Dokumentation zum Symposion - Verband Bildungsmedien eV
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<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Faulstich-Wieland<br />
liegt mit 14,3% um 4,1 Prozentpunkte unter dem der Jungen. In der Lesekompetenz allerdings<br />
wiederholt sich die Schwäche der Jungen: 38,6% der Mädchen, aber nur 24,7% der<br />
Jungen sind hier kompetenzstark.<br />
Die PISA-Autoren verweisen darauf, dass sich Geschlechterunterschiede in den Naturwissenschaften<br />
auch hinsichtlich verschiedener kognitiver Kompetenzen zeigen lassen: Mädchen<br />
sind besser, wenn es darum geht, „eine getroffene Entscheidung oder vorgenommene<br />
Bewertung zu begründen“ (ebd., S. 125). In der „Kompetenz zur aktiven Verbalisierung naturwissenschaftlicher<br />
Sachverhalte“ (ebd., S. 124) übertreffen sie ebenfalls die Jungen. Jungen<br />
dagegen sind „im numerischen und graphischen Repräsentationsmodus sowie beim<br />
konvergenten Denken besser“ (ebd., S. 141). Deutlich überlegen sind sie beim Umgang mit<br />
mentalen Modellen, d.h. bei der Fähigkeit, komplexe naturwissenschaftliche Sachverhalte in<br />
eine räumlich-geometrische Vorstellung zu übersetzen. Dieses Profil zeigt sich im Prinzip auf<br />
allen Leistungsniveaus, wenn man die Kompetenzen nach Quartilen aufteilt (vgl. Abb. 1).<br />
Dabei nimmt der Vorsprung der Mädchen mit höheren Leistungen ab, während der Vorsprung<br />
der Jungen <strong>zum</strong> Teil erst entsteht oder mit zunehmendem Leistungsniveau größer<br />
wird. Trotzdem betonen die PISA-Autoren ausdrücklich, „dass die Geschlechterunterschiede<br />
im Gesamttest und der Gesamtpopulation verschwindend klein beziehungsweise in substanzieller<br />
Größe nur im obersten Quartil vorhanden sind“ (ebd., S. 142).<br />
Fragen wir im nächsten Schritt, ob es Hinweise darauf gibt, dass solche Differenzen Ergebnis<br />
unterschiedlicher Lernprozesse sind?<br />
2. Lernen Mädchen und Jungen anders – lesen und rechtschreiben?<br />
Die Behauptung, dass Mädchen und Jungen anders lernen, ist einem Sammelband von Sigrun<br />
Richter und Hans Brügelmann (1994) zu entnehmen – er lautet etwas sybillinisch „Mädchen<br />
lernen anders lernen Jungen“. Aufgezeigt wird darin, dass die Rechtschreibleistungen<br />
bei Wörtern, die dem Alltagsgebrauch der Kinder entnommen sind, deutlich besser sind –<br />
und dies gilt geschlechterdifferent, d.h. Jungen haben einen anderen „Lieblingswortschatz“<br />
als Mädchen. Ähnliches konnte die aktuellere IGLU-Studie aufzeigen. Die Autoren vermuten,<br />
dass diese Ergebnisse „für ein wenn auch nur leichtes, interessengeleitetes Lernen spezifischer<br />
Wörter“ sprechen (Bos u.a. 2003, S. 249, vgl. auch Schwippert u.a. 2004). Carolin Picker,<br />
die Schreibproben von 124 Kindern mit der Aachener Fehleranalyse zur Rechtschreibung<br />
ausgewertet hat, findet Differenzen, nach denen Jungen Wörter korrekter schreiben,<br />
die Kompositionen sind (Tor+wart), während Mädchen bessere Leistungen bei Wörtern<br />
erbringen, in denen Flexionen vorkommen (bekomm-t) (Picker 2004).<br />
Während die zuerst genannten Ergebnisse eine theoretisch plausible Erklärung für die gefundenen<br />
Differenzen anbieten – nämlich die Bedeutung von Motivation und Interesse für<br />
Leistung -, gibt es bei Picker keine Interpretation. Damit aber dramatisiert sie einen Unterschied,<br />
der möglicherweise irrelevant ist – Bettina Dausien hat auf das methodische Problem<br />
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