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3R Entwicklungen im Leistungsnetz (Vorschau)

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11/2011<br />

ISSN 2191-9798<br />

K 1252 E<br />

Vulkan-Verlag,<br />

Essen<br />

Fachzeitschrift für sichere und<br />

effiziente Rohrleitungssysteme<br />

Titel_<strong>3R</strong>_9-11 10.10.11<br />

PSI Schrumpfprodukte - System Canusa<br />

Korrosionsschutz baustellengerecht und hochwertig<br />

PSI Products GmbH · Ulrichstraße 25 · D-72116 Mössingen<br />

Telefon +49 (0) 7473/37 81-0 · Fax +49 (0) 7473/37 81-35<br />

E-Mail vertrieb@psi-products.de · www.psi-products.de


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<strong>3R</strong> International erscheint in der Vulkan-Verlag GmbH, Huyssenallee 52-56, 45128 Essen<br />

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ein Jahr. Die sichere und pünktliche Bezahlung per Bankabbuchung wird mit einer Gutschrift von € 20,–<br />

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Oldenbourg Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag □ per Post, □ per Telefon, □ per Telefax, □ per E-Mail, □ nicht über interessante Fachangebote informiert und beworben werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.


Editorial<br />

<strong>Entwicklungen</strong> <strong>im</strong> Leitungsnetz<br />

und deren Auswirkungen auf die<br />

Leitungsbauunternehmen<br />

„Die Zukunft wird uns <strong>im</strong>mer überraschen, sie sollte<br />

uns aber nicht überrumpeln.“ Dieses Zitat von Richard<br />

Buckminster Fuller (1895–1983) ist für Leitungsbauunternehmen<br />

gerade in unserer heutigen<br />

Zeit von größter Aktualität. Je schneller ein Zukunftstrend<br />

erkannt wird, desto schneller kann dieser aufgegriffen<br />

werden. Das Leitungsbauunternehmen<br />

kann entsprechend investieren und Wettbewerbsvorteile<br />

erlangen.<br />

Die Haushalte in Deutschland verbrauchen <strong>im</strong>mer<br />

weniger Energie. Der gesamte Heizenergieverbrauch<br />

sank seit 2005 um 10 %, verglichen mit<br />

2000 sogar um 20 %. Dabei ist festzustellen, dass<br />

private Haushalte 70 % ihres Energieverbrauchs für<br />

die Raumwärme nutzen.<br />

Der Trend zur Energieeinsparung wird sich in Zukunft<br />

sogar noch verstärken. Die EU-Richtlinie zur<br />

Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden sieht vor, dass<br />

öffentliche Neubauten ab 2019, neue Privatbauten<br />

ab 2021 nahezu ein Null-Energie-Niveau erreichen.<br />

Das Energiekonzept der Bundesregierung zielt in die<br />

gleiche Richtung. Bis 2020 soll der Wärmebedarf des<br />

Gebäudebestandes um 20 % niedriger liegen als heute.<br />

Ab 2050 könnte in der Energiesparverordnung der<br />

Standard „Null-Emission“ zur Regel werden.<br />

Dezentrale Energiegewinnung wird <strong>im</strong>mer wichtiger.<br />

Dabei besteht die Möglichkeit, viele dezentrale<br />

Stromerzeuger in einem virtuellen Kraftwerk<br />

informationstechnisch zu verschalten. Dadurch wird<br />

es möglich, die lokal verteilten Erzeuger in einer zentralen<br />

Leitwarte zu steuern, als ob sie ein einziges<br />

großes Kraftwerk wären. Das Prinzip der dezentralen<br />

Energieerzeugung wird sich sowohl bei Anlagen<br />

der KWK, als auch der Wind- und Wasserkraft sowie<br />

bei der Nutzung von Bioenergie durchsetzen.<br />

Die Bioenergie ist die bedeutendste regenerative<br />

Energieform in Deutschland. Energie aus Biomasse<br />

macht derzeit 70 % der Endenergiebereitstellung<br />

aus erneuerbaren Energieträgern aus.<br />

Die regenerativen Energien kommen bei den Investitionskosten<br />

an die Werte der herkömmlichen<br />

Stromerzeugung heran. Die Biomasse ist dabei Spitzenreiter<br />

mit Kosten ab 1500 $/kW. Der Erfolg der<br />

regenerativen Energien als leitungsgebundener<br />

Energieträger zur Stromerzeugung in Deutschland<br />

wächst stetig. Hierbei muss ein Fortschreiten der<br />

Anbindung dieser dezentralen Erzeuger an das Gesamtnetz<br />

erfolgen.<br />

Der Anteil der erneuerbaren elektrischen Energie<br />

soll bis 2030 in Deutschland mindestens 50 %<br />

erreichen. Doch Wind und Sonne sind nicht kontinuierlich<br />

vorhanden. Der Umbau geht also nicht ohne<br />

massive Speicherkapazitäten.<br />

Die Windenergieanlagen-Betreiber in Norddeutschland<br />

bekamen dies als erste zu spüren. Allein<br />

in Schleswig-Holstein passten 2009 etwa<br />

50 Mio. kWh Windstrom nicht mehr in die Hochspannungsebene<br />

des Verteilernetzes.<br />

Ein besonderes Problem ist der Stromaustausch<br />

über die mit wenigen Ausnahmen überlasteten<br />

Grenzkuppelstellen. Derzeit können über Dänemark<br />

ca. 1,5 GW ausgetauscht werden. Durch die geplanten<br />

Seekabel vergrößert sich die Kapazität bis 2018<br />

auf etwa 4,3 GW. Nach der SRU-Studie sind 2017<br />

bereits ca. 8 GW notwendig. 2020 wird eine Übertragungskapazität<br />

von 16 GW und 2050 bis zu<br />

62 GW nötig.<br />

Das wäre jedoch nur die Hälfte der Kapazität, die<br />

durch das Desertec-Projekt für den Solarstrom aus<br />

Nordafrika erforderlich ist.<br />

Die Speicherkapazität <strong>im</strong> deutschen Stromnetz<br />

besteht heute zu 95 % aus Pumpspeicherwerken mit<br />

6,6 GW Kapazität.<br />

Darüber hinaus wachst die Gesamtleistung von<br />

Kraftwerken in Deutschland, die aus erneuerbaren<br />

Energiequellen Strom erzeugen dynamisch. Bis 2022<br />

könnte sich die Kapazität auf ca. 150 GW erhöhen.<br />

Demgegenüber dürfte in der nächsten Dekade<br />

nach Einschätzung der Bundesnetzagentur die Speicherleistung<br />

nur um ca. 2,4 GW anwachsen. Alternative<br />

Speichermöglichkeiten, wie adiabate Druckluftspeicherkraftwerke<br />

oder Windstrom zu Erdgas,<br />

sind daher dringend zur Marktreife zu entwickeln.<br />

Die Gaswirtschaft zeigt großes Interesse an der<br />

Einspeisung des Gases aus erneuerbaren Energieträgern<br />

in ihre Netze. Zusammen mit den Erdgasspeichern<br />

beträgt die Speicherkapazität ca. 1 Mrd. MWh.<br />

Die Dezentralisierung der Energieerzeugung und<br />

die Notwendigkeit der Erweiterung der Speicherkapazitäten<br />

bilden die Grundlage für die weitere positive<br />

Entwicklung aller mit diesen Prozessen verbundenen<br />

Unternehmen und Einrichtungen.<br />

Dr. Wolfgang Berger<br />

Geschäftsführer der FITR-Forschungsinstitut für<br />

Tief- und Rohrleitungsbau gemeinnützige GmbH<br />

11 / 2011 785


11/2011<br />

Inhalt<br />

S. 790 S. 806<br />

Editorial<br />

785 <strong>Entwicklungen</strong> <strong>im</strong><br />

Leitungsnetz und deren<br />

Auswirkungen auf die<br />

Leitungsbauunternehmen<br />

Dr. Wolfgang Berger<br />

Nachrichten<br />

Industrie und Wirtschaft<br />

790 Feierliche Inbetriebnahme der Nord Stream-Pipeline<br />

790 Onlineangebote für die Hausanschlusssanierung<br />

791 TÜV SÜD zertifiziert Netzverträglichkeit von Stromerzeugern<br />

792 Esders GmbH erhält Innovation/Kreativität-Preis<br />

792 Privatleute treiben die Energiewende voran<br />

793 REHAU erweitert Serviceangebot<br />

Verbände und Organisationen<br />

794 KRV-Jahresbericht 2011<br />

794 Kraftwerksförderprogramm muss Wettbewerb erzeugen<br />

796 Güteschutz Kanalbau überarbeitet Leitfäden für die Eigenüberwachung<br />

800 Wirtschaftsverband für Industrieservice legt Branchenmonitor 2011 vor<br />

800 DVGW entwickelt sicherheitsrelevantes Berichtswesen für Gasversorgung<br />

weiter<br />

801 Goldmedaille für das FITR<br />

Faszination Technik<br />

818 Im Würgegriff<br />

Michael Honds<br />

Veranstaltungen<br />

801 Gebäude- und Grundstücksentwässerung<br />

802 Sicherheit von Pipelinesystemen<br />

802 10. Tiefbau-Forum in Neu-Ulm<br />

803 Duktile Gussrohre grabenlos verlegen<br />

804 Betriebssicherheit von Anlagen in der Chemischen Industrie<br />

804 9. DWA-Kanalbautage 2012<br />

805 FBS-Mitgliederversammlung in Frankfurt<br />

786 11 / 2011


S. 812<br />

Normen & Regelwerk<br />

Fachbericht<br />

806 NETZAUSBAU RELOADED: SCHNELLER,<br />

TEURER, WEITER<br />

Von RA Christian Fürst<br />

809 DVGW-Regelwerk:<br />

GW 335-B3 „Kunststoff-Rohrleitungssysteme in der<br />

Gas- und Wasserverteilung – Teil B3: Mechanische<br />

Verbinder aus Kunststoffen (POM, PP) für die<br />

Wasserverteilung“<br />

G 5305-2 Entwurf „Gasströmungswächter für<br />

Gasversorgungsleitungen““<br />

G 5614 Entwurf „Unlösbare Rohrverbindungen für<br />

metallene Gasleitungen; Pressverbinder“<br />

Produkte & Verfahren<br />

812 Stumpfschweißmaschinen für PE-Rohre bis<br />

da 2.400 mm<br />

814 Rinnenabdeckung mit Wabenstruktur bis Belastungsklasse<br />

F 900<br />

815 Software-Paket zur Bemessung von Regenwasserbewirtschaftungsanlagen<br />

815 Umfangreiches Servicepack 3 für BaSYS 8.2<br />

816 Rohrleitung sicher befestigen mittels Rohrbügel<br />

mit PE-Unterlage<br />

816 WELTEC-Rechner opt<strong>im</strong>iert Biogasanlagen online<br />

817 Fernwärme opt<strong>im</strong>al abgedichtet<br />

Treffpunkt der Wirtschaft und Wissenschaft, Marktplatz<br />

umfangreichen Know-hows und Neuestem aus<br />

der Fachwelt.<br />

26. Oldenburger Rohrleitungsforum<br />

09. bis 10. Februar 2012<br />

mehr als 3.000 Besucher aus Praxis und<br />

Hochschule, der freien Wirtschaft und aus<br />

der Wissenschaft<br />

mehr als 100 Fachvorträge aus allen<br />

Facetten der Branche, schaffen Wissen<br />

für die Praxis und sorgen für Impulse für die<br />

Forschung<br />

mehr als 350 internationale Aussteller zeigen<br />

nicht nur Neuestes aus Wissenschaft und Praxis,<br />

sondern fördern den Austausch unter- und<br />

miteinander.<br />

Anmeldungen und weitere Informationen:<br />

Institut für Rohrleitungsbau<br />

an der Fachhochschule Oldenburg e.V.<br />

Ofener Straße 18 / 26121 Oldenburg<br />

Frau Ina Kleist<br />

Tel. 0441 361039-0 / Fax 0441 361039-10<br />

E-mail ina.kleist@iro-online.de / www.iro-online.de<br />

11 / 2011 787


11/2011<br />

Inhalt<br />

S. 818 S. 845 S. S. 859 350<br />

Gasversorgung & Pipelinebau<br />

Fachbericht<br />

818 Gesellschaftliche Verantwortung <strong>im</strong> Leitungsbau<br />

Von Ach<strong>im</strong> Hilgenstock, Kirsten Willings<br />

Fachbericht<br />

825 Baumwurzeln und erdverlegte Leitungsanlagen<br />

Von Michael Honds<br />

Projekt kurz beleuchtet<br />

830 Zellstoffproduktionsbetrieb erzeugt Biogas<br />

Wasserversorgung<br />

Fachbericht<br />

832 Wasserverlustmanagement – Grundlagen und aktuelle <strong>Entwicklungen</strong><br />

Von Dr. Jörg Kölbl<br />

Fachbericht<br />

838 Wechsel wirkungen zwischen Trink wasser qualität, Rohrwerk stoffen<br />

sowie Sanierungs- und Netzpflegemaßnahmen<br />

Von Dr. Gabriele Weirauch<br />

Services<br />

849 Marktübersicht<br />

887 Praxis-Tipps<br />

888 Buchbesprechung<br />

889 Terminkalender<br />

3.US Impressum<br />

Projekt kurz beleuchtet<br />

845 Trinkwasser in geregelten Bahnen – Landkreis Greiz setzt<br />

auf PE-Xa-Rohrsystem<br />

Projekt kurz beleuchtet<br />

846 Norwegen setzt auf Berstlining – PE-HD-Rohr ersetzt 900 m duktiles<br />

Gussrohr<br />

Abwasserentsorgung<br />

Fachbericht<br />

859 165 m Schmutzwasser-Kanal mit Pilotrohrverfahren erneuert<br />

Von Alfons Goral<br />

788 11 / 2011


Abwasserentsorgung<br />

Fachbericht<br />

864 Sanierung von öffentlichem Kanal und privaten<br />

Hausanschlusskanälen nach „Berliner Bauweise“<br />

Von Alexander Krüger und Horst Görg<br />

Projekt kurz beleuchtet<br />

871 Vorhandene Rohranschlüsse präzise überbohren<br />

Projekt kurz beleuchtet<br />

872 Sanierung eines Eiprofil 1390/1800 in Bremen<br />

mit KM-Liner<br />

Fernwärme & Energie<br />

Fachbericht<br />

875 Generische Zustandsanalyse von Fernwärmenetzen<br />

Von Volker Herbst<br />

Projekt kurz beleuchtet<br />

884 1.200 m Fernwärmeleitung dank HDD in<br />

Rekordgeschwindigkeit verlegt<br />

Projekt kurz beleuchtet<br />

886 Neue Rohre für ein historisches Kraftwerk<br />

S. 884<br />

… verbindet die Märkte<br />

789 10 / 2010 10 / 2010 789<br />

11 / 2011 789


Industrie und Wirtschaft<br />

Nachrichten<br />

Feierliche Inbetriebnahme der<br />

Nord Stream-Pipeline<br />

Sie lassen das Gas fließen: Vorne von links nach rechts: François Fillon, französischer Premierminister;<br />

Bundeskanzlerin Angela Merkel; Mark Rutte, niederländischer Premierminister;<br />

Dmitrij Medwedew, Präsident der Russischen Föderation; und EU-Energiekommissar Günther<br />

Oettinger. Hinten von links nach rechts: Dr. Johannes Teyssen, Vorstandsvorsitzender<br />

der E.ON AG; Alexei Miller, Vorstandsvorsitzender von OAO Gazprom; Dr. Kurt Bock, Vorstandsvorsitzender<br />

der BASF SE; Erwin Sellering, Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern;<br />

Paul van Gelder, Vorsitzender und CEO der N.V. Nederlandse Gasunie<br />

Der erste Strang der Nord Stream-Pipeline<br />

wurde am 8. November in Gegenwart von<br />

hochrangigen Gästen feierlich in Betrieb<br />

genommen. Vertreter aus Politik und Wirtschaft,<br />

darunter Bundeskanzlerin Angela<br />

Merkel, der russische Präsident Dmitrij<br />

Medwedew, der französische Premierminister<br />

François Fillon, der niederländische<br />

Premierminister Mark Rutte sowie der EU-<br />

Kommissar für Energie, Günther Oettinger,<br />

nahmen an der feierlichen Eröffnung teil.<br />

Sie würdigten das Nord Stream-Projekt als<br />

wichtigen Beitrag für die langfristige Energiesicherheit<br />

in Europa. Mit der Fertigstellung<br />

des zweiten Leitungsstrangs <strong>im</strong> Jahr<br />

2012 wird die 1.224 km lange Pipeline eine<br />

jährliche Transportkapazität von bis zu 55<br />

Milliarden Kubikmetern haben und die Europäische<br />

Union für mindestens 50 Jahre<br />

mit russischem Erdgas versorgen können.<br />

500 Gäste aus Politik und Wirtschaft<br />

nahmen neben den Staats- und Regierungschefs<br />

an den Feierlichkeiten zum<br />

Beginn der Erdgas-Lieferungen durch die<br />

Nord Stream-Pipeline teil. Die Pipeline<br />

wurde von den Staats- und Regierungschefs<br />

der Länder, aus denen die Anteilseigner<br />

des Projekts stammen, EU-Kommissar<br />

Oettinger und Spitzenvertretern<br />

der Anteilseigner in Betrieb genommen.<br />

Der Festakt fand an der deutschen Anlandestation<br />

der Leitung in Lubmin statt.<br />

Dort wird das Erdgas aus der Nord Stream-<br />

Pipeline über die weiterführenden Leitungen<br />

OPAL und NEL in das europäische<br />

Fernleitungsnetz eingespeist.<br />

Vertreter der Anteilseigner der Nord<br />

Stream AG – OAO Gazprom, BASF SE/Wintershall<br />

Holding GmbH, E.ON Ruhrgas AG,<br />

N.V. Nederlandse Gasunie und GDF SUEZ<br />

S.A. – bezeichneten die Pipeline als Schlüsselprojekt<br />

für Europas Energieinfrastruktur,<br />

das hinsichtlich Zeitplan und Kosten wie geplant<br />

umgesetzt worden ist. Dem europäischen<br />

Steuerzahler entstehen dabei keinerlei<br />

Kosten: Die fünf Unternehmen finanzieren<br />

30 % des Investitionsvolumens von 7,4<br />

Milliarden Euro durch Eigenkapital. Weitere<br />

70 % des Projektbudgets werden durch<br />

Kredite abgedeckt. An der Finanzierung sind<br />

insgesamt etwa 30 Banken beteiligt.<br />

Die Europäische Kommission, das Europäische<br />

Parlament und der Rat der Europäischen<br />

Union haben die Nord Stream-<br />

Pipeline bereits <strong>im</strong> Jahr 2006 in die Leitlinien<br />

für die Transeuropäischen Energienetze<br />

(TEN-E) der Europäischen Union<br />

aufgenommen und dem Projekt den Status<br />

eines „Vorhabens von europäischem<br />

Interesse“ eingeräumt. Die Internationale<br />

Energieagentur (IEA) geht davon aus, dass<br />

Erdgas bis zum Jahr 2030 der wichtigste<br />

Energieträger in der Europäischen Union<br />

werden wird. Diesem zunehmenden Bedarf<br />

steht jedoch ein Rückgang der he<strong>im</strong>ischen<br />

Produktion gegenüber.<br />

Onlineangebote für die Hausanschlusssanierung<br />

Die neue Homepage www.kanalcheck7.de<br />

vernetzt Hauseigentümer und Verwalter<br />

mit Kommunen, Unternehmen und Beratern.<br />

Hier können Unternehmen ihre<br />

Dienstleistung kostenfrei eintragen und<br />

somit direkt von Hauseigentümern gefunden<br />

und kontaktiert werden.<br />

Alle Hauseigentümer müssen über kurz<br />

oder lang ihren Kanal auf Dichtheit prüfen<br />

lassen. So sieht es nicht nur § 61a des Landeswasser-Gesetz<br />

NRW vor, auch in anderen<br />

Bundesländer wurden und werden ähnliche<br />

Gesetze auf den Weg gebracht. Für<br />

Kanalsanierungs- und Tiefbaufachfirmen<br />

kann diese Gesetztesneuerung auch neue<br />

Aufräge bedeuten. Allerdings stehen die<br />

Hauseigenümer selbst erst einmal vor vielen<br />

Fragen: Wer bietet die Dichtheitsprüfung<br />

an? Was kostet es? Wie sind überhaupt<br />

die Anforderungen in meiner Gemeinde?<br />

Was mache ich, wenn der Kanal undicht ist?<br />

790 11 / 2011


Seit Sommer 2011 gibt es dieses neue<br />

Portal, auf dem Hauseigentümer Antworten<br />

und Anbieter finden. So können dort<br />

Berater, Kommunen und Unternehmen<br />

Informationen und Angebote kostenlos<br />

einstellen und so von Eigentümern und<br />

Verwaltern gefunden werden. Bei Anfrage<br />

eines Interessenten haben die Unternehmen<br />

die Möglichkeit, diese anzunehmen<br />

oder abzulehnen. Nur wenn die<br />

Anfrage angenommen wird, ist eine Bearbeitungsgebühr<br />

von 3,50 Euro für das<br />

Unternehmen fällig. Nach der Abwicklung<br />

eines Auftrages kann der Auftraggeber<br />

eine Bewertung abgeben. Diese Transparenz<br />

macht es zukünftigen Interessenten<br />

leichter, sich für einen Anbieter zu entscheiden.<br />

TÜV SÜD zertifiziert Netzverträglichkeit von<br />

Stromerzeugern<br />

Mit der Energiewende und dem Ausbau der<br />

Erneuerbaren Energien werden <strong>im</strong>mer mehr<br />

dezentrale Energieerzeuger an das Stromnetz<br />

angeschlossen. Voraussetzung für den<br />

Anschluss ist der Nachweis zur Netzverträglichkeit.<br />

Betroffen sind vor allem Windparks<br />

und Solaranlagen mit ihren witterungsbedingt<br />

fluktuierenden Einspeisemengen –<br />

künftig auch Biogasanlagen oder Blockheizkraftwerke<br />

(BHKW). TÜV SÜD Industrie<br />

Service hat die Akkreditierung zur Zertifizierung<br />

dieser Anlagen erhalten. Die Deutsche<br />

Akkreditierungsstelle (DAkkS) hat die TÜV<br />

SÜD-Zertifizierungsstelle für Netzverträglichkeit<br />

zur Prüfung von Energieerzeugungsanlagen<br />

und -einheiten zugelassen. Zudem<br />

ist TÜV SÜD bei der Fördergemeinschaft<br />

Wind und andere Erneuerbare Energien e.V.<br />

(FGW) als Zertifizierstelle empfohlen worden.<br />

In Zukunft wird das Spektrum auch die<br />

Zertifizierung von Biogasanlagen und Blockheizkraftwerken<br />

umfassen.<br />

Die Voraussetzung für den Anschluss<br />

von Erneuerbare-Energien-Anlagen an<br />

das deutsche Stromnetz sind anlagenund<br />

typenspezifische Zertifikate, welche<br />

die elektrischen Eigenschaften der Erzeugungseinheit<br />

und der Erzeugungsanlage<br />

ausweisen. Geprüft werden Grundanforderungen<br />

wie Kurzschlussfestigkeit, Dauerstrombelastbarkeit<br />

und die Regelung der<br />

Wirk- und Blindleistung. Außerdem muss<br />

das angemessene Verhalten des Stromerzeugers<br />

<strong>im</strong> Netzfehlerfall – beispielsweise<br />

einem Spannungseinbruch – sichergestellt<br />

sein.<br />

Verantwortung für<br />

unsere Umwelt.<br />

• ökologisch<br />

• langlebig<br />

• sicher<br />

Kompetent in der<br />

kommunalen<br />

Abwasserentsorgung.<br />

• wartungsarm<br />

• biegesteif<br />

• belastbar<br />

Qualität, die überzeugt:<br />

Steinzeug<br />

11 / 2011 791<br />

www.steinzeug-keramo.com


Industrie & Wirtschaft<br />

Nachrichten<br />

Esders GmbH erhält Innovation/Kreativität-Preis<br />

Der Wirtschaftsverband Emsland besteht<br />

aus über 360 Unternehmen, der unterschiedlichsten<br />

Wirtschaftsbereiche, deren<br />

Interessen durch den Verband gebündelt<br />

vertreten werden. Zum dritten Mal<br />

BILD 1: Prof. Dr. Frank Blümel zeichnete Bernd Esders aus<br />

vergab der Wirtschaftsverband Emsland<br />

den Emsländischen Unternehmenspreis,<br />

mit diesem wurden in diesem Jahr erneut<br />

emsländische Unternehmen für ihre unternehmerischen<br />

Leistungen in verschiedenen<br />

Kategorien gewürdigt.<br />

Der Weg des<br />

Erfolges war steinig,<br />

er hat sich schließlich<br />

doch eingestellt. In<br />

der Kategorie Kreativität<br />

und Innovation<br />

erhielt das Unternehmen<br />

Esders aus Haselünne<br />

die begehrte<br />

Auszeichnung.<br />

Der 1989 gegründete<br />

Betrieb<br />

beschäftigt heute<br />

50 Mitarbeiter und<br />

hat sich auf die Entwicklung<br />

von Messgeräten<br />

für die Gasund<br />

Wasserlecksuche,<br />

Messtechnik für<br />

Gasinneninstallation,<br />

Gaswarngeräten und<br />

Druckmesstechnik spezialisiert. Gerade<br />

Kreativität wird bei der Entwicklung von<br />

neuen Geräten großgeschrieben. So konnte<br />

sich die 2005 entwickelte GasCam zur<br />

Visualisierung von Erd- und Biogas bei der<br />

Dichtigkeitsprüfung von Biogasanlagen<br />

standardmäßig durchsetzen.<br />

Die Esders GmbH befasst sich seit<br />

1989 mit der Entwicklung von Messgeräten<br />

und Software. Die Jury des Unternehmenspreises<br />

des Wirtschaftsverbandes<br />

Emsland sah gerade in der Entwicklung<br />

dieser innovativen Geräte die Basis für<br />

die Nominierung. Das emsländische Unternehmen<br />

gehört zu einer der wenigen führenden<br />

Firmen in dieser Branche, die sich<br />

auch <strong>im</strong> Ausland etablieren konnte. Esders<br />

erweiterte den Standort in Haselünne in<br />

den Jahren 2002, 2007 und 2011. Dazu<br />

gehört auch der Bau einer neuen Produktionshalle<br />

in diesem Jahr. Mit der zusätzlichen<br />

rund 1.000 Quadratmeter großen<br />

Produktions- und Lagerfläche stellt das<br />

Unternehmen die Weichen für eine weitere<br />

Expansion. Firmenchef Bernd Esders<br />

sieht gute Zukunftsaussichten für sein Unternehmen.<br />

Privatleute treiben die Energiewende voran<br />

In den Sparten Photovoltaik und Windenergie<br />

an Land sind Privatpersonen traditionell<br />

die wichtigste Gruppe unter den Investoren.<br />

Zu diesem Ergebnis kommen das Marktforschungsinstitut<br />

trend:research und das<br />

Klaus Novy-Institut (KNi) in einer aktuellen,<br />

vom Bundesumweltministerium geförderten<br />

Studie. Daraus geht hervor, dass <strong>im</strong><br />

Bereich Windenergie onshore mehr als jedes<br />

dritte installierte Megawatt (36,2 %) <strong>im</strong><br />

Jahr 2010 von Privatleuten investiert wurde.<br />

Ihr Anteil an der insgesamt installierten<br />

Leistung lag sogar bei mehr als 51 %. Bei der<br />

Photovoltaik schnitt diese Investorengruppe<br />

ähnlich stark ab: Hier brachten es die Privatpersonen<br />

2010 auf einen Anteil von mehr<br />

als 40 % am Zubau. Die Landwirte steuerten<br />

darüber hinaus 21,8 % bei. Fonds und Banken<br />

folgten weit abgeschlagen mit einem<br />

Anteil von rund 9 %. Eine insgesamt untergeordnete<br />

Rolle für den Ausbau der Erneuerbaren<br />

Energien spielten bislang die großen<br />

Energieversorger.<br />

Dass Erneuerbare-Energien-Anlagen<br />

gerade bei Privatleuten so gut ankommen,<br />

liegt nicht nur an der staatlich garantierten<br />

Einspeisevergütung <strong>im</strong> Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />

(EEG). Wie die Autoren der<br />

Studie betonen, ist die Eigentümerstruktur<br />

etwa <strong>im</strong> Bereich Photovoltaik auch wegen<br />

weiterer Vorteile dezentral geprägt.<br />

Die Studie nennt in diesem Zusammenhang<br />

die gute Verfügbarkeit und Handhabbarkeit<br />

dieser Technologie für Privatleute sowie für<br />

kleinere Gewerbe- und Industriebetriebe.<br />

Den starken Auftritt der Privatpersonen<br />

bei der Onshore-Windkraft erklären die<br />

Wissenschaftler mit vergleichsweise überschaubaren<br />

Investitionssummen bei der Kooperation<br />

in Bürgerwindparks. Auch mit relativ<br />

geringem finanziellen Einsatz ist hier eine<br />

Beteiligung möglich. Das gilt ebenso für<br />

die Gesellschaftsform der Genossenschaft,<br />

die für den Bau von Erneuerbare-Energien-<br />

Anlagen an Attraktivität gewonnen hat. Allerdings<br />

ist der Anteil der Kooperativen laut<br />

der Studie bislang überschaubar und noch<br />

deutlich ausbaufähig.<br />

Für den Geschäftsführer der Agentur für<br />

Erneuerbare Energien, Philipp Vohrer, zeigen<br />

die Ergebnisse der Studie die wachsende<br />

Bedeutung dezentraler Versorgungsstrukturen<br />

in Deutschland. „Mit der Energiewende<br />

bieten sich Chancen, Beteiligungsmodelle<br />

und in anderen Bereichen bewährte, genossenschaftliche<br />

Strukturen verstärkt auch in<br />

der Energiewirtschaft zu etablieren. Das gilt<br />

für Windkraftanlagen ebenso wie für Solarstrom<br />

und die Energiegewinnung aus Biogas“,<br />

unterstreicht Vohrer.<br />

Die vollständige Studie „Marktakteure<br />

– Erneuerbare-Energien-Anlagen“ ist zu<br />

finden unter www.kni.de.<br />

792 11 / 2011


REHAU erweitert Serviceangebot<br />

Mit der Veröffentlichung seiner Ausschreibungstexte<br />

in der Online-Datenbank<br />

www.ausschreiben.de unterstützt<br />

Rehau seine Partner nun auch bei der<br />

Erstellung von Leistungsverzeichnissen<br />

und Angeboten. Die Positionsbeschreibungen<br />

werden nur noch in einer Plattform<br />

erstellt und gepflegt. Hierdurch<br />

können sie stets aktuell gehalten werden.<br />

Der Download ist in allen am Bau relevanten<br />

Datenformaten möglich, wie<br />

beispielsweise GAEB 90, HTML, PDF<br />

oder XML. In zahlreiche AVA-Anwendungen<br />

und Handwerkerprogramme ist<br />

die Datenübernahme schnell und fehlerfrei<br />

direkt per Drag & Drop möglich.<br />

Die meisten Artikel sind mit Bildern veranschaulicht,<br />

die optional in<br />

den entsprechenden<br />

Datenformaten<br />

mit in das<br />

Leistungsverzeichnis<br />

oder Angebot übernommen<br />

werden<br />

können. Detaillierte<br />

Informationen zu<br />

Normen, Zulassungen<br />

oder anwendungsspezifische<br />

Details komplettieren<br />

die Ausschreibungstexte. Darüber hinausgehende<br />

Informationen oder individuelle<br />

Hilfe können per E-Mail von der<br />

Infoseite des Katalogs aus angefordert<br />

werden.<br />

7 th Pipeline Technology<br />

Conference<br />

Pipeline Technology<br />

Conference 2010<br />

28.-30. März 2012, Hannover Congress Centrum<br />

HANNOVER MESSE, 4.-8. April 2011<br />

das wichtigste Technologieereignis <strong>im</strong> Jahr<br />

www.hannovermesse.de<br />

Call for Papers<br />

veröffentlicht!<br />

6 th Pipeline Technology Conference, 4.-5. April 2011<br />

mit begleitender Fachausstellung <strong>im</strong> Konferenzbereich<br />

www.pipeline-conference.com<br />

Mehr Informationen und Newsletter mit aktuellen Nachrichten unter www.pipeline-conference.com<br />

Euro Institute for Information<br />

and Technology Transfer<br />

German Society for<br />

Infrastructure Solutions Transfer<br />

S I S T<br />

11 / 2011 793


Verbände & Organisationen<br />

Nachrichten<br />

KRV-Jahresbericht 2011<br />

Auf seiner Mitgliederversammlung am<br />

05. Oktober 2011 in Hamburg stellte der<br />

Kunststoffrohrverband e.V., Fachverband<br />

der Kunststoffrohr-Industrie, seinen aktuellen<br />

Jahresbericht vor und berichtete über<br />

die Situation der Kunststoffrohrbranche.<br />

Demnach wuchs in der vergangenen Dekade<br />

die deutsche Kunststoffrohrproduktion<br />

stetig, <strong>im</strong> Jahresdurchschnitt um 2,2 %.<br />

Die deutsche Kunststoffrohrproduktion<br />

stieg <strong>im</strong> Jahr 2010 gegenüber dem Vorjahr<br />

um 4,9 % auf 637.000 t. Dabei profitierten<br />

alle drei Werkstoffarten PP, PE sowie<br />

PVC-U vom Aufwärtstrend. Während<br />

die Verarbeitung von PE-Rohrsystemen<br />

rund 319.000 t ausmachte und um 4,0 %<br />

anstieg, gefolgt von PVC-/U-Anwendungen<br />

mit 3,5 % auf 233.518 t, legten insbesondere<br />

Rohranwendungen für PP überproportional<br />

zu. Die Produktion stieg um<br />

12,7 % auf 84.193 t.<br />

Damit erreichte der deutsche Inlandsmarkt<br />

für Kunststoffrohrsysteme<br />

nach nur einem Jahr das Vorkrisenniveau<br />

des Jahres 2008. Insgesamt 534.000 t<br />

wurden zu Kunststoffrohrsystemen<br />

verarbeitet und <strong>im</strong> deutschen Markt<br />

abgesetzt. Dabei lässt sich ein deutlicher<br />

Rückgang des Exports von Kunststoffrohrsystemen<br />

feststellen. Während<br />

die Exportquote in 2007 und 2008<br />

noch rund 27,8 % ausmachte, fiel sie auf<br />

23,7 % bzw. 151.000 t <strong>im</strong> vergangenen<br />

Jahr. Damit kompensiert der deutsche Inlandsmarkt<br />

die konjunkturellen Einbrüche<br />

bei unseren von der Eurokrise belasteten<br />

Nachbarn.<br />

Die Konjunkturpakete der Bundesregierung<br />

dürften hierbei eine ebenso nicht<br />

zu unterschätzende Rolle gespielt haben,<br />

wie Substitutionseffekte. Vor allem <strong>im</strong><br />

schwächelnden Tiefbau dürften Kunststoffrohrsysteme<br />

zunehmend Rohrsysteme<br />

aus anderen Werkstoffen verdrängen.<br />

Aber auch <strong>im</strong> Hochbau und damit in<br />

der Haus- und Gebäudetechnik wurden<br />

traditionelle Rohrsysteme zunehmend<br />

durch Kunststoffe ersetzt.<br />

Trotz der sehr erfreulichen Produktions-<br />

bzw. Absatzmengenentwicklung<br />

von Kunststoffrohrsystemen in 2010<br />

kämpften die Hersteller mit steigenden<br />

Rohstoffpreisen, die Anfang des Jahres<br />

2011 von steigenden Energiepreisen,<br />

Transportkosten und höheren Tariflöhnen<br />

flankiert wurden. Überkapazitäten,<br />

hohe Wettbewerbsintensität und Kostensteigerungen<br />

drückten nachweislich<br />

auf die Margen der Kunststoffrohrhersteller.<br />

Der vollständige Jahresbericht ist<br />

unter www.krv.de/home/Downloads zu<br />

finden.<br />

Kraftwerksförderprogramm muss Wettbewerb<br />

erzeugen<br />

Die deutschen Stadtwerke unterstützen<br />

weiterhin die <strong>im</strong> Sommer getroffene<br />

Entscheidung der Bundesregierung,<br />

das geplante Kraftwerksinvestitionsprogramm<br />

auf kleinere und<br />

mittlere Unternehmen zu beschränken.<br />

„Die deutschen Stadtwerke und<br />

der VKU vertreten hier dezidiert eine<br />

andere Meinung als der Rest der<br />

Branche“, sagt Dr. Hermann Janning,<br />

Vorstandvorsitzender der Stadtwerke<br />

Duisburg und Vizepräsident des Verbandes<br />

kommunaler Unternehmen<br />

(VKU). „Wer mehr Wettbewerb will,<br />

muss kleineren Marktteilnehmern den<br />

Zugang zum Energieerzeugungsmarkt<br />

erleichtern.“ Eine Mittelstandsförderung<br />

sei auch in vielen anderen Bereichen<br />

geübte Praxis und nichts Neues.<br />

„Wenn das nicht passiert, dann können<br />

die großen Player ihre heute dominante<br />

Position noch durch staatliche Hilfe<br />

weiter zementieren oder gar ausbauen.<br />

Dies entspricht nicht der Zielsetzung<br />

der Bundesregierung, dass die<br />

Energielandschaft der Zukunft deutlich<br />

dezentraler aussehen wird.“<br />

Nach Ansicht Jannings sei ein Investitionsprogramm<br />

bitter nötig. „Wir<br />

brauchen den Einsatz hoch effizienter<br />

Kraftwerke auf Basis von KWK und<br />

Gaskraftwerken für den Übergang in<br />

das Zeitalter der erneuerbaren Energien.“<br />

Mit der beschlossenen Wende<br />

hin zu mehr dezentralen Technologien<br />

haben die Stadtwerke die Chance, den<br />

Anteil an der Stromerzeugung deutlich<br />

zu steigern. „Das geht aber nur, wenn<br />

entsprechende Anreize gesetzt werden“,<br />

so der VKU-Vizepräsident. Aktuell<br />

haben die kommunalen Versorger<br />

einen Anteil von 9,8 % an der Energieerzeugung,<br />

was „für einen funktionierenden<br />

Wettbewerb, eine nachhaltig<br />

preiswerte und zukunftsfähige Energieversorgung<br />

deutlich zu wenig ist“,<br />

meint Janning. „Eine Begrenzung auf<br />

kleinere Marktteilnehmer ist unseres<br />

Erachtens sinnvoll und hilft, ihre Position<br />

<strong>im</strong> Wettbewerb zu stärken. Zum<br />

Vorteil für den Kunden.“<br />

Mit dem Kraftwerksinvestitionsprogramm<br />

will die Bundesregierung<br />

den Bau hocheffizienter Kraftwerke<br />

mit bis zu 15 % der Investitionssumme<br />

bezuschussen. Nach den bisherigen<br />

Plänen soll das Programm nur solchen<br />

Unternehmen zugute kommen, die<br />

über weniger als 5 % Marktanteil an<br />

der Energieerzeugung verfügen. Aktuell<br />

steht das Programm noch unter<br />

dem Vorbehalt einer beihilferechtlichen<br />

Prüfung durch die EU-Kommission.<br />

794 11 / 2011


Heute schon Know-how geshoppt?


Verbände & Organisationen<br />

Nachrichten<br />

Güteschutz Kanalbau überarbeitet Leitfäden<br />

für die Eigenüberwachung<br />

Antragsteller und Gütezeichenbenutzer<br />

weisen dem Güteausschuss der Gütegemeinschaft<br />

Güteschutz Kanalbau die Erfüllung<br />

der Güteanforderungen der jeweils<br />

angestrebten bzw. beurkundeten Beurteilungsgruppe<br />

nach. Detaillierte Anforderungen<br />

hierzu finden sich in den Güte- und<br />

Prüfbest<strong>im</strong>mungen. Sie betreffen die Fachkunde,<br />

technische Leistungsfähigkeit und<br />

technische Zuverlässigkeit der Bieter sowie<br />

die Dokumentation der Eigenüberwachung.<br />

Eigenübewachung<br />

Bei der Eigenüberwachung handelt es sich<br />

um eine interne Dokumentation durch<br />

Mitarbeiter des Unternehmens. Diese Dokumentation<br />

vereinfacht die Übermittlung<br />

von Sollwerten auf die Baustelle sowie die<br />

Dokumentation der Istwerte. Abnahmebescheinigungen<br />

sowie sämtliche Nachweise<br />

der Eigenüberwachung sind mindestens<br />

fünf Jahre aufzubewahren.<br />

Eine Hilfe zur Dokumentation der Eigenüberwachung<br />

bietet die Gütegemeinschaft<br />

in Form von Leitfäden, diese existieren<br />

für die Ausführungsbereiche Offener<br />

Kanalbau (AK), Vortrieb (VP, VM/VMD,<br />

VO/VOD), Inspektion (I), Reinigung (R) und<br />

Dichtheitsprüfung (D). Hinzu kommen die<br />

Leitfäden für die Beurteilungsgruppen<br />

Ausschreibung und Bauüberwachung <strong>im</strong><br />

Bereich Offener Kanalbau (ABAK), Vortrieb<br />

(ABV) und Sanierung (ABS). Diese Leitfäden<br />

werden in diesem Jahr in einer vollständig<br />

überarbeiteten Version erscheinen.<br />

Die Leitfäden stellen ein Muster für die<br />

Dokumentation der Eigenüberwachung<br />

dar. Ihre Verwendung ist ein Angebot der<br />

Gütegemeinschaft Kanalbau. Alternativ<br />

kann die Eigenüberwachung in anderer<br />

Form dokumentiert werden. Insbesondere<br />

der individuellen innerbetrieblichen Dokumentation<br />

angepasste Varianten werden<br />

verwendet, die <strong>im</strong> Rahmen von Qualitätssicherungssystemen<br />

erstellt wurden.<br />

Beurteilungsgruppen S<br />

Gütezeicheninhaber der Beurteilungsgruppe<br />

Sanierung (S) verfügen über ein für das<br />

jeweilige Verfahren individuelles Handbuch,<br />

in dem die zum Einsatz kommenden Materialien<br />

genannt sind. Zu diesen Materialien<br />

existiert eine nach den aktuellen Regelwerken<br />

vollständige Materialprüfung. Weiterhin<br />

sind <strong>im</strong> Handbuch Anforderungen an<br />

Verfahren, Ausführung und auch an die Eigenüberwachung<br />

definiert. Die Muster zur<br />

Dokumentation werden mit dem Güteaus-<br />

schuss der Gütegemeinschaft individuell<br />

abgest<strong>im</strong>mt. Damit ist gewährleistet, dass<br />

die Dokumentation der Eigenüberwachung<br />

exakt auf die Verfahrensvariante und die<br />

entsprechenden Anforderungen in den Regelwerken<br />

abgest<strong>im</strong>mt ist.<br />

Den betreffenden Mitgliedern der Gütegemeinschaft<br />

von Auftraggeber-Seite<br />

steht ein Muster der individuellen Eigenüberwachungsunterlagen<br />

für die Dauer<br />

der Sanierungsmaßnahme über den Passwort-geschützten<br />

Bereich unter www.kanalbau.com<br />

zur Verfügung.<br />

Checklisten und Protokolle<br />

Ein Leitfaden gibt den Umfang der Eigenüberwachung<br />

vor. In diesem Rahmen werden<br />

für alle Beurteilungsgruppen die maßgeblichen<br />

Parameter überprüft und deren<br />

Einhaltung dokumentiert. Dementsprechend<br />

sind die Leitfäden für die Eigenüberwachung<br />

aufgebaut. Neben Hinweisen<br />

und Erläuterungen enthalten diese<br />

neugestaltete und aktualisierte Checklisten<br />

und Protokolle als Muster zur Dokumentation.<br />

Zusätzlich enthalten die Leitfäden<br />

Auszüge aus DIN-EN Normen und<br />

DWA-Regelwerk mit den entsprechenden<br />

Vorgaben in Bezug auf die Eigenüberwachung.<br />

Der Leitfaden für die Beurteilungsgruppe<br />

Offener Kanalbau beispielsweise<br />

enthält unter anderem Muster zur Dokumentation<br />

der Projektdaten, Angaben zur<br />

Bauausführung, Nachunternehmer, Lastannahmen,<br />

Höhen, Längen, Gefälle sowie<br />

zum Thema Verdichtungsnachweis.<br />

BILD: Innen und außen neu gestaltet: Eine Hilfe zur Dokumentation der Eigenüberwachung<br />

bietet die Gütegemeinschaft in Form der Leitfäden an<br />

Foto: Güteschutz Kanalba<br />

Überprüfung Qualifikation und<br />

Eigenüberwachung<br />

In unregelmäßigen Abständen erfolgen<br />

unangemeldete Überprüfungen des Fortbestehens<br />

der Qualifikation, der Dokumentation<br />

der Eigenüberwachung und der<br />

Erfüllung der sonstigen Anforderungen der<br />

beurkundeten Beurteilungsgruppe.<br />

Be<strong>im</strong> Firmenbesuch prüft und bewertet<br />

ein vom Güteausschuss beauftragter Prüfingenieur<br />

oder eine vom Güteausschuss<br />

beauftragte Prüfstelle stichprobenweise<br />

die Einhaltung und Dokumentation der<br />

796 11 / 2011


der jeweiligen Beurteilungsgruppe zugehörigen Anforderungen,<br />

einschließlich der Dokumentation der Eigenüberwachung<br />

und der Meldungen der Baustellen. Die Unterlagen werden auf<br />

Vollständigkeit geprüft und bewertet.<br />

Auch be<strong>im</strong> Baustellenbesuch prüft und bewertet ein vom<br />

Güteausschuss beauftragter Prüfingenieur oder eine beauftragte<br />

Prüfstelle stichprobenweise die Einhaltung und Dokumentation<br />

der zugehörigen Anforderungen, einschließlich der<br />

Dokumentation der Eigenüberwachung. Die Unterlagen werden<br />

auf Vollständigkeit geprüft und bewertet.<br />

Werden Mängel festgestellt, können durch den Güteausschuss<br />

Ahndungen gemäß Durchführungsbest<strong>im</strong>mungen vorgeschlagen<br />

werden.<br />

Sichere und effiziente<br />

Rohrleitungssysteme<br />

Nutzen Sie das Know-how der führenden Fachzeitschrift<br />

für die Entwicklung von Rohrleitungen, Komponenten und<br />

Verfahren <strong>im</strong> Bereich der Gas- und Wasserversorgung, der<br />

Abwasserentsorgung, der Nah- und Fernwärmeversorgung,<br />

des Anlagenbaus und der Pipelinetechnik.<br />

Mit zwei englischsprachigen Specials pro Jahr.<br />

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Jetzt als Heft<br />

oder als ePaper<br />

erhältlich<br />

Prüfungen<br />

Die Prüfung der vom Gütezeicheninhaber durchgeführten Eigenüberwachung<br />

stellt höchste Anforderungen an die Organisation<br />

und die Personen, die mit dieser Aufgabe betraut sind.<br />

Deshalb werden die Prüfungen ausschließlich durch vom Güteausschuss<br />

beauftragte Prüfingenieure durchgeführt. Sie verfügen<br />

über jahrelange Praxis und hohes Fachwissen sowie über<br />

die notwendige Neutralität und Unabhängigkeit.<br />

Kommunikation statt Formalismus<br />

Das Fachgremium Güteausschuss und die Tätigkeit der Prüfingenieure<br />

stellen sicher, dass nicht Formalismus, sondern Fachkompetenz<br />

und intensive Kommunikation Grundlage der Gütesicherung<br />

sind. Das findet Zust<strong>im</strong>mung bei Auftraggebern<br />

und Auftragnehmern. Die Vorteile der Zugehörigkeit zur Gütegemeinschaft<br />

sind keineswegs nur graue Theorie. Das mit<br />

dem Gütezeichen transportierte Selbstverständnis der Mitglieder<br />

findet in einer Reihe von Folgemaßnahmen seinen Ausdruck.<br />

Nach Beantragung eines Gütezeichens intensivieren die<br />

Unternehmen die Eigenüberwachung; viele haben zusätzlich<br />

ein betriebliches Qualitätsmanagementsystem eingerichtet.<br />

Kein zusätzlicher Aufwand<br />

Die Handhabung der Leitfäden stellt keinen zusätzlichen<br />

Aufwand für die Gütezeicheninhaber dar, sondern soll vielmehr<br />

die Umsetzung der Forderungen in den Regelwerken<br />

systematisieren und vereinfachen. Die in den Leitfäden enthaltenen<br />

Checklisten und Protokolle entsprechen den Mindestanforderungen,<br />

die durch die Regelwerke in Bezug auf<br />

die Eigenüberwachung vorgegeben sind. Ihre Form wurde so<br />

opt<strong>im</strong>iert, dass das Ausfüllen einfach und schnell zu erledigen<br />

ist. Eine systematische Dokumentation kann insbesondere<br />

bei Mängelanzeigen sehr hilfreich sein. Mit vollständigen<br />

Angaben kann ein Unternehmen nachvollziehbar dokumentieren,<br />

dass die erforderlichen Arbeitsschritte auf der Baustelle<br />

durchgeführt wurden bzw. die maßgeblichen Parameter<br />

eingehalten wurden.<br />

Die überarbeiteten Leitfäden stehen ab Dezember 2011<br />

unter www.kanalbau.com zur Verfügung. Eine digital nutzbare<br />

Version ist in Vorbereitung.<br />

Kontakt: RAL-Gütegemeinschaft Güteschutz Kanalbau,<br />

Bad Honnef, Tel. +49 2224 9384-0,<br />

E-Mail: info@kanalbau.com, www.kanalbau.com<br />

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11 / 2011 797


Verbände & Organisationen / Veranstaltungen<br />

Nachrichten<br />

Wirtschaftsverband für Industrieservice legt<br />

Branchenmonitor 2011 vor<br />

In der Wirtschaft ist Outsourcing „in“. Immer<br />

mehr Unternehmen suchen sich qualifizierte<br />

Partner für eine effiziente Arbeitsteilung.<br />

Die <strong>im</strong> Industrieservice tätigen Unternehmen<br />

rechnen auf Jahre hinaus mit<br />

wachsenden Auftragsvolumina von 7 bis<br />

8 % allein in Deutschland. Auf internationaler<br />

Ebene winken sogar zweistellige Zuwachsraten,<br />

berichtet der Wirtschaftsverband<br />

für Industrieservice (WVIS) in seinem<br />

aktuellen „Branchenmonitor“ für 2011.<br />

Der WVIS repräsentiert 18 industrielle<br />

Dienstleister mit 8,2 Mrd. Euro Umsatz<br />

und über 90.000 Beschäftigten und damit<br />

etwa ein Drittel des deutschen Marktes.<br />

Europaweit bewerten die Experten für den<br />

Industrieservice das Marktvolumen von<br />

rund 100 Mrd. Euro.<br />

Das Aufgaben-Spektrum <strong>im</strong> Industrieservice<br />

ist dabei breit gefächert. In der<br />

chemischen und in der Mineralölindustrie<br />

ist dem Branchenmonitor zufolge bereits<br />

jeder fünfte Arbeitsplatz an einen Dienstleister<br />

ausgegliedert. Zu den stark auf die<br />

Arbeitsteilung setzenden Unternehmen<br />

zählen auch Konzerne der Kraftwerks-,<br />

Energie- und Umwelttechnik sowie die<br />

Automobilindustrie.<br />

Zum großen Teil verdienen die Industriedienstleister<br />

ihr Geld in der Wartung<br />

und Instandhaltung von Großanlagen.<br />

Die WVIS-Mitgliedsunternehmen erzielen<br />

laut Branchenmonitor fast 45 % ihres<br />

Umsatzes in diesem Bereich. Nächstfolgender<br />

Schwerpunkt sind Aufgaben in<br />

der Technischen Reinigung, gefolgt von<br />

Montage und Installation. Industrieservice<br />

wird aber auch in völlig anderen Bereichen<br />

geleistet – etwa bei der Beratung<br />

und Planung, <strong>im</strong> Engineering, der Qualitätssicherung<br />

oder mit Personaldienstleistungen.<br />

DVGW entwickelt sicherheitsrelevantes<br />

Berichtswesen für Gasversorgung weiter<br />

Der DVGW Deutscher Verein des Gasund<br />

Wasserfaches strukturiert sein seit<br />

30 Jahren bewährtes Instrument der<br />

Bestands- und Ereignisdatenerfassung<br />

Gas neu. Ziel des neutralen und unabhängigen<br />

Monitorings ist es, Systematiken<br />

und Trends bei der Schaden- und<br />

Unfallentwicklung zukünftig noch umfassender<br />

erkennen und bewerten zu<br />

können. Der DVGW stellte das weiterentwickelte<br />

Datenmeldesystem auf der<br />

gat 2011 in Hamburg erstmals der breiten<br />

Fachöffentlichkeit vor.<br />

Als Folge der neuen energierechtlichen<br />

Rahmenbedingungen erweitern<br />

Versorgungsunternehmen ihren Anlagenbestand<br />

fortlaufend um neue Anlagentypen<br />

wie z.B. Biogaseinspeiseanlagen<br />

oder Erdgastankstellen.<br />

Vor diesem Hintergrund sind belastbare<br />

und repräsentative Bestands- und<br />

Ereignisdaten der Gas- und Wasserinfrastrukturen<br />

eine unerlässliche Voraussetzung,<br />

um technische Regeln nachhaltig<br />

zu setzen. Speziell für die Gasversorgung<br />

muss der DVGW über Schaden-<br />

und Unfallereignisse <strong>im</strong> Dialog mit den<br />

Behörden auskunftsfähig sein.<br />

Der DVGW hat hierzu die Technische<br />

Regel G 410 „Bestands- und Ereignisdatenerfassung<br />

Gas“ heraus gegeben.<br />

Sie liegt seit Juli 2011 <strong>im</strong> Entwurf<br />

vor und umfasst folgende Datenerfassungskriterien:<br />

Bestandsdaten für Gasleitungen,<br />

Hausanschlüsse und gastechnische<br />

Anlagen<br />

Ereignisdaten für Gasleitungen,<br />

Hausanschlüsse, gastechnische<br />

Anlagen und Kundenanlagen der<br />

häuslichen und gewerblichen Gasanwendung<br />

Gasgeruchsmeldungen<br />

Meldungen zu Versorgungsunterbrechungen<br />

nach EnWG<br />

Ein gemeinsamer und einheitlicher Datenpool<br />

bildet die Grundlage für den<br />

zyklischen DVGW-Ereignisbericht, der<br />

über sicherheitsrelevante Trends in der<br />

Gasbranche informiert. Alle Betreiber<br />

von gastechnischen Energieanlagen <strong>im</strong><br />

Sinne des Energiewirtschaftsgesetzes<br />

(EnWG) müssen ihre Bestandsdaten<br />

<strong>im</strong> jährlichen Turnus an den DVGW<br />

melden.<br />

Der DVGW behandelt diese Daten<br />

vertraulich. Aus den gemeldeten Daten<br />

erstellt und veröffentlicht der Verein<br />

einen standardisierten Bericht. Dieser<br />

enthält Aussagen über die Entwicklung<br />

zum Leitungs- und Anlagenbestand und<br />

zu Trends sicherheitstechnischer Kennzahlen.<br />

Der DVGW stellt seinen Mitgliedern<br />

ein Werkzeug bzw. eine Schnittstelle<br />

zur Datenerfassung, -übermittlung<br />

und -speicherung zur Verfügung und<br />

erleichtert damit nachhaltig den Übermittlungsprozess.<br />

Die Dateneingabe erfolgt<br />

über eine Web-Applikation. Eine<br />

weitere Möglichkeit besteht darin, die<br />

Daten aus bestehenden Datenbanksystemen<br />

direkt an eine vom DVGW definierte<br />

SOAP-Schnittstelle per Webservice<br />

zu übertragen.<br />

Kontakt: DVGW, Bonn, Daniel<br />

Wosnitzka, Tel. +49 30 794736-64,<br />

www.wvgw.de<br />

800 11 / 2011


Goldmedaille für das FITR<br />

Am 29.10.2011 wurde die FITR – Forschungsinstitut<br />

für Tief- und Rohrleitungsbau<br />

gemeinnützige GmbH mit<br />

einer Goldmedaille für das Exponat<br />

„Thermpipe“ ausgezeichnet. Das prämierte<br />

Exponat hat in einem Schutzrecht<br />

aus dem Jahr 2007 des Forschungsinstitutes<br />

durch die Erfinder Dr.-Ing. Wolfgang<br />

Berger, M. Eng. Matthias C. Dworrak<br />

und Dipl.-Ing. (FH) Hartmut Solas<br />

seinen Ursprung. Die Idee wurde gemeinsam<br />

u. a. mit der Frank & Krah Wickelrohr<br />

GmbH in einem vom Bundesministerium<br />

für Wirtschaft und Technologie<br />

geförderten Projekt zur Anwendungsreife<br />

entwickelt.<br />

Mit dem entwickelten Rohrsystem<br />

„Thermpipe“ kann Wärme aus dem System<br />

Boden – Kanal, d. h. zum einen aus<br />

dem <strong>im</strong> Inneren des Rohres fließenden<br />

Abwassers und der dort befindlichen<br />

Luft und zum anderen<br />

aus dem das als Abwasserrohr<br />

verlegte Rohr umgebenden<br />

Boden, zurückgewonnen werden.<br />

Im Rahmen dieses Projektes wurde<br />

in Zusammenarbeit mit der Stadt We<strong>im</strong>ar<br />

und seinen Stadtwerken ein Pilotprojekt<br />

durchgeführt, welches zum Ziel hat, die<br />

Warmwasserbereitung und die Heizung<br />

für das dortige W<strong>im</strong>aria Stadion durch die<br />

Abwasserwärme eines in der Nähe befindlichen<br />

Abwasserkanals DN 500 aus<br />

dem Neubaugebiet We<strong>im</strong>ar West zu unterstützen.<br />

Das Abwasseraufkommen<br />

beträgt bei einer Temperatur von 14 –<br />

19 °C ca. 10 l/s. Es können 0,5 kW/m<br />

Wärmeenergie entnommen werden. Zur<br />

Nutzung der Energie wurde eine Wärmepumpe<br />

Typ alpainnoTec SWP 270 H<br />

(Sole/Wasser)<br />

mit einer<br />

Heizleistung<br />

von bis<br />

zu 27 kW, zwei<br />

Multifunktionsspeicher<br />

und ein Trennpufferspeicher<br />

sowie diverse Messtechnik eingebaut.<br />

Mit der Durchführung dieses Pilotprojekts<br />

waren die Beteiligten Vorreiter<br />

für die Anwendung dieses neuen Systems<br />

der Abwasserwärmenutzung. Gleichzeitig<br />

stellt dieses Projekt eine gelungene<br />

Symbiose zwischen Kommune und der<br />

ansässigen FITR – Forschungsinstitut für<br />

Tief- und Rohrleitungsbau gemeinnützige<br />

GmbH für eine nachhaltige Forschung<br />

dar. Die Anlage wurde am 11.05.2011 an<br />

die Stadt We<strong>im</strong>ar übergeben.<br />

Gesicherte Qualität durch RAL-Gütezeichen<br />

Gebäude- und Grundstücksentwässerung<br />

Die Anforderungen an die Qualifikation von Fachbetrieben und<br />

die Best<strong>im</strong>mungen zur Dichtheitsprüfung privater Abwasserleitungen<br />

und -kanäle bilden den Schwerpunkt der Tagung „Gebäude-<br />

und Grundstücksentwässerung“, zu der die Deutsche<br />

Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V.<br />

(DWA) gemeinsam mit dem Zentralverband Sanitär, Heizung,<br />

Kl<strong>im</strong>a (ZVSHK) Fach- und Führungskräfte aus Wirtschaft und<br />

Kommunen einlädt.<br />

Die Veranstaltung am 16. und 17. Januar 2012 <strong>im</strong> Kongressund<br />

