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12/2010 Einfach mehr vom Leben www.<strong>plus</strong>-mag.de € 3,30<br />
die (vielleicht) über<br />
Ihr Leben entscheiden<br />
Wann in<br />
Rente?<br />
Neue Tabellen ab 2011<br />
Verliebt mit 60<br />
Glücklich trotz t<br />
Patchwork-Familie<br />
Plus<br />
24 Sit Seiten Extra<br />
Geld & Recht<br />
Österreich € 3,80 · Frankreich € 3,90 · Spanien € 4,30 · Italien € 4,30 · BeNeLux € 3,90 · Schweiz SFR 6,50<br />
Wunderbare<br />
Rezepte fürs Fest<br />
Migräne, Blutdruck, Cholesterin & Co.: Wie <strong>Sie</strong> durch gezieltes<br />
Entspannen gesünder werden & sogar Medikamente ersetzen<br />
Marrakesch<br />
Der Zauber<br />
des Orients<br />
Exklusiv<br />
Clint Eastwood mit 80 – ein Mann wie ein guter Rotwein
Gut beraten und<br />
sorgenfrei in die Zukunft!<br />
<br />
<strong>Magazin</strong>
Willkommen im Dezember<br />
Übrigens:<br />
Schenken macht<br />
glücklicher als<br />
Geschenke bekommen.<br />
Ein schöner<br />
Gedanke.<br />
Wonach wir<br />
Weihnachten suchen<br />
Jetzt beginnt sie wieder – Advent, die Zeit des Suchens: die Suche nach dem richtigen<br />
Geschenk; die Suche nach Ruhe (wollten wir uns dieses Jahr vom Advents-<br />
Stress nicht anstecken lassen?); die Suche nach der Zeit, weil schon wieder ein<br />
Jahr fast vorüber ist. Seit Jahren beobachte ich dieses Suchen auch bei mir<br />
<strong>selbst</strong>. Und, ich muss gestehen, mit jedem Jahr wurde ich unzufriedener,<br />
weil ich immer mehr etwas Imaginärem nachjagte.<br />
In diesem Jahr ist es anders: Ich weiß bereits genau (es ist Mitte Oktober!),<br />
wer in meiner Familie welche Kleinigkeit erhält; dass ab Mitte<br />
Dezember Urlaub ist, um vorher Ruhe zu finden für all die Details,<br />
die zu Weihnachten gehören. Das sind die äußeren Dinge.<br />
Viel wichtiger aber ist die Erkenntnis, dass man nur etwas ändern kann, wenn<br />
man die Kraft entdeckt, die in jedem von uns steckt. Das gilt für Weihnachten.<br />
Aber erst recht für die eigene Gesundheit, wie unser großer Report ab Seite 12<br />
zeigt. Es ist ein ungeheuer tröstlicher Gedanke, dass wir unser Wohlbefinden,<br />
unsere Gesundheit, unser Glück zu einem gewissen Grad entscheidend <strong>selbst</strong><br />
beeinflussen können – und zwar nur durch die Art, wie wir auf uns <strong>selbst</strong><br />
und unser Leben blicken. Wenn wir also jetzt in der Adventszeit etwas<br />
suchen, dann werden wir es am ehesten in uns <strong>selbst</strong> finden.<br />
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen die Kraft, zu suchen und<br />
zu finden, eine gesegnete Adventszeit und frohe Weihnachten.<br />
Bis nächsten Monat, Ihr<br />
PS: Mit<br />
einem Abo<br />
verpassen<br />
<strong>Sie</strong> keine<br />
Ausgabe. Eine<br />
Bestellkarte<br />
finden <strong>Sie</strong><br />
ganz hinten.<br />
Fotos: Andre Zelck (1), Shutterstock (1), Titel: Jump<br />
Jürgen Sinn, chefredakteur<br />
Wenn <strong>Sie</strong> Fragen haben:<br />
... zu den Berichten in diesem Heft: Redaktion <strong>plus</strong> <strong>Magazin</strong>, Lindenstraße 20, 50674 Köln,<br />
(0221) 277 57-0, Fax: (0221) 277 57-10, E-Mail: <strong>plus</strong>magazin@bayard-media.de<br />
... zu Ihrem Abonnement: <strong>plus</strong> Abo-Service, Heuriedweg 19, 88131 Lindau,<br />
(01 80) 52601 47 (14 Cent/Min.), Fax: (01 80) 52601 48, E-Mail: abo.<strong>plus</strong>@guell.de<br />
12 / 2010<br />
3
im Dezember 2010<br />
Das wird<br />
ein Fest!<br />
Die schönsten Rezept-Ideen für jede<br />
Gelegenheit, S. 74 Geschenke<br />
originell verpacken, S. 72 Wie früher:<br />
Spielen <strong>Sie</strong> mal wieder Flöte!, S. 20<br />
Zum Schmunzeln: Interview mit dem<br />
Weihnachtsmann, S. 100<br />
Glück in<br />
der Liebe,<br />
aber …<br />
die Kinder<br />
akzeptieren den<br />
neuen Partner<br />
nicht. Was tun?<br />
44<br />
+ + + + + +<br />
Wie 1001<br />
Nacht<br />
Ob exotische<br />
Gewürze oder<br />
edle Gewänder –<br />
auf Marrakeschs<br />
Märkten wimmelt<br />
es vor Versuchungen.<br />
26<br />
Unser Leben<br />
21 Angelika Euler Mit Enkeln auf dem Weihnachtsmarkt:<br />
nichts für schwache Nerven.<br />
44 Die neue Frau an Vaters Seite In jeder<br />
zweiten Familie gibt es Streit, wenn <strong>sich</strong><br />
Eltern erwachsener Kinder neu verlieben.<br />
Wie <strong>sich</strong> das vermeiden lässt? Unsere<br />
Leser geben überraschende Antworten.<br />
48 So wehren <strong>Sie</strong> <strong>sich</strong> richtig 8 Tipps, mit<br />
denen <strong>Sie</strong> <strong>sich</strong> ab sofort <strong>sich</strong>erer fühlen.<br />
92 Unsere Tiere So nimmt Ihr Hund ab.<br />
98 Das sollten <strong>Sie</strong> lesen Die Lieblingsbücher<br />
von <strong>plus</strong> <strong>Magazin</strong>-Leserinnen.<br />
100 Zum Schmunzeln Erich Kästners<br />
„Interview mit dem Weihnachtsmann“.<br />
104 Dafür engagiere ich mich ... damit<br />
Behinderte Sport machen können.<br />
Leben & Genießen<br />
40 Parks zum Schwelgen Fürst Pückler-<br />
Muskau schuf Gärten voller Harmonie,<br />
die heute zu Recht Weltkulturerbe sind.<br />
71 Ideen für Advent Geschenke liebevoll<br />
verpackt, fette Soßen ganz schlank.<br />
74 Was kochen <strong>Sie</strong> an Weihnachten? Ob <strong>Sie</strong><br />
in der Familie mit den Enkelkindern, mit<br />
Eltern oder zu zweit feiern – hier sind die<br />
wunderbaren Rezept-Ideen fürs Fest.<br />
82 Finden <strong>Sie</strong> Ihr Parfüm! Ein neuer Test<br />
weist den Weg zum perfekten Duft für <strong>Sie</strong>.<br />
Milde des<br />
Alters!<br />
Clint Eastwood – der<br />
Hollywood-Star im<br />
Exklusiv-Interview.<br />
22<br />
! Achtung!<br />
Diese Medikamente schädigen gerade Ältere, S. 36<br />
4 12/2010
» Die besinnlichen Tage zwischen Weihnacht und Neujahr haben<br />
schon manchen um die Besinnung gebracht.« Joachim Ringelnatz<br />
Advent in Aachen!<br />
Über der Domstadt liegt<br />
jetzt ein besonderer Glanz. 60<br />
DARM-VORSORGE<br />
8 MINUTEN<br />
FÜR IHR LEBEN<br />
Zehntausende sterben jährlich an Darmkrebs. Dabei<br />
50 gibt es eine einfache Vorsorge, die Sicherheit liefert.<br />
Fotos: Astrid Obert (1), O. Szczepaniak (1), Picture Press (1), Look (1), Picture Alliance (1),<br />
August Image (1), Shutterstock (3), Corbis (1), Vario Press (1)<br />
Gesund & Fit<br />
12 <strong>Heilen</strong> <strong>Sie</strong> <strong>sich</strong> <strong>selbst</strong> Sprechen Ärzte<br />
von einem Wunder, steckt eins dahinter: die<br />
Kraft, <strong>sich</strong> <strong>selbst</strong> zu heilen. Lernen auch <strong>Sie</strong><br />
davon zu profitieren – es ist so einfach.<br />
34 Wenn man plötzlich muss ... Schwache<br />
Blase? Neue, sanfte Methoden helfen.<br />
36 Finger weg von diesen Pillen! Diese<br />
Medikamente schädigen gerade Ältere.<br />
50 Haben <strong>Sie</strong> 8 Minuten Zeit? Länger dauert<br />
eine Darmspiegelung nicht – aber sie<br />
kann Leben retten, denn sie ist einer der<br />
wirksamsten Vorsorgechecks überhaupt!<br />
57 Lust auf einen neuen Sport? Skaten <strong>Sie</strong>!<br />
58 Achtung, Keime! 40.000 stecken <strong>sich</strong><br />
jährlich in Kliniken an und sterben.<br />
85 Weg mit dem Hüftspeck Drei leichte<br />
Übungen formen eine tolle Silhouette.<br />
87 Wohltat für die Füße Wirksame Tricks<br />
lassen Hornhaut und Blasen verschwinden.<br />
88 Was hilft gegen Stress? Probieren <strong>Sie</strong><br />
doch einmal Floating im Salzwasser.<br />
Reise & Kultur<br />
20 O du fröhliche Können <strong>Sie</strong> das noch auf<br />
der Flöte spielen? Mit Grifftabelle klappt’s.<br />
22 Clint Eastwood Je älter, desto besser.<br />
Das gilt für Rotwein – und für den<br />
80-jährigen Filmhelden, der im Alter<br />
milde und romantisch wurde.<br />
26 Marrakesch – Welt voller Magie<br />
Die Märkte der marokkanischen Königsstadt<br />
sind eine zauberhafte Bühne für<br />
Gaukler, Wunderheiler & Co.<br />
56 Tolle Bücher Fesselnd bis nachdenklich.<br />
60 Aachen! Internationales Flair, Dom und<br />
Weihnachtsmarkt – was für eine Stadt!<br />
94 Spielen <strong>Sie</strong> mit! Warum Ihnen das neue<br />
Spiel „Fresko“ gefallen wird? 10 Gründe.<br />
6 Besser leben 54 Sonnenstrahlen<br />
68 Computer-Tipps 64, 69 Ihre Rätsel<br />
96 Leserbriefe 98 Wir suchen …<br />
98 Impressum 102 <strong>Vorschau</strong><br />
Unsere Titel-Themen erkennen<br />
<strong>Sie</strong> an dieser Farbe.<br />
Keine Angst! Wer Selbstbewusstsein ausstrahlt, lebt <strong>sich</strong>erer, S. 48<br />
geld ^<br />
recht<br />
Die neuen<br />
Renten-Tabellen<br />
S. 4<br />
Privat krankenver<strong>sich</strong>ert<br />
in Rente 9<br />
10 Dinge, die <strong>Sie</strong> vor<br />
dem Jahreswechsel<br />
tun sollten 11<br />
Hilfen im Haushalt<br />
absetzen 12<br />
Günstiger zum Auto<br />
dank neuer<br />
EU-Regeln 16<br />
Alle Themen des<br />
Jahres 2010 19<br />
Was kostet ein<br />
Treppenlift? 21<br />
<strong>Sie</strong> fragen,<br />
Experten<br />
antworten 22<br />
Musterbrief:<br />
Vollmacht<br />
für die<br />
Bank 24<br />
12/2010 5
esser leben im Dezember<br />
Verabreden <strong>Sie</strong><br />
<strong>sich</strong> mal – mit<br />
Ihrem Mann!<br />
Lange Jahre verheiratet?<br />
Und die Romantik? Na ja?<br />
Ehe-Therapeuten kennen ein<br />
paar einfache Tricks: Planen<br />
<strong>Sie</strong> ein Rendezvous mit ihm!<br />
Ruhig etwas geheimniskrämerisch<br />
sein. Suchen <strong>Sie</strong> ein<br />
schönes Restaurant. Sagen<br />
<strong>Sie</strong> ihm nur den Termin. Danach<br />
vielleicht ins Kino (die<br />
Karten lassen <strong>Sie</strong> ihm vom<br />
Kellner bringen), danach ein<br />
Absacker? Tun <strong>Sie</strong> es!<br />
So werden<br />
Kirchen<br />
attraktiver<br />
Gewusst?<br />
Kleine Tricks mit<br />
Kerzenwachs<br />
Kerzen zaubern Gemütlichkeit<br />
ins Haus. Aber das Parafin bzw. noch<br />
besser das Bienenwachs in Kerzen<br />
hilft auch, wenn es irgendwo im Haushalt<br />
klemmt: Ist beispielsweise<br />
eine Holzschublade schwergängig,<br />
einfach etwas Wachs<br />
auf die Lauffläche<br />
schmieren.<br />
Funktionieren Reißverschlüsse<br />
nur<br />
sehr schwer, dann<br />
helfen ebenfalls<br />
ein paar Tropfen<br />
Kerzenwachs.<br />
Wie die Zeit vergeht ...<br />
Jeder von uns wird täglich ein<br />
bisschen älter – auch Stars.<br />
Oder hätten <strong>Sie</strong> gedacht, dass<br />
diese Stars schon diese<br />
runden Geburtstage haben?<br />
50:<br />
60:<br />
70:<br />
80:<br />
Daryl Hannah<br />
Wolfgang Fierek und Ursela Monn<br />
Barbara Valentin<br />
Rolf Hoppe, Maximilian Schell<br />
und Armin Mueller-Stahl<br />
6 12 / 2010
Einige Kirchen im Saarland<br />
wollten <strong>sich</strong> nicht<br />
damit abfinden, dass<br />
nur zu Weihnachten die<br />
Gottesdienste voll sind.<br />
Ihre Tricks: ein Begrüßungsdienst,<br />
der Besucher<br />
an der Tür empfängt;<br />
Mitsprache bei der Lieder-<br />
Auswahl; späterer Beginn<br />
(z. B. 11 statt 10 Uhr),<br />
Band oder Chor statt<br />
Orgel. Das Ergebnis: fast<br />
dreimal so viele Besucher.<br />
Vielleicht eine Idee für<br />
Ihre Kirchengemeinde?<br />
Fotos: ddp (1), iStockphoto (4), Shutterstock (1), Fondation Beyeler (1), Reiss-Engelhorn-Museum (1)<br />
Gustav Klimt: „Judith II“,<br />
zu sehen bis<br />
Ende Januar in Basel<br />
KUNST<br />
DIE LOHNT<br />
Die Staufer und Italien, Reiss-<br />
Engelhorn-Museen, Mannheim, bis<br />
20. Februar. Die Staufer – sie waren<br />
das Herrschergeschlecht im<br />
Mittelalter. Diese herausragende<br />
Ausstellung<br />
zeigt Kunst und Kultur<br />
einer kaum bekannten<br />
Epoche. Großartig!<br />
Pierre Bonnard: Magier der<br />
Farbe, Von-der-Heydt-Museum,<br />
Wuppertal, bis 30. Januar. Bonnard<br />
gehört zu den unbekannteren Künstlern<br />
des Impressionismus. Dennoch<br />
zählt er zu den Besten. Keiner konnte<br />
Licht und Farbe so auf die Leinwand<br />
bannen wie Bonnard. Zum Verlieben!<br />
Bald werden wieder Weihnachtsbäume angeboten.<br />
Wie frisch ein Baum ist, erkennt man an zwei Details: je heller die Schnittfläche,<br />
desto frischer. Und: Nadeln gegen die Wuchs-Richtung streichen<br />
– rieseln die ersten Nadeln: Baum stehen lassen, dann nadelt er im Zimmer<br />
sofort. Damit er lange hält, mit Glyzerin getränktes Wasser in den Ständer.<br />
Wie frisch ist der Baum?<br />
Auf nach Basel Die Schweizer<br />
Stadt an der deutschen Grenze<br />
beherbergt derzeit gleich mehrere<br />
außergewöhnliche Ausstellungen: das<br />
Kunstmuseum (bis 6. 2.) Lovis Corinth;<br />
das Museum Tinguely (bis 23. 1.)<br />
Andy Warhol und die Fondation<br />
Beyeler (bis 16. 1.) zeigt „Wien 1900“,<br />
das Beste von Klimt und Schiele.<br />
12 / 2010<br />
7
Wenn <strong>Sie</strong><br />
spenden wollen<br />
Tausende Organisationen<br />
wetteifern in diesen Wochen<br />
um Geldspenden.<br />
Wenn <strong>Sie</strong> spenden wollen,<br />
geben <strong>Sie</strong> nur den<br />
Organisationen, deren<br />
Ziele <strong>Sie</strong> verstehen.<br />
Das DZI-<strong>Sie</strong>gel zeigt,<br />
dass <strong>sich</strong> die Organisation<br />
prüfen lässt und bestimmte<br />
Anforderungen erfüllt.<br />
Aber auch ohne <strong>Sie</strong>gel<br />
können Vereine seriös sein.<br />
Der Soli<br />
bleibt<br />
Enttäuschung für viele, die<br />
auf das Verfassungsgericht<br />
hofften. Die obersten Richter<br />
lehnten jetzt die Abschaffung<br />
des Solidaritätszuschlags<br />
ab. Auch 20 Jahre nach der<br />
deutschen Einheit bleibt der<br />
Steuerzuschlag. Und wer<br />
Widerspruch einlegte, kann<br />
diesen zurückziehen.<br />
Mein Boris!<br />
Als Boris Becker 1985 mit 17 Jahren das<br />
berühmteste Tennis-Turnier der Welt, Wimbledon,<br />
gewinnt, ist einer besonders stolz:<br />
Kurt Weber (76) – er kennt Boris von klein auf.<br />
Aus dem Fernseher<br />
dringt kein Laut. Die<br />
Uhr auf dem Centre-<br />
Court zeigt 17.26 Uhr, man<br />
könnte jetzt die berühmte<br />
Stecknadel fallen<br />
lassen. Genauso wie<br />
im Vereinsheim in<br />
Leimen. Hier, wo<br />
Boris seine ersten<br />
Bälle geschlagen<br />
hat, halten alle die<br />
Luft an. Er hebt<br />
den Schläger, wirft<br />
den Ball in die Luft und ...<br />
„Bumm!!!“, drischt den<br />
gelben Filzball übers Netz.<br />
Spiel. Satz. <strong>Sie</strong>g! Boris<br />
gewinnt Wimbledon. Mit<br />
17! Mein Boris!<br />
Ich sehe ihn noch vor mir,<br />
wie er als kleiner Rotschopf<br />
vor der Garage übt. Immer<br />
wieder haut er den Ball<br />
gegen die Hauswand. Er<br />
bekommt nie genug, will<br />
auch nicht aufhören, wenn<br />
ihn seine Mutter Elvira<br />
zum Abendessen ruft.<br />
Kurt Weber<br />
kennt Becker<br />
von klein auf<br />
1985<br />
MEINE ERINNERUNG<br />
„Kurt, wenn ich groß bin,<br />
werde ich Weltmeister“,<br />
verkündet er, als er das<br />
Wort „Weltmeister“ noch<br />
nicht mal schreiben kann.<br />
Mit seinem Vater<br />
Karl-Heinz und<br />
anderen hatte ich<br />
den „Tennisclub<br />
Blau-Weiß 1964<br />
Leimen“ gegründet.<br />
Sein Vater und ich<br />
haben noch gegen<br />
Boris gespielt – bis<br />
er zehn war. Danach hatte<br />
ich keine Chance mehr.<br />
Der <strong>Sie</strong>g in Wimbledon ist<br />
unglaublich. Wir feiern den<br />
ganzen Abend. Und über<br />
Nacht verändert <strong>sich</strong> alles.<br />
Am nächsten Tag steht das<br />
Telefon nicht still. Überall<br />
wollen Kinder jetzt Tennis<br />
lernen – auch in unserem<br />
Verein. Wir starten dreimal<br />
so viele Schnupperkurse wie<br />
zuvor. Und Boris wird zum<br />
beliebtesten Vornamen für<br />
Jungs in diesem Jahr.<br />
Fotos: Imago (2), Veer/Corbis (1), A1pix (1), iStockphoto (2), Shutterstock (1), Privat (1)<br />
8 12 / 2010
»Man muss das Unmögliche<br />
versuchen, um dann das Mögliche<br />
zu erreichen.«<br />
Hermann Hesse (1877–1962), Schriftsteller und<br />
Literatur-Nobelpreisträger<br />
Vögel richtig<br />
füttern<br />
Ja, man darf heimische<br />
Vögel im Winter<br />
füttern. Naturschützer<br />
empfehlen dann:<br />
• Früh beginnen.<br />
• Möglichst keine offenen<br />
Futterstellen (lockt<br />
Tauben und Ratten).<br />
• Lieber Fettringe oder<br />
Kugeln aufhängen.<br />
Schenken und<br />
noch Gutes tun<br />
<strong>Sie</strong> suchen noch ein kleines, sinnvolles Geschenk?<br />
Schauen <strong>Sie</strong> mal bei Hilfsorganisationen wie<br />
Oxfam, Unicef, plan, world vision, Caritas und<br />
Diakonie nach Geschenk-Ideen.<br />
Mein Tipp<br />
gegen Stress<br />
„Ich habe immer<br />
eine kleine<br />
Kamera dabei.<br />
Allein das<br />
Wissen darum<br />
lässt mich auf<br />
Foto-Details<br />
achten und<br />
das macht mich<br />
ruhiger.“<br />
Ulrike Voss, Kamen<br />
12 / 2010<br />
9
esser leben im Dezember<br />
Sonnenlicht<br />
kurbelt die<br />
Glückshormone<br />
an<br />
Gesunde<br />
Wintersonne<br />
Nutzen <strong>Sie</strong> in diesen dunklen<br />
Wochen jede Chance auf Licht. Und<br />
wenn <strong>Sie</strong> zu Melancholie neigen,<br />
eine Lichtlampe aufstellen.<br />
Warum ist Licht<br />
für den Körper so<br />
entscheidend?<br />
Weil der Körper<br />
bestimmte Hormone<br />
(Serotonin),<br />
die Wohlbefinden<br />
schenken, nur<br />
produziert, wenn<br />
er genügend helles<br />
Tageslicht erhält.<br />
Wie erhält der<br />
Körper genügend<br />
Licht?<br />
Gerade jetzt im<br />
Winter so viel wie<br />
möglich ins Freie,<br />
vor allem wenn<br />
die Sonne scheint.<br />
Dabei ruhig auch<br />
einfach in die<br />
Sonne setzen.<br />
Und wenn man<br />
nicht genügend<br />
Licht bekommt?<br />
Dann entstehen<br />
leicht depressive<br />
Verstimmungen.<br />
Was kann man<br />
dann genau tun?<br />
Wer zu Melancholie<br />
neigt, sollte <strong>sich</strong><br />
eine Lichtlampe<br />
kaufen (ab 60 Euro,<br />
Elektromarkt) mit<br />
mindestens 10.000<br />
Lux. Diese Lampen<br />
produzieren sehr<br />
helles (Tages-)<br />
Licht. Ideal ist, <strong>sich</strong><br />
täglich mindestens<br />
eine halbe Stunde<br />
vor diese Lampe zu<br />
setzen, zum Beispiel<br />
zum Lesen der<br />
Tageszeitung. Der<br />
Körper nimmt dann<br />
über die Lampe genügend<br />
Licht auf.<br />
Einfache gesättigte 1 9 1<br />
Mehrfach gesättigte<br />
Ungesättigte<br />
Das beste Öl<br />
Entscheidend für die Qualität sind ungesättigte Fettsäuren.<br />
Sonnenblumenöl Rapsöl Olivenöl<br />
61<br />
21<br />
20<br />
60<br />
9<br />
70<br />
Fettsäuren in g je 100 g Öl<br />
Gut fürs<br />
Gehirn<br />
Normalerweise stecken Statine<br />
in cholesterinsenkenden<br />
Lebensmitteln bzw. Medikamenten.<br />
Ärzte der Universität<br />
Bonn entdeckten jetzt, Statine<br />
schützen auch das Gehirn<br />
vor Alzheimer und Demenz.<br />
Mehr Fitness<br />
Kleine Bälle zum Kneten<br />
(Sportgeschäft) sind<br />
das ideale Fitness-<br />
Gerät, z. B. vor dem TV,<br />
für Finger und Gelenke.<br />
Entwarnung!<br />
Wer beim Sitzen die Beine<br />
übereinanderschlägt, riskiert<br />
Krampfadern und schwächt<br />
die Venen, liest man<br />
ganz oft. Stimmt<br />
aber nicht! Ärzte der<br />
Universität Mainz<br />
stellten fest:<br />
Die Neigung zu<br />
schwachen Venen<br />
und Krampfadern<br />
hat man ererbt,<br />
sonst nichts.<br />
Wer schwache Venen<br />
hat, sollte mit<br />
Wassertreten und<br />
Radfahren die Venen<br />
stärken.<br />
Fotos: Jahreszeiten Verlag (1), Vario (1), Blickwinkel (1), Veer/Corbis (1), iStockphoto (1)<br />
10 12 / 2010
Mehr Informationen unter<br />
www.wagner-pizza.de und www.wagner-pizza.at.
SO HEILEN SIE<br />
12 12 / 2010
GESUND & FIT<br />
UNSERE EXPERTEN<br />
Dr. Lutz Bannasch, Immunologe, München; Dr. Volker Schmiedel, Chefarzt der naturheilkundlichen Habichtswald-Klinik, Kassel;<br />
Prof. Dean Ornish, Facharzt für innere Medizin, Direktor des Institutes für Präventive Medizin, Sausalito/Kalifornien<br />
Der beste Arzt steckt in uns <strong>selbst</strong>. Ob Schmerzen,<br />
Diabetes oder sogar Krebs – bei vielen Krankheiten kann<br />
der Körper ungeahnte Selbstheilungskräfte entwickeln.<br />
Hätte ich damals auf meine Ärzte gehört, säße ich heute<br />
im Rollstuhl“, da ist <strong>sich</strong> Hartmut Frehse <strong>sich</strong>er.<br />
„Ich würde gelähmt im Pflegeheim vor mich hin dämmern.“<br />
Aber es sollte anders kommen: Denn der heute<br />
66-jährige Physiker heilte <strong>sich</strong> <strong>selbst</strong>.<br />
Damals, das war vor 12 Jahren. Frehse hatte nach einer Hirnblutung<br />
schon ein halbes Jahr Reha hinter <strong>sich</strong>. Doch noch immer<br />
war er schwerbehindert. Ein Hirnschlag zerstörte Millionen<br />
seiner Nervenzellen, die linke Körperhälfte war gelähmt. Nur<br />
millimeterweise konnte er <strong>sich</strong> zu Fuß fortbewegen. Sein linker<br />
Arm hing schlaff herunter, ohne Funktion, ohne Empfindung.<br />
Dass er jemals in seinen Beruf zurückkehren könnte, schien<br />
völlig illusorisch. Erst recht nicht, als die Reha-Ärzte sagten:<br />
„<strong>Sie</strong> haben das Ende der Fahnenstange erreicht, ihr Zustand<br />
wird <strong>sich</strong> nicht mehr wesentlich bessern.“ Doch Frehse gab<br />
nicht auf. „So will ich nicht den Rest meines Lebens verbringen“,<br />
entgegnete er den Ärzten. Er entwickelt sein eigenes<br />
SICH SELBST<br />
12 / 2010<br />
13
GESUND & FIT<br />
„Je schrecklicher<br />
die<br />
Prognose,<br />
umso<br />
weniger<br />
sollte man<br />
dem Arzt<br />
glauben.“<br />
Dr. Bernard Lown,<br />
US-Arzt<br />
90%<br />
aller Krankheiten<br />
kann der Körper<br />
<strong>selbst</strong> überwinden.<br />
Quelle: Dr. David Coleman,<br />
britischer Arzt<br />
Training, übt zuhause eisern Stunde um Stunde.<br />
Nur mit der Macht seines Willens und dem<br />
bisschen Kontrolle, das er noch über seine linke<br />
Hand und das linke Bein hat, zwingt er nach und<br />
nach die Finger der linken Hand, <strong>sich</strong> zu bewegen.<br />
Dann die Zehen, spreizt sie, versucht mit ihnen<br />
zu greifen. Schließlich die Füße zu heben, zu<br />
senken, zu drehen. Jeden Tag, von früh bis spät.<br />
Immer und immer wieder.<br />
Und tatsächlich, er macht Fortschritte. Winzig<br />
kleine zwar, aber sie sind da. Frehses Ehrgeiz entflammt.<br />
Er will mehr, als nur die Finger wieder bewegen<br />
zu können. Er will wieder der Alte werden.<br />
Und tatsächlich: Schon wenige Monate nachdem<br />
die Ärzte ihn aufgegeben hatten und vom „Ende<br />
der Fahnenstange“ sprachen, kann er wieder als<br />
Physiker arbeiten. Heute führt er ein nahezu normales<br />
Leben. Er geht aus, hält Vorträge, verreist<br />
Therapeutisches Berühren<br />
lässt Wunden schneller heilen<br />
gerne. Nur Treppensteigen dauert heute länger<br />
als vor dem Schlaganfall.<br />
Ein Einzelfall? Keineswegs. Ganz andere, aber<br />
ebenso beeindruckende Beweise für die erstaunliche<br />
Kraft der Selbstheilung liefert das Sankt- Gertrauden-Krankenhaus<br />
Berlin. Patienten können<br />
hier, wenn sie das wünschen, von der Methode<br />
des Therapeutischen Berührens profitieren. Es erinnert<br />
an Streicheln oder sehr sanftes Massieren,<br />
mit dem Ärzte oder Pflegekräfte zum Beispiel ein<br />
frisch operiertes Knie zusätzlich versorgen. Das<br />
erstaunliche Ergebnis dieser kleinen Zuwendung:<br />
Die Patienten<br />
brauchen weniger Schmerzmittel,<br />
haben eine bessere und schnellere<br />
Wundheilung<br />
und sind weniger anfällig für Infektionen.<br />
Und das, weil die besondere Fürsorge dazu<br />
führt, dass die Körper der Patienten ihre Selbstheilungskräfte<br />
anders aktivieren als in anderen<br />
Kliniken nach der gleichen OP.<br />
WISSEN<br />
DIE TRICKS<br />
UNSERES KÖRPERS<br />
Auf den ersten Blick sind es Krankheiten.<br />
Aber mit diesen Reaktionen<br />
hilft <strong>sich</strong> der Körper <strong>selbst</strong>.<br />
Schnupfen: Mit Nies-Reflex<br />
bzw. mit starker Schleim-<br />
produktion entsorgt die Nase<br />
Viren, Pollen, Staub.<br />
Entzündungen sorgen<br />
dafür, dass mehr Bau- und<br />
Reparaturstoffe zur<br />
Verfügung stehen.<br />
Fieber zer-<br />
stört schädliche<br />
Bakterien oder<br />
Viren, die einge-<br />
drungen sind.<br />
Eiter, aber<br />
auch Durchfall<br />
entfernt schädli-<br />
che Fremdstoffe<br />
aus der Haut oder<br />
dem Darm.<br />
Faszinierend auch dies: Sogar gegen Brustkrebs<br />
scheint jeder Organismus in <strong>sich</strong> ein Mittel<br />
zu haben, um <strong>sich</strong> zu heilen. So legt eine norwegische<br />
Studie nahe, dass fast ein Viertel der<br />
fortgeschrittenen Brusttumore <strong>sich</strong> wieder von<br />
allein zurückbilden. Ohne Operation, Chemooder<br />
Strahlentherapie. Warum, wissen die Wissenschaftler<br />
allerdings noch nicht; die Körper der<br />
Frauen heilten <strong>sich</strong> einfach <strong>selbst</strong>.<br />
WIRKUNG OHNE WIRKSTOFF<br />
DER PLACEBO-EFFEKT<br />
Wie stark der Körper <strong>sich</strong> <strong>selbst</strong> heilen kann,<br />
zeigt der Placebo-Effekt. Ärzte nutzen diesen<br />
inzwischen sogar zur Therapie.<br />
Von Placebo-Effekt<br />
spricht man, wenn<br />
Tabletten wirken,<br />
obwohl sie keinen<br />
Arzneistoff enthalten.<br />
In Schmerzkliniken<br />
nutzt man den Effekt,<br />
wenn Patienten mit<br />
Kopfschmerzen glauben,<br />
ohne Schmerzmittel<br />
nicht auszukommen.<br />
Da die Mittel<br />
<strong>selbst</strong> oft Ursache<br />
sind, geben Ärzte ein<br />
Scheinmedikament.<br />
14 12 / 2010
Anzeige<br />
Deutlich weiter geht der amerikanische Internist<br />
Prof. Dean Ornish: Er aktiviert die Selbstheilungskräfte<br />
von Männern mit Prostatakrebs mit<br />
einem Programm aus spezieller Ernährung, Bewegung<br />
und psychologischer Betreuung. Nachweislich<br />
sind seine Patienten dadurch in der Lage,<br />
Gene, die Krebs fördern, abzuschalten und Gene,<br />
die vor Krebs schützen, zu aktivieren.<br />
All diese Beispiele zeigen: Unser Körper verfügt<br />
über erstaunliche Kräfte, die nur aktiviert<br />
Oft sind es ganz simple Dinge,<br />
die Selbstheilungskräfte aktivieren<br />
werden müssen. „Dann ist er in der Lage, ohne<br />
fremde Hilfe 90 Prozent aller Krankheiten <strong>selbst</strong><br />
zu heilen“, ver<strong>sich</strong>ert der britische Arzt Dr. David<br />
Coleman. Und auch Albert Schweitzer war der<br />
Meinung: „Das Beste, was wir tun können, ist,<br />
dem inneren Arzt Gelegenheit zur Wirkung zu<br />
geben.“ Doch wie geht das ganz konkret?<br />
Ein gutes Beispiel nennt Dr. Volker Schmiedel<br />
von der naturheilkundlichen Habichtswaldklinik<br />
in Kassel. „Viele Typ-2-Diabetiker produzieren<br />
zwar noch genug blutzuckersenkendes Hormon<br />
Insulin, aber ihre Körperzellen sind dagegen<br />
unempfindlich geworden. Schuld ist ihr Übergewicht<br />
und dass sie <strong>sich</strong> zu wenig bewegen. Essen<br />
die Betroffenen aber gesünder, bewegen sie <strong>sich</strong><br />
viel und regelmäßig, dann regelt ihr Körper den<br />
Blutzucker häufig wieder von allein. Und zwar so<br />
gut, dass sie keine Medikamente mehr benötigen“,<br />
beobachtet Schmiedel immer wieder fasziniert.<br />
Das Diabetes-Beispiel macht auch klar – es sind<br />
ganz einfache Dinge, mit denen man dem Körper<br />
hilft, <strong>sich</strong> gesund zu pflegen. Vor allem die sogenannten<br />
Wohlstandskrankheiten wie<br />
zu hohen Blutdruck,<br />
Gicht und erhöhte Blutfettwerte,<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
sowie Diabetes Typ 2 und Übergewicht<br />
kann man durch einen bewussteren Lebensstil<br />
mit besserer Ernährung, mehr Bewegung und<br />
Beim Nocebo-Effekt<br />
passiert genau das<br />
Gegenteil. Kündigt der<br />
Arzt etwa Nebenwirkungen<br />
an, treten<br />
diese besonders oft<br />
auf. Das heißt: Wer<br />
Angst oder negative<br />
Gedanken hat,<br />
reagiert auch negativ.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Nase kribbelt, der Hals<br />
kratzt. Man fühlt <strong>sich</strong> abgeschlagen<br />
und erschöpft. ie<br />
Und man spürt es schon: Das<br />
wird eine Erkältung!<br />
<br />
Im Anfangsstadium eines Infektes<br />
bestehen die besten Chancen,<br />
den Krankheitsverlauf gezielt<br />
zu beeinflussen und die<br />
Erkältung oftmals bereits im<br />
Keim zu er sticken. Da Erkältungen<br />
den gesamten Organismus<br />
belasten, suchen immer mehr<br />
Menschen nach einer umfassenden<br />
natürlichen Hilfe.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Bereits jeder vierte Deutsche<br />
vertraut der einzigarti gen Wirkstoff-Kombination<br />
des Arzneipflanzen-Destillats<br />
in Klosterfrau<br />
Melissengeist.<br />
<br />
Die ätherischen Öle wirken den<br />
Erregern einer Erkältung auf<br />
natür liche Weise entgegen. <strong>Sie</strong><br />
schaffen zudem die Grundlage<br />
für einen entspannten Schlaf,<br />
der über Nacht die körpereigenen<br />
Ab wehr kräfte nachhaltig<br />
ak ti viert. Den Effekt spürt man<br />
schon oft am nächsten Morgen:<br />
Die Atemwege sind befreit, man<br />
kann wieder tief Luft holen. Der<br />
Kopfdruck wird genommen und<br />
die Gliederschmerzen sind gemil<br />
dert. Und vor allem: die Erkältung<br />
kann viel schneller vorbei<br />
sein, als man zu hoffen wagte.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Klosterfrau Melissengeist. Anwendungsgebiete: Traditionell angewendet: Innerlich: Als mild wirksames Arzneimittel<br />
zur Besserung des Befi ndens bei unkomplizierten Erkältungen und zur Stärkung. Zur Besserung<br />
des Allgemeinbefi ndens (bzw. zur Stärkung oder Kräftigung) bei Belastung von Nerven und Herz- Kreislauf<br />
mit innerer Unruhe und Nervosität. Zur Förderung der Schlafbereitschaft. Das Arzneimittel ist ein traditionelles<br />
Arzneimittel, das ausschließlich auf Grund langjähriger Anwendung 12 / 2010 für das Anwendungsgebiet 15<br />
registriert<br />
ist. Warnhinweise: Dieses Arzneimittel enthält 79 Vol.-% Alkohol. Zu Risiken und Nebenwirkungen<br />
lesen <strong>Sie</strong> die Packungsbeilage und fragen <strong>Sie</strong> Ihren Arzt oder Apotheker. MCM Klosterfrau, 50606 Köln.
GESUND & FIT<br />
„Viele Menschen<br />
wollen <strong>sich</strong> nicht mehr<br />
nur vom Arzt<br />
reparieren lassen.“<br />
Dr. Lutz Bannasch, Immunologe aus München<br />
FASZINIEREND<br />
DIE APOTHEKE, DIE IN UNS STECKT<br />
Jeder Körper kann sogar viele Medikamente <strong>selbst</strong> herstellen.<br />
Prostaglandine sind<br />
Gewebshormone, die<br />
Entzündungen auslösen.<br />
Letztere sorgen für<br />
bessere Durchblutung<br />
und so für Heilung.<br />
Defensine wirken<br />
wie Anti biotika; werden<br />
u. a. im Kieferknochen<br />
gebildet, erkennen und<br />
zerstören schädliche<br />
Bakterien.<br />
Endorphine wirken<br />
wie Morphium. Tritt man<br />
z. B. in eine Glasscherbe,<br />
sorgen sie im Gehirn<br />
dafür, dass Schmerz nach<br />
Sekunden nachlässt.<br />
ERFAHRUNGEN<br />
„Ich achte auf mich“<br />
Erika Seitz (49) hat<br />
<strong>sich</strong> von schlimmsten<br />
Nackenschmerzen befreit.<br />
„Mir wurde klar, Stress<br />
dominiert mein Leben.<br />
Und tatsächlich, als ich<br />
beruflich kürzer trat, lernte,<br />
mich mit ganz einfachen<br />
Dingen zu entspannen,<br />
etwa einem heißen<br />
Bad, verschwanden<br />
meine Schmerzen<br />
nach wenigen<br />
Monaten.“<br />
<br />
„Es gab für<br />
mich nie<br />
Zweifel, dass<br />
ich wieder<br />
ganz gesund<br />
werde.“<br />
Hartmut Frehse (66),<br />
dem Ärzte prophezeiten,<br />
seine linke Körperhälfte<br />
bleibe gelähmt.<br />
<br />
Chemo als Freund<br />
Annette Rexrodt von<br />
Fircks (49) arbeitete mit<br />
positiven Gedanken.<br />
„Ich verstehe nicht, warum<br />
manche Ärzte die Chemotherapie<br />
gegenüber ihren<br />
Patienten als Gift bezeichnen.<br />
Schließlich soll sie<br />
helfen, gesund zu werden.<br />
Ich habe mir die Chemo<br />
immer als Freund<br />
vorgestellt, der in<br />
meinem Körper die<br />
Krebszellen<br />
zerstört.“<br />
16 12 / 2010
Volle Konzentration<br />
auf Ihre Gesundheit.<br />
gezielter Entspannung sehr gut bekämpfen.<br />
Auch das ist Selbstheilung.<br />
Auffällig ist, es sind fast immer Menschen, die<br />
<strong>sich</strong> positiv mit ihren Beschwerden auseinandersetzen,<br />
bei denen Selbstheilungskräfte aktiviert<br />
werden. „Wer das nicht macht, verschenkt ein<br />
riesiges Heilungspotenzial“, ist der Münchner Immunologe<br />
Dr. Lutz Bannasch überzeugt. Exper-<br />
Jeder muss Verantwortung<br />
übernehmen für seine Gesundheit<br />
ten wie er raten daher: Wer gesundheitliche Beschwerden<br />
hat, sollte <strong>sich</strong> unbedingt diese drei<br />
zentralen Fragen beantworten:<br />
1. Bin ich wirklich bereit, Verantwortung für<br />
meine Erkrankung zu übernehmen und sie nicht<br />
nur Ärzten zu überlassen?<br />
2. Bin ich bereit, in meinem Leben etwas zu<br />
verändern, um wieder gesund zu werden?<br />
3. Was kann ich konkret tun, damit es mir bald<br />
und in Zukunft wieder besser geht?<br />
Beantwortet man die ersten zwei Fragen überzeugt<br />
mit Ja und klärt für die dritte Frage, welche<br />
Methoden, etwa Autosuggestion, Yoga oder gesunde<br />
Ernährung, einem helfen (siehe Über<strong>sich</strong>t<br />
nächste Seite), stehen die Chancen sehr gut, dass<br />
es einem bald besser geht.<br />
Denn allein die Tatsache, dass man etwas Gutes<br />
für <strong>sich</strong> tut, gibt dem Körper einen positiven Impuls.<br />
Schließlich spielt die Psyche beim Heilungsprozess<br />
eine enorme Rolle.<br />
Forschungen belegen das auch in anderer Hin<strong>sich</strong>t:<br />
Sobald man <strong>sich</strong> <strong>sich</strong>er ist, dass man medizinische<br />
Hilfe erhält, setzt der Körper schon von<br />
alleine heilsame Prozesse in Gang. Das zeigen zum<br />
Beispiel Versuche mit Schein-Medikamenten, sogenannten<br />
Placebos (siehe auch den Kasten auf<br />
der vorigen Seite): <strong>Sie</strong> beeinflussen biologische<br />
Die Psyche spielt eine enorme Rolle:<br />
Glaubt man, etwas hilft, hilft es!<br />
Vorgänge im Körper, obwohl sie nichts enthalten,<br />
was wirken kann. Trotzdem schüttet der Körper<br />
schmerzhemmende Substanzen weiter aus, wenn<br />
man glaubt, dass eine eingenommene Tablette<br />
entsprechende Wirkstoffe enthält.<br />
Viele Schulmediziner vermuten, dass deshalb<br />
auch viele alternative Heilmethoden so gut wirken.<br />
Über zwei Drittel der Bundesbürger haben<br />
damit gute Erfahrungen gemacht. Bei Krebs<br />
suchen sogar 80 Prozent der Betroffenen zusätzliche<br />
Hilfe außerhalb der Schulmedizin, etwa bei<br />
Homöopathen oder Akupunkteuren.<br />
Die Konzentration macht den Unterschied:<br />
Doppelherz system OMEGA-3 KONZENTRAT enthält<br />
besonders hoch konzentrierte Omega-3-Fettsäuren –<br />
und kann einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung Ihrer<br />
Gesundheit leisten.<br />
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Entwicklung<br />
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Die Kraft der zwei Herzen.<br />
12 / 2010<br />
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17
GESUND & FIT<br />
Und es gilt auch der umgekehrte Fall. Das reinste<br />
Gift für die Selbstheilungskräfte, die in jedem stecken,<br />
ist Stress. Der Immunologe Dr. Lutz Bannasch:<br />
„Je stärker man unter Stress steht, umso höher ist der<br />
Spiegel des Stresshormons Kortisol im Blut. Dauerhaft<br />
viel Kortisol hemmt das Immunsystem und stört die<br />
Selbstheilungskräfte.“ Und das bedeutet: Wer <strong>sich</strong><br />
gut entspannen kann, stärkt die Abwehrkräfte und<br />
unterstützt den Körper, <strong>sich</strong> zu heilen.<br />
Selbstheilung hat Grenzen – <strong>sich</strong> nur<br />
auf sie zu verlassen, wäre falsch<br />
Das hat auch Erika Seitz erlebt, die <strong>sich</strong> <strong>selbst</strong> aus<br />
einer jahrelangen Schmerzhölle befreite. Statt <strong>sich</strong><br />
auf die von Ärzten empfohlenen OPs einzulassen,<br />
„lernte ich, Stress zu vermeiden bzw. mich zu entspannen,<br />
und die Nackenschmerzen verschwanden“.<br />
Wirksames Rezept gegen Stress scheint übrigens auch<br />
das Beten zu sein. Der Harvard-Forscher Dr. Herbert<br />
Benson hat nachgewiesen, dass dabei eine tiefe Entspannungsreaktion<br />
im Körper einsetzt, egal welcher<br />
Religion man angehört.<br />
Aber trotz aller Euphorie – Selbstheilung hat natürlich<br />
auch ihre Grenzen. Bei schweren Krankheiten wie<br />
Krebs, Herzinfarkt, Diabetes oder Schlaganfall darf man<br />
<strong>sich</strong> niemals nur auf die Heilungskräfte des Körpers allein<br />
verlassen. Viel zu groß ist dann nämlich die Gefahr,<br />
dass der Körper es nicht aus eigener Kraft schafft – und<br />
dringend nötige Zeit vertan wurde. Es kommt vielmehr<br />
gerade bei ernsten Krankheiten darauf an, dass das schulmedizinisch<br />
Notwendige und die Macht des eigenen „inneren<br />
Arztes“ perfekt zusammenspielen.<br />
So wie bei Annette Rexrodt von Fircks. 1998 erkrankte<br />
sie schwer an Brustkrebs. „Meine Ärzte gaben mir nur<br />
eine 15-prozentige Chance, dass ich das nächste Jahr<br />
überlebe“, erinnert sie <strong>sich</strong>. Der Krebs war schon von<br />
der Brust in Lymphknoten, Muskeln und Haut gewuchert.<br />
„Trotzdem habe ich die Hoffnung niemals aufgegeben“,<br />
sagt die heute 49-jährige Mutter von drei Kindern.<br />
Bewusst hat sie <strong>sich</strong> damals positive Bilder vorgestellt,<br />
beispielsweise „wie meine weißen Blutkörperchen mich<br />
beschützen“. Heute, zwölf Jahre später, sind in ihrem<br />
Körper keine Krebszellen mehr nachzuweisen. Für die<br />
Ärzte ist sie ein Wunder.<br />
Fotoss: Plainpicture (3), Getty (1), PR (5)<br />
40<br />
bis<br />
60<br />
Medikamente<br />
kann der Körper <strong>selbst</strong><br />
herstellen.<br />
Quelle: Dr. David Coleman<br />
AKTIVIEREN SIE IHREN INNEREN ARZT<br />
Diese einfachen Techniken helfen dem Körper nachweislich, <strong>sich</strong> <strong>selbst</strong> zu heilen.<br />
METHODE SO WIRKT ES ERFOLGREICH BEI<br />
Autosuggestion<br />
Bewegen/<br />
Sport<br />
Gesunde<br />
Ernährung<br />
Muskelentspan<br />
nung nach<br />
Jacobson<br />
Tai-Chi<br />
Wassertreten<br />
nach Kneipp<br />
Yoga<br />
Das konkrete Vorstellen von<br />
Geschehnissen verändert<br />
gedankliche Haltung,<br />
verbessert Koordination<br />
Kräftigt Muskeln und<br />
Herz, verbessert<br />
Durchblutung<br />
Löst zahlreiche biochemi -<br />
sche Prozesse im Körper<br />
aus bzw. unterstützt sie<br />
Entspannt Muskeln, senkt<br />
Puls, beruhigt Atmung,<br />
reduziert Stresshormone<br />
Reduziert Stresshormone,<br />
verbessert Körperempfinden,<br />
stärkt Muskeln<br />
Stärkt Venen, fördert Rückfluss<br />
des Blutes zum Herzen, stärkt<br />
Immunsystem<br />
Stärkt Herz, Lunge und<br />
Verdauung; kräftigt und<br />
dehnt Muskeln<br />
Schmerzen, Krebstherapie,<br />
Problemen, <strong>sich</strong> zu motivieren,<br />
Schwierigkeiten mit der<br />
Koordination<br />
beginnender Osteoporose,<br />
Kreislaufschwäche, Brustkrebs,<br />
Diabetes Typ 2<br />
Diabetes Typ 2,<br />
Rheuma, Gicht, Krebs, Herz-<br />
Kreislauf-Erkrankungen<br />
Kopf- und Rückenschmerzen,<br />
Migräne, Asthma, Blut hochdruck,<br />
entzündlichem Darm<br />
Schlafstörung, Reizdarm,<br />
Gelenkentzündung,<br />
Bluthochdruck<br />
Einschlafstörung, Durchblutungsstörung,<br />
Krampf adern,<br />
Infektanfälligkeit<br />
Rückenschmerz, Reizdarm,<br />
Herz rhyth mus-Störung,<br />
Depression, Fibromyalgie
Menschen Ereignisse Epochen<br />
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UNSER LEBEN<br />
O du Fröh l iche<br />
Dieses Lied gehört einfach zu Heiligabend. Also, worauf warten <strong>Sie</strong>?<br />
Irgendwo ist doch bestimmt noch Ihre alte Blockflöte.<br />
Noten und Grifftabelle* für einen leichten Neustart stehen hier.<br />
<br />
1<br />
* Zeigt an,<br />
welche<br />
Löcher man<br />
für den Ton<br />
zuhalten muss<br />
( = Loch zu).<br />
<br />
<br />
Oh<br />
<br />
du<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
oh<br />
<br />
du<br />
<br />
<br />
<br />
se - li - ge<br />
<br />
gna - den -<br />
O du fröh - li - che, o du se- li- ge, gna- den- brin- gen- de Weih- nachts-<br />
<br />
<br />
<br />
zeit.<br />
<br />
<br />
Welt<br />
<br />
ging<br />
<br />
ver -<br />
<br />
lo -<br />
<br />
ren,<br />
<br />
<br />
Christ<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
ward<br />
<br />
fröh-li - che<br />
brin-gen-de<br />
Weih-nachts -<br />
ge-<br />
<br />
zeit! Welt ging ver- lo- ren, Christ ward ge- bo- ren: Freu- e,<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
bo - ren, freu - e, freu - e dich, oh<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Chri -<br />
<br />
sten -<br />
<br />
heit.<br />
Foto: Plainpicture (1), Shutterstock (2), Glòria Biosca & Michael Schmitz<br />
freu- e dich, o Chri- sten- heit!<br />
2. O du fröhliche, o du selige,<br />
gnadenbringende Weihnachtszeit!<br />
Christ ist erschienen, uns zu versühnen:<br />
Freue, freue dich, o Christenheit!<br />
3. O du fröhliche, o du selige,<br />
gnadenbringende Weihnachtszeit!<br />
Himmlische Heere jauchzen dir Ehre:<br />
Freue, freue dich, o Christenheit!
