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atp edition Betriebliche Mitbenutzung von SIS-Komponenten (Vorschau)

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7-8 / 2012<br />

54. Jahrgang B3654<br />

Oldenbourg Industrieverlag<br />

Automatisierungstechnische Praxis<br />

<strong>Betriebliche</strong> <strong>Mitbenutzung</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>SIS</strong>-<strong>Komponenten</strong> | 26<br />

Überwachung <strong>von</strong> Prozessen<br />

mit kleiner Losgröße | 34<br />

Kernmodelle für die<br />

Systembeschreibung | 40<br />

Vorgehensmodellierung im<br />

Anlagen-Engineering | 50<br />

Modellbasierte<br />

Software-Entwicklung | 60<br />

Automatische Wertebereichsanalyse | 68<br />

Mensch-Maschine-Schnittstelle<br />

im demografischen Wandel | 76


Print wirkt<br />

„<strong>atp</strong> <strong>edition</strong>“ ist ein Printtitel auf höchster<br />

Qualitätsstufe und mit Nachhaltigkeit im<br />

Sinne wiederkehrender Nutzung. Der Titel<br />

erfüllt den selbstgestellten Anspruch eines<br />

anspruchsvollen und seriösen Magazins für<br />

Top-Entscheider zwischen Wissenschaft<br />

und Praxis konsequent.<br />

Entsprechend der journalistischen Konzeption<br />

ist Online hintenangestellt. Die Jury<br />

sah hier „die beispielhafte Umsetzung einer<br />

wissenschaftlich ausgerichteten Fachzeitschrift<br />

mit Magazincharakter“.


editorial<br />

Industrie 4.0 = Automation<br />

Made in Germany<br />

Deutschland hat bei der derzeit proklamierten vierten industriellen Revolution<br />

„Industrie 4.0“ ausgezeichnete Voraussetzungen. Warum? Weil wir<br />

seit langem die Möglichkeiten der industriellen Kommunikations- und Informationstechnologie<br />

(IKT) für die Anwendung in der Automatisierungstechnik<br />

konsequent und systematisch entwickeln und nutzen. Die derzeitige Entwicklung<br />

im Hinblick auf Vernetzung und Allgegenwärtigkeit jeglicher Information<br />

wird der Automation einen Schub geben und neue Möglichkeiten eröffnen.<br />

Das Ziel der Automatisierung ist und bleibt der wunschgemäße, sichere,<br />

zuverlässige und effiziente Betrieb <strong>von</strong> Anlagen, etwa in der Produktion, der<br />

Energieerzeugung, der Medizin-, Verkehrs- und Umwelttechnik. Die Nutzung<br />

zusätzlicher Informationen, die zukünftig über weitere Sensoren, eingebettete<br />

Systeme und zugehörige Vernetzung zur Verfügung stehen, dient diesem<br />

Ziel und eröffnet neue Möglichkeiten.<br />

Daher unterstützen wir die Initiative „Industrie 4.0“ im Rahmen der Hightech-Strategie<br />

der Bundesregierung. „Industrie 4.0“ bedeutet konsequente Automation.<br />

Wir werden die aktuellen Trends aus der IKT nutzen und gezielt für<br />

die industrielle Automation weiterentwickeln. Darunter fallen unter anderem<br />

der Ausbau <strong>von</strong> Sensor- und Kommunikationsnetzen, die Vernetzung <strong>von</strong><br />

Anlagen, die Verfügbarkeit, Transparenz und Sicherheit <strong>von</strong> Daten, die übersichtliche<br />

Visualisierung <strong>von</strong> Anlagenzuständen sowie die einfache und intuitive<br />

Bedienung <strong>von</strong> Anlagen.<br />

Eines jedoch muss uns klar sein: Die Anlagen der „Industrie 4.0“ mit den<br />

oben beschriebenen Eigenschaften werden komplexer sein als die Anlagen,<br />

die wir heute kennen und nutzen.<br />

„Komplexität beherrschen – Zukunft sichern“ war das Motto des diesjährigen<br />

Kongresses Automation 2012 (13. und 14. Juni in Baden-Baden). Wir haben<br />

die GMA-Mitglieder befragt, wie sie Komplexität wahrnehmen und wie sie<br />

damit umgehen. Über 600 Mitglieder haben sich daran beteiligt. Die Antworten<br />

ergaben, dass Komplexität für uns Automatisierer ein aktuelles Thema ist,<br />

dass Komplexität stetig zunimmt und dass Ingenieure in Deutschland darauf<br />

gut vorbereitet sind.<br />

Auf der anderen Seite haben wir ermittelt, dass 48 Prozent der Befragten<br />

Komplexität als Problemstellung wahrnehmen. Fast 36 Prozent gaben an, Komplexität<br />

als Belastung zu empfinden – das, liebe Leser, kann auf Dauer nicht<br />

gut sein. Dies bedeutet für die Hersteller und Integratoren, Geräte, Systeme<br />

und Anlagen entsprechend zu planen und zu errichten sowie sich auf anerkannte<br />

Standards zu verständigen und diese konsequent anzuwenden. „Weniger<br />

ist mehr“ lautet hier die Forderung und es gilt das Richtige richtig zu<br />

tun! Nicht das zusätzliche Funktionsmerkmal sondern die anwenderfreundliche<br />

Bedienung mit zuverlässiger Funktion muss das Designziel für „Industrie<br />

4.0“ und damit „Automation Made in Germany“ sein.<br />

In der vorliegenden Ausgabe der <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> finden Sie ausgewählte Beiträge<br />

unseres Kongresses Automation 2012 – ich wünsche Ihnen viele Anregungen<br />

und neue Ideen beim Lesen. Bitte notieren Sie sich schon heute den Termin für<br />

den nächsten Kongress Automation am 25. und 26. Juni 2013 in Baden-Baden.<br />

Dr.-Ing. Kurt D.<br />

Bettenhausen<br />

Vorsitzender der VDI/VDE-<br />

Gesellschaft Mess- und Automatisierungstechnik<br />

(GMA)<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7-8 / 2012<br />

3


Inhalt 7-8 / 2012<br />

Forschung<br />

6 | TU Dresden entwickelt weltweit ersten chemischen Mikroprozessor<br />

Fraunhofer investiert Millionen in<br />

Forschungszentrale für Informationssicherheit<br />

7 | Nanokomposites: Auf dem Weg zum flexiblen Bildschirm<br />

Verband<br />

Modulation <strong>von</strong> Plattformen für optimalen Produktlebenszyklus<br />

8 | Integrierte Digitale Anlagenplanung:<br />

Wissenschaftliche Beiträge für Symposium gesucht<br />

Teigeler ist neuer DKE-Geschäftsführer<br />

China will zum globalen Technologieführer werden<br />

9 | Namur-Arbeitsblatt NA 140 berät zur Steigerung <strong>von</strong><br />

Energieeffizienz in Chemieanlagen<br />

branche<br />

10 | Europäische Schuldenkrise verunsichert<br />

deutsche Elektroindustrie im ersten Halbjahr<br />

VDI-Konferenz: Prozessmesstechnik an Biogasanlagen<br />

aus Theorie und Praxis<br />

75. Namur-Hauptversammlung dreht sich um Anfänge und<br />

Zukunftspotenzial <strong>von</strong> Aktorik<br />

11 | <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> ist bestes Fachmedium 2012<br />

12 | Automation 2012: Komplexität beherrschen und<br />

Ingenieur-Nachwuchs praxisorientiert vorbereiten<br />

16 | FDI-Projekt für einheitliche Geräteintegration<br />

geht in die nächste Runde<br />

rubriken<br />

3 | Editorial<br />

82 | Impressum, <strong>Vorschau</strong><br />

4<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7-8 / 2012


Praxis<br />

18 | Effiziente Erfassung und Übertragung <strong>von</strong><br />

Testdaten ermöglicht umgehende Reaktionen<br />

20 | Prozesssteuerung erfüllt strenge Pharma-Regeln<br />

und lässt sich individuell konfigurieren<br />

22 | Datenerfassungssystem macht die Produktion in<br />

Stanz- und Biegemaschinenanlage effizienter<br />

24 | Intensiv genutzte Datennetzwerke benötigen<br />

nicht erst seit Stuxnet leistungsfähige und<br />

sichere <strong>Komponenten</strong><br />

Hauptbeiträge<br />

26 | <strong>Betriebliche</strong> <strong>Mitbenutzung</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>SIS</strong>-<strong>Komponenten</strong><br />

T. Gabriel, G. Versteegen und B. Schrörs<br />

34 | Überwachung <strong>von</strong> Prozessen<br />

mit kleiner Losgröße<br />

M. Kaupp und J. Neher<br />

40 | Kernmodelle für die Systembeschreibung<br />

D. Kampert und U. ePPle<br />

50 | Vorgehensmodellierung im<br />

Anlagen-Engineering<br />

S. Sokolov, H.- P. Fichtner, Z. Cihlar, M. Kaiser und C. Diedrich<br />

60 | Modellbasierte Software-Entwicklung<br />

D. Kuschnerus, M. Gerding, A. Bilgic und T. Musch<br />

68 | Automatische Wertebereichsanalyse<br />

S. Biallas, S. Kowalewsk und B. Schlich


forschung<br />

TU Dresden entwickelt weltweit<br />

ersten chemischen Mikroprozessor<br />

An der Technischen Universität Dresden ist erstmals<br />

die Entwicklung eines chemischen Mikroprozessors<br />

gelungen. Im Gegensatz zum bekannten Mikroprozessor,<br />

der elektronische Information verarbeitet, regelt der chemische<br />

Mikroprozessor Materieflüsse. Das Schaltkreis-<br />

Konzept ähnelt dem der mikroelektronischen Prozessoren.<br />

Die chemischen Schaltkreise bestehen aus übereinander<br />

gestapelten dünnen Schichten aktiver Materialien.<br />

Allerdings kommen nicht dotierte aktive<br />

elektronische Halbleitermaterialien wie Silizium zum<br />

Einsatz, sondern besondere Polymere, die aber ebenfalls<br />

die Basis für transistorähnliche Bauelemente bilden, die<br />

zu tausenden in den Chip integriert sind. Die chemischen<br />

Mikrochips sind die ersten echten Lab-on-a-Chip-Mikroprozessoren,<br />

eine Art Labor auf dem Mikrochip. Sie benötigen<br />

keine externe Steuerung, da sie vollautomatisch<br />

arbeiten und mit chemischer Energie betrieben werden.<br />

Die Wissenschaftler um Teamleiter Prof. Andreas Richter<br />

hoffen, dass ihr Konzept eine Entwicklung anstößt,<br />

die vergleichbar mit jener der elektronischen Mikroprozessoren<br />

ist, deren Einführung Anfang der siebziger Jahre<br />

den Siegeszug der Mikroelektronik einleitete.<br />

Die Zukunft ihrer chemischen Mikroprozessoren sehen<br />

die Wissenschaftler im Bereich Medizin, Umwelt,<br />

Prozesstechnik und anderen Wissenschaftsbereichen.<br />

Dort basieren viele, vielleicht die meisten Prozesse auf<br />

der Verarbeitung <strong>von</strong> Materialien. Das Team <strong>von</strong> Prof.<br />

Andreas Richter arbeitet mit in dem als Exzellenzcluster<br />

bewilligten „Center for Advancing Electronics Dresden“<br />

(cfAED). Ziel des cfAED ist die Erschließung neuer Wege<br />

für die Mikroelektronik der Zukunft. Der chemische<br />

Mikroprozessor wurde auf der 4. International Conference<br />

„Smart Materials, Structures and Systems“ in<br />

Montecatini Terme, Italien, präsentiert.<br />

ahü<br />

Technische Universität Dresden,<br />

Mommsenstr. 9, D-01069 Dresden,<br />

Tel. +49 (0) 351 46 30,<br />

Internet: www.tu-dresden.de<br />

Chemischer<br />

Mikroprozessor<br />

Bild: Rinaldo<br />

Greiner/TU Dresden<br />

6<br />

Fraunhofer investiert Millionen in<br />

Forschungszentrale für Informationssicherheit<br />

Das Thema IT-Sicherheit ist in aller Munde. Das<br />

Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie<br />

(SIT) hat erste Konsequenzen gezogen. Anfang Juli<br />

feierten rund 100 Gäste aus Politik, Wissenschaft und<br />

Spatenstich am Fraunhofer SIT (v.l.n.r.): Staatssekretär im<br />

Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst Ingmar Jung,<br />

Fraunhofer-Vorstand Dr. Alexander Kurz, Institutsleiter des Fraunhofer<br />

SIT Prof. Michael Waidner, Oberbürgermeister der Stadt Darmstadt<br />

Jochen Partsch und Architekt Xaver Egger. Bild: Fraunhofer<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7-8 / 2012<br />

Forschung den Beginn der Erweiterungsbauarbeiten am<br />

SIT in Darmstadt. Insgesamt werden 18 Millionen Euro<br />

in den Ausbau der hessischen Forschungseinrichtung<br />

fließen. Ab Sommer 2014 sollen neben dem neuen Gebäude<br />

auf etwa 3000 Quadratmeter Nutzfläche 170 Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler zu Datenschutz<br />

und Informationssicherheit forschen. Finanziert wird<br />

der Neubau vom Land Hessen im Rahmen des Förderprogramms<br />

LOEWE (Landes-Offensive zur Entwicklung<br />

wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz) mit 9,1 Millionen<br />

Euro und dem Bundesministerium für Bildung<br />

und Forschung (BMBF).<br />

Dr. Alexander Kurz, Vorstand der Fraunhofer-Gesellschaft<br />

für Personal und Recht: „Sicherheit ist eines der<br />

zentralen Forschungsthemen für die Fraunhofer-Gesellschaft.<br />

Es ist daher nur konsequent, dass wir massiv in<br />

den Ausbau unserer Forschungskapazitäten am Fraunhofer<br />

SIT investieren.<br />

Erst durch den neuen Erweiterungsbau kann das Fraunhofer<br />

SIT wie geplant wachsen und dabei seinen Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern dauerhaft hochqualitative<br />

Arbeitsplätze zur Verfügung stellen.“<br />

ahü<br />

Fraunhofer-Institut<br />

für sIchere Informationstechnologie (SIT),<br />

Rheinstr. 75, D-64295 Darmstadt, Tel. +49 (0) 61 51 86 90,<br />

Internet: www.sit.fraunhofer.de


Nanokomposites: Auf dem Weg<br />

zum flexiblen Bildschirm<br />

Der Schutz hochempfindlicher technischer Bauteile könnte zukünftig durch<br />

sogenannte Nanokomposites realisiert werden. Forschern unter der Leitung<br />

<strong>von</strong> Prof. Dr. Josef Breu an der Universität Bayreuth (Lehrstuhl Anorganische<br />

Chemie I) ist es gelungen, eine Schutzschicht aus Silikatscheiben und kettenförmigen<br />

Kunststoffen herzustellen. Sie besteht aus vielen übereinanderliegenden<br />

Ebenen. Jede Ebene setzt sich aus winzigen Bausteinen zusammen,<br />

die wenige Nanometer hoch sind und sich in ihrem dreistufigen Aufbau gleichen.<br />

Die Mitte bilden künstlich erzeugte scheibenförmige Schichtsilikate,<br />

deren Oberfläche zehn Mal größer ist als <strong>von</strong> Schichtsilikaten, die in der<br />

Natur vorkommen. An den Silikatscheiben sind kettenförmige Kunststoffmoleküle<br />

verankert, die zur Anwendung in einer luftdichten Schutzschicht optimiert<br />

wurden. Die so hergestellte Schutzschicht gehört zu den sogenannten<br />

Nanokomposites, einer Materialklasse. Die beschrieben Ebenen im Schichtsilikat<br />

verhindern das Eindringen <strong>von</strong> Wasser und Sauerstoff. Außerdem ist<br />

die Schicht flexibel und kann sich Verformungen beliebig anpassen. Kombiniert<br />

man das Nanokomposit mit einer Polymer-Matrix, kann es zukünftig<br />

herkömmliche starre Schutzschichten aus Glas ablösen. Die Forscher hoffen,<br />

dass sie dem langfristigen Ziel, nämlich der Herstellung biegsamer Displays,<br />

damit ein Stück näher gerückt sind. Das kosteneffiziente Herstellungsverfahren<br />

wurde nun zum Patent angemeldet. Nachlesbar ist die Forschungsarbeit<br />

unter dem Titel „UV-Cured, Flexible, and Transparent Nanocomposite Coating<br />

with Remarkable Oxygen Barrier“ in: Advanced Materials, Volume 24, Issue<br />

16, pp. 2142-2147 DOI: 10.1002/adma.201104781. ahü<br />

TEchnoLogIE<br />

schaFFT<br />

ForTschrITT<br />

DarT FELDbus<br />

Universität Bayreuth, Lehrstuhl für Anorganische Chemie I,<br />

Universitätsstr. 30, D-95447 Bayreuth, Tel. +49 (0) 921 550,<br />

Internet: www.sfb840.uni-bayreuth.de<br />

Modulation <strong>von</strong> Plattformen für<br />

optimalen Produktlebenszyklus<br />

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt die<br />

Initiative „RePlaMo“ am Zentrum für Mechatronik und Automatisierungstechnik<br />

(Zema) in Saarbrücken mit fünf Millionen Euro über die nächsten<br />

drei Jahre. „RePlaMo“ steht für „Wandlungsfähigkeit durch rekonfigurierbare<br />

Plattformkonzepte für die Montage“. Das Forschungsprojekt unter der Leitung<br />

<strong>von</strong> Prof. Dr.-Ing. Rainer Müller soll eine Antwort auf den <strong>von</strong> der Industrie<br />

geforderten schnellen Produktlebenszyklus in der Montage geben. Automatisierungslösungen<br />

sind zwar unumgänglich aber teuer in der Anschaffung.<br />

Abhilfe sollen hier rekonfigurierbare Montageanlagen schaffen. Müller fordert<br />

daher, dass zukünftige Montagesysteme mit geringem Aufwand und zeiteffektiv<br />

an neue Anforderungen angepasst und vom Produktlebenszyklus entkoppelt<br />

werden.<br />

An „RePlaMo“ beteiligen sich zahlreiche Montagesystemhersteller- und<br />

anwender, um rekonfigurierbare und wirtschaftliche Montagekonzepte<br />

zu entwickeln. Dazu gehört etwa die Modularisierung. Das Baukastenprinzip<br />

ermöglicht eine variable Stückzahlbandbreite und einen skalierbaren<br />

Produktvariantenmix mit geringem Aufwand. Die Modularisierung<br />

zerlegt die Montagestationen in einzelne verständliche Funktionsgruppen.<br />

Da<strong>von</strong> wird abgeleitet, welche Systemelemente (Basis-, Zuführ-, Transport<br />

oder das eigentliche Montageprozessmodul) die technische Anpassungsfähigkeit<br />

begrenzen und optimiert werden müssen.<br />

ahü<br />

Zentrum für Mechatronik und Automatisierungstechnik<br />

gemeinnützige GmbH,<br />

Gewerbepark Eschberger Weg, Geb. 9, D-66121 Saarbrücken,<br />

Tel. +49 (0) 68 18 57 87 15, Internet: www.mechatronikzentrum.de<br />

Eigensicherheit ohne Leistungsgrenzen:<br />

Die nächste Innovation<br />

<strong>von</strong> Pepperl+Fuchs<br />

n High Power Trunk + Eigensicherheit<br />

erstmals kombiniert in einem<br />

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Pepperl+Fuchs<br />

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Lilienthalstraße 200 · 68307 Mannheim<br />

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<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7-8 / 2012<br />

7


Verband<br />

Integrierte Digitale Anlagenplanung:<br />

Wissenschaftliche Beiträge für Symposium gesucht<br />

Das „ProcessNet/Namur-Symposium IDA 2013 – Integrierte<br />

Digitale Anlagenplanung und -führung“ findet am<br />

21. und 22. März 2013 in Frankfurt am Main statt. Es richtet<br />

sich an Hersteller, Anwender und Entwickler moderner Informationstechnologien<br />

in der Prozesstechnik und in der<br />

Prozessleittechnik. Der Expertentreff wird <strong>von</strong> ProcessNet<br />

mit Unterstützung der Namur (Verband der Anwender <strong>von</strong><br />

Automatisierungstechnik der Prozessindustrie) organisiert.<br />

Mit Vorträgen aus Hochschule und Praxis, Softwaredemonstrationen<br />

sowie einer begleitenden Ausstellung bietet<br />

das Symposium eine Plattform, um aktuelle Anforderungen<br />

an „digitale“ Anlagen und Produkte in Verfahrens- und<br />

Automatisierungstechnik und notwendige informationstechnische<br />

Methoden und Werkzeuge zu diskutieren. Die<br />

Schwerpunktthemen der IDA 2013 lauten: Smart-Scale-<br />

Anlagen: Modularisierung, Scale Up/Number Up, Anlagenkonzepte<br />

für weltweit verteilte Einsatzstoffe und Märkte,<br />

Informationsmodelle für die Digitale Anlagenplanung und<br />

-führung, Einsatz <strong>von</strong> Standards für den Datenaustausch<br />

(beispielsweise ISO 15926, IEC 62424 plantXML, Onto-<br />

CAPE) im Engineering und für die Prozessführung (beispielsweise<br />

IEC 61850, OPC UA), Assistenzsysteme: Modell-<br />

gestützte Unterstützungssysteme für das Engineering, Lebenszykluskostenmodelle<br />

für Anlagen, Risiko- und Investitionsmanagement<br />

und Integriertes Workflow Management.<br />

Interessierte sind eingeladen, wissenschaftliche Beiträge<br />

für Vorträge oder Poster bis zum 14. September 2012 online<br />

unter www.processnet.org/ida2013 einzureichen. Dort liegt<br />

eine entsprechende Vorlage (Muster) für die Erstellung einer<br />

Kurzfassung bereit. Prof. Dr.-Ing. Leon Urbas, Vorsitzender<br />

des Vorbereitungskomitees und Chefredakteur der<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong>, behält sich vor, Beiträge zur Veröffentlichung<br />

im Fachmagazin <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> auszuwählen. Diese Aufsätze<br />

werden in einem Themenheft zur digitalen Anlage erscheinen.<br />

Absolventen sind aufgefordert, ihre in 2011/12 erstellten<br />

Abschlussarbeiten einzureichen und mit einem Poster<br />

vorzustellen. Die ProcessNet-Fachgemeinschaft PAAT hat<br />

einen Preis <strong>von</strong> 1000 Euro für die beste Qualifikationsarbeit<br />

ausgelobt und unterstützt studentische Teilnehmer mit<br />

zehn Reisestipendien à 400 Euro.<br />

ahü<br />

ProcessNet (Initiative <strong>von</strong> Dechema und VDI-GVC),<br />

Theodor-Heuss-Allee 25, D-60486 Frankfurt am Main,<br />

Tel. +49 (0) 69 756 42 49, Internet: www.processnet.org<br />

Teigeler ist neuer DKE-Geschäftsführer<br />

Seit 1. Juli 2012 ist Michael Teigeler (45) neuer Geschäftsführer<br />

der DKE Deutsche Kommission Elektrotechnik<br />

Elektronik Informationstechnik im DIN und VDE<br />

(VDE|DKE). Er folgt auf Dr. Gerhard Dreger, der nach fünf<br />

Jahren als Mitglied der Geschäftsleitung in den Ruhestand<br />

geht. Sprecher der Geschäftsführung bleibt Dr. Bernhard<br />

Thies. Michael Teigeler ist seit 2008 Leiter der Abteilung<br />

Internationale Zusammenarbeit der VDE|DKE und hat die<br />

Normungsaktivitäten mit Brasilien, Russland, Indien, China<br />

und Südkorea vertieft. Künftig soll die Normungsarbeit<br />

in Bereichen wie Elektromobilität und Intelligente Netze<br />

auf internationaler Ebene weiter ausgebaut werden. Michael<br />

Teigeler hat an der Hochschule Darmstadt Elektrotechnik<br />

mit der Fachrichtung Automatisierungstechnik studiert.<br />

Seine berufliche Laufbahn startete er<br />

1992 als Vertriebs- und Entwicklungsingenieur<br />

bei der Redar Nahortungstechnik<br />

GmbH in Darmstadt. Im Jahr<br />

1993 wurde er Application Manager<br />

Automotive bei der Baumer Ident<br />

GmbH und wechselte 1995 zur VDE-<br />

Normungsorganisation DKE. ahü<br />

Michael<br />

Teigeler<br />

Bild: VDE.<br />

DKE Deutsche Kommission<br />

ElektrotechNIK ElektroNIK<br />

InformationstechNIK im DIN und VDE,<br />

Stresemannallee 15, D-60596 Frankfurt am Main,<br />

Tel. +49 (0) 69 630 80, Internet: www.dke.de<br />

China will zum globalen Technologieführer werden<br />

Zum Innovationsführer will China unter anderem in<br />

Thermoprozesstechnik, Verfahrenstechnik, Fluidtechnik,<br />

bei Präzisionswerkzeugen, Werkzeugmaschinen<br />

oder Formenbau werden. Dies stellte VDMA-Präsident<br />

Dr. Thomas Lindner bei der Vorstellung der Studie<br />

„Implications of the 12th Five-Year-Plan for German<br />

Machinery Manufacturers“ klar. Die Studie wurde im<br />

Auftrag der Impuls-Stiftung des VDMA <strong>von</strong> der Droege<br />

Group China durchgeführt. Vor fünf Jahren stand China<br />

noch auf Platz vier unter den weltgrößten Maschinenbauländern.<br />

Im Jahre 2011 hat China sich mit 563 Mrd.<br />

Euro Umsatz die Spitzenposition gesichert. Bis 2015, so<br />

versichern die VDMA-Experten, liefert China nicht mehr<br />

im Niedrigpreis-Segment sondern bietet State-of-the-art-<br />

Technologie an, zum Nachteil deutscher Hersteller. Bis<br />

2015 will China seine sieben strategische Bereiche mit<br />

F&E-Investitionen <strong>von</strong> 1,2 Billionen Euro fördern, um<br />

globale Technologieführerschaft zu erreichen: umweltfreundliche<br />

Fahrzeuge, neue Energiequellen, Highend-<br />

Equipment, Energieeffizienz, neue Materialien, Bio-<br />

Technologie und neue Informationstechnologie. ahü<br />

Verband deutscher Maschinenund<br />

Anlagenbau,<br />

Lyoner Str. 18, D-60528 Frankfurt am Main,<br />

Tel. +49 (0) 69 66 03 14 11, Internet: www.vdma.org<br />

8<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7-8 / 2012


QR code generated on http://qrcode.littleidiot.be<br />

Namur-Arbeitsblatt NA 140 berät zur Steigerung<br />

<strong>von</strong> Energieeffizienz in Chemieanlagen<br />

Das Namur-Arbeitsblatt NA 140 informiert über die Ermittlung<br />

<strong>von</strong> Energiesparpotenzial in der Chemieindustrie.<br />

Die vom Namur-Arbeitskreis 4.17 „Energieeffizienz“<br />

vorgestellte Vorgehensweise zur Analyse der Einsparmöglichkeiten<br />

durch den gezielten Einsatz <strong>von</strong> Automatisierungstechnik<br />

ist allgemeingültig und wird<br />

durch Praxisbeispiele aus der Automatisierungstechnik<br />

ergänzt. Das Arbeitsblatt NA 140 verfolgt die Ziele:<br />

Darstellung einer allgemeingültigen Vorgehensweise<br />

zur Ermittlung <strong>von</strong> Potenzialen und Maßnahmen<br />

zur Steigerung der Energieeffizienz mit dem gezielten<br />

Einsatz <strong>von</strong> Automatisierungstechnik,<br />

Hilfestellung bei der Identifikation und Quantifizierung<br />

der Energieeffizienzpotenziale anhand <strong>von</strong><br />

Checklisten,<br />

Veranschaulichung durch konkrete Lösungsvorschläge<br />

und praktische Beispiele für typische Prozesseinheiten<br />

in der chemischen Industrie,<br />

Verweise auf weiterführende Informationen für den<br />

Praktiker.<br />

Unentdeckte Potenziale: Anwenderverband<br />

Namur veröffentlicht Empfehlung zur Energieeffizienz in<br />

Anlagen. Bild: pixelio.de/Rike<br />

Das Arbeitsblatt richtet sich an Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen<br />

<strong>von</strong> Unternehmen der Prozessindustrie mit<br />

einem technischen Hintergrund. Sie können das Arbeitsblatt<br />

nutzen, um Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz<br />

umzusetzen und weiterzuentwickeln.<br />

Auch die chemische Industrie steht vor der wichtigen<br />

Aufgabe, den spezifischen Energieeinsatz ständig weiter<br />

zu reduzieren. Dazu gehören sicherlich verfahrenstechnische<br />

Maßnahmen, wie etwa Wärmeintegration und<br />

Wirkungsgrad-Verbesserungen. Komplexere Prozesse<br />

und Wärme- sowie Stoffverkopplungen zwischen mehreren<br />

Anlagen stellen jedoch weitere Anforderungen an<br />

die Automatisierungstechnik. Interdisziplinäre Ansätze<br />

können verbleibende Potenziale identifizieren und umsetzen.<br />

Die Automatisierungstechnik kann ungenutztes<br />

Potenzial erschließen. Anregungen und Hilfestellung<br />

bietett das Namur-Arbeitsblatt, dass auf der Internetseite<br />

des Verbands <strong>von</strong> Anwendern der Automatisierungstechnik<br />

in der Prozessindustrie (Namur) heruntergeladen<br />

werden kann. <br />

ahü<br />

Namur-Geschäftsstelle c/o<br />

Bayer Technology Services GmbH,<br />

Gebäude K 9, D-51368 Leverkusen,<br />

Tel. +49 (0) 214 307 10 34, Internet: www.namur.de<br />

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Tel.: 0800 111 44 11<br />

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<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7-8 / 2012<br />

9


anche<br />

Europäische Schuldenkrise verunsichert<br />

deutsche Elektroindustrie im ersten Halbjahr<br />

Von wachsenden Unsicherheiten geprägt“ – so beschreibt<br />

der Chefvolkswirt des ZVEI (Zentralverband<br />

Elektrotechnik- und Elektroindustrie e. V.), Dr. Andreas<br />

Gontermann, die Auftragseingänge für die deutsche<br />

Elektroindustrie im ersten Halbjahr. Grund dieser Unsicherheiten<br />

sei die europäische Schuldenkrise, so erläutert<br />

der Experte in einer ZVEI-Mitteilung. Die Bestellungen<br />

sind im Mai deutlich (34 Prozent) hinter dem<br />

Vorjahresstand zurück geblieben. Inlands- und Auslandsaufträge<br />

verfehlten das Niveau <strong>von</strong> 2011 um 50<br />

beziehungsweise fünf Prozent. Von Januar bis Mai 2012<br />

gingen die Bestellungen um zwölf Prozent gegenüber<br />

dem Vorjahr zurück. Inlandskunden orderten 19 und<br />

Auslandskunden fünf Prozent weniger.<br />

Der Umsatz mit elektrotechnischen und elektronischen<br />

Produkten und Systemen lag im Mai dieses Jahres<br />

bei 14,2 Mrd. Euro und damit acht Prozent niedriger als<br />

vor einem Jahr. „Es war der dritte rückläufige Monat in<br />

Folge“, so Dr. Gontermann. Die Erlöse mit inländischen<br />

Kunden nahmen im Mai um zehn Prozent auf 7,4 Mrd.<br />

Euro ab, die mit ausländischen Kunden um sieben Pro-<br />

Praxisberichte und Forschungsergebnisse zu „Intelligenten<br />

Biogasanlagen“ stellt die 2. VDI-Konferenz<br />

„Prozessmesstechnik an Biogasanlagen“ am 9. und 10.<br />

Oktober 2012 in Fulda vor. Durch steigenden Kostendruck<br />

und sich ändernde Betriebsanforderungen gewinnt<br />

die Prozessoptimierung an Bedeutung. Auf der Konferenz<br />

unter der Leitung <strong>von</strong> Dr.-Ing. Jan Liebetrau, Bereichsleiter<br />

Biochemische Konversion am Deutschen Biomasseforschungszentrum<br />

(DBFZ) in Leipzig, diskutieren Experten<br />

den Einsatz <strong>von</strong> Messtechnik sowie aktuelle Entwicklungen<br />

und Praxisreife <strong>von</strong> Sensoren und Messverzent<br />

auf 6,8 Mrd. Euro. Von Januar bis Mai 2012 summierte<br />

sich der Branchenumsatz auf 70,2 Mrd. Euro – ein<br />

Minus <strong>von</strong> rund eineinhalb Prozent gegenüber Vorjahr.<br />

Die preisbereinigte Produktion der Elektroindustrie<br />

lag im Mai 2012 sieben Prozent niedriger als vor einem<br />

Jahr. Im Zeitraum <strong>von</strong> Januar bis Mai dieses Jahres ist sie<br />

noch um knapp ein Prozent gegenüber Vorjahr gewachsen.<br />

Ihre Produktionspläne haben die Elektrofirmen im<br />

Juni dieses Jahres – wie schon im Mai – leicht herabgesetzt.<br />

„Per Saldo bleiben diese aber positiv: 16 Prozent<br />

der Branchenunternehmen wollen in den nächsten drei<br />

Monaten mehr produzieren“, sagte Dr. Gontermann. 73<br />

Prozent der Firmen planen, ihr gegenwärtiges Output-<br />

Niveau beizubehalten.<br />

ahü<br />

ZVEI – Zentralverband Elektrotechnik- und<br />

Elektronikindustrie e. V.,<br />

Lyoner Str. 9, D-60528 Frankfurt am Main,<br />

Tel. +49 (0) 69 630 22 55,<br />

Internet: www.zvei.org<br />

VDI-Konferenz: Prozessmesstechnik an<br />

Biogasanlagen aus Theorie und Praxis<br />

fahren. Mess-, Regelungs- und Automationskonzepte sind<br />

ebenso Thema wie Praxisberichte zu Mindestanforderungen<br />

an Messtechnik aus Sicht eines Umweltgutachters<br />

und die Umsetzung eines Prozessmonitorings bei einer<br />

Biogasanlage in Güstrow. <br />

ahü<br />

VDI Wissensforum GmbH,<br />

VDI-Platz 1, D-40468 Düsseldorf,<br />

Tel. +49 (0) 211 621 46 41,<br />

Internet: www.vdi.de<br />

10<br />

75. Namur-Hauptversammlung dreht sich um<br />

Anfänge und Zukunftspotenzial <strong>von</strong> Aktorik<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7-8 / 2012<br />

Am 8. und 9. November findet in Bad Neuenahr die<br />

75. Namur-Hauptversammlung statt. Der Verband <strong>von</strong><br />

Automatisierungsanwendern in der Prozessindustrie<br />

(Namur) wählte in diesem Jahr den Schwerpunkt Aktorik.<br />

Stellgeräte sind nicht mehr rein manuelle Bediengeräte.<br />

Sie bilden heute eine ausbalancierte Kombination<br />

aus Mechanik und intelligenter Funktion, bestehend aus<br />

optimierten <strong>Komponenten</strong> und smarten Stellungsreglern.<br />

Die Namur-Hauptsitzung wird in Vorträgen und Workshops<br />

die Anfänge der Aktorik und ihr Zukunftspotenzial<br />

beleuchten. Dabei werden der Feldgeräteintegrationsstandard<br />

FDI, Wireless-Anwendungen, das Energiemonitoring<br />

und die Energieeffizienz behandelt. Am Freitagvormittag<br />

steht dann das Thema "Integriertes Engineering"<br />

auf dem Veranstaltungsplan. Hauptsponsor der 75. Namur-Hauptversammlung<br />

ist der Stellgeräte-Hersteller<br />

Samson. Dr.-Ing. Jörg Kiesbauer, im Vorstand der Samson<br />

AG für Forschung und Entwicklung verantwortlich, geht<br />

in seinem Plenarvortrag auf die historische Entwicklung<br />

der Stellgeräte ein. <br />

ahü<br />

Namur Geschäftsstelle,<br />

c/o Bayer tEchnology sErvices,<br />

Gebäude K9, D-51568 Leverkusen,<br />

Tel. +49 (0) 214 307 10 34,<br />

Internet: www.namur.de


<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> ist bestes<br />

Fachmedium 2012<br />

Als Fachmedium des Jahres 2012 ist <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> <strong>von</strong><br />

der Deutschen Fachpresse ausgezeichnet worden.<br />

Das Magazin setzte sich am 14. Juni 2012 anlässlich<br />

des Kongresses der Deutschen Fachpresse in Essen<br />

in der Kategorie „Konstruktion/Produktion/Industrie<br />

allgemein“ durch. In der Begründung der Jury heißt<br />

es: „<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> ist ein Printtitel auf höchster Qualitätsstufe<br />

und mit Nachhaltigkeit im Sinne wiederkehrender<br />

Nutzung. Der Titel erfüllt den selbstgestellten<br />

Anspruch eines anspruchsvollen und seriösen<br />

Magazins für Top-Entscheider zwischen Wissenschaft<br />

und Praxis konsequent. Entsprechend der<br />

journalistischen Konzeption ist Online hintenangestellt.“<br />

Die Jury sah hier „die beispielhafte Umsetzung<br />

einer wissenschaftlich ausgerichteten Fachzeitschrift<br />

mit Magazincharakter“.<br />

Die Deutsche Fachpresse ist ein Zusammenschluss<br />

des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, des<br />

Verbands deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ), der<br />

world wide magazine media association (FIPP), der<br />

Akademie des deutschen Buchhandels und der VDZ<br />

Akademie. Der Verbund vereint hochrangige Interessensvertreter<br />

deutscher Fachmedien. Die Awards der<br />

deutschen Fachpresse zeichnen die besten deutschen<br />

Fachmedien aus. Die Deutsche Fachpresse würdigt<br />

– eigenen Angaben zufolge – „Publikationen, die beispielhaft<br />

für die vielen hochwertigen gedruckten und<br />

digitalen Informationsangebote aus Fachmedienhäusern<br />

in Deutschland stehen. Zugleich stellt sie mit<br />

dem Award heraus, welchen Beitrag Fachmedien als<br />

Gattung für die Gesellschaft leisten: Ihre seriöse Information<br />

und vorausschauende Themenwahl sind<br />

Grundlage für wirtschaftlichen Erfolg.“ ahü<br />

Oldenbourg IndustrIEVErlag GmbH,<br />

Redaktion <strong>atp</strong>, Rosenheimer Str. 145, D-81617 München,<br />

Tel. +49 (0) 89 45 05 14 18<br />

Internet: www.<strong>atp</strong>-<strong>edition</strong>.de<br />

Auszeichung:<br />

Preis der<br />

Deutschen<br />

Fachpresse<br />

Mit Sicherheit<br />

kompetent<br />

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und 3731. Mit ihrem zertifizierten<br />

Magnetventil und dem induktiven<br />

Grenzkontakt führen sie die Sprungantworttests<br />

automatisch durch und<br />

dokumentieren die Ergebnisse.<br />

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<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

6 / 2012<br />

11


anche | Automation 2012<br />

Automation 2012: Komplexität beherrschen und<br />

Ingenieur-Nachwuchs praxisorientiert vorbereiten<br />

Automation 2012: <strong>atp</strong> award 2011 vergeben/GMA-Umfrage zum Thema Komplexität<br />

Siemens-Vorstandsmitglied Prof. Siegried Russwurm<br />

sprach das Grußwort bei der Automation 2012.<br />

Kongressleiter Prof. Ulrich Jumar<br />

begrüßte zur Eröffnung rund 500 Teilnehmer.<br />

Problemlösungskompetenz und praktische Erfahrung<br />

erleichtern dem deutschen Ingenieur die Arbeit und<br />

machen deutsche Automation so erfolgreich – dies ist<br />

das Fazit der 13. Automation in Baden-Baden. Die VDI-<br />

Veranstaltung, die am 13. und 14. Juni etwa 460 Automatisierer<br />

in das Kongresshaus der Kurstadt lockte,<br />

stand unter dem Titel „Komplexität beherrschen – Zukunft<br />

sichern“.<br />

Im Anschluss an den Eröffnungsvortrag <strong>von</strong> Dr.-Ing.<br />

Kurt D. Bettenhausen (GMA-Vorsitzender) und Kongressleiter<br />

Prof. Dr.-Ing. Ulrich Jumar, richtete Prof.<br />

Dr.-Ing. Siegfried Russwurm, Vorstandsmitglied der<br />

Siemens AG, ein unterhaltsames Grußwort an die Veranstaltungsteilnehmer.<br />

Sein Beitrag „Produktion im<br />

Wandel – Wege zur nachhaltigen Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit“<br />

entlockte manchem Zuhörer das ein<br />

oder andere bestätigende Kopfnicken. Komplexität und<br />

entsprechende Lösungsansätze bildeten in seinem Vortrag<br />

das zentrale Thema.<br />

Zum Thema Komplexität hatte die GMA (VDI/VDE-<br />

Gesellschaft Mess- und Automatisierungstechnik) im<br />

Vorfeld des Kongresses 600 Mitglieder befragt. Die Gesellschaft<br />

wollte wissen, in welcher Form und wie häufig<br />

Komplexität auftritt, wie die Ingenieure ihre persönliche<br />

Lösungskompetenz einschätzen und wie sie mit<br />

besonderen Situationen im Alltag umgehen. Fast die<br />

Hälfte aller Befragten (45,5 Prozent) gab an, dass sie<br />

täglich mit dem Problem Komplexität konfrontiert seien.<br />

Komplexität definierten dabei 76,3 Prozent als gegenseitige<br />

Abhängigkeit <strong>von</strong> Fragestellungen sowie die<br />

Beurteilung der zugehörigen Konsequenzen. Und: Komplexität<br />

am Arbeitsplatz nimmt zu. Dies bestätigte eine<br />

Mehrheit <strong>von</strong> rund 84 Prozent der GMA-Befragten.<br />

Doch fast genauso viele sind zuversichtlich. Von<br />

den Befragten gaben etwa 87 Prozent an, dass sie auf<br />

Komplexität vorbereitet sind. „Man darf nicht vergessen,<br />

dass es sich um die subjektive Einschätzung<br />

jedes Befragten handelt“, so GMA-Geschäftsführer<br />

Dieter Westerkamp. Demnach zählten fast 90 Prozent<br />

aller Befragten den Umgang mit Problemen als ihre<br />

persönliche Stärke. Nur 36 Prozent empfänden Komplexität<br />

als Belastung.<br />

Ingenieuren kommen nach eigenen Angaben bei der<br />

Lösung herausfordernder Arbeitssituationen zwei Dinge<br />

zugute: Die eigene Erfahrung und die praktische<br />

Ausbildung. Ein Alarmsignal bei zunehmender Komplizität<br />

technischer Lösungen, so Bettenhausen. „Bei<br />

der Ausbildung appellieren wir daran, den Schwerpunkt<br />

mehr auf methodische Fähigkeiten zu legen. Da<br />

waren wir in Deutschland bei der Ausbildung unserer<br />

Ingenieure schon einmal deutlich besser“, betont er.<br />

Praktische Ausbildung und Kreativität vermissen die<br />

12<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7-8 / 2012


Automatisierer schon längst. Dies bekundet auch Dr.<br />

Wilhelm Otten, Vorsitzender der Namur (Interessensgemeinschaft<br />

der Anwender <strong>von</strong> Automatisierungstechnik<br />

in der Prozessindustrie), im <strong>atp</strong> <strong>edition</strong>-Interview:<br />

„Es fehlt die klassische Problemlösungskompetenz.“<br />

Dies bestätigt auch sein Vorgänger Dr. Norbert Kuschnerus:<br />

„Man gewinnt heute den Eindruck, es wird nur<br />

noch auswendig gelernt.“<br />

Umso wichtiger ist es für die Automatisierungsbranche,<br />

herausragende Leistungen <strong>von</strong> Nachwuchsingenieuren<br />

hervorzuheben. Auch dazu wurde die Automation<br />

2012 in Baden-Baden genutzt. <strong>atp</strong>-<strong>edition</strong>-Chefredakteur<br />

Prof. Dr.-Ing. Leon Urbas zeichnete im Rahmen<br />

der Eröffnungsveranstaltung Dr.-Ing. Annika<br />

Kufner und Dr.-Ing. Michael Wedel mit dem <strong>atp</strong> award<br />

2011 aus.<br />

Annika Kufner, die derzeit für die Bosch AG in Singapur<br />

arbeitet und deshalb nicht anwesend war, bekam<br />

die Auszeichnung in der Kategorie „Industrie“ für den<br />

Beitrag „Fortschritt bei Simulation <strong>von</strong> Montagemaschinen“.<br />

Die Arbeit wurde in der Ausgabe 9/2011 <strong>von</strong> <strong>atp</strong><br />

Programm<br />

SIL<br />

Sprechstunde<br />

Moderation: Jürgen George,<br />

Pepperl+Fuchs GmbH<br />

4. SIL-Sprechstunde<br />

Funktionale Sicherheit<br />

18. + 19.9.2012, Mannheim, Pepperl+Fuchs GmbH<br />

www.sil-sprechstunde.de<br />

Wann und Wo?<br />

<strong>edition</strong> als Hauptbeitrag veröffentlicht. Kufners Aufsatz,<br />

den sie mit Dr.-Ing. Philipp Dreiss und Prof. Dr.-<br />

Ing. Peter Klemm geschrieben hatte, befasst sich mit der<br />

automatisierten Erstellung <strong>von</strong> Verhaltensmodellen für<br />

die Hardware-in-the-Loop-Simulation der Maschinen.<br />

In der Kategorie „Hochschule“ machte Dr.-Ing. Michael<br />

Wedel das Rennen. Sein Beitrag „Zuverlässigkeitsbewertung<br />

in frühen Entwicklungsphasen“ erschien in<br />

der Ausgabe 10/2011 <strong>von</strong> <strong>atp</strong> <strong>edition</strong>. Der Autor stellte<br />

einen Ansatz vor, der Rückrufe und Stillstände <strong>von</strong> Anlagen<br />

vermeiden soll. Die Lösung basiert auf rigide definierten<br />

Softwarekomponenten.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> vergibt traditionell auf dem VDI-Kongress<br />

