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Ich bin katholisch! - Bistum Mainz

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06<br />

BRENNPUNKT<br />

BRENNPUNKT 07<br />

„Es ist das Zeichen des echt Katholischen,<br />

sich in der je gegebenen<br />

Unterschiedlichkeit gegenseitig<br />

zu respektieren und zu schätzen.“<br />

>> Rivalitäten im Laufe der Geschichte,<br />

aber die Kirche hat es langfristig offensichtlich<br />

gut verstanden, einen Rahmen<br />

abzustecken, innerhalb dessen sich scheinbar<br />

widersprüchliche Ausprägungen des<br />

Katholischen einigermaßen miteinander<br />

„vertragen“ und im besten Fall bereichern.<br />

Und nicht zuletzt ist unsere <strong>katholisch</strong>e<br />

(Jugend)verbandslandschaft ein<br />

sprechendes Beispiel für die Vielfalt die<br />

möglich und nötig ist, damit Kirche für<br />

möglichst viele Menschen Lebensraum<br />

und Heimat sein kann. Kirche wird sich<br />

heute mehr denn je bewusst, dass sie nur<br />

in dieser Vielfalt ihrer Sendung, <strong>katholisch</strong>,<br />

also Kirche für alle Menschen zu sein,<br />

gerecht werden kann. Aber was ist das<br />

Gemeinsame?<br />

Der Bischof von Rom, die Einheit<br />

und die Vielfalt<br />

Schon früh wurde es als wichtig erachtet,<br />

Strukturen zu schaffen, die bei aller Vielfalt<br />

die Einheit sicherten. Es gehört zur besonderen<br />

Geschichte der <strong>katholisch</strong>en Kirche,<br />

dass der Bischof von Rom – der Papst –<br />

innerhalb der <strong>katholisch</strong>en Ortskirchen<br />

(mit je einem Bischof an der Spitze) als<br />

Hüter und Repräsentant der Einheit betrachtet<br />

wurde. Diese Aufgabe wird als<br />

Auftrag von Christus her legitimiert verstanden,<br />

in dem sich die Päpste als Nachfolger<br />

Petri verstanden und bis heute<br />

verstehen: „Du bist Petrus, und auf<br />

diesen Felsen will ich meine Kirche<br />

bauen“ (Mt 16,8). Auch der Begriff<br />

„Pontifex“ – „Brückenbauer“ zeigt die<br />

Aufgabe der Päpste an, die Einheit zu<br />

wahren. Immer wieder wurde die Einbe-<br />

rufung von Konzilien (Zusammenkünfte<br />

der Bischöfe unter Vorsitz des Papstes)<br />

notwendig, um gemeinsam für alle ver<strong>bin</strong>dliche<br />

Lehraussagen zu treffen. Neigte<br />

man seit dem späten Mittelalter dazu, dem<br />

Papst und der römischen Kurie fast unumschränkte<br />

Entscheidungsmacht in immer<br />

umfassenderen Umfang zuzuschreiben,<br />

so hat sich dies im 20. Jahrhundert – und<br />

spätestens seit dem Zweiten Vatikanischen<br />

Konzil – grundlegend geändert.<br />

Die <strong>katholisch</strong>en Ortskirchen haben<br />

wesentlich mehr Gestaltungsräume und<br />

die Vielfalt des Katholischen wurde ausdrücklich<br />

als Reichtum gewertet. Die<br />

Ortskirchen wurden aufgewertet durch<br />

ihre theologische Würdigung als echte<br />

Teilkirchen, in denen die Kirche Jesu<br />

Christi „voll präsent“ ist. Missionstheologisch<br />

wurde die sogenannte Inkulturation<br />

herausgearbeitet als Weg, den (einen)<br />

Glauben im Kontext der (vielen) Kulturen<br />

durchzubuchstabieren und zu leben.<br />

Mit Papst Franziskus hat sich etwas signifikant<br />

verändert. Er sieht sich offensichtlich<br />

nicht so sehr als Mahner der Einheit<br />

sondern als Ermutiger, den Glauben je und<br />

je neu in der Liebe zu verwirklichen. Evangelisation<br />

bedeutet für ihn das konkrete<br />

und authentische Lebenszeugnis vor Ort.<br />

Natürlich ist auch er ein Papst der das,<br />

was <strong>katholisch</strong>e Christen weltweit ver<strong>bin</strong>det<br />

