den Noch-Nicht-Wissenden etwas<br />

bei, sie üben mit ihnen oder helfen ihnen.<br />

„Kinder, die mit Lehrfunktion eingesetzt werden oder solche spontan übernehmen,<br />

können sich dabei als jemanden darstellen, der erworbenes Wissen weitergeben<br />

10


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Knauf<br />

kann, dessen Kenntnisse auf Verstandenem beruhen. Sie gewinnen dabei auch eine<br />

Vorstellung von der Kontinuität ihres eigenen Lernprozesses, der ihr<br />

Selbstbewusstsein positiv beeinflussen kann: Was vor ein paar Monaten mich selbst<br />

noch Anstrengung gekostet hat, eine Hürde war, kann ich nun schon anderen<br />

erklären, mich für ihr Lernen ein Stück weit verantwortlich fühlen“.<br />

Soziale und emotionale Aspekte der Altersmischung<br />

In der altersgemischten Lerngruppe ergeben sich vielfältige Möglichkeiten zur<br />

sozialen Interaktion. Der direkte Umgang mit Kleineren und Größeren führt ständig<br />

zu Situationen, in denen die Sozialkompetenz der Kinder gefordert ist.<br />

Toleranz, Achtung vor dem Anderen, Übernahme von Pflichten und Verantwortung<br />

und Konfliktbewältigung sind einige der sozialen Fähigkeiten, die Kinder in einer<br />

altersgemischten Gruppe lernen können und müssen.<br />

„Auch in der Arbeitswelt werden heute neben grundlegenden Kenntnissen verstärkt<br />

soziale Fähigkeiten wie Kontaktfreudigkeit, Teamfähigkeit, soziale<br />

Sensibilität, Solidarität angefordert. Soziale Fähigkeiten gehören zu den<br />

‚Schlüsselqualifikationen’“.<br />

Für die Entwicklung moralischer Kategorien, die Fähigkeit <strong>zum</strong> Perspektivenwechsel<br />

und zur Empathie kann sich nicht in der Interaktion mit Erwachsenen, sondern nur<br />

unter Kindern entwickeln.<br />

In diesem Zusammenhang ist die Gruppe der Gleichaltrigen von besonderer<br />

Bedeutung für die Entwicklung der Kinder. Von Erwachsenen übernehmen Kinder<br />

Perspektiven und Verhaltensstandards, weil sie ihnen vertrauen, sie lieben oder sie<br />

fürchten. Erwachsene haben einen Erfahrungsvorsprung, den Kinder hinnehmen<br />

müssen.<br />

In einer altersgemischten Gruppe ist die Sozialstruktur viel stärker in Bewegung als<br />

in einer Jahrgangsklasse. Ältere Kinder verlassen die Lerngruppe, jüngere kommen<br />

neu hinzu und die Stellung der Kinder innerhalb der Altershierarchie verändert sich.<br />

Anders als in der Jahrgangsklasse behalten die Kinder nicht ihren einmal<br />

erworbenen Platz in der Gruppe. Durch die Verschiebungen im Leistungs- und<br />

Altersgefüge werden feste Positionen (wie Klassenbester, Klassenclown,<br />

Klassenschwächster) aufgehoben oder gar nicht erst manifestiert. „Bei<br />

jahrgangsübergreifenden Gruppen kommt für ein Kind im 2., spätestens im 3. oder 4.<br />

Schuljahr der Erfahrungsvorsprung einer längeren Schulzeit gegenüber einem<br />

Erstklässler <strong>zum</strong> Tragen. Jedes Kind hat dadurch die Möglichkeit, sein Wissen, seine<br />

Erfahrungen an weniger Erfahrene weiterzugeben und damit zu erleben, dass es<br />

etwas kann, dass es mit seinen Fähigkeiten gebraucht wird, dass es wichtig ist“. 1<br />

Wenn Kinder, Lehrer und auch Eltern ständig mit Verschiedenartigkeit konfrontiert<br />

werden, diese reflektieren und annehmen, können sie lernen,<br />

konstruktiv mit unterschiedlichen Fähigkeiten umzugehen und Konkurrenzkämpfe<br />

und den damit verbundenen Leistungsdruck zu vermeiden. Wenn Kinder verschieden<br />

sein dürfen, löst das den traditionell bestehenden Druck, vergleichen zu wollen oder<br />

zu müssen. Für die Kinder eröffnet sich die Chance, ihren eigenen Weg, Kompetenz<br />

zu gewinnen, zu suchen und zu finden.<br />

Individualisierung der Lernprozesse<br />

11


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Knauf<br />

Die pädagogische Wissenschaft konstatiert, dass ein gleichschrittiges und<br />

zielgerichtetes Fortschreiten gerade in grundlegenden Lernbereichen wie Sprache<br />

oder Mathematik besonders häufig Ursache für frühes Schulversagen und ungleiche<br />

Chancen sind, da bei langsam Lernenden die Lernvoraussetzungen und die<br />

Lernanforderungen immer weiter aus einander klaffen.<br />

In altersgemischten Lerngruppen bleibt der Lehrkraft nichts anderes übrig, als die<br />

traditionellen Unterrichtsformen zu verlassen und stattdessen verstärkt<br />

differenzierende und individualisierende Unterrichtsangebote zu machen. Die<br />

Zugänge zu den Themen gehen über die kognitive Aneignung hinaus, sie lassen den<br />

Kindern und Jugendlichen Freiheiten, ihre eigenen Wege der<br />

Auseinandersetzung mit der Sache zu führen, ihre Lernwege und Lernergebnisse zu<br />

dokumentieren oder vorzutragen“. Das jahrgangs-übergreifende Lernen ist also ein<br />

Ansatz, der die Chance birgt, die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen der Kinder<br />

zu berücksichtigen und jedes Kind nach seinen individuellen Möglichkeiten zu<br />

fördern. Sowohl schwächere als auch stärkere Schüler und Schülerinnen können<br />

Lernanregungen auf ihrem Anspruchsniveau erhalten, ohne dass dies großes<br />

Aufsehen erregt oder für die Kinder Druck oder Gesichtsverlust bedeutet. Der<br />

schnellere Lerner muss in der altersgemischten Gruppe nicht unbedingt warten, bis<br />

er ein entsprechendes Lernangebot erhält. In Anlehnung an Maria Montessori kann<br />

man sagen, er begibt sich auf einen geistigen Spaziergang.<br />

Die Kinder können jedoch nicht nur vorausgreifend lernen, sondern auch<br />

rückgreifend, ohne Ansehen zu verlieren und ohne ihr Selbstbild zu gefährden. In der<br />

altersgemischten Gruppe entfallen die Gelegenheit und die Notwendigkeit des<br />

Vergleichens und der damit einhergehende Leistungsdruck. Verschiedenheit ist<br />

gewollt, die Jahrgangsziele werden durch Stufenziele ersetzt und die Kinder haben<br />

mehr Zeit, diese auf ihrem individuellen Weg in ihrer vertrauten Lerngruppe zu<br />

erreichen. Aufgrund der Altersmischung ist die Entscheidung über die Versetzung am<br />

Ende des Schuljahres nicht mehr mit einem Lerngruppenwechsel verbunden.<br />

Rhythmisierung<br />

Wenn die einzelnen Kinder zu unterschiedlichen Zeitpunkten an unter-schiedlichen<br />

Lerngegenständen arbeiten und dafür unterschiedlich viel Zeit benötigen, wie es in<br />

den offenen Unterrichtsformen der Fall ist, lässt sich dies nicht mit einem starren 45-<br />

Minutentakt und Stundenplänen vereinbaren, die vorgeben, wann welches Fach<br />

unterrichtet wird. „Öffnung des Unterrichts ‚zu den Kindern hin’ macht besonders<br />

deutlich, dass Kinder mit ihren unter-schiedlichen und zudem inhaltlich wie zeitlich<br />

schwer zu kalkulierenden Lernverläufen ständig in Schwierigkeiten mit einem relativ<br />

starr bzw. gleichschrittig und taktmäßig ablaufenden Unterrichtsvormittag geraten“.<br />

Es empfiehlt sich daher, die Zeitstrukturen flexibler zu gestalten, den<br />

Unterrichtsvormittag zu rhythmisieren. Der Schultag sollte in Zeitblöcke von<br />

unterschiedlicher Dauer aufgeteilt werden, die auf den Lern- und Leistungsrhythmus<br />

der Kinder abgestimmt sind. Für produktive geistige Arbeit ist dabei wichtig, dass ein<br />

Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung, zwischen Konzentration und<br />

Erholung, zwischen Individualität und Gemeinschaft stattfindet.<br />

Ein flexibler Umgang mit der Zeit, wie er durch eine Rhythmisierung des<br />

Schulvormittages und den Einsatz offener Unterrichtsformen möglich wird, ist in einer<br />

altersgemischten Lerngruppe von ganz besonderer Bedeutung.<br />

12


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Knauf<br />

Kinder unterschiedlichen Alters können sich unterschiedlich lang konzentrieren,<br />

haben einen unterschiedlichen Bedarf an Bewegung, Erholung und spielerischen<br />

Tätigkeiten.<br />

Ein rhythmisierter Unterrichtsvormittag zeichnet sich jedoch auch dadurch aus, dass<br />

er den Kindern durch eine Verlaufsstrukturierung einen verlässlichen Rahmen und<br />

Orientierung bietet. Eine klare und beständige Struktur des immer Wiederkehrenden<br />

und Regelmäßigen ist wichtig, damit das kindliche Grundbedürfnis nach Sicherheit<br />

und Geborgenheit erfüllt wird und das Kind mit der offenen Zeiteinteilung umgehen<br />

kann. Ein rhythmisierter Schulalltag macht es darüber hinaus möglich, die<br />

unterschiedlichen Ausgangsbedingungen und physiologischen Leistungsfähigkeiten<br />

der Kinder zu berücksichtigen.<br />

Fazit<br />

Ich komme <strong>zum</strong> Schluss.„Die pädagogisch-didaktischen Begründungen für<br />

altersgemischte Lerngruppen heben insbesondere das soziale Wahrnehmen<br />

(Empfinden), Handeln und Lernen aufgrund der Vielfalt von derartigen<br />

‚Gelegenheiten’ im Schulalltag hervor, in denen Kinder unterschiedlichen Alters<br />

voneinander lernen, sich wechselseitig anregen, sich gegenseitig beim Lernen<br />

helfen, ihre Selbständigkeit in Gruppen- oder Einzelarbeit erwerben und erproben,<br />

Kooperation statt Konkurrenz erfahren und sich in all ihrer Unterschiedlichkeit achten<br />

und tolerieren lernen“.<br />

Wichtig für eine erfolgreiche Umsetzung sind:<br />

1.) Eine Reformbereitschaft der beteiligten Parteien, die hinter dem Konzept stehen<br />

und bereit sein müssen, die damit verbundene Mehrarbeit und die Veränderungen<br />

anzunehmen.<br />

2.) Das Schaffen entsprechender Rahmenbedingungen und das damit verbundene<br />

Bereitstellen ausreichender finanzieller Mittel.<br />

3.) Ausreichend Zeit, um den Reformprozess schrittweise einzuleiten und zu<br />

gestalten.<br />

4.) Eine wissenschaftliche Begleitung, die die Auswirkungen dieses Konzepts auf das<br />

Lernen der Kinder untersucht.<br />

Ich schließe mit einem Zitat von Hartmut von Hentig : „Wir sind an eine Schulklasse<br />

voller Gleichaltriger so gewöhnt, dass wir die Ungeheuerlichkeit, ja den<br />

pädagogischen Widersinn, der in der strengen Altershomogenität liegt, gar nicht<br />

mehr wahrnehmen – was es bedeutet, wenn man niemanden über sich hat und<br />

niemanden unter sich und die kleine Differenz auf einmal zur großen,<br />

beherrschenden wird“.<br />

13


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Knauf<br />

Literaturverzeichnis<br />

• Burk, Karlheinz (Hrsg.): Jahrgangsübergreifendes Lernen in der<br />

Grundschule. Frankfurt a.M.: Beltz 1996.<br />

• Brügelmann, H.: „Heterogenität, Integration, Differenzierung: Empirische<br />

Befunde – pädagogische Perspektiven“. In: Heinzel, F.; Prengel, A. (Hrsg.):<br />

Heterogenität, Integration und Differenzierung in der Primarstufe. Opladen:<br />

Leske+Budrich 2002. S.36.<br />

• Claussen, C.: „Rhythmisierung“. In: Haarmann, D.(Hrsg.): Wörterbuch Neue<br />

Schule. Weinheim und Basel: Beltz 1998, S.148.<br />

• Faust-Siehl, G.; Speck-Hamdan, A.(Hrsg.): Schulanfang ohne Umwege. Mehr<br />

Flexibilität im Bildungswesen. Frankfurt a.M.: Beltz 2002<br />

• Laging, R. (Hrsg.): Altersgemischtes Lernen in der Schule. 2.Auflage.<br />

Baltmannsweiler: Schneider 2003<br />

• Knauf, A.: „Grundschulen geben sich ein Profil – Kleine Grundschulen in<br />

Brandenburg“. In: Sandfuchs, U.; Stange, E.-M.; Kost, S. (Hrsg.): Kleine<br />

Grundschule und jahrgangsübergreifendes Lernen. Bad Heilbrunn/OBB.:<br />

Klinkhardt 1997, S.141.<br />

• Knauf, T.: “Die Idee des altersgemischten Lernens in der Pädagogik<br />

Maria Montessoris“. In: Laging, R.(Hrsg.): Altersgemischtes Lernen in<br />

der Schule. 2.Auflage. Baltmannsweiler: Schneider 2003, S.157.<br />

• Knauf, T.: Einführung in die Grundschuldidaktik. Lernen,<br />

Entwicklungsförderung und Erfahrungswelten in der Primarstufe. Stuttgart;<br />

Berlin; Köln: Kohlhammer 2001<br />

• Landesinstitut für Schule und Medien Brandenburg (LiSuM)): FLEX-Handbuch<br />

1. Standards und Kriterien der pädagogischen Arbeit an Schulen mit flexibler<br />

Schuleingangsphase. Ludwigsfelde: 2003<br />

• Liebers, K.: „Flexibilisierung der Schuleingangsphase zur Optimierung des<br />

Schulanfangs für alle Kinder – Schulversuch FLEX“. In: Döbert, H.; Ernst, Ch.<br />

(Hrsg.): Flexibilisierung von Bildungsgängen. Baltmannsweiler: Schneider<br />

2001. S.90.<br />

• Mayer, Werner.G.: „Vom Sinn und Unsinn der Jahrgangsklasse – heute!“. In:<br />

PÄD Forum April 1997 Heft 2. S. 157.<br />

• Ministerium für Bildung, Jugend und Sport (Land Brandenburg):<br />

Rundschreiben 14/03 vom 31.Juli 2003 Gz: Grundsätze zur Arbeit in der<br />

flexiblen Eingangsphase (FLEX).<br />

http://www.brandenburg.de/sixcms/media.php./1238/rs14_03.pdf.Stand:<br />

17.05.2004<br />

• Opp, G.; Speck-Hamdan, A.: “Heterogenität der Schulanfänger-<br />

Herausforderungen für die Schule“. In: Faust-Siehl, G.; Speck-Hamdan, A.<br />

(Hrsg.): Schulanfang ohne Umwege. Mehr Flexibilität im Bildungswesen.<br />

Frankfurt a. M.: Beltz 2001, S.188.<br />

• Prengel, A.: Vielfalt durch gute Ordnung im Anfangsunterricht. Opladen:<br />

Leske+Budrich 1999<br />

• Rakow, Sigrid: „Jahrgangsübergreifendes `richtiges Arbeiten`“. In: Burk,<br />

Karlheinz (Hrsg.): Jahrgangsübergreifendes Lernen in der Grundschule.<br />

Frankfurt a.M.: Beltz 1996. S. 66.<br />

• Sack, L. (Hrsg.): Länger gemeinsam lernen. Positionen –<br />

Forschungsergebnisse – Beispiele. Frankfurt a. M.: Beltz 2003, S.64.<br />

14


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Knauf<br />

• Sandfuchs, U.; Stange, E.-M.; Kost, S. (Hrsg.): Kleine Grundschule und<br />

jahrgangsübergreifendes Lernen. Bad Heilbrunn/OBB.: Klinkhardt 1997<br />

• Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der<br />

Bundesrepublik Deutschland: Empfehlungen <strong>zum</strong> Schulanfang. Beschluss der<br />

Kultusministerkonferenz vom 24.10.1997. S.1.<br />

• Tillmann. K.-J.: Viel Selektion – wenig Leistung: Der PISA -Blick auf Erfolg und<br />

Scheitern in deutschen Schulen. Unveröffentlichter Vortrag im Rahmen der<br />

Ringvorlesung „Von der Delegation zur Kooperation: Bildung in Familie,<br />

Schule, Kinder- und Jugendhilfe“<br />

an der Westfälischen Wilhelms -Universität Münster am 17.5.2004<br />

• v. Hentig, H.: Die Schule neu denken. München und Wien: Carl Hauser 1993<br />

• Waldmann, E.; Sommer, D.; Schulz, B.: „Das altersgemischte Lernen im<br />

Modellversuch `Kleine Grundschule`“. In: Laging, R.(Hrsg.): Altersgemischtes<br />

Lernen in der Schule. 2.Auflage. Baltmannsweiler: Schneider 2003, S.105.<br />

Internet:<br />

• www.bildung-brandenburg.de<br />

• www.lisum.brandenburg.de<br />

15


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Sandfuchs<br />

Prof. Dr. Uwe Sandfuchs<br />

Schüler mit Migrationshintergrund<br />

Interkulturelles Lernen: bedeutsam aber schwierig<br />

Ausländische Kinder in der Schule: Vor dreißig Jahren exotischer<br />

Ausnahmefall, vor zwanzig Jahren dramatische Herausforderung im<br />

Schulalltag, vor zehn Jahren sichtbare Erfolge und Normalisierung<br />

und heute? Stagnation.<br />

Im folgenden Beitrag will ich zeigen, dass interkulturelle Erziehung<br />

eine schwere aber nicht hintergehbare Aufgabe der Schule und<br />

speziell der Grundschule ist. Weiterhin wird sich aber auch zeigen,<br />

dass die Schule hinter dem Notwendigen wie auch hinter dem<br />

Möglichen noch weit zurückbleibt.<br />

Moderne global vernetzte Gesellschaften sind durch einen ständigen,<br />

teilweise sehr raschen, sozialen Wandel gekennzeichnet. Der stete<br />

Wandel erfordert stetes Lernen: Damit eine Kultur und Gesellschaft<br />

mit neuen Herausforderungen sinnvoll umgehen kann, ist jeder<br />

Einzelne zu lebenslangem Lernen gezwungen. Infolge dessen werden<br />

auch die Ziele, Inhalte und Methoden des Bildungswesens insgesamt<br />

und speziell der Schule ständig verändert bzw. spezifiziert.


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Sandfuchs<br />

Die internationale Arbeitsmigration sowie der Zuzug von<br />

Flüchtlingen, deren Ziel auch Deutschland ist, der europäische<br />

Einigungsprozess, in dessen Verlauf Europa zu einem einheitlichen<br />

Wirtschaftsraum mit Freizügigkeit für alle seine Bürger wird,<br />

vielfältige Prozesse der globalen wirtschaftlichen Vernetzung und<br />

schließlich der Zusammenbruch des Ostblocks haben unser Land und<br />

unsere Gesellschaft grundlegend verändert: Deutschland ist zu einer<br />

multikulturellen Gesellschaft geworden.<br />

In dieser Situation wird von allen Mitgliedern der Gesellschaft, von<br />

Deutschen wie von Ausländern, von Kindern, Jugendlichen,<br />

Erwachsenen und Alten interkulturelles Lernen verlangt.<br />

Interkulturelles Lernen soll befähigen, multikulturelle Situationen mit<br />

Vernunft, Verständnis und Toleranz zu gestalten, fremden Menschen<br />

und ihrer Kultur aufgeschlossen, verständig und respektvoll zu<br />

begegnen (vgl. Sandfuchs 1986 - Nieke 1994). Das ist einerseits gar<br />

nicht so neu wie mancher meinen mag, grundsätzlich ist dies nur eine<br />

Spezifikation des zentralen Merkmals von Bildung seit der Klassik,<br />

nämlich der Weltoffenheit. Wolfgang Klafki meint daher eine<br />

zeitgemäße Allgemeinbildung habe die epochaltypischen<br />

Weltprobleme als inhaltlichen Kern und sie sei zu verstehen als<br />

internationale bzw. interkulturelle Bildung in einem universalen<br />

Horizont, sie sei „Bildung in weltbürgerlicher Absicht“.


