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atp edition Virtuelle Inbetriebnahme von Produktionsanlagen (Vorschau)

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4 / 2012<br />

54. Jahrgang B3654<br />

Oldenbourg Industrieverlag<br />

Automatisierungstechnische Praxis<br />

<strong>Virtuelle</strong> <strong>Inbetriebnahme</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Produktionsanlagen</strong> | 28<br />

Simulationsbasierte<br />

Steuerungsfunktionstests | 34<br />

Emulation dezentraler<br />

Steuerungslogik | 42<br />

Anbau <strong>von</strong> Stellungsreglern<br />

an pneumatische Antriebe | 50


editorial<br />

<strong>Virtuelle</strong> <strong>Inbetriebnahme</strong> auch<br />

für die Verfahrenstechnik!<br />

Die virtuelle <strong>Inbetriebnahme</strong> (VIBN) war in den letzten Jahren immer wieder<br />

ein Thema auf dem Kongress Automation der GMA, bei der Namur und entsprechend<br />

auch in der <strong>atp</strong> <strong>edition</strong>. Wesentliche Motivation dafür ist die Perspektive,<br />

Dauer und Kosten der realen <strong>Inbetriebnahme</strong> dadurch zu reduzieren, dass<br />

die Funktionen der geplanten Anlage mithilfe einer VIBN per Simulation überprüft<br />

und Planungsfehler so bereits vor dem Bau korrigiert werden.<br />

Aus Sicht der Prozessleittechnik wird für <strong>Inbetriebnahme</strong> und Test des Prozessleitsystems<br />

(PLS) nur das simulierte Klemmenverhalten der Anlage benötigt,<br />

das die Reaktion der Anlage auf Eingriffe des PLS realistisch abbildet. Die<br />

VIBN des PLS kann damit bereits heute auf der Basis des komplett emulierten<br />

PLS durchgeführt werden.<br />

Für die VIBN der Anlage als Ganzes greift allerdings dieser partikuläre Ansatz<br />

zu kurz und muss durch einen ganzheitlichen Ansatz ersetzt werden: Dem<br />

emulierten PLS ist jetzt ein qualitativ hochwertiges Anlagensimulationsmodell<br />

an die Seite zu stellen, an dem nicht nur die Funktionen des PLS, sondern auch<br />

die verfahrenstechnischen Eigenschaften der Anlage und ihrer Komponenten<br />

im Detail verifiziert und so Planungsfehler in der Anlage detektiert werden<br />

können. Der heute mit der Modellerstellung verbundene zeitliche und finanzielle<br />

Aufwand führt aber dazu, dass eine solche VIBN meist nur bei Anlagen<br />

mit erhöhten Sicherheitsanforderungen oder mit absehbaren Problemen bei der<br />

Nachbesserung der Anlage während der realen <strong>Inbetriebnahme</strong>, etwa bei Unterwasserinstallationen,<br />

durchgeführt wird.<br />

Ein Ausweg aus dieser Situation könnten Strategien für die automatisierte<br />

Erstellung <strong>von</strong> Simulationsmodellen für die VIBN sein, die das Modell aus den<br />

Planungsdaten des Anlagen-CAE-Systems generieren, wozu sie auf Modellbibliotheken<br />

für die Anlagenkomponenten zurückgreifen. Dass dies grundsätzlich<br />

möglich ist, zeigt beispielhaft der Stand der Technik beim CAE <strong>von</strong> elektronischen<br />

Schaltungen, der heute – nach mehr als 20 Jahren gemeinsamer<br />

Anstrengung – erreicht worden ist: Hier können selbst aufwendige Schaltungen<br />

direkt nach dem Entwurf ohne expliziten Modellierungsaufwand simuliert<br />

und getestet werden, weil standardmäßig Modellbibliotheken auch für komplexe<br />

Komponenten zur Verfügung stehen. Die dafür benötigten Simulationsmodelle<br />

stellen die Komponenten-Hersteller ganz selbstverständlich bereit.<br />

Es wäre wünschenswert, eine ähnliche Entwicklung auch für das verfahrenstechnische<br />

Anlagen-Engineering in Gang zu setzen. Dazu müssen alle Beteiligten<br />

– Anlagenplaner, Systemhersteller, Anwender und insbesondere die<br />

Hersteller <strong>von</strong> Anlagenkomponenten – bereit sein, gemeinsam eine praxistaugliche<br />

Strategie für die Realisierung einer VIBN im Rahmen der Anlagenprojektierung<br />

zu entwickeln. Auch Sie können dabei mitwirken, beispielsweise im<br />

GMA-Fachausschuss 6.11, der sich schwerpunktmäßig mit der VIBN befasst.<br />

Sie können dafür mit der GMA-Geschäftsstelle oder direkt zu mir Kontakt<br />

aufnehmen (reimar.schumann@fh-hannover.de).<br />

Prof. Dr.-Ing.<br />

Reimar Schumann,<br />

Kompetenzzentrum AUBIOS,<br />

Hochschule Hannover<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2012<br />

3


Inhalt 4 / 2012<br />

Forschung<br />

6 | Die Digitale Fabrik nimmt in Saarbrücken Gestalt an<br />

Simulation untersucht Angriffe auf IT-Security<br />

<strong>von</strong> Infrastrukturen im öffentlichen Leben<br />

Von Ameisen lernen heißt Logistik lernen<br />

Verband<br />

10 | GMA forciert Diskussion über cyber-physische Systeme<br />

in einem neuen Fachausschuss<br />

Die Chancen <strong>von</strong> Appification und Gamification:<br />

Useware im Fokus <strong>von</strong> Tagung und Wettbewerb<br />

11 | Zuversicht der Branche beflügelt die Achema<br />

Dechema gibt sich eine neue Struktur<br />

12 | Namur baut ihre strategischen Aktivitäten in China kontinuierlich aus<br />

branche<br />

8 | Komplexität beherrschen – Zukunft sichern mit Automation,<br />

Robotik und Wireless Automation<br />

9 | Wachstumsdelle ausgebügelt<br />

Türkei nun auch Vollmitglied des Cenelec<br />

22 | Hochpräzise Temperaturregelung ist bei Herstellung<br />

<strong>von</strong> Prothesen eine besondere Herausforderung<br />

24 | Ganzheitliche Automatisierungslösung optimiert<br />

das Luftpfeifenstechen für Sandgussformen<br />

26 | Eigensicherheit und hohe Leistung: Feldbusse<br />

im explosionsgefährdeten Bereich betreiben<br />

4<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2012


Hauptbeiträge<br />

28 | <strong>Virtuelle</strong> <strong>Inbetriebnahme</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Produktionsanlagen</strong><br />

B. Grimm<br />

34 | Simulationsbasierte<br />

Steuerungsfunktionstests<br />

J. Greifeneder, P. Weber, M. Barth und A. Fay<br />

42 | Emulation dezentraler Steuerungslogik<br />

M. Hoernicke und P. Bauer<br />

50 | Anbau <strong>von</strong> Stellungsreglern<br />

an pneumatische Antriebe<br />

T. Karte, J. Kiesbauer, K.-B. Schärtner<br />

und F. Valentin-Rumpel<br />

Praxis<br />

14 | Automatisierte Steuerungstests<br />

vereinfachen die virtuelle <strong>Inbetriebnahme</strong><br />

in der Fabrikautomation<br />

18 | Normen-Dschungel IT-Security:<br />

Neue Standards sollen Konflikte<br />

mit etablierten Regeln vermeiden<br />

rubriken<br />

3 | Editorial<br />

58 | Impressum, <strong>Vorschau</strong>


Forschung<br />

Die Digitale Fabrik nimmt in Saarbrücken Gestalt an<br />

Politisch:<br />

Bildungsministerin<br />

Annette Schavan<br />

(Mitte) und Ministerpräsidentin<br />

Annegret Kramp-<br />

Karrenbauer<br />

informieren sich<br />

am DFKI. Bild: DFKI<br />

Die intelligente Fabrik (Smart Factory) hält am Deutschen<br />

Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI)<br />

Einzug. Durch dezentrale Selbstorganisation cyber-physischer<br />

Systeme soll die 4. industrielle Revolution angestoßen<br />

werden. Die Neuausrichtung der bislang unflexiblen Arbeitsschritte<br />

„alter“ Fabriken soll Antworten auf Herausforde-<br />

rungen des 21. Jahrhunderts finden: Ressourcenschonung,<br />

Energiemanagement und Assistenzsysteme zur Unterstützung<br />

älter Arbeitnehmer. In digital veredelten Anlagen werden<br />

cyber-physische Systeme über IP-basierte Funkprotokolle<br />

und semantische Technologien vernetzt und mit industriellen<br />

Assistenzsystemen für die Mitarbeiter integriert. Das<br />

DFKI forscht an solchen Zukunftslösungen. Am Innovative<br />

Retail Laboratory (IRL) wird die Digitale Fabrik bereits in der<br />

Praxis gelebt. In einer Kooperation mit der SB-Warenhauskette<br />

Globus werden auf Basis unternehmensübergreifender<br />

Softwarelösungen konkrete Beispiele für den Einzelhandel<br />

getestet. Das IRL, Träger des EHI-Wissenschaftspreis 2012,<br />

entwickelte beispielsweise eine intelligente Frischetheke.<br />

Anhand <strong>von</strong> Zeigegesten wählt der Kunde die Ware aus. Er<br />

bezahlt mit einer Anwendung seines Handys, die die Near-<br />

Field-Communication-Technologie verwendet.<br />

Deutsches Forschungszentrum<br />

für Künstliche Intelligenz (DFKI) GmbH,<br />

Campus D3_2, Stuhlsatzenhausweg 3,<br />

D-66123 Saarbrücken, Tel. +49 (0) 681 85 77 50,<br />

Internet: www.dfki.de<br />

Simulation untersucht Angriffe auf IT-Security<br />

<strong>von</strong> Infrastrukturen im öffentlichen Leben<br />

Was passiert, wenn Hacker einen Angriff auf Daten<br />

kritischer Versorgungsnetze unternehmen? Diese<br />

Frage beantwortet die Simulationsumgebung, die das das<br />

Institut IT Sicherheitsforschung der Fachhochschule<br />

Sankt Pölten im Rahmen des Projektes CAIS (Cyber Attack<br />

Information System) entwarf. Dabei seien Verkehrsund<br />

Energieversorgung nur zwei Bereiche, in denen Ausfälle<br />

und Angriffe die allgemeine Versorgung bedrohen,<br />

so Dr. Ernst Piller, Dozent und Leiter des Instituts für IT<br />

Sicherheitsforschung in St. Pölten. Wichtigere Herausforderungen<br />

seien große Datenmengen, die dabei analysiert<br />

und evaluiert werden und die hohe Komplexität des Systems.<br />

Jedes IT-System besteht aus Knoten und Ebenen, die<br />

miteinander in Wechselwirkung stehen. Durch Programmfehler<br />

und Angriffe können mehrere Teilbereiche gleich-<br />

zeitig ausfallen. Die Simulation soll Kosten reduzieren und<br />

für den Ernstfall vorbereiten. Sie berechnet die Vernetzung<br />

verschiedener Bereiche des Gemeinwesens. Dabei analysiert<br />

sie Wechselwirkungen kritischer Infrastrukturen mit<br />

Methoden des Risikomanagements. „Fällt beispielsweise<br />

die Energieversorgung aus, so kann es zum Dominoeffekt<br />

kommen,“ so Piller. Die Simulationsumgebung ist auch für<br />

privatwirtschaftliche Unternehmen geeignet. Die FH St.<br />

Pölten forscht an proaktiven Abwehrmaßnahmen gegen<br />

Schadsoftware sowie Lösungen für die sichere Cloud.<br />

Fachhochschule St. Pölten,<br />

Institut für IT Sicherheitsforschung,<br />

Matthias-Corvinus-Str. 15, A-3100 St. Pölten,<br />

Tel. +43 2742 313 22 86 36, Internet: www.fhstp.ac.at<br />

Von Ameisen lernen heißt Logistik lernen<br />

Wie die Ameisen transportieren die Multishuttle Moves<br />

Gegenstände zwischen Lagerhalle und Regalen. Niemand<br />

steuert sie und doch kollidieren sie nicht. Sie sind<br />

effizienter als herkömmliche Laufband-Systeme. Am<br />

Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML forschen<br />

Experten unter der Leitung <strong>von</strong> Prof. Dr. Michael ten<br />

Hompel daran, mit Schwarmintelligenz Material- und Lagerflüsse<br />

zu optimieren. 50 kleine Transporter kurven<br />

durch eine 1000 Quadratmeter große Forschungshalle und<br />

suchen Gegenstände aus dem Regallager. Die Mobile werden<br />

dezentral gesteuert. Ihre Entwickler nutzen Ameisenalgorithmen<br />

nach Marco Dorigo. Den Auftrag erhalten die<br />

Shuttles über Softwareagenten. Sie kommunizieren über<br />

WLAN. Die integrierte Lokalisations- und Navigationstechnik<br />

verhindert Kollisionen. Die Vorteile: Die Zahl der Shuttles<br />

kann beliebig verringert oder erweitert werden. Außerdem<br />

verkürzen sich die Wege. Die Fördertechnik, die den<br />

Weg versperrt, entfällt. Die Shuttles nehmen den kürzesten<br />

Weg. Regalbediengeräte und Steigfördertechnik entfallen.<br />

Fraunhofer-Institut<br />

für Materialfluss und Logistik IML,<br />

Joseph-<strong>von</strong>-Fraunhofer-Straße 2-4, D-44227 Dortmund,<br />

Tel. +49 (0) 231 974 30, Internet: www.iml.fraunhofer.de<br />

6<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2012


Kompetent in Sicherheit<br />

Besuchen Sie uns!<br />

Halle 9<br />

Wir unterstützen Sie<br />

in Theorie und Praxis<br />

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Einsteiger? Oder benötigen Sie<br />

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Informieren Sie sich im Internet oder<br />

lassen Sie sich persönlich beraten.<br />

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Telefon (0 52 35) 3-1 20 00 oder<br />

phoenixcontact.de/seminare<br />

© Phoenix Contact 2012


anche<br />

Komplexität beherrschen – Zukunft sichern mit<br />

Automation, Robotik und Wireless Automation<br />

Die Komplexität wächst in der Industrie und in zahlreichen<br />

Bereichen des Alltags unaufhörlich. Die damit<br />

verknüpften Herausforderungen greift der Kongress Automation<br />

2012 mit dem Motto „Komplexität beherrschen<br />

– Zukunft sichern“ auf.<br />

Die Vielfalt der Automation mit ihren dynamischen<br />

technologischen Entwicklungen einerseits und der großen<br />

Breite der Anwendungen andererseits in einem einzigen<br />

Kongress zu erfassen, ist selbst eine komplexe<br />

Aufgabe, betont die Kongressleitung. Bewältigt werde<br />

diese Aufgabe durch eine Kongressstruktur, die sich<br />

nicht explizit in diverse Einsatzgebiete gliedert. Viel-<br />

die zukunft meistern: Wie sich mit Automatisierungstechnik<br />

die wachsende Komplexität in Fertigungsund<br />

Prozessindustrie bewältigen lässt, wird auf dem<br />

GMA-Kongress Automation 2012 diskutiert. Bild: Siemens<br />

mehr werde der Lebenszyklus <strong>von</strong> Lösungen der Automation<br />

beleuchtet – vom Geräte- und Systementwurf,<br />

über den Betrieb automatisierter Anlagen bis zu Aspekten<br />

der Wartung und Diagnose.<br />

Dies ermögliche zugleich Einblicke, wie Fachkolleginnen<br />

und -kollegen aus anderen Einsatzbranchen ähnlich<br />

gelagerte Aufgaben der Automation lösen, betonen<br />

die Kongressleiter Dr.-Ing. Peter Adolphs, Prof. Dr.-Ing.<br />

Ulrich Jumar und Dr.-Ing. Norbert Kuschnerus. Sie heben<br />

hervor: „Ein fruchtbarer Gedankenaustausch und eine<br />

enge Kooperation <strong>von</strong> Wissenschaftlern, Herstellern und<br />

Anwendern sind Voraussetzung für zukunftssichernde<br />

Automationslösungen. Eingeschlossen sind dabei wirtschaftliche<br />

Aspekte ebenso wie die Interaktion des Menschen<br />

mit den geschaffenen Systemen.“ Die Tagung Automation<br />

in Baden-Baden, die sich im deutschsprachigen<br />

Raum als der technisch-wissenschaftliche Leitkongress<br />

<strong>von</strong> Herstellern, Anwendern, Forschungsvertretern und<br />

dem technischen Nachwuchs auf dem Gebiet der Automation<br />

etabliert habe, biete dafür eine optimale Plattform.<br />

Veranstaltet wird Automation 2012 <strong>von</strong> der VDI/VDE-<br />

Gesellschaft Mess- und Automatisierungstechnik. Fachliche<br />

Mitträger sind die Namur und der ZVEI. Parallel<br />

finden auch die Tagungen Wireless Automation und Industrielle<br />

Robotik statt, die den Besuchern der Automation<br />

2012 ebenfalls offen stehen. Weitere Informationen<br />

sind zu finden unter www.automatisierungskongress.de.<br />

VDI/VDE-Gesellschaft Mess- und<br />

Automatisierungstechnik (GMA)<br />

VEREIN DEUTSCHER INGENIEURE E.V.,<br />

VDI-Platz 1, D-40468 Düsseldorf,<br />

Tel. +49 (0) 211 621 40, Internet: www.vdi.de<br />

Funktionale Sicherheit und Informationssicherheit<br />

In Ausgabe 10/2012 der <strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

möchten wir das Spannungsfeld funktionale<br />

Sicherheit und Informationssicherheit<br />

in der industriellen Automatisierung beleuchten.<br />

In interoperablen vernetzten Systemen<br />

sind Methoden und Werkzeuge gefragt,<br />

die die spezifischen Anforderungen<br />

beider Bereiche integrieren. Das Themenfeld<br />

reicht <strong>von</strong> der systematischen Definition<br />

<strong>von</strong> anlagenspezifischen Risiken und<br />

Schutzzielen über mathematisch-algorithmische<br />

Grundlagen sicherer Kommunikation<br />

bis zu formalen Ansätzen zur Generierung<br />

zertifizierbarer Automatisierungslogiken.<br />

Besonderer Wert wird auf jene<br />

Beiträge gelegt, die integrierenden oder<br />

differenzierenden Charakter aufweisen.<br />

Wir bitten Sie, bis zum 18. Mai zu diesem<br />

Themenschwerpunkt einen gemäß <strong>atp</strong>-<br />

Autorenrichtlinien ausgearbeiteten Hauptbeitrag<br />

per E-Mail an urbas@oiv.de einzureichen.<br />

Ziel ihres Beitrags sollte der „Brückenschlag“<br />

zwischen aktuellen Erkenntnissen<br />

und Innovationen, den methodischen<br />

Grundlagen und den zukünftigen Anwendungen<br />

in der industriellen Praxis sein.<br />

Ansprechen soll Ihr Aufsatz technische<br />

Führungskräfte, Entscheider und Key Experts<br />

der Automatisierungsbranche.<br />

In den Hauptbeiträgen der <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> werden<br />

die Themen mit hohem wissenschaftlichem<br />

und technischem Anspruch und<br />

vergleichsweise abstrakt dargestellt. Im<br />

Journalteil schlägt <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> die Brücke<br />

zur Praxis. Hier werden Erfahrungen <strong>von</strong><br />

Anwendern mit neuen Technologien, Prozessen<br />

oder Produkten beschrieben.<br />

Alle Beiträge werden <strong>von</strong> einem Fachgremium<br />

begutachtet. Sollten Sie sich selbst<br />

aktiv an dem Begutachtungsprozess beteiligen<br />

wollen, bitten wir um kurze Rückmeldung.<br />

Für weitere Rückfragen stehen<br />

wir Ihnen selbstverständlich gern zur<br />

Verfügung.<br />

Ihre Redaktion der <strong>atp</strong> <strong>edition</strong>:<br />

Leon Urbas, Gerd Scholz, Anne Hütter<br />

Call for<br />

Aufruf zur Beitragseinreichung<br />

Thema: Funktionale Sicherheit<br />

und Informationssicherheit<br />

Kontakt: urbas@oiv.de<br />

Termin: 18. Mai 2012<br />

8<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2012


Wachstumsdelle<br />

ausgebügelt<br />

Die deutsche Elektroindustrie erzielte zum Jahresstart<br />

mit 11,9 Milliarden Euro den zweithöchsten Exportwert,<br />

der jemals in einem Januar erreicht wurde und übertraf<br />

damit den Vorjahreswert um fünf Prozent. Im gesamten<br />

vergangenen Jahr hatten die Elektroausfuhren mit einem<br />

Zuwachs <strong>von</strong> fünf Prozent auf 155 Milliarden Euro ein<br />

neues Allzeithoch erreicht.<br />

Die Konjunkturaussichten bleiben nach Einschätzung des<br />

Branchenverbands ZVEI zum Jahresbeginn stabil. Zwar lagen<br />

die Bestellungen im Januar fünf Prozent unter ihrem<br />

entsprechenden Vorjahreswert. „Hier spielen aber auch Basiseffekte<br />

eine Rolle“, sagte ZVEI-Chefvolkswirt Dr. Andreas<br />

Gontermann. „So waren die Auftragseingänge im Januar<br />

2011 noch um mehr als ein Fünftel in die Höhe geschnellt.<br />

Zudem gab es zu Beginn des laufenden Jahres wie schon in<br />

den drei Monaten zuvor keine Großaufträge.“<br />

Die um Preiseffekte bereinigte Produktion der Elektrounternehmen<br />

hat ihren Vorjahresstand im Januar 2012 indessen<br />

um zehn Prozent übertroffen. „Dies war der auf Jahressicht<br />

stärkste Zuwachs seit Herbst des vergangenen Jahres",<br />

betonte Gontermann. Ihre Produktionspläne haben die<br />

Elektrounternehmen im Februar 2012 den zweiten Monat<br />

in Folge deutlich heraufgesetzt. Neun <strong>von</strong> zehn Firmen<br />

planten, ihren Output in den kommenden drei Monaten<br />

weiter zu erhöhen oder aufrechtzuerhalten.<br />

| FB12-08G |<br />

Die kompakte<br />

Lösung für komplexe<br />

Signaltechnik.<br />

Die Beckhoff EtherCAT Box.<br />

ZVEI – ZENTRALVERBAND ELEKTROTECHNIK- UND<br />

ELEKTRONIKINDUSTRIE E.V.,<br />

Lyoner Straße 9, D-60528 Frankfurt am Main,<br />

Tel. +49 (0) 69 630 20, Internet: www.zvei.org<br />

Türkei nun auch<br />

Vollmitglied des Cenelec<br />

Das Nationale Elektrotechnische Komitee der Türkei,<br />

die TSE – Turkish Standards Institution, ist zu Jahresbeginn<br />

als 32. Vollmitglied des Cenelec aufgenommen<br />

worden. Die DKE hat sich im Rahmen der Intec-Initiative<br />

mit dem türkischen Normungsinstitut TSE bereits in der<br />

Vergangenheit in Normungsthemen ausgetauscht und<br />

wird diese Kooperation in der Zukunft noch weiter verstärken.<br />

Die DKE Deutsche Kommission Elektrotechnik<br />

Elektronik Informationstechnik im DIN und VDE vertritt<br />

Deutschland in den technischen Gremien im Cenelec.<br />

Hauptaufgabe <strong>von</strong> Cenelec ist die Umsetzung <strong>von</strong> IEC-<br />

Normen in europäische Normen: Knapp 80 Prozent der<br />

europäischen Normen basieren auf Arbeitsergebnissen<br />

der IEC oder sind mit ihnen identisch. Darüber hinaus<br />

erarbeitet Cenelec – mit dem Schwerpunkt auf europäische<br />

Anforderungen – eigene europäische Normen. Cenelec<br />

übt mit seinen Dienstleistungen eine Klammerfunktion<br />

zwischen Normung und Gesetzgebung aus.<br />

DKE – DEUTSCHE KOMMISSION ELEKTROTECHNIK<br />

ELEKTRONIK INFORMATIONSTECHNIK IM DIN UND VDE,<br />

Stresemannallee 15, D-60596 Frankfurt am Main,<br />

Tel. +49 (0) 69 630 80, Internet: www.dke.de<br />

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Thermoelement 4-Kanal, Typ J, K, L , M etc., 16 Bit<br />

Analog Output<br />

M12<br />

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4-Kanal, 2 Inputs, 2 Outputs, 16 Bit<br />

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Winkel-/Wegmessung Inkremental-Encoder<br />

Kommunikation Serielle Schnittstelle<br />

IO-Link-Master<br />

Motion<br />

Schrittmotormodul<br />

DC-Motor-Endstufe


verband<br />

GMA forciert Diskussion über cyber-physische<br />

Systeme in einem neuen Fachausschuss<br />

Wie cyber-physische Systeme und<br />

die Automatisierungstechnik ineinandergreifen,<br />

will die GMA in einem neuen<br />

Fachausschuss diskutieren. Bild: BASF<br />

Mit einem neuen Fachausschuss zu cyber-physischen<br />

Systeme (Cyber-Physical Systems, CPS) will die VDI/<br />

VDE-Gesellschaft für Mess- und Automatisierungstechnik<br />

(GMA) das Thema stärker auf die Agenda bringen<br />

und die Rolle der Automatisierungstechnik in diesem<br />

Kontext deutlich formulieren. Es sollen sowohl das Potenzial<br />

der entstehenden Technologien für die Automatisierungstechnik<br />

ausgelotet werden, als auch die möglichen<br />

Beiträge aus der Automatisierungstechnik zur<br />

Bewältigung der durch die neue Systemklasse entstehenden<br />

Herausforderungen identifiziert werden.<br />

Der Begriff der cyber-physischen Systeme, so betont die<br />

GMA, habe sich schnell zum dominierenden Begriff in der<br />

Diskussion zukünftiger Herausforderungen im Bereich vernetzter<br />

technischer Systeme entwickelt. Mittlerweile habe<br />

die Welle auch Deutschland erreicht, etwa in Form der <strong>von</strong><br />

der Bundesregierung initiierten „Forschungsagenda CPS“.<br />

CPS werden als Systeme definiert, in denen rechentechnische<br />

und physikalische Vorgänge und Ressourcen eng<br />

verknüpft und koordiniert sind und über öffentliche, globale<br />

Netze kommunizieren. Beispiele dafür sind die dezentrale<br />

Erzeugung und Verteilung <strong>von</strong> Energie (Smart<br />

Grids), Fahrerassistenz- und Verkehrssys teme auf Basis<br />

einer Vernetzung <strong>von</strong> Fahrzeugen untereinander und mit<br />

ihrer Umgebung (Car-to-X), vernetzte medizintechnische<br />

Systeme mit Kopplung <strong>von</strong> körpernaher Sensorik und<br />

Fernüberwachung (eHealth), oder verteilte, flexible,<br />

selbstkonfigurierende <strong>Produktionsanlagen</strong> (Industrie 4.0).<br />

Als typische Herausforderungen für Entwurf und Betrieb<br />

<strong>von</strong> CPS werden laut GMA postuliert: komplexe<br />

Interaktion <strong>von</strong> physikalischer Anlage, steuernder Software<br />

und Kommunikationsnetzen; heterogene Systemstrukturen<br />

mit inkompatiblen, sich verändernden<br />

Schnittstellen; oder zur Entwurfszeit nicht vorhersehbare<br />

Änderungen im Betrieb des CPS.<br />

Die GMA bemängelt, dass die Bedeutung der CPS für<br />

die Automatisierungstechnik bislang nicht angemessen<br />

diskutiert werde, obwohl sie <strong>von</strong> den Problemstellungen<br />

her als auch im Hinblick auf die erforderlichen Lösungskonzepte<br />

einen unmittelbaren Bezug zur Automatisierungstechnik<br />

haben. Das soll der neue Fachausschuss<br />

ändern, der im GMA-Fachbereich-7 „Anwendungsfelder<br />

der Automation“ angesiedelt ist. Die Leitung des Ausschusses<br />

hat Prof. Dr.-Ing. Stefan Kowalewski, RWTH<br />

Aachen, übernommen.<br />

Weitere Informationen, vor allem für Experten, die in<br />

dem Fachausschuss mitarbeiten möchten, sind in der<br />

GMA-Geschäftsstelle verfügbar (gma@vdi.de).<br />

VDI/VDE-Gesellschaft<br />

Mess- und Automatisierungstechnik (GMA),<br />

VEREIN DEUTSCHER INGENIEURE E.V.,<br />

VDI-Platz 1, D-40468 Düsseldorf,<br />

Tel. +49 (0) 211 621 40, Internet: www.vdi.de<br />

10<br />

Die Chancen <strong>von</strong> Appification und Gamification:<br />

Useware im Fokus <strong>von</strong> Tagung und Wettbewerb<br />

Aus der Consumer Electronic bekannte Techniken zur<br />

Bedienung <strong>von</strong> Geräten erhalten auch für die Gestaltung<br />

der Mensch-Maschine-Schnittstelle in Automatisierungsanlagen<br />

wachsende Bedeutung. Welches Potenzial<br />

sie in diesem Feld bieten, ist das zentrale Thema der<br />

Fachtagung „Useware 2012 – Mensch-Maschine-Interaktion“.<br />

Diese Tagung der VDI/VDE-Gesellschaft Mess- und<br />

Automatisierungstechnik (GMA) findet am 4. und 5.<br />

Dezember in Kaiserslautern statt. Die GMA bittet um<br />

Einreichung <strong>von</strong> Vortragsvorschlägen für eines dieser<br />

beiden Formate: Fachbeiträge zu Appification und Gamification<br />

in herausfordernden Einsatzumgebungen<br />

oder Demonstratoren, Designstudien sowie industrielle<br />

Produktpräsentationen.<br />

Zudem lobt die GMA den „Useware-Preis für nutzerorientierte<br />

Technikgestaltung“ aus. Bis zum 31. August<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2012<br />

können sich Unternehmen und Forschungseinrichtungen<br />

selbst bewerben oder <strong>von</strong> Dritten als Kandidaten vorgeschlagen<br />

werden. Ausgezeichnen will die GMA mit dem<br />

Preis „herausragende Produktlösungen, neue Entwicklungsmethoden<br />

und die Etablierung <strong>von</strong> Prozessen, die<br />

dazu beitragen, Useware-Engineerings in Unternehmen<br />

nachhaltig zu verankern“. Verliehen wird der Preis bei<br />

der Useware-Konferenz in Kaiserslautern.<br />

Weitere Informationen zu Tagung und Preis sind zu<br />

finden unter: www.vdi.de/useware<br />

VDI/VDE-Gesellschaft<br />

Mess- und Automatisierungstechnik (GMA),<br />

VEREIN DEUTSCHER INGENIEURE E.V.,<br />

VDI-Platz 1, D-40468 Düsseldorf,<br />

Tel. +49 (0) 211 621 40, Internet: www.vdi.de


Zuversicht der Branche<br />

beflügelt die Achema<br />

Die gute Wirtschaftslage spiegelt sich auch in den<br />

Prognosen für die Achema 2012 wider. Die weltgrößte<br />

Messe für chemische Technik, Biotechnologie<br />

und Umweltschutz erwartet gegenüber der letzten<br />

Achema im Jahr 2009 steigende Ausstellerzahlen. Besonders<br />

in den Bereichen Mess- und Regeltechnik<br />

sowie Pharma- und Verpackungstechnik seien deutliche<br />

Zuwächse zu verzeichnen, teilte die Dechema<br />

als Messeveranstalterin mit. Die Achema findet vom<br />

18. bis 22. Juni 2012 in Frankfurt am Main statt.<br />

Das Programm des parallel zur Messe stattfindenden<br />

Kongresses umfasst mit 900 Vorträgen die gesamte<br />

Bandbreite <strong>von</strong> Verfahrenstechnik, pharmazeutischer<br />

Produktion und Biotechnologie. Namur, ARC Advisory<br />

Group und ZVEI veranstalten auf der Achema zudem<br />

das Forum „Automation im Dialog“. An allen fünf<br />

Ausstellungstagen werden Vertreter <strong>von</strong> Herstellern,<br />

Anwendern, Lösungsanbietern, Consultants und Behörden<br />

über wichtige Themen der Automatisierungstechnik<br />

in der Prozessindustrie diskutieren.<br />

Die Gesprächsrunden behandeln Trendthemen wie<br />

Energie- und Ressourceneffizienz, IT-Security in der Automation<br />

oder den Einsatz <strong>von</strong> Funk in der Prozessindustrie.<br />

Daneben können sich interessierte Besucher auch<br />

über aktuelle Entwicklungen wichtiger Dauerthemen<br />

wie Ex-Schutz oder funktionale Sicherheit informieren.<br />

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Dechema gibt sich<br />

eine neue Struktur<br />

Die Dechema Gesellschaft für Chemische Technik<br />

und Biotechnologie hat sich neu aufgestellt. Die<br />

Dechema Ausstellungs-GmbH wurde aus dem Dechema<br />

e.V. ausgegründet und das Karl-Winnacker-Institut<br />

an die Stiftung Dechema-Forschungsinstitut übergeben.<br />

Die Dechema Gesellschaft für chemische Technik<br />

und Biotechnologie e.V. werde sich weiterhin um die<br />

Belange ihrer Mitglieder kümmern, unter anderem<br />

etwa 100 themenbezogene Gremien betreuen und jährlich<br />

50 Tagungen, darunter auch den Achema-Kongress,<br />

organisieren. Die Stiftung Dechema-Forschungsinstitut<br />

soll sich unter der Leitung <strong>von</strong> Prof. Dr.-Ing.<br />

Michael Schütze und PD Dr. Jens Schrader ganz auf<br />

die Entwicklung nachhaltiger Technologien konzentrieren.<br />

Die Stiftung Dechema-Forschungsinstitut und<br />

die Dechema e.V. sind Anteilseigner der Dechema<br />

Ausstellungs-GmbH.<br />

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verband<br />

Namur baut ihre strategischen Aktivitäten<br />

in China kontinuierlich aus<br />

Sieben Arbeitskreise mit lokalen Obmännern treiben die Arbeit vor Ort voran<br />

