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Unfälle<br />
Polizeibeamte nehmen am 13. April das Zugunglück bei Mühlheim-<br />
Dietesheim (Strecke Offenbach – Hanau) auf. In der Nacht zuvor prallte<br />
der Regionalexpress auf einen Bagger, drei Menschen starben<br />
Der Gleisplan des <strong>Bahn</strong>hofs Hosena nach dem Unglück; blau markiert<br />
sind die mit verschlossenen Weichen befahrenen Abschnitte im <strong>Bahn</strong>hof<br />
Slg. Erich Preuß, Arne Dedert/picture-alliance/dpa (Bild l.)<br />
UNFÄLLE – WEITERE MELDUNGEN<br />
Zusammenprall mit Rinderherde<br />
Am 13. Januar ist ein Regionalzug der Nord-<br />
Ostsee-<strong>Bahn</strong> nach Westerland (Sylt) bei<br />
Bredstedt mit einer Rinderherde zusammengeprallt.<br />
Der Steuerwagen des Wendezuges<br />
entgleiste, ein Wagen stürzte um. Ein Reisender<br />
kam ums Leben, der Lokführer und ein<br />
Beimann wurden verletzt. Die Tiere hatten im<br />
Stall ein Gitter heruntergedrückt und waren<br />
zur 500 Meter entfernten Strecke gelaufen.<br />
Die Bergung gestaltete sich wegen des matschigen<br />
Untergrundes schwierig; die Strecke<br />
blieb drei Tage unterbrochen. Ob der Landwirt<br />
zur Rechenschaft gezogen wird, stand bei Redaktionsschluss<br />
nicht fest.<br />
Regionalexpress fährt auf Bagger<br />
Aufgrund einer fatalen Verwechslung fuhr am<br />
13. April ein Regionalexpress auf der Strecke<br />
Offenbach – Hanau in einen Zweiwege-Bagger.<br />
Der Fahrer hatte den Bagger an der falschen<br />
Stelle eingesetzt, und zwar nicht im gesperrten<br />
Baugleis, sondern im Betriebsgleis. Das<br />
Unglück forderte drei Tote, darunter den Baggerfahrer<br />
und den Lokomotivführer des Regionalexpress;<br />
zwölf Reisende wurden teils<br />
schwer verletzt. Die Staatsanwaltschaft Darmstadt<br />
stellte das Ermittlungsverfahren gegen<br />
den Fahrdienstleiter und den Aufsichtsführenden<br />
der Baustelle ein, weil allein der Baggerfahrer<br />
die Schuld trägt.<br />
Entgleister IC in Stuttgart Hbf<br />
Gleich zwei Mal kam es bei der Ausfahrt des<br />
IC 2312 im Stuttgarter Hauptbahnhof zu Unfällen.<br />
Am 24. Juli entgleiste der Speisewagen<br />
des geschobenen Fernzugs im Gleisvorfeld an<br />
Weiche 227. Das wiederholte sich am 29.<br />
September. Vermutlich entsprachen die auf -<br />
einanderfolgenden Bogen in und nach der Weiche<br />
nicht den fahrdynamischen Ansprüchen,<br />
die der 27,50 Meter lange Speisewagen bei<br />
etwas mehr als 30 km/h Geschwindigkeit<br />
stellt, mochte auch die Gleisführung den technischen<br />
Regeln entsprechen. An die Stelle der<br />
Doppelten Kreuzungsweiche war eine Einfache<br />
Weiche eingebaut worden, auf der es bei einer<br />
Probefahrt am 8. Oktober erneut zur Entgleisung<br />
eines Speisewagens kam. Bis zum<br />
17. Oktober blieben die Gleise 8 bis 10 gesperrt<br />
– dies brachte erhebliche Erschwernisse<br />
für den Stuttgarter Hauptbahnhof, den<br />
täglich 240.000 Reisende passieren.<br />
Entgleiste S-<strong>Bahn</strong> in Berlin<br />
Glimpflich verlief am 21. August die Entgleisung<br />
einer S-<strong>Bahn</strong> auf dem <strong>Bahn</strong>hof Berlin-<br />
Tegel. Der dritte und vierte Wagen des Zuges<br />
sprangen aus dem Gleis, der fünfte und<br />
sechste Wagen rollten in ein Anschlussgleis<br />
bis zur Zwangsbremsung infolge der Zugtrennung.<br />
Fünf Reisende wurden leicht verletzt.<br />
Die Rekonstruktion des Unfallhergangs enthüllte<br />
eine Verkettung von höherer Gewalt und<br />
Mängeln im Betrieb. Zu der Entgleisung war<br />
es gekommen, da eine Weiche unter dem Zug<br />
gestellt worden war. Das ist nur möglich,<br />
wenn die Fahrstraße vorzeitig aufgelöst<br />
wurde. Dem Unfall ging ein Unwetter voraus,<br />
