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UNUS Ausgabe 01 / 2013 - Bund der Selbständigen (BDS ...

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6 titel<br />

7<br />

„Weiterbildung ist Trumpf<br />

im Kampf um Talente“<br />

Nicole Gaiziunas, Geschäftsführerin des Institute of Corporate Education(incore), im Interview<br />

Frau Gaiziunas, das von ihnen geleitete Institute<br />

of Corporate Education entwickelt Konzepte<br />

für unternehmensinterne Weiterbildung.<br />

Wie wichtig ist dieses Thema heute für<br />

den Unternehmenserfolg und warum?<br />

>> Das Thema ist außerordentlich wichtig. Gut ausgebildete<br />

Mitarbeiter sichern den Unternehmenserfolg<br />

und sind ein klarer Wettbewerbsvorteil. Sie sind<br />

eine wichtige Quelle für Innovationen und helfen,<br />

neue Blickwinkel zu finden. Warum das heute wichtig<br />

ist, ist eindeutig: Der Wettbewerb wird härter, die<br />

Unternehmen müssen sehr flexibel und anpassungsfähig<br />

auf die zum Teil komplexen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

reagieren. Es geht darum, neue Produkte und Innovationen<br />

schnell in den Markt zu bringen. Das ist sicherlich<br />

das Eine. Das An<strong>der</strong>e ist, dass gute Weiterbildungsprogramme<br />

auch nachweisbar helfen, talentierte<br />

Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten. Gerade<br />

wenn wir über die junge Generation sprechen.<br />

Diese Trends betreffen auch die mittelständischen<br />

Unternehmen – den meisten von ihnen fehlen aber<br />

für große Lösungen Budgets und Strukturen. Wird<br />

<strong>der</strong> Mittelstand von den Konzernen abgehängt?<br />

>> Man braucht nicht immer das ganz große Budget<br />

für Weiterbildung. Es kommt darauf an, wie man ein<br />

intelligentes Qualifizierungsprogramm zielgerichtet<br />

entwickelt und einführt, wie man die eigenen Synergien<br />

<strong>der</strong> Mitarbeiter aktiviert und Potenziale hebt. Der<br />

Mittelstand hat den Vorteil <strong>der</strong> Flexibilität: Er kann<br />

schneller auf Trends reagieren als die Konzern-Tanker.<br />

Diesen Vorteil muss man allerdings auch nutzen.<br />

Außerdem sollten mittelständische Unternehmen<br />

viel stärker zusammenarbeiten, sich also zusammenschließen<br />

und Ressourcen teilen, wenn die jeweiligen<br />

Budgets nicht für eine gute Personalentwicklung<br />

ausreichen.<br />

Viele mittelständische Unternehmen klagen darüber,<br />

dass die Berufseinsteiger, unabhängig von ihrem<br />

Bildungsabschluss, immer schlechter auf die<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen des Arbeitslebens vorbereitet<br />

sind – was sind die Gründe für diese Entwicklung?<br />

>> Die naheliegenden Gründe sind die Entwicklungen<br />

in den Ausbildungssystemen wie die Umstellung<br />

auf Bachelor und G8 – die Menschen sind<br />

immer jünger, viele fangen nun schon bereits<br />

mit 17 an zu studieren, sie haben weniger Erfahrungen,<br />

wurden weniger intensiv ausgebildet.<br />

Der tiefere Grund liegt aber darin, dass das Anspruchsniveau<br />

stetig steigt, die Mitarbeiter<br />

müssen in kürzerer Zeit mehr leisten, die Anfor<strong>der</strong>ungsprofile<br />