Kulturzentrum Fulda stellt die neue RAL-Gütegemeinschaft<br />

Güteschutz Grundstücksentwässerung e. V. vor und erläutert<br />

die Vorteile der Gütesicherung für Fachbetriebe. Außerdem bietet<br />

sie ein Forum für den fachlichen Austausch.<br />

Unter dem Dach des Güteschutzes Grundstücksentwässerung<br />

entstehen Gütezeichen, mit denen – bei entsprechendem<br />

Nachweis – die Qualität der Arbeit von Firmen in verschiedenen<br />

Ausführungsbereichen bescheinigt werden kann.<br />

Parallel zur Veranstaltung können Tagungsbesucher eine<br />

begleitende Fachausstellung besuchen, auf der sich Unternehmen<br />

mit ihren Produkten, Dienstleistungen und neuen Verfahren<br />

präsentieren.<br />

6. Praxistag<br />

Korrosionsschutz<br />

am 13. Juni 2012<br />

in Gelsenkirchen<br />

Veranstaltet von:<br />

www.praxistag-korrosionsschutz.de<br />

Kontakt: DWA, Hennef, Sarah He<strong>im</strong>ann,<br />

Tel. +49 2242 872-192, E-Mail: he<strong>im</strong>ann@dwa.de<br />

11 / 2011 801


Veranstaltungen<br />

Nachrichten<br />

7. Pipeline Conference<br />

Sicherheit von Pipelinesystemen<br />

Europas führende Pipeline Technologie<br />

Konferenz jährt sich 2012 zum 7. Mal.<br />

Ein Schwerpunkt der vom EITEP – Euro<br />

Institute for Information and Technology<br />

Transfer in Environmental Protection<br />

ausgerichteten Konferenz mit begleitender<br />

Ausstellung wird die technologische<br />

Sicherheit von Pipelinesystemen sein.<br />

Europäische Ingenieure und Entwickler<br />

haben langjährige Erfahrung mit<br />

Rohrleitungen – so sind viele Rohrsysteme<br />

bereits seit über 50 Jahren in Betrieb<br />

und transportieren zuverlässig Gas,<br />

Öl, Wasser oder andere Stoffe. In dieser<br />

Zeit sind die Netze europaweit stetig<br />

angewachsen und damit auch die Erfahrung<br />

<strong>im</strong> Umgang mit Rohrleitungen.<br />

Deutsche Unternehmen sind führend in<br />

Planung, Bau, Betrieb sowie Instandhaltung<br />

und -setzung von Pipelines. Das hat<br />

dazu geführt, dass trotz Vervielfachung<br />

der Netzlänge die Zahl der Zwischenfälle<br />

an Rohrleitungen zurückgegangen ist. Die<br />

Basissicherheit von Pipelinesystemen hat<br />

hier einen wichtigen Beitrag dazu geleistet.<br />

Dennoch treten allein am europaweiten<br />

Pipelinenetz jährlich noch über 2.000<br />

Schäden auf – es ist also noch einiges zu<br />

tun, um die Verfügbarkeit und Sicherheit<br />

weiter zu steigern. Neben dem so genannten<br />

3 rd -Party-Impact, also Schäden,<br />

die auf Dritte zurückzuführen sind, wie<br />

Bauarbeiten oder Arbeiten in der Landwirtschaft,<br />

sind es auch Konstruktionsfehler<br />

und Korrosion, die zu Rohrleitungsschäden<br />

führen.<br />

Die internationale Konferenz mit über<br />

50 % Teilnehmern aus dem Ausland bietet<br />

auch 2012 wieder hochkarätige Experten<br />

aus der Öl-, Gas- und Wasserwirtschaft,<br />

die über aktuelle Schlüsselprojekte und<br />

<strong>Entwicklungen</strong> auf dem Markt berichten<br />

sowie neue Technologien vorstellen.<br />

Betreiber, Planer, Bauunternehmer, Produzenten,<br />

Dienstleister, Behörden und<br />

Ministerien können sich hier offen über<br />

zukunftsweisende Sicherheits-, Modernisierungs-<br />

und Erweiterungsstrategien<br />

informieren. Auf der Konferenz und der<br />

begleitenden Ausstellung haben die Teilnehmer<br />

die Möglichkeit, sich mit Kollegen<br />

über ihre Arbeitsweisen und Erfahrungen<br />

auszutauschen.<br />

Weitere Schwerpunkte der 7. Pipeline<br />

Technology Conference werden die<br />

Sicherstellung der Versorgung und Energieeffizienz<br />

sein, der Umweltschutz bei<br />

Bau und Betrieb sowie die so genannte<br />

„Cyber Security“, also die Gefährdung von<br />

Steuerungssystemen durch gezielte Angriffe<br />

in Computernetzwerken.<br />

Die 7. Pipeline Technology Conference<br />

findet vom 28. bis zum 30. März<br />

2012 <strong>im</strong> Hannover Congress Centrum<br />

statt. Das detaillierte Programm für die<br />

7. Pipeline Technology Conference wird<br />

<strong>im</strong> Januar 2012 vorliegen.<br />

Kontakt: EITEP – Euro Institute for<br />

Information and Technology Transfer in<br />

Environmental Protection GmbH,<br />

Hannover, Dennis Fandrich, Tel. +49 511<br />

90992-22, E-Mail: fandrich@eitep.de<br />

10. Tiefbau-Forum in Neu-Ulm<br />

Am 26. Januar 2012 laden die Unternehmen<br />

IBA, Muffenrohr, Raab<br />

Karcher und Schulte Tiefbauhandel<br />

die Branche zum 10. Tiefbau-Forum<br />

nach Neu-Ulm in das Edwin-Scharff-<br />

Haus ein. Durch die gelungene Kombination<br />

aus 33 Expertenvorträgen<br />

mit Praxisbezug und einer begleitenden<br />

Fachmesse mit rund 60 Ausstellern<br />

ist das Tiefbau-Forum traditioneller<br />

Branchentreff zum Jahresbeginn.<br />

Die Veranstalter erwarten über<br />

1.500 Teilnehmer aus allen Bereichen<br />

– Wasserversorgungsunternehmen<br />

und -verbände, Stadtwerke,<br />

Rohrleitungsbauer, Planer, Ingenieurbüros,<br />

Kommunen sowie kommunale<br />

Unternehmen.<br />

2012 stehen folgende Themen<br />

besonders <strong>im</strong> Fokus:<br />

Öffentliche Ausschreibungen von<br />

Rahmenverträgen <strong>im</strong> Tiefbau einschließlich<br />

Praxisbeispielen<br />

Zentrale Enthärtung von Trinkwasser:<br />

Grundlagen, Nutzen, Kosten,<br />

Beispiele<br />

Geothermienutzung mit der<br />

HELIX-Sonde – wirtschaftlich und<br />

umweltverträglich<br />

Kontakt: Saint-Gobain Building<br />

Distribution Deutschland GmbH,<br />

Frankfurt am Main, Kathrin Will,<br />

Tel. +49 69 40505-324, E-Mail:<br />

kathrin.will@saint-gobain.com<br />

Das 10.Tiefbau-Forum <strong>im</strong> Neu-Ulmer Edwin-<br />

Scharff-Haus ist der traditionelle Branchentreff<br />

zum Jahresbeginn 2012<br />

Foto: Saint-Gobain Building Distribution<br />

Deutschland GmbH, Frankfurt am Main<br />

802 11 / 2011


Duktile Gussrohre grabenlos verlegen<br />

Zum Thema „Das duktile Gussrohr – grabenlos<br />

verlegt“ hatte die Firma Duktus Ende<br />

September diesen Jahres interessierte<br />

Kunden zu einer zweitägigen Info-Veranstaltung<br />

eingeladen. Ziel war es, die grabenlosen<br />

Einbautechniken für Gussrohre<br />

<strong>im</strong> HDD-, Berstlining-, Relining- und<br />

Pflugverfahren den 80 Vertretern aus<br />

Kommunen, Planungs- und Bauunternehmen<br />

näher zu bringen.<br />

An den praktischen Vorführungen <strong>im</strong><br />

Testgelände der Tracto-Technik konnten<br />

die Teilnehmer sehen, wie ein Stahlrohr<br />

mit einem Rollenmesser aufgeschnitten<br />

und das duktile Gussrohr mit der Berstlininganlage<br />

GRUNDOBURST eingezogen<br />

wurde. Die Gäste zeigten sich auch von<br />

der Vorführung des HDD-Spülbohrverfahrens<br />

beeindruckt. In beiden Fällen kamen<br />

ZMU-Rohre und BLS/VRS-T-Verbindungen<br />

zum Einsatz. Eine Vorführung der GRUN-<br />

Die Demonstrationsstrecke<br />

<strong>im</strong> Testgelände<br />

zeigt, wie das<br />

Altrohr aus<br />

Stahl mit dem<br />

Rollenmesser<br />

aufgeschnitten,<br />

aufgeweitet und<br />

gleichzeitig das<br />

neue duktile<br />

Gussrohr mit der<br />

GRUNDOBURST-<br />

Lafette eingezogen<br />

wird<br />

DOMAT-Erdrakete und der gesteuerten<br />

GRUNDOPIT-Keyholetechnik rundeten das<br />

Programm ab. Am nächsten Tag stand unter<br />

anderem eine Werkbesichtigung bei Duktus<br />

an. Insgesamt zogen die Gäste wie auch die<br />

beteiligten Unternehmen ein positives Resümee<br />

dieser Veranstaltungsreihe, die <strong>im</strong><br />

nächsten Jahr fortgesetzt werden soll.<br />

WISSEN für die ZUKUNFT<br />

ROHRLEITUNGSERNEUERUNG<br />

MIT BERSTVERFAHREN<br />

Die grabenlose Erneuerung von Rohrleitungen hat in den letzten zwanzig Jahren enorme Fortschritte gemacht.<br />

Besondere Aufmerksamkeit hat das Berstverfahren aufgrund seiner wirtschaftlichen und technischen Effi zienz erfahren.<br />

Die zweite, überarbeitete Aufl age führt in die Technik der Erneuerung von Rohrleitungen der Ver- und Entsorgung durch<br />

Bersten ein, stellt die relevanten Regelwerke dar und gibt umfangreiche Praxisbeispiele und Hilfestellungen<br />

für Ausschreibende, Planer und Ausführende.<br />

Mit Musterausschreibungstexten, Musterformularen, technischen Regeln, Literaturhinweisen.<br />

Hrsg.: M. Rameil<br />

2. Aufl age 2010, 376 Seiten inkl. DVD, Broschur<br />

Gleich anfordern – per Post oder per Fax: +49 / 201 / 820 02-34<br />

inkl. DVD mit<br />

ergänzenden Inhalten<br />

Vulkan-Verlag<br />

www.vulkan-verlag.de<br />

Ja, ich bestelle gegen Rechnung<br />

3 Wochen zur Ansicht<br />

___ Ex. Rohrleitungserneuerung mit Berstverfahren + DVD<br />

2. Aufl age 2010 – ISBN: 978-3-8027-2765-8<br />

für € 68,- (zzgl. Versand)<br />

Die bequeme und sichere Bezahlung per Bankabbuchung wird<br />

mit einer Gutschrift von € 3,- auf die erste Rechnung belohnt<br />

Firma/Institution<br />

Vorname/Name des Empfängers<br />

Straße/Postfach, Nr.<br />

Land, PLZ, Ort<br />

Telefon<br />

Telefax<br />

Vulkan Verlag GmbH<br />

Versandbuchhandlung<br />

Postfach 10 39 62<br />

45039 Essen<br />

E-Mail<br />

Branche/Tätigkeitsbereich<br />

Bevorzugte Zahlungsweise Bankabbuchung Rechnung<br />

Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B. Brief, Fax, E-Mail) oder<br />

durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform. Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die<br />

rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an die Vulkan-Verlag GmbH, Versandbuchhandlung, Postfach 10 39 62, 45039 Essen.<br />

Bankleitzahl<br />

Kontonummer<br />

Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pfl ege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten<br />

erfasst, gespeichert und verarbeitet. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich vom Oldenbourg Industrieverlag oder<br />

11 / 2011<br />

✘<br />

vom Vulkan-Verlag □ per Post, □ per Telefon, □ per Telefax, □ per E-Mail, □ nicht über interessante Fachangebote informiert und beworben<br />

803<br />

werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.<br />

Datum, Unterschrift<br />

Bank, Ort<br />

PAREB22010


Veranstaltungen<br />

Nachrichten<br />

Betriebssicherheit von Anlagen in der<br />

Chemischen Industrie<br />

Das Spannunungsfeld zwischen Technik, Recht und<br />

Gesellschaft und in diesem Zusammenhang die Bedeutung<br />

des Wortes „Restrisiko“ verdeutlichte Prof.<br />

Dr. Markus Braunewell in seinem Vortrag<br />

Über 120 Gäste versammelten sich am 21.<br />

September be<strong>im</strong> Expertentreff der Kunststoff-Rohrleitungsbranche<br />

in der Stadthalle<br />

Neuss. Gastgeber und Ausrichter<br />

ThyssenKrupp Plastics bot auf der zweiten<br />

Veranstaltung dieser Art ein Forum für<br />

Diskussionen rund um sicherheitsrelevante<br />

Aspekte der Planung, Montage und Betriebssicherheit<br />

von Industrieanlagen mit<br />

dem Schwerpunkt Prozesstechnik.<br />

Das breit gefächerte Referentenprogramm<br />

reichte von Risiken <strong>im</strong> internationalen<br />

Großanlagenbau über Schweiß- und<br />

Anwendungsverfahren bis zur Kalkulierbarkeit<br />

von Begleit- und Folgeschäden bei Betriebsunfällen.<br />

Einen aktuellen Bezug setzte<br />

dabei Thomas Schuer, Marketing-<br />

Referent der Röchling Engineering<br />

Plastics, mit seinem Vortrag über<br />

Chemiebehälter in tektonisch unsicheren<br />

Regionen. So sei ein Erdbebennachweis<br />

auch in Deutschland<br />

entgegen anderslautenden Branchenmeinungen<br />

ein nicht zu vernachlässigendes<br />

Thema. Dipl.-Ing.<br />

Harald Huberth, Geschäftsführer<br />

des Kunststoff-Zentrums SKZ,<br />

zeigte auf, dass vermeidbare Fehler<br />

oft schon vor der Auftragsvergabe<br />

gemacht würden und betonte die<br />

Wichtigkeit der Mitarbeiterqualifizierung.<br />

Die Branche sei <strong>im</strong> Allgemeinen<br />

für neue Herausforderungen<br />

gut gerüstet, gab Klaus Gottwald<br />

von der VDMA Arbeitsgemeinschaft<br />

Großanlagenbau einen<br />

opt<strong>im</strong>istischen Ausblick, betonte<br />

aber die Wichtigkeit des Risikomanagements.<br />

Daran knüpften auch<br />

die Überlegungen zum Spannungsfeld<br />

zwischen Technik, Recht und<br />

Gesellschaft von Prof. Dr. Markus<br />

Braunewell, dessen Vortrag ebenfalls<br />

auf großes Echo bei den Gästen<br />

stieß.<br />

„Wir möchten hier ein Podium bieten,<br />

Marktentwicklungen aufzuzeigen und mit<br />

unseren Gästen zu diskutieren“, erklärte<br />

ThyssenKrupp Plastics Geschäftsführer<br />

Falk Majert das Konzept der Veranstaltung.<br />

„Wir möchten Wissen vermitteln, Trends<br />

aufzeigen und Interessen verbinden.“<br />

Begleitend zur Veranstaltung präsentierte<br />

ThyssenKrupp Plastics zusammen<br />

mit den genannten Partnern FRANK, Georg<br />

Fischer, Röchling Engineering, dem VDMA<br />

und SKZ Anwendungskonzepte für Produkte<br />

und Systeme, wie Klebetechnik und<br />

Kunststoffschweißmaschinen. Auch diese<br />

Zubehörsysteme gehören zum Lieferportfolio<br />

von ThyssenKrupp Plastics.<br />

Die ThyssenKrupp Plastics GmbH mit<br />

Sitz in Essen ist ein deutschlandweit flächendeckender<br />

Dienstleister für Produktund<br />

Anwendungsberatung, Anarbeitung,<br />

Beschaffung und Lieferung. Das Portfolio<br />

von über 40.000 Kunststoff-Produkten<br />

und Marken stammt ausschließlich von<br />

namhaften, international tätigen Produzenten,<br />

die in den jeweiligen Produktbereichen<br />

zu den Technologie- und Marktführern<br />

zählen. Das Verkaufsprogramm orientiert<br />

sich an den spezifischen Anforderungen<br />

der Kunden in den Bereichen Baumarkt<br />

und Baufachhandel, Hochbau, Kunststoff-<br />

Rohrleitungssysteme, Technische Kunststoffe<br />

und Visuelle Kommunikation.<br />

Kontakt: ThyssenKrupp Business<br />

Services GmbH, Essen, Peter Diekmann,<br />

Tel. +49 201 844-539451, E-Mail:<br />

peter.diekmann@thyssenkrupp.com,<br />

www.thyssenkrupp-plastics.de<br />

9. DWA-Kanalbautage 2012<br />

Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft,<br />

Abwasser und Abfall e. V. (DWA)<br />

ruft Wissenschaftler und Ingenieure auf,<br />

innovative Projekte und gelungene Beispiele<br />

aus der Praxis des Kanalbaus am 6.<br />

November 2012 auf den 9. Kanalbautagen<br />

in Neuss vorzustellen. Willkommen<br />

sind nicht kommerzielle Vorträge zu folgenden<br />

Themen:<br />

Neuentwicklungen und Erfahrungen <strong>im</strong><br />

Kanal- und Leitungsbau<br />

Betriebsopt<strong>im</strong>ierte Planung und ressourcenschonende<br />

Ausführung von<br />

Bauprojekten<br />

Umbaumaßnahmen zur Entkoppelung<br />

von Regen- und Schmutzwasser<br />

Die Beiträge sollten nicht mehr als 25<br />

Minuten umfassen. Für die anschließende<br />

Diskussion sind 5 Minuten eingeplant.<br />

Vortragssprache ist deutsch. Aussagekräftige<br />

Kurzfassungen der geplanten<br />

Beiträge von max<strong>im</strong>al einer Seite können<br />

bis zum 31. Dezember 2011 eingereicht<br />

werden.<br />

Kontakt: DWA, Hennef, Renate<br />

Teichmann, Tel. +49 2242 872118,<br />

E-Mail: teichmann@dwa.de<br />

804 11 / 2011


FBS-Mitgliederversammlung in Frankfurt<br />

Am 19. Oktober fand in Frankfurt am<br />

Main die diesjährige ordentliche Mitgliederversammlung<br />

der FBS – Fachvereinigung<br />

Betonrohre und Stahlbetonrohre e.V.<br />

statt. Neben den Berichten von Vorstand<br />

und Geschäftsführung sowie den Berichten<br />

über die Arbeit <strong>im</strong> Technischen Ausschuss<br />

und <strong>im</strong> Marketing Ausschuss stand<br />

die Entlastung des Vorstandes auf der Tagesordnung<br />

der Veranstaltung. Der Vorstand<br />

unter Vorsitz von Tanja Pöthmann,<br />

Geschäftsführerin der Harzer Betonwarenwerke<br />

Rolf Pöthmann Handels Ges.<br />

mbH, wurde dabei ebenso bestätigt, wie<br />

die Geschäftsführung und die Mitglieder<br />

der Ausschüsse.<br />

Eigenschaften überzeugen<br />

Auch bei der Diskussion über die aktuelle<br />

wirtschaftliche Situation herrschte Konsenz<br />

unter allen Beteiligten. Der Markt für<br />

Rohre und Schächte aus Beton und Stahlbeton<br />

ist trotz der schwierigen finanziellen<br />

Lage der Kommunen <strong>im</strong> Großen und<br />

Ganzen stabil geblieben. Die Betonrohrindustrie<br />

ist darüber hinaus zuversichtlich,<br />

dass sich ihre nachhaltigen und ökologischen<br />

Produkte <strong>im</strong> Vergleich zu den Substituten<br />

<strong>im</strong> Kanalbau langfristig durchsetzen<br />

werden. Auch in anderen zukunftsträchtigen<br />

Marktsegmenten besitzt der<br />

Werkstoff Beton gute Karten – vor allem<br />

aufgrund seiner ökologischen Vorteile,<br />

zu denen neben einer hervorragenden<br />

Ökobilanz eine ressourcenschonende<br />

und nur mit geringen CO 2<br />

-Emissionen<br />

verbundene Herstellung mit niedrigem<br />

Energieeinsatz zählen. Stellvertretend für<br />

verstärkte zukünftige Aktivitäten führt<br />

FBS-Geschäftsführer Dipl.-Ing. Wilhelm<br />

Niederehe den Bereich der Regenwasserbewirtschaftung<br />

an, der <strong>im</strong> Rahmen des<br />

Kl<strong>im</strong>awandels und aufgrund von zunehmenden<br />

Starkregenereignissen neue und<br />

vielfältige Anforderungen an Auftraggeber<br />

und Planer stellen wird. „Diese könnten<br />

zum Beispiel mit Stauraumkanälen<br />

aus Beton und Stahlbeton bestens erfüllt<br />

werden“, ist Niederehe überzeugt.<br />

Gemeinsam stark<br />

Mit einem deutlichen Appell an die kommunalen<br />

Auftraggeber untermauert die<br />

FBS die Lobbyarbeit „pro Kanalbau“: So<br />

sollte – <strong>im</strong> Sinne einer nachhaltigen Bewirtschaftung<br />

von Leitungsnetzen – eine<br />

Kanalerneuerung Vorrang vor einer Reparatur<br />

haben. Ein Thema, für das sich die<br />

FBS und ihre Mitglieder bereits seit 25<br />

Jahren stark machen, zum Beispiel mit der<br />

gemeinsamen Entwicklung neuer Produkte.<br />

Mit Maßnahmen wie dieser will<br />

man die Marktposition der Betonrohrhersteller<br />

stärken. Im FBS-Vorstand ist man<br />

sich einig: Entscheidend für die weitere<br />

positive Entwicklung wird sein, dass sich<br />

die in der Regel mittelständischen und familiengeführten<br />

Mitgliedsunternehmen<br />

der FBS trotz der Wettbewerbssituation<br />

solidarisch für den Werkstoff Beton einsetzen,<br />

auch auf internationaler Ebene.<br />

Als wichtige Bausteine sind hier die Aktivitäten<br />

von Marketing Ausschuss und<br />

Technischem Ausschuss sowie die Arbeit<br />

der FBS-Fachberater zu nennen. Hinzu<br />

kommen neue Konzepte wie die Messeauftritte<br />

in den<br />

letzten beiden Jahren.<br />

Auf der Wasser<br />

Berlin und der IFAT<br />

in München präsentierte<br />

sich die FBS<br />

zusammen mit Mitgliedsunternehmen<br />

auf einem gemeinsamen<br />

Messestand.<br />

Die Kompetenzund<br />

Ressourcenbündelung<br />

unter<br />

dem übergeordneten<br />

Motto „Alles<br />

fließt natürlich<br />

durch Beton“ ist bei<br />

den Besuchern und<br />

bei den Beteiligten<br />

des Messestandes<br />

gleichermaßen<br />

gut angekommen.<br />

Dementsprechend<br />

ist die FBS auch auf<br />

der IFAT ENTSORGA<br />

2012 zusammen<br />

mit Mitgliedsfirmen<br />

auf einem repräsentativen<br />

Gemeinschaftsstand<br />

(Halle B5 7.-11.5.<br />

337/428) zu finden.<br />

WILHELM EWE GmbH & CO. KG<br />

FBS-Geschäftsführer Wilhelm Niederehe ist<br />

zuversichtlich, dass sich die nachhaltigen<br />

und ökologischen Produkte der Betonrohrindustrie<br />

<strong>im</strong> Vergleich zu den Substituten <strong>im</strong><br />

Kanalbau langfristig durchsetzen werden<br />

Foto: FBS<br />

EWE-Multi-Druck-<br />

Anbohrventil<br />

Telefon: 05 31 – 37 00 50<br />

www.ewe-armaturen.de<br />

für alle gängigen<br />

Schweißsysteme<br />

Neu überarbeitete<br />

Konstruktion,<br />

opt<strong>im</strong>ierter Durchfluss,<br />

korrosionssichere<br />

Werkstoffe,<br />

mit Bohrschneider aus<br />

A4-Duplex-Edelstahl,<br />

für Wasser und<br />

Gas geeignet<br />

11 / 2011 805


Fachbericht<br />

Normen & regelwerk<br />

NETZAUSBAU RELOADED:<br />

SCHNELLER, TEURER, WEITER<br />

Von RA Christian Fürst<br />

Bei der Betrachtung des novellierten Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) in der letzten Ausgabe der <strong>3R</strong> wurde der Themenbereich<br />

des Netzausbaus ausgeklammert, weil er inhaltlich enger zu einem weiteren Baustein der Energiewende<br />

passt, dem am 5. August 2011 in Kraft getretenen Artikelgesetz über Maßnahmen zur Beschleunigung des Netzausbaus.<br />

Es enthält hauptsächlich das „Netzausbaubeschleunigungsgesetz Übertragungsnetz“ (NABEG), dessen Ziel es ist, die Voraussetzungen<br />

für einen schnelleren Ausbau der Stromübertragungsnetze zu schaffen, um so unter anderem die Versorgungssicherheit<br />

trotz des Atomausstiegs zu gewährleisten und eine schnellere Integration der regenerativen Energieerzeugung<br />

in die bestehende Stromlandschaft zu erzielen. Hierzu sollen die Planungs- und Genehmigungsverfahren für einzelne<br />

vordringliche länderübergreifende oder grenzüberschreitende Leitungsvorhaben beschleunigt werden.<br />

Es wäre allerdings zu kurz gesprungen, die Auswirkungen des NABEG ausschließlich <strong>im</strong> Elektrizitätsbereich zu suchen.<br />

Durch vielschichtige und aufeinander aufbauende Planungs- und Genehmigungsstufen <strong>im</strong> Zusammenspiel zwischen<br />

NABEG und EnWG bestehen auch Handlungsnotwendigkeiten für Fernleitungsnetzbetreiber <strong>im</strong> Gasbereich.<br />

Netzentwicklungsplanung (§§ 12a bis<br />

12d sowie § 15a EnWG)<br />

Zunächst wird außerhalb des NABEG in den §§ 12a bis 12d<br />

und 15a EnWG eine jährlich zu aktualisierende Netzentwicklungsplanung<br />

aller Netzbetreiber eingeführt, die den Zielen<br />

der Investitions- und Versorgungssicherheit Rechnung tragen<br />

soll. Sämtliche Übertragungsnetzbetreiber sind erstmalig<br />

zum 3. Juni 2012 und sämtliche Fernleitungsnetzbetreiber<br />

erstmalig zum 1. April 2012 verpflichtet, einen gemeinsamen<br />

nationalen Netzentwicklungsplan zu erarbeiten (§§ 12b und<br />

15a EnWG). Dieser muss alle wirksamen Maßnahmen zur bedarfsgerechten<br />

Opt<strong>im</strong>ierung, Verstärkung und zum bedarfsgerechten<br />

Ausbau der Netze enthalten, die in den nächsten<br />

zehn Jahren für einen sicheren und zuverlässigen Netzbetrieb<br />

erforderlich sein werden.<br />

Grundlage des Netzentwicklungsplans sollen verschiedene<br />

Szenarien für die mittel- und langfristige Entwicklung der<br />

Netze sein. Im Gasbereich gehören hierzu Annahmen über die<br />

Entwicklung der Gewinnung, der Versorgung, des Verbrauchs,<br />

des grenzüberschreitenden Transports von Gas wie auch Aspekte<br />

der Versorgungssicherheit und die Entwicklung geplanter<br />

Investitionen in Netzinfrastrukturen (§ 15a Abs. 1 Satz 4<br />

EnWG). Im Elektrizitätsbereich umfasst der Szenariorahmen<br />

mindestens drei Szenarien, die für die nächsten zehn Jahre die<br />

Bandbreite wahrscheinlicher <strong>Entwicklungen</strong> <strong>im</strong> Rahmen der<br />

energiepolitischen Ziele der Bundesregierung abdecken; eines<br />

der Szenarien soll sogar die wahrscheinliche Entwicklung für<br />

die nächsten zwanzig (!) Jahre darstellen (§ 12 a Abs. 1 EnWG).<br />

Sowohl der Szenariorahmen als auch der Netzentwicklungsplan<br />

wird von den Netzbetreibern entworfen und durch<br />

806 11 / 2011


die Bundesnetzagentur (BNetzA) nach Konsultierung der Öffentlichkeit<br />

genehmigt bzw. bestätigt. Durch diese frühzeitige<br />

und umfassende Beteiligung der Öffentlichkeit, einschließlich<br />

tatsächlicher oder potentieller Netznutzer, den nachgelagerten<br />

Netzbetreibern sowie den Trägern öffentlicher Belange<br />

und den Energieaufsichtsbehörden der Länder, wird ein<br />

bundeseinheitlich koordinierter Netzausbau ermöglicht und<br />

soll eine möglichst weitgehende Transparenz der Planung geschaffen<br />

sowie damit insgesamt die Akzeptanz planerischer<br />

Maßnahmen erreicht werden.<br />

Die BNetzA überwacht den Stand der Umsetzung des<br />

Netzentwicklungsplans und ergreift erforderlichenfalls Maßnahmen<br />

zu seiner Durchsetzung. Der jeweilige Betreiber von<br />

Transportnetzen muss die <strong>im</strong> Netzentwicklungsplan vorgesehenen<br />

Investitionen durchführen, es sei denn, zwingende von<br />

ihm nicht zu beeinflussende Gründe stehen entgegen. Wird eine<br />

Investition, die innerhalb von drei Jahren nach Eintritt der<br />

Verbindlichkeit des Plans durchgeführt werden musste, nicht<br />

durchgeführt, fordert die BNetzA den Netzbetreiber mit Fristsetzung<br />

dazu auf, sofern die Investition unter Zugrundelegung<br />

des jüngsten Netzentwicklungsplans noch relevant ist. Nach<br />

fruchtlosem Ablauf der Frist kann sie die Investition zur Vergabe<br />

an Dritte ausschreiben (§ 65 Abs. 2a EnWG).<br />

Bundesbedarfsplanung (§ 12e EnWG)<br />

Der Netzentwicklungsplan stellt <strong>im</strong> Elektrizitätsbereich die<br />

Grundlage für die Bundesbedarfsplanung nach § 12e En-<br />

WG dar. Deren Grundidee ist, dass durch ein förmliches Parlamentsgesetz<br />

der tatsächliche Bedarf für den Netzausbau<br />

verbindlich festgestellt wird. Die BNetzA übermittelt hierzu<br />

mindestens alle drei Jahre der Bundesregierung den Netzentwicklungsplan<br />

als Entwurf für einen Bundesbedarfsplan;<br />

die Bundesregierung legt diesen dem Parlament vor, das ihn<br />

als Bedarfsplangesetz verabschiedet.<br />

Im Bundesbedarfsplan werden die bundesländerübergreifenden<br />

und grenzüberschreitenden Höchstspannungsleitungen<br />

sowie Anbindungsleitungen von Offshore-Windparks zu<br />

den Netzverknüpfungspunkten an Land gekennzeichnet. In<br />

ihm kann zudem vorgesehen werden, dass Pilotprojekte für<br />

eine verlustarme Übertragung hoher Leistungen über große<br />

Entfernungen auf Teilabschnitten als Erdkabel errichtet und<br />

betrieben werden können, wenn dies neben anderen Voraussetzungen<br />

technisch und wirtschaftlich effizient ist (§ 12e<br />

Abs. 3 i.V.m. § 12b Abs. 1 Satz 3 Nr. 3a EnWG). Der Vollständigkeit<br />

halber sei zusätzlich darauf verwiesen, dass durch den<br />

neu eingefügten § 43h EnWG auf der 110-kV-Ebene ohnehin<br />

die Erdverkabelung für neu zu errichtende Leitungen der<br />

Regelfall werden soll, wenn dies <strong>im</strong> Verhältnis zu alternativen<br />

Freileitungen kostentechnisch verhältnismäßig ist.<br />

Mit Erlass des Bundesbedarfsplans durch den Bundesgesetzgeber<br />

werden für die darin enthaltenen Leitungsvorhaben<br />

die energiewirtschaftliche Notwendigkeit und der vordringliche<br />

Bedarf verbindlich festgestellt. Das „Ob“ eines <strong>im</strong> Bundesbedarfsplangesetz<br />

genannten Vorhabens kann damit <strong>im</strong> Rahmen<br />

des nachfolgenden Zulassungsverfahrens nicht mehr in<br />

Frage gestellt werden (§ 12e Abs. 4 EnWG).<br />

Bundesfachplanung (§§ 4 ff. NABEG)<br />

Während <strong>im</strong> Bundesbedarfsplangesetz die Notwendigkeit für<br />

den Bau best<strong>im</strong>mter Leitungen verbindlich festgestellt wird,<br />

soll das NABEG eine Vorhabenbeschleunigung bewirken. Dies<br />

wird erreicht durch Verlagerung der Planung und Genehmigung<br />

von Höchstspannungsleitungen mit europäischer oder überregionaler<br />

Bedeutung auf die Bundesebene: die nach geltendem<br />

Recht von den Ländern durchzuführenden Raumordnungs- und<br />

Planfeststellungsverfahren werden mit dem NABEG auf die<br />

Bundesebene verlagert und in einer Behörde konzentriert. Die<br />

Zuständigkeitsbündelung bei der BNetzA, die in diesen Bereichen<br />

bislang noch gar nicht tätig war, soll der gesamtstaatlichen<br />

Koordination der Vorhaben und der Effizienzsteigerung<br />

durch Vermeidung behördlicher Doppelprüfungen dienen. Die<br />

BNetzA soll für ihre neuen Aufgaben bis zu 240 neue Stellen<br />

bewilligt bekommen.<br />

Die BNetzA best<strong>im</strong>mt in der Bundesfachplanung Trassenkorridore<br />

(Gebietsstreifen, innerhalb derer die Trasse einer<br />

Stromleitung verläuft) von <strong>im</strong> Bundesbedarfsplan aufgeführten<br />

Höchstspannungsleitungen und prüft deren Übereinst<strong>im</strong>mung<br />

mit den Erfordernissen der Raumordnung und der strategischen<br />

Umweltprüfung unter Einschluss etwaiger ernsthaft<br />

in Betracht kommender Trassenalternativen (§ 5 NABEG). Für<br />

den Rahmen ihrer Untersuchungen hat sie eine so genannte<br />

Antragskonferenz mit Vorhabenträgern, betroffenen Trägern<br />

öffentlicher Belange und Vereinigungen durchzuführen (§ 7<br />

NABEG) sowie die Öffentlichkeit und andere Behörden frühzeitig<br />

zu beteiligen (§ 9 NABEG). In besonderen Ausnahmefällen,<br />

insbesondere bei Ausbaumaßnahmen in Trassen bereits bestehender<br />

Hoch- oder Höchstspannungsleitungen, kann ein vereinfachtes<br />

Verfahren ausreichend sein (§ 11 NABEG).<br />

Die Bundesfachplanung ist binnen sechs Monaten, <strong>im</strong> vereinfachten<br />

Verfahren innerhalb von drei bzw. vier Monaten,<br />

abzuschließen (§ 12 Abs. 1 NABEG). Die Entscheidung der<br />

BNetzA ist für das nachfolgende Planfeststellungsverfahren<br />

verbindlich, hat aber keine unmittelbare Außenwirkung (§ 15<br />

NABEG). Sie kann daher nicht von Projektgegnern behördlich<br />

oder gerichtlich angegriffen werden; lediglich jedes von der<br />

Entscheidung betroffene Bundesland ist berechtigt, innerhalb<br />

eines Monats Einwendungen zu erheben (§ 14 NABEG).<br />

Planfeststellungsverfahren (§§ 18 ff.<br />

NABEG)<br />

Aufbauend auf der Bundesfachplanung kann nunmehr auf der<br />

letzten Stufe ein Planfeststellungsverfahren durchgeführt<br />

werden (§§ 18 ff. NABEG). Auf Kritik des Bundesrates an der<br />

zunächst vorgesehenen alleinigen Zuständigkeit der BNetzA<br />

auch für diese Stufe und der bestehenden Kompetenzen der<br />

Landesbehörden in diesem Bereich kann ein Planfeststellungsverfahren<br />

durch die BNetzA nur dann durchgeführt werden,<br />

wenn die entsprechende Trasse in einer Rechtsverordnung,<br />

welche der Zust<strong>im</strong>mung des Bundesrates bedarf, der Zuständigkeit<br />

der BNetzA explizit zugewiesen wird. Im Übrigen bleiben<br />

die Länder für die Durchführung des gesamten Planungsund<br />

Genehmigungsverfahrens zuständig (§ 31 Abs. 2 NABEG).<br />

Der Ablauf des bundeseinheitlichen Planfeststellungsverfahrens<br />

nach dem NABEG folgt den aus Planfeststellungsver-<br />

11 / 2011 807


Fachbericht<br />

Normen & regelwerk<br />

fahren allgemein bekannten Anforderungen: Antrag des Vorhabenträgers<br />

auf Planfeststellungsbeschluss, Durchführung<br />

einer Antragskonferenz durch die BNetzA zur Festlegung des<br />

Untersuchungsrahmens, Anhörung der Träger öffentlicher Belange<br />

und der Vereinigungen, ggf. vereinfachte Umweltverträglichkeitsprüfung<br />

und abschließend Erteilung des Planfeststellungsbeschlusses.<br />

Weitere Änderungen<br />

Weitere Änderungen durch das Gesetz über Maßnahmen zur<br />

Beschleunigung des Netzausbaus Elektrizitätsnetze betreffen<br />

in seinen Artikeln 2 bis 6 das EnWG, das Bundesnaturschutzgesetz,<br />

die Stromnetzentgeltverordnung (StromNEV)<br />

und die Anreizregulierungsverordnung (ARegV). Nach diesen<br />

Änderungen besteht z.B. die Möglichkeit der Übertragungsnetzbetreiber,<br />

freiwillige Kompensationszahlungen an Städte<br />

oder Gemeinden, auf deren Gebiet eine Freileitung auf neuer<br />

Trasse errichtet wird, zu zahlen, um so die Akzeptanz von<br />

Vorhaben zu erhöhen. Anders als bei anderen Infrastrukturvorhaben<br />

wie Straßen oder Schienen hätten die Gebietskörperschaften<br />

entlang einer Stromtrasse keinen eigenen Nutzen<br />

von dem Infrastrukturprojekt, z.B. durch Verbesserung der<br />

örtlichen Infrastruktur durch Ausfahrten oder Haltepunkte.<br />

§ 5 Abs. 4 StromNEV und § 11 Abs. 2 lit. 8b ARegV gestatten<br />

in diesem Fall die einmalige Berücksichtigung dieser Zahlungen<br />

als Kosten bei der Best<strong>im</strong>mung der Netzkosten in Höhe<br />

von max. 40.000 Euro pro Kilometer Höchstspannungsfreileitung<br />

ab 380 kV. Diese Kosten gelten als dauerhaft nicht<br />

beeinflussbare Kostenanteile.<br />

Zwar ist grundsätzlich zu begrüßen, dass Vorhabenträgern<br />

eine Möglichkeit gegeben wird, mit Hilfe von Ausgleichszahlungen<br />

die Widerstände vor Ort gegen den Neubau von Freileitungen<br />

auf der Höchstspannungsebene zu verringern. Gleichzeitig<br />

liegt hierin eine strukturelle Änderung der Grundprinzipien<br />

des Entschädigungsrechts, die sich auch auf andere Vorhaben<br />

auf anderen Spannungsebenen der Stromnetze und sogar<br />

auf Gas-, Wasser- und Fernwärmeversorgungsnetze auswirken<br />

könnte. Dies ist faktisch und rechtlich bedenklich. Zum einen<br />

sind Entschädigungszahlungspflichten ohne Gegenleistung<br />

der Kommune finanzverfassungsrechtlich und unter Compliance-Kriterien<br />

kritisch zu betrachten. Zum anderen garantieren<br />

sie nicht, dass bei den betroffenen Bürgern und Bürgerinitiativen<br />

tatsächlich die erforderliche Akzeptanz geschaffen<br />

und die Verfahren damit erheblich beschleunigt werden können.<br />

Im Gegenteil ist zu befürchten, dass sogar ungewünschte<br />

Mitnahmeeffekte entstehen, die die Behandlung berechtigter<br />

Forderungen betroffener Grundstückseigentümer erschweren.<br />

Die Forderung nach Zahlungen, die über das geltende Entschädigungsrecht<br />

hinausgehen, wurde bereits vereinzelt erhoben.<br />

gen zum Netzausbau zu. Die EU-Richtlinie verlangt die Erstellung<br />

von Netzentwicklungsplänen nur für nach dem ITO-Modell<br />

entflochtene Unternehmen. Durch diese Verschärfung wird<br />

der Druck auf einen transparenteren und schnelleren Bau von<br />

dringend notwendigen Leitungen in Deutschland in besonderem<br />

Maße erhöht. Gerade <strong>im</strong> Elektrizitätsbereich ist mit der Konzentration<br />

einiger Verfahrensbestandteile bei einer Bundesbehörde<br />

und mit der Privilegierung best<strong>im</strong>mter Vorhaben eine<br />

durchaus beschleunigte Verbindung der <strong>im</strong> Norden Deutschlands<br />

gelegenen regenerativen Produktionsstandorte (Windkraftanlagen<br />

an und vor den Küsten von Nord- und Ostsee)<br />

mit den Verbrauchszentren <strong>im</strong> Westen und Süden des Landes<br />

durchaus zu bewerkstelligen.<br />

Es dürfte teurer werden<br />

Die Netze spielen insgesamt eine <strong>im</strong>mer wichtigere Rolle be<strong>im</strong><br />

Umbau des Energieversorgungssystems, wofür viele Milliarden<br />

Euro an Investitionen erforderlich sind. Dies hat auch die<br />

BNetzA letztlich anerkannt und am 27.10.2011 bestätigt, dass<br />

die Eigenkapitalzinsen <strong>im</strong> Rahmen der Anreizregulierung nicht<br />

wie ursprünglich geplant drastisch, sondern nur moderat auf<br />

9,05 % gesenkt werden sollen. Damit können die Renditechancen<br />

der Netzbetreiber weiter Anreize für eine notwendige Investitionsbereitschaft<br />

setzen.<br />

Letztlich werden die Netzentgelte eher steigen als sinken.<br />

Aber auch wenn die „Ablasszahlungen“ an betroffene Städte<br />

oder Gemeinden (s. oben zu 5) durchaus einen gewissen Bruch<br />

<strong>im</strong> System darstellen, wird man in den Kostensteigerungen einen<br />

notwendigen Beitrag zur Umsetzung der Energiewende<br />

sehen müssen.<br />

Es sollte weiter gehen<br />

Dabei stellt sich allerdings die Frage, warum ein durchaus vergleichbarer<br />

Ausbau der Gasinfrastruktur auf der Fernleitungsebene<br />

nicht eine ähnliche Privilegierung erfährt. Im Zusammenhang<br />

mit dem erwarteten verstärkten Ausbau von Kraftwerken<br />

auf Basis von Erdgas in Ergänzung zu erneuerbaren<br />

Energien sowie der Entwicklung der Power-to-Gas-Technologie<br />

als mögliche Speicheroption für überschüssigen Strom<br />

aus erneuerbaren Energien („Windgas“) könnte ein verstärkter<br />

Aus- und Umbau des Gasfernleitungsnetzes erforderlich werden.<br />

Eine auf den Netzentwicklungsplänen aufbauende Bundesbedarfs-<br />

und -fachplanung <strong>im</strong> Gasbereich wäre eine sinnvolle<br />

Ergänzung <strong>im</strong> Sinne eines gesamtsystemischen Ansatzes.<br />

Autor<br />

Fazit: Schneller, teurer, weiter…<br />

Es wird schneller gehen<br />

Wie die Bestandsaufnahme zum novellierten EnWG in der letzten<br />

Ausgabe der <strong>3R</strong> gezeigt hat, gehen die Vorgaben zum Teil<br />

über die EU-Vorlage hinaus; dies trifft auch auf die Planun-<br />

RA Christian Fürst<br />

Erdgas Münster GmbH, Münster<br />

Tel. +49 251/2800-107<br />

E-Mail: Christian.Fuerst@erdgas.de<br />

808 11 / 2011


DVGW-Regelwerk<br />

GW 335-B3 „Kunststoff-Rohrleitungssysteme in der Gas- und Wasserverteilung – Teil<br />

B3: Mechanische Verbinder aus Kunststoffen (POM, PP) für die Wasserverteilung“<br />

Ausgabe 9/11, EUR 20,59 für DVGW-Mitglieder, EUR 27,45 für Nicht-Mitglieder<br />

Die Entwurfsfassung vom September<br />

2010 basiert auf den Werkstoffen POM<br />

(Polyoxymethylen) und PP (Polypropylen).<br />

Einige Einsprüche zielten auf die<br />

Berücksichtigung weiterer Werkstoffe<br />

wie PE (Polyethylen) und PA GF (glasfaserverstärktes<br />

Polyamid), die weder<br />

in DVGW VP 609 (Vorgänger von GW<br />

335-B3) noch in ISO 14236 (Grundlage<br />

von GW 335-B3) enthalten sind.<br />

So konnte die Frage, inwieweit das Anforderungsprofil<br />

von GW 335-B3 für<br />

andere Werkstoffe passt, ob also die<br />

schlichte Ergänzung der werkstoffspezifischen<br />

Tabellen reicht, <strong>im</strong> Rahmen der<br />

Einspruchsberatung nicht geklärt werden.<br />

Das zuständige technische Komitee<br />

des DVGW hat auch eine Öffnungsklausel<br />

für zusätzliche Werkstoffe abgelehnt,<br />

da sie den <strong>im</strong> Wettbewerb stehenden<br />

Prüf-/Zertifizierungsstellen de<br />

facto Regelsetzungskompetenz einräumen<br />

würde und die Art und Weise<br />

der Anwendung einer Öffnungsklausel<br />

letztlich schwer absehbar wäre.<br />

Im Ergebnis wurde die Entwurfsfassung<br />

der GW 335-B3 vom September<br />

2010 bis auf kleinere Korrekturen<br />

bestätigt, die nicht berücksichtigten<br />

Werkstoffe müssen <strong>im</strong> Rahmen<br />

ergänzender Regelsetzung behandelt<br />

werden.<br />

G 5305-2 Entwurf „Gasströmungswächter für Gasversorgungsleitungen“<br />

Ausgabe 9/11, EUR 27,61 für DVGW-Mitglieder, EUR 36,82 für Nicht-Mitglieder<br />

Das Technische Komitee „Bauteile und<br />

Hilfsstoffe – Gas“ hat beschlossen, die<br />

VP 305-2 gemäß der Geschäftsordnung<br />

GW 100 in eine Technische Prüfgrundlage<br />

G 5305-2 zu überführen. Im Rahmen<br />

der Überführung wurde eine Anpassung<br />

an die aktuelle Regelwerksstruktur und<br />

eine redaktionelle Anpassung der zertifizierungsrelevanten<br />

Textpassagen vorgenommen,<br />

zusätzlich wurden die Regelwerksbezüge<br />

aktualisiert.<br />

Die Gasströmungswächter nach<br />

G 5305-2 sperren die Gaszufuhr für<br />

das nachgeschaltete Leitungssystem<br />

ab, wenn der vorgegebene Schließdurchfluss<br />

überschritten wird, z. B.<br />

durch eine mechanisch bedingte Leckage<br />

(Baggerangriff) mit ausreichend<br />

hohem Öffnungsquerschnitt.<br />

Diese technische Prüfgrundlage gilt<br />

für Anforderungen und Prüfungen von<br />

Gasströmungswächtern bis zu einer<br />

Nennweite von DN 50 mit definierter<br />

Durchflussrichtung. Sie werden mit Gasen<br />

nach DVGW-Arbeitsblatt G 260 (jedoch<br />

nicht für Flüssiggas in der Flüssigphase)<br />

betrieben. Sie werden entsprechend dem<br />

Betriebsdruckbereich unterteilt in die Typen<br />

A (15 mbar bis 100 mbar), B (0,1 bar<br />

bis 5 bar), C (25 mbar bis 5 bar) und D<br />

(25 mbar bis 1 bar).<br />

Einspruchsfrist: 30. Dezember 2011.<br />

G 5614 Entwurf „Unlösbare Rohrverbindungen für metallene Gasleitungen;<br />

Pressverbinder“<br />

Ausgabe 9/11, EUR 20,59 für DVGW-Mitglieder, EUR 27,45 für Nicht-Mitglieder<br />

Das Technische Komitee „Bauteile und<br />

Hilfsstoffe – Gas“ hat beschlossen, die<br />

VP 614 gemäß der Geschäftsordnung<br />

GW 100 in eine Technische Prüfgrundlage<br />

G 5614 zu überführen. Im Rahmen<br />

der Überführung wurde eine Anpassung<br />

an die aktuelle Regelwerksstruktur und<br />

eine redaktionelle Anpassung der zertifizierungsrelevanten<br />

Textpassagen vorgenommen;<br />

zusätzlich wurden die Regelwerksbezüge<br />

aktualisiert.<br />

Diese technische Prüfgrundlage gilt<br />

für Anforderungen und Prüfungen von<br />

Pressverbindern aus Metall zum Verbinden<br />

von Rohren und Rohrleitungsteilen<br />

aus metallenen Werkstoffen, die gegen<br />

glatte Wandungen metallisch oder nicht<br />

metallisch dichten. Die Prüfgrundlage gilt<br />

nicht für Pressverbinder, die für erdverlegte<br />

Leitungen eingesetzt werden. Die<br />

Pressverbinder müssen für Leitungen geeignet<br />

sein, die mit Gasen nach DVGW-<br />

Arbeitsblatt G 260 betrieben werden.<br />

Diese technische Prüfgrundlage gilt<br />

für Pressverbinder, die in Gas-Rohrleitungen<br />

der Rohraußendurchmesser<br />

d 108 mm und bis zu Nenndrücken von<br />

5 bar (PN 1 oder PN 5) eingesetzt werden.<br />

Für den Anwendungsbereich der<br />

Gas-Innenleitungen nach DVGW-Arbeitsblatt<br />

G 600 (TRGI) und TRF müssen<br />

sie thermisch erhöht belastbar sein.<br />

Einspruchsfrist: 30.12.2011<br />

Kontakt: DVGW, Bonn,<br />

Tel. +49 228 91 88-5,<br />

E-Mail: info@dvgw.de,<br />

www.dvgw.de<br />

11 / 2011 809


Faszination Technik<br />

Im Würgegriff<br />

Wurzel einer 40 Jahre alten Linde schlingt<br />

sich um eine Rohrleitung DN 200<br />

Fotograf: Michael Honds (siehe Beitrag auf S. 825)


Produkte & Verfahren<br />

Stumpfschweißmaschinen für PE-Rohre bis<br />

da 2.400 mm<br />

Durch die Weiterentwicklung von Rohrextrusionsanlagen und PE-Rohstoffe mit verbesserten Verarbeitungseigenschaften (low-sagging)<br />

ist es möglich glattwandige Großrohre axial extrudiert bis Außendurchmesser 2.400 mm und Wanddicken bis 140 mm herzustellen.<br />

Aufgrund der positiven Erfahrungen der Kunden mit Stumpfschweißmaschinen von Widos für PE-Rohre bis 2 m Durchmesser wurde<br />

eine neue Maschine bis 2,4 m beauftragt. Die neue Maschine, Modellbezeichnung WIDOS 24000, zeichnet sich, wie die meisten anderen<br />

