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Japanisches Wochenende
Keiner Kultur ist es gelungen,
Tradition und Moderne besser zu
verbinden als Japan. Man spürt
hier förmlich, wie die
hochentwickelte Tradition der
Kaiserhöfe, die Musik der
Gelehrtenzimmer, der Butoh-Tanz,
die Vorläufer der elektronischen
Musik und die radikalste Musik der
Gegenwart koexistieren.
Könnte ein Element alle Musikstile
Japans vereinen, so wäre dies
zweifelsohne die „Linie“. Von
dieser Linie war Debussy fasziniert,
als er La Mer in Anlehnung an
Katsushika Hokusai komponierte.
Genau diese Linie verleiht der
Shakuhachi-Musik wie eine
vertonte Kalligraphie ihr Wesen.
Führt man diesen Vergleich weiter,
so wäre die Shō eine harmonische
Farbe, die alles wie Tau umhüllt
und die Koto wären Regentropfen,
die das Verstreichen der Zeit
rhythmisch begleiten. Diese Linie
bildet auch die Essenz der
Ikebana-Blumenarrangements,
diesen prächtigen, von Leben
erfüllten Pflanzenbildern. Darüber
hinaus stellt diese Linie einen roten
Faden dar, um die zeitgenössische
Musik Hosokawas zu verstehen -
eine farbige, musikalische Linie, die
sich metaphorisch in die Natur
einbettet, wie eine Art und Weise,
die Kunst mit dem Rest der Welt zu
verbinden. Abschließend gilt es, im
Zusammenhang mit dieser Linie
den Butoh-Tanz zu erwähnen,
dessen Erfindung Ende der 1960er-
Jahre als ein Nachhall des durch
die Atombombe hervorgerufenen
Traumas verstanden werden muss:
Dieser in sich gedrungene „Tanz
der Finsternis“ bricht mit den
traditionellen Theaterformen Noh
und Kabuki. Diese Linie ist eine
Bodenlinie, die den Körper
magnetisiert, wie ein Appell an die
Erde - diese Erde, die in einem
Horizont mündet, der durch die
Druckwelle der Explosion
hinweggefegt wurde.
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