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Medien- und Kreativberufe - indisoft

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Arbeitsmarkt Kompakt 2007<br />

INFORMATIONEN FÜR ARBEITNEHMER/INNEN<br />

<strong>Medien</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Kreativberufe</strong><br />

Zentrale Auslands<strong>und</strong><br />

Fachvermittlung (ZAV)


Vorbemerkungen<br />

Zur Analyse werden herangezogen:<br />

• Statistiken der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit<br />

Bei der Nutzung von Statsitiken der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit sind zurzeit einige Besonderheiten zu<br />

beachten.<br />

Arbeitslosigkeit <strong>und</strong> Arbeitsuche:<br />

B<strong>und</strong>esweit vollständige Daten zur Arbeitslosigkeit/Arbeitsuche gibt es seit Anfang 2005 nur zur Gesamtzahl<br />

am Stichtag in der Monatsmitte. Eine Untergliederung dieser Gesamtzahl ist flächendeckend ausschließlich<br />

für das Alter, das Geschlecht <strong>und</strong> die Nationalität (Deutsche/Ausländer) möglich.<br />

Der Gr<strong>und</strong>: Seit dem Inkrafttreten des Hartz IV-Gesetzes am 01.01.2005 betreuen 69 zugelassene<br />

kommunale Träger („Optionskommunen“) in ihrem Bezirk Langzeitarbeitslose ohne die örtliche Agentur<br />

für Arbeit. Diese Optionskommunen melden den Agenturen differenziertere Daten aber nicht im<br />

ausreichenden Maß. Um dennoch differenziertere Daten aus der Zeit ab dem 01.01.2005 miteinander<br />

vergleichen zu können, werden hier nur Daten von Landkreisen ohne Optionskommunen herangezogen.<br />

Allerdings sind Daten nach dem 01.01.2005 deswegen nur bedingt mit den älteren, b<strong>und</strong>esweit<br />

vollständigen Daten zu vergleichen.<br />

Mit dem Beruf eines Bewerbers ist die Tätigkeit gemeint, für die er sich bei seiner Stellensuche in erster<br />

Linie interessiert („Zielberuf“). Nicht möglich sind zurzeit statistische Aussagen über die Berufsausbildung<br />

von Bewerbern („Ausbildungsberuf“ <strong>und</strong> „Niveau der Berufsausbildung“).<br />

Stellen:<br />

Manche Aussagen zu den gemeldeten Stellenangeboten enthalten das Merkmal „Qualifikationsniveau“.<br />

Gemeint ist damit die übliche oder gesetzlich vorgeschriebene Ausbildungsanforderung für einen Beruf,<br />

zum Beispiel ein Universitätsstudium für einen Arzt.<br />

• Statistiken über sozialversicherungspflichtig Beschäftigte jeweils zum 30. Juni eines Jahres.<br />

• Erfahrungen aus den Beratungs- <strong>und</strong> Vermittlungsteams der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit.<br />

• Analysen von Stellenmärkten im In- <strong>und</strong> Ausland.<br />

• Beobachtungen von berufsständischen Organisationen, Verbänden, Forschungsinstituten <strong>und</strong> den<br />

Tarifparteien.<br />

• Daten über Studienanfänger, Studierende <strong>und</strong> Hochschulabsolventen des Statistischen B<strong>und</strong>esamtes.<br />

Berufsbezeichnungen <strong>und</strong> Bewerberangaben in männlicher Form gelten uneingeschränkt auch für Frauen.


Inhalt:<br />

Einleitung.........................................................................................................................................................4<br />

1. Journalisten.................................................................................................................................................8<br />

2. Kurz gefasst: Bibliothekare, Archivare <strong>und</strong> Museumsfachleute...........................................................22<br />

3. Graphiker <strong>und</strong> Designer............................................................................................................................23<br />

4. Kurz gefasst: Dolmetscher <strong>und</strong> Übersetzer............................................................................................32<br />

5. Die Stellensuche........................................................................................................................................33


Einleitung<br />

In einem <strong>Medien</strong>- <strong>und</strong> Kreativberuf zu arbeiten, davon<br />

träumen nach wie vor viele junge Menschen.<br />

Im <strong>Medien</strong>zeitalter erscheint es attraktiver denn je,<br />

mit Print <strong>und</strong> TV, Internet <strong>und</strong> Werbung zu tun zu<br />

haben. Jahrelang sahen die Karrierechancen in<br />

diesem Bereich allerdings eher schlecht aus. Die<br />

schlechte wirtschaftliche Lage hinterließ auch eine<br />

schlechte Auftragslage in der Werbewirtschaft, von<br />

denen sowohl Journalisten als auch Gestalter wie<br />

Graphiker <strong>und</strong> Designer betroffen waren.<br />

Die Ausgaben für Werbung in den klassischen <strong>Medien</strong><br />

Zeitungen <strong>und</strong> Zeitschriften, Funk <strong>und</strong> Fernsehen<br />

gingen zwischen 2001 <strong>und</strong> 2003 drastisch<br />

zurück. Vor allem Tageszeitungen waren vom Einbruch<br />

des Anzeigengeschäftes betroffen. Entlassungen<br />

<strong>und</strong> kaum mehr Neueinstellungen, das Einstellen<br />

von Beilagen, aber auch mehr Investitionen<br />

ins Onlinegeschäft waren die Folge. Onlineredakteure<br />

<strong>und</strong> Webdesigner waren lange Zeit die einzigen<br />

wirklich nachgefragten <strong>Medien</strong>- <strong>und</strong> <strong>Kreativberufe</strong>.<br />

Nach dieser mehrjährigen Durststrecke der<br />

<strong>Medien</strong>krise ist auf dem Arbeitsmarkt für Journalisten<br />

seit 2004 wieder eine Aufwärtsbewegung zu<br />

erkennen. Dieser Trend hat sich in 2006 im Zuge<br />

der allgemeinen positiven Konjunkturentwicklung -<br />

trotz einiger Entlassungswellen bei einzelnen Zeitungen,<br />

die Schlagzeilen machten - fortgesetzt: Es<br />

gab weniger Arbeitslose <strong>und</strong> mehr Stellen als noch<br />

im Vorjahr.<br />

Laut einer repräsentativen Umfrage des Hamburger<br />

Instituts für Journalistik <strong>und</strong> Kommunikationswissenschaft<br />

stieg die Zahl der hauptberuflichen<br />

Journalisten in Deutschland in den vergangenen<br />

zwölf Jahren von r<strong>und</strong> 54.000 auf 61.000. Allerdings<br />

ist laut Institut die Zahl der festangestellten<br />

Journalisten mit 36.000 etwa konstant geblieben,<br />

„Wir stehen vor einem riesigen Boom“<br />

In den vergangenen fünf Jahren sind viele traditionelle Strukturen gr<strong>und</strong>legend abgeschafft oder verändert<br />

worden: tarifliche Arbeitsregelungen, traditionelle Ausbildungswege, Wegfall vieler Volontariatsplätze, extreme<br />

Zunahme freier Tätigkeiten bei sinkenden Honoraren. Dafür gibt es viele Ursachen. Eine der wichtigsten<br />

ist die Bereitschaft vieler Autoren, für die Veröffentlichung ihrer Beiträge Hungerlöhne zu akzeptieren.<br />

Das Angebot an billigen <strong>und</strong> willigen „Journalisten“ ist halt da, obwohl die normalen Lebenshaltungskosten<br />

damit nicht gedeckt werden können.<br />

Wir stellen Volontäre für den <strong>Medien</strong>fachverlag Rommerskirchen in der Regel nur ein, wenn sie praktische<br />

Erfahrung in der Redaktionsarbeit haben. So schwer es auch gewesen sein mag, unsere Volontäre haben<br />

es alle geschafft, vorher Praxiserfahrung zu sammeln.<br />

Im journalistischen Alltag ist verantwortungsvolle Selbstständigkeit gefragt. Wer unbedingt Journalist werden<br />

will, wirds schaffen, doch vor Selbstüberschätzung nach dem Motto, „habe jetzt mit Magister abgeschlossen<br />

<strong>und</strong> bin bestens in der Lage, Ihre Redaktion zu bereichern“ möchte ich warnen. Bewerber sollten<br />

Praxiserfahrungen durch freie Mitarbeit <strong>und</strong> Kontakte geknüpft haben.<br />

Wir stehen vor einem riesigen Boom. Ich rechne damit, dass in diesem, spätestens im nächsten Jahr die<br />

Marktsituation zugunsten gut ausgebildeter Journalisten kippt. Sieben Jahre Sparen <strong>und</strong> Outsourcing in<br />

den <strong>Medien</strong>häusern haben ein Vakuum erzeugt. Parallel dazu wird Qualität ein entscheidendes Kriterium<br />

für den wirtschaftlichen Erfolg der <strong>Medien</strong> – auch online - sein.<br />

Thomas Rommerskirchen, Geschäftsführer <strong>Medien</strong>fachverlag Rommerskirchen,<br />

Remagen-Rolandseck


wobei die meisten nach wie vor als Redakteure bei<br />

Tageszeitungen tätig sind; den Großteil des Zuwachses<br />

machen die freien oder „festen freien“<br />

Journalisten aus.<br />

Freie Mitarbeit auf Honorar- oder Pauschalvertragsbasis<br />

ist gerade unter jungen Journalisten <strong>und</strong><br />

Bildjournalisten verbreitet wie nie zuvor. 25.000<br />

gibt es vom Deutschen Journalistenverband (DJV)<br />

geschätzt in Deutschland - wobei es auch Schätzungen<br />

von bis zu 40.000 gibt. Der Anteil freiberuflich<br />

tätiger Journalisten wird in den kommenden<br />

Jahren extrem steigen, da sind sich alle Experten<br />

einig. Immer mehr Freiberufliche tun sich in Journalistenbüros<br />

zusammen, um nicht als Einzelkämpfer<br />

ihren Lebensunterhalt bestreiten zu müssen. Denn<br />

aufgr<strong>und</strong> der steigenden Zahl freier Journalisten<br />

<strong>und</strong> der sinkenden Zahl der Verlage <strong>und</strong> damit Auftraggeber<br />

sind für den einzelnen immer weniger<br />

Aufträge vorhanden.<br />

Die besten Chancen auf eine direkte Festanstellung<br />

haben Berufseinsteiger nach wie vor, wenn<br />

sie eine der renommierten Journalistenschulen absolviert<br />

haben, was noch immer als Königsweg gilt.<br />

Doch auch dann gibt es keinerlei Garantien mehr<br />

auf eine feste Stelle - wenn auch beste Chancen,<br />

als freier Journalist äußerst erfolgreich zu werden.<br />

Junge Diplomjournalisten (ein Auslaufmodell, das<br />

nach <strong>und</strong> nach durch Bachelor- <strong>und</strong> Masterabsolventen<br />

der Journalistikstudiengänge abgelöst werden<br />

wird) <strong>und</strong> auch Volontariatsabsolventen müssen<br />

sich oft erst längere Zeit als feste Freie durchbeißen,<br />

bis sie sich eine Festanstellung erkämpfen<br />

können - die in Zukunft im journalistischen Bereich<br />

noch seltener sein werden.<br />

Die Zukunft liegt vor allem in den Wirtschafts- <strong>und</strong><br />

Wissenschaftsthemen, den digitalen <strong>Medien</strong>, im lokalen<br />

Print- <strong>und</strong> Radiobereich sowie in der Technischen<br />

Redaktion (siehe Infokasten), schon jetzt<br />

ein boomender Bereich. Hier haben Journalisten<br />

„Journalisten sind Zehnkämpfer“<br />

Vor allem durch die fortschreitende Technisierung <strong>und</strong> Professionalisierung in den elektronischen <strong>Medien</strong><br />

hat sich vieles im Arbeitsalltag von Journalistinnen <strong>und</strong> Journalisten verändert – <strong>und</strong> die Anforderungen<br />

an den journalistischen Nachwuchs sind ständig gestiegen. Journalisten sind heute Zehnkämpfer. Sie sind<br />

Sprecher, Reporter, Moderatoren, Regisseure, Aufnahmeleiter, sie kennen die Funktionsweise von DV-Kameras<br />

<strong>und</strong> digitalem Schnitt, sind Budgetverwalter <strong>und</strong> vor allem natürlich Redakteure <strong>und</strong> Redakteurinnen.<br />

Die Deutsche Welle – der Auslandsr<strong>und</strong>funk der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland – sendet in 30 Sprachen.<br />

Nachwuchs für die unterschiedlichen Sendesprachen von Amharisch bis Urdu <strong>und</strong> von Dari, Farsi bis<br />

Paschtu wird dringend gesucht. Programmvolontären <strong>und</strong> -volontärinnen, die ihre Ausbildung bei uns erfolgreich<br />

abgeschlossen haben, bieten wir zurzeit allerdings keine Festanstellung an, sondern Honorarrahmenverträge.<br />

Sie sind also freie Mitarbeiter bei DW-TV, DW-Radio <strong>und</strong> DW-World. Das heißt, die jungen Nachwuchsjournalisten<br />

müssen sich jeden Tag neu beweisen. Sie müssen das journalistische Gr<strong>und</strong>handwerk<br />

verstehen, jede Menge Sach- <strong>und</strong> Vermittlungskompetenz mitbringen <strong>und</strong> darüber hinaus noch sozial kompetent<br />

sein, sonst haben sie auf lange Sicht keine großen Marktchancen.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich gilt: Volontariatsbewerber haben studiert, sind neugierig, flexibel, mobil <strong>und</strong> sprachbegabt,<br />

<strong>und</strong> sie haben Auslands- <strong>und</strong> journalistische Praxiserfahrungen schon vor dem Volontariat gesammelt. Ich<br />

würde ihnen bei der Karriereplanung raten, nicht zu optimistische Erwartungen zu hegen. Nach dem Motto:<br />

Heute in den Beruf gestartet <strong>und</strong> schon morgen Auslandskorrespondent. Diese Karrierewege mag es vielleicht<br />

auch geben, aber sie sind nicht die Regel.<br />

Bernhard Graf von der Schulenburg, Deutsche Welle, Leiter Journalistische Ausbildung, Bonn


mit einer üblichen Ausbildung ähnlich gute Chancen<br />

wie Bewerber aus den technischen Berufen<br />

<strong>und</strong> den verschiedenen relevanten Fachbereichen,<br />

wie etwa Medizin, Informatik oder den Naturwissenschaften.<br />

Graphiker <strong>und</strong> Designer profitieren ähnlich wie<br />

Journalisten von dem wirtschaftlichen Aufschwung.<br />

Die Werbebranche - Hauptarbeitgeber für Gestalter<br />

- boomt wieder; immer mehr Produkte wollen<br />

im Zuge des wieder steigenden Konsums an den<br />

Mann gebracht werden. 2006 gab es laut einer Umfrage<br />

des Gesamtverbands Kommunikationsagenturen<br />

(GWA) bei 51 der Agenturen Mehrinvestitionen<br />

in Personal, bei 26 % in Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung.<br />

Als Gründe für den Personalausbau nennt<br />

der GWA unter anderem Auftragszuwächse <strong>und</strong> einen<br />

Abbau freier Mitarbeiter.<br />

Da der Aufschwung die meisten Unternehmen betrifft,<br />

leisten die sich auch wieder mehr Investitionen<br />

in Design, lange Zeit für viele Firmen nur ein<br />

Luxus. Dementsprechend positiv entwickeln sich<br />

die Zahlen der offenen Stellen <strong>und</strong> - im Sinne eines<br />

deutlichen Rückgangs - die Arbeitslosenzahlen. Da<br />

die Konkurrenz um Agenturjobs allerdings nach wie<br />

vor groß ist, ist ein deutlicher Anstieg bei den Existenzgründungen<br />

<strong>und</strong> im Freelancing zu verzeichnen<br />

- auch durch Berufseinsteiger.<br />

Diese Publikation beschäftigt sich mit den aktuellen<br />

Arbeitsmarktchancen für Journalisten <strong>und</strong> Gestalter,<br />

die sich nach schwereren Zeiten zuletzt deutlich<br />

verbessert haben. Außerdem zeigt sie die Erwartungen<br />

von Arbeitgebern auf <strong>und</strong> bietet Tipps<br />

zur Stellensuche. Die Chancen von Bewerbern<br />

aus den <strong>Medien</strong>- <strong>und</strong> <strong>Kreativberufe</strong>n werden ebenfalls<br />

beleuchtet - zu denen laut Berufesystematik<br />

der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit auch die Dolmetscher/Übersetzer<br />

sowie die Bibliothekare/Archivare<br />

gehören. Mit diesen beiden Bewerbergruppen beschäftigt<br />

sich diese Publikation ebenfalls. Auf diese<br />

Weise will „Arbeitsmarkt Kompakt 2007 für <strong>Medien</strong>-<br />

<strong>und</strong> <strong>Kreativberufe</strong>“ Studierenden bei der Orientierung<br />

im Studium, Berufsanfängern beim Start ins<br />

Arbeitsleben <strong>und</strong> Berufserfahrenen bei einer eventuellen<br />

Umorientierung auf dem Arbeitsmarkt Hilfestellung<br />

leisten.<br />

Abb. 1) Arbeitslose Journalisten: Die Situation bessert sich<br />

6.435<br />

6.734<br />

Bestand jeweils September<br />

Ab 2005 nur Daten aus Kreisen<br />

ohne Optionskommunen<br />

(siehe Vorbemerkungen)<br />

5.839<br />

3.866<br />

4.815<br />

4.951<br />

4.286<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006<br />

Quelle: BA-Statistik B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit, 2007


Abb. 2) Zugang <strong>und</strong> Beendigung der Arbeitslosigkeit von Journalisten<br />

12.000<br />

Zugang<br />

Beendigung<br />

9.000<br />

6.000<br />

1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006<br />

Werte jeweils für ein Jahr; ab 2005 nur Daten aus Kreisen<br />

Quelle: BA-Statistik ohne Optionskommunen (siehe Vorbemerkungen)<br />

B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit, 2007<br />

Abb. 3) Frauenanteile:<br />

Bei den arbeitslosen Journalisten größer als bei den beschäftigten Journalisten<br />