„Automation“ in Baden-Baden den Nachwuchsförderpreis<br />

<strong>atp</strong> award. Ausgezeichnet werden zwei Preisträger<br />

jeweils in der Kategorie „Industrie“ und „Hochschule“,<br />

die im vorangegangenen Jahr in <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> veröffentlicht<br />

haben.<br />

Die <strong>atp</strong>-Chefredaktion sowie Fachredaktion, Herausgeber<br />

und Beiräte wählen die Preisträger aus. Potenzielle<br />

Kandidaten dürfen zum Zeitpunkt der Veröffentli-<br />

PLT-Schutzeinrichtung<br />

Prinzip der SIL-Bewertung<br />

Parameter der SIL-Bewertung<br />

Vermeidung systematischer Fehler<br />

Bewertung zufälliger Fehler<br />

Gerätequalifikation aufgrund „früherer Verwendung“<br />

Referenten<br />

Dirk Hablawetz, BASF SE<br />

Dr. Andreas Hildebrandt, Gerhard Jung, Pepperl+Fuchs GmbH<br />

Udo Hug, BImSchG § 29a Sachverständiger<br />

Dr. Thomas Karte, Samson AG<br />

Dr. Gerold Klotz-Engmann, Endress+Hauser Messtechnik GmbH + Co. KG<br />

Josef Kuboth, Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW<br />

Bernd Schroers, Bayer Technology Services<br />

Heiko Schween, HIMA Paul Hildebrandt GmbH + Co KG<br />

Johann Ströbl, TÜV Süd Industrie Service GmbH<br />

Weitere Informationen und Online-Anmeldung unter www.sil-sprechstunde.de<br />

Termin<br />

Dienstag, 18.09.2012<br />

Veranstaltung (11:30 – 16:30 Uhr)<br />

„Get-Together“ mit Abendessen (ab 17:30 Uhr)<br />

Mittwoch, 19.09.2012<br />

Veranstaltung (9:00 – 15:00 Uhr)<br />

Ort<br />

Mannheim, Pepperl+Fuchs GmbH<br />

Thema<br />

SIL – Qualifizierung <strong>von</strong> PLT-Schutzeinrichtungen<br />

Teilnahmegebühr<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong>-Abonnenten 540 € zzgl. MwSt<br />

Firmenempfehlung 590 € zzgl. MwSt<br />

reguläre Teilnahmegebühr 690 € zzgl. MwSt<br />

Im Preis enthalten sind die Tagungsunterlagen<br />

sowie das Catering (Kaffee, 2x Mittagsimbiss,<br />

„Get-Together“ mit Abendessen).<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7-8 / 2012<br />

13


anche | Automation 2012<br />

Prof. Leon Urbas, Chefredakteur der <strong>atp</strong> <strong>edition</strong>, vergab<br />

anlässlich des Automationskongresses den <strong>atp</strong> award an Dr. Annika<br />

Kufner in der Kategorie "Industrie".<br />

Dieter Westerkamp und<br />

Dr. Kurt D. Bettenhausen<br />

stellten die Ergebnisse der<br />

GMA-Umfrage „Komplexität“ vor.<br />

Dr. Michael Wedel (l.) nahm seinen <strong>atp</strong> award 2011<br />

in der Kategorie „Hochschule“ <strong>von</strong> Prof. Leon Urbas<br />

entgegen. <br />

Bilder: Anne Hütter<br />

chung nicht älter als 35 Jahre sein. Wenn es sich um<br />

einen Beitrag mit mehreren Autoren handelt, erhält der<br />

jüngste Verfasser stellvertretend für alle Autoren den<br />

Preis und das Preisgeld in Höhe <strong>von</strong> 2 000 Euro.<br />

Die über 70 Fachbeiträge und mehr als 20 Posterpräsentationen<br />

sowie die Ausstellung <strong>von</strong> Industriepartnern<br />

auf der Automation 2012 bewiesen erneut, dass<br />

Deutschlands Ingenieure führend sind in der Automatisierung.<br />

In der vorliegenden Ausgabe <strong>von</strong> <strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

stellt der Hauptbeitragsteil (ab S.26) eine Auswahl der<br />

Beiträge der Automation 2012 vor. Im Editorial (S.3) dieser<br />

Aus-gabe betont der GMA-Vorsitzende Bettenhausen,<br />

dass Deutschland den Anschluss an den internationalen<br />

Wettbewerb nicht verlieren dürfe. Gerade mit der Industrie<br />

4.0 stehen die Zeichen für einen Standortvorteil der<br />

Bundesrepublik nicht schlecht. Es müsse jedoch jederzeit<br />

die Anwenderfreundlichkeit der Funktion im Mittelpunkt<br />

des Entwicklungsprozesses stehen.<br />

Autorin<br />

Anne Hütter<br />

Redaktion <strong>atp</strong><br />

Oldenbourg Industrieverlag GmbH,<br />

Rosenheimer Straße 145, D-81671 München,<br />

Tel. + 49 (0) 89 45 05 14 18,<br />

E-Mail: huetter@oiv.de<br />

14<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7-8 / 2012


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Gewinne optimiert man nicht über<br />

Nacht. Aber Tag für Tag.<br />

Realisieren auch Sie das Potenzial energieeffizienter Lösungen<br />

Knapper werdende Ressourcen, steigende Energiekosten<br />

sowie immer strengere Umweltauflagen verschärfen den<br />

Druck auf die Industrie, effizienter als bisher mit Energie<br />

umzugehen. Und das Potenzial ist riesig. Bis zu 70 % der<br />

eingesetzten Energie in Industriebetrieben werden allein<br />

durch elektrische Antriebe und Motoren verbraucht.<br />

Ob moderne Energiesparmotoren oder innovative Software-Anwendungen<br />

– wir bieten Ihnen ein umfangreiches<br />

Portfolio an energieeffizienten Produkten und Lösungen<br />

sowie umfassendes Energy Consulting. Damit erzielen<br />

Sie auf Dauer Effizienzgewinne, die Sie immer wieder<br />

machen. Tag für Tag.<br />

siemens.de/energieeffizienz


anche<br />

FDI-Projekt für einheitliche Geräteintegration<br />

geht in die nächste Runde<br />

Field Device Integration macht sich auf den Weg zur Standardisierung<br />

Demonstrator:<br />

Der Herstellerübergreifende<br />

FDI-Demonstrator.<br />

Bild: ABB<br />

Mit der Gründung der FDI Corporation, LLC (Limited<br />

Liability Company amerikanischen Rechts), haben<br />

die Interessenverbände FDT Group, Fieldbus Foundation,<br />

Hart Communication Foundation, OPC Foundation und<br />

Profibus&Profinet International einen weiteren Schritt in<br />

Richtung Marktreife des geplanten, einheitlichen Industriestandards<br />

für die Geräteintegration gemacht. Die neue<br />

Organisation soll den Standardisierungsprozess sowie<br />

die Entwicklung des Toolkits für die Field Device Integration<br />

(FDI) Technology weiter vorantreiben.<br />

Anlässlich der Hauptversammlung der Namur (Verband<br />

<strong>von</strong> Automatisierungsanwendern in der Prozessindustrie)<br />

präsentierte die FDI Cooperation typische Anwendungsfälle<br />

an einem Hersteller-übergreifenden Demonstrator.<br />

Dieser Prototyp wurde unter Führung <strong>von</strong> ABB gemeinsam<br />

mit anderen am FDI-Projekt beteiligten Firmen erstellt.<br />

Der Demonstrator zeigt, wie sich in Zukunft Inbetriebnahme,<br />

Diagnose und Gerätetausch realisieren lassen.<br />

Eigenen Angaben zufolge ermöglicht FDI Anwendern<br />

und Herstellern <strong>von</strong> Feldgeräten eine einheitliche und<br />

beherrschbare Geräteintegration in Systeme, Asset Management-<br />

und Gerätekonfigurationslösungen. Die Vorteile<br />

<strong>von</strong> FDI bestünden insbesondere in der Möglichkeit,<br />

Lebenszykluskosten nachhaltig zu senken. Zudem ließen<br />

sich damit die technischen Risiken minimieren und das<br />

Handling vereinfachen.<br />

Anforderung und Leistung<br />

Bisher gab es im Bereich der Geräteintegration zwei Richtungen<br />

– die EDDL (Electronic Device Description Language)<br />

und die FDT/DTM (Field Device Tool/Device Type<br />

Manager). Anwender und Lieferanten mussten sich in der<br />

Regel für eine Seite entscheiden, denn die Entwicklung,<br />

Bereitstellung und Wartung <strong>von</strong> Gerätebeschreibungen<br />

ist für die Hersteller mit hohen Kosten verbunden.<br />

Ziel der Technologie ist es, die komplette Gerätefunktionalität<br />

in einem Device Package abzubilden. Dieses ist<br />

skalierbar, für einfache Geräte ist der EDD-Anteil ausreichend.<br />

Durch die Verwendung <strong>von</strong> EDDL und OPC UA ist<br />

die Technologie plattformunabhängig. Gekapselte Ausführungsumgebungen<br />

für EDDL und UIP sorgen für Robustheit.<br />

Darüber hinaus ist keine Softwareinstallation<br />

(Registry) nötig. Die Technologie ist protokollunabhängig.<br />

Namur und WIB (International Instrument User’s Association)<br />

sind mit gemeinsam abgeleiteten Forderungen<br />

an der Entwicklung des Standards beteiligt. Im Wesentlichen<br />

wird Folgendes gefordert und <strong>von</strong> der FDI-Technologie<br />

erfüllt:<br />

Innerhalb FDI (etwa in den Device Packages) muss<br />

die harmonisierte EDDL verwendet werden.<br />

Durchgängiger Einsatz der FDI-Standard-<strong>Komponenten</strong><br />

"Common Host Components“ (EDD Engine, UID<br />

Renderer, UIP Hosting Component…), als Standardschnittstelle<br />

für Device Packages in allen FDI-Systemen<br />

(Server, FDT (2.0) …).<br />

Die EDD-Blöcke „Device Definition“, „Business Logic"<br />

und „User Interface Description“ müssen für<br />

die Inbetriebnahme in allen Device Packages vorhanden<br />

sein.<br />

16<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7-8 / 2012


FDI muss eine flexible Integration und Aktivierung<br />

<strong>von</strong> Device Packages ermöglichen. Eine aktive Geräteintegration<br />

erfolgt wahlweise mit UID (User Interface<br />

Description) und UIP (User Interface Plugin)<br />

oder alternativ nur mit UID.<br />

Migrationslösungen müssen den Weiterbetrieb der<br />

installierten Geräte innerhalb neuer FDI-Systeme<br />

sicherstellen.<br />

Für jedes Gerät darf es nur ein Device Package geben.<br />

Die Auswahl mehrerer Device Packages für ein Gerät,<br />

etwa durch unterschiedliche Funktionalitäten<br />

innerhalb der Device Packages, ist nicht zulässig.<br />

Nicht nur die Implementierung, sondern auch das<br />

Vorhandensein verschiedener Device Packages für<br />

ein Gerät ist nicht zulässig.<br />

Wie der Standard funktioniert<br />

In der Client-Server-Architektur <strong>von</strong> FDI bietet ein FDI-<br />

Server den Zugriff auf das sogenannte Informationsmodell.<br />

Es bildet die Kommunikationstopologie des Automatisierungssystems<br />

ab, in dem die gesamte Kommunikationsinfrastruktur<br />

sowie die Feldgeräte als Objekte<br />

repräsentiert sind. Konkret bedeutet dies, dass die Daten,<br />

Funktionen und die Bedienoberfläche <strong>von</strong> Feldgeräten<br />

Teil des Informationsmodells sind.<br />

FDI-Clients greifen dann über den FDI-Server auf das<br />

Informationsmodell zu, um beispielsweise die Bedienoberfläche<br />

des Feldgerätes zu laden und Client-seitig<br />

zur Anzeige zu bringen. Verändert der Bediener über die<br />

Bedienoberfläche Parameter des Feldgeräts, werden diese<br />

vom Client zurück in das Informationsmodell übertragen.<br />

Daneben können FDI Clients auch ohne gerätespezifische<br />

Bedienoberfläche auf die Geräteparameter im Informationsmodell<br />

zugreifen, etwa für Condition Monitoring.<br />

Welche Daten, Funktionen und Bedienoberflächen der<br />

FDI-Server im Informationsmodell repräsentieren muss,<br />

definiert der Gerätehersteller über das FDI Device Package<br />

mit den Inhalten Device Definition, Business Logic,<br />

User Interface Descriptions und User Interface Plug-ins.<br />

Die Device Definition beschreibt die Daten des Feldgerätes<br />

sowie die interne Struktur, wie beispielsweise Blöcke.<br />

Die Business Logic stellt sicher, dass die Konsistenz der<br />

Geräte-Daten gewahrt bleibt. User Interface Descriptions<br />

und User Interface Plug-ins definieren die Bedienoberflächen<br />

des Feldgerätes. Device Definition, Business Logic<br />

und User Interface Description basieren auf EDDL (IEC<br />

61804-3). Das User Interface Plug-in bietet eine frei programmierbare<br />

Bedienoberflächen. Weitere FDT-Konzepte<br />

sind Nested Communication, also die offene Einbindung<br />

<strong>von</strong> Netzübergängen sowie die Integration <strong>von</strong><br />

Kommunikationstreibern über sogenannte Communication<br />

Server. EDD- und DTM-Lösungen lassen sich in<br />

den FDI Device Packages wiederverwenden.<br />

Der Hintergrund des Projekts<br />

Das im Jahr 2007 im Rahmen des ECT (EDDL Cooperation<br />

Team) gestartete FDI-Projekt basiert auf einer Kooperation<br />

der genannten Interessenverbände. Im Jahr 2009<br />

wurde mit Unterstützung der Hersteller ABB, Emerson,<br />

Endress + Hauser, Honeywell, Invensys, Siemens und<br />

Yokogawa das Projekt um die Entwicklung eines protokollübergreifenden<br />

FDI Tool Kits und gemeinsamen EDD<br />

Interpreters erweitert. Namur und WIB, die in den Niederlanden<br />

beheimatete International Instrument Users‘<br />

Association, haben Anforderungen der Endanwender<br />

eingebracht und verfolgen weiterhin deren Umsetzung.<br />

Mit der Gründung der FDI Cooperation, LLC wurde ein<br />

weiterer wichtiger Zwischenschritt erreicht. Die Gesellschaft<br />

mit Sitz in Delaware, Austin, Texas, USA, ersetzt<br />

das EDDL-Cooperation-Team. Eigentümer der Gesellschaft<br />

sind die Interessenverbände. Im Management sitzen<br />

Vertreter der Hersteller und Interessenverbände.<br />

Hans-Georg Kumpfmüller <strong>von</strong> Siemens übernimmt die<br />

Position des Vorstandsvorsitzenden, Achim Laubenstein<br />

<strong>von</strong> ABB wurde zum Geschäftsführer ernannt.<br />

Die Hauptaufgabe wird es auch weiterhin sein, die<br />

Standardisierung <strong>von</strong> FDI in der IEC weiter voranzutreiben.<br />

Dies gilt ebenso für Wartung und Pflege der FDIsowie<br />

der EDDL Spezifikation sowie für das Bereitstellen<br />

und das Pflegen der Tool Kits und der Standard Host<br />

<strong>Komponenten</strong>, beispielsweise des EDD Interpreters. Die<br />

Vermarktung <strong>von</strong> FDI soll weiterhin über die Interessenverbände<br />

laufen.<br />

Die Ziele sind klar definiert. So soll es eine standardisierte<br />

Integration <strong>von</strong> Feldgeräten auf der Basis der<br />

EDDL- und der FDT-Technologie geben, wofür unter anderem<br />

die EDDL für Hart, Profibus und FF weitgehend<br />

harmonisiert werden. Die Technologie soll für einfache<br />

und komplexe Feldgeräte geeignet sein und mit bereits<br />

installierten Geräten kombiniert werden können.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. Achim<br />

Laubenstein ist bei ABB<br />

in der Division Process<br />

Automation zuständig für<br />

Feldbusstandardisierung.<br />

Er ist Executive Director der<br />

FDI Cooperation, Mitglied<br />

im Executive Committee der<br />

FDT Group und der Fieldbus<br />

Foundation sowie im Beirat der Profibus<br />

Nutzerorganisation.<br />

ABB Automation GmbH,<br />

Schillerstr. 72, D-32425 Minden,<br />

Tel. +49 (0) 571 830 18 47,<br />

E-Mail: achim.laubenstein(at)de.abb.com<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7-8 / 2012<br />

17


PRAXIS<br />

Effiziente Erfassung und Übertragung <strong>von</strong><br />

Testdaten ermöglicht umgehende Reaktionen<br />

Progress Energy überwacht <strong>von</strong> der Zentrale aus Leistungstests in 30 Kraftwerken in Echtzeit<br />

Der OPC Excel<br />

RePOrter ist ein<br />

OPC-Client, der<br />

Excel in eine<br />

Reporting-Lösung<br />

für Prozess- und<br />

Anlagendaten<br />

verwandelt.<br />

Bild: MatrikonOPC<br />

In 30 Elektrizitätswerken, hier das<br />

Kohlekraftwerk „Crystal River“ in Citrus County<br />

(Florida), führt Progress Energy kontinuierlich<br />

Tests durch, deren Resultate nun mit Hilfe des<br />

OPC Excel Reporter sofort zentral erfasst und<br />

ausgewertet werden können. Bild: Progress Energy<br />

Progress Energy führt in seinen 30 Kraftwerken im<br />

Südosten der USA kontinuierlich Tests zur Sicherstellung<br />

der Leistungsfähigkeit durch. Musste der leitende<br />

Ingenieur früher zu jedem Test anreisen oder<br />

lange auf die Ergebnisse warten, so kann er nun die<br />

Prüfungen ohne Zeitverzögerung <strong>von</strong> seinem Büro in<br />

der Unternehmenszentrale aus verfolgen, auswerten –<br />

und gegebenenfalls sofort eingreifen. Ermöglicht wird<br />

das durch den OPC Excel Reporter <strong>von</strong> Matrikon OPC.<br />

Der Energieversorger zählt zu den Fortune-500-Energieunternehmen<br />

mit einem Jahresumsatz <strong>von</strong> rund zehn<br />

Milliarden US-Dollar. Das Unternehmen ist für die Deckung<br />

des Strombedarfs <strong>von</strong> rund 3,1 Millionen Kunden<br />

in North und South Carolina sowie in Florida zuständig<br />

und verfügt über eine Erzeugungskapazität <strong>von</strong><br />

23 000 Megawatt. Um dieses hohe Leistungsniveau zu<br />

halten, muss der Energiekonzern laufend Anlagentests<br />

durchführen. Die Verteilung seiner 30 Kraftwerke auf<br />

den ganzen Südosten der USA stellt Progress Energy<br />

hierbei vor große Herausforderungen.<br />

18<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7-8 / 2012


Resultate FLIesseN direkt INS FIRMENNETzWERK<br />

Dick Fletcher, leitender Ingenieur bei Progress Energy,<br />

und sein Team sind für viele der Praxistests des Unternehmens<br />

zuständig. Jahrelang musste Fletcher daher<br />

stets zum jeweiligen Kraftwerk reisen, um die Ergebnisse<br />

dieser Überprüfungen einsehen zu können. Alternativ<br />

musste er warten, bis die Testdaten gesammelt<br />

und ihm auf einem USB-Laufwerk oder per E-Mail zugeschickt<br />

wurden.<br />

Das Unternehmen suchte daher eine schnelle und unkomplizierte<br />

Methode, um unternehmenskritische Prozess-<br />

und Anlagedaten aus den zahlreichen Leistungsund<br />

Abnahmeprüfungen in seinen Kraftwerken zu sammeln,<br />

zu übertragen sowie zu analysieren.<br />

Als Progress Energy sein Vor-Ort-Erfassungssystem<br />

aufrüstete, entschied sich das Unternehmen daher für<br />

eine effizientere und einfachere Möglichkeit, um die<br />

Anlagentestdaten in das Unternehmensnetzwerk zu<br />

übertragen und nach Eingang im Netzwerk diese Echtzeitdaten<br />

anzuzeigen sowie angepasste Berichte auf<br />

deren Grundlagen zu erstellen. Insgesamt sollte die Lösung<br />

kostengünstig und leicht zu implementieren sein<br />

sowie problemlos an die vorhandene Architektur des<br />

Unternehmens angepasst werden können.<br />

EFFIZIENT UND leICHT ERWEITERBAR<br />

Zur Umsetzung des Projekts entschied sich Progress<br />

Energy, den OPC Excel Reporter <strong>von</strong> Matrikon OPC für<br />

die Erfassung und Übertragung <strong>von</strong> Daten aus dem Feld<br />

zu nutzen, da diese Lösung die gewünschte Effizienz<br />

und Skalierbarkeit bietet.<br />

Der OPC Excel Reporter ist ein OPC-Client, der Excel<br />

in eine Reporting-Lösung für Prozess- und Anlagendaten<br />

verwandelt. So ist eine Verbindung mit jeder Echtzeit-<br />

(OPC DA) oder historischen (OPC HDA) Datenquelle<br />

möglich. Musterberichte erleichtern den Einstieg und<br />

helfen dabei, problemlos Produktions-, Qualitäts- und<br />

Leistungsberichte in der benutzerfreundlichen Excel-<br />

Umgebung zu erstellen.<br />

Zudem bietet der OPC Excel Reporter eine OPC-<br />

Schnittstelle für die automatisierte Datenübertragung<br />

<strong>von</strong> verschiedenen Standorten an eine zentrale Stelle.<br />

Dank dieser Methode kann Dick Fletcher nun Echtzeit-<br />

Testdaten aus den Kraftwerken in Florida und South<br />

Carolina <strong>von</strong> seinem Büro in North Carolina aus analysieren<br />

und Automatisierungsabläufe überwachen.<br />

Statt wie in der Vergangenheit zu jedem Teststandort<br />

fliegen zu müssen, lässt Fletcher lokale Techniker die<br />

Testgeräte installieren.<br />

FEHLER ENtdeCKT – UND SOFORT BEHOBEN<br />

Einmal, so berichtet Fletcher, sei es sogar gelungen, Probleme,<br />

auf die man während eines Anlagentests stieß,<br />

auf der Stelle zu beheben. Er betont: „Früher konnte ein<br />

solcher Vorgang Tage dauern. Jetzt kümmern wir uns in<br />

Echtzeit darum.“ Denn durch die Integration des OPC<br />

Excel Reporter in die Architektur des Unternehmens ist<br />

es jedem dafür qualifizierten und autorisierten Nutzer<br />

möglich, sofort auf die Daten zuzugreifen, wenn diese<br />

im Firmennetzwerk eintreffen. Der Excel Reporter ermöglichte<br />

dem verantwortlichen Ingenieurteam den<br />

direkten Einsatz der Lösung innerhalb weniger Minuten.<br />

Fletcher betont, dass es für ihn und sein Team sehr<br />

einfach war, Excel Reporter zu implementieren und<br />

herauszufinden, wie sich die Daten innerhalb der Lösung<br />

bearbeiten lassen. „Dank der einfachen Plug-and-<br />

Play-Installation dauert es fünf oder zehn Minuten,<br />

um Excel Reporter zu starten, wenn man sich mit Excel<br />

auskennt“, so Fletcher. „Die Anwendung ist sehr<br />

Menü-orientiert und wirklich unkompliziert zu nutzen.“<br />

Zu den weiteren Vorteilen des Systems zählt auch<br />

die problemlose Skalierbarkeit im Falle einer Systemergänzung<br />

durch zusätzliche Geräte.<br />

REISEZEIT UND KOsteN GESPART<br />

Die Lösung <strong>von</strong> Matrikon OPC erfüllt alle Anforderungen<br />

des Energieunternehmens. So werden die automatisierten<br />

Abläufe in den verschiedenen Standorten anhand<br />

<strong>von</strong> Anlagen- sowie Prozessdaten in Echtzeit<br />

überwacht, um eine gleichbleibend hohe Leistung der<br />

Kraftwerke zu garantieren. Statt wie bisher zeit- und<br />

kostenintensiv Testergebnisse vor Ort einsehen zu müssen,<br />

können die gewonnenen Daten jetzt <strong>von</strong> einer zentralen<br />

Stelle aus verwaltet und auf diese Weise für die<br />

Mitarbeiter schneller verfügbar gemacht werden. Aufgrund<br />

des bisherigen Erfolgs beabsichtigt Progress<br />

Energy nun, die Nutzung des OPC Excel Reporter auf<br />

weitere Geschäftseinheiten auszuweiten.<br />

Autor<br />

Jason Fletcher ist<br />

Regional Manager für<br />

EMEA (Europe, Middle East<br />

und Africa) bei Matrikon<br />

OPC.<br />

Matrikon Deutschland AG,<br />

Venloer Straße 25, D-50672 Köln,<br />

Tel. +49 (0) 221 969 77 19,<br />

E-Mail: jason.fletcher@matrikonopc.com<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7-8 / 2012<br />

19


PRAXIS<br />

Prozesssteuerung erfüllt strenge Pharma-Regeln<br />

und lässt sich individuell konfigurieren<br />

Zenon erlaubt Anlagen <strong>von</strong> Bosch Packaging die Kommunikation mit verschiedenen Steuerungen<br />

Hohe Anforderungen<br />

Die Anordnung „21 CFR Part 11“ ...<br />

... der amerikanischen Lebensmittel- und Gesundheitsbehörde fdA (Food and<br />

Drug Administration) gibt strenge Richtlinien für den sicheren Umgang mit<br />

elektronischen Daten vor. Diese umfassen die Speicherung und den Abruf <strong>von</strong><br />

elektronischen Informationen, den Zugriffsschutz, elektronische Signaturen,<br />

Audit Trails sowie die Archivierung <strong>von</strong> Informationen. Jeder Datenzugriff<br />

muss gemäß dieser Verordnung unveränderbar und personalisiert protokolliert<br />

werden. Unternehmen der Industriezweige Pharma und Kosmetik,<br />

Chemie und Genussmittel müssen garantieren, dass ihre eingesetzten<br />

IT-Lösungen diesen Vorgaben entsprechen.<br />

GMP – „Good Manufacturing Practice“ ...<br />

... ist eine Initiative, die Richtlinien für die Qualitätssicherung in der Produktion<br />

<strong>von</strong> Arzneien, Wirkstoffen sowie Lebens- und Futtermitteln geschaffen hat.<br />

Setzt ein produzierendes Unternehmen ein GMP-konformes Qualitätsmanagement<br />

ein, ist zum einen die Qualität der Produkte gesichert, zum anderen<br />

erlauben die Gesundheitsbehörden die Vermarktung dieser Produkte.<br />

GAMP 5 – "Good Automated Manufacturing Practice" ...<br />

... ist ein detaillierter Leitfaden für die Validierung automatisierter Anlagen<br />

und Systeme in der Pharmaindustrie. Es handelt sich dabei nicht um ein<br />

gesetzliches Regelwerk, dennoch hat sich dieser Leitfaden in den vergangenen<br />

Jahren zum Standard entwickelt.<br />

Bosch Packaging Systems AG, ...<br />

... Tochterunternehmen der internationalen Bosch Packaging Technology, mit<br />

Sitz im Schweizer Beringen, ist eines der weltweit führenden Unternehmen im<br />

Bereich Entwicklung, Herstellung und Verkauf <strong>von</strong> Verpackungs- und<br />

Handlingsystemen. Dazu gehören flexible Lösungen auf Roboterbasis für<br />

verschiedenste Produkte wie Nahrungsmittel, Tierfutter, Gesundheits- und<br />

Hygieneartikel oder Pharmazeutika. Als Systemlieferant für komplette<br />

Verpackungslinien, bislang vor allem im Nahrungsmittelbereich tätig, liefert<br />

Bosch Packaging Systems seine Anlagen nun auch verstärkt in die Pharmazeutische<br />

Industrie und bietet professionelles System-Engineering für<br />

Pharma-Großprojekte an<br />

Für seine zunehmenden Aktivitäten im pharmazeutischen<br />

Umfeld suchte der Maschinenhersteller Bosch<br />

Packaging Systems AG nach einer neuen Lösung für die<br />

Prozessleittechnik und Visualisierung seiner Verpackungsanlagen.<br />

Mit Zenon <strong>von</strong> Copa-Data kann das Unternehmen<br />

seinen Kunden nun Anlagen liefern, die mit den verschiedensten<br />

Steuerungen zuverlässig Daten austauschen können<br />

und alle behördlichen Anforderungen erfüllen, auch<br />

die strenge Vorschrift 21 CRF Part 11 der amerikanischen<br />

Lebensmittel- und Gesundheitsbehörde FDA.<br />

Für Anwendungen in der Nahrungs- und Genussmittelindustrie<br />

war das bestehende HMI-System bei Bosch<br />

Packaging Systems bislang zufriedenstellend. Aus der<br />

strategischen Entscheidung, sich künftig intensiver mit<br />

Großprojekten der pharmazeutischen Industrie auseinanderzusetzen,<br />

entstand der Bedarf für eine neue Lösung,<br />

die den strengen behördlichen Richtlinien der Pharma-<br />

Branche entspricht. Die neue Prozesssteuerung und Visualisierung<br />

musste die Vorschrift 21 CRF Part 11 der<br />

amerikanischen Lebensmittel- und Gesundheitsbehörde<br />

FDA erfüllen sowie konform zu GMP und GAMP sein.<br />

SCHNITTSTELLEN FÜR FLEXIBLE KOMMUNIKATION<br />

Das existierende System auf Basis <strong>von</strong> WinCE konnte<br />

diesen Vorgaben nicht gerecht werden. Für die Suche<br />

nach einer Alternative wurden hohe Erwartungen formuliert:<br />

Einerseits erhoffte sich Bosch Packaging Systems,<br />

direkten Einfluss auf die Produktentwicklung<br />

nehmen zu können, andererseits sollten Kosteneinsparungen<br />

im zweistelligen Prozentbereich erzielt werden.<br />

Die Möglichkeit einfacher und schneller Projektierung<br />

für die jeweiligen Kundenprojekte und vielfältiger Handlungsspielraum<br />

waren zusätzliche Entscheidungskriterien.<br />

Mehr als 20 Softwaresysteme renommierter internationaler<br />

Hersteller wurden im Rahmen der Evaluation<br />

begutachtet und bewertet. Die Entscheidung fiel auf Zenon<br />

<strong>von</strong> Copa-Data.<br />

Pascal Witprächtiger, Leiter Software-Entwicklung<br />

und Konstruktion bei der Bosch Packaging Systems AG,<br />

begründet die Wahl: „Wir haben uns für Zenon entschieden,<br />

weil es ein offenes System ist, das alle nötigen<br />

Schnittstellen für die Zukunft bietet. Unsere Kunden<br />

suchen nach Gesamtlösungen, die sich individuell anpassen<br />

lassen. Als unabhängiges System wird Zenon<br />

diesem Anspruch gerecht. Es kann mit anderen <strong>Komponenten</strong><br />

problemlos kommunizieren und schließt damit<br />

offene Lücken im Linienmanagement.“<br />

FREIE HARDWARE-WAHL SENKT DIE KOSTEN<br />

Witprächtiger hebt ein weiteres Argument hervor: „Durch<br />

das einfache Konfigurieren <strong>von</strong> Zenon können wir auch<br />

spezielle Kundenanforderungen erfüllen. Je nach Bedarf<br />

werden zusätzliche Module lizenziert und Funktionalitäten<br />

erweitert. So bleiben die Anwendungen flexibel und<br />

die Entscheidungen beim Kunden. Auch unsere Erwartungen<br />

hinsichtlich Kosteneinsparungen haben sich<br />

weitgehend erfüllt.“ Dazu habe zum einen das neue System<br />

selbst mit seinem Optimierungspotenzial beigetragen.<br />

Andererseits habe sich die Hardwareunabhängigkeit<br />

<strong>von</strong> Zenon positiv ausgewirkt: „Dadurch, dass Zenon<br />

nicht auf bestimmte Hardwarekomponenten angewiesen<br />

ist, konnten wir bei den Panelherstellern einen Wettbewerb<br />

eröffnen, der die Kostensituation begünstigte.“<br />

PARAMETRIEREN STATT PROGRAMMIEREN<br />

Wichtig sei für Bosch Packaging Systems auch gewesen,<br />

dass Copa-Data über internationale Ableger und eine<br />

mehr als 20-jährige Firmengeschichte verfügt. „Das“, so<br />

Witprächtiger, „gibt uns Sicherheit und das Vertrauen,<br />

in eine stabile und langfristige Geschäftsbeziehung zu<br />

investieren.“ Mit seiner Produktphilosophie „parametrieren<br />

statt programmieren“ und seinen Kernwerten<br />

Durchgängigkeit, Unabhängigkeit und Kompatibilität<br />

20<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7-8 / 2012


Bei Bosch Packaging<br />

Systems wird Zenon primär<br />

in zwei Geschäftsbereichen<br />

eingesetzt: einerseits bei<br />

horizontalen Schlauchpackmaschinen,<br />

Speicherlösungen<br />

und Verteilsystemen, andererseits<br />

im Bereich Toploading,<br />

Kartonierung und Delta<br />

Robotik.<br />

Die ProduktionsAnzeige (linkes<br />

Bild) informiert die Bediener bei Bosch<br />

Packaging Systems über alle relevanten<br />

Parameter. Über Karteireiter ist ein<br />

schneller Wechsel zwischen dem<br />

Produktionsbild, den Heizungseinstellungen<br />

und der Produktionsstatistik<br />

inklusive Schicht-Konfiguration<br />

möglich. Im Menü „Project Management“<br />

(rechtes Bild) werden die<br />

Haupteinstellungen für das aktuelle<br />

Projekt vorgenommen.<br />

Bilder: Bosch Packaging Systems<br />

verfolgt Zenon seit Beginn der Entwicklung einen eher<br />

unkonventionellen Weg. Ein modularer Aufbau, einfache<br />

Konfigurierbarkeit, die offene Kommunikation über<br />

mehr als 300 eigene Kommunikationsprotokolle und die<br />

Einhaltung internationaler Standards garantieren ein<br />

hohes Maß an Freiheit und Sicherheit.<br />

zuvERLäSSIGER UND SICHERER DATENAUSTAUSCH<br />

Lars Krause, Software-Ingenieur bei Bosch Packaging<br />

Systems erläutert: „Die Anwendungen beim Endkunden<br />

sind trotz ähnlicher branchenbedingter Anforderungen<br />

meistens sehr unterschiedlich und individuell. Beim<br />

einen finden wir Steuerungen <strong>von</strong> Allen Bradley vor,<br />

beim anderen Siemens Simotion oder Bosch Rexroth.<br />

Meistens jedoch trifft man auf einen Mix verschiedenster<br />

Geräte unterschiedlicher Hersteller, <strong>von</strong> den Steuerungen<br />

über die PCs bis hin zu den Bedien-Panels. Die<br />

größte Herausforderung dabei ist es, zuverlässigen und<br />

sicheren Datenaustausch zwischen all diesen Geräten<br />

herzustellen. Mit Zenon können wir unseren Kunden<br />

nun ein Produkt liefern, das diese Herausforderung bewältigt<br />

und alle gesetzlichen Grundlagen erfüllt.“<br />

Zenon wird bei Bosch Packaging Systems primär in<br />

zwei Geschäftsbereichen eingesetzt: einerseits bei horizontalen<br />

Schlauchpackmaschinen, Speicherlösungen<br />

und Verteilsystemen, andererseits im Bereich Toploading,<br />

Kartonierung und Delta Robotik. Pascal Witprächtiger<br />

resümiert: „Copa-Data hat sich als starker Partner<br />

unserer Wünsche angenommen, etliche Neuentwicklungen<br />

in sein Produkt integriert und in der jüngsten<br />

Zenon-Version fertiggestellt. Für uns ist es besonders<br />

wichtig, dass wir gemeinsam mit unseren Partnern<br />

auch das Produkt weiterentwickeln können, ohne dabei<br />

Sonderlösungen zu generieren.“<br />

Autor<br />

Bernhard Ebert<br />

ist International Sales<br />

Consultant bei der<br />

Copa-Data GmbH.<br />

Copa-Data GmbH,<br />

Haidgraben 2, D-85521 Ottobrunn,<br />

Tel. +43 (0) 662 431 00 22 01,<br />

E-Mail: bernharde@copadata.com<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7-8 / 2012<br />

21


PRAXIS<br />

Datenerfassungssystem macht die Produktion in<br />

Stanz- und Biegemaschinenanlage effizienter<br />

Betriebsdaten-Erfassungssystem bei Phoenix Feinbau für transparenten Informationsfluss eingesetzt<br />

Werden neue Fertigungsanlagen errichtet, legen die<br />

Betreiber einen immer größeren Schwerpunkt auf<br />

den Informationsfluss. Dabei spielt die durchgängige<br />

Datenübertragung <strong>von</strong> der Produktionshalle bis in die<br />

Unternehmensleitebene und das Internet eine wesentliche<br />

Rolle. So planen die Anwender nicht nur die Maschinen<br />

und Anlagen, sondern auch die zugehörige Infrastruktur<br />

sowie die Hard- und Software für die Betriebsdatenerfassung.<br />

Als Ergebnis erhalten sie eine<br />

vernetzte Fertigungslinie mit transparenten Informationen<br />

an allen relevanten Produktionsorten.<br />

Die Phoenix Feinbau GmbH & Co. KG, ein Tochterunternehmen<br />

der Phoenix-Contact-Gruppe, folgt dem<br />

Trend: Die neue Produktionshalle ist auf einen nahtlosen<br />

Informationsfluss ohne Systembrüche ausgerichtet. Um<br />

die Produktivität der Stanz- und Biegemaschinen zu erhöhen,<br />

wird beispielsweise ein neues Betriebsdaten-Erfassungssystem<br />

(BDE) genutzt, das Teil einer Automatisierungslösung<br />

ist.<br />

VIELFÄLTIGE MONTAGEMÖGLICHKEITEN<br />

Das BDE-System Hydra läuft auf einem Panel-PC der Produktlinie<br />

Valueline, an den Rolf Perner, Mitarbeiter im<br />

Bereich Manufacturing Execution System (MES) im unternehmenseigenen<br />

Maschinenbau <strong>von</strong> Phoenix Contact,<br />

besondere Anforderungen stellt: „Neben der Leistungsfähigkeit<br />

waren uns Faktoren wie der kompakte Aufbau<br />

des Panel-PCs, eine geringe Leistungsaufnahme sowie<br />

die langfristige Verfügbarkeit des Geräts wichtig. Umfangreiche<br />

Untersuchungen haben ergeben, dass sich der<br />

Panel-PC aus unserem eigenen Industrie-PC-Programm<br />

am besten für die umzusetzenden Aufgaben eignet. Die<br />

gesamte Einheit, die in ein Gehäuse mit farblich abgestimmten<br />

Konturen eingebaut ist, wird in die bestehenden<br />

Anlagen integriert.“ Aufgrund verschiedener Montagemöglichkeiten<br />

wie einem Tragarmsystem <strong>von</strong> Rittal<br />

oder Halterungen gemäß Vesa-Standard lassen sich die<br />

Valueline-PCs an nahezu jedem Ort in der Maschine oder<br />

Anlage installieren. Ein weiterer Vorteil des Panel-PCs<br />

liegt in den vielen Konfigurationsmöglichkeiten. Dadurch<br />

hat der Bediener freie Sicht auf andere Anzeigeund<br />

Bedieneinheiten in der jeweiligen Maschine.<br />

IndIVIduELLE KONFIGurATION<br />

Die Produktfamilie Valueline besteht aus drei Modulen.<br />

Die CPU (Central Processing Unit) umfasst alle wichtigen<br />

Schnittstellen eines Industrie-PCs. Sie kann wahlweise<br />

mit Festplatten, CF-Karten (Compact Flash) oder<br />

leistungsfähigen Solid-State-Platten konfiguriert werden.<br />

Zudem stehen verschiedene Prozessortypen zur<br />

Verfügung. Für einfache Anwendungen bietet sich der<br />

Intel-Atom-Prozessor an, während der Core2Duo-Prozessor<br />

umfangreiche Aufgaben abarbeitet. Sämtliche<br />

Prozessortypen sind verlustleistungsarm und benötigen<br />

keinen Lüfter zur Kühlung. Die passive Kühlung der<br />

Panel-PCs ermöglicht einen Betrieb ohne rotierende<br />

Teile, was die Verfügbarkeit der Maschinen und Anlagen<br />

deutlich erhöht. Komplettiert wird der Valueline-<br />

Bild 1: Die Produktionshalle <strong>von</strong> Phoenix Feinbau umfasst<br />

zahlreiche Stanz- und Biegemaschinen.<br />

Baukasten durch ein Display-Modul in den Abmessungen<br />

12 bis 24 Zoll, das mit der CPU zum klassischen<br />

Panel-PC kombiniert wird, sowie ein Erweiterungsmodul<br />

für ein bis zwei PCI-Karten.<br />

Aus den drei Modulen kann der Anwender seinen individuellen<br />

Industrie-PC zusammenstellen – als Box-PC<br />

für die Hutschiene, als Thien Client zur kostenoptimierten<br />

Nutzung oder als Panel-PC. Jedes Gerät weist also für<br />

die jeweilige Applikation geeignete Leistungsmerkmale<br />

und Speichersysteme auf. Die <strong>Komponenten</strong> sind längere<br />

Zeit verfügbar. Dieser Ansatz stellt sicher, dass ein<br />

funktionskompatibler Industrie-PC über einen Zeitraum<br />

<strong>von</strong> mehreren Jahren geliefert werden kann. Das permanente<br />

Anpassen der Software aufgrund einer veränderten<br />

Ausstattung des Industrie-PCs entfällt.<br />

TransparENTEr ProduKTIONsprozess<br />

In der neuen Produktionshalle <strong>von</strong> Phoenix Feinbau<br />

wird die MES-Software Hydra zur maschinennahen Datenerfassung<br />

eingesetzt. Phoenix Contact nutzt derzeit<br />

die Hydra-Module ADE/HLS (Auftragsdaten-Erfassung/<br />

Leitstand), MDE (Maschinendaten-Erfassung) und WRM<br />

(Werkzeug- und Ressourcen-Management). Im nächsten<br />

Schritt wird die Lösung um das Modul QMS (Qualitätsmanagement)<br />

ergänzt. Die Kleinsteuerung ILC 150 ETH<br />

erfasst die Maschinensignale (Mengen, Status), wertet<br />

sie aus und überträgt alle relevanten Daten über eine<br />

standardisierte OPC-Schnittstelle der Maschinensteuerung<br />

via lokales TCP/IP-Netzwerk an den Panel-PC. Die<br />

Terminal-Software visualisiert die aktuellen Zähler, Zu-<br />

22<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7-8 / 2012


Bild 2: Die Industrie-PCs der Produktlinie Valueline<br />

werden zur maschinennahen Visualisierung eingesetzt.<br />

Bild 3: Der Panel-PC lässt sich aufgrund variabler<br />

Montagemöglichkeiten direkt im Fertigungsprozess<br />

installieren. <br />

Bilder: Phoenix Contact<br />

stände, Zeiten sowie Prozess- und Auftragsdaten mit<br />

Bezug zum entsprechenden Auftrag und der jeweiligen<br />

Maschine auf dem Display des Panel-PCs. Dem Bediener<br />

werden nicht nur Informationen angezeigt: Er kann<br />

selbst Daten wie den Zählerstand oder einen Status über<br />

den Touchscreen oder die in den Panel-PC integrierte<br />

Software-Tastatur eingeben. Darüber hinaus ist ein Zugriff<br />

auf verschiedene Datenbanken möglich, um beispielsweise<br />

Zeichnungen und Dokumente zum Fertigungsauftrag<br />

einzusehen.<br />

Der Valueline-PC schreibt sämtliche Eingaben und Werte<br />

über das Netzwerk in die Hydra-Datenbank. Im Hydra-<br />

Leitstand HLS wird der Feinplan unter Berücksichtigung<br />

der Kapazität der verschiedenen Produktionsmittel erstellt<br />

und der aktuelle Produktionsfortschritt online abgebildet.<br />

Der Bediener kann somit jederzeit kompetent Auskunft<br />

geben und im Fall einer Störung schnell die richtige Entscheidung<br />

treffen. Die Industrie-PCs unterstützen laut<br />

Herstellerangaben einen transparenten Produktionsprozess,<br />

denn auf Basis aktueller Kennzahlen lassen sich<br />

Durchlaufzeiten verkürzen und Kosten reduzieren.<br />

HOHE BETRIEBSSICHERHEIT<br />

Jeder Käufer erwartet qualitativ hochwertige Produkte<br />

zu einem adäquaten Preis. Die innovative Hardware, die<br />

leistungsfähige Software und die durchgängige Vernetzung<br />

der komplexen Maschinen und Anlagen sind hier<br />

nur Mittel zum Zweck. Mit der richtigen Technik lassen<br />

sich allerdings Ausstoß und Verfügbarkeit verbessern<br />

und die Produktivität erhöhen, was wiederum zu günstigeren<br />

Preisen führt. Bestes Beispiel sind die vielen<br />

tausend Stanz- und Biegeteile, die die Produktionshalle<br />

<strong>von</strong> Phoenix Feinbau täglich in hoher Qualität verlassen.<br />

Die Panel-PCs der Produktlinie Valueline sorgen dafür,<br />

dass die vielfältigen Funktionen des BDE-Systems<br />

Hy-dra direkt an den Stanz- und Biegemaschinen genutzt<br />

werden können. Die Geräte lassen sich nicht nur<br />

einfach installieren, sie erfüllen auch die besonderen<br />

Anforderungen an die Betriebssicherheit, die sich aus<br />

der starken Vibration der Anwendungen sowie der hohen<br />

Umgebungstemperatur ergeben. Durch neue Technologien<br />

verfügen die Panel-PCs über Prozessoren, die<br />

deutlich weniger Energie als die bislang verwendeten<br />

Varianten benötigen.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. Dietmar Knecht ist im Produktmarketing<br />

IPC/HMI bei der Phoenix Contact<br />

Electronics GmbH tätig.<br />

Phoenix Contact Electronics GmbH,<br />

Dringenauer Straße 30, D-31812 Bad Pyrmont,<br />

Tel. +49 (0) 5281 94 60,<br />

E-Mail: dknecht@phoenixcontact.com<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7-8 / 2012<br />