Baustellen-Stumpfschweißmaschinen des Unternehmens, durch eine Vielzahl von Besonderheiten aus, die <strong>im</strong> Folgenden erläutert<br />

werden.<br />

Hydraulikzylinder<br />

Die Hydraulikzylinder sind so am Maschinengrundgestell<br />

angebracht, dass die<br />

Rohrachse und die gegenüberliegenden<br />

Zylinder in einer Linie sind. Jeweils innen<br />

neben den Hydraulikzylinder, befinden sich<br />

Hochlastführungen, die die Konstruktion<br />

zusätzlich verstärken und stabil machen.<br />

Vorteile dieser Anordnung sind:<br />

Die Schweißkraft wird gleichmäßig auf<br />

das Rohrende übertragen<br />

Hydraulikzylinder unterschiedlicher<br />

Größen können eingesetzt und der<br />

Kraftbereich an die jeweiligen Anforderungen<br />

angepasst werden<br />

Weniger Verschleiß und längere<br />

Lebensdauer der Hydraulikzylinder,<br />

da die Quer- und Torsionskräfte be<strong>im</strong><br />

Schweißen durch die Hochlastführungen<br />

aufgenommen werden<br />

Es ist mit sehr einfachen Mitteln möglich,<br />

die Zylinder z.B. für Servicezwecke<br />

zu entnehmen, ohne dass hierfür die<br />

Grundmaschine demontiert werden<br />

muss<br />

Die Widos-Hydraulik arbeitet mit der sog.<br />

Nachdrücktechnik, d.h. geringe Druckabfälle<br />

werden durch ein Speicherreservoir ausgeglichen,<br />

ohne dass die Ölpumpe anläuft.<br />

Da die Ölpumpe nicht <strong>im</strong> Dauerlauf arbeitet,<br />

ist das Hydrauliksystem besonders langlebig.<br />

Bei permanent laufenden Pumpen besteht<br />

die Gefahr der Selbstüberhitzung.<br />

Da die Hydraulik mittels hochqualitativer<br />

Proportionalventile gesteuert wird,<br />

ist die Bewegung der eingespannten Rohre<br />

sehr präzise möglich.<br />

Die Hydraulikleitungen sind <strong>im</strong> Spannring<br />

versenkt und flachdichtend, sowie alle<br />

Kupplungen einfach zu reinigen. Spezialdichtungen<br />

ermöglichen zusätzlich extrem<br />

leichtgängigen Lauf der gehärteten und<br />

hartverchromten Kolbenstangen. Stumpfschweißmaschinen<br />

von Widos zeichnen<br />

sich deshalb durch besondere Leichtgängigkeit<br />

aus. Für die Bewegung der Maschine<br />

selbst wird nur wenig Druck benötigt,<br />

so dass Kraftreserven für das Schweißen<br />

von langen Rohrsträngen verbleiben.<br />

Spanneinsätze<br />

In der Praxis müssen oft kurzschenklige<br />

Formstücke oder wenige cm lange<br />

Rohrenden, wie z.B. Behälterstutzen, geschweißt<br />

werden. Mit Widos-Schweißmaschinen<br />

stellt das in den meisten Fällen<br />

kein Problem dar, da der vierte Ring der<br />

Schweißmaschine abgeschraubt werden<br />

kann und das Rohrstück mit nur einem Ring<br />

festgehalten und geschweißt wird.<br />

Da auch die Reduzierspanneinsätze<br />

werkseigener Herstellung „Made in Germany“<br />

sind, können Sonderdurchmesser,<br />

z. B. für Relining-Rohre, schnell dem Kunden<br />

zur Verfügung gestellt werden.<br />

Bild 1: WIDOS 24000 Stumpfschweißmaschine für die<br />

Baustelle (WIDOS GmbH)<br />

Bild 2: Stumpfschweißen von sehr dünnwandigen Großrohren; hier<br />

ca. SDR 61 (WIDOS GmbH)<br />

812 11 / 2011


Bild 3: WIDOS 24000 Werkstattschweißmaschine<br />

(WIDOS GmbH)<br />

Bild 4: Leichtes Handling von großen Sägestücken<br />

(WIDOS GmbH)<br />

Bei der gesamten Ausführung der<br />

Schweißmaschine wird auf höchste Qualität<br />

geachtet. So sind auch die Spindeln und<br />

Trapezgewinde aus sehr verschleißresistentem<br />

Material und besonders langlebig.<br />

Fast alle Maschinenteile sind galvanisch<br />

vergütet oder kunststoffbeschichtet.<br />

SchweiSSen von dickwandigen<br />

und dünnwandigen<br />

Rohren<br />

Da es in der „PE-Schweißer-Richtlinie“ DVS<br />

2207 Teil 1 [1] nur Schweißparameter für<br />

Rohre mit Wanddicke bis 70 mm gibt, werden<br />

die neuen Großrohre sinngemäß, in<br />

Anlehnung an die Richtlinie, geschweißt.<br />

Auf alle Fälle müssen noch die Empfehlungen<br />

der Rohr- bzw. Rohstoffhersteller beachtet<br />

werden.<br />

An dieser Stelle sei auf einen wesentlichen,<br />

allgemeinen Verfahrensvorteil des<br />

Heizelementstumpfschweißens von Großrohren<br />

hingewiesen: Auch „sehr dünnwandige“<br />

Großrohre können zuverlässig geschweißt<br />

werden. WIDOS-Maschinen mit<br />

ihren geringen Verarbeitungstoleranzen<br />

erleichtern den Versatzausgleich der Rohre<br />

zusätzlich. Folgendes Projekt dient der<br />

Veranschaulichung und als Referenz für die<br />

Frage „bis zu welcher SDR-Stufe kann man<br />

PE-Rohre schweißen?“: Eine alte Trinkwasserleitung<br />

des Zweckverbandes Landeswasserversorgung<br />

(Stuttgart), bestehend<br />

aus Spannbeton in DN 1500, wurde<br />

mittels Sublining mit PE-Rohr saniert. Die<br />

einzelnen PE-Rohre (Außendurchmesser<br />

1.480 mm, Wanddicke lediglich 24,3 mm)<br />

wurden vor dem Einzug zu einem Rohrstrang<br />

stumpfgeschweißt [2]. Dieses PE-<br />

Rohr entspricht ca. SDR 61 und konnte<br />

problemlos stumpfgeschweißt werden.<br />

Weiterhin werden auch oft sehr lange<br />

Rohrabschnitte mit Widos-Stumpfschweißmaschinen<br />

geschweißt, da die<br />

Hydraulikzylinder über große Kraftreserven<br />

verfügen. Zusätzlich durch den Einsatz<br />

von Rollenböcken, und ggf. der Nutzung<br />

von Landschaftsgefällen, können Rohrabschnitte<br />

von mehreren hundert Metern<br />

Länge geschweißt werden. Das macht das<br />

Stumpfschweißen auf der Baustelle zur<br />

universellen Verbindungstechnik für PE-<br />

Rohre.<br />

WerkstattschweiSSungen<br />

bis da 2.400 mm<br />

Da man mit der Baustellenschweißmaschine<br />

jetzt in der Lage war lange, gerade<br />

Rohrleitungen herzustellen, wurden für<br />

das Rohrleitungssystem geschweißte Bögen<br />

und T-Stücke nachgefragt. Als Vorreiter<br />

auf diesem Gebiet und wegen seines<br />

einzigartigen Erfahrungsschatzes wurde<br />

Widos mit der Konstruktion einer Werkstattschweißmaschine<br />

für Rohrleitungsbauteile<br />

bis da 2.400 mm beauftragt.<br />

In der neuen Produktionshalle in He<strong>im</strong>erdingen<br />

mit 6 m Kranhöhe wurde Anfang<br />

2011 mit dem Bau der ersten WIDOS<br />

24000 WM begonnen.<br />

Mit den dazugehörigen Spannwerkzeugen<br />

können Rohrsegmente <strong>im</strong> Winkel 7,5°<br />

und 11,25° verschweißt werden. Manuelles<br />

Festziehen der Spannwerkzeuge entfällt,<br />

ein neues hydraulisches Kniehebelsystem<br />

zur Aufbringung der enormen Spannkräfte<br />

lässt sich per Knopfdruck bedienen.<br />

Mit den massiven Spannwerkzeugen können<br />

Schweißkräfte über 75 kN übertragen<br />

werden. Reduzierspannschalen für kleinere<br />

Durchmesser stehen bis da 1.200 mm<br />

zur Verfügung.<br />

Bei besonders dickwandigen Bauteilen<br />

kann ein optionaler, oberer Zusatzzylinder<br />

eingesetzt werden, der zusätzlich<br />

eine Schweißkraft von 125 kN bringt.<br />

Dieser lässt sich hydraulisch aus dem Arbeitsbereich<br />

herausschwenken, so dass ein<br />

Entnehmen zum Öffnen der Werkzeuge<br />

nicht mehr notwendig ist.<br />

Großrohrtechnik unterscheidet sich in<br />

mancherlei Hinsicht von den mittleren PE-<br />

Rohr-D<strong>im</strong>ensionen. Hat man das Handling<br />

der großen Rohre und Rohrstücke erst einmal<br />

„<strong>im</strong> Griff“, dann gehen die Schweißarbeiten<br />

auch schnell voran. In punkto Handling<br />

haben sich die Konstrukteure von Widos<br />

deshalb einiges einfallen lassen. So<br />

z.B. eine hydraulische Rohranhebung in<br />

den Spannschalen. Ovale oder eingefallene<br />

Rohrstücke klemmen sich in den annähernd<br />

perfekt runden Spannschalen fest.<br />

Will man das Rohrstück zum Versatzausgleich<br />

etwas drehen, kann es um wenige<br />

cm angehoben werden, so dass eine Manipulation<br />

erst möglich wird. Auch zur Entnahme<br />

werden die Bauteile leicht angehoben<br />

und können bequem aus der Maschine<br />

gehoben werden.<br />

Ein weiteres Hilfsmittel ist ein manuell<br />

frei setzbarer hydraulischer Spannzylinder,<br />

der <strong>im</strong> Bedarfsfall für den schnellen Versatzausgleich<br />

das Rohrstück oder Bauteil<br />

mm-weise weitet.<br />

Normalerweise gibt es zu den Spannschalen<br />

passende Reduziereinsätze für<br />

die kleineren Durchmesser. Widos geht<br />

hier neue Wege: Die Reduziereinsätze der<br />

oberen Spannschalen entfallen und es gibt<br />

für jeden Durchmesser eigene Spannschalen.<br />

Dadurch wird das Gewicht der oberen<br />

Spannelemente reduziert. Die Vorteile:<br />

Rohrstücke, insbesondere mit geringen<br />

Wanddicken, werden kaum noch oval<br />

11 / 2011 813


Produkte & Verfahren<br />

gedrückt. Der Bereich der Schweißnaht<br />

kann leicht eingesehen werden, Versatzausgleich<br />

und Wulstbildung sind für den<br />

Schweißer sehr gut sichtbar.<br />

Heizelemente und<br />

Planhobel<br />

Die Heizelemente sind für eine gleichmäßige<br />

Temperaturverteilung ausgelegt. Generell<br />

werden die Anforderungen der DVS<br />

2208-1, an die max<strong>im</strong>al zulässige technisch<br />

bedingte Temperaturabweichung,<br />

(über-) erfüllt. Erreicht wird dies mit bis zu<br />

acht einzelnen Temperaturregelzonen. Die<br />

verschleißfeste Mehrfachbeschichtung ist<br />

eine Besonderheit, die den Widos-Heizelementen<br />

eine hohe Funktionalität und besonders<br />

lange Lebensdauer verleiht. Für<br />

schnellen Service können die Heizpatronen<br />

einzeln von der Außenkante des Heizelementes<br />

ausgetauscht werden.<br />

Der Planhobel zeichnet sich durch<br />

opt<strong>im</strong>ales Schnittverhalten aus. Seine<br />

Oberflächen sind zur Verringerung der<br />

Oberflächenreibung gehärtet und poliert.<br />

Die durchzugstarken Motoren ermöglichen,<br />

dass die gehärteten Messer<br />

(HSS-Stahl) durch das PE „gleiten“.<br />

Durch die besondere Geometrie der<br />

Hobelplatten werden die PE-Späne fast<br />

vollständig nach außen abgeführt. Be<strong>im</strong><br />

Versatzausgleich ist an höchsten Bedienerkomfort<br />

gedacht: Die beiden Hobelseiten<br />

werden getrennt angetrieben und<br />

so kann mit jeder Seite separat gehobelt<br />

werden. Der Versatzausgleich z.B.<br />

bei großen T-Stücken wird dadurch noch<br />

schneller.<br />

An dem übersichtlichen Bedienpult<br />

werden die Schweißdaten ausgewählt<br />

und der Schweißprozess läuft automatisch<br />

ab. Alle Schweißparameter werden<br />

aufgezeichnet und können <strong>im</strong> Sinne<br />

von Traceability mit der universellen<br />

WICON-Software weiterverarbeitet<br />

werden.<br />

Literatur<br />

[1] DVS-Taschenbuch „Fachbuchreihe<br />

Schweißtechnik, Band 68/IV, 13.<br />

Auflage, 2009, Verlag für Schweißen<br />

und verwandte Verfahren DVS-Verlag<br />

GmbH, Düsseldorf<br />

[2] Schönteich, M.; Ernst, B.: Bauüberwachung<br />

bei der Sanierung einer<br />

Trinkwasserleitung DN 1500 mit einem<br />

PE 100-Linerrohr durch Sublining,<br />

Wiesbadener Kunststoffrohrtage,<br />

April 2011<br />

AUTOR: WIDOS Wilhelm Dommer Soehne<br />

GmbH, Dipl.-Ing. (FH) Bernd Klemm,<br />

He<strong>im</strong>erdingen, Tel. +49 7152 9939-59<br />

E-Mail: Bernd.Klemm@widos.de,<br />

www.widos.de<br />

Rinnenabdeckung mit Wabenstruktur<br />

bis Belastungsklasse F 900<br />

Mit einer Rinnenabdeckung <strong>im</strong> Wabendesign<br />

bietet Birco jetzt eine Abdeckung<br />

mit außergewöhnlich hoher Abflussleistung<br />

in neuartigem Design auch für den<br />

Schwerlastbereich. Die Abdeckungsvariante<br />

ist ab sofort auch in der Nennweite<br />

200 erhältlich und für Gewichte von<br />

bis zu 90 t (Belastungsklasse F 900) ausgelegt.<br />

„Wir haben bei der Produktentwicklung<br />

großen Wert auf ein besonderes<br />

Design bei gleichzeitig hoher Funktionalität<br />

gelegt: Dank der Wabenform können<br />

große Wassermassen schnell und effizient<br />

abgeleitet werden. Der Werkstoff<br />

Sphäroguss ermöglicht den Einsatz sowohl<br />

in umweltsensiblen Bereichen als auch <strong>im</strong><br />

Schwerlastbereich“, erklärt Geschäftsführer<br />

Christian Merkel.<br />

Die besondere Bienenwabenform ermöglicht<br />

eine opt<strong>im</strong>ierte hydraulische<br />

Leistung – große Einlaufwaben und seitliche<br />

Reinigungsöffnungen sorgen für eine<br />

schnelle und effiziente Entwässerung ohne<br />

Rückstau; daher eignet sich die Wabenabdeckung<br />

besonders gut für den Einsatz in<br />

abfallendem Gelände. Ein weiterer Vorteil<br />

der Wabenabdeckung: Durch die besondere<br />

Form werden einwirkende<br />

Lasten gut verteilt, damit<br />

bleibt die Wabenabdeckung<br />

selbst bei extrem hoher Belastung<br />

formstabil.<br />

Die Wabenabdeckung ist<br />

aus dem besonders zugfesten<br />

Sphäroguss gefertigt und<br />

wahlweise schwarz-tauchlackiert<br />

oder verzinkt erhältlich.<br />

Vor allem in stark frequentierten<br />

Bereichen, in denen höchste Funktionalität<br />

und mechanische Beständigkeit gegenüber<br />

hohen Lasten gefragt sind, eignen sich<br />

Sphärogussabdeckungen gut. Außerdem ist<br />

der Werkstoff besonders widerstandsfähig<br />

gegen umweltbelastende Medien. Deshalb<br />

kann die Wabenabdeckung auch in so genannten<br />

WHG-Flächen eingesetzt werden,<br />

also in Bereichen, in denen das Wasserhaushaltsgesetz<br />

angewendet werden muss. Für<br />

den WHG-Bereich außerdem von Vorteil:<br />

Die Dichtungsfuge ist dank der großen Wabenöffnungen<br />

gut einsehbar. Das erleichtert<br />

die Überprüfung der Rinne.<br />

Die Rinnensysteme von Birco sind mit<br />

einer Combi-Verschluss-Massivstahlzarge<br />

ausgestattet. Mit Hilfe dieser Zarge kann<br />

die Wabenabdeckung bis zu acht Mal pro<br />

Meter stabil mit dem Rinnenelement verschraubt<br />

oder alternativ mit BIRCO-Easylock<br />

mit nur einer Umdrehung in der Zarge<br />

befestigt werden. Das spart Zeit und Kosten<br />

bei Wartung und Einbau. Die Zargen<br />

werden über massive Anker mit den Betonrinnen<br />

belastungsstabil verbunden; spezielle<br />

Zargentaschen sorgen darüber hinaus<br />

für die problemlose Reinigung des Gewindegangs.<br />

Kontakt: BIRCO Baustoffwerk GmbH,<br />

Baden-Baden, Michael Neukirchen, Tel.<br />

+49 7221 5003-24, E-Mail: info@birco.<br />

de, www.birco.de<br />

814 11 / 2011


Software-Paket zur Bemessung von<br />

Regenwasserbewirtschaftungsanlagen<br />

Die Bemessung von Anlagen zur Regenwasserbehandlung<br />

setzt eine sorgfältige<br />

Planung voraus. FRÄNKISCHE bietet dafür<br />

eine professionelle und einfache Komplettlösung:<br />

Mit RigoPLAN 5.0 kann der Planer<br />

neben den örtlichen Gegebenheiten auch<br />

die erforderliche Reinigungsleistung einkalkulieren.<br />

Der Anwender ergänzt die, auf<br />

Grundlage des DWA-Merkblattes M 153,<br />

nötigen Parameter und ermittelt so die<br />

richtige D<strong>im</strong>ensionierung der Anlage. Per<br />

Knopfdruck lassen sich die dadurch berechneten<br />

Daten in verschiedene weitere Bemessungsmodule<br />

– für Rohrrigolen-, Muldenrigolen-<br />

oder Muldenversickerungs-<br />

Anlagen – übernehmen. Basis hierfür sind<br />

die einschlägigen Normen und Richtlinien<br />

der DWA-A 138 und DWA-A 117.<br />

Neben der einfachen Bedienbarkeit<br />

bietet das Programm den Vorteil, einzelne<br />

Projekte komfortabel auf Excel-Basis verwalten<br />

und speichern zu können. Erhältlich<br />

ist RigoPLAN als kostenloser Download<br />

auf www.fraenkische-drain.de <strong>im</strong> Bereich<br />

„Service & Download“.<br />

Umfangreiches Servicepack 3 für BaSYS 8.2<br />

Anfang November 2011 wurde das Servicepack<br />

3 für die BaSYS Version 8.2 freigegeben.<br />

Mit der Auslieferung erweitert<br />

Barthauer nicht nur die Vorgängerversion,<br />

sondern veröffentlicht parallel auch zusätzliche<br />

innovative Module. Damit liefert<br />

Barthauer Software nicht nur eine Stabilisierung,<br />

Opt<strong>im</strong>ierung und Performance-<br />

Steigerung, sondern führt zu einer wesentlichen<br />

Vereinfachung und Beschleunigung<br />

einer Reihe von Arbeitsschritten.<br />

Bei der Realisierung der neuen Module<br />

wurden zahlreiche Anregungen und Wünsche<br />

der Anwender aus der Praxis berücksichtigt<br />

und umgesetzt.<br />

Der neue Netznavigator ermöglicht<br />

schnell und bequem die grafische Visualisierung<br />

und bidirektionale Kommunikation<br />

mit den Sachdaten der Netzelemente,<br />

auch ohne zusätzliche CAD/GIS-Lizenzen.<br />

Die Grafikerweiterung steht derzeit in den<br />

Anwendungen BaSYS KanDATA (Abwassermanagement)<br />

und PISA (Sanierungsplanung)<br />

zur Verfügung.<br />

Über die statistische Auswertung<br />

(OLAP) werden direkt in BaSYS beliebige<br />

Datenbankfelder übersichtlich zu einer Pivot-Ansicht<br />

arrangiert, die als Bericht oder<br />

Office-Dokument exportiert werden kann.<br />

Das Abwassermanagementmodul Kan-<br />

DATA ist um die Stutzen- und Abzweiggrafik<br />

erweitert worden. Das grafische Werkzeug<br />

liefert eine schematische Darstellung<br />

aller Anschlüsse der Haltungen und<br />

Anschlussleitungen, unterschieden nach<br />

Status und Punktfixierung.<br />

Mit dem Anschlussleitungs-Opt<strong>im</strong>izer<br />

kann innerhalb der Stutzen-/Abzweiggrafik<br />

ein Vergleich zwischen Bestandsund<br />

Inspektionsdaten und eine halb automatisierte<br />

Zuordnung der Inspektionsdaten<br />

von Anschlussleitungen zu bereits <strong>im</strong><br />

Projekt vorhandenen Bestandsanschlussleitungen<br />

durchgeführt werden.<br />

Zur schnellen Überprüfung ist die Erzeugung<br />

von Längsschnitten jetzt direkt<br />

aus KanDATA heraus möglich. Neben der<br />

Selektion über die Tabellenansicht ist <strong>im</strong><br />

Zusammenspiel mit dem optionalen neuen<br />

Netznavigator die Auswahl der darzustellenden<br />

Haltungen sogar direkt über<br />

die grafische Selektion möglich.<br />

Kontakt: Barthauer Software GmbH,<br />

Potsdam, Jenny Krüger, Tel. +49 331 550<br />

499 12, E-Mail: krueger@barthauer.de,<br />

www.barthauer.de<br />

Bild 1: Der neue Netznavigator ermöglicht schnell und bequem die<br />

grafische Visualisierung und bidirektionale Kommunikation mit den<br />

Sachdaten der Netzelemente<br />

Bild 2: Das Abwassermanagementmodul KanDATA ist um die<br />

Stutzen-/Abzweiggrafik erweitert worden<br />

11 / 2011 815


Produkte & Verfahren<br />

Rohrleitung sicher befestigen mittels Rohrbügel<br />

mit PE-Unterlage<br />

Hängende Rohrleitungen, wie sie in Chemieanlagen,<br />

auf Rohrbrücken, in Tanklagern<br />

usw. verwendet werden, werden oft<br />

mit Rundstahlrohrbügeln befestigt. Da alle<br />

Rohrleitungen eine gewisse Eigenbewegung<br />

durch Temperaturschwankungen<br />

oder Vibration erleiden, kann bei den<br />

Bild 1: Beschädigung der Rohrleitungsumhüllung durch<br />

laterale Bewegungen bei einer herkömmlichen Aufhängung<br />

mittels Rundstahlrohrbügel<br />

Rohrleitungen an den punktuellen<br />

Auflagestellen der<br />

Korrosionsschutz und auch<br />

das Rohrmaterial beschädigt<br />

werden, so dass teilweise<br />

schon nach kurzer Zeit Reparaturmaßnahmen<br />

erforderlich<br />

sind.<br />

Um einen<br />

direkten Kontakt<br />

zwischen<br />

Rohrleitung und<br />

Rohrbügel zu<br />

vermeiden, bietet<br />

der neue<br />

Rohrbügel von<br />

MSI Technik eine Unterlage<br />

zwischen Rohrleitung und<br />

Rohrbügel aus PE. Die Rohrbügelunterlage<br />

weist eine<br />

Nut auf, in der der Rohrbügel<br />

formschlüssig angeordnet ist.<br />

Der Rohrbügel ist in den<br />

Größen DN 15 bis DN 250 in<br />

langer und kurzer Ausführungen<br />

verfügbar. Er eignet sich<br />

Bild 2: Rohrbügel mit PE-Unterlage fixieren bzw. tragen<br />

Rohrleitungen sicher; Beschädigung der Umhüllung bzw. der<br />

Rohrleitungen werden vermieden<br />

auch für GFK-Leitungen und elektropolierte<br />

Leitungen sowie für geschäumte Rohre<br />

mit Wickelfalz. Der Bügel ist feuerverzinkt<br />

mit 35 μm (inkl. Gewinde), wodurch eine<br />

lange Lebensdauer gewährleistet wird. Die<br />

PE-Einlage ist fest fixiert, so dass ein Verrutschen<br />

der Einlage unmöglich ist.<br />

Kontakt: MSI Technik, Chieming,<br />

Tel. +49 8664 92882-00, E-Mail: Martin.<br />

Starzengruber@MSI-Technik.de<br />

WELTEC-Rechner opt<strong>im</strong>iert Biogasanlagen online<br />

WELTEC BIOPOWER ermöglicht Biogasanlagen-Betreibern<br />

und Investoren mit<br />

einem neuen Online-Rechner die Wirtschaftlichkeit<br />

ihrer Anlagen zu überprüfen.<br />

Der Kalkulator verarbeitet die eingegebenen<br />

Daten vollkommen herstellerunabhängig.<br />

Unter www.weltec-biopower.de erfahren<br />

die Nutzer durch die Eingabe weniger<br />

Kennzahlen in eine Maske umgehend,<br />

wie effizient ihre Anlage arbeitet<br />

und wie sich der Energieertrag steigern<br />

lässt. Die Eingabe der Daten in den Feldern<br />

ist standardisiert; die grafische Auswertung<br />

erfolgt schnell, neutral und kostenfrei.<br />

Bei falschen Angaben wird der<br />

Nutzer umgehend zur Korrektur aufgefordert.<br />

Auf Basis der Ergebnisse kann ein<br />

kostenloses Beratungsgespräch angefordert<br />

werden.<br />

Nach der Eingabe der Daten<br />

zeigt eine graphische Auswertung,<br />

wie die Anlage opt<strong>im</strong>iert<br />

werden kann. Auf<br />

Wunsch ist es möglich, die<br />

Zahlen anonym zu archivieren,<br />

um einen Datenabgleich<br />

zu einem späteren Zeitpunkt<br />

zu erleichtern. Über ein Betriebstagebuch<br />

können die<br />

Anwender täglich Daten zur<br />

Biologie oder zu Laufzeiten<br />

der Anlage eingeben.<br />

Das Instrument stellt zudem<br />

die Verbindung mit dem<br />

WELTEC Service her, so dass<br />

die Mitarbeiter ständig ein aktuelles<br />

Bild von der Anlage und<br />

möglichen Problemen in der<br />

Anlagenführung haben.<br />

Unter www.weltec-biopower.de können Nutzer mit einem<br />

neuen Online-Rechner die Wirtschaftlichkeit ihrer<br />

Biogasanlagen überprüfen<br />

816 11 / 2011


Fernwärme opt<strong>im</strong>al abgedichtet<br />

Canusa Superseal-Produkte sind besonders leistungsstarke, wärmeschrumpffähige Produkte für die Muffenabdichtung bei vorgedämmten<br />

Rohrsystemen. Sie sind speziell entwickelt für Mantelrohre und Muffen aus HDPE und für Anwendungen in Rohr- und<br />

Betriebssystemen (z. B. Fernwärme), bei denen starke Sandreibungskräfte und große Rohrbewegungen <strong>im</strong> Boden zu erwarten sind.<br />

Für eine möglichst flexible Anwendbarkeit<br />

sind Canusa Superseal TM -Produkte in drei<br />

Konfigurationen verfügbar:<br />

Die Wrapid Sleeve TM KTD/KLD sind<br />

montagefertige Schrumpfmanschetten<br />

mit einem bereits werkseitig integrierten<br />

Verschlussband. Es gewährleistet<br />

eine schnelle und verlässliche Verarbeitung.<br />

Die Canusa Wrap TM WTD/WLD sind<br />

Schrumpfmanschetten als Rollenware<br />

mit separatem Verschlussband. Für<br />

jeden beliebigen Rohrdurchmesser<br />

kann die erforderliche Schrumpfmanschettenlänge<br />

direkt auf der Baustelle<br />

zugeschnitten werden. Diese Flexibilität<br />

bietet die Vorteile einer wirtschaftlich<br />

opt<strong>im</strong>alen Lagerhaltung und einer<br />

bemerkenswerten Kostenmin<strong>im</strong>ierung<br />

auf der Baustelle.<br />

Der Canusa Tube TM PTD ist ein werksmäßig<br />

hergestellter geschlossener<br />

Schrumpfschlauch, der auf der Baustelle<br />

schnell und funktionssicher installierbar<br />

ist. Er wird zum Schutz des<br />

Schmelzklebers während der Bauphase<br />

in einem schmutz- und wasserdichten<br />

Plastikbeutel geliefert. Die Systeme<br />

sind durchweg mit dem besonders<br />

montagetoleranten und hoch scherfesten<br />

„D-Kleber“ ausgestattet. Dieser<br />

zeichnet sich auch durch eine kaum<br />

messbare Wasseraufnahme aus.<br />

Neben diesen drei Hauptprodukten bietet<br />

PSI weitere Lösungen für Fernwärmerohrleitungen<br />

an: Die CSS-Schrumpfabschottung<br />

dient zur Kunststoffmantelrohrabschottung<br />

(lieferbar für KMR 90 – 630).<br />

Mauerdurchführungen sind erhältlich als<br />

Compakt FW Gummipressdichtungen oder<br />

zum einfach Überschieben auf das Rohr in<br />

Form von Labyrinth-Mauerdichtringen.<br />

Die PSI-Abdichtmanschette Typ FW erlaubt<br />

radiale und axiale Bewegungen und<br />

ist druckdicht bis max. 0,5 bar.<br />

Komplettiert wird die Produktpalette<br />

<strong>im</strong> Bereich Fernwärme durch die PSI Canusa<br />

Fernwärme Endkappen CSS sowie<br />

durch das PSI-Dichtband aus einer speziellen<br />

Butylkautschukmischung. Es ist selbstverschweißend,<br />

gut wärmestandfest und<br />

sehr alterungsbeständig. Anwendung findet<br />

es speziell für KMR-Muffensysteme,<br />

Schrumpfendkappen und Abschlussmanschetten.<br />

Die Schrumpftechnik nach dem System<br />

Canusa funktioniert nach folgendem<br />

Prinzip: Das wärmeschrumpfende Trägermaterial<br />

einer Schrumpffolie besteht aus<br />

molekularvernetztem Polyethylen (PE). Es<br />

ist mechanisch stark belastbar und resistent<br />

gegen aggressive Elemente. Durch<br />

eine energiereiche Elektronenbestrahlung<br />

verbinden sich die ursprünglich schwach<br />

zusammenhaltenden Kohlenwasserstoffketten<br />

zu einem stabilen Netz. Dieses Netz<br />

wird be<strong>im</strong> Einsatz an der Baustelle durch Erwärmung<br />

– mittels eines Propangasbrenners<br />

– elastisch und verformbar, schmilzt<br />

aber nicht. Das mechanisch aufgeweitete<br />

Material wird um den abzudichtenden<br />

Rohrbereich geschrumpft und kann durch<br />

anschließendes Abkühlen in dem verformten<br />

Zustand fixiert werden. Auf diese Weise<br />

lässt es sich perfekt an unterschiedliche<br />

Konturen anpassen, überbrückt Verbindungen<br />

bzw. verfüllt Unebenheiten oder<br />

dient zur Reparatur beschädigter Werksumhüllungen.<br />

Unterstützt wird der Abdichtungsprozess<br />

durch die während der Verarbeitung<br />

entstehende Schrumpfspannung<br />

des Trägermaterials.<br />

Je höherschrumpfend das Trägermaterial<br />

ist, umso größere Differenzen <strong>im</strong><br />

Querschnitt können überbrückt werden.<br />

Das wärmeschrumpfende Trägermaterial<br />

ist mit einem dauerelastischen Schmelzkleber<br />

beschichtet. Dieser Dichtungskleber<br />

ist das eigentliche dauerelastische<br />

Abdichtungsmedium für die Muffe. Der<br />

Schmelzkleber wird miterwärmt, verflüssigt<br />

sich und benetzt die zu umhüllende<br />

Oberfläche opt<strong>im</strong>al, verkrallt sich dabei in<br />

alle Unebenheiten und füllt Absätze und<br />

Übergänge aus und gibt nach Abkühlung<br />

dem System die erforderliche Schäl- und<br />

Scherfestigkeit.<br />

Canusa Superseal TM -Produkte haben<br />

die Prüfungen bei unabhängigen Fernwärmeinstituten<br />

gemäß der EN 489 bestanden.<br />

Die bei diesen Prüfungen festgestellten<br />

Leistungsdaten liegen über den Anforderungen<br />

und Vorgaben der Norm.<br />

Kontakt: PSI Products GmbH, Mössingen,<br />

Tel. +49 7473 37 81-0,<br />

E-Mail: vertrieb@psi-products.de,<br />

www.psi-products.de<br />

11 / 2011 817


Fachbericht<br />

Gasversorgung & Pipelinebau<br />

Gesellschaftliche Verantwortung<br />

<strong>im</strong> Leitungsbau<br />

Von Ach<strong>im</strong> Hilgenstock, Kirsten Willings<br />

Projektleiter und Projektmitarbeiter/innen müssen oft bei ihren Projektentscheidungen gesellschaftliche und unternehmerische<br />

Verantwortung übernehmen und dennoch ihr Projekt erfolgreich <strong>im</strong> Termin- und Kostenrahmen halten.<br />

Der nachfolgende Artikel zeigt einerseits Beispiele auf, wie dies in der Praxis gelebt wird, verdeutlicht aber auch<br />

das Spannungsfeld in dem sich die handelnden Personen oft befinden. Es werden exemplarisch auch Maßnahmen beschrieben,<br />

die zu einer Verbesserung in der Projektabwicklung führen.<br />

Einleitung<br />

Nachhaltigkeit, unternehmerische Verantwortung und ethische<br />

Grundsätze – heute kommt man an diesen Schlagwörtern<br />

nicht mehr vorbei. Sie sind in vielen unternehmerischen<br />

Prozessen Fakt, aber wie passen sie in das Thema Leitungsbau?<br />

Den konkreten Zusammenhang erkennt man hier nicht<br />

auf den ersten Blick.<br />

Andere Branchen haben es leichter, diese Botschaften<br />

nach Außen zu tragen. Der nachhaltige Anbau von Kakaobohnen<br />

oder Kaffee ist in der Öffentlichkeit bekannt, die Notwendigkeit<br />

steht außer Frage. Doch wie sieht es <strong>im</strong> Leitungsbau<br />

aus? Kann es tatsächlich ein von ethischen Grundsätzen geprägtes<br />

Projektmanagement geben und wie wird eine nachhaltige<br />

Strategie erfolgreich <strong>im</strong> Projekt umgesetzt?<br />

Heute kommen keine großen Investitionsprojekte ohne die<br />

genaue Identifikation der möglichen „weichen Risikofaktoren“<br />

aus. Der Begriff „Corporate Responsibility“ (abgekürzt CR)<br />

umfasst hierbei alle mit Nachhaltigkeit und unternehmerischer<br />

Verantwortung zusammenhängenden Themen (eine ausführliche<br />

Erläuterung finden Sie in der separaten Informationsbox).<br />

Nicht nur die öffentliche Akzeptanz eines Projektes bezüglich<br />

der Auswirkungen auf Mensch und Umwelt spielt eine große<br />

Rolle. Schon bei der Finanzierung solcher Projekte werden<br />

heute von den Banken ausführliche und unabhängige Gutachten<br />

gefordert. St<strong>im</strong>men die Ergebnisse nicht mit den jeweiligen<br />

Vorgaben der Bank überein, wird das Projekt nicht finanziert.<br />

Große Leitungsprojekte beziehen daher CR-Standards<br />

in ihre Projekt- und Budgetplanung mit ein. Die Prüfungen der<br />

Banken und die umfangreichen Genehmigungsprozesse erfordern<br />

jedoch nicht nur die Analyse der Auswirkungen eines<br />

solchen Großprojekts auf Mensch und Umwelt, sondern verlangen<br />

auch klare Aktionen, um möglichen negativen Auswirkungen<br />

entgegenzuwirken oder einen Ausgleich zu schaffen.<br />

Diese Prozesse sind in den letzten Jahren in vielen Großunternehmen<br />

umgesetzt worden. Doch manche Teilprozesse<br />

sind nicht absolut neu und erst durch CR <strong>im</strong>plementiert worden.<br />

Viele Vorgaben, die heute Teil der CR-Strategie sind, werden<br />

seit Jahren <strong>im</strong> Rohrleitungsbau praktiziert. So ist die Berücksichtigung<br />

nachhaltiger Grundsätze <strong>im</strong> Leitungsbau gelebte<br />

Realität: Die Einbindung der Öffentlichkeit in ein geplantes<br />

Rohrleitungsprojekt, die transparente Beschreibung des<br />

Projektes für die Energieaufsicht, der Umweltschutz, die Arbeitssicherheit,<br />

der Einbezug von Archäologen und zahlreiche<br />

andere Aspekte – das alles ist integrierter Teil eines Projektplans<br />

be<strong>im</strong> Bau einer Pipeline. Lesen Sie auf den folgenden<br />

Seiten mehr über die Detailplanung des Leitungsbaus in<br />

Bezug auf Corporate Responsibility und welche umfangreichen<br />

Maßnahmen ergriffen werden, um den Bau einer Leitung<br />

nachhaltig und verantwortungsvoll durchzuführen.<br />

Entscheidungsspielräume bei Planung,<br />

Bau und Inbetriebnahme<br />

Große Gastransportleitungen sind die Autobahnen der Energieversorgung.<br />

Über sie werden jährlich riesige Energiemengen<br />

über große Entfernungen transportiert und sie tragen so<br />

zum Wohlstand und Wachstum <strong>im</strong> Lande bei. Leitungen für<br />

den Gastransport dienen damit dem öffentlichen Interesse,<br />

was <strong>im</strong> Energiewirtschaftsgesetz entsprechend gewürdigt<br />

wird. Leitungen werden nach der Inbetriebnahme über Jahrzehnte<br />

hinweg sicher betrieben und stellen somit einen wesentlichen<br />

Bestandteil zur Versorgungssicherheit mit wettbewerbsfähiger<br />

Energie dar. Dennoch müssen bei der Planung<br />

und dem Bau die unterschiedlichen Interessen der Betroffenen,<br />

der Umwelt, der Arbeitssicherheit und zahlreiche andere<br />

Parameter berücksichtigt werden. Genau dazu dienen die bei<br />

großen Vorhaben notwendigen Raumordnungs- und Planfeststellungsverfahren<br />

mit den notwendigen Umweltverträglichkeitsstudien<br />

und den entsprechenden Abwägungen der unterschiedlichen<br />

Interessen. Insbesondere werden auch die Belange<br />

der Öffentlichkeit ausdrücklich berücksichtigt und mit<br />

einbezogen. Die öffentliche Erörterung der Vorhaben ist dabei<br />

ein wesentliches Element in den Genehmigungsprozessen.<br />

In der aktuellen Diskussion um Stuttgart 21 wurde <strong>im</strong>mer<br />

wieder die Frage nach der öffentlichen Beteiligung und<br />

der Abwägung der Individualinteressen gestellt. Gerade <strong>im</strong><br />

Leitungsbau werden Öffentlichkeit und Träger öffentlicher<br />

Belange (TöB’s) sehr frühzeitig informiert und eingebunden.<br />

Über die öffentliche Auslegung der Antragsunterlagen wird<br />

zudem die Möglichkeit geschaffen, Einwände zu erheben. In<br />

818 11 / 2011


Bild 1: Projektablaufplan (schematisch) [5]<br />

der Regel wird davon auch intensiv Gebrauch gemacht – so<br />

sind heutzutage mehr als 1000 Einwendungen pro 100 km<br />

Leitungslänge keine Seltenheit mehr. In den öffentlichen Erörterungen<br />

werden dann die Einwendungen diskutiert, so dass<br />

der Verfahrensführer anschließend nach Abwägung der Argumente<br />

den Planfeststellungsbeschluss verfassen kann. Häufig<br />

führen die Einwendungen zu Auflagen <strong>im</strong> Planfeststellungsbeschluss,<br />

die vom Vorhabensträger erfüllt werden müssen.<br />

Die Erfahrung der letzten Jahre zeigt aber, dass es in den Diskussionen<br />

mit den Betroffenen zu einer „Ich bin gegen Alles-<br />

Haltung“ oder auf Neudeutsch: Build absolutely nothing anywhere<br />

near anything (BANANA-Effekt) kommt. Das komplexe<br />

Zusammenwirken der unterschiedlichen Interessen bei der<br />

Projektabwicklung soll <strong>im</strong> Folgenden an Hand einiger ausgewählter<br />

Beispiele beschrieben werden, um zu verdeutlichen,<br />

dass die Projektmitglieder unter Berücksichtigung nachhaltigen<br />

Handelns agieren und dabei die öffentlichen Interessen<br />

beachten, ohne dabei die unternehmensinternen Interessen<br />

zu vernachlässigen.<br />

Der nachfolgende Projektzeitplan (Bild 1) verdeutlicht,<br />

dass zahlreiche Aktivitäten <strong>im</strong> Projekt parallel oder auf einander<br />

aufbauend abgearbeitet werden müssen, um den Inbetriebnahmetermin<br />

der Leitung sicher zu gewährleisten. Dabei<br />

ist der angegebene Projektzeitraum mit drei bis vier Jahren<br />

als ambitioniert zu betrachten, müssen doch in dieser Zeit der<br />

Raumordnungsbeschluss, die Planfeststellung und somit die<br />

Baugenehmigung erlangt werden, die Wegerechte erworben<br />

und die Kreuzungsgenehmigungen eingeholt, Materialien beschafft<br />

und die Rohr- und Tiefbauleistungen ausgeschrieben,<br />

beauftragt und geleistet werden. Die Wahrung aller Interessen<br />

der Projektbeteiligten kann dabei den einen oder anderen<br />

Zielkonflikt auslösen, wie <strong>im</strong> Folgenden erläutert werden soll.<br />

Die Planungs- und Genehmigungsphase<br />

Das Raumordnungsverfahren (ROV) prüft die Verträglichkeit<br />

der Leitungsplanung mit geplanten oder bereits vorhandenen<br />

raumbedeutsamen Einzelvorhaben. Es klärt dabei, ob eine<br />

Maßnahme mit den Zielen und Grundsätzen des Raumordnungsgesetzes<br />

vereinbar ist und wie raumbedeutsame Maßnahmen<br />

aufeinander abgest<strong>im</strong>mt werden können [1].<br />

Be<strong>im</strong> ROV wird ein Korridor – üblicherweise mit 150 bis<br />

200 m Breite – identifiziert, in dem später <strong>im</strong> Rahmen des<br />

Planfeststellungsverfahrens die genaue Planung der Trasse<br />

parzellenscharf abgebildet werden muss. Nachdem der<br />

Raumordnungsbeschluss erlangt wurde, kann das Planfeststellungsverfahren<br />

(PFV) eröffnet werden. In diesem Verfahren<br />

werden neben den privaten Einwendungen insbesondere<br />

auch die Themen Arbeitsschutz, kommunale Belange, Naturund<br />

Landschaftsschutz, Wald- und Forstwirtschaft, Wasserwirtschaft,<br />

Bodenschutz, Landwirtschaft, Immissionsschutz,<br />

Sicherheit, Schutz der Kulturgüter und Denkmalschutz, Verkehr<br />

und Straßen, Interessen von Leitungsträgern und anderen<br />

Trägern öffentlicher Belange berücksichtigt. Die <strong>im</strong> Rahmen<br />

des PFV durchzuführende Umweltverträglichkeitsuntersuchung<br />

muss den Zeitraum einer vollständigen Vegetationsperiode<br />

umfassen und ist somit Zeit best<strong>im</strong>mend für die<br />

Dauer des Verfahrens. Im Rahmen der Planung werden dann<br />

Kompensationsmaßnahmen erarbeitet, die den Eingriff in die<br />

Natur durch den späteren Leitungsbau ausgleichen werden.<br />

Im Rahmen der beiden Genehmigungsverfahren sind für<br />

den Projektleiter und sein Team zahlreiche Herausforderungen<br />

zu meistern: Er muss in geeigneter und glaubhafter Weise<br />

die Öffentlichkeit einbinden und um Akzeptanz für sein Vorhaben<br />

und die entwickelte Leitungstrasse werben. Gelingt<br />

ihm dies, werden z.B. die Wegerechtsverhandlungen problemloser<br />

verlaufen. Ziel sollte es sein, mit dem Vorliegen des<br />

Planfeststellungsbeschlusses auch die Baufreiheit durch die<br />

Einwilligung der vom Bau Betroffenen vorliegen zu haben, da<br />

es ansonsten zu Verzögerungen <strong>im</strong> Bauablauf kommen kann.<br />

Letzteres ist auch <strong>im</strong>mer mit einer zusätzlichen Gefährdung<br />

von Mitarbeitern verbunden, da schwere Maschinen und das<br />

Material um die nicht baufreien Grundstücke herum trans-<br />

11 / 2011 819


Fachbericht<br />

Gasversorgung & Pipelinebau<br />

portiert werden müssen. Nebenbei kostet jeder einzelne Umsetzvorgang<br />

bei großen Transportleitungen schnell mehr als<br />

100.000 €.<br />

Im Zuge des Wegerechtserwerbs geleistete Entschädigungszahlungen<br />

müssen für alle fair und in gleicher Höhe bezogen<br />

auf die Größe des betroffenen Grundstücks sein. Hohen<br />

Forderungen Einzelner kann daher nicht nachgekommen<br />

werden. Entschädigungsleistungen werden in der Regel mit<br />

Bild 2: Steinkauz, zu dessen Schutz die Leitungsachse verschoben<br />

wurde (TLN, Open-Grid-Europe)<br />

Bild 3: Archäologischer Fund <strong>im</strong> Arbeitsstreifen (man beachte das<br />

Schwert <strong>im</strong> Gürtel!) (Werner Waltz, externer Bauleiter <strong>im</strong> Projekt Forchhe<strong>im</strong>-Irsching<br />

der E.ON Ruhrgas AG)<br />

den zuständigen Bauernverbänden einvernehmlich geregelt.<br />

Im nichtlandwirtschaftlichen Bereich gibt es dafür gesetzliche<br />

Regelungen, die zugrunde gelegt werden. In der Vergangenheit<br />

wurde oft die Erfahrung gemacht, dass die Akzeptanz<br />

für ein neues Leitungsprojekt in der Bevölkerung groß<br />

ist, wenn bereits schon einmal eine Leitung verlegt wurde.<br />

Dann wissen die Betroffenen, dass mit ihnen fair und offen<br />

umgegangen wird.<br />

In den letzten Jahren traten der Umweltschutz und das<br />

Thema Arbeitssicherheit <strong>im</strong> Leitungsbau <strong>im</strong>mer stärker in den<br />

Fokus. Eine Konsequenz daraus war, dass E.ON Ruhrgas die<br />

sich über lange Jahre bewährten Arbeitstreifenbreiten überprüft<br />

und vergrößert hat [2]. Was zunächst <strong>im</strong> Widerspruch<br />

zum Umweltschutz zu stehen scheint – es wird ja mehr Land<br />

in Anspruch genommen – führt letzten Endes zu einer Verbesserung<br />

des Umweltschutzes durch die Möglichkeit der<br />

getrennten Lagerung von unterschiedlichen Bodenhorizonten<br />

und zu einer Erhöhung der Arbeitssicherheit. Die breiteren<br />

Arbeitsstreifen stießen sowohl bei den Behörden, als<br />

auch bei den betroffenen Landwirten auf viel Zust<strong>im</strong>mung, da<br />

die Vorteile für alle ersichtlich waren. Die Mehrkosten für die<br />

Entschädigungen der betroffenen Grundeigentümer wurden<br />

durch E.ON Ruhrgas getragen, da die gewonnenen Vorteile für<br />

alle überwogen. Der vergrößerte Arbeitsraum wurde von den<br />

Baufirmen begrüßt, da die Logistik deutlich vereinfacht und<br />

so ein wichtiger Beitrag zur Arbeitssicherheit geleistet wurde.<br />

Die Realisierung der breiteren Arbeitsstreifen erforderte<br />

komplexe Abst<strong>im</strong>mungen <strong>im</strong> eigenen Hause, mit den Genehmigungsbehörden<br />

und den betroffenen Grundeigentümern.<br />

Letzten Endes war es für alle ein Erfolg.<br />

Ein weiteres Beispiel ist die Einführung digitaler Planfeststellungsverfahren<br />

[3]: Seit 2006 konnten dadurch riesige<br />

Mengen an Papier für die Antragsunterlagen eingespart werden<br />

(ca. 350 m Akten je 100 km Leitung), die Logistik wurde<br />

vereinfacht und die Handhabung der ursprünglichen Aktenberge<br />

durch entsprechend intelligente Benutzeroberflächen<br />

für den Anwender einfacher. Die Einführung setzte aber auch<br />

eine Änderung der internen und externen Abläufe voraus, die<br />

sich über Jahre bewährt hatten. Letztlich wurden nicht nur<br />

Ressourcen geschont und die Öffentlichkeit besser informiert<br />

sondern auch noch Geld gespart.<br />

Bei der <strong>im</strong> Rahmen der Planfeststellung erarbeiteten Leitungstrasse<br />

müssen zahlreiche Aspekte berücksichtigt werden:<br />

Schutz der Umwelt und der Natur. Häufig wurden schon<br />

Leitungstrassen in der Planungsphase so verlegt, dass<br />

schützenswerte Pflanzen oder Tiere berücksichtigt wurden.<br />

Beispiele sind das Brutgebiet des Steinkauzes was zu<br />

einer Umtrassierung und Mehrlänge der Leitung führte.<br />

Die damit verbundenen Mehrkosten lagen in der Größenordnung<br />

von einer Million Euro (Bild 2).<br />

Oft werden durch Behörden Bauzeitenbeschränkungen<br />

auferlegt, um Brut und Aufzucht von Jungtieren zu ermöglichen.<br />

Diese Auflagen haben signifikante Auswirkungen<br />

auf den Bauablauf und auf die damit verbundene Belastung<br />

der bauausführenden Mitarbeiter. Hierauf wird<br />

später noch eingegangen.<br />

820 11 / 2011


Denkmalschutz und Archäologie spielen ebenfalls eine<br />

wichtige Rolle. Durch archäologische Untersuchungen vor<br />

dem eigentlichen Leitungsbau können Funde <strong>im</strong> Arbeitsstreifen<br />

gesichert werden. Bild 3 zeigt das so gefundene<br />

Skelett eines vor jahrhunderten Verstorbenen, dem als<br />

Grabbeilage ein Schwert in den Gürtel gesteckt wurde.<br />

Damit war die Datierung des Fundes schnell möglich.<br />

Ortsfeste Tierpopulationen werden temporär für die<br />

Bauphase umgesiedelt. Die Fledermauspopulation in<br />

Bild 4 wurde dazu vorübergehend in eine Behausung außerhalb<br />

des Baustellenbereichs umgesiedelt.<br />

Im Rahmen der Planung werden auch viele technische Fragestellungen<br />

angegangen: Dabei spiel der Stresstest – ein<br />

Begriff, der aktuell in der öffentlichen Diskussion häufig vorkommt<br />

– <strong>im</strong> Leitungsbau schon lange eine bedeutende Rolle,<br />

um die Integrität der verlegten Leitung nachzuweisen.<br />

Die Leitung wird dazu mit Wasser befüllt und der Druck so<br />

lange erhöht, bis die Streckgrenze des Rohrmaterials nahezu<br />

erreicht ist. Dieser Druck liegt deutlich über dem späteren<br />

Betriebsdruck. Das Befüllen der Leitung und die spätere<br />

Entleerung erfolgt in der Regel über <strong>im</strong> Trassenverlauf befindliche<br />

Gewässer, die zuvor durch die Behörde freigegeben<br />

werden müssen. Die Opt<strong>im</strong>ierung des Stresstests hat in<br />

den letzten Jahren dazu geführt, dass längere Druckprobenabschnitte<br />

untersucht werden können, als bisher üblich, wodurch<br />

sich der Eingriff in die Natur reduziert. Die hier geleisteten<br />

Forschungs- und Entwicklungsarbeiten haben sich somit<br />

bewährt.<br />

Neben den Genehmigungen müssen alle für den Bau der<br />

Leitung erforderlichen Materialien bestellt und geliefert werden<br />

und die Bauleistungen an leistungsstarke Unternehmen<br />

vergeben sein. Alle Lieferanten werden zuvor einer Präqualifikation<br />

unterzogen, um sicherzustellen, dass das Material von<br />

höchster Qualität ist und die Baufirmen über die notwendigen<br />

Fähigkeiten und Mitarbeiter verfügen. In der Vergangenheit<br />

wurde die Ausschreibung für Rohr- und Tiefbauarbeiten<br />

oft so gestaltet, dass alle wesentlichen Positionen der Ausschreibung<br />

<strong>im</strong> Einheitsverlegepreis enthalten sein mussten.<br />

Dieser beinhaltete dann auch sicherheitsrelevante Positionen,<br />

die ggf. durch die Baufirma nicht umgesetzt wurden, um<br />

günstiger bauen zu können. Zur Vermeidung derartiger Effekte<br />

werden sicherheitsrelevante Positionen aus dem Einheitsverlegepreis<br />

herausgenommen und entsprechend mit separaten<br />

Positionen belegt. Dadurch werden den Baufirmen entsprechende<br />

sicherheitsrelevante Arbeiten auch bezahlt und<br />

nicht <strong>im</strong> Einheitsverlegepreis vermischt. In den letzten Jahren<br />

konnte so auch ein fairer Umgang zwischen Bauunternehmer<br />

und Bauherr erreicht werden.<br />

Bauphase<br />

An die ca. zwei- bis dreijährige Planungs- und Genehmigungsphase<br />

schließt sich die Bauphase an. Zu Beginn eines Projektes<br />

steht der Termin für die Inbetriebnahme der Leitung (in<br />

der Regel der 1. Oktober als Beginn des Gaswirtschaftsjahres)<br />

fest. Der Bau in den Wintermonaten wurde bei E.ON Ruhrgas<br />

in den letzten Jahren vermieden, da aufgrund der niedrigen<br />

Temperaturen, der kürzeren hellen Tageslichtphasen und der<br />

Bild 4: Fledermauspopulation, die <strong>im</strong> Zuge einer Baumaßnahme<br />

temporär umgesiedelt wurde (Fa. Bohn Engineering, Bayreuth)<br />

Bild 5: Ameisenbläuling,<br />

der wegen niedriger Temperaturen<br />

nicht schlüpfen<br />

wollte [6]<br />

oft nassen Witterung die Gefährdung der Mitarbeiter sowie<br />

der Umwelt deutlich höher ist, als in den Sommermonaten.<br />

Daher wurde die Bauzeit oft für die Monate April bis Oktober<br />

geplant. In dieser Zeit 100 km Hochdruckleitung zu verlegen<br />

erfordert mehr als eine Baufirma, weshalb die gesamte<br />

Baustelle in der Regel in mehrere Baulose unterteilt wird.<br />

Dennoch ist zur rechtzeitigen Inbetriebnahme einer Leitung<br />

ein reibungsloser Ablauf aller Gewerke auf der Baustelle erforderlich.<br />

Unvorhergesehene Ereignisse, wie der Ausfall von<br />

Maschinen, Schlechtwetterperioden oder Probleme bei der<br />

Verlegung der Leitung können zwar bedingt eingeplant werden,<br />

lassen Terminpläne aber dennoch schnell aus dem Ruder<br />

laufen. Daher wurde in den letzten Jahren Maßnahmen entwickelt,<br />

um zeitliche Puffer <strong>im</strong> Projekt zu haben.<br />

Leitungsbaustellen sind sogenannte Linienbauwerke bei<br />

denen ein Gewerk dem nächsten folgt. Angefangen be<strong>im</strong><br />

Mutterbodenabtrag erfolgt anschließend die Rohrausfuhr,<br />

dann das Verbinden der Rohre, die Herstellung des Rohrgrabens,<br />

das Absenken der Rohre, die Wiederverfüllung des<br />

Rohrgrabens und die Wiederherstellung der Oberfläche. Wird<br />

dieser Bauablauf gestört, z.B. durch nicht baufreie Grundstücke<br />

oder Bauzeitenbeschränkungen, werden Maßnahmen erforderlich,<br />

die zu einer zeitlichen Verzögerung der Baumaß-<br />

11 / 2011 821


Fachbericht<br />

Gasversorgung & Pipelinebau<br />

diesem Hintergrund wurden mit Baufirmen Seminare durchgeführt,<br />

um die Sicherheit auf den Baustellen weiter zu erhöhen.<br />

Die gemeinsam erarbeiteten Maßnahmen finden eine<br />

hohe Akzeptanz be<strong>im</strong> Bauherrn und dem bauausführenden<br />

Unternehmen. Es muss allerdings sichergestellt werden,<br />

dass jeder einzelne Mitarbeiter die Maßnahmen auch einhält.<br />

Treten Unfälle dennoch auf, so werden diese analysiert<br />

und Maßnahmen zur Vermeidung abgeleitet. Diese Maßnahmen<br />

werden auf der Baustelle und <strong>im</strong> Hause erläutert. Ein wesentlicher<br />

Aspekt ist aber auch, über diese Unfälle in einem<br />

größeren Kreis extern zu berichten, um auch bei anderen Unternehmen<br />

der gleichen Branche derartige Unfälle künftig zu<br />

vermeiden. Hier ist die E.ON Ruhrgas <strong>im</strong> letzten Jahr zusammen<br />

mit der EWE aus Oldenburg mit gutem Beispiel vorangeschritten<br />

und hat <strong>im</strong> Rahmen einer Fachkonferenz Unfälle<br />

und die erforderlichen Maßnahmen zu deren Vermeidung<br />

dargestellt und diskutiert. Auch das ist gesellschaftliche Verantwortung.<br />

Im Falle eines Unfalls mit Personenschaden sind es in der<br />

Regel die Bauleiter vor Ort, die als erste an einer Unfallstelle<br />

ankommen und den Verletzten betreuen bzw. bergen müssen.<br />

Bauleiter sind Experten in Sachen Leitungsbau, aber<br />

keine Sanitäter oder Rettungsfachleute und daher oft auch<br />

psychisch stark belastet. Darüber hinaus ist kurz nach dem<br />

Unfall die Frage der Verantwortung noch offen: Waren alle<br />

Sicherheitsunterweisungen erteilt? Sind die Arbeitszeitvorschriften<br />

eingehalten worden? Viele andere offene Fragen<br />

belasten die verantwortlichen Personen vor Ort. Daher<br />

ist die sachgerechte Aufklärung der Vorgänge für alle Projektbeteiligten<br />

von höchster Priorität. Bei besonders schwenahme<br />

und zu hohen Kosten führen können. Folgendes Beispiel<br />

verdeutlicht das:<br />

Im Zuge des Planfeststellungsverfahrens war eine Bauzeitenbeschränkung<br />

für einen begrenzten Bauabschnitt<br />

auferlegt worden, um dem Ameisenbläuling (Bild 5) das<br />

Schlüpfen aus den Larven zu ermöglichen. Diese Bauzeitenbeschränkung<br />

war dem Unternehmen bekannt und es<br />

konnte seine Bauzeitenplanung entsprechend ausführen.<br />

Aufgrund der nassen und kalten Witterung <strong>im</strong> Sommer<br />

verzögerte sich allerdings der Schlupf des Ameisenbläulings<br />

und die baubegleitende ökologische Bauleitung gab<br />

die Baustelle <strong>im</strong> betroffenen Abschnitt nicht frei. Hierdurch<br />

entstanden nicht nur erhebliche Kosten für die Umsetzung<br />

der Baumaschinen, auch die Mitarbeiter wurden<br />

durch diese zusätzlichen Arbeiten belastet.<br />

Durch die nasse Witterung mussten darüber hinaus die<br />

Arbeiten teilweise zum Schutz des Bodens eingestellt<br />

werden.<br />

Dies sind nur einige Beispiele, die verdeutlichen, dass trotz guter<br />

Planung und kompetenter Baufirmen der einzelne Mitarbeiter<br />

stark beansprucht wird, um das Projekt erfolgreich zu<br />

beenden. Um die Arbeitssicherheit auf der Baustelle zu gewährleisten,<br />

wird über alle Hierarchieebenen klargestellt, dass<br />

die Sicherheit auf der Baustelle Priorität vor der Inbetriebnahme<br />

der Leitung hat. Dennoch versuchen alle, den Inbetriebnahmetermin<br />

einzuhalten, wobei die Arbeitsschutzbest<strong>im</strong>mungen<br />

<strong>im</strong>mer <strong>im</strong> Vordergrund stehen müssen.<br />

Trotzt wiederholter Sicherheitsunterweisungen kann es<br />

auf Großbaustellen mit mehreren 100 Mitarbeitern zu Unfällen<br />

kommen, teilweise leider auch mit Personenschäden. Vor<br />

Bild 6: Seitenbaum mit<br />

Überrollbügel (Heike Baumewerd-Schmidt<br />

m.a.,<br />

beratende Archäologin,<br />

St. Augustin)<br />

822 11 / 2011


Corporate Responsibility (CR)<br />

Heute werden die Themen Nachhaltigkeit und unternehmerische<br />

Verantwortung unter dem Begriff „Corporate Responsibility“<br />

(abgekürzt CR) zusammengefasst. CR steht<br />

sowohl bei großen Konzernen als auch <strong>im</strong> Mittelstand <strong>im</strong><br />