DAS KENNEN SIE AUCH!<br />
Angelika Euler hat vier Kinder und sechs Enkel und erzählt<br />
jeden Monat aus ihrem alltäglich turbulenten Leben.<br />
Schon in der Straßenbahn<br />
Richtung Christkindlmarkt sprudelt<br />
Simon los: „Omi, Omi, ich will unbedingt<br />
so eine Nikolausmütze mit blinkenden<br />
Sternen.“ Der siebenjährige Tobi<br />
schaut seinen drei Jahre jüngeren Bruder<br />
mitleidig an: „Das ist doch total kitschig.“<br />
Schon beginnen die Jungs <strong>sich</strong><br />
zu knuffen. Das fängt ja gut an, denke<br />
ich. Eigentlich hatte ich mich auf<br />
einen besinnlichen Ausflug gefreut.<br />
Alle<br />
Jahre<br />
wieder<br />
„Aussteigen, Jungs!“ Der riesige<br />
Weihnachtsbaum mit den glitzernden<br />
Lichtern versetzt Tobi und Simon für einen<br />
magischen Moment in stilles Staunen. Für einen<br />
sehr kurzen Moment. Denn schon erblicken die beiden<br />
all die Stände mit ihren verlockenden Köstlichkeiten.<br />
Tobi – sonst nicht unbedingt ein Obstfan – möchte<br />
unbedingt einen Apfel am Stiel, der von einer<br />
steinharten, giftig rot glänzenden Zuckerschicht überzogen<br />
ist. Doch dann bekommt er Skrupel. Tobi hat<br />
nur noch einen Schneidezahn und der wackelt bedrohlich.<br />
„Ich kann nicht abbeißen, Omi!“, jammert<br />
er. Wie gut ich ihn verstehe! Ich zittere <strong>selbst</strong> um<br />
meine Zähne. Aber ich will ihm helfen, beiße<br />
vor<strong>sich</strong>tig ab. Vielleicht kann<br />
er nun weitermachen.<br />
Doch: „Der Apfel schmeckt<br />
nicht, Omi!“ Und nun? Ich<br />
esse weiter, denn zum<br />
Wegschmeißen war er zu<br />
teuer! Währenddessen füllt<br />
<strong>sich</strong> der Christkindlmarkt.<br />
Im Gewühl habe ich Angst um<br />
meinen Rucksack, also trage ich ihn vorne<br />
– sieht bestimmt sehr apart aus. Dabei hält<br />
eine Hand Simons Hand, die andere umklammert<br />
krampfhaft den Apfelrest, während<br />
<strong>sich</strong> meine Augen wie eine Hundeleine<br />
an Tobi heften. Bloß jetzt kein Kind<br />
verlieren! Derweil haben meine Enkel längst<br />
ein neues Ziel vor Augen: Zuckerwatte! <strong>Sie</strong><br />
wird frisch gesponnen und ihnen als rosaklebrige<br />
Wolke überreicht. Ich lasse den Apfel unauffällig<br />
liegen, zahle hastig und dann versenken sie<br />
ihre Ge<strong>sich</strong>ter in den piksigen Bäuschen.<br />
Auf der anderen Seite wehen<br />
die Sternenmützen. „Bitte, Omi, bitte!“<br />
Aber, oh Drama: Simons Kopf ist für<br />
die Mütze zu klein. „Ich werd schon<br />
hineinwachsen“, meint er lapidar. Bis<br />
es so weit ist, setze ich ihm seine<br />
Schirmkappe auf und ziehe die<br />
Weihnachtsmütze drüber. Zur Sicherheit<br />
packe ich die Jungen an ihren<br />
Kapuzen. Die Hände brauchen<br />
sie zum Abpflücken der Zuckerwatte.<br />
Und natürlich sind sie danach völlig verklebt.<br />
Aber Not macht erfinderisch. Ich<br />
schiebe die Jungen unauffällig zu einem<br />
Esoterikstand. Dort plätschert ein kleiner<br />
Zimmerbrunnen. Nach einem kurzen<br />
Blick auf den Verkäufer tauche ich kurz entschlossen<br />
meinen Zeigefinger ins Wasser. Nun<br />
beginne ich, Tobis Mund zu säubern. Dieser<br />
versenkt nun auch mutig seine Hände in den<br />
hübschen Brunnen. Der Hals des<br />
Verkäufers schwillt bereits,<br />
doch ich komme ihm zuvor,<br />
frage zuckersüß: „Was kostet<br />
denn der schöne Brunnen?“<br />
Gleich erhellt <strong>sich</strong> seine Miene.<br />
„40 Euro.“ Oje. Wir tauchen rasch in<br />
der Menge unter. „Besinnlich“ hatte ich<br />
mir anders vorgestellt! Tobi mault: „Das<br />
ist ungerecht. Ich will auch noch was kaufen.“<br />
Ziel<strong>sich</strong>er läuft er auf einen Spielzeugstand<br />
zu und greift ein goldenes Plastik-Zepter.<br />
Ich wünsche mir nur noch Frieden<br />
und bezahle. Als wir wieder in der Straßenbahn<br />
sitzen, ist Simon die Mütze plötzlich<br />
doch zu groß („Omi, setz du mal auf“) und<br />
Tobi das Zepter zu lästig („Omi, kannst du<br />
mal kurz halten“). Und so sitze ich da, erschöpft<br />
zwischen meinen Enkeln, ein bisschen<br />
wie ein verirrter Nikolaus. O du fröhliche!<br />
12 / 2010<br />
21
REISE & KULTUR<br />
Außen hart,<br />
innen inzwischen<br />
ganz weich und<br />
nach wie vor<br />
ein Workaholic:<br />
„Ich kann nicht<br />
nichts tun“,<br />
sagt Eastwood<br />
<strong>selbst</strong> über <strong>sich</strong>.
REISE & KULTUR<br />
Ein Mann<br />
wie<br />
Rotwein,<br />
je älter, desto<br />
besser<br />
Clint Eastwood – er war „Eine Handvoll Dollar“ und „Dirty Harry“,<br />
ein Draufgänger; er war „Die Brücken am Fluss“, er machte aus Hilary<br />
Swank ein „Million Dollar Baby“. Er ist 80 und er ist Hollywood. Ein<br />
Gespräch über Romantik, Weisheit des Alters, Träume und Lust auf Jazz.<br />
Clint, könnten <strong>Sie</strong> mir die Butter reichen?“ Es klingt<br />
schon merkwürdig und ungewohnt, wenn man diesen<br />
großen, schlaksigen Mann mit den tiefen Falten<br />
einfach beim Vornamen anspricht. Aber er wollte es<br />
so. Obwohl einem das „Mr Eastwood“ permanent<br />
auf der Zunge liegt. Doch für Clint ist das alles ganz<br />
normal; er greift mit seinen erstaunlich langen Fingern<br />
nach dem kleinen Töpfchen Butter, reicht sie<br />
über den Tisch, lächelt. Dabei funkeln seine Augen<br />
geradezu aus sehr schmalen Schlitzen – es ist erstaunlich,<br />
wie präsent er ist (der Mann ist inzwischen<br />
80!), obwohl er sehr leise, fast schüchtern<br />
spricht. Dabei ist die Stimme trotzdem rau und fest<br />
– ein Mann der Widersprüche, eine Legende.<br />
Clint, <strong>Sie</strong> sind in diesem Frühjahr 80 geworden;<br />
ein Alter, in dem andere längst die Beine hochgelegt<br />
haben und ihren Ruhestand genießen. <strong>Sie</strong><br />
aber arbeiten unentwegt weiter, machen Pläne. Es<br />
heißt, <strong>Sie</strong> hätten x Projekte, die <strong>Sie</strong> gleichzeitig<br />
verfolgen. Warum? <strong>Sie</strong> haben doch alles erreicht,<br />
was man in Hollywood erreichen kann?<br />
EASTWOOD: Ich bin heute ein Mensch, der ganz in<br />
der Gegenwart lebt. Und ich glaube, dass ich heute<br />
meine beste Arbeit in meinem Leben abliefere. Es<br />
ist meine Lebenserfahrung, die mir heute hilft, komplizierte<br />
Sachverhalte des Lebens besser zu verstehen<br />
und besser zu kommunizieren. Also warum<br />
sollte ich nicht weiterarbeiten?<br />
12 / 2010<br />
23
REISE & KULTUR<br />
Viele in Ihrem Alter leben weniger in der Gegenwart,<br />
sondern mehr in der Vergangenheit.<br />
EASTWOOD: Ach wissen <strong>Sie</strong> – wenn du zu sehr in der<br />
Vergangenheit denkst, dann machst du dir zu viele<br />
Gedanken über die Fehler in deinem Leben, über die<br />
verpassten Chancen. Warum sollte ich dies tun?<br />
Und überhaupt bin ich ja ein richtiger Spätzünder.<br />
Trauern <strong>Sie</strong> denn nicht jüngeren Jahren nach?<br />
EASTWOOD: Es ist schon witzig. Jugend ist ein verdammt<br />
flüchtiger Zeitgenosse. Du verbringst ein<br />
bisschen Zeit mit ihm und plötzlich wachst du auf<br />
und dieser Zeitgenosse ist fort. Warum sollte ich<br />
also so jemandem nachtrauern? Nein.<br />
Und dann schweigt er einen Moment, greift nach<br />
dem Mineralwasser, bricht ein Brötchen in zwei<br />
Hälften, streicht versonnen ein wenig Knoblauch-<br />
Butter darauf. Er schweigt einfach. Nicht unangenehm,<br />
sondern mit einer majestätischen Ruhe. Wie<br />
jemand, der noch längst nicht am Ende seines<br />
Weges angelangt ist. Und unwillkürlich fällt einem<br />
ein Zitat von Hilary Swank ein, die Eastwood einen<br />
Oscar als „Million Dollar Baby“ verdankt: „Eastwood<br />
ist wie ein gut gelagerter Rotwein. Je älter er wird,<br />
desto besser wird er.“ Und Schauspiel-Kollege Sean<br />
Penn beschrieb ihn jüngst mit: „Clint versteht es wie<br />
kein Zweiter, große Themen mit ganz leisen Tönen<br />
auf die Leinwand zu bringen.“<br />
Clint, wenn <strong>Sie</strong> Ihr heutiges Leben mit früheren<br />
Jahrzehnten vergleichen – worin sehen <strong>Sie</strong> den<br />
entscheidenden Unterschied?<br />
EASTWOOD: Der große Vorteil des Alters ist, dass du<br />
dich nicht mehr hetzen lässt. Denn oftmals ist es<br />
diese Hetze, die dich zu Entscheidungen treibt, die<br />
du eigentlich gar nicht treffen möchtest.<br />
Das heißt, <strong>Sie</strong> denken heute mehr und in Ruhe<br />
nach über neue Ideen?<br />
EASTWOOD: Ja. Kreativität entwickelt <strong>sich</strong> im Kopf.<br />
Und bis die Maschine heute wirklich ins Rollen<br />
kommt, vergeht mehr Zeit als früher, viel mehr Zeit.<br />
Das bedeutet nicht, dass ich in irgendeiner Weise<br />
wehmütig werde. Nein, ich war schon immer ein<br />
Mensch, der akzeptieren konnte, dass <strong>sich</strong> die Zeiten<br />
„Ich bin doch ein<br />
richtiger<br />
Spätzünder<br />
im Leben.“<br />
ändern, dass nichts mehr so ist wie früher, dass es<br />
Momente im Leben gibt, die unwiederbringlich<br />
vorbei sind und damit auch Platz schaffen für Neues.<br />
Dennoch gibt es ja ein paar Dinge in Ihrem Leben,<br />
die <strong>sich</strong> nicht verändert haben. Die Liebe zur Musik<br />
beispielsweise. In Deutschland nimmt man <strong>Sie</strong><br />
meist als Schauspieler und inzwischen als Regisseur<br />
wahr. Doch <strong>Sie</strong> sind auch ein anerkannter<br />
Komponist. Welche Musik lieben <strong>Sie</strong> privat?<br />
EASTWOOD: Oh ja. Musik ist eine absolute Konstante<br />
in meinem Leben. Und meine große Leidenschaft.<br />
Ich liebe den sanften West-Coast-Jazz aus den 60erund<br />
70er-Jahren. John Coltrane, Chet Baker, Miles<br />
Davis – das ist Musik, die mich entspannt und<br />
gleichzeitig inspiriert. Wissen <strong>Sie</strong>, Schauspieler<br />
reagieren sehr unterschiedlich auf Musik; aber auch<br />
das stellte ich erst mit den Jahren fest. Deshalb<br />
b<br />
DER OSCAR ALS SPÄTER LOHN<br />
Die Liste der Eastwood-Erfolge ist lang: 4 Oscars, 6 Oscar-Nominierungen,<br />
6 Golden Globes. Die bekanntesten Filme: I1964 Für eine Handvoll<br />
Dollar (a) I1966 Zwei glorreiche Halunken I1968 Hängt ihn höher I1971 Dirty<br />
Harry I I1992 Erbarmungslos (Oscar) I1995 Die Brücken am Fluss; auch<br />
Produzent (b) I2004 Million Dollar Baby (Oscar); auch Produzent (c).<br />
a<br />
c
Foto: August Image/Martin Schoeller<br />
spiele ich am Set, wenn ich als Regisseur arbeite, oft<br />
Jazz. Ich mag es, wenn die Kamera läuft und die<br />
Stars nicht wissen, dass sie gefilmt werden, wenn sie<br />
auf die Musik achten. Das macht die Szenen dann<br />
oftmals sehr natürlich.<br />
Clint, kommt jetzt hier Ihre weiche Seite zum<br />
Vorschein? <strong>Sie</strong> gelten doch sonst als harter Hund.<br />
EASTWOOD: Ach was, das war ich vielleicht ganz<br />
früher einmal. Aber heute doch nicht mehr.<br />
Sind <strong>Sie</strong> mit den Jahren romantischer geworden?<br />
EASTWOOD: Das kann ich nicht genau sagen. Sicher<br />
ist, dass ich heute anders über das Leben denke.<br />
Deshalb vielleicht auch anders wirke und dadurch<br />
auch anders arbeite als früher.<br />
Und dabei blicken seine Augen fest über den Tisch.<br />
Er kennt seine Ausstrahlung, weiß auch, dass er nur<br />
noch wenige Worte benötigt, um das zu sagen, was<br />
ihm wichtig ist. Er bestellt einen Rotwein, hört <strong>sich</strong><br />
in Ruhe das Angebot an, wählt einen aus, wartet,<br />
bis der Ober das Gewünschte bringt, nimmt einen<br />
winzigen Schluck, schneidet ein Stück seines Steaks<br />
ab, um dann mit einem Blinzeln der Augen wieder<br />
im Hier und Jetzt zu sein.<br />
Gibt es Dinge, die <strong>Sie</strong> bereuen? Dinge, die <strong>Sie</strong> gerne<br />
ändern würden, wenn <strong>Sie</strong> könnten?<br />
EASTWOOD: Nein. Neulich musste ich einen alten<br />
Western neu besprechen. Und das war schon ein<br />
bisschen komisch. Ich sprach und sah mich als Mann<br />
auf dem Monitor, der jünger war als mein Sohn<br />
heute. Natürlich erinnerst du dich dabei an viele<br />
Episoden. Aber bereuen? Nein.<br />
In Hollywood sagt man Ihnen eine enorme Charakterstärke<br />
nach. <strong>Sie</strong> gelten dabei als kantig,<br />
manchmal auch als dickköpfig, als jemand, der<br />
andere auch sehr schnell in „gut“ und „böse“<br />
einordnet, der viel auf den ersten Eindruck gibt …<br />
EASTWOOD: … natürlich. Auch dafür benötigt man<br />
eine gewisse Reife. Entweder der erste Eindruck ist<br />
gut oder er ist schlecht. So simpel ist die Wahrheit<br />
oft. Und dazu muss man dann auch stehen.<br />
<strong>Sie</strong> gelten auch als Workaholic?<br />
EASTWOOD: Wieder eines dieser Vorurteile. Ich mache<br />
schon viele Pausen, ziehe mich dann in mein<br />
Haus in Carmel zurück. Oder nach Maui auf Hawaii.<br />
Aber ich muss mich doch nicht dafür rechtfertigen,<br />
dass ich immer noch gerne arbeite, dass ich Ideen<br />
habe, dass ich Dinge umsetzen möchte, die mir<br />
wichtig sind. Wissen <strong>Sie</strong>, ich habe es immer verstanden,<br />
meinem Leben positive Dinge abzugewinnen.<br />
Und Arbeit, Arbeit, die einem wichtig ist, gehört<br />
ganz <strong>sich</strong>er zu diesen Dingen.<br />
Und was trieb oder treibt <strong>Sie</strong> an?<br />
Ruhm? Ehrgeiz? Geld?<br />
EASTWOOD: Nein, Ruhm oder Ähnliches<br />
habe ich niemals gesucht. Ich<br />
komme aus sehr kleinen Verhältnissen,<br />
musste mich immer durchschlagen.<br />
Ich wollte eigentlich immer nur<br />
meinen Unterhalt verdienen mit<br />
einem Job, der mir Spaß macht. Und<br />
das ist bis heute so geblieben.<br />
<strong>Sie</strong> untertreiben. <strong>Sie</strong> gehören zu<br />
den ganz großen Hollywood-Stars,<br />
haben mehrere Oscars gewonnen.<br />
Wegen des Unterhalts müssen <strong>Sie</strong><br />
doch kaum noch arbeiten.<br />
EASTWOOD: O. k. Vielleicht will ich<br />
dem Leben einfach nur etwas zurückgeben.<br />
Denn ich bin sehr dankbar<br />
für das, was ich erleben durfte.<br />
Wirklich sehr dankbar.<br />
Haben <strong>Sie</strong> noch Träume? Oder haben<br />
<strong>Sie</strong> mit 80 inzwischen alle Ihre<br />
Träume schon verwirklicht?<br />
EASTWOOD: Oh nein. Natürlich habe<br />
ich noch Träume. Jede Menge Träume<br />
sogar. So wie hoffentlich jeder<br />
Mensch. Aber meine Träume werde<br />
ich Ihnen nicht verraten. Sonst sind<br />
es ja keine Träume mehr. Vielleicht<br />
mache ich irgendwann einen Film<br />
darüber oder schreibe eine Musik. Träume muss<br />
man haben. Das hat doch nichts mit einem bestimmten<br />
Alter zu tun. Träume gehören einfach zu<br />
einem Menschen. Aber man muss gleichzeitig irgendwann<br />
im Leben eine Vision von seinem Leben<br />
entwickeln und dann ganz beharrlich daran festhalten<br />
und daran arbeiten, egal in welchem Lebensabschnitt<br />
man <strong>sich</strong> befindet. Sonst bleiben Träume<br />
immer nur Träume. Und das sollen sie doch nicht.<br />
Unser Autor<br />
Frank <strong>Sie</strong>ring traf<br />
Clint Eastwood<br />
zum Mittagessen<br />
in Los Angeles.<br />
EIN LEBEN FÜR<br />
HOLLYWOOD<br />
• Geboren am 31. Mai<br />
1930 in San Francisco<br />
• Gelegenheitsarbeit als<br />
Holzfäller, Tankwart,<br />
Lagerarbeiter, Heizer<br />
• 1951 lernt er bei der<br />
Armee den Schauspieler<br />
David Janssen kennen<br />
(„Richard Kimble auf der<br />
Flucht“), der ihm vorschlägt,<br />
Hollywood-<br />
Schauspieler zu werden.<br />
• Erste kleine Filmrollen,<br />
z. B. in „Tarantula“<br />
• Durchbruch mit Italo-<br />
Western in den 60er-<br />
Jahren (siehe links). Seit<br />
1964 spielte er in 45<br />
Filmen die Hauptrolle.<br />
• Seit 1971 arbeitet er<br />
auch als Regisseur und<br />
Produzent. Und als Komponist<br />
(17 Filme).<br />
• 1986 wurde er Bürgermeister<br />
seiner Heimatgemeinde<br />
Carmel.<br />
• Eastwood ist schwerhörig,<br />
verzichtet aber oft<br />
auf ein Hörgerät.<br />
• Er hat sieben Kinder<br />
von fünf Frauen, ist zum<br />
zweiten Mal verheiratet.<br />
12 / 2010 25
Marrakesch<br />
Die magische Kraft des<br />
Als Marokkos Königsstadt noch das „Lourdes der Hippies“ hieß,<br />
war Amina Jadoui ein kleines Kind. Seitdem hat <strong>sich</strong> viel geändert. Doch<br />
und Wunderheilern versprühen noch den gleichen märchenhaften<br />
Amina durch das labyrinthische Gassengewirr<br />
Pulsierend: Jeden<br />
Abend wird der<br />
Djemaa el Fna<br />
zur Bühne für<br />
Akrobaten, Marktschreier,<br />
Tierbändiger<br />
– und<br />
staunende Touristen<br />
als Zuschauer.<br />
26 12 / 2010
Portugal<br />
Spanien<br />
REISE & KULTUR<br />
Marokko<br />
Marrakesch<br />
Marrakesch erreicht man<br />
per Flugzeug in etwa<br />
4 Stunden. Der Zeitunterschied<br />
beträgt minus 1 Stunde.<br />
Orients<br />
die Märkte mit ihren Gauklern, Schlangenbeschwörern<br />
Charme. Andrea Lammert ließ <strong>sich</strong> von<br />
führen – und erlebte eine berauschende Welt voller Magie.<br />
12 / 2010<br />
27
REISE & KULTUR<br />
Angenehm kühl:<br />
Die Gänge der<br />
Souks sind mit<br />
Stoff und Wellblech<br />
abgedeckt.<br />
Beliebtes Mitbringsel:<br />
Handgetöpferte Berber-<br />
Amphoren aus dem<br />
Atlasgebirge.<br />
Harmlos: Den<br />
Kobras haben<br />
Schlangenbeschwörer<br />
die Giftzähne<br />
gezogen.<br />
Exotisch duftende Gewürze, edle Karaffen,<br />
überbordend. Und vieles zu einem Schnäppchenpreis zu haben. Sich<br />
denn, man hat gute Nerven oder eine erfahrene Fremdenführerin,<br />
Kostbar oder<br />
billige Fälschung?<br />
Einkäufe<br />
mit einheimischen<br />
Führern<br />
bewahren vor<br />
manchem<br />
Fehlgriff.<br />
Vielfalt:<br />
Tomaten,<br />
Kichererbsen,<br />
Auberginen<br />
– frisches<br />
Gemüse spielt<br />
in der<br />
marokkanischen<br />
Küche<br />
eine Hauptrolle.<br />
28 12 / 2010
Würzig: In<br />
marokkanisches<br />
Fladenbrot<br />
gehören<br />
Paprika,<br />
Kurkuma<br />
und eine<br />
Prise Salz.<br />
Paradiesisch: Innenhöfe<br />
wie dieser finden <strong>sich</strong><br />
in vielen Hotels nah dem<br />
Djemaa el Fna.<br />
schillernde Gewänder – das Angebot auf Marrakeschs Märkten ist<br />
einfach nur treiben lassen – fast unmöglich! Es sei<br />
die einem aufdringliche Händler und knatternde Mofas vom Leib hält.<br />
„Trinken wir einen<br />
Minz-Tee!“ Diese<br />
Einladung der<br />
Händler nicht<br />
ausschlagen:<br />
Er schmeckt<br />
köstlich und ist<br />
eine Offerte zum<br />
Feilschen.
Heimat der<br />
Stars & Hippies<br />
Cat Stevens, Andy<br />
Warhol, Bob Dylan –<br />
viele Stars der 60er-<br />
Jahre reisten nach<br />
Marrakesch. Die Stadt<br />
galt als einer der<br />
heißesten Flecken.<br />
Vor allem, weil es dort<br />
das beste Haschisch<br />
gab. Mitte der 70er<br />
verschärfte der König<br />
die Einreise- und Ausländergesetze.<br />
Jetzt<br />
war es u. a. nicht mehr<br />
so einfach, einen Laden<br />
in Marrakesch zu<br />
eröffnen. Der Hippie-<br />
Strom verebbte.<br />
Tipp: Ein Film, der die<br />
Stadt zu Hippie-Zeiten<br />
zeigt, ist der Kinohit<br />
„Marrakesch“ von<br />
1998 mit Kate Winslet<br />
(gibt es auf DVD).<br />
G<br />
uck mal, Amina, was für ein süßes<br />
Totenkopf-Äffchen.“ Der Marokkaner<br />
mit dem Affen auf dem Arm hat mein<br />
Interesse registriert, zeigt auf meine<br />
Kamera und setzt meiner Reiseführerin<br />
Amina den etwas widerspenstigen<br />
kleinen Kerl einfach auf den Kopf.<br />
„Nimm ihn weg“, protestiert Amina mit<br />
zornigem Blick und der Mann gehorcht,<br />
schnappt <strong>sich</strong> seinen tierischen Kumpel und<br />
verschwindet in der Menschenmenge.<br />
Alltag auf dem Djemaa el Fna, dem riesigen<br />
Marktplatz mitten in der Altstadt von<br />
Marrakesch. Der Platz ist eine einzige<br />
Bühne. Im Sekundentakt entstehen und<br />
vergehen Szenen, wechseln die Darsteller:<br />
Affendompteure, Schlangenbeschwörer,<br />
Gaukler treten abwechselnd auf.<br />
„Wenn dir einer zu nah kommt, gib mir<br />
sofort ein Zeichen“, bedeutet mir Amina.<br />
Mit 48 kennt Amina längst die Regeln des<br />
Djemaa el Fna, weiß, „dass die Touristen-<br />
Polizei sofort da ist, drastische Geldstrafen<br />
verhängt, wenn einem ein Händler zu nah<br />
kommt“. Dafür hat Marokkos König Mohammed<br />
VI. gesorgt, seit er 1999 den Thron<br />
bestieg. Ausländische Touristen sollen <strong>sich</strong><br />
<strong>sich</strong>er fühlen – und wieder kommen.<br />
Also ab in die angrenzenden Souks, die<br />
typisch afrikanischen Märkte, die <strong>sich</strong> direkt<br />
an den Djemaa el Fna schmiegen. Souks,<br />
das ist eine riesige Rummel- und Geschacher-Arena,<br />
ein schier endloses Gewirr aus<br />
Gassen mit mehr als tausend Geschäften.<br />
Läden, die <strong>sich</strong> wie Mini-Buchten in Häuserwände<br />
drücken, selten größer sind als<br />
ein begehbarer Wandschrank. Dazwischen<br />
schlichte Holzstände, an denen Wollfärber,<br />
Eisenschmiede, Geflügelhändler, Schmuckund<br />
Teppichverkäufer ihre Waren anbieten.<br />
Zwischen den terrakottafarbenen Häusern<br />
zuckeln Eselskutschen durch die Gassen. Wer <strong>sich</strong> nicht<br />
auskennt, verliert <strong>sich</strong> leicht in den Souks, die gut eineinhalb<br />
Quadratkilometer Fläche bedecken – dreimal<br />
so viel wie der Vatikan. „Madame, Madame, schauen<br />
<strong>Sie</strong> hier – handgeknüpfte Ware.“ Amina winkt bloß<br />
müde ab: „Massenware aus China, vergiss es.“ Ihr macht<br />
hier keiner was vor. Alle Preise, sagt sie, sind mindestens<br />
50 Prozent zu hoch. Will ich tatsächlich etwas kaufen,<br />
„dann lass mich verhandeln. Aber diesen Teppich willst<br />
du bestimmt nicht, oder doch?“.<br />
Amina weiß, was sie will. <strong>Sie</strong> ist über die Jahre hart<br />
geworden, musste <strong>sich</strong> durch ihr Leben kämpfen, das<br />
sieht man ihr an. Tiefe Falten haben <strong>sich</strong> um Augen<br />
und Mund gelegt. Doch es passt zu ihr, macht sie noch<br />
attraktiver. Kaum 12 war sie, als sie 1974 heiraten<br />
musste – einen 59-Jährigen! „Es war grauenhaft, aber<br />
so ist unsere Tradition“, sagt sie, rückt das weiße Kopftuch<br />
gerade, das ihre hennaroten Haare bedeckt. <strong>Sie</strong><br />
schenkte ihrem Mann „nur“ zwei Mädchen, ertrug ihr<br />
Leben immer weniger. Mit 20 hielt sie es nicht mehr<br />
aus und floh. <strong>Sie</strong> schnappte ihre Kinder, machte einen<br />
Düfte, die Männer betören,<br />
und Pulver gegen böse Blicke<br />
Neuanfang in Deutschland. In Heidelberg holte sie ihr<br />
Abitur nach, studierte Naturheilkunde. Doch gefallen<br />
hat es ihr nie im kalten Europa, also ging sie nach zehn<br />
Jahren wieder nach Marokko zurück und wurde 1992<br />
Fremdenführerin. Wie anrüchig für eine Frau.<br />
Ruckartig schiebt sie mich jetzt an die Seite. <strong>Sie</strong><br />
hat so faszinierend erzählt, dass ich fast ins blassblaue<br />
Zündapp-Mofa gelaufen wäre, das hier durch die engen<br />
Gassen des Basars knattert. „Aufpassen“, warnt sie und<br />
fordert mich auf, meine Handtasche festzuhalten. „Gute<br />
Menschen beten in Richtung Mekka, schlechte in Richtung<br />
Tasche“, sagt sie mit einem Grinsen. Vor allem<br />
die auf den Mofas. Der kleine Schreck ist schnell vergessen,<br />
denn da ist plötzlich dieser liebliche Duft. Eben<br />
noch lag dieses strenge Gemisch aus gepellten Zwiebeln,<br />
Berber: Gut vier Autostunden<br />
südöstlich<br />
beginnt die West-<br />
Sahara, ein lohnenswerter<br />
Ausflug.<br />
Farbenspiel: Handbemalte<br />
Keramik<br />
und grandiose Sonnenaufgänge<br />
prägen<br />
Marrakesch.<br />
30 12 / 2010
REISE & KULTUR<br />
Amina schüttelt kurz ihren Kopf, schnalzt mit der<br />
Zunge, erhebt streng den Zeigefinger, winkt ab. Es<br />
wirkt. Genauso wie der märchenhafte Zauber, der einen<br />
immer weiter zieht.<br />
Vielleicht zog es deshalb schon immer Dichter, Maler<br />
und Schauspieler nach Marrakesch, an den Fuß des<br />
Atlasgebirges: Delacroix, Matisse oder Canetti. Heute<br />
kaufen <strong>sich</strong> Stars wie Mick Jagger, Michael Douglas<br />
und Yves Saint Laurent prächtige Riads, alte Paläste,<br />
als Drittwohnsitz. Marrakesch boomt, wie zuletzt in<br />
den Endsechzigern, zu den Zeiten der Hippies. Scharenweise<br />
pilgerten damals die Blumenkinder hierher<br />
und nannten sie „Stadt der vielen Farben“. Wände,<br />
Häuser und Taschen tragen immer noch dieselben<br />
kräftigen Farben und Muster wie die Hippie-Kleider<br />
damals. Amina war zu dieser Zeit noch ein kleines<br />
Mädchen. Dennoch erinnert sie <strong>sich</strong>, dass sie fasziniert<br />
vor den Fremden aus Europa und Amerika stehen blieb:<br />
„Die Frauen und Männer hatten oft lange blonde Haare.<br />
Die wollte ich immer anfassen, um zu spüren, ob sie<br />
echt sind“, erinnert sie <strong>sich</strong>. Nicht zu vergessen diese<br />
wilden Blümchenkleider statt der Burkas, der langen<br />
schwarzen Frauengewänder mit Kopf- und Ge<strong>sich</strong>tsrohem<br />
Hähnchenfleisch und frisch gegerbtem<br />
Leder in der Luft. Jetzt mischt <strong>sich</strong><br />
ein zarter Hauch Rosenduft darunter. Wird<br />
immer stärker und immer betörender. Amina<br />
schnuppert, winkt nach links. „Das kommt<br />
aus dem Laden von Mohammed“, erklärt<br />
sie und schiebt mich sanft in ein Geschäft,<br />
ein winziges Steinquadrat, in dem Mohammed<br />
ruhig wie ein Baum hinter seiner überbordenden<br />
Theke steht. Mehlstaub hat <strong>sich</strong><br />
wie ein dünnes weißes Tuch über eine alte,<br />
mattgoldene Waage gelegt. Daneben wartet<br />
ein Dutzend Papiersäcke mit getrockneten<br />
Blüten, gelb verpackten Bonbons und undefinierbarem<br />
weißem Puder. „Salam alaikum“,<br />
begrüßt Mohammed. Und kaum hat<br />
er bemerkt, wie <strong>sich</strong> meine Nasenflügel blähen,<br />
nimmt er ein Stück brauner Seife und<br />
reibt es ungefragt auf meinen Unterarm.<br />
Seine braunen Augen funkeln: „Damit kann<br />
dir kein Mann mehr widerstehen.“ Dann<br />
bricht glucksendes Kichern aus ihm heraus.<br />
Wie ein Magnet klebt mein Unterarm an<br />
meiner Nase. „Was ist das für eine Seife?“,<br />
frage ich den Mann im langen weißen Kaftan.<br />
Beim Wort Seife fällt ihm sein Lächeln<br />
aus dem Ge<strong>sich</strong>t, er reckt sein weißbärtiges<br />
Kinn nach oben, schüttelt seinen Kopf samt<br />
Gebetsmütze und korrigiert mich <strong>sich</strong>tlich<br />
empört: „Seife? Das ist ein Parfümstein mit<br />
Rosenessenz und gemahlenem Bernstein!“<br />
Er sieht, wie <strong>sich</strong> meine Augen vor Erstaunen<br />
runden, legt den duftenden Schatz sorgsam<br />
in die verbeulte Waagschale, lotet mit rostigen<br />
Gewichten den Preis aus.<br />
„Zehn Dirham“, rechnet er aus, etwa ein<br />
Euro. Amina schüttelt den Kopf. Doch ich<br />
will es unbedingt haben – für acht Dirham.<br />
Mohammed wickelt das Parfüm in Zeitungspapier<br />
ein und legt noch ein winziges Papierpäckchen<br />
dazu: „Geschenk des Hauses:<br />
Pulver gegen den bösen Blick.“ Und schon sind wir<br />
wieder draußen. Amina führt mich immer tiefer hinein<br />
in das Marktlabyrinth, vorbei an Ständen mit Hunderten<br />
Pantoffeln, hellblau, rosa, bordeauxrot, mit Blumenranken.<br />
In ihren beleuchteten Vitrinen gleicht die<br />
dicht an dicht stehende Schuh-Armee einem überbordenden<br />
Farbkasten in einem Atelier.<br />
Überall riecht es nach Minztee, der aus bauchigen<br />
Kannen mit Schnörkelgravur in kleine Gläser geschenkt<br />
wird. „I make you a good price“ („Ich mache dir einen<br />
guten Preis“), ertönt es von allen Seiten, die Händler<br />
kommen so dicht an einen heran, dass <strong>sich</strong> unsere<br />
Schultern berühren. Trotz aller königlichen Verbote.<br />
In den 60ern trugen die meisten<br />
Frauen Burkas, heute Jeans<br />
Sicher durch<br />
die Souks<br />
Ein paar Regeln für<br />
den Markt-Rundgang:<br />
• Es wird immer um<br />
den Preis gefeilscht.<br />
Wer nicht gut handeln<br />
kann, sollte eine 2.<br />
Ware aussuchen und<br />
zwei für eins kaufen.<br />
• Nicht alles, was man<br />
in Marokko kaufen<br />
kann, ist zollfrei.<br />
• Wer wertvolle<br />
Teppiche oder Kunstwerke<br />
kauft, benötigt<br />
ein Zertifikat.<br />
• Schwierigkeiten<br />
kann es auch bei Pulvern<br />
und Co. geben,<br />
da die Gefahr besteht,<br />
dass sie mit Drogen<br />
verwechselt werden.<br />
• Märkte sind auch<br />
Tummelplätze für<br />
Taschendiebe, deswegen<br />
wichtige Dokumente,<br />
Kreditkarten<br />
im Hoteltresor lassen.<br />
Wir haben in Marokko alles: Sandstrände, Wüsten, Oasen,<br />
Berge und Palmen. Und, wir sind heute ein modernes Land.“<br />
Amina Jadoui<br />
12 / 2010<br />
31
REISE & KULTUR<br />
Lust auf<br />
Marrakesch?<br />
WISSENSWERTES<br />
• Im Königreich Marokko<br />
gibt es vier Königsstädte:<br />
Meknès, Rabat,<br />
Fès und Marrakesch.<br />
Von diesen gilt Marrakesch<br />
als „rote Perle“,<br />
da die Häuser in Lehmputz<br />
erbaut wurden.<br />
• Zentrum Marrakeschs<br />
ist die Medina (Altstadt),<br />
vor allem der große<br />
Markt Djemaa el Fna<br />
(Platz der Gehenkten)<br />
und die angrenzenden<br />
Souks (Märkte). Dort bieten<br />
über tausend Händler<br />
Schmuck, Keramik,<br />
Gewürze, Körbe, Blumen<br />
und Schuhe. Außerdem<br />
ist der Markt Tummelplatz<br />
für Artisten, Akrobaten,<br />
Gaukler, Geschichtenerzähler,<br />
Feuerspucker und<br />
Schlangenbeschwörer.<br />
• Beste Reisezeit für<br />
Marrakesch ist der<br />
Frühling; Temperaturen<br />
23 bis 28 Grad. Wer im<br />
Winter reist, sollte warme<br />
Kleidung mitnehmen,<br />
da es abends sehr kühl<br />
werden kann.<br />
PAUSCHALREISEN<br />
• TUI bietet eine<br />
7-tägige Agadir-Marrakesch-Reise,<br />
die Stadt und<br />
Entspannung am Strand<br />
verbindet: 3 Nächte in<br />
Marrakesch, 4 Nächte in<br />
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Marrakesch schon ab<br />
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ÜBERNACHTEN<br />
• In Marrakesch wird<br />
Englisch und Französisch<br />
gesprochen. Das<br />
märchenhafteste Hotel<br />
der Stadt ist auch das<br />
bekannteste und teuerste:<br />
La Mamounia. Das günstigste<br />
Zimmer kostet ab<br />
ca. 202 Euro pro Nacht,<br />
inklusive Frühstück.<br />
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✆ (0 02 12) 5 24 38 86 00,<br />
www.mamounia.com<br />
• Ganz klein und nah zum<br />
Markt liegt das AnaYela<br />
mitten in der Stadt. Da<br />
es Deutsche führen, wird<br />
hier Deutsch gesprochen.<br />
Das AnaYela hat nur drei<br />
Zimmer und zwei Suiten,<br />
aber die sind so vollendet<br />
marokkanisch gestaltet,<br />
dass die Gäste glauben,<br />
inmitten von 1001 Nacht<br />
zu wohnen. Ab ca. 145<br />
Euro pro Nacht, inklusive<br />
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5 24 38 69 69, Internet:<br />
www.anayela.com<br />
INFORMATIONEN<br />
• Marokkanisches<br />
Fremdenverkehrsamt,<br />
✆ (02 11) 37 05 51, www.<br />
tourismus-in-marokko.de<br />
tuch! Vor allem aber sah Amina<br />
eines: Unabhängigkeit und starke<br />
Frauen, die nicht als Schatten ihrer<br />
Männer herumlaufen mussten.<br />
Viele der Hippies blieben für immer,<br />
verkauften erst <strong>selbst</strong> gemachte<br />
Ketten auf den Märkten und eröffneten<br />
später kleine Hotels oder<br />
Galerien wie der Maler Werner Geerdts,<br />
der seit 1963 neben dem<br />
Djemaa el Fna sein Domizil hat.<br />
Amina saugte diese fremde Welt<br />
auf, wollte so sein wie die Menschen,<br />
die ihr entsprangen.<br />
Das konnte die Muslima damals<br />
in Marokko nicht. <strong>Sie</strong> ging weg,<br />
kam als gebildete Frau zurück. So<br />
wie sie <strong>sich</strong> änderte, tat es auch ihr<br />
Land. Was früher undenkbar war,<br />
ist heute normal; dank moderater<br />
Frauenpolitik. Viele Mädchen tragen<br />
Jeans, dürfen fast jeden Beruf<br />
lernen. Selbst Polizistinnen und<br />
Ministerinnen gibt es.<br />
Amina hat so faszinierend erzählt<br />
– ich habe gar nicht bemerkt,<br />
dass wir schon wieder den Djemaa<br />
el Fna erreicht haben. Plötzlich<br />
stoppt sie mich, zeigt auf den staubigen<br />
Asphalt. Direkt vor meinem<br />
Fuß liegt eine Kobra, einen Meter<br />
lang, weiter hinten sitzt ein Mann<br />
mit Flöte im Schneidersitz.<br />
„Möchtest du zusehen?“, fragt<br />
Amina? Nein, möchte ich nicht.<br />
Auch nicht den drei Turnern, die<br />
<strong>sich</strong> hier im Lärmpegel eines Fußballstadions<br />
Arme und Beine verrenken.<br />
Lieber einen Kaffee auf der<br />
Dachterrasse des Café Glacier gleich<br />
nebenan und weiter Aminas Lebensgeschichte<br />
lauschen.<br />
Fotos: Getty (9), Laif (8), Look (4), Lonely Planet Images (1), Infochart (2), privat (1)<br />
Würzig: Safran,<br />
Curry & Co. sind<br />
ein Drittel günstiger<br />
als bei uns. Ein<br />
gutes Souvenir.<br />
Der Abend dämmert:<br />
Wie wär’s jetzt mit<br />
Schneckensuppe? Ihr<br />
Geschmack erinnert<br />
an Kalbfleisch.<br />
32 12 / 2010
Sehen <strong>Sie</strong><br />
auf einen Blick, was<br />
<strong>Sie</strong> interessiert!<br />
Alles auf einen Blick:<br />
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schnellstes<br />
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Jeden Donnerstag neu!