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Sandfuchs<br />

Nun ist dies sehr viel schneller formuliert als realisiert, interkulturelles<br />

Lernen ist aus mehreren Gründen nicht leicht:<br />

• Das Denken und Handeln eines jeden Menschen ist zunächst wie<br />

selbstverständlich von einem Ethnozentrismus bestimmt, der die je<br />

eigene Kultur als gleichsam „natürlich“ gegeben und auch als beste<br />

aller Lebensformen (vgl. Mühlmann 1980) ansieht. Fremde<br />

Kulturen in ihrer je spezifischen Sinnhaftigkeit und "Vernunft“ zu<br />

erkennen und als grundsätzlich gleichberechtigt zu akzeptieren,<br />

setzt neben der Bereitschaft zur Offenheit vor allem den Erwerb<br />

von Wissen über Genese, Struktur und Begründung dieser Kulturen<br />

voraus.<br />

• Der Mensch ist nicht von vornherein offener Weltbürger, er ist<br />

primär ein Kleinruppenwesen; gebunden an den persönlichen<br />

Kontakt mit Familie, Freunden, wenigen Bekannten und Kollegen;<br />

er ist zudem gebunden an einen überschaubaren als Heimat<br />

verstandenen Raum. Das prägt seine kulturelle Basispersönlichkeit<br />

und sein ethisches Handlungsrepertoire, das zunächst begrenzt ist<br />

auf eine Ethik im Nahhorizont (Schulz 1972). Kulturelles<br />

Neulernen und Umlernen fällt schwer, sich in eine neue, zweite<br />

Heimat einzufinden, ist gleichfalls nicht leicht. Und schließlich<br />

belehrt uns jede realistische Anthropologie, dass eine Ethik im


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Sandfuchs<br />

Fernhorizont, die ja soziale Ungerechtigkeit, Rassismus, Gewalt<br />

und Unterdrückung eingrenzen oder gar verhindern könnte, nicht<br />

alltäglich ist.<br />

• Unsere Vorstellungen von Erziehung und auch unsere<br />

Erziehungsinstitutionen, vor allem die Schule, sind traditionell<br />

national und monokulturell geprägt. Die Schule des 19. und 20.<br />

Jahrhunderts und ihre pädagogische Theorie sind im und vom<br />

Nationalstaat entwickelt worden. Schule hatte so die Aufgabe, die<br />

weltanschaulichen, also die religiösen und politischen,<br />

Auffassungen der jeweiligen Landesherren an die - wie es die<br />

zeitgenössische Metaphorik formulierte – Landeskinder<br />

weiterzugeben und ihnen in Herzen und Köpfe einzupflanzen. So<br />

nimmt es nicht wunder, wenn noch 1985 eine Analyse von<br />

Lehrplänen der Geschichte, Sozialkunde und Religion eben diesen<br />

Lehrplänen nationale Egozentrik bescheinigt (vgl. Göpfert 1985).<br />

Daran scheint sich seither nicht viel geändert zu haben: Gogolin<br />

(1994) spricht vom monolingualen Habitus einer realiter<br />

monolingualen Schule; Dietrich (1997) bescheinigt der Schule, sie<br />

sei nach wie vor eine an der dominanten Nationalkultur<br />

ausgerichtete Normierungsanstalt, diese Einschätzung ist das<br />

Ergebnis einer Untersuchung der Art und Weise des Umgangs mit<br />

ausländischen Schülern und ihren Eltern. Deren Mehrsprachigkeit<br />

und Multikulturalität wird nämlich nach wie vor weder zu


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Sandfuchs<br />

Lernhilfen noch zur Bereicherung des Unterrichts hinreichend<br />

genutzt, sondern all zu oft ignoriert. Eine von der<br />

Ausländerbeauftragten der Bundesregierung herausgegebene<br />

Studie (1997), die die Bildungs- und Ausbildungssituation<br />

ausländischer Kinder und Jugendlicher unter der Frage „Integration<br />

oder Ausgrenzung?“ in den Blick nimmt, betätigt derartige<br />

Befunde und Einschätzungen und kommt zu dem Ergebnis, dass<br />

die Integration ausländischer Schüler weit hinter den<br />

Notwendigkeiten und auch hinter den Möglichkeiten zurück bleibt.<br />

Für den grundsätzlich außerordentlich hohen Stellenwert<br />

interkulturellen Lernens gibt es eine Vielzahl von Belegen, ich greife<br />

zwei heraus:<br />

In einer groß angelegten Befragung von jungen Spitzenkräften in der<br />

Wirtschaft werden die Erfolgsfaktoren (von Innovationskompetenz<br />

über Führungsvermögen bis hin zu Examensnoten) aufgelistet und<br />

dann wird hinzugefügt, darüber hinaus komme internationaler<br />

Mobilität und interkultureller Kompetenz eine wichtige Rolle zu; die<br />

besten Jungmanager seien in Studium und/oder Beruf längere Zeit im<br />

Ausland gewesen.<br />

Eine vom deutschen Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft,<br />

Forschung und Technologie durchgeführte Expertenbefragung zu


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Sandfuchs<br />

Auswirkungen der „Wissensgesellschaft“ auf Bildungsprozesse und<br />

Bildungsstrukturen kommt u. a. zu dem Ergebnis, dass<br />

Fremdsprachenkompetenz und interkulturelle Kompetenz angesichts<br />

der Globalisierung von Politik, Wirtschaft und Arbeit sowie der<br />

Internationalisierung vieler Lebensbereiche steigende Bedeutung<br />

erlangen und zu den Kernkompetenzen des Jahres 2020 zu rechnen<br />

seien (Delphi-Befragung 1996/1998, S. 62 ff.).<br />

Daten und Fakten zur Situation<br />

Zu den Voraussetzungen interkulturellen Lernens gehört ein<br />

profundes Wissen über die Situation von Arbeitsmigranten und<br />

Flüchtlingen. Dieses Wissen kann hier nicht vermittelt werden, ich<br />

will aber aus den wichtigsten Informationsquellen, den Mitteilungen<br />

der Beauftragten der Bundesregierung für Ausländerfragen (nähere<br />

Angaben im Literaturverzeichnis), einige wesentliche Gesichtspunkte<br />

herausgreifen:<br />

• Der Begriff „Ausländer“ ist irreführend, weil es die Ausländer<br />

nicht gibt. Sie unterscheiden sich in ihrem Rechts- und<br />

Aufenthaltsstatus: Ein Viertel der ausländischen Wohnbevölkerung<br />

gehört zu den EU-Bürgern und genießt Bewegungsfreiheit, alle<br />

anderen verfügen entweder über eine Aufenthaltsbewilligung, eine


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Sandfuchs<br />

befristete oder unbefristete Aufenthaltserlaubnis, eine<br />

Aufenthaltsberechtigung oder -befugnis, eine Duldung oder eine<br />

Aufenthaltsgestattung. Auch die Flüchtlinge haben höchst<br />

unterschiedlichen Status, neben Asylberechtigten gibt es<br />

Konventionsflüchtlinge, Kontingentflüchtlinge, Kriegs- und<br />

Bürgerkriegsflüchtlinge und Defaktoflüchtlinge. Es kann hier nicht<br />

im Einzelnen erläutert werden, es soll nur deutlich werden, dass<br />

jeder Rechtsstatus andere Auswirkungen auf die konkrete<br />

Lebenssituation hat.<br />

„In Deutschland leben Menschen aus über zweihundert verschiedenen<br />

Ländern, sie leben seit vierzig Jahren hier oder seit gestern, sie haben<br />

hier die Schule besucht und studiert oder gar keine Schulbildung<br />

genossen, sie verfügen über eine gute berufliche Ausbildung, ein<br />

adäquates Einkommen oder sind arbeitslos.“ (Bericht 1997, S. 15)<br />

• Die ausländische Bevölkerung ist vergleichsweise wesentlich<br />

jünger als die deutsche. 1,70 Mio. (23,1 %) waren 1997 unter 18<br />

Jahre alt (Deutsche: 18,9 %). 1,59 Mio. (21,7 %) aller Ausländer<br />

sind bereits in Deutschland geboren. Von den unter 18-Jährigen<br />

sind es 1,11 Mio. (65,4 %), bei den unter 6-Jährigen sogar 87,5 %.<br />

Sie werden <strong>zum</strong> großen Teil deutsche Kindergärten, Schule und<br />

Hochschulen besuchen, Berufe erlernen, arbeiten, heiraten und<br />

Kinder bekommen, die ab dem nächsten Jahr auf Grund ihrer


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Sandfuchs<br />

Geburt in Deutschland die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten<br />

und statistisch dann nicht mehr als Ausländer registriert werden.<br />

Die Aufenthaltsdauer der ausländischen Wohnbevölkerung nimmt<br />

ständig zu. 30 % leben zwanzig Jahre und länger in Deutschland, die<br />

durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Arbeitsmigranten aus den<br />

ehemaligen Anwerbeländern ist noch länger. 80 % der Spanier, 71 %<br />

der Italiener und fast 2/3 aller Türken und Griechen leben zehn und<br />

mehr Jahre in Deutschland. Würde man die in den letzten zehn Jahren<br />

zugewanderten Flüchtlinge und die hier geborenen Migrantenkinder<br />

herausrechnen, würde dies die durchschnittliche Aufenthaltsdauer bei<br />

dem verbleibenden Personenkreis noch erhöhen. Insgesamt gilt, dass<br />

der größte Teil der Wohnbevölkerung auf Grund dieser langen<br />

Aufenthaltsdauer fester Bestandteil der Bevölkerung der<br />

Bundesrepublik Deutschland ist. Das zeigt u. a. auch der rasante<br />

Anstieg der Einbürgerungen (1987: 37.810 - 1997: 278.662).<br />

Zur Schulsituation<br />

Als sich in den 70er Jahren infolge arbeitsmarktpolitischer<br />

Steuerungsmaßnahmen die Zahl der Schüler anderer Muttersprache<br />

binnen kürzester Zeit vervielfachte, war eine hilflose<br />

bildungspolitische und schulpädagogische Notstandsverwaltung zu


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Sandfuchs<br />

beobachten. Lehrerinnen und Lehrer mussten mühsam lernen, mit der<br />

Tatsache umzugehen, dass ein immer größerer Teil ihrer Schüler die<br />

deutsche Sprache nur in Ansätzen oder gar nicht beherrschte.<br />

Schulpolitik und Schulbehörden arbeiteten teilweise fieberhaft, aber<br />

angesichts des großen Problemdrucks viel zu langsam an der<br />

Schaffung der organisatorischen und materiellen Voraussetzungen für<br />

eine erfolgreiche Beschulung von Kindern anderer Muttersprache. Die<br />

Maßnahmen und Modellversuche zur Qualifizierung von Lehrkräften,<br />

Sozialarbeitern, Kindergärtnerinnen und anderen griffen erst<br />

allmählich – u. a. weil sie teilweise halbherzig betrieben wurden (vgl.<br />

Sandfuchs 1986). Seither hat sich die Schul- und Ausbildungssituation<br />

ausländischer Kinder und Jugendlicher kontinuierlich verbessert. In<br />

unserer Bestandsaufnahme vor zehn Jahren (Sandfuchs 1989) haben<br />

wir im Anschluss an Klemm (1987) zwei Tendenzen der<br />

Bildungsbe(nach)teiligung ausländischer Schüler berichtet:<br />

Normalisierung und Hierarchisierung. Hinsichtlich Schulerfolgsquote<br />

und Beteiligung an höherer Bildung wiesen die Statistiken deutliche<br />

Verbesserungen vor allem bei der Erlangung des<br />

Hauptschulabschlusses aus, gewachsen war auch der Anteil<br />

ausländischer Realschüler und Gymnasiasten. Mit Hierarchisierung<br />

war der Tatbestand beschrieben, dass ausländische Schüler in<br />

Hauptschulen und Sonderschulen deutlich überrepräsentiert waren, an<br />

Realschulen und Gymnasien jedoch weiterhin unterrepräsentiert<br />

waren. Die Schulabschlussquoten zeigten, dass von Chancengleichheit


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Sandfuchs<br />

noch keine Rede sein konnte: Etwa ein Drittel der ausländischen<br />

Schüler erreichte keinen Hauptschulabschluss, bei den deutschen<br />

Schülern waren es knapp 8 Prozent; einen höheren Abschluss<br />

erlangten anteilig weit mehr als doppelt so viele deutsche wie<br />

ausländische Schüler. Die Chance ausländischer Jugendlicher auf<br />

einen Ausbildungsplatz war dreimal geringer als die deutscher<br />

Jugendlicher, insbesondere ausländische Mädchen waren eklatant<br />

benachteiligt.<br />

Seither hat sich wenig geändert. Die letzten Analysen der<br />

Ausländerbeauftragten der Bundesregierung (Bericht 1997 – Daten<br />

und Fakten 1999) belegen: Zwar ist bis Anfang der 90er Jahre ein<br />

leichter Trend zu höherer Bildungsbeteiligung ausländischer Schüler<br />

zu beobachten gewesen, nach wie vor sind sie aber an den Haupt- und<br />

Sonderschulen überrepräsentiert und an den Realschulen und<br />

Gymnasien unterrepräsentiert. Insgesamt sinkt die<br />

Bildungsbeteiligung ausländischer Schüler eher, mindestens hat sich<br />

der Abstand zwischen deutschen und nichtdeutschen<br />

Schulabsolventen nicht verringert. Auch die Ausbildungsbeteiligung<br />

ausländischer Jugendlicher ist zu gering.<br />

Ein anderer Aspekt der Hierarchisierung sind die deutlichen<br />

Unterschiede zwischen den Nationalitäten. So haben beispielsweise<br />

spanische Jugendliche den höchsten Anteil an Realschulen,


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Sandfuchs<br />

Gymnasien und an Auszubildenden; griechische Jugendliche sind<br />

selten in einer Ausbildung, aber sehr häufig in der Sekundarstufe II<br />

teils an den griechischen Lyzeen, teils an deutschen Gymnasien<br />

vertreten; italienische Jugendliche sind hingegen besonders selten an<br />

Gymnasien zu finden; türkische Jugendliche haben insgesamt die<br />

relativ schlechtesten schulischen Voraussetzungen, nämlich keinen<br />

Schulabschluss oder nur den Hauptschulabschluss sowie niedrige<br />

Ausbildungsquoten. Italienische und türkische Jugendliche besuchen<br />

zudem häufig Sonderschulen (vgl. Jung u.a. 1997).<br />

Das Fazit ist ernüchternd: Die Bildungsbeteiligung ausländischer<br />

Schüler hat seit Beginn der Neunzigerjahre keinen Fortschritt mehr<br />

gemacht. In einer Reihe von Schulen leisten Lehrerinnen und Lehrer<br />

nach wie vor vorzügliche Arbeit. Insgesamt aber scheint einzutreten,<br />

was ich schon in der 1989 vorgelegten Bestandsaufnahme befürchtet<br />

hatte: Die Zeit der blanken Notstandsverwaltung ist vorbei, der<br />

öffentliche Alarm ist verhallt, die Dramatik ist raus und die<br />

Alltäglichkeit versperrt den Blick für die nach wie vor virulenten<br />

Probleme (vgl. Sandfuchs 1989, S. 10).<br />

Interkulturelles Lernen in der (Grund)schule


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Sandfuchs<br />

Interkulturelles Lernen kann sich grundsätzlich an allen Orten und in<br />

allen Institutionen vollziehen, in denen Deutsche und Ausländer<br />

zusammentreffen. Die Schule jedoch ist aus mehreren Gründen der<br />

zentrale Ort interkulturellen Lernens:<br />

• Die Schule als Institution hat die Aufgabe, durch Unterricht und<br />

Erziehung, durch systematisches Lehren und Lernen <strong>zum</strong> Leben in<br />

unserer Kultur und Gesellschaft zu befähigen - dazu gehört auch<br />

das interkulturelle Lernen.<br />

• Interkulturelles Lehren und Lernen ist nicht das Reservat einzelner<br />

idealistisch gesonnener Pädagogen, sie ist vielmehr ausdrücklich<br />

gesetzlich abgesicherter Auftrag der Schule und ihres gesamten<br />

Personals. Dieser Auftrag ist spezifiziert in einer Vielzahl<br />

landesspezifischer schulrechtlicher Regelungen, die ihrerseits<br />

Bezug nehmen auf Empfehlungen der Kultusministerkonferenz<br />

(z.B. 1976 und 1996). Alle einschlägigen Erlasse und<br />

Empfehlungen beziehen sich ihrerseits auf die jeweiligen<br />

Landesverfassungen, auf das Grundgesetz der Bundesrepublik<br />

Deutschland sowie auf eine Reihe internationaler rechtlicher<br />

Regelungen wie beispielsweise die Richtlinien der Europäischen<br />

Union zur Beschulung der Kinder von Wanderarbeitnehmern aus<br />

dem Jahre 1977 mit ihrer Verpflichtung, ausländische Schüler<br />

chancengleich zu beschulen, die Erklärung der Vereinten Nationen<br />

zu den Rechten des Kindes aus dem Jahre 1989 und viele andere


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Sandfuchs<br />

mehr. Gemeinsamer rechtlicher Kern sind die Menschenrechte<br />

(vgl. Lenhart 1997).<br />

• Die Schule ist die einzige Institution, die alle Mitglieder der<br />

Bevölkerung in einem bestimmten Alter zusammenführt. Die<br />

Schulpflicht garantiert, dass alle deutschen und ausländischen<br />

Kinder und Jugendliche mindestens zehn Jahre gemeinsam Schulen<br />

besuchen und <strong>zum</strong> interkulturellen Lernen verpflichtet sind.<br />

• Die Grundschule ist seit ihrer Gründung im Jahre 1920 die<br />

gemeinsame Schule für alle Schulpflichtigen, sie ist von Anfang an<br />

als Schule der Integration zu verstehen: Sie unterrichtet alle Kinder<br />

im Alter von sechs bis zehn (oder zwölf) Jahren gemeinsam,<br />

unabhängig vom sozialen Status ihrer Eltern, von ihrer Konfession<br />

sowie ihren sozial oder anthropologisch bedingten<br />

Lernvoraussetzungen. Sinn des gemeinsamen Lernens in der<br />

Grundschule ist <strong>zum</strong> einen die soziale Integration und <strong>zum</strong> anderen<br />

eine ausgleichende Erziehung, die sich um bessere Startchancen für<br />

benachteiligte Gruppen bemüht.<br />

• Die Voraussetzungen <strong>zum</strong> interkulturellen Lernen sind bei Kindern<br />

und Jugendlichen besser als bei Erwachsenen, sie befinden sich in<br />

einem höchst lernfähigen Alter und sind zudem weniger durch<br />

Vorurteile belastet als Erwachsene.<br />

Das Konzept interkulturellen Lernens


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Sandfuchs<br />

Das Konzept interkulturellen Lernens wird verstanden als eine<br />

gemeinsame Erziehung von Menschen aus verschiedenen Kulturen<br />

und mit verschiedenen Sprachen und Religionen. Dabei stellt sich<br />

<strong>zum</strong> einen die Frage, welche Lernprozesse Migranten sinnvollerweise<br />

zugemutet werden müssen oder zugemutet werden können. Dazu ist es<br />

nötig, die Frage nach ihren Lernvoraussetzungen zu beantworten<br />

sowie besondere Fördermaßnahmen zu entwickeln. Zum anderen<br />

werden auch den Mitgliedern der dominanten Mehrheitskultur und -<br />

gesellschaft Lernprozesse zugemutet.<br />

Basis des Konzeptes sind die Postulate, dass Kulturen und die<br />

Menschen die in ihnen leben, als grundsätzlich gleichwertig und<br />

gleichberechtigt anzusehen sind, dass Kulturen und Menschen<br />

voneinander lernen und sich in diesem Lernen auch gegenseitig<br />

bereichern können. Die eigene Kultur bildet die Basis der<br />

Persönlichkeitsentwicklung eines jeden Menschen, sie ist Quelle<br />

seines Selbstbewusstseins und seines Selbstverständnisses.<br />

Interkulturelles Lernen kann daher auch in der Schule nur gelingen,<br />

wenn die Schüler anderer Kultur und Muttersprache wesentliche<br />

Elemente ihrer Herkunftskultur für sich erhalten und frei leben können<br />

- das gilt vor allem für ihre Religion bzw. Weltanschauung und ihre<br />

Muttersprache.


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Sandfuchs<br />

Dabei sind drei Strategien interkulturellen Lernens leitend:<br />

Informieren und Aufklären, Betroffenheit herstellen, in Begegnungen<br />

lernen und Gemeinsamkeiten erkennen.<br />

Perspektiven<br />

In unserer Bestandsaufnahme 1989 haben wir unter der Überschrift<br />

„Was wir gelernt haben und was zu tun bleibt“ ein zehn Punkte<br />

umfassendes Fazit der Erkenntnisse und Aufgaben interkultureller<br />

Erziehung in der Schule gezogen. Das meiste davon ist nach wie vor<br />

gültig:<br />

− Schulerfolg ist nach wie vor der beste Indikator für die schulische<br />

Integration ausländischer Kinder und Jugendlicher. Erst wenn sie<br />

den gleichen Anteil an den Abschlüssen der Sekundarstufe I und II<br />

erreicht haben wie deutsche Schüler, und wenn sie daraufhin die<br />

gleichen Ausbildungs- und Berufschancen haben, kann von<br />

erfolgreicher Integration gesprochen werden. Nach wie vor sind<br />

Maßnahmen zur Verbesserung der Bildungs- und<br />

Ausbildungssituation von Migrantenkindern dringend erforderlich.<br />

− Alle didaktischen Konzepte müssen <strong>zum</strong> einen die Ursachen für<br />

die unbefriedigende Bildungssituation der Migrantenkinder (vgl.


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Sandfuchs<br />

Mitteilungen 1997) einrechnen und <strong>zum</strong> anderen ausgehen von<br />

den bereits bestehenden interkulturellen Kompetenzen der<br />

Migrantenkinder - insbesondere von ihrer Zwei- oder<br />

Mehrsprachigkeit.<br />

− Nach wie vor fehlt die systematische Aufarbeitung des inhaltlichen<br />

Beitrages der einzelnen Fächer <strong>zum</strong> interkulturellen Lernen in den<br />

Lehrplänen und Richtlinien sowie in den Schulbüchern.<br />

− Nach wie vor mangelt es vielen Lehrkräften an interkultureller<br />

Sensibilität und Kompetenz. Auernheimer u. a. (1998, S. 609f.)<br />

stellen fest, Lehrerinnen und Lehrer seien sensibel für<br />

Ausländerfeindlichkeit und gesellschaftliche Benachteiligung<br />

außerhalb der Schule, die Konfrontation mit kulturellen<br />

Differenzen allerdings lasse sie kalt. Die Mängel in der<br />

interkulturellen Kompetenz von Lehrkräften sind auf eine<br />

unzureichende Lehrerbildung zurückzuführen. Nur wenige<br />

Universitäten verfügen über die nötige personelle Ausstattung, in<br />

der zweiten und dritten Phase sind einschlägige Inhalte ebenfalls<br />

randständig So hat sich nach den Notmaßnahmen um 1980 die<br />

interkulturelle Kompetenz von Lehrkräften eher verringert. Erst die<br />

bestürzenden Befunde der internationalen Vergleichsuntersuchung<br />

PISA (2001) zur Lesekompetenz von Migrantenschülern haben<br />

gelegentliches Umdenken bewirkt.


