plus Magazin Innere Ruhe finden (Vorschau)
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1/2013 Einfach mehr vom Leben<br />
www.<strong>plus</strong>-mag.de<br />
€ 3,30<br />
Im Extraheft<br />
Test: Tausende<br />
Euro<br />
gespart<br />
So<br />
gut ist<br />
lıght<br />
Die besten und (!)<br />
gefährlichsten<br />
Schlank-Lebensmittel<br />
Lecker!<br />
Die schönsten<br />
Asia-Rezepte für<br />
zuhause<br />
„Ja, ich will ...“<br />
Die Silberhochzeit<br />
sooo romantisch<br />
feiern wie damals<br />
33x<br />
mehr Geld,<br />
mehr Rente<br />
–> Urteile, die Sie<br />
jetzt nutzen sollten<br />
Das ist pfiffig<br />
•Mode aufpeppen<br />
•Denk-Fallen erkennen<br />
HOLLYWOOD-STAR<br />
<strong>Innere</strong><br />
<strong>Ruhe</strong> <strong>finden</strong><br />
Es ist ganz einfach – die besten Tipps von<br />
Prominenten, Ärzten und Lesern<br />
JULIANNE<br />
MOORE<br />
»Meine<br />
Glücks-<br />
Formel«<br />
Österreich €3,80<br />
Frankreich €3,90<br />
Spanien €4,30<br />
Portugal (cont.) €4,30<br />
Italien €4,30<br />
BeNeLux €3,90<br />
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f_FREUDE
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ganz hinten.<br />
Ich liebe die<br />
Zeit zwischen den<br />
Jahren: Alles<br />
erscheint ruhig, Weihnachten<br />
ist vorbei, das<br />
neue Jahr noch weit<br />
– man hat Zeit.<br />
Für mich waren diese<br />
Tage immer Tage der <strong>Ruhe</strong>, der inneren<br />
<strong>Ruhe</strong>. Ein bisschen Bilanz ziehen,<br />
den Gedanken nachhängen, Kleinigkeiten<br />
im Haus oder Garten erledigen. Und jedes Jahr<br />
nehme ich mir vor, etwas vom Zauber dieser<br />
Tage ins neue Jahr zu retten – oft misslang<br />
es. Woran liegt das? Vielleicht weil man sich<br />
immer anstecken lässt von dem, was anscheinend<br />
so drängend und wichtig ist, dass<br />
man das, was einem guttut, vergisst. Und es sind<br />
am Ende nur wenige Dinge, die einem wirklich guttun,<br />
die zu mehr <strong>Ruhe</strong> und Gelassenheit führen. In dieser<br />
Ausgabe <strong>finden</strong> Sie viele Anregungen dazu – vom Meditierenlernen<br />
(S. 14) bis zum spielerischen „Was ich vermissen würde,<br />
wenn ich nicht mehr da wäre“. (S. 50). Es ist schon erstaunlich,<br />
welche Dinge man notiert, wenn man sagen soll, was einem<br />
wichtig ist. Probieren Sie es aus – Sie werden über sich selbst<br />
staunen. Und wenn Sie sich in diesen Tagen etwas fürs<br />
neue Jahr vornehmen – diese Liste liefert den Kompass.<br />
Wie sagte unsere Expertin Prof. Achtziger: „Wer sich<br />
etwas vornimmt, bleibt jung!“ Ich wünsche Ihnen<br />
alles Gute für 2013, Glück, Gesundheit, dass<br />
Sie die innere <strong>Ruhe</strong> <strong>finden</strong>, die Sie sich<br />
wünschen, Ihr<br />
Jürgen Sinn, chefredakteur<br />
1 / 2013<br />
3
im Januar 2013<br />
So romantisch! Nach 25 Jahren noch mal Ja<br />
sagen. Eine schöne Idee zum Nachmachen.<br />
Schon probiert? Asiatisches für zuhause: Gelingt<br />
22 78<br />
im Nu, bringt kaum Kalorien auf den Teller.<br />
Puls in die Höh’! Ob Herzoder<br />
Infarkt – Ärzte verordnen<br />
Unser Leben<br />
14 <strong>Innere</strong> <strong>Ruhe</strong> <strong>finden</strong><br />
Fast jede Frau sucht<br />
diese, aber nur wenige<br />
<strong>finden</strong> sie auf Anhieb.<br />
Der beste Weg: Meditieren<br />
lernen. Hört sich<br />
exotisch an? Keineswegs!<br />
<strong>plus</strong> zeigt, wie<br />
Sie es lernen können.<br />
Probieren Sie es einfach<br />
mal aus ...<br />
22 Noch mal Ja sagen<br />
Zur Silber-Hochzeit den<br />
gleichen Mann nochmals<br />
„heiraten“, in der<br />
Kirche, mit Herzklopfen,<br />
Schmetterlingen usw.<br />
Wie sich dies anfühlt?<br />
Sooo romantisch!<br />
46 Angelika Euler blickt ins<br />
Schattenreich des Alters.<br />
Reise & Kultur<br />
27 Kultur Zirkus, Musik<br />
und Kino im Januar.<br />
28 So schüchtern!<br />
Hollywood-Star Julianne<br />
Moore über Karriere,<br />
Kinder, späte Heirat –<br />
und sich Zeit lassen mit<br />
dem Älterwerden.<br />
32 Das Goa-Gefühl Unbeschwert<br />
und frei sein,<br />
voller Träume – im Südwesten<br />
Indiens leben<br />
viele Hippie-Träume der<br />
60er-Jahre weiter, auch<br />
wenn viele der Blumenkinder<br />
längst graue<br />
Haare tragen.<br />
38 Mein Indien Eine Leserin<br />
über<br />
rührende,<br />
traurige,<br />
freudvolle Momente<br />
einer besonderen Reise.<br />
40 Sanfter Expressionist<br />
In seinen Bildern suchte<br />
Otto Mueller Harmonie,<br />
die ihm im Leben fehlte.<br />
In Duisburg sind jetzt<br />
seine beeindruckenden<br />
Bilder zu sehen.<br />
48 Um die Ecke gedacht<br />
Wie man lästige Denkmuster<br />
durchbricht.<br />
49 Was ist mir wichtig?<br />
Oft vergisst man das im<br />
Alltag. Was hilft? Kleine<br />
„Denk“-zettel schreiben.<br />
56 Das ist gerecht! So<br />
heißt es in politischen<br />
Diskussionen oft. Doch<br />
was ist gerecht? Und<br />
heißt das, dass alles<br />
gleich sein muss?<br />
57 Lesezimmer Schöne<br />
Bücher für den Januar.<br />
Gesund & Fit<br />
61 Tipps Schmerzmittel;<br />
Sport bei Erkältung?<br />
62 Powern fürs Herz! Früher<br />
sollte sich jeder<br />
mit Herzproblemen<br />
schonen. Neue Studien<br />
zeigen: Gerade dann<br />
sollte sich das Herz<br />
anstrengen. Deshalb<br />
verordnen Ärzte Sport.<br />
Mit tollem Erfolg!<br />
66 Zimmer mit Heilkraft<br />
Bisher sind Zimmer in<br />
Kliniken karg, grau. Das<br />
wird sich ändern. Ärzte<br />
wissen, wie sehr das<br />
Ambiente beim Heilen<br />
hilft - auch zuhause.<br />
Es gibt immer was zu tun!<br />
Jetzt ist die ruhigste Zeit für Gärtner, denkt man: Doch wer in wenigen<br />
4 1/2013
Das<br />
Herz<br />
liebt<br />
Sport!<br />
Insuffizienz, Kammerflimmern<br />
Wie eine Zeitreise Wer sich nach Exotik und dem<br />
heute Sport statt Sofa! 62 Flower-Power-Gefühl der 60er sehnt, wird in Goa fündig. 32<br />
Fotos: Getty Images (3), Janne Peters/Picture Press; Illustration: Picture Press<br />
„Unsere Träume können wir erst dann verwirklichen,<br />
wenn wir uns entschließen, daraus zu erwachen.“<br />
71 Serie: Kraft-Training<br />
3 Übungen, die Schultern<br />
& Rücken stärken.<br />
73 Pflege nach dem Sport<br />
Gute Produkte, um die<br />
Haut zu verwöhnen.<br />
Leben & Genießen<br />
75 Kleine Ideen Apfelkuchen<br />
backen, Putz-Tricks.<br />
76 Katalins Mode-Tipps<br />
Tricks und Ideen, um<br />
Altes aufzupeppen.<br />
78 Gesunde Asia-Küche<br />
Leicht und exotisch sind<br />
viele Gerichte Asiens.<br />
Lassen Sie sich begeistern<br />
und verführen.<br />
84 Gute Asia-Zutaten<br />
Für einige asiatische<br />
Rezepte benötigen Sie<br />
diese speziellen Zutaten.<br />
85 Cornelia Poletto und<br />
ihr liebstes Asia-Rezept.<br />
86 Abnehmen, ganz light?<br />
Ein paar Kilo verlieren,<br />
ohne Mühe. Mit Light-<br />
Lebensmitteln klappt<br />
das, behaupten Hersteller.<br />
Doch Vorsicht: Viele<br />
Produkte sind Mogel-<br />
Packungen.<br />
90 Ab in den Garten<br />
Denn einige Dinge sind<br />
auch im Winter zu tun.<br />
Ihre Seiten<br />
95 Leser-Diskussion Mein<br />
Sohn ist so streng zu<br />
meiner Enkelin. Was tun?<br />
98 Mein Engagement Vorlesen<br />
für José Carreras.<br />
98 Wir suchen ... Schulfreunde<br />
und Bekannte.<br />
Unsere Titel-Themen<br />
erkennen Sie an<br />
der unterstrichenen<br />
Seitenzahl.<br />
Rubriken<br />
6 Besser leben<br />
12 Impressum<br />
54 Sonnenstrahlen<br />
74 Rätsel<br />
94 Sudoku<br />
99 PC-Seite<br />
102 <strong>Vorschau</strong><br />
+<br />
Wie gut sind<br />
Light-Produkte?<br />
Der große Test zeigt, viele<br />
Light-Lebensmittel sind<br />
Mogel-Packungen, haben<br />
genauso viele Kalorien,<br />
S. 86<br />
Josephine Baker<br />
geld^<br />
recht<br />
4<br />
33 RENTEN-URTEILE,<br />
DIE GELD BRINGEN<br />
<strong>plus</strong> <strong>Magazin</strong> zeigt,<br />
was Rentner und<br />
Arbeitnehmer wissen<br />
sollten, um mehr Geld zu<br />
erhalten.<br />
10<br />
WIE SICHER SIND<br />
BETRIEBSRENTEN?<br />
Die Euro-Krise bedroht<br />
auch Betriebsrenten.<br />
12<br />
SANFTER ZURÜCK<br />
IN DEN JOB<br />
Gewusst? Wer lange krank<br />
war, kann weniger arbeiten,<br />
bei gleichem Geld.<br />
15<br />
ZUVERDIENST<br />
Arbeitslos, Rente,<br />
Altersteilzeit ... Was darf<br />
man dazuverdienen?<br />
18<br />
TAUSENDE GESPART<br />
So können Privat-<br />
Krankenversicherte viel<br />
Geld sparen.<br />
20<br />
HAUSHALTSHILFE<br />
FÜR DIE ELTERN<br />
So lassen sich Kosten<br />
sogar absetzen.<br />
22<br />
IHRE FRAGEN,<br />
Experten antworten.<br />
24<br />
MUSTERBRIEF<br />
Vorsicht: Ab Januar<br />
mehr Geld beim Mini-<br />
Job behalten.<br />
tra Jetzt mehr Geld für Sie<br />
geld^recht<br />
Januar 2013<br />
DER EXTRA RATGEBER VON<br />
<br />
ht Extraheft<br />
Wochen wieder einen blühenden Garten möchte, sollte diese 10 Dinge gerade jetzt machen, S. 90<br />
Foto: imago stock & people<br />
33 wichtige<br />
Renten-Urteile<br />
Ob in Frührente oder für Witwen, für Arbeitnehmer<br />
oder Erwerbsgeminderte – diese Urteile<br />
bringen Ihnen deutlich mehr Geld, S. 4<br />
❯ ❯<br />
Tausende Euro<br />
weniger ab 2013<br />
So können Privatversicherte jetzt<br />
doch kräftig sparen S. 18<br />
Sanfter zurück<br />
in den Job<br />
Jeder hat das Recht, nach einer<br />
Krankheit weniger zu arbeiten S. 12<br />
Zum Heraustrennen und Sammeln<br />
P-GR0113_ 01_Cover.in d 1 27/ 1/12 16:48
Elterngeld 2013<br />
Ausgabe 1|2013<br />
besser leben im Januar<br />
WOHLFÜHLEN<br />
Unbeschwert<br />
durch die<br />
Wechseljahre<br />
– das wünscht<br />
sich jede Frau.<br />
Doch viele<br />
leiden unter<br />
den Hormon-<br />
Schwankungen.<br />
Doch Hormone?<br />
Jahrelang wurden<br />
Frauen vor<br />
PROF. THALER Neue Studien zeigen, dass<br />
Frauen durchaus Vorteile von Hormonen<br />
vorgehen. Jüngere Frauen am Beginn der<br />
Wechseljahre, die starke Beschwerden<br />
haben, ohne höheres Krebs-Risiko. In haben, profitieren deutlich. Da wirken<br />
Hormon-Therapien<br />
einer hoch qualitativen dänischen Studie die Hormone günstig auf Blutfette, Knochen,<br />
Herz und Kreislauf. Außerdem<br />
in den Wechseljahren nahmen über 1000 Frauen zwischen 45<br />
gewarnt. Jetzt<br />
denken Ärzte um.<br />
und 58 elf Jahre lang Hormone ein. 16<br />
weitere Jahre lang wurden sie untersucht.<br />
sollte man sie nicht als Tabletten nehmen,<br />
sondern als Pflaster, Creme oder Gel.<br />
Ergebnis: In der Hormongruppe waren Ideal sind dabei Kombi-Präparate mit<br />
Warum, PROF. THALER?<br />
Herz-Kreislauf-Probleme deutlich geringer.<br />
Östrogen und Gestagen.<br />
Auch Brustkrebs trat nicht öfter auf.<br />
Also wieder Hormone für alle?<br />
* Prof. Christian J. Thaler ist im Vorstand der Deutschen<br />
Menopause Gesellschaft und leitet das Hormon- und Kinderwunschzentrum<br />
der LMU in PROF. THALER Nein. Man muss individuell<br />
München-Großhadern.<br />
Elterngeld & Co<br />
Mehr Geld für junge Familien<br />
Elterngeld 2013<br />
mehr<br />
Die richtige<br />
Steuerklasse wählen<br />
Die Partnermonate<br />
geschickt verteilen<br />
Mit Rechenbeispielen<br />
Vorsorge<br />
Clever sparen<br />
Richtig „Riestern“<br />
Das ändert sich<br />
ab 1. Januar 2013<br />
12.000 Euro<br />
rausholen!<br />
Versicherung<br />
Check: Was Eltern<br />
wirklich brauchen<br />
18<br />
Tipps<br />
Betreuungsgeld<br />
Verschenken Sie<br />
kein Geld!<br />
Darum geht’s<br />
Sonderheft<br />
sparen<br />
zur Baufinanzierung<br />
Steuern<br />
Oma oder Opa? Dann dürfte unser Sonderheft „Elterngeld“ den jungen Eltern viele nützliche Tipps geben.<br />
Ob Kindergeld, Steuern, Versicherung: „Elterngeld“ liefert die Antworten. Jetzt für 2,95 Euro im Kiosk.<br />
geld0 13_ 01_titel_final.in d 1 10/31/12 2:08: 4 PM<br />
6 1/ 2013
„ Jeden Tag das Leben<br />
auf den Prüfstand<br />
stellen und sich fragen:<br />
Kann ich heute so<br />
weitermachen wie<br />
gestern? Indem ich nicht<br />
so weitermache wie<br />
bisher, rette ich mich,<br />
ein Stück Umwelt oder<br />
Mitmenschen.“<br />
Götz Werner, Gründer der<br />
dm-Drogerie-Märkte<br />
Mehr Saft aus<br />
Orangen<br />
Wenn Sie Orangen auspressen<br />
möchten, dann<br />
die Früchte einige Stunden<br />
vorher in den Kühlschrank<br />
legen – sie ergeben dann<br />
deutlich mehr Saft.<br />
ABNEHMEN<br />
Ein einfacher Trick, um im kommenden<br />
Jahr wirklich etwas für die Figur<br />
zu tun: Bevor Sie das Haus verlassen,<br />
immer einen Apfel in die Handtasche stecken.<br />
Und schon sind sie unterwegs nicht<br />
mehr so anfällig für den<br />
gemeinen Spontanhunger – und ein Stück<br />
Pizza auf die Hand oder ein<br />
Croissant zwischendurch haben jeweils<br />
bis zu 800 Kalorien.<br />
DEKO<br />
SPIEGLEIN,<br />
SPIEGLEIN ...<br />
Neues Jahr, neues<br />
Aussehen der Wohnung?<br />
Einer der<br />
einfachsten Tipps<br />
ist dann: Spiegel und<br />
Bilderrahmen nutzen.<br />
Einerseits vergrößern<br />
Spiegel Räume,<br />
schaffen Blickpunkte;<br />
andererseits können<br />
Spiegel schnell wieder<br />
umgehängt werden.<br />
Sehr modern sind<br />
diese auf alt gemachten<br />
Vintage-<br />
Rahmen, die es<br />
derzeit überall<br />
gibt. Dabei ruhig<br />
mehrere Spiegel<br />
und Rahmen ganz<br />
nah aneinanderhängen.<br />
Sekt & Champagner gesucht?<br />
Einmal im Jahr – zumindest an Silvester –<br />
sollte es Sekt oder Champagner sein. Wie schön,<br />
dass es auch in Supermärkten oder bei<br />
Discountern sehr gute und (!) günstige Produkte<br />
gibt. Wie wäre es also mit einem Gläschen ...<br />
Guter Sekt & Champagner<br />
Fürst Kyllberg Jahrgangssekt, 2010 (Norma) 2,59 €<br />
Riesling extra trocken 2010 (Aldi Nord) 3,99 €<br />
Beauchoisy rose Cremant d. Loire (Rossmann) 7,99 €<br />
Charles Bach Champagne (Rewe) 13,99 €<br />
Comte de Brismand Champagne (Lidl) 13,99 €<br />
Fotos: Getty Images, laif, PR (2)<br />
„Ich liebe<br />
Dich“<br />
Guter Vorsatz fürs neue<br />
Jahr: dem Partner einmal<br />
am Tag sagen, dass man<br />
ihn bzw. sie liebt (es genügt<br />
auch ein kleines Zettelchen<br />
am Spiegel). Irgendwann<br />
wünscht man sich, man hätte<br />
es häufiger getan, doch<br />
dann ist es oft zu spät ...<br />
1/ 2013<br />
7
esser leben im Januar<br />
Die Kunst der DDR entdecken<br />
¬<br />
Gerhard Richter, Georg Baselitz oder Neo<br />
Rauch – alles Künstler, die in der Bundesrepublik<br />
Anerkennung ernteten. Aber sonst? Jetzt<br />
wird in drei Museen zum ersten Mal umfassend<br />
das Schaffen von DDR-Künstlern gezeigt.<br />
¬<br />
Abschied von Ikarus – Bildwelten in der DDR<br />
– neu gesehen. Neues Museum Weimar, bis 3. 2.<br />
¬<br />
Tischgespräch mit Luther. Christliche<br />
Bilder in einer atheistischen Welt, bis 20. 1.,<br />
Angermuseum Erfurt<br />
¬<br />
Schaffens(t)räume. Atelierbilder und<br />
Künstlermythen, Kunstsammlung Gera, bis 3. 2.<br />
Guter<br />
Vorsatz<br />
für 2013<br />
Wer auf die 60 zugeht oder diesen schon<br />
feierte, sollte sich als Schutz vor einer<br />
Lungen-Entzündung impfen lassen.<br />
„Wir raten jedem zu dieser<br />
Pneumokokken-Impfung“, so<br />
Michael Barczok, Bundesverband<br />
der Pneumologen.<br />
SPAREN<br />
Sie lieben<br />
Theater und<br />
Oper?<br />
Die Eintrittspreise<br />
sind teilweise sehr<br />
happig. Doch:<br />
1. Fragen Sie nach den<br />
meist öffentlichen<br />
Generalproben. Die sind<br />
meist kostenlos.<br />
2. Theater-Ringen<br />
oder Vereinen beitreten;<br />
die haben günstigere<br />
Karten.<br />
MIT EINEM<br />
HANDICAP AUF<br />
REISEN GEHEN?<br />
Oft sind es Kleinigkeiten,<br />
die eine Reise für Rollstuhlfahrer<br />
und andere<br />
in ihrer Mobilität eingeschränkte<br />
Menschen<br />
sowie deren Angehörige<br />
mühsam oder sogar unmöglich<br />
machen. Dabei<br />
gibt es zahlreiche Reiseveranstalter,<br />
Hotels oder<br />
Urlaubsorte, die sich auf<br />
Gehandicapte spezialisiert<br />
haben. Das Buch<br />
„Handicapped-Reisen<br />
2013“ (Escales Verlag,<br />
16,80 Euro) hat auf 440<br />
Seiten Hunderte Tipps<br />
gesammelt. Eine wahre<br />
Fundgrube, die Lust<br />
macht, jetzt den nächsten<br />
Urlaub zu planen.<br />
POLITIK<br />
Wer ist diese<br />
Euro-Retterin?<br />
CHRISTINE LAGARDE taucht<br />
fast täglich in den Nachrichten<br />
auf, wenn es um den Euro<br />
geht. Doch wer ist diese Frau?<br />
Christine Lagarde wurde am<br />
1. Januar 1956 in Paris geboren.<br />
Ihre Eltern waren Lehrer.<br />
Sie war als Jugendliche Synchron-Schwimmerin<br />
in der französischen<br />
Nationalmannschaft.<br />
Sie studierte Sozial- und<br />
Arbeitsrecht, arbeitete danach<br />
als Anwältin auch in den USA.<br />
Sie war französische Ministerin,<br />
trat nach Vorwurf des<br />
Amtsmissbrauchs zurück (Verfahren<br />
läuft noch).<br />
Sie ist geschieden, hat zwei<br />
Söhne und führt seit 2011 als<br />
Direktorin den Internationalen<br />
Währungsfonds IWF.<br />
Das besondere<br />
Tagebuch<br />
Schöne Idee fürs neue Jahr: Jeden Abend<br />
einen Satz in den Computer (oder<br />
ein Heft) schreiben, was heute gut war. Sie<br />
werden staunen, wie viele<br />
Dinge gut sind in Ihrem Leben.<br />
Und wie verwandeln Sie schlechte<br />
in gute Laune? Schreiben Sie uns!<br />
8 1/ 2013
Nach dem Wort „lieben“ ist „helfen“ das schönste Wort der Welt!<br />
Bertha von Suttner<br />
Fotos: Getty Images (2), laif,/Signature/D. Goupy, ddp-images, KUNSTSAMMLUNG MAXHÜTTE, Unterwellenborn, Besitz: Freistaat Thüringen, car-möbel, Jahreszeiten Verlag, plainpicture<br />
Lass uns<br />
wieder<br />
stricken<br />
GUTE<br />
STRICK-IDEEN<br />
liefern diese<br />
Seiten im<br />
Internet:<br />
www.etsy.com<br />
www.cut-maga<br />
zine.com<br />
www.hellohandmade.com<br />
www.schoenerstricken.de<br />
www.stoffn.de<br />
Über Jahre gab es<br />
kaum jemand, der<br />
Handarbeiten machte.<br />
Und heute? Überall<br />
eröffnen Strick-, Nähoder<br />
Häkelgeschäfte,<br />
bieten vor allem<br />
auch junge<br />
Frauen Selbstgemachtes und<br />
Selbst-Designtes an (z. B.<br />
www.dawanda.de). Und<br />
auch wer schon den einen<br />
oder anderen Strick-Boom<br />
miterlebte – es ist beruhigend<br />
zu sehen, dass manches<br />
Gute immer wieder kommt.<br />
TOLLE IDEE<br />
Die Rentner-<br />
Retter<br />
Jeder Vierte über 65 ist<br />
depressiv, so depressiv,<br />
dass an Selbstmord gedacht<br />
wird. Und die<br />
Statistik zeigt – fast die<br />
Hälfte der Selbstmörder<br />
waren 2011 über 60.<br />
Deshalb hat die Stadt<br />
München ein wunderbares<br />
Bündnis gegründet:<br />
Aufi (Auswege<br />
<strong>finden</strong> bei psychischen<br />
Krisen im Alter,<br />
www.aufi-muen<br />
chen.de). Auf Hinweise<br />
von Hausmeistern<br />
oder Nachbarn<br />
kümmern sich<br />
selbsternannte Renten-Retter<br />
um Ältere.<br />
Ein tolles Projekt.<br />
MUSIK<br />
Bob Dylan<br />
lebt ...<br />
... stärker denn je. Das<br />
zeigt das 35. Studioalbum<br />
„Tempest“ des 71-Jährigen.<br />
Große, große Klasse!<br />
Verständlich, dass Dylan<br />
immer wieder als Kandidat<br />
für einen Nobelpreis<br />
gilt. Und wenn Sie ein<br />
Geschenk suchen – dann<br />
Dylans „Christmas in your<br />
heart“: Die Erlöse gehen<br />
an Hilfs-Organisationen.<br />
1/ 2013<br />
9
esser leben im Januar<br />
Warum?<br />
... sind Vorsätze sinnvoll, auch<br />
wenn man sie oft über Bord wirft<br />
Same procedure as<br />
last year? Wer etwas<br />
älter ist, hat schon<br />
zig-mal gute Vorsätze<br />
gefasst – ein paar Kilo<br />
weniger, mehr Sport,<br />
mit Rauchen aufhören.<br />
Und nach Kurzem<br />
ist alles beim Alten.<br />
Also gar nichts mehr<br />
vornehmen? Doch, sagt<br />
die Psychologin ANJA<br />
ACHTZIGER, denn dies<br />
hält uns wirklich jung.<br />
Frau Prof. Achtziger, soll man sich für<br />
2013 noch etwas vornehmen, obwohl<br />
man doch eigentlich weiß ...<br />
PROF. ACHTZIGER ... doch, unbedingt! Es ist<br />
extrem wichtig, sich Ziele zu setzen. Wir<br />
verfügen über ein spezielles Gedächtnis, das<br />
man Intentions-Gedächtnis nennt. Dort<br />
werden unsere Ziele und Absichten gespeichert.<br />
Studien zeigen, ab 60 wird dieses<br />
Intentions-Gedächtnis schwächer. Insofern<br />
ist es gerade im Alter sehr wichtig, immer<br />
wieder Vorsätze zu fassen, weil man sich<br />
damit wieder besser an Ziele erinnern kann.<br />
Weil Ziele setzen jung hält?<br />
PROF. ACHTZIGER Richtig. Je konkreter die<br />
Pläne, umso besser. Dadurch trainiert man<br />
das Gedächtnis. Und: Pläne heben die<br />
Stimmung, sind gut für unsere Seele.<br />
Wie setzt man sich realistische Ziele?<br />
PROF. ACHTZIGER Man sollte sich jedes Mal<br />
ehrlich fragen: Wie wichtig und attraktiv<br />
ist das Ziel für mich? Will ich Zeit und<br />
Mühe investieren? Dabei hilft es, sich vorzustellen,<br />
wie es sein wird, wenn ich es<br />
erreicht habe. Bin ich dann stolz auf mich?<br />
Und auf der anderen Seite: Kann ich es<br />
schaffen, weil es unter eigener Kontrolle<br />
steht bzw. ich die Fähigkeiten dazu habe?<br />
Wenn ein Ziel eigene Fähigkeiten übertrifft,<br />
ist es zum Scheitern verurteilt.<br />
Wer schon oft mit Vorsätzen<br />
scheiterte, ist<br />
frustriert. Wie motiviert<br />
man sich dann neu?<br />
PROF. ACHTZIGER Indem man ergründet,<br />
warum es bisher nicht klappte. Warum<br />
schaffe ich nicht zwei Mal pro Woche<br />
Sport? Liegt es am inneren Schweinehund,<br />
an sonstigen Dingen? Hat man die Ursache<br />
erkannt, das Vorhaben aufschreiben und<br />
einen Plan machen.<br />
Wie wirken sich Rückschläge aus?<br />
PROF. ACHTZIGER Das hängt davon ab, ob<br />
ich zu den Menschen gehöre, die sich Lernziele<br />
setzen oder Leistungsziele.<br />
Was ist der Unterschied?<br />
PROF. ACHTZIGER Wer Ziele als Lernziele<br />
betrachtet, will sich weiterentwickeln. Ein<br />
Rückschlag ist unangenehm, haut einen<br />
aber nicht um. Diese Menschen arbeiten<br />
daran, sich zu verbessern. Wer Ziele als<br />
Leistungsziele sieht, für den zählt nur das<br />
Ergebnis, nicht der Weg. Rückschläge gelten<br />
als Scheitern. Menschen geben schnell<br />
auf, wenn sie mit ihrer Leistung nicht zufrieden<br />
sind. Dabei bedeutet ein Rückschlag<br />
nicht, dass man etwas nicht kann,<br />
vielleicht muss man einfach nur einen<br />
anderen Weg nehmen.<br />
Prof. Anja Achtziger lehrt<br />
an der Zeppelin Universität<br />
Friedrichshafen Sozial- und<br />
Wirtschaftspsychologie.<br />
Foto: privat<br />
Extra-Tipp Wann kann man 2013 in Rente? Wie Abschläge minimieren? Wie erhält man mehr im Mini-Job? Wie weniger<br />
Krankenkassen-Beiträge zahlen? Unser neues Sonderheft Rente & Co zeigt es. Jetzt im Kiosk oder (0 18 05) 26 01 47.<br />
10 1/ 2013
Taj Mahal<br />
Indien erleben -<br />
mit ärztlicher Begleitung.<br />
Besuch des<br />
Taj Mahals<br />
inklusive<br />
A16-tägig<br />
A 3-/4-Sterne-Hotels<br />
A Inkl. Halbpension<br />
1 .699 .-<br />
ab € pro Person<br />
Ihre Reise-Highlights<br />
● Begleitung durch einen erfahrenen,<br />
in Deutschland zugelassenen Arzt<br />
● Besuch des Taj Mahals und Amber Forts<br />
● Geländewagen-Safari<br />
Inklusivleistungen<br />
● Linienflug mit Lufthansa (oder gleichwertig)<br />
von München nach Delhi und zurück in der<br />
Economy Class<br />
● Flughafensteuern und Sicherheitsgebühren<br />
ZUG zum FLUG<br />
● Zug zum Flug 2. Klasse<br />
inklusive ICE-Nutzung<br />
INKLUSIVE<br />
● Transfers und Rundreise im klimatisierten<br />
Reisebus/Minibus je nach Gruppengröße<br />
inklusive Eintrittsgelder gemäß Reiseverlauf<br />
● 14 Übernachtungen in 3-/4-Sterne-Hotels<br />
● Unterbringung im Doppelzimmer mit Bad oder<br />
Dusche/WC<br />
● 14 x Halbpension<br />
● Yoga und Meditationskurs an Tag 10<br />
● 1 Reiseführer Indien pro Zimmer<br />
● Deutschsprachige Reiseleitung<br />
Pakistan<br />
Bikaner<br />
Luni<br />
Bhenswara<br />
Mandawa<br />
Sariska<br />
Jaipur<br />
Bijaipur<br />
Udaipur<br />
Delhi<br />
Karauli<br />
Bundi<br />
Agra<br />
Indien<br />
Veranstalter:<br />
Berge & Meer Touristik GmbH<br />
Andréestraße 27, 56578 Rengsdorf<br />
Email: info@berge-meer.de<br />
Änderungen vorbehalten, maßgeblich<br />
ist die Reisebestätigung.<br />
Nepal<br />
Ihr Reiseverlauf<br />
1. Tag - Anreise. Linienflug nach Delhi.<br />
2. Tag - Delhi - Sariska (ca. 170 km). Ankunft am<br />
Morgen. Begrüßung durch die Reiseleitung.<br />
Orientierungsfahrt durch Neu Delhi.<br />
3. Tag - Sariska - Mandawa (ca. 230 km). Ausflug<br />
in ein Dorf. Im Anschluss Fahrt nach Mandawa.<br />
4. Tag - Mandawa - Bikaner (ca. 190 km). Nachmittags<br />
Besuch des Junagarh Forts.<br />
5. Tag - Bikaner - Jodhpur - Luni (ca. 240 km).<br />
Fahrt nach Jodhpur. Besuch des Mehrangarh Forts.<br />
6. Tag - Luni - Bhenswara (ca. 85 km). Heute unternehmen<br />
Sie eine Geländewagen-Safari.<br />
7. Tag - Bhenswara - Ranakpur - Udaipur<br />
(ca. 185 km). Heute sehen Sie den Jain Tempel von<br />
Ranakpur, eine der wichtigsten Pilgerstätten.<br />
8. Tag - Udaipur. Besuch des Stadtpalastes, des<br />
Jagdish Tempels und des Gartens der Frauen.<br />
9. Tag - Udaipur - Bijaipur (ca. 150 km). Nach dem<br />
Frühstück Fahrt nach Bijaipur. Rest des Tages frei.<br />
10. Tag - Bijaipur - Kota - Bundi (ca. 110 km).<br />
Heute u.a. Besuch des Forts in Kota und Bundi.<br />
11. Tag - Bundi - Jaipur (ca. 200 km). Morgens<br />
Besichtigungen in Bundi, dann Fahrt nach Jaipur.<br />
12. Tag - Jaipur. Fahrt mit dem Geländewagen zum<br />
Amber Fort und Fotostopp am Palast der Winde.<br />
13. Tag - Jaipur - Karauli (ca. 180 km).<br />
14. Tag - Karauli - Fatehpur Sikri - Agra<br />
(ca. 165 km). Besuch des Grabmals Taj Mahal.<br />
15. Tag - Agra - Delhi (ca. 200 km). Am Morgen<br />
besichtigen Sie das Rote Fort.<br />
16. Tag - Delhi - Abreise. Rückflug.<br />
Detaillierte Infos zu dieser Reise <strong>finden</strong> Sie bei<br />
uns im Internet unter www.berge-meer.de<br />
Wunschleistungen pro Person<br />
● Zuschlag Einzelzimmer pro Person € 399.-<br />
● Innerdeutsche Zubringerflüge nach München<br />
(Termine Feb. - Apr. 2013) auf Anfrage € 59.-<br />
Hinweise: Änderungen vorbehalten. Der Zustand des<br />
Straßennetzes in Indien ist nicht mit europäischem<br />
Standard vergleichbar. Mindestteilnehmerzahl: 15<br />
Personen, bei Nichterreichen behalten wir uns vor, die<br />
Reise bis 30 Tage vor Reise-beginn abzusagen. Maximalteilnehmerzahl:<br />
30 Personen.<br />
Einreisebestimmungen für dt. Staatsbürger<br />
Ein für die Aufenthaltsdauer gültiger Reisepass. Das<br />
Visum (Pflicht) ist selbst zu beantragen (ca. € 95.- p. P.).<br />
Staatsangehörige anderer Länder wenden sich bitte<br />
an die zuständige Botschaft.<br />
Termine und Preise 2013 pro Person im<br />
Doppelzimmer in €<br />
Abflughafen München Frankfurt<br />
Preise 16-tägig<br />
Termine<br />
Saison A 1.699.- 10.04. 17.04. 15.05.<br />
Saison B 1.799.- 27.02. 13.03. 11.09. 25.09.<br />
Saison C 1.899.- 09.10. 23.10.<br />
Reise-Code: R1I024 - Kennziffer: 103/223<br />
Reisehotline täglich<br />
01805/671018 *<br />
von 8.00 - 22.00 Uhr<br />
*€ 0.14/Min. aus dem dt. Festnetz, hiervon abweichende Mobilfunknetzpreise bis zu € 0.42/Min. möglich.<br />
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Darauf freue<br />
ich mich<br />
im neuen Jahr ...<br />
„Möglichst oft<br />
meinen Enkel Luke<br />
zu sehen. Denn<br />
der entwickelt<br />
sich jetzt, mit<br />
Riesenschritten.“<br />
Gerda Pighin, die<br />
ab S. 62 über Herz-<br />
Therapien schreibt<br />
Auf meinen Roller<br />
„Schon lange<br />
träume ich<br />
davon, mir einen<br />
Motorroller zu<br />
kaufen, dieses Jahr<br />
tue ich’s ...“<br />
erscheint in der Bayard Media GmbH & Co. KG. ISSN 1619-6023<br />
Lindenstraße 20, 50674 Köln, Telefon: (02 21) 2 77 57-0, Fax: (02 21) 2 77 57-10,<br />
E-Mail: <strong>plus</strong>magazin@bayard-media.de<br />
Chefredaktion: Jürgen Sinn (V.i.S.d.P.)<br />
Stellvertretende Chefredakteurin: Alexandra Schlump<br />
Creative-Direktion: Klaus Springer (Agentur2, München)<br />
Foto-Direktion: Nicole Rudschinat (frei)<br />
Redaktion: Bernd Bücheler, Elke Kressin, Tessa Randau,<br />
Heiko Schlierenkamp<br />
Layout: Corinne Desponds (Leitung), Anita Kolb, Sabine von Riewel<br />
Bildredaktion: Silke Frigge (frei), Christina Neis (frei)<br />
Sekretariat: Elke Peterson<br />
Schlussredaktion: Bernd Kuschmann<br />
Ständige Autoren: Steuerberaterin Gabriele Prasser, Katrin Koelle,<br />
Rechtsanwalt Rainer Steppan, Elisabethstraße 3, 40217 Düsseldorf<br />
Verlag: Bayard Media GmbH & Co. KG, Böheimstraße 8, 86153 Augsburg,<br />
Telefon: (0821) 455481-0, Fax: (0821) 455481-10<br />
Geschäftsführung: Horst Ohligschläger<br />
Verlagsleitung / Gesamtanzeigenleitung: Armin Baier (verantw.)<br />
Anzeigenverkauf Inland:<br />
Nielsen I Kontor M Medienvermarktung GbR, Fuhlsbüttler Straße 145,<br />
22305 Hamburg, Telefon: (040) 6390840, Fax: (040) 63908444, E-Mail: info@kontorm.de<br />
Nielsen II QM QuadroMedia GmbH, Großenbaumer Weg 8, 40472 Düsseldorf,<br />
Telefon: (0211) 542181-0, Fax: (0211) 542181-70, E-Mail: duesseldorf@quadromedia.eu<br />
Nielsen IIIa Verlagsbüro Leo Krimmer GmbH, c/o QM QuadroMedia GmbH,<br />
Am Lindenbaum 24, 60433 Frankfurt/Main, Telefon: (069) 5309080, Fax: (069) 53090850,<br />
E-Mail: frankfurt@quadromedia.eu<br />
Nielsen IIIb Verlagsbüro Leo Krimmer GmbH, Birkenwaldstraße 42 b, 70191 Stuttgart,<br />
Telefon: (0711) 259434-45, Fax: (0711) 259434-49, E-Mail: stuttgart@krimmer.com<br />
Nielsen IV Medienbüro Macari, Parkstraße 27 / Fasanenpark, 82008 Unterhaching,<br />
Telefon: (089) 582211, Fax: (089) 58090297, E-Mail: medienbuero.macari@t-online.de<br />
Nielsen V/VI/VII Verlagsbüro Leo Krimmer GmbH, Bülowstraße 66, 10783 Berlin,<br />
Telefon: (030) 8938270, Fax: (030) 89382733, E-Mail: berlin@krimmer.com<br />
Anzeigenverkauf Ausland: Telefon: (0821) 45548137, E-Mail: anzeigen@bayard-media.de<br />
Leiter Anzeigenmarketing: Stefan Rörig<br />
Business Development: Sylvie Eismann, Telefon: (0221) 2775730<br />
Seit 1. Januar 2012 gilt die Anzeigen preisliste „<strong>plus</strong> <strong>Magazin</strong>“ Nr. 12 sowie die<br />
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Leiter Vertrieb: Arne Biemann, Telefon: (08 21) 45 54 81 86<br />
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Abonnementpreis: zzt. 39,60 Euro für 12 Hefte pro Jahr inkl. Zustell gebühr und 7 Prozent Mehrwertsteuer, Ausland + Porto<br />
Vertrieb für den Handel: BPV Medien Vertrieb GmbH & Co. KG, Römerstraße 90, 79618 Rheinfelden,<br />
Telefon: (07623) 9640, Fax: (07623) 964259, E-Mail: vertriebsservice@oz-bpv.de, Internet: www.bpv-medien.com<br />
Druckvorstufe: NV Roularta Media Group, Meiboomlaan 33, B-8800 Roeselare<br />
Druck: Euro-Druckservice GmbH, Passau<br />
Bezugsquellen: <strong>plus</strong> <strong>Magazin</strong> erscheint monatlich im Einzelverkauf im Zeitschriftenhandel.<br />
Der Einzel verkaufspreis inkl. Mehrwertsteuer zzt. 3,30 Euro. Das Jahres abonnement kostet zzt. 39,60 Euro, Heftpreis<br />
inkl. Mehrwertsteuer und Zustellung zzt. 3,30 Euro.<br />
Copyright für alle Beiträge: Bayard Media GmbH & Co. KG. Nachdruck und Angebot in Lese zirkeln nur mit schriftlicher<br />
Genehmigung des Verlags. Das gilt auch für die Aufnahme in elek tronische Datenbanken sowie für Vervielfältigungen<br />
auf CD-ROM. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos haften Redaktion und Verlag nicht.<br />
„Dass mit<br />
dem Auszug<br />
unserer<br />
Jüngsten ein<br />
ganz neuer<br />
Abschnitt<br />
unseres Lebens<br />
beginnt.“<br />
„Wieder im<br />
Garten zu<br />
wühlen und die<br />
Setzlinge von<br />
der Fensterbank<br />
einzupflanzen.“<br />
Sonja Baulig,<br />
die über Meditation<br />
berichtet, S. 14<br />
Fotos: DK Images, privat (2)<br />
12 1/ 2013
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jederzeit widersprechen. Geschenk, solange Vorrat reicht. Geschenk ohne Deko. Vertragspartner: Bayard Media GmbH & Co. KG, Böheimstraße 8, 86153 Augsburg, HRA 15029 Augsburg, Geschäftsführung: Horst Ohligschläger.