GESUND & FIT<br />
Frau Professor Peschers,<br />
bei Blasenschwäche hört<br />
man immer wieder den<br />
Tipp: „Mach Beckenbodentraining<br />
und alles wird gut.“<br />
Stimmt das denn?<br />
PROF. PESCHERS: Nein, natürlich<br />
nicht. Beckenbodentraining<br />
hilft etwa jedem Zweiten<br />
mit Belastungs- bzw. Misch-<br />
Inkontinenz (siehe Kasten).<br />
Bei einer überaktiven Blase<br />
muss man anders herangehen,<br />
hier helfen Blasentraining,<br />
Elektrostimulation oder<br />
spezielle Medikamente.<br />
Was ist der Unterschied<br />
zwischen Blasentraining und<br />
Beckenbodentraining?<br />
PROF. PESCHERS: Blasentraining<br />
ist ein Verhaltenstraining,<br />
bei dem man lernt, die<br />
Abstände zwischen den Toilettengängen<br />
herauszuzögern.<br />
Das hilft bei überaktiver Blase.<br />
Beim Beckenbodentraining<br />
kräftigt man die Muskeln<br />
des Beckenbodens, die wichtig<br />
sind, um den Harndrang<br />
zu kontrollieren. Den meisten<br />
hilft es aber, beides zu trainieren,<br />
um ihre Blasenschwäche<br />
in den Griff zu bekommen.<br />
Viele tun <strong>sich</strong> schwer, den<br />
Beckenboden überhaupt zu<br />
spüren, geschweige denn<br />
ihn zu trainieren?<br />
PROF. PESCHERS: Stimmt.<br />
Dann hilft Beckenbodentraining<br />
mit Biofeedback. Dazu<br />
führt man eine kleine Elektrode<br />
in die Scheide ein, die mit<br />
einem speziellen Gerät verbunden<br />
ist. Mit einer Lichtsäule<br />
macht das Gerät <strong>sich</strong>tbar,<br />
wie stark man den<br />
Beckenboden anspannt bzw.<br />
entspannt. So lernt man sehr<br />
gut, den Beckenboden zu<br />
spüren, kann ihn dann gezielt<br />
mit Übungen kräftigen. Geräte<br />
verschreibt der Arzt.<br />
Botox für<br />
die Blase<br />
Eine schwache Blase ist kein<br />
Schicksal. Denn mit innovativen<br />
Methoden können Ärzte heute<br />
gezielt helfen. Professor Ursula<br />
Peschers weiß wie.<br />
Bei manchen Frauen ist der<br />
Beckenboden schwach, weil<br />
sie viele Kinder geboren<br />
haben. Was dann?<br />
PROF. PESCHERS: Da hilft eine<br />
Elektrotherapie. Auch dabei<br />
führt man eine Sonde in die<br />
Scheide. Reizstrom aktiviert<br />
dann die Muskeln. Elektrotherapie<br />
hilft aber auch bei einer<br />
überaktiven Blase.<br />
UNSERE EXPERTIN<br />
Prof. Ursula Peschers, Chefärztin<br />
für Gynäkologie in München*<br />
Gibt es auch Medikamente<br />
gegen Inkontinenz?<br />
PROF. PESCHERS: Ja, aber nur<br />
bei überaktiver Blase. Die Mittel<br />
heißen Anticholinergika<br />
und sind verschreibungspflichtig.<br />
<strong>Sie</strong> wirken auf die<br />
Muskulatur und führen dazu,<br />
dass mehr in die Blase passt.<br />
Die wichtigste Nebenwirkung<br />
ist Mundtrockenheit.<br />
Was ist mit Naturprodukten<br />
wie Kürbiskernextrakten?<br />
PROF. PESCHERS: Die helfen<br />
meist nicht.<br />
Wie können Ärzte sonst<br />
noch helfen?<br />
PROF. PESCHERS: Bei Belastungsinkontinenz<br />
ist eine OP<br />
die letzte Möglichkeit, zu helfen.<br />
Dazu kann der Operateur<br />
ein Band unter die Harnröhre<br />
legen oder die Blase mit speziellen<br />
OP-Techniken anheben.<br />
Helfen bei überaktiver Blase<br />
die zuvor genannten Methoden<br />
nicht, lohnt ein Versuch<br />
mit Botulinumtoxin (Botox),<br />
das der Arzt direkt in die Blasenmuskulatur<br />
spritzt, um sie<br />
in ihrer Tätigkeit zu bremsen.<br />
Zahlt das alles die gesetzliche<br />
Krankenkasse?<br />
PROF. PESCHERS: Ja, in der<br />
Regel. Sicherheitshalber sollte<br />
man vorher bei der eigenen<br />
Kasse nachfragen.<br />
Welcher Arzt ist eigentlich<br />
der richtige Ansprechpartner<br />
bei Blasenschwäche?<br />
PROF. PESCHERS: Für Frauen<br />
der Urologe oder der Gynäkologe.<br />
Für Männer nur der Arzt<br />
für Urologie. Gerda Pighin<br />
2 Formen von<br />
Inkontinenz<br />
• Belastungsinkontinenz;<br />
Urin geht beim<br />
Husten, Niesen, Heben,<br />
Bücken, Gehen u. a.<br />
körperlichen Anstrengungen<br />
ab, weil die<br />
Muskeln des Beckenbodens<br />
zu schwach sind.<br />
• Überaktive Blase (früher<br />
Drang-/Stressinkontinenz<br />
genannt); Harndrang<br />
taucht urplötzlich<br />
auf, kann nicht unterdrückt<br />
werden. Auch<br />
Mischformen gibt es!<br />
* Prof. Ursula Peschers, Chefärztin für Gynäkologie, Schwerpunkt Urogynäkologie und rekonstruktive Beckenbodenchirurgie, Chirurgische Klinik, München-Bogenhausen. Foto: Getty (1), Privat (1)<br />
34 12 / 2010
TENA Lady Maxi Night.<br />
Die neue Form für himmlisch<br />
erholsamen Schlaf.<br />
Die neue TENA Lady Maxi Night ist die erste Einlage für Blasenschwäche,<br />
die speziell für die Nacht entwickelt wurde. <strong>Sie</strong> ist im hinteren Bereich breiter,<br />
um <strong>Sie</strong> auch im Liegen optimal zu schützen. Spezielle Mikro-Frischeperlen im<br />
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DIESE PILLEN<br />
SOLLTEN SIE MEIDEN!<br />
Achtung! Viele<br />
Medikamente sind für<br />
Ältere höchst riskant, wie<br />
eine neue offizielle Liste zeigt.<br />
Die gute Nachricht: Für alle gibt<br />
es Alternativen. Blättern <strong>Sie</strong> um!<br />
Bis zu 15 verschiedene<br />
Medikamente schlucken<br />
manche chronisch<br />
kranke Ältere<br />
täglich. Im Durchschnitt aller<br />
Bundesbürger über 75 Jahre<br />
sind es immer noch fast vier<br />
Präparate, die jeder pro Tag<br />
einnimmt. Vor allem gegen<br />
Bluthochdruck, Schmerzen,<br />
Entzündungen, Schlafstörungen<br />
oder um das Blut zu<br />
verdünnen. Aber: Viele der<br />
Mittel sind gar<br />
nicht oder kaum<br />
an Älteren getestet<br />
worden, sondern<br />
nur an Jüngeren.<br />
Und das, Hersteller<br />
obwohl zahl-<br />
Name des Wirkstoffs<br />
Name der Präparats<br />
reiche Mittel gerade im Organismus<br />
älterer Menschen gefährliche<br />
Nebenwirkungen<br />
entwickeln können. Was <strong>selbst</strong><br />
viele Ärzte so nicht wissen:<br />
Einzelne Medikamente wirken<br />
generell bei Älteren stärker<br />
oder schwächer.<br />
Auch in Kombination mit anderen<br />
Mitteln wirkt manches gar<br />
nicht oder aber verstärkt.<br />
Gefährliche Nebenwirkungen<br />
kommen häufiger vor, etwa<br />
So lesen <strong>Sie</strong> die Priscus-Liste<br />
Indometacin (Indo-CT,<br />
Indometacin AL, Indometacin<br />
BC, Indomet-ratiopharm)<br />
weil Leber oder Nieren nicht<br />
mehr optimal arbeiten und daher<br />
der Medikamenten-Spiegel<br />
im Blut für längere Zeit sehr<br />
hoch sein kann.<br />
All das ist seit Langem bekannt<br />
und in anderen Ländern<br />
wie den USA gibt es längst spezielle<br />
Listen für Ärzte. Mit denen<br />
können die Mediziner überprüfen,<br />
ob Standard-Präparate<br />
für ältere Patienten unbedenklich<br />
sind. Wenn die Liste Hinweise<br />
auf gefährliche<br />
Nebenwirkungen<br />
enthält,<br />
so liefert sie Vorschläge<br />
für unbedenkliche<br />
Alternativen.<br />
36 12 / 2010
GESUND & FIT<br />
Wissenschaftler der Universität<br />
Witten/Herdecke haben<br />
nun erstmals eine entsprechende<br />
Warnliste für Deutschland<br />
erstellt. Dazu analysierten<br />
Ärzte und Forscher<br />
verschiedener medizinischer<br />
Fachrichtungen Hunderte Studien<br />
und befragten gut 20 führende<br />
Experten nach ihren<br />
praktischen Erfahrungen. Heraus<br />
kam die sogenannte Priscus-Liste<br />
(priscus ist der lateinische<br />
Begriff für altehrwürdig),<br />
mit 83 Wirkstoffen, die<br />
Es gibt Alternativen<br />
für Ältere problematisch sein<br />
können. Auf Basis dieser wissenschaftlichen<br />
Liste haben<br />
wir eine Version für Endverbraucher<br />
erstellt (siehe nächste<br />
Seite). Wenn <strong>Sie</strong> also älter<br />
(ab etwa 60 Jahre) sind und<br />
dauerhaft einzelne oder mehrere<br />
Medikamente einnehmen<br />
(müssen), sollten <strong>Sie</strong><br />
unsere Liste unbedingt heraustrennen<br />
und sorgfältig aufbewahren<br />
– auch für den Fall,<br />
dass Ihr Arzt in Zukunft das<br />
Medikament wechselt oder ein<br />
neues Mittel hinzukommt,<br />
die Wirkstoffe der Mittel, die<br />
<strong>Sie</strong> einnehmen (stehen auf der<br />
Verpackung bzw. im Beipackzettel),<br />
mit den kritischen auf<br />
der Liste vergleichen. Zusätzlich<br />
finden <strong>Sie</strong> in unserer Liste<br />
auch Produktnamen gängiger<br />
Präparate, die den kritischen<br />
Wirkstoff enthalten.<br />
Ganz wichtig sind aber noch<br />
die folgenden Tipps:<br />
Entdecken <strong>Sie</strong> einen Wirkstoff<br />
in einem Ihrer Präparate<br />
oder stimmen die beschriebenen<br />
Nebenwirkungen mit<br />
Ihren überein, setzen <strong>Sie</strong> das<br />
Mittel keinesfalls eigenmächtig<br />
ab! Es könnte, im schlimmsten<br />
Fall, zu lebensgefährlichen<br />
Komplikationen kommen!<br />
Viel besser ist, bald einen<br />
Termin beim Arzt zu machen<br />
und ihn sachlich auf die Nebenwirkungen<br />
bzw. die Priscus-Liste<br />
anzusprechen.<br />
Das Dilemma lässt <strong>sich</strong> fast<br />
immer lösen; zu jedem kritischen<br />
Wirkstoff gibt es gute<br />
Alternativen, die ebenfalls von<br />
den Forschern aus Witten/Herdecke<br />
ermittelt wurden und<br />
die <strong>Sie</strong> auf der nachfolgenden<br />
Liste finden. Golo Willand<br />
Prof. Petra Thürmann,<br />
Lehrstuhl für klinische<br />
Pharmakologie, Universität<br />
Witten/Herdecke, leitet<br />
das Forscher-Team, das<br />
die Priscus-Liste erstellt.<br />
Verbrauch steigt<br />
mit dem Alter<br />
Diese Zahlen belegen:<br />
Eine Frau mit 65<br />
nimmt im Schnitt<br />
dreimal mehr<br />
Medikamente<br />
ein als eine<br />
45-Jährige:<br />
0,8<br />
45–50 Jahre<br />
1,2<br />
50–55<br />
1,7<br />
55–60<br />
2,2<br />
60–65<br />
2,7<br />
65–70<br />
3,2<br />
70–75<br />
Medikamente<br />
pro Tag<br />
Quelle: Modifiziert nach<br />
GEK-Arzneimittelreport 2008.<br />
3,8 3,8<br />
75–80 80–85<br />
Bringt das innere Gleichgewicht zurück<br />
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Unruhe zustände. Hin weis: Bei anhaltenden, unklaren o. neu auftretenden Be schwer den ist ein Arzt aufzusuchen, da es <strong>sich</strong> um Er kran k ungen handeln kann, die einer ärztlichen<br />
Abklärung bedürfen. Warn hinweis: Enthält Lactose. Packungsbeilage beach ten. Zu Ri si ken und Nebenwirkungen lesen <strong>Sie</strong> die Pa ckungs bei lage und fragen <strong>Sie</strong> Ihren<br />
Arzt oder Apo the ker. Biologische Heil mittel Heel GmbH, Dr.- Reckeweg-Straße 2–4, 76532 Baden-Baden, www.neurexan.de<br />
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GESUND & FIT<br />
Vor<strong>sich</strong>t, diese Medikamente können gefährliche Nebenwirkungen haben<br />
Wichtig: Diese Liste haben Wissenschaftler der Universität Witten/Herdecke erstellt.<br />
Falls <strong>Sie</strong> ein Medikament davon einnehmen, baldmöglichst mit Ihrem Arzt sprechen!<br />
So lesen <strong>Sie</strong> die Priscus-Liste<br />
Indometacin (Indo-CT,<br />
Indometacin AL, Indometacin<br />
BC, Indomet-ratiopharm)<br />
Name des Wirkstoffs<br />
Präparate, die den Wirkstoff enthalten<br />
Hersteller ist oft an Arznei-Namen angehängt<br />
Nesselsucht,<br />
Schnupfen, Harndrang<br />
Kritische Wirkstoffe<br />
• Hydroxyzin<br />
(AH 3, Atarax)<br />
• Clemastin (Tavegil)<br />
• Dimetinden (Fenistil)<br />
• Chlorphenamin<br />
(Grippostad)<br />
• Triprolidin (Rhinopront)<br />
• Oxybutynin (Dridase,<br />
Oxybutin, Oxybutynin AL,<br />
Spasyt)<br />
• Tolterodin (nicht retard)<br />
(Detrusitol Filmtabletten)<br />
• Solifenacin (Vesikur)<br />
Mögliche<br />
Nebenwirkungen<br />
Verstopfung, trockener<br />
Mund, geistiger<br />
Leistungsabfall, Krämpfe,<br />
Kreislaufversagen<br />
Alternativen<br />
• Mittel mit Loratadin,<br />
Desloratadin, Mizolastin,<br />
Azelastin, Ebastin,<br />
Melperon, Pipamperon<br />
oder Paracetamol<br />
• Bei Harndrang: Trospium,<br />
Beckenbodengymnastik,<br />
Verhaltenstherapie<br />
Blutverdünner<br />
Kritische Wirkstoffe<br />
• Ticlopidin (Ticlopidin<br />
AL, Ticlopidin HEXAL,<br />
Ticlopidin-ratiopharm,<br />
Tiklyd)<br />
• Prasugrel (Efient)<br />
Mögliche<br />
Nebenwirkungen<br />
Verändertes Blutbild,<br />
Blutungen, Leberprobleme<br />
Alternativen<br />
Mittel mit Acetylsalicylsäure<br />
(Aspirin,<br />
Clopidogrel)<br />
Depressionen,<br />
Angst-Erkrankungen<br />
Kritische Wirkstoffe<br />
• Amitriptylin<br />
(Amineurin, Amitriptylin<br />
beta, Saroten, Syneudon)<br />
• Doxepin (Aponal,<br />
Doneurin, Doxepin<br />
Holsten, Mareen)<br />
• Imipramin (Imipraminneuraxpharm,<br />
Tofranil)<br />
• Clomipramin (Anafranil,<br />
Clomipramin-CT, Clomipramin-neuraxpharm,<br />
Clomipramin-ratiopharm)<br />
• Maprotilin (Ludiomil,<br />
Maprotilin Holsten,<br />
Maprotilin-CT, Maprotilinratiopharm)<br />
• Trimipramin (Herphonal,<br />
Stangyl, Trimineurin,<br />
Trimipramin TAD)<br />
• Fluoxetin (Fluctin,<br />
FluoxeLich, Fluoxetin<br />
AbZ, Fluxet)<br />
• Tranylcypromin<br />
(Jatrosom)<br />
Mögliche<br />
Nebenwirkungen<br />
Verstopfung, trockener<br />
Mund, Kreislaufbeschwerden,<br />
Herzrhythmus störung,<br />
Benommenheit,<br />
innere Unruhe,<br />
Verwirrung, geistiger<br />
Leistungsabfall, erhöhtes<br />
Sturzrisiko, Übelkeit,<br />
Schlafstörung,<br />
Blutdruckkrise<br />
Alternativen<br />
• Mittel mit Citalopram,<br />
Sertralin, Mirtazapin,<br />
Trazodon, Escitalopram<br />
• Verhaltenstherapie<br />
Reisekrankheit,<br />
Schwindel<br />
Kritischer Wirkstoff<br />
• Dimenhydrinat<br />
(Arlevert, Dimenhydrinat<br />
1 A, Reisetabletten,<br />
Vomex)<br />
Mögliche<br />
Nebenwirkungen<br />
Trockener Mund,<br />
Schwindel, Müdigkeit,<br />
Unruhe, Verstopfung<br />
Alternativen<br />
Mittel mit Domperidon,<br />
Metoclopramid<br />
Bluthochdruck,<br />
Herz-Kreislauf<br />
Kritische Wirkstoffe<br />
• Clonidin (Catapresan,<br />
Clonidin-ratiopharm,<br />
Clonistada, Haemiton)<br />
• Doxazosin (Cardular,<br />
Diblocin, Doxacor,<br />
Doxazosin STADA)<br />
• Prazosin (Adversuten,<br />
Prazosin-ratiopharm)<br />
• Terazosin (Heitrin,<br />
Terazosin 1 A, Terazosin<br />
AL, Terazosin Stada)<br />
• Methyldopa (Dopegyt,<br />
Methyldopa STADA,<br />
Presinol)<br />
• Reserpin (Briserin)<br />
• Nifedipin (Adalat,<br />
Corinfar, Nifelat, Tredalat)<br />
Mögliche<br />
Nebenwirkungen<br />
Niedriger Blutdruck,<br />
Ohnmacht, Müdigkeit,<br />
Depression, geistiger<br />
Leistungsabfall, gestörte<br />
Blasenentleerung<br />
Alternativen<br />
ACE-Hemmer,<br />
AT1-Blocker, Thiazid-<br />
Diuretika, Beta-Blocker,<br />
Calcium-Antagonisten<br />
Herzrhythmus-Störung,<br />
Herzschwäche<br />
Kritische Wirkstoffe<br />
• Chinidin (Cordichin)<br />
• Flecainid (Flecagamma,<br />
Flecainidacetat STADA,<br />
Flecainid Hexal,<br />
Tambocor)<br />
• Sotalol (Darob,<br />
Rentibloc, Sotalol CT,<br />
Sotastad)<br />
• Digoxin (Digacin,<br />
Digoxin, Lanicor, Lenoxin)<br />
• Acetyldigoxin (b-Acetyldigoxin,<br />
Digostada,<br />
Digox-CT , Novodigal)<br />
• Metildigoxin (Lanitop)<br />
Mögliche<br />
Nebenwirkungen<br />
Erregungszustände,<br />
Depression<br />
Alternativen<br />
• Beta-Blocker mit<br />
Verapamil, Diltiazem,<br />
Amiodaron, Metoprolol,<br />
Bisoprolol, Digitoxin<br />
• Defibrillator-Implantat<br />
Antibiotika<br />
bei Harnwegsinfekt<br />
Kritischer Wirkstoff<br />
• Nitrofurantoin<br />
(Furadantin, Nifurantin,<br />
Nifuretten, Nitrofurantoin-ratiopharm)<br />
Mögliche<br />
Nebenwirkungen<br />
Lungen- und<br />
Leberschäden<br />
Alternativen<br />
• Mittel mit Cephalosporine,<br />
Cotrimoxazol,<br />
Trimethoprim<br />
• Viel trinken,<br />
Dauerkatheter,<br />
Inkontinenz-Vorlagen<br />
Schmerzen,<br />
Entzündungen<br />
Kritische Wirkstoffe<br />
• Indometacin<br />
(Indo-CT, Indometacin<br />
AL, Indometacin BC,<br />
Indomet-ratiopharm)<br />
• Acemetacin<br />
(Acemetacin Heumann,<br />
Acemetacin-CT, Acemetacin<br />
STADA, Rantudil)<br />
• Ketoprofen (Alrheumun,<br />
Gabrilen, Phardol,<br />
Spondylon)<br />
• Piroxicam<br />
(Pirobeta, Pirox-CT,<br />
Piroxicam AL,<br />
Piroxicam Ratiopharm)<br />
• Meloxicam<br />
(Meloxicam 1 A, Meloxicam<br />
Hexal, Meloxicam<br />
Winthrop, Mobec)<br />
• Phenylbutazon<br />
(Ambene, exrheudon)<br />
• Etoricoxib<br />
(Arcoxia)<br />
• Pethidin<br />
(Dolantin, Dolcontral,<br />
Pethidin-hameln)<br />
Mögliche<br />
Nebenwirkungen<br />
Blutung oder gar<br />
Durchbruch von Magen<br />
oder Darm, verändertes<br />
Blutbild, erhöhtes Risiko<br />
für Herz-Kreislauf-<br />
Erkrankungen<br />
Alternativen<br />
• Mittel mit Paracetamol,<br />
Ibuprofen, Tramadol,<br />
Codein; zusätzlich Antidepressiva<br />
• Kühlen, Entlasten,<br />
psychotherapeutische<br />
Unterstützung, Wasseranwendungen,<br />
Massage<br />
Fotos: Vario Images (1), Corbis/Veer (3)<br />
38 12 / 2010
Abführmittel<br />
Kritischer Wirkstoff<br />
• Dickflüssiges Paraffin<br />
(Obstinol)<br />
Mögliche<br />
Nebenwirkung<br />
Lungenentzündung<br />
Alternativen<br />
Mittel mit Macrogol<br />
oder Lactulose<br />
Verspannte Muskeln<br />
Kritische Wirkstoffe<br />
• Baclofen (Baclofen AL,<br />
Baclofen-neuraxpharm,<br />
Baclofen-ratiopharm,<br />
Lioresal)<br />
• Tetrazepam (Musaril,<br />
Tetra-saar, Tetrazepam<br />
beta, Tetrazep-CT)<br />
Mögliche<br />
Nebenwirkungen<br />
Benommenheit,<br />
Gedächtnisstörung,<br />
Sturzgefahr<br />
Alternativen<br />
• Mittel mit Tolperison,<br />
Tizanidin, Oxazepam,<br />
Lorazepam, Lormetazepam,<br />
Brotizolam,<br />
Zolpidem, Zopiclon<br />
oder Zaleplon<br />
• Physiotherapie<br />
Demenz,<br />
Durchblutungsstörung<br />
Kritische Wirkstoffe<br />
• Pentoxifyllin<br />
(PentoHexal, Pentoxifyllin<br />
AL, Rentylin, Trental)<br />
• Naftidrofuryl<br />
(Dusodril, Nafti-CT, Naftilong,<br />
Nafti-ratiopharm)<br />
• Nicergolin (Ergobel,<br />
Nicergolin-CT, Nicergolinneuraxpharm,<br />
Nicerium)<br />
• Piracetam (Nootrop,<br />
Piracetam AbZ, Piracetam-CT,<br />
Piracetam STADA)<br />
Mögliche<br />
Nebenwirkungen<br />
Hautrötung, Kopfschmerz,<br />
Schwindel,<br />
Müdigkeit, Schlaflosigkeit<br />
Alternativen<br />
• Acetylcholinesterase-<br />
Hemmer<br />
• Mittel mit Memantin<br />
bei Alzheimer<br />
Psychosen<br />
(Neuroleptika)<br />
Kritische Wirkstoffe<br />
• Thioridazin<br />
(Melleril, Thioridazinneuraxpharm)<br />
• Fluphenazin<br />
(Fluphenazinneuraxpharm,<br />
Lyogen)<br />
• Levomepromazin<br />
(Levium, Levomepromazinneuraxpharm,<br />
Neurocil)<br />
• Perphenazin<br />
(Decentan, Perphenazinneuraxpharm)<br />
• Haloperidol (mehr als<br />
2 mg/Tab.) (Haldol, Haloper-CT,<br />
Haloperidol 1 A,<br />
Haloperidol-ratiopharm)<br />
• Olanzapin (mehr als<br />
10 mg/Tab.) (Zypadhera,<br />
Zyprexa)<br />
• Clozapin (Clozapin<br />
AbZ, Clozapin-ratiopharm,<br />
Elcrit, Leponex)<br />
Mögliche<br />
Nebenwirkungen<br />
Bewegungsstörung,<br />
Parkinson-Symptome,<br />
Müdigkeit, Kreislaufschwäche,<br />
Sturzgefahr<br />
Alternativen<br />
Mittel mit Risperidon,<br />
Melperon, Pipamperon<br />
Migräne, Parkinson<br />
Kritische Wirkstoffe<br />
• Ergotamin (Ergo-Kranit)<br />
• Dihydroergocryptin<br />
(Almirid)<br />
• Dihydroergotoxin<br />
(DCCK, Hydergin,<br />
Hydro-Cebralratiopharm,<br />
Orphol)<br />
Mögliche<br />
Nebenwirkungen<br />
Durchfall, Benommenheit,<br />
Kreislaufbeschwerden,<br />
Schwindel,<br />
Muskelschmerzen<br />
Alternativen<br />
Sumatriptan bei Migräne,<br />
andere Mittel bei Parkinson,<br />
etwa Bromocriptin<br />
Schlafstörungen,<br />
Angstzustände<br />
Kritische Wirkstoffe<br />
• Chlordiazepoxid<br />
(Librium, Radepur)<br />
• Diazepam (Diazepamratiopharm,<br />
Faustan,<br />
Valiquid, Valium)<br />
• Flurazepam<br />
(Dalmadorm, Flurazepam<br />
real, Staurodorm)<br />
• Dikaliumclorazepat<br />
(Tranxilium)<br />
• Bromazepam (Bromazepam<br />
6 1A, Bromazep-CT,<br />
Gityl, Lexostad)<br />
• Prazepam (Demetrin)<br />
• Clobazam (Frisium)<br />
• Nitrazepam (Imeson,<br />
Mogadan, Novanox,<br />
Radedorm)<br />
• Flunitrazepam (Fluninoc,<br />
Flunitrazepam-neuraxpharm,<br />
Flunitrazepamratiopharm,<br />
Rohypnol)<br />
• Medazepam (Rudotel,<br />
Rusedal)<br />
• Alprazolam (Alprazolam<br />
AbZ, Alprazolam-ratiopharm,<br />
Cassadan, Tafil)<br />
• Temazepam (Planum,<br />
Remestan, Temazep-CT)<br />
• Triazolam (zurzeit<br />
keine Präparate)<br />
• Lorazepam (mehr als<br />
2 mg/Tag) (Lorazepamneuraxpharm,<br />
Lorazepamratiopharm,<br />
Tavor, Tolid)<br />
• Oxazepam (mehr als<br />
60 mg/Tag) (Oxazepamneuraxpharm,<br />
Oxazepamratiopharm,<br />
Oxa-CT,<br />
Praxiten Forte)<br />
• Lormetazepam (mehr<br />
als 0,5 mg/Tag) (Ergocalm,<br />
Loretam, Lormetazepam<br />
AL, Noctamid)<br />
• Brotizolam (mehr als<br />
0,125 mg/Tag) (Lendormin)<br />
66% über<br />
• Zolpidem (mehr als 5 mg/<br />
Tag) (Bikalm, Stilnox,<br />
Zolpidem 1A, Zolpi-Lich)<br />
• Zopiclon (mehr als<br />
3,75 mg/Tag) (Optidorm,<br />
Somnosan, Zopiclon AbZ,<br />
Zopiclon beta)<br />
• Zaleplon (mehr als 5 mg/<br />
Tag) (Sonata)<br />
• Doxylamin (Gittalun,<br />
Hoggar Night, Seda<strong>plus</strong>,<br />
Wick MediNait)<br />
• Diphenhydramin (Betadorm,<br />
Hevert-Dorm,<br />
Sediat, Vivinox Sleep)<br />
• Chloralhydrat<br />
(Chloraldurat)<br />
Mögliche<br />
Nebenwirkungen<br />
Sturzgefahr, verzögertes<br />
Reaktionsvermögen,<br />
Unruhe, Reizbarkeit,<br />
Psychose, Depression,<br />
geistiger Leistungsabfall,<br />
Mundtrockenheit,<br />
Verstopfung, Schwindel<br />
Alternativen<br />
• Niedrig dosiert: Mittel<br />
mit Zolpidem, Zopiclon,<br />
Zaleplon, Opipramol,<br />
Mirtazapin, Melperon,<br />
Pipamperon, Baldrian,<br />
Trazodon oder Mianserin<br />
• Schlafschule<br />
Epilepsie<br />
Kritischer Wirkstoff<br />
• Phenobarbital (Luminaletten,<br />
Luminal, Phenobarbital-neuraxpharm)<br />
Mögliche<br />
Nebenwirkungen<br />
Müdigkeit, Erregungszustände<br />
Alternativen<br />
Mittel mit Lamotrigin,<br />
Valproinsäure, Levetriacetam,<br />
Gabapentin<br />
aller Arzneimittel<br />
werden Menschen<br />
60 verordnet.<br />
Stark gegen<br />
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(N1) Stand: Januar 2010. Zu Risiken und Nebenwirkungen<br />
lesen <strong>Sie</strong> die Packungsbeilage und fragen <strong>Sie</strong> Ihren<br />
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„Mein<br />
Garten ist<br />
mein Herz“<br />
Bäume<br />
als Element<br />
Eingebettet in weite<br />
Rasenflächen, sind<br />
mächtige, frei stehende<br />
Bäume das<br />
beherrschende Element<br />
im Park von<br />
Schloss Muskau.<br />
40 12 / 2010
Garten<br />
ARCHITEKTEN<br />
TEIL 3<br />
Er war ein Visionär, ein<br />
Lebemann, ein Bestseller-Autor,<br />
ein Künstler: Hermann von<br />
Pückler-Muskau. Vor<br />
fast 200 Jahren schuf er im Osten<br />
Deutschlands berauschende<br />
Park-Landschaften, die heute zu<br />
Recht Welterbe sind.<br />
E<br />
s ist ein grauer Tag im<br />
April 1845. Hermann<br />
Fürst von Pückler-Muskau<br />
reitet ein letztes<br />
Mal durch den Muskauer<br />
Park. Aus einem öden Stück Land<br />
in der Lausitz hat er in 30 Jahren einen<br />
Park geschaffen, der in den deutschen<br />
Fürstentümern einzigartig ist – weite Rasenflächen,<br />
künstliche Seen, lange Sichtachsen<br />
und große, frei stehende Bäume.<br />
Pückler ist 60, hat soeben Schloss und<br />
Park Muskau für unvorstellbare 1.700.000<br />
Taler verkauft – und ist dennoch pleite.<br />
Was er bei diesem Ritt gefühlt hat, weiß<br />
niemand. Zum Schluss, so Augenzeugen,<br />
habe er dem Pferd die Sporen gegeben<br />
und sei wie der Teufel davongeritten. Weg<br />
von seinem Lebenswerk und -traum.<br />
Hermann von Pückler-<br />
Muskau, geboren 1785,<br />
hatte <strong>sich</strong> früh einen Namen<br />
gemacht: als exaltierter<br />
Snob, der Frauen<br />
liebt, Wein und den<br />
Fürst Pückler<br />
Ein Lebemann mit vielen Talenten. Briefe, die er<br />
seiner Frau schrieb, wurden zu Bestsellern.<br />
12 / 2010<br />
41
Sichtachsen Nach Pücklers historischen Plänen werden bis heute die Parks erhalten.<br />
Ein Park,<br />
zwei Teile<br />
Der Park in Muskau<br />
zählt seit 2004<br />
zum Unesco-Weltkulturerbe.<br />
Das<br />
750 qm große Areal<br />
mit Schloss und<br />
Orangerie hat einen<br />
polnischen 1 und<br />
einen deutschen<br />
2 Teil. Eine Brücke<br />
über die Neiße<br />
verbindet die<br />
beiden<br />
Teile.<br />
1<br />
2<br />
großen Auftritt. Schon in jungen Jahren prescht<br />
er mit einem Gespann aus gezähmten Hirschen<br />
durch Berlin oder veranstaltet vor dem Brandenburger<br />
Tor Pferderennen. Das ist die eine Seite.<br />
Doch daneben gab es immer auch den anderen<br />
Pückler: Reich geboren, beteiligt er <strong>sich</strong> an den<br />
Befreiungskriegen gegen Napoleon, unternimmt<br />
ausgedehnte Bildungsreisen durch Italien und<br />
Frankreich. 1812 kommt er zum ersten Mal nach<br />
England – und es ist um ihn geschehen. Es sind<br />
die ausgedehnten Parkanlagen, die ihn faszinieren.<br />
Denn bislang kennt er – und der deutsche<br />
Adel – nur „französische“ Gärten nach dem Vorbild<br />
von Versailles. Auch das Zentrum Preußens,<br />
Schloss Sanssouci, mit den geometrisch geformten<br />
Bäumen und Beeten steht in dieser Tradition. In<br />
England dagegen ist die idealisierte Natur das Ziel.<br />
Die Natur soll nicht zurechtgestutzt werden, sondern<br />
durch die behutsame Hand des Gärtners vollkommener<br />
werden. So wie „der rohe Edelstein<br />
auch durch die Politur erst seine<br />
höchste Schönheit erlang“, schreibt<br />
Pückler später im Buch „Andeutungen<br />
über die Landschaftsgärtnerei“.<br />
1815, nach dem Tod des Vaters, wird<br />
Pückler Herr auf Muskau – und damit<br />
über eines der größten Anwesen<br />
Preußens. Zum Entsetzen<br />
seines Finanzberaters<br />
setzt er sofort einen<br />
Aufruf zur „Anlegung<br />
eines Parks“<br />
auf. Dass dazu ein<br />
paar unwesentliche<br />
Details zu tun sind, wie das Umsiedeln eines ganzen<br />
Dorfes und der Kauf von großen Mengen Landes,<br />
kann Pückler nicht schrecken.<br />
Im Gegenzug bietet er den Bürgen von Muskau<br />
ein Rathaus, ein Stadttor und ein Schützenhaus.<br />
Dafür erhält er das Land an der Neiße. Insgesamt<br />
750 Hektar besitzt er nun – und den zukünftigen<br />
Park hat er bereits vor Augen. Er fußt auf drei<br />
Prinzipien, die bis heute richtungsweisend für jeden<br />
Garten sind, auch für kleinere:<br />
1. Großzügigkeit: „Pleasure ground“ (engl. Boden<br />
der Freude) nennt er die Rasenflächen, die<br />
<strong>sich</strong> an Schloss, Orangerie und Lauben anschließen.<br />
Um ein leuchtendes Grün zu erzeugen, verwendet<br />
Pückler verschiedene Rasensorten und<br />
lässt den Rasen stets kurz schneiden. Es ist noch<br />
heute die Anleitung für einen englischen Rasen.<br />
2. Mit Bäumen gestalten: Stehen Bäume zu<br />
dicht, können sie <strong>sich</strong> nicht entfalten und ihre<br />
Wirkung geht verloren. Einzeln gepflanzt, geben<br />
sie jedem Garten Struktur. Außerdem wirken so<br />
Licht und Schatten besser. Zugleich geben Bäume<br />
auch optisch eine zweite Ebene, ein Dach.<br />
3. Sichtachsen: <strong>Sie</strong> leiten den Blick im Garten<br />
und öffnen die Sicht auf eine Säule, einen Sitzplatz.<br />
Aber anders als in Sanssouci, wo die Sichtachsen<br />
streng und gerade verlaufen, wirken sie bei<br />
Pückler ganz natürlich. Sein Credo: Die Weite muss<br />
<strong>sich</strong> andeuten, damit das Auge schweifen kann.<br />
So weit die Theorie. Doch der Muskauer Boden<br />
ist für Pücklers Pläne viel zu sandig. Kurzerhand<br />
lässt er ihn fast flächendeckend abtragen und durch<br />
besseren Mutterboden ersetzen. Es ist ein teures<br />
Unterfangen, Pückler zum ersten Mal pleite.<br />
Fotos: Pückler-Stiftung (3), Laif (1), bpk (2), Matthias Knoch (1), Das Gartenarchiv (1)<br />
42 12 / 2010
Venus<br />
von<br />
Capua<br />
Die römische<br />
Liebesgöttin<br />
ist die<br />
auffälligste<br />
Skulptur im<br />
Branitzer<br />
Park. Pückler<br />
platzierte sie<br />
hinter dem<br />
Schloss auf<br />
der See-<br />
Insel – als<br />
Blickfang am<br />
Ende einer<br />
Sichtachse.<br />
Was tun? Die Pläne aufgeben? Er doch nicht.<br />
Stattdessen beschließt er zu heiraten, reich zu heiraten.<br />
Der preußische Casanova hat zu diesem<br />
Zeitpunkt drei offizielle Affären. Pückler entscheidet<br />
<strong>sich</strong> für Lucie von Pappenheim, Tochter des<br />
Staatskanzlers von Hardenberg. <strong>Sie</strong> ist neun Jahre<br />
älter, frisch geschieden. Für beide ist es eine<br />
kalkulierte Ehe. Lucie will wieder standesgemäß<br />
heiraten, Pückler spekuliert auf ihr Erbe.<br />
Doch auch Lucies Geld geht schnell zur Neige.<br />
Denn Pücklers Leidenschaft für Bäume wird immer<br />
extremer. Um Weite zu erzeugen, muss er<br />
Platz schaffen – und Bäume fällen. Doch das bringt<br />
er nicht übers Herz. „Alles beinah schafft Geld<br />
und Macht, aber kein Krösus und kein Alexander<br />
vermögen die tausendjährige Eiche in ihrer Majestät<br />
wieder herzustellen, wenn sie einmal gefällt<br />
ist“, klagt er. Und so lässt er uralte Bäume ausgraben,<br />
um sie andernorts wieder einzupflanzen.<br />
1826 ist die finanzielle Situation so dramatisch,<br />
dass Lucie eine Pro-forma-Scheidung vorschlägt.<br />
Er soll erneut reich heiraten, um Muskau zu retten.<br />
Doch die deutschen Fürstentöchter sind gewarnt.<br />
Also sucht Pückler im Ausland. Drei Jahre<br />
dauert Pücklers Brautschau in England, doch die<br />
reiche Erbin findet er nicht. Stattdessen vermisst<br />
er Lucie. Jede Woche schreibt er ihr Briefe, gespickt<br />
mit Anekdoten und Landschaftsbeschreibungen.<br />
Es ist die Zeit der Reisebücher und Lucie<br />
sieht die Chance, das finanzielle Fiasko abzumildern.<br />
Heimlich bereitet sie die Veröffentlichung<br />
vor – und es wird ein Bestseller.<br />
Endlich ist wieder Geld auf Muskau. Pückler kauft<br />
umgehend drei 20 Jahre alte kanadische Pappeln<br />
und lässt zwei neue Seen ausheben. Angespornt<br />
vom Erfolg seiner Bücher, unternimmt er in den<br />
nächsten Jahren weitere Reisen nach Griechenland<br />
und Afrika. Aber Pückler kann gar nicht so viel Geld<br />
verdienen, wie sein Garten kostet. 1845 ist Muskau<br />
endgültig nicht mehr zu halten.<br />
Vor allem Lucie trifft dies schwer. 69 ist sie und<br />
muss ins erheblich kleinere Schloss Branitz umziehen.<br />
Pückler dagegen blüht auf. Sofort stürzt er<br />
<strong>sich</strong> in die Anlage eines neuen Parks – immerhin<br />
sind ihm 500.000 Taler nach Begleichung der Schulden<br />
geblieben. Und Branitz bei Cottbus ist eine<br />
besondere Herausforderung. War die Landschaft<br />
in Muskau von Natur aus hügelig, so ist die Branitzer<br />
Gegend platt und langweilig. Also lässt Pückler<br />
künstliche Anhöhen, Wasserläufe und Seen anlegen.<br />
Zwar ist auch Branitz ein typisch englischer<br />
Landschaftspark, doch im Gegensatz zu Muskau<br />
ist es viel intimer. Ging es Pückler in Muskau vor<br />
allem um Größe, so schätzt er im Alter das Überschaubare.<br />
„Wer mich ganz kennenlernen will, muss<br />
meinen Garten kennen, denn mein Garten ist mein<br />
Herz“, sagt er in einer stillen Stunde.<br />
Mit 70 gibt er Branitz den letzten Schliff: In Ägypten<br />
hat er die Pyramiden gesehen und beschließt,<br />
<strong>sich</strong> so eine Grabstätte aus Erde und Gras zu bauen;<br />
1871, mit 85 Jahren, stirbt er – und wird wie<br />
ein ägyptischer Herrscher hier beigesetzt.<br />
Übrigens: Beide Parks sind heute frei zugänglich<br />
(www.muskauer-park.de, www.pueckler-museum.de).<br />
Susanne Mittenhuber<br />
ARCHITEKTEN<br />
TEIL 4 CARL VON LINNÉ<br />
SERIE<br />
Der schwedische Naturwissenschaftler<br />
legte das erste, noch heute<br />
gültige Pflanzen-Verzeichnis an.<br />
12 / 2010 43
UNSER LEBEN<br />
„Meinen Segen<br />
hast du, Papa“<br />
P<br />
Sich mit 60 neu zu verlieben, wenn man verwitwet<br />
oder geschieden ist, ist ein großes Glück. Und<br />
noch glücklicher kann <strong>sich</strong> schätzen, wenn der neue<br />
Partner von den Kindern akzeptiert wird.<br />
lötzlich war mein<br />
Vater ganz allein,<br />
abends, wenn er<br />
auf dem Sofa saß.<br />
Wenn er einkaufen<br />
ging. Morgens beim Frühstück.<br />
Nach 42 Jahren Ehe<br />
wirkte er ohne meine Mutter<br />
wie halbiert. <strong>Sie</strong> wollten zusammen<br />
alt werden. Ihn so zu sehen,<br />
verletzlich, einsam, voller Schmerz<br />
– zerriss mir fast das Herz.“ Volker<br />
Sauerwein (41) braucht nur die Augen<br />
zu schließen und die Erinnerung<br />
ist wieder da. Seine Mutter<br />
Freia kam 2004 beim Tsunami in<br />
Thailand ums Leben. Vater Friedrich<br />
überlebte nur knapp. Doch das<br />
äußere Leben ist eine Sache. Die<br />
verwundete Seele eine andere. Die<br />
heilt, wenn sie will, vielleicht …<br />
Dennoch kann Volker Sauerwein<br />
lächeln, wenn er nach links blickt,<br />
hinüber zum Sofa. Heute, sechs Jahre<br />
später, wirkt sein Vater, mit 76,<br />
wie verwandelt. Voller Lebensfreude,<br />
die blaugrauen Augen leuchten.<br />
Friedrich Sauerwein ist verliebt in<br />
seine Sabine (61), die er vor vier<br />
FOTOS | Lars Matzen<br />
Jahren fand. Er weiß: „Erst durch<br />
Sabine konnte ich die Vergangenheit<br />
hinter mir lassen und noch einmal<br />
neu anfangen.“<br />
Dass Kinder ihren Eltern das<br />
neue, späte Glück gönnen, ist keinesfalls<br />
<strong>selbst</strong>verständlich. Im Gegenteil.<br />
Doch nur wenige wagen es,<br />
das offen auszusprechen. „Ich finde<br />
es schrecklich, dass meine Mutter<br />
einen Mann sucht“, schreibt eine<br />
28-Jährige darum anonym im Internet-Forum<br />
„erdbeerlounge“. „Vater<br />
Ein Unglück kann auch<br />
zusammenschweißen<br />
ist doch erst ein halbes Jahr tot. Hat<br />
sie ihn schon vergessen?“ Und ein<br />
32-Jähriger pflichtet ihr bei: „Bei<br />
mir war es auch so. Meine Mutter<br />
benimmt <strong>sich</strong> total egoistisch, ist<br />
nur noch bei ihrem Freund. Ich bin<br />
wohl der Einzige, der trauert.“<br />
Wo die Trauer in anderen Familien<br />
zum Bruch führt, schweißte es<br />
die Sauerweins zusammen. Friedrichs<br />
Stimme zittert, wenn er davon<br />
spricht: „Freias Tod war das<br />
Schlimmste – für mich und die Kinder.<br />
Das kann man kaum beschreiben.“<br />
Und Volker ergänzt: „In den<br />
ersten Monaten waren wir betäubt<br />
vom Schmerz, funktionierten einfach<br />
nur. Dann aber quälten uns<br />
vor allem Sorgen um Vater: Was<br />
wird jetzt bloß aus ihm? Ich sah,<br />
wie er <strong>sich</strong> grämte. Tagsüber hat er<br />
<strong>sich</strong> abgelenkt. Aber abends kamen<br />
Stille und Einsamkeit. Die letzten<br />
zehn Jahre hatten meine Eltern gemeinsam<br />
die Welt bereist und alles<br />
miteinander geteilt. Mir war klar,<br />
dass Vater einfach nicht länger allein<br />
sein sollte.“ Volker und seine<br />
Geschwister waren <strong>sich</strong> einig: „Vater<br />
braucht eine neue Frau. Wir haben<br />
ganz realistisch überlegt: Wenn<br />
er noch zwanzig gute Jahre vor <strong>sich</strong><br />
hat, sollte er lieber heute mit der<br />
Suche beginnen.“<br />
Wie Volker fühlen <strong>sich</strong> viele erwachsene<br />
Kinder für ihre verwitweten<br />
Eltern verantwortlich, aber<br />
sie sollten dies in den Händen ihrer<br />
Eltern lassen, betont der Bonner<br />
Psychologe und Altersforscher<br />
Dr. Uwe Kleinemas: „Kinder können<br />
den Weg der Eltern nur begleiten,<br />
44 12 / 2010
„Plötzlich stellte mir mein<br />
Vater seine neue Freundin<br />
vor. Da musste ich mich<br />
erst einmal sortieren.“<br />
Volker Sauerwein (vorne) verlor seine Mutter beim Tsunami. Es dauerte, bis er<br />
die neue Frau an der Seite seines Vaters Friedrich akzeptieren konnte.<br />
12 / 2010 45
UNSER LEBEN<br />
das Steuer müssen diese <strong>selbst</strong> in die Hand<br />
nehmen.“ Kinder geschiedener Eltern halten<br />
<strong>sich</strong> dagegen ohnehin heraus. „Auch, weil<br />
Geschiedene meist aktiver bei der Partnersuche<br />
sind als Verwitwete, da der Pietätsgedanke<br />
wegfällt“, so Kleinemas.<br />
Eines aber ist wichtig: Kinder sollten mit<br />
den Eltern reden (siehe Kasten). So zeigte<br />
auch Volker Sauerwein großes Interesse, wie<br />
es seinem Vater wirklich geht. Dadurch kamen<br />
sie einander nahe wie nie. Plötzlich<br />
waren Sehnsucht nach Liebe und Nähe ein<br />
Thema zwischen Vater und Sohn.<br />
Leider bringen nicht alle Kinder ihren Eltern<br />
so viel Urvertrauen entgegen. Das hat<br />
meist ganz egoistische Gründe, behauptet<br />
die Familientherapeutin Lore Großhans:<br />
„Verlustängste treiben auch erwachsene<br />
Kinder um. Wenn <strong>sich</strong> Eltern jenseits der<br />
50 wieder auf Partnersuche machen, werden<br />
sie oft von den Kindern kritisch beäugt.“<br />
Wobei es für manche durchaus einen Unterschied<br />
macht, ob es der Vater ist, der eine<br />
neue Beziehung will, oder die Mutter, wie<br />
Verlustängste auch bei<br />
erwachsenen Kindern<br />
Dr. Uwe Kleinemas feststellt: „Bei verwitweten<br />
Müttern wird der neue Mann oft als<br />
Konkurrent betrachtet. Einsame Väter stoßen<br />
eher auf Verständnis, weil ihre Wünsche<br />
traditionellen Rollen entsprechen.“<br />
Das mag die Situation auch bei den Sauerweins<br />
erleichtert haben. Volker durch-<br />
„Zum Glück reagierten<br />
meine Kinder sehr,<br />
sehr positiv auf Sabine.“<br />
Friedrich Sauerwein fand seine neue Liebe über eine Kontaktanzeige,<br />
weil er nicht allein als Witwer leben wollte.<br />
lebte alle Höhen und Tiefen der Partnersuche<br />
des Vaters hautnah mit. Und freute<br />
<strong>sich</strong> mit ihm, als er eineinhalb Jahre nach<br />
dem Tod der Mutter endlich wieder Herzklopfen<br />
hatte: Sabine, 15 Jahre jünger, Ayurveda-Therapeutin<br />
aus Kaarst. „Vor dem<br />
ersten Treffen mit ihr habe ich meinen Vater<br />
kaum wiedererkannt. Schließlich war<br />
er für mich bisher immer nur in der Rolle<br />
des fürsorglichen Ehemanns und Vaters<br />
präsent. Jetzt lief er schon Stunden vorher<br />
wie aufgescheucht hin und her. Irgendwie<br />
süß!“, erinnert <strong>sich</strong> Volker.<br />
Und tatsächlich: Bei Sabine war es Liebe<br />
auf den ersten Blick. Die 61-Jährige hatte<br />
ihr eigenes Schicksal: <strong>Sie</strong> war zweimal geschieden<br />
und hat danach noch eine herbe<br />
Enttäuschung erlebt. „Ich suchte nach Geborgenheit<br />
und Bodenhaftung, nach Wärme<br />
und Vertrauen. Und ich wusste schnell: Bei<br />
Friedrich würde ich das finden.“<br />
Dass es zwischen den beiden ernst wurde,<br />
merkte Volker, als sein Vater ihm Sabine<br />
vorstellen wollte. „Das war schon eine verkehrte<br />
Welt“, beschreibt Volker seine Empfindungen.<br />
„Der Tod meiner Mutter, die Trauer,<br />
dann große Gefühle – und ich war als<br />
Sohn plötzlich in der Situation, dass der eigene<br />
Vater mir seine neue Freundin vorstellt<br />
und meine Meinung hören will! Das musste<br />
ich erst mal sortieren.“ Und Sabine gesteht:<br />
„Ich war total aufgeregt, hatte richtig starkes<br />
Herzklopfen. Das Gefühl erinnerte ein bisschen<br />
an eine Prüfung. Natürlich fragte ich<br />
mich, ob Volker und seine Geschwister mich<br />
akzeptieren würden.“<br />
Aber <strong>selbst</strong> wenn Friedrichs Kinder seine<br />
neue Liebe abgelehnt hätten: „Ich hätte<br />
mich nicht abbringen lassen. Denn es ist<br />
schließlich mein Leben.“ Aber zum Glück<br />
reagierten alle drei positiv. Ein Glücksfall.<br />
Denn, so unglaublich es klingt, oftmals<br />
gönnen die Kinder ihren Eltern das<br />
Glück nicht. Vielen macht aber<br />
auch die Intimität der Älteren<br />
zu schaffen, weiß Diplom-<br />
Psychologe Ragnar Beer<br />
von der Universität Göttingen:<br />
„Für erwachsene<br />
Kinder ist es oft peinlich,<br />
wenn der alte Vater<br />
46<br />
12<br />
/2<br />
2010<br />
0
Foto: Lars Matzen<br />
oder die ältere Mutter plötzlich mit einem<br />
neuen Partner rumknutscht.“ Verliebte Eltern<br />
sollten deshalb ihrerseits auch darauf<br />
Rück<strong>sich</strong>t nehmen.<br />
Einmal hat Volker Sauerwein doch gezuckt.<br />
Nämlich als der Vater ankündigte,<br />
Sabine und er wollten heiraten. „Dass das<br />
kommt, hatte ich geahnt. Vater macht keine<br />
halben Sachen. Aber dass es so schnell passiert.“<br />
Seit dem Tod der Mutter waren noch<br />
nicht mal zwei Jahre vergangen.<br />
Bei aller Verliebtheit hatte Friedrich Sauerwein<br />
aber stets das Wohl der Kinder im<br />
Blick. „Sabine und ich wohnen in meinem<br />
Haus, haben Gütertrennung, alles Finanzielle<br />
geregelt. Uns war das lieber so.“<br />
Auch wenn ihnen die Unterschiede zu früher<br />
sehr bewusst sind: Auf den Gedanken,<br />
Sabine ständig mit ihrer Mutter zu vergleichen,<br />
kämen die Geschwister nicht. „Das<br />
führt doch zu nichts“, findet Volker. Und so<br />
hängen an den Wänden nach wie vor Fotos<br />
ihrer Mutter Freia.<br />
Was die Sauerweins geschafft haben, gelingt<br />
nicht vielen: die Vergangenheit hinter<br />
<strong>sich</strong> zu lassen. Den Partner der Mutter<br />
oder des Vaters zu vergleichen, deutet für<br />
Psychologen auf ein Dilemma bei erwachsenen<br />
Kindern hin, sagt die Therapeutin Lore<br />
Großhans: „<strong>Sie</strong> haben <strong>sich</strong> oft <strong>selbst</strong> noch<br />
nicht damit abgefunden, dass die Eltern getrennt<br />
sind oder ein Elternteil verstorben ist.<br />
<strong>Sie</strong> halten an alten Strukturen fest, idealisieren<br />
den verlorenen Elternteil oder stecken<br />
Ein <strong>selbst</strong>verständlicher Teil<br />
der neuen Familie<br />
in echten Loyalitätskonflikten.“<br />
Bei den Sauerweins ist Sabine inzwischen<br />
ganz <strong>selbst</strong>verständlich ein Teil der neuen Familie.<br />
So wurde sie mit einem Schlag „Oma“<br />
von fünf Enkeln – wobei sie den Begriff eher<br />
abwehrt. „Ich bin keine Stiefmutter, also bin<br />
ich auch keine Stiefoma.“<br />
Nur einmal im Jahr sind Friedrich Sauerwein<br />
und seine drei Kinder allein unterwegs.<br />
Dann verreisen sie. „Das ist für uns eine Erinnerung<br />
an die schwere Zeit, als meine Frau<br />
starb“, erzählt er. „Wir denken ganz besonders<br />
intensiv an Freia und sind dankbar, dass<br />
wir uns noch haben.“ Elke Kressin<br />
Damit die neue Liebe<br />
eine Chance hat<br />
In jeder zweiten Familie gibt es Streit, wenn <strong>sich</strong><br />
Eltern erwachsener Kindern neu verlieben.<br />
Der Psychologe und Gerontologe Uwe Kleinemas von<br />
der Universität Bonn hat Tipps – für beide Seiten.<br />
Für Eltern<br />
1. Stehen <strong>Sie</strong> zum<br />
neuen Partner. Machen <strong>Sie</strong><br />
<strong>sich</strong> klar: <strong>Sie</strong> sind es wert,<br />
geliebt zu werden. <strong>Sie</strong><br />
haben das Recht zu lieben,<br />
wen <strong>Sie</strong> möchten, ohne um<br />
Erlaubnis zu fragen.<br />
2. Reden <strong>Sie</strong> früh mit<br />
Kindern über Ihren neuen<br />
Partner. Weihen <strong>Sie</strong> die<br />
Kinder auch in Pläne ein,<br />
statt sie aus Angst vor<br />
Kritik oder Zurückweisung<br />
zu „schonen“. Kinder<br />
sollten früh wissen,<br />
wenn <strong>sich</strong> Dinge ändern,<br />
z. B. wenn <strong>Sie</strong> mit Ihrer<br />
neuen Liebe zusammenziehen<br />
möchten. Vollendete<br />
Tatsachen kränken.<br />
3. Nehmen <strong>Sie</strong> Sorgen<br />
der Kinder ernst. Hören<br />
<strong>Sie</strong> Einwände an, antworten<br />
<strong>Sie</strong> darauf. Sprechen<br />
<strong>Sie</strong> Themen wie Familienfeste<br />
oder Erbschaft<br />
offen an – das schafft<br />
Vertrauen.<br />
Für Kinder<br />
1. Am eigenen Glück zu<br />
arbeiten ist eine lebenslange<br />
Aufgabe, die auch<br />
Eltern haben. Und: Das<br />
Bedürfnis nach Zweisamkeit<br />
kennt kein Alter!<br />
2. Gerade nach Todesfällen:<br />
Trennen <strong>Sie</strong> Gefühle<br />
über den Verlust eines<br />
Elternteils klar von den<br />
Bedürfnissen, die Ihr verwitweter<br />
Vater oder Ihre<br />
Mutter haben.<br />
3. Manchmal entzünden<br />
<strong>sich</strong> die Probleme<br />
daran, dass die Chemie<br />
