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Werkzeug-Denkzeug: Zur Transmedialiät kreativer Prozesse. Bielefeld

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– 4 –<br />

die Koordination zweier Regelkreise erforderlich macht. Dazu muss man sich zunächst<br />

vergegenwärtigen, dass einfaches manuelles Handeln ohne <strong>Werkzeug</strong>, wie etwa das<br />

Aufgreifen eines Apfels, nur gelingt, wenn man nicht nur ein motorisches Kommando an<br />

seine Armmuskeln über die efferenten Bahnen des Nervensystems sendet, sondern auch<br />

Rückmeldung über die erzielten Handlungseffekte durch die afferenten Bahnen erhält<br />

(proximale Handlungseffekte). Diese liefern uns Informationen über die aktuelle Position<br />

unserer Effektoren (Propriozeption) und deren Belastung (taktiler und haptischer Sinn;<br />

gestrichelte Linie in Abbildung 1). Die Bedeutung der Afferenzen für ein geordnetes Handeln<br />

wird gemeinhin unterschätzt, obgleich ein selektiver Ausfall der Propriozeption und des<br />

Tastsinns ein zielgerichtetes Handeln nahezu unmöglich macht 1 (Cole, 2006).<br />

-----ungefähr hier Abb. 1 -----<br />

Neben der Rückmeldung der proximalen Handlungseffekte muss beim <strong>Werkzeug</strong>gebrauch<br />

ein zweiter Regelkreis berücksichtigt werden (gepunktete Linie in Abbildung 1). Wenn wir<br />

mit einem <strong>Werkzeug</strong> –beispielweise einem Stock– ein Objekt verschieben, ist zusätzlich die<br />

Stockspitze und damit der distale Handlungseffekt zu regeln. In den notwendigen<br />

sensumotorischen Koordinationsprozessen beider Regelkreise liegt eine Schwierigkeit des<br />

<strong>Werkzeug</strong>gebrauchs. Man beachte dabei auch, dass die zu koordinierenden Informationen aus<br />

unterschiedlichen Sinnesmodalitäten stammen: Den propriozeptiven, taktilen und haptischen<br />

Informationen vom menschlichen Effektor 2 und den (in der Regel) visuell aufgenommenen<br />

Informationen von der <strong>Werkzeug</strong>spitze. <strong>Werkzeug</strong>gebrauch ist damit immer auch mit dem<br />

Problem der intersensorischen Integration konfrontiert.<br />

Allerdings bedarf der <strong>Werkzeug</strong>begriff an dieser Stelle einer Spezifikation. Es wird<br />

1<br />

Einfache motorische Handlungen sind zwar auch allein durch efferente Signale steuerbar<br />

(open-loop Steuerung), bei lang andauernden Handlungen wird man aber auf die<br />

Feedbackschleife der afferenten Signale nicht verzichten können.<br />

2<br />

Auch der Effektor kann unter Umständen im Gesichtsfeld des Akteurs liegen, er dürfte aber<br />

weder foveal abgebildet noch mit fokaler Aufmerksamkeit bedacht sein.

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