23


PRAXIS<br />

Intensiv genutzte Datennetzwerke benötigen nicht erst<br />

seit Stuxnet leistungsfähige und sichere <strong>Komponenten</strong><br />

Scalance sichert zuverlässige Datenübertragung im komplexer werdenden Industrie-Netzwerk<br />

Die Wireless-LAN-<strong>Komponenten</strong> (WLAN) mit dem Standard IEEE 802.11n bieten eine Datenrate <strong>von</strong> bis zu<br />

450 Megabit/s und sind auch für raue Industrieumgebungen geeignet. Bild: Siemens<br />

Es gibt vielfältige Anwendungen für die Datenvernetzung<br />

in industriellen und industrienahen Umgebungen.<br />

Neben den üblichen Steuerungs- und Informationsdaten<br />

werden über die Netzwerkinfrastrukturen auch<br />

Sprachdaten (beispielsweise Voice over IP) sowie hochauflösende<br />

HD-Videos (High Definition) verarbeitet.<br />

Einsatzbereiche finden sich in der Stahl- und Automobilindustrie,<br />

an Öl- und Erdgasfeldern, in Minenbetrieben,<br />

Häfen oder Versorgungs- und Verkehrseinrichtungen.<br />

Kommunale und städtische Einrichtungen<br />

verwenden drahtlose Datentechnik für öffentliche Sicherheitsanwendungen<br />

wie Videoüberwachung, mobile<br />

Datenübertragung und Katastrophenschutz. Intelligente,<br />

industrietaugliche und leistungsfähige Switches,<br />

Router sowie WLAN-<strong>Komponenten</strong> ermöglichen dafür<br />

den Aufbau <strong>von</strong> robusten, störungssicheren und zuverlässigen<br />

Ethernet-Netzwerken für die dauerhafte Übertragung<br />

sehr hoher Datenkapazitäten.<br />

Sichere WLAN-Lösungen für die iNdustrie<br />

Mit dem Einsatz <strong>von</strong> ethernetbasierten Netzen in der<br />

Automatisierung gewinnt das Thema Datensicherheit in<br />

Industrienetzwerken an Bedeutung. Bis vor wenigen Jahren<br />

wurden Schlagworte wie Virenscanner und Firewalls<br />

nur in Verbindung mit Heim IT oder Office IT verwendet.<br />

Nicht allein Stuxnet machte jedoch auf die Gefahren für<br />

die Automatisierung aufmerksam.<br />

Für spezielle Anforderungen in der Industrie sowie in<br />

öffentlichen Bereichen bieten Hersteller wie Siemens aber<br />

individualisierte IT-Security-Lösungen. Damit lassen<br />

sich gerade anspruchsvolle Applikationen wie HD-Videoübertragungen<br />

per Funk realisieren. Über weit verteilte<br />

Anlagen, etwa in kilometerlangen Tunneln, ist<br />

durch den Einsatz <strong>von</strong> intelligenten Funknetzwerken<br />

mit Hilfe <strong>von</strong> vielen Access Points und Wireless-LAN-<br />

Controllern eine lückenlose Funkabdeckung möglich.<br />

Häufig spielt der Faktor Flexibilität eine wichtige Rolle,<br />

24<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7-8 / 2012


wenn Unternehmen sich entscheiden, ihre Daten per<br />

Funk zu übertragen. Darüber hinaus lassen sich störanfällige<br />

Technologien ersetzen, wie wartungsintensive<br />

Schleifleiter, die häufig bei Kränen oder Hängebahnen<br />

vorkommen. Ein weiterer Einsatzgrund ist die Vermeidung<br />

kostspieliger und schwer zu realisierender Verkabelungen.<br />

Das Verlegen <strong>von</strong> Kabeln im Freien ist häufig<br />

technisch anspruchsvoll, teuer und bei zahlreichen, weit<br />

verteilten <strong>Komponenten</strong> nur dann sinnvoll, wenn sie<br />

dauerhaft am selben Platz verbleiben. Zudem gefährden<br />

Beschädigungen durch Personen oder Umwelteinflüsse<br />

die Funktionalität der Anlagen.<br />

Heute betreiben zahlreiche Firmen Funknetzwerke,<br />

über die neben beweglichen Anlagen (beispielsweise<br />

Berg- und Tagebau, Krane) auch sicherheitsrelevante<br />

Funktionen („Not-Aus“) gesteuert werden. Eine robuste<br />

Technik mit speziellen Eigenschaften für industrielle<br />

Anwendungen (iFeatures <strong>von</strong> Siemens) sichert dabei die<br />

störungsfreie Funktion.<br />

Die Geräte bieten Redundanzmechanismen (Wechsel<br />

zwischen 2,4 und 5 GHz), iPCF (Industrial Point Coordination<br />

Function) und Hopping (Frequenzsprünge, bei<br />

Siemens iHOP) zur Sicherung der Verbindung. Durch<br />

einen professionellen Aufbau lässt sich die häufig diskutierte<br />

Datensicherheit in Funknetzen auf das hohe<br />

Niveau <strong>von</strong> kabelgebundenen Anlagen heben.<br />

Aktive <strong>Komponenten</strong> für industrie-Netzwerke<br />

Für ein leistungsfähiges Datennetzwerk unter rauen Bedingungen<br />

sind neben den passiven Hardware-<strong>Komponenten</strong><br />

wie Antennen oder eine Verkabelung mit Leitungen,<br />

Steckern und Anschlussdosen auch aktive <strong>Komponenten</strong><br />

notwendig. Dazu gehören neben den Access<br />

Points aus Funknetzen leistungsfähige Switches und<br />

Router, die einen kollisionsfreien, zielgerichteten Datenaustausch<br />

ermöglichen.<br />

Siemens bietet Layer-3-fähige Geräte für den Einsatz in<br />

Gigabit- und sogar 10-Gigabit-Netzwerken an. Die in der<br />

Industrie verwendeten sprach- und bildgebenden Verfahren<br />

machen es nötig, komplexe Netze zu strukturieren.<br />

So lassen sich in Netzwerken mit Layer-3-Switches durch<br />

Routerfunktionen virtuelle LANs (VLAN) für solche Applikationen<br />

segmentieren. Voice over IP bekommt sein<br />

eigenes virtuelles Netzwerk, obwohl es physikalisch über<br />

das Gesamtnetz läuft. Die Switches der Produktreihe<br />

Scalance XR-500 <strong>von</strong> Siemens übernehmen diese Aufgabe.<br />

Die Produktfamilie Scalance besteht aus aufeinander<br />

abgestimmten Netzkomponenten. Sie sind für die raue<br />

Industrieumgebung konzipiert und ermöglichen den<br />

durchgängigen, flexiblen und sicheren Aufbau eines leistungsfähigen<br />

Netzwerks.<br />

Scalance X bildet ein abgestuftes Portfolio <strong>von</strong> Industrial<br />

Ethernet Switching Components inklusive Kommunikationsprozessoren<br />

mit integriertem Switch. Die Produkte<br />

sind geeignet für Switching-Aufgaben – nicht nur<br />

im rauen Industrieumfeld. Scalance W, also <strong>Komponenten</strong><br />

für Industrial Wireless LAN (IWLAN), sorgen für<br />

drahtlose, fehlersichere Kommunikation im Rahmen <strong>von</strong><br />

Personen- und Maschinensicherheit. Sie bilden die zentrale<br />

Komponente zur Strukturierung großer Automatisierungsnetze<br />

und dienen der Verbindung <strong>von</strong> Industrial<br />

IT und Office IT zu einer gemeinsamen Unternehmens<br />

IT. Finanziell ergibt sich, über den gesamten Lebenszyklus<br />

betrachtet, für solche industriellen Switches eine<br />

positive Bilanz gegenüber Office-Geräten.<br />

Der modulare Aufbau dieser Switches macht sie flexibel<br />

und individuell anpassbar. Der Kunde kann also sein<br />

Netzwerk durch das nachträgliche Erweitern <strong>von</strong> Switch-<br />

Ports, den zusätzlichen Ausbau mit Lichtwellenleitern<br />

(LWL) oder Power over Ethernet (PoE) sowie durch höhere<br />

Übertragungsraten jederzeit ausbauen, ohne die Geräte<br />

komplett austauschen zu müssen. Dies macht sich im<br />

Fehlerfall bezahlt. Stillstandszeiten werden auf ein Minimum<br />

reduziert, da ein defektes Modul im laufenden<br />

Betrieb schnell gewechselt werden kann (Hot Swappable).<br />

Anlagenverfügbarkeit und Laufzeit steigern<br />

Der Einsatz <strong>von</strong> Industrie-Hardware steigert zum einen<br />

die Verfügbarkeit einer Anlage. Zum anderen ergeben<br />

sich durch längere Laufzeiten und geringeren Energieverbrauch<br />

Kosteneinsparungen gegenüber Office-Hardware.<br />

Robustheit und Zuverlässigkeit sind genauso gefordert<br />

wie hohe Leistungsfähigkeit der Netzwerke, auch<br />

in rauen Umgebungen. Mit Datenraten, wie sie bisher nur<br />

<strong>von</strong> leistungsfähigen Office-IT-Anlagen bekannt waren,<br />

ist es auch in rauen Umgebungen möglich, anspruchsvolle<br />

Applikationen wie HD-Video zu betreiben und Anlagen<br />

für kommende Anforderungen zu rüsten.<br />

Autor<br />

Dipl.-Betriebswirt Gert<br />

Mikuta ist Marketing<br />

Promotion Manager in der<br />

Division Industry Auto -<br />

mation im Industry Sector<br />

der Siemens AG.<br />

Siemens AG,<br />

I IA SC S MK&P 2,<br />

Gleiwitzer Str. 555, D-90475 Nürnberg,<br />

Tel. +49 (0) 911 895 29 05,<br />

E-Mail: gert.mikuta@siemens.com<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7-8 / 2012<br />

25


Hauptbeitrag | Automation 2012<br />

<strong>Betriebliche</strong> <strong>Mitbenutzung</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>SIS</strong>-<strong>Komponenten</strong><br />

Fallbeispiel: SIL 3-Überdruck-Schutzeinrichtung<br />

IEC 61511 – der technische Standard für funktionale Sicherheit in der Prozessindustrie –<br />

empfiehlt eine strikte Trennung <strong>von</strong> sicherheitstechnischer und betriebstechnischer Funktionalität.<br />

Vielfältige Vorteile ergeben sich jedoch aus einem betrieblichen Zugriff auf<br />

<strong>Komponenten</strong> des Sicherheitssystems. Für derartige Szenarien verlangt der Standard eine<br />

zusätzliche Risikobetrachtung mit dem Ziel, die Sicherheits-Integrität des Gesamtsystems<br />

zu bewerten. In diesem Beitrag wird am Beispiel einer SIL 3-Überdruckabsicherung mit<br />

Mitteln der Prozessleittechnik eine einfache und generische Methode präsentiert, wie<br />

sich diese Risikobetrachtung durchführen lässt.<br />

SCHLAGWÖRTER Funktionale Sicherheit / <strong>Mitbenutzung</strong> / Risikobetrachtung /<br />

Sicherheits-Integrität<br />

Operational Access to <strong>SIS</strong> Components –<br />

Case Study: SIL 3 Safety Instrumented Function<br />

IEC 61511, the technical standard for functional safety in the process industry sector,<br />

recommends a strict separation of safety-related and operational functionality. However,<br />

providing operational access to components of the safety instrumented system can offer<br />

advantages. For such scenarios, the standard demands an additional risk assessment in<br />

order to evaluate the overall safety integrity. Using the example of an SIL 3 overpressure<br />

protection by means of process control technology, a simple generic method is presented<br />

for such an evaluation.<br />

KEYWORDS Functional safety / shared components / risk assessment / safety integrity<br />

26<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012


Thomas Gabriel, Bayer Technology Services<br />

Gerhard VERSTEEGEn, Bayer MaterialScience<br />

Bernd Schrörs, Bayer Technology Services<br />

Process and plant safety with means of process<br />

control technology (PCT) is currently broadly<br />

applied in accordance with IEC 61511 [1]. The<br />

international standard is supplemented by a<br />

variety of national norms (e.g. VDI/VDE 2180<br />

[2]), and recommendations (e.g. Namur NEs 93 [3], 126<br />

[4], 130 [5]). Together, they form a very detailed framework,<br />

describing the entire lifecycle of a safety instrumented<br />

function (SIF) from identification, specification,<br />

and design, to commissioning, management of change,<br />

and finally decommissioning.<br />

A central recommendation of the standard is to separate<br />

safety related and operational functionality. The<br />

intention behind this is to reduce the risk for a common<br />

mode failure of the two different protection layers as far<br />

as possible. However, providing operational access to<br />

components of the safety instrumented system (<strong>SIS</strong>)<br />

yields advantages in various ways. For such scenarios<br />

IEC 61511 demands an additional risk assessment in order<br />

to evaluate the overall safety integrity.<br />

A possibility for conducting said evaluation is presented<br />

in this article. A SIL 3 overpressure protection<br />

serves as case study. Background and additional description<br />

of said system are covered by section 1. Section<br />

2 contains the chain of arguments enabling for a<br />

qualified decision on whether sharing components<br />

among safety and operational layer is allowed for<br />

the case study. The derivations are held very straightforward,<br />

such that an adaptation to similar scenarios<br />

is easily possible. In section 3 and 4, a recapitulation<br />

of the most important aspects and utilized conservatisms<br />

is provided.<br />

1. Case Study<br />

1.1 Process Hazard Analysis<br />

Basis for all considerations provided with this article<br />

is a process hazard analysis, i.e. an analysis of potential<br />

dangers arising from unintended deviations within the<br />

process. The aim of such interdisciplinary activity is to<br />

identify risks and define appropriate measures for<br />

preventing the occurrence and/or<br />

mitigating the consequences<br />

of said hazards – with the final result of having all process<br />

risks reduced to a tolerable level. Following the current<br />

mathematical definition of risk as provided by e.g.<br />

IEC 61511, any process risk R P can be written as<br />

R P = F I ∙ E(S), (1)<br />

i.e. the product of the frequency of occurrence of the<br />

initiating event F I , leading to the related process hazard<br />

(e.g. control system failure, external impacts, faulty operator<br />

behavior), and the expected value of consequences<br />

E(S), resulting from the discussed hazard in case of<br />

having no protective measures in place. As long as no<br />

additional protective measures are defined, the frequency<br />

of the initiating event equals the frequency of the<br />

undesired event.<br />

This definition of risk is the underyling principle for<br />

almost all commonly applied risk assessment tools, such<br />

as risk matrices or risk graphs. All considerations presented<br />

in this article can thus be applied independently<br />

from the actually utilized tool.<br />

A very common risk is the consideration of the deviation<br />

“pressure high” for a vessel, caused by a control<br />

equipment failure, e.g. failure of the pressure control. As<br />

the resulting consequence is bursting of the vessel, including<br />

release of contained medium, the potential for<br />

causing serious damage to people and environment, is<br />

very high.<br />

IEC 61511-1, 8.2.2 yields an initiating event frequency of<br />

F BPCS = F I = 10 -5 h -1 ~ 1/10 y -1 (2)<br />

related to arbitrary BPCS (Basic Process Control System)<br />

failures. As many possible process hazards can be caused<br />

by some kind of control equipment failure, this regula-<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012<br />

27


Hauptbeitrag | Automation 2012<br />

tion from IEC 61511 heavily impacts on current risk assessments<br />

in the process industry: an initiating event<br />

frequency of one event per ten years is very dominant<br />

compared to other realistic hazard causes.<br />

In order to describe our case study, we will refer to<br />

subsequent risk analysis with related protective safety<br />

measure (see figure 1 for the bare process automation<br />

instrumentation – without the SIF to be designed; notice:<br />

unimportant parts of the process with respect to<br />

the discussed topics, such as vessel outlets, are left out<br />

in all figures):<br />

Deviation: Pressure high in vessel BA001<br />

Considered initiating event: failure of control<br />

equiment (e.g. stuck open failure of Y0002 or drift<br />

of sensor P0003)<br />

Risk class: Very high<br />

Assigned risk reduction measure: PCT SIF U0002,<br />

“Overpressure Protection”, SIL 3 quality<br />

Description of SIF:<br />

Pressure measurement in BA001; if the related trip<br />

limit is exceeded, the vessel’s inlet is to be shut in<br />

order to separate it from pressure sources<br />

The assigned safety instrumented function U0002 is<br />

supposed to reduce the process risk R P to a tolerable<br />

residual risk R R .<br />

1.2 Implementation<br />

Figure 2 illustrates a possible implementation for the<br />

specified overpressure protection in SIL 3 quality, following<br />

plain theory of IEC 61511. Outlined in green is<br />

the pressure control loop U0001, comprising of a pressure<br />

transmitter P0003 impacting on the flow to vessel<br />

BA001 via valve Y0002 with attached positioner. The<br />

safety instrumented system is outlined in blue. It comprises<br />

of a single safety instrumented function (SIF)<br />

U0002, following the specification from the risk analysis.<br />

Two pressure transmitters (P0001 and P0002) impact on<br />

two ball (open/close) valves (Y0001 and Y0003) via suitable<br />

solenoids. The safety programmable logic controller<br />

(SPLC) performs a 1oo2 voting among the two sensors<br />

and thus triggers both associated final elements in case<br />

of any of the two sensors exceeding its related trip limit.<br />

The design satisfies the SIL 3 architectural requirements<br />

from IEC 61511, as in the process industry sector typically<br />

IEC 61508 certified SPLCs in combination with<br />

prior-use field devices (see [5]) are utilized. With commonly<br />

utilized components, the standard’s requirements<br />

regarding availability can also be easily satisfied.<br />

In the process industry, a design according to figure 3<br />

is also common. Here, one pressure sensor (P0002) and<br />

the control valve are shared among <strong>SIS</strong> and the basic<br />

process control system (BPCS, the operational decentralized<br />

control system). A more signal-oriented view is provided<br />

in figure 4. This solution will be the subject of<br />

further considerations and represents our case study.<br />

On sensor side, the 4-20mA signal from P0001 is fed<br />

immediately to the SPLC. P0002’s signal is looped<br />

through a signal replicator where the current signal is<br />

duplicated and fed to the operational PLC of the BPCS,<br />

as well as to the SPLC. The voting algorithm on the SPLC<br />

performs a 1oo2 voting and triggers the solenoids of<br />

Y0001 and Y0002 in case of a demand. While Y0001 is a<br />

pure safety valve, Y0002 is additionally equipped with<br />

a positioner and can thus be accessed via BPCS.<br />

1.3 IEC 61511 Requirements<br />

A very basic requirement is to have all PCT devices utilized<br />

in the SIF selected in accordance with section 11.5<br />

of IEC 61511 (“Requirements for selection of components<br />

and subsystems”). The primary focus thus lies on the<br />

components’ safety-related-functionality – not the operational<br />

aspects. For instance, the shared control valve<br />

shall primarily provide sufficiently low leakage rate and<br />

travel time, rather than optimal control performance. Of<br />

course, an optimal design optimizes both – safety-related<br />

as well as operational requirements.<br />

IEC 61511 provides explicit implementory aspects regarding<br />

the utilization of safety components for operational<br />

purposes. The design as depicted in figures 3 and<br />

4 is in accordance with these requirements. Most relevant<br />

concern of the standard is the evaluation of the<br />

resulting independency of <strong>SIS</strong> and BPCS. A failure in<br />

the BPCS shall not result in a loss of the safety function<br />

(IEC 61511-1, 11.2.4). This is achieved by electrically decoupling<br />

BPCS and <strong>SIS</strong> sensor loops after the signal<br />

replicator. These components ensure that e.g. shortcircuits<br />

in the PLC loop do not affect the safety path<br />

from the pressure sensor P0002 to the SPLC. On final<br />

element side, this principle is implemented by the<br />

mounting position of the solenoid for Y0002 between the<br />

valve’s actuator and the outlet of the positioner. In case<br />

of a demand to the SIF, the <strong>SIS</strong> trips the solenoid and<br />

de-aerates the actuator independently from the behavior<br />

of the operational positioner. Overriding of the safety<br />

function is not possible.<br />

IEC 61511-2, 11.2.4ff even list several advantages arising<br />

from the installation according to figures 3 and 4:<br />

replicating the sensor signal to the BPCS allows for<br />

enhanced diagnostic measures; comparing the sensor<br />

value with correlated signals from operationally<br />

used components enables for e.g. sensor drift<br />

detection<br />

comparing the sensor value as received by the<br />

SPLC with the one received by the PLC allows for<br />

enhanced diagnosis of intermediate components<br />

(such as e.g. ex-barriers) and the input peripherals<br />

of the SPLC<br />

granting operational access to a safety-related valve<br />

allows for enhanced online diagnostic measures:<br />

as the final element is operated frequently by the<br />

related controller (control valves) or batch sequence<br />

(ball valves), an evaluation of e.g. travel time or friction<br />

curve (as provided by modern positioners) allows<br />

for the early detection of wear-out, plugging,<br />

and corrosion effects<br />

28<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012


SIL PFD avg RRF<br />

Table 1: SIL requirements (excerpt from IEC 61511-1:2003,<br />

table 3)<br />

2 $ 10 -3 to < 10 -2 >100 to #1,000<br />

3 $ 10 -4 to < 10 -3 >1,000 to #10,000<br />

FiguRE 1: Piping and instrumentation diagram of case<br />

study vessel BA001 with related pressure control<br />

equipment<br />

Figure 4: Signal-oriented overview of the case study SIF<br />

design<br />

Figure 2: Piping and instrumentation diagram of a valid<br />

SIL 3 overpressure SIF design according to IEC 61511<br />

Figure 5: SIF remainder after the occurrence of scenario<br />

1 according to section 2.1<br />

Figure 3: Piping and instrumentation diagram of the<br />

case study SIF design<br />

FiguRE 6: SIF remainder after the occurrence of scenario<br />

2 according to section 2.1<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012<br />

29


Hauptbeitrag | Automation 2012<br />

On the downside, it is to be clearly pointed out that<br />

shared components alter the already mentioned independency<br />

of BPCS and <strong>SIS</strong> in a functional way:<br />

IEC 61511-1, 11.2.10 stresses a specific type of scenario,<br />

where a failure of a shared component causes a demand<br />

to the exact SIF said component is part of.<br />

In figure 3 or 4, this corresponds to e.g. a stuck signal<br />

failure of the pressure transmitter P0002. Due to the failure<br />

(signal freezes below the trip point of the related SIF),<br />

the control loop fails and opens the control valve Y0002<br />

as wide as possible. As a direct result, pressure in BA001<br />

rises until the dangerous state is reached (the failure of<br />

the shared component causes a demand to the related<br />

SIF). For this scenario, the safety related availability of<br />

the SIF’s sensor part depends on the remaining sensor<br />

P0001, only. A similar scenario can easily be constructed<br />

for the shared control valve.<br />

Consequently, IEC 61511 demands an evaluation of the<br />

overall safety integrity of the coupled systems. The subsequent<br />

sections of this article introduce a very simple<br />

and generic approach towards that requirement.<br />

2. evaluation of Safety Integrity<br />

2.1 Preparations<br />

PCT related preventive safety measures impact on the<br />

initiating event frequency F I of a process risk R P by<br />

reducing it by a factor RRF. This risk reduction factor<br />

is directly related to the safety loop’s safety-related unavailability<br />

and thus its average probability of failure<br />

on demand (PFDavg). Hence, the frequency of occurrence<br />

F R of the undesired event in case of having one<br />

single preventive PCT safety measure in place can be<br />

written as<br />

F R = F I / RRF = F I ∙ PFD avg .(3)<br />

Table 1 is an excerpt from IEC 61511 and denotes PFDavg<br />

as well as related RRF for PCT safety loops of SIL 2 and<br />

SIL 3 quality.<br />

For the case study, the frequency of the relevant initiating<br />

event F BPCS = 1/10 y -1 as found in section 1.1 can be<br />

splitted into two fractions with related individual failure<br />

scenario:<br />

1 | Dangerous failure of shared sensor P0002 or control<br />

valve Y0002 due to e.g. sensor value drift or stuck<br />

valve position, simultaneously causing a demand to<br />

the SIF. The corresponding failure frequencies equal<br />

the shared components’ failure rates m P0002 and<br />

m Y0002 , to be retrieved e.g. from the respective safety<br />

manuals. Hence, the overall frequency for the initiating<br />

event originating from the shared components<br />

equals<br />

F P+Y = m P0002 + m Y0002 .(4)<br />

F P+Y can be estimated by referring to slightly adjusted<br />

generic (and thus conservative) equipment data,<br />

raised in the German process industry and provided<br />

by the Namur [5] (see source for applicability<br />

requirements):<br />

m P0002 + m Y0002 =<br />

1000 FIT + 400 FIT ( – 250FIT) = 1150 FIT,(5)<br />

where 1 FIT (Failures In Time) equals one failure per<br />

10 9 hours. The provided failure rates are the respective<br />

dangerous failure rates of pressure sensor channel<br />

and valve channel, and are only applicable for<br />

prior-use channel components. However, this requirement<br />

has been the basis for the chosen implementation<br />

of the case study (see section 1.2). The<br />

NAMUR failure rates are channel related and thus<br />

include the failure rates of all intermediate components,<br />

such as transmitter power supply, solenoid<br />

valves, etc.. These have to be excluded from the relevant<br />

frequency F P+Y . A generic combined contribution<br />

of 250 FIT for these devices is assumed and<br />

consequently removed from the original failure<br />

rates, yielding 1150 FIT, i.e. 1 event per 99 years.<br />

2 | Any arbitrary BPCS failure not related to the shared<br />

components P0002 and Y0002 is also assumed to<br />

create a demand to the SIF. Examples are operator<br />

or positioner failures, programming errors, etc. The<br />

related frequency is F otherBPCS = F BPCS – F P+Y , i.e. the<br />

initiating event’s total frequency 1/10 y -1 minus F P+Y .<br />

For reasons of simplicity and conservatism, we<br />

will set<br />

F otherBPCS = 1/10 y -1 .(6)<br />

Both scenarios can be combined, as they are related to<br />

the same process hazard and the underlying stochastic<br />

processes are independent from each other (see [6] for<br />

a more detailed derivation of the probabilistic background).<br />

The residual frequency of the undesired event<br />

under consideration of the two contributing scenarios is<br />

F R = (F P+Y ∙ PFD avg,1oo1 ) + (F otherBPCS ∙ PFD avg,1oo2 ).(7)<br />

In (7), PFD avg,1oo1 is the average safety related unavailability<br />

of the remaining parts of the original SIF, given the<br />

occurrence of scenario 1, i.e. demand caused by a dangerous<br />

failure of shared component P0002 or Y0002. A very<br />

conservative approach is to assume that both components<br />

are simultaneously not available, rendering an<br />

entire channel of the overpressure protection unavailable.<br />

However, failed components P0002 and Y0002 do<br />

not prevent the remainder of the SIF from correct execution.<br />

Therefore, for scenario 1, a contribution to risk reduction<br />

PFD avg,1oo1 is still provided by the single channel<br />

SIF remainder, consisting of sensor P0001, the SPLC, and<br />

ball valve Y0001 as denoted in fig. 5.<br />

A similar consideration can be made for PFD avg,1oo2 in<br />

(7). Given the occurrence of scenario 2, i.e. an arbitrary<br />

BPCS failure without impact on the shared components,<br />

the complete SIF contributes with the related PFD avg to<br />

risk reduction (see figure 6).<br />

30<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012


2.2 Calculations<br />

From table 1 it can be concluded that the case study SIL<br />

3 measure is supposed to reduce the initiating event by<br />

a RRF > 1,000. In combination with equations (2), (3), and<br />

(7), this yields<br />

F R = F BPCS / 1,000 > (F P+Y ∙ PFD avg,1oo1 ) + (F otherBPCS ∙ PFD avg,1oo2 ).<br />

(8)<br />

The inequality expresses that with the actual implementation<br />

a risk reduction beyond the minimum RRF (see<br />

table 1) for SIL 3 SIFs is targeted.<br />

In [2], part 4, table 3, a set of equations enables for<br />

expressing the PFDavg of a 1oo2 redundant SIF by the<br />

PFDavg of a simplex 1oo1 SIF. This equation shall be<br />

applied here in order to proceed with the investigation.<br />

With<br />

PFD avg,1oo2 = 4/3∙PFD avg,1oo1 ² + b∙PFD avg,1oo1 (9)<br />

from [2], part 4, where b is the common-cause factor,<br />

equation (8) can be rewritten as<br />

F BPCS / 1,000 ><br />

(F P+Y ∙ PFD avg,1oo1 ) + (F otherBPCS ∙ (4/3∙PFD avg,1oo1 ² + b∙PFD avg,1oo1 )).<br />

(10)<br />

Setting<br />

F BPCS = 1/10 y-1 (see (2)),<br />

F P+Y = 1/99 y-1 (see (5)),<br />

F otherBPCS = 1/10 y-1 (see (6)),<br />

b = 0.05 (worst case value according to [2], part 4)<br />

in equation (10), yields<br />

1/10 y -1 / 1,000 ≥ (1/99 y -1 ∙ PFD avg,1oo1 ) +<br />

(1/10 y -1 ∙ (4/3∙PFD avg,1oo1 ² + 0.05∙PFD avg,1oo1 )).(11)<br />

For an actual SIF, PFD avg,1oo1 can now be calculated, e.g.<br />

based on the manufacturers’ failure rates which are usually<br />

provided with the safety manuals. As equation (9)<br />

only holds for homogeneously instrumented systems,<br />

for both, sensor and final element part, the worse channel<br />

failure rate shall be utilized for the evaluation of<br />

inequation (11).<br />

Abbreviation<br />

BPCS<br />

F BPCS<br />

F I<br />

F otherBPCS<br />

F P+Y<br />

F R<br />

MooN (e.g. 1oo2, 2oo3)<br />

PCT<br />

PFD avg<br />

PLC<br />

RRF<br />

SIF<br />

SIL<br />

<strong>SIS</strong><br />

SPLC<br />

Meaning<br />

Basic Process Control System<br />

frequency of a demand caused by an arbitrary BPCS failure<br />

frequency of the initiating event<br />

frequency of a demand caused by an arbitrary BPCS failure without relation to any<br />

shared component<br />

frequency of a demand caused by shared components (related to the shared components’<br />

failure rates)<br />

residual frequency of the occurrence of the undesired event after the application<br />

of one or multiple safety measures<br />

M-out-of-N<br />

Process Control Technology<br />

average Probability of Failure on Demand<br />

Programmable Logic Controller<br />

Risk Reduction Factor<br />

Safety Instrumented Function<br />

Safety Integrity Level<br />

Safety Instrumented System<br />

Safety related Programmable Logic Controller<br />

Table 2: List of abbreviations<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012<br />

31


Hauptbeitrag | Automation 2012<br />

In order to demonstrate that even in cases of strong<br />

conservatism (11) still applies and in order to provide<br />

an approach as generic as possible, the NAMUR data [5]<br />

shall be utilized again for the calculation of PFD avg,1oo1 .<br />

With the simplified equation<br />

PFD avg,1oo1 = ½ ∙ m DU ∙ T I ,(12)<br />

from [2], part 4, the combined average probability of<br />

failure for sensor part and final element part can be<br />

calculated. As parameters serve the channel failure<br />

rates as introduced in (5) (now without the exclusion<br />

of intermediate devices), and a standard proof test interval<br />

T I of one year. After finally neglecting the SPLCs<br />

contribution to the system’s unavailability (which is<br />

typically one to two magnitudes below the channels’<br />

contributions),<br />

PFD avg,1oo1 = ½ ∙ 1400 FIT ∙ 8760 h = 6.13 ∙ 10 -3 (13)<br />

Referenzen<br />

[1] IEC 61511: Functional safety – Safety instrumented<br />

systems for the process industry sector –. Part 1-3, 2003<br />

[2] VDI/VDE 2180: Sicherung <strong>von</strong> Anlagen der Verfahrenstechnik<br />

mit Mitteln der Prozessleittechnik (PLT). Part<br />

1-5, 2007-2010<br />

[3] ne 93: Verification of the Safety-Related Reliability of<br />

PCT Safety Instruments. 2003<br />

[4] ne 126: Provisions to Safeguard Existing Standards for<br />

Process Control System Safety Equipment. 2009<br />

[5] ne 130: “Proven-in-use”-Devices for Safety Instrumented<br />

Systems and simplified SIL Calculation. 2010<br />

[6] gabriel, T., Litz, L., Schroers, B.: Nutzung <strong>von</strong><br />

<strong>SIS</strong>-Armaturen für Leitsystemfunktionen. <strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

– Automatisierungstechnische Praxis 53(03),<br />

S. 20-29. 2010<br />

follows. (13) in (11) yields 1.00 ∙ 10-4 > 9.76 ∙ 10-5. Even<br />

with entirely generic and thus conservative data, this<br />

article proves that the case study design according to<br />

figs. 3 and 4 meets the desired SIL 3 requirements.<br />

3 Annotations<br />

The case study has been introduced along with an exemplary<br />

implementation, that fully satisfies the standard’s<br />

implementational requirements.<br />

For the additional risk assessment, a chain of arguments<br />

has been constructed that heavily focuses on<br />

applying multiple conservatisms wherever possible:<br />

The application of generic and thus conservative<br />

NAMUR failure rate data instead of much better<br />

manufacturer data<br />

Equations are simplified in a conservative way, see<br />

e.g. (6)<br />

The relevant event’s frequency is set equal to the<br />

combined failure rates of pressure sensor and control<br />

valve, see equation (4). Actually, the two components<br />

will not fail simultaneously. This generally allows<br />

for a seperated consideration of two scenarios with<br />

1. the pressure sensor failing, and<br />

2. the control valve failing.<br />

In contrast to the approach provided in this article,<br />

this seperation would result in less truncated SIF<br />

remainders. For instance, given the occurrence of<br />

scenario 1, the shared pressure sensor is not available,<br />

while the remaining SIF still consists of the<br />

other sensor, and a redundant pair of valves in the<br />

final element part. Notice the difference to the conservative<br />

approach used in this article, where always<br />

both shared components are assumed to be simultaneously<br />

unavailable. Seperated consideration of the<br />

two scenarios would result in a significantly better<br />

PFD avg,1oo1 .<br />

Although several possible benefits from sharing<br />

components have been outlined in section 1.3<br />

Autoren<br />

Dr.-Ing. Thomas Gabriel (geb. 1980) arbeitet im<br />

Bereich Functional Safety bei Bayer Technology<br />

Services. Arbeitsschwerpunkte: Process Safety,<br />

Safety System Design, Quantitative Evaluation of<br />

the Safety related Availability.<br />

Bayer Technology Services GmbH,<br />

Geb. B407,<br />

D-51368 Leverkusen,<br />

Tel. +49 (0) 214 304 36 92,<br />

E-Mail: thomas.gabriel@bayer.com<br />

Dipl.-Ing. GERHARD VERSTEEGEn (geb. 1958)<br />

arbeitet im Bereich der Verfahrens- und Anlagensicherheit<br />

bei Bayer MaterialScience.<br />

Arbeitsschwer punkte: Erstellung und Überprüfung<br />

verfahrens technischer Sicherheits konzepte.<br />

Bayer MaterialScience AG,<br />

Geb. K12,<br />

D-51368 Leverkusen,<br />

Tel. +49 (0) 214 307 21 97,<br />

E-Mail: gerhard.versteegen@bayer.com<br />

32<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012


(which impact on all PFD avg to be calculated in the<br />

course of our chain of arguments), no credit has been<br />

taken for these.<br />

It should be mentioned that by resolving all conservatisms<br />

by e.g. providing specific device-individual failure<br />

rate data, and by use of extended PFD avg calculation models,<br />

a significantly better overall RRF can be achieved.<br />

Conclusion<br />

The intention of this article was to provide a simple<br />

method for evaluating the overall safety integrity for a<br />

specific case study, a SIL 3 overpressure protection, in<br />

case of sharing a sensor and a final element among <strong>SIS</strong><br />

and BPCS.<br />

The result indicates, that – as long as the application<br />

of NAMUR data is valid – sharing components among<br />

<strong>SIS</strong> and BPCS does not lower the overall risk reduction<br />

of the safety loop to an inacceptable value. It has been<br />

shown that the minimum target risk reduction factor<br />

1,000 is achieved with arbitrary prior-use sensors and<br />

final elements according to NE 130.<br />

The approach as provided here might serve as a basis<br />

for suitable analysis of deviating SIF structures, i.e. 2oo3<br />

sensor redundancy or multiple final element groups.<br />

Die Referenzklasse für die<br />

Automatisierungstechnik<br />

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Hauptbeiträge werden im Peer-Review-Verfahren<br />

begutachtet, um Ihnen maximale inhaltliche<br />

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Produktausstattung.<br />

Manuskripteingang<br />

21.03.2012<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

Dr.-Ing. Bernd SCHRÖRS (geb. 1954) leitet den<br />

Bereich Functional Safety bei Bayer Technology<br />

Services. Arbeitsschwerpunkte: Process Safety,<br />

Safety System Design, Quantitative Evaluation of<br />

the Safety related Availability.<br />

Bayer Technology Services GmbH,<br />

Geb. B407,<br />

D-51368 Leverkusen,<br />

Tel. +49 (0) 214 307 44 39,<br />

E-Mail: bernd.schroers@bayer.com<br />

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Oldenbourg Industrieverlag<br />

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<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> erscheint in der Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenheimer Str. 145,<br />

7-<br />

81671<br />

8 / 2012<br />

München<br />

33


Hauptbeitrag | Automation 2012<br />

Überwachung <strong>von</strong> Prozessen<br />

mit kleiner Losgröße<br />

Active Learning in der Prozessüberwachung<br />

Für die automatisierte Fertigung werden zuverlässige Überwachungssysteme benötigt,<br />

um im Falle ungünstiger Prozesszustände rechtzeitig regelnd eingreifen zu können. Die<br />

derzeit verfügbaren modellbasierten Überwachungssysteme haben den Nachteil, dass sie<br />

mit großem Aufwand auf den zu überwachenden Fertigungsprozess zugeschnitten werden<br />

müssen. Dieser Beitrag beschreibt ein neuartiges Überwachungssystem, das sich mit minimalem<br />

Aufwand an den zu überwachenden Prozess anpassen lässt. Dieser Aufwand<br />

rechnet sich selbst für Fertigungsprozesse mit kleiner Losgröße.<br />

SCHLAGWÖRTER Prozessüberwachung / Klassifikation / Active Learning<br />

Monitoring small batch production processes –<br />

Active learning in process monitoring<br />

Automated production processes require reliable monitoring systems so that timely intervention<br />

is possible if things go wrong. However, adapting model-based monitoring<br />

systems to a specific production process is only viable for processes with large batch sizes.<br />

A new approach to monitoring systems is described that reduces the initial adaptation to<br />

a minimum, so that it is suitable even for small batch production processes.<br />

KEYWORDS process monitoring / classification / active learning<br />

34<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012


Markus Kaupp, Joachim NEHER, Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (ipa)<br />

Fertigungsbetriebe können in Hochlohnländern<br />

nur dann bestehen, wenn sie sich durch Flexibilität,<br />

Termintreue und Qualität vom globalen<br />

Wettbewerb abheben. Daher müssen Fertigungsstätten<br />

an solchen Standorten in der Lage sein,<br />

qualitativ hochwertige Teile kostengünstig, schnell und<br />

zuverlässig herzustellen [1, 2]. Die Hauptvoraussetzung<br />

hierfür sind optimal geführte Fertigungsprozesse. Eine<br />

optimale Prozessführung bedingt wiederum das schnelle<br />

Erkennen ungünstiger Prozesszustände. Insbesondere<br />

muss es möglich sein, die Qualität der gefertigten Teile<br />

umfassend und zeitnah zu bestimmen. Ziel ist es, in<br />

solchen Fällen korrigierend in die Prozesse eingreifen<br />

zu können, noch bevor Schlechtteile entstehen [3, 4].<br />

Derzeit wird die Qualität der gefertigten Teile meist mit<br />

den Einrichtungen der zentralen Qualitätsprüfung ermittelt.<br />

Selbst mit modernen Prüfmethoden betragen die<br />

Prüfzeiten dabei aber oft deutlich mehr als das Hundertfache<br />

der Produktionszeit. Eine Vollprüfung der Teile ist<br />

daher aus wirtschaftlicher Sicht in der Regel nicht mehr<br />

möglich. Dies ist einer der Hauptgründe für die große<br />

Verbreitung der statistischen Prüfung (SPC), die auf<br />

Stichproben basiert. Bei kurzen Fertigungszeiten und<br />

gleichzeitig langen Prüfzeiten stoßen stichprobenbasierte<br />

Verfahren allerdings an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit.<br />

Dies gilt insbesondere dann, wenn die Fehler<br />

zufällig auftreten. Eine weitere Schwäche der SPC ist,<br />

dass sie Fehler nicht erkennen kann, die durch die Wechselwirkung<br />

mehrerer Signalquellen entstehen [4, 5].<br />

Die zuvor genannten Schwächen der SPC und die gestiegenen<br />

Anforderungen an die fertigungsbegleitende<br />

Dokumentation führen dazu, dass Unternehmen zunehmend<br />

prozessnahe Überwachungssysteme einführen,<br />

um so eine hundertprozentige Qualitätsüberwachung zu<br />

erreichen [6]. Solch eine Einhundertprozent-Prüfung<br />

wird oft mit dem Prozess nachgeschalteten, automatischen<br />

Prüfstationen realisiert. Diese Prüfstationen untersuchen<br />

üblicherweise roboterunterstützt oder unter<br />

Verwendung industrieller Bildverarbeitung geometrische<br />

oder optische Eigenschaften aller gefertigten Teile<br />

[7, 8]. Innere Produkteigenschaften, wie beispielsweise<br />

Formschluss oder Festigkeit, sind mit derartigen Prüfsystemen<br />

jedoch nicht zu erfassen. Ein raues Prüfumfeld,<br />

hohe Fertigungstaktraten, hohe Anforderungen an die<br />

Prüfgenauigkeit oder stark strukturierte Teilegeometrien<br />

begrenzen ebenso den wirtschaftlichen Einsatz dieser<br />

Prüftechniken innerhalb <strong>von</strong> Fertigungslinien [4]. Aus<br />

diesem Grund gibt es schon seit Jahren Forschungs- und<br />

Entwicklungsarbeiten, die mittels Sensorintegration und<br />

unterschiedlicher Überwachungsmethoden eine qualitätsbezogene<br />

Inline-Überwachung <strong>von</strong> Produktionsprozessen<br />

verfolgen [3, 9]. In der Spritzgießtechnologie ist<br />

eine laufende und dokumentierte Prozessdatenerfassung<br />

bereits seit langem Stand der Technik und wird oft vom<br />

Kunden als Qualitätsdokumentation gefordert [6].<br />

Als leistungsfähigste Verfahren zur sensordatenbasierten<br />

Prozessüberwachung gelten die modellbasierten Überwachungssysteme.<br />

Diese Systeme modellieren die Fertigungsprozesse<br />

mit Verfahren aus dem Bereich des überwachten<br />

maschinellen Lernens. Dadurch sind sie in der<br />

Lage, auch die komplexen Zusammenhänge stark wechselwirkungsbehafteter<br />

Fertigungsprozesse abzubilden. Ein<br />

großer Nachteil der derzeit eingesetzten modellbasierten<br />

Überwachungssysteme ist allerdings, dass sie mit sehr<br />

großem Aufwand an den zu überwachenden Fertigungsprozess<br />

angepasst werden müssen [10–12]. Dieser Aufwand<br />

rechnet sich nur für Prozesse mit großen Stückzahlen [4].<br />

Um künftig auch Fertigungsprozesse mit kleinen und<br />

mittleren Losgrößen effizient überwachen zu können,<br />

wurde am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik<br />

und Automatisierung daher ein neuartiges Überwachungssystem<br />

entwickelt. Dieses System lässt sich mit<br />

minimalem Aufwand an den zu überwachenden Prozess<br />

anpassen. Bei Bedarf kann der aktive Lernalgorithmus<br />

noch zusätzliche Anpassungen vornehmen. Diese Anpassungen<br />

können aber erfolgen, während der Prozess<br />

bereits überwacht wird.<br />

In diesem Beitrag wird der beschriebene Ansatz zur<br />

Prozessüberwachung ausführlich vorgestellt. Zudem<br />

wird dessen Funktionsumfang und Leistungsfähigkeit<br />

anhand eines realen Produktionsprozesses aus dem Bereich<br />

der Kunststoffverarbeitung demonstriert.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012<br />

