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atp edition Entwurf portabler eingebetteter Steuerung (Vorschau)

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3 / 2011<br />

53. Jahrgang B3654<br />

Oldenbourg Industrieverlag<br />

Automatisierungstechnische Praxis<br />

<strong>Entwurf</strong> <strong>portabler</strong> <strong>eingebetteter</strong><br />

<strong>Steuerung</strong>en | 24<br />

Maschinensicherheit und<br />

Zuverlässigkeit nach ISO 13849 | 30<br />

Neue Asset Management-Konzepte<br />

bei Stellventilen | 40<br />

Verlässlichkeitsanforderungen<br />

in der Prozess- und<br />

Ressourcenbeschreibung | 44<br />

Automatische Optimierung<br />

in der Profilextrusion | 54


editorial<br />

FDI – die gemeinsame Lösung<br />

für das Gerätemanagement<br />

Eine einheitliche Lösung für die Feldgeräteintegration – das ist das Ziel,<br />

auf das sich weltweit führende Hersteller ABB, Emerson, Endress +<br />

Hauser, Honeywell, Invensys, Siemens und Yokogawa sowie die fünf<br />

großen Interessenverbände OPC Foundation, Profibus & Profinet International,<br />

Fieldbus Foundation, Hart Communication Foundation und FDT<br />

Group bereits 2009 geeinigt haben. Der Anwendernutzen hat dabei oberste<br />

Priorität. Zudem muss die Technik zukunftssicher sein. Deshalb wurden<br />

große Anstrengungen unternommen, die Vorteile von FDT/DTM und<br />

EDDL-Technologien miteinander zu vereinen.<br />

Und dies ist mit der FDI-Architektur gelungen. Sie eröffnet Möglichkeiten,<br />

die heute weder EDDL noch FDT allein bieten können. Die Integration<br />

und Zusammenführung beider Technologien erfüllt erstmals<br />

weitestgehend die Forderungen der Anwenderorganisationen wie Namur<br />

und WIB, die beide das FDI-Projekt unterstützen und sich eindeutig für<br />

diese gemeinsame Lösung aussprechen. Ich erwarte, dass FDI auf dieser<br />

Basis eine breite Akzeptanz in der Automatisierungstechnik findet und<br />

ein großer Erfolg wird.<br />

Im letzten Jahr ist vieles bei FDI passiert. Ein breites Team von Fachexperten<br />

von Herstellern und Nutzergremien hat in den vergangenen Monaten<br />

mehrere wichtige Meilensteine erreicht. Im Januar 2011 wurde die<br />

FDI-Spezifikation für die Tool-Entwicklung freigegeben; im Februar 2011<br />

konnte die Harmonisierung der EDDL für FF, Hart und Profibus/Profinet<br />

abgeschlossen werden; ebenso liegt ein einheitliches Binärformat vor.<br />

Diese Vereinheitlichungen ermöglichen es, jetzt gemeinsame Werkzeuge<br />

zu erstellen. Der Aufwand bei Geräte- und Systemherstellern wird<br />

dadurch sinken. Der Endanwender profitiert durch eine optimale Interoperabilität<br />

zwischen den Leitsystemen. Darüber hinaus stellten die Experten<br />

die Kompatibilität der User-Interfaces zwischen FDT und FDI sicher.<br />

Das Ergebnis: Ein FDI-Package lässt sich problemlos auch in einem FDTbasierendem<br />

System ausführen. Dies bedeutet, dass Gerätehersteller in<br />

Zukunft nur noch ein FDI-Package bereitstellen und pflegen müssen.<br />

Dieser Fortschritt kann sich sehen lassen. Die FDI-Technologie hat die<br />

umfassendste Unterstützung aller Integrationstechnologien in der Prozessautomatisierung;<br />

eine außerordentlich hohe Akzeptanz, die bisherige<br />

Technologien bis heute nicht vorweisen können.<br />

FDI macht die Integration der Feldbustechnik einfacher und wird der<br />

digitalen Kommunikation endlich zum lange erwarteten Durchbruch<br />

auf breiter Front verhelfen. Die unternehmensübergreifende Zusammenarbeit,<br />

könnte auch die Basis sein, auf der Hersteller und Interessenverbände<br />

für weitere aktuelle Themen wie beispielsweise Wireless eine<br />

gemeinsame Lösung finden können.<br />

Hans-Georg<br />

Kumpfmüller,<br />

Leiter Sensors and<br />

Communication,<br />

Siemens, Industry Sector<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011<br />

3


Inhalt 3 / 2011<br />

Forschung<br />

6 | Hervorragende Arbeiten zu Blitz- und Überspannungsschutz gesucht<br />

KIT-Forscher Leuthold erhält Hector-Preis<br />

Fraunhofer stellt Embedded-Systems-Allianz vor<br />

8 | Automatisierungskomponenten dezentral und kontaktlos<br />

mit Strom versorgen<br />

Verband<br />

10 | VDE-Mitgliederzahlen steigen an<br />

Namur lobt Preis für beste Abschlussarbeit aus<br />

Veränderungen im Dechema-Vorstand<br />

branche<br />

12 | Elektrische Automation glänzte 2010 mit einem Rekordumsatz –<br />

die Robotik schwächelte noch<br />

Elektroindustrie nähert sich dem Vorkrisen-Niveau<br />

13 | Ex-Schutz: Dekra zertifiziert für Japan<br />

Sichere Software – vom Gerät zur Anwendung<br />

14 | Manufacturing Execution Systems bringen neue Anforderungen<br />

an die Ingenieurausbildung<br />

16 | Konstante Prozessgrößen für hohe Regelgenauigkeit<br />

18 | Rechteck-Steckverbinder: Kostengünstige Alternative zu<br />

Klemmbrett und Klemmkasten<br />

20 | Richtig montierte Antennen sind die Basis für zuverlässige<br />

Wireless-Verbindungen<br />

4<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011


Hauptbeiträge<br />

24 | <strong>Entwurf</strong> <strong>portabler</strong> <strong>eingebetteter</strong> <strong>Steuerung</strong>en<br />

A. Pretschner, J. Alder<br />

30 | Maschinensicherheit und Zuverlässigkeit<br />

nach ISO 13849<br />

A. Orth<br />

40 | Neue Asset-Management-Konzepte bei Stellventilen<br />

J. Kiesbauer, S. Erben, D.Hoffmann<br />

44 | Verlässlichkeitsanforderungen in der Prozessund<br />

Ressourcenbeschreibung<br />

B. Opgenoorth, J. H. Richter, T. Grosch, D. Wolff, A. Fay<br />

54 | Automatische Optimierung in der Profilextrusion<br />

W. Michaeli, C. Windeck, M. Behr, S. Elgeti, M. Probst, M. Nicolai<br />

Praxis<br />

62 | Virtuelle Inbetriebnahme senkt die Kosten und erhöht die Sicherheit<br />

64 | Drahtloses Überwachungsnetzwerk sorgt für optimierte<br />

Temperaturregelung im Stahlwerk<br />

rubriken<br />

3 | Editorial<br />

66 | Impressum, <strong>Vorschau</strong><br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011<br />

5


forschung<br />

Hervorragende Arbeiten zu Blitz- und<br />

Überspannungsschutz gesucht<br />

Sie kosten Millionen und sind mitunter lebensgefährlich:<br />

Blitze verursachen durch Überspannung<br />

hohe Schäden. Der VDE (Verband der Elektrotechnik<br />

Elektronik Informationstechnik) und der Ausschuss<br />

für Blitzschutz und Blitzforschung suchen anlässlich<br />

der Vergabe des „VDE/ABB-Nachwuchspreises 2011“<br />

innovative Lösungen für den Blitz- und Überspannungsschutz.<br />

Besonders gefragt sind Studierende der Elektro- und<br />

Informationstechnik. Prämiert werden Arbeiten, die eine<br />

besondere Bedeutung für die praktische Blitzschutztechnik<br />

haben. Dazu gehören etwa Themengebiete wie Äußerer<br />

und Innerer Blitzschutz, Überspannungsschutz<br />

und Prüfeinrichtungen sowie Softwarelösungen zur<br />

Unterstützung der Blitzschutzplanung.<br />

Eingereicht werden können Bachelor-, Master-, oder<br />

Diplomarbeiten, die zwischen Juli 2009 und Juni 2011<br />

veröffentlicht wurden. Der Preis, der mit 1000 Euro dotiert<br />

ist, wird am 27. Oktober 2011 in Neu-Ulm verliehen. Einsendeschluss<br />

ist der 1. August 2011. Nähere Informationen<br />

zum Preis unter www.vde.com/abbnachwuchspreis.<br />

VDE-Ausschuss für Blitzschutz und<br />

Blitzforschung (ABB),<br />

Stresemannallee 15, D-60596 Frankfurt,<br />

Tel.+49 (0) 696 30 80, Internet: www.vde.com/blitzschutz<br />

KIT-Forscher Leuthold erhält Hector-Preis<br />

Preisträger Professor Jürg Leuthold (2. von links) mit<br />

Josefine und Dr. Hans-Werner Hector (re.) sowie dem<br />

baden-württembergischen Wissenschaftsminister<br />

Professor Peter Frankenberg. <br />

Bild: KIT<br />

Professor Jürg Leuthold, Physiker, vom Karlsruher<br />

Institut für Technologie (KIT), ist mit dem Hector-<br />

Forschungspreis ausgezeichnet worden. Leuthold entwickelte<br />

unlängst ein optisches Verfahren, mit welchem<br />

man die größte je auf einen Laserstrahl kodierte<br />

Datenmenge von 10 Terabit pro Sekunde in Echtzeit<br />

kodieren und dekodieren kann. Vor drei Jahren gelang<br />

es Leuthold, einen der schnellsten optischen Siliziumchips<br />

zu bauen, der viermal schneller und 50-mal kleiner<br />

als die Chips ist, die heute in Telekommunikationsgeräten<br />

eingesetzt werden.<br />

Der gebürtige Schweizer Leuthold arbeitet seit 2004<br />

am KIT. Er leitet dort das Institut für Photonik und Quantenelektronik<br />

(IPQ) sowie das Institut für Mikrostrukturtechnik<br />

(IMT).<br />

Mit seiner Auszeichnung gehört Leuthold nun zum<br />

Kreis der „Hector Fellows“. In diesem Jahr erhielten drei<br />

herausragende Wissenschaftler deutscher Exzellenz-<br />

Universitäten den mit jeweils 150 000 Euro dotierten<br />

Forscherpreis: neben Jürg Leuthold Professor Stephen<br />

Hashmi (Universität Heidelberg) und Professor Jens<br />

Timmer (Universität Freiburg).<br />

Der Preis, der von Josephine und Hans-Werner Hector<br />

gestiftet wird, verfolgt das Ziel einer Vernetzung der<br />

Naturwissenschaften: Zum Netzwerk gehören, neben<br />

den genannten drei Spitzenforschern, bereits Manfred<br />

Kappes (KIT), Franz Nestmann (KIT), Doris Wedlich<br />

(KIT), Peter Gumbsch (KIT) und Martin Wegener (KIT).<br />

Karlsruher Institut für Technologie (KIT),<br />

Kaiserstraße 12, D-72131 Karlsruhe,<br />

Tel. +49 (0) 721 60 80, Internet: www.kit.edu<br />

Fraunhofer stellt Embedded-Systems-Allianz vor<br />

Die Fraunhofer-Gesellschaft hat eine Allianz Embedded<br />

Systems gegründet. Sprecher der Vereinigung<br />

wird Professor Peter Liggesmeyer, wissenschaftlicher<br />

Leiter des Fraunhofer-Instituts für experimentelles Software<br />

Engineering (IESE). Zu dem Zusammenschluss<br />

gehören die Fraunhofer-Einrichtungen ESK, FIRST, FIT,<br />

FKIE, Fokus), HHI, das IESE, IGD, IIS, IOSB und SIT.<br />

Bei der Entwicklung von Embedded Systems, die<br />

einen zentralen Bestandteil technischer Produkte,<br />

etwa in der Medizintechnik, der Automatisierung und<br />

der Unterhaltungstechnik, bilden, stoßen isolierte Ansätze<br />

schnell an ihre Grenzen. Für eine erfolgreiche<br />

Weiterentwicklung muss die Embedded-Systems-Forschung,<br />

laut Fraunhofer-Zentrale, jedoch disziplinübergreifend<br />

arbeiten.<br />

FRAUNHOFER-INSTITUT FÜR EXPERIMENTELLES<br />

SOFTWARE ENGINEERING (IESE),<br />

Fraunhofer-Platz 1, D-67663 Kaiserslautern,<br />

Tel: +49 (0) 631 680 00, Internet: www.iese.fraunhofer.de<br />

6<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011


Industrielle<br />

Modem-Lösungen<br />

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forschung<br />

Automatisierungskomponenten dezentral<br />

und kontaktlos mit Strom versorgen<br />

Team der Hochschule Amberg-Weiden entwickelt innovatives Versorgungssystem<br />

Um die Dämpfung von Wirbelströmen bei der kontaktlosen<br />

Energieübertragung zu bewerten, setzt ein Team der<br />

Hochschule Amberg-Weiden die Software Opera ein.<br />

Ein Team um Prof. Dr. Hans-Peter Schmidt an der<br />

Hochschule Amberg-Weiden nahe Nürnberg entwickelt<br />

derzeit ein innovatives kontaktloses System zur<br />

dezentralen Speisung anreihbarer Automatisierungskomponenten.<br />

Die Software Opera zur Berechnung elektromagnetischer<br />

Felder, leistet dabei wertvolle Dienste.<br />

Das System basiert auf induktiver Energie- und kapazitiver<br />

Datenübertragung zwischen einem Primärkoppelmodul<br />

und mehreren räumlich getrennten Sekundärmodulen<br />

auf einem „Backbone“. Als Haupteinsatzgebiet<br />

ist die kontaktlose Strom- und Datenanbindung von<br />

Remote-E/A-Sensoren und -Aktoren in der industriellen<br />

Steuer- und Messtechnik vorgesehen. Doch auch in allen<br />

übrigen Industrieumgebungen, die leicht erweiterbare,<br />

kostengünstige Energie- und Datenübertragung benötigen,<br />

dürfte das System seinen Wert beweisen.<br />

Das Entwicklungsprojekt der Fakultät Elektro- und Informationstechnik<br />

– Teil eines öffentlich geförderten Forschungsprogramms<br />

– steht kurz vor dem Übergang von der<br />

Konzeptions- zur Prototypenphase. Wesentliche Bestandteile<br />

des Systems sind ein Backbone aus Ferriten mit<br />

E-förmigem Profil, der die Primärwicklung trägt, ein Einspeisemodul<br />

sowie eine Reihe von Sekundärmodulen – alle<br />

mit E-förmigen Ferritkernen –, die beliebig am Backbone<br />

angeordnet sein können. Der Backbone findet mühelos in<br />

einer DIN-Hutschiene mit Standardabmessungen Platz.<br />

Der potenzielle Markt ist beachtlich, denn DIN-Schienen-standardisierte,<br />

35 mm breite Metallschienen mit<br />

U-Profil, auch Hutschienen genannt, ermöglichen in nahezu<br />

jedem Schaltschrank eine unkomplizierte Befestigung<br />

elektrischer Betriebsmittel.<br />

Bislang aber müssen Schaltschrankbauer die Stromund<br />

Datenanschlüsse jeweils einzeln fest verdrahten,<br />

und spätere Ergänzungen können sich aufgrund begrenzter<br />

E/A-Kapazitäten als schwierig erweisen. Das neue<br />

kontaktlose System mit integrierter Strom- und Datenanbindung<br />

dürfte den Zeitaufwand für den Bau industrieller<br />

Steuer- und Regelsysteme erheblich reduzieren –<br />

und zwar ohne Probleme bei künftigen Erweiterungen.<br />

Bei der Entwicklung des Systems spielt die Software<br />

Opera von Cobham Technical Services eine tragende<br />

Rolle. Das Team an der Hochschule Amberg-Weiden<br />

nutzt sie für die verschiedensten Aufgaben, beispielsweise<br />

den Vergleich des Kopplungsverhaltens zwischen<br />

unterschiedlichen Auslegungen, grundlegende Feldmessungen<br />

und die Simulation unterschiedlicher magnetischer<br />

Abschirmungen als Mittel gegen Wirbelströme.<br />

Prof. Schmidt, der an der Hochschule Anlagen- und<br />

Simulationstechnik lehrt, erläuterte: „Opera erweist sich<br />

als überaus praktisch und wirtschaftlich. Früher brauchten<br />

wir für einfache Modellierungen eine ganze Reihe<br />

von Softwarepaketen – heute geht es wesentlich einfacher.“<br />

Die Software, so erläutert Prof. Schmidt, biete eine<br />

integrierte Benutzeroberfläche für nahezu alle Simulationsvorgänge,<br />

die für sein Team in Betracht kämen. Von<br />

Vorteil sei auch die leichte Erlernbarkeit, was für die<br />

Studierenden hilfreich sei.<br />

Momentan stellt das Team von Prof. Schmidt zwei Varianten<br />

der kontaktlosen Stromversorgung auf den Prüfstand:<br />

Bei der einen befinden sich die Ferritkerne in einer<br />

DIN-Schiene aus Aluminium, bei der anderen wird auf<br />

die Ferrite für den Backbone verzichtet und eine kabelähnliche<br />

Struktur untersucht. Bei den elektrischen Tests<br />

wird im Wesentlichen mit einem Arbiträrgenerator, einem<br />

Leistungsverstärker, einem Stromwandler, einem<br />

Oszilloskop und einem Leistungsmessgerät mit entsprechenden<br />

Bandbreiten gearbeitet. Im Fokus der theoretischen<br />

und experimentellen Untersuchungen stehen die<br />

Optimierung des Luftspalts, der Speisespannung und der<br />

Speisefrequenz sowie der Vergleich unterschiedlicher<br />

leitender Materialien für die Backplane (etwa Folie aus<br />

µ Metall), um einerseits Wirbelströme zu dämpfen und<br />

anderseits eine ausreichende Abschirmung zu erzielen.<br />

Derzeit erreicht das System bei der Energieübertragung<br />

Wirkungsgrade von bis zu 90 % – mit 10 Sekundärmodulen,<br />

die jeweils zwischen 1 und 2 Watt erfordern. Die<br />

maximale Datenübertragungsrate liegt bei 2 Mbit/s. Im<br />

Lauf des Jahres dürften diese Spezifikationen noch einmal<br />

um mindestens eine Größenordnung zulegen.<br />

Hochschule Amberg-Weiden,<br />

Fachgebiet Anlagen- und Simulationstechnik,<br />

Prof. Dr. Hans-Peter Schmidt,<br />

Kaiser-Wilhelm-Ring 23, D-92224 Amberg,<br />

Tel. +49 (0) 9621 482 36 81, E-Mail: h.schmidt@haw-aw.de,<br />

Internet: www.haw-aw.de<br />

Cobham Technical Services,<br />

24 Bankside, Kidlington, Oxford OX5 1JE,<br />

Tel. +44 (0) 1865 37 01 51,<br />

Internet: www.cobham.com/technicalservices<br />

8<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011


SPS | iQ Platform | MMI | Frequenzumrichter | Servo / Motion | Roboter | Schütze/Schalter<br />

kaiserberg.com<br />

Sieben Wege.<br />

Nach Asien.<br />

Erfolgreich in den boomenden asiatischen Markt einsteigen: Das ist das<br />

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dabei mehrfach: Mit fundiertem Wissen zu den Sitten und Gebräuchen in<br />

der asiatischen Geschäftswelt. Mit unserem guten Ruf, den wir als Marktführer<br />

in der asiatischen Automatisierungstechnik genießen. Mit ausgereiften<br />

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Produktpalette, die Ihnen effi ziente Roboter, Inverter, Kompakt-SPS,<br />

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verband<br />

VDE-Mitgliederzahlen steigen an<br />

Rund 1000 mehr Mitglieder verzeichnete der VDE (Verband<br />

Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik)<br />

im vergangenen Jahr. Zu den Neu-Mitgliedern gehören<br />

vor allem Studierende und Berufseinsteiger. Dem Verband<br />

gehören nun insgesamt 36 000 Mitglieder an, davon<br />

1300 Unternehmen, 8000 Studierende und 4000 Young<br />

Professionals. VDE-Tätigkeitsfelder sind die Forschungs-,<br />

Wissenschafts- und Nachwuchsförderung in den Technologiegebieten<br />

Informationstechnik, Energietechnik,<br />

Medizintechnik, Mikroelektronik, Mikro- und Nanotechnik<br />

sowie Automation. Weitere Schwerpunkte bilden<br />

die Förderung von Querschnittstechnologien wie<br />

Smart Grid, Elektromobilität und Medizintechnik unter<br />

anderem mit Partnern wie dem Bundesministerium für<br />

Bildung und Forschung sowie Wirtschaft und Technologie.<br />

Die Erarbeitung von Standards und die Prüfung<br />

und Zertifizierung elektrischer Geräte, die mit dem VDE-<br />

Prüfsiegel ausgezeichnet werden, sind weitere Tätigkeitsfelder.<br />

Verband Elektrotechnik Elektronik<br />

Informationstechnik (VDE),<br />

Stresemannallee 15, D-60596 Frankfurt,<br />

Tel. +49 (0) 696 30 80, Internet: www.vde.com<br />

Namur lobt Preis für beste Abschlussarbeit aus<br />

NAMUR Award: Inga Wolf<br />

(links), Gustavo Quiros, beide<br />

von der RWTH Aachen, und<br />

Alexander Ulrich (Helmut-<br />

Schmidt-Universität Hamburg)<br />

erhielten im vergangenen Jahr<br />

den Namur-Award. Wolf und<br />

Quiros gleichermaßen für die<br />

beste Diplom-/Masterarbeit<br />

und Ulrich für die beste<br />

Dissertation. Foto: Namur<br />

Im weiten Feld der Automatisierungstechnik sind spannende<br />

Lösungen immer wieder gesucht. Besonders der<br />

Nachwuchs soll sensibilisiert werden. Die Industrie verlangt<br />

zunehmend vertiefte Kenntnisse in der Automatisierungstechnik<br />

und der Verfahrens- und Prozesstechnik.<br />

Um dieses interdisziplinäre Arbeitsgebiet für Nachwuchs-Ingenieure<br />

attraktiv zu machen, lobt die Namur<br />

auch 2011 wieder einen Award aus. Gesucht werden dabei<br />

hervorragende Abschlussarbeiten zum Thema „Intelligente<br />

Prozessführung“. Die Fachgebiete, die dafür in Frage<br />

kommen, sind neben Informatik und Elektrotechnik auch<br />

Automatisierungstechnik, Mess-, Regelungstechnik und<br />

Prozessleittechnik sowie Verfahrenstechnik.<br />

Junge Absolventen sollen ermutigt werden, sich in<br />

dieses Gebiet zu vertiefen. Die Namur prämiert daher<br />

die beste Diplom-/Masterarbeit oder Promotionsarbeit.<br />

Lehrstuhlinhaber entsprechender Fachgebiete sind aufgefordert,<br />

formlose Anträge für die beste Abschlussarbeit<br />

einzureichen. Zur Unterstützung der Bewerbung<br />

können zugehörige Veröffentlichungen ebenfalls<br />

beigelegt werden. Alle Unterlagen sollen per E-Mail an<br />

office@namur.de gesandt werden.<br />

Der Einsendeschluss für die Beiträge ist der 30. Juni.<br />

Die Teilnehmer erhalten bis zum 15. Oktober Bescheid.<br />

Am 11. November wird der Preis dann anlässlich der<br />

Namur-Hauptsitzung verliehen. Ausgewählte Diplom-/<br />

Master-Arbeiten erhalten ein Preisgeld von 1000 Euro.<br />

Mit 2000 Euro wird die beste Promotionsarbeit ausgezeichnet.<br />

Namur Geschäftsstelle,<br />

c/o Bayer Technology Services,<br />

Gebäude K9, D-51638 Leverkusen,<br />

Tel. +49 (0) 214 307 10 34, Internet: www.namur.de<br />

Veränderungen im Dechema-Vorstand<br />

Zum 1. Januar 2011 hat Almuth Poetz das Amt der<br />

Schatzmeisterin der Dechema Gesellschaft für Chemische<br />

Technik und Biotechnologie übernommen. Almuth<br />

Poetz ist Geschäftsführerin der Alessa Chemie GmbH in<br />

Frankfurt am Main und folgt Heinz-Joachim Wagner nach.<br />

Für eine Amtszeit von drei Jahren wurden neu in den<br />

Dechema-Vorstand gewählt: Prof. Dr. Walter Leitner,<br />

Inhaber des Lehrstuhls für Technische Chemie an der<br />

RWTH Aachen, Prof. Dr. Christine Lang, Geschäftsführerin<br />

der Organobalance GmbH in Berlin, und Dr. Oscar-<br />

Werner Reif, Mitglied des Vorstandes der Stedim Sartorius<br />

Biotech GmbH in Göttingen.<br />

DECHEMA e.V.,<br />

D-60486 Frankfurt, Tel. +49 (0) 69 756 40,<br />

Internet: www.dechema.de<br />

10<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011


NEU-<br />

ERSCHEINUNG<br />

ISO 26000<br />

in der Praxis<br />

DER RATGEBER ZUM LEITFADEN<br />

FÜR SOZIALE VERANTWORTUNG<br />

UND NACHHALTIGKEIT<br />

Eine Norm zur Verbesserung der Welt?<br />

Nein, die ISO 26000 ist ein Leitfaden – nicht mehr aber auch nicht weniger!<br />

Auch wenn die ISO 26000 keine zertifizierbare Managementsystem-Norm und<br />

die Anwendung freiwillig ist, wird ihre Tragweite für Unternehmen beträchtlich<br />

sein. Denn sie ist ein Leitfaden, der anhand von beispielhaften Verhaltensregeln<br />

(Best Practices) Orientierung gibt, wie sich Organisationen verhalten sollten,<br />

damit sie nach internationalem Verständnis als gesellschaftlich verantwortungsvoll<br />

angesehen werden. Er stimmt sowohl mit den Richtlinien der Vereinten<br />

Nationen UN als auch mit den Richtlinien der internationalen Arbeitsorganisation<br />

ILO überein. Im besonderen Fokus dieses höchst aktuellen Ratgebers<br />

steht das Wirtschaftsleben im Zeitalter der Globalisierung.<br />

Hrsg.: K.-C. Bay<br />

1. Auflage 2010, ca. 200 Seiten, Hardcover<br />

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mit einer Gutschrift von € 3,- auf die erste Rechnung belohnt.<br />

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Bevorzugte Zahlungsweise Bankabbuchung Rechnung<br />

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Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in<br />

Textform (z.B. Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt<br />

dieser Belehrung in Textform. Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs<br />

oder der Sache an die Vulkan-Verlag GmbH, Versandbuchhandlung, Huyssenallee 52-56, 45128 Essen.<br />

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Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich vom<br />

Oldenbourg Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Medienund Informationsangebote informiert und beworben werde. Diese Erklärung kann<br />

ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.


Branche<br />

Elektrische Automation glänzte 2010 mit einem<br />

Rekordumsatz – die Robotik schwächelte noch<br />

Trotz einer Produktionssteigerung um 8,8 Prozent erreichte<br />

der deutsche Maschinen- und Anlagenbau im<br />

Jahr 2010 erst 81 Prozent des vor der Krise erzielten Spitzenumsatzes.<br />

Allerdings nahm der Auftragseingang zum<br />

Jahresende noch einmal deutlich zu, sodass der Verband<br />

Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) für 2011<br />

ein reales Wachstum seiner Branche um zehn Prozent<br />

erwartet.<br />

Die Unterschiede in den Teilbranchen sind allerdings<br />

enorm, wie der VDMA errechnet hat. Mit der elektrischen<br />

Automation wurden 2010 fünf Prozent mehr Umsatz erzielt<br />

als im bisherigen Rekordjahr 2008. Robotik und Automation<br />

hingegen erreichten 2010 erst 79 Prozent der<br />

Umsätze von 2008.<br />

Umsatzniveau 2010 im Vergleich zum Höchststand vor der Krise<br />

Hütten- und Walzwerkseinrichtungen<br />

Power Systems<br />

Elektrische Automation<br />

Bergbaumaschinen<br />

Aufzüge und Fahrtreppen<br />

...<br />

Maschinenbau gesamt<br />

Präzisionswerkzeuge<br />

Robotik und Automation<br />

...<br />

Druck- und Papiertechnik<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 130<br />

Quelle: VDMA<br />

58<br />

GroSSe Spreizung innerhalb der Branche: Während beispielsweise<br />

die elektrische Automation schon wieder 5 Prozent über dem<br />

bisherigen Rekordniveau liegt, steht die Teilbranche Robotik und<br />

Automation erst wieder bei 79 Prozent.<br />

81<br />

80<br />

79<br />

95<br />

102<br />

105<br />

111<br />

122<br />

Bezogen auf die gesamte Branche zeigt sich eine noch<br />

größere Spreizung: Im Bereich Hütten- und Walzeinrichtungen<br />

wurden die alten Rekordwerte im vergangenen Jahr<br />

bereits um 22 Prozent übertroffen. Der Bereich Bau- und<br />

Baustoffmaschinen lag bei 62 Prozent des Vorkrisenniveaus,<br />

am Schluss mit 58 Prozent die Druck- und Papiertechnik,<br />

die allerdings schon deutlich vor 2009 in der Krise war.<br />

Mit der tatsächlich erreichten Produktionssteigerung<br />

um 8,8 Prozent wurde im Maschinen- und Anlagenbau<br />

die letzte Prognose vom September 2010 (6 Prozent) noch<br />

einmal deutlich übertroffen, betonte VDMA-Präsident<br />

Dr. Thomas Lindner bei der Vorstellung der Zahlen für<br />

2010. Für die Zukunft zeigt er sich zuversichtlich: „Seit<br />

Sommer 2009 sehen wir beim Auftragseingang eine beispiellose<br />

Aufholjagd, die bislang lediglich in den Monaten<br />

September und Oktober 2010 durch eine kurze Atempause<br />

unterbrochen wurde.“ Der Branchenumsatz stieg<br />

2010 auf 174 Milliarden Euro (2009: 161,1 Milliarden<br />

Euro). Die Kapazitätsauslastung lag 2010 im Schnitt bei<br />

79,8 Prozent (2009: 72,5 Prozent).<br />

Zum Jahresende beschleunigte das Geschäft noch einmal:<br />

Im Dezember 2010 lag der Auftragseingang mit real<br />

plus 44 Prozent deutlich über dem Ergebnis des Vorjahres.<br />

Das Inlandsgeschäft stieg um 38 Prozent. Bei der<br />

Auslandsnachfrage gab es ein Plus von 46 Prozent im<br />

Vergleich zum Vorjahresniveau.<br />

In dem von kurzfristigen Schwankungen weniger beeinflussten<br />

Dreimonatszeitraum Oktober bis Dezember<br />

2010 ergab sich insgesamt ein Plus von 40 Prozent im<br />

Vorjahresvergleich. Insgesamt haben die Maschinenbestellungen<br />

2010 um real 36 Prozent zugelegt (Inland plus<br />

29 Prozent, Ausland plus 39 Prozent).<br />

Verband Deutscher Maschinen- und<br />

Anlagenbau e.V.,<br />

Lyoner Straße 18, D-60528 Frankfurt/Main,<br />

Tel. +49 (0) 69 660 30,<br />

Internet: www.vdma.org<br />

Elektroindustrie nähert sich dem Vorkrisen-Niveau<br />

Die deutsche Elektroindustrie setzt ihre Aufholjagd nach<br />

der Krise 2009 ungebremst fort. Die Auftragseingänge<br />

sind im Dezember des vergangenen Jahres um 26 Prozent<br />

gegenüber Vorjahr gestiegen. Aus dem Inland kamen im<br />

Dezember 14 Prozent mehr Bestellungen als ein Jahr zuvor.<br />

Die Auslandsorders legten mit plus 38 Prozent erneut deutlich<br />

stärker zu. „Damit bleibt das Ausland die Hauptstütze<br />

der Erholung“, sagte ZVEI-Chefvolkswirt Dr. Andreas Gontermann.<br />

„Im gesamten abgelaufenen Jahr 2010 haben die<br />

Auftragseingänge ihren Vorjahresstand um 24 Prozent<br />

übertroffen. Sie lagen damit nur noch zehn Prozent unter<br />

ihrem 2008er Boomwert.“<br />

Der Umsatz in der Elektrobranche lag im Dezember 2010<br />

um 16 Prozent höher als vor einem Jahr. Die um Preiseffekte<br />

bereinigte Produktion stieg im Dezember um 18 Prozent.<br />

Im gesamten Jahr 2010 konnte der Umsatz um 14<br />

Prozent auf 165 Mrd. Euro zulegen (2008: 182 Mrd. Euro,<br />

2009: 145 Mrd. Euro). Der Output wuchs um 13 Prozent.<br />

„Damit hat die Elektroindustrie bei Umsatz und Produktion<br />

in nur einem Jahr die Hälfte der Verluste in der Krise<br />

2009 aufgeholt“, sagte Dr. Gontermann. „Für 2011 erwarten<br />

wir ein Produktionswachstum von sieben Prozent und<br />

einen Umsatzanstieg auf über 175 Mrd. Euro.“<br />

Die guten Zahlen spiegeln sich im Geschäftsklima in der<br />

Elektroindustrie. Dieses ist nach der kurzen Verschnaufpause<br />

im Dezember des vergangenen Jahres im Januar 2011 erneut<br />

kräftig gestiegen und befindet sich jetzt auf einem – gesamtdeutschen<br />

– Allzeithoch. 58 Prozent der Elektrofirmen<br />

schätzen ihre Lage als gut beziehungsweise sehr gut ein.<br />

ZVEI – Zentralverband Elektrotechnik- und<br />

Elektronikindustrie e.V.,<br />

Lyoner Straße 9, D-60528 Frankfurt am Main,<br />

Tel. +49 (0) 69 630 20, Internet: www.zvei.org<br />

12<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011


Ex-Schutz: Dekra<br />

zertifiziert für Japan<br />

Die Dekra Cerification B.V. in Arnheim (früher Kema Quality)<br />

ist vom japanischen Arbeits- und Gesundheits-<br />

Ministerium als so genannte Designated Foreign Testing<br />

Agency (DFTA) anerkannt worden. Das Prüfunternehmen<br />

ermöglicht somit Herstellern von Ex-geschützten Produkten<br />

und Zulieferern der Prozessindustrie mit TIIS-Zertifikat<br />

einen schnelleren Eintritt in den japanischen Markt.<br />

Die japanische Technology Institution for Industrial Safety<br />

(TIIS) ist die staatliche Prüf- und Zertifizierungsstelle,<br />

die gemäß den japanischen Arbeitsschutz- und Gesundheitsvorschriften<br />

die Konformität von Produkten bestätigt,<br />

die in der Prozessindustrie eingesetzt werden sollen.<br />

Dauerte früher die Zulassung eines Produktes bis zu<br />

zehn Monaten, ermöglichen es jetzt japanische Dekra-<br />

Experten, diesen Prozess wesentlich zu beschleunigen.<br />

Weitere Vorteile für die Exporteure nach Japan: Die TIIS-<br />

Zertifizierungs-Gebühren können um bis zu 3000 Euro<br />

(300 000 Yen) niedriger ausfallen. Einige Tests können<br />

zudem erlassen werden, häufig akzeptiert die TIIS die<br />

europäischen IECEEx-Prüfberichte.<br />

Dekra Certification B.V.,<br />

Utrechtseweg 310, NL-6812 Arnhem,<br />

Tel. +31 (0) 26 3 56 20 00,<br />

Internet: www.dekra-certification.com<br />

Sichere Software – vom<br />

Gerät zur Anwendung<br />

Die funktionale Sicherheit mit dem Fokus Software steht<br />

am 4. und 5. Mai in Fulda im Mittelpunkt der VDE/<br />

DKE-„Tagung zur funktionalen Sicherheit IEC 61508 (VDE<br />

0803), Sichere Software – vom Gerät zur Anwendung“. Der<br />

Hintergrund: Sicherheitsgerichtete Mikrorechnersteuerungen<br />

halten Einzug in immer mehr Produkte und müssen<br />

für die geforderten Sicherheitsfunktionen qualifiziert<br />

werden. Doch in der Praxis sei es sehr oft die Software,<br />

die „klemmt“, betonen die Veranstalter. Die Suche nach<br />

zielgerichteten Softwareprozessen sei dabei so alt wie die<br />

Software selbst und könne bis heute nicht als abgeschlossen<br />

betrachtet werden. Was bedeutet das für die funktionale<br />

Sicherheit? Wie ist insbesondere der für die Software<br />

zuständige Teil 3 der DIN EN 61508-3 (VDE 0803-2) konkret<br />

umzusetzen? Antworten darauf soll die Tagung liefern.<br />

Dabei werde neben Embedded Software und Tool-Ketten<br />

insbesondere die Anwendersoftware betrachtet, versprechen<br />

VDE und DKE. Informationen:<br />

www.vde.com/funktionalesicherheit<br />

DKE Deutsche Kommission Elektrotechnik<br />

Elektronik Informationstechnik im DIN und VDE,<br />

Stresemannallee 15,<br />

D-60596 Frankfurt am Main,<br />

Tel. +49 (0) 69 630 80, Internet: www.dke.de<br />

Feldbusunabhängig<br />

in den Ex-Bereich!<br />

Das WAGO-I/O-SYSTEM 750 ist sowohl für den Einsatz in nicht<br />

explosionsgefährdeten als auch in explosionsgefährdeten Bereichen der<br />

Industrie und des Bergbaus ausgelegt.<br />

Im industriellen Ex-Bereich kann das WAGO-I/O-SYSTEM 750 in der Zone<br />

2 / 22 eingesetzt werden und bietet eine sichere, einfache und wirtschaftliche<br />

