Erfahrungen und Werte im Lichte des Studiums - Bundesministerium ...
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„Sei tolerant, zeige Solidarität <strong>und</strong> Respekt, schätze die Demokratie, Freiheit<br />
<strong>und</strong> Menschenrechte“ - durch eine adäquate Erziehung sind das die Worte, die<br />
einem recht bald auch unter dem Synonym „<strong>Werte</strong>“ geläufig sind.<br />
Eingangs sei zu erwähnen, dass <strong>Werte</strong> aktiv <strong>und</strong> passiv gelebt werden können.<br />
Wir können auf der einen Seite unserem Umfeld Respekt <strong>und</strong> Solidarität<br />
zeigen oder etwa dem politischen Wahlrecht nachgehen. Wenn wir aber auf der<br />
anderen Seite unnachhaltige Produkte kaufen oder einen verschwenderischen<br />
Lebensstil führen, geschieht dies meist auf Kosten Dritter. Als Beispiel seien<br />
hier Kleidungsstücke aus Billiglohnländern genannt, durch deren Kauf die Ausbeutung<br />
von Arbeitern gefördert <strong>und</strong> <strong>Werte</strong> wie Menschenrechte <strong>und</strong> Freiheit<br />
gr<strong>und</strong>legend verletzt werden.<br />
Das aktive Leben der moralischen Gr<strong>und</strong>sätze ist intuitiv <strong>im</strong> menschlichen<br />
Wesen verankert, viele unabhängig voneinander entwickelte Religionen oder<br />
Völker weisen hier ähnliche Regelwerke für das friedliche Zusammenleben auf.<br />
Geprägt wird diese Intuition in der Zeit als Kind <strong>und</strong> Jugendlicher, in welcher<br />
Eltern, Bezugspersonen <strong>und</strong> Vorbilder (real <strong>und</strong> virtuell) eine große Verantwortung<br />
tragen, um der nächsten Generation <strong>Werte</strong>vorstellungen zu vermitteln.<br />
Die passive Einhaltung von <strong>Werte</strong>n gestaltet sich wesentlich schwieriger,<br />
da der Mensch auf seine Handlung keine unmittelbare Reaktion erfährt. Für<br />
Privatpersonen ist oft nur schwer nachvollziehbar, unter welchen Bedingungen<br />
Produkte <strong>und</strong> deren Rohstoffe hergestellt werden bzw. ob diese Produkte nachhaltig<br />
sind. Ein weiteres Problem stellt sich für Unternehmer der Industriestaaten,<br />
die am globalen Markt konkurrenzfähig bleiben müssen. In Bezug auf diese<br />
Thematik sehe ich Bildung als Schlüsselrolle, denn nur durch eine umfassende<br />
Bildung können wir uns einen Überblick verschaffen, der uns Konsequenzen<br />
abschätzen lässt.<br />
Welche Rolle spielt dabei ein Studium? Das hohe Bildungsniveau in unserem<br />
Land sichert uns einen hohen Lebensstandard. Durch Forschung <strong>und</strong><br />
dem daraus resultierenden Technologievorsprung erzielen Unternehmen eine<br />
hohe Wertschöpfung ohne dabei auf Billigarbeitskräfte angewiesen zu sein. Ein<br />
Studium trägt allein auf Gr<strong>und</strong> dieser Tatsache dazu bei, <strong>Werte</strong> zu sichern. Oft<br />
ist es schwierig, moralische Gr<strong>und</strong>sätze einzuhalten, sei es um als Unternehmen<br />
ertragsfähig zu bleiben oder weil die eigene finanzielle Situation es nicht<br />
erlaubt. Das Miteinander <strong>und</strong> Erfolge <strong>im</strong> Studium lassen aber erkennen, dass<br />
es durchaus vorteilhaft ist, sich nach gesellschaftlichen Gr<strong>und</strong>werten zu richten<br />
