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atp edition Datenkopplung mittels UML-Modellen (Vorschau)

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12 / 2013<br />

55. Jahrgang B3654<br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />

Automatisierungstechnische Praxis<br />

<strong>Datenkopplung</strong> <strong>mittels</strong><br />

<strong>UML</strong>-<strong>Modellen</strong> | 26<br />

Modell zur Beschreibung<br />

cyber-physischer Systeme | 38<br />

Nur Befehle befolgt | 46<br />

Komponentenkapselung<br />

und -selbstbeschreibung | 54


<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> – die Referenzklasse<br />

der Automatisierungstechnik


EDITORIAL<br />

Industrie 4.0 – was nun?<br />

Die Vorträge sind gehalten, alle Statements abgegeben, Positionspapiere und<br />

Marketingaussagen ausgetauscht, eine Vielzahl von Arbeitskreisen gegründet.<br />

– Wie soll es nun weitergehen mit Industrie 4.0?<br />

Das Ziel des Zukunftsprojekts Industrie 4.0 ist die Optimierung der Organisation<br />

und Steuerung von Wertschöpfungsketten im Umfeld der industriellen Produktion.<br />

Erreicht werden soll dies auf der Grundlage einer durchgängigen IT-<br />

Unterstützung über den gesamten Lebenszyklus. Diese von der Verbändeplattform<br />

Industrie 4.0 in ihrer Definition (www.plattform-i40.de) ausgegebene<br />

Orientierung lenkt den Fokus auf den wirtschaftlichen Nutzen für die Industrie.<br />

IT-Konzepte sind also nicht Selbstzweck, sondern dienen dem Erreichen des<br />

beschriebenen Ziels.<br />

Um den wirtschaftlichen Nutzen möglichst frühzeitig zu generieren und die<br />

Entwicklung nachhaltig abzusichern, müssen die neuen IT-Konzepte stufenweise<br />

eingeführt werden. Im Stufenkonzept muss jede Stufe für sich einen signifikanten<br />

Nutzen generieren, und die Stufen müssen so gestaltet sein, dass Anwendungen<br />

bei der Implementierung einer neuen Stufe lauffähig bleiben.<br />

Im Fachausschuss 7.21 „Industrie 4.0“ der GMA wird an einem Vorschlag für eine<br />

Referenzarchitektur gearbeitet, die eine solche stufenweise Einführung erlaubt.<br />

Ziel der ersten Stufe ist die Schaffung einer Systemschicht, die einen dienstbasierten<br />

Zugriff auf alle Informationen des verteilten Systems ermöglicht. Dazu<br />

gehören Konzepte zur einheitlichen Repräsentanz von Objekten und Merkmalen<br />

im Dienstsystem. Schwerpunkt der zweiten Stufe sind Konzepte zur automatisierten<br />

Verteilung und Virtualisierung der Lokalität der Objekte und Dienste im<br />

Netzwerk. In diese Kategorie fallen zum Beispiel die Cloud-Konzepte. Der industrielle<br />

Einsatz von SelfX-Konzepten, adaptiven Netzwerkstrukturen und KI-<br />

Anwendungen wird erst in einer dritten Stufe erwartet. Eine Anforderung an<br />

das Design der ersten Stufe ist die direkte industrielle Realisierbarkeit als Systemplattform.<br />

Diese muss so gestaltet sein, dass sie später durch die IT-Konzepte<br />

der nächsten Stufen kompatibel ergänzt werden kann.<br />

Ziel muss es sein, im Verlauf der nächsten Monate mit allen Beteiligten – Wissenschaft,<br />

Hersteller und Anwender – unter Führung der Verbändeplattform<br />

einen Plan abzustimmen, der beschreibt, wie unsere Industrie-4.0-IT-Systemlandschaft<br />

morgen aussehen soll, wie übermorgen und wie überübermorgen.<br />

Eine wichtige Voraussetzung dafür ist eine kritische Analyse der neuen IT-<br />

Konzepte auf ihren konkreten Nutzen, den grundsätzlichen Forschungsbedarf,<br />

den Standardisierungs- und Normungsbedarf, den erwarteten Entwicklungsaufwand,<br />

ihre konzeptionelle Einbindbarkeit in die bestehenden Systeme und Prozesse<br />

und die Erfüll- und Nachweisbarkeit der geforderten QoS-Eigenschaften<br />

beziehungsweise der nichtfunktionalen Eigenschaften. Es muss Klarheit geschaffen<br />

werden, welche IT-Konzepte reif sind für die Anwendung in der industriellen<br />

Automation und welche Konzepte zwar Nutzenpotenziale versprechen aber die<br />

Voraussetzungen für einen flächendeckenden Einsatz in der industriellen Automation<br />

in den nächsten Jahren vermutlich nicht erfüllen.<br />

Auf der Grundlage von geprüften und standardisierten IT-Konzepten und einem<br />

in der Fachwelt abgestimmten Einführungs-Stufenplan kann eine zügige<br />

und nachhaltige Umsetzung gelingen, bei Herstellern und Anwendern schnell<br />

Nutzen schaffen und das Zukunftsprojekt Industrie 4.0 zum Erfolg führen.<br />

PROF. DR.-ING.<br />

ULRICH EPPLE,<br />

RWTH Aachen, Lehrstuhl für<br />

Prozessleittechnik<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

12 / 2013<br />

3


INHALT 12 / 2013<br />

VERBAND<br />

6 | Markt für elektronische Komponenten<br />

wächst dank Halbleiter-Nachfrage wieder<br />

Technik der Prozessanalyse praktisch betrachtet<br />

VCI: Energiewende nicht um jeden Preis<br />

7 | IEC 62708: Internationale Arbeitsgruppe erarbeitet<br />

Baustein zur besseren Verständigung<br />

FORSCHUNG<br />

8 | Technoseum will mit neuer Initiative<br />

Jugendliche für Technik begeistern<br />

Automation 2014: Call for Papers ist online<br />

9 | Call for experts: Lebenszyklusmanagement<br />

und Total Cost of Ownership<br />

BRANCHE<br />

10 | Automatisierung der Zukunft verlangt dezentrale Steuerung,<br />

Modularität und Wiederverwendbarkeit<br />

12 | PC-basierte Steuerungstechnik als Grundlage<br />

für Entwicklung von Industrie 4.0<br />

RUBRIKEN<br />

3 | Editorial<br />

62 | Impressum, <strong>Vorschau</strong><br />

4<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

12 / 2013


PRAXIS<br />

16 | Elektromagnetische Verträglichkeit:<br />

Für industrielle Umgebungen ist sie<br />

besonders wichtig<br />

18 | Frequenzumrichter für den Bergbau<br />

erfüllen hohe Anforderungen bei unwirtlichen<br />

Bedingungen<br />

22 | Komplette Sicherheitslösung modernisiert<br />

größte Bowling-Anlage in Nordrhein-Westfalen<br />

Produkte,<br />

Systeme<br />

und Service<br />

für die<br />

Prozessindustrie?<br />

Natürlich.<br />

HAUPTBEITRÄGE<br />

26 | <strong>Datenkopplung</strong> <strong>mittels</strong> <strong>UML</strong>-<strong>Modellen</strong><br />

B. VOGEL-HEUSER UND B. FEIZ-MARZOUGHI<br />

38 | Modell zur Beschreibung<br />

cyber-physischer Systeme<br />

U. DÖBRICH UND R. HEIDEL<br />

46 | Nur Befehle befolgt<br />

W. SPETH<br />

54 | Komponentenkapselung<br />

und -selbstbeschreibung<br />

W. HERFS, W. LOHSE, D. ÖZDEMIR UND A. MALIK<br />

System 800xA 5.1 hilft Anlagen<br />

noch effizienter zu betreiben<br />

und die Produktivität und Rentabilität<br />

zu verbessern. Dies wird durch<br />

gesteigerte Bediener-Effizienz,<br />

optimiertes Handling bei Batch-<br />

Produktion, effizientere Sequenzkonfiguration,<br />

verbesserte<br />

Asset-Verwendung und optimierte<br />

Engineering Best Practices erreicht.<br />

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Lösungen für die Analysentechnik<br />

sowie erstklassigen Service bietet?<br />

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prozessautomatisierung<br />

ABB Automation GmbH<br />

Tel.: +49 (0) 1805 26 67 76<br />

marketing.control-products@de.abb.com


VERBAND<br />

Markt für elektronische Komponenten<br />

wächst dank Halbleiter-Nachfrage wieder<br />

Nach Ansicht des ZVEI-Fachverbands Electronic Components<br />

and Systems wird der deutsche Markt für elektronische<br />

Komponenten in diesem Jahr einen Anstieg um<br />

knapp drei Prozent auf gut 17 Milliarden Euro hinlegen.<br />

Das Nachkrisenjahr 2010 war von einer starken Erholung<br />

mit über 40 Prozent Wachstum geprägt. 2011 hatte<br />

diese sich fortgesetzt, allerdings nicht mehr so stark.<br />

„Nach einem Rückgang der Umsätze im vergangenen Jahr<br />

um knapp fünf Prozent wird der Markt für elektronische<br />

Komponenten im laufenden und kommenden Jahr wieder<br />

an Dynamik gewinnen“, sagt Kurt Sievers, Vorsitzender<br />

des ZVEI-Fachverbands. „Risiken bergen allerdings die<br />

Krisenherde im Nahen Osten und die anhaltende europäische<br />

Schuldenkrise.“ Die positive Marktentwicklung<br />

wird nach Einschätzung der Experten vor allem getragen<br />

von der anziehenden Nachfrage nach Halbleiterbauelementen,<br />

die mit einem Anteil von über 60 Prozent den<br />

Gesamtmarkt dominieren.<br />

Eine ähnliche Wachstumsrate wie der<br />

deutsche Markt zeigt der Weltmarkt<br />

für elektronische Komponenten im<br />

laufenden Jahr. Er wird um gut drei<br />

Prozent auf zirka 474 Milliarden US-<br />

Dollar steigen. Im Jahr 2014 erwartet<br />

der Verband einen Anstieg des Weltmarkts<br />

für elektronische Bauelemente<br />

um fünf Prozent auf 497 Milliarden<br />

US-Dollar. Der europäische Markt<br />

wird um gut drei Prozent wachsen<br />

und einen Umsatz von rund 62 Milliarden<br />

US-Dollar erreichen. (aha)<br />

ZVEI – ZENTRALVERBAND ELEKTROTECHNIK-<br />

UND ELEKTRONIKINDUSTRIE E.V.,<br />

Lyoner Straße 9, D-60528 Frankfurt am Main,<br />

Tel. +49 (0) 69 630 20, Internet: www.zvei.org<br />

Technik der Prozessanalyse praktisch betrachtet<br />

KURT SIEVERS,<br />

Vorsitzender des<br />

ZVEI-Fachverbandes<br />

Electronic Components,<br />

blickt zuversichtlich<br />

auf das<br />

kommende Jahr.<br />

(Bild: ZVEI)<br />

BEI DER FACH-<br />

KONFERENZ<br />

„Prozessanalytische<br />

Messtechnik in der<br />

Chemieindustrie“ am<br />

26. und 27. Februar 2014<br />

diskutieren Experten<br />

Anwendungs beispiele.<br />

(Bild: VDI Wissensforum)<br />

Auf der VDI-Fachkonferenz „Prozessanalytische Messtechnik<br />

in der Chemieindustrie“ am 26. und 27. Februar<br />

2014 in Köln werden Möglichkeiten und Grenzen<br />

der Messgeräte und Sensoren in verschiedenen Anwendungen<br />

thematisiert. Unter der fachlichen Leitung von<br />

Dr. Michael Zöchbauer, Leiter Forschung und Entwick-<br />

Die Energiewende darf nicht zulasten von Arbeitsplätzen<br />

gehen. Das meint, laut einer repräsentativen Umfrage<br />

des Verbands der Chemischen Industrie (VCI), ein<br />

Großteil der deutschen Führungskräfte. Das Nürnberger<br />

Marktforschungsinstitut Trend & Move hatte im Auftrag<br />

des VCI 700 Führungskräfte und -anwärter aus Politik,<br />

Behörden, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien zur Energiewende<br />

befragt. Demnach befürworten 77 Prozent der<br />

heutigen und angehenden Führungskräfte die von der<br />

Bundesregierung beauftragte Umstellung, sie dürfe den<br />

Wirtschaftsstandort Deutschland jedoch nicht schwälung<br />

bei Sick, diskutieren Experten über Erfahrungen mit<br />

der Prozessanalysentechnik im täglichen Betrieb.<br />

Auf der Konferenz befassen sich Fachleute unter anderem<br />

mit Einsatz- und Entwicklungspotenzialen der dialektrischen<br />

Hochfrequenzspektroskopie. Sie erörtern<br />

Möglichkeiten, virtuelle Gassensor-Arrays als Elektronische<br />

Nase zu verwenden. Wie sich die Röntgenfloureszenzanalyse<br />

zur Festkörper- und Flüssigkeitsanalyse nutzen<br />

lässt, ist ebenfalls Thema eines Vortrags. Am Vortag<br />

der Konferenz, 25. Februar 2014, bietet das VDI Wissensforum<br />

ein Spezialseminar zum Thema „Statische Versuchsplanung<br />

in der Chemie“ an. Konferenz und Spezialseminar<br />

können zu einem reduzierten Kombipreis gebucht<br />

werden. Wer an der Veranstaltung teilnehmen möchte,<br />

kann sich unter www.vdi.de/prozessanalysentechnik das<br />

Programm ansehen und sich anmelden.<br />

(aha)<br />

VDI WISSENSFORUM GMBH,<br />

VDI-Platz 1, D-40468 Düsseldorf,<br />

Tel. +49 (0) 211 621 40, Internet: www.vdi.de<br />

VCI: Energiewende nicht um jeden Preis<br />

chen. Die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende ist<br />

wichtiges Ziel – aber nicht um jeden Preis. Sie muss mit<br />

einer Stärkung des Industrielandes Deutschland und der<br />

Sicherung von Arbeitsplätzen einhergehen“, sagt der VCI-<br />

Hauptgeschäftsführer Utz Tillmann.<br />

(aha)<br />

VERBAND DER CHEMISCHEN INDUSTRIE E.V.,<br />

Mainzer Landstraße 55,<br />

D-60329 Frankfurt am Main,<br />

Tel. +49 (0) 69 255 60,<br />

Internet: www.vci.de<br />

6<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

12 / 2013


IEC 62708: Internationale Arbeitsgruppe erarbeitet<br />

Baustein zur besseren Verständigung<br />

DKE: In der Anlagenplanung Dokumente weltweit einheitlich benennen<br />

Document kind Type de Document DCC Identifier<br />

Material safety data sheet (MSDS) Fiche technique de sécurité QB 004<br />

Certificate Certificat QC 001<br />

Test report Procès-verbal d'essai QC 002<br />

Acceptance documentation Documentation de réception QC 003<br />

Test sheet for SIF<br />

Feuille d'essai pour appareillages de QC 004<br />

protection<br />

SIL verification Contrôle SIL QC 005<br />

Installation drawing (hook-up) Schéma du montage TC 001<br />

Assembly drawing Dessin de montage TC 002<br />

Document kind Type de Document DCC Identifier<br />

Material safety data sheet (MSDS) Fiche technique de sécurité QB 004<br />

Certificate Certificat QC 001<br />

Test report Procès-verbal d'essai QC 002<br />

Acceptance documentation Documentation de réception QC 003<br />

Test sheet for SIF<br />

Feuille d'essai pour appareillages de QC 004<br />

protection<br />

SIL verification Contrôle SIL QC 005<br />

Installation drawing (hook-up) Schéma du montage TC 001<br />

Assembly drawing Dessin de montage TC 002<br />

AUSZUG AUS IEC 62708: Der Standard liefert in unterschiedlichen<br />

Sprachen einheitliche Benennungen für Dokumente.<br />

Table A.3 — Names of Document kinds in Chinese and German<br />

文 件 种 类 Dokumentenart DCC Identifier<br />

文 件 列 表 Dokumentenliste AB 001<br />

剩 余 工 作 清 单 Restpunktliste BB 001<br />

工 作 分 解 结 构 Projektstrukturplan BD 001<br />

沟 通 计 划 Kommunikationsplan BD 002<br />

项 目 实 施 计 划 Projektabwicklungsplan BD 003<br />

人 力 动 员 计 划 Personaleinsatzplan BE 001<br />

时 间 表 Terminplan BE 002<br />

M限 制 出 口 设 备 清 单<br />

Liste ausfuhrkritischer<br />

it dem neuen internationalen Ausrüstungen Standard IEC 62708<br />

wird es in Kürze eine weltweit einheitliche Basis für<br />

die Bezeichnung von Dokumenten der Anlagenplanung<br />

geben. Auf Initiative des Deutsche Kommisssion Elektrotechnik<br />

Elektronik Informationstechnik im DIN und VDE<br />

(DKE) 总 体 设 计 Arbeitskreises 要 求<br />

K941 Engineering Allgemeine hat sich über vier<br />

Engineeringspezifikation<br />

Jahre eine internationale Arbeitsgruppe der IEC damit<br />

befasst, solche Dokumente zu sammeln und zu dokumentieren.<br />

Diese Arbeiten stehen nun kurz vor dem Abschluss.<br />

Auslöser für die Entwicklung des Standards ist das<br />

Verwirrspiel um die Bezeichnung eines Dokuments. In<br />

allen Unternehmen gibt es eine traditionelle Bezeichnung<br />

für ein Dokument, aber keine einheitliche über<br />

die Unternehmensgrenze hinaus. So kennt man in einigen<br />

Unternehmen eine PLT-Stellenliste, in anderen<br />

eine Messstellenliste und in wieder anderen eine Instrumentenliste.<br />

Diese Dokumente haben dann oftmals<br />

ähnliche Inhalte und könnten Synonyme sein, wenn<br />

nicht zum Beispiel die Vorstellungen davon, was eine<br />

Instrumentenliste beinhaltet, so stark differieren würden.<br />

Andere schöne Beispiele lassen sich leicht finden<br />

und machen die Vereinbarung von Ingenieurleistungen<br />

jedes Mal einer Abstimmung bedürftig.<br />

Zu Beginn der Entwicklung wurden von allen Beteiligten<br />

der Arbeitsgruppe Referenzen und Beispiele für<br />

typische Dokumente aus der Elektro- und Leittechnikplanung<br />

gesammelt und abgestimmt. Eine wichtige Referenz<br />

war hier die IEC 61355, die einen Standard für die<br />

Klassifikation von Dokumenten liefert. Dieser Standard<br />

hilft jedoch nur die richtige Kodierung (Dokumentart-<br />

Klassenschlüssel) für eine Dokumentenart zu finden, sie<br />

normiert keine Dokumentenarten. Dies ist nun die Aufgabe<br />

der IEC 62708, zumindest in den ihr gegebenen Anwendungsbereichen.<br />

BF 001<br />

仪 表 数 据 表 PLT-Stellenblatt DA 001<br />

标 识 系 统 标 识 制 Kennzeichnungssystem DB 001<br />

测 试 与 维 护 建 议 Prüf- und Wartungsanleitung DC 001<br />

使 用 说 明 书 Betriebsanleitung DC 002<br />

测 试 与 维 护 要 求 Prüf- und Wartungsvorschrift DZ 001<br />

EC 001<br />

电 气 易 耗 品 表 Liste elektrischer Verbraucher EC 002<br />

照 明 概 念 设 计 大 纲 Beleuchtungskonzept EC 003<br />

Im Ergebnis der Arbeiten sind die Dokumente mit einer<br />

Dokumentenart klassifiziert, mit einer Beschreibung<br />

versehen und der notwendige Inhalt definiert. Damit<br />

dies einfacher zu erfassen ist, wurden Muster von Dokumenten<br />

beigelegt und die Dokumentenart in mehreren<br />

Sprachen benannt. Es liegen mit Englisch, Französisch,<br />

Deutsch und Chinesisch bereits wichtige Abwicklungssprachen<br />

vor. Mitte August 2013 wurde der CDV<br />

vom IEC TC 65 mit großer Mehrheit angenommen. Da<br />

nur geringfügige Änderungen zu erwarten sind, ist die<br />

Ausgabe des Standards Mitte 2014 realistisch.<br />

AUTOR<br />

Table A.3 — Names of Document kinds in Chinese and German<br />

文 件 种 类 Dokumentenart DCC Identifier<br />

62708 IEC:2011 – 22 – 62708 CEI:2011<br />

文 件 列 表 Dokumentenliste AB 001<br />

剩 余 工 作 清 单 Restpunktliste BB 001<br />

工 作 分 解 结 构 Projektstrukturplan BD 001<br />

沟 通 计 划 Kommunikationsplan BD 002<br />

项 目 实 施 计 划 Projektabwicklungsplan BD 003<br />

人 力 动 员 计 划 Personaleinsatzplan BE 001<br />

时 间 表 Terminplan BE 002<br />

限 制 出 口 设 备 清 单<br />

Liste ausfuhrkritischer<br />

BF 001<br />

Ausrüstungen<br />

仪 表 数 据 表 PLT-Stellenblatt DA 001<br />

标 识 系 统 标 识 制 Kennzeichnungssystem DB 001<br />

测 试 与 维 护 建 议 Prüf- und Wartungsanleitung DC 001<br />

使 用 说 明 书 Betriebsanleitung DC 002<br />

测 试 与 维 护 要 求 Prüf- und Wartungsvorschrift DZ 001<br />

总 体 设 计 要 求<br />

Allgemeine<br />

EC 001<br />

Engineeringspezifikation<br />

电 气 易 耗 品 表 Liste elektrischer Verbraucher EC 002<br />

照 明 概 念 设 计 大 纲 Beleuchtungskonzept EC 003<br />

Dipl.-Ing. SVEN SCHÜLER<br />

ist Head of Electrical &<br />

Instrumentation bei<br />

ThyssenKrupp Uhde in Bad<br />

Soden/Taunus, Mitarbeiter<br />

im DKE K941 und Convenor<br />

der IEC TC65 WG15.<br />

ThyssenKrupp Uhde GmbH,<br />

Friedrich-Uhde-Straße 2,<br />

D-65812 Bad Soden am Taunus,<br />

Tel. +49 (0) 6196 205 16 51,<br />

E-Mail: sven.schueler@thyssenkrupp.com<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

12 / 2013<br />

7


FORSCHUNG<br />

Technoseum will mit neuer Initiative<br />

Jugendliche für Technik begeistern<br />

Jugend für Technik“ ist eine Initiative des Landesmuseum<br />

für Technik und Arbeit (Technoseum) und will<br />

durch ungewöhnliche Aktionen Kinder und Jugendliche<br />

an naturwissenschaftliche und technische Themen heranführen.<br />

Mit einer Guerilla-Aktion, einem ungewöhnlichen<br />

Werbefeldzug, in baden-württembergischen Städten<br />

sorgte die Initiative bereits in der Nacht vom 14. auf<br />

den 15. Oktober 2013 für Aufmerksamkeit. In den Goethestraßen<br />

des Landes plakatierten jugendliche Helfer den<br />

Dichter, abgebildet mit Laptop und der Frage „Hätte Goethe<br />

so Faust III geschrieben?“.<br />

Damit wollen die Macher kreativ die nachhaltige Wirkung<br />

technischer Errungenschaften deutlich machen.<br />

„Wir schaffen mit der Initiative ein Dach, unter dem Aktivitäten<br />

und Partner zusammenkommen“, erklärt Technoseum-Direktor<br />

Prof. Dr. Hartwig Lüdtke. Er hat dabei<br />

besonders Kooperationen mit Industrie- und Handelskammern,<br />

Handwerkskammern, politischen Entscheidungsträgern,<br />

anderen Bildungseinrichtungen sowie<br />

Wirtschaftsunternehmen im Blick.<br />

Zu der Auftaktaktion im Oktober soll in den kommenden<br />

Wochen ein Kino-Spot mit Johann Wolfgang Goethe<br />

als Hauptdarsteller in allen Cinemaxx-Kinos in Deutschland<br />

für Aufmerksamkeit sorgen. Das Technoseum nutzt<br />

diese Werbung, um Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft<br />

und Gesellschaft als Unterstützer zu gewinnen und<br />

sich mit ähnlichen Initiativen zu vernetzen. (aha)<br />

BEI DER MARKETINGAKTION hängten die<br />

Organisatoren Werbeplakate mit Goethe auf.<br />

(Bild: Technoseum)<br />

TECHNOSEUM – LANDESMUSEUM FÜR TECHNIK<br />

UND ARBEIT IN MANNHEIM,<br />

Museumsstraße 1, D-68165 Mannheim,<br />

Tel. +49 (0) 621 429 89, Internet: www.technoseum.de<br />

Automation 2014: Call for Papers ist online<br />

Unter dem Motto „Smart X – Powered by Automation“<br />

findet im kommenden Jahr am 1. und 2. Juli 2014<br />

der Kongress Automation statt. Der 15. Branchentreff<br />

der Mess- und Automatisierungstechnik beschäftigt<br />

sich mit der Frage, in welchem Ausmaß die Automation<br />

Grundlage und Antrieb ist für smarte Technik und<br />

smarte Lösungen in Wirtschaft und Gesellschaft. Bis<br />

zum 11. November 2013 können Experten Kurzfassungen<br />

zu smarten Methoden, Technologien und Anwendungen<br />

unter www.automatisierungskongress.de<br />

einreichen. Die Abgabe der Manuskripte soll dann bis<br />

zum 16. Mai 2014 erfolgen. Beitragsvorschläge zu smarten<br />

Methoden, Technologien und Anwendungen sind<br />

erwünscht. Bei den Anwendungen stehen die Prozessautomation,<br />

die Fertigungsautomation, die Medizintechnik,<br />

die Gebäudeausrüstung und andere technische<br />

und nicht-technische Anwendungsfelder im Vordergrund.<br />

Als zusätzliches Gliederungselement wurde der<br />

Lebenszyklus gewählt – vom Geräte- und Systementwurf<br />

über den Betrieb automatisierter Anlagen bis zu<br />

Aspekten der Wartung und Diagnose. <br />

(aha)<br />

VIEL APPLAUS erwartet die Vortragenden auf dem Kongress<br />

Automation in Baden-Baden. (Bild: Archiv/Purschwitz)<br />

VDI WISSENSFORUM GMBH,<br />

VDI-Platz 1, D-40468 Düsseldorf,<br />

Tel. +49 (0) 211 621 42 01,<br />

Internet: www.automationskongress. de<br />

8<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

12 / 2013


www.<strong>atp</strong>-<strong>edition</strong>.de<br />

Jetzt bestellen!<br />

Call for <strong>atp</strong> experts:<br />

Lebenszyklusmanagement<br />

und Total<br />

Cost of Ownership<br />

IN AUSGABE 56(6) DER ATP EDITION im Juni 2014<br />

diskutiert technische Ansätze und geschäftstechnische<br />

Methoden zum Lifecyclemanagement in der<br />

Automation. Dieser Aspekt gewinnt angesichts der<br />

Veränderungen durch steigende Komplexität der<br />

Aufgaben und höheren Anforderungen an Funktionalität<br />

und Flexibilität zunehmend an Bedeutung.<br />

Weitere Treiber sind immer kürzer werdende Lebenszyklen<br />

bei den Basistechnologien und innovative<br />

(Cloud)-Ansätze zur Unterstützung von Wertschöpfungsnetzwerken.<br />

Durch ihre fokussierten<br />

Beiträge kann das Themenheft den aktuellen Diskurs<br />

von Technik bis Organisation, von Konzeption<br />

und Planung bis Betrieb und Optimierung, von zukünftigen<br />

Architekturkonzepten bis zu aktuellen<br />

Lösungen in hinreichender Tiefe abdecken.<br />

Die Referenzklasse für die<br />

Automatisierungstechnik<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> ist das Fachmagazin für die Automatisierungstechnik.<br />

Die Qualität der wissenschaftlichen Hauptbeiträge<br />

sichert ein strenges Peer-Review-Verfahren. Bezug zur<br />

automatisierungstechnischen Praxis nehmen außerdem<br />

die kurzen Journalbeiträge aus der Fertigungs- und Prozessautomatisierung.<br />

Sichern Sie sich jetzt diese erstklassige Lektüre! Als<br />

exklusiv ausgestattetes Heft oder als praktisches ePaper<br />

– ideal für unterwegs, auf mobilen Endgeräten oder zum<br />

Archivieren.<br />

Wählen Sie einfach das Bezugsangebot, das Ihnen zusagt:<br />

als Heft, ePaper oder Heft + ePaper!<br />

Wir bitten Sie bis zum 25.1.2014 zu diesem Themenschwerpunkt<br />

einen gemäß den Autorenrichtlinien<br />

der <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> ausgearbeiteten Hauptbeitrag per<br />

eMail an urbas@di-verlag.de einzureichen.<br />

Die <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> ist die hochwertige Monatspublikation<br />

für Fach- und Führungskräfte der Automatisierungsbranche.<br />

In den Hauptbeiträgen werden die<br />

Themen mit hohem wissenschaftlichen und technischen<br />

Anspruch und vergleichsweise abstrakt<br />

dargestellt. Im Journalteil werden praxisnahe Erfahrungen<br />

von Anwendern mit neuen Technologien,<br />

Prozessen oder Produkten beschrieben.<br />

Alle Beiträge werden von einem Fachgremium begutachtet.<br />

Sollten Sie sich selbst aktiv an dem Begutachtungsprozess<br />

beteiligen wollen, bitten wir um<br />

kurze Rückmeldung. Für weitere Rückfragen stehen<br />

wir Ihnen selbstverständlich gerne zur Verfügung.<br />

Redaktion <strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

Leon Urbas, Anne Purschwitz, Aljona Hartstock<br />

CALL FOR<br />

Aufruf zur Beitragseinreichung<br />

Thema: Lebenszyklusmanagement<br />

und Total Cost of Ownership<br />

Kontakt: urbas@di-verlag.de<br />

Termin: 25. Januar 2014<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> erscheint in der DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München


BRANCHE<br />

Automatisierung der Zukunft verlangt dezentrale<br />

Steuerung, Modularität und Wiederverwendbarkeit<br />

Ansatz soll Mechanik, Automatisierung und Elektrik zusammenbringen<br />

MECHANIK,<br />

ELEKTRIK<br />

UND AUTO-<br />

MATISIERUNG<br />

haben jeweils<br />

unterschiedliche<br />

Sichten auf ein<br />

Bauteil. Der<br />

mechatronische<br />

Ansatz bringt<br />

die Bereiche<br />

zusammen.<br />

FÜR DIE AUTOMATISIERUNG DER ZUKUNFT sind Lösungen<br />

gefragt, die zum einen in der Lage sind, Steuerungs -<br />

intelligenz zu verteilen und zum anderen gewährleisten,<br />

dass die notwendige Vernetzung mehrerer Steuerungen<br />

für den Anwender einfach zu handhaben bleibt.<br />

Smart Factory, Industrie 4.0, sich selbst steuernde Produktion,<br />

Internet der Dinge – im Maschinen- und<br />

Anlagenbau wird derzeit weit in die Zukunft geschaut.<br />

Getrieben wird diese Diskussion durch steigende Anforderungen<br />

an Produktivität sowie Verfügbarkeit von Maschinen<br />

und Anlagen. Dezentrale und modulare Steuerungsarchitekturen<br />

nehmen in zukunftsfähigen Automatisierungskonzepten<br />

eine zentrale Rolle ein.<br />

ZENTRALE ARCHITEKTUREN ERREICHT GRENZEN<br />

Mit zentralistisch ausgelegten Speicherprogrammierbaren<br />

Steuerungen (SPS) können die Vorteile einer Modularisierung<br />

nicht ausgeschöpft werden. Denn dort ist die<br />

gesamte Steuerungsfunktion in einer (oder wenigen)<br />

zentralen Steuerungen beheimatet und kommuniziert<br />

mit einfachen Feldgeräten, deren Hauptfunktion das<br />

Einsammeln und Ausgeben von Prozessdaten ist. Änderungen<br />

in einzelnen Anlagenteilen verursachen einen<br />

hohen Aufwand auf Steuerungsebene, da Programmstrukturen<br />

an zentralen Stellen der Steuerung verändert<br />

werden müssen. Im Hinblick auf Flexibilität und Anwenderfreundlichkeit<br />

werden klassische zentrale Automatisierungsarchitekturen<br />

mit monolithischen SPS-<br />

Steuerungen den zukünftigen Anforderungen nicht<br />

mehr gerecht.<br />

In zentralistisch aufgebauten Steuerungssystemen<br />

müssen Anzahl und Anordnung der Steuerungseinheiten<br />

vor Beginn der Konstruktion geklärt sein, da nachträgliche<br />

Änderungen einen erheblichen Mehraufwand<br />

bedeuten. Mit der Software-Entwicklung wird erst begonnen,<br />

wenn feststeht, wie eine Maschine aussehen<br />

soll.<br />

MODULARER AUFBAU AUF DEM VORMARSCH<br />

Im Sinne der Standardisierbarkeit legen Maschinen- und<br />

Anlagenbauer ihr Augenmerk zunehmend auf einen modularen<br />

Aufbau von Maschinen und Anlagen, um die geforderte<br />

Variantenvielfalt von Werkstücken in vorgegebenen<br />

Produktionszyklen zu erreichen. Die Modulbildung<br />

soll gleichermaßen auch auf den steuerungstechnischen<br />

Hardwareaufbau und die funktionalen Logikmodule übertragbar<br />

sein. Nur so entsteht ein durchgängiger mechatronischer<br />

Ansatz mit identischen Teilungsgrenzen, mit dem<br />

sich Engineeringprozesse vereinfachen sowie die Wiederverwendbarkeit<br />

der einzelnen Einheiten steigern lassen.<br />

Die Philosophie der Mechatronik verfolgt den Ansatz<br />

alle am Entstehungsprozess einer Maschine beteiligten<br />

Disziplinen zusammenzuführen: Mechanik, Elektrik und<br />

Automatisierungstechnik. Wichtig ist dabei das Zusammenspiel<br />

diverser automatisierungstechnischer Einzelkomponenten,<br />

Software-Tools und dazugehöriger Services<br />

mit dem Ziel einer einheitlichen Automatisierungslösung.<br />

Diese Durchgängigkeit erstreckt sich über die vier Ebenen<br />

der Automatisierungspyramide (Managementebene, Betriebsführungsebene,<br />

Steuerungsebene und Feldebene).<br />

In der Mechanik drückt sich dies in Form von eigenständigen<br />

Funktionseinheiten aus. Im Hinblick auf die<br />

Umsetzung für die Steuerungsebene stoßen allerdings<br />

heutige Systeme an ihre Grenzen. Denn dort herrschen<br />

zentralistisch ausgelegte Steuerungsarchitekturen vor.<br />

AUTARKE ZELLENSTEUERUNGEN AGIEREN IM VERBUND<br />

Für die Automatisierung der Zukunft rücken Lösungen in<br />

den Fokus, die zum einen in der Lage sind, Steuerungsintelligenz<br />

zu verteilen und zum anderen gewährleisten,<br />

10<br />

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DEZENTRALITÄT ERHÖHT WIEDERVERWENDBARKEIT<br />