zwischen neuem Partner<br />
und Kindern nicht stimmt.<br />
Sollten <strong>Sie</strong> mit dem<br />
Freund der Mutter oder<br />
der Freundin des Vaters<br />
nicht warm werden,<br />
versuchen <strong>Sie</strong> zumindest<br />
die Beziehung zu akzeptieren<br />
und schließen <strong>Sie</strong><br />
niemand aus. Seien <strong>Sie</strong><br />
diplomatisch, sagen <strong>Sie</strong>:<br />
„Ich freue mich, dass du<br />
mit deinem neuen Partner<br />
glücklich bist, würde aber<br />
gern regelmäßig die Gelegenheit<br />
haben, dich allein<br />
zu treffen. Ich habe dann<br />
einfach mehr von dir.“<br />
12 / 2010<br />
47
unser leben<br />
Richtig wehren,<br />
<strong>sich</strong>erer leben<br />
Ob auf der Straße oder an der Haustür – oft muss man <strong>sich</strong> gegen zudringliche oder<br />
respektlose Mitmenschen behaupten. Doch wie? Unsere Experten für<br />
Sicherheitstraining zeigen: Es sind die kleinen Tricks, die große Wirkung zeigen.<br />
Selbstbewusstsein<br />
ausstrahlen<br />
Täter suchen Opfer, keine Gegner<br />
– dies ist ein Merksatz der<br />
Polizei. Darum einem aggressiven<br />
Jugendlichen gegenüber<br />
<strong>selbst</strong>bewusst auftreten.<br />
Und darauf kommt es an:<br />
• Sehen <strong>Sie</strong> direkt in die Augen,<br />
be„gegnen“ <strong>Sie</strong> dem Blick. Zeigen<br />
<strong>Sie</strong>: Ich habe keine Angst!<br />
• Stehen <strong>Sie</strong> dabei fest und doch<br />
bequem. Die Arme hängen dabei<br />
locker herab (großes Foto).<br />
• Das kleine Foto zeigt, wie <strong>Sie</strong><br />
nicht reagieren sollten.<br />
Angriffslustigen<br />
Jugendlichen<br />
sollten <strong>Sie</strong><br />
mit erhobenem<br />
Kopf<br />
begegnen<br />
!So nicht! Strahlt<br />
Ihre Körperhaltung<br />
Angst aus,<br />
provozieren<br />
<strong>Sie</strong> erst recht.<br />
Fotos: Kurt Steinhausen, Model: Personal-Trainerin Uta Palmer,<br />
www.fit-four-you.de<br />
48 12 / 2010
Mit dem<br />
gezielten<br />
Tritt<br />
gegen das<br />
Schienbein<br />
rechnet<br />
der Täter<br />
nicht<br />
Eindringen an der Haustür<br />
Beliebter Trick: Ein vermeintlicher Paketbote versucht <strong>Sie</strong> in ein Gespräch<br />
zu verwickeln, <strong>sich</strong> gewaltsam Zutritt zur Wohnung zu verschaffen. Im<br />
ersten Impuls möchten <strong>Sie</strong> die Tür zuschlagen. Doch das Gegenteil ist<br />
wirksamer, weil überraschender: die Tür ganz aufreißen, den Eindringling<br />
zurückstoßen und ihm kräftig vor das Schienbein treten.<br />
Ihre<br />
Tasche ist<br />
ersetzbar:<br />
Halten<br />
<strong>Sie</strong> diese<br />
auf keinen<br />
Fall fest!<br />
Handtasche<br />
loslassen!<br />
Jetzt auf Weihnachtsmärkten sind<br />
viele Taschendiebe unterwegs. Und<br />
weil <strong>sich</strong> in der Tasche Wertsachen<br />
befinden, hält man reflexartig daran<br />
fest. Mit fatalen Folgen: Man stürzt,<br />
verletzt <strong>sich</strong>. Deshalb: Innerlich<br />
jederzeit bereit sein, <strong>sich</strong> von der<br />
Tasche zu verabschieden.<br />
1 2<br />
Wenn <strong>Sie</strong> belästigt werden<br />
Ein Fremder kommt Ihnen zu nahe? So wehren <strong>Sie</strong> <strong>sich</strong> richtig: 1 Strecken<br />
<strong>Sie</strong> z. B. die linke Hand nach vorn aus. Signalisiert: Hier ist meine Grenze.<br />
2 Kommt er trotzdem näher: auf linkem (o. rechtem) Fuß zur Seite drehen<br />
und dem Täter den angewinkelten linken Arm in den Brustkorb stoßen.<br />
!<br />
So nicht! Wenn<br />
<strong>Sie</strong> die Tasche festhalten,<br />
werden <strong>Sie</strong> stürzen.<br />
<strong>Sie</strong> haben Interesse an einem speziellen Sicherheitstraining für Ältere? Hier finden <strong>Sie</strong> weitere Informationen: www.conva.de<br />
12 / 2010 49
Machen <strong>Sie</strong> heute<br />
noch einen Termin zur<br />
Vorsorge.<br />
8<br />
Minuten,<br />
die (vielleicht) Ihr<br />
Leben<br />
retten<br />
Ingrid Behrenberg wollte Sicherheit und machte, wovor 70 % der Menschen<br />
<strong>sich</strong> drücken: eine Darmkrebs-Vorsorge. Während sie schlief,<br />
untersuchte Dr. Arno Theilmeier sie. Ein Bericht aus zwei Perspektiven.<br />
DIE PATIENTIN<br />
DER ARZT<br />
Ingrid Behrenberg<br />
(57), Sachbearbeiterin<br />
bei der Polizei<br />
in Mönchengladbach,<br />
erzählt, wie<br />
sie die Darmspiegelung<br />
erlebte.<br />
Schon vor zwei Jahren riet mir meine<br />
Hausärztin zur Darmspiegelung. Dies<br />
zähle ab 55 zur üblichen Krebs-Vorsorge,<br />
erklärte sie mir, und werde von<br />
den Kassen bezahlt. Trotzdem konnte<br />
ich mich zunächst nicht aufraffen.<br />
Der Gedanke, ausgeliefert und hilflos<br />
vor dem Arzt auf dem Behandlungstisch<br />
zu liegen, war mir einfach unan-<br />
Acht von zehn Deutschen halten<br />
die Darmspiegelung für sinnvoll,<br />
aber nur jeder Dritte lässt sie tatsächlich<br />
machen. Dabei ist die Untersuchung<br />
absolut lebensrettend.<br />
• Wie bei keinem anderen Krebs kann<br />
man Darmkrebs mit der Spiegelung<br />
sehr früh erkennen und behandeln<br />
oder sogar verhindern.<br />
Dr. Arno Theilmeier,<br />
Gastroenterologe<br />
aus Mönchengladbach,<br />
schildert aus<br />
ärztlicher Sicht den<br />
Ablauf der sogenannten<br />
Koloskopie.<br />
50 12 / 2010
GESUND & FIT<br />
genehm. Hinzu kam die Angst: Was,<br />
wenn tatsächlich etwas Bösartiges bei<br />
mir gefunden wird?<br />
Ich schob es also vor mir her, sagte<br />
mir: „Das kannst du immer noch machen<br />
lassen.“ Aber das schlechte Gewissen<br />
nagte mehr und mehr an mir,<br />
vor allem weil auch meine Mutter an<br />
Darmkrebs erkrankt war.<br />
Anfang des Jahres beschloss ich<br />
dann: Schluss mit der Aufschieberei.<br />
Ich tu’s! Meine Hausärztin empfahl mir<br />
in Mönchengladbach Dr. Theilmeier,<br />
einen Facharzt für Magen-Darm-Erkrankungen,<br />
der sehr viel Erfahrung<br />
mit Darmspiegelungen hat.<br />
• Vor allem wenn Eltern oder Geschwister<br />
bereits Darmkrebs hatten,<br />
sollte man die Spiegelung rechtzeitig<br />
machen lassen.<br />
• Denn: In diesem Fall ist das eigene<br />
Risiko zwei- bis dreimal höher.<br />
Das große Plus: Bestimmte Vorstufen<br />
von Krebs kann ich bereits bei der Untersuchung<br />
entfernen. Denn Darmkrebs<br />
entsteht fast immer aus sogenannten<br />
Polypen, gutartigen Wucherungen auf<br />
der Darmschleimhaut, die man gut erkennen<br />
und beseitigen kann.<br />
Und <strong>selbst</strong> wenn ich bereits bösartige<br />
Krebszellen entdecke, beträgt die<br />
Chance zur Heilung nahezu 100 %.<br />
TANKEN SIE<br />
ENERGIE<br />
5 TAGE VORHER<br />
Mit einem mulmigen Gefühl gehe ich<br />
zum Vorgespräch bei Dr. Theilmeier.<br />
Der Arzt erklärt mir ausführlich, wie<br />
die Untersuchung im Einzelnen abläuft.<br />
Er wirkt sehr routiniert und erfahren.<br />
Das beruhigt und ich spüre, wie<br />
mit jeder Minute etwas mehr von meiner<br />
inneren Anspannung weicht.<br />
Erst recht, als ich erfahre, dass ich<br />
die eigentliche Spiegelung dank einer<br />
Spritze regelrecht „verschlafen“ kann.<br />
Hätte ich das vorher gewusst, wäre ich<br />
schon früher zum Arzt gegangen, um<br />
mich untersuchen zu lassen.<br />
Rund 15 Minuten dauert das Vorgespräch<br />
wenige Tage vorher. Dabei klären<br />
wir die einzelnen Schritte der Behandlung,<br />
von der Einnahme des<br />
Abführmittels bis zum Nachlassen der<br />
Beruhigungsspritze. Wichtig ist dabei<br />
für mich zu wissen,<br />
• ob und welche Medikamente der<br />
Patient nimmt<br />
• und ob er schwerwiegende Herz-<br />
Kreislauf-Probleme o. Ä. hat.<br />
Denn davon hängt unter anderem<br />
ab, welches Abführmittel infrage<br />
kommt oder welches Schlafmittel.<br />
Den Tag vor der Untersuchung habe ich<br />
freigenommen, weil ich mich in Ruhe<br />
auf die Spiegelung vorbereiten will. Ich<br />
darf nur klare Flüssigkeiten zu mir nehmen,<br />
wie Tee, Brühe und Wasser.<br />
Um 13.30 Uhr<br />
ruft eine Assistentin<br />
aus der Praxis<br />
an und erinnert<br />
mich daran, dass<br />
ich um 14 Uhr die<br />
Abführlösung einnehmen<br />
soll. Sehr<br />
aufmerksam!<br />
Diese Lösung<br />
soll innerhalb einer<br />
halben, spätestens<br />
nach fünf<br />
Stunden abfüh-<br />
AM TAG ZUVOR<br />
Zweithäufigste<br />
Krebs-Art<br />
Männer und Frauen sind<br />
gleichermaßen betroffen.<br />
Frauen<br />
Brust<br />
Darm<br />
Lunge<br />
Männer<br />
Prostata<br />
Darm<br />
Lunge<br />
6<br />
17<br />
22<br />
16<br />
15<br />
* Alle Angaben in Prozent.<br />
27*<br />
Ein sauberer Darm ist das A und O bei<br />
der Untersuchung. Sind noch Stuhlreste<br />
im Darm, übersieht man leicht<br />
Veränderungen, etwa Polypen.<br />
• Ich rate üblicherweise zu einem<br />
Abführ-Präparat<br />
auf Basis von natürlichen<br />
Sennesblättern,<br />
das<br />
angenehm nach<br />
Lakritz schmeckt.<br />
Davon muss man<br />
nicht so viel trinken<br />
(etwa 50 ml)<br />
wie von anderen<br />
abführenden<br />
Mitteln.<br />
• Feste Nahrung<br />
soll man nicht<br />
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end wirken. Doch bei mir tut <strong>sich</strong> erst mal<br />
gar nichts. Das verun<strong>sich</strong>ert mich natürlich,<br />
weil der Arzt mir erklärt hat, wie wichtig ein<br />
leerer Darm für die Untersuchung ist. Um<br />
22 Uhr ist es dann doch so weit.<br />
mehr zu <strong>sich</strong> nehmen, weil sie die Untersuchung<br />
des Darms behindert.<br />
• Auch Kaffee ist tabu, er kann Ablagerungen<br />
auf der Darmschleimhaut bilden.<br />
TAG DER UNTERSUCHUNG<br />
Wird etwas<br />
Auffälliges<br />
entdeckt ...<br />
... nimmt der Arzt mit<br />
dem Endoskop bei der<br />
Darm-Spiegelung<br />
sofort eine Gewebeprobe.<br />
Dann geht es<br />
so weiter:<br />
• Spezielles Labor<br />
untersucht Proben auf<br />
Krebszellen.<br />
• Bestätigt <strong>sich</strong> der<br />
Verdacht, weitere Untersuchungen,<br />
etwa<br />
Computer-Tomografie<br />
(CT) bzw. Szintigrafie,<br />
um zu klären, ob Metastasen<br />
in weiteren<br />
Organen sind.<br />
• OP bei Darmkrebs.<br />
• Ist Krebs lokal begrenzt,<br />
ist Behandlung<br />
nach OP abgeschlossen.<br />
• Bei Metastasen: Chemotherapie<br />
oder Bestrahlung,<br />
je nach<br />
Krebsart auch beides.<br />
• Kontrolle des Blutes<br />
bzw. CT/Szintigrafie<br />
anfangs alle 3 Monate,<br />
später jährlich.<br />
• Gibt es nach 5 Jahren<br />
keinen Rückfall, gilt<br />
Krebs als geheilt.<br />
52 12 / 2010<br />
Um 5.30 Uhr muss ich aufstehen, um noch<br />
einmal eine Abführ-Lösung zu trinken.<br />
Dieses Mal wirkt sie schnell.<br />
Pünktlich um 8.30 Uhr bin ich in der Praxis.<br />
Eine Freundin begleitet mich. Erstens,<br />
weil ich doch ein bisschen aufgeregt bin.<br />
Und zweitens, weil ich nach der Untersuchung<br />
nicht Auto fahren darf.<br />
Zum Glück muss ich nicht lange warten.<br />
Eine Assistentin führt mich in den Untersuchungsraum.<br />
In einer kleinen Kabine soll ich<br />
den unteren Teil meiner Kleidung ablegen.<br />
Den Pullover kann ich anlassen. Dann hilft<br />
mir die Assistentin, mich seitlich auf der Liege<br />
in die richtige Position zu bringen. <strong>Sie</strong> bedeckt<br />
meine Scham und die Beine mit einem<br />
Tuch. Als kurze Zeit später Dr. Theilmeier<br />
kommt, wird mir doch etwas mulmig. Aber<br />
die routinierte Art des Arztes, die zwei, drei<br />
beiläufigen Fragen, die er zum gestrigen Tag<br />
stellt, lenken mich ab und ich beruhige mich.<br />
Schon gibt er mir die Spritze mit dem Schlafmittel<br />
und wenige Augenblicke später falle<br />
ich in einen tiefen, traumlosen Schlaf.<br />
Etwa eine halbe Stunde später wache ich<br />
in einem extra Raum auf. Ich bin schön zugedeckt,<br />
meine Kleider liegen in Sichtweite auf<br />
einem Stuhl. Habe ich von der Spiegelung<br />
etwas gespürt? Vielleicht einmal ganz kurz<br />
unterbewusst ein leichtes<br />
Ziehen im Bauch.<br />
Der Arzt kommt zu mir:<br />
Keine Polypen und auch<br />
sonst war alles unauffällig.<br />
Da fällt mir schon ein<br />
großer Stein vom Herzen.<br />
Ich ziehe mich in Ruhe an<br />
und darf 20 Minuten später<br />
die Praxis verlassen.<br />
Ich bin noch etwas müde,<br />
aber auch glücklich und ein<br />
kleines bisschen stolz, dass<br />
ich die Darmspiegelung gemacht<br />
habe. In zehn Jahren<br />
komme ich wieder!<br />
Die Kasse zahlt<br />
Das Risiko, Darmkrebs<br />
zu bekommen, nimmt<br />
mit dem Alter deutlich<br />
zu. Deshalb zahlen die<br />
Krankenkassen<br />
• von 50 bis 54 Jahren:<br />
einmal jährlich eine<br />
Tastuntersuchung des<br />
Mastdarms sowie den<br />
Test einer Stuhlprobe<br />
auf verborgenes Blut,<br />
• ab 55: alle 10 Jahre<br />
(aber nur 2 Mal) Darmspiegelung<br />
oder alle 2<br />
Jahre Test auf verborgenes<br />
Blut im Stuhl.<br />
Sobald die Patientin bereit ist, lege ich eine<br />
Kanüle mit dem Beruhigungsmittel und befestige<br />
an ihrem Finger eine Mess-Sonde,<br />
die den Sauerstoffgehalt im Blut misst.<br />
Wer bei der Untersuchung nicht schlafen<br />
will, kann sie übrigens auch „live“ am<br />
Bildschirm verfolgen. Doch 9 von 10 wählen<br />
den Tiefschlaf. Bei der Untersuchung<br />
gehe ich in folgenden Schritten vor:<br />
1. Zuerst untersuche ich den Analkanal,<br />
beispielsweise auf Hämorrhoiden.<br />
2. Dann führe ich das Endoskop ein (siehe<br />
Details rechts) und lenke es vor<strong>sich</strong>tig<br />
durch die engen Kurven des etwa 1,2 Meter<br />
langen Dickdarms.<br />
3. Dort, wo der Darm zusammengefallen<br />
ist, blase ich über das Endoskop etwas<br />
Luft ein, damit er <strong>sich</strong> entfaltet.<br />
4. Der Patient merkt außer einer Art Stuhldrang<br />
so gut wie überhaupt nichts. Die sogenannte<br />
Ileozökal-Klappe markiert mir den<br />
Beginn des Dünndarms, den man nicht mehr<br />
zu untersuchen braucht, weil Krebs ab hier<br />
extrem selten ist.<br />
5. Erst beim Zurückziehen nehme ich<br />
dann Zentimeter um Zentimeter die Schleimhaut<br />
des Darms genau unter die Lupe. Dabei<br />
achte ich dann besonders auf<br />
• auffällige Verfärbungen des Darms,<br />
• Wucherungen<br />
• oder sogar Blutungen.<br />
6. Etwa bei jedem Fünften<br />
nehme ich Gewebeproben,<br />
entferne Polypen per<br />
Drahtschlinge schmerzfrei<br />
über den Arbeitskanal.<br />
Doch noch nicht mal bei<br />
1 von 100 entdeckt man<br />
tatsächlich Darmkrebs.<br />
7. Nach 7 bis 10 Minuten<br />
bin ich normalerweise<br />
mit der Spiegelung fertig.<br />
Mit einem Gegenmittel<br />
beende ich innerhalb<br />
weniger Augenblicke den<br />
Tiefschlaf des Patienten.<br />
Fotos: Look (1), Veer Marketplace (1), PR (1), privat (2)
Wunder der<br />
Technik<br />
Faszinierend, wie exakt Ärzte mit<br />
einem winzigen Endoskop<br />
den Darm untersuchen können.<br />
Muskelkrämpfe und<br />
Muskelschmerzen?<br />
Besonders schmerzhaft sind nächtliche<br />
Wadenkrämpfe! Fast jeder Zweite<br />
ist davon betroffen.<br />
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nächtlichen Wadenkrämpfen<br />
Wirksamkeit schon bei geringer Dosierung<br />
Arbeitskanal<br />
ermöglicht es dem<br />
Arzt, mit Mikro-<br />
Werkzeugen, etwa<br />
Drahtschlingen,<br />
Polypen zu entfernen<br />
oder Gewebeproben<br />
zu nehmen.<br />
Größe<br />
Kleiner als<br />
ein 1-Cent-<br />
Stück<br />
ist das<br />
Endoskop<br />
im Durchmesser.<br />
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im Dezember<br />
Es gibt Sätze, die geben Kraft, und manche begleiten uns als Sinn-Sprüche<br />
durchs Leben. Wir haben einen bunten Strauß an<br />
Sonnenstrahlen für <strong>Sie</strong> zusammengestellt – für jeden Tag im Dezember.<br />
Tanzen ist<br />
die Poesie<br />
des Fußes.<br />
JOHN DRYDEN<br />
49. Kalenderwoche<br />
48. Kalenderwoche<br />
1 Mi Erst mit der großen<br />
Stille fängt die Seele an<br />
zu schreiben.<br />
HANNS DIETER HÜSCH<br />
6 Mo Wer wenig bedarf, der<br />
kommt nicht in die<br />
Lage, auf vieles<br />
verzichten zu müssen.<br />
PLUTARCH<br />
7 Di Wer den Himmel zum Ziel<br />
hat, dem darf die Erde<br />
nicht gleichgültig sein.<br />
UNBEKANNT<br />
2 Do Die besten und schönsten<br />
Dinge auf der Welt kann<br />
man weder sehen noch<br />
anfassen. Man muss sie<br />
mit dem Herzen fühlen.<br />
HELEN KELLER<br />
3 Fr Stunden der Not<br />
vergiss, doch was sie dich<br />
lehrten, vergiss nie.<br />
SALOMON GESSNER<br />
4 Sa Wer anderen hilft, verhilft<br />
<strong>sich</strong> <strong>selbst</strong> zum Glück!<br />
THEODOR BILLROTH<br />
5 So 2. ADVENT<br />
Anfangen ist oft das<br />
Schwerste, treu bleiben<br />
aber das Beste.<br />
ADOLF KOLPING<br />
8 Mi Ein gerader Gedanke erspart<br />
viele krumme Wege.<br />
UNBEKANNT<br />
9<br />
Do Genieße jede Stunde, denn<br />
sie ist ohne Wiederkehr.<br />
UNBEKANNT<br />
10 Fr Du erkennst einen Menschen<br />
auch an den<br />
Späßen, über die er lacht.<br />
ARMIN KRAFT<br />
11 Sa Die Welt besteht aus lauter<br />
Gelegenheiten zur Liebe.<br />
SÖREN KIERKEGAARD<br />
Foto: Agentur Focus / Olaf Ballnus (1)<br />
54 12/2010
24 Seiten Extra Haushaltshilfe absetzen Autos günstiger <br />
Dezember 2010<br />
geld^recht<br />
DER EXTRA RATGEBER VON<br />
Zum Heraustrennen und Sammeln<br />
Fotos: Plainpicture (1), Veer/Corbis (1)<br />
Ab Januar gelten bei vielen Renten neue Regeln. Doch wer<br />
kann dann welche Rente nutzen? Wie Abschläge vermeiden?<br />
Die neuen Renten-Tabellen ab 2011. Seite 4<br />
Das sollten <strong>Sie</strong> vor<br />
31. 12. erledigen<br />
Denn zum Jahreswechsel ändern <strong>sich</strong> zahlreiche<br />
Gesetze – zum Schlechteren S. 11<br />
Der günstigste Weg<br />
zum neuen Auto<br />
Ein neues EU-Recht hilft allen,<br />
die beim Kauf sparen wollen S. 16
geld^recht 12/2010: In dieser Ausgabe<br />
Wann in Rente? Die neuen Tabellen ab 2011 zeigen es S. 4 + + + Privat krankenver<strong>sich</strong>erte Rentner S.9<br />
+ + + 10 Dinge, die <strong>Sie</strong> vor dem Jahreswechsel tun sollten S.11 + + + Hilfen im Haushalt von der Steuer absetzen<br />
S. 12 + + + Günstigerer Autokauf im europäischen Ausland S.16 + + + Register: Alle Themen des Jahres 2010 S. 19<br />
+ + + Was kostet ein Treppenlift? S. 21 + + + Ihre Fragen, Experten antworten S. 22 + + + Musterbrief: Vollmacht S. 24<br />
JETZT SPAREN<br />
Gaspreise<br />
in Bewegung<br />
Mehr als 300 Euro kann<br />
man sparen, wenn man<br />
bei Gas zu einem günstigeren<br />
Anbieter wechselt.<br />
Da die Preise ab 2011<br />
steigen werden, lohnt der<br />
Wechsel umso mehr, das<br />
zeigt der große Test in<br />
der nächsten Ausgabe.<br />
Streit mit<br />
Ärzten<br />
Eine neue Schiedsstelle<br />
zu Patientenverfügungen<br />
soll<br />
helfen, die immer<br />
häufigeren Streitereien<br />
zwischen<br />
Ärzten und Angehörigen<br />
beizulegen.<br />
Hintergrund: Zwar<br />
sind durch das neue<br />
Gesetz die Anforderungen<br />
an Patientenverfügungen<br />
etwas klarer; dennoch<br />
achten viele<br />
Ärzte diese nicht.<br />
Die neue Schiedsstelle<br />
soll hier vermitteln:<br />
✆ (02 31)<br />
7 38 07 30, www.<br />
die-schiedsstelle.de<br />
Vor<strong>sich</strong>t,<br />
Lebensver<strong>sich</strong>erung<br />
Ausgezahlte Policen werden im Erbfall zur Steuerfalle. Deshalb<br />
frühzeitig mit einem kleinen Detail die Police steuerfrei stellen.<br />
Auch wenn die Freibeträge beim<br />
Erben vor Kurzem erst erhöht<br />
wurden (siehe <strong>plus</strong> <strong>Magazin</strong> 9/2010),<br />
sollte jeder, der eine Lebensver<strong>sich</strong>erung<br />
hat, genau rechnen. Denn es sind<br />
gerade ausgezahlte Kapitallebensver<strong>sich</strong>erungen,<br />
die die Erbsumme erst<br />
über die Freigrenze heben. Denn: Zum<br />
Erbe zählen Immobilie, Bargeld und<br />
Wertpapiere, aber auch übertragene<br />
oder ausgezahlte Lebensver<strong>sich</strong>erung.<br />
Doch es gibt einen Kniff, der die<br />
Lebensver<strong>sich</strong>erung im Erbfall steuerfrei<br />
stellt. Keine Steuer wird fällig,<br />
wenn die Police nicht auf den Ver<strong>sich</strong>erungsnehmer<br />
läuft,<br />
sondern auf die<br />
begünstigte<br />
Person. Das<br />
* in Mrd. Euro<br />
1,3*<br />
1991<br />
1,8<br />
1994<br />
heißt zum Beispiel: Ein Mann hat eine<br />
Lebensver<strong>sich</strong>erung als Ab<strong>sich</strong>erung<br />
für die Ehefrau. Läuft die Ver<strong>sich</strong>erung<br />
auf die Frau, kann der Mann weiter die<br />
Beiträge zahlen. Im Todesfall wird<br />
die Police aber steuerfrei ausgezahlt.<br />
Deshalb eventuell Verträge<br />
umschreiben, um die<br />
Erbschaftssteuer zu<br />
umgehen. Dies gilt<br />
3,4<br />
auch, wenn<br />
Kinder die<br />
Begüns tigten<br />
sein sollen. 3,0<br />
2,1<br />
1997<br />
2000<br />
3,8<br />
Immer mehr<br />
Erbschaftssteuer<br />
Summe hat <strong>sich</strong> in<br />
den letzten 20 Jahren<br />
mehr als verdreifacht.<br />
4,7<br />
2003 2006 2009<br />
Fotos: Plainpicture (2), Getty (2), Photothek (1), PR (2)<br />
2 12 / 2010
„Wir brauchen eine klare Pflicht zur<br />
Kennzeichnung bei Lebensmitteln.“<br />
Gerd Billen, Bundesverband Verbraucherzentrale<br />
81<br />
Mrd. Euro<br />
zahlte der Bund<br />
dieses Jahr in<br />
die Rentenkasse<br />
– aus Steuern.<br />
Damit stammt<br />
ein Viertel der<br />
Rente gar nicht<br />
mehr aus Beiträgen,<br />
sondern<br />
aus Steuern.<br />
GETESTET<br />
Gute Cremes<br />
zum Abdecken<br />
Hautunreinheiten,<br />
geplatzte Äderchen,<br />
Flecken<br />
im Ge<strong>sich</strong>t? Dann<br />
helfen spezielle<br />
Abdeckcremes.<br />
Doch welche<br />
Cremes sind<br />
qualitativ gut?<br />
Empfehlenswert<br />
sind diese Abdeckcremes,<br />
so ein Test<br />
mit Frauen über 50:<br />
• Estée Lauder Maximum<br />
Cover Camouflage<br />
Make-up for Face and<br />
Body, etwa 35 Euro.<br />
• Clinique Continuous<br />
Coverage, etwa 23 Euro.<br />
• Vichy dermablend<br />
teintkorrigierendes<br />
Make-up, etwa 15 Euro.<br />
GETESTET<br />
Viele freie Auto-Werkstätten<br />
arbeiten oft mit Mängeln<br />
Freie Werkstätten:<br />
Stundenlohn niedriger,<br />
Qualität auch<br />
Teilweise einhundert Euro verlangen<br />
Markenwerkstätten<br />
an Arbeitslohn je Stunde. Doch<br />
Vor<strong>sich</strong>t: Wer zu freien Werkstätten<br />
wechselt, weil dort oft nur<br />
halb so hohe Stundenlöhne berechnet<br />
werden, erlebt schnell<br />
ein blaues Wunder. Eine Studie<br />
der Stiftung Warentest ergab:<br />
Noch nicht einmal ein Viertel<br />
der Werkstätten fand im Test<br />
alle Fehler. Wer sparen möchte,<br />
sollte bei Marken-Werkstätten<br />
die Preise vergleichen. So<br />
verlangen Opel-Werkstätten 50<br />
bis 71, Renault-Werkstätten 63<br />
bis 100, Toyota 56 bis 95, VW<br />
bis 104 Euro je Stunde. Die<br />
beste Qualität im Test hatten<br />
Mercedes-Werkstätten.<br />
MUSTERKLAGEN<br />
Widersprüche gegen Ver<strong>sich</strong>erer<br />
unbedingt aufrechterhalten<br />
Wer Ver<strong>sich</strong>erungsbeiträge in Raten bezahlt,<br />
also beispielsweise monatlich,<br />
viertel- oder halbjährlich, und gegen die<br />
Zuschläge Widerspruch erhoben hat, sollte<br />
diese unbedingt aufrechterhalten. Die<br />
Verbraucherzentrale Hamburg hat (auch<br />
dank vieler Leser von <strong>plus</strong> <strong>Magazin</strong>) inzwischen<br />
genügend Fälle, um weitere Musterklagen<br />
gegen einzelne Ver<strong>sich</strong>erer führen zu können. Wer<br />
also den eigenen Ver<strong>sich</strong>erer zum Erstatten der<br />
Zuschläge aufgefordert hat, sollte <strong>sich</strong> nicht einschüchtern<br />
lassen, sondern bei der Forderung bleiben<br />
und auf den Ausgang der Musterklagen warten.<br />
<strong>plus</strong> <strong>Magazin</strong> wird weiter darüber berichten.<br />
URTEIL<br />
Altersneutrale<br />
Stellenanzeigen<br />
Stellenanzeigen müssen<br />
altersneutral formuliert<br />
sein, wenn für die Stelle<br />
nicht Jugend Voraussetzung<br />
ist, so jetzt das<br />
Bundesarbeitsgericht.<br />
GETESTET<br />
Gartenscheren<br />
für Frauen<br />
Winter ist die Zeit,<br />
um Pflanzen im Garten<br />
zurückzuschneiden.<br />
Gute Scheren für kleinere<br />
Frauenhände sind:<br />
Produkt Preis*<br />
➦ Gardena-Komfort<br />
Smart Cut 8798<br />
➦ Wolf Garten RS22<br />
➦ Wolf Garten RR22<br />
Quelle: Stiftung Warentest.<br />
URTEIL<br />
Bußgeld für Radler<br />
mit Batterielicht<br />
Fahrradfahrer ris kieren<br />
ein Bußgeld von 10 Euro,<br />
wenn sie ohne normales<br />
Dynamo-Licht unterwegs<br />
sind, sondern<br />
lediglich mit modernen<br />
Batterielichtern, so<br />
das Land gericht München<br />
(17 O 18396/07).<br />
12 / 2010<br />
3
geld ^ recht<br />
Wann ist<br />
künftig<br />
Rente<br />
möglich?<br />
Die neuen Altersgrenzen für alle Renten greifen. Nur wer<br />
im nächsten Jahr, also 2011, in Rente geht, kann das bisherige Recht<br />
noch nutzen. <strong>plus</strong> <strong>Magazin</strong> beantwortet die wichtigsten Fragen<br />
und zeigt die neuen Altersgrenzen für die Renten.<br />
4 12 / 2010
extra<br />
Wer ist von den neuen<br />
Altersgrenzen in der<br />
Rentenver<strong>sich</strong>erung<br />
konkret betroffen?<br />
Jeder Arbeitnehmer, der nicht<br />
1947 oder 1948 geboren wurde<br />
und nicht im nächsten Jahr in<br />
Rente geht, muss <strong>sich</strong> auf andere<br />
Altersgrenzen einstellen.<br />
Was heißt das konkret:<br />
„andere Altersgrenzen“?<br />
Im Zuge der Rente mit 67 steigen<br />
ab 2012 die Altersgrenzen<br />
für alle Renten kontinuierlich<br />
an. Und zwar für jeden Geburtsjahrgang<br />
um einen Monat. Das<br />
heißt, man muss entweder länger<br />
arbeiten, um überhaupt eine<br />
bestimmte Altersgrenze zu erreichen,<br />
ab der eine spezielle<br />
Rente möglich ist. Oder man<br />
muss höhere Abschläge hinnehmen,<br />
wenn man eine bestimmte<br />
Rente wie bisher zu<br />
einem bestimmten Zeitpunkt<br />
in Anspruch nehmen möchte.<br />
Für welche Renten<br />
gibt es neue Altersgrenzen<br />
überhaupt?<br />
Für alle Renten. Das heißt für die<br />
normale Regelaltersrente ohne<br />
Abschlag, die es bisher mit 65<br />
gibt; für die Rente für langjährig<br />
Ver<strong>sich</strong>erte und für die Renten<br />
wegen Erwerbsminderung<br />
beziehungsweise für Schwerbehinderte.<br />
Für jede Rente steigen<br />
die Altersgrenzen ab 2012 an.<br />
Oder anders ausgedrückt: Nur<br />
noch 2011 können diese Renten<br />
nach dem bisher geltenden Rentenrecht<br />
bezogen werden.<br />
Was ist mit den anderen Renten,<br />
der speziellen Rente für<br />
Frauen, der nach Arbeitslosigkeit<br />
bzw. Altersteilzeit?<br />
Diese Renten sind nur noch<br />
2011 möglich. Ab 2012 fallen<br />
diese Renten entweder sofort<br />
weg oder die Renten laufen<br />
allmählich aus.<br />
Stichwort Regelaltersrente –<br />
was passiert hier konkret?<br />
Bisher ist diese Rente ab dem<br />
65. Geburtstag möglich. Das<br />
heißt, ab dem Monatsbeginn<br />
nach dem 65. Geburtstag hat<br />
man bisher Anspruch auf diese<br />
Rente ohne Abschlag. Dies ist<br />
künftig nicht mehr möglich. Das<br />
heißt, die abschlagsfreie Rente<br />
gibt es dann je Geburtsjahr jeweils<br />
einen Monat später. Wer<br />
also beispielsweise Januar 1948<br />
geboren ist, erhält diese Rente<br />
nicht mehr zum 1. Februar<br />
2013, sondern erst zum 1. März<br />
2013. Wer im Januar 1949 geboren<br />
ist, erhält sie erst zum 1.<br />
April 2014 usw. Das heißt, jeder<br />
Jahrgang muss einen Monat<br />
länger arbeiten.<br />
Und wer nicht länger<br />
arbeiten will, was ist dann?<br />
Dann führen die neuen Altersgrenzen<br />
dazu, dass die Abschläge<br />
steigen. Wer also beispielsweise<br />
im Januar 1948 geboren<br />
ist, erhielt eigentlich zum 1. Februar<br />
2013 die Regelaltersrente<br />
ohne Abschläge, muss aber jetzt<br />
bis 1. März 2013 warten. Wer<br />
trotzdem am 1. Februar 2013<br />
die Regelaltersrente erhalten<br />
WEST<br />
487<br />
989<br />
Frauen<br />
Männer<br />
701<br />
Frauen<br />
1086<br />
Männer<br />
möchte, muss jetzt 0,3 % Abschlag<br />
hinnehmen (siehe dazu<br />
die neuen Renten-Tabellen auf<br />
den folgenden Seiten).<br />
Aber es heißt doch immer,<br />
dass es weiter mit 65 die<br />
Altersrente geben soll – ohne<br />
Abschläge. Stimmt das denn?<br />
Ja, aber nur mit Einschränkung.<br />
Um weiter mit 65 eine Rente<br />
ohne Abschläge erhalten zu können,<br />
sind ab 2012 45 Beitragsjahre<br />
in der Rentenver<strong>sich</strong>erung<br />
nötig. Wer diese nicht hat, muss<br />
Abschläge hinnehmen. Und: Für<br />
diese 45 Jahre zählen nur normale<br />
Beitragszeiten, nicht aber<br />
zum Beispiel Zeiten der Arbeitslosigkeit.<br />
Das heißt, nur ganz<br />
wenige Arbeitnehmer werden<br />
weiterhin exakt mit dem 65.<br />
Geburtstag ohne Abschläge<br />
Rente erhalten.<br />
Was ist mit der speziellen<br />
Altersrente für Frauen?<br />
Die ist nur noch für Frauen möglich,<br />
die 2011 ihren 60. Geburtstag<br />
feiern, also 1951 oder früher<br />
geboren wurden. Frauen,<br />
die später geboren sind, können<br />
diese Rente nicht mehr beantragen.<br />
Und: Diese Frauenrente<br />
mit dem 60. Geburtstag gab<br />
es dann auch nur mit bis zu 18<br />
Prozent Rentenabschlag.<br />
Gibt es dann ab 2012 überhaupt<br />
noch eine spezielle<br />
Rente für Frauen?<br />
Im Osten etwas<br />
höhere Rente<br />
Aber: Im Westen<br />
weniger als 500<br />
Euro im Monat<br />
für Frauen.<br />
Altersrenten<br />
in Euro je Monat<br />
OST<br />
Quelle: Deutsche Rentenver<strong>sich</strong>erung.<br />
Höchste Rente für<br />
langjährig Ver<strong>sich</strong>erte<br />
Rentenhöhe<br />
in Euro je Monat<br />
Frauen<br />
WESTDEUTSCHLAND<br />
Altersrenten<br />
487<br />
989<br />
Regel-Altersrente<br />
236<br />
564<br />
Bei Erwerbsminderung<br />
666<br />
757<br />
Wegen Arbeitslosigkeit<br />
466<br />
843<br />
Für langjährig Ver<strong>sich</strong>erte<br />
528<br />
1.173<br />
OSTDEUTSCHLAND<br />
Altersrenten<br />
701<br />
1.086<br />
Regel-Altersrente<br />
642<br />
1.148<br />
Männer<br />
Bei Erwerbsminderung<br />
683<br />
656<br />
Wegen Arbeitslosigkeit<br />
732<br />
1.037<br />
Für langjährig Ver<strong>sich</strong>erte<br />
617<br />
1.107<br />
Quelle: Deutsche Rentenver<strong>sich</strong>erung.<br />
12 / 2010<br />
5
geld ^ recht<br />
Nein. Ab 2012 sind alle Renten<br />
für beide Geschlechter gleich.<br />
Was ist mit den Renten nach<br />
Arbeitslosigkeit?<br />
Auch diese vorgezogene Rente<br />
entfällt allmählich. Die Rente<br />
nach Arbeitslosigkeit ist nur<br />
noch möglich für alle, die 1951<br />
oder früher geboren wurden; sie<br />
haben noch bis einschließlich<br />
2014 die Chance, diese vorgezogene<br />
Rente mit dem 63. Geburtstag<br />
zu nutzen.<br />
Und was ist danach, wenn<br />
man dann kurz vor der Rente<br />
arbeitslos wird?<br />
Dann hat man nur die Möglichkeit,<br />
eine andere Rente zu beantragen.<br />
Und wenn zwischen<br />
dem Auslaufen des maximalen<br />
Arbeitslosengeldes (24 Monate)<br />
und dem frühestmöglichen Rentenbeginn<br />
einige Monate (oder<br />
Jahre) liegen, so bleibt einem<br />
nichts anderes übrig, als entweder<br />
Hartz IV zu beantragen<br />
bzw., falls man dieses wegen<br />
Ersparnissen nicht erhält, von<br />
den Rücklagen bis zum Rentenbeginn<br />
zu leben.<br />
Was ist mit der Rente nach<br />
Altersteilzeit?<br />
Die gibt es auch 2011 und danach<br />
noch. Aber nur für diejenigen,<br />
die bereits Ende 2009<br />
einen Altersteilzeit-Vertrag unterschrieben<br />
haben und derzeit<br />
in Altersteilzeit beschäftigt sind<br />
Die normale Altersrente<br />
Nur wer 1946 und 47 geboren ist, kann genau mit 65 ohne Abschlag in Rente. Wer später<br />
geboren ist, muss Monate länger warten, bevor Rente ohne Abschlag möglich ist.<br />
1946 0<br />
1947 (+1)<br />
3,6 0<br />
2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026<br />
1948 (+2)<br />
7,2 3,6 0<br />
1949 (+3)<br />
10,8 7,2 3,6 0<br />
1950 (+4)<br />
14,4 10,8 7,2 3,6 0<br />
1951 (+5)<br />
18,0 14,4 10,8 7,2 3,6 0<br />
(Arbeits- oder Freizeitphase).<br />
Für diejenigen ist diese vorgezogene<br />
Rente nach der Altersteilzeit<br />
noch möglich. Das<br />
heißt aber auch, dass auch diese<br />
Rente entfällt, wenn die letzten,<br />
die derzeit noch in Altersteilzeit<br />
sind, spätestens 2014 diese<br />
1952 (+6)<br />
— 18,0 14,4 10,8 7,2 3,6 0<br />
Rente erreicht haben. Für die<br />
Rente nach Altersteilzeit gilt damit<br />
Ähnliches wie für die Rente<br />
nach Arbeitslosigkeit.<br />
Erhält man diese Renten<br />
denn noch ohne Abschläge?<br />
Nein. Sofern man noch Anspruch<br />
auf eine dieser Renten<br />
1953 (+7)<br />
18,0 14,4 10,8 7,2 3,6 0<br />
Die neuen<br />
Grenzen für<br />
die Rente<br />
sind fair, da<br />
wir alle älter<br />
werden und<br />
nur so die<br />
Rente für alle<br />
auf Dauer<br />
finanzierbar<br />
bleibt.<br />
Ursula von der Leyen,<br />
Bundesarbeitsministerin<br />
1954 (+8)<br />
18,0 14,4 10,8 7,2 3,6 0<br />
1955 (+9)<br />
18,0 14,4 10,8 7,2 3,6 0<br />
1956 (+10)<br />
18,0 14,4 10,8 7,2 3,6 0<br />
1957 (+11) 1)<br />
18,0 14,4 10,8 7,2 3,6 0<br />
1958<br />
Abschläge beziehen<br />
18,0 14,4 10,8 7,2 3,6 0<br />
<strong>sich</strong> auf volle<br />
1959 (+1)<br />
Jahre, werden<br />
18,0 14,4 10,8 7,2 3,6 0<br />
1960 (+2)<br />
aber auf den<br />
Monat berechnet.<br />
18,0 14,4 10,8 7,2 3,6 0<br />
LESEBEISPIEL: Wer 1950 geboren wurde, kann mit 65 in Rente ohne Abschläge gehen; aber nicht wie bisher mit dem<br />
65. Geburtstag, sondern erst 4 Monate (+4) danach. Wer also am 2. März 1950 geboren wurde, nicht am 1. April 2015, sondern<br />
erst am 1. Juli 2015. Für alle ab 1958 hat <strong>sich</strong> dadurch der abschlagsfreie Rentenbeginn bereits um 1 Jahr verschoben,<br />
also statt mit 65 erst mit 66. Bei den dann folgenden Geburtsjahren erhöht <strong>sich</strong> der Beginn der abschlagsfreien Rente weiter<br />
je Geburtsjahr um einen weiteren Monat, für 1959 Geborene also um einen Monat über den 66. Geburtstag hinaus.<br />
6 12 / 2010
extra<br />
hat, erhält man diese dennoch<br />
nur mit Abschlägen. Und zwar<br />
0,3 % je Monat, den man diese<br />
Rente vor dem 65. Geburtstag<br />
in Anspruch nimmt.<br />
Was ist mit den Renten<br />
für Schwerbehinderte bzw.<br />
für Erwerbsgeminderte?<br />
Für langjährig Ver<strong>sich</strong>erte<br />
Wer 35 Beitragsjahre hat, konnte bisher mit 63 in Rente und bekam dafür 7,2 %<br />
abgezogen. Künftig ist dies weiter mit 63 möglich, aber die Abschläge steigen.<br />
1946<br />
1947<br />
1948 7,2<br />
2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026<br />
1949<br />
7,5<br />
1950<br />
7,8<br />
1951<br />
8,1<br />
1952<br />
8,4<br />
1953<br />
8,7<br />
1954<br />
9,0<br />
Auch bei diesen Renten steigen<br />
die Altersgrenzen für jeden neuen<br />
Geburtsjahrgang um einen<br />
Monat an. Das heißt: Die Rente<br />
für Schwerbehinderte wird<br />
es dann nicht mehr mit dem<br />
60. Geburtstag, sondern erst<br />
mit dem 62. Geburtstag geben.<br />
1955<br />
9,3<br />
1956<br />
9,6<br />
1957<br />
9,9<br />
1958<br />
10,2<br />
Auch hier werden<br />
die Abschläge auf<br />
den Monat genau<br />
berechnet. Je<br />
Monat sind dies<br />
0,3 % Abschlag.<br />
1959<br />
10,5<br />
1960<br />
10,8<br />
LESEBEISPIEL: Wer 1948 geboren ist, kann 2011 noch mit dem 63. Geburtstag die Rente für langjährig Ver<strong>sich</strong>erte<br />
beantragen, wenn man 35 Beitragsjahre in der Rentenver<strong>sich</strong>erung hat. Dies ist aber 2011 zum letzten Mal möglich.<br />
Ab dann steigt die Altersgrenze für jeden Geburtsjahrgang um einen Monat an. Das heißt, wer 1949 geboren ist, kann erst<br />
mit 63 und einem Monat diese Rente beantragen. Oder anders ausgedrückt, der Abschlag steigt je Geburtsjahr<br />
um 0,3 % an. Die Tabelle zeigt die Abzüge zurückgerechnet auf den 63. Geburtstag.<br />
Ab 2012 haben wir<br />
den sanften Einstieg<br />
in die Rente mit 67.<br />
Volker Kauder, Chef CDU/CSU-Bundestagsfraktion<br />
Die Altersgrenze für die Rente<br />
für Erwerbsgeminderte wiederum<br />
steigt vom 63. auf den 65.<br />
Geburtstag an – ebenfalls einen<br />
Monat je Geburtsjahrgang.<br />
Heißt das denn, es gibt beispielsweise<br />
die Rente wegen<br />
Erwerbsminderung dann nicht<br />
mehr, wenn man jünger ist?<br />
Natürlich gibt es diese Rente<br />
auch noch weiter, wenn man<br />
jünger und erwerbsgemindert<br />
ist. Das Verschieben der Altersgrenze<br />
bei diesen Renten betrifft<br />
die abschlagsfreie Rente. Maßgeblich<br />
für diese Rente bleibt<br />
aber weiter der Grad der Behinderung<br />
bzw. die tatsächliche Arbeitsfähigkeit<br />
in Stunden je Tag.<br />
Erhalten bleibt dabei auch die<br />
Möglichkeit, eine Rente wegen<br />
teilweiser Erwerbsminderung<br />
zu erhalten.<br />
Werden mit den Altersgrenzen<br />
die Bedingungen für eine<br />
bestimmte Rente verschärft?<br />
Nein. Die Bedingungen für eine<br />
bestimmte Rente, also beispielsweise<br />
die notwendigen Wartezeiten,<br />
werden nicht verändert.<br />
Nur die Altersgrenzen werden<br />
nach hinten geschoben.<br />
Was ist mit den Abschlägen?<br />
Auch diese bleiben unverändert<br />
in der Höhe. Das heißt, für jeden<br />
Monat, den man vor der<br />
neuen Altersgrenze eine Rente<br />
beansprucht, werden weiterhin<br />
0,3 % der Rente abgezogen.<br />
Diese Kürzung bleibt weiter lebenslang<br />
erhalten. Das heißt, sie<br />
wird nicht (!) reduziert, wenn<br />
das offizielle Rentenalter entsprechend<br />
den neuen Tabellen<br />
erreicht wird.<br />
12 / 2010<br />
7
geld ^ recht<br />
Und der maximale Abschlag?<br />
Der beträgt auch mit den neuen<br />
Rententabellen weiter 18 Prozent.<br />
Wer also fünf Jahre vor<br />
der neuen Altersgrenze eine<br />
bestimmte Rente in Anspruch<br />
nimmt, erhält weiter 18 Prozent<br />
Rentenkürzung – lebenslang.<br />
Gibt es Ausnahmen bei den<br />
neuen Rententabellen?<br />
Nein. Zahlreiche Sonderregeln,<br />
die es z. B. bei den Renten nach<br />
Arbeitslosigkeit (Stichwort<br />
58er-Regel) oder nach Altersteilzeit<br />
gab, entfallen automatisch<br />
mit dem Wegfall dieser<br />
Renten. Letztlich führen die<br />
neuen Rententabellen dazu,<br />
dass in wenigen Jahren nur<br />
noch die normale Regelaltersrente,<br />
die Rente für langjährig<br />
bzw. besonders langjährig Ver<strong>sich</strong>erte<br />
(45 Beitragsjahre) sowie<br />
die Rente wegen Erwerbsminderung<br />
möglich sind.<br />
Gibt es denn bei den<br />
neuen Rententabellen<br />
keinen Vertrauensschutz?<br />
Vertrauensschutz haben nur die<br />
Jahrgänge, die bisher sehr nahe<br />
am Rentenbeginn waren, also<br />
für alle, die zwischen 1945 und<br />
1948 geboren sind. Hier gelten<br />
teilweise von Geburtsmonat zu<br />
Geburtsmonat unterschiedliche<br />
Altersgrenzen. Wer aber beispielsweise<br />
1955 geboren wurde<br />
und immer plante, mit dem 60.<br />
Geburtstag, also 2015, in Rente<br />
zu gehen, kann <strong>sich</strong> nicht auf<br />
Vertrauensschutz berufen, sondern<br />
muss einige Monate länger<br />
arbeiten. Dies gilt <strong>selbst</strong> dann,<br />
wenn in früheren Renten-Informationen<br />
der gesetzlichen<br />
Rentenver<strong>sich</strong>erung ein anderer<br />
möglicher Rentenbeginn gestanden<br />
haben mag als in den<br />
neuen Rententabellen.<br />
Spätere Rente für Kranke<br />
Wer erwerbsgemindert oder sogar schwerbehindert ist, muss ab 2011 länger warten,<br />
bis auf Dauer die entsprechende Altersrente möglich ist. Die Grenze steigt um 2 Jahre.<br />
1946<br />
1947<br />
1948 E<br />
2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026<br />
1949<br />
E<br />
1950<br />
E<br />
1951 S E<br />
1952<br />
S E<br />
1953<br />
S E<br />
1954<br />
S E<br />
1955<br />
S E<br />
1956<br />
S E<br />
1957<br />
S E<br />
Auch für alle Erwerbsgeminderte<br />
(E) und Schwerbehinderte<br />
(S) steigen<br />
die Altersgrenzen<br />
kontinuierlich an.<br />
1958<br />
S E<br />
1959<br />
S E<br />
1960<br />
S E<br />
LESEBEISPIEL: Wer 1951 geboren ist, kann mit 60 weiter die Rente für Schwerbehinderte beantragen und mit 63 die<br />
Altersrente wegen Erwerbsminderung. Aber: Ab 2012 steigen die Grenzen um einen Monat je Geburtsjahr an. Das heißt:<br />
Wer 1951 geboren ist, muss bis zum 60. Geburtstag und 4 Monate warten. Wichtig: Diese Rente gibt es nur mit Abschlägen<br />
von 0,3 % je Monat. Die Altersgrenze für diese Renten steigt auf den 62. bzw. den 65. Geburtstag an.<br />
Kann man <strong>sich</strong> nicht auf<br />
diese Planungen bzw. Renten-Informationen<br />
berufen?<br />
Nein. Renten-Informationen<br />
beinhalten nur „unverbindliche“<br />
Daten. Maßgeblich sind<br />
immer die Altersgrenzen bzw.<br />
Gesetze, die zum Zeitpunkt des<br />
Rentenantrags gelten.<br />
„ Mit den neuen<br />
Altersgrenzen<br />
machen wir<br />
die gesetzliche<br />
Rente <strong>sich</strong>er<br />
für die Zukunft.<br />
“<br />
Angela Merkel, Bundeskanzlerin<br />
Fotos: Plainpicture (2)<br />
8 12 / 2010
HINZU-<br />
V<br />
RENTEN-<br />
URTEILE U<br />
RENTEN-<br />
STEUER<br />
BEITRAGS-<br />
ZEITEN<br />
KRANKEN-<br />
KASSE<br />
extra<br />
GUTE TIPPS<br />
Privat krankenver<strong>sich</strong>erte Rentner<br />
Wer in Rente geht und privat krankenver<strong>sich</strong>ert ist, hat meist höhere Kosten zu<br />
tragen als gesetzlich Ver<strong>sich</strong>erte. Wichtig aber ist, nicht nur auf die Rente zu achten,<br />
sondern auch auf sonstige Einnahmen. Denn darauf zahlt man keine Zusatzbeiträge.<br />
RENTEN-<br />
ANTRAG<br />
ALTERS-<br />
RENTE<br />
Kein<br />
Wechsel<br />
Generell gilt: Wer am Ende des Berufslebens privat krankenver<strong>sich</strong>ert war (z. B.<br />
Beamte, Selbstständige, aber auch Angestellte mit höherem Einkommen), bleibt<br />
dies auch als Rentner. Zwar gibt es im System der gesetzlichen Rente die Krankenver<strong>sich</strong>erung<br />
der Rentner. Aber diese gilt nur für gesetzlich Ver<strong>sich</strong>erte.<br />
ERWERBS-<br />
MINDERUNG<br />
FRÜH-<br />
RENTEN<br />
Mit dem<br />
Antrag<br />
Ob man auch in der Rente privat oder gesetzlich krankenver<strong>sich</strong>ert ist, das<br />
entscheidet <strong>sich</strong> mit dem Rentenantrag. Das heißt: Die Rentenkasse prüft,<br />
welches Krankenver<strong>sich</strong>erungssystem zuständig ist. Maßgeblich ist nicht der<br />
Status des Rentenbeginns, sondern die zweite Hälfte des Berufslebens.<br />
HINTER-<br />
BLIEBENE<br />
Nur ein<br />
Beitrag<br />
Wesentlich für privat krankenver<strong>sich</strong>erte Rentner ist, dass sie in der Rente nur<br />
einen Beitrag für ihre Krankenver<strong>sich</strong>erung bezahlen müssen. Das heißt, während<br />
viele gesetzlich Ver<strong>sich</strong>erte Beiträge zur Krankenkasse von der Rente, aber<br />
auch zusätzlich von weiteren Einnahmen wie Betriebsrente, Zinsen, Lebensver<strong>sich</strong>erung,<br />
Miete zahlen müssen, haben Privatver<strong>sich</strong>erte nur einen Beitrag.<br />
VERDIENST<br />
Höherer<br />
Beitrag<br />
Der Beitrag für die private Police orientiert <strong>sich</strong> deshalb nicht (!) an der Höhe der<br />
Einkünfte oder dem gesetzlich festgelegten Beitragssatz der Krankenkasse, sondern<br />
nur anhand des eigenen Ver<strong>sich</strong>erungsvertrags. Zwar ist der private Beitrag<br />
oft höher. Gleichzeitig entfallen aber doppelte oder dreifache Beiträge (siehe oben).<br />
Zuschuss<br />
der Kasse<br />
Jeder privat krankenver<strong>sich</strong>erte Rentner erhält mit der gesetzlichen Rente<br />
auch einen Zuschuss zur privaten Krankenver<strong>sich</strong>erung ausgezahlt. Dieser<br />
Zuschuss errechnet <strong>sich</strong> aber nicht nach der Hälfte<br />
des tatsächlichen, individuellen Ver<strong>sich</strong>erungsbeitrags,<br />
sondern ist eine rechnerische Größe.<br />
Mehr als 700 Fragen rund um Ihre Rente enthält unser aktuelles<br />
Sonderheft Rente 2011. Kompakt und verständlich beantworten<br />
Experten alle Fragen. Rente 2011, ab sofort am Kiosk für<br />
4,95 Euro oder bequem per Telefon: (01 80) 5 26 01 47.