UNSER LEBEN<br />
Wie Promis<br />
meditieren<br />
Viele Musiker und<br />
Schauspieler nutzen<br />
die Meditation als<br />
kreative Quelle. So<br />
wie Sting (61), der<br />
vor jedem Konzert<br />
20 Minuten meditiert<br />
oder sich wie<br />
Kollegin Madonna<br />
(Bilderreihe r.) fast<br />
wie in einer Art<br />
Trance fühlt, wenn er<br />
Songs schreibt. Aber<br />
auch Schauspielerin<br />
Ursula Karven (l.)<br />
und Hollywood-Star<br />
Richard Gere (m.)<br />
suchen die Stille -<br />
um ihren Geist zu<br />
zähmen, wie<br />
Gere sagt.<br />
14 1/ 2013
UNSER<br />
LEBEN<br />
EN<br />
<strong>Innere</strong><br />
<strong>Ruhe</strong> <strong>finden</strong><br />
Julia Roberts tut es jeden Abend, Sting vor jedem<br />
Auftritt. Und Anselm Grün immer morgens: hinsetzen,<br />
atmen, nichts tun ... meditieren. Sich auf die Suche nach der<br />
Stille in sich selbst begeben. Aber Meditation<br />
kann noch viel mehr. Sie stärkt Gehirn und Immunsystem,<br />
senkt den Blutdruck, entspannt den Geist, schenkt<br />
etwas, das so viele Menschen suchen: innere <strong>Ruhe</strong>. Nur wie<br />
lernt man das – nichts zu denken? Sie werden staunen!<br />
1 / 2013<br />
15
UNSER LEBEN<br />
Sagen Sie, Herr Dr. Ott, seit über<br />
12 Jahren erforschen Sie als Neuropsychologe<br />
wie Meditieren die<br />
Struktur und Funktion des Gehirns<br />
verändert. Wahrscheinlich ist Ihr<br />
Buch „Meditation für Skeptiker“<br />
(O. W. Barth Verlag) deshalb ein so<br />
großer Erfolg, weil Sie das Thema<br />
nicht esoterisch, sondern mit fundierten<br />
Fakten erklären. Und es<br />
scheint, dass auch Sie selbst viel<br />
für sich gelernt haben – Sie wirken<br />
so unglaublich ruhig. Können Sie<br />
eigentlich verstehen, dass so viele<br />
Menschen sich gestresst fühlen,<br />
Probleme haben, zur <strong>Ruhe</strong> zu kommen?<br />
Und genau diesen hektischaufgewühlten<br />
Menschen empfehlen<br />
Sie nun, sich einfach mal ruhig<br />
hinzusetzen und nichts zu tun?<br />
OTT Eindeutig: ja!<br />
Warum?<br />
OTT Weil Meditieren eine exzellente<br />
Methode ist, um Gedanken zu sortieren<br />
und gelassener zu werden.<br />
Aber Nichtstun ist den meisten viel<br />
zu wenig. Sie wollen aktiv etwas für<br />
sich und ihre Gesundheit tun ...<br />
„Viele kleine<br />
Tricks helfen<br />
anfangs:<br />
Das tiefe<br />
Atmen,<br />
Zählen, und<br />
allmählich<br />
ziehen<br />
die lästigen<br />
Gedanken<br />
vorbei,<br />
geben<br />
der <strong>Ruhe</strong><br />
Raum.“<br />
OTT Lassen Sie sich nicht täuschen.<br />
Auch beim Meditieren tut man aktiv<br />
etwas für sich, und zwar sehr viel.<br />
Können Sie das genauer erläutern?<br />
OTT Es gibt zahlreiche wissenschaftliche<br />
Hinweise und Studien, die zeigen,<br />
dass Meditieren sehr effektiv körperliche<br />
Beschwerden lindert. Nur<br />
einige Beispiele:<br />
• Erhöhter Blutdruck sinkt. Dadurch<br />
nimmt das Risiko für Herzinfarkt und<br />
Schlaganfall ab.<br />
• Beschwerden, bei denen Stress eine<br />
große Rolle spielt, etwa Tinnitus,<br />
Kopfschmerzen, Fibromyalgie etc.,<br />
bessern sich, weil der Körper weniger<br />
Stresshormone ausschüttet.<br />
Faszinierend ist auch der Effekt auf das<br />
Gehirn. MRT-Studien zeigen, dass die<br />
Hirnstruktur von Menschen, die regelmäßig<br />
meditieren, deutlich langsamer<br />
altert (siehe auch Kasten Seite 18).<br />
Man altert langsamer?<br />
OTT Ja. Man sieht, dass meditierende<br />
Menschen mehr sogenannte graue<br />
Substanz im Gehirn haben. Gleichzeitig<br />
baut sich die weiße Gehirn-Substanz,<br />
in der die Nervenbahnen verlaufen,<br />
deutlich langsamer ab.<br />
Was heißt das – wird man schlauer<br />
oder weniger vergesslich?<br />
OTT Bisherige Studien zeigen, dass<br />
Meditierende generell aufmerksamer<br />
sind, sich besser konzentrieren können.<br />
Ob sie auch intelligenter sind und<br />
ein besseres Gedächtnis haben, wird<br />
sicher auch bald untersucht.<br />
Klingt verlockend ... Und das alles<br />
durch Meditation? Wie beginnt man<br />
eigentlich mit dem Meditieren?<br />
Angenehme Positionen zum Meditieren<br />
Experten raten, beim<br />
Meditieren eine entspannte<br />
Haltung zu wählen, bei der<br />
man die Aufmerksamkeit<br />
gezielt auf sich lenken kann.<br />
Bewährte Positionen sind:<br />
1<br />
Japanisch<br />
Burmesisch<br />
2<br />
3<br />
Liegend<br />
16 1/ 2013
Menschen<br />
Ereignisse<br />
Epochen<br />
»Meditation lässt Glück und<br />
Frieden in mir wachsen«<br />
Wenn Hollywood-<br />
Star JULIA<br />
ROBERTS (45)<br />
knifflige Probleme<br />
lösen oder Entscheidungen<br />
treffen<br />
muss, hilft ihr eins:<br />
Meditieren.<br />
„Es klingt merkwürdig:<br />
Aber Meditieren<br />
zaubert immer ein<br />
Lächeln in mein<br />
Gesicht. Danach bin<br />
ich mit mir im Reinen,<br />
weil ich weiß, was zu<br />
tun ist, um glücklich<br />
und zufrieden zu<br />
sein. Das kann zum<br />
Beispiel auch bedeuten,<br />
dass mir beim<br />
Meditieren klar wird,<br />
dass ich eine unangenehme<br />
Entscheidung<br />
treffen muss.<br />
Meditation gibt mir<br />
die innere <strong>Ruhe</strong>, dass<br />
ich richtig entscheide.<br />
Zum Meditieren<br />
bin ich übers Yoga<br />
gekommen, das ich<br />
schon viele Jahre<br />
ausübe. Als dann meine<br />
Zwillinge 2004 geboren<br />
wurden, hatte<br />
ich zum Teil so wenig<br />
Schlaf, dass Meditieren<br />
der einzige Weg<br />
war, diesen Zustand<br />
überhaupt irgendwie<br />
zu überstehen.<br />
Mittlerweile sind die<br />
Kinder zwar aus dem<br />
Gröbsten raus und<br />
meine Nächte wieder<br />
mit Schlaf erfüllt,<br />
doch mindestens<br />
einmal am Tag meditiere<br />
ich immer noch.<br />
Gerne frühmorgens,<br />
wenn alle noch<br />
schlafen, das Haus<br />
ganz still ist und die<br />
Sonne sich erst noch<br />
aufmachen muss, um<br />
über den Horizont zu<br />
kriechen. Dann stehe<br />
ich auf und begrüße<br />
den Tag mit einer<br />
Stunde meditieren.<br />
Dieses Innehalten,<br />
sich selbst, den<br />
Körper, den eigenen<br />
Geist zu beobachten,<br />
fasziniert mich immer<br />
noch. Ich habe das<br />
Gefühl, endlich einen<br />
Schlüssel gefunden<br />
zu haben, der mir<br />
das Tor zu mir selbst<br />
aufschließt. Letztendlich<br />
kann Glück<br />
nur aus einem selbst<br />
wachsen, und die<br />
Meditation hilft mir<br />
jeden Tag dabei.“<br />
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7 klasse Übungen<br />
für Einsteiger<br />
Beim Meditieren geht es darum, das Wirrwarr der Gedanken<br />
zu stoppen, loszulassen – zum Beispiel mit diesen sieben<br />
einfachen Übungen. Jede 5 bis 10 Minuten lang ausführen.<br />
1<br />
Erde spüren<br />
Vorstellen, dass<br />
man von feuchter<br />
Erde umgeben ist.<br />
Den Geruch bewusst<br />
machen. Tief<br />
ein- und ausatmen<br />
und jedes Mal den<br />
Duft aufsaugen,<br />
bis sich im <strong>Innere</strong>n<br />
ein angenehmes<br />
Gefühl einstellt.<br />
2<br />
Warmes Licht<br />
Mit geschlossenen<br />
Augen vorstellen,<br />
über dem Körper<br />
schwebt ein warmes<br />
Licht. Mit<br />
jedem Atemzug<br />
die Wärme in den<br />
Körper saugen, so<br />
lange, bis man sie<br />
im Bauch spürt.<br />
3<br />
Blühende Rose<br />
Vorstellen, dass<br />
sich im Herzen<br />
eine Rosenknospe<br />
befindet. Anfangs<br />
ist sie noch geschlossen,<br />
doch<br />
mit jedem Atemzug<br />
öffnet sie sich,<br />
bis sie in voller<br />
Pracht blüht.<br />
4<br />
Alles im Gang<br />
Barfuß bzw. auf<br />
Strümpfen langsam<br />
auf und ab<br />
gehen. Beim Einatmen<br />
einen Schritt<br />
gehen und beim<br />
Ausatmen wieder.<br />
Sehr bewusst den<br />
ganzen Fuß abrollen<br />
und spüren,<br />
wie er den Boden<br />
berührt.<br />
5<br />
Achtsam sein<br />
Einen Gegenstand,<br />
z. B. ein Stück<br />
Holz, intensiv betrachten,<br />
fühlen,<br />
riechen. Innerlich<br />
beschreiben, zuerst<br />
grob, dann<br />
feiner bis ins<br />
letzte Detail.<br />
Hilfsmittel für den Start<br />
➜ Kissen<br />
Darauf<br />
sitzt man<br />
bequem im<br />
Schneidersitz,<br />
z. B.<br />
bei www.<br />
amazon.de,<br />
ab 20 Euro.<br />
➜ Sitzbank<br />
Bei Knieproblemen<br />
oder<br />
wenn Beine<br />
einschlafen,<br />
z. B. bei<br />
www.yogashop.org,<br />
ab<br />
48 Euro.<br />
6<br />
Im Wasser liegen<br />
Auf dem Rücken in<br />
einem riesigen<br />
Ozean aus türkisblauem<br />
Wasser liegen.<br />
Sich einfach<br />
treiben lassen und<br />
dabei bewusst<br />
jede noch so kleine<br />
Welle mit dem<br />
Körper erfühlen.<br />
7<br />
Feuer beobachten<br />
Mit geöffneten<br />
Augen (!) vor einen<br />
offenen Kamin<br />
setzen, die<br />
Wärme spüren,<br />
bewusst darauf<br />
konzentrieren, wie<br />
die Flammen in<br />
der Luft züngeln.<br />
Energie der Flammen<br />
einatmen.<br />
➜ CD<br />
Hilfreich ist:<br />
„Meditation:<br />
Mehr Klarheit<br />
und innere<br />
<strong>Ruhe</strong>“, Marie<br />
Mannschatz,<br />
GU-Verlag,<br />
16,99 Euro.<br />
Es klingt so, als müsste man<br />
schon ganz ruhig sein ...<br />
OTT Nein, Meditation kann jedem helfen,<br />
innere <strong>Ruhe</strong> zu <strong>finden</strong>. Und der<br />
Start ist denkbar einfach: einfach nur<br />
aufrecht hinsetzen, Augen schließen.<br />
Dann bewusst nach innen lauschen,<br />
spüren, wo der Körper vielleicht gerade<br />
angespannt ist. Wahrnehmen,<br />
welche Gedanken einem durch den<br />
Kopf gehen. Wenn man dann auf den<br />
Atem achtet, merkt man, wie sich mit<br />
der Zeit gedankliche <strong>Ruhe</strong> einstellt.<br />
Das Ganze lässt sich vergleichen mit<br />
einem aufgewühlten See, bei dem sich<br />
nach und nach Schlamm absetzt und<br />
die Oberfläche glättet. Schließlich<br />
kann man bis auf den Grund schauen.<br />
Aber was heißt das genau, den<br />
Atem beobachten?<br />
OTT Darauf, wie es sich anfühlt. Jede<br />
bewusst wahrgenommene Kleinigkeit,<br />
jedes Detail hilft, die Aufmerksamkeit<br />
auf sich selbst zu lenken, denn darum<br />
geht es im Kern beim Meditieren. Ich<br />
versuche es einmal ganz konkret an<br />
einem Beispiel so zu erläutern:<br />
• Beim Naseneingang anfangen.<br />
• Die einströmende Luft spüren.<br />
• Welche Temperatur hat sie? Spürt<br />
man den Luftzug an den inneren Wänden<br />
der Nase, an den Nasenhaaren?<br />
• Den Atemstrom weiterverfolgen. Die<br />
Nase hinauf bis in die Nasenhöhle.<br />
• Wie verändert sich die Temperatur<br />
auf diesem Weg, welche Gerüche<br />
nimmt man wahr?<br />
All das hilft, die Umgebung mehr und<br />
mehr in den Hintergrund zu rücken<br />
und sich selbst wahrzunehmen.<br />
Und was tut man, wenn die Gedanken<br />
dabei immer wieder abschweifen?<br />
Gibt es einen Trick?<br />
OTT Ja, zum Beispiel die Atemzüge<br />
zu zählen: einatmen/eins – ausatmen/<br />
zwei – einatmen/drei – ausatmen/<br />
vier usw. Bis man bei zehn angekommen<br />
ist. Dann beim nächsten Einatmen<br />
erneut bei eins anfangen.<br />
Aber dann beobachtet man nicht<br />
mehr den Atem, sondern zählt ...<br />
OTT Das Zählen findet im Hintergrund<br />
statt. Es beschäftigt den Geist und<br />
18 1/ 2013
Spüren, wie das<br />
Herz warm wird<br />
„Anfangs schlagen die<br />
Gedanken noch Wellen,<br />
doch erreicht man den Grund<br />
der Seele, wird es still.“<br />
Anselm Grün (67),<br />
Benediktinerpater<br />
in der Abtei<br />
Münsterschwarzach<br />
Ob Gebet oder<br />
Rosenkranz: Das<br />
Meditieren ist in<br />
vielen Religionen<br />
Teil des Glaubens,<br />
des Zwiegesprächs.<br />
Pater (und Bestseller-Autor)<br />
ANSELM<br />
GRÜN hilft es<br />
auch, sich geistig<br />
zu erfrischen.<br />
„Es ist noch früh,<br />
zwanzig vor fünf.<br />
Noch genug Zeit bis<br />
zum Morgengebet in<br />
der Abteikirche. 25<br />
Minuten Muße für<br />
mein tägliches Ritual,<br />
meine Meditation,<br />
die dem immer<br />
gleichen Rhythmus<br />
folgt: Zuerst zünde<br />
ich vor der Christusikone<br />
in meinem<br />
Zimmer eine Kerze<br />
an, kreuze meine<br />
Hände über der<br />
Brust, schließe die<br />
Augen, dann verbinde<br />
ich den Atem mit<br />
dem Jesusgebet;<br />
beim Einatmen sage<br />
ich im Stillen: ‚Herr<br />
Jesus Christus‘,<br />
und beim Ausatmen:<br />
‚Sohn Gottes,<br />
erbarme dich meiner‘.<br />
Und bei jedem<br />
Einatmen stelle<br />
ich mir vor, wie der<br />
Atem in mein Herz<br />
strömt und es mit<br />
dem Geist Jesu erfüllt<br />
– und erwärmt.<br />
Und dann beim Ausatmen<br />
geht diese<br />
Wärme in den ganzen<br />
Körper. Ganz<br />
deutlich kann ich<br />
spüren, wie mein<br />
Herz warm wird und<br />
ich langsam in den<br />
Grund meiner Seele<br />
gelange. Dort, wo<br />
ein Raum der Stille<br />
und der Liebe ist,<br />
in dem ich mich<br />
geborgen fühle.<br />
Manchmal – leider<br />
zu selten – spüre<br />
ich dabei das Gefühl<br />
von absoluter Stimmigkeit,<br />
von Frieden,<br />
Freiheit und<br />
Liebe in mir. Eine<br />
kostbare Erfahrung,<br />
die ich aber nicht<br />
festhalten kann.<br />
Natürlich wirkt<br />
Meditieren bei mir<br />
auch ganz weltlich.<br />
Ich werde ruhiger<br />
und gelassener,<br />
kann Gedanken<br />
besser fokussieren,<br />
etwa wenn<br />
ich ein neues<br />
Buch schreibe.<br />
Aber ich kenne auch<br />
das Problem, dass<br />
mich Gedanken<br />
ablenken, die Meditation<br />
stören. Ich<br />
stelle mir dann vor,<br />
dass oben im Kopf<br />
ein Film der Gedanken<br />
abläuft. Diesen<br />
lasse ich einfach<br />
weiterlaufen. Denn<br />
mein eigentliches<br />
Ich geht in der Meditation<br />
durch den<br />
Atem immer tiefer<br />
auf den Grund meiner<br />
Seele. Dort ist<br />
es ruhig und still.“
UNSER LEBEN<br />
Vertreibt Schmerzen, stärkt den Geist<br />
Weltweit forschen Wissenschaftler, welche Effekte Meditieren hat. In vielen Bereichen steckt die Forschung<br />
noch in den Kinderschuhen, doch schon jetzt zeigt sich: Im Meditieren steckt enormes Heilungspotenzial!<br />
✺ Täglich etwa 25 Minuten<br />
meditieren führt schon<br />
nach 8 Wochen zu einer<br />
Zunahme grauer Hirnmasse<br />
im Hippocampus.<br />
Diese Hirnregion spielt<br />
eine wichtige Rolle<br />
für Gedächtnis, Lernen<br />
und Emotionen.<br />
✺ Meditieren führt dazu,<br />
dass der Körper deutlich<br />
weniger von dem<br />
Stresshormon Kortisol<br />
ausschüttet, das in hoher<br />
Studien mit<br />
buddhistischen<br />
Mönchen belegen<br />
eindeutig, dass<br />
Meditieren auf<br />
Dauer zu mehr<br />
Hirnmasse führt.<br />
Konzentration, etwa bei<br />
Dauerstress, Nervenzellen<br />
im Gehirn zerstört.<br />
✺ Meditieren nach dem<br />
Achtsamkeitsprinzip<br />
macht Menschen mit<br />
chronischen Schmerzen,<br />
etwa Migräne oder<br />
Rückenschmerzen, bewusst,<br />
dass sie objektiv<br />
betrachtet auch Phasen<br />
ohne Schmerzen haben.<br />
Durch diese Erkenntnis<br />
gelingt es den Betroffenen,<br />
Schmerzphasen<br />
leichter zu akzeptieren<br />
und schmerzlose Phasen<br />
zu verlängern.<br />
✺ Auch bei Angststörungen<br />
wirkt Achtsamkeitsmeditation.<br />
Das bewusste<br />
Wahrnehmen der<br />
Angst führt dazu, dass<br />
diese mit der Zeit nicht<br />
mehr als bedrohlich<br />
empfunden wird, im<br />
Idealfall sogar gänzlich<br />
verschwindet.<br />
✺ Nach einer Grippe-Impfung<br />
bilden Meditierende<br />
mehr Antikörper, d. h.,<br />
die Impfung wirkt besser.<br />
✺ Meditation stärkt den<br />
Willen. Eine Studie mit<br />
extrem Übergewichtigen<br />
belegt, dass es ihnen<br />
leichter fällt, neue,<br />
gesündere Ess-Regeln<br />
einzuhalten, wenn sie<br />
sich zuvor auf diese<br />
während einer Meditation<br />
konzentriert haben.<br />
Fotos: John Hryniuk/Polaris/laif, Ronald Frommann/laif, Bernd Roselieb/Visum, Getty Images, Intertopics (2), People Picture; Illustrationen: Mareile Busse, Sabine von Riewel, istockphoto<br />
20 1/ 2013
erschwert so, dass die Gedanken abdriften.<br />
Anfangs ist das Abdriften übrigens<br />
ganz normal. Für Anfänger ist<br />
es wichtig, das überhaupt zu merken,<br />
gegenzusteuern und zu sich selbst zurückzukehren.<br />
Die Erfahrung zeigt:<br />
Mit der Zeit wird der Geist immer seltener<br />
abschweifen und wenn doch,<br />
merkt man das schneller. Im Grunde<br />
genommen ist es wie beim Fahrradfahren:<br />
Je häufiger man es macht,<br />
umso besser klappt es.<br />
Wie häufig muss man meditieren,<br />
bis man positive Effekte merkt?<br />
OTT Manche spüren schon beim ersten<br />
Mal, wie sie innerlich zur <strong>Ruhe</strong><br />
kommen, bei anderen dauert es länger<br />
– vor allem bei denen, die sehr<br />
ungeduldig sind und ganz gespannt<br />
aufs Entspannen warten.<br />
Wie lange und wie oft sollten<br />
Anfänger meditieren?<br />
OTT Meditation kann man nicht verschreiben<br />
wie ein Medikament mit<br />
einer bestimmten Dosis. Es handelt<br />
sich um einen Prozess, bei dem man<br />
sich selbst erforscht. Die Vorgänge,<br />
die dabei ablaufen, richten sich nicht<br />
nach der Uhr. Am Anfang ist es hilfreich,<br />
täglich zur selben Zeit und am<br />
selben Ort zu meditieren. Man fängt<br />
mit fünf bis zehn Minuten an und steigert<br />
sich dann allmählich auf 20 bis<br />
30 Minuten. Will man tiefere Bewusst-<br />
„Wie vom Berg<br />
ins Tal schaut<br />
man von<br />
einer höheren<br />
Warte auf seine<br />
Gefühle, sieht<br />
alles klarer.“<br />
seinszustände erreichen, sollte man<br />
auch mal länger meditieren, ggf. auch<br />
ein mehrtägiges Seminar in einem<br />
Meditations-Zentrum besuchen.<br />
Was bedeutet das – „tiefere<br />
Bewusstseinszustände“?<br />
OTT Viele Meditierende berichten, dass<br />
sie mehr zu sich selbst kommen, ihre<br />
innere Mitte <strong>finden</strong>. Durch das Entspannen<br />
und Loslösen von Dingen des<br />
Alltags weitet sich der Horizont beim<br />
Blick auf das eigene Leben und die Gelassenheit<br />
nimmt zu. Beispielsweise<br />
findet man Lösungen für ein Problem,<br />
auf die man früher nie gekommen<br />
wäre. Oder man spürt viel besser, was<br />
einem persönlich guttut und was nicht.<br />
Steht man beim Meditieren neben<br />
sich, beobachtet sich selbst?<br />
OTT Man schaut eher aus einer höheren<br />
Warte auf die eigenen Gedanken<br />
und Gefühle, als würde man von<br />
einem Berg herab ins Tal schauen und<br />
einen viel besseren Überblick erhalten,<br />
was da alles abläuft.<br />
Ist es sinnvoll, zum Start Meditation<br />
mithilfe eines Buches oder<br />
Seminars zu lernen?<br />
OTT Durchaus. Zumindest erste Erfahrungen<br />
kann man gut mit Anleitungen<br />
aus Büchern machen. Auch<br />
Seminare sind sinnvoll. In fast jeder<br />
Stadt werden Kurse dazu angeboten.<br />
Der Vorteil dabei ist, dass man sich<br />
nicht so viel theoretisch erarbeiten<br />
muss und sehr schnell ein praktisches<br />
Erfolgserlebnis haben kann. Gute Kurse<br />
bieten zum Beispiel Volkshochschulen<br />
an. Empfehlenswert ist auch der<br />
Kurs „Stressbewältigung durch Achtsamkeit“.<br />
Wo der nächstgelegene<br />
stattfindet, kann man im Internet unter<br />
www.mbsr-verband.org abfragen.<br />
Wie oft meditieren Sie selbst?<br />
OTT Möglichst einmal am Tag im Sitzen<br />
auf einem Stuhl oder auf einem<br />
Kissen. Ansonsten, wann immer sich<br />
eine Gelegenheit bietet. Ich nutze<br />
sehr gerne einfache Tätigkeiten wie<br />
zum Bäcker gehen oder die Spülmaschine<br />
ausräumen, um achtsam ganz<br />
bei der Sache zu sein und nicht geistig<br />
abzuschweifen. Sonja Baulig<br />
Auch das ist<br />
Meditation<br />
Rosenkranz beten<br />
Das feste, durch<br />
Perlen strukturierte<br />
Gebets-Schema<br />
verhindert, dass Gedanken<br />
abschweifen.<br />
Mantras singen<br />
Die Texte lenken den<br />
Blick auf das „schöne<br />
<strong>Innere</strong>“. Beispiel:<br />
„Om mani padme<br />
hum“ – gegrüßt<br />
seiest Du Juwel in<br />
der Lotusblüte.<br />
Wäsche aufhängen<br />
Auch aus Alltäglichem<br />
kann man ein<br />
Ritual machen, um<br />
sich seiner selbst<br />
bewusst zu werden.<br />
Rosen schneiden<br />
Sich dabei ganz in<br />
seiner Leidenschaft,<br />
der Rosenpflege o. Ä.,<br />
verlieren und das<br />
Gefühl innerer Zufriedenheit<br />
genießen.<br />
1 / 2013<br />
21
Willst Du<br />
mich nochmals<br />
„heiraten“?<br />
Noch einmal „Ja“ sagen nach 25, 30, 35 Ehejahren.<br />
Bettina und Bernhard Hübner haben ihr Ehe-<br />
Versprechen erneuert, lernten sich nach so<br />
vielen Jahren noch mal neu kennen,<br />
inklusive Feier in der Kirche. Wie<br />
es war? Einfach schön!<br />
September 1987:<br />
Bernhard und<br />
Bettina Hübner<br />
frisch getraut.<br />
25 Jahre später:<br />
Das Silber-Paar<br />
sagte in der Kirche<br />
noch mal Ja!<br />
Es klingt unglaublich<br />
romantisch:<br />
nach 25 Jahren<br />
noch mal Ja zu sagen,<br />
ganz feierlich in der Kirche,<br />
mit Familie und<br />
Freunden. Wie hat sich<br />
das für Sie angefühlt?<br />
BETTINA HÜBNER (lacht) Ich<br />
war total aufgeregt, fast wie<br />
vor der eigentlichen Hochzeit<br />
vor 25 Jahren. Flattern<br />
in der Magengrube, Herzklopfen.<br />
Wir zwei im Mittelpunkt<br />
vor 100 Gästen – das<br />
macht man ja nicht jeden<br />
Tag. Auch wenn man ja<br />
nicht wirklich wieder heiratet,<br />
sondern die Ehe vom<br />
22 1/ 2013
UNSER LEBEN<br />
Pfarrer „nur“ segnen lässt.<br />
Ich habe mich ganz fest auf<br />
meinen Mann konzentriert<br />
– und ihm wahrscheinlich<br />
fast die Hand zerquetscht.<br />
BERNHARD HÜBNER<br />
(schmunzelt) Mir gingen in<br />
diesen Momenten so viele<br />
Dinge durch den Kopf, unser<br />
ganzes Leben als Paar und<br />
als Familie. Dankbarkeit,<br />
große Freude und tiefe Zufriedenheit<br />
– ich glaube, das<br />
beschreibt am besten, was<br />
ich empfunden habe.<br />
Damals vor 25 Jahren<br />
waren Sie frisch verliebt<br />
– Ihre Hochzeit quasi die<br />
Krönung.<br />
BERNHARD Unsere Beziehung<br />
ist über die Jahre natürlich<br />
viel tiefer geworden.<br />
Nicht zuletzt hat auch der<br />
Kurs dazu beigetragen, den<br />
wir in Vorbereitung auf<br />
unsere Silberhochzeit besucht<br />
haben.<br />
Was ist das Besondere an<br />
diesen Kursen für langjährige<br />
Paare, die viele<br />
Gemeinden anbieten?<br />
BERNHARD Es geht darum,<br />
den gemeinsamen Weg zu<br />
betrachten. Was haben wir<br />
erlebt, wie haben wir uns<br />
miteinander entwickelt,<br />
welche Klippen umsegelt?<br />
BETTINA Für uns war es<br />
eine Art Bestandsaufnahme.<br />
Wir haben im Alltag wenig<br />
Zeit, um über unsere Beziehung<br />
zu reden – bei drei<br />
Kindern, zwei Jobs und<br />
jeder Menge anderer<br />
Alltagsdinge. Der Kurs gab<br />
uns Zeit dafür.<br />
Und was hat sich dadurch<br />
verändert?<br />
BETTINA Ich spüre, dass wir<br />
genauer aufeinander achten.<br />
Durch den Kurs konnte<br />
ich meinen Mann losgelöst<br />
von allem sehen, wieder den<br />
Bernhard, in den ich mich<br />
verliebt habe. Nun kann ich<br />
wieder deutlicher erkennen,<br />
wie er mein Leben bereichert.<br />
Durch ihn bin ich z. B.<br />
dazu gekommen, klassische<br />
Musik zu mögen. Im Gespräch<br />
mit meinem Mann<br />
komme ich auf ganz neue<br />
Gedanken. Bernhard liest<br />
viel, vor allem Sachbücher.<br />
Und er kann so gut erklären.<br />
BERNHARD Mir ging es<br />
ähnlich. All die Gespräche,<br />
die kleinen Aufgaben, die<br />
uns in dem Kurs gestellt<br />
wurden, haben mir ins Bewusstsein<br />
gerufen, was ich<br />
an Bettina mag. Ihren hintergründigen<br />
Humor. Ihre<br />
Art, zuzupacken. Ihre Gabe,<br />
sehr genau zuzuhören. Und<br />
ich sehe klarer, dass wir uns<br />
mehr Zeit für uns als Paar<br />
nehmen müssen.<br />
Gespräche, kleine Aufgaben<br />
– das müssen Sie mal<br />
genauer erklären!<br />
BETTINA Wir waren sechs<br />
Paare und konnten im Austausch<br />
miteinander erfahren,<br />
wie es anderen geht,<br />
und Außensicht auf uns<br />
selbst gewinnen.<br />
BERNHARD Diese Außensicht<br />
hat man ja sonst nicht.<br />
Im Freundeskreis kommen<br />
Themen wie Ehe und „Wie<br />
klappt das so bei euch?“ vor,<br />
aber nicht so intensiv.<br />
BETTINA Einige Freunde<br />
wurden aber schon neugierig,<br />
als wir erzählten, dass<br />
wir einen Kurs besuchen.<br />
BERNHARD Ein Freund meinte<br />
sogar, so ein Kurs wäre<br />
nichts für ihn, weil er nicht<br />
über seine Ehe reden wolle.<br />
Schon gar nicht Fremden.<br />
Fiel es Ihnen schwer, sich<br />
vor anderen zu öffnen?<br />
BETTINA Nein, weil sich<br />
alle aufeinander eingelassen<br />
haben.<br />
Und die Aufgaben?<br />
BETTINA Wir hatten zum<br />
Beispiel Kärtchen mit Begriffen<br />
wie Liebe, Vertrauen,<br />
Loslassen, sollten beschreiben,<br />
was die mit unserer<br />
Partnerschaft zu tun haben.<br />
Und?<br />
BERNHARD (lächelt) Wir<br />
waren uns sehr einig.<br />
BETTINA Hatten die gleichen<br />
Gefühle, Vorstellungen<br />
zu diesen Begriffen.<br />
War das bei anderen<br />
Dingen anders?<br />
BERNHARD Ehrlicherweise ja<br />
... Als wir den gemeinsamen<br />
Lebensweg malen sollten,<br />
stellten wir fest, dass wir<br />
manches Erlebte sehr unterschiedlich<br />
erinnern.<br />
BETTINA ... ich habe einen<br />
Weg gemalt, der auch dunkle<br />
Stellen hat. Für die Zeiten,<br />
in denen ich mir große<br />
Sorgen gemacht habe.<br />
Wussten Sie von diesen<br />
Zeiten, Herr Hübner?<br />
BERNHARD Von manchen<br />
sicher. Anderes hat mich<br />
erstaunt – und ich habe erst<br />
im Kurs erfahren, wie intensiv<br />
Bettina diese Dinge damals<br />
beschäftigt haben.<br />
„Den Mann<br />
wiederentdeckt,<br />
in den<br />
ich mich<br />
damals<br />
verliebte ...“<br />
1991<br />
2007<br />
1987<br />
1999<br />
Das erste Auto, das erste<br />
Kind, Familien-Freuden und<br />
Urlaube: Bettina und Bernhard<br />
Hübner aus Bielefeld<br />
blicken dankbar auf<br />
den gemeinsamen<br />
Weg zurück.<br />
1 / 2013 23
UNSER LEBEN<br />
3 Gründe,<br />
eine lange Ehe<br />
zu feiern*<br />
1 Noch nie konnten<br />
Paare so viele gemeinsame<br />
Jahre verbringen,<br />
auch wegen der<br />
hohen Lebenserwartung<br />
– noch nie war<br />
es aber auch so leicht,<br />
sich zu trennen.<br />
2 Nach 25 (30, 40)<br />
Jahren kann ein Paar<br />
auf sein „inneres<br />
Haus“ zurückblicken,<br />
auf gemeinsame Werte<br />
und Vorstellungen.<br />
Sie haben die Ehe<br />
auf ein tragfähiges<br />
Fundament gestellt.<br />
3 Das „äußere Haus“,<br />
das Umfeld, Familie,<br />
Freunde, hat das<br />
innere Haus gestützt.<br />
Das sollte man<br />
gemeinsam feiern.<br />
* Tipps des Paar-Therapeuten<br />
Prof. Dr. Michael Vogt von der<br />
Hochschule Coburg<br />
Pfarrer Klaus<br />
Fussy (o.) segnete<br />
die Hübners, die mit viel<br />
Familie und Freunden<br />
feierten (u.).<br />
BETTINA Ja, zum Beispiel,<br />
als du schnell einen neuen<br />
Job brauchtest, weil dein<br />
Arbeitgeber insolvent war.<br />
Das war hart, aber wir haben<br />
uns gegenseitig gestützt.<br />
Es gab auch Krisen<br />
und Zeiten mit viel Druck,<br />
als unsere Tochter gesundheitliche<br />
Probleme hatte.<br />
Hatten Sie je Zweifel an<br />
Ihrer Ehe?<br />
BETTINA Nicht an unserer<br />
Ehe. Aber die Durststrecken<br />
wurden mir durch den Kurs<br />
bewusster. Ich hatte mitunter<br />
das Gefühl: Was ich neben<br />
meinem Beruf noch<br />
leiste, sieht Bernhard gar<br />
nicht. Unser Haus in Schuss<br />
halten, die Familie umsorgen,<br />
Kontakte mit Verwandten,<br />
Freunden organisieren.<br />
Warum bleibt immer bloß<br />
alles an mir hängen?, habe<br />
ich mich oft gefragt ... Und:<br />
Würde er überhaupt merken,<br />
wenn ich mal eine Weile<br />
nicht da wäre? Es hätte ja<br />
kein Lob sein müssen –<br />
manchmal hätte ich mich<br />
sogar über Kritik gefreut.<br />
Oder über die Frage: „Was<br />
beschäftigt dich gerade besonders?“<br />
So aber hatte ich<br />
das Gefühl, ich wäre ihm<br />
beinahe gleichgültig.<br />
Und das alles kam erst<br />
nach so vielen Jahren<br />
zur Sprache?<br />
BERNHARD Ja, und ich bin<br />
ins Nachdenken gekommen.<br />
War überrascht, als auch die<br />
anderen Frauen im Gespräch<br />
betonten, dass sie<br />
sich mehr „Rückmeldung“<br />
wünschen. Wir Männer<br />
verhalten uns ja oft nach<br />
dem Motto: „Solange ich<br />
nichts sage, ist doch alles in<br />
Ordnung …“ Die Tragweite<br />
des Problems habe ich im<br />
Kurs erst richtig erkannt.<br />
„Ab jetzt<br />
achten<br />
wir mehr<br />
auf uns,<br />
auch im<br />
Alltag.“<br />
Das heißt aber auch, dass<br />
ich mich jetzt wirklich anstrengen<br />
will, diese Rückmeldung<br />
zu geben.<br />
BETTINA Und ich habe die<br />
Aufgabe mitgenommen,<br />
ganz konkret nachzufragen,<br />
wenn ich mir von Bernhard<br />
ein Echo wünsche. Man<br />
kann nicht immer wissen,<br />
was der andere gerade fühlt,<br />
auch wenn man ihn noch so<br />
gut und lange kennt … Bei<br />
einer Sache wussten wir<br />
aber sofort beide, was der<br />
andere denkt ...<br />
BERNHARD ... Du meinst die<br />
Sache mit getrennten Betten<br />
in unserem Zimmer! (lacht)<br />
Das ging gar nicht! Seit 25<br />
Jahren schlafen wir in<br />
Besonders<br />
beliebt: Genau<br />
wie vor 25 oder<br />
30 Jahren: dieselbe<br />
Kirche,<br />
gleicher Ablauf,<br />
dasselbe Lokal.<br />
Und dann geht<br />
es auf Reisen –<br />
dorthin, wo auch<br />
die Hochzeitsreise<br />
hinführte.<br />
3 Ideen,<br />
originell zu<br />
feiern<br />
Überraschungs-<br />
Party von Freunden<br />
organisiert.<br />
Statt Geschenken<br />
bringt jeder<br />
etwas Selbstgemachtes<br />
zu<br />
essen und trinken<br />
mit – und eine<br />
Erinnerung an<br />
das Paar, das in<br />
eine Schatzkiste<br />
gelegt wird.<br />
einem Bett, und das wird<br />
auch so bleiben. Nur das<br />
fühlt sich für uns richtig an.<br />
Und? Wie haben Sie das<br />
Problem gelöst?<br />
BERNHARD (lacht) Zusammenschieben<br />
ging nicht,<br />
also haben wir es uns zu<br />
zweit in einem Bett bequem<br />
gemacht. Wie früher, als wir<br />
jung verliebt waren.<br />
Wäre Ihre Silberhochzeit<br />
ohne den Kurs anders<br />
verlaufen?<br />
BETTINA Ich glaube, schon.<br />
Wir waren in besonderer Art<br />
aufeinander konzentriert.<br />
Das war wunderschön.<br />
BERNHARD Und danach<br />
haben wir endlich Nägel mit<br />
Köpfen gemacht und etwas<br />
getan, das wir uns schon<br />
sehr lange vorgenommen<br />
hatten: Wir waren mit<br />
Freunden eine Woche<br />
lang in Assisi ...<br />
BETTINA Ja, unsere Silber-<br />
Hochzeitsreise. Und die war<br />
fast so schön wie unsere<br />
Flitterwochen.<br />
Brigitte Eilert-Overbeck<br />
und Elke Kressin<br />
Ein Ferienhaus<br />
im Lieblings-<br />
Reiseland für<br />
zwei Wochen<br />
mieten und alle<br />
lieben Freunde<br />
nacheinander<br />
dorthin einladen<br />
– gefeiert wird so<br />
zwei Wochen lang<br />
ganz gemütlich<br />
statt nur einen<br />
Tag intensiv.<br />
Fotos: Veit Mette (3), Interfoto, privat (5)<br />
24 1/ 2013
Das wäre auch etwas für Sie?<br />
Kurse in Ihrer Nähe:<br />
ARNSBERG<br />
„Zweisamkeit gestern –<br />
heute und dann?“<br />
heißt der zweitägige<br />
Kurs der kath.<br />
Bildungsstätte für<br />
Erwachsenen- und Familienbildung,<br />
130 Euro,<br />
(0 52 51) 1 25-12 87.<br />
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BONN<br />
„Konstruktive Ehe<br />
und Kommunikation –<br />
ein Gesprächstraining<br />
für langjährige Paare“,<br />
zwei Wochenenden.<br />
AKF, ab 180 Euro,<br />
(02 28) 37 18 77,<br />
www.akf-bonn.de<br />
REGENSBURG<br />
„Das Geheimnis glücklicher<br />
Paare – Auseinanderschweigen?<br />
Zusammen<br />
reden!“,<br />
2,5 Tage, Kath. Erwachsenenbildung<br />
Regensburg,<br />
295 Euro,<br />
(09 41) 5 97-22 31<br />
www.kebregensburg-stadt.de<br />
DRESDEN<br />
„Ich suchte ihn, den<br />
meine Seele liebt“,<br />
Besinnungstage für Paare<br />
um die Silberhochzeit,<br />
2 Tage, ca. 180 Euro,<br />
EFL-Bistum<br />
Dresden/Meissen,<br />
(03 51) 26 16 40,<br />
www.jesuiten.org/<br />
haus.hoheneichen<br />
MÜNCHEN<br />
„Was uns zusammenhält.<br />
Beziehungscoaching“,<br />
2 Wochenenden,<br />
Erzbischöfliches<br />
Ordinariat/Ehe und Familienbegleitung/KEK,<br />
250 Euro,<br />
(0 89) 21 37 12 44,<br />
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Darüber hinaus bieten<br />
viele Ehe- und Familienberatungsstellen<br />
Kurse<br />
an, oft in Kooperation<br />
mit Volkshochschulen.<br />
Gute Informationen<br />
dazu gibt es unter<br />
(0 30) 73 10 16 45<br />
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und unter<br />
(02 28) 1 03-2 34<br />
www.katholischeeheberatung.de<br />
Gutes für die<br />
Gesundheit<br />
In Apotheken und Drogerien gibt<br />
es eine Vielzahl frei verkäuflicher<br />
Medikamente, die gesund halten.<br />
GUT BEI GELENKSCHMERZEN Raus in die Natur,<br />
schöne Tage genießen, Freunde treffen, mit dem<br />
Rad fahren, im Garten arbeiten oder einen schönen,<br />
ausgedehnten Spaziergang machen – das wünscht<br />
sich jeder. Wer allerdings unter Muskel- und Gelenkschmerzen<br />
leidet, hat häufig eine deutlich eingeschränkte<br />
Lebensqualität. Viele greifen dann zu<br />
Schmerzmitteln, anstatt die Ursache der Schmerzen<br />
zu bekämpfen: die Entzündung. Dabei spielen<br />
Enzyme eine wichtige Rolle.<br />
Und hier hilft Wobenzym <strong>plus</strong>, eine hochaktive<br />
Kombination tierischer und pflanzlicher Enzyme.<br />
Denn es stoppt Entzündungen*, wirkt abschwellend<br />
und reduziert somit den Schmerz. Wobenzym<br />
<strong>plus</strong> bekämpft gezielt Entzündungen, die Ursache<br />
vieler Schmerzen. Dabei ist es kein Schmerzmittel,<br />
denn es unterdrückt nicht die Schmerzempfindung,<br />
wie es Schmerzmittel tun. Trotzdem nehmen mit<br />
Wobenzym <strong>plus</strong> die Schmerzen ab, da deren Ursache<br />
– die Entzündung – direkt bekämpft wird.<br />
Wobenzym <strong>plus</strong> täuscht somit keine Heilung vor,<br />
sondern fördert die Heilung. Denn unter besonderen<br />
Belastungen, wie z. B. Entzündungen, braucht<br />
der Körper oft mehr aktive Enzyme. Denn Enzyme<br />
wirken sehr zuverlässig auch antient zündlich. Die<br />
optimal abgestimmte Enzymkombination in Wobenzym<br />
<strong>plus</strong> unterstützt den Organismus gezielt und<br />
effektiv bei der Bekämpfung von Gelenkverschleiß<br />
und Entzündungen in den Gelenken.<br />
* Als Folge von Verletzungen<br />
und verschleißbedingten<br />
Gelenkentzündungen<br />
(aktivierten Arthrosen).<br />
Foto: PR<br />
1 / 2013 25
Dieser Ratgeber ist bares Geld wert!<br />
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Vertragspartner: Bayard Media GmbH & Co. KG, Böheimstr. 8, 86153 Augsburg; Geschäftsführer: Horst Ohligschläger; HRA 15029 Amtsgericht Augsburg. Wir nutzen Ihre anlässlich von Bestellungen anfallenden Daten nur für die<br />
Bestellabwicklung und für Werbezwecke. Sie können der Nutzung oder der Übermittlung Ihrer Daten für Zwecke der Werbung oder der Markt- oder Meinungsforschung jederzeit widersprechen.<br />
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Reise & Kultur<br />
Marla Glen<br />
Anzug, Krawatte,<br />
Schlapphut, das sind ihre<br />
Markenzeichen. Dazu die<br />
rauchig-kraftvolle Stimme, mit<br />
der sie Blues, Jazz und Soul<br />
zum Hochgenuss macht.<br />
Jetzt ist Marla Glen wieder<br />
unterwegs, z. B. 11. 1. Leverkusen,<br />
18. 1. Nürnberg.<br />
Die Soul-Sängerin<br />
hat auch eine neue CD:<br />
„Tricks & Tracks“ – schöne,<br />
entspannte Musik.<br />
Zirkus im<br />
Eiszauber<br />
„Roncalli“ trifft<br />
Väterchen Frost: ein<br />
atemberaubendes<br />
Zusammenspiel klassischer<br />
Musik und<br />
Artistik. Unbedingt<br />
anschauen!<br />
Jahrhunderthalle<br />
Frankfurt/Main, 3.– 6.<br />
Januar 2013.<br />
25<br />
Minuten verbringen<br />
Frauen pro Woche<br />
mit künstlerischen<br />
Tätigkeiten.* Malen<br />
steht dabei an erster<br />
Stelle, noch vor<br />
Skulpturen gestalten,<br />
Handarbeiten und<br />
dem Dekorieren im<br />
Garten.<br />
*Wirtschaftsmagazin „brand eins“<br />
Foto: © Circus Roncalli GmbH 2012 /Theo Krath<br />
Mal wieder<br />
ins Kino<br />
Wer war „Hannah<br />
Arendt“ wirklich? Zwei<br />
Frauen beantworten diese<br />
Frage auf eindrucksvolle<br />
Weise. Barbara Sukowa<br />
als Schauspielerin. Und<br />
Margarethe von Trotta als<br />
Regisseurin, die hinter die<br />
Fassade der mutigen<br />
Denkerin blicken lässt.<br />
Start: 10. Januar.<br />
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Warum nicht ... mal bei einer Auktion mitbieten?<br />
Der Auktionshandel blüht – auch weil derzeit viele ihr Geld gerne in Kunst anlegen. Aber<br />
wie erwirbt man ein edles Gemälde oder einen Barock-Schrank? Ganz einfach: 1 Ein Auktionshaus<br />
wählen (im Internet unter www.artinfo24.com oder Telefonbuch). 2 Dort anrufen<br />
und Angebotsliste bestellen. 3 An der Vorbesichtigung teilnehmen – möglichst mit einem<br />
Experten. 4 Am Auktionstag unbedingt pünktlich sein. Namen und Adresse angeben, dann<br />
erhält man eine Bieter-Nummer. 5 Bei Lieblingsstücken mitbieten – sich aber vorher ein<br />
Limit setzen. 6 Am Ausgang bezahlen, das Werk mitnehmen oder liefern lassen.<br />
AUSSTELLUNG David Hockney: A bigger picture. Neue Landschaftsbilder. Museum Ludwig, Köln, bis 3. Februar<br />
1 / 2013<br />
27
„War immer<br />
schon eine<br />
Spätzünderin“<br />
Sie wirkt zart, fast zerbrechlich – und so schön, dass sich<br />
Männer und (!) Frauen nach ihr umdrehen: Julianne Moore. Und<br />
das Erstaunlichste: Je älter die 52-jährige Schauspielerin<br />
wird, desto interessanter sind die Filme, in denen sie mitspielt.<br />
Kein Wunder also, dass sie inzwischen zu Hollywoods<br />
erster Garde gehört. Dabei ist sie eigentlich ganz schüchtern ...<br />
FOTO | ANDREW ECCLES<br />
Diese Sommersprossen – hinreißend!<br />
Dazu das strahlend-freundliche Gesicht<br />
mit klaren graugrünen Augen. In ihren<br />
Filmen wirkt Julianne Moore viel größer,<br />
dabei misst sie nur knapp 1,60 Meter.<br />
Den Rest erledigen atemberaubende<br />
High Heels – in Knallrot als Lackpumps.<br />
Dazu ein schlichtes, dunkelgrün<br />
kariertes Tweed-Kleid.<br />
Frau Moore, in Hollywood wird Ihr Name<br />
derzeit hoch gehandelt. Seit „The Big Lebowski“<br />
und „Magnolia“ steht Ihr Telefon<br />
wahrscheinlich nicht mehr still ...<br />
MOORE (lacht) Ja, das stimmt. Die meis -<br />
ten Regisseure stoßen bei mir auf offene<br />
INTERVIEW | Harold von Kursk<br />
Ohren. Ich arbeite so wahnsinnig gerne.<br />
Welche Rollen reizen Sie besonders?<br />
MOORE Es sind vor allem die etwas<br />
merkwürdigen, unangepassten Frauen,<br />
die mich faszinieren.<br />
Sie sagten mal, das hänge damit zusammen,<br />
weil Sie selbst das Gefühl kennen,<br />
eine Außenseiterin zu sein ...<br />
MOORE Unbedingt. Mein Vater war Soldat<br />
bei der US-Armee und später Militärrichter.<br />
Wir sind oft umgezogen. Ich habe<br />
so viele Schulen besucht! Wenn man immer<br />
wieder in ein neues Umfeld kommt,<br />
lernt man, die Umgebung und die Menschen<br />
genau zu beobachten. Man bleibt<br />
28 1/ 2013
REISE & KULTUR<br />
„Es klingt vielleicht seltsam, aber ich habe<br />
mich lange als Außenseiterin gefühlt,<br />
musste lernen, auf andere zuzugehen.<br />
Meine Kinder haben mir dabei geholfen.“<br />
JULIANNE MOORE<br />
1 / 2013 29
REISE & KULTUR<br />
Ihr Leben<br />
* am 3. 12. 1960 in<br />
North Carolina<br />
1993 Durchbruch<br />
„Auf der Flucht“<br />
1997 * Sohn<br />
Caleb, Vater ist<br />
der 12 Jahre<br />
jüngere Regisseur<br />
Bart Freundlich<br />
1998 „The Big<br />
Lebowski“<br />
2002 * Tochter<br />
Liv; „The<br />
Hours“ (nominiert<br />
für Oscar)<br />
2010 „The Kids<br />
Are All Right“<br />
2012 „The<br />
Seventh Son“<br />
(Kinostart: 2013)<br />
aber in einer Außenseiter-Rolle,<br />
wird fast zur Psychologin. Und das<br />
ist wahrscheinlich der Grund,<br />
warum ich mich in so viele verschiedene<br />
Typen hineinversetzen<br />
kann. Es ist, als würde ich alle<br />
Gefühle der Welt kennen.<br />
Und die können Sie dann in den<br />
Filmen ausleben?<br />
MOORE Ja, weil ich mir immer sage:<br />
Bei der Schauspielerei geht es nur<br />
um Gefühle. So extrem ich sie auch<br />
auslebe – sie gehen vorbei. Sie können<br />
dich nicht verletzen, sie bringen<br />
dich nicht um. Darum mag ich<br />
Gefühle. Was ich dagegen äußerst<br />
ungern spiele, sind körperliche<br />
Anstrengungen aller Art. (lacht<br />
laut) Aber das wird auch immer<br />
weniger von mir verlangt. Wobei<br />
ich sagen muss: Je älter ich werde,<br />
desto interessanter<br />
werden meine Rollen.<br />
Woran liegt das?<br />
MOORE Nun, einmal<br />
sicher daran, dass auch<br />
die Menschen, die ins<br />
Kino gehen, nicht jünger<br />
werden. (lacht) Die<br />
möchten ihre Geschichten<br />
auch im Kino sehen.<br />
Und dann hängt es<br />
damit zusammen, dass<br />
ich generell eine Spätzünderin<br />
bin.<br />
Ach ja?<br />
MOORE Als ich mit Harrison<br />
Ford 1993 „Auf<br />
der Flucht“ spielte, war<br />
ich 32! Das galt damals<br />
als alt. Heute schmunzele<br />
ich darüber.<br />
Wie kamen Sie überhaupt<br />
zur Schauspielerei?<br />
MOORE Als ich etwa neun war, wurde<br />
mein Vater nach Alaska versetzt.<br />
Der Winter dort ist eisig kalt und<br />
man kann nichts unternehmen!<br />
Außer mit dem Bus ins Kino zu<br />
fahren, was meine Schwester und<br />
ich dann auch oft taten. Wir schauten<br />
alles an. Als mein Vater dann<br />
nach Frankfurt in Deutschland versetzt<br />
wurde, machten wir einfach so<br />
weiter. Und ich besuchte in meiner<br />
Schule eine Theater-AG.<br />
Auch was die Liebe betrifft, scheinen<br />
Sie eher eine Spätzünderin.<br />
Den Vater Ihrer Kinder haben Sie<br />
erst mit 42 geheiratet ...<br />
MOORE (lacht) Stimmt. Obwohl wir<br />
schon länger zusammen sind. Aber<br />
ich wollte ganz sicher sein, dass ich<br />
das Richtige tue.<br />
Und, war es richtig?<br />
MOORE Oh ja. Und danach dachte<br />
ich: Ich hätte es eher tun sollen.<br />
Bart zu heiraten war die beste Entscheidung<br />
meines Lebens. Bei ihm<br />
fühle ich mich völlig zuhause.<br />
Gibt es ein Geheimnis Ihrer Ehe?<br />
MOORE Wir pflegen neben unserer<br />
Liebesbeziehung auch eine tiefe<br />
Freundschaft. Das heißt, dass wir<br />
im Alltag gut harmonieren und<br />
einander nicht auf die Nerven gehen.<br />
(lacht) Was jedoch nicht heißt,<br />
dass wir nicht auch mal sauer aufeinander<br />
werden. Aber das halten<br />
wir nicht lange aus.<br />
Fällt es Ihnen generell leicht,<br />
Freundschaften zu schließen?<br />
MOORE Auch hier bin ich eine<br />
Spätentwicklerin. Als Teenager<br />
war ich zwar freundlich, aber verschlossen.<br />
In meinen Zwanzigern<br />
hatte ich noch das Gefühl, ich<br />
müsste mein <strong>Innere</strong>s beschützen.<br />
Aber in meinen Dreißigern und<br />
Vierzigern wurde es immer besser.<br />
Auch die Kinder haben viel dazu<br />
beigetragen, dass ich nun leichter<br />
auf andere zugehe.<br />
Apropos Kinder: Sie wurden erst<br />
spät Mutter, mit 37.<br />
MOORE (lacht) Und das bereue ich<br />
nicht. Denn erst dann war ich so<br />
weit, wirklich wertzuschätzen, was<br />
Familie bedeutet. Ein normales<br />
Leben zu führen mit Kindern, die<br />
zur Schule gehen und dich im Alltag<br />
als Mutter fordern.<br />
Ihre Familien-Erfahrung kommt<br />
Ihnen auch in Ihren Rollen zugute,<br />
wie in „The Kids Are All Right“.<br />
MOORE Ja, da konnte ich aus dem<br />
„Rote Haare,<br />
helle Haut.<br />
Da muss<br />
man lernen,<br />
selbstbewusst<br />
zu sein.“<br />
Vollen schöpfen, denn ich musste<br />
eine Vollblut-Mutter spielen. Neu<br />
allerdings war, dass ich zusammen<br />
mit Annette Bening ein lesbisches<br />
Elternpaar spielen musste.<br />
Was im prüden Hollywood für viel<br />
Wirbel sorgte ...<br />
MOORE Das kann man wohl sagen.<br />
Aber offensichtlich haben wir den<br />
Nerv der Zeit getroffen, denn wir<br />
haben viel positives Feedback<br />
bekommen. Das Interessante war:<br />
Die beiden Frauen sind seit 20 Jahren<br />
zusammen und lieben einander<br />
immer noch intensiv. Das ist für<br />
Paare jeder Art eine große Aufgabe.<br />
Ihr Sohn Caleb ist nun 15. Wie gut<br />
können Sie loslassen?<br />
MOORE Annette und ich haben<br />
lange darüber gesprochen. Und sie,<br />
die ja vier Kinder hat, sagte: Es ist<br />
immer am schwersten, wenn das<br />
erste Kind geht. Danach weiß man<br />
wenigstens, wie es sich anfühlt.<br />
Aber ich kann das gut abwarten.<br />
2013 werden Sie das Gesicht des<br />
Kosmetik-Herstellers L’Oréal. Wie<br />
schwer ist es, in Hollywood Nein<br />
zu Schönheits-OPs zu sagen?<br />
MOORE Für mich ist das ganz leicht.<br />
Ich betrachte die Frauen, die ihre<br />
Wangen oder ihre Nase haben korrigieren<br />
lassen, ganz genau. Sie haben<br />
echte Windkanal-Gesichter. So<br />
will ich nicht aussehen! Mein Gesicht<br />
spiegelt mein Wesen, und das<br />
möchte ich nicht verlieren. Was,<br />
frage ich Sie, spiegelt sich in<br />
einem Windkanal?<br />
Foto: Andrew Eccles / AUGUST image<br />
30 1/ 2013
Kindern und Enkeln<br />
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REISE & KULTUR<br />
Die bunte<br />
WELT<br />
der Blumenkinder<br />
Barfuß laufen, mit Blumen im Haar und Liebe im Herzen –<br />
ach ja, das Flower-Power-Gefühl der Sechziger. Vorbei,<br />
vergessen? Nicht ganz! Im indischen Goa lebt es noch, wie<br />
Bettina Winterfeld an den endlosen Stränden erfuhr.<br />
Ein mächtiger Silberring mit Shiva-<br />
Auge ist nicht gerade das ideale<br />
Accessoire für die nächste Besprechung<br />
in der Firma zuhause. Aber<br />
ein hübsches Souvenir aus Goa ist<br />
er doch – und ein Fingerzeig, wie<br />
das Leben auch hätte verlaufen können. Elvira (hier<br />
duzen sich alle) ist 57, Juristin bei einem Pharmakonzern.<br />
Mit verklärtem Blick kehrt sie in ihr Hotel<br />
zurück – an ihrem Mittelfinger glänzt der Ring mit<br />
der markanten, in Silber gefassten Shiva-Muschel,<br />
die das Auge des gleichnamigen Hindu-Gottes symbolisiert.<br />
Dieses Andenken hat sie gerade auf dem<br />
Hippie-Flohmarkt von Anjuna – zehn Kilometer nördlich<br />
von Panaji (Hauptstadt des indischen Bundesstaates<br />
Goa) – erstanden. „Die schwäbische Hippie-<br />
Lady, die mir den Ring verkauft hat, dürfte mein<br />
Jahrgang gewesen sein. Sonnengebräunte Haut, lange,<br />
grau melierte Haare“, erzählt die promovierte<br />
Anwältin – und in ihrem Blick spiegeln sich all die<br />
Träume wider, die sie vor 40 Jahren einmal hatte.<br />
Damals, in den experimentierfreudigen Sechzigerund<br />
Siebzigerjahren, als Europas Jugend an Utopien<br />
glaubte – und sich keine Gedanken übers Geldverdienen<br />
machte. Als das Stichwort „global“ noch<br />
nicht Bedrohung, sondern Verheißung versprach<br />
32 1/ 2013
Von Goas<br />
Stränden nicht<br />
wegzudenken:<br />
fliegende<br />
Tuch-Händler,<br />
die mit indischer<br />
Folklore<br />
um Kunden<br />
werben.<br />
1 / 2013<br />
33
REISE & KULTUR<br />
1<br />
1 | Das Symbol der<br />
Erleuchtung: indische<br />
Lotusblume auf<br />
einem See bei Goa.<br />
2| Hippie-Hotels: bunte,<br />
schlichte Holzhütten<br />
am Palolem<br />
Beach bei Agonda.<br />
3| Heimat des Yoga:<br />
Frauen üben den<br />
„Krieger“, wie hier im<br />
Madrem Beach Resort,<br />
17 km nördlich Anjunas.<br />
2<br />
und man beflügelt von den Beatles, die in Indien<br />
ihren Meditations-Guru (siehe Kasten nächste Seite)<br />
gefunden hatten, mit VW-Bus, Gitarre und Gitanes<br />
nach Marrakesch zog oder über Istanbul und Kabul<br />
nach Asien zuckelte. Damals wurde Goa, dieser kleinste<br />
Bundesstaat Indiens im Südwesten, zur Endstation<br />
Sehnsucht, zur Chiffre für ein selbstbestimmtes<br />
