17.11.2013 Aufrufe

Dokumentation zum Symposion - Verband Bildungsmedien eV

Dokumentation zum Symposion - Verband Bildungsmedien eV

Dokumentation zum Symposion - Verband Bildungsmedien eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Wellenreuther<br />

Heterogenität von Schülerleistungen bezieht sich bei diesem Ansatz nicht nur auf die Frage,<br />

wie man im Unterricht mit unterschiedlichen Lernständen, Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />

umzugehen hat. Im Mittelpunkt steht vielmehr die schlichte Frage, welche Faktoren allgemein<br />

<strong>zum</strong> Lernen im Unterricht beitragen.<br />

Ich möchte mich hier nur auf einige wesentliche Punkte konzentrieren.<br />

(1) Fragend-entwickelnder Unterricht: Der traditionelle fragend-entwickelnde Unterricht<br />

zeichnet sich durch eine rasche Abfolge von Lehrerfragen, Schülerantworten und<br />

Kommentaren des Lehrers dazu aus. Nach Rowe (1973) vergeht zwischen dem Stellen einer<br />

Frage und der Reaktion darauf im Durchschnitt knapp eine Sekunde. Es besteht also<br />

kaum Zeit, um in Ruhe über eine Sache nachzudenken. Entsprechend dominieren in diesem<br />

Unterricht dann auch Fragen, die schlichtes Wissen abfragen. In der Regel beteiligen<br />

sich an diesem Unterricht zwei bis drei gute, hochmotivierte Schüler, die anderen Schüler<br />

werden kaum erreicht. Man kann diese unbefriedigende Situation durch verschiedene<br />

Maßnahmen erheblich verbessern:<br />

- Man stellt weite Fragen, die den Schüler herausfordern, seine eigenen Gedanken zu<br />

einem Problem zu äußern: Statt „warum essen wir“? sollte man lieber fragen, „warum,<br />

glaubst du, essen wir?“ Im ersten Fall wird implizit behauptet, es gebe nur eine<br />

mögliche Antwort, im zweiten Fall wird nach der eigenen Auffassung gefragt,<br />

und die kann von der eigenen abweichen. Statt zu fragen „ist die 7 eine Primzahl“,<br />

sollte eher gefragt werden, „warum ist die 7 eine Primzahl?“<br />

- Der Lehrer nimmt sich mehrere Sekunden Zeit, erst dann wird ein Schüler aufgerufen,<br />

- in manchen Fällen fordert der Lehrer die Schüler zuerst dazu auf, ein Problem mit<br />

dem Nachbarn zu diskutieren, bevor es in der Klasse diskutiert wird,<br />

- bei einem stärker individualisierenden Unterricht, in dem die Schüler einer Klasse in<br />

einem Halbkreis vor der Tafel versammelt werden, kann der Lehrer sich länger um<br />

die Schüler mit größeren Verständnisschwierigkeiten kümmern. 7<br />

Ein solcher fragend-entwickelnder Unterricht wird den individuellen Problemen, und damit<br />

auch der Heterogenität der Schüler, viel besser gerecht als ein kurzschrittiger und kurzatmiger<br />

fragend-entwickelnder Unterricht. Wenn hier dann viele Schüler Beiträge <strong>zum</strong> Unterricht<br />

leisten, wird durch diese aktive Beteiligung mehr gelernt. Zudem erfährt der Lehrer<br />

etwas über die Verständnisse der Schüler und kann seinen Unterricht darauf beziehen. Die<br />

Fragen und Antworten in einem solchen fragend-entwickelnden Unterricht bereiten dann<br />

das Lösungsverhalten beim Test zielgerichtet vor, der Zusammenhang zwischen dieser<br />

7 Vgl. dazu Hannemann (2004). Nach der Konzeption von Hannemann werden zunächst alle Schüler vor der Tafel im<br />

Halbkreis versammelt und in ein neues Gebiet eingeführt. Dann können die Schüler, die alles verstanden haben, selbstständig<br />

weiterarbeiten, während die anderen noch weitere Hilfen und Erklärungsstützen bekommen können.<br />

Mittwoch, den 2. März 2005<br />

Dr. Martin Wellenreuther – Institut für Pädagogik – Universität Lüneburg<br />

12

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!