Fokus von Unternehmensleitungen und Fachabteilungen.<br />

Allerdings herrscht oft noch Verwirrung, wenn über CR,<br />

Nachhaltigkeit oder Unternehmensethik diskutiert wird. Wie<br />

definiert man CR? Eine Definition bietet der WBCSD (World<br />

Business Council for Sustainable Development):<br />

“Explicitly, the WBCSD defines CR as a concept that embraces<br />

the integration of social and environmental values<br />

within a company’s core business operations and […] engagement<br />

with stakeholders to <strong>im</strong>prove the wellbeing of<br />

society.” (WBSCD, 2002)<br />

Der WBCSD definiert CR als ein Konzept, das die Integration<br />

von sozialen und ökologischen Werten innerhalb des<br />

Kerngeschäfts eines Unternehmens und den Austausch mit<br />

Interessengruppen umfasst, um das Wohlergehen der Gesellschaft<br />

zu verbessern.<br />

Doch die Wahrnehmung der sogenannten „CR-Themen“<br />

ist – sowohl in der Öffentlichkeit als auch bei Mitarbeitern<br />

– <strong>im</strong>mer noch hauptsächlich von sozialen Schwerpunkten<br />

geprägt. Oft wird CR mit dem Engagement eines<br />

Unternehmens für soziale Projekte, der Förderung des<br />

Ehrenamtes oder der Spenden für gemeinnützige Organisationen<br />

in Verbindung gebracht. „Tue Gutes und rede<br />

darüber“ ist nicht selten der Fokus, der CR in der Vergangenheit<br />

geprägt hat. Doch CR wird heute anders definiert,<br />

dies wird auch in der Beschreibung des WBCSD<br />

deutlich: CR bedeutet professionelles CR-Management,<br />

das zahlreiche Themen und vor allem schon bestehende<br />

Strukturen, Richtlinien und Prozesse zusammenfasst und<br />

so die Umsetzung einer nachhaltigen Unternehmensstrategie<br />

gewährleistet. CR ist kein Marketing- oder PR-Instrument,<br />

um die Reputation zu unterstützen, sondern muss<br />

<strong>im</strong> Kerngeschäft verankert sein. Die Bandbreite der CR-<br />

Themen ist groß: positive Kundenorientierung, ein ausgewogener<br />

Energiemix, nachhaltige CO 2<br />

-Reduktion und die<br />

damit verbundene Technologieentwicklung, eine verantwortungsvolle<br />

Beschaffung, Umweltschutz und Arbeitssicherheit<br />

für eigene Mitarbeiter und die Mitarbeiter beauftragter<br />

Unternehmen sind Beispiele der unternehmerischen<br />

Verantwortung. Das professionelle CR-Management<br />

konzentriert sich auf die Einbindung von CR in alle<br />

Geschäftsprozesse. So ist fast jeder Bereich eines Unternehmens<br />

betroffen und aufgefordert, CR entlang der<br />

Wertschöpfungskette zu <strong>im</strong>plementieren.<br />

Fakt ist, auf politischer, gesellschaftlicher und unternehmerischer<br />

Ebene besteht ein breiter Konsens, dass Unternehmen<br />

und deren Mitarbeiter gesellschaftliche Verantwortung<br />

übernehmen müssen: Sie sollen ihre Verantwortung<br />

als gesellschaftliche Akteure wahrnehmen und auf<br />

freiwilliger Basis zur Lösung ökologischer und sozialer Probleme<br />

beitragen. Genau das tun sie, wenn sie die Verantwortung<br />

von Projekten übernehmen und sich für eine nachhaltige<br />

und ethisch vertretbare Umsetzung einsetzen. Zudem<br />

lässt sich für das Unternehmen ohne eine grundlegende gesellschaftliche<br />

Akzeptanz kein Geschäft auf Dauer nachhaltig<br />

oder erfolgreich betreiben.<br />

Aber nicht nur die Erwartungen der Öffentlichkeit müssen<br />

heute in die Unternehmensstrategie und in die Projektplanung<br />

einfließen. Ratingagenturen und Finanzinvestoren<br />

beziehen CR-Aspekte in zunehmender Weise – als „extrafinancials“<br />

– in ihre Analyseurteile und Investmententscheidungen<br />

ein, da eine ausschließlich auf finanziellen Kennzahlen<br />

basierende Analyse – sei sie auch noch so detailliert und<br />

streng – den Unternehmenswert und die Risikoexposition<br />

nicht adäquat erfassen kann. Die Entwicklung ist ebenfalls<br />

bei der Projektfinanzierung zu beobachten. Werden vorgegebene<br />

CR-Standards nicht erreicht, ist eine Finanzierung<br />

ausgeschlossen oder die Kapitalkosten erhöhen sich<br />

aufgrund der höheren Risikoexposition des Unternehmens.<br />

Insbesondere bei Investitionen <strong>im</strong> Ausland müssen heutzutage<br />

internationale Standards eingehalten werden. So werden<br />

z. B. die IfC-Standards (International Finance Corporation/World<br />

Bank Group), die Equator Principles oder die<br />

OECD-Richtlinien als zusätzliche Anforderungen an ein Projekt<br />

mit einbezogen. Wo früher der Fokus generell mehr auf<br />

den Umweltaspekt ausgerichtet war, stehen heute gerade<br />

bei Projekten in Schwellen- und Entwicklungsländern zusätzliche<br />

Themen wie die Einhaltung der Menschenrechte,<br />

Vermeidung von Kinderarbeit oder die Nutzung von lokalen<br />

Zulieferern an.<br />

… verbindet die Märkte<br />

823 10 / 2010 10 / 2010 823<br />

11 / 2011 823


Fachbericht<br />

Gasversorgung & Pipelinebau<br />

ren Unfällen kann auch eine Traumatisierung der Mitarbeiter<br />

nicht ausgeschlossen werden. Auch wenn schwere Unfälle<br />

nur extrem selten vorkommen, wurden in den letzten Jahren<br />

regelmäßig für Projekt- und Bauleiter Traumapräventionsseminare<br />

als vorbeugende Maßnahme durchgeführt, um<br />

die mit einer möglichen Traumatisierung verbundenen Symptome<br />

rechtzeitig erkennen und geeignete Hilfsmaßnahmen<br />

einleiten zu können. Der Schutz der Mitarbeiter steht <strong>im</strong>mer<br />

<strong>im</strong> Vordergrund.<br />

Die Erhöhung der Sicherheit auf der Baustelle kostet den<br />

Bauherrn Geld und verteuert die Investition. Beispiele sind<br />

die Forderung nach Überrollbügeln an schweren Baumaschinen<br />

(Bild 6) sowie mehr Sicherheitspersonal zur Überwachung<br />

der Einhaltung von Sicherheitsmaßnahmen. Es besteht<br />

<strong>im</strong> Unternehmen Einigkeit darüber, dass diese Mehrkosten<br />

gut investiert sind.<br />

Nach dem Bau<br />

Seit mehreren Jahren werden nach jedem erfolgreichen Abschluss<br />

eines Leitungsbauprojektes sogenannte „Lessons<br />

Learned Seminare“ durchgeführt [4]. Dabei wird das Projekt<br />

von Beginn an anhand klar definierter Kriterien reflektiert. Alle<br />

am Projekt beteiligten Bauleiter, Teilprojektleiter sowie die<br />

wesentlichen Projektmitglieder nehmen an der in der Regel<br />

zwei Tage dauernden Veranstaltung teil und berichten über<br />

positive und negative Erfahrungen die <strong>im</strong> Laufe des Projektes<br />

aufgetreten sind. Aus diesem konstruktiven Rückblick leiten<br />

sich eine Reihe von Maßnahmen ab, die in laufende oder<br />

geplante Projekte einfließen. Die Benennung einzelner persönlich<br />

verantwortlicher Mitarbeiter für besonders relevante<br />

Themen sichert die Umsetzung der Lessons Learned – besonders,<br />

wenn derartige Umsetzungen noch in der Zielvereinbarung<br />

des Mitarbeiters verankert werden.<br />

Fazit<br />

Gesellschaftlich verantwortungsvolles und ethisch korrektes<br />

Verhalten in großen Investitionsprojekten ist wichtig für den<br />

Projekterfolg. Die Akzeptanz für Infrastrukturprojekte in der<br />

Öffentlichkeit und bei Genehmigungsbehörden wird nur dann<br />

erreicht, wenn alle das verantwortungsbewusste Handeln erkennen<br />

und umsetzen. Einige ausgewählte Beispiele wurden<br />

oben beschrieben. CR sorgt dafür, dass wichtige Projekte auch<br />

künftig ethisch vertretbar und von der Bevölkerung akzeptiert<br />

realisiert werden können. Die Erfahrungen <strong>im</strong> Leitungsbau sollten<br />

als Beispiel für „gelebte CR“ auch in andere Projekte und<br />

Prozesse einfließen. Letztlich muss CR sowohl in der Unternehmensstrategie<br />

verankert sein als auch durch das verantwortungsvolle<br />

Handeln eines jeden Mitarbeiters gelebt werden<br />

– nur so profitieren Mensch, Umwelt und Unternehmen.<br />

Literatur<br />

[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Raumordnungsverfahren<br />

[2] Breilmann, S.: Mehr Sicherheit und Umweltschutz durch<br />

opt<strong>im</strong>ierte Arbeitsstreifen. <strong>3R</strong> International, (2009) Nr. 8,<br />

S. 459-462<br />

[3] Hilgenstock, A.; Terzic, M.: Einführung digitaler Planfeststellungsunterlagen<br />

<strong>im</strong> Leitungsbau. <strong>3R</strong> International,<br />

(2007) Nr. 4, S. 210-212<br />

[4] Hüwener, T.; Hilgenstock, A: Effizienzsteigerungen bei<br />

Planung, Bau und Betrieb von Gashochdruckleitungen.<br />

<strong>3R</strong> International, (2009) Nr. 8, S. 454-458<br />

[5] Piechowiak, L.: Berechnung der Dauer von Leitungsbauprojekten<br />

in Abhängigkeit vom Starttermin. Bachelorarbeit<br />

TFH Georg Agricola, Bochum, in Zusammenarbeit mit E.ON<br />

Ruhrgas AG, Essen, 2010<br />

[6] http://de.wikipedia.org/wiki/Dunkler_Wiesenknopf-<br />

Ameisenbl%C3%A4uling<br />

Autoren<br />

Dr. Ach<strong>im</strong> Hilgenstock<br />

Leiter Technische Kooperationsprojekte<br />

E.ON Ruhrgas AG, Essen<br />

Tel. +49 201 184 8387<br />

E-Mail: ach<strong>im</strong>.hilgenstock@eon-ruhrgas.com<br />

Kirsten Willings<br />

Leiterin Corporate Responsibility<br />

E.ON Ruhrgas AG, Essen<br />

Tel. +49 201 184 3994<br />

E-Mail: kirsten.willings@eon-ruhrgas.com<br />

824 11 / 2011


Baumwurzeln und erdverlegte<br />

Leitungsanlagen<br />

Ursachen und Folgen einer komplexen Koexistenz<br />

Von Michael Honds<br />

Rohrleitungsbeschädigungen an Gas- und Wasserversorgungsleitungen und Wurzeleinwuchs in Abwassersysteme<br />

verursachen jährlich mehrere Millionen Euro Schaden. Berechnungen zufolge muss von einem Gesamtsanierungsvolumen<br />

von rund 50 Milliarden Euro deutschlandweit ausgegangen werden. Aber was nutzen Sanierungen und Erneuerungen<br />

ohne effektiven Präventivschutz und ohne das Erkennen der eigentlichen Problematik? Das Sachverständigenbüro<br />

Michael Honds beschäftigt sich seit 1993 Jahren eingehend mit der Problematik der Baumwurzel-Rohrleitungs-Interaktionen.<br />

Hierbei stehen zwei Betrachtungs- und Ansatzpunkte <strong>im</strong> Vordergrund:<br />

die dynamische und statische Kraftübertragung des Wurzelwerks eines Stadtbaums auf erdverlegte Ver- und Entsorgungsanlagen<br />

mit zum Teil sehr hohem Gefährdungspotenzial (Gasversorgungsleitungen, Transportleitungen der<br />

petrochemischen Industrien, Pipelineanlagen der Mineralölfirmen)<br />

der Wurzeleinwuchs in das private und kommunale Kanalsystem mit Folgebeschädigungen (Wurzeleinwuchs in die<br />

Kanalsysteme und Verstopfungen dieser)<br />

Wurzelwuchs <strong>im</strong> Bereich erdverlegter<br />

Versorgungsanlagen<br />

Im Laufe der Jahre haben wir aufgrund unserer eingehenden<br />

Untersuchungen eine ganze Reihe von <strong>im</strong>mer wiederkehrenden<br />

Phänomenen beobachtet, die sich durch hohe Wiederholungen<br />

als natürliche Erscheinungen mit botanischem Hintergrund<br />

entpuppt haben.<br />

So haben wir aufgrund umfangreicher Aufgrabungen an<br />

vermuteten Gefahrenstandorten herausgefunden, dass insbesondere<br />

die Baumarten Platane, Ahorn, Kastanie, Linde<br />

und Zeder zu Baumwurzel-Rohrleitungs-Interaktionen neigen.<br />

Diese Baumarten wachsen nicht nur „zielgerichtet“ in<br />

Richtung des Rohrgrabens, sondern nehmen die Leitungsanlagen<br />

als zusätzliche Haltepunkte förmlich an, indem sie diese<br />

komplett umschlingen. Durch diese Umschlingung werden<br />

die dynamischen und statischen Kräfte, die aus Windkrafteintrag<br />

in das Kronenwerk des Baumes resultieren, auf die Rohrleitungen<br />

übertragen. Die oben genannten Baumarten stammen<br />

vom Ursprung her zumeist aus bergischen Gebieten und<br />

sind somit klüftige und felsige Untergründe gewohnt. In ihrem<br />

natürlichen Umfeld nehmen diese Baumarten die Klüfte<br />

an und verankern sich fangarmartig in ihnen.<br />

In unseren Breitengraden verhalten sich diese Baumarten<br />

scheinbar ähnlich. Sie erkennen in den Rohrleitungsanlagen<br />

einen klüfteähnlichen, toten Körper <strong>im</strong> Boden, umschlingen<br />

diesen und verankern sich somit zur Stabilitätsopt<strong>im</strong>ierung<br />

an ihm. Bei der Platane waren in 95 % aller Aufgrabungen<br />

Zugschlingen und Druckstempelbildung an Leitungsanlagen<br />

zu beobachten.<br />

Zudem ist der Rohrleitungsgraben aufgrund seines leichten<br />

Aufbaus, der aus einem sandigen und offenen Gefüge besteht,<br />

ein „gefundenes“ und bevorzugtes Wuchsumfeld für<br />

die Baumwurzel. Die Bäume erkennen in der Rohrleitungszone<br />

eine bevorzugte Durchwurzelungszone, da dieser Bereich<br />

mit geringstem Widerstand erschlossen und durchzogen<br />

werden kann. Somit hat der Baum auf direkte Weise die<br />

zukünftige Wurzelwuchszone <strong>im</strong> ungünstigsten, da rohrleitungsnahen<br />

Umfeld erschlossen.<br />

Ein Beispiel für die Wurzeldynamik wird in Bild 1 deutlich.<br />

Die Wurzel entlang der Hausanschlussleitung aus Stahl<br />

ist beidseitig auf ca. 5 cm aufgeplattet, was bedeutet, dass<br />

dieser Weg bei starken Winden von der Wurzel <strong>im</strong> Boden zurückgelegt<br />

wird. Das hinter der Leitung ersichtliche Kabel ist<br />

wesentlich flexibler und kann durch seine günstigeren Materialeigenschaften<br />

(Flexibilität des Materials) diese Belastung<br />

noch ausgleichen.<br />

Bild 1: Zugschlinge unter HAS-Leitung<br />

11 / 2011 825


Fachbericht<br />

Gasversorgung & Pipelinebau<br />

Bild 2: Zugschlingen und Druckstempel<br />

an Leitung und Schadstelle nach Druckstempelentnahme<br />

Bild 3: Platanenstandort und Zugschlinge<br />

unter der Leitung<br />

Bild 4: Druckstempel<br />

an Leitung<br />

und Schadstelle nach<br />

Druckstempelentnahme<br />

Die Schadensmeldungen, die eine eindeutige Zuweisung<br />

in Richtung „Rohrleitungsschaden durch Wurzelwuchs“<br />

zulassen, sind zugegebener Maßen eher gering,<br />

was aus unserer Sicht jedoch daran liegt, dass ein<br />

Rohrleitungsschaden nicht eindeutig auf diese Interaktion<br />

hin untersucht wird. Somit erachten wir die Dunkelziffer<br />

in diesem Bereich als enorm hoch.<br />

Jedes Versorgungsunternehmen kann mindestens<br />

ein Fallbeispiel nennen, was glücklicherweise nicht mit<br />

solch enormen Ausmaßen und Opfern verbunden ist,<br />

wie das Beispiel aus einer niederrheinischen Stadt vor<br />

15 Jahren. Hier kam es aufgrund von Wechselwirkungen<br />

einer Platanenwurzel mit einer Erdgasleitung zu<br />

einem Schaden an der Gasleitung und einem Leck. Das<br />

austretende Gas diffundierte durch ein Fundament eines<br />

nahestehenden Hauses und führte zu einer folgenschweren<br />

Explosion, bei der ein Mensch starb, weitere<br />

verletzt wurden und ein enormer Sachschaden<br />

entstand.<br />

Bezogen auf die tragischen Auswirkungen ein bisher<br />

einzigartiger Fall, aber aufgrund umfangreicher Recherchen<br />

sind weitere zum Teil folgenschwere Gasschäden<br />

aufgrund dieser mechanischen Wechselwirkung<br />

deutschlandweit bekannt.<br />

Ein folgenschwerer Irrglaube ist es, dass ein Baum<br />

erst einmal einen stattlichen Umfang erreichen muss,<br />

um einen Schaden durch sein Wurzelwerk verursachen<br />

zu können. Im Fall des oben geschilderten Gasunglücks<br />

aus der niederrheinischen Stadt hatte die Platane einen<br />

Stammdurchmesser von 40 cm und das Alter des<br />

Baumes betrug rund 35 Jahre.<br />

Anhand dieses Umstands wird deutlich, dass es zum<br />

Teil sehr schwer ist, eindeutig zuzuordnen, ob und inwieweit<br />

ein Baum <strong>im</strong> Nahbereich von erdverlegten Versorgungsanlagen<br />

eine Gefahr darstellt oder nicht.<br />

Die wenigen technischen Regeln, die sich mit der<br />

Problematik der Baumstandorte <strong>im</strong> Nahbereich von<br />

Ver- und Entsorgungsanlagen, Pipelines und Transportanlagen<br />

beschäftigen, sind aus unserer Sicht unzureichend<br />

und risikobehaftet. So wird z. B. <strong>im</strong> GW 125 des<br />

DVGW bei einem eingehaltenen Sicherheitsabstand<br />

von über 2,50 m zwischen Baumachse und Rohrleitungsachse<br />

davon ausgegangen, dass außerhalb dieses<br />

Bereichs mit keinen weiteren Gefahren bezüglich<br />

Baumwurzel-Rohrleitungs-Interaktionen gerechnet<br />

werden muss. Eine unter Umständen folgenschwere<br />

Empfehlung, wenn man bedenkt, dass die hohen dynamischen<br />

Kräfte z. B. einer Platanenwurzel erst bei<br />

einem Abstand über 2,50 m komplett wirken. Untersuchungen<br />

der RWTH Aachen haben an einer 35 cm<br />

starken Platanenwurzel eine Bruchlast von 40 Tonnen<br />

ermittelt.<br />

Insgesamt halten wir den Ansatz einer botanischen<br />

Betrachtung der Begleitbegrünung von Versorgungstrassen<br />

für effektiver und sinnvoller. Denn Untersuchungen<br />

haben ergeben, dass eine ganze Reihe „anerkannter“<br />

(Galkliste) Baumarten kein Phänomen der<br />

826 11 / 2011


„Baumwurzel-Rohrleitungs-Interaktionen-Neigung“<br />

aufweisen.<br />

Das bedeutet, dass diese Baumarten wesentlich<br />

bedenkenloser und in Verbindung mit empfehlenswerten<br />

Schutzmaßnahmen versehen, sicher <strong>im</strong> Nahbereich<br />

von Ver- und Entsorgungsanlagen gepflanzt<br />

werden können.<br />

Dieser Ansatz der botanischen Betrachtung der sicheren<br />

Begleitgrünmaßnahme <strong>im</strong> Nahbereich von Verund<br />

Entsorgungsanlagen erscheint uns erheblich sicherer<br />

und sollte unbedingt weiter verfolgt werden.<br />

Weiterhin sollten von Seiten der Planungsabteilungen<br />

Baumstandorte <strong>im</strong> Vorfeld der Baumaßnahmen mit<br />

allen beteiligten Fachleuten der Ver- und Entsorger sowie<br />

den Grünflächenplanern abgesprochen werden. So<br />

können bereits <strong>im</strong> Vorfeld Gefahrenstandorte vermieden<br />

werden.<br />

Im Folgenden sollen einige Praxisbeispiele von Aufgrabungen<br />

an vermuteten Gefahrenstandorten die<br />

Wirkung der Baumwurzel-Rohrleitungs-Interaktion<br />

verdeutlichen:<br />

Beispiel 1: Platane, 35 Jahre an Gasleitung DN 200<br />

mit Schadstelle (Bild 2)<br />

Beispiel 2: Platane, 60Jahre an Gasleitung DN 150<br />

(Bild 3)<br />

Beispiel 3: Kastanie, 55 Jahre, Gasleitung DN 200<br />

mit Schadstelle (Bild 4)<br />

Beispiel 4: Kastanien, 50 Jahre Hausanschlussleitung<br />

Gas DN 50 (Bild 5)<br />

Beispiel 5: Platane, 30 Jahre, Hausanschlussleitung<br />

Gas DN 50, entnommener Wurzelstrang der sich<br />

spiralförmig um die HAS-Leitung gewunden hat<br />

(Bild 6)<br />

Die Darstellungen verdeutlichen die Vermutung, dass<br />

ein Baum nicht erst 80 Jahre alt und einen Stammdurchmesser<br />

von einem Meter erreicht haben muss,<br />

um eine Schaden durch sein Wurzelwerk zu verursachen.<br />

Bild 5: Kastanienstandort und Zugschlinge<br />

unter Leitung<br />

Bild 6: Spiralwurzel nach Entnahme<br />

von HAS-Leitung<br />

Schutz- und PräventivmaSSnahmen<br />

<strong>im</strong> Versorgungsbereich<br />

Zunächst möchten wir den Versorgungsbereich mitsamt<br />

der Problematik der dynamischen und statischen<br />

Belastungen erläutern.<br />

In diesem Bereich verfolgen wir seit vielen Jahren<br />

den Weg des kombinierten Schutzes. Zum einen die<br />

Altstandorterkennung und Einschätzung der jeweiligen<br />

Gefahren an diesem Standort und zum anderen<br />

den gezielten Präventivschutz mit Baumartwahl und<br />

sinnvollen technischen Schutzmaßnahmen.<br />

Bei der Altstandorterkennung und Einschätzung<br />

handelt es sich um ein speziell entwickeltes Gefahrenbaumkataster,<br />

das satellitengesteuerte Koordinaten<br />

der Baumstandorte <strong>im</strong> Versorgungsgebiet wiedergibt<br />

und alle erforderlichen Parameter zur Beurteilung des<br />

Gefährdungspotenzials beinhaltet.<br />

Bild 7: Beurteilung des Gefährdungspotenzials<br />

11 / 2011 827


Fachbericht<br />

Gasversorgung & Pipelinebau<br />

Bild 7 zeigt die erforderlichen Parameter zur Einschätzung<br />

und Beurteilung des Gefährdungspotentials auf.<br />

Mit Hilfe dieses Gefahrenbaumkatasters ist man nun in<br />

der Lage, Baumstandorte aus einem Versorgungsgebiet gefahrenorientiert<br />

zu bearbeiten. Handlungsbedarf und Handlungsart<br />

werden definiert und in Absprache aller beteiligten<br />

Fachabteilungen vorgenommen.<br />

Hier können z. B. auch schon Eingriffe in das Kronenwerk<br />

eines Baumes den erforderlichen Sicherheitsaspekt<br />

bedienen. Bei einer Platane z. B. ist es besonders wichtig,<br />

die dynamischen Kräfte einzudämmen. Dies kann durch die<br />

stufenweise Reduktion der Segelfläche eines Baumes erfolgen.<br />

Aber auch ein gezielter Wurzelschnitt (in Kombination<br />

mit einem Kronenschnitt) kann die gewünschte Sicherheit<br />

darstellen.<br />

In Einzelfällen kann es sicherlich auch sinnvoll sein eine<br />

Rohrleitungstrasse zu verlegen, soweit dies <strong>im</strong> Rahmen der<br />

Flächennutzung möglich ist.<br />

Es gibt eine Fülle von Sicherungsmaßnahmen, die nicht<br />

zwangsläufig zur Fällung eines Baumes führen müssen. Da<br />

Bild 8: Wurzelschutzplatte glatt und Wurzelführungsplatte mit<br />

Längsrippen<br />

Bild 9: Leitungs zone als Wurzelzone<br />

jeder Baum <strong>im</strong> innerstädtischen Bereich eine Reihe wichtiger<br />

Aufgaben erfüllt, die neben der Gas- und Wasserversorgung<br />

und der Abwasserentsorgung existenziell für unser<br />

Leben <strong>im</strong> urbanen Raum sind, ist der Erhalt möglichst vieler<br />

Standorte von hoher Bedeutung.<br />

In dem Gefahrenbaumkataster werden alle Baumstandorte<br />

<strong>im</strong> Nahbereich der erdverlegten Versorgungsanlagen<br />

erfasst und in Gefahrenklassen eingestuft. Die Gefahrenklassen<br />

spiegeln dann auch die Priorität der Bearbeitung wider.<br />

Die Gefahrenklassen sind in A1, A2, B1, B2 und C unterteilt,<br />

wobei A1 die höchste und C die niedrigste Gefahrenklasse<br />

darstellt.<br />

Bisherige Baumkatastererstellungen haben ergeben,<br />

dass ca. vier relevante Bäume an jedem Kilometer Rohrnetz<br />

stehen, oder anders ausgedrückt, alle 250 m steht<br />

ein Baum mit geringem bis hohem Gefährdungspotenzial<br />

bezüglich Rohrleitungsbeschädigungen an einem Rohrnetz.<br />

Gemessen an den bisher ermittelten Ergebnissen muss<br />

bei sich ergebenden Gesamtzahl (bemessen auf die Gesamtlänge<br />

des Versorgungsnetzes) von ca. 25 % Baumstandorten<br />

mit hohem bis sehr hohem Gefährdungspotenzial<br />

ausgegangen werden.<br />

Aus der Beurteilung der Standortbedingungen, dem<br />

Wuchsverhalten des Baumes und der Rohrleitungsparameter<br />

ergeben sich die möglichen Schutzmöglichkeiten für<br />

bestehende Baumstandorte bzw. bestehende Rohrleitungsanlagen.<br />

Einen größeren Einfluss auf die Sicherstellung geplanter<br />

Baumstandorte und/oder Rohrleitungsanlagen gibt es<br />

in der Planungsphase. In dieser Phase können die geplanten<br />

Neuanlagen oder Baumstandorte in Bezug auf Baumwurzel-Rohrleitungs-Interaktionen<br />

sicher gestaltet werden.<br />

Das DVGW-Arbeitsblatt GW 125 beschreibt zum Beispiel<br />

den Einbau von Schutzplatten. Der Einbau dieser<br />

Schutzplatten ist bei Abständen ab ca. 1,50 m (je nach<br />

Baum art) eine sichere Schutzmaßnahme.<br />

Diese Schutzplatten, bzw. möglichst lange Bahnenware<br />

ohne Verbindungsstellen, werden senkrecht vor die Leitungsanlage<br />

eingebaut und schützen somit die Leitungen<br />

vor direktem Zuwachs der Baumwurzeln (Bild 8).<br />

Der Einbau dieser Schutzbahnen bei einem geringeren<br />

Abstand als 1,50 m von Baumstandort zu Leitungskörper<br />

birgt jedoch große Gefahren für die Standsicherheit der<br />

Bäume. Besser ist hier der Einbau von Wurzelführungsplatten,<br />

die ein systematisches Ableiten der Wurzeln in den Untergrund<br />

bewirken und nebenbei auch die Oberflächen des<br />

Straßen- und Gehwegausbaus vor Beschädigungen durch<br />

Presswurzelbildung schützen.<br />

Ein weiterer Ansatz zum Schutz der Versorgungsleitungen<br />

vor Wurzelzuwachs ist das höhere Verdichten des Rohrleitungsgrabens.<br />

Das eingebrachte Rohrbettungsmaterial<br />

bzw. der Rohrgrabensand muss deutlich höher verdichtet<br />

werden, um die Drainagewirkung der Leitungsbettungszone<br />

zu verhindern. Diese Bereiche werden sehr schnell von den<br />

zielstrebigen Wurzeln erkannt und komplett angenommen.<br />

Ist die Wurzel erst einmal <strong>im</strong> Rohrgrabenbereich angelangt,<br />

so ist es, je nach Baumart, nur eine Frage der Zeit<br />

828 11 / 2011


is diese die Rohrleitung als zusätzlichen Verankerungspunkt<br />

ann<strong>im</strong>mt.<br />

Sollten die räumlichen Gegebenheiten es ermöglichen,<br />

so kann auch über die Anlage eines „Opfergrabens“ nachgedacht<br />

werden, der den ankommenden Wurzeln einen wesentlich<br />

geringer verdichteten Raum zur Verfügung stellt als<br />

in der angrenzenden Rohrgrabenzone.<br />

Die „Weiterentwicklung“ dieses Prinzips des hohen Verdichtungsgrads<br />

der Leitungsbettungszone kann mit dem Verfüllen<br />

von Flüssigboden erreicht werden. Dieser flüssige und<br />

selbstnivellierende Bodenersatz wird nach der Leitungsverlegung<br />

in den Rohrgraben eingebracht und garantiert ein sauerstoff-<br />

und feuchtearmes Substrat. Zudem stellt dieses Material<br />

durch seine hohe Dichte und Festigkeit eine nicht durchwurzelbare<br />

Zone dar. Dieses Material wird als Leitungsbettung<br />

um den Leitungskörper eingebracht und verhindert durch seine<br />

spezifischen Eigenschaften einen Wurzelzuwachs in Richtung<br />

der eingebetteten Leitungskörper.<br />

Ohne eine Verdichtung <strong>im</strong> Sinne der oben aufgeführten<br />

Methoden ist die Drainagewirkung eines Rohrgrabens ein Indikator<br />

für verstärkten Wurzelwuchs innerhalb dieser Zone.<br />

Bild 9 verdeutlicht dieses natürliche Wuchsverhalten <strong>im</strong> Bereich<br />

einer Erdgasleitung <strong>im</strong> Nahbereich eines Lindenstandorts.<br />

Alle Abbildungen verdeutlichen, dass die Koexistenz von<br />

erdverlegten Versorgungsanlagen und Bäumen <strong>im</strong> innerstädtischen<br />

Raum Gefahren und Risiken birgt und Neuanpflanzungen<br />

<strong>im</strong> Nahbereich von Versorgungsanlagen sowie Neuverlegungen<br />

<strong>im</strong> Nahbereich bestehender Baumstandorte grundlegend<br />

überdacht werden müssen. Auch die bestehenden Regelwerke<br />

sollten aus Sicht des Autors dem neuen Kenntnisstand<br />

angepasst werden.<br />

Ziel und Aufgabe unserer eingehenden Untersuchungen<br />

ist es, Empfehlungen für leitungsnahe Begrünungen zu definieren.<br />

Unser Hauptaugenmerk liegt in der Beurteilung und<br />

Definition der botanischen und leitungsspezifischen Zusammenhänge.<br />

Zusammenfassung<br />

Die Problematik der Baumwurzel-Rohrleitungs-Interaktionen<br />

ist einem Großteil der kommunalen Ver- und Entsorgungsunternehmen<br />

bekannt. Jährlich müssen deutschlandweit<br />

mehrere Millionen Euro bereitgestellt werden, um<br />

Schäden aufgrund dieser Koexistenz von urbanem Baum und<br />

kommunaler Ver- und Entsorgung zu beseitigen. Es macht jedoch<br />

nicht den Anschein als solle sich hier etwas ändern, denn<br />

konsequente Veränderungen sind weder in botanischer noch<br />

in versorgungstechnischer Sicht erkennbar.<br />

Betrachtet man die botanische Seite der Zusammenhänge,<br />

so muss den Ver- und Entsorgern ein hohes „Eigenverschulden“<br />

attestiert werden. Rohrleitungsgräben stellen in ihren<br />

heutigen Aufbauformen und Verdichtungsgraden ein Paradies<br />

für Wurzeln dar. Gefolgt dem Leitsatz des „Weg des geringsten<br />

Widerstands“ stellt diese Zone zunächst den bevorzugten<br />

Wuchsraum für die Wurzeln der Straßenbäume dar.<br />

Erst durch diesen Umstand kommt es zu den nachfolgenden<br />

Umschlingungen und “Angriffen“ der Baumwurzeln auf die<br />

Rohrleitungsanlagen. Hierbei unterscheiden sich die Baumarten<br />

herkunftsspezifisch deutlich voneinander. He<strong>im</strong>ische Baumarten,<br />

wie Buche, Weide oder Birke nehmen zwar die Rohrleitungsgräben<br />

auch an, „benutzen“ gegenüber den Baumarten<br />

Platane, Ahorn, Linde, Kastanie und Zeder die Rohrleitung jedoch<br />

nicht als zusätzliche Verankerungspunkte. Es ist somit eine<br />

Kombination aus „falschem Verdichtungsgrad“ der Rohrleitungszone<br />

und „falscher Baumartwahl“ die zumeist zu Baumwurzel-Rohrleitungs-Interaktionen<br />

führt. Das Erkennen dieses<br />

Umstands sollte ein erster Einstieg für weitere Baumpflanzungs-<br />

bzw. Neuverlegungsmaßnahmen in der Zukunft sein.<br />

Unter dem Gesichtspunkt der ökologischen Bedeutung<br />

von Baumbewuchs <strong>im</strong> urbanen Umfeld und der existenziellen<br />

Notwendigkeit von Ver- und Entsorgungsanlagen wird es<br />

Aufgabe der Fachleute aus Industrie, Technik und Ministerien<br />

sein, die Techniken und Methoden für ein gefahrenfreies und<br />

kostenschonendes Miteinander zu erarbeiten. Getreu unseres<br />

Leitsatzes: Heute der richtige Baum, an der richtigen Stelle,<br />

mit den richtigen Leitungssicherungseinbauten versehen gepflanzt,<br />

stellt morgen keine Gefahr dar.<br />

Autor<br />

Michael Honds<br />

Sachverständiger für Baumwurzel-<br />

Rohrleitungs-Interaktionen,<br />

Mönchengladbach<br />

Tel. +49 2166 552390<br />

E-Mail: info@baumwurzeln.de<br />

6. Praxistag<br />

Korrosionsschutz<br />

am 13. Juni 2012<br />

in Gelsenkirchen<br />

Veranstaltet von:<br />

www.praxistag-korrosionsschutz.de<br />

11 / 2011 829


Projekt kurz beleuchtet<br />

Gasversorgung & Pipelinebau<br />

Zellstoffproduktionsbetrieb<br />

erzeugt Biogas<br />

Betriebskosten reduziert und Carbon Footprint gesenkt<br />

Die Schweighofer Gruppe, ein österreichisches Familienunternehmen<br />

mit dem Kernbereich Holzindustrie, beauftragte<br />

Aquantis mit dem Bau einer Abwasserbehandlung mit Biogaserzeugung<br />

in Hallein. Die neue Anlage wird künftig täglich<br />

rund 5.700 m³ Wasser mit einer organischen Fracht von 62 t<br />

CSB reinigen und dabei auf umweltverträgliche Weise Biogas<br />

mit einer Feuerungsleistung von ca. 4 MWh produzieren.<br />

Das in der Produktion entstehende Abwasser wird zurzeit<br />

in einer werkseigenen anaeroben/aeroben Behandlungsanlage<br />

gereinigt und anschließend in die Salzach als Vorfluter eingeleitet.<br />

Durch die Umstellung der Produktion wird zukünftig<br />

zusätzlich ein Bleichereikonzentrat entstehen, das einen Zuwachs<br />

an organischen Inhaltsstoffen bewirkt. Für eine energetische<br />

Nutzung zur Herstellung von Biogas und zur Entlastung<br />

der bisherigen Anaerob-Anlage wird die Erweiterung der<br />

vorhandenen Abwasserbehandlungsanlage notwendig. Die<br />

Kernkomponenten der neuen Anlage sind leistungsfähige<br />

BIOBED ® EGSB-Reaktoren. Im Interesse einer hohen Betriebssicherheit<br />

wurden die Reaktoren mit einer moderaten Raumbelastung<br />

ausgelegt. Darüber hinaus weisen sie keine Einbauten<br />

innerhalb des aktiven Reaktionsvolumens auf, so dass die<br />

Menge an anaerober Biomasse max<strong>im</strong>iert und damit die<br />

Schlammbelastung min<strong>im</strong>iert werden kann. Das entstehende<br />

Biogas wird dem vorhandenen Biomassenheizkraftwerk zugeführt<br />

und trägt mit seiner Leistung wesentlich zur Reduzierung<br />

der Betriebskosten und zur Verminderung des Carbon<br />

Footprints bei.<br />

Der Neubau ist Teil eines umfassenden Investitionsprogramms<br />

zur strategischen Neuausrichtung dieses Standorts,<br />

der sich auf die Herstellung von hochwertigem Zellstoff und<br />

Bioenergie konzentriert. Die Schweighofer Fiber GmbH erzeugt<br />

derzeit mit rund 200 Beschäftigten jährlich etwa<br />

160.000 Tonnen Zellstoff, überwiegend für die europäische<br />

Papierindustrie. Gleichzeitig ist das Unternehmen einer der<br />

bedeutendsten Lieferanten von erneuerbarer Energie <strong>im</strong> Bundesland<br />

Salzburg und einer der wichtigsten Holzabnehmer in<br />

Österreich.<br />

Kontakt<br />

Veolia Water Solutions & Technologies, Celle, Stefan Jakubik,<br />

Tel. +49 5141 803-174,<br />

E-Mail: stefan.jakubik@veoliawater.com<br />

Bild 1: Luftbild des<br />

Standortes Hall<br />

830 11 / 2011


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Fachbericht<br />

Wasserversorgung<br />

Wasserverlustmanagement<br />

– Grundlagen und aktuelle<br />

<strong>Entwicklungen</strong><br />

Von Dr. Jörg Kölbl<br />

Wasserverluste und Schadensraten von Wasserversorgungssystemen sind wichtige Indikatoren für den Zustand der<br />

Rohrnetze. Aus dem Wasserverlustmanagement gezogene Erkenntnisse stellen eine wichtige Basis für die Betriebsund<br />

Instandhaltungsplanung, insbesondere für die Rehabilitationsplanung, dar. Dieser Beitrag beschreibt grundlegende<br />

Methoden des Wasserverlustmanagements, gibt einen kurzen Überblick über mögliche Strategien zur Netzüberwachung<br />

und zur Reduzierung von Wasserverlusten und geht auf aktuelle <strong>Entwicklungen</strong> <strong>im</strong> Richtlinienwesen<br />

(DVGW, ÖVGW) ein.<br />

1 Einleitung<br />

Verglichen mit einer typischen Situation in Deutschland oder<br />

Österreich sind die Verluste aus Wasserversorgungssystemen<br />

global gesehen oft dramatisch höher und stellen große Probleme<br />

für die Versorgungssicherheit dar. Vor dem Hintergrund<br />

eines ständig steigenden globalen Wasserbedarfs aufgrund<br />

wachsender Weltbevölkerung, zunehmende Verstädterung<br />

und Industrialisierung, Zunahme der künstlichen Bewässerung<br />

sowie Auswirkungen des Kl<strong>im</strong>awandels kommt dem effektiven<br />

Management von Wasserverlusten <strong>im</strong>mer größere<br />

Bedeutung zu.<br />

Kingdom et al. (2006) schätzen die jährlichen realen Wasserverluste<br />

in entwickelten Staaten auf 9,8 Mrd. m³, in Eurasien<br />

(GUS) auf 6,8 Mrd. m³ und in Entwicklungsländern auf<br />

16,1 Mrd. m³, also insgesamt auf 32,7 Mrd. m³, was ca. dem<br />

45-fachen des jährlichen Trinkwasserbedarfs von Österreich<br />

entspricht.<br />

Zur Lösung des Problems werden oftmals ressourcenseitige<br />

Erweiterungen durch den Bau von energieintensiven<br />

Meerwasserentsalzungsanlagen oder die Ausbeutung<br />

von nicht erneuerbaren Tiefengrundwasserkörpern angestrebt.<br />

In vielen Fällen stellt das Erweitern der Ressourcen<br />

aber nur eine Bekämpfung der Symptome dar, da oftmals<br />

die vorhandene Infrastruktur in einem schlechten Zustand<br />

ist und ohne eine Bekämpfung der Ursachen weiterhin<br />

große Anteile der in die Wasserversorgungssysteme<br />

eingespeisten Wassermengen über Leckagen in den Untergrund<br />

versickern.<br />

Dem Management von Wasserverlusten kommt aber<br />

nicht nur aus Gesichtspunkten der Versorgungssicherheit<br />

eine wichtige Rolle zu, sondern können aus der Höhe von<br />

Wasserverlusten und der Dynamik von auftretenden Schäden<br />

wichtige Informationen über den Zustand der Rohrnetze<br />

abgeleitet werden. Aus Gesichtspunkten der Instandhaltungsplanung<br />

ist ein funktionierendes Wasserverlustmanagement<br />

auch für Versorgungssysteme in gutem Zustand<br />

essentiell. Dieser Thematik wird auch in Mitteleuropa gerade<br />

<strong>im</strong> Hinblick auf ein effizientes Erhalten der Wasserversorgungsnetze<br />

in gutem Zustand <strong>im</strong>mer mehr Aufmerksamkeit<br />

geschenkt.<br />

2 Richtlinien zu Wasserverlusten<br />

Das DVGW-Arbeitsblatt W 392 (2003) ist eine der ersten<br />

Richtlinien <strong>im</strong> deutschen Sprachraum, welche die Methoden<br />

der Netzüberwachung und Leckortung umfassend beschreibt.<br />

Auch beinhaltet die DVGW W 392 (2003) bereits<br />

die von der IWA (International Water Association) empfohlene<br />

standardisierte Wasserbilanz.<br />

Aufgrund neuer Erkenntnisse <strong>im</strong> Bereich der Bewertung<br />

und Reduzierung von Wasserverlusten überarbeitete die<br />

Österreichische Vereinigung für das Gas- und Wasserfach<br />

(ÖVGW) die Wasserverlustrichtlinie ÖVGW W 63 Ausgabe<br />

4/1993. Unter Berücksichtigung internationaler <strong>Entwicklungen</strong><br />

und Standards zur Wasserverlustbewertung und<br />

-reduzierung sowie der technischen <strong>Entwicklungen</strong> <strong>im</strong> Bereich<br />

der Rohrnetzüberwachung und Leckortung beinhaltet<br />

die überarbeitete ÖVGW W 63 (2009) praktikable Kennwerte<br />

mit Interpretations- und Handlungsempfehlungen.<br />

Erstmalig werden in dieser Richtlinie technische Überwachungsmöglichkeiten<br />

für hydraulisch nicht getrennte Netzbereiche<br />

beschrieben. Des Weiteren versucht die Richtlinie<br />

die praktische Anwendbarkeit für verschiedenste Versorgungsstrukturen<br />

und -größen zu gewährleisten.<br />

Das grundsätzliche Erfordernis des Niedrighaltens von<br />

Wasserverlusten in Trinkwasserversorgungssystemen ist<br />

als ein wesentliches Instandhaltungsziel in den einschlägigen<br />

Richtlinien ÖVGW W 100 (2007), DVGW W 400-<br />

3 (2006) und DVGW W 392 (2003) beschrieben. Diese<br />

Richtlinien geben auch einen Überblick über verschiedene<br />

Instandhaltungsstrategien, bei denen die Kenntnisse über<br />

Höhe, Verteilung und Entwicklung der Wasserverluste wesentliche<br />

Kriterien sind.<br />

832 11 / 2011


Tabelle 1: Wasserbilanz nach ÖVGW W 63 (2009)<br />

3 Berechnung und Beurteilung von<br />

Wasserverlusten<br />

3.1 Wasserbilanz<br />

Voraussetzung für das Berechnen von Wasserverlusten in<br />

Wasserversorgungsnetzen ist ein zuverlässiges Messen aller<br />

wichtigen Volumenströme des Versorgungssystems. Der<br />

wichtigste Punkt dabei ist zweifellos das Messen der in das<br />

System eingespeisten Mengen. Das ist die Basis für die Abschätzung<br />

der Höhe der Verluste. Aber auch das Messen von<br />

Wasserbezug und Wasserabgabe von bzw. an andere Wasserversorger,<br />

das Messen der Wasserabgabe an Direktversorgte<br />

sowie das Erfassen der unentgeltlichen Wasserabgabe<br />

(z. B. Feuerwehr, öffentliche Trinkbrunnen) sind essentiell<br />

für das Berechnen der Wasserbilanz.<br />

Die IWA hat in den IWA Blue Pages (Lambert & Hirner<br />

2000) eine Wasserbilanz entwickelt, die mittlerweile in<br />

vielen Staaten Verwendung findet (vgl. Liemberger, 2005).<br />

Unter anderem wurde diese Art von Wasserbilanz auch in<br />

die DVGW W 392 (2003) sowie die ÖVGW W 63 (2009)<br />

übernommen (Tabelle 1). Für die Berechnung von Wasserverlustkennzahlen<br />

werden die „Realen Wasserverluste“ herangezogen.<br />

3.2 Wasserverlustkennzahlen<br />

Zur Quantifizierung und Beurteilung der Höhe an Wasserverlusten<br />

sowie für die Beobachtung der Entwicklung der Wasserverluste<br />

bzw. den Vergleich mit anderen Wasserversorgungsunternehmen<br />

bedarf es definierter Kennzahlen.<br />

Bei der Verwendung von Kennzahlen ist es wichtig, die jeweiligen<br />

Rahmenbedingungen eines Versorgungssystems zu<br />

kennen und zu berücksichtigen. Die wichtigsten Einflussfaktoren<br />

auf die Höhe der Wasserverluste sind (vgl. ÖVGW W 63,<br />

2009 und DVGW W 392, 2003):<br />

die Struktur des Versorgungssystems (ländlich, städtisch,<br />

großstädtisch),<br />

der Betriebsdruck, Druckänderungen, Druckstöße,<br />

die Bodenart und Bodenbewegungen,<br />

die Verkehrbelastung sowie<br />

der Zustand des Rohrnetzes (Anzahl, Größe und Laufzeit<br />

der Leckstellen).<br />

3.2.1 Wasserverlustrate (%)<br />

Die Wasserverlustrate, also der prozentuelle Anteil der realen<br />

Verluste an der Systemeinspeisung findet <strong>im</strong>mer noch<br />

häufig Verwendung, obwohl diese Kennzahl für eine Beurteilung<br />

der Verluste aus technischen Gesichtspunkten völlig<br />

ungeeignet ist.<br />

Einerseits wird die Versorgungsstruktur (Länge des Rohrnetzes,<br />

Anzahl der Hausanschlüsse usw.) nicht berücksichtigt<br />

und andererseits erfolgt eine Division durch die Systemeinspeisung<br />

und dieser Wert ändert sich jährlich in Abhängigkeit<br />

von der Wasserabgabe. Dadurch kann es sein, dass die tatsächlichen<br />

Verluste eines Jahres <strong>im</strong> Vergleich zu einem anderen<br />

Jahr höher sind, während die Kennzahl eine niedrigere Rate<br />

ausweist, weil auch die Systemeinspeisung und die Wasserabgabe<br />

gestiegen sind.<br />

3.2.2 Infrastruktur Leckverlust Index (ILI)<br />

Der ILI wurde von der IWA Water Loss Task Force (Lambert<br />

et al., 1999) entwickelt und berücksichtigt mehrere wichtige<br />

Parameter, wie die Hausanschlussdichte, die durchschnittliche<br />

Hausanschlussleitungslänge oder die durchschnittliche<br />

Versorgungsdruckhöhe. Dadurch ermöglicht der ILI auch einen<br />

Vergleich der Wasserverluste unterschiedlicher Versorgungssysteme.<br />

Die Berechnung des ILI erfolgt durch die Gegenüberstellung<br />

der realen jährlichen Verluste (CARL, engl. Current Annual<br />

Real Losses) mit einem Referenzwert, den so genannten<br />

unvermeidbaren jährlichen Verlusten (UARL, engl. Unavoidable<br />

Annual Real Losses).<br />

ILI = CARL<br />

UARL<br />

CARL = reale jährliche Verluste (l/(AL · d)),<br />

AL = Anschlussleitung<br />

UARL = unvermeidbare jährliche Verluste (l/(AL · d))<br />

Der ILI gibt somit an, um das Wievielfache die jährlichen Verluste<br />

über dem Referenzwert der unvermeidbaren jährlichen<br />

Verluste UARL liegen.<br />

⎛<br />

UARL = 18⋅ l ⎞<br />

m<br />

⎜ + 0,8 + 0,025⋅l p ⎟<br />

⎝ n AL ⎠<br />

⋅p<br />

l m<br />

n AL<br />

l p<br />

p<br />

Systemeinspeisung<br />

Wasserabgabe<br />

Entgeltliche<br />

Abgabe<br />

Unentgeldliche<br />

Abgabe<br />

Wasserverluste<br />

Scheinbare<br />

Verluste<br />

Reale<br />

Wasserverluste<br />

Gemessener entgeltlicher Verbrauch<br />

Nicht gemessener entgeltlicher<br />

Verbrauch<br />

Gemessener unentgeldlicher<br />

Verbrauch<br />

Nicht gemessener unentgeldicher<br />

Verbrauch<br />

Zählerabweichungen und Fehler bei<br />

der Rechnungslegung<br />

Schleichverluste<br />

Unzulässige Wasserentnahme<br />

Zubringerleitungen<br />

Behälter<br />

Versorgungsleitungen<br />

Anschlussleitungen bis zum<br />

Wasserzähler<br />

= Gesamtlänge der Haupt- und Versorgungsleitungen<br />

(km)<br />

= Anzahl der Anschlussleitungen (Stk.)<br />

= durchschnittliche Länge der Anschlussleitungen<br />

von der Grundstücksgrenze bis zur Übergabestelle<br />

(Wasserzähler) (m)<br />

= durchschnittliche Versorgungsdruckhöhe (m)<br />

Der ILI konnte bereits in vielen Ländern in die Wasserverlustberechnung<br />

<strong>im</strong>plementiert werden. Internationale Erfahrungen<br />

zeigen, dass die Berechnung der Kennzahl gut funktioniert<br />

und dass es damit gelingt auch länderübergreifende<br />

Vergleiche durchzuführen, ohne weitere Gruppierungen, z. B.<br />

nach der Urbanität, vornehmen zu müssen.<br />

In Rechnung<br />

gestellte<br />

Wassermenge<br />

Nicht in<br />

Rechnung<br />

gestellte<br />

Wassermenge<br />

11 / 2011 833


Fachbericht<br />

Wasserversorgung<br />

In der ÖVGW W 63 (2009) ist der ILI die maßgebliche<br />

Kennzahl für die Bewertung der Höhe der Wasserverluste.<br />

Die UARL-Formel ist auch die Basis für die Klassifikation nach<br />

der Kennzahl Verluste bezogen auf Anschlussleitung und Tag,<br />

q AL<br />

(Tabelle 2).<br />

Da in die ILI Berechnung auch die Versorgungsdruckhöhe<br />

eingeht, ist zu berücksichtigen, dass mit dem Druck auch die<br />

realen Verluste ansteigen. Der ILI erlaubt somit eine Aussage<br />

zum Zustand des Versorgungssystems. Für Systeme mit<br />

hohen Versorgungsdruckhöhen werden somit höhere Verluste<br />

als Referenz „geduldet“. Daher sollte bei hohen Versorgungsdruckhöhen<br />

auch eine Druckreduktion als geeignete<br />

Maßnahme zur Wasserverlustreduzierung in Betracht gezogen<br />

werden.<br />

3.2.3 Reale Verluste bezogen auf Anschlussleitung<br />

und Tag, q AL<br />

(l/(AL · d))<br />

Diese Kennzahl berücksichtigt mit der Anzahl der Anschlussleitungen<br />

einen wesentlichen Einflussfaktor auf die realen<br />

Wasserverluste (ÖVGW W 63, 2009).<br />

q AL<br />

= Q VR ⋅1000<br />

n AL<br />

⋅365<br />

q AL<br />

= reale Verluste bezogen auf Anschlussleitung und Tag<br />

(l/(AL · d))<br />

Q VR<br />

= jährliche reale Verluste (m³/a)<br />

n AL<br />

= Anzahl Anschlussleitungen<br />

Unter Berücksichtigung der Anschlussdichte und Versorgungsdruckhöhe<br />

kann eine schnelle und einfache Bewertung<br />

für diese Kennzahl anhand von Tabelle 3 durchgeführt werden.<br />

Die Zahlenwerte basieren auf der UARL-Formel und sind für alle<br />

Versorgungsstrukturen anwendbar. In der Regel ist die Genauigkeit<br />

der Klassifikation ausreichend. Im Grenzfall zwischen<br />

zwei Klassen empfiehlt sich die direkte Berechnung des ILI.<br />

3.2.4 Reale Verluste bezogen auf Kilometer<br />

Leitungslänge (m³/(km · h))<br />

q L<br />

=<br />

Q VR<br />

l⋅8760<br />

Tabelle 2: Bewertungsschema für ILI und q AL<br />

(Verluste bezogen auf Anschlussleitungen) nach ÖVGW W 63<br />

(2009)<br />

ILI Klasse q AL<br />

Bewertung<br />

bis 2 A sehr geringe bis geringe Wasserverluste, weitere Reduktion könnte unökonomisch<br />

sein, genaue Analyse vor dem Setzen weiterer Maßnahmen empfohlen<br />

2 bis 4 B mittlere Wasserverluste, Poteltial für merkliche Verlustreduktionen vorhanden,<br />

Verbesserungen in der Leckkontrolle und <strong>im</strong> Infrastruktur-Management<br />

4 bis 8 C hohe Wasserverluste, Höhe und Gründe der Verluste analysieren und Anstrengungen<br />

zur Reduktion der Verluste intensivieren<br />

größer 8 D sehr hohe Wasserverluste, Höhe und Gründe der Verluste analysieren, ausgeprägte<br />

