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FLUGZEUG CLASSIC Die erste Luft-Luft-Rakete (Vorschau)

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DAS MAGAZIN FÜR LUFTFAHRT, ZEITGESCHICHTE UND OLDTIMER<br />

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Jan. 2013<br />

www.flugzeugclassic.de<br />

B-52 »Stratofortress« | Focke-Wulf Fw 190 | De Havilland DH 88<br />

1Boeing<br />

Jägereinsatz der<br />

Bordrakete 21<br />

<strong>Die</strong> <strong>erste</strong> <strong>Luft</strong>-<strong>Luft</strong>-<strong>Rakete</strong><br />

Republic P-47<br />

Holpriger Start eines<br />

ungeliebten Jägers<br />

Airshow Old Warden<br />

Stelldichein der Veteranen<br />

■ Dornier Do 217<br />

Album eines Bordfunkers<br />

■ F-104 und Phantom<br />

Ausbildung zum Jet-Piloten<br />

■ Junkers Ju 88<br />

Eine Ju wird restauriert


Schlachten, Technik,<br />

Feldherren<br />

Das neue Heft ist da.<br />

Jetzt am Kiosk!<br />

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Editorial<br />

Fliegerkompetenz und Schreibtalent<br />

Pilotenausbildung in den frühen Jahren der bundesdeutschen<br />

<strong>Luft</strong>waffe: Jochen Missfeldt vor einer T6 Foto Jochen Missfeldt<br />

Fliegen und darüber schreiben ermöglichen<br />

mir, andere an der<br />

Faszination teilhaben zu lassen,<br />

die mir vergönnt ist«, so versichern mir<br />

immer wieder Piloten, die ihre Erlebnisse<br />

zu Papier bringen. Und recht haben<br />

sie, denn solche Storys aus <strong>erste</strong>r<br />

Hand verschaffen Jumpseat-Feeling,<br />

das unter die Haut geht. Als Copilot im<br />

Cockpit des Erzählers haben Sie, liebe<br />

Leser, schon mit Rolf Stünkel in einem<br />

F-104 »Starfighter« Tiefflug über der<br />

Wüste Nevadas geübt und mit Helmuth<br />

Lage in einer Jak-9 Loopings<br />

über Heringsdorf gedreht.<br />

In dieser Ausgabe von <strong>FLUGZEUG</strong><br />

<strong>CLASSIC</strong> nimmt Sie ein herausragender<br />

Flieger-Autor mit auf den Flug:<br />

Jochen Missfeldt. Der mehrfach ausgezeichnete<br />

Schriftsteller hat einen außergewöhnlichen<br />

Background, bis 1982<br />

war er Flugzeugführer und Staffelkapitän<br />

im Aufklärungsgeschwader 52 in<br />

Leck/Schleswig-Holstein. Durchlaufen<br />

Sie, liebe Leser, ab Seite 44 mit ihm zusammen<br />

seine fliegerische Grundausbildung<br />

– es ist zugleich eine lebendige<br />

Zeitreise in die frühen Jahre der Bundesrepublik.<br />

Markus Wunderlich<br />

Markus Wunderlich,<br />

Chefredakteur<br />

Wir stellen vor<br />

<strong>Die</strong>tmar Hermann ist Diplom-Ingenieur<br />

und gilt als<br />

Focke-Wulf-Fachmann für<br />

die Fw 187, Fw 190/Ta 152<br />

und Ta 154. Darüber publizierte<br />

er bereits sechs Fachbücher.<br />

Sein Vater war Zeitsoldat<br />

bei der Bundesluftwaffe, dadurch<br />

wurde sein generelles Interesse für Flugzeuge<br />

und deren Technik geweckt. Zudem ist er bekannt<br />

durch viele Fachartikel zur deutschen<br />

<strong>Luft</strong>fahrtgeschichte, darunter auch die Serie<br />

in <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> über die komplette<br />

Entwicklung der Messerschmitt Bf 109.<br />

Wolfgang Mühlbauer ist seit<br />

frühester Kindheit von allem<br />

fasziniert, das starre Flügel<br />

hat. Waren es früher vorwiegend<br />

einzelne Flugzeugtypen,<br />

sind inzwischen die<br />

Fragen nach dem »Wie« und<br />

»Warum die Dinge so kommen mussten, wie<br />

sie kamen« in den Vordergrund gerückt. Er<br />

liebt die kleinen menschlichen Details oder die<br />

Anekdoten, die sich um Flugzeuge und ihre<br />

Schöpfer ranken. Seit 1998 ist er im unternehmensgeschichtlichen<br />

Kommunikationsbereich<br />

eines <strong>Luft</strong>- und Raumfahrtkonzerns tätig.<br />

Stefan Bartmann war als<br />

Lokaljournalist schon eine<br />

Weile für seine Heimatzeitung<br />

in Nordbayern unterwegs,<br />

als er Mitte der 1990er-<br />

Jahre sein Repertoire um<br />

den <strong>Luft</strong>fahrtjournalismus<br />

ergänzen dufte. Eine glückliche Fügung für<br />

den langjährigen Piloten von Ultraleichtflugzeugen,<br />

dessen Leidenschaft den frühen <strong>Luft</strong>fahrtjahren<br />

bis 1914 gilt. Und dem Kino.<br />

Schreiben über Filme und Flugzeuge sei mit<br />

das Beste, das dieser Beruf zu bieten habe,<br />

meint er.<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 01/2013<br />

3


INHALT<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 01-13<br />

14 wie<br />

Gegen schwere Bomber konnten<br />

offenbar nur noch schwere Waffen<br />

die Werfergranate 21 helfen<br />

TECHNIK<br />

<strong>Die</strong> <strong>erste</strong> <strong>Luft</strong>-<strong>Luft</strong>-<strong>Rakete</strong> im Einsatz<br />

TITELTHEMA<br />

Dampfhammer der <strong>Luft</strong>waffe. . . . . . . . . . . . . . 14<br />

Brachial: <strong>Die</strong> <strong>Luft</strong>waffe setzt auf großkalibrige<br />

<strong>Rakete</strong>n, um die alliierten Bomber zu bekämpfen.<br />

TITELTHEMA<br />

TECHNIK<br />

Der holprige Start der Republic P-47 Thunderbolt<br />

Ungeliebter Donnervogel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

Der ganz große Wurf war die P-47 sicher nicht.<br />

Doch lernten die Piloten, mit ihr zu kämpfen – und<br />

zuletzt wusste man sie sogar zu schätzen.<br />

TECHNIK – TYPENGESCHICHTE<br />

Focke-Wulf Ta 154<br />

»Gut Holz!« – Teil 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

<strong>Die</strong> »deutsche Mosquito« besaß großes Potenzial,<br />

doch kam sie kaum über die Platzrunde hinaus.<br />

Wo sich Doppeldecker und Warbirds die Klinke in die Hand<br />

62 geben: die »Autumn Air Show« der Shuttleworth Collection<br />

TECHNIK – COCKPIT<br />

Heinkel HD 42 (He 42)<br />

Wenig bekanntes Seeflugzeug. . . . . . . . . . . . . 36<br />

Komfortabel war dieser Doppeldecker gewiss<br />

nicht, doch erwies er sich als robuster Trainer.<br />

<strong>Die</strong> Umfrage auf www.flugzeug-classic.de – Sie haben abgestimmt:<br />

2013 verspricht wieder ein<br />

tolles Jahr für Air-Shows<br />

aller Art und mit jeder<br />

Menge Attraktionen zu<br />

werden. Wie werden<br />

Sie das reichhaltige<br />

Angebot nutzen?<br />

27,5 %<br />

Ich nehme Veranstaltungen hierzulande wahr, zum Beispiel das immer wieder tolle Spektakel auf der<br />

Hahnweide.<br />

48,2 %<br />

Ich möchte zusätzlich ein wenig internationale Vielfalt im angrenzenden Ausland genießen, etwa in<br />

La Ferté-Alais.<br />

24,3 %<br />

Ich möchte es heuer auch mal krachen lassen und dahin reisen, wo sich richtig was rührt. Zum Beispiel<br />

nach Duxford.<br />

Besuchen Sie unsere Website und machen Sie bei der aktuellen Umfrage mit!<br />

4


Ein Magazin von<br />

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Schweden SEK 89,00 Jan. 2013<br />

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Bullig und schwer: <strong>Die</strong> P-47 Thunderbolt erfreute sich bei den<br />

22 Jagdfliegern zunächst keiner großen Beliebtheit<br />

SERIE<br />

<strong>Die</strong> Transportflieger von Stalingrad<br />

Zwischen Himmel und Hölle . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />

Ebenso erschütternd wie lesenswert sind die<br />

Berichte der Transportflieger über das entsetzliche<br />

Ringen in Stalingrad.<br />

ZEITGESCHICHTE<br />

Ein Autor und <strong>Luft</strong>waffenpilot erzählt<br />

Brennkammermusik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44<br />

Jochen Missfeldt erzählt, wie er sich seinen Traum,<br />

Jetpilot bei der <strong>Luft</strong>waffe zu werden, erfüllt hat.<br />

OLDTIMER<br />

Ein Jahrhundert deutsche <strong>Luft</strong>post<br />

»Gelber Hund« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60<br />

Vor 100 Jahren wurde die <strong>erste</strong> <strong>Luft</strong>post mit einem<br />

Euler-Doppeldecker erfolgreich zugestellt.<br />

TITELTHEMA<br />

OLDTIMER<br />

»Autumn Air Show« der Shuttleworth Collection<br />

Heißer Herbst in Old Warden . . . . . . . . . . . . . 62<br />

De Shuttleworth Collection hat sich mit der <strong>Luft</strong>schau<br />

im Herbst noch einmal selbst übertroffen.<br />

Der ehemalige <strong>Luft</strong>waffen-Pilot und Autor Jochen Missfeldt<br />

44 schreibt für <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> über seine Jet-Ausbildung<br />

FILM<br />

Im Schatten von »Dr. Strangelove«<br />

Peace is our Profession . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68<br />

Nach der bitterbösen Satire »Dr. Strangelove«<br />

erschien mit »Fail-Safe« ein ernsthafteres Werk zur<br />

»Abschreckungsstrategie« im Kalten Krieg.<br />

OLDTIMER<br />

Restaurierung der Junkers Ju 88 G in Berlin<br />

<strong>Die</strong> Füllung zum Schluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72<br />

Restaurierung eines Ju-88-Rumpfes ist fast vollendet!<br />

LESERALBUM<br />

Als Funker im Wetterflugzeug<br />

Bei Sturm und Eis –Teil 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74<br />

Ein Bordfunker hat<br />

seine Zeit bei der<br />

Wettererkundung<br />

mit einzigartigen<br />

Fotos dokumentiert.<br />

Flugzeuge in dieser Ausgabe<br />

Boeing B-17 ................ 12, 21<br />

Boeing B-52........................ 8<br />

Bristol F.2 Fighter............... 64<br />

Convair B-58 ..................... 70<br />

de Havilland D.H 88........... 65<br />

Dornier Do 17 ................... 77<br />

Euler-Doppeldecker ............ 60<br />

Fiesler Fi 156.................... 62<br />

Focke-Wulf Ta 154 ............. 30<br />

Focke-Wulf Fw 190............. 14<br />

Goodyear F2G-2................... 9<br />

Heinkel HD 42................... 36<br />

Junkers Ju 52............... 41,74<br />

Junkers Ju 86 ................... 77<br />

Junkers Ju 88 ................... 72<br />

Junkers W 34.................... 76<br />

Lockheed S. Constellation .... 9<br />

Messerschmitt Bf 109 .. 20,43<br />

Messerschmitt Bf 110 ....... 19<br />

Republic P-47.................... 22<br />

RUBRIKEN<br />

Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

Bild des Monats. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

Panorama . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

Background. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

Modellbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />

Termine/Museumstipp/Bücher . . . . . 58<br />

Leserbriefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81<br />

<strong>Vorschau</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />

Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />

B-52 »Stratofortress« | Focke-Wulf Fw 190 | De Havilland DH 88<br />

1Boeing<br />

DAS MAGAZIN FÜR LUFTFAHRT, ZEITGESCHICHTE UND OLDTIMER<br />

Jägereinsatz der<br />

Bordrakete 21<br />

Airshow Old Warden<br />

Stelldichein der Veteranen<br />

■ Dornier Do 217 ■ F-104 und Phantom ■ Junkers Ju 88<br />

Album eines Bordfunkers Ausbildung zum Jet-Piloten Eine Ju wird restauriert<br />

TITELBILD<br />

Bf 109: H. Ringlstetter<br />

Profil: H. Ringlstetter<br />

Fi 156: Stefan Schmoll<br />

P-47: Foto Republic<br />

€ 5,90<br />

<strong>Die</strong> <strong>erste</strong> <strong>Luft</strong>-<strong>Luft</strong>-<strong>Rakete</strong><br />

Republic P-47<br />

Holpriger Start eines<br />

ungeliebten Jägers<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2013<br />

5


BILD DES MONATS<br />

6


Ein besonderer Flug<br />

Nach diesem Flug über Neuseeland wird sich der Pilot einen<br />

besonderen Eintrag ins Flugbuch machen können: »Flug mit<br />

einer FW 190«. <strong>Die</strong>se FW 190 A-8/N, W.Nr. 990001, mit den<br />

historischen Kennzeichen der Fw 190 des Jagdfliegers Erich<br />

Rudorffer gehört zu dem Dutzend Nachbauten der oberbayerischen<br />

Firma FlugWerk. Was aus den anderen Replikaten<br />

geworden ist, und noch viele andere Highlights aus der Welt<br />

der historischen <strong>Luft</strong>fahrt können Sie im neuen <strong>FLUGZEUG</strong><br />

<strong>CLASSIC</strong> Jahrbuch nachlesen, das ab dem 10. Dezemeber<br />

am Kiosk liegt!<br />

Foto Gavin Conroy<br />

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A les aus der Welt der historischen <strong>Luft</strong>fahrt<br />

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2013<br />

■ Duxford<br />

<strong>Die</strong> besten<br />

Fotos der<br />

Airshow!<br />

JAHRBUCH2013<br />

FlugWerk FW190<br />

Alle Nachbauten im Überblick!<br />

■ Ewige Rivalen<br />

Bf 109 und Spitfire im Vergleich<br />

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www.flugzeugclassic.de<br />

■ XB-70<br />

Mach-3-Ritt auf<br />

der Schockwelle<br />

■ Norwegens Wracks<br />

<strong>Luft</strong>waffe »wiederbelebt«!<br />

■ Bausatz-Highlights<br />

Modelle in Perfektion<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2013<br />

7


PANORAMA<br />

Der seltene Seeziel-Flugkörper<br />

»Fritz X« in Schweden<br />

Foto Bengt Hermansson<br />

n FLUGKÖRPER FRITZ X<br />

Seltener Flugkörper gerettet<br />

Kürzlich hat die in Falkenberg ansässige Do 217 K-2 der III./KG 100 das italienische heute lediglich noch 14 Exemplare. <strong>Die</strong> Geschichte<br />

dieser speziellen »Fritz X« ist unklar.<br />

schwedische Forced Landing Collection Schlachtschiff Roma (siehe FC 1/11) versenkte<br />

(FLC) einen der seltenen deutschen Seeziel-<br />

Flugkörper »Fritz X« aus dem Zweiten Weltkrieg<br />

gerettet. <strong>Die</strong> Waffe hätte eigentlich Teil<br />

einer Friedensskulptur werden sollen, für die<br />

sie jedoch hätte zerlegt oder sogar zerstört<br />

werden müssen. <strong>Die</strong> »Fritz X« kam erstmals<br />

am 9. September 1943 zum Einsatz, als eine<br />

und dessen Schwesterschiff Italia schwer<br />

beschädigte. Weitere Schiffe wie die HMS<br />

Warspite und der Kreuzer USS Philadelphia<br />

wurden später ebenfalls durch diesen Flugkörper<br />

beschädigt.<br />

Von den zwischen April 1943 und Dezember<br />

1944 produzierten 1386 X-1 existieren<br />

Es wird jedoch angenommen, dass sie nach<br />

dem Krieg zu Auswertungszwecken nach<br />

Schweden gekommen ist. Jetzt soll sie sich<br />

im Besitz des Svedinos Bil- och Flygmuseum<br />

(Automobil- und Flugzeugmuseum) in Ugglarp<br />

befinden.<br />

Jan Forsgren n<br />

n BOEING B-52<br />

50 Jahre und kein bisschen müde<br />

Am 26. Oktober 1962 wurde die letzte von Boeing<br />

produzierte B-52 an die USAF übergeben. <strong>Die</strong><br />

Maschine, eine B-52H mit der Werknummer 61-040,<br />

wurde auf der Minot Air Force Base in North Carolina<br />

stationiert, wo sie bis heute bei der 5th Bomb Wing<br />

ihren <strong>Die</strong>nst verrichtet. Sie ist eine von 76 B-52, die<br />

noch heute von der USAF eingesetzt werden. Ein Ende<br />

ihres Einsatzes ist nicht abzusehen. Bei guter Pflege,<br />

so die Boeing-Ingenieure, können sie noch bis<br />

nach 2040 eingesetzt werden. Insgesamt hat Boeing<br />

744 Exemplare des strategischen Bombers an die<br />

USAF geliefert.<br />

Werner Fischbach n<br />

<strong>Die</strong> letzte B-52 vom Fließband: 61-040<br />

Foto Boeing<br />

8


n ROBERT ODEGAARD VERSTORBEN<br />

Schwerer Verlust<br />

Der bekannte Airshow-Pilot und Warbird-<br />

Restaurierungsexperte Robert Odegaard, 66,<br />

kam am 7. September 2012 bei einem Absturz<br />

auf dem Barnes County Airport in Valley City,<br />

North Dakota, ums Leben. Bei der Unglücksmaschine<br />

handelt es sich um das Rennflugzeug<br />

Nummer 74 Goodyear F2G-2 Super Corsair,<br />

Bu 88463, NX5577N. Der Unfall geschah, als<br />

Odegaard für ein Kunstflugprogramm probte.<br />

Obwohl lediglich zehn Super Corsair gebaut<br />

wurden, waren mehrere davon als Rennflugzeu ge<br />

erfolgreich. Zwei dieser Super Corsair wurden<br />

in den vergangenen Jahren von Odegaard Aviation<br />

flugfähig restauriert. Frank Mormillo n<br />

n THOR-IRBM<br />

Thor-<strong>Rakete</strong> im Berufsverkehr<br />

<strong>Die</strong> Existenz der Thor-Mittelstrecken-<strong>Rakete</strong>nstreitmacht<br />

(IRBM) des<br />

Bomber Command von 1959 bis 1963<br />

ist ein relativ unbekanntes Kapitel aus<br />

der Geschichte des Kalten Krieges. Insgesamt<br />

waren zwanzig RAF-Staffeln<br />

mit jeweils drei »Thor« ausgerüstet<br />

und wurden in Dauerbereitschaft gehalten.<br />

Zur Zeit der Kubakrise 1962<br />

waren Berichten zufolge 59 der 60 vorhandenen<br />

Thor-Flugkörper einsatzfähig.<br />

<strong>Die</strong> 60. Thor diente zur Ausbildung.<br />

Howard Heely n<br />

Eine RAF-Thor auf ihrer Abschussrampe<br />

in RAF Feltwell Anfang der 1960er-Jahre<br />

Odegaard in dem<br />

Rennflugzeug Nr. 74,<br />

F2G-2 Super Corsair<br />

2011 on Reno<br />

Foto Frank Mormillo<br />

Am 22. Oktober 2012 transportierte<br />

der »<strong>Rakete</strong>n-Konvoi 2012« ein 2/3-<br />

Replikat der Thor-IRBM vom RAF Museum<br />

Cosford zu der im Entstehen begriffenen<br />

Cold War Collection ins RAF<br />

Scampton Museum nördlich Lincolns.<br />

Ungewöhnlicher Anblick auf britischen<br />

Straßen: 2/3-Replikat der Thor auf dem<br />

Weg ins RAF Scampton Museum<br />

Foto RAF<br />

n LOCKHEED SUPER CONSTELLATION<br />

<strong>Die</strong> Basler Super Connie ist wieder flügge<br />

<strong>Die</strong> von der Super Constellation Flyers<br />

Association (SCFA) betriebene »Super<br />

Connie« absolvierte nach einer fast halbjährigen<br />

Zwangspause einen erfolgreichen<br />

Überführungsflug vom Flughafen Lahr<br />

nach Zürich-Kloten. Dort wird die Maschine<br />

»überwintern«. Der in Basel-Mulhouse<br />

beheimatete Oldtimer, der seit Juni wegen<br />

Motorschadens in Lahr stand, kann somit<br />

2013 wohl wieder regulär in die <strong>Luft</strong> gehen.<br />

<strong>Die</strong> lange Zwangspause resultierte zum<br />

einen aus der verspäteten Lieferung des bei<br />

einem amerikanischen Triebwerkspezialisten<br />

generalüberholten Ersatzmotors, der erst<br />

Anfang August eintraf. Zum anderen ergab<br />

ein <strong>erste</strong>r Testlauf ein mögliches Sicherheitsproblem,<br />

da im Ölfilter Metallspäne gefunden<br />

wurden. Der Motor wurde deshalb<br />

an den H<strong>erste</strong>ller Anderson Aeromotive zurückgeschickt.<br />

Mitte Oktober stellte sich jedoch<br />

heraus, dass der 18-Zylinder-Sternmotor<br />

einwandfrei läuft. Ende Oktober wurde<br />

das Triebwerk daher erneut eingebaut.<br />

Laut SCFA wird die Reparatur mehr als<br />

200 000 Schweizer Franken kosten. Bisher<br />

sind knapp 100 000 Franken an Spenden eingegangen.<br />

Bei der SCFA-Connie handelt es<br />

sich um eine von nur noch zwei weltweit<br />

fliegenden Exemplaren.<br />

Jürgen Schelling n<br />

Edler Preis für edle Teile: Super Connie mit neuem Motor<br />

Foto Jürgen Schelling<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2013<br />

9


PANORAMA<br />

n DE HAVILLAND DH 84 DRAGON<br />

DH 84 Dragon beendet Deutschland-Tour<br />

Anfang August startete eine der seltenen de<br />

Havilland DH 84 Dragon ihre »Europa-<br />

Tournee«, die sie zu verschiedenen europäischen<br />

Airshows führte. Der zweimotorige<br />

Doppeldecker aus dem Jahr 1936 mit der Kennung<br />

EI-ABI »Iolar« (Gälisch für »Adler«) gehört<br />

der Aer Lingus Charitable Foundation.<br />

Pilot Captain Pat Murphy, Navigator Clifford<br />

Lebioda und Bordingenieur John Fields<br />

haben in Deutschland unter anderem Düsseldorf,<br />

Hannover, Hamburg und Berlin besucht,<br />

bevor sie die Zweimot nach Irland zurückgeflogen<br />

haben.<br />

Von der Original Aer Lingus DH 84 wurde<br />

angenommen, sie sei 1941 in der Nähe der<br />

Scilly-Inseln abgeschossen worden. 1967 erwarb<br />

Air Lingus eine restaurierte DH 84, die<br />

dann an der Decke des Terminals im Flughafen<br />

Dublin hing, ehe sie 1986 zum 50-jährigen<br />

Jubiläum der Fluggesellschaft flugtüchtig restauriert<br />

wurde. Danach blieb die DH 84 statisches<br />

Ausstellungsobjekt, bis sie erstmals im<br />

Unverwechselbar: die<br />

Formen der de-Havilland-<br />

Dragon-Familie<br />

Foto John Miller, Air-to-Air Academy<br />

Februar 2011 als »Iolar« wieder flog. <strong>Die</strong> von<br />

zwei 132 PS starken de-Havilland-Gypsy-<br />

Major-Motoren angetriebene Dragon kann<br />

sechs Passagiere mit einer Geschwindigkeit<br />

von 167 km/h befördern.<br />

Air Lingus setzte die DH 84 als Passagierflugzeug<br />

zwischen dem Dubliner Flughafen<br />

Baldonnel und den britischen Flughäfen<br />

Liverpool und Bristol ein. Sie ist eine von nur<br />

noch drei existierenden, flugtüchtigen DH 84.<br />

John Miller n<br />

n NORD 3400 NORBARBE<br />

Französischer<br />

Armeeveteran<br />

Am 21. Oktober 2012 wurde die Nord 3400<br />

F-AZRC mit der Werknummer 78 von freiwilligen<br />

Helfern zur Hauptwerkstatt des Musée<br />

Régional de l’Air nach Angers überführt. <strong>Die</strong><br />

Nord ist bei einer Landung beschädigt worden<br />

und hatte die letzten zwanzig Jahre im Museumshangar<br />

von Sabonnères verbracht. <strong>Die</strong><br />

Werkstatt hat nun mit der Restaurierung begonnen<br />

und verfolgt das Ziel, die Maschine wieder<br />

flugfähig zu machen. Jacques Darolles n<br />

n DORNIER DO 228<br />

Polarforschung per Flugzeug<br />

Brachte zum<br />

Vortrag ein Geschenk<br />

mit:<br />

Professor Jörn<br />

Thiede (Mitte)<br />

vor der Do 228<br />

Foto Dornier Museum<br />

Foto Jacques Darolles<br />

Mission: die Nord 3400 flugfähig restaurieren<br />

Prof. Dr. Jörn Thiede, Meeresgeologe<br />

und Gründungsdirektor von GEO-<br />

MAR in Kiel und ehemaliger Direktor<br />

des Alfred-Wegener-Instituts, eröffnete<br />

am 18. Oktober mit seinem Vortrag »Eisbedeckte<br />

Polargebiete – vom Himmel<br />

beobachtet« eine Vortragsreihe im Dornier<br />

Museum Friedrichshafen. Dabei betonte<br />

er die Bedeutung der Dornier-<br />

Flugzeuge für die Polarforschung und<br />

überreichte abschließend die Polar 4, eine<br />

speziell für das Alfred Wegener Institut<br />

umgerüstete Do 228, an das Museum.<br />

<strong>Die</strong> Do 228 ist ein zweimotoriges<br />

Propellerflugzeug mit ausgezeichneten<br />

Kurzstart- und Landefähigkeiten. Es<br />

wurde 1981 bis 1998 in Oberpfaffenhofen<br />

produziert. Seit 2009 wird die Do<br />

228 NG in neuer Version von der RUAG<br />

wieder gefertigt. Stefan Krüger n<br />

10


Foto Andreas Zeitler<br />

n DOUGLAS A-4 SKYHAWK<br />

Israelische Adler<br />

<strong>Die</strong> Douglas A-4 Skyhawk wurde 1967 in großen<br />

Stückzahlen bei der Israelischen <strong>Luft</strong>waffe (IAF)<br />

eingeführt. Während des »War of Attrition« (Abnutzungskrieg)<br />

von 1968 bis 1970 und während des Jom<br />

Kippur Krieges 1973 war die »Ayit« (Adler) das<br />

Hauptangriffsflugzeug in der <strong>Luft</strong>-Boden-Rolle. Später<br />

wurde sie vermehrt als fortgeschrittener Jet-Trainer<br />

eingesetzt, um Piloten auf die F-15 und F-16 vorzubereiten.<br />

Da es bereits ein Nachfolgemuster gibt,<br />

dürfte die »Skyhawk« bald ausgemustert werden.<br />

Dennoch verzierte »The Flying Tigers«-Staffel kürzlich<br />

eines ihrer Flugzeuge mit einem farbigen Staffelwappen<br />

anlässlich des 45-jährigen <strong>Die</strong>nstjubiläums<br />

der »Skyhawk« in der IAF. Andreas Zeitler n<br />

Eine Schicht Extralack zum 45-jährigen Jubiläum<br />

In Frankreich ist ein authentisch wirkendes<br />

1:1-Modell einer Supermarine<br />

Spitfire entstanden. Das Replikat trägt<br />

die Farben der Spitfire Mk.IX, ML407,<br />

NL-D, der 341 »Alsace« Squadron der<br />

Free French Air Force und ist in einem<br />

Hangar in La Ferte Alais ausgestellt.<br />

Nur eine Hülle, aber was für eine!<br />

n SPITFIRE-REPLIKAT IN LA FERTE ALAIS<br />

Spitfire made in France<br />

<strong>Die</strong> am 1. Januar 1943 aufgestellte Staffel<br />

war den ganzen Krieg über im Einsatz<br />

und wurde im November 1945<br />

in Faßberg aufgelöst. <strong>Die</strong> Original<br />

ML407 fliegt heute als zweisitzige T.9<br />

mit dem Verbandskennzeichen OU der<br />

485 Squadron. Roger Soupart n<br />

Foto Roger Soupart<br />

Der geheime Airliner<br />

P-38 und Prototyp XC-69 Foto USAF<br />

Vor 70 Jahren, am 9. Januar 1943, startet die<br />

Lockheed Constellation zum Erstflug. Lackiert<br />

in Olivgrün und mit dem Signet der<br />

USAAF versehen, sieht die elegante, hochhackige<br />

Viermot aber aus wie ein Militärtransporter.<br />

Dabei sollte sie doch ein Airliner<br />

der Superlative sein, konzipiert ab Sommer<br />

1939 unter der Bezeichnung L-049. Ihre Tragflächen<br />

sind geometrisch vergrößerte Flügel<br />

der P-38 Lightning, ihr langgezogener Rumpf<br />

hat Druckkabine, und als Antrieb dienen die<br />

damals stärksten Sternmotoren.<br />

Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs bekommen<br />

die Militärs das Sagen. Was Multimilliardär<br />

Howard Hughes wenig zu kümmern<br />

scheint, denn als Besitzer von TWA<br />

packt er die Gelegenheit beim Schopf, seinen<br />

Konkurrenten langfristig eins auszuwischen.<br />

Darum erteilt er Lockheed im Geheimen einen<br />

Auftrag über 40 jener Airliner. Dafür, dass<br />

sie seine Vorstellungen von Geschwindigkeit<br />

und Reichweite erfüllen, trägt der manisch<br />

detailverliebte »Aviator« schnell persönlich<br />

Sorge. Außerdem verlangt er ein zweijähriges<br />

Käufermonopol, womit er die Konkurrenz in<br />

Rage bringt, der seine Pläne nicht lange verborgen<br />

bleiben. Und dem Militär auch nicht,<br />

das 1942 die Kontrolle über das Programm<br />

übernimmt. Aus der Constellation wird der<br />

Transporter C-69, denn der wird momentan<br />

viel eher gebraucht. Der Einfluss von Hughes<br />

reicht dennoch weit genug, um sich den zweiten<br />

Prototyp zu sichern. Er lässt ihn mit einer<br />

C-69 in »TWA«-Lackierung Foto Lockheed<br />

»falschen« TWA-Lackierung versehen und<br />

stellt damit im April 1944 einen Überlandrekord<br />

mit 506 km/h durchschnittlicher Reisegeschwindigkeit<br />

auf. Was nicht viel nützt,<br />

denn dem Militär ist die C-69 zu teuer. Nur 13<br />

Stück verlassen die Werkshallen, die restlichen<br />

sieben werden später als »Zivilisten«<br />

fertiggestellt.<br />

Kaum ist der Krieg vorbei, kaufen TWA und<br />

Pan Am die meisten C-69 zum Spottpreis, rüsten<br />

sie um und nutzen sie ab Februar 1946 auf<br />

Langstrecken. Doch hapert es in den ehemaligen<br />

Transportern an Passagierkomfort. Zum<br />

Glück stehen mit den Nachfolgern L-649 und<br />

L-749 zeitnah richtige, jedoch auch kostspielige<br />

Airliner bereit. Nicht zuletzt deshalb droht<br />

aller Leistungsfähigkeit zum Trotz zwei Jahre<br />

später erneut das Aus. Just in dem Augenblick<br />

sucht das Militär eine Langstrecken-Patrouillenmaschine<br />

und deckt Lockheed über<br />

Jahre hinweg mit umfangreichen Aufträgen<br />

ein. Nur so kann die Fertigung ziviler »Connies«<br />

weiterlaufen, was irgendwie gut zum<br />

Erstflug in Oliv passt. Wolfgang Mühlbauer n<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2013<br />

11


PANORAMA<br />

PANAVIA 200 TORNADO<br />

Neues vom »Tornado«<br />

Tankflugzeug mal anders: die<br />

B-17 Anfang der 1950er-Jahre<br />

Im <strong>Luft</strong>waffen-Museum auf dem Flugplatz<br />

Berlin-Gatow schreitet die Restaurierung des<br />

Tornado-Prototypen D-9591 voran. <strong>Die</strong> Arbeiten<br />

werden voraussichtlich in der <strong>erste</strong>n Jahreshälfte<br />

2013 abgeschlossen sein, sodass<br />

der Tornado seinen vorgesehenen Platz im<br />

Hauptausstellungs-Hangar 3 einnehmen<br />

kann. Der Hangar 3 wird in diesem Zusammenhang<br />

mit überarbeitet und neu gestaltet.<br />

Insbesondere wird die Ausstellung in der Galerie<br />

zum Thema »Flugplatz Gatow« ausgebaut<br />

und stark erweitert. Zudem werden auch viele<br />

neue Exponate der Royal Airforce ihren Platz<br />

in der Ausstellung finden.<br />

Eginhard Wichmann<br />

Foto Sammlung Hans Willem van Overbeek<br />

n BOEING B-17<br />

Der Bomber von der Tankstelle<br />

Tankstellenbesitzer Art Lacey aus Milwaukie,<br />

Oregon, die als überzählig ausgemusterte<br />

B-17 G mit der Werknummer 44-85790, die<br />

er auf das Dach seiner Tankstelle hievte. Da die<br />

Maschine in den vergangenen 66 Jahren gleichermaßen<br />

dem rauen Klima, Souvenirjägern<br />

und Vandalen ausgesetzt war, soll sie nun restauriert<br />

werden. Der Bug ist bereits abgebaut,<br />

und in naher Zukunft sollen die restlichen Teile<br />

des Bombers folgen.<br />

Ziel ist es, die B-17 für eine statische Ausstellung<br />

zu restaurieren, was jedoch mindestens<br />

zwei Jahre in Anspruch nehmen wird.<br />

Roger Soupart n<br />

ORIS CHALLENGE INTERNATIONAL<br />

DE TOURISME 1932<br />

Fliegeruhr zu Ehren<br />

polnischer Piloten<br />

Zu Ehren des polnischen Flugteams, das<br />

den Reiseflugzeugwettbewerb Challenge International<br />

de Tourisme 1932 gewonnen<br />

hat, kreierte Oris eine<br />

auf 1932 Exemplare<br />

limitierte Fliegeruhr. Bei<br />

der »Oris Challenge International<br />

de Tourisme<br />

1932 Limited<br />

Edition« handelt es<br />

sich um eine klassische<br />

Big Crown mit<br />

der markanten geriffelten<br />

Lünette. Geliefert<br />

wird sie mit Oris-Zertifikat<br />

samt Zippo-Feuerzeug in einer<br />

edlen Box. Sie verfügt<br />

über ein Automatikwerk SW<br />

200 mit einer Gangreserve von bis zu 38<br />

Stunden. Das Edelstahlgehäuse mit beidseitig<br />

bombiertem und innen entspiegeltem<br />

Saphirglas ist bis zu einer Tiefe von 100<br />

Metern wasserdicht. Preis: 1400 Euro.<br />

Copyright: Oris<br />

n TRANSALL C-160D<br />

Rente für bewährten »Packesel«<br />

Das <strong>Luft</strong>fahrtmuseum Wernigerode erweiterte<br />

am 16. Oktober 2012 seine Sammlung<br />

um eine Transall C-160D. Den Landeanflug des<br />

Transportflugzeuges auf den Flugplatz Ballenstedt<br />

verfolgten rund 1000 <strong>Luft</strong>fahrtbegeisterte.<br />

<strong>Die</strong> Transall mit der Werknummer D-007<br />

und dem Kennzeichen 50+07 verrichtete ihren<br />

<strong>Die</strong>nst ursprünglich in der 1. Staffel des <strong>Luft</strong>transportgeschwaders<br />