Verbindung zur Sensorik und Aktorik der Zone 0 / 20 und 1 / 21.<br />

Die hierfür entwickelten Ex i Busmodule bilden hierbei ein eigensicheres<br />

Segment, das integriert in einen Standardbusknoten dem Anwender<br />

sämtliche Vorzüge moderner Feldbustechnik bietet: Feldbusunabhängigkeit,<br />

Flexibilität, Modularität, IEG 61131-3 Programmierbarkeit, Zuverlässigkeit,<br />

Wirtschaftlichkeit, etc.<br />

Zur Verfügung stehen die Ex i Busmodule: Digital NAMUR Eingang, Digital<br />

Ausgang, Analog Eingang 4-20mA, Analog Eingang 4-20mA HART, Analog<br />

Eingang RTD, Analog Eingang TC, Analog Ausgang 0-20mA und die Ex i<br />

Einspeisungen 0,5A/1,0A.<br />

www.wago.com


anche<br />

Manufacturing Execution Systems bringen neue<br />

Anforderungen an die Ingenieurausbildung<br />

Namur-Arbeitskreis startet Diskussion über die nötigen MES-Zusatzkenntnisse<br />

Auch ein MES-<br />

Ingenieur muss<br />

nach dem Studium<br />

die klassischen<br />

Themen der Automatisierungstechnik<br />

beherrschen.<br />

Darüber hinaus ist<br />

aber Zusatzwissen<br />

erforderlich.<br />

Auch für die Automatisierungstechnik bekommt die Einbindung<br />

in betriebliche Abläufe eine immer höhere<br />

Bedeutung – beispielsweise durch Manufacturing-Execution-Systeme<br />

(MES). Den meisten Jungingenieuren mangelt<br />

es allerdings am Verständnis dieser Zusammenhänge und<br />

an der Kenntnis der Systeme. Der Namur-Arbeitskreis 2.4<br />

„Manufacturing Execution Systems“ hat daher als Diskussionsgrundlage<br />

eine Liste mit Kenntnissen erstellt, die während<br />

des Studiums vermittelt werden sollten.<br />

Die Industrie wird von immer rascheren Geschäftsabläufen<br />

und Prozessabwicklungen dominiert, welche einen<br />

stetig steigenden Automatisierungsgrad fordern. Dabei<br />

geraten mehr und mehr jene Prozesse in den Fokus, die<br />

um die eigentlichen Produktionsprozesse herum ablaufen<br />

(betriebliche Abläufe), da hier noch erhebliche Optimierungspotenziale<br />

zu erwarten sind.<br />

Manufacturing Execution Systems (MES) [IEC 62264,<br />

ZVEI Leitfaden, VDI 5600, NA 94] unterstützen diese Optimierung<br />

der innerbetrieblichen Abläufe als produktionsnahe<br />

IT-Systeme. Sie können dabei, neben ihrer möglichen<br />

Funktion als Schnittstelle zu überlagerten Enterprise-Resource-Planning-Systemen<br />

(ERP), alle Funktionen,<br />

die zur Planung, Überwachung und <strong>Steuerung</strong> von<br />

Produktionsprozessen notwendig sind, umfassen. Sie sind<br />

damit mehr als eine reine IT-technische Verbindung zwischen<br />

Unternehmensleitebene und Prozessleitebene. Immer<br />

mehr betriebswirtschaftliche Intelligenz soll in ME-<br />

Systemen abgebildet werden, um somit eine Aggregation<br />

der Daten für die überlagerten Systeme durchzuführen.<br />

Diese zunehmende vertikale Integration und der Wunsch<br />

nach einer ganzheitlichen Betrachtung bei der Automatisierung<br />

und Optimierung der Geschäfts- und Produktionsprozesse<br />

führen dazu, dass die einst streng getrennten<br />

Wissenschaftsbereiche weiter zusammenrücken.<br />

Doch sind unsere jungen Absolventen auch für diese<br />

neue Art der Automatisierung gerüstet? Wie steht es um<br />

die Ausbildung in diesen interdisziplinären Fachgebieten?<br />

Bei der Einarbeitung von Absolventen – ganz gleich, ob<br />

von Universitäten oder Fachhochschulen – für die Bereiche<br />

MES und Produktion stehen die Unternehmen derzeit vor<br />

der Herausforderung, den Ingenieuren zunächst die typischen<br />

betrieblichen Abläufe näher zu bringen und ein Verständnis<br />

für die Einbindung des technischen Produktionsprozesses<br />

in den Geschäftsprozess als solchen zu schaffen.<br />

Den meisten Jungingenieuren fehlt dieses Verständnis; oft<br />

ist ihnen nicht einmal der Begriff MES bekannt.<br />

Der Arbeitskreis 2.4 „Manufacturing Execution Systems“<br />

der Namur hat versucht, die Anforderungen an einen<br />

Automatisierungsingenieur zu definieren, der sich im<br />

MES-Umfeld bewegt und der, nach Meinung des Arbeitskreises,<br />

bereits im Studium auf die interdisziplinäre<br />

Arbeit vorbereitet – wenigstens jedoch hierfür sensibilisiert<br />

– werden sollte.<br />

Die für einen MES-Ingenieur wichtigen Themen können<br />

in fünf Obergruppen gegliedert werden: Neben den klassischen<br />

– und selbstverständlich wichtigen – Themen der<br />

Automatisierungstechnik und ihrer Grundlagen sind ausgewählte<br />

Inhalte der Informatik und Betriebswirtschaftslehre<br />

sowie MES- und ERP-spezifische Inhalte für eine<br />

optimale Vorbereitung auf die interdisziplinäre Arbeit<br />

eines MES-Ingenieurs essenziell.<br />

Schwerpunkt des Studiums des MES-Ingenieurs sind zum<br />

einen klassische Themen der Automatisierungstechnik (siehe<br />

Grafik). Aus dem Bereich der Informatik sollten die Absolventen<br />

Kenntnisse der Konzepte des objektorientierten<br />

Programmierens erworben und beispielhaft anhand einer<br />

Hochsprache wie C++, C# oder Java vertieft haben. Insbesondere<br />

sollten sie mit den Grundgedanken von Software-<br />

14<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011


literatur<br />

International Electrotechnical Commission: IEC 62264:<br />

Enterprise-control system integration – Part 1-3.<br />

ZVEI - Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie<br />

e.V.: Manufacturing Execution Systems (MES):<br />

Branchenspezifische Anforderungen und herstellerneutrale<br />

Beschreibung von Lösungen, Frankfurt 2010.<br />

Verein Deutscher Ingenieure: Fertigungsmanagementsysteme<br />

- Manufacturing Execution Systems (MES),<br />

VDI 5600.<br />

Namur-Arbeitsblatt 94: MES: Funktionen und Lösungsbeispiele<br />

der Betriebsleitebene, 2003.<br />

Modellierungssprachen wie UML vertraut sein. Aufgrund<br />

der zunehmenden Kopplung zwischen der <strong>Steuerung</strong>s- und<br />

IT-Ebene, gewinnen darüber hinaus Themen wie IT-Security,<br />

Back-up- und Nutzerverwaltungskonzepte an Bedeutung.<br />

Die Absolventen sollten zudem Grundkenntnisse in ereignisorientierter<br />

Simulation oder Logistik-Simulation besitzen<br />

und über das für die Erstellung von Simulationsmodellen<br />

nötige Maß an Abstraktionsfähigkeit verfügen. Darüber<br />

hinaus sind Grundlagen zum <strong>Entwurf</strong> von relationalen<br />

Datenbanken sowie – allgemeiner formuliert – Kenntnisse<br />

zum <strong>Entwurf</strong> von Algorithmen und deren Beurteilung bezüglich<br />

Effizienz und Stabilität hilfreich, wobei auch hier<br />

entsprechendes Abstraktionsvermögen vorausgesetzt wird.<br />

Aus dem Gebiet der Betriebswirtschaft sollten ausgewählte<br />

Inhalte zum Produktionsmanagement insbesondere hinsichtlich<br />

der in der IEC 62264 definierten Funktionen eines<br />

MES und der Nutzung und Berechnung von Kennzahlen,<br />

sowie ausgewählte Inhalte der Statistik vermittelt werden.<br />

Um die der Produktion übergeordneten Abläufe analysieren<br />

zu können, sollten die Absolventen Kenntnisse über Modellierungssprachen<br />

für die Geschäftsprozessmodellierung<br />

(beispielsweise EPK-Darstellungen) und Analyse besitzen.<br />

Besonders wichtig bei der Vermittlung der betriebswirtschaftlichen<br />

Inhalte ist die Anpassung der Lehrveranstaltung<br />

an die Bedürfnisse und Vorkenntnisse der Studenten<br />

und die Einbindung der Inhalte in den Gesamtkontext.<br />

Zudem ist eine Sensibilisierung für die übergeordneten betrieblichen<br />

Abläufe wichtig, die unter anderem durch Praxisbeispiele<br />

und Exkursionen in Betriebe erreicht werden<br />

kann. Dabei könnte ein konkreter Produktionsablauf mit<br />

seinen interagierenden IT-Systemen betrachtet werden.<br />

Die angesprochenen Inhalte aus den Bereichen Automatisierungstechnik,<br />

Informatik und Betriebswirtschaftslehre<br />

werden bereits an vielen Hochschulen und<br />

Universitäten angeboten. Jedoch werden sie von den Studenten<br />

– sofern eine Kombination der technischen und<br />

betriebswirtschaftlichen Themen im Rahmen des Studiums<br />

überhaupt möglich ist – nur selten optimal belegt und<br />

kombiniert. Dies liegt unter anderem darin begründet,<br />

dass Studenten aufgrund der zumeist noch fehlenden Praxiserfahrung<br />

die sinnvollen Kombinationsmöglichkeiten<br />

nicht abschätzen können und eine interdisziplinäre Fächerwahl<br />

daher häufig das Ergebnis vereinzelter „Stichproben“<br />

in verschiedenen Fächern aufgrund interessanter<br />

Lehrveranstaltungsbeschreibungen ist.<br />

Zudem werden betriebswirtschaftliche Themen derzeit<br />

meist ohne Anpassung für Ingenieure und inhaltliche Einbindung<br />

in den Gesamtkontext aus dem BWL-Studium<br />

übernommen und erzielen daher meist nicht das gewünschte<br />

Verständnis bei den Studenten, sondern führen eher zur<br />

Ablehnung betriebswirtschaftlicher Inhalte.<br />

Neben den oben genannten allgemeinen Inhalten der unterschiedlichen<br />

Fachbereiche sind für einen MES-Ingenieur<br />

natürlich auch MES-spezifische Inhalte von Bedeutung.<br />

Diese sind zu allererst Definitionen zu MES und deren<br />

Funktionsumfang. In den Grundlagen zu MES könnten die<br />

IEC 62264 beziehungsweise ihr Ursprungsdokument die<br />

ISA 95 genannt werden. Des Weiteren könnten verschiedene<br />

innerbetriebliche Managementsysteme behandelt werden,<br />

wie Process und Labor Information Management Systeme<br />

(LIMS), Produktionsplanung (Scheduling), Materialmanagement-<br />

und Qualitätsmanagement-Systeme.<br />

Ergänzend zu den MES-spezifischen Themen ist ein<br />

Grundlagenwissen zu Enterprise-Resource-Planning-<br />

Systemen (ERP) wichtig. Die Schnittstellen von MES zu<br />

Automatisierungssystemen (insbesondere über OPC) und<br />

zu ERP-Systemen stellen in der Praxis häufig ein Problem<br />

dar und sollten daher bei der Ausbildung besonders berücksichtigt<br />

werden.<br />

Dieser Beitrag ist aufgrund der Praxiserfahrungen der<br />

Mitglieder des Namur AK 2.4 entstanden und erhebt bezüglich<br />

der anzustrebenden Lehrinhalte keinen Anspruch auf<br />

Vollständigkeit. Er soll dazu anregen, aktuelle Trends in<br />

der Automatisierungstechnik wie MES, die in den letzten<br />

Jahren an Bedeutung gewonnen haben, in Wechselwirkung<br />

zu der Ausbildung an der Fachhochschule oder Universität<br />

zu sehen. Der Arbeitskreis erhofft sich auf Basis des Beitrags<br />

reges Feedback und eine angeregte Diskussion.<br />

Autoren<br />

Dipl.-ing. (BA) Nicolas<br />

Teska ist Mitarbeiter der<br />

Evonik Röhm GmbH und<br />

Mitglied des Arbeitskreises<br />

2.4 „MES“ der Namur.<br />

Evonik Röhm GmbH,<br />

S1-WS-TS-EMA, Im Pfaffenwinkel 6, D-67547 Worms,<br />

Tel. +49 (0) 6241 402 59 82,<br />

E-Mail: nicolas.teska@evonik.com<br />

Dipl. Oec. Maria Witsch<br />

ist wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin am Lehrstuhl<br />

für Informationstechnik im<br />

Maschinenwesen der TU<br />

München und Mitglied des<br />

Arbeitskreises 2.4 „MES“<br />

der Namur.<br />

TU München,<br />

Lehrstuhl für Informationstechnik im Maschinenwesen,<br />

Boltzmannstr. 15, D-85748 Garching,<br />

Tel. +49 (0) 89 28 91 64 40,<br />

E-Mail: m.witsch@itm.tum.de.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011<br />

15


anche<br />

Konstante Prozessgrößen für hohe Regelgenauigkeit<br />

Schwankende Werte steigern den Energieverbrauch für die Regelung drastisch<br />

Die Grafiken zeigen die<br />

Regelgenauigkeit im Vergleich<br />

– während im linken Bild<br />

(ursprüngliche Installation) eine<br />

andauernde Schwingung des<br />

Durchflusses im Bereich 20 l/min.<br />

zu sehen ist, schwanken die<br />

Durchflussmesswerte mit dem<br />

OnC ValvePOS 500 (rechtes Bild)<br />

nur noch im Bereich 2 l/min.<br />

Die Farben stehen für Gelb =<br />

Messwert, Rot = Stellgröße,<br />

Blau = Sollwert.<br />

Ziel der Hersteller bei der Geräteentwicklung zur <strong>Steuerung</strong><br />

und Regelung von Prozessen ist es, während<br />

des gesamten Produktionsablaufs eine konstante Prozessgröße<br />

zu ermöglichen. Schwankende Werte bedeuten<br />

eine schlechte Regelqualität, wodurch eine größere Menge<br />

an Energie zur Regelung benötigt wird, als bei konstanten<br />

Prozessgrößen. Geräte, die eine konstante Prozessgröße<br />

gewährleisten, erreichen damit automatisch einen<br />

höheren Grad an Energieeffizienz.<br />

Weil auch nachfolgende Regelkreise auf eine geänderte<br />

Prozessgröße reagieren, wirkt sich diese weiter auf das Gesamtsystem<br />

aus. Durch diese Abhängigkeit kann aufgrund<br />

einer einzelnen schwankenden Prozessgröße der gesamte<br />

Regelkreis in einen instabilen Zustand versetzt werden.<br />

Unter diesen Voraussetzungen ist es umso schwieriger, die<br />

festgelegte Menge und Qualität von Produkten sicherzustellen.<br />

Weiterhin erhöht sich der Einsatz von Verbrauchsmaterial<br />

durch die schwankende Qualität. Gegebenenfalls<br />

sind nachträglich teure Korrekturen erforderlich.<br />

Stellungsregler an sich haben einen vergleichsweise geringen<br />

Energieverbrauch. Verändert sich aber die Position<br />

des Stellungsreglers permanent, wird dauerhaft zusätzliche<br />

pneumatische Energie für den Ausgleich benötigt.<br />

Dazu wird Strom energieaufwendig in Druckluft gewandelt,<br />

wobei beachtet werden muss, dass pneumatische<br />

Energie im Vergleich zu elektrischer Energie ungefähr<br />

zehnmal teurer ist. Werden die beschriebenen Auswirkungen<br />

einer Schwankung auf das Gesamtsystem betrachtet,<br />

wird schnell klar, dass sich mit der Regelabweichung über<br />

den Prozess gesehen der Energieverbrauch multipliziert.<br />

Bei einer instabilen Position kommt es darüber hinaus<br />

zu unnötig hohem Verschleiß an Ventilen und Antrieben.<br />

Die daraus resultierenden vorzeitigen Störungen und Ausfälle<br />

führen schließlich zu erhöhten Wartungskosten.<br />

Unter Umständen muss die Anlage abgeschaltet werden,<br />

was zu Produktionsausfällen führt. Auch dieser Effekt<br />

kann sich auf den nachfolgenden Regelkreis auswirken.<br />

Als erstes Produkt von ABB hat Voith Paper Automation<br />

den Stellungsregler OnC ValvePos 500 in sein Produktportfolio<br />

aufgenommen. Der auf dem intelligenten<br />

Stellungsregler TZIDC basierende OnC ValvePos 500 ist<br />

ein elektronisch parametrierbares und kommunikationsfähiges<br />

Gerät zum Anbau an pneumatische Linear- und<br />

Schwenkantriebe. Exzellente Regelgenauigkeit, die kompakte<br />

Bauform und ein modularer Aufbau zeichnen ihn<br />

aus. Die Anpassung an das Stellgerät und die Ermittlung<br />

der Regelparameter erfolgen vollautomatisch, sodass<br />

eine größtmögliche Zeitersparnis und ein optimales Regelverhalten<br />

erzielt werden. Die Kommunikation erfolgt<br />

über 4/20-mA-Hart oder Profibus PA.<br />

Der Entscheidung für den ABB-Stellungsregler ging<br />

eine detaillierte Untersuchung im Voith Paper Technology<br />

Center (PTC) in Heidenheim (Baden-Württemberg)<br />

voran, in der sich die technischen Vorteile des OnC ValvePos<br />

500 gezeigt haben. Bei der Anwendung in der Stärkenachverdünnung<br />

konnte die Regelgenauigkeit und<br />

-güte deutlich verbessert werden.<br />

In der ursprünglichen Installation zeigte sich eine<br />

andauernde Schwingung des Durchflusses im Bereich<br />

20 l/min., wodurch ein ständiges Nachregeln erforderlich<br />

war. Dasselbe Ventil am gleichen Einbauort zeigte<br />

mit dem Voith Stellungsregler OnC ValvePos 500 hingegen<br />

ein deutlich ruhigeres Regelverhalten. Die Durchflussregelung<br />

blieb dabei unverändert.<br />

autoren<br />

Oliver Thiel,<br />

Leiter technischer Vertrieb und<br />

Center of Product Feldgeräte<br />

Voith Paper Automation GmbH & Co. KG,<br />

Escher-Wyss-Str. 25, D-88212 Ravensburg,<br />

Tel. +49 (0) 751 83 32 55,<br />

Internet: www.voithpaper.com<br />

16<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011


| TS12-03G |<br />

Die hohe Präzision und feine Schrittweite von OnC<br />

ValvePos 500 begrenzten die Regeleingriffe sowohl im<br />

Stellweg als auch auf der Zeitachse auf ein Minimum. Die<br />

Durchflussmesswerte schwankten daher nur noch im Bereich<br />

2 l/min, das heißt, die Schwankungen konnten mit<br />

OnC ValvePos 500 um den Faktor 10 reduziert werden.<br />

Die Vorteile des OnC ValvePos 500 liegen bei dieser Applikation<br />

in der kontinuierlichen, stufenlosen Regelung in<br />

kleinsten Schritten, was eine extrem präzise <strong>Steuerung</strong> der<br />

Regelventile ermöglicht. Im Gegensatz dazu verfügt das zuvor<br />

verwendete Gerät nur über eine schrittweise Schaltung,<br />

die eine derart feine Regelung nicht erlaubt. Im Rahmen<br />

einer mehrstündigen Trendaufzeichnung wurde der konstante<br />

Sollwert von 50 l/min durch den ABB-Stellungsregler<br />

in einen quasi konstanten Prozesswert umgesetzt. Der resultierende<br />

Prozesswert des Vergleichsprodukts schwankte<br />

hingegen um plus/minus 20 Prozent zum Sollwert.<br />

Die Ventilposition des OnC ValvePos 500 zeigt nur wenig<br />

Veränderung. Derartige Adaptionen der Ventilstellung<br />

sind „natürlicher“ Bestandteil jeder Regelschleife,<br />

während die kontinuierlich oszillierende instabile Positionierung<br />

beim Vergleichsgerät schwankende Prozesswerte<br />

zur Folge hat.<br />

Die Umrüstung auf den Voith-Stellungsregler OnC<br />

ValvePos 500 erhöht somit die Stabilität und die Genauigkeit<br />

im Papierherstellungsprozess. Zusätzlich ist weniger<br />

Wartungsaufwand nötig, da sich die Standzeit der<br />

Regelarmaturen erheblich verlängert. Dadurch können<br />

über die Lebensdauer der Feldgeräte die Wartungskosten<br />

deutlich gesenkt werden. Darüber hinaus ermöglichen<br />

die Geräte ein wesentliches Potenzial zur Energieeinsparung,<br />

insbesondere im Dampfkreislauf.<br />

Neben den technologischen Vorteilen lassen sich Einsparungen<br />

auch durch die modular aufgebauten Armaturen<br />

und Sensoren erzielen. So werden beispielsweise<br />

für diverse Regel- und Absperrarmaturen (Vollkugel,<br />

hart- und weichdichtende Klappen, Kugelsegmentventile)<br />

identische Stellungsregler, Endlagenüberwachungen<br />

und Antriebe eingesetzt. Dadurch wird eine geringere<br />

Anzahl an Ersatzteilen benötigt und die Ersatzteilbeschaffung<br />

ist insgesamt kostengünstiger.<br />

Thomas Kleegrewe,<br />

Leiter Produktmanagement<br />

„Elektrische Antriebe &<br />

Stellungsregler“ ABB Automation<br />

Products GmbH<br />

Der einfachste Weg,<br />

Sicherheitstechnik zu<br />

integrieren: TwinSAFE.<br />

www.beckhoff.de/TwinSAFE<br />

TwinSAFE, das durchgängige Safety-System von den I/Os bis zu den<br />

Drives. Die TwinSAFE-I/Os für das EtherCAT-Klemmensystem nutzen<br />

die hohe Performance von EtherCAT optimal aus:<br />

Kompakt: Safety-PLC in 12-mm-Reihenklemme<br />

Leistungsfähig: bis zu 128 sicherheitsrelevante Teilnehmer<br />

pro Safety-PLC<br />

Variabel: integrierte Funktionsbausteine z. B. für Not-Aus, Schutztür<br />

Modular: Standard- und Safety-I/Os in einem System<br />

Flexibel: feldbusneutrale Kommunikation<br />

Zertifi ziert: Lösung bis SIL 3 nach IEC 61508, EN 954 Kat. 4 und<br />

DIN EN ISO 13849 PLe<br />

IPC<br />

Safety-Inputs<br />

Safety-PLC<br />

ABB Automation Products GmbH<br />

Messtechnik Produkte – Instrumentation,<br />

Borsigstraße 2, D-63755 Alzenau, Tel. +49 (0) 800 111 44 11,<br />

Internet: www.abb.de/instrumentation<br />

I/O<br />

Motion<br />

Automation<br />

Standard-PLC<br />

Safety-Outputs<br />

Safety-Drives


anche<br />

Rechteck-Steckverbinder: Kostengünstige<br />

Alternative zu Klemmbrett und Klemmkasten<br />

Einsparpotenziale bei elektrischen Antrieben durch deutliche Reduzierung der Arbeitszeit<br />

Bild 1: Ein Steck system für den Anschluss von<br />

Drehstrom motoren bietet gegenüber dem Klemmbrett<br />

Vorteile: Kosten ersparnis durch schnelle<br />

Montage und insgesamt ein einfacheres Handling.<br />

Bild 2:<br />

Steckverbindung als<br />

Klemmbrettersatz –<br />

der Motordeckel wird zum Motorstecker,<br />

ein zusätzlicher Kabelanschluss<br />

bietet weitere Funktionen.<br />

Steckbare Antriebe erleichtern dem Monteur im Feld<br />

die Montage und Handhabung. Doch die Alternative<br />

zum traditionellen Klemmbrett und Klemmkasten scheiterte<br />

an den hohen Kosten. Während die Ausgaben für<br />

Hardware-Anteile – etwa das Klemmbrett selbst – zurückgehen,<br />

steigen die für Zeitaufwendungen. Ein Blick<br />

in die Praxis verdeutlicht das Problem.<br />

Ausflug in die Betriebspraxis<br />

Für den Industrie-Elektriker ist das Auswechseln eines<br />

Drehstrom-Asynchronmotors kein Problem. Er löst die<br />

Deckelschrauben und legt den Klemmkasten frei. Danach<br />

löst er die Kabelschuhe und trennt sie vom<br />

Klemmbrett. Nach Austausch des defekten Motors erfolgt<br />

das gleiche Spiel in umgekehrter Reihenfolge.<br />

Zunächst aber muss der Elektriker prüfen, ob die gewünschte<br />

Betriebsart – Stern oder Dreieck – geschaltet<br />

ist. Gegebenenfalls sind zunächst weitere Muttern zu<br />

lösen. Im ungünstigsten Fall läuft der Motor zunächst<br />

einmal falsch herum. Und das heißt: Kabelschuhe wieder<br />

trennen, Phasen vertauschen, Muttern erneut ansetzen<br />

und festschrauben.<br />

Einfacher wäre es, wenn der Motor steckbar ist und<br />

wie ein Modul ausgetauscht wird. Der Motor wird von<br />

Kabel getrennt, ausgebaut und ersetzt, der Monteur muss<br />

nicht in das Motorinnere eingreifen. (Bild 2).<br />

Das Beispiel zeigt, wie der Arbeitsfluss durch das Konstrukt<br />

des Klemmbretts gestört wird. Ein Steckverbinder<br />

kann den Vorgang einfacher machen. Reparatur und<br />

Handling wären einfacher, das Einsparpotenzial groß.<br />

Anforderungen an eine praxisgerechte Lösung<br />

Wie muss ein Steckverbinder konzipiert sein, der die<br />

geforderten Einsparungen erfüllt? Zunächst wird die<br />

Klemmbrett-Funktion vollständig in den Kabelstecker<br />

verlegt. Dadurch erhöht sich zwar die Anzahl der Steckkontakte<br />

– denn alle sechs Enden der Motorwicklungen<br />

müssen in den Kabelstecker geführt werden, um dort<br />

über eine steckbare Kontaktbrücke verschaltet zu werden.<br />

Mit dieser Maßnahme muss der Monteur das Motorgehäuse<br />

aber auch nicht mehr öffnen, um Verdrahtungen<br />

vorzunehmen.<br />

Stattdessen gibt es eine Eingriffsmöglichkeit im Kabelstecker<br />

– zum Lösen des Steckers vom Motorflansch<br />

sowie zum Öffnen des Steckergehäuses und zum Trennen<br />

oder Verbinden der einzelnen Litzen ohne spezielle<br />

Werkzeuge. Dazu zählt die Ver- und Entriegelung<br />

von Flansch und Stecker mit Hilfe eines Bügels, der<br />

einfach mit der Hand bedient wird. Auch der Stecker<br />

selbst wird werkzeuglos geöffnet, um den Kabelstauraum<br />

freizulegen. Die Kontaktbuchsen sind mit der<br />

gängigen Federzugklemme ausgerüstet und deshalb<br />

bereits im Isolierkörper verbaut. Sie nehmen Litzenquerschnitte<br />

bis 2,5 mm 2 auf. Weitere Arbeitsschritte<br />

folgen: der Kabelanschlag, die Stern-Dreieck-Konfiguration<br />

und die Umkehrung der Drehrichtung des Motors.<br />

Auch diese Schritte sollten ohne spezielle Werkzeuge<br />

möglich sein.<br />

Zeitaufwändiges Crimpen, wie es bei gedrehten Kontakten<br />

erforderlich ist, entfällt bei der Federzug-Klemmentechnik.<br />

Die abisolierten Litzenenden werden – mit<br />

18<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011


oder ohne Ader-Endhülse – einfach in die entsprechende<br />

Öffnung im Isolierkörper gesteckt, wo die Litze industrietauglich<br />

fest einklemmt sind. Wer bereits unter<br />

engen räumlichen Verhältnissen gecrimpt hat, wird die<br />

einfache Anschlagsart ohne Spezialwerkzeuge zu<br />

schätzen wissen. Außerdem fehlt bei der Feldmontage<br />

häufig die gerade benötigte Zange. Die Zeitersparnis ist<br />

hier offensichtlich.<br />

Gelöst werden kann die Litze mithilfe eines Fingernagels<br />

oder eines Schraubendrehers. Beispielsweise,<br />

wenn die Drehrichtung eines 3-Phasen-Asynchronmotors<br />

geändert werden muss. Hierzu müssen zwei Phasen<br />

– also zwei Litzen – miteinander vertauscht werden.<br />

Das geht im Kabelstecker deutlich schneller als im Motorklemmkasten,<br />

wo die Kabelschuhe erst abgeschraubt<br />

werden müssen.<br />

Die Stern-Dreieck-Umschaltung erfolgt ebenfalls bei<br />

geöffnetem Kabelstecker (siehe Bild 2). Die Brücke zur<br />

Konfiguration der Betriebsart wird einfach passend gesteckt<br />

und die Verbindung ist hergestellt. Eine Montageanleitung<br />

erübrigt sich, Verdrahtungsfehler sind ausgeschlossen.<br />

Die Kontaktbrücke ist nach dem Schließen<br />

des Steckers verriegelt und kann von außen nicht mehr<br />

verändert werden. Bei geöffnetem Stecker dauert die<br />

Konfiguration höchstens zehn Sekunden.<br />

Litzenanschlag im Motor wird einfacher<br />

Auch der Litzenanschlag im Motor wird einfacher. Die<br />

Wicklungsenden des Motors werden direkt oder über eine<br />

Zwischenstufe an die Kontaktstifte angecrimpt und im<br />

Isolierkörper verbaut. So sind die Motorwicklungen in<br />

einem frühen Fertigungsstadium steck- und damit auch<br />

prüfbar. Der Isolierkörper braucht beim fertig montierten<br />

Motor nur noch in den Motordeckel eingesetzt werden,<br />

wo er verrastet ist. Bei Bedarf wird der Isolierkörper wieder<br />

ausgebaut und die Kontakte freigelegt – und zwar<br />

ebenfalls werkzeuglos.<br />

Nach Aufschrauben des Deckels steht der Motor als Baugruppe<br />

zur Verfügung. In den Anwendungen wird der<br />

Motor mechanisch montiert und gegebenenfalls codiert.<br />

Elektrischer Anschluss und Festlegung der Betriebsart<br />

erfolgen ausschließlich über den Steckverbinder.<br />

Fazit<br />

Das Klemmbrett hat sich bis heute erfolgreich gegen eine<br />

Vertreibung aus dem Elektromotor gewehrt, weil es<br />

scheinbar kostengünstig ist. Durch Verlegen der Klemmbrettfunktion<br />

in den externen Steckverbinder wird der<br />

Motor zu einer Standard-Baugruppe, in die im Verlauf<br />

des Ein- oder Ausbaus nicht mehr eingegriffen werden<br />

muss. Ergebnis: Ein externer Steckverbinder spart auf<br />

diese Weise deutlich mehr als der Einsatz eines traditionellen<br />

Klemmbrettes.<br />

autor<br />

Dipl.-Ing. Eckhart Linneweh,<br />

Produktmanager Metallische Rundsteckverbinder,<br />

Coninvers GmbH, Herrenberg<br />

Coninvers Gmbh,<br />

Heisenbergstr. 1, D-71089 Herrenberg,<br />

Tel.: +49 (0) 7032 927 40<br />

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<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011<br />

19


anche<br />

Richtig montierte Antennen sind die Basis für<br />

zuverlässige Wireless-Verbindungen<br />

Die Einhaltung einfacher Regeln sichert stets eine ausreichende Signalstärke<br />