47,2%<br />

48,2%<br />

48,1%<br />

47,7%<br />

47,9% 48%<br />

47,7%<br />

45,3%<br />

44,8%<br />

42,7%<br />

43,2% 43,3%<br />

43,8%<br />

44,2%<br />

Frauenanteil an den arbeitslosen Journalisten<br />

Frauenanteil an den sozialversicherungspflichtig<br />

beschäftigen Journalisten<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006<br />

Quelle: BA-Statistik Stichtag jeweils 30.Juni<br />

B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit, 2007


1. Journalisten<br />

Aktuelle Arbeitsmarktchancen<br />

Wie auf dem Gesamtarbeitsmarkt hat sich auch<br />

die Lage auf dem Arbeitsmarkt für Journalisten bedingt<br />

durch das Stimmungshoch der deutschen<br />

Wirtschaft stark verbessert (siehe Abb. 1). 2006<br />

entwickelte sich die Zahl der Abgänge aus der Arbeitslosigkeit<br />

nach oben, während die der Zugänge<br />

in Arbeitslosigkeit annähernd konstant blieb (siehe<br />

Abb. 2). Die Gesamtarbeitslosigkeit war im September<br />

2006 um 15,4 % niedriger als im Vorjahresmonat.<br />

Die Zahl der arbeitslosen Journalisten<br />

entwickelte sich ähnlich positiv <strong>und</strong> ging innerhalb<br />

eines Jahres von 4.951 auf 4.286 <strong>und</strong> somit<br />

um 13,4 % zurück (Vergleich September 2005 <strong>und</strong><br />

2006).<br />

47,7 % der arbeitslos gemeldeten Journalisten waren<br />

Frauen. Demgegenüber sind nur 45,3 % aller<br />

sozialversicherungspflichtig beschäftigten Publizisten<br />

(zu denen allerdings unter anderem auch Dramaturgen<br />

<strong>und</strong> Lektoren gehören) weiblich (siehe<br />

Abb. 3).<br />

Bezüglich der Altersstruktur arbeitslos gemeldeter<br />

Journalisten lässt sich sagen, dass gut 11 %<br />

von ihnen unter 30 Jahre alt sind (siehe Abb. 4);<br />

verglichen mit allen bei der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit<br />

(BA) arbeitslos Gemeldeten ist dieser Anteil<br />

sehr gering, denn bei ihnen beträgt er fast 24 %.<br />

Ein Viertel der arbeitslosen Journalisten ist über 50<br />

Jahre alt. Die weitaus größte Gruppe der arbeitslosen<br />

Journalisten, genau die Hälfte, ist zwischen<br />

30 <strong>und</strong> 49 Jahren alt; bei allen Arbeitslosen beträgt<br />

der Anteil dieser Altersgruppe 51 %. Junge Journalisten<br />

bekommen also im Vergleich zu anderen Arbeitslosen<br />

relativ schnell eine Arbeitsstelle; Journalisten<br />

haben im mittleren Alter stärkere Probleme,<br />

Arbeit zu finden, als andere Berufsgruppen.<br />

Betrachtet man die Dauer der Arbeitslosigkeit<br />

von Journalisten, ist zu beobachten, dass sich der<br />

Anteil der Langzeitarbeitslosen von 2005 auf 2006<br />

erhöht um 5,4 Prozentpunkte erhöht hat, so dass er<br />

im September 2005 bei 37,6 % lag (siehe Abb. 5).<br />

Damit liegt der Anteil der langzeitarbeitslosen Journalisten<br />

aber immer noch deutlich unter dem Niveau<br />

des gesamten Arbeitsmarktes (43,1 %).<br />

Mit 1.610 offenen Stellen war die Zahl der Stellenangebote<br />

für Journalisten bei der B<strong>und</strong>esagentur<br />

für Arbeit im Jahr 2006 um gut 13 % höher als im<br />

Vorjahr (siehe Abb. 6). Eine Auswertung von Stellenanzeigen<br />

in 40 Printmedien durch den Personaldienstleister<br />

Adecco lässt die positive Entwicklung<br />

auf dem Stellenmarkt für Journalisten noch<br />

ein wenig rosiger aussehen: In Zeitungen <strong>und</strong> Zeitschriften<br />

wurden 2006 sogar 19,6 % mehr Stellenanzeigen<br />

für Journalisten geschaltet als im Vorjahr.<br />

„Freie Journalisten brauchen eine hohe Frustrationstoleranz“<br />

Ich habe 1989/90 die Deutsche Journalistenschule absolviert. Diese Ausbildung war damals exzellent. Breite,<br />

f<strong>und</strong>ierte Allgemeinbildung <strong>und</strong> ein Studienabschluss werden vom journalistischen Nachwuchs überall<br />

verlangt, <strong>und</strong> beides ist oft eine gute Basis für eine Spezialisierung als Journalist (z.B. Medizin, Ingenieurwesen,<br />

Maschinenbau etc.). Wer als freischaffender Journalist arbeiten möchte, sollte nicht ohne einschlägige<br />

Redaktionskontakte, möglichst aus vorangegangener Festanstellung, anfangen. Eine extrem hohe Frustrationstoleranz<br />

<strong>und</strong> starke Nerven sowie ein starkes Selbstvertrauen, ausgeprägte Kommunikationsfähigkeiten<br />

<strong>und</strong> Networking-Talent sind gefragt.<br />

Durch das wachsende Angebot an immer besser qualifizierten Journalistinnen <strong>und</strong> Journalisten, bei stagnierender<br />

bis sinkender Nachfrage, wird die Lage auf dem Arbeitsmarkt für freie Journalisten zunehmend<br />

schwieriger. Folglich sinken die auf dem Markt erzielbaren Honorare.<br />

Robert B. Fishman, freier Journalist, Münster


Abb. 4) Altersstruktur der arbeitslosen Journalisten<br />

20 - 29<br />

Jahre<br />

10,8%<br />

30 - 39<br />

Jahre<br />

31,8%<br />

40 - 49<br />

Jahre<br />

31,0%<br />

50 - 59<br />

Jahre<br />

23,5%<br />

60 - 69<br />

Jahre<br />

2,9%<br />

n = 4.286<br />

Quelle: BA-Statistik B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit, 2007<br />

Stichtag: 15.September 2006<br />

Abb. 5) Journalisten: Weniger Kurzzeit- <strong>und</strong> mehr Langzeitarbeitslose<br />

Anteile am 15.09.2005 Anteile am 15.09.2006<br />

37,6%<br />

32,1%<br />

28,5%<br />

24,8%<br />

23,8%<br />

22,4%<br />

15,6%<br />

15,2%<br />

< 3 Monate 3 bis < 6 Monate 6 bis < 12 Monate ≥ 1 Jahr<br />

Quelle: BA-Statistik B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit, 2007


Abb. 6) Offene Stellen: Für Journalisten geht es langsam wieder aufwärts<br />

2.775<br />

2.111<br />

1.385 1.360<br />

1.487<br />

1.423<br />

1.610<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006<br />

Quelle: BA-Statistik B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit, 2007<br />

Abb. 7) Welche Branchen suchten Journalisten?<br />

Verlags- <strong>und</strong> Druckereiwesen,<br />

Nachrichtenagenturen<br />

Interessenvertretungen,<br />

Vereinigungen <strong>und</strong> Verbände<br />

20,5%<br />

21,6%<br />

Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Sozialwesen<br />

10,6%<br />

Architektur- <strong>und</strong> Ingenieurbüros<br />

9,8%<br />

Beratungsunternehmen<br />

8,6%<br />

Industrie<br />

7,5%<br />

Handel<br />

5,8%<br />

Bildungswesen<br />

5,6%<br />

R<strong>und</strong>funk <strong>und</strong> Fernsehen<br />

Werbung<br />

5,2%<br />

4,8%<br />

n = 1.019 von 1.610 der BA 2006<br />

gemeldeten offenen Stellen<br />

Zeitarbeit ist hier nicht berücksichtigt.<br />

Quelle: BA-Statistik B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit, 2007<br />

10


„Sich nicht zu schade sein, auch für kleinere Zeitungen zu schreiben“<br />

Ich würde die Entwicklung seit 2002 als schlecht bezeichnen, weil kaum neue Projekte von den Verlagen<br />

auf den Markt gehoben wurden. Die Journalisten, die da waren, mussten um ihren Job fürchten, <strong>und</strong> der<br />

Trend ging dahin, mit weniger Leuten mehr zu erreichen. Der Hauptgr<strong>und</strong> dafür war der einbrechende Anzeigenmarkt.<br />

Die Verlage mussten umdenken. Sowohl der Umfang von Printprodukten wie auch das Personal<br />

wurden zusammengestrichen. Doch die Lage auf dem Arbeitsmarkt für Journalisten wird besser werden.<br />

Allerdings nimmt die Gruppe der reinen Journalisten voraussichtlich weiter ab. Der Einstieg wird den älteren<br />

Bewerbern zunehmend schwerer fallen, da die Arbeitgeber fast ausschließlich auf junge Leute zurückgreifen,<br />

die für wesentlich weniger Geld die gleiche Arbeit machen.<br />

Ich denke, ein Volontariat, also eine abgeschlossene Berufsausbildung im Journalismus, ist unerlässlich.<br />

Nachwuchs-Wirtschaftsjournalisten müssen zwar keine Finanzgenies sein, aber sie sollten ein ausgeprägtes<br />

Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge haben <strong>und</strong> sich für volkswirtschaftliche oder finanzpolitische<br />

Themen interessieren. Allerdings sollten sich angehende Journalisten nicht nur auf die großen Namen<br />

der Branche konzentrieren <strong>und</strong> sich nicht zu schade sein, auch für kleinere Zeitungen zu schreiben.<br />

Manchmal w<strong>und</strong>ere ich mich, mit welch bunten Lebensläufen einige Redakteure schließlich zu den überregionalen<br />

Blättern gelangen.<br />

Bei den Beschäftigungschancen für Journalisten kommt es sicherlich auf das Alter der Kandidaten <strong>und</strong> ihre<br />

praktischen Erfahrungen an. Generell sollten sich Einsteiger frühzeitig um ein gutes Netzwerk kümmern.<br />

Ohne das geht es fast nicht mehr. Leider zählen bei Stellenbesetzungen neben den journalistischen Fähigkeiten<br />

auch immer wieder die persönlichen Kontakte. Gr<strong>und</strong>sätzlich würde ich eher jedem Interessenten zuraten,<br />

den ausgewählten Job engagiert anzugehen <strong>und</strong> sich nicht über mehrere Monate hinweg vertrösten<br />

zu lassen.<br />

Interessenten, denen es nicht gelingt, direkt in Verlage oder <strong>Medien</strong>unternehmen hineinzukommen, können<br />

ihre Chance in freier Arbeit oder im PR-Bereich branchenverwandter Firmen suchen.<br />

Martin Roos, Handelsblatt, Chefredakteur karriere, Düsseldorf<br />

Auch im Magazin journalist des Deutschen Journalisten-Verbandes<br />

(DJV) war von 2005 auf 2006<br />

nach Jahren des Rückgangs <strong>und</strong> der Stagnation<br />

auf niedrigem Niveau ein Ansteigen der Zahl geschalteter<br />

Stellen um 52 % auf über 2.500 zu verzeichnen.<br />

Wertet man mehrere h<strong>und</strong>ert offene Stellen für<br />

Journalisten aus, die 2006 in Onlinemedien veröffentlicht<br />

wurden, ergibt sich, dass neben normalen<br />

Redakteursstellen vor allem solche als Technischer<br />

Redakteur, Pressereferent, Online-Redakteur<br />

<strong>und</strong> Pressesprecher, aber auch Volontär zu<br />

vergeben waren. Betrachtet man die Wirtschaftsklassen,<br />

in denen Journalisten <strong>und</strong> PR-Spezialisten<br />

gesucht werden, liegen Verlage <strong>und</strong> Druckereien<br />

sowie Nachrichtenagenturen mit 21,6 % der bei<br />

der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit gemeldeten offenen<br />

Stellen vorne, dicht gefolgt von Interessenvertretungen,<br />

Vereinigungen <strong>und</strong> Verbänden (20,5 %).<br />

Mit einigem Abstand folgen das Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong><br />

Sozialwesen (10,6 %), Architektur- <strong>und</strong> Ingenieurbüros<br />

(9,8 %) <strong>und</strong> Beratungsunternehmen (8,6 %).<br />

Auch in Industrie <strong>und</strong> Handel gab es offene Stellen<br />

im PR-Bereich in größerer Zahl (siehe Abb. 7).<br />

Die Bedeutung von Zeitarbeit nimmt zu: Der Anteil<br />

der Stellenmeldungen von Zeitarbeitsfirmen bei<br />

der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit, die sich an Journalisten<br />

richteten, ist von 2005 auf 2006 von knapp<br />

12 auf 16 % gestiegen. Zum Vergleich: Bei allen<br />

der BA gemeldeten Stellen ist der Anteil von 18 auf<br />

23 % gestiegen. Die Zahlen zeigen, dass diese Arbeitsform<br />

für Journalisten schon eine gängige Pra-<br />

11


xis ist <strong>und</strong> eine Alternative zur Arbeitslosigkeit <strong>und</strong><br />

zur „Praktika-Karriere“ darstellt.<br />

41,2 % der bei der BA im Laufe des Jahres 2006<br />

gemeldeten Stellen für Journalisten waren befristete<br />

Arbeitsverhältnisse (insgesamt waren 2006<br />

fast 48 % aller der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit gemeldeten<br />

Stellen befristet). Das zeigt: Bewerber, die<br />

als Journalisten arbeiten wollen, können zu großen<br />

Teilen nicht damit rechnen, direkt unbefristet unterzukommen.<br />

Der Anteil der Teilzeitstellen für Journalisten steigt<br />

seit drei Jahren wieder - nach einer kurzen Episode<br />

des Rückgangs von 2001 bis 2003. Während<br />

er 2003 noch bei 18 % lag, waren es 2006 bereits<br />

35,4 %. Insgesamt war 2006 gut die Hälfte aller der<br />

BA gemeldeten Stellen befristet.<br />

Legt man die Zahl der Stellen, die auch längere<br />

Zeit nach dem gewünschten Datum der Arbeitsaufnahme<br />

noch nicht besetzt waren, als Indikator<br />

für eine eventuelle Bewerberverknappung zugr<strong>und</strong>e,<br />

so fällt der Wert dieser kritischen Vakanzzeit<br />

bei Journalisten unterdurchschnittlich aus. Nur<br />

13,5 % der Stellen für Journalisten, die der BA Mitte<br />

September 2006 gemeldet waren, waren zu diesem<br />

Zeitpunkt länger als sechs Monate vakant<br />

(2005: 8,2 %); hinsichtlich der Gesamtheit der Stellen,<br />

die der BA gemeldet wurden, waren es 16 %<br />

(2005: 9,3 %), bei den Maschinenbauingenieuren -<br />

einer Berufsgruppe, die zurzeit als in der Entwicklung<br />

zum Mangelberuf gilt - waren 22,4 % der Stellen<br />

zum Stichtag länger als sechs Monate vakant.<br />

Von einem Bewerbermangel ist der Arbeitsmarkt für<br />

Journalisten also weit entfernt.<br />

„Das PR-Geschäft wächst weiterhin deutlich“<br />

Das PR-Geschäft im Rahmen integrierter Kommunikation – zu dem bei uns auch der Journalismus zählt –<br />

hat sich äußerst positiv entwickelt <strong>und</strong> wächst weiterhin deutlich. Trotzdem spüre ich es als Personalerin natürlich<br />

ganz besonders, dass es sogar in einer Stadt wie Berlin schwer ist, gute Leute zu finden.<br />

Derzeit stellen wir vor allem im Bereich der politischen Redaktion Personal ein. Es mag erstaunlich klingen,<br />

aber neben der journalistischen Kompetenz, die natürlich Gr<strong>und</strong>voraussetzung ist, entscheidet häufig<br />

die charakterliche Eignung. Der berufliche Hintergr<strong>und</strong> ist wichtig, aber letztlich nicht ausschlaggebend. Im<br />

Agenturgeschäft zählen „harte Softskills“: überdurchschnittlicher Einsatz auch jenseits der üblichen Arbeitszeiten.<br />

Die Bewerber müssen Biss haben.<br />

Ich rate allen Bewerbern, sich – insbesondere im Vorstellungsgespräch – nicht ausschließlich über Gehalt<br />

<strong>und</strong> Urlaub zu definieren; nach dem Motto „Was habt Ihr mir zu bieten?“ Das wird anstrengend. Es muss<br />

Leidenschaft für den Beruf vorhanden sein. Optimal ist ein gegenseitiges Geben <strong>und</strong> Nehmen. Die Kandidaten<br />

sollten im Anschreiben zunächst einmal glaubhaft ihr Interesse dokumentieren. Wenn es um Presse<br />

geht, können Berufseinsteiger zum Beispiel das Engagement für die Schülerzeitung, ein Praktikum oder Volontariat<br />

erwähnen. Berufswechsler haben es da schon schwerer, denn sie müssen den Wechsel erst einmal<br />

begründen.<br />

Aus meiner Sicht stehen die Chancen gut, denn unser Unternehmen wächst. In den vergangenen Jahren<br />

war unsere PR-Arbeit überwiegend strategisch ausgerichtet. Inzwischen fordern wir mehr, was an der breiten<br />

Palette unserer Dienstleistungen deutlich wird. Es ist schön zu sehen, dass es immer mehr Journalisten<br />

gibt, die sich auch auf PR-Stellen bewerben.<br />

Simone Flossbach, Media Consulta Deutschland GmbH, Leiterin Personal, Berlin<br />

