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Ich bin katholisch! - Bistum Mainz

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14<br />

BRENNPUNKT<br />

BRENNPUNKT 15<br />

„ Papa Francesco“<br />

DER HEILIGE VATER AUS NÄCHSTER NÄHE<br />

Wer im Oktober diesen Jahres sich als Pilger auf den Weg nach Rom gemacht hat, der war erstaunt oder sogar überwältigt über die<br />

Pilgerscharen, die an einem frühen Mittwochmorgen ab sieben Uhr auf den Petersplatz zuströmten. So viele Tickets für die Generalaudienzen<br />

haben wir noch nie ausgegeben, vermeldete die freundliche Dame der Pilgerstelle der Deutschen Bischofskonferenz in der Via<br />

del Banco di S. Spirito, nicht ohne einen sichtbaren Anflug von Stolz im Lächeln.<br />

Text Markus W. Konrad / Pfarrer Foto privat<br />

Im Gespräch Markus W. Konrad und Papst Franziskus<br />

>> Das Ziel jedes Einzelnen in der unüberschaubaren Menschenmasse<br />

ist es, einmal – möglichst aus der Nähe – Papst Franziskus<br />

hautnah und live zu erleben.<br />

Und dieses Erlebnis entfaltete offenbar eine eindrucksvolle<br />

Nachwirkung. Obwohl sich Papst Franziskus selbst nur der<br />

italienischen Sprache bedient, erreicht zumindest der Eindruck<br />

seiner Worte und viel mehr der Eindruck seiner Gesten<br />

die Herzen. Die gleichen riesigen Pilgermassen ziehen sich dann<br />

mittwochs gegen Mittag beschwingt und geradezu beseelt wieder<br />

zurück Richtung „Centro Storico“, nicht ohne dass sie von Papst<br />

Franziskus landestypisch mit dem Wunsch „Buon Pranzo!“<br />

(Gutes Mittagessen!) verabschiedet wurden.<br />

Ein Bild der Lebendigkeit<br />

Von der vermeintlichen Ohnmachtsstarre, die der Kirche oft<br />

genug unterstellt wird, ist nichts zu spüren, vielmehr prägen<br />

Lebendigkeit und Jugendlichkeit das Bild. Ein Bild, wie es offensichtlich<br />

auch dem Papst selbst gefällt, der während der Rundfahrt<br />

auf dem Petersplatz immer wieder seinen Fahrer bittet,<br />

den Jeep anzuhalten, um die zwei Stufen herunterzusteigen und<br />

den Menschen auf Tuchfühlung nahe zu kommen. Für die Sicherheitsleute<br />

eine sichtlich anzumerkende Herausforderung und<br />

Anstrengung, für „Francesco“ so etwas wie ein Lebenselixier,<br />

zumindest wirkt er, als würde er diese Begegnungen geradezu<br />

genießen – ganz Südamerikaner eben, und für die begeisternde<br />

Menge das Bild eines Papstes, der ganz „bei ihnen ist“.<br />

Und doch, das eindrucksvolle Bild hat irgendwie bei genauerer<br />

Betrachtung auch etwas, was mich irritiert und nachdenklich<br />

macht. Man merkt unserem Hl. Vater auch die Mühe an, die<br />

diese Begegnungen kosten. Am Ende der Audienz, wenn er sich<br />

noch die Zeit nimmt, den Kranken, Alten und den Menschen mit<br />

Behinderung zu begegnen, wirken seine Schritte schwerfälliger<br />

und in seinen Mundwinkeln wird die Anstrengung nun auch deutlicher<br />

sichtbar. So zumindest hat es meine Mutter, die das Glück<br />

dieser Begegnung hatte, in ihrem auch bereits fortgeschrittenen<br />

Alter treffsicher diagnostiziert.<br />

In mir steigt eine Bangigkeit empor, ob Franziskus die Zeit vergönnt<br />

ist, seine Projekte und Ideen, die er in seinen unkonventionellen<br />

Gesten andeutet, dem ganzen „System“ aufzuprägen.<br />

Bei „unserem ersten Treffen“ am 16. September hat Papst<br />

Franziskus vor dem Klerus seiner Diözese Rom, ein eindrucksvolles<br />

Bild seiner Idee von Kirche gezeichnet. Er wünsche sich<br />

kreative Seelsorger, die mutig sind, neue Wege der Verkündigung<br />

zu suchen und zu gehen, die auch bereit sind, sich dem<br />

Widerspruch auszusetzen. Das hat mich angesprochen. Eine Kirche,<br />

die auch mal „verunfallt“, sei ihm lieber als eine Kirche die<br />

krank und gelähmt danieder liegt, weil sie vor lauter Orthodoxie<br />

und Selbstbespiegelung den Weg zu den Menschen verliert, so<br />

habe ich seine Bilder verstanden. Und er erinnert sich an eine<br />

Mutter, die sich schützend und liebevoll vor den eigenen Sohn<br />

stellt, der drogenkrank ist. „Wir müssen lernen, auch Menschen<br />

zu begleiten, die andere Lebenswege einschlagen als wir es als<br />

Kirche richtig und zielführend einschätzen“. Seelsorger seien<br />

Träger der göttlichen Wahrheit, um die sie die Menschen nicht<br />

betrügen dürfen, aber gleichzeitig seien sie auch gerufen, den<br />

Menschen nahe zu sein und jene zu begleiten, die diese Wahrheit<br />

noch nicht oder nicht leben können oder wollen. Das sei aus<br />

seiner Sicht ja gerade das Anstrengende und Herausfordernde,<br />