35


Hauptbeitrag | Automation 2012<br />

1. Modellbasierte Prozessüberwachung<br />

Das Grundproblem des überwachten maschinellen Lernens<br />

ist die Vorhersage der Ausgabe einer unbekannten<br />

Funktion. In anderen Worten: Seien X und Y nichtleere<br />

Mengen, und sei f:X Y eine unbekannte Funktion.<br />

Dann ist es die Aufgabe des überwachten maschinellen<br />

Lernens, für jeden möglichen Eingabewert xεX den zugehörigen<br />

Funktionswert f(x) vorherzusagen. Ist die Ausgabemenge<br />

Y diskret, dann nennt man die Vorhersageaufgabe<br />

Klassifikation, andernfalls wird die Aufgabe<br />

Regression genannt [13].<br />

Überwachte Lernverfahren bewältigen diese Vorhersageaufgabe<br />

mithilfe eines Vorhersagemodells. Die entsprechenden<br />

Vorhersagemodelle erstellen diese Verfahren<br />

auf der Basis vorgegebener Beispieldatensätze. Jeder<br />

dieser Beispieldatensätze sεX×Y enthält dabei einen<br />

möglichen Eingabewert zusammen mit dem zugehörigen<br />

Sollausgabewert. Wenn die vorgegebenen Beispieldatensätze<br />

das zugrundeliegende Problem ausreichend gut<br />

beschreiben, kann der Algorithmus mit dem daraus erstellten<br />

Vorhersagemodell auch die Funktionswerte für<br />

bisher ungesehene Eingabewerte vorhersagen [13].<br />

Modellbasierte Prozessüberwachungssysteme nutzen<br />

überwachte maschinelle Lernverfahren für die Prognose<br />

des aktuellen Prozesszustandes. Solche Systeme haben<br />

üblicherweise den gleichen Grundaufbau (siehe Bild 1).<br />

Nach diesem Aufbauschema werden zunächst physikalische<br />

Größen des überwachten Prozesses sensorisch<br />

erfasst. Die so gewonnenen Rohsignale werden anschließend<br />

mit Verfahren der digitalen Signalverarbeitung<br />

aufbereitet. Aus den aufbereiteten Signalen werden im<br />

Rahmen der Kenngrößenbildung wiederum die relevanten<br />

Informationen extrahiert und durch numerische<br />

Werte beschrieben. Diese numerischen Werte werden<br />

Kenngrößen genannt. Die Kenngrößenselektion wählt<br />

aus den verfügbaren Kenngrößen die aussagekräftigsten<br />

aus. Dadurch lassen sich Güte und Robustheit der späteren<br />

Prognose verbessern. Die ausgewählten Kenngrößen<br />

werden an ein Prozessmodell übergeben. Grundlage dieses<br />

Prozessmodells ist ein überwachtes maschinelles<br />

Lernverfahren, das mit Beispieldatensätzen an den zu<br />

überwachenden Prozess angepasst wurde [12].<br />

Die für die Modellanpassung benötigten Beispieldatensätze<br />

müssen so beschaffen sein, dass sie den Prozess<br />

ausreichend gut beschreiben. Daher werden diese Datensätze<br />

unter Verwendung eines detaillierten Versuchsplans<br />

(DoE) erzeugt. Die Ausarbeitung eines Versuchsplanes<br />

und die Ausführung der notwendigen Experimente im<br />

Fertigungsprozess sind bei diesen klassischen Überwachungssystemen<br />

sehr zeitaufwendig und teuer [10, 12].<br />

2. Der neue Ansatz<br />

Active Learning erweitert den Ansatz des überwachten<br />

maschinellen Lernens. Wie das klassische überwachte<br />

Lernen verwendet auch das Active Learning Beispielda-<br />

Bild 1: Allgemeiner Aufbau <strong>von</strong> Prozessüberwachungssystemen<br />

Bild 2: Ablauf der Prozessüberwachung mit<br />

Active Learning<br />

36<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012


tensätze für die Anpassung an ein konkretes Problem.<br />

Das spezielle Merkmal <strong>von</strong> Active-Lerning-Algorithmen<br />

ist deren Fähigkeit, die Prognosegüte auch nach Ende<br />

der initialen Anpassungsphase noch weiter verbessern<br />

zu können. Diese Verbesserung lässt sich erreichen, indem<br />

der Algorithmus während der laufenden Klassifikation<br />

hochinformative Eingabedatensätze ausfindig<br />

machen kann. Diese hochinformativen Datensätze lassen<br />

sich vom Anwender manuell klassifizieren und an den<br />

Lernalgorithmus zurückgeben. Die manuell klassifizierten<br />

Datensätze werden innerhalb des Algorithmus dann<br />

den anderen Beispieldatensätzen hinzugefügt und verbessern<br />

so das Prognosemodell [14–17].<br />

Wird das Konzept des Active Learning in der Prozessüberwachung<br />

angewandt, so ergibt sich der in Bild 2<br />

dargestellte Aufbau. In diesem Aufbau übernimmt das<br />

Prozessüberwachungssystem im laufenden Betrieb Sensordaten<br />

aus dem aktuell überwachten Prozess. Die übernommenen<br />

Signale werden aufbereitet und an den Active-Learning-Algorithmus<br />

weitergegeben. Dieser Algorithmus<br />

ist nun in der Lage zu erkennen, ober er den<br />

aktuellen Datensatz überhaupt zuverlässig klassifizieren<br />

kann. Wenn dies möglich ist, so wird der entsprechende<br />

Prozesszustand als Resultat ausgegeben. Kommt der Algorithmus<br />

aber zu dem Ergebnis, dass keine zuverlässige<br />

Klassifikation möglich ist, so werden die aktuellen Signaldaten<br />

als hochinformativ gekennzeichnet und an einer<br />

geeigneten Stelle abgespeichert. Gleichzeitig wird das<br />

im entsprechenden Zyklus produzierte Werkstück aus<br />

Bild 3: Codebookvektoren mit ihren konvexen Hüllen<br />

dem Fertigungsprozess ausgeschleust. Das ausgeschleuste<br />

Werkstück kann nun einer manuellen Qualitätsprüfung<br />

unterzogen werden. Das Ergebnis dieser Qualitätsprüfung<br />

wird zusammen mit den zugehörigen Sensordaten<br />

an das Überwachungssystem übergeben und dort zur<br />

Verbesserung des Prognosemodells verwendet [18, 19].<br />

Für das System wurde ein neuer Active-Learning-Algorithmus<br />

entwickelt, der auf der Learning-Vector-Quantization<br />

(LVQ) [20] basiert. LVQ hat sich als robustes<br />

Klassifikationsverfahren in der Prozessüberwachung<br />

bewährt [21]. Das LVQ-Verfahren arbeitet auf Basis <strong>von</strong><br />

Codebookvektoren. Diese Codebookvektoren werden im<br />

Rahmen der Modellanpassung im Kenngrößenraum positioniert.<br />

Nach erfolgter Positionierung der Codebookvektoren<br />

werden alle vorhandenen Beispieldaten dem<br />

jeweils nächstliegenden Codebookvektor zugeordnet.<br />

Abschließend wird jedem der Codebookvektoren die<br />

Klasse zugewiesen, die in den ihm zugeordneten Beispieldatensätzen<br />

am häufigsten vorkommt. Soll nach<br />

Abschluss der Anpassungsphase ein Datensatz klassifiziert<br />

werden, so wird zunächst der Codebookvektor ermittelt,<br />

der im Kenngrößenraum den geringsten Abstand<br />

zum zu klassifizierenden Datensatz hat. Als Ergebnis der<br />

Klassifikation wird dann die Klasse zurückgegeben, die<br />

dem entsprechenden Codebookvektor zugeordnet ist [20].<br />

Im Rahmen der beschriebenen Arbeiten wurde der<br />

ursprüngliche LVQ-Algorithmus zu einem Active-Learning-Algorithmus<br />

erweitert, indem die „Unbekannt-<br />

Klassifikation“ integriert wurde. Die Unbekannt-Klassifikation<br />

versetzt den Algorithmus in die Lage, zu<br />

unterscheiden, welche Datensätze er sicher klassifizieren<br />

kann. Datensätze, die nicht sicher klassifiziert werden<br />

können, werden als unbekannt gekennzeichnet.<br />

Diese unbekannten Datensätze gelten als hochinformativ<br />

und werden zur manuellen Klassifikation an den<br />

Benutzer weitergereicht.<br />

Zur Integration der Unbekannt-Klassifikation in den<br />

bestehenden LVQ-Algorithmus wurde ein neuartiger<br />

Ansatz verfolgt. Dieser Ansatz verwendet eine anisotrope<br />

räumliche Form für die Unbekannt-Klassifikation.<br />

Nach erfolgtem Training ordnet das Verfahren jedem<br />

Kenngrößensatz aus den verwendeten Trainingsdaten<br />

den nächstgelegenen Codebookvektor zu. Anschließend<br />

werden die Codebookvektoren und die zugeordneten<br />

Kenngrößensätze in die Ebene projiziert. In dieser Projektion<br />

wird für jeden Codebookvektor die konvexe Hülle<br />

um die zugeordneten Kenngrößensätze bestimmt.<br />

Diese konvexen Hüllen bilden später die Grenzen für die<br />

Unbekannt-Klassifikation. Wann immer die 2-dimensionale<br />

Projektion eines Kenngrößensatzes in eine dieser<br />

konvexen Hüllen fällt, gilt das Datenmuster als bekannt.<br />

Andernfalls wird es als unbekannt klassifiziert. Bild 3<br />

zeigt die Verteilung der Codebookvektoren und die zugeordneten<br />

Kenngrößensätze anhand <strong>von</strong> Sensordaten<br />

aus einem realen Fertigungsprozess. Die konvexen Hüllen,<br />

die den einzelnen Codebookvektoren zugeordnet<br />

wurden, sind dabei mit farbigen Linien markiert.<br />

Durch Integration der zuvor beschriebenen Methode<br />

konnte das ursprüngliche LVQ-Verfahren um die Fähigkeit<br />

zur Unbekannt-Klassifikation erweitert werden. Es<br />

zeigte sich, dass mit diesem Verfahren eine sehr rigide<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012<br />

37


Hauptbeitrag | Automation 2012<br />

Bild 4: Temperaturen im Formnest über alle Zyklen<br />

Bild 5: Ergebnisse der Unbekannt-Klassifikation bei<br />

verstellter Heißkanaltemperatur<br />

Trennung zwischen bekannten und potenziell unbekannten<br />

Datensätzen erzielt wird.<br />

3. Ergebnisse und Diskussion<br />

Zur Verifikation wurde das im Beitrag vorgestellte Prozessüberwachungssystem<br />

in mehreren Fertigungsprozessen<br />

prototypisch eingesetzt. Einer dieser überwachten<br />

Prozesse war ein Spritzgießprozess mit Achtfach-<br />

Werkzeug, mit dem Präzisionsteile mit Sicherheitsanforderung<br />

für den Automotive-Bereich gefertigt werden. Bei<br />

einer Zykluszeit <strong>von</strong> unter 10 Sekunden werden etwa 50<br />

Teile pro Minute gefertigt. Mit herkömmlichen Methoden<br />

ist eine Einhundertprozent-Überwachung dabei nicht<br />

möglich. Daher ist eine prozessintegrierte Überwachung<br />

auf Basis <strong>von</strong> Sensorsignalen zwingend notwendig.<br />

Das Werkzeug wurde mit acht Temperatursensoren<br />

und einem Drucksensor ausgerüstet und die Daten wiederum<br />

über ein eDAQ-System der Firma Priamus erfasst.<br />

Während der Versuchsreihe wurde zum einen die laufende<br />

Produktion über einige Zeit mitgeschrieben. Andererseits<br />

wurden auch qualitätsrelevante Prozessparameter<br />

wie Nachdruck, Einspritzgeschwindigkeit und<br />

Temperatur <strong>von</strong> Werkzeug und Heißkanal gezielt variiert,<br />

wobei der ursprüngliche Arbeitspunkt wiederholt<br />

angefahren wurde. Der Prozess ist mit einem Handling<br />

zur formnestgetrennten Ablage ausgerüstet, über den<br />

auch Ausschuss- und Versuchsteile in separate Ablagen<br />

abgelegt werden. Das Ausschleusen zu prüfender Bauteile<br />

ist somit einfach möglich.<br />

Der Verlauf <strong>von</strong> Start- und Maximaltemperatur eines<br />

Werkzeugtemperatursignals über alle Zyklen der parametervariierten<br />

Versuchsreihe ist in Bild 4 dargestellt.<br />

Auch hierbei zeigen sich wieder die Auswirkungen <strong>von</strong><br />

Prozessvariationen und Störeinflüssen auf das thermische<br />

Gleichgewicht des Prozesses. So waren nach der<br />

Absenkung der Werkzeugtemperatur fast 200 Produktionszyklen<br />

notwendig, bis wieder ein stabiles Gleichgewicht<br />

erreicht wurde. Auch längere Handlingswege<br />

aufgrund der Teileablage in der Versuchs- oder Ausschussrutsche<br />

führen direkt zu einer geringfügigen Zykluszeitverlängerung<br />

und damit einer Störung des thermischen<br />

Gleichgewichts. Eine Zykluszeitverlängerung<br />

<strong>von</strong> zirka 0,8 Sekunden bei der Ablage der Versuchsteile<br />

bei 10 aufeinanderfolgenden Zyklen ist durch signifikante<br />

Einbrüche der Temperaturen zu erkennen.<br />

Aus den aufgezeichneten Signalen wurden Kenngrößenvektoren<br />

zur Beschreibung des Produktionszyklus<br />

abgeleitet. Anhand der Versuchsdaten wurde mit den im<br />

Projekt erarbeiteten Methoden ein Prozessmodell erstellt.<br />

Die Anwendung auf die gesamten Versuchszyklen,<br />

also inklusive der Zyklen mit Übergängen <strong>von</strong> einer Prozesseinstellung<br />

zur anderen, zeigte, dass die Einstellung<br />

vom Prozessmodell mit sehr hoher Sicherheit richtig<br />

zugeordnet werden konnte. Ferner wurden die Übergangszyklen<br />

größtenteils als unbekannt ausgeschleust.<br />

Einzig im direkten Umfeld der Einstellungen – also direkt<br />

nach einer Parametervariation oder vor Erreichen<br />

des neuen stationären Zustands – war die Zuordnung<br />

nicht immer eindeutig. Insgesamt konnten die Klassifikationsmethoden<br />

jedoch ihre hohe Güte auch an realen<br />

Bauteilen beweisen.<br />

Abschließend wurde während der Produktion noch<br />

die Heißkanaltemperatur (im Bereich <strong>von</strong> 300 °C) nur um<br />

5 °C variiert, um eine Prozessstörung zu simulieren. Eine<br />

Variation der Heißkanaltemperatur war bei den Daten<br />

für das Modelltraining nicht enthalten. Wie aus Bild 5<br />

ersichtlich, wurde der geänderte Prozesszustand zeitnah<br />

erkannt und alle Produktionszyklen als „unbekannt“<br />

klassifiziert. Der Anwender ist somit in der Lage, Prozessstörungen<br />

frühzeitig erkennen und somit zeitnah<br />

darauf reagieren zu können [22].<br />

Zusammenfassung<br />

Dieser Beitrag beschreibt ein neuartiges Prozessüberwachungssystem,<br />

das am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik<br />

und Automatisierung entwickelt wurde.<br />

Das Prozessüberwachungssystem arbeitet auf Basis <strong>von</strong><br />

Algorithmen aus dem Bereich des Active Learning. Die<br />

Verwendung dieser Algorithmen versetzt das System in<br />

die Lage, mit geringem initialen Adaptionsaufwand eine<br />

sichere Überwachung zu gewährleisten. Die Leistungsfähigkeit<br />

des Systems wurde anhand eines realen Fertigungsprozesses<br />

bestätigt. Für die Anpassung des Überwachungssystems<br />

an den Fertigungsprozess wurde ein<br />

Versuchsplan gefahren, der weniger als eine halbe Stunde<br />

der Maschinenzeit in Anspruch nahm. Dieser geringe<br />

38<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012


Versuchsaufwand zeigt, dass sich das erarbeitete Überwachungssystem<br />

schnell und einfach einrichten lässt.<br />

Förderhinweis<br />

Autoren<br />

Manuskripteingang<br />

09.05.2012<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

Das IGF-Vorhaben 16138N der Forschungsvereinigung<br />

Forschungsgemeinschaft Qualität e.V. (FQS), August-<br />

Schanz-Straße 21A, 60433 Frankfurt am Main, wurde<br />

über die AiF im Rahmen des Programms zur Förderung<br />

der industriellen Gemeinschaftsforschung und<br />

-entwicklung (IGF) vom Bundesministerium für Wirtschaft<br />

und Technologie aufgrund eines Beschlusses<br />

des Deutschen Bundestages gefördert.<br />

Dipl.-Ing. (BA) Dipl.-Inform.<br />

MARKus Kaupp (geb. 1975)<br />

studierte Informationstechnik<br />

und Informatik und<br />

arbeitete mehrere Jahre als<br />

Entwicklungsingenieur auf<br />

dem Gebiet der digitalen Signalanalyse<br />

(unter anderem<br />

bei Philips). Seit 2009<br />

erforscht er am Fraunhofer-IPA Methoden der<br />

künstlichen Intelligenz zur Klassifikation <strong>von</strong><br />

Sensorsignalen.<br />

Fraunhofer-IPA, Bild- und Signalverarbeitung,<br />

Nobelstr. 12, D-70569 Stuttgart,<br />

Tel. +49 (0) 711 970 18 33,<br />

E-Mail: Markus.Kaupp@ipa.fraunhofer.de<br />

Dipl.-Ing. JOACHim NEHER<br />

(geb. 1976) studierte Technische<br />

Kybernetik an der<br />

Universität Stuttgart. Seit<br />

2002 ist er wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter am IFF der<br />

Universität Stuttgart und am<br />

Fraunhofer-IPA. Er promovierte<br />

zum Thema der<br />

Prozessüberwachung mit Neuro-Fuzzy-Modellen.<br />

Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf<br />

den Gebieten der Prozessüberwachung, dem<br />

Energiemonitoring in der Fertigung sowie der<br />

Energieeffizienz insbesondere in der Kunststoffverarbeitung.<br />

Fraunhofer-IPA, Bild- und Signalverarbeitung,<br />

Nobelstr. 12, D-70569 Stuttgart,<br />

Tel. +49 (0) 711 970 18 16,<br />

E-Mail: Joachim.Neher@ipa.fraunhofer.de<br />

Internet: www.ipa.fraunhofer.de<br />

Referenzen<br />

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„Adaptive Klassifikation“ 2012<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012<br />

39


Hauptbeitrag | Automation 2012<br />

Kernmodelle für die<br />

Systembeschreibung<br />

Ein Konzept zur Vereinfachung<br />

Durch komplexer und abstrakter werdende Technologien nehmen auch Umfang und Komplexität<br />

ihrer Beschreibungen zu. Während Spezifikationen konkreter Technologien direkt<br />

referenziert und damit ausgegliedert werden können, ist dies für die allgemeinen und<br />

grundlegenden Konzepte und Strukturen hinter den Technologien wegen fehlender Referenzen<br />

nicht möglich. Entsprechend müssen sie in jedem Anwendungsfall erneut definiert<br />

werden. Insbesondere für Anwendungsnormen, in denen eine vollständige und<br />

unmissverständliche Beschreibung angestrebt wird, führt dies zu extrem komplexen und<br />

umfangreichen Spezifikationen, die häufig nur noch <strong>von</strong> wenigen Experten vollständig<br />

erfasst werden können. Der DKE-Arbeitskreis 931.0.4 hat es sich daher zum Ziel gesetzt,<br />

grundlegende Konzepte und Strukturen in Modellform zu spezifizieren und als referenzierbare<br />

„Kernmodelle“ zu veröffentlichen.<br />

SCHLAGWÖRTER Modellierung / Kernmodelle / Normung / Entitätenmodell /<br />

prozessmodell / Lebenszyklusmodell<br />

Core models for system documentation –<br />

A proposal for simplification<br />

As technologies become more complex and abstract, the complexity of their documentation<br />

also increases. While it is possible to directly reference specifications for certain<br />

technologies and thus decouple them from a document, this is not possible for the general<br />

underlying concepts and structures, for which no reference documents are available.<br />

Accordingly, it is necessary to define these for each application. In particular in standards,<br />

the result is frequently that only a limited group of experts are able to understand the<br />

document in full. DKE working group 931.0.4 has set itself the goal of publishing these<br />

basic concepts and structures as referenceable “core models”.<br />

KEYWORDS modelling / core models / standardisation / entity-model /<br />

process-model / lifecycle-model<br />

40<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012


David KampERT, UlriCH Epple, RWTH Aachen<br />

Zur Spezifikation <strong>von</strong> technischen Systemkonzepten<br />

ist heute die Verwendung einer Vielzahl<br />

<strong>von</strong> abstrakten Begriffen, Zusammenhängen,<br />

technologischen Konzepten und grundlegenden<br />

Modellierungskonzepten erforderlich. Wenn<br />

eine Spezifikation so exakt sein soll, dass keine Missverständnisse<br />

entstehen können, wächst der Umfang der<br />

Beschreibung rapide an. Dies ist ein Problem der aktuellen<br />

Normung und führt in vielen Fällen so weit, dass<br />

Normen häufig nur noch <strong>von</strong> wenigen Experten, die das<br />

gesamte Werk und seine Begriffswelt kennen, vollständig<br />

verstanden werden. Natürlich ist es unumgänglich,<br />

dass eine Norm mit der Komplexität ihres Inhalts<br />

wächst. Es sollte jedoch möglich sein, sich in einer Norm<br />

auf das Kernthema zu konzentrieren und nicht zusätzlich<br />

alle vorausgesetzten Begriffe und verwendeten Konzepte<br />

mit spezifizieren zu müssen, um eine vollständige<br />

Beschreibung zu erzielen.<br />

Diese grundlegende Anforderung wird nicht erfüllt.<br />

Dafür lassen sich zahlreiche Beispiele anführen. So enthält<br />

DIN EN 61360 [6] ein merkmalbasiertes Klassifikationsschema<br />

für (ganz allgemeine) Objekte, obwohl die<br />

Norm sich eigentlich speziell mit der Beschreibung elektrischer<br />

Bauteile befasst. Ein anderes Beispiel ist die als<br />

Batch-Norm bekannte DIN EN 61512 [7], in der unter anderem<br />

der hierarchische Aufbau <strong>von</strong> industriellen Anlagen<br />

spezifiziert wird. Es soll an dieser Stelle nicht<br />

kritisiert werden, dass dies im Einzelfall so ist, sondern<br />

vielmehr hinterfragt werden, warum es eigentlich notwendig<br />

ist. Schließlich wird eine merkmalbasierte Klassifikation<br />

für viele Arten <strong>von</strong> Objekten angewendet, und<br />

Industrieanlagen haben auch ohne Batch-Prozesse einen<br />

hierarchischen Aufbau.<br />

In jedem Fall ist klar, dass in Folge dieser Situation<br />

der Umfang einzelner Normen drastisch ansteigt und<br />

sich eine eigene Begriffswelt bildet, die trotz einer<br />

scheinbaren Allgemeingültigkeit doch aus einer eher<br />

speziellen Perspektive stammt. Da verwundert es<br />

nicht, wenn außerhalb dieser Perspektive niemand diese<br />

Begriffswelt übernimmt, sondern sie lieber nach<br />

eigenen Vorstellungen neu definiert. Verständnisprobleme<br />

durch Begriffskonfusion sind damit vorprogrammiert.<br />

Auslöser des Dilemmas ist, dass allgemeingültige<br />

und grundlegende Konzepte verwendet werden,<br />

die jedoch an keiner Stelle unabhängig vom Anwendungsbereich<br />

festgelegt sind. Wird nun ein solches<br />

Konzept im Rahmen einer Spezifikation benötigt, bleibt<br />

nichts anderes übrig, als es im Rahmen der Spezifikation<br />

vollständig neu zu beschreiben. Deshalb drängt<br />

sich die Frage auf, weshalb es für die betroffenen Spezifikationen<br />

nicht möglich ist, vorhandene Quellen zu<br />

referenzieren – schließlich wird das zum Teil sogar<br />

explizit gefordert [3].<br />

Sofern es um die Beschreibung konkreter Technologien<br />

geht, für die an anderer Stelle bereits eine Spezifikation<br />

existiert, ist das natürlich möglich und wird<br />

auch so getan. Doch anders als konkrete Technologien<br />

haben die hier angesprochenen Konzepte keine selbstständige<br />

Anwendung, sondern sind Modelle, die einer<br />

Sichtweise auf Systeme entsprechen. Beispielsweise<br />

kann für einen Produktionsprozess festgelegt werden,<br />

dass er mithilfe einer bestimmten Technologie umgesetzt<br />

wird. Dieser Aspekt wird somit eindeutig und<br />

unabhängig. Die Modellvorstellung hinter dem Begriff<br />

„Produktionsprozess“ als Spezialfall eines Prozesses<br />

wird aber durch den konkreten Produktionsprozess<br />

geprägt und ist dadurch nicht problemlos auf andere<br />

konkrete Produktionsprozesse übertragbar. Für Modelle<br />

dieser Art offenbart sich die Notwendigkeit zur Spezifikation<br />

erst dann, wenn sie auch eine Anwendung<br />

haben. Typischerweise gibt es daher keine referenzierbare<br />

Quelle, die sie unabhängig als vollständiges Modell<br />

definiert.<br />

Der Ausweg aus der Situation ist leicht zu erkennen.<br />

Wenn verbreitete Konzepte, die als allgemein bekannt<br />

gelten, in allgemeingültiger Form einmalig festgelegt<br />

werden, lassen sie sich in speziellen Anwendungsfällen<br />

ohne eine erneute grundlegende Beschreibung verwenden.<br />

Dazu ist es wichtig, eine sinnvolle Auswahl an<br />

Konzepten zu treffen und diese in einem geeigneten<br />

Detailgrad anwendungs- und technologieunabhängig zu<br />

beschreiben. Der DKE-Arbeitskreis 931.0.4 „Kernmodel-<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012<br />

41


Hauptbeitrag | Automation 2012<br />

le“ hat sich zum Ziel gesetzt, derartige Konzepte zu<br />

identifizieren und als Kernmodelle zu beschreiben.<br />

1. Kernmodelle<br />

Der Begriff Kernmodell bezeichnet eine spezielle Art <strong>von</strong><br />

Modellen. Kernmodelle besitzen folgende Eigenschaften:<br />

Kernmodelle sind Beschreibungen <strong>von</strong> grundlegenden<br />

Konzepten und Zusammenhängen, die<br />

einen bestimmten Aspekt eines Systems betreffen.<br />

Kernmodelle sind allgemein, technologie- und<br />

anwendungsneutral in allen Fällen anwendbar, in<br />

denen der relevante Aspekt eine Rolle spielt.<br />

Kernmodelle sind einfach und übersichtlich.<br />

Kernmodelle besitzen einen formalen Kern.<br />

Kernmodelle können sich gegenseitig nutzen, sind<br />

aber weitgehend in sich selbst verständlich.<br />

Definition Kernmodell<br />

Einfache modellmäßige Beschreibung <strong>von</strong> grundlegenden<br />

Konzepten und Zusammenhängen, die einen allgemeinen<br />

Aspekt <strong>von</strong> Systemen betreffen.<br />

Einordnung<br />

Konzepte, die dem des Kernmodells ähneln, sind in vielen<br />

wissenschaftlichen und technischen Bereichen verbreitet.<br />

Eine exakte Entsprechung existiert jedoch nicht.<br />

Beispielsweise verbindet Geschäftsmodelle in der Betriebswirtschaftslehre<br />

[2], Entwurfsmuster in der Architektur<br />

[1] und Softwareentwicklung [8] mit den Kernmodellen,<br />

dass durch sie abstrakte Ideen formuliert<br />

werden, die praktisch ganz unterschiedlich ausgeprägt<br />

sein können. Im Falle der Softwareentwicklung wurde<br />

ein Katalog <strong>von</strong> Entwurfsmustern etabliert, in dem sie<br />

explizit und strukturiert beschrieben werden [8]. Dies<br />

ist ebenfalls eine Zielsetzung für Kernmodelle. Eine<br />

klare Abgrenzung gegenüber den Entwurfsmustern der<br />

Softwareentwicklung ist, dass Kernmodelle nicht den<br />

Anspruch der unmittelbaren Umsetzung erheben. Sie<br />

sind nicht Entwurfsgrundlage sondern ein Aspekt eines<br />

entworfenen Systems. In dieser Hinsicht sind Kernmodelle<br />

eher mit Geschäftsmodellen vergleichbar, die sich<br />

an keiner konkreten Stelle eines Unternehmens manifestieren,<br />

sondern einer Sichtweise auf ein Unternehmen<br />

entsprechen. Eine anerkannte, eindeutige Definition<br />

des Begriffs „Geschäftsmodell“ sowie eine strukturierte<br />

Beschreibungsform, an der man sich bei der Definition<br />

der Kernmodelle anlehnen könnte, existieren<br />

jedoch nicht [2].<br />

Anwendungsspektrum<br />

Kernmodelle dienen der Modellierung <strong>von</strong> Systemen,<br />

Systeminteraktionen und Verwaltung <strong>von</strong> Systemen sowie<br />

der Modellierung weiterer mehr domänenspezifischer<br />

Aspekte. Die vom AK931.0.4 betrachteten Kernmodelle<br />

lassen sich in die folgenden Kategorien einteilen:<br />

Einteilung <strong>von</strong> Informationswelt und realer Welt<br />

Strukturierung und Beschreibung <strong>von</strong> Systemen<br />

Funktionalität technischer Systeme<br />

Prozesse und Prozessführung<br />

Abschnitt 3 enthält drei Beispiele für Kernmodelle, die<br />

zur Beschreibung <strong>von</strong> technischen Prozessen herangezogen<br />

werden können.<br />

Normung<br />

In der aktuellen Normung werden zur Vereinfachung<br />

und zur Wahrung <strong>von</strong> Konsistenz häufig Begriffsdefinitionen<br />

oder vollständige Modelle referenziert und übernommen.<br />

Beispielsweise verwendet die DIN EN 61360<br />

ein in ISO 13584-42 [10] definiertes Informationsmodell.<br />

Kernmodelle sind im Vergleich weniger konkret ausgeprägt<br />

als derartige Spezifikationen, sie beinhalten andererseits<br />

aber mehr Semantik als durch eine einfache<br />

Begriffsdefinition erfassbar wäre. Daher reichen die Methoden,<br />

die Normung (beispielsweise [4,5]) oder Wissenschaft<br />

(beispielsweise [11,12]) zur Begriffsbildung und<br />

-verwendung vorsehen, nicht aus, sondern müssen durch<br />

zusätzliche Beschreibungskonzepte ergänzt werden. Die<br />

richtige Positionierung <strong>von</strong> Kernmodellen wäre innerhalb<br />

einer Querschnittsnorm wie der IEC 60050, dem<br />

internationalen elektrotechnischen Wörterbuch. Grundsätzlich<br />

verbergen sich hinter den dort normierten<br />

Grundbegriffen bereits Konzepte, die jedoch weniger<br />

umfangreich und als erkennbare Modelle beschrieben<br />

sind, als es bei Kernmodellen der Fall ist. Die Definition<br />

<strong>von</strong> Kernmodellen an dieser Stelle wäre daher eine sinnvolle<br />

Erweiterung, die dort genutzt werden kann, wo die<br />

Referenz einer Begriffsdefinition keine ausreichende<br />

Semantik liefert.<br />

2. Nutzen <strong>von</strong> Kernmodellen<br />

Ein wesentliches Ziel der Kernmodelle ist die Vereinfachung<br />

der Beschreibung <strong>von</strong> komplexen Systemzusammenhängen,<br />

insbesondere in Standards und Normen. Ein<br />

erster Schritt dazu ist die einfache Verständlichkeit der<br />

Kernmodelle selbst. Kernmodelle werden prinzipiell einfach<br />

und in sich verständlich gehalten. Zur einheitlichen<br />

Beschreibung <strong>von</strong> Kernmodellen hat der AK 931.0.4 ein<br />

Beschreibungsmuster entworfen. Das Muster ist maximal<br />

vier Seiten lang und enthält sowohl informelle als auch<br />

formale Beschreibungsteile. Auch wenn sich einige Kernmodelle<br />

gegenseitig referenzieren und aufeinander aufbauen,<br />

ist doch jedes Modell für sich verständlich. Bei<br />

der Modellierung ist es Ziel, Kernmodelle so festzulegen,<br />

dass ihre Begriffe und Strukturen ein in sich geschlossenes<br />

wiederverwendbares Modell ergeben, das im Anwendungsfall<br />

ohne Veränderung seiner Struktur um spezifische<br />

Ausprägungen ergänzt werden kann. Es ist nicht die<br />

Absicht, dadurch eine Vereinheitlichung zu erzwingen,<br />

die allgemein auch gar nicht realisierbar wäre, sondern<br />

die Möglichkeit zur Referenzierung einer Grundidee zu<br />

geben. Kernmodelle sind deshalb so formuliert, dass sie<br />

in den Punkten, in denen ein Konsens verschiedener Anwendungsbereiche<br />

gegeben ist, diese genau beschreiben.<br />

Andere Aspekte bleiben dagegen bewusst offen, um die<br />

Anwendbarkeit nicht einzuschränken.<br />

42<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012


In einem zweiten Schritt können Kernmodelle helfen,<br />

die Spezifikation <strong>von</strong> technischen Systemkonzepten zu<br />

vereinfachen. Aufgrund der allgemeinen Gültigkeit kann<br />

bei der Beschreibung bestimmter Systemaspekte direkt<br />

auf das entsprechende Kernmodell verwiesen werden,<br />

anstatt dieses neu zu spezifizieren (in den zuvor genannten<br />

Normen beispielsweise auf das Merkmalmodell oder<br />

das Anlagenhierarchiemodell). Durch diese Verweismöglichkeit<br />

auf bekannte Kernmodelle wird der Umfang<br />

<strong>von</strong> Normen reduziert. Darüber hinaus wird die Kommunikation<br />

durch vereinheitlichte Grundbegriffe und<br />

wiederkehrende Konzepte vereinfacht.<br />

Nutzung als semisemantische Plattform<br />

Die Semantik der Kernmodelle ist sehr einfach und wenig<br />

ausgeprägt. Es handelt sich jedoch um grundsätzliche<br />

Konzepte und dies führt dazu, dass sich eine Vielzahl <strong>von</strong><br />

grundsätzlichen technischen Aufgabenstellungen schon<br />

allein auf dieser Ebene, ohne Kenntnis weiterer Spezifika<br />

der Anwendungssemantik, lösen lässt. Ein Problem ist<br />

das Erkennen eines Kernmodells innerhalb einer speziellen<br />

Implementierung. Kernmodelle sind in den Systemen<br />

typischerweise als implizite Strukturen in den Anwendungen<br />

hinterlegt. Um auf sie zugreifen zu können, müssen<br />

explizit gewisse Schnittstellen angelegt werden, die<br />

nach außen die Funktionalität des Kernmodells repräsentieren<br />

und die konkrete Realisierung verbergen. Die Definition<br />

der Schnittstelle eines Kernmodells folgt direkt aus<br />

der Definition des Modells und wird als nachfolgender<br />

Schritt vorgenommen. Durch die Gesamtheit der realisierten<br />

Schnittstellen eines Systems wird die Gesamtfunktionalität<br />

der implementierten Kernmodelle repräsentiert<br />

und kann als eine semisemantische Plattform<br />

angesehen werden. Eine solche Architektur eröffnet eine<br />

mächtige Möglichkeit zum Einsatz <strong>von</strong> allgemeinen Funktionen<br />

zur Automatisierung und Verifikation.<br />

3. Beispiele für Kernmodelle<br />

Als Beispiele werden im Folgenden drei Kernmodelle vorgestellt:<br />

das Entitätenmodell, das Prozessmodell und das<br />

Lebenszyklusmodell. Die Beschreibung lehnt sich an die<br />

Struktur des vom AK 931.0.4 vorgegebenen Musters an.<br />

3.1 Entitätenmodell<br />

Der Begriff Entität steht für eine gedankliche oder physische<br />

Einheit. Diese wird in ihrem Organisationsumfeld<br />

nicht nur als Stück einer Menge gesehen, sondern als<br />

Individuum verwaltet und in ihrem Lebenszyklus verfolgt.<br />

Entitäten bilden das gedankliche und physische<br />

Inventar einer Organisationseinheit.<br />

Einordnung/Anwendungsbereich<br />

In der Philosophie versteht man unter einer Entität allgemein<br />

einen Gegenstand in seinem individuellen Dasein.<br />

Dabei kann es sich um einen physischen oder einen<br />

gedanklichen Gegenstand handeln. Gegenstände besitzen<br />

eine Existenzphase, in der sie ununterbrochen vorhanden<br />

(da) sind, sie existieren an sich und unabhängig<br />

<strong>von</strong> einem Betrachter. Gegenstände können entweder<br />

eine bestimmte endliche Zeit oder unendlich lange existieren.<br />

In Anlehnung an den Lebenslauf <strong>von</strong> Lebewesen<br />

haben auch Gegenstände einen Lebenszyklus, dem sie<br />

unterworfen sind.<br />

In dem hier verfolgten Konzept sind Entitäten Gegenstände,<br />

die als Individuen in der Informationswelt explizit<br />

verwaltet und in ihrem Lebenszyklus verfolgt werden.<br />

Es ist also nicht eine Eigenschaft des Gegenstands<br />

an sich, ob er als Entität angesehen wird, sondern eine<br />

bewusste Designentscheidung, ob man einem Gegenstand<br />

den Status einer Entität zumisst (siehe Bild 1). So<br />

werden zum Beispiel typischerweise Schrauben, einfache<br />

Ersatzgeräte, Kabelstücke, Dichtungen und so weiter<br />

nur als anonyme Stücke in einem Vorratsspeicher verwaltet<br />

und nicht individuell als Entitäten. Selbstverständlich<br />

haben diese namenlosen Gegenstände auch<br />

einen Lebenszyklus, dieser wird jedoch nicht erfasst und<br />

ist in der Informationswelt prinzipiell unbekannt.<br />

Allgemeine Beschreibung<br />

Eine Entität besteht aus dem tatsächlichen Gegenstand<br />

und einer Verwaltungseinheit. Die Verwaltungseinheit<br />

ist Teil der Informationswelt und unabhängig <strong>von</strong> der<br />

Art ihrer physikalischen Repräsentanz. Gegenstand und<br />

Verwaltungseinheit sind getrennt <strong>von</strong>einander zu betrachten.<br />

Wie dargestellt, ist es eine Designentscheidung,<br />

ob die Verwaltungseinheit überhaupt angelegt wird. Umgekehrt<br />

bleibt eine einmal angelegte Verwaltungseinheit<br />

im Prinzip ewig bestehen und bewahrt sämtliche Informationen<br />

zum Lebensweg ihres Gegenstands auch über<br />

deren Ende hinaus auf. Diese Informationen können<br />

allerdings durch Vernichtung der physikalischen Repräsentanz<br />

der Verwaltungseinheit (Löschen, Vergessen,<br />

Tod) verloren gehen.<br />

Wie in Bild 1 dargestellt, können auch Gegenstände<br />

der Informationswelt als Entitäten klassifiziert werden.<br />

So lässt sich zum Beispiel ein P&I-Diagramm als Entität<br />

klassifizieren und in seiner Entwicklung und Versionierung<br />

verfolgen. In der Informationswelt gibt es<br />

nun nicht nur das P&I-Diagramm, sondern auch dessen<br />

Verwaltungseinheit. Die Verwaltungsinformationen<br />

sind unabhängig vom eigentlichen P&I-Diagramm. Im<br />

Extremfall könnte das P&I-Diagramm selbst gelöscht<br />

werden, seine Lebenszyklusdokumentation jedoch erhalten<br />

bleiben. Die Welt der Entitäten ist nicht disjunkt.<br />

Häufig tritt der Fall auf, dass eine Entität in ihrem Lebenslauf<br />

zeitweise Teil einer anderen Entität ist. Wird<br />

eine I/O-Karte als Entität betrachtet, dann wird diese<br />

irgendwann in eine Remote I/O eingesteckt. Wird die<br />

Remote I/O ebenfalls als Entität modelliert, dann ist für<br />

die Einsteckzeit die I/O-Karte Teil der Entität Remote<br />

I/O. Beide bleiben jedoch selbstständige, getrennt verwaltete<br />

Einheiten. Die Einbauphase ist Teil des Lebenszyklus<br />

<strong>von</strong> beiden Einheiten.<br />

Formale Spezifikation<br />

Bild 2 zeigt den Aufbau einer Entität. Jede Entität hat als<br />

Individualbegriff einen eindeutigen, sie identifizierenden<br />

Namen (ID). Jede Entität besteht aus einem Gegen-<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012<br />

43


Hauptbeitrag | Automation 2012<br />

stand – ihrem Sein – und einer Verwaltungseinheit, die<br />

die Informationen zu ihrem Sein in der Informationswelt<br />

explizit verwaltet.<br />

Modellelemente<br />

Gegenstand: Ding der physischen Welt oder der Informationswelt.<br />

Lebenszyklus: Ein Lebenszyklus beschreibt, wie sich<br />

ein Gegenstand im Laufe seiner Existenz verändert<br />

(siehe Abschnitt 3.3).<br />

Verwaltungseinheit: Einheit, die die Informationen<br />

zu einem Gegenstand und seinem Lebenszyklus in<br />

der Informationswelt repräsentiert.<br />

Name: Eindeutige Bezeichnung der individuellen<br />

Entität.<br />

Regeln<br />

R1: Eine Entität ist ein Gegenstand, der zusätzlich<br />

eine Verwaltungseinheit in der Informationswelt besitzt,<br />

die seinen Lebenszyklus erfasst und verwaltet.<br />

R2: Jede Entität ist einmalig und hat einen eindeutigen<br />

Namen.<br />

R3: Entitäten sind keine disjunkten <strong>Komponenten</strong>.<br />

Entitäten können zueinander in sich beliebig überlagernden<br />

Abhängigkeiten, Abstraktions- oder Aggregationsbeziehungen<br />

stehen.<br />

Beziehung zu anderen Modellen<br />

Das Entitätenmodell baut auf dem Zweiweltenmodell auf<br />

und ist Grundlage des Lebenszyklusmodells.<br />

Beispiel<br />

In der Dokumentation eines Produktionsprozesses kann<br />

festgelegt werden, ob einzelne Produkte oder produzierte<br />

Lose als Entitäten verwaltet werden. Diese Festlegung<br />

hat grundlegende Bedeutung, weil entweder dem einzelnen<br />

Produkt oder nur dem Produktionslos die Möglichkeit<br />

der Identifikation und Zuordnung <strong>von</strong> Information<br />

gegeben wird. Die Konsequenzen betreffen nicht nur die<br />

Dokumentation selbst, sondern auch andere Bereiche,<br />

wie die Produktionsplanung, Qualitätsüberwachung,<br />

Logistik oder Kostenrechnung.<br />

3.2 Prozessmodell<br />

Unter einem Prozess wird eine Gesamtheit <strong>von</strong> aufeinander<br />

einwirkenden Vorgängen in einem System verstanden,<br />

durch die Materie, Energie oder Information umgeformt,<br />

transportiert oder gespeichert wird (Definition<br />

nach IEV 351 [9]). Der Prozess-Begriff ist grundlegend,<br />

er dient dazu, alle Vorgänge in beliebigen Systemen (natürlichen,<br />

technischen oder gedanklichen) zu erfassen.<br />

Einordnung/Anwendungsbereich<br />

Der Prozess ist ein grundlegendes begriffliches Konzept<br />

zur Erfassung und Strukturierung <strong>von</strong> Vorgängen in<br />

Systemen. Er wird in praktisch allen Anwendungsdomänen<br />

benutzt und hat immer die gleiche semantische<br />

Bedeutung. Prozesse sind reale Vorgänge, in denen der<br />

Zeitverlauf eine Rolle spielt. Die semantische Bindung<br />

an den Zeitverlauf ist ein typisches Merkmal eines Prozesses.<br />

Dies gilt grundsätzlich für alle Arten <strong>von</strong> Prozessen,<br />

für natürliche Prozesse, für technische Prozesse,<br />

für physische Prozesse und auch für Prozesse in der<br />

Informationswelt. Die Multiplikation zweier Zahlen ist<br />

aus informationstechnischer Sicht kein Prozess, sondern<br />

eine Aktion. Die Ausführungszeit spielt hier keine<br />

semantische Rolle. Werden jedoch die Multiplikation<br />

als eine Aufgabe für einen Mikrocontroller beschrieben<br />

und Taktzyklus für Taktzyklus die Folge der Bearbeitungsschritte<br />

betrachtet, dann handelt es sich um einen<br />

Rechenprozess. Hier spielt der Zeitverlauf eine wesentliche<br />

Rolle zum Verständnis. Mit dem Begriff Prozess<br />

wird der eigentliche Vorgang beschrieben. Diese Beschreibung<br />

kann verschiedene Abstraktionsgrade haben<br />

(Prozesstyp oder konkreter Prozess) und aus unterschiedlichen<br />

zeitlichen Perspektiven erfolgen (zum<br />

Beispiel retrospektiv, prädiktiv oder planerisch). Der<br />

Prozess ergibt sich aus dem dynamischen Eigenverhalten<br />

des Systems unter dem Einfluss der äußeren Einwirkungen.<br />

In technischen Systemen werden bestimmte<br />

äußere Einwirkungen gezielt aufgebracht, um einen<br />

gewünschten Prozessverlauf zu erzwingen. Die dazu<br />

erforderliche Abfolge <strong>von</strong> Einwirkungen wird als Prozedur<br />

bezeichnet.<br />

Allgemeine Beschreibung<br />

Prozesse beziehen sich auf ein abgegrenztes System, eine<br />

abgegrenzte Zeit und einen abgegrenzten Aspekt. Durch<br />

Änderung der Abgrenzungen können Prozesse in Teilprozesse<br />

zerlegt oder zu umfassenderen Prozessen aggregiert<br />

werden. Prozesse sind grundsätzlich reale Vorgänge<br />

in der Zeit. Jeder Prozess ist einmalig. Ein einmal<br />

stattgefundener Prozess lässt sich nicht mehr rückgängig<br />

machen. Anders ist dies bei den Veränderungen, die ein<br />

Prozess in einem System bewirkt. Diese können unter<br />

Umständen durch einen „Undo-Prozess“ rückgängig gemacht<br />

werden.<br />

Ein Prozess kann die Zustände eines betrachteten Systems<br />

und dessen gesamte Struktur verändern. Die Veränderungen<br />

können kontinuierlich und auch diskret<br />

sein. Prozesse können nach folgenden Kriterien klassifiziert<br />

werden:<br />

Klassifikation nach der Art des Flusses <strong>von</strong> Material<br />

und Energie über die Systemgrenzen. Für den Materialtransport<br />

wird zum Beispiel zwischen folgende Prozessarten<br />

unterschieden:<br />

1 | Während des Prozesses erfolgt keinerlei Materialaustausch<br />

mit der Umgebung.<br />

2 | Während des Prozesses wird kontinuierlich<br />

Material zu- und abgeführt (Kontiprozess).<br />

3 | Während des Prozesses werden zu diskreten<br />

Zeitpunkten diskrete Mengen an Material zu- oder<br />

abgeführt.<br />

Klassifikation nach Wirkung auf die Systemstruktur:<br />

1 | Während des Prozesses ändert sich die Systemstruktur<br />

nicht, es ändern sich nur die Zustände.<br />

2 | Während des Prozesses ändert sich die Struktur:<br />

44<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012


Bild 1: Klassifikation <strong>von</strong> Gegenständen zu Entitäten<br />

Bild 2: Aufbau einer Entität<br />

Bild 3: Wesensart eines Prozesses<br />

Bild 4: Elemente eines Prozesses<br />

Bild 5: Dichte Folge <strong>von</strong> Lebenszyklusprozessen und<br />

Übergängen<br />

Bild 6: Beziehungsstruktur des Lebenszyklusmodells.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012<br />