12


Wo wurden 2006 die meisten Stellen für Journalisten<br />

gemeldet? Betrachtet man die Kreise <strong>und</strong><br />

kreisfreien Städte, gab es die meisten Stellenangebote<br />

in Hamburg, Berlin, München, Leipzig <strong>und</strong><br />

Düsseldorf.<br />

Arbeitgeber ziehen bei niedrigeren Bewerberzahlen<br />

in dem Beruf, den sie ursprünglich für eine Stelle<br />

im Auge hatten, andere Fachrichtungen bei der Suche<br />

nach einer Arbeitskraft in Erwägung. So richtet<br />

ein Unternehmen oder eine Behörde, das oder<br />

die einen PR-Referenten sucht, aber keinen passgenauen<br />

Bewerber mit PR-Erfahrung findet, den<br />

Blick auch schon mal auf einen Journalisten, der<br />

bisher nur in Zeitungsredaktionen gearbeitet hat.<br />

Ebenso gibt es für einen Journalisten Berufsalternativen,<br />

die er vielleicht nicht sofort mit seinem<br />

Studium <strong>und</strong>/oder Volontariat, seinen Fähigkeiten<br />

<strong>und</strong> Interessen in Verbindung bringt. Der Blick auf<br />

Stellenangebote für andere Berufe kann durchaus<br />

zum Erfolg führen. Abgesehen von traditionell oft<br />

mit klassischen Journalisten besetzten Stellen für<br />

PR-Spezialisten sowie Stellen im Bereich Marketing<br />

haben Journalisten Chancen in den Bereichen<br />

Technische Redaktion: Übersetzungsarbeit im Trend<br />

Technische Redakteure sind nichts anderes als Übersetzer: Sie übertragen schwieriges „Fachchinesisch“<br />

in eine allgemeinverständliche, zielgruppengerechte Sprache - ohne dabei ungenau zu werden. Technische<br />

Redakteure erstellen Gebrauchsanweisungen, Beipackzettel, Bedienungs- <strong>und</strong> Montageanleitungen oder<br />

Handbücher <strong>und</strong> sind für Industrieunternehmen, Fachzeitschriften oder Verbände tätig.<br />

Tekom, der deutsche Fachverband für technische Kommunikation <strong>und</strong> Informationsentwicklung, kam in einer<br />

Studie 2003 zu dem Ergebnis, dass in Deutschland etwa 70.000 Menschen hauptberuflich als Technische<br />

Redakteure arbeiten - die Autoren, die technische Dokumentationen im Nebenberuf verfassen, sind nicht<br />

mitgerechnet, ihre Zahl ist unbekannt.<br />

Naturgemäß arbeiten vor allem Menschen mit technischem oder jeweiligem fachlichen Hintergr<strong>und</strong> in diesem<br />

Bereich - Ingenieure, Informatiker, Mediziner. Aufgr<strong>und</strong> der Bewerberverknappung in diesen Berufen<br />

fehlen auch technische Redakteure mit entsprechenden Hintergründen. Der Arbeitsmarkt ist leer, Bewerber<br />

sind gesucht.<br />

Dr. Claus Noack, Geschäftsführer von cognitas, einem großen Dienstleistungsunternehmen für technische<br />

Dokumentation, bestätigt diesen Trend: „Die boomende Wirtschaft produziert immer mehr, die rechtlichen<br />

Rahmenbedingungen werden immer schärfer <strong>und</strong> die Verbraucher werden immer kritischer <strong>und</strong> selbstbewusster.<br />

Die Qualität <strong>und</strong> die rechtssichere Produktbeschreibung werden immer wichtiger.“<br />

Beste Voraussetzungen für diesen Beruf haben Absolventen eines Master-Studienganges „Technische Redaktion“,<br />

wie sie zum Beispiel von der Hochschule Karlsruhe Technik <strong>und</strong> Wirtschaft oder an der Fachhochschule<br />

Merseburg angeboten wird. Desweiteren bietet sich die Technische Redaktion für Ingenieure, Naturwissenschaftler<br />

oder IT-Fachleute an. Doch auch „normale“ Journalisten haben Chancen. Claus Noack:<br />

„Journalisten mit einem ausgeprägtes technisches Verständnis <strong>und</strong> sehr guten Kenntnissen der Office-Produkte<br />

können zum Beispiel eingesetzt werden für Produktbeschreibungen, die für den Endverbraucher bestimmt<br />

sind. Denn hier kommt es vorrangig auf die gute Didaktik, den verständlichen Text <strong>und</strong> die richtige<br />

Mischung von Text <strong>und</strong> Grafik an.“<br />

Eine Möglichkeit des Einstiegs in die Technische Redaktion für Bewerber aus dem Journalismus bietet auch<br />

ein technisches Volontariat in einem Unternehmen, das mit einem normalen journalistischen Volontariat vergleichbar<br />

ist <strong>und</strong> wie dieses zwei Jahre dauert.<br />

13


Zukunftsberuf für technisch Interessierte<br />

Die wachsende Komplexität von Technologien führt zunehmend zu Unverständnis <strong>und</strong> damit zum Aufbau<br />

von Kauf- oder Nutzungsbarrieren bei den jeweiligen Zielgruppen. Die Notwendigkeit, verständlich zu erklären,<br />

wächst in allen <strong>Medien</strong> <strong>und</strong> Branchen. Das können Internet oder Intranet, Fachtitel, Bedienungsanleitungen<br />

sowie Schulung oder Training sein.<br />

Das Haupttalent von Fachkräften aus technischen Berufen muss ein Einfühlungsvermögen in die Leser sein<br />

<strong>und</strong> die Fähigkeit, Komplexität in sinnvoller, zielgruppengerechter Sprache verständlich zu machen; Grammatik,<br />

Sprachkenntnisse <strong>und</strong> Formulierungsvermögen vorausgesetzt. Quereinsteigende Journalisten haben<br />

als Technische Redakteure ebenfalls gute Chancen, denn sie können meist schreiben <strong>und</strong> sind nicht<br />

technisch oder technologisch verblendet. Sie erkennen <strong>und</strong> konzentrieren sich auf die wirklich wesentlichen<br />

Aussagen <strong>und</strong> beherrschen die Strukturierung von Inhalten.<br />

Techniker sind zwar empfindlich <strong>und</strong> können meist nicht verstehen, warum nicht die ganze Welt Technologie<br />

so versteht wie sie es tun, doch die Tatsache, dass das von Technikern Geschriebene meist nur von Berufskollegen<br />

<strong>und</strong> nicht von den Lesern verstanden wird, darf für Bewerber nie Einstiegsargument sein. In der<br />

Phase der beruflichen Orientierung ist technologisches Interesse, das Einarbeiten in Fachthemen <strong>und</strong> eventuell<br />

auch ein technisches Zusatzstudium sehr hilfreich. Ich empfehle, Schreibseminare für technische Redakteure<br />

zu besuchen. Den Arbeitsmarkt für technische Redakteure schätze ich extrem positiv ein. Es ist<br />

ein Zukunftsberuf ohne erkennbare Abschwächung in den nächsten fünf Jahren.<br />

Thomas Hartmann, Siemens AG, medical solutions, Content Manager, Erlangen<br />

<strong>Medien</strong>planung <strong>und</strong> -beratung, als Auftrags-Schriftsteller<br />

(etwa für Drehbücher) oder Lektor, in der Erwachsenenbildung<br />

<strong>und</strong> natürlich in Berufen, die<br />

etwa ihrem ursprünglichen Studium entsprechen.<br />

Auch in den verschiedenen Bereichen des Verlagswesens<br />

jenseits der schreibenden Zunft - etwa im<br />

Anzeigengeschäft - gibt es Möglichkeiten für Journalisten.<br />

Was Arbeitgeber erwarten<br />

Arbeitgeber haben in der Regel sehr hohe fachliche<br />

Anforderungen. Von Berufseinsteigern werden gute<br />

Studienleistungen <strong>und</strong> ein zügig absolviertes Studium<br />

erwartet. Ausführliche Einblicke in die Praxis<br />

- also als freier Mitarbeiter in den Redaktions- oder<br />

Agenturalltag - sollte ein Absolvent, der sich etwa<br />

um ein Volontariat bewirbt, auf jeden Fall schon gesammelt<br />

haben. Berufserfahrung steht bei vielen<br />

Arbeitgebern ganz oben auf der Wunschliste.<br />

Nimmt man eine Stichprobe von den 2006 bei der<br />

B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit gemeldeten Stellen für<br />

Journalisten wird deutlich: Die meistgeforderten<br />

Fachkenntnisse <strong>und</strong> Fähigkeiten in den Stellenangeboten<br />

für Journalisten sind Recherchekenntnisse,<br />

der Umgang mit MS Office, Redaktionserfahrung,<br />

Marketing- <strong>und</strong> PR-Kenntnisse, Internetkompetenz<br />

sowie Kenntnisse in Kommunikationswissenschaften<br />

<strong>und</strong> K<strong>und</strong>enberatung. Vereinzelt<br />

tauchen in den Stellenangeboten für Journalisten<br />

<strong>und</strong> Redakteure auch die von den Arbeitgebern<br />

gewünschten Hard Skills Erfahrung in Lokalredaktionen,<br />

Politikkenntnisse, Kenntnisse in <strong>Medien</strong>wissenschaften<br />

<strong>und</strong> Presserecht, in der Reportage<br />

<strong>und</strong> im Showgeschäft sowie ein sensibler Umgang<br />

mit Themen von hohem öffentlichen Interesse auf.<br />

Bei PR-Stellen werden von Arbeitgebern naturgemäß<br />

vor allem Kenntnisse in Public Relations gefordert.<br />

Die Bewerber sollten Pressemitteilungen<br />

erstellen <strong>und</strong> Kontakten können. Desweiteren erwarten<br />

Arbeitgeber Beratungskompetenz, Kenntnisse<br />

in der Konzeption von PR-Kampagnen <strong>und</strong><br />

-Strategien sowie Marketingkenntnisse. Erst dann<br />

folgen Redaktionserfahrung, journalistische Kennt-<br />

14


nisse <strong>und</strong> Recherchekompetenz. Gefragt sind<br />

hier außerdem Präsentationstechniken, Controlling,<br />

Text- <strong>und</strong> Stilsicherheit, Rechnungswesen <strong>und</strong><br />

Kenntnisse in Verkauf <strong>und</strong> Vertrieb.<br />

Fremdsprachen spielen bei Stellenangeboten für<br />

Journalisten <strong>und</strong> Redakteure keine größere Rolle.<br />

Gutes Englisch wird des öfteren gefordert, Französisch<br />

nur vereinzelt. Verlage oder Sender brauchen<br />

Journalisten mit sehr guten Fremdsprachenkenntnissen<br />

nur in den Bereichen Auslandskorrespondenz,<br />

Reisejournalismus oder Interview.<br />

Geht es um Stellen im PR-Bereich, sind Fremdsprachen<br />

schon eher gefragt. Vor allem verhandlungssicheres<br />

Englisch wird in vielen Stellenanzeigen<br />

gefordert, vereinzelt auch Französisch, Türkisch<br />

oder Italienisch.<br />

Soft Skills sind in der Wirtschaft gefragt. Glaubt<br />

man Unternehmensbefragungen <strong>und</strong> vielen Stellenannoncen,<br />

sind sie je nach zu besetzender Position<br />

wichtiger als Fachwissen. Zu ihnen gehören<br />

kognitive, kommunikative <strong>und</strong> soziale Kompetenzen<br />

sowie Persönlichkeitsmerkmale. Journalisten<br />

sollten ihre Stärken im Bereich Schlüsselqualifikationen<br />

erkennen <strong>und</strong> damit überzeugen. Auf den<br />

Spitzenpositionen der Rangliste der für Arbeitgeber<br />

bedeutenden Soft Skills von Journalisten <strong>und</strong> Redakteuren<br />

liegen laut Stichprobe aus dem Pool der<br />

bei der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit gemeldeten Stellen<br />

mit einigem Abstand Kommunikationsfähigkeit<br />

<strong>und</strong> sprachliche Ausdrucksfähigkeit, gefolgt von<br />

Flexibilität, selbstständiges Arbeiten, Organisationsfähigkeit,<br />

Teamfähigkeit, Kontaktfähigkeit, Führungskompetenz<br />

<strong>und</strong> K<strong>und</strong>enorientierung. Seltener<br />

werden Eigeninitiative, Kreativität, Verantwortungsbewusstsein<br />

<strong>und</strong> Zuverlässigkeit genannt (siehe<br />

Abb. 8).<br />

Von PR-Spezialisten erwarten Arbeitgeber Kommunikations-<br />

<strong>und</strong> Organisationsfähigkeit, Kreativität,<br />

Teamfähigkeit, Verantwortungsbewusstsein,<br />

Kontaktfähigkeit, Flexibilität <strong>und</strong> sprachlicher Ausdrucksfähigkeit.<br />

Häufiger wurden auch sicheres<br />

Auftreten <strong>und</strong> unternehmerisches Denken genannt.<br />

Abb. 8) Welche Soft Skills erwarten Arbeitgeber von Journalisten?<br />

Kommunikationsfähigkeit<br />

14,3%<br />

Sprachliche<br />

Ausdrucksfähigkeit<br />

10,5%<br />

Flexibilität<br />

9,5%<br />

Selbstständiges<br />

Arbeiten<br />

8,6%<br />

Organisationsfähigkeit<br />

Teamfähigkeit<br />

Kontaktfähigkeit<br />

K<strong>und</strong>enorientierung<br />

3,8%<br />

3,7%<br />

5,7%<br />

7,6%<br />

Weitere Soft Skills:<br />

Verantwortungsbewusstsein<br />

Zuverlässigkeit<br />

Leistungsvermögen<br />

Psychische Belastbarkeit<br />

Sicheres Auftreten<br />

Umgangsformen<br />

Abstraktions- <strong>und</strong> Planungsfähigkeit<br />

Diplomatisches Talent<br />

Eigeninitiative<br />

2,9%<br />

n = Stichprobe aus 2.752 offenen<br />

gemeldeten Stellen im Jahr 2006,<br />

Mehrfachnennungen möglich<br />

Kreativität<br />

2,7%<br />

Quelle: BA-Statistik B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit, 2007<br />

15


Publizistische Berufe: Beschäftigungsentwicklung<br />

Am 30. Juni 2006 gab es in Deutschland 24.511 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mit akademischem<br />

Abschluss, die einen publizistischen Erwerbsberuf ausübten (darunter fallen Redakteure, Journalisten<br />

allgemein, PR-Fachleute, Schriftsteller, Lektoren, R<strong>und</strong>funk- <strong>und</strong> Radiosprecher). Das waren 1,6 %<br />

mehr als im Vorjahr. Zum Vergleich: Die Zahl aller sozialversicherungspflichtig beschäftigten Akademiker<br />

stieg im selben Zeitraum um 2,4 %.<br />

Der Frauenanteil bei den beschäftigten Publizisten steigt seit vielen Jahren stetig <strong>und</strong> lag zum 30. Juni<br />

2006 bei 45,3 %. 20,5 % der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Publizisten waren zum Stichtag unter<br />

35 Jahre alt (61 % davon Frauen); knapp 38 % waren über 45 (2005: 36 %).<br />

Die meisten Publizisten (18,6 %, 4.554) waren im bevölkerungsreichsten B<strong>und</strong>esland Nordrhein-Westfalen<br />

beschäftigt, dicht gefolgt von Bayern (17,8 %) <strong>und</strong> Baden-Württemberg (13,5 %). In zehn der 16 B<strong>und</strong>esländer<br />

war ein Anstieg der Beschäftigtenzahl zu verzeichnen, der stärkste in Mecklenburg-Vorpommern<br />

(+4,5 %), gefolgt von Rheinland-Pfalz mit +3,7 %. Stärkere Rückgänge gab es dagegen in Thüringen<br />

zu verzeichnen (-2,8 %), in Bremen (-2,5 %), in Sachsen-Anhalt (-2,4 %) <strong>und</strong> in Sachsen (-2,3 %). Städteweise<br />

<strong>und</strong> über einen Zeitraum von fünf Jahren betrachtet (Juni 2001/Juni 2006), sind die größten Beschäftigungszuwächse<br />

von Publizisten in Bonn (+68,7 %), im Ortenaukreis (+64,9 %) <strong>und</strong> in Rostock (+44,3 %)<br />

zu verzeichnen, die heftigsten Rückgänge in Baden-Baden (-48,6 %) <strong>und</strong> Halle (-18,1 %). Die meisten Publizisten<br />

arbeiteten zum 30. Juni 2006 in München (2.342), gefolgt von Berlin (2.264), Hamburg (2.058),<br />

Frankfurt (1.344), Köln (1.159), Stuttgart (947) <strong>und</strong> Mainz (643), wobei in all diesen <strong>Medien</strong>hochburgen mittlere<br />

bis starke Rückgänge zu verzeichnen waren, der stärkste in Köln (-16,3%)<br />

Knapp 3 % der beschäftigten Publizisten mit Hochschulabschluss hatten keinen deutschen Pass. Im Vergleich<br />

mit allen beschäftigten Akademikern (Ausländeranteil: 4,6 %), ist das wenig, was leicht dadurch zu<br />

erklären ist, dass die meisten Journalisten in ihrer Muttersprache veröffentlichen wollen <strong>und</strong> höchstens als<br />

Auslandskorrespondenten für Agenturen, Zeitungen oder Fernsehsender ins Ausland gehen. Die Publizisten<br />

mit ausländischem Pass waren höchst unterschiedlicher Herkunft: Die meisten kamen aus dem Vereinigten<br />

Königreich <strong>und</strong> Österreich, aber auch Franzosen, US-Amerikaner, Italiener, Schweizer, Niederländer<br />

<strong>und</strong> Türken waren darunter.<br />

9 % der beschäftigten Publizisten arbeiteten zum Stichtag 2006 in Teilzeit (alle beschäftigten Akademiker:<br />

14,5 %). 2005 waren es 8 % gewesen. In 2006 waren fast 77% der teilzeitbeschäftigten Publizisten Frauen.<br />

Der Großteil - nämlich 47 % - der beschäftigten Publizisten waren zum Stichtag 2006 im Verlagsgewerbe<br />

(Zeitungen <strong>und</strong> Zeitschriften, Buch- <strong>und</strong> Musikverlage) beschäftigt, gefolgt von R<strong>und</strong>funk <strong>und</strong> Fernsehen<br />

(20 %) <strong>und</strong> Interessenvertretungen, Vereinen <strong>und</strong> Verbänden (3,9 %). Weitere Spitzenpositionen nahmen<br />

die Bereiche Industrie (3,6 %) Korrespondenz- <strong>und</strong> Nachrichtenbüros (3,5 %) <strong>und</strong> das sonstige Druck- <strong>und</strong><br />