Besonders in Asien weitet die Namur in jüngster Zeit<br />

ihre internationalen Aktivitäten aus. In China<br />

sind bereits sieben Namur-Arbeitskreise aktiv, die <strong>von</strong><br />

chinesischen Obmännern geleitet werden und sich jenen<br />

Themen widmen, die lokale Unternehmen als die drängendsten<br />

identifizierten. Im Herbst wird zudem bereits<br />

die vierte Namur-Konferenz in Shanghai stattfinden. Ihr<br />

strategisches Engagement in China hat die Namur auch<br />

mit der Einrichtung eines neuen Arbeitsbereiches im<br />

Vorstand unterstrichen, der sich allein den Aktivitäten<br />

in China widmet und <strong>von</strong> Dai XiaoLong (BASF YPC)<br />

geleitet wird. Im Gespräch mit <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> erläuterten<br />

Namur-Vertrteter die Eckpunkte der Arbeit in China.<br />

Die Namur vertritt als Verband die Interessen der Anwender<br />

<strong>von</strong> Automatisierungstechnik in der Prozessindustrie.<br />

Zu den wichtigen Aktivitäten gehört der Austausch<br />

<strong>von</strong> Erfahrungen innerhalb der Mitgliedsfirmen.<br />

Die Arbeitskreise der Namur definieren aber auch Anforderungen<br />

an Komponenten, Systeme und Dienstleistungen.<br />

Diese Vorgaben stellen eine wertvolle Hilfe für<br />

Anbieter dar, die sich bei der Entwicklung <strong>von</strong> Produkten<br />

gerne daran orientieren, um die Praxistauglichkeit<br />

ihres Angebots sicherzustellen.<br />

internationale Ausrichtung verstärkt<br />

Gerade der Erfolg dieser zweiten wesentlichen Aktivität<br />

der Namur hängt stark da<strong>von</strong> ab, ob sie international<br />

sichtbar ist und beachtet wird. Die Namur hat deswegen<br />

im vergangenen Jahrzehnt ihre internationale Ausrichtung<br />

deutlich verstärkt, zum einen durch Kooperationen<br />

mit Verbänden in anderen Ländern, zum anderen<br />

auch durch ein verstärktes Engagement in internationalen<br />

Normungsaktivitäten. Eine verstärkte internationale<br />

Vernetzung der Anwenderverbände bringt auch<br />

für die Hersteller als international aufgestellte Unternehmen<br />

Vorteile.<br />

Der asiatische Wirtschaftsraum hat in den vergangenen<br />

Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Viele Mitgliedsfirmen<br />

der Namur haben dort Tochterfirmen. Die<br />

Namur hat deswegen im Jahr 2008 beschlossen, zunächst<br />

eine Konferenz in China zu veranstalten, um<br />

damit den Erfahrungsaustausch zu fördern. Gleichzeitig<br />

sollte ausgelotet werden, ob es einen Bedarf gibt,<br />

einen ständigen Erfahrungsaustausch in Arbeitskreisen<br />

zu organisieren. Die Konferenz unter dem Motto „Namur<br />

comes to China“ wurde <strong>von</strong> einem Kernteam aus<br />

Mitarbeitern <strong>von</strong> Tochterunternehmen <strong>von</strong> Namur-<br />

Mitgliedsfirmen inhaltlich vorbereitet und organisiert.<br />

Zu diesem Kernteam gehören:<br />

BASF-YPC (Nanjing)<br />

Bayer Technology and Engineering (Shanghai)<br />

Bayer MaterialScience China (Shanghai)<br />

E<strong>von</strong>ik Degussa (Shanghai)<br />

Wacker Chemicals (Zhangjiagang)<br />

die wichtigsten themen identifiziert<br />

Die bereits <strong>von</strong> 88 Teilnehmern besuchte Konferenz<br />

2009 zeigte, dass es einen großen Bedarf und ein großes<br />

Interesse an einem permanenten Erfahrungsaustausch<br />

in China gibt. Während der Konferenz wurden in direkten<br />

Diskussionen mit dem Publikum die wesentlichen<br />

Themen identifiziert, bei denen die Teilnehmer die größten<br />

Vorteile aus einem Firmen-übergreifenden Erfahrungsaustausch<br />

erwarten. Aus der gesamten Breite der<br />

Namur-Arbeit kristallisierten sich dabei sieben Themen<br />

heraus. Zu diesen Themen wurden nach der Konferenz<br />

Arbeitskreise (Working Groups, WG) gegründet, die <strong>von</strong><br />

jeweils einem Mitglied des Kernteams als Sponsor unterstützt<br />

werden.<br />

Das Kernteam der Namur in China (<strong>von</strong> links nach rechts):<br />

BiDai Xiaolong (BASF-YPC), Martin Zeller (Bayer Technology and<br />

Engineering), Hu Weigang (Wacker Chemicals), Darius Simon<br />

(Bayer Material Science China), Ottmar Schilling (E<strong>von</strong>ik Degussa).<br />

Bild: Namur<br />

„Planung und Errichtung“(WG 1.1)<br />

„PLS-Engineering“(WG 1.10)<br />

„Niederspannungs-Technik“(WG 3.14)<br />

„Wartung“(WG 4.1)<br />

„Anlagensicherheit“(WG 4.5)<br />

„Explosionsschutz“(WG 4.7)<br />

„Energieeffizienz“(WG 4.17)<br />

Die zweite Konferenz der Namur fand 2010 unter dem<br />

Motto „Namur Activities in China“ ebenfalls in Shanghai<br />

statt. Bei dieser Tagung mit über 100 Teilnehmern<br />

12<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2012


Die Working Groups der Namur in China<br />

WG 1.1 Planung und Errichtung<br />

Obmann: William Chen, E<strong>von</strong>ik Degussa<br />

Sponsor: Ottmar Schilling, E<strong>von</strong>ik Degussa<br />

Zuständig für:<br />

Behördliche Vorschriften für PLT -Projekte<br />

Projektausführung für PLT in China<br />

Management der PLT-Montage<br />

PLT-Dokumentationsstruktur<br />

WG 4.1 Maintenance<br />

Obmann: Zhao Yongming, BASF-YPC<br />

Sponsor: Dai Xiaolong, BASF-YPC<br />

Zuständig für:<br />

Wartungspläne für E&I in China (Vorschriften und Musterlösungen)<br />

Vorbeugende Instandhaltung<br />

Zustandsorientierte Instandhaltung auf der Basis <strong>von</strong> PLT-Asset<br />

Management Systemen (Machbarkeitsstudie mit marktgängigen Systemen)<br />

WG 1.10 PLS-Engineering<br />

Obmann: Le Wang, BMSC<br />

Sponsor: Martin Zeller, BTES<br />

Zuständig für:<br />

Alarmmanagement<br />

Asset LifeCycle Management bei Prozessleitsystemen<br />

im Spannungsfeld kurzer<br />

Produktzyklen und langer Anlagenlaufzeiten Anforderungen<br />

an die Statusüberwachung <strong>von</strong> Prozessleitsystemen<br />

Standardbibliotheken für Softwarebausteine<br />

Qualitätssicherung bei der Instandhaltung<br />

Abfahren <strong>von</strong> Anlagen<br />

Akzeptanzkriterien für die Abnahme<br />

IT-Security in der Automation<br />

WG 3.14 Niederspannungstechnik<br />

Obmann: Gao Zhirong, BASF-YPC<br />

Sponsor: Hu Weigang, Wacker<br />

Zuständig für:<br />

Sammeln <strong>von</strong> Best Practices<br />

Einheitliches Konzept für zukünftige<br />

Niederspannungssysteme in der Prozessindustrie<br />

Niederspannungsverteilung<br />

Elektrische Antriebe<br />

Integrierte Motorsteuerung<br />

Frequenzumrichter<br />

Konkrete Umsetzung <strong>von</strong> Anforderungen in IEC- und<br />

GB-Standards<br />

WG 4.5 Anlagensicherheit<br />

Obmann: Wang Haitao, Wacker Chemicals<br />

Sponsor: Hu Weigang , Wacker Chemicals<br />

Zuständig für:<br />

Funktionale Sicherheit in der Prozessindustrie<br />

(Technische Aspekte, Managementsysteme)<br />

Praktische Umsetzung der IEC 61511 / GB/T21109 (Prüfung oder<br />

Abnahme <strong>von</strong> sicherheitsgerichteten Systemen durch Chinesische Behörden und<br />

zugelassene Prüfstellen mit ausreichender fachlicher Expertise, Praktisches<br />

Vorgehen bei SIL-Zertifikaten für in China hergestellte Geräte oder Systeme).<br />

Elektromechanische Bauteile in Sicherheitseinrichtungen<br />

WG 4.7 Explosion Protection<br />

Obmann: Pan Qingsheng, BASF (China) Company Ltd.<br />

Sponsor: Dai Xiaolong, BASF-YPC<br />

Zuständig für:<br />

Checkliste für die Abnahme <strong>von</strong> Ex-Motoren nach Reparatur<br />

Induktionsmotor und Frequenzumrichter im Ex-Bereich<br />

Kontakt zu chinesischen Regelsetzern und Prüfstellen im<br />

Explosionsschutz<br />

WG 4.17 Energieeffizienz<br />

Obmann: Wang Bin, BMSC<br />

Sponsor: Darius Simon, BMSC<br />

Zuständig für:<br />

Energieeffizienz in der Beleuchtung<br />

(Marktübersicht und Empfehlungen)<br />

Wirtschaftliche Auslegung <strong>von</strong> Niederspannungskabeln<br />

Energieeffiziente Motoren<br />

Energieeffizienz in Umspannungseinrichtungen<br />

Energieeffizienz <strong>von</strong> Frequenzumrichtern im Vergleich zu konventionellen Antrieben<br />

wurden die beeindruckenden Arbeitsergebnisse des ersten<br />

Jahres vorgestellt, Anregungen an die Arbeitskreise<br />

herangetragen und das weitere Vorgehen besprochen.<br />

Auch diese Konferenz war geprägt <strong>von</strong> intensiven fachlichen<br />

Gesprächen und der Möglichkeit zum gegenseitigen<br />

Kennenlernen.<br />

eigenständige organisation in china<br />

Neben der Etablierung eines regelmäßigem Erfahrungsaustausches<br />

zwischen den Mitgliedsfirmen verfolgt die<br />

Namur mit dem Engagement in China auch das Ziel, den<br />

Kontakt zu chinesischen Normungsgremien und ähnlichen<br />

Organisationen zu intensivieren. Als sehr fruchtbar<br />

bei den Bemühungen, einen einheitlichen Standard im<br />

Bereich „Wireless Automation“ zu erreichen, hat sich dabei<br />

der Kontakt zum ITEI (Instrumentation Technology<br />

and Economy Institute) erwiesen.<br />

Die Namur hat in China innerhalb des ersten Jahres<br />

ihrer Aktivitäten eine ganze Reihe <strong>von</strong> Themen aus der<br />

Automatisierungstechnik aufgegriffen und bearbeitet.<br />

Sie tut das im Interesse der beteiligten Firmen und trägt<br />

auch in China dazu bei, die Verfügbarkeit und Sicherheit<br />

der Anlagen zu erhöhen. Der Bedarf an Erfahrungsaustausch<br />

zeigt sich in der großen Zahl <strong>von</strong> Kollegen, die<br />

sich an der Arbeit in den Arbeitskreisen beteiligen. Die<br />

ersten beiden Jahre der Namur in China waren damit ein<br />

deutlicher Erfolg.<br />

Bei der Namur-Tagung in Shanghai 2011 unterstrich<br />

der kurz zuvor neu gewählte Vorstandsvorsitzende Dr.<br />

Wilhelm Otten vor mehr als 120 Teilnehmern die Bedeutung<br />

der Aktivitäten in China. Er hob hervor, Namur<br />

China sehe man nicht als Filiale des deutschen Verbands,<br />

sondern als eigenständige Organisation, die ihre<br />

eigenen Themen setzen und bearbeiten solle. Die Namur<br />

werde ihr strategisches Engagement in China bestärkt<br />

durch den bisherigen Erfolg fortsetzen und ausbauen.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2012<br />

13


praxis<br />

Automatisierte Steuerungstests vereinfachen die<br />

virtuelle <strong>Inbetriebnahme</strong> in der Fabrikautomation<br />

Projekt OMSIS verbindet die beteiligten Softwarewerkzeuge zu einem praktikablen Workflow<br />

<strong>Virtuelle</strong> <strong>Inbetriebnahme</strong>n (VIBN) <strong>von</strong> Maschinen oder<br />

Fabriken mit dem Ziel, ausgetestete Steuerungsprogramme<br />

zu erzeugen, benötigen zu ihrem Gelingen nicht nur bloße<br />

Hardware-in-the-Loop-Simulationen, sondern eine durchgängige<br />

und automatisierte Werkzeugkette für Steuerung,<br />

Simulation, Monitoring, Analyse sowie Testfallverwaltung<br />

und -ausführung. Im Rahmen des Forschungsprojektes<br />

OMSIS wurde solch eine integrierte Test- und Simulationsumgebung<br />

prototypisch realisiert und diese These bekräftigt.<br />

Obwohl die virtuelle <strong>Inbetriebnahme</strong> <strong>von</strong> Anlagen der<br />

Fabrikautomation ein großes Potenzial besitzt, scheuen<br />

sich nach wie vor viele Unternehmen, diese Technik einzusetzen.<br />

Wesentlicher Grund für diese Ablehnung sind<br />

nicht etwa fehlende Teillösungen zur 3D-Anlagensimulation<br />

oder zur Kopplung dieser Simulationen mit realen<br />

Steuerungen (SPSen). Was fehlt, ist eine geeignete Gesamtlösung,<br />

welche die vorhandenen Werkzeuge zu einem praktikablen<br />

Workflow verbindet, um die notwendige Nutzerakzeptanz<br />

bei Automatisierern und Betreibern für diese<br />

Technologie zu erreichen. Deshalb hat sich ein Konsortium<br />

aus zwei Universitäten, drei Simulatorherstellern sowie<br />

vier IT-Dienstleistern aus den Bereichen Messtechnik, Automotive<br />

und Halbleiter im Rahmen des Förderprojektes<br />

OMSIS (On-the-fly-Migration und Sofort-<strong>Inbetriebnahme</strong><br />

<strong>von</strong> automatisierten Systemen) damit beschäftigt, die Anwendbarkeit<br />

<strong>von</strong> VIBN in der Praxis zu verbessern und<br />

deren Fokus <strong>von</strong> reiner Simulation auf den automatisierten<br />

Test <strong>von</strong> Maschinensteuerungen zu erweitern.<br />

SOFTWARETESTS BESITZEN HOHE BEDEUTUNG<br />

Weil Neubau und Erneuerung <strong>von</strong> Automatisierungstechnik<br />

in modernen Unternehmen kein einmaliger, sondern<br />

ein permanenter Prozess ist, kommt solchen Softwaretests<br />

eine große Bedeutung zu. Errichter und Betreiber <strong>von</strong> automatisierten<br />

Industrieanlagen sehen sich dabei typischerweise<br />

mit folgenden Problemstellungen konfrontiert:<br />

Bild 1: <strong>Virtuelle</strong> <strong>Inbetriebnahme</strong> als bloße Hardware-inthe-Loop-Simulation.<br />

Programmierung, Softwaretest und<br />

Leistungsbewertung zu Zeitpunkten, da die reale Maschine<br />

noch gar nicht existiert, sind damit allein oft nicht möglich.<br />

Bild 3: Testfall-Beschreibung im Testautomatisierungswerkzeug<br />

ECU-Test. Hier wird beispielhaft getestet, ob eine Aktivierung<br />

beziehungsweise Deaktivierung einer einzelnen Maschine<br />

einer Taktstraße das spezifizierte Verhalten bewirkt.<br />

Bild 2: Integrierte Test- und Simulationsumgebung zur automatisierten<br />

Testfallausführung und –überwachung. Sie ermöglicht<br />

dem Anwender ein systematisches und reproduzierbares<br />

Austesten aller denkbaren Prozesssituationen, auf welche die<br />

Steuerung später reagieren können muss.<br />

Bild 4: Tool-Mapping des Testfalls auf verschiedene Software<br />

(SW) oder Hardware (HW) während einzelner Entwicklungsphasen.<br />

Damit wird die symbolische Entkopplung der Testschritte<br />

<strong>von</strong> den tatsächlich angesteuerten Werkzeugen möglich.<br />

14<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2012


Die Entwicklung und der Test <strong>von</strong> Steuerungsprogrammen<br />

sollen aus Termingründen bereits vor der<br />

Fertigstellung einer zu errichtenden Anlage erfolgen.<br />

Bestimmte Anlagenkomponenten, wie Steuerungen<br />

(MES, SPS) oder Maschinen, müssen quasi im laufenden<br />

Anlagenbetrieb ausgewechselt oder um neue<br />

Komponenten erweitert werden.<br />

Neue Strategien zur Fertigungsplanung oder optimierte<br />

Dispatching-Regeln für die Materiallogistik<br />

müssen erprobt werden, ohne den geordneten Produktionsablauf<br />

zu gefährden.<br />

Sowohl während einer Prototypen-Entwicklung als auch<br />

einer Migration sollen demzufolge Programmierung,<br />

Softwaretest und Leistungsbewertung zu Zeitpunkten<br />

stattfinden, wo die reale Maschine noch gar nicht existiert<br />

oder nicht benutzt werden darf. Genau diese Anforderung<br />

soll die VIBN (Bild 1) eigentlich erfüllen, aber oft<br />

genügt sie diesem Anspruch nicht. Warum?<br />

Kommerzielle Anbieter in diesem Segment konzentrieren<br />

ihre Lösungen für die Fabrikautomation überwiegend<br />

auf die Anlagensimulation und die Steuerungskopplung.<br />

Die Simulation übernimmt dabei die realitätsnahe Nachbildung<br />

aller relevanten Maschinenfunktionen und ist<br />

häufig mit einer informativen 3D-Visualisierung ausgestattet.<br />

Die Kopplung ist meist eine kombinierte Hardware-Software-Lösung<br />

und dient der echtzeitfähigen<br />

Anbindung eines realen Controllers sowie weiterer HMI-<br />

Geräte wie Operator Panels. Letztere können wahlweise<br />

auch rein simulativ nachgebildet werden.<br />

BISLANG NUR PROBIEREN UND BEOBACHTEN<br />

Prinzipiell lassen sich VIBN mit solch einer Hardwarein-the-Loop-Simulation<br />

durchführen, die gebotenen<br />

Möglichkeiten reduzieren sich aber auf visuelles Testen<br />

– also Probieren und Beobachten. Warum das nicht<br />

hinreichend ist und die VDI 3633 konsequenterweise<br />

eine Verknüpfung <strong>von</strong> Simulation und (automatisiertem)<br />

Funktionstest fordert, lässt sich leicht nachvollziehen,<br />

wenn man betrachtet, dass es die VIBN einer<br />

durchschnittlichen Anlage bedingt, mehrere Hundert<br />

Eingangs-Signale kombinatorisch verknüpft zu stimulieren<br />

und die erwarteten Ausgangs-Reaktionen zu<br />

prüfen und zu protokollieren. Daraus resultieren mehrere<br />

Tausend Testfälle, die iterativ ausgeführt werden<br />

müssen, sobald sich Teile der Software ändern, zum<br />

Beispiel aufgrund einer nachträglichen Fehlerbehebung.<br />

Jeder einzelne Testlauf wiederum verlangt vom<br />

Testpersonal die Ausführung einer Reihe <strong>von</strong> Bedienhandlungen<br />

wie<br />

das Initialisieren oder Rücksetzen des Simulationsmodells,<br />

den Neustart der Steuerung (SPS/MES),<br />

das folge- und zeitrichtige Stimulieren bestimmter<br />

Prozesssignale und<br />

das Beobachten sowie Protokollieren des Steuerungsverhaltens.<br />

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praxis<br />

Aufgrund der mangelhaften Werkzeugunterstützung für<br />

VIBN im Bereich der Fabrikautomation müssen diese<br />

Schritte für gewöhnlich mühsam <strong>von</strong> Hand ausgeführt<br />

werden. Testfehler und eine geringe Testgeschwindigkeit<br />

sind die logischen Folgen.<br />

AUTOMATISIERTE TESTUMGEBUNG ERFORDERLICH<br />

Spätestens dann, wenn die Steuerung <strong>von</strong> der simulierten<br />

auf die reale Anlage umgeschaltet wird, zeigt sich,<br />

inwieweit die Steuerungssoftware bis dahin wirklich<br />

ausgetestet und ausgereift ist – und zwar hinsichtlich<br />

ihrer Funktion und Performance. Ab einem bestimmten,<br />

minimalen Reifegrad ist eine automatisierte Test- und<br />

Simulationsumgebung erforderlich, die aus einer integrierten<br />

Werkzeugkette für Simulation, Monitoring, Datenanalyse<br />

und Testfallausführung besteht (Bild 2). Diese<br />

Umgebung ermöglicht dem Anwender ein systematisches,<br />

reproduzierbares und nachweisbares Austesten<br />

aller denkbaren Prozesssituationen, auf welche die Steuerung<br />

später reagieren können muss. Ziel ist, den Mensch<br />

<strong>von</strong> den oben genannten Routineaufgaben zu entlasten<br />

und dadurch die Testeffizienz und -qualität zu steigern.<br />

Alle beteiligten Hardware- und Softwarekomponenten<br />

einschließlich der zu testenden Steuerung werden zu diesem<br />

Zweck über Schnittstellen mit einer zentralen Instanz,<br />

dem sogenannten Testsystem-Manager verbunden. Dieser<br />

bietet den Komfort, alle Systemkomponenten auf Knopfdruck<br />

konfigurieren, starten oder stoppen zu können. So<br />

wird der Steuerungstest, und damit die eigentliche virtuelle<br />

<strong>Inbetriebnahme</strong>, erst effizient und praktikabel. Solch<br />

eine integrierte Test- und Simulationsumgebung wurde<br />

im Rahmen des Projektes OMSIS prototypisch realisiert.<br />

TESTFÄLLE FÜR GESAMTEN ENTWICKLUNGSPROZESS<br />

Als Testsystem-Manager kam die Software ECU-Test<br />

(TraceTronic) zum Einsatz, ein im Automobilbereich etabliertes<br />

Testautomatisierungswerkzeug zur Spezifikation,<br />

Implementierung, Ausführung und Dokumentation<br />

<strong>von</strong> Testfällen. Sogenannte Tool-Adapter bilden dabei<br />

die Schnittstellen, über welche ECU-Test mit der jeweiligen<br />

Systemkomponente kommuniziert. Im Rahmen des<br />

Projektes wurden mit wenig Aufwand Tool-Adapter für<br />

mehrere Werkzeugklassen entwickelt, die folgende<br />

Funktionalitäten bieten:<br />

Simulation – Enterprise Dynamics (Incontrol):<br />

Erzeugen, Lesen und Schreiben <strong>von</strong> Modellelementen<br />

und deren Attributen,<br />

Starten, Stoppen und Rücksetzen der Simulation,<br />

Steuerung – SPS SIMATIC S7 (Siemens):<br />

Stoppen und Neustarten der Steuerung,<br />

Lesen und Schreiben ausgewählter Signale,<br />

Monitoring – Analysator AutoSPy (GWT-TUD):<br />

Dokumente zum Speichern der Monitoringdaten<br />

erzeugen, Aufzeichnungen starten und anhalten.<br />

ECU-Test gestattet neben der Interaktion mit dem<br />

Testaufbau auch die grafische Bearbeitung <strong>von</strong> Testfällen,<br />

die Spezifikation <strong>von</strong> entsprechenden Erwartungswerten,<br />

eine bedingte Testschrittausführung, Schleifendurchläufe<br />

und schließlich komplexe Bewertungen, die<br />

im Testreport sichtbar werden. Bild 3 zeigt einen solchen<br />

Testfall. Hier wird beispielhaft getestet, ob eine<br />

Aktivierung beziehungsweise Deaktivierung einer einzelnen<br />

Maschine einer Taktstraße das spezifizierte Verhalten<br />

bewirkt.<br />

Erfahrungen aus der Automobilbranche zeigen, dass<br />

es ökonomisch sinnvoll ist, Testfälle nicht nur für einzelne<br />

Phasen der Steuerungsentwicklung zu entwerfen,<br />

sondern diese Tests möglichst über den gesamten Entwicklungsprozess<br />

weiterzuverwenden. ECU-Test unterstützt<br />

dieses Konzept durch die symbolische Entkopplung<br />

der Testschritte <strong>von</strong> den tatsächlich angesteuerten<br />

Werkzeugen mittels des sogenannten Tool-Mapping, wie<br />

in Bild 4 dargestellt.<br />

Das Projekt OMSIS (Förderkennzeichen 16IN0650)<br />

wurde finanziert vom Bundesministerium für Wirtschaft<br />

und Technologie und endete im Juli 2011. Im<br />

ersten Quartal 2012 erfolgte die praktische Validierung<br />

der geschaffenen Werkzeuge und gewonnenen Erkenntnisse<br />

in einem Pilotprojekt zur virtuellen <strong>Inbetriebnahme</strong><br />

einer Sondermaschine. Darin konnten die Praktikabilität<br />

und der Nutzen der vorgestellten Testumgebung<br />

bestätigt werden.<br />

Autoren<br />

Prof. Dr.-Ing. habil.<br />

Klaus Kabitzsch<br />

ist Leiter des Lehr -<br />

stuhls für Technische<br />

Informationssysteme<br />

der<br />

TU Dresden.<br />

Technische Universität Dresden,<br />

Institut für Angewandte Informatik,<br />

Helmholtzstraße 10, D-01069 Dresden,<br />

Tel. +49 (0) 351 46 33 82 89,<br />

E-Mail: klaus.kabitzsch@tu-dresden.de<br />

Dipl.-Inf. André<br />

Gellrich ist<br />

Wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter mit<br />

Forschungsschwerpunkt<br />

energieeffiziente<br />

Software am<br />

Institut für Angewandte<br />

Informatik<br />

der TU Dresden.<br />

Technische Universität Dresden,<br />

Institut für Angewandte Informatik,<br />

Helmholtzstraße 10, D-01069 Dresden,<br />

Tel. +49 (0) 351 46 33 84 78,<br />

E-Mail: andre.gellrich@tu-dresden.de<br />

Dipl.-Inf.<br />

Jens Naake ist<br />

Produktverantwortlicher<br />

für die<br />

Monitoring- und<br />

Analysesoftware<br />

AutoSPy bei der<br />

GWT-TUD GmbH.<br />

GWT-TUD GmbH,<br />

Arbeitsgruppe AutoSPy,<br />

Blasewitzer Straße 43, D-01307 Dresden,<br />

Tel. +49 (0) 351 46 33 84 75,<br />

E-Mail: jens.naake@gwtonline-fb.de<br />

16<br />

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4 / 2012


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praxis<br />

Normen-Dschungel IT-Security: Neue Standards<br />

sollen Konflikte mit etablierten Regeln vermeiden<br />

UK 931.1 des DKE formuliert Anforderungen an die künftige Normenreihe IEC 62443<br />

Die Informationstechnik bringt ohne Zweifel eine Steigerung<br />

der Effizienz vieler Geschäftsprozesse. Damit<br />

einher gehen aber auch neue Bedrohungen der Verfügbarkeit<br />

<strong>von</strong> <strong>Produktionsanlagen</strong> oder der Integrität und<br />

Vertraulichkeit <strong>von</strong> Geschäftsdaten. Angestrebt wird,<br />

abgestimmte technische Regeln, Normen oder Standards<br />

aufzustellen, um für die verschiedenen Industrien einheitliche<br />

Vorgehensweisen und angepasste Schutzkonzepte<br />

gegen diese neuen Bedrohungen zu verabreden.<br />

Für moderne Prozessleitsysteme werden Hard- und Softwaretechnologien<br />

eingesetzt, wie sie auch in der Standard-<br />

IT für die Büroumgebung zum Einsatz kommen. Damit<br />

stehen preiswerte, leistungsfähige Systeme zur Verfügung.<br />

Aber aufgrund der technologischen Gleichheit der Lösungen<br />

werden neue Bedrohungs-Szenarien relevant, welche<br />

zuvor keine Rollte spielten, da proprietäre Systeme eingesetzt<br />

wurden. Dabei sind die Anforderungen in der Prozessautomatisierung<br />

deutlich höher: Während etwa bei<br />

Banken oder Sp<strong>edition</strong>en kurzzeitige Ausfälle als durchaus<br />

akzeptabel gelten, müssen in der Prozessindustrie die<br />

Systeme für die Basisautomatisierung uneingeschränkt<br />

verfügbar sein. Denn auch kurzzeitige Ausfälle der Systeme<br />

können zu gravierenden Produktionsverlusten führen.<br />

STANDARDISIERTE VORGEHENSWEISE<br />

Um diesen Anforderungen entsprechende Lösungen entwerfen<br />

zu können, hat sich in vielen Bereichen eine quasi<br />

standardisierte Strategie etabliert:<br />

Es wird eine Bedrohungsanalyse ausgeführt und dokumentiert.<br />

Es werden Maßnahmen zur Beherrschung der identifizierten<br />

Risiken definiert.<br />

Es wird ein Plan zur Implementierung der definierten<br />

Maßnahmen erarbeitet.<br />

Es wird ein Auditierungsschema erarbeitet, mit dem<br />

Einhaltung und Wirksamkeit der definierten Maßnahmen<br />

überwacht werden.<br />

Für Automatisierungsanwendungen kann dieses Konzept<br />

auch für die IT-Sicherheit übernommen werden, jedoch müssen<br />

Einzelheiten angepasst werden. Details dieser Vorgehensweise<br />

sind in den einschlägigen Normen und Spezifikationen<br />

wie der Richtlinie VDI/VDE 2182 erläutert. Zur technischen<br />

Umsetzung der risikominimierenden Maßnahmen werden<br />

dann bekannte Lösungen aus der Büro-IT wie Verschlüsselungstechniken<br />

oder Passwort-gestützte Authentifizierung<br />

herangezogen, die noch an die speziellen Erfordernisse der<br />

Prozessautomatisierung angepasst werden müssen.<br />

NACHRÜSTUNG ALS HERAUSFORDERUNG<br />

Zu den im Prozessbereich notwendigen Anpassungen gehört,<br />

dass die BPC (Basic Process Control)-Systeme in der<br />

Regel nicht mit Virenscannern ausgestattet werden. Stattdessen<br />

dienen zusätzliche, geschützt aufgestellte Rechner,<br />

als Daten-Gateway (etwa als Virenschleuse). Die BPC werden<br />

als „demilitarisierte Zone“ ohne Schutzmaßnahmen<br />

gegen Schadsoftware betrieben. Dabei ist es aber wichtig,<br />

dass auch die Nutzung externer Datenträger, wie USB<br />

Sticks oder externe Service Notebooks, hinreichend geregelt<br />

und wo notwendig eingeschränkt wird.<br />

Bei der Errichtung neuer Anlagen und Betriebe können<br />

alle erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen direkt umgesetzt<br />

und vor allem mit dem eigentlichen Produktionsprozess<br />

im Vorfeld abgestimmt werden. Denn hier sind<br />

die komplette IT und die damit verbundenen Schwachstellen<br />

bekannt. Bei IT-Änderungen einer existierenden<br />

Prozessautomatisierungsanlage, wo die notwendigen<br />

Maßnahmen für die IT-Sicherheit nachgerüstet werden<br />

müssen, besteht die Herausforderung darin, die durch<br />

die neuen IT-Funktionen erzeugten Schwachstellen genau<br />

und vollständig zu analysieren und die erforderlichen<br />

Schutzmaßnahmen in die bestehende Prozessautomatisierungsanlage<br />

nahtlos zu integrieren.<br />

SCHNELLIGKEIT VERSUS ZUVERLÄSSIGKEIT<br />

Die unterschiedlichen Vorgehensweisen im Büro- und<br />

Prozessbereich schlagen sich in folgenden Punkten nieder:<br />

Steht bei Anwendungen der Büro-IT im Vordergrund,<br />

Schwachstellen und Fehler möglichst auszumerzen bevor<br />

Schaden entsteht, so legt man bei BPC auf sorgfältige <strong>Inbetriebnahme</strong><br />

und umfangreiche Betriebserfahrungen<br />

Wert. Erkannte Fehler auf Systemniveau werden im Bürobereich<br />

schnellstmöglich durch Software Patches<br />

(Patch = Pflaster) korrigiert, bei BPC werden diese vermerkt<br />

und möglichst umgangen. Nur wenn eine Umgehung<br />

(Work Around) nicht sinnvoll oder möglich ist, werden<br />

Systemupgrades vorgenommen, nachdem diese <strong>von</strong><br />

den jeweiligen Lieferanten ausgiebig getestet worden sind.<br />

Das führt dazu, dass die BPC im Lauf der Zeit anfälliger<br />

für IT-Bedrohungen werden, da die Systeme früher<br />

oder später nicht mehr up to date sind. Dies ist <strong>von</strong> besonderer<br />

Bedeutung, wenn etwa Bestandsanlagen nachträglich<br />

mit Wartungszugängen ausgestattet werden.<br />

Anwendungen, die <strong>von</strong> Ihrer Aktualität leben (wie Virenscanner)<br />

sind unter diesen Bedingungen nur bedingt<br />

wirksam, da sie auf ständige Aktualisierungen angewiesen<br />

sind und nur mit den Security Patches des Betriebssystems<br />

den gewünschten Schutz bieten.<br />

Die Verwendung externer Werkzeuge (wie Laptops <strong>von</strong><br />

Servicetechnikern) ist kritisch zu hinterfragen, da<br />

Schadsoftware, die durch ein aktuelles Betriebssystem<br />

blockiert wird, unter einem alten Betriebssystemstand<br />

verheerend wirken kann.<br />

SAFETY UND SECURITY<br />

Von besonderer Bedeutung sind im Hinblick auf die IT-<br />

Sicherheit all die Automatisierungssysteme, für welche<br />

besondere Rahmenbedingungen aufgrund gesetzlicher<br />

oder normativer Anforderungen bestehen. Neben den<br />

Systemen zur nachvollziehbaren Aufzeichnung <strong>von</strong> Produktionsdaten<br />

sind dies vor allem die Systeme der funktionalen<br />

Sicherheit.<br />

Im Englischen verdeutlichen die Begriffe Safety und<br />

Security die unterschiedliche Bedeutung dieser Sicherheitsgebiete.<br />

Im technischen Bereich spricht man <strong>von</strong><br />

18<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2012


Für moderne Prozessleitsysteme werden Hard- und<br />

Softwaretechnologien eingesetzt, wie sie auch in der<br />

Standard-IT für die Büroumgebung zum Einsatz kommen.<br />

Erforderlich sind daher Maßnahmen zur IT-Security, für die<br />

handhabbare Normen erarbeitet werden müssen. Bild: BASF<br />

Kurzname Arbeitskreisname Arbeitsschwerpunkt Webseite<br />

AGA 12 American Gas Association Cryptographic Protection of SCADA (Supervisory<br />

