Ich bin katholisch! - Bistum Mainz
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BRENNPUNKT<br />
BRENNPUNKT<br />
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„ Wie kannst Du noch<br />
<strong>katholisch</strong> sein?“<br />
INTERVIEW<br />
DREI JUNGE MENSCHEN IM GESPRÄCH ÜBER KIRCHE, GOTT UND GLAUBE<br />
Wie leben junge Menschen heute ihren Glauben? Welchen Stellenwert hat für sie die kirchliche<br />
Lehre? Und wie sehen sie die Kirchenskandale der letzten Jahre? Um diesen und weiteren Fragen<br />
nachzugehen, haben wir drei junge Menschen zum Gespräch eingeladen. Annika Hau, Johannes<br />
Blüm und Maike Hornung haben sich der Diskussion gestellt und sprechen darüber, was für sie<br />
persönlich „<strong>katholisch</strong> sein“ bedeutet.<br />
Interview & Fotos Michael Ziegler / BDKJ-Diözesanvorstand<br />
>> Hallo ihr drei, was sind denn drei Dinge,<br />
die für Euch ganz persönlich „<strong>katholisch</strong><br />
sein“ ausmachen?<br />
Johannes Blüm: Für mich heißt das,<br />
auf der einen Seite die Einheit der <strong>katholisch</strong>en<br />
Kirche zu sehen und auf der anderen<br />
Seite dennoch zu versuchen, alle anzusprechen.<br />
Und schließlich noch Gutes zu tun.<br />
Maike Hornung: Für mich bedeutet<br />
„<strong>katholisch</strong> sein“ zunächst mal etwas anderes<br />
als die <strong>katholisch</strong>e Kirche. Wichtige<br />
Punkte sind für mich, Gemeinschaft erfahren,<br />
zusammen etwas tun und ebenfalls<br />
Gutes zu tun. Gerade letzteres kenne<br />
ich in keinem anderen Rahmen so wie<br />
in der Kirche.<br />
Annika Hau: Auch ich trenne zwischen<br />
meinem <strong>katholisch</strong> sein und der Institution<br />
<strong>katholisch</strong>en Kirche mit ihren Hierarchien<br />
und Vertretern. Katholisch sein<br />
heißt für mich „die Welt umfassen“. Dass<br />
so etwas wie das Vater Unser und die<br />
Zeichen auf der ganzen Welt gleich sind,<br />
finde ich etwas ganz Besonderes und eine<br />
starke Ver<strong>bin</strong>dung zwischen allen <strong>katholisch</strong>en<br />
Menschen, die eine einzigartige<br />
Gemeinschaft erzeugt.<br />
Johannes: Interessant, dass wir direkt<br />
zwischen Kirche und „<strong>katholisch</strong> sein“ unterschieden<br />
haben, für mich lässt sich das<br />
so nicht trennen.<br />
Was gehört für Euch zu Eurem<br />
ganz persönlichen <strong>katholisch</strong>en<br />
Leben? Ist so etwas wie der klassische<br />
Sonntagsgottesdienst noch<br />
wichtig?<br />
Johannes: <strong>Ich</strong> gehe meistens<br />
mehr als einmal die Woche in einen<br />
Gottesdienst. Fast immer am Wochenende<br />
in meiner Heimatgemeinde<br />
in Ebersheim und unter<br />
der Woche, wenn es zum Beispiel<br />
noch einen Studierendengottesdienst<br />
oder ähnliches gibt.<br />
Und darüber hinaus ist mir ganz<br />
wichtig, mich mit anderen über<br />
Gott und den Glauben auszutauschen.<br />
Annika: Mir persönlich ist es<br />
nicht mehr so wichtig, jeden Sonntag in<br />
einen Gottesdienst zu gehen. <strong>Ich</strong> habe<br />
eher so ein Gefühl, jetzt ist es mal wieder<br />
an der Zeit. Dann gehe ich aber auch<br />
gerne in einen Gottesdienst, bei dem ich<br />
Gemeinschaft erleben kann, etwa irgendwo<br />
im Umfeld des BDKJ. Im klassischen<br />
Sonntagsgottesdienst bekomme ich oft<br />
nicht das, was ich suche und komme dann<br />
oft eher ernüchtert raus.<br />
Maike: Also ich gehe auch nicht so regelmäßig<br />
in einen Gottesdienst. Aber fast<br />
immer, wenn ich in einen Gottesdienst<br />
Maike Hornung<br />
gehe, mache ich die Erfahrung, dass ich<br />
dort ankomme und ein Stück Heimat<br />
finde. Darum gehe ich eigentlich gerne in<br />
einen Gottesdienst.<br />
Wie seht Ihr denn den Unterschied zwischen<br />
den Konfessionen? Macht <strong>katholisch</strong><br />
und evangelisch in Eurem Alltagsleben<br />
noch einen Unterschied oder<br />
fühlt Ihr Euch einfach als Christen?<br />
Annika: Da mein Vater evangelisch ist,<br />
habe ich schon Unterschiede in der Liturgie<br />
bemerkt. Wir waren einmal an Weih-<br />
nachten in einem evangelischen Gottesdienst<br />