Funksysteme erlauben aufgrund verschiedener Sicherungsmechanismen<br />

auch im Automatisierungsumfeld<br />

eine robuste und zuverlässige Kommunikation. So wird<br />

beispielsweise automatisch sichergestellt, dass keine Information<br />

verloren geht.<br />

Für ausreichende Signalstärke am Empfangsort muss<br />

der Automatisierer allerdings selbst sorgen. Wenn die<br />

Anwender nicht im Umgang mit Funktechnik geübt<br />

sind, stellt die Montage von Wireless-Komponenten<br />

eine Herausforderung dar. Um performante und zuverlässige<br />

Verbindungen aufzubauen, müssen beim Einbau<br />

der Funkmodule einige einfache Grundsätze berücksichtigt<br />

werden.<br />

So lässt sich sicherstellen, dass das Funksystem die<br />

maximale Signalstärke erreicht und dadurch mit einer<br />

geringeren Anzahl von Datenpaket-Wiederholungen aus-<br />

kommt. Das wiederum hat einen positiven Effekt auf die<br />

Latenzzeit und den Datendurchsatz.<br />

Funkkomponenten leiten Informationen aller Art –<br />

beispielsweise Ethernet-Daten oder I/O-Signale – über<br />

die Luft weiter. Sie bilden dabei die Datenschnittstelle<br />

zwischen Kabel und Übertragungsmedium, wobei die<br />

Antenne das entscheidende Element für diesen Übergang<br />

ist. Ihre Position hat einen großen Einfluss darauf, wie<br />

gut sie das Signal auf die Umgebung übertragen kann.<br />

Die Antenne befindet sich oft direkt an der Funkbaugruppe,<br />

die gerne im Schaltschrank montiert wird.<br />

Funkwellen können Metall jedoch nicht durchdringen<br />

und werden reflektiert. Die Installation der Antenne außerhalb<br />

von Schaltschränken und vergleichbaren Abschirmungen<br />

führt daher bereits zu einer erheblichen<br />

Verbesserung der Signalqualität.<br />

horizontal<br />

vertikal<br />

BILD 1: Das Antennendiagramm einer Rundstrahlantenne:<br />

links die horizontale und rechts die vertikale Ebene<br />

horizontal<br />

vertikal<br />

BILD 2: Antennendiagramm einer Richtantenne mit horizontaler<br />

(links) und vertikaler Ebene (rechts)<br />

BILD 3: Industrieller WLAN Access Point mit Antenna<br />

Diversity: Er nutzt zwei Antennen in unterschiedlicher<br />

Polarisationsebene sowie räumlich getrennt. Stets wird<br />

automatisch die Antenne mit dem aktuell besseren Signal<br />

ausgewählt.<br />

20<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011


Die Funkübertragung basiert auf der elektromagnetischen<br />

Welle. Daher gelten vom Antennenanschluss auf<br />

das Antennenkabel und die Antenne die physikalischen<br />

Gesetze der Hochfrequenztechnik. Um ihnen gerecht zu<br />

werden, müssen lediglich geeignete Kabel und Antennen<br />

ausgewählt werden und es muss ein sachgemäßer Umgang<br />

gegeben sein.<br />

MAXIMAL FÜNF METER LANGE ANTENNENKABEL<br />

Die Weiterleitung des Funksignals über ein Antennenkabel<br />

ist am ehesten mit der des Lichts über einen Lichtwellenleiter<br />

zu vergleichen. Beim Anschluss des Lichtwellenleiters<br />

müssen einige Punkte beachtet werden,<br />

damit eine reflexionsfreie Übertragung stattfinden kann.<br />

So darf das Kabel nicht hart abgeknickt werden und es<br />

sind spezielle Verbinder für den Übergang oder die Verlängerung<br />

erforderlich. Die gleichen Bedingungen bestehen<br />

für Antennenkabel.<br />

Wichtig ist, dass der Anlagenplaner das Koaxial-Kabel<br />

in der richtigen Länge einplant. Muss es verlängert werden,<br />

kann dies nur mit geeigneten Hochfrequenz-Steckverbindern<br />

erfolgen. Bei den gängigen Automatisierungslösungen<br />

beträgt der sogenannte Wellenwiderstand<br />

50 Ohm. Alle eingesetzten Elemente müssen den gleichen<br />

Wellenwiderstand besitzen, sonst kommt es aufgrund einer<br />

Fehlanpassung an den betreffenden Stellen zu Reflexionen.<br />

Dabei würde ein Teil der Leistung auf ihren Ursprungsort,<br />

also das Funkmodul, zurücklaufen, was in<br />

unerwünschten Verlusten resultiert. Ähnliche Reflexionen<br />

treten beim scharfen Abknicken des Kabels oder einer mechanischen<br />

Beschädigung, zum Beispiel der äußeren Isolierung,<br />

auf. Ein so beschädigtes Kabel ist auszutauschen,<br />

um es als Quelle von Signalverlusten zu eliminieren.<br />

Antennenkabel, die unter Berücksichtigung dieser<br />

Grundsätze montiert wurden, liefern ein gutes Ergebnis.<br />

Sie sollten allerdings möglichst kurz gehalten werden,<br />

weil sie stets eine Signaldämpfung mit sich bringen. Je<br />

nach Kabelart und Anwendung ist eine Länge von maximal<br />

drei bis fünf Metern empfehlenswert. Ein gängiges<br />

Antennenkabel von 3 m Länge hat eine Dämpfung von<br />

etwa 3 dB. Ein Verlust von 6 dB bedeutet eine Reduzierung<br />

der Reichweite auf die Hälfte.<br />

Sind größere Kabellängen unumgänglich, damit eine<br />

Antenne an der Stelle angebracht werden kann, von der<br />

aus sie die gewünschte Gegenstation erreicht, bieten sich<br />

dämpfungsarme Spezialkabel an. Hier hilft die überschlägige<br />

Berechnung der Dämpfung oder eine einfache Simulations-Software<br />

wie das Wireless Simulation Tool von<br />

Phoenix Contact, um die optimale Position noch vor der<br />

Montage zu ermitteln. Wird das Funkmodul – beispielsweise<br />

durch die Verlängerung des Ethernet-Datenkabels<br />

– dicht an der Antenne installiert, verringern sich die<br />

Verluste auf der Antennenleitung. Phoenix Contact stellt<br />

Wireless-Komponenten zur Verfügung, in die bereits eine<br />

auf die industriellen Belange optimierte Antenne integriert<br />

ist. So entfällt das Antennenkabel und es müssen nur<br />

die für die Spannungsversorgung und Datenschnittstelle<br />

üblichen Leitungen verlegt werden.<br />

RUNDSTRAHL- UND RICHTANTENNEN<br />

Viele Anwendungen lassen sich mit den Standard-Antennen<br />

umsetzen, die mit den Funkmodulen ausgeliefert<br />

werden. Einige Applikationen erfordern allerdings spezielle<br />

Antennentypen. Eine Antenne zeichnet sich im<br />

Wesentlichen durch die Richtung ihrer Abstrahlung aus.<br />

Hier wird grundsätzlich zwischen Rundstrahl- und<br />

Richtantennen unterschieden. Rundstrahlantennen,<br />

auch als omnidirektionale Antennen bezeichnet, decken<br />

den gesamten Raum in der horizontalen Ebene ab, sie<br />

senden und empfangen Signale in alle und aus allen (horizontalen)<br />

Richtungen. In der Automatisierung eignen<br />

sich Rundstrahler somit besonders für die Kommunikation<br />

mit beweglichen Einheiten. Richtantennen decken<br />

mit Abstrahlung und Empfang vorzugsweise einen bestimmten<br />

Raumwinkel ab, der typisch zwischen 75° und<br />

15° in horizontaler Ebene liegt. Dies ist vergleichbar mit<br />

der klassischen TV-Antenne sowie der Parabolantenne<br />

für den Satellitenempfang.<br />

Ein Antennendiagramm, das die horizontale und vertikale<br />

Ebene darstellt, visualisiert die Abstrahlcharakteristik<br />

beider Antennenarten (Bild 1 und Bild 2). Das<br />

vertikale Diagramm verdeutlicht dabei die starke Einschränkung<br />

der Abstrahlung einer Rundstrahlantenne<br />

nach oben und unten (Bild 1 rechts). Im Diagramm der<br />

Richtantenne ist ihre Vorzugsrichtung gut erkennbar<br />

(Bild 2). Der Öffnungswinkel (3 dB) der Antenne, der in<br />

ihrem Datenblatt ausgewiesen wird, gibt die Richtung<br />

an, in der sie die meiste Leistung abstrahlt. Beim Aufbau<br />

von Richtfunkstrecken sollte sich die Gegenstation in<br />

diesem Bereich befinden, damit sie den vollen Gewinn<br />

der Antenne ausnutzen kann.<br />

Aus dem Diagramm wird ebenfalls ersichtlich, dass die<br />

Richtantenne Leistung zu den Seiten und nach hinten<br />

abgibt. Diese ist lediglich um etwa 20 dB geringer, sodass<br />

auf kurze Entfernungen eine gute Verbindung möglich ist.<br />

Im Zusammenhang mit dem reflektiven Umfeld einer Industriehalle<br />

können Richtantennen somit auch in der<br />

Automatisierungstechnik eingesetzt werden. Sie bieten<br />

sich für linear verfahrende Systeme in Regaltrassen an,<br />

die eine Gegenstelle in größerer Entfernung haben, aber<br />

trotzdem in der Lage sein sollen, außerhalb dieser Vorzugsrichtung<br />

eine Verbindung aufzubauen.<br />

ANTENNENGEWINN ERHÖHT DIE REICHWEITE<br />

Neben der Richtcharakteristik ist der Antennengewinn<br />

der für den Anwender wichtigste Parameter. Er bezeichnet<br />

den Gewinn, der in dB zur Ausgangsleistung des<br />

Funkmoduls hinzuaddiert werden kann. Im Richtdiagramm<br />

bezieht sich der im Datenblatt der Antenne aufgeführte<br />

Gewinn immer auf den 0 dB-Kreis am äußeren<br />

Rand des Richtdiagramms. Weist eine Richtantenne<br />

beispielsweise 8 dBi Gewinn im Datenblatt aus, so hat<br />

sie auf dem -3 dB-Kreis im Diagramm und dem zugeordneten<br />

Raumwinkel noch einen Gewinn von 5 dBi.<br />

Der Antennengewinn kann den Signalverlust auf den<br />

Antennenzuleitungen ausgleichen oder für eine größere<br />

Reichweite sorgen. In einem idealen Freifeld werden für<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011<br />

21


anche<br />

1 2<br />

BILD 4: Wird eine<br />

Rundstrahlantenne<br />

an einer metallischen<br />

Oberfläche<br />

montiert, kann das<br />

Richtdiagramm<br />

verformt werden.<br />

Die Deformation<br />

hängt ab vom<br />

Abstand zur Metallfläche.<br />

A<br />

B<br />

10<br />

3<br />

0<br />

dB<br />

C<br />

A<br />

B<br />

10<br />

3<br />

0<br />

dB<br />

C<br />

A<br />

Antenne<br />

A<br />

Antenne<br />

B<br />

Metallfläche / Mast<br />

B<br />

Metallfläche / Mast<br />

C<br />

Antennenabstand<br />

λ/4 = 3cm (2,4 GHz)<br />

C<br />

Antennenabstand<br />

λ/2 = 6cm (2,4 GHz)<br />

eine Verdopplung der Entfernung 6 dB benötigt. Jeder zusätzliche<br />

Antennengewinn in eine Richtung wird durch<br />

die Abschwächung des Gewinns in eine andere Richtung<br />

ermöglicht. Dies ist mit einer Taschenlampe vergleichbar,<br />

die ihr Licht durch einen Spiegel fokussiert. Rundstrahlantennen,<br />

die in der horizontalen Ebene 360° abdecken<br />

müssen, haben deshalb einen Gewinn von typisch 2 dBi<br />

bis 6 dBi. Richtantennen erreichen Werte zwischen 8 dBi<br />

und mehr als 20 dBi, was jedoch zu einem schmaleren<br />

Öffnungswinkel von 70° bis 10° und weniger führt. In der<br />

industriellen Umgebung ist die Größe des Antennenwinkels<br />

nicht entscheidend, da hier die Reflexion gewinnbringend<br />

genutzt werden kann.<br />

EINBUSSEN BEI LINEAR POLARISIERTEN ANTENNEN<br />

Im industriellen Umfeld kommt es häufig zu mehrfachen<br />

Reflexionen an Metalloberflächen, während die<br />

Funkwelle im typischen Bürobereich eher absorbiert<br />

wird. Aus Antennensicht wirkt sich die Reflexion einer<br />

Funkwelle durchaus positiv aus, denn das Signal kann<br />

um eine Ecke herum abgelenkt werden. Auf diese Weise<br />

lassen sich Bereiche, die außerhalb der direkten<br />

Sichtverbindung liegen, ausleuchten.<br />

Die meist verwendete Rundstrahlantenne sendet eine<br />

linear polarisierte Welle aus. Dies ist mit einer Sinuswelle<br />

vergleichbar, die den Rundstrahler über seine<br />

Länge verlässt. Steht die Antenne also senkrecht, ist<br />

ihre Ausrichtung vertikal polarisiert. Bei horizontal<br />

abgewinkelten Antennen würde die Aussendung horizontal<br />

polarisiert erfolgen. Gleiches gilt für die von der<br />

Antenne empfangenen Funkwellen.<br />

Die Polarisationsebene kann sich allerdings durch die<br />

Reflexion der abgestrahlten Wellen drehen. Das führt<br />

dazu, dass die Funkwelle an der Empfangsantenne in<br />

einer beliebigen räumlichen Lage ankommt, welche<br />

nicht genau ihrer Ausrichtung entspricht. Folglich wird<br />

nur die vektorielle Komponente des Signals aufgenommen,<br />

die in der Ausrichtung der Empfangsantenne liegt.<br />

Die daraus resultierenden Signalstärkeeinbrüche können<br />

in der Praxis schnell 20 dB ausmachen. Dieser Zustand<br />

trifft allerdings nur auf einen bestimmten Ort und eine<br />

bestimmte räumliche Lage der Antenne zu. Wenige Wellenlängen<br />

entfernt ergibt sich eine andere Konstellation<br />

und das Signal wird möglicherweise empfangen.<br />

Der WLAN Access Point FL WLAN 24 AP von Phoenix<br />

Contact vermeidet die beschriebene Situation, indem<br />

er zwei Antennen in unterschiedlicher Polarisationsebene<br />

sowie räumlich getrennt nutzt (Bild 3). Bei<br />

jeder Datenübertragung wird automatisch die Antenne<br />

mit dem aktuell besseren Signal ausgewählt.<br />

Da sich neben den auf mobilen Teilnehmern installierten<br />

Funkmodulen häufig auch die reflektierenden<br />

Hindernisse bewegen, wirkt sich die Verwendung linear<br />

polarisierter Antennen in vielen Applikationen negativ<br />

auf die Performance aus. Um dies zu umgehen, können<br />

zirkular polarisierte Antennen eingesetzt werden.<br />

ZIRKULARE POLARISIERUNG ALS ALTERNATIVE<br />

Diese Antennen senden einen rotierenden Signalvektor<br />

aus, der durch Reflexion in seiner Polarisationsebene<br />

nicht negativ beeinflusst wird. Ist die Antenne der Gegenseite<br />

ebenfalls zirkular polarisiert, kann sie den Sig-<br />

22<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011


Zwei in Einem<br />

nalvektor in jeder räumlichen Lage ohne Polarisationsverluste<br />

empfangen. Zirkular polarisierte Antennen<br />

lassen sich aus physikalischen Gründen nur als<br />

Richtantennen ausführen. Das bedeutet jedoch nicht,<br />

dass die Antennen gar nicht in die anderen Richtungen<br />

abstrahlen. Wie bei linear polarisierten Richtantennen<br />

ist das Signal hier lediglich gedämpft, sodass<br />

sich eine Kommunikation über kürzere Entfernungen<br />

trotzdem umsetzen lässt. Bei stationären Einheiten<br />

oder linear verfahrenden Anlagenteilen erweisen<br />

sich daher zwei zirkular polarisierte Antennen als<br />

besonders geeignet.<br />

Zirkular und linear polarisierte Antennen können<br />

ebenfalls Daten miteinander austauschen. Allerdings<br />

ist die Übertragung immer mit 3 dB Verlust verbunden,<br />

da die linear polarisierte Antenne nur die eine<br />

Polarisationsebene aufnehmen kann. Im Vergleich<br />

mit den Polarisationsverlusten ausschließlich linear<br />

polarisierter Antennen von bis zu 20 dB ist dieser<br />

Verlust jedoch gering. Deshalb stellt die Nutzung zirkular<br />

polarisierter Antennen auch in Verbindung mit<br />

linear polarisierten Rundstrahlern auf mobilen Einheiten<br />

eine gute Lösung für eine zuverlässige Funkkommunikation<br />

dar.<br />

NICHT AN SCHALTSCHRÄNKEN MONTIEREN<br />

In der Praxis sind viele Rundstrahlantennen an<br />

Schaltschränken oder Metallpfeilern montiert. Unter<br />

Berücksichtigung des Richtdiagramms eines Rundstrahlers<br />

wird deutlich, dass ein größeres Metallstück<br />

in unmittelbarer Nähe der Antenne nicht ohne Einfluss<br />

bleiben kann. In vielen Fällen kommt es hier zu<br />

einer Abschirmung der einen Hälfte des Raums. Die<br />

Funkwelle breitet sich also nur in der anderen Raumhälfte<br />

aus. Abhängig vom Abstand zur Metallfläche<br />

kann das Richtdiagramm zudem erheblich verformt<br />

sein (Bild 4). Abhilfe schafft eine Antennenmontage,<br />

die den Strahler von vornherein oberhalb der Schaltschrankkante<br />

positioniert. Richtantennen verhalten<br />

sich in Bezug auf die Oberfläche, auf der sie installiert<br />

werden, weitgehend rückwirkungsfrei.<br />

autor<br />

Dipl.-Ing. Sebastian Hube<br />

ist im Produktmarketing<br />

Wireless Network Technology<br />

des Geschäftsbereichs<br />

Automation der Phoenix<br />

Contact Electronics GmbH,<br />

Bad Pyrmont tätig.<br />

Phoenix Contact Electronics GmbH,<br />

Dringenauerstr. 30, D-31812 Bad Pyrmont,<br />

Tel.: +49 (0) 5281 94 60,<br />

E-Mail: shube@phoenixcontact.com<br />

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hauptbeitrag<br />

<strong>Entwurf</strong> <strong>portabler</strong><br />

<strong>eingebetteter</strong> <strong>Steuerung</strong>en<br />

Modellgestützte automatische <strong>Steuerung</strong>scodegenerierung<br />

In den letzten Jahren wurden mehrere modellgestützte <strong>Entwurf</strong>smethoden für die automatische<br />

Codegenerierung vorgestellt. Dieser Beitrag behandelt die Nutzung der PLCopen<br />

XML-Spezifikation (TC6 XML). Die Portabilität solcher Softwarekonstrukte auf diverse<br />

Hardwaresysteme verschiedener Hersteller ist von außerordentlicher Bedeutung für die<br />

Nutzbarkeit und Verbreitung der entsprechenden Modellierungs- und <strong>Entwurf</strong>ssysteme.<br />

SCHLAGWÖRTER Modellierung / <strong>Steuerung</strong>en / verteilte Systeme / <strong>Entwurf</strong>swerkzeuge<br />

Design of Portable Embedded Control Systems –<br />

Model-based Automatic Control Software Code Generation<br />

Different model-based design methods for automatic code generation have been introduced<br />

during the last years. This contribution describes the use of the PLCopen XML specification<br />

(TC6 XML). The portability of such software constructs on various hardware<br />

systems of different manufacturers is of extraordinary meaning for the applicability and<br />

dissemination of suitable modeling and design systems.<br />

KEYWORDS xModeling / Control / Distributed Systems / Design Tools<br />

24<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011


Andreas Pretschner, Jochen Alder,<br />

HTWK Leipzig, Institut für Prozess Automation und Eingebettete Systeme<br />

Die Entwicklung der Softwareprojektierungswerkzeuge<br />

zeigt, dass die in der<br />

Norm IEC61131-3 (TC1 Standards) spezifizierten<br />

Programmierungs- und Projektrichtlinien<br />

mit sehr differenzierten Ergebnissen<br />

eingesetzt werden. Jeder <strong>Steuerung</strong>shersteller<br />

beruft sich auf die Norm und implementiert in<br />

unterschiedlichster Weise deren Funktionalität<br />

(PLCopen Conformity Level). In der Regel wird das<br />

Zertifikat Base-Level (Certified IEC 61131-3 Environments)<br />

entweder für Structured Text (ST) oder Instruction<br />

List (IL) vergeben. Diese Konformität sagt<br />

aber in der Regel nichts über die Wiederverwendbarkeit<br />

und den Austausch des Codes auf verschiedenen<br />

Systemen aus. Auch aus diesem Grund<br />

hat die PLCopen Wiederverwendbarkeitsstufen<br />

(PLCopen Reusability Level) für die Bestandteile der<br />

Norm erstellt. Aus praktikablen Gründen wurde<br />

Structured Text (ST) auf der Ebene Funktionsblock<br />

als die geeignetste Form des Austausches bewertet.<br />

Grafische Beschreibungsmittel werden als schlecht<br />

portabel bezeichnet, da die Hersteller in der Regel<br />

für diese Modelle proprietäre Werkzeuge und softwaretechnische<br />

Implementierungen nutzen.<br />

1. Motivation<br />

Auf der einen Seite sind sich die Anwender von <strong>Steuerung</strong>ssystemen<br />

einig, dass die mit Codezeilen-basierten<br />

Editoren programmierte <strong>Steuerung</strong>sfunktionalität<br />

sich dem Anwender oft nicht erschließt. Auf der anderen<br />

Seite entwickeln sich die Projektierer von <strong>Steuerung</strong>ssystemen<br />

immer mehr zu reinen Softwareingenieuren,<br />

die ihre Fertigkeiten insbesondere durch starke<br />

Quellcode-basierte Programmierung effektiv umsetzen<br />

können. In der Softwaretechnik wird versucht, dieses<br />

Problem durch die Nutzung der UML (Unified Modeling<br />

Language) zu lösen. Seit einigen Jahren werden<br />

Anstrengungen unternommen, die UML auch in der<br />

<strong>Steuerung</strong>sprogrammierung anzuwenden [9].<br />

Mit der stärkeren Zuwendung der Forschungsinstitute<br />

auf die Umsetzung der IEC61499 [10] ist auch der<br />

Druck auf die Austauschbarkeit von <strong>Steuerung</strong>ssoftware<br />

auf verteilten Systemen gewachsen. Durch die<br />

prinzipielle Umstellung der Projektierung von zentralen<br />

<strong>Steuerung</strong>ssystemen auf verteilte Systeme erhöht<br />

sich die Flexibilität der projektierten Anwendungen<br />

deutlich. Es werden aber auch die höheren<br />

Anforderungen an die Projektierer der <strong>Steuerung</strong>ssoftware<br />

erkennbar, die oft nicht die geeigneten<br />

Werkzeuge besitzen, um tatsächliche verteilte Systeme<br />

ganzheitlich zu projektieren und zu programmieren.<br />

Der derzeitig beschrittene Weg aus der Sicht der<br />

industriellen Praxis ist die Nutzung verfügbarer <strong>Entwurf</strong>swerkzeuge<br />

(zum Beispiel [1]) aus der Welt der<br />

IEC61131. Neue „reine norm-basierte“ kommerzielle<br />

Werkzeuge kommen erst langsam auf den Markt [2].<br />

Schaut man sich die Funktionsblockdarstellung<br />

(FBD) der IEC614499 in ihrer codebasierten Syntax<br />

und Semantik an, wird deutlich, dass eine weitere<br />

„unbekannte“ Sprache dem Anwender vorgestellt<br />

wird. Das erwähnte kommerzielle Tool der Firma<br />

NXTcontrol GmbH aus Österreich umgeht dieses Problem,<br />

indem direkt ausführbarer Softwarecode für<br />

die verschiedenen Targets ausgegeben wird.<br />

Es kann festgestellt werden, dass der Einzug moderner<br />

<strong>Steuerung</strong>sentwurfsmethoden in die praktische<br />

industrielle Realisierung ein langwieriger<br />

und komplexer Vorgang ist, der nicht kurzfristig zu<br />

Ergebnissen führen wird. Aus Sicht der Industrie<br />

werden die bereits bekannten und bewährten Mittel<br />

und Methoden nicht sofort freizügig aufgegeben,<br />

auch wenn die neuen <strong>Entwurf</strong>smethoden methodisch<br />

und konzeptionell mehr zu bieten haben. Für<br />

die Überführung der wissenschaftlichen Erkenntnisse<br />

bei der Modellierung verteilter <strong>Steuerung</strong>ssysteme<br />

in die Praxis müssen Sichten und Migrationsrichtlinien<br />

erschaffen werden, die einen möglichst<br />

problemlosen Umstieg in die Projektierung<br />

und Programmierung verteilter <strong>Steuerung</strong>ssysteme<br />

gewährleisten.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011<br />

25


Hauptbeitrag<br />

Domänenspezifisches Modell 1<br />

Domänenspezifisches Modell n<br />

Plattformunabhängiges<br />

Modellierungstool<br />

Plattformspezifische Implementierung 1<br />

Plattformspezifische Implementierung n<br />

BILD 1:<br />

Modellierung<br />

Spezifikation<br />

Laufzeit-<br />

Bibliothek<br />

Cross-<br />

Compiler<br />

Implementierung<br />

Plattformspezifische Werkzeuge<br />

Automationdevice<br />

Domainspezifisches<br />

Modell<br />

Plattformspezifische<br />

Implementierung<br />

CPU ILC 150 ETH (Phoenix<br />

Contact GmbH)<br />

SPaS-Projekt<br />

PC Works Editor/<br />

Compiler<br />

Embedded Linux Controller<br />

(Addi-Data GmbH)<br />

SPaS-Projekt<br />

Eclipse – CDT (Galileo)/<br />

MIPS-Linux Cross Compiler<br />

Tabelle 1:<br />

Projektbeispiel<br />

2. Vorgehensweise<br />

Aus der Sicht der Autoren sollte ein effektiver Weg des<br />

<strong>Steuerung</strong>ssoftwareentwurfes gefunden werden, der<br />

die Welten der IEC61131 und der IEC 61499 mit den<br />

Anforderungen der Anwender an verständliche und<br />

erkennbare Beschreibungsmittel in Einklang bringt. Die<br />

Überforderung der Anwender mit immer spezielleren<br />

und komplexeren Softwareentwurfssystemen ist kritisch<br />

zu bewerten und führt zur Nichtakzeptanz durch<br />

den Anwender. Ebenfalls darf aber nicht der Wunsch<br />

des Anwenders nach offenem, frei zugänglichem <strong>Steuerung</strong>s-Code<br />

unterschätzt werden, mit dem der Anwender<br />

glaubt, seine Abhängigkeit vom Hardware-Lieferanten<br />

zu verringern.<br />

Die sehr tief gehende Diversifikation und Komplexität<br />

der eingesetzten Hardware führt zunehmend zu<br />

Problemen bei den Herstellern, die auf direkte binäre,<br />

ausführbare Codegenerierung Wert legen. Modifizierungen<br />

der Hardwaredetails führen zu immer umfangreicheren<br />

Konfigurationsskripten und begrenzen den<br />

Einsatz des <strong>Entwurf</strong>swerkzeuges auf einige wenige<br />

Zielplattformen. Im Bild 1 wird schematisch gezeigt,<br />

dass unabhängige Modellierungswerkzeuge sich auf<br />

den methodisch korrekten <strong>Entwurf</strong> des <strong>Steuerung</strong>ssystems<br />

konzentrieren sollten.<br />

Die plattformspezifischen Implementierungsdetails<br />

werden nach Entscheidung für die konkrete Hardware<br />

entweder mit den Werkzeugen der Hersteller durchgeführt,<br />

oder aber es können die offenen Cross-Compiler<br />

der Open Source Community genutzt werden. In<br />

jedem Falle werden durch diese Vorgehensweise die<br />

Ressourcen der Hardware optimal ausgenutzt und<br />

eine korrekte <strong>Steuerung</strong>smodellierung durchgeführt.<br />

In einem konkreten Beispiel (siehe Bild 2) wurde<br />

der <strong>Entwurf</strong> eines verteilten <strong>Steuerung</strong>ssystems,<br />

bestehend aus einer Phoenix-Contact-<strong>Steuerung</strong><br />

(ILC 350 PN) und einem eingebetteten System der Firma<br />

Addi-Data GmbH durchgeführt. Die Spezifikation<br />

der Domänenmodelle (Devices) Phoenix-Contact-<strong>Steuerung</strong><br />

und des Addi-Data-Controller (Linux-basiertes<br />

Echtzeitsystem) erfolgte mit dem <strong>Entwurf</strong>swerkzeug<br />

SPaS [5],[6], die Implementierung mit den Werkzeugen<br />

Eclipse (CDT) als Cross Compiler und PC-Worx der<br />

Firma Phoenix Contact.<br />

Der Schwerpunkt des <strong>Steuerung</strong>sentwurfes mit SPaS<br />

liegt auf der Erzeugung korrekter Softwareprogramme<br />

in verschiedenen Sprachdialekten, die mit geeigneten<br />

Compilern auf den Zielplattformen zu lauffähigen Applikationen<br />

übersetzt werden können. Die Projektierung<br />

des Systemverhaltens lässt sich ohne Mühe auch<br />

zum Beispiel mit IEC61499-Editoren wie dem Funktionsblock-Editor<br />

von Holoblock [4] darstellen. Der Execution<br />

Control Chart (ECC) wird dabei mit dem Zustandsautomaten<br />

(Prozessablaufplan) des Funktionsbausteins<br />

verschmolzen. Die Ausgabesprachen von<br />

26<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011


Listing 1: XML-Exportdatei<br />

BILD 2: Projektaufbau – <strong>Entwurf</strong> eines<br />

verteilten <strong>Steuerung</strong>ssystems<br />

SPaS sind C, C++, ST und IL. Eine Ausgabe in Java wäre<br />

prinzipiell auch möglich, wurde aber aufgrund des<br />

dann notwendigen Java-fähigen Echtzeitbetriebssystems<br />

noch nicht implementiert. Untersuchungen in<br />

dieser Richtung sind in [7] beschrieben.<br />

Im Gegensatz zu den Projekten [8] der Profactor GmbH<br />

und der TU Wien wird der erzeugte <strong>Steuerung</strong>scode als<br />

externes Eclipse CDT-Projekt (siehe Bild 3) generiert, indem<br />

beispielsweise die Treiber für das analoge I/O-Interface<br />

durch generische Templates mit den konkreten Hardware-Bibliotheken<br />

ergänzt werden. Das Teil-<strong>Steuerung</strong>sprojekt<br />

für die CPU ILC 350 PN der Firma Phoenix Contact<br />

wurde als portables XML File nach den Richtlinien der<br />

PLCopen (TC6 XML) und den Extensions (XSD) der Firma<br />

Phoenix Contact erstellt (siehe Listing 1). Für den Anwender<br />

erfolgt dieser Vorgang völlig transparent. Die Software-SPS<br />

wird durch automatisch generierten Code aus<br />

dem <strong>Entwurf</strong>swerkzeug heraus erstellt. Mithilfe des grafischen<br />

Editors des Systems werden die Prozessablaufpläne<br />

aufgebaut, die syntaktisch einem Funktionsbaustein<br />

entsprechen. Nach Wahl der Zielsprache im Teilprojekt<br />

werden die erforderlichen Output-Files, in dem Falle als<br />

Eclipse CDT-C-Quellen oder eben als ST-Quellen im<br />

PLCopen XML-Projektfile erstellt. Für die Inbetriebnahme<br />

der <strong>Steuerung</strong> ist eine Onlinedarstellung des Graphen<br />

möglich (siehe rot markierte aktive Prozesssituation in<br />

Bild 4), sodass zur Laufzeit der <strong>Steuerung</strong> der aktuelle<br />

Automatenzustand grafisch hervorgehoben werden kann.<br />

In Änderung der Normimplementierung des ECC<br />

(Execution Control Chart) wird im beschriebenen <strong>Entwurf</strong>sansatz<br />

prinzipiell ein Zustandsautomat (Prozessablaufplan)<br />

erzeugt, dessen <strong>Steuerung</strong> von außen<br />

sowohl über den Event Flow also auch den Data Flow<br />

erfolgt. Jedes einzelne Device (Microcontroller Addi-<br />

Data, Phoenix-<strong>Steuerung</strong>) verarbeitet seine ablaufenden<br />

Programme sequenziell und verfügt über eigene<br />

Mechanismen zur Initialisierung. Dieser Ansatz gewährleistet<br />

ein hohes Maß an Übereinstimmung mit<br />

der klassischen Programmverarbeitung von <strong>Steuerung</strong>ssystemen.<br />

Die Kommunikation zwischen den Funktionsbausteininstanzen<br />

innerhalb eines Controllers oder auch<br />

über das Netz wird durch die Wirkung der gekoppelten<br />

Zustandsmaschinen erreicht. Dieser Weg der <strong>Steuerung</strong>sprogrammausführung<br />

wird oft von den Vertretern<br />

einer ereignisorientierten, objektorientierten Programmausführung<br />

missverstanden. Durch die Realisierung<br />

verschiedener Tasks und die Ausführung gekoppelter<br />

Zustandsmaschinen in Form von<br />

Funktionsbausteininstanzen wird das gleiche Verhalten<br />

wie in ereignisorientierten Systemen erreicht. Es<br />

sollte nur darauf geachtet werden, dass eine strikte<br />

objektorientierte Behandlung des <strong>Steuerung</strong>sprojektes<br />

erfolgt. Der oft geführte Vorwurf, dass IEC61131-Projekte<br />

nur über globale Variable kommunizieren, entspricht<br />

nicht den Möglichkeiten sauberer objektorien-<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011<br />

27


Hauptbeitrag<br />

tierter Programmierung, sondern rührt oft daher, dass<br />

namhafte industrielle Hersteller leider diesen Weg der<br />

Programmerstellung gehen.<br />

3. Methodik – Modellgestützter <strong>Entwurf</strong><br />

BILD 3: CDT-Projekt Fahrstuhl<br />

BILD 4: PRAP im Eclipse-Plugin-Editor<br />

BILD 5: PRAP<br />

– Ecore Modell<br />

Der vorhergehende Abschnitt hat die Vorgehensweise des<br />

domänenspezifischen <strong>Entwurf</strong>es (Zustandsautomat), die<br />

Nutzung plattformunabhängiger Modellierungstools<br />

(Eclipse, SPaS) und die daraus resultierenden plattformspezifischen<br />

Implementierungen gezeigt.<br />

Die Einbindung der IEC 61499 erfolgt dadurch, dass<br />

der Event Flow zur Ablaufsteuerung des Funktionsbausteines<br />

in Form von Koppelvariablen erfolgt.<br />

Der Austausch von <strong>Steuerung</strong>sprogrammen via XML-<br />

Spezifikation stellt einen ersten Ansatz zur Portierbarkeit<br />

von <strong>Steuerung</strong>sprogrammen dar, die durch unterschiedliche<br />

und hardwareunabhängige Modellierung generiert<br />

wurden. Die Verifikation des generierten Softwarecodes,<br />

der Abgleich zu den projektierten IO-Signalen und vieles<br />

mehr wird durch diese Methode nicht unterstützt. Der<br />

Grund hierfür liegt darin, dass der <strong>Steuerung</strong>scode als<br />

ungeparster CDATA-Abschnitt im XML-Projektfile enthalten<br />

ist. Nach Ansicht der PLCopen sind die Hersteller<br />

für die Korrektheit des Softwarecodes verantwortlich.<br />

Java basierte grafische <strong>Entwurf</strong>swerkzeuge werden sehr<br />

häufig mit dem Graphical Modeling Framework GMF [3]<br />

entworfen. Dieses Framework verzeichnet eine starke Dynamik<br />

in der Entwicklung offener grafischer <strong>Entwurf</strong>ssysteme<br />

und ist eng an das Graphical Editor Framework GEF<br />

gebunden. Dieses Eclipse Modeling Framework EMF bietet<br />

die geeignete Basis für die Entwicklung XML-basierter grafischer<br />

<strong>Steuerung</strong>ssysteme. Durch das geschickte Nutzen<br />

der implementierten Techniken, wie der Object Constraint<br />

Language OCL, wird es möglich, das <strong>Steuerung</strong>sverhalten<br />

eher zu projektieren als zu programmieren. Für die Nutzung<br />

dieser Techniken in der <strong>Steuerung</strong>swelt sind vor allem<br />

die Transformationstechniken wie das schon genannte<br />

GMF, die Model-to-Model-Transformation M2M und die<br />

Query/View-/Transformation QVT von Interesse. Im Projekt<br />

fDIAC09 [6] wird dieser <strong>Entwurf</strong>sansatz für die Programmierung<br />

des IEC61499 Editors ebenso verwendet, wie<br />

auch schon von verschiedenen Autoren die Nutzung des<br />

Model-View-Controller-Ansatzes in der Automatisierungstechnik<br />

aufgezeigt wurde. Der im Bild 5 gezeigte PRAP-<br />

Editor ist mit dem genannten GMF entworfen worden.<br />

Selbstverständlich kommen für den Java-basierten Editor<br />

die nativen XML-Möglichkeiten voll zur Geltung und bieten<br />

die beste Unterstützung für den oben genannten XML-<br />

Datenaustausch. Ziel der weiteren Arbeiten ist es, das SPaS-<br />

Tool (derzeit nur als Delphiprogramm auf Windows verfügbar<br />

[5]) als vollständige Rich Client Plattform (RCP) zu<br />

entwerfen beziehungsweise die Teile wie PRAP-Editor,<br />

PRAP-Compiler und so weiter als Eclipse-Plugins der Open<br />

Source Community zur Verfügung zu stellen.<br />

4. Zusammenfassung<br />

Im Beitrag wird der <strong>Entwurf</strong> verteilter dezentraler Systeme<br />

am Beispiel des Softwareprojektierungswerkzeuges<br />

28<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011


SPaS vorgestellt. Dieser <strong>Entwurf</strong>sprozess erlaubt den automatischen<br />

<strong>Entwurf</strong> von <strong>Steuerung</strong>ssystemen in den<br />

ausgewählten Zielsprachen C, C++ aus der PC-Welt und<br />

Instruction List sowie Structured Text aus der Welt der<br />

Industriesteuerungen (IEC 61131-3). Ausgehend von der<br />

zugrunde liegenden Modellphilosophie wird es durch<br />

eine klare, arbeitsteilige Trennung des Systementwurfes<br />

(Prozessablaufnetz, Prozesszerlegungsgraph Prozessablaufplan)<br />

vom Realisierungsentwurf (Variablenlisten,<br />

Erstellung der Anweisungsliste oder der Hochsprachen<br />

C++ / C) möglich, den technologischen Prozess steuerungstechnisch<br />

zu beschreiben, ohne im Rahmen des<br />

Systementwurfes die Soft- und Hardwaredetails näher zu<br />

bestimmen. Der automatisch generierte <strong>Steuerung</strong>scode<br />

kann problemlos in das Softwareprojekt eines Controllers<br />

oder PCs eingebunden werden.<br />

Der Einsatzbereich des <strong>Entwurf</strong>swerkzeuges ist sehr<br />

weit angelegt. Insbesondere eignet es sich für Aufgaben,<br />

bei denen erst relativ spät die notwendige Hardware festgelegt<br />

werden soll, die <strong>Steuerung</strong>sprogrammierung aber<br />

softwareseitig (zum Beispiel für Tests) schon frühzeitig<br />

fertiggestellt werden muss.<br />

Als Ausblick der weiteren Arbeiten am Institut für<br />

Prozess Automation und Eingebettete Systeme der<br />

HTWK Leipzig sollen die Untersuchungen zur Echtzeitfähigkeit<br />

durch native Nutzung des 2.6.xx Linux<br />

Kernel und die Sprachgenerierung von Java zur Erstellung<br />

eines echtzeitfähigen JAMAICA Sourcecode genannt<br />

werden.<br />

Manuskripteingang<br />

22.02.2010<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

Referenzen<br />

Autoren<br />

[1] CoDeSys the standard in iec 61131-3 controller and<br />

PLC programming. http://www.3s-software.com/,<br />

2009<br />

[2] nxt - Control. http://www.nxtcontrol.com/, 2009<br />

[3] Richard C. Gronback. Eclipse Modeling Project, a<br />

domain-specific Language (DSL) Toolkit. Pearson<br />

Education, Inc., 2009<br />

[4] Inc. HOLOBLOC. FBDK - The Function Block Development<br />

Kit. http://www.holobloc.com/doc/fbdk/index.htm<br />

[5] J.Alder and A. Pretschner. Prozess-<strong>Steuerung</strong>en<br />

(Process Control Systems a practical Guide).<br />

Springer-Verlag Berlin Heidelberg, ISBN 978-3-540-<br />

71083-7, 2007<br />

[6] A. Pretschner, J. Alder, and Ch. Meissner. Ein Beitrag<br />

zum <strong>Entwurf</strong> verteilter <strong>eingebetteter</strong> <strong>Steuerung</strong>ssysteme.<br />