45


Hauptbeitrag | Automation 2012<br />

Objekte, Beziehungen, Merkmale und Zustände<br />

kommen als neue semantische Elemente hinzu,<br />

ändern sich oder fallen weg. Dies ist typisch zum<br />

Beispiel bei Erzeugungs- oder Löschprozessen.<br />

Klassifikation nach Art der Änderung:<br />

1 | Nur Veränderung der räumlichen oder logischen<br />

Position (Transportprozess),<br />

2 | Festhalten und Konservieren des Zustands über<br />

die Zeit (Speicherprozess),<br />

3 | Verändern des Zustands (Transformationsprozess).<br />

In den Anwendungsbereichen gibt es eine Vielzahl weiterer<br />

Kriterien, nach denen Prozesse klassifiziert und<br />

geordnet werden. Im Umfeld der industriellen Produktion<br />

wird beispielsweise zwischen fertigungstechnischen<br />

Prozessen und verfahrenstechnischen Prozessen<br />

unterschieden.<br />

Formale Spezifikation<br />

In Bild 4 werden die wesentlichen Eigenschaften eines<br />

Prozesses verdeutlicht. Im Zentrum stehen der Prozessraum<br />

und das Prozessfenster, durch die der Prozess<br />

zeitlich und inhaltlich abgegrenzt wird. Das Prozessfenster<br />

begrenzt den Prozess zeitlich. Der Prozess<br />

startet mit dem Prozessstart und endet mit dem Prozessende.<br />

Alle Vorgänge außerhalb dieses zeitlichen<br />

Fensters sind nicht Teil des Prozesses. Der Prozessraum<br />

wird bei der Modellierung festgelegt. Die Festlegung<br />

ist eine Designentscheidung. So kann in der industriellen<br />

Produktion der Prozessraum zum Beispiel<br />

die Anlage mit enthalten oder nicht. Der Prozessraum<br />

grenzt eindeutig ab, welche physischen Elemente (Anlagenteile,<br />

Materialien, Produkte), welche Energien<br />

und welche Modelle beziehungsweise Elemente der<br />

Informationswelt zu einem Prozess gehören und welche<br />

nicht. Die Grenze ist scharf. Alle zum Prozessraum<br />

im Prozessfenster gehörenden Vorgänge sind Teil des<br />

Prozesses, alle anderen nicht. Bild 4 zeigt, wie der Austausch<br />

über die Prozessraum- und Prozessfenstergrenzen<br />

hinweg stattfindet.<br />

Bei Prozessstart wird der Prozessraum mit folgenden<br />

Inhalten initialisiert:<br />

Den als zugehörig zum Prozessraum vorgesehenen<br />

physischen Einheiten (Pe) mit ihren Anfangszuständen.<br />

Beispielsweise gehören dazu die mit zum Prozessraum<br />

zu zählenden Anlagenteile, Apparate und<br />

Geräte (jeweils mit ihren Anfangszuständen).<br />

Den Produkten, die sich als Vorlage bei Prozessbeginn<br />

im Prozessraum befinden.<br />

Den vorgelegten Energien (En) mit ihren Anfangszuständen.<br />

Im Allgemeinen gibt es die Energien nicht<br />

explizit. Energien werden als Zustände der physischen<br />

Einheiten im Prozessraum (Temperatur, Ladezustand<br />

und so weiter) modelliert, nur im Sonderfall<br />

werden sie als eigene Entität beschrieben.<br />

Den vorgelegten Modellen (Mo) mit ihrem Anfangszustand,<br />

das heißt alle Modelle, Daten, Zustandsinformationen,<br />

die dem Prozess zu Beginn explizit zur<br />

Verfügung stehen.<br />

Während des Prozessablaufs kann der Prozess physische<br />

Einheiten, Information und Energie mit der Umgebung<br />

austauschen. Die Definition des Prozessraums ändert<br />

sich typischerweise während eines Prozesses nicht. Der<br />

Austausch kann in beliebigen Kombinationen kontinuierlich<br />

und oder zu diskreten Zeitpunkten erfolgen. Eintretende<br />

Elemente gehören erst ab dem Zeitpunkt des<br />

Eintritts zum Prozess, das heißt: Auch während der Prozess<br />

schon läuft, sind die Vorgänge, die diese Elemente<br />

betreffen, zunächst außerhalb des Prozessraums und<br />

nicht Teil des Prozesses. Erst am Eintrittszeitpunkt wird<br />

ein Element mit seinen dann aktuellen Zuständen in den<br />

Prozessraum übernommen. Alle Vorgänge, die sich im<br />

Prozessraum innerhalb des Prozessfensters zutragen,<br />

sind Teil des Prozesses. Ein Prozess ist zeitlich und inhaltlich<br />

kompakt.<br />

Bei Prozessende treten alle physischen Einheiten, Produkte<br />

und Modelle mit ihren Zuständen aus dem Prozessraum<br />

aus. Der Prozessraum verschwindet.<br />

Modellelemente<br />

Physische Einheiten: Geräte, Apparate, Anlagenteile,<br />

Produkte, Hilfsstoffe und so fort mit ihren Zuständen.<br />

Energien: Energien werden im Allgemeinen nicht<br />

als eigene Einheiten modelliert, sondern ergeben<br />

sich aus den Zuständen der physikalischen Einheiten.<br />

Energien sind im Allgemeinen stoffgebunden.<br />

Energieströme sind dies jedoch nicht immer. So können<br />

etwa Wärmeströme und elektrische Ströme über<br />

die Prozessraumgrenzen hinweg separat als Energieströme<br />

modelliert werden.<br />

Modelle: Die Informationswelt wird hier in Form<br />

<strong>von</strong> Modellen als Struktur- und Zustandsinformation<br />

hinterlegt. Diese Modelle können durch die Prozesse<br />

genutzt oder selbst umgeformt werden.<br />

Prozessraum: Beschreibt ein System mit allen physischen,<br />

energetischen und modellmäßigen Elementen,<br />

die im Prozess explizit genutzt oder durch den<br />

Prozess in ihrer Struktur und ihrem Zustand verändert<br />

werden.<br />

Prozessfenster: Definiert die ununterbrochene Zeitspanne<br />

<strong>von</strong> Prozessbeginn bis Prozessende.<br />

Regeln<br />

R1: Ein Prozess beschreibt einen Vorgang, bei dem<br />

der zeitliche Ablauf eine semantische Bedeutung<br />

besitzt.<br />

R2: Ein Prozess beginnt an einem Startzeitpunkt und<br />

endet an einem Endzeitpunkt. Startzeitpunkt und<br />

Endzeitpunkt markieren das zeitliche Prozessfenster<br />

und grenzen zum Prozess gehörende Vorgänge <strong>von</strong><br />

anderen Vorgängen ab.<br />

R3: Der Prozessraum ist eine definierte Systemumgebung,<br />

die alle zum Prozess gehörenden Elemente<br />

der physischen Welt und der Informationswelt <strong>von</strong><br />

nicht zum Prozess gehörenden Elementen scharf<br />

abgrenzt.<br />

R4: Alle (im Rahmen der Betrachtung relevanten)<br />

Vorgänge im Prozessraum werden durch den Prozess<br />

beschrieben.<br />

R5: Während des Prozessverlaufs können diskrete Systeme<br />

und Elemente der physischen Welt und der Infor-<br />

46<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012


mationswelt oder auch kontinuierliche Material-Energie-<br />

und Informationsströme über die Ränder des Prozessraums<br />

mit der Umgebung ausgetauscht werden.<br />

Diese werden im Moment des Eintritts in den Prozessraum<br />

mit allen ihren Zuständen Teil des Prozesses<br />

beziehungsweise verlieren ihre Bindung an den Prozess<br />

im Augenblick des Austritts aus dem Prozessraum.<br />

Beispiel<br />

Ein Arbeitsprozess wird auf Basis des Prozessmodells<br />

beschrieben. Durch diese Festlegung wird klar, dass zur<br />

Beschreibung des Prozesses die involvierten physischen<br />

Einheiten, Energien und Modelle genannt werden müssen<br />

und welche Bedeutung diese Begriffe für den Arbeitsprozess<br />

haben. Darüber hinaus lässt sich der Arbeitsprozess<br />

durch Prozessfenster und Prozessraum klar abgrenzen.<br />

Ein Außenstehender kann durch die Referenz auf das Prozessmodell<br />

die Beschreibung leichter verstehen, den Arbeitsprozess<br />

einordnen und <strong>von</strong> ihm abstrahieren.<br />

3.3 Lebenszyklusmodell<br />

Unter einem Lebenszyklus wird die Folge <strong>von</strong> Prozessen<br />

verstanden, die eine Entität während ihrer Existenz<br />

durchläuft. Der Lebenszyklus beginnt mit dem Entstehen<br />

der Entität und endet mit dem Vergehen der Entität. Der<br />

Begriff Zyklus ist irreführend, es handelt sich um eine<br />

gerichtete und strikt azyklische Folge. Das Lebenszyklusmodell<br />

ist ein Konzept zur einheitlichen Modellierung<br />

und Beschreibung <strong>von</strong> Lebenszyklusabläufen.<br />

Einordnung/Anwendungsbereich<br />

Der Lebenszyklus ist ein aus dem Bereich der Lebewesen<br />

übernommener Begriff. Bei einem Lebewesen beginnt die<br />

Existenz mit der Geburt und endet mit dem Tod. Mit dem<br />

Ausdruck Zyklus soll veranschaulicht werden, dass diese<br />

Abfolge Geburt-Leben-Tod für das Leben als solches<br />

über die Generationen hinweg immer wieder geschieht.<br />

Es soll jedoch nicht ausdrücken, dass der Lebensweg eines<br />

einzelnen Lebewesens zyklisch verläuft. Technische<br />

Entitäten sind künstlich zu einer Einheit zusammengefasste<br />

Gebilde. Sie sind nicht lebendig. Der Beginn und<br />

das Ende ihrer Existenz ist entsprechend nicht durch<br />

Geburt und Tod abgegrenzt sondern kann und muss, wie<br />

die Entität selbst, geeignet definiert werden.<br />

Das Lebenszyklusmodell ist allgemein und auf alle<br />

Arten <strong>von</strong> Entitäten anwendbar:<br />

auf Entitäten der physischen Welt (Produkte,<br />

Geräte, Anlagenteile, ...),<br />

auf Produkt und Produktlinienbeschreibungen,<br />

auf Systemmodelle (P&I-Diagramme, Funktionspläne,<br />

Baupläne, ...),<br />

auf Metamodelle (Normen, Richtlinien, Gesetze, ...).<br />

Jede Entität hat einen Lebenszyklus. Dieser muss jedoch<br />

nicht bekannt sein. Das Lebenszyklusmodell ist ein Konzept<br />

zur einheitlichen Beschreibung <strong>von</strong> Lebenszyklusprozessen.<br />

Es ist auf der Metamodellebene, der Klassenebene<br />

und der Instanzebene (Systemmodellebene) gleichermaßen<br />

anwendbar.<br />

Allgemeine Beschreibung<br />

Ein Lebenszyklus besteht aus einer Folge <strong>von</strong> einzelnen<br />

Lebenszyklusprozessen (siehe Bild 5). Die Reihenfolge ist<br />

strikt sequenziell und dicht. Jede Entität befindet sich zu<br />

jedem Zeitpunkt in genau einem Lebenszyklusprozess.<br />

Lebenszyklusprozesse finden immer in absoluter Zeit<br />

statt. Lebenszyklen selbst sind immer retrospektiv, das<br />

heißt, ein Lebenszyklus beschreibt immer was war und<br />

nicht was in Zukunft sein könnte. Im Lebenszyklus gibt<br />

es daher auch keine Verzweigungen oder offene Alternativen.<br />

Die Entität selbst befindet sich zu jedem Zeitpunkt<br />

in einem definierten Zustand. Von besonderer Bedeutung<br />

sind die Zustände an den Übergängen zwischen den Prozessabschnitten.<br />

Das Modell gibt eine Gliederung vor, in<br />

der für jeden Prozessabschnitt und für jeden Übergang<br />

ein eigenes Beschreibungsobjekt vorgesehen wird. Sind<br />

keine Informationen über einen Zeitabschnitt verfügbar,<br />

dann muss ein Leerprozess eingefügt werden.<br />

Formale Spezifikation<br />

In Bild 6 ist die Beziehungsstruktur des Lebenszyklusmodells<br />

für einen abgeschlossenen Lebenszyklus dargestellt.<br />

Für aktuell existierende Entitäten ist der Lebenszyklus<br />

nicht abgeschlossen. Ein abgeschlossener Lebenszyklus<br />

besteht aus einem Entstehungsprozess, beliebig<br />

vielen Lebenszyklusprozessen und einem Vergehensprozess.<br />

Die Pfeile markieren die Übergänge zwischen den<br />

Teilprozessen. Ein Übergang erfolgt immer über einen<br />

zeitlosen Übergangszustand.<br />

Modellelemente<br />

Entstehungsprozess: Der Entstehungsprozess beschreibt<br />

den Vorgang, in dem die Existenz der Entität<br />

begründet wird. Er verbindet die Entität mit ihren<br />

Vorgängern.<br />

Lebenszyklusprozess: Ein Lebenszyklusprozess beschreibt,<br />

wie eine existierende Entität in einem zeitlichen<br />

Abschnitt ihren Zustand ändert.<br />

Vergehensprozess: Der Vergehensprozess beschreibt<br />

den Vorgang, der die Existenz der Entität beendet.<br />

Danach ist die Entität nicht mehr existent.<br />

Übergangszustand: Der Übergangszustand beschreibt<br />

den Zustand, den eine Entität beim Übergang <strong>von</strong> einem<br />

abgegrenzten Teilprozess zum nächsten besitzt.<br />

Die Zeitdauer des Übergangszustands ist Null. Ein<br />

Übergangszustand ist zu unterscheiden <strong>von</strong> einem<br />

Leerprozess, in dem sich in einer Entität außer dem<br />

Alter kein Zustand ändert.<br />

Regeln<br />

R1: Lebenszyklusprozesse sind Prozesse im Sinne<br />

des Prozessmodells.<br />

R2: Jede Entität hat ein definiertes Alter.<br />

R3: Jeder Zustand im Lebenszyklus ist einmalig und<br />

unterscheidet sich zumindest durch das Alter <strong>von</strong><br />

allen anderen Zuständen.<br />

R4: Ein zurückgelegter Lebensweg ist irreversibel.<br />

Beispiel<br />

Der Inhalt der Lebenszyklusdokumentation eines Geräts<br />

wird mit Referenz auf das Lebenszyklusmodell spezifiziert.<br />

Die grundlegenden Begriffe (Enstehungsprozess,<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012<br />

47


Hauptbeitrag | Automation 2012<br />

Lebenszyklusprozess, Vergehensprozess, Übergangzustand)<br />

werden damit gültig und geben Rahmenbedingungen<br />

für den Inhalt vor. Diese Rahmenbedingungen<br />

gelten für die Beschreibung geplanter und vorhergesagter<br />

und zurückgelegter Lebenszyklusprozesse.<br />

Zusammenfassung und Ausblick<br />

In vielen technischen Spezifikationen treten ähnliche<br />

logische Strukturen wiederholt auf und werden gemeinhin<br />

als bekannte Konzepte angesehen. Solange es jedoch<br />

keine unabhängige Spezifikation dieser Konzepte gibt,<br />

wird es notwendig sein, sie in jedem Anwendungskontext<br />

vollständig zu beschreiben. Die vom DKE-Arbeitskreis<br />

931.0.4 identifizierten und als Kernmodelle beschriebenen<br />

Konzepte sind ein erster Schritt dazu, implizit bekannte<br />

Strukturen einmalig referenzierbar festzulegen.<br />

Wenn es in Zukunft gelingt, diese Kernmodelle konsequent<br />

zu verwenden, ist ein großer Fortschritt für die Vereinfachung<br />

<strong>von</strong> Normen und anderen Spezifikationen<br />

erreicht. Viele ermüdende Diskussionen um grundlegende<br />

Begriffe erübrigen sich, und es wird möglich, sich auf<br />

die im jeweiligen Fokus stehenden Themen zu konzentrieren.<br />

Kernmodelle bieten das Potenzial, in technischer<br />

und struktureller Hinsicht die Entwicklung <strong>von</strong> Systemen<br />

neu zu gestalten. Diese Aufgabe hat ohne Zweifel andere<br />

Ansprüche als das modulare Zusammenfügen <strong>von</strong> technischen<br />

Systemen, denn Kernmodelle können nicht als<br />

fertige Lösung in eine Spezifikation eingefügt werden – sie<br />

sind in den speziellen Anwendungslösungen verwoben.<br />

Sie eröffnen daher die Möglichkeit, logische Systemaspekte<br />

auf einfache Art zu beschreiben und damit Spezifikationen<br />

leichter und schneller erfassbar zu machen. Die<br />

Beschreibung <strong>von</strong> Schnittstellen, um Kernmodelle explizit<br />

sichtbar und interaktionsfähig zu machen, eröffnet<br />

eine interessante Perspektive für einen einheitlichen und<br />

automatisierten Umgang mit ihrer Funktionalität.<br />

Manuskripteingang<br />

19.03.2012<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

Referenzen<br />

Autoren<br />

[1] alexander, C., Ishikawa, S. und Silverstein, M.:A Pattern<br />

Language. Oxford University Press, New York 1977<br />

[2] bieger, T., zu Knyphausen-Aufseß, D. und Krys, C.<br />

(Hrsg.): Innovative Geschäftsmodelle. Springer, Berlin<br />

2011<br />

[3] DIN 820-1: Normungsarbeit – teil 1: Grundsätze. Mai 2009<br />

[4] DIN 2330: Begriffe und Benennungen. Dezember 1993<br />

[5] DIN 2342: Begriffe der Terminologielehre. August 2011<br />

[6] DIN en 61360-1: Genormte Datenelementtypen mit<br />

Klassifikationsschema für elektrische Bauteile – Teil 1:<br />

Definitionen – Regeln und Methoden. März 2008<br />

[7] DIN en 61512-1: Chargenorientierte Fahrweise – Teil 1:<br />

Modelle und Terminologie. Januar 2000<br />

[8] gamma, E.,Helm, R., Johnson, R. und Vlissides, J.:<br />

Entwurfsmuster: Elemente wiederverwendbarer objektorientierter<br />

Software. Addison-Wesley, München 2010<br />

[9] ieC 60050-351: International Electrotechnical Vocabulary<br />

– Part 351: Control technology. Oktober 2006<br />

[10] iSO 13584-42: Industrial automation systems and<br />

integration - Parts library - Part 42: Description<br />

methodology: Methodology for structuring parts<br />

families. Dezember 2010<br />

[11] Morbach, J.: A Reusable Ontology for Computer-Aided<br />

Process Engineering. Verlag Dr. Hut, München 2009<br />

[12] Schnieder, E., Schnieder, L.: Axiomatik der Begriffe für<br />

die Automatisierungstechnik. <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> – Automatisierungstechnische<br />

Praxis 50 (10), S. 62–73, 2008<br />

An der Ausarbeitung der dargestellten Kernmodelle haben<br />

im AK 931.0.4 aktiv mitwirkt: Prof. Dr.-Ing. C. Diedrich<br />

(Universität Magdeburg), U. Döbrich (Siemens ag), Prof.<br />

Dr.-Ing. U. Epple (RWTH Aachen), H. Fittler (Honeywell), D.<br />

Kampert (RWTH Aachen), A. Kießling (MVV Energie), E. Klemm<br />

(Phoenix Contact), Dr. U. Löwen (Siemens ag), I. Rolle (DKE).<br />

Dipl.-Inf. David KampERT (geb.1981),<br />

2008-2010 Softwareent wickler bei der<br />

dSPACE GmbH, seit 2010 wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter am Lehrstuhl<br />

für Prozessleittechnik/RTWH Aachen.<br />

Hauptarbeitsgebiete: Modellentwicklung<br />

für merkmalbezogene Datenverwaltung,<br />

Asset Management.<br />

RWTH Aachen, Lehrstuhl für Prozessleittechnik,<br />

Turmstraße 46, D-52064 Aachen,<br />

Tel. +49 (0) 241 809 76 18,<br />

E-Mail: d.kampert@plt.rwth-aachen.de<br />

Prof. Dr.-Ing. Ulrich Epple (geb. 1953),<br />

1979-1985 Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

am Institut für Systemdynamik<br />

und Regelungstechnik Universität<br />

Stuttgart, 1985-1990 Mitarbeiter im<br />

Ressort Prozessleittechnik in der<br />

Bayer AG, 1991-1995 Geschäftsführer<br />

der Gesellschaft für Prozesstechnik<br />

GmbH, seit 1995 Leiter des Lehrstuhls<br />

für Prozessleittechnik, RWTH Aachen. Hauptarbeitsgebiete:<br />

Modellbildung in der Leittechnik, formale<br />

Beschreibungsmethoden, Anwendung modellgetriebener<br />

Verfahren in der Prozess automatisierung. Assistenzsysteme<br />

zur Unterstützung <strong>von</strong> Ingenieurprozessen.<br />

RWTH Aachen, Lehrstuhl für Prozessleittechnik,<br />

Turmstraße 46, D-52064 Aachen,<br />

Tel. +49 (0) 241 809 43 39,<br />

E-Mail: u.epple@plt.rwth-aachen.de<br />

48<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012


Hauptbeitrag | Automation 2012<br />

Vorgehensmodellierung im<br />

Anlagen-Engineering<br />

Planungstätigkeiten identifizieren und kennzeichnen<br />

Bei der Anlagenplanung gewinnt das Wissen um die Abläufe neben dem Faktenwissen<br />

zu den Betriebsmitteln an Bedeutung. Es ist Stand der Technik, Best-practice-Lösungen<br />

als Arbeitsflussdiagramme abzuspeichern, um ihre Wiederverwendung zu ermöglichen.<br />

Das Fehlen eines etablierten Kennzeichnungssystems für Engineering-Vorgänge schränkt<br />

allerdings den Wissensaustausch über die Gewerkegrenzen hinaus erheblich ein. Dieser<br />

Beitrag beschreibt ein neuartiges Engineering-Aufgaben-Kennzeichnung-System für die<br />

Anlagenplanung und wie es sich für die Vorgangsmodellierung verwenden lässt.<br />

SCHLAGWÖRTER Vorgehensmodellierung / Vorgangskennzeichnung / Planungsassistenz<br />

Process modelling in plant engineering –<br />

Identification and designation of planning activities<br />

In many areas of plant engineering, knowledge about engineering processes has become<br />

increasingly important along with knowledge about technical resources. It is state of the<br />

art to save "best practices" as work flow diagrams to allow their reuse. However the lack<br />

of an established designation system for engineering activities considerably limits the<br />

knowledge exchange within and between technical disciplines. A new designation system<br />

for engineering activities is described for use in plant engineering. Some applications for<br />

process modelling are also discussed.<br />

KEYWORDS process modelling / designation of planning activities / planning assistance<br />

50<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012


Sergiy Sokolov, Otto-<strong>von</strong>-Guericke-Universität Magdeburg<br />

Hans-Peter FiCHTner, Koramis<br />

Zbynek CiHLAR, Senior Consultant<br />

Michael KaiSER, Ixit Engineering Technology<br />

Christian DiEDRiCH, Otto-<strong>von</strong>-Guericke-Universität Magdeburg<br />

Der effiziente Informationsfluss gewinnt in fast<br />

allen Bereichen der Automatisierungstechnik<br />

immer größere Bedeutung [1][2]. Hinter den<br />

stark arbeitsteiligen und iterativen Prozessschritten<br />

der einzelnen Gewerke verbirgt sich<br />

eine hohe Komplexität. Eine methodische und informationstechnische<br />

Unterstützung bei der Detektion, Analyse<br />

und Bewertung vorhandener Planungsinformationen<br />

für einen Arbeitsschritt ist ein wirksames Mittel<br />

zur Handhabung der Planungskomplexität [3].<br />

Durch die systematische Untersuchung der Engineering-Prozesse<br />

im Anlagenbau ist es möglich, ein fundiertes<br />

Prozessmodell zu entwickeln [4][5], das zum<br />

Aufbau eines Workflow-Management-Systems (WFMS)<br />

zur Steuerung der Engineering-Prozesse herangezogen<br />

werden kann [6].<br />

Im Beitrag wird ein Engineering-Aufgaben-Kennzeichnung-System<br />

(EAKS) zur Identifizierung der Vorgänge<br />

bei der Erfassung <strong>von</strong> Engineering-Aufgaben für die Vorgehensmodellierung<br />

beschrieben und zur Diskussion<br />

vorgestellt. EAKS unterstützt die systematische Strukturierung<br />

<strong>von</strong> Arbeitsabläufen und ermöglicht deren<br />

transparente Wiederverwendung.<br />

1. Vorgehensmodellierung<br />

Das Vorgehensmodell (auch Prozessmodell) stellt ein<br />

Abbild der logischen Abfolge <strong>von</strong> Aktivitäten dar, die für<br />

die Bearbeitung einer Aufgabe beziehungsweise eines<br />

Arbeitspakets erforderlich sind. Obwohl die Komplexität<br />

und eine hohe Individualität <strong>von</strong> Projekten im Anlagenbau<br />

das Aufstellen eines allgemein gültigen Vorgehensmodells<br />

erschweren, entstanden dennoch zwei standardisierungsrelevante<br />

Dokumente auf diesem Gebiet – PAS<br />

1059 [7] und NA 35 [8].<br />

PAS 1059 definiert die fünf Hauptaktivitäten: Machbarkeitsstudie<br />

durchführen, Grundlagen ermitteln, Vorplanung<br />

durchführen, Entwurfsplanung durchführen,<br />

Detailplanung durchführen. Jede der Hauptaktivitäten<br />

wird in – teilweise mehrstufigen – Detaillierungsstufen<br />

durch deren Teilaktivitäten sowie deren Ergebnisse<br />

beschrieben. Die ersten beiden Hauptaktivitäten Machbarkeitsstudie<br />

durchführen und Grundlagen ermitteln<br />

werden meistens <strong>von</strong> den Entwicklungsabteilungen im<br />

Unternehmen durchgeführt und bilden zunächst die<br />

wirtschaftlichen Rahmenvorgaben für die Ermittlung<br />

einer Grundlage zur Ausschreibung. Aus Sicht der Prozessplanung<br />

spielen diese eine untergeordnete Rolle<br />

(siehe Abschnitt 2). Während der Phasen Vorplanung<br />

durchführen und Entwurfsplanung durchführen werden<br />

die meisten anforderungsrelevanten Planungsinformationen<br />

spezifiziert. Diese Informationen werden im<br />

Rahmen der sich zeitlich anschließenden Planungsschritte<br />

weiter detailliert.<br />

Ein weiteres Vorgehensmodell mit dem Schwerpunkt<br />

in der Abwicklung <strong>von</strong> PLT-Projekten steht als Namur-<br />

Arbeitsblatt NA 35 zur Verfügung. In diesem sind die<br />

Projektphasen mit unterlagerten Planungsvorgängen und<br />

die Planungsaktivitäten sowie Eingangs- und Ausgangsinformationen,<br />

Rollen, Methoden und Werkzeuge angegeben<br />

(siehe Bild 1).<br />

2. Engineering-Aufgaben-Kennzeichnung-<br />

System<br />

2.1 Strukturierung der Aufgaben<br />

Beim Projekt PASS – Planungsassistenzsystem das diesem<br />

Beitrag zugrunde liegt (die Arbeit wurde vom Bundesministerium<br />

für Wirtschaft und Technologie im<br />

Rahmen des FuE-Kooperationsprojektes gefördert), wurde<br />

herausgearbeitet, dass eine Identifizierung der genauen<br />

Vorgänge bei der Erfassung <strong>von</strong> Engineering-Aufgaben<br />

mithilfe eines Kennzeichensystems (Bild 2) benötigt<br />

wird. Hauptgrund dafür ist, dass so eine direkte Zuordnung<br />

<strong>von</strong> Vorgangsergebnissen als Eingangsinformation<br />

<strong>von</strong> Folgevorgängen möglich wird. Die Überprüfung der<br />

Voraussetzung für einen Engineering-Vorgang hinsichtlich<br />

ausreichender und konsistenter Datenlage wird<br />

hiermit ermöglicht. Außerdem unterstützt dieses Kenn-<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012<br />

51


Hauptbeitrag | Automation 2012<br />

zeichensystem die logische Strukturierung der Vorgehensmodelle.<br />

Bei der Entwicklung des Kennzeichnungssystems<br />

wurden folgende Grundsätze aufgestellt:<br />

Verwendung eines hierarchisch aufgebauten<br />

alphanumerischen Systems<br />

Einheitliche Struktur für alle Disziplinen ist<br />

soweit wie möglich einzuhalten<br />

EAKS auf Tätigkeiten (sprich Vorgänge) zu fokussieren<br />

und zu beschränken<br />

Zur Unterstützung der Denkweise in Tätigkeiten<br />

sollen die Benennungen <strong>von</strong> Vorgängen in Form<br />

<strong>von</strong> Tätigkeiten erfolgen. Zum Beispiel Vorgang<br />

„RL Routing in 3D-Model“ soll „RL Routing in<br />

3D-Model ausführen“ heißen<br />

„So wenig wie möglich und nur so viel wie nötig“<br />

als Leitwort walten zu lassen<br />

Mnemotechnik bei der Wahl <strong>von</strong> Kennbuchstaben<br />

restriktiv anwenden<br />

2.2 Datenstellen und Zuordnung <strong>von</strong> Codes<br />

Engineering-Aufgaben definieren die Vorgehensweise,<br />

das heißt die Tätigkeiten, die zur Planung einer industriellen<br />

Anlage erforderlich sind. Hierbei wird <strong>von</strong> den<br />

einzelnen am Projekt beteiligten Engineering-Disziplinen<br />

ausgegangen (Datenstelle D1, Tabelle 1), die in kleinere<br />

Einheiten aufgeteilt werden (Datenstellen D2-DN,<br />

Tabelle 2, Tabelle 3, Tabelle 4), die überschaubarer und<br />

einfacher zu planen und zu bearbeiten sind. Mit dieser<br />

sukzessiven Unterteilung wird es möglich, bis zur<br />

kleinsten zu betrachtenden Einheit zu gelangen.<br />

So entsteht eine hierarchisch auf dem Bestandsbeziehungsprinzip<br />

aufgebaute Struktur: Eine Aufgabe kann<br />

aus mehreren Teilaufgaben bestehen, ist aber Bestandteil<br />

<strong>von</strong> nur einer höheren Aufgabe.<br />

Bis zur und mit der Datenstelle D3 können alle Engineering-Disziplinen<br />

ihre Aufgabengruppen und Aufgabenuntergruppen<br />

weitgehend einheitlich den Klassen<br />

D1 bis D3 zuordnen. Bei den Teilaufgaben einer<br />

Auf gabenuntergruppe ist diese Einheitlichkeit nicht<br />

mehr möglich, weil die Detailaufgaben bei jeder Disziplin<br />

spezifisch und damit unterschiedlich sind. Sie<br />

müs sen sich auch nach Klassen D1 bis D3 richten. Die<br />

zweistellige Zahl, die hier zur Identifikation der<br />

Teilauf gaben zur Verfügung steht, erlaubt eine Gruppierung<br />

der Teilaufgaben nach den disziplinspezifischen<br />

Bedürfnissen.<br />

Kennzeichnen der Vorgangsgruppe und der Vorgänge<br />

(Datenstellen V1-V2,) erfolgt gewerkeübergreifend entsprechend<br />

der in der Tabelle 5 und der Tabelle 6 aufgeführten<br />

Klassifikation. Anpassung an einzelne Engineering-Disziplinen<br />

geschieht durch Weglassen nicht relevanter<br />

Vorgänge.<br />

Mit der zweistelligen Nummer (Datenstelle VN, Tabelle<br />

7) werden Vorgänge mit der gleichen Identifizierung<br />

<strong>von</strong>einander unterschieden (und zwar nur, wenn alle<br />

vorausgehenden Datenstellen – <strong>von</strong> D1 bis V2 gleich<br />

sind). Ein EAKS-Anwendungsbeispiel für die Kennzeichnung<br />

der Engineering-Vorgänge für die Engineering-Disziplin<br />

Rohrleitungstechnik zeigt die Tabelle 8.<br />

Ist es erforderlich, weitere Kodierung hinzuzufügen,<br />

zum Beispiel nach Prolist oder eCl@ss, kann dies nach<br />

dem Gliederungszeichen *•* (Bild 2) gemacht werden.<br />

Die Struktur des Codes wird <strong>von</strong> der Quelle (zum Beispiel<br />

Prolist, eCl@ss und andere) übernommen, was im<br />

Bild 2 durch das Zeichen *A../..N* signalisiert wird. Spezifische<br />

Codes ergänzen, wenn erforderlich, das EAKS-<br />

Kennzeichen. Sie dürfen nicht als Ersatz eines Aufgaben-<br />

Kennzeichenteils verwendet werden.<br />

Code<br />

Engineering-Disziplin – Benennung<br />

Code<br />

Aufgabengruppe – Benennung<br />

A<br />

B<br />

E<br />

L<br />

M<br />

R<br />

S<br />

C – D; F – K;<br />

N – P; T – Z;<br />

Allgemein, übergeordnet<br />

Bautechnik und Anordnungsplanung<br />

Elektrotechnik<br />

Prozessleittechnik<br />

Verfahrenstechnische Maschinentechnik<br />

Rohrleitungstechnik<br />

Verfahrenstechnische Systemtechnik<br />

Reserviert für weitere Engineering-<br />

Disziplinen<br />

A<br />

B<br />

D<br />

E – Z<br />

Übergeordnete Aufgaben<br />

Basic-Engineering-Aufgaben<br />

Detail-Engineering-Aufgaben<br />

Reserviert für weitere Aufgabengruppen<br />

TabELLE 2: Datenstelle D2 – Aufgabengruppen einer<br />

Engineering-Disziplin<br />

Tabelle 1: Datenstelle D1 - Engineering–Disziplin<br />

52<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012


endgültiges Lastenheft /<br />

Pflichtenheft PLT<br />

PLT-Stellenblätter<br />

endgültiges Lastenheft /<br />

Pflichtenheft RI-Fließbilder PLT<br />

PLT-Stellenblätter<br />

RI-Fließbilder<br />

Methode<br />

- Analysieren der Anforderung<br />

- Standards anwenden<br />

- Methode Berechnen <strong>von</strong> Auslegungsdaten<br />

- Betriebserfahrungen Analysieren der Anforderung nutzen<br />

- Bewerten Standards der anwenden möglichen Lösungen<br />

- Berechnen <strong>von</strong> Auslegungsdaten<br />

Hilfsmittel - Betriebserfahrungen nutzen<br />

- Bewerten Standardgerätekatalog<br />

der möglichen Lösungen<br />

- Lagerliste<br />

Hilfsmittel - Herstellerunterlagen<br />

- Vorschriften, Standardgerätekatalog Normen, Standards<br />

- PC-Programme<br />

Lagerliste<br />

- CAE Herstellerunterlagen<br />

- Vorschriften, Normen, Standards<br />

- PC-Programme<br />

- CAE<br />

Geräte<br />

festlegen<br />

Geräte<br />

festlegen<br />

Aktivitäten<br />

- Mess- und Stellorte in PLT-Stellenblätter<br />

eintragen<br />

- Aktivitäten Geräte spezifizieren<br />

- Lieferungen Mess- und Stellorte anfragen in PLT-Stellenblätter<br />

- eintragen Gerätetyp- / hersteller festlegen<br />

- Geräte spezifizieren<br />

Wer - Lieferungen anfragen<br />

- Gerätetyp- PLT-Planer/ hersteller festlegen<br />

Wer<br />

- PLT-Planer<br />

PLT-Stellenblätter<br />

Gerätelisten nach<br />

unterschiedlichen Kriterien sortiert<br />

PLT-Stellenblätter<br />

Gerätespezifikationen<br />

Gerätelisten nach<br />

Mengengerüste<br />

unterschiedlichen Kriterien sortiert<br />

Gerätespezifikationen<br />

Mengengerüste<br />

BILD 1: Planungsvorgang Geräte festlegen<br />

(angelehnt an [8])<br />

Gliederungsstufe (GS)<br />

1 2 3<br />

Datenstelle / Datentyp A A A NN A A NN A../..N<br />

Kurzzeichen der Datenstelle D 1 D 2 D 3 D N V 1 V 2 V N<br />

S<br />

Engineering Disziplin<br />

Aufgaben-Gruppe einer<br />

Engineering Disziplin<br />

Aufgaben-Untergruppe einer<br />

Engineering Disziplin<br />

Teilaufgaben einer Aufgaben-<br />

Untergruppe<br />

Vorgangsgruppe<br />

Vorgangs-Untergruppe<br />

Vorgang<br />

Gliederungszeichen<br />

BILD 2: Strukturschema der Engineering-<br />

Disziplinen, -Aufgaben und -Vorgänge<br />

Spezifische Codes<br />

A = Lateinische Großbuchstaben (:*I*, *O* und nationale Buchstaben wie Æ, R, Ä sind zu vermeiden);<br />

N = Arabische Zahlen 1 – 9 und 0 (Null)<br />

Software<br />

Intelligentes Gerät<br />

Produkt<br />

Hardware<br />

Merkmalleiste<br />

definiert durch<br />

Merkmalmodell<br />

nach IEC 61360<br />

Merkmal<br />

Eingangsinformation A vom Gewerk Y<br />

Eingangsinformation B vom Gewerk Z<br />

Eingangsinformation C vom Gewerk Z<br />

Eingangsinformation D vom Gewerk Y<br />

EAKS-Code<br />

EAKS-Code<br />

EAKS-Code<br />

Merkmalleisten-Typ<br />

Block<br />

beschreibt<br />

Referenzmerkmal<br />

Planungsaufgabe<br />

N-1<br />

Planungsaufgabe<br />

N<br />

Planungsaufgabe<br />

N+1<br />

beschreibt Aspekte des Gerätes<br />

bild 3: UML-Klassen diagramm einer merkmalbasierten<br />

Produktbeschreibung (vereinfacht)<br />

bild 4: Engineering-Tätigkeit<br />

aus Informationssicht<br />

Ausgangsinformation A<br />

Ausgangsinformation B<br />

Ausgangsinformation C<br />

Ausgangsinformation D<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012<br />

53


Hauptbeitrag | Automation 2012<br />

3. Planungsassistenz<br />

Wird dieses EAKS mit einer Kennzeichnungssystematik<br />

(Identifikation <strong>von</strong> zu engineerenden Funktionen, Produkten<br />

einschließlich derer Einbauorte) zum Beispiel<br />

RDS-PP [9] verbunden, entsteht eine Basis für die Entwicklung<br />

eines semantischen Anlagenwissensmodells,<br />

das das Engineering-Vorgehensmodell mit anpassbarer<br />

Abstraktionstiefe und den aktuellen Planungszustand<br />

abbildet. Die Planungsinformationen werden hierbei<br />

merkmalbasiert (Bild 3) abgelegt. Eine wohldefinierte<br />

Menge <strong>von</strong> Attributen zum Beispiel nach IEC 61360 [10]<br />

wird zur Identifikation, Beschreibung, Wertebevorratung<br />

eines Merkmals sowie zur Spezifikation seiner weiteren<br />

spezifischen Charakteristiken genutzt. Da neben der<br />

Struktur der Merkmale auch deren Inhalte anerkannt<br />

und unmissverständlich definiert werden müssen, wurde<br />

auf etablierte Definitionen sowie Produktbeschreibungen<br />

zum Beispiel nach Prolist zurückgegriffen.<br />

Die Planungsinformationen bestehend aus Merkmalen<br />

bilden eine Soll-Menge <strong>von</strong> Eingangsinformationen im<br />

Kontext einer bestimmten Engineering-Tätigkeit (Aufgabe<br />

beziehungsweise Vorgang und andere) (Bild 4).<br />

Basierend darauf wurde eine rechnergestützte Planungsassistenz<br />

PASS (Bild 5) entwickelt. Hierbei ging es<br />

um die Sicherstellung des konsistenten Planungsdatenaustauschs<br />

im Anlagenengineering sowie eine reproduzierbare<br />

Bewertung der Vollständigkeit, der Qualität und<br />

der Genauigkeit der Planungsinformationen vor jedem<br />

gewerkeübergreifenden Engineering-Schritt und die<br />

Analyse der Risiken infolge <strong>von</strong> unscharfen Eingangsinformationen<br />

[11].<br />

Ausgehend vom hinterlegten Vorgehensmodell (Kennzeichnung<br />

und Strukturierung der Engineering-Tätigkeiten<br />

entsprechend dem EAKS) wird ermittelt, welche<br />

Informationen für den aktuellen Engineering-Schritt<br />

notwendig sind. Werden fehlende beziehungsweise unsichere<br />

Informationen (Identifikation erfolgt hierbei anhand<br />

eines Merkmalattributes) festgestellt, erfolgt deren<br />

Auswertung durch eine hinterlegte Risikoroutine, was<br />

eine reproduzierbare Bewertung <strong>von</strong> Risiken ermöglicht,<br />

die mit der Nutzung der Information verbunden sind.<br />

Diese Risiken äußern sich in falsch ausgelegten Betriebsmitteln<br />

beziehungsweise Koppelstellen zu anderen<br />

Betriebsmitteln (falscher Flansch, falsches elektrisches<br />

Signalformat), wodurch spätere Änderungen notwendig<br />

sind, die zu Zeitverzug oder erheblichen Mehrkosten<br />

führen. Die umgesetzte Risikoabschätzung erfolgt unter<br />

anderem unter Zuhilfenahme <strong>von</strong> Erfahrungswissen<br />

und führt in ausgewählten Fällen auch zu direkten Empfehlungen<br />

[11].<br />

Weiterhin stellt das Anlagenwissensmodell Strukturen<br />

bereit, die die Umsetzung <strong>von</strong> ergänzenden analytischen<br />

Methoden zur Qualitätssicherung <strong>von</strong> Planungsergebnissen<br />

– unter anderem Prüfung auf Einhaltung der definierten<br />

Designregeln und der Konsistenz – ermöglichen.<br />

4. Anwendungsbeispiel<br />

Die vorgeschlagene Vorgehensweise wurde exemplarisch<br />

für die Planung einer Pilotanlage im Kraftwerksbereich<br />

zur Vorgehensmodellierung <strong>von</strong> eng miteinander verzahnten<br />

Gewerken der Verfahrenstechnik, Rohrleitungs-<br />

Code<br />

Aufgabenuntergruppe – Benennung<br />

Code<br />

Vorgangsgruppe – Benennung<br />

A<br />

B<br />

C<br />

D – Z<br />

TabELLE 3: Datenstelle D3 - Aufgabenuntergruppen<br />

einer Engineering-Disziplin<br />

Code<br />

00 – 99<br />

Übergeordnete Aufgaben<br />

Objekt bestimmende Aufgaben<br />

Objekt verbindende Aufgaben<br />

Reserviert für weitere Aufgabenuntergruppen<br />

Benennung der Teilaufgabe einer<br />

Aufgabenuntergruppe<br />

Reserviert für gewerkespezifische<br />

Teilauf gaben einer Aufgabenuntergruppe<br />

A<br />

B<br />

C<br />

D<br />

E<br />

F<br />

G<br />

H<br />

J<br />

K – P<br />

Q – Z<br />

Eingangsdaten einholen<br />

Berechnung durchführen<br />

Auslegung ausführen<br />

Konstruktion bearbeiten<br />

Aufstellung Systeme bearbeiten<br />

Listen anfertigen (keine Dokumente)<br />

Dokumente anfertigen<br />

Kontrolle, Bewertung durchführen,<br />

Freigabe, Genehmigung erteilen<br />

Ergebnisdaten für Übergabe an<br />

weitere Verarbeitung aufbereiten<br />

Reserviert für weitere Vorgangsgruppen<br />

Reserviert für gewerkespezifische<br />

Vorgangsgruppen<br />

Tabelle 4: Datenstelle DN – Teilaufgaben einer<br />

Aufgabenuntergruppe<br />

TabELLE 5: Datenstelle V1 - Vorgangsgruppe<br />

54<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012


Code<br />

Vorgang - Benennung<br />

Code<br />

Vorgangsidentifikation – Benennung<br />

A<br />

B<br />

Eingangsdaten bearbeiten<br />

Eingangsdaten prüfen, verifizieren<br />

0 – 99<br />

Reserviert für Identifikation gewerkespezifischer<br />

Vorgänge<br />

C – N<br />

Reserviert für gewerkespezifische<br />

Vorgänge<br />

TabELLE 7: Datenstelle VN – Vorgangsidentifikation<br />

P<br />

Q<br />

R<br />

S<br />

T – Z<br />

Listen anfertigen: zum Beispiel Stoff-<br />

Datenlisten, MTO<br />

Dokumente anfertigen: wie Angebot,<br />

Einkaufsantrag, Materialantrag,<br />

Genehmigung zur Fabrikation, Design-<br />

Freeze Protokolle<br />

CE- Konformität-Dokumentation<br />

anfertigen<br />

Betriebsdokumentation anfertigen<br />

Reserviert für gewerkespezifische<br />

Vorgänge<br />

Tabelle 6: Datenstelle V2 – Vorgang<br />

TabELLE 8: Anwendungsbeispiele für Datenstellen D1, D2,<br />

D3, DN, V1,V2, VN<br />

Code<br />

R<br />

RD<br />

RDB<br />

RDB01<br />

RDB01GQ<br />

RDB01GQ01<br />

RDB01GQ02<br />

Benennung<br />

Rohrleitungstechnik<br />

Rohrleitungstechnik / Detail Engineering<br />

Rohrleitungstechnik / Detail Engineering<br />

/ Objekt bestimmende Aufgaben<br />

Rohrleitungstechnik / Detail Engineering<br />

/ Objekt bestimmende Aufgaben /<br />

vorfabrizierte Rohrleitungen planen<br />

Rohrleitungstechnik / Detail Engineering<br />

/ Objekt bestimmende Aufgaben /<br />

vorfabrizierte Rohrleitungen planen /<br />

Dokumente anfertigen<br />

… / Materialanfrage anfertigen<br />

… / Freigabe für Vorfabrikation aufstellen<br />

Gewerk A<br />

Gewerk B<br />

Transformator<br />

XML Import <strong>von</strong><br />

Planungsinformationen<br />

Transformator<br />

XML Export <strong>von</strong><br />

Planungsinformationen<br />

Planer Team mit Know-how<br />

Datenbestandsanalyse<br />

Risiko Management<br />

Definition<br />

und<br />

Bewerten<br />

der<br />

Risiken<br />

Überwachung<br />

und<br />

Akzeptanz<br />

<strong>von</strong> Risiken<br />

Festlegen<br />

der Anforderungen<br />

Entscheidung<br />

und<br />

Ausführung<br />

Risikoportfolio<br />

Entscheidungsalgorithmen<br />

Semantisches Anlagenwissensmodell<br />

(EAKS, RDS-PP, merkmalbasiert)<br />

Vorgehensmodell für PLT Planung (anwendungsorientierte<br />

Abstraktionstiefe, EAKS)<br />

Feldgeräte<br />

spezifizieren<br />

PLS-Geräte<br />

spezifizieren<br />

... L-Fup<br />

PLS-<br />

Programmierung<br />

Vorgehensmodell für RL Planung (anwendungsorientierte Abstraktionstiefe, EAKS)<br />