Leben – ohne kapitalistische Sachzwänge.<br />
Lange, viel zu lange liegt diese Zeit für die im<br />
heimischen Hamsterrad gefangene Juristin schon<br />
zurück. Doch jetzt schnurrt sie zusammen auf ein<br />
paar selige Stunden. Bei einer Nostalgie-Runde Ha-<br />
3<br />
schisch hat Elvira ihrem flippigen Alter Ego aus<br />
Schwaben gestanden, dass sie sich am täglich frisch<br />
gefegten Strand ihres Luxus-Hotels langweilt und<br />
sich lieber eine Auszeit in einer einfachen Bambushütte<br />
gönnen würde, um das unbeschwerte Goa-<br />
Gefühl von damals neu zu beleben. Worauf die<br />
schwäbische Händlerin selig lächelte. Ja, Goa – das<br />
ist eben nicht nur eine real existierende Region,<br />
das ist ein echtes Lebensgefühl.<br />
Ein Flair von jugendlicher Freiheit und Alles-istmöglich<br />
liegt nach wie vor über dem tropischen<br />
Aussteiger-Paradies. Als vor 45 Jahren die ersten<br />
Blumenkinder hüllenlos am Strand herumtollten,<br />
ließen die verblüfften Goaner sie staunend gewähren.<br />
Vincent (53), damals Schuljunge, heute Hotelmanager,<br />
kann sich noch gut an seine erste Begegnung<br />
mit den exotischen Fremden erinnern: „Ich<br />
34 1/ 2013
4<br />
4 | Grell, kitschig,<br />
ständig überlaufen:<br />
Auf dem Hippie-<br />
Flohmarkt von<br />
Anjuna <strong>finden</strong> sich<br />
die fantasievollsten<br />
Bilder, die schönsten<br />
Kleider und die<br />
funkelndsten Shiva-<br />
Ringe Indiens.<br />
rannte sofort zum<br />
Strand runter, wo erwachsene<br />
Menschen<br />
splitternackt durch<br />
die Wellen hüpften<br />
und sich wie Kinder<br />
benahmen. Meine<br />
Mutter geht bis heute nur im Sari ins Meer.“<br />
Die liberalen Goaner begegneten den Neuankömmlingen<br />
mit neugieriger Nachsicht. Nach vier<br />
Jahrhunderten portugiesischer Zwangsherrschaft<br />
waren sie Schlimmeres als kindliches Verhalten gewöhnt<br />
und bereits immun gegenüber westlichen<br />
Marotten. Immerhin hatten sie zuvor schon den<br />
Katholizismus in ihren bunten Hindu-Pantheon integriert,<br />
und auch das Haschisch-Rauchen waren<br />
sie von ihren heiligen Männern gewöhnt. So exis-<br />
6<br />
5<br />
6 | Eine Welt aus<br />
Licht und Farbe:<br />
Hunderte dieser<br />
Hindu-Tempel<br />
säumen die<br />
Wasserwege in<br />
Indiens Bundesstaat<br />
Goa.<br />
5 | Flinker Fünfer<br />
mit Steuermann:<br />
Indiens Väter<br />
haben keine<br />
Probleme, ihre<br />
komplette Großfamilie<br />
auf<br />
Motorrädern<br />
durch den dichtesten<br />
Verkehr<br />
zu kutschieren.<br />
Indien auf<br />
eigene Faust<br />
1<br />
Sicherheit<br />
Indien<br />
ist relativ sicher.<br />
Auch Individualreisen<br />
sind ohne Weiteres<br />
möglich.<br />
2<br />
Beste<br />
Zeit Für<br />
Goa von November<br />
bis März: Es<br />
regnet kaum, Temperatur<br />
tagsüber 28,<br />
nachts ca. 18 Grad.<br />
Für den Norden Indiens:<br />
Frühjahr/Herbst.<br />
3<br />
Visum<br />
Bis vier<br />
Wochen vor Start<br />
beantragen. Kostet<br />
ca. 30 Euro, bei Konsulaten<br />
oder über<br />
www.indienvisum24.<br />
com. Info: (0 30)<br />
25 79 51 02, www.<br />
indianembassy.de<br />
4<br />
Flüge Starten<br />
nach Goa jeden<br />
Dienstag ab Frankfurt/Main;<br />
Flugzeit<br />
8–10 Stunden, Preis<br />
ab 600 Euro, z. B.<br />
mit Condor. (0 61<br />
71) 65 36 02, www.<br />
condor.com<br />
5<br />
Impfen Keine<br />
Pflicht. Besser<br />
ist aber Schutz vor<br />
Hepatitis, Tetanus,<br />
Typhus, Kinderlähmung,<br />
Malaria.<br />
1 / 2013<br />
35
REISE & KULTUR<br />
Wie alles<br />
begann!<br />
• 1968 machten<br />
die Beatles einen<br />
Meditations-Kurs in<br />
Rishikesh (225 km<br />
nördlich Neu-Delhis).<br />
Quasi über Nacht<br />
wurde Indien so zum<br />
Sehnsuchtsziel für<br />
Tausende Aussteiger<br />
und Sinnsucher.<br />
• Vor allem Goas<br />
mehr als 100 km<br />
lange Strände zogen<br />
sie magisch an –<br />
auch weil man dort<br />
gratis übernachten<br />
und feiern konnte.<br />
tieren in Goa seither Rosenkranz und Räucherstäbchen,<br />
Madonna und Mala (indische Gebetskette),<br />
Hippies und Henna-Händler friedlich nebeneinander.<br />
Kein Wunder, dass viele Blumenkinder großen<br />
Gefallen am Sandkasten an Goas Stränden fanden<br />
und blieben. So wie jener Kalifornier, den alle nur<br />
Eightfinger (Achtfinger) nennen, weil er durch einen<br />
Unfall zwei verlor. Dieses Jahr wurde er 80,<br />
und alle kamen nach Anjuna, weil es ein tolles Familienfest<br />
gab. Auch Jungle, auf Deutsch „Dschungel“,<br />
hat mitgefeiert. Jener Goa-weit bekannte italienische<br />
Bildhauer, der vor 40 Jahren als<br />
jugendlicher Rucksack-Tourist mit anarchistischer<br />
Grandezza seinen Reisepass im Meer versenkte.<br />
Der große, programmatische Wurf blieb allerdings<br />
nicht ungesühnt, denn als sich Jungle später<br />
in eine Russin verliebte, wurde er wieder bürgerlich<br />
und musste sich vor der Hochzeit einen neuen<br />
Pass organisieren. So viel zu den Utopien von einst.<br />
Den Flower-Power-Kindern der ersten Generation<br />
ist längst die zweite und dritte Welle von Rucksack-Reisenden<br />
und Rentnern gefolgt, von Kurzund<br />
Langzeit-Urlaubern, von Freaks und Faulenzern.<br />
Auf der Suche nach einem sonnigen, preiswerten<br />
Platz abseits des Hauptreise-Stroms erschlossen sie<br />
feinsandige Strände und aufgeschlossene Einheimische<br />
für den Fremdenverkehr und ebneten damit<br />
dem verachteten Massentourismus den Weg – ebenso<br />
ungewollt wie unausweichlich.<br />
Heute ist Indiens Mini-Bundesland, das in etwa<br />
die Größe von Saarland, Bremen und Hamburg zusammen<br />
besitzt, ein Biotop für Winterflüchtlinge jeg-<br />
Strand als Streichelzoo:<br />
Goas Kühe suchen auch<br />
an Vagator Beach (bei<br />
Anjuna) nach Essbarem.<br />
lichen Alters und jeglicher Couleur. Wer dem ursprünglichen<br />
Goa-Gefühl nachspüren will, sollte sich<br />
im äußersten Norden oder Süden einquartieren.<br />
Auf den digitalen Anschluss zum Alltag muss man<br />
dabei selbst in entlegenen Buchten nicht verzichten.<br />
Unter jeder dritten Palme haben Goaner ein<br />
Internet-Café improvisiert, das sich jedoch oft so<br />
träge gebärdet wie eine bekiffte Schnecke, weil immer<br />
wieder die Stromversorgung zusammenbricht.<br />
Minimalistisch reduziert sind auch die Hütten,<br />
die man sich für ein paar Euro mieten kann: vier<br />
zusammengetackerte Bambuswände auf einem mit<br />
Bastmatten abgedeckten Sandboden, ein Bett mit<br />
Moskitonetz, eine nackte Glühbirne. Draußen eine<br />
Gemeinschaftstoilette, für die sich jeder selbst das<br />
Toilettenpapier kauft, sowie eine Hängematte. Mehr<br />
gibt es nicht – und mehr braucht man nicht, um<br />
das Leben wieder unkompliziert zu <strong>finden</strong>.<br />
Aussteiger-Visionen keimen da von<br />
ganz allein auf und werfen mit jedem<br />
Sonnenuntergang eine farbenprächtigere<br />
Blüte ab. Und wer in<br />
einem solchen Ambiente überhaupt<br />
keine Vision hat, war vermutlich nie<br />
jung. Was man von Lars (61) wahrlich nicht behaupten<br />
kann. Der Schwede, dessen Wikinger-Mähne von<br />
der jahrzehntelangen Tropensonne so ausgebleicht<br />
ist, dass sich die grauen Strähnen im Strohblond<br />
verlieren, schwört auf Qigong.<br />
Er lebt seit den Siebzigerjahren in Indien und verdient<br />
seinen Lebensunterhalt inzwischen damit,<br />
dass er anderen bei der Suche nach Erleuchtung<br />
hilft und sie in das Wechselspiel aus Yin und Yang<br />
einführt. Am Strand von Agonda (40 km südlich<br />
von Panaji), wo sich der Schwede die meiste Zeit<br />
aufhält, haben ein paar Esoterik-Hippies mit bunten<br />
Flaggen ihr Terrain abgesteckt. Jeden Morgen<br />
meditieren sie sich ihrem Seelenheil und dem Weltfrieden<br />
entgegen. An den Palmen pappen Flugblätter,<br />
die einen lockenköpfigen Guru in einer so verschraubten<br />
Yoga-Stellung zeigen, dass dem<br />
untrainierten Betrachter schon beim bloßen Hingucken<br />
ein paar Bandscheiben rausspringen.<br />
An diesem frühen Morgen steht der indische Meister<br />
leibhaftig im Sand: einbeinig, das andere Bein<br />
angewinkelt, die Hände über dem Kopf aneinandergelegt,<br />
die Augen geschlossen. In den Mienen<br />
seiner Anhänger, die sich mit wackeligem Erfolg<br />
um Nachahmung bemühen, halten sich Andacht<br />
und Anstrengung die Waage. Nachdem sie ihre<br />
Glieder sortiert haben, löffeln sie im Yoga-Café nebenan<br />
Fruchtsalat. Ab und zu spaziert eine zierliche<br />
36 1/ 2013
Goa ist für viele<br />
über 50 mehr als ein<br />
Reiseziel; es ist ein<br />
Lebensgefuhl<br />
TAJ MAHAL<br />
Welterbe, vor 450<br />
Jahren von Sultan<br />
Shah Jahan für<br />
seine verstorbene<br />
Lieblingsfrau<br />
errichtet<br />
Fotos: Rabouan/hemis/laif, Franco Cogoli/Corbis, Getty Images (5), Cathrine Stukhard/laif, Shutterstock; Karte: Martin Haake<br />
Kuh vorbei und guckt dabei so seelenvoll, als suche<br />
auch sie nach Erleuchtung und nicht nach<br />
Abfall. Für Petra (62) aus Hamburg sind Indiens<br />
Kühe allerdings eher scheinheilig als heilig – und<br />
ein Symbol für Land und Leute. „Die Inder sind<br />
wie ihre stumpfsinnigen Kühe: Ungerührt trotten<br />
sie durch das größte Verkehrschaos und verfolgen<br />
stur ihren Kurs. Während alle anderen in<br />
den Straßengraben ausweichen, kommen sie so<br />
genau dort an, wo sie hinwollen.“<br />
Ihre Worte spiegeln den Frust und die zwiespältige<br />
Haltung, die viele Indien-Aussteiger<br />
emp<strong>finden</strong>, wenn die anfängliche Euphorie dem<br />
Alltag gewichen ist. Petra blieb vor sieben Jahren<br />
nach einem Burn-out und einer Ayurveda-<br />
Kur in Goa hängen. Sie beschloss, aus der „oberflächlichen<br />
Welt auszusteigen“, und machte am<br />
Strand von Agonda ein Restaurant auf. Obwohl<br />
das Geschäft gut läuft, hat die bekennende Perfektionistin<br />
nicht weniger, sondern nur anderen<br />
Stress. Neben der „indischen Wurstigkeit“, wie<br />
sie sagt, machen ihr vor allem die Behörden zu<br />
schaffen. „Sie drangsalieren dich mit Auflagen“,<br />
stöhnt Petra, die inzwischen schon wieder mit<br />
dem Ausstieg vom Ausstieg liebäugelt.<br />
Mit ähnlichen Problemen kämpft auch die<br />
junge spanische Modedesignerin Susanne, die<br />
ihre selbst entworfenen Baumwollkleider unter<br />
dem Label „Miss Monkey“ verkauft. Susanne<br />
(38) verkörpert einen neuen Typ der Generation<br />
Goa, sie sucht nicht nach Erleuchtung, sondern<br />
nach einer ökonomischen Basis. Und<br />
schimpft dabei wie eine echte Kapitalistin über<br />
„schlampige Näher“, die Termine verbaseln.<br />
Nun arbeitet Susanne auf ein zweites Standbein<br />
als Ayurveda-Therapeutin hin. Und während<br />
junge wie alte Hippies gemütlich in den<br />
Sonnenuntergang hinein meditieren, büffelt sie<br />
mit ihrem indischen Lehrer Abhyanga-Treatments<br />
(spezielle indische Öl-Massage). Damit<br />
sie sich, falls alle Stricke reißen, in Deutschland<br />
eine neue Existenz aufbauen kann.<br />
RAJASTHAN<br />
Hier residierten<br />
lokale Fürsten in<br />
Märchenpalästen,<br />
von denen<br />
einige in stilvolle<br />
Hotels umgewandelt<br />
wurden.<br />
Besonders<br />
sehenswert ist<br />
die Stadt Udaipur<br />
am Ufer des<br />
Pichola-Sees.<br />
ELEPHANTA<br />
Die Hindu-<br />
Höhlentempel<br />
auf der Insel Elephanta<br />
gehören<br />
zum Welterbe.<br />
Sehr imposant:<br />
die fünf Meter<br />
hohe, dreigesichtige<br />
Shiva-<br />
Skulptur. Eintritt<br />
Tempelanlage:<br />
ca. 3 Euro.<br />
Indien sehen und staunen!<br />
BACKWATERS<br />
Ein fantastisches<br />
Wassernetz<br />
aus<br />
Flüssen und<br />
Seen, durch das<br />
man per Hausboot<br />
schippern<br />
kann. Fahrten<br />
können vor Ort<br />
oder vorab bei<br />
Reiseveranstaltern<br />
gebucht<br />
werden. Preis<br />
ab 100 Euro<br />
pro Tag.<br />
(0 89) 20 20 89<br />
90, www.lotustravel.com<br />
KALKUTTA<br />
Wirkungsstätte<br />
von Mutter<br />
Teresa (1910<br />
bis 1997) mit<br />
Slums, Armut<br />
und Korruption.<br />
Aber dank<br />
viktorianischen<br />
Bauten, bunten<br />
Märkten und<br />
den freundlichen<br />
Bengalis<br />
dennoch eine<br />
sehenswerte<br />
Stadt.<br />
RUNDREISEN<br />
➻ 15-tägige<br />
Rundreise vom<br />
Taj Mahal bis<br />
zum Himalaya<br />
(Nord-Indien) –<br />
u. a. mit Aufenthalten<br />
in Delhi,<br />
Agra, Jaipur, ab<br />
3.000 Euro inkl.<br />
Flug. (069)<br />
95 88 59 29,<br />
www.meiersweltreisen.de<br />
➻ 14-tägige<br />
Reise mit Lotus<br />
Travel durch<br />
Süd-Indien –<br />
zuerst 7-tägige<br />
Zugfahrt mit<br />
dem „Golden<br />
Chariot“, u. a.<br />
zur Sultansstadt<br />
Mysore, danach<br />
1 Woche Strand<br />
in Goa, ab 3.900<br />
Euro inkl. Flug.<br />
(0 89) 20 20<br />
89 90, www.<br />
lotus-travel.com<br />
➻ 8-tägige Tour<br />
im „Palast auf<br />
Rädern“. Reisen<br />
in diesen Luxuszügen<br />
– mit<br />
turbanbewehrten<br />
Stewards<br />
und plüschigen<br />
Waggons aus<br />
Mahagoni – erwecken<br />
die Zeit<br />
der Maharadschas.<br />
Preis ab<br />
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(00 91) 6 99 79<br />
44 00 23,<br />
www.palaceonwheels.net<br />
1 / 2013<br />
37
LEBEN & GENIESSEN<br />
Liebe geben 3 Monate<br />
war Andrea Reuther im<br />
Sambhali Trust in Indien<br />
(Informationen über Granny<br />
Au-pair, ✆ 040 23517754).<br />
Indien als Touristin bereisen – das<br />
war Andrea Reuther (65) aus<br />
Stuttgart zu wenig. Sie engagierte sich in<br />
einem Hilfsprojekt in Rajasthan – und nahm<br />
unvergessliche Eindrücke wie diese mit.<br />
Handarbeit<br />
für den guten<br />
Zweck: Andrea<br />
Reuther hilft<br />
im Nähzentrum.<br />
Mit dem<br />
Verkauf wird<br />
z. B. Schulgeld<br />
finanziert.<br />
Indien hat<br />
mich verändert<br />
Setrawa – ein Dorf<br />
wie viele in Rajasthan:<br />
staubig, Lehmhäuser,<br />
eine Handvoll<br />
kleine Läden<br />
und – so viel Armut. Dazwischen<br />
die „Schule“: ein einfacher<br />
Raum, ein Innenhof.<br />
Keine Stühle, keine Tische. Die<br />
Kinder auf Matten am Boden.<br />
Dass sie fleißig lernen, verraten<br />
die Wände: hübsch bemalt mit<br />
gelben Bögen, roten Kreisen<br />
und blauen Rahmen. Dazwischen<br />
liebevoll gestaltete Plakate<br />
– eine Karte von Indien,<br />
eine Liste der englischen Wochentage,<br />
Zahlenreihen, Tiere.<br />
Und mittendrin die leuchtenden<br />
Gesichter der Kinder. Kinder,<br />
die lernen wollen. Ein Anblick,<br />
der Hoffnung macht.<br />
Die Sintut kommt! So<br />
viel Wasser. Jodhpur hat den<br />
ersten echte Monsun-Regen seit<br />
Jahren. Fast schwarze Wolken<br />
bringen Wolkenbruch um Wolkenbruch.<br />
Es gibt keine Sandsäcke,<br />
die Feuchtigkeit kriecht in<br />
jede Ritze. Als wir aus dem Auto<br />
aussteigen, sind wir sofort<br />
klatschnass. Die Straße fließt<br />
förmlich vor uns davon! Überall<br />
bildet das Wasser große Seen,<br />
schwemmt allen Unrat auf. Aber<br />
niemand regt sich auf. Unserem<br />
Fahrer macht es sogar Spaß, in<br />
die Wassermassen hineinzupreschen,<br />
sodass sie rechts und links<br />
hochspritzen. Wie er hat jeder<br />
hier den Regen herbeigesehnt.<br />
Dakhu wi frei sein. Ein<br />
kleines Haus, daneben ein<br />
Baum. Dort hockt Dakhu, eine<br />
junge Frau, vielleicht 26, mit<br />
einer Fußkette an den Stamm<br />
gekettet, formt sie Kugeln aus<br />
Sand. Sie ist völlig verwahrlost:<br />
das Kleid verdreckt, die Haare<br />
verfilzt, die Beine blutverschmiert.<br />
Ich knie mich zu ihr<br />
hin, lächele. Sie zeigt mir: Ich<br />
soll das Schloss öffnen! Wenn<br />
ich nur könnte ... Stattdessen<br />
streichle ich ihre Hand, sie<br />
nimmt meine dazu, fasst sie<br />
über Kreuz, fängt an zu singen,<br />
eine wunderschöne Stimme.<br />
Mir läuft es kalt den Rücken<br />
runter. Dakhu hat eine Psychose,<br />
wird mitunter aggressiv. Ihre<br />
Familie ist überfordert. Dakhus<br />
Leben ist ein Auf und Ab von<br />
Therapien, Klinik und wochenlangem<br />
Angekettetsein am<br />
Baum – wenn das Geld für Medikamente<br />
fehlt. Eine Woche<br />
später ist sie bei uns in Jodhpur<br />
im Hilfszentrum! Sie nimmt<br />
Medikamente, ist ausgeglichen.<br />
Ich gehe auf sie zu, nehme ihre<br />
Hand, wie letzte Woche.<br />
Fotos: privat<br />
38 1/ 2013
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REISE & KULTUR<br />
<br />
ZARTE SINTI<br />
Sinti und Roma<br />
sind häufige Themen<br />
bei Mueller<br />
(hier „Zigeunerin<br />
mit Kind im Arm“).<br />
Körper, Gegenstände,<br />
Pflanzen<br />
werden auf schlichte<br />
geometrische<br />
Formen reduziert,<br />
wirken abstrakter.<br />
Mueller umrandet<br />
sie schwarz,<br />
wodurch sie flächig<br />
wirken. Seine<br />
schlanken Frauen<br />
sind oft stereotyp:<br />
schräge Augen,<br />
schwarze Fransenfrisuren<br />
– Mueller<br />
wurde stark von<br />
altägyptischer<br />
Malerei beeinflusst.<br />
Die Farben sind für<br />
einen Expressionisten<br />
sehr zart.<br />
40 1/ 2013
Das Lehmbruck REISE & Museum KULTUR in<br />
Duisburg zeigt bis zum 24. Februar<br />
die Otto-Mueller-Ausstellung:<br />
„Einfach. Eigen. Einzig“.<br />
Herausragende<br />
Kunst<br />
entdecken<br />
Der Träumer,<br />
der die<br />
Frauen liebte<br />
Kirchner, Nolde, Pechstein – die Maler des deutschen Expressionismus sind weltberühmt.<br />
Doch zur Künstlergruppe der Brücke gehört auch der schüchterne Otto Mueller, den<br />
nur wenige kennen. Jetzt wird in Duisburg erstmals eine umfassende Werkschau präsentiert.<br />
Ein Besuch lohnt selbst weiteste Wege, findet Kunsthistoriker Jürgen Kaiser.<br />
1 / 2013<br />
41
REISE & KULTUR<br />
Sanft, ängstlich und<br />
Ein herrlicher Sommertag an den Moritzburger<br />
Seen bei Dresden. Der Wind<br />
wiegt das Schilf, die Sonne glitzert auf<br />
den Wellen. Junge Frauen und Männer<br />
werfen Kleider, Hemden, Hosen ab;<br />
stürzen sich ins Nass. Am Ufer ein Picknick<br />
mit Wein, Käse, Schinken. Überall<br />
Gelächter – ein fast paradiesischer<br />
Zustand, den die Gruppe hier 1910 einen<br />
ganzen Monat lang genießt. Zeiten<br />
des Aufbruchs – die Menschen wollen<br />
sich in kein Korsett pressen lassen: im<br />
Privaten – FKK entsteht – und in der<br />
Kunst. In schneller, dichter Folge malen<br />
Erich Heckel, Max Pechstein und Ernst<br />
Ludwig Kirchner zwischen den Nackten<br />
ihre „Viertelstunden-Akte“.<br />
Nur einer steht etwas abseits. Otto<br />
Mueller, schüchtern, skeptisch, selbst<br />
mit 36 total verträumt, ein Außenseiter.<br />
Auch schnelles Malen liegt ihm nicht.<br />
Genauso wenig wie die grellen, expressionistischen<br />
Farben, die seine Künstler-<br />
Kollegen Heckel, Pechstein, Kirchner,<br />
Nolde, Schmidt-Rottluff nutzen.<br />
Umso überraschender: Pechstein,<br />
Kirchner & Co. schätzen den zurückhaltenden<br />
Mueller sehr. Zeitlebens verbindet<br />
sie eine enge Freundschaft, eine<br />
Kirchner & Co. schätzen den<br />
verträumten Außenseiter<br />
Seelenverwandtschaft – obwohl Mueller<br />
immer in ihrem Schatten steht. Einer,<br />
der sich jeder akademischen Ausbildung<br />
verweigert; einer, der trotz<br />
materieller Not immer seinem Ideal<br />
folgt. „Hauptziel meines Strebens ist,<br />
mit größtmöglicher Einfachheit Empfindung<br />
von Landschaft und Mensch auszudrücken“,<br />
schrieb er. Ein Expressionist<br />
eben. Wenn auch ein sanfter, stiller.<br />
<br />
LEIMFARBE<br />
STATT ÖL<br />
Mueller entwickelt<br />
eine Maltechnik,<br />
die er<br />
auch bei „Waldlandschaft“<br />
von<br />
1925 anwendet.<br />
Statt glänzender<br />
Öl- nimmt er<br />
matte Leimfarben.<br />
Statt glatter<br />
Leinwände<br />
Rupfen (Jute),<br />
dessen grobe,<br />
lockere Struktur<br />
den zurückgenommenen<br />
Charakter seiner<br />
Bilder verstärkt.<br />
42 1/ 2013
großartig<br />
<br />
NACKTE IN DER NATUR<br />
Und ewig lockt Mueller das Weib:<br />
nackte Frauen beim Baden oder in<br />
der Natur – für ihn Sinnbild vollendeter<br />
Harmonie. Der starke Eindruck<br />
altägyptischer Malerei, der ihn dank<br />
Berliner Museums-Besuche nicht mehr<br />
loslässt, verfremdet Bilder wie „Am<br />
Ufer der Moritzburger Seen Sitzende<br />
und Kniende“ von 1912 ins Exotische.<br />
GELIEBTE DOPPEL-PORTRÄTS<br />
Otto Mueller<br />
verarbeitet sein<br />
kompliziertes<br />
Liebesleben<br />
immer wieder in<br />
Doppel-Porträts.<br />
Auf den Bildern<br />
sind seine<br />
Geliebten und<br />
Ehefrauen meist<br />
nackt, Mueller<br />
selbst hingegen<br />
bleibt angezogen.<br />
Vertrautheit<br />
bei gleichzeitiger<br />
erotischer Span-<br />
nung, wie sie das<br />
Werk „Paar am<br />
Tisch“ mit seiner<br />
ersten Ehefrau<br />
Maschka von<br />
1924/25 zeigt,<br />
blieb für Mueller<br />
lebenslang ein<br />
vergeblich angestrebtes<br />
Ziel.<br />
Die Harmonie<br />
all seiner Bilder<br />
steht in hartem<br />
Kontrast zu<br />
seinem unglücklichen<br />
Dasein.<br />
Rund 20 Jahre zuvor, um 1890, zuhause<br />
im niederschlesischen Liebau<br />
(heute Lubawka/Polen) im Riesengebirge,<br />
verzweifelt sein verbitterter Vater<br />
Julian fast am dauerhaften Schulversagen<br />
seines einzigen Sohnes Otto.<br />
Doch der Vater ist gnädig – eine Lehre<br />
als Lithograf, die Ottos zeichnerisches<br />
Geschick mit seiner handwerklichen<br />
Fertigkeit verbindet, ist der Ausweg.<br />
Mit 20 schließt er die Lehre ab.<br />
Zu den wirklichen Rettern des sensiblen<br />
Jungen, den sein Vater, trotz aller<br />
Zuneigung, als „lebensuntauglichen,<br />
dummen Träumer“ bezeichnet, werden<br />
„Otto ist ein Träumer, dumm<br />
und lebensuntauglich“<br />
seine beiden Onkel: die Schriftsteller<br />
Carl („Napoleon Bonaparte“) und<br />
Gerhart Hauptmann („Die Weber“;<br />
Literatur-Nobelpreisträger 1912). Die<br />
Hauptmanns bezahlen das rasch abgebrochene<br />
Studium an der Dresdner<br />
Akademie, die Kunstreisen nach Florenz<br />
und Genua, nach Split und Sarajevo,<br />
wo Mueller das Leben der Sinti<br />
und Roma studiert.<br />
Doch es ist vor allem Gerhart Hauptmanns<br />
erste Frau Marie, die verständnisvoll<br />
das zarte Talent Ottos fördert.<br />
Ottos verwildertes Äußeres übersieht sie<br />
lächelnd – die strähnig-fettigen, langen<br />
pechschwarzen Haare, die schwarzen<br />
Zähne vom Pfeife-Rauchen, die ungepflegten<br />
Fingernägel. Sie päppelt ihn<br />
bei seinen Besuchen in Schreiberhau<br />
HOLZSCHNITTE<br />
Künstler-Freund Kirchner<br />
begeisterte Mueller für Holzschnitte<br />
(„Zwischen Blattpflanzen<br />
Sitzende“, 1910/12).<br />
Es ermöglichte schnelles,<br />
impulsives Arbeiten.<br />
(heute Szklarska Poreba/Polen) immer<br />
wieder auf. Für Otto Mueller ist<br />
das Fluch und Segen zugleich. Denn<br />
die Bequemlichkeit hindert ihn, rauszugehen<br />
aus der Provinz, rein in die<br />
Künstlerwelt Berlins. Erst 1908, mit 34,<br />
schafft er den Absprung.<br />
Doch es ist nicht die Glitzerwelt der<br />
Großstadt, die ihn inspiriert. Mueller<br />
findet seine Vorbilder in Museen – in altägyptischer<br />
Malerei. Frauenakte werden<br />
seine Leidenschaft. 1903 malt Mueller<br />
sie noch mit Ölfarbe auf Leinwand („Stehender<br />
Akt mit Dolch“), später probiert<br />
er schwarz-weiße Lithografien („Tanzpaar“,<br />
1909/1910) oder Leimfarben auf<br />
Rupfen bzw. Jute („Stehende vor grünem<br />
Hintergrund“, 1926/1928). Und<br />
immer hat er das Gefühl, auch etwas<br />
von sich preiszugeben. „Meine Bilder<br />
ersetzen jede Biografie“, sagte er einmal,<br />
„in meinen Werken zeige ich mein<br />
Leben und Erleben.“<br />
Heitere Tage („Badende an den Moritzburger<br />
Seen“, 1910) – er genießt die<br />
Anerkennung durch die Brücke-Malerfreunde,<br />
den Verkauf erster Werke, die<br />
materielle Sicherheit durch das Erbe<br />
„Traue den Menschen nicht.<br />
Roh und herzlos sind sie alle.“<br />
Otto Mueller haderte zeit<br />
seines Lebens mit den äußeren<br />
Umständen. Seinen oft zart-naiven<br />
Werken sieht man das nicht an.<br />
1 / 2013 43
REISE & KULTUR<br />
„Ich bin ein<br />
unglücklicher<br />
Mensch.<br />
Ich arbeite<br />
fiebernd,<br />
um meine<br />
Einsamkeit zu<br />
vergessen.“<br />
Museum<br />
DKM<br />
Die augenfällig<br />
zurückhaltende<br />
Eleganz der Fassade<br />
signalisiert Harmonie<br />
und Klarheit.<br />
„Linien stiller<br />
Schönheit“ heißt<br />
konsequenterweise<br />
die Dauerausstellung<br />
– mit jahrtausendedes<br />
Vaters – wechseln sich mit düsteren<br />
Zeiten ab. Besonders der Front-Einsatz<br />
im 1. Weltkrieg und ein chronisches<br />
Lungenleiden verdunkeln seinen Charakter.<br />
Zudem will niemand seine Bilder<br />
kaufen, da durch die Hyper-Inflation ab<br />
Kriegsbeginn keiner Geld für Kunst hat.<br />
Dass er überhaupt weiter malen kann,<br />
verdankt er erneut dem Hauptmann-<br />
Clan. Durch ihn kommt Mueller 1919<br />
an die Professur für Aktmalerei an der<br />
Kunstakademie im schlesischen Breslau.<br />
4.000 Mark im Monat, ein Spitzenge-<br />
Zeit seines Lebens auf der<br />
Suche nach dem Glück<br />
halt, streicht er fortan ein. Außerdem<br />
stellt er wieder häufiger aus. Doch Otto<br />
Mueller braucht mehr, um seiner Unzufriedenheit<br />
zu entfliehen. Er will so<br />
sein wie andere Künstler, will den Lebemann<br />
und Frauenhelden herauskehren.<br />
Mit 45 macht er eine 17-Jährige zu<br />
seiner Geliebten. Es folgt die Scheidung<br />
von seiner ersten Frau Maschka,<br />
die er 1905 geheiratet hatte. Zwei weitere<br />
Ehen wird er noch schließen – das<br />
Glück nicht <strong>finden</strong>. In tiefer Verzweiflung<br />
wendet er sich wieder Maschka<br />
zu, die versucht seine Bilder in Berlin zu<br />
verkaufen: „Du glaubst, weil ich liebe“,<br />
schreibt er, „male ich gute<br />
Bilder. Nein, ich bin ein tief<br />
unglücklicher Mensch und<br />
arbeite fiebernd, um meine<br />
Einsamkeit zu vergessen.“<br />
Umso erstaunlicher, dass<br />
er in dieser dunkelsten Phase<br />
seines Lebens einige der<br />
schönsten Bilder der deutschen<br />
Kunstgeschichte<br />
malt, wie die Doppelporträts<br />
mit seinen Frauen<br />
(„Maschka und Otto Mueller“).<br />
Malen war längst sein einziges<br />
Ventil, um der Schwermut zu entkommen.<br />
Sein früher Tod 1930 mit nur 56<br />
ersparte ihm, miterleben zu müssen,<br />
wie seine Werke als „entartet“ diffamiert<br />
– und mehr als 350 Gemälde von den<br />
Nazis aus Museen verbannt wurden.<br />
9 WEITERE<br />
GRÜNDE, UM<br />
DUISBURG ZU<br />
BESUCHEN<br />
Museen, Theater,<br />
Deutsche Oper<br />
Duisburg – das klingt für viele immer noch nach<br />
schmuddligem Ruhrgebiet. Doch die Stadt hat auch<br />
eine erstaunliche Zahl von renommierten Kultur-<br />
Einrichtungen, die wahrlich eine Reise wert sind.<br />
Lehmbruck<br />
Museum<br />
Einzigartige Sammlung<br />
moderner<br />
Skulpturen in einem<br />
der reizvollsten<br />
Museumsbauten<br />
der Nachkriegszeit.<br />
Neben den Werken<br />
Lehmbrucks (Bild<br />
oben: „Mädchenkopf“<br />
und hinten „Große<br />
Sinnende“, beide von<br />
1913) findet sich hier<br />
Kunst von Picasso,<br />
Barlach, Dalí, Beuys<br />
oder Serra. Wechselausstellungen<br />
ergänzen<br />
die Sammlung.<br />
Bis zum 24. Februar<br />
2013 im Duisburger<br />
Lehmbruck Museum:<br />
„Einfach. Eigen.<br />
Einzig“: Otto Mueller.<br />
Wegbereiter der<br />
„Künstlergruppe<br />
Brücke“ und deren<br />
„selbstverständliches<br />
Mitglied. Diese<br />
Retrospektive bringt<br />
in komprimierter<br />
Form zum Ausdruck,<br />
was nach neuesten<br />
kunsthistorischen<br />
Erkenntnissen über<br />
Otto Mueller und<br />
sein Werk bekannt<br />
und nachweisbar ist.<br />
Friedrich-Wilhelm-Str.<br />
40. Mi. – So. 12 bis 18,<br />
Do. bis 22 Uhr.<br />
(02 03) 2 83 26<br />
30, www.lehmbruckmuseum.de<br />
Museum<br />
Küppersmühle<br />
Eines der größten<br />
deutschen Privatmuseen<br />
für moderne<br />
Kunst. Zugleich trifft<br />
moderne Architektur<br />
von Herzog & de<br />
Meuron auf Industriekultur.<br />
Das MKM<br />
(Museum Küppersmühle)<br />
ist zudem<br />
Heimat einer der<br />
schönsten Sammlungen<br />
deutscher Kunst<br />
von den 50ern bis<br />
heute, mit Werken<br />
u. a. von Anselm<br />
Kiefer und Gerhard<br />
Richter. Philosophenweg<br />
55, Mi. 14<br />
bis 18, Do. – So. und<br />
Feiertage 11 bis 18<br />
Uhr. (02 03) 30 19<br />
48 11, www.museumkueppersmuehle.de<br />
Fotos: Privatsammlung, Jürgen Diemer, Dejan Saric/Lehmbruck Museum Duisburg (6), Interfoto,<br />
mauritius images, Prisma, dpa/picture-alliance, bildstelle/action press; Karte: Axel Kock<br />
44 1/ 2013
alten chinesischen<br />
Tonfiguren, zeitgenössischen<br />
Gemälden<br />
und Skulpturen aus<br />
Europa, Indien, China,<br />
darunter auch Werke<br />
des weltberühmten<br />
Künstlers Ai Weiwei.<br />
Güntherstr. 13–15,<br />
Fr. – Mo 12 bis 18 Uhr,<br />
Di., Mi., Do. nach<br />
Vereinbarung. (02<br />
03) 9 35 55 47, www.<br />
museum-dkm.de<br />
Neues<br />
Duisburger<br />
Wahrzeichen:<br />
Großskulptur<br />
Tiger & Turtle.<br />
Landschaftspark<br />
Nord<br />
Tauchen im Gasometer,<br />
Klettern in den<br />
Erzbunkern, Wandern<br />
und Radfahren in<br />
der zurückeroberten<br />
Natur (siehe Bild vom<br />
Parkgelände) – das<br />
ist im Landschaftspark<br />
Duisburg Nord<br />
möglich. Daneben<br />
Sommerkino, Konzerte<br />
und viel Sport.<br />
Zwischen und in den<br />
alten Betriebshallen<br />
des stillgelegten Hüttenwerks<br />
Meiderich<br />
ist heute mehr los<br />
als zu aktiven Zeiten<br />
des Stahlwerks. Ein<br />
Besuch lohnt sich<br />
rund um die Uhr und<br />
zu jeder Jahreszeit.<br />
Emscherstr. 71. (02<br />
03) 4 29 19 42, www.<br />
landschaftspark.de<br />
Museum der<br />
Schifffahrt<br />
Multimedial aufbereitete<br />
Geschichte der<br />
deutschen Binnen-<br />
Schifffahrt. Höhepunkte<br />
sind viele detailgetreue<br />
Schiffsmodelle<br />
wie die Tjalk „Goede<br />
Verwachting“, ein<br />
Lastensegler von 1913<br />
unter vollen Segeln.<br />
Apostelstr. 84, Di. – So.<br />
10 bis 17 Uhr. (02<br />
03) 8 08 89 40, www.<br />
duisburg.de/micro/<br />
binnenschifffahrt/<br />
Kulturhistorisches<br />
Museum<br />
Die Geschichte<br />
der Stadt von der<br />
Steinzeit bis zur<br />
Gegenwart, modern<br />
präsentiert. Besonders<br />
sehenswert: die<br />
Münz- und Antikensammlung<br />
Köhler-<br />
Osbahr sowie die<br />
europaweit berühmte<br />
Mercator-Sammlung<br />
mit Globen und Atlanten<br />
des berühmten<br />
Kartografen<br />
Gerhard Mercator<br />
(Bild unten) des 16.<br />
Jahrhunderts.<br />
Johannes-Corputius-<br />
Platz 1, Di. – So. 10 bis<br />
17, Fr. bis 14, So. bis 18<br />
Uhr. (02 03) 2 83<br />
26 40, www.stadtmu<br />
seum-duisburg.de<br />
Theater am<br />
Marientor<br />
Bis auf Weiteres spielen<br />
im Theater am<br />
Marientor die international<br />
renommierten<br />
Duisburger Philharmoniker<br />
(die Philharmonie<br />
Mercatorhalle<br />
wird renoviert).<br />
Daneben ist das<br />
Theater eine überaus<br />
beliebte Show- und<br />
Musical-Bühne.<br />
Aber auch Stars<br />
der Kabarett- und<br />
Comedy-Szene treten<br />
in dem schiffsähnlichen<br />
Gebäude mit<br />
der tollen Akustik<br />
auf. Plessingstr. 20.<br />
(02 03) 2 82 50,<br />
www.theater-ammarientor.de<br />
Deutsche Oper<br />
am Rhein<br />
Eine der renommiertesten<br />
Bühnen<br />
Deutschlands. Dank<br />
der fast tempelartigen<br />
Architektur zählt<br />
es zu den markantesten<br />
Gebäuden. Mehr<br />
als 100 Opern- und<br />
Ballett-Aufführungen<br />
pro Spielzeit. Dazu<br />
Gastspiele namhafter<br />
Ensembles. Neckarstr. 1.<br />
(02 03) 3 00 91<br />
00, www.duisburg.de/<br />
theater/start.php<br />
A40<br />
Innenhafen<br />
Altstadt<br />
Immanuel-Kant-Park<br />
Skulptur<br />
Tiger & Turtle<br />
Achterbahn, Aussichtsplattform,<br />
begehbare<br />
Skulptur – all<br />
das ist das gerade mal<br />
ein Jahr alte Wahrzeichen<br />
Tiger & Turtle<br />
(großes Bild oben).<br />
Die 20 Meter hohe<br />
Großskulptur auf der<br />
Heinrich-Hildebrand-<br />
Höhe im Duisburger<br />
Süden zeichnet sich<br />
abends als Lichtband<br />
am dunklen Himmel<br />
ab. Dafür sorgen 880<br />
LED-Module, die im<br />
Handlauf eingelassen<br />
sind. Ehinger Straße/<br />
Berzeliusstraße,<br />
Duisburg-Wanheim.<br />
<br />
DUISBURG<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Königstraße<br />
Friedrich-Wilhelm-Str.<br />
<br />
<br />
A59<br />
250 m<br />
1 / 2013 45
Das kennen Sie auch<br />
von Angelika Euler<br />
Wir auf der<br />
anderen Seite<br />
Angelika Euler<br />
hat 4 Kinder und<br />
6 Enkel. Jeden<br />
Monat erzählt sie aus<br />
ihrem alltäglich<br />
turbulenten Leben.<br />
Es ist ein Ros entsprungen“<br />
singen wir. Dann<br />
„Stille Nacht“ und „Alle<br />
Jahre wieder“. Wie wahr,<br />
jedes Jahr im Advent<br />
stehe ich hier, als Teil<br />
unseres Kirchenchors, im<br />
Altersheim unseres<br />
Stadtviertels. Ein ökumenischer<br />
Gottesdienst,<br />
von uns musikalisch umrahmt.<br />
Und wie jedes<br />
Jahr empfinde ich diese<br />
unüberbrückbare Kluft.<br />
„Wir“, der Chor, auf der<br />
Bühne. Und unten „die<br />
anderen“, die Alten.<br />
Viele im Rollstuhl. Manche<br />
mit leerem Blick.<br />
„Wir“ – sind nicht nur „die<br />
im Chor“, sondern auch<br />
die, die noch „draußen“<br />
sind. Draußen im Leben.<br />
Wir sind die Gebenden<br />
(bilden wir uns zumindest<br />
ein!); die anderen<br />
die Nehmenden (bilden<br />
sie sich ein).<br />
Sie nehmen dankbar<br />
an, was sie kriegen:<br />
Essen, Pflege, hie und da<br />
einen Besuch und<br />
manchmal einen laienhaften<br />
Kunstgenuss. Sie<br />
sollen dankbar sein. Dass<br />
wir ihnen einen Splitter<br />
unserer Zeit schenken.<br />
So wie meine Mutter. Die<br />
in diesem Jahr mit dem<br />
Weihnachtsfest am 23.<br />
vorliebnehmen muss.<br />
Denn am 24. bin ich nicht<br />
bei ihr, sondern bei den<br />
„Lebenden“! Den Kindern<br />
und Enkeln. Keine Zeit<br />
für die alte, demente<br />
Frau. Sie wird es eh nicht<br />
merken. Ob es der 23.<br />
oder der 24. ist, was<br />
macht schon den Unterschied?<br />
Ist es schlecht,<br />
so zu denken? Ein ungutes<br />
Gefühl brennt in<br />
mir. Scham. Und auch ein<br />
wenig Angst.<br />
Wie lange noch?<br />
Bin ich vielleicht auch<br />
bald auf der „anderen<br />
Seite“? In dieser Art<br />
Schattenreich. Lebe ich<br />
dann auch in einem Altenheim<br />
und schaue zu,<br />
wie andere, Jüngere, musizieren,<br />
singen? Hinter<br />
einer Wand, die mich<br />
trennt vom „wahren“<br />
Leben, das für mich nur<br />
noch in blassen Erinnerungen<br />
existiert …<br />
Gedanken wie diese kommen,<br />
hin und wieder. Und<br />
sie vergehen. Denn heute,<br />
jetzt, bin ich noch da. Auf<br />
der Bühne der Lebendigen.<br />
Eine, die noch<br />
helfen kann. Nicht eine,<br />
die belastend ist. Nicht<br />
eine, die nichts mehr<br />
„leisten“ kann. Aber wie<br />
lange noch?<br />
Was denken Sie? Haben<br />
Sie auch Angst davor, von<br />
anderen abhängig zu<br />
sein? Erzählen Sie uns<br />
von Ihren Gedanken über<br />
das Älterwerden (Adresse<br />
Seite 3). Wir freuen uns<br />
auf Ihre Nachricht.<br />
Foto: Peter Rigaud/shotview photographers; Styling: Katalin Kiss; Kleidung: www.peterhahn.de<br />
46 1/ 2013
An Weihnachten<br />
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Vertragspartner: Sailer Verlag GmbH & Co. KG, Lina-<br />
Ammon-Str. 30, 90471 Nürnberg, HRA 11706 Nürnberg.<br />
Geschäftsführung: Horst Ohligschläger, Pascal Ruffenach<br />
Widerrufsbelehrung: Sie können Ihre Bestellung innerhalb<br />
von 2 Wo chen ohne Angabe von Gründen in Textform<br />
(z.B. Brief, E-Mail) oder durch Rücksendung der Ware widerrufen.<br />
Die Frist beginnt frühestens mit Erhalt dieser<br />
Belehrung. Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die<br />
rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Ware an:<br />
Leserservice Sailer Verlag, Heuriedweg 19, 88131 Lindau.<br />
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Vor- und Familienname des Kindes<br />
Straße, Hausnummer<br />
PLZ, Ort<br />
Vor- und Familienname des Rechnungsempfängers<br />
Straße, Hausnummer<br />
PLZ, Ort<br />
Land<br />
Telefonnummer (für Rückfragen und bes. Angebote)<br />
Geburtsdatum<br />
Kontonummer<br />
Bankleitzahl<br />
Geldinstitut<br />
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E-Mail (für Rückfragen und bes. Angebote) Datum Unterschrift<br />
Ja, ich möchte von weiteren Vorteilen profitieren. Deshalb bin ich damit einverstanden<br />
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Telefon und/oder E-Mail über interessante Angebote und Aktionen informiert.<br />
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Leserservice Sailer Verlag, Heuriedweg 19, 88131 Lindau<br />
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10438<br />
*ohne Gratis-Ausgabe
MARKETTE<br />
5Tipps,<br />
anders<br />
denken<br />
zu lernen<br />
Forscher haben<br />
entschlüsselt: Es<br />
sind immer<br />
wieder die gleichen<br />
Fallen, in die wir<br />
gedanklich tappen.<br />
Es sei denn,<br />
man kennt diese<br />
Tricks.<br />
2<br />
Einer<br />
fängt an,<br />
alle mit ...<br />
Eine bewegende<br />
Szene im<br />
Theater; einer<br />
beginnt zu klatschen,<br />
plötzlich<br />
3<br />
4<br />
Ein tolles<br />
Schnäpp-<br />
1<br />
chen<br />
5<br />
gemacht ...<br />
Ich hab<br />
doch<br />
bezahlt ...<br />
Sie sitzen im<br />
Kino, der Film ist<br />
miserabel. Aber<br />
Sie gehen nicht.<br />
Warum? Weil Sie<br />
20 Euro für die<br />
Karten ausgegeben<br />
haben.<br />
DIE FALLE Uns<br />
fällt es schwer,<br />
Dinge aufzugeben,<br />
in die wir<br />
viel Zeit, Energie,<br />
Liebe, Geld etc.<br />
gesteckt haben.<br />
Und je mehr<br />
investiert wurde,<br />
desto größer der<br />
Drang weiterzumachen.<br />
BESSER Sinnlose<br />
Projekte am<br />
besten frühzeitig<br />
stoppen. Lieber<br />
zuhause ein<br />
gutes Glas Wein<br />
trinken, statt<br />
sich bis zum<br />
Ende der Vorstellung<br />
zu quälen<br />
und anschließend<br />
noch über den<br />
schlechten Film<br />
und die vertane<br />
Zeit zu ärgern.<br />
klatschen alle<br />
im Publikum mit.<br />
Mehrere Menschen<br />
blicken<br />
zum Himmel;<br />
unwillkürlich<br />
schauen auch<br />
viele andere<br />
Passanten<br />
nach oben.<br />
Warum?<br />
DIE FALLE Der<br />
Mensch verhält<br />
sich bis heute<br />
(unbewusst) wie<br />
ein Herdentier.<br />
BESSER Sich<br />
vor wichtigen<br />
Entscheidungen<br />
fragen: Will ich<br />
das wirklich oder<br />
laufe ich nur der<br />
Herde hinterher,<br />
weil es bequemer,<br />
leichter ist?<br />
Wenn 50 Millionen<br />
Menschen<br />
eine Dummheit<br />
behaupten, wird<br />
sie deswegen<br />
noch lange nicht<br />
zur Wahrheit.<br />
Sich<br />
schuldig<br />
fühlen ...<br />
Eine Hilfsorganisation<br />
schickt<br />
Ihnen eine schöne<br />
Hochglanz-Postkarte,<br />
mit der Bitte<br />
um eine kleine<br />
Spende. Spenden<br />
Sie? Sehr wahrscheinlich!<br />
DIE FALLE Viele<br />
Menschen können<br />
es kaum aushalten,<br />
in der Schuld<br />
eines anderen zu<br />
stehen.<br />
BESSER Nein<br />
sagen lernen.<br />
Laut und<br />
deutlich. Gutes<br />
Übungsfeld: Die<br />
Supermarkt-Theke,<br />
wenn Wein,<br />
Käse, Schinken<br />
oder Oliven zum<br />
Probieren angeboten<br />
werden.<br />
Sonst läuft man<br />
immer wieder<br />
Gefahr, etwas<br />
zu tun, was man<br />
nicht will.<br />
Im Geschäft gefallen<br />
Ihnen zwei<br />
digitale Bilderrahmen:<br />
Der eine<br />
wurde von 100<br />
Euro auf 70 reduziert,<br />
der andere<br />
kostete schon<br />
immer 70 Euro.<br />
Welchen kaufen<br />
Sie? Natürlich<br />
den reduzierten.<br />
DIE FALLE Wir beurteilen<br />
etwas als<br />
schöner, teurer<br />
oder größer, wenn<br />
wir im Vergleich<br />
etwas Hässlicheres,<br />
Billigeres<br />
oder Kleineres<br />
vor uns haben.<br />
BESSER Alles nur<br />
nach Qualitätskriterien<br />
beurteilen.<br />
Weil etwas<br />
vorher teurer<br />
war, ist es darum<br />
noch lange nicht<br />
besser.<br />
Ich wollte<br />
doch nur<br />
schnell ...<br />
Ihre Freundin<br />
ist 20 Minuten<br />
zu spät, geht<br />
nicht ans Handy.<br />
Eigentlich ist sie<br />
immer pünktlich.<br />
Was tun? Ihren<br />
Mann anrufen?<br />
Den Weg abfahren?<br />
Beides?<br />
DIE FALLE In<br />
unklaren Situationen<br />
wollen wir<br />
intuitiv etwas<br />
tun, irgendwas.<br />
Danach fühlen<br />
wir uns besser.<br />
Aber: Oft schadet<br />
zu schnelles<br />
Handeln mehr,<br />
als es nützt.<br />
BESSER Wenn<br />
etwas unklar ist,<br />
nichts unternehmen.<br />
Bis Sie mehr<br />
wissen. Sonst<br />
macht sich auch<br />
ihr Mann Sorgen,<br />
obwohl sie nur<br />
im Stau steht<br />
und ihr Handy<br />
vergessen hat.<br />
Rolf Dobelli schrieb mit „Die<br />
Kunst des klaren Denkens“,<br />
„Die Kunst des klugen Handelns“<br />
(Hanser) Bestseller.<br />
Fotos: Getty Images, Hanser Verlag<br />
48 1/ 2013
Den<br />
1 / 2013<br />
51<br />
53<br />
ou ur<br />
Sa<br />
to<br />
te<br />
Mir die Haa<br />
zu waschen<br />
Foto: Wotext 2 m Abstand !!!!!!!!! !<br />
Foto: Wotext 2mm Abstand !!!!!!!<br />
Trockene<br />
Haut<br />
Diskus ion e<br />
über Frauen<br />
Fernsehen<br />
ehe<br />
Bü<br />
t<br />
Rechnungen<br />
ngen<br />
Park<br />
hal<br />
un<br />
saugers<br />
Zusammen-<br />
bruch des<br />
Dollars<br />
lars<br />
ra<br />
kh<br />
ec<br />
A l e<br />
Mich jeden<br />
Abend abzu-<br />
schminken<br />
h<br />
Hat der Platz gereicht – für all die<br />
schönen Dinge, a l das Lästige<br />
*? Dann<br />
trennen Sie die Seiten doch heraus<br />
und heften Sie diese z.B<br />
B. an<br />
den<br />
Kühlschrank<br />
– um stets zu prüfen, ob das<br />
Schöne überwiegt. Aber vorher noch<br />
eine kleine Bitte: te: Machen Sie<br />
doch<br />
eine Kopie und schicken Sie un<br />
s Ihre<br />
Listen (Adresse se Seite 3).<br />
Wir sind so gespannt!<br />
nt!<br />
* Übrigens: Schöne<br />
Notizbücher, Denkzettel tel<br />
etc. im Stil dieser I lustration tio fi<br />
nden Sie unter w.eine-der-guten.de<br />
Den<br />
UNSER LEBEN<br />
Was<br />
ich alles<br />
vermissen<br />
würde ...<br />
* Aus den<br />
Gedichten: „Was<br />
ich vermissen<br />
werde“, „Was ich<br />
nicht vermissen<br />
werde“, erschienen<br />
in Nora<br />
Ephrons Buch<br />
„I remember<br />
nothing“ (2010).<br />
... und<br />
was<br />
nicht<br />
Es klingt wie ein<br />
Spiel. Notieren Sie<br />
mal, was Ihnen<br />
wichtig ist und was<br />
nicht.<br />
P0 13_049_WasWichtigIst.in d 50 50<br />
28/ 1/12 1/12 1:41 1:41<br />
50 1/ 1/ 2013 2013<br />
Was<br />
ich alles<br />
vermissen<br />
werde ...<br />
Foto: Wotext 2 m Abstand ! !<br />
Das Bett<br />
P0 13_049_WasWichtigIst.in d 52 :<br />
P0 13_049_WasWichtigIst.in d 53<br />
Den Park<br />
1 / 2013<br />
52 1/ 2013<br />
Kleingedrucktes<br />
Speck Paris<br />
Herbst<br />
Abendessen<br />
in Städten,<br />
in denen<br />
keiner von uns<br />
lebt<br />
I lustrationen:Sabrina Tibourtine, Shutterstock ter<br />
tock (2); Foto: Ge ty Images<br />
Und<br />
was<br />
nicht ...<br />
Mir die Haare<br />
Nicht lange nachdenken, einfach in die Ballons schreiben, was Ihnen wichtig ist.<br />
Ein paar erste Ideen (von Nora Ephron) zeigen, oft sind es auch die ganz kleinen Dinge.<br />
P0 13_049_WasWichtigIst.indd 51 28/ 28/ 1/12 1/12 11:41 1:41<br />
Foto: Wotext 2 m Abstand !<br />
Funkelnde<br />
Lichter<br />
Einen<br />
Spaziergang<br />
im Park<br />
Den Blick aus<br />
dem Fenster<br />
Waffeln<br />
Diskussionsrunden<br />
über Frauen im<br />
Abendessen<br />
zuhause,<br />
nur wir zwei<br />
Die Idee<br />
eines Spaziergangs<br />
im<br />
Büstenhalter<br />
Kuchen<br />
Mammografien<br />
UNSER LEBEN LEBEN<br />
Beerdigungen<br />
Meine<br />
Kinder<br />
Im Be t<br />
zu lesen Gelächter<br />
Über die Brücke<br />
nach Manha tan zu<br />
fahren<br />
Krankheit<br />
überalübera Geräusch<br />
des Staub-<br />
Technik im<br />
A lgemeinen<br />
Umfragen<br />
Tote<br />
Blumen<br />
Meinen<br />
n<br />
Schrank<br />
EM<br />
E-Mails<br />
schönen Dinge, a l das Lästige*? Dann<br />
und heften Sie diese z. B. an den Kühlschrank<br />
– um stets zu prüfen, ob das<br />
Schöne überwiegt. Aber vorher noch<br />
eine Kopie und schicken Sie uns Ihre<br />
* Übrigens: Schöne Notizbücher, Denkzettel etc. im Stil dieser Illustration lustration <strong>finden</strong> Sie unter w.eine-der-guten.de<br />
Frühling<br />
Nora Ephron ist eine, die man<br />
auf jeden Fa l vermi sen wird.<br />
Ende der 80er schrieb die<br />
New Yorker Journalistin das<br />
Drehbuch für „Ha ry und<br />
Sally“ und wurde zur erfolgreichsten<br />
Autorin und Regisseurin<br />
Ho lyw ods („Schlaflos<br />
in Sea tle“, „Julie &<br />
Julia“). Bis sie im Juni 2012<br />
mit 71 an Leukämie starb.<br />
Die Krankheit war wohl der<br />
Grund, da s sie ihr Buch<br />
„I remember nothing“ mit<br />
den Gedichten: „Was ich<br />
vermi sen werde“ und<br />
„Was ich nicht vermi sen<br />
werde“ abschlo s.<br />
UNSER LEBEN<br />
UNSER LEBEN<br />
UNSER LEBEN<br />
Stress,<br />
Hektik, Alltag – oft ist<br />
unser Leben so überfrachtet, dass<br />
wir die Balance verlieren – zwischen Dingen,<br />
die wichtig sind, und Dingen, die nerven. Dann<br />
kann es so befreiend sein, sich hinzusetzen und<br />
aufzuschreiben: „Was würde mir eigentlich fehlen,<br />
wenn ich nicht mehr wäre?“ Und was nicht? Die<br />
kürzlich verstorbene US-Autorin Nora Ephron<br />
machte dies, um sich Klarheit zu verschaffen. Ihre<br />
Stichworte* liefern auf den nächsten Seiten eine<br />
erste Inspiration. Und der Rest des<br />
Platzes? Gehört Ihnen! Für das,<br />
was Ihnen wichtig ist!<br />
ILLUSTRATIONEN | Sabrina Tibourtine<br />
1 / 2013 49
UNSER LEBEN<br />
Was<br />
ich alles<br />
vermissen<br />
werde ...<br />
Die Idee<br />
eines Spaziergangs<br />
im<br />
Park<br />
50 1/ 2013<br />
Nicht lange nachdenken, einfach in die Ballons schreiben, was Ihnen wichtig ist.<br />
Ein paar erste Ideen (von Nora Ephron) zeigen, oft sind es auch die ganz kleinen Dinge.<br />
Speck<br />
Paris<br />
Den Park<br />
Abendessen<br />
in Städten,<br />
in denen<br />
keiner von uns<br />
lebt<br />
Das Bett<br />
Foto: Wotext 2mm Abstand !!!!!!!!!!!<br />
Den<br />
Herbst
UNSER LEBEN<br />
Waffeln<br />
Foto: Wotext 2mm Abstand !!!!!!!!!!!<br />
Meine<br />
Kinder<br />
Funkelnde<br />
Lichter<br />
Abendessen<br />
zuhause,<br />
nur wir zwei<br />
Einen<br />
Spaziergang<br />
im Park<br />
Im Bett<br />
zu lesen Gelächter<br />
Kuchen<br />
Über die Brücke<br />
nach Manhattan zu<br />
fahren<br />
Den Blick aus<br />
dem Fenster<br />
Den<br />
Frühling<br />
Nora Ephron ist eine, die man<br />
auf jeden Fall vermissen wird.<br />
Ende der 80er schrieb die<br />
New Yorker Journalistin das<br />
Drehbuch für „Harry und<br />
Sally“ und wurde zur erfolgreichsten<br />
Autorin und Regisseurin<br />
Hollywoods („Schlaflos<br />
in Seattle“, „Julie &<br />
Julia“). Bis sie im Juni 2012<br />
mit 71 an Leukämie starb.<br />
Die Krankheit war wohl der<br />
Grund, dass sie ihr Buch<br />
„I remember nothing“ mit<br />
den Gedichten: „Was ich<br />
vermissen werde“ und<br />
„Was ich nicht vermissen<br />
werde“ abschloss.<br />
1 / 2013<br />
51
UNSER LEBEN<br />
Mammografien<br />
Büstenhalter<br />
Geräusch<br />
des Staubsaugers<br />
Zusammenbruch<br />
des<br />
Dollars<br />
Krankheit<br />
überall<br />
Umfragen<br />
Tote<br />
Blumen<br />
Und<br />
was<br />
nicht ...<br />
Meinen<br />
Schrank<br />
Mich jeden<br />
Abend abzuschminken<br />
E-Mails<br />
52 1/ 2013<br />
Kleingedrucktes<br />
Mir die Haare<br />
zu waschen<br />
Foto: Wotext 2mm Abstand !!!!!!!!!!!