Control And Data Acquisition) Communications<br />

ATIS<br />

AWV<br />

BDI<br />

Alliance for Telecommunications<br />

Industry Solutions<br />

Arbeitsgemeinschaft für<br />

wirtschaftliche Verwaltung e.V.<br />

Bundesverband der Deutschen<br />

Industrie e.V.<br />

T1S1 Security Subcommittee (T1S1sec) Security<br />

T1M1 – OAM&P Network Management Security,<br />

Secure Management Security Focus Group<br />

Arbeitskreis Sicherheit in der Informationstechnik<br />

Datenschutz der Spitzenorganisationen der<br />

Wirtschaft<br />

Bitkom AK Sicherheitsmanagement Fragen der Sicherheit <strong>von</strong> elektronischen Geschäftsprozessen<br />

und informationellen Ressourcen. Zu den<br />

Themenbereichen zählen unter anderem elektronische<br />

Signaturen, Biometrie und Web-Identitäten.<br />

Bitkom FA Frühwarnsysteme Zusammenarbeit deutscher IT-Unternehmen bei der<br />

Frühwarnung zu Internet-Gefahren<br />

Bitkom<br />

IEC<br />

TC65WG10<br />

IETF<br />

ISA99<br />

AK Sicherheit in Unternehmensnetzen<br />

International Electrotechnical<br />

Committee TC65 WG10<br />

Internet Engineering Task<br />

Force<br />

The Instrumentation, Systems,<br />

and Automation SocietySP99<br />

Aktuelle politische, technologische und rechtliche<br />

Entwicklungen auf dem Gebiet der IT-Sicherheit<br />

WG to develop standard 62443;<br />

came out of SC65C WG13,<br />

IP Security, SIP security, SRTP, MIKEY Security<br />

aspects in a number of working groups (including<br />

NSIS, Geopriv, EAP, AAA, RADEXT, PANA, etc.)<br />

Manufacturing and Control Systems Security,<br />

Defining an overall Standard for Manufacturing<br />

and Control Systems Security (Model, Technology,<br />

Implementation of a Security Program, Audit,<br />

System – and Product Requirements)<br />

www.aga.org<br />

www.atis.org<br />

www.awv-net.de<br />

www.bdi-online.de<br />

www.bitkom.org<br />

www.bitkom.org<br />

www.bitkom.org<br />

www.iec.ch<br />

www.ietf.org<br />

www.isa.org<br />

Tabelle 1: Eine schier unübersehbare Vielzahl <strong>von</strong> Gremien ist aktiv, um Normen, Standards<br />

und industrielle Richtlinien zur funktionalen Sicherheit und IT-Sicherheit up to date zu halten.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2012<br />

19


praxis<br />

functional Safety (funktionale Sicherheit) und IT-Security<br />

(IT-Sicherheit). Auch im Deutschen ist eine saubere Trennung<br />

notwendig, denn funktionale Sicherheit beschreibt<br />

ein komplett anderes Eigenschaftsfeld als IT-Sicherheit.<br />

Eine Abgrenzung findet sich auf der Homepage des VDE.<br />

Bei der funktionalen Sicherheit geht es darum, durch<br />

Automatisierungstechnik sicherzustellen, dass <strong>von</strong> einem<br />

Gerät oder einer Anlage keine Gefahr für Menschen oder<br />

Umwelt ausgeht. Diese Art <strong>von</strong> Sicherheit schützt die Umgebung.<br />

Bei der IT-Sicherheit lautet das Ziel, Gefahren<br />

abzuwehren, die <strong>von</strong> außen auf das System einwirken und<br />

dessen Funktion beeinträchtigen, beispielsweise Schadsoftware<br />

oder einen nicht autorisierten Zugriff.<br />

Damit ist die Verbindung zwischen beiden Themen sichtbar:<br />

Wenn das betrachtete System etwa eine sicherheitsgerichtete<br />

Steuerung oder ein Feldgerät in einer Sicherheitseinrichtung<br />

ist, dann ist jede Beeinträchtigung seiner Funktion<br />

auch gleichzeitig eine der (funktionalen) Sicherheit.<br />

NORMUNG: GANZHEITLICHE BETRACHTUNG FEHLT<br />

Dennoch findet die Normung in unterschiedlichen Gremien<br />

statt. In den einschlägigen Normen wird darauf<br />

hingewiesen, dass das jeweils andere Thema zu beachten<br />

ist. Es fehlt ihnen jedoch eine ganzheitliche Betrachtung.<br />

Eine schier unübersehbare Vielzahl <strong>von</strong> Gremien ist aktiv,<br />

um diese Normen, Standards und industriellen<br />

Richtlinien up to date zu halten. Dabei ergeben sich unterschiedliche<br />

Analysen, Konzepte und Sichtweisen. So<br />

haben sich etwa unterschiedliche Begriffe entwickelt,<br />

die im Kern aber alle für die gleiche Risikoproblematik<br />

der IT-Sicherheit stehen, wie IT-Sicherheit in der Automatisierungstechnik,<br />

Automation Security, Cyber Security<br />

oder Industrial Security.<br />

ZIELKONFLIKTE UND ÜBERLAPPUNGEN VERMEIDEN<br />

Die IEC hat ihre Arbeitsgruppe TC 65 WG 10 mit der Erarbeitung<br />

einer internationalen Normenreihe für die IT-<br />

Sicherheit in der Prozessautomatisierung beauftragt. Sie<br />

stützt sich dabei wesentlich auf die Arbeit der ISA99<br />

(USA), in der nationale Vorarbeit geleistet wird. Im Rahmen<br />

der ISA-Arbeit zur Normierung wurde unter anderem<br />

ein eigenes Managementsystem für die IT-Sicherheit für<br />

Automatisierungsanwendungen entwickelt nebst zugehörigen<br />

spezifischen Sicherheitsanforderungen und Bewertungsmaßstäben.<br />

In Deutschland wurde parallel zu den Aktivitäten <strong>von</strong><br />

ISA und IEC ein Vorgehensmodell zur Risikoanalyse und<br />

Beherrschung erarbeitet, das auf den Bedarf der Automatisierungsanwendungen<br />

zugeschnitten ist. Besonders<br />

berücksichtigt werden dabei die Rollen <strong>von</strong> Anwendern,<br />

Systemintegratoren und Produktherstellern. Dieses Vorgehensmodell<br />

postuliert keine eigenen Anforderungen,<br />

sondern stützt sich auf etablierte Standards. Es wurde<br />

als Richtlinie VDI/VDE 2182 veröffentlicht. Bei Anwendung<br />

<strong>von</strong> IT-Systemen in Unternehmen sind üblicherweise<br />

IT-Sicherheits-Managementsysteme auf der Basis<br />

der ISO/IEC 27000-Serie etabliert.<br />

Dies führt dazu, dass Anwender kommerzieller IT-<br />

Systeme, die gleichzeitig für den Fertigungs- beziehungsweise<br />

Prozessbereich die ISA99 oder die entsprechende<br />

internationale IEC-Normenreihe 62443 umsetzen wollen,<br />

damit für unterschiedliche Unternehmensbereiche nicht<br />

nur verschiedene Managementsysteme etablieren müssen.<br />

Sondern diese sind auch noch untereinander abzustimmen<br />

und zu verzahnen. Da je nach Anwendung<br />

unterschiedliche Zertifizierungsstellen in Anspruch<br />

genommen werden sollen, ist das Entstehen weiterer<br />

Konflikte nicht auszuschließen.<br />

ANFORDERUNG AN DIE NORMUNGSARBEIT<br />

Wesentliche Aufgabe der WG 10 des TC 65 wird aus Sicht<br />

der Verfasser sein, diesen Zielkonflikt aufzulösen. Darüber<br />

hinaus gibt es momentan eine Reihe branchenspezifischer<br />

Spezifikationen (etwa WIB, BDEW, Namur, GMA),<br />

die unabhängig <strong>von</strong>einander erarbeitet wurden.<br />

Es muss ein Ziel der Normungsarbeit sein, für Unternehmen<br />

effiziente und handhabbare Vorschriften zu<br />

entwickeln. Das übliche Vorgehen bei der Erstellung<br />

einer IEC-Norm erfolgt Top Down. Dabei entwickeln<br />

und formulieren die Mitglieder eines IEC-Komitees als<br />

Autoren<br />

Dr. rer. nat. Gerd Wartmann<br />

ist unter anderem Mitglied<br />

verschiedener Arbeitskreise<br />

und Komitees zum Thema der<br />

IT-Sicherheit in der Automatisierungstechnik:<br />

DKE UK 931.1<br />

und VDI/VDE GMA FA 5.22. In<br />

der Firmengruppe<br />

Endress+Hauser verantwortet er<br />

als Director Information Security die Umsetzung<br />

und Weiterentwicklung der Informationssicherheit.<br />

Endress+Hauser Consult AG,<br />

Kägenstrasse 2, CH-4153 Reinach,<br />

Tel. +41 61 715 77 23,<br />

E-Mail: gerd.wartmann@holding.endress.com<br />

BIS alpha msr GmbH,<br />

Dr.-Julius-Leber-Str. 12,<br />

D-67433 Neustadt/Weinstraße,<br />

Tel. + 49 (0) 6321 40 05 50,<br />

E-Mail: P.Sieber@alpha-msr.de<br />

Dipl. Ing. Peter Sieber<br />

ist Geschäftsführer der<br />

BIS alpha msr GmbH in<br />

Neustadt an der Weinstraße.<br />

20<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2012


delegierte Experten eine Norm und legen diese den nationalen<br />

Normungsgremien zur Begutachtung und<br />

Überprüfung vor.<br />

Bei der jetzt entstehenden Normenreihe IEC 62443 werden<br />

die Vorarbeiten zu weiten Teilen in nationalen Standardisierungsgremien<br />

geschaffen. Aus Sicht des UK 931.1<br />

des DKE hat die IEC nun die Kernaufgabe, entstehende<br />

Überlappungen mit existierenden Normen und Standards<br />

zu identifizieren und aufzulösen. Insbesondere sollte die<br />

neue IEC 62443 auf die etablierte Normenreihe zur IT-Sicherheit<br />

ISO/IEC 27000 abgestimmt sein, die das IT-Sicherheitsmanagement<br />

für ein Unternehmen als Ganzes betrachtet.<br />

Dies begründet sich aus dem Reifegrad und der<br />

Anwendungsbreite dieses bereits vorliegenden Standards.<br />

FOKUSSIERTER LÖSUNGSANSATZ ERFORDERLICH<br />

Andere Normen und Standards, die spezifische industrielle<br />

Forderungen abdecken, wie die zur funktionalen<br />

Sicherheit <strong>von</strong> industriellen Komponenten oder Anlagen,<br />

sind zu berücksichtigen. Sollte dies nicht gelingen, wird<br />

es künftig identische Produkte und Anwendungen geben,<br />

für die unterschiedliche normative Anforderungen gelten.<br />

Dies sollte mit Rücksicht auf die kommerziellen Konsequenzen<br />

für Hersteller und Anwender unbedingt vermieden<br />

werden.<br />

Die wichtigsten Punkte der Haltung des UK 931.1 des<br />

DKE zu den Eckpunkten einer zu schaffenden Normenreihe<br />

zum Thema IT-Sicherheit für die Prozessautomatisierung<br />

lauten:<br />

Es ist ein risikoorientierter Lösungsansatz vorzusehen.<br />

Der Lösungsansatz soll sich eng auf das eigentliche<br />

Thema fokussieren, angrenzende Bereiche gehören<br />

in andere Dokumente.<br />

Die zum Einsatz kommenden Managementsysteme<br />

müssen sich an den bereits vorhandenen orientieren<br />

– Widersprüche sind zu vermeiden.<br />

Es wird der Entwicklung eine Reihe <strong>von</strong> „Rezepten“<br />

zur Anwendung der existierenden normativen Forderungen<br />

Vorzug gegeben vor der Aufstellung neuer<br />

technischer Anforderungen an die IT-Sicherheit <strong>von</strong><br />

Automatisierungsanlagen.<br />

Existierende Spezifikationen, die auf der Anwendung<br />

gültiger thematisch gleicher IEC-Standards beruhen,<br />

sind zu berücksichtigen.<br />

Es müssen Lösungsstrategien definiert werden, die<br />

auch für Bestandsanlagen anwendbar sind.<br />

Diese Forderungen scheinen schwer zu erfüllen zu sein.<br />

An anderer Stelle, etwa in der DIN EN 61508 (VDE 0803),<br />

konnte eine vergleichbare Lösung jedoch gefunden werden.<br />

Feldbusunabhängig<br />

in den Ex-Bereich!<br />

Das WAGO-I/O-SYSTEM 750 ist sowohl für den Einsatz in nicht<br />

explosionsgefährdeten als auch in explosionsgefährdeten Bereichen der<br />

Industrie und des Bergbaus ausgelegt.<br />

Im industriellen Ex-Bereich kann das WAGO-I/O-SYSTEM 750 in der<br />

Zone 2 / 22 eingesetzt werden und bietet eine sichere, einfache und<br />

wirtschaftliche Verbindung zur Sensorik und Aktorik der Zone<br />

0 / 20 und 1 / 21.<br />

Die hierfür entwickelten Ex i Busmodule bilden hierbei ein eigensicheres<br />

Segment, das integriert in einen Standardbusknoten dem Anwender<br />

sämtliche Vorzüge moderner Feldbustechnik bietet: Feldbusunabhängigkeit,<br />

Flexibilität, Modularität, IEC 61131-3 Programm ierbarkeit, Zuverlässigkeit,<br />

Wirtschaftlichkeit, etc.<br />

Zur Verfügung stehen die Ex i Busmodule: Digital Eingang NAMUR, Digital<br />

Ausgang, Analog Eingang 4-20mA, Analog Eingang 4-20mA HART,<br />

Analog Eingang RTD, Analog Eingang TC, Analog Ausgang 0-20mA und<br />

die Ex i Einspeisung 1,0A.<br />

Zertifiziert nach ATEX, IEC-EX, UL ANSI/ISA 12.12.01, UL 508 und<br />

Schiffbau (u.a. GL, LR).<br />

www.wago.com


anche<br />

Hochpräzise Temperaturregelung ist bei Herstellung<br />

<strong>von</strong> Prothesen eine besondere Herausforderung<br />

Neogramm optimiert Visualisierung und Steuerung <strong>von</strong> Industrieöfen bei Aesculap<br />

Fingerspitzengefühl ist bei der Herstellung <strong>von</strong><br />

Prothesen gefragt. Dies gilt auch für die Hochtemperaturöfen,<br />

in denen die chirurgischen Elemente geformt werden.<br />

In diesem DreherDofen werden Prothesen <strong>von</strong><br />

Aesculap angefertigt. Die hochpräzise Regelung<br />

der Öfen ist eine besondere Herausforderung für<br />

das Steuerungssystem. Bilder: Neogramm<br />

Die Aesculap AG in Tuttlingen, Hersteller orthopädischer<br />

Implantate, beauftragte Könn GmbH Industrieofenbau<br />

aus Ketsch mit der Entwicklung eines speziellen<br />

Drehherdofens für das präzise und kontrollierte<br />

Erhitzen <strong>von</strong> Rohlingen aus Titan- und Kobaltlegierungen<br />

bis maximal 1300 °C.<br />

Diese werden in einem anschließenden Gesenkschmiedeprozess<br />

umgeformt und dann zu hochbelastbaren Gelenkprothesen<br />

weiterverarbeitet. Die softwareseitige Umsetzung<br />

und damit die Programmierung der Ofensteuerung,<br />

die Temperaturregelung und Rezepturverwaltung<br />

sowie die Dokumentation übernahm die Neogramm GmbH<br />

& Co. KG. Die Softwarespezialisten aus Mannheim implementierten<br />

zudem ein flexibles Visualisierungssystem mit<br />

vielfältigen statistischen Auswertungsfunktionen.<br />

In der Weiterentwicklung <strong>von</strong> medizinischen Produkten<br />

zählen vor allem Qualität, Innovation und Sicherheit.<br />

Als Partner der Chirurgie trägt Aesculap besondere Ver-<br />

antwortung für einen zuverlässigen Herstellungsprozess.<br />

Medizinische Prothesen und chirurgische Instrumente<br />

unterliegen in der Herstellung strengsten Qualitätsanforderungen.<br />

Neogramm entwickelte für Könn eine entsprechend<br />

individuell angepasste Steuerungs- und Visualisierungssoftware.<br />

Diese kommt in der Wärmebehandlung<br />

<strong>von</strong> Implantat-Rohlingen im Drehherdofen <strong>von</strong><br />

Könn zum Einsatz. Die Herausforderungen dieses Projektes<br />

lagen in den <strong>von</strong> Aesculap geforderten komplexen<br />

Überwachungsfunktionalitäten und gleichzeitig hoch<br />

flexiblen Bedienungsmöglichkeiten der Anlage.<br />

SOFTWARE ALS MASSANFERTIGUNG<br />

Es sollte ein hoch flexibles System geschaffen werden, das<br />

verschiedene Produktionsprogramme abdeckt und Daten<br />

zuverlässig dokumentiert. Dazu war eine individuelle Neuentwicklung<br />

der SPS-Software notwendig. Diese wurde<br />

mit Siemens Simatic STEP 7 und WinCC flexible realisiert.<br />

22<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2012


Die Ofensteuerung umfasst diverse Funktionalitäten.<br />

Im Hauptbetrieb werden die beiden Vorgänge Produktion<br />

und Entleerung unterschieden. Im Produktionsbetrieb<br />

erfolgt das automatische Verfahren des Drehherds<br />

zum nächsten Segment samt Türöffnung und -schließung.<br />

Der Bediener stößt diesen Vorgang über einen Fußschalter<br />

an. Die Steuerung überwacht dabei die Temperaturen<br />

und die Verweilzeiten für jedes einzelne Segment.<br />

Bei einer Zeitüberschreitung weist sie den Bediener<br />

auf die Entnahme hin. Wahlweise kann hier die<br />

Zeitüberwachung auch blockierend justiert werden. In<br />

diesem Fall ist es im Automatikbetrieb nicht möglich,<br />

die Ofentür zu öffnen bevor die Minimalzeit für das aktuelle<br />

Segment erreicht ist. Die Entleerung des Ofens<br />

erfolgt ohne Zeitüberwachung.<br />

Um die verschiedenen Prothesenrohlinge dem Material<br />

entsprechend behandeln zu können, regelt die Software<br />

drei Temperaturzonen im Ofen mit insgesamt 24<br />

Segmenten. Für verschiedene Produkte können vorab<br />

verschiedene Behandlungsprogramme mit minimaler<br />

und maximaler Verweilzeit und gewünschter Temperatur<br />

hinterlegt werden. Auch Taktzeiten sind variabel.<br />

So wird durch die Steuerung sichergestellt, dass sich<br />

die zu erhitzenden Teile weder zu kurz noch zu lang im<br />

Ofen befinden, womit optimale Voraussetzungen für das<br />

nachfolgende Schmieden geschaffen werden. Alle Taktzeiten,<br />

Ofenreisezeiten, Temperaturen und Regelparameter<br />

können vom Anwender flexibel oder über die Rezeptverwaltung<br />

produktbezogen eingestellt werden.<br />

Darüber hinaus werden Toleranzgrenzwerte, Drehgeschwindigkeit,<br />

Beschleunigungszeiten und Taktweiten<br />

komfortabel konfiguriert. Die elektromotorische<br />

Verstellung der gesamten Ofenherdhöhe erlaubt eine<br />

ergonomische Nutzung des Ofens für unterschiedlich<br />

große Bediener.<br />

INTUITIVE BEDIENUNG ÜBER TOUCHPANEL<br />

Es wurde eine flexible Panelsteuerung realisiert, die eine<br />

umfassende, intuitive und konsistente Bedienung der Anlage<br />

ermöglicht. Das mit WinCC flexible entwickelte Visualisierungssystem<br />

überzeugt durch einfache Parametrierung,<br />

Anpassungsfähigkeit und ein klare Menüführung.<br />

Sollwerte können manuell eingegeben, Parameter für Ofen<br />

und Peripherie eingestellt und Benutzer zugewiesen und<br />

verwaltet werden.<br />

Wärmebehandlungsprogramme werden in Rezepten<br />

gespeichert. Über die HMI-Schnittstelle ist der Bediener<br />

in der Lage, die Sollwerte und Regelparameter dieser Rezepturen<br />

zu verwalten und Betriebsarten problemlos zu<br />

wechseln. Aufträge können mit ihren Kenndaten eingegeben<br />

werden. Sämtliche Rezepturen lassen sich im Sinne<br />

der Datensicherung auf einen USB-Stick exportieren<br />

und <strong>von</strong> dort auch wieder importieren. Der Ofenzustand<br />

und relevante Prozessdaten sind jederzeit abrufbar.<br />

LÜCKENLOSE DOKUMENTATION<br />

Die Ofensoftware Thermosoft dient der Prozessführung<br />

und Optimierung <strong>von</strong> Regelstrecken sowie der Dokumentation<br />

kompletter thermischer Prozesse. In der Medizinbranche<br />

ist eine lückenlose Rückverfolgbarkeit einzelner<br />

Produktionsschritte wichtig. Die Verfolgung aktueller<br />

Prozesse in Echtzeit ermöglicht ein sofortiges Eingreifen<br />

durch den Bediener. Um der Dokumentationspflicht Rechnung<br />

zu tragen, bietet das System Meldeübersichten zu<br />

entsprechenden Ereignissen, wie Störungen am Ofen oder<br />

der Peripherie. Eine chargenbezogene Archivierung der<br />

Prozessdaten ist über implementierte Markos möglich.<br />

Als weiteres optionales Steuerungs- und Visualisierungselement<br />

entwickelte Neogramm ein Feature zur<br />

statistischen Auswertung der letzten fünfzehn Aufträge.<br />

Auswertungsdaten sind die Anzahl korrekt und inkorrekt<br />

behandelter Produkte, die minimale, maximale sowie<br />

mittlere Verweilzeit oder Ofentemperatur, das Startund<br />

Enddatum, die Auftragsgesamtdauer sowie die Daten<br />

aller beteiligten Bediener.<br />

KOMPLEXE OFENANLAGE – EINFACHES HANDLING<br />

Trotz des Software-Schwerpunktes hat Neogramm seinen<br />

Kunden vorab bei der Auswahl der geeigneten Hardware<br />

beraten. Es wurden die notwendigen Schnittstellen für<br />

die Ein- und Ausgänge der SPS sowie die Auftragskennung<br />

geplant und definiert. Gemeinsam mit Könn wurde<br />

die Anlage beim Kunden in Betrieb genommen. Dies umfasste<br />

die Parametrierung der Anlage und den Test der<br />

Steuerungs- und Visualisierungssoftware. Im Teach-In<br />

wurden die Prothesenrohlinge entsprechend validiert.<br />

Des Weiteren fand eine intensive Schulung und Einweisung<br />

des Bedienpersonals an der Anlage statt. Für eine<br />

schnelle und unkomplizierte Handhabung im Fall einer<br />

Störung ist ein Fernwartungsmodul inklusive Softwareerweiterung<br />

als Option nachrüstbar.<br />

Die Kombination einer hoch modernen Ofenanlage mit<br />

individuell gestalteter Software macht komplexe Produktionsprozesse<br />

transparent und leicht zu handhaben.<br />

Autor<br />

Dipl.-Inform.<br />

Stephan Könn<br />

ist Geschäftsführer und<br />

Key Account Manager<br />

bei Neogramm.<br />

Neogramm GmbH & Co. KG,<br />

Julius-Hatry-Straße 1, D-68163 Mannheim,<br />

Tel. +49 (0) 621 150 25 00,<br />

E-Mail: s.koenn@neogramm.de<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2012<br />

23


anche<br />

Ganzheitliche Automatisierungslösung optimiert<br />

das Luftpfeifenstechen für Sandgussformen<br />

Das Setzen <strong>von</strong> Entlüftungskanälen wurde in das Gießanlagen-Leitsystem integriert<br />

Das „Luftpfeifenstechen“ ist für Gießereien eine kritische<br />

Aufgabe: Denn das Stechen der Entlüftungskanäle<br />

in Formen für den Sandguss ist zeitaufwendig<br />

und fehleranfällig. Die Aluminiumgießerei-Abteilung<br />

des Metallwerks Ohm & Häner verwendet dafür mit<br />

großem Erfolg nun eine Automatisierungslösung: Pro<br />

Jahr setzt ein ABB-Roboter mit einem speziellen Werkzeug<br />

und gesteuert <strong>von</strong> dem Softwarepaket Flex-Mould-<br />

Venter zwischen 500 000 und 750 000 Löcher in die<br />

Sandgussformen für Aluminiumteile. Anders als beim<br />

manuellen Stechen treten nun auf der Innenseite der<br />

Formen keine Ausbrüche mehr auf. Das erspart Nacharbeit<br />

an den Gussteilen. Zudem erlaubt die Steuerung<br />

auch das schräge Stechen der Entlüftungskanäle.<br />

Beim Metallguss ist das Stechen <strong>von</strong> Löchern, den<br />

Luftpfeifen, in die Sandform ein qualitätsbestimmender<br />

Schritt. Durch die Luftpfeifen entweicht während<br />

des Gießprozesses die Luft aus den Hohlräumen der<br />

Form. Präzis gestochene Luftpfeifen reduzieren den<br />

nachträglichen Putzaufwand am Gussteil. Bisher üblich<br />

sind weitgehend noch das manuelle Luftpfeifenstechen<br />

oder das maschinelle Stechen mit hydraulischen<br />

Vorrichtungen.<br />

Manuelles Stechen wählen die Sandformer meist für<br />

Einzelstücke oder Kleinserien. Der Former braucht dabei<br />

viel Erfahrung und Feingefühl. Beim Durchstechen<br />

können Sandausbrüche auf der gegenüberliegenden<br />

Formseite entstehen. Muss er dabei <strong>von</strong> der Außenseite<br />

her in die Form stechen, entstehen die Ausbrüche auf<br />

der Gutseite (Modellseite). Sie verursachen dann am<br />

gegossenen Werkstück aufwendiges, kostenintensives<br />

Nacharbeiten.<br />

MANUELLES STECHEN IST FEHLERANFÄLLIG<br />

In der Serienfertigung kommt es darauf an, die Luftpfeifen<br />

präzise immer an gleicher Stelle anzubringen.<br />

Dafür haben sich maschinelle Luftstechvorrichtungen<br />

etabliert. Eine hydraulisch absenkbare Platte, auf der je<br />

nach Form und Größe des Gussteils entsprechend verteilte<br />

Nadeln sitzen, platziert der Former gemäß der<br />

Zeichnungsvorgabe und der Positionsdaten der Formteile.<br />

Er senkt das mit Nadeln bestückte Werkzeug dann<br />

hydraulisch in die Sandform und fährt es anschließend<br />

wieder heraus.<br />

Werkleiter Dr. Georg Dieckhues erläutert: „Dieses konventionelle<br />

Luftpfeifenstechen zeigt jedoch insbesondere<br />

bei wechselnden Losen einen gravierenden Nachteil:<br />

Der Former muss Position, Anzahl und Einstechtiefe der<br />

Nadel jeweils wieder anpassen – das ist fehleranfällig,<br />

zeit- und kostenaufwendig.“<br />

Der Wunsch nach Verbesserungen war also vorhanden.<br />

Denn Ohm & Häner liefert Jahr für Jahr rund 4500 Tonnen<br />

Gussteile in den Geräte- und Maschinenbau, an Automobilbauer<br />

und Schienenfahrzeughersteller sowie für<br />

die Stromerzeugung und -durchleitung. Und bei jährlich<br />

500 000 bis 750 000 zu stechenden Luftpfeifen spielen<br />

Qualitätsverbesserungen und höhere Wirtschaftlichkeit<br />

eine gravierende Rolle.<br />

INDUSTRIELLES NEULAND BETRETEN<br />

Doch noch fehlten industrielle Referenzen für die Roboterlösung.<br />

Mit diesem System zum automatisierten Setzen<br />

der Entlüftungskanäle musste Ohm & Häner Neuland<br />

betreten. Aber gute Erfahrungen mit Gießrobotern <strong>von</strong><br />

ABB im Werk I <strong>von</strong> Ohm & Häner veranlassten die Technik-Manager,<br />

den Vorschlag der Friedberger Roboterspezialisten<br />

zu prüfen.<br />

Anfang 2009 startete dann in der Aluminiumgießerei-<br />

Abteilung im Werk II bei Ohm & Häner am Standort Olpe-<br />

Friedrichsthal der Probebetrieb des automatisierten Luftpfeifenstechens.<br />

Nach der erfolgreichen Testphase bewährt<br />

sich das neue System <strong>von</strong> ABB Automation seit Ende 2009<br />

im täglichen Normalbetrieb. Es besteht aus einem Industrieroboter<br />

IRB 6620, einem speziellen Werkzeug zum Führen<br />

der Nadel und dem Softwarepaket FlexMouldVenter.<br />

Sowohl die Vorbereitung als auch die Entwicklungs- und<br />

die Realisierungsphase des Projekts überzeugten, und <strong>von</strong><br />

den Ergebnissen fühlen sich die Gießerei-Manager bestätigt.<br />

„Wir sind absolut zufrieden mit dem Roboter. Er arbeitet<br />

unter Gießereibedingungen zuverlässig, ist sehr wartungsarm<br />

und vorbildlich hinsichtlich seiner Verfügbarkeit“,<br />

fasst Dr. Georg Dieckhues die Erfahrungen zusammen<br />

und ergänzt: „Seit der <strong>Inbetriebnahme</strong> im Normalbetrieb<br />

läuft der FlexMouldVenter störungsfrei. Diese Automatisierungslösung<br />

ist ein bedeutender Schritt nach vorn.“<br />

DATENFLUSS OHNE MEDIENBRÜCHE<br />

Moderne Industrieroboter sind ohne spezifische Programmierkenntnisse<br />

einfach zu bedienen. Frei <strong>von</strong> Medienbrüchen<br />

übernimmt die Steuerungssoftware des<br />

Roboters die 3D-CAD-Daten des Werkstückes als Basis<br />

für das Luftpfeifenstechen. Manuelle Übertragungen<br />

und Einstellungen entfallen. Dies verringert Fehlerquellen<br />

und die Vorbereitungs- sowie Werkzeugwechselzeiten.<br />

Eine zentrale Datenbank des Anlagenleitsystems,<br />

das im Fallbeispiel <strong>von</strong> dem Formanlagenhersteller HWS<br />

stammt, enthält alle Werkstückdaten. Die Werker können<br />

sie <strong>von</strong> dort jederzeit aufrufen. Dies betrifft neben den<br />

CAD-Geometriedaten der zu gießenden Werkstücke auch<br />

Informationen zum optimalen Belegen der Formkästen<br />

und zum Setzen der Einstechpunkte. So entfällt für ein<br />

bereits bekanntes Werkstück die Vorbereitungszeit nahezu<br />

vollständig.<br />

Das Parametrieren der Roboter erfolgt automatisiert<br />

direkt aus dem Anlagenleitsystem. Die Software ermittelt<br />

automatisch die optimale Lochreihenfolge. Die Roboterlösung<br />

mit den intelligenten Funktionen ihres Softwarepaketes<br />

und den Sensoren gewährleistet eine außerordentlich<br />

gute Reproduzierbarkeit der Ergebnisse. Mithilfe<br />

der automatischen Nadelüberwachung erkennt der<br />

Roboter Nadelverbiegungen oder -brüche und ermöglicht<br />

so das rechtzeitige Austauschen der Nadeln. Dies vermeidet<br />

Fehler und eventuell daraus folgenden Ausschuss.<br />

Im Rahmen der Nadelüberwachung wird die<br />

Position der Nadelspitze nach jedem Stechzyklus mit<br />

einem Koordinaten-Messsystem kontrolliert. Ist die Position<br />

unverändert, ist auch die Nadel in Ordnung.<br />

24<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2012


Zu qualitativ hochwertigen Gussprodukten,<br />

effizient hergestellt, trägt das Luftpfeifen-Stechsystem<br />

<strong>von</strong> ABB Automation bei. Vier exakt an die richtige<br />

Position um die Aussparung in der Bildmitte gesetzte<br />

Luftpfeifen werden anschließend beim Bearbeiten der<br />

Gussfläche entfernt. Bild: Ohm & Häner<br />

Ohne spezifische<br />

Programmierkenntnisse<br />

gibt der Nutzer<br />

über intuitiv erfassbare<br />

grafische Oberflächen<br />

dem Roboter<br />

seine Arbeit vor.<br />

Automatisiert,<br />

in hoher Qualität<br />

und Geschwindigkeit<br />

sticht das<br />

System Flex-<br />

MouldVenter<br />

Entgasungslöcher<br />

in Sandformen,<br />

bei Bedarf auch<br />

unter variierenden<br />

Winkeln.<br />

Hinzu kommen Vorteile der digitalisierten Datentechnik.<br />

Die Entwickler <strong>von</strong> ABB integrieren auf Wunsch<br />

Optionen wie das Messen der Stechkräfte, Hard- und<br />

Software für Sicherheitsmodule, Prozessüberwachung<br />

und -dokumentation, die zentrale Lochdatenverwaltung,<br />

unterschiedliche Montageelemente und weitergehende<br />

Dienstleistungen.<br />

JEDER STICH WIRD INDIVIDUELL GESTEUERT<br />

Ein weiterer entscheidender Fortschritt ergibt sich aus der<br />

Kinematik des Roboters in Kombination mit der Bewegung<br />

des Werkzeuges inklusive der Stechnadel. Im Unterschied<br />

zum manuellen und zum klassischen hydraulischen<br />

Luftstechen mit einstellbaren Vorrichtungen lässt<br />

sich hier jeder Stich individuell steuern. Dabei bietet der<br />

Roboter eine interessante Besonderheit: Er kann die Luftpfeifen<br />

„schräg“ stechen, also auch in Winkellagen zur<br />

Hauptstechrichtung. Das ist <strong>von</strong> Vorteil, wenn die Luft<br />

direkt <strong>von</strong> einem auf dem Gussteil definierten Punkt abgezogen<br />

werden soll. Mit den schräg gestochenen Luftpfeifen<br />

werden dann zusätzliche Kanäle überflüssig.<br />

Wesentlichen Anteil an der deutlich erhöhten Qualität,<br />

einem Hauptziel des Projekts, haben die hohe Positionier-<br />

und Wiederholgenauigkeit des Roboters. Ein weiterer<br />

Vorteil ergibt sich aus seiner Beweglichkeit und<br />

dem Zugang auch an schlecht erreichbare Positionen.<br />

Deshalb kann der Roboter in der überwiegenden Zahl<br />

der Situationen die Nadel ohne zeit- und kostenintensives<br />

Anformen die Stiche <strong>von</strong> der Modellseite her setzen.<br />

Das Robotersystem kann Luftpfeifen <strong>von</strong> 5 bis 10 mm<br />

Lochdurchmesser mit Tiefen bis 650 mm in Geschwindigkeiten<br />

bis zu 2,5 m/s stechen. In der Praxis entspricht<br />

das rund einem Loch pro Sekunde.<br />

Einen wichtigen Pluspunkt bietet der Flexibilitätsgewinn<br />

bei kleinen, häufig wechselnden Losgrößen. Produktionsunterbrechungen<br />

wegen der Nadeljustage entfallen.<br />

Der Roboter ermöglicht eine kontinuierliche Produktion<br />

– unabhängig <strong>von</strong> der jeweiligen Formkastenbelegung<br />

oder Geometrie des Werkstückes. So lassen sich<br />

immer gleiche Gießbedingungen und konstante Liniengeschwindigkeiten<br />

erzielen. Mit einer Verfügbarkeit <strong>von</strong><br />

99 % bieten die Industrieroboter <strong>von</strong> ABB beste Voraussetzungen<br />

für einen störungsfreien Betrieb.<br />

Autor<br />

Michael Kremer<br />

ist Segment Manager<br />

Foundry bei der ABB<br />

Automation GmbH.<br />

ABB Automation GmbH,<br />

Unternehmensbereich Robotics,<br />

Grüner Weg 6, D-61169 Friedberg,<br />

Tel. + 49 (0) 6031 852 95,<br />

E-Mail: michael.kremer@de.abb.com<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2012<br />