LTG 61 in Penzberg. In<br />

ihrem langen Einsatzleben hat sie unter anderem<br />

1984 viele Hilfsflüge nach Äthiopien unternommen<br />

und war von 1992 bis 1996 an der<br />

<strong>Luft</strong>brücke für das belagerte Sarajewo beteiligt.<br />

Momentan ersetzt die <strong>Luft</strong>waffe die Transall<br />

Schritt für Schritt durch den Airbus A400M.<br />

Bis zum späteren Umzug in das <strong>Luft</strong>fahrtmuseum<br />

Wernigerode kann der Transporter bei<br />

besonderen Gelegenheiten auf dem Flugplatz<br />

Ballenstedt besichtigt werden.<br />

Das 1999 eröffnete <strong>Luft</strong>fahrtmuseum zeigt in<br />

zwei Hallen und im Freigelände über 45 Flugzeuge<br />

und Hubschrauber und mehr als 1000<br />

weitere Exponate rund um das Thema <strong>Luft</strong>fahrt.<br />

Nähere Informationen finden sich auf<br />

der Website www.luftfahrtmuseum-wernigerode.de.<br />

Peter W. Cohausz n<br />

Das war’s dann:<br />

letzte Landung<br />

der Transall<br />

50+07<br />

Fotos via<br />

Madeleine Aulich<br />

12


n JUNKERS W 34<br />

Resteverwertung<br />

Im Januar 2012 wurde ein Abkommen<br />

zwischen der North Østerdal<br />

Aviation and Military Society<br />

(NØFMF), dem Deutschen Technikmuseum<br />

Berlin und dem Norsk <strong>Luft</strong>fartsmuseum<br />

in Bodø geschlossen, das<br />

es der NØFMF erlaubt, die restlichen<br />

Teile der Junkers W 34, BV+CL, zu<br />

bergen. <strong>Die</strong> geborgenen Teile werden<br />

dem Technikmuseum Berlin leihweise<br />

zur Verfügung gestellt und sollen dazu<br />

dienen, neue Bauteile für zwei beziehungsweise<br />

drei Junkers-F-13-Replikate<br />

herzustellen. Später werden<br />

die Teile der NØFMF zurückgegeben<br />

und in Tolga in Hangar 10 ausgestellt.<br />

<strong>Die</strong> Teile selbst bleiben Eigentum des<br />

Norsk <strong>Luft</strong>fartsmuseum in Bodø.<br />

Derzeit befinden sich alle großen<br />

Tragflächenteile in Hangar 10, wogegen<br />

in Sletthøa sechs große Säcke mit<br />

kleineren Teilen des Flugzeugs auf<br />

den Abtransport nach Deutschland<br />

warten.<br />

Thor P. Broen n<br />

Thor Broen,<br />

Sekretär der<br />

NØFMF, mit einem<br />

Wrackteil,<br />

bei dem es sich<br />

um einen Teil<br />

des Rumpfhecks<br />

der W 34<br />

zu handeln<br />

scheint<br />

n UDET U12 FLAMINGO<br />

100 Jahre Militärfliegerei<br />

in Neuburg<br />

Am 11. Juli 1912 landete zum <strong>erste</strong>n Mal ein<br />

Flugzeug auf dem Exerzierfeld in Neuburg<br />

an der Donau. Es handelte sich dabei um<br />

einen Euler-Doppeldecker aus Schleißheim.<br />

Pilot war Rittmeister Luitpold Graf Wolfskeel,<br />

der in der Folgezeit die Fliegertruppe aufbaute.<br />

Um an die Anfänge der Militärfliegerei in<br />

Neuburg vor 100 Jahren zu erinnern, richteten<br />

die Stadt und das in Neuburg stationierte<br />

Jagdgeschwader 74 eine gemeinsame Feier<br />

aus. Da kein Euler-Doppeldecker verfügbar<br />

war, flog am 11. Juli 2012 der Nachbau des<br />

Doppeldeckers Udet U12 »Flamingo« in Neuburg<br />

ein. Abgestellt wurde der Oldtimer »Nase<br />

an Nase« mit dem »Traditions-Eurofighter«<br />

»Flamingo« trifft<br />

Eurofighter<br />

Foto Hans-Otto Nickmann<br />

in der Traditionshalle<br />

des Geschwaders.<br />

<strong>Die</strong> Besatzung<br />

des Doppeldeckers<br />

wurde anschließend<br />

von Geschwa<br />

derkommodore Oberst Andreas Pfeiffer<br />

und vom Oberbürgermeister der Stadt<br />

Neuburg, Dr. Bernhard Gmehling, begrüßt.<br />

Hans-Peter Fehrenz/Hans-Otto Nickmann n<br />

n HAWKER SIDDELEY NIMROD<br />

Verspätet in Rente<br />

Am 28. September 2012 enthüllte das<br />

RAF Museum Cosford sein neuestes<br />

Ausstellungsstück, die Hawker Siddeley<br />

Nimrod R.1 XV249. Bei der »Nimrod« handelt<br />

es sich um eine von nur vier R.1-Versionen<br />

aus einer Gesamtproduktion von 46<br />

Flugzeugen. Sie weist mehr als 18 000 Flugstunden<br />

auf und war sowohl als Marinepatrouillen-Flugzeug<br />

als auch in der elektronischen<br />

Aufklärung eingesetzt. Ihren <strong>Die</strong>nst<br />

nahm sie 1971 als MR Mk I bei der 206<br />

Squadron in Kinloss, Schottland, auf und<br />

wurde anschließend bei der 203 Squadron<br />

auf Malta eingesetzt. Im Dezember 1983<br />

wurde sie auf MR-Mk-2-Status umgerüstet.<br />

Nach 11 941 Flugstunden wurde die<br />

XV249 am 1. Oktober 1992 außer <strong>Die</strong>nst gestellt.<br />

Doch als die Nimrod R Mk 1 XW666<br />

<strong>Die</strong> Hawker-Siddeley Nimrod R1<br />

XV249, jetzt ausgestellt im RAF<br />

Museum Cosford Foto François Prins<br />

der 5th Squadron am 10. Mai 1995 im Moray<br />

Firth notwassern musste, wurde die XV249<br />

wieder reaktiviert. Man rüstete sie teilweise<br />

auf Nimrod-R.1-Standard um, was an der<br />

Vielzahl ihrer neuen Antennen zu erkennen<br />

war. Als voll ausgerüstete R Mk 1 flog sie<br />

erstmals am 11. April 1997 und nahm in dieser<br />

Rolle später auch an Einsätzen über Libyen<br />

teil. Im Jahr<br />

2011, nachdem die<br />

Nimrod-MR.2-Flotte<br />

außer <strong>Die</strong>nst gestellt<br />

und das Nimrod-<br />

MRA.4-Projekt beendet<br />

worden war,<br />

wurden die in Waddington<br />

stationierten<br />

XV249 und<br />

XW664 zu den beiden<br />

letzten noch fliegenden<br />

»Nimrod«.<br />

<strong>Die</strong> XV249 absolvierte<br />

ihren letzten Flug am 29. Juli 2011.<br />

Das vordere Rumpfteil der Nimrod<br />

XW665 ist im <strong>Luft</strong>fahrtmuseum in Speyer<br />

ausgestellt.<br />

Das Museum in Cosford ist täglich ab<br />

10 Uhr geöffnet; der Eintritt ist frei. Weitere<br />

Information unter www.rafmuseum.org.<br />

François Prins n<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2013<br />

13


TECHNIK<br />

Bordrakete 21<br />

DIE ERSTE LUFT-LUFT-RAKETE IM EINSATZ<br />

Dampfhammer der<br />

Es muss für die US-Piloten ein großer<br />

Schock gewesen, als mitten im Bomber-Strom<br />

Geschosse explodierten,<br />

die die »Fliegenden Festungen« wie<br />

Spielzeug zertrümmerten. Hatte die<br />

<strong>Luft</strong>waffe nun eine geeignete Waffe an<br />

der Hand, um die Wende im <strong>Luft</strong>krieg<br />

herbeizuführen? Von <strong>Die</strong>tmar Hermann<br />

Fotos, soweit nicht anders angegeben, D. Hermann<br />

14


<strong>Luft</strong>waffe<br />

Als die USA im Dezember 1941 in den<br />

Krieg eintraten, legten die Amerikaner<br />

von Anfang an einen Schwerpukt auf<br />

die <strong>Luft</strong>kriegsführung. So begannen sie bereits<br />

im Januar 1942, die 8. US Air Force als<br />

neuen Verband innerhalb der United States<br />

Army Air Forces (USAAF) aufzustellen.<br />

Im Rahmen der gemeinsamen Bomberoffensive<br />

startete im Juni 1943 die Operation<br />

»Pointblank« mit Angriffen auf die deutsche<br />

Rüstungsindustrie. Hierbei flog die 8. US Air<br />

Force ausschließlich Tagangriffe, während das<br />

britische Bomber Command mit seiner tödlichen<br />

Fracht bei Nacht einflog.<br />

<strong>Die</strong> deutschen Verteidiger hingegen hatten<br />

immer größere Schwierigkeiten, die ständig<br />

anwachsenden Bomberströme wirksam zu<br />

bekämpfen. Und da abzusehen war, dass dieser<br />

ungleiche Rüstungswettlauf nicht zu gewinnen<br />

ist, setzte die <strong>Luft</strong>waffe vermehrt auf<br />

neue Waffensysteme. Eines davon war die<br />

21-cm-Werfergranate, die bereits beim Heer<br />

erfolgreich verwendet wurde.<br />

Eine neue Waffe<br />

Der Nebelwerfer 41 gehörte ab dem dritten<br />

Kriegsjahr zum Arsenal der Wehrmacht. <strong>Die</strong>ser<br />

Werfer verschoss 15-cm-<strong>Rakete</strong>n aus insgesamt<br />

sechs kreisförmig angeordneten Rohren,<br />

die auf einem transportablen Gestell<br />

saßen. Günstig wirkte sich die Entwicklung<br />

von Dralldüsen aus, die fortan die Stabilisierungsflügel<br />

überflüssig machten. Von Nachteil<br />

war die geringe Reichweite der <strong>Rakete</strong>n.<br />

Ferner war der Werfer nicht geeignet, Punktziele<br />

zu bekämpfen.<br />

Ab 1942 gelangte der verbesserte Werfer<br />

42 an die Front. <strong>Die</strong> neue Waffe verschoss<br />

21-cm-Granaten aus fünf Rohren, die ebenfalls<br />

auf einem fahrbaren Gestell montiert waren.<br />

Stabilisiert wurden die Geschosse durch<br />

22 schräg angeordnete Einzeldüsen, die einen<br />

entsprechenden Drall erzeugten. Abgefeuert<br />

wurden sie nacheinander innerhalb von acht<br />

Sekunden. <strong>Die</strong> Reichweite betrug acht Kilometer.<br />

Der Werfer 42 erregte schließlich die<br />

Aufmerksamkeit der <strong>Luft</strong>waffe.<br />

Der große Bruder der R4M<br />

<strong>Die</strong> von der <strong>Luft</strong>waffe verwendete 21-cm-<br />

Wurfgranate 42 war eine mit <strong>Rakete</strong>nantrieb<br />

versehene Sprenggranate, die auch als Bord -<br />

rakete 21 bezeichnet wurde. Sie bestand aus<br />

einer Geschosskappe mit eingebautem Zeit-<br />

<strong>Die</strong> Fw 190 wurde speziell<br />

zur Bomberbekämpfung<br />

mit zwei Abschussrohren<br />

für die WGr 21<br />

ausgerüstet<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2013<br />

15


TECHNIK<br />

Bordrakete 21<br />

Ausgerüstet mit jeweils zwei WGr.-21-Doppelrohren<br />

unter der Tragfläche flogen die Bf 110<br />

G-2 vom ZG 26 zunächst erfolgreiche Einsätze<br />

Foto Herbert Ringlstetter<br />

zünder, dem Sprengkörper mit 9,5 Kilogramm<br />

Sprengstoff und der Treibsatzhülse.<br />

Das Geschoss hatte einen Durchmesser von<br />

21 Zentimetern und eine Gesamtlänge von<br />

1,26 Metern. Das Gesamtgewicht lag bei 112<br />

Kilogramm. Abgefeuert wurde die Granate<br />

durch ein Rohr gleichen Kalibers mit einer<br />

Führungslänge von 1,30 Metern. Es wurden<br />

Einfach- und Doppelrohre verwendet, wobei<br />

die Bf 109 aus Leistungsgründen nur Einfachrohre<br />

mit sich führen durfte.<br />

Aufgehängt wurden die Rohre an einem<br />

Haken, der auf der Höhe der Flächenwaffen<br />

unter dem Hauptholm montiert war. Um die<br />

Rohre abzustützen, nutzte man Schrauben, die<br />

die Gewindeteile zwischen Rohr und Tragflächen-Unterteil<br />

verbanden und es auch ermöglichten,<br />

die Waffe zu justieren. <strong>Die</strong> mittlere tragende<br />

Strebe konnte bei Gefahr abgesprengt<br />

und das Rohr somit abgeworfen werden.<br />

<strong>Die</strong> Einsatztaktik<br />

<strong>Die</strong> Bordrakete 21 war eine Waffe, die keinen<br />

präzisen Schuss erlaubte. Sie war aufgrund<br />

der Streuung nur gegen Flächenziele wirksam.<br />

Daher musste die <strong>Rakete</strong> von mehreren<br />

Vergleich der 21-cm-Werferrakete zur später eingesetzten Bordrakete R4M,<br />

Kaliber 5,5 Zentimeter<br />

Fw-190-Versuchseinbau bei Focke-Wulf in Langenhagen. <strong>Die</strong> Granaten wurden mittels einer<br />

elektrischen Auslöseanlage abgefeuert. Gezielt wurde dabei mit dem üblichen Reflexvisier<br />

Jägern gleichzeitig eingesetzt werden, um erfolgreich<br />

zu sein. Als kleinste Einheit sah man<br />

einen Schwarm mit vier Flugzeugen, als größte<br />

Einheit eine Staffel mit zwölf Maschinen<br />

vor. Am günstigsten war es, die feindlichen<br />

Bomber von hinten anzugreifen und dabei einen<br />

Abstand von 1,2 Kilometern zu wahren,<br />

da sich die Jäger damit noch außerhalb der<br />

Schussweite der feindlichen MG-Schützen befanden.<br />

Beim Angriff sollte die von den Deutschen<br />

aus gesehen letzte Maschine des feindlichen<br />

Pulks anvisiert werden.<br />

Durch die besondere Anordnung der Düsen<br />

am Geschossboden bekam die Granate<br />

beim Abfeuern einen Drall von etwa 15 000<br />

Umdrehungen in der Minute. <strong>Die</strong> Zünder<br />

waren indes drallgesichert und wurden erst<br />

bei einer Drehzahl von 5000 Umdrehungen<br />

die Minute scharf. <strong>Die</strong>se Drehzahl war nach<br />

einer Flugstrecke von 100 bis 150 Metern erreicht.<br />

Mit der eingestellten Zünderlaufzeit<br />

detonierte das Geschoss im Idealfall dann<br />

rund 300 Meter vor der letzten Maschine, also<br />

mitten im Verband.<br />

Erste Tests beim EK 25<br />

Das Erprobungskommando 25 hatte die Aufgabe,<br />

neue, für die Tagjagd konzipierte Flugzeuge,<br />

Waffen und Kampfverfahren zu testen.<br />

Den Einsatz der Wurfgranate 21 kommentierte<br />

das EK 25 im 6. Arbeitsbericht vom Juli<br />

1943. Dort heißt es dazu:<br />

»Aufgrund der in den letzten Tagen stattgefundenen<br />

<strong>Luft</strong>kämpfe wurden folgende Erfahrungen<br />

gemacht: <strong>Die</strong> eingesetzten Flug-<br />

16


Junkers Ju 88 C-6, R4+GK, der 2.<br />

Staffel des NJG 2 mit abwaschbarem<br />

weißen Anstrich im März 1944. Der Einsatz<br />

von Werfergranaten an Nachtjägern<br />

war selten Zeichnung H. Ringlstetter/Aviaticus<br />

zeuge mit 21-cm-Granaten haben fast immer<br />

Erfolg gehabt. Es zeigte sich, dass diese Flugzeuge<br />

ganz besonders die Abwehr des Feindes<br />

zu spüren bekamen. Es ist dies ein Zeichen<br />

dafür, wie unangenehm die Waffe dem<br />

Feind erscheint. An 4 Einsatztagen wurden<br />

durch das Kommando mit 21-cm-Granaten<br />

5 Abschüsse, 2 wahrscheinliche Abschüsse<br />

und 4 Herausschüsse erzielt. Von den Letzteren<br />

wurden einige durch andere Jäger ebenfalls<br />

zum Absturz gebracht. <strong>Die</strong> Zünderlaufzeiten<br />

wurden aufgrund der hohen eigenen<br />

Personal- und Materialverluste durch Feindbeschuss<br />

auf 5,5 sec verlängert, sodass eine<br />

Annäherung unter 1000 m an den Feind nicht<br />

mehr erforderlich wird.<br />

Abschließend kann gesagt werden, dass<br />

sich sowohl die 21-cm-Granate wie die 3,7-<br />

cm-Flak 18 bereits bei den <strong>erste</strong>n Einsätzen<br />

bestens bewährt haben. Es wird daher vorgeschlagen,<br />

diese Waffe in größtmöglicher Zahl<br />

zum Kampf gegen viermotorige Feindverbände<br />

zu beschaffen.«<br />

Tests in Tarnewitz<br />

<strong>Die</strong> Erprobung von 21-cm-Bordraketen fand nicht nur beim EK 25 statt. Auch die waffentechnische<br />

Erprobungsstelle in Tarnewitz war involviert. <strong>Die</strong> nachfolgenden Bilder zeigen verschiedene<br />

dort stattgefundene Versuche mit der Fw 190.<br />

Bodenabschuss einer 21-cm-Granate<br />

aus dem linken Rohr unter<br />

der Tragfläche einer Fw 190<br />

Eine geänderte Versuchsanordnung<br />

der Rohre für<br />

den Abschuss nach hinten<br />

Schauderhafte Bilanz<br />

<strong>Die</strong> <strong>Luft</strong>kämpfe, die im Bericht erwähnt werden,<br />

beziehen sich auf Angriffe der 8. US Air<br />

Force auf die Flugzeugwerke von Fieseler in<br />

Kassel und auf AGO in Oschersleben am<br />

28. Juli 1943. Beide Werke bauten die Focke-<br />

Wulf Fw 190 in Lizenz. Von 302 eingesetzten<br />

B-17 gingen dabei 22 Maschinen verloren. Darüber<br />

hinaus wurden fünf weitere B-17 irreparabel<br />

beschädigt und 118 mehr oder weniger<br />

in Mitleidenschaft gezogen. Doch das war<br />

nicht der <strong>erste</strong> Auftritt der Werfergranate 21.<br />

Bereits beim Angriff auf Wilhelmshaven am<br />

21. Mai 1943 registrierten die Amerikaner den<br />

erstmaligen Einsatz der Bordrakete 21, nicht<br />

zuletzt aufgrund der ungeheuren Sprengwirkung<br />

dieser Geschosse.<br />

Nach diesen <strong>erste</strong>n Erfolgen blieben die<br />

Reaktionen seitens der <strong>Luft</strong>waffe nicht aus.<br />

Im nächsten Bericht des EK 25, der zwischen<br />

dem 31. Juli und 10. August 1943 abgefasst<br />

Versuch fehlgeschlagen.<br />

Bei dieser Anordnung<br />

wurden die<br />

Klappen der Fw 190<br />

beim scharfen<br />

Schuss nach hinten<br />

förmlich weggerissen<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2013<br />

17


TECHNIK<br />

Bordrakete 21<br />

Bf 109 G-6 mit geladenen Werferrohren<br />

stehen für den nächsten Einsatz bereit. Im<br />

Fliegerjargon wurden die wuchtigen Rohre<br />

als »Dödel« bezeichnet<br />

worden war, heißt es, dass die Bf 110 und<br />

Me 410 der Zerstörerverbände auf Befehl des<br />

Generals der Jagdflieger mit je vier Rohren<br />

(zwei unter jeder Tragfläche) ausgerüstet werden<br />

sollen. <strong>Die</strong> Mustermaschinen wurden<br />

auch sofort ausgestattet und den festgelegten<br />

Werften zur Verfügung gestellt. Das Personal<br />

der Horstwerften und Verbände wurde durch<br />

das Erprobungskommando eingewiesen.<br />

Als die neue Waffe an der Me 410 getestet<br />

wurde, trat allerdings bei Höhen über acht<br />

Kilometern ein Querruderschütteln auf. Man<br />

versuchte, die Schwierigkeiten zu beheben,<br />

indem die Doppelrohre versetzt und ihr Anstellwinkel<br />

verringert wurde. Bei der Bf 110 G<br />

hingegen hatten die Flugzeugführer fliegerisch<br />

nichts zu beanstanden. Zuletzt begannen<br />

schließlich auch die Jagdgeschwader, die<br />

in der Reichsverteidigung kämpften, die Granaten<br />

einzusetzen.<br />

Bittere Lehrstunde für die Amerikaner<br />

<strong>Die</strong> US-<strong>Luft</strong>waffe plante derweil, am 17. August<br />

1943 Angriffe gegen die deutsche Schwerund<br />

Rüstungsindustrie zu fliegen. Erstes Ziel<br />

dieses Unternehmens »Double Strike« war<br />

Regensburg. Dort stellte Messerschmitt die<br />

Bf 109 her. Ziel des zweiten Verbandes war<br />

Schweinfurt, das Zentrum der deutschen Kugellager-Industrie.<br />

Würde es den Amerikanern<br />

gelingen, diese Achillesferse der deutschen<br />

Rüstung empfindlich zu treffen, hätte<br />

dies für die deutsche Kriegswirtschaft möglicherweise<br />

katastrophale Konsequenzen.<br />

<strong>Die</strong> Ziele lagen allerdings tief im deutschen<br />

Hinterland, was einen langen An- und<br />

Rückflug für die von England aus operierenden<br />

Maschinen bedeutete – und das ein gutes<br />

Stück ohne Jagdschutz, denn beide Städte lagen<br />

außerhalb der Reichweiten amerikanischer<br />

Begleitjäger, sodass die Bomber im Zielgebiet<br />

auf sich allein gestellt waren.<br />

Von den 230 B-17, die Schweinfurt angriffen,<br />

gingen 36 Maschinen verloren.<br />

<strong>Die</strong> deutschen Verteidiger setzten während<br />

»Double Strike« erstmals im großen<br />

Maßstab die neue <strong>Rakete</strong>nwaffe ein. <strong>Die</strong> <strong>Luft</strong>waffe<br />

war zudem gut organisiert und flog gezielte<br />

Attacken auf die einfliegenden Bomber.<br />

Von den 230 B-17, die Schweinfurt angriffen,<br />

gingen 36 Maschinen mit ihren Besatzungen<br />

verloren. Drei weitere wurden so schwer beschädigt,<br />

dass sie nicht mehr repariert werden<br />

konnten. Von den 146 B-17, die die Messerschmitt-Werke<br />

in Regensburg anflogen, wurden<br />

24 abgeschossen. <strong>Die</strong> US-<strong>Luft</strong>waffe büßte<br />

somit 60 ihrer 376 Bomber ein, was einer<br />

Verlustquote von 16 Prozent entspricht. 550<br />

Besatzungsmitglieder waren entweder vermisst<br />

oder tot. <strong>Die</strong> <strong>Luft</strong>waffe verlor 25 Jäger.<br />

Noch größer war der Erfolg der <strong>Luft</strong>waffe<br />

bei einem erneuten Angriff der 8. US-<br />

<strong>Luft</strong>flotte auf die Kugellager-Industrie in<br />

Schweinfurt am 14. Oktober 1943. Dabei wurden<br />

von 291 Bombern erneut 60 abgeschossen,<br />

fünf gingen durch die erlittenen schweren<br />

Schäden noch über England verloren, und<br />

17 weitere waren irreparabel beschädigt. 138<br />

der zurückgekehrten B-17 wiesen mehr oder<br />

Doppelte Schlagkraft: Abschussvorrichtung für zwei Werferrakten an der Fläche einer Me 410<br />

Foto Herbert Ringlstetter<br />

18


weniger starke Beschädigungen auf. <strong>Die</strong>ser<br />

Angriff ging als der »Black Thursday« in die<br />

Geschichte der USAAF ein. <strong>Die</strong> Verlustrate lag<br />

bei 26 Prozent, von 3000 Besatzungsmitgliedern<br />

kehrten 600 nicht mehr zurück. Sie waren<br />

entweder tot oder in Gefangenschaft. <strong>Die</strong> <strong>Luft</strong>waffe<br />

verlor 38 ihrer 300 eingesetzten Jäger.<br />

Besonders schwere Verluste erlitt die 305th<br />

Bomber Group, die noch im Anflug über dem<br />

Rheingebiet von Bf-110- und Me-410-Zerstörern<br />

mit der Werfergranate 21 beschossen<br />

wurde. Von den 15 gestarteten B-17 erreichten<br />

nur noch drei Schweinfurt.<br />

Für die amerikanische <strong>Luft</strong>waffe endete<br />

dieser Tag als Fiasko. Ein Großteil der Abschüsse<br />

ging direkt oder indirekt auf das Konto<br />

der mit den Granaten ausgerüsteten Verbände.<br />

Zwar zerstörten die Geschosse die<br />

feindlichen Bomber nicht immer direkt. Doch<br />

beschädigten sie die Maschinen teilweise so<br />

stark, dass sie den schützenden Verband verlassen<br />

mussten und dadurch zu einem leichten<br />

Ziel für die deutschen Jäger mit konventioneller<br />

Bewaffnung oder der Flak wurden.<br />

<strong>Die</strong> Wirkung war für die Amerikaner nicht<br />

nur demoralisierend. <strong>Die</strong> US-Führung sah<br />

sich überdies gezwungen, ihre Einflüge in das<br />

deutsche Hinterland kurzzeitig einzustellen.<br />

General Ira Eaker, der das amerikanische<br />

Bomber Command in England führte und als<br />

der Architekt des strategischen <strong>Luft</strong>krieges<br />

gegen Deutschland galt, spielte die Verluste<br />

nach dem Einsatz in keiner Weise herunter.<br />

Er gab an, dass praktisch eine komplette<br />

Bomber Group (60 Bomber) aufgehört hat<br />

zu existieren. In seinem Bericht hielt er fest,<br />

dass zunächst die einmotorigen Fw 190 und<br />

Bf 109 mit ihren 20-mm-Kanonen von vorn<br />

angegriffen haben. Direkt im Anschluss konnten<br />

zahlreiche zweimotorige Jäger ungestört<br />

eine große Anzahl von 21-cm-<strong>Rakete</strong>n abfeuern,<br />

da sie außerhalb der Reichweite der amerikanischen<br />

Bordschützen flogen. Es schien<br />

auch so, dass die deutschen Jäger ihre <strong>Rakete</strong>n<br />

auf eine Bombergruppe konzentrierten. Er<br />

war der Meinung, dass die Jäger mit ihren <strong>Rakete</strong>n<br />

nicht primär die Absicht hatten, die<br />

Bomber direkt zu zerstören. Vielmehr sollten<br />

sie die Bomber so stark wie möglich beschädigen,<br />

damit sie aus der Formation ausscheren<br />

mussten, sodass sie anschließend von den<br />

einmotorigen Jägern abgeschossen werden<br />

konnten.<br />

General Henry Arnold, Oberbefehlshaber<br />

der USAAF, war gar der Ansicht, dass die<br />

<strong>Rakete</strong>neinsätze der <strong>Luft</strong>waffe jetzt einen<br />

Punkt erreicht haben, der eine ernsthafte Gefahr<br />

für die eigenen Angriffs-Operationen<br />

Messerschmitt Me 410 A der<br />

I.(Jagd)/KG 51 im Kampfflugzeug-Tarnanstrich<br />

aus RLM 70/71/76 im Einsatz<br />

gegen schwere Bomber 1943<br />

Zeichnung H. Ringlstetter/Aviaticus<br />

darstellte. Er drängte daher auf sofortige Gegenmaßnahmen,<br />

um die Bomber zu schützen.<br />

In der Konsequenz wurde nun alles für den<br />

schnellstmöglichen Einsatz von Langstrecken-Begleitjägern<br />

in die Wege geleitet. Auf<br />

deutscher Seite indes wich der zunächst noch<br />

improvisierte Umbau einer serienmäßigen<br />

Einbauanlage. <strong>Die</strong> Fw 190 erhielt dafür den<br />

Rüstsatz R6, die Bf 109 G den Rüstsatz R2 und<br />

die Bf 110 den Satz M5.<br />

<strong>Die</strong> Schattenseite der Bordrakete<br />

So erfolgreich die <strong>erste</strong>n Einsätze der Werfergranate<br />

21 anfangs auch waren, brachte ihre<br />

Verwendung dennoch eine Reihe von Nachteilen<br />

mit sich. Problematisch war zum einen<br />

der große Stirnwiderstand der durch die sperrigen<br />

Werferrohre hervorgerufen wurde. So<br />

verursachten die Rohre beispielweise bei der<br />

Fw 190 einen Geschwindigkeitsverlust von<br />

42 km/h am Boden und von 53 km/h in der<br />

Volldruckhöhe. Beim Einsatz gegen Bomber<br />

war dieser Geschwindigkeitsverlust noch<br />

tragbar. Doch gegenüber den Langstrecken-<br />

Begleitjägern, die die Alliierten nach dieser<br />

Angriffstaktik für den Einsatz der WGr. 21 von hinten<br />

und von vorn<br />

Aufmunitionieren der Fw 190 mit der neuen Waffe. <strong>Die</strong> Granaten wurden von vorne<br />

eingeführt<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2013<br />

19


TECHNIK<br />

Bordrakete 21<br />

Mit geladenen Werferrohren<br />

unter der Tragfläche<br />

ist diese Bf 109 G-6/trop<br />

der IV./JG 3 von Major<br />

Franz Beyer startklar für<br />

den nächsten Einsatz. <strong>Die</strong><br />

Waffe kam hier noch bis<br />

zum Sommer 1944 zum<br />

Einsatz<br />

schmerzhaften Lektion nun vermehrt einzusetzen<br />

begannen, waren die mit der Werfergranate<br />

bewaffneten Jäger schwerfälliger und<br />

deutlich langsamer. Auch die Steigleistungen<br />

der mit der Bordrakete 21 ausgerüsteten Jäger<br />

und Zerstörer ließen empfindlich nach. So benötigte<br />

eine Bf 110 G mit gefüllten Zusatztanks<br />

und vier <strong>Rakete</strong>n 37 Minuten, um auf<br />

eine Höhe von 9,5 Kilometern zu kommen.<br />

Aus diesem Grund versuchte das EK 25 zumindest<br />

bei der Fw 190 die Leistung durch<br />

C3-Kraftstoff-Einspritzung für Höhen über<br />

1000 Metern zu steigern.<br />

Im August 1943 rüstete BMW in München<br />

die <strong>erste</strong> Fw 190 des EK um. <strong>Die</strong> eingebaute<br />

Anlage funktionierte gut, die Geschwindigkeit<br />

der Fw 190 konnte vom Boden bis sechs<br />

Kilometer Höhe zwischen 20 und 40 km/h<br />

verbessert werden. Dadurch konnten, so<br />

das Erprobungs-Kommando, die durch den<br />

Rüstsatz bedingten Nachteile in etwa ausgeglichen<br />

werden. Bis Dezember 1943 wurde<br />

der Einspritzer zwar noch in weitere Fw 190<br />

des EK 25 eingebaut. Kurzfristig gelang es<br />

aber dennoch nicht, sämtliche mit Werfer -<br />

granate 21 ausgerüsteten Fw 190 damit auszustatten.<br />

Nach Schweinfurt rechnete die <strong>Luft</strong>waffe<br />

mit ähnlich guten Ergebnissen bei weiteren<br />

alliierten Angriffen. Doch diese Hoffnung erfüllte<br />

sich nicht. Im Bericht des Einweisungsstabs<br />

des EK 25 heißt es dazu: »Bei dem größten<br />

Teil der besuchten Verbände zeigte es sich,<br />

dass weder fliegendes noch technisches Personal<br />

über die Handhabung und den Einsatz<br />

der Waffen genügend informiert waren. Es ist<br />

somit nicht verwunderlich, dass die zu erwartenden<br />

Erfolge ausblieben.«<br />

<strong>Die</strong> <strong>Luft</strong>waffe betrachtete die Bordrakete 21<br />

ohnehin nur als Lückenfüller.<br />

Währendessen ging die Entwicklung 1943<br />

nur schleppend weiter. <strong>Die</strong> <strong>Luft</strong>waffe betrachtete<br />

die Bordrakete 21 ohnehin nur als<br />

Lückenfüller, bis die schwere 5-cm-Kanone<br />

verfügbar war, von der man sich eine wesentlich<br />

größere Wirkung versprach.<br />

Das größte Manko der Granate war neben<br />

dem hohen <strong>Luft</strong>widerstand sicherlich die große<br />

Streubreite. <strong>Die</strong> <strong>Rakete</strong> sollte daher künftig<br />