In <strong>Entwurf</strong> komplexer Automatisierungssysteme<br />

EKA 2008, volume ISBN 978-3-940961-01-3, pages<br />

149–162, 2008<br />

[7] A. Pretschner, M. Schütz, and Th. Neumuth. Echtzeitfähige<br />

Identifikation von Operationsinstrumenten mit<br />

Hilfe von Java auf eingebetteten Systemen. In<br />

Design & Electronic, editor, Embedded goes Medical<br />

2009, number ISBN 978-3-7723-5519-6, 2009<br />

[8] Thomas Strasser and Alois Zoitl. Framework for<br />

Distributed Industrial Automation and control.<br />

Technical report, Vienna University of Technology,<br />

PROFACTOR GmbH, 2009<br />

[9] Kleanthis C. ThramBoulidis. Using UML in Control and<br />

Automation: A Model Driven Approach. In 2nd IEEE<br />

Conference on Industrial Informatics INDIN’04, 2004<br />

[10] Valeriy Vyatkin. IEC 61499 Function Blocks for<br />

Embedded and Distributed Control Systems Design.<br />

ISBN 978-0-9792343-0-9. ISA - Instrumentation,<br />

Systems and Automation Society, 2007.[1] Nagl, M.,<br />

Marquardt, W., eds.: Collaborative and Distributed<br />

Chemical Engineering: From Understanding to<br />

Substantial Design Process Support. Springer,<br />

Berlin 2008<br />

HTWK Leipzig,<br />

Wächterstr. 13, D-04107 Leipzig,<br />

Tel. +49 (0) 3076 11 35,<br />

E-Mail: andreas@pretschner.com<br />

HTWK Leipzig,<br />

Wächterstr. 13, D-04107 Leipzig,<br />

Tel. +49 (0) 3076 11 83,<br />

E-Mail: ealder@mail.htwk-leipzig.de<br />

Prof. Dr.-Ing. Andreas<br />

Pretschner (geb. 1959) ist<br />

Leiter des Institutes für<br />

Prozess Automation und<br />

Eingebettete Systeme der<br />

HTWK Leipzig. Hauptarbeitsgebiete<br />

sind: <strong>Steuerung</strong>sentwurf,<br />

Codegeneratoren,<br />

verteilte Systeme,<br />

Prozessinformatik.<br />

Dr.-Ing. Jochen Alder<br />

(geb. 1930) ist wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter am<br />

Institut für Prozess Automation<br />

und Eingebettete<br />

Systeme der HTWK Leipzig.<br />

Hauptarbeitsgebiete sind:<br />

<strong>Steuerung</strong>sentwurf und<br />

Projektierung von <strong>Steuerung</strong>ssystemen.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011<br />

29


hauptbeitrag<br />

Maschinensicherheit<br />

und Zuverlässigkeit<br />

nach ISO 13849<br />

Korrekte Ermittlung und Anwendung der Kennwerte<br />

Mit der europäischen Maschinenrichtlinie 2006/42/EG und der Norm ISO 13849 begann<br />

eine neue Ära in der Gestaltung von Maschinen, in der die Sicherheit der <strong>Steuerung</strong> gemäß<br />

ihrer Zuverlässigkeit bezüglich der Ausführung der Sicherheitsfunktion beurteilt wird.<br />

Um die Sicherheit einer Maschine nachzuweisen, benötigt der Konstrukteur jetzt verschiedene<br />

Kennwerte, zum Beispiel MTTF d oder B 10d . Aber was genau bedeuten diese<br />

Kennwerte? Wie werden diese für die unterschiedlichen <strong>Steuerung</strong>stechnologien ermittelt?<br />

Der Beitrag erläutert die wesentlichen Methoden zur Ermittlung der Zuverlässigkeitskennwerte<br />

für die funktionale Sicherheit.<br />

SCHLAGWÖRTER Maschinensteuerung / Funktionale Sicherheit / ISO 13849 /<br />

Methoden zur Ermittlung der Zuverlässigkeit<br />

Machine Safety and Reliability According to ISO 13849 –<br />

Correct Determination and Application of the Parameters<br />

With the European Machinery Directive 2006/42/EC and the standard ISO 13849, a new era<br />

in the design of machines began, in which the safety of the control system is evaluated<br />

according to its reliability. In order to prove the safety of a machine, the designer needs now<br />

different parameters, e.g. MTTF d or B 10d . But what do these parameters exactly mean? How<br />

can these parameters be determined for different control technologies? This article explains<br />

the main methods for determination of the reliability parameters for functional safety.<br />

KEYWORDS Machine Control Systems / Functional Safety / ISO 13849 /<br />

Methods for Reliability<br />

30<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011


Alexandre Orth, Bosch Rexroth AG<br />

Zuverlässigkeit ist gemäß der Laprie-Systematik<br />

[10] ein Aspekt des Themenkomplexes Verlässlichkeit.<br />

Unter Verlässlichkeit (Dependability)<br />

versteht man die Vertrauenswürdigkeit eines<br />

Systems, die man gerechtfertigterweise in seine<br />

Dienste setzen kann. Diese umfasst neben der Zuverlässigkeit<br />

(Reliability) noch die Aspekte Verfügbarkeit (Availability),<br />

Sicherheit (Safety) sowie Vertraulichkeit (Security)<br />

und Integrität (Integrity). Eine weitere verbreitete<br />

Abkürzung für diese Thematik ist RAMS (Reliability,<br />

Availability, Maintainability und Safety) oder nur R&M.<br />

Obwohl die Zuverlässigkeit oft mit statistischen Kennwerten<br />

verwechselt wird, ist sie eine systematisch zu<br />

gestaltende Produkteigenschaft gemäß der Definition<br />

nach EN 13306 [1]: „Fähigkeit einer Einheit, eine geforderte<br />

Funktion (mit festgelegten Grenzwerten) unter gegebenen<br />

Bedingungen (Belastungen) für ein gegebenes<br />

Zeitintervall (Gebrauchsdauer) zu erfüllen. Der Begriff<br />

‚Zuverlässigkeit’ wird auch als Messgröße für den Grad<br />

der Zuverlässigkeit verwendet und kann auch als Wahrscheinlichkeit<br />

(etwa Anzahl von Ausfällen während der<br />

Gebrauchsdauer) definiert werden.“<br />

1. Grundlagen<br />

1.1 Badewannenkurve<br />

Die Badewannenkurve (Bild 1) beschreibt das typische<br />

Ausfallverhalten eines Produktes während seiner Gebrauchsdauer,<br />

weshalb diese als grundlegendes Modell<br />

der Zuverlässigkeit angewendet wird.<br />

Die erste Phase der Kurve zeigt die Frühausfälle. Das<br />

heißt, wenn ein Produkt zum Beispiel falsch montiert<br />

wurde, dann wird es von Anfang an entweder gar nicht<br />

funktionieren oder nach kurzer Zeit ausfallen. Um Frühausfälle<br />

zu vermeiden, dient ein hochwertiges Qualitätsmanagementsystem<br />

als Grundvoraussetzung für die<br />

Zuverlässigkeit. Von Produkten, die in den ersten Arbeitsstunden<br />

fehlerfrei funktionieren, erwartet man,<br />

dass diese für eine gewisse Zeit stabil bleiben. Im Modell<br />

wird dies durch die Phase der Zufallsausfälle beschrieben,<br />

in der die Ausfallrate der Produkte während der<br />

vorgesehenen Gebrauchsdauer konstant bleibt. Am Ende<br />

der Gebrauchsdauer machen sich Alterungsmechanismen<br />

bemerkbar und die Ausfallrate der Produkte steigt<br />

exponentiell, im Modell als Phase der Verschleißausfälle<br />

bezeichnet. Das Modell der Badewannenkurve ist allgemeingültig,<br />

jedoch nicht jedes Produkt durchläuft jede<br />

Phase. Einige Produkte gehen direkt von der Frühausfallphase<br />

zu einer leicht steigenden Phase der Verschleißausfälle<br />

(beispielsweise Autoreifen). Deshalb kann eine<br />

pauschale Betrachtung der Zuverlässigkeit aller Produkte<br />

mit konstanter Ausfallrate erhebliche Abweichungen<br />

zwischen Theorie und Praxis verursachen.<br />

1.2 Kennwerte der Zuverlässigkeit<br />

Der bekannteste Kennwert der Zuverlässigkeit ist der<br />

MTTF, oder Mean Time to Failure. Dieser beschreibt die<br />

mittlere Zeit bis zum Ausfall eines Produkts (Bild 2).<br />

Wenn man zum Beispiel 1000 Einheiten eines Produkts<br />

bis zum Ausfall anwenden würde, müsste man die Ausfallzeit<br />

jeder Einheit kennen, um daraus den Mittelwert<br />

(MTTF) exakt berechnen zu können. Bei konstanter Ausfallrate<br />

(der mittlere Teil der Badewannenkurve) entspricht<br />

der MTTF-Wert der Zeit, in der erwartet wird,<br />

dass etwa 63 % 1 der Einheiten ausgefallen sind. MTTF<br />

entspricht einem statistischen Erwartungswert und<br />

nicht einer „garantiert ausfallfreien Zeit“. Das bedeutet,<br />

dass ein Ausfall zu jeder Zeit mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit<br />

möglich ist, weshalb die Sicherheitsmethoden<br />

ab einem definierten Risikoniveau redundante<br />

Systeme vorschreiben.<br />

Die Ausfallrate (λ) beschreibt den Anteil von ausgefallenen<br />

Einheiten der gelieferten Einheiten nach einer betrachteten<br />

Zeit. Der MTTF steht somit im umgekehrten<br />

Verhältnis zur Ausfallrate. Manche Hersteller verwenden<br />

den MTTF in Jahren oder Betriebsstunden als Kennzahl<br />

der Zuverlässigkeit, andere bevorzugen die Ausfallrate<br />

als Anzahl von Ausfällen pro Betriebsstunden.<br />

1<br />

MTTF = 63% aufgrund der Exponentiell-Verteilung (Konstante Ausfallrate) <strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011 31


Hauptbeitrag<br />

2. Statistisch basierte Sicherheitstechnik<br />

bei konstanter Ausfallrate<br />

Wenn beispielsweise innerhalb von einem Jahr mit<br />

4000 Betriebsstunden 7 von 500 Bauelementen ausfallen,<br />

so ist MTTF = 71 Jahre oder die Ausfallrate λ<br />

= 3500 FIT. FIT (Failures In Time) ist eine typische<br />

Maßeinheit zur Angabe von Ausfallraten elektronischer<br />

Bauteile (1 FIT = 1x10 -9 /h). Eine weitere Maßeinheit<br />

ist die FPMH (Failures per Million Hours),<br />

in der die Ausfallrate als die Anzahl von Ausfällen<br />

pro eine Million Betriebsstunden beschrieben wird<br />

(1 FPMH = 1x10 -6 /h)<br />

Bei reparierbaren Produkten kann man neben der Zeit<br />

bis zum ersten Ausfall (MTTF) auch die mittlere Zeit<br />

zwischen mehreren Ausfällen berechnen, die Mean<br />

Time Between Failures (MTBF, (Bild 2)).<br />

Ein wichtiger Kennwert für die Instandsetzung ist<br />

die Mean Time to Repair (MTTR); er erlaubt zusammen<br />

mit der MTBF eine Aussage über die Verfügbarkeit<br />

(Availability, (Bild 2) einer Anlage. Ein weit verbreiteter<br />

Kennwert der Zuverlässigkeit ist der B 10 . Dieser beschreibt<br />

die Zeit (zum Beispiel in Anzahl von Zyklen<br />

oder Betriebsstunden), für die man erwartet, dass maximal<br />

10 % aller Einheiten ausgefallen sind. In der Fluidtechnik<br />

wurde B 10 so definiert: ein statistischer Erwartungswert<br />

der Anzahl von Zyklen, bei dem 10 % der<br />

Bauteile die festgelegten Grenzwerte (Schaltzeit, Leckage,<br />

Schaltdruck, …) unter definierten Bedingungen<br />

überschritten haben [15].<br />

Elektronische Systeme weisen häufig ein stochastisches<br />

Ausfallverhalten auf. Durch den zunehmenden Einsatz von<br />

komplexen elektronischen Systemen mussten neue Ansätze<br />

angewendet werden, um die Sicherheit der Maschinen unter<br />

Berücksichtigung dieses Verhalten zu gewährleisten.<br />

2.1 Zustandsgraphen<br />

Grundlage der statistisch basierten Methoden für die Sicherheitstechnik<br />

ist eine Modellierung der Zustände jeder<br />

Komponente eines Systems (Bild 3). Am Anfang geht das<br />

Modell davon aus, dass die Komponente fehlerfrei ist.<br />

Ausfälle der Komponenten, die die Sicherheit der Maschinen<br />

nicht gefährden, werden als sichere Ausfälle betrachtet.<br />

Die Maschine wird dann nach Instandsetzung wieder<br />

in Betrieb genommen. Die zweite Sorte von Ausfällen sind<br />

die gefahrbringenden Ausfälle, bei denen die Maschinensicherheit<br />

verschlechtert wird. Einen Teil der gefahrbringenden<br />

Ausfälle kann man erkennen und so das System<br />

in einen sicheren Zustand bringen. Voraussetzung dafür<br />

ist ein geeignetes Überwachungssystem mit einer hohen<br />

Test-Rate (Frequenz). Kritische Ausfälle sind gefahrbringende<br />

Ausfälle, die das System nicht erkennen kann. In<br />

solchen Fällen würde die Maschine weiterlaufen, ohne<br />

das erhöhte Unfallrisiko zu berücksichtigen.<br />

Ein Beispiel zur Erläuterung dieser Prinzipien: Bei einem<br />

typischen Druckbegrenzungsventil würde ein Riss<br />

im Gehäuse das Ventil zu einem sicheren Ausfall bringen<br />

(Druck wird abgebaut). Die Maschine würde dadurch<br />

nicht mehr funktionieren, aber die Sicherheit wäre noch<br />

beibehalten. Wenn aber das Ventil klemmt, dann könnte<br />

der Druck im System über den zulässigen Bereich steigen<br />

und die Sicherheit wäre nicht mehr gegeben. Dies wäre<br />

dann ein gefahrbringender Ausfall, den man durch eine<br />

Überwachung des Drucks im System beherrschen muss.<br />

glossar<br />

PL (Performance Level):<br />

Diskreter Level, der die Fähigkeit von<br />

sicherheitsbezogenen Teilen einer <strong>Steuerung</strong><br />

spezifiziert, eine Sicherheitsfunktion unter<br />

vorhersehbaren Bedingungen auszuführen<br />

PLr (Required Performance Level): Erforderlicher<br />

Performance Level<br />

SIL (Safety Integrity Level):<br />

Sicherheits-Integritätslevel (geeignet nur für<br />

elektronische <strong>Steuerung</strong>en, siehe PL und IEC<br />

62061)<br />

MTTF (Mean Time To Failure):<br />

Statistischer Erwartungswert der mittleren<br />

Zeit bis zum Ausfall<br />

MTTFd (Mean Time To dangerous Failure):<br />

Statistischer Erwartungswert der mittleren<br />

Zeit bis zum gefahrbringenden Ausfall<br />

MTTR (Mean Time to Repair/Recovery):<br />

mittlere Dauer bis zur Wiederherstellung<br />

MTBF (Mean operating Time<br />

Between Failures):<br />

mittlere Betriebsdauer zwischen Ausfällen<br />

FIT (Failure In Time):<br />

Maßeinheit zur Angabe von Ausfall raten<br />

elektronischer Bauteile (1 FIT=1x10-9/h)<br />

FPMH (Failures per Million Hours):<br />

Maßeinheit zur Angabe von Ausfallraten als die<br />

Anzahl von Ausfällen pro eine Million<br />

Betriebsstunden<br />

PFHd (Probability of dangerous Failure per<br />

Hour):<br />

Wahrscheinlichkeit eines gefahrbringenden Ausfalls<br />

pro Stunde (Bezugswert für PL und SIL)<br />

B 10 : Statistischer Erwartungswert der Anzahl<br />

von Zyklen, bei dem 10 % der Bauteile die<br />

festgelegten Grenzwerte (wie Schaltzeit,<br />

Leckage, Schaltdruck) unter definierten Bedingungen<br />

überschritten haben<br />

B 10d : Erwartete Anzahl von Zyklen, bei der 10 %<br />

der Bauteile gefahrbringend ausgefallen sind<br />

T 10d : Erwartungswert der mittleren Zeit, bis<br />

10 % der Komponenten gefahrbringend<br />

ausgefallen sind (maximale Gebrauchsdauer<br />

eines Bauteils)<br />

T M (Mission Time):<br />

Gebrauchsdauer<br />

DC (Diagnostic Coverage):<br />

Diagnosedeckungsgrad<br />

CCF (Common Cause Failure):<br />

Ausfall infolge gemeinsamer Ursache<br />

SRP/CS (Safety-Related Parts<br />

of a Control System):<br />

Sicherheitsbezogenes Teil einer <strong>Steuerung</strong><br />

Gefahrbringender Ausfall:<br />

Ausfall, der das Potenzial hat, das SRP/CS in<br />

einen gefährlichen Zustand oder eine<br />

Fehlfunktion zu bringen<br />

32<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011


2.2 Kennwerte<br />

Nach diesen Prinzipien betrachten die Normen zur funktionalen<br />

Sicherheit (zum Beispiel ISO 13849) nur die Ausfallrate<br />

von gefahrbringenden Ausfällen, die MTTF d<br />

(Mean Time To dangerous Failure). Der Anteil der gefahrbringenden<br />

Ausfälle, die das System erkennen kann, wird<br />

als Diagnosedeckungsgrad (DC) beschrieben. Grundlage<br />

für eine genauere Ermittlung dieser beiden Kenngrößen<br />

ist eine systematische Analyse aller Fehlermöglichkeiten<br />

(beispielsweise anhand der Methoden FMEA: Failure<br />

mode and effects analysis oder FTA: Fault tree analysis).<br />

Für Komponenten ohne eine detaillierte Fehleranalyse<br />

arbeitet die ISO 13849 mit der Annahme, dass 50 % der<br />

Ausfälle gefahrbringend sind, das heißt:<br />

Kinderkrankheit<br />

(Frühausfälle)<br />

Ausfälle (Ausfallrate)<br />

durch Testen zu<br />

vernachlässigen<br />

Gebrauchsdauer<br />

(Zufallsausfälle)<br />

konstante<br />

Ausfallrate<br />

Altersschwäche<br />

(Verschleißausfälle)<br />

Zeit<br />

exponentieller<br />

Anstieg<br />

BILD 1:<br />

Modell der<br />

Zuverlässigkeit<br />

– die Badewannenkurve<br />

nach ISO 13849-1<br />

Auch für die DC gibt es ähnliche pauschale Betrachtungen<br />

(siehe ISO 13849-1).<br />

In den Zuverlässigkeitsmodellen R(t) bedeuten MTTF<br />

und B 10 aber nur zwei Punkte der gleichen Kurve bei<br />

unterschiedlichem Zeitpunkt t. Wenn man diese Zuverlässigkeitsmodelle<br />

(zum Beispiel Parameter einer Weibull-Verteilung)<br />

kennt, kann man diese Kennwerte einfach<br />

umrechnen. Die ISO 13849 bietet eine vereinfachte<br />

Umrechungsmethode (unter der Prämisse einer konstanten<br />

Ausfallrate) von B 10 -Werten in MTTF d (Bild 4). Hier<br />

braucht der Anwender neben dem B 10 -Wert auch die<br />

durchschnittliche Schalthäufigkeit pro Jahr (n OP ) der<br />

Komponente.<br />

Mit dieser Berechnung wird nicht nur MTTF d ermittelt,<br />

sondern auch T 10d .<br />

T 10d entspricht der Zeit, bis zu der 10 % der Komponenten<br />

gefahrbringend ausgefallen sind; von der ISO 13849 wird<br />

das als die maximale Gebrauchsdauer einer Komponente<br />

betrachtet. Die ISO 13849 geht von einer Gebrauchsdauer<br />

der Maschine (T M ) von 20 Jahren aus. Komponenten, die<br />

einen T 10d -Wert kleiner als T M = 20 Jahren haben, müssen<br />

innerhalb des T 10d -Zeitintervalls ausgetauscht werden.<br />

Mit dem statistischen Modell jeder Komponente (MTTF d ,<br />

DC) wird die Wahrscheinlichkeit eines gefahrbringenden<br />

Ausfalls pro Betriebsstunde (PFH d : Probability of<br />

dangerous Failure per Hour) für jede Sicherheitsfunktion<br />

ermittelt. Man kann mittels Zuverlässigkeitsblockdiagramm<br />

oder Mithilfe des Markov-Modells für jede beliebige<br />

Systemstruktur den PFH d berechnen. Mit der Vorgabe<br />

von bestimmten Architekturen (Kategorien von<br />

<strong>Steuerung</strong>en) gibt ISO 13849 eine vereinfachte Methode<br />

zur Ermittlung des PFH d -Wertes vor.<br />

2.3 Risikobeurteilung, Sicherheitsfunktion,<br />

Performance Level (PL)<br />

Gemäß der Maschinenrichtlinie muss für jede Maschine<br />

eine Risikobeurteilung (ISO 14121/12100) durchgeführt<br />

werden. Wurden relevante Risiken erkannt, sind Maßnahmen<br />

zur Risikominderung zu ergreifen. Dafür gilt<br />

die Reihenfolge: 1. Eigensichere Konstruktion, 2. Schutzeinrichtungen<br />

und 3. Benutzerinformationen. Hängt eine<br />

Maßnahme von einer <strong>Steuerung</strong> ab, so führt diese <strong>Steuerung</strong><br />

eine Sicherheitsfunktion aus, die nach ISO 13849<br />

ausgelegt werden soll. Diese Norm betrachtet die Gestaltung<br />

und Integration sicherheitsbezogener Teile einer<br />

(C OK<br />

)<br />

MTTF<br />

λ u<br />

OK<br />

λ s<br />

λ d,u<br />

MTBF<br />

λ d,d<br />

safe<br />

Failure<br />

(C SAFE<br />

)<br />

MTTF<br />

u. d.<br />

Failure<br />

d. d.<br />

Failure<br />

1<br />

1 λd<br />

, d<br />

λd<br />

, d<br />

λ = λ<br />

λ<br />

d<br />

=<br />

d<br />

+ λs<br />

=<br />

DC = =<br />

MTTF MTTF d λd<br />

λd<br />

, d<br />

+ λd<br />

, u<br />

λ : Ausfallrate<br />

DC: Diagnosedeckungsgrad/Anteil der gefahrbringenden Fehler,<br />

die entdeckt werden können<br />

Zustände<br />

W Fehlerfrei: COK<br />

W Sicherer Ausfall: CSAFE<br />

<strong>Steuerung</strong> ist fehlerhaft aber in sicherer Stellung (keine Gefahr!)<br />

W Erkennbarer gefährlicher Ausfall: CDD<br />

W Unerkennbarer gefährlicher Ausfall: CDU<br />

Ereignisse<br />

λs Komponente ist ungefährlich ausgefallen<br />

λu Komponente wurde ausgetauscht<br />

λd,d Komponente ist gefährlich ausgefallen und gefährlicher Ausfall<br />

ist erkennbar<br />

λt: Test-Rate (DC: Ausfall ist erkannt)<br />

λd,u Komponente ist gefährlich ausgefallen und gefährlicher Ausfall<br />

ist nicht erkennbar<br />

λ t<br />

MTBF<br />

MTTF+MTTR<br />

Start Ausfall Neustart Ausfall Zeit<br />

MTTR<br />

Availability (A) =<br />

R&M Parameter<br />

MTTF Mean Time To Failure (ca. 63 %)<br />

MTBF Mean Time Between Failures<br />

MTTR Mean Time To Repair<br />

B 10 Anzahl von Zyklen (oder Betriebsstunden),<br />

bei der 10 % der Bauteile ausgefallen sind.<br />

Hinweis: Diese R&M Parameter sind jeweils Mittelwerte aus<br />

mehreren solcher Zeitintervalle! Sie sind statistische Erwartungswerte<br />

und somit „keine garantiert ausfallfreien Zeiten“!<br />

(C DU<br />

)<br />

(C DD<br />

)<br />

BILD 2:<br />

Kenngrößen bei<br />

instandsetzbaren<br />

Einheiten<br />

(Maschinenverfügbarkeit)<br />

BILD 3:<br />

Zustände einer<br />

Komponente<br />

der <strong>Steuerung</strong><br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011<br />

