FLUGZEUG CLASSIC Hydrierwerke im alliierten Fadenkreuz (Vorschau)
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10<br />
DAS MAGAZIN FÜR LUFTFAHRT, ZEITGESCHICHTE UND OLDTIMER<br />
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Okt. 2014<br />
www.flugzeugclassic.de<br />
Bf 109 »Toni«<br />
So bewährte sich das<br />
Trägerflugzeug als Jäger<br />
<strong>Hydrierwerke</strong> <strong>im</strong> <strong>alliierten</strong> <strong>Fadenkreuz</strong><br />
Wie die Luftwaffe<br />
verdurstete<br />
De Havilland D.H. 98 Mosquito | Boeing B-17 | HA-1112-M1L Buchón<br />
■ Fokker D.I bis V<br />
Dem Gegner gewachsen?<br />
Gloster Meteor<br />
Warum sie als Nachtjäger<br />
so erfolgreich war<br />
■ 70 Jahre D-Day<br />
Airshow in Duxford<br />
Messerschmitt Me 209<br />
Sensationeller Nachbau!<br />
■ Ju 52 über Kreta<br />
Seltene Fotos aufgetaucht
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Wandkalender »Flugzeug Classics 2015«<br />
Mögen moderne Flugzeuge technische Meisterleistungen<br />
sein – für viele Flugzeugfans sind die Maschinen,<br />
die bis zu den 1960er-Jahren entstanden<br />
sind und heute noch geflogen werden, das wahre<br />
Faszinosum: Propellerflugzeuge aus der Frühzeit<br />
der Fliegerei, PS-starke Warbirds und andere Schönheiten<br />
lassen die Herzen höher schlagen. Zwölf<br />
ausgesuchte Kalenderaufnahmen bieten ganz<br />
besondere »Hingucker« aus der aufregenden Welt<br />
der klassischen Flugzeuge.<br />
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Editorial<br />
Treibstoff-Probleme<br />
Die Ansage an mich war eindeutig:»Wir<br />
sind keine fliegenden Tanker! Nur so<br />
viel Sprit in die Tanks wie vorgeschrieben!«<br />
Wer als Copilot zu viel Treibstoff in die<br />
Tanks seines Verkehrsflugzeugs pumpen lässt,<br />
riskiert einen Anpfiff seines Captains. Denn<br />
nicht benötigter Sprit ist Gewicht, das man<br />
durch die Gegend kutschiert. Sauber planen,<br />
gründlich rechnen, die Lektion hatte ich mir<br />
hinter die Ohren geschrieben.<br />
Das galt auch für die Flugzeugführer der<br />
Luftwaffe – nur aus weit dramatischeren<br />
Gründen: Ab 1944 drehten ihnen die Alliierten<br />
mit ihren Angriffen auf die <strong>Hydrierwerke</strong><br />
langsam, aber sicher den Sprithahn zu. Wie<br />
drastisch der Mangel auch Auswirkungen auf<br />
die Ausbildung des fliegerischen Nachwuchses<br />
hatte, erfahren Sie, liebe Leser, ab Seite 14.<br />
Die Deutschen und das Thema Flugzeugträger<br />
– eine unendliche Geschichte, bei der<br />
noch nicht einmal das erste Kapitel geschrieben<br />
ist, auch wenn die GRAF ZEPPELIN<br />
schon beinahe fertig gestellt war. Die Trägerflugzeuge<br />
vom Typ Bf 109 T mit dem spielerischen<br />
Namen »Toni« aber hat es gegeben,<br />
und sie haben sogar Einsätze absolviert. Graspiste<br />
statt Trägerdeck hieß es in dem Fall.<br />
Konnte das gut gehen? Auf Seite 30 erfahren<br />
Sie es.<br />
Gut gegangen ist ohne Zweifel die Airshow<br />
in Duxford, die sich dieses Jahr dem<br />
70. Jahrestag der Landung in der Normandie<br />
verschrieben hat. Gerhard Schmid hat uns einige<br />
spektakuläre Bilder mitgebracht, bei denen<br />
ich Ihnen vorab gleich eine Warnung zukommen<br />
lassen möchte: Sie werden unter<br />
Umständen auf Anhieb nicht merken, ob es<br />
die Bilder einer Airshow oder Aufnahmen<br />
aus einem Hollywood-Film sind!<br />
Ihr Markus Wunderlich<br />
Markus Wunderlich,<br />
Chefredakteur<br />
Gespannte Gesichter:<br />
Deutet man die M<strong>im</strong>ik<br />
dieser beiden<br />
Enthusiasten, könnte<br />
man meinen, sie hätten<br />
einen echten Einsatz<br />
vor sich. Doch<br />
glücklicherweise ist<br />
es »nur« die Airshow<br />
in Duxford! Mehr Bilder<br />
ab Seite 68<br />
Foto Gerhard Schmid<br />
Mehr zum Thema Bf 109 T<br />
auf Seite 30!<br />
Mit der GRAF ZEPPELIN<br />
hatte Deutschland beinahe<br />
einen Flugzeugträger fertig<br />
gestellt. Sollte die heutige<br />
Bundesmarine einen Träger<br />
bekommen?<br />
Die Umfrage auf www.flugzeug-classic.de – Sie haben abgest<strong>im</strong>mt:<br />
16,6 %<br />
Bloß nicht, das Geld wäre woanders besser investiert!<br />
50,1 %<br />
Zunächst sollte man sich klar machen, wofür genau Deutschland einen Flugzeugträger benötigt.<br />
33,3 %<br />
Unbedingt! Es wird Zeit, dass Deutschland hier endlich einen angemessenen Beitrag <strong>im</strong> Bündnis leistet.<br />
Besuchen Sie unsere Website und machen Sie bei der aktuellen Umfrage mit!<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2014<br />
3
INHALT<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10-14<br />
14 verwundbaren<br />
Allein gegen die alliierte Luftmacht: Das JG 300<br />
gehörte nach der Landung in der Normandie<br />
zu den wenigen Verbänden, die in der Reichsverteidigung<br />
blieben. Ihre Aufgabe war es, die<br />
<strong>Hydrierwerke</strong> zu schützen<br />
ZEITGESCHICHTE<br />
Die Treibstoffindustrie <strong>im</strong> Visier<br />
Die Luftwaffe verdurstet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />
Was nützen die schnellsten Jäger und stärksten<br />
Bomber, wenn es kein Benzin gibt? 1944 versuchten<br />
die Alliierten, Deutschland den Ölhahn zuzudrehen.<br />
TECHNIK<br />
»Meteor«: Vom Trainer zum Nachtjäger – Teil 3<br />
Zweiter Mann an Bord. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />
Üblicherweise vollführt ein Schulflugzeug keine großen<br />
Karrieresprünge. Für die »Meteor« aber tat<br />
sich unerwartet eine interessante Perspektive auf.<br />
TECHNIK<br />
Messerschmitt Bf 109 »Toni« – Teil 2<br />
TITELTHEMA<br />
TITELTHEMA<br />
TITELTHEMA<br />
Von Norwegen nach Helgoland. . . . . . . . . . . 30<br />
Zwar wurde die GRAF ZEPPELIN nie fertiggestellt,<br />
doch ihre Trägerflugzeuge vom Typ Bf 109 T fochten<br />
dennoch dramatische Luftkämpfe aus – mit Erfolg!<br />
TECHNIK – TYPENGESCHICHTE<br />
Fokker sucht den Anschluss<br />
Fokker D.I–V . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />
Die Alliierten konnten die Deutschen 1916 technisch<br />
überflügeln. Nun war vor allem Fokker gefragt,<br />
endlich überlegene Muster zu entwickeln.<br />
52<br />
46<br />
Kraftei: Die Me 163 stemmte sich als rasanter Objektschutzjäger<br />
gegen die alliierte Übermacht<br />
Kein Film, sondern die<br />
La Ferté-Airshow 2014!<br />
4
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Okt. 2014<br />
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Glosters Meteor war zwar eines der frühesten Strahlflugzeuge, doch<br />
22 erlebte sie noch einen »zweiten Frühling« als Nachtjäger<br />
Im Einsatz: Die Trägerflugzeuge vom Typ Bf 109 T haben zwar nie<br />
30 einen Flugzeugträger gesehen, aber gekämpft haben sie dennoch<br />
TECHNIK – COCKPIT<br />
Focke-Wulf Fw 186<br />
Tragschrauber mit kurzer Laufbahn . . . 42<br />
Innovativ war Focke-Wulfs Fw 186 zweifellos, doch<br />
war sie trotz ausgefeiltem Cockpit nur schwer zu<br />
steuern.<br />
OLDTIMER<br />
La Ferté-Alais Airshow 2014<br />
Die Zeitmaschine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />
Vom Fokker-Dreidecker bis zur P-51 Mustang:<br />
Frankreichs berühmte Airshow setzte auch diesmal<br />
wieder ein Ausrufezeichen in der Luftfahrtszene.<br />
SERIE<br />
Die Me 163 <strong>im</strong> Einsatz gegen alliierte Bomber<br />
Höllenritt auf der »Komet« . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />
Es war wie David gegen Goliath: Um die erdrückende<br />
alliierte Übermacht <strong>im</strong> Jahre 1944 zu bekämpfen, trat<br />
mit der »Komet« ein wahres Kraftpaket an.<br />