aber doch auch das Spannende der Seelsorge.<br />

Beten für den Papst<br />

Am Ende dieser inspirierenden Begegnung nimmt sich „Francesco“<br />

auch hier die Zeit für „das Bad in der Menge“. Auch ich<br />

kann seine Hand ergreifen, mich kurz als neuer Pfarrer von<br />

Gernsheim vorstellen, ihm berichten, dass ich in der „Titelpfarrei“<br />

unseres Kardinals für einige Wochen des Lernens und<br />

Reflektierens „untergekommen <strong>bin</strong>“. Papst Franziskus grüßt<br />

unseren Kardinal, wünscht mir alles Gute, wendet sich schon<br />

dem Nächsten zu, als er plötzlich nochmals einen Schritt rückwärts<br />

auf mich zu tut und meine Hand ergreift: „Junger Mann,<br />

sie müssen für mich beten, ich brauche das hier – wirklich!“<br />

<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> immer noch ergriffen. „Ja, das tue ich und werde auch<br />

andere dazu einladen!“<br />

II<br />

7 Dinge, die man als Katholik tun sollte<br />

ANLEITUNG ZUM KATHOLISCH SEIN IM ALLTAG<br />

Text Martin und Matthias Göbel / KjG<br />

Illustration Rachel Schmitt / BFD<br />

Lasse in einer Schlange alle vor,<br />

die hinter dir stehen!<br />

>> Hast du es wirklich immer so eilig? Ist es<br />

immer so wichtig, sofort an der Reihe zu sein?<br />

Ein bisschen Entschleunigung würde dir sicher<br />

gut tun. Einfach mal bewusst mehr Zeit für die<br />

Dinge nehmen. Am besten übt es sich an der<br />

Supermarktkasse oder der Bushaltestelle,<br />

bevor dann die großen Aufgaben warten,<br />

wie die Parkplatzsuche oder der Kaffeestand<br />

auf dem Weg zur Arbeit …<br />

Frage: „Wie geht’s dir?“<br />

Antwort: „Beschissen und selbst?“<br />

>> Lügen ist eine Sünde. Wie oft lügst du im Alltag<br />

einfach aus Gewohnheit? Wie oft geht es dir schlecht<br />

und du sagst dennoch, dass es dir gut geht? Trau dich<br />

doch mal ehrlich im sogenannten Smalltalk zu sein.<br />

Erfahrung zeigt, dass die Belohnung tiefere Gespräche<br />

und sehr oft irritierte Gesprächspartner sind.<br />

Gehe am Sonntag in die Kirche<br />

und tue sonst nichts.<br />

11<br />

NOVEMBER<br />

>> Klingt nach einem langweiligen,<br />

vielleicht sogar verschenkten Tag?<br />

Möglicherweise ist da was dran, möglicherweise<br />

aber auch nicht! Es muss ja auch nicht<br />

jeden Sonntag sein, aber warum nicht mal<br />

an einem ausprobieren? Von Zeitdruck und<br />

Terminstress befreit wird der Tag bestimmt<br />

nicht verschenkt sein.<br />

Das Kind beim<br />

Namen nennen.<br />

>> „Sankt Martin“ oder „Sonne-<br />

Mond-und-Sterne-Fest“?<br />

Eigentlich ja auch egal,<br />

Hauptsache die Laternen<br />

leuchten und die Kinderaugen<br />

strahlen … Wirklich?<br />

Manche Namen haben aber ihre<br />

eigene Geschichte und ihre<br />

eigene Bedeutung.<br />

Warum informierst du dich<br />

nicht mal über die Bedeutung<br />

eines christlichen Festes oder<br />

welchen Tagesheiligen wir<br />

heute haben und warum?<br />

Lies doch mal<br />

ein gutes Buch,<br />

die Bibel!<br />

>> Die Bibel? Die<br />

Ganze? Um Gottes<br />

Willen! – Ja, der<br />

hat auch damit zu<br />

tun. Aber auch du<br />

selbst und sehr viele<br />

Dinge rund um<br />

Kirche und Glauben<br />

auch!<br />

Zieh ein T-Shirt an<br />

mit der Aufschrift<br />

„<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>katholisch</strong>“<br />

und trage es mit Stolz.<br />

>> Wie sollen die Menschen sonst<br />

wissen, dass du gerne mit ihnen<br />

über das Thema Glauben und<br />

Religion sprechen willst?<br />

Wie oft bekennst du deinen<br />

Glauben? Und wie oft bekennst<br />

du ihn öffentlich? Versuch doch<br />

einfach mal, in der Öffentlichkeit<br />

zum Christentum und<br />

deinem Katholischsein zu stehen.<br />

„Guten Tag, ich <strong>bin</strong> <strong>katholisch</strong>,<br />

kann ich Ihnen helfen?“<br />

>> Der Dienst an den Menschen ist eine Christenpflicht.<br />

Wir sollten andere Menschen so oft wie<br />

möglich an unsere Dienstbarkeit erinnern.<br />

Sprich wildfremde Leute an und biete ihnen deine<br />

Hilfe an. Steh dazu, dass du Katholik bist und<br />

sage es ihnen. Gerne jeden Tag im Advent.<br />

Ein ganz persönlicher Adventskalender. Hinter<br />

jeder Tür ist ein anderer Mensch.<br />

Die ganze Bibel ist<br />

natürlich ein großer<br />

Brocken, aber<br />

es gibt zahlreiche<br />

Lesepläne, die für<br />

jeden Tag einen<br />

kleinen Abschnitt<br />

vorgeben und so<br />

im Lauf der Zeit<br />

durch das Buch der<br />

Bücher führen.<br />

04.2013 I UWe<br />

UWe I 04.2013

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