Verlagsgewerbe (z. B. Druckvorstufe; 2,9 %) ein (siehe Abb. 9). Publizisten in größerer Zahl waren aber<br />

auch in Unternehmensberatungen, in der Softwareentwicklung, in der Werbung, an Hochschulen <strong>und</strong> in der<br />

Film- <strong>und</strong> Videofilmherstellung beschäftigt.<br />

16


Abb. 9) In welchen Wirtschaftsklassen sind Publizisten beschäftigt?<br />

Zeitungsverlage<br />

21,6%<br />

Hörfunk- <strong>und</strong><br />

Fernsehanstalten<br />

20,0%<br />

Buchverlage<br />

14,9%<br />

Zeitschriftenverlage<br />

12,4%<br />

Interessenvertretungen,<br />

Vereine <strong>und</strong> Verbände<br />

Industrie<br />

Nachrichtenagenturen<br />

Sonstiges Druck<strong>und</strong><br />

Verlagsgewerbe<br />

Öffentliche Verwaltung<br />

Soft- <strong>und</strong> Hardwarehäuser<br />

3,9%<br />

3,6%<br />

3,5%<br />

2,9%<br />

2,3%<br />

1,5%<br />

Sonstige<br />

13,5%<br />

n = 24.511<br />

Quelle: BA-Statistik B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit, 2007<br />

Klonschaf <strong>und</strong> Klimawandel - Jobs für Wissenschaftsredakteure<br />

Die Zahl der Arbeitsplätze für Wissenschaftsredakteure ist seit etwa zehn Jahren stark gestiegen, zunächst<br />

vor allem durch das wachsende Interesse an der Klon- <strong>und</strong> Gentechnik, später an allgemeinen Wissensfragen.<br />

Ein Schlüsselereignis war sicher das Klonschaf Dolly. Hinzu kamen zahlreiche Ges<strong>und</strong>heitsthemen.<br />

Viele Zeitungen bauten daher die Wissenschaftsredaktionen aus, TV-Sender haben Wissenssendungen<br />

aufgebaut <strong>und</strong> zwei Zeitungen Wissensmagazine. Derzeit ist der Klimawandel von großem Interesse. So<br />

bleibt die Stellenzahl für Wissenschaftsredakteure auf hohem Niveau.<br />

Angehenden Wissenschaftsjournalisten ist ein Volontariat bei einem großen Medium mit Wissenschaftsredaktion<br />

sicher zu empfehlen. Ein naturwissenschaftliches Studium oder zumindest ein sehr großes naturwissenschaftliches<br />

Verständnis sind eine wichtige Voraussetzung. Man muss Studien beurteilen sowie vorgelegte<br />

Zahlen <strong>und</strong> Größenordnungen bewerten können. Wer Wissenschaftsjournalist werden will, sollte<br />

nicht einfach nur Journalistik studieren, ohne sich fachliches Wissen anzueignen (Medizin, Physik, Biologie<br />

oder ähnliches).<br />

In den kommenden Jahren wird das Interesse an Wissenschaftsthemen sicher bestehen bleiben <strong>und</strong> damit<br />

auch Arbeitsplätze in den Redaktionen.<br />

Simone Humml, dpa, Leiterin der Wissenschaftsredaktion, Hamburg<br />

17


Verdienstmöglichkeiten für<br />

Journalisten<br />

Die Einkommenssituation von Journalistinnen <strong>und</strong><br />

Journalisten lässt sich nur sehr grob beschreiben.<br />

Zwar existieren für einzelne Bereiche Flächentarifverträge<br />

oder Haustarifverträge, wie sie große Verlage<br />

oder Sender haben, dennoch sind viele Arbeitgeber<br />

im <strong>Medien</strong>bereich keinem dieser Tarifverträge<br />

angeschlossen. Bei freien Journalisten bemisst<br />

sich das Honorar nach Zeilengeld, Tagessatz oder<br />

einer Pauschale. Der Deutsche Journalisten-Verband<br />

(DJV) nennt Tagessätze ab 200 € <strong>und</strong> Zeilenhonorare<br />

ab 50 Cent als ein absolutes Minimum,<br />

weist aber darauf hin, dass selbst diese Beträge<br />

teilweise noch unterboten werden. Gerade Studenten,<br />

Rentner oder nebenberuflich Erwerbstätige<br />

akzeptieren deutlich niedrigere Honorare von 20<br />

Cent pro Zeile oder Tagessätze von 100 €.<br />

Für Tageszeitungen gilt in Deutschland ein einheitlicher<br />

Tarifvertrag, dem auch die Mehrheit der Zeitungsverleger<br />

angehört. Tageszeitungsvolontäre<br />

steigen laut Tarif mit einem Monatsgehalt von 1.500<br />

bis 1.700 € ein. Berufsanfänger können laut DJV<br />

mit Einstiegsgehältern von 2.829 € monatlich rechnen,<br />

ab dem vierten bis sechsten Berufsjahr mit<br />

3.283 €, ab dem siebten Berufsjahr mit 3.788 €,<br />

<strong>und</strong> wer eine mehr als elfjährige Berufserfahrung<br />

aufweist, kann sogar mit 4.167 € rechnen. Die hier<br />

angegebenen Bruttogehälter können lediglich als<br />

grobe Anhaltspunkte dienen. Denn das individuelle<br />

Gehalt kann je nach Ausbildung, Berufserfahrung,<br />

Position, Branche <strong>und</strong> Region variieren.<br />

Zeitschriftenredakteure sind finanziell besser gestellt<br />

als ihre bei den Tageszeitungen beschäftigten<br />

Kollegen. Ein frisch gebackener Zeitschriftenredakteur<br />

kann als Berufsanfänger im ersten Jahr r<strong>und</strong><br />

2.900 € verdienen <strong>und</strong> ab dem zehnten Berufsjahr<br />

4.000 €. Wer geschickt verhandelt, kann als Redakteur<br />

einer Tagszeitung oder Zeitschrift Zusatzvereinbarungen<br />

über außertarifliche Bezahlung vereinbaren.<br />

Vom Tarif nicht erfasst werden Online-<br />

Redakteure, die in einer als eigenständiges Tochterunternehmen<br />

dem Verlag angegliederten Redaktion<br />

arbeiten.<br />

Eine Vielzahl unterschiedlichster Verträge gibt es<br />

im privaten <strong>und</strong> öffentlich-rechtlichen R<strong>und</strong>funk. Jeder<br />

der ARD-Sender, das ZDF <strong>und</strong> die RTL-Gruppe<br />

haben eigene Tarife. Die ProSiebenSat.1-Gruppe<br />

hingegen unterliegt keinem Tarifvertrag mehr.<br />

Private Radiosender, die ein gesamtes B<strong>und</strong>esland<br />

bedienen, unterliegen ebenfalls einem Tarif. Keiner<br />

Tarifbindung unterliegen im Allgemeinen kleinere<br />

Lokal- <strong>und</strong> Regionalradios. Die Bandbreite der Vergütung<br />

für Redakteure reicht vom Einstiegsgehalt<br />

von etwa 3.000 € bis zur höchsten Vergütungsgruppe<br />

von r<strong>und</strong> 4.700 €.<br />

Als Angestellte im öffentlichen Dienst werden Journalisten<br />

oder PR-Spezialisten mit Universitätsabschluss<br />

am Beginn ihrer Berufslaufbahn seit dem<br />

1. Oktober 2005 nach den Bestimmungen des Tarifvertrages<br />

für den öffentlichen Dienst (TVöD) eingruppiert.<br />

In der Vergangenheit stiegen Universitätsabsolventen<br />

in der Regel im höheren Dienst<br />

ein. Ihre Bezahlung richtete sich nach der Vergütungsgruppe<br />

II. Die Tarifverträge zur Überleitung<br />

der Angestellten vom alten B<strong>und</strong>esangestelltentarifvertrag<br />

(BAT) in den neuen TVöD sehen vor, dass<br />

Angestellte, die gemäß BAT der Vergütungsgruppe<br />

II zugeordnet waren, gemäß TVöD nach Entgeltstufe<br />

13 bezahlt werden. Das entspricht für Berufsneulinge<br />

einem Jahresbrutto von 33.800 € bei<br />

einem Arbeitsort im Westen <strong>und</strong> 31.300 € im Osten<br />

Deutschlands.<br />

Bei Neueinstellungen kann der öffentliche Arbeitgeber<br />

je nach Tätigkeit auch niedrigere Entgeltstufen<br />

vorsehen. Absolventen von Fachhochschulen starten<br />

üblicherweise mit der Entgeltstufe 9 (Westen:<br />

24.700 €, Osten: 22.900 €). Zulagen für die Übernahme<br />

zusätzlicher Funktionen oder Prämien für<br />

außergewöhnliche Leistungen können das Jahresgehalt<br />

erhöhen. Das Ende der Fahnenstange ist<br />

beim TVöD mit der Entgeltstufe 15 erreicht. Darüber<br />

hinaus bezahlt der öffentliche Dienst Angestellte<br />

außertariflich.<br />

18


„Multimedia-Journalismus hat Zukunft“<br />

Aufgr<strong>und</strong> der rasanten Veränderungen in der <strong>Medien</strong>welt hat sich auch der Arbeitsmarkt im Multimedia-Bereich<br />

deutlich verändert. Das Internet hat extrem an Bedeutung gewonnen - alte <strong>und</strong> neue <strong>Medien</strong> wachsen<br />

immer mehr zusammen; das stellt insbesondere die Journalisten vor besondere Herausforderungen.<br />

Das „Kerngeschäft“ ist es nach wie vor, gute Inhalte zu schaffen <strong>und</strong> dabei ebenso anschaulich wie umfassend<br />

zu informieren. Allerdings bietet das Internet noch mehr Formen, in denen dies stattfinden kann: Video,<br />

Audio, Text, <strong>und</strong> auch das in ganz unterschiedlichen Facetten. Gleichzeitig muss man die Nutzer <strong>und</strong> ihre<br />

Gewohnheiten gut kennen, um sie sinnvoll ansprechen zu können – dies gilt zwar für alle <strong>Medien</strong>, aber über<br />

die „Onliner“ wissen wir einfach noch nicht genug.<br />

Die Stärke der Journalisten ist die Kompetenz, ein Thema genau zu durchdringen <strong>und</strong> es für andere in anschaulicher,<br />

informativer <strong>und</strong> origineller Art aufbereiten zu können. Der Einsatzbereich sollte immer vom Inhalt<br />

her geprägt sein <strong>und</strong> sich nicht auf koordinative oder technische Aspekte beschränken. Zugute kommt<br />

Journalisten dabei auch die Tatsache, dass die Erstellung von Online-Inhalten sich längst nicht mehr nur auf<br />

klassische <strong>Medien</strong>produkte beschränkt. Auch Unternehmen, Verbände <strong>und</strong> Institutionen setzen verstärkt auf<br />

<strong>Medien</strong>dienstleistungen im Umfeld des Web 2.0, wodurch eine neue Nachfrage für journalistisches Know-<br />

How entsteht. Außerdem bringen die neuen <strong>Medien</strong> selbst neue Betätigungsfelder hervor, wie die Professionalisierung<br />

von Weblogs oder Videoplattformen.<br />

Es muss einfach allen klar sein, dass sich auch der Fernseh-Journalismus verändern wird. Zukünftig wird es<br />

nicht mehr nur die bekannten TV-Formate geben, sondern Fernsehen <strong>und</strong> Internet werden sich noch weiter<br />

vernetzen als bisher; dabei spielt Interaktivität eine zunehmend größere Rolle. Aus diesem Gr<strong>und</strong> muss man<br />

davon abraten, sich ausschließlich auf ein <strong>Medien</strong>format konzentrieren zu wollen. TV-Programme <strong>und</strong> -Sendungen<br />

werden nicht mehr einfach nur ausgestrahlt, sondern sie stehen für sich, da sie online auch per Abruf<br />

angeboten <strong>und</strong> damit einzeln verfügbar werden, <strong>und</strong> das zu jeder Zeit.<br />

Ich empfehle Berufseinsteigern <strong>und</strong> -wechslern, Fortbildungen zu besuchen <strong>und</strong> eigene Erfahrungen r<strong>und</strong><br />

um das Internet <strong>und</strong> seine Nutzung zu machen, denn man muss diese <strong>Medien</strong>umgebung zunächst einmal<br />

sehr gut kennen. Außerdem natürlich all das, was mit dem „Produzieren fürs Web“ zu tun hat. Technische<br />

Gr<strong>und</strong>kenntnisse <strong>und</strong> das Training in adäquaten Software-Programmen sind ebenfalls hilfreich. Mitarbeit <strong>und</strong><br />

Praktika in Agenturen <strong>und</strong> Redaktionen, auch mal im Ausland, sind notwendig, um Erfahrungen zu sammeln<br />

<strong>und</strong> den Berufszusammenhang kennenzulernen. Und immer gilt: Das Internet, insbesondere das so genannte<br />

„Web 2.0“ ist ein „Mitmach-Netz“ – deshalb sollten Berufsanfänger so viel eigene Erfahrungen im Produzieren<br />

von Online-Inhalten sammeln, wie es ihnen möglich ist.<br />

Im Multimedia-Journalismus gibt es bereits jetzt schon viele gute Leute. Dennoch ist es ein chancenreiches<br />

Gebiet, das Zukunft hat. Wer sich für diesen Beruf entscheidet, ist in der Regel offen für neue Entwicklungen<br />

<strong>und</strong> stellt sich flexibel darauf ein, <strong>und</strong> das ist im Berufszusammenhang schon ein ganz wesentlicher Punkt.<br />

Sabrina Nennstiel, ARTE G.E.I.E., Leiterin Multimedia, Strasbourg<br />

19


„Auch unter Druck kreativ, flexibel <strong>und</strong> schnell sein“<br />

In meinen Augen haben sich die Chancen in der PR-Branche verbessert – auch im Zuge des allgemeinen<br />

wirtschaftlichen Aufschwungs. 2006 konnte der Bereich Public Relations ein deutliches Wachstum verbuchen.<br />

Zugleich fällt auf, dass insbesondere bei kleineren Unternehmen die PR-Aufgaben häufig aus Kostengründen<br />

mit dem Marketing zusammengefasst werden. Das wirkt sich dann selbstverständlich auch auf die<br />

Anforderungen an den Mitarbeiter aus, der auch immer die Interessen der verschiedenen K<strong>und</strong>enkreise im<br />

Auge haben muss.<br />

Während meines Zeitungsvolontariats konnte ich mir einen guten R<strong>und</strong>um-Blick aneignen. Neben der<br />

Stammredaktion <strong>und</strong> dem Pflichtressort Politik gehörte eine mehrwöchige Mitarbeit in einem Wahlressort<br />

zur Ausbildung. Es ist sehr sinnvoll, verschiedene Redaktionen mit ihren Schwerpunkten <strong>und</strong> eventuell unterschiedlichen<br />

Arbeitsweisen kennen zu lernen. Ich fand die Mischung aus Theorie <strong>und</strong> der praktischen Arbeit<br />

in der Redaktion sehr gelungen. Die beste Ausbildung ist der Mix aus redaktionellem Alltag mit Lerneffekten<br />

von erfahrenen Redakteuren <strong>und</strong> auswärtigen Dozenten.<br />

Ich habe es als großen Vorteil empf<strong>und</strong>en, als gut ausgebildete Journalistin die Seite des Schreibtisches<br />

zu wechseln. So fällt mir unter anderem das Verfassen von Pressemitteilungen leicht. Außerdem kenne ich<br />

meine K<strong>und</strong>en gut, kann mich gut in mein Gegenüber – den <strong>Medien</strong>vertreter – <strong>und</strong> sein Anliegen hineinversetzen.<br />

Wie später beim PR-Job selbst gilt auch beim Einstieg: Der Aufbau von Netzwerken <strong>und</strong> ihre Pflege<br />

sind extrem wichtig.<br />

Im PR-Bereich ist ein Studium ist fast überall Voraussetzung. Neben einer guten Schreibe muss man konzeptionell<br />

arbeiten <strong>und</strong> PR-Projekte kreativ umsetzen können. Gutes Allgemeinwissen <strong>und</strong> Neugierde gehören<br />

selbstverständlich dazu. Da PR-Mitarbeiter häufig komplizierte Vorgänge für jeden verständlich erklären<br />

<strong>und</strong> prägnant formulieren können müssen, darf man sich nie in den Elfenbeinturm zurückziehen, sondern<br />

muss immer hautnah am Geschehen bleiben. Häufig sind Generalisten gefragt. Zugleich sollte man in<br />

der Lage sein, frühzeitig neu aufkommende Themen zu erkennen <strong>und</strong> diese vorzubereiten. Wichtig ist es<br />

in der alltäglichen Arbeit, auch unter Stress <strong>und</strong> Druck kreativ, flexibel <strong>und</strong> schnell arbeiten zu können. Das<br />

PR-Geschäft ist durch das Internet wesentlich schneller geworden <strong>und</strong> damit muss auch die Redaktionsgeschwindigkeit<br />

höher sein. Da häufig nicht nur das Beantworten von Presseanfragen <strong>und</strong> das Verfassen von<br />

Texten zu den Aufgaben gehören, sollte man auch Organisationstalent mitbringen. Gute Journalistenkontakte<br />

aufzubauen <strong>und</strong> zu pflegen ist in dem Beruf von immenser Bedeutung.<br />

Corinna Keim, Pressereferentin beim Verband der Automobilindustrie, Frankfurt am Main<br />