geld ^ recht<br />
Höhe des<br />
Zuschusses<br />
Die Höhe des Zuschusses beträgt 50 % des Beitrags der Krankenver<strong>sich</strong>erung<br />
der Rentner, maximal die Hälfte des Beitrags zur privaten Ver<strong>sich</strong>erung.<br />
In der Regel liegt der Zuschuss aber deutlich unter 50 % des tatsächlich zu<br />
zahlenden Beitrags. Denn der hängt nur vom jeweiligen Vertrag ab.<br />
Geringerer<br />
Beitrag<br />
Dennoch sollte jeder privat ver<strong>sich</strong>erte Rentner darauf achten, ob der<br />
Beitrag zur privaten Ver<strong>sich</strong>erung mit Rentenbeginn sinkt. Denn in normalen<br />
Verträgen zur privaten Krankenver<strong>sich</strong>erung ist auch ein Anteil für Krankengeld.<br />
Das wird aber mit Rentenbeginn nicht mehr benötigt.<br />
Beiträge<br />
zu hoch?<br />
Da die privaten Verträge nur das jeweilige Risiko abdecken (und das steigt<br />
mit dem Alter) explodieren viele private Krankenver<strong>sich</strong>erungsbeiträge im<br />
Alter (trotz der Altersrückstellungen, die die Unternehmen per Gesetz<br />
anlegen müssen. In diesem Fall kann jeder Rentner aber den Vertrag ändern.<br />
Vertrag<br />
anpassen<br />
Anders als gesetzlich Ver<strong>sich</strong>erte können privat Krankenver<strong>sich</strong>erte ihre<br />
Verträge individuell verändern. Das heißt: Leistungen aufstocken oder auch<br />
absenken. Wer also beispielsweise keinen Wert auf Chefarzt-Behandlung<br />
oder Einzelzimmer legt, kann diese Leistungen individuell reduzieren und<br />
damit sofort Ver<strong>sich</strong>erungsbeiträge sparen.<br />
Standardtarif<br />
Wer möchte, kann den privaten Krankenver<strong>sich</strong>erungsvertrag auch<br />
so weit verändern, dass exakt die Leistungen der gesetzlichen Kasse<br />
übernommen werden. Diesen Standard-Tarif müssen alle Ver<strong>sich</strong>erer<br />
anbieten. Auch darüber lassen <strong>sich</strong> weitere Beiträge einsparen, falls<br />
in Rente die Last der Krankenver<strong>sich</strong>erung zu hoch sein sollte.<br />
Kein Zusatzbeitrag<br />
Nicht vergessen werden sollte auch, dass privat krankenver<strong>sich</strong>erte Rentner<br />
keine Zusatzbeiträge befürchten müssen, die die gesetzlichen Krankenkassen<br />
teilweise schon erheben. Insofern wird <strong>sich</strong> die eventuell noch<br />
vorhandene Kluft bei den Beiträgen weiter reduzieren. Im Gegenzug<br />
müssen Privatver<strong>sich</strong>erte aber davon ausgehen, dass die Beiträge steigen.<br />
Höhere<br />
Kosten<br />
10 <strong>plus</strong> <strong>Magazin</strong> 12/2010<br />
Da auch bei den gesetzlichen Krankenkassen künftige höhere Gesundheitskosten<br />
nach der jüngsten Reform ausschließlich von den<br />
Ver<strong>sich</strong>erten übernommen werden müssen, dürften <strong>sich</strong> die Ver<strong>sich</strong>erungskosten<br />
angleichen. Mit dem Unterschied, dass privat Krankenver<strong>sich</strong>erte<br />
im Zweifel weiter die besseren Leistungen erhalten.<br />
UND DAS SIND DIE NÄCHSTEN FOLGEN:<br />
PFLEGEURTEILE FÜR DIE RENTE<br />
STEUERERKLÄRUNG 2011<br />
Fotos: Bine Bellmann (2)
extra<br />
10 Dinge,<br />
die <strong>Sie</strong> dieses Jahr noch erledigen sollten<br />
Wie jedes Jahr ändern <strong>sich</strong> mit dem Jahreswechsel diverse Fristen und<br />
Rechte. Wer bis 31. 12. handelt, kann viel Geld sparen.<br />
Foto: Stock Illustration Source (1)<br />
✔Lohnsteuerkarte<br />
Für 2011 wurde keine Papier-<br />
Lohnsteuerkarte mehr ausgestellt.<br />
Sämtliche Daten der<br />
Steuerkarte 2010 werden automatisch<br />
für 2011 übernommen.<br />
Deshalb unbedingt die Freibeträge<br />
prüfen und gegebenenfalls<br />
ändern bzw. beantragen<br />
(beim Finanzamt). Freibeträge<br />
sind möglich bei außergewöhnlichen<br />
Belastungen, Fahrtkosten<br />
zur Arbeitsstelle usw.<br />
✔ Freistellungsauftrag<br />
Auf diesem muss jetzt auch<br />
die Steuer-ID angegeben werden.<br />
Sonst wird der Sparer-<br />
Pauschbetrag nicht mehr gewährt.<br />
Freistellungsaufträge<br />
kann man auch splitten, z. B.<br />
für Hausbank und Lebensver<strong>sich</strong>erung,<br />
um die Zinssteuer<br />
deutlich zu reduzieren.<br />
✔Riester-Zulage<br />
Bis Ende 2010 können noch die<br />
Zulagen für 2008 beantragt werden.<br />
Andernfalls verfallen diese.<br />
Seit 2008 gibt es pro Person<br />
und Jahr 154 Euro Grundzulage,<br />
Zulagen für Kinder können<br />
hinzukommen.<br />
✔Strom und Gas<br />
Zum Jahreswechsel 2011 soll<br />
Gas um bis zu 13 %, Strom<br />
um bis zu 6 % teurer werden.<br />
Grund: 2010 stiegen die Einkaufskosten<br />
der Versorger. Aber<br />
nur ein Drittel hat dies an die<br />
Kunden weitergegeben. Deshalb<br />
zu günstigeren Anbietern<br />
wechseln. Gute Vergleiche liefert<br />
www.verivox.de<br />
✔Kfz-Ver<strong>sich</strong>erung<br />
Einen Autounfall kann man bis<br />
zum Jahresende bei der Ver<strong>sich</strong>erung<br />
nachmelden. Das ist<br />
dann interessant, wenn man<br />
den Schaden bisher <strong>selbst</strong> finanziert<br />
hat, zum Beispiel um<br />
den Rabatt zu retten.<br />
✔ Ausgaben vorziehen<br />
Das lohnt <strong>sich</strong> vor allem, wenn<br />
feststeht, dass man 2011 wesentlich<br />
niedrigere Einkünfte<br />
haben wird, zum Beispiel weil<br />
man in Rente geht. Auf diese<br />
Weise drückt man 2010 die noch<br />
höhere Steuerlast.<br />
✔Zahnersatz<br />
Wer gesetzlich krankenver<strong>sich</strong>ert<br />
ist, sollte die letzten<br />
Tage des Jahres für eine Kontrolle<br />
beim Zahnarzt nutzen.<br />
Wurden die Routineuntersuchungen<br />
regelmäßig absolviert<br />
(Bonusheft), erhält man höhere<br />
Zuschüsse bei Zahnersatz!<br />
✔Keine Zuzahlung<br />
Chronisch Kranke und Ver<strong>sich</strong>erte<br />
mit hohen Zuzahlungen<br />
für Arzt und Medikamente<br />
sollten gleich zu Anfang des<br />
Jahres eine Befreiung von den<br />
Zuzahlungen beantragen. Die<br />
Belastungsgrenze liegt bei zwei<br />
bzw. einem Prozent (chronisch<br />
Kranke) des jährlichen Haushaltsbruttoeinkommens<br />
und gilt nicht über<br />
den Jahreswechsel<br />
hinweg. Tipp:<br />
Wer den Anteil an<br />
Zuzahlungen im Voraus<br />
an die Kranken-<br />
kasse überweist, spart <strong>sich</strong> das<br />
Sammeln der Quittungen und<br />
erhält vorab die Befreiung.<br />
✔Nebenkosten<br />
Als Mieter sollte man die Nebenkosten-Abrechnung<br />
jetzt einfordern,<br />
wenn man <strong>sich</strong>er ist, dass<br />
man zu viel gezahlt hat und deshalb<br />
eine Erstattung erwartet<br />
wird. Wichtig: Die Verjährungsfrist<br />
endet immer drei Jahre ab<br />
Jahresende: Für das Jahr 2007<br />
setzt die Verjährung also am 31.<br />
Dezember 2010 ein.<br />
✔Außenstände<br />
Wer <strong>selbst</strong> Gläubiger ist, sollte<br />
<strong>sich</strong> mit dem Eintreiben von<br />
Geld beeilen. Schulden verjähren<br />
nach drei Jahren: Ende<br />
2010 sind also Außenstände aus<br />
2007 in Gefahr! Zeit gewinnen<br />
kann man mit einem gerichtlichen<br />
Mahnverfahren oder einer<br />
Klage. Dann kann 30 Jahre<br />
lang vollstreckt werden.<br />
Das ändert <strong>sich</strong><br />
BEITRAG STEIGT<br />
Die gesetzlichen Krankenkassen<br />
verlangen ab 2011<br />
auf Dauer 15,5 % Beitrag;<br />
Arbeitnehmer zahlen<br />
8,2 % vom Bruttolohn,<br />
Arbeitgeber 7,3 %. Sollten<br />
die Kosten im Gesundheitswesen<br />
weiter<br />
steigen, zahlen dies nur<br />
Ver<strong>sich</strong>erte.<br />
MINUS IM ALTER<br />
Dieser höhere Beitragssatz<br />
trifft besonders<br />
Rentner. Von der Rente<br />
werden ab Januar statt 7,9<br />
nun 8,2 % abgezogen; auf<br />
Betriebsrenten und Direktver<strong>sich</strong>erungen<br />
sogar<br />
der volle Satz von 15,5 %<br />
(<strong>plus</strong> evtl. Zusatzbeitrag).<br />
BANK-GEBÜHREN<br />
Ab 15. 1. 2011 sollen an<br />
Geldautomaten die Gebühren<br />
fürs Abheben angezeigt<br />
werden (bei fremden<br />
Automaten). Verweigert<br />
die jeweilige Bank dies,<br />
dann einen anderen Automaten<br />
suchen.<br />
12 / 2010<br />
11
geld ^ recht<br />
Hilfen im Haus<br />
clever absetzen<br />
Ob Putzfrau oder im Garten – wer geschickt<br />
vorgeht, kann eine Haushaltshilfe offiziell<br />
beauftragen und erhält die meisten Kosten<br />
über die Steuer wieder zurück.<br />
Ob Garten umgraben, Fenster<br />
putzen oder bügeln – manche<br />
Arbeiten kann oder will<br />
man mit den Jahren nicht mehr machen.<br />
Und schnell ist dann der Gedanke<br />
da, „schwarz“ eine Hilfe zu<br />
beschäftigen. „Doch“, sagt die <strong>plus</strong><br />
<strong>Magazin</strong>-Expertin und Steuerberaterin<br />
Gabriele Prasser, „damit verschenken<br />
gerade Rentner eine gute<br />
Chance, um ihre Steuerlast zu drücken.“<br />
Denn, was viele nicht wissen:<br />
Die meisten Kosten für Hilfen<br />
Schwarzarbeit<br />
lohnt meist nicht<br />
in Haus und Garten kann man voll<br />
absetzen, wenn man offiziell jemand<br />
beschäftigt. Die Beispiele auf<br />
den nächsten Seiten zeigen dies.<br />
Absetzbar sind insgesamt diese Kosten<br />
im Jahr:<br />
• Bei Haushaltshilfen auf Basis eines<br />
400-Euro-Jobs: 20 Prozent der Kosten,<br />
maximal aber 510 Euro.<br />
• Bei angestellten Hilfen, haushaltsnahen<br />
Dienstleistungen und außergewöhnlichen<br />
Belastungen: 20 Prozent<br />
der Gesamtkosten, maximal<br />
aber bis zu 4.000 Euro.<br />
• Bei Handwerkerleistungen: ebenfalls<br />
20 Prozent der Personalkosten,<br />
maximal 1.200 Euro. Nicht anerkannt<br />
werden Materialkosten.<br />
Maßgeblich ist bei Hilfen im Haushalt<br />
also die Art der Beschäftigung<br />
und die Dauer. Das Finanzamt unterscheidet<br />
dabei, ob die Hilfe als<br />
Selbstständige arbeitet, dann sind<br />
als haushaltsnahe Dienstleistung<br />
deutlich höhere Beträge absetzbar.<br />
Oder ob man die Hilfe als 400-Euro-Kraft<br />
beschäftigt.<br />
Interessant ist, dass in der Regel<br />
die höheren Kosten durch Sozialabgaben<br />
(z. B. beim Mini-Job)<br />
durch die Steuer-Ersparnis<br />
wettgemacht werden. Vor<br />
allem für Rentner, die<br />
knapp über der Grenze<br />
zur Steuerpflicht liegen,<br />
sind Haushaltshilfen<br />
eine gute<br />
Chance, keine<br />
Steuern mehr<br />
auf die Rente<br />
zu zahlen.<br />
Meist ist<br />
es lukrativ,<br />
Hilfen offiziell<br />
anzumelden,<br />
um Steuern<br />
zu sparen<br />
12 12 / 2010
extra<br />
Wenn <strong>Sie</strong> eine Putzfrau haben<br />
Die wichtigsten Regeln, wenn Ihnen jemand stundenweise im eigenen<br />
Haushalt putzt, bügelt oder sonst irgendwie hilft.<br />
Der Arbeitsvertrag<br />
Da die Hilfe stundenweise<br />
kommt und pro<br />
Stunde z. B. 10 Euro erhält,<br />
wird der Lohn je Monat<br />
unter 400 Euro liegen.<br />
In diesem Fall empfiehlt<br />
<strong>sich</strong> ein Mini-Job. Private<br />
Arbeitgeber bezahlen<br />
dafür neben dem vereinbarten<br />
Stundenlohn<br />
pauschal 14,27 Prozent<br />
Steuern und Sozialabgaben<br />
als Abgabe.<br />
Beste Vertragsform<br />
Gesetzlich vorgegeben<br />
ist die schriftliche Form<br />
Wenn ein Nachbar hilft<br />
Der Arbeitsvertrag<br />
Hilft der Nachbar<br />
unentgeltlich, ist dies<br />
immer Nachbarschaftshilfe<br />
und damit kein<br />
Arbeitsverhältnis.<br />
Aber: Wird der Nachbar<br />
dabei finanziell entschädigt,<br />
ist die Grenze zwischen<br />
Nachbarschaftshilfe<br />
und Schwarzarbeit überschritten.<br />
Will man dies<br />
vermeiden und den Nachbarn<br />
legal bezahlen,<br />
dann einen womöglich<br />
nur zeitlich befristeten<br />
Mini-Job abschließen.<br />
Beste Vertragsform<br />
Einen zeitlich begrenzten<br />
Mini-Job muss<br />
per Haushaltsscheck. Die<br />
Haushaltshilfe ist dann<br />
automatisch unfallver<strong>sich</strong>ert,<br />
hat aber auch<br />
Anspruch auf Urlaub und<br />
sechs Wochen Lohnfortzahlung<br />
bei Krankheit, 80<br />
Prozent der Kosten zahlt<br />
dann die Minijob-Zentrale.<br />
Die Steuer<br />
20 Prozent der Kosten,<br />
die durch die Haushaltshilfe<br />
entstehen,<br />
maximal jedoch 510 Euro<br />
im Jahr, können vom<br />
„Arbeitgeber“ steuerlich<br />
abgesetzt werden.<br />
Die wichtigsten Regeln, wenn ein Nachbar hin und wieder<br />
im Garten hilft und dafür etwas Geld erhält.<br />
man ebenfalls über die<br />
Minijob-Zentrale anmelden.<br />
Es gilt dann auch das<br />
Verfahren der Haushaltsschecks<br />
(siehe oben).<br />
Die Steuer<br />
Auch wenn die Hilfe<br />
nicht das ganze Jahr<br />
beschäftigt wird, sind<br />
bis zu 510 Euro Steuerabzug<br />
möglich.<br />
Finanzielle Abwicklung<br />
Die Minijob-Zentrale<br />
zieht ihren „Anteil“ per<br />
Einzugsermächtigung ein.<br />
Den Lohn an den Nachbarn<br />
am besten überweisen<br />
(siehe auch Putzfrau),<br />
um den für die Steuer<br />
nachweisen zu können.<br />
Finanzielle Abwicklung<br />
Die Minijob-Zentrale<br />
zieht ihren pauschalen<br />
Anteil immer (!) per Einzugsermächtigung<br />
ein.<br />
Der Lohn an die Haushaltshilfe<br />
muss bargeldlos<br />
erfolgen, also überwiesen<br />
werden.<br />
Steuer-Ersparnis statt Schwarzarbeit<br />
Beispiel: Eine Putzfrau hilft monatlich 30 Stunden im<br />
Haushalt und erhält 10 Euro je Stunde, also 300 Euro.<br />
Monatsverdienst Putzfrau 300<br />
Abgaben an Minijob-Zentrale<br />
(14,27 % von 300 Euro)<br />
42,81<br />
Ausgaben insgesamt 342,81<br />
Steuervorteil (20 Prozent der<br />
Gesamtausgaben, max. 510 Euro)<br />
42,50<br />
Tatsächliche Kosten 300,31<br />
Unterm Strich zahlt der, der die Haushaltshilfe legal<br />
beschäftigt, lediglich 31 Cent pro Monat mehr, als wenn<br />
die Hilfe schwarzbeschäftigt wird.<br />
Alle Angaben in Euro<br />
Ein Teil des Gehalts zahlt das Finanzamt<br />
Beispiel: Ein Nachbar hilft über den Sommer von Mai bis<br />
Oktober im Garten und erhält je Monat 150 Euro.<br />
Monatsverdienst Nachbar 150<br />
Abgaben Minijob-Zentrale<br />
(14,27 % von 150 Euro)<br />
21,41<br />
Ausgaben je Monat 171,41<br />
Steuervorteil (20 % von 1.028,46<br />
[6 x 171, 41], max. 510 Euro)<br />
205,69<br />
Die Nachbarschaftshilfe kostet also „nur“ etwa 822,77 Euro im<br />
Jahr. Das heißt: Die Sozialabgaben und Teile des Gehalts werden<br />
über die Steuerersparnis refinanziert.<br />
Alle Angaben in Euro<br />
12 / 2010<br />
13
geld ^ recht<br />
Wenn man eine eigene<br />
Pflegekraft einstellt<br />
Die wichtigsten Regeln, wenn die Pflege eines Angehörigen<br />
durch eine Extra-Kraft übernommen wird.<br />
Der Arbeitsvertrag<br />
Die beste Form ist ein Auftrag<br />
an einen privaten Pflegedienst, der<br />
regelmäßig ins Haus kommt.<br />
Beste Vertragsform<br />
Sinnvoll ist ein „normaler“<br />
Werkvertrag über die „Pflege“.<br />
Wichtig: Es müssen wirklich Dienstleistungen<br />
enthalten sein, die auch<br />
Beispiel: Rentnerin mit Pflegestufe I zahlt 4.000<br />
Euro für Privatpflege je Monat. <strong>Sie</strong> muss insgesamt<br />
40.000 Euro aus Rente und Vermietung versteuern.<br />
Pflegekosten 4.000<br />
Davon 20 % Steuerersparnis für 600<br />
haushaltsnahe Dienstleistung<br />
Finanzamt berechnet als zumutbare<br />
Belastung 6 % von 40.000 Euro<br />
2.400<br />
Anzurechnen 1.600<br />
Erstattung bei<br />
34 % Grenzsteuersatz<br />
544<br />
Restbetrag Pflegekosten, maximal in<br />
Höhe der zumutbaren Belastung<br />
2.400<br />
Davon 20 % als Steuerersparnis für<br />
haushaltsnahe Dienstleistungen<br />
480<br />
Abzug von der Einkommensteuer 1.024<br />
Ersparnis Kirchensteuer, Soli-<br />
Zuschlag<br />
+ 148<br />
Gesamtabzug 1.172<br />
Fazit: Mehr als ein Viertel der Pflegekosten werden<br />
über die Steuererstattung gegenfinanziert.<br />
Alle Angaben in Euro<br />
Großteil der Pflege zahlt die Steuer<br />
im Katalog der Pflegever<strong>sich</strong>erung<br />
stehen (Grundpflege, Körperpflege,<br />
Haushaltsführung etc.). Der<br />
Fiskus „sperrt“ <strong>sich</strong> bei Handreichungen<br />
wie Frisieren oder Maniküre/Pediküre.<br />
Diese Tätigkeiten<br />
nicht einzeln aufführen.<br />
Die Steuer<br />
20 Prozent der Gesamtkosten,<br />
maximal 4.000 Euro im Monat,<br />
sind absetzbar. Hinzu kommen die<br />
Pflegekosten als außergewöhnliche<br />
Belastung.<br />
Finanz-Abwicklung<br />
Die Rechnung des<br />
Pflegedienstes immer<br />
per Überweisung bezahlen.<br />
Denn die Kosten<br />
muss man dem Finanzamt<br />
in der Steuererklärung<br />
nachweisen, sonst werden<br />
diese nicht angerechnet.<br />
So melden <strong>Sie</strong><br />
einen Mini-Job an<br />
• Zuständig für einen<br />
Mini-Job ist die Minijob-<br />
Zentrale in Essen.<br />
• Arbeitnehmer und<br />
Arbeitgeber müssen<br />
zum Anmelden ein Formular,<br />
sogenannte<br />
Haushaltsschecks,<br />
in drei Ausfertigungen<br />
ausfüllen: mit Namen,<br />
Adressen und Angaben<br />
zu Mehrfach-Beschäftigungen,<br />
Renten-,<br />
Krankenkassen und<br />
Steuernummern.<br />
• Formulare im Internet<br />
www.minijob-zentrale.<br />
de herunterladen.<br />
• Post: Minijob-Zentrale<br />
45115 Essen<br />
✆ (08000) 20 0504<br />
Wenn man eine zu<br />
Wichtige Regeln, wenn man<br />
Angehörige pflegt und<br />
jemand sucht, der einem<br />
hin und wieder hilft.<br />
Der Arbeitsvertrag<br />
Am sinnvollsten ist es, eine<br />
<strong>selbst</strong>ständig arbeitende Pflegekraft<br />
als haushaltsnahe<br />
Dienstleistung zu beschäftigen.<br />
Dazu immer einen Einzelauftrag<br />
über die Dienstleistung<br />
vergeben.<br />
Beste Vertragsform<br />
Pro Einsatz (zum Beispiel<br />
als Urlaubsvertretung) sollte<br />
14 12 / 2010
extra<br />
Foto: Fotolia (1), Shutterstock (2), plainpicture (1)<br />
Wenn ein Handwerker hilft<br />
Wer einen Handwerker offiziell beauftragt,<br />
holt <strong>sich</strong> einen Teil über die Steuer wieder.<br />
Der Arbeitsvertrag<br />
Es besteht kein<br />
Arbeitsvertrag, sondern<br />
ein Werkvertrag (Leistung<br />
gegen Bezahlung).<br />
Beste Vertragsform<br />
Es empfiehlt <strong>sich</strong>,<br />
einen schriftlichen Auftrag<br />
zu erteilen. Beim<br />
Erteilen des Auftrags<br />
darauf bestehen, dass<br />
die Arbeitskosten separat<br />
auf der Rechnung<br />
stehen. Denn: Nur die<br />
Lohn-, Fahrt- und Maschinenkosten<br />
sowie die<br />
Umsatzsteuer sind steuerlich<br />
absetzbar – nicht<br />
aber die Materialkosten.<br />
Steuer-Ersparnis macht Handwerker lukrativ<br />
Beispiel: Im Lauf eines Jahres werden Handwerker<br />
beauftragt, gesamt 7.000 Euro; davon 1.000 Euro Material<br />
Lohnkosten Handwerker 6.000<br />
Davon werden 20 % erstattet 1.200<br />
Ersparnis Kirchensteuer, Soli-Zuschlag 174<br />
Gesamterstattung 1.374<br />
Fazit: Man erhält insgesamt 1.374 Euro aus der Handwerker-<br />
Rechnung über die Steuererklärung erstattet.<br />
Alle Angaben in Euro<br />
Lukrativ sind besonders<br />
jene Handwerksleistungen<br />
mit einem hohen<br />
Anteil an Lohnkosten,<br />
zum Beispiel Maler.<br />
Die Steuer<br />
20 Prozent der Lohn-,<br />
Fahrt- und Maschinenkosten,<br />
maximal jedoch<br />
1.200 Euro im Jahr, sind<br />
absetzbar beziehungsweise<br />
werden erstattet.<br />
Finanz-Abwicklung<br />
Die Rechnung des<br />
Handwerkers darf auf<br />
gar keinen Fall (!) bar<br />
bezahlt werden. Das<br />
Finanzamt verlangt<br />
einen Überweisungsbeleg,<br />
im Regelfall ist<br />
das der Kontoauszug.<br />
Wichtig: Das Finanzamt<br />
verzichtet seit 2008<br />
darauf, dass man die<br />
Rechnung und den Zahlungsbeleg<br />
mit der<br />
Steuererklärung einreicht,<br />
aber das Amt kann die<br />
Unterlagen einfordern.<br />
sätzliche Pflegehilfe hat<br />
man einen schriftlichen Auftrag (eine Art<br />
Werkvertrag) abschließen. Wichtig: Die<br />
Pflegekraft muss <strong>selbst</strong>ständig sein, für<br />
<strong>sich</strong> <strong>selbst</strong> also Steuer und Krankenver<strong>sich</strong>erung<br />
übernehmen, sonst ist man als<br />
Arbeitgeber in der Pflicht.<br />
Die Steuer<br />
20 Prozent der Gesamtkosten, maximal<br />
4.000 Euro, sind absetzbar. Das wird<br />
vom Fiskus auch anerkannt, wenn keine<br />
Pflegestufe vorliegt.<br />
Finanzielle Abwicklung<br />
Die Rechnung der Pflegekraft am<br />
besten immer per Überweisung<br />
bezahlen. Das Finanzamt verlangt hier<br />
in der Regel den Nachweis.<br />
Zusätzliche Pflegekraft<br />
Beispiel: Eine Frau versorgt ihre Mutter (keine Pflegestufe).<br />
Im Urlaub übernimmt eine <strong>selbst</strong>ständige Pflegekraft die<br />
Pflege. Kosten im Jahr: 3.000 Euro.<br />
Kosten für Pflegekraft 3.000<br />
Davon 20 % Steuerersparnis<br />
als haushaltsnahe Dienstleistung<br />
600<br />
Ersparnis Kirchensteuer, Soli-Zuschlag 87<br />
Gesamterstattung 687<br />
Die Kosten für die Aushilfs-Pflegekraft betragen also dank<br />
Steuererstattung nur noch 2.313 Euro.<br />
Alle Angaben in Euro<br />
12 / 2010<br />
15
geld ^ recht<br />
sale<br />
sale<br />
sale<br />
sale<br />
sale<br />
sale<br />
sale<br />
Günstiger Auto<br />
kaufen im Ausland<br />
Bis zu einem Drittel billiger<br />
sind fabrikneue Autos im<br />
benachbarten Ausland.<br />
Worauf beim Kauf jenseits<br />
der Grenze im Detail zu<br />
achten ist, hat <strong>plus</strong> <strong>Magazin</strong><br />
zusammengestellt.<br />
V<br />
iele schimpfen über die<br />
Europäische Union und<br />
die Regelwut aus Brüssel.<br />
Autokäufer jedoch sollten<br />
den Brüsseler Bürokraten dankbar<br />
sein. Denn die neuen europaweiten<br />
Regeln bedeuten, dass<br />
überall die gleichen Käufer- und<br />
Garantierechte gelten; gleichzeitig<br />
können Autokäufer aus<br />
Deutschland am meisten sparen,<br />
wenn man jenseits der<br />
Grenzen nach einem neuen<br />
Auto Ausschau hält. Denn, so<br />
eine Studie der Europäischen<br />
Kommission: Neue Autos sind in<br />
Deutschland am teuersten.<br />
Doch bislang nutzen noch relativ<br />
wenige Autokäufer die<br />
Möglichkeit zum Kauf im Ausland<br />
– vor allem wohl weil man<br />
denkt, dass es sehr kompliziert<br />
sei. Irrtum – ein Kauf in Frankreich,<br />
Österreich, Dänemark<br />
16 12 / 2010
extra<br />
Auf technische<br />
Details achten<br />
Trotzdem ist Genauigkeit geboten.<br />
Und dies betrifft vor allem<br />
die technische Ausstattung des<br />
Fahrzeugs. Da in der Regel (anders<br />
als bei einem deutschen<br />
Händler) das Auto nicht betrachtet<br />
oder ein vergleichbares<br />
Modell zur Probe gefahren werden<br />
kann, sollte man unbedingt<br />
auf viele kleine technische Details<br />
achten, z. B. genaue Typen-Beschreibung,<br />
Modellreihe,<br />
exakte Bezeichnung der<br />
Ausstattung. Dies gilt besonoder<br />
Finnland ist inzwischen<br />
genauso einfach wie in Rosenheim,<br />
Stuttgart oder Mainz.<br />
Die EU-Kommission hat dabei<br />
auch ermittelt, warum identische<br />
Fahrzeuge in den verschiedenen<br />
EU-Ländern unterschiedlich<br />
teuer sind: Einerseits<br />
haben die Hersteller ihre Preise<br />
an das Lohn-Niveau der einzelnen<br />
Länder angepasst; und<br />
da in Deutschland immer noch<br />
vergleichsweise hohe Löhne gezahlt<br />
werden, sind Autos hierzulande<br />
teurer. Auf der anderen<br />
Seite erheben viele europäische<br />
Länder bei Autos neben einer oft<br />
höheren Mehrwertsteuer (siehe<br />
Kasten nächste Seite) auch<br />
noch Zusatz- oder Luxussteuer;<br />
mit der Folge, dass Autos eigentlich<br />
sehr teuer werden. Damit<br />
jenseits der Grenzen überhaupt<br />
noch Autos verkauft werden,<br />
kalkulieren die Händler dort die<br />
Nettopreise äußerst knapp. Und<br />
als Ausländer zahlt man die dortigen<br />
Steuern beim Kauf nicht,<br />
profitiert aber von den niedrigeren<br />
Nettopreisen.<br />
Zauberwort beim<br />
Sparen: Re-Import<br />
Wer also ein neues Auto sucht<br />
und sparen will, hat zwei Möglichkeiten:<br />
Entweder der private<br />
Kauf bei einem Händler im Ausland<br />
oder der Kauf bei einem<br />
Händler in Deutschland, der<br />
<strong>sich</strong> auf den Import von EU-<br />
Fahrzeugen spezialisiert hat.<br />
Am einfachsten ist dabei <strong>sich</strong>er<br />
der Kauf bei einem spezialisierten<br />
Händler in Deutschland.<br />
(Teilweise bieten dies<br />
sogar schon offizielle Autohändler<br />
als Zusatzleistung an<br />
– einfach nachfragen.) Der Kauf<br />
<strong>selbst</strong> funktioniert dann genauso<br />
wie auf dem offiziellen Weg:<br />
Man wählt ein bestimmtes Fahrzeug<br />
aus, bestellt, um den Rest<br />
inklusive der Zulassung (hier<br />
auch um den Import) kümmert<br />
<strong>sich</strong> der Händler. Das Auto wird<br />
dann inklusive der nötigen Papiere<br />
übergeben. Die Lieferzeit<br />
ist meist etwas länger.<br />
AUTO<br />
ders deshalb, weil von Werksseite<br />
die Ausstattung der Modelle<br />
je nach Land unterschiedlich<br />
ist. Vor allem in Deutschland übliche<br />
Sicherheitsmerkmale wie<br />
ESP, Airbags, aber auch Kopfstützen<br />
im Fonds, Gurtstraffer<br />
oder Wegfahrsperre gehören in<br />
anderen Ländern oft nicht zur<br />
Standardausrüstung. Deshalb<br />
darauf achten, dass diese Details<br />
in der Bestellung vermerkt<br />
sind, und diese bei der Fahrzeugübergabe<br />
kontrollieren.<br />
Dies gilt auch für Details, die<br />
ein Auto in den Augen der<br />
PREIS<br />
IN D.<br />
GÜNSTIGSTER<br />
PREIS<br />
COC-Genehmigung<br />
entscheidend<br />
Wer ohne Händler<br />
ein Auto im<br />
Ausland kauft,<br />
sollte auf die COC<br />
(Certifikate of<br />
Conformity) achten.<br />
Damit erteilen<br />
dann die deutschen<br />
Behörden die<br />
Zulassung für das<br />
Fahrzeug.<br />
Bis zu einem Drittel billiger<br />
Wie viel <strong>sich</strong> beim Kauf eines Autos im europäischen Ausland sparen lässt, hat<br />
die EU-Kommission ausgerechnet. Auffällig ist: Deutsche sparen jenseits der<br />
Grenzen am meisten. Denn in Deutschland sind Neuwagen meist am teuersten.<br />
ERSPARNIS<br />
IN %<br />
Fiat Panda 1,2 Dynamic 9.050 FIN: 7.039 23<br />
Nissan Micra 1,2 Visia 9.429 MAL: 6.466 31<br />
Peugeot 107 Trendy 1,0 9.117 MAL: 5.968 34<br />
Opel Corsa Enjoy Z 1,4 12.437 SLO: 9.970 21<br />
Skoda Fabia Ambiente 1,2 9.060 MAL: 6.450 28<br />
VW Polo Trendline 60 PS 10.210 SLO: 7.970 21<br />
Audi A 3, 2,0 TDI 19.996 IRL: 16.936 15<br />
BMW 120 d 24.118 GR: 22.179 9<br />
Ford Focus 1,6 Colour 16.450 FIN: 12.864 21<br />
VW Touran Conceptline 102 PS 19.441 FIN: 14.712 24<br />
VW Golf, Jetta Trendline 80 PS 13.992 FIN: 11.403 18<br />
BMW 320 d 28.655 IRL: 26.547 8<br />
Mercedes C 220 CDI Blue Efficiency 30.225 IRL: 26.477 15<br />
VW Passat Trendline 102 PS 19.769 GR: 15.433 13<br />
Audi A 6 3,0 TDI 39.273 IRL: 35.020 11<br />
BMW 523 i 33.361 IRL: 30.628 8<br />
Mercedes E 220 CDI Blue Efficiency 34.950 IRL: 28.310 19<br />
Opel Insignia Elegance A 2,0 TDJ 25.542 GR: 20.324 20<br />
Quelle: Europäische Kommission. Preise in Euro. Offizielle Listenpreise zum 1. Januar 2010.<br />
12 / 2010<br />
17
geld ^ recht<br />
61<br />
sale<br />
Deutschland<br />
am teuersten<br />
Bei den meisten<br />
Modellen zahlen<br />
Autokäufer in<br />
Deutschland die<br />
höchsten Preise.<br />
28<br />
Am teuersten<br />
Deutschland<br />
Österreich<br />
11<br />
Andere<br />
Am günstigsten<br />
Irland<br />
28<br />
Griechenland<br />
17<br />
Finnland<br />
17<br />
Malta<br />
17<br />
Slowenien<br />
11<br />
Alle Angaben in %<br />
Quelle: Europäische Kommission,<br />
eigene Berechnungen.<br />
deutschen Ver<strong>sich</strong>erungen<br />
bzw. Gerichte (Stichwort Garantie)<br />
als „fabrikneu“ kennzeichnen.<br />
Fabrikneu ist ein Auto, das<br />
noch nicht zugelassen war, keine<br />
ungeklärten Kilometer auf<br />
dem Tacho hat, technisch dem<br />
neusten Modell entspricht, nicht<br />
beschädigt ist und auch nicht<br />
länger als ein Jahr auf der Halde<br />
stand. Wichtig: Will man ein fabrikneues<br />
Auto, dies auch beim<br />
Re-Import bestätigen lassen.<br />
Selbst im Ausland<br />
ein Auto kaufen<br />
Natürlich ist auch der private<br />
Kauf eines Autos direkt beim<br />
ausländischen Händler möglich.<br />
In der Regel ist dies sogar<br />
der günstigste Weg, da der<br />
Verdienst des Re-Importeurs<br />
wegfällt. Am günstigsten sind<br />
Autos in Irland, Griechenland<br />
und Finnland. Da gegenüber<br />
dem Kauf in Deutschland leicht<br />
viele Tausend Euro gespart werden<br />
können, lohnt dann auch<br />
der Flug oder die (mehrtägige)<br />
Rückfahrt nach Deutschland.<br />
Wichtig dabei ist ferner: Damit<br />
das Fahrzeug danach ohne Probleme<br />
in Deutschland zugelassen<br />
werden kann, benötigt man<br />
ausschließlich Original-Rechnung<br />
und Kfz-Dokumente – Kopien<br />
werden nicht anerkannt.<br />
Unbedingt auch auf das Aushändigen<br />
einer COC-Typgenehmigung<br />
achten. Das Überführen<br />
des Autos nach Deutschland<br />
geschieht mit einem deutschen<br />
Kurzzeit-Kennzeichen.<br />
Entrichten der<br />
Mehrwertsteuer<br />
Wer ein Auto <strong>selbst</strong> nach<br />
Deutschland importiert, muss<br />
innerhalb von zehn Tagen beim<br />
für den Wohnort zuständigen<br />
Finanzamt die entsprechende<br />
Mehrwertsteuer (auf den oft<br />
niedrigeren) ausländischen<br />
Nettopreis entrichten. Benötigt<br />
wird dazu auch die Original-Rechnung<br />
und das Formular<br />
„Umsatzsteuererklärung für<br />
Fahrzeug-Einzelbesteuerung“.<br />
Europaweite Garantie<br />
Gleiche Garantie-<br />
Rechte in Europa<br />
Damit die Garantie für das<br />
neue Auto auch tatsächlich gilt<br />
(und bei jedem Vertragshändler<br />
in Deutschland auch eingelöst<br />
wird), muss vom ausländischen<br />
Händler beim Kauf<br />
das Serviceheft ausgehändigt<br />
und abgestempelt sein. Eingetragen<br />
werden muss dabei auch<br />
die Fahrgestellnummer und das<br />
Auslieferungsdatum.<br />
Wichtig: Werden diese Unterlagen<br />
erst nach dem Kauf ausgefüllt,<br />
dann verweigern die<br />
Hersteller oft die Garantie,<br />
weil solche Unterlagen als „gefälscht“<br />
betrachtet werden.<br />
Grundsätzlich gelten auch beim<br />
Kauf eines Fahrzeugs im Ausland<br />
(oder beim Re-Import)<br />
die gleichen Garantien wie<br />
beim Kauf im Inland – das ist<br />
EU-Recht. Wichtig: Die Garantieleistungen<br />
müssen nicht vom<br />
Re-Importeur oder vom ausländischen<br />
Händler erbracht werden,<br />
sondern von jeder deutschen<br />
Vertragswerkstatt.<br />
Ver<strong>sich</strong>erung ist<br />
unproblematisch<br />
Für die deutsche Ver<strong>sich</strong>erung<br />
(Vollkasko oder Teilkasko) ist es<br />
unerheblich, wo ein Fahrzeug<br />
gekauft wurde. Beim eigenen<br />
Kauf im Ausland eine entsprechende<br />
pauschale Deckungskarte<br />
mitnehmen und dann das<br />
Fahrzeug überführen. Nach der<br />
Zulassung in Deutschland dann<br />
mit dem Fahrzeugbrief den eigentlichen<br />
Ver<strong>sich</strong>erungsvertrag<br />
abschließen. Zusätzlich<br />
der Ver<strong>sich</strong>erung die Bestätigung<br />
„fabrikneu“ vorlegen, weil<br />
nur dann die entsprechenden<br />
Regeln, z. B. bei einer Vollkasko-Police,<br />
greifen.<br />
Auch für ein im Ausland gekauftes<br />
Auto gelten die normalen Garantien.<br />
Der EU sei Dank: Wird ein Auto im europäischen<br />
Ausland gekauft, dann gelten überall<br />
die gleichen Werksgarantien. Das heißt,<br />
auch deutsche Werkstätten übernehmen<br />
Garantieleistungen, wenn etwas mit dem<br />
Wagen nicht stimmen sollte.<br />
Zusätzlich an der<br />
Mehrwertsteuer verdienen<br />
Differenz zu oft niedrigerem<br />
deutschem Steuersatz wird ersetzt<br />
• Wer ein Auto im Ausland kauft, zahlt darauf<br />
zuerst keine Mehrwertsteuer.<br />
• Beim Import bzw. der Einreise des Fahrzeugs<br />
muss man dann die deutsche Mehrwertsteuer<br />
bezahlen.<br />
• Da die deutsche Steuer häufig niedriger<br />
ist (D: 19 %, FIN: 22 %, DK: 25 %), ergibt <strong>sich</strong><br />
unterm Strich ein zusätzlicher Gewinn beim<br />
Re-Import eines Fahrzeugs.<br />
Fotos: Stock Illustration Source (1), Shutterstock (2)<br />
18 12 / 2010
geld^recht<br />
Die<br />
Zum Heraustrennen und Sammeln<br />
Themen<br />
des<br />
Jahres<br />
2010<br />
Viele Leserinnen und Leser baten darum, eine<br />
Jahresüber<strong>sich</strong>t zu erhalten, mit allen Themen des<br />
Sonderteils „Geld & Recht“. Bitte schön:<br />
Hier ist das Register für 2010 zum Heraustrennen.