Werden Steuerungsfunktionalitäten dezentralisiert, ergeben<br />

sich Vorteile in zwei Bereichen. Zum einen ermöglicht<br />

die Dezentralisierung der Peripherie den Verkabelungsaufwand<br />

und die damit verbundenen Kosten zu<br />

reduzieren. Zum anderen lassen sich aber auch identische<br />

Steuerungsprogramme und -teilfunktionen dezentralisieren,<br />

was wiederum die komplette Modularisierung<br />

in Form von Maschinenelementen ermöglicht. Ziel dabei<br />

ist es, möglichst viele Teile identisch wiederverwenden<br />

zu können. Dies ermöglicht dem Anwender darüber hinaus<br />

einen sehr hohen Freiheitsgrad, da jedes dezentrale<br />

E/A-System auch nachträglich um Steuerungsfunktionen<br />

erweitert werden kann. Dies kann gleichsinnig oder unabhängig<br />

für die Standardfunktionen alleine – oder gemeinsam<br />

mit den Sicherheitsfunktionen geschehen.<br />

AUTOMATISIERUNGSSTRUKTUREN NACH MASS:<br />

Von Stand-alone-Applikationen über die Umsetzung<br />

klassischer Automatisierung mit einer zentralen Steuerung<br />

bis hin zur konsequenten Verteilung von Steuerungsfunktionen<br />

in die Peripherie. (Bilder: Pilz GmbH & Co. KG)<br />

dass die notwendige Vernetzung mehrerer Steuerungen<br />

für den Anwender einfach zu handhaben bleibt. Mit modernen<br />

Automatisierungsstrukturen entstehen weitgehend<br />

autarke Zellensteuerungen, die untereinander im Verbund<br />

agieren können. Zentrale Idee ist die Verschmelzung der<br />

verschiedenen Teilbereiche wie Standard-Automation und<br />

Sicherheit. Prozess- oder Steuerungsdaten, Fail-safe-Daten<br />

und Diagnoseinformationen werden über Ethernet ausgetauscht<br />

und synchronisiert. Im Gegensatz zu zentralen<br />

SPS-Steuerungen spielt es für die Steuerungsfunktion keine<br />

Rolle, wo der zugehörige Programmteil abgearbeitet<br />

wird. Statt einer zentralen Steuerung, steht dem Anwender<br />

ein zur Laufzeit verteiltes Anwenderprogramm in einem<br />

zentralen Projekt zur Verfügung. Über dieses zentrale Projekt<br />

werden alle Netzteilnehmer konfiguriert, programmiert<br />

und diagnostiziert. So ist ein einfaches, einheitliches<br />

Handling im Gesamtprojekt möglich. Die Vorteile<br />

zeigen sich in einer höheren Verfügbarkeit durch lokale<br />

Fehlerreaktionen sowie einer höheren Produktivität infolge<br />

kürzerer Reaktionszeiten des Gesamtsystems.<br />

PARALLELES ENGINEERING SPART ZEIT<br />

Wird mechatronisch gedacht und konzipiert, können<br />

alle an einem Automatisierungsprojekt beteiligten Fakultäten<br />

bereits nach der initialen Projektabstimmung<br />

ihre konkrete Arbeit beginnen: System- und Hardwareentwicklung<br />

können also parallel arbeiten. Durch<br />

die hardwareunabhängige Programmierung einer Anlage<br />

entfällt diese Querbeziehung und es entsteht die dringend<br />

benötigte Flexibilität im Engineeringprozess. Durch<br />

die parallele Vorgehensweise kann Projektierungszeit<br />

gespart werden. Nur in einzelnen Schritten ist die Synchronisation<br />

beider Aufgabenfelder noch erforderlich.<br />

Sobald die Funktionen einer Maschine durch die Bildung<br />

von Komponenten in Bibliotheken standardisiert<br />

sind, genügen erste Informationen über die zu erstellende<br />

Maschine, um letztlich die Gesamtstruktur aufbauen<br />

zu können. Für den Konstrukteur wird es möglich, sich<br />

auf die Planung der für den Prozess notwendigen Komponenten<br />

zu konzentrieren; Performance- und Strukturthemen<br />

sind weitgehend unabhängig voneinander zu<br />

betrachten und treten – wenn gewünscht – noch weiter<br />

in den Hintergrund. Die detaillierte Funktion einer Komponente<br />

kann zu einem späteren Zeitpunkt über die individuellen<br />

Eigenschaften festgelegt werden.<br />

FAZIT<br />

Um die Automatisierungsaufgaben der Zukunft lösen zu<br />

können, müssen die Aspekte Modularität und Wiederverwendbarkeit<br />

bereits in der frühesten Planungsphase<br />

intensiv einbezogen und berücksichtigt werden. Voraussetzung<br />

dafür sind Automatisierungssysteme wie PSS<br />

4 000 von Pilz, die in der Lage sind, die in den mechatronischen<br />

Einheiten verteilte Intelligenz zentral und<br />

anwenderfreundlich zu verwalten. Anlagen lassen sich<br />

dann in übersichtliche, selbstständig arbeitende Einheiten<br />

zerlegen. Aufwände für Engineering, Inbetriebnahme<br />

und Wartung lassen sich deutlich reduzieren.<br />

AUTOR<br />

MARKUS SCHLÖGL ist Bereichsleiter<br />

Produktmanagement Operating and<br />

Monitoring Systems, Software Tools,<br />

bei Pilz GmbH in Ostfildern.<br />

Pilz GmbH & Co KG,<br />

Felix-Wankel-Straße 2, D-73760 Ostfildern,<br />

Tel. +49 (0) 711 340 96 93, E-Mail: m.schloegl@pilz.de<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

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BRANCHE<br />

PC-basierte Steuerungstechnik als Grundlage<br />

für die Entwicklung von Industrie 4.0<br />

Vorteile der Konvergenz von IT- und Automatisierungstechnik für Industrie 4.0 nutzen<br />

Die Vision, dass Werkstücke beziehungsweise Rohlinge<br />

sich dank Eigen-Intelligenz selbstständig durch<br />

die Fertigung bewegen und den Produktionseinheiten<br />

die Bearbeitungsparameter vorgeben, ist vielleicht in<br />

Zukunft denkbar, heute aber weit entfernt. Eine hierarchisch<br />

strukturierte Automatisierungstechnik bietet<br />

momentan den größten Nutzen für eine effiziente und<br />

flexible Produktion.<br />

Die Grundlage der Industrie-4.0-Idee bildet das Internet<br />

der Dinge, ein Begriff, der in Zusammenhang mit RFID<br />

und Sensortechnologien im Jahr 1999 entstanden ist und<br />

die Vernetzung von und mit Alltagsgegenständen beschreibt.<br />

Voraussetzung für eine konsequente Umsetzung<br />

sind die erstmals im Jahr 2006 definierten cyber-physischen<br />

Systeme (CPS). Gemeint sind damit die auf allen<br />

Ebenen eng miteinander verbundenen cyber-Komponenten<br />

– zur diskreten Informationsverarbeitung und Kommunikation<br />

– sowie physischen Komponenten. Dies spiegeln<br />

auch die BMBF-Förderrichtlinien wider: „Cyberphysische<br />

Systeme verfügen – in Erweiterung zu heutigen<br />

mechatronischen Systemen – über intelligente Sensoren<br />

zur Wahrnehmung ihrer Umwelt und über Aktoren, mit<br />

denen sie diese beeinflussen können. Sie unterscheiden<br />

sich von bestehenden technischen Systemen jedoch durch<br />

die Fähigkeit, mit ihrer Umgebung zu interagieren, das<br />

eigene Verhalten in Abhängigkeit der Umwelt zu planen<br />

und anzupassen sowie neue Verhaltensweisen und -strategien<br />

zu erlernen und sich somit selbst zu optimieren.“<br />

INTELLIGENZ MODULAR ANORDNEN<br />

PC-Control von Beckhoff bietet die Flexibilität, zentrale<br />

und dezentrale Steuerungskonzepte zu realisieren. Eine<br />

hierarchische Organisation bleibt im Automatisierungsbereich<br />

die erste Wahl, und damit auch eine I/O-Ebene<br />

mit mehr oder weniger stark reduzierter Intelligenz.<br />

Hierzu gehören klar definierte Ebenen sowie Interfaces<br />

zwischen diesen – und die unter Industrie 4.0 im Fokus<br />

stehende Durchgängigkeit der Kommunikation.<br />

Um Industrie 4.0 letztendlich in einer wirklich ganzheitlichen<br />

Sicht zu realisieren, sind drei Aspekte umzusetzen:<br />

die horizontale Integration auch über Unternehmensgrenzen<br />

hinweg, die vertikale Integration mit vernetzten Produktionssystemen<br />

sowie die Durchgängigkeit des Engineerings<br />

während des gesamten Produktlebenszyklus. In Ver-<br />

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TECHNISCHE UND<br />

TECHNO LOGISCHE<br />

ENTWICKLUNGEN<br />

als Voraussetzungen<br />

für die vier industriellen<br />

Revolutionen. (Bild: DFKI)<br />

bindung mit der betriebswirtschaftlichen Anwendungssoftware<br />

kann dies deutliche Optimierungspotenziale<br />

sowie zusätzliche Geschäftsmodelle erschließen – zum<br />

Beispiel über ein ‚Internet der Dienste‘. Für all dies bietet<br />

PC-Control die richtige Lösung. Zumal hier flexibel auf die<br />

jeweiligen Applikationsanforderungen reagiert werden<br />

kann: Intelligenz lässt sich hierarchisch modular unter der<br />

zentralen Steuerung, bei Bedarf auch dezentral, also gleichberechtigt<br />

nebeneinander anordnen. Nicht umsonst hat die<br />

Automatisierungspyramide bis heute Bestand.<br />

Geschäftsführer Hans Beckhoff sieht dementsprechend<br />

weltweit gute Perspektiven, um künftig mit der<br />

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Integration geeignet. Dafür eignet sich PC-Control, denn<br />

es bietet mit der Automation Device Specification (ADS),<br />

dem Ethercat Automation Protocol (EAP) und der OPC<br />

Unified Architecture (OPC UA) die passenden Möglichkeiten<br />

für eine Kommunikation‚ vom Sensor bis in die<br />

Cloud:<br />

ADS ist eine Nachrichten-basierte, routingfähige<br />

Transportschicht innerhalb des Twincat-Softwaresystems.<br />

Sie erlaubt azyklische Kommunikation<br />

innerhalb des Twincat-Systems und zu anderen<br />

Tools (wie zum Beispiel Visualisierung).<br />

Das echtzeitfähige EAP kann per Publisher-Subscriber-Mechanismus<br />

Prozessdaten zwischen Ethercat-<br />

Mastern zyklisch bis in den µs-Bereich hinein übertragen.<br />

OPC UA ist ein standardisierter herstellerunabhängiger,<br />

Ethernet- und Web-basierter Kommunikationsstandard,<br />

der nahtlos in MES- und ERP-Konzepte<br />

integrierbar ist.<br />

PC-CONTROL macht die Vorteile der Techno logie konvergenz aus<br />

IT- und Automatisierungs technik für industrielle Anwendungen<br />

nutzbar. (Bild: Beckhoff Automation)<br />

PC-basierten Steuerungstechnologie im Maschinen- und<br />

Anlagenbau weiter zu wachsen: „Mit unserer auf PC-<br />

Control basierenden Steuerungstechnologie sind unsere<br />

Kunden und wir für die unter dem Titel Industrie 4.0<br />

von der Bundesregierung verfolgte Hightech-Strategie<br />

optimal aufgestellt. Speziell die Konvergenz von IT- und<br />

Automatisierungstechnik ist ein gemeinsames wesentliches<br />

Wirkprinzip von Industrie 4.0 und von PC-Control.<br />

Es freut uns, dass dieses Konzept nun noch weiter<br />

in das Bewusstsein der allgemeinen und speziell der<br />

technischen Öffentlichkeit dringt, und wir sind sicher,<br />

dass der Standort Deutschland und auch die internationale<br />

Automatisierungs-Community sehr von dieser<br />

Philosophie profitieren werden, so wie es die Beckhoff-<br />

Kunden bereits seit dem Anbeginn von PC-Control vor<br />

mehr als 25 Jahren tun.“<br />

PC MIT ETHERNET BILDET TECHNOLOGIEPLATTFORM<br />

Heute gibt es kaum ein technisches System, das nicht<br />

per PC bedienbar oder zumindest über eine Software<br />

darauf anzubinden wäre. Mit PC-Control können aktuelle<br />

und zukünftige Konzepte realisiert werden. Dies gilt<br />

in gleichem Maße für den Kommunikationsstandard<br />

Ethernet. Dank der sehr hohen Übertragungsraten ist er<br />

mittlerweile in der Industrie durchgängig akzeptiert.<br />

Dazu beigetragen haben die ergänzenden Ethernet-basierten<br />

Industrieprotokolle wie Ethercat und Safety-over-<br />

Ethercat, die Forderungen nach kurzen Zykluszeiten,<br />

Deterministik und sicherheitsrelevanter Datenübertragung<br />

erfüllen.<br />

Moderne Kommunikation ist Ethernet-basiert und für<br />

alle Anforderungen einer horizontalen und vertikalen<br />

INDUSTRIE 4.0 ERFORDERT INTEGRATION<br />

Mit dem PC und mit den Kommunikationsprotokollen<br />

ADS, EAP und OPC UA ist die Voraussetzung gegeben,<br />

um die von Industrie 4.0 geforderte vertikale und horizontale<br />

Integration umzusetzen. Dies ist notwendig,<br />

wenn die cyber-physischen Systeme künftig tatsächlich<br />

selbstständig, autonom und via Internet Produktion organisieren<br />

können, und das möglichst ohne Engineering<br />

in Handarbeit.<br />

Um in Zukunft die Automatisierungssoftware beherrschen<br />

zu können, muss die Software-Komplexität modularisiert<br />

werden, das heißt in kleine Einheiten aufgespalten.<br />

Diese Module müssen einen hohen Wiederverwendungsgrad<br />

haben. Die Modularität und Objektorientiertheit<br />

muss von den zugehörigen Softwaretools<br />

unterstützt werden. Zusätzlich muss die Engineeringsoftware<br />

in der Lage sein, die Module, oder besser die<br />

Tasks, auf Kerne eines Mehrkernprozessors zu verteilen.<br />

Die Automatisierungssoftware Twincat 3 kann eine Applikation<br />

auf einer Single-Core-CPU ablaufen lassen.<br />

Außerdem besteht die Möglichkeit, einzelne Tasks der<br />

Anwendung auf verschiedene Cores eines Mehrkernprozessors<br />

aufzuteilen. Damit kann der modulare Ansatz<br />

umgesetzt werden. Die Integration in das Microsoft Visual<br />

Studio bietet die Basis für ein durchgängiges Engineering<br />

über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg.<br />

Dem Automatisierer stehen im Visual Studio alle<br />

modernen Software-Engineeringwerkzeuge zur Verfügung.<br />

Die SPS-Programmierer haben mit den um Objektorientierung<br />

erweiterten Programmiersprachen nach<br />

IEC 61131-3 neue Möglichkeiten, effizient und modular<br />

zu programmieren. Zudem können mit C/C++ und<br />

Matlab/Simulink weitere Sprachen genutzt werden.<br />

STETIGE FORSCHUNG FÜHRT ZU INNOVATION<br />

Zur Entwicklung von Industrie 4.0 haben beispielsweise<br />

frühe Forschungsarbeiten beigetragen. So etwa das<br />

im Jahr 2004 begonnene EU-Forschungsprojekt Eupass,<br />

bei dem Beckhoff für die Steuerungstechnik verantwortlich<br />

war. Ziel des Forschungsprojektes war die<br />

14<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

12 / 2013


www.gwf-wasser-abwasser.de<br />

modulare Fertigungsmaschine, die mechanisch und<br />

softwaretechnisch standardisiert wurde. Damit<br />

konnte eine flexibel anpassbare Fertigungsumgebung<br />

realisiert werden.<br />

Nachdem das Projekt Industrie 4.0 im Jahr 2011 aus<br />

der Perspektive der Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

konzipiert und in die Hightech-<br />

Strategie der Bundesregierung übernommen wurde,<br />

etablierte sich Ende 2011 auf Initiative der Forschungsunion<br />

Wirtschaft-Wissenschaft der Arbeitskreis<br />

‚Industrie 4.0‘. Im April 2012 veröffentlichte die<br />

Deutsche Akademie der Technikwissenschaften<br />

(Acatech) eine Forschungsagenda Cyber-Physical Systems,<br />

zu der unter anderem auch Beckhoff, in Zusammenarbeit<br />

mit Prof. Dr. Birgit Vogel-Heuser von der<br />

TU München, aus Sicht der Produktionstechnik und<br />

Automatisierung für das Scenario ‚Smart Factory‘<br />

beigetragen hat.<br />

Auf dem Weg von der Mechatronik hin zu den Intelligenten<br />

technischen Systemen im Sinne von Industrie<br />

4.0 leitet das Unternehmen als Konsortialführer<br />

zwei Projekte im Technologienetzwerk It’s OWL<br />

(Intelligente Technische Systeme Ostwestfalenlippe):<br />

Scaut (Scientific Automation) behandelt die Integration<br />

ingenieurwissenschaftlicher Erkenntnisse in die<br />

Standardautomatisierung; mit Efa (Extreme Fast Automation)<br />

soll das Potenzial der Mehrkernprozessoren<br />

bei Standardbearbeitungsmaschinen ausgeschöpft<br />

werden.<br />

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FAZIT<br />

Bereits heute sind Industrie 4.0-Konzepte vielfach<br />

Realität, auch wenn die Vision für die Zukunft in 20<br />

bis 30 Jahren deutlich darüber hinausgeht. Die Entwicklung<br />

dahin wird evolutionär voranschreiten und<br />

von den aktuellen, sich ebenfalls weiterentwickelnden<br />

Automatisierungstechnologien begleitet werden.<br />

Die optimale Basis dafür bildet die PC-basierte Steuerungstechnik,<br />

mit der sich zentrale und dezentrale<br />

Konzepte realisieren lassen.<br />

AUTOR<br />

Beckhoff Automation GmbH,<br />

Eiserstraße 5, D-33415 Verl,<br />

Tel. +49 (0) 5246 96 30,<br />

E-Mail: info@beckhoff.de<br />

STEFAN ZIEGLER ist<br />

Technischer Redakteur<br />

im Bereich Marketing<br />

Communications bei<br />

Beckhoff Automation<br />

in Verl.<br />

gwf Wasser/Abwasser erscheint in der DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München


PRAXIS<br />

Elektromagnetische Verträglichkeit: Für industrielle<br />

Umgebungen ist sie besonders wichtig<br />

Praktische Tipps und Lösungen für die störfreie Verkabelung im Feld<br />

DAMIT IN DER INDUSTRIE keine elektromagnetischen<br />

Störungen entstehen, sollten störsichere Komponenten<br />

eingesetzt werden.<br />

TYPISCHE GERÄTE im Feld können im<br />

Hinblick auf Störempfindlichkeit und<br />

Störpotenzial klassifiziert werden.<br />

Aus der Lautsprecher-Anlage dringen merkwürdige<br />

Geräusche, der Computer-Monitor flackert und das<br />

Thermometer zeigt in der sonst kühlen Halle plötzlich<br />

75° C an. Was ist passiert? Falsch geplante und schlecht<br />

entstörte elektrische Anlagen könnten der Grund dafür<br />

sein. Abhilfe schafft eine störfeste Verkabelung. Der<br />

Beitrag erläutert die Herausforderungen hinsichtlich<br />

Störfestigkeit und gibt praktische Tipps zur richtigen<br />

Ausrüstung.<br />

PLANUNG UND NORMUNG<br />

Was genau ist eigentlich elektromagnetische Verträglichkeit<br />

– kurz EMV genannt? Der VDE definiert EMV<br />

als „Fähigkeit eines Geräts, in der elektromagnetischen<br />

Umwelt zufriedenstellend zu arbeiten, ohne dabei<br />

selbst elektromagnetische Störungen zu verursachen,<br />

die für andere in dieser Umwelt vorhandene Geräte unannehmbar<br />

wären“.<br />

Für manche Ingenieure treten EMV-Probleme im Feld<br />

völlig überraschend auf – entsprechend schwierig gestaltet<br />

sich dann die Suche nach einer Lösung. Daher<br />

sollte das Thema EMV schon bei der Planung berücksichtigt<br />

werden. So muss zunächst zwischen Industrie-,<br />

Wohn-, Geschäfts- und Gewerbebereich unterschieden<br />

werden, denn die Normen, Bedingungen und Anforderungen<br />

sind jeweils unterschiedlich. Für die Industrie<br />

gelten zwei Fachgrundnormen: die EN 61000-6-4 für<br />

die Störaussendung sowie die EN 61000-6-2 für die Störfestigkeit.<br />

Charakteristisch für den Industriebereich ist zum Beispiel<br />

die direkte Anbindung an das Mittelspannungsnetz<br />

über betriebseigene Umspannanlagen. So können sich<br />

Störungen über das Werksgelände hinaus bemerkbar<br />

machen. Auf der anderen Seite ist aber innerhalb industrieller<br />

Umgebungen mit einem erhöhten Maß an elektromagnetischen<br />

Störungen zu rechnen, da oft Schalthandlungen<br />

an großen elektrischen Verbrauchern durchgeführt<br />

werden, wie zum Beispiel im Fahrzeugbau oder<br />

in der Schwerindustrie. Geräte, die im Industriebereich<br />

eingesetzt werden, müssen daher eine erhöhte Störfestigkeit<br />

aufweisen.<br />

Im Gegensatz dazu erfolgt die Energieversorgung im<br />

Wohn-, Geschäfts- und Gewerbebereich über das öffentliche<br />

Niederspannungsnetz. Hier können sich Störungen<br />

leicht mit dem 230-V-Netz über die Grenzen der eigenen<br />

Wohnung oder des eigenen Hauses ausbreiten, da die<br />

Filterwirkung eines Mittelspannungs-Transformators<br />

hier entfällt. Außerdem stehen in jedem Haushalt auch<br />

Geräte aus dem Bereich der Unterhaltungselektronik, die<br />

schon vom Prinzip her eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber<br />

elektromagnetischen Störungen aufweisen. Aus<br />

diesem Grund sind im Wohn-, Geschäfts- und Gewerbe-<br />

16<br />

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Falls kein ordnungsgemäßes Potenzial-Ausgleichssystem<br />

besteht oder EMV-Einflüsse unzulässig hohe Störspannungen<br />

erzeugen, ist es ratsam, optische Verbindungen<br />

zu wählen.<br />

SCHWEISSROBOTER UND ANTRIEBE verursachen<br />

eine hohe Belastung der elektromagnetischen<br />

Verträglichkeit. (Bilder: Phoenix Contact)<br />

bereich die Grenzwerte für zulässige Störaussendungen<br />

schärfer gefasst.<br />

PASSIVE SICHERHEIT<br />

Daraus resultiert, dass die EMV-Problematik schon frühzeitig<br />

in der Planungs- und Entwicklungsphase einer<br />

Anlage berücksichtigt werden muss. Denn nur so können<br />

unnötige Kosten für eine aufwendige Fehlersuche im<br />

laufenden Betrieb vermieden werden. Was nützt eine auf<br />

den Energieverbrauch optimierte Maschine, wenn sie am<br />

Einbauort nicht erwartungsgemäß funktioniert und die<br />

umgebenden Systeme stört?<br />

Lösungen zur sicheren Verkabelung im industriellen<br />

Umfeld, zum Beispiel für eine EMV-sichere Profinetund<br />

Ethernet-Installation, setzen geeignete Komponenten<br />

voraus: Steckverbinder, Leitungen und Outlets. Die<br />

in einem Kupfer-Netzwerk eingesetzten RJ45-Steckverbinder,<br />

die häufig in Profinet- und Ethernet-basierten<br />

Systemen eingesetzt werden, müssen daher besonders<br />

gute Schirmeigenschaften besitzen, um die hohen Anforderungen<br />

zu erfüllen. Weitere zu beachtende Punkte<br />

bei der Installation sind die richtige und durchgängige<br />

Verkabelung des Schirmes sowie ein fachgerechter<br />

Potenzialausgleich in der Anlage. Diese Faktoren<br />

haben einen großen Einfluss auf die Zuverlässigkeit<br />

des Netzwerks.<br />

DIE RICHTIGE WAHL<br />

Lösungen für diese Problematik bietet beispielsweise<br />

Phoenix Contact mit einem großen Produktprogramm<br />

für passive Datenverkabelung – sowohl für kupferbasierte<br />

wie auch für optische Verkabelungssysteme. Für eine<br />

störfeste Verkabelung – etwa bei Roboter-Applikationen<br />

– kommt der Push-Pull-Steckverbinder der Variante 14<br />

zum Einsatz, der im Gegensatz zu marktüblichen Komponenten<br />

ein fundiertes Schutzkonzept bietet. Dieser<br />

Steckverbinder hat zwischen den einzelnen Metallteilen<br />

einen doppelt geführten 360 Grad-Schirm sowie einen<br />

nieder-ohmigen Potentialausgleich.<br />

Die idealen Gegenspieler auf der Anbauseite sind die<br />

Terminal-Outlets für den sicheren Aufbau einer Hallenverkabelung.<br />

Als Gegenstück dienen auch Multiport-<br />

Verteiler, welche die Installation und den Anschluss an<br />

Roboter-Systeme erheblich erleichtern. Diese Steckverbinder-Systeme<br />

haben aber nicht nur hervorragende<br />

EMV-Schutzeigenschaften – sie beherbergen auch eine<br />

sichere und schnelle Feldinstallationstechnik auf Basis<br />

der Schnellanschlusstechnik Quickon.<br />

FAZIT<br />

Findet der Einsatz innerhalb oder außerhalb des Schaltschranks<br />

statt? Welche Anforderungen gibt es hinsichtlich<br />

der Schirmung und des Potential-Ausgleichsystems?<br />

Nur wenn diese Fragen schon im Vorfeld richtig beantwortet<br />

und die Produkte gezielt danach ausgewählt werden,<br />

kann das Datennetzwerk im industriellen Umfeld<br />

sicher funktionieren.<br />

AUTOR<br />

Dipl.-Ing. ULF LEUCHNER<br />

ist im Bereich Produkt-<br />

Marketing Datensteckverbinder<br />

bei Phoenix<br />

Contact GmbH & Co. KG<br />

in Blomberg tätig.<br />

Phoenix Contact GmbH & Co. KG,<br />

Flachsmarktstraße 8,<br />

D-32825 Blomberg,<br />

E-Mail: uleuchner@phoenixcontact.com,<br />

Internet: www.phoenixcontact.de<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

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PRAXIS<br />

Frequenzumrichter für den Bergbau erfüllen hohe<br />

Anforderungen bei unwirtlichen Bedingungen<br />

Master-Slave-Betrieb sorgt für gleichmäßige Auslastung aller Motoren<br />

Der Bergbau stellt an Mensch und Maschine hohe Anforderungen<br />

in Bezug auf Leistungsfähigkeit und<br />

Sicherheit, denn die Bedingungen unter Tage sind auch<br />

heute noch hart. Die moderne Technik erleichtert allerdings<br />

die Arbeit gegenüber früher enorm. Dazu müssen<br />

aber alle Komponenten extremen Anforderungen genügen.<br />

Speziell für den Bergbau entwickelte Frequenzumrichter<br />

tragen dem Rechnung. Sie trotzen Vibration und<br />

Schock, erlauben einen Master/Slave-Betrieb von Antrieben<br />

und punkten mit sehr hoher Verfügbarkeit bei langer<br />

Lebensdauer.<br />

Unter Tage gelten andere Bedingungen als in der übrigen<br />

Industrie. Für Anlagen und speziell Antriebe und<br />

deren Regelung ist daher bei der Auslegung einiges zu<br />

beachten. Refu Elektronik aus Pfullingen entwickelt daher<br />

speziell für Bergbauanwendungen ausgelegte Fre-<br />

VARIANTENREICHE FAMILIE der (Bergbau-)Frequenzumrichter.<br />

(Bild: REFU Elektronik)<br />

DER WALZENSCHRÄMLADER stellt<br />

hohe Anforderungen an die Frequenzumrichter.<br />

(Bild: Eickhoff Walzenlader,<br />

Typ SL 750, Eickhoff Bergbautechnik GmbH)<br />

PRINZIPSCHALTBILD<br />

der Umrichter im<br />

Walzenschrämlader.<br />

(Bild: REFU Elektronik)<br />

DIE EINSCHIENENHÄNGEBAHN arbeitet mit Umrichtern im Master/<br />

Slave-Betrieb besonders ruhig und wirtschaftlich. (Bild: SMT Scharf GmbH)<br />

18<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

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quenzumrichter. Die Umrichter sind nicht nur auf die<br />

unwirtlichen Bedingungen im Bergbau ausgelegt, sie<br />

tragen auch den speziellen, dort geforderten Automatisierungsanforderungen<br />

Rechnung.<br />

KOMPLEXE VERNETZUNG ALLER KOMPONENTEN<br />

Nimmt man die Kohleförderung als Beispiel für den<br />

modernen Bergbau, so fallen als Erstes die Komplexität<br />

und Vernetzung aller Komponenten auf. Stollen müssen<br />

bewettert (belüftet) werden, der Abtransport von Kohle<br />

und Abraum koordiniert und vieles mehr. Das kostet<br />

Geld und ist nur bei hoher Förderleistung rentabel. Ein<br />

Stillstand, beispielsweise durch Ausfall eines Frequenzumrichters<br />

in einem Abbaugerät kann so in kurzer Zeit<br />

Zehntausende Euro kosten. Eine sehr hohe Verfügbarkeit<br />

aller Komponenten hat also oberste Priorität. Gleichzeitig<br />

ist auch Sicherheit ein hohes Gut, denn im Störfall<br />

sind die Arbeiter im Stollen recht unbeweglich. Mit Eigenintelligenz<br />

ausgestattete Frequenzumrichter helfen<br />

hier weiter, denn sie entlasten nicht nur die übergeordnete<br />

Steuerung, sondern können auch viel schneller,<br />

quasi in Echtzeit, auf geänderte Bedingungen beziehungsweise<br />

Belastungen reagieren. Das steigert die Fördermenge<br />

und schont die Mechanik sowie die Motoren<br />

der Maschine. Gleichzeitig wird die Verfügbarkeit erhöht.<br />

Die robusten Refu-Drive-Frequenzumrichter tragen<br />

diesen Anforderungen Rechnung. Die übergeordnete<br />

Steuerung (SPS oder PC mit Bussystem) gibt nur die<br />

Sollwertvorgabe, die interne Master/Slave-Regelung der<br />

Umrichter sorgt für eine konstante Aufteilung der Last<br />

auf alle angeschlossenen Motoren oder für einen absoluten<br />

Gleichlauf der Antriebe. Das reduziert den Steuerund<br />

Regelungsaufwand für die übergeordnete Steuerung,<br />

bei gleichzeitig reflexartigen Reaktionszeiten am<br />

Antrieb. Unterschiedliche Leistungsklassen von 40 bis<br />

200 kW bei Eingangsspannungen von 400 bis zu 1140 V<br />

bei einem Wirkungsgrad von 98 Prozent stehen zur Verfügung.<br />

Eine integrierte Netzrückspeisung vermindert<br />

die abzuführende Wärmemenge und spart gleichzeitig<br />

Kosten durch die Rückspeisung der Bremsenergie in das<br />

Versorgungsnetz. Eine Nutzung dieser Energie in anderen<br />

Anlagenteilen ist damit möglich. Entsprechend den<br />

Arbeitsbedingungen im Bergbau tolerieren die Umrichter<br />

problemlos 60 Sekunden lang anderthalb-fache Überlast.<br />

Alle Umrichter sind mit Coldplate-Kühlung ausgestattet,<br />

so lassen sie sich schnell und ohne Eingriffe in<br />

einen Wasserkühlkreislauf einsetzen. Die Beispiele<br />

Walzenschrämlader und Antrieb einer Einschienenbahn<br />

zeigen deutlich, dass moderne Komponenten für<br />

den Bergbau bei besonderer Sorgfalt in Entwicklung,<br />

Fertigung und Qualitätssicherung im wahrsten Wortsinn<br />

„Berge versetzen können“.<br />

BEISPIELE AUS DER PRAXIS: KOHLEFÖRDERUNG VOR ORT<br />

Zum Kohleabbau in größeren Flözen ab 1,8 Meter Höhe<br />

wird oft ein Walzenschrämlader eingesetzt. Schneidwalzen<br />

mit Asynchronmotoren, die direkt am Netz<br />

laufen, lösen dabei die Kohle aus dem Berg, ein Trans-


PRAXIS<br />

portband befördert sie anschließend aus dem Streb. Bis<br />

zu vier Antriebsmaschinen, die per Getriebe auf den<br />

Triebstock (eine Art Kette) wirken, übernehmen den<br />

Vortrieb des Schrämers. Auf diese Weise fördert ein<br />

Walzenschrämer Kohle im Wert von rund einer Million<br />

Euro im Monat. Die Forderung nach Verfügbarkeit von<br />

mindestens 98,5 Prozent ist daher leicht einzusehen.<br />

Damit dieser Wert erreicht werden kann, müssen die<br />

einzelnen Komponenten in dieser Kette deutlich höhere<br />

Verfügbarkeiten bieten. Die Frequenzumrichter aus<br />

dem Hause Refu Elektronik weisen eine Verfügbarkeit<br />

von 99,5 Prozent auf. Da die Kohle unterschiedlich hart<br />

beziehungsweise auch mit Felsen durchsetzt ist, treten<br />

Stöße, Vibration und Lastspitzen praktisch permanent<br />

auf. Der mechanischen Belastung wird durch einen besonders<br />

robusten Aufbau begegnet, den Lastspitzen auf<br />

zweierlei Weise: Zum einen können die Umrichter für<br />

60 Sekunden um das anderthalb-fache überlastet werden,<br />

zum andern sorgt der variable Master/Slave-Betrieb<br />

für eine gleichmäßige Auslastung aller Motoren.<br />

Dabei übernimmt automatisch der last- und bewegungsabhängig<br />

besser geeignete Umrichter die Master-Funktion<br />

und regelt die nachfolgenden Umrichter in wenigen<br />

Millisekunden entsprechend nach. Die SPS wird damit<br />

nicht belastet.<br />

Auch die Möglichkeit, Bremsenergie rückzuspeisen<br />

wird in dieser Anwendung genutzt: Bei schräg im Berg<br />

stehenden Flözen kann im Abwärtsbetrieb erhebliche<br />

Bremsenergie anfallen. Im generatorischen Betrieb wird<br />

per Netzrückspeisung die Energie ins Betriebsnetz zurückgespeist.<br />

Da die Umrichter an bis zu 1140 V angeschlossen<br />

werden können, entfallen dann die sonst nötigen<br />

Transformatoren.<br />

EINSATZ BEI „NAHVERKEHRSMITTEL“ UNTER TAGE<br />

Bei den meist langen Strecken vom Förderschacht zur<br />

Abbaustelle übernehmen oft Einschienenhängebahnen<br />

den Transport von Mensch und Material. Vorteil dieser<br />

Lösung, sie ist unempfindlich gegenüber Sohlenhebungen<br />

und flexibel. Als Kombination von Umrichter und<br />

Elektromotor aus dem Netz betrieben, bietet sie zudem<br />

einen hohen Wirkungsgrad und eine für den Maschinenhersteller<br />

einfache Regelung der Anlage. Diese Regelbarkeit<br />

wird durch die Zusammenstellung von einzelnen<br />

Zügen und Waggons im Zugverband beeinflusst. In der<br />

Praxis bedeutet das, wie bei der Eisenbahn, dass sich die<br />

einzelnen „Waggons“ beim Start auseinanderziehen und<br />

beim Bremsen zusammenschieben. Um dabei harte Stöße,<br />

Rucke oder sogar sich aufschwingende Züge zu vermeiden,<br />

übernimmt der vorderste Umrichter im Zug<br />

wiederum die Masterfunktion, die im ganzen Zugverband<br />

verteilten Slave-Antriebe folgen diesem und sorgen<br />

für die entsprechend optimale Funktion des Zuges. Ob<br />

Anfahren oder Bremsbetrieb, aufgrund der sehr schnellen<br />

Reaktion der Umrichter werden alle Antriebe gleichmäßig<br />

belastet, die Regelung sorgt für weiche beziehungsweise<br />

schwing-, stoß- und ruckfreie Übergänge.<br />

Unbestimmte Zustände sind damit ausgeschlossen; es<br />

kann also beispielsweise nicht sein, dass der vorderste<br />

Motor schon im Bremsbetrieb arbeitet, während der hintere<br />

noch für Vortrieb sorgt. Das schont die Antriebe und<br />

das Material der Hängebahn bei gleichzeitig verbessertem<br />

Fahrkomfort.<br />

Die Frequenzumrichter, die neben den obligatorischen<br />

Sicherheitsanforderungen konstruktiv auch weitere Eigenheiten<br />

der Antriebe im Bergbau berücksichtigen, tragen<br />

so wesentlich dazu bei, die Kosten zu reduzieren.<br />

AUTOREN<br />

PRINZIPSCHALTBILD<br />

der Umrichter in der<br />

Einschienenhängebahn<br />

(Bild: REFU Elektronik)<br />

STEFFEN NOTZ ist Leiter des Bereichs<br />

Applikation bei der Refu Elektronik GmbH<br />

in Pfullingen.<br />

Refu Elektronik GmbH,<br />

Marktstraße 185,<br />

D-72793 Pfullingen,<br />

Tel. +49 (0) 7121 433 20,<br />

E-Mail: mail@refu-elektronik.de<br />

Dipl. Chem. ANDREAS ZEIFF<br />

vom Redaktionsbüro Stutensee.<br />

Redaktionsbüro Stutensee,<br />

Am Hasenbiel 13-15,<br />

D-76297 Stutensee,<br />

Tel. +49 (0) 7244 73 96 90,<br />

E-Mail: azeif@rbsonline.de<br />

20<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

12 / 2013


Die Referenzklasse für die<br />

Automatisierungstechnik<br />

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Die Qualität der wissenschaftlichen Hauptbeiträge<br />

sichert ein strenges Peer-Review-Verfahren. Bezug<br />

zur automatisierungstechnischen Praxis nehmen außerdem<br />

die kurzen Journalbeiträge aus der Fertigungs- und<br />

Prozessautomatisierung.<br />

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PRAXIS<br />

Komplette Sicherheitslösung modernisiert größte<br />

Bowling-Anlage in Nordrhein-Westfalen<br />

Im Gelsenkirchener Firebowl wurde die Wartezeit verkürzt und das Spiel noch sicherer gemacht<br />