UNSER LEBEN<br />
Foto: Wotext 2mm Abstand !!!!!!!!!!!<br />
Trockene<br />
Haut<br />
Diskussionsrunden<br />
über Frauen im<br />
Fernsehen<br />
Beerdigungen<br />
Rechnungen<br />
Technik im<br />
Allgemeinen<br />
Hat der Platz gereicht – für all die<br />
schönen Dinge, all das Lästige*? Dann<br />
trennen Sie die Seiten doch heraus<br />
und heften Sie diese z. B. an den Kühlschrank<br />
– um stets zu prüfen, ob das<br />
Schöne überwiegt. Aber vorher noch<br />
eine kleine Bitte: Machen Sie doch<br />
eine Kopie und schicken Sie uns Ihre<br />
Listen (Adresse Seite 3).<br />
Wir sind so gespannt!<br />
* Übrigens: Schöne Notizbücher, Denkzettel etc. im Stil dieser Illustration <strong>finden</strong> Sie unter www.eine-der-guten.de<br />
Illustrationen:Sabrina Tibourtine, Shutterstock (2); Foto: Getty Images<br />
1 / 2013 53
Sonnenstrahlen<br />
im Januar<br />
Es gibt Sätze, die geben Kraft, und manche begleiten uns als Sinn-Sprüche<br />
durchs Leben. Wir haben einen bunten Strauß an<br />
Sonnenstrahlen für Sie zusammengestellt – für jeden Tag im Januar.<br />
54 1/2013
24 Seiten Extra Jetzt mehr Geld für Sie<br />
<br />
Januar 2013<br />
geld^recht<br />
DER EXTRA RATGEBER VON<br />
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33 wichtige<br />
Renten-Urteile<br />
Ob in Frührente oder für Witwen, für Arbeitnehmer<br />
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bringen Ihnen deutlich mehr Geld, S. 4<br />
❯<br />
Tausende weniger ab Euro<br />
2013<br />
❯<br />
So können Privatversicherte jetzt<br />
doch kräftig sparen S. 18<br />
Sanfter zurück<br />
in den Job<br />
Jeder hat das Recht, nach einer<br />
Krankheit weniger zu arbeiten S. 12
geld^recht 1/2013: In dieser Ausgabe<br />
33 Renten-Urteile für Rentner und Arbeitnehmer, die viel Geld wert sind S. 4 + + + Wie gefährlich ist die Euro-Krise für Betriebsrenten?<br />
S. 10 + + + Wiedereinstieg nach langer Krankheit in den Job? S. 12 + + + Was darf man hinzuverdienen, wenn man krank, arbeitslos<br />
oder in Rente ist? S. 15 + + + Privat krankenversichert? So sparen Sie Tausende Euro S. 18 + + + Hilfen für hochbetagte Eltern von<br />
der Steuer absetzen S. 20 + + + Leser fragen, <strong>plus</strong>-Experten antworten S. 22 + + + Musterbrief: Mehr netto beim Mini-Job S. 24<br />
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– diese sind, so<br />
Stiftung Warentest,<br />
empfehlenswert:<br />
Huk 24, Alte Leipziger,<br />
Debeka, Hannoversche,<br />
Hanse Merkur.<br />
ARBEITSRECHT<br />
Gleiches Recht bei<br />
Altersteilzeit<br />
Altersteilzeitler haben gleiche<br />
Rechte bei Betriebsrente.<br />
Das gilt auch, wenn<br />
die Pensionszusage sagt,<br />
dass Teilzeitkräfte nur<br />
anteilig berücksichtigt werden<br />
(Bundesarbeitsgericht,<br />
Az. 3 AZR 280/10). Die<br />
Ansprüche müssten sich<br />
nicht nur auf die letzten<br />
zehn Jahre, sondern auf<br />
alle Arbeitsjahre beziehen.<br />
Mehr Geld von der<br />
Lebensversicherung<br />
Immer neue Urteile zwingen Versicherer zu Nachzahlungen.<br />
F<br />
rohe Botschaft des Bundesgerichtshofs<br />
für alle, die eine Lebensversicherung<br />
vorzeitig gekündigt haben. Nachdem<br />
im letzten Jahr Urteile gegen Deutschen<br />
Ring und Generali ergingen (<strong>plus</strong> <strong>Magazin</strong><br />
berichtete), kündigten die obersten<br />
Zivilrichter jetzt Urteile in den Verfahren<br />
gegen Ergo und Iduna und 2013 gegen<br />
den größten Versicherer, Allianz, an. Und<br />
in jedem Fall sagte der Bundesgerichtshof,<br />
Die größten<br />
Lebensversicherer<br />
in Deutschland<br />
Eingenommene<br />
Beiträge<br />
2011 in Mrd. Euro<br />
Aachen-<br />
Münchener<br />
4,5<br />
Allianz<br />
14,8<br />
dass die Rückkaufswerte zu niedrig waren,<br />
den Versicherten also nachträglich noch<br />
Geld zusteht. Diese Regelung betrifft alle,<br />
die eine Kapitallebensversicherung oder<br />
eine private Renten-Versicherung zwischen<br />
2001 und 2007 abschlossen und den Vertrag<br />
vorzeitig gekündigt haben.<br />
Obwohl der Bundesgerichtshof in jedem<br />
neuen Fall gegen einen Versicherer zum<br />
gleichen Urteil kam, wie in vergleichbaren<br />
Fällen gegen andere Versicherer, weigert<br />
sich die Branche, die Urteile als allgemeingültig<br />
anzuerkennen. Folge: Hunderte <strong>plus</strong>-<br />
Leser werden mit teilweise brüsken Briefen<br />
abgewimmelt – Tenor: „Gegen unsere<br />
Versicherung liegt noch kein Urteil vor.“<br />
Anwälte und Verbraucherschützer raten<br />
deshalb jedem, der mit einem solchen Brief<br />
hingehalten wird, auf dem Neuberechnen<br />
des Rückkaufswerts zu bestehen und nicht<br />
auf die Ansprüche zu verzichten. Dass die<br />
Versicherer alle damit rechnen, Geld<br />
nachzahlen zu müssen, lässt sich auch<br />
an deren Bilanzen erkennen:<br />
Überall gibt es Rückstellungen<br />
genau dafür. Bei<br />
der Allianz sind es 117<br />
Millionen Euro – Geld,<br />
das eigentlich den Versicherten<br />
zusteht.<br />
R+V<br />
4,5<br />
Fotos: Alamy/mauritius images, Getty Images, imago stock & people, istockphoto; Illustration: Masterfile<br />
2 1/ 2013
2013<br />
Ausgabe 1/2013<br />
DAS STEHT IHNEN 2013 ZU<br />
8/10/12 15:19<br />
P-PFL0113_001_Cover.indd 1 18/10/12 13:33<br />
„Demnächst gehen viele Polizisten und<br />
Beamte in Pension. Das wird ein Problem.“<br />
Ralf Jäger, NRW-Innenminister<br />
(0800)<br />
2502600<br />
lautet die kostenlose<br />
Telefonnummer<br />
des Zentralrufs der<br />
Autoversicherer.<br />
Bitte diese notieren<br />
und im Auto<br />
hinterlegen. Über<br />
diese Telefonnummer<br />
erfährt man bei<br />
einem Unfall die<br />
Versicherung eines<br />
Gegners, damit<br />
schnell Schäden<br />
bearbeitet werden<br />
können.<br />
STURMSCHÄDEN<br />
Auf eigene Gefahr in den Wald<br />
Wer im Wald spazieren<br />
geht und durch einen<br />
herabfallenden Ast verletzt<br />
wird, kann nicht den Waldbesitzer<br />
belangen, so jetzt der<br />
Bundesgerichtshof in einem<br />
wichtigen Urteil (Az. VI ZR<br />
311/11). Es gehöre zum allgemeinen<br />
Lebensrisiko, dass<br />
es natürliche Gefahren gebe.<br />
Wer spazieren gehe, tue dies<br />
immer auf eigene Gefahr. Der<br />
Bundesgerichtshof bestätigte<br />
damit andere Gerichte, die<br />
ähnlich urteilten – Erdrutsche,<br />
Geröll, Wurzeln, aber auch<br />
über dem Weg liegende<br />
Bäume seien hinzunehmen<br />
(Landgericht Hannover, Az.<br />
20 O 3/05); selbst bei einer<br />
Verletzung durch umstürzende<br />
Bäume wegen Wurzelfäule<br />
müsse der Waldbesitzer<br />
keinen Schadensersatz leisten<br />
(Oberlandesgericht Hamm,<br />
Az. 6 U 160/09).<br />
URTEILE<br />
Kassen greifen zu<br />
2 wichtige Urteile stärken<br />
die gesetzlichen Krankenkassen<br />
– leider!<br />
1 Witwe zahlt Beitrag<br />
Eine Witwe, die eine<br />
Betriebsrente ihres<br />
Mannes erhält, muss<br />
darauf den vollen<br />
Krankenkassen-Beitrag<br />
zahlen, selbst wenn der<br />
Verstorbene privat krankenversichert<br />
war, so das<br />
Bundessozialgericht<br />
(Az. B 12 KR 19/10).<br />
2 Ehe-Partner zählt mit<br />
Die Kassen dürfen Einkünfte<br />
des Partners berücksichtigen,<br />
wenn sie den<br />
Beitrag für freiwillig versicherte<br />
Mitglieder berechnen<br />
(Bundessozialgericht,<br />
Az. 12 KR 9/10). Geklagt<br />
hatte eine freiwillig versicherte<br />
Rentnerin, deren<br />
Mann finanziell deutlich<br />
bessergestellt war.<br />
Falsch geparkt?<br />
Führerschein weg<br />
Wer häufig falsch<br />
parkt und ein Knöllchen<br />
erhält, muss<br />
damit rechnen, dass<br />
der Führerschein<br />
entzogen wird. Das<br />
Verwaltungsgericht<br />
Berlin (Az. VG 4 L<br />
271.12) hat dieses<br />
Vorgehen der Stadt<br />
Berlin jetzt gebilligt.<br />
Der Autofahrer hatte<br />
in gut 18 Monaten 127<br />
Knöllchen erhalten.<br />
➽ Ihr Recht bei Rente, Pflege, Erbe<br />
Jeder dritte Rentenbescheid ist falsch;<br />
viele erhalten zu wenig Geld bei Pflege;<br />
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Urteile<br />
Antworten<br />
zur Pflege<br />
Alle Finanz- &<br />
Rechtstipps für Familien<br />
1/ 2013<br />
3
geld ^ recht<br />
Die wichtigsten<br />
Renten-Urteile<br />
4 1/ 2013
extra<br />
Urteile für Altersrentner<br />
● Bei falscher Beratung<br />
haftet die gesetzliche<br />
Rentenversicherung<br />
und ist<br />
auch zu Schadensersatz<br />
verpflichtet.<br />
OLG München, Az. 1<br />
U 5070/10<br />
➞ Tipp für alle<br />
Rentner: Auskünfte<br />
der Rentenkasse und<br />
ergangene Rentenbescheide<br />
immer auf<br />
Fehler überprüfen lassen.<br />
Bis zu vier Jahre<br />
rückwirkend muss die<br />
Rentenkasse dann den<br />
Schaden ersetzen.<br />
● Wird einem Rentner<br />
wegen Rechenfehlern<br />
zu viel Rente<br />
zugesagt, kann der<br />
Bescheid für die<br />
Zukunft zurückgenommen<br />
werden.<br />
Anspruch auf die<br />
höhere Rente<br />
besteht nicht.<br />
LSG Rheinland-Pfalz,<br />
Az. L 4 R 288/11<br />
➞ Wichtig: Die Rentenkasse<br />
darf Fehler<br />
korrigieren und künftig<br />
weniger Geld auszahlen;<br />
sie darf aber kein<br />
Geld von Rentnern<br />
zurückfordern.<br />
● „Vergessen“ Rentner<br />
über Jahre, in<br />
der Steuererklärung<br />
die Rente anzugeben,<br />
kann das als<br />
Steuerhinterziehung<br />
gewertet werden.<br />
FG Rheinland-Pfalz,<br />
Aktenzeichen 2 K<br />
1592/10<br />
➞ Wichtig: Auf Unwissenheit<br />
kann man sich<br />
heute nur noch schwer<br />
berufen. Deshalb:<br />
Steuererklärung<br />
machen (siehe auch<br />
<strong>plus</strong> <strong>Magazin</strong> 12/2012),<br />
aber auf keinen Fall<br />
die Schuld wegen versäumter<br />
Zahlung auf<br />
sich nehmen!<br />
● Rentner, die eine<br />
geringe Rente haben,<br />
die nur knapp<br />
oberhalb der Hartz-<br />
IV-Leistungen liegt,<br />
haben Anspruch auf<br />
Befreiung von den<br />
Rundfunkgebühren.<br />
BVG, Az. 1 BvR<br />
665/10<br />
➞ Tipp für alle Rentner<br />
mit geringer Rente:<br />
Staatliche Hilfen<br />
sind keine Almosen,<br />
sondern gesetzliche<br />
Leistungen.<br />
Permanent verändern Richter das Sozialrecht – häufig zugunsten<br />
von Rentnern und Arbeitnehmern. Nur wer diese Urteile kennt, kann<br />
sich darauf berufen – und erhält im Zweifel mehr Geld, wie viele<br />
Leserbriefe zeigen. Die <strong>plus</strong>-Renten-Experten haben auf den folgenden<br />
Seiten die wichtigsten Urteile zusammengestellt.<br />
1 / 2013<br />
5
geld ^ recht<br />
Wichtige Urteile für Arbeitnehmer<br />
● Die Rentenkasse<br />
muss Nachzahlungen<br />
mit 4 % verzinsen,<br />
wenn sie für die Bearbeitung<br />
des Antrags<br />
länger als sechs<br />
Monate benötigt.<br />
Das gilt ab dem Zeitpunkt,<br />
zu dem die für<br />
das Berechnen der<br />
Rente erforderlichen<br />
Unterlagen „vollständig“<br />
bei der Kasse<br />
eingereicht waren.<br />
BSG, Az. B 13 R<br />
17/07 R<br />
➞ Wichtig für alle, die<br />
kurz vor der Rente<br />
stehen: Antrag<br />
spätestens sechs<br />
Monate vor geplantem<br />
Rentenbeginn<br />
stellen, unbedingt auf<br />
Vollständigkeit achten.<br />
Dauert das Bearbeiten<br />
lange, dann offensiv<br />
den Zuschlag fordern!<br />
● Abfindungen in<br />
einem Sozialplan<br />
dürfen für rentennahe<br />
Jahrgänge geringer<br />
sein als für<br />
jüngere. Das gilt,<br />
wenn Arbeitnehmer<br />
nach relativ kurzer<br />
Zeit mit Arbeitslosengeld<br />
I Anspruch auf<br />
eine gesetzliche<br />
Altersrente haben.<br />
BAG, Az. 1 AZR<br />
740/07<br />
➞ Tipp: Für alle, die<br />
vom Jobverlust bedroht<br />
sind. Arbeitgeber<br />
und Betriebsrat<br />
müssen nachweisen,<br />
ob ALG I wirklich bis<br />
zur Rente reicht. Wenn<br />
nicht, auf höherer Abfindung<br />
bestehen!<br />
● Altersgrenzen im<br />
Tarifvertrag können<br />
durchaus zulässig<br />
sein. Selbst ein<br />
Zwangsruhestand mit<br />
65 ist gerechtfertigt,<br />
wenn dadurch die Arbeitslosigkeit<br />
eingedämmt<br />
werden soll.<br />
EuGH, Az. C-411/05<br />
➞ Wichtig für alle<br />
über 63: Auch wenn<br />
die Altersgrenze 65<br />
im Tarifvertrag steht,<br />
kann man mit dem<br />
Arbeitgeber über<br />
eine längere Arbeitszeit<br />
verhandeln. Ein<br />
Zwangsruhestand in<br />
die Frührente ist nicht<br />
unzulässig.<br />
● In Arbeitsverträgen<br />
kann vereinbart sein,<br />
dass das Arbeitsverhältnis<br />
„mit dem Erreichen<br />
des gesetzlichen<br />
Rentenalters“<br />
endet. Das gilt auch<br />
für Teilzeitkräfte.<br />
LAG Niedersachsen,<br />
Az. 15 Sa 1257/06<br />
➞ Wichtig für Teilzeitkräfte<br />
kurz vor dem<br />
<strong>Ruhe</strong>stand: Längere<br />
Beschäftigung verhandeln.<br />
Ein Zwangsruhestand<br />
vor 63 ist<br />
rechtswidrig.<br />
Steht Arbeitnehmern,<br />
die ausscheiden, eine<br />
Abfindung zu, gilt<br />
dies auch für Mitarbeiter,<br />
die im unmittelbaren<br />
Anschluss<br />
nach dem Ausscheiden<br />
in Rente gehen.<br />
EuGH, Az. C 499/08<br />
Wichtig für ältere<br />
Arbeitnehmer: Die<br />
tariflich vereinbarte<br />
Abfindung ist eine erarbeitete<br />
Leistung. Sie<br />
steht jedem unabhängig<br />
vom Alter zu. Wird<br />
diese abgelehnt, wäre<br />
dies Altersdiskriminierung<br />
und ein Grund für<br />
eine Klage!<br />
● Nimmt jemand die<br />
Altersrente nicht mit<br />
65, sondern Jahre<br />
später in Anspruch,<br />
wirken sich zwischenzeitliche<br />
Änderungen<br />
im Rentenrecht<br />
nicht negativ<br />
auf die Rente aus.<br />
BSG, Az. B 4 R<br />
27/07 R<br />
➞ Tipp für alle, die<br />
etwas länger arbeiten:<br />
Immer überprüfen<br />
lassen, ob sich etwas<br />
im Rentenrecht<br />
geändert hat und die<br />
Rücknahme neuer<br />
Regeln fordern.<br />
● Wer einen Angehörigen<br />
pflegt, ist nur<br />
rentenversicherungspflichtig,<br />
wenn mindestens<br />
14 Stunden<br />
pro Woche glaubhaft<br />
gepflegt wird. Helfen<br />
professioneller Pflegedienst<br />
oder Geschwister,<br />
ist dieser<br />
Pflegeaufwand anzurechnen.<br />
SG Mainz,<br />
Az. S 13 R 576/09<br />
➞ Tipp für alle, die<br />
durch Pflege zusätzliche<br />
Rentenpunkte<br />
ererben: unbedingt<br />
auf diese 14-Stunden-<br />
Grenze achten. Lieber<br />
Einsatz des Pflegedienstes<br />
kürzen. Gilt<br />
besonders für Hausfrauen<br />
und Arbeitslose,<br />
die ohnehin wenige<br />
Rentenbeiträge haben.<br />
● Wer nicht in die gesetzliche<br />
Rente eingezahlt<br />
hat, weil eine<br />
berufsständische Versorgungseinrichtung<br />
zuständig ist, kann<br />
trotzdem Leistungen<br />
aus der Rentenkasse<br />
beanspruchen, z. B.<br />
wegen Kindererziehungszeiten.<br />
BSG, Az. B 13 R<br />
64/06 R<br />
➞ Wichtig ist dies<br />
besonders für Frauen,<br />
die mehrere Kinder<br />
geboren haben. Denn<br />
für eine eigene Rente<br />
sind fünf Beitragsjahre<br />
erforderlich, die z. B.<br />
leicht mit drei und<br />
mehr Kindern erreicht<br />
werden.<br />
● Versicherte können<br />
auf die Rechtmäßigkeit<br />
ihres Rentenbescheides<br />
vertrauen,<br />
wenn sie wahrheitsgemäße<br />
Angaben gemacht<br />
haben.<br />
Hessisches LSG,<br />
Az. L 5 R 195/06<br />
➞ Wichtig: Stellt man<br />
fest, dass die Rentenkasse<br />
einen Fehler<br />
machte, muss man diesen<br />
melden. Aber war<br />
der Fehler zugunsten<br />
des Versicherten, darf<br />
die Kasse keine Nachzahlung<br />
verlangen.<br />
● Ein Vater kann nicht<br />
verlangen, dass die<br />
Rentenversicherung<br />
auf seinem Rentenkonto<br />
die Hälfte der Kindererziehungszeiten<br />
einträgt. Der Grund:<br />
Es kommt nur die volle<br />
Zeit oder gar keine<br />
auf das Konto.<br />
BSG, Az. B 13 R<br />
131/07 R<br />
➞ Wichtig: Eltern müssen<br />
sich einigen, wer<br />
Kindererziehungszeiten<br />
im Rentenkonto<br />
hat. Das kann auch der<br />
Vater sein.<br />
„Immer dann, wenn man mit einer Entscheidung der Rentenkasse nicht<br />
einverstanden ist, sollte man sich professionelle Hilfe holen, da<br />
man als Einzelner nicht alle Urteile kennen kann, die für einen wichtig sind.“<br />
Johann L. Walter, Rentenberater mit Büros in München und Leipzig<br />
6 1/ 2013
extra<br />
Wichtig für Hinterbliebene<br />
● Da Einkommen<br />
auf Hinterbliebenen-<br />
Renten angerechnet<br />
wird, müssen Witwen<br />
geänderte Einkommen<br />
mitteilen.<br />
Entsteht durch das<br />
Nichtmelden eine<br />
Überzahlung der<br />
Rente, kann diese<br />
bis zu 10 Jahre rückwirkend<br />
zurückgefordert<br />
werden.<br />
Hessisches LSG, Az. L<br />
2 R 188/06<br />
➞ Wichtig: Penibel auf<br />
Einkommensgrenzen<br />
achten. Oft erfährt die<br />
Rentenversicherung<br />
durch die Krankenkasse<br />
von höheren<br />
Einkommen, vermutet<br />
dann Betrugsabsicht.<br />
4%<br />
● Anspruch auf Hinterbliebenen-Rente<br />
besteht nur, wenn<br />
die Ehe mindestens<br />
ein Jahr bestand. Die<br />
vermutete Versorgungsehe<br />
muss im<br />
Einzelfall nicht gelten,<br />
wenn der Tod<br />
unvorhersehbar war.<br />
LAG Sachsen-Anhalt,<br />
Az. L 3 RJ 126/05<br />
➞ Wichtig: Das gilt<br />
auch bei Krankheit,<br />
deren Schwere bei der<br />
Heirat nicht bekannt<br />
war. Der Antrag auf<br />
Witwenrente muss<br />
mit ärztlichem Attest<br />
begründet werden.<br />
● Verletztenrente<br />
eines Witwers darf<br />
nicht angerechnet<br />
werden, da diese<br />
Rente steuerfrei ist.<br />
LSG Baden-Württemberg,<br />
Az. L 9 R<br />
153/09<br />
➞ Wichtig: Die Rentenkasse<br />
kürzt sehr<br />
oft diese Leistungen,<br />
weil sie das Urteil nicht<br />
kennt. Meist muss man<br />
sich dagegen gerichtlich<br />
wehren.<br />
Zinsen erhält man auf die Rente,<br />
wenn die Rentenkasse länger als<br />
6 Monate benötigt, um einen vollständigen<br />
Antrag zu bearbeiten.<br />
WIEDER-<br />
EINSETZEN IN DEN<br />
VORIGEN STAND<br />
» Wer eine Frist unverschuldet (z. B.<br />
lange Krankheit, Unwissen der Rechtslage)<br />
versäumt hat, kann (in der Regel per<br />
Antrag) damit so gestellt werden, als hätte<br />
man die Frist eingehalten.<br />
» Die versäumte Handlung (z. B. Stellen<br />
eines Antrags oder Abgabe einer Erklärung)<br />
muss dann innerhalb von zwei<br />
Wochen nach Wiedereinsetzung<br />
vollzogen sein.<br />
ÜBERPRÜFUNGSANTRAG<br />
» Mit diesem Mittel kann eine<br />
Entscheidung der Rentenkasse, die sich<br />
als falsch herausgestellt hat, „formal“<br />
rückgängig gemacht werden.<br />
» Dies ist das beste Mittel, wenn z. B. ein Urteil<br />
im Nachhinein zu einer anderen Einschätzung<br />
kommt als die Rentenkasse.<br />
» Es gibt keine Frist.<br />
» Auf den Antrag ergeht ein neuer<br />
Bescheid, gegen den dann<br />
wieder alle Rechtsmittel<br />
verfügbar sind.<br />
KLAGE VOR<br />
SOZIALGERICHT<br />
» Ist für Rentner und Arbeitgeber<br />
immer kostenlos.<br />
» Erfolgsaussichten sind relativ hoch: Etwa<br />
ein Drittel der Verfahren gewinnen<br />
Rentner bzw. Arbeitnehmer, gut ein Drittel<br />
endet per Vergleich, also zumindest<br />
mit einem Teil-Erfolg für Rentner.<br />
» Sinnvoll ist Hilfe durch Anwalt oder<br />
Rentenberater, auch wenn dies<br />
nicht vorgeschrieben ist.<br />
Wichtige<br />
juristische<br />
Kniffe,<br />
um sich<br />
zu wehren<br />
WIDERSPRUCH<br />
» Wehrt die Entscheidung<br />
einer Behörde oder eines<br />
Gerichts zuerst einmal ab.<br />
» Widerspruchsfrist: meist zwei<br />
oder vier Wochen.<br />
» Widerspruch geht immer<br />
an die Behörde, die entschieden<br />
hat.<br />
1 / 2013<br />
7
geld ^ recht<br />
Wichtig für Altersteilzeit<br />
Wichtig für die Betriebsrente<br />
● Arbeitnehmer in<br />
der „aktiven Phase“<br />
der Altersteilzeit können<br />
betriebsbedingt<br />
gekündigt werden.<br />
Sie sind wie andere,<br />
normale Arbeitnehmer<br />
zu behandeln.<br />
LAG Köln, Az. 7 Sa<br />
541/08<br />
➞ Aber: In der passiven<br />
Phase ist eine<br />
Kündigung nicht<br />
zulässig. Wer dennoch<br />
gekündigt wird, muss<br />
auf dem Arbeitslohn<br />
bis zum Ende der Altersteilzeit<br />
bestehen.<br />
● Bei Arbeitnehmern,<br />
die sich nach der<br />
Freistellungsphase<br />
der Altersteilzeit<br />
arbeitslos melden,<br />
kann die Arbeitsagentur<br />
eine dreimonatige<br />
Sperrfrist<br />
verhängen.<br />
BSG, Az. B 7<br />
AL 6/08 R<br />
➞ Wichtig: Trotz<br />
Sperrfrist kann man<br />
sich nach Altersteilzeit<br />
arbeitslos melden.<br />
Und: Wurde man vom<br />
Arbeitgeber zur Altersteilzeit<br />
gedrängt,<br />
zählt diese Sperrfrist<br />
ohnehin nicht.<br />
● Die Rentenkasse<br />
ist für Leistungen zur<br />
medizinischen Rehabilitation<br />
zuständig.<br />
Das gilt auch, wenn<br />
man in der passiven<br />
Phase der Altersteilzeit<br />
ist.<br />
LSG Berlin, Az. L 1<br />
KR 435/08<br />
➞ Wichtig: Wer in<br />
Altersteilzeit ist, sollte<br />
auf allen Leistungen<br />
von Kranken- und<br />
Rentenkasse bestehen,<br />
sich nicht<br />
abwimmeln lassen. Die<br />
Wiederherstellung der<br />
Arbeitsfähigkeit (Ziel<br />
einer Reha) gilt.<br />
● Arbeitnehmer können<br />
nach dem 65.<br />
Geburtstag nicht<br />
mehr sofort mit Betriebsrente<br />
rechnen.<br />
Auch dort verschiebt<br />
sich der Rentenbeginn<br />
entsprechend<br />
den Stufen der gesetzlichen<br />
Rente.<br />
BAG, Az. 3 AZR<br />
11/10<br />
➞ Wichtig: Das gilt<br />
auch, wenn der Vertrag<br />
nicht nach der neuen<br />
Rechtslage geändert<br />
wurde. Hat ein Arbeitgeber<br />
die Zusage<br />
nach Inkrafttreten des<br />
Gesetzes zur Rente<br />
mit 67 gemacht, dort<br />
den 65. Geburtstag<br />
festgeschrieben, darf<br />
er das nicht ändern.<br />
● Eine gesetzliche<br />
Rente darf auf die<br />
Betriebsrente höchstens<br />
zu 80 % angerechnet<br />
werden.<br />
Das volle Anrechnen<br />
würde ein Entwerten<br />
der gesetzlichen<br />
Rente bedeuten und<br />
verstößt gegen den<br />
Gleichheitsgrundsatz.<br />
BAG, Az. 3 AZR<br />
97/08 und 80/08<br />
➞ Wichtig: Das Urteil<br />
betrifft alle, bei<br />
denen Arbeitgeber<br />
die Leistung nicht<br />
in bestimmter Höhe<br />
zusagen, sondern die<br />
gesetzliche Rente so<br />
aufstocken, dass eine<br />
bestimmte Versorgung<br />
erreicht ist.<br />
● Soll sich die Betriebsrente<br />
nach dem<br />
letzten rentenfähigen<br />
Arbeitsverdienst richten,<br />
gilt das nicht automatisch<br />
für Altersteilzeitler.<br />
Ist keine<br />
Regel vorgesehen,<br />
wird deren Betriebsrente<br />
nach der für<br />
Vollzeitbeschäftigte<br />
errechnet.<br />
BAG, Az. 3 AZR<br />
280/10<br />
➞ Achtung: Wer in<br />
der Passivphase der<br />
Altersteilzeit ist, muss<br />
sich trotzdem um<br />
Details kümmern. Oft<br />
werden Altersteilzeitler<br />
„vergessen“ und<br />
müssen unerlaubte<br />
Abstriche hinnehmen.<br />
● Nimmt ein Arbeitnehmer<br />
eine Frührente<br />
in Anspruch,<br />
darf der Arbeitgeber<br />
auch die zeitgleiche<br />
Betriebsrente kürzen.<br />
Er ist nicht an die bei<br />
der gesetzlichen Rente<br />
geltende Kürzung<br />
gebunden, darf sogar<br />
0,5 % je Monat als<br />
Abschlag ansetzen.<br />
LAG Rheinland-Pfalz,<br />
Az. 5 Sa 41/08<br />
➞ Wichtig für Frührentner:<br />
Trotz des<br />
Urteils den Abschlag<br />
bei der Betriebsrente<br />
prüfen. Denn der<br />
darf nicht willkürlich<br />
festgelegt werden. Der<br />
Arbeitgeber muss die<br />
Abschläge begründen.<br />
● Unternehmen sind<br />
für die von ihnen zugesagten<br />
Betriebsrenten<br />
verantwortlich.<br />
Wird die Rente über<br />
eine Pensionskasse<br />
gezahlt und kann diese<br />
nicht in versprochener<br />
Höhe zahlen,<br />
muss der Arbeitgeber<br />
einspringen.<br />
BAG, Az. 3 AZR<br />
408/10<br />
➞ Wichtig: Einmal<br />
zugesagte Renten<br />
stehen fest. Wird diese<br />
doch verändert, dann<br />
zuerst an die Pensionskasse<br />
wenden. Gibt<br />
es dort berechtigte<br />
Gründe für die Kürzung,<br />
den Arbeitgeber<br />
schriftlich zur Zahlung<br />
auffordern und notfalls<br />
Rente einklagen.<br />
31%<br />
der Arbeitnehmer in Deutschland,<br />
die eine Betriebsrente erhalten,<br />
bekommen mehr als 400 Euro im<br />
Monat vom Arbeitgeber ausgezahlt.<br />
Immer weniger für<br />
Erwerbsgeminderte<br />
763<br />
2000<br />
Durchschnittliche Rente in Euro je Monat<br />
661<br />
2005<br />
625<br />
2010<br />
8 1/ 2013
extra<br />
Fotos: Uli Deck, Caroline Seidel (beide dpa/picture-alliance), imago stock & people, privat<br />
„Viele kennen ihre Rechte<br />
heute viel besser“<br />
Wer mit Entscheidungen der<br />
Rentenkasse nicht einverstanden<br />
ist, sollte dies immer<br />
prüfen lassen, rät der Rentenberater<br />
Johann L. Walter.<br />
Gerade im Rentenrecht werden<br />
ständig neue Urteile veröffentlicht.<br />
Kann man als Rentner oder<br />
Arbeitnehmer überhaupt alle wichtige<br />
Urteile überblicken?<br />
WALTER Nein, das ist nicht möglich.<br />
Aber auffällig ist auch, dass heute<br />
viel mehr Menschen viel informierter<br />
sind als früher, gerade im<br />
Rentenrecht.<br />
Wann sollte man sich als Rentner<br />
oder Arbeitnehmer gezielt selbst<br />
informieren?<br />
WALTER Immer dann, wenn man<br />
mit einer Entscheidung der Rentenkasse<br />
nicht zufrieden ist – ganz egal<br />
ob es das Anerkennen von Zeiten<br />
im Versicherungsverlauf oder der<br />
eigentliche Rentenbescheid ist. Ist<br />
man nicht einverstanden, sollte<br />
man sich professionell beraten lassen<br />
– von einem spezialisierten Anwalt<br />
oder einem privaten Rentenberater.<br />
Aber oft ist man mit einer Entscheidung<br />
der Rentenkasse nicht<br />
zufrieden, kennt aber kein passendes<br />
Gerichtsurteil.<br />
WALTER Gerade deshalb sollte man<br />
immer auf dem Laufenden bleiben.<br />
Es gibt immer Musterverfahren.<br />
Entweder man hängt sich dort<br />
dran und hat dann gute Chancen,<br />
weil man quasi „ein eigenes Urteil“<br />
erhält. Oder man weist die Rentenkasse<br />
auf das Musterverfahren hin,<br />
um dessen Ausgang abzuwarten.<br />
Und, ganz wichtig: Gegen eine Entscheidung<br />
der Rentenkasse, die sich<br />
später als falsch herausstellt, kann<br />
man mit einem Überprüfungsantrag<br />
vorgehen. Damit stellt man sicher,<br />
dass man immer nach dem aktuellen<br />
Rechtsstand beurteilt wird.<br />
Urteile bei Erwerbsminderung<br />
● Arbeitnehmer, die<br />
Rente wegen teilweiser<br />
Erwerbsminderung<br />
erhalten, bekommen<br />
eine volle<br />
Rente, wenn sie keine<br />
Beschäftigungschance<br />
haben.<br />
LSG Saarland,<br />
Az. L 7 RJ 64/04<br />
➞ Tipp: Der Rentenkasse<br />
die Bemühungen<br />
um einen Job nachweisen<br />
(Bewerbungen,<br />
Absagen) und über<br />
die Arbeitsagentur die<br />
Unvermittelbarkeit<br />
bescheinigen lassen.<br />
● Bezieher von Hartz<br />
IV, die wegen gesundheitlicher<br />
Einschränkungen<br />
für nicht<br />
mehr vermittelbar gehalten<br />
werden, haben<br />
dennoch nicht automatisch<br />
Anspruch<br />
auf Rente wegen Erwerbsminderung.<br />
SG Mainz,<br />
Az. S 10 R 489/10<br />
➞ Wichtig: Aussicht auf<br />
EM-Rente besteht nur,<br />
wenn man dem Antrag<br />
auch ärztliche Atteste<br />
beilegt. Die Arbeitsunfähigkeit<br />
immer genau<br />
dokumentieren.<br />
● Eine befristete Rente<br />
wegen Erwerbsminderung<br />
darf nicht<br />
wegen nachträglichen<br />
Weihnachts- oder<br />
Urlaubsgeldes gekürzt<br />
werden. Entscheidend:<br />
Der EM-<br />
Rentner geht keiner<br />
Beschäftigung nach,<br />
erhält kein Entgelt<br />
und keine Weisung.<br />
BSG Kassel, Az. B 13<br />
R 81/11 R<br />
➞ Wichtig für Erwerbsgeminderte,<br />
die<br />
kurz in Rente sind: Oft<br />
gibt es noch Anspruch<br />
aus dem alten Job.<br />
Grundsätzlich müssen<br />
Extrazahlungen, die<br />
noch aus dem alten<br />
Job stammen, der<br />
Rentenkasse nicht<br />
gemeldet werden.<br />
● Ein von seiner Ehefrau<br />
getrennt lebender<br />
Rentner, der Trennungsunterhalt<br />
zahlt,<br />
kann Betrag anrechnen,<br />
der für eigene<br />
Pflege aufgewendet<br />
wird. Kosten für eine<br />
Haushaltshilfe gelten<br />
bei zu 80 % behinderten<br />
und pflegebedürftigen<br />
Rentnern als<br />
„krankheitsbedingter<br />
Mehraufwand“.<br />
OLG Saarland,<br />
Az. 6 UF 35/07<br />
➞ Wichtig: Der Antrag<br />
auf Befreiung muss<br />
ans Familiengericht<br />
gerichtet werden.<br />
Dort muss auch die<br />
Pflegebedürftigkeit<br />
nachgewiesen werden.<br />
Bescheinigungen über<br />
Schwerbehinderung<br />
helfen auch.<br />
● Eine Rente wegen<br />
voller Erwerbsminderung<br />
ist nicht befristet,<br />
sondern auf Dauer<br />
zu zahlen, wenn<br />
alle Behandlungen<br />
ausgeschöpft sind,<br />
es unwahrscheinlich<br />
ist, dass die Erwerbsfähigkeit<br />
behoben<br />
werden kann.<br />
SG Stuttgart,<br />
Az. S 9 R 7935/09<br />
➞ Wichtig: Rechtzeitig<br />
bei der Rentenkasse<br />
um Entfristung der<br />
EM-Rente bemühen.<br />
● Wer aus gesundheitlichen<br />
Gründen nur begrenzte<br />
Wege zurücklegen<br />
kann, erhält keine<br />
Rente wegen Erwerbsminderung,<br />
wenn die<br />
Rentenkasse die Fahrtkosten<br />
übernimmt.<br />
Hessisches LSG,<br />
Az. L 5 R 28/09<br />
➞ Wichtig: Wer noch<br />
eine gewisse Stundenzahl<br />
arbeiten kann,<br />
sollte zuerst auf eine<br />
teilweise EM-Rente<br />
setzen. Die ist unabhängig<br />
davon, wer die<br />
Fahrtkosten zahlt. Eine<br />
Teil-Rente lässt sich<br />
schneller in eine volle<br />
Rente umwandeln.<br />
● Wer nach schwerer<br />
Krankheit in das<br />
Erwerbsleben zurückkehrt,<br />
hat auch<br />
Anspruch auf Rente<br />
wegen Erwerbsminderung,<br />
wenn man<br />
nach der Wiedereingliederung<br />
nur wenige<br />
Wochen voll gearbeitet<br />
hat.<br />
SG Düsseldorf, Az.<br />
S 52 (10) R 191/10<br />
➞ Wichtig: Der Beginn<br />
der Krankheit gilt dann<br />
als Termin für den Eintritt<br />
der Erwerbsunfähigkeit,<br />
wenn man diese<br />
rückwirkend anerkennen<br />
lässt. Der Trick: In den<br />
letzten fünf Jahren vor<br />
Eintritt benötigt man<br />
nur mindestens drei<br />
Jahre Pflichtbeiträge;<br />
viele Langzeit-Kranke<br />
haben sonst mit dieser<br />
Frist Probleme.<br />
1 / 2013<br />
9
geld ^ recht<br />
Ruiniert die Euro-Krise<br />
unsere Betriebsrente?<br />
Experten schlagen Alarm: Die Euro-Krise und die sehr niedrigen Zinsen<br />
führen dazu, dass viele prognostizierte Betriebsrenten so<br />
nicht mehr garantiert werden können. Wie sicher eine Betriebsrente ist,<br />
hängt vor allem vom Träger der Altersvorsorge ab.<br />
Direktversicherung<br />
• Dies ist die wichtigste Art der<br />
betrieblichen Altersvorsorge –<br />
der Arbeitgeber schließt eine<br />
Lebensversicherung ab.<br />
• Aber: Wie bei normalen Lebensversicherungen<br />
sinkt der<br />
Zins permanent, beträgt nur<br />
noch die Hälfte früherer Jahre.<br />
• Für neue Verträge gibt es<br />
gerade noch 1,75 % Garantie.<br />
Und die ersten Versicherer<br />
wollen auch dies aufweichen.<br />
• Das Problem wird sich verschärfen,<br />
da die Versicherer<br />
das Geld in sichere (Staats-)<br />
Anleihen anlegen wollen.<br />
• Doch viele Staaten zahlen<br />
dank Euro-Krise nur noch ge-<br />
ringe Zinsen! Eine deutsche<br />
Bundesanleihe (Laufzeit bis<br />
2017) bringt 0,32 % Zins.<br />
• Folge: Viele Versicherer<br />
können selbst die Garantie-<br />
Rendite schwer erreichen.<br />
FAZIT<br />
+ Wer schon lang eine Direktversicherung<br />
hat, erhält noch<br />
eine höhere Garantie-Rendite.<br />
- Das einst prognostizierte<br />
Kapital wird nicht erreicht.<br />
Sicherheit<br />
Prognostizierte<br />
Rente<br />
Direktzusage<br />
• Hier verpflichtet sich der Arbeitgeber,<br />
die Rente zu zahlen.<br />
• Finanziert wird dies über<br />
Pensions-Rückstellungen oder<br />
aus dem laufenden Geschäft.<br />
• Vorteil: Das Unternehmen<br />
kann über die Betriebsrente<br />
selbst entscheiden.<br />
• Bisher versprechen Firmen<br />
noch 5 % Rendite.<br />
• Weil sich die meisten Firmen<br />
an Versorgungswerken orientieren,<br />
wird sich auf mittlere<br />
Sicht die Rendite halbieren.<br />
• Hinzu kommt: Viele große<br />
Firmen müssen immer häufiger<br />
Zahlungen an Betriebsrentner<br />
aus dem laufenden<br />
Geschäft nehmen. Folge: Jede<br />
Eintrübung der Konjunktur<br />
führt dazu, dass die Pensionslasten<br />
drückender werden.<br />
FAZIT<br />
+ Wenn es der Firma gut geht,<br />
können hohe Renten mit guter<br />
Sicherheit gezahlt werden.<br />
- Doch wehe, es kommt eine<br />
Krise oder das Unternehmen<br />
geht pleite, dann ist auch die<br />
Betriebsrente weg.<br />
Sicherheit<br />
Prognostizierte<br />
Rente<br />
Nutzlose<br />
Immobilien<br />
Ratlose<br />
Politiker<br />
10 1/ 2013
extra<br />
Fotos: Hans-Christian Plambeck, Jordi Bernado/VU, Eirini Vourloumis/NYT/Redux, Hermann Bredehorst/Polaris (alle laif), Oliver Berg/dpa/picture-alliance<br />
Pensionskasse<br />
• Pensionskassen sind selbstständige<br />
Einrichtungen wie<br />
Versicherungen; sie müssen<br />
nach den Vorgaben der staatlichen<br />
Aufsicht BaFin meist in<br />
sichere Anlagen investieren.<br />
• Letztlich haben Pensionskassen<br />
die gleichen Probleme wie<br />
Versicherer: Garantieanlagen<br />
und einzelne Fonds bringen<br />
aber kaum noch Rendite ein.<br />
• Pensionskassen haben zwar<br />
noch viele Anleihen aus der<br />
Zeit, in denen die Renditen<br />
üppig waren, und erzielen so<br />
derzeit rund 4 % Verzinsung.<br />
• Doch nach und nach müssen<br />
die älteren Anleihen durch<br />
neue mit extrem niedrigen<br />
Zinsen ersetzt werden. Bis<br />
2017 könnte die Rendite durch<br />
diesen Umstand auf nur noch<br />
2,5 % im Jahr sinken.<br />
FAZIT<br />
+ Pensionskassen bieten nach<br />
wie vor eine hohe Sicherheit.<br />
- Aber die vor Jahren prognostizierten<br />
Renten werden<br />
nicht erreicht werden.<br />
Sicherheit<br />
Prognostizierte<br />
Rente<br />
Fast 14 Millionen<br />
Betriebsrenten<br />
Betriebsrenten in Mio.<br />
Direktversicherung<br />
Pensionskasse<br />
3,5<br />
Unterstützungskasse<br />
2,8<br />
Pensionsfonds<br />
0,35<br />
Quelle: map-report<br />
„Die niedrigen<br />
Zinsen stellen viele<br />
Einrichtungen<br />
der betrieblichen<br />
Altersvorsorge vor<br />
ernste Schwierigkeiten.<br />
Die Altersvorsorge<br />
von 17<br />
Millionen Deutschen<br />
ist bedroht.“<br />
Prof. Bernd Raffelhüschen,<br />
Universität Freiburg<br />
7,11<br />
Pensionsfonds<br />
• Sie dürfen ein größeres Risiko<br />
z. B. durch eine hohe Aktienquote<br />
eingehen.<br />
• Paradox ist: Gerade jetzt ist<br />
das ein Vorteil. Denn in den<br />
letzten Jahren gab es viele<br />
kräftige Kursgewinne und<br />
derzeit werden allein durch<br />
Dividenden im Schnitt schon<br />
4 % Rendite erzielt.<br />
• Auf lange Sicht bergen Pensionsfonds<br />
durch die Anlage<br />
in Aktien jedoch ein höheres<br />
Risiko für Verluste, weil Aktien<br />
eben keine wirklich sichere<br />
Geldanlage sind.<br />
• Deshalb haftet der Arbeitgeber,<br />
wenn die Mindestleistung<br />
des Fonds ausbleibt. Garantiert<br />
ist aber nur das eingezahlte<br />
Kapital, nicht die in<br />
der Vergangenheit angekündigten<br />
Überschüsse.<br />
FAZIT<br />
+ Arbeitet ein Fonds gut, dann<br />
können weiter gute Renten<br />
gezahlt werden.<br />
- Aber die Abhängigkeit vom<br />
Kapitalmarkt ist groß.<br />
Sicherheit<br />
Prognostizierte<br />
Rente<br />
Unterstützungskasse<br />
• Diese Träger der betrieblichen<br />
Altersvorsorge werden<br />
bis heute von einem oder mehreren<br />
Unternehmen finanziert,<br />
sind eine mittelbare Versorgungseinrichtung,<br />
die im Auftrag<br />
des Arbeitgebers handelt.<br />
• Unterstützungskassen sind<br />
frei in der Wahl ihrer Anlagepolitik<br />
und unterliegen nicht<br />
der staatlichen Finanzaufsicht.<br />
• Dennoch müssen sie das<br />
Geld am Finanzmarkt anlegen,<br />
haben dabei die gleichen<br />
Schwierigkeiten wie<br />
alle: niedrige Zinsen.<br />
• Obwohl Unterstützungskassen<br />
frei in der Art der Anlage<br />
sind, schließen viele in der<br />
Regel Lebens- oder Rentenversicherungen<br />
ab – und haben<br />
damit ähnliche Schwierigkeiten<br />
wie Versicherer.<br />
FAZIT<br />
+ Wer eine ältere Versicherung<br />
hat, erhält noch<br />
höhere Garantie-Renditen.<br />
- Die Rendite wird in Zukunft<br />
deutlich sinken.<br />
Sicherheit<br />
Prognostizierte<br />
Rente<br />
Verzweifelte<br />
Aktionen<br />
Wütende<br />
Menschen<br />
1 / 2013<br />
11
geld ^ recht<br />
??<br />
??<br />
DAS HAMBURGER MODELL<br />
Stück für<br />
Was ist denn das Hamburger<br />
Modell ganz genau?<br />
Ein Modell der beruflichen<br />
Wiedereingliederung nach<br />
einer langen Krankheit. Wesentlich<br />
ist, dass man stufenweise<br />
zurückkehrt.<br />
Gilt das Modell für jeden?<br />
Ja. Es gilt unabhängig von<br />
der Branche, der beruflichen<br />
Tätigkeit, dem Wohnort<br />
oder der Arbeitszeit.<br />
Wo ist das Hamburger Modell<br />
gesetzlich geregelt?<br />
Im § 74 Sozialgesetzbuch<br />
(SGB) V und in § 28 SGB IX.<br />
Ist das Modell freiwillig?<br />
Ja. Und zwar für beide Seiten:<br />
Der Arbeitgeber muss<br />
dem Wunsch des Arbeitnehmers<br />
nicht zustimmen. Und<br />
der Arbeitnehmer muss sich<br />
dem Vorschlag des Arbeitgebers<br />
nicht fügen. Wichtig<br />
sind der behandelnde Arzt<br />
und die Krankenkasse.<br />
Was sind die Vorteile für<br />
den Arbeitnehmer?<br />
Man kann stundenweise in<br />
den Beruf zurück. Studien<br />
zeigen, wer nach langer<br />
Krankheit wieder sofort voll<br />
arbeitet, erleidet weit häufiger<br />
einen Rückfall. Oder<br />
eine neue Krankheit zwingt<br />
zum erneuten Aussetzen.<br />
Stück zurück<br />
in den Job<br />
Wer längere Zeit krank war, kann zuerst nur Stunden<br />
wieder arbeiten, um den Körper langsam daran<br />
zu gewöhnen. Doch kaum ein Arbeitnehmer weiß das.<br />
Mit der Folge: Nach kurzer Zeit sind viele<br />
wieder krank. Dabei ist das Modell kinderleicht.<br />
Arbeitnehmer<br />
war lange krank<br />
12 1/ 2013
extra<br />
So wird das Krankengeld berechnet<br />
Der Fall Ein Ingenieur<br />
in der chemischen<br />
Industrie<br />
(Bruttogehalt: 5.000<br />
Euro je Monat) ist<br />
nach einer langwierigen<br />
Krebs-<br />
Erkrankung (krankgeschrieben<br />
seit<br />
März 2012) auf dem<br />
Weg der Besserung<br />
und möchte im Februar<br />
2013 mit dem<br />
Das Hamburger Modell verhindert<br />
auch, dass man z. B.<br />
nach langer Krankheit eine<br />
Kündigung riskiert, weil<br />
man Arbeitstempo oder Anforderungen<br />
nicht mehr gewohnt<br />
ist. Und: Da das Krankengeld<br />
maximal 72 Wochen<br />
gezahlt wird, ergibt sich die<br />
Chance, dass man länger<br />
Krankengeld beziehen kann.<br />
