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Dokumentation zum Symposion - Verband Bildungsmedien eV

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<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Knauf<br />

Die Heterogenität der Grundschüler ist auch bedingt durch Gefühls-, Verhaltens- und<br />

Aufmerksamkeitsauffälligkeiten einzelner Kinder. Der Umgang mit diesen<br />

‚Problemkindern’ stellt für die Lehrer und Lehrerinnen an Grundschulen eine<br />

besondere Herausforderung dar. Nicht selten fühlen Lehrkräfte sich verunsichert<br />

oder hilflos, da sie in ihrer Ausbildung mit den vielfältigen Störungsbildern nur am<br />

Rande in Berührung gekommen sind. „Das Unterrichten selbst als ‚Kerngeschäft’ der<br />

Schule bereitet nicht die größten Probleme […]. Unendlich mühevoller ist es,<br />

angesichts der Fülle möglicher Problemlagen oder Störungsbilder überhaupt erst<br />

Bedingungen zu schaffen, die ein gelingendes Lehren und Lernen erwarten lassen“.<br />

Zwei pädagogische Bewältigungsstrategien (vgl. Opp/Speck-Hamdan 200?) sind<br />

derzeit zu beobachten:<br />

Die Elitestrategie und die Egalisierungsstrategie. Die Elitestrategie zeichnet sich<br />

dadurch aus, dass die Lehrkraft versucht, die Leistungsergebnisse der Klasse zu<br />

maximieren, indem vorrangig die Schüler mit guten Lernvoraussetzungen gefördert<br />

werden. Eine Folge dieser Vorgehensweise ist eine Zunahme der<br />

Leistungsunterschiede. Bei der Egalisierungsstrategie erfahren die Schüler im<br />

unteren Leistungsbereich eine besondere Förderung. Problematisch ist, dass Eliteund<br />

Egalisierungsstrategie sich aufgrund der begrenzten Ressourcen nur schwer<br />

gleichzeitig verfolgen lassen. Setzt die Lehrkraft eine der beiden Strategien ein, so<br />

werden die Interessen und Bedürfnisse anderer Schülergruppen vernachlässigt.<br />

Neben dem Dilemma, dass Egalisierungs- und Elitestrategie nur schwer gleichzeitig<br />

umgesetzt werden können, besteht das Problem, dass dem Aufbau unseres<br />

Schulsystems generell die Vorstellung homogener Lerngruppen zu Grunde liegt.<br />

Diese homogenen Lerngruppen kommen durch Selektion zustande. Die Grundschule<br />

jedoch versteht sich weitgehend als Schule ohne Selektion. Es geht ihr also<br />

einerseits um die Förderung aller Kinder, andererseits bleibt die selektive Struktur<br />

des Schulsystems und die Aufgabe der Lehrer, am Ende der Grundschulzeit weit<br />

reichende Selektionsentscheidungen zu treffen, bestehen.<br />

Brügelmann macht noch einmal darauf aufmerksam, dass durch Separierung keine<br />

Homogenität von Lerngruppen realisiert werden kann. „Absicht der genannten<br />

Selektionsverfahren ist ein Ausgleich von Leistungs-unterschieden. Dieser aber wird<br />

nicht erreicht, weil nicht versetzte SchülerInnen sehr bald wieder am Ende des<br />

Leistungsspektrums landen, die meisten Überflieger jedoch leicht mit der Spitze<br />

mithalten können. Verschärft wird die Situation durch gruppendynamische Probleme,<br />

idealtypisch personalisiert in dem schmächtigen Hochbegabten und dem<br />

kampfkräftigen Schulversager, die beide in risikoreiche Außenseiterpositionen<br />

rutschen können“.<br />

Es gilt also festzuhalten, dass trotz vielfältiger Bemühungen um Homogenisierung<br />

(Jahrgangsklasse, Zurückstellung am Schulanfang, Nicht-Versetzung,<br />

Sonderschulen und dreigliedrige Organisation der Sekundarstufe) eine Heterogenität<br />

der Lerngruppen bestehen bleibt. Brügelmann stellt in diesem Zusammenhang nicht<br />

nur die Frage, ob Homogenität möglich, sondern auch, ob sie überhaupt<br />

wünschenswert ist. Er knüpft damit an das 200 Jahre alte Zitat Herbarts an und weist<br />

darauf hin, dass nach wie vor in weiten Kreisen die Illusion besteht, in homogenen<br />

Lerngruppen wären höhere Lernerfolge der Kinder zu erwarten. Ein Beleg dafür ist<br />

beispielsweise die Spezialisierung der Sonderpädagogik, die in den letzten 100<br />

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