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Sandfuchs<br />

Es gibt jedoch auch eine außerordentlich positiv zu bewertende<br />

Tendenz zu vermelden. Es setzt sich die Erkenntnis durch, dass<br />

fremdsprachliche Kompetenz ein Werkzeug interkulturellen<br />

Lernens und Handelns ist. Fremdsprachliche Kompetenz hat daher<br />

in den letzten Jahren eine völlig neue, entschieden höhere<br />

Bewertung erfahren. Jeder Schüler soll heute mindestens eine,<br />

besser zwei Fremdsprachen in der Schule lernen – und damit wird<br />

inzwischen bereits im zweiten oder dritten Jahr der Grundschule<br />

begonnen (vgl. Sandfuchs 1997). Die leitenden Prinzipien sind<br />

dabei die Diversifizierung der zu lernenden Fremdsprachen unter<br />

Einbezug der Migrantensprachen sowie die qualitative<br />

Intensivierung des Unterrichts bis hin zur Vermittlung von<br />

mehrsprachiger Kompetenz. Die Einrichtung von bilingualen<br />

Schulen ist die konsequente Weiterführung dieser Prinzipien.<br />

Bilinguale Schulen erteilen nicht nur Fremdsprachenunterricht,<br />

vielmehr wird immer in einem oder in mehreren Fächern eine<br />

Fremdsprache zur Unterrichtssprache. Für die Praxis<br />

interkulturellen Lernens ist all dies in mehrfacher Hinsicht<br />

bedeutsam. Zum einen wird (wenigstens hier) die faktische<br />

Multikulturalität und die Mehrsprachigkeit ausländischer Schüler<br />

(und ihrer Eltern) produktiv aufgegriffen und <strong>zum</strong> Ausgangspunkt<br />

und Zentrum der pädagogischen Arbeit bilingualer Schulen<br />

gemacht. Zum Zweiten wird endlich der muttersprachliche


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Sandfuchs<br />

Unterricht in den Regelunterricht integriert; er wird sogar <strong>zum</strong><br />

Lerngegenstand auch für die deutschen Kinder. Damit ist<br />

schließlich die Möglichkeit gegeben, das interkulturelle Lernen aus<br />

seiner ausländerpädagogischen Verengung heraus zu führen. So ist<br />

die Einrichtung von bilingualen Grundschulen in Berlin,<br />

Wolfsburg, Frankfurt am Main, Stuttgart, Hagen, Hamburg und<br />

anderswo der eigentliche qualitative Fortschritt, der in der 90er<br />

Jahren im Bereich des interkulturellen Lernens erzielt werden<br />

konnte.


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Sandfuchs<br />

Literatur<br />

Auernheimer, Georg/von Blumenthal, Viktor/Stübig,<br />

Heinz/Willmann, Bodo: Interkulturelle Erziehung im Schulalltag.<br />

Fallstudien <strong>zum</strong> Umgang von Schulen mit der multikulturellen<br />

Situation, Münster/New York 1996.<br />

Auernheimer, Georg/van Dieck, Rolf/Petzel, Thomas/Sommer,<br />

Gert/Wagner, Ulrich: Wie gehen Lehrer/innen mit kulturellen<br />

Differenzen um? Ergebnisse einer Lehrerbefragung. In: Zeitschrift<br />

für Erziehungswissenschaften Heft 4/1998, S. 597 – 611.<br />

Bericht der Beauftragten der Bundesregierung für Ausländerfragen<br />

über die Lage der Ausländer der Bundesrepublik Deutschland,<br />

Bonn, Dezember 1997.<br />

Daten und Fakten zur Ausländersituation, hg. v. d. Beauftragten der<br />

Bundesregierung für Ausländerfragen, Bonn, Juni 1999.<br />

Delphi-Befragung 1996/1998: Potentiale und Dimensionen der<br />

Wissensgesellschaft – Auswirkungen auf Bildungsprozesse und<br />

Bildungsstrukturen. Integrierter Abschlussbericht. Durchgeführt im<br />

Auftrag des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft,<br />

Forschung und Technologie, München/Basel, März 1998.<br />

Deutsches PISA-Konsortium (Hrsg.): PISA 2000. Basiskompetenzen<br />

von Schülerinnen und Schülern im internationalen Vergleich.<br />

Opladen 2001.


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Sandfuchs<br />

Dietrich, Ingrid: Voll integriert? Zuwanderer - Eltern berichten über<br />

Erfahrungen ihrer Kinder mit Schule in Deutschland,<br />

Baltmannsweiler 1997.<br />

Gogolin, Ingrid: Der monolinguale Habitus der multilingualen Schule,<br />

Münster/New York 1994.<br />

Göhlich, Michael (Hg.): Europaschule – Das Berliner Modell,<br />

Neuwied 1997.<br />

Göpfert, Helmut: Ausländerfeindlichkeit durch Unterricht.<br />

Konzeptionen und Alternativen für Geschichte, Sozialkunde,<br />

Religion, Düsseldorf 1985.<br />

Jung, R./Liguori-Pace, R..-M./Paulsen, H.: (K)eine Schule für alle?<br />

Zwischen Anpassung und Versagen: italienische Kinder im<br />

deutschen Schulsystem. Erfahrungen und Ergebnisse eines<br />

Projektes. Wiesbaden: Hessisches Landesinstitut für Pädagogik<br />

(HeLP), 1997.<br />

Klafki, Wolfgang: Neue Studien zur Bildungstheorie und Didaktik.<br />

Beiträge zur kritisch-konstruktiven Didaktik, Weinheim 1985.<br />

Klemm, Klaus: Die Bildungsbe(nach)teiligung ausländischer Schüler<br />

in der Bundesrepublik. In: Pädagogische Beiträge 12/1987, S. 19 –<br />

21.


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Sandfuchs<br />

Lenhart, Volker: Menschenrechtspädagogik interkulturell. In:<br />

Wissenschaftliche Zeitschrift der Technischen Universität Dresden<br />

46/1997, S. 4 – 8.<br />

Mitteilungen der Beauftragten der Bundesregierung für die Belange<br />

der Ausländer: Integration oder Ausgrenzung? Zur Bildungs- und<br />

Ausbildungssituation von Jugendlichen ausländischer Herkunft. In<br />

der Diskussion 7/1997.<br />

Mühlmann, Wilhelm E.: Geschichte der Anthropologie, Wiesbaden<br />

1980.<br />

Riccó, Antonio/Sandfuchs, Uwe (Hg.): Insieme – Gemeinsam. Bilder<br />

aus der deutsch-italienischen Grundschule Wolfsburg. Bad<br />

Heilbrunn 1997.<br />

Riccó, Antonio/Sandfuchs, Uwe: Zweisprachige Erziehung.<br />

Konzeption und Erfahrungen der deutsch-italienischen Grundschule<br />

Wolfsburg. In: Bildung und Erziehung 1/1997, S. 51 – 60.<br />

Sandfuchs, Uwe: Ausländische Kinder in der Grundschule. Versuch<br />

einer Bestandsaufnahme. In: Grundschule 10/1989, S. 10 – 13.<br />

Sandfuchs, Uwe: Brauchen wir ein Multi-ethnisches Curriculum? In:<br />

Grundschule 7-8/1998, S.73 f.<br />

Sandfuchs, Uwe: Die Bedeutung des Lernens fremder Sprachen in der<br />

Grundschule. In: Reichel, K./ Sandfuchs, U./Voss, G. (Hg.): Fremde<br />

Sprachen in der Grundschule. Bad Heilbrunn 1997.


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Sandfuchs<br />

Sandfuchs, Uwe: Migrantenkinder in Schule und Unterricht –<br />

Zwischen Schulalltag und bilingualer Erziehung. In: Gemende,<br />

M./Schröer, W./Sting, S. (Hg.): Zwischen den Kulturen.<br />

Pädagogische und Sozialpädagogische Zugänge zur Interkulturalität,<br />

Weinheim 1999, S. 159 - 170.<br />

Sandfuchs, Uwe: Umrisse interkultureller Erziehung. In: Die neue<br />

Gesellschaft/ Frankfurter Hefte 12/1986, S. 1147 – 1153.<br />

Schulz, Walter: Philosophie in der veränderten Welt, Pfullingen 1972.


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Weiße<br />

Prof. Dr. Wolfram Weiße<br />

Kulturelle Vielfalt als Chance. Religionsunterricht für alle<br />

Vortrag auf der didacta in Stuttgart am 3.3.2005<br />

Einleitung<br />

Religion und Religionsunterricht sind im öffentlichen Bereich wieder zu einem Thema<br />

avanciert. Vorannahmen, dass im Zuge der Säkularisierung Religion sich langsam aber sicher<br />

verflüchtigen würde, haben sich als unzutreffend erwiesen. Heute wird verstärkt danach<br />

gefragt, ob Religionen zu einem „Kampf“ oder <strong>zum</strong> Dialog der Kulturen beitragen. Im<br />

Bildungsbereich wird zunehmend darüber diskutiert, welchen Stellenwert Religion und<br />

Religiosität im Rahmen interkultureller Bildung einnimmt.<br />

Kann Religionsunterricht zur Verständigung zwischen Kulturen und Religionen beitragen –<br />

und wenn ja, unter welchen Voraussetzungen und mit welchen Zielen? In allen Lehrplänen<br />

des Faches Religion finden sich Themen z.B. zu den Weltreligionen, die Elemente für<br />

Toleranz und Verständigung liefern können. Interreligiöses Lernen spielt in jedem<br />

Religionsunterricht eine zunehmend große Rolle. Seine Struktur ist allerdings unterschiedlich.<br />

In fast allen Bundesländern wird der Religionsunterricht nach Konfessionen und Religionen<br />

getrennt durchgeführt. Dies mag Vorteile haben, verhindert aber weitgehend die unmittelbare<br />

Wahrnehmung und das Gespräch zwischen Schüler/innen unterschiedlicher Religionen im<br />

Klassenzimmer.<br />

Der dialogische Religionsunterricht in Hamburg ist anders konstruiert und konzipiert. Hier<br />

nehmen alle Schülerinnen und Schüler ungeachtet ihrer konfessionellen, religiösen oder<br />

weltanschaulichen Hintergründe gemeinsam und wenn möglich dialogisch am<br />

Religionsunterricht teil.<br />

Bevor ich Ihnen dies genauer erläutere, möchte ich Ihnen ein Element zur Begründung<br />

interreligiösen Lernens und einen ersten konkreten Einblick vermitteln:<br />

a) Interreligiöses Lernen gewinnt Tiefenschärfe durch aktive Kommunikation, durch<br />

Begegnung und Dialog (Schreijäck 2003; Weiße 1999). Hierbei gilt es, sich weder des<br />

Anderen durch Einebnung von Unterschieden zu bemächtigen, noch durch eine Konstruktion<br />

den Anderen als den völlig „Fremden“ eine hermetische Geschiedenheit von Welten, eine<br />

Apartheid, zu konstruieren. Begegnung und Dialog erscheinen nicht nur als notwendig, um<br />

den Anderen, sondern auch, um sich selber zu verstehen. Es gibt sogar Ansätze, die einer<br />

1


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Weiße<br />

Selbstzentrierung ein ganz anderes Modell entgegensetzten, nämlich das der Vorrangigkeit<br />

des Anderen. Kronzeuge hierfür ist Emmanuel Lévinas, der die Ethik als Relation mit dem<br />

Anderen, mit dem Nächsten definiert 1 und der in der Verantwortung für den Anderen die<br />

Voraussetzung für die eigene Subjektivität sieht.<br />

b) Konkreter Einblick: Sehen wir uns diesen Unterricht aus der Perspektive einer Mutter an,<br />

deren Kind zur Zeit der Abfassung ihres Briefes in eine Hamburger Grundschule ging mit<br />

einem Religionsunterricht für alle.<br />

„Als Mutter einer kleinen Tochter, die in die 2. Grundschulklasse geht, habe ich ein starkes<br />

Interesse an einem interreligiösen Religionsunterricht in der Schule. Wir leben im Hamburger<br />

Westen, im kleinbürgerlich geprägten Stadtteil Iserbrook in Angrenzung <strong>zum</strong> Osdorfer Born.<br />

Von der Weltoffenheit einer Großstadt ist hier nicht viel zu spüren – wohl aber von<br />

ausländerfeindlichen Aggressionen bestimmter Elternhäuser, die über die Kinder bis in die<br />

Schule getragen werden. Die Illusion vom unschuldigen Umgang von Kindern untereinander,<br />

die nicht nach Hautfarbe und Augenform diskriminierend und verletzend unterscheiden, ist<br />

mir seit der Einschulung meiner Tochter vergangen. In so einer Situation wünsche ich mir die<br />

Schule als ein Korrektiv.... Für mich ist die Schule eine Keimzelle einer Gesellschaft im<br />

Kleinen, in der Kinder und Heranwachsende modellhaft das Miteinander erlernen können, in<br />

der Bewusstsein und Haltung entsteht. Ich wünsche mir in der Schule daher einen<br />

Religionsunterricht, in dem alle Religionen als gleichwertig gesehen und gleichberechtigt<br />

behandelt werden. Ich denke, dass ein wirklich interreligiöser Unterricht den Kindern einen<br />

ganz wichtigen Lernprozess ermöglicht: Die anderen Weltreligionen kennen zu lernen und<br />

meine Klassenkameraden bzw. meinen Klassenkameraden in seiner Religion und<br />

ihrem/seinem kulturellen Hintergrund schätzen zu lernen.“<br />

Diese Passage bildet den ersten Teil eines Briefes, der mir vor einiger Zeit von einer<br />

Muslimin in Hamburg zugeschickt worden ist (Abdruck in Weiße 1999, S. 293). Er birgt<br />

erhebliche Erwartungen an den Religionsunterricht und seine Bedeutung im öffentlichen<br />

Bereich. Im Folgenden geht es darum, den Rahmen, in den hinein diese Wünsche gesprochen<br />

worden sind, zu erläutern: Das ist, wie gesagt, der dialogische Religionsunterricht für Alle in<br />

Hamburg.<br />

1 „L’´´ethique est relation evec autrui, avec le prochain, in: Lévinas 1193, 156.<br />

2


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Weiße<br />

Hauptteil: Dialogischer Religionsunterricht in Hamburg<br />

In Hamburg wird an den allgemeinbildenden Schulen ein dialogisch ausgerichteter<br />

Religionsunterricht erteilt, der für alle SchülerInnen ungeachtet ihres jeweiligen religiösen<br />

oder kulturellen Hintergrundes ein gemeinsames Forum bildet. Er ist aber nicht verpflichtend:<br />

Bis Klasse 6 können SchülerInnen von ihren Eltern abgemeldet, ab Klasse 9 kann als<br />

Alternative Ethik oder Philosophie gewählt werden.<br />

Der Ansatz des dialogischen Religionsunterrichts für Alle ist in den Lehrplänen verankert,<br />

wird durch den Hamburger Religionslehrerverband, durch den interreligiös<br />

zusammengesetzten Gesprächskreis GIR, die Nordelbische Kirche und gewichtige Stimmen<br />

im öffentlichen Bereich Hamburgs befürwortet; schließlich ist er wissenschaftlich abgestützt,<br />

und zwar sowohl konzeptionell als auch empirisch.<br />

Dialog und Respekt<br />

Mit einem dialogischen Religionsunterricht ist notwendigerweise eine Orientierung<br />

verbunden, die religiöse Absolutheitsansprüche oder fundamentalistische, auf Abgrenzung<br />

gerichtete Grundhaltungen überwindet. Es geht um einen Dialog, in dem sich Schülerinnen<br />

und Schüler mit ihren unterschiedlichen und unterschiedlich stark ausgeprägten religiösen und<br />

weltanschaulichen Hintergründen einbringen sowie in einem solchen dialogisch verfassten<br />

Unterricht auch eigene Positionen entwickeln können. Fragen nach dem Sinn des Lebens und<br />

Sterbens, nach dem letztlich Tragenden, nach dem Heiligen und Göttlichen prägen diesen<br />

Unterricht ebenso wie sozial ethische Fragen nach Gerechtigkeit, Frieden und<br />

Schöpfungsbewahrung. In diesem Spektrum gibt es viele Gemeinsamkeiten zwischen den<br />

verschiedenen Konfessionen und Religionen. Dialog im Unterricht ist aber auch darauf<br />

ausgerichtet, Unterschiede in ihren jeweiligen Verankerungen zur Geltung kommen zu lassen:<br />

Eigene Positionen sollen nicht in Vermischung mit anderen erahnt, sondern im Angesicht<br />

anderer Positionen gefunden werden. Religionsunterricht sollte – ungeachtet der<br />

Wahrnehmung und Respektierung von Differenz – einen Dialog im Klassenzimmer<br />

ermöglichen, in den unterschiedliche religiöse Positionen eingetragen werden können, aber<br />

religiöse Bindungen nicht Voraussetzung zur Teilnahme am Unterricht bilden. Der Dialog im<br />

Klassenzimmer fördert den Respekt vor den religiösen Überzeugungen Anderer und verweist<br />

3


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Weiße<br />

auf die Relevanz einer möglichen Vergewisserung und Ausbildung eigener Religiosität bei<br />

gleichzeitiger kritischer Infragestellung. Ein solcher Religionsunterricht ist im Rahmen eines<br />

schulpädagogischen Ansatzes zu verstehen, der angesichts zunehmender kultureller<br />

Heterogenität und sozialer Spaltung der Bevölkerung nicht die Aufgabe hat, Trennungen zu<br />

spiegeln oder gar zu vertiefen. Aus diesem Grunde versuchen wir in Hamburg so weit<br />

möglich Schülerinnen und Schüler nicht nach Konfessions- und Religionszugehörigkeit im<br />

Religionsunterricht zu trennen.<br />

Dialog ist in diesem Ansatz nicht Ziel, sondern Strukturprinzip von Unterricht. Unsere<br />

Anstrengungen richten sich auf den Religionsunterricht im Bereich der Schule. Schulischer<br />

Religionsunterricht sollte nicht mit Aufgaben überfrachtet werden, die in familiärer<br />

Sozialisation und in der Gemeinde vorrangig ihren Platz haben. Was dort an Defiziten zutage<br />

tritt, kann im Religionsunterricht öffentlicher Schulen zwar beachtet, nicht aber kompensiert<br />

werden. Wir plädieren für eine Unterscheidung – nicht für eine absolute Trennung –<br />

religiösen Lernens in Familie bzw. Religionsgemeinschaften und in der Schule.<br />

Unser Ansatz eines dialogischen Religionsunterrichts bezieht Grundüberlegungen eines<br />

Öffnungsprozesses ein, der als interreligiöser oder interkultureller Religionsunterricht bezeichnet<br />

worden ist, er geht aber darüber hinaus. Es erscheint uns als unbefriedigend, den Religionsunterricht<br />

auf eine interreligiöse Dimension einzuengen. Ein solcher Ansatz birgt u.a. die Gefahr,<br />

sich ausschließlich an kultureller und religiöser Heterogenität zu orientieren und Schulen mit<br />

homogener Schülerschaft zu vernachlässigen, die Brüche und die kulturell bedingten<br />

Unterschiede innerhalb von Religionen zu übersehen und atheistische Schüler vom<br />

Religionsunterricht auszuklammern, auch wenn sie Interesse an religiösen Fragen haben.<br />

Kennzeichen eines dialogischen Religionsunterrichts<br />

Ein dialogischer Religionsunterricht ist folgendermaßen ausgerichtet:<br />

1.) Lebensweltlich-erfahrungsorientiert<br />

Unsere Betonung eines lebensweltlichen Ansatzes ist im Rahmen einer Schülerorientierung zu<br />

verstehen, in der der Austausch von unmittelbaren Erfahrungen und das Interesse an Themen<br />

miteinander zu verbinden sind. Beide Dimensionen stehen in einem notwendigen Ergänzungszusammenhang,<br />

<strong>zum</strong>al sie je in sich Defizite aufweisen: Der erfahrungsorientierte Ansatz steht<br />

in der Gefahr, dass der strikt darauf begrenzte Dialog auf Dauer zu wenig Substanz hat und sich<br />

in einem ständigen „Drehen-in-sich-selbst“ erschöpft. Umgekehrt wird ein von jeweiligen<br />

Erfahrungen abgehobener, stofforientierter Ansatz die SchülerInnen nicht erreichen und ist damit<br />

4


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Weiße<br />

pädagogisch wenig sinnvoll. Beide Ansätze bilden je notwendige Dimensionen im Unterricht,<br />

die miteinander zu verbinden sind. Der lebensweltlich-erfahrungsorientierte Ansatz ist so mit<br />

religiösen Themen in Beziehung zu setzen, dass sie für SchülerInnen wichtig werden und Dialog<br />

ermöglichen.<br />

2.) Kontextuell und interkulturell<br />

Sowohl unterschiedliche ökonomische und soziale Rahmenbedingungen als auch die in<br />

diesem Kontext zu interpretierenden kulturellen Unterschiede von Religionen und<br />

Weltanschauungen sollten <strong>zum</strong> Tragen kommen. Hierbei spielt die Perspektive „von unten”<br />

eine entscheidende Rolle. Das heißt, dass nicht nur die Großorganisationen von Religionen in<br />

ihrer sozial-ökonomischen Einbettung zu beachten sind, sondern gerade auch die<br />