werden komplexer.<br />

Die Welt dreht sich schneller und somit erfolgt auch<br />

<strong>der</strong> Wandel schneller, als unsere Ausbildungssysteme<br />

darauf reagieren können. Aus diesem Grund sollten<br />

neue Mitarbeiter direkt mit einem Entwicklungs- und<br />

Qualifizierungsplan starten, <strong>der</strong> sie auf den Job wirklich<br />

vorbereitet – eine große Herausfor<strong>der</strong>ung für die<br />

Unternehmen und insbeson<strong>der</strong>e fürs Personalwesen.<br />

Der demografische Wandel ist bereits heute spürbar,<br />

viele Unternehmen sind jedoch nicht darauf<br />

vorbereitet, dass ihre Belegschaften immer älter<br />

werden. Was sind die wichtigsten Ansätze, damit die<br />

Idee eines Mehrgenerationenbetriebs Realität wird?<br />

>> Junge Menschen haben ein gänzlich an<strong>der</strong>es Weltbild<br />

als die Generationen, die mittelbar o<strong>der</strong> unmittelbar<br />

den Wie<strong>der</strong>aufbau erlebt haben. Sie sind<br />

nicht mehr ausschließlich leistungsorientiert, son<strong>der</strong>n<br />

stellen das „leben wollen“ in den Vor<strong>der</strong>grund.<br />

Das for<strong>der</strong>t etablierte Organisations- und Führungsformen<br />

und Anreizsysteme heraus. Deshalb braucht<br />

es ein klares Entwicklungsprogramm, damit Generationen<br />

im Unternehmen zusammenwachsen.<br />

Wie sieht ein solches Programm aus?<br />

>> Man könnte das vereinfacht in drei Schritten beschreiben.<br />

Zunächst sollte man die Unterschiede <strong>der</strong><br />

Mehrgenerationen im Unternehmen aufzeigen und<br />

gemeinsam die Unterschiede verstehen: Wo kommt<br />

die Generation her? Was hat sie erlebt? Was hat sie<br />

geprägt? Was sind die positiven Eigenschaften? Was<br />

sind ihre Ängste und Nöte, wenn man sich die Welt<br />

in 2020 vorstellt? Nur so entsteht ein gemeinsames<br />

Verständnis. Danach können wie in einer Zukunftswerkstatt<br />

„Mehrgenerationen“-Projekte aufgesetzt<br />

werden, die man kontinuierlich beobachten und för<strong>der</strong>n<br />

muss. Internes Marketing ist hier wichtig, damit<br />

auch an<strong>der</strong>e Mitarbeiter die positiven Ergebnisse sehen.<br />

Und schließlich muss man die gemischten Teams<br />

im Unternehmen verankern, damit die Ergebnisse<br />

aus <strong>der</strong> Projektwerkstatt zur Normalität werden.<br />

Der demografische Wandel zeigt sich heute<br />

auch darin, dass <strong>der</strong> Kampf um Talente härter<br />

wird. Inwiefern können Ihrer Erfahrung nach<br />

die Weiterbildungsangebote eines Unternehmens<br />

die Attraktivität für Bewerber steigern?<br />

>> Weiterbildung ist <strong>der</strong> Wettbewerbsfaktor bei dem<br />

Kampf um Talente. Ich sagte bereits, dass bei jungen<br />

Menschen, <strong>der</strong> Generation Y, finanzielle Anreize<br />

nicht mehr im Vor<strong>der</strong>grund stehen. Sie wollen wissen:<br />

Was tut das Unternehmen sonst noch für mich?<br />

Das sieht man daran, dass in Einstellungsgesprächen<br />

sieben von zehn Bewerbern aktiv nach Weiterbildungsmöglichkeiten<br />

fragen. Viele Unternehmen bauen<br />

sogar ihre eigenen Business Schools auf, o<strong>der</strong> arbeiten<br />

intensiv mit Universitäten und an<strong>der</strong>en Weiterbildungsanbietern<br />

zusammen, um ihren Mitarbeitern<br />

mehr zu ermöglichen als die Konkurrenz und<br />

ihre Attraktivität für die Bewerber zu steigern.<br />

Was empfehlen Sie mittelständischen Unternehmen,<br />

die eine Weiterbildungsstrategie<br />

entwickeln wollen, ganz konkret?<br />

>> Im Mittelstand ist <strong>der</strong> demografische Wandel<br />

beson<strong>der</strong>s spürbar, das Durchschnittsalter ist in <strong>der</strong><br />

Regel höher als in Konzernen. Es bedarf deshalb<br />

einer fundierten und ganzheitlichen Strategie,<br />

um auch die Älteren zur Weiterbildung zu motivieren.<br />

Ganzheitlich heißt einerseits auch möglicher Kurzzeitarbeit<br />

entgegenzuwirken o<strong>der</strong> neue Mitarbeiter<br />

gezielt mit einem über 2 bis 4 Jahre angelegten<br />

Weiterbildungs-Ansatz zu entwickeln.<br />

Ganzheitlich heißt aber auch, die Weiterbildungsstrategie<br />

entlang <strong>der</strong> Unternehmensstrategie zu entwickeln,<br />

geleitet von <strong>der</strong> Frage, welche Fähigkeiten und<br />

Kompetenzen, die Mitarbeiter und auch das Management<br />

– in den kommenden Jahren benötigen. Eine<br />

Strategie kann aber nur dann wirksam sein, wenn<br />

sie nachhaltig ist: Heute führen aber rund 40 Prozent<br />

mittelständischer Unternehmen im Vorfeld <strong>der</strong> möglichen<br />

Weiterbildung <strong>der</strong> Unternehmen eine Bedarfsanalyse<br />

durch und überprüfen nicht die Nachhaltigkeit,<br />

sowie den Return on Education <strong>der</strong> Weiterbildung.<br />

Ein weiterer Faktor sind die Weiterbildungsinhalte: Es<br />

ist entscheidend, nicht nur Fachinhalte zu trainieren,<br />

son<strong>der</strong>n auch die „weichen“ Faktoren, die für die Führung<br />

in flexiblen Strukturen notwendig sind. Das ist<br />

ein Faktor, <strong>der</strong> im Mittelstand teilweise vernachlässigt<br />

wird.<br />

Das Interview führte Dimitrij Naumov.<br />

Nicole Gaiziunas ist Geschäftsführerin des Institute of<br />

Corporate Education(incore)i.G.. Sie hat selbst bereits mehr<br />

als 5.000 Menschen trainiert und gecoacht. Nicole Gaiziunas<br />

studierte Betriebswirtschaft und Sozialpädagogik und war<br />

mehrere Jahre in internationalen Managementberatungen<br />

und Weiterbildungsinstitutionen tätig. Nicole Gaiziunas ist<br />

Autorin mehrerer Veröffentlichungen. Zuletzt erschien das<br />

Buch „Manager, die Berge versetzen — Der Return on Education:<br />

Exzellente Mitarbeiter, überragende Performance,<br />

glänzende Ergebnisse“.<br />

unus I/2<strong>01</strong>3<br />

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