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Trödler Parfum-Werbung (Vorschau)

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ALTE REKLAME<br />

15<br />

Die üppigen Farbbilder der <strong>Parfum</strong>-Reklame<br />

waren damals gerne in blumigen Pastelltönen<br />

gehalten (Olivin 1953, Mouson 1956)<br />

schichte mitklingen. Die Blumen im Haar<br />

suggerieren „Natur" und der wirbelnde<br />

Rock mit den teilweise entblößten Beinen<br />

deutet auf erotisches Temperament.<br />

Ganz anders zeigten sich die städtischen<br />

Schönheiten in der Reklame: Besonders<br />

Paris, als traditionelle Metropole der Mode<br />

beziehungsweise Stadt der Liebe, und in<br />

Deutschland Berlin dienten als Hintergrund<br />

für mondäne Damen in Handschuhen<br />

oder mit Pelzen um die Schultern, die<br />

sich auch beim <strong>Parfum</strong> jeden Luxus erlauben<br />

konnten. Kleiners Erfolgsparfum hieß<br />

demnach auch gleich „Berlin". Große Ausschnitte<br />

boten dabei nicht nur freien Blick<br />

auf die geschmückten Hälse, sondern gaben<br />

dem Werbebild überdies die Möglichkeit,<br />

viel Haut zu inszenieren, die im<br />

Unbewussten der Betrachtenden an den<br />

Duft gemahnt, den sie transportiert.<br />

Frauen im Idealbild nicht nur schön (und<br />

lächeln mit blendend weißen Zähnen),<br />

sondern sind überdies begehrt. Männer<br />

waren Mangelware, viele waren dem Krieg<br />

zum Opfer gefallen, und daher galt es, so<br />

der Tenor von Müttern und Ratgeberinnen,<br />

einen der wenigen zu bezaubern.<br />

Sehnsüchte und Ideale der 50er<br />

Im „Handbuch für die gepflegte Frau" mit<br />

dem hübschen Haupttitel „Auch Du bist<br />

schön", das Paula Stuck von Reznicek<br />

1953 geschrieben hat, erläutert sie die<br />

Funktion des <strong>Parfum</strong>s: „Männer sind oft<br />

vergesslicher als Frauen. Aber eins vergisst<br />

ein Mann nie – das <strong>Parfum</strong> einer Frau,<br />

die er geliebt hat. Mit dieser unauslöschlichen<br />

Erinnerung setzt sich die kultivierte<br />

Frau ein Denkmal für immer." Kultiviertheit<br />

und Gepflegtsein waren Eigenschaften,<br />

die alle Frauen sich – so suggerierte die<br />

<strong>Werbung</strong> – in jedem Fall aneignen konnten.<br />

Mit dem <strong>Parfum</strong> und dessen Duft sollte<br />

darüber hinaus der Hauch der Ferne<br />

oder der Glanz der Metropolen über sie<br />

kommen. Die Côte d'Azur und Bella Italias<br />

Südsonne erträumten sie sich beim Erschnuppern<br />

von „Lavendel-Orange" von<br />

Jünger & Gebhardt, wer es „rassiger"<br />

wünschte, durfte sich mit „Rot-Juchten"<br />

der Puszta nähern: 1955 war Lilo Pulver als<br />

„Piroschka" ein Leinwandschlager sondergleichen,<br />

und der ungarische Geiger im<br />

Hintergrund des Werbebildes lässt die<br />

wilde und tragische Romantik der Ge-<br />

Das wichtigste Ziel junger Mädchen in den<br />

1950ern: einen Ehemann finden (Monclair 1957,<br />

Schwarzlose 1957, Bourjois 1959)<br />

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