geld ^ recht<br />
Aufgeführt<br />
sind alle<br />
Themen des<br />
Jahres 2010.<br />
Ihr Geld<br />
Achtung, Fonds ................................................................................. 1 | 14<br />
Eigenheim verrenten ....................................................................10 | 6<br />
Logos bei Banken und Kreditkarten ...............................7 | 20<br />
Riester-Verträge im Test ...................................................9 | 14<br />
Schutz vor Bankberater .................................................6 | 4<br />
Sofort-Renten im Test ................................................. 5 | 20<br />
Sparpläne bei Banken ...................................................9 | 19<br />
Vollmacht in Geldfragen ............................................12 | 24<br />
Zusatzbeiträge bei Krankenkassen ...........................5 | 24<br />
Ihr Recht<br />
Achtung, Fonds ................................................................................... 1 | 4<br />
Arbeiten während der Rente .....................................................9 | 16<br />
Arbeitsagentur: Rechte gegenüber Arbeitslosen .......... 4 | 20<br />
Betriebsrente: Was, wenn die Firma pleite ist .................. 8 | 14<br />
Erbrecht: Die neuen Regeln ........................................................9 | 4<br />
Google Street View widersprechen .......................................9 | 24<br />
Günstiger Rat .....................................................................................2 | 4<br />
Handwerker abmahnen ...............................................................7 | 24<br />
Hilfen im Haushalt ........................................................................12 | 12<br />
Hinterbliebenen-Ratgeber ...........................................................4 | 4<br />
Internet-Einkauf .............................................................................10 | 21<br />
Nach Krankheit zurück in den Job ..........................................5 | 12<br />
Pflege-TÜV: Wie gut ist das <strong>Sie</strong>gel? .......................................6 | 19<br />
Recht im Hospiz ...............................................................................7 | 19<br />
Rechtsratgeber Kur ....................................................................... 8 | 19<br />
Reisemängel ..................................................................................... 4 | 18<br />
Schornsteinfeger .............................................................................9 | 18<br />
Schutz vor Bankberater ................................................................5 | 4<br />
Sommer-Urteile für Gärtner ..................................................... 5 | 18<br />
Umtauschregeln (Musterbrief) .................................................1 | 24<br />
Urteile bei Billigfliegern ............................................................. 9 | 20<br />
Versorgungsausgleich anfechten ........................................... 4 | 15<br />
Vertrauensschutz .............................................................................1 | 16<br />
Vor<strong>sich</strong>t, Reha-Maßnahme ......................................................... 4 | 16<br />
Ihre Steuern<br />
Günstigerer Steuerberater ..........................................................2 | 4<br />
Jahreswechsel .................................................................................12 | 11<br />
Müssen Rentner Steuern zahlen? ............................................. 1 | 11<br />
Richtige Steuerklasse .................................................................... 1 | 17<br />
Ihre Ver<strong>sich</strong>erungen<br />
Die erste<br />
Ziffer benennt<br />
die Ausgabe, die<br />
zweite die<br />
Seitenzahl.<br />
Ausbildungspolicen für Kinder & Enkel ................................7 | 13<br />
Auto-Ver<strong>sich</strong>erungen ....................................................................7 | 16<br />
Berufsunfähigkeit ............................................................................3 | 16<br />
Haftpflicht im Test ......................................................................... 2 | 14<br />
Lebensver<strong>sich</strong>erung: Nachträglich Geld ..............................3 | 18<br />
Policen kündigen (Musterbrief) ...............................................2 | 24<br />
Private Krankenver<strong>sich</strong>erung ....................................................7 | 10<br />
Rechtsschutz-Policen im Test ..................................................10 | 15<br />
Reise-Ver<strong>sich</strong>erungen im Vergleich ....................................... 4 | 19<br />
Rentenver<strong>sich</strong>erungen im Test ............................................... 5 | 20<br />
Tricks der Lebensver<strong>sich</strong>erer .....................................................8 | 4<br />
Ihr Haushalt<br />
Autokauf im Ausland ...................................................................12 | 16<br />
Cabrios zu mieten ...........................................................................5 | 17<br />
Digital-Kameras im Test ...............................................................6 | 15<br />
Energiesparlampen ........................................................................8 | 12<br />
Günstiger einkaufen ............................................1 | 4, 2 | 16, 3 | 13<br />
Günstiger telefonieren ..................................................................1 | 20<br />
Internet-Einkauf .............................................................................10 | 21<br />
Klimageräte für zuhause .............................................................6 | 16<br />
Mit gutem Gewissen verreisen ................................................. 2 | 19<br />
Rauchmelder: Schutz vor Zimmerbränden ....................... 4 | 10<br />
Spartipps für Autofahrer .............................................................7 | 16<br />
Treppenlift ........................................................................................12 | 21<br />
Unerlaubte Rechnungen ...........................................................10 | 24<br />
Waschmaschinen-Kauf ............................................................... 2 | 20<br />
Ihre Rente<br />
Arbeitslos – und dann in Rente ..................................................5 | 11<br />
Arbeitslosigkeit ..............................................................................10 | 19<br />
Ausbildungszeiten ............................................................................ 7 | 11<br />
Doppelte Krankenkassen-Beiträge ..........................................2 | 9<br />
Erwerbsminderung: 100 Tipps ...................................................3 | 4<br />
Erwerbsminderung: Die wichtigsten Urteile ......................4 | 13<br />
Hinterbliebenen-Rente ..................................................................4 | 4<br />
Hinzuverdienst bei Frührentnern .............................................9 | 9<br />
Hinzuverdienst von Witwen .........................................................3 | 11<br />
Maximale Rente für Frauen .........................................................5 | 4<br />
Mehr Rente für Hausfrauen ........................................................9 | 11<br />
Mini-Job aufstocken .......................................................................5 | 13<br />
Müssen Rentner Steuern zahlen? ............................................. 1 | 11<br />
Ost – West: Einheitliches Rentenrecht ..................................... 7 | 4<br />
Pflege: Mehr Geld, wenn gepflegt wird .................................5 | 14<br />
Reha vor der Rente ....................................................................... 4 | 16<br />
Rente 2011: Die neuen Tabellen ...............................................12 | 4<br />
Rente mit 63: Die Regeln .............................................................. 1 | 13<br />
Rentenantrag richtig stellen ......................................................8 | 17<br />
Rentenbescheid anfechten ........................................................ 8 | 10<br />
Rentenbescheid kontrollieren ...................................................6 | 17<br />
Rentenlücke schließen ................................................................10 | 10<br />
Teil-Rente: Die Regeln ....................................................................2 | 11<br />
Urteile für Rentner ........................................................................10 | 4<br />
Die Musterbriefe<br />
Abzocker im Internet ................................................................... 8 | 24<br />
Google Street View widersprechen .......................................9 | 24<br />
Handwerker abmahnen ...............................................................7 | 24<br />
Lebensver<strong>sich</strong>erung neu berechnen ....................................3 | 24<br />
Reisemängel anmelden ...............................................................4 | 24<br />
Teilzahlungszuschläge bei Ver<strong>sich</strong>erungen stoppen ......6 | 24<br />
Umtausch-Regeln ............................................................................1 | 24<br />
Unerlaubte Rechnungen ............................................................10 | 24<br />
Ver<strong>sich</strong>erungen kündigen ..........................................................2 | 24<br />
Vollmacht I: Pflege ........................................................................ 11 | 24<br />
Vollmacht II: Geld .........................................................................12 | 24<br />
Zusatz-Beiträge bei Krankenkassen ......................................5 | 24<br />
20 12 / 2010
extra<br />
Wie teuer ist ein Lift?<br />
Wenn Treppen beschwerlich werden, hilft ein Treppenlift. Doch wie teuer<br />
ist das eigentlich? Cornelia Bürger hat <strong>sich</strong> einmal genau informiert.<br />
Foto: Shutterstock (1)<br />
Manchmal sind es nur<br />
ein paar Stufen, die<br />
das Leben, zum Beispiel<br />
der Eltern,<br />
schwerer als nötig machen. Dabei<br />
ist es relativ einfach, eine<br />
Treppe im oder vor dem Haus<br />
bequem zu überbrücken – mit<br />
einem Treppenlift.<br />
➽ Generell gibt es Treppenlifte,<br />
die gerade Treppen, und Lifte,<br />
die Kurven überwinden. Kurvige<br />
Treppenlifte sind deutlich<br />
teurer (siehe Beispiel rechts).<br />
➽ Gerade Treppenlifte überwinden<br />
in der Regel Steigungen<br />
von 30 bis 35 Grad. Das heißt,<br />
auch steile Treppen sind ohne<br />
Probleme machbar.<br />
➽ Treppenlifte werden immer<br />
individuell angepasst, da Steigung,<br />
Enge einer Kurve, Stufentiefe<br />
usw. bei fast jeder Treppe<br />
unterschiedlich sind. Das<br />
heißt, zum normalen Preis des<br />
Lifts kommen immer Einbauund<br />
Vorarbeitskosten hinzu.<br />
➽ Bei Treppenliften unterscheidet<br />
man drei Arten: Der am häufigsten<br />
eingebaute Typ ist der<br />
Sitztreppenlift – man sitzt in<br />
einem Sessel, der <strong>sich</strong> nach<br />
oben und unten bewegt. Dieser<br />
Einbau des Treppenlifts<br />
ist Maßarbeit<br />
Typ ist ideal für alle, die gut zu<br />
Fuß sind, aber Probleme mit<br />
Treppen haben. Ein Plattformlift<br />
ist vor allem für Rollstuhlfahrer<br />
gedacht. Relativ selten<br />
ist ein Steptreppenlift; bei diesem<br />
bewegt <strong>sich</strong> wie beim Plattformlift<br />
ein Boden nach oben,<br />
während man <strong>sich</strong> festhält.<br />
Grundpreis nur ein Teil<br />
In vielen Häusern führt eine Steintreppe im Halbkreis<br />
nach oben. Der Preis für einen Treppenlift:<br />
Grundpreis Treppenlift 4.000<br />
Zuschlag Steintreppe 300<br />
Zuschlag für 4 m Länge 1.000<br />
Zuschlag für 2 Kurven 2.580<br />
Vorarbeit Treppe 800<br />
Einbau Treppenlift 1.250<br />
Gesamtkosten 9.930 Euro<br />
➽ Beeinflusst wird der Preis<br />
schließlich auch noch durch<br />
Zwischenabsätze.<br />
➽ Zwar bieten viele Firmen und<br />
Handwerker den Einbau von<br />
Treppenliften an. Da aber jedes<br />
Treppenhaus anders ist, sollte<br />
bei der Auswahl der Handwerker<br />
vor allem auf ausreichend<br />
Erfahrung geachtet werden.<br />
➽ Dies umso mehr, da sowohl<br />
die Vorarbeiten an der Treppe<br />
bzw. dem Treppenhaus wie<br />
auch der Einbau des Lifts <strong>selbst</strong><br />
in der Regel nicht als Pauschalpreis,<br />
sondern im Stundenlohn<br />
angeboten werden. Im Beispiel<br />
oben machen diese Vorarbeiten<br />
immerhin ein Viertel des Gesamtpreises<br />
aus.<br />
➽ Die Montage <strong>selbst</strong> erfolgt<br />
bei allen Liften und Firmen nach<br />
einem ähnlichen Prinzip: Die<br />
Schiene des Treppenliftes wird<br />
auf den Stufen am äußeren<br />
und inneren Rand der Treppe<br />
angebracht. Auf dieser<br />
Schiene bewegen <strong>sich</strong> der Sitz<br />
bzw. die Plattform nach oben<br />
und nach unten.<br />
➽ Einfluss auf den Preis hat<br />
auch die Art der Steuerung.<br />
Zuschuss von der<br />
Pflegever<strong>sich</strong>erung<br />
Gute Systeme sind sowohl per<br />
Fernbedienung wie von Hand<br />
steuerbar. Und zwar sowohl<br />
vom Sitz <strong>selbst</strong><br />
wie auch vom Anfang<br />
bzw. Endpunkt<br />
aus.<br />
➽ Je nach Modell haben die<br />
Lifte eine Tragfähigkeit von 120<br />
bis 160, Plattformlifte 300 kg.<br />
➽ Grundsätzlich muss ein Treppenlift<br />
privat finanziert werden.<br />
Unter bestimmten Voraussetzungen<br />
gewährt aber die Pflegever<strong>sich</strong>erung<br />
einen Zuschuss<br />
von bis zu 2.557 Euro. Wird der<br />
Lift wegen eines Arbeitsunfalls<br />
benötigt, übernimmt aber die<br />
Berufsgenossenschaft einen Teil<br />
der Kosten des Lifts.<br />
➽ Wichtig: Schafft ein Mieter<br />
den Zutritt zur Wohnung aus<br />
körperlichen Gründen nicht<br />
mehr, darf der Vermieter den<br />
Einbau eines Lifts nicht verweigern.<br />
Aber der Mieter muss den<br />
Lift <strong>selbst</strong> zahlen. Dies regelt<br />
§ 554 a, Abs. 1 des Bürgerlichen<br />
Gesetzbuches.<br />
Der Einbau eines<br />
Treppenlifts<br />
dauert wenige Tage<br />
Adressen • Lifta Horbeller Straße 33, 50858 Köln, ✆ (08 00) 2 24 46 61, www.lifta.de • Sana Löffelholzstraße 20, 90441 Nürnberg, ✆ (09 11) 2 74 03 80,<br />
www.sana-treppenlifte.de • Treppenlift Verbund Postfach 1180, 79194 Gundelfingen, ✆ (08 00) 2 52 62 71, Internet www.treppenlift-verbund.de<br />
12 / 2010<br />
21
<strong>Sie</strong> haben Fragen? <strong>plus</strong>-Experten<br />
Haben <strong>Sie</strong> Fragen zu Rente, Steuern, Ver<strong>sich</strong>erungen,<br />
Altersvorsorge oder Finanzen? Schreiben <strong>Sie</strong> uns einfach!<br />
<strong>plus</strong> <strong>Magazin</strong>, Geld & Recht, Lindenstraße 20,<br />
50674 Köln, E-Mail: <strong>plus</strong>magazin@bayard-media.de<br />
Steuerklasse<br />
Mich beschäftigt seit Langem die Wahl<br />
der Steuerklasse. Im Moment bin ich<br />
(Jahrgang 1950, Lehrerin) in der Ruhephase<br />
der Altersteilzeit. Meine vorgezogene<br />
Rente beginnt im Februar 2011.<br />
Mein Mann, geboren April 1951,<br />
begann im Mai seine Altersteilzeit.<br />
Somit ist abzusehen, dass wir ab Mai<br />
2010, dann ab Februar 2011 und<br />
schließlich ab Mai 2014 jeweils ein beträchtlich<br />
geringeres Einkommen haben<br />
werden. Den Gürtel enger zu schnallen,<br />
haben wir mit drei Söhnen in der DDR<br />
gelernt. Doch nun stellt <strong>sich</strong> die Frage,<br />
ob es für uns günstiger ist, ab 2011<br />
eine andere Steuerklasse zu wählen.<br />
Bisher galt: Steuerklasse III für meinen<br />
Mann und Steuerklasse V für mich. Da<br />
las ich in Ihrer Zeitschrift auch vom<br />
neuen Faktor-Verfahren. Mein Mann<br />
wird trotz der Altersteilzeit weiterhin<br />
ein Grundgehalt und eine vom Umsatz<br />
abhängige Vergütung bekommen. Nach<br />
meinen Unterlagen erhalte ich eine<br />
Rente von 867 Euro.<br />
Gudrun Felgenhauer, Magdeburg<br />
Auf den ersten Blick ist auch mit<br />
Beginn der Altersteilzeit die bisherige<br />
Lohnsteuerklassenverteilung III/V<br />
vorteilhaft, weil das Verhältnis der<br />
beiden Einkommen ähnlich bleibt.<br />
Man muss jedoch berück<strong>sich</strong>tigen,<br />
dass es aufgrund der steuerfreien<br />
Aufstockungsbeträge zur Einkommensteuernachzahlung<br />
kommt, weil<br />
diese den Steuersatz erhöhen. Wenn<br />
<strong>Sie</strong> keine Nachzahlung, sondern von<br />
vorneherein eine ungefähr ausreichende<br />
Besteuerung wollen, wäre<br />
IV/IV oder das neue Faktorverfahren<br />
sinnvoll. Der Faktor wird vom Finanzamt<br />
in die Lohnsteuerkarte eingetragen<br />
und vom Arbeitgeber bei der<br />
Lohnabrechnung berück<strong>sich</strong>tigt.<br />
Erwerbsminderung<br />
Ich musste zum 1. 6. 2010 in Erwerbsminderungsrente<br />
gehen (10,8 % Abschlag). Dagegen stellte ich einen<br />
Überprüfungsantrag. Die Rentenkasse antwortete,<br />
dass weitere Entscheidungen des Bundessozialgerichts<br />
abgewartet werden. Jetzt empfehlen <strong>Sie</strong>, einen<br />
erneuten Überprüfungsantrag zu stellen. Hat das Sinn<br />
und wie gehe ich jetzt vor, um „mein Geld“ doch noch<br />
zu bekommen? Damit <strong>Sie</strong> <strong>sich</strong> ein Bild machen können:<br />
49 geboren, 100 % schwerbehindert, „Merkzeichen<br />
G“ mit Begleitung, seit 95. Zum 1. 11. 2009<br />
wurde meine Rente in eine Altersrente für schwerbehinderte<br />
Menschen umgewandelt. Vorher hatte ich<br />
713 Euro Rente, jetzt 797. Können <strong>Sie</strong> helfen?<br />
Roswitha Kern, Hückelhoven<br />
Derzeit läuft gegen die Kürzung der Erwerbsminderungsrente<br />
bei Betroffenen unter 60 Jahren eine<br />
Verfassungsklage (Aktenzeichen 1 BvR 3588/08).<br />
<strong>Sie</strong> wurde von den Sozialverbänden VdK und<br />
SoVD sowie dem DGB angestrengt und soll noch in<br />
diesem Jahr, spätestens Anfang 2011, entschieden<br />
werden. Allerdings werden <strong>Sie</strong> leider keine „einbehaltene<br />
Rente“ zurückbekommen. Am 1. Mai 2007<br />
trat eine Regel in Kraft, nach der bestandskräftige<br />
Bescheide der Rentenkasse nur noch für die Zukunft<br />
zurückzunehmen sind, wenn es ein Urteil des<br />
Bundesverfassungsgerichts oder eine „ständige<br />
Rechtsprechung“ gibt. Selbst wenn das Verfassungsgericht<br />
entscheidet, dass Abschläge nicht mit<br />
dem Recht vereinbar sind, bekommen <strong>Sie</strong> – wie<br />
alle anderen – keine Nachzahlung. Allerdings<br />
müssten die Renten für die Zukunft neu berechnet<br />
werden und könnten sogar höher ausfallen.<br />
Zuzahlung<br />
Bei chronisch Kranken (mit ärztlichem<br />
Attest) beträgt die Belastungsgrenze<br />
ja nur noch 1 %. Nach Erhalt des<br />
Steuerbescheides mussten wir feststellen,<br />
dass trotz Vorlage von zwei<br />
Attesten (beide chronisch krank) bei<br />
der zumutbaren Belastung nach dem<br />
Splittingtarif vorgegangen worden war.<br />
Eine Nachfrage beim Finanzamt ergab,<br />
dass eine solche Regel nicht existiert.<br />
Familie Jacksties, Offenbach<br />
Hier verwechseln <strong>Sie</strong> etwas: Die<br />
richtige Belastungsgrenze von 1 %<br />
für chronisch Kranke gibt es nicht<br />
im Steuerrecht, sondern nur bei den<br />
Zuzahlungen; darauf haben wir in<br />
vielen Beiträgen hingewiesen. Bewahren<br />
<strong>Sie</strong> dafür alle Zuzahlungsbelege,<br />
z. B. für Medikamente, eines<br />
Jahres auf. Übersteigen diese nun<br />
im Lauf eines Jahres 1 % des jährlichen<br />
Bruttoeinkommens, können<br />
<strong>Sie</strong> bei der Krankenkasse einen<br />
Antrag auf Befreiung stellen. Dann<br />
sind keine weiteren Zuzahlungen<br />
mehr zu leisten. Die Krankenkasse<br />
übernimmt alle folgenden Kosten.<br />
Zum Bruttoeinkommen zählen alle<br />
Einkünfte, mit denen Ver<strong>sich</strong>erte<br />
ihren Lebensunterhalt finanzieren,<br />
Gehalt, Renten, Zinsen oder Dividenden<br />
und Mieteinnahmen. In der<br />
Steuererklärung können grundsätzlich<br />
hohe Gesundheitskosten als<br />
außergewöhnliche Belastungen<br />
(z. B. Eigenanteil bei Zahnersatz)<br />
angegeben werden. Gleichwohl<br />
werden dann Ehepaare nach dem<br />
Splittingtarif besteuert.<br />
Unabhängige Rentenberater vermittelt<br />
deren Bundesverband in Köln:<br />
(02 21) 2 40 66 42,<br />
Internet: www.rentenberater.de<br />
WICHTIG<br />
Wir können Anfragen nur schriftlich (Brief, Fax, E-Mail)<br />
beantworten, leider nicht telefonisch.<br />
22 12 / 2010
antworten!<br />
Gabriele Prasser<br />
Steuerberaterin,<br />
Nürnberg<br />
Lothar Simmes<br />
Rentenberater,<br />
Borkum<br />
Wohnmobil<br />
DIE SCHNELLE<br />
ANTWORT<br />
Fotos: Archiv<br />
Ich besitze ein Wohnmobil und<br />
musste 2009 300 Euro Kfz-Steuer<br />
zahlen. Vor einigen Tagen erhielt<br />
ich für 7/2010–7/2011 erneut<br />
den Kfz-Steuerbescheid mit einer<br />
Nachzahlung sowie Erhöhung des<br />
jährlichen Betrages (ich lege den<br />
Bescheid bei). Ich erhielt vorher<br />
keine entsprechende Nachricht. Ist<br />
denn das Finanzamt dazu berechtigt,<br />
auf diese Art eine Erhöhung<br />
bzw. Nachzahlung für das Wohnmobil<br />
zu verlangen?<br />
G. Matthäus, per E-Mail<br />
Der Bescheid ist in der Tat nicht<br />
ganz leicht zu lesen. Generell<br />
gilt: Für 2009 wurde definitiv<br />
keine Nachzahlung berechnet.<br />
Die dort aufgeführten 144 Euro<br />
sind der anteilige Betrag von<br />
300 Euro für 2009 vom 09. 07.<br />
bis 31. 12. Die bezahlten 300<br />
Euro werden korrekt als Vorauszahlung<br />
angerechnet. Hintergrund:<br />
Ab 2010 erhöhte <strong>sich</strong> die<br />
Steuer je nach Schadstoffschlüsselnummer.<br />
Am besten, <strong>Sie</strong><br />
prüfen zuerst, ob die im Bescheid<br />
unter Emissionsklasse<br />
eingetragene ...53 (653) tatsächlich<br />
so in der Zulassungsbescheinigung<br />
steht. Wenn nicht, sollten<br />
<strong>Sie</strong> Einspruch einlegen. Sonst ist<br />
der Bescheid nicht zu beanstanden,<br />
da es <strong>sich</strong> um die Schadstoffklasse<br />
S1 handelt, die ab<br />
2010 mit 460 Euro für 3,2 t<br />
veranlagt wird. Die Anpassung<br />
des Tarifs beruht auf einer Gesetzesänderung<br />
aus 2006, deren<br />
Rechtmäßigkeit inzwischen<br />
höchstrichterlich bestätigt ist<br />
(Bundesfinanzhof, Urteil vom<br />
24. Februar 2010 – II R 44/09).<br />
Krankenkasse<br />
Seit August 2010 beziehe ich (geb. 1947) eine Erwerbsunfähigkeitsrente<br />
und möchte wissen, ob auch ich<br />
Aus<strong>sich</strong>t auf eine Nachzahlung habe, wenn ich einen<br />
Überprüfungsantrag stelle. Wie muss ich den Antrag<br />
stellen und gibt es hierzu Vorlagen? An wen kann<br />
ich mich wenden? Ich habe zwei Hörgeräte, meine Kasse<br />
hat nur den Kassenanteil übernommen. Wie kann ich<br />
erreichen, dass meine Kasse alle Kosten übernimmt?<br />
Rita Mantel-Eichner, Weyher<br />
Zunächst zum Hintergrund: Der 4. Senat beim Bundessozialgericht<br />
hat in einem Urteil (Aktenzeichen<br />
B 4 RA 22/05 R) entschieden, dass die Kürzung des<br />
Zugangsfaktors bei Erwerbsminderungsrenten vor<br />
dem 60. Lebensjahr nicht verfassungsgemäß ist. Die<br />
Rentenver<strong>sich</strong>erung war dem Urteil aber nicht gefolgt.<br />
2008 hatte der 5 a. Senat des Bundessozialgerichts<br />
die Kürzung des Zugangsfaktors für rechtmäßig<br />
erklärt und so die Rentenver<strong>sich</strong>erungsträger<br />
bestätigt. Dagegen legten die Sozialverbände Verfassungsklage<br />
ein. Diese soll in Kürze entschieden werden<br />
(Aktenzeichen 1 BvR 3588/08). Ob <strong>Sie</strong> von den<br />
Kürzungen der Erwerbsminderungsrenten betroffen<br />
sind, können wir nicht so einfach sagen. Wir raten<br />
Ihnen, die Entscheidung des Verfassungsgerichts<br />
abzuwarten. Sollten <strong>Sie</strong> betroffen sein (dafür muss<br />
man zunächst das Urteil kennen), so können <strong>Sie</strong><br />
dann einen Überprüfungsantrag stellen, dass die<br />
Rente neu berechnet wird. Eine Nachzahlung zu<br />
wenig gezahlter Rente ist nach einer Gesetzesänderung<br />
aus 2007 ohnehin nicht mehr möglich.<br />
Geschiedenen-Rente<br />
Meine Mutter wurde 1980<br />
in der DDR geschieden. Hat<br />
sie ein Recht auf<br />
Versorgungsausgleich?<br />
Viola Klingenhagen, Berlin<br />
Frauen, die lange vor der<br />
Wiedervereinigung 1990 in der<br />
DDR geschieden wurden,<br />
bekommen keinen Versorgungsausgleich.<br />
Wegen dieser Regel<br />
(diese Frauen hat man schlicht<br />
„vergessen“) erhalten 450.000<br />
Frauen zu wenig Altersrente.<br />
Dagegen läuft eine Klage<br />
beim Europäischen Gerichtshof<br />
für Menschenrechte.<br />
Witwenrente<br />
<strong>Sie</strong> beschreiben, wie Einkommen<br />
bei Witwenrente angerechnet<br />
wird. Dort<br />
steht, dass das Netto-Einkommen<br />
zugrunde gelegt wird.<br />
Bei mir werden vom Brutto<br />
40 % abgezogen, dann<br />
der pauschale Freibetrag,<br />
danach 40 %. Erhalte<br />
ich zu wenig Witwenrente?<br />
Maria Bauer, Hemmingen<br />
Beim Anrechnen von Einkommen<br />
wird immer das<br />
Nettoeinkommen zugrunde gelegt.<br />
Dies wird zuvor von<br />
der Rentenkasse ermittelt.<br />
Dabei wird vom Brutto eine<br />
Pauschale für Lohnsteuer und<br />
Sozialver<strong>sich</strong>erung von<br />
40 % abgezogen. Das haben wir<br />
auch so dargestellt. Davon geht<br />
noch der Freibetrag ab.<br />
Vom „Rest“ werden 40 % auf<br />
die Witwenrente angerechnet.<br />
Insofern dürfte auch bei Ihnen<br />
richtig gerechnet worden sein.<br />
Aus rechtlichen Gründen dürfen unsere Experten nur allgemeine Hinweise geben. Bei konkreten Problemen wenden <strong>Sie</strong> <strong>sich</strong> direkt an<br />
Beratungsstellen der Verbraucherverbände, der Rentenver<strong>sich</strong>erung oder einen Steuerberater bzw. Rechtsanwalt in Ihrer Nähe.<br />
12 / 2010<br />
23
24 Seiten Extra<br />
Wann in Rente? Autos günstiger <br />
Schützen<br />
<strong>Sie</strong> Ihr Recht<br />
VOLLMACHT FÜR BANKGESCHÄFTE<br />
Jemandem in<br />
Gelddingen vertrauen<br />
Wer entscheidet, wenn man es <strong>selbst</strong><br />
nicht kann? Der 2. Teil zeigt, wie man eine<br />
Vollmacht für Gelddinge aufsetzt.<br />
Wenn man wegen<br />
einer Krank-<br />
1.<br />
heit (z. B. Schlaganfall)<br />
nicht mehr entscheiden<br />
kann, ist es trotzdem<br />
notwendig, dass<br />
jemand für einen Dinge<br />
regelt, z. B. mit der<br />
Krankenkasse verhandelt,<br />
einen Rentenantrag<br />
stellt oder Rechnungen<br />
überweist. Oft<br />
ist das der Ehepartner.<br />
Aber nur, wenn<br />
er bzw. sie dies auch<br />
darf. Und das ist beispielsweise<br />
bei Banken<br />
sehr schwierig.<br />
Denn die erlauben das<br />
Führen eines Kontos<br />
nur, wenn man auch<br />
bevollmächtigt ist.<br />
Und dies ist leider oft<br />
nicht der Fall.<br />
Wer hier vorsorgen<br />
will, aber 2.<br />
keine Generalvollmacht<br />
erteilen möchte,<br />
kann für einzelne<br />
Rechtsgebiete eine<br />
eigene Vollmacht ausstellen<br />
(siehe Muster<br />
rechts). Denn, das ist<br />
das Besondere jeder<br />
Vollmacht: Der Vollmachtgeber<br />
kann exakt<br />
erlauben, welche<br />
Dinge die bevollmächtigte<br />
Person tatsächlich<br />
darf. Denn Vollmachten<br />
unterliegen<br />
keiner festen Form,<br />
können handschriftlich<br />
aufgesetzt, ergänzt<br />
oder auch gekürzt<br />
werden.<br />
Wichtig ist auch:<br />
3. Die Vollmacht<br />
muss, z. B. der Bank,<br />
vorab nicht angezeigt<br />
werden. Es reicht aus,<br />
wenn die bevollmächtigte<br />
Person <strong>sich</strong> ausweisen<br />
und die Vollmacht<br />
vorlegen kann.<br />
Die Vollmacht<br />
4. kann sogar zeitlich<br />
befristet werden,<br />
sodass sie ungültig<br />
wird, auch ohne dass<br />
man sie widerruft.<br />
So ist es beispielsweise<br />
möglich, jeweils<br />
zum Jahreswechsel<br />
eine entsprechende<br />
Vollmacht fürs kommende<br />
Jahr erneut<br />
auszustellen, wenn<br />
man dies möchte.<br />
VOLLMACHT<br />
Ich,<br />
erteile hiermit Vollmacht<br />
an<br />
Vollmachtgeber/in<br />
Name, Vorname, Geburtsdatum<br />
Adresse, Telefon, Telefax<br />
bevollmächtigte Person<br />
Name, Vorname, Geburtsdatum<br />
Adresse, Telefon, Telefax<br />
Diese Vertrauensperson wird hiermit bevollmächtigt, mich<br />
in allen Angelegenheiten zu vertreten, die ich im Folgenden<br />
angegeben habe.<br />
VOLLMACHT GEGENÜBER BEHÖRDEN UND ZUR VERMÖGENSVORSORGE<br />
➤ <strong>Sie</strong> darf mich bei Behörden, Ver<strong>sich</strong>erungen, Rentenund<br />
Sozialleistungsträgern vertreten.<br />
➤ <strong>Sie</strong> darf mein Vermögen verwalten und hierbei alle<br />
Rechtsgeschäfte im In- und Ausland vornehmen, Erklärungen<br />
abgeben und entgegennehmen sowie Anträge stellen, abändern,<br />
zurücknehmen.<br />
➤ <strong>Sie</strong> darf über Vermögensgegenstände jeder Art verfügen,<br />
➤ Zahlungen und Wertgegenstände annehmen,<br />
➤ Verbindlichkeiten eingehen,<br />
➤ Willenserklärungen bezüglich meiner Konten, Depots<br />
usw. abgeben. <strong>Sie</strong> darf mich bei Kreditinstituten vertreten.<br />
➤ <strong>Sie</strong> darf Schenkungen vornehmen, die einem Betreuer<br />
rechtlich gestattet sind.<br />
POST UND FERNMELDEVERKEHR<br />
<strong>Sie</strong> darf die für mich bestimmte Post entgegennehmen und<br />
öffnen sowie über den Fernmeldeverkehr entscheiden. <strong>Sie</strong><br />
darf alle hiermit zusammenhängenden Willenserklärungen<br />
(z. B. Vertragsabschlüsse, Kündigungen) abgeben.<br />
VERTRETUNG VOR GERICHT<br />
<strong>Sie</strong> darf mich gegenüber Gerichten vertreten sowie<br />
Prozesshandlungen aller Art vornehmen.<br />
UNTERVOLLMACHT<br />
<strong>Sie</strong> darf Untervollmacht erteilen.<br />
Ort, Datum<br />
Unterschrift Vollmachtgeberin/Vollmachtgeber<br />
Unterschrift Vollmachtnehmerin/Vollmachtnehmer<br />
geld ^recht<br />
im Januar<br />
Ab 15.12.<br />
am Kiosk<br />
Recht Die Tricks der Lebensmittelfirmen im Supermarkt +++ Recht Zusätzliche<br />
Beiträge bei Direktver<strong>sich</strong>erungen +++ Rente Vom Verfassungs-Urteil profitieren<br />
+++ Recht Versorgungsausgleich anfechten +++ Steuer Tipps für Rentner +++<br />
24 12 / 2010
50. Kalenderwoche<br />
13 Mo Manchmal muss man<br />
die Augen schließen,<br />
um klarer zu sehen.<br />
ARABISCHE WEISHEIT<br />
14 Di Das Außergewöhnliche<br />
geschieht nicht auf glattem,<br />
gewöhnlichem Wege.<br />
JOHANN WOLFGANG<br />
VON GOETHE<br />
Mi Die Seele nährt <strong>sich</strong> von<br />
15 dem, worüber sie <strong>sich</strong> freut.<br />
AUGUSTINUS<br />
Do Wesentlich ist nicht,<br />
16 Glück gehabt zu haben,<br />
sondern glücklich zu sein.<br />
UNBEKANNT<br />
Fr Die Sprache der Liebe<br />
17 ist die einzige Fremdsprache,<br />
die alle<br />
Menschen verstehen.<br />
JOSEF FREINADEMETZ<br />
18 Sa Reich ist der, der den Tag<br />
mit Dank beschließen kann.<br />
CAROL ANN HIERL<br />
19 So 4. ADVENT<br />
Die Art des Gebens ist wichtiger<br />
als die Gabe <strong>selbst</strong>.<br />
PIERRE CORNEILLE<br />
Einen<br />
Menschen<br />
lieben heißt,<br />
ihn so zu<br />
sehen, wie<br />
Gott ihn<br />
gemeint hat.<br />
FJODOR M. DOSTOJEWSKI<br />
51. Kalenderwoche<br />
20 Mo Unkraut nennt man Pflanzen,<br />
deren Vorzüge noch<br />
nicht erkannt worden sind.<br />
UNBEKANNT<br />
21 Di Ein Augenblick der<br />
Seelenruhe ist besser<br />
als alles, was du sonst<br />
erstreben magst.<br />
SPRICHWORT<br />
22 Mi Nur wer innerlich lebt,<br />
der ist auch bereit<br />
zu kämpfen.<br />
VICTOR HUGO<br />
23 Do Wer <strong>sich</strong> mit Humor<br />
wappnet, ist praktisch<br />
unverwundbar.<br />
ERNST PENZOLDT<br />
24 Fr HEILIGABEND<br />
Freude lässt <strong>sich</strong> nur<br />
voll auskosten, wenn <strong>sich</strong><br />
ein anderer mitfreut.<br />
MARK TWAIN<br />
25 Sa 1. WEIHNACHTSTAG<br />
Das Schönste am Schenken<br />
ist das Leuchten in den<br />
Augen des Beschenkten.<br />
AUS RUSSLAND<br />
26 So 2. WEIHNACHTSTAG<br />
Der kürzeste Weg zu Gott<br />
führt über den Nächsten.<br />
VINZENZ VON PAUL<br />
52. Kalenderwoche<br />
27 Mo Das Glühen des Herzens<br />
ist mehr wert als das<br />
Glänzen des Verstandes.<br />
HL. BERNHARD<br />
28 Di Sammle deine hellen<br />
Stunden und verwahre sie<br />
für dunkle Zeiten.<br />
UNBEKANNT<br />
29 Mi Lächeln ist ein Fenster,<br />
durch das man sieht, ob<br />
das Herz zuhause ist.<br />
UNBEKANNT<br />
30 Do Suchen wir nicht danach,<br />
wer recht oder unrecht<br />
hat – versöhnen wir uns.<br />
JOHANNES XXIII.<br />
31 Fr Jeder Tag ist ein<br />
neuer Anfang.<br />
T. S. ELIOT<br />
Auf ins<br />
Land der<br />
Süßigkeiten<br />
Zum Advent gehört<br />
für viele auch das<br />
berühmte Ballett<br />
„Der Nussknacker“<br />
von Peter Tschaikowsky.<br />
Darin<br />
verwandelt <strong>sich</strong><br />
der Nussknacker in<br />
einen Prinzen, um<br />
mit Klara ins Land<br />
der Süßigkeiten zu<br />
reisen. Ach ja ...<br />
12/2010<br />
55
Meine Lese-Tipps<br />
4<br />
2<br />
1<br />
Witzig<br />
Frauen-Trio<br />
ohne Nerven<br />
Aktuell<br />
Feinfühlige<br />
Geschichte<br />
Ewige Jugend,<br />
uralte Rätsel,<br />
brandheiße Themen<br />
– diese Bücher<br />
legen <strong>Sie</strong> nicht<br />
mehr aus der Hand.<br />
Lehrreich<br />
Was hält diese<br />
Alten so jung?<br />
3<br />
Mystisch<br />
Suche nach dem<br />
Geheimnis der Welt<br />
TIPP<br />
DES<br />
MONATS<br />
1 Famose<br />
Frauen-Power<br />
Betty Weissmann ist 75,<br />
als ihr Mann Joseph,<br />
78, ihr eröffnet, er wolle<br />
<strong>sich</strong> scheiden lassen.<br />
Die alte Frau ist<br />
empört, vor<br />
allem, weil sie<br />
die gemeinsame<br />
Wohnung verlassen<br />
soll. Doch<br />
dann schreiten ihre<br />
Töchter ein.<br />
Cathleen Schine hat<br />
eine moderne Version<br />
von Jane Austens<br />
(1775 bis 1817) Roman<br />
„Verstand und Gefühl“<br />
geschrieben. Eine<br />
wunderschöne Liebeskomödie<br />
mit spritzigen<br />
Dialogen und hinreißendem<br />
Wortwitz.<br />
C. Schine: Die drei Frauen von<br />
Westport, Goldmann, 19,99 Euro<br />
2 Glücks-Suche<br />
in der Schweiz<br />
„Nichts hat <strong>sich</strong> geändert.“<br />
Papa Kocsis<br />
schüttelt jedes Jahr den<br />
Kopf, wenn er Urlaub<br />
in seiner serbischen<br />
Heimat macht. Als<br />
Besitzer einer Cafeteria<br />
hat er in der Schweiz<br />
viel Geld verdient und<br />
ringt verbissen darum,<br />
<strong>sich</strong> anzupassen, kocht<br />
z. B. nur Schweizer<br />
Gerichte. Dass ihn,<br />
den <strong>selbst</strong>ernannten<br />
Super-Schweizer, alle<br />
Eidgenossen verachten,<br />
bekommt Kocsis nicht<br />
mit. Nur seine Tochter<br />
Ildiko spürt die Ressentiments<br />
und fühlt<br />
<strong>sich</strong> zerrissen, überall<br />
fremd. Aus ihrer Per-<br />
spektive erzählt Melinda<br />
Nadj Abonji ihren autobiografischen<br />
Roman.<br />
Und leistet damit einen<br />
einfühlsamen Beitrag<br />
zum Thema Integration.<br />
Für ihr nachdenkliches,<br />
zugleich humorvolles<br />
Buch über eine entwurzelte<br />
Familie auf<br />
der Suche nach dem<br />
Lebensglück gab es zu<br />
Recht den Deutschen<br />
Buchpreis 2010!<br />
M. Nadj Abonji: Tauben fliegen<br />
auf, Jung und Jung, 22 Euro<br />
3 Stein<br />
der Weisen<br />
Eine Archäologin sucht<br />
nach dem ersten Menschen<br />
der Welt, ein<br />
Astrophysiker nach<br />
dem ersten Stern.<br />
Gemeinsam entdecken<br />
sie einen uralten Stein.<br />
Gelungener Mix aus<br />
Abenteuer-, Kriminal-<br />
und Liebesroman,<br />
der Hirn und Herz<br />
anspricht.<br />
Marc Levy: Am ersten Tag,<br />
Blanvalet, 17,99 Euro<br />
4 Wie wird man<br />
100 Jahre alt?<br />
In Vilcabamba, Ecuador,<br />
werden viele Menschen<br />
weit über 100 Jahre alt.<br />
Liegt es an der Ernährung?<br />
Oder an lebenslanger<br />
harter Arbeit?<br />
Überaus interessant,<br />
schnell zu lesen, wirkt<br />
aber lange nach.<br />
Ricardo Coler: Das Tal der<br />
Hundertjährigen,<br />
Rütten & Loening, 17,95 Euro<br />
Fotos: Klaus E. Haun (4), Archiv (1)<br />
ELKE SERWE STELLT IHNEN DIE HERAUSRAGENDEN ROMANE DES MONATS VOR<br />
56 12/2010
GESUND & FIT<br />
M E I N N E U E R S P O R T<br />
Fit auf<br />
der Rolle<br />
Drei Stunden fegt Michaela Hoffmann (52) mit<br />
ihren Skates oft über den Asphalt.<br />
Nordic Blading ist ihre Leidenschaft. Und es gibt<br />
nichts Besseres für einen knackigen Po!<br />
Foto: Florian Wagner<br />
„Das Schöne an Nordic Blading<br />
ist, ich bin auf keine Öffnungszeiten<br />
angewiesen, kann sofort<br />
vor meiner Haustür starten. Sobald<br />
der Asphalt trocken ist, drehe<br />
ich meine Runden. Die dauern<br />
manchmal bis zu drei Stunden<br />
– mit Pausen. In der Zeit schaffe<br />
ich etwa 20 Kilometer. Das ist<br />
bestes Herz-Kreislauf-Training<br />
an der frischen Luft. Nicht nur<br />
die Beine müssen arbeiten,<br />
durch den Stockeinsatz trainiert<br />
man besonders gut die Muskeln<br />
im oberen Rücken. Viele Skilangläufer<br />
bereiten <strong>sich</strong> damit auf<br />
den Winter vor. Nordic Blading<br />
macht aber auch meinen Po<br />
knackig, die Oberarme straff und<br />
für die Brustmuskeln ist es auch<br />
super. Kurz: Ich bin topfit!<br />
Ich blade gerne allein und lasse<br />
dabei die Gedanken schweifen.<br />
Aber auch mit anderen macht<br />
es riesig viel Spaß. Bei Touren<br />
mit Freunden gehört ein schöner<br />
Einkehrschwung natürlich mit<br />
dazu. Mein Rat für Interessierte:<br />
unbedingt einen Kurs machen!“
gesund & fit<br />
Gefährliche<br />
KEIME in Kliniken<br />
Verkehrte Welt, immer mehr Menschen kommen krank<br />
aus dem Krankenhaus, weil sie <strong>sich</strong> mit extrem<br />
gefährlichen MRSA-Keimen anstecken. Die wichtigsten<br />
Fakten eines Skandals und wie man <strong>sich</strong> schützen kann.<br />
DER SCHOCK: 3 TOTE BABYS<br />
Der traurige Unglücksfall in der Mainzer Uniklinik ließ im August die Diskussion über Hygiene<br />
in deutschen Kliniken neu aufflammen. Inzwischen scheint klar: Irgendwo zwischen Abfüllung<br />
und Eintreffen in der Uniklinik wurden die Infusionen mit den tödlichen Darmbakterien<br />
verkeimt. Politische oder rechtliche Konsequenzen hatte der Fall bisher nicht.<br />
40.000<br />
40.000<br />
KILLER IN<br />
DER KLINIK<br />
Durch Krankenhaus-<br />
Keime sterben fast 10<br />
Mal so viele Menschen<br />
wie im Straßenverkehr.<br />
Todesursache<br />
Lungenkrebs<br />
Keime<br />
4.200<br />
Straßenverkehr<br />
550<br />
Aids<br />
MRSA<br />
Hinter diesem<br />
Kürzel verbergen<br />
<strong>sich</strong> einige der<br />
gefährlichsten<br />
Keime überhaupt:<br />
Bakterien (Staphylococcus<br />
Aureus), die gegen<br />
die wichtigsten Antibiotika<br />
(Methicillin und andere)<br />
unempfindlich (Resistent)<br />
geworden sind.<br />
40.000<br />
3 URSACHEN FÜR KEIME<br />
So viele Menschen<br />
sterben jedes Jahr in<br />
Deutschland, weil sie<br />
<strong>sich</strong> in Kliniken mit extrem<br />
gefährlichen Keimen<br />
infiziert haben. Bis<br />
zu 800.000 Patienten<br />
sind betroffen. Zum Teil<br />
überleben sie nur, wenn<br />
infizierte Gliedmaßen<br />
amputiert werden.<br />
Seit Jahren nimmt das Problem mit multiresistenten<br />
Keimen in Krankenhäusern zu. Die Gründe:<br />
• Kliniken halten die Hygiene-Richtlinien nicht ein.<br />
• Haus- und Fachärzte verschreiben zu viel und zu<br />
schnell Antibiotika, etwa bei banalen Virus-Infektionen.<br />
• Patienten nehmen Antibiotika nicht richtig (sh. rechts).<br />
UNTER 1 %<br />
Norwegen,<br />
Schweden,<br />
Niederlande –<br />
in diesen Ländern<br />
sind MRSA-Keime<br />
praktisch kein<br />
Problem, weil<br />
• jeder Patient<br />
im Krankenhaus<br />
auf MRSA untersucht<br />
wird,<br />
• strenge Hygiene-<br />
Regeln in den<br />
Kliniken gelten.<br />
58 12/2010