bewahren und vertiefen will: den<br />

Glauben an den dreifaltig einen Gott in<br />

der Gemeinschaft der Kirche, die sich als<br />

pilgerndes Volk Gott versteht. Aber dabei<br />

ermutigt er die Ortskirchen, ihre eigene<br />

Prägung überzeugend und echt zu leben<br />

und vermutlich wird es zukünftig noch die<br />

ein oder andere teilkirchliche „Lösung“<br />

für drängende Herausforderungen (Priestermangel)<br />

geben, die gesamtkirchlich<br />

(noch) nicht zu lösen sind. Künftig wird die<br />

Vielfalt der Wege sicher noch zunehmen.<br />

Im gerade veröffentlichten Lehrschreiben<br />

„Evangelii Gaudium“ hat Franziskus dazu<br />

ein Programm aufgestellt.<br />

Was uns eint? Der Glaube!<br />

Weltjugendtag in Rio de Janeiro Papst Franziskus bei der Abschlussveranstaltung<br />

Der Rahmen ist weitgehend abgesteckt<br />

durch das biblische Zeugnis vom Leben,<br />

Sterben und Auferstehen Jesu Christi,<br />

durch das Glaubensbekenntnis, durch die<br />

Aussagen der Konzilien, die diesen Glauben<br />

in die jeweilige Zeit hinein erschließen<br />

und in Lehrsätzen formulieren (zuletzt<br />

durch das, was das Zweite Vatikanische<br />

Konzil sozusagen als Grundgesetz der Kirche<br />

ver<strong>bin</strong>dlich festgelegt hat), durch die<br />

durch das Konzil neugeregelte Ordnung<br />

für der Feier der Sakramente, durch die<br />

Festlegungen bezüglich des kirchlichen<br />

Dienstamtes, das sich als Diakonen-,<br />

Priester- und Bischofsamt entfaltet.<br />

Vieles andere ist zwar auch Teil des<br />

<strong>katholisch</strong>en „Kosmos“, gehört aber nicht<br />

zum Kern des Glaubens. Das Zweite<br />

Vatikanische Konzil hat dem ausdrücklich<br />

Rechnung getragen in seiner Rede von der<br />

„Hierarchie der Wahrheiten“. Es wollte in<br />

Erinnerung rufen, dass es eine gestufte<br />

Ver<strong>bin</strong>dlichkeit bei den Glaubensaussagen<br />

und Traditionen gibt: Jesus Christus ist<br />

die Mitte und der Maßstab für das gesamte<br />

kirchliche Leben. Alles muss in Ver<strong>bin</strong>dung<br />

zu dieser Mitte stehen und ist umso<br />

ver<strong>bin</strong>dlicher je näher es in Beziehung zur<br />

Mitte steht. „Drumherum“ sozusagen gibt<br />

es also einen weiten Spielraum an unterschiedlichen<br />

Akzentuierungen und Ausprägungen<br />

des Katholischen.<br />

So ist es z.B. nicht „<strong>katholisch</strong>er“, alle<br />

Wallfahrtsorte zu kennen und bereist zu<br />

haben als dieser Art von religiöser Betätigung<br />

eher skeptisch gegenüber zustehen.<br />

Oder es ist kein Zeichen „besseren“ Katholischseins,<br />

gerne zu Meditieren oder ein<br />

Taizégebet vorbereiten zu können; es ist<br />

genauso „gut <strong>katholisch</strong>“, ohne viele Worte,<br />

bei der 72-Stunden-Aktion dem Glauben<br />

„zupackend“ Ausdruck zu verleihen. Man<br />

kann seinen Glauben eher aktiv (im<br />

Verband oder z.B. in einer Jugendsozialstation)<br />

leben oder eher innerlich<br />

z.B. in einem kontemplativen Orden<br />

oder bei der Jugend 2000. Zum Glauben<br />

gehört immer auch das andere: zum<br />

Beispiel hier das aktive und soziale und<br />

dort das innerliche Moment. Ja, man kann<br />