33


Hauptbeitrag<br />

<strong>Steuerung</strong> (SRP/CS = Safety Related Parts of a Control<br />

System), in Abgrenzung zur IEC 62061 unabhängig von<br />

der verwendeten Technologie.<br />

Für jede identifizierte Sicherheitsfunktion wird die<br />

sicherheitstechnische Anforderung festgelegt, die<br />

durch den erforderlichen Performance Level (PL r<br />

) beschrieben<br />

wird: auf einer Skala von „a“ (zur Minderung<br />

eines geringen Risikos) bis „e“ (zur Minderung eines<br />

hohen Risikos).<br />

Der erreichte Performance Level (PL) ist der Kennwert<br />

für die sicherheitstechnische Auslegung und Beurteilung<br />

von <strong>Steuerung</strong>en nach ISO 13849. Er beschreibt den<br />

Beitrag der Risikominderung durch das <strong>Steuerung</strong>ssystem<br />

und wird durch die durchschnittliche Wahrscheinlichkeit<br />

eines gefährlichen Ausfalls je Stunde (PFH d )<br />

abgebildet. IEC 62061 verwendet anstelle von PL den<br />

Safety Integrity Level (SIL), der ebenfalls vom PFH d -Wert<br />

direkt abhängt. Somit wird die Sicherheit der <strong>Steuerung</strong><br />

aufgrund ihrer Ausfallwahrscheinlichkeit bewertet.<br />

3. Anwendbarkeit einer Komponente für die<br />

funktionale Sicherheit<br />

Um die Eignung einer Komponente für eine Sicherheitsfunktion<br />

sicherzustellen und die sicherheitstechnischen<br />

Kennwerte (MTTF d ) zu ermitteln, sieht die ISO 13849 folgende<br />

Vorgehensweise vor (siehe Bild 5):<br />

1 | Voraussetzungen: Um eine Komponente in einer Sicherheitsfunktion<br />

anzuwenden, setzt die ISO 13849<br />

die Erfüllung der Sicherheitsprinzipien sowie anderer<br />

relevanter Normen (zum Beispiel EN 982 oder EN 983)<br />

voraus. Danach muss zum Beispiel jede Komponente<br />

nach dem Ruhestromprinzip bei einem Energieausfall<br />

den sicheren Zustand selbstständig annehmen und<br />

bei den zugelassenen Betriebsbedingungen (wie Vibration,<br />

Temperatur) beibehalten. Das ist für manche<br />

Komponenten nicht der Fall, weshalb diese für Sicherheitsfunktionen<br />

nicht geeignet sind. Eine weitere Voraussetzung<br />

ist die Einhaltung der vom Komponentenhersteller<br />

vorgegebenen Betriebsbedingungen.<br />

2 | Bestimmung der Lebensdauer: Dafür gibt es verschiedene<br />

Ansätze, die im nächsten Abschnitt dargestellt<br />

werden. Für Komponenten mit unbekannter<br />

Lebensdauer rechnet die Norm mit einem MTTF d<br />

von 10 Jahren.<br />

3 | Anteil der gefährlichen Ausfälle: Für Standard-Bauteile<br />

arbeitet man hier häufig mit dem pauschalen<br />

Ansatz der Norm ISO 13849 (die Hälfte der Ausfälle<br />

sind als gefahrbringende Ausfälle zu betrachten).<br />

Für spezielle Produkte (zum Beispiel Antriebe mit<br />

integrierten Sicherheitsfunktionen wie Rexroth IndraDrive<br />

mit Safety on Board) wird eine detaillierte<br />

Betrachtung aller Fehlermöglichkeiten mit FMEA<br />

oder FTA eingesetzt.<br />

4 | Berechnung des MTTF d für die gesamte Sicherheitsfunktion:<br />

Der MTTF d für die gesamte Sicherheitsfunktion<br />

wird gemäß ISO 13849 anhand des Parts-<br />

Count-Verfahrens berechnet.<br />

Diese Vorgehensweise wird für jede Sicherheitsfunktion<br />

wiederholt.<br />

Komponenten, die die Sicherheitsprinzipien nicht einhalten,<br />

werden trotz hoher Qualität und Zuverlässigkeit für eine<br />

Eingangsgröße:<br />

B 10<br />

h OP<br />

d OP<br />

T Zyklus<br />

Zyklenanzahl, bis 10 % der Ausfälle<br />

Mittlere Betriebszeit (Stunden/Tag)<br />

Mittlere Betriebszeit (Tagen/Jahr)<br />

Mittlere Zykluszeit (Sekunden)<br />

Ausgangsgröße:<br />

n OP<br />

B 10d<br />

T 10d<br />

Mittlere Anzahl jährlicher Betätigungen<br />

Zyklenanzahl bis 10 % der gefährlichen Ausfälle<br />

Mittlere Zeit bis 10 % der gefährlichen Ausfälle (a)<br />

MTTF d<br />

Mean Time To dangerous Failure (a)<br />

λ d<br />

gefährliche Ausfallrate<br />

Typische Vorgehensweise:<br />

B10 d<br />

= 2×<br />

B<br />

1. B 10d<br />

10<br />

2. n OP<br />

dOP<br />

× hOP<br />

×3600[]<br />

s<br />

h<br />

nOP<br />

=<br />

tZyklus<br />

3. MTTF d<br />

B<br />

d<br />

MTTFd<br />

=<br />

1 =<br />

10<br />

λd<br />

0,1×<br />

nOP<br />

Weitere Möglichkeit:<br />

4. T<br />

B10d<br />

10d T10 d<br />

=<br />

nOP<br />

5. λ d<br />

1 T10d<br />

B10d<br />

MTTFd<br />

= = =<br />

λd<br />

0,1 0,1×<br />

nOP<br />

BILD 4: Berechnung von MTTFd aus<br />

B10-Werten nach ISO 13849-1<br />

Anwendung in Sicherheitsfunktionen nicht zugelassen. Solche<br />

Komponenten besitzen Eigenschaften, die für normale<br />

Funktionen einer <strong>Steuerung</strong> notwendig sein können, aber<br />

die Sicherheit negativ beeinflussen (zum Beispiel Ventile mit<br />

negativer Überdeckung für die Regelungstechnik). Deswegen<br />

ist eine sorgfältige Bewertung der grundlegenden und<br />

bewährten Sicherheitsprinzipien unerlässlich.<br />

Hauptverantwortlich für die Einhaltung der grundlegenden<br />

und bewährten Sicherheitsprinzipien ist der Hersteller<br />

der Maschine. Jedoch müssen einige Prinzipien<br />

durch Komponentenhersteller bestätigt werden (wie Anwendung<br />

einer bewährten Feder). Andere Prinzipien müssen<br />

durch den Maschinenbetreiber beachtet werden (beispielsweise<br />

Vermeidung der Verunreinigung des Druckmediums),<br />

worüber er durch die Betriebsanleitung der<br />

Maschine informiert werden muss. Die Einhaltung der<br />

vom Komponentenhersteller vorgegebenen Betriebsbedingungen<br />

(Umgebungstemperatur, Fluidqualität, Wartungsempfehlungen<br />

wie zum Beispiel für Filter) ist eine Voraussetzung<br />

für die Gültigkeit der ermittelten Kennwerte<br />

(MTTF d , B 10 ), und sorgt auch für die maximale Ausnutzung<br />

der Komponente (optimale Verfügbarkeit).<br />

4. Ermittlung der Zuverlässigkeitskennwerte<br />

Je nach Technologie werden verschiedene Lebensdauerkennwerte<br />

(wie MTTF d oder B 10 ) durch den Komponentenhersteller<br />

bereitgestellt. Dabei handelt es sich um sta-<br />

34<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011


1. Voraussetzungen<br />

• grundlegende und bewährte Sicherheitsprinzipien (ISO 13849-2)<br />

• andere Normen (z. B. EN 982)<br />

• geeignete Betriebsbedingungen<br />

Parts-Count<br />

Elektronik-Komponente<br />

Bauteil 1<br />

MTTF<br />

2. Bestimmung der Lebensdauer<br />

• MTTFd aus Datenbasis<br />

Belastung (T): A<br />

gefährlich: 50 %<br />

λ FIT = x<br />

Datenbank<br />

ISO 13849<br />

(Anhang)<br />

Telecordia SN 29500<br />

(Siemens)<br />

• B10 aus Dauerversuchen<br />

• MTTF aus Felddaten<br />

HDBK 217<br />

(MIL USA)<br />

bei fehlender Angabe: MTTFd = 10 Jahre<br />

3. Anteil der gefährlichen Ausfälle<br />

• Pauschale Betrachtung<br />

MTTF d= 2 x MTTF<br />

B10d = B10<br />

ISO 13849-1:<br />

50 % Ausfälle sind gefährlich<br />

• Bestimmung mithilfe einer FMEA/FTA: z. B. für Elektronik<br />

Bauteil 2<br />

Belastung (T): A gefährlich: 50 %<br />

Bauteil 3<br />

Belastung (T): A gefährlich: 50 %<br />

Parts-Stress<br />

Elektronik-Komponente<br />

Bauteil 1<br />

λ FIT = y<br />

λ FIT = z<br />

MTTF d<br />

DC<br />

Telecordia<br />

SN 29500<br />

(Siemens)<br />

ISO 13849<br />

(Anhang)<br />

4. Berechnung des Gesamt-MTTFd<br />

• Parts-Count-Methode<br />

N<br />

1 1<br />

=<br />

Bezeichnung<br />

niedrig<br />

∑<br />

MTTF d i=<br />

1 MTTF d, i<br />

Bereich<br />

3 Jahre ≤ MTTFd < 10 Jahre<br />

Belastung (T): A<br />

Belastung (T): B<br />

gefährlich: 50 %<br />

Bauteil 2<br />

gefährlich: 0 %<br />

λ FIT = x<br />

λ FIT = y<br />

HDBK 217<br />

(MIL USA)<br />

Eigene<br />

Felddaten<br />

mittel<br />

10 Jahre ≤ MTTFd < 30 Jahre<br />

Bauteil 3<br />

hoch<br />

30 Jahre ≤ MTTFd < 100 Jahre<br />

Belastung (T): C<br />

gefährlich: 100 %<br />

λ FIT = z<br />

BILD 5: Vorgehensweise zur Ermittlung<br />

sicherheitstechnischer Kennwerte (MTTFd)<br />

BILD 6: MTTF-Berechnung mit Parts-Countoder<br />

Parts-Stress-Verfahren<br />

tistische Erwartungswerte, die stark von der Methode und<br />

von den Einsatzbedingungen abhängen. Grundsätzlich<br />

kann man die Methoden zur Ermittlung der Zuverlässigkeitskennwerte<br />

für die Funktionale Sicherheit nach drei<br />

Prinzipien einteilen [14]: Berechnung, Erprobung und<br />

Auswertung von Felddaten.<br />

4.1 Berechnungen der Lebensdauer<br />

elektronischer Bauteile<br />

Hierbei wird anhand der Lebensdauerkennwerte (MTTF<br />

oder FIT) von einzelnen Bauteilen die Zuverlässigkeit<br />

insbesondere von elektronischen Komponenten berechnet.<br />

Man unterscheidet hier zwei wesentliche Methoden<br />

(Bild 6):<br />

Parts-Count-Verfahren: Alle Bauteile werden auf der<br />

Grundlage gleicher allgemeiner Belastungen in der<br />

Berechnung berücksichtigt. MTTF d wird dann durch<br />

die pauschale Betrachtung, 50 % der Ausfälle sind<br />

gefahrbringend, ermittelt.<br />

Parts-Stress-Verfahren: Jedes einzelne Bauteil wird<br />

mit seiner lokalen Belastung (zum Beispiel Berücksichtigung<br />

der lokalen Verteilung der Temperatur und<br />

elektrischen Spannung) betrachtet. Mit Hilfe einer<br />

systematischen Fehleranalyse (wie FMEA) werden<br />

die potenziellen gefährlichen Ausfälle identifiziert<br />

und so der MTTF d und DC-Wert genauer ermittelt.<br />

Die Umgebungsbedingungen spielen hierbei eine wesentliche<br />

Rolle, wie Bauteiltemperatur, Vibration und Feuchtigkeit,<br />

weshalb man für kritische Anwendungen mit Korrekturfaktoren<br />

arbeitet. Für Sicherheitssteuerungen wird beispielsweise<br />

mit einer zusätzlichen Belastung von 15 °C über der Temperatur<br />

von Standard-Bauteilen gerechnet. Durch Simulationen<br />

und Vermessungen werden diese Faktoren präziser<br />

eingeschätzt. Eine weitere wichtige Einflussgröße ist die eingesetzte<br />

Datenbasis (zum Beispiel SN 29500, Telecordia oder<br />

MIL). Je nach eingesetzter Datenbasis können die berechneten<br />

Werte um mehr als 200 % variieren. Deshalb ist eine<br />

Validierung mit eigener Datenbasis aus Felddaten wichtig.<br />

Die ISO 13849 bietet auch pauschale MTTF d -Werte für Komponenten<br />

(wie 150 Jahre für hydraulische Ventile), wenn die<br />

Sicherheitsprinzipien sowie Produktnormen erfüllt sind.<br />

4.2 Erprobungen der Lebensdauer<br />

Durch Langzeitversuche kann man den Zuverlässigkeitskennwert<br />

B 10 bestimmen. Hier unterscheidet man zwei<br />

wesentliche Prüfstrategien:<br />

Prüfung bis zum Ausfall (End-Of-Life-Test): Die Prüflinge<br />

werden mit zyklischer Belastung so lange erprobt,<br />

bis die Mehrheit (zirka 70 %) der Prüflinge<br />

ausgefallen ist. Daraus wird eine Aussage über das<br />

Zuverlässigkeitsmaß unter festgelegter Betriebsbelastung<br />

abgeleitet.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011<br />

35


Hauptbeitrag<br />

Mindest-Zuverlässigkeitstest (Success-Run-Test): Die<br />

Prüflinge werden so lange erprobt, bis die Zuverlässigkeitsanforderungen<br />

erreicht wurden (ohne oder mit<br />

wenigen Ausfällen). Obwohl das tatsächliche Zuverlässigkeitsmaß<br />

nicht bestimmt wird, kann man einen<br />

Mindestwert (höher als der geforderte Wert) ableiten.<br />

In der Pneumatik arbeitet man häufig mit Prüfung bis<br />

zum Ausfall, wobei Prüfmethoden mit Versagenskriterien<br />

(wie Schaltzeit, Leckage, Schaltdruck) in der Norm<br />

ISO 19973-1 [8] beschrieben sind. Diese statistische Aussage<br />

hängt stark von Prüfbedingungen und -umfang ab.<br />

Wird ein Produkt mit dem maximal zugelassenen Betriebsdruck<br />

(zum Beispiel 10 Bar) erprobt, würde dieses<br />

bei einer Anwendung mit niedrigerem Druck (beispielsweise<br />

6 Bar) einen deutlich höheren B 10 -Wert im Feld aufweisen.<br />

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Berücksichtigung<br />

der Unsicherheiten durch die begrenzte Anzahl<br />

von Prüflingen. Dies geschieht durch die Berücksichtigung<br />

eines Vertrauensbereichs von 90 % (beziehungsweise.<br />

eines einseitigen Vertrauensbereichs von 95 %), wie es<br />

im VDMA-Einheitsblatt 24578 [15] festgelegt wurde. Der<br />

Vertrauensbereich steht für die statistische Aussagekraft<br />

der Auswertung sowie die Messunsicherheit für die Messtechnik.<br />

Bild 8 zeigt die Auswertung von Lebensdauerversuchen<br />

an pneumatischen Ventilen anhand einer<br />

Weibull-Verteilung.<br />

Hydraulische Systeme sind durch ihre hohe Zuverlässigkeit<br />

bekannt. Diese positive Eigenschaft hat einen<br />

Nebeneffekt: Die Erprobung würde zu lange dauern,<br />

wenn man diese bis zum Ausfall der Mehrheit der Prüflinge<br />

durchführen würde. Deshalb unterbricht man die<br />

Erprobung, wenn die Zuverlässigkeitsanforderungen erreicht<br />

wurden (Success-Run-Test) [9]. Um einen Mindestwert<br />

für die Zuverlässigkeit zu ermitteln, verwendet man<br />

Zuverlässigkeitsmodelle aus der Literatur (zum Beispiel<br />

Weibull-Kurven mit technologiespezifischen Parametern<br />

[14]). Hier wird ebenfalls ein Vertrauensbereich von 90 %<br />

berücksichtigt. Dadurch wird ein Mindestwert für die<br />

B 10 -Kenngröße (Bild 8) ermittelt, die im Feld übertroffen<br />

werden kann, wenn die zulässigen Einsatzbedingungen<br />

eingehalten werden. Deswegen spielen Prüfbedingungen<br />

und -umfang auch hier eine wichtige Rolle. Methoden<br />

zur Verkürzung der Erprobungsdauer mit verbesserten<br />

Aussagen über die Zuverlässigkeit von hydraulischen<br />

Komponenten sind aktuelle Forschungsthemen.<br />

4.3 Lebensdauerauswertungen von Felddaten<br />

Wenn eine ausreichend große Datenbasis über den Einsatz<br />

der Produkte im Feld vorhanden ist, lässt sich daraus der<br />

MTTF ableiten. Dieser Kennwert stellt eine Mittelung<br />

über alle Anwendungen im Feld dar. Die sorgfältige Er-<br />

Lebensdauerversuche einer pneumatischen Ventilfamilie<br />

• 14 Proben bei maximalen Belastungen (z. B. Druck = 10 bar)<br />

• bei Anwendungen mit niedrigen Belastungen: hohe Lebensdauer<br />

Lebensdauerversuche einer hydraulischen Ventilfamilie<br />

• 24 Proben bei maximalen Belastungen (z. B. Druck, Hub)<br />

• bei Anwendungen mit niedrigen Belastungen: hohe Lebensdauer<br />

99,00<br />

β<br />

6,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,6<br />

1,4<br />

1,2<br />

1,0<br />

0,9<br />

99,90<br />

β<br />

6,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,6<br />

1,4<br />

1,2<br />

1,0<br />

0,9<br />

0,8<br />

0,7<br />

0,6<br />

0,5<br />

90,00<br />

90,00<br />

Ausfallwahrscheinlichkeit, F(t)<br />

50,00<br />

10,00<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

η<br />

Ausfallwahrscheinlichkeit, F(t)<br />

50,00<br />

10,00<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

η<br />

5,00<br />

5,00<br />

<br />

1,00<br />

24<br />

Laufleistung in Mio. Zyklen<br />

Ausfallwahrscheinlichkeit 10 %<br />

Ziel B10 ≥ 20 Mio. Zyklen<br />

Ausgefallene Probe (1: 40 Mio.)<br />

Ausgefallene Probe (2: 40 Mio.)<br />

Ausgefallene Probe (8: 90 Mio.)<br />

<br />

<br />

Überlebende Probe<br />

(9–14 > 90 Mio.)<br />

Vertrauensbereich (90%)<br />

Ergebnis B10 ≅ 24 Mio. Zyklen im<br />

Vertrauensbereich<br />

MTTF im Vertrauensbereich<br />

10,00 100,00<br />

Anzahl von Zyklen [in Millionen]<br />

1,00<br />

1,00 10,00<br />

100,00<br />

Anzahl von Zyklen [in Millionen]<br />

<br />

β = 2,00<br />

Laufleistung in Mio. Zyklen<br />

Ausfallwahrscheinlichkeit 10%<br />

Ziel B10 ≥ 10 Mio. Zyklen<br />

Überlebende Probe (24 > 10 Mio.)<br />

Annahme (VDA Band 3, Teil 2):<br />

Weibull-Formparameter β = 2<br />

<br />

<br />

Ermittelte Weibull-Kurve mit<br />

Vertrauensbereich (90 %)<br />

Ergebnis B10 ≅ 10 Mio. Zyklen im<br />

Vertrauensbereich<br />

MTTF im Vertrauensbereich<br />

BILD 7: Auswertung von Lebensdauerversuchen<br />

einer pneumatischen Ventilfamilie<br />

BILD 8: Auswertung von Lebensdauerversuchen<br />

einer hydraulischen Ventilfamilie<br />

36<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011


fassung und Auswertung der Daten sind entscheidend für<br />

eine signifikante statistische Aussage. Für eine genauere<br />

Auswertung muss man die Betriebsdauer und die aufgetretenen<br />

Belastungen (Anzahl von Betätigungen, Umgebungsbedingungen<br />

und so weiter) für die ausgefallenen<br />

und überlebenden Einheiten berücksichtigen. Diese Messdaten<br />

sind selten vorhanden, weshalb man diese Einflussgröße<br />

so gut wie möglich abschätzen muss (beispielsweise<br />

durchschnittliche Betriebsdauer für industrielle Anlage<br />

von 4000 Stunden pro Jahr mit 16 Stunden pro Tag,<br />

5 Tagen pro Woche und 50 Wochen pro Jahr). Als Voraussetzung<br />

hierfür gilt eine gute Zusammenarbeit mit Kunden,<br />

um Informationen über Ausfälle möglichst auch<br />

außerhalb des Gewährleistungszeitraums zu bekommen,<br />

sowie eine detaillierte Untersuchung, um die Ausfallursache<br />

zu bewerten.<br />

Ausfälle, die durch Anwenderfehler verursacht werden<br />

(zum Beispiel Kollision bei einer Werkzeugmaschine),<br />

sagen nichts über die Zuverlässigkeit der Komponente<br />

bei den vorgesehenen Einsatzbedingungen aus. Andererseits<br />

würde eine unzureichende Erfassung von Felddaten<br />

eine zu optimistische Bewertung der<br />

Zuverlässigkeit verursachen. Wichtig für eine hochwertige<br />

Aufbereitung und Auswertung der Daten ist die Methodenkompetenz,<br />

um die Unsicherheit des Modells<br />

beispielsweise durch den Vertrauensbereich zu berücksichtigen<br />

(Bild 9).<br />

Auswertung von Felddaten einer hydraulischen Komponente<br />

• Beobachtung von ca. 25 000 Komponenten von 2004 bis 2009 bei<br />

verschiedenen Belastungen<br />

• Anwendungen mit extrem hohen Belastungen: niedrige Lebensdauer<br />

Ausfallwahrscheinlichkeit, F(t)<br />

99,00<br />

90,00<br />

50,00<br />

10,00<br />

5,00<br />

1,00<br />

0,50<br />

0,10<br />

0,05<br />

0,01<br />

5,00E-3<br />

1,00E-3<br />

<br />

β<br />

6,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,6<br />

1,2<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,7<br />

0,6<br />

<br />

0,5<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

1,00 10,00 100,00 1000,00 10000,00<br />

0,10 100000,00<br />

Betriebsstunden [h]<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

η<br />

<br />

5. Ausfallwahrscheinlichkeit einer<br />

Sicherheitsfunktion<br />

5.1 Zuverlässigkeitsmodell: Block-Diagramm<br />

Um die Ausfallwahrscheinlichkeit einer Sicherheitsfunktion<br />

zu berechnen, muss ein Modell der Zuverlässigkeit<br />

mittels Block-Diagramm (Bild 10) erstellt werden [11]. Diese<br />

Modellierung unterscheidet sich von den klassischen<br />

Zuverlässigkeitsmethoden in zwei Aspekten:<br />

Betrachtet wird nicht die Auswirkung eines Ausfalls<br />

auf die normale Funktion, sondern auf die Sicherheitsfunktion<br />

(sicherer Zustand).<br />

Nur sicherheitsbezogene Teile der <strong>Steuerung</strong> (SRP/<br />

CS) werden berücksichtigt. Mit SRP/CS sind die aktiven<br />

Teilen der <strong>Steuerung</strong> gemeint, das heißt Komponenten<br />

der <strong>Steuerung</strong>en, die eine gefährliche Situation<br />

erkennen (Eingang), daraus die geeigneten<br />

Reaktionen ableiten (Logik) und diese Maßnahmen<br />

zuverlässig umsetzen (Ausgang).<br />

Im Blockdiagramm der Zuverlässigkeit werden zwei Elemente<br />

miteinander in Serien verbunden, wenn der Ausfall von<br />

einem bereits zum Verlust der Funktion führt (Elemente sind<br />

voneinander abhängig). Häufig wird eine mechatronische<br />

Komponente in mehreren Elementen modelliert, um die Zuverlässigkeit<br />

besser zu ermitteln. Ein vorgesteuertes Ventil<br />

mit Onboard-Elektronik wird zum Beispiel in drei Elementen<br />

modelliert (Elektronik, Vorsteuer-Ventil und Haupt-Ventil).<br />

Wenn jedes dieser Elemente einen MTTF d von 150 Jahren<br />

aufwiese, dann würde man nach der ISO 13849 mit einem<br />

MTTF d von 50 Jahren für diese Komponente rechnen.<br />

Diese Methode basiert auf dem Parts-Count-Verfahren, in<br />

dem die Ausfallwahrscheinlichkeiten von mehreren Komponenten<br />

in einer Reihenschaltung (unter Annahme einer<br />

konstanten Ausfallrate) zusammen addiert werden:<br />

Prinzip des Parts-Count-Verfahren<br />

Im Blockdiagramm der Zuverlässigkeit werden zwei<br />

Elemente miteinander parallel verbunden, wenn nur der<br />

Ausfall von beiden zum Verlust der Funktion führt (Elemente<br />

sind zueinander redundant).<br />

Ein Beispiel dafür ist der unerwartete Anlauf einer horizontalen<br />

Linearachse, der durch das Antriebssystem sowie<br />

durch ein Bremssystem vermieden wird. Im Fall einer<br />

Parallelschaltung spricht die ISO 13849 von einer „Symmetrisierung<br />

der MTTF d für jeden Kanal“. Dabei werden<br />

unterschiedliche MTTF d -Werte aus zwei Kanälen in einen<br />

Wert umgerechnet, der für beide Kanäle gleich ist. Wenn<br />

beispielsweise ein Kanal die MTTF d,C1 = 3 Jahre hat und<br />

der andere Kanal eine MTTF d,C2 = 100 Jahre, dann ist das<br />

Ergebnis MTTF d = 66 Jahre für jeden Kanal.<br />

Laufleistung in Betriebstunden<br />

Ausfallwahrscheinlichkeit 10 %<br />

Ausgefallene Probe (1: 250 h)<br />

Ausfall mit Zeitverschiebung<br />

Ausgefallene Probe (2: 450 h)<br />

Ausgefallene Probe (n: 15 075 h)<br />

Überlebende Probe<br />

(9–14 > 90 Mio.)<br />

Vertrauensbereich (90%)<br />

Ergebnis B10 ≅ 15 500 h im<br />

Vertrauensbereich<br />

MTTF im Vertrauensbereich<br />

BILD 9: Beispiel einer Auswertung von Felddaten<br />

hydraulischer Komponenten<br />

5.2 Bedeutung der MTTF d für die Sicherheitsfunktion<br />

Anhand der Beispiele im Bild 11 wird die Bedeutung der<br />

MTTF d für die Sicherheitsfunktion näher erläutert. Eine<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011<br />

37


Hauptbeitrag<br />

100%<br />

90%<br />

BILD 10: Zuverlässigkeitsblockdiagramme<br />

für die funktionale Sicherheit<br />

Sicherheitsblockdiagramm<br />

Sicherheitstechnische<br />

Analyse der Schaltung<br />

Sicherheitstechnische<br />

Modellierung der<br />

Schaltung<br />

im Blockdiagramm<br />

F1<br />

K1<br />

1V3<br />

1V5<br />

1S3<br />

1V4<br />

Ausfallwahrscheinlichkeit [%]<br />

80%<br />

70%<br />

63%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

18%<br />

10%<br />

0%<br />

MTTF d<br />

T M<br />

0 5 10 15 20 25 30<br />

Gebrauchsdauer der Maschine [Jahre]<br />

MTTF d = 3 Jahre MTTF d = 10 Jahre MTTF d = 30 Jahre MTTF d = 100 Jahre<br />

MTTFd = ca. 63 % gefährliche Ausfälle<br />

MTTFd = 10 Jahre<br />

Sicherheitsfunktion ist bei 63 % der Maschinen nach<br />

10 Jahren ausgefallen!<br />

Quelle: BIA-Report 02/2008<br />

Was muss betrachtet werden?<br />

Wie gehen diese Elemente<br />

im Modell ein?<br />

Leitfaden:<br />

10 Schritte zum PL!<br />

Gebrauchsdauer der Maschine (TM): 20 Jahre (ISO 13849)<br />

MTTFd = 100 JahreÞ<br />

Sicherheitsfunktion ist bei 18 % der Maschinen nach<br />

20 Jahren ausgefallen!<br />

BILD 11: Bedeutung der MTTF d für die<br />

Verfügbarkeit der Sicherheitsfunktion<br />

Die richtigen Kennwerte für unterschiedliche Technologien<br />

Hydraulische<br />

Komponenten<br />

Pneumatische<br />

Komponenten<br />

Hydraulische<br />

Subsysteme<br />

Elektronische<br />

Subsysteme<br />

BILD 12:<br />

Kennwerte der<br />

funktionalen<br />

Sicherheit für<br />

mehrere<br />

Technologien<br />

Lieferant:<br />

• MTTF d<br />

Maschinenhersteller:<br />

• Kategorie<br />

• DC<br />

• CCF<br />

• PL des Systems<br />

Lieferant:<br />

• B 10<br />

Maschinenhersteller:<br />

• Kategorie<br />

• DC<br />

• CCF<br />

• PL des Systems<br />

Lieferant:<br />

• PL Kategorie<br />

• (Ventil: MTTF d<br />

)<br />

Maschinenhersteller:<br />

• DC<br />

• CCF<br />

• PL des Systems<br />

Lieferant:<br />

(zertifiziertes Produkt)<br />

• PL (PFH d<br />

)<br />

• Kategorie<br />

Maschinenhersteller:<br />

• PL des Systems<br />

(durch Addition der<br />

PFH d<br />

-Werte)<br />

MTTF d = 10 Jahren für eine einkanalige Sicherheitsfunktion<br />

(das heißt ohne redundante Komponente) bedeutet,<br />

dass mindestens eine Komponente dieser Funktion in etwa<br />

63 % der Maschinen bereits nach einer Nutzung von<br />

10 Jahren gefährlich ausfallen kann. In der ISO 13849 wird<br />

aber eine Gebrauchsdauer (T M ) der Maschine von 20 Jahren<br />

vorausgesetzt. Wenn diese Sicherheitsfunktion verbessert<br />

wird, so dass ein MTTF d von 100 Jahren erreicht wird,<br />

dann würde sie immer noch in 18 % der Maschinen nach<br />

dieser Gebrauchsdauer von 20 Jahren nicht mehr verfügbar<br />

sein (gefährlich ausfallen). Aus diesem Grund verlangt die<br />

ISO 13849 den Einsatz redundanter Systeme für Sicherheitsfunktionen<br />

mit hohem Risiko (PL r = „d“ oder „e“).<br />

5.3 Berechnung der gefahrbringenden<br />

Ausfallwahrscheinlichkeit (PFH d )<br />

Mit dem MTTF d pro Kanal der Sicherheitsfunktion muss<br />

man noch den Grad der Diagnose (DC) bestimmen und<br />

weitere Anforderungen der Kategorien erfüllen (zum Beispiel<br />

Common Cause Failure, CCF), um die Wahrschein-<br />

38<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011


lichkeit eines gefährlichen Ausfalls pro Betriebstunden<br />

(PFH d ) nach ISO 13849 zu bestimmen. Der Zusammenhang<br />

zwischen diesen Faktoren und die PHFd mit dazugehörigem<br />

PL-Wert der Sicherheitsfunktion ist im<br />

Anhang K der ISO 13849-1 dargestellt. Für diese Berechnungen<br />

wird die Software Sistema [13] vom IFA (Institut<br />

für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung)<br />

durch den VDMA (Verband Deutscher Maschinen-<br />

und Anlagenbau e.V.) empfohlen.<br />

6. Beispiel von sicherheitstechnischen<br />

Kennwerten<br />

Je nach Technologie werden verschiedene Lebensdauerkennwerte<br />

durch den Lieferanten bereitgestellt wie etwa<br />

MTTF d für hydraulische oder B 10 für pneumatische Komponenten<br />

sowie PL beziehungsweise PFH d für elektronische<br />

Subsysteme. Für einfache Komponenten werden<br />

meisten nur MTTF d oder B 10 genannt.<br />

Für Subsysteme mit integrierten Sicherheitsfunktionen<br />

können die PFH d (PL oder SIL) im Voraus ermittelt<br />

werden. In diesem Fall müssen lediglich die PFH d aller<br />

Subsysteme miteinander addiert werden, um die PL der<br />

Sicherheitsfunktion zu bestimmen. Aus diesem Grund<br />

werden zertifizierte <strong>Steuerung</strong>ssysteme für die funktionale<br />

Sicherheit bevorzugt, da sie die Umsetzung und<br />

Validierung von Sicherheitsfunktionen für die Hersteller<br />

von Maschinen und Anlagen erleichtern. Bild 12 zeigt<br />

einen Überblick der Kennwerte für verschiedene Technologien.<br />

7. Fazit<br />

Die ISO 13849 führt eine wichtige Vorgehensweise zur<br />

Gestaltung von sicherheitsrelevanten <strong>Steuerung</strong>en ein.<br />

Die statistischen Ansätze fordern eine völlig neue Denkweise<br />

des Maschinenkonstrukteurs: Das Zusammen-<br />

spiel von verschiedenen Komponenten einer <strong>Steuerung</strong><br />

wird unter den Gesichtspunkten der Sicherheit und der<br />

Zuverlässigkeit betrachtet. Die Berechnungsmethoden<br />

der ISO 13849 setzen allerdings voraus, dass die<br />

Komponenten der <strong>Steuerung</strong>en die Konstruktionsprinzipien<br />

erfüllen und dass ihre Zuverlässigkeitskennwerte<br />

(MTTF d , B 10 ) sorgfältig ermittelt werden. Diese statistischen<br />

Kennwerte hängen stark von der Methode und<br />

Einsatzbedingungen ab. Alle Berechnungen sind wertlos,<br />

wenn diese Bedingungen (zum Beispiel Fluidqualität)<br />

nicht eingehalten werden. Nur für pneumatische<br />

<strong>Steuerung</strong>en gibt es eine Vereinbarung der Komponentenhersteller<br />

über die Ermittlung dieser Werte. Dadurch<br />

bleibt für die Anwender der Norm noch die sorgfältige<br />

Auswahl der Komponenten, damit nicht „Äpfel mit Birnen“<br />

verglichen werden.<br />

Manuskripteingang<br />

27.08.2010<br />

Autor<br />

Bosch Rexroth AG,<br />

Bahnhofplatz 2, D-97070 Würzburg,<br />

Tel. +49 (0) 93 52 18 16 97,<br />

E-Mail: Alexandre.Orth@boschrexroth.de<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

Dr.-Ing. Alexandre Orth (geb. 1978)<br />

leitet bei der Bosch Rexroth AG, Lohr, die<br />

Gruppe Produktsicherheit, -haftung und<br />

-zuverlässigkeit in der Zentralabteilung<br />

Qualitätsmanagement und -methoden.<br />

Er ist Mitglied mehrerer Arbeitskreise beim<br />

VDMA und ZVEI zum Thema funktionale<br />

Sicherheit und Zuverlässigkeit.<br />

Referenzen<br />

[1] DIN EN 13306:2001: Begriffe der Instandhaltung<br />

- Maintenance Terminology<br />

[2] DIN EN IEC 62061:2005: Sicherheit von<br />

Maschinen - Funktionale Sicherheit sicherheitsbezogener<br />

elektrischer, elektronischer<br />

und programmierbarer elektronischer<br />

<strong>Steuerung</strong>ssysteme (IEC 62061:2005)<br />

[3] DIN EN ISO 12100:2009 „Sicherheit von<br />

Maschinen – Allgemeine Gestaltungsleitsätze,<br />

Risikobeurteilung und Risikominderung“<br />

(ISO/DIS 12100:2009)<br />

[4] DIN EN ISO 13849-1:2008: Sicherheit von<br />

Maschinen – Sicherheitsbezogene Teile von<br />

<strong>Steuerung</strong>en – Teil 1: Allgemeine Gestaltungsleitsätze<br />

[5] DIN EN ISO 14121-1:2007: Sicherheit von<br />

Maschinen – Risikobeurteilung – Teil 1:<br />

Leitsätze<br />

[6] DIN EN ISO 4413:2008: Fluidtechnik<br />

- Allgemeine Regeln und sicherheitstechnische<br />

Anforderungen an Hydraulikanlagen<br />

und deren Bauteile (Nachfolger der EN 982)<br />

[7] DIN EN ISO 4414:2008: Fluidtechnik<br />

- Allgemeine Regeln und sicherheitstechnische<br />

Anforderungen an Pneumatikanlagen<br />

und deren Bauteile (Nachfolger der EN 983)<br />

[8] ISO/FDIS 19973-1:2007: Pneumatic fluid<br />

power - Assessment of component<br />

reliability by testing - Part 1: General<br />

procedures<br />

[9] ISO/TR 19972-1:2007: Hydraulic fluid power<br />

- Methods to assess the reliability of<br />

hydraulic components - Part 1: General<br />

procedures and calculation method<br />

[10] Laprie, J.-C.: Dependable Computing<br />

and Fault Tolerance: Concepts and<br />

Terminology. In: Fault-Tolerant<br />

Computing, pp. 2-11<br />

[11] Leitfaden „10 Schritte zum Performance<br />

Level“, Bosch Rexroth AG, at: www.<br />

boschrexroth.com/MASCHINENSICHERHEIT<br />

[12] Orth, A.; Barg, J.: „Zuverlässigkeit<br />

gefordert - Neue Norm zur Sicherheit von<br />

Maschinensteuerungen“. In: Qualität und<br />

Zuverlässigkeit (QZ), Carl Hanser Verlag,<br />

München, Jahrgang 54, 11, 2009, S. 36-38<br />

[13] Software SISTEMA, at:<br />

http://www.dguv.de/ifa/13849<br />

[14] VDA Band 3 Teil 2: Zuverlässigkeits-<br />

Methoden und –Hilfsmittel<br />

[15] VDMA-Einheitsblatt 24578:2009: „Fluidtechnik<br />

- Umsetzung der DIN EN ISO 13849<br />

- Anforderungen an Pneumatikhersteller<br />

und –anwender“, VDMA<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011<br />

39


hauptbeitrag<br />

Neue Asset-Management-<br />

Konzepte bei Stellventilen<br />

Diagnose von intelligenten Stellgeräten<br />

Stellgeräte wie Stellventile sind komplexe Feldgeräte in prozessautomatisierten, verfahrenstechnischen<br />

Anlagen. Neben ihrer Hauptaufgabe, dem Verändern von Stoffströmen,<br />

erfüllen sie zunehmend Diagnose- und Asset-Management-Funktionen. Voraussetzung<br />

dafür ist, dass alle Komponenten des Stellgeräts sorgfältig aufeinander abgestimmt und<br />

hinsichtlich des Einsatzbereichs optimal ausgewählt sind. Sie bilden so einen entscheidenden<br />

Baustein zum übergeordneten Plant Asset Management (PAM). Im Beitrag werden<br />

Verbesserungsmöglichkeiten am Beispiel von Stellventilen aufgezeigt.<br />

SCHLAGWÖRTER Stellgeräte / Main Valve Vendor / Digitale Stellungsregler / Diagnose /<br />

Asset Management / Effizienz<br />

New Asset Management Concepts for Control Valves –<br />

Diagnosis of smart control actuators<br />

Final controlling devices like control valves are complex field devices in process plants.<br />

Apart form their main task, controlling of material flow, they are more and more involved<br />

in diagnosis and Asset Management tasks. All components have to be optimaly tuned and<br />

selected to fullfill the requirements of the application. In this way, they build an important<br />

block of the superior Plant Asset Management (PAM). In the paper, improvements are<br />

demonstrated using the example of control valves.<br />

KEYWORDS Control valves / Main Valve Vendor / Digital positioners / Diagnosis /<br />

Asset Management / Efficiency<br />

40<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011


Jörg Kiesbauer, Stefan Erben, Dirk Hoffmann, Samson AG<br />

Neben der Hauptaufgabe eines Stellungsreglers,<br />

der schnellen und genauen Regelung eines Stellgeräts,<br />

werden immer mehr die Asset-Management-Funktionen<br />

für den Anwender wichtig.<br />

Bisher stand dabei hauptsächlich die Diagnose<br />

des Stellungsreglers selbst und der grundsätzlichen Funktion<br />

des Ventils im Vordergrund, wie zum Beispiel die Überwachung<br />

des Nullpunktes oder des internen Regelkreises.<br />

Zunehmend wird die Beobachtung aller Komponenten des<br />

kompletten Stellgerätes und seiner direkten Umgebung bedeutend.<br />

Diese Anforderungen sind unter anderem in der<br />

Namur-Empfehlung NE 107 [2] festgelegt (Bild 1).<br />

Asset Management-Funktionen moderner Stellgeräte<br />

gehen über die Erfassung des Zustandes des Stellungsreglers,<br />

des Ventils und des Antriebs hinaus. Genauso<br />

wichtig sind die Dokumentation des Aufbaus und die<br />

Erfassung der Performance des gesamten Stellgeräts. So<br />

können Informationen aus der Auslegung des Stellgeräts<br />

oder über spezielle Gegebenheiten – wie zusätzliche Anbauteile<br />

oder Verrohrungen – bereits bei der Auslieferung<br />

des kompletten Stellgeräts im Stellungsregler abgelegt<br />

werden. Sie stehen dann für spätere Serviceaktivitäten<br />

zur Verfügung. Zur Erfassung der Performance des<br />

gesamten Stellgeräts kann der Stellungsregler diese Informationen<br />

mit internen Signalen und Prozesswerten<br />

verknüpfen und so eine detaillierte Zustandserkennung<br />

des gesamten Stellgeräts ermöglichen.<br />

1. Erweiterte Diagnose und Überwachung<br />

Seit einiger Zeit werden auch Drucksensoren eingesetzt,<br />

um eine ausreichende Versorgung des Antriebs oder die<br />

Funktion des Stellungsreglers und des Antriebs zu überwachen.<br />

Mit den heute verfügbaren Drucksensoren bei<br />

entsprechender Auflösung und Langzeitstabilität (auch<br />

im harten Anlagenumfeld) ist eine so feine on-board-Erfassung<br />

des Versorgungs- und des Stelldruckes möglich,<br />

dass sich Aussagen über die Verfügbarkeit und Performance<br />

des Stellgeräts treffen lassen, die weit über einfache<br />

Aussagen über die Druck-Signale hinausgehen.<br />

Möglich ist die Ableitung umfassender KPI (Key Performance<br />

Indicator) bezüglich Wartung und Service,<br />

statischer und dynamischer Performance bezogen auf<br />

die Regelung sowie die Performance der einzelnen Komponenten<br />

des Stellgeräts (Bild 2).<br />

Darüber hinaus ermöglicht der Einsatz zusätzlicher<br />

Sensorik, wie Sensoren zum Erfassen des Körperschalls,<br />

die Erkennung von inneren Leckagen in Stellventilen.<br />

Ein weiteres Feld ist die Anwendung für Auf-/Zu-Armaturen.<br />

Durch für diese Anwendungsart angepasste<br />

Diagnosefunktionen können auch hier detaillierte Informationen<br />

über den Zustand der Armaturen ermittelt werden.<br />

Als Beispiel genannt seien die Überwachung von<br />

Losbrech- und Laufzeiten zur Erkennung von Reibung<br />

und Verschleiß sowie statistische Auswertungen (Bild 3).<br />

Stand der Technik ist inzwischen auch, Stellungsregler<br />

in einem besonderen Segment der Auf-/Zu-Armaturen<br />

einzusetzen. Armaturen in sicherheitsgerichteten Kreisen<br />

können mit dem Partial Stroke-Verfahren im laufenden<br />

Betrieb getestet werden (Bild 3). VDI 2180, Beiblatt 5 [3],<br />

gibt hierzu erstmals einen normativen Hintergrund. Der<br />

übergeordnete Aspekt ist die Unterstützung des gesamten<br />

„Safety Lifecycle“ durch intelligente Automatisierung.<br />

Mit Hilfe von Applikationen wie zum Beispiel dem PST<br />

Scheduler (Bild 4) kann für alle relevanten Stellgeräte,<br />

die mit einem entsprechenden Stellungsregler ausgerüstet<br />

sind, anlagenweit der Partial-Stroke-Test verwaltet,<br />

gesteuert und die Testergebnisse archiviert werden.<br />

2. Übergreifende Auswertung<br />

Aus der anlagenweiten Auswertung der Zustandsinformationen<br />

der Stellgeräte ergeben sich weitere Möglichkeiten, wenn<br />

sie mit Auslegungs- und Serviceinformationen sowie Prozessdaten<br />

aus der Umgebung der Stellgeräte, wie zum Beispiel<br />

Drücken oder Temperaturen, verknüpft werden. Wenn diese<br />

Daten in einer anlagenweiten Datenbank den Messstellen zugeordnet<br />

gesammelt werden, ergeben sich über geeignete Analyse-<br />

und Reporting-Funktionen noch weitergehende Aussagen<br />

über den Zustand und die Performance der Stellgeräte und<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011<br />

