Ich bin katholisch! - Bistum Mainz
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BRENNPUNKT<br />
BRENNPUNKT 15<br />
„ Papa Francesco“<br />
DER HEILIGE VATER AUS NÄCHSTER NÄHE<br />
Wer im Oktober diesen Jahres sich als Pilger auf den Weg nach Rom gemacht hat, der war erstaunt oder sogar überwältigt über die<br />
Pilgerscharen, die an einem frühen Mittwochmorgen ab sieben Uhr auf den Petersplatz zuströmten. So viele Tickets für die Generalaudienzen<br />
haben wir noch nie ausgegeben, vermeldete die freundliche Dame der Pilgerstelle der Deutschen Bischofskonferenz in der Via<br />
del Banco di S. Spirito, nicht ohne einen sichtbaren Anflug von Stolz im Lächeln.<br />
Text Markus W. Konrad / Pfarrer Foto privat<br />
Im Gespräch Markus W. Konrad und Papst Franziskus<br />
>> Das Ziel jedes Einzelnen in der unüberschaubaren Menschenmasse<br />
ist es, einmal – möglichst aus der Nähe – Papst Franziskus<br />
hautnah und live zu erleben.<br />
Und dieses Erlebnis entfaltete offenbar eine eindrucksvolle<br />
Nachwirkung. Obwohl sich Papst Franziskus selbst nur der<br />
italienischen Sprache bedient, erreicht zumindest der Eindruck<br />
seiner Worte und viel mehr der Eindruck seiner Gesten<br />
die Herzen. Die gleichen riesigen Pilgermassen ziehen sich dann<br />
mittwochs gegen Mittag beschwingt und geradezu beseelt wieder<br />
zurück Richtung „Centro Storico“, nicht ohne dass sie von Papst<br />
Franziskus landestypisch mit dem Wunsch „Buon Pranzo!“<br />
(Gutes Mittagessen!) verabschiedet wurden.<br />
Ein Bild der Lebendigkeit<br />
Von der vermeintlichen Ohnmachtsstarre, die der Kirche oft<br />
genug unterstellt wird, ist nichts zu spüren, vielmehr prägen<br />
Lebendigkeit und Jugendlichkeit das Bild. Ein Bild, wie es offensichtlich<br />
auch dem Papst selbst gefällt, der während der Rundfahrt<br />
auf dem Petersplatz immer wieder seinen Fahrer bittet,<br />
den Jeep anzuhalten, um die zwei Stufen herunterzusteigen und<br />
den Menschen auf Tuchfühlung nahe zu kommen. Für die Sicherheitsleute<br />
eine sichtlich anzumerkende Herausforderung und<br />
Anstrengung, für „Francesco“ so etwas wie ein Lebenselixier,<br />
zumindest wirkt er, als würde er diese Begegnungen geradezu<br />
genießen – ganz Südamerikaner eben, und für die begeisternde<br />
Menge das Bild eines Papstes, der ganz „bei ihnen ist“.<br />
Und doch, das eindrucksvolle Bild hat irgendwie bei genauerer<br />
Betrachtung auch etwas, was mich irritiert und nachdenklich<br />
macht. Man merkt unserem Hl. Vater auch die Mühe an, die<br />
diese Begegnungen kosten. Am Ende der Audienz, wenn er sich<br />
noch die Zeit nimmt, den Kranken, Alten und den Menschen mit<br />
Behinderung zu begegnen, wirken seine Schritte schwerfälliger<br />
und in seinen Mundwinkeln wird die Anstrengung nun auch deutlicher<br />
sichtbar. So zumindest hat es meine Mutter, die das Glück<br />
dieser Begegnung hatte, in ihrem auch bereits fortgeschrittenen<br />
Alter treffsicher diagnostiziert.<br />
In mir steigt eine Bangigkeit empor, ob Franziskus die Zeit vergönnt<br />
ist, seine Projekte und Ideen, die er in seinen unkonventionellen<br />
Gesten andeutet, dem ganzen „System“ aufzuprägen.<br />
Bei „unserem ersten Treffen“ am 16. September hat Papst<br />
Franziskus vor dem Klerus seiner Diözese Rom, ein eindrucksvolles<br />
Bild seiner Idee von Kirche gezeichnet. Er wünsche sich<br />
kreative Seelsorger, die mutig sind, neue Wege der Verkündigung<br />
zu suchen und zu gehen, die auch bereit sind, sich dem<br />
Widerspruch auszusetzen. Das hat mich angesprochen. Eine Kirche,<br />
die auch mal „verunfallt“, sei ihm lieber als eine Kirche die<br />
krank und gelähmt danieder liegt, weil sie vor lauter Orthodoxie<br />
und Selbstbespiegelung den Weg zu den Menschen verliert, so<br />
habe ich seine Bilder verstanden. Und er erinnert sich an eine<br />
Mutter, die sich schützend und liebevoll vor den eigenen Sohn<br />
stellt, der drogenkrank ist. „Wir müssen lernen, auch Menschen<br />
zu begleiten, die andere Lebenswege einschlagen als wir es als<br />
Kirche richtig und zielführend einschätzen“. Seelsorger seien<br />
Träger der göttlichen Wahrheit, um die sie die Menschen nicht<br />
betrügen dürfen, aber gleichzeitig seien sie auch gerufen, den<br />
Menschen nahe zu sein und jene zu begleiten, die diese Wahrheit<br />
noch nicht oder nicht leben können oder wollen. Das sei aus<br />
seiner Sicht ja gerade das Anstrengende und Herausfordernde,<br />