Varianten der Bordrakete 21<br />

Bei der Me 410 wurde<br />

zur Schusserhöhung<br />

noch versucht,<br />

die Waffe aerodynamisch<br />

günstiger in<br />

einer Art Revolvertrommel<br />

im Rumpfbug<br />

unterzubringen.<br />

Doch die Rückstoß -<br />

gase führten zum<br />

Abplatzen von Teilen<br />

der Bugverkleidung.<br />

Lediglich fünf Ma -<br />

schinen wurden<br />

damit noch Anfang<br />

1944 umgebaut<br />

Eine weitere Variante, die<br />

<strong>Rakete</strong> einzusetzen, war<br />

das sogenannte Krebs-Gerät,<br />

ein einzeln nach hinten<br />

gerichtetes Abschussrohr<br />

für die WGr. 21. Erprobt<br />

wurde das Gerät ab Juni<br />

1944 beim EK 25. Ebenso<br />

wurde der Einbau in 20<br />

Fw 190 A-8 durchgeführt<br />

und den Sturmstaffeln zur<br />

Verfügung gestellt. Zum<br />

Einsatz kam das Krebsgerät<br />

dann bei der IV.(Sturm)/<br />

JG3. Durchgesetzt hat sich<br />

diese Anordnung aber nicht<br />

20


<strong>Die</strong> WGr. 21 kam ursprünglich vom<br />

Heer und wurde dort bereits seit<br />

1942 als sog. Nebelwerfer 42 eingesetzt.<br />

<strong>Die</strong> bewährte Waffe blieb dort<br />

bis zum Kriegsende im Einsatz<br />

Amerikanische B-17 bei ihrem<br />

Angriff am 17. August 1943<br />

über Schweinfurt Foto USAF<br />

Eine 21-cm-Bordrakete<br />

im Anflug auf<br />

eine B-17. Von den<br />

Amerikanern wurde<br />

die Bordrakete<br />

aufgrund ihrer Geschossflugbahn<br />

als<br />

»Flaming Baseball«<br />

bezeichnet<br />

Focke-Wulf Fw 190 A-8/R2 der<br />

12.(Sturm)/JG 3 1944 mit einem<br />

Werferrohr unter dem Rumpf, siehe<br />

auch Foto linke Seite unten<br />

Zeichnung H. Ringlstetter/Aviaticus<br />

durch ein Leitwerk in Kombination mit einer<br />

Zentraldüse stabilisiert werden. Zudem war<br />

vorgesehen, die Abschussrohre durch Gleitschienen<br />

zu ersetzen. Rheinmetall Borsig<br />

stellte die auf diese Weise weiterentwickelte<br />

Waffe erstmals im November 1943 dem EK 25<br />

vor. »Der Einbau an Jagd- und Zerstörerflugzeugen<br />

wird sich durch den Fortfall der<br />

Abschussrohre wesentlich günstiger gestalten<br />

lassen und somit die Leistung dieser Flugzeuge<br />

in Bezug auf Höhe und Geschwindigkeit<br />

wesentlich steigern lassen«, so das Erprobungskommando<br />

25.<br />

Erste Bodentests begannen Ende Dezember<br />

1943. Über weitere Ergebnisse ist nichts<br />

Näheres bekannt. Zum Einsatz kam die verbesserte<br />

<strong>Rakete</strong> nicht mehr. Bereits drei Monate<br />

nach Schweinfurt begannen die amerikanischen<br />

Maßnahmen zu wirken. <strong>Die</strong> Entwicklung<br />

der Langstrecken-Begleitjäger in<br />

Kombination mit neuen Zusatztanks war die<br />

richtige Antwort auf die deutsche Taktik, die<br />

Bomber mit <strong>Rakete</strong>n anzugreifen. Im Februar<br />

1944 begleiteten erstmalig moderne P-51-<br />

Mustang-Langstreckenjäger die Bomber von<br />

England aus. Zu diesem Zeitpunkt besaß die<br />

<strong>Luft</strong>waffe keinen adäquaten Jäger mehr, der<br />

die Leistungsklasse der Mustang erreichen<br />

konnte. Der Einsatz der Langstrecken-<br />

Begleitjäger führte auf deutscher Seite dazu,<br />

dass die bisher so erfolgreichen zweimotorigen<br />

deutschen Zerstörer, die mit ihren Abschussrohren<br />

allerdings auch sehr schwerfällig<br />

geworden waren, von einmotorigen Jägern<br />

geschützt werden mussten.<br />

Mit der Mustang zur <strong>Luft</strong>überlegenheit<br />

Wie dramatisch sich die Situation im Frühjahr<br />

1944 gewandelt hatte, zeigt das Beispiel der<br />

II./ZG 26. <strong>Die</strong> Gruppe startete am 20. Februar<br />

1944 mit ihren 13 Bf 110 von Wunsdorf aus<br />

zu einem Abfangeinsatz. In vier Kilometer<br />

Höhe wurde der Verband überraschend von<br />

Begleitjägern attackiert, die elf Zerstörer abschossen.<br />

<strong>Die</strong> Bf 110 war den schnelleren und<br />

wendigeren amerikanischen Jägern nicht gewachsen.<br />

Von der <strong>Luft</strong>waffe wurde die Werfergranate<br />

zwar noch bis zum Sommer 1944<br />

weiter eingesetzt. Doch mussten die spärlichen<br />

Erfolge mit immer größeren Verlusten<br />

erkauft werden, sodass diese einst viel versprechende<br />

Waffe schließlich aus dem Arsenal<br />

verschwand.<br />

n<br />

Für die freundliche Hilfe und Unterstützung bedanke<br />

ich mich bei Herrn Hans-Peter Dabrowski,<br />

Herbert Ringlstetter und Christian Stopsack.<br />

Literatur:<br />

The combined bombing operations – April<br />

through December 1943<br />

AAF Historical Office Headquaters Army Air<br />

Forces, March 1946<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2013<br />

21


TECHNIK<br />

Republic P-47 Thunderbolt<br />

DER HOLPRIGE START DES JÄGER-SCHWERGEWICHTS<br />

Ungeliebter<br />

Donnervogel<br />

Mangelnde Reichweite, nicht sehr steigfreudig und schwach im Kurvenkampf: <strong>Die</strong> P-47<br />

ist kaum das, was sich ein Jagdflieger wirklich wünscht. Doch im Kriegsministerium<br />

verfährt man nach der Devise »Masse statt Klasse!«<br />

Von Wolfgang Mühlbauer<br />

Kritisch beäugt: Kurz vor Jahresende<br />

1942 treffen die <strong>erste</strong>n P-47 in England<br />

ein. <strong>Die</strong> hier abgebildete C-2 ist<br />

am 4. Januar 1943 auf dem Flugplatz<br />

Goxhill aufgenommen<br />

22


<strong>Die</strong> <strong>erste</strong> Serienausführung der Thunderbolt<br />

ist beileibe kein großer Wurf<br />

und vermag auch die Piloten nicht zu<br />

überzeugen. Zumal das Muster im Alltagsbetrieb<br />

nur eingeschränkt genutzt werden kann<br />

(siehe <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 06/2011). Dennoch<br />

soll der Jäger weiterhin massenhaft fabriziert<br />

werden. Dahinter steckt das War Production<br />

Board (WPB), das den Ausstoß aller<br />

Flugzeugtypen generell vervielfachen will.<br />

Doch im Hinblick auf die P-47 dürften die Kapazitäten<br />

am Stammsitz Farmingdale schon in<br />

naher Zukunft nicht mehr ausreichen, obwohl<br />

diese laufend erweitert werden. Deshalb entscheidet<br />

die Firmenleitung im April 1942, ein<br />

zweites Werk aus dem Boden zu stampfen.<br />

<strong>Die</strong> Standortwahl fällt auf Evansville, Indiana.<br />

Dabei spielt neben der dort bereits vorhandenen<br />

guten Bahn- und Straßenanbindung auch<br />

die Tatsache eine Rolle, dass sich in der Nähe<br />

der geplanten Fabrik ein Modification Yard<br />

der Air Force befindet. In diesen Werkstätten<br />

nimmt das Militär all jene technischen oder<br />

einsatzbedingten Änderungen an seinen Flugzeugen<br />

vor, die beim H<strong>erste</strong>ller noch nicht<br />

Einzug in die laufende Fertigung gehalten<br />

oder zu einer entsprechend verbesserten Serienversion<br />

geführt haben. Ein pragmatischer<br />

Ansatz, mit dessen Hilfe nicht zuletzt der Produktionsablauf<br />

weitgehend ungestört bleibt.<br />

<strong>Die</strong> letzte der 171 gebauten P-47B verlässt im<br />

September 1942 das Werk Farmingdale – und<br />

wird kurz danach bereits zur XP-47E mit<br />

Druckkabine und einem 2300 PS starken Pratt-<br />

&-Whitney-R-2800-59-Motor umgebaut. Sie<br />

bleibt aber ein Einzelstück – ebenso wie die<br />

XP-47F, bei der es sich um eine P-47B handelt,<br />

die Tragflächen mit Laminarprofil erhält.<br />

Der letzte Feinschliff<br />

Am 14. September 1942 ist die <strong>erste</strong> P-47C-RE<br />

fertig. Das Kürzel RE steht für Flugzeuge, die<br />

aus Farmingdale stammen, während RA später<br />

jene Maschinen kennzeichnen wird, die<br />

Evansville verlassen. Alle 57 Exemplare dieser<br />

<strong>erste</strong>n Serienausführung gleichen weitgehend<br />

dem Vorgängermuster. <strong>Die</strong> wichtigsten Unterscheide<br />

betreffen das strukturverstärkte<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2013<br />

23


TECHNIK<br />

Republic P-47 Thunderbolt<br />

Eine P-47C-5 der 56th FG, wahrscheinlich aufgenommen<br />

während eines Trainingsfluges im<br />

Februar oder März 1943<br />

Heck und dessen metallbeplankte Ruderflächen.<br />

Zusätzlich wandert der nun aufrechte<br />

Antennenmast auf dem Rumpfrücken weiter<br />

nach hinten. Zum Kampfeinsatz werden die<br />

Maschinen aber ebenso wenig freigegeben wie<br />

die unmittelbaren Vorläufer. Eine interessante<br />

Neuerung ist die Quick Engine Change Modification,<br />

abgekürzt QEC, mit deren Hilfe ein<br />

Triebwerkswechsel deutlich schneller vonstatten<br />

geht. Dafür ist jedoch notwendig, den<br />

Rumpf unmittelbar vor dem Brandschott um<br />

gut 20 Zentimeter zu verlängern. Gestestet hat<br />

man das alles bereits an einigen P-47B. Ein<br />

willkommener Nebeneffekt jener Umrüstung<br />

Hinzu kommt das sicher größte Manko der<br />

P-47C: Ihre Einsatzreichweite.<br />

ist, dass sich die Flugstabilität um die Querachse<br />

anschließend spürbar verbessert. Trotz<br />

aller Vorzüge kommt das QEC-Package aber<br />

bei der <strong>erste</strong>n Serie der P-47C nicht standardmäßig<br />

zum Einbau. Das bleibt dem Folgemuster,<br />

der P-47C-1-RE, vorbehalten, die ab<br />

Oktober produziert wird. Da dieses Muster<br />

in vielerlei Hinsicht verfeinert wird, gilt sie als<br />

die <strong>erste</strong> einsatztaugliche Version der Thunderbolt.<br />

Dazu gehören beispielsweise ein<br />

knapp zwei Zentimeter breiteres Seitenruder<br />

sowie eine verbesserte Sauerstoffversorgung<br />

und Funkausrüstung. Weitere Änderungen<br />

betreffen unter anderem die Fahrwerke oder<br />

den <strong>Luft</strong>einlauf des Abgasladers.<br />

Übungskämpfe in Florida<br />

Insgesamt entstehen 55 dieser Flugzeuge. Um<br />

herauszufinden, wie sie sich im Kampf wohl<br />

schlagen dürften, überführt man die <strong>erste</strong>n davon<br />

Ende des Monats auf die Eglin Air Force<br />

Zwei Republic P-47C-2, abgestellt im Februar 1943 beim 11th Combat<br />

Crew Replacement Center der 8th Air Force in Bovington<br />

Hochbetrieb auf dem Speke Aerodrome bei Liverpool, wo im Frühjahr 1943<br />

unter anderem einige P-47C-5 auf ihre Üb<strong>erste</strong>llung warten Foto Lockheed<br />

Fotos, wenn nicht anders angegeben, USAF<br />

24


Base (AFB) in Florida, um sie taktisch zu erproben.<br />

Ihre »Gegner« sind eine P-38F, eine<br />

P-39D-1, eine P-40F und eine nicht näher bezeichnete<br />

Ausführung der P-51. Grob und auf<br />

das Wesentlichste zusammengefasst, zeigt sich<br />

bei Testflügen und Scheinluftkämpfen folgendes:<br />

Generell besitzt die Thunderbolt eine höhere<br />

Maximalgeschwindigkeit als ihre Herausforderer.<br />

Sie erreicht bis zu 687 km/h in<br />

zehn Kilometer Höhe. Dafür ist ihr Steigvermögen<br />

vergleichsweise schlecht und kommt<br />

über 3000 Fuß pro Minute nicht hinaus. <strong>Die</strong><br />

Sturzflugbeschleunigung gilt dagegen als phänomenal.<br />

Ähnlich zwiespältig erweist sich das<br />

Verhalten im Kurvenkampf: Der Wendekreis<br />

ist größer als bei allen »Widersachern«, und<br />

je enger die Kurbelei wird, desto eher rutscht<br />

die Maschine seitlich weg. Im Gegenzug kann<br />

sie dafür fast immer im Sturzflug wegtauchen<br />

– zugleich offenbar die einzig zuverlässige<br />

Möglichkeit, den Gegner zu überrumpeln. All<br />

das wird kaum genügen, um nachhaltig gegen<br />

die neuesten Jäger der deutschen <strong>Luft</strong>waffe zu<br />

bestehen.<br />

Geringe Reichweite<br />

Hinzu kommt das sicher größte Manko der<br />

P-47C: ihre Einsatzreichweite. Sie beträgt bestenfalls<br />

885 Kilometer. Weshalb gerade dieser<br />

entscheidende Punkt bis dahin offenbar niemandem<br />

aufgefallen ist? Vermutlich, weil die<br />

P-47B beim Eastern Air Defence Command als<br />

P-47 B-RE der 56th Fighter Group,<br />

Mitchell Field in den Vereinigten Staaten,<br />

Anfang 1943, geflogen vom späteren<br />

Fliegerass Major Hubert Zemke<br />

Zeichnung Herbert Ringelstetter/Aviaticus<br />

Abfangjäger zum Schutz der Industrieanlagen<br />

an der amerikanischen Ostküste eingeteilt ist.<br />

Was hierfür zählt, ist Geschwindigkeit und<br />

Steigvermögen. Über Letzteres regt man sich<br />

schnell auf, die Reichweite dagegen wird erst<br />

dann interessant, als der Einsatz über Europa<br />

in greifbare Nähe rückt. Der eingeschränkte<br />

Aktionsradius ist deshalb auch der Hauptgrund,<br />

warum die Flugzeuge der Serie C-1 nie<br />

die USA verlassen.<br />

P-47B – ein »Überschallflugzeug«?<br />

(R)P-47B der 56th PG (später 56th FG) im<br />

April 1942<br />

Foto Republic<br />

Eine der hartnäckigsten Legenden der amerikanischen<br />

<strong>Luft</strong>fahrtgeschichte rankt sich um<br />

vermeintliche Schallmauerdurchbrüche mit<br />

der Thunderbolt. Ein reiner Mythos – schon<br />

deshalb, da Derartiges nie dokumentiert<br />

worden ist beziehungsweise in vielerlei Hinsicht<br />

nachweislich als physikalisch wie technisch<br />

unmöglich gilt. Der Auslöser dieser<br />

langlebigen Story ist eine Pressemeldung<br />

von Republic, herausgegeben am 1. Dezember<br />

1942. Darin steht unter anderem zu lesen,<br />

dass zwei Army Piloten der 56th FG –<br />

Harold Comstock und Roger Dyar – am 15.<br />

November des Jahres mit ihren P-47 im<br />

Sturzflug mehr als 725 mph, also über 1166<br />

km/h, erreicht hatten. Damit seien sie die<br />

<strong>erste</strong>n Menschen, die schneller als der<br />

Schall durch die <strong>Luft</strong> »gerast« sind. Allein<br />

schon die Tatsache, dass beide lediglich mit<br />

(R)P-47B Maschinen unterwegs waren – also<br />

mit Maschinen ohne verstärkte Heckstruktur<br />

und mit stoffbespannten Ruderflächen –,<br />

spricht dagegen. Insbesondere, da beides<br />

ja im Vorfeld zwei schwere Flugunfälle beim<br />

Abfangen aus dem Sturz verursacht hatte.<br />

Beide Unglücksfälle waren zwar nie publik<br />

geworden, hatten aber in der Folge schnell<br />

zum stark eingeschränkten Flugstatus der<br />

P-47B geführt. Was H<strong>erste</strong>ller wie Militär<br />

darum dringend brauchten, waren positive<br />

Schlagzeilen! Hier kamen die beiden fliegerisch<br />

noch recht unerfahrenen Lieutenants<br />

mit ihrer Geschichte gerade richtig. Außerdem<br />

herrschte Krieg, und da durfte man ruhig<br />

ein wenig auf die Pauke hauen. Was aber<br />

war wohl tatsächlich passiert?<br />

Beide Piloten sollten horizontale Flüge<br />

mit maximaler Motorleistung in 35 000,<br />

30 000 und 25 000 Fuß absolvieren. Zum<br />

steilen Sinkflug gingen sie eigentlich nur<br />

über, um die Höhendifferenz zum nächsten<br />

Durchgang rasch abzubauen – und wurden<br />

dabei offenbar kalt von der ungewöhnlich<br />

hohen Sturzflugbeschleunigung der Thunderbolt<br />

erwischt, die sie weit mehr Höhe als<br />

geplant kostete, ehe sie sich wieder fingen.<br />

Dass der Fahrtmesser dabei auf 725 mph<br />

sprang, ist ein reiner Anzeigenfehler und<br />

hatte mit einer bald zu schnell verlaufenden<br />

Druckänderung an der äußeren Öffnung des<br />

Staurohrs zu tun. Im Endergebnis spielten<br />

darum alle daran gekoppelten Instrumente<br />

ab einem gewissen Zeitpunkt verrückt. Zusammen<br />

mit rasch stärker werdendem Rütteln<br />

und einer immer schwergängigeren<br />

Steuerung – beides in <strong>erste</strong>r Linie hervorgerufen<br />

durch zunehmend eintretende Kompressionseffekte<br />

– entstand so leicht der<br />

Eindruck, sich tatsächlich der unmittelbaren<br />

Schallmauergrenze zu nähern. Zwei Phänomene,<br />

die während des Krieges noch<br />

manch anderen Flugzeugführer nachhaltig<br />

narren sollten.<br />

Wie dem auch sein mag: Für die PR-Abteilung<br />

von Republic ein gefundenes Fressen,<br />

zumal es im Unternehmen niemand besser<br />

wusste. Bei einem offiziellen Testflug mit einer<br />

P-47C-2 im Folgejahr zeigte sich, dass ihr<br />

Fahrtmesser während des Sturzfluges aus<br />

großer Höhe bei 385 mph Geschwindigkeit<br />

unvermittelt und weit nach vorne sprang –<br />

um schließlich stolze 760 mph anzuzeigen.<br />

Eine Erscheinung, die man bei Lockheed<br />

während der Erprobung der P-38F schon früher<br />

festgestellt hatte. Ihr verantwortlicher<br />

Konstrukteur Kelly Johnson fand auch als<br />

Erster die passende, oben bereits angeführte<br />

Erklärung. Warren Bodie und Bob Hoover<br />

waren es schließlich, die 1946/47 ganz amtlich<br />

die maximal erreichbare Sturzgeschwindigkeit<br />

der Thunderbolt ermitteln konnten:<br />

Mach 0,805. Doch zu diesem Zeitpunkt hatten<br />

sich Mythos und Legende vom »Überschallflugzeug«<br />

P-47 längst manifestiert … n<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2013<br />

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TECHNIK<br />

Republic P-47 Thunderbolt<br />

Thunderbolt-Verband der 56th FG aus<br />

P-47D und C. Beim zweiten Flugzeug<br />

handelt es sich um eine P-47C-2, geflogen<br />

von Capt. Eugene O’Neil<br />

<strong>Die</strong>se nicht näher zu identifizierende<br />

P-47C gehört zur 78th FG. <strong>Die</strong> Einheit<br />

liegt ab April 1943 in Duxford, wo kurz<br />

darauf auch dieses Foto entsteht<br />

P-47C der 4th FG, startklar zum Einsatz im Mai<br />

1943. <strong>Die</strong> Maschine in der Bildmitte (Kennung<br />

W DY) ist eine C-5, geflogen von 1st Lt. Paul Riley<br />

Technische Daten: Republic P-47C-1-RE<br />

Länge<br />

11,00 m<br />

Höhe<br />

4,35 m<br />

Spannweite<br />

12,42 m<br />

Tragflügelfläche 27,87 m²<br />

Triebwerk<br />

ein luftgekühlter Pratt & Whitney R-2800-21 Double Wasp<br />

18-Zylinder-Doppelsternmotor mit 2027 PS Startleistung<br />

Max. Startmasse<br />

6770 kg<br />

Höchstgeschwindigkeit 697 km/h in 9144 m Höhe<br />

Reichweite<br />

maximal 1344 km (ohne Zusatztank)<br />

<strong>Die</strong>nstgipfelhöhe<br />

12 801 m<br />

Bewaffnung<br />

acht 12,7-mm-Browning-MG<br />

Besatzung<br />

ein Mann<br />

Obwohl also die <strong>erste</strong> Einschätzung seiner<br />

Kampfkraft allenfalls gedämpften Optimismus<br />

hervorruft, muss man den Jäger so bald<br />

wie möglich in den Krieg schicken. Einer der<br />

maßgeblichen Köpfe, die dem Flugzeug dennoch<br />

viel zutrauen, ist Hubert »Hub« Zemke,<br />

der Kommandeur der 56th Fighter Group. Er<br />

trägt großen Anteil daran, dass sich der Ruf<br />

der Thunderbolt allen Defiziten zum Trotz<br />

zumindest bei seinen Leuten stetig verbessert.<br />

Dabei war er keineswegs von Anfang an ein<br />

Fan des Schwergewichts aus Farmingdale<br />

gewesen. Doch einmal mit dem wuchtigen<br />

Vogel konfrontiert, bleibt Zemke seinem<br />

Wahlspruch treu, der da sinngemäß lautet:<br />

»Kämpfe mit dem, was man Dir gibt,und<br />

mach das Beste daraus.« Ein Credo, welches<br />

seinen Führungsstil prägt und auf seine Untergebenen<br />

abfärbt. Kein Wunder, dass er und<br />

sein Geschwader bald am besten mit der P-47<br />

vertraut sind und in Zusammenarbeit mit Republic<br />

entscheidend dazu beitragen, deren<br />

Kinderkrankheiten auszumerzen.<br />

Dass man die Einheit als <strong>erste</strong>n Thunderbolt-Verband<br />

nach England abkommandiert,<br />

wo das 8th Fighter Command im Entstehen<br />

begriffen ist, verwundert ebenfalls kaum. Der<br />

zugehörige Marschbefehl für alle drei Staffeln<br />

der 56th FG ergeht am 26. November 1942. In<br />

den <strong>erste</strong>n Tagen des folgenden Jahres finden<br />

sich Piloten und Stabsangehörige an Bord der<br />

»Queen Mary« zur Verschiffung ein – alle in<br />

dem Glauben, dass der Verband auch weiterhin<br />

seine bislang verwendeten Maschinen behält.<br />

Doch es kommt anders, denn in Farmingdale<br />

werden zügig hintereinander die<br />

nächsten Ausführungen des Jägers in Produktion<br />

genommen: die P-47C-2-RE und C-5-RE.<br />

Beginnend mit der erstgenannten Version,<br />

26


von der 128 Stück fertig werden, versucht<br />

Republic schrittweise dem Reichweitenproblem<br />

zu begegnen. Beeinflusst von der<br />

Bell P-39D, hat man zunächst einen klobigen,<br />

nicht druckbelüfteten Unterrumpftank konstruiert,<br />

der 776 Liter fasst. <strong>Die</strong>ser sogenannte<br />

»Eutertank« ist eine reine Ad-hoc-Maßnahme,<br />

bietet aber bis zu 40 Minuten mehr<br />

Flugzeit. Dafür erzeugt er einen gewaltigen<br />

<strong>Luft</strong>widerstand und ist nicht abwerfbar – also<br />

für den Kampfeinsatz nur unzureichend geeignet.<br />

Trotzdem ist der <strong>erste</strong> Schritt zum Begleitjäger<br />

getan, als das Treibstoffsystem und<br />

die Aufhängepunkte umgestaltet werden. <strong>Die</strong><br />

C-5, von der 362 Exemplare entstehen, unterscheidet<br />

sich nur in Details vom Vorgänger.<br />

Ähnlich wie ihre Crews gelangen auch die<br />

Flugzeuge auf dem Seeweg nach England.<br />

Dort will man zunächst drei Verbände damit<br />

ausrüsten. <strong>Die</strong> <strong>erste</strong>n Thunderbolt sind schon<br />

am 22. Dezember 1942 hier eingetroffen, genauer<br />

gesagt bei der No. 1 Aircraft Assembly<br />

Unit (AAU) auf dem Flugplatz von Speke bei<br />

Liverpool. Hier befindet sich eine von zuletzt<br />

insgesamt vier Einrichtungen, welche die<br />

Lockheed Overseas Corporation betrieb und<br />

die für Remontage und Einflug amerikanischer<br />

Flugzeugmuster nach deren Anlieferung<br />

zuständig ist. Darunter fällt sowohl entsprechendes<br />

Material für die Briten als auch<br />

die US-Streitkräfte. Daneben übernimmt man<br />

in Speke passende Testaufgaben für die RAF.<br />

Hohn und Spott<br />

<strong>Die</strong> zeigt sich im Übrigen vorerst kaum von<br />

der bulligen Thunderbolt beeindruckt, und<br />

mancher ihrer Piloten hat nur Hohn und<br />

Spott für den fetten Riesenbrummer made in<br />

USA übrig. »Der größte Vorteil der Maschine<br />

ist bestimmt das geräumige Cockpit, denn darin<br />

kann man sich bequem vorm Feind v<strong>erste</strong>cken«,<br />

heißt es beispielsweise. Was die Briten<br />

wohl sonst noch sagen würden, wenn sie<br />

wüssten, dass man im Herbst 1941 ernsthaft<br />

mit dem Gedanken gespielt hatte, ihnen alle<br />

P-47B zu überlassen? Wohl, um mit dieser<br />

scheinbar großzügigen Geste die kaum einsatztauglichen<br />

Flugzeuge schnell wieder los<br />

zu werden – was man freilich dann doch<br />

nicht gewagt hatte. Davon unabhängig<br />

nimmt die 56th FG um den 25. Januar 1943<br />

herum ihre <strong>erste</strong> P-47C-2 in Empfang. Ebenso<br />

wie die 4th FG, die aus den drei RAF-Jagdstaffeln<br />

mit amerikanischen Freiwilligen hervorgegangen<br />

ist. Ihre kampferprobten Piloten<br />

Experimente mit P-47B und C<br />

<strong>Die</strong> zuletzt gefertigte P-47B wird zur XP-47E mit Druckkabine modifiziert, die aber im Alltagsbetrieb<br />

nicht überzeugt. Ebenso enttäuschend verlaufen die Versuche mit der einzigen XP-47F: <strong>Die</strong>se auf<br />

Flügel mit Laminarprofil umgerüstete Maschine offenbart keine Vorteile. <strong>Die</strong> NACA betreibt dagegen<br />

Grundlagenforschung und vermisst beispielsweise ausführlich den Propellerschub der P-47C-1.<br />

P-47C-1 der NACA Foto NASA<br />

XP-47E mit Druckkabine Foto via KHK<br />

P-47C, 41-6231, »Alley Oop«,<br />

Lt. Wayne A. Brainard, 62nd Fighter<br />

Squadron, 56th Fighter Group, stationiert<br />

in England im Juni 1943<br />

Zeichnung Herbert Ringelstetter/Aviaticus<br />

XP-47F mit Laminarflügel Foto via KHK<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2013<br />

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TECHNIK<br />

Republic P-47 Thunderbolt<br />

Um sie vom Feind zu unterscheiden, erhalten die in<br />

England stationierten P-47 ab Februar 1943 weiße<br />

Markierungen – so wie jene C-2 der 56th FG<br />

waren bisher die wendige Spitfire gewohnt<br />

und nehmen den Umstieg auf die wuchtige<br />

Thunderbolt nur widerwillig hin. Besonders,<br />

da die P-47 ein höhenoptimiertes Flugzeug<br />

darstellt, sich die <strong>Luft</strong>kämpfe mit den Deutschen<br />

aber erfahrungsgemäß oft und rasch in<br />

den unteren Höhenbereich verlagern. Dort jedoch<br />

hat der Gegner, allen voran die Fw 190,<br />

die besseren Karten.<br />

<strong>Die</strong> Feuertaufe<br />

Zu allem Überfluss kommt man mit der<br />

P-47C kaum weiter als bis Antwerpen, und<br />

wenn sich die Kampfhandlungen über dem<br />

Festland hinziehen, ist eine Notwasserung im<br />

Kanal wegen Spritmangels wahrscheinlich.<br />

Alles Dinge, die sich langfristig in den Köpfen<br />

jener Piloten einnisten und ihre Effizienz beeinflussen.<br />

Hier fehlt ganz einfach ein Kommandeur<br />

wie Zemke. Als dritte Einheit im<br />

Bunde schult die 78th FG auf die P-47 um.<br />

Der ursprünglich mit Lockheed P-38 ausgerüstete<br />

Verband liegt schon monatelang in<br />

England, hatte seine Maschinen aber abgeben<br />

müssen und wartet seither auf Ersatz.<br />

Noch während der Umschulungsphase<br />

beginnt bei zahlreichen P-47 der Einbau britischer<br />

Funkausrüstung, die zuverlässiger<br />

als das ursprüngliche Equipment ist. Am<br />

10. März 1943 zieht die Thunderbolt dann<br />

endlich in den Kampf. 14 Maschinen der<br />

4th FG starten zusammen mit zwölf Spitfire<br />

Mk.V Richtung Pas-de-Calais, weichen aber<br />

Beruhigender Anblick für die Crew dieser heimfliegenden B-17: eine P-47C-2 der 84th Fighter<br />

Squadron, einer Staffel der 78th FG<br />

der <strong>Luft</strong>waffe anscheinend aus. Das ändert<br />

sich endgültig am 15. April, als P-47C jenes<br />

Verbandes in der Nähe von Ostende auf<br />

Fw 190 A II./JG 1 treffen. <strong>Die</strong> Amerikaner verlieren<br />

drei Flugzeuge, die Deutschen letztlich<br />

keines. Vor diesem Hintergrund schreibt Captain<br />

Don Blakeslee, der Kommandeur der<br />

Im unteren Höhenbereich hat der Gegner,<br />

allen voran die Fw 190, die besseren Karten.<br />

335th Fighter Squadron, in mehrfacher Hinsicht<br />

<strong>Luft</strong>kriegsgeschichte. Er ist davon überzeugt,<br />

eine Fw 190 aus dem Sturzflug heraus<br />

getroffen zu haben und beansprucht den <strong>erste</strong>n<br />

<strong>Luft</strong>sieg der Thunderbolt für sich. Tags<br />

darauf nach seiner Angriffsmethode befragt,<br />

prägt er einen unsterblich gewordenen<br />

Spruch, der seine ganze Skepsis gegenüber<br />

der P-47 ausdrückt. Er sagt, frei übersetzt:<br />

»Das Ding hat verdammt noch mal wenigstens<br />

ordentlich zu stürzen, wenn es schon<br />

nicht steigen kann!« Und das bleibt vorerst<br />

auch der einzige taktische Ansatz, um sich gegenüber<br />

der Fw 190 Vorteile zu verschaffen.<br />

Der 56th FG geht es vorerst kaum besser: beim<br />

einem Gefecht am 29. April 1943 verliert man<br />

zwei Maschinen, während der Gegner ungeschoren<br />

bleibt. Indessen läuft der Nachschub<br />

an Republic-Jägern weiter; die Produktion ist<br />

schon seit einiger Zeit auf den Nachfolger<br />

P-47D umgestellt. Wie sich die Thunderbolt<br />

bei ihren <strong>erste</strong>n Missionen als Geleitjäger<br />

schlägt und wie ihre Entwicklung weiter verläuft,<br />

erfahren Sie in einer kommenden Ausgabe<br />

von <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong>.<br />

n<br />

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<strong>Luft</strong>-<strong>Luft</strong>-Schießen<br />

BACKGROUND<br />

VOM MASCHINENGEWEHR ZUR RAKETE<br />

Fire and forget<br />

statt Bleidusche<br />

Flieger-Ass Oswald Boelcke notiert am 8. Januar<br />

1916, er habe einem abgeschossenen Engländer<br />

im Lazarett »englische Bücher und Photographien<br />

von seinem Flugzeug gebracht. Er freute sich<br />

sehr darüber«.<br />

LUFTKÄMPFE KONNTEN IM ERSTEN WELTKRIEG<br />

ritterlich enden: Klemmte der Verschluss der Kanone,<br />

flog der Gegner schon mal grüßend vorbei. Seinerzeit<br />

war es verdammt schwer, den Feind zur Strecke zu<br />

bringen; man musste den Abzug mit dem behandschuhten<br />

Finger genau im rechten Moment drücken,<br />

dabei den Flieger unter Kontrolle halten und auf der<br />

Hut sein, nicht selbst zur Beute zu werden. Bewegliche<br />

Ziele sind schwierig, erst recht in der dritten Dimension.<br />

<strong>Die</strong> Bordkanone feuert nicht unbedingt<br />

auf das, worauf der Schütze zielt:<br />

ein wenig zu stark am Knüppel gezogen,<br />

die Entfernung falsch geschätzt, und die<br />

»Bleidusche« geht vorbei.<br />

und akustisch die »Beleuchtung« durch gegnerisches<br />

Radar an. Der Angegriffene stößt als Erstmaßnahme<br />

Täuschkörper aus: »Flares« (kleine Magnesiumfackeln)<br />

verwirren <strong>Rakete</strong>n mit Infrarotsuchkopf, »Düppel«<br />

(Chaff) bilden Wolken aus Stanniolstreifen, die radargesteuerte<br />

<strong>Rakete</strong>n täuschen sollen. Zusätzlich fliegt der<br />

Pilot Ausweichmanöver. Fassrollen sind Spiralbahnen,<br />

die den Waffenrechner der <strong>Rakete</strong> an sein Limit bringen,<br />

zumal sie mindestens die doppelte Geschwindigkeit<br />

hat wie das potenzielle Opfer. Dafür können moderne<br />

<strong>Rakete</strong>n auf dem Hacken kehrt machen.<br />

»WIR BEKNALLTEN UNS, RUTSCHTEN übereinander<br />

weg, aber keine traf den anderen«, schreibt Oswald<br />

Boelcke vor fast 100 Jahren. »Wenn man aufeinander<br />

Nur eine Übung: Ein F-16-Pilot feuert<br />

eine AIM-9 Sidewinder ab<br />

Foto picture-alliance/dpa<br />

»Ausweichmanöver<br />

bringen den<br />

Waffenrechner<br />

der <strong>Rakete</strong> an<br />

sein Limit.«<br />

HEUTE GIBT ES FIRE-AND-FORGET-<br />

<strong>Rakete</strong>n, die man nur noch auslösen<br />

muss; den Rest macht die Waffe. Sie gehören<br />

freilich zur Oberklasse der Air-to-<br />

Air-Missiles (AAM); andere benötigen<br />

noch eine Zielführung nach dem Abfeuern.<br />

Doch in beiden Fällen sitzen lange<br />

Flugkörper mit verglastem »Auge« und<br />

Flügelchen an den Tragflächen. Es gibt<br />

<strong>Rakete</strong>n für kurze, mittlere und große<br />

Reichweiten, darunter manche, die hinter<br />

dem sichtbaren Horizont angreifen können.<br />

Sie alle haben Suchkopf mit Lenksystem,<br />

Gefechtskopf und Antrieb. Man<br />

unterscheidet optische Sucher (zum Beispiel<br />

mit Infrarottechnik) von anderen,<br />

die ein aktives oder passives Radar besitzen.<br />

Der Gefechtskopf trägt meist einen<br />

Annäherungszünder. <strong>Die</strong> konventionelle Sprengladung<br />

kann jedes gegnerische Flugzeug buchstäblich<br />

durchlöchern.<br />

ALS ANTRIEB DIENT ein <strong>Rakete</strong>ntriebwerk, das die<br />

Waffe je nach Art auf Geschwindigkeiten zwischen<br />

Mach 2 und Mach 5 bringt. Unvorstellbar, so einem<br />

Monster zu entkommen – und doch gibt es Schutzmaßnahmen.<br />

Warngeräte zeigen den Crews optisch<br />

zufliegt, summieren sich die Geschwindigkeiten, sodass<br />

man nie etwas trifft.« Heute ist der Frontalangriff<br />

Realität. Eine moderne <strong>Luft</strong>-<strong>Luft</strong>-<strong>Rakete</strong> kann mit<br />

70 g Belastung kurven, achtmal mehr als ein Jagdflugzeug.<br />

Rolf Stünkel n<br />

Quellen:<br />

Hauptmann Bölckes Feldberichte, Verlag Friedrich<br />

Andreas Perthes A.G., Gotha 1917, S. 54<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2013<br />

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TECHNIK<br />

Typengeschichte<br />

FOCKE-WULF TA 154<br />

»Gut Holz!« – Teil 2<br />

Mit hohen Erwartungen an künftige Einsatzerfolge lief im<br />

Frühjahr 1944 die Fertigung der Ta 154 an. <strong>Die</strong> »deutsche<br />

Mosquito« kam jedoch trotz ihres großen Leistungspotenzials<br />

kaum über die Platzrunde hinaus Von Herbert Ringlstetter<br />

Im Laufe des Jahres 1944 sollte die überwiegend<br />

aus Holz gefertigte Ta 154 einen<br />

Großteil der bisherigen zweimotorigen<br />

Einsatzflugzeuge ablösen. Insbesondere<br />

in der Rolle als Nachtjäger setzte man<br />

große Erwartungen in die Focke-Wulf-Konstruktion.<br />

Um die Fronttauglichkeit der Ta 154 zu<br />

untersuchen, erging am 9. Dezember 1943<br />

der Befehl, das Erprobungskommando 154<br />

(EK 154) aufzustellen. Liegeplatz der Einheit<br />

war der Focke-Wulf-Platz Langenhagen (damals<br />

auch Evershorst genannt) in der Nähe<br />

von Hannover. Seine Arbeit nahm das Kommando<br />

anfangs mit lediglich drei Maschinen<br />

auf und erprobte schwerpunktmäßig zunächst<br />

Kühlanlage und Funkausrüstung. Des<br />

Weiteren wurde die Ta 154 bei der <strong>Luft</strong>waffen-Erprobungsstelle<br />