Bedingungen, unter denen einzelne Personen und Gruppen von Menschen mit jeweiligem<br />

religiösem Hintergrund in einer Gesellschaft leben. Diese Beachtung des Kontextes ist auch<br />

notwendig im Blick auf die im Klassenraum beteiligten Schüler. Er gewinnt an Bedeutung bei<br />

der Rede über religiöse Gruppen, die nicht hinreichend durch die alleinige Konzentration auf<br />

ihr religiöses Glaubensleben verstanden werden können, sondern deren soziale und<br />

ökonomische Situation für ihr gesamtes Leben - bis hin zu Ausdrucksformen ihrer Religion -<br />

eine entsprechende Beachtung erfahren muss.<br />

Im Rahmen eines dialogischen Religionsunterrichts geht es auch um interkulturelles<br />

Lernen. In diesem Ansatz steht nicht das unverbundene Nebeneinander, sondern das von<br />

Verständigung und dem Streben nach Gleichberechtigung getragene Anliegen im Zentrum,<br />

auf ein Miteinander zwischen den Angehörigen unterschiedlicher Kulturen zuzugehen.<br />

3.) Ökumenisch und interreligiös<br />

Religionsunterricht gewinnt dadurch neue Möglichkeiten, dass die Weltreligionen nicht mehr nur<br />

mit Blick auf andere Erdteile als „Fremdreligionen” behandelt werden müssen, sondern dass sie<br />

im eigenen Land vorhanden sind. Besonders in den städtischen Ballungsgebieten sind Angehörige<br />

der Weltreligionen in mehr oder minder größerer Entfernung anzutreffen. Pointiert gesagt,<br />

sind sie zu „Nachbarreligionen” (vgl. Weiße 1999, S. 181) geworden, die im Stadtteil und in der<br />

Schule – <strong>zum</strong>indest aber in den Medien – präsent sind. Die zunehmende religiöse Pluralität in<br />

unserem Land erfordert auch in Gebieten, in denen eine traditionell christliche Homogenität<br />

vorherrscht, eine stärkere Beachtung von anderen Religionen, bzw. von Menschen mit<br />

unterschiedlicher Religionszugehörigkeit. Gleichzeitig sollte der Religionsunterricht ein Ort sein,<br />

der hinreichend Platz für Zweifel lässt, in dem auch Jugendliche, die keinen ausgeprägten<br />

religiösen Hintergrund haben oder die sich – womöglich zeitweise – von jeglicher Form<br />

5


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Weiße<br />

institutionalisierter Religion absetzen wollen, ihre Fragen nach letzten Bindungen stellen und<br />

sich mit dem Potential von Religionen auseinandersetzen können.<br />

Dialog in der Religionspädagogik<br />

Auf die für uns wichtigen Grundsatzüberlegungen (vgl. z.B. Knauth 1996) und die<br />

umfangreichen empirischen Untersuchungen <strong>zum</strong> Religionsunterricht in Hamburg (vgl. z.B.<br />

Knauth/Leutner-Ramme/Weiße 2000) kann an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden.<br />

Zwei Ansätze sollen an dieser Stelle skizziert werden: Zum einen der dialogorientierte Ansatz<br />

von Ingo Baldermann, auf den wir uns u.a. beziehen und von dem wir Anleihen machen, <strong>zum</strong><br />

anderen der Ansatz des „Gesprächskreises interreligiöser Religionsunterricht“, der eine<br />

interreligiöse Verständigung über die Bedeutung von Dialog im Religionsunterricht<br />

beinhaltet.<br />

a) Ingo Baldermann<br />

Der dialogorientierte Ansatz von Ingo Baldermann ist durch drei Elemente geprägt, nämlich<br />

durch den zentralen didaktischen Stellenwert von Hoffnung, durch die Mittelpunktstellung<br />

der Bibel und durch die Betonung von dialogischen Lernwegen. Ich möchte an dieser Stelle<br />

nur den dritten Punkt kurz zu erläutern.<br />

Der Kern von Baldermanns Didaktik besteht darin, dass die Bibel nur in einem „dialogischen<br />

Lernprozess“ (Baldermann 1996, S.3) aufgeschlüsselt werden kann. Er wendet sich damit<br />

gegen den Ansatz eines Stofflernens, gegen die von Paulo Freire auch schon kritisierte<br />

Bankiers-Methode, deren oberstes Ziel darin besteht, möglichst viel Wissen in die Köpfe von<br />

Lernenden einzulagern: „In diesem Verfahren, darin liegt seine Unmenschlichkeit, werden die<br />

Gegenstände wie die Lernenden zu Objekten. So kann man lernen, gut zu funktionieren. Das<br />

mag in begrenzten Zusammenhängen notwendig sein; doch um wahrhaft Mensch sein zu<br />

können, ist ein anderes Lernen notwendig, in dem ich als Subjekt immer neu herausgefordert<br />

werde, durch Begegnungen, die mich verändern. Nur so kann ich lernen, ich selbst zu sein“<br />

(Baldermann 1996, S.5). Ein offener und fortgesetzter Dialog soll deshalb das<br />

Unterrichtsgeschehen prägen. Dies setzt ein Verständnis der Bibel voraus, das Baldermann<br />

folgendermaßen formuliert: „Nein, die Bibel taugt nicht als Buch einer in sich geschlossenen<br />

Lehre oder einheitlicher Theologie; was sie alle, die da zu Wort kommen, zusammenhält, ist<br />

dies, dass sie alle miteinander im Gespräch bleiben“(Baldermann 1996, S.195). Auf diesem<br />

Hintergrund entwickelt Baldermann die grundlegende Bedeutung des Dialogs und<br />

dialogischer Lernwege, die anstelle der Übernahme fremder Meinungen eine Mündigkeit der<br />

eigenen Meinungs- und Urteilsbildung erlauben.<br />

6


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Weiße<br />

Die in Hamburg leitende Vorstellung eines dialogischen Religionsunterrichts ist, so zeigt<br />

dieses Beispiel, auch schon in anderen didaktischen Entwürfen angelegt. Der Rückgriff auf<br />

Baldermann kann und soll nicht exklusiv für den Hamburger Weg herangezogen werden,<br />

sondern kann für Religionsunterricht mit unterschiedlichen Organisationsformen wichtige<br />

Impulse darstellen. Ich möchte damit nur ein Element zeigen, das für die<br />

religionspädagogische Begründung des Hamburger Weges wichtig ist und das wir – übrigens<br />

durchaus im Sinne Baldermanns – weiterzuentwickeln trachten.<br />

b) Position des Gesprächskreises interreligiöser Religionsunterricht<br />

Der zweite hier zu skizzierende Ansatz bezieht sich auf Grundsatzüberlegungen des<br />

Gesprächskreises interreligiöser Religionsunterricht, besonders <strong>zum</strong> Stellenwert von Dialog.<br />

Der „Gesprächskreis interreligiöser Religionsunterricht“ wurde Mitte der neunziger Jahre in<br />

Hamburg ins Leben gerufen, als im Rahmen von Lehrplanarbeit deutlich wurde, dass<br />

sporadische Kontakte mit Angehörigen anderer als der christlichen Glaubensrichtung nicht<br />

hinreichten. In diesem Gremium sitzen Vertreterinnen und Vertreter des Christentums, des<br />

Judentums, des Islam und des Buddhismus; zu ihnen gehören LehrerInnen, Pastoren, Imame<br />

und Mitglieder aus Gemeindevorständen, dem PTI und der Universität. Die Vorstellung eines<br />

Religionsunterrichts, an dem alle Schülerinnen und Schüler ungeachtet ihrer<br />

unterschiedlichen religiösen und weltanschaulichen Positionen gemeinsam teilnehmen, ist in<br />

diesem Kreis – bei allen diskutierten Pro- und Contra-Argumenten – klar befürwortet und<br />

weiterentwickelt worden. Dies zeigt sich besonders in einer am 11.2.1997 einstimmig im<br />

„Gesprächskreis Interreligiöser Religionsunterricht in Hamburg“ – GIR genannt –<br />

verabschiedeten Stellungnahme (abgedruckt in Doedens/Weiße 1997, S.35-41). Gefordert<br />

wird ein dialogischer Religionsunterricht für alle, der nicht nach Religionen oder<br />

Konfessionen getrennt ist. Gegen mögliche Ängste von Eltern, ihre Kinder würden bei<br />

religiös heterogener Zusammensetzung der Klasse im Religionsunterricht der in der eigenen<br />

Familie gelebten Religion entfremdet, wird ein solcher Ansatz als notwendig angesehen, um<br />

auf das Leben in einer multikulturellen Gesellschaft vorzubereiten.<br />

Im Resümee heißt es u.a., dass die Schülerinnen und Schüler eigene Beurteilungen zur<br />

Bedeutung und zu den Ansprüchen von Religionen im Dialog mit Mitschülerinnen und -<br />

schülern klären und ihre eigene Meinung einbringen sollen; der Reichtum und die Weisheit<br />

der Religionen sollen kennen gelernt werden; gegen Beliebigkeit soll die Verständigung und<br />

der Streit über das, was dem Leben dient, gesucht werden; eigene religiöse und<br />

weltanschaulich geprägte Überzeugungen und Hoffnungen sollen in Begegnung und Dialog,<br />

in Übereinstimmung und Dissens mit anderen gestärkt werden; Engagement für Wohlergehen<br />

7


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Weiße<br />

und Freiheit soll – auf der Grundlage einer Orientierung an den in den Grund- und<br />

Menschenrechten enthaltenen Prinzipien aufgeklärter Humanität – mit Widerstand gegen<br />

Unrecht und Unterdrückung gekoppelt werden (a.a.O., S.40f.).<br />

Diese Erklärung ist deswegen besonders beachtenswert, weil sie den – in keiner Weise<br />

selbstverständlichen und in der Bundesrepublik in dieser Form einmaligen – Konsens einer<br />

Gruppe von Menschen mit ganz unterschiedlichen religiösen Zugehörigkeiten darstellt.<br />

Unzweideutig spricht sich der „Gesprächskreis Interreligiöser Religionsunterricht in<br />

Hamburg“ für einen gemeinsamen dialogorientierten Religionsunterricht aus.<br />

Beispiel: Das Hamburger Hungertuch<br />

Dieses Beispiel stammt von meinem Kollegen Thorsten Knauth, der das sog. Hamburger<br />

Hungertuch zusammen mit Studierenden, Schüler/innen und einem Künstler geschaffen hat.<br />

Das Grundanliegen besteht darin, Alttagssituationen am Beispiel Hamburg mit dem Potenzial<br />

der Weltreligionen zu verschränken.<br />

Ich folge der Interpretation des Bildes Thorsten Knauth (unveröff. Manuskript):<br />

„Collagenstil: Das Bild ist eine bunte Collage aus Einzelszenen und Motiven, eine scheinbar<br />

strukturlose Vielfalt von Bildern mit Anklängen an eine Großstadt, die man – bei<br />

hinreichender Stadtkenntnis –als Hamburg zu erkennen beginnt. Szenen, Momentaufnahmen<br />

aus unterschiedlichen Lebenswelten mit gleichwohl exemplarischen Charakter sind oft<br />

übergangslos nebeneinander, manchmal auch übereinander (Synagoge, Moschee) montiert;<br />

<strong>zum</strong> Teil sind mehrere Erzähl-, Zeit und Deutungsebenen miteinander verschränkt;<br />

symbolische Motive stehen neben fast dokumentarisch anmutenden, Reales ist mit<br />

Fiktionalem verwoben, <strong>zum</strong> Teil in unterschiedlichen Größenverhältnissen und in<br />

perspektivischen Verzerrungen.<br />

Perspektive und Komposition: Das Bild kennt keine Zentralperspektive und gibt auch kein<br />

deutliches Zentrum zu erkennen; es ist bewusst mehrperspektivisch angelegt, wobei der<br />

Betrachter auf Augenhöhe mit den abgebildeten Personen sieht, die meisten abgebildeten<br />

Gebäude aber gleichsam „von unten“ sieht (z.B. das Hamburger Rathaus, eine Kirche im<br />

Stadtteil St.Pauli).<br />

Themen: Auch auf der inhaltlichen Ebene des Bildes wird diese lebensweltbezogene<br />

Perspektive in den Themen deutlich, die in das Bild eingeschrieben sind. Es überwiegen die<br />

Alltagserfahrungen von Jugendlichen in Hamburg mit Armut, Gewalt, Einsamkeit und<br />

Ungerechtigkeit. Viele Elemente verorten die Erfahrungen konkret in der Stadt; sie werden<br />

andererseits aber auch in einen gesellschaftspolitischen und internationalen Zusammenhang<br />

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<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Weiße<br />

gestellt. Das Bild verschränkt den lokalen Blick mit der globalen Perspektive. Es ist der<br />

Versuch, Schlüsselthemen der sozialen Realität zu veranschaulichen – Themen, die den<br />

Alltag von Kindern und Jugendlichen bestimmen und zugleich in größere politische<br />

Zusammenhänge eingebunden sind. Folgende Probleme werden thematisiert: Wohnen,<br />

Gewalt, Einsamkeit-Gemeinsamkeit, Flucht und Asyl, Handel, Identitätsmarken, Traditionen<br />

der Befreiung.<br />

Das Bild hat eine Botschaft: Die Orte des Alltags können auch Hoffnungsorte sein. An den<br />

„Leidensorten“ können Jugendliche auch Erfahrungen von Kommunikation, Zärtlichkeit und<br />

gelingendem Leben machen. In das Bild sind außerdem befreiende Traditionen der in<br />

Hamburg ansässigen Weltreligionen als Perspektiven für die Deutung der lebensweltlichen<br />

Erfahrungen und als Maßstäbe für gesellschaftliche Veränderungen eingearbeitet (der<br />

arabische Schriftzug Zakat auf dem Stein, das Motiv des Teilens, die Demonstration, das<br />

Asyl, das ausgebreitete Tischtuch, die freiwillige Armut des buddhistischen Bettelmönches,<br />

die Kinderbischöfe). Für die Konzeption ist die Überzeugung leitend, dass in den großen<br />

Traditionen, den religiös begründeten wie den säkularen, bei aller Verschiedenheit<br />

gemeinsam ist, dass sie Geschichten und Symbole enthalten, die den Widerspruch gegen<br />

Gewalt, Armut und Ungerechtigkeit verbinden mit dem Zuspruch, dass Leben gelingen kann.<br />

Sie wollen eine Hoffnung stärken, die kritisch und widerstandsfähig macht; sie wollen Partei<br />

ergreifen für Benachteiligte. Das Bild verschränkt den alltagsorientierten Ansatz mit einem<br />

politischen und (befreiungs)theologischen Anliegen.“<br />

So weit nur ein Beispiel für eine projektorientiert Umsetzung eines interkulturellen<br />

Religionsunterrichts, in dem nicht Religionen abstrakt nebeneinander verhandelt werden,<br />

sondern eingebettet sind in die sozialen und lebensweltlichen Zusammenhänge einer<br />

Großstadt.<br />

Abschluss<br />

Der Religionsunterricht in Hamburg ist stark auf die Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen<br />

ausgerichtet und nimmt Bezug auf Positionen des Christentums sowie anderer großer<br />

Weltreligionen und auch freier Formen von Religiosität. Die Heterogenität der Schülerschaft<br />

auf religiösem und kulturellem Gebiet wird in diesem Religionsunterricht nicht als<br />

Schwierigkeit, sondern als Chance angesehen: Hierdurch ist ein Dialog im Klassenzimmer<br />

möglich, in dem sowohl eigene Positionen wachsen können, als auch Verständnis und<br />

9


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Weiße<br />

Toleranz anderen Positionen gegenüber entwickelt werden können. In diesem<br />

„Religionsunterricht für alle“ wird ein Dialog im Klassenzimmer möglich, in dem es nicht<br />

länger um „Fremdreligionen“ geht, sondern um „Nachbarreligionen“: Es geht um die<br />

religiösen und ethischen Fragen und Positionen der Nachbar/innen im Klassenzimmer, im<br />

Wohngebiet, im Land insgesamt. Differenzen werden dabei nicht ausgeklammert, sondern<br />

sollen mit Respekt wahrgenommen werden. Ebenso gilt es, auf Gemeinsamkeiten in<br />

gegenwärtigen Fragestellungen und Hoffnungsperspektiven zuzugehen und zu entdecken,<br />

dass im Rückgriff auf religiöse Traditionen neben Unterschieden auch viele Gemeinsamkeiten<br />

vorliegen, nicht nur, aber besonders in den abrahamitischen Religionen.<br />

Was heißt dies nun für die Möglichkeiten und Grenzen von Religionsunterricht?<br />

Politisch-sozial: Religionsunterricht eignet sich nicht als Transmissionsriemen für die<br />

Verbesserung gesellschaftlicher Zustände, ist aber für die Entwicklung von interkultureller<br />

Verständigung, Toleranz und Frieden im Stadtteil von nicht zu unterschätzender Bedeutung.<br />

Friede und das Zusammenleben in einer Stadt können nur dann garantiert werden kann, wenn<br />

sämtliche soziale Gruppen in allen Politikfeldern einen angemessenen Zugang haben. Dies<br />

schließt auch mit ein, dass Gruppierungen, die eher zu Abgeschlossenheit (oder gar zu<br />

Fundamentalismus neigen) mit in die politischen Strukturen eingebunden werden und nach<br />

Innen und nach Außen größerer Transparenz ausgesetzt werden, damit es zu einer<br />

„Normalisierung des Dialogs“ kommen kann.<br />

Unterricht: Im Bereich von Unterricht muss deutlich werden, dass das Prinzip der<br />

Partizipation leitend für die Strukturierung und das Leben in der Schule ist. Wer sich für<br />

staatsbürgerliche Gleichberechtigung, Partizipation und Gerechtigkeit einsetzt, wird sich auch<br />

für die Rechte von Muslimen und anderen religiösen Gruppierungen im Religionsunterricht<br />

einsetzen.<br />

Religionsunterricht: Wenn im Religionsunterricht nach Konfessionen und Religionen<br />

getrennt wird, dann ist eine wechselseitige Wahrnehmung unterschiedlicher Gruppierungen<br />

nur schwer möglich. Bei allen Vorteilen, die man in einem solchen getrennten Unterricht<br />

ausmachen kann, überwiegen m.E. die kritischen Anfragen. Vielleicht trifft auch hier die in<br />

anderem Zusammenhang geäußerte Bemerkung von Klaus-Jürgen Tillmann zu, der sagte:<br />

„Die institutionelle Fiktion, man müsse Heterogenität reduzieren, müsse sich der<br />

Heterogenität <strong>zum</strong>indest nähern, fordert (somit) viele Opfer“ und entspricht eher einer<br />

Sehsucht als der schulischen Realität (Tillmann 2004, 9).<br />

Wie Sie merken, favorisiere ich den Hamburger Weg. Wenn in einem Religionsunterricht für<br />

Alle Schülerinnen und Schüler ganz unterschiedlicher Religionen und Weltanschauungen<br />

10


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Weiße<br />

zusammensitzen, dann kann im sensiblen Bereich von Religion deutlich werden, dass eine<br />

wechselseitige Wahrnehmung die Voraussetzung für die Herausbildung eigenen Verstehens<br />

und die Wahrnehmungen anderer Positionen notwendig ist, ohne dass damit Diskriminierung<br />

verbunden sein muss. Von daher gesehen könnte man es so formulieren: In einem integrierten<br />

Religionsunterricht kann in besonderer Form eingeübt werden, dass kulturelle und religiöse<br />

Differenz nicht zu einen Abgrenzungsmechanismus führen muss, sondern dass die<br />

wechselseitige Wahrnehmung je unterschiedlicher Hintergründe auch für die Formulierung<br />

der eigenen Position möglich ist, damit aber nicht Vorrechte und Ausgrenzung verbunden<br />

sind. Damit kann der Religionsunterricht ein Erfahrungsfeld darstellen, das für die weitere<br />

Biografie von Schülerinnen und Schülern einen Anhaltspunkt dafür bietet, dass ohne Angst,<br />

Selbstabgrenzung und Ausgrenzung Anderer die je eigenen Überzeugungen vertreten und<br />

ausgelebt werden können und gleichzeitig Respekt vor Auffassungen, Positionen und<br />

Lebensweisen anderer Menschen mitsamt ihrer Religion, ihrer Weltanschauung und ihrer<br />

Kultur möglich ist. Religionsunterricht, so könnte man vielleicht sagen, ist ein Einübungsfeld<br />

- vielleicht darüber hinaus ein Testfall - für die Möglichkeit eines Zusammenlebens, in dem<br />

Differenz nicht als auszugrenzende Fremdheit gesehen wird, sondern als der Normalfall im<br />

Zusammenleben von Menschen. In diesem Sinne käme dann einem Religionsunterricht aber<br />

doch eine erhebliche Bedeutung für die Frage zu, ob Menschen mit unterschiedlichen<br />

kulturellen und politischen sowie religiösen Hintergründen friedlich zusammenleben können<br />

oder nicht.<br />

Dies haben wir auch in unseren empirischen Arbeiten gesehen: Gerade in sogenannten<br />

sozialen Brennpunkten bildete die Schule eine Insel für einen relativ aggressionsfreien<br />

Umgang miteinander, und gerade im Religionsunterricht war es darüber hinaus möglich,<br />

Differenz wahrzunehmen und anzusprechen, ohne dass dies mit Diskriminierung verbunden<br />

war. Dies kann ich hier nicht weiter ausführen.<br />

Auf dieser Linie liegt auch die Argumentation der Mutter, deren Brief in einem ersten Teil zu<br />

Beginn zitiert wurde. Mit einer weiteren Passage aus diesem Brief ( vgl.Weiße 1999, S. 293)<br />

möchte ich schließen:<br />

„Für mein Kind wünsche ich, dass es so die Möglichkeit hat, die anderen Religionen als auch<br />

mögliche Wege zu Gott begreifen zu lernen. In einer offenen Herangehensweise wird es<br />