aber doch auch das Spannende der Seelsorge.<br />
Beten für den Papst<br />
Am Ende dieser inspirierenden Begegnung nimmt sich „Francesco“<br />
auch hier die Zeit für „das Bad in der Menge“. Auch ich<br />
kann seine Hand ergreifen, mich kurz als neuer Pfarrer von<br />
Gernsheim vorstellen, ihm berichten, dass ich in der „Titelpfarrei“<br />
unseres Kardinals für einige Wochen des Lernens und<br />
Reflektierens „untergekommen <strong>bin</strong>“. Papst Franziskus grüßt<br />
unseren Kardinal, wünscht mir alles Gute, wendet sich schon<br />
dem Nächsten zu, als er plötzlich nochmals einen Schritt rückwärts<br />
auf mich zu tut und meine Hand ergreift: „Junger Mann,<br />
sie müssen für mich beten, ich brauche das hier – wirklich!“<br />
<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> immer noch ergriffen. „Ja, das tue ich und werde auch<br />
andere dazu einladen!“<br />
II<br />
7 Dinge, die man als Katholik tun sollte<br />
ANLEITUNG ZUM KATHOLISCH SEIN IM ALLTAG<br />
Text Martin und Matthias Göbel / KjG<br />
Illustration Rachel Schmitt / BFD<br />
Lasse in einer Schlange alle vor,<br />
die hinter dir stehen!<br />
>> Hast du es wirklich immer so eilig? Ist es<br />
immer so wichtig, sofort an der Reihe zu sein?<br />
Ein bisschen Entschleunigung würde dir sicher<br />
gut tun. Einfach mal bewusst mehr Zeit für die<br />
Dinge nehmen. Am besten übt es sich an der<br />
Supermarktkasse oder der Bushaltestelle,<br />
bevor dann die großen Aufgaben warten,<br />
wie die Parkplatzsuche oder der Kaffeestand<br />
auf dem Weg zur Arbeit …<br />
Frage: „Wie geht’s dir?“<br />
Antwort: „Beschissen und selbst?“<br />
>> Lügen ist eine Sünde. Wie oft lügst du im Alltag<br />
einfach aus Gewohnheit? Wie oft geht es dir schlecht<br />
und du sagst dennoch, dass es dir gut geht? Trau dich<br />
doch mal ehrlich im sogenannten Smalltalk zu sein.<br />
Erfahrung zeigt, dass die Belohnung tiefere Gespräche<br />
und sehr oft irritierte Gesprächspartner sind.<br />
Gehe am Sonntag in die Kirche<br />
und tue sonst nichts.<br />
11<br />
NOVEMBER<br />
>> Klingt nach einem langweiligen,<br />
vielleicht sogar verschenkten Tag?<br />
Möglicherweise ist da was dran, möglicherweise<br />
aber auch nicht! Es muss ja auch nicht<br />
jeden Sonntag sein, aber warum nicht mal<br />
an einem ausprobieren? Von Zeitdruck und<br />
Terminstress befreit wird der Tag bestimmt<br />
nicht verschenkt sein.<br />
Das Kind beim<br />
Namen nennen.<br />
>> „Sankt Martin“ oder „Sonne-<br />
Mond-und-Sterne-Fest“?<br />
Eigentlich ja auch egal,<br />
Hauptsache die Laternen<br />
leuchten und die Kinderaugen<br />
strahlen … Wirklich?<br />
Manche Namen haben aber ihre<br />
eigene Geschichte und ihre<br />
eigene Bedeutung.<br />
Warum informierst du dich<br />
nicht mal über die Bedeutung<br />
eines christlichen Festes oder<br />
welchen Tagesheiligen wir<br />
heute haben und warum?<br />
Lies doch mal<br />
ein gutes Buch,<br />
die Bibel!<br />
>> Die Bibel? Die<br />
Ganze? Um Gottes<br />
Willen! – Ja, der<br />
hat auch damit zu<br />
tun. Aber auch du<br />
selbst und sehr viele<br />
Dinge rund um<br />
Kirche und Glauben<br />
auch!<br />
Zieh ein T-Shirt an<br />
mit der Aufschrift<br />
„<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>katholisch</strong>“<br />
und trage es mit Stolz.<br />
>> Wie sollen die Menschen sonst<br />
wissen, dass du gerne mit ihnen<br />
über das Thema Glauben und<br />
Religion sprechen willst?<br />
Wie oft bekennst du deinen<br />
Glauben? Und wie oft bekennst<br />
du ihn öffentlich? Versuch doch<br />
einfach mal, in der Öffentlichkeit<br />
zum Christentum und<br />
deinem Katholischsein zu stehen.<br />
„Guten Tag, ich <strong>bin</strong> <strong>katholisch</strong>,<br />
kann ich Ihnen helfen?“<br />
>> Der Dienst an den Menschen ist eine Christenpflicht.<br />
Wir sollten andere Menschen so oft wie<br />
möglich an unsere Dienstbarkeit erinnern.<br />
Sprich wildfremde Leute an und biete ihnen deine<br />
Hilfe an. Steh dazu, dass du Katholik bist und<br />
sage es ihnen. Gerne jeden Tag im Advent.<br />
Ein ganz persönlicher Adventskalender. Hinter<br />
jeder Tür ist ein anderer Mensch.<br />
Die ganze Bibel ist<br />
natürlich ein großer<br />
Brocken, aber<br />
es gibt zahlreiche<br />
Lesepläne, die für<br />
jeden Tag einen<br />
kleinen Abschnitt<br />
vorgeben und so<br />
im Lauf der Zeit<br />
durch das Buch der<br />
Bücher führen.<br />
04.2013 I UWe<br />
UWe I 04.2013