41


Hauptbeitrag<br />

damit auch über die Anlage selbst (Bild 5). Voraussetzung<br />

dafür ist das Zusammenspiel von Prozesswissen des Betreibers<br />

und Stellgeräte-Know-how des Lieferanten.<br />

Als Ergebnis dieser Auswertung ist es möglich, die Stellgeräte<br />

noch besser auf ihre Einsatzfälle zu optimieren. Der<br />

Betreiber erhält zudem Informationen, die es ihm erlauben,<br />

die Regelungskonzepte seiner Anlage zu verbessern und<br />

somit die Gesamteffizienz zu steigern. Darüber hinaus ergibt<br />

sich eine belastbare Grundlage für die optimierte Planung<br />

von Serviceplänen für die Stellgeräte. Somit wird neben der<br />

Gesamteffizienz auch die Verfügbarkeit der Anlage weiter<br />

erhöht. Dies ergibt einen weiteren entscheidenden Baustein<br />

zum übergeordneten Plant Asset Management.<br />

Voraussetzung für die Nutzung dieser Möglichkeiten ist<br />

jedoch die nahtlose Integration der Stellgeräte in das Leit- und<br />

Plant-Asset-Management-System des Betreibers. Mit Methoden<br />

wie EDDL und FDT/DTM ist das weitgehend möglich [4].<br />

Handlungsbedarf besteht hier allerdings noch seitens der<br />

Systeme. Benötigt wird eine Möglichkeit, Daten einer größeren<br />

Anzahl von Messstellen automatisiert zeitgesteuert<br />

auszulesen und in einer standardisierten Form (zum Beispiel<br />

xml, csv, xls) zur Verfügung zu stellen. Dies ist zurzeit nur<br />

mit manuellem Aufwand durch den Anwender möglich.<br />

Eine Verbesserung ist hier erst mittelfristig zu erwarten.<br />

3. Neue Möglichkeiten<br />

Weitere Anwendungsmöglichkeiten ergeben sich aus der<br />

Verknüpfung von Ventildaten und der integrierten Druck-<br />

BILD 1:<br />

Status des Stellgeräts<br />

gemäß NE 107<br />

BILD 2: Stellgeräte KPI<br />

BILD 3: Auf-/Zu-Diagnose, Partial Stroke-Test<br />

BILD 4: PST Scheduler<br />

BILD 5: Datenbankbasierte<br />

Analyseund<br />

Reporting-<br />

Funktionen<br />

42<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011


messung des Stelldrucks zum Antrieb. Auf Basis eines patentierten<br />

Verfahrens ist es mit der Kenntnis der Verhältnisse<br />

um das Ventil mit Hilfe moderner Stellungsregler<br />

ohne weitere externe Sensorik möglich, den Differenzdruck<br />

am Ventil und dadurch den Durchfluss durch das<br />

Ventil abzuschätzen und dem Leitsystem beispielsweise<br />

mittels einer digitalen Kommunikationsanbindung zur Verfügung<br />

zu stellen. In einem weiteren Schritt können durch<br />

ein On-Board Monitoring KPI zur Energieeffizienz des Stellgeräts<br />

ermittelt werden. Diese bewerten zum einen das<br />

pneumatische System durch Überwachung der pneumatischen<br />

Leckage. In Verbindung mit der Erfassung der Zahl<br />

der Ventilbewegungen und der Größe der Bewegungszyklen<br />

wird die Bewertung und Optimierung des Luftverbrauchs<br />

sowie des überlagerten Prozessregelkreises ermöglicht.<br />

Durch die integrierte Erfassung des mittleren Arbeitsbereichs<br />

des Ventils und durch die oben erwähnte Abschätzung<br />

von Volumenstrom und Druckdifferenz kann ein<br />

mögliches Energieeinsparungspotenzial ermittelt werden.<br />

Zusammenfassung<br />

Durch die Dokumentation im Stellungsregler sind alle Informationen<br />

des Stellgerätes jederzeit verfügbar im Asset-<br />

Management-System und stehen somit für spätere Serviceaktivitäten<br />

zur Verfügung. Der Stellungsregler als die<br />

Schnittstelle und das Gehirn des Stellgeräts beobachtet alle<br />

Komponenten des kompletten Stellgerätes und seiner direkten<br />

Umgebung. Er erfasst dadurch die Performance des<br />

Stellgeräts und ermittelt KPI für die einzelnen Komponenten<br />

und die Gesamtperformance. Basierend auf diesen Indikatoren<br />

sind neben einer besseren Planung von Serviceaktivitäten<br />

eine bessere Optimierung der Stellgeräte auf<br />

ihren Einsatzfall sowie Informationen zur Optimierung<br />

der Regelungskonzepte der Anlage möglich. Zudem ist<br />

künftig die Ermittlung von KPI zur Energieeffizienz möglich.<br />

Dadurch werden mögliche Energieeinsparungspotenziale<br />

gefunden. Stellungsregler mit neuen Asset-Management-Funktionen<br />

stellen somit einen wichtigen Beitrag zur<br />

Steigerung der Gesamteffizienz der Anlage dar.<br />

Referenzen<br />

Manuskripteingang<br />

28.06.2010<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

[1] VDI/VDE 2651: Plant Asset Management<br />

[2] Namur Empfehlung NE 107: Selbstüberwachung und<br />

Diagnose von Feldgeräten<br />

[3] VDI/VDE 2180, Blatt 5: Sicherung von Anlagen der<br />

Verfahrenstechnik mit Mitteln der Prozessleittechnik (PLT)<br />

– Empfehlungen zur Umsetzung in die Praxis<br />

[4] Kiesbauer, J., Erben, S.: Integration kommunikationsfähiger<br />

Stellgeräte in Leitsysteme Vortrag Automation 2008,<br />

<strong>atp</strong> – Automatisierungstechnische Praxis, Heft 8, 2008<br />

[5] Kiesbauer, J.: Neues integriertes Diagnosekonzept bei<br />

digitalen Stellungsreglern<br />

<strong>atp</strong> – Automatisierungstechnische Praxis, Heft 4, 2004<br />

[6] Namur Empfehlung NE 91: Anforderungen an Systeme für<br />

anlagennahes Asset Management<br />

Autoren<br />

Dr.-Ing. Jörg Kiesbauer<br />

(geb. 1960) ist Mitglied des<br />

Vorstandes Forschung und<br />

Entwicklung der Samson<br />

AG, Mess- und Regeltechnik,<br />

Frankfurt/Main.<br />

Samson AG,<br />

Abt. E8, Weismüllerstraße 3,<br />

D-60314 Frankfurt am Main,<br />

Tel. +49 (0) 69 40 09 13 00,<br />

E-Mail: drjkiesbauer@samson-ag.com<br />

Dipl.-Ing. Stefan Erben<br />

(geb. 1964) leitet die Entwicklung<br />

Elektronik<br />

Industrie der Samson AG,<br />

Mess- und Regeltechnik,<br />

Frankfurt/Main. Seine<br />

Hauptarbeitsfelder umfassen<br />

die Forschung und<br />

Entwicklung auf dem Gebiet<br />

der intelligenten Feldgeräte sowie der elektronischen<br />

Prozessregler für den industriellen<br />

Einsatz, die Integration dieser Geräte in offene<br />

Systeme sowie die Mitarbeit in Gremien<br />

verschiedener herstellerunabhängiger Organisationen<br />

(Profibus Nutzerorganisation,<br />

Fieldbus Foundation, Hart Communication<br />

Foundation, FDT-Group).<br />

Samson AG,<br />

Abt. E8, Weismüllerstraße 3,<br />

D-60314 Frankfurt am Main,<br />

Tel. +49 (0) 69 40 09 11 20,<br />

E-Mail: serben@samson.de<br />

Dipl.-Phys. Dirk Hoffmann<br />

(geb. 1962) startete<br />

1989 seine berufliche<br />

Karriere als Entwicklungsingenieur<br />

in der Abteilung<br />

Grundlagenentwicklung bei<br />

der Samson AG Frankfurt/<br />

Main. Nach einem Aufenthalt<br />

in Südamerika von<br />

2001 bis 2007 im Technischen Support arbeitet<br />

er seit 2007 wieder in Frankfurt in der Entwicklungs-Abteilung<br />

Anwendungstechnik. Er<br />

ist Mitarbeiter des VDI/VDE-GMA-Gremiums<br />

„Plant Asset Management“.<br />

Samson AG,<br />

Abt. E99, Weismüllerstraße 3,<br />

D-60314 Frankfurt am Main,<br />

Tel. +49 (0) 69 40 09 21 77,<br />

E-Mail: dhoffmann@samson.de<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011<br />

43


hauptbeitrag<br />

Verlässlichkeitsanforderungen<br />

in der Prozess- und<br />

Ressourcenbeschreibung<br />

Kombination von VDI/VDE 3682 und IEC 62424 (CAEX)<br />

Die Verlässlichkeit von Fertigungsprozessen lässt sich schnell, effizient und entwurfsbegleitend<br />

unter Verwendung geeigneter Modelle für Produkte, Fertigungsprozesse und<br />

Anlagenressourcen analysieren. Das objektorientierte und hierarchische Datenaustauschformat<br />

CAEX (entsprechend IEC 62424) und formale Prozessbeschreibungen (nach VDI/<br />

VDE-Richtlinie 3682) sind die Kernelemente des Verfahrens. Der Beitrag erläutert das<br />

Konzept durchgehend an den Größen Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit und demonstriert<br />

es an einer Versuchsanlage.<br />

SCHLAGWÖRTER Nicht-funktionale Anforderungen / Durchgängiges Engineering /<br />

Verlässlichkeit / Verfügbarkeit / Zuverlässigkeit<br />

Dependability Requirements Based on Process and Resource Descriptions –<br />

Combination of VDI/VDE 3682 and IEC 62424 (CAEX)<br />

The dependability of manufacturing processes by means of suitable models for products,<br />

production processes, and manufacturing resources can be analyzed quickly, efficiently<br />

and parallel to the design process. The complete description is based on the object-oriented<br />

and hierarchical engineering exchange language CAEX (according to IEC 62424) on<br />

the one hand, and on formal process descriptions (according to VDI/VDE guideline 3682)<br />

on the other hand. The concept is explained based on the parameters reliability and availability<br />

and demonstrated using a test facility as an example.<br />

KEYWORDS Non-functional requirements / integrated engineering / dependability /<br />

availability / reliability<br />

44<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011


Bernd Opgenoorth, Jan H. Richter, Thomas Grosch, Siemens AG;<br />

David Wolff, Alexander Fay, Helmut-Schmidt-Universität, Hamburg<br />

Ausgangspunkt für den <strong>Entwurf</strong> von automatisierungstechnischen<br />

Systemen sind die funktionalen<br />

Anforderungen an das automatisierte<br />

System. Im <strong>Entwurf</strong> sind darüber hinaus<br />

nicht-funktionale Anforderungen zu berücksichtigen.<br />

Zu diesen nicht-funktionalen Anforderungen<br />

zählen unter anderem die Anforderungen hinsichtlich<br />

Zuverlässigkeit (reliability), Wartbarkeit (maintainability),<br />

und Verfügbarkeit (availability), die unter dem<br />

Begriff dependability zusammengefasst werden [1], [2],<br />

der hier – wie meist üblich – mit Verlässlichkeit übersetzt<br />

wird. Weiter gefasst beinhaltet die Verlässlichkeit<br />

auch funktionale Sicherheit (safety) und Datensicherheit<br />

(security) [1]. Oftmals wird im Engineering-Ablauf<br />

ein <strong>Entwurf</strong> erstellt, der sich primär an den funktionalen<br />

Anforderungen orientiert, und dieser <strong>Entwurf</strong> wird<br />

anschließend dahingehend überprüft, ob auch die<br />

nicht-funktionalen Anforderungen erfüllt werden. Die<br />

dann erforderlichen iterativen Korrekturen führen zu<br />

erhöhtem Zeit- und Ressourcenaufwand und zu einer<br />

nicht optimalen (Unter- oder Über-)Erfüllung der nichtfunktionalen<br />

Anforderungen.<br />

Für einen effektiven und effizienten Engineering-<br />

Ablauf müssen auch die nicht-funktionalen Anforderungen<br />

bereits entwurfsbegleitend systematisch berücksichtigt<br />

werden, damit der Ingenieur jederzeit die Auswirkungen<br />

seiner <strong>Entwurf</strong>sentscheidungen auf die nichtfunktionalen<br />

Anforderungen erkennen kann [6].<br />

Dafür sind Modelle erforderlich, die es ermöglichen,<br />

sowohl Anforderungen an die Funktion als auch Zusicherungen<br />

hinsichtlich der Verlässlichkeit zusammen<br />

mit anderen Engineering-Informationen abzubilden. Diese<br />

Modelle müssen hinreichend ausdrucksstark und<br />

umfassend sein und Produkte, Fertigungsprozesse und<br />

Fertigungsressourcen gleichermaßen einschließen. Die<br />

derartige Modellierung von Verlässlichkeits-Anforderungen<br />

an den Beispielen der Verfügbarkeit für reparable<br />

Systeme und anhand der Zuverlässigkeit ist Gegenstand<br />

dieses Beitrags, siehe Bild 1. Erweiterungen zur<br />

reinen Wartbarkeitsanalyse sind leicht möglich, weil die<br />

Wartbarkeit ein Bestandteil der Verfügbarkeit ist.<br />

1. Modellierung der Verfügbarkeit:<br />

Anforderungen<br />

1.1 Zuverlässigkeit, Wartbarkeit und Verfügbarkeit<br />

In diesem Abschnitt werden die Zusammenhänge zwischen<br />

den Begriffen Zuverlässigkeit, Wartbarkeit und<br />

Verlässlichkeit für reparable Systeme zusammengefasst<br />

[3]. Diese Begriffe sind sämtlich statistisch zu verstehen<br />

und beziehen sich auf ein gegebenes System, das<br />

im Kontext dieses Beitrags eine Anlagenressource, eine<br />

komplexe Anlage oder auch ein Fertigungsprozess oder<br />

Teilprozess sein kann.<br />

Grundlage aller Begriffe ist die Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

R(t), eine zeitabhängige Funktion, die<br />

ausgehend von Zeitpunkt Null zum Zeitpunkt t die<br />

Wahrscheinlichkeit dafür angibt, dass das System noch<br />

intakt ist und seine Funktion erfüllen kann:<br />

cc<br />

(1),<br />

wobei λ(t) die im Allgemeinen zeitabhängige Ausfallrate<br />

des Systems ist. Im speziellen Fall konstanter Ausfallrate<br />

λ(t) = λ für alle t (auch exponentielles Ausfallverhalten genannt)<br />

ergibt sich der einfachere Ausdruck R(t) = e – λ·t . Die<br />

Annahme konstanter Ausfallraten ist aus folgender Überlegung<br />

heraus häufig realistisch. Zwischen einer frühen<br />

Betriebsphase mit einer größeren Zahl von Frühausfällen<br />

und einer späten Betriebsphase mit verschleißbedingt zunehmenden<br />

Spätausfällen liegt eine lange Betriebsphase<br />

mit sporadisch auftretenden zufälligen Ausfällen. Diese<br />

Mechanismen führen auf einen zeitlichen Verlauf der Ausfallrate<br />

gemäß einer „Badewannenkurve“.<br />

Die Zuverlässigkeit des Systems lässt sich für eine gegebene<br />

Zeitspanne T (zum Beispiel T = 1000 h) als Wahrscheinlichkeit<br />

R(T) angeben, dass das System nach Ablauf<br />

der Zeitspanne T noch funktionsfähig ist:<br />

(2).<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011<br />

45


Hauptbeitrag<br />

Ressourcenbeschreibung<br />

(IEC 62424 )<br />

BILD 1:<br />

Die umfassende<br />

Modellierung von<br />

Fertigungsvorgängen<br />

mittels CAEX<br />

ermöglicht eine<br />

entwurfsbegleitende<br />

Verlässlichkeitsanalyse.<br />

Prozessbeschreibung<br />

(VDI 3682 )<br />

Erweitertes<br />

CAEX-Modell<br />

Verlässlichkeits analyse<br />

(Boole-Markov-Modell)<br />

Produktbeschreibung<br />

(VDI 3682 )<br />

Anlagendaten<br />

Ressource<br />

Anlagenstruktur<br />

Anlage1/ Arbeitsstation1<br />

Komponente1<br />

<strong>Steuerung</strong>sstruktur<br />

Busstruktur<br />

Prozess<br />

Prozess1<br />

Transport<br />

Bearbeitung<br />

Transport<br />

BILD 2: Darstellung von Produkten,<br />

Prozessen und Ressourcen in einem<br />

gemeinsamen CAEX-Modell<br />

Produkt<br />

Produkt P0<br />

Produkt P0<br />

Für konstante Ausfallrate ist R(T) = e – λ·T .<br />

Die mittlere Lebensdauer eines Systems ist gegeben<br />

durch den mittleren Zeitraum (gemittelt über eine große<br />

Anzahl gleichartiger Systeme)<br />

(3)<br />

über den das System ununterbrochen seine Funktion erfüllt.<br />

Diese mittlere Zeit bis zum Ausfall des Systems wird<br />

englisch als mean time to failure (MTTF) bezeichnet; in<br />

diesem Beitrag wird stets die englische Abkürzung verwendet.<br />

Im Spezialfall konstanter Ausfallrate gilt die Beziehung<br />

MTTF = 1/ λ.<br />

Die Systemreparatur wird in Analogie zum Ausfallverhalten<br />

statistisch als Wartbarkeit betrachtet und anhand<br />

einer mittleren Reparaturdauer, mean time to repair<br />

(MTTR), beschrieben, der eine Reparaturrate μ(t)<br />

zugrunde liegt. Für konstante Reparaturrate μ(t) = μ für<br />

alle t gilt der Zusammenhang MTTR = 1/ μ.<br />

Zuverlässigkeit und Wartbarkeit sind von einander<br />

unabhängige Begriffe, weil die Zuverlässigkeit nur den<br />

ununterbrochenen Betrieb eines Systems beschreibt,<br />

während die Wartbarkeit nur dessen Reparaturphase<br />

erfasst. Ununterbrochener Betrieb (mittlere Dauer<br />

MTTF), Ausfall und Reparatur (mittlere Dauer MTTR)<br />

bilden jedoch zusammen einen Zyklus der mittleren Länge<br />

mean time between failures (MTBF) mit dem Zusammenhang<br />

(4)<br />

der für den Systembetrieb insgesamt bedeutsam ist. Dies<br />

wird im Begriff der Verfügbarkeit (availability) A ausgedrückt.<br />

Die Verfügbarkeit ist definiert als das Verhältnis<br />

zwischen der mittleren Dauer des ununterbrochenen<br />

Betriebs (MTTF) und der Summe aus MTTF und der<br />

mittleren Reparaturdauer MTTR im Zyklus (MTBF):<br />

.(5)<br />

Die Verfügbarkeit hängt also von der Zuverlässigkeit<br />

und von der Wartbarkeit ab. Für nicht reparable Systeme<br />

ist der Begriff nicht aussagekräftig (wegen MTTR = ∞ ist<br />

dann A = 0), weshalb solche Systeme stattdessen anhand<br />

der Zuverlässigkeit bewertet werden.<br />

1.2 Darstellung von Fertigungsressourcen<br />

und -prozessen<br />

Die vollständige und korrekte Ausführung eines Fertigungsprozesses<br />

erfordert gleichzeitig<br />

intakte Anlagenressourcen,<br />

Spezifikation entsprechender Rohstoffe, und<br />

korrekte Prozessschritte.<br />

Zwischen diesen Elementen bestehen enge Beziehungen<br />

und komplexe Abhängigkeiten. Jeder Prozessschritt<br />

(zum Beispiel Abfüllen, Verdeckeln) erfordert eine Reihe<br />

von Anlagenressourcen (wie Transportband, Deckelzuführung,<br />

Verdeckeler) sowie Rohstoffe (beispielsweise<br />

zu verdeckelnde Flasche, Deckel). Diese Beziehungen<br />

sind keinesfalls eins zu eins, denn eine Anlagenressource<br />

kann in mehr als einem Prozessschritt eine jeweils<br />

46<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011


andere Rolle spielen. Um folglich von Verfügbarkeitsdaten<br />

der Anlagenressourcen auf die Verfügbarkeit von<br />

Prozessschritten zu schließen, sind formale Beschreibungen<br />

dieser Abhängigkeiten erforderlich. Diese Beschreibungen<br />

müssen in die Form von Zuverlässigkeitsblockdiagrammen<br />

überführbar sein, damit die Gesamtverlässlichkeit<br />

anhand der bekannten Formeln für Serienschaltung<br />

(kritischer Pfad), Parallelschaltungen<br />

(Redundanz) und deren Verknüpfungen bestimmt werden<br />

kann. Die relevanten Zusammenhänge werden hier<br />

kurz beschrieben. Diese Modellform wird auch als<br />

Boole-Markov-Modell bezeichnet.<br />

Allgemein gilt bei einer Serienschaltung von N Systemen,<br />

für deren Gesamtfunktion alle N Komponenten<br />

gleichzeitig funktionieren müssen (das Gesamtsystem<br />

fällt aus, wenn mindestens eine der Komponenten ausfällt),<br />

der Zusammenhang<br />

.(6)<br />

Haben alle Teilsysteme konstante Ausfallrate λ i , so gilt<br />

bei Serienschaltung der Zusammenhang<br />

bzw.<br />

.(7)<br />

Ähnliche Betrachtungen gelten für die Verfügbarkeit<br />

von Seriensystemen. Es gilt in einem Seriensystem allgemein<br />

.(8)<br />

Für die Parallelschaltung in Redundanz von N Teilsystemen,<br />

von denen ein einziges Teilsystem für die<br />

Funktion des Gesamtsystems hinreichend ist, gilt bekannterweise<br />

der Zusammenhang<br />

(9)<br />

und für die Verfügbarkeit gilt der Zusammenhang<br />

.(10)<br />

Den Formeln (9) und (10) liegt die Annahme zu Grunde,<br />

dass zur Nutzung der redundanten Komponenten<br />

kein aktives Eingreifen erforderlich ist (wie zum Beispiel<br />

bei Mehrfach-Seilen eines Fahrstuhls), oder dass<br />

perfekte Fehlerdiagnose und perfekte Umschaltung realisiert<br />

sind.<br />

1.3 Elementare Kennwerte eines<br />

Verfügbarkeitsmodells<br />

Aus dem vorigen Abschnitt lässt sich ersehen, dass ein<br />

Verfügbarkeitsmodell jedes Teilsystems quantitative Verfügbarkeitsdaten<br />

enthalten muss. Im einfachsten Fall<br />

konstanter Ausfall- und Reparaturraten sind mindestens<br />

die mittleren Kenngrößen<br />

MTTF und<br />

MTTR<br />

für jede Anlagenkomponente zu hinterlegen (die Verfügbarkeit<br />

von Anlagenkomponenten geht in die Verfügbarkeit<br />

der Prozessschritte ein), bei Bedarf auch die Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

nach Ablauf einer gegebenen<br />

Zeitspanne T. Wahlweise kann zusätzliche Information<br />

zur detaillierten Beschreibung des statistischen Ausfallverhaltens<br />

hinterlegt werden, wie Varianzen oder detaillierte<br />

zeitliche Verläufe von Ausfall- und Reparaturraten<br />

λ(t) und μ(t), sofern derart detaillierte Daten vorliegen und<br />

verarbeitet werden können.<br />

Dieser Abschnitt hat in die Verfügbarkeitsanalytik eingeführt<br />

und die Mindestanforderungen an Prozessmodelle<br />

für eine automatisierte Verfügbarkeitsanalyse zusammengestellt.<br />

Der folgende Abschnitt beschreibt ein<br />

Datenmodell, das diesen Anforderungen enstpricht.<br />

2. Modellierung der Verfügbarkeit in CAEX<br />

2.1 Gewerkeübergreifende Metamodellierung:<br />

CAEX und VDI 3682<br />

Weil zur Lösung des Problems eine gewerkeübergreifende<br />

Beschreibung von Anlagenressourcen, Produkten,<br />

und Fertigungsprozessen erforderlich ist, wurde zu<br />

deren integrierter Darstellung die Meta-Modellsprache<br />

„Computer Aided Engineering Exchange“ (CAEX) ausgewählt.<br />

Diese Sprache hat folgende vorteilhafte Eigenschaften.<br />

Sie ist objektorientiert, flexibel und anpassbar,<br />

und sie unterstützt Hierarchie und Strukturierung.<br />

Damit eignet sie sich zur Beschreibung komplexer Gebilde,<br />

wie sie in der Fertigungsautomatisierung auftreten.<br />

Darüber hinaus ist CAEX international (IEC 62424)<br />

standardisiert [4], [5]. CAEX wurde ursprünglich zur<br />

Modellierung verfahrenstechnischer Anlagen konzipiert,<br />

ist jedoch auch für fertigungstechnische Anlagen<br />

geeignet [7].<br />

Zur Darstellung von Prozessen wird auf die formalisierte<br />

Prozessbeschreibung nach VDI/VDE-Richtlinie<br />

3682 [8] zurückgegriffen. Diese Darstellung erlaubt<br />

die Repräsentation funktionaler Zusammenhänge zwischen<br />

Prozess und Fertigungsressourcen. Auch diese<br />

Richtlinie wurde primär motiviert durch die Notwendigkeit,<br />

verfahrenstechnische Prozesse allgemeinverständlich<br />

zu beschreiben, die Universalität dieser Beschreibungsform<br />

ermöglicht aber auch die anschauliche<br />

Darstellung fertigungstechnischer Prozesse [9].<br />

Um die Handhabung zu vereinfachen, wird in der<br />

vorliegenden Arbeit CAEX als einheitliches Datenformat<br />

zur Darstellung von Produkten, Fertigungsprozessen<br />

und Anlagenressourcen verwendet. Damit können alle<br />

drei wesentlichen Aspekte der Anlagenmodellierung<br />

(Produkt, Prozess, Anlage) in einem einzigen Modell repräsentiert<br />

werden. Dies bedeutet, dass die formalisierten<br />

Prozessbeschreibungen der Fertigungsprozesse nach<br />

VDI-Richtlinie 3682 zunächst in CAEX überführt werden.<br />

Über Objektverweise von Fertigungsprozessen zu<br />

Anlagenressourcen werden Querbezüge hergestellt, die<br />

anhand des Modells jederzeit nachverfolgt werden können,<br />

siehe Bild 2.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011<br />

47


Hauptbeitrag<br />

2.2 Verfügbarkeitsrelevante Attribute<br />

für Anlagenressourcen<br />

Alle in CAEX modellierten Ressourcen (Anlagenressourcen)<br />

werden mit folgenden Attributen ausgestattet, die<br />

eine schrittweise Berechnung der Verfügbarkeit aggregierter<br />

Teilsysteme erlauben:<br />

mittlere Lebensdauer MTTF, Datentyp double<br />

mittlere Reparaturdauer MTTR, Datentyp double<br />

Verfügbarkeit A, Datentyp double<br />

Diese Attribute gelten für alle Anlagenressourcen auf<br />

beliebigen Hierarchieebenen. Dabei sind Zahlenwerte der<br />

Attribute für elementare Ressourcen der untersten Hierarchiebenen<br />

beispielsweise aus Datenblättern oder Erfahrungswerten<br />

vorgegeben. Der ressourcenbezogene Anteil<br />

des Datenmodells für die Verarbeitung von Verfügbarkeitsdaten<br />

ist somit vorbereitet.<br />

2.3 Anreicherung der Prozessbeschreibung um<br />

verfügbarkeitsrelevante Attribute<br />

Zusätzlich zu Anlagenressourcen müssen – wie bereits<br />

angedeutet – die Produktionsprozesse gemäß VDI-Richtlinie<br />

3682 und die Produkte in das CAEX-Modell einbezogen<br />

werden. Als Ergebnis entsteht eine funktionale<br />

Gesamtbeschreibung von Produkt, Prozess, und Fertigungsressourcen.<br />

Allen Prozessen werden zusätzlich zu<br />

den zuvor genannten drei Attributen noch die Attribute<br />

geforderte Verfügbarkeit A soll , Datentyp double<br />

geforderte mittlere Lebensdauer MTTF soll ,<br />

Datentyp double<br />

hinzugefügt. Die Produkte sind in CAEX mit den zu ihrer<br />

Herstellung erforderlichen Prozessen verknüpft. Somit<br />

wird ein durchgängiges Datenmodell von Produkten über<br />

Prozesse bis hin zu den technischen Ressourcen, welche<br />

von den Prozessen genutzt werden, beschrieben. Wie im<br />

vorigen Abschnitt angedeutet, sind Zahlenwerte für<br />

MTTF und MTTR für elementare Ressourcen bekannt.<br />

Des Weiteren sind Anforderungen an die zu erreichenden<br />

Verfügbarkeiten beziehungsweise an geforderte mittlere<br />

Lebensdauern für die Produktionsprozesse gegeben. In<br />

dieser Phase sind die tatsächlichen Verfügbarkeiten oder<br />

die tatsächlichen mittleren Lebensdauern der produktbezogenen<br />

Fertigungsprozesse noch nicht bekannt.<br />

3. Verfügbarkeitsanalyse auf Basis des<br />

CAEX-Modells<br />

3.1 Verknüpfung von Produkt, Prozess und Ressourcen<br />

Dieser Abschnitt beschreibt die Auswertung der gegebenen<br />

Verfügbarkeitsdaten der Ressourcen, um die Verfügbarkeit<br />

von produktspezifischen Fertigungsprozessen<br />

zu ermitteln. Grundlage ist das im vorangegangenen<br />

Kapitel beschriebene übergreifende, um Produkt- und<br />

Prozessbeschreibungen erweiterte CAEX-Modell.<br />

Bild 3 zeigt eine Abhängigkeitskette beginnend mit ei-<br />

Produktbeschreibung<br />

z. B. Abfüllung; Menge<br />

BILD 3: Abhängigkeitskette vom Produkt<br />

zu den technischen Ressourcen<br />

Suche nach Endprodukten<br />

Kriterium„Endprodukt = true“<br />

Produkt mit Endprodukt vergleichen<br />

Attribut auswerten<br />

zugehörigen Prozess suchen<br />

anhand CAEX -Links<br />

Produkt<br />

betrachtetes<br />

Endprodukt<br />

Prozess<br />

Operationen zur<br />

Herstellung<br />

Technische<br />

Ressource<br />

Anlagenteil zur<br />

Durchführung der<br />

Prozessoperation<br />

Technische<br />

Ressource<br />

<strong>Steuerung</strong><br />

zur <strong>Steuerung</strong> des<br />

Anlagenteils<br />

Prozess zerlegen<br />

Prozesshierarchie auswerten<br />

Prozessoperationen suchen<br />

unterste Hierarchieebene<br />

zugeordnete Ressourcen suchen<br />

anhand CAEX -Links<br />

Kennwerte einlesen (z. B. MTTF, MTTR)<br />

Prozessbeschreibung<br />

Anlagenbeschreibung<br />

zugeordnete <strong>Steuerung</strong>skomponenten suchen<br />

Kennwerte einlesen (z. B. MTTF, MTTR)<br />

BILD 4: Schrittweise Vorgehensweise zur<br />

Ermittlung der Verlässlichkeitskennzahlen<br />

48<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011


nem zu betrachtenden Endprodukt (zum Beispiel befüllte<br />

Flasche), daran gebundene Fertigungsprozesse<br />

(wie Befüllen), technischen Ressourcen (beispielsweise<br />

Pneumatikzylinder) und <strong>Steuerung</strong>en als Spezialfall<br />

technischer Ressourcen. Gegeben sind die Attribute der<br />

technischen Ressourcen und <strong>Steuerung</strong>en am Ende der<br />

Kette (rechts). Gesucht sind entsprechende Attribute<br />

am Anfang der Kette, es wird also eine Antwort auf die<br />

Frage erwartet, mit welcher Zuverlässigkeit sich ein<br />

gewünschtes Produkt auf einer gegebenen Fertigungsanlage<br />

herstellen lässt.<br />

3.2 Produktsuche<br />

Zur Lösung des Problems wird die Durchsuchbarkeit der<br />

Objektstruktur in CAEX ausgenutzt. Ausgehend vom<br />

gewünschten Produkt werden zunächst alle erforderlichen<br />

Prozessschritte gesucht, die zur Fertigung des Produkts<br />

notwendig sind. Die Prozessschritte erfordern<br />

ihrerseits jeweils eine Reihe von funktionierenden technischen<br />

Ressourcen wie Aktoren und Sensoren, aber<br />

auch <strong>Steuerung</strong>en und Kommunikationssysteme (zum<br />

Beispiel Feldbussysteme). Diese Vorgehensweise zeigt<br />

Bild 4 schematisch.<br />

3.3 Transformation der Prozessbeschreibung in<br />

Boole-Markov-Modell<br />

Zusätzlich zum reinen Aufdecken von Abhängigkeiten<br />

spielt die Architektur der Prozesse und Ressourcen, also<br />

ihre Anordnung in logischer Reihenschaltung oder Parallelschaltung<br />

zur Anwendung des Boole-Markov-Modells<br />

eine wesentliche Rolle. Hierbei kann ausgenutzt<br />

werden, dass die Prozessbeschreibung gemäß VDI/VDE-<br />

Richtlinie 3682 bereits serielle Prozessschrittketten von<br />

parallelen Abläufen unterscheidet. Folglich ist eine Überführung<br />

formaler Prozessbeschreibungen in Zuverlässigkeitsblockdiagramme<br />

unmittelbar möglich. Bild 5 zeigt<br />

ein Beispiel für einen Prozess, der aus drei aufeinanderfolgenden<br />

Schritten Transport, Bearbeitung und Transport<br />

besteht. Prozessschritte sind durch grüne Kästen<br />

dargestellt, rote Kreise markieren Zwischenprodukte.<br />

Bild 6 bringt ein entsprechendes Beispiel komplexerer<br />

Struktur, das auch eine Parallelschaltung beinhaltet.<br />

BILD 5: Überführung einer Schrittkette in Prozessbeschreibung<br />

nach VDI/VDE-Richtlinie 3682 (oben)<br />

in ein äquivalentes Zuverlässigkeits-Blockdiagramm<br />

(unten, Serienschaltung)<br />

3.4 Berechnung der Verfügbarkeiten<br />

Die eigentliche Berechnung der Verfügbarkeiten beziehungsweise<br />

mittleren Lebensdauern ist nach Aufbau der<br />

Zuverlässigkeitsblockdiagramme einfach durchzuführen,<br />

denn zu einem Zuverlässigkeitsblockdiagramm, das sich<br />

in Serien-/Parallel-Strukturen zerlegen lässt, lässt sich<br />

automatisch eine Formel für Verfügbarkeit oder mittlere<br />

Lebensdauer angeben, die durch schrittweise Lösung von<br />

Gleichungen der Art (7)-(10) auszuwerten ist.<br />

Bild 7 zeigt den schematischen Ablauf einer Zuverlässigkeitsanalyse.<br />

Es ist deutlich zu erkennen, dass<br />

die Analyse auf der untersten Hierarchieebene beginnt<br />

und sich sukzessive in der Hierarchie nach oben vorarbeitet.<br />

BILD 6: Überführung eines<br />

doppelt redundanten Prozesses<br />

in Prozessbeschreibung nach<br />

VDI/VDE-Richtlinie 3682 (oben)<br />

in ein äquivalentes Zuverlässigkeits-Blockdiagramm<br />

(unten, Parallelschaltung)<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011<br />