Rechlin auf ihre Fähigkeiten<br />

hin untersucht.<br />

Als viertes Versuchsflugzeug startete<br />

am 10. Februar 1944 die Ta 154 V4 zum<br />

Jungfernflug. <strong>Die</strong> Maschine diente anschließend<br />

der Waffenerprobung für die geplante<br />

A-Serie. Standardmäßig waren für die<br />

Ta 154 zwei schwere Maschinengewehre<br />

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Nachtjäger-Ausführung Ta 154 A-4. <strong>Die</strong><br />

beiden im Mittelrumpf untergebrachten<br />

Kraftstoffbehälter fassten 1500 Liter<br />

Versuchsmuster<br />

Ta 154 V7 mit<br />

raubtiergleichem<br />

Tarnanstrich. Gut<br />

zu erkennen sind<br />

die geteilten Landeklappen<br />

sowie<br />

relativ kurzen<br />

Querruder<br />

Ta 154 A-0, W.Nr.<br />

120005, mit FuG<br />

220. <strong>Die</strong> Antennen<br />

der funkmesstechnischen<br />

Ausrüstung,<br />

auch »Hirschgeweih«<br />

genannt,<br />

kosteten bis zu<br />

25 km/h an<br />

Höchstgeschwindigkeit<br />

Technische Daten: Focke-Wulf Ta 154<br />

Ta 154 A-0 A-2/U4 C-2 (Projekt)<br />

Einsatzzweck Nachtjäger, Schlechtwetterjäger Schlechtwetterjäger, Zerstörer<br />

Besatzung 2 2 2<br />

Antrieb 2 x Junkers Jumo 211 F 2 x Junkers Jumo 213 A-1 2 x Junkers Jumo 213 A-1<br />

mit <strong>Luft</strong>schraube FS 11 mit <strong>Luft</strong>schraube FS 9 mit <strong>Luft</strong>schraube FS 111<br />

flüssigkeitsgekühlter V-12-Reihenmotor<br />

Startleistung 2 x 1340 PS – ges. 2680 PS 2 x 1750 PS – ges. 3500 PS 2 x 1750 PS – ges. 3500 PS<br />

Länge 13,20 m 13,20 m 13,70 m<br />

Spannweite 16,00 m 16,00 m 16,00 m<br />

Flügelfläche 32,4 m² 32,4 m² 32,4 m²<br />

Flächenbelastung 215,00 kg/m² 259,26 kg/m² 333,34 kg/m²<br />

Höhe 3,65 m einschl. <strong>Luft</strong>schraube 3,65 m 3,65 m<br />

Höchstgeschwindigkeit 600 km/h in 6100 m 645 km/h in 6500 m 650 km/h in 6500 m<br />

– – 675 km/h in 4600 m mit MW 50<br />

– – 688 km/h in 8600 m mit GM 1<br />

Höchstgeschwindigkeit 518 km/h 541 km/h 562 km/h<br />

in Bodennähe – – 607 km/h mit MW 50<br />

Anfangssteigrate 10,4 m/s 17 m/s 10 m/s<br />

15 m/s mit MW 50<br />

Steigleistung 4000 m in 6,1 min 4000 m in 4,2 min 4000 m in 7,5 min<br />

8000 m in 15,5 min 8000 m in 19,1 min<br />

Landegeschwindigkeit 163 km/h 185 km/h –<br />

Rüstgewicht 6783 kg – 8520 kg<br />

Fluggewicht 8350 kg 8450 kg 10 800 kg<br />

<strong>Die</strong>nstgipfelhöhe 10 600 m 11 300 m 9200 m<br />

Reichweite 1550 km 1485 km 1465 km<br />

ohne Zusatztanks<br />

Reichweite – – 1625 km<br />

mit Zusatztanks<br />

Starrwaffen 4 x MG 151/20 – 20 mm 2 x MG 151/20 – 20 mm 2 x MG 151/20 – 20 mm<br />

mit je 200 Schuss oder mit je 200 Schuss mit je 200 Schuss<br />

2 x MG 151/20 – 20 mm weitere Bewaffnung möglich 2 x MK 103 – 30 mm<br />

2 x MK 108 – 30 mm mit je 100 Schuss<br />

mit je 100 Schuss oder<br />

4 x MK 108 – 30 mm<br />

Abwurflast – keine 1000 kg<br />

Funktechnische FuG 212, später FuG 220 FuG 212, später FuG 220 FuG 16 ZE, FuG 25a, FuG 101,<br />

Ausrüstung FuG 16 ZE, FuG 25a, FuG 101, FuG 16 ZE, FuG 25a, Peil G6, FuBl 2<br />

Peil G6, FuBl 2 FuG 101, Peil G6, FuBl 2<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2013<br />

31


TECHNIK<br />

Typengeschichte<br />

Stark, aber mit Schwächen<br />

Mit der Ta 154 stand grundsätzlich ein leistungsfähiges, kompaktes Jagdflugzeug zur Verfügung,<br />

das sich sowohl zum schweren Tagjäger (Zerstörer) samt Schlechtwetter-Ausrüstung als auch<br />

zum schnellen Aufklärer und Nachtjäger eignete. Wegen der schlechten Sichtverhältnisse zu den<br />

Seiten war die »154« allerdings kaum zum Verbandsflug geeignet<br />

Ta 154 V7, W.Nr. 100007. Das<br />

damals kaum verbreitete Bugradfahrwerk<br />

bereitete immer wieder<br />

Schwierigkeiten<br />

<strong>Die</strong> Grundkonstruktion der Ta 154<br />

stimmte: ein schlanker Jäger mit starken<br />

Motoren und guten Flugeigenschaften<br />

MG 151/20, Kaliber 20 Millimeter, mit jeweils<br />

200 Schuss sowie zwei 30-mm-Maschinenkanonen<br />

MK 108 mit je 100 bis<br />

110 Schuss vorgesehen. Montiert waren diese<br />

in den Seitenwänden der Kabine, was<br />

eine stark gebündelte, hoch wirksame Feuerkraft<br />

ergab. Optional für die Nachtjagdvariante<br />

war ein schräg nach vorne oben feuerndes<br />

MK 108 vorgesehen. Natürlich wirkten<br />

sich das Waffengewicht sowie die beiden<br />

unter die Flächen gehängten 300-Liter-Zusatztanks<br />

auf die Flugleistungen aus: 40<br />

km/h büßte die einsatzklare »154« im Vergleich<br />

zur Ta 154 V1 ein. <strong>Die</strong> mögliche Flugdauer<br />

stieg durch die abwerfbaren Treibstoffbehälter<br />

auf drei Stunden.<br />

<strong>Die</strong> Sichtverhältnisse zu den Seiten<br />

hin fielen äußerst bescheiden aus<br />

<strong>Die</strong> Ta 154 V7 mit geflecktem Tarnanstrich<br />

in RLM 74/75/76<br />

Zeichnung Herbert Ringlstetter<br />

<strong>Die</strong> Versuchsflugzeuge Ta 154 V5 bis V23 folgten<br />

der V4 in relativ kurzen Abständen. So<br />

stieg die V23 am 14. Juli 1944 erstmals auf.<br />

Den letzten Prototyp der Ta-154-Entwicklung<br />

stellte die V24 dar, doch diente diese genau<br />

wie die V11 bis V14 als Bruchzelle.<br />

Fahrwerksschwäche<br />

Während der Erprobungszeit bereiteten die<br />

neuartige Bugradauslegung und das zu weiche<br />

Hauptfahrwerk der Ta 154 immer wieder<br />

Schwierigkeiten. Im Juni 1944 brach die Bugradgabel<br />

der V4 während der Landung, wobei<br />

sich die Maschine überschlug und schwer beschädigt<br />

liegen blieb. Am 18. April 1944 machte<br />

Einflieger Bartsch mit der Ta 154 V9 schon<br />

nach dem Erstflug Bruch, wobei sein Begleiter<br />

Hans Meyer getötet wurde.<br />

Durch den Austausch der Jumo 211 N<br />

durch Motoren des Typs 211 R konnte die Höhenleistung<br />

verbessert werden. Mit dem Einbau<br />

des wesentlich stärkeren Junkers Jumo 213<br />

A-1 mit einer Startleistung von immerhin<br />

1750 PS gelang es schließlich, die Flugleistungen<br />

der Ta 154 erheblich zu steigern. Ein weiteres<br />

Leistungsplus brachten VS-111-<strong>Luft</strong>schrauben<br />

mit einem Durchmesser von 3,5<br />

Metern. Und dank der GM-1-Anlage, die die<br />

Leistung in großen Höhen zu steigern vermochte,<br />

wurden im Tagjagdeinsatz ohne Flammenvernichter<br />

Geschwindigkeiten von rund<br />

700 km/h möglich.<br />

Geplante B- und C-Serie<br />

Um das Verletzungsrisiko der Besatzung<br />

durch splitterndes Holz zu eliminieren, sollte<br />

die Variante Ta 154 B einen aus Metall gefertigten<br />

Vorderrumpf erhalten. Außerdem<br />

sah man Daimler-Benz-DB-603-L-Motoren als<br />

Antrieb vor. <strong>Die</strong> B-Serie wurde jedoch zugunsten<br />

der C-Serie fallengelassen. Für die<br />

Ta 154 Cäsar planten die Focke-Wulf-Entwickler<br />

einen um gut 76 Zentimeter verlängerten<br />

Rumpf. Angetrieben werden sollte sie<br />

durch den Jumo 213 A. <strong>Die</strong> Ta 154 C war mit<br />

der jeweils einsatzspezifischen Ausrüstung<br />

als Tagjäger, Nachtjäger sowie Aufklärer und<br />

Jagdbomber vorgesehen.<br />

<strong>Die</strong> letzte geplante Ta-154-Baureihe D mit<br />

vergrößerter Tragfläche wurde in Ta 254 um-<br />

Fotos, soweit nicht anders angegeben, Herbert Ringlstetter<br />

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Focke-Wulf Ta 154<br />

Ta 154 A-0<br />

W.Nr. 120005<br />

Erstflug: 30. Juni 1944<br />

Lackierung: RLM 74/75/76<br />

© Herbert Ringlstetter/www.aviaticus.com<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2013<br />

33


TECHNIK<br />

Typengeschichte<br />

Ta 154 A-0, W.Nr. 120005, in Langenhagen. Der<br />

Deckname des Platzes lautete während der Kriegszeit<br />

»Insulin«. <strong>Die</strong> alte Werknummer der TQ+XE war 0015<br />

benannt. Zur Bauausführung kam es jedoch<br />

nicht mehr.<br />

Als besondere Verwendungsmöglichkeit<br />

der Ta 154 wurde auch an den Einsatz als Mistelgespann<br />

gedacht. Dabei sollte die »154« mit<br />

mindestens zwei Tonnen Sprengstoff im Bug<br />

in Verbund mit einer als Führungsflugzeug<br />

fungierenden Fw 190 A fliegen. Das »Mistel<br />

Ta 154 A – Fw 190 A-8 Sprengstoffträger Beethoven«<br />

genannte Projekt wurde im Juni 1944<br />

im Reichsluftfahrtministerium vorgelegt.<br />

Letztlich aber erachtete man die Ta 154 dazu<br />

als ungeeignet.<br />

Eine andere Idee sah die Ta 154 als Pulkzerstörer<br />

vor. Dabei war geplant, eine mit<br />

zwei Tonnen Sprengstoff beladene Ta 154<br />

ferngesteuert in einen feindlichen Bomberverband<br />

einzufliegen und in günstiger Position<br />

zu zünden. Im Umkreis von etwa 180 Metern<br />

sollten so gleich mehrere Bomber zum<br />

Absturz gebracht werden, da diese üblicherweise<br />

dicht beieinander flogen.<br />

Um die zunehmende Gefahr durch feindliche<br />

Bombenangriffe zu mindern, verteilte<br />

man den Bau der Ta 154 auf sogenannte Fertigungsringe,<br />

die möglichst unbehelligt vom<br />

Feind ihre Arbeit verrichten konnten. Jeder<br />

der zunächst vier, dann drei Produktionskreise<br />

war autark funktionsfähig und verfügte<br />

über zahlreiche kleine Zulieferer und ein zentrales<br />

Endmontagewerk. Pro Monat war der<br />

Ausstoß von bis zu 600 Flugzeugen für Anfang<br />

1945 geplant.<br />

Verheerende Produktionsmängel<br />

führten zum Baustopp der Ta 154.<br />

Nachdem der Auftrag zum Bau von 250<br />

Ta 154 A-1 erteilt worden war, stellten sich<br />

kurz nach Serienanlauf schwere Mängel in<br />

der Verleimung heraus, was zum Produktionsabbruch<br />

führte. Der zu Beginn verwende-<br />

Technische Daten: Ta-154-Baureihe- und Muster<br />

Typ Einsatzzweck Besatzung Triebwerk Bemerkungen<br />

A-0 Nachtjäger 2 Jumo 211 F Vorserie zur Fronterprobung. Bau bei den Mitteldeutschen Metallwerken in Erfurt<br />

A-0/U1 Nachtjäger 2 Jumo 211 F 14 Maschinen geplant, vier MK 108, nicht gebaut<br />

A-0/U2 Pulkzerstörer 1 Jumo 211 N (R) Ein Flugzeug umgebaut<br />

A-1 Tagjäger 2 Jumo 211 N (R) Weitgehend der A-0 entsprechend, spätere Umrüstung auf Jumo 211 R<br />

A-1/R1 Tagjäger 2 Jumo 211 N (R) Mit GM-1-Anlage zur Steigerung der Motorleistung in großen Höhen<br />

A-2 Tagjäger 1 Jumo 211 N (R) Mit GM-1-Anlage. Spätere Umrüstung auf Jumo 211 R<br />

A-2/U3 Sprengstoffträger keine Jumo 211 N Mistelvariante der Ta 154 in Verbund mit Fw 190 A<br />

A-2/U4 Nachtjäger, 2 Jumo 213 A Mindestens drei A-2 wurden in Detmold zu Nachtjägern mit Jumo 213 umgerüstet<br />

Schlechtwetterjäger<br />

A-3 Schulungsflugzeug 2 Jumo 211 N (R) Schulmaschine mit zweitem Steuerknüppel. 20 Maschinen sollten bei der Truppe umgebaut<br />

werden, keine Ausführung<br />

A-4 Nachtjäger 2 Jumo 211 N (R) Mit FuG 220, keine Ausführung<br />

B-1 Nachtjäger 2 DB 603 L Weitgehend wie A-4, jedoch mit Metallvorderrumpf, zugunsten der Ta 154 C gestrichen<br />

B-2 Tagjäger 3 DB 603 L Weitgehend wie A-2, aber mit Metallvorderrumpf, wurde gestrichen<br />

C-1 Nachtjäger 2 Jumo 213 A Um 76 cm verlängerter Vorderrumpf aus Metall, Schleudersitze, verbesserte<br />

(DB 603 E) Kabinenhaube, DB 603 L, Zusatztanks<br />

C-2 Jagdbomber 1 Jumo 213 A Auf C-1 basierend, 2 × 500 kg Bombenlast, 2 x MG 151/20 und 2 x MK 103, Schiebehaube<br />

C-3 Aufklärer 2 Jumo 213 A Sichtfenster nach unten, zwei Reihenbildgeräte RB 75/3O oder RB 50/30, vier MG<br />

151/20, zusätzlich zwei rückwärts gerichtete MG 131, nicht realisiert<br />

C-4 Tagjäger 2 Jumo 213 A Schiebehaube und Metallvorderrumpf, nicht realisiert<br />

D-1 Nachtjäger 2 Jumo 213 E Auf 42 m² vergrößerte Fläche, Umbenennung in Ta 254 A-1<br />

D-2 Zerstörer 2 Jumo 213 E Auf 42 m² vergrößerte Fläche, Umbenennung in Ta 254 A-2<br />

34


Ta 154 A-2 mit Funkmess-Antennenanlage<br />

auf dem Rumpfrücken und den<br />

Flächen<br />

Zeichnung Herbert Ringlstetter<br />

Nur noch Schrottwert: <strong>Die</strong> bei Kriegsende aufgefundene<br />

Ta 154 A-2, D5+HD, W.Nr. 320003<br />

des NJG 3<br />

te Leim war nicht mehr verfügbar, nachdem<br />

der H<strong>erste</strong>ller ausgefallen war. Daher musste<br />

man auf einen anderen Leim ausweichen.<br />

Verhängnisvollerweise fraß sich dieser mit<br />

der Zeit in das Holz ein, was die Festigkeit<br />

der Konstruktion zunichte machte. Zusätzlich<br />

zur Leim-Misere kam die mangelnde Erfahrung<br />

der H<strong>erste</strong>llerfirmen. Ein weiteres Problem<br />

bereitete die Feuchtigkeit des Holzes.<br />

Aus für die Serienfertigung<br />

Ein schwerer <strong>Luft</strong>angriff auf Langenhagen<br />

am 5. August 1944, bei dem die Mehrzahl der<br />

Versuchsflugzeuge zerstört oder stark beschädigt<br />

wurde, versetzte der Ta 154 praktisch<br />

den Todesstoß. Auch das EK 154 wurde<br />

daraufhin aufgelöst.<br />

<strong>Die</strong> Serienfertigung wurde am Ende nicht<br />

wieder aufgenommen und die Ta 154 am<br />

1. August 1944 aus dem Beschaffungsprogramm<br />

der <strong>Luft</strong>waffe gestrichen.<br />

<strong>Die</strong> noch vorhandenen sieben Maschinen<br />

erhielten stärkere Jumo-213-A-Motoren sowie<br />

eine Nachtjägerausrüstung. Hierbei handelte<br />

es sich um die W.Nr. 320 008, 320 009 und<br />

320 010 vom Typ A-2 sowie die V5, V6, V23<br />

sowie die W.Nr. 0 015 (A-0).<br />

Kaum im Einsatz<br />

Ausgewiesene Nachtjagdexperten wie Helmut<br />

Lent oder Werner Streib hatten die Ta 154<br />

testweise geflogen und bescheinigten der teilhölzernen<br />

Zweimot das Zeug zum erfolgreich<br />

einsetzbaren Nachtjäger. Auf der Wunsch -<br />

Für die Starrbewaffnung der Ta 154 standen verschiedene Möglichkeiten offen. Als Nachtjäger<br />

war auch ein Schrägwaffeneinbau, die sogenannte »Schräge Musik«, im Rumpf optional<br />

Ein US-Soldat am Leitwerk der Ta 154 A-2,<br />

D5+HD. Das gefleckte Tarnschema war typisch<br />

für die wenigen Ta-154-Einsatzmaschinen<br />

liste der beiden stand unter anderem die<br />

Möglichkeit zur Aufnahme eines dritten Besatzungsmitgliedes<br />

und eine Bewaffnung mit<br />

MK 108.<br />

Ein paar Ta 154 wurden an das NJG 3 in<br />

Stade geliefert. Bei Kriegsende wurden sie zumeist<br />

durch eigene Hand zerstört. Tatsächlich<br />

zum Einsatz kamen die Nachtjagdflugzeuge<br />

nur mehr in sehr geringem Umfang. Flugzeugführer<br />

Gottfried Schneider und sein Funker<br />

Ernst Hammer vom NJG 3 absolvierten<br />

eigenen Aussagen nach mit der D5+ED 44<br />

Feindflüge, wozu auch 13 Nachtjagdeinsätze<br />

gehörten.<br />

Außerdem waren Ta 154 A bei der Nachtjagdgruppe<br />

10 und beim Ergänzungsjagdgeschwader<br />

2 im Einsatz. Auch sollen mit der<br />

Ta 154 zwei <strong>Luft</strong>siege errungen worden sein,<br />

die jedoch unbestätigt blieben.<br />

Fertiggestellt wurden letztlich wahrscheinlich<br />

nur etwa 30 (andere Quellen nennen<br />

bis zu 50) Exemplare dieses vielversprechenden<br />

Flugzeuges. Darunter befanden sich<br />

13 Ta-154-Versuchsmuster, sieben oder acht<br />

A-0-Vorserienflugzeuge sowie etliche A-1-<br />

und A-2-Serienmaschinen. Es existieren hierzu<br />

unterschiedliche Angaben.<br />

Wer eine Ta 154 einmal aus der Nähe betrachten<br />

will, dem sei ein Besuch der Ausstellung<br />

des <strong>Luft</strong>fahrttechnischen Museums<br />

Rechlin empfohlen. Eines der dortigen Glanzlichter<br />

ist der teilweise Nachbau der Ta 154 V3.<br />

Auch wenn es »nur« den Vorderrumpf, die<br />

Motorgondeln mit Propellern sowie einen Teil<br />

der Tragflächen samt Fahrwerk zu sehen gibt:<br />

<strong>Die</strong> Ta 154 weiß zu beeindrucken!<br />

n<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2013<br />

35


TECHNIK<br />

Cockpit<br />

HEINKEL HD 42 (HE 42)<br />

Wenig bekanntes<br />

Seeflugzeug<br />

Als robuster Doppeldecker<br />

zur Seefliegerschulung ist<br />

die Heinkel HD 42 im Jahre<br />

1929 als Nachfolgemuster<br />

der HD 24 entstanden. Ab<br />

1933 wurde sie in einer<br />

kleinen Zahl von der neu<br />

gegründeten <strong>Luft</strong>waffe eingesetzt.<br />

Wie sah der Arbeitsplatz<br />

in diesem relativ<br />

unbekannten Doppeldecker<br />

aus? Von Peter W. Cohausz<br />

Das Cockpit der <strong>erste</strong>n HD 42a<br />

Foto Sammlung Kössler<br />

So sieht Langlebigkeit aus: Von insgesamt<br />

etwa 210 gebauten He 42 wurden noch<br />

1943 einzelne zu Seenot-, Aufklärungsund<br />

Verbindungseinsätzen geflogen. <strong>Die</strong> HD<br />

42 war unter der weitgehenden Berücksichtigung<br />

aller Wünsche und Erfahrungen der<br />

DVS entwickelt worden, und deren Erprobung<br />

zog sich bis über das Jahr 1930 hin. <strong>Die</strong><br />

Konstruktion war konventionell: ein unverspannter,<br />

gestaffelter Doppeldecker mit Holztragflächen,<br />

bespanntem Stahlrohrrumpf,<br />

zwei offenen Sitzen und zwei Schwimmern.<br />

Das Musterflugzeug war noch mit einem<br />

BMW V ausgerüstet und zeigte anfangs eine<br />

für ein Schulflugzeug ungenügende Längsund<br />

Kursstabilität. <strong>Die</strong>ses Problem wurde<br />

dann durch eine Versetzung der Tragflächenstreben,<br />

die Verlängerung des Rumpfes und<br />

eine Betonung der V-Form der Flächen gelöst.<br />

Hinzu kam eine Vergrößerung des Schwimmervolumens.<br />

<strong>Die</strong> DVS bestellte Ende 1930 nach den<br />

Flugerprobungen mit dem Prototypen der<br />

HD 42a vier weitere Maschinen HD 42b, jedoch<br />

mit einem 380-PS-Junkers-L-5-G-Motor.<br />

Auch hier musste aufgrund einer Instabilität<br />

um die Querachse die V-Form der Tragflächen<br />

nochmals um ein Grad verstärkt werden. Im<br />

April 1931 erhielten die HD 42b dann ihre<br />

Fotos, soweit nicht anders angegeben, P. W. Cohausz<br />

36


<strong>Die</strong> zweite HD 42b,<br />

D-2033<br />

Erläuterung der Instrumentierung des HD-42-<br />

Prototyps<br />

endgültige Zulassung und wurden bei der<br />

DVS in Warnemünde in <strong>Die</strong>nst gestellt. Ab<br />

1933 wurde die Typenbezeichnung nach<br />

den neuen Richtlinien des RLM auf He 42<br />

geändert.<br />

Von der He 42 sind noch die Versionen<br />

He 42 C (fünf Stück), He 42 D (14 Stück) und<br />

He 42 E (189 Stück) gebaut worden. Trotzdem<br />

ist die Maschine nahezu unbekannt geblieben.<br />

<strong>Die</strong> Besatzung der HD beziehungsweise<br />

He 42 war konventionell in zwei Sitzen<br />

hintereinander untergebracht. Vorne saß der<br />

Pilot und hinten der Beobachter. Das Cockpit<br />

wirkt sehr funktionell mit den vielen Bedienelementen<br />

und unverkleideten Steuerstangen.<br />

Mit dem großen Steuerhorn ließen<br />

sich die Steuerdrücke leicht beherrschen.<br />

Anhand eines Werksfotos von 1929 und<br />

der Flugzeugbeschreibung von 1937 lassen<br />

sich zwei Instrumentierungsvarianten der<br />

Ausrüstung des Prototyps der Heinkel HD 42a am Platz des<br />

Flugzeugführers:<br />

Nr. Gerät Anzeigebereich H<strong>erste</strong>ller<br />

1 Fahrtmesser 40–350 km/h Bruhn<br />

2 Höhenmesser 0–5000 m Lufft<br />

3 Drehzahlmesser 400–1800 U/min ?<br />

4 Feinhöhenmesser 0–500 m Askania<br />

5 Borduhr Kienzle<br />

6 Kompass »Franz« Askania<br />

7 Zündschalter Bosch<br />

8 unbekannt<br />

9 Zuggriff für Kühlerklappe<br />

10 Netzausschalter ? Bosch<br />

11 Schalter für die Kompassbeleuchtung Bosch<br />

12 Schalter für die Positionslampen Bosch<br />

13 Instrumentenlampe Bosch<br />

14 Verdunkler für die Instrumentenlampe<br />

15 Wassertemperaturanzeiger 25–115° C Baecker<br />

16 Öltemperaturanzeiger 25–115° C Baecker<br />

17 Kraftstoffdruckmesser 0–0,5 kg/cm² ?<br />

18 Öldruckmesser 0–10 kg/cm² ?<br />

19 Benzinuhr 0–350 Liter Maximall<br />

20 <strong>Luft</strong>pumpe für die Benzinuhr<br />

21 Umschalter Haupttank – Falltank<br />

22 Schaubilder für die Benzinanlage und elektrische Anlage<br />

23 Gas- und Gemischhebel<br />

24 Fettpresse<br />

25 Feuerlöscher<br />

26 Druckmesser für den Feuerlöscher 0–10 kg/cm² Maximall<br />

27 Ventil für den Feuerlöscher<br />

28 Anlassmagnet Bosch<br />

Askania Kompass »Franz«<br />

Ein Askania-Feinhöhenmesser bis<br />

500 Meter um 1930<br />

Foto Jordan<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2013<br />

37


TECHNIK<br />

Cockpit<br />

Instrumentierung der He 42 E beim Beobachter<br />

Foto Archiv Hafner<br />

Maschine vorstellen. <strong>Die</strong> <strong>erste</strong> stammt vom<br />

Prototyp der HD 42 und besteht noch aus den<br />

damals üblichen ungenormten Instrumenten<br />

der 1920er-Jahre.<br />

Auffallend ist die Konsole an den Tragflächenstreben<br />

über dem Rumpf mit den damals<br />

als am wichtigsten angesehenen Instrumenten<br />

Fahrt-, Höhen- und Drehzahlmesser. <strong>Die</strong> unten<br />

in der Hauptgerätetafel eingebauten Instrumente<br />

sind bereits in der später üblichen<br />

Anordnung in die Gerätegruppen Flugüberwachung<br />

und Navigation links und Mitte sowie<br />

Triebwerksüberwachung rechts eingeteilt.<br />

Besonders erwähnenswert ist bei der He<br />

42 E neben der Askania-Fernkompassanlage<br />

vor allem das optische Verständigungsgerät<br />

von Askania. Durch die Tandemsitze fiel es<br />

Pilot und Beobachter schwer, sich zu verständigen.<br />

<strong>Die</strong> in manchen Flugzeugen eingebauten<br />

Sprachrohre boten aufgrund des Motorenlärms<br />

und des Fahrtwindes kaum Abhilfe.<br />

Eine einfache und vor allem eindeutige<br />

Verständigung für häufig wiederkehrende<br />

Signale versprach ein elektrisches, optisches<br />

Verständigungsgerät von Askania. <strong>Die</strong> Anlage<br />

bestand aus je einem Geber und einem<br />

<strong>Die</strong> zweite Instrumentierungsvariante stammt von der He 42 E und besteht aus den standardisierten Instrumenten der<br />

großen und kleinen Norm. Grundlage für die Zusammenstellung der Ausrüstung der He 42 E beim Pilot und beim<br />

Beobachter ist der Entwurf einer Flugzeugbeschreibung von 1937.<br />

<strong>Die</strong> Instrumentierung beim Flugzeugführer<br />

bei der He 42 E<br />

Foto Archiv Hafner<br />

38


Ausrüstung der Heinkel He 42 E am Platz des Flugzeugführers:<br />

Nr. Gerät Anzeigebereich Gerätenummer<br />

a1 Befestigungsschrauben für die Gerätetafel<br />

a Fahrtmesser 50–350 km/h Fl 22209<br />

b Grobhöhenmesser 0–6000 m Fl 22310<br />

c Feinhöhenmesser 0–1000 m Fl 22306<br />

d Empfindlichkeitsregler für Wendezeiger 300–650 mm WS Fl 22405<br />

e Wendezeiger Fl 22402<br />

f Statoskop-Variometer –10/+10 m/s Fl 22381-10<br />

g Steckdose für Kompassbeleuchtung Fl 32601<br />

h Kurszeiger für den Fernkompass Fl 23351<br />

i Borduhr-Halterung (Junghans) Fl 22600<br />

k Verständigungsgerät – Geber Fl 24401-1<br />

l Verständigungsgerät – Empfänger Fl 24401-2<br />

m Drehzahlmesser 300–1800 U/min Fl 20217<br />

n Kraftstoffvorratsanzeiger (pneumatisch) 0–355 l Fl 20704<br />

o <strong>Luft</strong>pumpe für den Kraftstoffvorratsanzeiger Fl 20740<br />

p Schmierstofftemperaturanzeiger 20–120° C Fl 20335<br />

q Kühlstofftemperaturanzeiger 20–120° C Fl 20335<br />

r Kraftstoffdruckmesser 0–0,5 kg/cm² Fl 20505<br />

s Schmierstoffdruckmesser 0–10 kg/cm² Fl 20606<br />

t Zündschalter Bosch SSH 32/2Z Fl 21110<br />

u Netzausschalter Fl 32301<br />

v Gerätetafelbeleuchtung Fl 32254<br />

w Verdunkler für die Beleuchtung Fl 32402<br />

x Merkleuchte für die Staurohrheizung<br />

x1 Schalter für die elektrische Anlage<br />

y Anlasseinspritzpumpe ABP 6 mit Behälter 8-4506 A<br />

y1 Feuerlöscher (auf dem Foto nicht sichtbar, unterhalb Gerätebrett)<br />

z Führerkompass Plath Z4gst Fl 23208<br />

(auf der Rumpfoberseite hinter der Windschutzscheibe)<br />

A Kursgeber für den Fernkompass Fl 23300<br />

B Welle vom Kursgeber<br />

C<br />

D<br />

Tankwahlschalter<br />

Halterung für den Kursgeber<br />

E Kurbel für den Handanlassmagnet Bosch AM 1 B1 Fl 21202<br />

H Schalter für die Beleuchtung ?<br />

Ausrüstung der Heinkel He 42 E am Platz des Beobachters:<br />

Nr. Gerät Anzeigebereich Gerätenummer<br />

a Fahrtmesser 50–350 km/h Fl 22209<br />

b Grobhöhenmesser 0–6000 m Fl 22310<br />

c Feinhöhenmesser 0–1000 m Fl 22306<br />

d Steckdose Fl 32601<br />

e Kurszeiger für den Fernkompass Fl 23351<br />

f Kursgeber für den Fernkompass Fl 23300<br />

g Borduhr-Halterung (Junghans) Fl 22600<br />

h Verständigungsgerät – Geber Fl 24401-1<br />

i Verständigungsgerät – Empfänger Fl 24401-2<br />

k Ausrüstung für die Instrumentierung<br />

l Drehzahlmesser 300–1800 U/min Fl 20217<br />

m Zündschalter Bosch SSH 32/2Z Fl 21110<br />

n Gerätetafelbeleuchtung FL 32254<br />

o Verdunkler für die Beleuchtung Fl 32402<br />

p<br />

q<br />

Verstrebung<br />

Halterung<br />

Einzelne Geräte können anhand der Abbildungen jedoch nicht eindeutig identifiziert werden, da bisher keine<br />

Ersatzteilliste der He 42 vorliegt.<br />

Detailaufnahme des unteren Instrumentenbretts<br />

der HD 42a<br />

Foto Sammlung Koos<br />

Empfänger an beiden Instrumententafeln. Jeder<br />

Geber hatte einen roten, weißen und grünen<br />

Hebel und jeder Empfänger eine entsprechend<br />

gefärbte Anzeigelampe.<br />

<strong>Die</strong> Besatzung konnte während des Fluges<br />

durch Aufblinken der Lampen in verabredeter<br />

Reihenfolge Mitteilungen austauschen. Durch<br />

Aufwärtsdrücken werden die Hebel festgestellt,<br />

und die Lampe am zugehörigen Empfänger<br />

leuchtet dann so lange, bis der Hebel<br />

wieder in Mittelstellung gebracht wurde. Beim<br />

Betätigen des Hebels leuchtete auch beim Geber<br />

die Lampe auf, sodass man eine Bestätigung<br />

hatte, ob man auch den richtigen Hebel<br />

betätigt hatte. <strong>Die</strong> Anlage wurde mit der Bordspannung<br />

von zwölf Volt betrieben und konnte<br />

auch auf drei Plätze erweitert werden. Nach<br />

einer Askania-Preisliste vom November 1934<br />

hat das Verständigungsgerät für zwei Stationen<br />

insgesamt 190 Reichsmark gekostet. n<br />

Quellen:<br />

Archiv Hafner<br />

Askania Werksprospekte von 1934 und 1935<br />

Heinkel AG »He 42 E – Entwurf einer Flugzeugbeschreibung«,<br />

Berlin 1937<br />

Koos: »<strong>Luft</strong>fahrt zwischen Ostsee und Breitling«,<br />

Berlin 1990<br />

Koos: »Ernst Heinkel Flugzeugwerke 1922–<br />

1932«, Königswinter 2006<br />

Koos: »Ernst Heinkel Flugzeugwerke 1933–<br />

1945«, Königswinter 2003<br />

Das Empfangs- und Anzeigegerät der Askania-<br />

Verständigungsanlage<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2013<br />