Und welche Vorteile hat<br />
das Modell für Arbeitgeber?<br />
Der Arbeitgeber erhält eine<br />
kostenlose Arbeitskraft, die<br />
zwar nur stundenweise arbeitet,<br />
aber während der<br />
Laufzeit des Hamburger<br />
Modells von einer anderen<br />
Stelle bezahlt wird – näm-<br />
Hamburger Modell<br />
wieder einsteigen.<br />
Theoretisch erhält<br />
er 90 % des<br />
Nettogehalts als<br />
Krankengeld. Doch<br />
das stimmt so<br />
leider nicht, da dies<br />
höchstens 70 %<br />
der Beitragsbemessungsgrenze<br />
minus<br />
der Sozialabgaben<br />
betragen darf.<br />
Das Krankengeld wird also so berechnet:<br />
Brutto 5.000<br />
Netto (gerundet) 3.400<br />
90 % des Netto 3.060<br />
Beitragsbemessungsgrenze 2013 3.937,50<br />
70 % davon 2.756,25<br />
Es zählt der niedrigere Wert, also 2.756,25<br />
— Sozialabgaben* 456,25<br />
ausgezahltes Krankengeld 2.300<br />
* Nur Arbeitnehmeranteile.<br />
lich von der Krankenkasse.<br />
Denn der Arbeitnehmer ist<br />
währenddessen immer noch<br />
krankgeschrieben.<br />
Wie viel Geld erhält man?<br />
Arbeitnehmer erhalten<br />
weiter Kranken- bzw.<br />
Übergangsgeld von Kranken-<br />
bzw. Rentenkasse. Außerdem<br />
erhält man oft die<br />
Fahrtkosten von Krankenoder<br />
Rentenkasse bzw. vom<br />
Arbeitgeber ersetzt. Einen<br />
Anspruch auf die Fahrtkosten<br />
gibt es aber nicht.<br />
Wird das Krankengeld währenddessen<br />
gekürzt?<br />
Nein. Die Krankenkasse<br />
zahlt während der Wiedereingliederung<br />
das Kranken-<br />
geld in voller Höhe.<br />
Wann erhält man denn<br />
Übergangsgeld?<br />
Wenn die Wiedereingliederung<br />
entweder während<br />
einer von der Rentenkasse<br />
gezahlten Reha-Maßnahme<br />
oder spätestens nach vier<br />
Wochen einer Reha beginnt.<br />
Wann beginnt das Hamburger<br />
Modell?<br />
Sobald der behandelnde<br />
Arzt dies befürwortet. Wichtig<br />
ist aber, dass die Teilnahme<br />
am Hamburger Modell<br />
nur möglich ist, solange<br />
noch Krankengeld gezahlt<br />
wird. Möglich ist aber, dass<br />
das Ende erst nach dem<br />
rechnerischen Auslaufen des<br />
Besonderer<br />
Schutz<br />
Während des Arbeitens<br />
im Hamburger<br />
Modell gelten diese<br />
Regeln im Arbeitsrecht:<br />
➜ Der Arbeitnehmer<br />
ist nicht zur Leistung<br />
verpflichtet.<br />
Ist die Belastung zu<br />
groß, kann weniger<br />
als die vereinbarte<br />
Stundenzahl gearbeitet<br />
werden.<br />
➜ Die Art der<br />
Tätigkeit wird<br />
dem Leistungsvermögen<br />
angepasst.<br />
➜ Wer sich bei der<br />
Arbeit nicht wohlfühlt,<br />
geht.<br />
➜ Eine Kündigung<br />
wegen der langen<br />
Krankheit ist ausgeschlossen.<br />
➜ Der Arbeitnehmer<br />
ist weiter generell<br />
arbeitsunfähig.<br />
➜ Bei weiterer Krankheit<br />
ist kein neues<br />
Attest nötig.<br />
Der Weg zurück zum Arbeitsplatz<br />
Arzt rät zu<br />
Hamburger Modell<br />
Krankenkasse<br />
akzeptiert<br />
Nach Monaten<br />
volle Rückkehr<br />
1 / 2013<br />
13
geld ^ recht<br />
Rechte und<br />
Pflichten<br />
Arbeitgeber<br />
➜ Muss Modell nicht<br />
zustimmen.<br />
➜ Bestätigt vom Arbeitsvertrag<br />
abweichende<br />
Beschäftigung.<br />
➜ Hat keinen Anspruch<br />
auf Arbeitsleistung.<br />
➜ Kann Modell scheitern<br />
lassen bei mehr als 7<br />
Tage Fehlzeit in Folge.<br />
Arbeitnehmer<br />
➜ kann Modell anstreben,<br />
muss es aber<br />
nicht zwingend<br />
annehmen.<br />
➜ erarbeitet mit Arzt<br />
Wiedereingliederung.<br />
➜ legt Plan Krankenoder<br />
Rentenkasse vor.<br />
➜ schließt Vereinbarung<br />
mit Arbeitgeber.<br />
➜ hat Anspruch auf<br />
Krankengeld.<br />
Arzt<br />
➜ schreibt weiter<br />
arbeitsunfähig.<br />
➜ erstellt Plan zur<br />
Wiedereingliederung.<br />
➜ dokumentiert Fortschritte<br />
der Genesung.<br />
➜ führt regelmäßig<br />
Untersuchung durch.<br />
➜ kann Stundenzahl<br />
reduzieren.<br />
Krankenkasse<br />
➜ stimmt zu, lehnt ab.<br />
➜ prüft Plan zur Wiedereingliederung.<br />
➜ zahlt Krankengeld.<br />
Gescheitert<br />
ist das Modell, wenn der<br />
Arbeitnehmer 7 Tage<br />
hintereinander nicht nach<br />
dem vereinbarten reduzierten<br />
Arbeitszeit-Modell<br />
am Arbeitsplatz ist und<br />
der Antrag auf Wiederaufnahme<br />
abgelehnt wird.<br />
„Viel zu wenige kennen das Hamburger Modell. Denn<br />
diese Art der Wiedereingliederung reduziert deutlich die<br />
Gefahr, dass man nach kurzer Zeit wieder krank wird.“<br />
Oliver Fröhlke, Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung<br />
Krankengelds liegt; dieses<br />
wird aber dann in der Regel<br />
länger gewährt.<br />
Welche Rolle spielt die<br />
Krankenkasse?<br />
Sie muss immer zustimmen.<br />
Ohne deren Zusage ist das<br />
Modell nicht möglich.<br />
Und der Arzt?<br />
Er stellt den Plan zur Wiedereingliederung<br />
auf, legt<br />
die täglichen Arbeitsstunden<br />
fest, kann am besten<br />
einschätzen, ob es für die<br />
Genesung sogar gut wäre,<br />
wenn ein Arbeitnehmer einige<br />
Stunden arbeitet. Ganz<br />
wichtig: Oft wissen auch<br />
Ärzte nichts vom Hamburger<br />
Modell – deshalb immer<br />
nachhaken.<br />
Trotzdem ist man währenddessen<br />
krankgeschrieben?<br />
Ja. Der Arzt muss weiter die<br />
Arbeitsunfähigkeit bestätigen.<br />
Nachdem der Plan aufgestellt<br />
ist, muss zuerst die<br />
Krankenkasse zustimmen.<br />
Wöchentliche<br />
Arbeitszeit in<br />
Stunden<br />
20<br />
1. Feb.<br />
2013<br />
24<br />
1. März<br />
2013<br />
28<br />
1. April<br />
2013<br />
Ist dies erfolgt, kann der Arbeitnehmer<br />
mit dem Arbeitgeber<br />
sprechen.<br />
Welche Dinge werden in<br />
diesem Plan festgelegt?<br />
Beginn und Ende des Stufenplans,<br />
die einzelnen Stufen<br />
(wie viele Stunden je Tag)<br />
sowie der Zeitpunkt, wann<br />
die volle Arbeitsfähigkeit<br />
wiederhergestellt ist. Dazu<br />
auch, welche Tätigkeiten<br />
ausgeführt werden können.<br />
Wie lange dauert das Hamburger<br />
Modell?<br />
Die Dauer wird individuell<br />
festgelegt – es kann einige<br />
Wochen, aber auch bis zu<br />
6 Monate dauern. Zeichnet<br />
sich ab, dass die ursprüngliche<br />
Zeit zu kurz ist, kann<br />
die Eingliederung verlängert<br />
werden. Allerdings muss<br />
dann die Krankenkasse erneut<br />
zustimmen.<br />
Wie <strong>finden</strong> die ärztlichen<br />
Untersuchungen während<br />
der Zeit statt?<br />
32<br />
1. Mai<br />
2013<br />
36<br />
1. Juni<br />
2013<br />
40<br />
1. Aug.<br />
2013<br />
Regelmäßige ärztliche<br />
Checks sind nötig. Möglich<br />
ist auch, dass der Stufenplan<br />
dem Gesundheitszustand<br />
angepasst, also auch verlängert,<br />
verkürzt oder abgebrochen<br />
werden kann.<br />
Was passiert, wenn man<br />
sich als Arbeitnehmer<br />
überlastet fühlt?<br />
Dann kann in Absprache mit<br />
dem Arzt die Stundenzahl<br />
reduziert oder die Tätigkeit<br />
verändert werden. Wichtig<br />
ist, dass Arbeitnehmer während<br />
dieser Zeit nicht die im<br />
Arbeitsvertrag festgelegte<br />
Leistung erbringen müssen.<br />
Was passiert bei einem<br />
Abbruch des Modells?<br />
Dann kann man das Modell<br />
nach einer gewissen Zeit erneut<br />
beginnen. Ist dies aus<br />
gesundheitlichen Gründen<br />
nicht möglich, muss nach<br />
dem Krankengeld eine Rente<br />
wegen Erwerbsminderung<br />
beantragt werden. •<br />
So wird die<br />
Arbeitszeit<br />
gesteigert<br />
Ein Ingenieur war<br />
seit März 2012<br />
wegen einer Krebs-<br />
Erkrankung arbeitsunfähig.<br />
Zum<br />
1. Februar 2013<br />
beginnt er mit<br />
dem Hamburger<br />
Modell. Angestrebt<br />
wird, dass er über<br />
mehrere Monate<br />
wieder an die volle<br />
40-Stunden-Arbeitszeit<br />
herangeführt<br />
wird.<br />
Foto: privat; Illustrationen: Shutterstock; Sabine von Riewel<br />
14 1/ 2013
extra<br />
Viele Millionen<br />
Rentner arbeiten<br />
nebenher, weil es<br />
Spaß macht oder<br />
sein muss. Doch die<br />
Rente wird gekürzt,<br />
wenn nur ein Euro<br />
zu viel verdient<br />
wird. Doch wie viel<br />
darf man verdienen,<br />
wenn man in<br />
Rente, krank oder<br />
arbeitslos ist?<br />
Was darf<br />
man dazuverdienen,<br />
wenn man ...<br />
Das Wichtigste regelt<br />
das Grundgesetz: „Arbeitnehmer<br />
haben das<br />
Recht auf freie Berufsausübung.“<br />
Und diese<br />
grundsätzliche Freiheit umfasst<br />
auch die Freiheit, eine<br />
oder mehrere Nebentätigkeiten<br />
auszuüben. Das heißt<br />
im Umkehrschluss: Niemand<br />
darf verboten werden, einen<br />
Nebenjob auszuüben.<br />
Doch diese einfache Regel<br />
hat leider Tücken im Detail.<br />
Denn: Vielfach ist zwar der<br />
Nebenjob selbst erlaubt, wer<br />
nebenher aber Geld verdient,<br />
wird womöglich an anderer<br />
Stelle bestraft – zum Beispiel,<br />
indem die Rente oder das Arbeitslosengeld<br />
gekürzt wird.<br />
Markus Vogts, Vorstand des<br />
Bundesverbands der Rentenberater,<br />
aus Karlsruhe rät deshalb<br />
jedem Rentner: „Besonders<br />
Frührentner sollten sich<br />
vor der Aufnahme einer Nebentätigkeit<br />
informieren und<br />
bei der Rentenkasse exakt<br />
1 / 2013<br />
15
geld ^ recht<br />
... krank<br />
... arbeitslos<br />
... in Rente ist?<br />
nachfragen, wie hoch die<br />
individuelle Hinzuverdienstgrenze<br />
ist. Denn auch dies ist<br />
eine Tücke: Jeder hat zum Beispiel<br />
bei der Rente eine andere<br />
Hinzuverdienstgrenze.<br />
Das gilt, wenn man<br />
noch regulär arbeitet<br />
In den meisten Arbeitsverträgen<br />
ist ein Passus zu Nebentätigkeiten<br />
vorhanden. Wer als<br />
Arbeitnehmer also nebenher<br />
noch etwas anderes arbeiten<br />
will, sollte zuerst im eigenen<br />
Arbeitsvertrag nachschauen.<br />
Ist per Arbeitsvertrag nichts<br />
geregelt, heißt es trotzdem<br />
nicht, dass Nebenjobs erlaubt<br />
sind. Deshalb unbedingt vor<br />
der Aufnahme eines Nebenjobs<br />
beim Arbeitgeber nachfragen.<br />
Es genügt, die Frage<br />
per E-Mail zu stellen.<br />
Ganz wichtig: Reagiert der<br />
Arbeitgeber nicht innerhalb<br />
von vier Wochen, gilt der Nebenjob<br />
als genehmigt.<br />
Ablehnen darf ein Arbeitgeber<br />
den Nebenjob nur mit<br />
guten Gründen, z. B. bei Nebentätigkeit<br />
für die direkte<br />
Konkurrenz oder wenn sich<br />
die Arbeitszeiten insgesamt<br />
überschneiden würden.<br />
Übrigens: Verdienstgrenzen<br />
gibt es für Arbeitnehmer keine.<br />
Die Grenze setzt die gesetzliche<br />
Höchstarbeitszeit:<br />
48 Stunden pro Woche, für<br />
Haupt- und (!) Nebentätigkeit.<br />
Und während des Urlaubs darf<br />
man auch nicht arbeiten.<br />
Bedenken sollte man<br />
schließlich: Solange der Nebenjob<br />
ein Minijob ist, werden<br />
keine Steuern und Sozialabgaben<br />
erhoben. Liegt der Nebenverdienst<br />
höher, werden<br />
Abzüge fällig. Sozialbeiträge<br />
werden aber nur bis zur Beitragsbemessungsgrenze<br />
(Verdienste<br />
aus Haupt- und Nebenjob<br />
werden addiert) erhoben.<br />
Zieht der zweite Arbeitgeber<br />
höhere Beiträge auf Basis des<br />
tatsächlichen Verdienstes,<br />
muss man sich das Geld bei der<br />
Krankenkasse zurückholen.<br />
Das gilt bei<br />
Arbeitslosigkeit<br />
Viele wissen dieses wichtige<br />
Detail nicht: Wer arbeitslos<br />
ist, darf trotzdem bis zu 14,9<br />
Stunden pro Woche einem Nebenjob<br />
nachgehen, ohne dass<br />
man den Status als Arbeitsloser<br />
(wichtig für Rentenbeiträge)<br />
verliert. Aber: Die Einkünfte<br />
aus Nebenjobs werden beim<br />
Arbeitslosengeld I angerechnet.<br />
Ohne Anrechnung bleiben<br />
gerade 165 Euro pro Monat<br />
(sie he auch Kasten rechts).<br />
Doch es gibt eine entscheidende<br />
Ausnahme: Der Verdienst<br />
aus dem Nebenjob wird<br />
nicht angerechnet, wenn die<br />
Nebentätigkeit in den letzten<br />
So kürzen Nebeneinkünfte<br />
das Arbeitslosengeld<br />
DER FALL Eine<br />
kaufmännische Angestellte<br />
trägt seit vielen<br />
Jahren per 400-Euro-<br />
Job am frühen Morgen<br />
Tageszeitungen aus;<br />
ihre Fahrtkosten trägt<br />
sie selbst; ihr Arbeitgeber<br />
akzeptierte dies.<br />
Nun wird sie arbeitslos<br />
(Arbeitslosengeld:<br />
1.400 Euro).<br />
Die ehemalige kaufmännische<br />
Angestellte<br />
behält den Nebenjob,<br />
ist aber weiter arbeitslos.<br />
Im Anschluss an<br />
das Arbeitslosengeld I<br />
erhält sie Arbeitslosengeld<br />
II (374 Euro).<br />
Brutto Nebenjob 400<br />
– Fahrtkosten 60<br />
= anrechenbar 340<br />
– Freibetrag 165<br />
= angerechnet 175<br />
Arbeitslosengeld I 1.400<br />
– angerechnet Nebenjob 175<br />
= Arbeitslosengeld I neu 1.225<br />
Gesamt-Einkommen: 1.625<br />
Brutto Nebenjob 400<br />
– Freibetrag 100<br />
= verbleiben 300<br />
+ weiterer Freibetrag (20 %) 60<br />
– Gesamt-Freibetrag 160<br />
= anrechenbar 240<br />
Arbeitslosengeld II 374<br />
– angerechnet Nebenjob 240<br />
= Arbeitslosengeld II 134<br />
Gesamt-Einkommen: 534<br />
Alle Angaben in Euro je Monat<br />
Fotos: Sabine Bungert/laif, Getty Images<br />
16 1/ 2013
extra<br />
Hohes Einkommen sichert<br />
hohen Zuverdienst<br />
Die Hinzuverdienst-Grenze ist umso höher, je mehr man<br />
vor der Rente verdient hat. Wer also vorher viel<br />
verdiente, darf auch neben der Rente viel verdienen.<br />
FALL 1<br />
Ein Maler und Lackierer (63) erhält 1.050 Euro Rente. Der<br />
Brutto-Verdienst vor der Rente betrug 2.703,83 Euro pro<br />
Monat (1 Entgeltpunkt pro Jahr). Er arbeitet selbstständig<br />
als Maler weiter.<br />
Generell gilt: Der Maler darf maximal 400 Euro je Monat<br />
verdienen, ohne dass die Rente gekürzt wird.<br />
Die Hinzuverdienst-Grenze für eine 2/3-Rente errechnet<br />
sich nach einer komplizierten Formel:<br />
0,13* x<br />
monatliche<br />
Bezugsgröße**<br />
x<br />
Entgeltpunkte drei<br />
Jahre vor der Rente<br />
Im Beispiel also:<br />
0,13 x 2.625 Euro x 3 = 1.023,75<br />
Der Maler darf maximal 1.023,75 Euro neben der Rente<br />
verdienen, um noch eine 2/3-Rente zu erhalten: 700 Euro<br />
werden dann noch ausgezahlt.<br />
Für eine halbe Rente ergibt die Rechenformel:<br />
0,19* x<br />
monatliche<br />
Bezugsgröße**<br />
Für eine 1/3-Rente:<br />
0,25* x<br />
FALL 2<br />
monatliche<br />
Bezugsgröße**<br />
x 3 EP = 1.496,25 Euro<br />
x 3 EP = 1.968,75 Euro<br />
Eine Verkäuferin, 60, erhält 650 Euro Erwerbsminderungsrente<br />
im Monat. Ihr Brutto-Verdienst vor der Rente: 1.400<br />
Euro pro Monat (0,5 Entgeltpunkte pro Jahr). Sie will auf<br />
selbstständiger Basis als Aushilfe arbeiten:<br />
Sie darf maximal 400 Euro verdienen, ohne dass ihre<br />
Rente gekürzt wird.<br />
Ihre Hinzuverdienst-Grenze für eine 2/3-Rente:<br />
0,13* x 2.625 Euro** x 1,5 = 511,87<br />
Die Verkäuferin darf maximal 511,87 Euro neben der Rente<br />
verdienen, damit sie noch eine 2/3-Rente erhält: 434 Euro.<br />
Das heißt: Verdient sie je Monat mehr als 400 Euro, aber<br />
weniger als 511,75 Euro, erhält sie 216 Euro weniger Rente.<br />
Hier wäre es besser, nur 400 Euro im Nebenjob zu verdienen<br />
und die volle Rente zu behalten.<br />
Ihre Hinzuverdienst-Grenze für eine halbe Rente:<br />
0,19* x<br />
Für eine 1/3-Rente:<br />
0,25* x<br />
monatliche<br />
Bezugsgröße**<br />
monatliche<br />
Bezugsgröße**<br />
* Zuverdienstfaktor. ** Aktuell 2.625 Euro.<br />
x 1,5 EP = 748,13 Euro<br />
x 3 EP = 984,13 Euro<br />
18 Monaten vor Eintritt der Arbeitslosigkeit<br />
bereits 12 Monate<br />
lang ausgeübt wurde. Das<br />
gilt selbst dann, wenn man als<br />
Arbeitsloser nicht den gleichen<br />
(alten) Nebenjob fortführt,<br />
sondern in der Arbeitslosigkeit<br />
einen neuen Nebenjob<br />
aufnimmt (BSG, Az.: B 11 AL<br />
31/09 R).<br />
Ganz anders sieht es beim<br />
Arbeitslosengeld II (Hartz IV)<br />
aus. Wer einen Nebenjob hat<br />
und Hartz IV erhält, darf maximal<br />
100 Euro behalten – der<br />
Rest wird angerechnet. Bei<br />
Einkommen zwischen 100 und<br />
1.000 Euro beträgt der Freibetrag<br />
20 Prozent; zwischen<br />
1.000 und 1.200 Euro (1.500<br />
Euro für Personen mit minderjährigen<br />
Kindern): 10 Prozent.<br />
Ganz wichtig ist dabei: Wer<br />
im Nebenjob mehr als 400<br />
Euro verdient, darf 0,20 Euro<br />
pro Kilometer Fahrtkosten geltend<br />
machen.<br />
Hinzuverdienen<br />
als Rentner<br />
Generell gilt: Wer die Regelaltersgrenze<br />
erreicht hat, darf<br />
unbegrenzt zur Rente dazuverdienen.<br />
Das gilt unabhängig<br />
davon, ob man den Nebenjob<br />
erst nach der Regelaltersgrenze<br />
aufgenommen hat oder<br />
bereits vorher ausübte. Aber<br />
dennoch sind dann aus dem<br />
Nebenjob eventuell Sozialabgaben<br />
(bis zur Beitragsbemessungsgrenze)<br />
und auch Steuern<br />
abzuführen.<br />
Weit schwieriger ist es, wenn<br />
man in Frührente ist (also noch<br />
nicht 65 Jahre <strong>plus</strong> x alt ist)<br />
oder eine Rente wegen Erwerbsminderung<br />
erhält. Auch<br />
dann ist grundsätzlich ein<br />
Nebenjob erlaubt. Allerdings<br />
muss man dies der Rentenkasse<br />
melden. Denn verdient man<br />
zu viel, wird die Rente rigoros<br />
gekürzt. Und zwar nicht (!) um<br />
den die Hinzuverdienstgrenze<br />
übersteigenden Betrag, sondern<br />
in großen Schritten (siehe<br />
Beispiele links). Das heißt:<br />
Wer nur einen Euro über der<br />
Grenze liegt, erhält statt einer<br />
vollen nur noch eine 2/3-, halbe<br />
oder 1/3-Rente.<br />
Gut zu merken ist für Frührentner:<br />
Maximal 400 Euro<br />
darf man nebenher verdienen,<br />
ohne dass die Rente gekürzt<br />
wird. (Achtung, diese 400-Euro-Grenze<br />
hat nichts mit der<br />
Minijob-Grenze von 400 Euro<br />
bzw. ab 2013 mit der 450-Euro-Grenze<br />
zu tun.)<br />
Berechnet werden die Hinzuverdienstgrenzen<br />
immer individuell<br />
von der Rentenkasse.<br />
Berücksichtigt wird dabei das<br />
Gehalt vor der Rente. Dabei<br />
gilt: Je mehr man vor der Rente<br />
verdiente, desto mehr darf<br />
man als Frührentner dazuverdienen.<br />
Aus den individuell erreichten<br />
Entgeltpunkten, den<br />
Hinzuverdienstfaktoren und<br />
einem Beitragsfaktor wird<br />
dann die Hinzuverdienstgrenze<br />
errechnet. Wie hoch diese<br />
individuell ist, steht auch im<br />
Rentenbescheid.<br />
Ganz wichtig: Es zählt das<br />
durchschnittliche Monatseinkommen.<br />
Aber, zweimal im<br />
Jahr darf bis zum doppelten<br />
Betrag, also 800 Euro je Monat<br />
statt 400 Euro, verdient<br />
werden, ohne dass die Rente<br />
gekürzt wird.<br />
Und: Auch Frührentner<br />
müssen auf ihren Verdienst<br />
Sozialabgaben (bis zur Beitragsbemessungsgrundlage)<br />
und Steuern zahlen.<br />
Und wer Krankengeld<br />
erhält ...<br />
... gilt generell als arbeitsunfähig<br />
und darf nicht nebenher<br />
arbeiten. Das gilt sowohl für<br />
die Zeit der eigentlichen Lohnfortzahlung<br />
durch den Arbeitgeber<br />
als auch – bei längerer<br />
Krankheit – für die Zeit, in der<br />
Krankengeld von der Krankenkasse<br />
gezahlt wird. Wer dennoch<br />
arbeitet, riskiert, beide<br />
Leistungen, den Arbeitslohn<br />
bzw. danach das Krankengeld,<br />
zu verlieren. •<br />
1 / 2013<br />
17
geld ^ recht<br />
Same procedure as every<br />
year“, sagt Miss Sophie<br />
an Silvester. Privatkrankenversicherte<br />
können dies leidvoll<br />
bestätigen. Denn jedes Jahr<br />
erhöhen die Krankenversicherer<br />
ihre Beiträge kräftig – in<br />
den letzten zehn Jahren jedes<br />
Jahr im Schnitt um mehr als<br />
5 %. Kein Wunder, dass inzwischen<br />
auch gut betuchte Rentner<br />
stöhnen, wenn sie Monat<br />
für Monat viele Hundert Euro<br />
zu zahlen haben.<br />
Verständlich auch, dass viele<br />
Anwälte in Anzeigen gerade<br />
Älteren versprechen: „Wir senken<br />
Ihre Beiträge. Wir garantieren<br />
Ihnen mindestens 300<br />
Euro weniger im Jahr.“ Klingt<br />
gut, ist gut. Denn diese Anwälte<br />
haben sich auf das Kleingedruckte<br />
der Verträge spezialisiert,<br />
kennen die Kniffe, um<br />
Beiträge zu senken.<br />
Dabei muss man dafür gar<br />
kein gewiefter Anwalt sein; es<br />
reicht, wenn man die wichtigsten<br />
Dinge kennt, mit denen<br />
jeder Privatversicherte<br />
Beiträge senken kann:<br />
1. Der wichtigste Trick<br />
Den Tarif wechseln. Das heißt,<br />
man bleibt beim bisherigen<br />
Versicherer, wählt aber einen<br />
anderen Tarif. Ersparnis zwischen<br />
100 und 500 Euro im<br />
Monat, stellte Stiftung Warentest<br />
fest. „Und auf dieses<br />
Wechselrecht hat jeder Versicherte<br />
Anspruch. Versicherer<br />
müssen ihre Kunden sogar<br />
bei jeder Beitragserhöhung<br />
schriftlich darauf hinweisen“,<br />
so Ulrike Steckkönig, Finanz-<br />
Expertin der Stiftung Warentest,<br />
„Versicherten über 60<br />
Jahre muss die Versicherung<br />
sogar die Tarife konkret nennen,<br />
die für einen Wechsel besonders<br />
geeignet sind.“<br />
Doch viele Versicherer halten<br />
sich nicht an diese Vorgaben.<br />
Im Gegenteil. „Viele<br />
Betroffene werden mit der<br />
Auskunft abgewimmelt, es<br />
gebe keine Alternativen“, so<br />
Hajo Köster, Justiziar beim<br />
Bund der Versicherten. Er<br />
empfiehlt: hartnäckig bleiben.<br />
Welcher Tarif günstig ist,<br />
kann der Einzelne kaum überblicken.<br />
Zu riesig ist das Angebot.<br />
Die Schar der Ratsuchenden<br />
ist groß, bestätigt Michael<br />
Wortberg, Verbraucherzentrale<br />
Rheinland-Pfalz. „Denn<br />
selbst wenn Kunden einen für<br />
sie billigeren Tarif entdeckt haben“,<br />
so Wortberg, „werden sie<br />
von den Versicherern hingehalten,<br />
abgeblockt oder gezielt<br />
falsch informiert.“<br />
2. Jungen Tarif wählen<br />
Jede private Krankenversicherung<br />
hat günstige Einsteiger-<br />
Tarife, mit denen junge, gut<br />
Können nur gewiefte<br />
Anwälte noch helfen?<br />
Zum Januar werden die Beiträge für Privatkrankenversicherte<br />
wieder kräftig steigen. Bei vielen verschlingen diese große<br />
Teile der Rente bzw. des Gehalts. Was tun? Clevere Anwälte<br />
beauftragen? Dabei kann jeder Tausende Euro sparen.<br />
➜<br />
AN ALLE PRIVATKRANKENVERSICHERTEN!<br />
Wir senken Ihre Beiträge ohne Wechsel der<br />
Versicherung! Bei gleicher Leistung!<br />
Ersparnisse bis zu 60 % bei Krankheit im Alter langer Vertragsdauer<br />
Wir garantieren Ihnen mit Erfolg<br />
mindestens 300 Euro weniger im Jahr!<br />
Diese 5 Vertragsteile kürzen –<br />
auch dies spart kräftig Beitrag<br />
Zahnersatz: keine 90 %-Kosten-<br />
Zuschüsse für<br />
Übernahme (50 % wie gesetzliche Kasse) Brillen<br />
18 1/ 2013
extra<br />
Foto: Shutterstock<br />
verdienende Arbeitnehmer<br />
gelockt werden. Auch Ältere<br />
haben ein Recht, in diese Tarife<br />
zu wechseln. Ersparnis: leicht<br />
100 bis 200 Euro je Monat.<br />
3. Vertrag verschlanken<br />
Die Beiträge setzen sich aus<br />
einem Tarif, Zusatzleistungen<br />
und Selbstbehalt zusammen.<br />
Alle Faktoren können verändert<br />
werden. Wer zum Beispiel<br />
einen jährlichen Selbstbehalt<br />
von 300 bis 600 Euro wählt,<br />
reduziert den Beitrag um etwa<br />
25 %, wer 1.200 bis 1.500 Euro<br />
pro Jahr selbst zahlt, spart monatlich<br />
um bis zu 50 %. Allerdings<br />
kann man einen einmal<br />
gewählten Selbstbehalt nicht<br />
nochmals herabsetzen.<br />
Den Beitrag reduziert<br />
auch, wer bestimmte Leistungen<br />
nicht mehr in Anspruch<br />
nimmt. Wer eine Brille selbst<br />
zahlt, im Krankenhaus auf<br />
das 1-Bett-Zimmer verzichtet,<br />
spart (allein dies reduziert den<br />
Beitrag um 20 %). Am Ende<br />
sollte man sich also den eigenen<br />
Vertrag genau anschauen,<br />
was zwingend nötig ist.<br />
4. Standard-Tarif<br />
Jede Versicherung<br />
muss einen<br />
Tarif anbieten,<br />
der nur die<br />
Leistungen umfasst,<br />
die auch die<br />
gesetzlichen Krankenkassen<br />
bieten<br />
und übernehmen.<br />
Aber selbst<br />
dann kann es sein,<br />
dass der Zuschuss<br />
der Rentenkasse zur<br />
privaten Krankenversicherung<br />
bei Weitem<br />
nicht die Hälfte<br />
der Kosten deckt, wie<br />
dies bei gesetzlich Versicherten<br />
der Fall ist.<br />
3.700 Euro weniger<br />
Wie viel Geld nur durch einen Tarif-Wechsel gespart<br />
werden kann, zeigt das Beispiel eines 69-jährigen Mannes,<br />
der bei AXA privat krankenversichert ist. Er kann mehr<br />
als 3.700 Euro pro Jahr sparen – bei gleichen Leistungen!<br />
Alter Tarif<br />
AM 700 Ambulant<br />
438,90<br />
(SB 700 Euro)<br />
K 2 Stationär 288,47<br />
Z100S Zahn<br />
(80 / 80 / 80)<br />
ESP 100<br />
Pflegetagegeld<br />
94,22<br />
17,71<br />
PVN Pflege 47,70<br />
Gesamt 887,00<br />
Quelle: Widge für <strong>plus</strong> <strong>Magazin</strong><br />
Alle Angaben in Euro je Monat<br />
Ersparnis im Jahr<br />
5. Die Hilfe von Anwälten<br />
Inzwischen haben zahlreiche<br />
Anwälte das Tarif-Chaos und<br />
die horrenden Beiträge für<br />
sich entdeckt. Via Anzeigen<br />
versprechen sie jedem Privatversicherten<br />
Hunderte<br />
Euro weniger Beitrag pro Jahr<br />
– garantiert. Aber die Anwälte<br />
haben auch keine anderen<br />
Möglichkeiten als die, die man<br />
selbst <strong>finden</strong> kann. Denn auch<br />
sie suchen nur nach günstigeren<br />
Tarifen bei der gleichen<br />
Gesellschaft bzw. Raten zum<br />
Abspecken der Verträge. Denn<br />
ein Wechsel der Versicherung<br />
ist im Alter nicht ratsam, da<br />
die Altersrückstellungen, die<br />
die Versicherung für den Versicherten<br />
angespart hat, um den<br />
Beitrag zu deckeln, dann verloren<br />
gingen. Bezahlt werden<br />
Neuer Tarif<br />
Vital 750 Z 100 S<br />
(SB: 750 Euro)<br />
K 2 Stationär in<br />
Vital 750 Z enthalten<br />
Z100S Zahn<br />
(80 / 80 / 80)<br />
ESP 100<br />
Pflegetagegeld<br />
416,54<br />
—<br />
94,22<br />
17,71<br />
PVN Pflege 47,70<br />
Gesamt 576,17<br />
3.729,96<br />
die Anwälte übrigens, indem<br />
sie einen Teil der Ersparnis als<br />
Honorar erhalten.<br />
Gleichwohl rät die Verbraucherzentrale<br />
Rheinland-Pfalz<br />
zur Vorsicht. Dort stapeln sich<br />
Beschwerden – Anwälte hätten<br />
oft lediglich komplette<br />
Leistungen aus dem Vertrag<br />
gestrichen und verlangten<br />
dann ein fürstliches Honorar.<br />
Genau das Gegenteil stellt die<br />
Stiftung Warentest fest: Dort<br />
meldeten sich viele mit guten<br />
Erfahrungen. „Wer Wert auf<br />
eine unabhängige Beratung<br />
legt, kann sich auch an Versicherungsberater<br />
in der Nähe<br />
wenden“, rät Ulrike Steckkönig<br />
als Alternative. Diese rechneten<br />
entweder ein Erfolgshonorar<br />
ab oder berechnen<br />
Stundensätze. •<br />
Rückstellungen<br />
fürs Alter<br />
» In jedem monatlichen<br />
Versicherungsbeitrag<br />
ist auch ein Spar-<br />
Anteil fürs Alter.<br />
» Diese Alterungsrückstellungen<br />
werden<br />
dann im Alter Stück<br />
für Stück aufgelöst,<br />
entlasten so den Beitrag<br />
älterer Privatversicherter.<br />
» Wer aber die Versicherung<br />
wechselt, verliert<br />
dieses Geld, weil es<br />
nicht zur neuen Versicherung<br />
mitgenommen<br />
werden kann.<br />
» Erst Versicherte, die<br />
ab 2009 eine private<br />
Krankenversicherung<br />
geschlossen haben,<br />
können die Alterungsrückstellung<br />
in<br />
Höhe des Basistarifs<br />
mitnehmen.<br />
» Wechselt man innerhalb<br />
der Versicherung<br />
den Tarif, können die<br />
Rückstellungen aber<br />
weiter genutzt werden.<br />
Jedes Jahr<br />
höhere Beiträge<br />
Um etwa 60 %<br />
stiegen in den letzten<br />
zehn Jahren die<br />
Beiträge für Privatkrankenversicherte<br />
im Schnitt.<br />
104<br />
115<br />
130<br />
139147<br />
157<br />
2000<br />
2002<br />
2004<br />
2006<br />
2008<br />
2010<br />
Index 31.12.1999: 100<br />
Quelle: BaFin<br />
1-Bett-Zimmer<br />
Behandlung<br />
Zusatzleistun-<br />
im Krankenhaus durch Chefarzt gen für Kuren<br />
1 / 2013<br />
19
geld ^ recht<br />
1<br />
Essen auf<br />
Rädern<br />
2<br />
Notrufsysteme<br />
5<br />
Umbauten<br />
3<br />
Versicherungen<br />
Teil 4<br />
Putzdienste<br />
SERIE<br />
Entscheiden<br />
für die<br />
Eltern<br />
Hilfen im Haushalt<br />
geschickt absetzen<br />
Die meisten Älteren wollen möglichst lange in den eigenen Wänden<br />
wohnen. Das gelingt umso leichter, wenn z. B. Kinder Hilfen für den<br />
Haushalt der Eltern organisieren – und die Kosten selbst absetzen.<br />
Was können denn<br />
Dinge sein, die alten<br />
Eltern im Alltag<br />
helfen, damit diese<br />
möglichst lange in den<br />
eigenen Wänden wohnen<br />
bleiben können?<br />
Letztlich alle Dienstleistungen,<br />
die es im Haushalt<br />
gibt – von der Putzfrau bis<br />
zum Hausmeister-Dienst,<br />
von der Hilfe bei der Pflege<br />
(waschen, Essen kochen<br />
usw.) bis zum Umbau der<br />
Wohnung (bequemes Bad,<br />
breitere Türen usw.).<br />
Wenn man diese Dinge als<br />
Kind organisiert, wer bezahlt<br />
dies dann?<br />
Zuerst natürlich derjenige,<br />
der die Dinge in Auftrag<br />
gibt. Aber wer, neben den<br />
Zuschüssen der Pflegekasse,<br />
weitere Ausgaben hat, kann<br />
die von der Steuer absetzen.<br />
Können auch die Kinder<br />
Kosten absetzen, die sie für<br />
ihre Eltern tätigen?<br />
Ja. Wer die Eltern oder andere<br />
Angehörige unterstützt,<br />
kann bis zu 4.000 Euro jährlich<br />
als Aufwand bei der<br />
Steuer geltend machen.<br />
Auf welcher rechtlichen<br />
Basis erfolgt dies?<br />
Grundlage ist Paragraf 35<br />
Einkommenssteuergesetz.<br />
Danach gilt diese Steuer-<br />
Ersparnis für haushaltsnahe<br />
Dienstleistungen, die<br />
von Mitgliedern des Haushalts<br />
übernommen werden<br />
könnten, aber von einem<br />
Unternehmen oder von ein-<br />
Fotos: Fotex (2), plainpicture, PR, Getty Images, privat<br />
20 1/ 2013
extra<br />
zelnen professionellen<br />
Helfern erbracht werden.<br />
Dabei spielt es keine<br />
Rolle, ob diese Hilfen<br />
im Haushalt der Kinder –<br />
oder eben bei den Eltern<br />
erbracht werden.<br />
Können die ganzen Kosten<br />
abgesetzt werden?<br />
Nein. Haushaltsnahe<br />
Dienstleistungen können<br />
bis maximal 20.000 Euro in<br />
der Steuererklärung geltend<br />
gemacht werden. Wirklich<br />
abzugsfähig sind nur 20 Prozent,<br />
also maximal die erwähnten<br />
4.000 Euro.<br />
Ist dies unabhängig vom<br />
Pflegegeld, das eventuell<br />
die Eltern erhalten?<br />
Ja. Haben die Eltern eine<br />
Pflegestufe und erhalten<br />
z. B. Pflegegeld, können<br />
Kinder trotzdem Kosten bei<br />
der eigenen Steuer ansetzen.<br />
Gibt es Bedingungen für die<br />
Absetzbarkeit?<br />
Ja. Das Geld muss per Überweisung<br />
auf dem Konto des<br />
Helfers landen. Ganz gleich,<br />
ob das ein Unternehmen<br />
oder eine einzelne Person<br />
ist. Barzahlungen akzeptiert<br />
der Fiskus nicht.<br />
Wer muss der Auftraggeber<br />
für die Dienste sein?<br />
Auftraggeber für diese haushaltsnahen<br />
Dienstleistungen<br />
müssen die Kinder sein. Das<br />
ist ganz wichtig. Sie müssen<br />
die Leistungen auch bezahlen,<br />
damit sie diese steuerlich<br />
absetzen können.<br />
Sind auch Materialkosten<br />
absetzbar, zum Beispiel<br />
wenn man mehr Dinge benötigt,<br />
als die Pflegekasse<br />
einem zusteht?<br />
Nein. Kosten für Material,<br />
Gebrauchsgegenstände oder<br />
für Pflegehilfsmittel sind<br />
steuerlich nicht abzugsfähig.<br />
Müssen die Angehörigen<br />
eine Pflegestufe haben?<br />
Nein. Die Steuer-Ersparnis<br />
können alle nutzen, die Hilfen<br />
im Haushalt beschäftigen.<br />
Das ist nicht von einer<br />
PFLEGEKOSTEN ABSETZEN<br />
Wer für die Eltern Kosten übernimmt, kann diese selbst bei<br />
der Steuer absetzen, wie diese Rechnung zeigt.<br />
Der Fall: Eine Mutter ist pflegebedürftig, wird von einem<br />
Pflegedienst gepflegt. Doch die Pflegekasse ersetzt nur<br />
einen Teil. Den Rest übernimmt die Tochter und engagiert<br />
zusätzlich stundenweise eine Pflegekraft.<br />
Angaben in Euro je Jahr<br />
Pflegedienst (600 Euro je Monat) 7.200<br />
Erstattung Pflegekasse - 5.400<br />
Rest = 1.800<br />
Kosten Haushaltshilfe + 3.000<br />
Gesamt 4.800<br />
Absetzbar (20%) 960<br />
Die Tochter erhält die 960 Euro über die Einkommenssteuer-Erklärung erstattet.<br />
DIESE KOSTEN SIND ABSETZBAR<br />
Kinder können diese Kosten von der Steuer absetzen, wenn sie<br />
z. B. für ihre pflegebedürftigen Eltern sorgen.<br />
Haushaltsnahe Dienstleistungen:<br />
• kochen • waschen • putzen<br />
• bügeln • nähen • Hausdienst<br />
• Hausmeister • Schornsteinfeger<br />
• Friseur • Kosmetik<br />
• Hand- und Fußpflege<br />
• wenn pflegebedingt erforderlich<br />
und im Katalog der<br />
Pflegekasse enthalten<br />
• Begleitung bei Ausflügen<br />
• Arztbesuch • Hilfe im Haushalt<br />
• Notfalldienste<br />
Quelle: Bundesfinanzministerium<br />
Pflegestufe abhängig.<br />
Sind die Kosten für den<br />
Pflegedienst absetzbar?<br />
Das kommt darauf an. Den<br />
Teil, den die Pflegekasse im<br />
Rahmen einer Pflegestufe<br />
übernimmt, kann man nicht<br />
mehr von der Steuer absetzen.<br />
Darüber hinausgehende<br />
Kosten allerdings schon (siehe<br />
Beispielrechnung oben).<br />
Sind Pflegeleistungen nicht<br />
auch noch außergewöhnliche<br />
Belastungen?<br />
Ja. Auch als außergewöhnliche<br />
Belastung können die<br />
• Pflege und Betreuung bei<br />
Unterbringung im Heim<br />
• Kosten für Reinigung<br />
• Hauspersonal usw.<br />
Handwerker:<br />
• Modernisierung • Austausch<br />
von Möbeln • Arbeit an Dach<br />
und Fassade • Innen- und<br />
Außenwänden • Wartung<br />
und Reparatur von Geräten,<br />
z. B. Waschmaschine, Kühlschrank,<br />
Computer<br />
Kosten bei der Pflege steuerlich<br />
geltend gemacht werden.<br />
Dann zählen sie aber<br />
nicht mehr bei den beschriebenen<br />
haushaltsnahen<br />
Dienstleistungen.<br />
Werden außergewöhnliche<br />
Belastungen unbegrenzt<br />
anerkannt?<br />
Ja. Bei haushaltsnahen<br />
Dienstleistungen gibt es die<br />
4.000-Euro-Grenze, bei<br />
außergewöhnlichen Belastungen<br />
aber nicht.<br />
Ist es dann nicht besser,<br />
Hilfen, die man für die El-<br />
„Für Mini-<br />
Jobs im Haushalt<br />
werden<br />
noch einmal<br />
20 % des<br />
Lohns, maximal<br />
510 Euro<br />
im Jahr steuermindernd<br />
gewertet. Und<br />
Leistungen<br />
von Handwerkern<br />
können<br />
bis 1.200 Euro<br />
abgesetzt<br />
werden. Das<br />
macht dann<br />
insgesamt<br />
maximal 5.710<br />
Euro Steuer-<br />
Ersparnis im<br />
Haushalt je<br />
Jahr.“<br />
Marlies Spargen,<br />
Neuer Verband<br />
der Lohnsteuerhilfevereine<br />
tern übernimmt, grundsätzlich<br />
als außergewöhnliche<br />
Belastungen bei der<br />
Steuer abzusetzen?<br />
Nicht unbedingt. Denn bei<br />
außergewöhnlichen Belastungen<br />
muss man einen zumutbaren<br />
Anteil der Kosten<br />
immer selbst tragen.<br />
Wann lohnt die Absetzbarkeit<br />
als außergewöhnliche<br />
Belastung?<br />
Wenn die 20.000 Euro für<br />
haushaltsnahe Dienstleistungen<br />
bereits voll ausgeschöpft<br />
sind.•<br />
1 / 2013<br />
21
Sie haben Fragen?<br />
<strong>plus</strong>-Experten antworten<br />
Martin Reißig<br />
Rentenberater,<br />
Hamburg<br />
Wolfgang Wawro<br />
Steuerberaterbund,<br />
Berlin<br />
Wann in Rente?<br />
Ich bin 1946 geboren, habe seit<br />
2002 einen Schwerbehinderten-<br />
Ausweis mit 50 % und bin 2009<br />
mit 63 in Rente gegangen. Laut<br />
Rentenversicherung gibt es das<br />
wichtige Datum 16. 11. 2000.<br />
Da ich erst seit Ende 2002 als<br />
schwerbehindert gelte, muss<br />
ich noch Abschläge hinnehmen.<br />
Sehen Sie einen Ausweg?<br />
Dagmar Bendel, Gießen<br />
Unabhängige<br />
Rentenberater<br />
vermittelt deren Bundesverband<br />
in Köln:<br />
(02 21) 2 40 66 42,<br />
www.rentenberater.de<br />
Beim Jahrgang 1946 kann die<br />
Altersrente für Schwerbehinderte<br />
mit vollendetem 63.<br />
Lebensjahr abschlagsfrei in<br />
Anspruch genommen werden<br />
(§ 236 a Abs. 2 SGB VI). Eine<br />
vorzeitige Inanspruchnahme<br />
ab 60 ist grundsätzlich mit<br />
Abschlägen möglich. Die<br />
Schwerbehinderung am<br />
16. 11. 2000 (mit GdB von<br />
mindestens 50) ist für die<br />
abschlagsfreie Inanspruchnahme<br />
der Altersrente ab<br />
dem vollendeten 60. Lebensjahr<br />
relevant. Aus dem<br />
Schreiben der DRV Bund an<br />
Sie vom 1. 3. 2012 ist nicht<br />
ersichtlich, ab welchem Lebensalter<br />
die Rente beansprucht<br />
werden soll. Die Ausführungen<br />
können sich<br />
jedoch nur auf die abschlagsfreie<br />
Inanspruchnahme ab 60<br />
beziehen. Sofern Sie tatsächlich<br />
die Altersrente für<br />
Schwerbehinderte ab 63 mit<br />
Abschlägen berechnet bekommen<br />
haben, sollten Sie dies<br />
mit einem privaten Rentenberater<br />
besprechen.<br />
Rente nach<br />
Erwerbsunfähigkeit<br />
Durch eine schwere Krankheit<br />
wurde ich mit 57 erwerbsunfähig<br />
– nach 40-jähriger Berufstätigkeit.<br />
Im nächsten Jahr werde ich<br />
65. Steht mir dann die gesetzliche<br />
Altersrente zu?<br />
Des Weiteren bin ich unsicher,<br />
ob ich bei meiner Krankenkasse<br />
eine Befreiung von Rezeptgebühren<br />
etc. beantragen kann,<br />
da ich eine Witwenrente von der<br />
Berufsgenossenschaft bezie he<br />
und nicht weiß, ob ich diese<br />
Rente angeben muss.<br />
Christine Brüning, per E-Mail<br />
Sie haben tatsächlich mit 65<br />
Jahren Anspruch auf die gesetzliche<br />
Altersrente. Wenn<br />
Sie z. B. einen Grad der Behinderung<br />
von mindestens 60 %<br />
haben, sind nur noch Zuzahlungen<br />
wie z. B. zu Arznei-,<br />
Verband- oder Heilmitteln,<br />
aber auch der Eigenanteil für<br />
einen Aufenthalt im Krankenhaus<br />
von 1 % (statt 2 %) Ihrer<br />
jährlichen Einkünfte zu zahlen.<br />
Zu den Einnahmen zählen<br />
alle Einnahmen, bei Ihnen<br />
auch die Witwenrente der<br />
Berufsgenossenschaft.<br />
Direktversicherung<br />
Mein früherer Arbeitgeber hat<br />
vom 1. 4. 1979 bis 1. 5. 1982 eine<br />
Lebensversicherung für mich abgeschlossen<br />
und die Prämien bezahlt.<br />
Die Firma ging in Konkurs<br />
und ich war ein Jahr arbeitslos.<br />
Die Versicherung ruhte und nachdem<br />
ich wieder eine Anstellung<br />
hatte, habe ich diese Versicherung<br />
dann privat weitergeführt.<br />
Die monatliche Prämie habe ich<br />
von meinem Nettogehalt bezahlt.<br />
Hat es Sinn, die Angelegenheit<br />
(Beiträge zur Krankenversicherung<br />
aus einer privaten Lebensversicherung)<br />
noch mal mit der<br />
Barmer aufzunehmen? Ich zahle<br />
zurzeit monatlich 82,85 Euro aus<br />
dieser Lebensversicherung an die<br />
Krankenkasse – zusätzlich zum<br />
Beitrag von meiner Rente.<br />
Angelika Chapmann, Krefeld<br />
Grundsätzlich sind Betriebsrenten<br />
und auch ausgezahlte<br />
