Dokumentation zum Symposion - Verband Bildungsmedien eV
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<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Weiße<br />
Prof. Dr. Wolfram Weiße<br />
Kulturelle Vielfalt als Chance. Religionsunterricht für alle<br />
Vortrag auf der didacta in Stuttgart am 3.3.2005<br />
Einleitung<br />
Religion und Religionsunterricht sind im öffentlichen Bereich wieder zu einem Thema<br />
avanciert. Vorannahmen, dass im Zuge der Säkularisierung Religion sich langsam aber sicher<br />
verflüchtigen würde, haben sich als unzutreffend erwiesen. Heute wird verstärkt danach<br />
gefragt, ob Religionen zu einem „Kampf“ oder <strong>zum</strong> Dialog der Kulturen beitragen. Im<br />
Bildungsbereich wird zunehmend darüber diskutiert, welchen Stellenwert Religion und<br />
Religiosität im Rahmen interkultureller Bildung einnimmt.<br />
Kann Religionsunterricht zur Verständigung zwischen Kulturen und Religionen beitragen –<br />
und wenn ja, unter welchen Voraussetzungen und mit welchen Zielen? In allen Lehrplänen<br />
des Faches Religion finden sich Themen z.B. zu den Weltreligionen, die Elemente für<br />
Toleranz und Verständigung liefern können. Interreligiöses Lernen spielt in jedem<br />
Religionsunterricht eine zunehmend große Rolle. Seine Struktur ist allerdings unterschiedlich.<br />
In fast allen Bundesländern wird der Religionsunterricht nach Konfessionen und Religionen<br />
getrennt durchgeführt. Dies mag Vorteile haben, verhindert aber weitgehend die unmittelbare<br />
Wahrnehmung und das Gespräch zwischen Schüler/innen unterschiedlicher Religionen im<br />
Klassenzimmer.<br />
Der dialogische Religionsunterricht in Hamburg ist anders konstruiert und konzipiert. Hier<br />
nehmen alle Schülerinnen und Schüler ungeachtet ihrer konfessionellen, religiösen oder<br />
weltanschaulichen Hintergründe gemeinsam und wenn möglich dialogisch am<br />
Religionsunterricht teil.<br />
Bevor ich Ihnen dies genauer erläutere, möchte ich Ihnen ein Element zur Begründung<br />
interreligiösen Lernens und einen ersten konkreten Einblick vermitteln:<br />
a) Interreligiöses Lernen gewinnt Tiefenschärfe durch aktive Kommunikation, durch<br />
Begegnung und Dialog (Schreijäck 2003; Weiße 1999). Hierbei gilt es, sich weder des<br />
Anderen durch Einebnung von Unterschieden zu bemächtigen, noch durch eine Konstruktion<br />
den Anderen als den völlig „Fremden“ eine hermetische Geschiedenheit von Welten, eine<br />
Apartheid, zu konstruieren. Begegnung und Dialog erscheinen nicht nur als notwendig, um<br />
den Anderen, sondern auch, um sich selber zu verstehen. Es gibt sogar Ansätze, die einer<br />
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