Probeseiten aus dem Lehrerband
Probeseiten aus dem Lehrerband
Probeseiten aus dem Lehrerband
- Keine Tags gefunden...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
5. Antike Verfassungsmodelle<br />
Aufgabe 15<br />
Alle dargestellten antiken Überlegungen gehen davon <strong>aus</strong>, dass jede (gute) Staatsform bereits<br />
in sich die Möglichkeit zur Verschlechterung enthält. Alle kennen in gewisser Weise eine<br />
Abfolge bzw. eine Art „Kreislauf“ der Verfassungen, aber mit Modifikationen.<br />
• Platon geht vom idealen Staat <strong>aus</strong>, der dauerhafter als die realen Staaten, aber nicht<br />
ewig ist. Cicero argumentiert dagegen von vornherein auf der Ebene der real<br />
existierenden Staaten.<br />
• Während bei Platon bereits der Schritt vom idealen Philosophenstaat<br />
(Philosophenkönige als monarchische Aristokratie) zu den realen Staaten eine<br />
Verschlechterung bedeutet, setzt Cicero bei Monarchie, Aristokratie und Demokratie<br />
nicht gleich den entarteten Zustand vor<strong>aus</strong>.<br />
• Die unmittelbare Nebeneinanderstellung von guter und entarteter Verfassungsform<br />
kennt Platon wie Cicero.<br />
• Bei der konkreten Abfolge der Staatsformen als kontinuierlicher Linie (und Kreislauf)<br />
folgt Cicero nicht der von Platon vorgegebenen Weise (Philosophenkönige ><br />
Timokratie > Plutokratie > Demokratie > Anarchie > Tyrannis), wie das Schaubild zu<br />
Aufgabe 13 (<strong>Lehrerband</strong>) verdeutlicht.<br />
• Aristoteles setzt sich wie Cicero nur mit historisch fassbaren Verfassungen<br />
<strong>aus</strong>einander, kennt auch eine Entartung einer Verfassung in ihr „benachbartes“<br />
Gegenteil, variiert aber in der Abfolge der Verfassungen.<br />
• Polybios konstruiert, <strong>aus</strong>gehend von der Monarchie einen in sich geschlossenen<br />
Verfassungskreislauf, begründet in der menschlichen Suche nach etwas Neuem, <strong>dem</strong><br />
er dann die „Mischverfassung“ als Idealverfassung entgegensetzt.<br />
Cicero schreibt in inhaltlicher Auseinandersetzung mit den Vorbildern, geht ebenfalls<br />
von einem Dekadenzmodell <strong>aus</strong>, ohne jedoch einer Entwicklungslinie gezielt zu<br />
folgen.<br />
Aufgabe 16<br />
Die Beurteilung der Idee von der Entartung der Verfassungen kann folgende Aspekte<br />
berücksichtigen:<br />
• den ideologischen Ausgangspunkt der Existenz einer Idealverfassung<br />
• den staatsphilosophischen Versuch, politische Veränderungen zu systematisieren und<br />
Gesetzlichkeiten zu formulieren<br />
• die Idee der Dekadenz als gestaltendes Prinzip (unter Berücksichtigung des ihm<br />
zugrunde liegenden Menschenbildes)<br />
• die Kriterien für die Wertung<br />
• die historisch-politischen Realitäten<br />
Literaturhinweis: A. Demandt, Der Idealstaat. Die politischen Theorien der Antike, Köln / Weimar /<br />
Wien 3 2000, S. 86-91 (Platon); S. 121-127 (Aristoteles); S. 208-211 (Polybios).