Direktversicherungen sozialversicherungspflichtige<br />
Einnahmen.<br />
Beitragsfrei ist nur,<br />
wenn z. B. eine Direktversicherung<br />
vom Arbeitnehmer<br />
übernommen, der bestehende<br />
Vertrag umgeschrieben und<br />
der Arbeitnehmer in die Police<br />
selbst privat weiter eingezahlt<br />
hätte. Entscheidend ist,<br />
dass die Police umgeschrieben<br />
wurde und von Ihnen<br />
privat weitergezahlt wurde.<br />
Dann müssen Sie für diesen<br />
Teil der Auszahlungssumme<br />
keine (!) Krankenkassenbeiträge<br />
bezahlen. Sie sollten<br />
sich also unbedingt den Beitragsbescheid<br />
der Krankenkasse<br />
anschauen, um zu erkennen,<br />
von welcher Summe<br />
diese ausgeht.<br />
Ausbildungszeiten<br />
Auch ich gehöre zu den Rentnern,<br />
die schulische Leistungen (Studium)<br />
nicht anerkannt bekommen.<br />
Vom 7. 9. 1953 bis 31. 7. 1956 studierte<br />
ich an der Hochschule für<br />
Finanzwirtschaft Ökonomie. Diese<br />
Zeiten sind in meinem SV-Ausweis<br />
im Arbeitsbuch bestätigt. Vor<br />
dem 1. 8. 1956 hätte ich also nie<br />
ein Arbeitsverhältnis eingehen<br />
können. Im Juni 1956 waren alle<br />
Prüfungen abgeschlossen und der<br />
Juli 1956 zählte als „letzte Ferien“.<br />
Ich erhielt die Zeugnisse und<br />
Bestätigungen bei der Exmatrikulation.<br />
Warum das Zeugnis das<br />
Datum 30. 6. 1956 trägt, weiß ich<br />
nicht. Laut Rentenbescheid wird<br />
nun die Zeit vom 28. 6. bis 31. 7.<br />
1956 nicht anerkannt. Was tun?<br />
Eva-Maria Dambuk, Meuselwitz<br />
Sofern die Bescheinigungen<br />
tatsächlich so ausgestellt<br />
wurden, dass das Studium<br />
zum 30. 6. 1956 – und nicht<br />
wie tatsächlich zum 31. 7.<br />
1956 – beendet wurde, kann<br />
der Juli 1956 nicht als Anrechnungszeit<br />
gewertet werden.<br />
Von daher ist die Entscheidung<br />
des<br />
Rentenversicherungsträgers<br />
– leider – korrekt.<br />
Keine 35 Jahre<br />
Ich bin Jahrgang 1950 und will<br />
jetzt einen Behindertenausweis<br />
beantragen. Ich bekomme auf<br />
jeden Fall 50 %. Ab wann kann<br />
ich mit einer Behinderung meine<br />
Rente beantragen – ohne Abzüge?<br />
Ich habe allerdings keine 35<br />
Jahre Pflichtzeit erfüllt. Wenn<br />
nicht ohne Abzüge mit 63 Jahren<br />
möglich ist, wie hoch wären dann<br />
Wir können Anfragen nur schriftlich (Brief, Fax, E-Mail)<br />
Wichtig beantworten, leider nicht telefonisch.<br />
22 1 / 2013
geld0113_001_titel_final.indd 1<br />
10/31/12 2:08:44 PM<br />
Gabriele Prasser<br />
Steuerberaterin,<br />
Nürnberg<br />
Karlheinz Große<br />
Bundesverband der Betriebsrentner,<br />
Wiesbaden<br />
Lars Gatschke<br />
Verbraucherzentrale<br />
Bundesverband<br />
Schreiben Sie uns!<br />
<strong>plus</strong> <strong>Magazin</strong>, Geld & Recht,<br />
Lindenstraße 20,<br />
50674 Köln, E-Mail:<br />
<strong>plus</strong>magazin@bayard-media.de<br />
Fotos: privat (5)<br />
die Abzüge? Kann ich auch eine<br />
Krankenrente bekommen und<br />
dann mit 65 diese auf mein normales<br />
Altersruhegeld aufstocken<br />
lassen? Meine Ex-Frau ist im Februar<br />
dieses Jahres verstorben.<br />
Bei der Scheidung wurde der Versorgungsausgleich<br />
gemacht. Ihr<br />
wurden ca. 140 DM zugesprochen.<br />
Um wie viel, oder überhaupt,<br />
erhöht dies meine Rentenansprüche?<br />
Rente hatte sie noch nicht<br />
bezogen. Ich habe wieder geheiratet<br />
und meine jetzige Frau bei<br />
mir mit monatlich 420 Euro angestellt.<br />
Die Beiträge sind wechselnd<br />
hoch, auch mal 500 Euro.<br />
Ich habe gelesen, dass es möglich<br />
ist, mit einer Zuzahlung von ca.<br />
19 Euro die Pflichtbeitragszeiten<br />
zu erhöhen. Stimmt das? Ist es<br />
nur für meine Frau möglich oder<br />
auch für mich als Selbstständiger,<br />
der seit ein paar Jahren nichts<br />
mehr einzahlte.<br />
Peter Harbig, Bad Orb<br />
Die Wartezeit von 35 Jahren<br />
ist erforderlich für eine vorzeitige<br />
Rente ab 63. Ist die<br />
Vorversicherungszeit nicht<br />
erfüllt, können Sie erst mit 65<br />
Lebensjahren und 4 Monaten<br />
die Regelaltersrente abschlagsfrei<br />
erhalten. Wenn<br />
Ihrer Ex-Frau ein Versorgungsausgleich<br />
zugesprochen<br />
wurde, dann mindert der<br />
Ausgleichsbetrag Ihre spätere<br />
Rente. Ob sich in Ihrem Fall<br />
die Zahlung von freiwilligen<br />
Rentenbeiträgen noch lohnt,<br />
muss individuell betrachtet<br />
werden. Aus diesem Grund<br />
empfehlen wir Ihnen, sich<br />
unbedingt mit einem unabhängigen<br />
Rentenberater in<br />
Verbindung zu setzen.<br />
Beiträge als Erbin<br />
Im April 2006 ist mein Mann, der noch nicht in<br />
Rente war, tödlich verunglückt. Neben Unfall- und<br />
Lebensversicherungen hatte mein Mann auch eine<br />
Direktversicherung. Eine weitere Direktversicherung<br />
hatte auch Anteile einer Abfindung. Als bezugsberechtigte<br />
Person im Todesfall wurden mir die<br />
entsprechenden Versicherungssummen ausgezahlt.<br />
Für die Direktversicherungen muss ich seither einen<br />
monatlichen Beitrag zahlen. Muss ich als Erbin wirklich<br />
diese Beiträge zahlen?<br />
Monika Kauderer, Heideck<br />
In bestimmten Fällen muss auch der Erbe einer<br />
Direktversicherung bei deren Auszahlung 10<br />
Jahre lang Beiträge an die Krankenkasse abführen.<br />
Das ist in der Regel bei Hinterbliebenen<br />
(z. B. Ehefrau) der Fall, da hier eine eigene<br />
Beitragspflicht aus einem eigenen Kapitalanspruch<br />
entstehen kann. Das gilt insbesondere,<br />
wenn der Erbfall noch vor Fälligkeit der<br />
Versicherungsleistung eintritt. Anders bei sonstigen<br />
Erben (z. B. Schwägerin). Hier geht die<br />
Beitragspflicht nicht auf den Erben über.<br />
(§§ 1–1 b Gesetz zur Verbesserung der betrieblichen<br />
Altersversorgung [BetrAVG]).<br />
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Aus rechtlichen Gründen dürfen unsere Experten nur allgemeine Hinweise geben. Bei konkreten Problemen wenden Sie sich direkt an<br />
Beratungsstellen der Verbraucherverbände, der Rentenversicherung oder einen Steuerberater bzw. Rechtsanwalt in Ihrer Nähe.<br />
1 / 2013<br />
23
24 Seiten Extra<br />
<br />
33 Renten-Urteile<br />
<br />
Ab 2013<br />
Mehr netto<br />
beim Mini-Job<br />
Ab Januar werden auch für den<br />
Mini-Job Rentenbeiträge fällig.<br />
Doch für wen lohnt sich dies?<br />
Ab 1. Januar<br />
1. 2013 dürfen Mini-Jobber<br />
bis zu 450<br />
Euro pro Monat verdienen.<br />
Bisher wurde<br />
der Verdienst brutto<br />
für netto ausgezahlt<br />
– die pauschalen Sozialabgaben<br />
zahlte<br />
der Arbeitgeber. Ab<br />
Januar werden bei<br />
neu (!) abgeschlossenen<br />
Mini-Jobs Beiträge<br />
zur Rentenversicherung<br />
fällig.<br />
Und wer die Stundenzahl<br />
aufstockt, um<br />
die 450 Euro auszuschöpfen,<br />
bekommt<br />
automatisch Rentenbeiträge<br />
abgezogen.<br />
Wer die Abzüge<br />
nicht 2.<br />
möchte, muss widersprechen.<br />
Das heißt:<br />
Jeder, der einen Mini-Job<br />
annimmt oder<br />
die Stundenzahl erhöht<br />
und keine Rentenabzüge<br />
möchte,<br />
sollte beim Arbeitgeber<br />
mit dem Musterbrief<br />
widersprechen.<br />
Wichtig: Wer<br />
3. bereits vor dem<br />
1. Januar 2013 einen<br />
Mini-Job hatte und<br />
nicht mehr arbeitet,<br />
für den ändert sich<br />
nichts – der Verdienst<br />
bleibt gleich, es werden<br />
keine Beiträge<br />
abgezogen.<br />
4. Lohnenswert<br />
sind die Rentenbeiträge<br />
für Mini-Jobs<br />
in der gewerblichen<br />
Wirtschaft. Hier zahlt<br />
man nur 3,9 % Rentenbeitrag,<br />
den Rest<br />
trägt der Arbeitgeber.<br />
Wer einen Mini-Job in<br />
einem Privathaushalt<br />
hat, für den lohnt sich<br />
der Abzug nicht. Hier<br />
zahlt der Mini-Jobber<br />
13,9 % Rentenbeiträge<br />
(mehr in <strong>plus</strong> 2/2013).<br />
An<br />
Arbeitgeber<br />
Straße<br />
PLZ / Ort<br />
Mini-Job-Vertrag vom .....<br />
Beiträge zur Rentenversicherung ab Januar 2013<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
hiermit widerspreche ich dem Abzug von Beiträgen<br />
zur Rentenversicherung ab 1. Januar 2013. Ich möchte<br />
nicht, dass diese Beiträge automatisch von meinem<br />
Mini-Job-Gehalt abgeführt werden.<br />
Mir ist bewusst, dass damit nur die pauschalen<br />
Sozialabgaben abgeführt werden, die nicht als volle<br />
Beitragszeit in der Rentenversicherung gelten.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Absender<br />
Vorname / Name<br />
Straße<br />
PLZ / Ort<br />
<br />
Zum Heraustrennen und Sammeln<br />
24 Seiten Extra<br />
Februar 2013<br />
geld^recht<br />
Foto: plainpicture<br />
DER EXTRA RATGEBER VON<br />
Wenn die<br />
Versicherung<br />
nicht zahlt ...<br />
❯ ❯<br />
Streit um die<br />
DDR-Renten<br />
Die wichtigsten Tipps, um doch noch<br />
mehr Geld zu erhalten S. 12<br />
Immer öfter weigern sich<br />
Versicherer, Schäden<br />
zu übernehmen. Was tun?<br />
Die neue Rente<br />
für Hausfrauen<br />
Wie kommt man an die neue<br />
Leistung der Bundesregierung? S. 8<br />
geld^recht<br />
im Februar<br />
Ab 16. 1.<br />
am Kiosk<br />
Rente Wie erhält man die neue Lebensleistungs-Rente? ++ Vorsorge So kommen<br />
Sie an das 60-Euro-Geschenk ++ Versicherung Was tun, wenn der Versicherer<br />
Schäden nicht übernimmt? ++ Rente Streit um DDR-Arbeitszeiten ++<br />
P-GR0213_001VST.indd 1 28/11/12 11:54<br />
24 1 / 2013
Mi. 09.<br />
Weise ist nicht, wer<br />
viele Erfahrungen macht,<br />
sondern wer aus<br />
wenigen lernt, viele nicht<br />
machen zu müssen.<br />
KARLHEINZ DESCHNER<br />
Do. 10.<br />
Fr. 11.<br />
Es sind nicht die Erfolge,<br />
aus denen man lernt,<br />
sondern die Fiaskos.<br />
COCO CHANEL<br />
Erst wenn man genau<br />
weiß, wie die Enkel ausgefallen<br />
sind, kann man<br />
beurteilen, ob man seine<br />
Kinder gut erzogen hat.<br />
ERICH MARIA REMARQUE<br />
Di. 22.<br />
Mi. 23.<br />
Viele verschieden<br />
gestimmte Saiten geben<br />
erst Harmonie.<br />
FREIHERR VON EICHENDORFF<br />
Sich an den einfachen<br />
Dingen des Lebens zu<br />
erfreuen bedeutet, sein<br />
Leben zu genießen.<br />
KAIBARA EKIKEN<br />
Di. 01.<br />
Mi. 02.<br />
Do. 03.<br />
Fr. 04.<br />
Sa. 05.<br />
So. 06.<br />
Mo. 07.<br />
Di. 08.<br />
1. Kalenderwoche<br />
Neujahr<br />
Mögen alle Sorgen nicht<br />
länger währen als<br />
die zu Neujahr gefassten<br />
guten Vorsätze.<br />
UNBEKANNT<br />
Das Leben ist Zeichnen<br />
ohne die Korrekturmöglichkeiten<br />
des<br />
Radiergummis.<br />
OSKAR KOKOSCHKA<br />
Der erste Schritt zum<br />
Abenteuer ist oft der<br />
Verzicht auf ein Stück<br />
Bequemlichkeit.<br />
RAINER HAAK<br />
Es gibt vielleicht auf der<br />
ganzen Welt kein anderes<br />
Mittel, ein Ding oder<br />
Wesen schön zu machen,<br />
als es zu lieben.<br />
ROBERT MUSIL<br />
Die größten Menschen<br />
sind diejenigen,<br />
die anderen Hoffnung<br />
geben können.<br />
JEAN JAURÈS<br />
Hl. Drei Könige<br />
Ein großes Herz hat, wer<br />
die Welt mit vielen kleinen<br />
Herzlichkeiten erfreut.<br />
UNBEKANNT<br />
2. Kalenderwoche<br />
Nicht der Mensch hat am<br />
meisten gelebt, welcher<br />
die höchsten Jahre zählt,<br />
sondern der, welcher<br />
sein Leben am meisten<br />
empfunden hat.<br />
JEAN-JACQUES ROUSSEAU<br />
Weil Denken die schwerste<br />
Arbeit ist, die es gibt,<br />
beschäftigen sich<br />
auch nur wenige damit.<br />
HENRY FORD<br />
Sa. 12.<br />
So. 13.<br />
Mo. 14.<br />
Di. 15.<br />
Mi. 16.<br />
Do. 17.<br />
Fr. 18.<br />
Sa. 19.<br />
So. 20.<br />
Mo. 21.<br />
Wer die Freiheit aufgibt,<br />
um Sicherheit zu gewinnen,<br />
wird am Ende<br />
beides verlieren.<br />
BENJAMIN FRANKLIN<br />
Die Liebe ist der Stoff,<br />
den die Natur gewebt und<br />
die Fantasie bestickt hat.<br />
VOLTAIRE<br />
3. Kalenderwoche<br />
Die Welt ist voll von<br />
kleinen Freuden –<br />
die Kunst besteht nur<br />
darin, sie zu sehen.<br />
LI TAI-PO<br />
Handele an anderen<br />
Menschen so, wie du<br />
selbst gerne behandelt<br />
werden möchtest.<br />
KONFUZIUS<br />
Der Regenbogen<br />
wartet nicht, bis du mit<br />
der Arbeit fertig bist.<br />
UNBEKANNT<br />
Jedes Abenteuer<br />
ist nur eine Entscheidung<br />
von dir entfernt.<br />
LISZ HIRN<br />
Vielleicht gab es<br />
schönere Zeiten, aber<br />
diese ist die unsere.<br />
JEAN-PAUL SARTRE<br />
Schenke deinen<br />
Träumen stets ein offenes<br />
Ohr. Sie sind die<br />
Tür ewiger Weisheit.<br />
AUS INDIEN<br />
Ein freundliches Wort<br />
kostet nichts und<br />
ist doch ein schönes<br />
Geschenk.<br />
DAPHNE DU MAURIER<br />
4. Kalenderwoche<br />
Manchmal würde ich mir<br />
lieber Jahre meines<br />
Lebens nehmen lassen als<br />
einen ganz bestimmten<br />
Augenblick.<br />
UNBEKANNT<br />
Do. 24.<br />
Fr. 25.<br />
Sa. 26.<br />
So. 27.<br />
Mo. 28.<br />
Di. 29.<br />
Mi. 30.<br />
Do. 31.<br />
Egal, was du tust,<br />
tu es mit Leidenschaft<br />
und Hingabe.<br />
UNBEKANNT<br />
Ob ein Mensch klug ist,<br />
erkennt man viel besser<br />
an seinen Fragen als an<br />
seinen Antworten.<br />
FRANÇOIS G. DE LEVIS<br />
Das Mitgefühl mit allen<br />
Geschöpfen ist es, was<br />
Menschen erst wirklich<br />
zum Menschen macht.<br />
ALBERT SCHWEITZER<br />
Glück ist keine Haltestelle,<br />
an der man ankommt, sondern<br />
eine Art des Reisens.<br />
MARGARET LEE RUMBECK<br />
5. Kalenderwoche<br />
Bisweilen macht es<br />
Freude, einen Menschen<br />
dadurch in Erstaunen<br />
zu versetzen, dass man<br />
ihm nicht ähnelt<br />
und anders denkt als er.<br />
MAXIM GORKI<br />
Freunde, die uns in der<br />
Not nicht verlassen,<br />
sind äußerst selten.<br />
Sei du einer dieser<br />
seltenen Freunde.<br />
KNIGGE<br />
Lachen ist eine körperliche<br />
Übung von großem<br />
Wert für die Gesundheit.<br />
ARISTOTELES<br />
Es gibt Wichtigeres im<br />
Leben, als beständig<br />
dessen Geschwindigkeit<br />
zu erhöhen.<br />
MAHATMA GANDHI<br />
Foto: Raffaele Celentano/laif<br />
1/2013 55
REISE & KULTUR<br />
Was ist gerecht?<br />
Und was unfair?<br />
Frauenquote, Mindestlohn, Vermögensabgabe – die<br />
Politiker liebäugeln mit immer neuen Maßnahmen, weil<br />
sie Ungleichheit stets mit Ungerechtigkeit gleichsetzen.<br />
Dabei sorgt der Markt für mehr Fairness als der Staat.<br />
E<br />
!<br />
Ist jede<br />
Ungleichheit<br />
auch eine<br />
Ungerechtigkeit?<br />
Wollen Sie, dass<br />
so viele Dinge<br />
als möglich<br />
angeglichen<br />
werden? Was<br />
ist für Sie<br />
ungerecht?<br />
Schreiben Sie uns<br />
Ihre Meinung<br />
(Adresse Seite 3)!<br />
Eine Gerechtigkeitsdebatte tobt in Deutschland.<br />
Die Kluft zwischen Arm und Reich werde immer<br />
größer, tönt es. Die Einkommensschere gehe<br />
auseinander, das Vermögen sei immer ungleicher<br />
verteilt. Ungerechtigkeit wird im Rentensystem<br />
ausgemacht und die Gefahr der wachsenden<br />
Altersarmut an die Wand gemalt. Auch<br />
der Unterschied in den Karrierewegen von Männern<br />
und Frauen treibt die Gerechtigkeits apostel<br />
um. Und die Lösung heißt stets: mehr Umverteilung,<br />
mehr staatliche Regulierung, Zuschussrente,<br />
Mindestlohn, Frauenquote, Vermögensabgabe,<br />
höherer Spitzensteuersatz – nicht nur<br />
die Opposition, sondern auch im Unionslager<br />
wächst die Neigung, überall nur noch Opfer gnadenloser<br />
Marktkräfte zu sehen, die nur mit staatlicher<br />
Hilfe zu ihrem Recht kommen.<br />
„Soziale Gerechtigkeit“ ist ein diffuser Begriff.<br />
Und das Maß an Ungleichheit, das eine Gesellschaft<br />
akzeptiert, schwankt. 2005, als Deutschland<br />
fünf Millionen Erwerbslose zählte, war der<br />
Slogan der rot-grünen Regierung „Jeder Job ist<br />
besser als Arbeitslosigkeit“ akzeptiert. Die Teilhabe<br />
zählte damals mehr als der Stundenlohn.<br />
Heute ist die Rede davon, dass jeder von der<br />
Hände Arbeit leben können müsse. Dass Min-<br />
destlöhne die Jobs der Geringqualifizierten gefährden,<br />
lässt die Befürworter kalt. Sie wollen<br />
keine Niedriglöhne. Doch auch in einer Wissensgesellschaft<br />
wird es immer Menschen geben,<br />
die nicht willens oder in der Lage sind,<br />
anspruchsvolle Tätigkeiten auszuüben. Ist es<br />
sozialer, sie zum dauerhaften Nichtstun zu verurteilen?<br />
Der Sozialstaat sorgt dafür, dass jeder<br />
Mensch zumindest das Existenzminimum hat.<br />
Man kann Unternehmen nicht zwingen, Arbeitsplätze<br />
anzubieten, die sich nicht rentieren. Statt<br />
Mindestlöhne festzuschreiben, sollte der Staat<br />
bei der bewährten Methode bleiben, den Lohn<br />
aufzustocken, wenn das Arbeitseinkommen nicht<br />
ausreicht, eine Familie zu ernähren.<br />
Überdies sorgt der Staat über die Einkommenssteuer<br />
dafür, dass die gut Betuchten viel<br />
Geld an ihre Mitbürger abgeben. Wer anprangert,<br />
dass die oberen Zehntausend den Löwenanteil<br />
des Vermögens besitzen, sollten im gleichen<br />
Atemzug erwähnen, dass sie auch einen<br />
Großteil der Einkommenssteuer schultern. Die<br />
untere Hälfte trägt nur 5,5 % der Gesamtlast.<br />
Statt diese gewaltige Umverteilung zu registrieren,<br />
wird Sozialneid geschürt. Der Armuts- und<br />
Reichtumsbericht zeigt, dass die Bundesrepublik<br />
eine Gesellschaft ist, die soziale Not, verglichen<br />
mit fast allen anderen Ländern der Welt,<br />
nur in sehr abgeschwächter Form kennt. Dennoch<br />
drängen Gewerkschaften und Opposition<br />
auf eine Vermögensabgabe und verlangen einen<br />
höheren Spitzensteuersatz. Die Sucht nach<br />
Gleichmacherei hat längst schon Teile der Union<br />
erfasst. Ist es doch so leicht, die Mehrheit<br />
der Bevölkerung auf seine Seite zu ziehen, wenn<br />
man den Reichen den Kampf ansagt.<br />
Der Ruf nach mehr Umverteilung zielt in Wahrheit<br />
darauf ab, dem Staat mehr Einfluss zu sichern.<br />
Obwohl die Steuereinnahmen alle Rekorde<br />
sprengen, sollen neue her. Denn die<br />
Sozialtechnokraten entdecken immer neue Tätigkeitsfelder.<br />
Bewusst spielen sie mit der Ur-<br />
Angst vor Altersarmut, um den Staat sogleich<br />
als Retter zu präsentieren. Und: Jeder neue staatliche<br />
Eingriff erzeugt neue Ungerechtigkeit.<br />
Dorothea Siems<br />
arbeitet im<br />
Hauptstadt-Büro<br />
bei der Tageszeitung<br />
„Die Welt“.<br />
Fotos: Blickwinkel, privat<br />
56 1/ 2013
Lesezimmer<br />
Der Markusplatz in Venedig<br />
und seine Lagune: Vor 25 Jahren<br />
ernannte die UNESCO (die Kultur-<br />
Organisation der Vereinten Nationen)<br />
beides zum Weltkulturerbe.<br />
Fotos: Bildagentur Huber/Kunth Verlag, Klaus E. Haun<br />
Eine Weltreise für jeden Tag<br />
Ein Buch, das beim Durchblättern zu den faszinierendsten Orten entführt<br />
Die Altstadt von Brügge, der Aachener Dom, die<br />
Victoria-Fälle in Sambia, das Rote Fort in Delhi:<br />
Sie alle und noch 958 andere Orte der Erde gehören<br />
zum WELTKULTURERBE DER UNESCO. Jede einzelne<br />
Stätte zu bereisen scheint fast unmöglich. In<br />
über 150 Länder müsste man dazu aufbrechen. Nur<br />
gut, dass die eindrucksvollen Orte jetzt zum ersten<br />
Mal in einem Buch für jeden greifbar sind: Der Band<br />
„Das Erbe der Welt“ (Kunth Verlag 2012, 49,95<br />
Euro) vermittelt in ausdrucksstarken Bildern die<br />
große FASZINATION, die von den Kultur- und Naturschätzen<br />
ausgeht. Seit Kurzem gehören übrigens<br />
auch das Markgräfliche Opernhaus Bayreuth und<br />
Rio de Janeiros Stadtlandschaften dazu.<br />
1 / 2013<br />
57
MANISHA AMIN<br />
ROMAN<br />
Lesezimmer<br />
Ihr Leben liefert jede<br />
Menge spannenden<br />
Erzählstoff: Lily Brett<br />
„Innerlich<br />
so jung wie<br />
damals“<br />
Frau Brett, mit dem<br />
Roman „Lola Bensky“<br />
lassen Sie die<br />
wilden 60er aufleben.<br />
Ihre Heldin Lola<br />
interviewt Legenden<br />
wie Mick Jagger und<br />
Jimi Hendrix, so wie Sie früher. Ist<br />
Ihr Roman also eine Autobiografie?<br />
BRETT Der Wirklichkeit entspricht,<br />
dass ich mit 19 all diese Leute tatsächlich<br />
interviewt habe. Bei dem<br />
Buch handelt es sich zwar um ein<br />
literarisches Werk, doch ich habe<br />
mich bemüht, ein möglichst zutreffendes<br />
Bild zu zeichnen von den<br />
Menschen, die mich bewegt haben.<br />
Lola ist so jung – sehnen Sie sich<br />
nach dieser Zeit zurück?<br />
BRETT Nein – tatsächlich fand ich<br />
den Rückblick auch schmerzhaft.<br />
Ich möchte nicht noch einmal jung<br />
sein, denn ich war nicht wirklich<br />
glücklich. Das wurde ich erst später.<br />
Und Ihr Gefühl, so jung wie damals?<br />
BRETT Absolut. Innerlich fühle ich<br />
mich überhaupt nicht älter ... Ich<br />
versuche, meinen Kindern zu erklären,<br />
wie seltsam das ist: in den<br />
Sechzigern zu sein, sich aber genauso<br />
zu fühlen wie vor vielen Jahren.<br />
Wie wurde aus der unerfahrenen<br />
Journalistin eine weltweit erfolgreiche<br />
Roman-Autorin?<br />
BRETT Die Arbeit als Journalistin<br />
hat mir gezeigt, dass ich das Spiel<br />
mit Wörtern liebe. Also begann ich,<br />
auch Porträts zu schreiben, von<br />
Künstlern, Schriftstellern ... Eines<br />
Tages sagte mein Mann zu mir: Du<br />
schreibst so schön über andere, du<br />
solltest deine eigene Geschichte<br />
schreiben. Ich fing mit Gedichten an<br />
und fand mein Thema: meine Eltern<br />
und meine Vergangenheit.<br />
Welche Autoren inspirieren Sie?<br />
BRETT Viele! Auf jeden Fall Anne<br />
Sexton und Pablo Neruda.<br />
Das Gespräch führte Sabine Heines.<br />
Lily Brett, * 1946 in Bayern, emigrierte<br />
1948 nach Australien. Heute lebt sie<br />
mit ihrem Mann und drei Kindern in New<br />
York. Ihr neuer Roman heißt „Lola<br />
Bensky“; Suhrkamp, 2012, 19,95 Euro.<br />
ÜBER DEN ZAUBER<br />
WAHRER FREUNDSCHAFT<br />
Thommie Bayer: Vier Arten, die<br />
Liebe zu vergessen. Piper, 2012,<br />
280 Seiten. 19,99 Euro.<br />
Jahrelang haben sie einander<br />
nicht gesehen. An Emmis Grab<br />
beschließen die vier alten Schulfreunde,<br />
sich noch einmal zu treffen. In Venedig<br />
lassen sie die Vergangenheit auferstehen<br />
und stellen fest: Jeder von ihnen hat ein<br />
Geheimnis – und jeder hatte eine ganz<br />
besondere Liebe, die ihn nicht loslässt.<br />
Arnold Thünker: Verlangen<br />
nach Freundschaft. Kiepenheuer<br />
& Witsch, 2012, 206 Seiten,<br />
18,99 Euro. Eigentlich wartet<br />
er auf den Flug nach Hause.<br />
Doch dann begegnet der Tramper Jakob<br />
in Manhattan dem reichen Grafen Faunus.<br />
Eine unerwartete Freundschaft beginnt.<br />
Ute Karen Seggelke: Freundinnen.<br />
Gerstenberg, 2007,<br />
235 Seiten, 19,95 Euro.<br />
Sie sind zwischen 16 und 92<br />
Jahre alt und erzählen von ihrer<br />
Freundschaft. Inspirierende Geschichten<br />
über Vertrauen, Respekt, Nähe und<br />
stürmische Zeiten, an denen man reift.<br />
Der Klang der<br />
Sehnsucht<br />
Manisha Amin: Der Klang der<br />
Sehnsucht. Insel-TB, 2012, 309<br />
Seiten, 14,99 Euro. Kalus, ein<br />
Junge aus Hastinapur, arbeitet<br />
hart, um ein paar Rupien zu verdienen.<br />
Doch er hat etwas, das er liebt: seinen<br />
Baum, seine Flöte, seine Freundin Malti.<br />
Die aber muss er eines Tages verlassen.<br />
Haley Tanner: Vaclav und Lena.<br />
dtv, 2011, 339 Seiten, 14,90 Euro.<br />
Sie gehen durch dick und dünn,<br />
die russischen Migrantenkinder<br />
Vaclav und Lena. Dann aber trennen<br />
sich ihre Wege und führen erst sieben<br />
Jahre später wieder zusammen. Ist es<br />
noch Freundschaft – oder mehr?<br />
Wallace Stegner: Zeit der<br />
Geborgenheit. dtv, 2011,<br />
424 Seiten, 14,90 Euro.<br />
Amerika, 30er-Jahre: Larry und<br />
Sally begegnen dem exotischen<br />
Ehepaar Charity und Sid. Größer könnten<br />
die Gegensätze nicht sein. Und doch werden<br />
die vier unzertrennlich.<br />
Fotos: Isolde Ohlbaum/laif, Klaus E. Haun (5), Shutterstock, PR (6)<br />
58 1/ 2013
UNGEAHNTE<br />
GEFÜHLE<br />
Eine neue Sicht<br />
auf Franz Kafka<br />
Er hat sie<br />
doch gefunden,<br />
die Liebe<br />
seines<br />
Lebens. Ein<br />
Jahr vor seinem<br />
Tod<br />
führte sie den als schwermütig<br />
bekannten Dichter<br />
Franz Kafka in ungeahnte<br />
wunderbare Gefühlswelten.<br />
Ein feinfühliger<br />
Liebesroman, in den<br />
Kafkas letzte Texte und<br />
Briefe eingewoben sind.<br />
Michael Kumpfmüller: Die<br />
Herrlichkeit des Lebens, kiwi,<br />
2011, 256 Seiten, 18,99 Euro.<br />
DEM TOD AUF<br />
DER SPUR<br />
Skurriles Buch über<br />
die letzten Dinge<br />
Ein Traum<br />
von seinem<br />
eigenen Tod<br />
lässt den<br />
Ich-Erzähler<br />
nicht mehr<br />
los. Er macht<br />
sich auf die Suche nach<br />
dem Tod – und findet ihn<br />
überall. Nicht nur beim<br />
Arzt oder im Altersheim,<br />
sondern auch in einem<br />
Möbelkatalog und einer<br />
Cola-Dose. Sogar im Gespräch<br />
mit einer Leiche<br />
sucht er der Sache auf<br />
den Grund zu gehen. Das<br />
Ergebnis ist ein skurriles,<br />
respektvolles Buch über<br />
die letzten Dinge.<br />
Torsten Körner: Probeliegen.<br />
Geschichten vom Tod, Scherz,<br />
2011, 416 Seiten, 18,95 Euro.<br />
DAS ENDE DER KINDHEIT<br />
Eine Familiengeschichte aus dem<br />
verwunschenen Kanada<br />
Maggie und Jenny lieben ihre<br />
heile Welt – und halten sie für<br />
ewig. Bis der Vater bei einem<br />
Unfall ums Leben kommt. Als<br />
dann auch noch die Mutter<br />
verschwindet, müssen die<br />
Mädchen ihr Paradies verlassen.<br />
Sie machen sich auf die Suche – und<br />
erleben dabei ihre kanadische wilde Heimat<br />
ebenso intensiv wie ihre Gefühle und<br />
ihre Entdeckungen aus der Vergangenheit.<br />
Frances Greenslade: Der Duft des Regens.<br />
Mare, 2012, 368 Seiten, 19,90 Euro.<br />
Zart,<br />
kraftvoll<br />
& leise<br />
MYSTIK TRIFFT REALITÄT<br />
Eine alte Sage und eine Mordserie<br />
sorgen für Gänsehaut<br />
Der Volksglaube sagt: Ein<br />
dunkler Meister jagt seit dem<br />
Mittelalter als Geist durch die<br />
Wälder der Normandie. Aber es<br />
ist ein echter Toter, der Kommissar<br />
Adamsberg zwingt, sein<br />
geliebtes Paris zu verlassen, um<br />
in den dunklen Wäldern zu ermitteln. Fred<br />
Vargas erhielt kürzlich den Europäischen<br />
Preis für Kriminalliteratur. Zu Recht, wie ihr<br />
neuer, spannender Roman zeigt.<br />
Fred Vargas: Die Nacht des Zorns. Aufbau, 2012,<br />
454 Seiten, 22,99 Euro.<br />
„Man kann aus allen<br />
Momenten des Lebens<br />
Glück schöpfen. Zum<br />
Beispiel aus dem Schreiben.“<br />
Wild,<br />
fremd &<br />
intensiv<br />
Florian Langenscheidt, 67, Philosoph, Journalist und<br />
Verleger. Neuestes Werk: Langenscheidts Handbuch zum Glück.<br />
(Heyne, 2012, 256 Seiten, 19,99 Euro.)<br />
Dunkel,<br />
fesselnd<br />
& klug<br />
Jung,<br />
frisch &<br />
witzig<br />
1/2013<br />
59
Kreative Wohnideen für Ihr Zuhause<br />
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die zum ersten Mal eine<br />
Diät machen.<br />
Quelle: Ärzte Zeitung<br />
Richtig dosieren<br />
Wer mehrmals täglich Schmerztabletten<br />
nimmt, etwa wegen<br />
Migräne oder Arthrose, sollte<br />
wegen der Nebenwirkungen auf<br />
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der 65-Jährigen<br />
treiben trotz Erkältung<br />
Sport. Besser:<br />
auskurieren! Spazieren<br />
ist aber erlaubt.<br />
Quelle: Techniker Krankenkasse<br />
Fotos: Masterfile, F1Online<br />
Braune<br />
Stellen wegschneiden<br />
An Äpfeln oder Birnen<br />
sollte man braune<br />
Stellen immer großzügig<br />
wegschneiden. Denn<br />
dort kann sich Patulin<br />
sammeln. Schimmelpilze<br />
sondern diesen Stoff ab,<br />
der Übelkeit auslöst und<br />
den Magen reizen kann.<br />
Da Patulin aber nicht<br />
in den frischen Teil des<br />
Apfels wandert, reicht das<br />
Wegschneiden völlig aus,<br />
um sich zu schützen.<br />
Quelle: aid infodienst<br />
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MITMACHEN<br />
DIABETES-ALARM AUF VIER PFOTEN<br />
Speziell ausgebildete Hunde riechen, ob<br />
Diabetiker gefährlich unterzuckern. Vor<br />
allem für Alleinlebende bzw. Diabetiker,<br />
die im Schlaf unterzuckern, können die<br />
Hunde so zum Lebensretter werden, denn<br />
schlimmstenfalls löst zu wenig Zucker im<br />
Blut einen Herz-Stillstand aus. Die Hunde<br />
riechen die Gefahr lange vorher und<br />
stupsen Frauchen oder Herrchen dann<br />
kräftig an. Die Ausbildung der Hunde<br />
kostet etwa 4.000 Euro. Mehr Informationen<br />
auch unter www.diabdogs.de<br />
Unter www.verbraucher-uaw.pei.de können Verbraucher Nebenwirkungen von Medikamenten melden.<br />
1/ 2013<br />
61
GESUND & FIT<br />
Mein<br />
Herz<br />
will Sport<br />
„Los jetzt, streng dich an!“ – wenn das Herz<br />
könnte, würde es uns anfeuern. Gerade<br />
wenn es bei Bluthochdruck, Insuffizienz oder<br />
nach einem Infarkt geschwächt ist. Deshalb<br />
verordnen Ärzte bei Herzproblemen heute<br />
Laufen und Co. – statt Sofa und Tabletten.<br />
Mit Walken<br />
stärkt Marianne<br />
Kunze ihr Herz.<br />
Alexandra Schmidt<br />
hat zwei Stents – und trotzdem<br />
wieder Spaß am Wandern.<br />
Herz-Patient<br />
Hans Huber fährt<br />
täglich Rad.<br />
62 1/ 2013
Was? Ich soll Sport<br />
treiben?“ Marianne<br />
Kunze (67)<br />
konnte gar nicht glauben,<br />
was der Arzt vor 14 Monaten<br />
zu ihr sagte. Seit sie ein<br />
kleines Kind war, hieß es:<br />
Streng dich nicht an, du<br />
musst dich schonen. Die<br />
Ärzte hatten nach der Geburt<br />
ein 17-Millimeter-Loch<br />
zwischen ihren Herz-Vorhöfen<br />
gefunden – ein angeborener<br />
Herzfehler. „Und<br />
dann sagt ein Arzt zu mir:<br />
Strengen Sie sich beim<br />
Sport ruhig richtig an. Dabei<br />
hatte ich gerade erst einen<br />
leichten Schlaganfall<br />
hinter mir, einen Katheter-<br />
Eingriff, mit dem das Loch<br />
geschlossen worden war –<br />
und litt an schweren Herzrhythmus-Störungen.“<br />
Nicht nur Marianne<br />
Kunze überrascht der Rat.<br />
„Leider denken noch immer<br />
viele meiner Kollegen,<br />
Herzkranke müssten<br />
sich besonders schonen“,<br />
bedauert Professor Martin<br />
Halle, Kardiologe mit<br />
weltweitem Renommee.<br />
„Dabei wissen wir durch<br />
neue Studien – genau das<br />
Gegenteil ist der Fall: Ein<br />
krankes Herz braucht viel<br />
Sport, um wieder gesund<br />
zu werden.“ Der Spezialist<br />
für präventive und rehabilitative<br />
Sportmedizin erklärt<br />
das stark vereinfacht<br />
so: „Das Herz ist ein Muskel.<br />
Muskeln, die man nicht<br />
regelmäßig und auch intensiv<br />
bewegt, verlieren ihre<br />
Leis tungsfähigkeit, werden<br />
mit der Zeit schlaff und<br />
schwach. Genau dagegen<br />
wirkt gezielter Sport“, so<br />
Halle, und zwar mit enormen<br />
messbaren Effekten:<br />
• Die Muskelfasern vergrößern<br />
sich, das Herz wird<br />
größer, kann mit einem<br />
Schlag mehr Blut durch<br />
den Körper pumpen.<br />
• In den Zellen bilden sich<br />
mehr Mitochondrien. Diese<br />
„Kraftwerke“ stellen mehr<br />
Energie für die Arbeit des<br />
Herzens zur Verfügung.<br />
• Neue, kleinste Blutgefäße<br />
bilden sich und versorgen<br />
das Herz besser mit Sauerstoff<br />
und Nährstoffen.<br />
Neue Erkenntnisse wie<br />
diese bedeuten für viele<br />
Menschen mit Herzproblemen,<br />
völlig umzudenken.<br />
Ein kleiner Spaziergang am<br />
Tag, einmal die Woche in<br />
die Herzsportgruppe, etwa<br />
nach Bypass-OP oder Infarkt:<br />
Für die meisten sollte<br />
dies bisher das Maximum<br />
an Bewegung sein.<br />
Und jetzt sollen sie sich<br />
sportlich herausfordern, ins<br />
Schwitzen kommen, außer<br />
Atem geraten. „Weil die Effekte<br />
von intensivem Training<br />
laut Studien wesentlich<br />
beeindruckender sind<br />
als die von moderatem<br />
Sport“, versichert Prof. Halle.<br />
Nach drei Monaten Training<br />
etwa zeigt sich:<br />
• Mit intensivem Intervalltraining<br />
steigt die maximale<br />
Sauerstoffaufnahme um<br />
erstaunliche 35 %. Mit moderatem<br />
Sport nur um 16 %.<br />
• Der Blutdruck sinkt dank<br />
intensivem Training um ca.<br />
7 % (moderat: 3 %).<br />
• Die lebenswichtige Elastizität<br />
der Herzgefäße nimmt<br />
nach Intervalltraining um<br />
9 % zu (moderat: 5 %).<br />
• Bei Herzmuskelschwäche<br />
verbessert sich die Herzfunktion<br />
nach Intervalltraining<br />
um 10–15 % (moderat:<br />
keine Veränderung).<br />
Aber: Menschen mit Herzproblemen<br />
sollten sich nicht<br />
unvorbereitet ins Sportvergnügen<br />
stürzen. Sie brauchen<br />
zuerst einen Arzt, der<br />
sie gründlich untersucht.<br />
Und feststellt, wie stark sie<br />
sich körperlich belasten<br />
können, ohne ein Risiko einzugehen.<br />
Prof. Halle: „Mein<br />
Rat – zu einem Kardiologen<br />
gehen, der auch Sportmediziner<br />
ist, und bei ihm eine<br />
sogenannte Spiro-Ergometrie<br />
machen lassen (zahlt<br />
die Kasse), bei der auch<br />
die Laktat-Werte im Blut bestimmt<br />
und die Atemgase<br />
analysiert werden.“ Üblicherweise<br />
findet diese Untersuchung<br />
auf einem Fahrrad-Ergometer<br />
statt.<br />
Dabei stellt der Arzt unter<br />
anderem fest:<br />
• ob das Herz auf steigenden<br />
Widerstand beim<br />
Treten mit einem gestörten<br />
EKG reagiert;<br />
• ob oder wann der Blut-<br />
So funktioniert<br />
die Ergometrie<br />
Arzt „verkabelt“ Brust<br />
1 mit Elektroden fürs<br />
EKG, dazu Atemmaske und<br />
Blutdruck-Manschette.<br />
Tretwiderstand des<br />
2 Fahrrads wird erhöht.<br />
Arzt prüft Sauerstoff und<br />
Milchsäure im Blut.<br />
Die Daten (s. u.) zeigen,<br />
3 wie intensiv man Sport<br />
treiben soll, damit das Herz<br />
ideal trainiert wird.<br />
Je mehr Sauerstoff, umso besser<br />
Frauen* Männer*<br />
sehr gut >33 >44<br />
gut 29–32 36–43<br />
mittel 23–28 31–35<br />
mäßig 20–22 26–30<br />
schlecht
GESUND & FIT<br />
Was Sport<br />
bewirkt<br />
Herzinfarkt<br />
Krankes Gewebe wird<br />
stärker durchblutet<br />
und mit mehr Sauerstoff<br />
versorgt.<br />
Koronare<br />
Herzkrankheit<br />
Ablagerungen in<br />
den Kranzgefäßen<br />
bilden sich zurück.<br />
Herz-Insuffizienz<br />
Untrainierter<br />
Herzmuskel wird<br />
gestärkt.<br />
Altersherz<br />
Versteiftes Gewebe<br />
und Blutgefäße werden<br />
geschmeidiger<br />
und leistungsfähiger.<br />
druck gefährlich steigt,<br />
wenn man sich anstrengt,<br />
• und ab wann der Körper<br />
so sehr gefordert wird, dass<br />
sich Milchsäure im Blut anhäuft.<br />
Diesen sogenannten<br />
Laktat-Test machen auch<br />
Leistungssportler immer<br />
wieder, weil man damit<br />
sehr genau feststellen kann,<br />
wie gut die Kondition ist.<br />
Bei der Ergometrie wird<br />
stets der Puls beobachtet.<br />
Deshalb kann der Arzt anschließend<br />
genau sagen,<br />
bei welchen Puls-Werten<br />
man Sport treiben sollte,<br />
• damit für das Herz keine<br />
Gefahr besteht,<br />
• der Herzmuskel optimal<br />
trainiert wird.<br />
Wie der Drehzahlmesser<br />
im Auto zeigt der Puls, ob<br />
das Herz ideal arbeitet. „Die<br />
Puls-Uhr gehört deshalb wie<br />
Turnschuhe und Sporthose<br />
zur Grundausstattung beim<br />
Sport“, sagt Prof. Halle.<br />
Nicht nur sportlichen Anfängern<br />
oder Wiedereinsteigern<br />
nützt die Ergometrie.<br />
Das Training gibt mir<br />
nach meinem Infarkt<br />
sehr viel Sicherheit.<br />
Noch ist mein Herz geschwächt.<br />
Doch es geht<br />
Tag für Tag aufwärts.<br />
Hans Huber (72), absolviert zur zeit ein<br />
gezieltes Programm auf dem<br />
Fahrrad-Ergometer. Bald will er auch<br />
wieder schwimmen und laufen.<br />
Hans Huber (72) etwa war<br />
immer ein sehr sportlicher<br />
Typ. Mehrmals die Woche<br />
Tennis, Radfahren, Schwimmen<br />
und Wandern – nur<br />
mit diesem Sportmix fühlte<br />
er sich wohl. Dennoch,<br />
ohne Vorwarnung, erlitt<br />
er vor 18 Monaten einen<br />
schweren Vorderwand-Infarkt.<br />
Danach brachte sein<br />
Herz nur noch 27 Prozent<br />
der bisherigen Leistung.<br />
Huber fühlte sich ständig<br />
schlapp und müde. „Ich hätte<br />
nie gedacht, dass ich jemals<br />
wieder richtig auf die<br />
Füße kommen würde“, erzählt<br />
er. Dann wurde ihm<br />
die Teilnahme an einer wissenschaftlichen<br />
Studie von<br />
ProfessorHalleangeboten.Seitdem<br />
trainiert er drei Mal die<br />
Woche mit anderen unter<br />
ärztlicher Aufsicht auf Fahrrad-Ergometern.<br />
Intervall-<br />
Training, abwechselnd für<br />
einige Minuten kräftig treten,<br />
dazwischen Blutdruckund<br />
Laktat-Kontrolle. „Ich<br />
hätte nicht gedacht, dass ich<br />
mich trotz Herzschwäche so<br />
anstrengen darf“, staunt<br />
Huber. Doch es lohnt sich:<br />
Schon nach vier Monaten ist<br />
die Leistung seines Herzens<br />
auf 35 Prozent gestiegen.<br />
Für Huber ein Riesenerfolg,<br />
der sich auch im Alltag bemerkbar<br />
macht: Kurz nach<br />
der Reha schaffte er es gerade,<br />
die Treppen einer Etage<br />
hochzugehen, dann brauchte<br />
er eine Pause, weil er aus<br />
der Puste war. Jetzt geht er<br />
schon zwei oder drei Etagen<br />
am Stück. „Und ich spüre,<br />
dass ich täglich Fortschritte<br />
mache.“<br />
Genauso gut könnte er<br />
sein Herz auch mit anderen<br />
Sportarten fit machen. „Ideal<br />
ist Ausdauersport“, sagt<br />
Prof. Halle, „also Radfahren,<br />
Walken, Joggen, Wandern.<br />
Am besten täglich.“<br />
Wie die Intensität ist auch<br />
die Dauer des Trainings, vor<br />
allem zu Beginn, sehr individuell.<br />
Für manche reicht<br />
es, sich anfangs nur vier<br />
oder fünf Minuten zu bewegen,<br />
andere können gleich<br />
mit 10, 15 oder 30 Minuten<br />
einsteigen. Auf längere<br />
Sicht, und das kann je nach<br />
Einstiegsniveau auch erst<br />
nach ein bis zwei Jahren<br />
sein, rät Halle zu mindestens<br />
30, besser 60 Minuten<br />
Training am Tag.<br />
64 1/ 2013
Fotos: Florian Lohmann, Getty Images, privat; Haare+Make-up: Anna Ploch<br />
Fast ebenso wichtig wie<br />
Ausdauer ist Krafttraining<br />
– also alles, was die Muskeln<br />
an Armen, Beinen, Rücken,<br />
Bauch und Po kräftigt<br />
(siehe auch Seite 71).<br />
Zwar wirkt das Training mit<br />
Hanteln & Co. nicht direkt<br />
auf den Herzmuskel. Aber<br />
je mehr Muskeln im Körper<br />
trainiert sind, umso gesünder<br />
ist der Stoffwechsel. So<br />
bestätigen Studien, dass<br />
sich Krafttraining hervorragend<br />
eignet, um Blutzucker-<br />
Werte zu senken. Auch auf<br />
Blutdruck und Cholesterin<br />
wirkt Krafttraining normalisierend.<br />
Denn: Sind diese<br />
Werte in Ordnung, nimmt<br />
auch das Herz-Risiko erheblich<br />
ab, etwa weil zu hohe<br />
Blutzucker-Werte Entzündungen<br />
in den Blutgefäßen<br />
auslösen können.<br />
Tai-Chi oder andere asiatische<br />
Sportarten, Yoga,<br />
Gymnastik sind optimale<br />
Sportarten für die Koordination<br />
und fürs Gleichgewicht<br />