TITELTHEMA<br />
OLDTIMER<br />
Weltrekordmaschine als Riesen-Modell<br />
Me 209: Der Rekordjäger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62<br />
Über die »Großmaßstäbe« der Modellbauer kann<br />
Udo Menke nur lächeln. Er baute die Me 209<br />
nach – und zwar <strong>im</strong> Maßstab 1:1,8!<br />
OLDTIMER<br />
Duxford: Erinnerung zum 70. Jahrestag des D-Day<br />
Die gestreifte Invasion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68<br />
Uniformen, Darsteller, unzählige Warbirds … In<br />
Duxford entstanden spektakuläre Bilder rund um<br />
den Jahrestag der Landung in der Normandie!<br />
LESERALBUM<br />
Unternehmen Merkur – Teil 1<br />
Absprung ins Inferno . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74<br />
Unveröffentlichte Aufnahmen aus dem Zweiten<br />
Weltkrieg sind selten. Handeln sie auch noch vom<br />
Absprung auf Kreta, ist es eine Sensation – ansehen!<br />
Flugzeuge in dieser Ausgabe<br />
Albatros B.II .......................12<br />
Avro Lancaster ...................10<br />
Boeing B-17 .......................54<br />
Boeing CH-47.......................9<br />
Consolidated B-24 ..............16<br />
De Havilland D.H. 98 ............9<br />
Dornier Do 24 ......................9<br />
Douglas C-47 .....................71<br />
Focke-Wulf Fw 186..............42<br />
Focke-Wulf Fw 190..............14<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2014<br />
Fokker D.I–V.......................36<br />
Gloster Meteor ...................22<br />
Hawker Hunter T7...............11<br />
Messerschmitt Bf 109...17, 30<br />
Messerschmitt Me 163.......52<br />
Messerschmitt Me 209.......62<br />
Messerschmitt Me 262.......19<br />
North American P-51 ..........70<br />
SEPECAT Jaguar ...................8<br />
Supermarine Spitfire ...........70<br />
RUBRIKEN<br />
Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />
Bild des Monats. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />
Panorama . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
Background. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />
Modellbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56<br />
Termine/Museumstipp/Bücher . . . . . 60<br />
Leserbriefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80<br />
<strong>Vorschau</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />
Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />
10<br />
De Havilland D.H. 98 Mosquito | Boeing B-17 | HA-1112-M1L Buchón<br />
DAS MAGAZIN FÜR LUFTFAHRT, ZEITGESCHICHTE UND OLDTIMER<br />
Bf 109 »Toni«<br />
So bewährte sich das<br />
Trägerflugzeug als Jäger<br />
■ Fokker D.I bis V<br />
Dem Gegner gewachsen?<br />
<strong>Hydrierwerke</strong> <strong>im</strong> <strong>alliierten</strong> <strong>Fadenkreuz</strong><br />
Wie die Luftwaffe<br />
verdurstete<br />
Gloster Meteor<br />
Warum sie als Nachtjäger<br />
so erfolgreich war<br />
■ 70 Jahre D-Day<br />
Airshow in Duxford<br />
Messerschmitt Me 209<br />
Sensationeller Nachbau!<br />
■ Ju 52 über Kreta<br />
Seltene Fotos aufgetaucht<br />
TITELBILD<br />
Bf 109: D. Hermann<br />
Profil: H. Ringlstetter<br />
Meteor: AWA, Ray Williams<br />
Me 209: Udo Menke<br />
TITELSEITE: 1944 verloren die deutschen Jäger den Kampf ums Öl.<br />
Hier die Bf 109 G-6 »Weiße 3« der 7./JG 1 Anfang 1944 in Volkel<br />
5
BILD DES MONATS<br />
6
Zwei ehemalige Kontrahenten<br />
Eigentlich war Ende der diesjährigen Flugschau<br />
»Warbirds over the Beach« des Military<br />
Aviation Museums in Virginia Beach <strong>im</strong><br />
Mai alles gelaufen. Doch dann starteten<br />
Mike Spalding in der Mosquito und Wolfgang<br />
Czaia in der Me 262 noch einmal, um<br />
sich mit Kameramann Gavin Conroy in seiner<br />
SNJ (T-6) zu einem Fototermin zu treffen<br />
– für alle eine Herausforderung: »Die SNJ<br />
flog mit Vollgas, während die Mossie und ich<br />
mit knapp über Mindestgeschwindigkeit –<br />
die ausgefahrenen Vorflügel der ›262‹ sind<br />
gut zu sehen – wie reife Pflaumen an ihrer<br />
Fläche hingen«, so Messerschmitt-Pilot<br />
Czaia. Aber es hat sich gelohnt, wie diese<br />
fantastische Air-to-Air-Aufnahme zeigt. »Es<br />
war zwar anstrengend, aber dieses einmalige<br />
Bild mit der zu dem Zeitpunkt einzigen<br />
fliegenden Mosquito in der Welt war die Mühe<br />
wert«, schwärmt Czaia. Foto Gavin Conroy<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2014<br />
7
PANORAMA<br />
Nur ein Haufen Schrott? Von wegen!<br />
In Wahrheit tummeln sich hier echte<br />
Filmstars!<br />
Foto Cornelius Braun<br />
■ WARBIRD-SAMMLUNG CONNIE EDWARDS<br />
Buchóns zu verkaufen!<br />
Der bekannte texanische Luftfahrt-Enthusiast<br />
Connie Edwards bietet Warbirds aus General Adolf Galland, der die Produzenten<br />
Cockpit einer der Maschinen saß Luftwaffenseiner<br />
Sammlung zum Verkauf an, die einst des Films beraten hat. Seit Abschluss der<br />
in dem berühmten Film »Luftschlacht um Dreharbeiten ist keines dieser Flugzeuge mehr<br />
England« von 1968 als Statisten gedient haben. aufgestiegen, und sie tragen noch <strong>im</strong>mer ihre<br />
Darunter befinden sich gleich fünf Buchóns, Tarnfarben und Markierungen, die sie für den<br />
die spanischen Nachbauten der Bf 109. Im Film erhalten haben. Von der »Gegenseite«<br />
steht eine Supermarine Spitfire IX MH415 zum<br />
Verkauf. Im Unterschied zu den spanischen<br />
»109« hat jene aktiv am Zweiten Weltkrieg<br />
teilgenommen. So diente sie in der 129, 122<br />
und 126 Squadron. In der Luft war sie zuletzt<br />
1973. Weitere Informationen und Verkauf unter<br />
www.platinumfighters.com. SK ■<br />
■ SEPECAT JAGUAR<br />
In die Wüste geschickt<br />
In der letzten Juni-Woche traf mit der GR.3A,<br />
XZ396, <strong>im</strong> P<strong>im</strong>a Air and Space Museum in<br />
Tucson, Arizona, eine seltene SEPECAT Jaguar<br />
ein. Die Maschine trägt noch <strong>im</strong>mer ihr ganz<br />
in Grau gehaltenes RAF-Tarnschema. Das Museum<br />
beabsichtigt jedoch, die Jaguar in ihrer<br />
alten GR1-Konfiguration zu präsentieren, die<br />
sie während des Zweiten Golfkrieges (1990<br />
bis 1991) bei der Operation »Desert Storm«<br />
aufwies. Zudem erhält sie wieder den zugehörigen<br />
Wüsten-Tarnanstrich in Desert Pink.<br />
Es ist die erste Jaguar, die in den Vereinigten<br />
Staaten restauriert werden soll.<br />
Roger Soupart ■<br />
Die Restauratoren widmen sich zuerst<br />
dem Rumpf der Jaguar GR3A Foto PASM<br />
8
■ NATIONAL MILITARY MUSEUM<br />
Schwieriger Umzug<br />
In der Nacht des 26. Mai schlossen die drei<br />
größten Flugzeuge aus dem früheren Military<br />
Aviation Museum in Soesterberg, Niederlande,<br />
ihren Umzug in das nur fünf Kilometer<br />
entfernte neue National Military<br />
Museum (NMM) ab.<br />
Das kleinste der drei »Schwergewichte« war<br />
der Hubschrauber SH-34 (S-58) der niederländischen<br />
Marine. Ihm folgte die B-25J Mitchell,<br />
die früher <strong>im</strong> ehemaligen Niederländisch-Ostindien<br />
(dem heutigen Indonesien) eingesetzt<br />
war. Das größte zu transportierende Flugzeug<br />
war die Dornier Do 24K. Dieses Flugboot gehörte<br />
zu einer kleineren Anzahl Luftwaffen-<br />
Do 24, die man während des Zweiten Weltkriegs<br />
nach Spanien geliefert hatte und für<br />
SAR-Einsätze nutzte. Der Transport der Dornier<br />
verlief ohne Probleme, lediglich in engen<br />
Kurven kam es auf jeden Zent<strong>im</strong>eter an. Das<br />
neue Museum soll <strong>im</strong> Dezember eröffnet werden.<br />
Roger Soupart ■<br />
Auf Achse: In der Luftfahrt erhält der Ausdruck »Schwertransport« eine neue Bedeutung. Hier ist<br />