Leckkontrolle und Leckverlustreduktion umgehend durchführen<br />

Tabelle 3: Ausschnitt aus der Klassifizierungstabelle für reale Verluste je Anschlussleitung<br />

und Tag (Kölbl 2009)<br />

834 11 / 2011


Tabelle 4: Richtwerte für Reale Verluste bezogen auf Kilometer<br />

Leitungslänge nach DVGW W 392 (2003) in (m³/(km · h))<br />

q L<br />

Q VR<br />

l<br />

= reale Verluste bezogen auf Kilometer Leitungslänge<br />

(m³/(km · h))<br />

= jährliche reale Verluste (m³/a)<br />

= Länge Zubringer-, Haupt- und Versorgungsleitungen<br />

(km)<br />

Durch den Bezug der realen Verluste auf die Leitungslänge<br />

(Zubringer-, Haupt- und Versorgungsleitungen exkl. Anschlussleitungen)<br />

wird die Versorgungsstruktur teilweise berücksichtigt.<br />

Die Leitungslänge ist eine Größe, die sich <strong>im</strong> Allgemeinen<br />

nur langsam verändert.<br />

Der längenbezogene Wasserverlust wird in der DVGW<br />

W 392 (2003) als maßgebliche Kennzahl verwendet und es<br />

werden auch Richtwerte in Abhängigkeit von der Versorgungsstruktur<br />

(ländlich, städtisch, großstädtisch; Einstufung<br />

auf Basis der spezifischen Netzeinspeisung) angegeben (siehe<br />

Tabelle 4).<br />

Allerdings ist diese Klassifizierung durchaus als problematisch<br />

anzusehen, da es eine Korrelation zwischen Wasserverlusten<br />

und Anschlussdichte sowie spezifischer Netzabgabe<br />

gibt. Daher kann es v.a. an den Klassengrenzen zu Fehleinstufungen<br />

kommen.<br />

4.1 Druckmanagement<br />

Ein wichtiger Einflussfaktor für die Höhe der Wasserverluste<br />

ist der Versorgungsdruck. Höhere Drücke führen zu höheren<br />

Wasserverlusten und wirken sich insbesondere bei Rohrnetzen<br />

in schlechtem Zustand negativ auf Schadensraten aus.<br />

Für übliche Situationen in Österreich und Deutschland kann<br />

festgestellt werden, dass Druckmanagement (bewusstes<br />

Absenken des Versorgungsdruckes um Wasserverluste und<br />

Schadensraten zu reduzieren) für die meisten Wasserversorger<br />

kein Thema ist, da die Netze generell nach geltenden<br />

Richtlinien und Normen geplant sind und daher die Versor-<br />

Wasserverlustbereich<br />

Geringe<br />

Wasserverluste<br />

Mittlere<br />

Wasserverluste<br />

Hohe<br />

Wasserverluste<br />

Bereich 1<br />

(großstädtisch)<br />

spez. Rohrnetzeinspeisung<br />

> 15.000 m 3 /(km · a)<br />

Versorgungsstruktur<br />

Bereich 2<br />

(städtisch)<br />

spez. Rohrnetzeinspeisung<br />

5.000–<br />

15.000 m 3 /(km · a)<br />

Bereich 3<br />

(ländlich)<br />

spez. Rohrnetzeinspeisung<br />

< 5.000 m 3 /(km · a)<br />

< 0,10 < 0,07 < 0,05<br />

0,10–0,20 0,07–0,15 0,05–0,10<br />

> 0,20 > 0,15 > 0,10<br />

4 Methoden des<br />

Wasserverlustmanagements<br />

Bild 1 gibt einen Überblick über die grundlegenden Methoden<br />

<strong>im</strong> Wasserverlustmanagement. Das weiße Quadrat<br />

repräsentiert jene Verluste, die auch bei einem opt<strong>im</strong>alen<br />

Wasserverlustmanagement in der Regel nicht unterschritten<br />

werden können und das umliegende größere Quadrat stellt<br />

die potentiell einzusparenden Verluste dar, die sich je nach<br />

„Stärke“ der darauf einwirkenden Pfeile verändern.<br />

Bild 1: Grundlegende Methoden des Wasserverlust managements<br />

gungsdrücke zumeist zwischen 3 und 5 bar liegen. Allerdings<br />

sind unnötig hohe Drücke zu vermeiden. Es ist zu beachten,<br />

dass die in der ÖNORM B 2538 (2002) und ÖVGW-Richtlinie<br />

W 77 (2000) geforderten Netzdrücke auch bei außergewöhnlichen<br />

Betriebszuständen (z. B. Brandfall) eingehalten<br />

werden (vgl. ÖVGW W 63, 2009).<br />

In wie weit Maßnahmen zur Druckkontrolle, z. B. Absenken<br />

des Versorgungsdruckes in den Nachtstunden <strong>im</strong> Hinblick<br />

auf die Mindestanforderungen in den einschlägigen Normen<br />

und Richtlinien, aus ökonomischen Gesichtspunkten und Aspekten<br />

des Kundenservice und der Versorgungssicherheit<br />

11 / 2011 835


Fachbericht<br />

Wasserversorgung<br />

sinnvoll umsetzbar sind, muss für jedes (Teil-) System individuell<br />

beurteilt werden.<br />

4.2 Geschwindigkeit und Qualität der<br />

Reparatur<br />

Die Laufzeit einer Leckage beeinflusst die Gesamtaustrittsmenge<br />

maßgeblich. Daher, und um Folgeschäden zu vermeiden,<br />

sollen bei Erkennen einer Leckage Reparaturmaßnahmen<br />

rasch ergriffen werden.<br />

Zum Zeitpunkt der Reparatur bietet sich die Möglichkeit<br />

zur Dokumentation des Schadens. Qualität und Umfang der<br />

Schadensdokumentation sind eine essentielle Basis für Aufgaben<br />

der Instandhaltungsplanung insbesondere der Rehabilitationsplanung.<br />

Neben Fotos und Skizzen der Schadenssituation<br />

sind sämtliche wichtigen Anlagedaten (Material,<br />

Durchmesser, Alter, usw.) und Schadensdaten (Schadensart,<br />

Ursache, Zeitpunkt, Ort) zu dokumentieren und in eine<br />

Datenbank zu übertragen. Detaillierte Informationen zur<br />

Schadensstatistik sind in den Richtlinien DVGW W 400-3<br />

(2006), DVGW W 402 (2010) sowie ÖVGW W 100 (2007)<br />

und ÖVGW W 105 (2011) zu finden.<br />

4.3 Wasserverlustüberwachung und<br />

Leckortung<br />

Die Effektivität in der Kontrolle der Wasserverluste hängt<br />

maßgeblich von Art und Umfang der Netzüberwachungssysteme<br />

sowie der Leckortungsmaßnahmen ab. Je stichhaltiger<br />

die Informationen aus der Überwachung sind, desto<br />

schneller wird man auf Leckagen aufmerksam und desto<br />

zielgerichteter kann die Eingrenzung des betroffenen Bereiches<br />

erfolgen.<br />

Die Beschreibung aller gängigen Überwachungs- und<br />

Leckortungsmethoden würde den Rahmen dieses Beitrages<br />

sprengen. Detaillierte Informationen dazu finden sich unter<br />

anderem in der DVGW W 392 (2003), ÖVGW W 63 (2009)<br />

und in Heydenreich & Hoch (2008). Im Folgenden wird nur<br />

auf ausgewählte Methoden eingegangen.<br />

Bild 2: Prinzip der Überwachung physischer und virtueller Messzonen<br />

(Kölbl 2009)<br />

4.3.1 Netzüberwachung<br />

Bei der Auswahl der Überwachungsstrategie sind wirtschaftliche<br />

Aspekte zu beachten (z. B. Gestehungs- und Verteilungskosten)<br />

aber auch Aspekte der Versorgungssicherheit<br />

und des Risikomanagements zu berücksichtigen. Die Art der<br />

Überwachungsmaßnahmen wird wesentlich von der Struktur<br />

des Wasserversorgungssystems beeinflusst.<br />

Für die laufende Überwachung von Rohrnetzbezirken sind<br />

die relevanten Messdaten kontinuierlich zu erfassen und an<br />

eine zentrale Überwachungseinheit (z. B. Leitwarte) zu übertragen.<br />

Dazu zählen z. B. Einspeisemengen, Druck, Durchfluss<br />

und Behälterstände (vgl. ÖVGW W 63, 2009). Grundsätzlich<br />

können zwei verschiedene Methoden der Überwachung unterschieden<br />

werden:<br />

Überwachung von hydraulisch abgegrenzten Zonen<br />

Überwachung von hydraulisch nicht abgegrenzten Zonen<br />

Erstere Methode bietet sich v.a. bei Versorgungsstrukturen<br />

an, die aufgrund der geografischen Verhältnisse eine Zonierung<br />

bereits vorgegeben haben (z. B. Druckzonen, durch Flüsse<br />

oder Verkehrswege getrennte Zonen, ländliche Strukturen).<br />

Um eine effiziente Überwachung zu erreichen, sollte eine<br />

Zone max<strong>im</strong>al 3000 Hausanschlüsse umfassen, idealerweise<br />

aber deutlich weniger.<br />

Die Zonierung größerer Netzbereiche ist meist mit einem<br />

hohen Aufwand zur Erreichung und laufenden Instandhaltung<br />

der Zonendichtheit verbunden und bringt einige Nachteile <strong>im</strong><br />

Netzbetrieb mit sich, da die hydraulischen Vorteile eines nicht<br />

unterteilten Netzes el<strong>im</strong>iniert werden. Weitere Aspekte sind<br />

mögliche Qualitätsprobleme durch Stagnation oder das Risiko<br />

<strong>im</strong> Brandfall nur unzureichend Löschwasser zur Verfügung<br />

zu haben. Daher kommt eine kleinräumige Zonierung für viele<br />

Versorgungsunternehmen nicht in Frage und wird oftmals<br />

auf eine effektive laufende Überwachung großer Zonen (z. B.<br />

Kernzonen vieler Städte) verzichtet. Dies führt in der Regel zu<br />

höheren Wasserverlusten aufgrund langer Lecklaufzeiten, da<br />

jährlich oder in größeren Abständen durchgeführte Leckortungskampagnen<br />

die einzige Möglichkeit sind, kleinere, nicht<br />

an die Oberfläche kommende Leckagen zu finden.<br />

Seit einigen Jahren sind auch geeignete Methoden für<br />

die Überwachung hydraulisch nicht abgegrenzten Zonen, also<br />

großen Zonen mit (deutlich) mehr als 3000 Hausanschlüssen,<br />

verfügbar. Es erfolgt keine weitere hydraulische Unterteilung<br />

des Rohrnetzes. Die einzelnen Messbereiche („virtuelle Zonen“)<br />

ergeben sich durch die Positionierung der Messgeräte,<br />

wobei die Messstellenpositionen grundsätzlich nach hydraulischen<br />

Gesichtspunkten zu wählen sind (ÖVGW W 63, 2009).<br />

Als aussagekräftigster Parameter kann der Durchfluss<br />

entweder einzeln oder in Kombination mit Druck und/oder<br />

Geräusch gemessen werden. Durch die zeitgleiche Messung<br />

mehrerer Parameter an verschiedenen Messstellen können die<br />

Aussagen zu möglichen Leckagen noch verbessert werden.<br />

Neben vergleichenden Messungen z. B. in Niedrigverbrauchszeiten<br />

können solche messtechnischen Systeme auch<br />

unterstützend zur aktiven Eingrenzung von Leckagen genutzt<br />

werden. Zusätzlich bieten sich abseits des Wasserverlustmanagements<br />

zahlreiche Vorteile z. B. bei hydraulischen Kalibrierungen<br />

des Rohrnetzes.<br />

836 11 / 2011


4.4 Infrastrukturmanagement<br />

Das Infrastrukturmanagement umfasst zahlreiche vor allem<br />

längerfristig beeinflussbarer Maßnahmen wie die Instandhaltung<br />

aller Arten von Anlagenteilen (Leitungen, Armaturen,<br />

Pumpen, Durchflussmessgeräten, Ventilen etc.). Die Rehabilitationsplanung<br />

(inkl. Auswertung von leitungsgruppenbezogenen<br />

Schadensraten) stellt eine Kernaufgabe für eine nachhaltige<br />

und wirtschaftliche Instandhaltung dar.<br />

Zum Infrastrukturmanagement zählt auch das Kundenzählermanagement<br />

(Art und Alter der Kundenzähler, Art der<br />

Ablesung, Stichtagsproblem bei längeren Ablesezeiträumen)<br />

sowie die generelle Planung und Opt<strong>im</strong>ierung des Wasserversorgungssystems.<br />

Gemäß DVGW W 400-3 (2006) und ÖVGW W 100<br />

(2007) werden drei verschiedene Instandhaltungsstrategien<br />

unterschieden:<br />

Ereignisorientierte Instandhaltung oder Ausfallstrategie<br />

Vorbeugende und intervallorientierte Instandhaltung oder<br />

Präventivstrategie<br />

Vorbeugende und zustandsorientierte Instandhaltung<br />

oder Inspektionsstrategie<br />

Durch die Berücksichtigung der Entwicklung des Zustandes<br />

der Wasserverteilungsanlagen ermöglicht die Inspektionsstrategie<br />

einen effektiven und wirtschaftlichen Einsatz der<br />

Instandhaltungsmittel und stellt damit eine dem Stand der<br />

Technik entsprechende Instandhaltungsstrategie dar.<br />

Dem Wasserverlustmanagement kommt für die erfolgreiche<br />

Umsetzung einer solchen Inspektionsstrategie eine maßgebliche<br />

Bedeutung in der Bereitstellung von Daten über die<br />

Höhe, Verteilung und die Entwicklung der Wasserverluste zu.<br />

Eine ordnungsgemäß geführte Rohrnetzdokumentation und<br />

Schadensstatistik sind ebenso essentiell, wie auch die Dokumentation<br />

der Kosten für Reparatur, Erneuerung und Sanierung.<br />

Autor<br />

DI Dr. techn. Jörg Kölbl<br />

Gleinstätten (A)<br />

Tel. +43 680 20 13 785<br />

E-Mail: joergkoelbl@hotmail.com<br />

Literatur<br />

[1] DVGW-Arbeitsblatt W 392 „Rohrnetzinspektion und Wasserverluste<br />

– Maßnahmen, Verfahren und Bewertungen“<br />

(2003)<br />

[2] DVGW-Arbeitsblatt W 400-3 „Technische Regeln<br />

Wasserverteilungs¬anlagen (TRWV); Teil 3: Betrieb und<br />

Instandhaltung“ (2006)<br />

[3] DVGW-Arbeitsblatt W 402 „Netz- und Schadenstatistik -<br />

Erfassung und Auswertung von Daten zur Instandhaltung<br />

von Wasserrohrnetzen“ (2010)<br />

[4] Heydenreich, M., Hoch, W.: Praxis der Wasserverlustreduzierung.<br />

– DVGW, wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft<br />

Gas und Wasser mbH, Bonn, 2008, ISBN 978-3-<br />

89554-171-1<br />

[5] Kingdom, B.; Liemberger, R.; Marin, P.: The Challange of<br />

Reducing Non-Revenue Water (NRW) in Developing Countries<br />

– How the Private Sector Can Help: A Look at Performance-Based<br />

Service Contracting. – Water Supply and<br />

Sanitiation Sector Board Discussion Paper Series No. 8,<br />

The World Bank, Washington, DC, USA, 2006<br />

[6] Kölbl, J.: Process Benchmarking in Water Supply Sector:<br />

Management of Physical Water Losses. Dissertation,<br />

Schriftenreihe zur Wasserwirtschaft, 56, Technische<br />

Universität Graz, Österreich, 2009, ISBN 978-3-85125-<br />

055-8<br />

[7] Lambert, A.; Brown, T.G.; Takizawa, M.; We<strong>im</strong>er, D.: A Review<br />

of Performance Indicators for Real Losses from Water<br />

Supply Systems. AQUA, Vol. 48 No. 6, 1999, ISSN<br />

0003-7214<br />

[8] Lambert, A.; Hirner, W.: Losses from water supply systems:<br />

Standard terminology and recommended performance<br />

measures. - IWA Blue Pages, London, UK, 2000<br />

[9] Liemberger, R.: Wasserbilanz und Wasserverlust-Indikatoren.<br />

– aqua press International, 2/2005, Wien<br />

[10] ÖNorm B 2538 „Transport-, Versorgungs- und Anschlussleitungen<br />

von Wasserversorgungsanlagen – Ergänzende<br />

Best<strong>im</strong>mungen zu ÖNORM EN 805“ (2002)<br />

[11] ÖVGW-Richtlinie W 63 „Wasserverluste in Versorgungsnetzen,<br />

Anschlussleitungen und Verbrauchsleitungen –<br />

Feststellungen, Beurteilungen und Maßnahmen zur Verminderung“<br />

(1993)<br />

[12] ÖVGW-Richtlinie W 63 „Wasserverluste in<br />

Trinkwasserversorgungs¬systemen – Ermittlung, Bewertung<br />

und Maßnahmen zur Verminderung“ (2009)<br />

[13] ÖVGW-Richtlinie W 77 „Bereitstellung von Löschwasser<br />

durch die Wasserversorgungsunternehmen“ (2000)<br />

[14] ÖVGW-Richtlinie W 100 „Wasserverteilleitungen - Betrieb<br />

und Instandhaltung“ (2007)<br />

[15] ÖVGW-Richtlinie W 105 „Schadensstatistik“ (2011)<br />

11 / 2011 837


Fachbericht<br />

Wasserversorgung<br />

Wechsel wirkungen zwischen Trinkwasser<br />

qualität, Rohrwerk stoffen sowie<br />

Sanierungs- und Netzpflegemaßnahmen 1)<br />

Von Dr. Gabriele Weirauch<br />

In Deutschland unterliegt die Gewinnung und Aufbereitung von Roh- zu Trinkwasser hohen Qualitätsstandards, so dass<br />

ein Trinkwasser entsprechend den gesetzlichen Anforderungen [1] ästhetisch und hygienisch einwandfrei in das Verteilungsnetz<br />

eingespeist wird. Zwischen der Aufbereitungsanlage und dem Verbraucher liegt jedoch unter Umständen ein<br />

kilometerlanges Leitungssystem, das die Wasserqualität infolge von chemischen, physikalischen, aber auch biologischen<br />

Prozessen beeinflussen kann. Im Gegenzug kann aber auch die eingespeiste Wasserqualität trotz hochwertiger Aufbereitung<br />

den Rohrwerkstoff angreifen und langfristig zerstören, wenn Wasserbeschaffenheit und Rohrwerkstoff nicht<br />

aufeinander abgest<strong>im</strong>mt sind. Normalerweise besteht aber ein existierendes Versorgungsnetz nicht nur aus einem einzelnen<br />

Rohrwerkstoff, sondern aus einer Vielzahl verschiedener Rohrwerkstoffe, deren Alter und Zustand zusätzlich<br />

stark variiert, wodurch eine gezielte Aufbereitung erschwert wird und andere Maßnahmen erforderlich sind. Die häufigsten<br />

Probleme, die sich aus der Wechselwirkung zwischen Trinkwasser und Rohrwerkstoff ergeben, sind erhöhte<br />

Rohrrauheit, verfärbtes Wasser und Ke<strong>im</strong>e <strong>im</strong> Wasser. Anhand einer Literaturstudie wurde der aktuelle Wissensstand<br />

über die häufigsten Ursachen für diese Beeinträchtigungen der Trinkwasserqualität in Deutschland – Biofilm, Korrosion<br />

und sed<strong>im</strong>entierte oder <strong>im</strong> Wasser suspendierte Partikel – sowie mögliche Maßnahmen dagegen zusammengefasst.<br />

Biofilm<br />

Biofilme kommen unabhängig vom Rohrwerkstoff in so gut<br />

wie jedem Verteilungssystem vor [4]. Der Nachweis von<br />

Biofilmen durch Wasserproben wird allerdings dadurch erschwert,<br />

dass sich die Biomasse zum großen Teil (~95 %) auf<br />

der Rohroberfläche und nur ein geringer Teil <strong>im</strong> Wasserkörper<br />

befindet [5]. So geben Wasserproben keine Auskunft darüber,<br />

wo genau sich Biofilme abgelagert haben, welches Ausmaß<br />

sie haben und welche Organismen darin leben. Jedoch<br />

können Wasserproben einen groben Anhaltspunkt geben, an<br />

welcher Stelle sich „Brennpunkte“ finden [6].<br />

Wachstum<br />

Nährstoffe:<br />

• AOC/BDOC<br />

• Phosphor/Sulfat<br />

• Stickstoffverbindungen<br />

pH-Wert<br />

Temperatur<br />

Biofilmstruktur<br />

Sauerstoff<br />

Kationen (Ca 2+ , Fe 2+ etc.)<br />

Fließbedingungen<br />

Schutz & Nährstoffe<br />

Korrosion & Ablagerungen<br />

Erhöhte Koloniezahlen<br />

Biokorrosion<br />

Braunwasser<br />

Veränderte Rohrrauheit<br />

Die Folgen von Biofilmen reichen von veränderter Rohrrauheit<br />

über ein mikrobielles Mitwirken bei Braunwasser und<br />

Biokorrosion bis hin zu erhöhten Ke<strong>im</strong>zahlen <strong>im</strong> Trinkwasser<br />

[7], wobei obligat pathogene Mikroorganismen normalerweise<br />

gar nicht und fakultativ pathogene Ke<strong>im</strong>e nur sehr<br />

selten auftreten [5].<br />

Bedeutend für die Ansiedlung und Vermehrung von Mikroorganismen<br />

ist, wie in Bild 1 dargestellt, eine ausreichende<br />

Versorgung mit Nährstoffe. Unter Nährstoffe [4, 8] fallen<br />

Phosphor, Stickstoffverbindungen, Eisen und Mangan, die<br />

wichtigsten Nahrungsquellen sind aber meist Kohlenstoffverbindungen,<br />

die von den Mikroorganismen verwertet werden<br />

können: AOC (Ass<strong>im</strong>ilierbarer organischer Kohlenstoff) und<br />

BDOC (Biologisch abbaubarer gelöster organischer Kohlenstoff).<br />

Unter den physikalischen Einflussfaktoren begünstigen<br />

hohe Temperaturen und ein pH-Wert unter 9 eine Vermehrung<br />

[4, 9]. Ablagerungen, insbesondere auch durch korrodierte<br />

Oberflächen, bieten den sich ansiedelnden Ke<strong>im</strong>en<br />

Schutz vor hohen Strömungsgeschwindigkeiten und Desinfektionsmittel<br />

sowie ein erhöhtes Nahrungsangebot [10, 11].<br />

Die Rauheit neuer Rohre ist hingegen nur kurzfristig bedeutend,<br />

so begünstigt eine erhöhte Rauheit die Erstbesiedlung,<br />

aber nach Ausbildung eines Biofilms verliert die ursprüngliche<br />

Oberflächenbeschaffenheit genauso wie das Alter der Rohre<br />

Bild 1: Einflussfaktoren auf die Bildung von Biofilm sowie Folgen von<br />

mikrobiellen Aktivitäten [2, 3]<br />

1) Zusammenfassung der gleichnamigen Masterarbeit an der<br />

Bauhaus-Universität We<strong>im</strong>ar unter Betreuung von Dr.-Ing.<br />

Hans-Christian Sorge (IWW Rheinisch-Westfaelisches Institut<br />

für Wasser Regionalstandort Rhein-Main)<br />

838 11 / 2011


und der Rohrwerkstoff, sofern dieser keine Nährstoffe abgibt,<br />

ihre Bedeutung [5, 12, 13].<br />

Die Struktur des Biofilms wird, vor allem in der Anfangsphase,<br />

durch den Sauerstoffgehalt <strong>im</strong> Wasser und die Fließgeschwindigkeit<br />

beeinflusst. So führen hohe Fließgeschwindigkeiten<br />

zu kompakteren und dünneren Biofilmen, die resistenter<br />

gegenüber mechanischen Stress sind [12, 14]. Ein geringer<br />

Sauerstoffgehalt <strong>im</strong> Wasser führt bei der Erstbesiedlung<br />

zunächst zu streifigen oder flockigen Biofilmen [12], aber<br />

<strong>im</strong> weiteren Verlauf verliert die Sauerstoffkonzentration aufgrund<br />

des unterschiedlichen Sauerstoffbedarfs der verschiedenen<br />

Bakterienstämme an Bedeutung [15]. Ein weiterer Faktor,<br />

der sich auf die Struktur des Biofilms auswirken kann, ist<br />

die Kationen-Konzentration. Durch die Einlagerung von positiv<br />

geladenen Ionen in den extrazellulären, polymeren Substanzen<br />

(EPS) des Biofilms kann sich die Elasitizität des Films<br />

erhöhen [16, 17, 18].<br />

Die einzige Möglichkeit, Biofilme langfristig zu vermeiden,<br />

wäre eine Wasserverteilung von Beginn an mit einem relativ<br />

hohen Desinfektionsmittelrestgehalt, der auch bis in den Endsträngen<br />

aufrecht erhalten werden muss [13]. Eine Dauerdosierung<br />

(z. B. Dauerchlorung) kann aber z. B. zu einer vorzeitigen<br />

Alterung und Versprödung von PE-Rohren führen [19].<br />

Gleichfalls können Chlor und andere oxidierende Zusatzmittel<br />

Stahl- und Gussrohre angreifen [20]. In Deutschland, wie<br />

auch in einigen anderen europäischen Ländern, ist eine Trinkwasserverteilung<br />

mit Desinfektionsmittelrestgehalt nur noch<br />

selten, denn zum einen widerspricht dies dem Min<strong>im</strong>ierungsgebot<br />

an Zusätzen in der Trinkwasserversorgung, zum anderen<br />

ist meist eine Dauerdosierung mit einem Desinfektionsmittel<br />

auch nicht notwendig, um ein Wasser frei von bedenklichen<br />

oder gar gesundheitsgefährdenden Mikroorganismen<br />

bereitzustellen [21]. Denn nach der Anfangsphase, in<br />

der vermehrt Ke<strong>im</strong>e <strong>im</strong> Wasser nachgewiesen werden können,<br />

bildet sich meist ein stabiler Biofilm mit äußerst geringem<br />

Aufke<strong>im</strong>ungsrisiko aus. Dies setzt jedoch voraus, dass die <strong>im</strong><br />

Versorgungsnetz verwendeten Werkstoffe (Rohre, Einbauten<br />

oder Dichtungen) keine Nährstoffe abgeben [22, 23] und die<br />

chemischen sowie physikalischen Eigenschaften des Wassers<br />

sich nicht drastisch ändern [24, 25]. Bei jeder Änderung –<br />

insbesondere bei sehr plötzlichen und schnellen Wechsel der<br />

Wasserbeschaffenheit oder der Betriebsbedingungen – reagiert<br />

der Biofilm mit einer Anpassung an die neuen Umgebungsbedingungen<br />

[7]. Diese Umbildungsprozesse bedeuten<br />

aber auch ein erhöhtes Risiko der Ke<strong>im</strong>abgabe an das Wasser,<br />

die erst wieder zurückgehen, wenn sich der Biofilm den neuen<br />

Bedingungen angepasst hat. Von besonderer Bedeutung<br />

sind Schwankungen des Desinfektionsmittelrestgehalts bzw.<br />

kurzzeitige Dosierung eines Desinfektionsmittels. Veränderungen<br />

der Nährstoffkonzentration oder der Temperatur können<br />

nur dann zu einer verstärkten Vermehrung führen, wenn<br />

sie extrem und schnell erfolgen [24]. Langsame Temperaturanstiege<br />

und Nährstoffzunahme führen hingegen zu keinen<br />

nennenswerten Aufke<strong>im</strong>ungserscheinungen [21].<br />

Eine plötzliche, starke Erhöhung der Fließgeschwindigkeit,<br />

wie sie z. B. bei Spülungen und Reinigungen auftritt, kann den<br />

Biofilm beschädigen, dies führt dann bis zu dessen Stabilisierung<br />

wieder zu einer verstärkten Vermehrung und Ke<strong>im</strong>abgabe<br />

an das Wasser [4, 26]. Regelmäßiges Spülen der Leitung<br />

ist dann notwendig, wenn Sed<strong>im</strong>ente und abgelagerte Korrosionsprodukte<br />

Schutz vor Desinfektionsmitteln und Scherkräften<br />

sowie zusätzliche Nährstoffe für eine mikrobielle Vermehrung<br />

bedeuten [11].<br />

Um eine vollständige Beseitigung eines bestehenden Biofilms<br />

mittels einer Rohrdesinfektion zu erreichen, wäre in der<br />

Regel eine Desinfektionsmittelkonzentration nötig, die die<br />

Grenzwerte der gesetzlichen Vorschriften und Richtlinien<br />

überschreitet [27, 28]. Eine zu geringe Dosierung bewirkt<br />

aber nur eine Inaktivierung oder teilweise Abtötung der oberen<br />

Schichten, die später dann wieder als Nährstoffe dienen<br />

und zu einer verstärkten Vermehrung und Aufke<strong>im</strong>ung führen<br />

[29]. Zusammengefasst stellt<br />

ein stabiler Aufbereitungsprozess und damit eine stabile<br />

Wasserqualität,<br />

gleichmäßige Fließbedingungen,<br />

niedrige Temperaturen,<br />

die Verwendung nährstoffarmer Werkstoffe und<br />

die Vermeidung von Ablagerungen, rauen Oberflächen<br />

sowie Verunreinigungseintrag von außen<br />

die beste Methode dar, um eine Aufke<strong>im</strong>ung des Wassers zu<br />

unterbinden.<br />

Korrosion<br />

In Deutschland werden heutzutage keine Stahl- oder Gussrohre<br />

mehr ohne eine Innenauskleidung verlegt. Es befindet<br />

sich aber <strong>im</strong>mer noch eine große Zahl an alten ungeschützten<br />

Leitungen <strong>im</strong> Einsatz (ca. 50 – 65 % des gesamten TW-Rohrnetzbestandes<br />

[30]). Unter gleichbleibenden Bedingungen<br />

bereiten diese aber häufig keine oder nur geringe Probleme,<br />

da sich auf ihnen eine schützende Deckschicht aus Korrosionsprodukten<br />

und Wasserinhaltsstoffen gebildet hat, die das<br />

Fortschreiten der Korrosion deutlich verlangsamt [31]. Problematisch<br />

wird es, wenn sich aufgrund rückläufiger Bevölkerungs-<br />

und Verbrauchszahlen die Trinkwasser-Abgabemengen<br />

reduzieren und dadurch längere Verweilzeiten des Wassers<br />

<strong>im</strong> Leitungssystem auftreten [32]. Durch den abnehmenden<br />

Sauerstoffgehalt <strong>im</strong> Trinkwasser während der Stagnation<br />

werden dreiwertige Eisenverbindungen aus der schützenden<br />

Deckschicht metallener Rohrleitungen reduziert und diese<br />

Schicht u.U. beschädigt [33]. Als Folge der Reduktion werden<br />

zweiwertige Eisenionen an den Wasserkörper abgegeben,<br />

die bei Erhöhung der Fließgeschwindigkeit und erhöhter<br />

Sauerstoffzufuhr wieder oxidieren und so zu Rostwasserproblemen<br />

führen (siehe Bild 2). Besonders deutlich tritt<br />

dieses Phänomen auf, wenn nach einem geringen Verbrauch<br />

des Nachts die Fließgeschwindigkeiten und damit der Sauerstoffgehalt<br />

morgens schnell ansteigen.<br />

Wie be<strong>im</strong> Biofilm kann auch eine Umstellung der Wasserqualität<br />

zu vermehrtem Auftreten von Rostwasser durch<br />

die Umbildung der Deckschichten führen [34]. Die häufigste<br />

Form der Wasserumstellung in Deutschland, welche die Deckschichten<br />

beeinflusst, ist die Umstellung von hartem, gut gepuffertem<br />

Grundwasser auf weichere, weniger gepufferte<br />

11 / 2011 839


Fachbericht<br />

Wasserversorgung<br />

Rohwasser<br />

Organische und<br />

anorganische<br />

Verbindungen<br />

Aufbereitungsprozess<br />

•Flockungsmittel<br />

•Filterpartikel<br />

Verunreinigung<br />

•Bauarbeiten<br />

•Sickerwasser<br />

Talsperrenwässer (meist verbunden mit der Einspeisung sog.<br />

Mischwassers in das Netz – bestehend aus Grund- und Oberflächenwasser)<br />

[35]. Negativ auf bestehende Deckschichten<br />

wirkt sich auch eine Erhöhung des Neutralsalzgehalts z. B.<br />

durch eine Chlorung aus [36].<br />

Hydraulische Beeinträchtigungen infolge von Korrosion in<br />

ungeschützten Stahl- und Gussrohren entstehen durch Inkrustationen,<br />

die wie in Bild 2 gezeigt den Rohrquerschnitt<br />

verengen, und Ablagerungen der Korrosionsprodukte, die die<br />

Rohrrauheit erhöhen [37, 31].<br />

Besteht nicht die Möglichkeit, Rohre, die vermehrt zu<br />

Problemen führen, zu sanieren oder auszutauschen, können<br />

phosphathaltige Inhibitoren dosiert werden. Dadurch werden<br />

die Oberflächen geglättet und ein weiterer Korrosionsangriff<br />

verringert. Jedoch können Inhibitionszusätze in der Regel<br />

nicht einfach wieder abgesetzt werden, da die Probleme<br />

dann zeitversetzt wieder auftreten [38, 39]. Nach entsprechenden<br />

Untersuchungen kann aber häufig die Dosierung reduziert<br />

oder die Zusammensetzung auf phosphatärmere Mittel<br />

umgestellt werden, die die Umwelt in geringerem Ausmaß<br />

Einflussfaktoren<br />

• Wasserinhaltsstoffe<br />

• Chem. Parameter (pH, AQ, …)<br />

• Phys. Parameter (m/s, °C, …)<br />

• Biol. Parameter (Bakterien)<br />

Günstige Wasserparameter<br />

→ Bildung schützender<br />

Deckschichten<br />

Unterschiedlicher<br />

Einflussfaktoren bei:<br />

• Pr<strong>im</strong>äre Reaktion<br />

• Deckschichtenbildung<br />

• Bestehende Deckschichten auf<br />

→ Korrosionsrate<br />

→ Eisenabgaberate<br />

Neubildung<br />

Post-Flockung<br />

Calcit-Lösung & Korrosion<br />

Sed<strong>im</strong>entation<br />

Ca 2+ Ca 2+<br />

Ca 2+<br />

Fe 2+ Fe 2+<br />

Fe 2+<br />

Rostwasser<br />

Veränderte Rohrrauheit<br />

Rohrquerschnittverengung<br />

O 2 -, Cl 2 - Zehrung<br />

Mikrobiologische Wachstum<br />

Zerstörung des Rohrmaterials<br />

Adsorption giftiger Substanzen<br />

Bild 2: Einflüsse auf und Folgen von Korrosion in ungeschützten Stahl<br />

und Gussrohren<br />

Fe 2+<br />

Schutz & Nährstoffe für<br />

Mikroorganismen<br />

Fe 2+<br />

Fe 2+<br />

Mobilisierung<br />

Fließgeschwindigkeit + Schleppspannung<br />

Bild 3: Einflussfaktoren und Folgen von Partikeleintrag von außen<br />

und Partikelentstehung <strong>im</strong> Rohr<br />

belasten [40, 41]. Ein erhöhtes mikrobiologisches Wachstum<br />

ist durch die phosphathaltigen Mittel nicht zu erwarten, da<br />

die geglättete Oberfläche gegenüber der rauen, korrodierten<br />

Oberfläche einen für Mikroorganismen ungünstigeren Lebensraum<br />

ohne Schutz darstellt [42]. Ausnahmen stellen nur<br />

die sehr seltenen Fälle dar, bei denen das Biofilmwachstum<br />

durch Phosphat und nicht, wie meist der Fall, durch die Kohlenstoffverbindungen<br />

l<strong>im</strong>itiert ist [43].<br />

Die wichtigsten Faktoren, um die Korrosions- und Eisenabgaberate<br />

bei alten, ungeschützten Stahl- und Gussrohren<br />

so gering wie möglich zu halten sind:<br />

kontinuierliche Fließbedingungen und Vermeidung von<br />

Stagnation<br />

niedriger Neutralsalzgehalt<br />

gleichbleibende Wasserbeschaffenheit<br />

gegebenenfalls Dosierung von Korrosionsinhibitoren<br />

Sed<strong>im</strong>ente und Trübung<br />

Eine Verfärbung oder Trübung des Wassers hat seine Ursache<br />

nicht nur in der Korrosion ungeschützter Stahl- und<br />

Gussrohre, auch wenn dies die bekannteste Ursache ist. Viele<br />

suspendierte und sed<strong>im</strong>entierte Partikel in einem Versorgungsnetz<br />

werden durch das aufbereitete Wasser eingetragen<br />

[44]. Meist sind dies gelöste Metall- oder organische<br />

Kohlenstoff-Verbindungen <strong>im</strong> Rohwasser, die in der Aufbereitung<br />

schwer zu entfernen und nachzuweisen sind [45, 46].<br />

Eine weitere Variante des Eintrags von Partikel von außen ist<br />

durch Verunreinigungen infolge von Bauarbeiten oder einsickerndes<br />

Wasser [47]. Ob sich eingetragene Partikel auf der<br />

Rohroberfläche ablagern, hängt wesentlich von der Fließgeschwindigkeit<br />

ab. Je größer die Fließgeschwindigkeit, desto<br />

geringer ist das Risiko einer Sed<strong>im</strong>entation [48]. Im Rohr<br />

können weitere Prozesse die Vergrößerung der eingetragenen<br />

Partikel zur Folge haben (Postflockung) [49], es können<br />

sich aber auch Partikel durch Korrosion in Stahl- und Gussrohren<br />

oder durch Calcitlösung von Zementmörtelauskleidung<br />

neu bilden. Die genannten Ursachen und Prozesse <strong>im</strong><br />

Leitungssystem sind schematisch in Bild 3 dargestellt. Neben<br />

der Beeinträchtigung der Hydraulik durch Ablagerungen<br />

kann die Vermehrung von Mikroorganismen begünstigt werden,<br />

einerseits durch Nährstoffe aus den Sed<strong>im</strong>enten und andererseits<br />

durch den Schutz vor Scherkräften durch die Ablagerungen<br />

[50].<br />

MaSSnahmen<br />

Spülung und Reinigung<br />

Eine Möglichkeit Korrosionsprodukte und andere Sed<strong>im</strong>ente,<br />

die zur Trübung oder Braunwasser führen, zu beseitigen, ist<br />

die Spülung oder Reinigung der Leitung. Die verschiedenen<br />

Spülverfahren beruhen darauf, mit hohen Fließgeschwindigkeiten<br />

und Schleppspannungen die Ablagerungen zu mobilisieren<br />

und auszutragen. Die Nachhaltigkeit und Effizienz der<br />

Spülungen hängt davon ab, ob die Höhe der Fließgeschwindigkeit<br />

und der Schleppspannung auf die Größe, Dichte und<br />

Anhaftung der sed<strong>im</strong>entierten Partikel abgest<strong>im</strong>mt und so-<br />

840 11 / 2011


Tabelle 1: Maßnahmen zur Reduzierung unerwünschter Wechselwirkungen<br />

zwischen Rohrwerkstoff und Trinkwassergüte: „+“: Nachhaltig;<br />

„(+)“: Nachhaltigkeit abhängig von der Ursache<br />

mit ausreichend ist, diese auch wirklich auszutragen [48,<br />

51]. Die benötigte Fließgeschwindigkeit kann empirisch<br />

durch schrittweise Erhöhung der Geschwindigkeit best<strong>im</strong>mt<br />

werden [52]. Anhand einer Analyse der Ablagerungszusammensetzung<br />

und der abgelagerten Mengen<br />

in einer best<strong>im</strong>mten Zeitspanne in eingegrenzten Netzabschnitten<br />

können<br />

Ursachen (Eintrag von außen, Entstehung <strong>im</strong> Netz)<br />

best<strong>im</strong>mt,<br />

besonders betroffene Abschnitte <strong>im</strong> Leitungsnetz erkannt<br />

und<br />

die Spülintervalle abschnittsspezifisch angepasst werden.<br />

Mit einer derartigen Erstellung opt<strong>im</strong>ierter Spülpläne können<br />

die Effizienz gesteigert und Kosten gespart werden<br />

[52]. Bei sehr hartnäckigen Ablagerungen und Inkrustationen<br />

reichen die mit herkömmlichen Wasserspülungen<br />

erzielten Fließgeschwindigkeiten jedoch oftmals nicht<br />

aus. Durch eine Weiterentwicklung der Wasserspülung<br />

sind Verfahren wie z. B. die Wasser-Luft-Impulsspülung<br />

entstanden. Diese Verfahren benötigen weit geringere<br />

Wassermengen und erreichen deutlich höhere Fließgeschwindigkeiten<br />

[48]. Die Gefahr bei diesen Methoden<br />

wie auch bei der mechanischen Reinigung besteht aber<br />

in der Beschädigung von schützenden Deckschichten in<br />

Stahl- oder Gussrohren und von Biofilmen [26, 51]. Bis<br />

sich wieder eine Schutzschicht oder stabiler Biofilm ausgebildet<br />

hat, ist vermehrt mit Braunwasser und Aufke<strong>im</strong>ung<br />

zu rechnen. Daher sind diese Verfahren nur dann<br />

einzusetzen, wenn hartnäckige Ablagerungen und Inkrustationen<br />

die Hydraulik stark beeinträchtigen und/oder eine<br />

Sanierung mit Relining-Verfahren oder Zementmörtelauskleidung<br />

behindern würden.<br />

Zementmörtelauskleidung<br />

Eine Zementmörtelauskleidung kann die Nutzungsdauer<br />

einer Stahl- oder Gussleitung um Jahrzehnte verlängern<br />

[53]. Grundvoraussetzung ist allerdings, dass die<br />

statische Resttragfähigkeit des Rohres noch ausreichend<br />

ist und schädigende Korrosionsangriffe hauptsächlich <strong>im</strong><br />

Leitungsinneren stattgefunden haben. Die Zementmörtelschicht<br />

auf der Rohrinnenseite bewirkt aufgrund der<br />

physischen Trennung des Wassers vom Metall einen passiven<br />

Korrosionsschutz und zusätzlich infolge der hohen<br />

Alkalität des Zementmörtels auch einen aktiven Schutz<br />

[54, 55]. Die ZM-Auskleidung kann aber auch, vor allem<br />

in der Anfangszeit, die Wasserqualität beeinflussen, wobei<br />

die Wasserbeschaffenheit wiederum einen entscheidenden<br />

Einfluss auf die Dauer und die Höhe der Wasserqualitätsänderung<br />

hat. So muss bei einer frischen ZMA<br />

mit einem Anstieg des pH-Wertes infolge der Alkalität<br />

des Mörtels gerechnet werden [56]. Die Dauer und Höhe<br />

des pH-Anstiegs wird wesentlich von der Höhe der<br />

Säurekapazität K S4,3<br />

(Hydrogencarbonat-Konzentration)<br />

best<strong>im</strong>mt [57]. Je höher diese ist, desto schneller bildet<br />

sich eine schützende Calciumcarbonat-Schicht und<br />

der pH-Wert sinkt wieder ab. Bei niedriger Säurekapazi-<br />

Maßnahmen<br />

Maßnahmen<br />

Innenkorrosion<br />

Deckschichten I<br />

Ablagerungen<br />

Inkrustationen<br />

Braunfärbungen<br />

Trübungen<br />

Biofilm<br />

Aufke<strong>im</strong>ung<br />

Ausreichender Sauerstoffgehalt + (+) 1 (+) 1 (+) 2<br />

Reduzierung AOC, BOC (-) 3 + + +<br />

Reduzierung Ammonium, Nitrat, Nitrit (+) 2 + + +<br />

Reduzierung Phosphor, Phosphat (-) 3 + + +<br />

Reduzierung Eisen, Mangan + + +<br />

Reduzierung Neutralsalze (Chlor, Sulfat) + (+) 1 (+) 1 (+) 4 (+) 4<br />

Anpassung an Calcitsättigung + + + +<br />

Anpassung des pH-Werts II + (+) 1 (+) 1 + +<br />

Anpassung der Säurekapazität K S4,3<br />

III<br />

+ (+) 1 (+) 1 +<br />

Vermeidung Desinfektionsmittelrestgehalt<br />

ZMA-Auslaugung<br />

PE-Versprödung<br />

+ (+) 1 (+) 1 (±) 5 +<br />

Niedrige Temperatur + (+) 1 (+) 1 + +<br />

Gleichbleibende Wasserparameter + (+) 1 (+) 1 +<br />

I<br />

ausgebildete, schützende Deckschichten<br />

in ungeschützten Stahl- und Gussrohren:<br />

Korrosions- und Eisenabgaberate<br />

II<br />

Korrosionsdeckschichten: pH > 7,5<br />

Biofilm: pH > 8 (verlangsamte Vermehrung)<br />

ZMA: pH > 7,8 (geringeres Risiko<br />

Säureangriff)<br />

III<br />

Innenkorrosion<br />

Deckschichten I<br />

bei Eisenabgaberate abhängig vom<br />

Neutralsalzgehalt: niedrige Säurekapazität<br />

bei hohem Neutralsalzgehalt bzw. hohe<br />

Säurekapazität bei niedrigem Neutralsalzgehalt<br />

bei Korrosionsrate: möglichst hohe<br />

Säurekapazität<br />

Ablagerungen<br />

Inkrustationen<br />

Braunfärbungen<br />

Trübungen<br />

Biofilm<br />

Aufke<strong>im</strong>ung<br />

Spülung + + (+) 1<br />

Reinigung II (+) 1 (+) 1 (+) 1<br />

Sanierung III + (+) 2 (+) 2 (+) 2<br />

Erneuerung/Austausch IV + (+) 2 (+) 2 (+) 2 + +<br />

Inhibitor-Dosierung + (+) 2 (+) 2 (+) 2<br />

Leitungsdesinfektion (+) 3<br />

Opt<strong>im</strong>ierte Aufbereitung + + + + + (+) 4<br />

Umbau Netzstruktur V + + + (+) 5<br />

I<br />

I<br />

III<br />

IV<br />

V<br />

ausgebildete, schützende Deckschichten<br />

in ungeschützten Stahl- und Gussrohren:<br />

Korrosions- und Eisenabgaberate<br />

meist in Verbindung mit Spülungen<br />

z. B. mit Zementmörtelauskleidung oder<br />

Linern<br />

gegen (korrosions-)unempfindlicher<br />

Material<br />

zur Änderung der Hydraulik (ausreichend<br />

hohe Fließgeschwindigkeit, Vermeidung<br />

von Stagnation)<br />

ZMA-Auslaugung<br />

PE-Versprödung<br />

1<br />

Beschädigung der Deckschicht oder<br />

Biofilm möglich<br />

2<br />

vor allem bei Korrosion als Ursache<br />

3<br />

bei bestehendem Biofilm nur bei hohen<br />

Konzentrationen, nachträgliche<br />

Spülung/Reinigung erforderlich<br />

4<br />

Verteilung ohne Desinfektionsmittelrestgehalt<br />

5<br />

Stagnationseinfluss nur bei schlecht<br />

ausgebildeten Biofilmen<br />

Tabelle 2: Opt<strong>im</strong>ierung der Wasseraufbereitung zur Reduzierung unerwünschter<br />

Wechselwirkungen zwischen Rohrwerkstoff und Trinkwassergüte:<br />

„+“: wirksam; „(+)“: Wirksamkeit abhängig von der Ursache; „(-)“:<br />

nachteilig; „(±)“: bedingt wirksam<br />

1<br />

vor allem bei Korrosion als Ursache<br />

2<br />

MIC, sonst eingeschränkter Einfluss<br />

3<br />

Huminstoffe, Phosphate: inhibitierende<br />

Wirkung<br />

4<br />

vor allem Sulfat<br />

5<br />

stabile, gleichbleibende Wasserparameter<br />

und Vermeidung des Ke<strong>im</strong>eintrags<br />

von außen sind besser geeignet<br />

11 / 2011 841


Fachbericht<br />

Wasserversorgung<br />

tät eines Wassers kann die Bildung einer Calciumcarbonat-<br />

Schicht durch<br />

Einfahren mit harten Wässern [57],<br />

Zugabe von Natriumhydrogencarbonat [57],<br />

Füllung des Rohres mit Kohlenstoffdioxidgas [57] oder<br />

Auftragen einer Phosphatlösung mit anschließender<br />

Ca(OH) 2<br />

-Lösung (keine praktische Erfahrung) [54]<br />

unterstützt werden. Hohe Fließgeschwindigkeiten und niedrige<br />

Temperaturen beschleunigen ebenfalls die Deckschichtenbildung,<br />

die entgegengesetzten Parameter führen dagegen zu<br />

einer tiefergehenden Carbonatisierung, welche langfristig die<br />

Auslaugung von z. B. Kalium verringert [56]. Werden Rohre<br />

mit fabrikseitig aufgebrachter ZMA verlegt, können durch die<br />

Herstellungsbedingungen und längere Lagerung der Rohre die<br />

Dauer und Höhe des pH-Anstiegs verringert werden [54, 56].<br />

Vor der Desinfektion sollte in jedem Fall aber eine Messung<br />

des pH-Wertes erfolgen, damit das eingesetzte Desinfektionsmittel<br />

auch wirksam ist. Dank seiner Wirksamkeit auch<br />

bei relativ hohen pH-Werten empfiehlt sich die Verwendung<br />

von Chlordioxid [25]. Calcitlösende, weiche Wässer, wie sie in<br />

Deutschland bei Talsperren teilweise vorliegen, können eine<br />

ZMA langfristig aufweichen und schädigen [54].<br />

Andere Rohrwerkstoffe<br />

Neben ungeschützten und ZM-ausgekleideten Stahl- und<br />

Gussrohren kommen auch andere Rohrwerkstoffe in deutschen<br />

Versorgungsnetzen vor. Der Anteil an PE-Rohren n<strong>im</strong>mt<br />

dabei <strong>im</strong>mer weiter zu. Die Eigenschaften von PE-Rohren<br />

wurden in den letzten Jahren <strong>im</strong>mer weiter entwickelt, so<br />

dass die heute eingesetzten Materialien in der Regel keine<br />

Beeinträchtigungen be<strong>im</strong> Betrieb mit Trinkwasser erleiden.<br />

Bei früheren PE-Generationen bis zur Einführung von HD-<br />

PE tritt infolge der geringeren PE-Dichte durch eine Dauerchlorung<br />

eine vorzeitige Alterung und Versprödung auf [19].<br />

Auf dem Rückzug befinden sich Asbestzementrohre, die<br />

seit 1995 nicht mehr hergestellt bzw. verlegt werden dürfen.<br />

Asbestzementrohre unterliegen den gleichen Einsatzgrenzen<br />

wie ZMA-Rohre. Wird der Zementmörtel, der die Asbestfasern<br />

umhüllt, durch ungünstige Wasserqualitäten aufgeweicht<br />

und abgetragen, können die Fasern in das Wasser<br />

gelangen. Aufgrund der krebserregenden Fasern sollten diese<br />

Rohre ab einer Konzentration von mehreren 10.000 Fasern je<br />

Liter Trinkwasser langfristig ausgetauscht werden (DVGW-<br />

Mitteilung Anfang der 1990er Jahre). Eine Möglichkeit, die<br />

Faserabgabe zu beseitigen ohne die Rohre sofort auszutauschen,<br />

ist die Aufbringung einer ZMA oder Einbringen eines<br />

sog. U-Liners, Schlauchreling kann eventuell problematisch<br />

bei der Verklebung sein [58].<br />

Auswahl von Maßnahmen<br />

Bei der Auswahl der Maßnahmen ist neben der technischen<br />

Realisierbarkeit und der Effizienz auch die wirtschaftliche<br />

Nachhaltigkeit zu berücksichtigen. Zu unterscheiden sind Methoden,<br />

die die Ursache von Qualitätsproblemen beseitigen<br />

oder nur deren Auswirkungen bekämpfen. Zu der ersten Gruppe<br />

zählen die Umstellung der Wasseraufbereitung und – insbesondere<br />

bei Korrosion – der Austausch von Rohren bzw. und<br />

unter gewissen Voraussetzungen (z. B. ausreichende Resttragfähigkeit)<br />

die Auskleidung mit Zementmörtel. In der Regel<br />

sind dazu höhere Investitionskosten notwendig, langfristig<br />

werden aber die laufenden Betriebskosten dadurch gesenkt.<br />

Zur zweiten Gruppe gehören die Inhibitordosierung, Spülungen<br />

oder Reinigung. Diese belasten zwar die Betriebskosten,<br />

können aber, wenn sie angepasst und opt<strong>im</strong>iert sind, sehr wirkungsvoll<br />

sein. Die Auskleidung mit ZM oder Schlauchreling<br />

können die Betriebszeit deutlich verlängern (in Abhängigkeit<br />

des Leitungszustands und der Korrosionsangriffe), sind aber<br />

aufwändiger und meist kostenintensiver als z. B. Spülungen,<br />

allerdings günstiger als Neuverlegungen.<br />

Im Allgemeinen müssen die Kosten für die Verfahren aber<br />

fallabhängig geprüft und kalkulatorisch mit alternativen Maßnahmen<br />

verglichen werden, idealer Weise unter Verwendung<br />

sog. Barwertmethoden. Die Eignung der genannten Maßnahmen<br />

gibt Tabelle 1 wieder. In Tabelle 2 sind die Prozesse in<br />

der Wasseraufbereitung aufgelistet, durch deren Opt<strong>im</strong>ierung<br />

eine Verke<strong>im</strong>ung des Wassers, Ablagerungen und Braunwasser<br />

sowie eine Beeinträchtigung des Rohrwerkstoffs beeinflusst<br />

und verringert werden können.<br />

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s.n., 1982, Proceedings Water Quality Tech. Conference<br />

[28] Iron Bacteria in Drinking-Water Distribution Systems: Elemental<br />

Analysis of Gallionella Stalks, using X-ray energydispersive<br />

microanalysis. Ridgeway, H. F., Means, E. G. und<br />

Olson, B. H. 1 1981, Applied and Environmental Microbiology,<br />

Bd. 41, S. 288 – 297<br />

[29] Trinkwasserdesinfektion und Biofilme. Wingender, Jost,<br />

Flemming, Hans-Curt und Schulte, S<strong>im</strong>one, Schaule, Gabriela.<br />

12 2004, Energie | Wasser-Praxis , S. 102<br />

[30] DVGW-Schadensstatistik Wasser Auswertungen für die<br />

Erhebungsjahre 1997 – 1999. 12, s.l. : Wirtschafts- und<br />

Verlagsgesellschaft Gas und Wasser mbH , 2002, Bde.<br />

Wasser-Information Nr. 67<br />

[31] Iron corrosion scales: Model for scale growth, iron release,<br />

and colored water formation. Sarin, P., et al. 4 2004, Journal<br />

of Environmental Engineering, S. 364 – 373<br />

[32] Auswirkungen demografischer <strong>Entwicklungen</strong> auf die<br />

Wasserversorgung. Wricke, B. und Korth, A. 10 2007,<br />

Energie|Wasser-Praxis , S. 30-37<br />

[33] Instationäre Korrosion – Eine Ursache der Rostwasserbildung<br />

in Wasserverteilungsnetzen. Kuch, Alfre und Sonthe<strong>im</strong>er,<br />

Heinrich. 12 1986, gwf – wasser/abwasser, Bd.<br />

127, S. 621 – 629<br />

[34] Einfluss der Rohrleitungswerkstoffe auf die Qualität des<br />

Trinkwassers. Wagner, I. 2/3 1993, <strong>3R</strong> international, Bd.<br />

32, S. 88 – 93<br />

[35] Ergebnisse von Untersuchungen zur Vorbereitung der Umstellung<br />

der Wasserversorgung von hartem auf weiches<br />

Wasser. Böhler, E., et al. 12 2005, GWF-Wasser/Abwasser,<br />

Bd. 146, S. 938 – 944<br />

[36] The effect of chloride and orthophosphate on the release<br />

of iron from a cast iron pipe section. Lytle, D. A., et al. 5<br />

2005, Journal of Water Supply: Research and Technology—AQUA,<br />

Bd. 54, S. 267 – 281<br />

[37] Rostwasserprobleme – Ursachen und Gegenmaßnahmen.<br />

Böhler, Ernst. 1997, Veröffentlichungen aus dem TZW<br />

Karlsruhe, Bd. 2, S. 16 -39<br />

[38] Zentrale Dosierung von Korrosionsinhibitoren Teil 1: Phosphate.<br />

W215-1. s.l. : DVGW, Juli 2005<br />

[39] Zentrale Dosierung von Korrosionsinhibitoren – Teil 2: Silikat-Mischungen.<br />

W215-2. s.l. : DVGW, April 2010<br />

[40] Zentrale Dosierung von Inhibitoren zum Trinkwasser unter<br />

ökologischen und technischen Aspekten am Beispiel der<br />

Stadtwerke Göttingen AG. Schumacher, Paul G., Wagner,<br />

Ivo und Wehle, Volker. 10 1993, GWF Wasser – Abwasser,<br />

Bd. 134, S. 628 – 635<br />

[41] Zentraler Einsatz von Silikat-Mischungen als Korrosionsinhibitoren<br />

– das neue DVGW-Arbeitsblatt W 215-2. Hater,<br />

Wolfgang. 4 2010, bbr, S. 60- 65<br />

[42] The effect of phosphorus based corrosion inhibitors and<br />

low desinfection residuals on distribution biofilms. Abernathy,<br />

C. G. und Camper, A. 1998. Bde. AWWA Water Quality<br />

Technology Conference, Proceedings<br />

[43] Biofilm formation in drinking water affected by low concentrations<br />

of phosphorus. Lehtola, Markku J., Miettinen,<br />

Ilkka T. und Martikainen, Pertti J. 6 2002, Canadian Journal<br />

of Microbiology, Bd. 48, S. 494 – 499<br />

[44] Vreeburg und J.H.G. Discolouration in drinking water system:<br />

a particular approach. Technische Universität Delft.<br />

Niederlande : s.n., 2007. S. 198, Dissertation<br />

[45] Deposition of Manganese in Drinking Water Distribution<br />

System. Sly, L.I., Hodgkinson, M.C. und Arunpairojana, V. 3<br />

11 / 2011 843


Literatur<br />

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1990, Applied and Environmental Microbiology, Bd. 56,<br />

S. 628 – 639<br />

[46] Impact of enhanced and opt<strong>im</strong>ized coagulation on removal<br />

of organic matter and its biodegradable fraction in<br />

drinking water. Volk, Christian, et al. 8 2000, Water Research,<br />

Bde. Volume 34, Issue 12, S. 3247 – 3257<br />

[47] Teasdale, Peter, et al. Literature review on discoloured<br />

water formation and desktop study of industry practices.<br />

Cooperative Research Centre for Water Quality and<br />

Treatment. Salisbury, Australia : s.n., 2007. Research Report<br />

51. ISBN 18766 16776<br />

[48] Spülverfahren und Spülstrategien für Trinkwasserverteilungssysteme<br />

– Einsatzmöglichkeiten und Einsatzgrenzen.<br />

Korth, Andreas und Donath, Olaf. 6 2011,<br />

Energie|Wasser-Praxis<br />

[49] Clark, , R. M., et al. Water quality changes in a s<strong>im</strong>ulated<br />

distribution system. Journal of Water Science Research<br />

Technology ?- Aqua. 1994, Bd. 43, S. 263 – 277<br />

[50] Biological stability: a multid<strong>im</strong>ensional quality aspect of<br />

treated water. van der Kooij, D. 2000, Water, Air and Soil<br />

Pollution, Bd. 123, S. 25 – 34<br />

[51] Böhler, Ernst und Träncker, Jens. Entwicklung von Methoden<br />

zur Selektion effizienter Spülreg<strong>im</strong>e für unterbelaste<br />

Sektoren in bestehenden Wasserversorgungsnetzen<br />

zur Vermeidung der Rostwasserbildung. Forschungsvorhaben<br />

des Bundesministeriums für Bildung und Forschung<br />

(BMBF). s.l. : DVGW – Technologiezentrum Wasser Karlsruhe<br />

– Außenstelle Dresden, 2004. Abschlussbericht<br />

[52] Opt<strong>im</strong>ierung der Rohrnetzspülung. Korth, Andreas,<br />

Richardt, Sebastian und Wricke, Burkhard. 10 2007, GWF<br />

Wasser- Abwasser, Bd. 148, S. 704 – 709<br />

[53] Allgemeines zur Zementmörtelauskleidung. Zech, Horst.<br />

2006, RSV – Sonderdruck 50 Jahre Zementmörtelauskleidung<br />

in Deutschland, S. 26-30<br />

[54] Lohmann, Dirk. Untersuchungen zur Vermeidung zu hoher<br />

pH-Werte in weichen Trinkwässern bei der Inbetriebnahme<br />

von Rohrleitungen mit einer Zementmörtelauskleidung.<br />

Fakultät für Chemie, Universität Duisburg .<br />

1999. Dissertation<br />

[55] Zementmörtel-Auskleidung von duktilen Gussrohren für<br />

den Einsatz in Trinkwasser- und Abwasserleitungen. Rammelsberg,<br />

Jürgen. 4 2000, Beton-Informationen, S. 52 –<br />

59<br />

[56] Völkel, Monika. Untersuchung zur Beeinflussung der<br />

Trinkwasserqualität bei Verwendung zementmörtelausgekleideter<br />

Versorgungsrohre. Institut für Siedlungswasserwirtschaft,<br />

Rheinisch-Westfälische TEchnische Hochschule<br />

Aachen. s.l. : Dohmann, M., 1995. Dissertation<br />

[57] W 346. Guss- und Stahlrohrleitungsteile mit ZM-Auskleidung<br />

– Handhabung. s.l. : DVGW, August 2000<br />

[58] Roscher, H.: Rehabilitation von Wasserversorgungsnetzen:<br />

Strategien, Verfahren, Fallbeispiele. Essen: Vulkan-Verlag,<br />

2. Auflage, 2009. – ISBN: 978-3802728501<br />

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844 11 / 2011


Projekt kurz beleuchtet<br />

Wasserversorgung<br />

Trinkwasser in geregelten Bahnen<br />

Landkreis Greiz setzt auf PE-Xa-Rohrsystem<br />

Damit sauberes Trinkwasser dorthin gelangt, wo es<br />

benötigt wird, muss es teilweise lange Wege zurücklegen.<br />

Deshalb ist bereits be<strong>im</strong> Transport auf<br />

eine hohe Qualität der Leitungen zu achten, um<br />

Verschmutzungen oder Leckagen auszuschließen.<br />

So wie <strong>im</strong> Fall einer Trinkwasserleitung <strong>im</strong> südöstlichen<br />