RL- Konzept<br />

festlegen<br />

RL verlegen ...<br />

RL<br />

berechnen<br />

RL-Bauteile<br />

spezifizieren<br />

Vorgehensmodell für VT Planung (anwendungsorientierte Abstraktionstiefe, EAKS)<br />

Verfahrenskonzept<br />

erstellen<br />

Werkstoffkonzept<br />

erstellen<br />

...<br />

Verfahrensbeschreibung<br />

detaillieren<br />

R&I<br />

Fließbilder<br />

erstellen<br />

PASS<br />

Planungsassistenzsystem<br />

bild 5: Planungsassistenz für Datenaustausch<br />

im Anlagenengineering (PASS)<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012<br />

55


Hauptbeitrag | Automation 2012<br />

planung sowie der PLT-Planung erprobt. Bei den hierbei<br />

zu planenden Systemen handelt es sich um einige Module<br />

eines Gas-und-Dampf-Kombikraftwerks.<br />

Zuerst wurde das gewerkeübergreifende Prozessmodell<br />

mit Engineering-Tätigkeiten für die Projektphasen<br />

Entwurfsplanung und Detailplanung (bis Meilenstein<br />

„as planned“) in Netzplantechnik erstellt (Bild 6). Die<br />

Abstraktionstiefe war so gewählt, dass jeder Engineering-Schritt<br />

(Arbeitspaket) nur <strong>von</strong> einem Gewerk bearbeitet<br />

wurde (keine Kooperation innerhalb des Engineering-Schrittes).<br />

Durch weitere Detaillierung war<br />

es möglich, interne Planungsabläufe zu beschreiben<br />

(Bild 7). Das iterative Vorgehen bei der Bearbeitung der<br />

Planungsaufgaben im gewerkeübergreifenden Vorgehensmodell<br />

wurde aus Gründen der Übersichtlichkeit<br />

nicht abgebildet.<br />

Das gewerkeübergreifende Vorgehensmodell (Bild 6)<br />

wurde zu einem Workflow weiterentwickelt und anschließend<br />

zur Steuerung des Planungsprozesses eingesetzt.<br />

Bei der Modellierung wurde auf formale Modellierungstechniken<br />

mit Petri-Netzen zurückgegriffen [12].<br />

Bei der prototypischen Realisierung des Planungsassistenzsystems<br />

PASS stellte das CAE-Planungswerkzeug<br />

Comos-PT <strong>von</strong> Siemens eine Plattform für verfahrenstechnische<br />

und PLT-Planung dar und bot gleichzeitig<br />

eine parametrierbare XML-Export/Import-Schnittstelle,<br />

die zum Datenaustausch mit der PASS-Datenbank diente.<br />

Die Rohrleitungsplanung erfolgte mit dem CAE-Planungswerkzeug<br />

Aveva PDMS.<br />

Durch Hinterlegung <strong>von</strong> typbezogenen Typicals wurden<br />

die Informationsbedarfe einzelner Engineering-<br />

Schritte im Allgemeinen beschrieben. Abhängig <strong>von</strong> der<br />

Rolle und dem aktuellen Planungsschritt ließen sich<br />

Soll-Informationsbedarfe für Engineering-Tätigkeiten<br />

generisch ermitteln (Bild 8) und mit dem Ist-Informationsbestand<br />

vergleichen. Folgende Methoden wurden zur<br />

Sicherstellung <strong>von</strong> Planungsqualität basierend auf dem<br />

Anlagenwissensmodell entwickelt und realisiert:<br />

Vollständigkeitsuntersuchung der Daten,<br />

Konsistenzuntersuchung der Daten,<br />

Datenbestandsanalyse vor der Übernahme für den<br />

nächsten Planungsschritt,<br />

Einhaltung der definierten Designregeln,<br />

Vollständigkeitsuntersuchung der verwendeten<br />

Vorgaben.<br />

Die Ergebnisse der Datenanalyse flossen in die Risikobewertung<br />

zur Folgenabschätzung des aktuellen Planungsstands<br />

ein. Somit beschleunigte sich der Planungsprozess<br />

und die Zahl der Planungsfehler nahm ab.<br />

Fazit<br />

Das Engineering-Aufgaben-Kennzeichnung-System<br />

(EAKS) zur Identifizierung der Vorgänge bei der Erfassung<br />

<strong>von</strong> Engineering-Aufgaben unterstützt und fördert<br />

die logische Strukturierung der Engineering-Vorgehensmodelle.<br />

Es trägt zur Effizienzsteigerung der gewerkeübergreifenden<br />

Kooperation in Anlagenbauprojekten bei.<br />

Außerdem können Engineering-Tätigkeiten innerhalb<br />

einzelner Gewerke erfasst und dokumentiert werden,<br />

was die Formalisierung des planerischen Wissens vorantreibt<br />

und somit eine nachhaltige Basis für die Wissenswiederverwendung<br />

sicherstellt.<br />

Kombiniert mit merkmalbasierter Ablage <strong>von</strong> Planungsinformationen<br />

schafft EAKS eine Basis, um zusätzlich<br />

zu den Planungsdaten selbst auch deren Entstehungsprozess<br />

reproduzierbar abzulegen. Somit können<br />

die Informationen rückverfolgt werden, was im Rahmen<br />

<strong>von</strong> technischem Audit und der Compliance besonders<br />

<strong>von</strong> Vorteil ist. Außerdem wurde am Beispiel eines Planungsassistenzsystems<br />

gezeigt, dass weitere Anwendungsmöglichkeiten<br />

gegeben sind.<br />

Referenzen<br />

Manuskripteingang<br />

04.06.2012<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

[1] bernecker, G.: Planung und Bau verfahrenstechnischer<br />

Anlagen. 4. Aufl. Springer Verlag, Berlin, 2001<br />

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den Engineering-Prozess systematisch verbessern?<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> – Automatisierungstechnische Praxis<br />

51 (1-2), S. 80-85, 2009<br />

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konstruktiven Ingenieurbau: Grundlagen, Methoden,<br />

Anwendung und Perspektiven zur vernetzten Ingenieur-kooperation.<br />

Springer, Berlin 2007<br />

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wissensintensiver Prozesse bei Ingenieurdienstleistungen<br />

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Anlagen. Shaker, Aachen 2008<br />

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wissensintensiver Prozesse im Produktlebenszyklus<br />

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Beitrag zum prozessorientierten Wissensmanagement.<br />

Wissenschaftlicher Verlag, Berlin 2009<br />

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Ein Ausweg aus dem Schnittstellenchaos.<br />

Informatik-Spektrum 35(3), S. 190-203, 2012<br />

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H.-P., Kaiser, M.: Rechnergestützte Assistenz zur<br />

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S. 161-164, VDI-Verlag, Düsseldorf 2011<br />

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Conference on Applications and Theory of Petri<br />

Nets and Other Models of Concurrency, Turku, Finland,<br />

June 26-30, 2006, S. 362-380, Springer, Berlin 2006<br />

56<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012


SBB12C<br />

SBB81<br />

SBB20<br />

SDB12<br />

SDC82<br />

Apparate,<br />

Maschinen, PU’s<br />

u.a. verfahrenstechnisch<br />

auslegen<br />

09.07<br />

2012<br />

12.08<br />

2012<br />

Fließschemata<br />

detaillieren<br />

13.08<br />

2012<br />

19.08.<br />

2012<br />

SBB12D<br />

Ausführungsleitzeichnungen<br />

/<br />

Spezifikation:<br />

Apparate,<br />

Maschinen, PU’s<br />

u.a. erstellen<br />

13.08<br />

2012<br />

26.08<br />

2012<br />

Verfahrenstechnische<br />

Vorgaben für PLT<br />

erstellen<br />

20.08<br />

2012<br />

SBB12GQ<br />

Anfrage /<br />

Angebotsvergleich:<br />

Apparate,<br />

Maschinen, PU’s<br />

u.a.<br />

27.08<br />

2012<br />

SBC82<br />

26.08<br />

2012<br />

09.09<br />

2012<br />

Erste Fassung<br />

R&I Fließbild<br />

erstellen<br />

20.08<br />

2012<br />

16.09<br />

2012<br />

Meilenstein<br />

Basic<br />

Engineering<br />

17.09<br />

2012<br />

Apparate,<br />

Maschinen, PU’s<br />

u.a. detaillieren<br />

(Datenblätter,<br />

Anschlüsse)<br />

18.09<br />

2012<br />

LDB10C<br />

04.11<br />

2012<br />

Geräte festlegen<br />

18.09<br />

2012<br />

30.09<br />

2012<br />

R&I-Fließbilder<br />

detaillieren<br />

05.11<br />

2012<br />

02.12<br />

2012<br />

LDB10GQ<br />

Anfrage /<br />

Angebotsvergleich<br />

01.10<br />

2012<br />

LDC80C<br />

14.10<br />

2012<br />

Zentrale<br />

Einrichtungen<br />

festlegen<br />

01.10<br />

2012<br />

14.10<br />

2012<br />

Arrangement Input / Output<br />

RAA05AB01<br />

R&Is,<br />

Rohrklassen,<br />

Konstruktions-Checklisten,<br />

CE-Konformitätsvorgaben,<br />

3d-Model usw.<br />

RBC21EM01<br />

RL-Routing<br />

in 3D-Modell<br />

RBC21DL01<br />

RL-Längen<br />

und Anzahl<br />

Formstücke<br />

RBC21BE01<br />

Input für Bautechnik<br />

(Belastung), Aufhängungspunkte<br />

RDC21EM01<br />

Finales RL-<br />

Routing, 3D-<br />

Aktualisierung,<br />

Isometrien<br />

RDB11GR01<br />

Konsolidierte<br />

CE-<br />

Konformitäts<br />

-<br />

Dokumentation<br />

RBD21HR02<br />

Input für<br />

CE- Deklaration<br />

RDB21GQ02<br />

Einkaufsauftrag<br />

für<br />

Bulk Piping<br />

RBB21B<br />

Rohrleitungen<br />

festlegen<br />

20.08<br />

2012<br />

16.09<br />

2012<br />

RDB21C<br />

Rohrleitungsbauteile<br />

spezifizieren<br />

18.09<br />

2012<br />

30.09<br />

2012<br />

RDB21E<br />

Isometrien planen<br />

01.10<br />

2012<br />

28.10<br />

2012<br />

Design<br />

RBB21BF01<br />

RBB21GQ01<br />

Margin-<br />

Definition,<br />

Material-<br />

Antrag-<br />

Ausarbeitung<br />

Stressanalyse,<br />

3D-Modell<br />

Update<br />

RBB12FP01<br />

Material<br />

Take Off<br />

Liste<br />

1-<br />

Vorbereitung<br />

J<br />

N<br />

RBB21FP02<br />

Material<br />

Take Off<br />

Liste 1<br />

RDB21BF01<br />

Finale<br />

Stressanalyse<br />

&<br />

RL-<br />

Konstruktion<br />

RDB21FP01<br />

Material<br />

Take Off<br />

Liste 2 -<br />

Vorbereitung<br />

RDB21GQ01<br />

Marge-<br />

Definition,<br />

Material-<br />

Antrag -<br />

Ausarbeitung<br />

J<br />

N<br />

bild 6: Gewerkeübergreifendes Vorgehensmodell<br />

für Planung des Speisewasser-Versorgungssystems<br />

(im Rahmen vom Pilotprojekt)<br />

bild 7: Detailliertes Vorgehensmodell für Planung <strong>von</strong><br />

nicht-vorfabrizierten Rohrleitungen<br />

Eingangsinformationen<br />

bild 8: Generisches<br />

Modell einer Engineering-<br />

Tätigkeit (Festlegung <strong>von</strong><br />

Feldgeräten)<br />

Eingangsinformationen<br />

EAKS-Code<br />

EAKS-Code<br />

Planungs-<br />

Vorgang<br />

Füllstandmessgerät<br />

Analysieren<br />

Eingangsinformationen<br />

EAKS-Code<br />

Planungsvorgang<br />

Instanziieren<br />

Druck<br />

-messgerät<br />

Planungsvorgang<br />

Eingangsinformationen<br />

EAKS-Code<br />

Planungsvorgang<br />

Temperaturmessgerät<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012<br />

57


Hauptbeitrag | Automation 2012<br />

Autoren<br />

Dipl.-Ing. Sergiy SOKOLOv (geb. 1979) ist seit 2010 wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter am Lehrstuhl Integrierte Automation<br />

an der Otto-<strong>von</strong>-Guericke-Universität Magdeburg. Seine<br />

Forschungsgebiete sind Planungs- und Workflow-Methodik bei<br />

der Projektierung <strong>von</strong> Automatisierungsanlagen, Modellierung<br />

wissensintensiver Prozesse zur kooperativen Planung <strong>von</strong><br />

Automatisierungs anlagen, merkmalbasierte Produk- und<br />

Prozess beschreibung.<br />

Otto-<strong>von</strong>-Guericke-Universität Magdeburg,<br />

Institut für Automatisierungstechnik,<br />

PF 4120, D-39016 Magdeburg,<br />

Tel. +49 (0) 391 671 89 16,<br />

E-Mail: sergiy.sokolov@ovgu.de<br />

Dipl.-Ing. Hans-PETER FiCHTner (geb. 1948) ist Geschäftsführer<br />

der Koramis GmbH und beschäftigt sich seit 1983 mit<br />

CAE/CAD-Entwicklung im prozessleittechnischen Umfeld.<br />

Schwerpunkt ist die rechnergestützte digitale Planung mit<br />

Ziel der 0-Fehler-Konstruktion in den Bereichen Funktions-,<br />

<strong>Komponenten</strong>- und Ortsplanung.<br />

Koramis GmbH,<br />

Ensheimer Straße 37, D-66386 St. Ingbert,<br />

Tel. +49 (0) 6894 963 07 81,<br />

E-Mail: hp.fichtner@koramis.de<br />

Ing. HTL, Dipl.-Oec. Zbynek CiHLAR (geb. 1940). Über 50 Jahre<br />

Erfahrung in Projekt abwicklung. Spezialist in Kennzeichensystemen<br />

(KKS, RDS, EAKS). Mitarbeit in ISO, IEC, DIN, VGB.<br />

Haldenstr. 30, CH-5415 Nussbaumen AG,<br />

Tel. +41 (0) 56 282 50 74,<br />

E-Mail: zbcih@vtxmail.ch<br />

Dr.-Ing. Dipl.-Inform. Michael Kaiser (geb.<br />

1966) ist seit 2001 Geschäftsführer der iXIT<br />

Engineering Technology GmbH in Karlsruhe.<br />

Schwerpunkte seiner Tätigkeit sind die<br />

Themen Fabrikautomation und vertikale<br />

Integration sowie Optimierung <strong>von</strong> Engineering-Prozessen.<br />

iXIT Engineering Technology GmbH,<br />

Südendstraße 8b, D-76137 Karlsruhe,<br />

Tel. +49 (0) 721 968 83 70,<br />

E-Mail: michael.kaiser@ixit.de<br />

Prof. Dr.-Ing. Christian DiedriCH (geb.<br />

1957) leitet den Lehrstuhl Integrierte Automation<br />

an der Otto-<strong>von</strong>-Guericke-Universität<br />

Magdeburg. Seine Hauptarbeitsfelder umfassen<br />

Beschreibungsmethoden für Automatisierungsgeräte<br />

und -systeme (Funktionsblocktechnologie,<br />

Feldbusprofile,<br />

Gerätebeschreibungen (EDD), FDT, IEC<br />

61131), Engineeringmethoden und Informationsmanagement<br />

(Objektorientierte Analyse<br />

und Design, UML, Web-Technologien,<br />

Wissensverarbeitung), formale und formalisierte<br />

Methoden in der Automatisierungstechnik.<br />

Er ist in nationalen und internationalen<br />

Standardisierungs- und Fach gremien<br />

(IEC, DKE, ZVEI, PNO) tätig.<br />

Otto-<strong>von</strong>-Guericke-Universität Magdeburg,<br />

Institut für Automatisierungstechnik,<br />

PF 4120, D-39016 Magdeburg,<br />

Tel. +49 (0) 391 671 84 99,<br />

E-Mail: christian.diedrich@ovgu.de<br />

Sprechstunde<br />

3. Explosionsschutz-Sprechstunde<br />

Explosionsschutz<br />

14. + 15.11.2012, Mannheim, Pepperl+Fuchs GmbH<br />

www.explosionsschutz-sprechstunde.de<br />

Save the date!<br />

Themen<br />

Installation und Betrieb explosionsgeschützter Anlagen<br />

Typische Fehler bei unterschiedlichen Zündschutzarten<br />

Der korrekte Nachweis der Eigensicherheit<br />

Fachgerechte Reparatur und Prüfung <strong>von</strong><br />

explosionsgeschützten Betriebsmitteln<br />

58<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012<br />

Termin<br />

Mittwoch, 14.11.2012<br />

Veranstaltung (11:30 – 17:30 Uhr)<br />

„Get-Together“ mit Abendessen (ab 18:30 Uhr)<br />

Donnerstag, 15.11.2012<br />

Veranstaltung (9:00 – 15:00 Uhr)<br />

Weitere Informationen und Online-Anmeldung unter www.explosionsschutz-sprechstunde.de


SIL<br />

Sprechstunde<br />

4. SIL-Sprechstunde<br />

Funktionale Sicherheit<br />

18. + 19.9.2012, Mannheim, Pepperl+Fuchs GmbH<br />

www.sil-sprechstunde.de<br />

PLT-Schutzeinrichtung<br />

Programm<br />

Moderation: Jürgen George,<br />

Pepperl+Fuchs GmbH<br />

Wann und Wo?<br />

Prinzip der SIL-Bewertung<br />

Parameter der SIL-Bewertung<br />

Vermeidung systematischer Fehler<br />

Bewertung zufälliger Fehler<br />

Gerätequalifikation aufgrund „früherer Verwendung“<br />

Referenten<br />

Dirk Hablawetz, BASF SE<br />

Dr. Andreas Hildebrandt, Pepperl+Fuchs GmbH<br />

Udo Hug, BImSchG § 29a Sachverständiger<br />

Gerhard Jung, Pepperl+Fuchs GmbH<br />

Dr. Thomas Karte, Samson AG<br />

Dr. Gerold Klotz-Engmann, Endress+Hauser Messtechnik<br />

GmbH + Co. KG<br />

Josef Kuboth, Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Bernd Schroers, Bayer Technology Services<br />

Heiko Schween, HIMA Paul Hildebrandt GmbH + Co KG<br />

Johann Ströbl, TÜV Süd Industrie Service GmbH<br />

Termin<br />

Dienstag, 18.09.2012<br />

Veranstaltung (11:30 – 16:30 Uhr)<br />

„Get-Together“ mit Abendessen (ab 17:30 Uhr)<br />

Mittwoch, 19.09.2012<br />

Veranstaltung (9:00 – 15:00 Uhr)<br />

Ort<br />

Mannheim, Pepperl+Fuchs GmbH<br />

Thema<br />

SIL – Qualifizierung <strong>von</strong> PLT-Schutzeinrichtungen<br />

Teilnahmegebühr<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong>-Abonnenten 540 € zzgl. MwSt<br />

Firmenempfehlung 590 € zzgl. MwSt<br />

reguläre Teilnahmegebühr 690 € zzgl. MwSt<br />

Im Preis enthalten sind die Tagungsunterlagen<br />

sowie das Catering (Kaffee, 2x Mittagsimbiss,<br />

„Get-Together“ mit Abendessen).<br />

Veranstalter<br />

Fragen Sie!<br />

Die Explosionsschutz-Sprechstunde gibt Ihnen ausreichend Gelegenheit,<br />

Ihre individuellen Fragen zu stellen und offen mit den praxiserfahrenen<br />

Referenten zu diskutieren.<br />

Stellen Sie Ihre Fragen rechtzeitig unter www.sil-sprechstunde.de<br />

Weitere Informationen und Online-Anmeldung<br />

unter www.sil-sprechstunde.de<br />

Fax-Anmeldung: +49 (0) 89 45051-323 oder Online-Anmeldung: www.sil-sprechstunde.de<br />

Ich habe die <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> abonniert<br />

Ich komme auf Empfehlung <strong>von</strong> Firma: .....................................................................................................................................................................<br />

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✘<br />

Ort, Datum, Unterschrift<br />

Ihre freiwilligen Angaben werden zusammen mit den für die Vertragsabwicklung erforderlichen Daten <strong>von</strong> uns und der Unternehmensgruppe, unseren Dienstleistern sowie anderen<br />

ausgewählten Unternehmen verarbeitet und genutzt, um Sie über Produkte und Dienstleistungen zu informieren.<br />

Wenn Sie dies nicht mehr wünschen, schreiben Sie bitte an: Oldenbourg Industrieverlag, Rosenheimer Str. 145, D-81671 München


hauptbeitrag<br />

Modellbasierte<br />

Software-Entwicklung<br />

Prozess für sicherheitskritische embedded Systeme<br />

Dieser Beitrag beschreibt einen Prozess zur modellbasierten Entwicklung <strong>von</strong> IEC 61508-konformer<br />

eingebetteter Software in der industriellen Messtechnik. Die Entwicklungsaktivitäten<br />

einer V-Modell-Anpassung (Tailoring) werden dabei auf Basis <strong>von</strong> Unified-Modeling-<br />

Language-Modellen durchgeführt. Bestehende Schwächen der UML hinsichtlich der Modellierung<br />

<strong>von</strong> Sicherheitsaspekten werden durch eine UML-Erweiterung überwunden,<br />

die die Modellierung auf Produkt- und Prozessebene unterstützt. Damit wird die Dokumentation<br />

der Software in die Modelle integriert und somit der Aufwand für Zertifizierung<br />

und Entwicklung reduziert.<br />

SCHLAGWÖRTER Modellbasierte Softwareentwicklung / UML Profil / IEC 61508<br />

Model-based software development –<br />

A Process for safety-critical embedded Systems<br />

This article describes a model-based process for the development of IEC 61508 compliant<br />

embedded software in the industrial measurement domain. The process implements<br />

the activities of a V-Model tailoring based on UML models. Existing drawbacks of UML<br />

concerning the modelling of safety aspects are overcome by a UML extension that supports<br />

the process-side as well as the product side of the development. Integrating the<br />

software documentation into the UML models reduces the effort for software certification<br />

and development.<br />

KEYWORDS model-based software development / UML profile / IEC 61508<br />

60<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012


Dirk Kuschnerus, MiCHAEL GERDing, Attila Bilgic, Krohne Messtechnik<br />

Thomas MuSCH, Ruhr-Universität Bochum<br />

Ein immer bedeutenderer Teil des Mess- und Regelungsaufwands<br />

in der Prozessautomatisierung<br />

wird durch eingebettete Systeme realisiert, um<br />

bestehenden Einschränkungen bezüglich verfügbarer<br />

Energie und Gerätegröße gerecht zu<br />

werden. Wird ein solches eingebettetes System bei einem<br />

industriellen Prozess verwendet, der ein Risiko für Umwelt<br />

und Menschen darstellt, so ist das eingebettete System<br />

als sicherheitskritisch einzustufen.<br />

Diese spezielle Klasse <strong>von</strong> eingebetteten Systemen unterliegt<br />

besonderen Anforderungen hinsichtlich der Methodik<br />

und Dokumentation der Softwareentwicklung.<br />

Domänenspezifische und generische Sicherheitsstandards<br />

dokumentieren diese Anforderungen und dienen damit<br />

Entwicklern und Auditoren <strong>von</strong> sicherheitskritischen Systemen<br />

als Referenz. In der Prozessautomatisierung ist insbesondere<br />

der generische Standard IEC 61508 [1] relevant,<br />

der allgemeine Sicherheitsaspekte definiert sowie Empfehlungen<br />

für Aktivitäten und Techniken in den einzelnen<br />

Lebenszyklusphasen eines Softwaresystems gibt.<br />

Zusätzlich zu den Anforderungen dieses Standards<br />

wird die Entwicklung <strong>von</strong> sicherheitskritischen eingebetteten<br />

Systemen durch eine kontinuierlich steigende<br />

Systemkomplexität beeinflusst, deren Ursache beispielsweise<br />

in der Verlagerung <strong>von</strong> Systemfunktionen <strong>von</strong><br />

Hardware auf Software und im Bedarf nach umfassenderen<br />

Gerätelösungen zu finden ist. Diese steigende Komplexität<br />

– in Verbindung mit der Anforderung, ein breites<br />

Portfolio <strong>von</strong> Gerätekonfigurationen in verschiedenen<br />

Produktlinien in kürzester Zeit entwickeln und anbieten<br />

zu können – ist eine große Herausforderung bei der Entwicklung<br />

industrieller Messgeräte. Um dieser Herausforderung<br />

zu begegnen, muss die Systementwicklung in<br />

einem strukturierten Prozess durchgeführt werden, der<br />

besonderes Augenmerk auf die Wiederverwendung <strong>von</strong><br />

Entwicklungsartefakten auf verschiedenen Ebenen legt.<br />

Ein möglicher Ansatz hierzu ist die modellbasierte Softwareentwicklung,<br />

die sich im Rahmen bestehender Vorgehensmodelle<br />

verwenden lässt und Softwaremodelle<br />

als Schlüsselartefakte im Lebenszyklus eines Softwaresystems<br />

betrachtet.<br />

In diesem Beitrag wird als Modellierungstechnik die<br />

Unified Modeling Language (UML) genutzt, da sie einen<br />

industriellen Quasi-Standard darstellt und dementsprechend<br />

weit verbreitet ist. Im Artikel wird beschrieben,<br />

wie die UML verwendet und erweitert werden kann, um<br />

in Verbindung mit einem angepassten V-Modell vor dem<br />

Hintergrund der Sicherheitsnorm IEC 61508 sicherheitskritische<br />

eingebettete Systeme für die industrielle Messtechnik<br />

zu entwickeln.<br />

1. Das V-Modell im Kontext <strong>von</strong> ieC 61508<br />

Der Sicherheitsstandard IEC 61508 definiert mit dem<br />

Overall-Safety-Lifecycle einen Rahmenprozess, der für<br />

alle Lebenszyklusphasen eines sicherheitskritischen<br />

Systems Aktivitäten zur Gewährleistung der funktionalen<br />

Sicherheit definiert. Die Realisierung einer sicherheitskritischen<br />

Software als Teil des Overall-Safety-<br />

Lifecycles ist in einem eigenen Subprozess Software-<br />

Safety-Lifecycle in der Phase Realisierung beschrieben.<br />

Der Standard erlaubt hierbei die Wahl und Anpassung<br />

eines Vorgehensmodells für das individuelle Softwareentwicklungsprojekt,<br />

verlangt aber, bestimmte Anforderungen<br />

an Aktivitäten und deren Produkte und<br />

verwendete Methoden zur Durchführung einzuhalten.<br />

Die Verwendung eines V-Modell-Tailorings, das die Anforderungen<br />

an einen sicheren Softwareprozess erfüllt,<br />

wird in IEC 61508 dabei explizit als Option genannt und<br />

ist in Bild 1 dargestellt<br />

Die Ausprägung der Aktivitäten im Sicherheitsprozess<br />

hängt <strong>von</strong> den Sicherheitsanforderungen ab, die an die<br />

Sicherheitsfunktion gestellt werden, für deren Ausführung<br />

die zu entwickelnde Software verantwortlich ist.<br />

Je nach Einsatzgebiet müssen die Sicherheitsfunktionen<br />

einem bestimmten Sicherheitslevel (Safety Integrity Level,<br />

SIL) genügen. Für Hardwarebestandteile eines Systems<br />

bedeutet die Konformität zu einem bestimmten<br />

Level dabei primär den Nachweis einer bestimmten Zuverlässigkeit,<br />

während für Software hauptsächlich die<br />

zu verwendenden Methoden und Techniken für die Ent-<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012<br />

61


Hauptbeitrag | aUtomation 2012<br />

wicklungsaktivitäten vom SIL abhängen. Der Standard<br />

macht dabei für jede Aktivität Empfehlungen bezüglich<br />

der Verwendbarkeit für die verschiedenen Sicherheitslevel.<br />

In einem Sicherheitsaudit der Software muss vor<br />

der Marktreife nachgewiesen werden, dass die stark<br />

empfohlenen (highly recommended) Techniken verwendet<br />

und die nicht empfohlenen Techniken gemieden<br />

wurden. Der vorgestellte Prozess orientiert sich an den<br />

Empfehlungen für das zweithöchste Sicherheitslevel<br />

SIL 3. Die im folgenden Abschnitt beschriebene UML-<br />

Erweiterung bietet dem Entwickler umfassende Unterstützung<br />

für die Einhaltung des Sicherheitsstandards in<br />

Hinblick auf die Entwicklungsaktivitäten. Die Verwendung<br />

<strong>von</strong> modellbasierten Methoden an sich deckt dabei<br />

bereits Anforderungen aus IEC 61508 ab.<br />

2. Erweiterung der UML<br />

Die UML verfügt, wie eingangs beschrieben, nur über<br />

unzureichende Notationselemente in Hinblick auf Sicherheitsaspekte.<br />

Beispielsweise ist es nicht möglich,<br />

bereits zertifizierte Softwarekomponenten zu kennzeichnen,<br />

oder explizit darzustellen, welche Modellelemente<br />

sicherheitskritisch sind. Dieser Mangel führt zu einer<br />

Auslagerung <strong>von</strong> Sicherheitsaspekten in externe Dokumente,<br />

was den Wartungsaufwand und die Komplexität<br />

der Gesamtbeschreibung erhöht und zudem dem Ansatz<br />

der modellbasierten Softwareentwicklung widerspricht,<br />

Modelle als Schlüsselartefakte zu verwenden. Ferner<br />

haben weiterführende Techniken, wie die modellbasierte<br />

Analyse <strong>von</strong> Softwareänderungen und automatische<br />

Codegenerierung, die Möglichkeit, modellierte Sicherheitsaspekte<br />

auszunutzen und so den Arbeitsaufwand<br />

für Softwareentwickler zu reduzieren.<br />

Aus dieser Motivation heraus wurde <strong>von</strong> uns eine Erweiterung<br />

der UML um Sprachelemente zur Abbildung<br />

<strong>von</strong> IEC 61508 in UML-Modellen entwickelt. Die Erweiterung<br />

nutzt den UML-Profilmechanismus [3], der auf<br />

bestehenden UML-Metamodellen aufsetzt und dadurch<br />

eine problemlose Integration der Erweiterung in bestehende<br />

Modellierungswerkzeuge erlaubt.<br />

Bild 2 zeigt die Vorgehensweise bei der Erstellung des<br />

UML-Profils. Die Sicherheitskonzepte des Standards IEC<br />

61508 wurden zunächst in ein Domain-Model extrahiert,<br />

das als Zwischenbeschreibung vor der Realisierung des<br />

eigentlichen Profils dient. Dieses Vorgehen führt zu präziseren<br />

Ergebnissen als die direkte Ableitung, da sich<br />

die Konzepte des Sicherheitsstandards ohne jegliche<br />

Implementierungsdetails, in diesem Fall also ohne unerwünschte<br />

Seiteneffekte des UML-Profilmechanismus,<br />

ableiten lassen [4]. Bei der anschließenden Ableitung des<br />

Profils aus dem Domain-Model wurde Wert darauf gelegt,<br />

Konzepte wiederzuverwenden, die bereits in den standardisierten<br />

Profilen SysML [6] und Marte (Modeling<br />

and Analysis of Real-Time and Embedded Systems) [5]<br />

realisiert sind, um so die Akzeptanz zu steigern und eine<br />

Einarbeitung in das Profil zu erleichtern.<br />

Das Profil ist in die beiden Teile Software-Development-Activities<br />

und Standard-Specific-Concepts unterteilt,<br />

um die zwei Hauptbereiche <strong>von</strong> IEC 61508 bezüglich<br />

der Softwareentwicklung abzubilden. Der erste Teil<br />

des Profils zielt darauf ab, Prozessbeteiligten ein Rahmenwerk<br />

zur Hand zu geben, das die Empfehlungen und<br />

Anforderungen des Sicherheitsstandards an den Prozess<br />

der Softwareentwicklung abbildet.<br />

Bild 3 zeigt das Grundmodell des Rahmenwerks, das<br />

den Zusammenhang eines zertifizierten Softwaremoduls<br />

(TrustedSWModule) mit dem Prozess zeigt, in dem das<br />

Modul entwickelt wurde. Wie in Abschnitt 1 erläutert,<br />

enthält IEC 61508 detaillierte Anforderungen in Form<br />

<strong>von</strong> empfohlenen Methoden und Techniken für jede Aktivität<br />

dieses Software-Entwicklungsprozesses. Diese<br />

Anforderungen sind im UML-Profil durch die SILActivity<br />

und die damit verbundene SILTechnique dargestellt.<br />

Jeder Technik kann ein Satz <strong>von</strong> Recommendations zugeordnet<br />

werden, die Empfehlungen des Sicherheitsstandards<br />

für verschiedene Sicherheitsstufen darstellen.<br />

Wird eine Empfehlung verletzt, muss dies durch eine<br />

Rationale begründet werden. Zur Überprüfung der Einhaltung<br />

der Empfehlungen aus IEC 61508 verwendet das<br />

UML-Profil formale Constraints der Object-Constraint-<br />

Language [7], mit deren Hilfe eine automatisierte Überprüfung<br />

realisiert werden kann. Analog zur Verwendung<br />

des Profilmechanismus besteht auch hier der Vorteil,<br />

dass weiterführende Ansätze und viele vorhandene Modellierungswerkzeuge<br />

in der Lage sind, OCL Constraints<br />

zu evaluieren.<br />

Das vorgestellte Rahmenwerk wird im Entwicklungsprozess<br />

zu mehreren Zwecken eingesetzt. Durch die<br />

explizite Modellierung <strong>von</strong> verwendeten Methoden und<br />

Techniken und die damit verbundenen Hintergrundinformationen<br />

bezüglich IEC 61508 kann zum einen eine<br />

direkte Rückmeldung der noch offenen Prozessanforderungen<br />

an den Entwickler erfolgen. Dadurch wird<br />

dieser bei der Entwicklung sicherheitskritischer Software<br />

deutlich entlastet. Das Rahmenwerk kann zum<br />

anderen verwendet werden, um Auditoren detaillierte<br />

Einblicke in die Methodik der Softwareentwicklung zu<br />

geben, um so die Ab nahme der Software zu erleichtern.<br />

Beide Facetten tragen zur Integration <strong>von</strong> Sicherheitsinformationen<br />

in Modelle bei und verringern so orthogonale<br />

Dokumentations- und Wartungsarbeit. Der erste<br />

Profilteil ist beispielhaft in der Sicht SIL-Prozessrahmenwerk<br />

in Bild 4 dargestellt.<br />

Der zweite Teil des UML-Profils, die Standard-Specific-Concepts,<br />

enthält Modellierungselemente, die,<br />

wie zuvor beschrieben, in der UML nicht vorhanden,<br />

aber für ein sicherheitskritisches Softwaresystem <strong>von</strong><br />

Bedeutung sind. Durch Ihre Verwendung wird der Modellierungsaufwand<br />

für die Entwickler verringert und<br />

die Informationsdichte der Softwaremodelle deutlich<br />

verbessert. Beispielsweise beinhaltet dieser Profilteil<br />

ein Konzept zur Unterscheidung <strong>von</strong> sicherheitskritischen<br />

und nichtkritischen Modellelementen durch<br />

Stereotypen sowie zur Modellierung eines bereits zertifizierten<br />

Teils der Software zur Unterstützung der<br />

Wiederverwendung.<br />

Die Anwendung des UML-Profils im beschriebenen<br />

Software-Entwicklungsprozess wird im folgenden<br />

Abschnitt erläutert. Weitere Aspekte des Profils finden<br />

sich in [2].<br />

62<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012


3. Modellbasierter Entwicklungsprozess<br />

Dieser Abschnitt beschreibt die modellbasierte Umsetzung<br />

der Entwicklungsaktivitäten des in Abschnitt 1<br />

beschriebenen V-Modell-Tailorings. Bild 4 zeigt eine<br />

Übersicht der in den einzelnen Entwicklungsaktivitäten<br />

verwendeten Modelle. Besonderes Augenmerk bei der<br />

Definition des modellbasierten Prozesses lag auf der Modellierung<br />

<strong>von</strong> Sicherheitsaspekten durch das zuvor<br />

eingeführte UML-Profil sowie der Beherrschung <strong>von</strong><br />

Komplexität durch Abstraktion und Sichten. In Bild 4<br />

sind zur besseren Veranschaulichung die Abstraktionsbeziehungen<br />

durch durchgezogene Pfeile sowie die Sichten<br />

durch vertikale Unterteilungen gekennzeichnet.<br />

Weiterhin legt die Norm IEC 61508 besonderen Wert auf<br />

eine durchgehende Nachverfolgbarkeit (Traceability) der<br />

Anforderungen auf spätere Entwicklungsartefakte und<br />

umgekehrt. Diese Nachverfolgbarkeit kann entweder explizit<br />

durch Tracelinks in den Modellen oder implizit<br />

durch die Bezeichner der Modellelemente realisiert werden.<br />

Bild 4 stellt die Traceability-Beziehungen exemplarisch<br />

durch gestrichelte Pfeile dar. Im Folgenden werden<br />

die Prozessaktivitäten jeweils als Querschnitt über alle<br />

drei Ebenen beschrieben.<br />

Der Entwicklungsprozess beginnt mit der Spezifikation<br />

der Anforderungen an die zu erstellende Software.<br />

Dieser Anforderungsbeschreibung wird in der Softwareentwicklung<br />

nach IEC 61508 eine essenzielle Bedeutung<br />

zugewiesen. Um <strong>von</strong> Beginn an eine lückenlose<br />

Traceability zu gewährleisten, erweitert der hier vorgestellte<br />

Prozess das SysML-Anforderungsdiagramm um<br />

die Möglichkeit, Sicherheitsanforderungen (SR) zu modellieren.<br />

So lassen sich Sicherheitsanforderungen direkt<br />

oder aus einer anderen Quelle, wie einem Anforderungsmanagement-Werkzeug,<br />

in die modellbasierte<br />

Darstellung integrieren.<br />

Die funktionalen Anforderungen (FR) werden mithilfe<br />

<strong>von</strong> Use-Cases beschrieben und deren Ablauf mithilfe<br />

<strong>von</strong> Sequenzdiagrammen detailliert. Die Modellierung<br />

<strong>von</strong> nichtfunktionalen Anforderungen (NFR) hängt vom<br />

Typ der jeweiligen Anforderung ab. Die im Hinblick auf<br />

Messwerte besonders relevanten Anforderungen an Performanz<br />

oder Antwortzeiten können beispielsweise in<br />

Sequenzdiagramme eingebracht werden, Anforderungen<br />

wie Energiebedarf werden aus dem SysML-Anforderungsdiagramm<br />

heraus mit korrespondierenden Architekturelementen<br />

verknüpft. Zudem leiten sich die im<br />

UML-Profil enthaltenen Techniken und Maßnahmen<br />

meist aus Sicherheitsanforderungen ab. Bestimmte sichere<br />

Übertragungskonzepte für Messdaten werden beispielsweise<br />

in den Sicherheitsanforderungen verlangt<br />

und auch in der Architektur umgesetzt. Dies kann durch<br />

das UML-Profil explizit dargestellt werden und spiegelt<br />

sich in Bild 4 durch die Tracelinks zwischen Sicherheitsanforderungen,<br />

Techniken und Deployment-Diagramm<br />

wider. Bereits bei der Definition <strong>von</strong> Anforderungen dienen<br />

also die oben beschriebenen drei Sichten SIL-Prozessrahmenwerk,<br />

Struktur und Verhalten sowie die Abstraktionsmöglichkeiten<br />

des Anforderungsdiagramms<br />

und die Verfeinerung <strong>von</strong> Use-Cases durch Sequenzdiagramme<br />

der Beherrschung der Komplexität. Die Verbindung<br />

zwischen Techniken der Sicherheitsprozesssicht<br />

und Modellelementen der anderen Sichten, die hier für<br />

Anforderungen beschrieben wurde, ist zur Realisierung<br />

des Rahmenwerks in allen Aktivitäten des Entwicklungsprozesses<br />

vorhanden.<br />

Ausgehend <strong>von</strong> den Anforderungen wird eine Darstellung<br />

der Softwarearchitektur auf hoher Abstraktionsebe-<br />

BILD 1: Vorgehensbausteine für die Softwareentwicklung<br />

aus IEC 61508 [1]<br />

BILD 2: Entwicklung des UML-Profils<br />

für IEC 61508<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012<br />

63


Hauptbeitrag | aUtomation 2012<br />

ne entwickelt. Die Struktursicht beinhaltet dabei eine<br />

funktionale Unterteilung der Software in <strong>Komponenten</strong><br />

eines UML-<strong>Komponenten</strong>diagramms. In Hinblick auf<br />

IEC 61508 sind dabei insbesondere die durch das UML-<br />

Profil ermöglichte Unterteilung in sicherheitskritische<br />

und nichtkritische <strong>Komponenten</strong> sowie die Darstellung<br />

vorhandener Trennmechanismen zwischen diesen <strong>Komponenten</strong><br />

auf hoher Abstraktionsebene relevant.<br />

Die spezifizierten <strong>Komponenten</strong> werden anschließend<br />

mithilfe des UML-Deployment-Diagramms den<br />

jeweils ausführenden Knoten zugeordnet. Um das Verhalten<br />

des Systems auf der Abstraktionsebene der Architektur<br />

zu beschreiben, verwendet unser Prozess ein<br />

abstraktes Aktivitätsdiagramm, in dem das Zusammenwirken<br />

der verschiedenen <strong>Komponenten</strong> dargestellt ist.<br />

In diesem Stadium der Entwicklung ist das Verhalten<br />

dabei auf abstrakte Funktionsbeschreibungen reduziert.<br />

Die Sicht des Sicherheitsprozesses beinhaltet in<br />

dieser Entwicklungsaktivität die bereits beschriebenen<br />

Techniken. Im Deployment-Diagramm wäre eine solche<br />

Maßnahme beispielsweise die physikalische Trennung<br />

<strong>von</strong> sicherheitskritischen und nichtkritischen <strong>Komponenten</strong><br />

auf unterschiedlichen Knoten. Hierbei können<br />

Konzepte des Marte-Profils verwendet werden, die es<br />

ermöglichen, Hardwaredetails sowie Speicherpartitionen<br />

zu beschreiben.<br />

Nach der Spezifikation einer Softwarearchitektur erfolgt<br />

in der Prozessaktivität Software-System-Design<br />

deren Dekomposition in eine detailliertere Form. Die<br />

<strong>Komponenten</strong> der Software werden in diesem Schritt<br />

in funktionale Subkomponenten aufgespalten. Ein Beispiel<br />

für eine solche Dekomposition wäre die Unterteilung<br />

einer Sensorsoftware in die Subkomponenten Datenverarbeitung<br />

und Datenübertragung. Dazu werden<br />

weiterhin UML-<strong>Komponenten</strong>diagramme verwendet,<br />

die die Verfeinerung durch Kompositionsbeziehungen<br />

zwischen einer Komponente und deren Subkomponenten<br />

darstellen.<br />

Alle beschriebenen Elemente bis auf Klassenebene<br />

hinab können in der Sicht des Sicherheitsprozesses als<br />

bereits zertifiziert gekennzeichnet und die zugehörige<br />

Zertifizierung detailliert mit Profilmodellelementen beschrieben<br />

werden. Im Software-System-Design sind diesbezüglich<br />

besonders die Schnittstellen zwischen sicherheitskritischen<br />

und nichtkritischen Subkomponenten<br />

interessant. Hierfür bietet das zuvor beschriebene UML-<br />

Profil die Möglichkeit, sicherheitsrelevante Schnittstellen<br />

explizit zu kennzeichnen.<br />

Die Verhaltenssicht besteht in dieser Entwicklungsphase<br />

aus der Verfeinerung der Aktivitätsdiagramme aus<br />

der Architektur. Jede Komponente ist dabei wie in Bild 4<br />

skizziert durch Aktivitätsdiagramme spezifiziert, die<br />

das Zusammenwirken der Subkomponenten innerhalb<br />

der Komponente zeigen. Dabei sind die Aktivitäten der<br />

Diagramme bereits auf Funktionsebene detailliert, zeigen<br />

also die eigentlichen Funktionen der Subkomponenten<br />

und deren Aufrufreihenfolge. Bei stark ereignisbasierten<br />

Systemen kann es auf dieser Abstraktionsebene<br />

sinnvoll sein, die Funktionen der Subkomponenten in<br />

UML-Zustandsdiagrammen abzubilden, was daher in<br />

diesem Prozess alternativ vorgesehen ist.<br />

Die tiefste konzeptuelle Verfeinerungsebene des V-<br />

Modell-Tailorings wird durch das Moduldesign realisiert.<br />

Dabei werden in der strukturellen Sicht UML-<br />

Klassen aus den Subkomponenten auf tiefster Ebene<br />

abgeleitet, die eine vollständige Spezifikation der später<br />

zu implementierenden Funktionssignaturen und Variablendeklarationen<br />

enthalten. Da dieser Prozess auf eingebettete<br />

Systeme abzielt, die größtenteils nicht objektorientiert<br />

realisiert sind, ist die Klassendefinition nicht<br />

im objektorientierten Sinne, sondern als Repräsentation<br />

einer physikalischen Entität zu betrachten. Eine Klasse<br />

ist bei Verwendung der Programmiersprache C beispielsweise<br />

durch eine C-Datei und eine korrespondierende<br />

Headerdatei repräsentiert. Die Beschreibung des Verhaltens<br />

dieser Klassen wird durch Aktivitätsdiagramme<br />

realisiert, die jeweils eine Funktion der Klassen in ihrem<br />

Ablauf spezifizieren.<br />

Die Modulbeschreibung liefert die detaillierte Vorlage<br />

für die Implementierung des Softwaresystems. Die eigentliche<br />

Umsetzung dieser Vorlage kann entweder<br />

durch automatisierte Codegenerierung bei ausreichend<br />

detailliert modellierten Aktivitätsdiagrammen, durch<br />

manuelles Erzeugen des Quellcodes oder durch Wiederverwendung<br />

erfolgen. Die Wiederverwendung basiert<br />

dabei auf der zuvor beschriebenen expliziten Modellierung<br />

<strong>von</strong> zertifizierten Modellelementen und deren Traceability<br />

zu Codefragmenten in einer Code-Datenbank.<br />

Zusätzlich besteht durch das Rahmenwerk die Möglichkeit,<br />

Techniken aus IEC 61508 mit Codefragmenten zu<br />

verknüpfen und so beispielsweise zertifizierten Code für<br />

die sichere Kommunikation bereitzustellen. Auf diese<br />

Weise können modellbasierte Spezifikation sowie Quellcode<br />

ohne redundanten Dokumentationsaufwand wiederverwendet<br />

werden.<br />

Die Validierungs- und Verifikationsaktivitäten des V-<br />

Modells profitieren ebenfalls in hohem Maße <strong>von</strong> dem<br />

beschriebenen modellbasierten Vorgehen. Die Modelle<br />

der jeweiligen Entwicklungsphasen dienen dabei jeweils<br />

als Grundlage zur Ableitung und Durchführung <strong>von</strong><br />

Testfällen. Der unmittelbar auf die Implementierungsphase<br />

folgende Modultest profitiert beispielsweise <strong>von</strong><br />

den detaillierten Aktivitätsdiagrammen, die unter anderem<br />

zur Bestimmung der Testabdeckung verwendet werden<br />

können.<br />

Beim Integrationstest auf Modulebene sind hinsichtlich<br />

des Testens insbesondere die Schnittstellenbeschreibungen<br />

der Subkomponenten relevant. Durch die<br />

explizite Modellierung <strong>von</strong> sicherheitskritischen<br />

Schnittstellen unterstützt unser Prozess dabei Betrachtungen<br />

der Fehlerfortpflanzung zwischen sicherheitskritischen<br />

und nichtkritischen Subkomponenten. Im Integrationstest<br />

auf Architekturebene können die <strong>von</strong> unserem<br />

Prozess geforderte modellbasierte Beschreibung des<br />

Deployments und die durch das Rahmenwerk bereitgestellten<br />

Kommunikationskonzepte zur Ableitung <strong>von</strong><br />

Integrationstests dienen. Die abschließende Validierung<br />

des Softwaresystems erfolgt anhand der SysML-Anforderungen<br />

und Testfallszenarien, die sich aus den Detailszenarien<br />

der Use Cases ableiten lassen.<br />

Das in Abschnitt 2 beschriebene Rahmenwerk unterstützt<br />

zudem aktiv die Zertifizierung des Softwaresys-<br />

64<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012


ild 3: Grundmodell des Rahmenwerks zur Prozessunterstützung<br />

bild 4: Modellbasierter Entwicklungsprozess<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012<br />