Gemeinsames und Unterschiedliches entdecken können, den eigenen Standpunkt entwickeln<br />

und festigen lernen. Die Alternative, die nach Religionszugehörigkeit getrennte religiöse<br />

Unterweisung, zieht m.E. unnötige Grenzen, eine wertvolle Chance wird vertan.“<br />

11


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Weiße<br />

Literatur<br />

Buchholz, C./Knauth, T./Musahl,M./Schroeder, J. (Hg.)(1998): Armut und Ungerechtigkeit im Alltag von<br />

Jugendlichen. Hamburger Hungertuch, Pädagogisch-Theologisches Institut, Hamburg 1998.<br />

Doedens,F./Weiße,W.(Hg.)(1997): Religionsunterricht für alle. Hamburger Perspektiven zur Religionsdidaktik,<br />

Waxmann-Verlag, Münster u.a.<br />

Baldermann, I. (1996): Einführung in die biblische Didaktik, Darmstadt.<br />

Knauth, Th. (1996): Religionsunterricht und Dialog. Empirische Untersuchungen, systematische Überlegungen<br />

und didaktische Perspektiven eines Religionsunterrichts im Horizont religiöser und kultureller Pluralisierung,<br />

Waxmann-Verlag, Münster u.a.<br />

Knauth,T./Leutner-Ramme,S./Weiße,W. (2000): Religionsunterricht aus Schülerperspektive, Waxmann-Verlag,<br />

Münster u.a.<br />

Knauth,T./Weiße,W.(2000): Konzeptioneller Rahmen für gegenwärtigen Religionsunterricht.<br />

Religionspädagogische Grundüberlegungen, in: Knauth,T./Leutner-Ramme,S./Weiße,W. (2000):<br />

Religionsunterricht aus Schülerperspektive, Waxmann-Verlag, Münster u.a., S. 165-202.<br />

Lévinas, E. (1993): Penser Dieu à partir de l’éthique, in: ders.: Dieu, la Mort et le Temps, Paris, 154-164.<br />

Margull, H.J. (1992). Zeugnis und Dialog. Ausgewählte Schriften mit Einführungen von Th. Ahrens, L. Engel,<br />

E. Kamphausen, I. Lembke, W. Ustorf, W. Weiße und J. Wietzke, Perspektiven der Weltmission Bd. 13,<br />

Ammersbek bei Hamburg.<br />

Roth, H.-J.(2002): Kultur und Kommunikation. Systematische und theoriegeschichtliche Umrisse<br />

Interkultureller Pädagogik, Opladen.<br />

Schreijäck, T. (Hg.)(2003): Religionsdialog im Kulturwandel. Interkulturelle und interreligiöse<br />

Kommunikations- und Handlungskompetenzen auf dem Weg in die Weltgesellschaft, Münster u.a.<br />

Tillmann, K.-J. (2004): System jagt Fiktion. Die homogene Lerngruppe, in: Frliedrich Jahresheft 2004, S. 6-9<br />

Weiße, W.(Hg.)(1999):Vom Monolog <strong>zum</strong> Dialog. Ansätze einer dialogischen Religionspädagogik, Zweite<br />

revidierte und erweiterte Fassung, Waxmann-Verlag, Münster u.a.<br />

Weiße,W./Doedens,F.(Hg.)(2000): Religiöses Lernen in einer pluralen Welt. Religionspädagogische Ansätze in<br />

Hamburg: Novemberakademie ’99, Waxmann-Verlag, Münster u.a.<br />

Weiße, W. (Hg.): Wahrheit und Dialog. Theologische Grundlagen und Impulse gegewärtiger<br />

Religionspädagogik, Münster u.a. 2002.<br />

12


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Hepting<br />

Dr. Roland Hepting<br />

Schüler lernen von Schülern – leistungsheterogene Lerngruppen<br />

Gliederung des Vortrags in drei Teile:<br />

‣ Unterrichtliche Situation an unseren Schulen<br />

‣ Gestaltung einer hochwirksamen Lernumgebung („WELL“)<br />

‣ „Markdorfer Modell“ – Ergebnisse ...<br />

In einer vor wenigen Jahren veröffentlichten und ausgewerteten empirischen<br />

Untersuchung über den Einsatz von Unterrichtsmethoden an Realschulen in Baden-<br />

Württemberg hat Thorsten BOHL (2000) als Ergebnis seiner Lehrerbefragung<br />

festgestellt, dass „der Frontalunterricht mit großem Abstand die am häufigsten<br />

praktizierte Unterrichtsmethode ist“ (S. 300). Offene Unterrichtsformen werden von<br />

unterrichtsmethodisch innovativen Lehrkräften zwar eingesetzt, aber das ist nicht die<br />

Regel; dieser Einsatz erfolgt leider nur sporadisch, so z. B. häufig bei der<br />

Projektmethode. Persönlich möchte ich jedoch von dieser Feststellung unsere<br />

Grundschulen ausnehmen, die unterrichtsmethodisch sehr viel stärker auf den<br />

einzelnen Schüler eingehen und damit auf ihre besonders ausgeprägte heterogene<br />

Schülerschaft reagieren.<br />

Reinhold MILLER beklagt in seinem 1998 erschienen Aufsatz „Stoffvermittlung ist<br />

nicht lernen! Oder: Worüber ich nicht mehr schweigen mag“ die im Unterricht<br />

vorherrschende „didaktische Monokultur“, was heißt:<br />

„eine Lehrkraft für 25 bis 30 verschiedene Lernende,<br />

ein Thema für 25 bis 30 unterschiedlich Interessierte,<br />

ein Lernziel für 25 bis 30 verschiedene Gehirne,<br />

eine Methode für 25 bis 30 verschiedene Lerntypen,<br />

eine Zeitvorgabe für Schnelle und Langsame zugleich,<br />

ein Ergebnis für 25 bis 30 >Lernwelten< und Wirklichkeiten“.<br />

Die Forderung an einen zeitgemäßen und qualitativ überzeugenden Unterricht muss<br />

demzufolge sein, dass in diesem jeder einzelne Schüler mit seinen individuellen<br />

Fähigkeiten und Fertigkeiten gefördert und gefordert wird, dass deshalb Methoden<br />

eingesetzt werden, die diese Individualität in hohem Maße berücksichtigen.<br />

Eine Abkehr vom Unterricht als eine Veranstaltung der ausschließlichen Instruktion<br />

muss deshalb erfolgen. Unterricht muss im Sinne einer Konstruktion des Wissens<br />

vom einzelnen Schüler verstanden werden, der dabei in einer aktiven Rolle<br />

selbstverantwortlich, selbstkompetent und selbstwirksam sein Wissen in seinem<br />

individuellen Lerntempo, seinen Lernstrategien usw. entwickelt. Wenn wir also<br />

Unterricht als einen individuellen Prozess verstehen, dann müssen wir die Rolle des<br />

Lehrers im traditionellen Sinne, des Unterrichters, neu definieren. Der Lehrer lehrt<br />

und belehrt nicht mehr, er ist nun der Verantwortliche für das Gelingen und den<br />

Erfolg der individuellen Lernprozesse seiner Schüler. Er gestaltet die sog.<br />

„Lernumgebung“ seiner Schüler, indem er die Materialien bereitstellt, Lernziele<br />

vorgibt und beschreibt, Vorkenntnisse bei seinen Schülern berücksichtigt und<br />

aktiviert, lernförderliche Strategien aufzeigt, geeignete Sozialformen bei den<br />

Lernprozessen anwendet und diese ständig variiert, Phasen der Ergebnis- und<br />

Wissenssicherung integriert, die dem Schüler als eine Bestätigung in seinem


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Hepting<br />

Lernprozess dienen und für den Verantwortlichen für die Lernprozesse („Lehrende“)<br />

eine Rückmeldung für den Erfolg seiner Planung und Handlung bedeuten. Der<br />

Lehrende ist in einem so verstandenen Unterricht ein Verantwortlicher für Lehr- und<br />

Lernprozesse, ist Moderator und (Lern-)Begleiter auf dem Weg der<br />

Wissenskonstruktion seiner Schüler.<br />

In diesem Unterricht, in dem wir Individualität und Kollektivität als Formen des<br />

Lernens in den Mittelpunkt rücken, müssen wir unseren Unterricht in der üblichen<br />

Zeiteinteilung von 45 Minuten entsprechend strukturieren. Ich verweise dabei auf das<br />

sogenannte „Sandwichprinzip“, d.h., in einer Unterrichtsstunde wechseln sich<br />

verschiedene Lern- und Arbeitsphasen ab: lehrerzentrierte und kollektive,<br />

individuelle, partnerschaftliche und in Gruppen kooperierende. Dazwischen liegen die<br />

„Gelenkstellen“, das sind die Übergänge zwischen diesen einzelnen Phasen, in<br />

denen vom Lehrenden mit klaren Weisungen und Anleitungen die nachfolgenden<br />

Lern- und Arbeitsprozesse beschrieben werden. Wichtig ist, dass in diesen<br />

„Gelenkstellen“ jeder einzelne Schüler seinen Auftrag versteht, denn nur so kann er<br />

zielgerichtet und dabei erfolgreich zu seinem Wissen gelangen.<br />

Der Bildungsplan 2004, der nun in unserem Bundesland Baden-Württemberg<br />

eingeführt ist, berücksichtigt diese Vorstellungen von Unterricht und<br />

Unterrichtsqualität. In diesem ist von Kompetenzen die Rede, die beim Schüler in<br />

einem so veränderten Lehren und Lernen - in einer von mir vorhin beschriebenen<br />

Lernumgebung - erst aufgebaut werden können. Im einzelnen erreichen und<br />

entwickeln wir beim Schüler<br />

personale Kompetenzen,<br />

Sozialkompetenzen,<br />

Methodenkompetenzen,<br />

Fach- (oder Sach-) kompetenzen.<br />

Es fällt ihnen vielleicht auf, dass wir uns mit dieser Begrifflichkeit, der Kompetenzen,<br />

einem internationalen Trend angeschlossen haben, der konkret im Zusammenhang<br />

mit PISA und den darin überprüften Wissensbereichen seinen Niederschlag findet.<br />

Wichtig erscheint mir auch der Hinweis, dass der Begriff „Kompetenz“ nicht mit<br />

Fakten und einzelnen Begriffen festgemacht werden kann. Es wird hier vielmehr von<br />

einem beschreibbaren Verhalten ausgegangen, das der Lernende am Ende seines<br />

Lernprozesses erreicht haben sollte. Dieses Verhalten ist deshalb in Situationen<br />

anwendbar und sichtbar. Die Lernprodukte sind somit anwendungsbezogen und<br />

stehen im Gegensatz zu unserem – leider noch – weitverbreiteten Unterricht, der das<br />

Wissen als Kumulation von Fakten <strong>zum</strong> Ziel hat.<br />

Wenn nun Lernen als ein individueller Prozess verstanden wird, brauchen wir<br />

zeitgemäße Methoden, um dieser Individualität gerecht zu werden. Wir Lehrende<br />

oder Verantwortliche für Lehr- und Lernprozesse müssen die Heterogenität unseres<br />

Klassenverbandes berücksichtigen. Aus der Praxis des Unterrichtsalltags ist mir<br />

bekannt, dass viele unserer Lehrerinnen und Lehrer in den Schulen sich zwar mit<br />

unserem neuen baden-württembergischen Bildungsplan auseinandergesetzt haben,<br />

jedoch für ihren Unterricht nach einem Repertoire von Methoden, einem<br />

Instrumentarium, verlangen, mit dem sie in ihrer neuen Rolle erfolgreich eine<br />

konstruktive Lernumgebung für ihre Schüler gestalten können.


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Hepting<br />

Im Folgenden stelle ich ein Konzept - eine hochwirksame Lernumgebung - vor, in<br />

dem die Individualität des Schülers und die in der Klasse bestehende<br />

Leistungsheterogenität der Schüler ganz besonders berücksichtigt wird.<br />

Es handelt sich dabei um das „Lernen durch wechselseitiges Lehren“, kurz abgekürzt<br />

mit „WELL“. Prominente Beispiele für Methoden dieses Konzepts sind<br />

‣ das Gruppen- und Partnerpuzzle,<br />

‣ das Lerntempoduett,<br />

‣ die Strukturierte Kontroverse.<br />

Diese Methoden sind in die Unterrichtsstruktur des Sandwichprinzips, wie vorhin<br />

dargestellt, integriert und gehen davon aus, dass sich der Schüler einmal in der Rolle<br />

des Experten und <strong>zum</strong> andern in der des Novizen befindet. Wechselseitig meint,<br />

dass einmal der Schüler als Experte seinem Mitschüler, dem Novizen, sein<br />

angeeignetes Wissen weitergibt und anschließend der Mitschüler als Experte für ein<br />

anderes Wissensgebiet seine Informationen vermittelt. Demzufolge ergeben sich für<br />

die Lernstruktur drei Phasen, nämlich<br />

1. die Aneignungsphase,<br />

2. die Vermittlungsphase und die<br />

3. Vertiefungs-/Verarbeitungs- oder Festigungsphase.<br />

Sinnvoll, ja notwendig, ist es, wenn abschließend eine Ergebnissicherung im<br />

Rahmen einer Kontrollphase erfolgt. Der Lehrende hat sich davon zu überzeugen, ob<br />

seinen Erwartungen entsprechend die Unterrichtsinhalte vom Schüler auch wirklich<br />

verarbeitet und angeeignet wurden.<br />

Das Lernkonzept „Lernen durch wechselseitiges Lehren“ wurde von den drei<br />

Psychologen Prof. Dr. Diethelm Wahl, Dr. Anne Huber und PD. Dr. Klaus Konrad im<br />

Jahr 2000 als Forschungsprojekt an der Pädagogischen Hochschule Weingarten<br />

theoriegeleitet weiterentwickelt. Die Forschungsgruppe, der ich seit dem Jahr 2001<br />

angehöre, verfolgt das Ziel, in unterschiedlich angelegten Forschungs- und<br />

Fragedesigns die WELL-Methoden empirisch, also im Schulalltag, zu überprüfen.<br />

Wir im Forschungsteam gehen davon aus, dass sich unsere Lernumgebungen<br />

einmal positiv auf den Lernerfolg der Lernenden auswirken, aber auch die<br />

personalen und sozialen Kompetenzen gefördert und gestärkt werden,<br />

Kompetenzen, die im vorhin genannten Bildungsplan für Baden-Württemberg 2004<br />

aufgeführt sind. Personale Kompetenzen sind etwa die Selbstregulation, die<br />

Lernmotivation, das Selbstwirksamkeitserleben und das Selbstwertgefühl.<br />

Diese Kompetenzen können deshalb gefördert und entwickelt werden, weil in diesem<br />

Konzept der Gestaltung der Lernumgebung sich der Schüler entsprechend seiner<br />

individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten optimal entwickeln kann – also eine<br />

Abkehr von der „Didaktischen Monokultur“ bedeutet, wie Reinhold MILLER (von mir<br />

schon zitiert) es formuliert.<br />

Die in einer Klasse vorhandene leistungsbezogene Heterogenität konkretisiert sich in<br />

den unterschiedlichen Schüler- oder Lerntypen. Diese Unterschiedlichkeit wird in den<br />

WELL-Methoden besonders berücksichtigt, denn die Aneignungsphase erfolgt<br />

individuell, so dass der Schüler in seinem Lerntempo seinen Text mit seinen


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Hepting<br />

Möglichkeiten bearbeitet. Wichtig ist: Die Text- und Materialauswahl erfolgt<br />

weitgehendst durch uns Lehrende, ebenfalls geben wir Hilfen für die Bearbeitung des<br />

Textes vor. Dasselbe geschieht in der Vermittlungsphase, wo er als Experte seinem<br />

Mitschüler sein individuell angeeignetes Wissen weitergibt.<br />

Immer dann, wenn sich Paare oder Gruppen für die Aneignung- oder Vermittlung von<br />

Wissen konstituieren müssen, ist der Lehrende gefragt. Hier kann und soll er auf<br />

Heterogenität innerhalb seiner Klasse reagieren, indem er Einfluss auf die<br />

Zusammensetzung der Paare oder Schülergruppen nimmt. Beim Lernen durch<br />

wechselseitiges Lehren ist dies beim Partner- und Gruppenpuzzle sowie bei der<br />

Strukturierten Kontroverse möglich. Beim sogenannten „Lerntempoduett“ wird die<br />

Heterogenität des Lerntempos zwischen den einzelnen Schülern berücksichtigt, wie<br />

der Name dieser Methode schon aussagt.<br />

Heterogenität im Prozess des Lernens geht auf die Individualität des Schülers ein,<br />

die wir bei der Gestaltung einer für seinen Lernerfolg förderlichen Lernumgebung im<br />

Mittelpunkt aller Planungen haben sollten.<br />

In einem über ein Schuljahr hinweg verlaufenden Schulentwicklungsprojekt haben<br />

wir an unserer Realschule in einer siebten Klasse eine einheitliche Lernumgebung<br />

geschaffen. Das heißt, alle in dieser Klasse unterrichtenden Lehrer – wir haben uns<br />

den Namen „Entwicklungsteam für Unterrichtsqualität“ gegeben (so der Vorschlag<br />

eines Mitglieds aus unserer Gruppe), haben ihren Unterricht mit Methoden gestaltet,<br />

welche die Individualität des Schülers in besonderem Maße berücksichtigen. Im<br />

Mittelpunkt standen die WELL-Methoden, eingebettet in die Unterrichtsstruktur<br />

„Sandwich“. Aber auch Lern- und Arbeitsformen wie Blitzlicht, Partnerinterview,<br />

Netzwerk, Struktur-Lege-Technik u. a. waren Gegenstand der Gestaltung unserer<br />

einheitlichen Lernumgebung. Eine ganz wesentliche, dem Projekt zugrunde liegende<br />

Hypothese war, dass der bzw. die Schüler in einer Klasse sich dann sehr erfolgreich<br />

in ihren Kompetenzen entwickeln, wenn alle ihre Lehrer eine hohe Übereinstimmung<br />

im Methodeneinsatz zeigen. Um dies zu gewährleisten, hat sich das Lehrerteam<br />

schon <strong>zum</strong> Schuljahresende auf das bevorstehende Schuljahr vorbereitet und<br />

abgesprochen, während des Schuljahres auch regelmäßig, jeweils am<br />

Freitagmorgen in der vierten Unterrichtsstunde, ausgetauscht und im Sinne von<br />

Methodenkompetenz fortgebildet. Zu Beginn und während des Schuljahres habe ich<br />

die im Team mitwirkenden Kollegen schriftlich mit unterschiedlichen Fragestellungen<br />

konfrontiert. Von den Eltern habe ich schriftliche Rückmeldungen eingeholt, ob sich<br />

ihr Kind zuhause über Veränderungen im Unterricht und schulischen Leben geäußert<br />

hat und welche Auffälligkeiten und Besonderheiten dabei erwähnt wurden.<br />

Im Folgenden einige für mich bedeutende Ergebnisse, die vielversprechend sind. Sie<br />

begründen, dass wir mit der Gestaltung einer einheitlichen Lernumgebung, bei der<br />

wir die Individualität und somit Heterogenität im Klassenverband berücksichtigen,<br />

dem Schüler in seinem Anspruch auf Wissens- und Kompetenzbildung optimaler<br />

gerecht werden als in unserem „traditionellen“ Unterricht:<br />

Nach unserem einjährigen Schulversuch habe ich das Notenbild dieser Klasse mit<br />

den vier Parallelklassen verglichen; dabei konnte ich folgendes feststellen:


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Hepting<br />

Klassendurchschnitt:<br />

Die Modellklasse 7c im Vergleich zu den Parallelklassen am Ende der Klassenstufe<br />

6 und am Ende des Projektjahres, also am Ende der Klasse 7:<br />

Schuljahresende 2002 Schuljahresende 2003 Veränderung (+/-)<br />

Klasse 6a: 2,89 (Rang 5) Klasse 7a: 2,95 (Rang 4) - 0,06<br />

Klasse 6b : 2,68 (Rang 2) Klasse 7b: 2,95 (Rang 4) - 0,27<br />

Klasse 6c: 2,74 (Rang 4) Klasse 7c: 2,56 (Rang 1) +0,18<br />

Klasse 6d: 2,52 (Rang 1) Klasse 7d: 2,64 (Rang 2) - 0,12<br />

Klasse 6e: 2,72 (Rang 3) Klasse 7e: 2,74 (Rang 3) - 0,02<br />

In der Notenskala ist demzufolge unsere Modellklasse während eines Schuljahres<br />

von Rang 4 auf Rang 1 aufgestiegen, alle anderen Klassen haben sich<br />

verschlechtert.<br />

Ausgehend von der These, dass Schüler im traditionellen Unterricht individuell nicht<br />

umfassend gefordert sind (also eine rezeptive Rolle einnehmen!), sich somit auch<br />

langweilen und dann zwangsläufig den Unterricht stören, habe ich am Ende unseres<br />

Projektjahres die Klassenbücher unserer fünf Parallelklassen hinsichtlich der<br />