VEREINFACHT DIE SICHERHEIT:<br />

Die „All-Master“-Sicherheits-SPS Pluto<br />

S20 entspricht dem Performance Level<br />

PL e nach EN ISO 13849-1 sowie SIL 3<br />

nach IEC-62061.<br />

DANIELA KARRUKU (20) von<br />

Firebowl freut sich über kurze<br />

Wartezeiten und hohe Sicherheit<br />

beim Bowlen. (Bilder: ABB)<br />

DIE BOWLINGKEGEL werden in der<br />

Maschine über einen Arm vollautomatisch<br />

an die einzelnen Zellen verteilt.<br />

Für den sicheren Betrieb der vollautomatisierten Bowling-Anlage<br />

setzt der Betreiber Firebowl in Nordrhein-<br />

Westfalens größter Bowling-Halle die Sicherheitskomplettlösung<br />

von ABB Stotz Kontakt ein. Damit sollen<br />

in Gelsenkirchen seit März 2012 Mitarbeiter und Spielgäste<br />

geschützt werden. Die Lösung ermöglicht durchgängig<br />

den höchsten Performance Level PL e gemäß<br />

EN ISO 13849-1 und erfüllt so die hohen Anforderungen<br />

der für die Hotellerie und Gastronomie zuständigen Berufsgenossenschaft<br />

Nahrungsmittel BGN.<br />

Für den Personenschutz am Eingang der 30 Bahnen<br />

kommen 15 Unfallschutz-Lichtschranken Spot 35 und<br />

an der Kegel-Aufrichtvorrichtung hinter der Fassadenwand<br />

15 zweistrahlige Unfallschutz-Lichtgitter K1C-500<br />

zum Einsatz. Die Steuerung und Überwachung übernehmen<br />

acht Sicherheits-SPS Pluto S20. Der mobile Zustimmungstaster<br />

JSHD4 mit 15 zugehörigen Steckplätzen<br />

ermöglicht sichere und bequeme Wartungsarbeiten und<br />

Eingriffe bei Störungen im Verteilsystem. Bei Gefahreneintritt<br />

wird ein sofortiger Not-Halt ausgelöst.<br />

VERKÜRZTE WARTEZEITEN BEIM BOWLEN<br />

Das Gelsenkirchener Firebowl setzt Kegelaufsteller vom<br />

Typ MC-2 des chinesischen Herstellers VIA Bowling ein.<br />

Bälle und Kegel befinden sich hier in einem Kreislauf.<br />

Wird ein Ball von einem Spieler geworfen, rollt er zunächst<br />

die 18,3 m lange, mit Spezialöl geschützte Spielfläche<br />

entlang, bis er die auf dem Pindeck in Form eines<br />

gleichseitigen Dreiecks aufgestellten zehn Kegel erreicht.<br />

Das Öl reduziert die Reibung zwischen Bahnoberfläche<br />

und Bowlingball.<br />

Hat der Ball das Pindeck überquert, fällt er zusammen<br />

mit den umgefallenen Kegeln in die Grube und wird vom<br />

Ballheber über eine innerhalb der Maschine befindliche<br />

Rampe zum Spieler zurückgeführt. Hierbei rollt der Bowlingball<br />

unterhalb der Bahn auf Schienen bis zum Ballträger<br />

auf dem Anlauf. Die 20 Bowlingkegel in der Maschine<br />

werden über einen Verteilerarm (Distributor) an<br />

die einzelnen Zellen verteilt.<br />

Im ersten Arbeitsschritt wird ein voller Satz Kegel aufgestellt.<br />

Im zweiten Arbeitsschritt greifen die am Tisch<br />

angebrachten Finger die stehengebliebenen Kegel und<br />

ziehen diese nach oben. Der nach hinten fahrende Kegelrechen<br />

schiebt die umgeworfenen Kegel in die Grube.<br />

Sie werden von dort über das Pinrad wieder nach oben<br />

zum Distributor befördert. Die übrigen Kegel werden<br />

wieder auf das Pindeck gestellt und der Spieler kann den<br />

zweiten Wurf ausführen. Die zwei vollen Kegelsätze in<br />

der Maschine verkürzen die Wartezeit für ein Spiel auf<br />

etwa fünf Minuten.<br />

22<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

12 / 2013


EMPFÄNGER DER<br />

UNFALLSCHUTZ-<br />

LICHTSCHRANKE<br />

SPOT 35 mit M12-<br />

Stecker. Die auch<br />

als Ausrichthilfe<br />

fungierende LED-<br />

Anzeige und die<br />

1-kanalige Verdrahtung<br />

sparen<br />

Zeit und Kosten.<br />

SASCHA NIEHAGE (40) und Michael Prebreza (31) haben die<br />

30 vollautomatisierten Bowling-Bahnen für den maximalen<br />

Personen- und Anlagenschutz nach PL e konzipiert. Links das<br />

2-strahlige, gelbe Unfallschutz-Lichtgitter Focus K1C-500.<br />

DER 3-STUFIGE<br />

ZUSTIMMUNGS-<br />

TASTER JSHD4 dient<br />

der sicheren Durchführung<br />

von Einricht-,<br />

Wartungs- und<br />

Servicearbeiten.<br />

Bei panikartigem<br />

Durchdrücken oder<br />

Loslassen schaltet<br />

die Anlage<br />

unverzögert ab.<br />

KOSTEN- UND PLATZEFFIZIENZ GESCHAFFEN<br />

Als sicherheitsgerichtete Logik wurde hier zentral für je<br />

zwei Doppelbahnen, also vier Einzelbahnen, eine Sicherheits-SPS<br />

Pluto S 20 eingesetzt. Sie basiert auf dem „Alles-Master“-Konzept,<br />

das den Entwurf von Sicherheitssystemen<br />

vereinfacht und den höchsten Performance<br />

Level PL e gemäß EN ISO 13849-1 sicherstellt. Aufgrund<br />

des verringerten Verdrahtungs-, Projektierungs- und<br />

Materialaufwands erzielte der Anlagenbetreiber Kosteneinsparungen.<br />

Viele Sicherheitsrelais entfallen und<br />

die kleine Baugröße der Sicherheits-SPS Pluto mit nur<br />

45 Millimeter Breite schaffen im Schaltschrank ausreichende<br />

Platzreserven.<br />

Pluto kann für einzelne Maschinen und für große<br />

Maschinenanlagen eine wirtschaftliche Lösung bieten.<br />

Von Plutos 20 E/A können acht als Eingänge oder Ausgänge<br />

konfiguriert werden, manchmal sogar gleichzeitig<br />

als Ein- und Ausgang, vier sind unabhängige, fehlersichere<br />

Sicherheitsausgänge. Alle Unfallschutzgeräte<br />

können an das Pluto-Gerät angeschlossen werden.<br />

Die doppelte Anzahl von Unfallschutzgeräten lässt sich<br />

anschließen, wenn man dynamische Sensoren von<br />

ABB einsetzt.<br />

Dank der dynamischen Taktsignale konnten die Vorteile<br />

der Sicherheits-SPS voll ausgenutzt werden. Nur ein<br />

Eingang an Pluto sichert die Spieler auf einer Doppelbahn<br />

gemäß dem höchstem Performance Level nach<br />

EN ISO 13849 PL e Kat. 4 ab.<br />

Geschützt werden die Besucher durch die Unfallschutz-Lichtschranke<br />

Spot 35, die nach EN 61496<br />

dem Sicherheitsniveau Typ 4 entspricht. Die einstrahligen<br />

Lichtschranken sind in zwei Ausführungen lieferbar:<br />

Spot 10 für Reichweiten bis zu zehn Meter und Spot<br />

35 für bis zu 35 Meter. Sie bestehen aus einem Sender<br />

und einem Empfänger. In Kombination mit dem Sicherheitscontroller<br />

Vital oder der Sicherheits-SPS Pluto erfüllt<br />

Spot die Anforderungen für Kategorie 4 gemäß<br />

EN ISO 13849-1 und Typ 4 gemäß EN 61496.<br />

Der Einsatz von 1, 2 oder 3 zusätzlichen Umlenkspiegeln<br />

ermöglicht eine Rundum-Absicherung von Gefahrenstellen<br />

wie Roboterbereichen. Jede Unterbrechung des<br />

Strahls führt zur Öffnung der Ausgangskontakte und<br />

somit zur Abschaltung der gefahrbringenden Bewegung.<br />

Mehrere Lichtschranken, berührungslose Schalter Eden<br />

und Not-Abschaltgeräte können in Serie angeschlossen<br />

werden und erreichen somit das hohe Sicherheitsniveau<br />

für die Steuerschaltung. Laut Sascha Niehage, dem technischen<br />

Leiter von Firebowl, war es durch die auch als<br />

Ausrichthilfe fungierende LED-Anzeige, den M12-Anschluss<br />

und die hardwaretechnische 1-kanalige Verdrah-<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

12 / 2013<br />

23


PRAXIS<br />

tung einfach, die Sicherheitstechnik von ABB in die<br />

vorhandene Anlage zu integrieren.<br />

ZUVERLÄSSIG BEI STARKEN VIBRATIONEN<br />

Selbst die hohen Vibrationen, die bei einem Volltreffer<br />

entstehen, lösten an den Anfang 2012 installierten Unfallschutz-Lichtschranken<br />

bislang keine einzige Fehlauslösung<br />

aus. Da der Anlagenbetreiber wünschte, dass<br />

Doppelbahnen autark abschalten können, wurde hier für<br />

eine Doppelbahn eine Spot-Lichtschranke integriert, was<br />

wiederum zwei Eingänge an Pluto bedeutet. Der sogenannte<br />

„Catwalk“ dient als Zugang zum Maschinenpark<br />

und als Verbindung zwischen den einzelnen Maschinen.<br />

Zum Schutz des Mitarbeiters wurden die einzelnen<br />

Maschinen mit einem Lichtgitter Focus K1C-500 ausgerüstet.<br />

Das 2-strahlige Unfallschutz-Lichtgitter hat einen<br />

Querschnitt von nur 37 Millimeter x 48 Millimeter und<br />

eine Auflösung beziehungsweise Schutzfeldhöhe von<br />

500 Millimetern. Die in einer Höhe von 400 Millimetern<br />

und 900 Millimetern angeordneten Infrarotstrahlen mit<br />

Reichweiten von 0,2 bis 12 Metern lösen beim Eindringen<br />

in den Gefahrenbereich den Abschaltbefehl aus. Das<br />

vom TÜV nach der Sicherheitsnorm EN/IEC 61496-1/2<br />

zertifizierte Lichtgitter vom Typ 4 lässt sich leicht ausrichten<br />

und installieren. Zu den besonderen Merkmalen<br />

zählen außerdem die Pre-Reset-Funktion, manuelle,<br />

überwachte oder automatische Rückstellung, zwei überwachte<br />

PNP Sicherheits-Ausgänge mit Querschluss-<br />

Überwachung (OSSD) und M12 Anschlüsse. LEDs sorgen<br />

für einfache Ausrichtung und Anzeige von Verschmutzung,<br />

Betriebsspannung (24 VDC) und Ausgangszustand.<br />

EINGRIFF IM LAUFENDEN BETRIEB MÖGLICH<br />

Manchmal ist es notwendig, bei laufendem Betrieb Eingriffe<br />

in die Maschine vorzunehmen. Für diesen Fall<br />

führt der Mitarbeiter einen Dreistufen-Zustimmungstaster<br />

JSHD4 mit sich und steckt diesen an der Stelle der<br />

Anlage ein, an der der Zugriff erfolgt. Das Drücken des<br />

Tasters in die Mittelstellung überbrückt nur das Lichtgitter<br />

der Doppelbahn. Der 3-stufige JSHD4 sichert mit<br />

seinen 15 zugehörigen Steckplätzen Einricht-, Wartungsund<br />

Servicearbeiten an den Kegel-Aufrichtvorrichtungen<br />

der 30 Bahnen. Sollte der Wartungstechniker aufgrund<br />

einer drohenden Gefahr den 2-kanaligen Zustimmungstaster<br />

panikartig durchdrücken oder loslassen,<br />

schaltet die Anlage sofort ab.<br />

Der Zustimmungstaster erteilt in der oberen und unteren<br />

Stellung einen Abschaltbefehl, und in der Mittelstellung<br />

ein Start- oder Bereitschaftssignal. Nach Abschaltung<br />

in der unteren Stellung ist ein Start- oder<br />

Bereitschaftssignal nicht möglich. Erst nachdem der<br />

Griff des Dreistufen-Tasters völlig losgelassen und anschließend<br />

wieder in die Mittelstellung gedrückt worden<br />

ist, erfolgt die Freigabe. Wenn man den Taster an ein<br />

2-kanaliges Sicherheitsrelais (RT6) oder an eine Sicherheits-SPS<br />

Pluto anschließt, werden Kurzschlüsse im<br />

Kabel sowie Fehler an den Eingängen und an den Ausgangsschützen<br />

sofort erkannt.<br />

Die Lichtschranke Spot im vorderen Bereich der Kunden<br />

bleibt aktiv und kann nicht überbrückt werden. Nun<br />

kann der Mitarbeiter mit dem Zustimmungstaster die<br />

Anlage bei laufendem Betrieb betreten und Arbeiten an<br />

Abräumer, Ballheber oder Pinaufzug vornehmen. Zwei<br />

optionale Zusatztasten realisieren Hilfsfunktionen. Bei<br />

Robotern werden Dreistufen-Taster häufig an Einricht-<br />

Panels für Fehlersuche, Programmierung und Probebetrieb<br />

eingesetzt.<br />

INSPEKTEURE EMPFEHLEN DIE LÖSUNG WEITER<br />

Der bei Firebowl in Gelsenkirchen mit der Planung,<br />

Installation und Wartung betraute Technische Leiter,<br />

Sascha Niehage ist mit der von Michael Prebreza entworfenen<br />

Sicherheits-Komplettlösung sowie dem<br />

durchgängigen Erreichen des höchsten Performance<br />

Levels PL e zufrieden.<br />

Nachdem er sich anfangs mit Sicherheitslichtschranken<br />

anderer Marken häufige Ausfälle und viel Kundenärger<br />

eingeholt hatte, wechselte er auf vibrationsfeste<br />

Unfallschutz-Komponenten von ABB um. Seitdem funktioniert<br />

die Bowling-Anlage so zuverlässig und sicher,<br />

dass die Inspekteure der Berufsgenossenschaft BGN die<br />

Sicherheitslösung weiterempfehlen.<br />

Neben den Preisvorteilen lobt Niehage die hohe Fachkompetenz<br />

von ABB beim Projektieren, Installieren und<br />

Programmieren mit der zugehörigen kostenlosen Software<br />

Pluto Manager sowie beim Durchführen der umfangreichen<br />

Funktionstests. Zudem ist der Kunde vom<br />

kurzfristig verfügbaren Service und der ausführlichen<br />

Beratung überzeugt. Die einfache Bedienung und der<br />

problemlose Einbau der schwedischen Unfallschutzgeräte<br />

ersparten ihm viel Zeit und Kosten.<br />

AUTOR<br />

Dipl.-Wirtsch.-Ing<br />

MICHAEL PREBREZA<br />

ist Vertriebsbeauftragter<br />

für Nordrhein-Westfalen<br />

bei ABB Stotz-Kontakt in<br />

D-78549 Spaichingen.<br />

ABB Stotz-Kontakt GmbH,<br />

Max-Planck-Straße 21, D-78549 Spaichingen,<br />

Tel. +49 (0) 7424 95 86 50,<br />

E-Mail: michael.prebreza@de.abb.com<br />

24<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

12 / 2013


IT-Security in der Praxis<br />

Industrielle Informationssicherheit<br />

Gereviewte Beiträge aus dem Automatisierungsfachtitel <strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

sind unter dem Schwerpunkt „Industrielle Informationssicherheit“ neu<br />

zusammen gestellt worden. Praxisrelevante Maßnahmen zur Umsetzung<br />

aktueller Normen und Leitfäden sicherer Kommunikation in der<br />

Industrie geben den aktuellen Stand der Wissenschaft wieder.<br />

Hrsg.: Leon Urbas<br />

1. Auflage 2014<br />

96 Seiten, farbig, Broschur<br />

ISBN: 978-3-8356-7113-3<br />

Preis: € 59,–<br />

www.di-verlag.de<br />

Das Buch erscheint im DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />

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___Ex.<br />

Industrielle Informationssicherheit<br />

1. Auflage 2014 – ISBN: 978-3-8356-7113-3 für € 59,– (zzgl. Versand)<br />

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HAUPTBEITRAG<br />

<strong>Datenkopplung</strong> <strong>mittels</strong><br />

<strong>UML</strong>-<strong>Modellen</strong><br />

Engineering- und IT-Systeme für Industrie 4.0 vernetzen<br />

Für Industrie 4.0 ist die Kopplung der Daten aus Engineeringsystemen, Laufzeitsystemen<br />

sowie übergeordneten IT-Systemen eine Voraussetzung, um flexibel auf Änderungen im<br />

Produktionsprozess aber auch in der Ablösung von IT-Systemen reagieren zu können. In<br />

dem Beitrag werden zunächst Anforderungen an die Modellierung der <strong>Datenkopplung</strong><br />

verschiedener Engineering-, Produktions- sowie ERP-Systeme aufgestellt und die Auswahl<br />

von <strong>UML</strong> als Modellierungssprache entlang eines Kriterienkatalogs begründet. Anschließend<br />

wird die Information, die für die Durchführung der <strong>Datenkopplung</strong> notwendig ist,<br />

modellbasiert und aufgabenorientiert in sieben Untermodelle gegliedert und mit unterschiedlichen<br />

<strong>UML</strong>-Diagrammen modelliert. Der Ansatz ist im Rahmen eines Forschungsprojektes<br />

für einen Produktionsbetrieb erarbeitet und implementiert worden.<br />

SCHLAGWÖRTER Datenintegration / <strong>UML</strong>-Modell / Daten-Backbone<br />

Data Coupling using <strong>UML</strong> Models –<br />

Coupling Engineering and IT Systems as Basis for Industry 4.0<br />

For Industry 4.0, the coupling of data from engineering systems, run-time systems, and<br />

higher level IT systems forms a basis for flexible reactions to changes in the production<br />

process or to the replacement of IT systems. This article explains the selection of <strong>UML</strong> as<br />

a notation for modelling the data coupling of engineering systems, run-time systems on the<br />

control level, as well as MES, ERP or other IT systems. The information needed for the data<br />

coupling is structured in seven sub-models with differing <strong>UML</strong>-diagrams. The approach<br />

has been developed and implemented for a production plant as part of a research project.<br />

KEYWORDS data coupling / <strong>UML</strong> model / data backbone<br />

26<br />

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12 / 2013


BIRGIT VOGEL-HEUSER, Technische Universität München<br />

BAGHER FEIZ-MARZOUGHI, Siemens<br />

Es ist illusionär, zu glauben, es ließe sich ein System<br />

bauen, das alle Daten der realen Welt enthält,<br />

und sei es auch nur eines realen Produktionsstandorts,<br />

und damit alle gewünschten<br />

Funktionen versorgt. Die Komplexität der realen<br />

Welt kann nicht reduziert werden; die Aufgabe ist es, sie<br />

beherrschbar zu machen.<br />

Der Grundgedanke des vorgestellten Ansatzes ist es,<br />

einen Mechanismus zu finden, der möglichst automatisch<br />

und generisch die Durchgängigkeit der Daten und<br />

Datenstrukturen – im Folgenden als Transparenz bezeichnet<br />

– zur Verfügung stellt, mit dem sich unter anderem<br />

die unterschiedlichen IT-Systeme, die diese Daten<br />

manipulieren, kombinieren lassen.<br />

Daten überdauern schon allein aufgrund der notwendigen<br />

Datenarchivierung im Zusammenhang mit Validierung<br />

oder Zertifizierungsprozessen. Die Funktionen,<br />

die auf diesen Daten ausgeführt werden müssen oder<br />

die zwischen diesen Daten bestehen, ändern sich hauptsächlich<br />

wegen Änderungen im Produktionsablauf. Zur<br />

Ablösung existierender monolithischer, starrer Systeme<br />

durch neue muss eine solche Transparenz zu Grunde<br />

gelegt werden. Für die Innovation beziehungsweise Änderungen<br />

aufgrund technologischer Umgestaltung der<br />

Schnittstellen solcher Systeme ist eine derartige Transparenz<br />

notwendig, um die Migration und Implementierung<br />

von Standard-Software-Produkten zu erlauben,<br />

vor allem im produktionsnahen Umfeld. Hier ist die<br />

Dynamik der Datenänderung sehr hoch und in der Regel<br />

nicht vorhersehbar.<br />

Das Prinzip des Daten-Backbone, der sich aus einer<br />

zentralen Datenstruktur (und nicht Datenhaltung à la<br />

Data Warehouse), <strong>Modellen</strong> und Codegeneratoren zusammensetzt,<br />

stellt das Realisierungskonzept dieser Transparenz<br />

dar, siehe Bild 1.<br />

Im zentralen Daten-Backbone werden die unterschiedlichen<br />

Datenaspekte eines Unternehmens (Geschäfts-,<br />

Prozess-, Daten-, Modell-, Anwendungs-,…-Sicht) im Datenmodell<br />

abgebildet und miteinander in Verbindung<br />

gesetzt und gepflegt. Diese Datentransparenz soll die<br />

Grundlage einer beispielhaften Realisierung von Industrie<br />

4.0 werden, bei der darüber hinaus die Aspekte<br />

Cloud-Computing und serviceorientierte Architektur<br />

(SOA) berücksichtigt werden müssen.<br />

1. MODELL DER AUTOMATISIERUNGSTECHNIK:<br />

VON DER PYRAMIDE ZUM DIABOLO<br />

Über Jahrzehnte hinweg war die Automatisierungspyramide,<br />

siehe Bild 2, das Modell zur Einordnung von<br />

Automatisierungsaufgaben und -geräten. Auf unterster<br />

Ebene werden die vielen kleinen echtzeitfähigen Datenpakete<br />

der Feldgeräte (Sensoren und Aktoren) gesammelt<br />

und zur übergeordneten Kontrollebene geleitet,<br />

wo diese zur Steuerung des Produktionsprozesses<br />

verwendet werden. Zur nächsthöheren Ebene der<br />

Mensch-Maschinen-Schnittstellen wird nur noch die<br />

Information weitergeleitet, die für den Operator einer<br />

Anlage wichtig ist. Diese Datenübertragungen sind<br />

typischerweise umfangreicher, treten jedoch in geringerer<br />

Häufigkeit auf. Zur Spitze der Pyramide hin werden<br />

nur noch Leistungskennzahlen und Produktionszahlen<br />

an die Betriebsplanung der Produktionsanlage<br />

übermittelt.<br />

Für die Hersteller von Automatisierungssystemen erwies<br />

sich die Einteilung der Automatisierungstechnik<br />

in Automatisierungsebenen lange Zeit als vorteilhaft,<br />

da die Hersteller mit ihren Systemen lediglich die Anforderungen<br />

einer Ebene erfüllen mussten. Ein Anbieter<br />

von Feldgeräten, die für den Einsatz in der untersten<br />

Ebene bestimmt sind, musste mit seinen Systemen all<br />

diejenigen Funktionen bereitstellen, die von der übergeordneten<br />

Automatisierungsebene benötigt wurden.<br />

Jedes System innerhalb der Informationspyramide muss<br />

nur die Schnittstelle zur direkt über- beziehungsweise<br />

unterlagerten Ebene bedienen, sodass Hersteller sich bei<br />

der Entwicklung ihrer Produkte auf eben diese fokussieren<br />

konnten.<br />

Immer intelligentere Feldgeräte mit leistungsfähigeren<br />

Prozessoren und Diagnosefähigkeiten (Self-X-Fähigkeit)<br />

führen ebenso zu einem Zusammenfallen der unteren<br />

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27


HAUPTBEITRAG<br />

Ebenen der Pyramide wie die Einführung von echtzeitfähigen<br />

Ethernet-Derivaten für Feldgeräte-, Steuerungsund<br />

HMI-Systeme. Daraus entstand der Diabolo [1], siehe<br />

Bild 3. Das Akronym Diabolo kann als Distributed Information<br />

Architecture to Bolster Lifecycle Optimization,<br />

also als eine verteilte Datenarchitektur zur Unterstützung<br />

der Lebenszyklusoptimierung verstanden werden.<br />

Der untere Konus beinhaltet die Funktionalitäten der<br />

Feldgeräte und der Steuerungs- und Visualisierungsebene.<br />

Der obere Konus repräsentiert die MES-Ebene mit der<br />

Schnittstelle zum ERP, die durch die Abbildung des<br />

MESA-Modells repräsentiert wird.<br />

1.1 Module und Schnittstellen<br />

Um Plug-and-produce zu ermöglichen, siehe Bild 3, müssen<br />

die Schnittstellen zwischen den Systemen im Hinblick<br />

auf eine unternehmensweite Datenintegration modelliert<br />

werden. Mit der Einführung der Datenmodellschicht<br />

(Informationsmodell) als übergreifende Schnittstelle<br />

aller Informationsflüsse lässt sich dieses Ziel<br />

erreichen. Die Platzierung als Ebene zwischen den beiden<br />

Teilsystemen (Konussen) ermöglicht, dass ein effizienter<br />

vertikaler und horizontaler Datenaustausch entweder<br />

mit Hilfe der Einführung standardisierter Datenformate<br />

oder einem einheitlichen Vorgehen zur Datenmodellierung<br />

samt Notation erreicht werden kann,<br />

beziehungsweise durch sich selbst organisierende serviceorientierte<br />

Komponenten.<br />

Der Lebenszyklus wurde beim Diabolo in X-Richtung<br />

dargestellt: Die Daten werden während der Phasen des<br />

Lebenszyklus immer weiter verfeinert und gehen von<br />

den Engineeringsystemen in die Laufzeitsysteme wie<br />

speicherprogrammierbare Steuerungen, Prozessleitsysteme<br />

oder CNC über, während im oberen Teil des Konus<br />

die IT-Systeme repräsentiert sind.<br />

Aus informationstechnischer Sicht werden die Prozessdaten<br />

und die Produktionsdaten initial durch Feldgeräte<br />

oder deren Kombination geliefert, die im Anschluss<br />

verknüpft und somit durch weitere Information<br />

angereichert werden, die unter Zuhilfenahme von intelligenten<br />

Vorverarbeitungssystemen innerhalb des unteren<br />

Konus erzeugt werden. Das Generieren der Daten<br />

kann dementsprechend als Zusammenspiel einer Vielzahl<br />

unterschiedlicher Systeme gesehen werden, die ihre<br />

angereicherten Daten über eine neutrale Datenmodellschicht<br />

oder modellierte <strong>Datenkopplung</strong>en den Systemen<br />

des oberen Konus zur Verfügung stellen.<br />

Prinzipiell handelt es sich um Informationsdienste.<br />

Die Weitergabe der Daten von den Informationsdiensten<br />

an die Datenmodellschicht erfolgt auf der Basis eines<br />

definierten Satzes an Diensten oder Services. Die Architektur<br />

der Datenmodellschicht lässt sich daher als serviceorientierte<br />

Architektur bezeichnen.<br />

Bei den zeitlichen Anforderungen kann die Datenmodellschicht<br />

Prozessdaten mit sehr eingeschränkten Echtzeitanforderungen<br />

an den oberen Konus bereitstellen, da<br />

die hier enthaltenen Systeme an den zeitlichen Bedürfnissen<br />

ihrer menschlichen Anwender orientiert sind. Die<br />

Kommunikation innerhalb des unteren Konus hingegen<br />

ist bestimmt durch Echtzeitanforderungen und muss<br />

Abtastraten von mehreren kHz gewährleisten. Für das<br />

Informationsmodell sollen eine serviceorientierte Archi-<br />

BILD 2: Informationspyramide der Automatisierungstechnik [1]<br />

BILD 1: Daten-Backbone zwischen<br />

PLM, ERP, MES und Prozess-Ebene<br />

28<br />

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12 / 2013


tektur unterstützt und gleichzeitig auch Echtzeitbedingungen<br />

eingehalten werden.<br />

Um die Komplexität des Produktionsprozessmodells<br />

beherrschbar zu machen, empfiehlt es sich, den Gesamtprozess<br />

in aufgabenspezifische Module zu unterteilen.<br />

Mit der Einführung des Diabolo lassen sich komplexe<br />

Produktionsprozesse in eine Kombination verschiedener<br />

Teilprozessdiabolo überführen, die in horizontaler Richtung<br />

über ihre Informationsschichten gekoppelt werden.<br />

Um die beschriebenen Ebenen der unterschiedlichen<br />

Diabolos miteinander verknüpfen und damit einen Datenaustausch<br />

realisieren zu können, ist eine systemübergreifende<br />

<strong>Datenkopplung</strong> notwendig. Diese <strong>Datenkopplung</strong><br />

