17.11.2013 Aufrufe

Dokumentation zum Symposion - Verband Bildungsmedien eV

Dokumentation zum Symposion - Verband Bildungsmedien eV

Dokumentation zum Symposion - Verband Bildungsmedien eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Wellenreuther<br />

5 Zusammenfassung und Ausblick<br />

Welche Konsequenzen können nun aus den dargestellten Ansätzen für den praktischen<br />

Umgang mit Heterogenität gezogen werden? Ich möchte dazu drei Thesen formulieren:<br />

1) Unterrichtsmaterialien und individueller Lernstand müssen zusammenpassen.<br />

Die Unterrichtung homogener Lerngruppen führt dann zu positiven Ergebnissen,<br />

wenn diese Lerngruppen durch nach Schwierigkeit geordnete Unterrichtsmaterialien im<br />

Bereich der Zone der nächsten Entwicklung gefördert werden. Dabei sollte ein positives<br />

Förderklima geschaffen werden, das auf das Erreichen konkreter Ziele orientiert ist und<br />

nicht durch Vergleichsmessungen zu dem Leistungsstand der anderen Lerngruppen gestört<br />

wird.<br />

Ein gezieltes Fördern setzt immer voraus, dass die notwendigen kognitiven Voraussetzungen<br />

für den zu behandelnden Stoff erfüllt sind. Gegen diese Voraussetzung wird in<br />

Deutschland verstoßen, indem bei allen eingeschulten Kindern vorausgesetzt wird, dass<br />

sie <strong>zum</strong> Lesen- und Schreibenlernen z. B. über die erforderliche phonologische Bewusstheit<br />

verfügen. Wenn zu Schulbeginn standardmäßig das Bielefelder Screening<br />

(vgl. Jansen et al. 2002) durchgeführt würde und dann alle Schüler mit unzureichend<br />

entwickelter phonologischer Bewusstheit ein gezieltes Förderprogramm durchlaufen<br />

würden, könnte man dem Ziel, allen Schülern bis <strong>zum</strong> Ende des zweiten Schuljahrs flüssiges<br />

Lesen beizubringen, einen großen Schritt näher kommen.<br />

2) Die effektive Förderung der schwächeren Schüler setzt ein anderes System<br />

des Helfens, Erklärens und Beurteilens von Leistungen voraus. Wie die Gruppenrallye<br />

nach Slavin zeigt, ist die Unterrichtung heterogener Lerngruppen mit einem<br />

Motivationssystem effektiv, das die Förderung der schwächeren Schüler durch nochmaliges<br />

Erklären prämiert. Die Gruppe kann hier nur dann gewinnen, wenn möglichst alle<br />

Schüler, insbesondere aber die schwächeren, Leistungsverbesserungen erzielen.<br />

Ein entsprechendes Motivationssystem müsste auch für Lehrer in der Schule eingerichtet<br />

werden. In diesem System würden Lehrer dafür belohnt, wie viel sie ihren Kindern<br />

an Wissen und Können vermitteln, ohne dabei Angst und Schrecken zu verbreiten. Dazu<br />

müssten externe Leistungsprüfungen ihrer Schüler durchgeführt werden. Dabei sollten<br />

die Randbedingungen berücksichtigt werden (z. B. soziales Einzugsgebiet). Genauso wie<br />

in der Gruppenrallye letztlich nur zählt, was die individuellen Schüler als Leistung erbracht<br />

haben, sollte bei diesen externen Leistungsprüfungen nur zählen, was Lehrer unter<br />

mehr oder weniger widrigen Bedingungen bei ihren Schülern erreicht haben.<br />

3) Das derzeit praktizierte Phasenmodell des Unterrichts fördert oberflächliches Lernen.<br />

Nachhaltig gelernte, in vielfachen Kontexten angewandte, fest verankerte Inhalte und<br />

Fertigkeiten benötigen Zeit. Um die erforderliche Zeit zu gewinnen, müssen<br />

Mittwoch, den 2. März 2005<br />

Dr. Martin Wellenreuther – Institut für Pädagogik – Universität Lüneburg<br />

14

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!