die Do 24 auf dem Weg in ihre neue He<strong>im</strong>at<br />
Foto Roger Soupart<br />
■ DE HAVILLAND D.H.98 MOSQUITO<br />
Wo sich Mosquitos treffen<br />
Die Mosquito FB.VI war <strong>im</strong> Whiteman Air Park in Kalifornien auf<br />
dem besten Weg, zum Wrack zu werden<br />
Foto Dave McDonald<br />
Ein amerikanischer Sammler hat die noch recht umfangreichen Überreste<br />
der Mosquito FB.VI, PZ474 (NZ2384, ZK-BCV, N9909F) erworben<br />
und nach Neuseeland transportieren lassen, wo der Jagdbomber<br />
wieder in flugtüchtigen Zustand gebracht werden soll.<br />
Die PZ474 war allerdings nie <strong>im</strong> Krieg eingesetzt. Sie traf <strong>im</strong> April<br />
1948 in Ohakea ein und diente mit der Ser.Nr. NZ2384 in der neuseeländischen<br />
Luftwaffe. Fünf Jahre später erklärte die Führung sie für<br />
überzählig und verkaufte sie an Aircraft Supplies Ltd. in Palmerston<br />
North. Von dort gelangte sie in die USA, wo sie allerdings bei einem<br />
Landeunfall beschädigt wurde. Man löschte die Mosquito 1970 schließlich<br />
aus dem Zulassungsregister, nachdem sich ihr Zustand zusehends<br />
verschlechtert hatte. Die Überreste kamen dann 1984 als Tauschobjekt<br />
an das schwedische Luftwaffenmuseum. Doch wegen eines Streits<br />
zwischen den Parteien blieben wichtige Teile <strong>im</strong> Freien gelagert.<br />
Dave McDonald ■<br />
■ BOEING CH-47A CHINOOK<br />
Zurück in die 60er-Jahre<br />
Das Unternehmen Summit hat den CH-47A Chinook, 59-94984,<br />
fertig restauriert, sodass man ihn nun in das U.S. Army<br />
Transportation Museum in Fort Eustis, Virginia, überführen<br />
kann. Bei diesem speziellen Chinook handelt es sich um den<br />
dritten von Boeing produzierten Hubschrauber. Er nahm Anfang<br />
der 1960er-Jahre seinen Dienst bei der US-Armee auf, wo die<br />
Amerikaner ihn überwiegend für Testflüge einsetzten, ehe man<br />
die Maschine vor nunmehr fast 40 Jahren außer Dienst stellte.<br />
Das Ziel des Restaurierungsprojekts bestand darin, den Hubschrauber<br />
in einen Zustand zu versetzen, in dem er einem Serienexemplar<br />
dieses Typs entspricht.<br />
Das Summit-Team baute alle Teile aus, die zu stark korrodiert<br />
oder beschädigt waren, und ersetzte diese. Darunter befanden<br />
sich Kraftstofftanks, Instrumententafeln und Triebwerksgondeln.<br />
Zuletzt erhielt der Chinook ein Farbschema, das das U.S. Army<br />
Aviation Test and Evaluation Directorate in den 1960er-Jahren<br />
benutzte. Die Farben Day-Glo Orange und Weiß kennzeichnen<br />
den Chinook als speziell für Weiterentwicklungen modifiziertes<br />
Luftfahrzeug.<br />
Roger Soupart ■<br />
Der restaurierte CH-47A Chinook mit seinem neuen, auffälligen<br />
Farbanstrich<br />
Foto USATM<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2014<br />
9
PANORAMA<br />
Foto Tom Polapink<br />
■ AVRO 683 LANCASTER<br />
Erinnerungen an einen Helden<br />
Das Canadian Warplane Heritage Museum<br />
(CWHM) veranstaltete am 15. und 16. Juni<br />
ein Flugwochenende, an dem die Mitglieder Gelegenheit<br />
hatten, in einem der flugtüchtigen<br />
Warbirds des Museums mitzufliegen.<br />
Star des Wochenendes war die Lancaster B.X,<br />
FM213. Sie ist eine von weltweit nur noch zwei<br />
fliegenden Maschinen dieses Typs. Gewidmet<br />
ist die Viermot Pilot Officer Andrew Mynarski<br />
von der kanadischen Luftwaffe (RCAF), der<br />
Die Lancaster des CWHM wartet hier auf<br />
einen weiteren Flug Foto Michael Dodsworth<br />
posthum vor genau 70 Jahren das Victoria Cross<br />
erhalten hatte. Mynarski war Bordschütze in der<br />
Lancaster B.X, KB726, VR-A der 419 Squadron<br />
der RCAF und riskierte sein Leben, als er versuchte,<br />
den eingeschlossenen Heckschützen zu<br />
retten. Als er erkannte, dass seine Versuche vergeblich<br />
waren, sprang er aus dem brennenden<br />
Flugzeug ab. Doch sein Rettungsschirm und<br />
seine Bekleidung hatten bereits Feuer gefangen<br />
und er stürzte in den Tod. Wie durch ein Wunder<br />
wurde der Heckschütze be<strong>im</strong> Aufschlag aus<br />
der Lancaster geschleudert. Er überlebte und<br />
konnte von Mynarskis Tat berichten.<br />
Als besondere Attraktion erhielt die FM213<br />
nur für dieses Wochenende die Markierungen<br />
der B.X, KB772, VR-R »Ropey«, die bei der<br />
419 Squadron RCAF eingesetzt war. Der Spitzname<br />
»Ropey« lässt darauf schließen, dass die<br />
Maschine viele technische Macken hatte.<br />
Michael Dodsworth ■<br />
Das Amerikaluftschiff<br />
ZR-3 in Panama<br />
Foto US Navy<br />
Wer den Krieg verloren hat, muss zahlen –<br />
so einfach ist der Hintergrund, der zum Bau<br />
des LZ 126 führt. Auftraggeber, oder besser<br />
Gläubiger, sind die USA, die sich einiges vom<br />
Starrluftschiff als Fernaufklärer versprechen<br />
und deshalb von Deutschland ein solches in<br />
neu gebauter Form als Wiedergutmachung<br />
verlangen. Um die Beschränkungen des Versailler<br />
Vertrages zu umgehen, wird LZ 126<br />
für eine zivile Nutzung konzipiert. Knapp<br />
sieben Wochen nach dem ersten Aufstieg beginnt<br />
am 12. Oktober 1924 die sensationelle<br />
Überführung nach Amerika – zugleich die<br />
erste Transatlantikfahrt eines deutschen Zeppelins.<br />
Drei Tage später, nach 81<br />
Stunden und zwei Minuten beziehungsweise<br />
8050 zurückgelegten Kilometern,<br />
trifft das »Reparationsluftschiff«<br />
wohlbehalten in Lakehurst<br />
ein. Dort wird es begeistert empfangen<br />
und gilt schnell als Symbol der<br />
Aussöhnung. Mitte November auf<br />
den Namen »Los Angeles« getauft,<br />
tritt LZ 126 als ZR-3 seinen Militärdienst<br />
bei der US Navy an; statt des explosiven<br />
Wasserstoffs ist fortan Helium in seinen<br />
Tragzellen. Die Aufgaben des Zeppelins sind<br />
vielfältig und tragen mehrheitlich Versuchsoder<br />
Ausbildungscharakter – wie etwa das<br />
erstmals gelungene Aufnehmen und wieder<br />
Absetzen eines Flugzeuges in der Luft. Einen<br />
Glanzpunkt ganz besonderer Art setzt ZR-3<br />
Mitte August 1927. Am Ankermast in Lakehurst<br />
hängend, hebt unverhofft einsetzender<br />
Wind sein Heck derart stark an, dass er praktisch<br />
auf dem Kopf steht. Schaden gibt es<br />
trotzdem keinen, wie auch sonst die gesamte<br />
Karriere des »Amerikaluftschiffes« nicht<br />
durch Unfälle beeinträchtigt wird, bevor man<br />
es Ende Juni 1932 aus Kostengründen stilllegt.<br />
Nach ein paar<br />
weiteren Jahren in<br />
der Halle kommt <strong>im</strong><br />
Herbst 1939 schließlich<br />
das endgültige<br />
Aus für den ehemaligen<br />
»Friedensengel«<br />
aus Deutschland.<br />
Bis dahin hat<br />
er 4398 Flugstunden<br />
sowie rund 345 000<br />
gefahrene Kilometer<br />
auf seinem Silberrücken<br />
– und ist als<br />
ein ziges der fünf<br />
amerikansiche Starrluftschiffe<br />
keinem<br />
Unglück zum Opfer<br />
gefallen, sondern<br />
wird pietätlos abgewrackt.<br />
Wolfgang »Kopfstand« in Lakehurst<br />
Foto US Mühlbauer ■<br />
Navy<br />
10
■ NORTH AMERICAN P-51 MUSTANG<br />
Schwedische Mustang<br />
Die S-26 Mustang kurz<br />
nach der Restaurierung<br />
Foto Jan Forsgren<br />
Flugfertig,<br />
abheben!<br />
■ HAWKER HUNTER T7<br />
Bedrohter Jäger<br />
Eigentlich wollte man die Hawker Hunter T7,<br />
XL618, die bisher auf dem Flughafen Caernarfon<br />
in Nordwales ausgestellt war, verschrotten.<br />
Dieses Schicksal bleibt ihr nun doch erspart,<br />
da sich das Newark Air Museum dank der Initiative<br />
Heather Grahams von Lakes Lightnings<br />
inzwischen bereit erklärt hat, die Hunter als<br />