39


<strong>Die</strong> verbliebenen Transporter wurden allerorts dringend<br />

benötigt, so auch in Anapa, dem Liegeplatz der<br />

5./JG 52 im März 1943<br />

Foto W. Dettling<br />

SERIE<br />

Der<br />

<strong>Luft</strong>krieg<br />

von 1939–1945<br />

DER NACHHALL AUS STALINGRAD<br />

»Zwischen Wahrheit<br />

und Propaganda«<br />

Das Drama um den Untergang der 6. Armee hatten zahlreiche <strong>Luft</strong>waffenangehörige<br />

aus der Vogelperspektive miterlebt. Aller Zensurbemühungen zum Trotz machten ihre<br />

erschütternden Berichte nun die Runde<br />

Von Peter Cronauer<br />

Am 30. Januar 1943, dem zehnten Jahrestag<br />

der »Machtergreifung« der Nationalsozialisten,<br />

sprach Reichsmarschall<br />

Hermann Göring im Ehrensaal des Reichsluftfahrtministeriums<br />

vor ausgewählten Vertretern<br />

der Wehrmacht. Dabei stilisierte er den Untergang<br />

der 6. Armee schon vor dem tatsächlichen<br />

Ende der Kampfhandlungen in Stalingrad zum<br />

»heroischen Opfer«, das einem höheren Ziel gedient<br />

habe, weil dadurch »sechzig, siebzig,<br />

achtzig russische Divisionen« im Kampfraum<br />

an der Wolga gebunden worden seien, die andernfalls<br />

im Zuge der sowjetischen Novemberoffensive<br />

nach Westen durchgebrochen wären.<br />

Das Ausharren in Stalingrad habe die<br />

nötige Zeit verschafft, um die Verteidigung im<br />

rückwärtigen Raum neu zu organisieren.<br />

Göring heroisierte die Ereignisse, verglich<br />

sie mit dem Nibelungenlied und der Schlacht<br />

bei den Thermopylen zur Zeit des Zweiten<br />

Perserkrieges, appellierte aber zugleich auch<br />

an die »Opferbereitschaft« seiner Zuhörer in<br />

der Gegenwart. Ihnen könne zu jeder Zeit<br />

und an jedem Ort das Gleiche abverlangt<br />

werden wie König Leonidas und seinen 300<br />

»Spartiaken« vor rund zweieinhalbtausend<br />

Jahren, die sich damals auch für ihre Heimat<br />

geopfert hätten.<br />

»Wanderer, kommst Du nach …«<br />

<strong>Die</strong> Rede wurde im Rundfunk übertragen,<br />

konnte auch in Stalingrad gehört werden,<br />

und die dortigen Zuhörer trauten ihren Ohren<br />

kaum. Sie lauschten ihrer eigenen »Leichenrede«!<br />

Ihre Lage hatte nichts mit dem<br />

»heroischen Kampf« zu tun, den nun – laut<br />

Göring – Generäle und Grenadiere gemeinsam<br />

»Schulter an Schulter« und »bis zur letzten<br />

Patrone« fochten. Vielmehr fühlten sich<br />

die Erfrierenden, Verhungernden, an Ruhr<br />

Erkrankten und ohne Munition Wehrlosen<br />

von ihrer ob<strong>erste</strong>n Führung verraten und im<br />

Stich gelassen. Und nun wurden sie auch<br />

noch verhöhnt.<br />

Am 2. Februar 1943, wenige Tage nach Görings<br />

Ansprache, endete der Kampf um Stalingrad.<br />

Aus deutscher Sicht verschwanden<br />

die Überlebenden im Ungewissen, tief im Osten,<br />

mehrere Hundert Kilometer jenseits der<br />

neu entstehenden Front. <strong>Die</strong> gleichgeschaltete<br />

deutsche Presse veröffentlichte zumeist pathetische<br />

und die Ereignisse verklärende<br />

Nachrufe, und das »Ministerium für Volksaufklärung<br />

und Propaganda« unterschlug<br />

säckeweise Feldpostbriefe, um zu verhindern,<br />

dass der »Defätismus« der »Stalingrader« die<br />

Moral in der Heimat untergrabe.<br />

1.9.1939 Polenfeldzug<br />

Beginn des Zweiten Weltkriegs<br />

10.5.1940 Westfeldzug<br />

9.4.1940 »Unternehmen<br />

Weserübung«<br />

10.7. bis 31.10.1940<br />

<strong>Luft</strong>schlacht um England<br />

22.6.1941 Deutscher<br />

Angriff auf die UdSSR<br />

7.12.1941 Japanischer<br />

Überfall auf Pearl Harbor<br />

1939 1940 1941 1942<br />

40


Transportflugzeuge des Typs Junkers Ju 52/3m trugen die<br />

Hauptlast während der Versorgungsflüge für die eingeschlossene<br />

6. Armee in Stalingrad Zeichnung H. Ringlstetter/Aviaticus<br />

Es gab jedoch zu viele Augenzeugen. <strong>Die</strong><br />

<strong>Luft</strong>waffe hatte ihr Oberbefehlshaber in jener<br />

»Leichenrede« nicht erwähnt, dabei hatte<br />

auch sie um und über Stalingrad enorme Verluste<br />

erlitten. Und die Erzählungen der Davongekommenen<br />

machten nun die Runde, an<br />

anderen Kriegsschauplätzen, in Lazaretten,<br />

an Flugschulen …<br />

Von Mund zu Mund<br />

Wie war das gewesen, als »der Russe«<br />

Tatzinskaja überrannte? Den für die <strong>Luft</strong> -<br />

versorgung Stalingrads so wichtigen Absprungplatz?<br />

Am 23. Dezember hatte der sowjetische<br />

Vorstoß »Tatzi« erreicht. Rund 180, 190 mit<br />

Versorgungsgütern schwer beladene Transporter<br />

standen dort im dichten Nebel und<br />

warteten auf die Starterlaubnis. Doch die kam<br />

Auch bei der <strong>Luft</strong>waffe<br />

wurde allerorts impro -<br />

visiert, so wie bei diesem<br />

zur Säge umfunktionierten<br />

Lkw<br />

Foto W. Dettling<br />

nicht. Im fernen Berlin hatte der Oberbefehlshaber<br />

der <strong>Luft</strong>waffe befohlen, dass niemand<br />

»Tatzi« verlassen dürfe, nicht bevor die <strong>erste</strong>n<br />

Granaten direkt auf dem Flugfeld einschlügen.<br />

In den frühen Morgenstunden des<br />

24. Dezember war es dann so weit. <strong>Die</strong> <strong>erste</strong>n<br />

Sowjet-Panzer rollten auf den Platzrand,<br />

manche Junkers wurde getroffen, ging in<br />

Flammen auf, explodierte, unter den Besatzungen<br />

machte sich Panik breit. Sie rannten<br />

zu ihren Maschinen und ersehnten mit laufenden<br />

Motoren den Startbefehl – doch der<br />

ließ auf sich warten.<br />

Im Bunker der Flugleitung drängten sich<br />

die Kommandeure der Transportgruppen,<br />

verlangten eine Entscheidung, und Generalleutnant<br />

Martin Fiebig versuchte vergeblich,<br />

mit der vorgesetzten <strong>Luft</strong>flotte 4 Kontakt<br />

aufzunehmen. – Längst waren die rückwärtigen<br />

Telefonleitungen zerstört. Doch wer<br />

übernahm dann die Verantwortung und<br />

hob Görings Befehl auf? Fiebig selbst? Oder<br />

der Oberst im Generalstab der <strong>Luft</strong>flotte 4,<br />

Hans-Detlev Herhudt von Rohden, der von<br />

von Richthoven am Vortag – und wohl in<br />

düsterer Vorausahnung – nach »Tatzi« entsandt<br />

worden war?<br />

Unterdessen überschlugen sich die Ereignisse.<br />

Eine schlimme Nachricht jagte die andere,<br />

und als die Eingeschlossenen erfuhren,<br />

Peter Düttmann wurde im weiteren Verlauf des<br />

Krieges mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet<br />

und zum Staffelkapitän ernannt Foto P. Düttmann<br />

1943 1944 1945<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2013<br />

41


SERIE<br />

Der<br />

<strong>Luft</strong>krieg<br />

von 1939–1945<br />

Dass Jagdflieger in einer Flugzeugschleuse fabrikneue Maschinen abholen und zur Front fliegen,<br />

war durchaus üblich<br />

Foto L. Bennoit<br />

Anlässlich des 5555 <strong>Luft</strong>sieges des JG 52 werden<br />

Böllerschüsse vorbereitet: <strong>Die</strong> horrenden<br />

Abschusszahlen täuschten über das tatsächliche<br />

Kräfteverhältnis hinweg Foto L. Bennoit<br />

dass draußen »wilde Sau« herrsche, dass es<br />

von feindlichen Fahrzeugen und Infanteristen<br />

nur so wimmele, dass die Transporter in<br />

höchster Gefahr seien und dass es in »Tatzi«<br />

bald nichts mehr zu halten und verteidigen<br />

geben werde, wenn der Start nicht augenblicklich<br />

freigegeben würde, trafen Fiebig,<br />

von Rohden und andere Kommandeure gemeinsam<br />

die Entscheidung: Nichts wie weg!<br />

Helden- oder Verzweiflungstat?<br />

Unbeschreibliche Szenen haben sich dann abgespielt.<br />

Teils völlig überladene Maschinen<br />

rollten im dichten Nebel an, bei unter fünfzig<br />

Meter Sicht. Manche stießen zusammen,<br />

verkeilten sich ineinander, blieben auf der<br />

Strecke. Andere wurden zerschossen, immer<br />

mehr Wracks versperrten die Rollwege, und<br />

nur gut der Hälfte der Transporter gelang tatsächlich<br />

der Start. Über die Köpfe der im<br />

dichten Nebel genauso schlecht sehenden<br />

russischen Panzerbesatzungen hinweg. <strong>Die</strong><br />

technische Infrastruktur des Flugplatzes blieb<br />

jedoch zurück, vor allem die wertvollen Tankund<br />

Wärmewagen, die man doch anderswo<br />

so dringend bräuchte …<br />

Dabei vollbrachte ein Hauptmann eines<br />

<strong>Luft</strong>nachrichtenregimentes das Kunststück,<br />

eine Maschine heil auszufliegen, ohne jemals<br />

Flugzeugführer gewesen zu sein. War das<br />

nun eine Helden- oder doch eher eine Verzweiflungstat?<br />

– Anschließend erhielt er das<br />

Flugzeugführerabzeichen. Ehrenhalber.<br />

Und was war mit den großen Maschinen?<br />

Dass die <strong>Luft</strong>waffe zuletzt immer größere<br />

Flugzeuge einsetzte, die größten, die die deutsche<br />

<strong>Luft</strong>fahrtindustrie zu bieten hatte, ließ<br />

doch nochmals hoffen. – <strong>Die</strong> viermotorigen<br />

Focke-Wulf erlitten schwere Verluste, und<br />

auch der Einsatz von zwei Junkers Ju 290 war<br />

nur von kurzer Dauer. <strong>Die</strong>se Maschinen<br />

konnten zwar jeweils um die zehn Tonnen<br />

Fracht transportieren. Doch die eine wurde<br />

bereits bei ihrem <strong>erste</strong>n Flug nach Stalingrad<br />

von sowjetischen Jagdfliegern angegriffen<br />

und so schwer beschädigt, dass sie zur Reparatur<br />

nach Deutschland zurückkehren musste,<br />

und die zweite andere kurz nach ihrem<br />

zweiten Start in Pitomnik ab. Der einzige<br />

Überlebende schilderte, dass die rund 80 Verwundeten<br />

an Bord beim Start aufgrund der<br />

starken Beschleunigung nach hinten rutschten,<br />

wodurch die Maschine so schwanzlastig<br />

wurde, dass sie außer Kontrolle geriet, zunächst<br />

steil aufstieg, sich dann über- und<br />

schließlich am Boden aufschlug. – Einen Tag<br />

später kam dann auch noch jener Augenzeuge<br />

ums Leben. Bei einem Artillerieangriff auf<br />

das Lazarett, in dem er lag …<br />

Andere Flugzeugführer berichteten von<br />

Ruinen, in denen sich kaum noch Leben zeigte,<br />

von zerschossenen Fahrzeugen und zahllosen<br />

Toten, und dass viele der Transportbomben,<br />

die sie zuletzt dazwischen abgeworfen<br />

hatten, tagelang unberührt blieben, bevor sie<br />

ungeöffnet im Schnee verschwanden.<br />

Ludwig Bennoit skizzierte die wesentlichen Einsatzorte der II./JG 52 im Südabschnitt der Ostfront<br />

für das Jahr 1943/44. Stalingrad lag bereits weit im Osten<br />

Karte L. Bennoit<br />

42


Und was war mit dem letzten Aufgebot?<br />

Hatte Göring nicht davon gesprochen, dass<br />

»der Russe« seine letzten Kräfte mobilisiere?<br />

Stalins »letztes Aufgebot« hatte diejenigen, die<br />

es am eigenen Leib erlebt hatten, furchtbar zugesetzt.<br />

Mit modernen Maschinen, deren Anzahl<br />

ständig wuchs, und scheinbar unerschöpflichen<br />

Reserven. Wenn schon von einem<br />

letzten Aufgebot die Rede war, dann doch<br />

wohl eher von den eigenen Bemühungen. Woher<br />

kamen denn die bis zuletzt eiligst zusammengekratzten<br />

Transporter? Von Flugschulen,<br />

aus Werften! Selbst diverse Parteigrößen hatten<br />

ihre Reisemaschinen zur Verfügung gestellt,<br />

und am Ende war doch alles vergebens.<br />

Himmelfahrtskommandos<br />

Dass sogar unerfahrene Flugschüler mit<br />

waghalsigen Überführungsflügen betraut<br />

wurden, sprach sich auch an den Flugschulen<br />

herum. Zu diesen zählte der spätere Ritterkreuzträger<br />

Peter Düttmann, seinerzeit Jagdschüler<br />

in Bad Aibling:<br />

»Am 22. Dezember 1942 hieß es am späten<br />

Nachmittag: ›Alles raustreten! <strong>Die</strong> ganze<br />

Gruppe!‹ Dann wurden wir gefragt: ›Wer<br />

von euch hat schon die ›Emil‹ geflogen?‹ Immerhin<br />

hatte ich bereits drei Starts mit der<br />

Maschine, also meldete ich mich, gemeinsam<br />

mit rund zwei Dutzend anderen. ›Packt das<br />

Nötigste zusammen, in einer Stunde werdet<br />

ihr abgeholt!‹ Niemand sagte uns, worum<br />

es ging.<br />

Wir haben dem Teufel in den Topf<br />

geguckt, das sieht furchtbar aus!<br />

Ein Lkw verfrachtete uns zum Flugplatz<br />

Bad Aibling, wir stiegen in eine dort wartende<br />

Ju 52 und flogen in die Nacht hinaus. Zu<br />

unser aller Überraschung landeten wir auf einem<br />

Militärflugplatz in Prag. Es war jedoch<br />

nur eine Zwischenlandung zum Auftanken,<br />

dann ging es nach Krakau weiter.<br />

Im Morgengrauen schließlich nahm uns<br />

dort ein Hauptmann in Empfang: ›Willkommen<br />

in der Flugzeugschleuse! Ihr wisst, in<br />

Stalingrad steht’s auf der Kippe, schnappt<br />

euch jeder eine Maschine und bringt sie<br />

dorthin!‹ Dann zählte er uns die einzelnen<br />

<strong>Die</strong> Ereignisse in Stalingrad sprachen sich herum, erreichten unter anderem auch die FFS A/B 14<br />

in Klagenfurt<br />

Foto E. Hummel<br />

Messerschmitt Bf 109 G-2 des JG 3,<br />

Pitomnik im Herbst 1942. Geflogen<br />

wurde sie von Geschwaderkommodore<br />

Major Wolf-<strong>Die</strong>trich Wilcke<br />

Zeichnung H. Ringlstetter/Aviaticus<br />

Etappen bis zum Kessel auf und wünschte<br />

uns viel Glück.<br />

Ich hatte drei Starts auf der ›Emil‹, wusste,<br />

dass es bereits auch ›Friedrich‹ und sogar<br />

›Gustav‹ gab, mehr aber auch nicht. Jetzt kletterte<br />

ich in eine brandneue Bf 109 G-4, ohne<br />

Funkgerät und Munition, und machte mich<br />

nur mit Landkarte und Kompass auf den<br />

rund 2000 Kilometer langen Weg nach Pitomnik.<br />

Tatsächlich gelangte ich dorthin, stieg aus<br />

und wollte Meldung machen, doch mein Gegenüber<br />

winkte ab: ›Schon gut, da drüben<br />

steht eine Ju 52, schnell weg mit dir!‹<br />

Zwischen meiner Landung in Pitomnik<br />

und dem Start der Ju verging keine halbe<br />

Stunde, aber was waren das für erschütternde<br />

Minuten! Als die Maschine losrollte, sah<br />

ich Soldaten, manche dick bandagiert, mit<br />

und ohne Krücken, die sich hinten an den<br />

Streben des Höhenleitwerks festklammerten.<br />

Andere kletterten auf die Tragflächen, versuchten<br />

sich irgendwie festzuhalten. Der<br />

Flugzeugführer schüttelte sie ab, gab ruckartig<br />

Gas, ließ das Flugzeug hin und her schlenkern,<br />

bis alle herunterfielen … <strong>Die</strong>se Szenen<br />

wurde ich nie wieder los.<br />

In Bad Aibling stellte sich dann heraus,<br />

dass ich einer von nur Vieren war, die es bis<br />

nach Pitomnik geschafft hatten. Der eine hatte<br />

einen Motorschaden erlitten, der andere eine<br />

Bruchlandung gemacht, wieder andere<br />

hatten sich heillos verfranzt und trudelten<br />

erst nach Tagen wieder bei uns ein, und von<br />

den übrigen hörten wir nie wieder. Unsere<br />

Gespräche drehten sich um nichts anderes:<br />

»Mensch, wir waren an der Front. Wir haben<br />

dem Teufel in den Topf geguckt, das sieht<br />

furchtbar aus!«<br />

Düttmann brachte sogar noch eine weitere<br />

Maschine in den Kessel, am 16. Januar, bei minus<br />

zwanzig, minus dreißig Grad. Im weiteren<br />

Verlauf des Tages wurde Pitomnik vom<br />

Gegner überrannt.<br />

Derartige Berichte gingen hinter vorgehaltener<br />

Hand von Mund zu Mund und wurden<br />

zum offenen Geheimnis. Schon bald nach Stalingrad<br />

wurde vielerorts im Reich die Zahl<br />

»1918« heimlich auf Hauswände gemalt. n<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2013<br />

43


ZEITGESCHICHTE<br />

Werdegang eines Jetpiloten<br />

VOM LUFTWAFFENPILOT ZUM SCHRIFTSTELLER<br />

Am Anfang war die<br />

Brennkammermusik<br />

Wer den Höllenlärm eines Jets als Musik wahrnimmt und Piloten als moderne<br />

Ritter ansieht, für den kann es nur eine Berufung geben: die <strong>Luft</strong>waffe. Neben der<br />

Pilotenjacke wurde die Schreibmaschine zum ständigen Begleiter Von Jochen Missfeldt<br />

44


Jochen Missfeldt und die Medien fanden früh<br />

zueinander. Seine Fernsehproduktion »Überflug«,<br />

in der es um einen »Phantom«-Flug über<br />

Nord- nach Süddeutschland geht und der 1976<br />

ausgestrahlt wurde, gilt als Klassiker des TV-<br />

Features. Hier wurde er im Januar 1977 auf<br />

dem Flugplatz Nörvenich fotografiert, vor der<br />

Vorstellung des Filmes im BMVg<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2013<br />

45


ZEITGESCHICHTE<br />

Werdegang eines Jetpiloten<br />

Winter Januar/Februar 1963: Nur ausnahmsweise<br />

durften die Flugschüler in<br />

der T6 mitfliegen<br />

46


Flugschüler-Crew in<br />

Lederkombi. Rechtsaußen<br />

Jochen Missfeldt<br />

Zuerst eine »Gloster Meteor«, dann eine<br />

»Vampire«, Kurs Nordsee. Ich sitze in<br />

den Dünen von Rantum, über mir der<br />

tiefblaue Sylter Himmel. Nirgendwoanders<br />

glänzt er in einem tieferen Blau. Es weht ein<br />

angenehmer Nordwest in die Haare, Meeresgeruch<br />

und eine Prise von der blühenden,<br />

duftenden Sylter Heide strömen in die Nase.<br />

<strong>Die</strong> Brennkammermusik der beiden Düsenjäger<br />

von der Royal Air Force habe ich in<br />

den Ohren.<br />

Das war im sagenhaft schönen Sommer<br />

1955. Ich war hier in Rantum vierzehn Tage<br />

auf Klassenfahrt, wir wohnten oben unterm<br />

Dach im Schullandheim, einer ehemaligen<br />

Wehrmachtskaserne. Ich konnte das in einem<br />

Karrée erbaute alte Soldatenquartier von<br />

meinem Beobachtungsplatz in den Dünen<br />

sehen: lila Ziegelsteine, graue Dachziegel,<br />

zwei Stockwerke. Der Befehl lautete: Du bist<br />

pünktlich zum Abendbrot wieder zurück.<br />

Mit der Brennkammermusik in den Ohren<br />

ging ich über den warmen Sylter Sand, kam<br />

durch den Torbogen und dachte, als ich in<br />

den großen Innenhof trat: Du betrittst die<br />

Kampfbahn der Ritterburg Rantum. Hier, so<br />

sah das meine Fantasie, lebten die RAF-Ritter<br />

nach den nervenkitzelnden Flügen in ihren<br />

tollen Maschinen ein ebenso tolles Ritter-<br />

Leben. Abends tranken sie scharfen schottischen<br />

Whisky aus schweren Gläsern und ließen<br />

sich von schönen Bardamen bedienen<br />

und bewundern. Bei uns Schullandheimlern<br />

war das Abendbrot immer dasselbe: Kommissbrot,<br />

Quarkpampe mit Johannisbeeren<br />

und Hagebuttentee.<br />

Sylt war mir damals der Inbegriff einer<br />

phantastischen Welt von Pilot und Flugzeug,<br />

Fliegen und Flugplatz. Schon zwei Jahre nach<br />

dem Krieg erwischte ich den <strong>erste</strong>n Zipfel<br />

davon. Ich reiste mit Eltern, Geschwistern<br />

und Kindermädchen im Zug von Niebüll<br />

über den Hindenburg-Damm nach Sylt. In<br />

Westerland stiegen wir um in die Kleinbahn.<br />

Eine Dampflok zog uns durch die Dünen zur<br />

Endstation List. Wir hatten zwei Zimmer bei<br />

der Tischler-Familie Kruse. Es roch nach geräuchertem<br />

Butt und frisch gefangenen Makrelen.<br />

Nur eine eingestürzte Mauer überwinden, dann<br />

der Trümmerhaufen aus Flugzeugwracks.<br />

Wenn ich nach dem Abendbrot in unserer<br />

Ferienwohnung oben im <strong>erste</strong>n Stock aus<br />

dem Fenster lehnte, dann sah ich die Kaserne<br />

von List; das war so eine wie in Rantum,<br />

kein Schullandheim, sondern das Quartier<br />

der englischen Soldaten. Sie fuhren in ihren<br />

olivgrünen Uniformen mit der schräg sitzenden<br />

Baskenmütze in ihren offenen Jeeps unten<br />

vorbei. Der Wind trieb mir die wohlriechenden<br />

Auspuffgase in die Nase, und vom<br />

Flugplatz, wohin es nur ein paar Schritte waren,<br />

kam ein weiterer Duft, ein Gemisch aus<br />

Benzin und Öl, Metall und Beton.<br />

Ich musste nur 200 Meter über eine betonierte<br />

Sylter Straße laufen, dann war ich am<br />

alten Lister Flughafen. Das Schönste in den<br />

Sommerferien ‘47: kein Zaun, nur eine eingestürzte<br />

Mauer, die ich überwinden musste,<br />

und dann der Trümmerhaufen aus Flugzeugwracks<br />

und Betonbrocken. Ich kletterte in die<br />

zerstörten Cockpits, saß dort auf einem Rest<br />

aus Aluminium und Stoff, der mal ein Sitz ge-<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2013<br />

47


ZEITGESCHICHTE<br />

Werdegang eines Jetpiloten<br />

Einsteigen in die Do-27 zum<br />

Navigationsübungsflug<br />

wesen war, sah Flugzeuginstrumente, die an<br />

Drähten aus dem Instrumentenbrett heraushingen,<br />

konnte mich nicht satt riechen und<br />

satt sehen in diesen Sommerferien, hier bei<br />

den Flugzeugresten. Darüber habe ich ein Kapitel<br />

in meinem Roman »Gespiegelter Himmel«<br />

geschrieben.<br />

So wie ich die Meteor mit ihren beiden<br />

Motoren an den Tragflächen von der Vampire<br />

mit ihrem Doppelrumpf zu unterscheiden<br />

lernte, so konnte ich auch sehr bald die F-84<br />

von der F-86, die T-33 von der Fouga Magister<br />

unterscheiden, als die neue deutsche <strong>Luft</strong>waffe<br />

mit ihren Düsenjägern den Himmel eroberte.<br />

Neue Flugplätze wurden bei mir vor<br />

der Haustür gebaut: Husum und Hohn, Eggebeck<br />

und Leck. Der Traum vom Fliegen erhielt<br />

eine feste Gestalt. Er konkurrierte allerdings<br />

noch mit einem anderen: mit dem<br />

Traum vom Büchermenschen und von Büchern.<br />

Ich saß nämlich oft in der Flensburger<br />

Stadtbücherei, las und schrieb ab, sah und<br />

roch die vielen Bücher in den Regalen, hörte<br />

die Büchermenschen leise reden und zuhören<br />

und dabei ein nachdenkliches Gesicht machen.<br />

Ich wollte auch ein Büchermensch werden.<br />

Als aber in einer Beratungsstunde ein<br />

Jahr vor Schulabschluss der Mann vom Arbeitsamt<br />

meinte: »Wenn Sie Bibliothekar werden<br />

wollen, dann müssen Sie Philosophie studieren«,<br />

jagte mir das so viel Respekt ein, dass<br />

Düsenjäger fliegen, das ist es,<br />

da brauchst du keine Philosophie.<br />

ich mir sagte: Düsenjäger fliegen, das ist es, da<br />

brauchst du keine Philosophie.<br />

Bestärkt haben mich zwei Freunde, die<br />

sich schon freiwillig zur <strong>Luft</strong>waffe gemeldet<br />

hatten; auch sie wollten Pilot werden. Endgültig<br />

entschlossen aber war ich, als unser<br />

Schuldirektor mich nach dem bestandenen<br />

Abitur fragte: »Na, Missfeldt, was wollen Sie<br />

denn mal werden?« Ich war ein schlechter<br />

Schüler gewesen. Was sollte ich antworten?<br />

Ich schwamm und hatte noch keinen festen<br />

Grund unter den Füßen. Da sagte ich: »<strong>Luft</strong>waffe,<br />

Pilot, so in dieser Richtung.« Der Direktor<br />

sah mich an. Besorgt oder unbesorgt?<br />

Nase rümpfend oder teilnahmsvoll? Ich<br />

wusste es nicht genau, ich fühlte aber genau,<br />

wie das, was er sagte, mir in die Knochen<br />

fuhr: »Das schaffen Sie doch nie!«<br />

Am 1. Oktober 1961 verabschiedete ich<br />

mich von meinen Eltern am Außentor der Kaserne<br />

von Fürstenfeldbruck. Ich schleppte<br />

lange einen schweren Koffer mit meinen Habseligkeiten,<br />

bevor ich dort ankam, wo ich<br />

mich zu melden hatte: im Kilometergebäude.<br />

Es war ein schöner Herbsttag. Wenn ich pausierte,<br />

um mich vom Kofferschleppen zu erholen,<br />

sah ich den silbern glänzenden T-33<br />

hinterher, sah die weißen Helme der Piloten,<br />

erinnerte mich an Sylt und an die Brennkammermusik.<br />

Stil und Form, Weißwurst und Radler<br />

Ich lernte die Hasenheide, unser Übungsgelände<br />

am Rande des Flugplatzes, kennen, sah,<br />

während ich unter der ABC-Schutzmaske<br />

nach <strong>Luft</strong> schnappte, die T-33 ihre Runden<br />

drehen und hielt so meinen Traum vom Fliegen<br />

am Leben. Auch der Hubschrauber, der<br />

im Winter 1962 Benzinkanister und Proviantkisten<br />

in unsere Winterkampfausbildung auf<br />

Fotos, soweit nicht anders angegeben, Jochen Missfeldt<br />

48


Flight Line mit Piper L-18 vor<br />

dem Hangar in Uetersen<br />

den Hirschberg am Tegernsee flog, hielt ihn<br />

wach. Wenn er in seinem Schneegestöber niederschwebte<br />

und schließlich aufsetzte, sagte<br />

ich mir: Vielleicht solltest du zu den Hubschraubern<br />

gehen?<br />

An der OSLw (Offiziersschule der <strong>Luft</strong>waffe)<br />

in Neubiberg meldete ich mich als<br />

Gefreiter OA in der 2. Inspektion. Wir marschierten<br />

in <strong>Luft</strong>waffenblau und unter Schiffchen<br />

über den asphaltierten Udethof zum<br />

Hörsaalgebäude. Dort setzten wir uns im <strong>erste</strong>n<br />

Stock an unsere Tische. Sobald unser Lehrer<br />

in der Tür stand, meldete der Hörsaaldienst<br />

folgenden Unsinn: Hörsaal soundso<br />

mit zwölf Mann zum Unterricht angetreten.<br />

Unser Oberleutnant drückte<br />

uns eine kleine Broschüre in die<br />

Hand: Stil und Form. Damit sollten<br />

wir den gesellschaftlichen Schliff erlernen.<br />

Mit diesem Schliff traten wir<br />

mit weißen Lederhandschuhen in der<br />

Münchner Tanzschule von Peps Valenci<br />

stil- und formgerecht auf.<br />

Der Mai 1962 an der OSLw ist für<br />

mich ein unvergesslicher Monat geblieben.<br />

Wir machten den Bundeswehrführerschein<br />

in einem Borgward<br />

Fliegergeschichten<br />

Während seiner Zeit bei der Bundeswehr<br />

flog, notierte und sammelte Jochen Missfeldt.<br />

Im Band »Kommt Zeit, kommt Raum«<br />

hat er es geordnet und überarbeitet.<br />

Kommt Zeit, kommt Raum.<br />

23 Fliegergeschichten.<br />

Herausgegeben von Kurt<br />

Braatz<br />

241 Seiten, Hardcover,<br />

NeunundzwanzigSechs<br />

Verlag, Moosburg 2012,<br />

ISBN 978-3-9811615-9-5.<br />

Preis: 29,80 €<br />

Bezugsquelle: NeunundzwanzigSechs<br />

Verlag,<br />

PF 1132, 85360 Moosburg,<br />

www.neunundzwanzigsechs.de<br />

oder<br />

im Buchhandel<br />

Kübel, mussten das Schalten mit Zwischengas<br />

lernen. Noch heute sehe ich die in Löwenzahngelb<br />

getauchten Wiesen der oberbayerischen<br />

Landschaft, die kleinen Flüsse<br />

Glonn und Amper mit ihrem kristallklaren<br />

Wasser. Wir fuhren durch die idyllischen Dörfer,<br />

vorbei an den Zwiebelturm-Kirchen, hielten<br />

vor den Gasthöfen, die »Hirsch« oder<br />

»Lehner Wirt« oder »Ludwigs Bräu« hießen,<br />

saßen im Biergarten, verzehrten Weißwurst<br />

und tranken Radler.<br />

Auch der August ’62 ist mir unvergesslich.<br />

<strong>Die</strong> Abschlussprüfungen lagen hinter uns.<br />

Wir wurden zu Fahnenjunkern befördert. In<br />

Neubiberg landete eine <strong>Luft</strong>waffen-DC-6 von<br />

der Flugbereitschaft und flog uns nach Colorado-Springs<br />

zur US Air Force Academy.<br />

Glasgow/Prestwick in Schottland hieß der<br />

<strong>erste</strong> Zwischenlandeplatz, dann folgte der<br />

Sprung über den großen Teich. Nach Goose<br />

Bay? Oder etwa nach Gander?<br />

Colorado-Sommerhimmel<br />

Von dort weiter nach New-York, Flughafen<br />

»Idlewild«, heute »John F. Kennedy Airport«.<br />

Wir starteten früh am Morgen, ich sehe noch<br />

die rot aufgehende Sonne, in ihrem Licht zwei<br />

der vier Sternmotoren mit dem Dreiblattpropeller.<br />

Nach dem Start kamen wir schnell in<br />

schlechtes Wetter, kamen nie heraus, und der<br />

Anflug auf Idlewild führte unsere DC-6 durch<br />

gewittrige, blauschwarze, allerdickste Suppe.<br />

Ich konnte das Leben und die Lage im Cock-<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2013<br />