65


Hauptbeitrag | aUtomation 2012<br />

tems, indem die Sicht SIL-Sicherheitsprozess eine auswert-<br />

und belastbare Übersicht der in den jeweiligen<br />

Entwicklungsaktivitäten verwendeten Methoden und<br />

Techniken bietet. So lässt sich die standardkonforme<br />

Entwicklung der einzelnen Softwareteile zeigen.<br />

Fazit und Ausblick<br />

Dieser Beitrag definiert einen Prozess zur modellbasierten<br />

Softwareentwicklung in Anlehnung an ein im Sicherheitsstandard<br />

IEC 61508 definiertes V-Modell-<br />

Tailoring. Der Prozess verwendet zur Darstellung funktionaler<br />

Sicherheit eine hierzu entwickelte UML-Erweiterung,<br />

die die Modellierung <strong>von</strong> Sicherheitsaspekten<br />

auf Prozess- und Produktebene ermöglicht. Das mit unserem<br />

UML-Profil eingeführte Rahmenwerk unterstützt<br />

dabei prozessbegleitend den Nachweis normkonformer<br />

Entwicklung sowie die effiziente Modellierung spezieller<br />

Sicherheitskonzepte.<br />

Zukünftige Tätigkeiten enthalten die Evaluierung des<br />

Prozesses anhand <strong>von</strong> Fallstudien und realen Softwareprojekten<br />

sowie – wie im Overall-Safety-Lifecycle der IEC<br />

61508 vorgesehen – die ständige Prozessverbesserung im<br />

Anschluss an abgeschlossene Entwicklungsprojekte.<br />

Manuskripteingang<br />

09.05.2012<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

Autoren<br />

M.Sc. Dirk KuSCHnerus (geb. 1984) arbeitet seit<br />

2010 als Entwicklungsingenieur bei Krohne<br />

Messtechnik und als wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

an der Ruhr-Universität Bochum. Sein Forschungsschwerpunkt<br />

ist die modellbasierte<br />

Software-entwicklung für sicherheitskritische<br />

eingebettete Systeme.<br />

Krohne Messtechnik GmbH,<br />

Ludwig-Krohne-Straße 5, D-47058 Duisburg,<br />

Tel. +49 (0) 203 301 45 31,<br />

E-Mail: d.kuschnerus@krohne.com<br />

Dr.-Ing. MiCHAEL Gerding (geb. 1975) arbeitet seit<br />

2005 bei Krohne Messtechnik. Er war seit 2008 für<br />

die Forschung der Krohne-Gruppe verantwortlich<br />

und leitet heute die zentrale Konverter-Elek tronik-<br />

Entwicklung mit Schwerpunkten im Bereich<br />

energieeffizienter, wiederverwendbarer Embedded-<br />

Elektronik-<strong>Komponenten</strong>.<br />

Krohne Messtechnik GmbH,<br />

Ludwig-Krohne-Straße 5, D-47058 Duisburg,<br />

Tel. +49 (0) 203 301 41 52,<br />

E-Mail: m.gerding@krohne.com<br />

Referenzen<br />

[1] IEC 61508-3: Functional safety of electrical/electronic/<br />

programmable electronic safety-related systems.<br />

Part 3: Software requirements, 2010<br />

[2] Kuschnerus, D., Bruns, F., Bilgic, A., Musch, T.: A UML<br />

Profile for the Development of IEC 61508 Compliant<br />

Embedded Software. In: Online-Proceeedings<br />

Embedded Real-Time Software and Systems 2012<br />

(ERTS² 2012), 2012 (http://www.erts2012.org/<br />

Site/0P2RUC89/3C-4.pdf)<br />

[3] Fuentes-Fernandez, L., Vallecillo-Moreno, A.:<br />

An Introduction to UML Profiles. The European Journal<br />

for the Informatics Professional 5(2), April 2004<br />

[4] Selic, B.: A systematic approach to domain-specific<br />

language design using UML. In: Proceedings 10th IEEE<br />

International Symposium on Object and Component-<br />

Oriented Real-Time Distributed Computing (ISORC ’07),<br />

S. 2–9. IEEE CS, Washington DC 2007<br />

[5] object Management Group: UML Profile for MartE:<br />

Modeling and Analysis of Real-Time Embedded<br />

Systems, Version 1.0, 2009<br />

[6] object Management Group: OMG Systems Modeling<br />

Language, Version 1.2, 2010<br />

[7] object Management Group: Object Constraint<br />

Language, Version 2.2, 2010<br />

Dr.-Ing. Attila Bilgic (geb. 1968) ist Managing<br />

Director des Krohne-Stammsitzes in Duisburg<br />

und leitet als Chief Technology Officer die<br />

Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten<br />

der Krohne-Gruppe. Seine Forschungsschwerpunkte<br />

reichen <strong>von</strong> grundlegenden physikalischen<br />

Messprinzipien bis zu eingebetteten<br />

Systemarchitekturen.<br />

Krohne Messtechnik GmbH,<br />

Ludwig-Krohne-Straße 5, D-47058 Duisburg,<br />

Tel. +41 (0) 203 301 45 53,<br />

E-Mail: a.bilgic@krohne.com<br />

Prof. Dr.-Ing. THOMAS MuSCH (geb. 1968) leitet seit<br />

2008 den Lehrstuhl für Elektronische Schaltungstechnik<br />

an der Ruhr-Universität Bochum. Seine<br />

Forschungsschwerpunkte sind rausch arme<br />

fraktionale Synthesegeneratoren, Radar systeme<br />

für Mikrowellen-Entfernungsmessung sowie die<br />

industrielle Anwendung <strong>von</strong> Mikrowellen.<br />

Ruhr-Universität Bochum,<br />

Lehrstuhl für Elektronische Schaltungstechnik,<br />

Universitätsstraße 150, D-44780 Bochum,<br />

Tel. +49 (0) 234 322 71 15,<br />

E-Mail: thomas.musch@rub.de<br />

66<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012


BUS<br />

Sprechstunde<br />

BUS<br />

2. Feldbus-Sprechstunde<br />

Feldbus in der Prozessindustrie<br />

27. + 28.09.2012, Mannheim, Pepperl+Fuchs GmbH<br />

www.feldbus-sprechstunde.de<br />

Programm<br />

Moderation: Jürgen George,<br />

Pepperl+Fuchs GmbH<br />

Wann und Wo?<br />

Systemplanung: Auswahl der Geräte und <strong>Komponenten</strong><br />

Systemplanung: Feldbusinfrastruktur<br />

Systemplanung: Einsatz <strong>von</strong> Planungstools<br />

Systemplanung: Explosionsschutz und<br />

funktionale Sicherheit<br />

Inbetriebnahme: Hardware-Installation und<br />

-Inbetriebnahme<br />

Inbetriebnahme: Implementierung<br />

Inbetriebnahme: Systematische Fehlersuche<br />

Referenten<br />

Ronny Becker, Prüflabor MSR u. Analysentechnik,<br />

BIS Prozesstechnik GmbH<br />

Dr. Andreas Hildebrandt, Thomas Klatt,<br />

Thomas Westers, Pepperl+Fuchs GmbH<br />

Dr. Niels Kiupel, Degussa GmbH<br />

Sven Seintsch, Prüflabor MSR u. Analysentechnik,<br />

BIS Prozesstechnik GmbH<br />

Termin<br />

Donnerstag, 27.09.2012<br />

Veranstaltung (11:30 – 17:30 Uhr)<br />

„Get-Together“ mit Abendessen (ab 18:30 Uhr)<br />

Freitag, 28.09.2012<br />

Veranstaltung (9:00 – 15:00 Uhr)<br />

Ort<br />

Mannheim, Pepperl+Fuchs GmbH<br />

Thema<br />

Antworten zur Planung und<br />

Inbetriebnahme <strong>von</strong> Feldbussen<br />

Teilnahmegebühr<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong>-Abonnenten 540 € zzgl. MwSt<br />

Firmenempfehlung 590 € zzgl. MwSt<br />

reguläre Teilnahmegebühr 690 € zzgl. MwSt<br />

Im Preis enthalten sind die Tagungsunterlagen<br />

sowie das Catering (Kaffee, 2x Mittagsimbiss,<br />

„Get-Together“ mit Abendessen).<br />

Veranstalter<br />

Fragen Sie!<br />

Die Feldbus-Sprechstunde gibt Ihnen ausreichend Gelegenheit, Ihre<br />

individuellen Fragen zu stellen und offen mit den praxiserfahrenen<br />

Referenten zu diskutieren.<br />

Stellen Sie Ihre Fragen rechtzeitig unter<br />

www.feldbus-sprechstunde.de<br />

Weitere Informationen und Online-Anmeldung unter<br />

www.feldbus-sprechstunde.de<br />

Fax-Anmeldung: +49 (0) 89 45051-323 oder Online-Anmeldung: www.feldbus-sprechstunde.de<br />

Ich habe die <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> abonniert<br />

Ich komme auf Empfehlung <strong>von</strong> Firma: .....................................................................................................................................................................<br />

Vorname Nachname<br />

Telefon<br />

Telefax<br />

Firma/Institution<br />

E-Mail<br />

Straße/Postfach<br />

Land, PLZ, Ort<br />

Hausnummer<br />

✘<br />

Ort, Datum, Unterschrift<br />

Ihre freiwilligen Angaben werden zusammen mit den für die Vertragsabwicklung erforderlichen Daten <strong>von</strong> uns und der Unternehmensgruppe, unseren Dienstleistern sowie anderen<br />

ausgewählten Unternehmen verarbeitet und genutzt, um Sie über Produkte und Dienstleistungen zu informieren.<br />

Wenn Sie dies nicht mehr wünschen, schreiben Sie bitte an: Oldenbourg Industrieverlag, Rosenheimer Str. 145, D-81671 München


hauptbeitrag<br />

Automatische<br />

Wertebereichsanalyse<br />

Formale Verifikation für SPS-Programme<br />

Der Wertebereich ist die Menge aller Werte, die eine Variable während der Programmausführung<br />

tatsächlich annehmen kann. Der Beitrag stellt eine automatische Bestimmung<br />

der Wertebereiche <strong>von</strong> Variablen in SPS-Programmen vor. Mit dieser Information lassen<br />

sich Fehler schnell erkennen beziehungsweise ausschließen, ohne dass das korrekte Programmverhalten<br />

formal spezifiziert werden muss. Die verwendeten Techniken benötigen<br />

kein Modell des Programmverhaltens, sondern verarbeiten direkt den Programmcode. Der<br />

Ansatz ist im Werkzeug Arcade.PLC implementiert und wird an einer industriellen Fallstudie<br />

illustriert.<br />

SCHLAGWÖRTER SPS-Programmanalyse / Formale Verifikation / PLCopen<br />

Automatic Value-Set Analysis –<br />

Formal Verification of PLC Programs<br />

We present an approach to automatically determine the value sets of variables in PLC<br />

programs. The value set includes all values that a variable can take during all possible<br />

program executions. This information makes it possible to detect or exclude errors in PLC<br />

code without having to specify the correct behaviour formally. The verification techniques<br />

work directly on the program code so they do not require the program to have been translated<br />

into a formal model. The approach is implemented in the Arcade.PLC tool. An industrial<br />

case study is included.<br />

KEYWORDS PLC program analysis / formal verification / PLCopen<br />

68<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012


Sebastian BiALLAS, Stefan KOWALEWSKi, RWTH Aachen<br />

Bastian SCHLiCH, ABB Forschungszentrum Deutschland<br />

Speicherprogrammierbare Steuerungen (SPSen)<br />

werden oftmals in sicherheitskritischen Umgebungen<br />

eingesetzt, in denen ein Fehlverhalten<br />

des Programms schwerwiegende Folgen<br />

für Mensch oder Umwelt haben kann. Eine<br />

formale Überprüfung der Programme ist in solchen Fällen<br />

sinnvoll beziehungsweise nach IEC 61508 [1] empfohlen.<br />

Die meisten Ansätze zur formalen Verifikation<br />

<strong>von</strong> SPS-Code erfordern aber die Übertragung des Programmcodes<br />

in eine formale Darstellung als Eingabe in<br />

das entsprechende Werkzeug (zum Beispiel durch händische<br />

Modellierung) und die formale Spezifikation des<br />

korrekten Verhaltens (beispielsweise in einer geeigneten<br />

Logik). Die Autoren stellen ein Verfahren vor, das<br />

ohne diesen Aufwand funktioniert und trotzdem aussagekräftige<br />

Informationen über das Programmverhalten<br />

liefert, aus denen der Entwickler dann Rückschlüsse<br />

auf mögliche Fehler ziehen kann. Der Aufsatz ist eine<br />

erweiterte Fassung des Beitrags [3] zum Automation-<br />

Kongress 2012.<br />

Die <strong>von</strong> dem Analyseverfahren gelieferten Informationen<br />

sind die Wertebereiche der Variablen eines gegebenen<br />

SPS-Programms. Der Wertebereich ist die Menge<br />

aller Werte, die eine Variable in allen möglichen Programmabläufen<br />

annehmen kann. Wir stellen ein Verfahren<br />

vor, das für SPS-Programme in den Sprachen Anweisungsliste<br />

(IEC 61131 oder Siemens) und Strukturierter<br />

Text die Wertebereiche der Variablen mit den Typen<br />

Bool, Int und Enum ermittelt. Das Verfahren ist neben<br />

anderen formalen Analysetechniken für SPS-Programme<br />

in dem an der RWTH Aachen entwickelten Werkzeug<br />

Arcade.PLC implementiert.<br />

Die Ergebnisse der Wertebereichsanalyse unterstützen<br />

den Entwickler in mehrerer Hinsicht: Er sieht direkt, ob<br />

die Werte der Ausgänge innerhalb der erlaubten Spezifikation<br />

liegen. Kann ein Ausgang beispielsweise negative<br />

Werte annehmen, obwohl dies eigentlich nicht erlaubt<br />

ist, so ist dies unmittelbar zu erkennen. Zum anderen<br />

können in den ermittelten Wertebereichen unerwartete<br />

Werte stehen. Es könnte zum Beispiel ein<br />

Diagnosecode ermittelt werden, der in der Spezifikation<br />

nicht vorgesehen ist. Dies kann passieren, wenn Diagnosecodes<br />

falsch berechnet werden oder sie in der falschen<br />

Kodierung (binär, dezimal, hexadezimal) im<br />

Quelltext angegeben wurden. Die Wertebereichsanalyse<br />

erlaubt es, viele dieser Fehler direkt während der Entwicklungszeit<br />

zu erkennen.<br />

1. Verwandte Arbeiten<br />

Die erste Arbeit zur formalen Verifikation <strong>von</strong> SPS-Programmen<br />

geht zurück auf Moon [4]. Wie in späteren Ansätzen<br />

<strong>von</strong> Canet et al. [5], Mertke und Frey [6] und Pavlovic<br />

et al. [7] werden hier SPS-Programme in die Eingabe-Sprache<br />

eines Model-Checkers beziehungsweise in<br />

Petri-Netze übersetzt. Anschließend kann dann überprüft<br />

werden, ob die Programme einer Spezifikation genügen.<br />

Einen Ansatz zur formalen Verifikation beschreibt<br />

auch unsere Vorarbeit [8], die allerdings ohne<br />

den Übersetzungsschritt auskommt und das Modell direkt<br />

mit einem Simulator erzeugt.<br />

Im Gegensatz zu diesen Ansätzen, die überprüfen, ob<br />

das Programm eine (gegebene) Spezifikation einhält, beschreiben<br />

Bornot et al. [9] sowie Huuck [10] ein Verfahren<br />

zur statischen Analyse <strong>von</strong> Programmen in Anweisungsliste.<br />

Sie benutzen abstrakte Interpretation, um die Wertebereiche<br />

aller Variablen in jeder Zeile des Programmes<br />

zu ermitteln. Unser Ansatz hier folgt im Grundsatz derselben<br />

Idee, jedoch betrachten wir die Programmzeilen<br />

nicht einzeln, sondern werten nur die zwischen den<br />

Zyklen erreichbaren Zustände aus. Wir ermitteln so nur<br />

die tatsächlichen nach außen weitergeleiteten Werte und<br />

blenden innerhalb der Zyklen anfallende temporäre Werte<br />

aus. Wir unterstützen außerdem zusätzlich die Sprache<br />

Strukturierter Text.<br />

2. Wertebereichsanalyse<br />

Die Kernidee der Wertebereichsanalyse ist es, sämtliche<br />

einzelnen Werte, die eine Variable während der Pro-<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012<br />

69


Hauptbeitrag | Automation 2012<br />

grammausführung annehmen kann, zusammenzufassen<br />

und dem Benutzer zu präsentieren.<br />

2.1 Formales Modell<br />

Die Wertebereichsanalyse operiert auf einem Modell, das<br />

automatisch aus dem Programm erstellt wird. Dieses<br />

Modell repräsentiert den Zustandsraum des SPS-Programms.<br />

Jeder Zustand ist ein Tripel bestehend aus den<br />

Werten der Eingabevariablen, der Ausgabevariablen und<br />

der vom Programm intern benutzten Variablen (Merkern),<br />

die ihren Wert beim Zykluswechsel behalten. Eine<br />

Transition zwischen zwei Zuständen S1 und S2 wird in<br />

diesem Modell angenommen, wenn S2 in einem Zyklus<br />

<strong>von</strong> S1 erreichbar ist.<br />

Zur automatischen Erstellung des Modells nutzt Arcade.PLC<br />

einen eingebauten Simulator. Ausgehend vom<br />

Initialzustand des Programms werden sämtliche möglichen<br />

Programmverläufe simuliert. Dies geschieht, indem<br />

für jeden neuen Zustand S alle Werte des Wertebereiches<br />

aller Eingangsvariablen aufgezählt werden, und der Simulator<br />

einen Zyklus des Programms durchläuft. Alle<br />

sich daraus ergebenden Zustände sind dann die Folgezustände<br />

<strong>von</strong> S.<br />

Zwar lassen sich so theoretisch die Zustandsräume<br />

beliebiger Programme erstellen, jedoch ist dieser Ansatz<br />

für reale Programme nicht praktikabel: Für einen Eingang<br />

vom Typ Dint (Definitionsbereich: 0..2 32 -1) müssen<br />

bei diesem Ansatz für jeden Zustand über 4 Milliarden<br />

Nachfolger erstellt werden. Um diesem, auch als Zustands-Explosion<br />

bekannten Problem zu begegnen, fassen<br />

wir Zustände, die zu gleichem oder ähnlichen Programmverhalten<br />

führen, in Makrozuständen zusammen,<br />

das heißt wir führen eine Abstraktion durch. Das eingesetzte<br />

Abstraktionsverfahren wurde bereits in früheren<br />

Arbeiten beschrieben [12] und verwendet eine Verfeinerung<br />

der relevanten Wertebereiche. In dieser Arbeit benutzen<br />

wir diese Technik zum Zusammenfassen der<br />

einzelnen Variablenwerte.<br />

2.2 Abstraktion<br />

Die Abstraktion des Zustandsraumes erfolgt mit verschiedenen<br />

abstrakten Datentypen (im folgenden Domänen<br />

genannt), die sich zur unterschiedlichen Darstellung<br />

<strong>von</strong> Makrozuständen eignen. Wir nutzen zur kompakten<br />

und effizienten Speicherung <strong>von</strong> Wertebereichen verschiedene<br />

Domänen, welche unterschiedliche Genauigkeit<br />

in Abhängigkeit der auf ihnen durchgeführten Operationen<br />

erlauben. Durch Kombination der Domänen<br />

lassen sich so auch unterschiedliche Programmverläufe<br />

und -operationen präzise darstellen. Die implementierten<br />

Domänen werden nun im Einzelnen vorgestellt.<br />

Intervalle werden als Tupel [min, max] gespeichert.<br />

Lineare mathematische Operationen und Vergleiche<br />

lassen sich so einfach als Operationen auf den Intervallgrenzen<br />

implementieren. Multiplikationen führen jedoch<br />

zu einem Präzisionsverlust: Die Multiplikation des<br />

Intervalls [5, 7] mit 2 resultiert beispielsweise im Intervall<br />

[10, 14], welches die Werte 11 und 13 enthält, die<br />

keine Vielfachen <strong>von</strong> 2 sind. Nicht-lineare Operationen<br />

(wie beispielsweise ein bitweises Exklusives-Oder) führen<br />

in der Regel sogar dazu, dass die Intervalle den gesamten<br />

Definitionsbereich der Variable umfassen müssen,<br />

weil es nicht möglich ist, solche Operationen auf<br />

die Intervallgrenzen zurückzuführen. Auch arithmetische<br />

Überläufe können dazu führen, dass Intervalle<br />

aufgeteilt werden.<br />

Bit-Mengen stellen das Programmverhalten <strong>von</strong> Booleschen<br />

Verknüpfungen dar. In diesen Bit-Mengen wird für<br />

jedes einzelne Bit einer Variablen gespeichert, ob es 0, 1<br />

oder unbekannt (gekennzeichnet durch *) ist. Die Implementierung<br />

der Booleschen Funktionen geschieht dann<br />

bitweise: Zum Beispiel ist eine Oder-Verknüpfung eines<br />

gesetzten Bits mit einem unbekannten Bit wieder ein<br />

gesetztes Bit. Bei arithmetischen Verknüpfungen hingegen<br />

wirkt sich eine Operation mit einem unbekannten<br />

Bit auf alle Bits im Ergebnis aus, sodass die Anzahl der<br />

unbekannten Bits anwächst. Zum Beispiel gilt für die<br />

bitweise Und-Verknüpfung (1,0,1,*) & (*,1,1,0) = (*,0,1,0)<br />

wohingegen für die arithmetische Addition (1,0,1,*) +<br />

(0,0,0,1) = (1,*,*,*) gilt.<br />

k-Mengen sind Mengen, die maximal k verschiedene<br />

diskrete Werte speichern. Sobald es nötig ist, mehr als k<br />

Werte zu speichern, wird eine k-Menge auf den gesamten<br />

Definitionsbereich der Variable gesetzt. Dies ist nötig, da<br />

die Handhabung der k-Mengen ab einer gewissen Größe<br />

<strong>von</strong> k impraktikabel wird, weil alle Werte einzeln gespeichert<br />

und alle Programm-Operationen mit allen k<br />

Werten durchgeführt werden müssen. Die k-Mengen eignen<br />

sich besonders gut zur präzisen Speicherung <strong>von</strong><br />

Wertebereichen <strong>von</strong> Enum-Typen sowie Status- und Diagnose-Variablen.<br />

Unserer Erfahrung nach reicht dabei<br />

ein Wert <strong>von</strong> k = 50 für die meisten Anwendungen aus.<br />

Während der Simulation werden alle Rechenoperationen<br />

auf allen Domänen parallel ausgeführt. Wir erlauben<br />

es auch, dass zwischen den Domänen Informationen<br />

ausgetauscht werden, wenn eine Domäne präzisere Informationen<br />

als die anderen enthält. Sind zum Beispiel<br />

am Ende des Zyklus in der Bit-Menge alle Bits unbekannt,<br />

aber in der Intervall-Domäne steht [0, 3], so können<br />

alle Bits der Bit-Menge bis auf die unteren beiden auf<br />

0 gesetzt werden.<br />

2.3 Analyse der Wertebereiche<br />

Während der Zustandsraum erstellt wird, läuft gleichzeitig<br />

die Wertebereichsanalyse. Es wird dabei zunächst<br />

angenommen, dass für alle Variablen im Startzustand der<br />

Initialwert gilt. Dann wird der Zustandsraum aufgebaut,<br />

wobei für jeden neuen Zustand die dort möglichen Werte<br />

der Variablen ermittelt werden und der bisherige Wertebereich<br />

jeder Variablen mit dem neuen Wertebereich<br />

vereinigt wird. Diese Vereinigung wird unabhängig auf<br />

allen Domänen ausgeführt: Intervalle werden falls nötig<br />

vergrößert, bei Bitmengen werden Bits unter Umständen<br />

auf unbekannt gesetzt, und für die k-Mengen wird die<br />

übliche Mengenvereinigung durchgeführt. Am Ende der<br />

Analyse sind dann die Wertebereiche aller Variablen bekannt.<br />

Ihre Darstellung geschieht auf drei verschiedene<br />

Arten. Ein Beispiel ist in Bild 1 zu sehen. Hier wurde eine<br />

70<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012


BILD 1: Wertebereichsanalyse<br />

des Emergency-<br />

Stop-Bausteins mit<br />

Arcade.PLC. Dargestellt<br />

ist das Resultat für die<br />

Variable DiagCode.<br />

State: 1<br />

DiagCode=0<br />

Activate=1<br />

SF EmergencyStop<br />

BOOL Activate Ready BOOL<br />

SAFEBOOL S EStopIn S EStopOut SAFEBOOL<br />

SAFEBOOL S StartReset Error BOOL<br />

SAFEBOOL S AutoReset DiagCode WORD<br />

BOOL Reset<br />

BILD 3: SF_Equivalent-Funktionsblock aus der<br />

PLCopen [2]<br />

State: 2<br />

DiagCode=16#8001<br />

Activate=1, S_EStopIn=1, S_StartReset=1<br />

State: 3<br />

DiagCode=16#8000<br />

Activate=1, S_EStopIn=0<br />

State: 4<br />

DiagCode=16#8004<br />

Activate=1, S_EStopIn=1, S_AutoReset=0<br />

BILD 2: Zeuge, dass<br />

DiagCode=16#8005<br />

erreicht wird<br />

State: 5<br />

DiagCode=16#8005<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012<br />

71


Hauptbeitrag | Automation 2012<br />

Implementierung des <strong>von</strong> der PLCopen vorgegebenen<br />

EmergencyStop-Bausteins untersucht, die an unserem<br />

Lehrstuhl erstellt wurde. Es wird die Wertebereichsanalyse<br />

der Variablen DiagCode gezeigt, wobei die verschiedenen<br />

Darstellungen der Domänen in dem hervorgehobenen<br />

Rahmen nach Possible Values erkennbar sind.<br />

2.4 Wertebereichsanalyse als Überapproximation<br />

Zwar kann die Wertebereichsanalyse prinzipiell exakt<br />

ausgeführt werden, indem die Simulation nur auf konkreten<br />

Werten durchgeführt wird, jedoch ist dies bei<br />

realen Programmen nicht mehr praktikabel. Deswegen<br />

nutzen wir die bereits dargestellte Abstraktion durch<br />

die verschiedenen Domänen. Jede diese Domänen ist<br />

die Überapproximation einer Menge: Beispielsweise<br />

werden mehr als k Werte in den k-Mengen durch den<br />

gesamten Wertebereich überapproximiert und eine<br />

Menge gerader Werte durch ein Intervall, das auch die<br />

dazwischenliegenden ungeraden Werte enthält. Auch<br />

kann die Wertebereichsanalyse zwar eine Abschätzung<br />

für jede Variable des Programms angeben; relationale<br />

Informationen (Abhängigkeiten zwischen Variablen)<br />

lassen sich mit den gewählten Domänen nicht darstellen.<br />

Das bedeutet zum Beispiel, wenn für die Variable<br />

x und die Variable y der Wertebereich [0, 10] gilt, dass<br />

sowohl x als auch y Werte zwischen 0 und 10 annehmen;<br />

falls jedoch x immer dem Wert <strong>von</strong> y entspricht,<br />

so lässt sich dies nicht aus der Ausgabe der Wertebereichsanalyse<br />

entnehmen.<br />

Die Wertebereichsanalyse gibt also eine Überapproximation<br />

des Programmverhaltens an, das heißt, dass nicht<br />

jeder der angezeigten Werte (und nicht jede Kombination)<br />

tatsächlich angenommen werden muss. Allerdings<br />

ist garantiert, dass nicht angezeigte Kombinationen niemals<br />

angenommen werden können. Dies ist bereits sehr<br />

hilfreich, wenn man „auf einen Blick“ bestimmtes Programmverhalten<br />

ausschließen möchte. Möchte man sicher<br />

wissen, ob ein bestimmter Wert der angezeigten<br />

Werte tatsächlich erreicht werden kann, so kann <strong>von</strong><br />

Arcade.PLC ein sogenannter „Zeuge“ generiert werden<br />

(Bild 2). Der Zeuge zeigt eine Sequenz <strong>von</strong> Eingabewerten<br />

des Programms, mit denen der gewünschte Zustand erreicht<br />

wird. Zur Generierung eines Zeugen verwenden<br />

wir die bereits in früheren Arbeiten beschriebene Technik<br />

des Model-Checkings [7, 11], die – ohne dass der Benutzer<br />

eingreifen muss – eine geeignete Formel generiert<br />

und überprüft.<br />

Zur Evaluierung des Ansatzes greifen wir ein Fallbeispiel<br />

auf, das bereits in [8] verwendet wurde. Es handelt<br />

sich um eine innerhalb <strong>von</strong> ABB für die AC500 entwickelte<br />

PLCopen Safety Bibliothek [2], aus der 17 verschiedene<br />

FBs betrachtet werden. Da es sich bei der Bibliothek<br />

um eine sicherheitsrelevante Bibliothek handelt, lohnt<br />

der zusätzliche Aufwand, den die Anwendung <strong>von</strong> formalen<br />

Methoden mit sich bringen kann.<br />

In unserem Beitrag zur Automation 2011 [8] haben<br />

wir zwei unterschiedliche Methoden verwendet: Model-Checking<br />

und Invarianten-Generierung. Beim Model-Checking<br />

spezifiziert der Anwender Eigenschaften<br />

mithilfe einer Logik (CTL und ptLTL). Arcade.PLC überprüft<br />

dann, ob der gewählte Funktionsblock die angegebene<br />

Eigenschaft erfüllt. In dem Fallbeispiel konnten<br />

alle gewünschten Eigenschaften mithilfe <strong>von</strong> Arcade.<br />

PLC bewiesen werden. Die Methode des Model-Che-<br />

Funktionsblock<br />

# Eingänge # Zeilen Zeit [s]<br />

1


ckings lohnt sich vor allem, um einzelne Bausteine im<br />

Detail zu untersuchen. Eine schnelle Überprüfung <strong>von</strong><br />

vielen Bausteinen ist nur eingeschränkt möglich, da die<br />

meisten funktionalen Eigenschaften nur für den jeweiligen<br />

Baustein gelten und somit für jeden zu überprüfenden<br />

Baustein erst die Eigenschaften spezifiziert werden<br />

müssen. Dieser Prozess kann langwierig sein und<br />

erfordert die Einarbeitung in die verwendete Spezifikationssprache.<br />

Die andere Technik, die wir in Biallas et al. 2011 [8]<br />

verwendet haben, ist die der Generierung <strong>von</strong> Invarianten.<br />

Dabei werden automatisch für alle Funktionsblöcke<br />

Invarianten erzeugt, die für den jeweiligen Funktionsblock<br />

gelten, das heißt, diese Technik benötigt keine<br />

Eingabe <strong>von</strong> Eigenschaften, die sie dann überprüft, sondern<br />

liefert <strong>von</strong> sich aus Eigenschaften des Programms.<br />

Dadurch lässt sie sich schnell auf eine größere Anzahl<br />

<strong>von</strong> Funktionsblöcken anwenden, ohne dass spezifische<br />

Eingaben nötig sind. Allerdings sind die erzeugten Invarianten<br />

nur eine Unterklasse der Eigenschaften, die das<br />

Model-Checking untersuchen kann, und zusätzlich benötigt<br />

die Interpretation der Invarianten häufig tieferes<br />

Wissen über das gewünschte Programmverhalten. In der<br />

Veröffentlichung konnten wir aber zeigen, dass der Ansatz<br />

interessante Erkenntnisse über die Funktionsblöcke<br />

erlaubt und dass viele der Invarianten ohne Fachwissen<br />

leicht zu verstehen sind.<br />

Hier stellen wir eine neue Technik vor, die in Arcade.<br />

PLC umgesetzt wurde, nämlich die zuvor beschriebene<br />

Wertebereichsanalyse. In der Fallstudie haben wir alle<br />

in der PLCopen-Safety-Bibliothek implementierten Bausteine<br />

mithilfe der Wertebereichsanalyse überprüft. Wir<br />

stellen zuerst die Größen und Laufzeiten der unterschiedlichen<br />

Funktionsbausteine dar. Danach gehen wir<br />

auf die detaillierte Analyse eines der Bausteine ein und<br />

präsentieren im Anschluss die generellen Ergebnisse aus<br />

der Fallstudie. Die gesamte Fallstudie wurde auf einem<br />

Laptop mit einem Intel Core Duo Prozessor mit 2,40 GHz<br />

und 4 GB Arbeitsspeicher durchgeführt. Als Betriebssystem<br />

wurde Windows 7 verwendet. In Arcade.PLC<br />

sind verschiedene weitere Abstraktionstechniken implementiert,<br />

die alle aktiviert wurden.<br />

Tabelle 1 stellt die Größen und die Laufzeiten der Analyse<br />

für die Bausteine aus der PLCopen-Safety-Bibliothek<br />

dar. Die Bausteine sind aus Gründen der Vertraulichkeit<br />

ohne Namen in randomisierter Reihenfolge dargestellt.<br />

Die Tabelle verdeutlicht, dass die Mehrzahl der Bausteine<br />

in unter 2 Sekunden überprüft werden konnte. Die<br />

Überprüfung <strong>von</strong> zwei Bausteinen hat etwas länger (< 20<br />

Sekunden) und <strong>von</strong> zwei weiteren Bausteinen deutlich<br />

länger gebraucht (< 350 Sekunden). Lediglich zwei Bausteine<br />

konnten innerhalb <strong>von</strong> 600 Sekunden (Timeout)<br />

nicht überprüft werden.<br />

Die Ergebnisse in der Tabelle zeigen, dass die Dauer<br />

der Überprüfung der Bausteine nicht linear mit ihrer<br />

Größe wächst. Die Überprüfung der zwei größten Bausteine<br />

wurde zwar in beiden Fällen abgebrochen, für die<br />

anderen Bausteine konnte dieser Zusammenhang aber<br />

nicht beobachtet werden. Der Baustein 8 hat beispielsweise<br />

593 Zeilen, die Überprüfung dauert aber nur 7,22<br />

Sekunden. Baustein 11 hat nur 392 Zeilen, die Überprüfung<br />

dauert aber fast 350 Sekunden. Die Dauer der Überprüfung<br />

hängt vor allem <strong>von</strong> der Anzahl und dem Typ<br />

der Ein- und Ausgänge ab. Im schlechtesten Fall ist die<br />

Laufzeit exponentiell zur Anzahl und Bitbreite (Typ) der<br />

Ein- und Ausgänge.<br />

Im Folgenden zeigen wir das Vorgehen beispielhaft<br />

für den SF_Equivalent Funktionsblock aus der PLCopen-<br />

Safety-Bibliothek, der auch in [8] als Beispiel diente.<br />

Die Spezifikation des Funktionsblocks haben wir direkt<br />

aus der PLCopen-Spezifikation [2] übernommen.<br />

Bild 3 stellt diesen Funktionsblock dar. Er hat vier Eingänge<br />

und vier Ausgänge. Die Hauptaufgabe dieses<br />

Bausteins ist es anzuzeigen, ob die beiden Eingänge<br />

S_ChannelA und S_ChannelB beide true sind. Ist dies<br />

der Fall und ist der Baustein gleichzeitig auch aktiv,<br />

wird am Ausgang S_Equivalent true ausgegeben. Ist einer<br />

der beiden Ausgänge false, so ist auch der Ausgang<br />

S_Equivalent false. Zusätzlich dazu werden noch bestimmte<br />

andere Bedingungen überprüft und gegebenenfalls<br />

ein Fehler angezeigt.<br />

Wie alle Funktionsblöcke aus der PLCopen hat auch<br />

der SF_Equivalent-Funktionsblock interne Zustände, die<br />

mithilfe des DiagCodes abgebildet werden. Dieser Funktionsblock<br />

hat 9 interne Zustände (0, 16#8000, 16#8001,<br />

16#8004, 16#8005, 16#8014, 16#C001, 16#C002, 16#C003),<br />

wobei die Zustände, die mit „C“ beginnen, Fehlerzustände<br />

repräsentieren (siehe auch Bild 1).<br />

Die Überprüfung dieses Bausteins mithilfe der Wertebereichsanalyse<br />

<strong>von</strong> Arcade.PLC dauerte weniger als 1<br />

Sekunde. Das Ergebnis ist für jede der im Programm<br />

vorkommenden Variablen und Konstanten eine Menge<br />

<strong>von</strong> Werten, die <strong>von</strong> diesen maximal angenommen werden.<br />

Für die Eingänge vom Typ Bool ist das Ergebnis hier<br />

nicht überraschend. Alle Booleschen Eingänge können<br />

den Wert false und den Wert true annehmen. Weiterhin<br />

hat Arcade.PLC festgestellt, dass Time alle möglichen<br />

Werte im Wertebereich annehmen kann. Diese Ergebnisse<br />

sind nicht verwunderlich, da dieses Eingaben für den<br />

Baustein sind und als offen betrachtet werden müssen,<br />

wenn der Funktionsblock alleine analysiert wird. Beschränkungen<br />

<strong>von</strong> Eingaben für Funktionsblöcke können<br />

vorkommen, wenn Arcade.PLC ganze Programme<br />

überprüft und Funktionsblöcke dann in bestimmten<br />

Kontexten ausgeführt werden.<br />

Für die Ausgänge vom Typ Bool liefert Arcade.PLC das<br />

gleiche Ergebnis wie für die Eingänge. Dieses Ergebnis<br />

gibt dem Anwender erst einmal keine zusätzlichen Informationen.<br />

Hier wäre die Invariantengenerierung [11].<br />

aussagekräftiger, da sie insbesondere Zusammenhänge<br />

zwischen Eingaben und Ausgaben darstellt. Allerdings<br />

konnten wir für frühe Entwicklungsversionen <strong>von</strong> anderen<br />

Funktionsblöcken mithilfe der Wertebereichanalyse<br />

feststellen, dass manche Boolesche Ausgänge nur<br />

auf false beziehungsweise true gesetzt wurden und somit<br />

ein Fehler in der Implementierung vorliegt.<br />

Den größten Nutzen für den Anwender hat die Analyse<br />

der Variablen DiagCode. Diese hat für den Funktionsblock<br />

SF_Equivalent herausgefunden, dass genau die<br />

oben beschriebenen Werte angenommen werden, das<br />

heißt, dass nur interne Zustände besucht werden, die<br />

auch im Standard definiert sind. Auch hier haben wir in<br />

anderen Funktionsblöcken in frühen Entwicklungsversionen<br />

Abweichungen feststellen können.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012<br />