Einträge aufgrund von Verhaltensauffälligkeiten überprüft. Dabei kam ich auf das<br />

folgende erstaunliche Ergebnis:<br />

Eintragungen im Klassenbuch:<br />

Die Modellklasse im Vergleich zu den Parallelklassen am Ende des Projektjahres<br />

hinsichtlich der Einträge im Klassenbuch (Verhaltensauffälligkeiten):<br />

Am Ende der Klassenstufe 7 hat<br />

die Klasse 7a insgesamt<br />

die Klasse 7b insgesamt<br />

die Klasse 7c insgesamt<br />

die Klasse 7d insgesamt<br />

die Klasse 7e insgesamt<br />

24 Einträge,<br />

27 Einträge,<br />

1 Eintrag (D-Hausaufgabe fehlt),<br />

23 Einträge,<br />

6 Einträge.


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Hepting<br />

In unserer Modellklasse, die im vorangegangenen Schuljahr von unserem<br />

Beratungslehrer als im Verhalten nicht einfach und schwierig beschrieben wurde,<br />

kamen über das ganze Jahr hinweg keine Probleme vor, die einen<br />

Klassenbucheintrag begründet hätten. Das Verhalten unserer Schüler war somit in<br />

diesem Kontext tadellos. Vergleicht man mit der Situation in den Parallelklassen, so<br />

ist unser Ergebnis schon bemerkenswert. Persönlich deute ich diese Zahlen so, dass<br />

ein im Unterrichtsgeschehen aktiver und motivierter Schüler kein für den Mitschüler<br />

und Lehrenden störendes Verhalten zeigt. Warum sollte er auch? Ein Unterricht, der<br />

mich anspricht, der mich fordert und mich an einen Lerngegenstand bindet, ein<br />

Unterricht, in dem ich mich meinen Mitschülern, meinen Lernpartnern, vermitteln<br />

kann, ein Unterricht, in dem ich durchweg nachfragen kann, wo also aufkommende<br />

Neugier auch befriedigt wird, ein Unterricht, in dem ich dauernd eine unmittelbare<br />

Bestätigung für meine Leistungen bekomme ... – produziert eine positive Lernhaltung<br />

und lässt somit auffälliges und Unterrichtsprozesse störendes Verhalten nicht<br />

entstehen. ZIPFEL und HEBEL (2003) sehen darin auch eine Entlastung der<br />

Lehrpersonen und einen Zusammenhang zu dem häufig in unserem Berufsstand<br />

vorkommenden „Burn out“, dem mit offenen und schüleraktiven Unterrichtsformen<br />

entgegengewirkt werden kann.<br />

Wie haben sich nun die Lehrenden während des Projektjahres erlebt?<br />

(Lehreraussagen)<br />

Einmal wird unser wöchentlicher Erfahrungsaustausch als sehr sinnvoll, hilfreich und<br />

unabdingbar bewertet, so die Ergebnisse der Befragung zu Schuljahresbeginn:<br />

„Nachdem wir alle mehr oder weniger noch in der Anfangs- und Ausprobierphase<br />

stehen, sind die Treffen hilfreich. Wichtig ist in jedem Fall ein regelmäßig<br />

stattfindender Erfahrungsaustausch,“ oder:<br />

„Bei den Treffen erhalte ich neue Ideen und es werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie<br />

man die Methoden umsetzen kann. Für unser Unterrichtsprojekt empfinde ich die<br />

Treffen des Qualitätsteams als notwendig und effizient.“<br />

Hinsichtlich der Vorbereitung auf den nun veränderten Unterricht kam u. a. folgende<br />

Rückmeldung:<br />

„Die Ausarbeitung, Durchführung und Vorstellung eines Unterrichtsvorhabens stellt<br />

einen zeitlich sowie medialen hohen Aufwand dar, da ja nur wenig auf vorhandene<br />

Unterlagen zurückgegriffen werden kann.“<br />

Wie sich die Lehrenden in ihrer veränderten Rolle nach einigen Monaten<br />

Unterrichtsarbeit erlebt und erfahren haben, kommt in folgenden Aussagen <strong>zum</strong><br />

Ausdruck. So berichtet eine Kollegin:<br />

„... Die Unterrichtsstunden selbst verlaufen entspannter als in vergleichbaren<br />

anderen Klassen, da vielmehr die Schüler gefordert sind und nicht die Lehrer.<br />

Interessanterweise habe ich im Laufe der letzten Monate beobachtet, dass beim<br />

Einsatz dieser Methoden in anderen Klassenstufen die Unterrichtsstunden ruhiger,<br />

konzentrierter und damit auch effektiver verlaufen ...“.<br />

Auf die Äußerungen einer Junglehrerin möchte ich noch zurückgreifen, die über<br />

folgende Erfahrungen berichtet:


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Hepting<br />

„... Die Methoden des Lernens durch wechselseitiges Lehren schaffen Freiräume für<br />

den Lehrer und sorgen damit für Entlastung.<br />

Bei diesen Arbeitsformen ist die Rolle des Lehrers nicht mehr nur die des Vermittlers,<br />

sondern der Lehrer schafft indessen für den Schüler den Raum und die Möglichkeit<br />

selbstständig zu lernen, hierbei dient er der Unterstützung.<br />

Neuestens habe ich <strong>zum</strong> ersten Mal das Gefühl erlebt, dass es nicht immer leicht fällt<br />

die Rolle des Vermittlers aufzugeben, denn es ist auch manchmal schön, derjenige<br />

zu sein, der den Schülern etwas Neues zeigt und dass die Schüler dabei<br />

Begeisterung zeigen. Dieses Gefühl erleben bei den neuen Unterrichtsformen die<br />

Schüler, deren Lernmotivation somit steigt, was mich wiederum freut.“<br />

Schließlich wird von allen Lehrenden nach Monaten unterrichtspraktischer Erfahrung<br />

berichtet, dass sie sich in ihrer Rolle „spürbar“ entlastet fühlen, die Schüler die<br />

Abfolge der einzelnen Lern- und Arbeitsschritte kennen und „daher viel selbständiger<br />

geworden sind“.<br />

Stellt sich noch die interessante Frage, wie die betroffenen Schüler ihre veränderte<br />

Situation erleben und zuhause gegenüber ihren Eltern ausdrücken. So gibt eine<br />

Mutter folgende detaillierte Rückmeldung: (Schüleraussagen, Rückmeldung der<br />

Eltern)<br />

„Mitarbeit im Unterricht wird jetzt aktiv gefördert – früher gefordert,<br />

Lehrer/-innen mit großem Einsatz und ein wenig Verunsicherung bzgl. der neuen<br />

Lernmethoden,<br />

in allen Fächern gut akzeptierte Lehrer,<br />

beim Lernen und Abfragen stellt man fest, dass mehr vom Unterricht behalten wurde,<br />

mehr Verständnis über Zusammenhänge und Ursachen / Wirkungen vorhanden,<br />

mehr / intensivere Stoffbearbeitung – mehr Druck,<br />

entspannteres Verhältnis Lehrer – Schüler.“<br />

In einer anderen Elternaussage wird auf folgende Besonderheiten und<br />

Veränderungen hingewiesen:<br />

„Meine Tochter meint, dass in diesem Schuljahr der Unterrichtsstoff durch die neue<br />

Lernmethode und besonders wegen den Karteikarten leichter zu lernen war.<br />

Sie hat auch öfters berichtet, dass sie den Stoff besser behält, wenn sie ihn selber<br />

erarbeitet, als wenn ein Lehrer / eine Lehrerin ihn erklärt.<br />

Außerdem war sie vor einer anstehenden Arbeit eher gelassen, was sie früher nicht<br />

war.<br />

Aber trotzdem saß sie dieses Schuljahr länger an den Hausaufgaben und am<br />

Lernen, als in dem Jahr zuvor. Und sie hat öfters erzählt, dass sie <strong>zum</strong> Lernen mehr<br />

herausgefordert wurde.<br />

Im Allgemeinen ist es mir vorgekommen, dass sie die neuen Methoden sehr gut<br />

findet.“<br />

Und abschließend noch eine aussagekräftige Elternrückmeldung, die unseren<br />

Methodenwechsel in dieser Klasse bestätigt:<br />

„F. hat der Unterricht in Klasse 7c mit den neuen Lernmethoden mehr Spaß<br />

gemacht, als das Arbeiten in Klasse 5 und 6. Positiv fand er das Erarbeiten von


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Hepting<br />

Texten. Durch die Arbeit in Gruppen ist mehr Gemeinschaft in der Klasse<br />

entstanden.<br />

F. ist selbstbewusster geworden. F. freut sich auf die 8. Klasse.“<br />

Zusammenfassend sind wir aus unserem einjährigen Schulversuch zu der<br />

Erkenntnis gekommen, dass wir auf dem richtigen Weg sind, den bisherigen<br />

Unterricht in eine für den Schüler anregende Lernumgebung zu verändern.<br />

Diese, von mir beschriebene, Lernumgebung muss in die Unterrichtsstruktur<br />

des Sandwich-Prinzips integriert sein. Sie berücksichtigt den einzelnen Schüler<br />

in seiner aktiven, für seine Wissensaneignung selbst verantwortlichen Rolle,<br />

aber auch den leistungsheterogenen Zustand des Klassenverbandes.<br />

Unter solchen Lernbedingungen ist es möglich, die in unserem Bildungsplan<br />

geforderten Kompetenzen zu entwickeln. Diese Kompetenzen müssen dann<br />

von unseren Schülern in Situationen gezeigt und angewendet werden können,<br />

Situationen, für die wir als Lehrende mit unserer didaktischen Kompetenz<br />

verantwortlich sind. Bei einem solchen Verständnis von Lernen ist die<br />

Wissens- und Kompetenzbildung produktorientiert und kann auch präzise<br />

beschrieben werden.<br />

Um diese Veränderungen in unseren Schulen sehr wirkungsvoll zu vollziehen,<br />

sind unsere Lehrenden gefordert. Sie müssen ihre Rolle vom Lehrer oder<br />

Belehrer verändern, hin <strong>zum</strong> Lernbegleiter, Initiator und Verantwortlichen für<br />

das Lernen, der Wissens- und Kompetenzaneignung sowie als Moderator im<br />

Klassenverband. Damit dieser Prozess des Pradigmenwechsels bei unseren<br />

Lehrenden auch „einigermaßen“ gelingen kann, ist die Kooperation, die<br />

Teamarbeit, in unseren Kollegien mehr denn je notwendig, ja geradezu die<br />

unabdingbare Voraussetzung <strong>zum</strong> Erfolg.<br />

Literaturhinweise:<br />

Bohl, Th.: Unterrichtsmethoden in der Realschule. Eine empirische Untersuchung<br />

<strong>zum</strong> Gebrauch ausgewählter Unterrichtsmethoden an staatlichen Realschulen in<br />

Baden-Württemberg. Ein Beitrag zur deskriptiven Unterrichtsmethodenforschung.<br />

Bad Heilbrunn/Obb. 2000<br />

Hepting, R.: Zeitgemäße Methodenkompetenz im Unterricht. Eine praxisnahe<br />

Einführung in neue Formen des Lehrens und Lernens. Mit Unterrichtsvideos auf CD-<br />

ROM. Klinkhardt-Verlag Bad/Heilbrunn 2004<br />

Hepting, R.: Unterrichtsqualität verbessern. Das Schulentwicklungsprojekt<br />

„Markdorfer Modell“. In: Schulmanagement, Heft 1/2004, S. 28 - 29<br />

Hepting, R.: Das Markdorfer Modell – Ein erfolgversprechender Weg zur<br />

Implementation zeitgemäßer Lehr- und Lernformen im Unterricht. In: A. Huber (Hg.):<br />

Vom Wissen <strong>zum</strong> Handeln. Ansätze zur Überwindung der Theorie-Praxis-Kluft in<br />

Schule und Erwachsenenbildung. Tübingen 2005<br />

Huber, A. / Konrad, K. / Wahl, D.: Lernen durch wechselseitiges Lehren. In:<br />

Pädagogisches Handeln, 5. Jg., Heft 2/2001, S. 33 – 46


<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Hepting<br />

Miller, R.: Stoffvermittlung ist nicht gleich lernen! Oder: Worüber ich nicht mehr<br />

schweigen mag. In: Pädagogik, Heft 3/1998, S. 29<br />

Zipfel, E. / Hebel, R.: Entlasten sie sich! In: Pluspunkt, Heft 2 / 2003, S. 4 – 5<br />

-------------------<br />

Verfasser:<br />

Dr. Roland Hepting,<br />

Lichtenbergstraße 23,<br />

88677 Markdorf<br />

mail: Roland.Hepting@gmx.de


<strong>Symposion</strong> 2005 - Literaturliste<br />

Literaturliste<br />

Auch die leistungsstarken Kinder fördern<br />

Autor: Reinhold Christiani (Hrsg.)<br />

Preis: 11,95 Euro (D)<br />

ISBN 3-598-05033-0<br />

Verlag: Cornelsen Verlag GmbH & Co. OHG, Mecklenburgische Straße 53, 14197 Berlin,<br />

Telefon: 030/89785-0, Telefax: 030/89785-299, E-Mail: c-mail@cornelsen.de, Internet:<br />

www.cornelsen.de<br />

Aufbauwissen Deutsch<br />

Autor: Jürgen Schwarz<br />

Preis: 10,90 Euro (D)<br />

ISBN 3-89312-274-5<br />

Verlag: AOL Verlag Frohmut Menze GmbH, Waldstraße 18, 77839 Lichtenau, Telefon:<br />

07227/9588-0, Telefax: 07227/9588-95, E-Mail: info@aol-verlag.de, Internet: www.aol-verlag.de<br />

Aufbauwissen Englisch<br />

Autoren: Jan Kath/Peter Oldham<br />

Preis: 10,90 Euro (D)<br />

ISBN 3-89312-286-9<br />

Verlag: AOL Verlag Frohmut Menze GmbH, Waldstraße 18, 77839 Lichtenau, Telefon:<br />

07227/9588-0, Telefax: 07227/9588-95, E-Mail: info@aol-verlag.de, Internet: www.aol-verlag.de<br />

Aufbauwissen Mathe/Algebra<br />

Autorin: Birgit Brandenburg<br />

Preis: 10,90 Euro (D)<br />

ISBN 3-89312-278-8<br />

Verlag: AOL Verlag Frohmut Menze GmbH, Waldstraße 18, 77839 Lichtenau, Telefon:<br />

07227/9588-0, Telefax: 07227/9588-95, E-Mail: info@aol-verlag.de, Internet: www.aol-verlag.de<br />

Aufbauwissen Mathe/Rechnen<br />

Autorin: Birgit Brandenburg<br />

Preis: 10,90 Euro (D)<br />

ISBN 3-89312-276-1<br />

Verlag: AOL Verlag Frohmut Menze GmbH, Waldstraße 18, 77839 Lichtenau, Telefon:<br />

07227/9588-0, Telefax: 07227/9588-95, E-Mail: info@aol-verlag.de, Internet: www.aol-verlag.de


<strong>Symposion</strong> 2005 - Literaturliste<br />

Basiswissen Deutsch<br />

Autorin: Hertha Beuschel-Menze<br />

Preis: 10,90 Euro (D)<br />

ISBN 3-89312-272-9<br />

Verlag: AOL Verlag Frohmut Menze GmbH, Waldstraße 18, 77839 Lichtenau, Telefon:<br />

07227/9588-0, Telefax: 07227/9588-95, E-Mail: info@aol-verlag.de, Internet: www.aol-verlag.de<br />

Basiswissen Englisch<br />

Autoren: Jan Kath/Peter Oldham<br />

Preis: 10,90 Euro (D)<br />

ISBN 3-89312-284-2<br />

Verlag: AOL Verlag Frohmut Menze GmbH, Waldstraße 18, 77839 Lichtenau, Telefon:<br />

07227/9588-0, Telefax: 07227/9588-95, E-Mail: info@aol-verlag.de, Internet: www.aol-verlag.de<br />

Basiswissen Französisch<br />

Autorin: Gabriele Forst<br />

Preis: 10,90 Euro (D)<br />

ISBN 3-89111-911-7<br />

Verlag: AOL Verlag Frohmut Menze GmbH, Waldstraße 18, 77839 Lichtenau, Telefon:<br />

07227/9588-0, Telefax: 07227/9588-95, E-Mail: info@aol-verlag.de, Internet: www.aol-verlag.de<br />

Differenzieren im Unterricht<br />

Autoren: Hans Jürgen Linser/Liane Paradis<br />

Preis: 19,95 Euro (D)<br />

ISBN 3-598-21353-1<br />

Verlag: Cornelsen Verlag GmbH & Co. OHG, Mecklenburgische Straße 53, 14197 Berlin,<br />

Telefon: 030/89785-0, Telefax: 030/89785-299, E-Mail: c-mail@cornelsen.de, Internet:<br />

www.cornelsen.de<br />

Differenzierte Diktate<br />

Autor: Horst Bartnitzky (Hrsg.)<br />

Preis: 11,95 Euro (D)<br />

ISBN 3-598-05051-9<br />

Verlag: Cornelsen Verlag GmbH & Co. OHG, Mecklenburgische Straße 53, 14197 Berlin,<br />

Telefon: 030/89785-0, Telefax: 030/89785-299, E-Mail: c-mail@cornelsen.de, Internet:<br />

www.cornelsen.de<br />

Differenzierung im Erstleseunterricht<br />

Autor: Wilfried Metze<br />

Preis: 11,95 Euro (D)<br />

ISBN 3-598-05032-2<br />

Verlag: Cornelsen Verlag GmbH & Co. OHG, Mecklenburgische Straße 53, 14197 Berlin,<br />

Telefon: 030/89785-0, Telefax: 030/89785-299, E-Mail: c-mail@cornelsen.de, Internet:<br />

www.cornelsen.de


<strong>Symposion</strong> 2005 - Literaturliste<br />

Differenzierung in Schule und Unterricht<br />

Autor: Manfred Bönsch<br />

Preis: 20,90 Euro (D)<br />

ISBN 3-486-03428-6<br />

Verlag: Oldenbourg Schulbuchverlag GmbH, Rosenheimer Straße 145, 81671 München,<br />

Telefon: 089/45051-0, Telefax: 089/45051-200, E-Mail: info@oldenbourg-bsv.de, Internet:<br />

www.oldenbourg-bsv.de<br />

Differenzierung von A-Z - Eine praktische Anleitung für die Sekundarstufe I<br />

Autor: Hans Meister<br />

Preis: 18,60 Euro (D)<br />

ISBN 3-12-924403-4<br />

Verlag: Ernst Klett Verlag GmbH, Rotebühlstraße 77, 70178 Stuttgart, Telefon: 0711/6672-0,<br />

Telefax: 0711/6672-2010, E-Mail: klett-kundenservice@klett.de, Internet: www.klett.de<br />

DigiO<br />

www.digitale-oberstufe.de<br />

Kein offenes Portal, Pilotprojekt<br />

Verlag: Ernst Klett Verlag GmbH, Rotebühlstraße 77, 70178 Stuttgart, Telefon: 0711/6672-0,<br />

Telefax: 0711/6672-2010, E-Mail: klett-kundenservice@klett.de, Internet: www.klett.de<br />

E-Learning in der beruflichen Bildung<br />

Autor: Ernst Tiemeyer<br />

Preis: 27,90 Euro (D)<br />

Bestellnummer 3737<br />

Verlag: Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh<br />

Winklers GmbH, Postfach 11 15 52, 64230 Darmstadt, Telefon: 01805/996696, Telefax:<br />

06151/876861, E-Mail: service@winklers.de, Internet: www.winklers.de<br />

Erfolgreicher Gruppenunterricht - Praktische Anregungen für den Schulalltag<br />

Autoren: Nürnberger Projektgruppe<br />

Preis: 15,10 Euro (D)<br />

ISBN 3-12-924423-9<br />

Verlag: Ernst Klett Verlag GmbH, Rotebühlstraße 77, 70178 Stuttgart, Telefon: 0711/6672-0,<br />

Telefax: 0711/6672-2010, E-Mail: klett-kundenservice@klett.de, Internet: www.klett.de<br />

Fachwissen Deutsch<br />

Autor: Jürgen Schwarz<br />

Preis: 10,90 Euro (D)<br />

ISBN 3-89312-289-3<br />

Verlag: AOL Verlag Frohmut Menze GmbH, Waldstraße 18, 77839 Lichtenau, Telefon:<br />

07227/9588-0, Telefax: 07227/9588-95, E-Mail: info@aol-verlag.de, Internet: www.aol-verlag.de


<strong>Symposion</strong> 2005 - Literaturliste<br />

Fachwissen Englisch<br />

Autor: Peter Oldham<br />

Preis: 10,90 Euro (D)<br />

ISBN 3-89312-287-7<br />

Verlag: AOL Verlag Frohmut Menze GmbH, Waldstraße 18, 77839 Lichtenau, Telefon:<br />

07227/9588-0, Telefax: 07227/9588-95, E-Mail: info@aol-verlag.de, Internet: www.aol-verlag.de<br />

Freie Arbeit im 1. und 2. Schuljahr<br />

Autorin: Gisela Breuer<br />

Preis: 19,80 Euro (D)<br />

ISBN 3-486-98571-X<br />

Verlag: Oldenbourg Schulbuchverlag GmbH, Rosenheimer Straße 145, 81671 München,<br />

Telefon: 089/45051-0, Telefax: 089/45051-200, E-Mail: info@oldenbourg-bsv.de, Internet:<br />

www.oldenbourg-bsv.de<br />

Freie Arbeit im 3. und 4. Schuljahr<br />

Autor: Joachim Schnabel<br />

Preis: 22,80 Euro (D)<br />

ISBN 3-486-98636-8<br />

Verlag: Oldenbourg Schulbuchverlag GmbH, Rosenheimer Straße 145, 81671 München,<br />

Telefon: 089/45051-0, Telefax: 089/45051-200, E-Mail: info@oldenbourg-bsv.de, Internet:<br />

www.oldenbourg-bsv.de<br />

Freiraum - Grammatik 5/6<br />

Autoren: Hildegard Gornik u.a.<br />

Preis: 44,00 Euro (D)<br />

ISBN 3-507-41491-0<br />

Verlag: Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh<br />

Winklers GmbH, Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig, Telefon: 0531/708-0,<br />

Telefax: 0531/708-127, E-Mail: sco@schroedel.de, Internet: www.schroedel.de<br />

Freiraum - Lesen 5/6<br />

Autoren: Wolfgang Menzel u.a.<br />

Preis: 44,00 Euro (D)<br />

ISBN 3-507-41492-9<br />

Verlag: Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh<br />

Winklers GmbH, Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig, Telefon: 0531/708-0,<br />