49


ZEITGESCHICHTE<br />

Werdegang eines Jetpiloten<br />

»Screening« mit dem<br />

Schulflugzeug Piper L-18<br />

pit ein wenig verfolgen, weil es da, trotz geschlossener<br />

Tür, sehr laut zuging. Der Kommandant<br />

hatte noch den Zweiten Weltkrieg<br />

als Flieger bei der alten <strong>Luft</strong>waffe erlebt, sein<br />

Englisch war holprig, seine Atlantik-Flugerfahrung<br />

dürftig. Er absolvierte hier einen<br />

Checkflug, den er für seine Kommandantenlizenz<br />

schaffen musste. Check-Pilot war ein<br />

Captain der US Air Force, und der war es,<br />

der die Anweisungen der Fluglotsen entgegennahm<br />

und sie dem Kommandanten halb<br />

auf Englisch, halb auf Deutsch noch einmal<br />

ins Ohr brüllte. Wir kamen heraus aus tief<br />

hängenden Wolken, landeten im Regen. <strong>Die</strong><br />

Crew inklusive Check-Pilot kam schweißgebadet<br />

und mit roten Gesichtern aus dem<br />

Cockpit.<br />

Das FAR (Fluganwärterregiment) in Ueter -<br />

sen unterschied sich von der US Air Force<br />

Academy, die wir gerade erlebt hatten, wie<br />

die Nacht vom Tag. Drüben die dünne <strong>Luft</strong><br />

von 6000 Fuß, ein wolkenloser Colorado-<br />

Sommerhimmel über brauner Sommer-Steppe<br />

und das zitternde Espenlaub in der verlassenen<br />

Goldgräberstadt Cripple Creek. <strong>Die</strong> US<br />

Airforce-Kadetten wie aus dem Ei gepellt, sie<br />

hielten ihre Hemden mit Hemdstraffern glatt<br />

und die Socken mit Gummibändern.<br />

Uetersen versank im Herbst und Winter<br />

1962 in Sturm und Regen. Der Grasflugplatz<br />

liegt nur ein paar Meter über Normalnull, die<br />

Graspiste versank in der Flut und war nur<br />

ausnahmsweise benutzbar. Morgens schoben<br />

die Techniker die Piper L-18 und Do-27 aus<br />

dem Hangar, wir marschierten in Blauzeug<br />

zum Unterricht: Englisch, Aerodynamik, Instrumentenkunde.<br />

Nachmittags marschierten<br />

wir im Kampfanzug mit Sturmgepäck und<br />

Gewehr, um die Zeit totzuschlagen; das Screening<br />

für uns Neuankömmlinge war Zukunfts<br />

musik. Der Ausbildungsbetrieb für die<br />

älteren Semester, wozu auch Flugschüler aus<br />

dem Königreich Libyen und der Militärdiktatur<br />

Sudan gehörten, lief auf Sparflamme.<br />

»Wohin?« fragte ich einen Fluglehrer, der in<br />

seine gelbe »Texan« T-6 steigen wollte. »Nach<br />

Fassberg«, lautete die Antwort. »Kann man<br />

da mal mitfliegen?« Der Fluglehrer sah mich<br />

an: »Von mir aus, aber Sie müssen den Chef<br />

fragen.« Dann rollte er ohne mich mit seinem<br />

Flugzeug durch die Pfützen Richtung Startbahn.<br />

Da stand er lange mit seinem brummenden<br />

600-PS-Sternmotor. Er rollte wieder<br />

zurück und parkte die Maschine dort, wo er<br />

hergekommen war.<br />

Zeitvertreib mit Bier und »Lohengrin«<br />

Kurz vor Feierabend schoben die Techniker<br />

die Flugzeuge wieder in den Hangar. Wieder<br />

einmal war keines in der <strong>Luft</strong> gewesen. Ob<br />

wir Flugschüler jemals in die <strong>Luft</strong> kommen<br />

würden? Mein Stubenkamerad Kühlein hatte<br />

in Bayreuth bei den Wagner-Festspielen Kulissen<br />

geschoben, er erzählte Bühnen- und Lügengeschichten,<br />

wir tranken Astra-Bier auf<br />

der Bude, hörten »Tannhäuser« und »Lohengrin«,<br />

so vertrieben wir uns die Zeit.<br />

Unser Staffelchef war ein Flieger-As aus<br />

dem Zweiten Weltkrieg, er hatte den Draht<br />

aus der Schirmmütze genommen, womöglich<br />

hatte er seinen Hut sogar in die Waschmaschine<br />

gesteckt, denn alles Steife und Faltenlose<br />

war heraus und alles Saloppe und Zerknautschte<br />

war drin. Wir hielten für möglich,<br />

dass er seine alte Mütze aus Kriegszeiten in<br />

die neue Zeit herübergerettet hatte. Auch unser<br />

Kommandeur war ein Flieger-As gewesen,<br />

auch er trug eine Schirmmütze, die wie<br />

eine aus vergangenen Zeiten herübergerettete<br />

aussah.<br />

Auf die Sturm- und Regenzeit folgte im Januar<br />

und Februar 1963 ein strenger Winter.<br />

<strong>Die</strong> Flüsse und Förden froren zu. Im Wattenmeer<br />

türmte sich das Eis. Kamerad Kühlein<br />

las uns das Märchen »Der Flug mit der<br />

Schneedecke« vor. <strong>Die</strong> Flugzeuge standen auf<br />

Schnee, starteten auf Schnee und landeten auf<br />

Schnee. Wir trugen schwere, pelzgefütterte<br />

Lederkombis und deutsche Fliegersonnen-<br />

50


Flughafen Neubiberg, September 1962: Mit<br />

der DC 6 von der Flugbereitschaft geht es<br />

nach Colorado<br />

brillen und froren am Kopf, weil es noch keine<br />

Russenmützen gab. Wir standen an der<br />

Piste und sahen den startenden und landenden<br />

Maschinen zu und wünschten den Tag<br />

des <strong>erste</strong>n Fluges herbei.<br />

Für mich kam er am 20. Februar 1963. Fliegerglücksgefühle<br />

stellten sich dabei nicht ein,<br />

denn ich wurde luftkrank, kämpfte gegen<br />

Übelkeit, verlor den Kampf und musste kotzen,<br />

spuckte in die Tüte, die ich vorsorglich in<br />

die rechte Beintasche gesteckt hatte. Vor dem<br />

nächsten Flug schluckte ich die vom Fliegerarzt<br />

verordneten Tabletten. Wieder verlor ich<br />

den Kampf. Den dritten Flug schaffte ich ohne<br />

Panne, die Kotztüte blieb unbenutzt in der<br />

Beintasche. <strong>Die</strong> nächsten Flüge verschafften<br />

mir dann <strong>erste</strong> Glücksgefühle. Fliegerglücksgefühl,<br />

was ist das? Es ist ein Aha-Erlebnis,<br />

welches erzählt: Siehe, das Flugzeug gehorcht<br />

dir, du bist sein Meister.<br />

Der 17. Flug war mein »Solo«<br />

»Nur nicht übermütig werden«, so sprach der<br />

Fluglehrer hinter mir. Mit ihm drehte ich<br />

Platzrunden, gegen oder im Uhrzeigersinn,<br />

je nach Wind. <strong>Die</strong> Vergaserheizung musste ich<br />

einschalten, den Mann mit der Fahne musste<br />

ich im Auge haben. Alles klar zur Landung?<br />

Ich musste den Gashebel in den Leerlauf ziehen,<br />

die Maschine schaukelte und gaukelte<br />

im Endanflug. »Du sollst sie nicht hinhauen,<br />

du sollst sie landen«, rief mein Fluglehrer von<br />

seinem hinteren Sitz.<br />

Ich wurde luftkrank, kämpfte gegen Übelkeit,<br />

verlor den Kampf, spuckte in die Tüte.<br />

Der sollte mit seinem kritischen Blick und<br />

seiner Erfahrung prüfen: Sieben wir den aus,<br />

oder lohnt es sich, ihn in die weitere Ausbildung<br />

zu schicken? Nach meinem 16. Flug<br />

stieg er aus seinem hinteren Sitz und sagte:<br />

»Du kannst es.« Der 17. Flug war mein Solo.<br />

Inzwischen war es April geworden, Winter<br />

ade. Ein Tag mit wässriger Frühlingsluft war<br />

der 19. April. <strong>Die</strong> Graspiste war nach dem<br />

Tauwetter wieder freigegeben worden. Drei<br />

Platzrunden, drei akzeptable Landungen. Da<br />

stand der Mann, der mir das Ganze beigebracht<br />

hatte, er gratulierte und schnitt mir<br />

den blauen <strong>Luft</strong>waffenschlips ab. Ich hatte<br />

das Screening geschafft und mich »freigeflogen«;<br />

Flugschüler aber blieb ich.<br />

Fast vergaß ich, dass ich je einer gewesen<br />

war; denn die <strong>Luft</strong>waffe schickte uns für ein<br />

Jahr in eine andere Verwendung. Ich wurde<br />

Hilfsausbilder an der Truppenschule der<br />

<strong>Luft</strong>waffe in Hamburg Osdorf und am 1. Oktober<br />

1963 zum Leutnant befördert. Deutlich<br />

in Erinnerung habe ich die Zeitungsmeldungen<br />

von den drei abgestürzten Starfightern<br />

und zwei umgekommenen Piloten während<br />

dieser Hamburger Zeit. Deutlich auch: Nie<br />

haben unsere Vorgesetzten uns ausführlich<br />

und gewissenhaft informiert über die Gründe<br />

der Ausbildungsverzögerung. Sie speisten<br />

uns ab mit Allgemeinplätzen und Unklarheiten,<br />

sie hatten so wenig Ahnung wie wir. Gab<br />

es überhaupt jemanden, der davon eine Ahnung<br />

hatte? Dass alles mit der Neuausrichtung<br />

und Organisation der fliegerischen Ausbildung<br />

in den USA zusammenhing, war<br />

mehr Gerücht und Flüsterpropaganda.<br />

Fortsetzung im nächsten Heft<br />

Nächstes Etappenziel: die Jetausbildung in<br />

den USA<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2013<br />

51


MODELLBAU<br />

<strong>Die</strong> grüne 4 wurde<br />

von Walter Loos –<br />

Stab/JG 301 – geflogen.<br />

Er gilt inoffiziell<br />

als erfolgreichstes Ta-<br />

152-Ass<br />

FOCKE-WULF TA 152 H-1 IN 1:32 VON ZOUKAI-MURA – TEIL 2<br />

Der Aufwand lohnt sich!<br />

Weiter geht es mit dem wunderschönen liche Spalten zu verschließen. Danach ging<br />

Jumo-213-Motor, der an Authentizität es an die Flügel. Etwas zu viele Teile, mit denen<br />

der schöne – wenn auch nicht ganz rich-<br />

kaum zu übertreffen ist und nach präziser<br />

Lackierung durchaus als »echt« durchgeht. tige – Holm umbaut wird. <strong>Die</strong>se Arbeit ist etwas<br />

kniffelig, aber letztlich zufriedenstellend<br />

Aber – um dies vorwegzunehmen – schon<br />

jetzt sind auch bei korrekter Montage Passungsprobleme<br />

nicht zu vermeiden, welche durchgetrocknet war, folgte die Baustufe, bei<br />

zu bewerkstelligen. Nachdem das gute Stück<br />

später für leichten Unmut sorgen. Wenn man der Vorfreude und Spannung nah beieinander<br />

sind: <strong>Die</strong> »Hochzeit« von Rumpf und<br />

etwa das Bauteil A-7 (Cowling-Guide) verwendet,<br />

ist es nicht mehr möglich, die obere<br />

Motorverkleidung bündig aufliegen zu Nichts wollte passen. Keine Verbindung an<br />

Tragfläche. Aber – böse Überraschung!<br />

lassen. Der Motor wird leicht nach oben gedrückt,<br />

was dazu führt, dass die Propellerachse<br />

nicht mehr korrekt ausgerichtet ist. Keine großen Experimente<br />

<strong>Die</strong>ses Teil also nicht einbauen! Auch die mit Alu. Fast alle Ta 152<br />

Motorträger sollten zu diesem Zeitpunkt auf<br />

waren auf der Unterseite<br />

in RLM 76 gehalten<br />

keinen Fall mit dem Motor verklebt werden<br />

(Baustufe 3-2 I), denn dieses Modul lässt sich<br />

nur mit größter Mühe oder gar nicht anpassen.<br />

So muss zuerst der Motorträger mit Öltank<br />

und MK-108-Magazin zusammengebaut<br />

und ohne Motor im Vorderrumpf<br />

eingepasst und verklebt werden, denn da<br />

hat man noch Sicht auf die Passstifte, mit<br />

Motor jedoch nicht mehr. Das Cockpit zeigt<br />

sich tadellos und ist völlig ausreichend für<br />

diesen Maßstab detailliert. Auch der Sitz mit<br />

seinen angegossenen Gurten wirkt sehr dimensional,<br />

sobald er präzise bemalt wurde.<br />

<strong>Die</strong> Bordinstrumente und Seitenkonsolen<br />

sind als Decals beigelegt und beispielhaft gedruckt.<br />

Der Cockpiteinbau in die drei<br />

Rumpfsegmente ist problemlos und (noch)<br />

von guter Passgenauigkeit, wohingegen<br />

nach der Montage des Seitenleitwerkes<br />

schon gespachtelt werden musste, um deut-<br />

vielen Stellen, und die daraus resultierenden<br />

Spalten zogen eine Evergreen-Spachtelorgie<br />

nach sich, vom folgenden Nachgravieren<br />

mal ganz abgesehen! Natürlich sind wir Modellbauer<br />

solchen Situationen gewachsen,<br />

aber bei einem Kit dieser Premium-Preisklasse<br />

darf das auf keinen Fall passieren! Ich<br />

denke, dass der H<strong>erste</strong>ller natürlich sein Bestes<br />

versucht, sich auf dem Markt zu etablieren,<br />

und nicht fahrlässig derartige »Fehler«<br />

zulässt. Und er hat offenbar seine Lehren ge-<br />

Fotos, soweit nicht anders angegeben, Othmar Hellinger, Modell Peter Lauerbach<br />

52


Umweltverschmutzung im kleinen<br />

Maßstab aus einer Mischung<br />

von Smoke, Ruß und Rost<br />

Aus Liebe<br />

zum Detail<br />

zogen, denn das Nachfolgemodell, die<br />

A-1H Skyraider, die ich gerade baue, zeigt<br />

sich in einer Perfektion, wie ich sie liebe.<br />

Nach vielen kleinen und größeren Fußangeln<br />

war die Ta 152 bereit zur finalen Lackierung.<br />

Letztendlich steht die<br />

Ta 152 sicher auf<br />

dem aufwendig<br />

gestalteten<br />

Fahrwerk<br />

Ich entschied mich für die Ta 152 von<br />

Oberfeldwebel Walter Loos, Stab/JG 301,<br />

im April 1945 mit der Werknummer<br />

150010, der als inoffizielles Ass auf dieser<br />

Maschine gilt, mit Anstrich in RLM 81/82<br />

auf der Ober- und RLM 76 auf der Unterseite<br />

ohne metallblanke Partien. Was soll<br />

ich sagen? Nachdem ich den Flieger lackiert,<br />

versiegelt, mit Decals versehen<br />

und zuletzt seine Endversiegelung durchgeführt<br />

hatte, sah man ihm nicht mehr<br />

an, welchen<br />

Kummer er<br />

mir bereitet<br />

hat. Alles<br />

war tadellos und der anfängliche<br />

Unmut schnell verflogen. Ich bin<br />

froh, ihn zu besitzen, und wünschte<br />

mir noch andere Exoten von<br />

Zoukei-Mura.<br />

Fazit: Ein Bausatz für Individualisten<br />

oder Experten, den ich im<br />

Nachhinein trotz aller Schwierigkeiten<br />

empfehlen kann!<br />

n<br />

Peter Lauerbach/Othmar Hellinger<br />

Jeden Monat<br />

neu am Kiosk!<br />

Das Tarnmuster für die<br />

Nasenkante wurde mittels<br />

einer Schablone aufgebracht.<br />

<strong>Die</strong> aneinandergereihten<br />

Halbkreise<br />

entstanden mit einer<br />

Spezialschere<br />

Vorlackiert und bereit<br />

zum Zusammenbau,<br />

wartet der Vogel auf<br />

seine Motorisierung<br />

Fotos (2) P. Lauerbach<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2013


MODELLBAU<br />

<strong>Die</strong> F-84G »Four Queens« der<br />

58th FBG im Sommer 1951<br />

steht für einen Übungsflug auf<br />

dem Vorfeld zur Verfügung<br />

F-84G »THUNDERJET« IN 1:32 VON HOBBYBOSS / FALLER<br />

Hochglanzjäger aus den<br />

Anfangsjahren der Jets<br />

Markenzeichen der Thunderjet sind die großen<br />

Flügeltanks, wo an der Spitze die Positionslichter<br />

eingelassen sind<br />

<strong>Die</strong> F-84G stammt noch aus den Anfängen<br />

des Jet-Zeitalters, hochaktuell ist hingegen<br />

der zugehörige Modellbausatz des chinesischen<br />

Herrstellers, dessen sich Peter Doll<br />

angenommen hat.<br />

<strong>Die</strong> auf den Gussästen verteilten 275 Bauteile<br />

sind sehr gut gefertigt. Das Fahrwerk<br />

kann wie beim Vorgängermodell F-84E wahlweise<br />

in Kunststoff oder in Metall eingebaut<br />

werden. Und Letzteres sollte man auch verwenden,<br />

denn das Gewicht des Endprodukts<br />

will erst mal getragen werden. <strong>Die</strong> Reifen des<br />

Fahrwerks bestehen wie üblich aus seidenmattem<br />

Vinyl, sodass weitere Farbbehandlungen<br />

sich in diesem Bereich erübrigen. Das<br />

hervorragend wiedergegebene Cockpit lädt<br />

den Modellbauer zu weiteren filigranen Detaillierungen<br />

ein. <strong>Die</strong> Tragflächen können aufgrund<br />

der separaten Ruderflächen mit einoder<br />

ausgefahrenen Klappen dargestellt werden.<br />

Gleiches gilt auch für die Höhenruder.<br />

Während des Zusammenbaus im »Trockenen«<br />

zeigte sich schon die exzellente Passgenauigkeit<br />

des Kits. In der »scharfen« Phase<br />

waren daher nur sporadische Schleifarbeiten<br />

nötig, die den Modellbauer kaum Zeit gekos-<br />

<strong>Die</strong> gesamte Modelloberfläche<br />

wurde mit Alufolie feinsäuberlich<br />

beklebt. Somit glänzt die<br />

Maschine wie neu poliert<br />

Fotos und Modell Peter Doll<br />

54


1 2<br />

Detailgetreu zeigt sich das recht gut nachgebildete<br />

Cockpit mit tollen Uhren im Instrumentenbrett<br />

tet haben. <strong>Die</strong> Glasteile sind absolut schlierenfrei<br />

gespritzt und erlauben einen klaren<br />

Blick in das Cockpit.<br />

Im Hinblick auf die Bewaffnung bietet<br />

Hobby Boss mit diesem Kit erneut eine Vielzahl<br />

von Varianten. Auch die JATO-Startraketen,<br />

mit denen die Startstrecke bei voller<br />

Beladung verkürzt werden konnte, sind vom<br />

H<strong>erste</strong>ller nicht vergessen worden. Geübte<br />

Modellbauer können die Startraketen auch<br />

an der E-Variante anbringen, da der Unterschied<br />

zur neuen F-Version nicht sonderlich<br />

groß ist.<br />

<strong>Die</strong> größten Unterschiede sind der etwas<br />

abgeänderte <strong>Luft</strong>einlass mit den sogenannten<br />

Modellbausatz: »Thunderjet«<br />

Kit-Nr.: F-84G<br />

Maßstab: 1:32<br />

H<strong>erste</strong>ller: HobbyBoss/Faller<br />

Preis: ca. 50,00 €<br />

Kommentar: Neuer Spritzgussbausatz,<br />

275 Teile, Decals für eine amerikanische<br />

und eine französische Maschine<br />

Plus: Gratfreie Teile, Metallfahrwerk,<br />

hohe Passgenauigkeit, separate Ruderflächen<br />

Minus: Kein reinrassiger G-Rumpf<br />

»Blow-in-door« im vorderen Rumpfbereich<br />

und das Rumpfheck, das aufgrund des stärkeren<br />

Strahltriebwerks verlängert werden<br />

musste.<br />

Mit dem umfangreichen Decalbogen, der<br />

sauber und versatzfrei gedruckt ist, können<br />

jeweils eine US-amerikanische und eine französische<br />

Maschine gebaut werden. Peter Doll<br />

entschied sich für den bunten USAF-Flieger,<br />

der aber nach dem »Lackieren« komplett mit<br />

Alufolie beklebt wurde, was an den Oberflächen<br />

für Glanz sorgt. Das hier vorgestellte<br />

Modell zeigt eine F-84G der 58th FBG aus<br />

dem Jahre 1951.<br />

n<br />

Othmar Hellinger/Peter Doll<br />

Modellbau-News<br />

REVELL: AIRFIX/GLOW2B:<br />

Bla Fairey blalddflalsd Swordfish flasd Mk.I<br />

Floatplane und Fairey<br />

REVELL: Swordfish Mk.I in 1:72<br />

Bla (Kit: blalddflalsd A05006 undflasd<br />

A04053). Nach der Landversion<br />

ist jetzt auch noch<br />

die Schwimmervariante vom englischen H<strong>erste</strong>ller<br />

erschienen. Beide Kits kommen aus neuen Formen,<br />

sie beeindrucken mit guten Gravuren an den<br />

Oberflächen und sind auch mit einer limitierten<br />

Stoffbespannung versehen. Decals für je zwei<br />

Flugzeuge liegen bei. Preis: 21,49 € bzw. 14,99 €<br />

VALOM:<br />

Saunders Roe A.29<br />

Cloud in 1:72 (Kit:<br />

72067). In dem neuen<br />

Kit der Tschechen wird<br />

ein etwas unbekannteres<br />

Flugboot der Briten herausgebracht. Der Short-<br />

Run-Kit ist recht gut gefertigt bis auf die etwas<br />

unterschiedlichen Längen der beiden Rumpfhälften.<br />

Mit den Abziehbildern können zwei Maschinen<br />

gebaut werden. Nur für fortgeschrittene Modellbauer!<br />

Preis: 59,99 €<br />

AIRFIX/GLOW2B:<br />

Messerschmitt Bf109E-<br />

4 und North American<br />

P-51D Mustang in<br />

1:72 (Kit: A01008 und<br />

A01004). Für die<br />

Modellbauneulinge bietet der H<strong>erste</strong>ller gleich zwei<br />

gute Kits. <strong>Die</strong>se sind mit guten Gravuren auf den<br />

Modelloberflächen versehen. <strong>Die</strong> Inneneinrichtung<br />

zeigt sich gut ausgestattet. Bei der Bf 109 ist sogar<br />

in den Rumpfhälften ein Motor mit eigener Motorhaube<br />

eingelassen. Decals für je ein Flugzeug<br />

liegen im bunten Karton. Preis je Kit: 6,99 €<br />

REVELL:<br />

Junkers Ju 52 »Icons of<br />

Aviation« in 1:48 (Kit:<br />

05718). <strong>Die</strong> Firma aus<br />

Bünde kommt mit einer<br />

weiteren Box aus dieser<br />

Serie heraus. <strong>Die</strong>smal würdigt man die Ju 52 als<br />

Passagierflugzeug im <strong>Die</strong>nste der britischen<br />

Fluggesellschaft British European Airways. Der<br />

altbekannte Kit kann sich immer noch sehen lassen<br />

und bietet für den ambitionierten Modellbauer<br />

immer wieder neue Varianten. Preis: 39,99 €<br />

Jetzt Aktuell<br />

In ModellFan 12/2012: Baubericht der<br />

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Mode le mit realistischem<br />

Hintergrund fotografieren<br />

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Dragons Bf 110 D-3 in 1:32<br />

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Wie Sie Klippen beim Bau umschiffen<br />

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Focke-Wulf Fw 190 A-9<br />

in 1:48 Limited Edition<br />

(Kit: 8187). Der<br />

H<strong>erste</strong>ller aus Tschechien<br />

erfreut uns Modellbauer<br />

mit einer<br />

neuen Variante der 190. Der Kit ist in gewohnt sehr<br />

guter Aufmachung mit tollen Oberflächengravuren<br />

und besitzt 232 Teile, Ätzteile und eine Express-Abklebemaske<br />

für die Kanzel. Mit dem umfangreichen<br />

Decalbogen lassen sich fünf verschiedene Fw 190<br />

zu Ende des WW II bauen. Preis: 29,99 €<br />

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55


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80295 München, Postfach<br />

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Traudels Modellbauladen<br />

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Buchhandlung Christian Schmidt<br />

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Schweiz<br />

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5040 Schöftland, Postfach 456<br />

Niederlande<br />

Luchtvaart Hobby Shop<br />

1436 BV Aalsmeerderbrug, Molenweg 249<br />

Boekhandel H.de Weerd<br />

7314 GC Apeldoorn, Middellaan 34<br />

Schweden<br />

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<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2013<br />

57


TERMINE / MUSEUMSTIPP<br />

TERMINE 2013<br />

FÜR DEUTSCHLAND,<br />

ÖSTERREICH UND SCHWEIZ<br />

JANUAR<br />

bis 27. Januar<br />

Sonderausstellung »Schleißheim und<br />

die Flugplätze der Region München«,<br />

Flugwerft Schleißheim, Oberschleißheim,<br />

www.deutsches-museum.de<br />

APRIL<br />

20. April<br />

34. Internationale Flugzeug-Veteranen-<br />

Teile-Börse, Technik Museum Speyer,<br />

Peter Seelinger, Tel. 06341/80906 oder<br />

0175/5854343, pseelinger@t-online.de<br />

24.–27. April<br />

AERO – Messe für allgemeine <strong>Luft</strong>fahrt,<br />

Messe & Flughafen Friedrichshafen,<br />

www.messe-friedrichshafen.de<br />

MAI<br />

9.–12. Mai<br />

Flugtage, Sonderlandeplatz Laucha Dorndorf,<br />

www.lsv-laucha.npage.de<br />

30. Mai–2. Juni<br />

Flugtage, Sonderlandeplatz Kehl-Sundheim,<br />

www.kehler-flugtage.de<br />

JUNI<br />

14.–16. Juni<br />

Klassikwelt am Bodensee, Messe & Flughafen<br />

Friedrichshafen, www.messe-friedrichshafen.de<br />

28./29. Juni<br />

Airpower 2013, Internationale Airshow, Fliegerhorst<br />

Hinterstoisser, Zeltweg, Österreich,<br />

www.airpower.gv.at<br />

29. Juni<br />

Tag der offenen Tür/Flyout F-4 Phantom,<br />

Jagdgeschwader 71, Fliegerhorst Wittmund<br />

JULI<br />

6./7. Juli<br />

Airshow, Verkehrslandeplatz Coburg Brandensteinsebene,<br />

www.aeroclub-coburg.de<br />

12./13. Juli<br />

Scalaria Air Challenge, Wolfgangsee,<br />

Österreich, www.airchallenge.info<br />

26.–28. Juli<br />

Fly-In, Sonderlandeplatz Bamberg,<br />

www.aeroclub-bamberg.de<br />

AUGUST<br />

10./11. August<br />

Flugtage, Verkehrslandeplatz Bautzen,<br />

www.flugtage-bautzen.de<br />

8.–11. August<br />

Seefliegertreffen, Rostock/Marienehe,<br />

www.hansesail.com<br />

17./18. August<br />

Oldtimer/Doppeldecker Fly-In, Segelflug -<br />

gelände Montabaur, www.biplanes.de<br />

16.–18. August<br />

Airday Nordholz/100 Jahre Deutsche Marineflieger,<br />

Marineflieger-Stützpunkt Nordholz,<br />

www.airday-nordholz.de<br />

23.–25. August<br />

Quaxmeet 2013, Fly-In am Flughafen<br />

Paderborn-Lippstadt, www.quax-flieger.de<br />

23.–25. August<br />

Tannkosh Fly-In, Verkehrslandeplatz<br />

Tannheim, www.tannkosh.de<br />

24. August<br />

Hunterfest, Flugplatz St. Stephan, Schweiz,<br />

www.hunterverein.ch<br />

31. August–1. September<br />

Flugtage, Dittingen, Schweiz,<br />

www.flugtage.ch/c<br />

SEPTEMBER<br />

6.–8. September<br />

Hahnweide Oldtimertreffen, Segelfluggelände<br />

Kirchheim-Teck/Hahnweide,<br />

www.oldtimer-hahnweide.de<br />

7./8. September<br />

Flugplatzfest, Sonderlandeplatz Bad<br />

Waldsee-Reute, www.fliegerwaldsee.de<br />

14./15. September<br />

Flugplatzfest, Sonderlandeplatz Krefeld-<br />

Egelsberg, www.flugplatzfest-krefeld.de<br />

EUROPA<br />

MAI<br />

11./12. Mai<br />

Stampe-Fly-In, Antwerpen, Belgien,<br />

www.stampe.be<br />

18./19. Mai<br />

Oldtimer Airshow, La Ferte Alais/Cerny,<br />

Frankreich, www.ajbs.fr<br />

20. Mai<br />

Airshow, Oostwold, Niederlande,<br />

www.oostwold-airshow.nl<br />

JUNI<br />

8./9. Juni<br />

Aero Show, Göteborg, Schweden,<br />

www.aeroseum.se<br />

14./15. Juni<br />

Airshow, Volkel Airbase, Niederlande,<br />

www.defensie.nl/luchtmachtdagen<br />

17.–23. Juni<br />

50. Internationale Paris Airshow,<br />

Flughafen Le Bourget/Paris, Frankreich,<br />

www.paris-air-show.com<br />

JULI<br />

13./14. Juli<br />

Flying Legends Airshow, Duxford Airfield,<br />

Großbritannien, www.iwm.org.uk<br />

20./21. Juli<br />

Royal International Air Tattoo, RAF Fairford,<br />

Großbritannien, www.airtattoo.com/airshow<br />

AUGUST<br />

10./11. August<br />

Wings and Wheels, Ursel Airfield, Belgien,<br />

www.wingsandwheels.be<br />

13.–18. August<br />

MAKS – Internationaler <strong>Luft</strong>-und Raumfahrt<br />

Salon, Moskau/Zhukovsky, Russland,<br />

www.aviasalon.com<br />

17./18. August<br />

Oldtimer Fly-In, Schaffen-<strong>Die</strong>st, Belgien,<br />

http://flyin.dac.be<br />

17./18. August<br />

Airshow, Roskilde, Dänemark,<br />

www.airshow.dk<br />

WELTWEIT<br />

JANUAR<br />

18.–20. Januar<br />

Wings over Wairarapa Airshow, Masterton,<br />

Neuseeland, www.wings.org.nz<br />

FEBRUAR<br />

26. Februar–3. März<br />

Australian International Airshow, Avalon<br />

Airport, Geelong/Victoria, Australien,<br />

www.airshow.com.au<br />

MÄRZ<br />

31. März<br />

Classic Fighters Airshow,<br />

Omaka Airport, Blenheim, Neuseeland,<br />

www.classicfighters.co.nz<br />

APRIL<br />

9.–14. April<br />

Sun’n Fun Fly-In, Lakeland, Florida, USA,<br />

www.sun-n-fun.org<br />

MAI<br />

4. Mai<br />

Warbirds Airshow, New Tempe/Bloemfontain,<br />

Südafrika, www.saairforce.co.za<br />

17.–19. Mai<br />

Warbirds Airshow, Virginia Beach Airport, Virginia,<br />

USA, ww.militaryaviationmuseum.org<br />

JUNI<br />

08./09. Juni<br />

Airshow, Ocean City, Maryland, USA,<br />

www.ocairshow.com<br />

JULI<br />

29. Juli–4. August<br />

EAA AirVenture Oshkosh, Wittman Regional<br />

Airport, Wisconsin, USA, www.airventure.org<br />

Alle Angaben sind ohne Gewähr.<br />

Kurzfristige Änderungen treten häufig ein,<br />

eventuell beim Veranstalter nachfragen!<br />

Sie planen eine Veranstaltung? Teilen Sie uns<br />

diese bitte möglichst frühzeitig mit:<br />

Fax: 09 51/4 28 23, E-Mail: janluftfahrt@aol.com,<br />

Alexander Nüßlein, J.A.N. <strong>Luft</strong>fahrtdokumentation<br />

BÜCHER<br />

Mussolini’s Hawks<br />

The Fighter Units of the Aeronautica<br />

Nazionale Repubblicana 1943–1945<br />

In englischer Sprache<br />

291 Seiten, broschiert, ca. 220 Fotos.<br />

ISBN 978-8875651-398. Preis: 29,95 €<br />

Bezugsquelle: Fachbuchhandlung<br />

Schmidt. www.christian-schmidt.com.<br />

Tel. 0 89/70 32 27<br />

MARCO MATTIOLIS<br />

Mussolinis Jäger<br />

<strong>Die</strong> Aeronautica Nazionale Repubblicana<br />

(ANR) kämpfte nach der Kapitulation<br />

Italiens ab 10. Oktober 1943 weiter<br />

auf Seiten der Achsenmächte. Ausgerüstet<br />

mit italienischen und deutschen<br />

Flugzeugmustern erzielten ihre Jäger bis<br />

Kriegsende beachtliche Erfolge. Fachlich<br />

fundiert, streift der Inhalt des Buchs<br />

zunächst die Entstehung der ANR und<br />

deren Hintergründe, um sich dann chronologisch<br />

den Einsätzen ihrer Jagdeinheiten<br />

zu widmen. Bildmaterial ist<br />

reichlich vorhanden. Schon dank des<br />

englischsprachigen Textes eine höchst<br />

willkommene Ergänzung zur Geschichte<br />

des <strong>Luft</strong>kriegs über Norditalien. WM<br />

PHILIP BIRTLES<br />

Kalter Krieg<br />

Ein Buch für das steigende Interesse an<br />

der Militärluftfahrt während der Zeit des<br />

Kalten Krieges: Im vorliegenden Band<br />

präsentiert Philip Birtles die historischen<br />

und baulichen Hintergründe der Flugplätze,<br />

die eine wichtige Rolle in Großbritannien<br />

während dieses <strong>erste</strong>n, von<br />

vielen nie erklärten Krieges spielten. Seine<br />

Aufmerksamkeit gilt hierbei sowohl<br />

RAF- als auch FAA- und USAF-Flugplätzen.<br />

<strong>Die</strong> detaillierte Beschreibung der<br />

Flugplätze und deren Nutzer wird ergänzt<br />

durch zeitgenössische Fotos und<br />

entsprechendes Kartenmaterial. Ein nützliches<br />

Nachschlagewerk für speziell an<br />

Militärflugplätzen Interessierte. RC<br />

UK Airfields of the Cold War<br />

In englischer Sprache<br />

160 Seiten, über 130 Fotos.<br />

Ian Allen Publishing.<br />

ISBN: 978-1-85780-346.<br />

Preis: 22,50 britische Pfund<br />

Bezugsquelle:<br />

Fachbuchhandlung Schmidt.<br />

www.christian-schmidt.com.<br />

Tel. 0 89/70 32 27<br />

58


Ein Mechaniker arbeitet<br />

an der Bf 109 G-2<br />

Fotos P. W. Cohausz<br />

<strong>Luft</strong>fahrtmuseum Hannover-Laatzen<br />

Der Museumseingang mit der Dornier Do 28<br />

»Pilotengespräche« vor der Fw 190 A-8<br />

Das <strong>Luft</strong>fahrtmuseum in Laatzen in der<br />

Nähe des Messegeländes feiert im November<br />

2012 seinen 20. Geburtstag. Ein guter<br />

Grund, diesem mit viel Engagement von dem<br />

Unternehmer Günter Leonhardt (1927–2011)<br />

aufgebauten Museum wieder einmal einen<br />

Besuch abzustatten, denn es tut sich etwas.<br />

Der rührige Förderverein ist dabei, die<br />

Ausstellung mit den 36 Flugzeugen und über<br />

4500 Exponaten behutsam umzugestalten. So<br />

sind die hohen Metallzäune vor den Klassikern<br />

Spitfire MK XIV, Bf 109 G-2 und Fw 190<br />

A-8 durch ein niedriges Seil ersetzt worden,<br />

sodass der Besucher jetzt einen viel besseren<br />

Blick auf diese Raritäten hat. Dazu beleben<br />

nun Mechaniker- und Pilotenpuppen die<br />

Maschinen.<br />

<strong>Die</strong> Vitrinen werden nach und nach überarbeitet<br />

und dabei übersichtlicher gestaltet.<br />

<strong>Die</strong> im Museum verteilten Propeller und<br />

Triebwerke werden nun zu Themengruppen<br />

zusammengefasst. Neu ist ein Hubtriebwerk<br />

Rolls-Royce RB 162-4D von der VFW VAK<br />

191 B. <strong>Die</strong> Bereiche <strong>Luft</strong>hansa und Interflug<br />

werden ebenfalls neu gestaltet.<br />

Auch neue Flugzeuge gibt es zu bewundern,<br />

insbesondere zwei deutsche Nachkriegsklassiker.<br />

Aus Österreich kam der<br />

Scheibe L-Spatz 55 mit dem Kennzeichen<br />

OE-0460 ins Museum. <strong>Die</strong>ser Leistungssegler<br />

ist 1954 erstmals geflogen und wurde bis 1962<br />

in rund 450 Exemplaren gebaut. In der offenen<br />

Museumswerkstatt wird gerade eine seltene<br />

Rhein RW 3-P-75 aufgebaut. <strong>Die</strong> zweisitzige<br />

Maschine mit dem markanten Druckpropeller<br />

im Leitwerk und dem Kennzeichen<br />

D-EFTV ist eine Stiftung aus Süddeutschland.<br />

1961/62 von einer Fliegergruppe in Rheine<br />

nach Zeichnungen im Amateurbau entstanden,<br />

entpuppte sich diese RW 3 mit ihren<br />

800 Kilogramm allerdings als etwas schwer<br />

für ihren 75-PS-Porsche-Motor und flog insgesamt<br />

nur 170 Stunden.<br />

Peter W. Cohausz n<br />

Checkliste<br />

Telefon: 0511/879 17 91 oder 8 79 17 92<br />

Fax: 0511/8791793<br />

E-Mail: info@luftfahrtmuseum-hannover.de<br />

Website: www.luftfahrtmuseum-hannover.de<br />

MUSEUMSTIPP<br />

ANDREW D. BIRD<br />

Verteidiger der Küste<br />

SHORES/MASSIMELLO/GUEST<br />

Mittelmeerraum<br />

Coastel dawn<br />

Blenheims in Action from the<br />

Phoney Warthrough the<br />

Battle of Britain<br />

In englischer Sprache<br />

224 S., 70 s/w-Fotos.<br />

Grub Street Publishing.<br />

ISBN: 978-1-906502-69-0.<br />

Preis: 20,00 britische Pfund<br />

Bezugsquelle: Fachbuchhandlung<br />

Schmidt. www.christianschmidt.com.<br />

Tel. 0 89/70 32 27<br />

Im Jahr 1940 lag die Verteidigung Großbritanniens<br />

in den Händen von Hurricane-<br />

und Spitfire-Piloten. Weniger bekannt<br />

sind die Besatzungen, die die Blenheim<br />

Mk.IVF der 235, 236, 248 und 254 Squadron<br />

flogen. Ihre Mission: der Schutz der<br />

britischen Küstenschifffahrt. <strong>Die</strong> Blenheim<br />

hatten zwar Aktionsradius, waren<br />

jedoch kein ernst zu nehmender Gegner<br />

für die Bf 109 und Bf 110; ihre Verluste waren<br />

hoch. Das Buch stützt sich auf Tagebücher,<br />

Briefe, Bordbücher und Interviews<br />

mit Überlebenden, und es zeigt die<br />

lebenswichtige Rolle, die diese Staffeln<br />

spielten. Ein nützliches Nachschlagewerk<br />

für den RAF-Spezialisten.<br />

RC<br />

<strong>Die</strong>ser <strong>erste</strong> Band einer Buchreihe anerkannter<br />

