Asiatische Drachen als gefallene Engel „Die ... - DerivateNews
Asiatische Drachen als gefallene Engel „Die ... - DerivateNews
Asiatische Drachen als gefallene Engel „Die ... - DerivateNews
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Investment<br />
Smart-Beta-ETFs und aktive ETFs –<br />
wir lichten den Begriffsdschungel<br />
In der ETF-Welt geistern seit einiger Zeit der Begriff Smart-Beta und aktive ETFs herum. Claus Hecher von der delta one academy<br />
versucht diese Produkte von den klassischen ETFs abzugrenzen.<br />
Beim Thema Strategie-ETFs gilt es eine<br />
sinnvolle Abgrenzung zu allen anderen ETFs<br />
zu definieren. „ETFs auf Standardindizes<br />
sind gut, intelligente Indizes und Strategien<br />
sind besser“, überschrieb das Fachmagazin<br />
Institutional Money schon in 2009 einen<br />
Artikel, der sich mit dieser Thematik inhaltlich<br />
auseinandersetzt. Grundsätzlich bilden<br />
Smart-Beta-ETFs Indizes ab, deren Gewichtung<br />
nicht üblicherweise durch die Marktkapitalisierung<br />
und den Free Float der Aktien<br />
bestimmt wird, sondern durch alternative<br />
Kriterien wie zum Beispiel fundamentale Unternehmenskennzahlen,<br />
eine Gleichgewichtung<br />
oder die Volatilität. Eine wichtige Eigenschaft<br />
ist, dass die Strategie rein regelbasiert<br />
ist und objektiv nachvollziehbar ist, um eine<br />
Indexberechnung <strong>als</strong> Basisinstrument für<br />
den ETF zu ermöglichen. Es dürfen keine<br />
aktiven Entscheidungen, die aufgrund von<br />
Analyseergebnissen oder subjektiven Marktmeinungen<br />
gefällt werden, eine Rolle spielen.<br />
In diesem Fall würden wir uns im Bereich<br />
der aktiven ETFs bewegen.<br />
Marktkapitalisierungsgewichtete<br />
Indizes sind weit verbreitet<br />
Indizes, die den Anspruch haben, möglich<br />
repräsentativ den Markt abzubilden, geben<br />
größeren Gesellschaften ein größeres Indexgewicht.<br />
Die Gewichtung basierend auf<br />
Marktkapitalisierung geht davon aus, dass<br />
diese mit zusätzlicher Free-Float-Gewichtung<br />
(Anzahl der frei handelbaren ausstehenden<br />
Aktien multipliziert mit dem Aktienkurs)<br />
das beste Maß für die Größe einer Gesellschaft<br />
darstellt, und stellt die mit Abstand am<br />
häufigsten verwendete Art von Benchmark<br />
dar. Fundamental gewichtete Indizes haben<br />
den Anspruch, repräsentativer zu sein<br />
durch Anwendung anderer Kriterien für die<br />
Messung der Größe eines Unternehmens.<br />
Dabei spielen Unternehmenskennzahlen<br />
wie ausgeschüttete Dividenden, Buchwert,<br />
Cash-Flows und Umsätze eine Rolle im Indexkonzept<br />
von FTSE RAFI.<br />
Effizienzorientierte Indizes beabsichtigen<br />
die höchstmögliche Relation zwischen<br />
Ertrag und Risiko zu erzielen und die<br />
aus mangelnder Diversifikation resultierenden<br />
Ineffizienzen zu vermeiden. Die<br />
einfachste und naivste Methode stellt die<br />
Gleichgewichtung der Indexmitglieder dar.<br />
Wissenschaftlich fundierte Indexmethoden<br />
wie beispielsweise der Minimum-Varianz-<br />
Ansatz führen zu Indizes mit einer niedrigen<br />
Volatilität. Für deren Berechnung sind<br />
lediglich historische Volatilitäts- und Korrelationsdaten<br />