50 % WENIGER INFEKTIONEN<br />
Schon 1976 stellte das Bundesgesundheitsamt<br />
(heute RKI) einfache Hygiene-Regeln für Ärzte<br />
und Pflegepersonal im Krankenhaus auf, mit<br />
denen <strong>sich</strong> das Ausbreiten der Keime verhindern<br />
ließe. Dazu müssten Ärzte und Pflegepersonal<br />
zum Beispiel <strong>sich</strong> vor und nach jedem Patienten-<br />
Kontakt ordnungsgemäß die Hände waschen<br />
und desinfizieren und ggf. Einmalhandschuhe<br />
tragen, wenn sie z. B. Katheter legen. „Würden<br />
diese Richtlinien in allen Krankenhäusern befolgt,<br />
hätten wir nur halb so viele Infektionen<br />
im Krankenhaus“, sagt Dr. Klaus-Dieter Zastrow,<br />
Direktor des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin,<br />
Vivantes-Kliniken Berlin.<br />
1,5 EURO MRD.<br />
könnten gespart werden,<br />
wenn es in jedem der etwa<br />
2.000 Krankenhäuser einen<br />
Facharzt für Hygiene gäbe,<br />
der darauf achtet, dass Ärzte<br />
und Pflegepersonal die Hygienerichtlinien<br />
einhalten.<br />
Bisher haben nur 5 % einen<br />
Hygienearzt. Da möchte man<br />
Gesundheitsminister Rösler<br />
gerne fragen: „Warum haben<br />
<strong>Sie</strong> bei Ihrer sogenannten<br />
Gesundheitsstruktur-Reform<br />
nicht daran gedacht? Es kann<br />
doch nicht etwa an den 90<br />
Mio. Euro liegen, die eine<br />
solche einfache Maßnahme<br />
kosten würde?“<br />
4 MERKMALE EINER GUTEN KLINIK<br />
Wer ins Krankenhaus muss,<br />
sollte vorher unbedingt diese<br />
Dinge klären:<br />
• Anrufen und Hygiene-<br />
Facharzt verlangen. Vor<strong>sich</strong>t,<br />
wenn es keinen gibt!<br />
• Im Internet nachschauen<br />
(lassen), ob Klinik bei „Aktion<br />
saubere Hände“ mitmacht<br />
(www.praxis-page.<br />
de/ash/kliniken.htm).<br />
• Hakt die Klinik bei der<br />
Aufnahme gezielt nach, ob<br />
man schon einmal MRSA<br />
hatte? Falls ja, nimmt sie<br />
das Keim-Problem wahrscheinlich<br />
ernst.<br />
• Auf Zimmern und Toiletten<br />
nachschauen, ob überall<br />
Spender mit Desinfektionsmitteln<br />
hängen.<br />
Fotos: Picture Alliance (1), Getty (1), A. Schönharting (1)<br />
5 WICHTIGE FAKTEN ÜBER ANTIBIOTIKA<br />
Wer Antibiotika nicht richtig einnimmt, läuft<br />
Gefahr, dass sie unwirksam bleiben. Das ist<br />
ein Grund dafür, warum heute das Problem<br />
mit resistenten Keimen so groß ist. Deshalb<br />
bitte immer darauf achten:<br />
• Auf keinen Fall die Dosier-Anweisung des<br />
Arztes verändern bzw. verringern. Wird der<br />
Körper nicht mit genügend Wirkstoffen versorgt,<br />
überleben viele Bakterien, können<br />
mutieren und in Zukunft kaum noch mit<br />
Antibiotika behandelt werden.<br />
• So lange einnehmen, wie der Arzt es verordnet<br />
hat, <strong>selbst</strong> wenn <strong>Sie</strong> <strong>sich</strong> frühzeitig<br />
besser fühlen. Dies ist besonders wichtig, um<br />
die Bakterien vollständig auszurotten.<br />
• Medikamenten-Reste zurück in die Apotheke<br />
bringen. Nicht aufbewahren, um sie<br />
irgendwann bei anderer Gelegenheit wieder<br />
einzusetzen. Nur ein Arzt kann einschätzen,<br />
welches Medikament bei welcher Infektion<br />
tatsächlich richtig wirkt.<br />
• Medikamente mit Antibiotika wirken nur<br />
gegen Bakterien. Eine Grippe oder Erkältung<br />
wird dagegen durch Viren ausgelöst.<br />
Es ist daher sinnlos, diese mit<br />
Antibiotika zu behandeln. Im<br />
Gegenteil, man gefährdet die<br />
Gesundheit und trägt dazu<br />
bei, dass <strong>sich</strong> neue Resistenzen<br />
bilden können.<br />
Unser Experte: Dr. Klaus-Dieter Zastrow, Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene<br />
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ihre Wirkstoffe optimal<br />
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10/2010 59
REISE & KULTUR<br />
Römische Romantik: Die Arkaden am<br />
„Hof“ (so heißt der Platz im Schatten des<br />
Doms) sind Reste einer antiken Tempelanlage,<br />
die Archäologen fanden.<br />
Zu Besuch<br />
bei Karl dem<br />
Großen<br />
Was für eine Stadt! Kaiser Karl errichtete<br />
hier den fantastischen Dom. Und<br />
auch der Weihnachtsmarkt ist etwas ganz<br />
Besonderes, findet Lambertz-Chef<br />
Hermann Bühlbecker, der <strong>sich</strong> viel Zeit<br />
nahm, um „sein“ Aachen zu zeigen.<br />
Dom – Prunk aus<br />
Gold und Marmor<br />
Der Bau passt zu seinem Schöpfer. Kaiser<br />
Karl der Große verwandelte gegen Ende des<br />
8. Jahrhunderts den väterlichen Königshof<br />
in Aachen in eine Pfalz (burgähnliche Palastanlage),<br />
eine Reichsresidenz. Und mitten rein<br />
ließ er eine Kirche bauen – den heutigen Dom.<br />
Mit Marmor verkleidet sind die meterdicken<br />
Säulen des achteckigen Kuppelbaus, an Gewölbedecken<br />
funkeln Mosaiken aus Tausenden<br />
goldenen und blauen Steinchen. „Sobald<br />
man den Dom betritt, spürt man: Das ist nicht<br />
irgendeine Kirche, es ist Weltkulturerbe und<br />
einer der fantastischsten Bauten der Welt“,<br />
sagt Hermann Bühlbecker, Chef der Printenund<br />
Lebkuchenfabrik Lambertz. Zart zieht<br />
der Duft von Weihrauch aus der Chorhalle<br />
herüber. Durch die 1.000 Quadratmeter großen<br />
Fenster aus buntem Glas fällt das Sonnenlicht<br />
auf Karls goldenen Schrein. Kein Zweifel:<br />
Der Aachener Dom ist eine würdige<br />
Ruhestätte für einen der größten Herrscher<br />
der europäischen Geschichte.<br />
60 12 / 2010
Katschhof – Stille<br />
mitten in der Stadt<br />
„Glory, glory, halleluja“: Kräftige<br />
Kinderstimmen dringen aus der<br />
Dom-Singschule auf das Rechteck<br />
zwischen Rathaus und Dom<br />
– den Katschhof. Wie eine Insel<br />
liegt er da, im Mittelalter stand<br />
hier der Pranger („Kax“) – ihm<br />
verdankt der Hof seinen Namen.<br />
Bühlbecker hält ihn für „den attraktivsten<br />
Ort Aachens“. Unter<br />
knorrigen Bäumen warten Bänke<br />
auf Besuch. Backsteinhäuser in<br />
Weiß-Rosa wölben <strong>sich</strong> bedrohlich<br />
nach hinten. Es ist, als wäre<br />
die Zeit stehen geblieben und Kaiser<br />
Karl käme gleich um die Ecke.<br />
Spätestens 2013 kommt er garantiert.<br />
Dann setzt man ihm hier<br />
ein neues Denkmal – mit dem Museum<br />
Centre Charlemagne.<br />
12 / 2010<br />
61
REISE & KULTUR<br />
Rathaus – speisen wie die Könige<br />
Es ist gar nicht so groß. Aber imposant.<br />
Schmiede, Weber, Bäcker,<br />
Kaufleute – reichlich bedeckt ist das<br />
Aachener Rathaus mit filigranen Fresken,<br />
die klassisches Handwerk zeigen.<br />
Die Jahrhunderte haben den Stein verwittert,<br />
die blank geputzten Butzenscheiben<br />
hingegen glänzen wie neu. Drinnen<br />
knarrt das Parkett, wenn <strong>sich</strong> der Besucher<br />
durch die vielfarbigen Säle treiben<br />
lässt. Und im mächtigen Krönungssaal –<br />
viele Besucher halten ihn für Deutschlands<br />
schönsten – kann man über gewienerten<br />
Marmorboden schlittern.<br />
Zwischen 936 und 1531 ließen <strong>sich</strong> an<br />
diesem Ort mehr als 30 Könige krönen.<br />
„Man spürt die Tradition, ohne dass es<br />
wie ein Museum wirkt“, sagt Bühlbecker<br />
und man spürt ihm die tiefe Ergriffenheit<br />
an, obwohl er den Saal im Rathaus schon<br />
Dutzende Male gesehen hat.<br />
Richtig lebendig wird es an zwei<br />
ganz besonderen Tagen im Jahr:<br />
Seit 1950 wird nämlich immer an Christi<br />
Himmelfahrt im Krönungssaal der europäische<br />
Karlspreis verliehen. Den Preis<br />
bekommen Persönlichkeiten (u. a. 1982<br />
König Juan Carlos, 2010 Polens Ministerpräsident<br />
Tusk), die <strong>sich</strong> besondere Verdienste<br />
um Europas Einheit erwarben.<br />
Ein anderer Brauch lebt jeweils am 23.<br />
Oktober auf: das Krönungsmahl, das auf<br />
eine jahrhundertealte Tradition zurückgeht<br />
und die König Otto I. vor fast 1.100<br />
Jahren begründete. 300 Gäste speisen<br />
dann ein edles Vier-Gänge-Menü – und<br />
spenden dabei für den Erhalt des Rathauses.<br />
Wer teilnehmen möchte, sollte<br />
<strong>sich</strong> aber beeilen und <strong>sich</strong> möglichst bald<br />
beim Rathaus-Verein Aachen anmelden<br />
(der Preis: etwa 200 Euro/Person,<br />
✆ (0241) 432 10 10).<br />
„Aachen war<br />
zu Karls<br />
Zeiten die<br />
Hauptstadt<br />
Europas.“<br />
Hermann Bühlbecker<br />
Hermann<br />
Bühlbecker<br />
kam am 7. Juni<br />
1950 in Aachen<br />
zur Welt.<br />
In den 70ern<br />
finanzierte er<br />
<strong>sich</strong> das BWL-<br />
Studium mit<br />
Tennis (Bundesliga).<br />
Nach<br />
der Promotion<br />
stieg er 1976<br />
bei Lambertz<br />
ein. Heute ist<br />
er Inhaber der<br />
weltgrößten<br />
Printen-Fabrik.<br />
Er ist verheiratet,<br />
hat<br />
eine Tochter<br />
aus erster Ehe.<br />
Café Lambertz –<br />
naschen und staunen<br />
Im Reich der Printen<br />
(eine Art Lebkuchen,<br />
nach Aachener Art<br />
gesüßt mit Zuckerrüben-Sirup<br />
statt mit<br />
Honig) klingt ganz<br />
leise Weihnachts-Musik<br />
(„Leise rieselt der<br />
Schnee“). Entspannt<br />
lässt man <strong>sich</strong> in die<br />
schwarzen Ledersessel<br />
sinken. Aber was<br />
soll man wählen? Lebkuchen? Kräuterprinten? Schokoladenprinten?<br />
Harte oder weiche? Vielleicht doch<br />
lieber ein paar Pralinen? Oder ein verführerisch glänzendes<br />
Törtchen? Egal, wofür man <strong>sich</strong> entscheidet –<br />
den unverstellten Blick durch die riesige Glasfront des<br />
Café Lambertz auf den Aachener Markt gibt es gratis.<br />
Bühlbecker: „Ausruhen, probieren, naschen oder nur<br />
ein wenig verweilen – als ob man direkt auf dem Markt<br />
sitzt. Auch dafür haben wir unser Café vor etwa 20 Jahren<br />
direkt neben dem Rathaus errichtet.“ So etwas muss<br />
der Lambertz-Chef als Inhaber natürlich sagen – und<br />
trotzdem stimmt es.<br />
Markt – des Kaisers Suppentopf<br />
Kaiser Karl im Erbsensuppentopf – so nennen Einheimische<br />
wie Bühlbecker den Karlsbrunnen (aus<br />
dem 17. Jh.) auf dem Markt. Weil der Name doch<br />
vortrefflich passt, um die Bronze-büste inmitten des<br />
schlichten Marktbrunnens zu umschreiben. „Überhaupt<br />
ist der Markt das Herz der Stadt“, betont Bühlbecker.<br />
Denn wenn es etwas zu feiern gibt, zieht es<br />
die Aachener und ihre Gäste genau hierher: Silvesterpartys,<br />
Konzerte, Karneval – auf dem Markt pulsiert<br />
rheinisches Leben. Gern lässt <strong>sich</strong> Bühlbecker<br />
hier auch vom Zauber der Sonne einfangen, die das<br />
graue Straßenpflaster heute in einen matt schimmernden<br />
Spiegel verwandelt. Blau glänzt der Himmel,<br />
eingefasst von dunkelgelben oder weißen Bürgerhäusern,<br />
die verziert sind mit goldenen Schwänen<br />
und Einhörnern. „Es gibt keinen besseren Ort, um<br />
Leute zu beobachten.“<br />
Der Karlsbrunnen am Rathaus ist<br />
Treffpunkt für Stadtführungen.<br />
62 12 / 2010
Fotos: Matthias Jung (6), Freelens Pool (1), Infochart (1)<br />
„Komischerweise hat der<br />
Weihnachtsmarkt bei uns<br />
nicht diese wahnsinnig lange<br />
Tradition wie in anderen<br />
Städten.“ Hermann Bühlbecker<br />
ist immer noch verblüfft,<br />
dass es den Markt erst seit<br />
1973 gibt. Denn der Weihnachtsmarkt<br />
zaubert einen<br />
ganz eigenen Glanz über die<br />
Stadt. Und der Platz zwischen<br />
Dom und Rathaus verwandelt<br />
<strong>sich</strong> in einen riesigen Teller<br />
voller Köstlichkeiten. „Pro<br />
Saison muss ich mindestens<br />
ein- oder zweimal hin“, so<br />
Bühlbecker. „Die Lichter, die<br />
Düfte, dieses wunderschöne<br />
Wichtigster<br />
Domschatz:<br />
In der<br />
vergoldeten<br />
Karlsbüste<br />
steckt die<br />
Schädeldecke<br />
des toten<br />
Kaisers.<br />
Der Aachener Weihnachtsmarkt –<br />
ganz jung, ganz zauberhaft<br />
Altstadt-Ambiente – all das<br />
ist sehr pittoresk, hat eine enorme<br />
Ausstrahlung.“<br />
Bloß seine Lieblingsleckerei<br />
(neben den Printen) bekommt<br />
Bühlbecker nicht auf<br />
dem Markt. Für „Spießfladen<br />
mit Apfel-Birnen-Mus“ muss<br />
man nämlich ein paar Schritte<br />
weiter gehen, zum Büchel,<br />
Ecke Körbergasse. Da steht<br />
das Haus der Konkurrenz, das<br />
Café van den Daele (Foto<br />
oben rechts). Wer einmal diese<br />
köstlichen Fladen, gekrönt<br />
mit vielen Früchten,<br />
gekostet hat, wird Hermann<br />
Bühlbecker gut verstehen.<br />
<br />
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Doch hin und wieder möchte<br />
man auch spontan ein neues<br />
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Das geht, z. B. mit dem HP<br />
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das Symbol für das englische<br />
Pfund oder das Copyright-<br />
Zeichen? Gehen <strong>Sie</strong> in der<br />
Menüzeile auf „Einfügen“,<br />
dann auf „Symbol“. Per<br />
Mausklick können <strong>Sie</strong> ganz<br />
einfach £ oder © einfügen.<br />
Gewusst?<br />
„Verpackte“ Anhänge öffnen Teil 1<br />
Viele E-Mail-Anhänge lassen <strong>sich</strong> nicht öffnen. Der Grund: Es sind mehrere<br />
Fotos oder Texte in einer Datei „verpackt“. Die Lösung ist ganz einfach.<br />
1Das Prinzip<br />
Komprimiert oder „verpackt“<br />
werden große Dateien,<br />
um sie kleiner zu machen.<br />
Denn so lassen sie <strong>sich</strong> schneller<br />
per Mail verschicken und<br />
der Empfänger kann sie<br />
schneller herunterladen.<br />
Manche Dateien „entpacken“<br />
<strong>sich</strong> dabei <strong>selbst</strong> – so der<br />
Fachausdruck: Man erkennt<br />
diese Dateien am Reißverschluss<br />
auf dem Ordnersymbol.<br />
Dazu muss man diese<br />
Dateien zunächst auf der Festplatte<br />
speichern; dann per<br />
Doppelklick öffnen.<br />
Andere Dateien aber „entpacken“<br />
<strong>sich</strong> nicht <strong>selbst</strong>, z. B.<br />
Zip-Dateien (Symbol: Schublade<br />
mit Schraubstock) und<br />
RAR-Dateien (Symbol: gestapelte<br />
Bücher). Um sie zu öffnen,<br />
müssen <strong>Sie</strong> zunächst die<br />
entsprechenden Programme<br />
aus dem Internet laden.<br />
Zip- und RAR-Dateien<br />
2 Um Zip-Dateien zu entpacken,<br />
benötigen <strong>Sie</strong> die offizielle<br />
Software von WinZip (50<br />
Euro). Eine kostenlose Testversion<br />
für 45 Tage gibt es unter<br />
www.winzip.de. Die Alternative<br />
ist die kostenlose, freie<br />
Software 7-Zip, die gibt es z. B.<br />
gratis unter www.chip.de.<br />
Mithilfe des Befehls „extrahieren“<br />
(also entpacken)<br />
können <strong>Sie</strong> nun die Zip-Dateien<br />
öffnen.<br />
Die entsprechende Software<br />
für eine RAR-Datei finden<br />
<strong>Sie</strong> unter www.winrar.de<br />
(36 Euro). Auch hier können<br />
<strong>Sie</strong> eine kostenlose Testversion<br />
für 40 Tage herunterladen.<br />
3Mac-Dateien öffnen<br />
Freunde haben einen<br />
Apple-Computer (Mac)? Dann<br />
kann es Ihnen passieren, dass<br />
<strong>Sie</strong> einen Anhang mit SIToder<br />
HQX-Endung erhalten.<br />
Es sind ebenfalls verpackte<br />
Dateien, vergleichbar mit Zip<br />
1. Öffnen <strong>Sie</strong><br />
Ihre E-Mail<br />
wie gewohnt<br />
mit einem<br />
Doppelklick.<br />
2. Klicken <strong>Sie</strong> auf<br />
das Symbol des<br />
Anhangs, halten<br />
<strong>Sie</strong> die linke Maustaste<br />
gedrückt.<br />
oder RAR für Windows. Mit<br />
dem Entpacker-Programm<br />
„StuffIt Expander“ können <strong>Sie</strong><br />
jedoch auch diese Mac-Dateien<br />
mühelos öffnen und<br />
lesen. StuffIt gibt es gratis,<br />
z.B. unter www.chip.de.<br />
Hübscher Neben-Effekt:<br />
StuffIt entpackt auch Zip- und<br />
RAR-Dateien. Um diese Dateien<br />
zu entpacken, das Datei-<br />
Symbol einfach in das geöffnete<br />
Programmfenster des<br />
StuffIt-Expanders ziehen.<br />
Im nächsten Heft:<br />
Wie <strong>Sie</strong> BMP-, TXT-,<br />
MIME- und PDF–Dateien<br />
problemlos öffnen.<br />
3. Ziehen <strong>Sie</strong> das<br />
Symbol auf Ihren<br />
Desktop. Öffnen<br />
<strong>Sie</strong> den Anhang<br />
mit WinZip.<br />
Haben <strong>Sie</strong> Fragen? Schreiben <strong>Sie</strong> uns! Unsere Computer-Expertin hilft Ihnen weiter.<br />
Brigitte Kafka gehört zum Team des Gladbecker Senioren-Internetcafés Intern@tto.<br />
Illustration: Dieter Braun (1), PR (1)<br />
68 12/2010
RÄTSEL<br />
Sudoku<br />
In jeder Zeile, jeder Spalte und jedem 9er-Block aus 3 × 3<br />
Kästchen müssen alle Zahlen von 1 bis 9 stehen! Bei dem leichten<br />
Sudoku links ist die zweite Spalte ein guter Ansatz, bei dem<br />
schweren Sudoku oben ergeben <strong>sich</strong> schnell einige Achten.<br />
Wortwissen<br />
1. Foliant<br />
a) Großes Buch<br />
b) Abdeckplane<br />
c) Laubgewächs<br />
2. Schnurrant<br />
a) Spitzbube<br />
b) Umherziehender<br />
Straßenmusiker<br />
c) Anekdotenerzähler<br />
3. Lizitant<br />
a) Nebenkläger<br />
b) Zügellos lebender Mensch<br />
c) Bieter bei Auktionen<br />
4. Konziliant<br />
a) Gesellig<br />
b) Versöhnlich<br />
c) Redselig<br />
5. Fendant<br />
a) Bunte Zuckermasse<br />
b) Alte Streitaxt<br />
c) Weißwein aus dem<br />
Kanton Wallis<br />
6. Postulant<br />
a) Examensprüfling<br />
b) Briefzusteller<br />
c) Amtsbewerber<br />
Testen <strong>Sie</strong> Ihr Wortwissen. Welche<br />
der drei Alternativen ist richtig?<br />
7. Mokant<br />
a) Widerspenstig<br />
b) Spöttisch<br />
c) Undurch<strong>sich</strong>tig<br />
8. Olifant<br />
a) Orientalischer Hofnarr<br />
b) Ausgestorbenes<br />
Rüsseltier<br />
c) Jagdhorn aus Elfenbein<br />
9. Spirant<br />
a) Reibelaut<br />
b) Geometrischer Kreisel<br />
c) Schwitzmittel<br />
10. Deviant<br />
a) Ungehörig<br />
b) Aufmüpfig<br />
c) Abweichend<br />
11. Suppleant<br />
a) Beiheft in der Zeitung<br />
b) Schweizerisch: Ersatzmann<br />
in einer Behörde<br />
c) Bittsteller<br />
12. Blümerant<br />
a) Gedeihend<br />
b) Flau, unwohl<br />
c) Gewunden (Stil)<br />
Lösung aus<br />
Heft 11/10:<br />
Backbord<br />
Auflösungen<br />
Haben <strong>Sie</strong> Lust auf noch mehr Gehirn-<br />
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Gewinner des Rätsels in<br />
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Verena Morzeck, Berlin<br />
Klaus Behrmann, Haibach<br />
Christine Hewelt, Nennhausen<br />
Lilo Schaper, Remscheid<br />
Gisela Hinken, Rheine<br />
Lösungswort: Wannsee<br />
Der Gewinn: Je Gewinner eine<br />
Zoojahreskarte für die ganze<br />
Familie (Wert: 200 Euro)<br />
Herzlichen Glückwunsch!<br />
Wortquiz<br />
1. a, 2. b,<br />
3. c, 4. b,<br />
5. c, 6. c,<br />
7. b, 8. c,<br />
9. a, 10. c,<br />
11. b, 12. b<br />
12 / 2010<br />
69
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stimmungsvoll<br />
sind <strong>selbst</strong><br />
gemachte<br />
Gestecke wie<br />
hier auf einem<br />
Weidenkorb mit<br />
Stechpalme,<br />
Mistelzweigen<br />
und klassisch<br />
roter Kerze als<br />
Windlicht.<br />
Fotos: Picture Press/Kramp und Goelling (1), Allesalltag (1)<br />
Auffrischen<br />
Hose zu heiß gebügelt? Der<br />
Glanz verschwindet mit<br />
Essigwasser. Bürste anfeuchten<br />
und darüberreiben.<br />
Verzieren<br />
KLEINE TIPPS FÜR DEN DEZEMBER<br />
Ihnen fehlt eine Spritztüte?<br />
Aus doppelt gefalteter<br />
Alufolie lassen <strong>sich</strong><br />
schnell Trichter formen.<br />
Pflegen<br />
Honig macht rissige<br />
Lippen wieder weich.<br />
Pur auftragen, über<br />
Nacht einwirken lassen.<br />
AUF DEN NÄCHSTEN SEITEN Festliche Weihnachts-Menüs Neue Parfüms für jeden Typ Gepflegte Füße<br />
12 / 2010<br />
71
SIE HABEN FRAGEN …<br />
Wie werden Soßen<br />
„schlanker“?<br />
Meine Kalorien-Spartipps<br />
für Soßen sind:<br />
• Statt Mehl oder Soßenbinder<br />
eine rohe Kartoffel<br />
hineinreiben, aufkochen<br />
und durchrühren. Eventuell<br />
mit Kartoffelwasser oder<br />
Tomatensaft auffüllen.<br />
• Entfettete Soße (Fett<br />
vorher abschöpfen) mit<br />
passiertem Röstgemüse<br />
(z. B. Zwiebeln, Porree,<br />
Sellerie, Möhren) andicken.<br />
• Schmand durch Joghurt<br />
ersetzen. Vor dem Servieren<br />
unter die Soße geben.<br />
Nicht mehr aufkochen!<br />
• Auch mit Flocken-Kartoffelpüree<br />
lassen <strong>sich</strong> Soßen<br />
kalorienarm andicken.<br />
Haben <strong>Sie</strong> auch eine<br />
Frage? Dann schreiben<br />
<strong>Sie</strong> uns. Adresse<br />
und E-Mail Seite 3.<br />
P S:<br />
Margarete<br />
Albrecht,<br />
Meisterin<br />
der Hauswirtschaft<br />
Guter Tipp<br />
Wird Nagellack<br />
lange nicht<br />
benutzt, verklebt<br />
oft der Verschluss.<br />
Dann Fläschchen<br />
in heißes Wasser<br />
stellen – der<br />
Lack wird<br />
wieder flüssig.<br />
Hübsch<br />
verpackt!<br />
Mit diesen<br />
Schleifen wirken<br />
Geschenke gleich<br />
noch mal so<br />
festlich – und<br />
sie sind ganz fix<br />
gebunden.<br />
Pompon-Schleife<br />
• Wickeln <strong>Sie</strong> ein<br />
Band handbreit auf.<br />
• Schneiden <strong>Sie</strong> in die Mitte<br />
zwei Dreiecke. Wickeln<br />
<strong>Sie</strong> ein Band herum.<br />
• Dann die Schlaufen<br />
auseinanderziehen. 1<br />
Dreifach-Schleife<br />
• Binden <strong>Sie</strong> zuerst drei<br />
einzelne Schleifen.<br />
2• Legen <strong>Sie</strong> die drei Schleifen<br />
versetzt übereinander.<br />
• Binden <strong>Sie</strong> diese dann<br />
mit dünnem Draht zu einer<br />
großen Schleife zusammen.<br />
Lege-Schleife<br />
• Reste verschiedener<br />
Bänder übereinanderlegen.<br />
3• Mit einem<br />
dünnen<br />
Band verschnüren,<br />
fertig!<br />
72 12 / 2010
Nach einem<br />
üppigen Essen<br />
beruhigt<br />
Kräutertee<br />
den Magen.<br />
Fotos: Olaf Szczepaniak (6), Veer/Corbis (1), Stockfood (1), Picture Press/Julia Horesch/Living at Home (1), Archiv (1)<br />
Schnell wohlfühlen<br />
Etwas zu viel<br />
gegessen? Dann<br />
statt eines Kräuterlikörs<br />
lieber einen Kräutertee.<br />
Wie wäre es mit diesen?<br />
Am besten ist ein Mix<br />
aus Fenchelsamen, Anis,<br />
Kümmel. Mit heißem,<br />
nicht mehr kochendem<br />
Wasser übergießen, 10<br />
Minuten ziehen lassen.<br />
Blähungen oder Völlegefühl?<br />
Dann einen Tee<br />
aus Schafgarbe brühen;<br />
aber gut 15 Minuten<br />
ziehen lassen.<br />
NATUR-TEE<br />
Haselnüsse in<br />
Deftigem<br />
Haselnüsse sind überaus gesund:<br />
Gerbstoffe regen Haut und Darm an;<br />
Lecithin ist gut fürs Gehirn.<br />
Probieren <strong>Sie</strong> mal gemahlene Haselnüsse<br />
in Gemüsepfanne, im Nudelteig<br />
oder in Aufläufen.<br />
Verstopfung?<br />
Dann ist frischer<br />
Ingwer das Beste:<br />
ein Stück Wurzel schälen,<br />
in kleine Stücke schneiden,<br />
mit heißem Wasser<br />
übergießen und gut 10<br />
Minuten ziehen lassen.<br />
Bei Sodbrennen und<br />
Völlegefühl hilft schließlich<br />
auch Tee mit Bibernelle,<br />
Majoran, Wacholder.<br />
Gewusst? Alle frischen<br />
Kräuter für Tees bekommen<br />
<strong>Sie</strong> auch in<br />
einer guten Apotheke.<br />
Glück<br />
Nicht<br />
vergessen:<br />
Am 4.<br />
Dezember<br />
ist der Tag<br />
der heiligen<br />
Barbara: Wer<br />
dann einen<br />
Kirschzweig<br />
schneidet,<br />
hat zu Weihnachten<br />
einen blühenden<br />
Zweig<br />
im Haus. Ein<br />
schönes Symbol<br />
für das<br />
Leben. Und<br />
die Blüten<br />
versprechen<br />
Glück im<br />
neuen Jahr.<br />
12 / 2010<br />
73
Warten aufs<br />
Christkind<br />
– oder aufs<br />
Essen?<br />
74 12 / 2010
Was gibt<br />
es bei<br />
Ihnen am<br />
Heiligen<br />
Abend?<br />
Wie feiern <strong>Sie</strong><br />
Weihnachten? Mit den<br />
Enkeln? Zu zweit?<br />
Den Eltern? Und was<br />
kochen <strong>Sie</strong> dann?<br />
Was allen schmeckt.<br />
Hier sind unsere Ideen.<br />
fotos | Astrid Obert<br />
12 / 2010<br />
75
Prickelndes<br />
Gelee zum Schluss<br />
Lachs mit Orangen<br />
und Thymian<br />
Schnell gemacht, trotzdem<br />
etwas Besonderes<br />
Romantisch<br />
zu zweit<br />
Ruhe, eine Kleinigkeit<br />
schenken, vielleicht zuerst in<br />
die Kirche und dann<br />
ein schönes romantisches<br />
Essen? Oder umgekehrt?<br />
Machen <strong>Sie</strong> aus diesem<br />
besonderen Abend etwas<br />
Außergewöhnliches.<br />
Schönes Glas, altes<br />
Silber, dazu viel<br />
Rot und Kerzen –<br />
es ist nur einmal im<br />
Jahr Weihnachten.<br />
76 12 / 2010
Opa liest – und<br />
Lara ist ganz<br />
still: Glücksmomente<br />
an<br />
Weihnachten.<br />
Für<br />
die ganze<br />
Familie<br />
Liest du mir etwas<br />
vor? Weihnachten<br />
ist DAS Fest für Kinder<br />
– aber auch für<br />
Oma und Opa. Vor<br />
allem wenn man<br />
alles gut vorbereitet<br />
hat und weiß, dass<br />
auch die Kleinen<br />
das festliche Essen<br />
lieben werden.<br />
Französische<br />
Crêpes mit Trauben<br />
Das lieben auch Kinder,<br />
weil es zuckersüß ist<br />
und herrlich fruchtig.<br />
Knuspriges<br />
lieben alle Kinder<br />
12 / 2010<br />
77
Wie früher: Gans,<br />
Rotkohl & Knödel<br />
Traditionell und doch raffiniert.<br />
Vor allem wenn als Dessert<br />
Quitten-Streusel duften.<br />
Feiern mit<br />
den Eltern<br />
Es ist schön, gerade<br />
an Weihnachten<br />
die Eltern um<br />
<strong>sich</strong> zu haben. Wer<br />
weiß schon, was<br />
nächstes Jahr ist.<br />
Und gerade die<br />
traditionellen<br />
Gerichte bringen<br />
uns dann<br />
einander nahe.<br />
Weißt du noch ...?<br />
Ein Kärtchen,<br />
das so viel sagt:<br />
„Wir freuen<br />
uns, dass du da<br />
bist, Papa.“<br />
78 12 / 2010
Das sind die Fest-Rezepte<br />
Wenn <strong>Sie</strong><br />
zu zweit sind<br />
VORSPEISE<br />
Kalbstatar<br />
mit Fenchel<br />
Für 2 Personen<br />
12 g Rauke • 5 g getrocknete<br />
Tomaten ohne Öl<br />
1 Stiel Basilikum • 3 TL<br />
Olivenöl • 1/2 Bio-Zitrone<br />
25 g Fenchel • 1/2 Schalotte<br />
• 75 g Kalbsfilet<br />
1 Stiel Petersilie<br />
1 TL Haselnussöl • Salz<br />
Pfeffer • Parmesan<br />
1. Rauke waschen,<br />
Tomaten fein würfeln.<br />
Basilikum mit Olivenöl<br />
sehr fein pürieren.<br />
2. Hälfte der Zitronenschale<br />
abreiben, 2 EL<br />
Saft auspressen. Fenchel<br />
und Schalotte<br />
würfeln, mit 1 1/2 TL<br />
Zitronensaft mischen.<br />
Kalbsfilet fein hacken.<br />
Petersilie hacken. Tatar<br />
mit Schalotte, Fenchel,<br />
Petersilie und Nussöl<br />
mischen und würzen.<br />
3. Tatar auf Tellern<br />
anrichten. Rauke mit<br />
Tomaten mischen und<br />
auf dem Tatar anrichten.<br />
Restlichen Zitronensaft<br />
mit etwas Salz<br />
unter das Basilikum-Öl<br />
mischen. Alles damit<br />
beträufeln. Parmesan<br />
darüberhobeln.<br />
Zubereitung:<br />
40 Minuten<br />
Pro Portion: 172 kcal, 10<br />
g Eiweiß, 13 g Fett, 4 g<br />
Kohlenhydrate, 29 mg<br />
Cholesterin, 0,5 BE<br />
HAUPTGANG<br />
Orangenlachs mit<br />
Kresse-Kartoffeln<br />
Für 2 Personen<br />
200 g Kartoffeln • 50 g<br />
Schalotten • 175 g Pastinaken<br />
• 75 g Kresse<br />
2 EL Sahne • 1/2 Lachsseite<br />
(375 g) • Rauchsalz<br />
• 1/2 kleine Bio-<br />
Orange • 4 Zweige<br />
Zitronen-Thymian • 5 TL<br />
Butter • 70 ml Weißwein<br />
1 EL Senf • 225 ml Hühnerbrühe<br />
(Glas) • Salz<br />
Pfeffer • 1/2 Bund Petersilie<br />
• 15 g Cheddar-Käse<br />
1. Kartoffeln, Pastinaken,<br />
Schalotten schälen,<br />
klein würfeln. Sahne<br />
steif schlagen, dann<br />
kühl stellen.<br />
2. Backofen auf 140 °C<br />
vorheizen. Lachsseite<br />
auf ofenfeste Servierplatte<br />
legen, salzen.<br />
Orangen-Scheiben mit<br />
Thymianzweigen und<br />
1 EL Butter auf dem<br />
Lachs verteilen.<br />
3. Lachs auf mittlerer<br />
Schiene etwa 20 Minuten<br />
garen. Kartoffeln,<br />
Schalotten und Pastinaken<br />
in 3 TL Butter andünsten.<br />
Mit Wein<br />
ablöschen, Senf<br />
untermischen. Mit<br />
200 ml Brühe auffüllen,<br />
würzen.<br />
12 Minuten garen.<br />
4. Kresse und Petersilie<br />
mit 25 ml Brühe<br />
pürieren. Sahne und<br />
geriebenen Cheddar<br />
unter Kartoffeln mischen.<br />
Mit Orangenlachs<br />
servieren.<br />
Zubereitung:<br />
50 Minuten<br />
Pro Portion: 562 kcal,<br />
43 g Eiweiß, 29 g Fett,<br />
25 g Kohlenhydrate, 124<br />
mg Cholesterin, 2 BE<br />
DESSERT<br />
Sekt-Gelee mit<br />
Himbeeren<br />
Für 2 Personen<br />
2,5 Blatt Gelatine • 60 g<br />
Zucker • 375 ml Rosé-<br />
Sekt • 20 g weiße Schokolade<br />
• 4 kleine, weiße<br />
Baisers (Bäckerei) • 1 TL<br />
rote Pfefferbeeren<br />
8–10 Himbeeren (TK)<br />
1. Gelatine kalt einweichen.<br />
60 ml Wasser und<br />
Zucker köcheln, bis der<br />
gelöst ist. Gelatine<br />
ausdrücken, ins heiße<br />
Zuckerwasser rühren.<br />
10 Minuten abkühlen<br />
lassen. Nach und nach<br />
300 ml Sekt unterrühren.<br />
In Gläser füllen,<br />
über Nacht kalt stellen.<br />
2. Schokolade schmelzen.<br />
Baisers in die<br />
Schokolade tauchen.<br />
Auf Backpapier setzen,<br />
Pfeffer aufstreuen,<br />
erstarren lassen.<br />
3. Himbeeren 1 Stunde<br />
vor dem Servieren<br />
antauen. Zum Servieren<br />
auf dem Gelee<br />
verteilen. Mit Pfefferbeeren<br />
und restlichem<br />
Sekt servieren.<br />
Zubereitung:<br />
30 Minuten<br />
Pro Portion: 373 kcal,<br />
3 g Eiweiß, 3 g Fett,<br />
53 g Kohlenhydrate,<br />
2 mg Cholesterin, 4 BE<br />
Wenn die<br />
Enkel kommen<br />
VORSPEISE<br />
Kürbissuppe mit<br />
Gewürzsahne<br />
Für 6 Personen<br />
600 g Hokkaidokürbis<br />
250 g säuerliche Äpfel<br />
1 Stück Ingwer (1,5 cm)<br />
100 g Zwiebeln • 35 g<br />
Butter • Salz • 3 EL<br />
Quittengelee • 1 TL getrocknete<br />
Chiliflocken<br />
220 ml Apfelwein • 1,1 l<br />
Hühnerbrühe • 150 ml<br />
Sahne • je 1 Msp. gem.<br />
Zimt, Nelken, Piment,<br />
Pfeffer • 3 EL grob<br />
gehackte Petersilie<br />
1. Kürbis vierteln, entkernen.<br />
Mit Schale in<br />
dünne Scheiben schneiden.<br />
Äpfel in Scheiben<br />
schneiden. Ingwer schälen,<br />
fein hacken. Zwiebeln<br />
würfeln. Alles<br />
12 / 2010<br />
79
andünsten. Mit Salz,<br />
Quittengelee und der<br />
Hälfte des Chilis würzen.<br />
Mit Apfelwein<br />
und Brühe auffüllen. 20<br />
Minuten lang im geschlossenen<br />
Topf köcheln<br />
lassen.<br />
2. Sahne mit Zimt,<br />
Nelken, Piment und<br />
Pfeffer aufschlagen.<br />
Suppe fein pürieren.<br />
Auf Teller verteilen. Mit<br />
Sahne, Chili und Petersilie<br />
servieren.<br />
Zubereitung:<br />
50 Minuten<br />
Pro Portion: 232 kcal,<br />
5 g Eiweiß, 14 g Fett,<br />
19 g Kohlenhydrate, 56<br />
mg Cholesterin, 2 BE<br />
HAUPTGANG<br />
Ente mit Äpfeln<br />
und Steckrüben<br />
Für 6 Personen<br />
1 große küchenfertige<br />
Ente (ca. 3 kg) • Salz<br />
2,2 kg Steckrüben<br />
18 kleine Schalotten<br />
150 g Honig • 75 g Quittengelee<br />
• 3 TL Apfelessig<br />
• 375 ml Cidre<br />
600 ml Entenfond aus<br />
dem Glas • 15 Wacholderbeeren<br />
• 1,5 TL<br />
weißer Pfeffer • 1,5 TL<br />
Koriander • 4 rote Äpfel<br />
12 Zweige Majoran<br />
1. Ofen auf 180 °C<br />
(Umluft 160 °C) vorheizen.<br />
Hinterteil und<br />
Flügelspitzen der Ente<br />
abschneiden. Salzen,<br />
mit Flügelspitzen auf<br />
tiefes Blech legen, auf<br />
unterster Schiene 2 1/2<br />
Stunden garen.<br />
2. Steckrüben würfeln.<br />
Zwiebeln schälen. 75 g<br />
Honig, Quittengelee,<br />
Essig, Cidre und Fond<br />
verrühren. Wacholderbeeren<br />
dazu, salzen.<br />
Übrigen Honig mit<br />
Pfeffer und Koriander<br />
mischen.<br />
3. Nach 1 Stunde Garzeit<br />
Blech herausnehmen,<br />
das Fett abgießen.<br />
Zwiebeln zur Ente legen.<br />
Cidre-Mischung<br />
dazugießen, weiterbraten.<br />
35 Minuten vor<br />
Ende der Garzeit Steckrüben<br />
dazugeben. Äpfel<br />
würfeln. Ente 25 Minuten<br />
vor Ende der Garzeit<br />
mit übrigem Honig<br />
bepinseln. 10 Minuten<br />
vor Ende der Garzeit<br />
Apfelkugeln und Majoran<br />
zufügen.<br />
4. Ente mit Apfelgemüse<br />
und Schmorfond als<br />
Soße anrichten. Dazu<br />
Kartoffelknödel.<br />
Zubereitung:<br />
40 Minuten<br />
Pro Portion: 864 kcal,<br />
51 g Eiweiß, 45 g Fett,<br />
56 g Kohlenhydrate, 194<br />
mg Cholesterin, 5 BE<br />
DESSERT<br />
Crêpes mit<br />
Trauben<br />
Für 6 Personen<br />
135 g Butter • 110 g<br />
Mehl • 2 kl. Eier • 190 ml<br />
Milch • 30 g Zucker<br />
60 g Mandelblättchen<br />
300 g Marzipanrohmasse<br />
• 75 g Ziegenweichkäse<br />
• 1,5 TL ger. Bio-<br />
Orangenschale • Mark<br />
von 1/2 Vanilleschote<br />
3 EL Orangensaft • 400<br />
g rote Trauben • 15 EL<br />
Honig • 1 Rosmarinzweig<br />
Puderzucker<br />
1. 45 g Butter zerlassen,<br />
dabei leicht bräunen.<br />
Mehl, Eier, gebräunte<br />
Butter, Milch<br />
und Zucker zu glattem<br />
Teig verquirlen. 30<br />
Minuten quellen lassen.<br />
Mandeln ohne Fett<br />
goldbraun rösten. Marzipan,<br />
Ziegenkäse,<br />
Orangenschale, Vanillemark,<br />
Saft mischen,<br />
Mandeln unterheben.<br />
2. In beschichteter<br />
Pfanne in 45 g Butter<br />
aus dem Teig 12 kleine<br />
Crêpes backen.<br />
Nach dem Abkühlen<br />
mit Marzipanfüllung<br />
bestreichen, zu Dreiecken<br />
falten.<br />
3. Crêpes auf Blech mit<br />
Backpapier legen, übrige<br />
Butter in Flöckchen<br />
darauf verteilen. Vor<br />
dem Servieren die<br />
Crêpes im Ofen bei<br />
200 °C 10 Minuten<br />
erhitzen. Trauben mit<br />
Rispe in kleine Segmente<br />
teilen. Mit Honig<br />
Rosmarin etwa 2 Minuten<br />
erhitzen. Crêpes<br />
und Rosmarintrauben<br />
anrichten und mit Puderzucker<br />
bestäuben.<br />
Zubereitung:<br />
40 Minuten<br />
Pro Portion: 789 kcal,<br />
16 g Eiweiß, 48 g Fett,<br />
72 g Kohlenhydrate, 124<br />
mg Cholesterin, 6 BE<br />
Wenn der<br />
Vater kommt<br />
VORSPEISE<br />
Brioche mit<br />
Forellen-Schmand<br />
Für 3 Personen<br />
3 Scheiben Brioche<br />
30 g Butter, zimmerwarm<br />
• 75 g Schmand<br />
1,5 TL Wodka • Salz<br />
3 frische Wachteleier<br />
10 g Schnittlauch<br />
40 g Fo rellenfilet,<br />
zerdrückt<br />
1. Brioche mit rundem<br />
Ausstecher bis zum<br />
Brotrand kreisförmig<br />
ausschneiden. Dann<br />
aus der Mitte einen<br />
3 cm großen Kreis<br />
ausstechen. Brioche<br />
auf beiden Seiten mit<br />
Butter bestreichen und<br />
auf Backpapier in den<br />
Kühlschrank legen.<br />
Schmand mit Wodka<br />
glatt rühren, salzen.<br />
Schnittlauch in Röllchen<br />
schneiden. 3 TL<br />
davon beiseitestellen,<br />
Rest unter Schmand<br />
mischen.<br />
2. Brot in beschichteter<br />
Pfanne von einer<br />
Seite goldbraun rösten,<br />
wenden und Pfanne<br />
vom Herd ziehen.<br />
Wachteleier aufschlagen<br />
und jeweils in die<br />
ausgestochene Brotmitte<br />
gleiten lassen. Pfanne<br />
zurück auf den Herd<br />
stellen und Brotunterseite<br />
goldbraun rösten,<br />
bis Eiweiße gestockt<br />
und Eigelbe noch flüssig<br />
sind.<br />
3. Brioches auf Teller<br />
legen. Mit Teelöffel<br />
Fisch und Schmand als<br />
Nocken auf jedes Brioche<br />
setzen. Mit<br />
Schnittlauch bestreuen.<br />
Übrigen Schmand dazu<br />
servieren.<br />
Zubereitung:<br />
30 Minuten<br />
Pro Portion: 251 kcal,<br />
8 g Eiweiß, 18 g Fett,<br />
14 g Kohlenhydrate, 137<br />
mg Cholesterin, 1 BE<br />
HAUPTGANG<br />
Gänsekeule,<br />
Rotkohl, Knödel<br />
Für 3 Personen<br />
1,5 TL Koriander • Zimtstange<br />
• 1,5 TL Piment<br />
1,5 TL Bio-Orangenschale<br />
• 2 EL Rotweinessig<br />
35 g Honig • 450 ml<br />
Malzbier • 3 Gänsekeulen<br />
• Salz • 4 EL Öl<br />
1 Zwiebel • 300 ml Brühe<br />
1 TL Speisestärke<br />
1. Am Vortag Koriander,<br />
Zimt, Piment, Orangenschale,<br />
Essig, Honig<br />
und Malzbier aufkochen,<br />
abkühlen lassen.<br />
Keulen in Schüssel<br />
legen, Marinade darübergießen.<br />
Abgedeckt<br />
über Nacht in Kühlschrank<br />
stellen.<br />
80 12 / 2010
2. Am nächsten Tag<br />
Fleisch aus Marinade<br />
nehmen. Trocken tupfen.<br />
Ofen auf 180 °C vorheizen.<br />
Keulen salzen, in<br />
3 EL Öl anbraten. Zwiebel-Würfel<br />
in Bräter in<br />
2 TL Öl anbraten. Gänsekeulen<br />
mit Hautseite<br />
nach oben legen. Brühe<br />
und Marinade angießen,<br />
würzen, aufkochen.<br />
3. Keulen 3 Stunden auf<br />
unterster Schiene im<br />
Ofen garen. Dann aus<br />
Bräter nehmen, warm<br />
halten. Fond durch <strong>Sie</strong>b<br />
gießen, Fett entfernen.<br />
Stärke mit kaltem Wasser<br />
glatt rühren. Fond<br />
aufkochen, Stärke einrühren,<br />
köcheln lassen.<br />
Zubereitung:<br />
40 Minuten<br />
Pro Portion: 674 kcal,<br />
59 g Eiweiß, 33 g Fett,<br />
31 g Kohlenhydrate, 211<br />
mg Cholesterin, 3 BE<br />
DESSERT<br />
Quitten-Streusel<br />
mit Sahne<br />
Für 3 Personen<br />
300 g Quitten • Mark<br />
von Vanilleschote • 40<br />
ml Ahornsirup • 110 ml<br />
Birnensaft • 3 TL Zitronensaft<br />
• 1,5 EL Speisestärke<br />
• 3 TL Brandy<br />
55 g Cranberrys (TK)<br />
40 g Butter • 15 g Mandeln<br />
• 95 g Mehl<br />
25 g Zucker • Salz • 110<br />
ml Sahne • 1 Msp. Lebkuchengewürz<br />
• 1,5 TL<br />
Puderzucker • 1,5 TL<br />
gehackte Pistazien<br />
1. Quitten heiß waschen.<br />
Gründlich abreiben,<br />
um Flaum zu entfernen.<br />
Vierteln,<br />
schälen. Kerngehäuse<br />
entfernen. Fruchtfleisch<br />
klein schneiden und mit<br />
Vanillemark, Ahornsirup,<br />
Birnen- und Zitronensaft<br />
8 bis 10 Minuten<br />
weich köcheln<br />
lassen. Stärke mit Brandy<br />
glatt rühren, einrühren.<br />
Aufkochen, abkühlen<br />
lassen, Cranberrys<br />
untermischen.<br />
2. Butter schmelzen.<br />
Mandeln, Mehl, Zucker<br />
und Salz mischen. Butter<br />
zugießen, alles mit<br />
Gabel zu Streuseln<br />
mischen. 30 Minuten<br />
kalt stellen.<br />
3. Ofen auf 175 °C<br />
(Umluft 155 °C) vorheizen.<br />
Kompott in feuerfeste<br />
Gläser mit je 200<br />
ml Inhalt füllen. Streusel<br />
verteilen. Auf Blech<br />
stellen, auf mittlerer<br />
Schiene 35 Minuten<br />
goldbraun backen.<br />
4. Sahne mit Lebkuchengewürz<br />
halb steif<br />
schlagen. Streusel mit<br />
Puderzucker bestäuben,<br />
mit Pistazien bestreuen<br />
und Gewürzsahne<br />
servieren.<br />
Zubereitung:<br />
60 Minuten<br />
Pro Portion: 518 kcal,<br />
6 g Eiweiß, 27 g Fett,<br />
60 g Kohlenhydrate, 64<br />
mg Cholesterin, 5 BE<br />
Fotos: PR (3)<br />
Gutes für die<br />
Gesundheit<br />
In Apotheken und Drogerien gibt<br />
es eine Vielzahl guter, frei verkäuflicher<br />
Mittel, die <strong>Sie</strong> fit und gesund halten.<br />
FÜR MEHR LEBENSKRAFT<br />
Millionen haben Eisenmangel. Typische<br />
Symptome sind Erschöpfung,<br />
chronische Müdigkeit, Abgeschlagenheit,<br />
häufig gepaart mit Kopfschmerz,<br />
depressiver Verstimmung, Schlafproblemen,<br />
Schwindel und Konzentrationsstörungen.<br />
Dagegen hilft das Kräuter-<br />
Tonikum Floradix mit Eisen. Es ist<br />
flüssig, ohne Alkohol, lactose- und<br />
glutenfrei. Wichtig ist, Floradix über<br />
längere Zeit regelmäßig einzunehmen.<br />
FÜR MEHR AUSGEGLICHENHEIT<br />
Studien zeigen, dass fast jeder Vierte einmal im Leben<br />
unter ängstlicher Unruhe leidet: Sorgen, Schlaflosigkeit,<br />
Verspannungen, Schmerzen, Herzrasen – ein Teufelskreis.<br />
Wird die ängstliche<br />
Unruhe nicht rechtzeitig<br />
behandelt, entsteht<br />
leicht Depression. Dagegen<br />
hilft Lasea, ein Natur-Produkt<br />
aus Lavendelöl, das<br />
ängstliche Unruhe löst und nachhaltig entspannt. Im<br />
Gegensatz zu Schlaf- oder Beruhigungsmitteln macht<br />
Lasea weder abhängig noch müde.<br />
FÜR MEHR BEWEGLICHKEIT<br />
Gelenkbeschwerden – mehr als die<br />
Hälfte aller Bundesbürger über 40<br />
kennt das. Ursache ist häufig eine<br />
Entzündung im Gelenk. Dagegen hilft<br />
Vitamin E. Hoch dosiert und dennoch<br />
gut verträglich ist Optovit fortissimum<br />
500 perfekt geeignet zur langfristigen<br />
Vitamin-E-Therapie. Denn möglicherweise ist ein Mangel<br />
an Gelenkvitamin E die Ursache der Entzündung. Die<br />
tägliche Gabe von Optovit versorgt die Gelenkzellen mit<br />
essenziellem Vitamin E und lindert Gelenkbeschwerden.<br />
12 / 2010<br />
81
82 12 / 2010<br />
Kleiner Tipp:<br />
Die Haut erst<br />
eincremen,<br />
dann Parfüm<br />
benutzen. So<br />
kann die Haut<br />
den Duft besser<br />
„binden“.