<strong>Luft</strong>fahrthistoriker behandelt<br />

alle Aspekte der <strong>Luft</strong>einsätze an der Mittelmeerfront<br />

auf täglicher Basis: jeden<br />

Kriegstag von Juni 1940 bis Januar 1942<br />

mit einer Beschreibung der Ereignisse an<br />

den Haupt-Gefechtsfronten sowie eine<br />

Tabelle mit britischen, deutschen und italienischen<br />

<strong>Luft</strong>siegen und Verlusten.<br />

Wann immer bekannt, mit den Namen<br />

von Piloten/Besatzung. Mit einer Vielzahl<br />

an Fotos, und zur besseren Orientierung<br />

auch mit Karten der wenig bekannten<br />

nordafrikanischen Front. Kurz gesagt, ein<br />

Nachschlagwerk für den Bücherschrank<br />

eines jeden ernsthaften Forschers. RC<br />

A History of the Mediterranean<br />

Air War, 1940–45<br />

Band 1: North Africa.<br />

June 1940–January 1942<br />

In englischer Sprache<br />

560 Seiten, über 200 Fotos.<br />

Grub Street Publishing.<br />

ISBN: 978-1-908117-07-6.<br />

Preis: 40,00 britische Pfund<br />

Bezugsquelle: Fachbuchhandlung<br />

Schmidt. www.christian-schmidt.com.<br />

Tel. 0 89/70 32 27<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2013<br />

59


OLDTIMER<br />

Replikat »Gelber Hund«<br />

Rittmeister Ferdinand von Hiddessen<br />

(1887–1971). Der »fliegende Postbote«<br />

des Jahres 1912 wird noch 1944 als Verbindungsoffizier<br />

in der <strong>Luft</strong>waffe dienen<br />

EIN JAHRHUNDERT DEUTSCHE LUFTPOST<br />

August Euler und der<br />

»Gelbe Hund«<br />

Am Abend des 10. Juni 1912 kommt Leutnant Ferdinand von Hiddessen mit seinem knallgelben<br />

Euler-Doppeldecker auf dem Exerzierplatz Darmstadt hopsend und holpernd zum<br />

Stehen. Der Akt ist eine Premiere in Deutschland: die <strong>erste</strong> amtlich genehmigte <strong>Luft</strong>post!<br />

Es ist nicht seine beste Landung; der<br />

Sporn splittert und muss ersetzt werden.<br />

Beim Start im nahen Frankfurt-<br />

Niederrad, wo die »Flugmaschinenwerke August<br />

Euler« seit Kurzem residieren, hat der<br />

Rittmeister einen 48 Kilogramm schweren<br />

Postsack mit »Flug-Post-Karten« ins enge<br />

Cockpit gehoben und verzurrt, den er jetzt<br />

abliefert. Postillone hoch zu Ross blasen einen<br />

Tusch – zur Begrüßung des hessischen Großherzogpaares.<br />

Bei August Euler in Darmstadt hat Rittmeister<br />

von Hiddessen das Fliegen erlernt<br />

und im Januar 1911 die Flugzeugführer-Lizenz<br />

Nr. 47 erhalten. Der <strong>erste</strong> deutsche Postflug<br />

ist Ehrensache für den 24-jährigen Flieger.<br />

Noch am selben Tag schwirrt der »Gelbe<br />

Hund«, Werknummer 33, nach Griesheim;<br />

der 1909 in Betrieb genommene Flugplatz<br />

»Griesheimer Sand« dient als Basis für den<br />

Postrundflug. Weitere Stationen sind Worms,<br />

Mainz und Frankfurt.<br />

Schon am 23. Juni endet das postalische<br />

»Experiment«; die Reichspost hat die Konzession<br />

ursprünglich nur für eine Woche<br />

erteilt. Ein paar Hundert Kilo <strong>Luft</strong>post sind<br />

zusammengekommen, philatelistische Kostbarkeiten<br />

inzwischen. Zwei Drittel des Erlöses<br />

gehen auf das Konto der »Zentrale für<br />

Mutterschutz und Säuglingspflege«, eine Stiftung<br />

der Großherzogin von Hessen …<br />

Ein Jahrhundert später, am 12. August und<br />

somit ziemlich auf den Tag genau, wird wie-<br />

60


Der umtriebige August Euler (stehend) ist sich<br />

der Werbewirkung des <strong>erste</strong>n offiziellen Postfluges<br />

wohl bewusst, obwohl es vorerst beim<br />

Experiment bleibt<br />

Vorzeigbare Attrappe. Der Erwerb eines echten Gnôme-Rotationsmotors hätte die Mittel des Euler-Vereins<br />

deutlich überstiegen<br />

des Vereins deutlich überschritten, vom langwierigen<br />

und komplexen Zulassungsverfahren<br />

einmal ganz abgesehen.<br />

Aber auch als »static display« musste sich<br />

der Nachbau ein paar Kompromisse gefallen<br />

lassen. Manches schien dem Verein<br />

schlichtweg zu fremd und knifflig in der<br />

handwerklichen Umsetzung – etwa die einseitig<br />

be spannten Tragflächen mit ihren vorgebogenen<br />

Rippen, die in eingenähte Taschen<br />

gesteckt und fixiert werden … Stattdessen hat<br />

man sich für konventionell gebaute Flügel<br />

entschieden. Darin steckte immer noch genug<br />

Arbeit für Gerd Petri und Gary Gray.<br />

Fotos Förderverein August Euler <strong>Luft</strong>fahrtmuseum<br />

August 2012, feierlicher Roll-out. Der knallgelbe<br />

Hingucker bereichert nun das mit viel Engagement<br />

aufgebaute August-Euler-Museum<br />

der in Darmstadt gefeiert. Der »Förderverein<br />

August Euler <strong>Luft</strong>fahrtmuseum« lässt sich<br />

das Jubiläum freilich nicht entgehen. Seit 2005<br />

tut der Verein (mit seinen inzwischen über<br />

100 Mitgliedern) alles, um die Erinnerung an<br />

diesen einst so populären deutschen Motorflugpionier<br />

wieder ins öffentliche Bewusstsein<br />

zu rücken. Und damit man nicht nur ein<br />

paar verwaschene Fotos von dem Ereignis<br />

vorzeigen kann, präsentiert der Verein einen<br />

statischen Nachbau des famosen »Gelben<br />

Hundes«.<br />

Der Wunsch, ein solches Fluggerät möglichst<br />

dicht am Original nachzubauen, ging<br />

den Initiatoren des Museums schon lange im<br />

Kopf herum. Das bevorstehende Jubiläum<br />

des <strong>erste</strong>n deutschen Postflugs gab den Ausschlag,<br />

das Vorhaben beherzt anzupacken<br />

und pünktlich abzuschließen. Auf brauch bare<br />

Originalpläne konnte man dabei nicht mehr<br />

Kraftakt. Zwei Jahre Bauzeit und rund 2500<br />

Baustunden sind in den statischen Nachbau<br />

des klassischen Euler-Doppeldeckers geflossen<br />

zurückgreifen; immerhin gab es zeitgenössische<br />

Skizzen und Beschreibungen. Michael<br />

Düsing (der das Projekt »Gelber Hund« später<br />

in Buchform herausgebracht hat) ließ<br />

historische Fotos einscannen und per Computer<br />

ein 3-D-Gittermodell hochrechnen. Fehlende<br />

Maße konnten daraus entnommen werden.<br />

Im April 2009 legte Düsing das Ergebnis<br />

seiner Bemühungen vor.<br />

Flugfähig? Schlicht zu teuer!<br />

Schwieriger schien die Entscheidung zwischen<br />

einer originalgetreuen, fliegenden Reproduktion<br />

und einem statischen Replikat.<br />

Auch der Nachbau mit modernen Materialien<br />

und regulärer Verkehrszulassung wurde angedacht.<br />

Letzten Endes machte der Blick auf<br />

die Summe unterm Strich alles klar. Allein der<br />

Erwerb eines lauffähigen Gnôme-Rotationsmotors<br />

hätte die finanziellen Möglichkeiten<br />

Holz statt Aluminium<br />

<strong>Die</strong> Attrappe des Gnôme besteht aus einem<br />

Holzkern für das Kurbelgehäuse und un -<br />

zähligen Aluminium- und Holzringen für die<br />

Zylinder, hauptsächlich ein Werk von Reinhold<br />

Fischler. Den schön geschwungenen<br />

Holzpropeller mit seinen 2,7 Meter Durchmesser<br />

hat Jürgen Löw aus einem massiv verleimten<br />

Block herausgehobelt. Ein gutes Dutzend<br />

Vereinsmitglieder packte bei alledem<br />

mit an, und so konnte man sich im Frühjahr<br />

2012 ans Montieren der einzelnen Komponenten<br />

machen. Und weil der Euler’sche<br />

»Gelbe Hund« ein durchaus voluminöses<br />

Fluggerät ist, musste man für diesen Zweck<br />

in den Hangar der (stets hilfsbereiten) TU<br />

Darmstadt ausweichen.<br />

Zugegeben, die berühmte Vorlage scheint<br />

ein wenig filigraner geraten zu sein als der<br />

mit viel Enthusiasmus und Schwung gefertigte<br />

Nachbau – aber schließlich geht es<br />

hier vielmehr ums Symbolische: eine Verbeugung<br />

vor echtem Pioniergeist. Auch Rittmeister<br />

von Hiddessens <strong>erste</strong>r Postflug war<br />

eher ein symbolischer Akt, nüchtern betrachtet.<br />

Tatsächlich hat es bis 1919 gedauert,<br />

ehe die Deutsche <strong>Luft</strong>-Reederei, ein Vorläufer<br />

der <strong>Luft</strong>hansa, den <strong>erste</strong>n echten regelmäßigen<br />

Liniendienst mit Post und Passagieren<br />

eröffnete …<br />

n<br />

Stefan Bartmann<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2013<br />

61


OLDTIMER<br />

Air-Show in Großbritannien<br />

»AUTUMN AIR SHOW« DER SHUTTLEWOTH COLLECTION<br />

Heißer Herbst in<br />

Flugtage der weltberühmten Shuttleworth Collection auf dem<br />

idyllischen Grasplatz von Old Warden sind zwar keine Seltenheit.<br />

Doch mit ihrer atemberaubenden Herbst-Show haben<br />

sich die Veranstalter selbst übertroffen!<br />

Von Stefan Schmoll<br />

Fotos Stefan Schmoll<br />

62


Old Warden<br />

Kontinentaleuropäer auf einer urbritischen<br />

Veranstaltung: Peter Holloways Fieseler<br />

Storch G-STCH gehört bei den vielen britischen<br />

Fans deutscher Flugzeuge regelmäßig<br />

zu den Highlights der Shows in<br />

Old Warden<br />

Das Jahr 2012 war rückblickend wahrlich<br />

nicht immer einfach für die traditionsreiche<br />

britische Sammlung historischer<br />

Flugzeuge in Old Warden. Durch den<br />

verregneten Sommer mussten gleich mehrere<br />

Veranstaltungen kurzfristig abgesagt werden,<br />

da sowohl das Flugfeld als auch die Besucherparkplätze<br />

buchstäblich abgesoffen sind.<br />

Der größte Rückschlag allerdings ereignete<br />

sich am 1. Juli, als einer der erfahrenen Display-Piloten<br />

mit dem historischen Leichtflugzeug<br />

de Havilland DH-53 Humming Bird abstürzte<br />

und dabei tödlich verunglückte. Es<br />

war der <strong>erste</strong> Unfall mit derart fatalen Folgen<br />

in der fast fünfzigjährigen Geschichte der<br />

Shuttleworth Collection.<br />

So schwierig die <strong>erste</strong>n Monate der Saison<br />

waren, so herausragend war glücklicherweise<br />

die zweite Hälfte. Im August kamen gleich<br />

drei Flugzeuge aus Neuseeland zur temporären<br />

Ausstellung nach Old Warden, bevor sie<br />

ihren endgültigen Platz im Londoner Royal<br />

Air Force Museum einnehmen werden. The<br />

Vintage Aviator Ltd. baute in ihren Wellingtoner<br />

Werkstätten eine Sopwith Snipe, wobei<br />

sie auch Originalteile verwendeten. Durch die<br />

historischen Bauteile bleibt sie ein rein statisches<br />

Flugzeug. Flugfähig sind jedoch die beiden<br />

anderen Maschinen: Sowohl die Royal<br />

Aircraft Factory R.E.8 als auch die Albatros<br />

D.Va hoben im September in Old Warden bei<br />

gleich zwei Gelegenheiten ab. Ursprünglich<br />

sollten sie ein weiteres Mal bei der Autumn<br />

Air Show an den Start gehen, das RAF Museum<br />

als Eigentümer lehnte es jedoch ab, dass<br />

die Flugzeuge erneut präsentiert werden.<br />

Neue Klangkulisse: Turbinen-Jaulen<br />

<strong>Die</strong>se beiden Highlights fielen damit zwar<br />

aus, aber dafür erlebten die Besucher ungewöhnlich<br />

schnelle und laute Flugzeuge über<br />

dem idyllischen Grasplatz. Anlässlich einer<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2013<br />

63


OLDTIMER<br />

Air-Show in Großbritannien<br />

<strong>Die</strong> D8096 aus dem Jahr 1918 ist eine<br />

von lediglich zwei weltweit noch fliegenden<br />

originalen Bristol Fighter. Ihr Debut<br />

bei der Shuttleworth Collection hatte sie<br />

im Jahr 1952!<br />

Baujahr 1910 und noch immer aktiv: das Deperdussin Monoplane, mit<br />

denen Piloten nicht mehr als kleine Hüpfer riskieren möchten<br />

2006 erhielt die Tiger-Moth der Sammlung dieses Schachbrettmuster.<br />

Vorher flog sie im »normalen« Gelbbraun der RAF-Trainingsmaschinen<br />

Nicht allwettertauglich: Replikate aus Holz mit Stoffbespannung<br />

werden nach dem Ende der Show zurück in den Hangar gebracht<br />

64


De Havilland DH-88 Comet: der verhinderte Starauftritt<br />

1934 wurde die Zweimot für ein <strong>Luft</strong>rennen nach Australien konstruiert. <strong>Die</strong> G-ACSS »Grosvenor<br />

House« gewann das Rennen. Eigentlich sollte die Maschine als ein Highlight auf der Autumn Air<br />

Show 2012 auftreten, hätten nicht technische Probleme einen Strich durch die Rechnung gemacht.<br />

Der Arbeitsplatz der Comet. Hier drin von England nach Australien zu fliegen, erfor derte sicher<br />

nicht wenig Mut der damaligen Piloten<br />

Jetpiloten-Reunion wurde das sonst übliche<br />

Flugprogramm aus kolbenmotorgetriebenen<br />

alten Schätzen um gleich mehrere historische<br />

Jets erweitert, und die angereisten Besucher –<br />

es waren etwa 3000 – machten ganz neue Erfahrungen,<br />

was Geschwindigkeit und Geräuschkulisse<br />

angeht. Den Anfang machte<br />

das in North-Weald beheimatete Folland<br />

Gnat Team mit zwei dieser schnittigen Trainer<br />

aus den 1960er-Jahren. Später am Nachmittag<br />

flog eine Percival Jet-Provost ihre Darbietung<br />

mit der am Platz beheimateten Piston-Provost.<br />

Es war schon ein großartiger Anblick,<br />

diese beiden ungleichen Geschwister in einer<br />

gemeinsamen Formation zu sehen.<br />

Drahtverhaue neben Mach-Monstern<br />

Neben den beiden Duetten waren auch noch<br />

eine de Havilland Vampire sowie die erstaunlich<br />

schnelle Hawker Hunter zu bewundern.<br />

<strong>Die</strong> komplett schwarz lackierte Hunter erinnert<br />

in ihrer Agilität und Geräuschkulisse<br />

schon fast an moderne F-16-Jagdflugzeuge.<br />

<strong>Die</strong> Hunter setzte einen gekonnten Kontrapunkt<br />

zu den Darbietungen der fragilen Edwardians<br />

am frühen Abend. Es versetzt den<br />

<strong>Luft</strong>fahrtfan doch immer wieder in Erstaunen,<br />

welche rasante Entwicklung die Technik in<br />

der Zeitspanne von 1910 bis 1950 gemacht hat.<br />

Natürlich sind es gerade die wirklich alten<br />

Maschinen, die Besucher immer wieder magisch<br />

nach Old Warden ziehen. In Großbritannien<br />

werden diese Flugzeuge auch liebevoll<br />

Edwardians genannt, was auf die Regentschaft<br />

König Edward VII. (1901–1910) anspielt.<br />

Neu aufgebaute Bleriot XI wurden sicher<br />

schon spektakulärer vorgeflogen als die ele-<br />

Einige fehlerhafte Ersatzteile für das Fahrwerk verhinderten das Debut des Rennflugzeuges während<br />

der Air-Show<br />

In wenigen Monaten schon wird die elegante G-ACSS erstmals nach 20 Jahren am Boden wieder<br />

in die <strong>Luft</strong> steigen<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2013<br />

65


OLDTIMER<br />

Air-Show in Großbritannien<br />

Der leichte Bomber Hawker Hart<br />

(hinten) und das Jagdflugzeug Hawker<br />

Demon gehörten zu den letzten<br />

als Kampfflugzeug eingesetzten<br />

Doppeldeckern der Royal Air Force<br />

<strong>Die</strong> de Havilland Vampire, Erstganitur in der<br />

Jet-Flotte der RAF<br />

ganten Hüpfer bei absoluter Windstille, die<br />

es zu sehen gibt. Aber dafür kann man nirgendwo<br />

sonst auf der Welt die wertvollen Originale<br />

aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg<br />

in ihrem natürlichen Element bewundern.<br />

Ein besonderes Jubiläumsflugzeug dieser<br />

Saison war die Blackburn Typ D. Der Eindecker<br />

wurde von Robert Blackburn 1912 gebaut<br />

und bereits kurz nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

für die Shuttleworth Sammlung erstmals restauriert.<br />

Sie ist das älteste noch fliegende britische<br />

Flugzeug überhaupt. Am Steuer saß Roger<br />

Bailey, Chefpilot der Edwardians.<br />

Vor und nach den Flugvorführungen haben<br />

die Besucher ausreichend Zeit, um weitere<br />

<strong>Die</strong> Sopwith Triplane zählt nicht als Nachbau,<br />

sondern als »spät produziertes Original«<br />

Schätze in den historischen Hallen zu bewundern.<br />

So wird derzeit von einem Expertenteam<br />

um den erfahrenen Mechaniker Ian Larraman<br />

die Supermarine Spitfire Vc AR501 von Grund<br />

auf renoviert.<br />

Schrauben an den neuen Stars<br />

Nachdem diese in Kürze vollendet ist, werden<br />

sich die Mechaniker um die im letzten Jahr in<br />

den Vereinigten Staaten erworbene Grumman<br />

F-4 Wildcat kümmern. Auf den <strong>erste</strong>n Blick erscheint<br />

der Erwerb des amerikanischen Trägerflugzeuges<br />

ungewöhnlich. Aber sie wird<br />

jetzt die Farben einer in Großbritannien eingesetzten<br />

Maschine erhalten und bildet somit<br />

<strong>Die</strong> Percival Piston Provost wurde von ihrer<br />

Nachfolgerin – der Jet Provost – begleitet<br />

gemeinsam mit der Hawker Sea-Hurricane eine<br />

sehenswerte Paarung bei künftigen Veranstaltungen.<br />

Für die Saison 2013 steht ein weiteres schon<br />

lange erwartetes Highlight auf dem Programm:<br />

<strong>Die</strong> flammend rot lackierte de Havilland<br />

DH-88 Comet wird erstmals seit 20 Jahren<br />

wieder in die <strong>Luft</strong> gehen. Das lang erwartete<br />

Debut des zweimotorigen Rennflugzeuges aus<br />

dem Jahr 1934 war eigentlich schon für 2012<br />

angekündigt. Jedoch bereiteten neu gefertigte<br />

Ersatzteile für das Fahrwerk Probleme. Für<br />

<strong>Luft</strong>fahrtfans aus aller Welt gibt’s also auch in<br />

der kommenden Saison viele Gründe, ins beschauliche<br />

Bedfordshire zu pilgern. n<br />

66


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FILM<br />

»Fail-Safe«<br />

Erbauliches Kalter-Kriegs-Kino mit Schauwerten.<br />

James Stewart in »Strategic Air Command«<br />

(1955) hat am System atomarer Abschreckung<br />

nichts auszu -setzen …<br />

IM SCHATTEN VON »DR. STRANGELOVE«<br />

»Peace is our<br />

Profession«<br />

Hollywood fällt Washington im Regelfall<br />

nicht in den Rücken! Umso größer<br />

war das Aufsehen, als im Januar 1964<br />

die rabenschwarze Satire »Dr. Strangelove»<br />

(siehe <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 12/2012) als<br />

obszöner Schock in die Kinos platzte und ein<br />

schwer verstörtes Publikum hinterließ. Regisseur<br />

Stanley Kubrick und Co-Autor Terry<br />

Southern hatten ein schrilles, denkwürdiges<br />

Planspiel geschaffen: die ins Groteske gewendete<br />

Verfilmung des Thrillers »Red Alert«.<br />

Publikum und Filmkritik spürten, dass<br />

dieser Film wichtig war und weit über eine<br />

Komödie hinauswies. Der Umstand, dass<br />

fehlbare Menschen über das Leben von Millionen<br />

entscheiden können, hat darin erstmals<br />

griffigen Ausdruck gefunden – mit bleibendem<br />

Nachhall. Bis heute zählt »Dr. Strange -<br />

love« zu den hundert besten Filmen aller Zeiten.<br />

Und es ist einer der lustigsten dazu, trotz<br />

des unerquicklichen Themas.<br />

Reagans »War Room«<br />

Wie tief sich Kubricks Meisterwerk ins kollektive<br />

Bewusstsein gegraben hat, zeigt eine<br />

Anekdote, die als hinreichend glaubwürdig<br />

gilt: Als Ronald Reagan 1981 in sein Amt eingeführt<br />

wurde, soll er mit aufrechtem Ernst<br />

gefordert haben, er wolle jetzt den »War<br />

Room« sehen. In »Dr. Strangelove« wird in<br />

dieser genial konzipierten Kommandozentrale<br />

(vergebens) um den Weltfrieden gefochten.<br />

Das US-Kino hat in den<br />

Jahren rund um die Kuba-<br />

Krisa von 1962 viel Staatstragendes,<br />

aber auch<br />

manch Kontroverses zum<br />

Kalten Krieg hervorgebracht:<br />

einen Klassiker wie<br />

»Dr. Strangelove« und fast<br />

Vergessenes – wie »Fail-<br />

Safe« Von Stefan Bartmann<br />

Es muss eine große Enttäuschung für den<br />

strammen Republikaner und Ex-Schauspieler<br />

gewesen sein, zu hören, dass es sich dabei nur<br />

um ein Filmset gehandelt hat …<br />

Ein anderes Objekt musste gar nicht erst<br />

für den Film als Attrappe geschaffen werden,<br />

die bloße Andeutung genügte: nämlich die<br />

nicht näher bezeichnete, sowjetische »Weltvernichtungsmaschine«<br />

irgendwo am Polarkreis.<br />

Der Mechanismus, der sich selbst in Be-<br />

Fotos via Stefan Bartmann<br />

68


Der hochrangige Kreis aus US-Präsident<br />

und den Generälen seines<br />

Stabes im »War Room« erinnert<br />

an die Ritter der Tafelrunde – und<br />

an eine schnöde Pokerpartie<br />

trieb setzt und nicht entschärft werden kann,<br />

ist die denkbar treffendste Metapher für die<br />

Verfahrenheit der damaligen Situation.<br />

»Dr. Strangelove« ist abgründiges Kino –<br />

aber nicht so absurd, um einem kritischen Publikum<br />

nicht als mögliches Szenario zu erscheinen.<br />

Der Schriftzug »Peace is our Profession«<br />

am Eingang zur (fiktiven) SAC-Basis<br />

»Burpelson« könnte dabei der <strong>erste</strong> gelungene<br />

Gag sein. Tatsächlich handelt es sich um<br />

das bekannte Motto des Strategic Air Command,<br />

das untrennbar mit dem Namen Curtis<br />

LeMay verbunden ist (siehe Info-Kasten).<br />

Lange hat Hollywood das SAC gut aussehen<br />

lassen – etwa in einem Spielfilm aus dem<br />

Jahr 1955, der seinen wahren Gegenstand<br />

ganz offen im Titel benennt: »Strategic Air<br />

Command« mit James Stewart in der Hauptrolle.<br />

Es ist einer von drei großen Hollywood-<br />

Produktionen, in denen das SAC die strategische<br />

Kulisse abgibt (und die wir in einer der<br />

nächsten Ausgaben von <strong>FLUGZEUG</strong> CLAS-<br />

SIC gesondert vorstellen werden).<br />

Dass ein Übermaß an vermeintlicher Sicherheit<br />

auch die Gefahr echter Bedrohung in<br />

sich bergen kann, wird erst nach der Kuba-<br />

Krise zu einem Thema, für das sich auch das<br />

Kino ernsthaft zu interessieren beginnt. Es hat<br />

ohnehin lange gedauert, ehe das unantastbare<br />

SAC <strong>erste</strong> Image-Kratzer bekommt; den<br />

schlimmsten verpasste ihm freilich Kubricks<br />

»Dr. Strangelove«, der die Ohnmacht scheinbar<br />

allmächtiger Männer aufzeigt.<br />

Wer sich intensiver mit dieser rabenschwarzen<br />

»Albtraum-Komödie« (so die damalige<br />

Ankündigung durch den deutschen<br />

Verleih) beschäftigt, stößt unweigerlich auf<br />

einen Film, der wie der nüchterne Gegen ent-<br />

wurf dazu wirkt: »Fail-Safe«, ein Kammerspiel<br />

des Kalten Krieges, inszeniert von Sidney<br />

Lumet, der in seinem klassischen Gerichtsfilm<br />

»<strong>Die</strong> zwölf Geschworenen» (1957) seine Meisterschaft<br />

in der Erzeugung höchster Spannung<br />

auf engstem Raum bewiesen hat.<br />

Thematisch deckungsgleich<br />

»Fail-Safe« ist eine Romanverfilmung – und<br />

kein bisschen komisch. Und wie »Dr. Strangelove«<br />

zeigte das Pentagon diesem Film<br />

schon vor der Produktion die kalte Schulter.<br />

Kein Wunder, denn »Angriffsziel Moskau«<br />

(so der deutsche Verleihtitel) und »Dr. Stran-<br />

Der kalte Stratege<br />

In der Rezeption zu »Dr. Strangelove« wird<br />

gern kolportiert, die neurotischen Generäle<br />

»Jack D. Ripper« und »Buck Turgidson« hätten<br />

ein reales Vorbild gehabt: Curtis LeMay,<br />

der das Strategic Air Command zur effektiven<br />

Vergeltungswaffe geformt hatte. Über<br />

LeMay, einen glänzenden Organisator (dem<br />

die Deutschen maßgeblich die Berliner <strong>Luft</strong>brücke<br />

von 1948/49 zu verdanken haben!),<br />

gehen die Meinungen stark auseinander.<br />

Man kann ihn für einen aufrechten Amerikaner<br />

halten – aber auch für einen von<br />

irrationalen Ängsten getriebenen, brutalen<br />

Strategen, der die UdSSR gern per Erstschlag<br />

von der Weltkarte getilgt hätte, wäre<br />

es nach seinem Willen gegangen. Aber es<br />

ging eben nicht nach seinem Willen ...<br />

In den meisten SAC-Filmen taucht LeMay<br />

indirekt auf, nicht namentlich freilich, aber<br />

als positives Vorbild oder als schräge Karikatur<br />

wie in »Dr. Strangelove«. Er führte<br />

das SAC, als der Kalte Krieg immer kälter<br />

wurde, fast ein Jahrzehnt lang, und viele<br />

machen heute den fanatischen Antikommunisten<br />

für den Temperatursturz mitverantwortlich.<br />

Nachdem er 1961 zum <strong>Luft</strong>waffenchef<br />

aufgestiegen war, legte er sich mit<br />

JFK und McNamara<br />

an. Seine<br />

kompromisslose<br />

Einstellung hat<br />

ihn zunehmend<br />

isoliert; am<br />

Schluss war<br />

man vermutlich<br />

froh, ihn los zu<br />

sein. Das SAC<br />

existierte von<br />

1946 bis 1992.<br />

Es hat Curtis Le-<br />

May nur um zwei<br />

Curtis LeMay Foto USAF Jahre überlebt. n<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2013<br />

69


FILM<br />

»Fail-Safe«<br />

Optische Aufwertung für<br />

das Kammerspiel »Fail-<br />

Safe«. Archivaufnahmen,<br />

wie diese startende<br />

Convair B-58 Hustler,<br />

verhelfen dem Film zu<br />

ein wenig Action<br />

gelove« sind thematisch deckungsgleich. Ansonsten<br />

jedoch könnten sie unterschiedlicher<br />

kaum sein.<br />

In »Fail-Safe« ist es kein neurotischer<br />

General, der ein ganzes Geschwader auf<br />

Angriffskurs bringt, sondern ein durchgebrannter<br />

Kondensator. Während sich ein US-<br />

Politiker das SAC-Hauptquartier in Omaha,<br />

Nebraska, erläutern lässt, kommt es zu einem<br />

<strong>Luft</strong>zwischenfall über Kanada, der sich<br />

letztlich als harmlos herausstellt und dennoch<br />

eine Kette verhängnisvoller Ereignisse<br />

auslöst. Jenseits der »Fail-Safe«-Punkte, wo<br />

sich das weitere Vorgehen des Einsatzes entscheidet,<br />

erhalten sechs Bomber den Befehl,<br />

Moskau zu bombadieren. <strong>Die</strong> Generäle vor<br />

ihren Monitoren werden zu hilflosen Zuschauern<br />

degradiert, während sowjetischer<br />

Störfunk jegliche Kommunikation mit den<br />

SAC-Bombern lahmlegt. <strong>Die</strong> Air Force sieht<br />

sich schließlich gezwungen, ihre eigenen<br />

Leute abzuschießen.<br />

Ein großer Monitor und Klassenatmosphäre.<br />

Was die Ausstattung von »Fail-Safe« betrifft,<br />

zieht »Dr. Strangelove« meilenweit davon<br />

Als auch dies scheitert, wird sogar der rote<br />

Erzfeind eingeweiht, der US-Präsident<br />

schaltet sich ein und bittet den russischen<br />

Premier (nur eine Stimme am Roten Telefon)<br />

um Hilfe …<br />

<strong>Die</strong> Parallelen zu »Dr. Strangelove« sind<br />

offensichtlich – womit Stanley Kubrick ausreichend<br />

Grund hatte, gerichtlich gegen »Fail-<br />

Safe« vorzugehen. Seine Plagiatsklage sorgte<br />

im Frühjahr 1964 dafür, dass das Konkurrenzprodukt<br />

erst im Oktober in den Kinos anlaufen<br />

durfte. Aber da hatte »Dr. Strangelove«<br />

das interessierte Publikum bereits abgeschöpft,<br />

und »Fail-Safe« floppte an der Kasse,<br />

trotz freundlicher Kritiken. (<strong>Die</strong> Story war<br />

aber so gut, dass der US-Sender CBS im Jahr<br />

2000 ein Remake als stark besetzten TV-Film<br />

produzierte, der hochgelobt wurde.)<br />

Seriös gegen aggressiv<br />

Bis heute hat Kubricks ätzende Satire (»der<br />

entsetzlichste kranke Scherz, der mir je untergekommen<br />

ist«, wie der Kritiker der New<br />

York Times damals mit gewisser Hochachtung<br />

schrieb) Lumets todernstes Drama fast<br />

gänzlich ausgeblendet. Das mag auch an der<br />

spröden Ausstattung und Dramaturgie liegen,<br />

die weit hinter »Dr. Strangelove« zurückbleiben.<br />

Sämtliche Flugszenen in »Fail-Safe« sind<br />

Archivmaterial. Man sieht Convair B-58 Hustler<br />

und einen Mix anderer zeitgenössischer<br />

Bomber und Abfangjäger. Und Walter Matthau<br />

als Atomkriegstheoretiker Prof. Groeteschele,<br />

der minutenlang aus seinem Fachgebiet<br />

doziert, ist nicht wirklich überzeugend<br />

besetzt.<br />

70


Der aggressivere Kubrick lässt sich dieses<br />

Potenzial nicht entgehen und kommt schnell<br />

»zur Sache«. Sein Publikum spürt sofort, dass<br />

es in General Jack D. Ripper einen veritablen<br />

Irren vor sich hat, der den Atomkrieg aus Sorge<br />

um »wertvolle Körpersäfte« auslöst. Auch<br />

ein allzu kühl agierender Henry Fonda (als<br />

US-Präsident in »Fail-Safe«) kann nichts ausrichten<br />

gegen einen alles überragenden Peter<br />

Sellers, der in der Rolle des schrulligschrägen,<br />

eiskalt argumentierenden Ex-Nazi<br />

Dr. Strangelove seine rechte Hand (im unheimlichen<br />

schwarzen Handschuh) nicht unter<br />

Kontrolle zu bringen vermag …<br />

Im Übrigen weisen Experten darauf hin,<br />

dass die Autoren der Romanvorlage von<br />

»Fail-Safe« die strategischen Verfahren, die<br />

einem Angriff mit Nuklearwaffen vorausgehen,<br />

falsch interpretiert und somit die Hysterie<br />

vorsätzlich geschürt hätten; ein simpler<br />

Kurzschluss könne keinen atomaren Erstschlag<br />

auslösen.<br />

Gleichgewicht des Todes<br />

Dort, wo »Dr. Strangelove« aufhört, geht<br />

»Fail-Safe« noch einen Schritt weiter: Um das<br />

Gleichgewicht des Todes wieder herzustellen,<br />

lässt der US-Präsident New York auslöschen,<br />

um die irrtümliche Vernichtung Moskaus zu<br />

sühnen. Da gibt’s nichts zu lachen, und ein<br />

bedrücktes Publikum geht nach Hause …<br />

Noch keine Panik an Bord von<br />

Major Kongs B-52. Kubricks glänzende<br />

Satire lehrt das Publikum<br />

das Lachen und Gruseln über<br />

menschliche Schwächen<br />

Dort, wo ›Dr. Strangelove‹ aufhört, geht<br />

›Fail-Safe‹ noch einen Schritt weiter.<br />

»Fail-Safe« verschwand schnell wieder aus<br />

den Kinos und geriet fast in Vergessenheit.<br />

Inzwischen findet der Film als ehrgeiziges<br />

Kontrastprogramm zu dem ätzenden »Dr.<br />

Strangelove« wieder Beachtung.<br />

Ursprünglich wollte Kubrick seinen Film<br />

mit einer riesigen Tortenschlacht im »War<br />

Room« enden lassen, und genau so wurde die<br />

Szene gedreht. Doch die Schauspieler hatten<br />

Kurzkritik<br />

Seine bemühte Seriosität<br />

und Strenge<br />

(sogar auf jegliche<br />

Filmmusik<br />

wurde verzichtet)<br />

ist die größte Stärke<br />

und Schwäche<br />

von »Fail-Safe«: Ein<br />

Gefühl echter Bedrohung<br />

kommt<br />

eigentlich nie auf.<br />

<strong>Die</strong> Schauspieler agieren unangenehm<br />

kühl, obwohl das Schicksal der Menschheit<br />

auf dem Spiel steht! Doch wer von »Dr. Strangelove«<br />

angewidert ist, findet in dem deprimierenden<br />

Streifen »Fail-Safe« Erbauung …<br />

zu viel Spaß dabei – ein schwacher Abgang<br />

für eine ansonsten makellose Satire. Daher<br />

schnitt Kubrick die aufwendige Szene komplett<br />

und beließ es bei Dr. Strangeloves (im<br />

Rollstuhl sitzend) höchst befremdlicher Wunderheilung:<br />

»Mein Führer, I can walk!«, gekrönt<br />

von Originalaufnahmen einstiger<br />

Atombombentests. Der Film war am Gipfel<br />

der Unverschämtheit angelangt.<br />

Ein halbes Jahrhundert nach dem Dreh<br />

von »Dr. Strangelove» scheint sich die Welt<br />

nicht wesentlich geändert zu haben. <strong>Die</strong><br />

schier unverwüstliche B-52 ist immer noch im<br />

Einsatz – und soll es angeblich bis 2040 bleiben.<br />

Und die Tatsache, dass inzwischen auch<br />

charakterlich noch sehr viel zweifelhaftere<br />

Nationen über die A-Bombe verfügen oder<br />

daran werkeln, hat die simple Abschreckungstheorie<br />

von einst um ein paar Unsicherheitsfaktoren<br />

bereichert. Kubricks schrilles<br />

Filmvehikel von 1963 ist erstaunlich<br />

gegenwärtig.<br />

Im Kino von heute spielen der Kalte Krieg<br />

von einst und die atomare Bedrohung kaum<br />

mehr eine Rolle – als habe das Thema mit<br />

»Dr. Strangelove« ein für allemal seine gültige<br />

Umsetzung erfahren. Seitdem traut man<br />

Militärs und Politikern, die den Finger am<br />

Schalter zu Nuklearwaffen haben, nicht mehr<br />

unhinterfragt über den Weg. Und man weiß:<br />

Menschen mit Angst- und Profilneurose sollten<br />

keine verantwortungsvollen Positionen<br />

bekleiden …<br />

n<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2013<br />

71


OLDTIMER<br />

Junkers Ju 88<br />

RESTAURIERUNG DER JUNKERS JU 88 G IN BERLIN<br />

<strong>Die</strong> Füllung zum Schluss<br />

Der Rumpf der Ju 88 G-1<br />

in Berlin nach der Ausstellung<br />

im Juli 2010.<br />

Noch ist er weitgehend<br />

eine leere Zelle, die es<br />

auszustatten gilt<br />

Im Juli 2010 war es so weit: Der von der Firma Bircak in Ungarn restaurierte<br />