25


anche<br />

Eigensicherheit und hohe Leistung: Feldbusse<br />

im explosionsgefährdeten Bereich betreiben<br />

Dynamic Arc Recognition and Termination hebt die bisherigen Leistungsbeschränkungen auf<br />

Den Fehler schnell<br />

erkennen:<br />

Dart reagiert und begrenzt<br />

die Zündenergie.<br />

Ausgangswerte<br />

DART<br />

Transmitterspeisegerät<br />

FISCO<br />

Feldbus<br />

Spannung<br />

U<br />

Leistung<br />

P<br />

Kabellänge<br />

50 VDC ca. 50 W 100 m<br />

24 VDC ca. 22 W 100 m<br />

50 VDC ca. 8 W 1000 m<br />

24 VDC ca. 8 W 1000 m<br />

16 VDC ca. 320 mW 1000 m<br />

12,8 VDC ca.1,4 W 1000 m<br />

Eigensicherheit im Vergleich:<br />

Übertragbare Leistung mit und ohne Dart<br />

Zukunftsgerichtet und Rückwärtskompatibel:<br />

Mit Dart lässt sich jede Feldbusinfrastruktur eigensicher auslegen.<br />

Der High-Power Trunk hat Feldbussystemen auch im<br />

Bereich der Prozessanlagen endgültig zum Durchbruch<br />

verholfen. Dynamic Arc Recognition and Termination<br />

(DART oder Dart) baut auf dieser Basistechnologie<br />

auf und sorgt für eine problemlose Eigensicherheit<br />

im Ex-Bereich. Alle eigensicheren Feldgeräte und Foundation<br />

Fieldbus-H1- und Profibus-PA-Infrastrukturen<br />

können weiter verwendet werden. Die bisherigen Leistungsbeschränkungen<br />

gelten nicht mehr. Die Validierung<br />

der Eigensicherheit erfolgt über ein Systemzertifikat<br />

und erfordert damit keinerlei eigene Berechnungen.<br />

Obwohl Dart erst auf dem Weg zum anerkannten<br />

IEC-Standard ist, gilt die Technologie in der Prozessindustrie<br />

jetzt schon als die nächste Generation der Eigensicherheit.<br />

hoher aufwand für eigensichere stromkreise<br />

Eigensichere Stromkreise im Ex-Bereich waren bisher<br />

stets mit einem hohen Aufwand und zahlreichen Kompromissen<br />

behaftet. Das Entity-Modell erforderte nicht<br />

nur komplexe Berechnungen. Es begrenzte auch die maximal<br />

verfügbare Leistung auf einem Feldbus-Segment<br />

auf 1,2 Watt, was für maximal drei Feldgeräte ausreichte.<br />

Das 2005 in die IEC 60079-27 aufgenommene Fieldbus<br />

Intrinsically Safe Concept (Fisco) beseitigte nicht alle<br />

Nachteile. Zwar entfielen damit die umständlichen Berechnungen.<br />

Aber die Leistungsbegrenzung blieb weiterhin<br />

erhalten.<br />

FELDBUSKOPPLER REDUZIEREN DIE ENERGIE<br />

Grundlegende Änderungen brachte erst das zur Jahrtausendwende<br />

<strong>von</strong> Pepperl+Fuchs vorgestellte High-Power-<br />

Trunk-Konzept. Es beruht auf dem Prinzip, dass die<br />

Feldbus-Hauptleitung zunächst unbegrenzt Energie zur<br />

Verfügung stellt, die dann mithilfe <strong>von</strong> Feldbuskopplern<br />

auf ein im Ex-Bereich sicheres Niveau begrenzt wird. Dadurch<br />

ließen sich immerhin bis zu 16 eigensichere Feldgeräte<br />

einsetzen. Außerdem war erstmals ohne Einschränkungen<br />

eine redundant aufgebaute Stromversorgung<br />

möglich.<br />

Das High-Power-Trunk-Konzept löste den Durchbruch<br />

<strong>von</strong> Feldbus-Infrastrukturen im Bereich der Prozessau-<br />

26<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2012


tomation aus. Mit der federführend <strong>von</strong> Pepperl+Fuchs<br />

entwickelten und im Jahr 2008 erstmals vorgestellten<br />

Technologie Dynamic Arc Recognition and Termination<br />

(Dart) wurde ein völlig anderer Ansatz realisiert, um<br />

die Entstehung gefährlicher Funken im Ex-Bereich auszuschließen.<br />

Diese neue Technologie setzt nicht einfach<br />

auf eine Begrenzung der Leistung auf ein ungefährliches<br />

Niveau. Sie überwacht vielmehr den Stromkreis<br />

und erkennt das charakteristische elektrische Verhalten,<br />

welches das Entstehen eines Funkens anzeigt. Innerhalb<br />

<strong>von</strong> 5 bis 10 Mikrosekunden schneidet sie dann<br />

die Energie ab und verhindert auf diese Weise, dass der<br />

Funke eine zündfähige Temperatur erreicht.<br />

VIERMAL SO VIEL EIGENSICHERE leistung<br />

Die Kombination des High-Power-Trunk-Konzepts mit<br />

Dart kann ohne Übertreibung als die nächste Generation<br />

der Eigensicherheit bezeichnet werden. Die Nennleistung<br />

pro Feldbus-Segment liegt bei 8 Watt, sodass künftig im<br />

Vergleich zu FISCO eine mehr als viermal so hohe eigensichere<br />

Leistung für dreimal so viele Feldgeräte verbunden<br />

mit langen Kabelwegen zur Verfügung steht.<br />

Derzeit arbeitet ein Konsortium <strong>von</strong> Unternehmen unter<br />

der Führung der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt<br />

daran, Dart zu einem IEC-Standard zu machen.<br />

Der Erfolgsweg für Dart ist vorgezeichnet und es ist nur<br />

eine Frage der Zeit, bis diese Technologie völlig neue<br />

Anwendungen im Ex-Bereich eröffnet.<br />

Hardwareseitig funktioniert die Technologie mit jeder<br />

vorhandenen Feldbus-Infrastruktur mit High-Power<br />

Trunk. Es werden lediglich Dart-Power-Module und<br />

Dart-Feldbuskoppler „Segment Protektoren“ benötigt,<br />

um die einzelnen Stromkreise bis hin zu den Feldgeräten<br />

zu überwachen und bei Funkenbildung die Energieversorgung<br />

zu kappen. Die Stromversorgungen gibt es mit<br />

redundanten Steckmodulen, eine Funktion die mit<br />

Fisco so nicht realisierbar ist.<br />

PROBLEMLOSE WARTUNG IM EX-BEREICH<br />

Dart-Eigensicherheit funktioniert auch, wenn zum Beispiel<br />

ein Feldgerät an- oder abgeklemmt wird. Kommt<br />

es dabei zur Funkenbildung, spricht das System automatisch<br />

an und schaltet die Stromversorgung aus – um<br />

sie bereits nach wenigen Millisekunden wieder einzuschalten.<br />

Feldgeräte können somit selbst im Ex-Bereich<br />

problemlos gewartet werden, ohne dass dafür ein Feuerschein<br />

erforderlich ist. Durch die extrem kurze<br />

Stromunterbrechung wird zwar jede gefährliche Funkenbildung<br />

ausgeschaltet, aber der Datenverkehr bleibt<br />

unbehelligt. Über im Protokoll definierte Wiederholungen<br />

wird das eine oder andere zerstörte Telegramm<br />

wiederholt. Das ist bei Foundation Fieldbus H1 und<br />

Profibus PA so gang und gäbe.<br />

einfache validierung der eigensicherheit<br />

Ein weiterer entscheidender Vorteil ist die problemlose<br />

Validierung der Eigensicherheit. Durch die Zertifizierung<br />

des Systems und der damit zusammenhängenden Komponenten<br />

ist es nicht mehr notwendig, eigene Berechnungen<br />

anzustellen, um die Validierung der Eigensicherheit<br />

für jedes System nachzuweisen. Stattdessen genügt die<br />

Installation eines Dart-Power-Hubs in Verbindung mit<br />

Dart-Segment-Protektoren, die über maximal 1000 Meter<br />

lange Feldbuskabel vom Typ A miteinander verbunden<br />

sind. Die Ausgänge der Dart-Segment-Protektoren und<br />

damit die Stichleitungen (Spurs) sind klassisch eigensicher<br />

und nach Ex ib IIC. Das heißt, die Anlage ist selbst<br />

vor den höchst explosiven Gasen der Gruppe IIC geschützt.<br />

Und es können alle heute zugelassenen eigensicheren<br />

Feldbusfeldgeräte, die für die Zone 1 zugelassen<br />

sind, angeschlossen werden.<br />

ZUKUNFTSGERICHTET UND RÜCKWÄRTSKOMPATIBEL<br />

Grundsätzlich lässt sich mithilfe <strong>von</strong> Dart jede Feldbusinfrastruktur<br />

eigensicher auslegen. Es steht daher nicht<br />

nur ein breites Programm an Feldgeräten zur Verfügung.<br />

Es ergibt sich auch ein maximaler Investitionsschutz für<br />

die bereits vorhandene Instrumentierung.<br />

Die neueste Version des FieldConnex Segment Checkers<br />

steht nun zum Download bereit. Das Tool zur effizienten<br />

Planung <strong>von</strong> Foundation-Fieldbus-H1- und Profibus-PA-Segmenten<br />

beinhaltet jetzt alle Dart-Komponenten<br />

und den neuen Blitzschutz.<br />

Dart ist also eine Technologie, die in die Zukunft weist<br />

und gleichzeitig rückwärtskompatibel ist. Damit wird es<br />

erstmals möglich, explosionsgefährdete Bereiche uneingeschränkt<br />

mit der sichersten Explosionsschutzart in die<br />

Prozesssteuerung zu integrieren, ohne sich dabei mit<br />

einer Fülle <strong>von</strong> Vorschriften, Berechnungen und Einschränkungen<br />

auseinandersetzen zu müssen.<br />

Autor<br />

Andreas Hennecke<br />

ist Produkt Marketing<br />

Manager im Geschäftsbereich<br />

Prozessautomation<br />

bei Pepperl+Fuchs.<br />

Pepperl+Fuchs GmbH,<br />

Lilienthalstrasse 200,<br />

D-68307 Mannheim,<br />

Tel. +49 (0) 621 776 16 01,<br />

E-Mail: ahennecke@de.pepperl-fuchs.com<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2012<br />

27


hauptbeitrag<br />

<strong>Virtuelle</strong> <strong>Inbetriebnahme</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Produktionsanlagen</strong><br />

Neuer Prozessschritt beim Anlagenengineering<br />

In der Automobilindustrie wird die virtuelle <strong>Inbetriebnahme</strong> vermehrt angewendet. Dabei<br />

ist es neben der gewissenhaften Durchführung wichtig, die virtuellen Anlagenmodelle<br />

effizient zu erstellen. Anpassungen in den damit zusammenhängenden Engineering-Schritten<br />

erleichtern den Modellaufbau. Die virtuelle <strong>Inbetriebnahme</strong> ist in vieler Hinsicht<br />

nützlich, erfordert jedoch auch, dass in den vorhergehenden Engineering-Schritten einige<br />

Voraussetzungen geschaffen werden. Dieser Beitrag beschreibt, worauf es dabei ankommt.<br />

SCHLAGWÖRTER <strong>Virtuelle</strong> <strong>Inbetriebnahme</strong> / Digitale Fabrik / Anlagenengineering<br />

Virtual commissioning of production plant –<br />

A new step in plant engineering<br />

Virtual commissioning is increasingly used in the automotive industry. In addition to<br />

careful implementation, it is also important to create the virtual plant models efficiently.<br />

Adjustments in the related engineering steps make it easier to construct the models. The<br />

virtual commissioning offers various benefits, but it does involve certain preconditions<br />

being met in the preceding engineering stages. The key factors are described.<br />

KEYWORDS Virtual commissioning / digital factory / plant engineering<br />

28<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2012


Björn Grimm, Daimler<br />

Die Automobilbranche ist geprägt <strong>von</strong> zunehmender<br />

Globalisierung und Konkurrenzdruck. Um<br />

den Herausforderungen zu begegnen, verkürzen<br />

die Hersteller die Innovationszyklen und erhöhen<br />

die Vielfalt ihrer Produktpalette. Dies führt<br />

zu mehr Produktionsanläufen und zu erhöhten Anforderungen<br />

an die <strong>Produktionsanlagen</strong>, die eine größere Anzahl<br />

an Typen abbilden müssen [1]. Vor diesem Hintergrund<br />

gewinnen Produktionsplanung und <strong>Inbetriebnahme</strong><br />

an Bedeutung. Gleichzeitig verkürzt sich die Zeit, die für<br />

Anläufe zur Verfügung steht, und Produkte werden in Anlagen<br />

integriert, die bereits im produktiven Betrieb sind.<br />

Deshalb muss das Engineering <strong>von</strong> Anlagen angepasst<br />

werden. Mithilfe der virtuellen <strong>Inbetriebnahme</strong> als neuem<br />

Engineering-Schritt lassen sich die Planungsergebnisse<br />

und insbesondere die Steuerungssoftware absichern<br />

noch bevor die reale Produktionsanlage existiert.<br />

1. Einordnung der virtuellen <strong>Inbetriebnahme</strong><br />

Das Ziel der virtuellen <strong>Inbetriebnahme</strong> ist die Optimierung<br />

und Absicherung des Zusammenspiels <strong>von</strong> Anlagenmechanik,<br />

-elektrik und Steuerungssoftware, ohne<br />

dass die reale Fertigungsanlage vorhanden ist. Die virtuelle<br />

<strong>Inbetriebnahme</strong> ersetzt also keine Schritte im Planungsprozess,<br />

sondern ergänzt den Prozess um die zusätzliche<br />

Möglichkeit der Absicherung. Simulation, Offline-Programmierung,<br />

die Erstellung des SPS-Programms<br />

und die weiteren Schritte im Engineering behalten ihre<br />

Bedeutung und liefern die Eingangsdaten zur virtuellen<br />

<strong>Inbetriebnahme</strong>, die nicht isoliert betrachtet werden darf.<br />

Um einen möglichst großen Nutzen dieses neuen Engineering-Schrittes<br />

zu erzielen, muss der Aufbau des<br />

Modells für die virtuelle <strong>Inbetriebnahme</strong> effizient erfolgen.<br />

Ebenso muss es möglich sein, das Modell bei Änderungen<br />

der realen Anlage schnell, einfach und zuverlässig<br />

zu aktualisieren. Die virtuelle <strong>Inbetriebnahme</strong> sollte<br />

zwischen verschiedenen Anlagen vergleichbar und das<br />

Modell sollte stets ähnlich aufgebaut sein, um dem Benutzer<br />

einen großen Wiedererkennungseffekt zu bieten.<br />

Der Benutzer ist der Bediener der virtuellen Anlage.<br />

Er arbeitet in der virtuellen <strong>Inbetriebnahme</strong> mit dem<br />

SPS-Programmierer und dem Roboter-Programmierer<br />

zusammen, um die steuerungstechnischen Programme<br />

zu testen, die in einem weiteren Schritt auf die reale<br />

Anlage übertragen werden.<br />

2. Technische Umsetzung<br />

Da die virtuelle <strong>Inbetriebnahme</strong> eine Vorwegnahme der<br />

realen <strong>Inbetriebnahme</strong> darstellt, ähneln sich die Architekturen<br />

einer realen und einer virtuellen Anlage sehr.<br />

In einer realen Anlage ist die Anlagensteuerung mit den<br />

steuerungstechnisch relevanten Komponenten über einen<br />

Industriebus verbunden. Steuerung und Komponenten<br />

tauschen über diesen Bus Befehle und Rückmeldungen aus<br />

(Bild 1). Durch das Zusammenspiel der Komponenten wird<br />

der Fertigungsablauf abgebildet, der Materialfluss der Produkte<br />

ergibt sich durch den Steuerungsablauf. Eine besondere<br />

Gruppe der Komponenten bilden die Industrie-Roboter,<br />

die jeweils einen eigenen individuellen Ablauf haben.<br />

Für die virtuelle <strong>Inbetriebnahme</strong> kommt eine reale<br />

Steuerung zum Einsatz, wie sie an der Produktionsanlage<br />

eingesetzt wird. Sie wird über den Industriebus mit<br />

der virtuellen Anlage gekoppelt (Bild 2). Über diese Architektur<br />

ist es möglich, zusätzlich reale Komponenten<br />

einzubinden. Die virtuelle Anlage setzt sich aus drei<br />

Komponenten zusammen:<br />

Busankopplung<br />

Logik-Modell<br />

3D-Modell mit Roboter-Emulation<br />

Die Busankopplung verbindet das Logik-Modell mit der<br />

Anlagensteuerung. Sie hat die Aufgabe, den Busaufbau<br />

nachzubilden und die Eingänge und Ausgänge der Steuerung<br />

an das Logik-Modell weiterzureichen. Die Anlagensteuerung<br />

akzeptiert die über die Busankopplung abgebildeten<br />

Komponenten wie reale Komponenten, das heißt, die<br />

Kommunikationsebene der Anlage ist somit abgebildet.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2012<br />

29


Hauptbeitrag<br />

Über das Logik-Modell wird das Verhalten der einzelnen<br />

steuerungstechnischen Komponenten simuliert. Auf die<br />

Signale <strong>von</strong> Seiten der Steuerung erfolgen Reaktionen und<br />

Antworten wie <strong>von</strong> realen Geräten. Ein Unterschied zur<br />

realen Anlage ist für die Anlagensteuerung kaum zu erkennen.<br />

Das Logik-Modell stellt auch das Bindeglied zum<br />

3D-Modell dar. Über simulierte Komponenten werden Positionen<br />

und Geschwindigkeiten ermittelt und damit das<br />

3D-Modell angesteuert. In der umgekehrten Richtung<br />

nimmt das Logik-Modell <strong>von</strong> dem 3D-Modell Sensorsignale,<br />

wie zum Beispiel Bauteilkontrollen, entgegen und<br />

reicht sie an die Anlagensteuerung weiter. Die Umsetzung<br />

des Logik-Modells erfolgt mit Hilfe der Software WinMOD.<br />

Über das 3D-Modell erhält der Bediener eine visuelle<br />

Rückmeldung über die Abläufe in der Anlage. Neben den<br />

Geometrien und Kinematiken ist auch der Materialfluss<br />

im 3D-Modell abgebildet. Hierüber werden Bauteilsignale<br />

erzeugt, die über das Logik-Modell zurückgemeldet<br />

werden. Eine weitere zentrale Rolle spielt das 3D-Modell,<br />

weil es die Emulation der Roboter beinhaltet. Die Roboterprogramme<br />

werden interpretiert und zusammen mit<br />

den in den Roboterprogrammen definierten Signalen<br />

ausgeführt. Das 3D-Modell inklusive Roboteremulation<br />

wird durch die Software Invision realisiert.<br />

Logik-Modell und 3D-Modell werden jeweils auf einem<br />

separaten PC ausgeführt. Die Aufteilung der Modelle<br />

rührt daher, dass die Software WinMOD für Windows-<br />

Betriebssysteme erstellt wurde und die Software Invision<br />

auf Linux basiert. Das Erreichen der Performance-<br />

Anforderungen, die Bedienung und Visualisierung wird<br />

durch diese Aufteilung unterstützt.<br />

Die zuvor erwähnte Einbindung <strong>von</strong> realen Busteilnehmern<br />

lässt sich in verschiedenen Szenarien anwenden.<br />

Zur Verbesserung der Bedienbarkeit werden zum<br />

Beispiel einzelne Bedienpulte integriert, sodass während<br />

der Durchführung der virtuellen <strong>Inbetriebnahme</strong> bestimmte<br />

Funktionalitäten, wie die Anwahl <strong>von</strong> Handoder<br />

Automatikbetrieb oder das Quittieren <strong>von</strong> Meldungen<br />

direkt aufgerufen werden können. Ebenso ist es<br />

möglich, Geräte einzubinden, die noch nicht in der Komponentenbibliothek<br />

abgebildet sind, weil sie außerhalb<br />

des Standards zur Umsetzung seltener Funktionalitäten<br />

in der betreffenden Anlage eingesetzt werden.<br />

3. Aufbau der Modelle<br />

Die Anforderungen an das Anlagenmodell für die virtuelle<br />

<strong>Inbetriebnahme</strong> sind vielschichtig. Um die Übertragbarkeit<br />

der Ergebnisse aus der virtuellen auf die reale<br />

<strong>Inbetriebnahme</strong> sicherzustellen, muss das Anlagenmodell<br />

der realen Anlage möglichst genau entsprechen, sowohl<br />

im logischen Verhalten als auch in der geometrischen<br />

Darstellung. Damit verbunden ist die Anforderung,<br />

dass das Modell eine Antwortzeit sicherstellen muss, in<br />

der die Signale mit der Anlagensteuerung auszutauschen<br />

sind. Dem gegenüber stehen die Grenzen, die die Ressourcen<br />

der PC-Systeme setzen. Es muss also ein Kompromiss<br />

zwischen Detailtreue und Ressourcen gefunden werden.<br />

Dies führt zu definierten Ungenauigkeiten im Modell,<br />

zum Beispiel im Zeitverhalten oder in der geometrischen<br />

Darstellung. Da bei der virtuellen <strong>Inbetriebnahme</strong> die<br />

Absicherung des Anlagenablaufes im Vordergrund steht,<br />

sind diese Ungenauigkeiten akzeptierbar.<br />

Eine weitere Anforderung besteht im effizienten Aufbau<br />

des Modells und der Möglichkeit, eventuelle Änderungen<br />

aus dem Planungsprozess ohne großen Aufwand nachpflegen<br />

zu können. Daher ist ein möglichst großer Anteil des<br />

Modellaufbaus zu standardisieren und – wenn möglich – zu<br />

automatisieren. Dies führt zu einer definierten Qualität der<br />

Modelle und einer guten Vergleichbarkeit zwischen den Modellen<br />

verschiedener Anlagen. Das erleichtert es, die Modelle<br />

bei einem Integrationsprojekt und bei Schulungsmaßnahmen<br />

erneut zu verwenden, da ein starker Wiedererkennungseffekt<br />

eintritt. Die zu schulenden Bediener können sich auf<br />

die Besonderheiten der jeweiligen Anlage konzentrieren.<br />

Die Eingangsdaten für den Aufbau des Logik-Modells<br />

sind die Hardwarekonfiguration und die Zuordnungsliste<br />

des SPS-Programms, in der die Symbole den Ein- und<br />

Ausgängen zugeordnet werden. Weitere Informationen<br />

werden über den Elektroplan und eine Liste der verwendeten<br />

Funktionsgruppen bereitgestellt. Für die Erstellung<br />

des 3D-Modells werden das Simulationsmodell der Anlage,<br />

Dokumentationen über die Zuordnung <strong>von</strong> Ventilen,<br />

Kinematiken und Sensoren sowie Informationen über<br />

Ablauf und Materialfluss benötigt.<br />

Für den Modellaufbau können Logik- und 3D-Modell<br />

zunächst getrennt betrachtet werden (Bild 3).<br />

3.1 Logik-Modell<br />

Eine Vorlage für das Logik-Modell und eine Komponentenbibliothek<br />

bilden neben den genannten Eingangsdaten die<br />

Basis, um das Logik-Modell zu erstellen. Über diese Vorlage<br />

sind bereits Signalformate und globale Einstellungen für das<br />

Logik-Modell vordefiniert. Die Komponentenbibliothek umfasst<br />

Verhaltensmodelle für die Geräte, die gemäß dem bei<br />

der Daimler AG eingesetzten Steuerungstechnikstandard<br />

integra zum Einsatz kommen. Diese Verhaltensmodelle wurden<br />

vorab für die virtuelle <strong>Inbetriebnahme</strong> erstellt und bilden<br />

neben Elektroplan-Vorlagen, SPS-Software-Bausteinen und<br />

Dokumentationen eine weitere Ebene im Standard integra.<br />

Die Erstellung der Verhaltensmodelle erfolgt unter Berücksichtigung<br />

der Anforderungen an die Performance, Detailtreue<br />

und Bedienerfreundlichkeit. Damit wird auch das Logik-Modell<br />

vorbereitet. In abschließenden Tests wird die Qualität und<br />

Korrektheit der Modelle überprüft. Diese Komponentenbibliothek<br />

wird den Anlagenlieferanten zur Verfügung gestellt. Damit<br />

reduziert sich der Aufwand zur Erstellung der Modelle<br />

und die Vergleichbarkeit der Anlagenmodelle zwischen verschiedenen<br />

Lieferanten und Baureihenprojekten wird erreicht.<br />

Durch die weitgehende Standardisierung im Bereich Steuerungstechnik,<br />

insbesondere durch die vorhandenen Software-Bausteine,<br />

die Bezeichnungssystematik und die darauf<br />

abgestimmte Komponentenbibliothek, lässt sich mit Hilfe<br />

<strong>von</strong> Generierungswerkzeugen innerhalb kurzer Zeit eine<br />

Engineering-Liste erzeugen. Mit der WinMOD-Engineering-<br />

Assistenz wird aus dieser Liste und der Komponentenbibliothek<br />

das Logik-Modell aufgebaut. Im Idealfall ist dieses<br />

Modell sofort lauffähig. Durchzuführen sind noch Anpassungen,<br />

wie die Beschaltung <strong>von</strong> globalen Signalen, die Visualisierung<br />

besonderer Signale und Parametrierung einzelner<br />

Verhaltensmodelle. Wurde im Vorfeld bereits die Busankopplung<br />

parametriert, so kann nun eine erste Testkopplung<br />

mit der Anlagensteuerung vorgenommen werden.<br />

3.2 3D-Modell<br />

Als Grundlage für das 3D-Modell dient das Simulationsmodell<br />

aus dem Simulationswerkzeug der Roboter-Offline-<br />

30<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2012


Programmierung. Hieraus wird das Modell in das Datenaustauschformat<br />

AutomationML exportiert. Mit diesem<br />

Datenformat können die Topologie einer Anlage, Geometrie-<br />

und Kinematik-Informationen sowie Logik-Informationen<br />

abgespeichert und übertragen werden [2, 3, 4]. Im<br />

Anwendungsfall werden nur Anlagentopologie sowie<br />

Geometrie und Kinematik verwendet.<br />

Vor dem Export werden die Geometriedaten auf Standardkonformität<br />

überprüft und, sofern noch nicht für die<br />

Offline-Programmierung geschehen, selektiv in einem<br />

Batch-Prozess reduziert. Nach dem Export steht für die<br />

virtuelle <strong>Inbetriebnahme</strong> ein AutomationML-Dokument<br />

zur Verfügung. Wie für das Logik-Modell existiert auch<br />

für das 3D-Modell eine Vorlage, in die das Automation-<br />

ML-Dokument eingelesen wird. Falls ein SPS-Bereich in<br />

der Simulation in mehrere Absicherungsbereiche aufgeteilt<br />

werden musste, lässt er sich in diesem Schritt beim<br />

Import in das 3D-Modell wieder zum kompletten SPS-<br />

Bereich zusammenführen.<br />

Nach dem Import wird das erzeugte Modell mit dem<br />

Simulationsmodell verglichen. Neben den richtigen Positionen<br />

der Komponenten werden auch Bewegungsrichtung,<br />

Bewegungsbereich und definierte Positionen der<br />

Kinematiken überprüft und in Einzelfällen korrigiert.<br />

Für die folgenden Schritte braucht es zusätzliche Dokumentationen<br />

aus den vorangehenden Planungsschritten.<br />

Für die Erstellung des Materialflusses muss dieser<br />

als Dokument vorliegen oder aus dem Ablaufdiagramm<br />

der Anlage abgeleitet werden. Weiter werden Übersichten<br />

für die einzelnen Bearbeitungsstationen benötigt, um die<br />

Sensorik zu den Bauteilen zuzuordnen. Mit diesen Informationen<br />

wird in Invision definiert, an welchen Stellen<br />

Produkte in die Anlage eintreten, welchen Weg sie durch<br />

die Anlage nehmen und wo sie die Anlage verlassen.<br />

Auch das Fügen <strong>von</strong> Bauteilen zu einem Zusammenbau<br />

wird im Rahmen des Materialflusses definiert. Abschließend<br />

wird die Schnittstellendefinition zur Kopplung mit<br />

dem Logik-Modell eingelesen und mit den Signalen <strong>von</strong><br />

Materialfluss, Kinematik und Robotern verknüpft. Indem<br />

eine Bezeichnungssystematik durchgängig verwendet<br />

wird, erleichtert das diese Verknüpfung sehr; sie kann<br />

teilweise automatisch erfolgen.<br />

heitsprogramms, Handbetrieb, Automatikbetrieb, Sonderfunktionen<br />

und Störfälle.<br />

Bei diesen Tests bilden der Programmierer der Anlagensteuerung,<br />

der Roboterprogrammierer und der Bediener<br />

der virtuellen Anlage ein Team. Zu Beginn der Tests<br />

wird das SPS-Programm in die SPS geladen und die Roboterprogramme<br />

werden in die Software Invision eingelesen.<br />

Das SPS-Programm kann direkt in der Hardware-<br />

Steuerung eingespielt werden. Die Roboterprogramme,<br />

die neben den Bewegungsbefehlen mindestens auch die<br />

Verriegelungssignale enthalten sollten, müssen zunächst<br />

aus der nativen Roboter-Programmiersprache in ein neutrales<br />

Format übersetzt werden und werden <strong>von</strong> der Software<br />

Invision emuliert.<br />

Bild 1: Architektur einer<br />

realen Fertigungsanlage<br />

3.3 Testkopplung der Modellbestandteile<br />

Die beiden Teile des Modells sind nun bereit für eine erste<br />

Testkopplung. Im Rahmen dieser Kopplung werden die verschiedenen<br />

Ansteuersignale seitens des Logik-Modells und<br />

die Rückmeldesignale seitens des 3D-Modells überprüft. Die<br />

Verbindung des Logik-Modells mit der SPS erfolgt über die<br />

Busankopplung, die Verbindung zwischen Logik-Modell und<br />

3D-Modell wird über eine Ethernet-Verbindung hergestellt.<br />

Durch das manuelle Setzen (Forcen) definierter Signale auf<br />

Seiten des Logik-Modells lassen sich die Verfahrwege der<br />

Kinematiken testen und der Materialfluss durchspielen.<br />

Wenn auch die Testkopplung erfolgreich verläuft, so ist<br />

das Modell bereit, um eine virtuelle <strong>Inbetriebnahme</strong><br />

durchzuführen.<br />

Bild 2: Architektur einer virtuellen Anlage<br />

4. <strong>Virtuelle</strong> <strong>Inbetriebnahme</strong><br />

Die Durchführung der virtuellen <strong>Inbetriebnahme</strong> orientiert<br />

sich an der Vorgehensweise der realen <strong>Inbetriebnahme</strong>.<br />

Auch hier gliedern sich die Schritte in Test des Sicher-<br />

Bild 3: Aufbau des Anlagenmodells<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