ist ohne ein geeignetes Modellierungskonzept kaum<br />

beherrschbar. Im Folgenden werden die Anforderungen<br />

an ein solches Konzept zur Beschreibung der System-<br />

Datenverknüpfung erläutert.<br />

2. ANFORDERUNGEN AN DEN MODELLIERUNGSANSATZ<br />

Die hohe Dynamik der Veränderungen von Produktionsanlagen<br />

und die Mehrdimensionalität der Einflussfaktoren<br />

zwingen Anlagenbetreiber, über den Tellerrand zu<br />

schauen und die Schnittstellen der eigenen Bereiche mit<br />

den benachbarten zu berücksichtigen, um mehr Flexibilität,<br />

hohen Automatisierungsgrad, hohe Qualität und<br />

gesicherte Lieferfähigkeit zu gewährleisten.<br />

Das betrifft die komplette Lieferkette und interdisziplinäre<br />

Aspekte, wie IT-Innovationen und -Trends, Informationssicherheit,<br />

Produkthaftung, globale Rückverfolgbarkeit,<br />

Eingliederung beziehungsweise Ausgliederung bestimmter<br />

Unternehmenseinheiten (Carve-In, Carve-Out).<br />

Als eine mögliche Lösung bietet sich ein generischer Modellierungsansatz<br />

an, der in der realen Welt des Produktionsstandortes<br />

implementiert und überprüft werden<br />

muss. Dies führt in der Regel wiederum zu einer Anpassung<br />

der Modelle. Je öfter diese Erprobung und anschließende<br />

Anpassung geschieht, desto globaler sollte die Einsetzbarkeit<br />

dieser Modelle werden. Die Idee ist also, anstatt<br />

bei jeder Veränderung, wie beispielsweise der Einführung<br />

eines neuen IT-Systems beziehungsweise dessen Ablösung<br />

oder des Abbaus einer alten Produktionslinie und des Ersatzes<br />

durch eine neue, ein neues Vorhaben (Projekt) zu<br />

starten, die zu betrachtende Welt (zum Beispiel Control<br />

mit allen IT-Systemen und Produktionslinien) einmalig<br />

modellbasiert abzubilden und die laufenden Veränderungen<br />

durch die Etablierung von definierten Geschäftsprozessen<br />

zeitnah durch Anpassung des Modells aufnehmen<br />

zu können. Dadurch lassen sich diverse Prozesse simulieren,<br />

bevor die eigentliche Umsetzung gestartet wird.<br />

Die durch Modelle abgebildete Information beinhaltet<br />

dadurch die Struktur der Produktionsinfrastruktur und<br />

die Information zur Anbindung relevanter IT-Systeme<br />

und deren Schnittstellen. Wird ein IT-System abgelöst,<br />

kann anhand von transparenten Datenstrukturen und<br />

Funktionen, die durch generische und spezifische Modelle<br />

geschaffen wurden, eine Ablösestrategie gefunden<br />

werden, bevor eine Zeile Code geschrieben wurde. Zur<br />

Abgrenzung der unterschiedlichen Unternehmensebenen<br />

(MES, ERP, PLM) dienen diese Modelle ebenso wie<br />

zur Sicherstellung ihrer Interoperabilität.<br />

Durch das Ablegen von definierten Zuordnungen zwischen<br />

Systemen und einzelner Informationsobjekte und<br />

Toolkopplung<br />

Modulkopplung<br />

Lebenszyklus<br />

Informationsmodell<br />

Kopplung Modul<br />

zu Modul<br />

Enterprise Resource Planning (ERP)<br />

1) 2)<br />

Informationsmodell<br />

1) 2)<br />

Kopplung Modul<br />

zu Modul<br />

Informationsmodell<br />

1) 2)<br />

BILD 3: Diabolo der<br />

Automatisierungstechnik [1]<br />

1) 2)<br />

Prozessmodul (n)<br />

Prozessmodul (2)<br />

Prozessmodul (1)<br />

Produktionsprozess<br />

Design<br />

Inbetriebsetzung<br />

und Abnahme<br />

Betrieb/<br />

Wartung<br />

Anforderungsermittlung<br />

Komponentenentwicklung<br />

Komponententest<br />

Re-<br />

Engineering<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

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29


HAUPTBEITRAG<br />

Beschreibungsmittel<br />

Nicht deterministisch<br />

Statisch<br />

Entity-Relationship-Model (ERM) x x x x<br />

<strong>UML</strong> 2.0 [02] x x x x x x x x x x x x x x x x x x<br />

SysML [02] x x x x x x x x x x x x x x x x x x x<br />

BPMN 2.0 [02] x x x x x x x x x x x x<br />

AutomationML x x x x x x x x<br />

Objektzuordnung<br />

Verhaltensbeschreibung<br />

Explizite<br />

Zeitdarstellung<br />

Formal<br />

Semi-formal<br />

Informal<br />

Deterministisch<br />

Dynamisch<br />

Ereignisgetrieben diskret<br />

Zeitdiskret (taktgetrieben)<br />

Zeitkontinuierlich<br />

Hierarchie<br />

Komposition / Dekomposition<br />

Textuell<br />

Formale Basis<br />

Struktur<br />

Synchronisation<br />

(falls verteilte<br />

Prozesse möglich)<br />

Darstellung<br />

Kriterium<br />

Strukturveränderung<br />

Synchron<br />

Asynchron<br />

Nebenläufig<br />

Mathematisch-symbolisch<br />

Grafisch<br />

Datenstruktur<br />

Regelbeschreibung<br />

Ablaufsteuerung<br />

Sichten<br />

Instanziierung<br />

<strong>Datenkopplung</strong><br />

Verschachtelung<br />

TABELLE 1: Erfüllung der erweiterten Einordnungskriterien durch ausgewählte Beschreibungsmittel<br />

in Anlehnung an VDI/VDE 3681 [13]<br />

deren Attribute wird eine Analyse der aktuellen Systemlandschaft<br />

möglich und die Erarbeitung neuer Produktions-<br />

beziehungsweise IT-Konzepte effizient. Sind<br />

beispielsweise die Bestandteile eines Fertigungsauftrags<br />

(Key, Eigenschaft, Attribute) sowie die Ebene für<br />

die Manipulation von Attributen bekannt, kann nach<br />

der Zuordnung der jeweiligen IT-Systeme zu den Ebenen<br />

bei der nächsten Anforderung eine generische Lösung<br />

erzeugt werden.<br />

Als Basis für die Erläuterung der Anforderungen<br />

dient das im Folgenden beschriebene Beispiel. Zwischen<br />

zwei Systemen soll technische Information zu<br />

einem Produkt ausgetauscht werden. Diese Information<br />

lässt sich in einem Datenelement zusammenfassen. Das<br />

Datenelement kann hierarchisch in Objekte zerlegt werden.<br />

Ein ERP-System gibt eine vollständige Produktinformation<br />

an ein MES weiter, das dieses Datenelement<br />

benötigt, um die Produktionsanlagen zu parametrieren.<br />

Um das Element im Datenverkehr eindeutig wiederzuerkennen,<br />

sind Identifikationsdaten nötig. Das wichtigste<br />

Objekt des Elements bilden dafür die Kopfdaten<br />

mit dem Unterobjekt Identifikationsbezeichnung. Beispielhaft<br />

sind dies ein alphanumerisches Präfix, welches<br />

im ERP-System dem Identifier vorangestellt ist; es<br />

muss für das MES entfernt werden. Anhand dieses<br />

Beispiels können bereits die wichtigsten Anforderungen<br />

an eine Modellierungssprache zur <strong>Datenkopplung</strong><br />

abgeleitet werden.<br />

Die Basis des Datenaustausches bildet das zu übertragende<br />

Element mit dem hierarchischen Aufbau von Objekten,<br />

Unterobjekten und Attributen. Dabei stellen Attribute die<br />

unterste Einheit eines Datenelements dar. Für den Übertrag<br />

vom ERP-System ins MES müssen die Objekte des Ausgangssystems<br />

entweder ganz oder basierend auf ihre Unterobjekte/Attribute<br />

teilweise den entsprechenden Objekten<br />

des MES zugeordnet werden. Die dabei notwendigen Anpassungen<br />

der Objekte, wie die im Beispiel erwähnte Reduktion<br />

um das Präfix, müssen in der Abbildung der <strong>Datenkopplung</strong><br />

beschreibbar sein. Für die Übermittlung des<br />

Datenelements vom ERP zum MES sind meist systemspezifische<br />

Abfolgen von Befehlen notwendig. Zusätzlich erfordert<br />

es im Allgemeinen komplexe Anfrage- und Anmeldesequenzen,<br />

um die Kommunikation mit einem System<br />

zu initialisieren. Der gesamte Vorgang des Austauschs eines<br />

Datenelements findet im Kontext eines unternehmensinternen<br />

Prozesses eines Geschäftsprozesses statt.<br />

Zusammenfassend ergeben sich folgende Anforderungen<br />

an die Modellierung einer systemübergreifenden<br />

<strong>Datenkopplung</strong>:<br />

Der Modellierungsansatz muss die Abbildung statischer<br />

Datenstrukturen, deren Zusammenhänge und<br />

30<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

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Eigenschaften sowie die Modellierung systemübergreifender<br />

Objektzuordnungen ermöglichen.<br />

Transformationen und eine Möglichkeit der Ablaufsteuerung<br />

müssen modellierbar und in die Datenzuordnung<br />

integrierbar sein.<br />

Modelle können nicht nur zur Entwurfsplanung genutzt<br />

sondern durch die Einhaltung formalisierter<br />

Kriterien direkt von einer Ablaufumgebung interpretiert<br />

und ausgeführt werden.<br />

Systemspezifische Abläufe sind abzubilden, ebenso<br />

wie übergeordnete Geschäftsprozesse.<br />

Anforderungen an die Modellierungsnotation:<br />

Die Modellelemente sollen möglichst reduziert und<br />

an die Modellierungsaufgabe angepasst sein.<br />

Modulbildung, Schachtelung und Instanziierung<br />

müssen möglich sein.<br />

Im Hinblick auf ein unternehmensweites Netzwerk<br />

mit vielen angeschlossenen IT- und Produktionssystemen<br />

ist es essenziell, eine geeignete Semantik und<br />

darauf aufbauend eine neutrale, systemunabhängige<br />

Datenstruktur zu definieren. Alle Anpassungen an<br />

Datenelemente und die Zuordnungen der Objekte zwischen<br />

den Systemen (ERP und MES) sollen basierend<br />

auf dieser Struktur formuliert werden können. Ferner<br />

kann diese Datenstruktur als zentrale Schnittstelle<br />

eingesetzt werden, an die alle Systeme eines Netzwerks<br />

verbunden werden. Eine zusätzliche zentrale<br />

Datenhaltung soll dabei entgegen vielen aktuellen<br />

Ansätzen nicht erforderlich sein, um Konsistenzprobleme<br />

zu vermeiden. Wird ein System ausgetauscht<br />

oder kommt ein neues hinzu, müssen nur die Zuordnungen<br />

der Objekte im zentralen Datenmodell definiert<br />

oder angepasst werden.<br />

3. DATENKOPPLUNG VON ENGINEERINGWERKZEUGEN<br />

Eine derzeit verbreitet eingesetzte Möglichkeit zur <strong>Datenkopplung</strong><br />

stellen die Enterprise-Service-Busse (ESB)<br />

verschiedener Hersteller dar [2]. Durch die Verwendung<br />

eines ESB können unterschiedliche Systeme miteinander<br />

verknüpft werden, ohne dass die Datenelemente<br />

zentral gespeichert werden müssen. ESB verwenden<br />

eigene interne (neutrale) Datenformate für den Austausch<br />

und bieten eine Vielzahl an Schnittstellen (Adapter),<br />

um IT-Systeme anbinden zu können. Durch die<br />

Auswahl eines ESB-Anbieters wird gleichzeitig die anbieterspezifische<br />

Beschreibungssprache ausgewählt. Die<br />

Beschreibung der Zusammenhänge findet hier jedoch<br />

meist auf Basis von Code statt und lässt sich nur mit viel<br />

Aufwand von einem ESB auf einen anderen übertragen.<br />

Es müssen andere Funktionen oder schlimmstenfalls<br />

andere Programmiersprachen verwendet werden. Für<br />

das zu erarbeitende Konzept gilt die Anforderung, die<br />

Systemkopplung ESB-neutral zu beschreiben, um dieses<br />

Wissen anbieterunabhängig und damit dauerhaft, im<br />

Sinne von auf verschiedene Anbieter adaptierbar, zur<br />

Verfügung zu stellen. Als Basis für die <strong>Datenkopplung</strong><br />

wird ein zentrales Datenmodell erarbeitet und in Abschnitt<br />

5 vorgestellt.<br />

3.1 Datenaustauschformate<br />

Bereits existent sind hierfür unter anderem die Electronic<br />

Device Description Language (EDDL) [3], Computer<br />

Aided Engineering Exchange (CAEX) [4], eClass [5]<br />

und AutomationML [6]. Diese Datenmodelle beschränken<br />

sich auf eine bestimmte Ebene der Automatisierungspyramide.<br />

Sie stellen daher nicht jede für den<br />

unternehmensübergreifenden Datenaustausch benötigte<br />

Meta-Information bereit (wie beispielsweise die Zuordnung<br />

oder Dimension). Für den Datenaustausch<br />

zwischen IT-Systemen, abgesehen von ESB-Lösungen,<br />

wurde der Industriestandard OLE for Process Control<br />

Data Access (OPC DA) [7] und OPC Unified Architecture<br />

(UA) [8] entwickelt. Beide Standards sind für den<br />

Austausch von Prozessdaten gedacht, nicht für beliebige<br />

Daten aus beliebigen IT-Systemen. Eine weitere<br />

Entwicklung ist der Automation Service Bus (ASB) [9].<br />

Ein ASB ist stark auf das Engineering von Anlagen<br />

zugeschnitten, nicht auf die Kopplung von im Betrieb<br />

eingesetzten IT-Systemen. Des Weiteren wurde im SFB<br />

476 [10] die Optimierung von Engineeringprozessen<br />

und des -workflows sowie die Integration der disziplinspezifischen<br />

Engineeringsysteme entlang des Lebenszyklus<br />

der Prozessindustrie untersucht [11]. Die<br />

Integration fokussiert auf das Engineering mit einem<br />

datei- und segmentbasierten Ansatz und vernachlässigt<br />

die Laufzeit und die Leit- und Steuerungssysteme. Um<br />

die Datenelemente in der Automatisierungstechnik<br />

abbilden zu können, sind von den bestehenden Formaten<br />

beispielsweise die XML-basierten interessant. Diese<br />

sind systemunabhängig und lassen sich einfach als<br />

Ausgangsbasis für eine Anpassung nutzen.<br />

Ein Schwachpunkt vieler Kopplungskonzepte besteht<br />

darin, dass eine Referenzstruktur zur Speicherung komplex<br />

strukturierter Anlagendaten fehlt, auf die alle weiteren<br />

statischen wie dynamischen Modellierungen zurückgreifen<br />

können. Die AutomationML schließt diese<br />

Lücke, indem sie das etablierte, objektorientierte Austauschformat<br />

der CAEX für den automatisierungstechnischen<br />

Einsatz weiterentwickelt. Das XML-basierte<br />

Datenformat unterstützt Konzepte wie Klassen, Instanzen<br />

und Vererbung. Ausgehend von der Darstellung rein<br />

hierarchischer Objektinformationen mit CAEX wird die<br />

AutomationML sukzessive um Speicherformate für Geometrie-<br />

und Kinematikdaten erweitert, basierend auf der<br />

Spezifikation COLLADA (COLLAborative Design Activity)<br />

[12] und für Verhaltensbeschreibungen <strong>mittels</strong><br />

PLCopen [13]. Durch die Kombination dieser etablierten<br />

Standards und Spezifikationen entsteht ein gewerkeübergreifendes<br />

Austauschformat.<br />

Obwohl die AutomationML für den Datenaustausch<br />

entwickelt wurde, beschränkt sie sich auf den sehr<br />

engen Bereich der Datenstrukturierung. Die Semantik<br />

der Daten wird jedoch nur eingeschränkt betrachtet.<br />

Abläufe, die für den Datenaustausch notwendig sind,<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

12 / 2013<br />

31


HAUPTBEITRAG<br />

bleiben ebenfalls unbeachtet. So eignet sich die AutomationML<br />

vor allem für den Bereich der Modellierung<br />

von Datenstrukturen, kann jedoch auch zur Darstellung<br />

bei der Zuordnung von Objekten eingesetzt werden.<br />

Ist ein anbieterunabhängiges Austauschformat<br />

definiert, muss der für die <strong>Datenkopplung</strong> notwendige<br />

Ablauf und der benötigte Adapter beschrieben werden.<br />

Grundsätzlich stellt sich die Frage, ob eine bestehende<br />

Modellierungssprache mit ihren Diagrammen<br />

und Notationselementen für den Einsatz zur Beschreibung<br />

einer systemübergreifenden <strong>Datenkopplung</strong> geeignet<br />

ist.<br />

3.2 Kriterien zur Bewertung von Modellierungssprachen<br />

In diesem Abschnitt wird für die Bewertung der Modellierungssprachen<br />

die Richtlinie VDI/VDE 3681 [14] um<br />

die Anforderungen zur systemübergreifenden <strong>Datenkopplung</strong><br />

ergänzt, um existierende Modellierungssprachen<br />

im Anschluss zu bewerten, vergleiche Tabelle 1.<br />

Die erste der kopplungsspezifischen Kriterien adressiert<br />

die Darstellung der Datenstrukturen der an ein Unternehmensnetzwerk<br />

angeschlossenen Systeme. Die<br />

Modellierungssprache muss zur Darstellung von Hierarchien,<br />

Kompositionen und Zusammenhängen von Klassen<br />

und Attributen eine neutrale Struktur bereitstellen.<br />

Die Modellierung einer neutralen Datenstruktur, in die<br />

alle Systeme abgebildet werden, ebenso wie die Darstellung<br />

der spezifischen Strukturen der anzukoppelnden<br />

Systeme stellt den Kern eines modellbasierten Kopplungskonzeptes<br />

dar.<br />

Um die Zuordnung zweier Datenobjekte aus zwei zu<br />

koppelnden Systemen zu ermöglichen, ist die notwendige<br />

Datentransformation in das Datenmodell zu integrieren.<br />

In die Modellierung müssen die Anpassungen<br />

der Daten eingebettet werden können, um ein Datenobjekt<br />

eines Quellsystems an die Datenstruktur des Ziel-<br />

BILD 4:<br />

Daten-Backbone:<br />

Modelllandschaft<br />

und Anwendung<br />

auf Runtime<br />

DataModel MappingModel Transformation -<br />

Model<br />

Objekt- und<br />

Attribut-<br />

Beziehungen<br />

Systemübergreifende<br />

Attribut-<br />

Zuordnung<br />

Transformationen<br />

IMIP-Databackbone<br />

AdapterModel<br />

Interoperability-<br />

Model<br />

SystemLand -<br />

scapeModel<br />

Protokollanpassung<br />

Ablaufsteuerung<br />

Systemzuordnung<br />

BusinessRule -<br />

Model<br />

Geschäftsregeln<br />

Code -Generatoren<br />

xsd wsdl xslt btm<br />

…<br />

Development Environment<br />

Databackbone -Runtime<br />

Austauschbar!<br />

BizTalk<br />

JBoss<br />

Modell-Bezeichnung Anforderung/Einsatzzweck <strong>UML</strong>-Diagramm-<br />

Komponente<br />

DataModel Abbildung der Datenstrukturen einzelner Systeme Klassendiagramm<br />

MappingModel Mapping von unterschiedlichen Systemattributen Klassendiagramm<br />

TransformationModel Vorschriften und Logik zur Transformation unterschiedlicher Daten Aktivitätsdiagramm<br />

AdapterModel Anpassung und Konvertierung von Übermittlungsprotokollen Sequenzdiagramm<br />

InteroperabilityModel Ablaufsteuerung, Vorschriften zur Verarbeitungsfolgen Aktivitätsdiagramm<br />

-<br />

Abbildung der realen beziehungsweise physischen/physikalischen<br />

SystemLandscapeModell<br />

<strong>UML</strong>- Diagramm-<br />

Modell-Bezeichnung<br />

Anforderung/Einsatzzweck<br />

Klassendiagramm<br />

Systeme, die in der Systemlandschaft miteinander kommunizieren Komponente<br />

DataModel Abbildung der Datenstrukturen einzelner Systeme Klassendiagramm<br />

MappingModel Mapping von unterschiedlichen Systemattributen Klassendiagramm<br />

TransformationModel Vorschriften und Logik zur Transformation unterschiedlicher Daten Aktivitätsdiagramm<br />

AdapterModel Anpassung und Konvertierung von Übermittlungsprotokollen Sequenzdiagramm<br />

InteroperabilityModel Ablaufsteuerung, Vorschriften zur Verarbeitungsfolgen Aktivitätsdiagramm<br />

SystemLandscapeModel<br />

Abbildung der realen bzw. physischen/physikalischen Systeme,<br />

die in der Systemlandschaft mit einander kommunizieren<br />

Klassendiagramm<br />

TABELLE 2: Datenmodelle, Einsatzzweck und verwendete <strong>UML</strong>-Diagramme<br />

32<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

12 / 2013


systems anzupassen. Eine Modellierungssprache muss<br />

die grundlegenden Elemente zur Datenmanipulation<br />

bereitstellen und hierfür eine formalisierte Spezifikation<br />

aufweisen.<br />

Für die unternehmensweite Kopplung aller IT-Systeme<br />

ist die Menge an Information kaum beherrschbar.<br />

Auch für einen modellbasierten Kopplungsansatz wird<br />

eine Vielzahl von <strong>Modellen</strong> benötigt, die miteinander<br />

in Verbindung stehen. Die Modellierungssprache muss<br />

Sichten (views) unterstützten, um die Komplexität für<br />

die unterschiedlichen Anwender reduziert darzustellen.<br />

Die Komplexität wird ebenfalls durch die beiden<br />

Kriterien Instanziierung und Verschachtelung reduziert.<br />

Sie muss eine Klassenbildung und deren Instanziierung<br />

unterstützen, wodurch der Aufbau einer<br />

Klasse und ihr projektspezifischer Einsatz getrennt<br />

werden kann.<br />

Zusätzlich muss eine Modellierungssprache die<br />

Schachtelung (nesting) unterstützen. Während in der<br />

Entwurfsphase übergeordnete Prozesse und Klassen betrachtet<br />

werden, müssen diese um die Generierung von<br />

Code, der später in einem ESB ausgeführt wird, ergänzt<br />

werden. Die einzelnen Detaillierungsstufen werden in<br />

übergeordnete Elemente geschachtelt und ergänzen die<br />

anfänglichen abstrakten Modelle so zum Gesamtmodell<br />

einer unternehmensweiten <strong>Datenkopplung</strong>.<br />

Außerdem muss sich der Ablauf innerhalb eines Datenaustauschprozesses<br />

abbilden lassen. Für Datenmanipulationen<br />

oder komplexe Anmeldevorgänge zum Aufbau<br />

einer Kommunikation zwischen IT-Systemen werden<br />

Möglichkeiten benötigt, um diese in der Modellierungssprache<br />

darstellen zu können. Im Folgenden<br />

werden die Modellierungsnotationen entsprechend der<br />

Anforderungen bewertet.<br />

4. BEWERTUNG BESTEHENDER<br />

MODELLIERUNGSSPRACHEN<br />

4.1 Entity Relationship Model (ERM)<br />

BILD 5: Daten-Backbone: DataModel PLM [24]<br />

Die <strong>UML</strong> [15] entstand als objektorientierte Modellierungssprache<br />

für die Softwareentwicklung. Sie basiert<br />

auf dem ERM und entwickelt dessen Konzept von<br />

Klassen, Beziehungen und Attributen weiter. Gegenüber<br />

Programmiersprachen ist in der <strong>UML</strong> die Darstellung<br />

übergeordneter Zusammenhänge auf einer abstrakten<br />

Ebene möglich. Mit der Version 2.0 baut die<br />

<strong>UML</strong> die Möglichkeit der redundanten Modellierung<br />

gleicher Zusammenhänge mit unterschiedlichen Diagrammtypen<br />

aus und ermöglicht so benutzergruppenorientierte<br />

Modellierungssichten. Dies wird oft als<br />

großer Kritikpunkt gegenüber vorhergehenden Versiclass<br />

DataModel PLM extended<br />

BOM<br />

Header<br />

BOM counter<br />

- DataType :integer<br />

BOM category<br />

- DataType :bom_category<br />

Material<br />

- DataType :string<br />

Plant<br />

- DataType :string<br />

Item<br />

Item number<br />

- DataType :string<br />

Component quantity<br />

- DataType :integer<br />

Unit of measure<br />

Das Entity Relationship Model (ERM) [25] stellt das akzeptierte<br />

Spezifikationshilfsmittel für relationale Datenbanken<br />

dar. Es flossen Erweiterungen aus der Objektorientierung,<br />

wie Generalisierung und Aggregation, in die<br />

Entwicklung der ERM ein. Das Konzept des ERM basiert<br />

auf der Verknüpfung von Entitäten (Gegenständen), Attributen<br />

der Entitäten und Beziehungen zwischen Entitäten<br />

(Relationen), die durch die Angabe von Beziehungstypen<br />

spezifiziert werden.<br />

Für den Einsatz in der Automatisierungstechnik kann<br />

das ERM nur bedingt eingesetzt werden. Das Grundkonzept<br />

des ERM mit den drei Basiselementen ist formal<br />

spezifiziert, ermöglicht jedoch nur die Darstellung statischer<br />

Beziehungen ohne dabei die angegebene Beziehungsart<br />

vollständig auswerten zu können. Strukturierungen<br />

sind nur durch Benennungen der Modellierungselemente<br />

möglich, können jedoch mit der reinen ERM<br />

nicht formal abgebildet werden. Die Voraussetzung für<br />

den speziellen Einsatz zur Kopplung von IT-Systemen<br />

bilden die Möglichkeiten zur formalen Abbildung von<br />

Beziehungen und deren Bedeutung.<br />

- DataType :unit_quant<br />

Item ID<br />

- DataType :string<br />

Component description<br />

- DataType :string<br />

Item category<br />

- DataType :item_category<br />

Assembly<br />

- DataType :boolean<br />

Sub-Items<br />

- DataType :boolean<br />

4.2 Unified Modelling Language (<strong>UML</strong>)<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

12 / 2013<br />

33


Plant<br />

- DataType :string<br />

HAUPTBEITRAG<br />

Item<br />

Item number<br />

- DataType :string<br />

Component quantity<br />

- DataType :integer<br />

Unit of measure<br />

- DataType :unit_quant<br />

Item ID<br />

- DataType :string<br />

Component description<br />

- DataType :string<br />

Item category<br />

- DataType :item_category<br />

onen gesehen. Die Vielzahl der Modelle muss für<br />

Assembly<br />

eine<br />

zielgerichtete Anwendung reduziert und - angepasst<br />

DataType :boolean<br />

werden. Dafür stellt die <strong>UML</strong> Erweiterungsmechanismen<br />

zur Verfügung.<br />

- DataType :boolean<br />

Sub-Items<br />

Bei der Bewertung der <strong>UML</strong> 2.0 zeigt sich die fehlende<br />

formale Beschreibung dieser Sprache. Die Erweiterungsmechanismen<br />

stellen die Mechanismen zur Formalisierung<br />

bereit. Dadurch entsteht ein domänen-spezifisches<br />

Profil wie die <strong>UML</strong>-PA [16] beziehungsweise die PLCML<br />

[17] mit einer begrenzten Gültigkeit.<br />

Die <strong>UML</strong> unterstützt statische wie auch dynamische<br />

Beschreibungen, letztere weisen jedoch durch die Vielzahl<br />

nicht festgelegter Verhaltensinterpretationen kein<br />

eindeutiges Verhalten auf. Für den Einsatz in der <strong>Datenkopplung</strong><br />

ist eindeutiges Verhalten essenziell. Die Darstellung<br />

gleichläufiger Prozesse ist mit den Mitteln der <strong>UML</strong><br />

möglich, jedoch fehlt eine Unterstützung zur Synchronisation<br />

der Prozesse. Bei der <strong>Datenkopplung</strong> treten vorrangig<br />

asynchrone und nebenläufige Prozesse auf, die über<br />

Ereignisse und Übergabewerte miteinander synchronisiert<br />

werden müssen. Das Fehlen der Synchronisationsmechanismen,<br />

die mit dem Profil MARTE [18] abbildbar<br />

sind, hat daher keine negative Auswirkung auf die Eignung<br />

der <strong>UML</strong> für die Modellierung der <strong>Datenkopplung</strong>.<br />

Die Anforderung an die Darstellung von Regeln wird<br />

nur teilweise erfüllt. Zum einen ist die <strong>UML</strong> nicht voll-<br />

class MappingModel PLM-DBB<br />

DataModel<br />

PLM::BOM<br />

DataModel<br />

PLM::Header<br />

DataModel PLM::BOM counter<br />

DataModel PLM::BOM category<br />

Transformation<br />

BOM-PartList<br />

BOM<br />

counter<br />

BOM<br />

category<br />

List<br />

t<br />

reference<br />

DataModel DBB::List name<br />

DataModel DBB::List reference<br />

DataModel<br />

DBB::Title<br />

block<br />

DataModel<br />

DBB::Part list<br />

DataModel<br />

PLM::Item<br />

DataModel PLM::Item number<br />

DataModel DBB::Part reference<br />

DataModel<br />

DBB::Part<br />

DataModel PLM::Component<br />

quantity<br />

DataModel DBB::Quantity<br />

DataModel PLM::Unit of measure<br />

DataModel DBB::Unit<br />

DataModel PLM::Item ID<br />

DataModel DBB::Part number<br />

DataModel PLM::Component<br />

description<br />

DataModel DBB::Remarks<br />

BILD 6: Daten-Backbone: MappingModel PLM – DBB [24]<br />

act Transformation BOM-PartList<br />

DBB PLM<br />

add_BOM<br />

:BOM counter<br />

:BOM category<br />

«flow»<br />

«flow»<br />

input_01<br />

input_02<br />

string together<br />

part_list_added<br />

output_01<br />

:List reference<br />

«flow»<br />

BILD 7:<br />

Daten-Backbone:<br />

TransformationModel<br />

[24]<br />

34<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

12 / 2013


ständig formal spezifiziert. Zum anderen können zwar<br />

Entscheidungen, beispielsweise im Aktivitätsdiagramm,<br />

modelliert werden, Grundbausteine zur Datenmanipulation<br />

fehlen jedoch.<br />

Die <strong>UML</strong> besitzt eine Vielzahl unterschiedlicher Teilmodelle,<br />

die bei ihrer Darstellungsweise auf spezielle<br />

Fokusse optimiert sind, sich jedoch in ihrem Umfang<br />

der darstellbaren Information oft überschneiden. Dies<br />

ermöglicht es dem Benutzer, Zusammenhänge unter<br />

verschiedenen Gesichtspunkten zu betrachten und zu<br />

bearbeiten, und unterstützt so das für die <strong>Datenkopplung</strong><br />

wichtige Kriterium der Sichtenbildung. Zur Reduktion<br />

der Komplexität kann in der <strong>UML</strong> das geforderte<br />

Konzept der Instanziierung und der Schachtelung verwendet<br />

werden.<br />

4.3 System Modelling Language (SysML)<br />

Um das Konzept der <strong>UML</strong> abseits der Softwareentwicklung<br />

für die Systementwicklung und den Einsatz in unterschiedlichen<br />

Domänen einsetzbar zu machen, wurde<br />

die <strong>UML</strong> für das Systems Engineering zur SysML [19]<br />

erweitert. Die SysML beinhaltet als neue Diagramme einerseits<br />

die Anforderungsdiagramme zur integrierten<br />

Modellierung von Anforderungen und deren Erfüllung<br />

REFERENZEN<br />

[1] Vogel-Heuser, B., Kegel, G., Bender, K.,Wucherer, K.:Global<br />

Information Architecture for Industrial Automation. <strong>atp</strong> - Automatisierungstechnische<br />

Praxis 51(1), S. 108–115, 2009<br />

[2] De Leusse, P., Periorellis, P., Watson, P.: Enterprise service<br />

bus: an overview. Technical Report CS-TR-1037, University of<br />

Newcastle upon Tyne, 2007. (http://www.cs.newcastle.ac.uk/<br />

publications/trs/papers/1037.pdf)<br />

[3] IEC 61804-3: Funktionsbausteine für die Prozessautomation<br />

- Teil 3: Elektronische Gerätebeschreibungssprache (EDDL).<br />

September 2011<br />

[4] IEC 62424: Darstellung von Aufgaben der Prozessleittechnik<br />

- Fließbilder und Datenaustausch zwischen<br />

EDV-Werkzeugen zur Fließbilderstellung und CAE-Systemen.<br />

August 2008<br />

[5] eCl@ss e. V.: eCl@ss. (http://www.eclass.de/eclasscontent/<br />

index.html.de)<br />

[6] AutomationML consortium: AutomationML– The Glue for<br />

Seamless Automation Engineering (Version 2.0, Mai 2012).<br />

(https://www.automationml.org/o.red/uploads/dateien/<br />

1338989640-AutomationML%20Whitepaper%20Part%204%20<br />

-%20AutomationML%20Logic%20Description%20v2.pdf)<br />

[7] OPC Foundation: OPC DA 3.00 Specification (Version 3.00.1.00,<br />

März 2003). (http://www.opcfoundation.org/)<br />

[8] OPC Foundation: OPC UA 1.02 Specification (Version 1.02,<br />

August 2012). (http://www.opcfoundation.org/)<br />

[9] Biffl, S., Mordinyi, R., Moser, T.: Integriertes Engineering mit<br />

Automation Service Bus. <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> – Automatisierungstechnische<br />

Praxis 54(12), S. 36-43, 2012<br />

[10] Collaborative Research Center IMPROVE (SFB 476).<br />

(http://www.se.rwth-aachen.de/research/sfb476/index.html)<br />

[11] Nagl, M.,Marquardt, W.: Collaborative and Distributed<br />

Chemical Engineering. From Understanding to Substantial<br />

Design Process Support – Results of the IMPROVE Project,<br />

Lecture Notes in Computer Science 4970.Springer-Verlag,<br />

Berlin 2008<br />

[12] The Khronos Group Inc.: COLLADA – Digital Asset Schema<br />

(Version 1.5.0, Oktober 2008).<br />

(http://www.khronos.org/collada/)<br />

[13] van der Wal, E.: PLCopen. IEEE Industrial Electronics<br />

Magazine 3 (4), S. 25, 2009<br />

[14] VDE/VDI 3681: Einordnung und Bewertung von Beschreibungsmittel<br />

aus der Automatisierungstechnik. Oktober 2005<br />

[15] Object Management Group, Inc.: Unified Modeling<br />

Language (<strong>UML</strong>) (Version 2.4.1, August 2011).<br />

(http://www.omg.org/spec/<strong>UML</strong>/2.4.1/)<br />

[16] Katzke, U., Vogel-Heuser, B.: Vergleich der Anwendbarkeit<br />

von <strong>UML</strong> und <strong>UML</strong>-PA in der anlagennahen Softwareentwicklung<br />

der Automatisierungstechnik. at - Automatisierungstechnik<br />

57 (7), S. 332–340, 2009<br />

[17] Witsch, D.: Modellgetriebene Entwicklung von Steuerungssoftware<br />

auf Basis der <strong>UML</strong> unter Berücksichtigung der<br />

domänenspezifischen Anforderungen des Maschinen- und<br />

Anlagenbaus. Sierke-Verlag, Göttingen 2013<br />

[18] Object Management Group, Inc.: <strong>UML</strong> Profile for MARTE:<br />