und da habe ich gemerkt, dass das<br />
nicht so meine Heimat ist.<br />
Maike: In meinem Alltagsleben merke<br />
ich keinen Unterschied und würde mich<br />
auch zuerst als Christin definieren. Aber<br />
bei den Gottesdiensten merke ich, wie<br />
Annika auch, Unterschiede. In einem<br />
evangelischen Gottesdienst fehlt mir was,<br />
ich finde das einfach nicht so feierlich.<br />
Bei uns Katholiken, weiß ich schon direkt,<br />
was als nächstes kommt und das mag ich.<br />
Annika: Was den Alltag außerhalb von<br />
Gottesdiensten angeht, stimme ich Dir zu.<br />
Bei solchen Grundwerten wie dem vorhin<br />
angesprochene „Gutes tun“ sehe ich<br />
keine Unterschiede und halte mich im Alltag<br />
auch nicht bei Dogmen oder Abendmahlsfragen<br />
auf, sondern fühle mich in<br />
erster Linie als Christin.<br />
Johannes: <strong>Ich</strong> beantworte die Frage<br />
ganz klar mit „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>katholisch</strong>“. <strong>Ich</strong><br />
habe <strong>katholisch</strong>e Gottesdienste mit ihrer<br />
Liturgie schon in vielen Ländern wie Nicaragua,<br />
Kenia oder Australien erlebt und<br />
die waren überall gleich. Selbst wenn ich<br />
die Sprache nicht verstanden habe, habe<br />
ich mich durch die Gesten und Symbole zuhause<br />
gefühlt. Insgesamt sollten wir aber<br />
schon versuchen, dass wir als Katholiken<br />
und Protestanten wieder zusammenkommen<br />
und zu einer Kirche werden.<br />
Da muss ich nochmal nachhaken: Durch<br />
die bekannte Liturgie ist also die Identifikation<br />
mit der <strong>katholisch</strong>en Kirche bei<br />
Euch natürlich größer als mit der evangelischen<br />
Kirche, die theologischen Unterschiede<br />
spielen für Euch aber keine<br />
Rolle?<br />
Maike: Für mich als Laie ist das ganz<br />
genauso. Die theologischen Fragen, wo<br />
es Unterschiede gibt, sind von meinem<br />
Alltagsleben und meinem Christsein sehr<br />
weit weg. Mir sind dann eher solche Unterschiede<br />
bewusst, wie, dass es bei uns<br />
zum Beispiel Heilige gibt und bei den Protestanten<br />
nicht.<br />
Wenn die <strong>katholisch</strong>e Kirche in den<br />
letzten Jahren in den Medien war, dann<br />
oft mit großen Skandalen, wie den Missbrauchsfällen,<br />
letztes Jahr kreuz.net<br />
und jetzt vor kurzem der Geschichte<br />
rund um Tebartz-van Elst. Betrifft Euch<br />
so etwas persönlich und lässt Euch an<br />
der Kirche zweifeln oder seht Ihr darin<br />
vor allem einen medialen Hype?<br />
Johannes: Mich ärgert es total, dass<br />
sowas überhaupt in der Kirche passieren<br />
kann! Es gibt so viele gute Leute, die vor<br />
Ort tolle Arbeit leisten: Priester, Hauptamtliche<br />
aber auch die ganzen Ehrenamtlichen<br />
… und dann sind es ein paar<br />
einzelne, die durch ihre Fehler den Ruf >><br />
KURZVORSTELLUNG<br />
DER PERSONEN<br />
>> Johannes Blüm ist 23 Jahre alt,<br />
studiert Katholische Theologie mit dem<br />
Ziel in einigen Jahren als Pastoralreferent<br />
in unserem <strong>Bistum</strong> zu arbeiten.<br />
Er kommt aus <strong>Mainz</strong>-Ebersheim,<br />
wo er als Ministrant und im Pfarrgemeinderat<br />
aktiv ist. Daneben engagiert<br />
er sich im Dekanatsvorstand des BDKJ<br />
<strong>Mainz</strong>-Stadt.<br />
>> Maike Hornung ist 24 Jahre alt,<br />
studiert Lehramt für Mathematik und<br />
Geschichte und ist seit ihrer Jugend in<br />
Groß-Zimmern Mitglied der KjG. Bei der<br />
KjG war sie Mitglied des Diözesanausschusses<br />
und in der Aus- und Weiterbildung<br />
von Gruppenleiter/innen aktiv.<br />
>> Annika Hau ist 26 Jahre alt, stammt<br />
ursprünglich aus Biebergemünd im<br />
<strong>Bistum</strong> Fulda, wo sie auf Pfarrei-,<br />
Regional- und Diözesanebene in der KjG<br />
aktiv war. Seit 2008 lebt die angehende<br />
Theologin in <strong>Mainz</strong> und ist auch hier im<br />
KjG Diözesanverband aktiv.<br />
„Fast immer, wenn ich in<br />
einen Gottesdienst gehe,<br />
mache ich die Erfahrung,<br />
dass ich dort ankomme<br />
und ein Stück Heimat finde.“<br />
04.2013 I UWe<br />
UWe I 04.2013