<strong>katholisch</strong> sein und dem Zölibat, mancher<br />

kirchlicher Morallehre, einem konkreten<br />

Bischof oder einer bestimmten<br />

Frömmigkeitspraxis kritisch gegenüber<br />

stehen. Es gehört dazu, die Glaubensgemeinschaft<br />

untereinander (z.B. bei einem<br />

Weltjugendtag) zu feiern, aber genauso<br />

gehört dazu, um den richtigen Weg der<br />

Kirche argumentativ zu streiten wie auf<br />

einem Konzil oder einer BDKJ- Diözesanversammlung.<br />

Und vieles mehr …<br />

Katholisch: Mit gutem Recht unterschiedlich<br />

Katholisch ist nicht beliebig, aber auch nicht<br />

uniform. <strong>Ich</strong> meine, es ist geradezu das<br />

Zeichen des echt Katholischen, sich in der<br />

je gegebenen Unterschiedlichkeit gegenseitig<br />

zu respektieren und zu schätzen.<br />

Wenn einzelne oder Gruppierungen innerhalb<br />

der Kirche einander das Katholischsein<br />

absprechen und einander diffamieren<br />

widerspricht dies dem Geist Jesu. Ein komplementäres<br />

Mit- und Zueinander (das zur<br />

kirchlichen Redewendung gewordene<br />

„Et et“ – „sowohl als auch“) war schon<br />

immer produktiver als die Abgrenzung.<br />

Hier gilt es sicher – ähnlich wie bei den Lebenswelten<br />

– die sog. Ekelgrenzen innerhalb<br />

der Kirche mehr und mehr zu überwinden<br />

und zumindest miteinander ins<br />

Gespräch zu kommen: Leben und leben<br />

lassen, sich respektieren und sich beflügeln<br />

lassen von der Glaubenspraxis,vom<br />

Charisma und von der Profilbildung<br />

anderer … Darum geht es in der großen<br />

weiten Weltkirche und auch hier bei uns:<br />

in unseren Verbänden, Gremien, Pfarreien,<br />

Gemeinschaften und Gruppen. Wir<br />

brauchen einander, um gemeinsam mit<br />

allen und für alle <strong>katholisch</strong>e Kirche<br />

nach dem Maßstab Jesu sein zu können.<br />

Drunter geht es um Gottes Willen nicht. II<br />

KATHOLISCHE KIRCHE<br />

IN ZAHLEN<br />

>> Die <strong>katholisch</strong>e Kirche ist die größte<br />

Kirche innerhalb des Christentums.<br />

>> Sie umfasst 23 Teilkirchen eigenen<br />

Rechts mit eigenem Ritus, darunter die<br />

nach Mitgliederzahl größte lateinische<br />

Kirche und die <strong>katholisch</strong>en Ostkirchen.<br />

>> Die Katholikenzahl stieg von 2010 auf<br />

2011 um 1,5 Prozent von 1,196 Milliarden<br />

auf 1,214 Milliarden. Die Weltbevölkerung<br />

wuchs im gleichen Zeitraum um 1,23<br />

Prozent. Damit liegt der Anteil der Katholiken<br />

an der Weltbevölkerung wie bislang<br />

bei 17,5 Prozent. Besonders groß war der<br />

Zuwachs an Katholiken mit 4,3 Prozent<br />

2011 in Afrika.<br />

>> Aus dem Statistischen Jahrbuch der<br />

Kirche geht weiter hervor, dass mittlerweile<br />

fast die Hälfte (48,8 Prozent) aller<br />

Katholiken in Amerika lebt. In Europa leben<br />

23,5 Prozent, in Afrika 16 Prozent, in Asien<br />

10,9 Prozent und 0,8 Prozent in Ozeanien.<br />

>> Asien erweist sich als religiös besonders<br />

fruchtbares Gebiet mit wachsenden<br />

Gläubigen- und Priesterzahlen.<br />

Foto Dirk Lankowski / BDKJ Paderborn<br />

04.2013 I UWe<br />

UWe I 04.2013

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