Modeling and Analysis of Real-Time Embedded Systems<br />

(Version 1.1, Juni 2011).<br />

(http://www.omg.org/spec/MARTE/)<br />

[19] Object Management Group, Inc.: Systems Modeling<br />

Language (SysML) (Version 1.3,Juni 2012).<br />

(http://www.omg.org/spec/SysML/1.3/)<br />

[20] Object Management Group, Inc.: Business Process Model<br />

and Notation (BPMN) (Version 2.0,Januar 2011).<br />

(http://www.omg.org/spec/BPMN/2.0/)<br />

[21] Witsch, M., Vogel-Heuser, B.: Modeling of Manufacturing<br />

Execution Systems - an Interdisciplinary Challenge.<br />

Proceedings 15th IEEE Int. Conf. Emerging Technologies<br />

and Factory Automation (ETFA), [CD]. IEEE 2010<br />

[22] OASIS Standard: Web Services Business Process Execution<br />

Language (Version 2.0, April 2007). (http://docs.oasisopen.org/wsbpel/2.0/OS/wsbpel-v2.0-OS.html)<br />

[23] Workflow Management Coalition: Process Definition<br />

Interface-- XML Process Definition Language (Version 2.1,<br />

August 2010). (http://www.wfmc.org/xpdl.html)<br />

[24] Hufnagel, J.; Frank, T.; Vogel-Heuser, B.: Framework for a<br />

Model-Based, Cross-Domain System Interconnection in<br />

Automation Technology. In: Proc. 18th IEEE Int. Conf.<br />

Emerging Technologies and Factory Automation (ETFA),<br />

[CD]. IEEE 2013<br />

[25] Vossen, G.: Datenbankmodelle, Datenbanksprachen und<br />

Datenbank-Management-Systeme, Addison-Wesley, 1994<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

12 / 2013<br />

35


HAUPTBEITRAG<br />

durch Systemelemente und andererseits die Parameterdiagramme<br />

zur Modellierung von Gleichungssystemen,<br />

die besonders für die Modellierung regelungstechnischer<br />

Aufgaben beziehungsweise kontinuierlicher Prozesse<br />

interessant sind.<br />

Bei der Bewertung der Einsatzmöglichkeiten der Sys-<br />

ML im Bereich der <strong>Datenkopplung</strong> wird die Verwandtschaft<br />

zur <strong>UML</strong> deutlich. Die SysML unterscheidet sich<br />

lediglich in einem Punkt: Im Vergleich zur <strong>UML</strong> wurde<br />

die Möglichkeit zur Modellierung kontinuierlicher Prozesse<br />

integriert. Bei den erweiterten Kriterien zur <strong>Datenkopplung</strong><br />

einer Systemlandschaft erweisen sich<br />

SysML und <strong>UML</strong> in identischem Maße als geeignet.<br />

Durch die Erweiterungsmechanismen der beiden Sprachen<br />

lassen sich diese so optimieren, dass auch zunächst<br />

nicht erfüllte Anforderungen berücksichtigt<br />

werden können.<br />

4.4 Business Process Model und Notation (BPMN)<br />

Während sich die ERM auf statische Zusammenhänge<br />

beschränkt, fokussiert sich die BPMN [20] auf die Darstellung<br />

von Abläufen und das Zusammenwirken der<br />

einzelnen Geschäftsprozesse innerhalb eines Unternehmens.<br />

Zur Modellierung stehen drei dynamische Diagrammtypen<br />

und fünf Elementkategorien zur Verfügung,<br />

die mit dem Schwerpunkt auf ihrer grafischen Repräsentation<br />

spezifisch auf die Modellierung von Geschäftsprozessen<br />

ausgerichtet sind.<br />

Aufbauend auf [21] können für die Bewertung der<br />

BPMN bezüglich der Richtlinie VDI/VDE 3681 die Kriterien<br />

auf die Analyse der dynamischen Darstellungen<br />

beschränkt werden, da Beschreibungsmittel für statische<br />

Zusammenhänge fehlen. Mit der Version 2.0 wurde<br />

die formale Spezifikation der BPMN vorangetrieben,<br />

jedoch weist diese noch Lücken auf und kann so nur als<br />

semiformal eingestuft werden. Im industriellen Einsatz<br />

werden diese beiden Schwachpunkte durch die Kombination<br />

der BPMN mit den Beschreibungen der Sprachen<br />

Business Process Execution Language (BPEL) [22] und<br />

XML Process Definition Language (XPDL) [23] behoben.<br />

Die Darstellung verteilter Prozesse ist möglich, eine zeitliche<br />

Synchronisationsmöglichkeit fehlt jedoch.<br />

Die eigentliche Stärke der BPMN für den Einsatz zur<br />

<strong>Datenkopplung</strong> liegt im Bereich der Geschäftsprozesssteuerung.<br />

Während ihr statische Beschreibungsmittel<br />

fehlen, bietet die BPMN speziell angepasste Modellierungselemente<br />

für die Steuerung und Koordination von<br />

Geschäftsprozessen. Mit der Unterstützung von Datenobjekten<br />

kann die Schnittstelle zur statischen Datenmodellierung<br />

hergestellt und die BPMN somit zur Prozesssteuerung<br />

in andere Modellierungssprachen integriert<br />

werden.<br />

4.5 Begründung der Auswahl der <strong>UML</strong><br />

ERM ist für die Beschreibung von Datenbanken entwickelt<br />

worden. Der Sprache fehlen die Möglichkeiten,<br />

Zusammenhänge über einfache Relationen hinaus darzustellen.<br />

Die <strong>UML</strong> bietet umfangreiche Möglichkeiten<br />

zur Anpassung und Erweiterung auf den jeweiligen<br />

Einsatzzweck. Zur Modellierung von hardwarelastigeren<br />

Systemen wurde die <strong>UML</strong> zur SysML um verschiedene<br />

Punkte erweitert, die jedoch keine weiteren Vorteile<br />

für die Beschreibung von <strong>Datenkopplung</strong> mit sich<br />

bringen. Zur Beschreibung von Prozessen wurde die<br />

BPMN entwickelt. Andere für die <strong>Datenkopplung</strong> essenzielle<br />

Aspekte, wie die Darstellung von Datenstrukturen,<br />

fehlen jedoch.<br />

Die <strong>UML</strong> erscheint aufgrund ihrer Ausrichtung und<br />

der Erweiterbarkeit am besten für die <strong>Datenkopplung</strong><br />

und die Datenmodellierung geeignet, muss jedoch angepasst<br />

werden. Die <strong>UML</strong> kann gemeinsam mit BPMN in<br />

einem neuen Konzept zur Beschreibung von <strong>Datenkopplung</strong>en<br />

in der Automatisierungstechnik verwendet werden.<br />

Die AutomationML kann darüber hinaus für die<br />

Beschreibung einer neutralen Datenstruktur genutzt<br />

werden. Im Folgenden wird dieses neue Konzept beschrieben.<br />

5. MODELLIERUNG DER DATENKOPPLUNG MIT <strong>UML</strong><br />

In den vorangehenden Abschnitten wurden die Anforderungen<br />

identifiziert, anhand derer sich eine Modellierungssprache<br />

für die <strong>Datenkopplung</strong> bewerten lässt. Für<br />

diesen Ansatz wurden aus diesen Anforderungen konkrete<br />

Aufgaben formuliert, die das zu entwickelnde Konzept<br />

eines Daten-Backbone (DBB) erfüllen muss. Die Information,<br />

die für die Durchführung der <strong>Datenkopplung</strong><br />

notwendig ist, wird modellbasiert und aufgabenorientiert<br />

in sieben Untermodelle gegliedert, siehe Bild 4 und<br />

Bild 5, die unterschiedliche Anforderungen erfüllen und<br />

mit unterschiedlichen <strong>UML</strong>-Diagrammen modelliert<br />

werden, vergleiche Tabelle 2.<br />

Den Grundbaustein der <strong>Datenkopplung</strong> bilden die auszutauschenden<br />

Daten. Diese Daten werden von den IT-<br />

Systemen nicht als einzelne Werte, sondern eingebettet<br />

in eine Datenstruktur mit hierarchischer Gliederung in<br />

Datenstrukturbezeichnung, Unterkategorien und Attributnamen<br />

übertragen, siehe Bild 5. Für den Austausch<br />

von Daten ist jedoch lediglich der Wert, der diesen Strukturierungselementen<br />

zugeordnet ist, von Bedeutung. Um<br />

diese Datenstrukturen, die von den IT-Systemen verschickt<br />

werden, zu verstehen und nach den eigentlichen<br />

Dateninhalten untersuchen zu können, muss die Struktur<br />

eines Systems bekannt und für die <strong>Datenkopplung</strong><br />

hinterlegt sein.<br />

Das Datenmodell weist eine allgemeingültige und neutrale<br />

Datenstruktur auf und wird als Referenz oder Bezugspunkt<br />

für alle systemspezifischen Datenstrukturen<br />

verwendet. Alle Modellierungen beziehen sich somit auf<br />

die Kopplung der spezifischen Datenstruktur eines anzukoppelnden<br />

Systems mit der kanonischen Datenstruktur<br />

des DBB, siehe Bild 6. Durch die so entstehende sternförmige<br />

Kopplungsarchitektur ist es möglich, in der<br />

Modellierung die Anzahl der Schnittstellen pro anzuschließendem<br />

System auf je eine Kopplung zwischen<br />

36<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

12 / 2013


DBB und System zu reduzieren. Für den Einsatz in einer<br />

Laufzeitumgebung wird die modellbasierte Information<br />

kombiniert und in einzelne systembezogene Schnittstellen<br />

gegliedert. Die Information des zentralen Datenmodells<br />

wird dabei für jede Schnittstelle interpretiert und<br />

in diese integriert.<br />

Für die Übertragung von einem Datenelement sind<br />

möglicherweise Transformationen notwendig (Bild 7).<br />

Diese Transformationen können beliebig komplexe Kombinationen<br />

von Grundoperationen umfassen. Die Grundoperationen<br />

können in die jeweilige Laufzeitumgebung<br />

überführt werden.<br />

Zu diesem Zweck werden Codegeneratoren eingesetzt,<br />

die die Modelle in die jeweilige programmspezifische<br />

Sprache übersetzen. Je nach Hersteller sind mehrere unterschiedliche<br />

Dateien nötig, um eine Systemkopplung<br />

vornehmen zu können, siehe Bild 4.<br />

Das beschriebene Konzept wird derzeit in einem Prototypen<br />

umgesetzt, sodass ein Datenaustausch zwischen<br />

einem ERP-System und einem MES möglich ist. Hierfür<br />

werden alle nötigen Dateien für die Laufzeitumgebung<br />

(EAI) ausgeleitet.<br />

ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK<br />

Im Rahmen von Industrie 4.0 und der vertikalen Integration<br />

im Sinne des Diabolo entlang des Lebenszyklus<br />

zeigt das im Beitrag vorgestellte Konzept einen Ansatz,<br />

in einem realen Produktionswerk verteilte Daten modellbasiert<br />

und systemübergreifend zu koppeln und so eine<br />

durchgängige Datenbasis für IT-Systeme zu schaffen.<br />

Verschiedene Modellierungsansätze wurden auf ihre<br />

Eignung zur Modellierung des Datenmodells für den<br />

Daten-Backbone bewertet und die <strong>UML</strong> ausgewählt. Der<br />

entwickelte Ansatz basiert auf einer systemübergreifenden<br />

Datenzuordnung, bei der die Daten nicht <strong>mittels</strong><br />

eines zentralen Datenspeichers, sondern durch modellbasierte<br />

Zuordnungen der Daten über alle IT-Systeme<br />

eines Unternehmens hinweg in einem Daten-Backbone<br />

gekoppelt werden.<br />

Es sind vier Pilotanwendungen in einem realen Unternehmen<br />

angestrebt. Die Auswertung der Umsetzungsphase<br />

wie auch der Kopplungsqualität wird wichtige<br />

Hinweise über die Anwendbarkeit dieses Ansatzes geben.<br />

Mit der Schaffung einer einheitlichen, unternehmensweiten<br />

<strong>Datenkopplung</strong> wäre ein entscheidender<br />

Schritt in Richtung Industrie 4.0 und der vertikalen Integration<br />

entlang des Lebenszyklus gelungen. Aufbauend<br />

auf diesem Kopplungsansatz könnten Unternehmen zukünftig<br />

alle Funktionen ihrer sich stets wandelnden IT-<br />

Systemlandschaft auf einer unternehmensweit verfügbaren<br />

und vollständigen Datenbasis ausführen, während<br />

die darunterliegende <strong>Datenkopplung</strong> im gesamten Unternehmen<br />

und über alle eingesetzten Systeme hinweg<br />

konstant bleibt.<br />

MANUSKRIPTEINGANG<br />

08.08.2013<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

AUTOREN<br />

Prof. Dr.-Ing. BIRGIT<br />

VOGEL-HEUSER (geb. 1961),<br />

Ordinaria des Lehrstuhls<br />

für Automatisierung und<br />

Informationssysteme an der<br />

Technischen Universität<br />

München (seit 2009), forscht<br />

an der Entwicklung und<br />

Systemevolution verteilter<br />

intelligenter eingebetteter Systeme in mechatronischen<br />

Produkten und Produktionsanlagen,<br />

um die Qualität der Produkte und die Effizienz<br />

und Durchgängigkeit im Engineering zu<br />

verbessern.<br />

Lehrstuhl für Automatisierung<br />

und Informationssysteme,<br />

Boltzmannstraße 15,<br />

D-85748 Garching bei München,<br />

Tel. +49 (0) 89 28 91 64 00,<br />

E-Mail: vogel-heuser@ais.mw.tum.de<br />

Dipl.-Ing. BAGHER FEIZ-MARZOUGHI (geb. 1958)<br />

studierte Nachrichtentechnik und ist seit 1989 bei<br />

der Siemens AG tätig. Er leitet die Abteilung I IA IT<br />

MES an mehreren Produktionsstandorten für die<br />

Division Industry Automation. Er verantwortet die<br />

Konzeption, Realisierung und Implementierung von<br />

Standard IT-Lösungen im Bereich Manufacturing<br />

und leitet das Programm MES for Industry Automation<br />

mit dem Ziel, Standardsoftware als Bestandteil<br />

der Digital Enterprise Platform im Bereich Product Manufacturing in<br />

den Siemens-Werken einzuführen, um die Basis der Industrie 4.0 zu<br />

bilden. Ein wesentlicher Baustein hierzu ist die Integration der funktionalen<br />

Unternehmenslayer PLM und MES und die Herstellung einer<br />

modellbasierten Interoperabilität der Systeme in diesen Layern.<br />

Siemens AG,<br />

IndustrySector, Industry Automation Division, I IA IT MES,<br />

Werner-von-Siemens-Straße 50,<br />

D-92224 Amberg,<br />

Tel. +49 (0) 9621 80 32 00,<br />

E-Mail: bagher.feiz-marzoughi@siemens.com<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

12 / 2013<br />

37


HAUPTBEITRAG<br />

Modell zur Beschreibung<br />

cyber-physischer Systeme<br />

Modellierung mit Merkmalen unterstützt Industrie 4.0<br />

Im Rahmen der Aktivitäten zu Industrie 4.0 gewinnen cyber-physische Systeme an Bedeutung.<br />

In IEC TC 65 WG 16 wird ein Modell entwickelt, mit dem sich solche Systeme<br />

auf Basis einer merkmalsorientierten Methodik beschreiben lassen. Das Modell basiert<br />

auf nach IEC 61360 [2] definierten Merkmalen und wird in dem seit Herbst 2012 vorliegenden<br />

Dokument IEC TR 62794 [1] behandelt. Im Beitrag werden Fragen zum Anlagenentwurf<br />

mit cyber-physischen Systemen auf Basis von Merkmalen erörtert. Die Anwendung<br />

der Methodik zur Speicherung informatischer Abbilder realer Anlagen in Data<br />

Repositories und deren Nutzung in beliebigen anlagenrelevanten Prozessen wird erläutert,<br />

und das Verbinden einzelner Komponenten (Assets) zu einer Anlage auf Basis ihrer Merkmale<br />

betrachtet. Cyber-physische Systeme stellen dabei einen Assettyp dar. Es wird erklärt,<br />

wie sich durch die beschriebene Methodik die Zahl semantischer Umsetzungen in<br />

einem System signifikant senken lässt.<br />

SCHLAGWÖRTER Cyber-physische Systeme / Industrie 4.0 / Merkmale / Merkmalstypen /<br />

IEC TR 62794 / Digitale Fabrik / Modell / IEC 61360 / Common Data<br />

Dictionary<br />

Model for the Description of Cyber-Physical Systems –<br />

Modelling with Properties Supports Industry 4.0<br />

Cyber-Physical Systems (CPS) will play an increasingly important role in the course of<br />

activities relating to the recently started German Industry 4.0 initiative. In autumn 2012<br />

the IEC TR 62794 document [1] was released by the IEC TC65 Working Group 16 which<br />

shows how to describe “assets” using the property oriented methodology (Property Principle)<br />

in accordance with IEC 61360 [2]. A virtual plant stored in a data repository and<br />

containing the applied products as lists of their properties represents a real plant. The<br />

creation of a CPS as one asset type by specifying its semantically unique properties is<br />

shown. A side effect of this methodology is a significant reduction in the number of semantic<br />

conversions in a system. A brief overview of the international standardization<br />

efforts is included.<br />

KEYWORDS cyber-physical systems / Industry 4.0 / properties / property types /<br />

IEC TR 62794 / Digital Factory / IEC 61360 / Common Data Dictionary<br />

38<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

12 / 2013


UDO DÖBRICH, Convenor IEC TC 65 WG16 Digital Factory<br />

ROLAND HEIDEL, Chairman IEC TC 65<br />

Seit mehr als einem Jahrzehnt wird der herstellerneutrale<br />

aufwandsarme Entwurf automatisierungstechnischer<br />

Anlagen diskutiert. Mehrere<br />

Ansätze, zum Beispiel in der Namur in den<br />

1980er-Jahren kamen über Anfangserfolge<br />

nicht hinaus. Die Gründe waren unter anderem nicht<br />

ausreichender Speicher und fehlende Rechenleistung,<br />

aber auch der unausgereifte Stand der Informatik. Er<br />

bestand vor allem aus Paradigmen zu ablauffähigem<br />

Code verbunden mit der Spezifikation von rein datenorientierten<br />

Schnittstellen und er verstand Daten allenfalls<br />

in Form von Deklarationen beziehungsweise als<br />

Datenbankablagen.<br />

Im Rahmen der Initiative Industrie 4.0 werden cyberphysische<br />

Systeme (CPS) diskutiert, die Realität und<br />

deren virtuelle datentechnische Darstellung repräsentieren.<br />

Der VDI/VDE GMA-Fachausschuss 7.20 Cyber<br />

Physical Systems befasst sich mit der Definition cyberphysischer<br />

Systeme in Abstimmung mit dem VDI/VDE<br />

GMA-Fachausschuss 7.21 Industrie 4.0. Der Fachausschuss<br />

7.20 zitiert in seiner Druckschrift vom April<br />

2013 [5] die Forschungsagenda CPS [6] wie folgt: „Cyber-Physical<br />

Systems (CPS) sind gekennzeichnet durch<br />

eine Verknüpfung von realen (physischen) Objekten<br />

und Prozessen mit informationsverarbeitenden (virtuellen)<br />

Objekten und Prozessen über offene, teilweise<br />

globale und jederzeit miteinander verbundene Informationsnetze“.<br />

Diese Sichtweise eröffnet neue Perspektiven im Hinblick<br />

auf Transparenz und Implementierung automatisierungstechnischer<br />

Anwendungen. Der Beitrag befasst<br />

sich mit der im Dokument IEC TR 62794 [1] aufgezeigten<br />

Möglichkeit, den virtuellen Teil eines CPS als Typ von<br />

in IEC TR 62794 Assets genannten Anlagenkomponenten<br />

zu erzeugen.<br />

Etwa seit dem Jahr 2000 geht es bei mehreren Projekten<br />

um die Normung von Produktdaten mit dem Ziel, elektronisch<br />

verarbeitbare Datenblätter zu generieren. Bei<br />

elektronischen Bauelementen (wie Widerstände, Kondensatoren)<br />

ergab sich aufgrund von Anforderungen bei<br />

den Bestückungsautomaten früh die Notwendigkeit für<br />

solche Daten, da Bestückungsautomaten <strong>mittels</strong> maschinenlesbarer<br />

Datenblätter mit der erforderlichen Information<br />

über die Eigenschaften der Bauelemente zur Bestückung<br />

der Leiterplatten versorgt werden. Das Ergebnis<br />

in IEC war die Basisnorm IEC 61360-1/2 [2] mit ihrem<br />

inhaltlich identischen Pendant ISO 13489-42, beide als<br />

Ableitung aus ISO 10303 (STEP) [15].<br />

Die Entwicklung hin zu Produktdaten wurde durch<br />

den E-Business-Hype weiter beschleunigt. In Deutschland<br />

entstand eClass [3], in USA auf Basis von UNSPSC-<br />

Inhalten ECCMA. Schnell wurde klar, dass die damals<br />

auf den Einkauf ausgerichtete Produkttypenklassifikation<br />

die Kundenerfordernisse allein nicht abdecken<br />

konnte. Deshalb startete die chemische Industrie im Jahr<br />

2004 in ihrem Verband Namur [4] das Projekt Prolist mit<br />

dem Ziel, Produktdaten für das Engineering zu erzeugen.<br />

Das Ergebnis war die Namur-Empfehlung NE 100,<br />

die in der Version 3.2 vorliegt [12] und in die IEC-Normung<br />

eingeflossen ist (siehe Abschnitt 4). Damit ist die<br />

Grundlage zur Beschreibung cyber-physischer Systeme<br />

geschaffen.<br />

Um die Arbeiten zu Produktdaten besser bündeln zu<br />

können hat sich Prolist International e.V. zum 1. Januar<br />

2013 mit eClass vereinigt. Nun steht zum Beispiel in der<br />

eClass-Sachgruppe 27 (Elektro-, Automatisierungs- und<br />

Prozessleittechnik) [3] eine tragfähige Lösung zur Klassifikation<br />

und Beschreibung automatisierungstechnischer<br />

Produkte <strong>mittels</strong> Merkmalen zur Verfügung, deren<br />

Ergebnis die neue eClass-Version 8.0 advanced darstellt.<br />

Auch dieses Ergebnis ist in die internationale Normung<br />

eingeflossen.<br />

1. PRODUKTDATEN IN DATENBLÄTTERN SIND MERKMALE<br />

2. MODELLIERUNG EINER ANLAGE MIT CPS<br />

Die Frage ist, ob und wie sich mit Merkmalen der virtuelle<br />

Teil eines CPS als Spiegel der Realität hinreichend<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

12 / 2013<br />

39


HAUPTBEITRAG<br />

genau beschreiben lässt und welche Forderungen bezüglich<br />

des Anlagenentwurfs damit erfüllt werden können.<br />

Schon länger gibt es seitens der Anwender folgende Forderungen:<br />

1 | Ein produktneutraler Entwurf einer Anlage soll<br />

möglich sein (Typ-Perspektive).<br />

2 | Der produktneutrale Entwurf soll später in einen<br />

produktspezifischen Entwurf überführt werden<br />

können (Instanz-Perspektive).<br />

3 | Die durch die Komplexität einer Anwendung<br />

bedingten Entwurfsaufgaben sollen so strukturiert<br />

werden können, dass sie datentechnisch mit<br />

möglichst geringem Aufwand gelöst werden und<br />

der Mensch einbezogen ist.<br />

4 | Information soll über die oft lange Lebenszeit<br />

einer Anlage während aller Lebensphasen<br />

genutzt und jederzeit abgerufen werden können.<br />

Im Folgenden wird erläutert, wie sich diese Forderungen<br />

durch die Beschreibung von cyber-physischen Systemen<br />

mit dem in IEC TR 62794 [1] vorgeschlagenen Verfahren<br />

erfüllen lassen, und wie durch die Verbindung mehrerer<br />

CPS ein Anlagen-CPS entsteht. Konkrete Implementierungen<br />

der CPS könnten dann unter anderem auf Normen<br />

wie IEC 61346 (Structuring Principles and Reference<br />

Designations), IEC 62424 (CAEX), IEC 62714 (AutomationML)<br />

basieren.<br />

2.1 Modellierung mit IEC TR 62794 und IEC 61360<br />

In IEC TR 62794 wird jede Komponente einer Anlage<br />

Asset genannt. Es wird vorausgesetzt, dass alle Komponenten,<br />

also auch cyber-physische Systeme, <strong>mittels</strong><br />

Merkmalen, zum Beispiel nach IEC 61360 hinreichend<br />

beschrieben sind. Im Prinzip lassen sich maschinenverarbeitbare<br />

Merkmale von Komponenten<br />

vergleichen mit den Pixeln eines Digitalfotos – sie<br />

stellen Information zur Verfügung, die völlig neue<br />

Möglichkeiten eröffnet.<br />

Für die umgangssprachlich unscharfe Benennung<br />

Merkmal wird von den Autoren deshalb die informatisch<br />

korrekte Benennung Merkmalstyp benutzt, das heißt ein<br />

Merkmalstyp besitzt keinen konkreten Wert. Erst mit<br />

Zuweisung eines konkreten Wertes wird aus dem Merkmalstyp<br />

ein Merkmal. Für die Anlagenplanung bedeutet<br />

dies, dass zunächst ein produktneutraler Anlagentyp<br />

<strong>mittels</strong> Verbindung von Merkmalstypen aller Assets (also<br />

auch aller CPS) einer Anlage erzeugt wird.<br />

Die konkrete Anlage mit ihren konkreten Produktkomponenten<br />

entsteht in einem zweiten Schritt anhand von<br />

Datenblättern aus dem Anlagentyp durch Zuweisung<br />

produktspezifischer Werte an die Merkmalstypen der<br />

Assets beziehungsweise CPS.<br />

Wenn eine Anlage allgemein als System aufgefasst<br />

wird, lässt sich aus diesem Sachverhalt ein Systembegriff<br />

definieren:<br />

BILD 1: Schematische Darstellung der Repräsentation<br />

von Assets <strong>mittels</strong> Merkmalstypen.<br />

described<br />

by its<br />

properties<br />

described<br />

by its<br />

properties<br />

# 5013; Diameter of the Sensor Cell<br />

# 2004 ; Sensor Cell Material<br />

# 7030 ; Weight of the Sensor<br />

# 8544 ; Dimension of the Housing<br />

# 723 ; Material of the Housing<br />

# 1234 ; Local Operator Panel<br />

# 2354 ; Threshold Level and Signalling<br />

# 5673 ; Linearization Curve<br />

# 7758 ; Time Stamp Function<br />

# 5563 ; Self Calibration<br />

etc.<br />

# 7713 : Size of the Housing<br />

# 2354 ; 230 Voltage<br />

# 9030 ; maximum Power<br />

# 8344 ; Star Start<br />

# 7239 ; Multiswitch<br />

# 3456 ; Rack Assembly<br />

# 2354 ; Overloading Protection<br />

etc.<br />

Classification of the Properties and<br />

the Principle Relationships<br />

Construction<br />

Konstruktion<br />

e Business<br />

- business<br />

Performance<br />

(Mechanik, (Mechanical & Elektrik) Electrical<br />

Equipment)<br />

Ortsinformatio<br />

Location<br />

nen<br />

Function<br />

Functions<br />

(Software)<br />

(Software)<br />

described<br />

by its<br />

properties<br />

# 7713 : Size of the Housing<br />

# 2354 ; 230 Voltage<br />

# 9030 ; maximum Power<br />

# 7344 ; maximum rpm<br />

# 7239 ; maximum newton meter<br />

# 3456 ; 8 screw fixing<br />

etc.<br />

BILD 2: In IEC TR 62794 werden Merkmalstypen<br />

in fünf Basic Elements klassifiziert, die im<br />

Verbund Eigenschaften eines Assets oder einer<br />

ganzen Anlage repräsentieren (Prinzip).<br />

40<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

12 / 2013


Ein System ist dadurch gekennzeichnet, dass mindestens<br />

ein Merkmal einer Komponente mit einem<br />

Merkmal einer anderen Komponente verbunden ist.<br />

Ein Merkmal besteht mindestens aus einer eindeutigen<br />

Benennung und einem Wert.<br />

Hinweis: Komponenten werden in IEC TR 62794 neutral<br />

Assets genannt<br />

Das Prinzip der Abbildung realer Dinge <strong>mittels</strong> Merkmalstypen<br />

wird Property Principle (PP) beziehungsweise<br />

Merkmalsprinzip [9] genannt. Ein CPS stellt dabei<br />

einen speziellen Assettyp dar. Dabei erscheint es zweckmäßig,<br />

dass die Semantik der Merkmalstypen eineindeutig<br />

definiert, mögliche Wertebereiche einschließlich<br />

dazu gehörender Formate festgelegt sind und dies in<br />

Normen hinterlegt ist. Wie noch gezeigt wird, werden<br />

damit semantische Schnittstellenprobleme in beliebigen<br />

Installationen weitgehend nebenbei gelöst.<br />

Die Normung der Merkmalstypen erfolgt zweckmäßigerweise<br />

über die internationalen Normungsgremien.<br />

Die Regeln zur Erstellung von Merkmalstypen sind in<br />

IEC 61360 [2] beziehungsweise ISO 13584-42 [13] enthalten.<br />

In [7] wird hierauf näher eingegangen. Konkrete<br />

Produkttypen, zum Beispiel Messumformer werden in<br />

der Normenreihe IEC 61387-ff [8] <strong>mittels</strong> Merkmalstyplisten<br />

(Templates) beschrieben. Die Kerngedanken der<br />

Modellierung werden nachfolgend vorgestellt.<br />

2.2 Mit Merkmalstypen charakterisierte Assets<br />

Zur Verarbeitung in Rechnern besitzt jeder Merkmalstyp<br />

einer Anlagenkomponente einen eindeutigen Identifier<br />

(ID=#xxxx) und eine bevorzugte Benennung, siehe<br />

Bild 1. Ein Merkmalstyp wird durch Zuweisung eines<br />

konkreten Werts zu einem konkreten Merkmal; Lesebeispiel:<br />

ID=#5013, bevorzugte Benennung=Diameter of the<br />

Sensor Cell, Wert=17cm.<br />

2.3 Klassifikation von Merkmalstypen<br />

Die Klassifikation von Merkmalstypen bildet einen Teil<br />

eines künftigen Merkmalmanagements und dient der<br />

thematischen und fachlichen Zuordnung der vielen tausend<br />

Asset-Merkmale, aber ebenso im Hinblick auf Gewerke<br />

und Verantwortlichkeiten von Personen. Das<br />

Prinzip zeigt Bild 2. In IEC TR 62794 werden Merkmalstypen<br />

in fünf Basic Elements klassifiziert, die spezifische<br />

Eigenschaften eines Assets repräsentieren. Der<br />

Vorteil dieser Vorgehensweise ist, dass sich jede Merkmalstypklasse<br />

beim Anlagenentwurf einerseits weitgehend<br />

getrennt behandeln lässt, andererseits die Anlage<br />

aber <strong>mittels</strong> Verbindung der Klassen-Merkmalstypen<br />

entworfen werden kann. Denn im Merkmalstypverbund<br />

repräsentieren die Merkmalstypen die Eigenschaften<br />

der ganzen Anlage. Klassifiziert werden dabei jeweils<br />

BILD 3: Beispiel für einen Assettyp CPS Programmable Logical<br />

Controller, erzeugt durch Verbindung von Basic Elements.<br />

Programmable Logical Controller<br />

P1<br />

Sensor Controller Actuator<br />

P2 P2<br />

P3 P3<br />

P4 P4<br />

L2 L3 L4<br />

L1<br />

C2 C2<br />

C3 C3<br />

C4 C4<br />

C1<br />

Ccom<br />

B2 B2<br />

B3 B3<br />

B4 B4<br />

B1<br />

F1<br />

d<br />

F2<br />

d<br />

F3<br />

F1<br />

F2<br />

BILD 4: Erzeugung eines Anlagenteils durch<br />

Verschaltung mehrerer <strong>mittels</strong> Basic Elements<br />

strukturierter Assettypen. Die Verbindung zwischen<br />

F1, F2 und F3 stellt eine Datenverbindung dar.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