Rumpf der aus dem Plattensee geborgenen Junkers Ju 88 G-1, 2Z+BR, wurde im<br />

Deutschen Technik Museum in Berlin ausgestellt. Nun erhält die Junkers peu à peu<br />

ihre Ausrüstung wieder<br />

Fotos Deutsches Technik Museum Berlin<br />

72


Der Hauptgeräteträger<br />

für die Funkanlage<br />

FuG 10 füllte die<br />

Rückwand des Cockpits<br />

aus. Hier die Aufhängerahmen<br />

für die<br />

Empfänger, Sender<br />

und Schaltkästen.<br />

Rechts ist bereits die<br />

Morsetaste eingebaut<br />

Cockpit der Ju 88 G: Ein Teil der Instrumente ist bereits in die restaurierte originale Gerätetafel eingebaut.<br />

Im Vergleich zur Ju-88-A-Massenfertigung waren die Ju 88 G eher individuell ausgerüstet<br />

Beindruckend sieht sie aus, die Ju 88 im<br />

Deutschen Technik Museum Berlin.<br />

Doch stand noch der Einbau der gesamten<br />

Ausrüstung an. Arbeiten, die Freunde<br />

und Mitarbeiter des Museums mit großer<br />

Mühe und mit viel Detailkenntnis erledigen.<br />

Sie gleichen einem gewaltigen Puzzle: Aufhängerahmen,<br />

Stecker, Verteiler, Schellen,<br />

Schrauben, Kabel und vieles mehr.<br />

Begonnen wurde mit der Restaurierung<br />

und Rekonstruktion der Ausrüstung bereits<br />

im März 2004. <strong>Die</strong> vorhandenen Teile wurden<br />

gereinigt, sortiert und identifiziert. Damit<br />

konnten auch die Einbauten der Junkers Ju 88<br />

G-1 – Instrumentierung, Funkanlage und<br />

Funkmessgerät – rekonstruiert werden. <strong>Die</strong><br />

vorgefundenen Geräte und Fragmente und<br />

die Kabelbeschriftungen ließen den Schluss<br />

zu, dass die Ausrüstung im Wesentlichen der<br />

in der Junkers Ju 188 entsprach. Zum Leid der<br />

Fachleute konnten nur teilweise alte Ausrüstungspläne<br />

und Handbücher für die Ju 88 G-1<br />

beschafft werden. Insbesondere die Handbuchteile<br />

für die elektrische Anlage und die<br />

Funkausrüstung sucht das Museum noch immer.<br />

Hier ist man für jeden Hinweis dankbar.<br />

So begann man, die bekannte Ausrüstung<br />

der Ju 188 an die Ju 88 G-1 anzupassen. Auf<br />

der Grundlage der vorhandenen Dokumente<br />

und der Rekonstruktionen wurde nun mit<br />

der Beschaffung der fehlenden Geräte und<br />

Kleinteile begonnen. Insbesondere verschiedene<br />

Kabeltypen wurden in größeren Mengen<br />

benötigt. Hier halfen Firmen mit, welche<br />

die Kabel neu fertigten.<br />

Vor allem aber wurde versucht, möglichst<br />

viel der geborgenen Teile, die noch irgendwie<br />

zu gebrauchen waren, zu konservieren, zu<br />

reinigen und wieder zu verwenden. Fertiggestellt<br />

sind inzwischen der Hauptgeräteträger<br />

für die Funkanlage FuG 10 sowie die Umformergestelle<br />

I und II.<br />

Momentan wird am Aufhängerahmen<br />

und an den Teilen für das Funkmessgerät<br />

FuG 220 gearbeitet. Gesucht wird hier insbesondere<br />

noch der Handschalter 220. Hilfreich<br />

wären auch schon Einzelteile oder Fotos für<br />

einen Nachbau. Wer kann hier helfen?<br />

<strong>Die</strong> nächsten Aufgaben warten schon: Das<br />

Cockpit muss aufgebaut, die Instrumentierung<br />

komplettiert werden, Funkanlage und<br />

Radargerät warten auf den Einbau in die Zelle.<br />

Eine große Hilfe bei den Arbeiten ist der<br />

modulare Aufbau der Ausrüstung der Ju 88<br />

G-1 im Vergleich zu den Vorgängerversionen.<br />

Dadurch ließen sich defekte Teile zum Beispiel<br />

nach Beschussschäden wesentlich einfacher<br />

und schneller auswechseln. n<br />

Peter W. Cohausz<br />

Das Umformergestell II nach der Restaurierung trägt die Aufhänge -<br />

rahmen für das FuG 25 und für Geräte des FuG 16<br />

Das restaurierte Umformergestell 1. <strong>Die</strong> Farbe der Kabel war in den<br />

Handbüchern genau vorgegeben<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2013<br />

73


LESERALBUM<br />

ALS FUNKER IM WETTER<strong>FLUGZEUG</strong><br />

Zwischen Himmel<br />

und Meer –Teil 1<br />

Auf einer Ju 52 legte<br />

Robert Heller seine<br />

Bordfunkerprüfung ab<br />

74


Marschieren gehörte in der Grundausbildung<br />

auch bei den Fliegern dazu<br />

Robert Heller<br />

als Unteroffizier<br />

während<br />

seiner Zeit in<br />

Kaufbeuren<br />

In nicht weniger als acht<br />

liebevoll gestalteten Foto -<br />

alben und in einer 130-seitigen<br />

Chronik hat Gertraud<br />

Konradt das Leben ihres<br />

Vaters, eines Bordfunkers<br />

der <strong>Luft</strong>waffe, dokumentiert<br />

Von Peter W. Cohausz<br />

Manchmal wurde es uns Kindern zu<br />

viel, aber heute wäre ich froh, wenn<br />

er noch erzählen könnte!« <strong>Die</strong>se Worte<br />

stammen von Gertraud Konradt, doch stehen<br />

sie wohl stellvertretend für die Gedanken<br />

vieler Angehöriger der ehemaligen Wehrmachtssoldaten.<br />

Ihr Vater, Robert Heller, stammte aus Furth<br />

im Wald, wo er am 20. September 1917 geboren<br />

wurde. Nach dem Besuch der Volksschule<br />

und einer kaufmännischen Lehre rief im<br />

Winter 1936/37 erstmals die Pflicht, und er<br />

musste ein halbes Jahr zum Reichsarbeitsdienst,<br />

den er beim Straßenbau verbrachte.<br />

Auch wenn die Arbeit schwer war, wurde sie<br />

nicht ungern gemacht, denn man hatte ein<br />

warmes Bett und reichlich zu essen, was zu<br />

Hause aufgrund der großen Armut nicht immer<br />

der Fall war.<br />

Im April 1937 kam der Einberufungsbefehl<br />

zur <strong>Luft</strong>waffe, und Robert Heller rückte in die<br />

Funkerkaserne in München-Freimann zur<br />

<strong>Luft</strong>nachrichten-Kompanie 2/15 ein. Neben<br />

der Grundausbildung und der zunächst theoretischen<br />

Funkerausbildung gab es auch Ausgänge,<br />

welche die Soldaten zu den Sehenswürdigkeiten<br />

Münchens führte.<br />

Der nächste Ausbildungsabschnitt war ab<br />

April 1938 der praktische und fliegerische Teil<br />

bei der L.F.F. Kompanie 8/13 in der Boelcke-<br />

Nach der Vereidigung<br />

dann der Vorbeimarsch<br />

<strong>Die</strong> Vereidigung in der Funkerkaserne<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2013<br />

75


LESERALBUM<br />

Zwei Junkers W 34 hau. Auf<br />

einem solchen Typ absolvierte<br />

Robert Heller am 25. April<br />

1938 seinen <strong>erste</strong>n Flug<br />

Kaserne in Nordhausen in Thüringen. Erstmals<br />

in die <strong>Luft</strong> ging es am 25. April 1938<br />

in der Junkers W 34 »hau«, D-OMOZ. In<br />

45 Minuten wurden dabei 135 Kilometer zurückgelegt.<br />

<strong>Die</strong> Endstufe der Bordfunker-Ausbildung<br />

lief ab Juli 1938 in Landsberg am Lech. Hier<br />

vermerkt das Flugbuch insgesamt 34 zum Teil<br />

schon recht lange Übungsflüge in der Junkers<br />

Ju 52, die bis Stade an der Elbe oder mit<br />

Zwischenlandung in Nürnberg bis Berlin-<br />

Staaken führten.<br />

Am 21. September 1938 legte der Gefreite<br />

Robert Heller in einer Ju 52 auf einem 44-Minuten-Flug<br />

um Landsberg seine Bordfunker-<br />

Prüfung ab. Dafür ließ er sogar am Vorabend<br />

seine Feier zum 21. Geburtstag ausfallen und<br />

büffelte lieber. Nachdem der Ausbildungsstress<br />

vorüber war, konnte er am 25. November<br />

1938 auch sein Reichssportabzeichen in<br />

Bronze machen.<br />

<strong>Die</strong> folgenden Flüge waren dann ab November<br />

1938 regulärer <strong>Die</strong>nst als Bordfunker<br />

bei der Flugzeugführerschule in Kaufbeuren<br />

auf der Dornier Do 17, Focke-Wulf Fw 58 Weihe,<br />

Heinkel He 46, Junkers Ju 52 oder Ju 86.<br />

Dabei wurden Blind-, Überland-, Verbandsoder<br />

Orientierungsflüge absolviert, Flugzeuge<br />

auf andere Plätze verlegt, <strong>Luft</strong>kampf geübt<br />

oder Bomben abgeworfen. Im Sommer 1939<br />

war Robert Heller bereits so erfahren, dass er<br />

selbst junge Bordfunker ausbildete.<br />

Cockpit der Junkers Ju 86<br />

B-0, WL-AHYP. <strong>Die</strong> Maschine<br />

ist mit einem Askania-Fernkompass<br />

und einem Blindlade-Empfänger<br />

ausgerüstet<br />

Weitere Einsätze gab es beim Alpengeschwader<br />

KG 255 mit der Dornier Do 17 E in<br />

Landsberg/Lech, das aufgrund des markanten<br />

Geschwaderabzeichens später in KG 51<br />

»Edelweiß« umbenannt wurde. »Edelweiß<br />

und Enzian haben es mir angetan …« schrieb<br />

Robert Heller in eines seiner Fotoalben und<br />

etwas pathetischer: »Das Brausen der Motoren<br />

ist unser schönstes Lied, das unser stolzer<br />

Vogel dem Feind entgegensingt.« Noch ahnt<br />

er nicht, was ihn später über England erwarten<br />

wird …<br />

Am 1. Mai 1939 wurde Robert Heller Unteroffizier,<br />

und im August erhielt er das Abzeichen<br />

für Fliegerschützen, denn die Bordfunker<br />

mussten in den Kampfflugzeugen<br />

Junkers Ju 86 B-0, WL-AHYP,<br />

Werknummer 860009. Ursprünglich<br />

im Mai 1936 als D-AHYP<br />

»Schneekoppe« für die <strong>Luft</strong>hansa<br />

zugelassen und jetzt im militärischen<br />

Ausbildungseinsatz<br />

Als Funker in der Junkers W 34. Vor ihm hängt<br />

der Empfänger E 389 F der Flugzeug-Funkanlage<br />

Telefunken »Kurz-Lang«<br />

76


auch in der Lage sein, die beweglichen Maschinengewehre<br />

zu bedienen.<br />

Weitere Fortbildungen und Lehrgänge gab<br />

es von Ende 1939 bis März 1940 in Jüterbog-<br />

Damm und auf der Blindflugschule in Königsberg-Devau.<br />

Um für seinen späteren Einsatz in Norwegen<br />

vorbereitet zu werden, wurde Robert<br />

Heller dann zu der Wetterflugstelle in Westerland<br />

auf Sylt versetzt. Und mit dem anschließenden<br />

Verlegungsflug nach Trondheim-Vaernes<br />

am 19. Mai 1940 begann für<br />

ihn schließlich der Krieg. Für die dortige<br />

Wett<strong>erste</strong>lle waren in <strong>erste</strong>r Linie Höhenflüge<br />

zur Wettererkundung mit einem Meteoro -<br />

logen an Bord durchzuführen. Drei Aufklärungsflüge<br />

führten sogar weit ins Nordmeer<br />

bis um Island.<br />

Ein über 3000 Kilometer langer Nachtflug<br />

mit der He 111 H-2, DE+GS am 7. September<br />

1940 bis nach Jan Mayen, bei dem zwei Drittel<br />

im Blindflug verliefen, blieb Robert Heller<br />

dabei in besonderer Erinnerung. <strong>Die</strong> Besatzung<br />

hatte nach zehn Stunden Flug bereits<br />

die norwegische Küste vor Augen und war<br />

mit den Gedanken schon bei der Landung, als<br />

plötzlich Geschosse in die Maschine einschlugen.<br />

Nur eine Notlandung mit stehenden<br />

Motoren bei Stadsbygd am Trondheim-<br />

Fjord konnte sie retten, und wie durch ein<br />

Wunder gelang es ihnen, die Maschine noch<br />

rechtzeitig zu verlassen, ehe sie in Flammen<br />

aufging. Robert Heller zog sich dabei an einem<br />

scharfkantigen Metall eine stark blutende<br />

Wunde zu. Ein norwegischer Arzt versorgte<br />

die Verletzung, aber eine Narbe blieb<br />

als Erinnerung.<br />

Da die He 111 der »Wekusta« für Höhenaufstiege<br />

nicht besonders geeignet waren,<br />

wurden sie durch Junkers W 34 und Focke-<br />

Wulf Fw 58 Weihe ersetzt. Im Juli 1940 wurde<br />

mit den Höhenaufstiegen begonnen. Zwar<br />

waren in großer Höhe kaum feindliche Flugzeuge<br />

zu erwarten, aber dafür erwiesen sich<br />

die niedrigen Temperaturen als sehr gefähr-<br />

Ruhepause unter der Dornier Do 17<br />

Dornier Do 17 E des »Alpengeschwaders«<br />

KG 255 mit dem Edelweiß<br />

<strong>Die</strong> Junkers Ju 86 D war eine militärische Variante.<br />

<strong>Die</strong>se gehörte zum <strong>Luft</strong>kreiskommando III in Dresden<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2013<br />

77


LESERALBUM<br />

Eine Do 17 E des KG 255<br />

im Verbandsflug<br />

Auch der »Leukoplastbomber«<br />

Focke-Wulf Fw 58 Weihe war ein<br />

zuverlässiges Wetterflugzeug<br />

Als Funker in der Dornier Do 17.<br />

Im Ernstfall musste er auch<br />

noch das Heck-MG bedienen<br />

Hafenidylle in Trondheim,<br />

Norwegen<br />

lich, denn immer wieder mussten Flüge wegen<br />

starker Vereisung abgebrochen werden.<br />

Da die Wettererkundungen wichtig waren,<br />

musste jedoch immer geflogen werden, auch<br />

wenn alle anderen Flugzeuge am Boden blieben.<br />

Robert Heller erinnerte sich:<br />

»Bei Schlechtwetter und Flugverbot für alle<br />

anderen Flugzeuge – qbi und qbo – ging<br />

das auch für uns oftmals ›am Grab‹ vorbei.<br />

Beim Kampfverband sind wir nie nach den<br />

UKW-Landeverfahren gelandet, beim Wetterflug<br />

gehörten solche ›Bakenlandungen‹ zur<br />

Routine!«<br />

<strong>Die</strong> Q-Gruppen waren Funkverkehrsabkürzungen,<br />

um die Funksprüche zu verkürzen.<br />

»qbi qbo« bedeutete: »<strong>Die</strong> Schlechtwetterbestimmungen<br />

sind in Kraft. Es besteht<br />

keine Landemöglichkeit wegen mangelhafter<br />

Sicht oder zu niedriger beziehungsweise aufliegender<br />

Wolken!«<br />

Als Auszeichnungen für die nicht ganz ungefährlichen<br />

Flüge gab es das Eiserne Kreuz<br />

2. Klasse und das »Narvik-Schild«. Bei Flug-<br />

78


Begegnung über Südnorwegen: <strong>Die</strong> Junkers Ju 52/3mg2e, D-AKIY »William<br />

Langanke« der <strong>Luft</strong>hansa wird überholt. <strong>Die</strong> Maschine mit der Werknummer<br />

5429 wurde ursprünglich als LN-DAF »Najaden« nach Norwegen<br />

geliefert und kam 1940 als D-AKIY zur <strong>Luft</strong>hansa. Bei Kriegsende stand<br />

sie in Drontheim und wurde als LN-KAG »Veslefrikk« wieder norwegisch<br />

Abendstimmung<br />

über Nord-Tröndelag<br />

in Norwegen<br />

Volle Konzentration:<br />

Robert Heller beim<br />

Funken<br />

Kostbare Momente: Urlaub<br />

bei der Freundin Irma, der<br />

späteren Ehefrau<br />

pausen entspannte man sich durch Lesen,<br />

Schachspiel, Schlafen und Tischtennis.<br />

Von Norwegen ging es für Robert Heller<br />

am 26. September 1940 nach Frankreich zur<br />

Wetterflugstelle am Flugplatz Paris–Le Bourget.<br />

Allerdings endete dort bereits der <strong>erste</strong><br />

Höhenflug auf einer Focke-Wulf Fw 58 Weihe<br />

mit einer Bauchlandung.<br />

Späterer <strong>Die</strong>nstort war Villacoublay. Heller<br />

und seine Kameraden »residierten« hier in<br />

der schönen »Villa de Rosie«, welche noch dazu<br />

in einem Park lag. Geflogen wurde hauptsächlich<br />

mit ehemaligen Fernaufklärern Dornier<br />

Do 17 P, aber auch weiterhin mit Junkers<br />

W 34 und Focke-Wulf Fw 58. Bis zum Februar<br />

1942 hatte Robert Heller insgesamt 344 Höhenflüge<br />

durchgeführt. Inzwischen war er<br />

Feldwebel geworden.<br />

Über seinen Einsatz als Bordfunker beim<br />

KG 2 auf der Do 217 berichten wir in der<br />

nächsten Folge.<br />

n<br />

Ein besonderer Dank geht an Frau Konradt für<br />

die leihweise Überlassung der Fotoalben..<br />

Entspannung beim Tischtennis:<br />

Heller gegen Grupen<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2013<br />

79


LESERALBUM<br />

Eine französische Beutemaschine. <strong>Die</strong> Bloch 131 RB4 war ein Aufklärungs-Bomber<br />

mit zwei 950-PS-Gnome-Rhone-Motoren. Bei Kriegsausbruch waren sechs Aufklärungsgruppen<br />

damit ausgerüstet. Nach verlustreichen Einsätzen flogen die Maschinen<br />

nur noch Nachteinsätze und wurden 1940 durch Potez 63.11 ersetzt<br />

Schwergewichtige<br />

Prominenz:<br />

Reichsmarschall<br />

Hermann Göring<br />

zu Besuch in Paris-<br />

Le Bourget<br />

Auch ihn hat<br />

Robert Heller<br />

als Funker begleitet:<br />

Kapitänleutnant<br />

Günther Prien,<br />

den »Stier von<br />

Scapa Flow«<br />

Hier verträgt der<br />

Schiffsfunker eines<br />

torpedierten »Potts«<br />

das Fliegen nicht und<br />

opfert Neptun ...<br />

Österreichische Fallschirmjäger werden<br />

in der Ju 52 nach Narvik geflogen<br />

SIE haben seltene Bilder oder sind auf bisher unveröffentlichte Fotoalben gestoßen? Dann schicken Sie uns<br />

die Aufnahmen zur Veröffentlichung an: <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong>, Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

80


Leserbriefe<br />

Sie wollen uns schreiben?<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />

GeraMond Verlag GmbH<br />

Infanteriestraße 11a<br />

80797 München<br />

Messerschmitt Me 410<br />

»Der letzte Flug des Leutnant<br />

Kaschuba« in Heft 4/2012<br />

Als langjähriger treuer Leser habe<br />

ich die April-Ausgabe 2012<br />

von <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> mit<br />

großem Interesse gelesen. Von besonderem<br />

Interesse war für mich<br />

der Beitrag über die Me 410, weil<br />

mein Onkel u. a. mit diesem<br />

Muster im Einsatz war, und ich<br />

ein von ihm selbst gefertigtes<br />

kleines Holzmodell besitze. Das<br />

Modell im Maßstab von ca. 1:87<br />

ist 14,5 cm lang, hat eine Spannweite<br />

von 18 cm und weist die<br />

Kennung 1 V + C (C in roter Far-<br />

Toni Ristits:<br />

Leser<br />

Gmachl<br />

sucht Informationen<br />

zu<br />

seinem<br />

Onkel<br />

Fotos<br />

H.-P.- Gmachl<br />

worden sein, was ich leider nicht<br />

verifizieren konnte). Zu diesem<br />

Zeitpunkt war er Feldwebel im<br />

JG 6 »Horst Wessel« (II. Gruppe,<br />

mit Fw 190 A ?). Zuvor war er im<br />

ZG 26 »Horst Wessel« im Einsatz<br />

(Me 410). Da der Kontakt zu seiner<br />

Witwe (Berchtesgaden) und<br />

Tochter (München) zu meinem<br />

Bedauern frühzeitig abbrach, stehen<br />

mir leider nur wenige Datenfragmente<br />

zur Verfügung:<br />

Grundausbildung bei den Pionieren<br />

(?); im März 1939 Fliegerausbildung<br />

in Detmold; im Februar<br />

1942 Ausbildung in der III. Gruppe<br />

Zerstörer-Schule in München<br />

(Schleißheim?); und im November<br />

kurzzeitig (?) als Fluglehrer in<br />

Braunschweig in der 2./Zerstörer-Ergänzungs-Gruppe.<br />

Es wäre für mich sehr erfreulich,<br />

wenn mir jemand weitere Informationen<br />

über <strong>Die</strong>nstzeit, Einsätze<br />

und Soldatengrab meines<br />

Onkels mitteilen könnten.<br />

Hans-Peter Gmachl, Salzburg,<br />

Österreich<br />

Turbolader-Schaden. Sowohl die<br />

B-24 als auch die B-17 habe ich innen<br />

besichtigt – und hatte da so<br />

meine Schwierigkeiten wegen<br />

meiner Größe. Der Catwalk in<br />

der B-24 ist im Flug sehr gewöhnungsbedürftig.<br />

Auch haben die<br />

Bordschützen gerade im Heckbereich<br />

oder in der Bubbel kaum<br />

Chancen gehabt, im Gefecht lebend<br />

heraus zu kommen.<br />

Viele Grüße und weiter so!<br />

Wolfram Michalski, per E-Mail<br />

Flugzeughangars<br />

Für ein Nachbauprojekt in<br />

Litauen werden Pläne und<br />

Fotos gesucht<br />

kel He 111. Im Sommer 1944 erlitt<br />

der Platz schwere Schäden, alle<br />

Hangars wurden zerstört. Am<br />

Rande des heutigen Flugplatzes<br />

sind die Betonfundamente dieser<br />

Gebäude erhalten. Aus ihnen<br />

lässt sich ableiten, dass die Hangars<br />

mit 18 mal 30 Meter groß gewesen<br />

sein müssen; sie hatten zudem<br />

Schiebtüren auf Schienen.<br />

Heute trägt der Flugplatz den<br />

Namen »S. Darius und S. Girena«<br />

und wird von der Allgemeinen<br />

<strong>Luft</strong>fahrt genutzt. Im Jahre 2015<br />

soll das 100-jährige Jubiläum seiner<br />

Gründung gefeiert werden.<br />

Dazu sollen einige historische<br />

Hangars (ähnlich denen aus dem<br />

Zweiten Weltkrieg) wiederaufge-<br />

be) auf. Es würde mich interessieren,<br />

ob diese Kennung tatsächlich<br />

und bei welcher<br />

Einheit/Staffel verwendet wurde.<br />

Mein Onkel hieß Anton (Toni)<br />

Ristits, wurde am 6. Februar 1915<br />

geboren und ist am 18. September<br />

1944 am Ende eines Einsatzes<br />

in Raum von Bonn (Drei-Länder-<br />

Eck) abgeschossen und getötet<br />

worden (ein vorläufiges Grab<br />

wurde in Alpen bei Krefeld angelegt,<br />

später soll er auf den Soldatenfriedhof<br />

in Krefeld umgebettet<br />

B-24J »Witchcraft«<br />

»Lebendige Geschichte ist<br />

keine Hexerei« in Heft<br />

10/2012<br />

<strong>Die</strong> September-Ausgabe mit der<br />

<strong>Vorschau</strong> auf die B-24 habe ich erhalten,<br />

als ich gerade aus Wendover,<br />

Nevada, zurückgekommen<br />

war. Dort fand das jährliche Flugzeug-<br />

und Oldtimer-Treffen statt.<br />

Ich traf dort Veteranen, die 1943/<br />

44 sogar noch Einsätze nach Berlin<br />

geflogen waren. F4U Corsair,<br />

P-40, P-51B und dergleichen<br />

mehr wurden sogar im Flug vorgeführt.<br />

<strong>Die</strong> B-24 »Witchcraft«<br />

konnte ich 2009 in Provo (Salt Lake<br />

City) sehen. Nur geflogen ist<br />

sie damals leider nicht, sie hatte<br />

am rechten Innenmotor einen<br />

Rekonstruktion der Hangars aufgrund der aufgefundenen Fundamente<br />

Im Jahre 1915 errichtete die deutsche<br />

kaiserliche Armee in Kaunas,<br />

Litauen, einen Flugplatz und<br />

baute dort einen Hangar für ein<br />

<strong>Luft</strong>schiff und zwei Hangars für<br />

Flugzeuge. Von 1919 bis 1940<br />

wurde der Flugplatz ausgebaut<br />

und von den litauischen <strong>Luft</strong>streitkräften<br />

und der Zvilluftfahrt<br />

genutzt. Im Jahre 1941 erweiterten<br />

deutsche Truppen den Platz<br />

um eine Betonpiste sowie Rollwege<br />

und errichteten Holzhan -<br />

gars für Junkers Ju 88 und Hein-<br />

baut werden. Leider haben wir<br />

keine adäquaten Konstruktionszeichnungen<br />

oder Fotos der Hangars.<br />

Wer kann uns helfen, entsprechende<br />

Unterlagen zu finden?<br />

Eugenius Raubickas, Kaunas,<br />

Litauen<br />

Hinweise leitet die Redaktion weiter.<br />

Anmerkung der Redaktion Leserbriefe<br />

spiegeln nicht unbedingt die Meinung der<br />

Redaktion wider. <strong>Die</strong> Redaktion behält sich vor,<br />

Leserbriefe aus Gründen der Darstellung eines<br />

möglichst umfassenden Meinungsspektrums<br />

unserer Leser Sinn wahrend zu kürzen.<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2013<br />

81


VORSCHAU<br />

Nr. 139 I 1/13 I Januar I 14. Jahrgang<br />

Internet: www.flugzeugclassic.de<br />

vereinigt mit<br />

Redaktionsanschrift<br />

Flugzeug Classic<br />

Infanteriestr. 11a, 80797 München<br />

Tel. +49 (0) 89.13 06 99.720<br />

Fax +49 (0) 89.13 06 99.700<br />

redaktion@geramond.de<br />

Redaktion Markus Wunderlich (Chefredakteur)<br />

Richard Chapman (Koordination), Stefan Krüger (Volontär)<br />

Ständige Mitarbeiter<br />

Stefan Bartmann, Peter W. Co hausz, <strong>Die</strong>tmar Hermann,<br />

Othmar Hellinger, Lino von Gartzen, Wolfgang Mühlbauer,<br />

Alexander Nüßlein, Herbert Ringlstetter, Rolf Stünkel<br />

Layout Rico Oehme, Ralph Hellberg<br />

Leserservice, Kundenservice<br />

GeraMond-Programm<br />

Tel. 0180 – 532 16 17 (14 Cent/Min.)<br />

Fax 0180 – 532 16 20 (14 Cent/Min.)<br />

leserservice@flugzeugclassic.de<br />

Wolfgang Wollenweber<br />

Ein weiterer Zeitzeuge erinnert sich: Wolfgang Wollenweber wurde zunächst als Zerstörerpilot in<br />

der »Dackelstaffel« des JG 5 eingesetzt, fungierte im Eismeer vorübergehend als Jägerleitoffizier<br />

zur See, wurde später auf die Fw 190 sowie die Me 163 umgeschult und flog gegen Kriegsende<br />

beim JG 1 die Heinkel He 162, einen der <strong>erste</strong>n Jets.<br />

Gesamtanzeigenleitung<br />

Helmut Kramer<br />

Tel. +49 (0) 89.13 06 99.270<br />

helmut.kramer@verlagshaus.de<br />

Anzeigenleitung <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />

Helmut Gassner<br />

Tel. +49 (0) 89.13 06 99.520<br />

helmut.gassner@verlagshaus.de<br />

Anzeigendisposition <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />

Johanna Eppert<br />

Tel. +49 (0) 89.13 06 99.130<br />

Fax. +49 (0) 89.13 06 99.100<br />

johanna.eppert@verlagshaus.de<br />

Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 20 gültig ab 1.1.2013<br />

Litho Cromika, Verona<br />

Druck Stürtz GmbH, Würzburg<br />

Verlag<br />

GeraMond Verlag GmbH<br />

Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

www.geramond.de<br />

Geschäftsführung<br />

Clemens Hahn, Carsten Leininger<br />

H<strong>erste</strong>llungsleitung Zeitschriften<br />

Sandra Kho<br />

Vertrieb Zeitschriften Dr. Regine Hahn<br />

Vertrieb/Auslieferung<br />

Bahnhofsbuchhandel, Zeitschriften handel:<br />

MZV, Moderner Zeitschriften<br />

Vertrieb GmbH & Co. KG, Unterschleißheim<br />

Im selben Verlag erscheinen außerdem:<br />

Me-323-Wrack im Mittelmeer<br />

Bristol Beaufighter, Curtiss P-40 und Reggiane Re.2001: Erfahren Sie alles über den letzten Flug der<br />

Messerschmitt Me 323, die im Mai 2012 vor Italiens Küste im Meer gefunden wurde.<br />

Supermarine Spitfire<br />

Rechtzeitig mit Beginn der <strong>Luft</strong>kämpfe über England<br />

im August 1940 kann die Spitfire dank entscheidender<br />

technischer Verbesserungen endgültig mit ihrem<br />

Erzfeind Bf 109 E gleichziehen.<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 2/2013 erscheint am 11. Februar 2013<br />

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begeistern wie Sie?<br />

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freue mich über jeden<br />

neuen Leser.<br />

Ihr Chefredakteur<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />

Markus Wunderlich<br />

Preise Einzelheft € 5,90 (D), € 6,50 (A), sFr. 11,50 (CH) (bei<br />

Einzelversand zzgl. Versandk.); Jahresabonnement<br />

(12 Hefte) € 63,72 incl. MwSt., im Ausland zzgl. Versandk.<br />

Für Mitglieder der »Freunde der <strong>Luft</strong>hansa JU 52 e.V.« gilt ein<br />

Verbandspreis von € 54,12 pro Jahr (12 Ausgaben).<br />

ISSN 1617-0725 • 52469<br />

Erscheinen und Bezug<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> erscheint monatlich. Sie erhalten <strong>FLUGZEUG</strong><br />

<strong>CLASSIC</strong> in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz im Bahnhofsbuchhandel,<br />

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© 2012 by GeraMond Verlag. <strong>Die</strong> Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen<br />

Beiträge undAbbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Durch Annahme<br />

eines Manu skripts erwirbt der Verlag das ausschließliche Recht<br />

zur Veröffentlichung. Für unverlangt eingesandte Fotos und Manuskripte<br />

wird keine Haftung übernommen. Ge richts stand ist München.<br />

100%-Gesellschafterin der GeraMond Verlag GmbH ist die GeraNova<br />

Bruckmann Verlagshaus GmbH. Geschäftsführender Gesellschafter:<br />

Clemens Schüssler. Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt:<br />

Markus Wunderlich; verantwortlich für die Anzeigen: Helmut Kramer,<br />

beide: Infanterie straße 11a, 80797 München.<br />

<strong>Die</strong>ses Heft enthält historische Abbildungen aus der Zeit der nationalsozialistischen<br />

Diktatur, sie können Hakenkreuze oder andere<br />

verfassungsfeindliche Symbole beinhalten. Soweit solche Fotos in diesem<br />

Heft veröffentlicht werden, dienen sie zur Berichterstattung über<br />

Vorgänge des Zeitgeschehens und dokumentieren die militärhistorische<br />

und wissenschaftliche Forschung. <strong>Die</strong>se Publikation befindet sich<br />

damit im Einklang mit der Rechtslage in der Bundesrepublik Deutschland,<br />

insbesondere § 86 (3) StGB. Wer solche Abbildungen aus diesem<br />

Heft kopiert und sie propagandistisch im Sinne von § 86 und § 86a<br />

StGB verwendet, macht sich strafbar! Redaktion und Verlag distanzieren<br />

sich ausdrücklich von jeglicher nationalsozialistischer Gesinnung.


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Nachbauten der Focke-Wulf Fw 190, Messerschmitt<br />

Bf 109, die »Fliegende Festung« Boeing B-17, eine<br />

Fairey Swordfish, die als Torpedobomber für die<br />

Royal Navy flog sowie die beeindruckenden P-51<br />

Mustang und AH-1 Skyraider.<br />

13 Blätter / 60,0 x 48,0 cm<br />

€ [A] 27,95<br />

sFr. 39,90 € 27,95<br />

ISBN 978-3-86245-778-6<br />

www.geramond.de<br />

Faszination Technik<br />

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Tel. 0180-532 16 17 (0,14 €/Min.)

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