Teil des Landkreises Greiz <strong>im</strong> Freistaat Thüringen.<br />

Nachdem dort eine alte Trinkwasserleitung aus<br />

Asbestzementrohren auf dem Straßenabschnitt<br />

zwischen Herrenreuth und Waldhaus <strong>im</strong> Werdauer-Greizer<br />

Wald defekt war, musste eine neue<br />

Trinkwassertrasse verlegt werden. Der Zweckverband<br />

Trinkwasserversorgung und Abwasserbeseitigung<br />

in Greiz entschied sich dabei für das polymere<br />

Trinkwasserrohrsystem RAU-PE-Xa von<br />

REHAU.<br />

Rohrsystem mit besonderes Eigenschaften<br />

RAU-PE-Xa hat einen wesentlich größeren Widerstand<br />

gegen die Kerbbildung und das Risswachstum<br />

als Rohre aus konventionellem unvernetztem Polyethylen.<br />

Über Zeitstandinnendruckprüfungen wurde<br />

nachgewiesen, dass selbst bei Kerbtiefen von bis zu<br />

20 % der Rohrwanddicke die in DIN 16892 geforderten<br />

Mindeststandzeiten <strong>im</strong>mer deutlich übertroffen<br />

werden. Darüber hinaus zeigen die Rohre<br />

selbst bei Temperaturen von bis zu -50 °C und Drücken<br />

von bis zu 16 bar keine schnelle Rissfortpflanzung.<br />

Ein weiterer Vorteil ist das ausgezeichnete<br />

Rückstellvermögen der Rohre, auch Memory-Effekt<br />

genannt, was die Herstellung mechanischer Verbindungen<br />

erleichtert.<br />

Schnelle und sichere Verlegung<br />

Die neue Trinkwassertrasse verläuft über die<br />

Scheitalle bis in die Ortschaft Mohlsdorf entlang<br />

eines Trinkwasserschutzgebietes. Deshalb waren<br />

eine besonders achtsame Planung sowie die Verwendung<br />

einer durchdachten Systemlösung notwendig.<br />

Zusätzlich stellte die Bodenart der Klassen<br />

5 und 6 eine weitere Herausforderung dar, da<br />

Schluff mit Lehm und Tonanteilen das Verlegen erschweren.<br />

Um möglichst zeitsparend zu arbeiten, wurden<br />

die hoch abriebfesten Rohre, die als Ringbundware<br />

geliefert wurden, <strong>im</strong> Spülbohrverfahren eingebaut.<br />

Mittels Heizwendelschweißmuffen wurde dann die<br />

dauerhaft sichere Verbindung der eingezogenen<br />

Rohre in Zwischenbaugruben realisiert.<br />

BILD 1: Die Verlegung der neuen Trinkwasserrohre <strong>im</strong> Spülbohrverfahren<br />

war unter anderem durch Schluff mit Lehm und Tonanteilen<br />

erschwert. Insgesamt sorgen nun 500 m 63 x 5,8 mm und 2.950 m<br />

90 x 8,2 mm des polymeren Trinkwasserrohrsystems RAU-PE-Xa<br />

dafür, dass das kostbare Trinkwasser in geregelten Bahnen verläuft<br />

Kontakt<br />

REHAU AG + Co, Erlangen, Tanja Nürnberger, Tel. +49 9131 92-5496,<br />

E-Mail: tanja.nuernberger@rehau.com<br />

11 / 2011 845


Projekt kurz beleuchtet<br />

Wasserversorgung<br />

Norwegen setzt auf Berstlining<br />

PE-HD-Rohr ersetzt 900 m duktiles Gussrohr<br />

In der drittgrößten norwegischen Stadt Trondhe<strong>im</strong>, genauer gesagt in Gamle Jonsvannsheien, war eine Trinkwassertransportleitung<br />

DN 600 aus duktilem Guss auf insgesamt 900 m Länge zu erneuern. Die 1968 verlegte Leitung ist in die Jahre<br />

gekommen. Korrosion machte dem Rohr zu schaffen und es kam <strong>im</strong>mer wieder zu Lecks, die aufwändig repariert werden<br />

mussten. Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, war es nach über 40 Jahren an der Zeit, die Leitung zu erneuern.<br />

Dabei sollte der Rohrquerschnitt in jedem Fall erhalten bleiben. Aufgrund der korrosiven Bodenverhältnisse wurde ein<br />

PE-HD-Rohr DA 710 x 52,2 mm (mit Schutzmantel) gewählt.<br />

Geschlossene Bauweise spart Kosten<br />

Um ein Verkehrschaos der vielbefahrenen Straße vor einer<br />

Schule und einem Kindergarten zu vermeiden und um Kosten<br />

einzusparen sowie die Bauzeit zu verkürzen, sollte das in 3 m<br />

Tiefe liegende Rohr nicht <strong>im</strong> offenen Graben sondern in geschlossener<br />

Bauweise erneuert werden. Die Kommune Trondhe<strong>im</strong><br />

ist aktives Mitglied der Scandinavian Society for Trenchless<br />

Technology und als solches natürlich bestens mit grabenlosen<br />

Einbautechnologien vertraut und will durch dieses Projekt<br />

zur Verbreitung der NODIG-Verfahren in Norwegen beitragen.<br />

Für das Projekt kam nur das Berstliningverfahren in Frage.<br />

Das war für die Firma SANDUM AS aus Geithus bei Oslo<br />

genau die richtige Aufgabe. Das Unternehmen konnte durch<br />

seine langjährige Einsatzerfahrung, sein Know-How und die<br />

technischen Voraussetzungen überzeugen. Die Kalkulation<br />

ergab statt der 12.000 Kronen / Meter für die offene Bauweise<br />

nur 8.000 Kronen / Meter für die geschlossene, grabenlose<br />

Bauweise. Das entspricht einer Kostenreduktion von<br />

über 30 %. Damit war der Deal perfekt.<br />

Die Rohrd<strong>im</strong>ension war eine neue Herausforderung, die<br />

einer sorgfältigen Planung und einer engen Abst<strong>im</strong>mung mit<br />

dem Ingenieurbüro Asplan Viak AS und mit dem Maschinenhersteller<br />

TRACTO-TECHNIK bedurfte; denn noch nie zuvor<br />

wurde in Norwegen ein 600er duktiles Gussrohr <strong>im</strong> Berstliningverfahren<br />

erneuert. Die Frage war, mit welcher Baulänge<br />

ein PE-HD-Rohr möglichst schonend eingezogen werden<br />

kann, um die Zugbelastungen auf das Rohr zu min<strong>im</strong>ieren.<br />

Deshalb wurde beschlossen, umweltverträgliches Bentonit<br />

zur Schmierung des Rohrstrangs einzusetzen. Dies wirkt sich<br />

spürbar auf die Mantelreibung aus und erleichtert den<br />

Rohreinzug.<br />

Der Projektablauf<br />

Begonnen wurde mit einer Teststrecke mit der Option für<br />

die Fortsetzung des Projekts. Für diese Mammutaufgabe<br />

musste schweres „Geschütz“ aufgefahren werden. Zum Einsatz<br />

kam der GRUNDOBURST mit 250 t Zugkraft und ein<br />

BILD 1: Vorbereiteter Rohrstrang vor dem Einzug ins Altrohr<br />

846 11 / 2011


spezielles Rollenmesser, mit dem das duktile Gussrohr aufgeschnitten<br />

werden konnte. Die nachfolgende 830er Aufweitung<br />

hat die Aufgabe, das geteilte Altrohr in das Erdreich<br />

zu verdrängen und den Hohlraum für die Aufnahme des Neurohres<br />

zu vergrößern. Der Test verlief erfolgreich und es gab<br />

keine besonderen Auffälligkeiten, so dass die weiteren Teilstrecken<br />

in Angriff genommen werden konnten.<br />

Die 900 m Trasse wurde in sieben Abschnitte unterteilt,<br />

die kürzeste Strecke mit 120 m, die längste mit 170 m Länge.<br />

Das PE-Rohr DA 710, PE 100, SDR 13,6 in Einzellängen<br />

von 18 m wurde zu einem Rohrstrang, der jeweiligen Haltungslänge<br />

entsprechend verschweißt, einer Druckprüfung<br />

unterzogen und mit einem Zugkopf kraftschlüssig verschlossen.<br />

An das vom GRUNDOBURST in das Altrohr eingeschobene<br />

Gestänge wurden Rollenmesser und Aufweitung angekoppelt.<br />

Be<strong>im</strong> Rückzug wurde das Altrohr geschnitten und<br />

das Neurohr unter Einsatz von Bentonit zwecks Reduzierung<br />

der Mantelreibung in den zuvor aufgeweiteten Hohlraum<br />

eingezogen. Die Zugbelastung am Rohr wurde mit dem Zugkraftmessgerät<br />

permanent überwacht und protokolliert. Sie<br />

lag durchschnittlich bei ca. 500 kN und damit weit unter dem<br />

zulässigen Wert. Die gesamte Maßnahme lief über vier Monate<br />

und war <strong>im</strong> August zur Zufriedenheit des Auftraggebers<br />

vollständig abgewickelt.<br />

BILD 2: Das<br />

Rollenmesser zum<br />

Aufschneiden der<br />

Gussleitung kurz vor<br />

dem Start<br />

Kontakt<br />

Tracto Technik, Björn Fre<strong>im</strong>uth,<br />

E-Mail: björn.fre<strong>im</strong>uth@tracto-technik.de<br />

BILD 3: Positionieren<br />

des Neurohrs – die<br />

Schmierung des<br />

Neurohrs bei Einzug<br />

min<strong>im</strong>ierte die<br />

Zugbelastung am Rohr<br />

… verbindet die Märkte<br />

847 10 / 2010 10 / 2010 847<br />

11 / 2011 847


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762 10 / 2011


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10 / 2011 763


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764 10 / 2011


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Leckageortung<br />

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10 / 2011 765


2011<br />

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766 10 / 2011


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Korrosionsschutz<br />

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2011<br />

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DIenstLeIstunGen / sAnIeRunG<br />

Dienstleistungen<br />

Öffentliche Ausschreibungen<br />

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768 10 / 2011


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2011<br />

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Sanierung Gewebeschlauchsanierung Schächte<br />

Marktübersicht<br />

InstItute + VeRBänDe<br />

Institute<br />

10 / 2011 769


2011<br />

InstItute + VeRBänDe<br />

Marktübersicht<br />

Verbände<br />

770 10 / 2011


165 m Schmutzwasser-Kanal mit<br />

Pilotrohrverfahren erneuert<br />

Von Alfons Goral 1<br />

Der aus dem Jahr 1937 stammende Schmutzwasserkanal DN 200 in der Fischstraße in Delmenhorst war aufgrund<br />

des Alters zu erneuern. Aufgrund der besonderen örtlichen Umstände und trotz der langen Pressstrecken über max<strong>im</strong>al<br />

85 m wurde das Pilotrohrverfahren gewählt.<br />

Örtliche Verhältnisse, vorhandene<br />

Fremdleitungen<br />

Die Fischstraße in Delmenhorst ist ein alter Straßenzug, der<br />

früher aus dem Bereich des Bahnhofs nach Überquerung des<br />

örtlichen Vorfluters Delme in die östlichen Stadtteile führte.<br />

Die Stadtwerke Delmenhorst erzeugten bis in die siebziger<br />

Jahre des vorigen Jahrhunderts an der Fischstraße unweit<br />

der Delme Stadtgas. Infolge der damaligen Gaserzeugung<br />

finden sich <strong>im</strong> Boden erhebliche Teerrückstände. Die<br />

am stärksten belasteten Flächen wurden bereits vor mehreren<br />

Jahren aufwändig abgekapselt. Im weiteren Straßenverlauf<br />

liegen die Gebäude des örtlichen Energieversorgers.<br />

Hier verzweigt eine 110-kV-Leitung in mehrere 20-kV-Leitungen<br />

ins übrige Stadtgebiet. Die Kabel liegen dabei beiderseits<br />

<strong>im</strong> Gehwegbereich und kreuzen zudem mehrfach die<br />

Straße. Hinzu kommen je eine Hoch- und Mitteldruckgasleitung<br />

sowie eine Hauptwasserleitung mit jeweils zugehörigen<br />

kreuzenden Hausanschlussleitungen. Da bereits in beiden<br />

Gehwegen Kabelstränge der Telecom und ihrer Nachfolgeunternehmen<br />

liegen, wurden vom örtlichen Versorger<br />

für noch zu verlegende Lichtwellenleiter Leerrohre an beiden<br />

Fahrbahnrändern seitlich der Rinnen verlegt. Unter dem<br />

Fahrbahn- und Gehwegbelag ist der Untergrund somit opt<strong>im</strong>al<br />

ausgenutzt.<br />

Der Schmutzwasserkanal aus Steinzeugrohren DN 200<br />

wurde <strong>im</strong> Jahre 1937 fertiggestellt. Der Anfangsschacht<br />

liegt hinter der Delmebrücke. Im weiteren Verlauf kreuzt der<br />

Kanal die auf einer ehemaligen Bahntrasse gelegene stark<br />

befahrene Wittekindstraße, führt entlang der Gebäude des<br />

örtlichen Energieversorgers und dann durch Wohngebiet bis<br />

er sich unterhalb einer Privatbahntrasse mit einem weiteren<br />

Sammler vereinigt. Aus der Kamerabefahrung war bekannt,<br />

dass einzelne Haltungen sanierungsbedürftig sind und zudem<br />

in den oberen drei Haltungen Unterbögen vorhanden<br />

sind. So war <strong>im</strong> Vorfeld bereits der Abschnitt <strong>im</strong> Wohngebiet<br />

und unter der Privatbahn mittels Inliner saniert worden, so<br />

dass nur die oberen drei Haltungen noch zu erneuern waren.<br />

1<br />

Der Autor betraute die Baumaßnahme von der Planungsphase<br />

bis zur Schlussabnahme auf Seiten des Auftraggebers Stadtwerke<br />

Delmenhorst.<br />

Im oberen Abschnitt zwischen Delme und Wittekindstraße<br />

besteht der Fahrbahnbelag aus gut erhaltener Asphaltdecke<br />

und <strong>im</strong> unteren Abschnitt von der Wittekindstrasse<br />

bis zur Bahnlinie aus Kopfsteinpflaster, sogenannten<br />

Bumsköpfen. Auflage der Stadt Delmenhorst als Straßenbaulastträger<br />

war, dass die gut erhaltene Asphaltdecke <strong>im</strong><br />

oberen Abschnitt erhalten bleiben muss.<br />

Im Untergrund wurden <strong>im</strong> Bereich der Baustrecke, wie<br />

<strong>im</strong> übrigen Stadtgebiet auch, überwiegend Feinsande mit<br />

unterschiedlichen Be<strong>im</strong>engungen von gröberen Sanden erwartet.<br />

Aber auch Schluff, Klei und Torf waren nicht auszuschließen.<br />

Über die Kiesfraktion hinausgehende Korngrößen<br />

konnten mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen<br />

werden.<br />

Der Grundwasserspiegel liegt <strong>im</strong> Mittel bei knapp über<br />

6,00 m+NN und damit ca. 1,40 m unter Gelände und ca.<br />

1,40 m über Rohrscheitel. Aufgrund des mit Teeranteilen<br />

kontaminierten Untergrundes war eine erhöhte Belastung<br />

des Grundwassers zu erwarten. Durch ein stärkeres Abpumpen<br />

des Grundwassers für eine Grundwasserabsenkung<br />

musste mit einem Auswaschen der angelagerten Schadstoffe<br />

aus dem Boden gerechnet werden. Das so geförderte<br />

Grundwasser wäre noch stärker kontaminiert und könnte<br />

auch nicht in den nächstgelegenen Vorfluter abgeleitet werden.<br />

Bei Ableitung über den Schmutzwasserkanal sind dann<br />

zusätzliche Kosten aus Abwassergebühren einzukalkulieren.<br />

Voruntersuchungen<br />

Nach dem alle Fremdleitungspläne vorlagen, wurden <strong>im</strong> geplanten<br />

Vortriebsbereich <strong>im</strong> Abstand von ca. 50 m insgesamt<br />

vier Bohrungen bis in eine Tiefe von knapp 6 m unter Gelände<br />

und damit ca. 2 bis 3 m unter geplanter Kanalsohle abgeteuft.<br />

Erbohrt wurden wie erwartet Feinsande mit Be<strong>im</strong>engungen<br />

gröberer Fraktionen, die den Bodenklassen 3 und 4<br />

zuzuordnen sind. Daneben fanden sich auch einzelne dünne<br />

Torfschichten und Bereiche mit deutlich humosen Anteilen.<br />

Das angetroffene Grundwasser wurde gleichfalls beprobt.<br />

Aufgrund der Inhaltsstoffe sollte auf eine Einleitung in offene<br />

Vorfluter oder in den Regenwasserkanal verzichtet werden<br />

und das geförderte Wasser über den Schmutzwasserkanal<br />

abgeleitet werden.<br />

11 / 2011 859


Fachbericht<br />

Abwasserentsorgung<br />

Gründe für die Wahl des Rohrvortriebs<br />

als Bauverfahren<br />

Schon <strong>im</strong> frühen Planungsstadium wurde klar, dass eine Erneuerung<br />

des Schmutzwasserkanals in offener Bauweise<br />

nicht in Frage kam, da<br />

auf ca. 70 m die intakte Asphaltdecke nicht aufgeschnitten<br />

werden durfte,<br />

in diesem Abschnitt der Fischstraße aufgrund des hohen<br />

Verkehrsaufkommens eine Straßensperrung problematisch<br />

ist,<br />

eine Querung der verkehrlich stark frequentierten Wittekindstraße<br />

in offener Bauweise ebenfalls problematisch ist,<br />

Bild 1: Startgrube – Vorbereitung der Vortriebspilotrohre,<br />

rechts unten der Theodolit<br />

<strong>im</strong> Verlauf der Wittekindstraße ein Regenwasserkanal<br />

und ein hierzu parallellaufender Stauraumkanal größeren<br />

Durchmessers zu unterqueren sind,<br />

eine erhöhte Bodenkontamination infolge der Teerrückstände<br />

zu erwarten ist. Der belastete Bodenaushub würde<br />

nicht wieder eingebaut werden können und müsste<br />

teuer gesondert entsorgt werden,<br />

als Ersatz für den abgefahrenen belasteten Boden muss<br />

Füllboden zugekauft werden,<br />

aus dem genannten Grund ist auch mit einer Belastung<br />

des Grundwassers zu rechnen und auch das bei offener<br />

Baugrube aus der Grundwasserabsenkung geförderte<br />

Grundwasser muss gesondert entsorgt werden,<br />

<strong>im</strong> Verlauf der Kanaltrasse ein Baum am Straßenrand bei<br />

der offenen Bauweise möglicherweise gefährdet ist.<br />

Als Alternativen zur offenen Bauweise kamen noch Inlinersanierung<br />

(Schlauchliner, TIP-Verfahren usw.), Pipe-eating,<br />

Berstlining und Vortriebsverfahren in Frage. Da die vorhandenen<br />

Unterbögen mit der Inlinersanierung nicht beseitigt<br />

werden können, schied dies Sanierungsverfahren aus. Berstlining<br />

kam zum einen wegen der Unterbögen nicht in Frage und<br />

zum anderen war aus historischen Bauunterlagen bekannt,<br />

dass der alte Steinzeugrohrkanal unter der Wittekindstraße<br />

<strong>im</strong> Bereich einer ehemaligen Bahnstrecke be<strong>im</strong> Bau auf ca.<br />

20 m Länge mit einem über 30 cm dicken Betonmantel versehen<br />

worden war. Hier wäre Berstlining auch nur mit erhöhtem<br />

Aufwand und entsprechenden Kosten ausführbar gewesen.<br />

Da be<strong>im</strong> Pipe-eating-Verfahren in der Regel ein größerer<br />

Durchmesser als der Bestand eingebaut wird, schied<br />

dies auch aus. Nachteilig sowohl bei Pipe-eating als auch bei<br />

Berstlining ist zudem, dass der bestehende Kanal vor Baubeginn<br />

außer Betrieb genommen werden muss. Da in der<br />

Fischstraße auf der ca. 90 m langen Vortriebsstrecke nur drei<br />

Hausanschlüsse zu berücksichtigen waren, kristallisierte sich<br />

so schnell das Pilotrohrverfahren in einer Trasse neben dem<br />

Altkanal als mögliches Vortriebsverfahren heraus. Als steuerbares<br />

Verfahren war mit diesem Verfahren auch die Möglichkeit<br />

gegeben, das erforderliche geringe Gefälle einhalten<br />

zu können. Kritisch war noch die vorgesehene Länge, da aus<br />

der Literatur bisher nur Längen an die 30 m für das Rohrkaliber<br />

DN 200 bekannt waren. Nach Rücksprache mit verschiedenen<br />

Bohrfirmen und den Herstellern von Vortriebsmaschinen<br />

bestanden keine Bedenken mehr, dass diese Länge ausführbar<br />

ist. So sollte dann von jenseits der Wittekindstraße<br />

entgegen dem Gefälle in Richtung Delme zum oberen Endschacht<br />

vorgepresst werden.<br />

Bild 2: Pilotrohre mit innerem Rohr auf Lagerplatz<br />

Pilotrohrverfahren<br />

Ein Pilotrohr mit einem Außendurchmesser von 114 mm wird<br />

von einem Startschacht aus zum Ziel gesteuert vorgepresst.<br />

Das Pilotrohr ist dabei hohl und durch diese Sichtachse wird<br />

mittels eines Theodoliten mit angeschlossener Kamera der<br />

Vortrieb laufend überwacht. An der Rückseite des unter 45°<br />

abgeschrägten Presskopfes ist eine Diodenzieltafel angebracht,<br />

deren Bild über die Kamera auf einen Monitor über-<br />

860 11 / 2011


Bild 3: Zielgrubenbereich – <strong>im</strong> Vordergrund Mitte<br />

Aufweitkopf, dahinter ausgebaute Aufweitrohre<br />

Bild 5: Angekommen – rechts das noch in Betrieb<br />

befindliche Altrohr, provisorisch für den Ausbau der<br />

Aufweitrohre umgeleitet<br />

Bild 4: Zielgrube – Ankunft der Aufweitrohre, der Aufweitkopf<br />

ist schon ausgebaut<br />

tragen wird. Der Bediener an der Presse kann dann entsprechend<br />

dem Bild auf dem Monitor durch Drehen des abgeschrägten<br />

Kopfes die Ablenkung des Kopfes und damit<br />

die Richtung be<strong>im</strong> Vortrieb steuern. Für Arbeiten unter dem<br />

Grundwasserspiegel und bei bindigen Böden wird ein Doppelrohr<br />

eingesetzt. Hierbei erfolgt die Drehung des Kopfes<br />

dann über das innere Rohr. Bedingt durch das Doppelrohr<br />

verringert sich der Durchmesser der optischen Gasse,<br />

dies erfordert eine höhere Genauigkeit bei der Steuerung.<br />

Nachdem der Steuerkopf das Ziel erreicht hat, wird <strong>im</strong> Startschacht<br />

ein stählernes Aufweitrohr an das Ende des Pilotrohres<br />

montiert und das Stahlrohr an der Führung des Pilotrohres<br />

ebenfalls vorgepresst. Durch den offenen Kopf des Auf-<br />

weitrohres eintretender Boden wird über eine Schnecke zum<br />

Startschacht zurückgefördert. Sind die Aufweitrohre am Ziel<br />

eingetroffen, werden am anderen Ende <strong>im</strong> Startschacht die<br />

Mediumrohre (in diesem Fall Steinzeug DN 200) anmontiert<br />

und zum Zielschacht vorgeschoben, wo dann – wie vorher<br />

die Pilotrohre – die Aufweitrohre geborgen werden.<br />

Planung<br />

Um das Pilotrohrverfahren möglichst wirtschaftlich einzusetzen,<br />

wurde die Länge der Vortriebsstrecke dahingehend<br />

erweitert, dass vom Vortriebsschacht nicht nur in die eine<br />

Richtung zur Delme, sondern auch in die entgegengesetzte<br />

11 / 2011 861


Fachbericht<br />

Abwasserentsorgung<br />

Richtung gepresst werden sollte. Denn auch in diesem zweiten<br />

Abschnitt war mit zahlreichen Hindernissen, hauptsächlich<br />

querende und parallel verlaufende Leitungen zu rechnen.<br />

Es wurde dann die Lage des Startschachtes so festgelegt,<br />

dass eine Strecke von insgesamt ca. 165 m mit zwei Vortrieben<br />

erneuert werden konnte. Die neue Trasse verläuft ca. 3 m<br />

parallel zum alten Kanal, wobei sie in Fließrichtung unterhalb<br />

des Startschachtes <strong>im</strong> spitzen Winkel auf die alte Trasse zuläuft,<br />

damit die neue Leitung am obersten bestehen bleibenden<br />

Schacht des Bestandes angeschlossen werden kann. Hier<br />

mussten die letzten 10 – 12 m der Neubaustrecke doch in<br />

offener Bauweise erstellt waren, da andernfalls der Vortrieb<br />

die alten Rohre zerstört hätte. Da auf diesen letzten Metern<br />

sowieso noch drei Hausanschlüsse in offener Baugrube anzuschließen<br />

waren, fiel dies aber nicht weiter ins Gewicht. Der<br />

obere Endschacht wurde als Zielschacht in einem Parkstreifen<br />

seitlich versetzt zur vorhandenen Trasse geplant. So konnte<br />

der Verkehr einspurig an der Baugrube des Zielschachtes<br />

vorbeigeführt werden.<br />

Begünstigt durch die parallele Lage von Bestand und neu<br />

wurde für den Großteil der Hausanschlüsse keine Wasserhaltung<br />

eingerichtet, da aufgrund der Kamerabefahrung des<br />

Hauptkanals davon ausgegangen werden konnte, dass die Anschlussleitungen<br />

von oben beziehungsweise unter einem vertikalen<br />

Winkel von 45° einmünden. Der Vortrieb konnte die<br />

noch in Betrieb befindlichen Anschlussleitungen also unterfahren.<br />

Die insgesamt anzuschließenden 13 Hausanschlüsse<br />

sollten nach Abschluss der Vortriebsarbeiten dann über Kopflöcher<br />

und Anbohren der Vortriebsrohre entsprechend der<br />

Lage des Bestandes über Flexoset-Elemente angeschlossen<br />

und erneuert werden.<br />

Da alle Leitungen an den alten Kanal über Revisionsschächte<br />

angeschlossen waren, konnte die endgültig erforderliche<br />

Höhenlage <strong>im</strong> Verlauf der Planung überprüft werden.<br />

Es stellte sich heraus, dass das neue Haltungsgefälle durch<br />

die am oberen Endschacht angeschlossene Leitung best<strong>im</strong>mt<br />

wurde, die die tiefste Lage hatte. So ergab sich zwischen den<br />

beiden Zwangspunkten Revisionsschacht am oberen End-<br />

Tabelle 1: Zeitdauer be<strong>im</strong> Pilotrohrvortrieb<br />

Einrichten<br />

Pilotrohre<br />

Aufweitungsrohre<br />

Vortrieb 1 (86 m) Vortrieb 2 (79 m)<br />

1–2 Tage<br />

1–2 Tage<br />

2 Tage<br />

Mediumrohre 8 h, 45 Min für 86 m*<br />

Drehen Presse, Kran zur 2. Zielgrube<br />

Pilotrohre<br />

Aufweitungsrohre<br />

Mediumrohre<br />

Abbau<br />

Insgesamt für 165 m:<br />

* gem. Vortriebsprotokoll<br />

1 Tag<br />

ca. 14 Werktage<br />

1–2 Tage<br />

2 Tage<br />

8 h, 8 Min*<br />

ca. 1 Tag<br />

schacht und unterem Schacht des Bestandes ein Höhenunterschied<br />

von nur 36 cm. Auf der gesamten Neubaustrecke<br />

von ca. 177 m beträgt das Gefälle damit gerade 2 %o. Ausgeschrieben<br />

wurde dann eine Vorpressstrecke von 165 m mit<br />

einem Startschacht DN 2000 und einem oberen Zielschacht<br />

mit DN nach Wahl des AN. Der Startschacht sollte dabei als<br />

Absenkschacht niedergebracht werden und später zum Revisionsschacht<br />

umgebaut werden. Am unteren Ende der Vorpressstrecke,<br />

wo diese in offener Bauweise an den Bestand<br />

angeschlossen wird, war auf ca. 12 m offene Bauweise mit<br />

Grundwasserabsenkung vorgesehen.<br />

Als Rohrmaterial waren – wie bei Schmutzwasserkanälen<br />

in Delmenhorst üblich – innen glasierte Steinzeugrohre vorgesehen.<br />

Da über die vorhandenen Anschlüsse hinaus weitere<br />

Anschlüsse an die zu erneuernden Haltungen nicht vorgesehen<br />

waren, sollte der bisherige Durchmesser DN 200 beibehalten<br />

werden.<br />

Ausführung<br />

Aufgrund der besonderen Anforderungen und einer gewissen<br />

Eilbedürftigkeit wurden die Ausschreibungsunterlagen<br />

<strong>im</strong> Rahmen einer beschränkten Ausschreibung auf Grundlage<br />

des Konjunkturpaketes II fünf qualifizierten Firmen der<br />

Region übergeben.<br />

Vorarbeiten Absenkschacht<br />

Am Montag begann die beauftragte Baufirma mit der Einrichtung<br />

der Baustelle und am Dienstag wurde mit der Aufnahme<br />

des Pflasters und den Aushubarbeiten für den Startschacht<br />

begonnen, da bereits am Mittwoch das komplette ca. 2,50 m<br />

hohe Schachtbauteil angeliefert und eingesetzt werden sollte.<br />

Das Absenken auf die erforderliche Sohltiefe gelang dann<br />

am Donnerstag relativ problemlos und am Freitag wurde die<br />

Betonplombe an der Schachtsohle gegossen. Anfang der folgenden<br />

Woche erfolgte die Sohlprofilierung und die Baustelle<br />

konnte für die Vortriebsmannschaft des Subunternehmers<br />

freigegeben werden.<br />

Aufbau<br />

Innerhalb von zwei Tagen wurde die gesamte Maschinentechnik<br />

für den Vortrieb bestehend aus dem <strong>im</strong> Schacht aufzubauenden<br />

Pressbohrgerät, einem Kran zur Bedienung des Vortriebsschachtes<br />

in einem Container und einem zweiten Kran<br />

für die Zielbaugrube nebst Kleingerät angeliefert und für die<br />

erste Pressung eingerichtet.<br />

Durchführung und Dauer<br />

Am neunten Arbeitstag starteten die Arbeiten mit dem Vortrieb<br />

der Pilotrohre in Fließrichtung. Während die Vortriebsmaschinerie<br />

aufgebaut und eingerichtet wurde, hatte das<br />

Bauunternehmen bereits die offene Baugrube vor dem bestehenbleibenden<br />

Bestandsschacht ausgehoben und verbaut.<br />

Die hier erforderliche Grundwasserabsenkung konnte ohne<br />

besonderen Aufwand betrieben werden, da das Grundwasser<br />

sich hier als unbelastet erwies und in den Regenwasserkanal<br />

abgeleitet werden konnte. Nach zwei Tagen waren die<br />

862 11 / 2011


ersten 86 m vorgepresst und der Steuerkopf erreichte in der<br />

offenen Baugrube neben dem alten Kanal wieder das Tageslicht.<br />

Am nächsten Tag konnten dann die Stahlaufweitrohre<br />

vorgepresst werden. Dabei wird der durch den Aufweitkopf<br />

gelöste Boden über eine Schnecke <strong>im</strong> Aufweitrohr bis<br />

zum Startschacht transportiert und dort in einen Sammelkübel<br />

aufgefangen. Teerhaltigen Bodenteile wurden dabei<br />

nicht gefunden und auch <strong>im</strong> Startschacht konnten <strong>im</strong> einsickernden<br />

Grundwasser auffällige Stoffe nicht festgestellt<br />

werden. Die endgültig einzubauenden Steinzeugrohre mussten<br />

dann in einem Zug ohne größere Unterbrechungen vorgepresst<br />

werden, um zu vermeiden, dass sich die Rohre mit<br />

ihrer glasierten Außenwandung bei einem längeren Stillstand<br />

<strong>im</strong> Untergrund festsaugen und dann be<strong>im</strong> Wiederanfahren<br />

ein für die Steinzeugrohre zu hoher Pressdruck erforderlich<br />

wird. Für die insgesamt einzubauenden 86 Steinzeugrohre<br />

in Längen von 1 m rechnete die Bohrfirma mit knapp einem<br />

Arbeitstag. Diese Kalkulation konnte problemlos <strong>im</strong> Vortrieb<br />

1 eingehalten werden und nach gut acht Stunden waren die<br />

86 m eingebaut. Am nächsten Tag erfolgte das Drehen der<br />

Presse, das Umsetzen des Ausbaukranes vom Zielschacht 1<br />

zum Zielschacht 2 und die Vorbereitung der zweiten Pressung<br />

in die Gegenrichtung.<br />

Der angefallene Zeitaufwand ist in Tabelle 1 dokumentiert.<br />

Abbau<br />

Nachdem auch in der zweiten Pressstrecke die Steinzeugrohre<br />

innerhalb von gut 8 Stunden (ca. 10 Rohre/h) vorgeschoben<br />

waren, wurde am Folgetag die Baustrecke von der Einrichtung<br />

der Bohrfirma abgeräumt. Umgehend begann Fa. Stefen<br />

dann auch in diesem Abschnitt mit der geplanten Übernahme<br />

und Erneuerung der Hausanschlüsse. Infolge des unerwartet<br />

frühen Wintereinbruchs mit längeren Frostperioden<br />

kam es bei diesen Arbeiten dann allerdings zu größeren<br />

Zeitverzögerungen.<br />

Unvorhergesehenes vermeiden<br />

Obwohl die Lage der Hausanschlüsse durch eine vorhergehende<br />

Kamerabefahrung ziemlich genau feststand, ist es dann<br />

doch geschehen, dass ein bestehender Hausanschluss durch<br />

das Pilotrohr überfahren bzw. angefahren wurde. Dies wurde<br />

erst nach Abzug der Vortriebsmannschaft bemerkt, als<br />

an diesem Hausanschluss der Abfluss stockte und <strong>im</strong> oberhalb<br />

liegenden Revisionsschacht Abwasser einstaute. Außerplanmäßig<br />

musste daher das Erneuern dieses Anschlusses<br />

vorgezogen werden. Be<strong>im</strong> Freilegen des Hausanschlusses<br />

zeigte sich dann, dass be<strong>im</strong> Einpressen der Aufweitrohre die<br />

entgegen den Annahmen flachliegende alte Leitung DN 150<br />

aus Steinzeugrohren „geknackt“ worden war. Will man solche<br />

Überraschungen vermeiden, sollte gleich nach Abschluss der<br />

Vortriebsarbeiten eine Überprüfung der noch in Betrieb befindlichen<br />

Anschlussleitungen mit einer Satellitenkamera aus<br />

dem Altkanal heraus vorgesehen werden.<br />

Zusammenfassung<br />

Die Erneuerung des aus dem Jahre 1937 stammenden<br />

Schmutzwasserkanals DN 200 in der Fischstraße wurde aufgrund<br />

der problematischen Boden- und Grundwasserverhältnisse<br />

<strong>im</strong> Zusammenhang mit vielen Fremdleitungen mittels einer<br />

parallel zum Altbestand vorgetriebenen Pilotrohrbohrung<br />

durchgeführt. Aus einer Startgrube wurden zwei Vortriebe<br />

über 79 und 86 m erstellt und der neue Kanal so in knapp<br />

drei Wochen hergestellt. Die Längen lagen dabei <strong>im</strong> oberen<br />

Bereich der bisher durchgeführten Pilotrohrvortriebe für DN<br />

200-Rohre. Die Verlegung der Rohre hätte in offener Bauweise<br />

mit einer entsprechend aufwändigen Grundwasserabsenkung<br />

und der Vielzahl von parallelen und kreuzenden Leitungen<br />

sicher erheblich mehr Zeit erfordert. Die bestehenden<br />

Hausanschlüsse wurden anschließend in offener Bauweise<br />

erneuert und an den Kanal angeschlossen.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. Alfons Goral<br />

Osterholz-Scharmbeck<br />

Tel. +49 4791 82460<br />

E-Mail: goralaa@aol.com<br />

11 / 2011 863


Fachbericht<br />

Abwasserentsorgung<br />

Sanierung von öffentlichem Kanal<br />

und privaten Hausanschlusskanälen<br />

nach „Berliner Bauweise“<br />

Von Alexander Krüger und Horst Görg<br />

Der Einsatz von Formteilen, Sattelstücken und Abzweigen hat <strong>im</strong> Kanalneubau dazu geführt, dass seitliche Zuläufe wie<br />

Hausanschüsse oder Straßenabläufe in den meisten Fällen entlang der Rohrleitung direkt am Rohr angeschlossen wurden.<br />

Die sogenannte Berliner Bauweise, die ab den 1980er Jahren mit der Entwicklung von geschlossenen Bauverfahren von<br />

den Berliner Wasserbetrieben angewendet wurde, verfolgt ein anderes Konzept. Bei ihr schließen alle Kanäle, öffentliche<br />

Hauptsammler sowie die privaten Grundstücksentwässerungen zentral, sternförmig an den Schachtbauwerken an.<br />

Mittlerweile hat die Sanierung der bestehenden Abwasserkanäle den Neubau vielerorts abgelöst. Die Diskrepanz zwischen<br />

dem was <strong>im</strong> Neubau best<strong>im</strong>mt gut ist und dem was bei der Sanierung dann später vielleicht hinderlich ist, durchzieht<br />

viele Bereiche des Bauwesens. Aktuelle Bedeutung erlangt die Thematik vor dem Hintergrund der zu erwartenden<br />

Sanierungen von maroden Hausanschlusskanälen, die eine Folge der demnächst anstehenden Dichtheitsprüfungen<br />

sein dürften. Die Problematik seitlicher Anschlüsse als ein Ausschlusskriterium für die grabenlose Sanierung bei herkömmlichen<br />

Bauweisen ist unbestritten. Bei vielen Sanierungsmaßnahmen kann aus Sicht der Verfasser ein Zusammenfassen<br />

der Anschlüsse an Schächten analog zur „Berliner Bauweise“ Vorteile bringen, wenn man ganzheitliche Betrachtungsweisen<br />

anführt, eine gemeinschaftliche Sanierungsstrategie verfolgt und die grabenlosen Techniken bestmöglich<br />

anwenden möchte. Aus den Schachtbauwerken arbeitende Verfahren können ohne Aufgrabungsarbeiten in Straße und<br />

Grundstück die Kanäle in vorhandener bzw. in neuer Trasse grabenlos erneuern.<br />

Einführung<br />

Die Fachgruppe um Professor Görg <strong>im</strong> Lehrstuhl Abwasserund<br />

Abfalltechnik der Universität Siegen hat sich der Forderung<br />

der grabenlosen Leitungserneuerung nicht nur durch die<br />

erfolgreiche Implementierung des deutschen Symposiums für<br />

die grabenlose Leitungserneuerung (SgL, 2011 zum 6. Mal)<br />

verschrieben. Die vielen Facetten mit dem hohen Innovationspotenzial<br />

grabenlosen Bauens sind Gegenstand verschiedener<br />

kürzlich am Lehrstuhl entstandener Publikationen [1 – 4].<br />

Vor dem Hintergrund der Fragestellung, wie die Verfahren<br />

der grabenlosen Leitungserneuerung effektiver angewendet<br />

werden können, steht neben Wirtschaftlichkeit, Langlebigkeit,<br />

Dichtheit und Betriebssicherheit die Nachhaltigkeit <strong>im</strong><br />

Focus der Betrachtung. Vor diesen Kriterien muss der Umgang<br />

mit seitlichen Anschlüssen <strong>im</strong> Kanalbestand <strong>im</strong> Zusammenhang<br />

mit der grabenlosen Erneuerung kritisch hinterfragt<br />

werden. Nach [5] werden 17 % der öffentlichen Kanäle<br />

mittelfristig als sanierungsbedürftig eingestuft. Ein weitaus<br />

höheres Schadenspotenzial wird in den Kanälen der Grundstücksentwässerung<br />

gesehen, die zwei bis dre<strong>im</strong>al so lang sind<br />

wie öffentliche Kanäle. Hier gehen Schätzungen [6] davon<br />

aus, dass <strong>im</strong> schl<strong>im</strong>msten Fall bis zu 70 % der Kanäle undicht<br />

sind. Die Notwendigkeit der Dichtheit aller „Abwasser ableitenden“<br />

Leitungen zum Schutz der Umwelt vor den gefährlichen<br />

Abwasserinhaltstoffen unterstreicht die Diskussion um<br />

die Dichtheit der privaten Grundstücksentwässerungsanlagen,<br />

wie sie aktuell in Nordrhein-Westfalen der §61a Landeswassergesetz<br />

fordert [7]. Mit der Fortsetzung von flächendeckenden<br />

Dichtheitsprüfungen dürfte die Nachfrage nach kostengünstigen<br />

Verfahren und klugen Strategien einhergehen.<br />

In der Fachwelt ist unbestritten, dass Schäden vermehrt<br />

dort auftreten, wo Leitungen aneinander anschließen oder<br />

miteinander verbunden werden. Vom Umfang her dürfte ihr<br />

Ausmaß bundesweit <strong>im</strong> zweistelligen Millionenbereich liegen.<br />

Diese neuralgischen Punkte sind aufgrund ihrer Lage entlang<br />

der Rohrleitung für die grabenlose Sanierung schlecht zugänglich.<br />

Bild 1 verdeutlicht die Problematik des seitlichen<br />

Anschlusspunktes bei grabenlosen Sanierungsverfahren.<br />

Während bei den Renovationsverfahren wie dem Kurz-<br />

Rohrrelining („Tight-in-Pipe“), dem Schlauchlinerverfahren<br />

oder den Strangverfahren („Close-Fit“, „Flexoren“) noch die<br />

Möglichkeit besteht, den Anschluss grabenlos mittels Reparaturverfahren<br />

(„Stutzensanierung“, Verpressen, Verkleben<br />

usw.) wieder herzustellen, ist dies be<strong>im</strong> Berstlining nicht<br />

möglich. Wie Untersuchungen des IKT-Institutes [8] belegen,<br />

weisen die Reparaturverfahren unterschiedliche Qualitäten<br />

auf; ihre Leistung bzw. Nutzungsdauer liegt deutlich unter<br />

der von Renovation und Erneuerung, halt Reparatur. Be<strong>im</strong><br />

Berstvorgang werden alle seitlichen Anschlüsse zerstört, so<br />

dass dieses Verfahren in der innerörtlichen Kanalsanierung<br />

häufig a priori ausgeschlossen wird. Eine Möglichkeit alle o.g.<br />

Verfahren effektiver anzuwenden, besteht in der Umstellung<br />

auf Berliner Bauweise, indem die bisherigen Anschlusspunkte<br />

aufgeben werden und neue Anschlusspunkte an den vorhandenen<br />

Schachtbauwerken sternförmig angeordnet werden<br />

(Bild 2). Die Versperrung bzw. Zerstörung der ehemali-<br />

864 11 / 2011


Bild 1: Problematik<br />

„Anschlusserhaltung“<br />

bei grabenlosen Sanierungsverfahren<br />

Bild 2: „Klassische<br />

Bauweise“ und „Berliner<br />

Bauweise“ [9, verändert:<br />

Öffentliche Hauptsammler<br />

„blau“, Zuführende<br />

Kanäle „gelb“]<br />

gen Anschlussöffnung kann aufgrund der nicht mehr erforderlichen<br />

Nutzung problemlos in Kauf genommen werden.<br />

Die Umstellung auf Berliner Bauweise <strong>im</strong> Bestand ist insbesondere<br />

dann besonders wirtschaftlich, wenn<br />

der Hauptsammler in bisheriger Linienführung saniert<br />

oder erneuert werden kann,<br />

viele der anschließenden Grundstückentwässerungskanäle<br />

ein Erneuerungserfordernis aufweisen und<br />

man einen Dialog mit den Grundstückeigentümern anstrebt,<br />

durch eine gemeinschaftliche Baumaßnahme die<br />

Gesamtkosten zu reduzieren.<br />

Gerade bei Einzelfällen (Straßenzug) ist eine Betrachtung von<br />

Vor- und Nachteilen angeraten. Hier ist o.g. Dialog einfacher zu<br />

führen, da sich die Zahl der Beteiligten auf die Anliegergrundstücke<br />

beschränkt. Das Argument, dass durch Verfahren die aus<br />

dem Schacht arbeiten, überbaute Flächen geschützt werden,<br />

gilt sowohl für den öffentlichen wie auch privaten Bereich. Im<br />

Idealfall ist so ein absolutes „NO-DIG“ ohne Start- und Zielgruben<br />

oder Kopflöcher für Anschlüsse und den damit verbundenen<br />

Straßen- und Erdbauarbeiten realisierbar.<br />

Neben den Vorteilen (Zugänglichkeit, Dichtheit, saubere<br />

Trennung zwischen Grundstückskanälen) können auch einige<br />

Nachteile gegen die Anwendung sprechen. Eigentumsverhältnisse<br />

oder die Frage wie an den Schacht z. B. bei gegenläufiger<br />

Fließrichtung oder unterschiedlicher Höhenlage angeschlossen<br />

werden soll, beeinflussen ebenso Entscheidungen wie die etwaige<br />

Kostenzunahme infolge einer Leitungsmehrlänge und vorhandene<br />

Straßenabläufe.<br />

Der besondere Bezug zur grabenlosen Leitungserneuerung<br />

ist Gegenstand einer Diplomarbeit [10], die <strong>im</strong> Fachgebiet Abwasser-<br />

und Abfalltechnik der Universität Siegen entstanden ist.<br />

Ziel war es u.a., die vermeintlichen K.O.-Kriterien der „Berliner<br />

Bauweise <strong>im</strong> Bestand“ anhand eines Beispiels zu prüfen und Fälle<br />

aufzuzeigen, wo die Umstellung besonders Sinn machen würde.<br />

Anschluss am Rohr oder am Schacht?<br />

Für den Umgang mit Anschlüssen <strong>im</strong> Kanalbau sind folgende<br />

Regelwerke relevant:<br />

DIN EN 1610: „Verlegung und Prüfung von Abwasserleitungen<br />

und -kanälen“<br />

DWA A 139: „Einbau und Prüfung von Abwasserleitungen<br />

und -kanälen“<br />

DIN EN 752: „Entwässerungssysteme außerhalb von Gebäuden“<br />

ATV- M 143: „Sanierung von Entwässerungssystemen<br />

außerhalb von Gebäuden“<br />

Sonstige: z. B. Din-Normen für Rohre; Herstellerinformationen<br />

(Verlegeanleitungen)<br />

Anschlussarten gemäß DIN EN 1610 [11] sind:<br />

Anschluss durch Abzweig („am Rohr“)<br />

Anschluss durch Anschlussformstücke („am Rohr“)<br />

Anschluss durch Sattelstücke („am Rohr“)<br />

Anschluss durch Schweißen („am Rohr“)<br />

Anschluss an Schächte & Inspektionsöffnungen („am<br />

Schacht“)<br />

Für Anschlüsse gelten die gleichen Anforderungen wie für die<br />

übrigen Bestandteile des Kanalnetzes (vgl. DIN EN 752). Sie<br />

müssen dicht, dauerhaft und betriebssicher sein, ferner Wirtschaftlichkeitsaspekten<br />

genügen. Dies gilt vom Grundsatz<br />

her sowohl für den Neubau als auch den Bestand, wenngleich<br />

der Fokus von DIN EN 1610 eher auf der Neuverlegung liegt.<br />

Die Wahl des Verfahrens hängt gemäß DIN EN 1610 „von<br />

den Anforderungen des Betreibers, dem Rohrdurchmesser und<br />

dem Rohrwerkstoff ab. Weitere Verfahren zur Herstellung von<br />

Anschlüssen können verwendet werden, vorausgesetzt, sie<br />

stellen einen qualitativ gleichwertigen Anschluss sicher.” [11].<br />

Gemäß DWA-Merkblatt M 139 „gibt die Art und die konstruktive<br />

Ausbildung der Anschlüsse der Planer vor.“ [12]. Schwierig ist,<br />

dass sich die Art der Ausführung (Material, Qualitätssicherung,<br />

11 / 2011 865


Fachbericht<br />

Abwasserentsorgung<br />

Verlegetechnik) vom Zeitpunkt der Neuverlegung bis hin zur Sanierung<br />

mit dem jeweiligen Stand der Technik ändert. Die grabenlosen<br />

Verfahren sind relativ neu. Innovationen und Spezifikationen<br />

(beispielsweise verschweißbare innenliegende Abstürze<br />

aus PE) werden in der Praxis häufig noch wenig verwendet.<br />

In die Rohrleitung eingebrachte Abzweige (gesteckt/geschweißt)<br />

oder angebrachte Formteile und Stutzen stellen be<strong>im</strong><br />

Neubau der Hauptkanäle in offener Bauweise sehr elegante<br />

Lösungen dar, um Leitungen unproblematisch seitlich an den<br />

Tabelle 1: Arbeitsgänge bei seitlichem / zentralen Anschließen<br />

von Grundstücksentwässerungen <strong>im</strong> Kanalbestand<br />

Arbeitsgänge (Seitliches Anschließen)<br />

Durchführen von Vorarbeiten:<br />

(inspizieren / spülen / fräsen)<br />

Einmessen aller seitlichen Anschlusspunkte<br />

Renovieren des Hauptkanals<br />

(mit „T.I.P“, „Close Fit“, „Flexoren“)<br />

Öffnen der seitlichen, durch das Neurohr<br />

(Liner) verdeckten Anschlüsse<br />

(mit Fräsroboter)<br />

Arbeitsgänge (Zentrales Anschließen)<br />

Durchführen von Vorarbeiten:<br />

(inspizieren / spülen / fräsen)<br />

Renovieren des Hauptkanals<br />

(mit „T.I.P“, „Closefit“, „Flexoren“)<br />

oder Erneuern des Hauptkanals<br />

(mit Berstlining vom Schacht aus) *)<br />

Neuverlegung der Hausanschlüsse<br />

(grabenlos mit un- / gesteuerten<br />

Bohrverfahren vom Schacht oder<br />

alternativ Arbeitsrichtung zum Schacht)<br />

**)<br />

Dichtes Einbinden der Hausanschlusskanäle<br />

(am Schacht unter Beachtung der<br />

Fließrichtung und der Tiefenlage aller<br />

Kanäle)<br />

Dichtes Einbinden der seitlichen<br />

Anschlusskanäle mit Reparaturverfahren<br />

(mit Hutprofil, Injektion, Verpressung)<br />

*) z. B. mit Grundoburst 400S (Schachtburster), Fa. Tracto-Technik<br />

**) z. B. mit Grundobore 200S, Fa. Tracto-Technik<br />

Tabelle 2: Einsatzbereiche und Verfahrensgrenzen „aus dem<br />

Schacht arbeitender“ Sanierungsverfahren gem. Herstellerangaben<br />

Ausführung Rohrart Nennweite Länge<br />

Berstlining<br />

Schacht / Schacht<br />

Kurzrohr ≤ DN 300 ≤ 70m Statisch<br />

Kurzrohr ≤ DN 200 ≤ 50m Dynamisch<br />

Grube / Schacht ../.. ≤ DN 600 ≤ 70m<br />

Grube / Grube ../.. ≤ DN 1000 ≤ 200m<br />

Tight-in Pipe (T.I.P)<br />

Schacht / Schacht Kurzrohr ≤ DN 300 ≤ 50/60m<br />

Grube / Schacht Kurzrohr ≤ DN 600 ≤ 100m<br />

Close Fit (Compact Pipe)<br />

Schacht / Schacht Rohrstrang ≤ DN 400<br />

Entfernung des Konus Rohrstrang DN 450 / 500<br />

Flexoren<br />

Schacht / Schacht Rohrstrang ≤ DN 300 ≤ 150m<br />

Schlauchlining mit UV-aushärtenden GFK-Liner<br />

Schacht / Schacht Schlauch ≤ DN 1000 ≤ 200m<br />

verlegten Hauptkanal anzuschließen. Hierbei wird der kürzeste,<br />

direkteste Leitungsverlauf vom Entwässerungsobjekt zum<br />

Hauptkanal gewählt. Dies und die Tatsache, dass zum Zeitpunkt<br />

des Neubaus vor häufig über 30 Jahren grabenlose Verfahren<br />

noch nicht existierten, begründet auch den Umstand, dass die<br />

meisten Entwässerungsplanungen diese Art als vorteilhafter<br />

gegenüber der „Berliner Bauweise“ angesehen haben. Weitere<br />

Unabwägbarkeiten gilt es bei „Berliner Bauweise“ zu prüfen:<br />

Größe, Art und Anzahl von Schächten werden durch die Zahl<br />

der Anschlüsse und die Lage der Grundstücke beeinflusst. Eigentumsverhältnisse<br />

können die Ursache sein, dass Kanallängen<br />

sich vergrößern oder die Zahl der Schachtbauwerke zun<strong>im</strong>mt<br />

und es so zur Verteuerung der Baumaßnahme kommt.<br />

Entsprechend dem Zusammenfluss von Haupt- und Nebensammler<br />

an Schachtbauwerken bei Straßenkreuzungen ist dies<br />

auch mit Straßenabläufen und Grundstückskanälen möglich.<br />

Vielfach wird dies bereits bei den sogenannten Endschächten<br />

praktiziert. Aus betrieblicher Sicht sollten Anschlussleitungen<br />

nie gegen die Fließrichtung der Hauptkanäle anschließen. Wichtig<br />

sind die Höhen der Anschlusspunkte, die durch die Tiefenlage<br />

der Kanäle vorgegeben wird und die Gefälleverhältnisse <strong>im</strong><br />

Hinblick auf die Freispiegelabflüsse. Kanäle können an Schachtbauwerke<br />

sohl- oder scheitelgleich anschließen, Höhendifferenzen<br />

mit Abstürzen realisiert werden. Hier bietet zum Beispiel<br />

die Firma Predl einen innenliegenden Absturz aus Kunststoff<br />

an, der die Höhendifferenz zwischen Grundstücks- und<br />

Hauptkanal überwindet. Die Leitungsführung <strong>im</strong> Schacht muss<br />

eine ausreichende Vorflut für die Haushaltsabwässer sicherstellen<br />

und gewährleisten, dass es nicht zu Ablagerungen (Toilettenpapier)<br />

kommt. Als Schachtbauwerke sind in den letzten<br />

Jahren Stahlbeton-Fertigteile in Standardbauweise DN 1000<br />

verwendet worden. Die Alternative, auch für größere Durchmesser,<br />

sind Kunststoffschächte (PE, PP), die komplett verschweißte<br />

Kanalsysteme möglich machen. Tabelle 1 zeigt die<br />

Arbeitsgänge einer ganzheitlichen Sanierung.<br />

Für die Sanierung der Hauptleitung sind neben den Verfahren<br />

entsprechende Rohrmaterialien entwickelt worden, die als Kurzrohrmodule<br />

(z. B. aus PP der Fa. Schöngen) oder als kurvengängige<br />

Strangware (PE-Flexoren der Fa. Maincor) über die Schächte<br />

in das Rohrnetz eingezogen oder eingeschoben werden.<br />

Die Verfügbarkeit von Verfahren, die aus Schächten (Standardmaß<br />

DN 1000, z. B. „Schacht-burster: Grundoburst 400<br />

S“) arbeiten und die das bestehende Schachtbauwerk auch erhalten,<br />

schränkt die Anwendung der grabenlosen Techniken <strong>im</strong><br />

Hinblick auf „absolutes NO-DIG“ i.d.R. auf Hauptkanäle kleiner<br />

DN 400 ein. Allerdings sind ca. 80 % der öffentlichen Kanäle<br />

kleiner als DN 400 [13], Schmutzwasserkanäle <strong>im</strong> ländlichen<br />