12 / 2013<br />

41


HAUPTBEITRAG<br />

nur die relevanten Merkmalstypen der Assets; folgende<br />

Basic Elements ergeben das BCFLP-Modell:<br />

Business<br />

Construction<br />

Function<br />

Location<br />

Performance<br />

In IEC TR 62794 werden Merkmalstypen in fünf Basic<br />

Elements klassifiziert (siehe Bild 2), die im Verbund Eigenschaften<br />

eines Assets oder einer ganzen Anlage repräsentieren<br />

(Prinzip).<br />

Das Basic Element Business (B) steht stellvertretend<br />

für alle geschäftsrelevanten Eigenschaften der Assets.<br />

Hierzu gehören unter anderem Preis, Lieferzeit<br />

und Anzahl der in einer Liefereinheit enthaltenen<br />

Assets.<br />

Das Basic Element Construction (C) repräsentiert die<br />

mechanischen und konstruktiven Eigenschaften<br />

eines Assets. Dies können sein: Abmessungen, Gehäusebeschaffenheit<br />

oder Steckertyp.<br />

Das Basic Element Function (F) beschreibt alle funktionalen<br />

Aspekte eines Assets. Hierzu zählen zum<br />

Beispiel Anwendungsfunktionen und Eigenschaften<br />

im operationalen Betrieb.<br />

Das Basic Element Location (L) beschreibt den Ort<br />

eines Assets innerhalb einer Anlage. Mögliche Angaben<br />

sind absolute oder relative Koordinaten oder<br />

Wertelisten bei mobilen Assets.<br />

Das Basic Element Performance (P) steht stellvertretend<br />

für komplexere Merkmale, wie Verarbeitungsgeschwindigkeit,<br />

Zykluszeiten, Startzeit, aber auch<br />

für Schwellwerte und Energiebedarf.<br />

IEC TR 62794 enthält keine Vorschriften, welcher Merkmalstyp<br />

welchem Basic Element zugeordnet werden soll,<br />

und lässt damit den Anlagenplanern ihre Freiheiten. Die<br />

einmal getroffene Entscheidung ist dann im Normalfall<br />

aber während der gesamten Anlagenlaufzeit bindend.<br />

Da alle Assetmerkmalstypen als Basic Elements klassifiziert<br />

sind, stellt die Anlage in ihrer Gesamtheit ebenfalls<br />

ein klassifiziertes Asset beziehungsweise CPS als<br />

spezifischen Assettyp dar.<br />

2.4 Datentechnische Strukturierung mit Basic Elements<br />

Die in verschiedenen Normen, zum Beispiel IEC 61987-<br />

ff [8], enthaltenen Merkmalstyplisten erleichtern in<br />

Form von Templates die Erzeugung produktspezifischer<br />

Merkmalstypstrukturen für die jeweiligen Assettypen,<br />

im Fall von IEC 61987-12 für Messumformer, bei<br />

IEC 62693 für Niederspannungsschaltgeräte. Allerdings<br />

handelt es sich um eine sehr große Zahl von Merkmalstypen<br />

pro Asset, sodass der Überblick schnell verloren<br />

gehen kann. Hier hilft sehr gut die Klassifikation in<br />

Form der Basic Elements, ermöglicht sie doch die Konzentration<br />

auf das Wesentliche mit der Möglichkeit zur<br />

stufenweisen Verfeinerung. Zur Veranschaulichung dieses<br />

Sachverhalts ist in Bild 3 die prinzipielle Struktur<br />

des Assets Programmable Logical Controller unter Anwendung<br />

der Basic Elements gezeigt. Es lässt sich erkennen,<br />

dass dieses Asset aus einer mechanischen Komponente<br />

(Hardware) C1 mit einer Kommunikationshardware<br />

C com besteht. Auf der Hardware C1 laufen zwei<br />

Funktionen ab. Natürlich hat auch dieses Asset einen<br />

Preis B1, eine Performance P1 und einen Einbauort L1.<br />

Der Informationsgehalt jeder Basic-Element-Klasse<br />

kann durch Hinzufügen weiterer gleichartiger Elemente<br />

beliebig angereichert und unterstrukturiert werden,<br />

was zum Beispiel bei C1 mit der Unterstrukturierung<br />

C com schon der Fall ist. Genauso ist es möglich, durch<br />

Hinzufügen von F1.1 an F1 die Funktion F1 verfeinert<br />

darzustellen.<br />

Hinter Basic Element F2 verbirgt sich ein Merkmalstyp<br />

Function, der mit einem Merkmalstyp eines anderen Assets<br />

vom Typ Function verschaltet werden könnte, siehe<br />

hierzu Bild 4.<br />

2.5 Verschaltung zu einer virtuellen Installation (VI)<br />

Bild 4 zeigt den Entwurf einer Anlage beziehungsweise<br />

eines Anlagenteils im Hinblick auf den statischen wie den<br />

dynamischen Aspekt. Eine in einem Rechnersystem als<br />

Abbild einer realen Installation (RI) gespeicherte virtuelle<br />

Installation (VI) entsteht durch das Verbinden von<br />

Merkmalstypen zweier Assets (CPS) mit demselben Merkmalstyp-Identifier<br />

(statischer Teil). Das zeitliche Verhalten<br />

von Verbindungen wird in IEC TR 62794 durch folgende<br />

Verbindungstypen charakterisiert (dynamischer Teil):<br />

Permanently connected/related/located<br />

Temporarily connected/related/located<br />

Folgende Attribute können unter anderem den Verbindungen<br />

zugewiesen werden:<br />

st = starting<br />

d = sending data<br />

2.6 Speichern von VI im Digital Factory Repository<br />

Ein Repository mit den Assets der Anlage enthält alle<br />

Merkmalstypen, einschließlich ihrer die jeweilige Anlage<br />

charakterisierenden Verbindungen. Diese Information<br />

stellt die Informationsplattform für alle Prozesse einer<br />

Anlage innerhalb ihrer gesamten Laufzeit dar. Im Kontext<br />

von IEC TR 62794 repräsentiert das Repository die Digitale<br />

Fabrik, siehe Bild 5, und wird daher Digital Factory<br />

Repository (DFR) genannt. Dieses kann datentechnisch<br />

beliebig zentral oder dezentral organisiert sein. Grenzen,<br />

wie fehlender Speicherplatz und zu geringe Verarbeitungsgeschwindigkeit,<br />

die früher eine Realisierung eines Repository<br />

behinderten, sind heute nicht mehr vorhanden.<br />

42<br />

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12 / 2013


BILD 5: Ein Beispiel für ein Repository mit dem<br />

datentechnischen Abbild eines Anlagenteils als<br />

Verbindung von klassifizierten Asset-Merkmalstypen.<br />

Verbindungen können statische und<br />

dynamische (d) Eigenschaften repräsentieren.<br />

Legacy Systems Activities<br />

Engineerinration<br />

Configu-<br />

Operation<br />

Maintenance<br />

Security<br />

Upcoming new topics<br />

Condition<br />

Power<br />

Handling<br />

Monitoring<br />

::<br />

(Smart Grid)<br />

Simulation<br />

Direct Information Access<br />

digital factory repository<br />

d<br />

d<br />

d<br />

Program/<br />

Software<br />

BILD 6: Die prozessunterstützenden Werkzeuge<br />

arbeiten alle auf das Digital Factory Repository (DFR).<br />

BILD 7: Die Zahl der semantischen Gateways<br />

wächst quadratisch mit der Zahl der Werkzeuge<br />

mit unterschiedlichem Datenmodell.<br />

Measuring Devices<br />

IEC 61987-<br />

Actuators<br />

IEC 61987-<br />

Signal<br />

adjustment<br />

IEC 61987-<br />

Low Voltage – Control and<br />

Switch Gear<br />

IEC 62683<br />

Drives Converters I/O PLC<br />

Tool 1<br />

Data Model 1<br />

Tool 3<br />

Data Model 3<br />

Flow -12<br />

Pressure -13<br />

-14<br />

Temperature<br />

-15<br />

Level<br />

Common for all<br />

Measuring equip.<br />

-16<br />

Density<br />

Control Valve -22<br />

Common for<br />

Actuators<br />

Signal adj. -32<br />

Common for<br />

Signal adj.<br />

Contactors, Starters<br />

Control, Switches<br />

Circuit Breakers<br />

Switches, Disconnectors<br />

Terminal Blocks<br />

IEC 61987-11<br />

IEC 61987-21<br />

IEC 61987-31<br />

Tool 2<br />

Data Model 2<br />

= Semantical Gateway<br />

Tool 4<br />

Data Model 4<br />

General Structures: Horizontal Standard for Automation Devices<br />

IEC 61987-10<br />

BILD 8: IEC arbeitet an der Spezifikation von Merkmalstyplisten<br />

für unterschiedliche automatisierungstechnische Produktgruppen<br />

(grün: verfügbar, gelb: in Arbeit, weiß: geplant).<br />

:<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

12 / 2013<br />

43


HAUPTBEITRAG<br />

2.7 Erzeugung einer realen Installation<br />

Anhand der von Herstellern zur Verfügung gestellten<br />

konkreten Werte aus elektronisch verarbeitbaren Produktdatenblättern<br />

kann eine konkrete Anlage (reale<br />

Installation, RI) erzeugt werden. Prozessunterstützende<br />

Werkzeuge können auf das datentechnische Abbild<br />

einer Installation wahlfrei zugreifen, siehe Bild 6. Mit<br />

informatischen Standardfunktionen wird das koordinierte<br />

Verändern, Erstellen und Löschen von Information<br />

sichergestellt. Jedes Werkzeug kommuniziert <strong>mittels</strong><br />

eines Protokolls mit dem DFR über eine Schnittstelle.<br />

Es sind verschiedene Protokolle möglich, soweit<br />

die Implementierung des DFR diese unterstützt. Das<br />

Repository enthält nur semantisch eineindeutige<br />

Merkmale. Daher reduziert sich bei der Lösung nach<br />

Bild 6 die Anzahl der semantischen Informationsumsetzungen,<br />

oft semantische Gateways genannt, auf<br />

Null, wenn die mit dem Repository kommunizierenden<br />

Systeme (zum Beispiel Werkzeugketten) die eineindeutige<br />

Semantik der im DFR gespeicherten Merkmale<br />

übernehmen. Denn damit ist die Interoperabilität<br />

der Werkzeuge durch das von den Merkmalstypen<br />

vorgegebene Datenmodell implizit gegeben. Näheres<br />

hierzu in [9].<br />

Zum Vergleich wird die Situation bei heutigen vermaschten<br />

Werkzeuglösungen dargestellt, siehe Bild 7.<br />

Hier sind im schlechtesten Fall an jeder Schnittstelle<br />

wegen der unterschiedlichen Datenmodelle Bedeutungsumsetzungen,<br />

also zwei semantische Gateways<br />

erforderlich (Hin- und Rückweg). Die Anzahl N der semantischen<br />

Gateways n beträgt damit im schlechtesten<br />

Fall N = n * (n-1), wächst also annähernd quadratisch<br />

mit der Zahl der Werkzeuge. Folgen hingegen die Gewerke<br />

und deren Werkzeuge in einer Anlage den einheitlichen<br />

Regeln des Modells der IEC TR 62794 und den<br />

Beschreibungsregeln nach IEC 61360 wird es sogar erstmalig<br />

möglich, ohne semantische Brüche auch gewerke­<br />

übergreifend zu planen und damit viele Planungsfehler<br />

bereits in frühen Phasen zu erkennen.<br />

3. NORMUNG VON MERKMALSTYPEN<br />

FÜR PRODUKTTYPEN<br />

Die Erarbeitung von Templates mit eineindeutigen<br />

Merkmalstypen ist für die verschiedenen automatisierungstechnischen<br />

Produkttypen in vollem Gang. Während<br />

IEC SC 3D für die Grundlagen zur Erstellung von<br />

Produktdaten, also für die Regeln zur Erstellung einzelner<br />

Produktmerkmalstypen zuständig ist, werden<br />

koordiniert reale Produkttypen mit ihren Merkmalstypen<br />

in IEC TC 65 [8] und seit einiger Zeit auch in<br />

IEC TC 17B [11] spezifiziert. Die Merkmalstyplisten<br />

(Produkttypen-Templates) für automatisierungstechnische<br />

Produkte sind demnächst online in der IEC-<br />

Datenbank Common Data Dictionary (CDD) verfügbar,<br />

bei elektronischen Bauelementen ist dies schon heute<br />

der Fall [10]. Das CDD wird schrittweise mit den in der<br />

Normung erarbeiteten Merkmalstyplisten gefüllt. Der<br />

in der bereits erwähnten eClass- Sachgruppe 27 für die<br />

Automatisierungstechnik verfügbare Inhalt der Version<br />

8.0 advanced ist in weiten Teilen identisch mit den<br />

Inhalten des IEC CDD. Bild 8 zeigt die im Fokus der<br />

Arbeiten stehenden Gerätetypen. Eine grüne Ampel<br />

signalisiert entweder schon verfügbare oder demnächst<br />

erscheinende Normen. Die Arbeiten beschränken<br />

sich in IEC bislang auf Automatisierungskomponenten.<br />

Auch in der International Standardisation<br />

Organisation (ISO) sind vereinzelte aber noch nicht<br />

koordinierte Projekte zur Merkmalstypspezifikation<br />

vorhanden. In eClass wird intensiv, ebenfalls auf Basis<br />

der IEC 61360, an der Spezifikation von Merkmalen<br />

gearbeitet, zum Beispiel für das Gesundheitswesen<br />

und in inhaltlicher Abstimmung mit IEC TC65 für die<br />

Automatisierungstechnik.<br />

AUTOREN<br />

Dipl. Inf. UDO DÖBRICH<br />

(geb. 1954) ist Obmann<br />

der Arbeitsgruppe<br />

IEC TC 65 WG16<br />

(Digital Factory).<br />

Dipl.-Ing. ROLAND HEIDEL<br />

(geb. 1952) ist Chairman<br />

des in der IEC für automatisierungstechnische<br />

System themen zuständigen<br />

Komitees TC 65.<br />

Siemens AG,<br />

Industry, I IA ATS SR,<br />

Rheinbrückenstraße 50, D-76181 Karlsruhe,<br />

Tel. +49 (0) 721 595 25 50,<br />

E-Mail: udo.doebrich@siemens.com<br />

Siemens AG,<br />

Industry, I IA ATS SR,<br />

Rheinbrückenstraße 50, D-76181 Karlsruhe,<br />

Tel. +49 (0) 721 595 46 32,<br />

E-Mail: roland.heidel@siemens.com<br />

44<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

12 / 2013


ZUSAMMENFASSUNG<br />

Mit dem beschriebenen Ansatz werden die eingangs angeführten<br />

Forderungen an den Anlagenentwurf folgendermaßen<br />

erfüllt:<br />

1 | Die Einigung auf einen Satz von Merkmalstypen<br />

mit genormter weltweit gültiger Semantik und eineindeutigem<br />

Identifier für jedes Asset erlaubt einen<br />

produktneutralen Anlagenentwurf (Typebene).<br />

Dies gilt auch für den Assettyp CPS.<br />

2 | Durch Zuweisung von Werten an die Merkmalstypen<br />

auf Basis konkreter Produkte kann der produktneutrale<br />

Entwurf in einen produktspezifischen<br />

Entwurf überführt werden (Instanzebene).<br />

3 | Die Klassifikation der Merkmalstypen erlaubt eine<br />

klare Abgrenzung von Zuständigkeiten der handelnden<br />

Personen und die gewerkeübergreifende<br />

Nutzung und Verarbeitung von Information in<br />

den zugehörigen Werkzeugen. Der informationsorientierte<br />

Ansatz <strong>mittels</strong> Merkmalstypen erhöht<br />

in Verbindung mit deren eineindeutiger Semantik<br />

deutlich die Transparenz einer Installation und<br />

hilft so, die Komplexität der Anlage besser zu beherrschen.<br />

4 | Die Information über eine Anlage kann aufgrund<br />

der genormten Semantik der Merkmalstypen während<br />

allen Lebensphasen der Anlage, also über lange<br />

Zeit, genutzt werden.<br />

IEC TR 62794 beschreibt anhand von Beispielen, wie<br />

mit dem behandelten Modell beliebige Installationen<br />

beziehungsweise Anlagen geplant werden können. Dabei<br />

wird auf viel Bekanntes, aber bislang aufgrund fehlender<br />

Erfordernisse nicht Systematisiertes, zurückgegriffen.<br />

IEC TR62794 impliziert einen merkmalsorientierten<br />

Systembegriff. Mit so beschriebenen cyber-physischen<br />

Systemen dürften sich wesentliche Forderungen<br />

zur Planung, Inbetriebnahme, zum laufenden Betrieb<br />

und zur Wartung auf deutlich bessere Weise erfüllen<br />

lassen als bisher. Aufgrund der semantischen Eineindeutigkeit<br />

der Merkmale, verbunden mit der Speicherung<br />

der virtuellen Installation in einem Digital Factory<br />

Repository DFR, reduziert sich die Zahl der erforderlichen<br />

semantischen Umsetzungen zwischen einzelnen<br />

Instanzen deutlich: ein wesentlicher Beitrag zur Verbesserung<br />

der Interoperabilität und der Transparenz.<br />

Die vorgeschlagene Methodik zur Realisierung von<br />

Anlagen auf Basis von IEC TR 62794 ist im Prinzip für<br />

jede Installation anwendbar.<br />

REFERENZEN<br />

[1] IEC, Genf, IEC TR 62794, Industrial-process measurement,<br />

control and automation; Generic reference<br />

model for the Digital Factory and automation assets<br />

[2] IEC, Genf: IEC 61360 -1 to 4 - Standard data element<br />

types with associated classification scheme for<br />

electric components.<br />

[3] eCl@ss e.V. 2013, Klassifikation und Datenbank<br />

Version 8.0 / Alle Klassen und Merkmale,<br />

http://www.eclass.eu.<br />

[4] NAMUR 2013,: http://www.namur.de<br />

[5] VDI/VDE-Gesellschaft Mess- und Automatisierungstechnik,<br />

Druckschrift Thesen und Handlungsfelder,<br />

“Cyber-Physical Systems: Chancen und Nutzen aus<br />

Sicht der Automation“; April 2013<br />

[6] Integrierte Forschungsagenda Cyber-Physical<br />

Systems, Acatech 2012;<br />

http://www.acatech.de/?id=1405<br />

[7] Springer-Verlag 2012, Informatik Spektrum,<br />

Daten getriebene Programmsysteme, Band 35, 2012,<br />

Heft 3, S.190-203, Udo Döbrich, Roland Heidel<br />

[8] IEC, Genf, IEC 61987-10, Industrial-process measurement<br />

and control - Data structures and elements in<br />

process equipment catalogues - Part 10: Lists of<br />

Properties for Industrial-Process Measurement and<br />

Control for Electronic Data Exchange. Fundamentals,<br />

Part 11, Part 12<br />

[9] Oldenburg Wissenschaftsverlag 2011, Automatisierungstechnik<br />

(AT), Merkmale als Grundlage der<br />

Interoperabilität technischer Systeme, Band 59<br />

Heft 7, S.440-450, Ulrich Epple (RWTH Aachen),<br />

[10] IEC CDD 2013, http://std.iec.ch/iec61360<br />

[11] IEC 2013; Genf, IEC 62683, Low-voltage switchgear<br />

and controlgear - Product data and properties for<br />

information exchange<br />

[12] NAMUR/ PROLIST International e.V. 2006,<br />

NE 100 V3.2 Specification of Device Properties<br />

[13] ISO 1998, Genf, ISO 13584-42, Industrial automation<br />

systems and integration -- Parts library -- Part 42:<br />

Description methodology: Methodology for<br />

structuring part families<br />

[14] VDI/VDE GMA-Kongress, VDI-Berichte 2209, VDI<br />

Verlag GmbH, Düsseldorf 2013, Automation 2013,<br />

ISBN 978-3-18-092209-6, Seite 321- Seite 325,<br />

Ein Modell zur Beschreibung Cyber-Physikalischer<br />

Systeme – Ein Beitrag zu Industrie 4.0<br />

[15] ISO 10303, Genf, Standard for the Exchange of<br />

Product model data (STEP)<br />

Dieser Artikel erschien in seiner Urfassung im Tagungsband<br />

zum VDI/VDE GMA-Kongress Automation 2013,<br />

der am 25./26.6.2013 in Baden-Baden stattfand [14].<br />

MANUSKRIPTEINGANG<br />

30.07.2013<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

12 / 2013<br />

45


HAUPTBEITRAG<br />

Nur Befehle befolgt<br />

CPS erfordern sichere Identitäten<br />

Die Ad-hoc-Kommunikation der Komponenten von cyber-physischen Systemen wirft Fragen<br />

der Angriffssicherheit auf. Es bedarf sicherer Identitäten und semantische Aspekte<br />

müssen geklärt werden, damit die Komponenten in den gleichen Begriffen für Rollen,<br />

Rechte und vor allem Funktionen kommunizieren. Der Beitrag beschreibt die Brisanz<br />

dieser Problematik und erklärt die Notwendigkeit, dass sie auch für Komponenten gelöst<br />

sein muss, die erst später und von Dritten hergestellt werden.<br />

SCHLAGWÖRTER Cyber-physische Systeme / Identitätsnachweise / Zertifikate / Trusted<br />

Platform Module / Ad-hoc-Kommunikation<br />

We were only Following Orders –<br />

CPS Requires Secure Identities<br />

The ad hoc communication of components of cyber physical systems raises various security<br />

issues, for example regarding potential identity theft. Machine to machine communication<br />

also requires globally defined semantics so that components can use the same<br />

concepts for functions, roles and rights. The difficulties are described as well as the importance<br />

of solutions for components which will be produced in future or by third parties.<br />

KEYWORDS plug and produce / identification / trusted platform modules / ad-hoc<br />

communication<br />

46<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

12 / 2013


WALTER SPETH, Bayer Technology Services<br />

Massenkarambolage auf der Autobahn: Etliche<br />

Fahrzeuge haben spontan eine Vollbremsung<br />

durchgeführt. In der Analyse der Aufzeichnungen<br />

von digitalen Systemen, die in<br />

den Fahrzeugen zur Verbesserung der Sicherheit<br />

verbaut waren, zeigt sich, dass jeweils ordnungsgemäß<br />

ein Kommando abgearbeitet wurde. Dieses<br />

spezielle Kommando ist vorgesehen, vom Navigationssystem<br />

nach Auswertung des Traffic Message Channels<br />

ausgegeben zu werden, um das Auffahren auf ein Stauende<br />

zu verhindern. Nur, dass diesmal gar keine Staunachricht<br />

eingegangen war. Das Kommando wurde vermutlich<br />

von einer Schadsoftware aus einem überholenden<br />

Fahrzeug ausgesandt und diese benutzte Car-to-Car-<br />

Kommunikation, um ihre Opfer zu befallen.<br />

Ein konstruiertes Horrorszenario, mit heutiger Technik<br />

angesichts der Kommunikationswege in den Fahrzeugen<br />

nicht denkbar, jedoch geeignet, die Gefahren<br />

aufzuzeigen, die ein Verbund technischer Komponenten<br />

mit mechanischen und elektronischen Teilen birgt, die<br />

über eine Infrastruktur kommunizieren, wenn Schadsoftware<br />

über diese Infrastruktur angreift. Im Umfeld<br />

Industrie 4.0 wird solch ein Verbund als cyber-physisches<br />

System (CPS) bezeichnet.<br />

Neben dem intelligenten Produkt sind solche ad hoc<br />

miteinander kommunizierenden Komponenten in der<br />

– nach Dampfkraft/Wasserkraft, Elektrifizierung/Massenfertigung<br />

und der Digitalisierung/Automatisierung<br />

– vierten industriellen Revolution eine tragende Strategie,<br />

um die wandlungsfähige, kundenintegrierende und<br />

oft konsumentennahe Smart Factory zu realisieren.<br />

Nicht zuletzt ist es aufgrund der Komplexität der zu erwartenden<br />

Strukturen und Kommunikationsbeziehungen<br />

zwischen den teilweise autonom agierenden technischen<br />

Systemkomponenten ratsam, die Sicherheitsaspekte<br />

frühzeitig in die Lösungen hinein zu konstruieren.<br />

Die folgenden Betrachtungen zeigen den Bedarf an technischer<br />

Absicherung und semantischer Vereinbarung in<br />

der Sicherheit von Ad-hoc-Kommunikation auf, ebenso<br />

Technologien, die hierfür einsetzbar sind und die Erfordernisse,<br />

diese zu adaptieren. Damit ist noch kein Lösungskonzept<br />

aufgezeigt. Der Beitrag weist aber auf nutzbare<br />

existierende Konzepte und Technologien hin, die<br />

eingearbeitet werden können, um die funktionale Ausgestaltung<br />

von Ad-hoc-CPS-Kommunikation gegen Angriffe<br />

abzusichern.<br />

1. SICHERHEIT 4.0<br />

Einige der möglichen Angriffe auf CPS werden in [7] mit<br />

Fokus auf Embedded-Systeme beschrieben und dort werden<br />

konkrete Integritätsschutzmaßnahmen im Hinblick<br />

auf Industrie 4.0 aufgezeigt. Die Standards hinken wieder<br />

mal hinterher: Wie die Zeitschrift für Informations-<br />

Sicherheit kes [1] berichtet, besteht Bedarf, die Risiken<br />

zu erkennen, die sich durch die neu entstehenden Angriffsvektoren<br />

ergeben und die notwendigen Sicherheitsstandards<br />

erst noch zu schaffen. Die Umsetzungsempfehlungen<br />

für das Zukunftsprojekt Industrie 4.0 [2] bezeichnen<br />

Sicherheit als erfolgskritischen Faktor für Industrie<br />

4.0, denn produktionstechnische Anlagen<br />

müssen betriebssicher sein, was bedeutet, dass von ihnen<br />

keine Gefährdung für Menschen, andere Anlagen oder<br />

die Umwelt ausgehen darf, und sie sollten angriffssicher<br />

sein, denn die Bedrohungen nehmen zu und erreichen<br />

teils nationales Interesse [8]. Dort wird betont, dass noch<br />

nicht vollständig gelöste Sicherheitsfragen aus Industrie<br />

3.0 fortbestehen. In CPS-basierten Produktionssystemen<br />

kommen neue Sicherheitsanforderungen hinzu und eine<br />

nachträgliche Anreicherung der Systeme um Security-<br />

Funktionen reicht nicht aus. Alle Aspekte der Sicherheit<br />

müssen von Anfang an einbezogen werden.<br />

Die spezifische Herausforderung in der Ad-hoc-Kommunikation<br />

besteht im Ansatz in der Vorstellung, dass<br />

die Komponenten die Kommunikation selbständig aufnehmen,<br />

ohne zuvor von einem Administrator in die<br />

Infrastruktur aufgenommen worden und ab dann der<br />

hierfür geltenden Sicherheits-Policy unterworfen zu<br />

sein. Es wird oft unterstellt, dass diese Komponenten<br />

nomadisieren (was Lokation und Besitz betrifft) und sich<br />

dabei wechselnden Infrastrukturen unterwerfen.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

12 / 2013<br />

47


HAUPTBEITRAG<br />

Damit sind die wesentlichen Sicherheitsanforderungen<br />

bezüglich ihrer Identitätsnachweise: Unterscheidbarkeit,<br />

Wiedererkennung, Fälschungssicherheit und<br />

Integrität (Bindung an die Funktion) bei einem semantisch<br />

scharfen gemeinsamen Verständnis über die<br />

Funktion, ihrer Parameter und der erforderlichen und<br />

zugestandenen Berechtigungen. Abgebildet auf Beispiele<br />

aus der industriellen Produktion bedeutet das, dass<br />

sich die Schranke nur und immer wieder für den richtigen<br />

Kesselwagen öffnet, dass die Waage das ermittelte<br />

Gewicht an den Lkw – und nur an diesen – überträgt,<br />

dass der Gabelstapler die richtigen Paletten an der Verpackungslinie<br />

abholt und der Roboter nur die bestellten<br />

Bauteile auf das Endprodukt montiert. In funktionaler<br />

Betrachtung werden diese Themen traditionell mit<br />

Sorgfalt behandelt. In diesem Beitrag gilt das Augenmerk<br />

der Manipulationssicherheit. Nicht nur die referenzierten<br />

Publikationen lassen erkennen, dass die<br />

Erfüllung der Sicherheitsanforderungen für Industrie<br />

4.0 wesentlicher Erfolgsfaktor sein wird. Erfreulicherweise<br />

werden bereits unternehmensübergreifend in der<br />

Gremienarbeit Anstrengungen unternommen, Strategien<br />

und Lösungen zu erarbeiten.<br />

Die folgenden Überlegungen richten sich auch an Planer<br />

und Betreiber, denn Sicherheit lebt vom Verständnis<br />

der Zusammenhänge, das gleichermaßen in Kaufentscheidungen,<br />

Lösungskonzepte und Architekturfragen<br />

einfließen muss. Es gilt zu verhindern, dass sich die<br />

Schranke für falsche Kesselwagen öffnet, der Lkw der<br />

Waage ein falsches Leergewicht mitteilt, der Gabelstapler<br />

zu viele Erzeugnisse übergibt und der Roboter nichtbestellte<br />

Komponenten montiert – Aktionen, die Wirkung<br />

von Schadprogrammen sein können, wo Sicherheitsmängel<br />

Angriffsflächen bieten. Es muss sichergestellt<br />

sein, dass eine Komponente weiß, mit wem sie<br />

kommuniziert, dass also ihre Kommunikationspartner<br />

unterscheidbar, wiedererkennbar, verifizierbar und in<br />

der übermittelten Information und den Kommandos<br />

kompatibel sind.<br />

2. SAG MIR, WER DU BIST<br />

Natürlich soll eine Komponente innerhalb eines CPS nur<br />

auf ordnungsgemäße Kommandos reagieren, und ordnungsgemäß<br />

bezieht sich auf die Korrektheit und auf<br />

den Absender des Kommandos. Bevor die Zuständigen<br />

sich über Authentifizierung Gedanken machen, muss<br />

eine Betrachtung von Identitäten angestrengt werden,<br />

denn Authentifizierung ist nichts anderes als die Verifikation,<br />

dass eine behauptete Identität auch die faktische<br />

ist. Dabei sind in heutigen digitalen Systemen vielfältige<br />

Arten von Identitätsnachweisen üblich, sowohl<br />

für Anwender (Benutzerkonten im Sinne von Aliasse<br />

oder SID), als auch für Systeme (IP-Adressen, MAC-<br />

Adressen, SSID von WLAN). Es ist offensichtlich, dass<br />

Identitätsnachweise oft dazu dienen, einen Kommunikationspartner<br />

zu erklären und eben nicht nur, den Eigentümer<br />

von Objekten wie etwa Dateien auszuweisen.<br />

Aber in der Kommunikation geht es letztlich ebenso um<br />

den kontrollierten Zugang zu teils entfernten Objekten<br />

und die Ausführung von Funktionen.<br />

Für Industrie 4.0 wird es wesentlich sein, Verfahren<br />

zur Erzeugung und zum Diebstahlschutz solcher Identitätsnachweise<br />

zu implementieren. Erfunden werden<br />

müssen sie nicht: Die Technik ist verfügbar. Es ist nur<br />

der Besonderheit Rechnung zu tragen, dass der Besitz<br />

der Komponenten wechselt und daher die Komponente<br />

selbst für ihre Eigensicherheit verantwortlich ist und<br />

deshalb über ihre Schlüssel wachen muss. Technisch<br />

gibt es hier mehrere Ansätze und Integratoren wie Betreiber<br />

von CPS müssen vor dem Hintergrund denkbarer<br />

Angriffe ein Konzept zur Network Access Control (NAC)<br />

wählen, das die Identität des Kommunikationspartners<br />

hinreichend absichert, bevor dieser autorisiert und ihm<br />

Zugriff auf die Ressourcen gewährt wird. NAC-Systeme<br />

werden von diversen Unternehmen vermarktet, aber im<br />

Hinblick auf Identitätsschutz besteht für die Ad-hoc-<br />

Vernetzung Bedarf an ergänzenden Technologien. Ein<br />

vielversprechendes Beispiel – aber noch im Forschungsstadium<br />

– sind Physical Unclonable Functions (PUF),<br />

oder das von Microsoft dominierte Network Access Protection<br />

(NAP) und Trusted Network Connect (TNC) von<br />

der Trusting Computing Group. Die Technik, die unter<br />

der Bezeichnung Trusted Platform Module (TPM) kursiert,<br />

wird von verschiedenen Herstellern mit Produkten<br />

hinterlegt und scheint den Anforderungen eines CPS am<br />

ehesten gerecht zu werden.<br />

3. TRUSTED PLATFORM MODULES<br />

Angreifer dürfen nicht in der Lage sein, den geheimen<br />

Schlüssel, auf dem die Sicherheit des Identitätsnachweises<br />

einer CPS-Komponente basiert, zu extrahieren oder<br />

den Identitätsnachweis oder den Programm-Code zu<br />

ändern. Deswegen wird der Code fest eingebrannt und<br />

der geheime Schlüssel wird in der Hardware erzeugt und<br />

nie übertragen: Das leistet beispielsweise ein CodeMeter<br />

[7], der als Software-Kopierschutzstecker (Dongle) einen<br />

fälschungssicheren Identitätsnachweis enthält, mit Zusatzssoftware<br />

zum Smartcard-Token wird und in einer<br />

einlötbaren Bauform erhältlich ist. Diese Eigenschaften<br />

hat er mit den TPM gemeinsam. Ein TPM ist ein Chip,<br />

der sich in der Elektronik einer CPS-Komponente verbauen<br />

lässt. Der Chip verhält sich in einigen Punkten<br />

wie eine fest eingebaute Smartcard, das Kryptoverfahren<br />

ist RSA und die Schlüssellänge 2048 Bits. Das ist nach<br />

heutigen Maßstäben sicher gegen Fälschungen. Auf dieser<br />

Basis lassen sich Verfahren für Remote Attestation<br />

implementieren, die es autorisierten Stellen erlauben,<br />

Änderungen in der Hardware und der Software der CPS-<br />

Komponenten zu erkennen, insbesondere solche, die<br />

darauf angelegt sind, Schutzmaßnahmen zu umgehen.<br />

Es gibt bereits Konzepte, um Identitätsnachweise in<br />

der Form von Certified Migratable Keys von einem TPM<br />

auf ein anderes TPM zu transferieren. Die Sicherheit<br />

wird dadurch aufrecht erhalten, dass das Zielsystem<br />

oder aber eine Migration Authority im TPM von Anfang<br />

an festgelegt war und nicht änderbar ist.<br />

48<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

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4. PSEUDONYME REICHEN NICHT<br />