Langzeitleihe zu übernehmen.<br />
Ein Team von Lakes Lightnings zerlegte die<br />
Maschine daraufhin und brachte sie am 19. Juni<br />
in das Museum, wo man sie bereits am darauffolgenden<br />
Tag wieder zusammenbaute.<br />
Die T7, die früher einmal bei der 229 OCU<br />
eingesetzt war, füllt eine Lücke in der Themenausstellung<br />
des Museums über RAF-Schulflugzeuge.<br />
Konkret soll sie dazu beitragen, die Jet-<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2014<br />
Die Mustang mit der Ser.Nr. 26084 des<br />
schwedischen Luftwaffen-Museums ist<br />
nach nunmehr 18 000 Arbeitsstunden und neun<br />
Jahren in der Werkstatt des Luftfahrt-Enthu -<br />
siasten Pelle Lundberg vollständig restauriert.<br />
Die am 20. Januar 1945 als P-51D-20-NA, 44-<br />
72112 (Bau-Nummer 122-31971) an die USAAF<br />
ausgelieferte Mustang war während der Endphase<br />
des Krieges bei der 356th FS der 9. US-<br />
Luftflotte eingesetzt. Am 6. April 1945 erlitt sie<br />
bei einem Landeunfall in Rosieres, Frankreich,<br />
schwere Schäden, wobei ihr Pilot George E.<br />
Evans ums Leben gekommen ist.<br />
Zwar setzte man die Maschine wieder instand,<br />
doch verkauften die Amerikaner sie nach<br />
dem Krieg an die schwedische Luftwaffe (Flygvapnet)<br />
als Teil eines zweiten Loses von 90 Mustang.<br />
Die Schweden übernahmen den Jäger am<br />
7. November 1947 mit der Kennung J 26. Aufgrund<br />
von Motorproblemen stürzte das Flugzeug<br />
am 8. Oktober 1952 <strong>im</strong> Norden Schwedens<br />
ab, worauf die Luftwaffe sie abschrieb.<br />
Erst Mitte der 1980er-Jahre barg die Flygvapnet<br />
den Jäger und lagerte die Wrackteile<br />
vorübergehend ein. Die einzigen noch intakten<br />
Elemente waren der Seitenruder-Pedalmechanismus<br />
und die Fahrwerksbeine. Viele andere<br />
Teile, einschließlich der Räder, trieben die Restauratoren<br />
in Schweden auf. Die Maschine<br />
wird künftig <strong>im</strong> Luftwaffen-Museum in Luleå-Kallax<br />
zu sehen sein.<br />
Jan Forsgren ■<br />
Der Schrottpresse noch mal entgangen:<br />
Die Hunter T7 auf dem Weg ins Newark Air<br />
Museum<br />
Foto H. Heeley<br />
Schulung bei der RAF darzustellen. Sobald<br />
man den Zustand der Hunter untersucht hat,<br />
wird sie ein Farbschema erhalten, das sie während<br />
ihrer Einsatzzeit trug. Howard Heeley ■<br />
GeraMond Verlag GmbH, Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />
JETZT AM<br />
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Online blättern oder Abo<br />
mit Prämie bestellen unter:<br />
www.flugmodellmagazin.de/abo
© PMC Erding e.V. 05/2014<br />
PANORAMA<br />
5.<br />
BAYERISCHE MODELLBAUTAGE ERDING<br />
Für Bastelfreunde<br />
BAYERISCHE MODELLBAUTAGE<br />
18 . und 19. Oktober 2014<br />
Groß e Modellbauausstellung<br />
in der<br />
Stadthalle Erding<br />
- 17:00 Uhr<br />
Uhr<br />
10:00 - Samstag 09:00 17:00 Kinderbasteln<br />
Publikumswettbewerb<br />
be<strong>im</strong> au?<br />
B ... d a werd<br />
en Sie geholfen<br />
Tombola<br />
Veranstalter: Plastik-Modellbau-Club Erding e.V.<br />
www.pmc-erding.de<br />
www.bayerische-modellbautage.de<br />
kein RC-Modellbau<br />
Am 18. und 19.<br />
Oktober 2014 finden<br />
in der Stadthalle<br />
Erding die<br />
5. Bayerischen Modellbautage<br />
statt.<br />
Es werden Aussteller<br />
und Händler<br />
aus Deutschland<br />
und dem angrenzenden<br />
Ausland<br />
erwartet. Highlights werden Themen zum<br />
Beginn des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren<br />
und des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren<br />
sein. Außerdem 70 Jahre D-Day – Landung<br />
in der Normandie. Zudem können<br />
die Modellbaufreunde zahlreiche Modelle<br />
aus <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> und ModellFan<br />
bewundern, darunter die große BISMARCK<br />
von Trumpeter in 1:200. Die Siegerehrung<br />
des Modellbauwettbewerbs wird am<br />
Sonntag, 19. Oktober, um 14:00 Uhr stattfinden.<br />
Kinderbasteln und Tombola runden<br />
die Veranstaltung ab. Eine Tageskarte kostet<br />
4,50 Euro, eine Zwei-Tageskarte 7,50<br />
Euro. Infos unter www.bayerische-modellbautage.de<br />
oder www.pmc-erding.de.<br />
SCALARIA AIR CHALLENGE<br />
Rarität über<br />
dem Wolfgangsee<br />
■ ALBATROS B.II<br />
Britisches Herz, deutsche Glieder<br />
Bereits seit einigen Jahren<br />
baut Thomas Krause aus<br />
Emmendingen an seinem<br />
flugfähigen Nachbau der<br />
Albatros B.II. Die Rumpfstruktur<br />
konnte er vor zwei<br />
Jahren <strong>im</strong> Deutschen Museum<br />
Oberschleißhe<strong>im</strong> erstmals<br />
einem breiten Publikum<br />
vorstellen. Mittlerweile<br />
macht auch der Bau der<br />
Tragflügel Fortschritte, und<br />
das Team möchte damit beginnen,<br />
den Doppeldecker<br />
auszurüsten.<br />
Die Frage der Motorisierung<br />
wurde bereits gelöst. Sowohl<br />
aus finanziellen Gründen<br />
als auch aufgrund fehlender Praktikabilität<br />
für einen späteren Flugbetrieb kommt ein originaler<br />
Mercedes D.III nicht infrage. Krause hat<br />
sich aber bereits vor langer Zeit ein lauffähiges<br />
Gipsy-Queen-Triebwerk gesichert. Dieser britische<br />
Reihenmotor hatte seinen Dienst in einer<br />
australischen de Havilland DH-104 Dove versehen<br />
und wird später optisch so verändert, dass<br />
er gut zur Albatros B.II passt.<br />
■ AÉROSPATIALE ALOUETTE III<br />
Fliegende Elefanten<br />
Wer hätte nicht gerne eine Albatros <strong>im</strong> Garten?<br />
Derzeit ist Krause auf der Suche nach Ausrüstungsgegenständen<br />
und funktionstüchtigen Instrumenten.<br />
Für den geplanten Erstflug kann er<br />
natürlich noch keinen Termin festsetzen, da der<br />
Aufbau in der Freizeit des gelernten Schreiners<br />
läuft. Helfende Hände und Sponsoren sind<br />
<strong>im</strong>mer hochwillkommen und können unter<br />
nbt.krause@t-online.de Kontakt mit dem Emmendinger<br />
Konstrukteur aufnehmen.Stefan Schmoll ■<br />
Foto Thomas Krause<br />
Foto H. Ringlstetter<br />
Herrliches Flugbild und sonorer<br />
Klang: die Li-2<br />
Im Rahmen der österreichischen scalaria<br />
air challenge 2014 drehte dieses Jahr ein<br />
ganz besonderer Gast seine Runden über<br />
dem Wolfgangsee: Die Lissunow Li-2 der<br />
ungarischen Goldt<strong>im</strong>er Foundation war von<br />
Salzburg herübergekommen, wo sie be<strong>im</strong><br />
DC-3-Treffen teilnahm. Der sowjetische Lizenzbau<br />
der US-amerikanischen Douglas<br />
DC-3 wurde zwischen 1938 und 1952 in<br />
über 6000 Exemplaren gebaut. Die HA-LIX<br />
ist nun die weltweit einzige fliegende Li-2,<br />
nachdem man sie über Jahre hinweg penibel<br />
restauriert hat. Behe<strong>im</strong>atet ist die Zwe<strong>im</strong>ot<br />
in Budaörs bei Budapest, wo sie regelmäßig<br />
zu Rundflügen einlädt.<br />
Herbert Ringlstetter<br />
Mit Hilfe eines Stromaggregats können die Rotoren zum Drehen gebracht werden – dies soll die ununterbrochnene,<br />
50-jährige Einsatzgeschichte symbolisieren<br />
Der Alouette III feiert dieses Jahr sein 50-jähriges<br />
Dienstjubiläum bei der niederländischen<br />
Luftwaffe (RNLAF). Kein anderes Muster<br />
war so lange be<strong>im</strong> niederländischen Militär eingesetzt.<br />
Um dieses Ereignis zu würdigen, restaurierte<br />
man mit dem A-366 einen der farbenprächtigsten<br />
ehemaligen RNLAF-Alouette. Er<br />
war 1992 für die UN in Kambodscha aktiv, wo<br />
er einen vollständig weißen Anstrich trug. Für<br />
jeden absolvierten Einsatz brachte man seitlich<br />
am Rumpf einen kleinen rosa Elefanten an. Nach<br />