49


Hauptbeitrag<br />

3.5 Schwachstellenanalyse des<br />

Produktionsprozesses<br />

Die Analyse der Prozessverfügbarkeit anhand des Anlagen-,<br />

Produkt- und Prozessmodells ermöglicht die Durchführung<br />

einer Schwachstellenanalyse für den Produktionsprozess bereits<br />

in sehr frühen Phasen der Produktionsplanung. Die Vorgehensweise<br />

ist wie folgt beschrieben (siehe auch Bild 8).<br />

Als Voraussetzung müssen zunächst gemäß Abschnitt<br />

3.3 allen (Teil-)Prozessen der Produktion Sollwerte<br />

für die Verfügbarkeit beziehungsweise Zuverlässigkeit<br />

vorgegeben werden. Nach Berechnung der tatsächlichen<br />

Verfügbarkeits-/Zuverlässigkeitskennwerte<br />

findet ein Vergleich zwischen Soll- und Istwerten statt.<br />

Unterschreiten die Istwerte die Sollwerte, so sind Änderungen<br />

im Prozessentwurf erforderlich, wie der Einsatz<br />

verlässlicherer Komponenten oder das Vorsehen von Redundanz<br />

an besonders kritischen Punkten des Prozesses.<br />

Überschreiten die Istwerte die Sollwerte, so sind die Ziele<br />

erfüllt. Ist die Überschreitung erheblich, so können<br />

verknüpft<br />

elementare Teilressourcen<br />

zugehörige <strong>Steuerung</strong><br />

verfügbar<br />

ja<br />

nein<br />

Komponente<br />

defekt<br />

Zuverlässigkeitsanalyse<br />

Attribut<br />

MTTF<br />

Zuverlässigkeiten R i (T) aller einzelnen Komponenten i berechnen<br />

nächsthöhere<br />

Ebene der<br />

Hierarchie<br />

Attribut<br />

R i (T)<br />

Zuverlässigkeit R k(t) des k-ten Teilprozesses berechnen<br />

Attribut<br />

R k(T)<br />

BILD 8: Eine Schwachstellenanalyse eines Produktionsprozesses<br />

kann durch Vergleich von Soll-Verfügbarkeit und<br />

berechneter Verfügbarkeit (Entsprechendes gilt für die<br />

Zuverlässigkeit) durchgeführt werden.<br />

nein<br />

oberste Ebene<br />

erreicht<br />

ja<br />

Ende<br />

Fertigungsprozess<br />

BILD 7: Flussdiagramm einer Zuverlässigkeitsanalyse,<br />

die in der untersten Hierarchieebene beginnt und sich<br />

sukzessive nach oben arbeitet<br />

Förderung<br />

Transport<br />

TbS18<br />

Transport<br />

NLK-NAF<br />

Transport<br />

TbS6<br />

Abfüllung<br />

Identifikation<br />

I440<br />

Transport<br />

NAF-NFP<br />

Vereinzelung<br />

I440<br />

Picken<br />

...<br />

...<br />

...<br />

...<br />

...<br />

BILD 10:<br />

Transportprozess<br />

(NLK-NAF)<br />

vom Lager zur<br />

Abfüllstation<br />

Ultraschallempfänger<br />

Erkennung<br />

A440 Ventilinsel<br />

CPU 317F-<br />

2DP<br />

Identifikation<br />

BILD 9: Beispiel Smart-Automation-Anlage<br />

...<br />

Barcode-<br />

Scanner<br />

50<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011


unter Umständen durch das Streichen von Redundanzen<br />

oder durch Einsatz einfacherer Komponenten Kosten<br />

eingespart werden.<br />

Verfügbarkeit/Zuverlässigkeit von Schritt 1, dem Transport<br />

einer Flasche vom Lager zur Abfüllstation, geschlossen<br />

werden kann.<br />

4. Beispiel<br />

4.1 Die Smart-Automation-Anlage<br />

Die Smart-Automation-Anlage ist Technologieträger<br />

und Versuchsanlage des Vorfeldbereichs des Sektors<br />

Industry der Siemens AG für den Bereich der Fertigungsautomatisierung<br />

(Bild 9). Sie besteht aus einem<br />

verzweigten Materialflusssystem für Flaschen, Bearbeitungsstationen<br />

für Befüllung und Verdeckelung, Stationen<br />

zur Qualitätskontrolle und Stationen zur Verpackung<br />

und Auslieferung der fertigen Flaschen. Die<br />

Flaschen tragen individuelle Erkennungsmerkmale in<br />

Form von Barcodes beziehungsweise RFID-Tags, die an<br />

zahlreichen Stellen in der Anlage ausgelesen und verwertet<br />

werden können. Die Automatisierung der Anlage<br />

umfasst alle Ebenen von der Achsregelung über die<br />

Stationsautomatisierung mittels Industriesteuerungen<br />

bis zur Auftragsverwaltung (Manufacturing Execution<br />

System, MES). Die in vorangegangenen Abschnitten<br />

beschriebenen Methoden zur Verlässlichkeitsanalyse<br />

werden in diesem Abschnitt anhand eines Abfüllprozesses<br />

erläutert.<br />

4.2 Abfüllstation und Abfüllprozess<br />

Die Abfüllstation befüllt Flaschen mit Feststoffen, wobei<br />

mehrere verschiedene Füllgüter zur Verfügung stehen,<br />

die einzeln oder als Gemisch verfüllt werden können.<br />

Exemplarisch wird hier folgender Abfüllprozess betrachtet,<br />

bei dem eine Flasche nach ihrer Identifikation nacheinander<br />

mit zwei Gütern befüllt wird. Das gewünschte<br />

Produkt besteht also aus einer verdeckelten Flasche, die<br />

definierte Mengen zweier Güter enthält. Vor und nach<br />

dem Befüllen wird die Flasche gewogen. Der Abfüllprozess<br />

besteht aus folgenden Schritten:<br />

1 | Transport einer Flasche vom Lager<br />

zur Abfüllstation<br />

2 | Erkennung einer Flasche<br />

3 | Drehen des Rundtellers<br />

4 | Identifikation der Flasche<br />

5 | Drehen des Rundtellers<br />

6 | Wiegen der Flasche<br />

7 | Befüllen mit Gut 2<br />

8 | Befüllen mit Gut 1<br />

9 | Wiegen der Flasche<br />

10 | Verdeckeln der Flasche<br />

11 | Überprüfen der Verdeckelung.<br />

Zur Durchführung dieses Prozesses sind eine Reihe von<br />

Ressourcen erforderlich, wie zum Beispiel der zugehörige<br />

mechanische Aufbau, die zugehörigen Industriesteuerungen<br />

und Feldbussysteme zur Kommunikation.<br />

Der folgende Abschnitt erklärt, wie mittels der oben beschriebenen<br />

Methoden aus den Verfügbarkeiten beziehungsweise<br />

Zuverlässigkeiten der Ressourcen auf die<br />

4.3 Verlässlichkeitsanalyse des Transportes<br />

zur Abfüllstation<br />

Bild 10 zeigt anhand eines Baumes einen Ausschnitt aus<br />

der hierarchischen Abhängigkeit des Transportprozesses<br />

„NLK-NAF“ (rot umrandet) von weiteren Teilprozessen<br />

(zum Beispiel „Transport TbS6“, „Identifikation I440“)<br />

und von Anlagenressourcen (beispielsweise „CPU317F-<br />

2DP“, rot eingekreist).<br />

Um beispielsweise den Prozess Erkennung durchführen<br />

zu können, sind die Hardware-Ressourcen „Ultraschallempfänger“,<br />

„A440 Ventilinsel“ und „CPU317F-2DP“, erforderlich.<br />

Der benachbarte Prozess Identifikation benötigt<br />

die Ressourcen „CPU317F-2DP“ und „Barcode-Scanner“.<br />

Es ist erkennbar, dass die Industriesteuerung „CPU317F-<br />

2DP“ eine gemeinsame Ressource dieser beiden Prozesse<br />

ist. Beim automatisierten Aufbau des Zuverlässigkeitsblockdiagramms<br />

für den Prozess „Identifikation I440“ tritt<br />

diese Komponente zunächst zweimal auf. Bei der Interpretation<br />

der resultierenden Serienschaltung der Komponente<br />

„CPU317F-2DP“ mit sich selbst als logische UND-Verknüpfung<br />

tritt jedoch eine Absorption auf, sodass die Komponente<br />

semantisch korrekt nur einmal berücksichtigt<br />

wird (andernfalls würden die Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit<br />

des Prozesses „Identifikation I440“ konservativ zu<br />

klein berechnet).<br />

Es ist klar, dass die Verlässlichkeit eines Prozesses<br />

mit zunehmender Anzahl erforderlicher Ressourcen abnimmt.<br />

Folglich sollte jeder Teilprozess eine kleinstmögliche<br />

Anzahl verschiedener Ressourcen nutzen. Insbesondere<br />

ist es vorteilhaft, den <strong>Steuerung</strong>scode eines<br />

Teilprozesses auf einer einzigen Industriesteuerung zu<br />

konzentrieren, anstatt ihn auf mehrere <strong>Steuerung</strong>en zu<br />

verteilen. Andernfalls treten alle erforderlichen <strong>Steuerung</strong>en<br />

und Feldbusverbindungen in Serienschaltung im<br />

Zuverlässigkeitsblockdiagramm des Prozesses auf.<br />

Für den Transportprozess „NLK-NAF“ werden nun<br />

Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit dem in Bild 7 dargestellten<br />

Algorithmus folgend berechnet, indem diese<br />

Kennzahlen für die einzelnen Teilprozesse aus den dafür<br />

jeweils benötigten Ressourcen bestimmt und dann entsprechend<br />

den Regeln für Reihen- und Parallelschaltung<br />

kombiniert werden.<br />

Für den Transportprozess „NLK-NAF“ ergeben sich<br />

eine Verfügbarkeit von 99,7 % und bei einer geforderten<br />

ununterbrochenen Betriebsdauer von 1000 h eine Zuverlässigkeit<br />

von 78,34 %. Die vollständigen und recht umfangreichen<br />

Ausgangsdaten für diesen Prozess, die den<br />

Ergebnissen zu Grunde liegen, sind im Bericht [10] festgehalten.<br />

Fazit<br />

Die Verwendung geigneter Datenmodelle auf Basis einer<br />

um Produkte und Prozesse erweiterten CAEX-Darstellung<br />

einer Fertigungsanlage zur durchgängigen Berechnung<br />

verlässlichkeitsbezogener nicht-funktionaler Anforde-<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011<br />

51


Hauptbeitrag<br />

Referenzen<br />

[1] Avizienis, A.; Laprie, J.-C. und Randell, B.: Fundamental Concepts of<br />

Dependability. Research Report No 1145, LAAS-CNRS, April 2001<br />

[2] Laprie, J.-C.: Dependable Computing and Fault Tolerance: Concepts and<br />

Terminology. In: Proc. 15th IEEE Int. Symp. on Fault-Tolerant Computing, 1985<br />

[3] Birolini, A..: Reliability Engineering: Theory and Practice. Springer Verlag,<br />

5. Auflage (2007), ISBN 3540493883<br />

[4] DIN V 44366: Festlegung für die Darstellung von Aufgaben der Prozessleittechnik<br />

in Fliessbildern und für den Datenaustausch zwischen EDV-Werkzeugen<br />

zur Fliessbild-Erstellung und CAE-Systemen. Beuth Verlag, Berlin (2004)<br />

[5] IEC 62424: Specification for Representation of process control engineering<br />

requests in P&I Diagrams and for data exchange between P&ID tools and<br />

PCE-CAE tools, VDE-Verlag GmbH, Berlin<br />

[6] Schnieder, E.; Slovák, R.: PROFUND: Ein integrativer Ansatz zum <strong>Entwurf</strong><br />

verlässlicher Automatisierungssysteme. <strong>atp</strong> – Automatisierungstechnische<br />

Praxis 49 (2007) H. 7, S. 40–44<br />

[7] Güttel, K.; Fay, A.: Beschreibung von fertigungstechnischen Anlagen mittels<br />

CAEX. <strong>atp</strong> – Automatisierungstechnische Praxis 50 (2008) H. 5, S. 34-39<br />

[8] VDI/VDE-Richtlinie 3682: Formalisierte Prozessbeschreibungen.<br />

Beuth Verlag, Berlin, 2005<br />

[9] Ulrich, A.; Güttel, K.; Fay, A.: Durchgängige Prozesssicht in unterschiedlichen<br />

Domänen – Methoden und Werkzeug zum Einsatz der formalisierten<br />

Prozessbeschreibung. at – Automatisierungstechnik 57 (2009) H. 2, S. 80-93<br />

[10] Wolff, D; Fay, A.; Richter, J. H.; Grosch, T.; Opgenoorth, B.: Anlage zur<br />

Modellierung und Analyse von Verlässlichkeits-Anforderungen mittels<br />

Prozess- und Ressourcen-Beschreibung, Technischer Bericht,<br />

URL: http://aut.hsu-hh.de/dependability/<br />

rungen wurde in diesem Beitrag beschrieben und ihre<br />

Anwendbarkeit an einem komplexen Beispiel belegt. Der<br />

Nutzen für den Anwender liegt in umfassender Werkzeugunterstützung<br />

bei der entwurfsbegleitenden Bewertung<br />

der Verlässlichkeit bereits in frühen Phasen des<br />

Produkt- und Produktions-Lebenszyklus. Die Engineering-Phase<br />

einer Produktionsanlage wird durch die vorgestellte<br />

Vorgehensweise verkürzt und das Ergebnis des<br />

Engineering-Prozesses verbessert. Lösungsalternativen<br />

können vom Projektingenieur frühzeitig auf Modellbasis<br />

untersucht und bewertet werden. Die Wahrscheinlichkeit,<br />

am Ende des Engineering-Prozesses die geforderten<br />

Kundenanforderungen zu erfüllen, erhöht sich damit<br />

deutlich gegenüber der klassischen Vorgehensweise.<br />

Eine weitere Erhöhung der Aussagekraft solcher Berechnungen<br />

ist von der Einführung detaillierterer Rechenmethoden<br />

zu erwarten. Aktuell wird angenommen,<br />

dass alle Komponenten konstante Ausfallraten aufweisen.<br />

Zudem sagen die Ergebnisse nichts über die Streuung der<br />

Ausfallzeitpunkte aus. Eine zentrale Herausforderung<br />

besteht in der Aufhebung dieser Einschränkungen unter<br />

Beibehaltung kurzer Rechenzeiten, sodass eine Echtzeit-<br />

Integration in Engineering-Software möglich ist.<br />

Das vorgestellte Konzept kann auch jenseits von Zuverlässigkeit,<br />

Wartbarkeit und Verfügbarkeit für die Bewertung<br />

funktionaler Sicherheit nach der Norm<br />

IEC 61508 kombiniert mit beliebigen Sektornormen Anwendung<br />

finden.<br />

Manuskripteingang<br />

06.10.2010<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

Autoren<br />

Dipl.-Inf. Bernd Opgenoorth<br />

(geb. 1951) ist Gruppenleiter bei der Siemens AG<br />

Nürnberg im Bereich der Vorfeldentwicklung im<br />

Umfeld Verlässlichkeit, Instandhaltung, und<br />

Einsatz der RFID-Technologie im Automatisierungsumfeld.<br />

Siemens AG,<br />

Industry Sector, I IA IA&DT ATS 4,<br />

Gleiwitzer Str. 555, D-90475 Nürnberg,<br />

Tel. +49 (0) 91 18 95 29 22,<br />

E-Mail: bernd.opgenoorth@siemens.com.<br />

Dr.-Ing. Jan Richter (geb. 1978) ist Entwicklungsingenieur im Vorfeld<br />

bei der Siemens AG Nürnberg und befasst sich dort mit der Konzeption<br />

und Entwicklung von Methoden in den Gebieten der verlässlichen Fertigungsautomatisierung,<br />

der Verlässlichkeitsanalyse, und der funktionalen<br />

Sicherheit. Er promovierte von 2004 bis 2009 am Lehrstuhl für Automatisierungstechnik<br />

und Prozessinformatik (Prof. Lunze) der Ruhr-Universität<br />

Bochum auf dem Gebiet der fehlertoleranten Regelungsmethoden.<br />

Siemens AG,<br />

Industry Sector, I IA IA&DT ATS 4,<br />

Gleiwitzer Str. 555, D-90475 Nürnberg,<br />

Tel. +49 (0) 91 18 95 47 12, E-Mail: janrichter@siemens.com.<br />

Dipl.-Ing. (FH) Thomas Grosch<br />

(geb. 1975) ist Entwicklungsingenieur<br />

im Vorfeld bei der Siemens AG<br />

Nürnberg und befasst sich dort vor<br />

allem mit fehlersicheren und<br />

hochverfügbaren Automatisierungssystemen.<br />

Dipl.-Ing. David Wolff (geb. 1982)<br />

studierte von 2005 bis 2009<br />

Maschinenbau an der Helmut-<br />

Schmidt-Universität/Universität der<br />

Bundeswehr Hamburg mit Schwerpunkt<br />

Automatisierungstechnik.<br />

Prof. Dr.-Ing. Alexander Fay (geb. 1970) ist<br />

Professor für Automatisierungstechnik im<br />

Fachbereich Maschinenbau der Helmut-Schmidt-<br />

Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg.<br />

Sein Hauptinteresse gilt Beschreibungsmitteln,<br />

Methoden und Werkzeugen für ein effizientes<br />

Engineering von Automatisierungssystemen.<br />

Siemens AG,<br />

Industry Sector, I IA IA&DT ATS 4,<br />

Gleiwitzer Str. 555, D-90475 Nürnberg,<br />

Tel. +49 (0) 91 18 95 31 76,<br />

E-Mail:thomas.grosch@siemens.com.<br />

Helmut-Schmidt-Universität/<br />

Universität der Bundeswehr Hamburg,<br />

Institut für Automatisierungstechnik,<br />

Holstenhofweg 85, D-22043 Hamburg,<br />

Tel. +49 (0) 40 65 41 27 19<br />

Helmut-Schmidt-Universität/<br />

Universität der Bundeswehr Hamburg, Institut für<br />

Automatisierungstechnik, Holstenhofweg 85,<br />

D-22043 Hamburg, Tel. +49 (0) 40 65 41 27 19,<br />

E-Mail: alexander.fay@hsu-hh.de<br />

52<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011


Mehr Diagnose<br />

für intelligente<br />

Sensoren und Aktoren<br />

IO-Link<br />

Intelligente Geräte brauchen<br />

einfache Schnittstellen<br />

Diese Neuerscheinung ist didaktisch so aufgebaut, dass es je<br />

nach Qualifikation, verschiedene Einstiegs-Levels (Einsteiger,<br />

Fortgeschrittene, Experten) gibt.<br />

Das umfassende Kompendium beschreibt die neue, herstellerunabhängige<br />

IO-Link-Schnittstelle. Diese kann über Sensoren und Aktuatoren<br />

auf einfache Weise Daten mit der überlagerten <strong>Steuerung</strong> austauschen.<br />

Anstatt vieler proprietärer Systeme muss der Anwender in<br />

Zukunft also nur noch ein System kennen. Parametrierungen können<br />

automatisch in die Geräte geladen und umgekehrt Diagnose- und<br />

Wartungsinformationen an die Leitwarte gemeldet werden. Was sich<br />

zunächst komplex anhört, funktioniert mit IO-Link ganz einfach.<br />

Ergänzend zu den detaillierten, theoretischen Beschreibung und ihrer<br />

Vorteile finden Ingenieure und Praktiker aus dem Maschinen- und<br />

Anlagenbau, Betreiber, Instandhalter, Planer und Systemintegratoren<br />

auch vertiefende Übungen und praktische Beispiele.<br />

Autoren: P. Wienzek, J. R. Uffelmann<br />

1. Auflage 2010, 310 Seiten, Broschur<br />

Oldenbourg Industrieverlag München<br />

www.oldenbourg-industrieverlag.de<br />

✁<br />

SOFORTANFORDERUNG PER FAX: +49 (0)201 / 82002-34 oder im Fensterumschlag einsenden<br />

Ja, ich bestelle gegen Rechnung 3 Wochen zur Ansicht<br />

Ex.<br />

IO-Link<br />

1. Auflage 2010 – ISBN: 978-3-8356-3115-1<br />

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Die bequeme und sichere Bezahlung per Bankabbuchung wird<br />

mit einer Gutschrift von € 3,- auf die erste Rechnung belohnt.<br />

Firma/Institution<br />

Vorname, Name des Empfängers<br />

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PLZ, Ort<br />

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Vulkan Verlag GmbH<br />

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Postfach 10 39 62<br />

45039 Essen<br />

Branche/Wirtschaftszweig<br />

Bevorzugte Zahlungsweise Bankabbuchung Rechnung<br />

Bank, Ort<br />

Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B. Brief, Fax,<br />

E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform. Zur Wahrung der<br />

Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an die Vulkan-Verlag GmbH, Versandbuchhandlung,<br />

Huyssenallee 52-56, 45128 Essen.<br />

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Datum, Unterschrift<br />

Kontonummer<br />

PAIOL12010<br />

Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich vom Oldenbourg Industrieverlag oder vom<br />

Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Medienund Informationsangebote informiert und beworben werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.


hauptbeitrag<br />

Automatische Optimierung<br />

in der Profilextrusion<br />

Strömungslöser XNS verringert manuelle Nacharbeit<br />

Die rheologische Auslegung von Werkzeugen für die Profilextrusion ist ein iteratives<br />

Vorgehen mit aufwendiger manueller Nacharbeit. Strömungssimulationen können immer<br />

öfter eingesetzt werden, allerdings fehlt meist eine leistungsfähige Software, welche die<br />

Fließkanalgeometrie bereits in der Konstruktionsphase optimiert. Die Kombination des<br />

vorgestellten Strömungslösers XNS mit einem Geometrieoptimierungsalgorithmus verbessert<br />

die Strömungsqualität für einfache Geometrien und hat das Potenzial zur Übertragung<br />

auf komplexere Fließkanäle.<br />

SCHLAGWÖRTER Automatische Geometrieoptimierung / Profilextrusion /<br />

rheologische Werkzeugauslegung<br />

Automated Optimization in Profile Extrusion –<br />

Computational Fluid Dynamics Software XNS Reduces Manual Rework<br />

The rheological design of profile extrusion dies is an iterative process with extensive<br />

manual rework. Flow simulations have gained some acceptance, but there are only limited<br />

options with respect to software to optimize the flow channel geometry during the design<br />

phase. By means of the combination of the introduced computational fluid dynamics (CFD)<br />

software XNS and an optimization algorithm a reasonable channel geometry can be computed<br />

for simple die geometries. It has the potential of being applied to more complex flow<br />

channels.<br />

KEYWORDS Automated Geometry Optimization / Profile Extrusion /<br />

Rheological Die Design<br />

54<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011


Walter Michaeli, Christian Windeck, Marek Behr, Stefanie Elgeti,<br />

Markus Probst, Mike Nicolai, RWTH Aachen<br />

Die maßgenaue und wirtschaftliche Fertigung<br />

von Kunststoffprofilen gilt als besonders<br />

schwierig. Zum einen gibt es eine nahezu<br />

grenzenlose Vielfalt an Querschnittsformen<br />

der Profile und damit der Fließkanäle der<br />

Werkzeuge, zum anderen ist die mathematische Beschreibung<br />

der Strömung in vielen Geometrien – wenn<br />

überhaupt – nur mit viel Aufwand lösbar [1]. Daher<br />

beruht die rheologische Auslegung eines neuen Fließkanals<br />

in der industriellen Praxis meist auf praktischen<br />

Versuchen und auf dem Erfahrungswissen des<br />

Werkzeugmachers [2].<br />

Das allgemeine Vorgehen bei der rheologischen Auslegung<br />

(Bild 1) sieht bislang so aus, dass aus dem Kundenwunsch<br />

nach einem bestimmten Profil ein Profilwerkzeug<br />

konstruiert und gefertigt wird. Dabei werden Eigenheiten<br />

des zu verarbeitenden Materials bereits berücksichtigt.<br />

Nachdem die erste Version des Werkzeugs<br />

erstellt wurde, wird diese mit einem Extruder verbunden<br />

und testweise das Profil produziert. Anhand der Schmelzeverteilung<br />

bei dem Testprofil kann der Werkzeugmacher<br />

abschätzen, wo und wie stark der Fließkanal geändert<br />

werden muss, damit die Austragung des Profils<br />

gleichmäßiger wird. Meist reicht ein einmaliges Testfahren<br />

des Werkzeugs nicht aus, damit das Profil einheitlich<br />

ausgetragen wird. Üblich sind, abhängig von der Komplexität<br />

der Geometrie, fünf bis zehn Iterationen [1]. Bei<br />

jedem Iterationsschritt entstehen Kosten durch die Nachbearbeitung<br />

des Werkzeugs, durch das verbrauchte Material<br />

und die Maschinenbelegung, sodass die Einfahrkosten<br />

einen großen Anteil an den Werkzeugkosten ausmachen.<br />

Durch weniger Einfahrversuche kann der Unternehmer<br />

aufgrund des Zeitgewinns flexibler auf<br />

Kundenwünsche reagieren; Flexibilität in der Produktion<br />

ist einer der wichtigsten Faktoren für eine wirtschaftliche<br />

Profilextrusion.<br />

Daher wird schon lange angestrebt, die rheologische<br />

Fließkanalauslegung am Computer durchzuführen. Der<br />

Computer bietet die Möglichkeit, auf der Grundlage von<br />

numerischen Lösungsansätzen die Strömung im Fließkanal<br />

zu berechnen, bevor das eigentliche Werkzeug<br />

gefertigt wird. Schematisch ist dies in Bild 1 durch die<br />

Erweiterung des Auslegungsplans um eine Iterationsschleife<br />

bei der Werkzeugauslegung gezeigt. Diese wird<br />

softwarebasiert am Computer durchgeführt. So kann<br />

vorab bereits die Güte der Schmelzeverteilung erkannt<br />

und die Werkzeugkonstruktion entsprechend angepasst<br />

werden. Ein einleuchtendes Beispiel hierzu ist eine filigrane<br />

Struktur, die in einem bestimmten Bereich die<br />

dort voreilende Schmelze bremsen soll. Das Aufschweißen<br />

der Struktur als Fließwiderstand am realen Werkzeug<br />

ist sehr aufwendig, das Hinzufügen bei der Konstruktion<br />

am Computer hingegen nicht. So kann in Strömungssimulationen<br />

bereits vorher die geeignete Lage<br />

und Gestalt der Bremse ermittelt werden.<br />

Bei der Formoptimierung des Fließkanals in der Software<br />

kann zwischen verschiedenen Arten unterschieden<br />

werden. Die einfachste Art der Geometrieänderung besteht<br />

darin, dass der Anwender aufgrund der Ergebnisse<br />

der vorherigen Berechnung die Geometrie basierend auf<br />

seinen Erfahrungswerten neu erzeugt. Nachteilig hierbei<br />

ist, dass die Optimierung durch die Neuerstellung der<br />

Geometrie in jedem Optimierungsschritt sehr arbeitsintensiv<br />

ist und stark vom Benutzer abhängt.<br />

Automatisiert ablaufende Optimierungsmethoden<br />

basieren auf einer Extremwertsuche. Dabei werden<br />

freigegebene Parameter im System solange verändert,<br />

bis ein Zielfunktional, auch Qualitätsfunktion genannt,<br />

minimal oder maximal wird. Eine Übersicht<br />

dieser Algorithmen bietet [3, 4]. Bei gradientenbasierten<br />

Optimierungsalgorithmen führt jeder Rechenschritt<br />

näher zur Bergspitze, also dem Extremum.<br />

Durch die Berücksichtigung des Gradienten bei der<br />

Auswertung des Zielfunktionals lässt sich die Extremwertsuche<br />

beschleunigen. Die Berechnung des<br />

Gradienten kann sehr rechenintensiv sein, bei einer<br />

Approximation durch Finite Differenzen steigt allerdings<br />

auch der Rechenaufwand durch viele, nah beieinander<br />

liegende Funktionsauswertungen. Aufgrund<br />

dessen ist die Optimierung über den analytisch ausgewerteten<br />

Gradienten zu bevorzugen. Vorteile dabei<br />

sind die geringe Anzahl an Funktionsauswertungen<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011<br />