Die Identifizierung erfolgt ad hoc nicht notwendigerweise<br />

gegen ein Verzeichnis, das im Rahmen eines Identity-<br />

Managements von Administratoren aufgebaut wurde.<br />

Die Identitätsnachweise dienen also zunächst nur der<br />

Wiedererkennung und haben die Qualität von Pseudonymen<br />

wie wir sie im Web-Kontext etwa von dem Cookie-Mechanismus<br />

kennen. Fälschungssichere Identitätsnachweise<br />

schützen eine Komponente vor einem Austausch<br />

des Komunikationspartners durch einen Identitätsdieb.<br />

Dies verhindert damit auch viele Varianten<br />

(nicht zum Beispiel eine Wiedereinspielung) des Janus-<br />

Angriffes (man in the middle attack), aber es sind weitere<br />

Strukturen erforderlich, um die Rechtmäßigkeit<br />

eines Kommandos abzusichern. Denn dass eine Folge<br />

von Befehlen immer von der derselben Quelle kommt<br />

und keine Fremdkomponente mit gestohlenem Identitätsnachweis<br />

unlautere Ziele in der Aussendung ihrer<br />

Befehle verfolgen kann, hält das Sicherheitsniveau nach<br />

der ersten Kontaktaufnahme aufrecht und behandelt die<br />

Identitätsnachweise eben als Pseudonyme: Sie verweisen<br />

immer auf dasselbe, aber es muss ja irgendwann<br />

geklärt werden, welche konkrete Komponente zugelassen<br />

wird.<br />

Bevor CPS-Komponenten erstmals miteinander kommunizieren,<br />

müssen Sie voneinander wissen. Dazu muss<br />

ein Kommunikationspartner den anderen entdecken.<br />

Dieser übt dann die Funktion eines Access-Point für sich<br />

und gegebenenfalls nachgeschaltete Komponenten aus.<br />

Solche Discovery-Mechanismen kennen wir von WLAN-<br />

Clients oder von SOA-Clients, die über UDDI eine Auswahl<br />

an Service Providern ermitteln können, aber auch<br />

von UPnP im Home-Entertainment-Bereich.<br />

Als nächstes baut der Client die bilaterale Kommunikation<br />

auf. Das Bus-Paradigma und Broadcast-Aktivitäten<br />

sind hier ungeeignet. Der Access-Point stellt sich<br />

transparent dar. Dem oft in der gleichen Komponente<br />

eingebauten Server obliegt das Access-Management auf<br />

vorhandene Ressourcen beziehungsweise Services, jedenfalls<br />

insofern der Zugriff client-agnostisch oder offen<br />

ist. Andernfalls ist eine Paarung erforderlich, wie<br />

wir sie von WPS (Wi-Fi Protected Setup) oder Bluetooth<br />

kennen. Bei der Push Button Configuration (PBC) von<br />

WPS können Geräte dem Netzwerk während einer zweiminütigen<br />

Phase beitreten, was die Paarung vereinfacht,<br />

allerdings weitergehenden Sicherheitsüberlegungen<br />

nicht standhält. Alternativ ist nach dem Knopfdruck<br />

die Übertragung eines Geheimnisses erforderlich,<br />

wie wir es von der Paarung von Bluetooth-Geräten<br />

kennen. Dazu kann ein Kommunikationspartner eine<br />

Information generieren (Display), die ein Administrator<br />

dem anderen Kommunikationspartner mitteilt (Input),<br />

ohne dass das Geheimnis über den Kommunikationskanal<br />

transportiert wird – erforderlich ist der Umweg<br />

über eine vertrauenswürdige dritte Instanz: den Besitzer<br />

beziehungsweise den Bediener. Ihm obliegt die Verantwortung,<br />

über die Rechtmäßigkeit der Verbindung<br />

zu entscheiden. Das mag oft hinreichend sein, erzielt<br />

aber nicht die Qualität in Punkto Flexibilität der Adhoc-Kommunikation,<br />

wie sie für CPS postuliert wird.<br />

Im übrigen ist dieses Vorgehen nur dann geeignet, wenn<br />

die zu koppelnden Komponenten zumindest temporär<br />

denselben Besitzer haben und sich beide physisch in<br />

dessen Reichweite befinden. Mit Besitz ist nicht notwendig<br />

die Eigentümerschaft gemeint, sondern die Verfügungsgewalt,<br />

die in der Kopplung der Komponenten<br />

ausgeübt wird. Nach heutigem Expertenverständnis ist<br />

eine Zero-Touch-Konfiguration – also eine solche, die<br />

ohne Bediener-Aktion rein auf der Kommunikation basieren<br />

würde – nicht denkbar, ohne die Sicherheit zu<br />

kompromittieren.<br />

5. BERECHTIGUNGSERFORDERNISSE AD HOC<br />

Auch wenn eine Signaturprüfung des Clients durch den<br />

Server und umgekehrt (mutual) stattfindet, beschränkt<br />

sich Identifizieren auf Wiedererkennen und die Attributierung<br />

der Funktionsanforderung. Authentifizierung ist<br />

die Überprüfung, dass die Identität ursprünglich ist und<br />

nicht gefälscht oder gestohlen. Aus dem täglichen Leben<br />

wissen wir, dass Identitätsnachweise – die beiden gebräuchlichsten<br />

sind der Personalausweis und der Führerschein<br />

– durch Sicherheitsmerkmale vor Fälschbarkeit<br />

gesichert werden, da sonst leicht Handlungen im<br />

Namen einer gestohlenen Identität und zu deren Schaden<br />

durchgeführt werden können. Wir authentisieren<br />

uns durch einen oder mehrere Faktoren: durch ein Besitztum<br />

(einen Schlüssel), eine immanente Eigenschaft<br />

(Biometrie) oder durch ein Wissen (Parole, Kennwort).<br />

In der Maschine-Maschine-Kommuniation eines CPS<br />

sind die Schlüssel das geeignete Mittel, weil sich digitale<br />

Nachrichten mit heute verfügbaren Verfahren verund<br />

entschlüsseln lassen und asymmetrische Kryptoverfahren<br />

zum Einsatz kommen, wo ein Schlüsselaustausch<br />

über den Kommunikationsweg als Schwachstelle<br />

erkannt wurde. Eine Anzahl Ausstellerzertifikate<br />

sind der Komponente bei der Herstellung (fälschungssicher)<br />

eingebrannt worden – genauer: dem TPM; ähnlich<br />

wie ein Web-Browser bei der Installation bereits<br />

über die Zertifikate der wichtigen Stammzertifizierungsstellen<br />

verfügt, um beim Aufbau von SSL-Verbindungen<br />

die Zertifikatskette zu schließen. Der Zugriff auf<br />

Zertifikatsrückruflisten ist kaum praktikabel; das ist die<br />

Archillesverse des Verfahrens. Bei gewissen CPS-Szenarien<br />

ist es aber denkbar, dass eine dienstleistende<br />

Komponente über das RADIUS-Protokoll [9] einen Authentifizierungs-Server<br />

anspricht, der <strong>mittels</strong> eigener<br />

Konfigurationsdateien, eigener Konfigurationsdatenbanken<br />

oder durch Anfragen an weitere Datenbanken oder<br />

Verzeichnisdienste (etwa Active Directory) über die<br />

Akzeptanz des Kommunikationspartners und seiner<br />

Berechtigungen Auskunft erteilt.<br />

Kommt es zur Autorisierung, wäre ein Verzeichnis von<br />

Rollen und Rechten eine zentrale Funktion, die dem<br />

Ansatz der Ad-hoc-Vernetzung von CPS nicht angemessen<br />

ist, zumal verschiedene Hersteller verschiedene<br />

Baureihen zu unterschiedlichen Zeiten fertigen werden.<br />

Ersatzweise müssen die möglichen Rechte durch Nor-<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

12 / 2013<br />

49


HAUPTBEITRAG<br />

mung in ihrer Semantik vereinbart sein, während sich<br />

das Ausmaß an entgegen zu bringendem Vertrauen für<br />

eine ordnungsgemäße Funktionsausführung in der Rolle<br />

manifestiert, die sich zum Beispiel aus einem Attribut<br />

im Zertifikatssubjekt ableiten lässt. Dementsprechend<br />

müssen Trustcenter, die die Zertifkate für die TPM ausstellen,<br />

für Industrie 4.0 ihre Produktpalette erweitern.<br />

Heute können sie der Anforderung meist nur mit der<br />

Einstufung über Zertifikatsklassen begegnen, was nicht<br />

die erforderliche Flexibilität birgt; jeder Klasse ist eine<br />

Policy zugeordnet. Aber auch hier ist zunächst die Normung<br />

erforderlich, um die Semantik zu definieren. Diese<br />

Thematik veranschaulicht Tabelle 1.<br />

Es ist offensichtlich, dass es eines Vergabe- und Normierungsgremiums<br />

bedarf, um eine Notation für die<br />

Funktionen und die Rechte und Rollen durchzusetzen<br />

und entsprechende Codes (ID) zu vergeben. Die Notation<br />

kann Abstract Syntax Notation One (ASN.1) sein, das in<br />

der Kommunikation über LDAP, SNMP oder GSM sehr<br />

verbreitet ist. Eine technische Bearbeitung ist damit<br />

leicht möglich: sprachen-neutral, syntaktisch eindeutig<br />

und für die Maschine-Maschine-Kommunikation ohne<br />

Erfordernis einer Bediener-Interpretation geeignet. Das<br />

Internet hat die Notwendigkeit, die Vielzahl von Nummern<br />

und Namen und deren Zuordnung und Bedeutung<br />

zu koordinieren, bereits in seinen Anfängen erkannt. Mit<br />

der Internet Assigned Numbers Authority (IANA) entstand<br />

eine der ältesten Institutionen im Internet, die für<br />

Zuordnung von Nummern und Namen im Internet zuständig<br />

ist. Etwas Vergleichbares ist für CPS erforderlich.<br />

6. ACHILLES UND DIE SCHILDKRÖTE<br />

Das klassische Paradoxon bewirkt Erstaunen und Verwirrung,<br />

weil der Zeitfaktor unberücksichtigt bleibt.<br />

Ebenso steht die Zeitfrage an, wenn die oben genannten<br />

Schritte im Kommunikationsaufbau abgearbeitet sind<br />

und eine Kommunikationssitzung besteht: Wie hält der<br />

angesprochene Dienst den Vertrauensstatus des Anfragers<br />

aufrecht? Eine drahtlose Verbindung kann einer<br />

Unterbrechung unterliegen und Komponenten, die einen<br />

Vertrauensstatus genießen, sollten ihn nicht notgedrungen<br />

bei jeder späteren Zusammenarbeit neu erwerben<br />

müssen, was zeitlichen Aufwand erfordern würde. Technisch<br />

gesehen braucht eine Komponente ein Gedächtnis<br />

(Memory), um sich ihre Kommunikationspartner und<br />

deren Vertrauensstatus zu merken. Das Gedächtnis muss<br />

sicher gegen Manipulation und hinreichend groß sein,<br />

um eine sinnvolle Anzahl von Identitätsnachweisen zu<br />

enthalten. Darüber hinaus braucht es einen Algorithmus,<br />

wie im Falle eines vollgelaufenen Speichers zu verfahren<br />

ist – etwa: keinen weiteren Kommunikationspartner akzeptieren<br />

oder: den ältesten verwerfen.<br />

7. ES MUSS NICHT IMMER ETHERNET SEIN<br />

Mobile drahtlose Kommunikationstechnik, die bei CPS<br />

in der Regel unterstellt wird, hat viele Formen. Die neben<br />

dem WLAN nach dem Standard der IEEE-802.11-<br />

Familie verbreitetste ist der Mobilfunk mit den Protokollen<br />

GSM, UMTS oder LTE, in dem die Erreichbarkeit<br />

durch Roamingverfahren weltweit gegeben ist. Die Identität<br />

wird hier an der SIM-Karte festgemacht, dem “Tresor<br />

unserer Identität“ wie sie in [4] bezeichnet wird.<br />

Während die Mobilfunkübertragung für CPS geeignet<br />

ist, muss auch hier für die Authentifizierung eine Zusatztechnik<br />

im Sinne eines TPM zum Einsatz kommen,<br />

schon deswegen, weil SIM-Karten aus CPS-Komponenten<br />

entfernt und physisch in andere übertragen werden<br />

können. Dabei darf nicht die Identität transferiert werden<br />

können. Nicht zuletzt wäre im Falle eines bekannt<br />

gewordenen Sicherheitseinbruchs in die SIM-Karte deren<br />

Sperrung beim Mobilfunkbetreiber und der Austausch<br />

von SIM-Karten durch den Besitzer oder CPS-<br />

Bediener logistisch und organisatorisch kaum zu bewältigen.<br />

Dass solche Sicherheitseinbrüche möglich sind,<br />

berichtet [4]. Danach können SIM-Karten von beliebig<br />

entfernten Orten geklont werden. Immerhin bietet der<br />

Mobilfunk das technische Potenzial, CPS mit weltumspannenden<br />

Dimensionen zu bauen.<br />

8. PATENSCHAFT BLUETOOTH<br />

Von den Bluetooth-Konzepten lässt sich eine Menge lernen<br />

und übernehmen, allen voran die vier Betriebsmodi,<br />

was nicht heißt, dass die Ad-hoc-Kommunikation von<br />

CPS Bluetooth nutzen muss. Die Betriebsmodi sind in<br />

Tabelle 2 nachzulesen. Auch wenn die technischen Beschränkungen<br />

ihren Ursprung in technischer Effizienz<br />

haben, erhöhen sie das Sicherheitsniveau der Kommunikation.<br />

Die Komponenten befinden sich in einer Nachbarschaft,<br />

dem Piconet. Entfernte Kommunikationspartner<br />

können nicht zugelassen werden, nahe Kommunikationspartner<br />

sind in der Anzahl limitiert, ein Gerät, das<br />

seine Funktion einstellt, stellt die Kommunikation ein<br />

oder reduziert sie und damit die Angriffsfläche für<br />

Schadkomponenten auf kurze Intervalle.<br />

Obwohl Geräte ohne Eingabemöglichkeit (Headsets,<br />

Mäuse) meist mit der PIN 0000 in jedes Piconet aufgenommen<br />

werden – aus Sicherheitsbetrachtung unzulänglich,<br />

verfügt Bluetooth über mehr Sicherheitsmechanismen als<br />

WLAN nach IEEE 802.11b. So ist der Hauptschlüssel fest<br />

in der Hardware des Gerätes hinterlegt oder das Gerät verfügt<br />

über Eingabemöglichkeiten. Dieser Passkey wird nie<br />

über die Kommunikationsstrecke übertragen. Er wird<br />

dazu genutzt, einen Initialisierungsschlüssel zu erzeugen<br />

mit dem der Unit Key für die Sitzung erstellt wird, der<br />

nach Abbau der Sitzung wieder verworfen wird. Bei diesem<br />

handelt es sich um die Information, die zur Wiedererkennung<br />

des Kommunikationspartners gespeichert werden<br />

muss. Teilnehmer im Piconet ignorieren Nachrichten,<br />

die nicht über den richtigen Zugriffscode verfügen, der<br />

eine flexiblere Identifikation als eine reine Geräteadresse<br />

ermöglicht und außerdem eine Kennung des Piconets enthält,<br />

bei dem der Sender als Mitglied registriert ist.<br />

Neben den Konzepten lässt sich auch aus den Angriffen<br />

auf Implementierungsschwächen ein reichhaltiger<br />

50<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

12 / 2013


Erfahrungsschatz ableiten. Bezeichnungen für solche<br />

Methoden sind unter anderem BlueJacking (das Senden<br />

unangeforderter Nachrichten, in Guerilla-Marketing-<br />

Kampagnen genutzt, normalerweise harmlos, kann aber<br />

für eine Fehlfunktion des Gerätes gehalten werden),<br />

BlueSnarfing (Zugang auf Kalender, Adressbuch, E-Mails<br />

und Textmitteilungen), BlueStumbling (Gerät lokalisieren<br />

und Nutzer auf der Grundlage ihrer Bluetooth-Geräte-Adressen<br />

identifizieren).<br />

9. KOMPOSITION À LA CARTE<br />

Wenn sich Komponenten zu einem CPS zusammenschließen,<br />

stellt sich die Frage, wie sich der Verbund in<br />

der Kommunikation nach außen verhält. Sofern er nach<br />

Extern kommuniziert, kann er sich offenbar wie eine<br />

einzige Komponente geben, die aus Subkomponenten<br />

besteht, was für den Kommunikationspartner möglicherweise<br />

transparent ist. Daraus ergeben sich neue Fragen<br />

zur Sicherheit. Angenommen, eine Subkomponente übt<br />

die Sprecherfunktion für den Verbund nach Extern aus,<br />

in dem sie einen Proxy (Stellvertreter für den Verbund)<br />

darstellt, der die Funktionen der Subkomponenten aggregiert.<br />

Da das Kompositionsverhalten kaskadierbar ist<br />

(ein CPS verhält sich nach Extern wie eine einzige Komponente,<br />

was im Verbund mit weiteren Komponenten zu<br />

einem komplexeren CPS führt), ist es angemessen, von<br />

Stufen als Detaillierungsgrad zu sprechen. Eine physische<br />

Komponente ist dann zum Beipiel ein CPS der Stufe<br />

0, der Verbund, den sie eingeht, ein CPS der Stufe 1,<br />

der Verbund dieses mit weiteren Komponenten oder<br />

Verbunden ein CPS der Stufe 2 und so weiter.<br />

Ein Proxy kann keine neue Identität darstellen, denn<br />

die darf nicht von der Komponente oder der Komposition<br />

dynamisch erzeugt werden. Das würde sonst einen Ansatz<br />

für Manipulation bieten. Identitätsnachweise müssen<br />

fest eingebrannt sein. Ebenso ist die Menge der Rollen und<br />

Funktionen des Proxy fest. Ein Proxy kann über seine<br />

Stellvertreter-Funktion hinaus auch eine gewöhnliche<br />

funktionale Komponente sein, und manchmal mangelt es<br />

einem vereinsamten Proxy an weiteren Subkomponenten<br />

und deren Funktionen. Die Vereinsamung ist einer von<br />

vielen denkbaren Betriebszuständen der Komposition, die<br />

der Proxy repräsentiert. Die nach außen deklarierten<br />

Funktionen lassen sich dann nicht ausführen. Eine Beschränkung<br />

des funktionalen Umfangs ist nicht sicherheitsrelevant,<br />

eine Erweiterung hingegen schon.<br />

Der Betriebszustand, das heißt die Betriebsfähigkeit<br />

eines CPS, ist eine Zustandsgröße, die von außen abfragbar<br />

sein muss. Die Frage ist, ob ein Proxy nur für Komponententypen<br />

agieren darf, deren funktionaler Umfang<br />

Roles<br />

Rights<br />

(Functions)<br />

1.1<br />

1.2<br />

1.3<br />

1.4<br />

1.5<br />

1.6<br />

2.1.1<br />

2.1.2<br />

2.2<br />

2.1.2.1<br />

2.1.2.2.1<br />

2.1.2.2.2<br />

2.3<br />

2.4<br />

Paired by human (pw entry both sides)<br />

Friends & family (pre installed certs)<br />

Trusted third party (manfacturer)<br />

Verified identity (email verified)<br />

Unverified identity (pseudonym)<br />

Anonymous (identity agnostic)<br />

List functions<br />

Execute function<br />

Administer Component<br />

File transfer<br />

Question Identity<br />

Question Location<br />

Allocate Interface<br />

Move/turn…<br />

TABELLE 1:<br />

Beispiele für festzulegende<br />

Rollen, Rechte und Funktionen.<br />

Eine vollständige Auflistung<br />

würde nahezu endlos werden.<br />

Active Mode<br />

Hold Mode<br />

Sniff Mode<br />

Park Mode<br />

maximal 7 Slaves sind gleichzeitig aktiv<br />

(Daten senden und empfangen)<br />

bis zu 250 Slaves können ohne Aktivität Teilnehmer<br />

im Netz sein<br />

für ein zwischen Master und Slave vereinbartes<br />

Invervall lauscht der Slave, ob er eine Meldung erhält,<br />

die ihn zu aktiver Kommunikation auffordert<br />

im Zustand geringsten Stromverbrauchs kann der<br />

Slave von einem Programm oder einem Master<br />

geweckt werden.<br />

TABELLE 2:<br />

Betriebsmodi von<br />

Bluetooth-Geräten.<br />

Ähnlich könnten die Modi<br />

von CPS-Komponenten<br />

hinsichtlich der<br />

Kommunikation aussehen.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

12 / 2013<br />

51


HAUPTBEITRAG<br />

bei seiner eigenen Erstellung/Programmierung bereits<br />

vorgesehen war und ob es mehr als eine Proxykomponente<br />

im Verbund geben darf. Beide Eigenschaften bieten<br />

Angriffsmöglichkeiten für Manipulation des Gesamtverhaltens,<br />

mindestens im Sinne von Trojanern,<br />

und sollten konzeptionell ausgegrenzt werden.<br />

Was aber, wenn eine CPS-Komponente von Schadsoftware<br />

angegriffen wurde? Nach einem Konzept der<br />

Fraunhofer SIT [3] für mobile Geräte und dynamische<br />

Netze (Mobile Ad hoc Network, MANET) entscheiden<br />

die anderen Komponenten über die Vertrauenswürdigkeit<br />

und sind in der Lage, die befallene Komponente<br />

von der weiteren Kommunikation auszuschließen. Alternativ<br />

wäre eine menschliche Interaktion erforderlich,<br />

die aber nicht den Kommunikationskanal nutzen<br />

darf. Dieser ist ja potenziell unter der Kontrolle des<br />

Schadprogramms.<br />

REFERENZEN<br />

[1] Humpert-Vrielink, F.: Neue Herausforderungen für<br />

CISOs. 2013(3), Seite 56, 2013<br />

[2] Promotorengruppe Kommunikation der Forschungsunion<br />

Wirtschaft – Wissenschaft: Umsetzungsempfehlungen<br />

für das Zukunftsprojekt Industrie 4.0: Abschluss bericht<br />

des Arbeitskreises Industrie 4.0, April 2013, online:<br />

http://www.plattform-i40.de/sites/default/files/<br />

Abschlussbericht_Industrie4%200_barrierefrei.pdf<br />

[3] Rein, A.: TrustMANET - Development and Evaluation<br />

of a Trusted Mobile Ad-hoc Network, Technischen<br />

Hochschule Mittelhessen, Fraunhofer-Institut für<br />

Sichere Informationstechnologie (SIT), März 2012,<br />

http://sit.sit.fraunhofer.de/smv/publications/<br />

download/ArThesisFinal12.pdf<br />

[4] Biermann, K.: Millionen SIM-Karten sind nicht sicher.<br />

Zeit Online 21.07.2013, http://www.zeit.de/digital/<br />

mobil/2013-07/sim-karte-hack-nohl<br />

[5] Kunschert, S.: Unser Beitrag zur Sicherheitsbetrachtung<br />

bei Industrie 4.0, Sicherheit im Sinne von Security<br />

als erfolgskritischer Faktor. CONNECTED 2013(1)<br />

S. 6-BIS<br />

[6] Streib, J.: Industrie 4.0 erfordert sichere Identität.<br />

Markt und Technik 2013(28), S. 28-BIS, v. 12.7.2013<br />

[7] Winzenried, O.: Integritätsschutz für Embedded-Systeme.<br />

Elektronik industrial 2012(November), S. 28-BIS.<br />

http://www.elektroniknet.de/embedded/hardware/<br />

artikel/93004/<br />

[8] Reißmann, O., Lischka, K.: Bericht der Bundesregierung:<br />

Bomben gegen Cyber-Krieger. Spiegel online<br />

12. Oktober 2012: http://www.spiegel.de/netzwelt/<br />

netzpolitik/cyberkrieg-bomben-gegen-cyberkriegera-861002.html<br />

[9] Topf, J.: Authentifizierung bei temporärem Netzzugang<br />

– Einwahlbeschränkung. In: iX Magazin 10 (2000),<br />

S. 122. Heise Verlag 2000<br />

FAZIT<br />

Ad-hoc-Kommunikation ist die Büchse der Pandora für<br />

die Angriffssicherheit eines CPS, und die schwächste<br />

Stelle ist der Aufbau der Kommunikation, der noch dazu<br />

zeitaufwendig ist. Sichere Identitäten können nur durch<br />

fälschungssichere Identitätsnachweise erreicht werden<br />

und Technolgien wie TPM sollten vereinbart und durch<br />

Standards von den Komponentenanbietern eingefordert<br />

werden. Aber auch ohne Berücksichtigung der Sicherheitsproblematik<br />

ist der funktionale Mehrwert für CPS<br />

in Industrie 4.0 erst erreichbar, wenn die semantischen<br />

Fragen geklärt sind und die Komponenten verschiedener<br />

Hersteller und Baureihen in den gleichen Begriffen für<br />

Rollen, Rechte und vor allem Funktionen kommunizieren.<br />

Die Brisanz dieser Problematik liegt in der Erfordernis,<br />

dass sie auch für Komponenten gelöst sein muss, die<br />

erst später und von Dritten hergestellt werden. Technologisch<br />

bestehen viele Entwicklungen, auf die zurückgegriffen<br />

werden kann, was zu Diversität und damit zu<br />

Inkompatibilitäten führen wird. Hier ist Gremienarbeit<br />

zwecks Standardisierung und Normung erforderlich, um<br />

die Flexibilität von CPS zu ermöglichen und Industrie<br />

4.0 in breitem Ansatz zu implementieren.<br />

AUTOR<br />

Dr. WALTER SPETH (geb. 1959)<br />

ist Mitglied des Namur-<br />

Arbeitskreises „Automation<br />

Security“. Nach dem Studium<br />

der Physik mit abschließender<br />

Promotion auf dem Feld<br />

der Teilchenphysik folgten<br />

Tätigkeiten als Berater,<br />

Abteilungs leiter und Geschäftsführer<br />

in der IT-Branche mit Schwerpunkt<br />

Security und Biometrie. Derzeit ist er als Senior<br />

Project Manager für Bayer Technology Services<br />

tätig. Seine Aufgabenfelder sind: Produktschutz<br />

durch Track-und-Trace-Lösungen für die Pharma-<br />

Branche, Schwachstellenanalyse für industrielle<br />

Produktionsanlagen hinsichtlich Cyber-Angriffen<br />

und Software-Entwicklungsstrategien für sicheren<br />

Code.<br />

Bayer Technology Services GmbH,<br />

D-51368 Leverkusen,<br />

Tel. +49 (0) 214 304 94 57,<br />

E-Mail: walter.speth@bayer.com<br />

MANUSKRIPTEINGANG<br />

08.08.2013<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

52<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

12 / 2013


Wissenschaftlich<br />

fundierte Beiträge zur<br />

Anlagensicherheit<br />

Safety in der Praxis<br />

Die Automatisierungstechnik wird durch neue Forschungen und Entwicklungen<br />

bestimmt. Damit Ingenieure fit für ihren Job sind und die aktuellen Trends in der<br />

Automatisierungstechnik schnell und praktisch zur Hand haben, hat die Zeitschrift<br />

„<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> – Automatisierungstechnische Praxis“ die Buchreihe „<strong>atp</strong> kompakt“<br />

etabliert. Daraus erscheint der mittlerweile sechste Band: „Safety in der Praxis“.<br />

Hrsg.: Leon Urbas<br />

1. Auflage 2014<br />

112 Seiten, farbig, Broschur<br />

ISBN: 978-3-8356-7115-7<br />

Preis: € 59,–<br />

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Das Buch erscheint im DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />

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Bestellung per Fax: +49 201 / 820 Deutscher 02-34 Industrieverlag oder GmbH abtrennen | Arnulfstr. und 124 im | Fensterumschlag 80636 München einsenden<br />

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Vorname, Name des Empfängers<br />

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Versandbuchhandlung<br />

Postfach 10 39 62<br />

45039 Essen<br />

E-Mail<br />

Branche / Wirtschaftszweig<br />

Bevorzugte Zahlungsweise Bankabbuchung Rechnung<br />

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Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B.<br />

Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform.<br />

Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an die Vulkan-Verlag GmbH,<br />

Versandbuchhandlung, Postfach 10 39 62, 45039 Essen.<br />

Bankleitzahl<br />

Ort, Datum, Unterschrift<br />

Kontonummer<br />

PAATP62013<br />

Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich<br />

vom DIV Deutscher Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Medien und Informationsangebote informiert und beworben werde.<br />

Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.


HAUPTBEITRAG<br />

Komponentenkapselung<br />

und -selbstbeschreibung<br />

Konzept und Anwendung in der Prozessautomation<br />

Die Kapselung heterogener Automatisierungskomponenten durch webbasierte Standards,<br />

wie Websockets nach dem RFC 6455-Standard, ermöglicht im Vergleich zu SOAP oder<br />

REST, Antwortzeiten signifikant zu verringern sowie bidirektionale ereignisbasierte Server-Client-Verbindungen<br />

aufzubauen. Eine zusätzliche XML-basierte Komponentenselbstbeschreibung<br />

eröffnet Potenziale, anwendungsspezifische Ablaufbeschreibungssprachen<br />

automatisiert zu generieren. Die Anwendung wird im Beitrag am Beispiel der Automatisierung<br />

biotechnologischer Prozesse demonstriert.<br />

SCHLAGWÖRTER Automatisierung / Komponentenintegration / Webtechnologien<br />

Component Encapsulation and Self-Description –<br />

Concept and Application in Process Automation<br />

The encapsulation of heterogeneous automation components using web-based techniques<br />

like web sockets in accordance with RFC 6455 promises significantly faster response times<br />

compared to SOAP or REST and bidirectional event-based server-client communication.<br />

An additional XML-based component self-description has a potential for automated generating<br />

of application specific languages. The use of the concept is demonstrated using<br />

an example for the automation of biotechnological processes.<br />

KEYWORDS automation / component integration / web technologies<br />

54<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

12 / 2013


WERNER HERFS, WOLFRAM LOHSE, DENIS ÖZDEMIR, ADAM MALIK, RWTH Aachen University<br />

Die Anbindung von Automatisierungskomponenten<br />

an übergeordnete Leitsysteme erfolgt durch<br />

eine weitgehend manuelle Implementierung einer<br />

Kapselungsschicht. Eine weitere Möglichkeit<br />

ist die Selbstbeschreibung von Automatisierungskomponenten,<br />

die der teilautomatisierten Anbindung<br />

dient. In beiden Fällen ist eine Kommunikationstechnologie<br />

für den Datenaustausch notwendig. Im zweiten Fall<br />

müssen zusätzlich Komponenten <strong>mittels</strong> einer geeigneten<br />

Sprache beschrieben werden. Als Kommunikationstechnologie<br />

kann OPC UA verwendet werden [1]. Komponenteneigenschaften<br />

werden mit Sprachen, wie Electronic Device<br />

Description Language (EDDL) beschrieben. Diese zielen<br />

primär auf die Diagnose und die Kalibrierung von<br />

Geräten ab. Der Einsatz von OPC UA setzt voraus, dass der<br />

OPC-UA-Server vom Komponentenhersteller angeboten<br />

wird. Insbesondere kleinere Hersteller von Automatisierungskomponenten,<br />

Hersteller spezialisierter Geräte, wie<br />

Komponenten für biologische Labore, bieten oft keine OPC-<br />

UA-Server für ihre Produkte an. In diesen Fällen kann<br />

entweder auf vorhandene Werkzeuge zur Entwicklung von<br />

OPC-UA-Servern oder auf andere Möglichkeiten des netzwerkbasierten<br />

Zugriffs auf Automatisierungskomponenten,<br />

wie auf Webservices, zurückgegriffen werden.<br />

Im Bereich speicherprogrammierbarer Steuerungen<br />

gibt es bereits Lösungen, die den HTTP-basierten Zugriff<br />

auf interne Variablen einer Steuerung gestatten, wie zum<br />

Beispiel Beckhoff ADS-HTTP. Die Nutzung dieser Technologien<br />

hat den Nachteil eines hohen Kommunikations-<br />

Overheads und dadurch verhältnismäßig langsamer<br />

Antwortzeiten. Zudem sind die aufgebauten Verbindungen<br />

unidirektional, sodass sich eine ereignisbasierte<br />

Kommunikation zwischen dem Server und dem Client<br />

nur unter Nutzung technischer Umwege verwirklichen<br />

lässt [2]. Diese beiden Nachteile können durch die Nutzung<br />

von HTML5-Websockets nach dem RFC 6455-Standard<br />

umgangen werden [3]. Websockets eignen sich dabei<br />

für die Anbindung von Automatisierungskomponenten<br />

an Leitsysteme, falls die Entwicklung von OPC-UA-Servern<br />

nicht in Frage kommt, und Webservices aufgrund<br />

ihres zeitlichen Verhaltens ungeeignet sind.<br />

1. WEBSOCKETS NACH RFC 6455<br />

Mit Websockets wurde ein Standard für die bidirektionale<br />

Kommunikation im World Wide Web festgelegt. Ziel<br />

war es, die Echtzeitkommunikation in die wachsende<br />

Zahl von Webanwendungen zu integrieren. Echtzeitkommunikation<br />

bedeutet zunächst, dass eine Client-Server-<br />

Verbindung ermöglicht wird, bei der der Server und der<br />

Client ohne Aufforderung eine Nachricht an das Gegenüber<br />

versenden können. Dadurch werden der Client und<br />

der Server befähigt, Meldungen über auftretende Ereignisse<br />

sofort zu versenden. Diese Meldungen werden auch<br />

als Push-Nachrichten bezeichnet. Zusammen mit einer<br />

Reduzierung der Größe versendeter Nachrichtenpakete<br />

verringert sich so deutlich die Latenz zwischen dem<br />

Auftreten eines Ereignisses und der Benachrichtigung<br />

über dieses Ereignis, abhängig von der Geschwindigkeit<br />

der Netzwerkverbindung. Die Verringerung dieser Latenz<br />

macht die Anwendung von Websockets in der Automatisierung<br />

von Produktionsanlagen interessant.<br />

Die bidirektionale Kommunikation im World Wide<br />

Web wurde bisher auf Umwegen durch Verfahren wie<br />

Polling und Long Polling erreicht. Beide versuchen den<br />

Nachteil von HTTP, die Halbduplex-Kommunikation, zu<br />

umgehen. Im ersten Fall wird der Server in einem bestimmten<br />

Intervall vom Client gefragt, ob neue Information<br />

vorliegt. Im zweiten Fall wird eine aufgebaute HTTP-<br />

Verbindung erst nach der Übermittlung neuer Daten<br />

durch den Server an den Client geschlossen. Danach<br />

muss der Client erneut eine Verbindung aufbauen und<br />

auf Nachrichten des Servers warten. In beiden Fällen<br />

werden viele Protokollverwaltungsdaten erzeugt. HTTP<br />

Request/Response Header können einige hundert Byte<br />

lang sein. Zusätzlich muss noch das I/O-Handling vom<br />

Server durchgeführt werden. Beim Polling werden zudem<br />

unnötige Nachrichten über die Nichtänderung des<br />

Zustands des Servers an den Client gesendet. Die mangelnde<br />

Leistungsfähigkeit dieser Methoden verhinderte<br />

die Entwicklung von Webanwendungen, die auf schnelle<br />

Echtzeitkommunikation angewiesen sind, wie kollaborative<br />

Websites. Die genannten Nachteile verursachen<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