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31


Hauptbeitrag<br />

Test <strong>von</strong> Hand- und Automatik-Betrieb<br />

Wie bei der Abnahme an der realen Anlage wird beim Test<br />

des Sicherheitsprogrammes jedes Sicherheitselement ausgelöst<br />

und anschließend überprüft, ob die in der Sicherheitsmatrix<br />

definierten Elemente in einen sicheren Zustand<br />

überführt wurden. Korrekturen kann der SPS-Programmierer<br />

direkt im Steuerungsprogramm vornehmen.<br />

Anschließend steuert der Steuerungsprogrammierer die<br />

einzelnen Komponenten in der Anlage über die Visualisierung<br />

an und verfährt sie zwischen den einzelnen Positionen.<br />

Dabei werden die Verfahrwege im 3D-Modell überprüft.<br />

Die Bewegungsrichtungen und Rückmeldungen aus<br />

den einzelnen Endlagen verarbeitet das Steuerungsprogramm.<br />

Bei diesem Test wird die Ansteuerung der einzelnen<br />

Komponenten durch das Steuerungsprogramm validiert.<br />

Daneben wird die Handverriegelung <strong>von</strong> Komponenten<br />

getestet. In manchen Fällen muss beim Verfahren der<br />

mechanischen Komponenten eine bestimmte Reihenfolge<br />

eingehalten werden, weil sich die Bewegungsräume der<br />

Komponenten überschneiden oder sich Komponenten in<br />

einem bestimmten Zustand im Bewegungsraum einer anderen<br />

Komponente befinden. In diesem Fall wird auch das<br />

Handverfahren <strong>von</strong> Komponenten verriegelt, um eine Kollision<br />

in jedem Fall auszuschließen.<br />

Sobald der Handbetrieb getestet ist, wird die Anlage<br />

Station für Station in den Automatikbetrieb versetzt. Dabei<br />

wird, beginnend an den Quellen des Materialflusses,<br />

der Automatikablauf eingeführt. Hierzu sind Optimierungen<br />

im Steuerungsprogramm und Roboterprogrammen,<br />

wie das Freigeben des Einfahrens in Stationen, das<br />

Setzen <strong>von</strong> Rückmeldungen durch den Roboter und Anpassungen<br />

im Ablauf, notwendig. Während sich die Änderungen<br />

im SPS-Programm an der Originalsoftware<br />

ohne großen Aufwand durchführen lassen, sind die Änderungen<br />

des Signalaustausches in den Roboterprogrammen<br />

zunächst in der Simulationsumgebung vorzunehmen<br />

und separat zu dokumentieren. Im Anschluss werden<br />

die Änderungen in den Originalroboterprogrammen<br />

nachvollzogen und die Programme über den Zwischenschritt<br />

der Konvertierung in das neutrale Format übersetzt<br />

und in die virtuelle Anlage eingelesen. Schritt für<br />

Schritt wird so Station für Station in Betrieb genommen,<br />

bis ein Fertigungsablauf für ein Bauteil ohne Eingriff<br />

durch den SPS-Programmierer oder den Roboterprogrammierer<br />

durch die virtuelle Anlage produziert wurde. Anschließend<br />

werden die Tests auf die Varianten der in der<br />

Anlage zu produzierenden Produkte ausgedehnt. Entsprechend<br />

der Spezifikation der Anlage werden auch die<br />

Wechsel zwischen den Produktvarianten erprobt.<br />

Test <strong>von</strong> Sonderfunktionen und Störszenarien<br />

Dem Test des Automatikbetriebs folgen die Tests der Sonderfunktionen.<br />

Hierzu zählen das Aus- und Einschleusen<br />

<strong>von</strong> Bauteilen. Ein besonderes Augenmerk gilt Anlagenzuständen,<br />

die nur nach einer größeren Anzahl an Zyklen herbeigeführt<br />

werden, wie zum Beispiel das Kappenfräsen bei<br />

Anlagen mit Punktschweißapplikationen. Der Vorteil der<br />

virtuellen <strong>Inbetriebnahme</strong>, dass eine unbegrenzte Anzahl<br />

<strong>von</strong> Bauteilen beliebiger Varianten verfügbar ist, hilft besonders<br />

beim Test <strong>von</strong> Sonderprogrammen, wie dem Vollfahren<br />

und Leerfahren der Anlage. Diese Tests können an der realen<br />

Anlage erst zu einem sehr späten Zeitpunkt durchgeführt<br />

werden, da die Bauteile in der Phase der <strong>Inbetriebnahme</strong> nur<br />

in begrenzter Anzahl zur Verfügung stehen.<br />

Sofern noch Zeit für weitere Tests zur Verfügung steht,<br />

lassen sich durch das Forcen <strong>von</strong> Signalen Störszenarien,<br />

wie Störungen <strong>von</strong> einzelnen Komponenten, einspielen,<br />

um die Robustheit des SPS-Programmes zu testen. Wie<br />

beschrieben, werden die Optimierungen und Fehlerbehebungen<br />

im Rahmen der virtuellen <strong>Inbetriebnahme</strong><br />

direkt durchgeführt. Wenn dies nicht möglich ist, weil<br />

Anpassungen auch Änderungen in der Hardware bedürfen<br />

oder weil es aus Zeitgründen nicht machbar ist, werden<br />

die noch durchzuführenden Maßnahmen dokumentiert<br />

und mit den betroffenen Gewerken besprochen.<br />

5. Einbindung in den Engineering-Prozess<br />

Im Gegensatz zu anderen Optimierungen im Engineering-<br />

Prozess werden durch die virtuelle <strong>Inbetriebnahme</strong> keine<br />

bisherigen Prozessschritte ersetzt oder modifiziert, sondern<br />

ein neuer Prozessschritt eingeführt. Trotzdem wirkt<br />

sie sich auf den restlichen Engineering-Prozess aus. Bereits<br />

zu einem frühen Zeitpunkt ist auszuwählen, an welchen<br />

Anlagen eine virtuelle <strong>Inbetriebnahme</strong> durchgeführt<br />

werden soll. Kriterien hierfür sind die Komplexität<br />

der Anlage, eine Verwendung für mehrere Varianten eines<br />

Bauteiles, zukünftige Planungen oder besondere Projektumstände.<br />

Ist eine Anlage ausgewählt, muss im Projektzeitplan<br />

die virtuelle <strong>Inbetriebnahme</strong> berücksichtigt und<br />

sichergestellt werden, dass sich die beteiligten Gewerke<br />

früher als im bisherigen Prozess detailliert abstimmen.<br />

Dies betrifft zum Beispiel den Steuerungs- und Roboterprogrammierer<br />

hinsichtlich der Signale zur Verriegelung<br />

der Roboter untereinander und mit anderen Komponenten<br />

der Anlage. Bisher erfolgte dieser Schritt erst kurz vor<br />

Beginn der realen <strong>Inbetriebnahme</strong>. Weiter ist es unabdingbar,<br />

dass die Eingangsdaten zum Aufbau der Modelle<br />

für die virtuelle <strong>Inbetriebnahme</strong> in einem konsistenten<br />

und aktuellen Stand vorliegen.<br />

Nach dem Aufbau des Modells sind Änderungen in<br />

der Ausführung der Anlage stets zu verfolgen und, sofern<br />

der Umfang größer ist, im Modell zu definierten Zeitpunkten<br />

nachzupflegen. Der Projektzeitplan kann so<br />

gestaltet werden, dass der SPS-Programmierer an der<br />

virtuellen <strong>Inbetriebnahme</strong> teilnimmt, bevor seine Anwesenheit<br />

auf der Baustelle erforderlich wird. Gegebenenfalls<br />

müssen hierzu das Prüfen der Elektroinstallation,<br />

Signaltest oder ähnliche Tätigkeiten bei Beginn der<br />

<strong>Inbetriebnahme</strong> an andere Personen delegiert werden.<br />

Allerdings müssen Personen, die erstmals an der virtuellen<br />

<strong>Inbetriebnahme</strong> teilnehmen, oft erst <strong>von</strong> ihrem<br />

Nutzen überzeugt werden. Dabei muss ihnen verdeutlicht<br />

werden, dass sich Mithilfe dieses Engineering-<br />

Schrittes der Aufwand bei der realen <strong>Inbetriebnahme</strong><br />

vermindert.<br />

Die Erkenntnisse aus der virtuellen <strong>Inbetriebnahme</strong><br />

müssen bei der realen <strong>Inbetriebnahme</strong> berücksichtigt<br />

werden. Hierzu zählen neben behobenen und offenen<br />

Mängeln auch Informationen über die durchgeführten<br />

Tests und deren Ergebnisse. Nach Abschluss der realen<br />

<strong>Inbetriebnahme</strong> sollte das Anlagenmodell auf den<br />

Stand der realen Anlage gebracht werden. Die verschiedenen<br />

Programme können dann wieder in die<br />

virtuelle <strong>Inbetriebnahme</strong>umgebung eingespielt werden<br />

und sollten zum gleichen Verhalten führen wie an<br />

der realen Anlage.<br />

Mit dem aktualisierten Modell steht dann ein wertvolles<br />

Werkzeug für weitere Integrationsprojekte zur Verfügung.<br />

Diese finden bei laufender Produktion statt. Die<br />

virtuelle <strong>Inbetriebnahme</strong> sorgt für vorgetestete Program-<br />

32<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2012


me, verkürzt damit Stillstandszeiten und entlastet das<br />

<strong>Inbetriebnahme</strong>personal.<br />

6. Erfahrungen<br />

Der erste Nutzen der virtuellen <strong>Inbetriebnahme</strong> tritt bereits<br />

vor dem eigentlichen Modellaufbau ein. Abstimmungen<br />

zwischen den verschiedenen Gewerken, die sonst oft<br />

erst während der realen <strong>Inbetriebnahme</strong> durchgeführt<br />

werden, finden zu einem früheren Zeitpunkt statt und<br />

machen Letztere dadurch besser planbar.<br />

Durch den Test der Sicherheitsprogramme am Modell<br />

wird erreicht, dass ein funktionierendes Sicherheitsprogramm<br />

zu einem frühen Zeitpunkt an der Anlage eingespielt<br />

werden kann. Durch den systematischen Vortest<br />

am virtuellen Modell wird die Abnahmezeit des Programms<br />

an der realen Anlage verkürzt.<br />

Der Test des Handbetriebs und der Automatikabläufe<br />

unterstützt bei kurzen Testzyklen und enger Zusammenarbeit<br />

<strong>von</strong> SPS-Programmierer und Roboterprogrammierer<br />

die Abstimmung und Weiterentwicklung der verschiedenen<br />

Programme.<br />

Besonders beim Test der Betriebsfunktionen, wie Vollfahren<br />

und Leerfahren der Anlage sowie der verschiedenen<br />

zu produzierenden Typen, bringt die virtuelle<br />

<strong>Inbetriebnahme</strong> entscheidende Vorteile, da eine beliebige<br />

Anzahl <strong>von</strong> Bauteilen verschiedener Varianten zur<br />

Verfügung steht. Eine Situation, die an der realen Anlage<br />

durch die Knappheit der ersten Prototypen- und Serienteile<br />

nicht gegeben ist. Macht sich dieser Nutzen<br />

bereits beim Aufbau <strong>von</strong> neuen Anlagen bemerkbar, sorgt<br />

die virtuelle <strong>Inbetriebnahme</strong> bei Integrationsprojekten<br />

in bestehende Anlagen für zusätzliche Sicherheit.<br />

Den beteiligten Personen müssen die Möglichkeiten<br />

und Grenzen der virtuellen <strong>Inbetriebnahme</strong> bekannt<br />

sein. Die Übertragbarkeit <strong>von</strong> Ergebnissen hängt stark<br />

<strong>von</strong> der Genauigkeit und der Aktualität des Modells ab.<br />

Die Beteiligten müssen das Modell als Möglichkeit für<br />

Tests akzeptieren und können damit die Arbeit auf der<br />

Baustelle auf die Punkte fokussieren, die an einer virtuellen<br />

Anlage nur begrenzt abbildbar sind.<br />

Eine weitere Erfahrung ist, dass die Einbettung des<br />

neuen Prozessschrittes virtuelle <strong>Inbetriebnahme</strong> in den<br />

Engineering-Prozess sehr wichtig ist. War es bisher möglich,<br />

die Engineering-Ergebnisse Schritt für Schritt an<br />

die reale Anlage zu liefern, gibt es jetzt mit dem Start der<br />

virtuellen <strong>Inbetriebnahme</strong> beziehungsweise mit dem<br />

Start des Modellaufbaus einen definierten Abgabezeitpunkt<br />

für den kompletten Umfang. Hierauf müssen sich<br />

die vorgelagerten Prozessen einstellen.<br />

7. Weitere Anwendungsfälle<br />

Eine virtuelle Anlage kann über die virtuelle <strong>Inbetriebnahme</strong><br />

hinaus noch in folgenden Tätigkeiten Anwendung<br />

finden, vorausgesetzt, es wird nach Abschluss der realen<br />

<strong>Inbetriebnahme</strong> aktualisiert:<br />

Fazit<br />

Schulung: In der Ausbildung <strong>von</strong> Anlagenführern<br />

und Instandhaltungspersonal liefert das Modell einen<br />

wertvollen Beitrag. Bisher konnte nur an stark reduzierten<br />

Anlagennachbildungen oder an der realen<br />

Anlage ausgebildet und geübt werden.<br />

Instandhaltung: Verbesserungen lassen sich an der<br />

virtuellen Anlage vorab testen und an der realen Anlage<br />

beobachtete Fehlerzustände zwecks Ursachenfindung<br />

und -behebung am Modell nachbilden.<br />

Test <strong>von</strong> Standardbausteinen: Standardbausteine<br />

können über verschiedene virtuelle Modelle umfangreicher<br />

vor der Freigabe getestet werden.<br />

Die virtuelle <strong>Inbetriebnahme</strong> leistet einen guten Beitrag zur<br />

Verkürzung einer <strong>Inbetriebnahme</strong> und zur Verringerung<br />

der mit ihr verbundenen Risiken. Zusätzlich werden durch<br />

die für die virtuelle <strong>Inbetriebnahme</strong> erforderliche frühzeitige<br />

Abstimmung zwischen den betroffenen Gewerken positive<br />

Effekte erzielt. Es ist jedoch nötig, weiter an der Integration<br />

der virtuellen <strong>Inbetriebnahme</strong> in die Prozesskette<br />

der Anlagenplanung und -realisierung zu arbeiten.<br />

Manuskripteingang<br />

29.12.2011<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

Referenzen<br />

Autor<br />

[1] Kiefer, J.: Mechatronikorientierte Planung automatisierter<br />

Fertigungszellen im Bereich Karosserierohbau,<br />

Schriftenreihe Produktionstechnik, Band 43,<br />

Universität des Saarlandes 2007<br />

[2] L. Hundt, A. Lüder, E. Estévez Estévez, Kiefer, J.:<br />

Engineering of manufacturing systems within engineering<br />

networks, 15th IEEE International Conference on Emerging<br />

Technologies and Factory Automation (ETFA 2010), Bilbao,<br />

Spain, September 2010, Proceedings-CD<br />

[3] Strube, M., Fay, A.; Truchat S., Figalist, H.:<br />

Modell gestützte Modernisierungsplanung. In:<br />

Zeitschrift <strong>atp</strong>-<strong>edition</strong>, 53 (7-8), S. 46-53, 2011<br />

[4] Drath, R. (Herausgeber): Datenaustausch in der<br />

Anlagenplanung mit AutomationML,<br />

Springer-Verlag 2010<br />

Dipl.-Ing. Björn Grimm (geb. 1977)<br />

studierte Elektrotechnik und Informationstechnik<br />

an der Universität<br />

Karlsruhe (TH). Seit 2004 arbeitet<br />

er bei der Daimler AG an der Einführung<br />

und Weiterentwicklung <strong>von</strong><br />

Engineering-Werkzeugen sowie neuen<br />

Produktionskonzepten.<br />

Mercedes-Benz Werk Sindelfingen,<br />

Produktionsplanung,<br />

Planung Presswerk, Karosseriebau, Lackierung,<br />

Automatisierungs- und Steuerungstechnik (PKL/AST),<br />

D-71059 Sindelfingen, Tel. +49 (0) 7031 908 20 56,<br />

E-Mail: bjoern.grimm@daimler.com<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2012<br />

33


hauptbeitrag<br />

Simulationsbasierte<br />

Steuerungsfunktionstests<br />

Generierung <strong>von</strong> Modellen aus PLS-Engineering-Systemen<br />

Das Testen des implementierten Steuerungscodes <strong>von</strong> Prozessleitsystemen (PLS) ist ein<br />

wichtiger Bestandteil des PLS-Engineering-Prozesses und Voraussetzung für eine zügige<br />

<strong>Inbetriebnahme</strong> und einen fehlerfreien Anlagenbetrieb. Mithilfe der Simulation des IO-<br />

Verhaltens der beteiligten Aktoren und Sensoren sowie – damit verbunden – des physikalischen<br />

Anlagenprozesses lassen sich diese Tests früher, schneller und umfassender<br />

durchführen. Dieser Beitrag diskutiert wesentliche Aspekte des effizienten simulationsbasierten<br />

Testens <strong>von</strong> Steuerungsprogrammen. Er stellt ein Simulationswerkzeug vor,<br />

welches die Simulationsmodellgenerierung auf Basis <strong>von</strong> Daten aus dem PLS-Engineering-<br />

Werkzeug semi-automatisiert ausführt. In einem Folgebeitrag [12] wird in Erweiterung zu<br />

der hier vorgestellten praxisorientierten Lösung ein Forschungsansatz beschrieben, mit<br />

dessen Hilfe sich Simulationsmodelle auf Basis <strong>von</strong> objektorientierten CAE-Planungsdaten<br />

vollautomatisch generieren lassen.<br />

SCHLAGWÖRTER Factory-Acceptance-Test / automatische Modellgenerierung / Simulation /<br />

MS Excel / PLS-Test-Engineering<br />

Simulation based control logic tests –<br />

Generating simulation models based on PCS Engineering Systems<br />

Testing the control code implemented in the Process Control System (PCS) is an important<br />

part of the PCS engineering process and a prerequisite for rapid commissioning and the<br />

correct functioning of the plant. With the aid of simulation of the IO behaviour of the<br />

relevant sensors and actuators as well as the physical process, these tests can be carried<br />

out earlier, quicker and more comprehensively. In this article, essential aspects of an efficient<br />

simulation-based testing of control programs are discussed. A simulation tool is<br />

presented which is able to generate the simulation model semi-automatically on the basis<br />

of PCS engineering tool data. In a related article, a research approach will be presented<br />

with which simulation models based on object oriented CAE data can be generated fullyautomatically.<br />

KEYWORDS Factory acceptance Test / automated model generation / simulation /<br />

MS Excel / PCS test engineering<br />

34<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2012


Jürgen Greifeneder, Peter Weber, Mike Barth, ABB Forschungszentrum<br />

Alexander Fay, Helmut-Schmidt-Universität<br />

Angelehnt an Testprozeduren <strong>von</strong> Software-Applikationen<br />

beinhaltet das Engineering eines<br />

Prozessleitsystems mehrere Prüfschritte. Je<br />

nach Fortschritt bei der Implementierung der<br />

Leitsystemfunktionen werden Grenzwerte für<br />

Alarme und Meldungen, Verriegelungen, Schrittketten<br />

sowie Wirkrichtungen <strong>von</strong> Reglern daraufhin überprüft,<br />

ob sie den Spezifikationen entsprechen. Die Ingenieure<br />

stehen hierbei vor der Herausforderung, dass die für den<br />

Factory-Acceptance-Test (FAT) zur Verfügung stehende<br />

Zeit immer kürzer wird – Reduzierung der Gesamtprojektdauer<br />

seit 1970: 25 % [1]. Die Anzahl und Komplexität<br />

der durchzuführenden Tests hat dagegen aufgrund des<br />

zunehmenden Funktionsumfangs der Automatisierung<br />

stetig zugenommen. Die Frage ist, ob sich Vorbereitung<br />

und Durchführung dieser Tests durch den Einsatz <strong>von</strong><br />

Simulationsmodellen effizienter gestalten oder zumindest<br />

teilweise in frühere Projektphasen verlagern lassen.<br />

Die als Inhouse-Tests bezeichneten Prüfungen des<br />

Steuerungscodes beinhalten Funktions-, Integrationstest<br />

und den FAT und werden beim PLS-Systemintegrator<br />

durchgeführt, bevor das fertig konfigurierte und programmierte<br />

PLS an den Kunden ausgeliefert wird. Die<br />

Reihenfolge ist dabei nicht streng sequenzieller Natur<br />

sondern zeichnet sich durch zeitliche Überlappungen<br />

und Iterationen [2, 3] aus:<br />

Im funktionalen Anlagentest (Funktionstest) werden<br />

die Steuerungslogik und die Bedien- und Beobachtungsfunktionen<br />

überprüft. Da in vielen Fällen vorgetestete<br />

Bibliotheksbausteine (Typicals) und Bediendialoge<br />

(Faceplates) eingesetzt werden, kann der<br />

Funktionstest auf die Bereiche Verschaltung <strong>von</strong><br />

Funktionsbausteinen, Parametrierung (zum Beispiel<br />

Grenzwerte), Verriegelungen, Schrittketten, Bediendialog<br />

HMI-Ankopplung und Protokollierung konzentriert<br />

werden.<br />

Der Integrationstest befasst sich mit den im Leitsystem<br />

angelegten Systemfunktionen wie Netzwerkverbindungen,<br />

Zugriffsberechtigungen, Gerät-Logik-<br />

Verknüpfungen (connectivity), Reaktion auf Fehlverhalten<br />

(zum Beispiel E/A-Kartenausfall), Systemalarmen,<br />

Zeitsynchronisation, Speicherverbrauch und<br />

CPU-Auslastung.<br />

Der FAT beinhaltet systemintegrative und funktionale<br />

Aspekte und wird in den meisten Fällen im Beisein<br />

des Kunden durchgeführt. Der Abschlussbericht<br />

wird <strong>von</strong> den Beteiligten abgezeichnet. Er gilt zusammen<br />

mit der anschließenden Überführung des Prozessleitsystems<br />

auf die Baustelle als Abschluss der<br />

Inhouse-Engineering-Tätigkeiten.<br />

In diesem Beitrag werden jene Teile der funktionalen und<br />

Abnahme-Tests behandelt, bei denen die reale Hardware<br />

durch emulierte Komponenten ersetzt werden kann [4].<br />

Auf Basis dessen fokussieren die Autoren folgende Testaufgaben:<br />

Verriegelungslogiken, zum Beispiel das Aktivieren<br />

eines Sekundärkreislaufes bei Trockenlauf einer<br />

Pumpe<br />

Schrittketten, beispielsweise die Überprüfung korrekter<br />

Schaltbedingungen<br />

Ein-/Ausgabeverhalten, wie die korrekt konfigurierte<br />

Wirkrichtung <strong>von</strong> Reglerbausteinen<br />

Die Überprüfung der implementierten Grafiken <strong>von</strong><br />

Bediendialogen und Alarmen. Hierbei wird getestet,<br />

ob die Lesbarkeit gegeben ist, die korrekte Farbwahl<br />

getroffen wurde, die Sensor- und Stellwerte in der<br />

korrekten Einheit, Genauigkeit und Darstellungsvariante<br />

(wie Trend, Säule, Digitalanzeige) angezeigt<br />

werden.<br />

Der Vollständigkeit halber muss auch die Überprüfung<br />

der eingesetzten Bibliotheken genannt werden. Diese<br />

wird dann relevant, wenn projektübergreifend eingesetzte<br />

Funktionsbausteine auf die Anforderungen eines konkreten<br />

Projektes abgestimmt wurden. Der Stand der Technik<br />

beim Testen wird durch das manuelle Aufschalten<br />

<strong>von</strong> Signalen (Signalwertaufschaltung) dominiert. Im<br />

Unterschied zu früheren Vorgehensweisen, bei denen mit<br />

Schaltern und Potenziometern gearbeitet wurde, wird die<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2012<br />

35


Hauptbeitrag<br />

Setzen<br />

Variablenwerte<br />

Verändern<br />

Parameter<br />

E_ACS350<br />

(Simulierte) Hardware<br />

Funktionsobjekt<br />

Objekte im Leitsystem<br />

Zugehörige Hardware<br />

Signalwertaufschaltung (Signal Forcing) heute durch<br />

Softwareprogramme unterstützt. Dieses softwaregestützte<br />

Vorgehen bildet eine erste native Form <strong>von</strong> simulationsbasierten<br />

Testverfahren.<br />

1. Simulationsbasierte Testverfahren<br />

Leitsystem<br />

Bild 1: Objektweises Testen, im Beispiel für ein Drive (ACS350),<br />

das eine Pumpe ansteuert<br />

Die zuvor erläuterten Funktions- und Abnahme-Tests betreffen<br />

Steuerungsaspekte, welche durch die Verhaltensmodellierung<br />

einzelner Anlagenobjekte getestet werden<br />

können, und Funktionen, für deren Test mehrere Anlagenobjekte<br />

sowie deren Abhängigkeiten simuliert werden<br />

müssen. Letzteres betrifft vor allem die Tests <strong>von</strong> Verriegelungen,<br />

Ablaufsteuerungen und Wirkrichtungen <strong>von</strong><br />

Reglern. Um das zu erläutern, werden im Folgenden die<br />

Vorgehensweisen objektweises Testen und Testen mit Prozessmodellen<br />

eingeführt.<br />

Als objektweises Testen wird die aus der klassischen<br />

Signalwertaufschaltung stammende Simulation eines<br />

einzelnen Objektes beziehungsweise die damit einhergehende<br />

Prüfung einer Leitsystemfunktion definiert. Bei<br />

einem solchen Objekt kann es sich um einen Aktor (zum<br />

Beispiel Pumpe) oder einen Sensor (beispielsweise Füllstandsensor)<br />

handeln. Beim Test wird das korrekte Zusammenwirken<br />

<strong>von</strong> Anlagenobjekt und Leitsystemfunktion<br />

überprüft. Im einzelnen Projekt werden die gemäß<br />

der Spezifikation eingestellten Grenzwerte (wie Laufzeit-<br />

Eingangssignale<br />

Simulationswerkzeug<br />

Ausgangssignale<br />

Visualisieren<br />

Steuerungssignale<br />

Rückmeldesignale<br />

Füllstands-<br />

Sensor<br />

LT<br />

Füllstands-<br />

Regelung<br />

LIC<br />

Ventil<br />

FV<br />

Pumpe<br />

EU<br />

!<br />

Interlock-<br />

Logik!<br />

!<br />

Durchfluß-<br />

Regelung<br />

Mit der Entwicklung <strong>von</strong> Werkzeugen wie Matlab/Simulink<br />

(Mathworks), welche Simulation auch außerhalb einer<br />

hoch spezialisierten Forschung ermöglichen, lassen sich<br />

die dabei entstehenden Vorteile für das Tagesgeschäft der<br />

Ingenieure nutzen [5, 6]. Hieraus hervorgegangen sind<br />

kommerzielle PLS-Test-Werkzeuge wie 800xA Simulator<br />

(ABB), Simit (Siemens), WinMod (Mewes) und Virtuos<br />

FIC<br />

Durchfluß-<br />

Sensor<br />

Bild 2: Darstellung des funktionalen Zusammenhangs zwischen<br />

einzelnen Anlagenobjekten<br />

FT<br />

(ISG), welche als eigenständige Software oder als weiteres<br />

Modul für ihre jeweilige PLS-Engineering-Umgebung erhältlich<br />

sind. Je nach deren Anbindung an die emulierte<br />

(Soft-SPS) oder real vorhandene Steuerung wird zwischen<br />

den Testarten Systemsimulation und Hardware-in-the-<br />

Loop (HIL) [7] unterschieden. Bei der Systemsimulation<br />

[8] werden der zu steuernde Prozess und die Steuerungs-<br />

Hardware simuliert (ausschließliche Simulation). Die Systemsimulation<br />

eignet sich insbesondere für schnell umzusetzende<br />

Untersuchungen zu Beginn eines Projekts. Sie<br />

erlaubt es, falsche Lösungsansätze frühzeitig auszuschließen<br />

oder verschiedene Lösungsansätze bezüglich ihrer<br />

jeweiligen Performanz miteinander zu vergleichen. Hierbei<br />

liegt der Controller in der Regel in emulierter Form,<br />

das heißt als Soft-SPS, vor. Das Anlagenmodell kann dabei<br />

in einer externen Simulationsumgebung modelliert und<br />

zum Beispiel über OPC an die Soft-SPS angeschlossen<br />

werden als auch im Controller selbst aufgebaut sein [10].<br />

Eine Variante der Systemsimulation für das PLS-Test-<br />

Engineering bilden im Controller implementierte Modelle.<br />

Diese sind in den zu Typicals zusammengefassten Funktionsbausteinen<br />

implementiert und damit Bestandteil des<br />

Steuerungscodes. Dem sich ergebenden Vorteil in Bezug<br />

auf das Wegfallen eines zusätzlichen Simulationswerkzeuges<br />

steht der Nachteil gegenüber, dass die Simulationsmodelle<br />

nach dem Test deaktiviert werden. Dies bedeutet<br />

eine nachträgliche Änderung des Steuerungscodes nach<br />

erfolgtem Test, wobei die Auswirkungen nicht vollständig<br />

absehbar sind. Zwar ist auch hier eine rückwirkungsfreie<br />

Alternative möglich, zum Beispiel durch den Einsatz eines<br />

zweiten Controllers, doch diese ist gleichzusetzen mit dem<br />

Einsatz eines externen Simulationswerkzeuges.<br />

Das Testen durch HIL-Simulation (Hardware-In-The-<br />

Loop) hat für den Systemintegrator größere Bedeutung. Die<br />

zu liefernde, bereits erstellte PLS-Infrastruktur wird mit<br />

einem Simulations-Modell des zu steuernden Prozesses<br />

gekoppelt. Bei der HIL-Simulation lässt sich der Simulationsrechner<br />

zum Beispiel als simulierte Remote-IO Komponente<br />

über Feldbus mit dem realen Controller verbinden.<br />

2. Objekt- und Prozessmodelle<br />

36<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2012


parameter, HHH/HH/H-Alarmwerte) getestet. Das objektweise<br />

Testen beinhaltet des Weiteren Syntaxprüfungen,<br />

die Überprüfung <strong>von</strong> Variablenzuweisungen und Reaktionsprüfungen.<br />

Letztere könnte die Farbänderung einer<br />

Anzeige bei Änderung eines Variablenwertes oder die<br />

Erfüllung einer Schaltbedingung sein.<br />

Als Prozesssignale <strong>von</strong> den simulierten Anlagenobjekten<br />

werden Konstanten, Sprungfunktionen (binäre Sensorwerte)<br />

oder zeitabhängige Eingangssignale (zum Beispiel<br />

Rampen als Teil einer Regelfunktion TIC (Temperature<br />

Indication and Control) modelliert. So wird beispielsweise<br />

das binäre Rückmeldesignal eines<br />

geschlossenen Ventils (GO-) simuliert, nachdem es ein<br />

Aktorsignal aus der Steuerung erhalten hat. Dies veranschaulicht<br />

Bild 1, in welchem die Leitsystemfunktion<br />

Rückmeldesignale vom simulierten Objekt empfängt,<br />

nachdem sie zuvor ein Steuersignal an das simulierte<br />

Objekt gesendet hat. Hierbei kann zusätzlich die Weitergabe<br />

<strong>von</strong> Signalen der Leitsystemfunktion an eine Visualisierung<br />

getestet werden. Die an das simulierte Objekt<br />

gesendeten beziehungsweise empfangenen Signale kann<br />

der Testingenieur jederzeit durch eigene Eingangswerte<br />

(zum Beispiel direkt am Funktionsbaustein im Leitsystem<br />

oder Simulationswerkzeug) überschreiben.<br />

Anders als das optionale Aufschalten <strong>von</strong> Fehlerwerten<br />

erfordert das Testen <strong>von</strong> Verriegelungen, Schrittketten<br />

oder Folgealarmen zwingend manuelle und zeitlich abgestimmte<br />

Eingriffe des Testingenieurs (beziehungsweise<br />

die Aktivierung <strong>von</strong> definierbaren Testsequenzen).<br />

Zum Beispiel muss für das Testen einer Befüllungssequenz<br />

eines Mischbehälters der Materialfluss (bei Einsatz<br />

eines Durchflussmessers), mindestens aber ein ansteigender<br />

Füllstand im Behälter simuliert werden, um die Transitionsbedingung<br />

„Behälter voll“ zu aktivieren.<br />

Auch für den Test <strong>von</strong> Verriegelungen bietet sich die<br />

Simulation der Material- und Energieströme in der Produktionsanlage<br />

an, da diese (hinsichtlich Kausalität und<br />

zeitlicher Folge) korrekte Signalsequenzen der beteiligten<br />

Sensoren, Aktoren und sonstigen Anlagenelemente<br />

(zum Beispiel Behälter) generieren kann Testen mit<br />

Prozessmodellen. Ein solches Szenario wird in Bild 2<br />

dargestellt: Obwohl im PLS lediglich Funktionsbausteine<br />

zur Ansteuerung der Anlagenelemente konfiguriert<br />

sind, ist deren physikalische Interaktion elementar, da<br />

beispielsweise getestet werden muss, ob ein Unterschreiten<br />

eines kritischen Füllstandes im Behälter zum Schließen<br />

des Abflussventils und in Folge dessen auch zur<br />

Abschaltung der Pumpe (Verriegelung) führt. Wenn es<br />

sich um eine Antriebsschaltung handelt, ist zu klären,<br />

ob ein Überschreiten der kritischen Drehzahl oder des<br />

zulässigen Stromes eine Notabschaltung auslöst.<br />

Das Arbeiten mit Prozessmodellen setzt jedoch deren<br />

Generierung voraus. Wie in Abschnitt 1 erläutert, ist dies<br />

eine Tätigkeit, welche bislang überwiegend manuell vom<br />

Testingenieur durchgeführt werden muss. Dieser Aufwand<br />

ist, einhergehend mit dem bestehenden Zeit- und<br />

Kostendruck im PLS-Engineering, ein wesentlicher Grund<br />

dafür, weshalb sich der Einsatz <strong>von</strong> Prozessmodellen für<br />

den Steuerungscodetest bislang nicht durchsetzen konnte<br />

[9]. In den folgenden Abschnitten werden eine Methodik<br />

sowie das Werkzeug vorgestellt, mit dessen Hilfe sich<br />

der manuelle Aufwand signifikant, unter Beachtung der<br />

praktischen Umsetzbarkeit, reduzieren lässt.<br />

3. Eine MS Excel-basierte PLS-Testumgebung<br />

Im Zuge der Diskussion um die sinnvolle Integration <strong>von</strong><br />

XML-basierten Datenaustauschformaten werden in den<br />

PLS-Engineering-Systemen zunehmend XML-Exportund<br />

Import-Möglichkeiten integriert. Ein Beispiel ist das<br />

proprietäre SimaticML-Format des SimaticManager <strong>von</strong><br />

Siemens. Mit CAEX ist ein offenes Datenaustauschformat<br />

in das Engineering-System des Leitsystems 800xA (ABB)<br />

integriert worden. Beide Beispiele sind jedoch noch als<br />

Einzelfälle zu betrachten.<br />

Dagegen wird in [11] darauf hingewiesen, dass das Tabellenkalkulationswerkzeug<br />

Microsoft Excel (im Folgenden<br />

Excel genannt) als einziges Werkzeug durchgehend<br />

<strong>von</strong> den PLS-Engineering-Systemen unterstützt wird<br />

und somit quasi einem Standardwerkzeug im PLS-Engineering<br />

entspricht. Die verbreitete Anwendung <strong>von</strong> Excel<br />

wird durch die Arbeiten des Namur-Arbeitskreises 1.10<br />

bestätigt, in denen eine Vereinheitlichung <strong>von</strong> herstellerspezifischen<br />

Signallisten angestrebt wird. Diese werden<br />

bislang standardmäßig in Form einer Excel-Tabelle<br />

umgesetzt. Des Weiteren werden Excel-Tabellen unter<br />

anderem für die massenhafte Parametrisierung (Bulk-<br />

Data-Engineering) <strong>von</strong> Signalen oder die Einrichtung<br />

einer OPC-Kommunikation verwendet. Hierbei lassen<br />

sich die Kopier- und die Auto-Vervollständigungs-Funktionalitäten<br />

(DigitalInput_1; DigitalInput_2; Digital<br />

Input_x….) <strong>von</strong> Excel sinnvoll einsetzen. Einer der entscheidenden<br />