55


Hauptbeitrag<br />

und damit Simulationen und die Konvergenz zu einem<br />

lokalen Extremum.<br />

Generell können durch die Verwendung von Optimierungsverfahren<br />

nicht intuitive Lösungen berücksichtigt<br />

werden. Für die Fließkanaloptimierung bedeutet dies,<br />

dass sich auch Lösungen finden lassen, die über das Erfahrungswissen<br />

des Werkzeugmachers hinausgehen.<br />

Derzeit wird es noch sehr selten umgesetzt, die Strömung<br />

in einem Fließkanal aus Strömungssimulation und<br />

Optimierung in einem geschlossenen Programm zu berechnen<br />

und den Fließkanal automatisch so lange zu<br />

variieren, bis eine optimale Profilaustragung erreicht<br />

wird. Meist ist nach jedem Simulationsschritt eine Interaktion<br />

nötig, bei der eine veränderte Geometrie ausgewählt<br />

wird. Eine mögliche Erleichterung der Auslegung<br />

von Fließkanälen in der Profilextrusion soll daher<br />

im Weiteren präsentiert werden.<br />

1. Auslegungsziele bei der Profilextrusion<br />

Die Qualität eines Profils ist dann hoch, wenn die Anforderungen<br />

an die Genauigkeit der Abformung und die<br />

Oberflächengüte sowie die Funktionseigenschaften erfüllt<br />

sind. Im Folgenden werden allerdings einige Effekte, die<br />

auch Einfluss auf die Profilqualität haben, nicht berücksichtigt,<br />

da diese Effekte erst nach dem Verlassen der<br />

Schmelze aus dem Werkzeug am Profil angreifen. Beispielsweise<br />

sei das Aufschwellen des Profils nach dem<br />

Wegfall des Formzwangs nach dem Werkzeug angeführt.<br />

Bei der rheologischen Auslegung der Fließkanals bis<br />

zum Werkzeugende gelten folgende Ziele mit unterschiedlichen<br />

Prioritäten [1]:<br />

Die Geschwindigkeitsverteilung der Schmelze am<br />

Austritt soll möglichst gleichmäßig sein, damit sich<br />

die Profilgeometrie möglichst wenig durch Umlagerung<br />

des Geschwindigkeitsprofils ändert.<br />

Ein möglichst geringer Druckverlust soll zwischen<br />

Werkzeugeintritt und -austritt auftreten, damit auf<br />

leistungsfähigere, aber sehr teure Extruder verzichtet<br />

werden kann.<br />

Geringe mittlere Verweilzeiten sind vor allem bei<br />

thermisch empfindlichen Materialien gewünscht.<br />

Daher gilt es auch, Totwassergebiete im Fließkanal<br />

zu vermeiden.<br />

Ein geringes Verweilzeitspektrum ermöglicht ein<br />

schnelles Wechseln des Materials.<br />

Die Schmelze sollte entlang des Fließweges stetig<br />

beschleunigt werden.<br />

Die Wandschubspannungen sollen weder so klein<br />

sein, dass sich Ablagerungen an den Wänden bilden<br />

können, noch so groß sein, dass das Material zu sehr<br />

geschädigt wird.<br />

BILD 1:<br />

schematisches<br />

Vorgehen bei der<br />

Auslegung von<br />

Profilextrusionswerkzeugen<br />

BILD 2:<br />

mathematische<br />

Beschreibung der<br />

Auslegungsziele<br />

56<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011


2. Mathematische Beschreibung der<br />

Auslegungsziele<br />

Um bestimmte Auslegungsziele bei der Optimierung<br />

zu berücksichtigen, ist es nötig, diese in dem Zielfunktional<br />

zu beschreiben. Das Zielfunktional J<br />

stellt dabei eine Summe aus Einzelzielen dar, deren<br />

Priorität im Zielfunktional gewichtet werden kann:<br />

(1)<br />

Die Aufgabe besteht darin, die Inhalte der verschiedenen<br />

Auslegungsziele in mathematische Beschreibungen zu<br />

fassen. Exemplarisch wird in Bild 2 die mathematische<br />

Beschreibung einer gleichmäßigen Geschwindigkeitsverteilung<br />

am Werkzeugaustritt und eines geringen<br />

Druckverlusts an einem Fließkanal mit L-förmigem Austrittsquerschnitt<br />

gezeigt. Dabei wird das Zielfunktional<br />

so aufgebaut, dass es bei der Optimierung minimiert<br />

wird. Analog müssen zur Berücksichtigung weiterer<br />

Auslegungskriterien mathematische Zusammenhänge<br />

dafür ermittelt werden.<br />

Bei der Beschreibung einer gleichmäßigen Austrittsgeschwindigkeit<br />

bieten sich zwei Alternativen<br />

an: In der ersten wird der Geschwindigkeitsgradient<br />

in tangentialer Richtung über einer reduzierten Austrittsfläche<br />

integriert. Diese Reduzierung um die Au-<br />

ßenkontur ist notwendig, da an der Außenkontur<br />

Wandhaftung angenommen wird. Dies bedeutet, dass<br />

dort auch im optimierten Profil große Gradienten auftreten.<br />

Die zweite Möglichkeit sieht vor, dass man die<br />

Austrittsfläche in Teilflächen unterteilt. Die Fehlerquadrate<br />

der mittleren Geschwindigkeit der Teilflächen<br />

zur mittleren Geschwindigkeit der Gesamtfläche<br />

sollen bei der Optimierung minimiert werden.<br />

Ein geringer Druckverlust im Werkzeug lässt sich mathematisch<br />

als Differenz der integrierten Drücke über<br />

der Ein- beziehungsweise Austrittsfläche beschreiben.<br />

3. Das FEM-Programm XNS und die Optimierung<br />

Da die Lösung der Strömungsgleichungen bei komplizierten<br />

Geometrien in der Profilextrusion analytisch<br />

nicht möglich ist, wird auf die Hilfe numerischer Lösungsansätze<br />

wie der Finiten-Elemente-Methode (FEM)<br />

zurückgegriffen. Dabei wird die durchströmte Geometrie<br />

durch diskrete Punkte in einem Netz beschrieben.<br />

Auf diesem Netz werden die Navier-Stokes-Gleichungen<br />

numerisch gelöst und Strömungsparameter wie Druck<br />

und Geschwindigkeiten können in jedem Knoten ausgewertet<br />

werden.<br />

Am Lehrstuhl für Computergestützte Analyse Technischer<br />

Systeme (CATS) an der RWTH Aachen wird<br />

Optimierungsalgorithmus<br />

Geometrieparameter<br />

Zielfunktional<br />

und Gradient<br />

Optimierungsziele<br />

Geometriekernel<br />

Startgeometrie<br />

x, y, z u, ∆p<br />

XNS<br />

BILD 3:<br />

Kopplung des<br />

FEM-Programms<br />

XNS mit einem<br />

Optimierungsalgorithmus<br />

BILD 4:<br />

Geometriebeschreibung<br />

über Kontrollpunkte<br />

[7]<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011<br />

57


Hauptbeitrag<br />

ein solches FEM-Programm namens XNS entwickelt<br />

und dazu ein Formoptimierungsalgorithmus integriert<br />

[5, 6, 7]. Die integrative Zusammenarbeit zwischen<br />

dem Institut für Kunststoffverarbeitung (IKV)<br />

und CATS ergibt einige Vorteile für die Anwendung<br />

eines Strömungslösers im Vergleich zu den Arbeiten<br />

mit kommerziell erhältlichen Programmen. Erweiterungen,<br />

wie neue Materialmodelle, können schnell in<br />

das Programm aufgenommen werden. Ein weiterer<br />

Vorteil: das Programm eignet sich aufgrund der Programmarchitektur<br />

für hochparalleles Rechnen auf<br />

Großrechnern. Diese Aufteilung der Berechnungsarbeit<br />

auf viele Prozessoren stellt einen wichtigen Aspekt<br />

bei der Verringerung der Rechenzeit dar. In Bild 3<br />

wird der Zusammenhang zwischen dem Strömungslöser<br />

XNS und dem Optimierungsalgorithmus gezeigt.<br />

Eine erste Startgeometrie mit einem Netz bildet die<br />

Ausgangslage. XNS berechnet für diese Geometrie die<br />

Strömung. Aus den ermittelten Strömungsgrößen ergibt<br />

sich ein Wert des Zielfunktionals, in dem die Optimierungsziele<br />

mathematisch hinterlegt sind. Neben<br />

dem Wert des Zielfunktionals erhält man auch dessen<br />

Gradienten. Diese Werte werden an den Optimierungsalgorithmus<br />

weitergeleitet. Der Optimierungsalgorithmus<br />

bestimmt daraus die Geometrieparameter für eine<br />

Geometrievariation, wobei mit Hilfe des Gradienten<br />

eine günstige Aufstiegs-/Abstiegsrichtung der Optimierung<br />

ermittelt werden kann. Die Geometrieparameter<br />

beschreiben bestimmte Kontrollpunkte, welche<br />

die zur Optimierung freigegebene Fläche aufspannen.<br />

Diese werden umpositioniert, und es ergibt sich eine<br />

neue Geometrie. Die Gestalt der Oberfläche zwischen<br />

den Kontrollpunkten wird durch mathematisch definierte<br />

Kurven (zweidimensional) oder Flächen (dreidimensional)<br />

modelliert, auch Splines beziehungsweise<br />

Spline-Patches genannt. Die Gestalt der Oberfläche<br />

wird durch die Anzahl, Position und Gewichtung der<br />

Kontrollpunkte gesteuert. Schematisch ist dies in Bild 4<br />

dargestellt.<br />

Anschließend wird das alte FEM-Netz so verschoben,<br />

dass das Netz die neue Geometrie beschreibt. Dadurch,<br />

dass das Netz nur verschoben, aber nicht neu erstellt<br />

wird, verringert sich der Aufwand massiv. Dieser Zyklus<br />

wiederholt sich nun solange, bis ein Minimum des<br />

Zielfunktionals gefunden wird.<br />

4. Verwendetes Materialmodell<br />

Um mit dem Strömungslöser XNS die Strömung einer<br />

Kunststoffschmelze in einem Werkzeug berechnen zu<br />

können, muss ein geeignetes Materialmodell zur Beschreibung<br />

des spezifischen Verhaltens von Kunststoffen<br />

in der Software implementiert sein. Ein verbreitetes<br />

Modell zur Berücksichtigung des strukturviskosen Verhaltens<br />

von Thermoplastschmelzen ist das Carreau-<br />

Modell (Gleichung (2)) [8]. Dieses Modell wurde in XNS<br />

implementiert und anschließend validiert [9]. Im Carreau-Modell<br />

wird der Zusammenhang zwischen der<br />

Viskosität und der Scherrate über die Parameter A<br />

(Nullviskosität), B (reziproke Scherrate beim Übergang<br />

zum strukturviskosen Verhalten) und C (Steigung im<br />

strukturviskosen Bereich) beschrieben.<br />

(2)<br />

Überprüft wird die Erweiterung durch den Vergleich<br />

der Simulationsergebnisse mit praktischen Untersuchungen<br />

bei einer Werkzeuggeometrie mit einem U-förmigen<br />

Austrittsquerschnitt. Als Material werden ein<br />

Acryl-Butadien-Styrol (ABS) des Typs Novodur P2HE der<br />

Firma Lanxess AG, Leverkusen, und ein Polypropylen<br />

(PP) des Typs Moplen HP 501H der Firma Basell Polyolefine<br />

GmbH, Wesseling, ausgewählt. Zusätzlich wird<br />

jeweils zwischen 3 Massetemperaturen und Volumenströmen<br />

variiert. Die genauen Prozessparameter sind in<br />

Tabelle 1 aufgelistet.<br />

Exemplarisch wird die Validierung anhand der Geschwindigkeitsverteilung<br />

am Austritt des U-Kanals<br />

für den Betriebspunkt ABS, 220 °C Massetemperatur<br />

und 3,5 dm 3 /h gezeigt (Bild 5). Die U-förmige Austrittsfläche<br />

wird in 16 Teilflächen unterteilt, um lokale mittlere<br />

Geschwindigkeiten zu erhalten. In der Darstellung<br />

in Bild 5 sind die Schenkel des U zu Gunsten der besseren<br />

Lesbarkeit umgeklappt. Beim Vergleich zeigt sich<br />

eine gute Übereinstimmung zwischen Simulation und<br />

Praxis für den Brückenteil und den rechten Schenkel.<br />

Im linken Schenkel ist ein Unterschied zu erkennen,<br />

der dadurch zu erklären ist, dass der reale Spalt im<br />

Werkzeug fälschlicherweise größer ausfiel als in der<br />

Simulationsgeometrie. So stand kein identisches Modell<br />

der verfälschten realen Geometrie für die Simulation<br />

zur Verfügung.<br />

5. Ergebnisse der Geometrieoptimierungen<br />

Nach der Implementierung eines geeigneten Materialmodells<br />

werden erste Rechnungen mit XNS mit einer<br />

Ankopplung des automatischen Geometrieoptimieres<br />

durchgeführt. Die ersten Untersuchungen werden an<br />

zweidimensionalen Geometrien durchgeführt [7].<br />

In Bild 6 ist der Ausgangsfließkanal eines Doppelspalts<br />

dargestellt. Eine Strömungsberechnung der Originalgeometrie<br />

zeigt ein deutlich ungleichmäßiges<br />

Geschwindigkeitsprofil am Austritt, das durch den<br />

unterschiedlich hohen Fließwiderstand in den zwei<br />

Schlitzen entsteht. Für die Optimierung wird die halbkreisförmige<br />

Berandung und die innere Wand des unteren<br />

Spaltes bis kurz vor dem Austritt freigegeben.<br />

Nach einigen Optimierungsschritten ergibt sich automatisch<br />

die im Bild 6 rechts dargestellte Fließkanalgeometrie<br />

mit entsprechender Geschwindigkeitsverteilung<br />

am Austritt. In diesem Fall wird im Zielfunktional<br />

allein eine gleichmäßige Geschwindigkeitsverteilung<br />

als optimales Auslegungsziel hinterlegt. Dieses<br />

Ziel kann durch die Geometrieanpassung erreicht<br />

werden. Am Ende der Optimierung liegt der Wert für<br />

das Zielfunktional nahezu bei Null. Dies bedeutet, dass<br />

ein globales Minimum gefunden wurde. Im Bild zeigt<br />

es sich dadurch, dass beide Spalte nun am Austritt eine<br />

einheitliche Geschwindigkeitsverteilung aufweisen.<br />

Je mehr Bereiche zur Optimierung freigegeben werden<br />

und je mehr Kontrollpunkte in diesen Bereichen<br />

die Kontur beschreiben, desto aufwendiger werden<br />

die Rechnungen.<br />

58<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011


ABS<br />

PP<br />

Massetemperatur<br />

[°C]<br />

Volumenstrom<br />

[dm 3 /h]<br />

Massetemperatur<br />

[°C]<br />

Volumenstrom<br />

[dm 3 /h]<br />

220<br />

240<br />

260<br />

1<br />

1<br />

2 200<br />

2<br />

3,5 3,5<br />

1<br />

1<br />

2 220<br />

2<br />

3,5 3,5<br />

1<br />

1<br />

2 240<br />

2<br />

3,5 3,5<br />

TABELLE 1:<br />

Prozessparameter<br />

bei der Überprüfung<br />

des<br />

implementierten<br />

Carreau-Modells<br />

in XNS<br />

BILD 5: Vergleich der<br />

mittleren Austrittsgeschwindigkeit<br />

beim<br />

U-Profilfließkanal (ABS,<br />

220 °C, 3,5 dm 3 /h) [9]<br />

BILD 6: Geometrieoptimierung<br />

am<br />

zweidimensionalen<br />

Doppelspalt [7]<br />

BILD 7:<br />

Erste Ergeb nisse einer<br />

dreidimensionalen<br />

Geometrieoptimierung<br />

[7]<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011<br />

59


Hauptbeitrag<br />

Nach der erfolgreichen Optimierung der zweidimensionalen<br />

Geometrien wurde das Programm auf die Anwendbarkeit<br />

bei dreidimensionalen Geometrien erweitert.<br />

Bei dreidimensionalen Geometrien reicht die Beschreibung<br />

der zur Optimierung freigegebenen Flächen<br />

durch Splines, die durch die einzelnen Kontrollpunkte<br />

definiert sind, nicht mehr aus. Die Splines werden zu<br />

Spline-Patches, also Flächen erweitert, die ebenfalls<br />

durch die Lage der dreidimensional verteilten Kontrollpunkte<br />

beschrieben werden.<br />

Eine erste dreidimensionale Geometrieoptimierung<br />

ist in Bild 7 dargestellt. Allerdings werden von den<br />

16 Kontrollpunkten zunächst nur zwei freigegeben. Daher<br />

ist die Auswirkung dieser Geometrieänderung nur<br />

marginal. Jedoch kann eine erste erfolgreiche Veränderung<br />

der Strömung beobachtet werden. Diese Optimierungsrechnung<br />

wurde auf 128 Prozessoren parallel<br />

berechnet und benötigte 8 Stunden, bis ein lokales Minimum<br />

des Zielfunktionals (gleiche mittlere Austrittsgeschwindigkeit)<br />

gefunden wurde.<br />

6. Fazit und Ausblick<br />

Die automatische Gestaltung eines idealen Fließkanals<br />

nur unter Vorgabe der Eintritts- und der Austrittsgeometrie<br />

ist das Ziel der Forschungsarbeiten. Schon jetzt<br />

können Erfolge bei der Entwicklung einer Methodik<br />

zum automatischen Optimieren vorhandener Fließkanäle<br />

gezeigt werden. Die Strömungssoftware XNS kann<br />

das strukturviskose Fließverhalten von Kunststoffschmelzen<br />

darstellen. Durch die Kopplung mit einer<br />

gradientenbasierten Optimierungsmethode kann die<br />

Variation von Fließkanälen automatisiert ablaufen. Die<br />

Autoren<br />

Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E.h. Walter Michaeli<br />

(geb. 1946) ist Inhaber des Lehrstuhls für Kunststoffverarbeitung<br />

an der RWTH Aachen und Leiter<br />

des Instituts für Kunststoffverarbeitung (IKV).<br />

RWTH Aachen,<br />

Institut für Kunststoffverarbeitung,<br />

Pontstr. 49, D-52062 Aachen,<br />

Tel. +49 (0) 241 809 38 06,<br />

E-Mail: zentrale@ikv.rwth-aachen.de<br />

Dipl.-Ing. Stefanie Elgeti (geb. 1981) ist seit<br />

2006 wissenschaftliche Mitarbeiterin am CATS<br />

und arbeitet auf dem Gebiet der numerischen<br />

Opti mierung von Extrusionswerkzeugen.<br />

RWTH Aachen,<br />

Lehrstuhl für Computergestützte Analyse<br />

Technischer Systeme, Schinkelstr. 2, D-52062 Aachen,<br />

Tel. +49 (0) 241 809 99 22,<br />

E-Mail: elgeti@cats.rwth-aachen.de<br />

Dipl.-Ing. Christian Windeck (geb. 1982)<br />

ist seit 2008 wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

am IKV und arbeitet auf dem Gebiet der<br />

Auslegung von Extrusionswerkzeugen<br />

und CAE.<br />

RWTH Aachen,<br />

Institut für Kunststoffverarbeitung,<br />

Pontstr. 49, D-52062 Aachen,<br />

Tel. +49 (0) 241 802 72 71,<br />

E-Mail: windeck@ikv.rwth-aachen.de<br />

Dipl.-Math. Markus Probst (1979) ist seit<br />

2006 wissenschaftlicher Mitarbeiter am CATS<br />

und arbeitet auf dem Gebiet der Formoptimierung<br />

für Fluidströmungen und der mathematischen<br />

Modellierung von Blutschädigung.<br />

RWTH Aachen,<br />

Lehrstuhl für Computergestützte Analyse<br />

technischer Systeme, Schinkelstr. 2, D-52062 Aachen,<br />

Tel. +49 (0) 241 809 99 21,<br />

E-Mail: probst@cats.rwth-aachen.de<br />

Prof. Marek Behr, PhD, (geb. 1965) ist<br />

Inhaber des Lehrstuhls für Computergestützte Analyse<br />

Tech nischer Systeme (CATS) an<br />

der RWTH Aachen.<br />

RWTH Aachen,<br />

Lehrstuhl für Computergestützte Analyse<br />

Technischer Systeme,<br />

Schinkelstr. 2, D-52062 Aachen,<br />

Tel. +49 (0) 241 809 99 00,<br />

E-Mail: behr@cats.rwth-aachen.de<br />

Dipl.-Ing. Mike Nicolai (1975) ist seit 2005<br />

wissenschaftlicher Mitarbeiter am CATS und<br />

arbeitet auf dem Gebiet der Formoptimierung<br />

angewendet auf Fluide.<br />

RWTH Aachen,<br />

Lehrstuhl für Computergestützte Analyse<br />

technischer Systeme,<br />

Schinkelstr. 2, D-52062 Aachen,<br />

Tel. +49 (0) 241 8 09 99 20,<br />

E-Mail: nicolai@cats.rwth-aachen.de<br />

60<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011


Ziele einer rheologischen Werkzeugauslegung können<br />

mathematisch beschrieben und in die Berechnung eingebracht<br />

werden. Testrechnungen zeigen die Anwendbarkeit<br />

des Optimierungskonzepts. Die ersten Schritte<br />

zur Übertragung des Vorgehens auf dreidimensionale<br />

Fließkanalgeometrien sind abgeschlossen. Jetzt geht es<br />

darum, eine geeignete Anzahl und Lage der Kontrollpunkte<br />

zu finden, damit die gesamte Rechenzeit einer<br />

Optimierung sinkt.<br />

Manuskripteingang<br />

02.06.2010<br />

Danksagung<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

Die vorgestellten Arbeiten wurden von der<br />

Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im<br />

Rahmen des Exzellenzclusters „Integrative<br />

Produktionstechnik für Hochlohnländer“ finanziell<br />

gefördert. Ihr gilt unser ausdrücklicher Dank!<br />

Außerdem danken wir der Graduiertenschule AICES<br />

für die Nutzungsmöglichkeit ihres Rechenclusters.<br />

Referenzen<br />

[1] Michaeli, W.: Extrusion Dies for Plastics and Rubber. München: Carl Hanser<br />

Verlag 2009<br />

[2] Szarvasi, I.; Sienz, J.; Pitman, J.; Hinton, E.: Computer aided Optimisation of<br />

profile extrusion dies: Definition and assessment of the objective function.<br />

International Polymer Processing (2000) 1, S. 28-39<br />

[3] Nocedal, J.; Wright, S.J.: Numerical Optimization, New York: Springer<br />

Verlag, 1999<br />

[4] Kaul, S.: Rechnergestützte Optimierungsstrategien für Profil-Extrusionswerkzeuge.<br />

Aachen, Institut für Kunststoffverarbeitung an der RWTH<br />

Aachen, Dissertation, 2004 - ISBN: 3-86130-492-9<br />

[5] Nicolai, M; Behr, M.: Portable optimization framework for serial and parallel<br />

machines. In: Second European Conference on Computational Optimization,<br />

Montpellier, 3. April 2007<br />

[6] Wylie, B.J.N.; Geimer, M.; Nicolai, M.; et al.: Performance analysis and tuning of<br />

the XNS CFD solver on BlueGene/L, Lecture Notes in Computer Science 4757 Proc.<br />

14th EuroPVM/MPI Conf. (Paris, France), Springer-Verlag, Sep. 2007, S. 107-116<br />

[7] Michaeli, W.; Behr, M.; Nicolai, M.; Probst, M.; Elgeti, S.; Fink, B.; Windeck,<br />

C.: Towards Shape Optimization of Extrusion Dies Using Finite Elements.<br />

Zeitschrift Kunststofftechnik 5 (2009) 6, S. 411-427.<br />

[8] Carreau, P. J.: Rheological equations from Molecular Network Theories.<br />

Ph.D. Thesis, Unversity of Wiscosin 1968<br />

[9] Michaeli, W.; Behr, M.; Nicolai, M.; Probst, M.; Elgeti, S.; Fink, B.; Windeck, C.:<br />

Profilwerkzeuge automatisch optimieren. Kunststoffe 7 (2009) 99, S. 45-48.<br />

Automatisierungstechnische Praxis<br />

Genießen Sie das beruhigende Gefühl, bestens informiert zu sein.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> erscheint in der Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenheimer Str. 145, 81671 München, GF: Hans-Joachim Jauch<br />

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Pflege der Kommunikation werden Ihre persönlichen Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anforderung erkläre ich<br />

mich damit einverstanden, dass ich per Post, Telefon, Telefax oder E-Mail über interessante Verlags angebote informiert<br />

werde. Diese Erklärung kann ich für die Zukunft jederzeit widerrufen.<br />

Position in Firma/Institution<br />

✘<br />

Datum, Unterschrift<br />

PAATPE0810


Praxis<br />

Virtuelle Inbetriebnahme senkt die Kosten<br />

und erhöht die Sicherheit<br />

Holländischer Wasserversorger simuliert Automatisierungstechnik schon in der Planungsphase<br />

Durch den Test<br />

von Automatisierungstechnik<br />

bereits in der<br />

Planungsphase<br />

spart der Wasserversorger<br />

PWN<br />

Kosten und Zeit.<br />

Er setzt dafür die<br />

„Simit“-Emulationsplattform<br />

ein,<br />

im Bild die<br />

zugehörige<br />

Bedienstation.<br />

Bild: Siemens<br />

Während Industrieanlagen immer individueller werden,<br />

wachsen gleichzeitig die Erwartungen an eine<br />

hohe Verfügbarkeit und Effizienz. Änderungen und Erweiterungen<br />

erstrecken sich heute bis weit in die Betriebsphase.<br />

Die Folge sind komplexere Projekte, engere<br />

Zeitrahmen und mehr Arbeiten. Mit der Siemens-Testplattform<br />

„Simit“ können Leittechnik- und Simatic-Anwendersoftware<br />

noch vor einer Anlagenerneuerung simuliert<br />

werden.<br />

Der holländische Wasserversorger PWN (Provinciale<br />

Waterleidingbedrijf Noord-Holland) testet Automatisierungstechnik<br />

bereits während der Planungs- und Umsetzungsphase<br />

durch Simulationen. So kann im Vorfeld<br />

einer Modernisierung oder Erweiterung das wesentliche<br />

Anlagenverhalten geklärt und mit Anlagenbetreibern,<br />

Maschinenbau- und Elektroausrüstern abgestimmt werden.<br />

Dadurch lässt sich die korrekte Funktion der Automatisierung<br />

in jeder Projektphase einfach und nachvollziehbar<br />

überprüfen. Fehler können frühzeitig erkannt<br />

und korrigiert sowie Kosten und Zeitaufwand<br />

reduziert werden. Für diese virtuellen Tests nutzt PWN<br />

die „Simit“-Emulationsplattform von Siemens.<br />

EMULATIONSPLATTFORM AHMT PLC-SYSTEM NACH<br />

Um aber auch die Anlagensteuerung nachbilden zu<br />

können, kann eine zusätzliche Emulationsplattform<br />

eingesetzt werden. Sie ersetzt die Simatic-S5- und -S7-<br />

<strong>Steuerung</strong>en (PLCs: Programmable Logic Controller)<br />

während der Prozesssimulation. Die Simit-Emulations-<br />

plattform beinhaltet eine Engineering-Grundstruktur,<br />

um die Ressourcenbelegung festzulegen, eine Laufzeitumgebung,<br />

um die verschiedenen PLC-Emulationen zu<br />

koordinieren, sowie die eigentlichen SoftPLCs. Diese<br />

laufen als individuelle Prozesse ab und führen den ursprünglichen<br />

S7/S5-Code aus.<br />

Auf einem normalen Windows-PC imitieren sie reelle<br />

S7/S5-PLCs. So kann die Emulationsplattform das eigentliche<br />

PLC-System nachahmen und sogar zusätzliche<br />

Funktionalitäten wie Screenshots oder eine Rückverfolgung<br />

bereitstellen. Darüber hinaus besitzt die Emulationsplattform<br />

Schnittstellen zum Engineering-, zum<br />

HMI- sowie zum Prozess-Modell-System. Aber auch die<br />

Anbindung an andere Systeme ist möglich. Wird die<br />

Emulationsplattform als Engineering-Werkzeug genutzt,<br />

erleichtert sie Tests und Überprüfungen von Automatisierungssystemen<br />

– beispielsweise mit der Simit-Simulationsplattform.<br />

Mit ihr können alle steuerungs- und<br />

regelungstechnischen Funktionen der Anlage wie Abläufe,<br />

Bedienhandlungen sowie die Reaktion auf Störungen<br />

und Fehlbedienungen abgebildet werden.<br />

DETAILLIERTE TESTS VOR SOFTWAREÄNDERUNG<br />

PWN setzt die Simit-Emulationsplattform seit Herbst<br />

2009 ein. Das Unternehmen versorgt in Nordholland<br />

750 000 Haushalte mit 106 Millionen Kubikmeter Trinkwasser.<br />

Für die Automatisierung aller Produktions- und<br />

Verteilungsanlagen kommt das Prozessleitsystem Simatic-PCS7<br />

zum Einsatz, sodass ein vollautomatischer<br />

62<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011


SIMULATION AUCH OHNE TESTHARDWARE MÖGLICH<br />

Die Simit-Emulationsplattform ist unabhängig vom Vorhandensein<br />

geeigneter Testhardware und kann einfach<br />

aktuell und betriebsbereit gehalten werden. Darüber<br />

hinaus muss die Software nicht an die Simulationsumgebung<br />

angepasst werden. Die SoftPLCs können direkt<br />

vom Engineering-Arbeitsplatz aus programmiert werden.<br />

Zehn SoftPLCs werden auf zwei PCs verteilt, auf<br />

einem dritten PC läuft Simit. Zur Testumgebung gehören<br />

auch eine Engineering-Station sowie diverse Bedienstationen.<br />

Simit kann direkt an die Emulationsplattform angeschlossen<br />

werden und versorgt diese mit originalgetreuen<br />

Prozessdaten. Damit lässt sich die Automatisierung<br />

sogar direkt im Büro auf ihre korrekte Funktion<br />

überprüfen. Die Inbetriebsetzung der Automatisierungssoftware<br />

findet also ohne die „echte“ Anlage statt<br />

– und damit auch ohne unnötige Belastungen der mechanischen<br />

Komponenten. Sogar Störfälle, die aufgrund<br />

ihres hohen Gefährdungspotenzials für Mensch,<br />

Maschine und Umwelt nicht real in der Anlage getestet<br />

werden können, lassen sich auf diese Weise beliebig oft<br />

reproduzieren.<br />

Betrieb möglich ist. Früher wurde die <strong>Steuerung</strong>ssoftware<br />

mithilfe von Ein-/Ausgabe-Schalttafeln, Simba-<br />

Pro/WinIPES und WinCC-Scripts getestet. Doch seit<br />

2009 übernimmt Simit mithilfe der zugehörigen Emulationsplattform<br />

diese Aufgabe.<br />

Derzeit werden an der <strong>Steuerung</strong>ssoftware einige größere<br />

Änderungen vorgenommen. Für eine unterbrechungsfreie<br />

Versorgung ist die Qualität der Software<br />

aber äußerst wichtig. Deshalb werden in Zusammenarbeit<br />

mit dem Anlagenbetreiber detaillierte Softwaretests<br />

durchgeführt. Um Schäden an den installierten Systemen<br />

vorzubeugen, werden Normalbetrieb sowie ungewöhnliche<br />

Szenarien gründlich durchgetestet.<br />

Für jede Hardware, die in den Anlagen von PWN typischerweise<br />

eingesetzt wird (wie Ventile, Pumpen, Sensoren),<br />

wird eine Simit-Modellvorlage erstellt. Das eigentliche<br />

Modell kann dann aus der entsprechenden<br />

Vorlage und den PCS7-Projektdaten automatisch generiert<br />

werden.<br />

AUSDEHNUNG AUF HYDRAULIK UND WASSERQUALITÄT<br />

Durch die hohe Testfallabdeckung werden Qualität,<br />

Verfügbarkeit und Anlagensicherheit erhöht. Simit erlaubt<br />

es zudem, Softwareänderungen unabhängig von<br />

der realen Anlage durchzuführen und zu testen. Die<br />

ausgereifte Software-Lösung lässt sich so während der<br />

geplanten Stillstandszeiten reibungslos installieren –<br />

ohne negative Auswirkungen auf den laufenden Betrieb.<br />

Die Inbetriebnahme der Anlage bei PWN verlief<br />

problemlos, nachdem alle Funktionen vorab am Simit-<br />

Modell überprüft wurden.<br />

Mit Simit stand dem Betriebspersonal eine gemeinsame<br />

Plattform zur Verfügung, um die Umsetzung der automatisierungstechnischen<br />

Aufgabenstellung objektiv<br />

zu verifizieren. „Wir wollen im Rahmen eines Pilotprojektes<br />

auch die Vorteile evaluieren, die eine Kopplung<br />

des bestehenden Systems mit hydraulischer Simulation<br />

und Modellen für die Wasserqualität bringt“ ergänzt<br />

Gerrit Veerman vom PWN-Management. Aufbauend auf<br />

den Ergebnissen dieser Studie erwägt PWN, Simit zusätzlich<br />

für prozesstechnologische Untersuchungen und<br />

Operator-Training-Systeme zu nutzen.<br />

autor<br />

Jürgen Raab ist Teamleiter<br />

Simulation Based<br />

Test&Training im Siemens<br />

Simulation Center<br />

Siemens Industry Solutions,<br />

Werner-von-Siemens-Straße 60, D- 91050 Erlangen,<br />

Tel. +49 (0) 9131 74 33 26,<br />

E-Mail: juergen.raab@siemens.com,<br />

Internet: www.siemens.com<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011<br />

63


Praxis<br />

Drahtloses Überwachungsnetzwerk sorgt für<br />

optimierte Temperaturregelung im Stahlwerk<br />

Bluescope Steel steuert den Ofen nun wesentlich zuverlässiger und produziert mehr<br />

Das fest verdrahtete Überwachungsnetzwerk mit Hunderten<br />

von Kabelverbindungen war letztlich den Anforderungen<br />

der rauen Umgebung nicht gewachsen: Starke<br />

elektromagnetische Felder, herumfliegende Schlacke,<br />

Vibrationen, Feuchtigkeit und Temperaturen bis zu<br />

1650 °C setzten dem System in einem Mini-Stahlwerk<br />

von Northstar Bluescope Steel in Delta, Ohio (USA), so<br />

stark zu, dass es immer wieder zu Störungen in der Ofenregelung<br />

kam. Die Anlage musste heruntergefahren werden,<br />

teilweise teure Reparaturen wurden erforderlich.<br />

Seit das Unternehmen statt dessen ein Smart-Wireless-<br />

Netzwerk von Emerson Process Management einsetzt,<br />

konnte die Produktion deutlich gesteigert werden.<br />

JEDEN TAG EINE CHARGE ZUSÄTZLICH<br />

„Dank der verbesserten Temperaturregelung durch die<br />

Wireless-Lösung konnten wir eine weitere Charge pro<br />

Tag hinzufügen“, sagte Rob Kearney, Wartungsleiter bei<br />

Northstar Bluescope Steel. „Das ist ein bedeutender Vorteil,<br />

da jede Charge fast 145 000 Euro wert ist.“<br />

Kearney beschreibt die Probleme mit der alten, kabelgebundenen<br />

Technik so: „Durch die hohen Temperaturen<br />

oder Schäden an Sensoren, Kabeln oder Kabelschutzrohren<br />

schlugen zwischen neun und zwölf Messungen pro<br />

Woche fehl. Und wenn ein Fehler an einer Messposition<br />

auftritt, muss der Ofen heruntergefahren werden. Durch<br />

die neue Wireless-Lösung entfallen nahezu 100 Prozent<br />

aller Kabel und Kabelschutzrohre, was die Wartungskosten<br />

um 145 000 Euro pro Jahr senkte.“<br />

SCHWERE SCHÄDEN DURCH STEUERUNGSFEHLER<br />

Das in dem Stahlwerk eingesetzte selbstorganisierende<br />

Netzwerk von Emerson basiert auf dem IEC 62591 (Wireless<br />

Hart)-Standard und erfasst Daten zur Temperaturregelung<br />

von Kühlflächen und wassergekühlten Brennern<br />

am Lichtbogenofen des Stahlwerks. Diese Daten<br />

sind unerlässlich für den sicheren Betrieb des Ofens.<br />

Überhitzte Kühlflächen können schwere Schäden am<br />

Ofen verursachen, wobei die Reparatur einer durchgebrannten<br />

Kühlfläche bis zu 14 500 Euro kosten kann.<br />

Dazu kommt noch der Produktionsausfall, wenn der<br />

Ofen während Wartungs- oder Reparaturarbeiten heruntergefahren<br />

werden muss.<br />

MITARBEITER SELTENER DER HITZE AUSGESETZT<br />

Das Wireless-Netzwerk umfasst 32 Wireless-Rosemount-<br />

Temperaturmessumformer von Emerson, von denen 28<br />

für die Regelung und vier für die Überwachung verwendet<br />

werden. Die Messumformer senden die Daten zum<br />

Smart Wireless Gateway, das mit dem System zur Transformatorregelung<br />

und Brennersteuerung des Stahlwerks<br />

verbunden ist.<br />

„Auch die Sicherheit hat sich verbessert“, betont Wartungsleiter<br />

Kearney. „Die Kühlflächen des Ofens arbeiten<br />

kontinuierlich mit einer sicheren Temperatur. Und nahe<br />

der heißen Außenfläche des Ofens, wo eine Umgebungstemperatur<br />

von 60 °C herrschen kann, müssen weniger<br />

Wartungsarbeiten durchgeführt werden.“<br />

Aufgrund des Erfolgs mit den Smart-Wireless-Lösungen<br />

von Emerson plant Northstar Bluescope, bei einem<br />

weiteren Lichtbogenofen eine ähnliche Wireless-Lösung<br />

zu implementieren.<br />

Emerson Process Management GmbH & Co. OHG,<br />

Industriestraße 1, D-63594 Hasselroth,<br />

Tel. +49 (0) 6055 88 40, Internet: www.emersonprocess.de<br />

Northstar<br />

Bluescope<br />

Steel verwendet<br />

die Smart-Wireless-Technologie<br />

von Emerson<br />

zur Temperaturüberwachung<br />

und -regelung bei<br />

einem Lichtbogenofen<br />

im<br />

Werk in Delta,<br />

Ohio, USA.<br />

Bild: Emerson<br />

64<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011


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bestehender Produktionseinrichtungen.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> erscheint in der Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenheimerstr. 145, 81671 München<br />

Oldenbourg-Industrieverlag<br />

www.<strong>atp</strong>-online.de<br />

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Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform. Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Datum, Unterschrift<br />

PAATPE0111<br />

Absendung des Widerrufs oder der Sache an den Leserservice <strong>atp</strong>, Postfach 91 61, 97091 Würzburg.<br />

Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pfl ege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst, gespeichert und verarbeitet. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich vom<br />

Oldenbourg Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag □ per Post, □ per Telefon, □ per Telefax, □ per E-Mail, □ nicht über interessante Fachangebote informiert und beworben werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.


impressum / <strong>Vorschau</strong><br />

Impressum<br />

<strong>Vorschau</strong><br />

Verlag:<br />

Oldenbourg Industrieverlag GmbH<br />

Rosenheimer Straße 145<br />

D-81671 München<br />

Telefon + 49 (0) 89 4 50 51-0<br />

Telefax + 49 (0) 89 4 50 51-3 23<br />

www.oldenbourg-industrieverlag.de<br />

Geschäftsführer:<br />

Carsten Augsburger<br />

Jürgen Franke<br />

Hans-Joachim Jauch<br />

Publisher:<br />

Wolfgang Mönning<br />

Herausgeber:<br />

Dr. V. Huck<br />

Dr. G. Kegel<br />

Dipl.-Ing. H. Kumpfmüller<br />

Dr. N. Kuschnerus<br />

Beirat:<br />

Dr.-Ing. K. D. Bettenhausen<br />

Prof. Dr.-Ing. Ch. Diedrich<br />

Prof. Dr.-Ing. U. Epple<br />

Prof. Dr.-Ing. A. Fay<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Felleisen<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Frey<br />

Prof. Dr.-Ing. P. Göhner<br />

Dipl.-Ing. Th. Grein<br />

Prof. Dr.-Ing. H. Haehnel<br />

Dr.-Ing. J. Kiesbauer<br />

Dipl.-Ing. R. Marten<br />

Dipl.-Ing. G. Mayr<br />

Dr. J. Nothdurft<br />

Dr.-Ing. J. Papenfort<br />

Dr. A. Wernsdörfer<br />

Dipl.-Ing. D. Westerkamp<br />

Dr. Ch. Zeidler<br />

Organschaft:<br />

Organ der GMA (VDI/VDE-Gesellschaft<br />

Mess- und Automatisierungstechnik)<br />

und der NAMUR (Interessengemeinschaft<br />

Automatisierungstechnik<br />

der Prozessindustrie).<br />

Redaktion:<br />

Gerd Scholz<br />

(verantwortlich)<br />

Telefon + 49 (0) 89 4 50 51-3 44<br />

Telefax + 49 (0) 89 4 50 51-3 23<br />

E-Mail: scholz@oiv.de<br />

Anne Hütter<br />

Telefon + 49 (0) 89 4 50 51-4 18<br />

Telefax + 49 (0) 89 4 50 51-3 23<br />

E-Mail: huetter@oiv.de<br />

Einreichung von Hauptbeiträgen:<br />

Prof. Dr.-Ing. Frank Schiller<br />

(Chefredakteur, verantwortlich für<br />

die Hauptbeiträge)<br />

Technische Universität München<br />

Lehrstuhl f. Informationstechnik<br />

in Maschinenwesen<br />

GF Automatisierungstechnik<br />

Boltzmannstraße 15<br />

D-85748 Garching bei München<br />

Telefon + 49 (0) 89 28 91 64 02<br />

E-Mail: schiller@oldenbourg.de<br />

Fachredaktion:<br />

M. Blum<br />

Prof. Dr. J. Jasperneite<br />

Dr. B. Kausler<br />

Dr. N. Kiupel<br />

Dr. W. Morr<br />

I. Rolle<br />

Bezugsbedingungen:<br />

„<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> – Automatisierungstechnische<br />

Praxis“ erscheint<br />

monatlich mit einer Doppelausgabe<br />

im Januar/Februar und Juli/August.<br />

Bezugspreise:<br />

Abonnement (Deutschland):<br />

€ 460,– + € 30,– Versand<br />

Abonnement (Ausland):<br />

€ 460,– + € 35,– Versand<br />

Einzelheft: € 55,– + Versand<br />

Die Preise enthalten bei Lieferung<br />

in EU-Staaten die Mehrwertsteuer,<br />

für alle übrigen Länder sind es<br />

Nettopreise.<br />

Mitglieder der GMA: 30% Ermäßigung<br />

auf den Heftbezugspreis.<br />

Bestellungen sind jederzeit über den<br />

Leserservice oder jede Buchhandlung<br />

möglich.<br />

Die Kündigungsfrist für Abonnementaufträge<br />

beträgt 8 Wochen zum<br />

Bezugsjahresende.<br />

Abonnement-/<br />

Einzelheftbestellung:<br />

Leserservice <strong>atp</strong><br />

Postfach 91 61, D-97091 Würzburg<br />

Telefon + 49 (0) 931 4170-1615<br />

Telefax + 49 (0) 931 4170-492<br />

E-Mail: leserservice@oiv.de<br />

Verantwortlich für<br />

den Anzeigenteil:<br />

Thomas Hoffmann<br />

Telefon + 49 (0) 89 4 50 51-2 06<br />

Telefax + 49 (0) 89 4 50 51-2 07<br />

E-Mail: hoffmann@oiv.de<br />

Anschrift siehe Verlag.<br />

Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 48.<br />

Anzeigenverwaltung:<br />

Brigitte Krawczyk<br />

Telefon + 49 (0) 89 4 50 51-2 26<br />

Telefax + 49 (0) 89 4 50 51-3 00<br />

E-Mail: krawczyk@oiv.de<br />

Druck:<br />

druckpartner<br />

Am Luftschacht 12<br />

45292 Essen<br />

Gedruckt auf chlor- und<br />

säurefreiem Papier.<br />

Die <strong>atp</strong> wurde 1959 als „Regelungstechnische<br />

Praxis – rtp“ gegründet.<br />

© 2011 Oldenbourg Industrieverlag<br />

GmbH München<br />

Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen<br />

Beiträge und Abbildungen sind<br />

urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme<br />

der gesetzlich zugelassenen<br />

Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung<br />

des Verlages strafbar.<br />

ISSN 2190-4111<br />

Die Ausgabe 4 / 2011 der<br />

erscheint am 28.3.2011<br />

Mit folgenden Beiträgen:<br />

Predictive Functional Control:<br />

Algorithmus und Testbetrieb<br />

Praxisrelevante Tests von Feldgeräten<br />

mit Profibus PA-3.02<br />

Plug-and-Play-Maschinenvisualisierungen<br />

für flexible<br />

Automatisierungssysteme<br />

Optimierung der Bewegung<br />

elastischer Stoffbahnen<br />

in der Industrie<br />

System-Engineering mit<br />

Web Services<br />

...und vielen weiteren Themen.<br />

Aus aktuellem Anlass können sich die Themen<br />

kurzfristig verändern.<br />

LeserService<br />

e-Mail:<br />

leserservice@oiv.de<br />

Telefon:<br />

+ 49 (0) 931 4170-1615<br />

66<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

3 / 2011


Erreichen Sie die Top-Entscheider<br />

der Automatisierungstechnik.<br />

Sprechen Sie uns an wegen Anzeigenbuchungen<br />

und Fragen zu Ihrer Planung.<br />

Thomas Hoffmann: Tel. +49 89 45051 206<br />

E-Mail hoffmann@oldenbourg.de<br />

Marcus Plantenberg: Tel. +49 89 55079909<br />

E-Mail m.plantenberg@pms-plantenberg.de


<strong>atp</strong> kompakt<br />

Methoden Verfahren Konzepte<br />

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für<br />

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der <strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

Die Automatisierungstechnik wird durch neue Forschungen und Entwicklungen bestimmt. Damit Ingenieure<br />

fit für ihren Job sind und die entscheidenden Trends in der Automatisierungstechnik schnell zur Hand haben,<br />

legt die Fachpublikation <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> die Buchreihe <strong>atp</strong> kompakt auf. Alle darin enthaltenen Beiträge haben<br />

ein wissenschaftliches Gutachterverfahren durchlaufen.<br />

Herausgeber Prof. Dr.-Ing. Frank Schiller leitet am Lehrstuhl für Informationstechnik im Maschinenwesen der<br />

TU München das Fachgebiet Automatisierungstechnik.<br />

<strong>atp</strong> kompakt Band 1<br />

Erfolgreiches Engineering – Die wichtigsten Methoden<br />

Diese Ausgabe befasst sich mit den Methoden, Verfahren und Standards, die Sie in den nächsten Jahren im Engineering beschäftigen<br />

werden. Wichtige Kriterien sind die einfache Wiederverwendbarkeit von Komponenten, die Unterstützung durch geeignete Werkzeuge,<br />

die Erhöhung der Flexibilität von Anlagen sowie geeignete Modellierungs- und Gerätebeschreibungssprachen.<br />

1. Auflage 2010, 138 Seiten mit CD-ROM, Broschur, € 79,- • ISBN: 978-3-8356-3210-3<br />

Für Abonnenten<br />

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<strong>atp</strong> kompakt Band 2<br />

Effiziente Kommunikation – Die bedeutendsten Verfahren<br />

Sie bekommen Einblick in die wachsende Bedeutung der industriellen Kommunikation und dem Wandel in der Gerätekommunikation.<br />

Einen Schwerpunkt bildet die Kommunikationstechnik in der Prozessautomatisierung mit deren besonderen Rahmenbedingungen wie<br />

dem Explosionsschutz. Die bedeutendsten Verfahren und Methoden der modernen Kommunikation werden praxisnah veranschaulicht.<br />

1. Auflage 2010, 72 Seiten mit CD-ROM, Broschur, € 59,- • ISBN: 978-3-8356-3212-7<br />

Für Abonnenten<br />

€ 54,-<br />

<strong>atp</strong> kompakt Band 3<br />

Praktische Messtechnik – Die besten Konzepte<br />

Dieser Band vermittelt wertvolles Know-how zu allen Aspekten der praktischen Messtechnik und fokussiert besonders die Prozessmesstechnik.<br />

Lernen Sie die Fortschritte in der Sensortechnik entlang der Technologie-Roadmap kennen und profitieren Sie von erstklassigen<br />

Konzepten zu kostengünstigen und effizienten Lösungen.<br />

1. Auflage 2010, 72 Seiten mit CD-ROM, Broschur, € 59,- • ISBN: 978-3-8356-3213-4<br />

Für Abonnenten<br />

€ 54,-<br />

<strong>atp</strong> kompakt Kollektion (Bände 1-3)<br />

Erfolgreiches Engineering Effiziente Kommunikation Praktische Messtechnik<br />

Mit dieser dreibändigen Kollektion zu den Themen Engineering, Kommunikation und Messtechnik erhalten Sie ein nützliches,<br />

kompakt und praxisnah aufbereitetes Kompendium zu den Kernthemen der Automatisierungstechnik. Die wertvolle Grundlage<br />

für Ihre tägliche und zukünftige Arbeit.<br />

1. Auflage 2010, ca. 282 Seiten mit CD-ROM, Broschur • € 179,- • ISBN: 978-3-8356-3221-9<br />

Für Abonnenten<br />

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