<strong>und</strong> diese zu leben.<br />
Erfahrung <strong>und</strong> <strong>Werte</strong> dürfen nicht als statische Begriffe gesehen werden,<br />
sondern müssen einer ständigen Veränderung unterliegen, um auch zukünftig<br />
als Erfahrung <strong>und</strong> <strong>Werte</strong> geschätzt <strong>und</strong> nicht als überholte, altmodische Begriffe<br />
angesehen zu werden. Selbst in der Technik, wie etwa der IT, aber auch aus<br />
dem unternehmerischen Anlagen- <strong>und</strong> Produktionsmanagement ist bekannt,<br />
dass das aktuell beste Produkt (Cash-<br />
Cow) zu den Verlierern von morgen<br />
(Poor-Dog) zählen wird, wenn es keiner<br />
Veränderung unterzogen wird.<br />
Erfahrung zeichnet sich dadurch aus,<br />
dass sie auf langjähriger Beobachtung,<br />
der Anwendung der eigenen Fähigkeiten,<br />
aber auch dem Lernen aus<br />
eigenen Fehlern fußt. Aber Erfahrung<br />
ist wertlos, wenn sie nicht durch das<br />
Gespräch mit Kollegen, vor allem aber<br />
„Wer aufhört,<br />
besser werden<br />
zu wollen, hört<br />
auf, gut zu sein“<br />
dem generationenübergreifenden Gespräch bereichert wird, da sonst die Gefahr<br />
der „Betriebsblindheit“ besteht <strong>und</strong> selbst eine umfassende Erfahrung zur<br />
„grauen Eminenz“ verkommt.<br />
Wer nur auf Erfahrung ohne den Willen <strong>und</strong> Mut zur Verbesserung vertraut,<br />
wird nicht erfolgreich bestehen können - oder wie es Marie von Ebner-Eschenbach<br />
formulierte: „Wer aufhört, besser werden zu wollen, hört auf, gut zu sein“.<br />
<strong>Werte</strong> sind ein Produkt aus oft mehreren 100 Jahre alten, kulturhistorisch<br />
geprägten Erlebnissen. Diese <strong>Werte</strong> würden aber heute nicht existieren, wenn<br />
sie nicht einer ständigen Veränderung unterlegen hätten. Veränderungen bergen<br />
<strong>im</strong>mer das Risiko, dass diese in eine falsche Richtung erfolgen. Hier muss man<br />
den Mut, aber auch die Courage besitzen, Fehler zu erkennen, zu korrigieren –<br />
<strong>und</strong> vielleicht am wichtigsten – aus ihnen zu lernen.<br />
Erlauben Sie mir als Techniker eine mathematische Betrachtung: Es zählt<br />
nicht nur der Trend von Erfahrung <strong>und</strong> <strong>Werte</strong>n (die Ableitung, das Differenzial),<br />
sondern das Produkt aus Vergangenheit, Gegenwart <strong>und</strong> Zukunft (Integral) ist<br />
wesentlich für den Bestand von Erfahrung <strong>und</strong> <strong>Werte</strong>n. Oft ist es nötig, Erfahrung<br />
<strong>und</strong> <strong>Werte</strong> sorgfältig zu adaptieren, damit diese auch zukünftig Bestand<br />
haben. Übereilte Veränderungen, um kurzfristigen Trends zu folgen, sind wiederum<br />
vollkommen fehl am Platz, da sie wertvolle <strong>Werte</strong> zerstören können.<br />
Wesentlich sind dabei Respekt, Dankbarkeit <strong>und</strong> Aufrichtigkeit zwischen den<br />
Generationen, vor allem aber auch zwischen den unterschiedlichen gesellschaftlichen<br />
Schichten. <strong>Erfahrungen</strong> können ohne die erfolgreiche Kommunikation<br />
zwischen den Generationen nicht weitergegeben werden, was ein Nachteil<br />
für Jung <strong>und</strong> Alt darstellt. Während die Jungen bei null beginnen müssten<br />
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