Neuer Duft<br />
Das richtige<br />
Parfüm<br />
Einem Parfüm bleiben wir oft Jahrzehnte treu. Dabei verändern<br />
<strong>sich</strong> Haut, Geschmack und Typ. Mit 50 oder 60<br />
fühlt man anders als mit 30. Und plötzlich stellt man fest,<br />
dass der Duft nicht mehr zu einem passt. Was tun?<br />
Die Parfümeurin Alexandra Kalle entwickelte einen Test, mit<br />
dem <strong>Sie</strong> den Duft finden, der <strong>Sie</strong> ganz neu verzaubert.<br />
Alexandra Kalle (40) gibt als Parfümeurin in Köln auch Duftseminare. Infos: www.glockengasse.de<br />
Und so geht’s: Fragen durchlesen und ganz spontan die<br />
Antworten ankreuzen, die am besten auf <strong>Sie</strong> zutreffen.<br />
1<br />
A<br />
B<br />
C<br />
2<br />
A<br />
Wie kleiden<br />
<strong>Sie</strong> <strong>sich</strong>?<br />
Modern,<br />
trendbewusst<br />
Sportlich,<br />
dynamisch<br />
Klassisch, elegant,<br />
feminin<br />
Was sind Ihre<br />
Lieblingsfarben?<br />
Pastelltöne,<br />
also Hellgelb,<br />
Orange, Grün<br />
B<br />
C<br />
3<br />
Warme Erdtöne<br />
wie Rot, Braun,<br />
Violett<br />
Kühle Farben wie<br />
Blau und Grün<br />
Welche Küche<br />
bevorzugen <strong>Sie</strong>?<br />
A Mediterrane, z. B.<br />
italienische Küche<br />
B<br />
C<br />
Gutbürgerliche<br />
Küche<br />
Exotisch, z. B. indisch,<br />
thailändisch<br />
Das passende Parfüm<br />
Ziehen <strong>Sie</strong> parfümfrei los. Sonst haben<br />
<strong>Sie</strong> schon einen Duft in der Nase.<br />
Nie mehr als drei Düfte ausprobieren.<br />
Mehr kann die Nase nicht unterscheiden.<br />
Neutralisieren <strong>Sie</strong> zwischendurch die<br />
Nase, indem <strong>Sie</strong> an Ihrer Armbeuge<br />
riechen. Der eigene Geruch entspannt die<br />
Nase. Danach kann es weitergehen.<br />
Lassen <strong>Sie</strong> <strong>sich</strong> Zeit. Parfüm braucht<br />
10 Minuten, um <strong>sich</strong> auf der Haut zu entfalten,<br />
und entwickelt <strong>sich</strong> über Stunden.<br />
Lassen <strong>Sie</strong> <strong>sich</strong> Pröbchen geben.<br />
Manche Düfte mag man schon nach<br />
ein paar Tagen nicht mehr.<br />
12 / 2010 83
4<br />
A<br />
B<br />
C<br />
Was für ein<br />
Hauttyp sind <strong>Sie</strong>?<br />
Heller, empfindlicher<br />
Teint<br />
Normaler Teint<br />
Eher ein<br />
dunklerer Typ<br />
5<br />
A<br />
B<br />
C<br />
Was ist Ihre natürliche<br />
Haarfarbe?<br />
Hell, also blond<br />
oder hellbraun<br />
Rot oder rötlich<br />
Dunkel: schwarz,<br />
dunkelbraun<br />
6<br />
A<br />
B<br />
C<br />
7<br />
A<br />
B<br />
C<br />
Wie verbringen <strong>Sie</strong><br />
Ihren Urlaub?<br />
Möglichst aktiv.<br />
Mit Segeln, Radfahren,<br />
Wandern<br />
Bildung und Kultur:<br />
Studienreisen,<br />
City-Trips<br />
Ganz entspannt,<br />
im Wellness-<br />
Hotel mit<br />
Yogakursen<br />
Wie würden <strong>Sie</strong> <strong>sich</strong><br />
<strong>selbst</strong> beschreiben?<br />
Introvertiert,<br />
zurückhaltend<br />
Aktiv, gesellig<br />
Extrovertiert,<br />
sehr lebendig<br />
So wirkt<br />
es besser<br />
Parfüm da auftragen,<br />
wo das Blut<br />
pulsiert: an Armbeuge,<br />
Kniekehle,<br />
Handgelenk.<br />
Zwei Parfüms im<br />
Wechsel tragen.<br />
Dann wird die<br />
Nase nicht auf<br />
einen Duft taub.<br />
Die Flakons an<br />
einem kühlen,<br />
trockenen Ort<br />
aufbewahren.<br />
Im Sommer ruhig<br />
im Kühlschrank.<br />
Wirkt erfrischend.<br />
Und dieser Duft passt zu Ihnen<br />
Zählen <strong>Sie</strong> zusammen, wie oft <strong>Sie</strong> A, B und C angekreuzt haben, und schon kennen <strong>Sie</strong> Ihren Duft-Typ.<br />
2<br />
2<br />
1<br />
3<br />
1<br />
2<br />
3<br />
1<br />
3<br />
TYP A<br />
Leicht & frisch<br />
<strong>Sie</strong> sind der natürliche,<br />
sportliche Dufttyp.<br />
Empfehlung 1 »Pure« von<br />
DKNY, holzig mit Vanillenote,<br />
38 Euro. 2 »A scent<br />
florale« von Issey Miyake,<br />
blumig, frisch, 89 Euro.<br />
3 »Blood Orange and<br />
Basil« von Acqua Colonia,<br />
spritzig, leicht herb, 39 Euro.<br />
TYP B<br />
Feminin & blumig<br />
Zu Ihnen passen<br />
klassisch-vertraute Düfte.<br />
Empfehlung 1 »Infusion de<br />
Tubereuse« von Prada,<br />
weißblütig, opulent, 91 Euro.<br />
2 »Lady Million« von Paco<br />
Rabanne, holzig, blumig,<br />
85 Euro. 3 »Egoluxe« von<br />
Otto Kern, orientalisch,<br />
fruchtig, 27 Euro.<br />
TYP C<br />
Sinnlich & elegant<br />
Ihnen stehen sehr weibliche,<br />
reichhaltige Kompositionen.<br />
Empfehlung 1 »Idylle«<br />
von Guerlain, weiblich,<br />
sinnlich, 80 Euro. 2 »Eau<br />
du Soir« von Sisley, floral,<br />
orientalisch, 69 Euro.<br />
3 »Beautyful« von<br />
Betty Barclay, cremig,<br />
opulent, 28 Euro.<br />
Fotos: Bine Bellmann (3), Corbis (1), Shutterstock (2), Privat (1)<br />
84 12 / 2010
Fit mit 50<br />
6. SCHÖNE HÜFTEN<br />
Mit Schwung gegen Hüftspeck!<br />
Wohlgeformt soll die Silhouette sein. Ganz wichtig dabei: schöne, straffe Hüften und<br />
Oberschenkel. Personal-Trainerin Susanne Reddig (49) kennt die wirksamsten Übungen.<br />
fotos | Liza Rothfuss<br />
FORMT INNENSEITE DER OBERSCHENKEL<br />
GESUND & FIT<br />
Gleichmäßig<br />
atmen<br />
Rechter Winkel im Kniegelenk.<br />
Augen blicken<br />
gerade nach vorne<br />
Aufrecht auf einen Stuhl setzen. Füße etwas mehr als schulterbreit auseinander, Fußspitzen zeigen nach vorn.<br />
Oberkörper ab der Hüfte gerade nach vorn beugen, bis man einen Unterarm mit Ellenbogen und Hand zwischen die Knie<br />
legen kann. Knie 5 Sekunden lang fest zusammendrücken, Druck kurz lösen, wiederholen. Insgesamt 10 bis 15 Mal.<br />
12/2010<br />
/ 2010 85
GESUND & FIT<br />
Fit mit 50<br />
6. SCHÖNE HÜFTEN<br />
STRAFFT AUSSENSEITE DER BEINE<br />
A<br />
B<br />
Oberkörper<br />
bleibt aufrecht<br />
Füße nach<br />
vorne<br />
A Aufrecht hinstellen. Füße hüftbreit auseinander. Bauchnabel leicht nach innen ziehen. Mit<br />
einer Hand an einer Stuhllehne oder Wand abstützen. B Gewicht auf ein Bein verlagern, das andere<br />
Bein gestreckt langsam zur Seite heben. Langsam wieder sinken lassen. 15 Mal wiederholen je Bein.<br />
A Gestreckt auf die linke<br />
Seite legen. Kopf liegt<br />
bequem auf dem linken Arm.<br />
Mit der rechten Hand vor der<br />
Brust abstützen. Bauchnabel<br />
etwas nach innen ziehen.<br />
Oberes rechtes Bein anheben.<br />
MODELLIERT SCHLANKE HÜFTEN<br />
Knie bleiben<br />
gestreckt<br />
A<br />
B Unteres Bein folgt dem<br />
oberen. Beine fest gegeneinanderdrücken<br />
und dabei<br />
gemeinsam bis zum Boden<br />
absenken. Übungen von vorn<br />
beginnen. 10 Mal wiederholen,<br />
dann die Seite wechseln.<br />
Füße zusammenpressen<br />
B<br />
IN DER NÄCHSTEN AUSGABE ...<br />
7. Teil <strong>Sie</strong> wünschen <strong>sich</strong> schlanke Waden? Das sind die besten Übungen.<br />
Welche Problemzone möchten <strong>Sie</strong> in Angriff nehmen? Schreiben <strong>Sie</strong> uns. Adresse siehe Seite 3.<br />
86 12 12/2010 / 2010
GESUND & FIT<br />
Schöne<br />
und gepflegte<br />
Füße<br />
Blasen, Hornhaut, Hühneraugen machen<br />
jeden Schritt zur Qual. Zum Glück gibt<br />
es clevere Tricks und wirksame Produkte.<br />
Foto: Picture Press (1)<br />
Hühneraugen<br />
iAnzeichen<br />
Am Anfang sehr punktueller Schmerz mit<br />
geröteter Haut. Im weiteren Verlauf verhornt<br />
die Haut dort zunehmend. Ein<br />
Hornhautkeil bildet <strong>sich</strong> in der Mitte, der<br />
zapfenartig in die Tiefe wächst, stark und<br />
stechend schmerzt.<br />
Ursache: Unpassende Schuhe, z. B.<br />
Pumps, reiben bzw. drücken.<br />
iDas hilft<br />
❯ Bequeme, gut passende, ausreichend<br />
weite Schuhe tragen.<br />
❯ Hornhaut etwa zweimal wöchentlich<br />
vor<strong>sich</strong>tig mit Bimsstein entfernen, bis<br />
Haut wieder glatt und schmerzfrei ist.<br />
❯ Starke Hornhaut jeweils vorher<br />
mit speziellen Pflastern bzw. Lösungen<br />
aufweichen (siehe Produkte).<br />
iZum Arzt<br />
❯ Falls Hühnerauge stark oder eitrig<br />
entzündet ist (Diabetiker müssen mit<br />
jedem Hühnerauge zum Arzt!).<br />
iGute Produkte<br />
❯ Gehwol Hühneraugen-Pflaster,<br />
10 Stk. ca. 3,20 Euro (Drogerie).<br />
❯ Lebewohl flüssig,<br />
10 ml ca. 3,20 Euro (Apotheke).<br />
Blasen<br />
iAnzeichen<br />
Schmerzen; gerötete Haut. Mit einer<br />
wassergefüllten Blase versucht der<br />
Körper, die Stelle zu polstern.<br />
Ursache: Schlecht sitzende, noch nicht<br />
eingelaufene Schuhe oder feuchte<br />
Strümpfe scheuern an der Haut.<br />
iDas hilft<br />
❯ Blase nicht aufstechen!<br />
❯ Blasenpflaster aufkleben (siehe Produkte);<br />
ist keins zur Hand, normales Wundpflaster<br />
nehmen. Wichtig: Pflaster erst entfernen,<br />
wenn es <strong>sich</strong> von allein löst!<br />
❯ Offene Blasen vorher mit antiseptischer<br />
Lösung (siehe Produkte) desinfizieren.<br />
Tipp: Zwei dünne Strümpfe, z. B. aus<br />
Nylon oder Merinowolle, übereinanderziehen,<br />
um Reibung zu minimieren.<br />
iZum Arzt<br />
❯ Falls Blase stark blutet oder entzündet ist.<br />
❯ Diabetiker müssen mit Fußwunden wegen<br />
Infektionsgefahr immer zum Arzt!<br />
iGute Produkte<br />
❯ Dermaplast Blasenpflaster, Hartmann,<br />
6 Stk. ca. 6,60 Euro (Drogerie).<br />
❯ Mercuchrom-Jod-Lösung,<br />
30 ml ca. 3 Euro (Apotheke).<br />
Hornhaut<br />
iAnzeichen<br />
Trockene, oft gelblich weiß verfärbte<br />
Haut, die im weiteren Verlauf zu teilweise<br />
tiefen Rissen neigt (siehe Zum Arzt).<br />
Ursache: Natürliche Schutzfunktion des<br />
Körpers bei viel Druck oder Reibung an<br />
den Füßen, etwa weil Schuhe zu klein, zu<br />
eng oder noch nicht eingelaufen sind.<br />
iDas hilft<br />
❯ Hornhaut ein- bis zweimal wöchentlich<br />
unter der Dusche oder nach einem<br />
Fußbad mit Bimsstein, sehr ausgeprägte<br />
Hornhaut mit einer speziellen<br />
Hornhautfeile (Drogerie) entfernen.<br />
❯ Täglich (!) Pflegeprodukte auftragen,<br />
die Harnstoff (Urea, siehe Produkttipps)<br />
enthalten, sie binden besonders gut<br />
Feuchtigkeit in der Haut.<br />
iZum Arzt<br />
❯ Bei ausgeprägten Rissen, da <strong>sich</strong><br />
darin leicht Krankheitserreger wie Bakterien<br />
oder Pilze einnisten können.<br />
iGute Produkte<br />
❯ Allpresan Schaum-Creme, 125 ml<br />
ca. 12 Euro (Apotheke).<br />
❯ Eucerin Repair Fußcreme 10 % Urea,<br />
100 ml ca. 11,20 Euro (Apotheke).<br />
12 / 2010<br />
87
GESUND & FIT<br />
Hier soll ich mich entspannen?<br />
Vor mir steht ein<br />
zwei mal drei Meter großer<br />
Wassertank. Seine Einstiegsluke<br />
ist wie ein riesiges<br />
Krokodilmaul bedrohlich weit<br />
aufgeklappt, bereit zuzuschnappen<br />
und mich zu verschlingen.<br />
Eher zögerlich steige ich in den<br />
Tank – und bin erst einmal positiv<br />
überrascht. Ganz weich<br />
fühlt <strong>sich</strong> das 35 Grad warme<br />
Salzwasser an. Langsam ziehe<br />
ich die Luke nach unten. Es ist<br />
totenstill und fast dunkel – nur<br />
ein schwaches Licht glimmt<br />
Dem<br />
Stress<br />
Schwerelos in einem Salzwassertank treiben –<br />
Floating heißt dieser neue Gesundheitstrend. Und er<br />
verspricht Entspannung pur. Susanne<br />
Mittenhuber ließ <strong>sich</strong> auf das Abenteuer ein.<br />
noch irgendwo am Beckenrand.<br />
Jetzt gibt es nur noch mich.<br />
Vorhin habe ich in einer Broschüre<br />
gelesen: Dem Hirnforscher<br />
John C. Lilly ist diese Erfindung<br />
zu verdanken. In den<br />
1950er-Jahren wollte er wissen:<br />
John Lennon als<br />
Floating-Pionier<br />
Sich einfach<br />
nur treiben<br />
lassen. Floating<br />
ist Urlaub<br />
vom Alltag.<br />
schirmt von allen Geräuschen<br />
und Bildern der Umgebung, getragen<br />
von der Sole, können<br />
Körper und Geist in einer Art<br />
wachem Schlafzustand optimal<br />
entspannen. John Lennon war<br />
einer der Ersten, die <strong>sich</strong> für<br />
Floating (engl. to float – schweben,<br />
treiben) begeisterten.<br />
Aber nach einem Boom in den<br />
60er-Jahren geriet die Entspannungstechnik<br />
in Vergessenheit.<br />
Erst in den 90er-Jahren<br />
wurde das Floaten in den<br />
USA wieder populär. Der Ruch<br />
des Esoterischen war ver-<br />
Wie reagiert das Gehirn, wenn<br />
man ihm alle Reize entzieht?<br />
Er konstruierte einen verschließbaren<br />
Wassertank, den<br />
er mit stark salzhaltigem Wasser<br />
füllte. Seine Theorie: Abgeschwunden.<br />
Gestresste New<br />
Yorker Geschäftsleute legten<br />
<strong>sich</strong> in der Mittagspause in die<br />
Salzlake, um aufzutanken. Seit<br />
einigen Jahren stehen die klobigen<br />
Salz-Tanks auch bei uns<br />
in Wellness- und Gesundheitszentren.<br />
Ganz billig ist die Auszeit<br />
vom Alltag aber nicht. Eine<br />
Stunde Floaten kostet etwa 50<br />
Euro. Dafür muss man <strong>sich</strong> aber<br />
auch um nichts kümmern.<br />
Handtücher und Bademantel<br />
liegen bereit. Selbst für Ohr-<br />
Stöpsel ist gesorgt. <strong>Sie</strong> sollen<br />
verhindern, dass Wasser in die<br />
Ohren läuft, und lassen aber<br />
trotzdem die Klänge leiser Meditationsmusik<br />
ans Ohr dringen.<br />
Das widerspricht zwar der<br />
Ursprungsidee von der totalen<br />
Abgeschirmtheit, doch viele<br />
kommen mit der absoluten Stille<br />
nicht zurecht.<br />
Wie erholsam es sein kann,<br />
<strong>sich</strong> einfach auf dem Wasser<br />
treiben zu lassen, erzählen<br />
Urlauber, die vom Toten<br />
Meer zurückkommen:<br />
• Das Floaten imitiert den Zustand<br />
der Schwerelosigkeit.<br />
• Wie das Tote Meer, so hat<br />
Gedanken arbeiten<br />
auf Hochtouren<br />
auch das körperwarme Wasser<br />
im Tank einen Salzgehalt<br />
von etwa 30 Prozent.<br />
• In der Abgeschiedenheit der<br />
Kapsel soll das für absolute, tiefe<br />
Entspannung sorgen. Viele<br />
Studien belegen das.<br />
• Während der Körper nahezu<br />
ausgeschaltet ist, arbeitet das<br />
Gehirn weiter. Gedanken tauchen<br />
auf, verschwinden wieder.<br />
Es ist ein Dämmerzustand.<br />
Ungewohnt, aber angenehm.<br />
• Für den Körper bedeutet das<br />
pure Erholung: Der Blutdruck<br />
sinkt, Muskeln und Gelenke<br />
entspannen <strong>sich</strong>. Davon profitieren<br />
auch Rheuma-Patienten.<br />
Fotos: Getty (1), PR (1)<br />
88 12 / 2010
Allerdings: Wer einen stark verspannten<br />
Nacken hat, muss dem<br />
totalen Entspannen etwas nachhelfen.<br />
Denn durch den gestreckten<br />
Nacken verstärken<br />
<strong>sich</strong> zunächst die Schmerzen.<br />
Auch mir geht es so. Frustriert<br />
verschränke ich schließlich die<br />
Arme unter meinem Kopf, um<br />
den Nacken zu entlasten. Als<br />
Bei Platzangst offene<br />
Floating-Becken wählen<br />
ich nach kurzer Zeit die Arme<br />
versuchsweise wegziehe, sind<br />
die Schmerzen verschwunden.<br />
Endlich: Ich schwebe.<br />
Trotzdem: Wer unter starker<br />
Platzangst leidet, sollte nicht<br />
in einen Tank steigen. Eine Alternative<br />
sind offene Floating-<br />
Becken in Thermen. Auch wer<br />
eine Herzkrankheit, eine Erkältung<br />
oder Infektion hat,<br />
sollte das heiße Becken lieber<br />
nicht benutzen, um den Körper<br />
nicht zu überlasten.<br />
Irgendwann holt mich das<br />
Blinken der Lampe in die Realität<br />
zurück. Kurze Zeit später<br />
setzt das leise Surren der Filter<br />
ein. Eine Stunde muss vorbei<br />
sein. Aber mir kommt es viel<br />
länger vor. Vor<strong>sich</strong>tig schiebe<br />
ich die Luke auf. Meine Haut<br />
ist ganz weich und als ich mir<br />
unter der Dusche das Salz abwasche,<br />
fühle ich mich wie<br />
neugeboren. Konzentrierter<br />
und kreativer sei man nach<br />
dem Floaten, sagt eine US-Studie.<br />
Mag sein. Im Moment bin<br />
ich einfach nur mit mir im Reinen.<br />
Und der Stress? Weg.<br />
Der Floating-Tank auf einen Blick<br />
Der Tank ist 2 × 3<br />
Meter groß, gefüllt mit<br />
600 Litern Wasser. Der<br />
Salzgehalt liegt bei 30 %.<br />
Badeanzug<br />
Wer möchte, kann einen<br />
Badeanzug anziehen.<br />
Nötig ist das nicht. Man<br />
floatet allein. Der Tank<br />
steht in einer Kabine.<br />
Die Haube lässt <strong>sich</strong> wie<br />
bei einer Sonnenbank<br />
von innen per Griff<br />
öffnen und schließen.<br />
Nach jedem Betrieb<br />
wird das Wasser über<br />
einen Filter ganz<br />
automatisch gereinigt.<br />
Seele<br />
Körper<br />
und<br />
durchatmen lassen<br />
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Hilfe, mein<br />
Hund ist zu dick!<br />
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Jeder steckt ihm etwas zu. Jetzt ist er<br />
so dick, dass er schnell kurzatmig wird, wenn<br />
wir ihn ausführen. Wie bekomme ich seine<br />
Kilos in den Griff? MARIANNE ZIRNER (63), BAYREUTH<br />
Aus menschlicher Sicht haben<br />
Hunde eine Ess-Störung, denn<br />
sie kennen kein Gefühl der<br />
Sättigung. Ihr Vorfahr, der<br />
Wolf, jagt sein Futter <strong>selbst</strong>,<br />
frisst stets, soviel er kann. Während<br />
aber ein dicker Wolf langsamer<br />
wird, weniger Beute<br />
macht und so automatisch<br />
abnimmt, bekommt der heutige<br />
Hund stetig Nachschub.<br />
Darum ist es an uns, ihn vor<br />
Gelenkproblemen, verfettetem<br />
Herzen und Diabetes durch<br />
Übergewicht zu schützen.<br />
Denn dies bedeutet für den<br />
Hund Verlust an Lebensqualität<br />
und senkt seine Lebenserwartung.<br />
Daher sollten alle<br />
Hundebesitzer das beachten:<br />
Besprechen <strong>Sie</strong> das Problem<br />
mit der gesamten Familie.<br />
Kaufen <strong>Sie</strong> ein gutes, kalorienreduziertes<br />
Trockenfutter.<br />
Auch für Hunde<br />
gibt es spezielles<br />
Diätfutter<br />
Wiegen <strong>Sie</strong> jeden Morgen<br />
die Tagesration ab und füllen<br />
<strong>Sie</strong> diese in eine Plastikbox.<br />
Nun darf jeder in der Familie<br />
den Hund aus der Box füttern.<br />
Anderes Futter ist tabu!<br />
Beim Berechnen der Tagesration<br />
und bei der regelmäßigen<br />
Gewichtskontrolle kann<br />
Ihnen Ihr Tierarzt helfen.<br />
Haben <strong>Sie</strong> kein schlechtes<br />
Gewissen, wenn <strong>Sie</strong> Ihrem<br />
Hund das Futter kürzen.<br />
Verwöhnen <strong>Sie</strong> Ihren Liebling<br />
durch Spieleinheiten.<br />
Ballspiele, Stöckchenwerfen<br />
und Toben haben den Vorteil,<br />
dass der Hund <strong>sich</strong> mehr<br />
bewegt und <strong>Sie</strong> schneller<br />
zum Erfolg kommen.<br />
Haben <strong>Sie</strong> auch ein<br />
Problem mit Ihrem<br />
Haustier? Schreiben <strong>Sie</strong> uns!<br />
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Gute Tier-<br />
Fotos<br />
Arbeiten <strong>Sie</strong><br />
mit kleinen<br />
Tricks, um<br />
tolle Fotos zu<br />
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Gehen <strong>Sie</strong> auf Augenhöhe<br />
mit Ihrem Liebling.<br />
So erhalten <strong>Sie</strong> die<br />
ideale Perspektive für Ihr<br />
Foto und Ihr Haustier<br />
bleibt eher ruhig.<br />
Tiere sind ständig in<br />
Bewegung. Wählen <strong>Sie</strong><br />
eine kurze Verschlusszeit<br />
(1/800) oder die „Sport“-<br />
Einstellung an Ihrer Kamera,<br />
damit das Foto auch<br />
richtig scharf wird.<br />
Nutzen <strong>Sie</strong> die Serienbildfunktion,<br />
um die<br />
Chance auf einen guten<br />
Treffer zu erhöhen. Vermeiden<br />
sie Blitzlicht, um das<br />
Tier nicht zu erschrecken.<br />
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nichts weiter tun. Ich erhalte dann Gärtnern leicht gemacht jeden Monat<br />
für zur Zeit nur € 2,90 pro Heft (12 Ausgaben im Jahr) frei Haus. Ich kann<br />
den Bezug nach 5 Ausgaben jederzeit beenden. Dieses Angebot gilt nur<br />
in Deutschland. Mein Geschenk darf ich auf jeden Fall behalten.<br />
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für <strong>Sie</strong>!<br />
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Datum Unterschrift 1000 07184<br />
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»Pyramide«<br />
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für drinnen und<br />
draußen! Aus Metall, mit<br />
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Vertragspartner: Bayard Media GmbH & Co. KG, Böheimstraße 8, 86153 Augsburg,<br />
HRA 15029 Augsburg. Geschäftsführung: Horst Ohligschläger
REISE & KULTUR<br />
Schnell<br />
kapiert<br />
„Zehn Minuten –<br />
dann hatte ich<br />
die Regeln verstanden<br />
und es konnte losgehen.“<br />
Rainer van Essen<br />
Originelle Idee<br />
„Aus 78 Farbsteinen<br />
mischen die Maler ihre<br />
Fresken-Kolorierungen an<br />
– für das schönste Deckengemälde,<br />
das die Welt je<br />
sah. Das wird vor allem<br />
Kunstfreunde begeistern.“<br />
Marieta Vanjan<br />
Bald ein<br />
Brettspiel-<br />
Klassiker:<br />
„Fresko“,<br />
für 2 bis<br />
4 Spieler,<br />
von Queen<br />
Games. Preis<br />
ca. 40 Euro<br />
Toll<br />
auch für<br />
Kinder<br />
„Meine siebenjährige<br />
Enkelin war sofort<br />
begeistert, weil sie die<br />
knuffigen Gesellen-<br />
Püppchen so niedlich<br />
fand. Und das Spielprinzip<br />
hat sie auch<br />
auf Anhieb begriffen.“<br />
Marieta Vanjan<br />
Spielen hebt gerade im Winter die Laune: Davon<br />
sind die Hamburger „Pfeffersäcke“ (v. l.)<br />
Monika Reimers (51), Doris Erdwin (49), Marieta<br />
Vanjan (57) und Rainer van Essen (56) überzeugt.<br />
Lust auf<br />
ein Spiel?<br />
Rund 700 neue Gesellschaftsspiele erscheinen pro<br />
Jahr. Wie das Richtige finden? Der Spieleclub<br />
„Die Pfeffersäcke“ probiert fast alle aus. Aktueller<br />
Liebling: „Fresko“. Warum? Hier sind 10 Gründe.<br />
Echte<br />
Herausforderung<br />
„Es ist ein Spiel, das man nicht mal eben<br />
so nebenbei machen kann. Denn man<br />
muss <strong>sich</strong> konzentrieren,<br />
immer wieder die<br />
Strategie überdenken.<br />
Aber das macht gerade<br />
den Reiz aus.“<br />
Monika Reimers<br />
Liebevoll<br />
verarbeitet<br />
„Figuren, Klötzchen<br />
und Karten fühlen<br />
<strong>sich</strong> hochwertig an,<br />
machen Lust,<br />
gleich loszulegen.“<br />
Doris Erdwin<br />
94 12 / 2010
Nett im Duett<br />
„Überaus praktisch:<br />
Man kann Fresko auch<br />
zu zweit spielen. Meine<br />
Frau und ich spielen<br />
oft abends ganz<br />
spontan eine Partie.“<br />
Rainer van Essen<br />
Genug Zeit zum<br />
Plaudern<br />
„Fresko ist ein schnelles, intensives Spiel,<br />
dauert höchstens eine Stunde, da bleibt<br />
noch genügend Zeit, mit den anderen<br />
gemütlich zusammenzusitzen und<br />
<strong>sich</strong> zu unterhalten. Das<br />
finde ich ganz wichtig.“<br />
Jeder<br />
bekommt<br />
ein paar<br />
Farben und<br />
Geld – der<br />
Rest ist<br />
Glück und<br />
Taktik.<br />
Doris Erdwin<br />
Es ist ein<br />
faires Spiel<br />
„Abschauen unmöglich:<br />
Hinter Mini-Sichtschirmen<br />
klügelt jeder Spieler seine<br />
jeweilige Strategie aus.<br />
Erst zu Beginn<br />
jeder Runde dürfen<br />
die Gegner <strong>sich</strong> in<br />
die Karten gucken.“<br />
Marieta Vanjan<br />
Viele Extras<br />
„Besonders genial finde ich,<br />
dass gleich drei Ergänzungen<br />
mitgeliefert werden. So wird<br />
Fresko auch beim vierten oder<br />
fünften Spiel<br />
nicht langweilig.“<br />
Gelungener Mix<br />
„Man braucht ein<br />
bisschen Glück und<br />
ein bisschen Strategie,<br />
um zu gewinnen. Eine<br />
ideale Mischung und<br />
daher <strong>sich</strong>er auch ein<br />
gutes Familienspiel.“<br />
Monika Reimers<br />
Rainer van Essen<br />
Fotos: Sabine Moeller (4), PR (1)<br />
12 / 2010<br />
95
Danke für Ihre Post<br />
Ihre Reaktionen zu den letzten Ausgaben<br />
Geschwisterliebe 9/2010 Anlass war der Ausreiseantrag aus der Amalgam entfernen? 10/2010<br />
DDR, den mein Bruder Eckhard mit<br />
6 Schwestern und ihr<br />
Frau und Sohn stellte. Ein Wort ergab Amalgam raus,<br />
„25 Jahre Frauentreff“<br />
das andere und plötzlich stritten mein Kopfschmerzen weg<br />
Angeregt durch Ihren Artikel möchte<br />
ich Ihnen schreiben. Wir sind 6<br />
Schwestern und eine Schwägerin im<br />
Alter von 71 bis 83 und treffen uns<br />
alle 14 Tage.<br />
Eine Schwester<br />
hatte <strong>sich</strong> das<br />
erste Datum gemerkt<br />
und überraschte<br />
Bruder und mein Mann, der es ihm<br />
übel nahm, weil er alles Gute negierte,<br />
das es in der DDR gab. So sind wir im<br />
Bösen auseinander. 1988 reiste die Familie<br />
in die BRD.<br />
Meinen Bruder<br />
und seine Familie<br />
habe ich 25 Jahre<br />
nicht gesehen. Er<br />
Ich hatte jahrelang Kopfschmerzen.<br />
Untersuchungen an Kopf, Augen,<br />
Ohren waren stets ohne Befund, bis<br />
ich zum Zahnarzt ging und mich<br />
entschloss, sämtliche Amalgam-Füllungen<br />
durch Keramik zu ersetzen.<br />
Was bin ich froh, dass auf einmal<br />
diese Schmerzen weg waren.<br />
Manfred Negele, per E-Mail<br />
uns. Der<br />
sagte nicht „Auf<br />
Schwager hatte<br />
Wiedersehen“. Zu Leserbriefe 10/2010<br />
eine Urkunde<br />
seinem 58., 1997, Schönes Gedicht<br />
„25 Jahre Frauentreff“<br />
und un-<br />
sagte nur: „Käthe,<br />
rief ich ihn an. Er als Anregung<br />
Das Gedicht „Ein Stapel Fotos“ von<br />
ser Bruder gratulierte jeder mit einer wie kommt es, dass du heute anrufst?“<br />
Ilona Mundt hat mir so gut gefallen,<br />
Rose. Wir konnten es kaum glauben, Kommentar überflüssig. Mein Bruder<br />
dass ich es auf der kommenden<br />
dass wir uns nun schon 25 Jahre treffen,<br />
und möchten es natürlich auch Mensch so wandeln? Während der<br />
war früher so lieb. Wie kann <strong>sich</strong> ein<br />
Feier zum 70. Geburtstag unbedingt<br />
vortragen werde. Deshalb: Weiter<br />
nicht missen. Wir wohnen alle, bis auf Krankheit meines Mannes hat mein<br />
so, liebe Redaktion, und ein herzliches<br />
„Dankeschön“ an Frau Mundt.<br />
eine Schwester, in der gleichen Stadt. anderer Bruder versucht zu vermitteln.<br />
Doch Eckhard wollte keinen<br />
Also „auf zum nächsten Frauentreff“.<br />
Katharina Weber, Rimbach<br />
Hedwig Angenendt, Duisburg<br />
Kontakt. Auch nach dem Tod meines<br />
Mannes ließ er mich wissen, es bleibe,<br />
Keine Enkel 11/2010<br />
Ein lebenslanger Streit<br />
wie es sei. Ich freue mich für alle, die<br />
Der Beitrag hat mich sehr bewegt, gut mit Geschwistern leben, gerade im Etwas gefunden, das mich<br />
aber für mich gibt es wohl keine Versöhnung<br />
Alter braucht man <strong>sich</strong>. Nie im Leben unglaublich bereichert<br />
mit meinem Bruder, obwohl hätte ich dies für möglich gehalten. Ich versinke nicht in großmutterlose<br />
wir beide nie gestritten haben. Das Bloß gut, dass unsere Mutti dies nicht Melancholie, sondern unterstütze<br />
Zerwürfnis begann am 14. 3. 1985. erleben musste.<br />
jeden Mittwoch eine Lehrerin.<br />
Käthe Gawer, Dresden<br />
Astrid Höpfner, Freiburg<br />
Fotos: K. E. Haun (1), iStockphoto (3), Shutterstock (1), Getty (1), privat (5), Archiv<br />
Mein Herz für Igel entdeckt<br />
Ich bin froh, dass es jetzt eine Seite für Tierfreunde gibt. Da ich seit<br />
30 Jahren Igeln mein Leben gewidmet habe (www.igelverein.de),<br />
fällt mir ein Satz von Konrad Lorenz ein: „Ich staune, dass es möglich<br />
ist, mit frei lebenden Tieren befreundet zu sein. Das empfinde<br />
ich als etwas Beglückendes, so als wäre ein Teil der Vertreibung aus<br />
dem Paradies rückgängig gemacht worden!“<br />
Elisabeth Swoboda, Stocksberg<br />
<strong>plus</strong> <strong>Magazin</strong>, Chefredaktion, Lindenstraße 20, 50674 Köln, <strong>plus</strong>magazin@bayard-media.de, (02 21) 2 77 57-0, Fax (02 21) 2 77 57-10.<br />
96 12 / 2010
Anna Geerdsen, Hinte<br />
Haben <strong>Sie</strong> auch ein besonderes Hobby, das Ihnen viel<br />
bedeutet? Schreiben <strong>Sie</strong> uns!<br />
Es ist schön, Senior zu<br />
sein, und wohl dem, der es<br />
versteht, das Bestmögliche<br />
aus dieser Lebensphase<br />
zu machen! Das gelingt<br />
natürlich nur, wenn man<br />
auch etwas für <strong>sich</strong> tut,<br />
aktiv bleibt und das Leben<br />
als das annimmt, was es<br />
ist, ein wahres Geschenk.<br />
Dies wollte ich Ihnen und<br />
den anderen Lesern immer<br />
einmal schreiben.<br />
Gertraude Bollgrün, Wangen<br />
MEIN HOBBY<br />
„Seit einigen Jahren habe ich Zählkreuzstich<br />
als Hobby, das mir sehr viel<br />
bedeutet, weil ich mit MS, Diabetes und<br />
Brustkrebs teilweise gelähmte<br />
Hände habe. Aber ich gebe nicht auf!“<br />
80 Mit macht das<br />
Leben richtig Spaß!<br />
Suchen <strong>Sie</strong><br />
Kontakt zu<br />
Leserinnen?<br />
In vielen Städten haben<br />
<strong>sich</strong> Leserinnen-Stammtische<br />
gebildet. Wollen<br />
<strong>Sie</strong> teilnehmen?<br />
Schreiben <strong>Sie</strong> uns, auch<br />
wenn <strong>Sie</strong> einen Stammtisch<br />
gründen wollen.<br />
Zivildienst<br />
für Rentner?<br />
DISKUSSION<br />
Bundesseniorenministerin Kristina<br />
Schröder möchte, dass jeder<br />
mit Rentenbeginn einen freiwilligen<br />
Zivildienst macht.<br />
Wie denken <strong>Sie</strong> darüber?<br />
Diskutieren <strong>Sie</strong> mit!<br />
DAS BIN ICH<br />
»Möchte noch<br />
nach Papua«<br />
Name:<br />
Klaudia Hasslauer<br />
(53).<br />
Familie:<br />
Vater, Mutter, Kind<br />
und Wellensittich.<br />
Wie ich lebe:<br />
3 Zimmer in der<br />
Stadt – trotzdem sehe<br />
ich Bäume.<br />
Beruf:<br />
Angestellte.<br />
Hobby:<br />
alles Kreative und<br />
Mineralien sammeln.<br />
Lieblings-Buch:<br />
„Die Päpstin“ – die<br />
fesselnde Geschichte<br />
einer Frau.<br />
Lieblings-Film:<br />
„Das Piano“.<br />
Lieblings-Duft:<br />
Zimt.<br />
Lieblingsgericht: .<br />
alles mit Nudeln.<br />
Lachen kann ich ...<br />
über Eckhart von<br />
Hirschhausen.<br />
Mode:<br />
flippig.<br />
Jung hält mich ...<br />
Tanzen.<br />
Was ich mich gerne<br />
trauen würde ...<br />
anderen öfter die<br />
Meinung zu sagen.<br />
Liebste Jahreszeit:<br />
der Frühling, weil<br />
alles zum Leben erwacht<br />
– kitschig, ne?<br />
Wenn ich mir eine<br />
Freude mache ...<br />
gönne ich mir Zeit.<br />
Wenn ich nochmals<br />
jung wäre ...<br />
ich möchte nicht<br />
jünger sein.<br />
Ich mag gar nicht:<br />
Menschen, die nach<br />
10-maligem Erklären<br />
immer noch nichts<br />
verstanden haben.<br />
Balsam für mich:<br />
ein Kompliment.<br />
Stolz war ich ...<br />
als ich die Wände<br />
unserer Toilette bemalte.<br />
Größter Wunsch:<br />
geistig fit bleiben.<br />
Ich würde gerne …<br />
ein Musikinstrument<br />
spielen können.<br />
In meinem Leben …<br />
möchte ich noch<br />
nach Papua-<br />
Neuguinea.<br />
Einen Orden ...<br />
würde ich dem verleihen,<br />
dem es gelingt,<br />
dass kein Kind<br />
mehr hungern muss.<br />
Für »Das bin ich!« legen <strong>Sie</strong> bitte Lebenslauf und Foto bei; für »Wir suchen« und die Stammtische unbedingt Adresse und Telefonnummer.<br />
12 / 2010<br />
97
Danke für Ihre Post<br />
Dieses Buch liebe ich<br />
<strong>Sie</strong> suchen noch ein Geschenk für eine liebe Freundin?<br />
Wie wäre es mit einem richtig tollen Buch, einem, das andere<br />
Leser berührt hat?<br />
Ich habe vier liebste Bücher, die ich auf die berühmte Insel mitnähme: „Joseph und<br />
seine Brüder“ von Thomas Mann – da versteht man diese biblische Geschichte erst richtig!<br />
„Der Nachsommer“ von Adalbert Stifter, ein Buch für den beschaulichen<br />
(eventfreien!) Urlaub. „Der Herr der Ringe“ von Tolkien. „Mein Gott, mein Glück“<br />
von Peter Rosien, eine „Gute-Nacht-Lektüre“, die mir sehr hilft!<br />
Hildburg Hessen, per E-Mail<br />
Mein liebstes Buch ist von Frank McCourt: „Tag und<br />
Nacht und auch im Sommer“. Ich konnte beim<br />
Lesen mitfiebern und miterleben, was er in seiner<br />
30-jährigen Tätigkeit als Lehrer erlebt, gelernt,<br />
gelitten, aber auch Beglückendes erfahren hat.<br />
Christine Tylla, Reichenbach<br />
Meine Frau las den Roman „Ausgerechnet Maui“<br />
von Elke Deinstrop. Als sie beim Lesen manchmal<br />
laut auflachte, fragte ich sie. <strong>Sie</strong> meinte: Lies es<br />
<strong>selbst</strong>! Ich fand es sehr unterhaltsam. Es ist ein<br />
tolles Buch für die reifere Generation.<br />
Bernd Hahn, München<br />
Mein Vater<br />
Was haben <strong>Sie</strong> von ihm<br />
gelernt oder übernommen?<br />
Schreiben <strong>Sie</strong> uns, welche<br />
Gedanken, Erlebnisse,<br />
Erinnerungen <strong>Sie</strong><br />
bis heute von ihm im<br />
Herzen tragen.<br />
WIR SUCHEN<br />
Brieffreunde!<br />
Wenn <strong>Sie</strong> eine der<br />
Leserinnen kennenlernen<br />
wollen, schreiben <strong>Sie</strong> uns.<br />
Bin Jahrgang 1959,<br />
verheiratet, habe 2 Kinder<br />
(19, 16) und bin Hausfrau.<br />
Meine Hobbys: Tanzen,<br />
Lesen, Wandern, bin<br />
ein Musical-Fan und praktizierende<br />
Christin.<br />
Suche den Austausch mit<br />
Frauen in meinem Alter.<br />
Gaby Huber, per E-Mail<br />
Ich mag Kino, Kabarett,<br />
Krimis und gemütliche<br />
Kneipenabende.<br />
Tina Schumann, Kiel<br />
Wohne in Sachsen, habe<br />
keine Kinder und<br />
bin ledig. Suche<br />
Brieffreundschaft<br />
(ev. auch gemeinsame<br />
Unternehmungen). Lese<br />
gerne, bin gerne in der<br />
Natur (Rad fahren,<br />
wandern), reise,<br />
mag Kunst und Kultur.<br />
Cornelia Kunze<br />
Impressum<br />
<strong>plus</strong> <strong>Magazin</strong> erscheint in der Bayard Media GmbH & Co. KG. | ISSN 1619-6023 | Lindenstraße 20, 50674 Köln, Tel.: (02 21) 2 77 57-0, Fax: (02 21) 2 77 57-10, E-Mail: <strong>plus</strong>magazin@bayard-media.de<br />
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Randau, Heiko Schlierenkamp | Layout: Corinne Desponds, Anita Kolb, Sabine von Riewel, Michael Hilliges (Art-Direktion Sonderhefte) | Bildredaktion: Birgit Cramer (verantw.), Regina Tresp |<br />
Sekretariat: Gisela Kroll, Elke Peterson | Schlussredaktion: Bernd Kuschmann | Ständige Autoren: Steuerberaterin Gabriele Prasser, Rentenberater Lothar Simmes, Ökotrophologin Birgitta Tummel,<br />
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Verlag: Bayard Media GmbH & Co. KG, Böheimstraße 8, 86153 Augsburg, Tel.: (08 21) 45 54 81-0, Fax: (08 21) 45 54 81-10 | Geschäftsführung: Horst Ohligschläger | Verlagsleitung / Gesamtanzeigenleitung:<br />
Armin Baier (verantw.), Tel.: (08 21) 45 54 81-30 | Anzeigenverkaufsleitung: Margit Hochwind, Tel.: (08 21) 45 54 81-32 | Leiter Anzeigenmarketing: Stefan Rörig, Tel.: (08 21) 45 54 81-37 | Verantw.<br />
für Anzeigenstruktur: Daniela Moser, Tel.: (08 21) 45 54 81-35. Seit 1. August 2010 sind die Kombination Frau im Leben <strong>plus</strong>-Anzeigen preisliste Nr. 6 a sowie die <strong>plus</strong> <strong>Magazin</strong>-Anzeigenpreisliste Nr.<br />
10 a gültig. Download der Preislisten: www.bayard-media.de | Abonnements + ältere Ausgaben: <strong>plus</strong> magazin Abo-Service, Heuriedweg 19, 88131 Lindau, Tel.: (01 80) 5 26 01 47 (0,14 Euro/Minute),<br />
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Nachdruck und Angebot in Lese zirkeln nur mit schriftlicher<br />
Genehmigung des Verlags. Das gilt auch für die Aufnahme in<br />
elek tronische Datenbanken sowie für Vervielfältigungen auf<br />
CD-ROM. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos<br />
haften Redaktion und Verlag nicht.<br />
98 12 / 2010
UNSER LEBEN<br />
Interview mit<br />
dem Weihnachtsmann<br />
Adventszeit – in den Städten Trubel, Weihnachtsmärkte lärmen, Hektik, wohin<br />
man schaut. Vielleicht genau die Zeit für etwas Heiteres?<br />
Womöglich ging es Erich Kästner vor gut 50 Jahren ganz ähnlich, als er diese,<br />
zugegeben, etwas andere Weihnachtsgeschichte schrieb.<br />
von Erich<br />
Kästner<br />
s hatte schon wieder geklingelt.<br />
Das neuntemal im Verlauf der letzten<br />
Stunde! Heute hatten, so schien<br />
es, die Liebhaber von Klingelknöpfen<br />
Ausgang. Mürrisch rollte ich<br />
mich türwärts und öffnete.<br />
Wer, glauben <strong>Sie</strong>, stand draußen? Sankt Nikolaus<br />
persönlich! In seiner bekannten historischen<br />
Ausrüstung. „Oh“, sagte ich. „Der eilige<br />
Nikolaus!“ „Der heilige, wenn ich bitten darf. Mit<br />
h!“ Es klang ein wenig pikiert. „Als Junge habe<br />
ich <strong>Sie</strong> immer den eiligen Nikolaus genannt. Ich<br />
fand’s plausibler.“ „<strong>Sie</strong> waren das?“ „Erinnern<br />
<strong>Sie</strong> <strong>sich</strong> denn noch daran?“ „Natürlich! Ein kleiner<br />
hübscher Bengel waren <strong>Sie</strong> damals!“<br />
„Klein bin ich immer noch.“ „Und nun wohnen<br />
<strong>Sie</strong> also hier.“ „Ganz recht.“ Wir lächelten<br />
resigniert und dachten an vergangene Zeiten.<br />
„Bleiben <strong>Sie</strong> noch ein bißchen!“ bat ich. „Trinken<br />
<strong>Sie</strong> noch eine Tasse Kaffee mit mir!“ Er tat<br />
mir, offen gestanden, leid.<br />
Was soll ich Ihnen sagen? Er blieb. Er ließ <strong>sich</strong><br />
herbei. Erst putzte er <strong>sich</strong> am Türvorleger die<br />
Stiefel sauber, dann stellte er den Sack neben<br />
die Garderobe, hängte die Rute an einen Haken,<br />
und schließlich trank er mit mir in der Wohnstube<br />
Kaffee.<br />
„Zigarre gefällig?“ „Das schlag ich nicht ab.“<br />
Ich holte die Kiste. Er bediente <strong>sich</strong>. Ich gab ihm<br />
Feuer. Dann zog er <strong>sich</strong> mit Hilfe des linken den<br />
rechten Stiefel aus und atmete erleichtert auf.<br />
„Es ist wegen der Plattfußeinlage. <strong>Sie</strong> drückt<br />
niederträchtig.“ „<strong>Sie</strong> Ärmster! Bei Ihrem Beruf!“<br />
„Es gibt weniger Arbeit als früher. Das kommt<br />
meinen Füßen zupaß. Die falschen Nikoläuse<br />
schießen wie Pilze aus dem Boden.“<br />
„Eines Tages werden die Kinder glauben, daß<br />
es <strong>Sie</strong>, den echten, überhaupt nicht mehr gibt.“<br />
„Auch wahr! Die Kerls schädigen meinen Beruf!<br />
Die meisten von denen, die <strong>sich</strong> einen Pelz anziehen,<br />
einen Bart umhängen und mich kopieren,<br />
haben nicht das mindeste Talent! Es sind<br />
Stümper!“ „Weil wir gerade von Ihrem Beruf<br />
sprechen“, sagte ich, „hätte ich eine Frage an<br />
<strong>Sie</strong>, die mich schon seit meiner Kindheit beschäftigt.<br />
Damals traute ich mich nicht. Heute schon<br />
eher. Denn ich bin Journalist geworden.“ „Macht<br />
nichts“, meinte er und goß <strong>sich</strong> Kaffee zu. „Was<br />
wollen <strong>Sie</strong> seit Ihrer Kindheit von mir wissen?“<br />
„Also“, begann ich zögernd, „bei Ihrem Beruf<br />
handelt es <strong>sich</strong> doch eigentlich um eine Art ambulanten<br />
Saisongewerbes, nicht? Im Dezember<br />
haben <strong>Sie</strong> eine Menge Arbeit. Es drängt <strong>sich</strong> alles<br />
auf ein paar Wochen zusammen. Man könnte<br />
von einem Stoßgeschäft reden. Und nun …“<br />
„Hm?“ „Und nun wüßte ich brennend gern, was<br />
<strong>Sie</strong> im übrigen Jahr tun!“<br />
Der gute alte Nikolaus sah mich einigermaßen<br />
verdutzt an. Es machte fast den Eindruck, als<br />
habe ihm noch niemand die so nahe liegende<br />
Frage gestellt. „Wenn <strong>Sie</strong> <strong>sich</strong> nicht darüber äußern<br />
wollen …“ „Doch, doch“, brummte er.<br />
„Warum denn nicht?“ Er trank einen Schluck<br />
Kaffee und paffte einen Rauchring. „Der November<br />
ist natürlich mit der Materialbeschaffung<br />
mehr als ausgefüllt. In manchen Ländern gibt’s<br />
plötzlich keine Schokolade. Niemand weiß wieso.<br />
Oder die Äpfel werden von den Bauern zurückgehalten.<br />
Und dann das Theater an den Zollgrenzen.<br />
Und die vielen Transportpapiere. Wenn<br />
100 12 / 2010
Foto: Getty (1), Ullsteinbild (1) Illustration: Stock Illustration<br />
Source (1),<br />
das so weitergeht, muß ich nächstens den Oktober<br />
noch dazunehmen. Bis jetzt benutze ich<br />
den Oktober eigentlich dazu, mir in stiller Zurückgezogenheit<br />
den Bart wachsen zu lassen.“<br />
„<strong>Sie</strong> tragen den Bart nur im Winter?“ „Selbstverständlich.<br />
Ich kann doch nicht das ganze Jahr<br />
als Weihnachtsmann herumrennen. Dachten <strong>Sie</strong>,<br />
ich behielte auch den Pelz an? Und schleppte<br />
365 Tage den Sack und die Rute durch die Gegend?<br />
Na also. – Im Januar mache ich dann die<br />
Bilanz. Es ist schrecklich. Weihnachten wird von<br />
Jahrhundert zu Jahrhundert teurer!“ „Versteht<br />
<strong>sich</strong>.“ „Dann lese ich die Dezemberpost. Vor allem<br />
die Kinderbriefe. Es hält kolossal auf, ist<br />
aber nötig. Sonst verliert man den Kontakt mit<br />
der Kundschaft. „Klar.“ „Anfang Februar lasse<br />
ich mir den Bart abnehmen.“<br />
In diesem Moment läutete es wieder an der<br />
Flurtür. „Entschuldigen <strong>Sie</strong> mich, bitte?“ Er nickte.<br />
Draußen vor der Tür stand ein Hausierer mit<br />
schreiend bunten An<strong>sich</strong>tskarten und erzählte<br />
mir eine sehr lange und sehr traurige Geschichte,<br />
deren ersten Teil ich mir tapfer und mit zusammen-„gebissenen“<br />
Ohren anhörte. Dann gab<br />
ich ihm das Kleingeld, das ich lose bei mir trug,<br />
und wir wünschten uns auch weiterhin alles Gute.<br />
Obwohl ich mich standhaft weigerte, drängte er<br />
mir als Gegengeschenk ein halbes Dutzend der<br />
schrecklichen Karten auf. Er sei, sagte er, schließlich<br />
kein Bettler. Ich achtete seinen schönen Stolz<br />
und gab nach. Endlich ging er.<br />
Als ich ins Wohnzimmer zurückkam, zog Nikolaus<br />
gerade ächzend den rechten Stiefel an.<br />
„Ich muß weiter“, meinte er, „es hilft nichts. Was<br />
haben <strong>Sie</strong> denn da in der Hand?“ „Postkarten.<br />
Ein Hausierer zwang sie mir auf.“ „Geben <strong>Sie</strong><br />
her. Ich weiß Abnehmer. Besten Dank für Ihre<br />
Gastfreundschaft. Wenn ich nicht der Weihnachtsmann<br />
wäre, könnte ich <strong>Sie</strong> beneiden.“<br />
Wir gingen in den Flur, wo er seine Utensilien<br />
aufnahm. „Schade“, sagte ich. „<strong>Sie</strong> sind mir noch<br />
einen Teil Ihres Jahreslaufs schuldig.“ Er zuckte<br />
die Achseln. „Viel ist im Grunde nicht zu erzählen.<br />
Im Februar kümmere ich mich um den Kinderfasching.<br />
Später ziehe ich auf Frühjahrsmärkten<br />
umher. Mit Luftballons und billigem<br />
mechanischem Spielzeug. Im Sommer bin ich<br />
Bademeister und gebe Schwimmunterricht.<br />
Manchmal verkaufe ich auch Eiswaffeln in den<br />
Straßen. Ja, und dann kommt schon wieder der<br />
Herbst – und nun muß ich wirklich gehen.“<br />
Wir schüttelten uns die Hand. Ich sah ihm<br />
vom Fenster aus nach. Er stapfte mit großen hastigen<br />
Schritten durch den Schnee. An der Ecke<br />
Ungerstraße wartete ein Mann auf ihn. Er sah<br />
wie der Hausierer aus, wie der redselige mit den<br />
blöden An<strong>sich</strong>tskarten. <strong>Sie</strong> bogen gemeinsam<br />
um die Ecke. Oder hatte ich mich getäuscht?<br />
Eine Viertelstunde danach klingelte es schon<br />
wieder. Diesmal erschien der Laufbursche des<br />
Delikatessengeschäftes Zimmermann Söhne. Ein<br />
angenehmer Besuch! Ich wollte bezahlen, fand<br />
aber die Brieftasche nicht gleich. „Das hat ja<br />
Zeit, Herr Doktor“, meinte der Bote väterlich.<br />
„Ich möchte wetten, daß sie auf dem Schreibtisch<br />
gelegen hat!“ sagte ich. „Nun gut, ich begleiche<br />
die Rechnung morgen. Aber warten <strong>Sie</strong><br />
noch, ich bring’ Ihnen eine gute Zigarre!“ Die<br />
Kiste mit den Zigarren fand ich auch nicht gleich.<br />
Das heißt, später fand ich sie ebensowenig. Die<br />
Zigarren nicht. Die Brieftasche auch nicht. Das<br />
silberne Zigarettenetui war auch nicht zu finden.<br />
Und die Manschettenknöpfe mit den großen<br />
Mondsteinen und Frackperlen waren weder<br />
an ihrem Platz noch sonstwo. Jedenfalls nicht<br />
in meiner Wohnung.<br />
Ich konnte mir gar nicht erklären, wohin das<br />
alles geraten sein mochte. Es wurde trotzdem<br />
ein stiller, hübscher Abend. Es klingelte niemand<br />
mehr. Wirklich, ein gelungener Abend. Nur<br />
irgend etwas fehlte mir. Aber was? Eine<br />
Zigarre? Natürlich! Glücklicherweise war das<br />
goldene Feuerzeug auch nicht mehr da. Denn<br />
das muß ich, obwohl ich ein ruhiger Mensch<br />
bin, bekennen: Feuer zu haben, aber nichts zum<br />
Rauchen im Haus, das könnte mir den ganzen<br />
Abend verderben!<br />
Humorvoll,<br />
scharfsinnig,<br />
oft<br />
kritisch – so<br />
war Erich<br />
Kästner<br />
(1899–1974).<br />
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Unterhalt und Rente erhalten S. 15<br />
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zusätzlichen Lasten stoppen S. 11<br />
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12 / 2010 103
Dafür engagiere ich mich …<br />
... damit Behinderte Spaß haben<br />
Sport beflügelt! Auch Menschen mit einer geistigen<br />
Behinderung. Deshalb hilft Irene Wallis jungen Männern.<br />
Mit entschlossener<br />
Miene,<br />
im hautengen<br />
Anzug für Gewichtheber,<br />
steht Sebastian, 26, neben mir in<br />
der Turnhalle. Langsam gehe ich<br />
neben ihm in die Hocke. „So musst<br />
du das machen“, erkläre ich und<br />
zeige auf meinen Rücken, der von<br />
der Hüfte bis zum Kopf eine Linie<br />
bildet. „Du darfst nicht einknicken.“<br />
Dann ist Sebastian dran. Ich lege<br />
ihm die Hand in den Rücken, damit er<br />
spürt, wo er ihn gerade halten muss. Obwohl<br />
wir das schon oft geübt haben, macht<br />
er immer wieder einen Katzenbuckel.<br />
Bei ihm dauert eben alles ein bisschen<br />
länger. Er ist seit seiner Geburt geistig behindert.<br />
Komplizierte Erklärungen versteht<br />
er nicht. Am besten mache ich ihm alles<br />
vor. Immer wieder. Sebastian lebt in einer<br />
betreuten Wohngruppe. Zwei Mal pro<br />
Woche kommt er zu mir zum Sport. Dann<br />
trainieren wir Dreikampf: Bankdrücken,<br />
Kreuzheben und Kniebeugen. Ich leite den<br />
Kurs mit einem anderen Trainer, denn<br />
allein könnte ich das nicht. Meine „Jungs“<br />
sind erwachsene Männer zwischen 25 und<br />
33. Beim Kreuzheben kommen da schon<br />
mal 160 Kilo auf die Hanteln. Da kann ich<br />
keine Hilfestellung mehr geben.<br />
AUCH SIE KÖNNEN HELFEN<br />
<strong>Sie</strong> möchten Behinderte sportlich unterstützen? Ansprechpartner finden<br />
<strong>Sie</strong> bei der „Infostelle für Behindertensport in Deutschland“, ✆ (0 30)<br />
83 85 13 03, und bei „Special Olympics Deutschland“, ✆ (0 30) 2 46 25 20.<br />
Seit zehn Jahren engagiere ich mich<br />
auf diese Weise im Behindertensport. Weil<br />
ich weiß, wie wichtig Bewegung für Behinderte<br />
ist. Auch mein Sohn kam geistig<br />
behindert zur Welt. Über die Schule für<br />
geistig behinderte Kinder stießen wir auf<br />
den Sportverein. Mit neun entdeckte er<br />
dort seine große Leidenschaft fürs Schwimmen.<br />
Das hat ihm so viel Selbstbewusstsein<br />
und Kraft gegeben! Heute ist er fast 30,<br />
lebt allein und wird betreut. Das hätten<br />
wir ohne den Sport <strong>sich</strong>er nie geschafft.<br />
Er hat gelernt, ohne mich zurechtzukommen<br />
– und ich, ihn loszulassen.<br />
Die Möglichkeit, vom Sport zu profitieren,<br />
möchte ich auch anderen mit Behinderung<br />
geben. Deshalb habe ich vor zwei<br />
Jahren den Übungsleiterschein für Kraftdreikampf<br />
mit geistig Behinderten absolviert.<br />
Neben dem sportlichen Knowhow<br />
brauche ich vor allem Geduld.<br />
Ich muss sie immer wieder motivieren<br />
– wenn sie wütend werden, weil<br />
sie eine Übung nicht gleich schaffen.<br />
Ich muss ihnen aber auch alle organisatorischen<br />
Dinge abnehmen.<br />
Das fängt schon bei der Fahrt von<br />
der Arbeitsstelle zum Training an.<br />
Und auch bei Wettkämpfen in fremden<br />
Hallen finden sie <strong>sich</strong> allein<br />
nicht zurecht. Doch so hilfebedürftig<br />
sie in mancher Hin<strong>sich</strong>t sind, so<br />
sehr verleiht ihnen der Sport Flügel. Er ist<br />
für Männer wie Sebastian nicht bloß ein<br />
Hobby, das sie nach ihrer Arbeit in der<br />
Behindertenwerkstatt ausüben. Geistig<br />
Behinderte haben oft viel schlechtere gesundheitliche<br />
Voraussetzungen als Nichtbehinderte,<br />
weil sie meist auch körperlich<br />
beeinträchtigt sind, z. B. zu wenig Körperspannung<br />
haben. Der Sport kann viel ausgleichen,<br />
indem er die Muskeln stärkt.<br />
Aber was noch entscheidender ist: Er stärkt<br />
ihr Selbstwertgefühl. Beim Sport merken<br />
sie: „Ich kann was!“ Da freut <strong>sich</strong> bei Wettkämpfen<br />
einer über den 6. Platz – das ist<br />
für mich Gänsehaut pur. So wie Sebastian<br />
bei den Special Olympics in Bremen. Er<br />
hat nur den letzten Platz gemacht, <strong>sich</strong><br />
trotzdem gefreut wie ein Schneekönig –<br />
und ich mich mit ihm.<br />
AKTIV FÜR BEHINDERTE<br />
Irene Wallis (67) war technische Zeichnerin.<br />
<strong>Sie</strong> hat einen Sohn (29) und engagiert <strong>sich</strong> bei<br />
der „SG Rehabilitation Berlin-Lichtenberg“.<br />
Fotos: Getty Images (1), privat (1); Text: Carolin Gagidis-Rappenberg<br />
104 12/2010
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