Asiatische Drachen als gefallene Engel „Die ... - DerivateNews
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Meinung<br />
Am Anfang steht der Index!<br />
Der ETF-Experte Detlef Glow beleuchtet und kommentiert im EXtra-Magazin Entwicklungen der ETF-Branche.<br />
Er veröffentlicht regelmäßig in verschiedensten Medien ETF-Artikel und -Kommentare.<br />
In der Diskussion rund um die Analyse von<br />
börsengehandelten Indexfonds (ETFs) wird<br />
der Schwerpunkt häufig auf die Frage nach<br />
der Art der Indexnachbildung und den damit<br />
einhergehenden Risiken und Kosten gelegt.<br />
Meiner Ansicht nach muss die Analyse bei<br />
der Auswahl eines geeigneten ETFs aber<br />
einen Schritt vorher beginnen. Denn der Indexfonds<br />
bildet letztlich nur einen Index passiv<br />
nach, wodurch die Wertentwicklung des<br />
Fonds im Wesentlichen durch die Zusammensetzung<br />
des Index bestimmt wird. Somit<br />
muss zuallererst das von dem Index zu erwartende<br />
Rendite-Risiko-Profil zu dem Anleger<br />
passen, bevor dieser sich für den Mantel,<br />
in dem er diesen Index kauft, entscheidet.<br />
Indexanalyse vor Produktanalyse<br />
Dass die Indexanalyse vor der Produktanalyse<br />
stehen sollte, ergibt sich meiner Ansicht<br />
nach aus der Tatsache, dass es nicht für alle<br />
Indizes auch verschiedene Produkte gibt.<br />
Somit könnte es passieren, dass ein Anleger,<br />
der sich zum Beispiel im Vorfeld bereits auf<br />
eine Replikationsmethode festlegt, nicht in<br />
den für seine Zwecke am besten geeigneten<br />
Index investieren kann, da es kein entsprechendes<br />
Investmentvehikel gibt.<br />
Um diese Analysen durchführen zu können,<br />
müssen sich Investoren insbesondere bei<br />
komplexen Strategieindizes, aber auch bei<br />
traditionellen, nach der Marktkapitalisierung<br />
der Komponenten gewichteten Indizes mit<br />
der Methodologie der Indexzusammensetzung,<br />
den Vorgaben hinsichtlich der<br />
minimalen oder maximalen Gewichtung<br />
einzelner Sektoren oder Länder sowie<br />
den Regeln für den Austausch einzelner<br />
Komponenten auseinandersetzen, um das<br />
derzeitige wie aber auch das zukünftige<br />
Rendite-Risiko-Profil des Index einschätzen<br />
zu können. Hierbei gilt die Regel: „Je komplexer<br />
der Index, desto intensiver sollten<br />
sich Investoren mit der Indexmethodologie<br />
auseinandersetzen.“<br />
Verunsicherung bei den Investoren<br />
Dass sich Investoren nicht nur bei komplexen<br />
Indizes, wie zum Beispiel den Strategie-Indizes,<br />
sondern auch bei den traditionellen breit<br />
aufgestellten Marktindizes mit der Methodologie<br />
der Indexzusammensetzung auseinandersetzen<br />
müssen, zeigte die öffentliche Debatte<br />
nach der turnusmäßigen Überprüfung<br />
des Dow Jones Industrial Index, bei der drei<br />
Titel (Alcoa, Bank of America und Hewlett-<br />
Packard) aus dem Index entfernt und durch<br />
andere Unternehmen (Goldman Sachs, Nike<br />
und Visa) ersetzt wurden. Denn schließlich<br />
führten diese Veränderungen zu einer Verschiebung<br />
der Branchengewichtungen des<br />
Index und somit auch zu einer Veränderung<br />
des Rendite-Risiko-Profils, was vielen Investoren<br />
anscheinend so nicht bewusst war.<br />
Auch die turnusmäßigen Veränderungen im<br />
S&P 500 und im englischen FTSE 100 Index<br />
führten zu Verschiebungen bei den Indexgewichten,<br />
wurden aber in der Öffentlichkeit<br />
weitaus weniger beachtet.<br />
Zwar haben viele Indexanbieter schon damit<br />
begonnen, die Transparenz ihrer Indizes<br />
durch die Publikation der Methodologie zu<br />
erhöhen, dennoch werden viele Anleger<br />
oftm<strong>als</strong> von dem Austausch der einen oder<br />
anderen Indexkomponente überrascht. Um<br />
die mögliche Verwirrung der Indexnutzer<br />
und Anleger zu minimieren, veröffentlichen<br />
einige Indexanbieter im Vorfeld der Überprüfungstermine<br />
Listen, auf denen die Anleger<br />
erkennen können, welche Titel sich<br />
möglicherweise nicht mehr für den entsprechenden<br />
Index qualifizieren und welche Titel<br />
ihre Nachfolger sein könnten.<br />
Somit kommt die Indexindustrie zwar grundsätzlich<br />
dem Informationsbedürfnis der Investoren<br />
nach, ob aber wirklich alle Anleger<br />
die Gründe für den Austausch von Indexkomponenten<br />
verstehen, ist insbesondere<br />
bei komplexen Strategie-Indizes zu bezweifeln.<br />
Zudem sind gerade die besonders<br />
komplexen Produkte oftm<strong>als</strong> nicht so transparent,<br />
wie man es sich wünschen würde.<br />
Um <strong>als</strong>o nicht von plötzlichen Veränderungen<br />
in der Indexzusammensetzung, die<br />
das Rendite-Risiko-Profil des Index verändern,<br />
überrascht zu werden, müssen Anleger<br />
sich <strong>als</strong> Erstes mit der Methodologie<br />
der Indexberechnung auseinandersetzen,<br />
bevor sie in einen Markt, ein Marktsegment<br />
oder eine Strategie investieren. Somit<br />
sollten Anleger bei der Indexauswahl,<br />
insbesondere bei komplexen Strategie-<br />
Indizes, die alte Börsenweisheit „Kaufe nur<br />
Dinge deren Funktionsweise du verstehst“<br />
beachten, damit sie im Nachhinein keine<br />
böse Überraschung erleben.<br />
Detlef Glow, MBA (UoW)<br />
Detlef Glow begann im Jahr 2005 <strong>als</strong> Leiter der Fondsanalyse für<br />
Deutschland und Österreich bei Thomson Reuters – Lipper. Anfang<br />
2007 übernahm er die Leitung für die Regionen Zentral-, Nord- und<br />
Osteuropa. Seit Oktober 2010 ist Detlef Glow Leiter der Fondsanalyse<br />
von Lipper in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika. Zuvor war er <strong>als</strong><br />
Direktor Portfoliomanagement bei der Feri Wealth Management GmbH<br />
in Bad Homburg <strong>als</strong> Portfoliomanager für vermögende Privatkunden tätig.<br />
Seine Karriere begann Glow neun Jahre zuvor bei der Tecis Holding<br />
AG in Hamburg, wo er zuletzt <strong>als</strong> Leiter der Fondsanalyse für sowohl<br />
das quantitative <strong>als</strong> auch das qualitative Fondsresearch der tecis Asset<br />
Management AG verantwortlich war.<br />
Seite 27 EXTRA-Magazin Oktober 2013