Raum häufig <strong>im</strong> Mindestprofil DN 250 (200) gemäß [14] verlegt.<br />

Tabelle 2 zeigt Erneuerungs- und Renovationsverfahren<br />

mit örtlich- und werkseitig gefertigten Rohren sowie die entsprechenden<br />

Verfahrensgrenzen.<br />

Sanierungsverfahren gemäSS<br />

Herstellerangaben<br />

Die Leitungsführung und der Anschluss der Grundstücksentwässerung<br />

müssen <strong>im</strong> Hinblick auf den weiteren Kanalbetrieb<br />

866 11 / 2011


Bild 3: Schematische<br />

Darstellung der grabenlosen<br />

Erneuerung von<br />

Hauptkanälen und Herstellung<br />

der Hausanschlusskanäle<br />

[15, 16]<br />

technisch sauber erfolgen. Obgleich einige Bedingungen die<br />

Anwendung einschränken (u. a. die anstehende Bodenart),<br />

kann eine grabenlose Erneuerung der Hausanschlüsse vom<br />

Schacht aus Kosteneinsparungen bringen. Mit Grundobore<br />

200S hat die Fa. Tracto-Technik ein Bohrgerät entwickelt,<br />

das sich in Schächte DN 1000 einbringen lässt und das von<br />

dort aus ungesteuerte oder gesteuerte Bohrungen für Hausanschlüsse<br />

bis 20 m durchführen kann [15] (Bild 3). Diese<br />

Reichweite ist für die meisten Fälle ausreichend, um den<br />

befestigten, öffentlichen Straßenbereich und die überbaute<br />

private Grundstücksumfriedung (Böschungen, Mauern, Hecken,<br />

Zufahrten usw.) zu unterqueren oder den Revisionsschacht<br />

zu erreichen.<br />

Durch die Lage und Positionierung von Revisionsschächten<br />

auf den Grundstücken kann planerisch auf den Leitungsverlauf<br />

der Grundstücksentwässerung Einfluss genommen<br />

werden.<br />

Wenn die Kreuzung fremder Grundstücke unvermeidbar<br />

ist, muss ein Gespräch mit den beteiligten Parteien eine<br />

Lösung finden. Ein Dialog mit den Grundstückseigentümern<br />

<strong>im</strong>pliziert die Darlegung der technischen Notwendigkeit (Argumente:<br />

„Kosteneinsparung“, “Gemeinwohl“). Eine sachliche<br />

Argumentation ist z. B. auch die, dass eine Kreuzung von<br />

„Fremdgrundstücken“ bei der „Berliner Bauweise“ in der Regel<br />

in nicht bebauungsfähigen Grundstücksbereichen stattfindet.<br />

Inwieweit das Schachtbauwerk auch den Zielschacht einer<br />

vom Grundstück aus gestarteten Bohrung z. B. mit Erdrakete<br />

sein kann, muss eine detaillierte Planung ergeben. Die<br />

Forderung der DIN 1986-30 [17], Grundleitungen an der<br />

Kellerdecke abzuhängen, wird <strong>im</strong> Hinblick auf die Kanalrückstauebene<br />

den Einsatz von Abwasserhebesystemen zur Folge<br />

haben. Vor diesem Hintergrund könnten Freigefälleabflüsse<br />

der Grundstücksentwässerung zum Hauptkanal entbehrlich<br />

werden und auch Verlegesysteme, die mit geringerer<br />

Gefällegenauigkeit arbeiten, wie Horizontalspülbohrsysteme<br />

(HDD), in der Grundstücksentwässerung breitere<br />

Anwendung finden.<br />

Analyse von Vor- und Nachteilen<br />

In Anlehnung an DIN EN 752 [18] sind für Planungen Aspekte<br />

wie Kosten, Bau, Betrieb, Umwelt und Recht heranzuziehen.<br />

Um eine Erörterung sachgerecht, themenbezogen und mit<br />

der nötigen Aspektrelevanz durchzuführen, macht es Sinn,<br />

eine vergleichende Erörterung auf einzelne Sachkriterien herunter<br />

zu brechen.<br />

Die Formulierung von Kriterien, die Vor- und Nachteile<br />

von Varianten beinhalten, ist Gegenstand der Tabelle 3. Die<br />

nachfolgend genannten Kriterien dienen der Erörterung des<br />

Vergleiches zwischen dem seitlichen Anschließen am Rohr<br />

und dem zentralen Anschließen am Schacht. Im speziellen<br />

Anwendungsbereich können die aufgezählten Kriterien mehr<br />

oder weniger relevant sein. Zusätzliche Kriterien durch ortsbezogene<br />

Spezifikationen müssen <strong>im</strong> Einzelfall in die Diskussion<br />

einbezogen werden.<br />

Wenngleich die Beweggründe für den Einsatz grabenloser<br />

Verfahren unterschiedlich sind, müssen sie doch die gleichen<br />

Qualitätsansprüche wie eine offene Bauweise erfüllen.<br />

Für den Erfolg einer Baumaßnahme hat neben der Planung<br />

die Umsetzung auf der Baustelle entscheidende Bedeutung.<br />

Gerade unsachgemäß ausgeführte Sanierungen der seitlichen<br />

Anschlussstellen (u.a. durch “Fehlbohrungen”) haben maßgeblich<br />

zu aktuellen Qualitätsdiskussionen in die Kanalsanierung<br />

beigetragen.<br />

Anwendungsbeispiel<br />

Anhand von Planunterlagen sollte für eine ca. 2.000-Einwohner-große<br />

Ortsgruppe <strong>im</strong> Kreis Siegen-Wittgenstein (NRW)<br />

die Eignung einer großflächigen Umstellung auf “Berliner Bauweise”<br />

als Maßnahme <strong>im</strong> Bestand geprüft werden (Machbarkeit).<br />

Die Prüfung sah eine Verlagerung der Anschlusspunkte<br />

an die vorhandenen Schachtbauwerke vor und die anschließende<br />

Bewertung hinsichtlich der gravierendsten k.o.-Kriterien<br />

„Eigentumsverhältnisse“, „Kanallänge“ und „Anschlussrichtung“.<br />

Die Besonderheit der Ortsteile lag in der ländlichen Struktur<br />

mit dörflich geprägten Charakter, „weitläufiger Bebauung“<br />

und großzügig angelegten Grundstücken. Die demographische<br />

Entwicklung <strong>im</strong> Planungsbereich gibt der Forderung nach<br />

flexiblen Lösungen besonderen Nachdruck.<br />

Den konkreten Anlass bildeten Überlegungen,<br />

den abgängigen Kanal in drei Straßen zu erneuern (kurzfristig),<br />

das gesamte Kanalsystem flächendeckend von Mischsystem<br />

auf Trennsystem umzustellen (mittelfristig),<br />

die aktuellen <strong>Entwicklungen</strong> zur Dichtheit von privaten<br />

Grundstückskanälen in NRW in einer ganzheitlichen Maßnahme<br />

zu berücksichtigen.<br />

Die Untersuchung umfasste 426 bebaute Grundstücke, 327<br />

Haltungen (keine Verbindungssammler!) und wurde mit<br />

ArcGis auf Basis von Katasterdaten und Kanalbestandsplänen<br />

durchgeführt.<br />

Gemäß den Vorgaben können ca. 90 % der betrachteten<br />

Grundstücke und Haltungen aufgrund ihrer Lage als für eine<br />

Umstellung auf „Berliner Bauweise“ gut, befriedigend oder<br />

ausreichend geeignet angesehen werden. Sieht man sich die<br />

Verteilung über das gesamte Gemeindegebiet an, so erkennt<br />

man, dass sich Bereiche zeigen, bei denen eine Umstellung<br />

durchaus Sinn macht.<br />

11 / 2011 867


Fachbericht<br />

Abwasserentsorgung<br />

Bei einem Straßenzug, der als besonders geeignet für<br />

die Umstellung auf „Berliner Bauweise“ eingestuft wird, ist<br />

eine Kostenvergleichsrechnung angefertigt worden. Gemäß<br />

Tabelle 2 würde es sich bereits lohnen, auf „Berliner Bauweise“<br />

umzustellen, wenn neben dem Hauptkanal bereits<br />

zwei der sechs Hausanschlüsse grabenlos erneuert würden.<br />

Wenn alle sechs Hausanschlusskanäle marode wären<br />

und grabenlos erneuert würden, sind deutlichere Kosteneinsparungen<br />

möglich, als wenn dies (sukzessiv) in offener<br />

Bauweise geschieht.<br />

Als wichtiges Ergebnis darf festgehalten werden, dass<br />

die nachteiligen Argumente der „Berliner Bauweise“, die in<br />

der Kreuzung “fremder“ Grundstücke, in der Leitungsmehrlänge<br />

und der gegensätzlichen Anschlussrichtung gesehen<br />

Tabelle 3: Kriterien für eine Umstellung auf Berliner Bauweise<br />

Kriterium: Pro „Berliner Bauweise“ Kontra „Berliner Bauweise“<br />

„Schachtnotwendigkeit“<br />

(Gründe, Aufgaben)<br />

„Grundstücksentwässerung“<br />

(Betrieb, Überwachung)<br />

„Zuständigkeit“<br />

(Planerische Hoheit)<br />

Fazit: Viele Gründe sprechen gegen gleichzeitige und gemeinschaftliche Erneuerung von Hauptkanal und Grundstückskanälen.<br />

Ggfs. Querung fremder Grundstücke (Dienstbarkeiten)<br />

Fazit: Eigentumsverhältnisse sprechen gegen zentrales Anschließen am Schacht, insbesondere wenn Grundstücke<br />

gekreuzt werden.<br />

„Eigentumsverhältnisse“<br />

(rechtliche Belange)<br />

„Planerische<br />

Flexibilität“<br />

(zukünftige<br />

<strong>Entwicklungen</strong>)<br />

„Grabenlose<br />

Erneuerung“<br />

(Möglichkeiten /<br />

Grenzen)<br />

„Hydraulik“<br />

(Individual-/<br />

Pauschalkonzept)<br />

„Mehrfachnutzung“<br />

(Kanal, Grundstückskanal)<br />

An neuralgischen Punkten<br />

(Profilwechsel, Materialwechsel, Gefällewechsel, Seitlichen<br />

Zuläufen, Richtungsänderungen, Anfangshaltungen als Endschacht,<br />

zu großen Haltungslängen)<br />

Kurze Haltungslängen bzw. Anzahl der Schachtbauwerke,<br />

Grundstücksgrößen<br />

Fazit: Berliner Bauweise entspricht Maßstäben (Planungsgrundsätzen), die in der Kanalplanung zum Einsatz von<br />

Schächten führen.<br />

Inspektion, Dichtheitsprüfung, Spülung der Hausanschlusskanäle<br />

vom Schacht aus möglich,<br />

Indirekteinleiterüberwachung (Probenahme) und Fremdwasserlokalisation,<br />

Zunahme der Hausanschlusskanallänge<br />

Grabenloses Einmessen der Hausanschlüsse entfällt, da die<br />

Schachtkoordinaten vorliegen<br />

Fazit: Bessere Betriebsüberwachung der Grundstückentwässerung vom Schacht aus. Zusätzliche Revisionsschächte u.U.<br />

entbehrlich.<br />

Chance auf gemeinschaftlichen Dialog <strong>im</strong> Hinblick die Dichtheitsprüfung.<br />

Zuständigkeiten und Eigentümer unterschiedlich<br />

Zeitschienen, Finanzierung und Bedarf unterschiedlich<br />

Umstellung von Entwässerungssystemen (Mischsystem in<br />

Trennsystem, Modifizierung: Abkopplung von Regenwasser)<br />

Materialien zielgerichteter einsetzbar<br />

Einstellen auf Veränderungen<br />

(Demographie, Kl<strong>im</strong>a).<br />

Vorhandene, angeschlossene Straßenentwässerung<br />

schafft ggfs. Vorgaben<br />

Fazit: Die Verschiebung der Zwangspunkte von dem Rohr an den Schacht erlaubt flexiblere Optionen für zukünftige<br />

Entwässerungsplanungen.<br />

Absolutes NO-DIG möglich,<br />

(kein Straßenaufbruch, weniger Beeinträchtigung durch Verkehr,<br />

Lärm, Emissionen etc.)<br />

Verzicht auf kurzlebigere Reparaturverfahren<br />

Weniger Risiken / Einmessen / Fehlbohrung. (vgl. mäßige<br />

Ergebnisse IKT-Warentests „Stutzensanierung“)<br />

Opt<strong>im</strong>aler Einsatz der Werkstoffe, Kombination mit Schachtsanierung<br />

möglich. Voll-Verschweißtes Kanalnetz möglich.<br />

Einschränkungen bei der aus dem Schacht arbeitenden<br />

Verfahrenstechnik. (z. B. Bersten von Schacht auf<br />

Schacht nur bei < DN 400 und < 70m)<br />

Fazit: Die grabenlose Leitungserneuerung profitiert in vielerlei Hinsicht vom Konzept der Berliner Bauweise<br />

Verringerung von seitlichen Einzelverlusten (Individualkonzept),<br />

somit größere hydraulische Leitungsfähigkeit<br />

Effektive Nutzung der glatten Neurohrwerkstoffe insbesondere<br />

Kunststoff<br />

Haltungsweise Berechnungslogik<br />

Bei Einsatz von Abstürzen seltenerer Einstau der Hausanschlüsse<br />

bei Starkregen<br />

Anschlussrichtung verursacht ggfs. Ablagerungsprobleme<br />

/ Geruch. Technische Herausforderung<br />

„Anschlusspunkt“.<br />

Gefälleverhältnisse können u.U. lange Schleppleitungen<br />

erforderlich machen<br />

Fazit: Für die Kanalhydraulik ergeben sich mit der „Berliner Bauweise“ bei richtiger Herstellung des Schachtanschlusses<br />

bzw. opt<strong>im</strong>alen Bedingungen Vorteile<br />

Bei FAST-OPTICOM-System (Verlegung von Glasfaserkabeln FTTH<br />

in vorhandenen Kanälen) ist Anbindung „FAST-TO-BUILDING“ vom<br />

Schacht über Hausanschlusskanal zum Gebäude möglich, eine<br />

zusätzliche Kabelverlegung mit Erdrakete u.U. entbehrlich<br />

Fazit: Fibre-to-the-Home (FTTH) über Abwasserkanal und Hausanschluss bei Berliner Bau weise eher möglich als bei<br />

seitlichen Anschlüssen<br />

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K<br />

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868 11 / 2011


Bild 4: Prüfung, Bewertung und Ergebnisse der Analyse: „Umstellung auf „Berliner Bauweise“ <strong>im</strong> Bestand“<br />

Bild 5: Betrachtung eines Straßenzuges mit Kostenaufstellung<br />

werden, <strong>im</strong> vorliegenden Beispiel zumindest nur bedingt<br />

relevant sind. Allerdings betrug bei untersuchtem Beispiel<br />

die Anzahl der Anschlüsse pro Schacht max<strong>im</strong>al ein bis zwei<br />

Stück. Die mittlere Haltungslänge mit etwa 30 m lag in Bezug<br />

zu den Grundstücksgrößen <strong>im</strong> günstigen Bereich.<br />

Zusammenfassung<br />

Integrale Betrachtungsweisen gewinnen <strong>im</strong> Zusammenhang mit<br />

Wasserwirtschaft und Umwelt <strong>im</strong>mer stärker an Bedeutung.<br />

Der Bereich Kanalisation kann sich bei ganzheitlicher Betrachtung<br />

aus den Bausteinen<br />

Öffentlicher Kanal – Grundstücksentwässerung – Straßenbau<br />

…<br />

Rohrstrang – Schacht – Anschluss – Anschlusskanal …<br />

zusammensetzen. Eine Systematik, die <strong>im</strong> Zusammenhang mit<br />

den anstehenden Dichtheitsprüfungen zur Gewährleistung<br />

der Arbeitsabläufe (Terminierung, Überprüfung, Nachhaltung,<br />

Dokumentation) notwendig sein wird, bietet die Möglichkeit<br />

ein integrales Sanierungskonzept an die Dichtheitsprüfung<br />

anzuschließen. Die Handlungsoptionen und die Nachfrage<br />

nach Strategien sind höher, wenn viele Hausanschlüsse<br />

ein Sanierungserfordernis aufweisen. Neben Systematik sind<br />

Flexibilität und Zukunftsfähigkeit wichtige Punkte: Sowohl Ka-<br />

11 / 2011 869


Fachbericht<br />

Abwasserentsorgung<br />

nalnetzbetreiber als auch Bürger entledigen sich mit der<br />

Dichtheitsprüfung 2015 keinesfalls sämtlicher Sorgen auf<br />

alle Zeit. Gemäß §61a des LWG NRW sind Dichtheitsprüfungen<br />

alle 20 Jahre zu wiederholen.<br />

Aus „rein technischer“ Sicht stellt die „Berliner Bauweise“<br />

eine Alternative dar. Dies betrifft vor allem den<br />

Bestand, wobei der Zusammenhang zum Anwendungserfolg<br />

grabenloser Techniken als sehr hoch einzustufen ist.<br />

Zumindest sollte eine Anwendung der „Berliner Bauweise“<br />

geprüft werden und keine pauschale Ablehnung erfolgen.<br />

Im Einzelfall (je nach Entwässerungsverfahren, je nach<br />

Grundstückslagen und Haltungslängen) kann die Anwendung<br />

wirtschaftlich sein. Dennoch existieren verständliche<br />

Vorbehalte (Eigentümer, Kosten, Zeitplan), wobei nicht<br />

technische Fertigkeiten, sondern die kommunikative Fähigkeiten,<br />

Besonnenheit und Weitblick des Planers Vorbehalte<br />

ausräumen müssen. Hier gilt es, die Sachlage darzulegen<br />

und die Problematik kompetent gegenüber Politik und Bürger<br />

zu artikulieren. Traditionelle Denkweisen, wie „das haben<br />

wir schon <strong>im</strong>mer so gemacht“ oder der Irrglaube, dass<br />

der „kürzeste Weg <strong>im</strong>mer der günstigste sei“, sind weitverbreitet.<br />

Diesen Denkweisen stehen mit den grabenlosen<br />

Techniken relativ junge Bauverfahren gegenüber, die in den<br />

letzten Jahren verfahrens- und materialtechnisch deutliche<br />

Verbesserungen (T.I.P.-Verfahren, Mehrschichtrohre<br />

mit Schutzeigenschaften) erfahren haben.<br />

Die Thematik „Anschließen und Verbinden“ von Rohren<br />

steht und fällt mit der Qualität der Anbindung. Die Frage,<br />

wie lange die Verfahren der Stutzensanierung halten bzw.<br />

dicht halten, kann nicht sicher beantwortet werden, zumal<br />

Anschlüsse und Rohrverbindungsstellen <strong>im</strong>mer besonderen<br />

Belastungen ausgesetzt sind und deshalb a priori in ihnen<br />

potenzielle Schadensstellen gesehen werden müssen.<br />

Die Diskussion über den richtigen „Weg“, Rohre zu verbinden<br />

ist sowohl material- als auch verfahrensübergreifend<br />

längst nicht abgeschlossen. Be<strong>im</strong> Relining bedarf es weiterhin<br />

der Entwicklung und Innovationen der geschlossenen<br />

Sanierungsverfahren, insbesondere <strong>im</strong> Anschlussbereich<br />

der Stutzensanierung.<br />

Die Philosophie der „Berliner Bauweise“ stellt aus Sicht<br />

der Verfasser eine geeignete Lösung dar, grabenlose Lösungen<br />

in Form eines absoluten NO-DIGs (ohne offene<br />

Start- und Zielgruben, Kopflöcher) zu realisieren und<br />

Schwachpunkte wie die Stutzenreparatur zu umgehen.<br />

Berst- und Bohrverfahren lassen sich so noch gezielter<br />

für die Stadtentwässerung einsetzen.<br />

Literatur<br />

[1] Krüger, A.; Görg, H.: Rechtwinklig oder sternförmig – am Rohr oder<br />

am Schacht ? Umgang mit seitlichen Anschlüssen <strong>im</strong> Kanalbestand;<br />

5. deutsches Symposium für grabenlose Leitungserneuerung SgL, am<br />

07.10.2010 in der Universität Siegen<br />

[2] Görg, H.; Krüger, A.: Flickenteppich Kanalisation: Zustand, Notwendigkeit<br />

und Rahmenbedingungen der Sanierung / Erneuerung; 5. deutsches Symposium<br />

für grabenlose Leitungserneuerung SgL, am 07.10.2010 in der<br />

Universität Siegen<br />

[3] Görg, H.; Krüger, A.: Perspektiven des Leitungsbaus in Straße und Grundstück<br />

– grabenlos in die Zukunft?; 6. deutsches Symposium für grabenlose<br />

Leitungserneuerung SgL, am 06.10.2011 in der Universität Siegen<br />

[4] Krüger, A.; Birbaum, J.; Görg, H.; Zander, U.: Zusammenhang von Straßenzustand<br />

und grabenlose Leitungserneuerung <strong>im</strong> Hinblick auf lange Nutzungsdauern<br />

und opt<strong>im</strong>ale Wertschöpfung; 6. deutsches Symposium für<br />

grabenlose Leitungserneuerung SgL, am 06.10.2011 in der Universität<br />

Siegen<br />

[5] Berger, C.; Falk, C.: Zustand der Kanalisation; Ergebnisse der DWA-Umfrage<br />

2009, veröffentlicht in Korrespondenz Abwasser KA, Hennef, 1/2011<br />

[6] Diederich, F.; Rehling R.: Status Quo der privaten Grundstücksentwässerung,<br />

veröffentlicht in TIS 12/2005<br />

[7] Wassergesetz für das Land Nordrhein-Westfalen (LWG), § 61a Private<br />

Abwasseranlagen, Fassung vom 25. Juni 1995<br />

[8] IKT-Warentest: Reparaturverfahren für Anschlussstutzen, veröffentlich<br />

durch IKT Institut für Unterirdische Infrastruktur gGmbH, Gelsenkirchen,<br />

2006<br />

[9] GSTT „Hausanschlussverlegung mittels Microtunneling“; Film veröffentlicht<br />

unter NO-DIGbau-TV, Nov. 2007<br />

[10] Stoye, N.: „Berliner Bauweise“ versus klassischer Kanalbau als Maßnahmen<br />

<strong>im</strong> Rahmen der grabenlosen Leitungserneuerung, Diplomarbeit Universität<br />

Siegen, Aug. 2010 (unveröffentlicht)<br />

[11] DIN EN 1610 „Verlegung und Prüfung von Abwasserleitungen und -kanälen”<br />

(1997-10)<br />

[12] DWA A 139 „Einbau und Prüfung von Abwasserleitungen und -kanälen“<br />

(2001-06)<br />

[13] AWT/WWT 1993; unterlegt durch eigene Untersuchungen am Kanalbestand<br />

mehrerer Kommunen in Südwestfalen 2005-2010<br />

[14] DWA A 110 „Hydraulische D<strong>im</strong>ensionierung und Leistungsnachweis von<br />

Abwasserleitungen und -kanälen“ (2006-08)<br />

[15] Pachutzki, M.: Ungesteuertes und gesteuertes Press-Bohr-Verfahren für<br />

die Neuverlegung von Abwasser-Hausanschlüssen mit neu entwickelter<br />

Kleinbohranlage Grundobore 200 S, veröffentlicht <strong>im</strong> Tagungsband 3. dt.<br />

Symposium für grabenlose Leitungserneuerung SgL, Siegen, Sept. 2008<br />

[16] Sommer, J.: Verfahrensvarianten der Berliner Bauweise <strong>im</strong> Rahmen der<br />

Sanierung und Erneuerung öffentlicher Kanalisationen und Anschlussleitungen,<br />

veröffentlicht <strong>im</strong> Tagungsband 5.dt. Symposium für grabenlose<br />

Leitungserneuerung SgL, Siegen, Okt. 2011<br />

[17] DIN 1986 Teil 30 „Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke<br />

– Teil 30: Instandhaltung“ (2010-10)<br />

[18] DIN EN 752 „Entwässerungssysteme außerhalb von Gebäuden“ (2008-04)<br />

Autoren<br />

Dipl.-Ing. Alexander Krüger<br />

Universität Siegen, Fachgebiet Abwasserund<br />

Abfalltechnik<br />

Tel. +49 271 740-2186<br />

E-Mail: krueger@bauwesen.uni-siegen.de<br />

Prof. Dr.-Ing. Horst Görg<br />

Universität Siegen, Fachgebiet Abwasserund<br />

Abfalltechnik<br />

Tel. +49 271 740-2323<br />

E-Mail: goerg@bauwesen.uni-siegen.de<br />

870 11 / 2011


Projekt kurz beleuchtet<br />

Abwasserentsorgung<br />

Vorhandene Rohranschlüsse<br />

präzise überbohren<br />

Im Rahmen der Erneuerung des Kanal- und Wasserleitungssystems<br />

in Hatzfeld (Hessen) wurde die Ortsdurchfahrt ab<br />

März 2011 gesperrt, um die komplette Sanierung der Fahrbahn,<br />

des Gehwegs und die aufwändigen Arbeiten <strong>im</strong> Leitungssystem<br />

vornehmen zu können. Sowohl Stahlbetonrohre<br />

in D<strong>im</strong>ensionen DN 300 – DN 700 wurden neu verlegt als<br />

auch schon bestehende Rohre mit neuen Anschlüssen versehen.<br />

Die Sanierung der Altbestände, mit der Notwendigkeit,<br />

bereits vorhandene Anschlüsse absolut präzise zu überbohren,<br />

stellte besondere Ansprüche an den Anwender und das<br />

Gerät. Obgleich man seit vielen Jahren mit eigenem Gerät<br />

Kernbohrungen in Stahlbetonrohren durchführt, wurde <strong>im</strong><br />

Rahmen dieses Bauvorhabens in eine neue Technik investiert.<br />

Der verantwortliche Bauleiter, Dirk Wind, hatte Informationen<br />

über ein innovatives Kanalbohrgerät, die KRABBE, erhalten,<br />

das ohne weitere Hilfsmittel von einer Person befestigt,<br />

eingerichtet und bedient werden kann. Be<strong>im</strong> Überbohren der<br />

vorhandenen Löcher spielte das Gerät in Hatzfeld dann seine<br />

Vorteile aus:<br />

Befestigung über das Zangenprinzip ohne Zurrgurte oder<br />

Erdnägel<br />

Einrichten der Gerätes mit min<strong>im</strong>alem Zeitaufwand<br />

Präzise Bohrung (auch be<strong>im</strong> Überbohren).<br />

BILD 1: Befestigung durch Zangenprinzip: das Kanalbohrgerät<br />

„KRABBE“ <strong>im</strong> Einsatz <strong>im</strong> Herzfeld<br />

Kontakt<br />

ADIA-Bautechnik, Max Paul Bunke, Herdecke,<br />

Tel. +49 2330 6577442, E-Mail: bunke@adia-bautechnik.de,<br />

www.adia-bautechnik.de<br />

… verbindet die Märkte<br />

871 10 / 2010 10 / 2010 871<br />

11 / 2011 871


Projekt kurz beleuchtet<br />

Abwasserentsorgung<br />

Sanierung eines Eiprofil 1390/1800<br />

in Bremen mit KM-Liner<br />

Schlauchlining auch in großen Profilen: Das Bauunternehmen KMG Pipe Technologies sanierte in Bremen einen Mischwasserkanal<br />

mit einem Querschnitt von 1390/1800. Dafür wurde der größte Liner geliefert, den das Unternehmen je eingebaut hat.<br />

Für den Netzbetreiber HanseWasser saniert KMG von März bis<br />

Ende September 2011 in der Bremer Bayernstraße einen 880<br />

m langen Sammler für Mischwasser aus dem Jahr 1914. Er dient<br />

dem Kanalnetz der Stadt gleichzeitig auch als Stauraumkanal<br />

und wies Schlammablagerungen, Fugenauswaschungen und<br />

Risse <strong>im</strong> Mauerwerk auf, die bereits zum Eintritt von Grundwasser<br />

führten. Die große Herausforderung bei der Sanierung<br />

des gemauerten Eiprofils mit Schlauchlining war für das Bauunternehmen<br />

KMG seine große Nennweite von 1390/1800.<br />

Zudem musste das Abwasser zur Vorflutsicherung aufwändig<br />

umgepumpt werden. Den Erfolg der Sanierungsmaßnahme<br />

stellte KMG Ende Juni geladenen Gästen von Netzbetreibern<br />

und Ingenieurbüros <strong>im</strong> Rahmen eines Baustellentags in Bremen<br />

vor. In seinem Vortrag anlässlich dieses Baustellentags zeigte<br />

sich Arne Schmüser von HanseWasser zufrieden mit der Ausführung<br />

des Projektes: „Es freut mich, mit KMG einen zuverlässigen<br />

und professionellen Partner für dieses herausfordernde<br />

Projekt in der Bayernstraße gefunden zu haben“.<br />

Auf der Rekordbaustelle kam der KM-Liner mit Längen<br />

von 100 m bis 150 m und einem Gesamtgewicht von 150<br />

Tonnen zum Einsatz, der mit einem Sondertransport vom<br />

Produktionswerk der Firma SEKISUI NordiTube, wie KMG<br />

Bild 1: Schlauchlining in Rekordgröße: KMG Pipe Technologies saniert in Mischsammler in Bremen (Quelle: KMG Pipe<br />

Technologies GmbH)<br />

872 11 / 2011


gwfWasser<br />

Abwasser<br />

2Hefte<br />

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zum<br />

Kennenlernen!<br />

Bild 2: Einzug Liner - Der Schlauchliner wird über eine<br />

Gleitfolie in das Altrohr eingebracht und dort mit einem<br />

zweiten Kalibrierschlauch aufgestellt (Quelle: KMG Pipe<br />

Technologies GmbH)<br />

Jedes zweite Heft mit<br />

Sonderteil R+S<br />

Recht und Steuern <strong>im</strong><br />

Gas- und Wasserfach<br />

ein Unternehmen der SEKISUI SPR Europe Gruppe, aus<br />

Schieder-Schwalenberg angeliefert wurde. Er wurde nach<br />

dem Pull Inliner-Verfahren eingebaut, das sich besonders<br />

zur Sanierung von großen Durchmessern und dicken Wandstärken<br />

eignet.<br />

Das Besondere ist die Einzieh-/Einstülp-Kombination<br />

von zwei Linern, das die Imprägnierung mit unterschiedlichen<br />

Harzen ermöglicht sowie ein formschlüssiges Anliegen<br />

am Altrohr sicherstellt. Der Liner wurde über eine Winde in<br />

den Altkanal eingezogen, eine Folie mit Gleitmittel stellte<br />

dabei den reibungslosen Ablauf sicher. Dann stellten ihn die<br />

Sanierungsexperten von KMG über einen eingestülpten Kalibrierschlauch<br />

mit Wasserdruck auf. Zwei Heizanlagen erwärmten<br />

anschließend das Prozesswasser, um die beiden<br />

Schläuche auszuhärten. Auf diese Weise wurden sieben Abschnitte<br />

von bis zu 150 m Länge unter der Einhaltung vom<br />

HSE-Management (Health-Safety-Environment) der Hanse<br />

Wasser saniert.<br />

Das Eiprofil des zu sanierenden Mischsammlers verlangte<br />

aufgrund der großen Nennweite auch eine exakte statische<br />

Berechnung, die Fred Hüpers, ein Experte der ILL Ingenieursgesellschaft<br />

für Leitungsbau und Leitungsinstandhaltung<br />

mbH aus Detmold, <strong>im</strong> Vorfeld durchführte. Darüber<br />

hinaus hat das Ingenieurbüro Siebert & Knippschild für HanseWasser<br />

in jedem Abschnitt der Baumaßnahme Linerproben<br />

entnommen. „Sämtliche gemessenen Parameter liegen<br />

deutlich über dem Sollwert“, beurteilte Mirjam Lechner aus<br />

dem Ingenieurbüro die positiven Ergebnisse, die sie auch<br />

den Teilnehmern des Baustellentags vorstellte.<br />

Kontakt<br />

KMG Pipe Technologies GmbH, Schieder-Schwalenberg,<br />

Tel. +49 5284 705-0, E-Mail: mail@kmg.de, www.kmg.de<br />

Von Experten<br />

für Experten<br />

Informieren Sie sich regelmäßig über alle technischen<br />

und wirtschaftlichen Belange der Wasserbewirtschaftung<br />

und Abwasser behandlung.<br />

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gwf Wasser/Abwasser erscheint in der Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenhe<strong>im</strong>er Str. 145, 81671 München<br />

Vorteilsanforderung per Fax: +49 (0)931 / 4170-492<br />

oder per Post: Leserservice gwf • Postfach 91 61 • 97091 Würzburg<br />

Ja, senden Sie mir die nächsten beiden Ausgaben des Fachmagazins gwf Wasser/<br />

Abwasser gratis zu. Nur wenn ich überzeugt bin und nicht innerhalb von 14 Tagen<br />

nach Erhalt des zweiten Hefts schriftlich absage, bekomme ich gwf Wasser/<br />

Abwasser für zunächst ein Jahr (12 Ausgaben) zum Preis von € 170,- zzgl. Versand<br />

(Deutschland: € 15,- / Ausland: € 17,50) pro Halbjahr.<br />

Vorzugspreis für Schüler und Studenten (gegen Nachweis) € 85,- zzgl. Versand<br />

pro Halbjahr.<br />

Firma/Institution<br />

Vorname, Name des Empfängers<br />

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PLZ, Ort<br />

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Oldenbourg Industrieverlag München<br />

www.gwf-wasser-abwasser.de<br />

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Datum, Unterschrift PA<strong>3R</strong>IN0911<br />

Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B. Brief, Fax, E-Mail)<br />

oder durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform. Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt<br />

die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an den Leserservice gwf, Postfach 91 61, 97091 Würzburg<br />

Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene<br />

Daten erfasst, gespeichert und verarbeitet. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich vom Oldenbourg Industrieverlag<br />

11 / 2011 oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante Fachangebote 873 informiert und beworben<br />

werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.


Wissen für die praxis<br />

RSV-Regelwerk<br />

RSV Merkblatt 1<br />

Renovierung von Entwässerungskanälen und -leitungen mit vor Ort härtendem Schlauchlining<br />

2006, 31 Seiten, DIN A4, broschiert, € 35,-<br />

RSV Merkblatt 2<br />

Renovierung von Abwasserleitungen und -kanälen mit Rohren aus<br />

thermoplastischen Kunststoffen durch Liningverfahren ohne Ringraum<br />

2009, 38 Seiten, DIN A4, broschiert, € 29,-<br />

RSV Merkblatt 2.2<br />

Renovierung mit dem TIP-Verfahren ohne Ringraum (in Bearbeitung)<br />

RSV Merkblatt 3<br />

Renovierung von Abwasserleitungen und -kanälen durch Liningverfahren mit Ringraum<br />

2008, 40 Seiten, DIN A4, broschiert, € 29,-<br />

RSV Merkblatt 4<br />

Reparatur von drucklosen Abwässerkanälen und Rohrleitungen durch vor Ort härtende Kurzliner<br />

(partielle Inliner)<br />

2009, 25 Seiten, DIN A4, broschiert, € 29,-<br />

RSV Merkblatt 5<br />

Reparatur von Entwässerungsleitungen und Kanälen durch Roboterverfahren<br />

2007, 22 Seiten, DIN A4, broschiert, € 27,-<br />

RSV Merkblatt 6<br />

Sanierung von begehbaren Entwässerungsleitungen und -kanälen sowie Schachtbauwerken<br />

2007, 23 Seiten, DIN A4, broschiert, € 29,-<br />

RSV Merkblatt 6.2<br />

Schachtsanierung (in Bearbeitung)<br />

RSV Merkblatt 7.1<br />

Renovierung von drucklosen Leitungen / Anschlußleitungen mit vor Ort härtendem Schlauchlining<br />

2009, 24 Seiten, DIN A4, broschiert, € 29,-<br />

RSV Merkblatt 7.2<br />

Hutprofiltechnik zur Einbindung von Anschlußleitungen – Reparatur / Renovierung<br />

2009, 31 Seiten, DIN A4, broschiert, € 30,-<br />

RSV Merkblatt 8<br />

Erneuerung von Entwässerungskanälen und Anschlussleitungen mit dem Berstliningverfahren<br />

2006, 27 Seiten, DIN A4, broschiert, € 29,-<br />

RSV Merkblatt 10<br />

Kunststoffrohre für grabenlose Bauweisen<br />

2008, 55 Seiten, DIN A4, broschiert, € 37,-<br />

Vulkan-Verlag<br />

www.vulkan-verlag.de<br />

Faxbestellschein an: 0201/82002-34<br />

Ja, ich / wir bestelle(n) gegen Rechnung:<br />

___ Ex. RSV-M 1 € 35,-<br />

___ Ex. RSV-M 2 € 29,-<br />

___ Ex. RSV-M 2.2 in Bearbeitung<br />

___ Ex. RSV-M 3 € 29,-<br />

___ Ex. RSV-M 4 € 29,-<br />

___ Ex. RSV-M 5 € 27,-<br />

Antwort<br />

Vulkan-Verlag GmbH<br />

Postfach 10 39 62<br />

45039 Essen<br />

___ Ex. RSV-M 6 € 29,-<br />

___ Ex. RSV-M 6.2 in Bearbeitung<br />

___ Ex. RSV-M 7.1 € 29,-<br />

___ Ex. RSV-M 7.2 € 30,-<br />

___ Ex. RSV-M 8 € 29,-<br />

___ Ex. RSV-M 10 € 37,-<br />

zzgl. Versandkosten<br />

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Generische Zustandsanalyse von<br />

Fernwärmenetzen<br />

Von Volker Herbst<br />

Die luftgestützte Thermografie soll zukünftig als Verfahren zur Zustandsbewertung von Fernwärmenetzen eingesetzt<br />

werden. Die Thermalaufnahmen werden jedoch von einer Vielzahl an Parametern beeinflusst. Hierdurch ist eine zuverlässige<br />

Bewertung hinsichtlich des Zustandes von Fernwärmenetzen derzeit nur begrenzt möglich. In diesem Forschungsvorhaben<br />

der industriellen Gemeinschaftsforschung IGF wurden durch praktische Untersuchungen <strong>im</strong> Feldversuch<br />

und durch theoretische Berechnungen die Einflussparameter untersucht.<br />

Das IGF-Vorhaben 15802 N der Forschungsvereinigung FFI Fernwärme-Forschungsinstitut in Hannover e.V. wurde<br />

über die AiF <strong>im</strong> Rahmen des Programms zur Förderung der Industriellen Gemeinschaftsforschung und -entwicklung<br />

(IGF) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages<br />

gefördert.<br />

Bisheriger Stand und Zielsetzung<br />

Der Betrieb von Fernwärmenetzen erfordert eine ständige<br />

Kontrolle des Leitungszustandes zur Erhaltung der Leitungsnetze.<br />

Die Leitungsnetze bestehen größtenteils aus erdverlegten<br />

Rohrsystemen und sind damit einer regelmäßigen visuellen<br />

Kontrolle entzogen. Bisher konnten nur punktuelle und<br />

systembezogene Aussagen zum Zustand der Rohrleitungssysteme<br />

gemacht werden.<br />

Eine Möglichkeit zur flächendeckenden Analyse von erdverlegten<br />

Fernwärmenetzen stellt die luftgestützte Thermal-<br />

Infrarot-Technologie (TIR) dar. Diese Technologie ermöglicht<br />

es, Strahlungsdichteunterschiede der Oberfläche zu visualisieren.<br />

Die Thermoanomalien geben Hinweise auf Schwachstellen<br />

<strong>im</strong> Isolationsvermögen des Fernwärmerohrsystems<br />

und besonders auf austretendes Fernheizwasser. Im zunehmenden<br />

Maße streben die Fernwärmeversorgungsunternehmen<br />

eine Zustandsbewertung ihrer Netze an. Dabei steht die<br />

Erfassung von zeitlichen Veränderungen der Wärmedämmung<br />

als Indikator für eine Zustandsänderung der verlegten warmgehenden<br />

Rohre <strong>im</strong> Vordergrund, sowohl <strong>im</strong> Vorlauf- als auch<br />

<strong>im</strong> Rücklaufsystem. Es ergäbe sich eine verbesserte vorteilhafte<br />

Wirtschaftlichkeit, wenn die Thermal-Infrarot-Technologie<br />

(TIR) diesbezüglich herangezogen werden könnte. Hinsichtlich<br />

der Erfüllung dieser Forderung stößt die luftgestützte<br />

Thermografie derzeit an Grenzen.<br />

In dem AIF-Vorläufer-Forschungsvorhaben 14014N<br />

„Generische Zustandsanalyse von Fernwärmenetzen“ wurden<br />

praktische Untersuchungen durchgeführt und ein vereinfachtes<br />

Berechnungsmodell entwickelt, mit dessen Hilfe<br />

die Auswertung von TIR-Bilddaten unterstützt werden kann.<br />

Die Untersuchungen haben gezeigt, dass die Umgebungsbedingungen<br />

an der Erdoberfläche den deutlich größten Einfluss<br />

auf die Erdoberflächentemperatur aufweisen und eine exakte<br />

Bewertung und Gewichtung anderer Einflussgrößen (Überdeckungshöhe,<br />

Eigenschaften des Überdeckungsmaterials, Mediumtemperatur)<br />

und damit das El<strong>im</strong>inieren von Störgrößen<br />

nur durch eine weiterführende praxisnahe Parameterstudie<br />

mit Präzisierung des Berechnungsmodells möglich wird. Auf<br />

Basis dieser Erkenntnisse wurde <strong>im</strong> aktuellen Forschungsvorhaben<br />

ein zweigeteilter Ansatz verfolgt. Ein Teil umfasste die<br />

Durchführung eines Feldversuchs. Der andere Teil umfasste<br />

die Durchführung von Modellberechnungen. Die Ergebnisse<br />

der Modellberechnungen und des Feldversuchs wurden miteinander<br />

verglichen und bewertet.<br />

Aufbau und Durchführung des<br />

Feldversuchs<br />

Die Datenbestände aus den messtechnischen Untersuchungen<br />

<strong>im</strong> Feldversuch bildeten die Basis für die Entwicklung eines<br />

Berechnungsmodells und lieferten wichtige Erkenntnisse<br />

über die Randbedingungen.<br />

Die Messungen wurden auf einem Betriebsgelände in Hannover<br />

durchgeführt. Bei dem untersuchten System handelte es<br />

sich um ein erdverlegtes Kunststoffmantelrohrsystem der D<strong>im</strong>ension<br />

DN 300/450. Vor- und Rücklaufleitung sind nebeneinander<br />

in einer Tiefe von 0,7 m verlegt. Der Abstand zwischen<br />

der Vor- und Rücklaufleitung beträgt 0,84 m. Die Leitung verläuft<br />

horizontal ohne Steigung bzw. Gefälle. Die Oberfläche ist<br />

mit Gras bewachsen. Im Bereich der Messstelle erfolgt keine<br />

Verschattung durch Gebäude oder Bewuchs. Im Feldversuch<br />

wurden sensorische Langzeitmessungen durchgeführt<br />

sowie luft- und bodengestützte Thermalaufnahmen realisiert.<br />

Die Außenlufttemperatur sowie die Erdreichtemperaturen<br />

wurden mit PT 100-Widerstandsthermometern erfasst.<br />

Die Widerstandsthermometer zur Messung der Erdreichtemperaturen<br />

wurden in definierten Abständen angebracht. Die<br />

Messungen erfolgten nahe der Erdoberfläche, direkt unter<br />

der Grassohle sowie in 0,35 m und 0,7 m Tiefe. Die Messanordnung<br />

der Widerstandsthermometer <strong>im</strong> Erdreich sowie die<br />

Kennzeichnung der Messstellen ist in Bild 1 dargestellt.<br />

Zusätzlich wurde der Wärmestromfluss durch Wärmestromsensoren<br />

auf dem Rohrmantel der Vor- und Rücklaufleitung<br />

erfasst. Die Windgeschwindigkeit wurde mit einem<br />

11 / 2011 875


Fachbericht<br />

Fernwärme & Energie<br />

Bild 1: Messanordnung<br />

der Pt-100-Widerstandsthermometer<br />

<strong>im</strong><br />

Erdreich mit Kennzeichnung<br />

der Messpunkte<br />

Tabelle 1: Durchführung der Messungen <strong>im</strong> Feldversuch<br />

Durchführung<br />

Langzeitmessung<br />

Luftgestützte Thermalaufnahmen<br />

Bodengestützt Thermalaufnahmen<br />

Vergleich und Bewertung der Messergebnisse<br />

Temperaturgradienten über der Fern wärmeleitung<br />

mit unterschiedlichen Kamerasystemen<br />

Meßstellenbezeichnung<br />

gemäß<br />

Bild 28<br />

Parameter<br />

Erdreichtemperaturen, Lufttemperatur,<br />

Windgeschwindigkeit<br />

Wärmestrom Vor- und Rücklauf<br />

Temperaturgradienten über der Fernwärmeleitung<br />

Tabelle 2: Mittlere Temperaturen des Erddreichs und der Außenluft<br />

für den Februar<br />

Erdoberflächenberich<br />

000<br />

Mittlere absolute Temperaturen <strong>im</strong> Monat Februar [°C]<br />

Erd<br />

(ungestörtes<br />

Erdreich)<br />

VLS<br />

(neben<br />

Vorlauf)<br />

VLM<br />

(über<br />

Vorlauf)<br />

RLM<br />

(über<br />

Rücklauf)<br />

RLS<br />

(neben<br />

Rücklauf)<br />

2,6 5,0 5,3 5,0 4,1<br />

350 mm 5,0 9,2 12,0 10,5 7,2<br />

700 mm 7,4 11,1 15,5 13,1 9,4<br />

925 mm 8,6 -<br />

Außenlufttemperatur<br />

T Luft<br />

1,8<br />

Windgeschwindigkeitsgeber in Erdbodennähe erfasst. Alle<br />

Messwerte wurden in einem zeitlichen Abstand von 0,5 h<br />

erfasst und gespeichert.<br />

Zur Bewertung der sensorischen Messergebnisse wurden<br />

die Messwerte des Monats Februar 2011 analysiert, da in diesem<br />

Zeitraum die kl<strong>im</strong>atischen Bedingungen (keine Überdeckung<br />

mit Schnee) den Anforderungen entsprechen, wie sie<br />

zur Durchführung einer luftgestützten Thermalaufnahme erforderlich<br />

sind. Der Mittelwert der Vorlaufmediumtemperatur<br />

betrug für diesen Zeitraum 85,5 °C, die Rücklaufleitung wies<br />

eine mittlere Mediumtemperatur von 55,8 °C auf. Die durchschnittliche<br />

Temperatur der Luft betrug 1,8 °C, die mittlere<br />

Windgeschwindigkeit betrug 1,03 m/s.<br />

Die Mittelwerte der Temperaturen des Monats Februar<br />

für das Messfeld sind in Tabelle 2 dargestellt.<br />

Die erdoberflächennahen Temperaturen werden <strong>im</strong> Wesentlichen<br />

von der Außenlufttemperatur beeinflusst (Bild 2).<br />

Dieser Einfluss ist auch direkt über der Vor- und Rücklaufleitung<br />

deutlich zu erkennen. Allerdings werden extreme Temperaturschwankungen<br />

der Außenluft über der Fernwärmeleitung<br />

etwas stärker gedämpft als an der Oberfläche des ungestörten<br />

Erdreichs. Zwischen der Erdoberfläche des ungestörten<br />

Erdreichs und der der Erdoberfläche über der Fernwärmeleitung<br />

stellt sich eine deutliche Temperaturdifferenz ein.<br />

Diese Temperaturdifferenz ist über den dargestellten Zeitraum<br />

relativ konstant (Bild 3).<br />

Der Mittelwert für die Temperaturdifferenz zwischen<br />

der ungestörten Erdoberfläche und der Erdoberfläche über<br />

der Vorlaufleitung bezogen auf den Monat Februar beträgt<br />

2,7 K. Der Mittelwert für die Temperaturdifferenz zwischen<br />

der ungestörten Erdoberfläche und der Erdoberfläche über<br />

der Rücklaufleitung beträgt 2,4 K.<br />

876 11 / 2011


Bild 2: Erdoberflächennahe<br />

Temperaturverläufe<br />

mit Verlauf der<br />

Außenlufttemperatur <strong>im</strong><br />

Monat Februar<br />

Bild 3: Temperaturdifferenzen<br />

an der Erdoberfläche<br />

zwischen dem<br />

ungestörten Erdreich und<br />

der Vorlauf- und Rücklaufleitung<br />

Bild 4: Temperaturprofil<br />

an der Erdoberfläche<br />

am Tag und in der<br />

Nacht<br />

11 / 2011 877


Fachbericht<br />

Fernwärme & Energie<br />

An der Erdoberfläche bildet sich ein Temperaturprofil zwischen<br />

dem ungestörten Erdreich und dem Einflussbereich der<br />

Fernwärmeleitung aus, bei dem das Max<strong>im</strong>um über der Vorlaufleitung<br />

auftritt (Bild 4). In Richtung der Rücklaufleitung<br />

sinkt die Erdoberflächentemperatur. Das Temperaturprofil nahe<br />

der Erdoberfläche verändert sich <strong>im</strong> tageszeitlichen Verlauf<br />

nur geringfügig.<br />

Zwischen der Außenluft und der Erdoberfläche über der<br />

Vorlaufleitung ist eine Temperaturdifferenz vorhanden, die<br />

für den Monat Februar durchschnittlich 3,5 K beträgt. Der<br />

Einfluss der Außenlufttemperatur wird bereits bei geringer<br />

Verlegetiefe gedämpft (Bild 5). Dieser Effekt ist darauf zurückzuführen,<br />

dass ein Einfluss des konvektiven Wärmeüber-<br />

gangs an der Erdoberfläche bereits in geringen Tiefen nicht<br />

mehr vorhanden ist.<br />

Die Temperaturen <strong>im</strong> ungestörten Erdreich (Erd) und neben<br />

der Rücklaufleitung (RLS) steigen mit zunehmender Tiefe<br />

linear an. Im Bereich der Fernwärmeleitung sind die Temperaturverläufe<br />

leicht „gekrümmt“. Die Temperaturdifferenzen<br />

bezogen auf das ungestörte Erdreich zwischen den Messstellen<br />

sind in 70 cm Tiefe am Größten und werden in Richtung<br />

der Erdoberfläche geringer (Bild 6).<br />

Die Temperatur der Erdoberfläche und <strong>im</strong> Erdreich über<br />

der Fernwärmeleitung wird durch den Wärmeverlust der Vorund<br />

Rücklaufleitung best<strong>im</strong>mt. Der Wärmefluss der Vorlaufund<br />

Rücklaufleitung ist relativ konstant und beeinflusst die<br />

Bild 5: Temperaturverläufe<br />

über der Vorlaufleitung<br />

für den Monat<br />

Februar<br />

Bild 6: Temperaturverläufe<br />

in Abhängigkeit<br />

der Erdreichtiefe<br />

878 11 / 2011


Bild 7: Wärmefluss<br />

der Vorlauf- und Rücklaufleitung<br />

<strong>im</strong> Monat Februar<br />

Tabelle 3: Messzeitraum und Messbedingungen während der<br />

luftgestützten Thermalaufnahmen<br />

Weitere Flugparameter:<br />

Datum/ Uhrzeit 28.2.2011/ 23.24 MEZ 9.3.2011/ 03.48 MEZ<br />

Flughöhe 766,6 m ü.G. 750,9 m ü.G.<br />

Lufttemperatur min. 2°C, max. 7°C min. 4°C, max. 11°C<br />

Luftfeuchte Rel. 85% Rel. 72%<br />

Sonnenscheindauer Unter 1 h Unter 1 h<br />

Wind 4 – 11 Km/h 7 – 32 Km/h<br />

Temperaturbildung <strong>im</strong> Erdreich (Bild 7). Der durchschnittliche<br />

Wärmefluss der Vorlaufleitung beträgt für den dargestellten<br />

Zeitraum 32,2 W/m. Für die Rücklaufleitung beträgt<br />

der durchschnittliche Wärmefluss 16,4 W/m. Damit ergibt<br />

sich zwischen der Vor- und Rücklaufleitung eine Differenz<br />

von 15,8 W/m bezogen auf den Wärmefluss bei einer durchschnittlichen<br />

Temperaturdifferenz von 2,4 K der Manteltemperaturen.<br />

An der Erdoberfläche erfolgt der Wärmeaustausch sehr<br />

schnell. Die Änderung der Erdoberflächentemperatur <strong>im</strong> Bereich<br />

der Fernwärmeleitung wird <strong>im</strong> Wesentlichen durch die<br />

kl<strong>im</strong>atischen Bedingungen beeinflusst.<br />

Im Versuchszeitraum wurden jeweils zwei luftgestützte<br />

Thermalaufnahmen des Areals realisiert. Zum Einsatz kam ein<br />

Thermal<strong>im</strong>ager vom Typ IR 18 MK III <strong>im</strong> Wellenlängenbereich<br />

von 8 bis 14 μm. Der Messzeitraum und die Messbedingungen<br />

während der luftgestützten Thermalaufnahmen sind in<br />

(Tabelle 3) dargestellt. Im Bereich des Messfeldes der sensorischen<br />

Messungen wurden für den gekennzeichneten Bereich<br />

auf den Thermalaufnahmen (Bild 8) 3D-Farboberflächendiagramme<br />

erstellt, die Temperaturgradienten ermittelt<br />

und graphisch dargestellt (Bild 9). Hieraus lässt sich die Temperaturverteilung<br />

an der Erdoberfläche darstellen.<br />

Bild 8: Luftgestützte Thermalaufnahme<br />

am 28.02.2011, Zeit: 23:24 mit Kennzeichnung<br />

des Bereichs zur Darstellung der Temperaturgradienten<br />

Die Thermalinfrarotaufnahmen zeigen das erwartete signifikante<br />

Erscheinungsbild der erdverlegten Kunststoffmantelrohrleitung<br />

(KMR). Die relativ geringe Mediumtemperatur<br />

(ca. 80 °C Vorlauftemperatur) sowie die Isolation der Heizleitungen<br />

erzeugt ein entsprechendes Isotherm <strong>im</strong> Bereich der<br />

Leitung, welches als Ergebnis eine sehr geringe Wärmeabstrahlung<br />

an der Erdoberfläche hervorruft. Das bedeutet, dass<br />

der ungestörte Leitungsverlauf thermisch äußerst schwer erkennbar<br />

ist. Die zusätzliche Signaldämpfung durch die atmosphärischen<br />

Einflüsse, führen zu einer weiteren Reduzierung<br />

der messbaren Strahlungstemperatur. Aus den numerischen<br />

Werten ergibt sich ein durchschnittliches ΔT von 1 – 2 K zwischen<br />

der Überdeckung der Fernwärmeleitung und den an-<br />

11 / 2011 879


Fachbericht<br />

Fernwärme & Energie<br />

grenzenden Bodenarealen. Auf den kleinen IR-Abbildungen<br />

sind die verwendeten Temperaturgradienten verortet.<br />

Die thermografischen Messungen am Boden konzentrierten<br />

sich auf die Fläche auf der die Messfühler in den Bo-<br />

den eingebracht wurden. So wurde die Gegenüberstellung<br />

sowie die Vergleichsmöglichkeit der Messergebnisse gewährleistet.<br />

Bild 10 veranschaulicht die Abfolge der <strong>im</strong> weiteren<br />

Verlauf dargestellten Messreihen. Die Messfläche ist<br />

durch ein Markierungsband abgegrenzt, das auf den überlagerten<br />

2-d<strong>im</strong>ensionalen Rasterbilddaten identifizierbar ist.<br />

Auf dem Originalbild (1) ist das jeweilige Thermogramm (2)<br />

platziert und wird durch das thermische Profildiagramm (3)<br />

komplettiert. Die bereits nach den luftgestützten TIR-Aufnahmen<br />

festgestellten thermischen Strahlungsverhältnisse<br />

wurden durch die bodengestützten Messungen bestätigt.<br />

Sämtliche Messungen nach Sonnenuntergang bis in die<br />

Nachtstunden weisen ein ΔT von ca. 1,5 bis 2 K des Leitungsbereiches<br />

zur Umgebung auf. Hierbei sind die Differenzen<br />

der Lufttemperatur kaum ausschlaggebend auf das<br />

Messergebnis. Die parallel gemessene Luftfeuchtigkeit hat<br />

hingegen die erwarteten Veränderungen des Signal/Rauschverhaltens<br />

zur Folge. Entsprechende Korrekturen el<strong>im</strong>inieren<br />

die Störungen. Bemerkenswert ist, dass bei genauer Betrachtung<br />

des Anstieges bzw. des Abfalls der Profilkurven<br />

die Lage des Vor-und Rücklaufes der Fernwärmeleitung erkennbar<br />

wird (Bild 11).<br />

Bild 9: Temperaturgradienten <strong>im</strong> gekennzeichneten Bereich der<br />

luftgestützten Thermalaufnahme, siehe Bild 8<br />

Berechnungen<br />

Im ersten Vorhaben wurde ein vereinfachtes analytisches Berechnungsmodell<br />

entwickelt. Zusätzlich erfolgte nun eine numerische<br />

S<strong>im</strong>ulation mit einem FEM-Modell. Die Berechnungen<br />

erfolgten auf Basis der <strong>im</strong> Feldversuch ermittlelten Messwerte<br />

und Geometriedaten. Die Berechnungsmodelle wurden<br />

auf Basis der Messdaten des 28. Februars 2011 überprüft, da<br />

an diesem Tag auch eine Überfliegung durchgeführt wurde.<br />

Zur Durchführung der Berechnungen wurden die Mittelwerte<br />

aus den Messwerten der Umgebungstemperatur (Lufttemperatur)<br />

und der Mediumrohrtemperatur des Feldversuchs<br />

eingesetzt. Weiterhin wurden für die Berechnung folgende<br />

Werte eingesetzt:<br />

Rohrd<strong>im</strong>ension: DN 300/450<br />

Verlegetiefe: 0,7 m<br />

Wärmeleitfähigkeit der Isolierung: 0,033 [W•m- 1 K -1 ]<br />

Wärmeleitfähigkeit des Erdreichs: 1,4 [W•m -1 K -1 ]<br />

Durchschnittliche Windgeschwindigkeit: 1,03 m/s<br />

Wärmeübergangskoeffizient an der Erdoberfläche:<br />

6 W · m -2 K -1<br />

Bild 10: Darstellung der Überlagerung der Rasterbilddaten<br />

Das analytische Modell<br />

Für das vereinfachte analytische Berechnungsmodell wurden<br />

die Gleichungen für die Wärmeleitung und den Wärmedurchgang<br />

für eine mehrschichtige Zylinderwand angesetzt<br />

und miteinander verknüpft. Es wurden die folgenden Randbedingungen<br />

festgelegt:<br />

Das Berechnungsmodell ist für ein einzelnes <strong>im</strong> Erdreich<br />

verlegtes Kunststoffmantelrohr aufgestellt. Es wird davon<br />

ausgegangen, dass die Erdoberflächentemperatur aufgrund<br />

der höheren Mediumtemperatur, allein durch die<br />

Vorlaufleitung dominiert wird.<br />

880 11 / 2011


Bild 11: Ermittelte Temperaturgradienten<br />

an der Erdoberfläche<br />

durch thermografische<br />

Messung am Boden<br />

<strong>im</strong> Bereich der sensorischen<br />

Meßstellen<br />

Bild 12: Sensorisch<br />

erfasste erdoberflächennahe<br />

Temperaturverläufe<br />

über der Vorlaufleitung<br />

und dem ungestörtem<br />

Erdreich sowie<br />

der Lufttemperatur<br />

mit Darstellung der<br />

berechneten Erdoberflächentemperatur<br />

über<br />

der Vorlaufleitung<br />

Es wird der stationäre Zustand zugrunde gelegt, d. h., das<br />

System Rohr/Erdreich befindet sich <strong>im</strong> thermodynamischem<br />

Gleichgewicht.<br />

Der Wärmestrom vom Mediumrohr durch die Dämmschicht<br />

und das Erdreich bis an die Erdoberfläche ist konstant.<br />

Der konvektive Wärmeübergang zwischen dem Wärmeträger<br />

Wasser und der Rohrinnenwand wird vernachlässigt.<br />

Die Wärmeleitung durch das Mediumrohr sowie durch<br />

den PE-Mantel wird nicht berücksichtigt.<br />

Die Wärmestrahlung an der Erdoberfläche wird vernachlässigt.<br />

In (Bild 12) sind die erdoberflächennahen gemessenen und<br />

die berechneten Temperaturen über der Vorlaufleitung, die<br />

gemessenen Temperaturen an der Erdoberfläche des ungestörten<br />

Erdreichs sowie die Messwerte der Lufttemperatur<br />

als Funktion der Tageszeit des 28. Februars 2011 dargestellt.<br />

Der berechnete Temperaturverlauf über der Vorlaufleitung<br />

ist <strong>im</strong> Wesentlichen eine Funktion der Luft- bzw. Umgebungstemperatur.<br />