Telefax: 0531/708-127, E-Mail: sco@schroedel.de, Internet: www.schroedel.de<br />

Freiraum - Schreiben und Rechtschreiben 5/6<br />

Autoren: August Busse u.a.<br />

Preis: 44,00 Euro (D)<br />

ISBN 3-507-41490-2<br />

Verlag: Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh<br />

Winklers GmbH, Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig, Telefon: 0531/708-0,<br />

Telefax: 0531/708-127, E-Mail: sco@schroedel.de, Internet: www.schroedel.de


<strong>Symposion</strong> 2005 - Literaturliste<br />

Gemeinsamer Unterricht in heterogenen Gruppen - Von lernbehindert bis hochbegabt<br />

Autorin: Olga Graumann<br />

Preis: 17,50 Euro (D)<br />

Bestellnummer 1174-X<br />

Verlag: Verlag Julius Klinkhardt, Ramsauer Weg 5, 83670 Bad Heilbrunn, Telefon: 08046/9304,<br />

Telefax: 08046/9306, E-Mail: info@klinkhardt.de, Internet: www.klinkhardt.de<br />

Gruppenarbeit und innere Differenzierung<br />

Autorin: Inge C. Schwerdtfeger<br />

Preis: 8,50 Euro (D)<br />

ISBN 3-468-49645<br />

Verlag: Langenscheidt KG, Kundenservice, Postfach 40 11 20, 80807 München, Telefon:<br />

089/36096-0, Telefax: 089/36096-258, Internet: www.langenscheidt.de<br />

Im Griff: Deutsch Grammatik<br />

Autor: Ernst Bury<br />

Preis: 4,90 Euro (D)<br />

ISBN 3-86567-702-9<br />

Verlag: AOL Verlag Frohmut Menze GmbH, Waldstraße 18, 77839 Lichtenau, Telefon:<br />

07227/9588-0, Telefax: 07227/9588-95, E-Mail: info@aol-verlag.de, Internet: www.aol-verlag.de<br />

Im Griff: Deutsch Rechtschreibung<br />

Autor: Ernst Bury<br />

Preis: 4,90 Euro (D)<br />

ISBN 3-86567-701-0<br />

Verlag: AOL Verlag Frohmut Menze GmbH, Waldstraße 18, 77839 Lichtenau, Telefon:<br />

07227/9588-0, Telefax: 07227/9588-95, E-Mail: info@aol-verlag.de, Internet: www.aol-verlag.de<br />

Im Griff: Deutsch Zeichensetzung<br />

Autor: Ernst Bury<br />

Preis: 4,90 Euro (D)<br />

ISBN 3-86567-700-2<br />

Verlag: AOL Verlag Frohmut Menze GmbH, Waldstraße 18, 77839 Lichtenau, Telefon:<br />

07227/9588-0, Telefax: 07227/9588-95, E-Mail: info@aol-verlag.de, Internet: www.aol-verlag.de<br />

Im Griff: Latein Grammatik<br />

Autor: Ernst Bury<br />

Preis: 4,90 Euro (D)<br />

ISBN 3-86567-703-7<br />

Verlag: AOL Verlag Frohmut Menze GmbH, Waldstraße 18, 77839 Lichtenau, Telefon:<br />

07227/9588-0, Telefax: 07227/9588-95, E-Mail: info@aol-verlag.de, Internet: www.aol-verlag.de


<strong>Symposion</strong> 2005 - Literaturliste<br />

Jahrgangsübergreifend unterrichten<br />

Autor: Reinhold Christiani (Hrsg.)<br />

Preis: 14,95 Euro (D)<br />

ISBN 3-598-05098-5<br />

Verlag: Cornelsen Verlag GmbH & Co. OHG, Mecklenburgische Straße 53, 14197 Berlin,<br />

Telefon: 030/89785-0, Telefax: 030/89785-299, E-Mail: c-mail@cornelsen.de, Internet:<br />

www.cornelsen.de<br />

Jedes Kind kann Lernen lernen (Arbeitstitel)<br />

Autor: Andreas Langer (Hrsg.)<br />

Preis: ca. 19,80 Euro (D)<br />

ISBN 3-486-96086-5<br />

Verlag: Oldenbourg Schulbuchverlag GmbH, Rosenheimer Straße 145, 81671 München,<br />

Telefon: 089/45051-0, Telefax: 089/45051-200, E-Mail: info@oldenbourg-bsv.de, Internet:<br />

www.oldenbourg-bsv.de<br />

Kooperation zwischen Klassen - Voneinander lernen in heterogenen Gruppen<br />

Autorinnen: Dorothea Blendinger/Marlene Diehnelt<br />

Preis: 17,00 Euro (D)<br />

Bestellnummer 1252-5<br />

Verlag: Verlag Julius Klinkhardt, Ramsauer Weg 5, 83670 Bad Heilbrunn, Telefon: 08046/9304,<br />

Telefax: 08046/9306, E-Mail: info@klinkhardt.de, Internet: www.klinkhardt.de<br />

Kooperatives Lernen - kein Problem. Effektive Methoden der Partner- und Gruppenarbeit<br />

Autorin: Anne A. Huber (Hrsg.)<br />

Preis: 19,80 Euro (D)<br />

ISBN 3-12-924438-7<br />

Verlag: Ernst Klett Verlag GmbH, Rotebühlstraße 77, 70178 Stuttgart, Telefon: 0711/6672-0,<br />

Telefax: 0711/6672-2010, E-Mail: klett-kundenservice@klett.de, Internet: www.klett.de<br />

Lern dich fit! - Deutsch Lerntraining Klasse 1<br />

Autoren: Hertha und Frohmut Menze (Hrsg.)<br />

Preis: 6,00 Euro (D)<br />

ISBN 3-89928-101-2<br />

Verlag: AOL Verlag Frohmut Menze GmbH, Waldstraße 18, 77839 Lichtenau, Telefon:<br />

07227/9588-0, Telefax: 07227/9588-95, E-Mail: info@aol-verlag.de, Internet: www.aol-verlag.de<br />

Lern dich fit! - Deutsch Lerntraining Klasse 2<br />

Autoren: Hertha und Frohmut Menze (Hrsg.)<br />

Preis: 6,00 Euro (D)<br />

ISBN 3-89928-102-0<br />

Verlag: AOL Verlag Frohmut Menze GmbH, Waldstraße 18, 77839 Lichtenau, Telefon:<br />

07227/9588-0, Telefax: 07227/9588-95, E-Mail: info@aol-verlag.de, Internet: www.aol-verlag.de


<strong>Symposion</strong> 2005 - Literaturliste<br />

Lern dich fit! - Deutsch Lerntraining Klasse 3<br />

Autoren: Hertha und Frohmut Menze (Hrsg.)<br />

Preis: 6,00 Euro (D)<br />

ISBN 3-89928-103-9<br />

Verlag: AOL Verlag Frohmut Menze GmbH, Waldstraße 18, 77839 Lichtenau, Telefon:<br />

07227/9588-0, Telefax: 07227/9588-95, E-Mail: info@aol-verlag.de, Internet: www.aol-verlag.de<br />

Lern dich fit! - Deutsch Lerntraining Klasse 4<br />

Autoren: Hertha und Frohmut Menze (Hrsg.)<br />

Preis: 6,00 Euro (D)<br />

ISBN 3-89928-104-7<br />

Verlag: AOL Verlag Frohmut Menze GmbH, Waldstraße 18, 77839 Lichtenau, Telefon:<br />

07227/9588-0, Telefax: 07227/9588-95, E-Mail: info@aol-verlag.de, Internet: www.aol-verlag.de<br />

Lern dich fit! - Deutsch Lerntraining Klasse 5<br />

Autoren: Hertha und Frohmut Menze (Hrsg.)<br />

Preis: 6,00 Euro (D)<br />

ISBN 3-89928-105-5<br />

Verlag: AOL Verlag Frohmut Menze GmbH, Waldstraße 18, 77839 Lichtenau, Telefon:<br />

07227/9588-0, Telefax: 07227/9588-95, E-Mail: info@aol-verlag.de, Internet: www.aol-verlag.de<br />

Lern dich fit! - Deutsch Lerntraining Klasse 6<br />

Autoren: Hertha und Frohmut Menze (Hrsg.)<br />

Preis: 6,00 Euro (D)<br />

ISBN 3-89928-106-3<br />

Verlag: AOL Verlag Frohmut Menze GmbH, Waldstraße 18, 77839 Lichtenau, Telefon:<br />

07227/9588-0, Telefax: 07227/9588-95, E-Mail: info@aol-verlag.de, Internet: www.aol-verlag.de<br />

Lern dich fit! - Deutsch Lerntraining Klasse 7<br />

Autoren: Hertha und Frohmut Menze (Hrsg.)<br />

Preis: 6,00 Euro (D)<br />

ISBN 3-89928-107-1<br />

Verlag: AOL Verlag Frohmut Menze GmbH, Waldstraße 18, 77839 Lichtenau, Telefon:<br />

07227/9588-0, Telefax: 07227/9588-95, E-Mail: info@aol-verlag.de, Internet: www.aol-verlag.de<br />

Lern dich fit! - Deutsch Lerntraining Klasse 8<br />

Autoren: Hertha und Frohmut Menze (Hrsg.)<br />

Preis: 6,00 Euro (D)<br />

ISBN 3-89928-108-x<br />

Verlag: AOL Verlag Frohmut Menze GmbH, Waldstraße 18, 77839 Lichtenau, Telefon:<br />

07227/9588-0, Telefax: 07227/9588-95, E-Mail: info@aol-verlag.de, Internet: www.aol-verlag.de


<strong>Symposion</strong> 2005 - Literaturliste<br />

Lern dich fit! - Deutsch Lerntraining Klasse 9<br />

Autoren: Hertha und Frohmut Menze (Hrsg.)<br />

Preis: 6,00 Euro (D)<br />

ISBN 3-89928-109-8<br />

Verlag: AOL Verlag Frohmut Menze GmbH, Waldstraße 18, 77839 Lichtenau, Telefon:<br />

07227/9588-0, Telefax: 07227/9588-95, E-Mail: info@aol-verlag.de, Internet: www.aol-verlag.de<br />

Lern dich fit! - Deutsch Lerntraining Klasse 10<br />

Autoren: Hertha und Frohmut Menze (Hrsg.)<br />

Preis: 6,00 Euro (D)<br />

ISBN 3-89928-110-1<br />

Verlag: AOL Verlag Frohmut Menze GmbH, Waldstraße 18, 77839 Lichtenau, Telefon:<br />

07227/9588-0, Telefax: 07227/9588-95, E-Mail: info@aol-verlag.de, Internet: www.aol-verlag.de<br />

Lern dich fit! - Englisch Lerntraining Klasse 1<br />

Autoren: Axel Jonuschat/Peter Oldham<br />

Preis: 6,00 Euro (D)<br />

ISBN 3-89928-161-6<br />

Verlag: AOL Verlag Frohmut Menze GmbH, Waldstraße 18, 77839 Lichtenau, Telefon:<br />

07227/9588-0, Telefax: 07227/9588-95, E-Mail: info@aol-verlag.de, Internet: www.aol-verlag.de<br />

Lern dich fit! - Englisch Lerntraining Klasse 2<br />

Autoren: Axel Jonuschat/Peter Oldham<br />

Preis: 6,00 Euro (D)<br />

ISBN 3-89928-162-4<br />

Verlag: AOL Verlag Frohmut Menze GmbH, Waldstraße 18, 77839 Lichtenau, Telefon:<br />

07227/9588-0, Telefax: 07227/9588-95, E-Mail: info@aol-verlag.de, Internet: www.aol-verlag.de<br />

Lern dich fit! - Englisch Lerntraining Klasse 3<br />

Autoren: Axel Jonuschat/Peter Oldham<br />

Preis: 6,00 Euro (D)<br />

ISBN 3-89928-163-2<br />

Verlag: AOL Verlag Frohmut Menze GmbH, Waldstraße 18, 77839 Lichtenau, Telefon:<br />

07227/9588-0, Telefax: 07227/9588-95, E-Mail: info@aol-verlag.de, Internet: www.aol-verlag.de<br />

Lern dich fit! - Englisch Lerntraining Klasse 4<br />

Autoren: Axel Jonuschat/Peter Oldham<br />

Preis: 6,00 Euro (D)<br />

ISBN 3-89928-164-0<br />

Verlag: AOL Verlag Frohmut Menze GmbH, Waldstraße 18, 77839 Lichtenau, Telefon:<br />

07227/9588-0, Telefax: 07227/9588-95, E-Mail: info@aol-verlag.de, Internet: www.aol-verlag.de


<strong>Symposion</strong> 2005 - Literaturliste<br />

Lern dich fit! - Englisch Lerntraining Klasse 5<br />

Autor: Peter Oldham<br />

Preis: 6,00 Euro (D)<br />

ISBN 3-89928-165-9<br />

Verlag: AOL Verlag Frohmut Menze GmbH, Waldstraße 18, 77839 Lichtenau, Telefon:<br />

07227/9588-0, Telefax: 07227/9588-95, E-Mail: info@aol-verlag.de, Internet: www.aol-verlag.de<br />

Lern dich fit! - Englisch Lerntraining Klasse 6<br />

Autor: Peter Oldham<br />

Preis: 6,00 Euro (D)<br />

ISBN 3-89928-166-7<br />

Verlag: AOL Verlag Frohmut Menze GmbH, Waldstraße 18, 77839 Lichtenau, Telefon:<br />

07227/9588-0, Telefax: 07227/9588-95, E-Mail: info@aol-verlag.de, Internet: www.aol-verlag.de<br />

Lern dich fit! - Englisch Lerntraining Klasse 7<br />

Autor: Peter Oldham<br />

Preis: 6,00 Euro (D)<br />

ISBN 3-89928-167-5<br />

Verlag: AOL Verlag Frohmut Menze GmbH, Waldstraße 18, 77839 Lichtenau, Telefon:<br />

07227/9588-0, Telefax: 07227/9588-95, E-Mail: info@aol-verlag.de, Internet: www.aol-verlag.de<br />

Lern dich fit! - Englisch Lerntraining Klasse 8<br />

Autor: Peter Oldham<br />

Preis: 6,00 Euro (D)<br />

ISBN 3-89928-168-3<br />

Verlag: AOL Verlag Frohmut Menze GmbH, Waldstraße 18, 77839 Lichtenau, Telefon:<br />

07227/9588-0, Telefax: 07227/9588-95, E-Mail: info@aol-verlag.de, Internet: www.aol-verlag.de<br />

Lern dich fit! - Englisch Lerntraining Klasse 9<br />

Autor: Peter Oldham<br />

Preis: 6,00 Euro (D)<br />

ISBN 3-89928-169-1<br />

Verlag: AOL Verlag Frohmut Menze GmbH, Waldstraße 18, 77839 Lichtenau, Telefon:<br />

07227/9588-0, Telefax: 07227/9588-95, E-Mail: info@aol-verlag.de, Internet: www.aol-verlag.de<br />

Lern dich fit! - Englisch Lerntraining Klasse 10<br />

Autor: Peter Oldham<br />

Preis: 6,00 Euro (D)<br />

ISBN 3-89928-170-5<br />

Verlag: AOL Verlag Frohmut Menze GmbH, Waldstraße 18, 77839 Lichtenau, Telefon:<br />

07227/9588-0, Telefax: 07227/9588-95, E-Mail: info@aol-verlag.de, Internet: www.aol-verlag.de


<strong>Symposion</strong> 2005 - Literaturliste<br />

Lern dich fit! - Lesetraining Aufbaukurs 1<br />

Autor: Dr. Jörg Knobloch (Hrsg.)<br />

Preis: 6,00 Euro (D)<br />

ISBN 3-89928-137-3<br />

Verlag: AOL Verlag Frohmut Menze GmbH, Waldstraße 18, 77839 Lichtenau, Telefon:<br />

07227/9588-0, Telefax: 07227/9588-95, E-Mail: info@aol-verlag.de, Internet: www.aol-verlag.de<br />

Lern dich fit! - Lesetraining Aufbaukurs 2<br />

Autor: Dr. Jörg Knobloch (Hrsg.)<br />

Preis: 6,00 Euro (D)<br />

ISBN 3-89928-138-1<br />

Verlag: AOL Verlag Frohmut Menze GmbH, Waldstraße 18, 77839 Lichtenau, Telefon:<br />

07227/9588-0, Telefax: 07227/9588-95, E-Mail: info@aol-verlag.de, Internet: www.aol-verlag.de<br />

Lern dich fit! - Lesetraining Grundkurs 1<br />

Autor: Dr. Jörg Knobloch (Hrsg.)<br />

Preis: 6,00 Euro (D)<br />

ISBN 3-89928-131-4<br />

Verlag: AOL Verlag Frohmut Menze GmbH, Waldstraße 18, 77839 Lichtenau, Telefon:<br />

07227/9588-0, Telefax: 07227/9588-95, E-Mail: info@aol-verlag.de, Internet: www.aol-verlag.de<br />

Lern dich fit! - Lesetraining Grundkurs 2<br />

Autor: Dr. Jörg Knobloch (Hrsg.)<br />

Preis: 6,00 Euro (D)<br />

ISBN 3-89928-132-2<br />

Verlag: AOL Verlag Frohmut Menze GmbH, Waldstraße 18, 77839 Lichtenau, Telefon:<br />

07227/9588-0, Telefax: 07227/9588-95, E-Mail: info@aol-verlag.de, Internet: www.aol-verlag.de<br />

Lern dich fit! - Lesetraining Mittelkurs 1<br />

Autor: Dr. Jörg Knobloch (Hrsg.)<br />

Preis: 6,00 Euro (D)<br />

ISBN 3-89928-134-9<br />

Verlag: AOL Verlag Frohmut Menze GmbH, Waldstraße 18, 77839 Lichtenau, Telefon:<br />

07227/9588-0, Telefax: 07227/9588-95, E-Mail: info@aol-verlag.de, Internet: www.aol-verlag.de<br />

Lern dich fit! - Lesetraining Mittelkurs 2<br />

Autor: Dr. Jörg Knobloch (Hrsg.)<br />

Preis: 6,00 Euro (D)<br />

ISBN 3-89928-135-7<br />

Verlag: AOL Verlag Frohmut Menze GmbH, Waldstraße 18, 77839 Lichtenau, Telefon:<br />

07227/9588-0, Telefax: 07227/9588-95, E-Mail: info@aol-verlag.de, Internet: www.aol-verlag.de


<strong>Symposion</strong> 2005 - Literaturliste<br />

Lern dich fit! - Mathematik Lerntraining Klasse 1<br />

Autorin: Traute Voigt-Lambert<br />

Preis: 6,00 Euro (D)<br />

ISBN 3-89928-111-x<br />

Verlag: AOL Verlag Frohmut Menze GmbH, Waldstraße 18, 77839 Lichtenau, Telefon:<br />

07227/9588-0, Telefax: 07227/9588-95, E-Mail: info@aol-verlag.de, Internet: www.aol-verlag.de<br />

Lern dich fit! - Mathematik Lerntraining Klasse 2<br />

Autorin: Traute Voigt-Lambert<br />

Preis: 6,00 Euro (D)<br />

ISBN 3-89928-112-8<br />

Verlag: AOL Verlag Frohmut Menze GmbH, Waldstraße 18, 77839 Lichtenau, Telefon:<br />

07227/9588-0, Telefax: 07227/9588-95, E-Mail: info@aol-verlag.de, Internet: www.aol-verlag.de<br />

Lern dich fit! - Mathematik Lerntraining Klasse 3<br />

Autorin: Traute Voigt-Lambert<br />

Preis: 6,00 Euro (D)<br />

ISBN 3-89928-113-6<br />

Verlag: AOL Verlag Frohmut Menze GmbH, Waldstraße 18, 77839 Lichtenau, Telefon:<br />

07227/9588-0, Telefax: 07227/9588-95, E-Mail: info@aol-verlag.de, Internet: www.aol-verlag.de<br />

Lern dich fit! - Mathematik Lerntraining Klasse 4<br />

Autorin: Traute Voigt-Lambert<br />

Preis: 6,00 Euro (D)<br />

ISBN 3-89928-114-4<br />

Verlag: AOL Verlag Frohmut Menze GmbH, Waldstraße 18, 77839 Lichtenau, Telefon:<br />

07227/9588-0, Telefax: 07227/9588-95, E-Mail: info@aol-verlag.de, Internet: www.aol-verlag.de<br />

Lern dich fit! - Mathematik Lerntraining Klasse 5<br />

Autorin: Traute Voigt-Lambert<br />

Preis: 6,00 Euro (D)<br />

ISBN 3-89928-115-2<br />

Verlag: AOL Verlag Frohmut Menze GmbH, Waldstraße 18, 77839 Lichtenau, Telefon:<br />

07227/9588-0, Telefax: 07227/9588-95, E-Mail: info@aol-verlag.de, Internet: www.aol-verlag.de<br />

Lern dich fit! - Mathematik Lerntraining Klasse 6<br />

Autorin: Traute Voigt-Lambert<br />

Preis: 6,00 Euro (D)<br />

ISBN 3-89928-116-0<br />

Verlag: AOL Verlag Frohmut Menze GmbH, Waldstraße 18, 77839 Lichtenau, Telefon:<br />

07227/9588-0, Telefax: 07227/9588-95, E-Mail: info@aol-verlag.de, Internet: www.aol-verlag.de


<strong>Symposion</strong> 2005 - Literaturliste<br />

Lern dich fit! - Mathematik Lerntraining Klasse 7<br />

Autor: Jan Kath<br />

Preis: 6,00 Euro (D)<br />

ISBN 3-89928-117-9<br />

Verlag: AOL Verlag Frohmut Menze GmbH, Waldstraße 18, 77839 Lichtenau, Telefon:<br />