20


Chancen im Ausland<br />

Journalisten, die im Ausland arbeiten möchten, stehen<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich zwei Wege offen. Sie arbeiten<br />

entweder als Auslandskorrespondent oder als Mitarbeiter<br />

einer der etwa 3.000 deutschsprachigen<br />

Zeitungen im Ausland. Bevor sich jedoch die Chance<br />

für eine hauptberufliche journalistische Tätigkeit<br />

im Ausland ergibt, muss man in der Regel über<br />

mehrere Jahre hinweg in der Zentrale das Handwerk<br />

in Zeitungen, R<strong>und</strong>funk oder Fernsehen gelernt<br />

<strong>und</strong> sich dabei bestens bewährt haben. Ein<br />

solcher Weg ist allerdings heute schwerer denn je<br />

planbar, da der Auslandseinsatz vom Freiwerden<br />

einer entsprechenden Korrespondentenstelle abhängt,<br />

<strong>und</strong> selbst dann ist nicht sicher, ob nicht aus<br />

Kostengründen ein bereits vor Ort tätiger „Freier“,<br />

der schon für andere <strong>Medien</strong> arbeitet, angeheuert<br />

wird.<br />

Abgesehen von den oben beschriebenen Wegen<br />

dürfte es außerhalb des deutschen Sprachraumes<br />

schwierig werden, als Journalist eine Beschäftigung<br />

zu finden. Nur wer perfekt zweisprachig ist,<br />

also über ein Sprachniveau verfügt, das dem der<br />

Natives entspricht, <strong>und</strong> mit den örtlichen Gepflogenheiten<br />

bestens vertraut ist, darf sich realistische<br />

Hoffnungen machen. Aus diesem Gr<strong>und</strong> soll an<br />

dieser Stelle ein Blick auf den deutschsprachigen<br />

Sprachraum genügen.<br />

Laut Bayerischem Journalistenverband gab es in<br />

Österreich 1999 zehn arbeitslose Journalisten.<br />

2006 waren es 416. Allerdings dürfte die Zahl der<br />

tatsächlich Arbeitslosen höher gelegen haben, da<br />

davon auszugehen ist, das nicht alle arbeitslosen<br />

Journalisten sich auch arbeitslos gemeldet hatten,<br />

sondern versucht haben dürften, sich nach dem<br />

Verlust ihres Arbeitsplatzes als Freie zu verdingen.<br />

Seit 2006 zieht der Arbeitsmarkt für Journalisten<br />

wieder an, da die <strong>Medien</strong>branche wieder einstellt.<br />

Der Zeitschriftenmarkt tendiert zunehmend dazu,<br />

freie Journalisten zu beschäftigen. Etwas besser<br />

stellt sich die Situation im Multimediabereich,<br />

in Online-Redaktionen <strong>und</strong> bei den neuen <strong>Medien</strong><br />

dar. Dennoch überwiegt das Angebot an arbeitsuchenden<br />

Journalisten bei weitem die Nachfrage.<br />

Den im Dezember 2006 bei der österreichischen<br />

Arbeitsverwaltung 416 arbeitslos gemeldeten Journalisten<br />

standen lediglich neun gemeldete offene<br />

Stellen gegenüber.<br />

Gute Möglichkeiten hingegen attestiert man Wissenschaftsjournalisten,<br />

die es verstehen, komplexe<br />

Themen verständlich zu machen. Dies gilt zum Bei-<br />

Überst<strong>und</strong>en statt süßen Lebens unter Palmen<br />

„Auf Mallorca gibt es, wie auch auf Ibiza, diverse deutschsprachige <strong>Medien</strong>. Wir haben hier zwei Zeitungen<br />

<strong>und</strong> etwa 20 Redakteure. Allerdings ist es reine Glücksache, eine Stelle zu finden. Gerade für freie Journalisten<br />

ist die Situation schwierig, da die Konkurrenz groß ist. Wer die üblichen Qualifikationen mitbringt - dabei<br />

ist die Sparte egal - <strong>und</strong> sehr gut Spanisch spricht, erfüllt die Voraussetzungen. Wichtig ist aber auch die<br />

private Flexibilität. Oftmals scheitern Auslandseinsätze am Partner, da diese nicht mit der Mentalität hier zurechtkommen<br />

oder selbst keine Arbeit finden. Häufig haben aber auch die Bewerber falsche Vorstellungen<br />

<strong>und</strong> träumen vom süßen Leben unter Palmen. Das hat aber nichts mit der Wirklichkeit zu tun. Die Arbeit ist<br />

genauso hart wie andernorts auch. Offiziell haben wir hier die 40-St<strong>und</strong>en-Woche, aber Überst<strong>und</strong>en sind<br />

normal. Wer hier dennoch eine Stelle findet, wird damit rechnen müssen, nur wenige bis gar keine Weiterentwicklungsmöglichkeiten<br />

vorzufinden. Aus meiner Erfahrung ist es am besten, den Auslandseinsatz auf<br />

zwei bis drei Jahre zu beschränken, wenn man sich wieder auf dem deutschen Arbeitsmarkt reintegrieren<br />

möchte. Ansonsten rate ich jedem, der sich für eine Tätigkeit auf Mallorca interessiert, die Augen nach Stellenangeboten<br />

aufzuhalten <strong>und</strong> die Chancen zu nutzen, vielleicht auch über eine Initiativbewerbung.“<br />

Gabriele Küster, stellvertretende Chefredakteurin des Mallorca Magazins<br />

21


spiel für den Bereich der universitären <strong>und</strong> außeruniversitären<br />

Forschung, etwa in der Bio- oder Nanotechnologie.<br />

Auch die interaktiven <strong>Medien</strong> bieten<br />

Journalisten mit dem entsprechenden Hintergr<strong>und</strong><br />

neue Möglichkeiten <strong>und</strong> Tätigkeitsperspektiven in<br />

der Wissenschaftsvermittlung.<br />

In der Schweiz besteht gegenwärtig ein Überangebot<br />

an <strong>Medien</strong>, das zunehmend abgebaut wird.<br />

In Folge dieser marktbedingten Flurbereinigung<br />

mussten sich viele <strong>Medien</strong>profis arbeitslos melden,<br />

während gleichzeitig die Anzahl an offenen Stellen<br />

in den traditionellen Feldern des Journalismus,<br />

wie im <strong>Medien</strong>-, Print-, Fernseh- <strong>und</strong> Radiojournalismus,<br />

zurückgehen. Anders sehen die Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

in den Feldern PR, Werbung<br />

<strong>und</strong> Marketing oder in der Unternehmenskommunikation<br />

aus. Je nach konjunktureller Lage können<br />

sie sinnvolle Beschäftigungsalternativen bieten.<br />

Insgesamt gibt es geschätzte 15.000 Beschäftigte<br />

in der Schweizer <strong>Medien</strong>branche. Die Arbeitslosenzahl<br />

in diesem Bereich sank im März 2007 gegenüber<br />

dem Vorjahr von 1.249 auf 1.172. Obwohl die<br />

Zahlen insgesamt relativ niedrig sind, kann man<br />

nicht von einem günstigen Arbeitsmarkt sprechen.<br />

Auch die Lohnsituation hat sich für viele Journalisten<br />

in den letzten zwei Jahren nach der Studie<br />

„Löhne in den <strong>Medien</strong> 2006“ verschlechtert. Demnach<br />

liegt der Durchschnittslohn bei 7.000 Franken<br />

im Monat. Die Lohnhöhe kann aber je nach Region<br />

unterschiedlich hoch sein. Nach der Studie entscheidet<br />

eher die Berufserfahrung als die Ausbildung<br />

über die Lohnhöhe. Journalisten mit einer<br />

zehnjährigen Berufserfahrung können bis zu einem<br />

Drittel mehr verdienen als mit zwei Jahren Praxis.<br />

Freie Journalisten müssen allerdings mit niedrigeren<br />

Einkünften rechnen.<br />

2. Kurz gefasst: Bibliothekare,<br />

Archivare <strong>und</strong> Museumsfachleute<br />

Aktuelle Beschäftigungschancen<br />

Der Arbeitsmarkt für Bibliothekare, Archivare <strong>und</strong><br />

Museumsfachleute bleibt auch im Zuge der positiven<br />

gesamtwirtschaftlichen Entwicklung schwierig.<br />

Die Arbeitslosenzahl hat sich von September 2005<br />

auf September 2006 um 15,6 % verringert; am<br />

Stichtag waren 1.207 Angehörige dieser Berufsgruppen<br />

arbeitslos. Fast 68 % der Arbeitslosen waren<br />

Frauen (allein bei den Museumsfachleute sind<br />

die Anteile Männer <strong>und</strong> Frauen so gut wie gleich<br />

verteilt); ein Jahr zuvor waren es noch 72 % gewesen.<br />

27 % der Arbeitslosen sind unter 35 Jahre alt,<br />

16 % über 55. Fast 40 % waren länger als ein Jahr<br />

arbeitslos.<br />

Die meisten Stellenangebote gingen 2006 bei der<br />

B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit aus den Bereichen Interessenvertretungen<br />

<strong>und</strong> Vereinigungen (31,6 %) sowie<br />

allgemeine öffentliche Verwaltung (11,7 %) ein.<br />

Offene Stellen gab es außerdem bei Auskunfteien<br />

<strong>und</strong> Agenturen, im Sozialwesen, an Hochschulen,<br />

in Museen, bei R<strong>und</strong>funk <strong>und</strong> Fernsehen <strong>und</strong> auch<br />

in Bibliotheken <strong>und</strong> Archiven (3,1 % der Stellen).<br />

Beschäftigungsentwicklung<br />

Am 30. Juni 2006 gab es in Deutschland 13.074<br />

sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mit akademischem<br />

Abschluss, die als Bibliothekar, Archivar,<br />

Museumsfachmann oder -frau angestellt waren,<br />

0,5 % mehr als im Vorjahr. Der Frauenanteil<br />

betrug 69,5 %.<br />

17 %, also 2.230, aller beschäftigten Bibliothekare,<br />

Archivare <strong>und</strong> Museumsfachleute waren im bevölkerungsreichsten<br />

B<strong>und</strong>esland Nordrhein-Westfalen<br />

beschäftigt, gefolgt von Baden-Württemberg<br />

(14,6 %), Bayern (12,4 %) <strong>und</strong> Berlin (11,3 %).<br />

Gut ein Viertel (3.122) waren am Stichtag im Bereich<br />

Bibliotheken, Archive <strong>und</strong> Museen beschäftigt,<br />

23 % in der Öffentlichen Verwaltung, 15,2 % an<br />

Hochschulen, 7 % bei Kirchlichen Vereinigungen<br />

<strong>und</strong> politischen Parteien. In größerer Zahl arbei-<br />

22


teten Bibliothekare, Archivare <strong>und</strong> Museumsfachleute<br />

auch im Ges<strong>und</strong>heitswesen, im Bereich Forschung<br />

<strong>und</strong> Entwicklung, im Verlagsgewerbe sowie<br />

bei R<strong>und</strong>funk <strong>und</strong> Fernsehen.<br />

Was Arbeitgeber erwarten<br />

Arbeitgeber haben in der Regel sehr hohe fachliche<br />

Anforderungen an Bewerber. Eine Stichprobe aus<br />

allen in 2006 für Bibliothekare, Archivare <strong>und</strong> Museumsfachleute<br />

bei der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit<br />

eingegangenen Stellenangebote zeigt: Arbeitgeber<br />

legen bei Bewerbern neben den selbstverständlichen<br />

Kenntnissen im Bibliothekswesen besonders<br />

großen Wert auf Erfahrung in Dokumentation, Katalogisieren,<br />

Bestandspflege, Beratung, Internetarbeit,<br />

Recherche, Archiv <strong>und</strong> Bestandsaufbau.<br />

Bewerber sollten außerdem die IT-Standardsoftware<br />

beherrschen. Die meisten Arbeitgeber wünschen<br />

sich auch Kenntnisse in Bibliothekssoftware<br />

wie Allegro <strong>und</strong> PICA. Spezialkenntnisse wie Handschriften,<br />

Kinder- <strong>und</strong> Jugendliteratur oder Fernleihe<br />

erwarteten nur einzelne Arbeitgeber.<br />

Fremdsprachenkenntnisse spielen für Arbeitgeber<br />

in diesem Bereich nur eine untergeordnete Rolle,<br />

nur vereinzelt wurde Englisch <strong>und</strong> Französisch erwartet.<br />

Die von Arbeitgebern am liebsten gesehenen Soft<br />

Skills: Flexibilität, Organisationsfähigkeit, Verantwortungsbewusstsein,<br />

psychische Belastbarkeit,<br />

Kontaktfähigkeit, Lernbereitschaft, Kommunikationsfähigkeit<br />

<strong>und</strong> selbstständige Arbeitsweise.<br />

3. Graphiker <strong>und</strong> Designer<br />

Aktuelle Arbeitsmarktchancen<br />

Die Arbeitsmarktlage für Graphiker <strong>und</strong> Designer<br />

hat sich im Jahresvergleich 2005/2006 deutlich verbessert;<br />

die Arbeitslosenzahlen gingen jedoch<br />

nicht ganz so deutlich zurück wie auf dem Gesamt-Arbeitsmarkt:<br />

Hier betrug der Rückgang im<br />

Vergleich September 2005 <strong>und</strong> September 2006<br />

15,4 %, bei den Graphikern <strong>und</strong> Designern betrug<br />

er 6,5 %. Die absolute Zahl sank von 11.429 auf<br />

10.685 (siehe Abb. 10).<br />

45,4 % der Arbeitslosen mit dem Zielberuf Graphiker<br />

oder Designer waren Frauen. Dieser Prozentanteil<br />

korrespondiert nicht ganz mit dem sehr hohen<br />

Anteil der Frauen an den Absolventen im Studienbereich<br />

Gestaltung, der 2005 bei fast 63 % lag,<br />

ist aber fast analog mit dem Anteil der Frauen an<br />

den sozialversicherungspflichtig beschäftigten Graphikern<br />

<strong>und</strong> Designern, der im März 2006 bei gut<br />

50 % lag (siehe Kasten Beschäftigungsentwicklung).<br />

Insgesamt zeigt der Vergleich der Frauenanteile,<br />

dass die Arbeitsmarktlage insgesamt für weibliche<br />

Graphiker <strong>und</strong> Designer besser aussieht als<br />

für die männlichen.<br />

Bezüglich der Altersstruktur der arbeitslosen Graphiker<br />

<strong>und</strong> Designer fällt auf, dass am Stichtag Mitte<br />

September 2006 gut 41 % der arbeitslos Gemeldeten<br />

jünger als 35 <strong>und</strong> nur 6,9 % älter als 55 Jahre<br />

waren. Betrachtet man die Gesamtzahl der Arbeitslosen,<br />

sieht das Verhältnis ein wenig anders<br />

aus: Hier sind gut 34 % der Arbeitslosen unter 35<br />

Jahre <strong>und</strong> fast 13 % über 55 Jahre. Im Schnitt sind<br />

arbeitslose Graphiker <strong>und</strong> Designer also eher jüngeren<br />

Semesters <strong>und</strong> fassen auf dem Arbeitsmarkt<br />

offensichtlich weniger schnell Fuß als etwa Ingenieure<br />

oder Lehrer.<br />

Betrachtet man die Dauer der Arbeitslosigkeit<br />

von Graphikern <strong>und</strong> Designern, ist zu beobachten,<br />

dass sich der Anteil der Langzeitarbeitslosen<br />

von September 2005 auf September 2006 deutlich<br />

erhöht hat, <strong>und</strong> zwar von 35,6 % auf 41 %. Damit<br />

liegt der Anteil der langzeitarbeitslosen Graphiker<br />

<strong>und</strong> Designer nur noch knapp unter dem Niveau<br />

des Gesamtarbeitsmarktes (43,1 %).<br />

23


Mit 3.774 offenen Stellen war die Zahl der Stellenmeldungen<br />

für Graphiker <strong>und</strong> Designer bei der<br />

B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit im Jahr 2006 um 3,4 %<br />

niedriger als im Vorjahr (siehe Abb. 11). Die Diskrepanz<br />

dieses Rückgang mit der positiven Entwicklung<br />

der Arbeitslosenzahlen lässt sich damit erklären,<br />

dass immer mehr Graphiker <strong>und</strong> Designer in<br />

die Selbstständigkeit münden (siehe Kasten Existenzgründung).<br />

Den größeren Aufschwung an Stellen<br />

hatte es von 2004 auf 2005 gegeben; damals<br />

war die Zahl der Stellenzugänge innerhalb eines<br />

Jahres um 46 % angestiegen.<br />

Bei der Betrachtung der bei der B<strong>und</strong>esagentur für<br />

Arbeit gemeldeten Stellen für Graphiker <strong>und</strong> Designer<br />

sind allerdings folgende Punkte zu berücksichtigen:<br />

1. Bei zahlreichen Stellenangeboten wird der Beruf<br />

Graphiker oder Designer nicht an erster, sondern<br />

an zweiter Stelle im Stellenangebot genannt; somit<br />

erscheint die Stelle in der Statistik nicht als Stelle<br />

für einen Graphiker <strong>und</strong>/oder Designer<br />

2. Nicht alle Stellen für Graphiker <strong>und</strong> Designer<br />

werden der BA gemeldet.<br />

Das Fazit daraus: Die tatsächliche Zahl der Stellenangebote<br />

für Graphiker <strong>und</strong> Designer ist weitaus<br />

höher, als die Statistik der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit<br />

sie erscheinen lässt.<br />

Eine Auswertung von Stellenanzeigen in 40 Printmedien<br />

des Personaldienstleisters Adecco lässt die<br />

Entwicklung auf dem Stellenamrkt für Graphiker<br />

denn auch rosiger aussehen: In Printmedien wurden<br />

2006 sogar 25 % mehr Graphiker gesucht als<br />

im Vorjahr, nämlich in 1.108 Stellenangeboten.<br />

Bei den der BA 2006 gemeldeten Stellen für Graphiker<br />

<strong>und</strong> Designer machten hinsichtlich der Branchenverteilung<br />

die Angebote aus Werbung <strong>und</strong><br />

Designmanagement: Gestalten, Konzipieren <strong>und</strong> Vermarkten<br />

Unternehmen investieren wieder verstärkt in Design. Viele haben erkannt, dass Design in die Unternehmensstrategie<br />

einbezogen werden muss, um wirklich erfolgreich sein zu können. An dieser Stelle kommt<br />

der Designmanager ins Spiel, der mit Blick auf den Arbeitsmarkt in jedem Designer stecken sollte. Denn der<br />

Stellenzugang für Designmanager entwicklet sich positiv.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich sind Designaufgaben heutzutage immer auch Management-Aufgaben. Zu den wichtigsten<br />

Aufgaben eines Designmanagers gehört es, Vordenker zu sein: Entscheidungen in Sachen Design markt<strong>und</strong><br />

k<strong>und</strong>enorientiert zu treffen, die Abläufe innerhalb eines Unternehmens, seine Kultur <strong>und</strong> seine Strategien<br />

zu verstehen <strong>und</strong> dann seine Erkenntnisse im Corporate- oder im Produktdesign einfließen zu lassen.<br />

