3R Die beschlossene Wende (Vorschau)
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Fachbericht<br />
Fernwärme<br />
7. <strong>Die</strong> Volumenzunahme der im Scheitelbereich der<br />
Schrumpfzone eingeschlossenen Luft im Muffeninnenraum<br />
kann nicht allein zu der Rissbildung führen<br />
8. Ein langsamer Rissfortschritt von der PE-Innenschale<br />
in die PE-X-Außenschale kann ausgeschlossen werden<br />
9. <strong>Die</strong> Muffendefekte sind durch „schnellen Rissfortschritt“<br />
entstanden, was auf einen eingeschränkten<br />
Widerstand des PE-X-Schalenwerkstoffs zurückzuführen<br />
ist<br />
10. <strong>Die</strong> kritische Temperatur, unterhalb der mit „schnellem<br />
Rissfortschritt“ zu rechnen ist, beträgt +4 °C. Oberhalb<br />
von +10 °C ist nicht mehr von „schnellem<br />
Rissfortschritt“ auszugehen. Dazwischen befindet sich<br />
ein Übergangsbereich von +5 bis +9 °C mit sprödem<br />
zu duktilem Bruchverhalten.<br />
Muffendefekte Nr. 4 bis 6<br />
Bevor die Untersuchungsergebnisse des Folienherstellers und<br />
der Prüfstelle zu den Muffendefekten 1 bis 3 eine abschließende<br />
Wertung erfahren, muss über die Muffendefekte 4 bis<br />
6 im März 2008 berichtet werden. <strong>Die</strong> diesbezüglichen Mantelrohrverbindungen<br />
befinden sich in einem oberirdisch verlegten<br />
Leitungsabschnitt, der einen Bachlauf quert. Bild 4<br />
zeigt diesen Streckenabschnitt, der im März/April 2007 errichtet<br />
wurde. <strong>Die</strong> Risszonen und Rissverläufe sind identisch<br />
mit denen der Muffendefekte 1 bis 3.<br />
Für die Dauer von 12 Monaten waren zehn von insgesamt<br />
16 Mantelrohrverbindungen in diesem Streckenabschnitt unmittelbar<br />
der Witterung ausgesetzt, eine deutlich längere Zeit<br />
als die Mantelrohrverbindungen mit den Muffendefekten 1<br />
bis 3. <strong>Die</strong> Frage, ob die drei zuletzt gerissenen Muffen Besonderheiten<br />
gegenüber den anderen Muffen im gleichen<br />
Streckenabschnitt aufwiesen, kann verneint werden.<br />
<strong>Die</strong> Belastungsvorgänge am Scheitel der Muffen 4 bis 6<br />
waren in jedem Fall die gleichen wie bei den Muffen mit den<br />
Defekten 1 bis 3, es offenbarte sich demzufolge eine eindeutige<br />
Tendenz für Schwachpunkte an der Muffenkonstruktion<br />
bzw. beim Muffenwerkstoff.<br />
Wertung der Untersuchungsergebnisse<br />
Zur Klärung des Sachverhalts enthalten die Untersuchungsergebnisse<br />
des Folienherstellers und der Prüfstelle eine Vielzahl<br />
von Feststellungen mit Hinweisen auf Schwachpunkte.<br />
Aus den Untersuchungsergebnissen des Folienherstellers sind<br />
Ziffer 3) und 4) von Bedeutung, die Prüfstelle liefert weitere<br />
Argumente mit den Ziffern 6), 7), 9) und 10).<br />
Argumente für Schwachpunkte<br />
Das zur Verwendung gelangte Material der äußeren<br />
Muffenschale aus PE-X hat keine ausreichenden Reserven<br />
gegenüber „schnellem Rissfortschritt“, was sich durch das<br />
kritische Temperaturniveau von +4 °C ausdrücken lässt.<br />
<strong>Die</strong> Konstruktion der Muffen ist anfällig gegen witterungsbedingte<br />
Wärmespannungen, die sich dann verstärken,<br />
wenn sich Hohlräume aufgrund unvollständiger<br />
Ausschäumung im Scheitelbereich der Muffe etabliert<br />
haben.<br />
Folgerungen<br />
Mantelrohrverbindungen in KMR-Systemen, unter<br />
Verwendung des hier betrachteten Muffentyps, dürfen<br />
nicht beliebig lange ungeschützt der Witterung<br />
ausgesetzt werden. Ansonsten besteht Gefahr der<br />
Rissbildung an den Schrumpfzonen des Muffenkörpers.<br />
Sind die Muffen bis zu ihrem Einbau im Erdreich<br />
unversehrt, kann eine nachträgliche Rissbildung<br />
ausgeschlossen werden.<br />
Abhilfe<br />
Kurzfristig: Vorgeschlagen wurde, die Muffen nur dort<br />
einzusetzen, wo eine zügige Erddeckung der verlegten<br />
Leitungsstränge sicherzustellen ist. Zusätzlich sollten die<br />
Mantelrohrverbindungen gegen Einwirkung größerer<br />
Temperaturwechsel durch Abdecken im Scheitelbereich<br />
geschützt werden. Seitens des Bauherrn wurde entschieden,<br />
den oberirdisch verlegten KMR-Leitungsabschnitt<br />
(Bild 3) durchgängig mit einer Ummantelung aus<br />
Blech oder Kunststoff auszustatten.<br />
Mittelfristig: Der Muffentyp muss, sowohl den Werkstoff<br />
der äußeren Schale aus PE-X als auch die Konstruktion<br />
betreffend, eine grundsätzliche Verbesserung<br />
erfahren. <strong>Die</strong>se Maßnahmen sollten seitens des Folienund<br />
des Muffenherstellers in einem überschaubaren<br />
Zeitraum realisiert werden.<br />
Umgang der Beteiligten mit den<br />
Muffendefekten<br />
Reaktionen des Bauherrn<br />
Da es im weiteren Verlauf der Baumaßnahme nicht möglich<br />
war, dass KMR-Leitungsstrecken mit fertigen Mantelrohrverbindungen<br />
der Witterung entzogen werden können,<br />
wurde das Rohrbauunternehmen angewiesen, für den Rest<br />
der Verlegearbeiten eine einschalige Muffe aus PE-X zu verwenden.<br />
<strong>Die</strong>se Entscheidung stützte sich auf die Form der<br />
einschaligen Muffe mit harmonischem Übergang an den<br />
Schrumpfzonen. Hierdurch war der konstruktive Schwachpunkt<br />
ausgeschaltet, d. h. Wegfall der deutlichen Krempenbildung<br />
und Wanddickensprung wie auf Bild 2 (siehe Teil 1<br />
in <strong>3R</strong>, Ausgabe 6/2011) dargestellt.<br />
Reaktionen der Hersteller<br />
Im Rahmen einer Gesprächsrunde unter Anwesenheit aller<br />
Beteiligten im Okt. 2008, wurden seitens der Hersteller (Folie<br />
und Muffe) Sofortmaßnahmen zur Sicherstellung der uneingeschränkten<br />
Anwendbarkeit des von Defekten betroffenen<br />
Muffentyps zugesagt. <strong>Die</strong> Sofortmaßnahmen sollten<br />
folgende Veränderungen beinhalten:<br />
1. <strong>Die</strong> beiden Enden der PE-Innenschale werden mit einem<br />
Winkel von 30° angefast<br />
2. Der beidseitige Schrumpfbereich wird zwecks weicheren<br />
Übergangs um etwa 25 mm verlängert<br />
3. Es wird den Anwendern empfohlen, die Muffen nicht<br />
längere Zeit ungeschützt zu lagern<br />
576 7 / 2011