Gründe, Excel im PLS-Engineering zu verwenden,<br />

hängt damit zusammen, dass Excel auf nahezu<br />

jedem PC-Arbeitsplatz vorinstalliert und dadurch jedem<br />

Ingenieur zugänglich und geläufig ist.<br />

Auf dieser Argumentation basierend können lizenzrechtliche<br />

und schulungstechnische Nachteile im Zusammenhang<br />

mit dem Einsatz <strong>von</strong> kommerziellen Simulationsumgebungen<br />

durch den Einsatz <strong>von</strong> Excel als<br />

Simulationswerkzeug aufgehoben werden. Zusätzlich<br />

werden die bestehenden Ex- und Importschnittstellen<br />

mit PLS-Engineering-Werkzeugen sinnvoll verwendet.<br />

Wie in Abschnitt 1 erläutert, erfolgt die Generierung <strong>von</strong><br />

Simulationsmodellen bislang überwiegend manuell.<br />

Eine mit mehreren Projektingenieuren aus unterschiedlichen<br />

Anwendungsbereichen der Prozessleittechnik<br />

(PLT) durchgeführte Analyse [10] ergab, dass die Verwendung<br />

<strong>von</strong> Simulationswerkzeugen zum Test des PLS<br />

in größerem Umfang primär am zusätzlichen, vor allem<br />

für die Modellerstellung notwendigen Zeitaufwand<br />

scheitert. Dementsprechend wird ein solches Werkzeug<br />

nur dann akzeptiert, wenn es möglich ist, den projektierten<br />

Steuerungscode sowie alle zugehörigen Bedienkomponenten<br />

unverändert und ohne zusätzliche Instrumentierung<br />

in einer virtuellen Umgebung zu testen und<br />

das Simulationsmodell, das die physikalische Anlage<br />

modelliert, weitestgehend automatisiert zu generieren.<br />

3.1 Modellierung der Anlagenobjekte in Excel<br />

Mit Hilfe <strong>von</strong> Excel werden zellbasierte Integratoren miteinander<br />

verknüpft. Dabei beinhaltet Excel das Programmierwerkzeug<br />

VBA (Visual Basic for Applications) als<br />

Zusatzmodul. Aus VBA heraus kann auf einzelne Zellwerte<br />

zugegriffen werden. Diese Werte lassen sich auf<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2012<br />

37


Hauptbeitrag<br />

dem VBA-Code basierend manipulieren und wieder zurück<br />

in die Ausgangszelle beziehungsweise beliebige weitere<br />

Zellen schreiben. Für die Anwendung <strong>von</strong> Excel als<br />

Simulationsumgebung ergeben sich zwei Anwendungsmöglichkeiten<br />

für VBA:<br />

1 | die Berechnung <strong>von</strong> Zellwerten und damit die direkte<br />

Umsetzung <strong>von</strong> Simulationsmodellen in VBA<br />

2 | die Manipulation <strong>von</strong> Zellwerten und -beziehungen,<br />

wodurch ein auf VBA basierender Modellgenerator<br />

implementiert werden kann<br />

Der Zugriff auf einen Zellwert aus VBA heraus gestaltet<br />

sich in Kombination mit dessen anschließender Verarbeitung<br />

vergleichsweise CPU-ressourcenintensiv. Deshalb<br />

werden die Formeln direkt als Zellbeziehungen implementiert<br />

und im Zuge der Modellgenerierung offline<br />

durch VBA manipuliert. Der Einsatz <strong>von</strong> VBA bietet sich<br />

jedoch an, wenn – zusätzlich zu den Grundfunktionen<br />

– komplexe, automatisch auszuführende Testszenarien<br />

zu implementieren sind.<br />

Bei der Implementierung <strong>von</strong> Modellen in Excel muss<br />

zwischen Parametern und Variablen unterschieden werden.<br />

Ein Beispiel: der Füllstand eines Behälters zu Beginn<br />

der Simulation. Dessen Startwert wird als Parameter und<br />

dessen Zeitwert als Variable festgelegt. Als Integrationsverfahren<br />

wurde das explizite Euler-Cauchy implementiert.<br />

Hierbei wird die Änderung (dV) des aktuellen Zeitwertes<br />

innerhalb eines definierten Zeitschrittes (dt) ermittelt.<br />

Diese Änderungen werden integriert und für jedes<br />

Zeitintervall einmal berechnet. Um den entstehenden<br />

Zirkularbeziehungen (Zellen referenzieren sich selbst<br />

V=V+dV) zu entgehen, muss die Anzahl der iterativen<br />

Berechnungsschritte vorab manuell festgelegt werden.<br />

Die Umsetzung der zellbasierten Integratoren in Excel<br />

wird anhand des in Bild 3 dargestellten Behältermodells<br />

erläutert. Im Fokus steht dabei die Berechnung der Masse<br />

im Behälter, die sich als zeitliches Integral der Differenz<br />

<strong>von</strong> Zulaufmassenstrom (dm_in) und Ablaufmassenstrom<br />

(dm_out) ergibt. Zur Erklärung ist in Bild 3<br />

(unten) die Berechnung des Zellwertes dm_out dargestellt.<br />

Dabei werden die Eingangsgrößen h (= aktueller<br />

Füllstand im Behälter) und p B (= Druck auf Flüssigkeit<br />

im Behälter) als Ergebnis der Wurzelrechnung („sqrt“)<br />

in die Strömungsgeschwindigkeit am Behälterausgang<br />

umgerechnet. Anschließend wird hieraus der Massenstrom<br />

dm_out durch die Multiplikation mit den Parametern<br />

Dichte und der Querschnittsfläche der Rohrleitung<br />

A berechnet. Dabei wird der in Form der signalflussbasierten<br />

Modellierung dargestellte Formelzusammenhang<br />

komplett in einer Zelle implementiert.<br />

3.2 Generierung der Simulationsmodelle<br />

Für den Aufbau <strong>von</strong> Test-Simulationsmodellen stehen<br />

den Ingenieuren dieselben Daten zur Verfügung, wie sie<br />

für die Konfiguration des PLS verwendet werden, nämlich<br />

CAE-Dokumente – insbesondere R&I-Fließbilder, Signallisten,<br />

Stellenpläne, Funktionspläne – sowie Spezifikationen<br />

des gewünschten und gegebenenfalls auch des unerwünschten<br />

Systemverhaltens. Letztere dienen als<br />

Grundlage, um Testfälle für den FAT abzuleiten. Der für<br />

ein Simulationsmodell notwendige Aufbau der Anlage<br />

lässt sich hieraus nicht ableiten.<br />

Als Basis für die Generierung der Simulationsmodelle<br />

stehen daher die genannten CAE-Planungsdokumente<br />

sowie die daraus entstehende Implementierung im Engineering-Werkzeug<br />

des Leitsystems zur Verfügung. Für<br />

eine semi-automatische Generierung des Simulationsmodells<br />

sind jedoch rechnerauswertbare Quelldaten nötig.<br />

Somit lassen sich Papier-Zeichnungen beziehungsweise<br />

in Textform vorhandene Spezifikationen nicht verwenden.<br />

Zwar werden, wie in Abschnitt 2 erläutert, erstmals<br />

Datenaustauschformate zur Übertragung <strong>von</strong> Planungsdaten<br />

aus CAE-Systemen implementiert, diese spiegeln<br />

jedoch noch nicht den Stand der Technik wider. In dieser<br />

Arbeit werden dahingehend die Möglichkeiten untersucht<br />

und ausgeschöpft, das PLS-Engineering-Werkzeug als Datenquelle<br />

für die Modellerstellung zu nutzen. In diesem<br />

sind die Automatisierungsfunktionen inklusive der Prozessankopplung<br />

bereits konfiguriert. Auf Basis dieser<br />

Informationen können diejenigen Anlagenobjekte identifiziert<br />

werden, deren Verhalten simuliert werden soll.<br />

Die Generierung wird anhand der in Bild 4 dargestellten,<br />

aus einem 3-Tank-Kreisprozess bestehenden, Anlage<br />

erläutert.<br />

Zur Implementierung einer semi-automatischen Modellgenerierung<br />

sowie einer Signalrangierung ist es erforderlich,<br />

zu wissen, welche Anlagenobjekte in Form <strong>von</strong> PLS-<br />

Funktionen vorhanden sind. Unterstützt das verwendete<br />

PLS-Engineering-System den direkten Datenaustausch mit<br />

Excel, so lassen sich, wie in Bild 5 am Beispiel 800xA gezeigt,<br />

die projektierten PLS-Funktionen auswählen und<br />

samt ihrer Attribute und Signalinformationen importieren.<br />

Bild 5 zeigt die in Bild 4 dargestellte Anlage aus Sicht<br />

des Prozessleitsystems. Hier sind ausschließlich die informationsgebenden<br />

und -empfangenden Objekte sichtbar.<br />

Diese sind in der Regel als Typicals im Engineering-<br />

System des PLS instanziiert. Am Beispiel der Funktion<br />

E001 entspricht dies einem Motorbaustein für eine Pumpe<br />

(EU_FC). Die Behälter (B001-B003) sind als automatisierungstechnisch<br />

passive Objekte nicht im PLS-Engineering-System<br />

instanziiert. Es ist jedoch möglich, diese<br />

passiven Objekte dennoch automatisch zu instanziieren,<br />

indem auf Basis <strong>von</strong> Sensorfunktionen (zum Beispiel Level<br />

– L001) oder aufgrund des sich ergebenden Materialflussnetzes<br />

auf deren Vorhandensein geschlossen wird.<br />

Jeder in der Bibliothek des PLS-Engineering-Werkzeuges<br />

enthaltenen Funktion wird ein entsprechendes Simulationsobjekt<br />

zugeordnet, beispielsweise der PLS-Funktion<br />

Flow Control (FC) das Simulationsobjekt regelbares<br />

Durchflussventil. Ein solches – in Excel in einer einzigen<br />

Zeile repräsentiertes – Simulationsobjekt verfügt über<br />

Informationen zur Simulation des dynamischen Verhaltens,<br />

zu den zu berücksichtigenden IO-Signalen, zu auftretenden<br />

Störeinflüssen und zum physikalischen Verhalten,<br />

welches für die Berechnung der über dieses Objekt<br />

abgewickelten Material- und Energieströme wichtig<br />

ist. Die Verknüpfung der PLC-IO-Variablen mit den Simulationsvariablen<br />

(beziehungsweise Spalten im Excel-<br />

Sheet) geschieht automatisch auf Basis einer Tabelle,<br />

welche zum Beispiel für das Signal E001_OUT der Pumpe<br />

E001 eine Verknüpfung mit der Spalte iON vorsieht.<br />

Alle bisher beschriebenen Simulationsobjekte können<br />

automatisch instanziiert werden. Für eine vollstän-<br />

38<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2012


Ablauf Zulau Masse im Behälter<br />

dm_out dm_in M<br />

0,7 0,5 2100,67<br />

Bild 3:<br />

Umsetzung der Excel-<br />

Zellmodellierung [9]<br />

Zeitwertänderung<br />

ṁ out<br />

ṁ<br />

in<br />

- +<br />

Integrator<br />

1<br />

s<br />

Pb<br />

2<br />

9,81<br />

g [m/s²]<br />

+ +<br />

sqrt<br />

1000<br />

ρ [kg/m³]<br />

0,1<br />

A [m²]<br />

h<br />

1/1000<br />

1/ρ<br />

1/[kg/m³]<br />

Parameter<br />

Parameter<br />

Bild 4:<br />

Beispiel einer<br />

Umsetzungsanlage<br />

Bild 6: Materialflussdefinition<br />

Bild 5: Import der<br />

PLS-Funktionen in MS Excel<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2012<br />

39


Hauptbeitrag<br />

dige Modellgenerierung fehlt jedoch die Definition der<br />

Material- und Informationsverbindungen. Aufgrund<br />

dessen lässt sich die PLS-basierte Modellgenerierung<br />

nicht vollständig automatisieren. Je nachdem, in welchem<br />

Umfang die Objektverbindungen manuell nachgearbeitet<br />

wurden, können nun entweder einzelne Objekte<br />

simuliert oder das physikalische Prozessmodell<br />

generiert und simuliert werden. Dies wird in Bild 6<br />

dargestellt, in dem das Ventil Y003 als Nachfolgeobjekt<br />

<strong>von</strong> Behälter B003 definiert ist.<br />

Die Simulationsobjekte der Prozess-Sensorik und -Aktorik<br />

inklusive der Material- und Wärmeströme werden<br />

in einer benutzerdefinierbaren Bibliothek bereitgestellt<br />

und müssen im Wesentlichen folgende Aspekte berücksichtigen:<br />

Kalkulation der Prozesswerte, wie zum Beispiel<br />

Durchfluss oder Flüssigkeitsniveau<br />

Berechnung der Materialflüsse in einem verzweigten<br />

Flussnetzwerk sowie die Ermittlung der Energieflüsse<br />

im Falle <strong>von</strong> Temperaturregelungen<br />

Verarbeitung <strong>von</strong> Ausgangssignalen des Steuerungsprogramms,<br />

wie Ventilstellung oder das Einschalten<br />

einer Pumpe<br />

Generieren <strong>von</strong> Feedback-Signalen, zum Beispiel<br />

„Pumpe läuft“ oder die Stromaufnahme eines Motors<br />

Der Datenaustausch zwischen Simulationswerkzeug,<br />

Bedienoberfläche und Engineering-System funktioniert<br />

über einen OPC-Server, welcher es erlaubt, Zugriffsprioritäten<br />

zu setzen. Im Unterschied zur realen IO-Rangierung<br />

wird das Simulationsmodell also nicht über die<br />

Ein- und Ausgänge der IO-Module, sondern direkt mit<br />

den internen Variablen (Signalen) verbunden. Diese Art<br />

des Datenaustausches zwischen Simulationswerkzeug<br />

und Steuerung erleichtert zwar die Initialisierung der<br />

Kommunikation – lediglich die OPC-Variablen und OPC-<br />

Server müssen konfiguriert werden – allerdings können<br />

hierbei keine Fehler in der IO-Rangierung identifiziert<br />

werden. Gerade bei der automatischen Initialisierung der<br />

Kommunikation erweist sich das PLS-Engineering-System<br />

als wertvolle Datenquelle für die Modellgenerierung.<br />

Hierbei lässt sich automatisch ein direkter Bezug zwischen<br />

Simulationsobjekten und deren Ein- und Ausgangssignalen<br />

zu den PLS-Variablen herstellen.<br />

Der für den Einsatz des Excel-Simulators erforderliche<br />

Ressourcenbedarf wurde lediglich empirisch anhand<br />

<strong>von</strong> Pilotprojekten bestimmt. Demnach ist Echtzeitfähigkeit<br />

bei einer Zeitschrittweite <strong>von</strong> 100 Millisekunden<br />

erreichbar. Es wurden mittelgroße Systeme mit bis zu<br />

5000 I/Os getestet, wobei sich eine Abhängigkeit der<br />

Performance <strong>von</strong> der I/O-Anzahl nicht feststellen ließ.<br />

Ein RAM-Überlauf oder ähnliche Probleme <strong>von</strong> Stan-<br />

referenzen<br />

Autoren<br />

[1] Rodies, H.-J.: Planungswerkzeuge aus Sicht des Anlagenbaus. In: Automatisierungstechnische<br />

Praxis – <strong>atp</strong> 44, Heft 1/2002, S. 40-44<br />

[2] IEC 62381: Automation systems in the process industry –Factory acceptance<br />

test (FAT), site acceptance test (SAT), and site integration test (SIT), 2006<br />

[3] IEC 62337: Commissioning of electrical, instrumentation and control systems<br />

in the process industry, 2006<br />

[4] Hoernicke, M.; Greifeneder, J.: <strong>Virtuelle</strong>s Emulatoren Framework: Konzept zur<br />

domänenübergreifenden Integration heterogener Emulatoren, eingereicht<br />

<strong>atp</strong>-<strong>edition</strong>, 2012<br />

[5] Drath, R.; Weber, P.; Mauser, N.: <strong>Virtuelle</strong> <strong>Inbetriebnahme</strong> – ein evolutionäres<br />

Konzept für die praktische Einführung, Automation 2008, Baden Baden, S. 73-76<br />

[6] Barth, M.; Fay, A.; Wagner, F.; Frey, G.: Effizienter Einsatz Simuations-basierter<br />

Tests in der Entwicklung automatisierungstechnischer Systeme.<br />

Automation 2010, Baden-Baden, S. 47-50<br />

[7] Abel, D.: Rapid Control Prototyping: Methoden und Anwendungen, Springer<br />

Verlag Berlin Heidelberg, 2006, S. 9<br />

[8] Abel, D.: Integration <strong>von</strong> Advanced Control in der Prozessindustrie,<br />

Wiley-VCH Verlag Weinheim, 2008, S. 6<br />

[9] Barth, M.: Automatisch generierte Simulationsmodelle verfahrenstechnischer<br />

Anlagen für den Steuerungstest. Fortschritt-Berichte VDI Reihe 20<br />

Nr. 438: Rechnergestützte Verfahren. Düsseldorf: VDI Verlag 2011<br />

[10] Barth, M.; Weber, P.; Fay, A.; Greifeneder, J.: Modellbasierte Prozesssimulation<br />

für Steuerungstests auf Excel-Basis – Mechatronik 2009,<br />

VDI Fachkongress, Wiesloch, S. 171-178<br />

[11] Gutermuth, G.: Engineering. In: Hollender (Hrsg.): Collaborative Process<br />

Automation Systems, ISA-International Society of Automation, 2010, S.156-182<br />

[12] Barth, M; Fay, A.; Greifeneder, J.; Weber, P.: Simulationsbasierte Steuerungsfunktionstests:<br />

Automatische Generierung <strong>von</strong> Simulationsmodellen auf Basis<br />

<strong>von</strong> CAE-Planungsdaten, eingereicht <strong>atp</strong>-<strong>edition</strong> - Automatisierungstechnische<br />

Praxis, (54/5), 2012<br />

Dr.-Ing. Jürgen Greifeneder (geb. 1975) ist<br />

seit 2008 Wissenschaftler am ABB Forschungszentrum<br />

in Ladenburg. Er studierte Technische<br />

Kybernetik in Stuttgart und promovierte über<br />

formale Antwortzeitanalyse netzbasierter<br />

Automatisierungssysteme in Kaiserslautern.<br />

Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte liegen<br />

auf Systemmodellierung einerseits und effizientem<br />

Engineering andererseits.<br />

ABB Forschungszentrum Deutschland,<br />

Wallstadter Str 59, D-68526 Ladenburg,<br />

Tel. +49 (0) 6203 71 62 22,<br />

E-Mail: juergen.greifeneder@de.abb.com<br />

Dipl.-Phys. Peter Weber (geb. 1956) ist<br />

Principal Scientist am ABB Forschungszentrum<br />

in Ladenburg. Seine Schwerpunkte liegen<br />

im Bereich <strong>Virtuelle</strong> <strong>Inbetriebnahme</strong> und<br />

Advanced Engineering Methods.<br />

ABB Foschungszentrum Deutschland,<br />

Wallstadter Str. 59, D-68526 Ladenburg,<br />

Tel. +49 (0) 6203 71 62 74,<br />

E-Mail: peter.weber@de.abb.com<br />

40<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2012


dard-Software konnten beim zweiwöchigen Dauertest<br />

(350 Stunden) nicht festgestellt werden.<br />

Zusammenfassung<br />

Mit der Entwicklung einer modellbasierten Simulationsumgebung<br />

zur Unterstützung des Steuerungstests <strong>von</strong> Prozessleitsystemen<br />

hat ABB in Kooperation mit der Helmut-<br />

Schmidt-Universität einen wichtigen Schritt unternommen,<br />

PLS-Applikations-Implementierungsfehler systematisch,<br />

effizient und frühzeitig zu erkennen. Die sich daraus<br />

ergebenden Vorteile in Bezug auf höhere Qualität, frühere<br />

Produktionsstarts und höhere Effektivität durch zielgenauere<br />

Implementierung bilden die Grundlage eines erfolgreichen<br />

Projektes des PLS-Systemintegrators. Durch den modularen<br />

Aufbau, den signifikanten Automatisierungsgrad<br />

sowie die Flexibilität in Bezug auf die Anbindung an bestehende<br />

Prozessleitsysteme hat sich der entwickelte Prototyp<br />

der Simulationsumgebung in Tests gut bewährt. Das positive<br />

Feedback der beteiligten Anwender bestätigt ebenfalls<br />

den gewählten Ansatz.<br />

Manuskripteingang<br />

15.07.2011<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

Die Referenzklasse für die<br />

Automatisierungstechnik<br />

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M. Sc. Mike Barth (geb. 1981) war <strong>von</strong> 2008<br />

bis 2011 wissenschaftlicher Mitarbeiter <strong>von</strong><br />

Prof. Fay an der Helmut-Schmidt-Universität<br />

in Hamburg. Seit März 2011 ist er Mitarbeiter<br />

am ABB Forschungszentrum in Ladenburg.<br />

Seine Arbeitsgebiete umfassen das Engineering<br />

und die Kollaboration <strong>von</strong> Automatisierungssystemen.<br />

ABB AG Forschungszentrum Deutschland,<br />

Wallstadter Straße 59, D-68526 Ladenburg,<br />

Tel. +49 (0) 6203 71 64 61,<br />

E-Mail: mike.barth@de.abb.com<br />

Prof. Dr.-Ing. Alexander Fay (geb. 1970) ist<br />

Professor für Automatisierungstechnik in der<br />

Fakultät für Maschinenbau der Helmut-Schmidt-<br />

Universität Hamburg. Forschungsschwerpunkte:<br />

Beschreibungmittel, Methoden und Werkzeuge<br />

für einen effizienten Entwurf <strong>von</strong> Automatisierungssystemen.<br />

Institut für Automatisierungstechnik,<br />

Helmut-Schmidt-Universität /<br />

Universität der Bundeswehr Hamburg,<br />

Holstenhofweg 85, D-22043 Hamburg,<br />

Tel. +49 (0) 40 65 41 27 19,<br />

E-mail: alexander.fay@hsu-hh.de<br />

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<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> erscheint in der Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenheimer Str. 145, 81671 München


hauptbeitrag<br />

Emulation dezentraler<br />

Steuerungslogik<br />

Dynamisches Testen <strong>von</strong> Field-Control-Systemen<br />

Die Emulation der Steuerungslogik ist ein wichtiger Bestandteil des dynamischen Tests<br />

einer Prozessanlage. Dezentrale Steuerungslogik kann jedoch nur selten emuliert werden,<br />

da hierfür die Technologie nur eingeschränkt verfügbar ist. Dies führt oft zu hohen Kosten,<br />

da Applikationsfehler erst während der Inbetriebsetzung erkannt und korrigiert werden.<br />

Dieser Beitrag schlägt einen modularen und objektorientierten Ansatz zur Emulation<br />

<strong>von</strong> Funktionsblöcken dezentraler Steuerungslogik vor. Der ganzheitliche dynamische<br />

Test der Steuerungslogik verspricht eine hohe Qualitätssteigerung der Automatisierungsfunktionen.<br />

SCHLAGWÖRTER Emulation / Werksabnahme / Foundation Fieldbus / Dezentrale<br />

Steuerungslogik<br />

Emulation of control-in-the-field –<br />

Testing field control system with Foundation Fieldbus<br />

The emulation of control logic is an important element of the dynamic tests of a process<br />

plant. However, decentralised control logic can rarely be emulated because of the limited<br />

availability of the necessary technology. This often leads to higher costs because application<br />

faults can only be recognised and corrected during the commissioning phase. This<br />

article presents a modular, object-oriented approach to the emulation of functional blocks<br />

of decentralised control logic. The holistic dynamic testing of the control logic may considerably<br />

improve the quality of the automation functions.<br />

KEYWORDS Emulation / Foundation Fieldbus / Factory Acceptance Test / Foundation<br />

Fieldbus / control-in-the-Field<br />

42<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2012


Mario Hoernicke, ABB Forschungszentrum<br />

Philipp Bauer, Technische Universität Kaiserslautern<br />

Motivation – „The adoption of Foundation<br />

Fieldbus has skyrocketed over the past several<br />

years. ARC estimates that the total market<br />

for fieldbus products and services is rapidly<br />

approaching a billion dollars [1].“ Fortgeschrittene<br />

Diagnose, neue und verbesserte Redundanzkonzepte,<br />

weniger Verkabelungsaufwand – dies sind nur<br />

einige Argumente für den Einsatz <strong>von</strong> Feldbussen. Ebenso<br />

ist Foundation Fieldbus nur ein Beispiel für die rapide<br />

Verbreitung intelligenter Feldgeräte.<br />

Kostendruck bei den Anbietern verteilter Steuerungen<br />

führt dazu, dass diese zunehmend intelligente Feldgeräte<br />

und Technologien erforschen und entwickeln,<br />

um Kosten zu sparen und die Komplexität zu verringern<br />

[2]. Intelligenz wird weg <strong>von</strong> zentralen Steuerungen,<br />

hin zu den Feldgeräten verlagert. Foundation Fieldbus<br />

bietet zusätzlich zu den üblichen Diagnosefunktionen<br />

die Möglichkeit, Steuerungs- und Regelungsfunktionen<br />

in die Feldgeräte einzubinden. Die dadurch realisierte<br />

dezentrale Steuerung bietet weitere Vorteile [3]: beispielsweise<br />

höhere Flexibilität verglichen mit konventionellen<br />

Feldbussen, geringerer Einfluss eines einzelnen<br />

Fehlers oder dergleichen.<br />

Die Automatisierungsfunktion ist damit auf dem Weg<br />

ins Feld. Diese Architektur eines Feldbus-basierten, dezentralen<br />

Steuerungssystems wird nach [4] mit dem Begriff<br />

Field-Control-System (FCS) beschrieben.<br />

Trotz aller Vorteile <strong>von</strong> FCS ergeben sich durch den<br />

steigenden Kosten- und Zeitdruck auch neue Herausforderungen<br />

für das Engineering. Das FCS und das umgebende<br />

Leitsystem müssen effizient konfigurierbar<br />

sein, ebenso wie eine zentrale Steuerung. Dies betrifft<br />

die dezentrale Steuerungslogik und die Bus-Topologie.<br />

Aktuell ist noch schwer abzusehen, wie ein effizientes<br />

Engineering, zum Beispiel auf Basis <strong>von</strong> Massendaten,<br />

aussehen könnte [5].<br />

In [4] wird ersichtlich, dass die Planung der Bus-Topologie<br />

in direkter Abhängigkeit zur verteilten Steuerungslogik<br />

zu betrachten ist. So kann sich eine Änderung der<br />

Logik auf die Buslast auswirken, eine Änderung der Visualisierung<br />

nach sich ziehen, oder generell zu Nacharbeiten<br />

in früheren Engineeringphasen führen. Integrierte<br />

Planungswerkzeuge, wie in [6] beschrieben, müssen<br />

daher sicherstellen, dass ein durchgängiges Engineering<br />

des FCS ermöglicht wird und effizient handhabbar ist.<br />

Die Qualität darf hierbei nicht vernachlässigt werden<br />

und macht eine Werksabnahme (Factory-Acceptance-<br />

Test, FAT) zur Fehlerfindung unabdingbar. Üblicherweise<br />

werden etablierte, simulationsgestützte Methoden<br />

der virtuellen <strong>Inbetriebnahme</strong> zum FAT <strong>von</strong> Automatisierungssystemen<br />

eingesetzt. Die Automatisierungstechnik<br />

wird emuliert, zum Beispiel durch<br />

SoftSPSen (SPS: Speicherprogrammierbare Steuerungen),<br />

und der Prozess wird mittels geeigneter Methoden<br />

(oft vereinfacht) simuliert [7]. Deren Kombination ergibt<br />

die virtuelle Anlage, welche zum dynamischen Testen<br />

verwendet wird. Damit lässt sich ein Fehlverhalten des<br />

Automatisierungssystems schon während des FAT feststellen<br />

und korrigieren.<br />

Für die dezentrale Steuerlogik eines FCS existieren<br />

nur sehr eingeschränkt Emulatoren. Feldbus-Emulatoren<br />

fokussieren üblicherweise auf das korrekte Versenden<br />

<strong>von</strong> Telegrammen oder auf Performanceanalysen<br />

[8], jedoch nicht auf die Emulation der Logik. Deshalb<br />

wird der FAT eines FCS oft nur anhand eines Beispielsegments<br />

durchgeführt, (vergleiche [5]), da die Feldgeräte<br />

meistens nicht zur Verfügung stehen. Vielfach geht<br />

damit ein Qualitätsverlust einher, der anschließend<br />

während der finalen Tests in der <strong>Inbetriebnahme</strong> kompensiert<br />

werden muss. Deshalb verlängert sich die <strong>Inbetriebnahme</strong>zeit,<br />

und es erhöhen sich die Kosten (siehe<br />

„Faktor 10“ Regel [9]).<br />

Eine Emulation, ähnlich der einer SoftSPS, einsetzbar<br />

bereits während des FAT, würde die Qualität der dezentralen<br />

Applikation verbessern, damit die <strong>Inbetriebnahme</strong>zeiten<br />

senken und Kosten sparen [10]. Deshalb<br />

schlägt dieser Beitrag einen modularen, objektorientierten<br />

Ansatz zur Emulation <strong>von</strong> Foundation Fieldbus vor.<br />

Foundation Fieldbus wird als Beispiel verwendet, wobei<br />

der beschriebene Ansatz mit nur wenigen Änderungen<br />

auf ein anderes FCS, wie zum Beispiel IEC 61850,<br />

übertragbar ist.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2012<br />

43


Hauptbeitrag<br />

1. Anforderung an das Design<br />

Field-Control-Systems sind Automatisierungssysteme, die<br />

die Möglichkeit bieten, Logik auf Feldgeräte auszulagern.<br />

Im Gegensatz zur SPS oder DCS (Distributed-Control-<br />

System/Verteilte Steuerung) wird die Logik nicht auf einem<br />

dedizierten Gerät ausgeführt, sondern auf verschiedene<br />

Feldgeräte verteilt. Jedes Feldgerät stellt eine diskrete<br />

Anzahl Funktionsblöcke eines oder mehrerer Typen<br />

bereit, welche in einer Instanz des Geräts ausgeführt werden<br />

können. Diese Art der Logikparametrierung führt im<br />

Wesentlichen zu drei Anforderungen, welche bei der Entwicklung<br />

des Emulationskonzepts zu beachten sind. Diese<br />

betreffen die Bereiche Konfiguration, Bereitstellen der<br />

Funktionsbausteine und Kommunikation.<br />

1.1 Konfiguration<br />

Foundation Fieldbus verwendet verschiedene, vollständig<br />

spezifizierte Funktionsbausteine (FB). Diese reichen<br />

<strong>von</strong> einfachen Auswahlblöcken, Filtern, Ein- und<br />

Ausgabeblöcken bis hin zu komplexen Reglern. Die<br />

Funktionsweise der Bausteine ist in der FF-Spezifikation<br />

festgeschrieben, genau wie deren Ein- und Ausgabeparameter,<br />

parameterabhängiges Verhalten und diverse<br />

Grundprinzipien, wie Modusumschaltung oder<br />

Signalskalierung.<br />

Analog zum Funktionsblockdiagram der IEC61131-3<br />

[11] werden die Funktionsbausteine miteinander verbunden.<br />

Eine Applikation besteht aus mehreren<br />

Funktionsblöcken, üblicherweise verteilt auf mehrere<br />

Feldgeräte. Jedes Feldgerät stellt eine festgelegte<br />

Anzahl Funktionsblöcke bereit, wodurch der Funktionsumfang<br />

zwar eingeschränkt, jedoch sehr mächtig<br />

sein kann.<br />

Eine typische Applikation in der Prozessindustrie ist<br />

die PID-Regelung. Diese besteht aus drei FF-Funktionsblöcken:<br />

einem Analogen Eingangsblock (AI), einem PID-<br />

Regler (PID) und einem Analogen Ausgabeblock (AO).<br />

Der AI wird auf einem Sensor ausgeführt, der PID üblicherweise<br />

auf dem Aktuator und der AO ebenfalls auf<br />

dem Aktuator. Darüber hinaus werden Transducer-Blöcke<br />

eingesetzt, um die physikalischen Prozesswerte des<br />

Sensors in logische Werte zu wandeln und analog die<br />

logischen AO-Werte in physikalische zu transformieren,<br />

siehe Bild 1.<br />

Zu Beginn der Emulation muss der Emulator die Konfiguration<br />

der FF-Applikation und des FF-Subnetzes kennen.<br />

Ein einfacher Download ist schwer realisierbar, da<br />

mehrere Feldgeräte emuliert werden und der Emulator<br />

die projektierte Topologie nicht automatisch erkennen<br />

kann. Er benötigt demnach zunächst die entsprechende<br />

Bekanntgabe der Konfiguration zu emulierender FF-Applikationen<br />

und des FF-Subnetzes. Hinzu kommt die<br />

Hardwareabhängigkeit der Transducer-Blöcke. Die Emulation<br />

sollte die Hardwareabhängigkeiten auflösen und<br />

durch entsprechend simulierte Werte ersetzen. Hierfür<br />

wird eine separate, möglichst automatische Konfiguration<br />

benötigt.<br />

Bild 1<br />

Trancducer-Block<br />

Sensor<br />

Sensor<br />

AI<br />

PID<br />

Aktuator<br />

AO<br />

Trancducer-Block<br />

Aktuator<br />

Bild 1:<br />

Typische FF-Applikation<br />

Bild 2:<br />

Innerer Aufbau des<br />

PID-Funktionsbausteins<br />

– nach [12]<br />

Bild 3<br />

HMI<br />

Leitsystem<br />

Engineering-<br />

Werkzeug<br />

OPC<br />

OPC<br />

busspezifisch<br />

Controller<br />

Feldbus-Koppler<br />

FCS<br />

Bild 3: Typische Kommunikation eines FCS<br />

44<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2012


1.2 Bereitstellen der Funktionsbausteine<br />

Das Applikationsdesign <strong>von</strong> Foundation-Fieldbus-Komponenten<br />

beruht auf einem Standard [12]. Hersteller können<br />

die standardisierten Blöcke in ihre Feldgeräte einbetten<br />

und damit dem Nutzer zur Verfügung stellen. Da<br />

Foundation Fieldbus grundsätzliche Funktionen zur Interoperabilität<br />

bereitstellt, lassen sich verschiedenste FBs<br />

aus unterschiedlichen Feldgeräten herstellerunabhängig<br />

zu Applikationen verknüpfen. Durch die genaue Spezifikation<br />

der Bausteine sollen diese gegen Bausteine anderer<br />

Hersteller ausgetauscht werden können. Doch es gibt Interpretationsspielraum;<br />

die Funktionalität der Bausteine<br />

wird üblicherweise herstellerspezifisch erweitert. Die FBs<br />

sind dann zwar gemäß Spezifikation entwickelt, werden<br />

jedoch durch zusätzliche Funktionalität angereichert.<br />

Diese herstellerabhängigen Parameter und das entsprechende<br />

Verhalten stellen eine Herausforderung für die<br />

Emulation dar. Die erweiterten Blöcke können nicht<br />

ohne Weiteres in eine Emulationsumgebung im vollen<br />

Umfang eingebettet werden – ein Konzept zur Identifikation<br />

des zugrundeliegenden Standardbausteins ist<br />

erforderlich. Die Implementierung der erweiterten Funktionalität<br />

ist häufig nicht ersichtlich und kann deshalb<br />

schwer nachgebildet werden.<br />

Obwohl die verschiedenen Standard-Funktionsbausteine<br />

oft sehr komplex sind, basieren sie auf ähnlichen<br />

Teilbausteinen, siehe innerer Aufbau des PID in Bild 2.<br />

Hier gilt es, ein Konzept zur Wiederverwendung bereits<br />

implementierter Teile zu entwickeln. Zusätzlich muss<br />

es möglich sein, nachträglich FBs in die Emulationsumgebung<br />

einzubringen, ohne die Umgebung zu verändern.<br />

So könnten, neben den Standardbausteinen, später auch<br />

herstellerspezifische Bausteine, falls Nachbauten vorhanden<br />

sind, emuliert werden.<br />

1.3 Kommunikation<br />

Bild 4<br />

Middleware zum<br />

Erzeugen der<br />

Konfiguration<br />

Steuerungsemulation<br />

Konfigurationsdatei<br />

HMI +<br />

Leitsystem<br />

Engineering<br />

Tool<br />

Emulator<br />

Spezifische<br />

Kommunikation<br />

Generalisierte<br />

FCS Emulation<br />

Zur Emulation eines Feldbusses gehört auch die Kommunikation.<br />

Diese spielt zwar für die Logikemulation eine<br />

untergeordnete Rolle, jedoch sollte es möglich sein, die<br />

emulierten Werte mit den Engineering-Werkzeugen und<br />

dem HMI (Human-Machine-Interface/Mensch-Maschine-<br />

Schnittstelle) zu beobachten. Die Kommunikation findet<br />

üblicherweise über ein busspezifisches Protokoll, bei<br />

Foundation Fieldbus über High Speed Ethernet (HSE) oder<br />

Foundation Fieldbus H1, statt. Es gibt mit OPC aber auch<br />

feldbusunabhängige Protokolle, welche in der Prozessautomation<br />

verwendet werden.<br />

Zur Simulation der spezifischen Protokolle gibt es häufig<br />

entsprechende Software. Diese beinhaltet oft die benötigten<br />

Zugriffsprotokolle und ist in der Lage, die Nachrichten<br />

des Feldbusses zu simulieren. Da diese jedoch<br />

sehr feldbusspezifisch sind, muss in der Emulation der<br />

Logik, beziehungsweise im Konzept, eine Abstraktion<br />

stattfinden, sodass sich das Kommunikationsprotokoll<br />

(konzeptionell) leicht austauschen lässt.<br />

Hinzu kommen die Kommunikation mit der Engineeringumgebung<br />

des Feldbusses, sowie die Kommunikati-<br />

Konfigurationsdaten<br />

Logikgenerator<br />

OPC Schnittstelle<br />

Logik-Engine<br />

Abstrakte<br />

Kommunikationsschnittstelle<br />

Funktionsbausteinrepository<br />

Funktionsbaustein Schnittstelle<br />

Bild 4: Modulares Konzept zur FCS-Emulation<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2012<br />