Ein Design-Manager gestaltet also nicht nur, sondern konzipiert auch die Vermarktung von Unternehmen<br />

<strong>und</strong> Produkt, entwickelt sogar eigene Geschäftsideen. Je komplexer Design wird, desto mehr Management<br />

braucht es. Dabei gibt es eine Menge Schnittpunkte mit dem Bereich Marketing.<br />

Designmanager arbeiten in Unternehmen <strong>und</strong> Unternehmensberatungen. Neben Designern arbeiten auch<br />

Quereinsteiger - etwa Ingenieure - in dem Tätigkeitsfeld. Für Designmanager interessante Stellen werden<br />

nicht immer als solche ausgeschrieben, sondern auch als solche für Designer, Marketingexperten, Mitarbeiter<br />

in der Konzeption oder Produktentwickler. Wer speziell als Designmanager arbeiten will, sollte auf das<br />

Tätigkeits- <strong>und</strong> Kompetenzprofil innerhalb der Stellenbeschreibung achten: Wenn dort von Managementoder<br />

Marketingtätigkeiten die Rede ist, geht es um Designmanagement.<br />

Kurse im Lehrgebiet Designmanagement gehören inzwischen für so gut wie jeden Studierenden im Fach<br />

Design zum Programm. Eigene Studiengänge gibt es in Deutschland nicht, im Gegensatz zu den englischsprachigen<br />

Ländern.<br />

24


Handel mehr als ein Viertel der Stellenangebote<br />

aus, gefolgt vom Bildungssektor (10 %) <strong>und</strong> Vereinen,<br />

Verbänden sowie Interessenvertretungen<br />

(9,5 %, siehe Abb.12).<br />

Die Bedeutung von Zeitarbeit nimmt zu, wenn<br />

auch auf niedrigem Niveau: Der Anteil der Stellenmeldungen<br />

von Zeitarbeitsfirmen für Graphiker <strong>und</strong><br />

Designer ist von 2005 auf 2006 von 6,8 auf 8,5 %<br />

gestiegen. Das zeigt, dass diese Arbeitsform für<br />

Graphiker <strong>und</strong> Designer zwar noch nicht gängige<br />

Praxis ist, in Zukunft aber durchaus eine Alternative<br />

zur Arbeitslosigkeit <strong>und</strong> zur „Praktika-Karriere“<br />

darstellen könnte, also eine Möglichkeit, bei vergleichsweise<br />

guter Bezahlung Berufserfahrung in<br />

verschiedenen Bereichen zu sammeln.<br />

Annähernd 38 % (2005: 41 %) der bei der BA im<br />

Laufe des Jahres 2006 gemeldeten Stellen für Graphiker<br />

<strong>und</strong> Designer waren befristete Arbeitsverhältnisse.<br />

Damit lag der Anteil deutlich unter dem<br />

aller der BA gemeldeten befristeten Stellen, der<br />

2006 bei 47,6 % lag. Trotzdem weist der Anteil befristeter<br />

Stellen für Graphiker <strong>und</strong> Designer darauf<br />

hin, dass diese relativ häufig projektbezogen eingestellt<br />

werden.<br />

Auch der Anteil der Teilzeitstellen für Graphiker<br />

<strong>und</strong> Designer ist nach Jahren des kontinuierlichen<br />

Anstiegs von 2005 auf 2006 erstmals wieder gesunken,<br />

<strong>und</strong> zwar von 40,8 auf 34,7 %.<br />

Verdienstmöglichkeiten von Graphiker <strong>und</strong> Designern<br />

Die Einkommenssituation von Grafiken <strong>und</strong> Designern lässt sich aufgr<strong>und</strong> ihrer Vielfältigkeit nur sehr<br />

schwer beschreiben. Beschäftigte im Industrie- oder Produktbereich oder im Kommunikationsdesign arbeiten<br />

üblicherweise im Angestelltenverhältnis. Im Bereich Graphik-Design spielt sich häufig der überwiegende<br />

Teil der Erwerbstätigkeit in der Freiberuflichkeit ab, zu der auch die unterschiedlichsten Vertragstypen gehören.<br />

In diesen Fällen muss das Gehalt frei ausgehandelt werden. Viele arbeiten sowohl angestellt als auch<br />

als feste freie Mitarbeiter oder als Selbstständige zum größten Teil projektbezogen.<br />

Für Mitglieder des Branchenverbandes Selbstständige Design-Studios e. V. <strong>und</strong> der Allianz deutscher Designer<br />

(AGD) gilt der Tarifvertrag für Design-Leistungen. Er regelt die übliche Vergütung von Designaufträgen<br />

<strong>und</strong> informiert darüber, welche Vergütung für eine ganz bestimmte Leistung <strong>und</strong> Nutzung angemessen<br />

ist. Dieser Tarifvertrag erfasst beispielsweise die Bereiche Foto-Design, Graphik-Design, Mode- <strong>und</strong> Textil-Design,<br />

Produkt-Design sowie Text <strong>und</strong> Konzeption. Da es in der Branche kein vergleichbares Werk gibt,<br />

kommt diesem Tarifvertrag eine Richtfunktion auf dem Markt zu.<br />

Die Bruttoeinstiegsgehälter liegen bei etwa 2.000 € monatlich <strong>und</strong> können nach einigen Jahren Berufserfahrung<br />

auf bis 3.000 € ansteigen. Die hier angegebenen Bruttogehälter können lediglich als grobe Anhaltspunkte<br />

dienen. Das individuelle Gehalt kann je nach Ausbildung, Berufserfahrung, Position, Branche <strong>und</strong><br />

Region variieren.<br />

So gibt es bei den Gehältern ein ausgeprägtes West-Ost-Gefälle. In den Metropolen Westdeutschlands<br />

werden deutlich attraktivere Gehälter gezahlt als im Osten der Republik. Laut der Hamburger Vergütungsberatung<br />

Personalmarkt werden für Graphiker mit 36.900 € in München <strong>und</strong> 34.300 € Frankfurt die besten<br />

Gehälter gezahlt, während in Sachsen <strong>und</strong> Brandenburg die Gehälter nur knapp über 25.000 € liegen.<br />

Zusatzqualifikationen <strong>und</strong> Kompetenzerweiterungen zahlen sich auch in diesem Beruf aus. Wer es zum<br />

Artdirector bringt, darf laut oben genannter Vergütungsberatung mit einem jährlichen Bruttosalär von etwa<br />

39.400 € rechnen. Mitarbeiter mit Leitungsfunktion <strong>und</strong> Personalverantwortung können beispielsweise als<br />

Artdirectors mit einem Verdienst in Höhe von r<strong>und</strong> 52.400 € rechnen.<br />

25


Abb. 10) Arbeitslose Graphiker <strong>und</strong> Designer: Niedrigster Bestand seit fünf Jahren<br />

14.557<br />

Bestand jeweils September<br />

Ab 2005 nur Daten aus Kreisen<br />

ohne optierende Kommunen (siehe<br />

Vorbemerkungen)<br />

12.786<br />

13.170<br />

11.429<br />

10.685<br />

8.225<br />

5.228<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006<br />

Quelle: BA-Statistik B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit, 2007<br />

Abb. 11) Stellenzugänge für Graphiker <strong>und</strong> Designer: Stagnation auf hohem Niveau<br />

5.184<br />

4.089<br />

3.919<br />

3.774<br />

3.060 3.028<br />

2.680<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006<br />

Quelle: BA-Statistik B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit, 2007<br />

26


Abb. 12) Welche Branchen suchten Graphiker <strong>und</strong> Designer?<br />

Werbung<br />

14,2%<br />

Handel<br />

12,2%<br />

Bildung<br />

Vereine, Verbände,<br />

Interessenvertretungen<br />

9,5%<br />

10,0%<br />

Personal- <strong>und</strong> Stellenvermittlung,<br />

-überlassung<br />

Software- <strong>und</strong> Hardwarehäuser<br />

8,5%<br />

8,3%<br />

Sonstige Dienstleistungen<br />

5,6%<br />

Industrie<br />

5,5%<br />

Druck- <strong>und</strong> Verlagsgewerbe<br />

Unternehmensberatungen<br />

4,1%<br />

4,8%<br />

n = 3.100 von 3.748 der BA<br />

gemeldeten offenen Stellen 2006<br />

Quelle: BA-Statistik B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit, 2007<br />

Graphiker <strong>und</strong> Designer: Beschäftigungsentwicklung<br />

Am 30. Juni 2006 gab es in Deutschland 7.358 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mit Hochschulabschluss<br />

<strong>und</strong> dem Erwerbsberuf Graphiker oder Designer, 6,3 % mehr als im Vorjahr. Eine überaus positive<br />

Entwicklung, wie der Vergleich mit der Zahl aller sozialversicherungspflichtig beschäftigten Akademiker<br />

zeigt: Sie stieg im selben Zeitraum nur um 2,4 %. Der Frauenanteil betrug zum Stichtag 50,4 % <strong>und</strong> ist damit<br />

minimal zurückgegangen. 18 % waren über 50 Jahre alt(29,3 % davon Frauen). 41 % der beschäftigten<br />

Graphiker <strong>und</strong> Designer waren jünger als 35 (2005: 39 %). Nur 5,8 % waren älter als 55 Jahre (bei den<br />

Frauen nur 3,4 %). Im Vergleich mit allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (Anteil der unter 35-<br />

Jährigen: 14 %) ist die Gruppe der Graphiker <strong>und</strong> Designer in abhängiger Beschäftigung damit sehr jung.<br />

Knapp 1.600 <strong>und</strong> damit gut 22 % aller Graphiker <strong>und</strong> Designer waren im bevölkerungsreichsten B<strong>und</strong>esland<br />

Nordrhein-Westfalen beschäftigt, 4,5 % mehr als im Vorjahr. 1.421 waren es zum Stichtag 2006 in Bayern,<br />

1.197 in Baden-Württemberg. Damit verteilen sich weit mehr als die Hälfte aller sozialversicherungspflichtig<br />

beschäftigten Graphiker <strong>und</strong> Designer auf diese drei B<strong>und</strong>esländer. In 15 B<strong>und</strong>esländern gab es Zuwächse<br />

zu verzeichnen (die Ausnahme ist das Saarland); in Bremen etwa um 18,6 %, in Schleswig-Holstein um<br />

17,9 % <strong>und</strong> in Berlin um 13,6 %.<br />

Der Großteil der angestellten Graphiker <strong>und</strong> Designer (18,2 %) war zum Stichtag 2006 in der Werbebranche<br />

beschäftigt, gefolgt vom Verlagsgewerbe (7,4 %), Unternehmensberatungen (4,8 %), der Automobilindustrie<br />

(4,4 %), Ateliers für Textil-, Schmuck- <strong>und</strong> Möbeldesign (4 %) <strong>und</strong> Softwarehäusern (3,3 %). Auch<br />

im Druckgewerbe, im Handel, in der Öffentlichen Verwaltung, in der Textil-, Schuh-, Spielwaren- <strong>und</strong> Kunststoffwarenindustrie<br />

ist eine größere Anzahl von Graphikern <strong>und</strong> Designern beschäftigt.<br />

27


„Konventionen brechen <strong>und</strong> Unerwartetes tun“<br />

Ich bin über Umwege zum Produkt-Designer geworden. Nach meiner klassischen Lehre zum technischen<br />

Zeichner habe ich noch zweieinhalb Jahre in diesem Beruf gearbeitet. Hier bekam ich den ersten Einblick in<br />

den Bereich Design. Ich entschied mich, eine weitere Schulausbildung in Richtung Gestaltung zu machen.<br />

Gleichzeitig machte ich das Fachabitur. Lust zu Lernen bekommen, setzte ich das Design-Studium drauf.<br />

Obwohl Objekt-Design eher künstlerisch ausgerichtet ist, wurden Projektarbeiten auch aus technischen Bereichen<br />

angeboten. So studierte ich in Richtung Industrie-Design, was mir inhaltlich mehr lag.<br />

Nach schlecht bezahlten Jobs <strong>und</strong> vom Arbeitsamt subventionierter Firmengründung mit einem Studien-<br />

Fre<strong>und</strong> bin ich schließlich wieder in meinen alten Beruf als technischer Zeichner zurückgegangen, wo ich<br />

den Einstieg in die CAD-Welt fand. Mit den so verbesserten Voraussetzungen erhielt ich durch eine Blindbewerbung<br />

das Angebot, wieder in meine alte Firma -das Weck-Glaswerk - als Designer <strong>und</strong> Konstrukteur zu<br />

gehen.<br />

Angestellt bin ich heute als Leiter der Konstruktionsabteilung für Glasformenbau. Das beinhaltet fertigungsrelevante<br />

Kenntnisse des Maschinenbaus, die man in einem Design-Studium in diesem Ausmaß natürlich<br />

nicht erhält. Neben der Entwurfsarbeit für neue Glaserzeugnisse für die Nahrungsmittelindustrie bin ich für<br />

die Konstruktion der Maschinenformen zuständig, die das Roh-Glas in die gewünschte Form bringen. Angefangen<br />

vom ersten K<strong>und</strong>en-Briefing bis zum Produktionsprozess bin ich in alle Schritte involviert, <strong>und</strong> das ist<br />

das Schöne an meinem Job. Das Ergebnis meiner Arbeit kann ich unmittelbar sehen.<br />

Ich glaube, außer die klassischen Schlüsselqualifikationen wie Teamfähigkeit <strong>und</strong> ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen<br />

mitzubringen, sollte man Konventionen brechen <strong>und</strong> Unerwartetes tun, sich frei machen<br />

können von bestehenden Eindrücken. Anders als die stringente Arbeitsweise der Ingenieure, die an die Physik<br />

<strong>und</strong> ihre Gesetze geb<strong>und</strong>en sind, arbeitet der Designer eher divergent, probiert mehr aus. Die Grenzen<br />

beider Disziplinen sind jedoch fließend, ohne Kenntnisse über die Machbarkeit eines Produkts ist jeder Entwurf<br />

zum Scheitern verurteilt. Darum arbeiten Produkt-Designer <strong>und</strong> Techniker oft zusammen.<br />

Der Studiengang Objekt-Design ist darauf ausgerichtet, in möglichst vielen Bereichen arbeiten zu können -<br />

vom Automobil-Design über Laden- <strong>und</strong> Messebau bis hin zur reinen Zeichenarbeit als Illustrator. Irgendwie<br />

hat man alles mal gemacht, braucht im final ausgeübten Job aber nur noch einen Bruchteil des vorher Erlernten.<br />

Viele Neu-Designer absolvieren ein Volontariat, so schreibt ein Fre<strong>und</strong> von mir jetzt für eine Handwerkerzeitung.<br />

Um auf dem Laufenden zu bleiben, muss ich mich hin <strong>und</strong> wieder mit neuen Softwareversionen auseinandersetzen.<br />

Design ist allerdings auch eine philosophisch angehauchte Disziplin <strong>und</strong> beinhaltet, dass der kreativ<br />

Schaffende ständig Dinge des täglichen Lebens aufspürt, ihren Sinn <strong>und</strong> Zweck ergründet <strong>und</strong> analysiert.<br />

Das geht einem Designer in Fleisch <strong>und</strong> Blut über. Ich kann etwa durch keinen Lebensmittelladen gehen,<br />

ohne nach neuen Glasverpackungen Ausschau zu halten.<br />

Ich würde alles wieder genau so machen, auch wenn ich auf Umwegen zum Ziel gekommen bin.<br />

Eine klassische Lehre kann von Vorteil sein. Man profitiert von der bereits erworbenen Praxis. Eine Ausbildung<br />

wird gerne von Unternehmen gesehen, im Möbel-Design ist es oft sogar Voraussetzung, Tischler zu<br />

sein.<br />

Peter Roth, Industrie-Designer, Weck GmbH, Bonn<br />

28


Legt man die Zahl der Stellen, die auch längere<br />

Zeit nach dem gewünschten Datum der Arbeitsaufnahme<br />

noch nicht besetzt waren, als Indikator für<br />

eine eventuelle Bewerberverknappung zugr<strong>und</strong>e,<br />

so fällt der Wert dieser kritischen Vakanzzeit<br />

bei Graphikern <strong>und</strong> Designern unterdurchschnittlich<br />

aus. Nur 10,7 % der Stellen für Graphiker <strong>und</strong> Designer<br />

waren zu diesem Zeitpunkt länger als sechs<br />

Monate vakant (2005: 3,6 %); bei der Gesamtheit<br />

der Stellen, die der BA gemeldet wurden, waren es<br />

16 % (2005: 9,3 %). Von einem Bewerbermangel<br />

sind die Graphiker <strong>und</strong> Designer also weit entfernt.<br />

Wo wurden 2006 die meisten Stellen für Graphiker<br />

<strong>und</strong> Designer gemeldet? Betrachtet man die politischen<br />

Kreise <strong>und</strong> kreisfreien Städte, gab es die<br />

meisten Stellenangebote in Berlin (11 % aller Stellen),<br />

gefolgt von Hamburg, München, Hannover,<br />

Düsseldorf <strong>und</strong> Leipzig.<br />

Arbeitgeber ziehen bei niedriger Bewerberzahl in<br />

dem Beruf, den sie ursprünglich für eine Stelle im<br />

Auge hatten, andere Fachrichtungen bei der Suche<br />

nach einer Arbeitskraft in Erwägung. So richtet<br />

ein Unternehmen, das einen Webdesigner<br />

sucht, aber keinen passgenauen Bewerber findet,<br />

den Blick auch auf einen Bewerber, der bisher keine<br />

Erfahrung beim Gestalten von Internetseiten<br />

sammeln konnte, aber Kenntnisse im Edtorial Design<br />

hat. Ebenso gibt es für Graphiker <strong>und</strong> Designer<br />

Berufsalternativen, die sie vielleicht nicht sofort<br />

mit ihrem Studium, ihren Fähigkeiten <strong>und</strong> Interessen<br />

in Verbindung bringen. Der Blick auf Stellenangebote<br />

für andere Berufe kann lohnen. Abgesehen<br />

von traditionell mit Gestaltern besetzten Stellen<br />

in Werbung <strong>und</strong> Marketing haben sie Chancen in<br />

der <strong>Medien</strong>planung <strong>und</strong> -beratung, als Illustratoren<br />

in Verlagen <strong>und</strong> evtl. auch als Kunstlehrer an freien<br />

Schulen oder in der Erwachsenenbildung.<br />

„Spannende Aufträge, Spaß an der Arbeit, hohe Lebensqualität“<br />

Nach meiner Ausbildung als Werbefotografin habe ich <strong>Medien</strong>wissenschaften, Soziologie <strong>und</strong> Kunstgeschichte<br />

in Frankfurt am Main studiert. Während des Studiums habe ich Praktika bei unterschiedlichen <strong>Medien</strong><br />

absolviert, erste Texte <strong>und</strong> Fotos veröffentlicht. Aufgr<strong>und</strong> meiner Doppelqualifikation konnte ich direkt<br />

nach dem Studium bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in der Text- <strong>und</strong> Bildredaktion des „hochschulanzeigers“<br />

einsteigen. Nach zwei Jahren Festanstellung wagte ich 2001 den Sprung in die Selbstständigkeit.<br />