73


Hauptbeitrag | Automation 2012<br />

Arcade.PLC gibt auch Auskunft über interne Variablen<br />

und Konstanten. Dadurch lässt sich feststellen, ob die Werte<br />

richtig definiert wurden und ob sie richtig verwendet<br />

wurden. Es fällt zum Beispiel auf, wenn eine Konstante<br />

definiert wurde, aber nicht in den Ergebnissen auftaucht.<br />

In der letzten Version, die wir <strong>von</strong> der PLCopen-Safety-<br />

Bibliothek überprüft haben, waren alle Wertebereiche<br />

der Variablen wie erwartet. Daher haben wir auch frühe<br />

Forschungs- und Entwicklungsversionen der Bibliothek<br />

überprüft. Hier konnten wir alle oben beschriebenen<br />

Probleme finden. Es gab Ausgaben, die nicht gesetzt wurden,<br />

Timer, die nicht gestartet wurden, DiagCodes, die<br />

gefehlt haben und DiagCodes, die falsch waren. Der Einsatz<br />

<strong>von</strong> Arcade.PLC beim Debugging hätte hier während<br />

der Entwicklung Zeit gespart.<br />

Die Überprüfung der Wertebereiche vor allem in frühen<br />

Entwicklungsphasen ist besonders nützlich. Die<br />

Analyse gibt ein schnelles Feedback und weist auf Fehler<br />

hin. Ein Entwickler kann die Analyse insbesondere<br />

auch als Regressionstest zwischen unterschiedlichen<br />

Versionen verwenden, das heißt, er könnte sie beispielsweise<br />

verpflichtend als Test vor dem Einchecken in die<br />

Versionskontrolle einführen. Die Überprüfung der Invarianten<br />

[8] geht hier zwar einen Schritt weiter, da sie<br />

auch bestimmte Beziehungen zwischen den Ein- und<br />

Ausgängen anzeigt. Sie erfordert aber mehr inhaltliches<br />

Verständnis der darunterliegenden Methoden. Zusätzlich<br />

würde ein Regressionstest auf Basis der Invarianten<br />

auch öfter eine Abweichung zwischen zwei Versionen<br />

melden, da sich die Beziehungen zwischen Variablen in<br />

der Entwicklung oft beabsichtigt ändern. Zur ausführlichen<br />

Analyse eines einzelnen Bausteins ist unserer<br />

Erfahrung nach die Methode des Model-Checkings am<br />

besten geeignet [8].<br />

Fazit und Ausblick<br />

Der Beitrag stellte ein formales Verfahren zur Unterstützung<br />

der Fehlersuche in SPS-Programmen vor. Dazu<br />

werden für ein gegebenes Programm automatisch alle<br />

Werte ermittelt, die die Variablen in allen möglichen<br />

Programmabläufen annehmen können. Befinden sich in<br />

diesen Wertemengen unerwartete Werte, so lässt sich<br />

daraus auf mögliche Fehler im Programm schließen.<br />

Der Ansatz wurde an einer Bibliothek <strong>von</strong> Funktionsbausteinen<br />

demonstriert. Zukünftige Arbeiten werden<br />

sich unter anderem mit der Erweiterung des Ansatzes<br />

auf andere Datentypen und die Behandlung <strong>von</strong> neuen<br />

Sprachelementen wie Pointern befassen.<br />

Danksagung<br />

Manuskripteingang<br />

01.06.2012<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

Die vorgestellten Arbeiten wurden zum Teil <strong>von</strong><br />

der Deutschen Forschungsgemeinschaft unter<br />

dem Kennzeichen SCHL 1868/2-1 gefördert.<br />

Autoren<br />

Prof. Dr.-Ing. Stefan<br />

KOWALEWSKi (geb. 1962)<br />

leitet den Lehrstuhl<br />

Informatik 11 – Software<br />

für eingebettete Systeme an<br />

der RWTH Aachen. Seine<br />

Forschungsinteressen liegen<br />

in der Anwendung und<br />

Weiterentwicklung modellbasierter<br />

und formaler Methoden beim Entwurf<br />

und der Validierung eingebetteter Software.<br />

RWTH Aachen,<br />

Informatik 11,<br />

Ahornstraße 55, D-52074 Aachen,<br />

Tel. +49 (0) 241 802 11 50,<br />

E-Mail: kowalewski@embedded.rwth-aachen.de<br />

Dr. rer. nat. bASTian<br />

Schlich (geb. 1978) arbeitet<br />

seit 2010 am ABB Forschungszentrum<br />

in Ladenburg<br />

und leitet seit Januar<br />

2012 die Gruppe Industrial<br />

Software Technologies.<br />

Seine Themen reichen <strong>von</strong><br />

Softwaretechnologien über<br />

Softwarearchitekturen bis hin zu formalen<br />

Methoden in der Softwareentwicklung.<br />

ABB Forschungszentrum Deutschland,<br />

Industrial Software Systems Program,<br />

Wallstadter Straße 59,<br />

D-68526 Ladenburg,<br />

Tel. +49 (0) 6203 71 62 70,<br />

E-Mail: bastian.schlich@de.abb.com<br />

Dipl.-Inform. SebASTian<br />

BiALLAS (geb. 1981) arbeitet<br />

seit 2010 als wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter am<br />

Lehrstuhl Informatik 11 –<br />

Software für eingebettete<br />

Systeme an der RWTH<br />

Aachen. Er beschäftigt sich<br />

mit der formalen Verifikation<br />

<strong>von</strong> SPS-Programmen und leitet das<br />

Arcade.PLC-Projekt.<br />

RWTH Aachen,<br />

Informatik 11,<br />

Ahornstraße 55, D-52074 Aachen,<br />

Tel. +49 (0) 241 802 11 58,<br />

E-Mail: biallas@embedded.rwth-aachen.de<br />

74<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012


Referenzen<br />

[1] IEC 61508: Functional Safety of Electrical, Electronic and<br />

Programmable Electronic Safety-Related Systems, 1998<br />

[2] PLCopen TC5: Safety Software Technical Specification, Version<br />

1.0, Part 1: Concepts and Function Blocks. PLCopen, 2006<br />

[3] biallas, S., Kowalewski, S., Schlich, B., Automatische<br />

Wertebereichsanalyse <strong>von</strong> SPS-Programmen. In: Tagungsband<br />

automation 2012, S. 79-83. VDI, Düsseldorf, 2012<br />

[4] moon, I.: Modeling Programmable Logic Controllers for Logic<br />

Verification. ieee Control Systems Magazine 14 (2), S. 53–59,<br />

1994<br />

[5] Canet, G., Couffin, S., Lesage, J.-J., Petit, A., Schnoebelen, P.:<br />

Towards the Automatic Verification of PLC Programs Written<br />

in Instruction List. In: ieee International Conference on<br />

Systems, Man, and Cybernetics Band 4, S. 2449-2454. ieee<br />

Computer Society Press, 2000<br />

[6] mertke, T., Frey, G.: Formal verification of PLC-programs<br />

generated from signal interpreted petri nets. ieee International<br />

Conference on Systems, Man, and Cybernetics Band 4., S.<br />

2700–2705. ieee Computer Society Press 2001<br />

[7] Pavlovic, O., Pinger, R., Kollmann, M.: Automated formal verification<br />

of PLC programs written in IL. In: In 4th International<br />

Verification Workshop, S. 152–163. Ceur-WS.org 2007<br />

[8] Biallas, S., Kowalewski, S., Schlich, B.: Leistungsfähige<br />

Verifikation <strong>von</strong> industriellen SPS-Programmen mittels<br />

Model-Checking und statischer Analyse. In: Tagungsband<br />

automation 2011, S. 67-72. VDI, Düsseldorf 2011<br />

[9] bornot, S., Huuck, R, Lakhnech, Y., Lukoschus, B.: Utilizing<br />

Static Analysis for Programmable Logic Controllers. In: 4th<br />

International Conference on Automation of Mixed Processes:<br />

Hybrid Dynamic Systems, S. 183–187, Shaker, Aachen 2000.<br />

[10] huuck, R.: Software Verification for Programmable Logic<br />

Controllers. Dissertation. Universität Kiel, 2003<br />

[11] biallas, S., Brauer, J., Kowalewski, S., Schlich, B.: Automatically<br />

Deriving Symbolic Invariants for PLC Programs Written<br />

in IL. In: Proc. FormS/Format 2010, S. 237–245, Springer,<br />

Berlin Heidelberg 2011<br />

[12] biallas, S., Brauer, J., Kowalewski, S.: Counterexample-Guided<br />

Abstraction Refinement for PLCs. In Proc. 5th International<br />

Workshop on Systems Software Verification (SSV 2010), S.<br />

2-12, USeniX Association, Berkeley, CA, USA 2010<br />

Programm<br />

BUS<br />

Sprechstunde<br />

Moderation: Jürgen George,<br />

Pepperl+Fuchs GmbH<br />

BUS<br />

2. Feldbus-Sprechstunde<br />

Feldbus in der Prozessindustrie<br />

27. + 28.09.2012, Mannheim, Pepperl+Fuchs GmbH<br />

www.feldbus-sprechstunde.de<br />

Wann und Wo?<br />

Systemplanung: Auswahl der Geräte und <strong>Komponenten</strong><br />

Systemplanung: Feldbusinfrastruktur<br />

Systemplanung: Einsatz <strong>von</strong> Planungstools<br />

Systemplanung: Explosionsschutz und funktionale Sicherheit<br />

Inbetriebnahme: Hardware-Installation und -Inbetriebnahme<br />

Inbetriebnahme: Implementierung<br />

Inbetriebnahme: Systematische Fehlersuche<br />

Referenten<br />

Ronny Becker, Prüflabor MSR u. Analysentechnik, BIS Prozesstechnik GmbH<br />

Dr. Andreas Hildebrandt, Thomas Klatt,<br />

Thomas Westers, Pepperl+Fuchs GmbH<br />

Dr. Niels Kiupel, Degussa GmbH<br />

Sven Seintsch, Prüflabor MSR u. Analysentechnik, BIS Prozesstechnik GmbH<br />

Termin<br />

Donnerstag, 27.09.2012<br />

Veranstaltung (11:30 – 17:30 Uhr)<br />

„Get-Together“ mit Abendessen (ab 18:30 Uhr)<br />

Freitag, 28.09.2012<br />

Veranstaltung (9:00 – 15:00 Uhr)<br />

Ort<br />

Mannheim, Pepperl+Fuchs GmbH<br />

Thema<br />

Antworten zur Planung und Inbetriebnahme<br />

<strong>von</strong> Feldbussen<br />

Teilnahmegebühr<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong>-Abonnenten 540 € zzgl. MwSt<br />

Firmenempfehlung 590 € zzgl. MwSt<br />

reguläre Teilnahmegebühr 690 € zzgl. MwSt<br />

Im Preis enthalten sind die Tagungsunterlagen<br />

sowie das Catering (Kaffee, 2x Mittagsimbiss,<br />

„Get-Together“ mit Abendessen).<br />

Weitere Informationen und Online-Anmeldung unter www.feldbus-sprechstunde.de<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012<br />

75


hauptbeitrag<br />

Mensch-Maschine-Schnittstelle<br />

im demografischen Wandel<br />

Neue ergonomische Gestaltungsanforderungen<br />

Der demografische Wandel und die damit verbundene Zunahme älterer Mitarbeiter in<br />

industriellen Bereichen erfordert ein Umdenken bei der Gestaltung des Arbeitssystems.<br />

Ziel: den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit des produzierenden Gewerbes zu gewährleisten.<br />

Der Beitrag stellt den aktuellen Forschungsstand aus der Chemnitzer Altersdatenbank<br />

bezüglich der Leistungswandlung älterer Mitarbeiter den Gestaltungsfeldern der Mensch-<br />

Maschine-Schnittstelle (MMS) gegenüber. Es werden Handlungsfelder aufgezeigt, die im<br />

Zuge einer altersdifferenzierten Gestaltung <strong>von</strong> Arbeitsmitteln der industriellen Produktion<br />

zukünftig stärker beachtet werden müssen.<br />

SCHLAGWÖRTER Ergonomische Gestaltung / Demografischer Wandel /<br />

Mensch-Maschine-Schnittstelle<br />

The human machine interface in times of demographic change –<br />

Ergonomic design requirements<br />

The demographic change and the associated increase of elderly employees in the industrial<br />

sector demands a rethinking regarding the working system in order to guarantee the<br />

competitiveness of the manufacturing industry sector. This report details the current<br />

status of research, using the Chemnitz Age Database, on the subject of human machine<br />

interface (HMI) with respect to the performance of elderly employees in the industrial<br />

sector. The report also highlights the fields of activities in age-differentiated HMI design<br />

in the industrial sector, which have to be looked at more closely in future.<br />

KEYWORDS Ergonomic Design / Demographic Change / Human-Machine-Interface<br />

76<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012


Frank DiTTRiCH, TU Chemnitz<br />

Die demografische Entwicklung ist in vielen<br />

Industrienationen durch eine stetige Alterung<br />

der Gesellschaft gekennzeichnet. Dieser demografische<br />

Wandel ist relevant im Hinblick<br />

auf die Entwicklung neuer gesellschafts- und<br />

sozialpolitischer Strategien und stellt auch Unternehmen<br />

vor neue Herausforderungen. Der derzeit in<br />

Deutschland stattfindende Wandel führt dazu, dass die<br />

heute zahlenmäßig stärkste Altersgruppe der 35-49-Jährigen<br />

im Jahr 2040 <strong>von</strong> der Gruppe der 50-64-Jährigen<br />

abgelöst sein wird [1]. Künftig werden damit immer<br />

weniger junge Menschen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung<br />

stehen. Verbunden mit dem Anstieg der Lebensarbeitszeit<br />

führt dies dazu, dass sich die Altersstruktur<br />

der Unternehmen zunehmend verändern wird. Der bereits<br />

spürbare Fachkräftemangel wird sich verschärfen<br />

und es notwendig machen, dass ältere Mitarbeiter in<br />

allen Unternehmensbereichen, auch in der Produktion,<br />

länger eingebunden werden müssen. Die bisher weitverbreitete<br />

betriebliche Frühverrentung als Antwort auf<br />

die Leistungsminderung älterer Mitarbeiter muss neuen<br />

Konzepten und Maßnahmen weichen, um Ältere länger<br />

aktiv ins Arbeitsleben einzubinden. Ein wesentlicher<br />

Baustein hierbei ist die ergonomische Gestaltung des<br />

Arbeitssystems [2]. Durch eine entsprechende alternsgerechte<br />

Gestaltung kann der altersbedingten Wandlung<br />

menschlicher Fähigkeiten entgegen getreten und<br />

die Aufrechterhaltung der Arbeitsfähigkeit bis ins hohe<br />

Erwerbsalter begünstigt werden.<br />

1. Wandlung menschlicher Fähigkeiten<br />

Menschliche Fähigkeiten sind im Laufe des Alterungsprozesses<br />

Veränderungen unterworfen, welche das Leistungsvermögen<br />

älterer Mitarbeiter im Vergleich zu jüngeren<br />

einschränken können. Während sich einige Fähigkeiten,<br />

wie die kristalline Intelligenz, also die Repräsentation<br />

<strong>von</strong> Faktenwissen und Erfahrungen, verbessern,<br />

sind andere Fähigkeiten, wie beispielsweise die Sensorik<br />

(Sehen, Hören und Fühlen), negativen Veränderungen<br />

unterworfen. Beginnend meist im mittleren Alter, steigt<br />

die Abnahme zwischen 50 und 60 Jahren stark an. Die<br />

durch das Arbeitssystem hervorgerufenen und objektiv<br />

messbaren Belastungen aus den Bereichen der Arbeitsaufgabe,<br />

der Arbeitsumwelt, sowie der Mensch-Maschine-Schnittstelle<br />

(MMS) führen bei älteren Mitarbeitern<br />

so zu individuell höheren Beanspruchungen als im Vergleich<br />

zu jüngeren (siehe Bild 1) [3]. Dies kann Auswirkungen<br />

auf die Erfüllung der Arbeitsaufgabe haben und<br />

je nach Belastungshöhe und -dauer auch gesundheitliche<br />

Folgen nach sich ziehen.<br />

Im Fall der Mensch-Maschine-Interaktion (MMI), wie<br />

beispielsweise bei der Kontrolle und Steuerung <strong>von</strong> Produktionsabläufen<br />

in Leitwarten, der Manipulation <strong>von</strong><br />

Maschinen und Anlagen oder dem Arbeiten mit mobilen<br />

Geräten, können fähigkeitsüberschreitende Schnittstellengestaltungen<br />

zu ineffektiven (zum Beispiel Fehlbedienungen)<br />

sowie zu ineffizienten (beispielsweise längere<br />

Arbeitsschritte oder Korrekturen) Arbeitsabläufen<br />

führen. Gerade aus Fehlbedienungen ergeben sich nicht<br />

selten hohe Folgekosten und sie können bei sicherheitsrelevanten<br />

Tätigkeiten sogar zu Personenschäden führen.<br />

Psychologische sowie physiologische Beeinträchtigungen<br />

bei der Mensch-Maschine-Interaktion sind in<br />

allen drei menschlichen Handlungsphasen der Informationsaufnahme,<br />

der Informationsverarbeitung sowie der<br />

Informationsumsetzung möglich. Während bei der Informationsaufnahme<br />

vor allem die Fähigkeiten des Sehens,<br />

des Hörens sowie des Fühlens beansprucht werden,<br />

sind bei der Informationsverarbeitung geistige sowie<br />

bei der Informationsumsetzung körperliche Aufwände<br />

die Folge.<br />

Am Beispiel der Beanspruchung des Sehvermögens<br />

zeigt Schierz [4], dass zu hohe Sehanforderungen zu Augenreizungen,<br />

Sehbeschwerden sowie zerebralen Beschwerden,<br />

wie Kopfschmerzen, führen. Das löst Ermüdungserscheinungen<br />

aus, die sich wiederum auf die<br />

Produktivität des Mitarbeiters auswirken und bei sicherheitsrelevanten<br />

Tätigkeiten gravierende Folgen haben<br />

können. Die Belastungen bei der Mensch-Maschine-Interaktion<br />

lassen sich reduzieren, indem die Fähigkeiten<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012<br />

77


Hauptbeitrag<br />

der Nutzer bei der Gestaltung der Schnittstellen beachtet<br />

werden. So können auch ältere Mitarbeiter mit gewandelten<br />

Fähigkeiten eine mit jüngeren Mitarbeitern vergleichbare<br />

Arbeitsleistung erbringen und werden nicht<br />

gesundheitlich beeinträchtigt.<br />

2. Folgen für Mensch-Maschine-Interaktion<br />

Im Folgenden wird beschrieben, welche für die Mensch-<br />

Maschine-Interaktion relevanten menschlichen Fähigkeiten<br />

sich im Alterungsprozess wie verändern und<br />

dementsprechend bei der Gestaltung <strong>von</strong> Mensch-Maschine-Schnittstellen<br />

berücksichtigt werden müssen.<br />

Hierbei handelt es sich um den normalen Alterungsprozess,<br />

der möglichst frei <strong>von</strong> pathologischen, also krankhaften,<br />

Veränderungen ist. Die Daten wurden aus der<br />

Chemnitzer Altersdatenbank gewonnen und im Hinblick<br />

auf die Relevanz der Mensch-Maschine-Interaktion<br />

im industriellen Anwendungskontext ausgewertet.<br />

Die Chemnitzer Altersdatenbank verfolgt das Ziel, über<br />

eine umfassende Bestandsanalyse aus Forschungsergebnissen<br />

der Medizin, Biologie, Sportwissenschaft,<br />

Gerontologie, Ingenieurswissenschaft und Psychologie<br />

valide Erkenntnisse über altersbedingte Veränderungen<br />

zusammenzuführen und aufzubereiten. Die etwa 900<br />

wissenschaftlichen Untersuchungen ermöglichen es,<br />

typische Entwicklungsverläufe altersabhängiger Leistungsfaktoren<br />

<strong>von</strong> gesund alternden Personen zwischen<br />

20 und 70 Jahren aufzuzeigen.<br />

2.1 Informationsaufnahme<br />

Im Alter engt sich das Gesichtsfeld ein. So nimmt<br />

die Erkennungsleistung in den peripheren Bereichen<br />

ab [6]. Gegenstände, wie beispielsweise Anzeigen<br />

oder Eingabeelemente, die sich in einem Sichtwinkel<br />

ab 25 Grad befinden, sind nur noch eingeschränkt<br />

wahrnehmbar. Zudem wird auch das Blickfeld kleiner,<br />

da die Beweglichkeit des Kopfes aufgrund <strong>von</strong><br />

Einschränkungen in der Halswirbelsäule abnimmt.<br />

Zum einen können bei falscher Anordnung <strong>von</strong> Eingabe-<br />

und Ausgabeelementen, beispielsweise in Leitwarten,<br />

hohe Beanspruchungen für ältere Mitarbeiter<br />

entstehen. Zum anderen kann es dazu kommen,<br />

dass visuelle Warnanzeigen, wenn diese sich im<br />

äußeren Blickfeldbereich befinden, <strong>von</strong> Älteren<br />

schlechter wahrgenommen werden als <strong>von</strong> Jüngeren.<br />

Das Schärfesehen (Visus) nimmt sowohl für kurze<br />

als auch für weite Distanzen trotz optimal angepasster<br />

Brille ab. So verfügt ein 60-Jähriger bei einem<br />

Sehabstand <strong>von</strong> 2 m durchschnittlich über nur 56 %<br />

der Sehleistung eines 20-Jährigen [7]. Untersuchungen<br />

haben gezeigt, dass Ältere bei Bildschirmaufgaben<br />

mit einer Zeichenhöhe <strong>von</strong> 12 Bogenminuten<br />

eine signifikant langsamere Reaktionszeit als Jüngere<br />

haben [8].<br />

Ab dem 40. bis 50. Lebensjahr kommt es zu einem<br />

zunehmenden Abstieg der Kontrastwahrnehmung [9],<br />

die bei geringer Leuchtdichte zusätzlich abnimmt<br />

und sich auch negativ auf die Sehschärfe auswirkt.<br />

Gerade bei stark reflektierenden Anzeigeoberflächen,<br />

Anzeigen mit geringer Leuchtdichte oder Darstellungen<br />

mit geringen Kontrastverhältnissen kann die Informationsaufnahme<br />

stark beeinflusst werden.<br />

Die Blendempfindlichkeit nimmt ab dem 40. Lebensjahr<br />

abrupt zu [10], was vor allem bei der Aufnahme<br />

<strong>von</strong> Informationen über nicht entspiegelte Displays<br />

zu Beeinträchtigungen führt. Zudem ist eine Überlagerung<br />

des Streulichtes im Auge die Ursache dafür,<br />

dass kontrastarme Objekte deutlich schlechter<br />

erkennbar sind [11].<br />

Bereits ab dem 30. Lebensjahr nimmt die Wahrnehmung<br />

<strong>von</strong> Licht im kurzen Wellenlängenbereich<br />

langsam und ab dem 60. Lebensjahr deutlich ab, sodass<br />

die Farbwahrnehmung verändert wird [12]. So<br />

wird die Lichtmenge im violetten, blauen und grünen<br />

Bereich deutlich reduziert [13]. Beispielsweise<br />

können Blau-Gelb-Kontraste dann nicht mehr wahrgenommen<br />

werden.<br />

Die Hörschwelle, also die untere Hörgrenze, nimmt<br />

bereits ab dem 25. Lebensjahr kontinuierlich zu.<br />

So nehmen 60-65-Jährige Frequenzen im Bereich<br />

1000 und 2000 Hz erst ab einem Pegel <strong>von</strong> 20 dB<br />

wahr, während die Wahrnehmung bei 25-Jährigen<br />

nahezu gegen 0 dB geht [14]. Akustische Informationen<br />

werden deshalb <strong>von</strong> Älteren zunehmend<br />

schlechter wahrgenommen als <strong>von</strong> Jüngeren. Akustische<br />

Anzeigen unterliegen damit ebenfalls, wie<br />

visuelle Anzeigen, Alterseinflüssen. So können vor<br />

allem Rückmeldungen weniger erfolgreich aufgenommen<br />

werden, was wiederum zu Fehlbedienungen<br />

führen kann.<br />

Mit zunehmendem Alter steigt die Hörschwelle vor<br />

allem bei höheren Frequenzen stark an, sodass Töne<br />

mit zunehmender Schallfrequenz immer schlechter<br />

wahrgenommen werden können [14].<br />

Die Wahrnehmung des Nutzschalls, wie beispielsweise<br />

<strong>von</strong> akustischen Signalen, in Abgrenzung des<br />

Störschalls, wie beispielsweise <strong>von</strong> Hintergrundgeräuschen,<br />

wird im Laufe des Älterwerdens zunehmend<br />

schwieriger [15]. Besonders im Hinblick auf Systeme<br />

mit Sprachausgabe oder industrielle Anwendungen,<br />

bei denen viele Hintergrundgeräusche vorliegen,<br />

kann dieser Aspekt die MMI beeinträchtigen.<br />

Die taktile Schwelle steigt im Alter zunehmend an.<br />

Sie ist die Grenze, bei der ein auf die Haut einwirkender<br />

Druck gerade noch wahrgenommen werden<br />

kann. Beispielsweise muss bei 50-60-Jährigen ein<br />

Druck zwei- bis dreimal größer sein als bei 20-Jährigen<br />

[16]. Dies sollte unter anderem bei der Auslegung<br />

<strong>von</strong> Stellteilen mit entsprechender haptischer<br />

Rückmeldung beachtet werden.<br />

Ebenso kann die vibrotaktile Empfindlichkeit einen<br />

Einfluss auf die altersbedingte Wahrnehmung <strong>von</strong><br />

haptischen Rückmeldungen haben. So erhöht sich<br />

die taktile Schwelle mit zunehmendem Alter in Abhängigkeit<br />

der Frequenz. Das heißt, dass auf der Haut<br />

über mechanische Schwingungen einwirkende Drücke<br />

umso schlechter wahrgenommen werden, je höher<br />

deren Frequenz ist [17].<br />

78<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012


Auch die räumliche Schärfe, mit der unterschiedliche<br />

Strukturen über die Fingerkuppen wahrgenommen<br />

werden können, lässt im Laufe des Älterwerdens<br />

nach. So verfügen 60-Jährige nur noch über<br />

etwa 40 % der Leistungsfähigkeit <strong>von</strong> 20-Jährigen<br />

[18]. Ältere Menschen sind demzufolge weniger empfindlich<br />

für detailreiche Oberflächenstrukturen.<br />

Dies kann beispielsweise bei der Bedienung <strong>von</strong> mobilen<br />

Geräten und der damit notwendigen Unterscheidbarkeit<br />

<strong>von</strong> Tasten relevant sein.<br />

2.2 Informationsverarbeitung<br />

Die Leistungsfähigkeit des Arbeitsgedächtnisses<br />

nimmt bereits mit 20 Jahren kontinuierlich ab [19].<br />

Dies betrifft vor allem visuell dargebotene Informationen,<br />

was unter anderem dazu führt, dass weniger<br />

Informationen verarbeitet werden können. Entscheidungsprozesse,<br />

die in Abhängigkeit <strong>von</strong> vielen gleichzeitig<br />

aufzunehmenden Informationen stehen, können<br />

demzufolge ineffizient ausgeführt werden oder<br />

selbst zu Fehlentscheidungen führen. Auch wenn die<br />

Geschwindigkeit eines Prozesses, beispielsweise eines<br />

Bedienvorganges oder die Anzeigegeschwindigkeit<br />

<strong>von</strong> Informationen, <strong>von</strong> einer Maschine vorgegeben<br />

wird, können Alterseffekte entstehen.<br />

In engem Zusammenhang mit den Folgen der Verringerung<br />

des Arbeitsgedächtnisses steht die Verlangsamung<br />

der Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit.<br />

Auch hier treten ähnliche Leistungsverluste<br />

auf [19]. Bei der MMI ist dies vor allem bei<br />

der Verarbeitung komplexer Informationen relevant.<br />

Eine im Alter auftretende Verschlechterung der<br />

Überführung der Informationen vom Kurzzeitgedächtnis<br />

ins Langzeitgedächtnis [20] kann dazu führen,<br />

dass beispielsweise Bedienvorgänge neuer, für<br />

den Nutzer bisher unbekannter, Maschinen schwerer<br />

erlernt werden können. In Verbindung mit der<br />

Kapazität des Arbeitsgedächtnisses und der Geschwindigkeit<br />

kognitiver Prozesse ist dies vor allem<br />

bei besonders komplexen Bedienvorgängen relevant.<br />

2.3 Informationsumsetzung<br />

Grundlegend lässt sich eine Veränderung der Körpermaße<br />

im Laufe des Älterwerdens feststellen.<br />

Vor allem die Körpergröße ist einer kontinuierlichen<br />

Veränderung unterworfen. Das 5. Perzentil<br />

männlich unterscheidet sich demnach um 8 cm<br />

Körpergröße zwischen dem 18.-25. und dem 61.-<br />

65. Lebensjahr, das 95. Perzentil männlich sogar<br />

um 10,5 cm [21]. Bei der räumlichen Auslegung<br />

<strong>von</strong> Arbeitsmitteln, wie beispielsweise bei Leitständen,<br />

sind diese Veränderungen relevant. Vor<br />

allem Bedienanforderungen an sicherheitsrelevante<br />

Ein- oder Ausgabemöglichkeiten lassen sich<br />

BILD 1: Chemnitzer Altersmodell, aufbauend auf dem Strukturschema menschlicher Arbeit [5]<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012<br />

79


Hauptbeitrag<br />

Fazit<br />

bei einer Orientierung an Durchschnittswerten<br />

nicht erfüllen.<br />

Auch der menschliche Bewegungsapparat ist altersbedingten<br />

Veränderungen unterworfen. Beispielsweise<br />

nimmt die Leistungsfähigkeit der Seitneigung<br />

durchschnittlich um 20 % zwischen dem 40. und<br />

55. Lebensjahr ab [22].<br />

Wirkräume, wie das Hand-Arm- oder das Greifsystem,<br />

schränken sich mit dem Älterwerden ein. So<br />

nimmt die Reichweite der Arme nach oben und unten<br />

ab. Die Beweglichkeit des Handgelenks und der<br />

Finger werden eingeschränkt [23]. Bei der Bedienung<br />

<strong>von</strong> Eingabeelementen kann es so zu Einschränkungen<br />

kommen, wenn die räumliche Anordnung der<br />

Eingabeelemente außerhalb der Wirkräume liegt.<br />

Gerade im Alter ist der Körperbau besonders anfällig<br />

für Störeinflüsse, und durch Fehlanordnung bedingte<br />

Verrenkungen können so zu hohen Beanspruchungen<br />

führen.<br />

Obwohl die Muskelkraft eine äußerst individuelle<br />

Fähigkeit ist, die entsprechend trainiert werden<br />

kann, ist da<strong>von</strong> auszugehen, dass sie dennoch im<br />

Alterungsprozess kontinuierlich abnimmt. Dies betrifft<br />

beispielsweise auch die für die Mensch-Maschine-Interaktion<br />

relevante Greifkraft. So verfügt<br />

ein 60-Jähriger im Durchschnitt nur noch über 73%<br />

der Greifkraft eines 20-Jährigen [24].<br />

Es zeigt sich, dass alle drei Phasen der MMI, die Informationsaufnahme,<br />

die Informationsverarbeitung sowie<br />

die Informationsumsetzung, zum großen Teil auf<br />

menschlichen Fähigkeiten aufbauen, die altersbedingten<br />

Veränderungen unterliegen. Da diese Veränderungen<br />

bereits im erwerbstätigen Alter auftreten und Auswirkungen<br />

auf die Effektivität und Effizienz der Aufgabenbewältigung<br />

haben sowie gesundheitliche Folgen<br />

nach sich ziehen können, ist es notwendig, die Bedürfnisse<br />

und Fähigkeiten älterer Menschen in die Gestaltung<br />

der Mensch-Maschine-Schnittstellen <strong>von</strong> industriellen<br />

Arbeitsmitteln einzubeziehen. Hierbei sind im<br />

Zusammenhang mit der Informationsaufnahme vor<br />

allem Aspekte der visuellen Darstellung <strong>von</strong> Informationen<br />

zu berücksichtigen. So sollten entsprechende<br />

Kontraste verwendet, eine entsprechende Farbauswahl<br />

getroffen und optimierte Beleuchtungsmodalitäten ein-<br />

Referenzen<br />

[1] Statistisches Bundesamt (2009). 12. Koordinierte<br />

Bevölkerungsvorausberechnung. www.destatis.de<br />

[2] Kistler, E., Ebert, A., Guggemos, P., Lehner, M., Buck, H.,<br />

Schletz, A. (2006). Altersgerechte Arbeitsbedingungen<br />

Machbarkeitsstudie (Sachverständigengutachten)<br />

für die Bundesanstalt für Arbeitsschutz. Dortmund,<br />

Berlin, Dresden: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und<br />

Arbeitsmedizin<br />

[3] Keil, M., Hensel, R., Spanner-Ulmer, B. (2010). Fähigkeitsgerechte<br />

Prozessmodellbausteine zur Generierung<br />

altersdifferenzierter Beanspruchungsprofile.<br />

In: Zeitschrift für Arbeitswissenschaft. 3/2010,<br />

S. 205-215<br />

[4] Schierz, C. (2002). Einfluss der Arbeitsplatzbeleuchtung<br />

auf asthenopische Beschwerden. In: Bericht zum 49.<br />

Kongress der Gesellschaft für Arbeitswissenschaft vom<br />

26.-27. Sep. 2002. Ilmenau: GfA Press<br />

[5] Keil, M. (2011). Konsequenzen des demographischen<br />

Wandels für zukünftige Produktions- und Technologieab<br />

läufe am Beispiel der altersbedingten Veränderungen der<br />

Fähigkeit des Sehens. Dissertationsschrift. Chemnitz:<br />

Wissenschaftliche Schriftenreihe des IBF, Heft 91<br />

[6] Sekuler, A. B., Bennett, P. J., Marmelak, M. (2000). Effects<br />

of aging on the useful field of view. In: Experimental Aging<br />

Research, 26, Nr. 2, S. 103-120<br />

[7] Japanese Industrial Standard (JIS). (2003). JIS S 0032:2003<br />

Guidelines for the elderly and people with disabilities – Visual<br />

signs and displays – Estimation of minimum legible size for<br />

a Japanese single character. Tokyo: Japanese Standard<br />

Association<br />

[8] Schneider, N., Wilkes, J., Grandt, M., Schlick, C. 2008.<br />

Altersgerechte Individualisierung der Mensch-Rechner-<br />

Schnittstelle? In: Wirtschaftspsychologie, 10, S. 106-119<br />

[9] McGrath, C., Morrison, J. D. (1981). The effects of age on<br />

spatial frequency perception in human subjects.<br />

In: Quarterly Journal of Experimental Physiology, Vol. 66,<br />

No. 3, S. 253-261<br />

[10] Wolf, E. (1960). Glare and Age. In: Archives of Ophthalmology,<br />

Vol. 64, No. 4, S. 502-514<br />

[11] Weale, R. A. (1992). The Senescence of Human Vision. New<br />

York: Oxford University Press<br />

[12] Cooper, B. A., Ward, M., Growland, C. A., McIntosh, J. M. (1991).<br />

The use of the Landthony New Color Test in determining the<br />

effects of aging on color vision. In: Journals of Gerontology,<br />

Vol. 46, No. 6, S. 320-324<br />

[13] Schierz, C. (2008). Licht für die ältere Bevölkerung –<br />

Physiologische Grundlagen und ihre Konsequenzen.<br />

In: D.L. e.V., Licht 2008, 10-13. September 2008, Tagungsband<br />

der 18. Gemeinschaftstagung lichttechnischer Gesellschaften,<br />

S. 32-41<br />

80<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012


gesetzt werden. Um die Informationsverarbeitung zu<br />

unterstützen, müssen softwareergonomische Gestaltungsregeln<br />

beachtet werden. Das Hauptaugenmerk<br />

sollte hierbei auf die Dialogregeln der Mensch-Maschine-Interaktion<br />

[25] gelegt werden. Durch eine Verbesserung<br />

der Usability sind Interaktionsvorgänge einfacher<br />

zu erlernen und binden weniger kognitive Ressourcen<br />

[26]. Bei der Informationsumsetzung sind vor allem anthropometrische<br />

Gestaltungsaspekte relevant.<br />

Eine alternsgerechte Schnittstellengestaltung ist keine<br />

Gestaltung nur für Ältere. Vielmehr kommt der Gedanke<br />

des „Design for all“ zum Tragen. So unterstützen alternsgerecht<br />

gestaltete Schnittstellen nicht nur Ältere, sondern<br />

können ebenso den Komfort für jüngere Mitarbeiter<br />

und deren Leistungsfähigkeit erhöhen. Durch eine Verbesserung<br />

der Informationsdarstellung werden auch die<br />

Fähigkeiten und Ressourcen Jüngerer weniger beansprucht,<br />

was wiederum zu geringeren individuellen Beanspruchungen<br />

führt und den Arbeitsablauf effektiver<br />

und effizienter gestaltet. Um industrielle Arbeitsmittel<br />

an den Bedürfnissen und Fähigkeiten der Nutzer auszurichten,<br />

ist es ebenso, wie bei der Entwicklung <strong>von</strong> Produkten<br />

im Consumer-Bereich, sinnvoll, Nutzer in den<br />

Entwicklungsprozess einzubeziehen [27].<br />

ManuskriptEINGaNG<br />

09.05.2012<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

Autor<br />

Dipl.-Wirtsch.-Ing. Frank<br />

Dittrich (geb. 1982) ist<br />

wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

an der Professur Arbeitswissenschaft<br />

des Institutes<br />

für Betriebswissenschaften<br />

und Fabriksysteme der<br />

TU Chemnitz. Sein Arbeitsschwerpunkt<br />

liegt im Bereich<br />

der nutzerzentrierten Produktentwicklung. Neben<br />

Forschungsprojekten führte er zahlreiche Usability-Projekte<br />

mit kleinen und mittleren Unternehmen<br />

durch und ist zudem in Industrieprojekten<br />

mit Großunternehmen eingebunden. Seit 2012<br />

leitet er das Zentrum für nutzerzentrierte Produktentwicklung<br />

(www.znp-online.de) an der<br />

Professur Arbeitswissenschaft.<br />

Zentrum für nutzerzentrierte Produktentwicklung,<br />

Professur Arbeitswissenschaft,<br />

Technische Universität Chemnitz,<br />

Erfenschlager Str. 73, D-09125 Chemnitz,<br />

Tel. +49 (0) 371 53 13 78 78,<br />

E-Mail: frank.dittrich@mb.tu-chemnitz.de<br />

[14] Spoor, A. (1967). Presbycusis values in relation to noise induced<br />

hearing loss. In: International Journal of Audiology, issue 6, pp.<br />

48-57<br />

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Rapid Speech with Background Noise. In: Psychology and<br />

Aging, Vol 13, No. 3, pp. 424-434<br />

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tactile thresholds and histology in the human finger.<br />

In: Journal of Neurology, Neurosurgery, and Psychiatry, 43,<br />

pp. 235-242<br />

[17] Verillo, R. (1980). Age related Changes in the Sensitivity to<br />

Vibration. In: Journal of Gerontology, 1980, Vol. 35, No. 2,<br />

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acuity in the touch sense: Changes of the life span.<br />

In: Somatosensory and Motor Research, Vol. 12, No. 1,<br />

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[19] park, D. C., Lautenschlager, G., Hedden, T., Davidson, N. S.,<br />

Smith, A. D., Smith, P. K. (2002). Models of visuospatial and<br />

verbal memory across the adult life span. In: Psychology and<br />

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[20] bruggmann, M. ( 2000). Die Erfahrung älterer Mitarbeiter als<br />

Ressource. Wiesbaden: Dt. Univ.-Verl.<br />

[21] DIN 33402-2 (2005). Ergonomie – Körpermaße des Menschen<br />

– Teil 2: Werte. Berlin: Beuth<br />

[22] Tittlbach, S. (2002). Entwicklung der körperlichen<br />

Leistungsfähigkeit - Eine prospektive Längsschnittstudie<br />

mit Personen im mittleren und späteren Erwachsenenalter.<br />

Schorndorf: Hofmann<br />

[23] Scheffler, C., Voigt, A. (2008). Vergleich statistischer und<br />

dynamischer Körpermaße <strong>von</strong> Jüngeren (20-29 Jahren)<br />

und Älteren (50-85). In: Produktdesign für alle: FÜR JUNG<br />

= FÜR ALT?. BGAB Institut Arbeit und Gesundheit der<br />

Deutschen gesetzlichen Unfallversicherung, Dresden.<br />

S. 125-130<br />

[24] Mathiowetz, V., Kashman, N., Volland, G., Weber, K.,<br />

Dowe, M., Rogers, S. (1985). Grip and Pinch Strentgh:<br />

Normative Data for Adults, In: Arch Phys Med Rehabil,<br />

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[25] DIN EN ISO 9241-110 (2006). Ergonomie der Mensch-System-Interaktion<br />

– Teil 110: Grundsätze der Dialoggestaltung.<br />

Berlin: Beuth<br />

[26] Dittrich, F., Spanner-Ulmer, B. (2010). Industrial-Usability<br />

im Kontext aktueller Trends der industriellen Produktion<br />

– Ganzheitliche Forschung zur Gebrauchstauglichkeit<br />

durch den MTO-Ansatz. 5. VDI Fachtagung USEWarE 2010.<br />

13.-14. Okt. 2010, Baden-Baden, S. 303-314<br />

[27] DIN EN ISO 9241-210 (2011). Ergonomie der Mensch-System-Interaktion<br />

– Teil 210: Prozess zur Gestaltung<br />

gebrauchstauglicher interaktiver Systeme. Berlin: Beuth<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

7- 8 / 2012<br />

81


impressum / <strong>Vorschau</strong><br />

Impressum<br />

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D-81671 München<br />

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Prof. Dr.-Ing. U. Epple<br />

Prof. Dr.-Ing. A. Fay<br />

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Prof. Dr.-Ing. G. Frey<br />

Prof. Dr.-Ing. P. Göhner<br />

Dipl.-Ing. Th. Grein<br />

Prof. Dr.-Ing. H. Haehnel<br />

Dr.-Ing. J. Kiesbauer<br />

Dipl.-Ing. R. Marten<br />

Dipl.-Ing. G. Mayr<br />

Dr. J. Nothdurft<br />

Dr.-Ing. J. Papenfort<br />

Dr. A. Wernsdörfer<br />

Dipl.-Ing. D. Westerkamp<br />

Dr. Ch. Zeidler<br />

Organschaft:<br />

Organ der GMA<br />

(VDI/VDE-Gesell schaft Messund<br />

Automatisierungs technik)<br />

und der NAMUR<br />

(Interessen gemeinschaft<br />

Automatisierungs technik der<br />

Prozessindustrie).<br />

Redaktion:<br />

Anne Hütter (verantwortlich)<br />

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Einreichung <strong>von</strong> Hauptbeiträgen:<br />

Prof. Dr.-Ing. Leon Urbas<br />

(Chefredakteur, verantwortlich<br />

für die Hauptbeiträge)<br />

Technische Universität Dresden<br />

Fakultät Elektrotechnik<br />

und Informationstechnik<br />

Professur für Prozessleittechnik<br />

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Fachredaktion:<br />

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säurefreiem Papier.<br />

Die <strong>atp</strong> wurde 1959 als „Regelungstechnische<br />

Praxis – rtp“ gegründet.<br />

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Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Mit Ausnahme der<br />

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ist die ACM-Unternehmensgruppe,<br />

Ostring 13,<br />

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ISSN 2190-4111<br />

Die Ausgabe 9 / 2012 der<br />

erscheint am 03.09.2012<br />

Mit folgenden Beiträgen:<br />

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Aus aktuellem Anlass können sich die Themen<br />

kurzfristig verändern.<br />

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82<br />

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7-8 / 2012


SIL<br />

Sprechstunde<br />

4. SIL-Sprechstunde<br />

Funktionale Sicherheit<br />

18. + 19.9.2012, Mannheim, Pepperl+Fuchs GmbH<br />

www.sil-sprechstunde.de<br />

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Programm<br />

Moderation: Jürgen George,<br />

Pepperl+Fuchs GmbH<br />

Wann und Wo?<br />

Prinzip der SIL-Bewertung<br />

Parameter der SIL-Bewertung<br />

Vermeidung systematischer Fehler<br />

Bewertung zufälliger Fehler<br />

Gerätequalifikation aufgrund „früherer Verwendung“<br />

Referenten<br />

Dirk Hablawetz, BASF SE<br />

Dr. Andreas Hildebrandt, Pepperl+Fuchs GmbH<br />

Udo Hug, BImSchG § 29a Sachverständiger<br />

Gerhard Jung, Pepperl+Fuchs GmbH<br />

Dr. Thomas Karte, Samson AG<br />

Dr. Gerold Klotz-Engmann, Endress+Hauser Messtechnik<br />

GmbH + Co. KG<br />

Josef Kuboth, Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Bernd Schroers, Bayer Technology Services<br />

Heiko Schween, HIMA Paul Hildebrandt GmbH + Co KG<br />

Johann Ströbl, TÜV Süd Industrie Service GmbH<br />

Termin<br />

Dienstag, 18.09.2012<br />

Veranstaltung (11:30 – 16:30 Uhr)<br />

„Get-Together“ mit Abendessen<br />

(ab 17:30 Uhr)<br />

Mittwoch, 19.09.2012<br />

Veranstaltung (9:00 – 15:00 Uhr)<br />

Ort<br />

Mannheim, Pepperl+Fuchs GmbH<br />

Thema<br />

SIL – Qualifizierung <strong>von</strong><br />

PLT-Schutzeinrichtungen<br />

Teilnahmegebühr<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong>-Abonnenten 540 € zzgl. MwSt<br />

Firmenempfehlung 590 € zzgl. MwSt<br />

reguläre Teilnahmegebühr 690 € zzgl. MwSt<br />

Im Preis enthalten sind die Tagungsunterlagen<br />

sowie das Catering (Kaffee, 2x Mittagsimbiss,<br />

„Get-Together“ mit Abendessen).<br />

Veranstalter<br />

Fragen Sie!<br />

Die Explosionsschutz-Sprechstunde gibt Ihnen ausreichend Gelegenheit,<br />

Ihre individuellen Fragen zu stellen und offen mit den praxiserfahrenen<br />

Referenten zu diskutieren.<br />

Stellen Sie Ihre Fragen rechtzeitig unter www.sil-sprechstunde.de<br />

Weitere Informationen und Online-Anmeldung<br />

unter www.sil-sprechstunde.de<br />

Fax-Anmeldung: +49 (0) 89 45051-323 oder Online-Anmeldung: www.sil-sprechstunde.de<br />

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Ihre freiwilligen Angaben werden zusammen mit den für die Vertragsabwicklung erforderlichen Daten <strong>von</strong> uns und der Unternehmensgruppe, unseren Dienstleistern sowie anderen<br />

ausgewählten Unternehmen verarbeitet und genutzt, um Sie über Produkte und Dienstleistungen zu informieren.<br />

Wenn Sie dies nicht mehr wünschen, schreiben Sie bitte an: Oldenbourg Industrieverlag, Rosenheimer Str. 145, D-81671 München


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Automatisierungstechnik<br />

Erfahren Sie auf höchstem inhaltlichen Niveau, was die<br />

Automatisierungsbranche bewegt. Alle Hauptbeiträge<br />

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Gratis für Sie: Der Tagungsband AALE 2012 als e-Paper<br />

Das Kompendium bietet eine Zusammenstellung der Fachreferate des 9. Fachkolloquiums<br />

für angewandte Automatisierungstechnik in Lehre und Entwicklung an Fachhochschulen.<br />

Die Veranstaltung versteht sich als Forum für Fachleute der Automatisierungstechnik aus<br />

Hochschulen und Wirtschaft. Sie wird <strong>von</strong> der Fakultät Mechatronik und Elektrotechnik der<br />

Hochschule Esslingen mit Unterstützung des VFAALE und dem Kompetenzzentrum<br />

Mechatronik BW e.V. organisiert und ausgerichtet.<br />

1. Aufl age 2012, 399 Seiten, Broschur<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> erscheint in der Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenheimerstr. 145, 81671 München<br />

Oldenbourg-Industrieverlag<br />

www.<strong>atp</strong>-online.de<br />

Vorteilsanforderung per Fax: +49 (0) 931 / 4170 - 492 oder im Fensterumschlag einsenden<br />

Ja, ich möchte <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> im Abo-plus-Paket lesen.<br />

Bitte schicken Sie mir die Fachpublikation für zunächst ein Jahr (12 Ausgaben) als gedrucktes Heft<br />

+ digital als e-Paper (PDF-Datei als Einzellizenz) für € 638,40 (Deutschland) / € 643,40 (Ausland).<br />

Als Dankeschön erhalte ich den Tagungsband AALE 2012 gratis als e-Book.<br />

Nur wenn ich nicht bis <strong>von</strong> 8 Wochen vor Bezugsjahresende kündige, verlängert sich der Bezug um<br />

ein Jahr.<br />

Die sichere, pünktliche und bequeme Bezahlung per Bankabbuchung wird mit einer Gutschrift <strong>von</strong><br />

€ 20,- auf die erste Jahresrechung belohnt.<br />

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97091 Würzburg<br />

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Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform. Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige<br />

Datum, Unterschrift<br />

PAATPE0312<br />

Absendung des Widerrufs oder der Sache an den Leserservice <strong>atp</strong>, Franz-Horn-Str. 2, 97082 Würzburg.<br />

Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pfl ege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst, gespeichert und verarbeitet. Mit dieser Anforderung er kläre ich mich damit einverstanden, dass ich vom<br />

Oldenbourg Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag □ per Post, □ per Telefon, □ per Telefax, □ per E-Mail, □ nicht über interessante, fachspezifi sche Medien- und Informationsangebote informiert und beworben werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für<br />

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