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Natur Wenn kleine Nilgänse vom Baum springen Mancher Wanderer hat schon verblüfft am Stausee gestoppt: Eine braune Gans mit Augenmaske? Begegnet mir ein Bandit unter den Wasservögeln? Nein, in den letzten Jahren sind Nilgänse im Ruhrtal sesshaft geworden! Ein Vergleich ihres typischen schokoladenbraunen Augenringes mit einer Sonnenbrille wäre passender, denn Nilgänse stammen aus dem sonnigen Afrika! Dort sind sie die bekanntesten und häufigsten Gänse. Bei diesen hellbraunen Tieren mit dem dunklen Bauchfleck, einem Halsring, rotbraunen Flügeln und auffallend langen roten Beinen sind Männer und Frauen kaum zu unterscheiden, ein Merkmal aller Gänse. Trotzdem haben wir Europäer dem afrikanischen Gast die Bezeichnung Gans verwehrt und nennen ihn „gänseartige Ente“ oder eben „Halbgans“. Mit seinen 1 ½ m Flügelspannweite ist er auch längst nicht so groß wie eine Kanadagans. Im Flug sind seine schwarz-weißen Unterflügel gut zu erkennen. Im Krähennest brütet ein Gänsepaar Nur stimmlich sind die Geschlechter deutlich zu unterscheiden. Auch bei dem bald bevorstehenden Brutgeschäft sind die Rollen klar zugewiesen: Frau Nilgans rackert und baut das Nest in Wassernähe, der Herr übernimmt die Wache und das mutige Bekämp- Foto: Péronne vd. Ham, pixelio.de fen möglicher Feinde. Dabei kann das Nest im Röhricht auf der Wasserfläche liegen, in einer verlassenen Erdhöhle sein oder unter Sträuchern am Ufer. Am liebsten aber bezieht das lebenslang verheiratete Paar eine Nestvorlage auf einem hohen Baum! Für uns ein ungewohnter Anblick, eine Gans im Baum bis zu 20 m hoch beim Ausbau eines alten Krähennestes werkeln zu sehen. In anderen Landesteilen haben sie auch schon hohe Storchennisthilfen bezogen. Bei ihren Urahnen hing die Brutzeit vom jeweiligen Beginn der Regenzeit in den verschiedenen Gebieten Afrikas ab und verteilte sich übers ganze Jahr. Unsere Nilgänse beginnen meistens im März. Trotzdem sind Brutpaare in Deutschland vom Spätwinter bis zum Herbst beobachtet worden. Aus den sechs bis zu zwölf Eiern schlüpfen grauweiß gefleckte Gössel, die schon früh mit dem Wasser und sogar mit längeren Tauchgängen vertraut sind. Allerdings überlebt nur eine Minderheit die ersten sechs Wochen: Ratten, Hunde, Marder, Füchse sind mitunter die „Schuldigen“, hauptsächlich aber sind es bei uns Störungen durch Menschen oder ungünstiges Wetter! Den noch flugunfähigen Baumgösseln schaden ihre atemberaubenden Aktionen, wenn sie sich als weiche Knäuel vom Baumnest auf den Boden kullern lassen, übrigens gar nicht! Viel risikoreicher ist dann schon der Fußweg zum Wasser. Mut des Vaters bringt ihn in Verruf Während der Brut- und Aufziehzeit vertreibt Vater Nilgans alle gänseähnlichen Tiere äußerst aggressiv aus dem Nestbereich, selbst Menschen gegenüber tritt er furchteinflößend auf. Das hat ihm bei uns das schlechte Image eines brutalen, unsympathischen Grobians eingebracht. Schnell kursierten auch Gerüchte, die unwillkommenen Halbgänse nähmen überhand, und die heimische Natur müsste vor ihnen geschützt werden. Weil die zuständigen Jagdstellen sich vorerst streiten, ob Nilgänse europäisch seien oder nicht, ob sie deshalb geschützt seien oder jagdbar, werden tatsächlich jedes Jahr einige Tausend Nilgänse allein in NRW abgeschossen! Der Stammbaum reicht Tausende Jahre zurück Dabei waren sie früher äußerst angesehen. Ursprünglich im alten Ägypten beheimatet, wurden Nilgänse im Altertum als Götter, die die Welt geschaffen haben, verehrt. Auch Griechen und Römer, die es sich leisten konnten, hielten sich Nilgänse, und zwar als Parkvögel. In unmittelbarer Wohnnähe mochte man sie wegen ihrer lauten Rufe wohl doch nicht. Seit dem 18. Jahrhundert sind sie als Ziervögel in England bekannt. Möglicherweise haben sie Ende der 1960er Jahre den folgenreichen Flug über den Kanal nach Holland geschafft: 1986 brütete das erste Nilganspaar auf der deutschen Seite der Grenze, und bereits jetzt begegnen uns Nilgänse fast in ganz Deutschland, ob im Hamburger Hafen oder am Kemnader Stausee. Sie fressen Gräser und äsen meistens auf Weiden oder auf abgeernteten Getreidefeldern. Schnell lernten sie dazu, dass auch Brot nahrhaft sein kann, und sie dominierten zunehmend die Fütterungsstellen an Seeufern. So versorgt überstehen sie auch harte Winter, denn eisige Kälte allein macht ihnen offensichtlich wenig aus. Achten Sie einmal auf diese interessanten Halbgänse! Lassen Sie sich nicht durch ihr „rowdyhaftes“ Verhalten während der stressigen Brutzeit oder durch ihr „banditenhaftes“ Aussehen beeinflussen! Bewundern Sie ihre für Landgänse erstaunlichen Schwimm- und Tauchkünste und freuen Sie sich über die Neubürger aus Ägypten! 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