45


Hauptbeitrag<br />

on zum Leitsystem. Diese ist normalerweise direkt über<br />

das spezifische Protokoll möglich oder via OPC. Dementsprechend<br />

muss auch diese Schicht abstrahiert werden,<br />

um einfach austauschbar zu sein.<br />

Zuletzt gilt es, eine Kommunikation zwischen den<br />

Feldgeräten und SPSen beziehungsweise DCS mit Feldbuskopplern<br />

herzustellen. Da viele SoftSPSen und Controller<br />

nicht in der Lage sind, die Koppler selbst nachzubilden,<br />

muss dafür gesorgt werden, dass der Foundation-<br />

Fieldbus-Emulator die ausgetauschten Signale zum<br />

Controller versendet. Dies ist oftmals nicht über das<br />

normale Feldbusprotokoll machbar, weshalb auch hier<br />

eine Lösung über eine andere Schnittstelle gefunden<br />

werden muss. Bild 3 stellt die Kommunikationspfade<br />

eines typischen FCS grafisch dar.<br />

2. Konzept und Architektur<br />

Die Anforderungen sind für die Konzeption der Emulation<br />

<strong>von</strong> großer Bedeutung. Das Konzept fokussiert sich, da<br />

es sich im Wesentlichen um eine Logikemulation handelt,<br />

auf die Konfiguration und die Bereitstellung der Funktionsbausteine.<br />

Die Kommunikation wird jedoch nicht vernachlässigt,<br />

da diese als Modul eingebettet werden soll.<br />

2.1 Der modulare Kern der FCS Emulation<br />

Im Zentrum des Emulators steht ein modulares Konzept,<br />

welches zur Konfiguration und Ausführung der<br />

Funktionsbausteine verwendet wird, aber auch Schnittstellen<br />

zur Engineering-Umgebung und dem Leitsystem,<br />

sowie zur Steuerung, bereitstellt. Das Konzept<br />

besteht aus mehreren Teilen, welche zum einen abhängig<br />

vom zu emulierenden System, zum anderen generisch<br />

aufgebaut sind und sich somit für verschiedene<br />

Systeme wiederverwenden lassen. Das Gesamtkonzept<br />

ist in Bild 4 dargestellt.<br />

Wie Bild 4 zeigt, beginnt die Emulation mit der Konfiguration<br />

des Emulators. Zur Konfiguration wird hier eine<br />

XML-basierte Datei vorgeschlagen, welche direkt aus<br />

dem Engineering-Werkzeug erzeugt werden kann oder<br />

über eine Middleware die Konfiguration in das entsprechende<br />

Format konvertiert. XML wurde gewählt, da es<br />

sich im Feldbusbereich üblicherweise um eine hierarchische<br />

Topologie handelt, welche in XML gut dargestellt<br />

werden kann. Ein Auszug einer XML-Konfigurationsdatei<br />

für Foundation Fieldbus ist in Bild 5 dargestellt.<br />

Es zeigt die Konfiguration für die Standardapplikation<br />

AI-PID-AO, wie in 1.1 beschrieben.<br />

Die Konfigurationsdaten können anschließend über<br />

eine generische Schnittstelle in den Emulator eingelesen<br />

werden und mittels eines Moduls „Konfigurationsdaten“<br />

der Emulation bereitgestellt werden. Ausgehend <strong>von</strong> den<br />

Konfigurationsdaten kann ein Logikgenerator, welcher<br />

Zugriff auf die zu verwendenden Bausteine hat, die Applikationen<br />

(die Funktionsbausteine und deren Verknüpfungen)<br />

nachbilden.<br />

Die Funktionsbausteine werden über eine spezifizierte<br />

und damit eindeutige Software-Schnittstelle bereitgestellt,<br />

sodass diese erkannt und für die Emulation verwendet<br />

werden können. Hierfür wird eine Plug-in-Architektur<br />

gewählt, da diese eine spätere Erweiterung der<br />

Bausteinbibliothek erlaubt.<br />

Die zuvor generierte Applikation wird anschließend<br />

auf einer Logik-Engine ausgeführt. Diese stellt ihrerseits<br />

die benötigten Kommunikationsschnittstellen bereit.<br />

Eine generische Schnittstelle, die üblicherweise zur<br />

Kopplung zum Leitsystem und zur Anbindung des HMI<br />

verwendet wird, ist OPC. Da OPC standardisiert ist, kann<br />

diese generisch implementiert werden und ist damit<br />

mehr oder minder unabhängig vom angebundenen Leitsystem<br />

oder OPC-Server.<br />

Eine Abstraktion der busspezifischen Schnittstelle,<br />

welche zur Anbindung an das Engineering-Werkzeug<br />

verwendet wird, sorgt für einfachen Austausch des Busprotokolls,<br />

ohne dass der Emulator dafür verändert werden<br />

muss. Die abstrakte Schnittstelle kann <strong>von</strong> nahezu<br />

beliebigen Systemen implementiert werden und somit<br />

lässt sich der Emulator anpassen und einfach verändern.<br />

Im Falle des Foundation-Fieldbus-Emulators wird als<br />

Kommunikationsprotokoll Foundation-Fieldbus-HSE<br />

verwendet, da dieses auf normaler Rechner-Hardware<br />

mit Ethernetschnittstelle verwendet werden kann.<br />

Während des Betriebs ist letztlich die Logik-Engine<br />

dafür zuständig, die Eingangswerte zu lesen und die Ausgangswerte<br />

zu schreiben. Dazwischen werden die Applikationen<br />

ausgeführt, welche die Änderungen der Ausgänge<br />

hervorrufen. Dies kann zyklisch und asynchron<br />

geschehen, je nach Implementierung des Bussystems und<br />

dessen Anforderungen. Für Foundation Fieldbus ist eine<br />

zyklische Ausführung vorgesehen, welche entsprechend<br />

der Applikationen und deren Zykluszeiten abläuft.<br />

Die Anbindung an die Steuerungsemulation wird<br />

mittels OPC realisiert. Oft sind Softcontroller in der<br />

Lage, einen OPC-Server mit Werten zu versorgen. Des<br />

Weiteren werden die ausgetauschten Signale als OPC-<br />

Werte bereitgestellt, sowohl auf Steuerungsseite, als<br />

auch auf Feldbusseite. Ein Mapping, gewöhnlich in den<br />

Engineering Werkzeugen durchgeführt, wird verwendet,<br />

um eine Konfiguration bereitzustellen. Hierdurch<br />

müssen nur geänderte OPC-Signale bei der Gegenstelle<br />

aktualisiert werden, welches durch einen OPC-Client<br />

einfach zu realisieren ist. Ein Beispiel wird in Bild 6<br />

dargestellt. Wenn sich der Wert des Signals „Signal 2<br />

FF“ verändert, wird bei der Gegenstelle „Signal 2“ mit<br />

aktualisiertem Wert geschrieben.<br />

2.2 Entwicklung der Funktionsbausteine<br />

Als Herz des Emulators ist die Logik selbst anzusehen.<br />

Die Funktionsbausteine müssen dem Emulator bekannt<br />

gegeben werden. Des Weiteren muss ein Konzept zur maximalen<br />

Wiederverwendung bereits implementierter<br />

Funktionalität entworfen werden. Grundsätzlich können<br />

zwei Ansätze betrachtet werden:<br />

1 | Portierung <strong>von</strong> Bausteinen echter Geräte – das<br />

Portieren der Bausteine eines oder mehrerer echter<br />

Geräte ist eine Variante, um die Logik bereitzustellen.<br />

Die Bausteine müssen vom Feldgerät auf<br />

einen Standard-PC portiert werden. Hierbei ergibt<br />

46<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2012


Bild 5: Konfigurationsdaten<br />

für eine FF-Applikation<br />

FB<br />

Block<br />

Alarm<br />

Mode<br />

Optional Invert<br />

Output Track<br />

Setpoint<br />

Simulate<br />

Simulate_D<br />

Convert<br />

Cutoff<br />

Filter<br />

Output<br />

BG X X X X X X X<br />

CS X X X X X X<br />

PD X X X X X<br />

PID X X X X<br />

AI X X<br />

DI X X X X X X<br />

ML X X X X X X<br />

Bild 6<br />

Bild 7: Mehrfach verwendete interne FB-Funktionalität (Ausschnitt)<br />

Bild 6:<br />

Konfigurationsdaten für<br />

eine FF-Applikation<br />

OPC Server Steuerung<br />

Signal 1<br />

OPC Client<br />

Mapping<br />

Signal 1 à Signal 1 FF<br />

OPC Server FF<br />

Signal 1 FF<br />

Signal 2<br />

Signal 2 ß<br />

Signal 2 FF<br />

Signal 2 FF<br />

sich der Vorteil, dass die Logik bereits ausgiebig<br />

getestet und im Einsatz ist – es wird auf bewährte<br />

Funktionalität zurückgegriffen. Ein Nachteil ist<br />

die Hardwareabhängigkeit. Die Bausteine lassen<br />

sich schwer aus ihrer nativen Umgebung auf einen<br />

Standard-PC portieren, da die Implementierung<br />

stark an die Hardware gebunden ist. Hierdurch<br />

entsteht ein hoher Aufwand.<br />

2 | Nachbauen der Funktionalität in speziellen Klassen<br />

– die spezifizierte Funktionalität der Bausteine<br />

lässt sich nachbauen. Hierbei kann der Entwickler<br />

<strong>von</strong> vorneherein auf Hardwareabhängigkeit achten,<br />

was eine einfachere Entwicklung und Einbettung<br />

in den Emulator zur Folge hat. Der Nachteil liegt<br />

darin, dass die neuen Bausteine nicht im realen<br />

Einsatz sind und deshalb nicht sicher ist, dass diese<br />

entsprechend der FF-Spezifikation implementiert<br />

wurden. Um dies sicherzustellen, sind umfangreiche<br />

Tests nötig.<br />

Prinzipiell können beide Verfahren verwendet werden,<br />

weshalb auch das Integrationskonzept beide Verfahren<br />

unterstützt. Für die Neuentwicklung der Bausteine werden<br />

jedoch entsprechende vereinfachende Maßnahmen<br />

mit einbezogen, da große Teile in mehreren Bausteinen<br />

Verwendung finden, siehe Bild 7.<br />

Da sich beide Verfahren auch in Kombination anwenden<br />

lassen, wird im Folgenden ein objektorientiertes<br />

Konzept vorgestellt, welches offen für Integration ist und<br />

Templates für mehrfach verwendete Funktionalität bereitstellt.<br />

Implementierung und Integration der Bausteine<br />

Nachbauten <strong>von</strong> Bausteinen können unter Verwendung<br />

der mehrfach genutzten internen Bausteine, vergleiche<br />

Bild 7, verhältnismäßig einfach entwickelt werden.<br />

Hierfür wird zunächst eine Templatebibliothek implementiert,<br />

welche mehrfachgenutzte interne Bausteine,<br />

wie Filter, Alarm Handling oder Skalierung, bereitstellt.<br />

In dieser Bibliothek müssen auch die FF-spezifischen<br />

Datentypen (Strukturen) implementiert werden,<br />

um diese den Bausteinen bekanntzugeben. Ein neuer<br />

Baustein kann <strong>von</strong> dieser Klasse erben und erwirbt damit<br />

die gesamte Grundfunktionalität, die er mit anderen<br />

Bausteinen gemeinsam hat.<br />

Der Baustein kann anschließend wie ein Puzzle zusammengesetzt<br />

werden und um die spezifische Funktionalität,<br />

siehe Bild 8, zum Beispiel den Steueralgorithmus,<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2012<br />

47


Hauptbeitrag<br />

erweitert werden. Auf diese Art und Weise lassen sich<br />

sehr effizient weitere Bausteine nachbauen. Bild 9 zeigt,<br />

wie die implementierten oder portierten Bausteine dem<br />

Emulator bekanntgegeben werden. Die Schablone reicht<br />

die Plug-in-Schnittstelle zum Baustein weiter und dieser<br />

implementiert die spezifizierte Funktionalität. Die Funktionalität,<br />

die der Funktionsbaustein implementiert, ist<br />

im Wesentlichen der Ablauf der einzelnen internen Blöcke<br />

in einer vorgegebenen Funktion. Des Weiteren stellt<br />

der Funktionsbaustein Managementfunktionalität, wie<br />

zum Beispiel den Namen des implementierten Bausteintyps<br />

sowie eine typspezifische Identifikation, bereit.<br />

Wie aus Bild 9 ersichtlich, lassen sich auch herstellerspezifische<br />

Bausteine sehr einfach integrieren. Sie können<br />

<strong>von</strong> bereits implementierten Standardbausteinen<br />

abgeleitet und um die zusätzliche Funktionalität erweitert<br />

werden. Hierdurch sind auch diese, wenn die erweiterte<br />

Funktionalität bekannt ist, sehr einfach in den<br />

Emulator einzubetten.<br />

Auflösen der Hardwareabhängigkeit<br />

Die Hardwareabhängigkeit, beziehungsweise die Abhängigkeit<br />

<strong>von</strong> den Transducer-Blöcken, ist in der Emulation<br />

aufzulösen. Die Transducer-Bausteine sind<br />

schwer nachzubauen, da diese direkt auf die Hardware<br />

zugreifen und die physikalischen Werte direkt schreiben<br />

oder lesen.<br />

Deshalb werden die Transducer-Bausteine zunächst<br />

<strong>von</strong> den Funktionsbausteinen gelöst. Die Emulation enthält<br />

lediglich die Logikbausteine, siehe Bild 10, da nur<br />

diese für den Logiktest relevant sind.<br />

Eingangs- und Ausgangsbausteine bieten bereits spezifizierte<br />

Simulationsparameter. Deshalb liegt es nahe,<br />

diese zur Simulation der physikalischen Werte zu benutzen.<br />

Für die Ausführung des FAT ohne ein Prozessmodell<br />

(Handsimulation) ist dies die zu bevorzugende Lösung.<br />

Wenn allerdings ein Prozessmodell angebunden<br />

wird, sind die Kanäle, die normalerweise vom Transducer-Baustein<br />

beschrieben werden, vom Prozessmodell zu<br />

Bild 9<br />

Bild 8<br />

Funktionsbausteinschablone<br />

Logikgenerator<br />

Logik-Engine<br />

Filter<br />

Skalie<br />

rung<br />

PID Baustein<br />

Plug-In Schnittstelle<br />

FB Schablone<br />

Output<br />

Setpoint<br />

IN<br />

CAS_IN<br />

Spezifischer<br />

Algorithmus<br />

Setpoint<br />

Skalie<br />

rung<br />

Output<br />

OUT<br />

Zusammengesetzt<br />

aus Schablone und<br />

durch spezifische<br />

Funktionalität<br />

erweitert<br />

PID<br />

Portiert <strong>von</strong> einem<br />

echten Baustein +<br />

Schnittstelle<br />

Implementiert<br />

PID –<br />

ABB1<br />

Vererbung der<br />

Standardfunktionalität<br />

und mit Spezifika<br />

erweitert<br />

AI<br />

AI –<br />

Metso<br />

AO<br />

AO –<br />

ABB<br />

Bild 8: Schablonenkonzept zur Implementierung<br />

neuer Bausteine<br />

Bild 10<br />

Bild 9: Bereitstellen der implementierten Bausteine<br />

Trancducer-Block<br />

Sensor<br />

AI<br />

PID<br />

Bild 11<br />

AO<br />

Trancducer-Block<br />

Aktuator<br />

Bild 10: Auflösen der<br />

Hardwareabhängigkeit<br />

Simulation<br />

AI<br />

Prozess-<br />

Prozessmodellein/ausganmodel-<br />

ng<br />

AO<br />

Transducer<br />

Simulate<br />

Out<br />

Handsimulation<br />

Transducer<br />

Simulate<br />

Out<br />

BKCAL_OUT<br />

Bild 11: Anbindung<br />

an Prozessmodell<br />

oder Handsimulation<br />

48<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2012


eschreiben. Auch hierfür gibt es in der FF-Spezifikation<br />

beschriebene Parameter, die zur Anbindung zu nutzen<br />

sind, siehe Bild 11. Das heißt, jeder simulierte E/A-Baustein<br />

bietet intern einen Kanal, der zur Anbindung an<br />

das Prozessmodell verwendet wird.<br />

Fazit<br />

Prozesssimulation verknüpft mit einer SoftSPS ist nicht<br />

mehr ausreichend zum dynamischen Test einer Anlage.<br />

Je leistungsfähiger die Feldbusse werden, desto wichtiger<br />

werden Logikemulatoren. Der beschriebene Ansatz<br />

zur Emulation <strong>von</strong> Foundation-Fieldbus-Control-in-the-<br />

Field-Logik zeigt ein modulares Konzept, das zur Emulation<br />

<strong>von</strong> FCS benutzt werden kann. Die Foundation-<br />

Fieldbus-spezifischen Module sind dabei so gehalten,<br />

dass diese einfach ausgetauscht werden können, wo-<br />

durch das Konzept sehr flexibel ist. Zusätzlich werden<br />

objektorientierte Methoden zur einfachen Implementierung<br />

<strong>von</strong> und Erweiterbarkeit durch neue Logikbausteine<br />

vorgestellt.<br />

Die Emulation des Gesamtsystems verspricht eine<br />

Qualitätssteigerung im Engineering. Gesamtsysteme<br />

können Mithilfe <strong>von</strong> Prozesssimulation, Softcontrollern<br />

und FCS-Logikemulatoren ganzheitlich getestet<br />

werden, wodurch sich die Fehlerfindung im FAT erheblich<br />

vereinfacht. Fehler können bereits in frühen Engineering-Phasen<br />

erkannt und behoben werden, sodass<br />

die <strong>Inbetriebnahme</strong> verkürzt und damit die Kosten<br />

gesenkt werden.<br />

Manuskripteingang<br />

30.11.2011<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

Autoren<br />

Referenzen<br />

Dipl.-Ing. (FH)<br />

Mario Hoernicke<br />

(geb. 1984) ist wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter des<br />

ABB Forschungszentrums<br />

Deutschland. Sein Hauptinteresse<br />

gilt der Entwicklung<br />

neuer und innovativer<br />

Engineering konzepte,<br />

unter anderem im Bereich Emulation <strong>von</strong><br />

Leitsystemfunktionen und Subsystemen, sowie<br />

der Automation des Engineerings.<br />

ABB AG Forschungszentrum,<br />

Wallstadterstr. 59, D-68526 Ladenburg,<br />

Tel. +49 (0) 6203 71 62 66,<br />

E-Mail: mario.hoernicke@de.abb.com<br />

Dipl.-Ing. Philipp Bauer<br />

(geb. 1984) ist wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter am<br />

Lehrstuhl für Automatisierungstechnik<br />

der TU<br />

Kaiserslautern. Im Rahmen<br />

seiner Forschungstätigkeit<br />

beschäftigt er sich mit<br />

Effizienzsteigerung mittels<br />

Gebäudeautomation und der generischen<br />

Erzeugung <strong>von</strong> Steuerungsalgorithmen für<br />

Energiesysteme in kleineren Gebäudeeinheiten.<br />

TU Kaiserslautern,<br />

Erwin-Schrödinger-Straße 12,<br />

D-67663 Kaiserslautern,<br />

Tel. +49 0) 631 2 05 43 10, E-Mail: bauer@eit.uni-kl.de<br />

[1] O’Brien, L.: The Business Value Proposition of Control in the Field.<br />

ARC Advisory Group, White Paper, 2009<br />

[2] Young, B., Hill, D., Miller, P.: Distributed Control Systems Worldwide<br />

Outlook – Market Analysis and Forecast through 2015. ARC Advisory<br />

Group, ARC Report, 2011<br />

[3] Georgiev, B.: Field Control Systems. Proceedings of Process Control,<br />

2004 – The sixth international scientific, technical conference,<br />

S. 244-256 (http://www.kar.elf.stuba.sk/~georgiev/)<br />

[4] Berge, J.: Fieldbus for Process Control: Engineering, Operation and<br />

Maintenance. ISA, North Carolina, 2004<br />

[5] Sato, H: The Recent Movement of Foundation Fieldbus Engineering.<br />

SICE Annual Conference in Fukui, 2003, S. 1134-1137<br />

[6] ABB Fieldbus Builder Foundation Fieldbus:<br />

(http://www.abb.de/product/seitp334/0cbf7a688713e846c12571bc0050<br />

20c0.aspx?productLanguage=ge&country=DE&tabKey=4)<br />

[7] Barth, M.: Automatisch generierte Simulationsmodelle verfahrenstechnischer<br />

Anlagen für den Steuerungstest. Dissertation an der<br />

Helmut-Schmidt-Universität / Universität der Bundeswehr Hamburg,<br />

Institut für Automatisierungstechnik, Fortschritt-Berichte VDI,<br />

Reihe 20, 2011<br />

[8] Brandao, D., da Cunha, M.J., Pinotti Jr., M.: Fieldbus Control System<br />

Project Support Tool based on Experimental Analysis and Modeling<br />

of Communication Bus. IEEE International Conference on Industrial<br />

Technology (ICIT), 2004, Volume 2, S. 787-792<br />

[9] Heimberg, R.: Die Digitale Fabrik erhält Einzug in die Prozessindustrie<br />

– visuelle Entscheidungssysteme im Anlagenbau. Digital Plant<br />

Kongress, Oktober 2011<br />

[10] Hoernicke, M., Weemes, P., Hanking, H.: The fieldbus outside the field<br />

– Reducing commissioning effort by simulating Foundation Fieldbus<br />

with SoftFF. ABB Review, Volume 1, 2012, Zürich, S. 55-60<br />

(http://www.abb.com/cawp/abbzh254/699bd5d4cb7e7706c1256dab<br />

003085da.aspx)<br />

[11] IEC61131-3: Programmable Controllers – Part 3: Programming<br />

Languages. Edition 2.0, 2003<br />

[12] Foundation Fieldbus: Foundation Specification – Function Block<br />

Application Process. Part 2, FF-891, FS1.8, 2008<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2012<br />

49


hauptbeitrag<br />

Anbau <strong>von</strong> Stellungsreglern<br />

an pneumatische Antriebe<br />

Eine vergleichende Bewertung aus Herstellersicht<br />

Im Zusammenspiel der Feldgeräte in der Prozesstechnik spielt der Anbau der Stellungsregler<br />

an pneumatische Antriebe eine wichtige Rolle. Der Stand der Technik wird durch die<br />

Fortschreibung der VDI/VDE 3847 dokumentiert, aber ebenso durch proprietäre Entwicklungen<br />

mit neuen Konzepten. Ein Anbau ohne Verrohrung zwischen Stellungsregler und<br />

Antrieb sowie die Verwendung <strong>von</strong> berührungslosen Sensoren kennzeichnen Entwicklungsschritte<br />

auf dem Weg, die Verfügbarkeit zu verbessern. Dieser Beitrag beschreibt den<br />

Stand der Technik und bewertet verschiedene Lösungen anhand ihrer Lebenszykluskosten.<br />

SCHLAGWÖRTER Stellgeräte / Automatisierung / Stellungsregleranbau / Integrierter<br />

Anbau / VDI/VDE 3847<br />

Positioner attachment to pneumatic actuators –<br />

A comparative study from a manufacturer's point of view<br />

In process engineering, the attachment of positioners to pneumatic actuators is of great<br />

importance. Progress in this field is evident in the revision of VDI/VDE 3847 as well as in<br />

proprietary developments based on new approaches. Attachment without piping between<br />

positioner and actuator and the use of non-contact sensors mark the development towards<br />

improved reliability. In this article, we describe the state of the art and assess various<br />

solutions based on their life cycle costs.<br />

KEYWORDS Control valves / automation / inegral positioner attachment / positioner<br />

attachment / VDI/VDE 3847<br />

50<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2012


Thomas Karte, Jörg Kiesbauer, Karl-Bernd Schärtner,<br />

Frank Valentin-Rumpel, Samson<br />

Stellgeräte in Prozessanlagen mit Regel- und Absperrkreisen<br />

beeinflussen die Stoffströmung<br />

entsprechend den Sollwerten, die im Leitsystem<br />

oder dem übergeordneten Regler gebildet<br />

werden. Neben der Armatur, die in die Medienströmung<br />

eingreift, ist der – meist pneumatisch ausgeführte<br />

– Antrieb <strong>von</strong> Bedeutung sowie der Stellungsregler.<br />

Ein elektrisches Signal dient als Führungsgröße des<br />

Regelkreises, Stellgröße ist der Antriebsdruck, Regelgröße<br />

die Ventilstellung.<br />

Pneumatischer Antrieb und Stellungsregler sind nach<br />

heutigem Stand der Technik separate Geräte. Entsprechend<br />

der beschriebenen Funktion muss der Anbau eines<br />

Stellungsreglers an einen Antrieb neben der mechanischen<br />

Fixierung auch die Übermittlung der aktuellen<br />

Position des Antriebs gewährleisten sowie die Stellgröße<br />

Antriebsdruck übertragen.<br />

1. Anbau an Hubventile<br />

Geeignete Montagebedingungen werden durch die<br />

IEC 60534-6 [1] gewährleistet. Dieser <strong>von</strong> der Namur<br />

unter NE 04 [2] erarbeitete Standard sorgt für mechanische<br />

Kompatibilität zwischen Fabrikaten verschiedener<br />

Hersteller. In diesem Standard sind Geometrien für die<br />

Befestigung des Stellungsreglers am Ventiljoch sowie<br />

Befestigungspunkte an der Ventilstange für den Wegabgriff<br />

festgelegt. Leider wird diese Definition in mehreren<br />

Ländern unterschiedlich beachtet. Speziell in<br />

Ländern des angelsächsischen Sprachraums, sind viele<br />

Beispiele proprietärer – herstellerspezifischer – Anbauten<br />

zu finden.<br />

Im Bestreben nach höherer Anlagenverfügbarkeit und<br />

insbesondere, um die Gefahr <strong>von</strong> Unfällen zu mindern,<br />

wurde aufgrund spezieller Anfragen aus der Chemie<br />

Ende der 1980er-Jahre nach einer neuen Lösung gesucht.<br />

Als Schwachpunkte des etablierten Anbaus nach<br />

IEC waren Verletzungsgefahr durch offen liegende Hebel<br />

sowie Verschleiß und Beschädigung eben dieser<br />

Hebel identifiziert worden. Daneben spielte die komplexe<br />

Montage eine Rolle, die speziell unter schwierigen<br />

Bedingungen geschultes Personal erfordert. Als Antwort<br />

auf dieses Anliegen hat sich der integrierte Anbau<br />

seit etwa 1990 durchgesetzt und ist inzwischen in hohen<br />

Stückzahlen im Feld verbreitet. Bild 1 zeigt die<br />

ehemals patentierte Lösung <strong>von</strong> Samson. Dieser Anbau<br />

wird geschätzt, technische Schwachpunkte sind nicht<br />

bekannt. In der Praxis existieren Anbauten an diese<br />

Ausführungsform des Ventiljochs beziehungsweise Antriebs<br />

<strong>von</strong> namhaften Fabrikanten <strong>von</strong> Stellungsreglern<br />

Nachbauten <strong>von</strong> Joch oder Antrieb durch Ventilhersteller<br />

sind nicht bekannt.<br />

Der „Anbau Samson integriert“ realisiert einen aufeinander<br />

abgestimmten Entwurf der Mechanik <strong>von</strong> Antrieb<br />

und Stellungsregler. Die wesentlichen Merkmale:<br />

Montage des Stellungsreglers mit nur zwei Schrauben<br />

nahe an der Antriebsstange: Dies ergibt eine stabile,<br />

vibrationsfeste Verbindung. Die Notwendigkeit zur<br />

Justage durch genaue Positionierung des Stellungsreglers<br />

entfällt, weil die Geometrien entsprechend<br />

ausgelegt sind.<br />

Integrierte Luftführung <strong>von</strong> Stellungsregler zu Antrieb<br />

ohne Verrohrung: Dies geschieht durch einen<br />

Block, der gleichzeitig zur Aufnahme eines Magnetventils<br />

vorbereitet ist. Die als Hilfsenergie zugeführte<br />

Druckluft wird auf diesen Anschlussblock aufgelegt;<br />

dadurch kann der Stellungsregler einfach gewechselt<br />

werden, ohne Arbeiten an der Verrohrung<br />

durchführen zu müssen. Die Wahl der Wirkrichtung<br />

ist ebenfalls über den Block konfigurierbar und führt<br />

dadurch zu einer Standardisierung der benötigten<br />

Komponenten. Ein Druckminderer/Filter lässt sich<br />

einfach anflanschen.<br />

Kopplung des Wegabgriffs über einen an der Antriebsstange<br />

befestigten Mitnehmer, dessen Position<br />

durch einen federbelasteten Hebel erfasst wird: Diese<br />

montagefreundliche Verbindung (kein Stecken)<br />

hat sich als vibrations- und verschleißresistent erwiesen.<br />

Standardisierte Geometrien vereinfachen<br />

eine Einstellung <strong>von</strong> Nullpunkt und Spanne.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2012<br />

51


Hauptbeitrag<br />

Bild 1:<br />

Anbau Samson<br />

integriert<br />

Bild 3: Vorgaben der VDI/VDE 3847<br />

für den Anbau an Drehstellventile<br />

Bild 2: Anbau Samson integriert (oben)<br />

und Anbau nach VDI/VDE 3847 (unten)<br />

Bild 4: Anbau des<br />

intelligenten Grenzsignalgebers<br />

<strong>von</strong> Samson<br />

Vollständige Kapselung des Abgriffraums verhindert<br />

jegliche Beschädigung <strong>von</strong> außen und eliminiert die<br />

Verletzungsgefahr, wie <strong>von</strong> der Maschinenrichtlinie<br />

gefordert. Die Spülung des Abgriffraums und der die<br />

Federn enthaltenden Antriebskammer mit Instrumentenluft<br />

(Beschleierung) soll Korrosion vermeiden.<br />

Nicht nur die Mechanik der Schnittstelle ist <strong>von</strong> Bedeutung.<br />