seiner Rückkehr in die Niederlande erhielt der<br />
A-366 keinen neuen Anstrich und wurde bereits<br />
1995 außer Dienst gestellt. Eine Zeit lang nutzte<br />
ihn noch die Technische Universität Delft als<br />
Ausbildungshubschrauber. Roger Soupart ■<br />
Fotos Roger Soupart<br />
12
Einer der wenigen Sowjetstern-<br />
Träger in den USA: die Bell P-63C<br />
Fotos Roger Soupart<br />
Zumindest darf sie in Florida<br />
bleiben: die Hawker Tempest Mk.II<br />
■ FANTASY OF FLIGHT-MUSEUM<br />
Eine ungewisse Zukunft<br />
Nachdem Kermit Weeks sein Fantasy of<br />
Flight-Museum geschlossen hatte, rief er<br />
auch die Flugzeuge seiner Sammlung zurück.<br />
So sind bereits drei seltene Maschinen aus der<br />
Zeit des Zweiten Weltkriegs, die sich als Langzeitleihe<br />
<strong>im</strong> Florida Air Museum befanden, wie-<br />
der zurück in Kermit Weeks’ Zentrale in Polk<br />
City. Hier wird noch darüber entschieden, ob<br />
sie eingelagert, restauriert oder möglicherweise<br />
verkauft werden. Bei den drei zurückgekehrten<br />
Veteranen, die alle deutliche Spuren der Jahre<br />
in der Sonne Kaliforniens aufweisen, handelt<br />
es sich um die Bell P-63C Kingcobra N91448<br />
mit sowjetischen Markierungen, die Westland<br />
Lysander IIIA in den Farben der V9312 der<br />
277 Squadron und schließlich die Hawker Tempest<br />
II LA607 (N607LA) mit den Markierungen<br />
der 54 Squadron.<br />
Roger Soupart ■<br />
Foto Roger Soupart<br />
■ MCDONNELL F-4 PHANTOM II<br />
Liga der Veteranen<br />
Die F-4F, 37+01, die erste an die Luftwaffe ausgelieferte Phantom II und<br />
die Maschine, die den letzten Einsatzflug dieses Typs am 29. Juni 2013<br />
absolvierte, soll fürs Museum konserviert werden. Seit seiner Außerdienststellung<br />
ist der Jäger in einem Shelter auf dem Fliegerhorst Wittmund eingelagert<br />
und trägt noch <strong>im</strong>mer seine speziellen Abschiedsfarben. Der klassische<br />
»Heavy Metal-Jäger« aus der Zeit des Kalten Krieges ist jetzt für das<br />
Museum des JG 71 auf dem zugehörigen Fliegerhorst best<strong>im</strong>mt, wo er anderen<br />
Luftwaffenveteranen wie der F-86 Sabre und der Lockheed F-104G<br />
Starfighter Gesellschaft leisten wird. Der Rest der Phantom-Flotte der Luftwaffe<br />
wurde bis auf wenige Ausnahmen verschrottet. Roger Soupart ■<br />
Nur eine hat »überlebt«:<br />
die F-4F Phantom II, 37-01<br />
<br />
<br />
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ZEITGESCHICHTE<br />
Strategischer Bombenkrieg<br />
TREIBSTOFFINDUSTRIE IM VISIER<br />
Die Luftwaffe verdurstet<br />
Kampf ums Öl? Das klingt nach Golfkrieg. Tatsächlich aber versuchten die Alliierten<br />
bereits <strong>im</strong> Zweiten Weltkrieg mit einer gezielten Luftoffensive gegen die Treibstoffindustrie,<br />
den Deutschen das alles entscheidende Schmiermittel des Krieges<br />
zu entziehen<br />
Von Dietmar Hermann<br />
14
Schwerer Stand: Das JG 300 hatte <strong>im</strong> Sommer 1944 die schwierige<br />
Aufgabe, die lebensnotwendigen <strong>Hydrierwerke</strong> zu schützen.<br />
Allmählich machte sich Unruhe bei den<br />
Alliierten breit. Unzählige Rüstungsfabriken<br />
hatten sie bereits aus der Luft<br />
angegriffen, ganze Städte in Schutt und<br />
Asche gelegt, doch noch <strong>im</strong>mer hielt die<br />
Reichsverteidigung und die deutsche Industrie<br />
erzielte ständig neue Produktionsrekorde.<br />
Dies galt vor allem für die Luftfahrtindustrie,<br />
obwohl die Bomber diese schwerpunktmäßig<br />
aufs Korn nahmen.<br />
Was lief falsch? War der Luftkrieg etwa<br />
nutzlos? Es waren nur noch wenige Wochen<br />
bis zur Invasion in der Normandie und die<br />
deutsche Luftwaffe blieb ein gefährlicher<br />
Gegner. Doch woher kam eigentlich der<br />
Treibstoff für die vielen Flugzeuge? Die Luftwaffe<br />
besaß <strong>im</strong> Reich 17 »Tankstellen«; dabei<br />
handelte es sich um <strong>Hydrierwerke</strong>, die<br />
allein <strong>im</strong> April 1944 374 000 Tonnen Sprit produzierten<br />
– eine gewaltige Menge, die den<br />
Bedarf der Flieger weitestgehend deckte.<br />
Und genau hier setzen die Amerikaner <strong>im</strong><br />
Mai 1944 den Hebel an. Erstaunlich ist nur,<br />
dass dieser Strategiewechsel eine Notlösung<br />
darstellt. Denn wie schon zuvor, will man die<br />
deutsche Luftwaffe in einer Materialschlacht<br />
aufreiben, in diesem Fall über Nordfrankreich.<br />
Erst als das misslingt, erhält US-General<br />
Carl A. Spaatz die Erlaubnis, die Ölindustrie<br />
des Feindes zu attackieren.<br />
Mit 935 Bombern schlägt die USAAF am<br />
12. Mai zum ersten Mal zu, fünf <strong>Hydrierwerke</strong><br />
fallen dabei komplett aus. Bei Rüstungsminister<br />
Albert Speer schrillen sogleich die<br />
Alarmglocken und noch in der gleichen<br />
Nacht telefoniert er mit dem Chef des Rohstoffamtes,<br />
Hans Kehrl. Der NS-Wirtschaftsexperte<br />
weiß, dass die Bomber die deutsche<br />
Rüstungsmaschinerie an einer, wenn nicht genau<br />
an der empfindlichsten Stelle getroffen<br />
haben. »Wenn die Angriffe konsequent fortgesetzt<br />
werden, bedeutet der heutige Tag den<br />
Anfang vom Ende«, so Kehrl. Auch Speer<br />
sieht es so und berichtet Hitler über den Luftschlag.<br />
»Der Gegner hat uns an einer unserer<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2014<br />
15
ZEITGESCHICHTE<br />
Strategischer Bombenkrieg<br />
Alliierte Luftangriffe fügten der deutschen Treibstoffproduktion ab 1944 erhebliche Schäden zu. Am 3. März 1945 bombadierte diese B-24 Liberator<br />
des 576th BS, 392nd BG die Rothensee Öl Raffinerieanlagen bei Magdeburg<br />
schwächsten Stellen getroffen. Bleibt er dabei,<br />
dann gibt es bald keine nennenswerte Treibstoffproduktion<br />
mehr.« Erneute Angriffe Ende<br />
Mai verschärfen die Situation noch weiter.<br />
Kehrl trifft sich am 16. Mai 1944 mit<br />
Speer in Leuna, um dort die Schäden zu begutachten.<br />
Schnell stellt sich heraus, dass in<br />
der Spritversorgung ein katastrophaler Einbruch<br />
entstanden ist. Selbst der Nachschub<br />
mit rumänischem Erdöl bereitet erhebliche<br />
Schwierigkeiten, weil die Alliierten mittlerweile<br />
begonnen haben, die Donau zu verminen.<br />
Für die Schifffahrt ist der Fluss deshalb<br />
tagelang gesperrt.<br />
Am Ende stellen sie zu ihrem Entsetzen<br />
fest, dass insgesamt fünf Werke mit einer Monatsproduktion<br />
von 145 000 Tonnen zerstört<br />
sind. Nur vier Tage später, am 20. Mai, machen<br />
sich erneut 1548 Bomber auf den Weg<br />
nach Deutschland. Wieder greifen sie Raffinerien<br />
bis nach Magdeburg an und verursa-<br />
Durch die Verlegung der meisten einmotorigen Tagjäger zur Invasionsabwehr mussten<br />
die deutschen Zerstörer ohne Begleitschutz gegen von Mustangs eskortierte US-Bomber<br />
fliegen. Hohe Verluste waren die Folge<br />
Trümmerwüste: Leuna gehörte wegen seiner Ölindustrie<br />
zu den Pr<strong>im</strong>ärzielen der Alliierten und wurde bis zum Ende<br />
des Krieges förmlich dem Erdboden gleichgemacht<br />
Fotos, soweit nicht anders angegeben, Sammlung Dietmar Hermann<br />
16
Bf 109 G-6 der I./JG 300. Das Geschwader<br />
war am 20. Juni 1944 an der<br />
Verteidung der <strong>Hydrierwerke</strong> von Pölitz<br />
beteiligt Zeichnung H. Ringlstetter/Aviaticus<br />
Im August 1944 erhielten die viermotorigen He-177-<br />
Kampfverbände wegen Spritmangels Startverbot<br />
chen auch hier schwerste Schäden. Diesmal<br />
aber treffen sie auf verbissen kämpfende deutsche<br />
Jäger. 49 US-Flugzeuge gehen verloren,<br />
die Verteidiger büßen 28 Maschinen ein.<br />