– die dritte Säule<br />
der idealen Sportarten für<br />
Herz und Kreislauf. Manche<br />
Sportarten trainieren<br />
sowohl Ausdauer als<br />
auch Kraft und zusätzlich<br />
die Koordination. Tanzen,<br />
zum Beispiel, oder Schwimmern,<br />
Badminton oder<br />
Golf, Fußball oder Tennis.<br />
Jeder Sport hat darüber<br />
hinaus den Vorteil, dass<br />
sich dabei Stress abbauen<br />
lässt. Alexandra Schmidt,<br />
61, hat dies schon vor ihrem<br />
schweren Angina-Pectoris-<br />
Anfall erlebt: „Ich hatte einen<br />
anstrengenden Job als<br />
Vertriebsleiterin und ging<br />
abends noch eine Stunde<br />
joggen, um herunterzufahren“,<br />
sagt sie. Jetzt, nach<br />
Die erste Zeit nach dem Eingriff per<br />
Katheter war schwierig. Ich traute<br />
mich nirgends mehr hin, sagte Reisen<br />
ab, hatte schreckliche Panik-Attacken.<br />
Die Wende brachte der Ergometer-Test.<br />
Er zeigte mir, du kannst ja doch<br />
noch etwas leisten, ohne Angst um<br />
dein Herz haben zu müssen.<br />
Durch eine Angina Pectoris hatte<br />
Alexandra Schmidt (61) das<br />
Vertrauen in ihr Herz verloren.<br />
Viel Sport brachte es zurück.<br />
der Herzkatheter-Behandlung,<br />
bei der ihr zwei Stents<br />
(Gefäßstützen in den Herzkranzgefäßen)<br />
eingesetzt<br />
wurden, ist Sport für sie erst<br />
recht wichtig. Gymnastik,<br />
Joggen, Bergwandern oder<br />
auf dem Trimmrad zuhause<br />
gehören nun zu ihrem<br />
Alltag – alles mit ärztlicher<br />
Genehmigung. „Heute trage<br />
ich immer meine Pulsuhr“,<br />
sagt sie, „und ich<br />
nehme Medikamente wie<br />
Betablocker und ASS.“<br />
Durch wohldosierten<br />
Sport kann das Herz wieder<br />
stabilisiert, seine Leistung<br />
verbessert werden<br />
– auf Medikamente allerdings<br />
sollte man nicht verzichten,<br />
erklärt Professor<br />
Halle: „Die Kombination<br />
Sport und Medikamente<br />
ist ideal.“ Gerda Pighin<br />
Professor Martin Halle,<br />
Kardiologe, Direktor für präventive<br />
und rehabilitative<br />
Sportmedizin, Klinikum rechts<br />
der Isar der TU München<br />
60<br />
Minuten Sport am<br />
Tag sind laut Prof. Halle<br />
das ideale Maß, um<br />
das Herz zu trainieren.<br />
Bei Muskel- und<br />
Gelenkschmerzen * :<br />
Ein aktiver Alltag mit viel Bewegung hält fi t. Doch oft<br />
machen sich mit zunehmendem Alter Schmerzen an<br />
Muskeln und Gelenken bemerkbar. Ursache dafür sind<br />
häufi g Entzündungen.<br />
Mit EnzymKraft gegen<br />
die Schmerz-Ursache.<br />
Enzyme sind an fast allen körpereigenen Reaktionen<br />
beteiligt. Der Wobenzym-Forschung ist es gelungen, mit<br />
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zu entwickeln. Diese beschleunigt den<br />
Ablauf von Entzündungen. Symptome wie Schwellungen<br />
und Schmerzen gehen deutlich schneller zurück.<br />
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* Als Folge von Verletzungen und verschleißbedingten Gelenkentzündungen<br />
(aktivierten Arthrosen).<br />
Wobenzym ® <strong>plus</strong> ist ein entzündungshemmendes Arzneimittel<br />
(Antiphlogistikum): Anwendungsgebiete: Schwellungen<br />
und Entzündungen als Folge von Verletzungen, Venene nt zün dungen<br />
(Thrombophlebitis), verschleißbedingte Gelenkent zündungen<br />
(aktivierte Arthrosen). Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie<br />
bitte die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder<br />
Apotheker. Stand 06/2010<br />
MUCOS Pharma GmbH & Co. KG 13509 Berlin<br />
EV-RA-01/2012
Das Krankenhaus<br />
der Zukunft<br />
Wohlfühlen im Krankenhaus? Klingt nach einem Widerspruch.<br />
Aber das könnte sich bald ändern. Denn Krankenzimmer<br />
verwandeln sich immer mehr in Hotelzimmer,<br />
weil Ärzte erkannt haben, wie wichtig angenehmes<br />
Ambiente ist, um schnell gesund zu werden.<br />
ILLUSTRATIONEN | Axel Kock<br />
1<br />
2<br />
3<br />
6<br />
Heilsame Extras, die es in<br />
Kliniken bald geben wird<br />
Farben, Licht, Kunst – diese Dinge können<br />
mehr dazu beitragen, gesund zu werden,<br />
als bisher gedacht. Deshalb planen Ärzte<br />
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die dieses Potenzial nutzen.<br />
Prof. Christine Nickl-Weller (61)<br />
lehrt an der TU Berlin<br />
Krankenhaus-Architektur.<br />
1 2<br />
3<br />
WARME FARBEN<br />
an Wänden, bei<br />
Möbeln und Bodenbelag<br />
fördern<br />
das Wohlbe<strong>finden</strong>,<br />
wirken<br />
gegen Stress.<br />
EIN TERMINAL<br />
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Internet, aber<br />
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Daten kann man<br />
damit aufrufen.<br />
STAURAUM in<br />
Form von Regalen,<br />
Schubladen<br />
etc. wirkt gegen<br />
beengtes Gefühl,<br />
das heute in Zimmern<br />
oft herrscht.<br />
4<br />
SANFTES LICHT<br />
leuchtet indirekt:<br />
morgens<br />
hellweiß, um<br />
das Aufwachen<br />
zu erleichtern;<br />
gelbliches Licht<br />
abends fördert<br />
gesunden Schlaf.<br />
66 1/ 2013
GESUND & FIT<br />
4<br />
8<br />
5<br />
5<br />
FENSTER bis<br />
zum Boden lassen<br />
viel natürliches<br />
Licht hinein.<br />
Ganz wichtig für<br />
einen gesunden<br />
Bio-Rhythmus!<br />
6<br />
7<br />
18 m 2<br />
gelten als ideale<br />
Größe für ein<br />
2-Bett-Zimmer.<br />
Heute müssen<br />
sich noch bis zu<br />
vier Personen<br />
diese Fläche<br />
teilen<br />
en.<br />
FUSSBÖDEN aus<br />
einer speziellen<br />
Oberfläche, z. B.<br />
mit eingearbeiteten<br />
Silber-Ionen,<br />
die antibakteriell<br />
wirken.<br />
7<br />
AKUSTIK mit<br />
schallschluckenden<br />
Elementen<br />
wie schweren<br />
Vorhängen und<br />
Polstermöbeln,<br />
welche die<br />
Geräuschkulisse<br />
dämpfen.<br />
8<br />
KUNST, z. B.<br />
Bilder an Wänden<br />
oder an der<br />
Decke. Unterstützen<br />
die „Hotel-<br />
Atmosphäre“, beschäftigen<br />
aber<br />
auch die Psyche<br />
und lenken so<br />
von Sorgen ab.<br />
rau Nickl-Weller, Sie<br />
gelten als Star unter<br />
Deutschlands<br />
Architekten. Das<br />
von Ihnen entworfene<br />
Neue Klinikum<br />
in Hamburg-Eppendorf ist preisgekrönt,<br />
als Vorzeigemodell eines<br />
fortschrittlichen Krankenhauses.<br />
An der TU Berlin haben Sie<br />
Deutschlands einzigen Lehrstuhl<br />
für Krankenhaus-Architektur inne<br />
und arbeiten mit Hochdruck an<br />
Zukunftsmodellen für Krankenhäuser<br />
als Orte, an denen Patienten<br />
sich wohlfühlen können. Verraten<br />
Sie uns, wie werden in 10 oder 15<br />
Jahren die Zimmer in deutschen<br />
Kliniken aussehen?<br />
PROF. NICKL-WELLER Großzügig,<br />
lichtdurchflutet, geschmackvoll<br />
ausgestattet. Man wird das Gefühl<br />
haben, eher in einem Hotelzimmer<br />
zu liegen als im Krankenhaus.<br />
Die heutigen Zimmer sind funktionell.<br />
Warum glauben Sie, dass sie<br />
wohnlicher werden müssen?<br />
PROF. NICKL-WELLER Weil der Einfluss<br />
des Ambientes auf die Gesundheit<br />
groß ist. Viel größer, als man<br />
dachte. Auch wenn man das noch<br />
nicht in Prozent beziffern kann.<br />
Das bedeutet, die richtige Architektur<br />
heilt Krankheiten?<br />
PROF. NICKL-WELLER Sie kann zumindest<br />
die Heilung fördern. Und<br />
1 / 2013<br />
67
es gibt – im Gegensatz dazu –<br />
sicher eine Architektur, die Menschen<br />
belastet, sie krank macht.<br />
Inwiefern krank?<br />
PROF. NICKL-WELLER Wenn Gebäude,<br />
Räume so gestaltet sind, dass sie<br />
Stress erzeugen, etwa weil die Akustik<br />
nicht stimmt, zu wenig natürliches<br />
Licht vorhanden ist oder die<br />
Wege viel zu lang sind, setzt das die<br />
Menschen darin unter Stress. Stress<br />
aber ist sicher nicht dazu geeignet,<br />
dass man sich rasch regeneriert.<br />
Und was hilft, gesund zu werden?<br />
PROF. NICKL-WELLER Zunächst<br />
muss die Architektur alles so bereitstellen,<br />
dass der medizinische Betrieb<br />
optimal funktionieren kann.<br />
Aber auch aus Sicht der Patienten<br />
sollte alles getan sein, dass sie sich<br />
in einer Klinik so wohl als möglich<br />
fühlen. Dazu zählen die Farbe der<br />
Wände, Bodenbelag, ob der Blick<br />
nach draußen schweifen kann,<br />
Akus tik des Raums, Beleuchtung,<br />
Innenklima, Einrichtung, Kunst<br />
an den Wänden, kurze Wege,<br />
Raumgrößen und vieles mehr.<br />
Wie wirkt sich Wandfarbe denn auf<br />
die Gesundheit aus?<br />
PROF. NICKL-WELLER Die Farb-Psychologie<br />
belegt eindeutig, dass es<br />
Farben gibt, die eher beruhigend<br />
wirken, etwa Orange-Töne, andere<br />
aufmunternd, z. B. ein fröhliches<br />
Gelb. Solche Erkenntnisse sollte<br />
man nutzen, um ein Krankenhaus<br />
so gesund als möglich zu gestalten.<br />
Was weiß man noch?<br />
PROF. NICKL-WELLER Tageslicht<br />
spielt eine enorme Rolle. Es strukturiert<br />
den Tag, vermittelt ein Gefühl<br />
für Zeit. Auch ein großzügiger<br />
Blick nach draußen ist wichtig,<br />
damit Menschen nicht das Gefühl<br />
haben, in einem Gebäude von der<br />
Umwelt abgeschottet zu sein.<br />
Das von Ihnen geplante Neue Klinikum<br />
in Hamburg-Eppendorf wirkt<br />
vom Empfang bis zu den Zimmern<br />
eher wie ein Luxus-Hotel. Ist so<br />
ein Krankenhaus denn überhaupt<br />
zeitgemäß angesichts der<br />
„Ein zentrales,<br />
helles Zimmer ist<br />
optimal, damit das<br />
Gefühl entsteht,<br />
mittendrin zu sein ...“<br />
Katja Koch, Leiterin eines Pflegedienstes in Osnabrück<br />
Das ideale<br />
Pflegezimmer<br />
zuhause<br />
Hunderttausende Menschen<br />
werden zuhause versorgt –<br />
eine große Last für Pfleger und<br />
Gepflegte. Details, die dies für<br />
beide etwas leichter machen.<br />
2<br />
Katja Koch leitet<br />
einen Pflegedienst in<br />
Osnabrück.<br />
1<br />
MITTENDRIN<br />
Der beste Platz<br />
ist gleich neben<br />
Küche oder<br />
Wohnzimmer,<br />
lieber nicht ein<br />
abgelegenes<br />
Schlafzimmer.<br />
2<br />
BAD Perfekt<br />
wäre ein eigenes,<br />
wegen der kurzen<br />
Wege.<br />
1<br />
4<br />
3<br />
GRÖSSE Mindestens<br />
14, besser 16<br />
bis 18 Quadratmeter<br />
sollte das<br />
Pflegezimmer<br />
groß sein.<br />
4<br />
MITSPRACHE<br />
Einen Pflegebedürftigen<br />
immer<br />
mitentscheiden<br />
lassen, wie das<br />
Zimmer gestaltet<br />
wird, damit er/<br />
sie sich wohlfühlt.<br />
68 1/ 2013
GESUND & FIT<br />
Auch auf diese Dinge achten<br />
✔ Freier Blick auf eine Uhr erhält das Zeit-Gefühl<br />
✔ Klingel am Bett, um im Notfall Hilfe zu „rufen“<br />
✔ Radio & TV. Nicht zu unterschätzen: Manche Sendung,<br />
etwa Tagesschau, ist für viele ein lieb gewordenes Ritual.<br />
7<br />
8<br />
6<br />
9<br />
3<br />
10<br />
11<br />
5<br />
Wer übernimmt die<br />
Haupt-Pflege?<br />
Angaben in %<br />
Schwiegertochter<br />
Sonstige<br />
Tochter<br />
8<br />
10<br />
40<br />
Ehemann<br />
16<br />
26<br />
Ehefrau<br />
Quelle:<br />
BKK Bundesverband<br />
5<br />
PERSÖNLICHES<br />
Ob Vasen, Lampen,<br />
Sekretär<br />
– persönliche Gegenstände<br />
sind<br />
wichtig, gerade<br />
wenn z. B. Mutter<br />
oder Vater aus<br />
der eigenen<br />
Wohnung zu den<br />
Kindern gezogen<br />
sind, damit sie<br />
sich rascher<br />
zuhause fühlen.<br />
6<br />
LICHT Warmes<br />
Licht sorgt am<br />
Abend dafür,<br />
dass Gehirn und<br />
Körper sich auf<br />
Schlaf einstellen.<br />
Nachts ein<br />
Schlummerlicht<br />
(Babyfachhandel)<br />
in der Steckdose<br />
unterstützt die<br />
Orientierung und<br />
hilft, Lichtschalter<br />
zu <strong>finden</strong>,<br />
wenn man nachts<br />
mal rausmuss.<br />
7<br />
KLIMA Die<br />
ideale Raumtemperatur:<br />
21 °C.<br />
Zimmerpflanzen<br />
sorgen gerade in<br />
der Heizperiode<br />
für ein frisches<br />
Klima, ohne dass<br />
die Luft zu trocken<br />
wird. Ganz<br />
wichtig: täglich<br />
mindestens 3 Mal<br />
kräftig lüften.<br />
8<br />
AUSSICHT Blick<br />
nach draußen,<br />
zum Beispiel auf<br />
einen Baum, in<br />
den Garten, zum<br />
Himmel. Gerade<br />
bei Demenz-<br />
Kranken ist dies<br />
wichtig, damit<br />
sie am Lauf der<br />
Jahreszeiten<br />
teilhaben können<br />
– und das Wetter<br />
liefert immer<br />
noch „wichtigen“<br />
Gesprächsstoff.<br />
9<br />
BLICKPUNKTE<br />
Fotos an den<br />
Wänden und auf<br />
dem Nachttisch<br />
halten Erinnerungen<br />
wach.<br />
10<br />
GEMÜTLICH<br />
Nahe dem Bett<br />
Sofa oder Sessel<br />
platzieren, damit<br />
Besucher sich<br />
entspannt dazusetzen<br />
können.<br />
11<br />
BETT Ideal ist ein<br />
Pflegebett – kann<br />
man auch mieten.<br />
Kosten: ca. 120<br />
Euro je Monat.<br />
Bettlägrige brauchen<br />
außerdem<br />
eine spezielle<br />
Matratze (Anti-<br />
Dekubitus-Modell,<br />
ab 180 Euro), gegen<br />
Wundliegen.<br />
Beides zahlt ggf.<br />
die Pflegekasse,<br />
deshalb Antrag<br />
stellen.<br />
1 / 2013 69
GESUND & FIT<br />
ständig steigenden Kosten in<br />
unserem Gesundheitswesen?<br />
PROF. NICKL-WELLER Ja, denn die<br />
Konkurrenz unter den Kliniken wird<br />
immer stärker und die Betreiber<br />
müssen heute schon um jeden Patienten<br />
kämpfen. Die Kliniken müssen<br />
also dafür sorgen, dass die Menschen<br />
sich bei ihnen wohlfühlen.<br />
Alltag ist aber vielfach noch, dass<br />
man als Kassenpatient in 3- oder<br />
4-Bett-Zimmern liegt!<br />
PROF. NICKL-WELLER Das wird sich<br />
ändern. Schon heute stehen in neuen<br />
Krankenhäusern, etwa in Eppendorf<br />
oder der Herzklinik in Köln, nur<br />
noch zwei Betten pro Zimmer. Ich<br />
„Eigenes Kopfkissen,<br />
Paravent – man kann sich<br />
schon jetzt in Kliniken<br />
wohnlicher einrichten,<br />
als viele ahnen ...“<br />
Ann-Kathrin Heuermann, Stationsleiterin<br />
Herzzentrum Hamburg<br />
sage sogar, dass es in Zukunft vermehrt<br />
Einzelzimmer auch für Kassen-Patienten<br />
geben wird. Dafür gibt<br />
es auch handfeste medizinische<br />
Gründe. Zurzeit sterben in Deutschland<br />
pro Jahr etwa 13 000 Menschen,<br />
weil sie sich im Krankenhaus<br />
mit multiresistenten Keimen infizieren.<br />
Mit Einzelzimmern lässt sich das<br />
Infektionsrisiko deutlich verringern.<br />
In Eppendorf fällt auf, dass das<br />
neue Klinikum sehr viele Innenhöfe<br />
hat. Was steckt dahinter?<br />
PROF. NICKL-WELLER Sie sorgen für<br />
Tageslicht an jedem Arbeitsplatz.<br />
Das war bislang nicht selbstverständlich<br />
für Angestellte im Krankenhaus.<br />
Aber man muss auch die Bedürfnisse<br />
von Ärzten, Pflegern, Reinigungspersonal,<br />
Angestellten der Küche und<br />
den vielen anderen berücksichtigen.<br />
Schließlich arbeitet man doch umso<br />
besser, je angenehmer die Bedingungen<br />
sind. Und von zufriedenen<br />
Angestellten lässt man sich als Patient<br />
doch sicher lieber behandeln als<br />
von unzufriedenen. Uli Steen<br />
3<br />
Das ist heute in<br />
Kliniken möglich<br />
Auch wenn viele Krankenhaus-Zimmer<br />
eher trist, eng und ungemütlich<br />
wirken – mit diesen 8 Tipps wird es<br />
trotzdem deutlich angenehmer.<br />
4<br />
Ann-Kathrin Heuermann ist<br />
Stationsleiterin am Universitären<br />
Herzzentrum Hamburg.<br />
2<br />
7<br />
1<br />
6<br />
5<br />
1<br />
ZEITVERTREIB<br />
• gute Lektüre<br />
(Bücher, Zeitschriften)<br />
• Rätselhefte wie<br />
Sudoku<br />
• Musik oder<br />
Hörbücher,<br />
etwa auf einem<br />
MP3-Player<br />
oder im Handy<br />
• Gesellschaftsspiele,<br />
z. B.<br />
Uno oder<br />
Backgammon<br />
8<br />
2<br />
UNTERLAGEN<br />
Bitte mitbringen:<br />
• Einweisung<br />
vom Haus- oder<br />
Facharzt<br />
• Versichertenkarte<br />
der Kasse<br />
• Nummer der<br />
Rentenversicherung<br />
• Liste der<br />
regelmäßig eingenommenen<br />
Medikamente<br />
3<br />
MEIN KISSEN<br />
Viele Kliniken<br />
erlauben eigene<br />
Kopfkissen, wenn<br />
man damit besser<br />
schläft. Eigene<br />
Bettwäsche und<br />
Laken sind aus<br />
hygienischen<br />
Gründen tabu.<br />
4<br />
MEIN BEREICH<br />
Nach einem Paravent<br />
fragen, den<br />
man für mehr<br />
Privatsphäre zwischen<br />
den Betten<br />
aufbauen kann.<br />
5<br />
KLEIDUNG<br />
Hier gilt – Hauptsache,<br />
Bequemes<br />
mitbringen:<br />
• Unterwäsche<br />
• Nachthemd bzw.<br />
Schlafanzug<br />
• leichte, bequeme<br />
Hosen<br />
• T-Shirt, leichte<br />
Fleece-Jacke<br />
• Bademantel<br />
• Hausschuhe<br />
• Jacke und feste<br />
Schuhe, um<br />
frische Luft zu<br />
schnappen<br />
6<br />
PERSÖNLICHES<br />
Ein Bild des Partners,<br />
der Kinder<br />
oder der Enkel<br />
auf den Nachttisch<br />
stellen. Vertrautes<br />
schenkt<br />
Sicherheit und<br />
Zuversicht.<br />
7<br />
KULTURBEUTEL<br />
Hinein gehören:<br />
• Waschlotion,<br />
Shampoo<br />
• Deo<br />
• Zahnbürste,<br />
-creme, -seide<br />
• Kosmetika bzw.<br />
Rasierzeug<br />
• Bürste und<br />
Kamm<br />
8<br />
WERTSACHEN<br />
Diebstähle gehören<br />
zum Alltag<br />
in Krankenhäusern.<br />
Deshalb<br />
keinen Schmuck<br />
mitbringen. Auch<br />
viel Bargeld, ECund<br />
Kreditkarten<br />
zuhause lassen.<br />
Fotos: privat<br />
70 1/ 2013
m e h r k r a f t<br />
FOLGE 2<br />
Bessere Haltung, schöne<br />
Schultern in 5 Minuten!<br />
B<br />
A<br />
Schultern bewusst<br />
tief halten, nicht<br />
nach oben ziehen.<br />
Stärkt Arme und den oberen Rücken<br />
A In jeder Hand eine kleine Hantel (ca. 1 kg)<br />
oder eine gefüllte 1-Liter-Flasche halten. Knie<br />
leicht beugen, Bauchmuskeln etwas anspannen,<br />
Rücken etwas vorgeneigt, Arme gestreckt.<br />
B Beim Ausatmen Hände langsam wie ein Ruderer<br />
zur Brust ziehen, Ellenbogen schieben sich<br />
nach hinten oben. Langsam wieder zurück. 10 Mal,<br />
3 Durchgänge mit 30 Sekunden Pause dazwischen.<br />
Die Serie mit Kraft-Übungen entwickelte der renommierte<br />
Sportwissenschaftler THOMAS EBERL (www.thomas-eberl.de).<br />
1 / 2013<br />
71
Bessere Haltung, schöne Schultern in 5 Minuten!<br />
A<br />
B<br />
C<br />
Stärkt die<br />
ganze Schulter<br />
A Aufrecht hinstellen,<br />
Füße hüftbreit<br />
auseinander. Knie<br />
leicht beugen. In jede<br />
Hand ein Gewicht<br />
nehmen. Arme nach<br />
vorn anwinkeln.<br />
B Mit dem Ausatmen<br />
in einer fließenden<br />
Bewegung<br />
Arme parallel zur<br />
Seite heben. Ellenbogen<br />
bleiben dabei<br />
immer leicht gebeugt.<br />
C Gewichte etwa bis<br />
auf Kopfhöhe anheben.<br />
Oben für kurzen<br />
Moment halten. Arme<br />
in fließender Bewegung<br />
wieder senken.<br />
10 Mal, 3 Durchgänge<br />
mit 30 Sekunden<br />
Pause dazwischen.<br />
Spannung aufbauen,<br />
indem<br />
man Bauchnabel<br />
nach innen zieht.<br />
A<br />
Handgelenke<br />
stabil halten,<br />
nicht nach unten<br />
abknicken lassen.<br />
B<br />
Stabilisiert<br />
den Nacken<br />
A Auf die Kante<br />
eines Sofas oder<br />
Stuhls setzen. Oberkörper<br />
nach vorn<br />
beugen, Rücken dabei<br />
gerade lassen! Mit<br />
leicht gebeugten Ellenbogen<br />
Gewichte<br />
vor den Schienbeinen<br />
aneinanderhalten.<br />
B Ausatmen und<br />
dabei die Arme langsam<br />
zur Seite anheben,<br />
bis sie auf Schulterhöhe<br />
sind, dann<br />
wieder zurück.<br />
10 Mal, 3 Durchgänge<br />
mit 30 Sekunden<br />
Pause dazwischen.<br />
Fotos: Florian Lohmann; Styling: Katalin Kiss; Haare+Make-up: Anna Ploch<br />
m e h r k r a f t<br />
In der letzten Folge 3<br />
Oberarme & Brust<br />
72 1/ 2013
LEBEN & GENIESSEN<br />
Gute Pflege-<br />
Produkte<br />
Beim Sport<br />
trocknet<br />
die Haut<br />
zusätzlich<br />
aus. Deshalb<br />
danach eine<br />
spezielle<br />
Lotion<br />
verwenden.<br />
Zum Duschen<br />
• Eubos Sensitive<br />
Dusch & Creme pHneutral<br />
(ca. 6 Euro)<br />
• Weleda Granatapfel<br />
Schönheitsdusche<br />
(ca. 6 Euro)<br />
• Frei Duschgel pH<br />
5,5 (ca. 5 Euro)<br />
Fotos: Stefan Ziehen/Jahreszeiten Verlag, Hersteller (3)<br />
Pflege nach dem Sport<br />
Sport ist gut für den Körper. Doch danach benötigt auch die Haut<br />
besondere Pflege, damit sie sich schnell regenerieren kann.<br />
Wer Sport macht,<br />
strengt sich an,<br />
schwitzt, verliert<br />
Flüssigkeit. Dies macht sich<br />
besonders an den Hautstellen<br />
bemerkbar, die ohnehin<br />
häufig trocken sind: Ellbogen,<br />
Unterarme, Schienbeine.<br />
Daher die Haut nach<br />
dem Sport gezielt pflegen:<br />
Beim Duschen Nur Seifen<br />
oder Duschgels verwenden,<br />
die pH-neutral (pH 5,5) sind<br />
oder rückfettend. Denn das<br />
Einseifen führt dazu, dass<br />
die Haut noch mehr natürlichen<br />
Schutz verliert als<br />
ohnehin durch den Sport.<br />
Body-Lotion Sehr gut<br />
helfen, gerade wenn man<br />
etwas älter ist, bei trockener<br />
Haut und Spannungsgefühl<br />
(nach dem Duschen) Lotionen<br />
mit Urea.<br />
Körper-Öle Gegen Muskelkater<br />
helfen Körper- oder<br />
Baby-Öle mit Kräuter-Essenzen,<br />
die leicht einmassiert<br />
werden. Wer nach dem<br />
Duschen schnell wieder<br />
schwitzt, sollte diese aber<br />
nicht verwenden, da die<br />
Hautporen damit eher verschlossen<br />
werden. Wichtig<br />
ist: gut einmassieren.<br />
Fußpflege Wer viel Sport<br />
macht, bekommt schnell<br />
Hornhaut. Diese regelmäßig<br />
nach dem Sport und<br />
Duschen nur per Bimsstein<br />
entfernen, nicht per Raspel.<br />
Erfrischung Und zum<br />
Schluss – als Belohnung –<br />
immer etwas verwenden,<br />
das erfrischt und gut duftet.<br />
Zum Cremen<br />
• Eucerin Hautglättende<br />
Lotion 3 %<br />
Urea (ca. 11 Euro)<br />
• Garnier Skin<br />
Naturals bodyurea<br />
Creme-Milk<br />
(ca. 3 Euro)<br />
Erfrischend<br />
Für Beine: • Maria<br />
Galland Gel Frisson<br />
Jambes Légères<br />
(ca. 49 Euro)<br />
Fürs Gesicht:<br />
• Reinigungstücher<br />
Rodial Glam Wipes<br />
(ca. 16 Euro)<br />
Unser<br />
Tipp<br />
1 / 2013<br />
73
Kraft tanken an der Ostsee<br />
Die traumhafte Lage des Aparthotels Am Weststrand, direkt an<br />
der Strandpromenade im Ostseebad Kühlungsborn, lässt Zeit und<br />
Raum vergessen. Gewinnen Sie einen Aufenthalt im Aparthotel<br />
Am Weststrand für 2 Personen (6 Ü/HP) und tanken Sie neue Kraft<br />
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Trinken<br />
Margarete<br />
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der Hauswirtschaft<br />
Grüne Smoothies<br />
sind regelrechte<br />
Vitamin-Wunder. Die<br />
sämigen Mixgetränke<br />
können Sie<br />
selbst herstellen aus<br />
grünem Blattgemüse<br />
wie Salaten, Kräutern,<br />
Blattgemüse,<br />
Kohl. Stärkehaltiges<br />
Gemüse wie Erbsen,<br />
Blumenkohl, Möhren<br />
nicht verwenden.<br />
Sehr lecker ist, wenn<br />
Sie 40 % grüne Blätter<br />
und 60 % Früchte<br />
(Äpfel, Birnen, Bananen)<br />
mit Wasser<br />
pürieren. Die Zutaten<br />
sollten reif sein.<br />
Wie wär’s mit einem<br />
Drink aus 1/2 Römersalat,<br />
2 Bananen,<br />
2 Orangen, 1 Mango,<br />
200 ml Wasser?<br />
SIE BENÖTIGEN<br />
1 Springform,<br />
26 cm , 300 g<br />
Mehl, 1 TL Salz,<br />
175 g Butter, etwas<br />
Mehl, 5 große<br />
Äpfel, 100 g Zucker,<br />
30 g Mehl,<br />
1/2 TL Zimtpulver,<br />
1/2 TL Muskat,<br />
1 Prise Salz,<br />
20 g Butter<br />
Heute gibt<br />
es Apfelkuchen<br />
UND SO GEHT ES<br />
1 | Mehl, Salz mischen.<br />
Butter würfeln, dazu,<br />
mit Teigkarte zu Bröseln<br />
verarbeiten. 4–5 EL Wasser<br />
dazu, zu festem Teig<br />
kneten. Auf bemehlter<br />
Fläche zu Kugel formen,<br />
halbieren, jeweils in<br />
Frischhaltefolie wickeln,<br />
30 Minuten kalt stellen.<br />
2 | Äpfel schälen, entkernen,<br />
in Scheiben<br />
schneiden. Zucker,<br />
Mehl, Zimt, Muskat,<br />
Salz mischen, Äpfel<br />
dazu. Ofen vorheizen:<br />
180 °C Umluft.<br />
3 | Teigkugeln auf bemehlter<br />
Fläche etwas<br />
größer als Form ausrollen.<br />
Ränder abschneiden.<br />
Einen Teigkreis<br />
in Form legen. Boden,<br />
Rand leicht andrücken.<br />
Äpfel darauf verteilen.<br />
Butter in Flöckchen<br />
darauf. Zweiten Teig<br />
als Deckel darauf. Rand<br />
andrücken (gewellter<br />
Rand), 5- oder 6-mal<br />
einritzen, mit geformten<br />
Teigresten verzieren.<br />
Rand mit Streifen aus<br />
Alufolie abdecken und<br />
40 bis 50 Minuten<br />
goldbraun backen. Folie<br />
während der letzten<br />
15 Minuten entfernen.<br />
Foto: privat, Stockfood<br />
JETZT UMTOPFEN<br />
Januar ist die ideale Zeit, um Zimmerpflanzen<br />
umzutopfen, denn sie<br />
wachsen im Winter weniger.<br />
Wichtig: den neuen Topf nicht zu<br />
groß wählen – 3 bis 4 cm mehr<br />
Durchmesser sind ideal.<br />
<br />
EISIGE WINTERTAGE<br />
50<br />
% mehr<br />
Kalorien isst<br />
man in „All<br />
you can eat“-Restaurants.<br />
Deshalb im Urlaub<br />
vorsichtig an Buffets sein.<br />
FRISCH AUSSEHEN<br />
Sich mit einer Gesichtsmaske zu verwöhnen,<br />
tut nicht nur der Seele gut,<br />
sondern auch der Haut, die damit<br />
regelrecht aufblüht. Gute Masken sind<br />
z. B. Ahava Time to revitalize, Lavera<br />
Regulierende Feuchtigkeitsmaske.<br />
sind ideal, um Gefriertruhen zu säubern; alles währenddessen nach draußen legen.<br />
1 / 2013<br />
75
SOS-Hilfe<br />
Deo- oder Make-up-Fleck am Pullover, der Hosenbund ein bisschen zu weit, Hosen-Saum zu lang – für solche Fälle haben<br />
Mein Lieblingstrick<br />
Kleider mit weit fallendem<br />
Tüllrock verlängern! Ideal,<br />
wenn sich die Länge zu<br />
„kurz“ anfühlt bzw. bei<br />
kräftigen Beinen, da Saum<br />
das Knie umspielt. Gesehen:<br />
Cotélac-Shop Berlin.<br />
Gute Idee<br />
Witziger Mode-Schmuck<br />
aus Ripsbändern und<br />
Reißverschlüssen bei<br />
www.unico-berlin.com.<br />
Selber machen? In<br />
Blütenform aufwickeln,<br />
zusammen nähen, fertig.<br />
Der einfachste Tipp: Immer alte Dinge<br />
mit neuen Klamotten kombinieren<br />
– schon wird das Alte neu. Kleinigkeiten<br />
dazufügen, also neue Knöpfe<br />
(z. B. im Vintage-Stil) zu alten Jacken<br />
und Mänteln. Oder farbige Patches<br />
auf Ärmel von Pullovern oder Strickjacken<br />
nähen. Sehr hübsch ist auch, die<br />
Kragen von Blusen zu entfernen und<br />
neue Kragen (gibt’s überall, auch<br />
bei Anthropologie, s. re.) anzunähen.<br />
Vor allem mutig sein: Kleider über<br />
schma len Hosen tragen; und immer<br />
wieder neue, witzige Accessoires<br />
wie Gürtel, Broschen, Ketten (s. li.) nutzen<br />
– das lenkt ab. Und Kontra-Punkte<br />
setzen: also der knallbunte Schal zum<br />
grauen (alten) Woll-Rolli. Etwas<br />
Geschick ist nötig, um Schmucksteine<br />
oder Charms aufzunähen (auch bei<br />
Schuhen, gesehen bei wolky).<br />
KATALINS<br />
MODE-TIPPS<br />
Katalin Kiss (43) arbeitet als Stylistin und Mode-Beraterin in Berlin. Sie berät<br />
weltweit Unternehmen, Fotografen bei der Präsentation von Mode.<br />
Ein paar gute Ideen,<br />
um ältere Klamotten<br />
aufzupeppen?<br />
SIE FRAGEN ...<br />
Ich gehe gerne auch<br />
mit dem Hund im Regen<br />
spazieren. Haben Sie<br />
einen Schuh-Tipp?<br />
Wie wär’s mit<br />
den Gummistiefeln<br />
aus<br />
der „rub&raincollection“<br />
von<br />
Ilse Jacobsen.<br />
Es gibt auch<br />
passende<br />
Schirme und<br />
Regenjacken ...<br />
76 1/ 2013
LEBEN & GENIESSEN<br />
Hollywood-Stars<br />
ein Notfall-Set in der Handtasche (ca. 7 Euro, www.sococoon.com).<br />
Wo haben Sie<br />
das gefunden?<br />
Fotos: Patrice Reumont/SIC/Marie Claire/Studio X, privat (4), hollywoodfashionsecrets, hess-natur,<br />
Mandarin über heine, Anthropology (2), ilsejacobsen, Buffalo, Peter Hahn<br />
Pfiffig<br />
Farbige Strumpfhosen<br />
ruhig zu<br />
gedeckten Farben<br />
tragen. Einen<br />
besonderen Clou haben<br />
einige Strumpfhosen<br />
von ITEM<br />
m6: Per spezieller<br />
Web-Technik werden<br />
Akupunktur-Punkte<br />
stimuliert – liefert<br />
mehr Energie.<br />
Der Stil: Gemütliche<br />
Boyfriend-Cut-Jeans<br />
ganz lässig und<br />
trendsicher mit Ringelshirt<br />
und Bikerboots.<br />
Richtig trägt<br />
man die Hosenbeine<br />
hochgekrempelt:<br />
1. Ringelshirt<br />
25 Euro von<br />
www.hessnatur.de<br />
2. Boyfriend-Jeans<br />
von Mandarin, 49 Euro<br />
bei www.heine.de<br />
3. Bikerboots<br />
von Buffalo, 99 Euro<br />
bei www.mirapodo.de<br />
3<br />
2<br />
1<br />
Neu in Deutschland<br />
Eine witzige, einzigartige, aus der ganzen<br />
Welt zusammengetragene Kombination<br />
aus Mode, Accessoires und Deko bietet die<br />
US-Marke Anthropologie jetzt auch hier.<br />
Perfekte Synthese von Vintage-Fundstücken,<br />
Bohemian Chic und<br />
Innovativem. Liebevoll<br />
geführte Boutique unter<br />
www.anthropologie.de<br />
Immer mehr Firmen setzen<br />
auf Öko-Mode. Anna Aura<br />
heißt die neue Design-Linie<br />
bei Peter Hahn. Qualitativ<br />
hochwertige Naturmaterialien<br />
wie Seide, Schurwolle,<br />
Kaschmir, auch ab Größe<br />
40 für erschwingliche<br />
Preise. www.annaaura.de<br />
1 / 2013<br />
77
LEBEN & GENIESSEN<br />
Leckeres aus Thailand<br />
Die asiatische Küche ist überaus gesund, die Rezepte schnell und einfach zu kochen und<br />
das beste Mittel gegen Winterblues – lassen Sie sich in den Fernen Osten entführen!<br />
78 1/ 2013
LEBEN & GENIESSEN<br />
Steaksalat<br />
FÜR 2 PERSONEN<br />
4 EL Fischsauce • 1 EL Palmzucker<br />
1/2 TL Sesamöl • 1 Rumpsteak (250 g;<br />
gegart) • 1 Tomate • 1/2 Gurke • 1 rote<br />
Zwiebel • 1 Salatherz • je 1 Stiel Zitronengras<br />
u. Thai-Basilikum • je 1 Knoblauchzehe<br />
u. Chilischote • 2 EL Limettensaft<br />
1 | 2 EL Fischsauce, 1/2 EL Zucker und Öl<br />
verrühren. Steak in Scheiben schneiden,<br />
4 Stunden darin marinieren. Gemüse<br />
putzen, waschen, klein schneiden.<br />
2 | Zitronengras, Basilikum, Knoblauch<br />
und Chili hacken. Rest Palmzucker und<br />
Fischsauce mit Limettensaft und 1/2 EL<br />
Wasser verrühren. Alles mischen und mit<br />
dem Fleisch anrichten.<br />
ZUBEREITUNG 20 Minuten<br />
PRO PORTION 225 kcal; 28 g Eiweiß,<br />
7 g Fett, 18 g Kohlenhydrate<br />
1 / 2013<br />
79
LEBEN & GENIESSEN<br />
Auberginensalat<br />
FÜR 2 PERSONEN<br />
1 EL Sesam • je 1/2 rote &<br />
grüne Chilischote • 2 Stiele<br />
Minze • 1/2 Blatt Nori-Alge<br />
1 Schalotte • 1 Tomate<br />
1 Stiel Zitronengras • 1 TL<br />
Palmzucker • 1 1/2 EL<br />
Limettensaft • 1/2 EL Sojasauce<br />
• 1 EL Fischsauce<br />
200 g Thai-Auberginen<br />
1 | Sesam goldbraun rösten.<br />
Chili in feine Ringe schneiden,<br />
Minze grob hacken. Alge in<br />
kleine Stücke zupfen.<br />
2 | Schalotte und Tomate in<br />
dünne Scheiben schneiden.<br />
Zitronengras putzen, das weiße<br />
<strong>Innere</strong> fein schneiden.<br />
3 | Palmzucker im Mörser fein<br />
zerreiben. Limettensaft, Sojaund<br />
Fischsauce untermischen.<br />
4 | Auberginen in dünne Scheiben<br />
schneiden und sofort mit<br />
dem Dressing mischen. Chili,<br />
gehackte Minze, Schalotte,<br />
Tomate und Zitronengras zugeben.<br />
Kurz ziehen lassen. Mit<br />
Sesam und Algen bestreuen.<br />
ZUBEREITUNG 25 Minuten<br />
PRO PORTION 90 kcal;<br />
4 g Eiweiß, 4 g Fett,<br />
8 g Kohlenhydrate<br />
80 1/ 2013
MARKETTE<br />
Marinierter<br />
Backfisch<br />
FÜR 2 PERSONEN<br />
100 g Tempuramehl • 200 g<br />
Zanderfilet • 1–2 EL Austernsauce<br />
• 75 ml Geflügelfond<br />
• 1 EL Sojasauce<br />
1–2 EL Sherry • 2 TL Zucker<br />
500 ml Sojaöl zum Frittieren<br />
1 | Mehl nach Anleitung auf<br />
der Packung mit Eiswasser<br />
anrühren.<br />
2 | Fisch in Stücke schneiden.<br />
Aus restlichen Zutaten<br />
(bis auf Öl) eine Sauce<br />
rühren. Fisch darin 15–30<br />
Minuten marinieren.<br />
3 | Öl erhitzen. Fisch durch<br />
den Teig ziehen, abtropfen<br />
lassen. Portionsweise<br />
3–4 Minuten im heißen Öl<br />
frittieren. Auf Küchenpapier<br />
abtropfen lassen und heiß<br />
mit Gemüse (nach Belieben)<br />
und Reis servieren.<br />
ZUBEREITUNG<br />
30 Minuten<br />
PRO PORTION 230<br />
kcal; 5 g Eiweiß, 19 g<br />
Fett, 11 g Kohlenhydrate<br />
1 / 2013<br />
81
LEBEN & GENIESSEN<br />
Calamari-Pfanne<br />
mit Chilipaste<br />
FÜR 2 PERSONEN<br />
3 TL Tamarindenmark<br />
4 Stiele Koriander • 3 Schalotten<br />
• 1 Knoblauchzehe<br />
1 Chilischote • 1 Prise Salz<br />
je 2 EL Palmzucker & Fischsauce<br />
• 200 g Calamari (TK;<br />
küchenfertig) • 1 Zweig grüner<br />
Pfeffer • 1 1/2 EL Öl<br />
1 | Tamarindenmark in 25 ml<br />
warmem Wasser auflösen,<br />
durch ein feines Sieb gießen.<br />
2 | Koriander, Schalotten,<br />
Knoblauch und Chili hacken.<br />
Mit Tamarindenwasser, Salz,<br />
Palmzucker und Fischsauce<br />
fein pürieren.<br />
3 | Aufgetaute Calamari nach<br />
Belieben klein schneiden.<br />
Pfeffer abspülen, etwas andrücken<br />
und das Öl im<br />
Wok erhitzen. Calamari darin<br />
2–3 Minuten scharf anbraten.<br />
4 | Pfeffer und Chilipaste<br />
zugeben,noch 2–3 Minuten<br />
unter ständigem Rühren<br />
garen. Dazu passt Reis.<br />
ZUBEREITUNG 30 Minuten<br />
PRO PORTION 585 kcal;<br />
31 g Eiweiß, 38 g Fett, 26 g<br />
Kohlenhydrate<br />
alle Fotos: Janne Peters / Picture Press<br />
82 1/ 2013
MARKETTE<br />
Gefüllte Pfefferblätter<br />
FÜR 2 PERSONEN<br />
10 g Reisnudeln • 1/4 l Sojaöl<br />
1 EL Erdnüsse • 200 g Tofu<br />
1 Stiel Zitronengras • 1 kl. Knoblauchzehe<br />
• 2 EL süße Chilisauce<br />
je 1 EL Limettensaft u. Fischsauce<br />
1 kl. Chilischote • 3 Stiele<br />
Koriander • 1 EL Erdnussöl<br />
1 EL Sojasauce • 6 Pfefferblätter<br />
1 EL Röstzwiebeln (fertig gekauft)<br />
1 | Nudeln im Öl kurz frittieren,<br />
abtropfen lassen. Nüsse<br />
hacken, Tofu fein würfeln.<br />
Zitronengras und Knoblauch<br />
putzen, fein hacken.<br />
2 | 1 EL Chilisauce mit 1 1/2<br />
EL Wasser, Limettensaft und<br />
1/2 EL Fischsauce verrühren.<br />
Chili und Koriander hacken<br />
und zufügen.<br />
3 | Tofu im heißen Öl braun<br />
braten. Nüsse und Knoblauch<br />
kurz mitbraten. Alle<br />
restlichen Saucen zugeben.<br />
4 | Pfefferblätter waschen,<br />
aufrollen, mit Tofu-Masse<br />
füllen. Feststecken. Mit Nudeln<br />
und Zwiebeln bestreuen,<br />
mit dem Dip servieren.<br />
ZUBEREITUNG<br />
35 Minuten<br />
PRO PORTION 380 kcal;<br />
20 g Eiweiß, 25 g Fett,<br />
14 g Kohlenhydrate<br />
Wichtige Zutaten der asiatischen Küche, bitte umblättern<br />
1 / 2013<br />
83
LEBEN & GENIESSEN<br />
Alles Gute aus Asien<br />
Mit den richtigen Zutaten zaubern auch Sie den<br />
echten fernöstlich-köstlichen Geschmack im Handumdrehen!<br />
Soja-Sauce<br />
Ob Thailand, China,<br />
Japan oder Korea: In<br />
der Asia-Küche geht<br />
nichts ohne Sojasauce!<br />
Bevorzugen<br />
Sie traditionell<br />
gebraute Sorten; sie<br />
sind aromatischer.<br />
Kaufen Ab 5,99 Euro<br />
im Supermarkt.<br />
Chili-Pulver<br />
Ganz klar: Frischer<br />
Chili ist ideal für Asia-<br />
Gerichte. Hat man<br />
keinen im Haus, tut<br />
aber auch ein Pulver<br />
aus getrockneten<br />
Schoten gute Dienste.<br />
Vorsichtig dosieren!<br />
Kaufen Im Asia-<br />
Shop bekommen Sie<br />
gute Qualität bereits<br />
ab 2 Euro.<br />
Gewürze mit Güte<br />
Bei Kardamom und<br />
Co. lohnt es sich, zu<br />
Marken- oder Bioware<br />
zu greifen. Denn nur<br />
dann können Sie<br />
davon ausgehen,<br />
dass die Gewürze<br />
weitgehend frei von<br />
Schadstoffen sind.<br />
Kaufen Ab 2,50 Euro<br />
im Handel.<br />
Gerösteter Sesam<br />
Zu wenig Zeit zum<br />
Rösten oder keine<br />
Sesamsaat im Haus?<br />
Macht gar nichts:<br />
Gomasio – ein Mix aus<br />
geröstetem Sesam<br />
und Meersalz – ist<br />
ein hervorragender<br />
Ersatz für alle Fälle.<br />
Kaufen Ab 3,99<br />
Euro in Bioläden und<br />
Reformhäusern.<br />
Kokos-Milch<br />
Kein Thai-Curry<br />
ohne Kokosmilch:<br />
Sie gleicht die oft<br />
brennende Schärfe<br />
aus. Auch anderen<br />
Asia-Genüssen gibt<br />
der cremige Mix aus<br />
Kokosnussfleisch<br />
sahnige Konsistenz<br />
und milde Exotik.<br />
Kaufen Ab 1,50 im<br />
Asia-Shop, Bioladen<br />
oder Supermarkt.<br />
Unser<br />
Tipp<br />
Galgant-Wurzeln<br />
Mit Ingwer sind<br />
Galgant-Wurzeln<br />
verwandt, aber<br />
milder im Geschmack.<br />
Es gibt sie frisch<br />
im Asia-Shop, aber<br />
auch getrocknet und<br />
gemahlen als Pulver.<br />
Kaufen Ab 3 Euro im<br />
Bioladen.<br />
Fischsauce<br />
In Asien liebt man<br />
Fisch- und Austernsauce<br />
als Ersatz für<br />
Salz. Sie unterstreicht<br />
das Aroma<br />
aller Speisen und gibt<br />
eine exotische Note.<br />
Kaufen Ab 2,50 Euro<br />
in Supermarkt oder<br />
Asia-Laden.<br />
Gewürz-Mischungen<br />
Sie wollen (noch) keinen<br />
Riesenvorrat an<br />
Gewürzen anlegen?<br />
Dann empfehlen wir<br />
einen Gewürze-Mix!<br />
Er enthält alles, was<br />
Anfänger für die<br />
Asia-Küche brauchen.<br />
Kaufen Ab 6,90 Euro<br />
bei www.zauberder<br />
gewuerze.de<br />
Reis<br />
Basmati- und Jasminreis<br />
sind mit ihrem<br />
delikaten Aroma die<br />
perfekten Begleiter<br />
für den Genuss auf<br />
asiatische Art.<br />
Kaufen Ab 2,50 Euro<br />
pro Kilo.<br />
Currypulver<br />
Bis zu 30 Gewürze<br />
enthält gutes Currypulver.<br />
Weißblechdosen<br />
schützen sein<br />
Aroma am besten.<br />
Kaufen Ab 7 Euro im<br />
Bioladen oder online.<br />
Fotos: Hersteller<br />
84 1/ 2013
LEBEN & GENIESSEN<br />
CORNELIA POLETTO<br />
Huhn mit<br />
Kokos und<br />
Ananas ist<br />
mein liebstes<br />
Asia-Rezept<br />
Foto: Melanie Dreysse/laif<br />
ZUTATEN (FÜR 4 PERSONEN)<br />
400 ml Kokosmilch • 2 Limettenblätter<br />
200 g Basmati-Reis • 4 Filets von<br />
Perlhuhnbrust • 150 ml Teriyaki-Soße<br />
20 g Ingwerwurzel • 2 Knoblauchzehen<br />
2 Schalotten • 4 EL Öl • 1/2 TL<br />
Chilifl ocken • 100 g Erdnussbutter<br />
Meersalz • 1–2 EL Limettensaft<br />
1 kl. Ananas • 1 Handvoll Koriander<br />
1. 16 Holzspieße in kaltem Wasser<br />
einweichen. 200 Milliliter Kokosmilch,<br />
200 ml Wasser, Limettenblätter<br />
aufkochen, Reis dazu, zugedeckt<br />
20 Minuten quellen lassen.<br />
2. Perlhuhn waschen, trocken tupfen,<br />
in dünne, lange Streifen schneiden.<br />
Wellenartig auf Spieße stecken;<br />
nebeneinander in ofenfeste Form legen.<br />
Mit Teriyakisoße bepinseln.<br />
3. Ingwer, Knoblauch und Schalotten<br />
schälen, fein würfeln. In 2 EL heißem Öl<br />
andünsten. Chili dazu, kurz mitdünsten.<br />
Erdnussbutter und restliche Kokosmilch<br />
dazu, aufkochen. Mit Salz und<br />
Limettensaft abschmecken.<br />
4. Grill im Backofen vorheizen. Ananas<br />
zubereiten, Fruchtfleisch würfeln,<br />
zum Reis geben. Koriander hacken,<br />
ebenso dazu. Fleisch mit restlichem<br />
Öl beträufeln. Unterm Grill je Seite<br />
2–3 Minuten braten. Mit Erdnusssoße<br />
und Kokosreis anrichten.<br />
i<br />
Cornelia Poletto ist Sterne-Köchin<br />
mit eigenem Restaurant in Hamburg.<br />
Sie kocht auch im Fernsehen („Polettos<br />
Kochschule“, NDR, sonntags, 16.30 Uhr).