In Verbindung mit einem intelligenten Stellungsregler<br />

ergibt sich eine einfache Montage und <strong>Inbetriebnahme</strong>:<br />

Stellungsregler verschrauben, Luft und elektrische<br />

Verbindung auflegen, Selbstabgleich per Knopfdruck<br />

durchführen – auch Personal ohne spezielle Einweisung<br />

kann bei dieser Prozedur mit schnellen, reproduzierbaren<br />

und zuverlässigen Einstellungen aufwarten.<br />

Im Gegenzug profitiert der Stellungsregler <strong>von</strong> der<br />

genauen, spielfreien Übermittlung der Wegposition.<br />

Der Drosselkörper im Stellgerät kann auf wenige<br />

0,1-%-Genauigkeit positioniert werden. Eine Wegmessung<br />

dieser Güte ist für die Dynamik der Regelung<br />

und insbesondere für die Diagnose bedeutend.<br />

Die VDI/VDE 3847 [3], [4], seit 2003 in Kraft, versucht den<br />

Normungsstand diesem Stand der Technik anzupassen<br />

[5], [6]. Es wurde eine Anbaufläche mit Punkten zur mechanischen<br />

Befestigung und zur Realisierung der pneumatischen<br />

Verbindungen an einfach- und doppeltwirkende<br />

Stellungsregler definiert. Bezüglich Wegmessung wurden<br />

für Hubantriebe die Befestigungspunkte an der Ven-<br />

52<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2012


tilstange gemäß IEC 60534-6 übernommen, für<br />

Schwenkantriebe ist die Geometrie nach VDI/VDE 3845<br />

vorgesehen. Damit ist eine genaue Definition der Ankoppelung<br />

der Wegrückmeldung ausgespart, die realisierten<br />

Lösungen sind jeweils herstellerspezifisch. Dies zieht einen<br />

entsprechenden Montageaufwand nach sich, wenn<br />

beim Wechsel des Stellungsreglers ein anderes Fabrikat<br />

eingesetzt wird. Seit Januar 2011 existiert ein Vorschlag<br />

des VDI/VDE-GMA FA 4.14, der als zusätzliche Option<br />

einen pneumatischen Absperrhahn für den Wechsel im<br />

laufenden Betrieb vorsieht. Bild 2 zeigt schematisch eine<br />

Gegenüberstellung der beiden Varianten Anbau Samson<br />

integriert und Anbau nach VDI/VDE 3847 für Hubventile.<br />

1.1 Anbau an Drehstellventile<br />

Die Vorgaben der VDI/VDE 3847 für den Anbau an Drehstellventile<br />

zeigt Bild 3. Es sind Befestigungsflächen, Verschraubungspunkte<br />

sowie die relative Lage der Drehachse genormt.<br />

Eine integrierte Luftführung ist möglich. Durch diese Vorgaben<br />

wird wiederum ein Wechsel verschiedener Stellungsreglerfabrikate<br />

bezüglich Montage des Gehäuses problemlos<br />

ermöglicht. Der spezielle Anbau der Wegrückmeldung an<br />

die Drehachse muss aber – wie im Falle der Hubventile dargelegt<br />

– herstellerspezifisch vorgenommen werden.<br />

Seit 2009 ist speziell für Drehstellventile mit Schwenkantrieben<br />

eine weitere, wiederum proprietäre Lösung<br />

verfügbar [7]. Bild 4 zeigt einen intelligenten Grenzsignalgeber,<br />

der Magnetventil, Endlagenschalter (beziehungsweise<br />

deren elektronische Nachbildung) sowie<br />

Wegsensorik beinhaltet. Der Wegabgriff erfolgt nun berührungslos,<br />

ein am Antriebsschaft befestigter Magnet<br />

wirkt auf einen im vollständig gekapselten Gehäuse<br />

befindlichen Sensor. Die Luftführung geschieht durch<br />

die Oberseite des speziell gebohrten Antriebes direkt in<br />

den Grenzsignalgeber. Damit ist die Montage nun nochmals<br />

vereinfacht: Adapterplatte ohne jegliche Ausrichtung<br />

oder Montage aufschrauben, Magnet in beliebiger<br />

Stellung an die Antriebswelle schrauben, Grenzsignalgeber<br />

aufsetzen, automatischen Abgleich starten, fertig.<br />

1.2 Vergleich der Varianten<br />

Tabelle 1 stellt diese fünf Anbauvarianten gegenüber. Hiermit<br />

soll summarisch ein Vergleich der verschiedenen Möglichkeiten<br />

gezogen werden. Die Bewertung ist exemplarisch<br />

zu sehen, sie kann durchaus in einer gegebenen Anlage<br />

oder Anwendung oder auch für ein spezielles Fabrikat<br />

ein unterschiedliches Resultat ergeben. So wird zum Beispiel<br />

unter Standardanbau nach IEC 60534-6 das Merkmal<br />

„berührungsloser Abgriff“ als nicht verfügbar gewertet, da<br />

die Norm über ein Lochbild hinaus die Ausführung des<br />

Anbaus nicht festlegt. Sehr wohl kann ein spezielles Fabrikat<br />

eines Stellungsreglers aber einen berührungslosen<br />

Abgriff aufweisen. Als wesentlich wird die Auflistung der<br />

Kriterien für eine mögliche Bewertung gesehen.<br />

Stichwortartig sollen im Folgenden einige Hinweise zu<br />

den Beurteilungskriterien gegeben werden:<br />

Verschleißarm: Kann der Positionsstift der Wegrückmeldung<br />

im Gegenlager einschleifen, Schutz des<br />

Anbauraumes vor Umgebungsatmosphäre<br />

Montagefreundlich/Montagefehler: muß der Stellungsregler<br />

bei Montage positioniert werden, Einführung Positionsstift<br />

der Wegrückmeldung in Langloch notwendig,<br />

Montage einer Feder um Spielfreiheit zu erreichen<br />

Luftleitung falsch montiert: Verrohrungsfehler, der zum<br />

Beispiel Leckage verursacht, mechanische Verspannung<br />

durch fehlerhafte Einpassung Verbindungsrohr<br />

Empfindlichkeit gegen Vibrationen: Kraftführung der<br />

Verschraubung, Spiel in der Anlenkung des Positionsstiftes<br />

der Wegrückmeldung<br />

Verschmutzte/Korrosive Umgebung/Feuchte: Grad<br />

der Kapselung, Schutz vor mechanischen Einflüssen,<br />

Schutz vor Umgebungsatmosphäre durch Spülluft<br />

Temperatureinfluss: Vereisungsgefahr<br />

2. Lebenszykluskosten<br />

Um die Attraktivität einer der Lösungen zu beurteilen, ist<br />

eine Analyse der Kosten im gesamten Lebenszyklus [7]<br />

einer Anlage unerlässlich. Die wichtigsten Kriterien für<br />

die einzelnen Phasen sind in Tabelle 2 dargestellt.<br />

Im Einzelfall müssen diese Kriterien weiter differenziert<br />

werden. Insbesondere ist für den Reparaturfall die<br />

Vorgabe wichtig, ob bei Gerätetausch das gleiche Modell<br />

eingesetzt werden oder die Option für ein anderes Fabrikat<br />

offen gehalten werden soll. Diese Fragestellung<br />

wiederum muss im Kontext bewertet werden:<br />

Anzahl eingesetzter Ventiltypen: Besteht die freie<br />

Auswahl oder existiert eine Einschränkung auf wenige<br />

Modelle zum Beispiel durch Standardgerätelisten?<br />

Anzahl eingesetzter Stellungsreglerfabrikate: Gestattet<br />

das Leitsystem den Einsatz eines anderen Fabrikates<br />

beziehungsweise wie hoch ist der Änderungsaufwand?<br />

Als Szenarien sind Neuanlagen <strong>von</strong> Altanlagen zu unterscheiden.<br />

2.1 Neuanlagen<br />

Unter dem Gesichtspunkt der Investitionskosten und<br />

unter dem Aspekt der Zuverlässigkeit ist es vorteilhaft,<br />

das komplette Stellgerät mit Antrieb, Stellungsregler und<br />

gegebenenfalls anderen Anbauteilen als vormontierte<br />

und geprüfte Einheit <strong>von</strong> einem Hersteller zu beschaffen.<br />

Für den Stellungsregler ist da<strong>von</strong> auszugehen, dass für<br />

eine Anlage durchgängig eine Bauart eingesetzt wird.<br />

Bei der Auswahl eines Stellgerätes sind auch die späteren<br />

Phasen des Lebenszyklus – Betrieb und Reparaturfall –<br />

zu berücksichtigen, das Augenmerk muss auf höchster<br />

Verfügbarkeit liegen. Dadurch dürfte das Ereignis Reparaturfall<br />

selten auftreten. Falls aber doch mal ein Stellungsregler<br />

ausgewechselt werden muss, ist anzunehmen,<br />

dass als Ersatzgerät wieder die schon verbaute<br />

Bauart gewählt wird.<br />

2.2 Altanlagen<br />

Bei einer Altanlage ist es denkbar, dass unterschiedliche<br />

Typen <strong>von</strong> Stellungsreglern und Armaturen im Einsatz<br />

sind. Generell bestehen folgende Handlungsoptionen:<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2012<br />

53


Hauptbeitrag<br />

Legende<br />

nv Merkmal nicht verfügbar<br />

X Merkmal vorhanden<br />

0 Neutral<br />

+ positiv<br />

+ + sehr positiv<br />

*1 Abhängig vom Stellungsreglerfabrikat<br />

Anbaugerät<br />

Stellungsregler Stellungsregler Stellungsregler Grenzsignalgeber<br />

IEC 60534-6 VDI 3847 Samson<br />

Integriert<br />

Konzept<br />

Intelligenter<br />

Grenzsignalgeber<br />

Luftführung<br />

Luftführung Antrieb - Stellungsregler<br />

verrohrungsfrei durch Anflanschen<br />

nv X X X<br />

Antriebsbeschleierung *1 optional optional X<br />

Beschleierung Hubabgriff nv nv X nicht relevant<br />

Verblockung möglich nv optional nv nv<br />

Ventilstellungsabgriff<br />

Berührungslos nv nv nv X<br />

Montagefreundlich 0 + + + + +<br />

integriertes Magnetventil *1 *1 optional X<br />

externes Magnetventil ohne Verrohrung<br />

anflanschbar<br />

nv X X X<br />

Druckminderer ohne Verrohrung<br />

anflanschbar<br />

nv nv X nv<br />

Filter ohne Verrohrung anflanschbar nv nv X nv<br />

Manometeranschluss *1 *1 optional nv<br />

Fehlersicherheit<br />

Montagefehler mechanischer Anbau 0 + + + + +<br />

Luftleitung Antrieb zu Stellungsregler<br />

falsch montiert<br />

0 0 + + + +<br />

Empfindlichkeit gegen Vibrationen 0 + + + + +<br />

Verschmutzte Umgebung 0 0 + + + +<br />

Korrosive Umgebung 0 0 + + + +<br />

Umgebungstemperatur 0 0 + + +<br />

Feuchte 0 0 + + + +<br />

Verschleißarm 0 0 + + +<br />

Tabelle 1: Vergleich der Anbauvarianten<br />

Phase des Lebenszyklus<br />

Beschaffung<br />

Montage<br />

<strong>Inbetriebnahme</strong><br />

Betrieb<br />

Wartung<br />

Reparaturfall<br />

Geräteeigenschaft<br />

Investitionskosten<br />

Einfache, selbsterklärende Montage<br />

Selbstabgleich, Bedienerfreundlichkeit, Parametrierungsaufwand<br />

Verfügbarkeit, Robustheit, Zuverlässigkeit<br />

Robustheit, notwendige Wartung, Wartungsumfang<br />

Montageaufwand bei Wechsel, Aufwand für Parametrierung<br />

Tabelle 2: Kostenrelevante Geräteeigenschaften im Lebenszyklus<br />

54<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2012


Umrüstung auf IEC 60534-6, falls dieser Standard<br />

noch nicht eingehalten wird<br />

Umrüstung auf VDI/VDE 3847<br />

Umrüstung auf Schnittstelle Samson integriert<br />

Eine Nachrüstung aller Stellgeräte auf einen Standard erscheint<br />

wegen der hohen Investitionskosten unwahrscheinlich.<br />

Für den Reparaturfall gibt es zwei Möglichkeiten:<br />

Sind die Antriebe bereits nach IEC 60534-6 oder einem<br />

anderen Standard ausgerüstet, so ist ein Ersatz<br />

in gleicher Technologie zu erwägen.<br />

Bei spezieller, keinem Standard entsprechender Montage<br />

des Stellungsreglers (zum Beispiel bei Altgeräten)<br />

ist es vorteilhaft, auf eine Montageart gemäß<br />

einem der Standards überzugehen.<br />

Idealerweise lässt sich ein Stellungsreglerfabrikat mit<br />

Hilfe verschiedener Anbausätze für alle Optionen einsetzen<br />

(Bild 8).<br />

Bei der Bewertung der Variante Anbau Samson integriert<br />

helfen folgende Aspekte:<br />

Bild 5: Stellungsregler-Bauart 3730 <strong>von</strong> Samson<br />

Bild 6:<br />

Integration <strong>von</strong><br />

Stellungsregler<br />

und Antrieb für<br />

kleine Antriebe<br />

Bild 7: Anbau mehrerer Zusatzkomponenten<br />

an große Antriebe<br />

Im wichtigsten Kriterium Verfügbarkeit bietet der<br />

vollständig gekapselte und mit Instrumentenluft beschleierte<br />

Anbauraum wesentliche Vorteile. Wegen<br />

der hohen Kosten eines Anlagenstillstandes ist dieses<br />

Kriterium für Regelkreise ausschlaggebend. Noch<br />

wichtiger wird dieser Aspekt in sicherheitsgerichteten<br />

Kreisen. Die Einstufung dieser Kreise nach<br />

DIN EN 61511 (SIL) erfordert eine quantitative Bewertung<br />

der Ausfallwahrscheinlichkeit (PFD – Probability<br />

of failure on demand).<br />

Bezüglich der Investitionskosten ist diese Lösung,<br />

insbesondere bei Lieferung aus einer Hand, etwa<br />

gleichauf mit einem Anbau nach IEC 60534-6, aber<br />

vorteilhaft gegenüber VDI/VDE 3847. Bei der letztgenannten<br />

Variante fällt insbesondere der hohe Materialaufwand<br />

ins Gewicht.<br />

Wird ein Stellungsregler ausgetauscht, aber nicht das<br />

Fabrikat gewechselt, so bietet der Anbau Samson integriert<br />

einfachste Voraussetzungen. Auch bei einem<br />

Anbau nach IEC 60534-6 ist durch den speziellen<br />

Montagesatz die Luftzufuhr am Anbausatz aufgelegt,<br />

und damit fallen keine Verrohrungsarbeiten an. Wird<br />

beim Austausch das Fabrikat des Stellungsreglers<br />

gewechselt, so ist eine Montage nach VDI/VDE 3847<br />

als herstellerübergreifende Norm vorteilhafter.<br />

3. Diagnose durch Stellungsregler<br />

Neben den direkten Kosten <strong>von</strong> Stellungsreglern und dem<br />

Anbau sind auch weitere Gesichtspunkte zu berücksichtigen.<br />

In einer hierarchisch gestaffelten Betrachtung der<br />

Lebenszykluskosten wären als nächstes die Kosten des<br />

Stellgerätes in der Anlage zu bewerten. Entsprechend [8]<br />

bietet die Stellungsreglerdiagnose einen Werkzeugkasten,<br />

um hier entscheidend einzugreifen. Dieses mächtige<br />

Werkzeug entfaltet seine volle Wirksamkeit dann, wenn<br />

Stellungsregler und Stellgerät <strong>von</strong> einem Hersteller kommen.<br />

Es geht dabei beispielsweise um die komplexen Möglichkeiten<br />

und Verfahren unter den Stichworten „Durchflussmessung<br />

durch das Stellgerät“, „Leckageüberwa-<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2012<br />

55


Hauptbeitrag<br />

Referenzen<br />

[1] IEC 60534-6<br />

[2] Namur-Empfehlung NE 04: Anbau <strong>von</strong> Stellungsreglern<br />

an Stellantrieben. September 2006<br />

[3] VDI/VDE 3847 Blatt 1: Stellgeräte für strömende Stoffe<br />

– Schnittstelle zwischen Stellgerät und Stellungsregler<br />

– Stellgeräte mit Hubantrieb. Juli 2003<br />

[4] VDI/VDE 3847 Blatt 2: Stellgeräte für strömende<br />

Stoffe – Schnittstelle zwischen Stellgerät und<br />

Stellungsregler – Stellgeräte mit Schwenkantrieb.<br />

September 2004<br />

[5] Bachmann, S.: Verbindungsfreudig und unkompliziert.<br />

P&A 7/2010<br />

[6] ARCA: „Herstellerneutraler rohrloser Stellungsregleranbau<br />

nach VDI/VDE 3847“, ARCA-ristics Nr. 63<br />

(12/2005)<br />

[7] Karte, T., Kiesbauer, J., Schärtner, K.-B.: Intelligenter<br />

Grenzsignalgeber für Auf/Zu-Armaturen in der<br />

Prozesstechnik. <strong>atp</strong> – Automatisierungstechnische<br />

Praxis 5/2009<br />

[8] Kiesbauer, J., Vnucec, D.: Lebenszykluskosten <strong>von</strong><br />

Stellventilen – Neuer Ansatz zur Berechnung <strong>von</strong><br />

Ventilauslegungen. <strong>atp</strong> – Automatisierungstechnische<br />

Praxis 11/2010<br />

[9] Kiesbauer, J., König, G.: Ganzheitliches Asset Management<br />

bei Stellgeräten. Industriearmaturen 4/2005<br />

[10] Kiesbauer, J., Erben, S.: Integration kommunikationsfähiger<br />

Stellgeräte in Leitsysteme, <strong>atp</strong> – Automatisierungstechnische<br />

Praxis 8/2008<br />

chung durch Körperschallsensor“, „Verschleißermittlung“,<br />

ausführliche Darstellungen finden sich in [9].<br />

Erstaunlicherweise spielt diese Stimmigkeit zwischen<br />

Stellgerät und Stellungsregler bei Diskussionen über Neuanlagen<br />

nicht immer die entscheidende Rolle. Vielmehr<br />

überwiegt die Furcht, die Anbindung des Stellungsreglers<br />

an das übergeordnete Leitsystem könne bei Fabrikaten<br />

verschiedener Hersteller zu Inkompatibilitäten führen.<br />

Diese Schnittstelle zwischen Leitsystem und Feldgerät<br />

ist aber sehr detailliert genormt; es gilt die Vorgaben<br />

der einschlägigen Standards konsequent zu beachten.<br />

Hierfür betreiben einige namhafte Feldgerätehersteller,<br />

wie Samson oder Endress+Hauser, spezielle Laboratorien.<br />

Dort wird die Integration der Feldgeräte in verschiedene<br />

Leitsysteme getestet. Im Smart Valve Integration Center<br />

<strong>von</strong> Samson befassen sich die Ingenieure über Fragen der<br />

Kompatibilität hinaus intensiv mit der Anwendungstechnik,<br />

die Stichworte sind hier vor allem „Intelligentes<br />

Ventil“ und „Asset Management“ [10].<br />

4. Technische Abgrenzung<br />

Was lässt sich aus den bisherigen Ausführungen folgern?<br />

Ein mögliches Fazit könnte folgendermaßen gezogen<br />

werden: Bietet eine herstellerspezifische Lösung<br />

Vorteile bezüglich Verfügbarkeit, so hat dieses Argument<br />

übergeordnete Bedeutung gegenüber der Verwendung<br />

einer standardisierten Schnittstelle. Für alle nicht<br />

durch eine solche Lösung abgedeckten Einsatzfälle, wie<br />

zum Beispiel den Anbau an große Antriebe, stellt die<br />

VDI/VDE 3847 eine sinnvolle Ergänzung der IEC 60534- 6<br />

Autoren<br />

Dr. rer. nat. Thomas Karte (geb. 1955) beschäftigt<br />

sich bei der Samson AG mit der Anwendungstechnik<br />

elektropneumatischer Geräte. Er ist Mitglied im<br />

FA 6.13 der GMA-VDI/VDE und im DKE GK 914.<br />

Samson AG,<br />

Mess- und Regeltechnik,<br />

Weismüllerstr. 3, D-60314 Frankfurt am Main,<br />

Tel. +49 (0) 69 40 09 20 86,<br />

E-Mail: tkarte@samson.de<br />

Dipl.-Ing. (FH) Karl-Bernd Schärtner<br />

(geb. 1950) ist Leiter der Entwicklung<br />

Pneumatik der Samson AG.<br />

Samson AG,<br />

Mess- und Regeltechnik,<br />

Weismüllerstr. 3, D-60314 Frankfurt am Main,<br />

Tel. +49 (0) 69 40 09 13 20,<br />

E-Mail: kschaertner@samson.de<br />

Dr.-Ing. Jörg Kiesbauer (geb. 1960) ist Mitglied<br />

des Vorstandes für Forschung und Entwicklung der<br />

Samson AG. Normungsaktivitäten: Working<br />

Group 9 Final Control Elements des IEC SC 65B,<br />

DKE K 963 Stellgeräte für strömende Stoffe sowie<br />

ISA SP 75 Control Valve Standards.<br />

Samson AG,<br />

Mess- und Regeltechnik,<br />

Weismüllerstr. 3, D-60314 Frankfurt am Main,<br />

Tel. +49 (0) 69 40 09 13 00,<br />

E-Mail: drjkiesbauer@samson-ag.com<br />

Dipl.-Ing. (FH) Frank Valentin-Rumpel<br />

(geb. 1968) ist Mitarbeiter der Entwicklungsabteilung<br />

Pneumatik der Samson AG und<br />

beschäftigt sich als Projektleiter mit der<br />

Entwicklung pneumatischer und elektropneumatischer<br />

Geräte.<br />

Samson AG,<br />

Mess- und Regeltechnik,<br />

Weismüllerstr. 3, D-60314 Frankfurt am Main,<br />

Tel. +49 (0) 69 40 09 17 25,<br />

E-Mail: fvalentin@samson.de<br />

56<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2012


dar. Wird das Verbesserungspotenzial für Antriebe und<br />

Anbaugeräte grundsätzlich betrachtet, gilt es, folgende<br />

Überlegungen zu berücksichtigen:<br />

Für kleine Anlagen, zum Beispiel im Technikumsmaßstab,<br />

sind die äußeren Abmessungen entscheidend.<br />

In äußerster Konsequenz verlangt dies die Integration<br />

<strong>von</strong> Stellungsregler und Antrieb (Bild 9). Das Stellgerät<br />

wird als Unit betrachtet, die Schnittstellen zur Außenwelt<br />

sind das 4–20-mA-Signal zur Einspeisung des Sollwertes<br />

(beziehungsweise ein entsprechendes Bussignal)<br />

und der Anschluss der Druckluft als Hilfsenergie. Bei<br />

zuverlässiger Konstruktion und hoher Verfügbarkeit<br />

stellt dies die optimale Lösung dar. Anders die Situation<br />

bei großen Antrieben: Hier kommen zusätzlich zum<br />

Stellungsregler Zusatzkomponenten wie Booster, Magnetventile,<br />

Schnellentlüfter und andere Anbaugeräte<br />

zum Einsatz. Einen solchen Aufbau zeigt Bild 10. Die<br />

Kosten für den Aufbau dieser Komponenten, die spezielle<br />

Verrohrung und die einzelnen Fittings übersteigen<br />

die Kosten eines Stellungsreglers bei weitem. Optimierungsmöglichkeiten<br />

ergeben sich unter anderem, wenn<br />

abgestimmte Komponenten verwendet werden, die beispielsweise<br />

durch Flanschverbindungen montiert werden<br />

könnten. Das Regelungskonzept müsste alle Komponenten<br />

berücksichtigen. Die Diagnose <strong>von</strong> Stellungsregler<br />

und Ventil als wichtigstes Handlungsfeld zur<br />

Erhöhung <strong>von</strong> Verfügbarkeit und Senkung der Wartungskosten<br />

wurde bereits erwähnt. Auch dieses Potenzial<br />

erschließt sich nur bei optimaler Anpassung aller<br />

Komponenten aufeinander.<br />

Zusammenfassung<br />

Der Standard VDI/VDE 3847 schließt teilweise zum Stand<br />

der Technik auf, wie er durch bereits verfügbare integrierte<br />

Antriebe vorgegeben ist. Er ergänzt vorhandene<br />

Lösungen sinnvoll. Aus der spezifischen Situation – wie<br />

zum Beispiel Altanlage, Neuanlage, Antriebsgröße, Ausfallverhalten<br />

der eingesetzten Feldgeräte, Logistiksituation<br />

– lässt sich durch Analyse der Lebenszykluskosten<br />

aus den vorhandenen Möglichkeiten die spezifisch beste<br />

Lösung auswählen. Demgegenüber erscheint eine flächendeckende<br />

Anwendung der VDI/VDE 3847 nicht optimal.<br />

Weitere Entwicklungen werden in Richtung Integration<br />

hin zu kompakten Stellgeräten und zur Minimierung<br />

<strong>von</strong> Schnittstellen gehen. Dabei gilt es, trotz verbesserter<br />

Technik und damit erhöhter Verfügbarkeit, die<br />

Kosten zu senken. Insbesondere bei sehr großen und sehr<br />

kleinen Antrieben existiert noch Optimierungspotenzial.<br />

Eine sinnvolle Normung ist hier schwer abzusehen. Es<br />

wird erwartet, dass herstellerspezifische Lösungen am<br />

ehesten der gestellten Aufgabe gerecht werden. Neben<br />

den mechanischen Schnittstellen bietet die Stellungsreglerdiagnose<br />

das entscheidende und oft gewichtigere<br />

Werkzeug zur Kostensenkung und Erhöhung der Verfügbarkeit.<br />

Insgesamt ergibt sich aus der Abstimmung <strong>von</strong><br />

Antrieb und Zusatzkomponenten ein höheres technisches<br />

und ökonomisches Potenzial als aus Standardisierung<br />

und Austauschbarkeit.<br />

Manuskripteingang<br />

08.11.2011<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

Herausforderung<br />

Automatisierungstechnik<br />

Mit dem <strong>atp</strong>-award werden zwei Autoren der <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> für<br />

hervorragende Beiträge ausgezeichnet. Ziel dieser Initiative<br />

ist es, Wissenschaftler und Praktiker der Automatisierungstechnik<br />

anzuregen, ihre Ergebnisse und Erfahrungen in Veröffentlichungen<br />

zu fassen und die Wissenstransparenz in der<br />

Automatisierungstechnik zu fördern. Teilnehmen kann jeder<br />

Autor der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung nicht älter als<br />

35 Jahre ist. Nach Veröffentlichung eines Beitrags ist der Autor,<br />

wenn er die Bedingung erfüllt, automatisch im Pool. Die<br />

Auswahl des Gewinners übernimmt die <strong>atp</strong>-Fachredaktion.<br />

Derjenige Autor, der im Autorenteam der jüngste ist, erhält<br />

stellvertretend für alle Autoren die Auszeichnung. Der Preis<br />

wird in zwei Kategorien ausgelobt: Industrie und Hochschule.<br />

Die Kategorien ermittlung ergibt sich aus der in dem Beitrag<br />

angegebenen Adresse des jüngsten Autors.<br />

Veröffentlichungen – Beitrag zum Wissenspool im<br />

Fachgebiet Automatisierungstechnik<br />

Die Entwicklung eines Wissensgebietes erfolgt durch einen<br />

kooperativen Prozess zwischen wissenschaftlicher Grundlagenforschung,<br />

Konzept- und Lösungsentwicklung und Anwendung<br />

in der Praxis. Ein solcher Prozess bedarf einer gemeinsamen<br />

Informationsplattform. Veröffentlichungen<br />

sind die essentielle Basis eines solchen Informationspools.<br />

Der <strong>atp</strong>-award fördert den wissenschaftlichen Austausch<br />

im dynamischen Feld der Automationstechnik. Nachwuchsinge<br />

nieure sollen gezielt ihre Forschungen präsentieren<br />

können und so leichter den Zugang zur Community erhalten.<br />

Der Preis ist mit einer Prämie <strong>von</strong> jeweils 2000€ dotiert.<br />

Die Auswahl erfolgt in zwei Stufen:<br />

Voraussetzung für die Teilnahme ist die Veröffentlichung<br />

des Beitrags in der <strong>atp</strong> <strong>edition</strong>. Jeder Aufsatz, der als Hauptbeitrag<br />

für die <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> eingereicht wird, durchläuft das<br />

Peer-Review-Verfahren. Die letzte Entscheidung zur Veröffentlichung<br />

liegt beim Chefredakteur. Wird ein Beitrag veröffentlicht,<br />

kommt er automatisch in den Pool der <strong>atp</strong>-award-<br />

Bewerber, vorausgesetzt einer der Autoren ist zum Zeitpunkt<br />

der Veröffentlichung nicht älter als 35 Jahre. Ausgezeichnet<br />

wird der jüngste Autor stellvertretend für alle Autoren der<br />

Gruppe. Eine Jury aus Vertretern der <strong>atp</strong>-Fachredaktion<br />

und des -Beirats ermittelt schließlich den Gewinner in den<br />

jeweiligen Kategorien Hochschule und Industrie.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Beiträge richten Sie bitte an:<br />

Oldenbourg Industrieverlag GmbH<br />

Herrn Prof. Leon Urbas<br />

Chefredakteur <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> / automatisieren! by <strong>atp</strong><br />

Rosenheimer Straße 145 • 81761 München<br />

Tel. +49 (0) 89 45051 418 • E-Mail: urbas@oiv.de<br />

Beachten Sie die Autorenhinweise der <strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

für Hauptbeiträge unter folgendem Link:<br />

http://www.<strong>atp</strong>-online.de<br />

Bitte senden Sie Ihre Beiträge an: urbas@oiv.de


impressum / <strong>Vorschau</strong><br />

Impressum<br />

<strong>Vorschau</strong><br />

Verlag:<br />

Oldenbourg Industrieverlag GmbH<br />

Rosenheimer Straße 145<br />

D-81671 München<br />

Telefon + 49 (0) 89 4 50 51-0<br />

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Geschäftsführer:<br />

Carsten Augsburger<br />

Jürgen Franke<br />

Herausgeber:<br />

Dr. T. Albers<br />

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Dipl.-Ing. G. Kumpfmüller<br />

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Beirat:<br />

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Prof. Dr.-Ing. Ch. Diedrich<br />

Prof. Dr.-Ing. U. Epple<br />

Prof. Dr.-Ing. A. Fay<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Felleisen<br />

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Prof. Dr.-Ing. H. Haehnel<br />

Dr.-Ing. J. Kiesbauer<br />

Dipl.-Ing. R. Marten<br />

Dipl.-Ing. G. Mayr<br />

Dr. J. Nothdurft<br />

Dr.-Ing. J. Papenfort<br />

Dr. A. Wernsdörfer<br />

Dipl.-Ing. D. Westerkamp<br />

Dr. Ch. Zeidler<br />

Organschaft:<br />

Organ der GMA<br />

(VDI/VDE-Gesell schaft Messund<br />

Automatisierungs technik)<br />

und der NAMUR<br />

(Interessen gemeinschaft<br />

Automatisierungs technik der<br />

Prozessindustrie).<br />

Redaktion:<br />

Gerd Scholz (verantwortlich)<br />

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Anne Hütter<br />

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Einreichung <strong>von</strong> Hauptbeiträgen:<br />

Prof. Dr.-Ing. Leon Urbas<br />

(Chefredakteur, verantwortlich<br />

für die Hauptbeiträge)<br />

Technische Universität Dresden<br />

Fakultät Elektrotechnik<br />

und Informationstechnik<br />

Professur für Prozessleittechnik<br />

D-01062 Dresden<br />

Telefon +49 (0) 351 46 33 96 14<br />

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Fachredaktion:<br />

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Dr. B. Kausler<br />

Dr.-Ing. N. Kiupel<br />

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Dipl.-Ing. I. Rolle<br />

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Bezugsbedingungen:<br />

„<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> – Automatisierungstechnische<br />

Praxis“ erscheint<br />

monatlich mit Doppelausgaben im<br />

Januar/Februar und Juli/August.<br />

Bezugspreise:<br />

Abonnement jährlich: € 468,– + € 30,–/<br />

€ 35,- Versand (Deutschland/Ausland);<br />

Heft-Abbonnement + Online-Archiv:<br />

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Die Preise enthalten bei Lieferung<br />

in EU-Staaten die Mehrwertsteuer,<br />

für alle übrigen Länder sind es<br />

Nettopreise. Mitglieder der GMA: 30%<br />

Ermäßigung auf den Heftbezugspreis.<br />

Bestellungen sind jederzeit über den<br />

Leserservice oder jede Buchhandlung<br />

möglich.<br />

Die Kündigungsfrist für Abonnementaufträge<br />

beträgt 8 Wochen zum Bezugsjahresende.<br />

Abonnement-/<br />

Einzelheftbestellung:<br />

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den Anzeigenteil:<br />

Annemarie Scharl-Send<br />

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Tel. +49 (0) 8144 9 96 95 12<br />

Fax +49 (0) 8144 9 96 95 14<br />

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Es gelten die Preise der Mediadaten 2012<br />

Anzeigenverwaltung:<br />

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Druck:<br />

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Ostring 13,<br />

D-65205 Wiesbaden-Nordenstadt<br />

Gedruckt auf chlor- und<br />

säurefreiem Papier.<br />

Die <strong>atp</strong> wurde 1959 als „Regelungstechnische<br />

Praxis – rtp“ gegründet.<br />

© 2012 Oldenbourg Industrieverlag<br />

GmbH München<br />

Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen<br />

Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Mit Ausnahme der<br />

gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine<br />

Verwertung ohne Ein willigung des Verlages<br />

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Gemäß unserer Verpflichtung nach § 8<br />

Abs. 3 PresseG i. V. m. Art. 2 Abs. 1c DVO<br />

zum BayPresseG geben wir die Inhaber<br />

und Beteiligungsverhältnisse am Verlag<br />

wie folgt an:<br />

Oldenbourg Industrieverlag GmbH,<br />

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Alleiniger Gesellschafter des Verlages<br />

ist die ACM-Unternehmensgruppe,<br />

Ostring 13,<br />

65205 Wiesbaden-Nordenstadt.<br />

ISSN 2190-4111<br />

Die Ausgabe 5 / 2012 der<br />

erscheint am 07.05.2012<br />

Mit folgenden Beiträgen:<br />

Anforderungsanalyse für<br />

das integrierte Engineering<br />

Datenkonsistenz mit<br />

AutomationML herstellen<br />

Automatisiertes<br />

Kommunikationsengineering<br />

Simulationsbasierte<br />

Steuerungsfunktionstests<br />

2. Teil<br />

Temperaturmessstellen<br />

in der Anlage planen<br />

...und vielen weiteren Themen.<br />

Aus aktuellem Anlass können sich die Themen<br />

kurzfristig verändern.<br />

LeserService<br />

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Telefon:<br />

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58<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2012


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