Flak oder Jäger?<br />
Kehrl und Speer nehmen am 23. Mai 1944 an<br />
einer großen Besprechung auf dem Obersalzberg<br />
teil und berichten Hitler über das<br />
Ausmaß der Schäden. Während Göring die<br />
Werke schnellstmöglich zu Flakfestungen<br />
aus- bauen will, stellt Kehrl fest, dass das<br />
aussichtslos ist. Denn die Flak benötigt über<br />
2000 Schuss, um einen Bomber vom H<strong>im</strong>mel<br />
zu holen. Bei Verbänden von über 500 Maschinen<br />
muss sie daher zu einer sehr stumpfen<br />
Waffe werden. Die einzige Möglichkeit, so<br />
Kehrl, bestünde darin, einen ausreichenden<br />
Jagdschutz rund um die <strong>Hydrierwerke</strong> aufzubauen.<br />
Doch das geht freilich nicht von<br />
heute auf morgen.<br />
Während man auf dem Obersalzberg diskutiert,<br />
rollt die alliierte Walze weiter. Die wichtigste<br />
»Tankstelle« ist Pölitz bei Stettin. Allein<br />
hier entstehen monatlich 65 000 Tonnen des<br />
kostbaren Flugbenzins. Noch am 29. Mai fliegt<br />
die US-Luftwaffe einen schweren Angriff gegen<br />
das Werk. Zwar misslingt diesmal das Zusammenspiel<br />
mit den Begleitjägern, sodass die Jäger<br />
<strong>im</strong>merhin 17 B-24 abschießen können.<br />
Doch bei einer Gesamtzahl von 443 Maschinen<br />
fällt dies kaum ins Gewicht, sodass insgesamt<br />
547 Tonnen Bomben auf Pölitz niedergehen<br />
und schwerste Verwüstungen hinterlassen.<br />
Höchste Priorität<br />
Erst die alliierte Invasion vom 6. Juni 1944<br />
verschafft den <strong>Hydrierwerke</strong>n eine kleine<br />
Atempause, da die USAAF mitsamt ihren<br />
schweren Bombern an der Normandiefront<br />
Einsätze fliegen muss. Doch längst haben die<br />
Amerikaner erkannt, wie verheerend sich ihre<br />
Angriffe auf die Treibstoffindustrie auswirken,<br />
und noch am 8. Juni befiehlt General<br />
Spaatz, die deutschen Raffinerien mit höchster<br />
Priorität anzugreifen.<br />
Wird Deutschland unabhängig von Öl<strong>im</strong>porten?<br />
Im Jahre 1913 gelingt es Friedrich Bergius<br />
erstmals, nahezu rückstandslos Kohle in<br />
Benzin umzuwandeln. Bei der Hydrierung<br />
von Kohle wird aus fein gemahlener Kohle,<br />
Schweröl und einem Katalysator unter hohem<br />
Druck Benzin, Leichtöl und Flüssiggas<br />
gewonnen. Doch das Verfahren ist aufwendig.<br />
Erst 1925 wird es durch Verbesserungen<br />
wirtschaftlich interessant. Die erste Anlage,<br />
die auf diese Weise Benzin produziert,<br />
sind die Leuna-Werke bei Merseburg. Andere<br />
Raffinerien arbeiten nach dem einfacheren<br />
Fischer-Tropsch-Verfahren. Ab 1933 wird<br />
der Bau von Hydrieranlagen forciert. Das<br />
Deutsche Reich will unabhängig vom Ausland<br />
werden. Allein 1935 beträgt die Eigenproduktion<br />
bereits 900 000 Tonnen. Doch<br />
das reicht bei Weitem nicht aus. Rund die<br />
Hälfte des Verbrauchs muss weiterhin aus<br />
Öl<strong>im</strong>porten gedeckt werden.<br />
■<br />
Das waren die neuen amerikanischen Angriffsziele <strong>im</strong> Deutschen Reich: Hydrieranlagen,<br />
Raffinerien, Ölfelder<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2014<br />
17
ZEITGESCHICHTE<br />
Strategischer Bombenkrieg<br />
Bf 109 G-6 »Weiße 3« der 7./JG 1 Anfang 1944<br />
in Volkel. Die III./JG 1 verlegte am 7. Juni 1944<br />
nach Beauvais-Tille bei Paris. Innerhalb weniger<br />
Wochen wurde die Gruppe vollständig aufgerieben<br />
Nach ziemlich schlechtem Wetter hebt die<br />
15. US-Luftflotte am 16. Juni in Italien ab, um<br />
die Ölindustrie <strong>im</strong> Raum Wien zu bombardieren.<br />
Zwei Tage später startet die 8. US-<br />
Luftflotte mit 1378 schweren Bombern von<br />
England aus, um gezielte Schläge gegen Raffinerien<br />
<strong>im</strong> Raum Hamburg, Bremen und<br />
Hannover durchzuführen.<br />
Der Zerstörer der deutschen Ölindustrie<br />
US-General Carl A. Spaatz übern<strong>im</strong>mt <strong>im</strong><br />
Januar 1944 die Führung über die beiden<br />
US-Luftflotten in Europa. Trotz massiver Luftschläge<br />
auf die deutsche Rüstungsindustrie<br />
sind weder die Luftwaffe noch die Rüstungswerke<br />
entscheidend beeinträchtigt. Ein<br />
Strategiewechsel muss her: Bereits 1941<br />
hat das Bomberkommando der RAF die<br />
Idee, die deutschen <strong>Hydrierwerke</strong> gezielt zu<br />
zerstören. Umsetzen können sie den Plan<br />
allerdings nicht. Als Arthur Harris das Bomberkommando<br />
Anfang 1942 übern<strong>im</strong>mt,<br />
setzt er auf Flächenbombardements gegen<br />
Städte und die Pläne verschwinden in der<br />
Schublade. Doch Spaatz hält diesen Plan<br />
<strong>im</strong> Frühjahr 1944 für durchführbar und lässt<br />
Vorbereitungen treffen. Der Erfolg des ersten<br />
Angriffs am 12. Mai 1944 gibt ihm Recht.<br />
Von da an, mit Ausnahme des Invasionszeitraumes,<br />
beginnt eine Dauerbombardierung<br />
der deutschen <strong>Hydrierwerke</strong> bis zum<br />
Kriegsende.<br />
■<br />
Ein verhängnisvoller Fehler<br />
Doch müssen die Deutschen nicht endlich reagieren?<br />
Müssen sie nicht alles mobilisieren,<br />
um die wertvollen Anlagen zu beschützen?<br />
Die US-Piloten wissen dies auch und die<br />
Angst fliegt ständig mit. Doch zu ihrer großen<br />
Überraschung stoßen sie auf so gut wie keine<br />
Gegenwehr; kein deutscher Jäger ist am H<strong>im</strong>mel<br />
zu sehen. Im Hamburger Petroleum-Hafen<br />
verursacht der Angriff eine Feuersbrunst<br />
mit vielen Toten.<br />
Nur zwei Tage später, am 20. Juni, nehmen<br />
die Bomber erneut Kurs auf Pölitz. Zwar stellen<br />
sich ihnen diesmal das JG 300 und das<br />
ZG 26 entgegen, die <strong>im</strong>merhin 34 B-24 abschießen.<br />
Doch die amerikanische Bomberwalze<br />
ist nicht mehr zu stoppen. Was ist mit<br />
der deutschen Luftwaffe los?<br />
Als die Alliierten am 6. Juni die Strände<br />
der Normandie stürmen, begeht die deutsche<br />
Führung einen katastrophalen Fehler, der das<br />
Schicksal der Treibstoffindustrie besiegelt.<br />
Um die feindlichen Truppen an der Invasionsfront<br />
aufzuhalten, verlegt die Luftwaffe einen<br />
Großteil ihrer Jäger nach Frankreich. Man<br />
glaubt, dies kurzzeitig verantworten zu können.<br />
Schwere Bomberangriffe hält man während<br />
der Invasion für unwahrscheinlich. Eine<br />
Reichsverteidigung gibt es somit faktisch<br />
nicht mehr. Doch selbst diese starke Konzentration<br />
kann nicht verhindern, dass die deutsche<br />
Luftwaffe den britischen und amerikanischen<br />
Flugzeugen auch zahlenmäßig hoffnungslos<br />
unterlegen ist. Die Alliierten erringen<br />
rasch die Luftherrschaft über Nordfrankreich.<br />
So fliegt die Luftwaffe rund 500 Einsätze am<br />
D-Day, während die Gegenseite auf über<br />
12 000 kommt. Nur wenigen deutschen Flugzeugen<br />
gelingt es überhaupt, zu den umkämpften<br />
Stränden durchzustoßen.<br />
Dennoch dünnt die Führung die Reichsverteidigung<br />
weiter aus. Bis zum Morgen<br />
des 7. Juni 1944 haben rund zwei Drittel der<br />
400 Jäger nach Frankreich verlegt. Nur wenige<br />
Gruppen verbleiben <strong>im</strong> Raum Berlin,<br />
Nürnberg/München und Wien – insgesamt<br />
rund 160 einmotorige Jäger und 120 zwe<strong>im</strong>otorige<br />
Zerstörer, die aber aufgrund der<br />
Überlegenheit der amerikanischen Begleitjäger<br />
nur bedingt einsetzbar sind. Damit ist die<br />
Einflugzone über der Deutschen Bucht, Holland<br />
und Nordwestdeutschland völlig entblößt<br />
und frei für die Bomber.<br />
Wohl wissend, dass die zwe<strong>im</strong>otorigen<br />
Machinen den US-Jägern klar unterlegen<br />