12 / 2013<br />

55


HAUPTBEITRAG<br />

zudem auf mobilen Geräten wegen des häufigen Verbindungsaufbaus<br />

und größeren Datenaufkommens einen<br />

erhöhten Energieverbrauch. Abhilfe leisten an dieser<br />

Stelle Websockets.<br />

Websockets ermöglichen eine Vollduplex-Kommunikation<br />

über eine TCP-Verbindung mit wenig Overhead<br />

(2 Byte pro Nachricht). Der Aufbau der Verbindung zwischen<br />

dem Client und dem Server beginnt mit einem<br />

Websocket-Handshake. Hierbei stellt der Client über das<br />

HTTP-Protokoll eine Anfrage an den Server. Nach erfolgreichem<br />

Verbindungsaufbau wird auf das Websocket-<br />

Protokoll umgeschaltet. Dabei zeigt sich eine wichtige<br />

Eigenschaft von Websockets: Die bidirektionale Verbindung<br />

über Websockets kann unter Nutzung des gleichen<br />

Ports wie bei HTTP-Verbindungen arbeiten.<br />

1.1 Websockets in der Automatisierungstechnik<br />

Die klassische Einteilung der Kommunikation innerhalb<br />

produzierender Unternehmen nach der ISO TR 10314<br />

sieht fünf Ebenen vor, die ein hierarchisches Paradigma<br />

für die Entwicklung von Automatisierungslösungen vorgeben<br />

[4]. Die klassische Einteilung in Ebenen wurde<br />

unter anderem durch unterschiedliche Anforderungen<br />

an die Kommunikation bezüglich Datendurchsatz und<br />

Reaktionszeit vorgenommen. Im Zuge der Entwicklung<br />

neuer ethernetbasierter Bussysteme, die die Anforderungen<br />

an die kurze Reaktionszeit und an die Datenübertragungsrate<br />

erfüllen, löst sich die Einteilung der Automatisierungsebenen<br />

aber, sodass flacher hierarchisierte<br />

Steuerungsarchitekturen realisiert werden können. Hierzu<br />

werden Protokolle benötigt, die sich in breiteren Bereichen<br />

einsetzen lassen.<br />

Die Verwendung von Websockets zur Kapselung von<br />

Automatisierungskomponenten, die über ethernetbasierte<br />

Netzwerke kommunizieren, bietet zunächst den Vorteil,<br />

dass eine Webtechnologie genutzt werden kann, deren<br />

Konzept von Anfang an auf die Kommunikation über das<br />

Internet ausgelegt war. Im Zuge der Entwicklungen der<br />

Industrie 4.0 wird so ermöglicht, die Internettechnologien<br />

und die Automatisierungstechnik stärker zu verflechten.<br />

Da der Websocket-Standard inzwischen von vielen Webbrowsern<br />

unterstützt wird (Google Chrome, Safari, Opera<br />

ab Version 10.70, Mozilla Firefox ab Version 4.0, Internet<br />

Explorer ab Version 10.0), können Automatisierungskomponenten<br />

prinzipiell auch durch eine HTML5-basierte<br />

Nutzerschnittstelle bedient und angesteuert werden.<br />

2. KAPSELUNGSKONZEPT<br />

Die Kommunikation mit heterogenen Automatisierungskomponenten<br />

unterschiedlicher Hersteller erfordert ein<br />

Konzept für eine einheitliche Schnittstelle, welche die<br />

einzelnen Komponenten kapselt und damit für das übergeordnete<br />

Leitsystem einheitliche Zugriffsmethoden anbietet.<br />

Das vorgestellte Konzept nutzt Websockets für die<br />

Kommunikation und verbindet Automatisierungskomponenten<br />

über ein Protokoll, das gleichzeitig für die bidirektionale<br />

Kommunikation im Internet verwendet wird.<br />

2.1 Synchrone und asynchrone Aktionen<br />

Heterogene Komponenten in der Automatisierungstechnik<br />

umfassen speicherprogrammierbare Steuerungen<br />

unterschiedlicher Hersteller und Embedded Boards mit<br />

eigener Steuerungslogik oder Software, die zum Beispiel<br />

für die Durchführung bestimmter Prozesse zuständig ist<br />

und die Ergebnisse an ein übergeordnetes Leitsystem<br />

übermittelt. In allen genannten Fällen werden Teil-Prozessschritte,<br />

Aktionen genannt, ausgeführt. Die Ausführung<br />

einer Aktion kann dabei aus einem atomaren oder<br />

mehreren zusammengesetzten Schritten bestehen. Eine<br />

weitere Unterscheidung betrifft die Dauer der Aktion.<br />

Aktionen von kurzer Dauer lassen sich meist synchron<br />

aufrufen. In diesem Fall wartet das übergeordnete Leitsystem<br />

so lange mit der Ausführung nachfolgender Anweisungen,<br />

bis die synchrone Aktion erfolgreich abgelaufen<br />

ist. Länger andauernde Aktionen mit unbekannter<br />

Dauer erfordern eine asynchrone Ausführung. In diesem<br />

Fall wird der Ablauf in einem übergeordneten Leitsystem<br />

nicht blockiert und nachfolgende Aktionen können parallel<br />

gestartet werden. Das übergeordnete Leitsystem<br />

wird über die erfolgte Ausführung der asynchronen Aktion<br />

benachrichtigt. Das Kapselungskonzept unterstützt<br />

die synchrone und asynchrone Ausführung von Aktionen.<br />

Das erfordert zunächst den Aufbau einer Kommunikationsschicht.<br />

2.2 Kommunikationsschicht<br />

Das Konzept für die Kommunikationsschicht implementiert<br />

ein Remote-Procedure-Call-Protokoll und baut dabei<br />

auf einer zunächst beliebigen bidirektionalen Transportschicht<br />

auf, die für die Übertragung der Daten verantwortlich<br />

ist. Das Konzept sieht eine beliebige Austauschbarkeit<br />

dieser Schicht unter der Bedingung vor,<br />

dass eine bidirektionale Kommunikation ermöglicht<br />

wird. Zusätzlich muss die Transportschicht das Senden<br />

von Daten als String oder Byte-Array und die Übergabe<br />

dieser Daten an eine Methode bereitstellen. So sind<br />

Websockets, reine TCP/IP-Verbindungen oder auch direkte<br />

Verknüpfungen über Ereignisse, als Transportschicht<br />

denkbar. Im letzten Fall kann die Kommunikation<br />

vollständig in einer Bibliothek gekapselt werden.<br />

Unidirektionale Protokolle, wie Webservices, können in<br />

Kombination mit einem Polling-Algorithmus ebenso als<br />

Transportschicht genutzt werden, was jedoch aufgrund<br />

des Aufwands nur die Ausnahme ist.<br />

Senden von Nachrichten<br />

Die Ausführung von Aktionen auf einer gekapselten<br />

Komponente und das Empfangen von Rückmeldungen<br />

erfordern die Umsetzung von Aufrufen in Nachrichtenobjekte,<br />

die in ein für die Transportschicht passendes<br />

Format (Text oder Binärdaten) serialisiert werden. Das<br />

Konzept sieht Nachrichtenobjekte bestehend aus einer<br />

ID, einem Adressfeld und einer beliebigen Anzahl von<br />

benannten Parametern vor. Die ID identifiziert eindeutig<br />

eine Nachricht während der Verarbeitung. Das Adressfeld<br />

beinhaltet den Namen der aufzurufenden Aktion<br />

56<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

12 / 2013


eziehungsweise die ID der Nachricht, die beantwortet<br />

wird. Parameter werden jeweils als ein assoziatives Feld<br />

von String-Objekt-Paaren versendet und hängen vom<br />

Kontext der jeweiligen aufzurufenden Aktion und ihren<br />

Parametern ab.<br />

Für das Senden von Nachrichten werden zwei Methoden<br />

bereitgestellt. Die erste serialisiert lediglich die übergebene<br />

Nachricht und versendet sie anschließend über<br />

die unterliegende Transportschicht. Die zweite Methode<br />

synchronisiert zudem die sonst asynchrone Kommunikation,<br />

indem der Methodenaufruf nach dem Senden bis<br />

zum Eintreffen einer Antwortnachricht blockiert wird.<br />

Synchrone Aufrufe können insbesondere bei sequenziellen<br />

Aufrufen von Aktionen in einer festgelegten Reihenfolge<br />

sinnvoll sein, wenn die Aktion gleiche Anlagenkomponenten<br />

nutzt.<br />

Empfangen von Nachrichten<br />

Bei der Verarbeitung empfangener Nachrichten werden<br />

drei Fälle unterschieden. Im Fall einer Nachricht, die<br />

die Ausführung einer Aktion bewirken soll, wird eine<br />

zuvor registrierte Funktion aufgerufen. Bei der Registrierung<br />

werden dabei Aktionsnamen mit lokalen Funktionen<br />

verknüpft, die Nachrichtenobjekte als Parameter<br />

entgegennehmen. Nachrichten, die ab diesem Zeitpunkt<br />

den zuvor verknüpften Aktionsnamen als Adresse angeben,<br />

werden an die entsprechende lokale Funktion<br />

übergeben. Im Fall einer Antwortnachricht wird eine<br />

zuvor beim Senden angegebene Callback-Funktion aufgerufen.<br />

Der letzte Fall betrifft Nachrichten, für die keine<br />

zuständige Aktion ermittelt werden kann, da keine<br />

Callback- und keine öffentliche Funktion registriert<br />

wurden. In diesen Fällen wird eine Fehlernachricht<br />

übermittelt.<br />

Sicherheit<br />

Der Aufbau von Websocket-Verbindungen kann über normale<br />

HTTP- oder geschützte HTTPS-Verbindungen erfolgen.<br />

Eine zertifikatsbasierte Authentifizierung und Verschlüsselung<br />

über Transport Layer Security (TLS) wird<br />

im Fall von HTTPS angeboten. Daten können somit sicher<br />

über Websocket-Verbindungen transportiert werden.<br />

Aktionsnamen, einen Text zur Erläuterung der Aktion,<br />

eine Liste von Parameterbeschreibungen, eine Angabe<br />

zu der voraussichtlichen Dauer der Aktionsausführung<br />

sowie einige Flags mit Metainformationen, die je nach<br />

Einsatzfall zusätzliche prozessspezifische Informationen<br />

enthalten können. Letztere kann zum Beispiel die<br />

Information über die Möglichkeit der erneuten Ausführung<br />

einer Aktion nach einer Not-Aus-Unterbrechung<br />

sein. Parameterbeschreibungen können den Namen,<br />

den Parametertyp, einen Beschreibungstext und die<br />

Information, ob der Parameter optional ist, enthalten.<br />

Ebenso können Default-Werte, zulässige Wertebereiche<br />

sowie eine Schrittweite möglicher Werte angegeben<br />

werden. Wertebereiche von String-Parametern werden<br />

über reguläre Ausdrücke oder spezielle, vordefinierte<br />

Klassen eingegrenzt.<br />

Zwischenschichten<br />

Beim Aufrufen von Aktionen einer Automatisierungskomponente<br />

kann Information aus externen Quellen<br />

notwendig sein. Ein Beispiel ist der Materialfluss in einer<br />

Produktionsanlage, wo die örtlichen Koordinaten einzelner<br />

Werkstücke in einer Datenbank gespeichert werden.<br />

Der Aufruf der Transportaktion der zuständigen<br />

Automatisierungskomponente muss in diesem Fall mit<br />

aktuellen Koordinaten des zu transportierenden Werkstücks<br />

erfolgen. Für solche Fälle wurde ein Konzept für<br />

beliebig viele Zwischenschichten entwickelt, die einen<br />

Aufruf und seine Parameter transparent manipulieren<br />

können, siehe Bild 1.<br />

Die Zwischenschichten lassen sich auch nutzen, um<br />

die Aufrufe zu protokollieren. Eine weitere Anwendungsmöglichkeit<br />

ist das Manipulieren der Aktionsbeschreibung<br />

einer Automatisierungskomponente. Ein<br />

solcher Schritt kann zum Beispiel nötig sein, wenn<br />

Aktionen mit vielen vorhandenen, jedoch in der aktuellen<br />

Anwendungsdomäne nicht benötigten Parame-<br />

2.3 Komponentenselbstbeschreibung<br />

Die Transportschicht bietet bereits eine bidirektionale<br />

Kommunikation für Nachrichten in Form von Strings<br />

und Byte-Arrays an. Allerdings definiert die Transportschicht<br />

nicht, welche Aktionen einzelne Automatisierungskomponenten<br />

offerieren und wie diese sich aufrufen<br />

lassen. Das vorgestellte Konzept ermöglicht die<br />

Identifikation einzelner Komponenten und ihrer möglichen<br />

Aktionen zur Laufzeit bis hin zum Aufbau einer<br />

anwendungsspezifischen Sprache für die Komponentenansteuerung.<br />

Aktionsbeschreibung<br />

Eine Aktionsbeschreibung besteht aus Daten und Metadaten,<br />

die die Schnittstelle einer Automatisierungskomponente<br />

vollständig definieren. Sie umfasst den<br />

BILD 1: Server-Client-Kommunikation über Zwischenschichten<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

12 / 2013<br />

57


HAUPTBEITRAG<br />

tern, verwendet werden sollen. In diesem Fall kann eine<br />

reduzierte, an die Anwendungsdomäne angepasste Aktionsbeschreibung,<br />

realisiert werden. Der Aufruf der<br />

entsprechenden Aktion kann dann durch die Zwischenschicht<br />

transparent mit zusätzlichen Parametern<br />

erweitert werden.<br />

Die Zwischenschichten müssen zuvor im Client registriert<br />

werden. Sie werden während der Kommunikation<br />

in der Reihenfolge ihrer Registrierung aufgerufen. Die<br />

registrierten Zwischenschichten müssen ihre Manipulationen<br />

auf die jeweils aktuellen Aktionsmengen aus<br />

vorher ausgeführten Zwischenschichten beziehen, da<br />

diese bereits dort verändert werden können.<br />

2.4 Anwendungsspezifische Sprache<br />

Die Programmierung von Abläufen auf Basis von Aktionen<br />

einzelner gekapselter Automatisierungskomponenten<br />

wird durch die Nutzung des vorgeschlagenen Selbstbeschreibungskonzepts<br />

unterstützt. Die Selbstbeschreibung<br />

von Komponenten enthält bereits die notwendige<br />

Information über die aufrufbaren Aktionen sowie ihre<br />

Parameter. Diese Information kann zum Aufbau einer<br />

XML-basierten Sprache verwendet werden, deren Elemente<br />

aus komponentenspezifischen Befehlen bestehen.<br />

Ablaufprotokolle<br />

Das Konzept der anwendungsspezifischen Sprache (application<br />

specific language, ASL) für die Ablaufprotokolle<br />

sieht die automatische Generierung von XML-Schemadateien<br />

vor, die später die Struktur vorgeben. Bild 2 zeigt<br />

den Prozess der Schemagenerierung. Dabei werden statische<br />

XSD-Schemata mit dynamischen Inhalten ergänzt.<br />

Sämtliche gekapselten Komponenten einer Automatisierungsanlage<br />

stellen XML-basierte Aktionsbeschreibungen<br />

bereit (siehe 2.3). Zusammen mit statischen XSD-<br />

Schema-Templates, die unter anderem vordefinierte Kontrollstrukturen<br />

für die Modellierung von Ablaufprotokollen<br />

enthalten, werden durch Ergänzung um<br />

dynamische Inhalte (vorhandene Komponenten-Aktionsbeschreibungen)<br />

XSD-Schemata generiert. Die XSD-Schemata<br />

können später in einem XML-Editor bei der manuellen<br />

Definition von XML-Ablaufprotokollen die Struktur<br />

und den möglichen Inhalt eines Protokolls vorgeben. Die<br />

Schema-Generierung besteht aus drei Schritten. Im ersten<br />

Schritt wird ein XML-Schema mit XML-Datentypen erzeugt.<br />

Diese domänenspezifischen Datentypen können<br />

zuvor in einem XSD-Template vorgegeben werden. Denkbar<br />

sind hier Begriffe, die zum Beispiel fachspezifisch<br />

Werkstücke beschreiben. Im zweiten Schritt wird auf<br />

Basis der registrierten Anlagenkomponenten und ihrer<br />

verfügbaren Aktionen jeweils eine Schema-Datei generiert.<br />

Hierbei wird aus jedem Modulnamen und einem<br />

vorgegebenen Präfix ein Name für einen XML-Namensraum<br />

erzeugt. Dieser Namensraum wird mit Elementen<br />

vervollständigt, die aus den Aktionsbeschreibungen der<br />

Anlagenkomponenten stammen. Dabei werden Argumente<br />

einer Aktion zu Attributen eines Elements. Im letzten<br />

Schritt wird eine zentrale XSD-Schemadatei unter Einbindung<br />

der zuvor erstellten Schemata generiert, die die<br />

Syntax des künftigen XML-Protokolldokuments enthält.<br />

3. ANWENDUNGSBEISPIEL BIOLOGISCHE ZELLPRODUKTE<br />

Das Kapselungskonzept wurde am Beispiel der individualisierten<br />

Herstellung biologischer Zellprodukte in<br />

dem Projekt StemCellFactory [5, 6] umgesetzt. Hierzu<br />

wurden Komponenten einer automatisierten Anlage, siehe<br />

Bild 3, zur Kultivierung von induzierten pluripotenten<br />

Stammzellen (iPS-Zellen) an ein übergeordnetes<br />

Leitsystem angebunden.<br />

Das am Werkzeugmaschinenlabor der RWTH Aachen<br />

University entwickelte Leitsystem unterstützt die Herstellung<br />

individualisierter Zellprodukte, sodass jede Zellprobe<br />

nach einem individuellen biologischen Protokoll<br />

durch die einzelnen Komponenten der Automatisierungsanlage<br />

wandern kann. Die zuvor beschriebene anwendungsspezifische<br />

Sprache vereinfacht in diesem Fall die<br />

Formalisierung biologischer Ablaufbeschreibungen.<br />

3.1 iPS-Zellen<br />

Induzierte pluripotente Stammzellen [7, 8] sind Stammzellen,<br />

die durch die künstliche Reprogrammierung von<br />

Körperzellen entstehen. Die Möglichkeit der Herstellung<br />

von iPS-Zellen eröffnet neue Potenziale für die Medizin.<br />

Insbesondere im Bereich der Medikamentenherstellung<br />

können so Präparate mit Hilfe patienteneigener Zellen<br />

getestet werden. Im Gegensatz zu embryonalen Stammzellen,<br />

deren Gewinnung ethisch problematisch ist, können<br />

iPS-Zellen aus Haut- und Knochenmarkszellen gewonnen<br />

werden. Bisher wurden iPS-Zellen mit hohem<br />

manuellen Aufwand im Labor gezüchtet. Die Automatisierung<br />

dieser Züchtung senkt die Herstellungskosten<br />

signifikant und ermöglicht so in Zukunft mehr Menschen<br />

den Zugang zu neuen Heilungsmethoden.<br />

3.2 Automatisierungsanlage<br />

Die Anlage zur automatisierten Herstellung von iPS-Zellen<br />

besteht aus heterogenen Laborkomponenten, die jeweils<br />

durch unterschiedliche Schnittstellen nach proprietären<br />

Protokollen angesteuert werden, siehe Bild 4.<br />

Einzelne Anlagenkomponenten (Materialschleuse,<br />

Decapper (Öffnen von Zentrifugenröhrchen), Inkubator,<br />

Barcode-Scanner, Greifer, Linearachse, Zentrifuge und<br />

Schüttler) wurden über den Ethercat-Feldbus beziehungsweise<br />

Ethercat-Feldbusklemmen (RS232, DeviceNet) an<br />

einen Beckhoff Industrie-PC mit integrierter SPS angebunden.<br />

Dieser Industrie-PC (Microsoft Windows 7) wurde<br />

mit einem .NET-basierten Websocket-Server ausgestattet.<br />

Der Pipettierroboter (Liquid Handling Unit) verfügt<br />

über eine Steuerung auf Basis eines Embedded Boards.<br />

An dieser Stelle wurde ein javabasierter Websocket-Server<br />

verwendet. Weitere Komponenten (Messtechnik) werden<br />

über die Software LabView angesteuert. Von LabView bereitgestellte<br />

Webservices werden durch eine lokale Trans-<br />

58<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

12 / 2013


BILD 2: Generierung der anwendungsspezifischen<br />

Sprache für die Ablaufprotokolle<br />

BILD 4: Steuerungstechnische Architektur<br />

der automatisierten Anlage<br />

BILD 3: Komponenten einer Anlage<br />

zur Herstellung von iPS-Zellen<br />

BILD 5: Exemplarische Modellierung von biologischen<br />

Ablaufprotokollen mit einer ASL<br />

portschicht gekapselt. Sämtliche Komponenten verfügen<br />

über eine Selbstbeschreibung der verfügbaren Aktionen.<br />

3.3 Generierte anwendungsspezifische Sprache<br />

Die generierte anwendungsspezifische Sprache ermöglicht<br />

die Modellierung von biologischen Ablaufprotokollen<br />

in einem XML-Editor, hier Microsoft Visual Studio,<br />

siehe Bild 5, wobei die Autovervollständigungsfunktion<br />

auf Basis des zuvor generierten XSD-Schemas mögliche<br />

Aktionen und notwendige Parameter vorschlägt. Die anwendungsspezifische<br />

Sprache ist gezielt auf die biologische<br />

Domäne ausgelegt und berücksichtigt die verfügbaren<br />

Aktionen einzelner Anlagenkomponenten, wie die<br />

Transportaktionen. In der automatisierten Anlage werden<br />

Zellproben in Transportgefäßen, wie Microtiterplatten<br />

(MTP) und Zentrifugenröhrchen (Tube), mit Hilfe<br />

eines Roboters durch die automatisierte Anlage transportiert.<br />

Jedes Transportgefäß trägt einen Barcode.<br />

Ein Roboter kann Transportgefäße in bestimmte Anlagenstationen,<br />

wie den Inkubator einstellen (putMaterial)<br />

oder aus diesem entnehmen (takeMaterial). Weiterhin können<br />

Transportgefäße geöffnet (openMTP, openTube), verschlossen<br />

(closeMTP, closeTube) oder entsorgt (trashMaterial)<br />

werden. Ebenso können Barcodes einzelner Zellproben<br />

gelesen werden (ScanBarcode). Das vorgestellte<br />

Konzept der Zwischenschichten ermöglicht die Erstellung<br />

von Protokollen mit individuell benannten Transportgefäßen<br />

(hier myMTP), wobei die örtlichen Koordinaten für<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

12 / 2013<br />

59


HAUPTBEITRAG<br />

die Transportaktion nach dem Aktionsaufruf datenbankbasiert<br />

in einer Zwischenschicht ergänzt werden.<br />

ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK<br />

Ein Konzept für die Kapselung von Automatisierungskomponenten<br />

auf Basis bidirektionaler Websocket-Kommunikation<br />

wurde in diesem Beitrag vorgestellt. Eine<br />

zusätzliche Komponentenselbstbeschreibung wird für<br />

die Generierung einer anwendungsspezifischen Sprache<br />

auf XML-Basis verwendet, die die Modellierung von Ablaufprotokollen<br />

ermöglicht. Das vorgestellte Konzept<br />

wurde an einer automatisierten Anlage zur Herstellung<br />

induzierter pluripotenter Stammzellen angewendet.<br />

Es erfordert einen initialen Aufwand für die manuelle<br />

Implementierung der Client-Server-Struktur, der<br />

Komponentenselbstbeschreibung und der ausführbaren<br />

Aktionen sowie der auftretenden Ereignisse. Die Implementierung<br />

folgt jedoch in weiten Teilen einem Muster<br />

und kann generativ ablaufen. Die Erstellung eines formalen<br />

Schnittstellenmodells für die Kapselung der<br />

Server-Client-Kommunikation ist geeignet, um gleichzeitig<br />

als bindende Spezifikation für weitere Implementierungen<br />

zu dienen.<br />

REFERENZEN<br />

MANUSKRIPTEINGANG<br />

13.08.2013<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

[1] Mahnke, W., Leitner, S.-H., Damm, M.: OPC Unified<br />

Architecture, Springer Verlag, Berlin Heidelberg 2009<br />

[2] Crane, D., McCarthy, P.: Comet and Reverse Ajax:<br />

The Next-Generation Ajax 2.0, Apress, Berkeley<br />

California 2009<br />

[3] Wang, V., Salim, F., Moskovits, P.: The Definitive Guide<br />

to HTML5 WebSocket: Build Real-Time Applications<br />

with HTML5, Apress, New York 2013<br />

[4] Weck, M., Brecher, C.: Werkzeugmaschinen: Automatisierung<br />

von Maschinen und Anlagen, Springer<br />

Verlag, Berlin Heidelberg 2006<br />

[5] Marx, U., Schenk, F., Behrens, J., Meyr, U., Wanek, P.,<br />

Zang, W., Schmitt, R., Brüstle, O., Zenke, M., Klocke, F.:<br />

Auto matic Production of Induced Pluripotent Stem<br />

Cells, Procedia CIRP 5 (2013), S. 2-6.<br />

[6] Bio.NRW Ziel2 Wettbewerb 2009: StemCellFactory,<br />

http://www.stemcellfactory.de<br />

[7] Takahashi, K., Tanabe, K., Ohnuki, M., Narita, M.,<br />

Ichisaka, T., Tomoda, K., Yamanaka, S.: Induction of<br />

pluripotent stem cells from adult human fibroblasts<br />

by defined factors, Cell 131 (2007), H. 5, S. 861–872.<br />

[8] Yum J , Vodyanik, M.A., Smuga-Otto, K., Antosiewicz-<br />

Bourget, J., Frane, J.L., Tian, S., Nie, J., Jonsdottier,<br />

G.A., Ruotti, V., Stewart, R., Sluvkin, I.I., Thomson, J.A.:<br />

Induced pluripotent stem cell lines derived from human<br />

somatic cells, Science 318 (2007), Nr. 5858, S. 1917–1920.<br />

AUTOREN<br />

Dr.-Ing. WERNER HERFS, MBA (geb. 1975) hat<br />

zwischen 2007 und 2012 die Abteilung Steuerungstechnik<br />

und Automatisierung geleitet und ist<br />

seit März 2012 geschäftsführender Oberingenieur<br />

und akademischer Rat des Lehrstuhls für Werkzeugmaschinen<br />

an der RWTH Aachen University.<br />

RWTH Aachen University,<br />

Werkzeugmaschinenlabor (WZL),<br />

Steinbachstr. 19, D-52074 Aachen,<br />

Tel. +49 (0) 241 802 74 10,<br />

E-Mail: w.herfs@wzl.rwth-aachen.de<br />

Dipl.-Ing. WOLFRAM LOHSE (geb. 1981) war von<br />

2007 bis 2012 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am<br />

Lehrstuhl für Werkzeugmaschinen der RWTH<br />

Aachen University tätig. Seit März 2012 leitet er die<br />

Abteilung Steueurungstechnik und Automatisierung.<br />

RWTH Aachen University,<br />

Werkzeugmaschinenlabor (WZL),<br />

Steinbachstr. 19, D-52074 Aachen,<br />

Tel. +49 (0) 241 802 74 55,<br />

E-Mail: w.lohse@wzl.rwth-aachen.de<br />

Dipl.-Ing. DENIS ÖZDEMIR (geb. 1984) war seit<br />

2009 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl<br />

für Werkzeugmaschinen der RWTH Aachen<br />

University. Seit 2012 leitet er die Gruppe Informationstechnik<br />

und -management in der Abteilung<br />

Steuerungstechnik und Automatisierung. Seine<br />

Hauptarbeitsgebiete umfassen Verhaltenssimulation<br />

und Produktdatenmanagement.<br />

RWTH Aachen University,<br />

Werkzeugmaschinenlabor (WZL),<br />

Steinbachstr. 19, D-52074 Aachen,<br />

Tel. +49 (0) 241 802 74 58,<br />

E-Mail: d.oezdemir@wzl.rwth-aachen.de<br />

Dipl.-Inform. ADAM MALIK (geb. 1976) arbeitet<br />

seit 2010 als wissenschaftlicher Mitarbeiter in<br />

der Gruppe Informationstechnik und -management<br />

am Lehrstuhl für Werkzeugmaschinen der<br />

RWTH Aachen University in der Abteilung<br />

Steuerungstechnik und Automatisierung. Seine<br />

Hauptarbeitsgebiete umfassen Fertigungsleitsysteme<br />

und modellbasierte Softwareentwicklung.<br />

RWTH Aachen University,<br />

Werkzeugmaschinenlabor (WZL),<br />

Steinbachstr. 19, D-52074 Aachen,<br />

Tel. +49 (0) 241 802 74 56,<br />

E-Mail: a.malik@wzl.rwth-aachen.de<br />

60<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

12 / 2013


Process Control<br />

Systems Engineering<br />

Process Control Systems (PCS) are distributed control systems (DCS) that<br />

are specialized to meet specific requirements of the process industries. The<br />

text book focuses on PCS engineering basics that are common to different<br />

domains of the process industries. It relates to an experimental research<br />

plant which serves for the exploration of the interaction between process<br />

modularization and process automation methods. This permits to capture<br />

features of highly specialized and integrated mono-product plants as well<br />

as application areas which are dominated by locally standardized generalpurpose<br />

apparatus and multi-product schemes. While the text book’s theory<br />

is applicable for all PCS of different suppliers, the examples refer to<br />

Siemens’ control system PCS 7. Focusing on a single PCS enables readers to<br />

use the book in basic lectures on PCS engineering as well as in computer<br />

lab courses, allowing students to gain hands-on experience.<br />

Editor: L. Urbas<br />

1 st <strong>edition</strong> 2012, 204 pages, content in English, hardcover,<br />

ISBN: 978-3-8356-3198-4<br />

Price € 49,80<br />

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DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />

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this approval may be withdrawn at any time.<br />

Date, signature<br />

PAPCSE2013


IMPRESSUM / VORSCHAU<br />

IMPRESSUM<br />

VORSCHAU<br />

Verlag:<br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />

Arnulfstraße 124, D-80636 München<br />

Telefon + 49 (0) 89 203 53 66 0<br />

Telefax + 49 (0) 89 203 53 66 99<br />

www.di-verlag.de<br />

Geschäftsführer:<br />

Carsten Augsburger, Jürgen Franke<br />

Verlagsleiterin:<br />

Kirstin Sommer<br />

Spartenleiterin:<br />

Anne Purschwitz geb. Hütter<br />

Herausgeber:<br />

Dr.rer.nat. Thomas Albers<br />

Dr. Gunther Kegel<br />

Dipl.-Ing. Hans-Georg Kumpfmüller<br />

Dr.-Ing. Wilhelm Otten<br />

Beirat:<br />

Dr.-Ing. Kurt Dirk Bettenhausen<br />

Prof. Dr.-Ing. Christian Diedrich<br />

Prof. Dr.-Ing. Ulrich Epple<br />

Prof. Dr.-Ing. Alexander Fay<br />

Prof. Dr.-Ing. Michael Felleisen<br />

Prof. Dr.-Ing. Georg Frey<br />

Prof. Dr.-Ing. Peter Göhner<br />

Dipl.-Ing. Thomas Grein<br />

Prof. Dr.-Ing. Hartmut Haehnel<br />

Dr.-Ing. Jörg Kiesbauer<br />

Dipl.-Ing. Rolf Marten<br />

Dipl.-Ing. Gerald Mayr<br />

Dr. Jörg Nothdurft<br />

Dr.-Ing. Josef Papenfort<br />

Dr. Andreas Wernsdörfer<br />

Dipl.-Ing. Dieter Westerkamp<br />

Dr.rer.nat. Christian Zeidler<br />

Organschaft:<br />

Organ der GMA<br />

(VDI/VDE-Gesell schaft Messund<br />

Automatisierungs technik)<br />

und der NAMUR (Interessengemeinschaft<br />

Automatisierungstechnik<br />

der Prozessindustrie).<br />

Redaktion:<br />

Anne Purschwitz geb. Hütter (ahü)<br />

(verantwortlich)<br />

Telefon + 49 (0) 89 203 53 66 58<br />

Telefax + 49 (0) 89 203 53 66 99<br />

E-Mail: purschwitz@di-verlag.de<br />

Aljona Hartstock (aha)<br />

Telefon + 49 (0) 89 203 53 66 78<br />

E-Mail: hartstock@di-verlag.de<br />

Gerd Scholz (gz)<br />

Einreichung von Hauptbeiträgen:<br />

Prof. Dr.-Ing. Leon Urbas<br />

(Chefredakteur, verantwortlich<br />

für die Hauptbeiträge)<br />

Technische Universität Dresden<br />

Fakultät Elektrotechnik<br />

und Informationstechnik<br />

Professur für Prozessleittechnik<br />

D-01062 Dresden<br />

Telefon +49 (0) 351 46 33 96 14<br />

E-Mail: urbas@di-verlag.de<br />

Fachredaktion:<br />

Dr.-Ing. Michael Blum<br />

Dipl.-Ing. Heinrich Engelhard<br />

Prof. Dr.-Ing. Jürgen Jasperneite<br />

Dr.-Ing. Bernhard Kausler<br />

Dr.-Ing. Niels Kiupel<br />

Prof. Dr.-Ing. Gerrit Meixner<br />

Dr.-Ing. Jörg Neidig<br />

Dipl.-Ing. Ingo Rolle<br />

Dr.-Ing. Stefan Runde<br />

Prof. Dr.-Ing. Frank Schiller<br />

Bezugsbedingungen:<br />

„<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> – Automatisierungstechnische<br />

Praxis“ erscheint<br />

monatlich mit Doppelausgaben im<br />

Januar/Februar und Juli/August.<br />

Bezugspreise:<br />

Abonnement jährlich: € 468,– + € 30,–/<br />

€ 35,– Versand (Deutschland/Ausland);<br />

Heft-Abonnement + Online-Archiv:<br />

€ 638,40; ePaper (PDF): € 468,–;<br />

ePaper + Online-Archiv: € 608,40;<br />

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Die Preise enthalten bei Lieferung<br />

in EU-Staaten die Mehrwertsteuer,<br />

für alle übrigen Länder sind es<br />

Nettopreise. Mitglieder der GMA: 30%<br />

Ermäßigung auf den Heftbezugspreis.<br />

Bestellungen sind jederzeit über den<br />

Leserservice oder jede Buchhandlung<br />

möglich.<br />

Die Kündigungsfrist für Abonnementaufträge<br />

beträgt 8 Wochen zum Bezugsjahresende.<br />

Abonnement-/<br />

Einzelheftbestellung:<br />

DataM-Services GmbH, Leserservice <strong>atp</strong><br />

Herr Marcus Zepmeisel<br />

Franz-Horn-Str. 2, 97082 Würzburg<br />

Telefon + 49 (0) 931 417 04 59<br />

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leserservice@di-verlag.de<br />

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Inge Spoerel<br />

Telefon + 49 (0) 89 203 53 66 22<br />

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Es gelten die Preise der Mediadaten 2013<br />

Anzeigenverwaltung:<br />

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Telefon + 49 (0) 89 203 53 66 12<br />

Telefax + 49 (0) 89 203 53 66 99<br />

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Art Direction / Layout:<br />

deivis aronaitis design | dad |<br />

Druck:<br />

Druckerei Chmielorz GmbH,<br />

Ostring 13,<br />

D-65205 Wiesbaden-Nordenstadt<br />

Gedruckt auf chlor- und<br />

säurefreiem Papier.<br />

Die <strong>atp</strong> wurde 1959 als „Regelungstechnische<br />

Praxis – rtp“ gegründet.<br />

DIV Deutscher Industrieverlag<br />

GmbH München<br />

Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen<br />

Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Mit Ausnahme der<br />

gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine<br />

Verwertung ohne Ein willigung des Verlages<br />

strafbar.<br />

Gemäß unserer Verpflichtung nach § 8<br />

Abs. 3 PresseG i. V. m. Art. 2 Abs. 1c DVO<br />

zum BayPresseG geben wir die Inhaber<br />

und Beteiligungsverhältnisse am Verlag<br />

wie folgt an:<br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH,<br />

Arnulfstraße 124, D-80636 München.<br />

Alleiniger Gesellschafter des Verlages<br />

ist die ACM-Unternehmensgruppe,<br />

Ostring 13,<br />

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ISSN 2190-4111<br />

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