Im Zeitfenster von 00:00 bis 07:12 ist die<br />

Lufttemperatur relativ konstant. In diesem Zeitraum liegen<br />

die erdoberflächennahen Messwerte über der Vorlaufleitung<br />

deutlich über den berechneten Werten. Die durchschnittliche<br />

Temeperaturdifferenz zwischen der berechneten Erdoberflächentemperatur<br />

und der sensorisch erfassten Temperatur<br />

über der Vorlauleitung beträgt in diesem Zeitraum 2,97 K. Die<br />

durchschnittliche Temperaturdifferenz zwischen der gemessenen<br />

Lufttemperatur und der berechneten Erdoberflächentemperatur<br />

beträgt in diesem Zeitraum 1,2 K. Aus den numerischen<br />

Werten der luftgestützen Thermalaufnahmen ergibt<br />

sich ein durchschnittliches ΔT von 1 bis 2 K zwischen der<br />

Überdeckung der Fernwärmeleitung und den angrenzenden<br />

Bodenarealen. Die Messung der Erdoberflächentemperaturen<br />

erfolgte nicht dierekt an der Erdoberfläche, sondern unterhalb<br />

der Grassohle, so dass der Einfluss durch die konvektive Abkühlung<br />

nicht erfasst wurde und auch der Einfluss von Temperaturschwankungen<br />

der Luft abgeschwächt wird. Es ist daher<br />

realistisch, dass die Erdoberflächentemperatur über der Vorlaufleitung<br />

unterhalb der dargestellten Messwerte liegt. Die<br />

berechneten Temperaturen weisen bei stabilen Temperaturverhältnissen<br />

der Umgebung eine gute Übereinst<strong>im</strong>mung mit<br />

den messtechnisch erfassten Temperaturen auf.<br />

Das FEM-Modell<br />

Im Rahmen des Projektes wurde das FE-Programm ABAQUS<br />

verwendet, um parametrisierte Temperaturfeldberechnungen<br />

durchzuführen. Auch die FEM-Berechnung erfolgte für<br />

den stationären Zustand. Für die S<strong>im</strong>ulation des stationä-<br />

11 / 2011 881


Fachbericht<br />

Fernwärme & Energie<br />

Bild 13: Temperaturfeld<br />

<strong>im</strong> umgebenden Erdreich der<br />

Fernwärmeleitung<br />

ren Zustands ist die Geometrie des Berechnungsgebiets des<br />

KMR-Boden-Systems durch Elemente endlicher Größe (finite<br />

Elemente) festzulegen. Die Geometrie der Elemente wird<br />

durch die Lage von Knotenpunkten definiert. Für die erstellten<br />

2D-Modelle der Versuchsquerschnitte wurden 4-Knoten-Elemente<br />

verwendet. Nebeneinander liegende Elemente<br />

sind durch gemeinsame Knoten verbunden. Den Elementen<br />

wird die jeweilige Wärmeleitfähigkeit als Materialeigenschaft<br />

zugewiesen. Modelliert wurden der Boden und das<br />

KMR-System bestehend aus Stahlrohr, Dämmung und Mantelrohr.<br />

Die Geometriedaten der Rohrd<strong>im</strong>ension und Verlegtiefe<br />

werden auch hier entsprechend den Angaben des Feldversuchs<br />

entnommen. In Bild 13 ist das berechnete Temperaturfeld<br />

dargestellt.<br />

In Tabelle 4 ist die Differenz der berechneten Temperaturen<br />

<strong>im</strong> FE-Modell zu den gemessenen Temperaturen <strong>im</strong><br />

Tabelle 4: Differenz der Temperaturen vom FE-Modell zum Feldversuch<br />

Erd VLS VLM RLM RLS<br />

0 -0.1 K 1.0 K 0.6 K 0.6 K 0.4 K<br />

350 1.1 K 2.2 K 2.9 K 2.2 K 0.9 K<br />

700 2.4 K 1.5 K 1.3 K 0.9 K 1.0 K<br />

Tabelle 5: Prozentuale Abweichung der Temperatur <strong>im</strong> FE-Modell<br />

bezogen auf den Feldversuch<br />

Erd VLS VLM RLM RLS<br />

0 4 % 21 % 11 % 11 % 11 %<br />

350 21 % 23 % 24 % 21 % 13 %<br />

700 33 % 13 % 8 % 7 % 10 %<br />

Prozentuale Abweichung der Temperatur <strong>im</strong> FE-Modell bezogen<br />

Feldversuch für die betrachteten Messstellen dargestellt. Die<br />

Differenz beträgt <strong>im</strong> Erdreich max<strong>im</strong>al rund 2,4 K. Im Bereich<br />

der Erdoberfläche beträgt die max<strong>im</strong>ale Differenz lediglich<br />

ca. 1 K.<br />

In Tabelle 5 ist die prozentuale Abweichung der Temperaturen<br />

<strong>im</strong> FE-Modell bezogen auf die Temperaturen <strong>im</strong> Feldversuch<br />

für die betrachteten Messstellen dargestellt. Die Abweichung<br />

beträgt max<strong>im</strong>al 33 % und <strong>im</strong> Mittel 15 %.<br />

Abschließend kann festgestellt werden, dass sich eine relativ<br />

gute Übereinst<strong>im</strong>mung der berechneten und der gemessenen<br />

Temperaturen ergeben hat.<br />

Zusammenfassung und Ausblick<br />

Auf Basis der Daten von luftgestützten Thermalaufnahmen soll<br />

zukünftig eine Zustandsbewertung erfolgen sowie Zustandsänderungen<br />

durch Messungen in zeitlich definierten Abständen<br />

erfasst werden. Die Aufnahme der TIR-Bilddaten wird jedoch<br />

von einer Vielzahl an Parametern beeinflusst, so dass Abweichungen<br />

bei den Messungen nach einem best<strong>im</strong>mten Zeitraum<br />

nicht grundsätzlich auf eine Zustandsänderung des Fernwärmenetzes<br />

zurückzuführen sind. Über ein Berechnungsmodell,<br />

das die Einflussgrößen in bestmöglicher Annäherung an die Realität<br />

berücksichtigt und darstellt, sollen zukünftig differenziertere<br />

Aussagen zur Bewertung und Zustandsänderungen der<br />

Fernwärmenetze getroffen werden können. Im AIF-Vorläufer-<br />

Forschungsvorhaben „Generische Zustandsanalyse von Fernwärmenetzen“<br />

vom 01.05.2004 bis zum 31.01.2006 wurde<br />

ein vereinfachtes analytisches Berechnungsmodell entwickelt.<br />

Im aktuellen Forschungsvorhaben sollte durch eine weiterführende<br />

praxisnahe Parameterstudie in einem Feldversuch das<br />

Berechnungsmodell präzisiert werden.<br />

In einem Feldversuch auf einem Betriebsgelände in Hannover<br />

wurden sensorische Langzeitmessungen sowie luftgestützte<br />

und bodengestützte thermografische Messungen<br />

durchgeführt. Durch die sensorische Langzeitmessung wurden<br />

die Erdreichtemperaturen, die Mediumrohrtemperaturen<br />

der Vor- und Rücklaufleitung, der Wärmestromfluss der<br />

882 11 / 2011


Vor- und Rücklaufleitung sowie die Lufttemperatur erfasst.<br />

Die sensorischen Messungen haben bestätigt, dass die Umgebungstemperatur<br />

einen erheblichen Einfluss auf die Temperaturbildung<br />

der Erdoberfläche besitzt.<br />

Die luftgestützten Thermalaufnahmen haben gezeigt,<br />

dass durch die relativ geringe Medientemperatur (ca. 80 °C<br />

Vorlauftemperatur) sowie durch die Isolation der Fernwärmeleitung<br />

eine sehr geringe Wärmeabstrahlung an der Erdoberfläche<br />

erzeugt wird. Der ungestörte Leitungsverlauf ist<br />

thermisch äußerst schwer erkennbar. Aus den numerischen<br />

Werten ergibt sich ein durchschnittliches ΔT von 1 bis 2 K<br />

zwischen der Überdeckung der Fernwärmeleitung und den<br />

angrenzenden Bodenarealen. Die bereits nach den luftgestützten<br />

TIR-Aufnahmen festgestellten thermischen Strahlungsverhältnisse<br />

wurden durch die bodengestützten Messungen<br />

systemunabhängig bestätigt. Sämtliche Messungen<br />

nach Sonnenuntergang bis in die Nachtstunden weisen ein ΔT<br />

von ca. 1,5 bis 2 K des Leitungsbereiches zur Umgebung auf.<br />

Die Überprüfung des vereinfachten analytischen und des<br />

FEM-Berechnungsmodells erfolgte auf Basis der Messdaten<br />

des 28. Februars 2011. Die berechneten Temperaturen beider<br />

Modelle weisen bei stabilen Temperaturverhältnissen der<br />

Umgebung eine gute Übereinst<strong>im</strong>ung mit den messtechnisch<br />

erfassten Temperaturen auf, so dass eine Anpassung der Modelle<br />

für diesen Fall vorerst nicht erforderlich ist.<br />

Zurzeit ist eine Bewertung der Zustandsänderung in Bezug<br />

auf eine zeitliche Veränderungen der Wärmedämmung eines<br />

Fernwärmenetzes durch luftgestützte Thermografie nicht<br />

möglich. Die zeitliche Veränderung der Wärmeleitfähigkeit<br />

der Wärmedämmung führt zu einer Veränderung der Temperatur<br />

an der Erdoberfläche. Diese Änderung wird jedoch von<br />

den Störgrößen an der Erdoberfläche sowie den atmosphärischen<br />

Einflüssen überlagert. Nur durch die exakte Bewertung<br />

der kl<strong>im</strong>atischen und atmosphärischen Einflüsse auf die Darstellung<br />

der Thermalbilder kann ein zuverlässiges Verfahren<br />

zur Zustandsbewertung entwickelt werden.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing.(FH) Volker Herbst<br />

Fernwärme-Forschungsinstitut in<br />

Hannover e.V.<br />

Tel. +49 511 94370-0<br />

E-Mail: Herbst@fernwaerme.de<br />

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rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an die Vulkan-Verlag GmbH, Versandbuchhandlung, Huyssenallee 52-56, 45128 Essen.<br />

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Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pfl ege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten<br />

erfasst, gespeichert und verarbeitet. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich vom Oldenbourg Industrieverlag oder<br />

11 / 2011<br />

✘<br />

vom Vulkan-Verlag □ per Post, □ per Telefon, □ per Telefax, □ per E-Mail, □ nicht über interessante Fachangebote informiert und beworben<br />

883<br />

werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.<br />

Datum, Unterschrift<br />

PATDT32011


Projekt kurz beleuchtet<br />

Fernwärme & Energie<br />

1.200 m Fernwärmeleitung dank HDD<br />

in Rekordgeschwindigkeit verlegt<br />

In der nordrhein-westfälischen Stadt Hamm gelang der Fernwärmeanschluss fast unbemerkt: Bei der Unterquerung des<br />

Datteln-Hamm-Kanals und der Lippe kam die HDD-Bohrtechnik zum Einsatz. Um mehrere hundert Haushalte mit Fernwärme<br />

zu versorgen, wurden drei jeweils 420 m Bohrungen erstellt.<br />

GroSSe Herausforderungen für den<br />

Einsatz<br />

Die Stadt Hamm beauftragte die Köster GmbH mit den<br />

auszuführenden Arbeiten. Als Subunternehmen war die<br />

Firma Visser&Smit Hanab für die Bohrungen zuständig,<br />

zum Einsatz kam dabei eine HDD-Anlage von Pr<strong>im</strong>e Drilling.<br />

„Die größte Herausforderung des Projekts waren die<br />

geographischen und geologischen Parameter“, erklärt<br />

Werner Wurm, Geschäftsführer des Herstellers von Bohrgeräten.<br />

Denn in der bevölkerungsreichen Gegend an der<br />

Speicherstraße des Ruhrgebiets verlaufen der Datteln-<br />

Hamm-Kanal und der Fluss Lippe parallel zueinander. Um<br />

hier eine Fernwärmeleitung zu verlegen, musste das Gewässer<br />

dre<strong>im</strong>al auf einer Länge von jeweils 420 m unterquert<br />

werden.<br />

Mehrere Argumente sprachen für das grabenlose Bauverfahren.<br />

In dem harten Tonmergelstein hätte das Verlegen<br />

der Leitungen in offener Bauweise mehrere Monate in Anspruch<br />

genommen und die Infrastruktur behindert. Ferner<br />

hätte man den Kanal unter Umständen anstauen müssen –<br />

mit erheblichen Folgen für die Binnenschifffahrt und die<br />

Wasserwirtschaft der Region.<br />

Aus diesen Gründen entschied sich der Auftraggeber für<br />

das HDD-Verfahren. Zum Einsatz kam eine Pr<strong>im</strong>e Drilling<br />

BILD 1: Die in Hamm eingesetzte Bohranlage PD100/50RP mit einer Zugkraft von 1.000 kN<br />

Foto: Pr<strong>im</strong>e Drilling<br />

884 11 / 2011


BILD 2: Bei der Unterführung des Datteln-Hamm-Kanals wurden drei Bohrungen von jeweils 420 m Länge vorgenommen<br />

Foto: Visser&Smit Hanab GmbH<br />

Bohranlage PD100/50RP mit einer Zugkraft von 1.000 kN.<br />

„Der Bau eines Mikrotunnels hätte zwei bis drei Monate gedauert.<br />

Dank der HDD-Bohrung war das Projekt nach drei<br />

Wochen abgeschlossen“, erklärt Peter Dennig, Projektleiter<br />

bei Visser&Smit, die Vorteile der Technik in diesem Fall.<br />

Die erste Bohrung diente dem Einziehen von Kabelschutzrohren<br />

und wurde zunächst als Spülungsrücklauf für die übrigen<br />

Bohrungen genutzt. In die zweite und dritte Bohrung<br />

wurden nach einer Aufweitung auf jeweils 26 Zoll Vor- beziehungsweise<br />

Rücklauf der Fernwärmeleitung eingezogen.<br />

Weltweit <strong>im</strong> Einsatz<br />

Die HDD-Bohranlagen der Pr<strong>im</strong>e Drilling GmbH haben sich in<br />

den vergangenen Jahren bereits in zahlreichen, teils spekta-<br />

kulären Bauprojekten bewährt. So wurde für die Olympischen<br />

Winterspiele 2014 in Russland eine Gas-Pipeline eingerichtet,<br />

die zum Teil die Küste des Schwarzen Meeres unterqueren<br />

musste. Projekte in den Alpen oder die Erdverlegung einer<br />

Hochspannungsleitung <strong>im</strong> Magdeburger Hafen mit einem<br />

besonders steilen Eintrittswinkel von 38° stellt <strong>im</strong>mer wieder<br />

die Leistungsfähigkeit der Technologie unter Beweis. „Die<br />

HDD-Technik gibt es zwar schon seit einigen Jahren, jedoch<br />

stieß man <strong>im</strong>mer wieder an Grenzen. Erst mit den aktuellen<br />

technischen Weiterentwicklungen können nahezu alle Hindernisse<br />

bewältigt werden“, sagt Werner Wurm.<br />

Kontakt<br />

www.pr<strong>im</strong>e-drilling.de oder www.vshanab.nl<br />

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11 / 2011 885


Projekt kurz beleuchtet<br />

Fernwärme & Energie<br />

Neue Rohre für ein historisches<br />

Kraftwerk<br />

Elektrizitätsgewinnung durch Wasserkraft liegt zwar derzeit „voll <strong>im</strong> Trend“, ist jedoch nichts wirklich Neues. Und so stehen den<br />

derzeit allerorten neu gebauten WKA durchaus auch ein paar historische Anlagen gegenüber. Diese technisch auf den neuesten<br />

Stand zu bringen, lohnt sich heute natürlich mehr denn je. Aktuelles Beispiel dafür ist die Modernisierung der WKA Fischweier in<br />

Baden-Württemberg.<br />

Seit 1934 wird <strong>im</strong> Laufkraftwerk Fischweier an der Alb regenerativer<br />

Strom erzeugt. Nach jahrzehntelangem Dauerbetrieb<br />

ist das bei Rheinstetten gelegene Kraftwerk, das sich<br />

heute in Privatbesitz von Manfred Lüttke befindet, rundum<br />

modernisierungs- und sanierungsbedürftig. Die Neubauplanungen<br />

des Ingenieurbüros Eppler, Dornstetten sahen eine<br />

Anlage mit 500.000 kWh Jahreserzeugung vor, mit denen bis<br />

zu 200 Haushalte ganzjährig versorgt werden können. Eine<br />

kontinuierliche Wassermenge von 1000 Litern pro Sekunde<br />

gewährleistet bei 8 bis 9 m Gefälle des Laufkraftwerks eine<br />

Leistung von 65 bis 70 kW.<br />

Ein spezieller Aspekt der Modernisierung waren die Oberwasser-<br />

und Unterwasserrohrleitungen. Gerade an den ursprünglichen<br />

Pressbetonrohren DN 1000 waren 75 Jahre fließendes<br />

Wasser nicht spurlos vorüber gegangen. Das Sanierungskonzept<br />

sah deshalb auch hier einen zumindest partiellen<br />

Neubau vor. Da großer Wert auf reibungs-, verschleißund<br />

wartungsarmes Rohrmaterial gelegt wurde, fiel die Wahl<br />

folgerichtig auf glasfaserverstärkten Kunststoff (GFK). Zum<br />

Zuge kamen schließlich GFK-Wickelrohre des Systems FLOW-<br />

TITE von AMITECH Germany. Zwischen 2009 und der Inbetriebnahme<br />

des Kraftwerks <strong>im</strong> August 2011 wurden 800 m<br />

des Oberwasserkanals und 150 m des Unterwasserkanals<br />

durch GFK-Rohre DN 1400 ersetzt. Momentan noch in Beton<br />

belassene Teilstrecken sollen künftig Zug um Zug gleichfalls<br />

durch GFK ersetzt werden.<br />

Dabei spielt, wie schon bei der aktuellen Erneuerung, eine<br />

große Rolle, dass sich GFK aufgrund seines geringen Metergewichtes<br />

<strong>im</strong> Bauvorgang sehr leicht und schnell handhaben<br />

lässt. Damit können Auszeiten für das Kraftwerk auf ein<br />

absolutes Min<strong>im</strong>um reduziert werden: Ein sehr wichtiger Pluspunkt<br />

unter den Aspekten Wirtschaftlichkeit und Versorgungssicherheit,<br />

der sich nicht nur in Fischweier, sondern in<br />

etlichen Projekten <strong>im</strong> ganzen deutschsprachigen Raum für<br />

WKA-Betreiber ausgezahlt hat.<br />

Kontakt<br />

AMITECH Germany GmbH, Jochen Auer, Mochau,<br />

Tel. +49 1749077771,<br />

E-Mail: Jochen.Auer@amitech-germany.de<br />

BILD 1: Einbindung<br />

des GFK-Wickelrohrs<br />

DN 1400 in das neue<br />

Kraftwerksbauwerk<br />

886 11 / 2011


Praxis-tipps<br />

Services<br />

Digitaler LCD-Notizblock mit<br />

Speicherfunktion<br />

Das Boogie Board Rip ist ein digitaler LCD-Notizblock mit 9,5 Zoll,<br />

auf dem es sich fast wie auf echtem Papier schreiben lässt. Zudem<br />

können die aufgezeichneten Notizen und Bilder nun auch als Dateien<br />

gespeichert werden. Die Dateien können zur Bearbeitung, Organisierung,<br />

Archivierung und/oder Weitergabe auf einen Computer<br />

übertragen werden. Ob die Mitschriften aus Sitzungen, entworfene<br />

Skizzen oder der Spielplan des Sportteams – alle auf dem neuen<br />

Board festgehaltenen Notizen können mit nur einer Taste gespeichert<br />

werden und mit dem USB-Kabel auf einem Computer archiviert<br />

oder beabeitet werden. Bis zu 200 Bilder <strong>im</strong> PDF-Format fasst<br />

der interne Speicher des kleinen Boards. Der integrierte Akku hält<br />

laut Hersteller eine Woche und 60 Tage <strong>im</strong> Standby.<br />

Der Hersteller gibt weiterhin an, dass das Display des elektronischen<br />

Notizblocks kratzfest sei. Das Vorgängermodell das Boogieboard<br />

LCD writing Tablet ist <strong>im</strong> deutschen Handel erhältlich. Das<br />

neue Modell des Boogie Board RIP kann über die <strong>im</strong>provelectronics<br />

Webseite für 114,99 Euro bestellt werden.<br />

Kontakt:<br />

www.<strong>im</strong>provelectronics.com/de/<br />

BILD 1: Der LCD-<br />

Notizblock speichert<br />

alle handskizzierten<br />

Notizen und ermöglicht<br />

somit die Weiterverarbeitung<br />

auf<br />

dem Computer<br />

Mini-PC fürs Büro und Dahe<strong>im</strong><br />

Ob fürs Büro oder die Freizeit: Die neue<br />

MSI Wind Box DC100 spielt in beiden<br />

Bereichen ihre Stärken aus. Der besonders<br />

kompakte Mini-PC mit einem<br />

Volumen von nur einem Liter und einer<br />

Dicke von gerade einmal 3,5 cm findet<br />

leicht Platz auf dem Schreibtisch oder<br />

neben der Stereo-Anlage – bietet aber<br />

trotzdem volle PC-Leistung auch für<br />

anspruchsvollste Aufgaben.<br />

Der neueste AMD Brazos Dual Core<br />

Prozessor E-450 ist das Herz der energiesparenden<br />

und leisen Wind Box und<br />

bietet hohe Leistung, mit der sich nicht<br />

nur die üblichen Office-Aufgaben, wie<br />

E-Mail schreiben, Textverarbeitung<br />

und Internetrecherche leicht bewältigen<br />

lassen. Dank der integrierten AMD<br />

Radeon HD 6320-Discrete-Class-<br />

Grafik sind auch Mult<strong>im</strong>edia-Anwendungen<br />

problemlos möglich: Full-HD-<br />

Filme gibt er flüssig in bester Qualität<br />

wieder, beeindruckt mit DirectX®<br />

11-Unterstützung bei 3D-Spielen und<br />

streamt die Lieblingsmusik ohne Ruckler<br />

oder Unterbrechungen. Die mitgelieferte<br />

Smart Sync und Media Link-<br />

Software sorgt für einfache Vernetzung<br />

mit anderen PCs und Entertainment-Devices<br />

mit Hilfe neuester Cloud-<br />

Technik.<br />

Die MSI Wind Box DC100 ist als<br />

Windows 7 Professional- oder als<br />

Home-Premium-Variante ab ca. 300<br />

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11 / 2011 887


Buchbesprechung<br />

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Moderation<br />

Effiziente Besprechungen<br />

und Projektmeetings<br />

Zusammenfassung: Der Praxisratgeber „Moderation“ hilft sowohl Meetings<br />

konstruktiv und systematisch aufzubauen, Moderationen bestmöglich vorzubereiten<br />

als auch Kommunikationsprozesse zu fördern und damit schneller und<br />

effektiver zum Ziel zu führen.<br />

Infos<br />

Dr. Jan Bodo Sperling, Jacqueline<br />

Wasseveld-Reinhold<br />

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Die Aufgabe von Führungskräften ist,<br />

Dinge zu bewegen, Lösungen zu liefern<br />

und Ergebnisse zu schaffen, indem sie<br />

Menschen zur erfolgreichen Zusammenarbeit<br />

motivieren und anleiten. Dies gelingt<br />

am besten durch eine professionelle<br />

Moderation. Das Buch zeigt sowohl Anfängern<br />

als auch bereits erfahrenen Moderatoren,<br />

wie sie <strong>im</strong> Rahmen ihrer täglichen<br />

Arbeit Sitzungen, Projekte und Arbeitsgruppen<br />

moderieren können und dabei<br />

ihre Ziele erreichen. Konkrete Hilfestellungen<br />

erhält der Leser durch<br />

Moderationstechniken und -methoden.<br />

Zudem liefert es Praxisbeispiele, Arbeitshilfen<br />

und Lösungen für den Umgang mit<br />

aufkommenden Konflikten.<br />

Nach der Klärung der Rolle des Moderators<br />

und dem Basiswissen zum Thema zeigt das<br />

Buch konkrete Techniken und gibt Tipps,<br />

wie man gekonnt Themen visualisiert und<br />

mit Fragen führen kann. Auf der dem Buch<br />

beiliegenden CD-ROM befinden sich Moderationstools,<br />

Prozesspläne, Checklisten<br />

zur Auftragsklärung und Ergebnissicherung<br />

sowie Zeitpläne.<br />

Qualitätsmanagement für<br />

Ingenieure<br />

Zusammenfassung: Das Lehrbuch vermittelt das Grundwissen des Qualitätsmanagements<br />

für die Ingenieurausbildung und stellt die Zusammenhänge zu<br />

anderen Wissensgebieten her. Es zeigt einen umfassenden Überblick über<br />

geeignete Methoden und Werkzeuge zur systematischen Umsetzung von<br />

standardisierten Qualitätsforderungen der ISO 9000:2000 ff.<br />

Infos<br />

G. Linß<br />

3. Auflage, 700 Seiten<br />

Hardcover + CD-ROM, 34,90 Euro<br />

ISBN: 978-3-446-41784-7<br />

www.hanser.de<br />

Qualitätsmanagement hat in der modernen<br />

arbeitsteiligen und spezialisierten<br />

Produktion und <strong>im</strong> Dienstleistungsbereich<br />

<strong>im</strong>mer mehr an Bedeutung gewonnen und<br />

wurde zum wichtigen Wettbewerbsfaktor.<br />

Knapp und übersichtlich wird das<br />

Grundwissen vermittelt und Zusammenhänge<br />

zu anderen Wissensgebieten, insbesondere<br />

zur Messtechnik, hergestellt.<br />

Dabei wird die Normenfamilie für das<br />

Qualitätsmanagement ISO 9000 ff. behandelt.<br />

Die umfangreichen Methoden<br />

und Werkzeuge sind nach den inhaltlichen<br />

Kriterien Qualitätsplanung, Produktrealisierung,<br />

Qualitätsauswertung und -ver-<br />

besserung systematisch beschrieben. Kapitel<br />

zu Prozessmanagement, Total Quality<br />

Management (TQM), rechnergestütztem<br />

Qualitätsmanagement (CAQ),<br />

qualitätsbezogenen Kosten, Produkthaftung,<br />

Umweltmanagement und Produktkonformität<br />

runden die Darstellungen ab.<br />

Das Buch ist sowohl für Studierende als<br />

auch für Praktiker, Manager und Geschäftsführer<br />

in Industrie- und Dienstleistungsunternehmen,<br />

öffentlichen Verwaltungen<br />

und Kommunen gedacht.<br />

Die beiliegende CD-ROM enthält ein vollständiges<br />

browsergestütztes Qualitätsmanagement-Handbuch.<br />

888 11 / 2011


Aktuelle<br />

Neuerscheinung<br />

Dieses Buch<br />

richtet sich an alle<br />

Rohrleitungspraktiker!<br />

Zahlreiche Beispiele aus der täglichen Arbeitspraxis helfen Ingenieuren<br />

und Technikern bei der Lösung ihrer betrieblichen Aufgabenstellungen.<br />

Alltägliche Rohrleitungsprobleme vom Druckverlust bis zur<br />

Kavitation in Pumpen, Blenden oder Regelventilen werden detailliert<br />

beschrieben. Dabei wird auf ausschweifende, akademische Ausführungen<br />

verzichtet. Vielmehr werden konkrete Lösungsansätze aufgezeigt<br />

und insbesondere auf relevante Einfl ussgrößen hingewiesen.<br />

Der praxisorientierte Charakter des Buchs veranschaulicht, dass die<br />

pragmatische Wissensvermittlung anhand konkreter Problematiken<br />

aus der Arbeitspraxis effektiver ist, als viele Seiten rein theoretischer<br />

Ausführungen.<br />

Die Rohrleitungsfi bel basiert <strong>im</strong> Wesentlichen auf den Berufserfahrungen<br />

sowie den Erkenntnissen aus Diskussionen aus den Seminaren<br />

über die Rohrleitungsplanung, die der Autor <strong>im</strong> Haus der Technik in<br />

Essen gehalten hat.<br />

M. Nitsche<br />

1. Aufl age 2011, 265 Seiten, Broschur<br />

Vulkan-Verlag<br />

www.vulkan-verlag.de<br />

Vorteilsanforderung per Fax: +49 (0) 201 / 820 02 - 34 oder <strong>im</strong> Fensterumschlag einsenden<br />

Ja, ich bestelle gegen Rechnung 3 Wochen zur Ansicht<br />

___ Ex.<br />

Rohrleitungs-Fibel für die tägliche Praxis<br />

1. Aufl age 2011 – ISBN: 978-3-8027-2762-7<br />

zum Preis von € 79,- (zzgl. Versand)<br />

Die bequeme und sichere Bezahlung per Bankabbuchung wird mit einer Gutschrift<br />

von € 3,- auf die erste Rechnung belohnt.<br />

Firma/Institution<br />

Vorname/Name des Empfängers<br />

Straße/Postfach, Nr.<br />

Land, PLZ, Ort<br />

Telefon<br />

Telefax<br />

Antwort<br />

Vulkan-Verlag GmbH<br />

Versandbuchhandlung<br />

Postfach 10 39 62<br />

45039 Essen<br />

E-Mail<br />

Branche/Wirtschaftszweig<br />

Bevorzugte Zahlungsweise □ Bankabbuchung □ Rechnung<br />

Bank, Ort<br />

Bankleitzahl<br />

✘<br />

Datum, Unterschrift<br />

Kontonummer<br />

Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B. Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen.<br />

Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform. Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an die Vulkan-Verlag GmbH, Versandbuchhandlung, Postfach 10 39 62, 45039 Essen.<br />

Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pfl ege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst, gespeichert und verarbeitet. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich vom<br />

Oldenbourg Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag □ per Post, □ per Telefon, □ per Telefax, □ per E-Mail, □ nicht über interessante Fachangebote informiert und beworben werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.<br />

PARLFI2011


Aktuelle Termine<br />

Services<br />

Seminare – brbv<br />

Spartenübergreifend<br />

Grundlagenschulungen<br />

GFK-Rohrleger nach DVGW-Arbeitsblatt<br />

W 324 – Grundkurs<br />

17./18.11.2011 Gera<br />

08./09.12.2011 Gera<br />

GFK-Rohrleger nach DVGW-Arbeitsblatt<br />

W 324 – Nachschulung<br />

02.12.2011 Gera<br />

Baustellenabsicherung und Verkehrssicherung<br />

RSA/ZTV-SA – 1 Tag<br />

08.11.2011 Ettersburg<br />

13.12.2011 Frankfurt/Main<br />

Informationsveranstaltungen<br />

Spartenübergreifende Hausanschlusstechnik<br />

17.11.2011 Kassel<br />

Arbeitsvorbereitung und Kostenkontrolle<br />

<strong>im</strong> Rohrleitungsbau – Arbeitskalkulation<br />

16.11.2011 Hannover<br />

Steuerbare horizontale Spülbohrverfahren<br />

– Fortbildungsveranstaltung nach GW 329<br />

07.12.2011 Kassel<br />

Arbeitssicherheit <strong>im</strong> Tief- und Rohrleitungsbau<br />

23.11.2011 Magdeburg<br />

15.12.2011 Kerpen<br />

Baurecht 2011<br />

16.11.2011 Magdeburg<br />

Kalkulationsgrundlagen<br />

06.12.2011 Berlin<br />

Einbau und Abdichtung von Netz- und<br />

Hausanschlüssen bei Neubau und Sanierung<br />

29.11.2011 Bad Vilbel<br />

Gas/Wasser<br />

GW 128 Grundkurs „Vermessung“<br />

9 Termine ab 07.11.2011 bundesweit<br />

GW 128 Nachschulung „Vermessung“<br />

11 Termine ab 02.11.2011 bundesweit<br />

Schweißaufsicht nach DVGW-Merkblatt<br />

GW 331<br />

21.-25.11.2011 Würzburg<br />

21.-25.11.2011 Leipzig<br />

28.11.-02.12.2011 Hannover<br />

PE-HD Schweißer nach DVGW-Arbeitsblatt<br />

GW 330 – Grundkurs<br />

23 Termine ab 07.11.2011 bundesweit<br />

PE-HD Schweißer nach DVGW-Arbeitsblatt<br />

GW 330 – Verlängerung<br />

64 Termine ab 01.11.2011 bundesweit<br />

Nachumhüllen von Rohren, Armaturen und<br />

Formteilen nach DVGW-Merkblatt GW 15<br />

– Grundkurs<br />

21 Termine ab 02.11.2011 bundesweit<br />

Nachumhüllen von Rohren, Armaturen und<br />

Formteilen nach DVGW-Merkblatt GW 15<br />

– Nachschulung<br />

23 Termine ab 04.11.2011 bundesweit<br />

Fachkraft für Muffentechnik metallischer<br />

Rohrsysteme – DVGW-Arbeitsblatt W 339<br />

07.-09.11.2011 Rostock<br />

14.-16.11.2011 Gera<br />

Kunststoffrohrleger<br />

4 Termine ab 07.11.2011 bundesweit<br />

Informationsveranstaltungen<br />

Arbeiten an Gasleitungen – BGR 500<br />

Kap. 2.31<br />

24.11.2011 Magdeburg<br />

08.12.2011 Gütersloh<br />

Kunststoffrohre in der Gas- und Wasserversorgung<br />

– Verlängerung zur GW 331<br />

17.11.2011 Kassel<br />

06.12.2011 Berlin<br />

Bau von Gas- und Wasserrohrleitungen<br />

22./23.11.2011 Potsdam<br />

Bau von Gasrohrnetzen bis 16 bar<br />

14./15.12.2011 Bad Vilbel<br />

Sachkundiger Gas bis 4 bar<br />

30.11.2011 Erfurt<br />

Sachkundiger Wasser – Wasserverteilung<br />

01.12.2011 Erfurt<br />

Fernwasserleitungen – Bau, Betrieb und<br />

Dienstleistungen<br />

13.12.2011 Karlsruhe<br />

Fachaufsicht für die Instandsetzung von<br />

Trinkwasserbehältern nach DVGW-Arbeitsblatt<br />

W 316-2<br />

30.11./01.12.2011 Koblenz<br />

Instandsetzung von Trinkwasserbehältern<br />

– Verlängerung zur W 316-2<br />

01.12.2011 Koblenz<br />

DVGW-Arbeitsblatt GW 301 – Qualitätsanforderungen<br />

für Rohrleitungsbauunternehmen<br />

03.11.2011 Augsburg<br />

Praxisseminare<br />

Druckprüfung von Gasrohrleitungen<br />

22.11.2011 Nürnberg<br />

Druckprüfung von Wasserrohrleitungen<br />

23.11.2011 Nürnberg<br />

Arbeiten an Gasleitungen – BGR 500,<br />

Kap. 2.31 – Fachaufsicht<br />

07.-11.11.2011 Gera<br />

12.-16.12.2011 Gera<br />

Einführung in die Gasdruckregel- und<br />

Messtechnik<br />

07.-09.11.2011 Erfurt<br />

DVS 2202-1 – Beurteilung von Kunststoffschweißverbindungen<br />

15.11.2011 Kerpen<br />

01.12.2011 Mellendorf<br />

Fachaufsicht Korrosionsschutz für<br />

Nachumhüllungsarbeiten gemäß<br />

DVGW-Merkblatt GW 15<br />

10.11.2011 Kerpen<br />

07.12.2011 Hamburg<br />

Fernwärme<br />

Informationsveranstaltungen<br />

Bau und Sanierung von Nah- und Fernwärmeleitungen<br />

16./17.11.2011 Bremen<br />

Aufbaulehrgang Fernwärme<br />

09.11.2011 Frankfurt/Main<br />

Kanalbau<br />

Informationsveranstaltungen<br />

Aufbaulehrgang Kanalbau<br />

24.11.2011 Berlin<br />

Sanierung privater Abwasserkanäle<br />

16.11.2011 Wedemark<br />

Brunnenbau<br />

Informationsveranstaltungen<br />

Qualitätssicherung und Risikomin<strong>im</strong>ierung<br />

bei Geothermiebohrungen und –anlagen<br />

04.11.2011 Kassel<br />

Betriebliche Management-Systeme (BMS)<br />

in Brunnenbau und Geothermieunternehmen<br />

17.11.2011 Stuttgart<br />

Kontaktadresse<br />

brbv<br />

Berufsförderungswerk des Rohrleitungsbauverbandes<br />

GmbH, Köln,<br />

Tel. 0221/37 658-20,<br />

E-Mail: koeln@brbv.de, www.brbv.de<br />

890 11 / 2011


Aktuelle Termine<br />

Services<br />

Lehrgänge – RSV<br />

Seminare<br />

Grundlagen Kanalbau<br />

21.11.2011 Lünen<br />

Sicherheitsunterweisung gemäß UVV und<br />

Ersthelferlehrgang<br />

17./18.11.2011 Lünen<br />

Abschlusslehrgang Fachkunde<br />

Kanalsanierung (RSV/SAG)<br />

14.-16.12.2011 Darmstadt<br />

Kontaktadresse<br />

RSV<br />

RSV – Rohrleitungssanierungsverband e. V.,<br />

49811 Lingen (Ems), Tel. 05963/9 81 08 77,<br />

Fax 05963/9 81 08 78, E-Mail: rsv-ev@<br />

t-online.de, www.rsv-ev.de<br />

Seminare – Verschiedene<br />

DVGW<br />

Intensivschulungen<br />

Verfahrenstechnik der Wasseraufbereitung<br />

30.11.-02.12.2011 Ulm<br />

EW Medien und<br />

Kongresse<br />

Seminar<br />

Gütesicherung <strong>im</strong> Kabelleitungstiefbau und<br />

Querverbund<br />

14.-18.11.2011 Erfurt<br />

HDT<br />

Seminare<br />

ASME-Kenntnisse für die Anfrage zu<br />

Druckgeräten, Rohrleitungen mit Zubehör<br />

und Schweißkonstruktionen <strong>im</strong> Maschinenbau<br />

21.11.2011 Essen<br />

Prüfungen von Druckbehälteranlagen und<br />

Rohrleitungen nach der Betriebssicherheitsverordnung<br />

29.11.2011 Essen<br />

Dichtungen – Schrauben – Flansche<br />

10.11.2011 Essen<br />

Druckstöße, Dampfschläge und Pulsationen<br />

in Rohrleitungen<br />

06./07.12.2011 Leibstadt, Schweiz<br />

07./08.02.2012 Essen<br />

20./21.03.2012 München<br />

Theorie und Praxis der Stopfbuchsen an<br />

Armaturen und Apparaten<br />

06.10.2011 Essen<br />

Projektmanagement <strong>im</strong> Anlagenbau: Teil 2<br />

– Qualität, Vertrag/Änderungen, Dokumentation,<br />

Recht, EDV und Beispiele<br />

10./11.10.2011 Essen<br />

Sicherheitsventile und Berstscheiben<br />

27.10.2011 Essen<br />

Schweißen von Rohrleitungen <strong>im</strong> Energieund<br />

Chemieanlagenbau<br />

23./24.11.2011 Essen<br />

Rohrleitungsplanung für Industrie- und<br />

Chemieanlagen<br />

24./25.11.2011 München<br />

Prüfungen von Druckbehälteranlagen und<br />

Rohrleitungen nach der Betriebssicherheitsverordnung<br />

29.11.2011 Essen<br />

Forum Molchtechnik<br />

01./02.12.2011 Berlin<br />

Dichtungstechnik <strong>im</strong> Rohrleitungs- und<br />

Apparatebau<br />

08.12.2011 Essen<br />

TAE<br />

Seminare<br />

Kanalinstandhaltung<br />

09./10.11.2011 Ostfildern<br />

Spezialtiefbau<br />

14./15.11.2011 Ostfildern<br />

Hochspannungsbeeinflussung erdverlegter<br />

Rohrleitungen<br />

02.12.2011 Ostfildern<br />

Mikrotunnelbau<br />

09.12.2011 Ostfildern<br />

TAH<br />

Seminare<br />

Lehrgang zum Zertifizierten Kanalsanierungs-Berater<br />

2011<br />

ab 10.10.2011 We<strong>im</strong>ar<br />

Instandhaltung von Abwasserkanalsystemen<br />

– Kanalsanierung von A bis Z<br />

28./29.09.2011 Hannover<br />

Auf den Punkt gebracht 2011<br />

08.11.2011 Münster<br />

09.11.2011 Rendsburg<br />

10.11.2011 Lüneburg<br />

23.11.2011 Mülhe<strong>im</strong>/Ruhr<br />

24.11.2011 L<strong>im</strong>burg/Lahn<br />

TAW<br />

Seminare<br />

KKS-Seminar für Fortgeschrittene (Teil 1)<br />

21.-23.11.2011 Wuppertal<br />

KKS-Seminar für Fortgeschrittene (Teil 2)<br />

23.-25.11.2011 Wuppertal<br />

Schweißtechnik an Rohren in der chemischen<br />

Industrie und <strong>im</strong> Anlagenbau<br />

01./02.02.2012 Wuppertal<br />

Rohrleitungen in verfahrenstechnischen<br />

Anlagen planen und auslegen<br />

14./15.03.2012 Wuppertal<br />

Kathodischer Korrosionsschutz unterirdischer<br />

Anlagen (Grundlagenseminar)<br />

14.-16.03.2012 Wuppertal<br />

Kontaktadresse<br />

DVGW<br />

Deutsche Vereinigung des Gas- und Wasserfaches<br />

e.V., Bonn; Tel. 0228/9188-607,<br />

Fax 0228/9188-997, E-Mail: splittgerber@<br />

dvgw.de, www.dvgw.de<br />

HdT<br />

Haus der Technik, Essen; Tel. 0201/1803-1,<br />

E-Mail: hdt@hdt-essen.de, www.hdt-essen.de<br />

TAE<br />

Technische Akademie Esslingen e.V., Heike Baier,<br />

Tel. 0711/3 40 08-0, Fax 0711/3 40 08-27,<br />

E-Mail: heike.baier@taw.de, www.tae.de<br />

TAH<br />

Technische Akademie Hannover e.V.;<br />

Dr. Igor Borovsky, Tel. 0511/39433-30,<br />

Fax 0511/39433-40,<br />

E-Mail: borovsky@ta-hannover.de,<br />

www.ta-hannover.de<br />

TAW<br />

Technische Akademie Wuppertal;<br />

Dr.-Ing. Ulrich Reith,<br />

Tel. 0202/7495-207, Fax 0202/7495-228,<br />

E-Mail: taw@taw.de, www.taw.de<br />

11 / 2011 891


Aktuelle Termine<br />

Services<br />

Messen und Tagungen<br />

1. Praxistag Wasserversorgungsnetze – Leckortung und<br />

Netzopt<strong>im</strong>ierung<br />

08.11.2011 in Essen; Vulkan-Verlag, Barbara. Pflamm, Tel. 0201/<br />

82002-28, Fax 0201/82002-40, E-Mail: b.pflamm@<br />

vulkan-verlag.de<br />

Pipeline Symposium 2011 – Pipelines – weit mehr als<br />

Transportleitungen<br />

14./15.11.2011 in Hamburg; TÜV NORD Akademie, Clarissa Jakubzig,<br />

Tel. 040/8557-2920, E-Mail: cjakubzig@tuev-nord.<br />

de oder Meike Langmann, Tel. 040/8557-2046, E-<br />

Mail: mlangmann@tuev-nord.de, Fax 040/8557-2958,<br />

www.tuevnordakademie.de<br />

ROHRBAU We<strong>im</strong>ar<br />

21./22.11.2011 Kongress mit Fachausstellung; figawa Service GmbH, Gabriele<br />

Borkes, Tel. 0221/37658-46, Fax 0221/37658-<br />

63, E-Mail: borkesborkes@figawaservice.de, www.brbv.de<br />

Forum Wasseraufbereitung 2011<br />

24.11.2011 in Mülhe<strong>im</strong>/Ruhr; IWW Rheinisch-Westfälisches Institut<br />

für Wasserforschung, Fax: 0208/40303-82, Frau Servatius,<br />

E-Mail: h.servatius@iww-online.de, oder Frau Bonorden,<br />

E-Mail: s.bonorden@iww-online.de<br />

Forum Molchtechnik<br />

01./02.12.2011 in Berlin; Haus der Technik Essen, Tel. 0201/1803-1,<br />

E-Mail: hdt@hdt-essen.de, www.hdt-essen.de<br />

Tagung Rohrleitungsbau<br />

24./25.01.2012 in Berlin; figawa Service GmbH, Gabriele Borkes, Tel.<br />

0221/37658-46, Fax 0221/37658-63, E-Mail:<br />

borkes@figawaservice.de, www.brbv.de<br />

26. Oldenburger Rohrleitungsforum 2012<br />

09./10.02.2012 IRO GmbH Oldenburg, Tel. 0441/36 10 39-0, Fax<br />

0441/36 10 39–10, E-Mail: info@iro-online.de, www.<br />

iro-online.de<br />

IFAT 2012<br />

07.-11.05.2012 in München; Messe München GmbH, Tel. 089/9 49-113<br />

58, Fax 089/9 49-113 59, E-Mail: info@ifat.de, www.<br />

ifat.de<br />

ACHEMA 2012<br />

18.-22.06.2012 in Frankfurt/Main; DECHEMA, Dr. Kathrin Rübberdt, Tel.<br />

069/7564-277/-296, Fax: 069/7564-272, E-Mail:<br />

presse@dechema.de, www.achema.de<br />

Inserentenverzeichnis<br />

Firma<br />

3S Consult GmbH, Garbsen 835<br />

7th Pipeline Technology Conference 2012, Hannover 793<br />

26. Oldenburger Rohrleitungsforum 2012, Oldenburg 787<br />

WILHELM EWE GmbH & Co. KG, Braunschweig 805<br />

PRIME DRILLING GmbH, Wenden 885<br />

PSI Products GmbH, Mössingen<br />

REW Istanbul 2012, Istanbul, Türkei<br />

Titelseite<br />

4. Umschlagseite<br />

Steinzeug Abwassersysteme GmbH, Frechen 791<br />

Marktübersicht 849–858<br />

892 11 / 2011


Impressum<br />

Verlag<br />

© 1974 Vulkan-Verlag GmbH,<br />

Postfach 10 39 62, 45039 Essen,<br />

Telefon +49(0)201-82002-0, Telefax +49(0)201-82002-40.<br />

Geschäftsführer: Carsten Augsburger, Jürgen Franke,<br />

Hans-Joach<strong>im</strong> Jauch<br />

Redaktion<br />

Dipl.-Ing. N. Hülsdau, Vulkan-Verlag GmbH, Huyssenallee 52-56,<br />

45128 Essen, Telefon +49(0)201-82002-33,<br />

Telefax +49(0)201-82002-40,<br />

E-Mail: n.huelsdau@vulkan-verlag.de<br />

Anzeigenverkauf<br />

Helga Pelzer, Vulkan-Verlag GmbH, Telefon +49(0)201-82002-<br />

35, Telefax +49(0)201-82002-40,<br />

E-Mail: h.pelzer@vulkan-verlag.de<br />

Anzeigenverwaltung<br />

Martina Mittermayer, Vulkan-Verlag/Oldenbourg Industrieverlag<br />

GmbH, Telefon +49(0)89-45051-471, Telefax +49(0)89-<br />

45051-300, E-Mail: mittermayer@oiv.de<br />

Abonnements/Einzelheftbestellungen<br />

Leserservice <strong>3R</strong> INTERNATIONAL, Postfach 91 61, 97091<br />

Würzburg, Telefon +49(0)931-4170-1616, Telefax +49(0)931-<br />

4170-492, E-Mail: leserservice@vulkan-verlag.de<br />

Gestaltung, Satz und Druck<br />

Gestaltung: deivis aronaitis design I dad I,<br />

Leonrodstraße 68, 80636 München<br />

Satz: e-Mediateam Michael Franke, Breslauer Str. 11,<br />

46238 Bottrop<br />

Druck: Druckerei Chmielorz, Ostring 13,<br />

65205 Wiesbaden-Nordenstadt<br />

Bezugsbedingungen<br />

<strong>3R</strong> erscheint monatlich mit Doppelausgaben <strong>im</strong> Januar/Februar,<br />

März/April und August/September · Bezugspreise: Abonnement<br />

(Deutschland): € 263,- + € 27,- Versand; Abonnement (Ausland):<br />

€ 263,- + € 31,50 Versand; Einzelheft (Deutschland): € 34,- +<br />

€ 3,- Versand; Einzelheft (Ausland): € 34,- + € 3,50 Versand;<br />

Einzelheft als ePaper (PDF): € 34,-; Studenten: 50 % Ermäßigung<br />

auf den Heftbezugspreis gegen Nachweis · Die Preise enthalten<br />

bei Lieferung in EU-Staaten die Mehrwertsteuer, für alle übrigen<br />

Länder sind es Nettopreise.<br />

Bestellungen sind jederzeit über den Leserservice oder jede Buchhandlung<br />

möglich. Die Kündigungsfrist für Abonnementaufträge<br />

beträgt 8 Wochen zum Bezugsjahresende.<br />

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ISSN 2191-9798<br />

Fachzeitschrift für sichere und<br />

effiziente Rohrleitungssysteme<br />

Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern<br />

Organschaften<br />

Fachbereich Rohrleitungen <strong>im</strong> Fachverband Dampfkessel-, Behälter- und<br />

Rohrleitungsbau e.V. (FDBR), Düsseldorf · Fachverband Kathodischer Korrosionsschutz<br />

e.V., Esslingen · Kunststoffrohrverband e.V., Köln · Rohrleitungsbauverband<br />

e.V., Köln · Rohrleitungssanierungsverband e.V., Essen ·<br />

Verband der Deutschen Hersteller von Gasdruck-Regelgeräten, Gasmeßund<br />

Gasregelanlagen e.V., Köln<br />

Herausgeber<br />

H. Fastje, EWE Aktiengesellschaft, Oldenburg (Federführender Herausgeber)<br />

· Dr.-Ing. M. K. Gräf, Vorsitzender der Geschäftsführung der Europipe<br />

GmbH, Mülhe<strong>im</strong> · Dipl.-Ing. R.-H. Klaer, Bayer AG, Krefeld, Vorsitzender des<br />

Fachausschusses „Rohrleitungstechnik“ der VDI-Gesellschaft Verfahrenstechnik<br />

und Chemie-Ingenieurwesen (GVC) · Dipl.-Ing. K. Küsel, Heinrich<br />

Scheven Anlagen-und Leitungsbau GmbH, Erkrath · Dipl.-Volksw. H. Zech,<br />

Geschäftsführer des Rohrleitungssanierungsverbandes e.V., Lingen (Ems)<br />

Schriftleiter<br />

Dipl.-Ing. M. Buschmann, Rohrleitungsbauverband e.V. (rbv), Köln · Rechtsanwalt<br />

C. Fürst, Erdgas Münster GmbH, Münster · Dipl.‐Ing. Th. Grage,<br />

Institutsleiter des Fernwärme-Forschungsinstituts, Hemmingen · Dr.-Ing.<br />

A. Hilgenstock, E.ON Ruhrgas AG, Technische Kooperationsprojekte, Kompetenzcenter<br />

Gastechnik und Energiesysteme /(Netztechnik), Essen · Dipl.-<br />

Ing. D. Homann, IKT Institut für Unterirdische Infrastruktur, Gelsenkirchen<br />

· Dipl.‐Ing. N. Hülsdau, Vulkan-Verlag, Essen · Dipl.-Ing. T. Laier, RWE –<br />

Westfalen-Weser-Ems – Netzservice GmbH, Dortmund · Dipl.-Ing.<br />

J. W. Mußmann, FDBR e.V., Düsseldorf · Dr.-Ing. O. Reepmeyer, Europipe<br />

GmbH, Mülhe<strong>im</strong> · Dr. H.-C. Sorge, IWW Rheinisch-Westfälisches Institut<br />

für Wasser, Biebeshe<strong>im</strong> · Dr. J. Wüst, SKZ - TeConA GmbH, Würzburg<br />

Beirat<br />

Dr.-Ing. W. Berger, Direktor des Forschungsinstitutes für Tief-und Rohrleitungsbau<br />

e.V., We<strong>im</strong>ar · Dr.-Ing. B. Bosseler, Wissenschaftlicher Leiter<br />

des IKT – Institut für Unterirdische Infra struktur, Gelsenkirchen · Dipl.-Ing.<br />

D. Bückemeyer, Vorstand der Stadtwerke Essen AG · W. Burchard, Geschäftsführer<br />

des Fachverbands Armaturen <strong>im</strong> VDMA, Frankfurt · Bauassessor<br />

Dipl.‐Ing. K.-H. Flick, Fachverband Steinzeugindustrie e.V., Köln ·<br />

Prof. Dr.-Ing. W. Firk, Vorstand des Wasserverbandes Eifel-Rur, Düren ·<br />

Dipl.-Wirt. D. Hesselmann, Geschäftsführer des Rohrleitungsbauverbandes<br />

e.V., Köln · Dipl.-Ing. H.-J. Huhn, BASF AG, Ludwigshafen · Dipl.-Ing.<br />

B. Lässer, ILF Beratende Ingenieure GmbH, München · Dr.-Ing. W. Lindner,<br />

Vorstand des Erftverbandes, Berghe<strong>im</strong> · Dr. rer. pol. E. Löckenhoff, Geschäftsführer<br />

des Kunststoffrohrverbands e.V., Bonn · Dr.-Ing. R. Maaß,<br />

Mitglied des Vorstandes, FDBR Fachverband Dampfkessel-, Behälter- und<br />

Rohrleitungsbau e.V., Düsseldorf · Dipl.-Ing. R. Middelhauve, TÜV NORD<br />

Systems GmbH & Co. KG, Essen · Dipl.-Ing. R. Moisa, Geschäftsführer der<br />

Fachgemeinschaft Guss-Rohrsysteme e.V., Grieshe<strong>im</strong> · Dipl.‐Berging.<br />

H. W. Richter, GAWACON, Essen · Dipl.-Ing. T. Schamer, Prokurist der AR-<br />

KIL INPIPE GmbH, Bottrop · Prof. Dipl.-Ing. Th. Wegener, Institut für Rohrleitungsbau<br />

an der Fachhochschule Oldenburg · Prof. Dr.-Ing. B. Wielage,<br />

Lehrstuhl für Verbundwerkstoffe, Technische Universität Chemnitz-Zwickau<br />

· Dipl.-Ing. J. Winkels, Technischer Geschäftsführer der Salzgitter<br />

Mannesmann Line Pipe GmbH, Siegen

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