01.02.2014 Aufrufe

Asiatische Drachen als gefallene Engel „Die ... - DerivateNews

Asiatische Drachen als gefallene Engel „Die ... - DerivateNews

Asiatische Drachen als gefallene Engel „Die ... - DerivateNews

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Meinung<br />

Am Anfang steht der Index!<br />

Der ETF-Experte Detlef Glow beleuchtet und kommentiert im EXtra-Magazin Entwicklungen der ETF-Branche.<br />

Er veröffentlicht regelmäßig in verschiedensten Medien ETF-Artikel und -Kommentare.<br />

In der Diskussion rund um die Analyse von<br />

börsengehandelten Indexfonds (ETFs) wird<br />

der Schwerpunkt häufig auf die Frage nach<br />

der Art der Indexnachbildung und den damit<br />

einhergehenden Risiken und Kosten gelegt.<br />

Meiner Ansicht nach muss die Analyse bei<br />

der Auswahl eines geeigneten ETFs aber<br />

einen Schritt vorher beginnen. Denn der Indexfonds<br />

bildet letztlich nur einen Index passiv<br />

nach, wodurch die Wertentwicklung des<br />

Fonds im Wesentlichen durch die Zusammensetzung<br />

des Index bestimmt wird. Somit<br />

muss zuallererst das von dem Index zu erwartende<br />

Rendite-Risiko-Profil zu dem Anleger<br />

passen, bevor dieser sich für den Mantel,<br />

in dem er diesen Index kauft, entscheidet.<br />

Indexanalyse vor Produktanalyse<br />

Dass die Indexanalyse vor der Produktanalyse<br />

stehen sollte, ergibt sich meiner Ansicht<br />

nach aus der Tatsache, dass es nicht für alle<br />

Indizes auch verschiedene Produkte gibt.<br />

Somit könnte es passieren, dass ein Anleger,<br />

der sich zum Beispiel im Vorfeld bereits auf<br />

eine Replikationsmethode festlegt, nicht in<br />

den für seine Zwecke am besten geeigneten<br />

Index investieren kann, da es kein entsprechendes<br />

Investmentvehikel gibt.<br />

Um diese Analysen durchführen zu können,<br />

müssen sich Investoren insbesondere bei<br />

komplexen Strategieindizes, aber auch bei<br />

traditionellen, nach der Marktkapitalisierung<br />

der Komponenten gewichteten Indizes mit<br />

der Methodologie der Indexzusammensetzung,<br />

den Vorgaben hinsichtlich der<br />

minimalen oder maximalen Gewichtung<br />

einzelner Sektoren oder Länder sowie<br />

den Regeln für den Austausch einzelner<br />

Komponenten auseinandersetzen, um das<br />

derzeitige wie aber auch das zukünftige<br />

Rendite-Risiko-Profil des Index einschätzen<br />

zu können. Hierbei gilt die Regel: „Je komplexer<br />

der Index, desto intensiver sollten<br />

sich Investoren mit der Indexmethodologie<br />

auseinandersetzen.“<br />

Verunsicherung bei den Investoren<br />

Dass sich Investoren nicht nur bei komplexen<br />

Indizes, wie zum Beispiel den Strategie-Indizes,<br />

sondern auch bei den traditionellen breit<br />

aufgestellten Marktindizes mit der Methodologie<br />

der Indexzusammensetzung auseinandersetzen<br />

müssen, zeigte die öffentliche Debatte<br />

nach der turnusmäßigen Überprüfung<br />

des Dow Jones Industrial Index, bei der drei<br />

Titel (Alcoa, Bank of America und Hewlett-<br />

Packard) aus dem Index entfernt und durch<br />

andere Unternehmen (Goldman Sachs, Nike<br />

und Visa) ersetzt wurden. Denn schließlich<br />

führten diese Veränderungen zu einer Verschiebung<br />

der Branchengewichtungen des<br />

Index und somit auch zu einer Veränderung<br />

des Rendite-Risiko-Profils, was vielen Investoren<br />

anscheinend so nicht bewusst war.<br />

Auch die turnusmäßigen Veränderungen im<br />

S&P 500 und im englischen FTSE 100 Index<br />

führten zu Verschiebungen bei den Indexgewichten,<br />

wurden aber in der Öffentlichkeit<br />

weitaus weniger beachtet.<br />

Zwar haben viele Indexanbieter schon damit<br />

begonnen, die Transparenz ihrer Indizes<br />

durch die Publikation der Methodologie zu<br />

erhöhen, dennoch werden viele Anleger<br />

oftm<strong>als</strong> von dem Austausch der einen oder<br />

anderen Indexkomponente überrascht. Um<br />

die mögliche Verwirrung der Indexnutzer<br />

und Anleger zu minimieren, veröffentlichen<br />

einige Indexanbieter im Vorfeld der Überprüfungstermine<br />

Listen, auf denen die Anleger<br />

erkennen können, welche Titel sich<br />

möglicherweise nicht mehr für den entsprechenden<br />

Index qualifizieren und welche Titel<br />

ihre Nachfolger sein könnten.<br />

Somit kommt die Indexindustrie zwar grundsätzlich<br />

dem Informationsbedürfnis der Investoren<br />

nach, ob aber wirklich alle Anleger<br />

die Gründe für den Austausch von Indexkomponenten<br />

verstehen, ist insbesondere<br />

bei komplexen Strategie-Indizes zu bezweifeln.<br />

Zudem sind gerade die besonders<br />

komplexen Produkte oftm<strong>als</strong> nicht so transparent,<br />

wie man es sich wünschen würde.<br />

Um <strong>als</strong>o nicht von plötzlichen Veränderungen<br />

in der Indexzusammensetzung, die<br />

das Rendite-Risiko-Profil des Index verändern,<br />

überrascht zu werden, müssen Anleger<br />

sich <strong>als</strong> Erstes mit der Methodologie<br />

der Indexberechnung auseinandersetzen,<br />

bevor sie in einen Markt, ein Marktsegment<br />

oder eine Strategie investieren. Somit<br />

sollten Anleger bei der Indexauswahl,<br />

insbesondere bei komplexen Strategie-<br />

Indizes, die alte Börsenweisheit „Kaufe nur<br />

Dinge deren Funktionsweise du verstehst“<br />

beachten, damit sie im Nachhinein keine<br />

böse Überraschung erleben.<br />

Detlef Glow, MBA (UoW)<br />

Detlef Glow begann im Jahr 2005 <strong>als</strong> Leiter der Fondsanalyse für<br />

Deutschland und Österreich bei Thomson Reuters – Lipper. Anfang<br />

2007 übernahm er die Leitung für die Regionen Zentral-, Nord- und<br />

Osteuropa. Seit Oktober 2010 ist Detlef Glow Leiter der Fondsanalyse<br />

von Lipper in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika. Zuvor war er <strong>als</strong><br />

Direktor Portfoliomanagement bei der Feri Wealth Management GmbH<br />

in Bad Homburg <strong>als</strong> Portfoliomanager für vermögende Privatkunden tätig.<br />

Seine Karriere begann Glow neun Jahre zuvor bei der Tecis Holding<br />

AG in Hamburg, wo er zuletzt <strong>als</strong> Leiter der Fondsanalyse für sowohl<br />

das quantitative <strong>als</strong> auch das qualitative Fondsresearch der tecis Asset<br />

Management AG verantwortlich war.<br />

Seite 27 EXTRA-Magazin Oktober 2013

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!