notwendig.<br />
Das EDHEC Risk Institute fasst die wichtigsten<br />
Kritikpunkte an der Free-Float-<br />
Marktkapitalisierung in ihren Studien zusammen:<br />
1. eine zu hohe Konzentration der Aktien<br />
von großkapitalisierten Unternehmen:<br />
Beim STOXX 600 Europe Index decken<br />
bereits 100 von 600 Aktien rund 70 Prozent<br />
der Indexmarktkapitalisierung ab.<br />
2. Ineffizienzen in Bezug auf die risikoadjustierte<br />
Rendite: Beispielsweise beträgt<br />
die Sharpe Ratio für den gleichgewichteten<br />
S&P 500 Index im Rahmen einer<br />
langfristigen Analyse (1959–2008) 0,35,<br />
während sein marktkapitalisierungsgewichtetes<br />
Pendant nur auf einen Wert von<br />
0,24 kommt.<br />
3. höhere Gewichtung von „teuren“ Aktien<br />
(gemessen durch das Verhältnis von Buchzu<br />
Marktwert)<br />
Unter den Smart-Beta-ETFs (Smart-Beta<br />
steht für intelligente Marktabbildung)<br />
haben in der jüngsten Vergangenheit<br />
insbesondere ETFs, die eine Minimum-<br />
Varianz-Strategie abbilden, für Aufmerksamkeit<br />
und eine zunehmende Nachfrage<br />
seitens der Anleger gesorgt. Grundlage<br />
ist die bemerkenswerte Anomalie in der<br />
Finanzwelt, dass sich risikoärmere Aktien<br />
durch eine nachhaltig bessere Wertentwicklung<br />
auszeichnen. Es fällt auf, dass<br />
dieser Effekt für lange historische Zeiträume<br />
nachweisbar ist und dass er in Aktienmärkten<br />
unterschiedlicher Regionen zu<br />
beobachten ist. Es wird der These widersprochen,<br />
eine erhöhte Risikobereitschaft<br />
könne eine Risikoprämie beim Ertrag erwirtschaften.<br />
Performance-Unterschiede<br />
zugunsten einer Aktienauswahl mit niedriger<br />
Volatilität aus einem Index sind am<br />
deutlichsten während Krisenszenarien in<br />
Bärenmarktphasen zu beobachten.<br />
Es stellt sich berechtigterweise die Frage,<br />
warum dieser Effekt über so lange<br />
Zeiträume beobachtbar ist. In erster Linie<br />
werden Verhaltensmuster angeführt.<br />
Investoren neigen dazu, für risikoreiche<br />
Investments einen Aufschlag zu zahlen,<br />
um eine hohe, aber weniger wahrscheinliche<br />
Gewinnchance durch risikobehaftete<br />
Aktien wahrzunehmen. Selbstüberschätzung<br />
und zu spätes Aufspringen auf<br />
Trends führen dazu, dass Investoren zum<br />
f<strong>als</strong>chen Zeitpunkt auf Aktien setzen, die<br />
gerade in sind. Im aktiven Management<br />
werden Aktien mit niedriger Volatilität eher<br />
gemieden, insbesondere wenn die Leistung<br />
des Portfolio Managers gegen eine<br />
Standard-Benchmark gemessen wird.<br />
Die Minimum-Varianz-Strategie beabsichtigt,<br />
eine Benchmark für Aktieninvestments<br />
mit deutlich niedrigerer Volatilität zu<br />
schaffen, wobei auf die Liquidität und Diversifikation<br />
des Portfolios geachtet wird.<br />
Der anzuwendende Optimierungsprozess<br />
basiert ausschließlich auf historischen<br />
Volatilitäts- und Korrelationsdaten. Die Ergebnisse<br />
sind für unterschiedliche Märkte<br />
ähnlich: Die Reduzierung der Volatilität<br />
und Drawdowns gelingt durchschnittlich<br />
um rund 30 Prozent gegenüber dem jeweiligen<br />
Ausgangsindex. Dabei lässt sich<br />
Seite 14 EXtra-Magazin Oktober 2013