sind, werden sie trotzdem von der Luftwaffe<br />
eingesetzt – die Verluste sind verheerend.<br />
Es ist der Kollaps dieser Waffe in der Reichsverteidigung.<br />
Allein <strong>im</strong> Juni verlieren die<br />
deutschen Verteidiger 179 Jäger, was <strong>im</strong>merhin<br />
13,7 Prozent entspricht.<br />
Nichts spiegelt dieses Debakel besser wider<br />
als die kalte Statistik: Werfen USAAF und<br />
Spaatz trieb die Luftoffensive gegen die<br />
Ölindustrie entscheidend voran<br />
18
Me 262 S1, die erste Serienmaschine<br />
des revolutionären Strahljägers vom April<br />
1944. Das neue Muster sollte die Wende<br />
<strong>im</strong> Luftkrieg erringen<br />
Zeichnung H. Ringlstetter/Aviaticus<br />
Boeing B-17G-121 der 1st Bombardment<br />
Division. Sie griff am 12. Mai 1944<br />
Leuna/Merseburg an Zeichnung Juanita Franzi<br />
Um Sprit zu sparen, wurde dieser Fw-190-Doppelsitzer der II./JG 301 Anfang 1945 in Stendal von<br />
Ochsen gezogen. Die Motoren der Fw-190-Jäger wurden erst kurz vor dem Start angelassen und<br />
direkt nach der Landung wieder abgestellt<br />
RAF zwischen Januar und April 1944 lediglich<br />
765 Tonnen auf deutsche Treibstoffwerke<br />
ab, sind es allein <strong>im</strong> Mai bereits 5146 Tonnen,<br />
gefolgt von monströsen 17 697 Tonnen<br />
<strong>im</strong> Juni. In der Folge bricht die Produktion<br />
von Flugbenzin von 175 000 Tonnen <strong>im</strong> April<br />
1944 auf nur noch 53 000 Tonnen <strong>im</strong> Juni ein.<br />
Noch kann die Luftwaffe auf eine Reserve zurückgreifen,<br />
doch es ist absehbar, dass diese<br />
bald aufgebraucht ist.<br />
Der Treibstoffmangel macht sich indes<br />
langsam überall bemerkbar, auch bei den motorisierten<br />
Verbänden des Heeres, und die folgenden<br />
Monate werden noch schl<strong>im</strong>mer. Im<br />
August 1944 sind lediglich 12 000 Tonnen<br />
Treibstoff und <strong>im</strong> September nur noch mickrige<br />
9400 Tonnen verfügbar. Im September<br />
1944 liegt die Gesamtproduktion der <strong>Hydrierwerke</strong><br />
bei nur noch acht Prozent gegenüber<br />
dem Aprilwert. Sprit sparen ist somit angesagt:<br />
Bereits <strong>im</strong> August 1944 erhalten die<br />
»durstigen« Viermots Startverbot.<br />
Als Hitler seine wertvollen Jäger an die Invasionsfront<br />
wirft, hat er jedoch nicht nur die<br />
Reichsverteidigung entblößt. Der zermürbende<br />
Kampf gegen einen haushoch überlegenen<br />
Feind führt zu noch höheren Verlusten an<br />
Maschinen und, was noch viel wichtiger ist,<br />
an gut ausgebildeten Jagdfliegern. So ist es<br />
jedenfalls unmöglich, die gefährdeten <strong>Hydrierwerke</strong><br />
ausreichend zu schützen. Es gibt<br />
daher erste Überlegungen, die Jagdwaffe über<br />
mehrere Wochen überhaupt nicht einzusetzen,<br />
um wieder eine höhere Zahl von einsatzfähigen<br />
Jägern zu erreichen. Anschließend<br />
sollen sie durch massierte Einsätze den<br />
Schutz der wichtigsten Flugtreibstoffanlagen<br />
übernehmen, um die Produktion ab Oktober<br />
1944 sicherzustellen.<br />
Hitler selbst zieht andere Schlüsse; für ihn<br />
hat die Jagdwaffe schlicht komplett versagt.<br />
Er ruft die sogenannte »Aktion 88« ins Leben.<br />
Das Programm sieht vor, die Jäger-Produktion<br />
zu drosseln, um stattdessen die<br />
Flak-Herstellung ganz erheblich zu steigern.<br />
Völlig unsinnig ist der Gedanke nicht, denn<br />
die deutsche Industrie erreicht <strong>im</strong> Sommer<br />
1944 einen noch nie dagewesenen Höchststand<br />
bei Jagdflugzeugen. Im Juni 1944 verlassen<br />
erstmals mehr als 3000 Maschinen die<br />
Werkshallen. Doch durch den akuten Benzinmangel<br />
kann eine Vielzahl nicht oder nur<br />
Der Treibstoffmangel macht sich<br />
langsam überall bemerkbar.<br />
selten eingesetzt werden. Daher macht es<br />
kaum noch Sinn, die Massenproduktion weiter<br />
zu steigern.<br />
Die US-Luftwaffe konzentriert sich indes<br />
nicht nur auf die deutschen <strong>Hydrierwerke</strong>,<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2014<br />
19
ZEITGESCHICHTE<br />
Strategischer Bombenkrieg<br />
Schulzweisitzer Bf 109 G-12 <strong>im</strong> März 1944 be<strong>im</strong> JG 101 in Pau. Nur wenige Monate danach musste die Ausbildung wegen Treibstoffmangels radikal<br />
gekürzt werden<br />
sondern auch auf ausländische Erdölraffi -<br />
nerien, die Deutschland mit Öl versorgen.<br />
Hauptlieferant ist Rumänien. Bereits ab dem<br />
5. April 1944 beginnt von Italien aus eine<br />
Reihe schwerer Angriffe durch die 15. US-<br />
Luftflotte.<br />
Schlecht ausgebildet<br />
Zwischen diesem ersten Einsatz und dem<br />
letzten am 19. August 1944 fliegen die Alliierten<br />
43 Ziele in Rumänien an, überwiegend<br />
Erdölfelder und Raffinerien. Trotz der schweren<br />
Schäden liegt die rumänische Produktionskapazität<br />
allerdings <strong>im</strong>mer noch bei etwa<br />
50 Prozent. Erst als die sowjetische Armee <strong>im</strong><br />
August 1944 in Rumänien einmarschiert und<br />
König Michael die Seiten wechselt, fällt die<br />
wichtigste ausländische »Tankstelle« endgültig<br />
aus. Noch am 24. August besetzt Stalin die<br />
elf Raffinerien inklusive der dortigen Ölfelder.<br />
Der zunehmende Treibstoffmangel macht<br />
sich mittlerweile auch bei der Ausbildung bemerkbar.<br />
So kommen Anfang 1944 die Nachwuchspiloten<br />
noch mit rund 160 Flugstunden<br />
zu den Einsatzverbänden. Schon das ist<br />
wenig und entspricht nur rund der Hälfte<br />
der Stunden, die US- und RAF-Piloten erhalten.<br />
Um die enormen Verluste auszugleichen<br />
und um Treibstoff zu sparen, werden die<br />
Schulungszeiten der künftigen Flugzeugfüh-<br />
Verkürzte Ausbildung<br />
Diese US-Grafik zeigt die Ausbildungsdauer<br />
von Piloten der RAF, USAAF und der<br />
Luftwaffe, beginnend ab Kriegsbeginn bis<br />
Kriegsende. Durch Spritmangel mussten<br />
die Flugstunden für deutsche Nachwuchspiloten<br />
radikal gekürzt werden. RAF- und<br />
USAAF-Piloten besaßen demnach drei- bis<br />
viermal so viele Flugstunden. Was nützten<br />
da die erreichten hohen Produktionszahlen,<br />
wenn die jungen deutschen Flugzeugführer<br />
infolge der schlechteren Ausbildung<br />
kaum ihre ersten Einsätze überleben<br />
konnten?<br />
■<br />
Die B-24 Liberator war der zweite schwere Bomber der US-Luftwaffe. Hier eine B24 der 15th USAF,<br />
die von Italien aus unter anderem die rumänischen Erdölfelder angriff<br />
Foto USF<br />
Die Grafik macht deutlich, dass die Alliierten<br />
den Kampf um die beste Pilotenaus -<br />
bildung klar für sich entschieden haben<br />
20
er radikal reduziert. Vor allem leidet die<br />
dringend notwendige Ausbildung auf den<br />
hochgezüchteten Jägern des Typs Bf 109 und<br />
Fw 190, mit denen sie wenig später in den<br />
Einsatz geschickt werden. Das hat ab Juli<br />
1944 dramatische Auswirkungen. Viele<br />
frischgebackene Jagdflieger haben nur noch<br />
knapp 100 Flugstunden – und müssen heilfroh<br />
sein, die ersten zehn Einsätze gegen<br />
weitaus gründlicher ausgebildete und ausgerüstete<br />
Gegner zu überleben.<br />
Bis zum Kriegsende gelingt es der Luftwaffe<br />
deshalb nicht mehr, die wichtigen Hydrieranlagen<br />
ausreichend zu schützen. Hat<br />
man ein Werk gerade wieder notdürftig repariert,<br />
wird es wenig später schon wieder<br />
Vor allem leidet die dringend notwendige<br />
Ausbildung auf den hochgezüchteten Jägern.<br />
bombardiert. Eine Atempause gibt es nicht<br />
mehr. Während man zuvor massenhaft Bunkeranlagen<br />