bei dem ein Blitzschlag das Stellwerk und die<br />
nahe <strong>Bahn</strong>übergangssicherungsanlage lahmgelegt<br />
hatte. Bei der Störungsbeseitigung im<br />
Stellwerk hatte ein Sicherungstechniker den<br />
durch die Behelfsmaßnahmen im Stellwerk<br />
und an den Schranken überforderten Fahrdienstleiter<br />
gebeten, eine Weiche probehalber<br />
umzustellen. Da ihm die Sicht auf die Weiche<br />
fehlt, verließ er sich auf sein Zeitgefühl. Nicht<br />
kalkuliert hatte er, dass der Zug den <strong>Bahn</strong>übergang<br />
mit Schrittgeschwindigkeit befuhr<br />
und mehr Zeit benötigte, um die Fahrstraßenzugschlussstelle<br />
zu erreichen.<br />
Verhandlungen zu früheren Unfällen<br />
Auch nach der Berufungsverhandlung am<br />
Landgericht Frankenthal bleibt der Müllwagenfahrer<br />
schuldig, am 17. August 2010 infolge<br />
zu schneller Fahrweise bei Lambrecht einen<br />
Damm hinuntergerutscht und mit dem<br />
ICE 9556 nach Saarbrücken zusammengeprallt<br />
zu sein (15 Verletzte). 2.250 Euro Geldstrafe<br />
hat er zu bezahlen. Hinzu kommen die<br />
Gerichtskosten und die zivilrechtlichen Forderungen<br />
der Deutschen <strong>Bahn</strong>. Eine Leitplanke<br />
an der schmalen Straße hätte den Unfall sicherlich<br />
verhindert.<br />
Zum Zusammenstoß des DGS 69192 und<br />
DPN 80876 an der Überleitstelle Hordorf am<br />
29. Januar 2011 (zehn Tote, 23 zum Teil<br />
Schwerverletzte) stand der Lokomotivführer<br />
des Güterzugs DGS 69192 im Jahr 2012<br />
schweigend vor dem Landgericht Magdeburg.<br />
Das Urteil war bis zum Redaktionsschluss<br />
nicht gesprochen. Vermutet wird, er habe sich<br />
im Führerraum mit anderen Dingen als der<br />
Signalbeobachtung beschäftigt, weshalb er<br />
das Vor- und das Hauptsignal in Warn- und<br />
Haltstellung übersah. Ungeklärt ist ebenso,<br />
ob er auf der ersten oder zweiten Lokomotive<br />
war und warum er vor dem Unfall hielt.<br />
Erich Preuß<br />
probe sei erledigt! Aber warum verzichtete der<br />
Lokomotivführer auf dieses wichtige Mittel, das<br />
auch zu seiner Sicherheit gehört? Wollte er den<br />
Zug nicht weiter verspäten?<br />
Ersatz für das Stellwerk<br />
Nach dem Unglück blieb die Strecke vier Tage<br />
lang gesperrt, und selbst dann begann der Betrieb<br />
erst Schritt für Schritt wieder. Dabei hat<br />
die DB-Netzniederlassung Südost in Leipzig<br />
auch das Problem, das zerstörte Stellwerk zu ersetzen.<br />
Zunächst behalf man sich mit einer<br />
motive der ITL um eine Stunde verspätet hatte.<br />
Auch wenn es für den Lokomotivführer allein<br />
schwierig bis unmöglich ist, am 500 Meter<br />
langen Zug das Funktionieren der<br />
Druckluftbremsen zu prüfen: Ohne diese Prüfung<br />
hätte er nicht abfahren dürfen. Dem Fahrdienstleiter<br />
soll er Schwierigkeiten mit den<br />
Bremsen gemeldet haben. Nicht verwunderlich,<br />
wenn sie nicht anlegten und nicht lösten;<br />
sie hatten ja keine Verbindung zum Führerbremsventil<br />
auf der Lokomotive. 40 Minuten<br />
später erklärte der Lokomotivführer, die Bremsprovisorischen<br />
Lösung: Die Weichen der Gleise<br />
Schwarzkollm – Schwarzbach und der Strecke<br />
von und nach Brieske wurden verschlossen;<br />
die Züge fuhren zunächst nach Ersatzsignal,<br />
Ende Dezember sollten neue Lichtsignale aufgestellt<br />
werden. Für die Zukunft gibt es zwei<br />
Optionen. Denkbar ist, dass Hosena an das<br />
Elektronische Stellwerk Hoyerswerda angeschlossen<br />
wird. Möglich ist aber auch, dass ein<br />
Wärter-Gleisbildstellwerk entsteht. Genaueres<br />
hierzu stand bei Redaktionsschluss noch nicht<br />
fest.<br />
Erich Preuß/GM<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
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