Meine Erfahrung: Ich habe spannende Aufträge, Spaß an der Arbeit <strong>und</strong> zugleich eine hohe Lebensqualität<br />

– es könnte nicht besser sein.<br />

In der Berufspraxis zählen eher die Qualitäten als die Qualifikationen: saubere Recherche, exzellenter<br />

Schreibstil, komplexes Denken, sehr gute Allgemeinbildung <strong>und</strong> – wichtig für Fachjournalisten – f<strong>und</strong>ierte<br />

Fachkenntnisse. Nicht zu unterschätzen ist Termintreue. Ein Hochschulstudium ist auf jeden Fall gut, ein Volontariat<br />

muss meiner Erfahrung nach nicht unbedingt sein.<br />

Praktika <strong>und</strong> Einsätze als freier Mitarbeiter während des Studiums sind unbedingt empfehlenswert. Daraus<br />

können sich wertvolle Kontakte entwickeln – manchmal ergibt sich der Berufseinstieg schon während<br />

des Studiums. Um das journalistische Handwerkszeug zu lernen, eignen sich Kurse bei seriösen Seminaranbietern.<br />

Eine der wichtigsten Maßnahmen: Sich nicht auf einen Weg oder auf einen Arbeitgeber versteifen,<br />

sondern offen bleiben, optimistisch <strong>und</strong> pragmatisch. So lange es der Wirtschaft gut geht, gibt es auch<br />

viele Jobs in der <strong>Medien</strong>industrie. Meiner Erfahrung nach haben es freie Journalisten sowohl in Phasen des<br />

Aufschwungs als auch im Abschwung leichter als fest angestellte Redakteure, sich immer wieder neu aufzustellen<br />

<strong>und</strong> spannende Jobs zu finden. Ich habe den Eindruck, dass die Zahl der Jobangebote derzeit steigt.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich sollten sich Berufseinsteiger aber fragen, was ihnen wichtiger ist: ein inhaltlich interessanter<br />

Job oder die vermeintliche Sicherheit einer Festanstellung?<br />

Anne Jacoby, Freie Journalistin, Frankfurt am Main<br />

29


Was Arbeitgeber erwarten<br />

Arbeitgeber haben in der Regel sehr hohe fachliche<br />

Anforderungen. Von Berufseinsteigern werden gute<br />

Studienleistungen <strong>und</strong> ein zügig absolviertes Studium<br />

erwartet. Ausführliche Einblicke in die Praxis<br />

- etwa als freier Mitarbeiter in den Agenturalltag -<br />

sollte ein Absolvent, der sich bewirbt, auf jeden Fall<br />

schon gesammelt haben. Berufserfahrung steht bei<br />

vielen Arbeitgebern ganz oben auf der Wunschliste.<br />

Eine Stichprobe von den 2006 bei der B<strong>und</strong>esagentur<br />

für Arbeit gemeldeten Stellen für Graphiker<br />

<strong>und</strong> Designer macht deutlich: Die idealen Bewerber<br />

sollten Fachkenntnisse in den Bereichen Entwurf,<br />

digitale Bildbearbeitung (hier vor allem Photoshop),<br />

in Layout, K<strong>und</strong>enberatung <strong>und</strong> graphischer<br />

Darstellung haben. Desöfteren forderten die Arbeitgeber<br />

auch Fähigkeiten <strong>und</strong> Erfahrung in Innenarchitektur,<br />

Textil- <strong>und</strong> Materialk<strong>und</strong>e, Planung <strong>und</strong><br />

Computeranimation. Im Bereich IT-Anwendungen<br />

wurden in den Stellenangeboten vor allem Kenntnisse<br />

in Indesign, Freehand, Illustrator, QuarkX-<br />

Press <strong>und</strong> Macromedia Flash gefordert. Im Bereich<br />

Design wurden vor allem allgemeine Kenntnisse<br />

verlangt; bei den spezifischen Fachkenntnissen lagen<br />

Graphikdesign, <strong>Medien</strong>- <strong>und</strong> Webdesign vorne,<br />

gefolgt von Mode- <strong>und</strong> Textildesign, Farbgestaltung,<br />

Fotodesign, Fahrzeugdesign, Möbeldesign<br />

<strong>und</strong> Screendesign. Industrie- <strong>und</strong> Produktdesigner<br />

wurden nur sehr vereinzelt gesucht.<br />

Sehr gute Englischkenntnisse forderten so gut wie<br />

alle Arbeitgeber in den Stellenangeboten; weitere<br />

Fremdsprachen nur vereinzelt, zum Beispiel Französisch<br />

<strong>und</strong> Russisch.<br />

Soft Skills sind in der Wirtschaft immer stärker gefragt.<br />

Glaubt man Unternehmensbefragungen <strong>und</strong><br />

vielen Stellenannoncen, sind sie je nach zu besetzender<br />

Position sogar wichtiger als fachliche<br />

Kenntnisse. Zu ihnen gehören kognitive, kommu-<br />

„Eigene Erfahrung ist die beste Entscheidungsgr<strong>und</strong>lage“<br />

Die Kreativwirtschaft - <strong>und</strong> mit ihr die Designbranche - wird erfreulicherweise von Statistikern <strong>und</strong> Politikern<br />

mittlerweile als Wachstumsmotor <strong>und</strong> Hoffnungsträger der deutschen <strong>und</strong> europäischen Wirtschaft angesehen.<br />

Als Europas größter Berufsverband selbstständiger Designer denkt die Allianz deutscher Designer<br />

(AGD) natürlich auch über nationale Grenzen hinweg - im europäischen Binnenmarkt liegt noch ein großes<br />

ungenutztes Potenzial für deutsche Designer.<br />

Die Selbstständigkeit ist <strong>und</strong> bleibt die klassische Form der Berufsausübung, den Gr<strong>und</strong>pfeiler der Designberufe<br />

bilden viele unabhängige „Mikro-Unternehmen“. Für Auftraggeber bedeutet die Zusammenarbeit mit<br />

externen Dienstleistern mehr Flexibilität, daher wird der Anteil unabhängiger Designbüros auch in Zukunft<br />

eher steigen als fallen. Vor jeder Entscheidung pro Selbstständigkeit sollte die gründliche Information <strong>und</strong><br />

das Abwägen der Vor- <strong>und</strong> Nachteile stehen. Ob jemand lieber als Unternehmer oder Angestellter arbeitet,<br />

ist sicher eher eine Charakterfrage. Hier rate ich jedem unentschlossenen jungen Designer, den Mut zum<br />

Kennenlernen beider Wege aufzubringen. Eigene Erfahrung ist die beste Entscheidungsgr<strong>und</strong>lage <strong>und</strong> es<br />

hilft, immer daran zu denken, dass nichts für die Ewigkeit gemacht ist <strong>und</strong> dass auch Umwege Wege zum<br />

Ziel sind.<br />

Neben oft sehr spezialisierten berufsfachlichen Anforderungen ist für einen selbstständigen Designer natürlich<br />

die berufswirtschaftliche Qualifikation von entscheidender Bedeutung. Kalkulation von Designleistungen<br />

<strong>und</strong> Nutzungslizenzen, Akquise, Kenntnisse in Rechts- <strong>und</strong> Steuerfragen sowie allgemeiner Unternehmensführung<br />

sind unverzichtbare Gr<strong>und</strong>lagen. Eine ständige Weiterbildung ist hier unabdingbar.<br />

Jürgen Grothues, stellvertretender Vorstandsvorsitzender AGD Allianz deutscher Designer e.V.<br />

30


nikative <strong>und</strong> soziale Kompetenzen sowie Persönlichkeitsmerkmale.<br />

Gestalter sollten ihre vielfältigen<br />

Stärken im Bereich Schlüsselqualifikationen - auch<br />

jenseits der Kreativität - erkennen <strong>und</strong> damit potenzielle<br />

Arbeitgeber überzeugen.<br />

Was die Soft Skills betrifft, erwarteten Arbeitgeber<br />

von Graphikern <strong>und</strong> Designern natürlich vor<br />

allem Kreativität, gefolgt von Flexibilität, Kontaktfähigkeit,<br />

Organisationsfähigkeit, selbstständiger Arbeitsweise,<br />

Team- <strong>und</strong> Kritikfähigkeit sowie Lernbereitschaft.<br />

Häufiger tauchten auch Einfühlungsvermögen,<br />

Sorgfalt <strong>und</strong> unternehmerisches Denken in<br />

den Stellenanzeigen auf.<br />

Chancen im Ausland<br />

Die Chancen im Ausland eine Beschäftigung zu finden,<br />

richten sich unter anderem nach der Ausbildung,<br />

der Berufserfahrung, der Auslandskompetenz,<br />

aber auch dem Zielberuf, der Zielregion <strong>und</strong><br />

dem örtlichen Arbeitsmarkt. Somit ist es gerade im<br />

Bereich Graphik <strong>und</strong> Design aufgr<strong>und</strong> seiner Vielfältigkeit<br />

<strong>und</strong> der unterschiedlichen Formen der Beschäftigungsverhältnisse<br />

schwierig, ein genaues<br />

Abbild des Arbeitsmarktes im Ausland zu erstellen.<br />

<strong>und</strong> Industrie-Designer. Für sie gehen die Prognosen<br />

der österreichischen Arbeitsverwaltung von einer<br />

gering zunehmenden Nachfrage aus.<br />

In der Schweiz ist die Situation ähnlich wie im<br />

Nachbarland Österreich. Verlässliche Zahlen, anhand<br />

derer sich der Markt beschreiben ließe, liegen<br />

nicht vor. Laut Swiss Design Association sieht<br />

der Arbeitsmarkt für Designer alles andere als rosig<br />

aus. Nur wenige Designer arbeiten als Angestellte<br />

vorwiegend in großen Unternehmen im industriellen<br />

Bereich. Der überwiegende Teil ist selbstständig.<br />

Die Anzahl der selbstständigen Designer dürfte<br />

aufgr<strong>und</strong> der Outsourcingprozesse vergangener<br />

Jahre noch zugenommen haben. Zusätzlich strömen<br />

immer wieder auch erfolgreiche Quereinsteiger<br />

aus handwerklichen Berufen auf den Markt.<br />

Das lässt den Konkurrenzdruck zunehmen, aber<br />

gleichzeitig das Lohnniveau abnehmen.<br />

Etwas entspannter stellt sich die Lage für die Beschäftigten<br />

dieser Berufsgruppe in der Werbebranche<br />

dar. Die Auftragslage der Wirtschaft hat angezogen,<br />

<strong>und</strong> die Nachfrage nach Werbung <strong>und</strong> graphischer<br />

Gestaltung nimmt langsam wieder zu.<br />

Im Dezember 2006 waren der Arbeitsverwaltung<br />

in Österreich 93 Graphiker <strong>und</strong> Designer arbeitslos<br />

gemeldet. Dies sind vier mehr als im Vorjahr. Allerdings<br />

dürfte die Zahl der tatsächlich Arbeitslosen<br />

höher gelegen haben, da davon auszugehen<br />

ist, dass nicht alle arbeitslosen Graphiker <strong>und</strong> Designer<br />

sich auch arbeitslos gemeldet hatten, sondern<br />

versucht haben dürften, sich nach dem Verlust ihres<br />

Arbeitsplatzes als Freie zu verdingen.<br />

Für sie war im Dezember 2006 keine einzige offene<br />

Stelle gemeldet. Das liegt daran, dass zum einen<br />

dieser vergleichweise kleinen Berufsgruppe nur relativ<br />

wenige Personen angehören <strong>und</strong> zum anderen<br />

unverkennbar der Beschäftigungstrend weg<br />

vom klassischen Angestelltenverhältnis hin zu projektbezogener<br />

<strong>und</strong> freiberuflicher Tätigkeit geht. Ein<br />

weiterer Gr<strong>und</strong> liegt darin, dass dieser Arbeitsmarkt<br />

von einer großteils gleichbleibenden Nachfrage<br />

nach Arbeitskräften geprägt ist.<br />

Etwas günstigere Bedingungen bestehen für industrie-<br />

<strong>und</strong> wirtschaftsnahe Berufe, wie Artdirector<br />

31


4. Kurz gefasst:<br />

Dolmetscher <strong>und</strong> Übersetzer<br />

Aktuelle Beschäftigungschancen<br />

Arbeitgeber machen zwischen Dolmetschern <strong>und</strong><br />

Übersetzern in der Regel keine Unterschiede, weshalb<br />

beide Berufe an dieser Stelle auch gemeinsam<br />

betrachtet werden. Die einzigen Ausnahme<br />

sind die Simultandolmetscher, deren Markt aber<br />

extrem klein <strong>und</strong> fast ausschließlich von Freiberuflichkeit<br />

geprägt ist. Sprachmittlerfunktionen sind<br />

seit Jahren Gegenstand von Outsourcing - selbst<br />

in großen Unternehmen.<br />

Die Lage auf dem Arbeitsmarkt für Dolmetscher<br />

<strong>und</strong> Übersetzer bleibt also weiterhin schwierig. Im<br />

Vergleich September 2006 zu September 2005 ist<br />

der Bestand an arbeitslosen Dolmetschern <strong>und</strong><br />

Übersetzern um 22,7 % auf 3.048 gestiegen. Der<br />

Frauenanteil betrug am Stichtag 2006 66 %, zwei<br />

Prozent weniger als im Vorjahr. Gut 27 % der Arbeitslosen<br />

waren unter 35 Jahre alt, 11 % über 55<br />

Jahre. Fast 43 % waren länger als ein Jahr arbeitslos.<br />

Damit liegen die Dolmetscher <strong>und</strong> Übersetzer,<br />

was die Dauer der Arbeitslosigkeit angeht, im<br />

Schnitt aller Arbeitslosen.<br />

Die meisten offenen Stellen für Dolmetscher <strong>und</strong><br />

Übersetzer gab es 2006 mit 23 % aller der B<strong>und</strong>esagentur<br />

für Arbeit gemeldeten Stellen in Übersetzungsbüros,<br />

bei Dienstleistern wie Messe- <strong>und</strong><br />

Kongressveranstaltern oder Call-Centern, Auktionshäusern<br />

oder Künstlervermittlungen. Offene Stellen<br />

gab es außerdem in Softwarehäusern, im Sozialwesen,<br />

bei Unternehmensberatungen <strong>und</strong> in der<br />

Öffentlichen Verwaltung.<br />

Fast 19 % der Stellenmeldungen bei den Agenturen<br />

für Arbeit kamen von Zeitarbeitsfirmen, so<br />

dass hier die Wirtschaftsbereiche, die einen Dolmetscher<br />

oder Übersetzer suchten, nicht bekannt<br />

sind. Gleichzeitig deutet der hohe Anteil der Zeitarbeitsbranche<br />

darauf hin, dass diese Arbeitsform für<br />

Dolmetscher <strong>und</strong> Übersetzer gängige Praxis ist. Arbeitgeber<br />

greifen darauf zurück, um Auftragsspitzen<br />

abzudecken. Arbeitnehmer lassen sich darauf<br />

ein, um Berufserfahrung zu sammeln <strong>und</strong> der Arbeitslosigkeit<br />

zu entgehen.<br />

Beschäftigungsentwicklung<br />

Am 30. Juni 2006 gab es in Deutschland 2.814 sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigte mit Hochschulabschluss<br />

<strong>und</strong> dem Erwerbsberuf Dolmetscher<br />

oder Übersetzer, 2,5 % mehr als im Vorjahr.<br />

Der Frauenanteil betrug 70,1 %. Gut 22 %, also<br />

622, aller Dolmetscher <strong>und</strong> Übersetzer waren in<br />

Baden-Württemberg beschäftigt, gefolgt von Nordrhein-Westfalen<br />

(21,7 %), Bayern (14,4 %) <strong>und</strong><br />

Berlin 11,2 %).<br />

13,7 % (385) Dolmetscher <strong>und</strong> Übersetzer waren<br />

zum Stichtag im Bereich Auswärtige Angelegenheiten<br />

<strong>und</strong> Verteidigung beschäftigt, 11,5 % bei<br />

Übersetzungsdiensten, 11,4 % in der Softwareentwicklung,<br />

6,3 % in der Öffentlichen Verwaltung <strong>und</strong><br />

4,4 % in Rechts-, Steuer- <strong>und</strong> Unternehmensberatungen.<br />

In größerer Zahl waren Dolmetscher <strong>und</strong><br />

Übersetzer auch im Fahrzeugbau, bei Organisationen<br />

der Bildung, Wissenschaft, Forschung <strong>und</strong><br />

Kultur sowie an Universitäten beschäftigt.<br />

Was Arbeitgeber erwarten<br />

Eine Stichprobe aus allen im Jahr 2006 der B<strong>und</strong>esagentur<br />

für Arbeit gemeldeten Stellen für Dolmetscher<br />

<strong>und</strong> Übersetzer zeigt: Die von Arbeitgebern<br />

meistgefragte Sprache - jeweils in Kombination<br />

mit einer weiteren Sprache - ist Deutsch, dicht<br />

gefolgt von Englisch. Es folgen Amerikanisches<br />

Englisch, Chinesisch, Französisch, Slowakisch,<br />

Italiensich <strong>und</strong> Niederländisch. Außerdem wollen<br />

viele Arbeitgeber Dolmetscher <strong>und</strong> Übersetzer mit<br />

Kenntnissen der einzelnen Wirtschaftssprachen.<br />

Weitere gefragte Hard Skills bei Dolmetschern <strong>und</strong><br />

Übersetzern sind gute Kenntnisse in MS-Office,<br />

der Übersetzungs- <strong>und</strong> Sprachsoftware Trados <strong>und</strong><br />