LEBEN & GENIESSEN<br />
30 %<br />
weniger<br />
Kalorien<br />
nur<br />
1,5 %<br />
Fett<br />
Light-<br />
Helfen<br />
ohne<br />
Zucker!<br />
Light-<br />
Lg<br />
Produkte<br />
d<br />
beim<br />
Abnehmen?<br />
86 1/ 2013
Kalorienreduziert<br />
light<br />
40 %<br />
weniger<br />
Zucker<br />
fettarm<br />
Ja, denkt jeder sofort. Und so greift jeder Vierte regelmäßig zu Lebensmitteln,<br />
auf denen „fettarm“, „light“, „Kalorien-reduziert“ & Co. steht. Doch Experten<br />
warnen vor Mogelpackungen, kennen aber auch Schlankmacher, die lohnen.<br />
Frau Markwardt, Ihre Organisation<br />
Foodwatch bezeichnet<br />
sich als „die Essensretter“.<br />
Sie arbeiten mit unabhängigen<br />
Ärzten, Ernährungswissenschaftlern,<br />
Lebensmittelchemikern und<br />
vielen anderen Experten zusammen<br />
und kämpfen für das Recht der<br />
Verbraucher auf qualitativ gute,<br />
ehrliche Lebensmittel. Apropos<br />
ehrlich: Was ist mit Light-Lebensmitteln,<br />
die Abnehmen ohne Verzicht<br />
versprechen? Können<br />
sie dieses Versprechen halten?<br />
MARKWARDT Nein, wer sie isst,<br />
nimmt nicht automatisch ab, auch<br />
wenn Produkte, auf denen das Wort<br />
„light“ steht, laut Gesetz 30 % weniger<br />
Kalorien enthalten müssen als<br />
vergleichbare normale Produkte.<br />
Warum denn nicht?<br />
MARKWARDT Aus verschiedenen<br />
Gründen. Zum Beispiel weil ein<br />
Gesundheitsversprechen auf der<br />
Verpackung wie „extra leicht“, „fettreduziert“<br />
oder „weniger Zucker“<br />
dazu verführt, dass man mehr von<br />
diesem Produkt isst – und so am<br />
JOGHURT, KÄSE, WURST<br />
Bei diesen Lebensmitteln greifen Verbraucher<br />
häufiger zu Light-Produkten:<br />
Milchprodukte<br />
Käse<br />
Wurstwaren<br />
Softdrinks<br />
Brotaufstrich<br />
Chips<br />
Pizza<br />
77% 74% 68% 61% 55% 49% 28%<br />
Quelle: Statista 2012<br />
1 / 2013<br />
87
LEBEN & GENIESSEN<br />
Ende kaum Kalorien spart. Oder<br />
man ist nach einer Light-Mahlzeit<br />
immer noch so hungrig, dass man<br />
nach einem Dessert greift, und hat<br />
am Ende ebenfalls so viel gegessen<br />
wie sonst. Um dauerhaft abzunehmen,<br />
muss man seine Ernährung<br />
umstellen und das können industrielle<br />
Light-Produkte durchaus erschweren,<br />
weil man mit ihnen an<br />
seinen grundsätzlichen Gewohnheiten<br />
nichts ändert.<br />
Aber was ist so schlecht daran,<br />
ein paar Kalorien zu sparen?<br />
MARKWARDT Viele Hersteller gaukeln<br />
uns Verbrauchern etwas vor.<br />
Ein paar Beispiele:<br />
• Besonders fettarmen Joghurts<br />
mit 0,1 % Fett fehlt Fett als Geschmacksträger.<br />
Einige Hersteller<br />
mischen deshalb einfach mehr<br />
Zucker unter, um dies auszugleichen.<br />
Damit steigt nicht nur die<br />
Zahl der Kalorien wieder, sondern<br />
auch die Gefahr von Heißhunger-Attacken.<br />
• Zucker-reduzierte Lebensmittel<br />
enthalten<br />
oft künstliche Süßstoffe,<br />
die aber im<br />
Verdacht stehen, den<br />
Appetit anzuregen.<br />
• Herzhafte Light-Produkte<br />
sind häufig<br />
auch besonders<br />
salzig, ebenfalls,<br />
um den Geschmacksverlust<br />
durch weniger<br />
Fett<br />
auszugleichen.<br />
»Light-Produkte verführen<br />
oft dazu, mehr<br />
zu essen. Weil sie Heißhunger<br />
auslösen. Und<br />
noch schlimmer: Sie<br />
verhindern, dass man<br />
grundsätzlich etwas am<br />
Essverhalten ändert.«<br />
Die Folge sind negative gesundheitliche<br />
Effekte auf Blutdruck<br />
und das Herz-Kreislauf-System.<br />
• Und dann sind vermeintlich leichte<br />
Produkte auch noch extra teuer<br />
wie zum Beispiel Rama Creme fine,<br />
eine Creme zum Kochen. Der Hersteller<br />
wirbt damit, dass dieses<br />
Produkt 11 % weniger Fett hat als<br />
Sahne. Für diesen angeblichen<br />
Zusatz-Nutzen zahlt man aber das<br />
Doppelte, statt einfach saure Sahne<br />
zu verwenden. Diese ist von<br />
Natur aus fettärmer, genauso<br />
güns tig wie Sahne und enthält vor<br />
allem auch nicht die vielen Zusatzstoffe,<br />
mit denen der Hersteller<br />
z. B. Kochcreme anrühren muss.<br />
Was sind das für Zusatzstoffe?<br />
MARKWARDT Für Stabilität sorgt<br />
unter anderem Carrageen, das aus<br />
Rotalgen hergestellt wird und im<br />
Tierversuch zu Geschwüren und<br />
Veränderungen im Immunsystem<br />
führte. Außerdem stecken noch<br />
Guarkernmehl und Johannisbrotkernmehl<br />
als Stabilisatoren<br />
drin, Mono- und Diglyceride<br />
als Emulgatoren, Carotin als<br />
Farbstoff. Woraus das zugesetzte<br />
Aroma besteht, will der Hersteller<br />
übrigens nicht sagen.<br />
Sind denn alle Lebensmittel, auf<br />
denen „light“, „fettarm“ oder „Zucker-reduziert“<br />
steht, bedenklich<br />
oder Mogelpackungen?<br />
MARKWARDT Es gibt sicher die eine<br />
oder andere Ausnahme. Grundsätzlich<br />
sollte man als Verbraucher aber<br />
die Zutatenlisten von Lebensmitteln<br />
genau studieren und normale Produkte<br />
1 : 1 mit der kalorienärmeren<br />
Variante vergleichen.<br />
Worauf sollte man konkret achten?<br />
MARKWARDT In meinen Augen ist<br />
ein Produkt dann okay, wenn es<br />
• gut schmeckt,<br />
• keine künstlichen Zusatz- oder<br />
Ersatzstoffe enthält, etwa Süßstoffe<br />
oder Aromen,<br />
• maßvoll mit Salz gewürzt ist,<br />
• nicht teurer ist<br />
• und sowieso in eine ausgewogene<br />
und gesunde Ernährung passt.<br />
Wer beispielsweise glaubt, Kartoffelchips<br />
light seien gesünder als<br />
normale, der verkennt, dass sie<br />
auch in der Light-Variante immer<br />
noch eine fette Kalorienbombe sind.<br />
Gilt Ihre Skepsis auch natürlich<br />
fettärmeren Lebensmitteln, wie<br />
Hüttenkäse oder fettarmer Milch?<br />
MARKWARDT Nein, solche Produkte<br />
eignen sich gut, um Kalorien zu<br />
sparen. Annette Lübbers<br />
Anne Markwardt, Expertin<br />
für Light-Produkte bei der<br />
unabhängigen Verbraucher-<br />
Organisation Foodwatch<br />
weniger<br />
Alkohol<br />
Fettreduziert<br />
30 %<br />
weniger<br />
Zucker<br />
88 1/ 2013
Welche Produkte machen<br />
wirklich schlank?<br />
Illustrationen: Anita Kolb<br />
<br />
Sinnvolle Light-Produkte*<br />
BUTTER / MARGARINE<br />
Meggle Butter mit Joghurt:<br />
dadurch –152 kcal* (–20 %)<br />
und –20 % Fett<br />
Lätta Margarine mit Buttermilch:<br />
spart 280 kcal (56%)<br />
und 60 % Fett<br />
Becel leicht: Margarine mit<br />
nur 30 % Fett: dadurch<br />
270 kcal weniger (= 58 %)<br />
BIER<br />
Bitburger light: ca. 50 %<br />
weniger Alkohol spart<br />
42 kcal (34%)<br />
Warsteiner alkoholfrei<br />
–48 kcal (–38 %)<br />
Erdinger Weißbier alkoholfrei:<br />
–75 kcal (–43%)<br />
BROTAUFSTRICH<br />
Schwartau leichter Genuss<br />
mit 30 % weniger Zucker:<br />
spart 70 kcal (30 %)<br />
Zentis Balance, Erdbeerkonfitüre:<br />
–120 kcal (–47 %)<br />
QUARK & MILCH<br />
Wer genau hinschaut, spart bis zu 60 % Kalorien!<br />
Bub Magerquark (statt<br />
Sahnequark): –68 kcal<br />
(–30 %), –10 g Fett<br />
Tuffi Milch 1,5 % Fett<br />
(statt 3,8 %): –17 kcal<br />
(–39 %), –2 g Fett<br />
Milram Quark mit Buttermilch<br />
(statt Sahnequark):<br />
–72 kcal (–50%), –92 % Fett<br />
WEICHKÄSE<br />
Geramont Camembert, mit<br />
Joghurt: dadurch –64 kcal<br />
(–24 %), –35 % Fett<br />
Milkana Schmelzkäse mit<br />
Magermilch: spart 110 kcal<br />
(–40%) und 68 % Fett<br />
Exquisa Frischkäse fitline<br />
natur aus Magermilch:<br />
–183 kcal (–75 %), –97 % Fett<br />
HARTKÄSE<br />
Milram Gouda 15 %<br />
(statt 45 %): –166 kcal<br />
(–39 %), –30 % Fett<br />
Saint Aubrey Raclettekäse<br />
aus fettarmer Milch: spart<br />
84 kcal (25 %), –47 % Fett<br />
JOGHURT<br />
Milsa Joghurt natur 1,5 %<br />
(+ 1 TL Marmelade, statt<br />
fettarmer Fruchtjoghurt):<br />
spart 27 kcal (34%) und 5 g<br />
Zucker (2 Würfel)<br />
Danone Erdbeerjoghurt<br />
mit Stevia: –36 kcal (–30 %),<br />
–60% Zucker<br />
WURST<br />
pute pur Putenfleischwurst<br />
statt normaler Fleischwurst<br />
spart 97 kcal (30 %) kcal,<br />
37 % Fett<br />
Gutfried Putensalami: –159<br />
kcal (–35 % kcal), –45 % Fett<br />
PIZZEN<br />
Wagner Balance Putenschinken:<br />
fettarmer Belag<br />
spart gegenüber normaler<br />
Schinken-Pizza 46 kcal<br />
(23 %) und 4 g Fett<br />
Leggera Ristorante –32 kcal<br />
(–14%), –50% Fett<br />
MAYONNAISE / KETCHUP<br />
Thomy légère: kalorienarme<br />
Zutaten sparen 400 kcal<br />
(79 %) und 45 g Fett<br />
Heinz Ketchup light: spart<br />
194 kcal (45 %) und 30 %<br />
des sonst üblichen Zuckers<br />
KNABBEREIEN<br />
<br />
Lorenz Crunchchips light<br />
Paprika: Spart 58 kcal,<br />
aber mit 470 kcal* und<br />
24 g Fett sind Light-Chips<br />
immer noch eine echte<br />
Kalorienbombe.<br />
Ültje Erdnüsse ohne Fett:<br />
Spart 30 kcal, haben aber<br />
immer noch 629 kcal und<br />
46 g Fett.<br />
EIS & KEKSE<br />
Langnese Cremissimo<br />
Bourbon-Vanille „Leichter<br />
Genuss 40 %“: von wegen<br />
leicht – gerade mal 3 g<br />
weniger Fett<br />
Leibniz Butterkekse 30 %<br />
weniger Zucker: Hört sich<br />
gut an, spart aber real<br />
gerade 8 kcal.<br />
FLAKES / MÜSLI<br />
Vorsicht, Mogelpackungen!<br />
Kellogg’s Frosties mit<br />
weniger Zucker: 25 g<br />
Zucker enthalten diese<br />
immer noch. Gesparte<br />
Kalorien: 2!<br />
Dr. Oetker Vitalis weniger<br />
süß 30 % weniger Zucker:<br />
spart nur 12 % Kalorien<br />
Kölln Schoko-Müsli<br />
zuckerreduziert: 41 %<br />
weniger Zucker, hat aber<br />
nahezu genauso viele<br />
(–2 %) Kalorien.<br />
GETRÄNKE<br />
Nesquik Zucker-reduziert:<br />
Klingt erst mal gesund,<br />
spart aber gerade<br />
mal 1 Kalorie pro Tasse.<br />
Cola light: Enthält fast<br />
keine Kalorien, dafür aber<br />
künstliche Süßstoffe, die<br />
im Verdacht stehen, den<br />
Appetit anzuregen.<br />
STREICHWURST<br />
Aldi Teewurst light: Zwar<br />
fettärmer, enthält mit<br />
25 g Fett fast den Tagesbedarf<br />
eines Erwachsenen<br />
– definitiv zu viel.<br />
Weight Watchers Leberwurst:<br />
Deutlich weniger<br />
Kalorien (–34 %), doch<br />
19 g Fett sind noch zu viel.<br />
JOGHURT<br />
Weihenstephan Der Cremige<br />
0,1 %: weniger Fett,<br />
aber mehr Zucker als die<br />
Normal-Version<br />
Müller Joghurt mit Buttermilch:<br />
wenig Fett, viel<br />
Zucker (14 g), eingesparte<br />
Kalorien: 0!<br />
Rewe Ja! Fruchtjoghurt<br />
0,1 % Fett: dafür 14 g<br />
Zucker (5 Stücke Würfelzucker)<br />
je Becher!<br />
20 %<br />
weniger<br />
Fett<br />
* Alle Angaben, soweit nicht anders vermerkt, beziehen sich auf 100 g bzw. 100 ml. Aufgeführt sind beispielhafte Produkte für dieses Lebensmittel-Segment.<br />
1 / 2013 89
LEBEN & GENIESSEN<br />
STÄMME WEISS PINSELN Obstbäume,<br />
die frei stehen, brau-<br />
4<br />
chen jetzt Schutz (Spezialmittel im<br />
Fachhandel) vor der Sonne. Die hat<br />
im Januar schon Kraft; die Sonnenseite<br />
wird erwärmt, im Schatten<br />
(und nachts) ist’s eiskalt. Folge: Die<br />
Rinde reißt, der Baum treibt zu früh.<br />
Auch wenn<br />
Schnee den<br />
Garten zudeckt<br />
– viele<br />
Pflanzen<br />
brauchen<br />
jetzt trotzdem<br />
Pflege.<br />
Jetzt schon<br />
an den<br />
Frühling<br />
denken<br />
Trotz Winter sind jetzt<br />
dennoch ein paar Dinge<br />
im Garten zu tun, damit<br />
es bald wieder blüht.<br />
Elisabeth Bröcker<br />
ist Gärtnermeisterin und<br />
Inhaberin der Gärtnerei<br />
Bröcker in Oldenburg.<br />
1<br />
GIESSEN Klingt merkwürdig,<br />
ist aber überaus wichtig. Denn<br />
auch im Winter gibt es oft lange<br />
trockene Zeiten. Besonders immergrüne<br />
Pflanzen wie Kirschlorbeer,<br />
Buchs, Thuja benötigen dann Wasser.<br />
Und an Kübel-Pflanzen denken.<br />
GRÄSER BINDEN Frost macht<br />
2<br />
vielen Gräsern nichts aus. Fällt<br />
jedoch Schnee, werden die Halme<br />
auseinandergedrückt und im Herzen<br />
(dort, wo neue Triebe entstehen)<br />
bildet sich ein dicker Eis- und<br />
Schneepanzer, der die Pflanze zum<br />
Absterben bringen kann.<br />
DÜNGEN Bittersalz ist ein wichtiger<br />
Magnesium-Dünger, be-<br />
3<br />
sonders wichtig für Koniferen, und<br />
kann gut im Winter auf Schnee oder<br />
auch gefrorenen Boden ausgebracht<br />
werden. Aber: vorsichtig dosieren.<br />
LAUBNESTER Hat der Wind<br />
5 irgendwo größere Haufen mit<br />
Laub hingeweht, die womöglich<br />
faulen oder die Erde abdichten, diese<br />
entfernen bzw. auflockern. An offenen<br />
Tagen kann auch gut bereits<br />
verrotteter Kompost eingearbeitet<br />
werden, damit die Pflanzen zur<br />
Wachstumsphase Nährstoffe haben.<br />
RÜCKSCHNITT Die klassische<br />
6<br />
Winter-Arbeit im Garten. Doch<br />
Vorsicht: Nur dann Bäume oder<br />
Sträucher zurückschneiden, wenn<br />
es mild ist bzw. nur wenige Minusgrade<br />
hat. Strenger Frost, vor allem<br />
nachts, schadet der Schnittstelle.<br />
Über diese können dann leicht Bakterien<br />
oder Pilze in die Pflanze eindringen.<br />
Und daran denken: Werkzeuge<br />
häufig desinfizieren.<br />
ANHÄUFELN KONTROLLIEREN<br />
7<br />
Wer Rosen angehäufelt hat,<br />
sollte dies immer wieder kontrollieren.<br />
Möglicherweise haben Wind<br />
und Frost den Schutz zerstört. Oder<br />
Tiere haben sich daran zu schaffen<br />
gemacht. Deshalb ist jetzt auch die<br />
richtige Zeit, Fallen gegen Wühlmause<br />
aufzustellen.<br />
AN BLÜTEN FREUEN Es gibt<br />
8<br />
tatsächlich einige Gehölze,<br />
die jetzt blühen: Winter-Jasmin,<br />
Schneeball, Zaubernuss, Christrose.<br />
Deshalb beim Pflanzen dieser<br />
Winterblüher auch darauf achten,<br />
dass man diese vom warmen Haus<br />
aus gut sehen kann; denn im Januar<br />
merkt man schon deutlich, dass die<br />
Tage wieder länger werden.<br />
Fotos: Zara Napier/GAP Photos, privat<br />
90 1/ 2013
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ein guter Ansatz, beim mittleren Sudoku daneben die<br />
sechste Spalte. Bei dem schweren Sudoku unten<br />
ergeben sich sofort alle fehlenden Einsen.<br />
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S chreiben<br />
Sie uns !<br />
Rechentricks für die Enkel Aus Ihrem Fotoalbum Mein Ehrenamt Briefe schreiben am PC Ihre Post<br />
Mein Sohn ist<br />
so streng zu<br />
meinen Enkeln<br />
Wie gerne würde Gerda<br />
Janusch aus Berlin ihre<br />
Enkel nach Herzenslust<br />
verwöhnen. Doch oft gibt<br />
es deshalb Streit. „Weil die<br />
strengen Regeln meines<br />
Sohnes mir als Großmutter<br />
den Umgang mit den Enkeln<br />
so schwer machen.<br />
Was kann ich tun?“,<br />
schrieb sie uns. Eine<br />
Haben Sie<br />
auch eine<br />
Frage?<br />
Familientherapeutin<br />
weiß Rat.<br />
Fotos: plainpicture, Shutterstock<br />
1 / 2013 95
Ihre Seiten<br />
EXPERTEN-RAT<br />
Mein Sohn so ein strenger Vater<br />
Das schrieb Gerda<br />
Janusch aus Berlin.<br />
Eine Sorge, die viele<br />
Großeltern bewegt.<br />
Wie man sich richtig<br />
verhält, erläutert die<br />
Familientherapeutin<br />
Irene Venjakob.<br />
Versuchen Sie,<br />
die Sicht Ihres<br />
Sohnes zu verstehen,<br />
und würdigen<br />
Sie die Sorgen, die<br />
er sich macht.<br />
Sicher hat er gute<br />
Gründe, zum Beispiel,<br />
weil man<br />
heute viel über die<br />
Folgen schlechter<br />
Ernährung weiß.<br />
Kinder brauchen<br />
feste Regeln und sie<br />
reagieren schnell<br />
verwirrt, wenn bei<br />
Oma und Opa andere<br />
Regeln gelten als<br />
zuhause. Deshalb<br />
mein Rat: gerade<br />
solche grundsätzlichen<br />
Alltags-<br />
Regeln respektieren<br />
und nicht<br />
infrage stellen.<br />
Liebe Redaktion,<br />
in Ihrer Zeitschrift erzählen viele Großeltern, wie sie ihre<br />
Enkel verwöhnen. Das würde ich auch gerne: Aber mein<br />
Sohn ist so streng mit den Kindern (acht und zehn),<br />
dass ich mich kaum traue, nmal mit ihnen umzugehen.<br />
A es ist verboten, schadet angeblich oder ist ungesund.<br />
Kürzlich habe ich mit den Kindern ein Straßenfest besucht<br />
und Pommes und Currywurst gegessen. Pompt meinte<br />
mein Sohn, das sei schädlich und ich so e das nächste<br />
Mal lieber Brote schmieren und Gemüse mitnehmen. Ist es<br />
denn so schlimm, mal eine Ausnahme zu machen? Auch<br />
mit den Schlafenszeiten ist er sehr strikt. Um halb acht<br />
ist Schluss, am Wochenende um neun. Oft springe ich als<br />
Babysitter . ein. Doch kaum bin ich da, werden die Kinder<br />
ins Bett geschickt. So bleibt kaum Zeit mit den beiden. Sie<br />
aber heimlich länger aufbleiben zu lassen, nde ich auch<br />
nicht richtig. Sogar auf den Waldspielplatz dürfen wir<br />
nicht mehr gehen. Mein Sohn sagt, das sei zu gefährlich<br />
und die Klettergerüste würden bestimmt nicht regelmäßig<br />
überprüft. Was so ich gegen so viel Strenge tun?<br />
Ihre G. Janusch<br />
Als Oma machen<br />
Sie sich viele<br />
Gedanken. Umso<br />
wichtiger ist es,<br />
sich mit Ihrem<br />
Sohn abzustimmen.<br />
Sonst treten<br />
Sie womöglich in<br />
Konkurrenz<br />
gegenüber den<br />
Kindern.<br />
Wenn Sie doch<br />
mal eine Ausnahme<br />
machen wollen<br />
– lieber vorher<br />
gezielt<br />
nachfragen. Das<br />
ist besser, als<br />
wenn die Eltern<br />
nachträglich<br />
durch die Kinder<br />
davon erfahren.<br />
Verhandeln Sie<br />
ruhig ein bisschen.<br />
Sicher wird Ihr<br />
Sohn Verständnis<br />
haben, wenn Sie<br />
grundsätzlich an<br />
einem Strang ziehen.<br />
Den Waldspielplatz<br />
z. B. könnten<br />
Sie doch gemeinsam<br />
besichtigen<br />
und bei Mängeln<br />
die Stadtverwaltung<br />
informieren.<br />
Ein Familien-<br />
Projekt, das vielen<br />
Kindern nützt.<br />
Fotos: Plainpicture, Shutterstock (3), privat (4)<br />
Irene Venjakob ist Diplompädagogin & Erziehungswissenschaftlerin.<br />
Sie arbeitet als Systemische Familientherapeutin in Gelsenkirchen.<br />
96 1/ 2013
Helle Nässe-Ränder auf schwarzen Schuhen? Einfach mit Baby-Feuchttüchern polieren und die Schuhe glänzen wie neu.<br />
Helga Seelfried, Haan<br />
Hier könnte Ihr Gemälde stehen<br />
?„Was ist denn<br />
eigentlich die<br />
Neuner-Probe?“<br />
E. DANIEL FRAGT<br />
LESER ANTWORTEN<br />
Holde Hajek erzählte in der Juli-Ausgabe,<br />
wie sie ihren Enkeln bei Matheaufgaben mit<br />
der „Neuner-Regel“ hilft, um Rechenergebnisse<br />
zu prüfen. Aber wie funktioniert das<br />
eigentlich? Holde Hajek erklärt es.<br />
Sie malen oder zeichnen? Dann<br />
schicken Sie uns Ihre<br />
Kunstwerke oder Fotos davon!<br />
Wir freuen uns auch über Ihre Gedichte, Kunsthandwerkliches etc.<br />
Beispiel: 67 + 83 = 150<br />
(Dieses Ergebnis prüfen wir)<br />
➜ Quersummen beider Zahlen bilden<br />
6 + 7 = 13 : 9 = 1, 4<br />
8 + 3 = 11: 9 = 1, 2<br />
➜ Zahlen hinter dem Komma addieren<br />
4 + 2 = 6 – 9 = – 3<br />
➜ Quersumme vom Ergebnis bilden<br />
1 + 5 + 0 = 6 – 9 = – 3<br />
➜ Beide Male – 3. Das Ergebnis<br />
Tipp: Lässt sich auch mit<br />
größeren Zahlen durchrechnen.<br />
stimmt.!<br />
Unsere schönsten<br />
Geburtstage<br />
Haben<br />
Sie auch ein<br />
tolles Bild?<br />
Schreiben Sie<br />
uns: Adresse<br />
Seite 3.<br />
Doris Schwefel, exotisch am 70.<br />
T-Shirt zum 60.: Carla Strauss<br />
Ballon-Fest Inge Wuthe (60)<br />
1 / 2013<br />
97
Ihre Seiten<br />
WIR SUCHEN<br />
MEIN ENGAGEMENT<br />
Lesen gegen Leukämie<br />
Als eine Tante und eine<br />
Kollegin an Leukämie<br />
starben, dachte Erika<br />
Bornhorst: Ich möchte<br />
etwas tun! Heute veranstaltet<br />
die 62-Jährige<br />
Lesungen – zugunsten der<br />
José Carreras Stiftung.<br />
„Man müsste wenigstens täglich ein gutes Gedicht<br />
lesen“, hat Kleist mal gesagt. Recht hat er,<br />
finde ich – und sammle seit meiner Kindheit<br />
Gedichte, Geschichten, Aphorismen. Ich liebe<br />
es, Texte daraus vorzulesen. Darin liegt so viel<br />
Tröstliches. Aber könnte ich nicht auch anderen<br />
damit eine Freude bereiten? Vielleicht sogar Lesungen<br />
zugunsten der José Carreras Leukämie-<br />
Stiftung veranstalten? Diese Idee trug ich fast<br />
zehn Jahre mit mir herum, seit eine Tante und<br />
eine junge Kollegin an Leukämie starben. Vor<br />
zwei Jahren dann – ich hatte gerade wieder eine<br />
Gala der José Carreras Stiftung im Fernsehen<br />
gesehen – schrieb ich einen Brief an die Stiftung:<br />
„Können Sie sich vorstellen, dass ich für<br />
Sie Lesungen veranstalte?“ Die Antwort kam<br />
prompt: „Wunderbar. Wir freuen uns, wenn sie<br />
sich für unser Anliegen engagieren und werden<br />
Sie gerne unterstützen.“ Das war der Start für<br />
mein Ehrenamt. Inzwischen habe ich schon sechs<br />
Lesungen organisiert.<br />
Dabei nur einfach aus einem Buch vorzulesen<br />
ist mir zu wenig. Jedes Mal suche ich mir ein<br />
neues Thema, z. B. Engel, Liebe, Heimat, und<br />
stelle dazu Texte zusammen: Gedichte, Sinnsprüche,<br />
eigene Gedanken. Immer bringe ich<br />
passende Deko mit, damit die Atmosphäre<br />
stimmt. Mal lese ich in einer<br />
Bücherei, in einer Begegnungsstätte<br />
oder einem Dorftreff. Und dank kleiner<br />
Annoncen in Tageszeitung oder<br />
Amtsblättern kommen jedes Mal 30<br />
Leute. Die meisten sind zwischen 50<br />
und 70, überwiegend Frauen.<br />
Ihnen möchte ich ein wenig Freude<br />
schenken, selbst wenn der Hintergrund<br />
sehr ernst ist. Auch darüber spreche<br />
ich bei den Lesungen, denn es sind<br />
manchmal sogar Betroffene da, die die<br />
Krankheit gut kennen. Ich sage, dass<br />
jedes Jahr bis zu 12 000 Menschen in<br />
Deutschland an Leukämie erkranken<br />
und unsere Hilfe brauchen. Damit weiter<br />
geforscht werden kann. Nach der<br />
Begrüßung beginne ich zu lesen. Es ist<br />
schön zu sehen, dass sich die Menschen<br />
fesseln lassen und jede Nuance, jede<br />
Betonung aufnehmen. Oder wenn Gedichte<br />
über Liebe und Sehnsucht so<br />
gelesen werden, dass man diese Sehnsucht<br />
spüren kann. So manche Zuhörerin<br />
schließt dabei die Augen und hat<br />
ein kleines Lächeln auf dem Gesicht.<br />
In solchen Momenten weiß ich, dass<br />
die Zuschauer richtig mitgehen.<br />
Festen Eintritt nehme ich nicht. Jeder<br />
gibt, was er kann. Die eine fünf Euro,<br />
die andere 20. Mal kommen so<br />
75, mal 250 Euro für die Stiftung<br />
zusammen. Meine Belohnung<br />
ist, wenn das Publikum<br />
sagt: „Schön war’s.“<br />
ERIKA BORNHORST (62) AUS BREUBERG HAT ZWEI TÖCHTER UND DREI ENKEL.<br />
... meine beste<br />
Schulfreundin<br />
Ann-Dörte Frank, die<br />
1965 auf die Mädchen-<br />
Realschule in Aachen/<br />
Gillesbachtal ging. Später<br />
zog sie dann nach<br />
Düsseldorf. Ich suche sie<br />
schon seit zehn Jahren!<br />
Doris Gschwendtner,<br />
per E-Mail<br />
... eine Kapelle<br />
in den Bergen<br />
Eine liebe Freundin hatte<br />
dieses Motiv als Foto-Tapete<br />
in ihrem Partyraum.<br />
Sie möchte gerne wissen,<br />
wo diese Kapelle steht,<br />
wie sie<br />
heißt und<br />
ob es sie<br />
noch gibt.<br />
Maria<br />
Freihube,<br />
per<br />
E-Mail<br />
... alte Flakons<br />
für Parfum<br />
Und zwar aus den 50eroder<br />
60er-Jahren,<br />
möglichst mit Schraubverschluss<br />
und Papieretikett.<br />
Ich sammle diese Flakons<br />
schon lange und<br />
würde mich freuen,<br />
wenn über meinen<br />
Aufruf auch<br />
einige nette<br />
Brieffreundschaf-<br />
ten entstehen.<br />
Elke Hauch<br />
aus Peine<br />
98 1 / 2013
Ihr Computer<br />
Gymnastik am PC: alle 20 Minuten aufstehen, 2 Minuten Kopf kreisen lassen, dann die Schultern. Beugt steifem Nacken vor.<br />
Briefe schreiben leicht gemacht<br />
Einmal die<br />
Vorlage erstellen<br />
– immer<br />
Zeit sparen<br />
beim Briefeschreiben.<br />
Sehr praktisch,<br />
findet Brigitte<br />
Kafka vom<br />
Gladbecker<br />
Senioren-<br />
Internet-Café<br />
Intern@tto<br />
– und erklärt,<br />
wie man die<br />
Vorlagen<br />
anlegt.<br />
Fotos: Flora Press, privat (3), Illustrationen: Shutterstock (2)<br />
1Übersichtlich<br />
Ob ein Anschreiben an<br />
Bank oder Versicherung<br />
oder Briefe an Freunde:<br />
Es wirkt seriöser, wenn<br />
man stets die gleiche<br />
Brief-Form nutzt. Außerdem<br />
muss man Adresse<br />
etc. nicht immer wieder<br />
neu eingeben. In Word<br />
lassen sich Formulare für<br />
Briefe einfach erstellen<br />
und abspeichern, sodass<br />
man immer wieder darauf<br />
zurückgreifen kann.<br />
Kopf, Fuß und Datum<br />
2 Dazu zuerst ein leeres<br />
Word-Dokument öffnen:<br />
• Um den Briefkopf zu<br />
erstellen, in der Menüleiste<br />
auf „Einfügen“ klicken.<br />
Bei den Symbolen, die<br />
nun erscheinen, „Kopfzeile“<br />
anklicken.<br />
• Hier kann man zwischen<br />
verschiedenen Kopfzeilen<br />
wählen, kann z. B. auch<br />
ein Wappen, ein Bild oder<br />
ein Logo einfügen.<br />
• Die gleiche Auswahl<br />
besteht bei der „Fußzeile“.<br />
Dort gibt man z. B. die<br />
Kontoverbindung an für<br />
Rechnungen oder Briefe<br />
an die Bank.<br />
• Für die Datumszeile auf<br />
das Symbol „Datum“ klicken,<br />
dann auf „automatisch<br />
aktualisieren“ und<br />
in das Kästchen daneben<br />
1. Klicken Sie in<br />
der Menüleiste<br />
auf „Einfügen“,<br />
um die Vorlage<br />
nach Wunsch<br />
zu gestalten.<br />
2. Dann auf<br />
„Kopfzeile“ klicken.<br />
Es öffnet<br />
sich ein Fenster<br />
mit mehreren<br />
Möglichkeiten.<br />
einen Haken setzen. Bei<br />
jedem Öffnen der Vorlage<br />
ist das Datum aktualisiert.<br />
Richtig speichern<br />
3 Die fertige Briefvorlage<br />
nicht wie üblich speichern.<br />
Sondern:<br />
• auf das Windows-Symbol<br />
in der Menüleiste<br />
klicken und dort auf<br />
„Speichern unter“.<br />
• Bei Dateiname z. B.<br />
„Briefvorlage Sparkasse“<br />
eingeben, unter „Dateityp“<br />
„Word Vorlage“ wählen.<br />
• Auf den Speicherort<br />
achten! Um die Musterbriefe<br />
rasch wiederzu<strong>finden</strong>,<br />
„Dokumente“ oder<br />
„Desktop“ als Speicherort<br />
wählen, dann speichern.<br />
• Die Dateiendung lautet<br />
„.dot“ oder „.dotx“ und<br />
nicht „.doc“ oder „.docx“.<br />
Vorlage öffnen<br />
4 Für den neuen Brief<br />
Vorlage anklicken und<br />
den gewünschten Text<br />
hineinschreiben.<br />
• Als Word-Dokument<br />
abspeichern, z. B. unter<br />
„Sparkasse Brief Nr. 1“.<br />
• Die Vorlage bleibt so<br />
erhalten und kann immer<br />
wieder für neue Briefe<br />
genutzt werden.<br />
3. Wählen<br />
Sie z. B. „frei<br />
eingeben“ und<br />
schreiben Sie<br />
Ihren Text in<br />
die Kopfzeile.<br />
Praktisches<br />
Werkzeug<br />
Haushaltsbuch,<br />
Notizen oder<br />
Infos verwalten:<br />
Für all<br />
das gibt es<br />
das praktische<br />
„OneNote“-<br />
Programm. Auf<br />
das „Windows“-<br />
Symbol klicken,<br />
dann auf<br />
„Programme“<br />
und „OneNote“.<br />
Hier wird<br />
man Schritt für<br />
Schritt angeleitet.<br />
Doppelt u<br />
unterstreichen<br />
Möchte man<br />
bei Rechnungen<br />
oder in Texten etwas<br />
doppelt unterstreichen,<br />
hilft<br />
der Kurzbefehl:<br />
„Strg+Umschalt+D“.<br />
Kombination ein<br />
zweites Mal<br />
drücken und die<br />
Unterstreichung<br />
endet.<br />
Haben<br />
Sie auch<br />
eine Frage?<br />
IM NÄCHSTEN HEFT<br />
Layout nach eigenen Ideen gestalten: So geht’s.<br />
Schreiben Sie<br />
uns: Adresse<br />
Seite 3.<br />
1 / 2013 99
Ihre Seiten<br />
Danke für<br />
Ihre Post!<br />
STOPPT DAS FIXIEREN, 11/2012<br />
Wie notwendig ist Fixieren?<br />
Übers Ziel hinaus<br />
Hier sind Sie offensichtlich über<br />
das Ziel hinausgeschossen. Es<br />
gibt, gab und wird immer notwendige<br />
Fixierungen von Kranken<br />
geben, aber das sind immer individuelle<br />
Einzelfälle mit richterlicher<br />
Kompetenz. Es gibt auch Fixierungen,<br />
die immer hinterfragt werden<br />
sollten. Aber wenn Herr Fussek ein<br />
flächendeckendes Problem daraus<br />
macht, muss man ganz energisch<br />
widersprechen.<br />
Klaus Tillack, Reichenbach<br />
Motivierte Pflege?<br />
Wem hilft es, wenn Herr Fussek<br />
auf das Pflegepersonal „einschlägt“?<br />
So werden gute Fachkräfte<br />
demotiviert und jungen die<br />
Lust auf diesen Beruf genommen.<br />
Stefan Pootemans, per E-Mail<br />
OPTIMISMUS, 11/2012<br />
In einer US-Studie las ich, dass nicht<br />
die Optimisten, sondern die<br />
„Realisten“ am längsten leben. Der Grund:<br />
Optimisten neigen dazu, nur das Gute zu sehen<br />
und Ratschläge in den Wind zu schlagen. Realisten<br />
dagegen sind deutlich risikofreudiger,<br />
schätzen ihre Situation aber klarer ein.<br />
K. Hesse, Bad Wünneberg<br />
Heute möchte ich Ihnen<br />
einmal ganz pauschal<br />
ein Lob aussprechen<br />
für so viele interessante<br />
(Optimismus) und<br />
anregende (z. B. Fixieren)<br />
und aufmunternde<br />
(z. B. jeden Monat Ihr<br />
Editorial) Beiträge. Ich<br />
habe mein Abonnement<br />
noch nie bereut!<br />
Sabine Welteke, per E-Mail<br />
BRUSTKREBS, 10/2012<br />
Erst gutartig, aber dann ...<br />
In Ihrem sonst sehr guten Beitrag wurde nicht erwähnt:<br />
„Mikrokalk“ ist am Anfang ein gutartiger Knoten, der<br />
sich aber in der Brust umwandeln kann. Das war bei<br />
mir der Fall. 2003 und 2005 wurde nur Mikrokalk entfernt,<br />
2007 aber schon Krebs. Ich habe die Behandlung<br />
sehr gut überstanden und heute geht es mir gut.<br />
Gerlinde Gabriel, per E-Mail<br />
ENGAGEMENT<br />
Jetzt bin ich selbst<br />
für andere aktiv<br />
In meiner Stadt gibt es den Verein<br />
„Bürger für Bürger“, durch<br />
den ich Hilfe bei meiner Gartenarbeit<br />
fand. Dabei erfuhr ich<br />
von einer alten Dame, die Hilfe<br />
beim Fensterputzen brauchte.<br />
Ich wurde aktiv und half ihr. Das<br />
war richtig schön – und ich freue<br />
mich auf den nächsten Einsatz.<br />
Rosemarie Reeploeg, Biberach<br />
100 1/ 2013
Schreiben<br />
Sie uns:<br />
<strong>plus</strong> <strong>Magazin</strong>, Chefredaktion,<br />
Lindenstraße 20, 50674 Köln,<br />
<strong>plus</strong>magazin @bayard-media.de,<br />
✆ (02 21) 2 77 57-0,<br />
Fax (02 21) 2 77 57-10<br />
Fotos: Klaus E. Haun, Bine Bellmann, Getty Images,<br />
Shutterstock, privat, PR; Illustration: Picture Press<br />
Tipps fürs Älterwerden<br />
Offen zu sein für das, was das Leben<br />
einem schenkt. Außerdem viel<br />
lachen und Freundschaften pflegen<br />
und genießen. Ich bin heute viel<br />
gelassener als in jüngeren Jahren.<br />
Diese Freiheit nehme ich mir – als<br />
Mutter von drei Kindern, stolze Oma<br />
von zwei Enkeln und als Frau, die<br />
beruflich mitten im Leben steht.<br />
Sieglinde Halasa, Berg. Gladbach<br />
GEDICHTE, 10/2012<br />
Herzlichen Dank<br />
In welch lebenspraller Gesellschaft<br />
sich mein Gedicht wiederfindet –<br />
herzlichen Dank dafür! Ihr edles<br />
Notizbuch hat seine Bestimmung<br />
gefunden: Hier werden die glücklichen<br />
Momente des Alltags festgehalten,<br />
ein Elixier für trübe Zeiten.<br />
Elisabeth Liebler, Wachenroth<br />
Anm. der Red. „Wenn<br />
deine Arme mich umfangen.<br />
Gedichte unserer<br />
Leser“ ist bei BoD<br />
erschienen; 9,90 Euro<br />
im Buchhandel, ISBN<br />
978-3-844-89605-3.<br />
Gedichte<br />
GEDICHTE UNSERER LESER<br />
Wenn deine Arme mich umfangen<br />
unserer Leser<br />
RENTE FÜR FRAUEN, 8/2012<br />
Danke für Ihren<br />
guten Tipp<br />
Ich habe Ihren Tipp aus der kleinen<br />
Meldung in „Besser leben“ genutzt<br />
und eine Neuberechnung meiner Rente<br />
beantragt. Jetzt kam die Antwort:<br />
Ich erhielt eine Nachzahlung und<br />
künftig im Monat mehr als 30 Euro<br />
mehr Rente. Vielen, vielen Dank.<br />
Christa Renn, Ingolstadt<br />
GESUNDHEITSTIPPS, 10/2012<br />
Welches Öl ist richtig?<br />
Sie empfehlen ein Muskatnuss-Öl bei<br />
Gelenkproblemen. Ich würde das gerne<br />
ausprobieren. Können Sie mir dazu ein<br />
konkretes Produkt nennen?<br />
Anke Kilian, per E-Mail<br />
Anm. der Red. Unsere Meldung basiert auf<br />
einer Praxisstudie, die mit Nut-Med-Spray<br />
gemacht wurde. Erhältlich ist es in Apotheken.<br />
55 ml kosten 19,90 Euro (Pharma-<br />
Zentral-Nummer: 7568229).<br />
IHRE IDEEN<br />
Kostenlos<br />
telefonieren<br />
Ein wichtiger Tipp: Wer sich<br />
eine Gratis-Telefonnummer<br />
notiert, sollte vor jedem<br />
Anruf dies prüfen. Bei<br />
mir war eine im März kostenlose<br />
Nummer im Juni<br />
nicht mehr gratis: 34,85<br />
Euro musste ich zahlen!<br />
C. Hamberger, Töging<br />
Rezepte mit<br />
Trockenobst<br />
Wir freuen uns jeden Monat<br />
auf Ihre neuen Rezepte. Wir<br />
sind große Fans von Trockenobst<br />
und wollten vorschlagen:<br />
Könnten Sie demnächst<br />
einmal Rezepte und<br />
Anleitungen zum Trocknen<br />
von Obst vorstellen?<br />
M. & C. Düring, per E-Mail<br />
GLÜCK LERNEN, 8/2012<br />
Neue Kraft<br />
zum Leben<br />
Mein Mann, der vor zwei Jahren<br />
unerwartet starb, gibt mir mit<br />
seiner Einstellung zum Leben<br />
heute noch Kraft. Und darum<br />
mache ich nach 50 Ehejahren<br />
das Beste daraus, genieße<br />
Musik, Bewegung, die Natur und<br />
unternehme viel. Ich schätze<br />
mich glücklich, dass ich das noch<br />
kann, und möchte nicht eines Tages<br />
denken: „Ach hätte ich doch<br />
nur ...“ Inzwischen kann ich sogar<br />
mit dem Computer umgehen.<br />
Mein Lebensmotto, das ich gerne<br />
weitergeben möchte, lautet:<br />
Vergangenheit ist Geschichte,<br />
Zukunft ist Geheimnis, aber jeder<br />
Augenblick ist ein Geschenk.<br />
Das sage ich<br />
auch meinen<br />
Enkeln.<br />
Anneliese<br />
Scholz,<br />
per<br />
E-Mail<br />
Für das<br />
nächste Jahr<br />
Ihre „Sonnenstrahlen“ haben<br />
mich inspiriert: Schon<br />
zum 2. Mal konnte ich<br />
meine Freunde mit einem<br />
Online-Adventskalender<br />
erfreuen. Anleitungen gibt<br />
es im Internet, ich sammele<br />
schon Bilder für 2013.<br />
A. Ringelstein, per E-Mail<br />
1 / 2013 101
a<br />
VORSCHAU<br />
Februar<br />
2013<br />
Extraheft<br />
Foto: plainpicture<br />
Zum Heraustrennen und Sammeln<br />
geld^<br />
recht<br />
tra<br />
geld^recht<br />
❯ ❯<br />
60 Euro geschenkt?<br />
<br />
Februar 2013<br />
DER EXTRA RATGEBER VON<br />
Wenn die<br />
Versicherung<br />
nicht zahlt ...<br />
Streit DDR-Renten<br />
um die<br />
Die wichtigsten Tipps, um doch noch<br />
mehr Geld zu erhalten S. 12<br />
Immer öfter weigern sich<br />
Versicherer, Schäden<br />
zu übernehmen. Was tun?<br />
Die neue Rente<br />
für Hausfrauen<br />
Wie kommt man an die neue<br />
Leistung der Bundesregierung? S. 8<br />
Glücklich<br />
in Rente!<br />
Wie schafft man<br />
den Übergang vom<br />
Berufsleben zum<br />
<strong>Ruhe</strong>stand perfekt?<br />
Im großen Ratgeber<br />
erzählen Leser, was<br />
sie anders machen<br />
würden, wenn sie<br />
nochmals in Rente<br />
gehen würden.<br />
P-GR0213_ 01VST.in d 1 28/ 1/12 1:54<br />
ÄRGER MIT DER<br />
VERSICHERUNG<br />
<strong>plus</strong> zeigt, wie man sich<br />
wehrt, wenn Versicherer<br />
nicht zahlen wollen.<br />
+<br />
RECHTZEITIG<br />
VORSORGEN<br />
Schon jetzt Dinge<br />
regeln, damit Erben<br />
keine Nachteile haben.<br />
+<br />
ZUSÄTZLICH GELD<br />
VOM STAAT<br />
Wie Sie Schritt für Schritt<br />
an die Vorsorge-Prämie<br />
von 60 Euro kommen.<br />
+<br />
WENN KINDER<br />
AUSZIEHEN<br />
Mit diesem Plan sichern<br />
Sie deren Zukunft.<br />
+<br />
SPASS AM FILMEN?<br />
Die 10 wichtigsten<br />
Fragen beim Kauf eines<br />
Camcorders.<br />
+<br />
UND VIELE<br />
WEITERE THEMEN<br />
Mallorca wie gemalt<br />
Joan Miró liebte die Insel,<br />
nicht nur zur Mandelblüte. Eine<br />
außergewöhnliche Reise auf den<br />
Spuren des großen Künstlers.<br />
102 1/ 2013
Lohnen Implantate?<br />
Irgendwann benötigt jeder Zahnersatz. Und vielfach sind Implantate die qualitativ<br />
beste Lösung. Wären da nicht die Kosten. Unser großer Ratgeber zeigt, wie Sie dabei<br />
viel Geld sparen können, die besten Ärzte <strong>finden</strong> und Zahnersatz perfekt pflegen.<br />
Pssst,<br />
geheim!<br />
Mal mit<br />
Blüten oder<br />
Pistazien,<br />
Kakao oder<br />
Streuseln.<br />
Leserinnen<br />
verraten<br />
ihre besten<br />
Tricks für<br />
Käsekuchen.<br />
Formel gegen<br />
Alzheimer<br />
Kann es so<br />
einfach sein?<br />
Das Richtige<br />
essen und sich<br />
so vor Demenz<br />
schützen?<br />
Sensationelle<br />
Ergebnisse aus<br />
den USA lassen<br />
darauf hoffen.<br />
Schlanker aussehen?<br />
Das ist kinderleicht mit unseren<br />
33 Mode-Tipps. Und Sie<br />
müssen nichts neu kaufen,<br />
sondern nur geschickt<br />
kombinieren. Wie dies geht,<br />
zeigen Leserinnen<br />
und das große Mode-<br />
Spezial in der nächsten<br />
<strong>plus</strong>-Ausgabe.<br />
Fotos: Getty Images (2), Stockfood, Shutterstock<br />
Schönere &<br />
gesunde Haut<br />
Haben Sie auch<br />
eine empfindliche<br />
Haut, die häufig<br />
spannt oder sogar<br />
juckt? Dann<br />
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1 / 2013 103
Zum Schluss<br />
Foto: © Henri Cartier-Bresson / Magnum Photos / Agentur Focus<br />
„Ich weiß nicht, ob jeder von uns sein Schicksal hat<br />
oder ob wir alle nur zufällig so dahingleiten,<br />
wie ein Blatt im Wind. Aber ich denke, es stimmt vielleicht beides.<br />
Vielleicht passiert ja beides zur selben Zeit.“<br />
aus dem film „forrest gump“ (1994)<br />
104 1/ 2013
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Ihr<br />
Jürgen Sinn<br />
Chefredakteur <strong>plus</strong> <strong>Magazin</strong><br />
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