Erfahrungen und Werte im Lichte des Studiums - Bundesministerium ...
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liegt, dass es sich um einen „echten Menschen“ handelt. Hier hat ganz klar<br />
ein <strong>Werte</strong>wandel stattgef<strong>und</strong>en, der natürlich parallel zu den gesellschaftlichen<br />
<strong>und</strong> politischen Veränderungen geschah, aber ich habe das damals nicht historisch,<br />
sondern absolut gesehen <strong>und</strong> war wirklich depr<strong>im</strong>iert.<br />
Kleists ästhetische Spinnereien – <strong>und</strong> ich sage das mit Respekt, denn ich<br />
halte ihn für einen der interessantesten Autoren überhaupt – sind als Ideen <strong>im</strong>mer<br />
noch interessant <strong>und</strong>, etwas interdisziplinärer gedacht, als Ausdruck seines<br />
Welt- <strong>und</strong> Menschenbil<strong>des</strong> sehr ergiebig, aber: Die Theatertheorie ist für die<br />
Theaterpraxis weniger wichtig als umgekehrt, <strong>und</strong> das soll auch so sein. Die<br />
Erfahrung schlägt in der Praxis die (ästhetischen) Wertvorstellungen haushoch,<br />
denn Wertvorstellungen sind oft auch ein Korrektiv, eine Einschränkung <strong>und</strong><br />
eine Zensur, oder wie mein geschätzter Prof. Rolf Stahl so treffend zu sagen<br />
pflegte: „...darum ist politische Kunst meistens schlecht.“<br />
Das war eine der wichtigsten Erkenntnisse aus dem Schauspielstudium:<br />
dass nämlich die Theorie für die Spielpraxis gar nichts taugt. Und da wäre<br />
Kleist sicher wieder meiner Meinung, denn ein Schauspieler, der die ganze Zeit<br />
angestrengt nachdenkt über das was er tut; genau davor graute ihm ja so sehr.<br />
Wenn man Kunst studiert, dann ist die Entscheidung, danach eine Dissertation<br />
in Angriff zu nehmen, fast wie noch einmal etwas völlig anderes zu studieren.<br />
Herangehensweise, Studienalltag, Arbeitsweise <strong>und</strong> Methoden sind gr<strong>und</strong>legend<br />
anders (vor allem ist man auf sich allein gestellt, anstatt in eine Gruppe<br />
<strong>und</strong> einen verschulten Studienplan eingeb<strong>und</strong>en), ähnlich bleibt lediglich der<br />
Inhalt. Trotzdem habe ich es getan, <strong>und</strong> die Entscheidung dafür war stärker als<br />
bei meinem Magisterstudium von Erfahrung beeinflusst. Vielleicht weil sich<br />
<strong>Werte</strong> als unbeständiger erwiesen haben als gedacht.<br />
Was ich hier über <strong>Werte</strong> <strong>und</strong> <strong>Erfahrungen</strong> geschrieben habe, ist nicht repräsentativ<br />
dafür, wie ich darüber in anderen Belangen denke. Ich würde in vielem<br />
<strong>Werte</strong> den <strong>Erfahrungen</strong> überordnen, besonders wenn es um kollektive Belange<br />
geht. Aber mir als Individuum sind letztlich die <strong>Erfahrungen</strong> näher.<br />
Global studies<br />
von Verena Schaupp,<br />
Stipendiatin <strong>des</strong> Club Alpbach Steiermark<br />
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