Transit, in Textverarbeitung, technischer Fachterminologie,<br />

computergestütztem Übersetzen, Marketing<br />

<strong>und</strong> Vertrieb sowie Projektmanagement. Technisches<br />

Verständnis gehört ebenfalls zu den nachgefragtesten<br />

Hard Skills.<br />

Zu den gefragtesten Soft Skills gehören eine<br />

selbstständige Arbeitsweise, sprachliche Ausdrucksfähigkeit,<br />

Verantwortungsbewusstsein, Sorgfalt,<br />

Flexibilität <strong>und</strong> Kontaktfähigkeit.<br />

32


5. Die Stellensuche<br />

Manche Defizite erschweren Bewerbern die Stellensuche<br />

besonders. Dazu gehören zum Beispiel<br />

veraltetes Fachwissen, bei Journalisten längere<br />

Veröffentlichungspausen, bei Gestaltern die letzten<br />

Versionen der gängigen Software nicht zu beherrschen.<br />

Davon sind besonders Bewerber betroffen,<br />

die schon länger arbeitslos sind, oder Frauen, die<br />

etwa nach der Elternzeit in den Beruf zurückkehren<br />

wollen. Auch fehlende fachliche Flexibilität <strong>und</strong><br />

eingeschränkte Mobilität können ein Hindernis bei<br />

der Stellensuche sein. Schwieriger in ein neues Arbeitsverhältnis<br />

zu vermitteln sind außerdem Bewerber,<br />

denen Berufserfahrung fehlt, die unbekannte<br />

oder nicht anerkannte ausländische Hochschulabschlüsse<br />

haben oder falsche Gehaltsvorstellungen.<br />

Die Agenturen für Arbeit können helfen, Defizite<br />

auszugleichen. Ein erster Ansatz ist, die Bewerbungsstrategie<br />

von der Analyse der eigenen Stärken<br />

<strong>und</strong> Schwächen über die Suche nach Adressen<br />

passender Arbeitgeber bis hin zur Bewerbungsmappe<br />

<strong>und</strong> zum Vorstellungsgespräch neu<br />

zu entwerfen. Dies gelingt im Einzelfall in individuellen<br />

Beratungsgesprächen. Reichen diese nicht<br />

aus, bieten einige Arbeitsagenturen spezielle Bewerbungsseminare<br />

oder Bewerbungscoaching an.<br />

Trainingsmaßnahmen in Betrieben, Eingliederungszuschüsse<br />

für Arbeitgeber sowie die Erstattung der<br />

Bewerbungs- <strong>und</strong> Fahrtkosten von Bewerbern sind<br />

weitere Hilfestellungen bei der Stellensuche, die<br />

von den Agenturen für Arbeit angeboten werden.<br />

Existenzgründung<br />

Für Journalisten, Graphiker oder Designer kann der<br />

Weg in die Selbstständigkeit oder freiberufliche Tätigkeit<br />

eine Möglichkeit sein, die Arbeitslosigkeit zu<br />

beenden oder eigene Ideen verwirklichen zu können.<br />

Auch 2006 entschied sich eine Reihe von Arbeitnehmern<br />

für diese Option. Gerade Kreativen<br />

bieten sich vielfältige Möglichkeiten, ihr Wissen,<br />

ihre Schöpferkraft <strong>und</strong> ihre Fähigkeiten als selbstständige<br />

Dienstleistung zu vermarkten – etwa als<br />

freier Journalist oder Graphiker.<br />

Möglichkeiten der Stellensuche im Ausland<br />

• Stellenteile deutscher Zeitungen <strong>und</strong> Zeitschriften: Sie geben allerdings das tatsächlich vorhandene Volu<br />

men an offenen Stellen für Journalisten <strong>und</strong> Gestalter im Ausland nur sehr begrenzt wieder.<br />

• Einschlägige Zeitungen des Wunschlandes oder die Recherche in deren Job-Portalen im Internet<br />

• Internationale Seiten von Online-Jobbörsen: Sie lassen sich über das Arbeitsmarktportal der B<strong>und</strong>esagentur<br />

für Arbeit einfach erschließen: www.arbeitsagentur.de > Jobbörse.<br />

• Die Online-Jobbörse der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit bietet die Möglichkeit, gezielt nach Stellen im Ausland<br />

zu suchen.<br />

• Wer unmittelbar auf die im europäischen Netzwerk EURES der nationalen Arbeitsverwaltungen<br />

(European Employment Services) ausgeschriebenen Stellen zugreifen will, nutzt die EURES-Homepage<br />

http://europa.eu.int/eures.<br />

• Bewerbung auf eine freie Position bei einer ausländischen Tochter des derzeitigen Arbeitgebers oder<br />

eines anderen deutschen Unternehmens<br />

• Direktbewerbung bei einem ausländischen Unternehmen: Dabei haben Natives oft die Nase vorn; es sei<br />

denn, das Unternehmen sucht ausdrücklich einen Mitarbeiter aus Deutschland. Wem es ohne Umweg<br />

gelingt, im Ausland einen Arbeitsplatz zu finden, sollte bedenken, dass er dort ortsüblich bezahlt wird.<br />

Je nach Land kann das Gehalt mehr oder weniger deutlich unter dem in Deutschland üblichen liegen,<br />

aber natürlich auch darüber. Da sich die in dem jeweiligen Land ausgeschriebenen Stellen an Bürger<br />

dieses Landes richten, sind zumindest außerhalb der EU die zum Teil restriktiven aufenthaltsrechtlichen<br />

Bestimmungen zu beachten.<br />

33


Nur eine gründliche Vorbereitung macht die Existenzgründung<br />

zu einer Erfolgsgeschichte. Dazu gehört<br />

auch eine kritische Selbstanalyse. Neben der<br />

fachlichen <strong>und</strong> betriebswirtschaftlichen Kompetenz<br />

eines Selbstständigen sind unter Umständen Führungsqualitäten<br />

oder eine besonders große Flexibilität<br />

<strong>und</strong> Belastbarkeit <strong>und</strong> die Unterstützung durch<br />

das persönliche Umfeld von großer Bedeutung für<br />

den Erfolg <strong>und</strong> die berufliche Zufriedenheit.<br />

Neben der tragfähigen Geschäftsidee sind bei einer<br />

Existenzgründung Fragen der Finanzierung, des<br />

Standortes <strong>und</strong> der Konkurrenzsituation zu klären.<br />

Als hilfreich erweist es sich oft für den angehenden<br />

Unternehmer, bei diesen Schritten fachk<strong>und</strong>ige Beratung<br />

in Anspruch zu nehmen. Berufs- <strong>und</strong> Branchenverbände<br />

bieten Informationen <strong>und</strong> Checklisten<br />

zur Existenzgründung an, auch die Industrie<strong>und</strong><br />

Handelskammern sind Ansprechpartner.<br />

Die Agenturen für Arbeit können den Weg zur Existenzgründung<br />

unterstützen, indem sie arbeitslosen<br />

Bewerbern die Teilnahme an Existenzgründerseminaren<br />

oder Coaching finanzieren. Soweit sinnvoll<br />

<strong>und</strong> möglich, helfen sie mit dem Finanzierungsinstrument<br />

Gründungszuschuss für höchstens 15 Monate<br />

über die Startphase hinweg.<br />

Mehr Informationen zum Thema Gründung enthält<br />

die Internet-Plattform der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit<br />

(www.arbeitsagentur.de, Bürgerinnen & Bürger ><br />

Arbeit <strong>und</strong> Beruf > Selbstständigkeit). Mit dem Titel<br />

„Hinweise <strong>und</strong> Hilfen zur Existenzgründung -<br />

neu: Gründungszuschuss“ ist dort auch eine aktuelle<br />

Broschüre zu finanziellen <strong>und</strong> anderen wichtigen<br />

Aspekten der Unternehmensgründung zu finden.<br />

Informationen zur Arbeit als freier Journalist<br />

<strong>und</strong> zur Selbstständigkeit von Journalisten sind<br />

auf der Webseite des Deutschen Journalisten-Verbandes<br />

(DJV) unter www.djv.de <strong>und</strong> auf den Seiten<br />

der Deutschen Journalistinnen- <strong>und</strong> Journalisten-Union<br />

(DJU) unter http://dju.verdi.de/ zu finden.<br />

Wer sich als Designer selbstständig machen<br />

will, findet bei der Allianz deutscher Designer unter<br />

www.agd.de Informationen.<br />

Sechs wichtige Regeln<br />

1. Frühzeitig vorbereiten<br />

Für die Vorbereitung auf das Erwerbsleben ist es<br />

nie zu früh. Ehrenamtliches Engagement, Teamfähigkeit<br />

<strong>und</strong> Fremdsprachenkenntnisse interessieren<br />

alle Arbeitgeber. Sie sich anzueignen oder unter<br />

Beweis zu stellen, ist vor <strong>und</strong> während des Studiums<br />

möglich. Im Hinblick auf die Bewerbungsmappe<br />

lohnt es sich, dafür schriftliche Nachweise<br />

zu sammeln. Sowohl für Journalisten als auch für<br />

Gestalter ist freie Mitarbeit in Redaktionen bzw.<br />

Agenturen schon während des Studiums zu empfehlen.<br />

2. Rechtzeitiger Blick auf den Arbeitsmarkt<br />

Für Studierende gilt: Der Beginn des Hauptstudiums<br />

ist der richtige Zeitpunkt für eine erste Beratung<br />

über die späteren Möglichkeiten am Arbeitsmarkt.<br />

Der Bewerber, der weiß, in welchen Branchen<br />

<strong>und</strong> Fachgebieten er starten möchte, kann<br />

Wahlfächer, Studentenjobs, Praktika oder Diplomarbeitsthemen<br />

entsprechend zielgerichtet auswählen.<br />

Wichtig auch hier: Bescheinigungen, Zeugnisse,<br />

Arbeitsproben etc. sammeln. Wer sich früh<br />

ein Berufsziel setzt <strong>und</strong> soviel wie möglich dafür<br />

tut, dieses Ziel zu erreichen, hat gute Chancen. Berufserfahrene<br />

ohne Job sollten mit der Suche nach<br />

einem neuen Arbeitsplatz so früh wie möglich beginnen.<br />

Zwischen dem Zeitpunkt, ab dem der Verlust<br />

des Arbeitsplatzes bekannt wird, bis zum tatsächlichen<br />

Ende des Arbeitsvertrages vergehen oft<br />

Monate. Wer sich in diesem Zeitraum bewirbt, hat<br />

die Chance, unmittelbar nach dem Ende des alten<br />

Beschäftigungsverhältnisses ein neues zu finden.<br />

3. Networking<br />

Ob während eines Praktikums, im Sportverein, in<br />

einer studentischen Verbindung oder bei den Alumnis:<br />

Es zahlt sich aus, ein Netzwerk von Kontakten<br />

zu knüpfen - nicht nur, aber auch bei der Stellensuche.<br />

Wer sein Netzwerk regelmäßig <strong>und</strong> aktiv<br />

pflegt, hat mehr davon. Auch die Balance von Geben<br />

<strong>und</strong> Nehmen sichert sein Funktionieren.<br />

4. Mobil <strong>und</strong> fachlich flexibel sein<br />

Regionale <strong>und</strong> fachliche Flexibilität sowie ein gehöriges<br />

Maß an Eigeninitiative erleichtern die Arbeitsplatzsuche.<br />

Das gilt für Neueinsteiger <strong>und</strong> Berufserfahrene<br />

in gleicher Weise.<br />

34


5. Stellensuche<br />

Möglichkeiten, einen Arbeitsplatz zu finden,<br />

bieten die Agenturen für Arbeit, Stellenmärkte in<br />

Zeitungen <strong>und</strong> Zeitschriften, Internet-Stellenbörsen<br />

(beispielsweise die der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit<br />

unter www.arbeitsagentur.de), Homepages von Unternehmen,<br />

private <strong>und</strong> berufliche Netzwerke, Recruiting-Veranstaltungen<br />

(online zum Beispiel unter<br />

www.berufsstart.de oder www.jungekarriere.com),<br />

Fachmessen (zu finden unter www.auma.de),<br />

Aushänge in Seminaren <strong>und</strong> an anderen Stellen.<br />

Auch der Weg über Zeitarbeitsunternehmen kann<br />

für Journalisten <strong>und</strong> Gestalter Erfolg versprechend<br />

sein <strong>und</strong> zum Beispiel Zeiten der Suche nach<br />

einem festen Job überbrücken.<br />

6. Anschreiben <strong>und</strong> Unterlagen<br />

Anschreiben <strong>und</strong> Bewerbungsunterlagen, ob per<br />

Post oder elektronisch versandt, müssen auf das<br />

gegebenenfalls vorhandene Stellenangebot eingehen<br />

<strong>und</strong> inhaltlich wie formal hohen Qualitätsansprüchen<br />

genügen. Ratgeber zum Thema gibt es in<br />

Buchhandlungen <strong>und</strong> Bibliotheken sowie in den Berufsinformationszentren<br />

der Agenturen für Arbeit.<br />

„Den Zeitgeist zu kennen ist wichtig“<br />

Im Alter von neun Jahren habe ich die Aquarell-Maltechnik erlernt, mit 14 machte ich mein erstes Praktikum<br />

in einer Werbeagentur <strong>und</strong> war fasziniert davon, in welcher Geschwindigkeit aus einer Bleistiftskizze<br />

eine fertig gedruckte Anzeige für eine Zeitschrift entsteht. Später studierte ich dann „Visuelle Kommunikation“<br />

<strong>und</strong> machte mein Diplom als Graphik-Designerin. Während meines Studiums habe ich schon kleine<br />

Aufträge bearbeitet. Richtig eingestiegen in die Welt der Werbung bin ich dann nach dem Studium bei einer<br />

Düsseldorfer Werbeagentur; dort bekam ich eine Festanstellung. Seit ich mich selbstständig gemacht habe,<br />

weiß ich meinen Beruf noch mehr zu schätzen. Weil er noch vielseitiger geworden ist, was die Branchen angeht,<br />

<strong>und</strong> ich noch mehr K<strong>und</strong>en-Kontakt habe <strong>und</strong> meine Ideen selbst präsentieren kann.<br />

Viele Dinge, die ich während meines Studiums gelernt habe, sind mir noch sehr präsent <strong>und</strong> kommen immer<br />

wieder zum Einsatz. Aber für einen Graphik-Designer ist es auch wichtig ständig am Ball zu bleiben <strong>und</strong><br />

sein Wissen immer wieder zu aktualisieren, was die neueste Technik <strong>und</strong> aktuelle Programme angeht. Da<br />

ich viel mit Druckereien <strong>und</strong> Agenturen zusammenarbeite, die immer „up to date“ sind, ist es für mich auch<br />

sehr wichtig, immer auf dem aktuellen Level zu sein. Ich habe zum Beispiel durch Weiterbildung das Erstellen<br />

von Websites <strong>und</strong> Flash-Animationen erlernt. Auch im Bereich Design <strong>und</strong> Layout ist es wichtig, den<br />

Zeitgeist zu kennen <strong>und</strong> - ohne sich <strong>und</strong> seinem Stil untreu zu werden - immer zu wissen, was zurzeit im<br />

Bereich Graphik-Design, Typografie <strong>und</strong> Layout gerne gesehen <strong>und</strong> angesagt ist.<br />

Wichtig ist Praxis-Erfahrung, wenn man frisch von der Uni oder Fachhochschule kommt. Wenn man nicht<br />

gleich einen Job bekommt, sollte man zunächst ein Praktikum in einer Werbeagentur machen, um die Branche<br />

kennenzulernen <strong>und</strong> Kontakte zu knüpfen. In Werbeagenturen wird oft unter hohem Zeitdruck gearbeitet,<br />

<strong>und</strong> da ist es wichtig, teamfähig zu sein, die Ideen anderer anzunehmen <strong>und</strong> nicht sich selbst in jeder<br />

Kampagne verwirklichen zu wollen. Von großem Vorteil ist es auch, die gängigen Graphik-Computer-Programme<br />

zu kennen <strong>und</strong> bestenfalls schon zu beherrschen, wenn man mit dem Studium fertig ist.<br />

Während meiner jahrelangen Festanstellung habe ich unglaublich viel gelernt, <strong>und</strong> diese Erfahrung ist ein<br />

großer Schatz, aus dem ich nun in der Selbstständigkeit schöpfen kann. Praxiserfahrung sollte unbedingt<br />

vorhanden sein, wenn man sich als Graphik-Designer selbstständig macht. Die Selbstständigkeit ist auch<br />

nicht für jeden das Richtige. Man braucht viel Idealismus <strong>und</strong> muss unbedingt überzeugt sein von dem was<br />

man tut. Wenn es zeitlich eng wird, braucht man starke Nerven <strong>und</strong> man darf auch nicht gleich das Handtuch<br />

werfen, wenn mal weniger zu tun ist. Zu jeder Zeit sollte man an sich glauben <strong>und</strong> daran, dass man<br />

den richtigen Weg eingeschlagen hat.<br />

Betty Roth, selbstständige Graphikdesignerin, Sechtem<br />

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Impressum<br />

Herausgeber:<br />

B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit<br />

Zentrale Auslands- <strong>und</strong> Fachvermittlung (ZAV)<br />

Arbeitsmarkt-Informationsservice (AMS)<br />

Villemombler Str. 76<br />

53123 Bonn<br />

Tel.: 02 28 / 7 13 – 0<br />

E-Mail: bonn-zav.ams@arbeitsagentur.de<br />

Internet: www.arbeitsagentur.de<br />

Autoren:<br />

Marion Rang (ZAV)<br />

Oliver Rühl (ZAV)<br />

Mark Heinz (ZAV)<br />

Download:<br />

www.ba-bestellservice.de<br />

Der Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers <strong>und</strong><br />

Quellenangabe gestattet.<br />

ZAV - 115 - 0085 - 06/07<br />

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