07227/9588-0, Telefax: 07227/9588-95, E-Mail: info@aol-verlag.de, Internet: www.aol-verlag.de<br />

Lern dich fit! - Mathematik Lerntraining Klasse 8<br />

Autoren: Jan Kath/Peter Oldham<br />

Preis: 6,00 Euro (D)<br />

ISBN 3-89928-118-7<br />

Verlag: AOL Verlag Frohmut Menze GmbH, Waldstraße 18, 77839 Lichtenau, Telefon:<br />

07227/9588-0, Telefax: 07227/9588-95, E-Mail: info@aol-verlag.de, Internet: www.aol-verlag.de<br />

Lern dich fit! - Mathematik Lerntraining Klasse 9<br />

Autorin: Traute Voigt-Lambert<br />

Preis: 6,00 Euro (D)<br />

ISBN 3-89928-119-5<br />

Verlag: AOL Verlag Frohmut Menze GmbH, Waldstraße 18, 77839 Lichtenau, Telefon:<br />

07227/9588-0, Telefax: 07227/9588-95, E-Mail: info@aol-verlag.de, Internet: www.aol-verlag.de<br />

Lern dich fit! - Mathematik Lerntraining Klasse 10<br />

Autoren: Traute Voigt-Lambert/Thomas Wieland<br />

Preis: 6,00 Euro (D)<br />

ISBN 3-89928-120-9<br />

Verlag: AOL Verlag Frohmut Menze GmbH, Waldstraße 18, 77839 Lichtenau, Telefon:<br />

07227/9588-0, Telefax: 07227/9588-95, E-Mail: info@aol-verlag.de, Internet: www.aol-verlag.de<br />

Lernen macht Schule - Neue Wege zur Unterrichtsgestaltung<br />

Autoren: Herbert Hollmann/Karl-Heinz Uhlmann (Hrsg.)<br />

Preis: 16,90 Euro (D)<br />

ISBN 3-12-924435-2<br />

Verlag: Ernst Klett Verlag GmbH, Rotebühlstraße 77, 70178 Stuttgart, Telefon: 0711/6672-0,<br />

Telefax: 0711/6672-2010, E-Mail: klett-kundenservice@klett.de, Internet: www.klett.de<br />

Lernwerkstatt Mathematik. Geometrie, Arithmetik, Rechnen mit Größen. 2.-4. Schuljahr<br />

Autorin: Karen Hinrichs<br />

Preis: 17,80 Euro (D)<br />

ISBN 3-486-98784-4<br />

Verlag: Oldenbourg Schulbuchverlag GmbH, Rosenheimer Straße 145, 81671 München,<br />

Telefon: 089/45051-0, Telefax: 089/45051-200, E-Mail: info@oldenbourg-bsv.de, Internet:<br />

www.oldenbourg-bsv.de


<strong>Symposion</strong> 2005 - Literaturliste<br />

Lesen üben im 1. und 2. Schuljahr<br />

Autorin: Anna Merzinger<br />

Preis: 17,80 Euro (D)<br />

ISBN 3-486-96076-8<br />

Verlag: Oldenbourg Schulbuchverlag GmbH, Rosenheimer Straße 145, 81671 München,<br />

Telefon: 089/45051-0, Telefax: 089/45051-200, E-Mail: info@oldenbourg-bsv.de, Internet:<br />

www.oldenbourg-bsv.de<br />

Lesen üben, Texte verstehen, Arbeitsheft 5/6<br />

Autor: Wolfgang Menzel (Hg.)<br />

Preis: 5,95 Euro (D)<br />

ISBN 3-507-42420-7<br />

Verlag: Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh<br />

Winklers GmbH, Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig, Telefon: 0531/708-0,<br />

Telefax: 0531/708-127, E-Mail: sco@schroedel.de, Internet: www.schroedel.de<br />

Lesen üben, Texte verstehen, Arbeitsheft 7/8<br />

Autor: Wolfgang Menzel (Hg.)<br />

Preis: 5,95 Euro (D)<br />

ISBN 3-507-42421-5<br />

Verlag: Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh<br />

Winklers GmbH, Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig, Telefon: 0531/708-0,<br />

Telefax: 0531/708-127, E-Mail: sco@schroedel.de, Internet: www.schroedel.de<br />

Mathematik 5<br />

Autoren: Gisela Krewer/Rudolf Krewer/Gaby Pech-Juhlke/Bernd Reelfs/Klaus Schäfer/Uwe<br />

Scheele/Klaus Tiedt/Wilhelm Wilke<br />

Preis: 19,50 Euro (D)<br />

ISBN 3-14-121855-2<br />

Verlag: Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh<br />

Winklers GmbH, Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig, Telefon: 0531/708-0,<br />

Telefax: 0531/708-127, E-Mail: schulservice@westermann.de, Internet: www.westermann.de<br />

Mathematik 6<br />

Autoren: Gisela Krewer/Rudolf Krewer/Gaby Pech-Juhlke/Bernd Reelfs/Klaus Schäfer/Uwe<br />

Scheele/Klaus Tiedt/Wilhelm Wilke<br />

Preis: 19,50 Euro (D)<br />

ISBN 3-14-121856-0<br />

Verlag: Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh<br />

Winklers GmbH, Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig, Telefon: 0531/708-0,<br />

Telefax: 0531/708-127, E-Mail: schulservice@westermann.de, Internet: www.westermann.de


<strong>Symposion</strong> 2005 - Literaturliste<br />

Mathematik 7<br />

Autoren: Gisela Krewer/Rudolf Krewer/Gaby Pech-Juhlke/Bernd Reelfs/Klaus Schäfer/Uwe<br />

Scheele/Klaus Tiedt/Wilhelm Wilke<br />

Preis: 19,50 Euro (D)<br />

ISBN 3-14-121857-9<br />

Verlag: Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh<br />

Winklers GmbH, Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig, Telefon: 0531/708-0,<br />

Telefax: 0531/708-127, E-Mail: schulservice@westermann.de, Internet: www.westermann.de<br />

Mathematik 8<br />

Autoren: Gisela Krewer/Rudolf Krewer/Gaby Pech-Juhlke/Bernd Reelfs/Klaus Schäfer/Uwe<br />

Scheele/Klaus Tiedt/Wilhelm Wilke<br />

Preis: 19,50 Euro (D)<br />

ISBN 3-14-121858-7<br />

Verlag: Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh<br />

Winklers GmbH, Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig, Telefon: 0531/708-0,<br />

Telefax: 0531/708-127, E-Mail: schulservice@westermann.de, Internet: www.westermann.de<br />

Mathematik 9 Erweiterungskurs<br />

Autoren: Gisela Krewer/Rudolf Krewer/Gaby Pech-Juhlke/Bernd Reelfs/Klaus Schäfer/Uwe<br />

Scheele/Klaus Tiedt/Wilhelm Wilke<br />

Preis: 19,50 Euro (D)<br />

ISBN 3-14-121859-5<br />

Verlag: Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh<br />

Winklers GmbH, Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig, Telefon: 0531/708-0,<br />

Telefax: 0531/708-127, E-Mail: schulservice@westermann.de, Internet: www.westermann.de<br />

Mathematik 9 Grundkurs<br />

Autoren: Gisela Krewer/Rudolf Krewer/Gaby Pech-Juhlke/Bernd Reelfs/Klaus Schäfer/Uwe<br />

Scheele/Klaus Tiedt/Wilhelm Wilke<br />

Preis: 19,50 Euro (D)<br />

ISBN 3-14-122859-0<br />

Verlag: Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh<br />

Winklers GmbH, Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig, Telefon: 0531/708-0,<br />

Telefax: 0531/708-127, E-Mail: schulservice@westermann.de, Internet: www.westermann.de<br />

Mathematik 10 Erweiterungskurs<br />

Autoren: Gisela Krewer/Rudolf Krewer/Gaby Pech-Juhlke/Bernd Reelfs/Klaus Schäfer/Uwe<br />

Scheele/Klaus Tiedt/Wilhelm Wilke<br />

Preis: 19,50 Euro (D)<br />

ISBN 3-14-121860-9<br />

Verlag: Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh<br />

Winklers GmbH, Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig, Telefon: 0531/708-0,<br />

Telefax: 0531/708-127, E-Mail: schulservice@westermann.de, Internet: www.westermann.de


<strong>Symposion</strong> 2005 - Literaturliste<br />

Mathematik 10 Grundkurs<br />

Autoren: Gisela Krewer/Rudolf Krewer/Gaby Pech-Juhlke/Bernd Reelfs/Klaus Schäfer/Uwe<br />

Scheele/Klaus Tiedt/Wilhelm Wilke<br />

Preis: 19,50 Euro (D)<br />

ISBN 3-14-122860-4<br />

Verlag: Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh<br />

Winklers GmbH, Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig, Telefon: 0531/708-0,<br />

Telefax: 0531/708-127, E-Mail: schulservice@westermann.de, Internet: www.westermann.de<br />

Mathematikunterricht für individuelle Lernwege öffnen<br />

Autor: Volker Ulm<br />

Preis: 24,80 Euro (D)<br />

Bestellnummer: 100-4939<br />

Verlag: Kallmeyersche Verlagsbuchhandlung GmbH, Im Brande 19, 30926 Seelze, Telefon:<br />

0511/40004-175, Telefax: 0511/40004-176, E-Mail: leserservice@kallmeyer.de, Internet:<br />

www.kallmeyer.de<br />

Method Guide - Kreative Methoden für den Englischunterricht in der Oberstufe<br />

Autorinnen: Karola Schallhorn/Alexandra Peschel<br />

Preis: 13,20 Euro (D)<br />

ISBN 3-14-041260-6<br />

Verlag: Schöningh Verlag, Postfach 25 40, 33055 Paderborn, Telefon: 05251/127-5, Telefax:<br />

05251/127-860, E-Mail: info@schoeningh.de, Internet: www.schoeningh.de<br />

Methoden für den Unterricht - 75 kompakte Übersichten für Lehrende und Lernende<br />

Autor: Wolfgang Mattes<br />

Preis: 14,20 Euro (D)<br />

ISBN 3-14-023815-0<br />

Verlag: Schöningh Verlag, Postfach 25 40, 33055 Paderborn, Telefon: 05251/127-5, Telefax:<br />

05251/127-860, E-Mail: info@schoeningh.de, Internet: www.schoeningh.de<br />

Methoden schnell zur Hand - 58 schüler- und handlungsorientierte Methoden<br />

Autorinnen: Bettina Hugenschmidt/Anne Technau<br />

Preis: 18,60 Euro (D)<br />

ISBN 3-12-924428-X<br />

Verlag: Ernst Klett Verlag GmbH, Rotebühlstraße 77, 70178 Stuttgart, Telefon: 0711/6672-0,<br />

Telefax: 0711/6672-2010, E-Mail: klett-kundenservice@klett.de, Internet: www.klett.de<br />

Methoden-Mix<br />

Autoren: Bärbel Hoffmann, Ulrich Langefeld<br />

Preis: 24,00 Euro (D)<br />

Bestellnummer 3713<br />

Verlag: Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh<br />

Winklers GmbH, Postfach 11 15 52, 64230 Darmstadt, Telefon: 01805/996696, Telefax:<br />

06151/8768-61, E-Mail: service@winklers.de, Internet: www.winklers.de


<strong>Symposion</strong> 2005 - Literaturliste<br />

Mitsprache - Deutsch als Zweitsprache<br />

Autorin: Heide Rösch (Hg.)<br />

Preis: 19,50 Euro (D)<br />

ISBN 3-507-41751-0<br />

Verlag: Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh<br />

Winklers GmbH, Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig, Telefon: 0531/708-0,<br />

Telefax: 0531/708-127, E-Mail: sco@schroedel.de, Internet: www.schroedel.de<br />

Power Pack English - Skills and strategies for advanced learners<br />

Autoren: Klaus Hinz u.a.<br />

Preis: 12,80 Euro (D)<br />

ISBN 3-14-040480-8<br />

Verlag: Schöningh Verlag, Postfach 25 40, 33055 Paderborn, Telefon: 05251/127-5, Telefax:<br />

05251/127-860, E-Mail: info@schoeningh.de, Internet: www.schoeningh.de<br />

Power Pack Lernen - Lern und Arbeitsmethoden für die Klassen 8-10<br />

Autor: Herbert Holtwisch<br />

Preis: 11,20 Euro (D)<br />

ISBN 3-14-027500-5<br />

Verlag: Schöningh Verlag, Postfach 25 40, 33055 Paderborn, Telefon: 05251/127-5, Telefax:<br />

05251/127-860, E-Mail: info@schoeningh.de, Internet: www.schoeningh.de<br />

ProfiPROF, Band 1<br />

Autoren: Wolfgang Latt/Wolfgang Frerese/Bernd Grunwald<br />

Preis: 79,00 Euro (D)<br />

ISBN 3-12-523916-8 (CD-ROM Einzelversion)<br />

Preis: 199,00 Euro (D)<br />

ISBN 3-12-523918-4 (CD-ROM Netzversion)<br />

Verlag: Ernst Klett Verlag GmbH, Rotebühlstraße 77, 70178 Stuttgart, Telefon: 0711/6672-0,<br />

Telefax: 0711/6672-2010, E-Mail: klett-kundenservice@klett.de, Internet: www.klett.de<br />

Projektkompetenz<br />

Autor: Dr. Dieter Kassner<br />

Preis: 14,90 Euro (D)<br />

Bestellnummer 9740<br />

Verlag: Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh<br />

Winklers GmbH, Postfach 11 15 52, 64230 Darmstadt, Telefon: 01805/996696, Telefax:<br />

06151/8768-61, E-Mail: service@winklers.de, Internet: www.winklers.de<br />

Schuleingangsphase neu gestalten<br />

Autor: Reinhold Christiani (Hrsg.)<br />

Preis: 14,95 Euro (D)<br />

ISBN 3-598-05091-8<br />

Verlag: Cornelsen Verlag GmbH & Co. OHG, Mecklenburgische Straße 53, 14197 Berlin,<br />

Telefon: 030/89785-0, Telefax: 030/89785-299, E-Mail: c-mail@cornelsen.de, Internet:<br />

www.cornelsen.de


<strong>Symposion</strong> 2005 - Literaturliste<br />

Stationen im Lernzirkel - Herbstgedichte<br />

Autoren: Ruth Schillings/Dirk Schillings<br />

Preis: 15,50 Euro (D)<br />

ISBN 3-507-41763-4<br />

Verlag: Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh<br />

Winklers GmbH, Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig, Telefon: 0531/708-0,<br />

Telefax: 0531/708-127, E-Mail: sco@schroedel.de, Internet: www.schroedel.de<br />

Stationen im Lernzirkel - Rund um die Inhaltsangabe<br />

Autorin: Reane Strübing<br />

Preis: 15,50 Euro (D)<br />

ISBN 3-507-41760-X<br />

Verlag: Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh<br />

Winklers GmbH, Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig, Telefon: 0531/708-0,<br />

Telefax: 0531/708-127, E-Mail: sco@schroedel.de, Internet: www.schroedel.de<br />

Stationen im Lernzirkel - Rundblick Erörterung<br />

Autorin: Reane Strübing<br />

Preis: 15,50 Euro (D)<br />

ISBN 3-507-41762-6<br />

Verlag: Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh<br />

Winklers GmbH, Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig, Telefon: 0531/708-0,<br />

Telefax: 0531/708-127, E-Mail: sco@schroedel.de, Internet: www.schroedel.de<br />

Stationen im Lernzirkel - Rundreise Ballade<br />

Autorin: Reane Strübing<br />

Preis: 15,50 Euro (D)<br />

ISBN 3-507-41761-8<br />

Verlag: Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh<br />

Winklers GmbH, Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig, Telefon: 0531/708-0,<br />

Telefax: 0531/708-127, E-Mail: sco@schroedel.de, Internet: www.schroedel.de<br />

Stationen im Lernzirkel - Texte lesen und verstehen 7/8<br />

Autorin: Marion von der Kammer<br />

Preis: 15,50 Euro (D)<br />

ISBN 3-507-41764-2<br />

Verlag: Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh<br />

Winklers GmbH, Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig, Telefon: 0531/708-0,<br />

Telefax: 0531/708-127, E-Mail: sco@schroedel.de, Internet: www.schroedel.de


<strong>Symposion</strong> 2005 - Literaturliste<br />

Teilleistungsstörungen in der Grundschule<br />

Autoren: Christian Daumenlang/Inge Döllinger<br />

Preis: 14,80 Euro (D)<br />

ISBN 3-486-96051-2<br />

Verlag: Oldenbourg Schulbuchverlag GmbH, Rosenheimer Straße 145, 81671 München,<br />

Telefon: 089/45051-0, Telefax: 089/45051-200, E-Mail: info@oldenbourg-bsv.de, Internet:<br />

www.oldenbourg-bsv.de<br />

Texte lesen - Texte verstehen, Arbeitsheft 5<br />

Autor: Wolfgang Menzel (Hg.)<br />

Preis: 6,95 Euro (D)<br />

ISBN 3-14-123065-X<br />

Verlag: Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh<br />

Winklers GmbH, Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig, Telefon: 0531/708-0,<br />

Telefax: 0531/708-127, E-Mail: schulservice@westermann.de, Internet: www.westermann.de<br />

Texte lesen - Texte verstehen, Arbeitsheft 6<br />

Autor: Wolfgang Menzel (Hg.)<br />

Preis: 6,95 Euro (D)<br />

ISBN 3-14-123966-8<br />

Verlag: Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh<br />

Winklers GmbH, Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig, Telefon: 0531/708-0,<br />

Telefax: 0531/708-127, E-Mail: schulservice@westermann.de, Internet: www.westermann.de<br />

Texte lesen - Texte verstehen, Arbeitsheft 7<br />

Autor: Wolfgang Menzel (Hg.)<br />

Preis: 6,95 Euro (D)<br />

ISBN 3-14-123067-6<br />

Verlag: Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh<br />

Winklers GmbH, Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig, Telefon: 0531/708-0,<br />

Telefax: 0531/708-127, E-Mail: schulservice@westermann.de, Internet: www.westermann.de<br />

Texte lesen - Texte verstehen, Arbeitsheft 8<br />

Autor: Wolfgang Menzel (Hg.)<br />

Preis: 6,95 Euro (D)<br />

ISBN 3-14-123068-4<br />

Verlag: Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh<br />

Winklers GmbH, Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig, Telefon: 0531/708-0,<br />

Telefax: 0531/708-127, E-Mail: schulservice@westermann.de, Internet: www.westermann.de


<strong>Symposion</strong> 2005 - Literaturliste<br />

Texte lesen - Texte verstehen, Arbeitsheft 9/10<br />

Autor: Wolfgang Menzel (Hg.)<br />

Preis: 6,95 Euro (D)<br />

ISBN 3-14-123069-2<br />

Verlag: Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh<br />

Winklers GmbH, Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig, Telefon: 0531/708-0,<br />

Telefax: 0531/708-127, E-Mail: schulservice@westermann.de, Internet: www.westermann.de<br />

Thema Musik. Themenhefte Musik SI - Von Oi bis Türkü. Musik zwischen den Kulturen<br />

Preis: 9,40 Euro (D)<br />

ISBN 3-12-178980-5 (Schülerheft)<br />

Preis: 31,80 Euro (D)<br />

ISBN 3-12-178981-3 (CD)<br />

Verlag: Ernst Klett Verlag GmbH, Rotebühlstraße 77, 70178 Stuttgart, Telefon: 0711/6672-0,<br />

Telefax: 0711/6672-2010, E-Mail: klett-kundenservice@klett.de, Internet: www.klett.de<br />

Tous ensemble, Band 1<br />

Autoren: Anne Crimsat/Françoise Exonomides-Fincke/Bernd Grunwald/Laurent Jouvet/<br />

Sandrine Lamer/Brigitte Schröder/Gudrun Tegethoff/Kerstin Theinert<br />

Preis: 16,20 Euro (D)<br />

ISBN 3-12-523901-x<br />

Verlag: Ernst Klett Verlag GmbH, Rotebühlstraße 77, 70178 Stuttgart, Telefon: 0711/6672-0,<br />

Telefax: 0711/6672-2010, E-Mail: klett-kundenservice@klett.de, Internet: www.klett.de<br />

Was tue ich, wenn...? Schwierige Situationen im Grundschulalltag<br />

Autorinnen: Simone Fleischmann/Helga Rolletschek<br />

Preis: 22,80 Euro (D)<br />

ISBN 3-486-96069-5<br />

Verlag: Oldenbourg Schulbuchverlag GmbH, Rosenheimer Straße 145, 81671 München,<br />

Telefon: 089/45051-0, Telefax: 089/45051-200, E-Mail: info@oldenbourg-bsv.de, Internet:<br />

www.oldenbourg-bsv.de<br />

Wochenplan von Anfang an. Der Praxishelfer für das 1. und 2. Schuljahr<br />

Autorinnen: Sylvia Haas-Hausmann/Claudia Schütz<br />

Preis: 14,80 Euro (D)<br />

ISBN 3-486-98781-X<br />

Verlag: Oldenbourg Schulbuchverlag GmbH, Rosenheimer Straße 145, 81671 München,<br />

Telefon: 089/45051-0, Telefax: 089/45051-200, E-Mail: info@oldenbourg-bsv.de, Internet:<br />

www.oldenbourg-bsv.de


<strong>Symposion</strong> 2005 - Literaturliste<br />

Zeitgemäße Methodenkompetenz im Unterricht - Eine praxisnahe Einführung in neue<br />

Formen des Lehrens und Lernens (mit CD)<br />

Autor: Roland Hepting<br />

Preis: 19,80 Euro (D)<br />

Bestellnummer 1367-X<br />

Verlag: Verlag Julius Klinkhardt, Ramsauer Weg 5, 83670 Bad Heilbrunn, Telefon: 08046/9304,<br />

Telefax: 08046/9306, E-Mail: info@klinkhardt.de, Internet: www.klinkhardt.de

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