gegen die geplante Invasion in<br />
Frankreich errichtet hat, vergisst man zugleich<br />
die Treibstoffindustrie unter Tage zu<br />
verlegen. Rüstungsminister Albert Speer versucht<br />
zwar kleinere Anlagen unterirdisch<br />
aufzubauen, doch mit den großen ist das<br />
nicht möglich. Hier wird <strong>im</strong>mer wieder versucht,<br />
sie zu reparieren und neu anzufahren,<br />
was auch den schnellen <strong>alliierten</strong> Aufklärern<br />
nicht entgeht.<br />
Beispielsweise heißt es <strong>im</strong> Kriegstagebuch<br />
des Chefs der Technischen Luftrüstung (TLR)<br />
vom 29. Dezember 1944: »Angriff auf das Hydrierwerk<br />
Scholven. Angerichtete Schäden<br />
Consolidated B-24J-21-021 der 2nd<br />
Bombardment Division. Sie bombardierte<br />
am 20. Juni 1944 Pölitz Zeichnung Juanita Franzi<br />
schwer, Totalausfall für längere Zeit. Das Werk<br />
war nach dem Angriff seit Juni/Juli 1944 ausgefallen<br />
und wurde erst <strong>im</strong> Dezember wieder<br />
angefahren. Im Januar 1945 war nur noch das<br />
Werk Pölitz in Betrieb. Die Werke Leuna und<br />
Blechhammer sind <strong>im</strong> Januar 1945 anfahrbereit,<br />
Brüx und Heydebreck Betriebsaufnahme<br />
erst <strong>im</strong> Februar 1945.«<br />
Bis zum Ende des Krieges verdurstet die<br />
Luftwaffe buchstäblich. So erhält sie <strong>im</strong> Ja -<br />
nuar 1945 lediglich 32 000 Tonnen. Zum Vergleich:<br />
Im Januar 1943 waren es noch 120 000<br />
Tonnen. Die Bomberoffensive gegen die deutsche<br />
Treibstoffindustrie kam daher einem<br />
»technischen K. o.« gleich, das den Kriegsverlauf<br />
entscheidend beeinflusst hat. ■<br />
Dieses Bild zeigt die verheerende Wirkung der amerikanischen Angriffe: die Raffinerie-Anlagen von Zeitz, links vor dem Angriff, rechts danach<br />
Foto USAF<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2014<br />
21
TECHNIK<br />
Gloster Meteor<br />
VOM TRAINER ZUM NACHTJÄGER – TEIL 3<br />
Zweiter Mann an Bord<br />
Wie sehr sich Eigeninitiative auszahlen kann, zeigt<br />
die Schulversion der Gloster Meteor. Privat<br />
entwickelt und finanziert, lernen damit<br />
Tausende von Jetpiloten ihr Handwerk.<br />
Nebenbei winkt dank des zweiten<br />
Cockpits eine interessante Zusatzkarriere<br />
am Nachth<strong>im</strong>mel<br />
Von Wolfgang Mühlbauer<br />
22
Anspruchsvolle Funkmesstechnik verlangt zwei<br />
Mann <strong>im</strong> Cockpit – womit der Weg der Doppelsitzer-Meteor<br />
zum Nachtjäger programmiert ist:<br />
Die NF.Mk.11 geht als erste Nachtjäger-Version<br />
in Serie. Die hier <strong>im</strong> Mai 1951 bei einem<br />
Werksflug aufgenommene WD597 wird später<br />
der No. 29 Sqn zugeteilt<br />
Foto AWA<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2014<br />
23
TECHNIK<br />
Gloster Meteor<br />
Das unbewaffnete Vorführflugzeug<br />
G-AKPK ist<br />
Urvater der Trainerversion.<br />
Nach erfolgreicher<br />
Verkaufstournee wird es<br />
<strong>im</strong> November 1948 an<br />
die holländischen Luftstreitkräfte<br />
verkauft<br />
und steht dort bis Mai<br />
1959 <strong>im</strong> Dienst Foto GAC<br />
Die erste Auslandsorder über 100 Meteor<br />
F.Mk.4 leitet <strong>im</strong> Mai 1947 die erfolgreiche<br />
Exportkarriere des Strahljägers<br />
ein (siehe <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/<br />
2013). Zugleich stellt sich damit die Frage<br />
nach der Pilotenausbildung – gleichbedeutend<br />
für den Startschuss zur Entwicklung einer<br />
eigenen Schulversion. Denn bislang kann<br />
der Fluglehrer nur auf der Tragfläche sitzend<br />
hilfreich zur Hand gehen. Ein unhaltbarer<br />
Zustand, der geradezu nach einer vernünftigen<br />
Lösung schreit.<br />
Ausgangbasis des intern G.43 genannten<br />
Trainers ist das Vorführflugzeug G-AIDC –<br />
eine demilitarisierte F.Mk.4, die seit ihrer<br />
Bruchlandung in Brüssel wieder in der<br />
Werkhalle liegt. Die Maschine erhält einen<br />
76 Zent<strong>im</strong>eter längeren Vorderrumpf mit<br />
zweitem Sitz sowie eine Doppelsteuerung,<br />
eine kräftigere Zellenstruktur und eine neue,<br />
seitlich angeschlagene Kanzelhaube mit verstärktem<br />
Rahmen. Verzichtet wird dagegen<br />
auf Bewaffnung und Druckkabine, was den<br />
späteren Ausbildungsbetrieb zum Teil erheblich<br />
einengt.<br />
Unbemannt und ferngelenkt<br />
Die Arbeiten an der offiziell als Meteor<br />
T.Mk.7 bezeichneten Schulversion sind privat<br />
finanziert. Neu registriert als G-AKPK, hebt<br />
die modifizierte Maschine am 19. März 1948<br />
erstmals ab; zwei Monate später geht es auf<br />
Verkaufstournee durch Europa. Gleichzeitig<br />
zeigt die RAF Interesse und platziert <strong>im</strong> August<br />
einen anfänglichen Serienauftrag über 70<br />
Exemplare, deren erstes am 26. Oktober startet.<br />
Rätselhafter »Phantom Dive«<br />
Großbritanniens Luftstreitmacht, naturgemäß<br />
der Hauptabnehmer, stellt die T.Mk.7 ab Dezember<br />
1948 in Dienst. Bei den Ausbildungsstaffeln<br />
gilt sie <strong>im</strong> Gegensatz zur einstrahligen<br />
De Havilland T.Mk.11 bald als »Flugzeug für<br />
echte Männer«. Weniger wegen der höheren<br />
Leistungsfähigkeit, sondern dank der <strong>im</strong>mensen<br />
Kraftanstrengung, mit der man <strong>im</strong><br />
Einmotorenflug meist ins Querruder treten<br />
Mit der Einführung von Lenkraketen und<br />
<strong>im</strong>mer komplexerer Radartechnik steigt der<br />
Bedarf an schnell fliegenden Übungszielen.<br />
Hier bieten sich ältere Versionen der Meteor<br />
fertig. In den 1980er-Jahren in D.Mk.16 umbenannt,<br />
bleibt die Drohne bis 1991 <strong>im</strong><br />
Dienst. Zusätzlich lässt Australien zahlreiche<br />
F.Mk.8 zu U.Mk.21 oder U.Mk.21a umrüsten.<br />
Tagjäger an, aus denen Royal Aircraft Establishment<br />
und Flight Refuelling Ltd. ferngelenkte<br />
Drohnen entwickeln. Den Anfang<br />
macht die F.Mk.4, die zur U.Mk.15 modifiziert<br />
wird. Der erste ferngesteuerte Start ist<br />
am 11. März 1955. Über 90 Maschinen baut<br />
man entsprechend um. Es folgen mehr als<br />
100 F.Mk.8, aus denen U.Mk.16 entstehen.<br />
Ihr Prototyp fliegt erstmals am 22. Oktober<br />
1956; das letzte Exemplar wird <strong>im</strong> Mai 1972 Unbemannte U.Mk.16. Foto FRL<br />
muss, um gegenzusteuern. Starts und Landungen<br />
mit nur einem laufenden Triebwerk<br />
sind unverzichtbarer Bestandteil der Ausbildung<br />
und werden zum Leidwesen der Schüler<br />
und ihrer Beinmuskulatur oft geübt.<br />
Eiserner Grundsatz: niemals Luftbremsen<br />
und Fahrwerk zugleich ausfahren!<br />
Dabei fällt die T.Mk.7 <strong>im</strong> Alltagsbetrieb<br />
verstärkt dem sogenannten »Phantom Dive«<br />
zum Opfer – ein zunächst unerklärliches<br />
Phänomen, das viele Tote fordert. Dank des<br />
längeren Rumpfbugs neigt der Trainer in best<strong>im</strong>mten<br />
Fluglagen zum Gieren. Das macht<br />
sich bevorzugt <strong>im</strong> direkten Landeanflug mit<br />
reduzierter Geschwindigkeit oder <strong>im</strong> Einmotorenflug<br />
(besonders fatal ist es, wenn beides<br />
zusammentrifft) bemerkbar und führt zur<br />
Strömungsabschattung am Innenflügel.<br />
Sind dann noch Landeklappen und Luftbremsen<br />
draußen, summiert sich alles be<strong>im</strong><br />
Ausfahren des Hauptfahrwerks, dessen Beine<br />
nicht gleichzeitig, sondern asynchron herauskommen.<br />
In der Folge reißt einseitig die Strömung<br />
ab. Das Flugzeug fängt an zu rollen, was<br />
in Bodennähe fast <strong>im</strong>mer mit Absturz endet.<br />
Selbst wenn beide Triebwerke laufen, ist man<br />
vor dem »Phantom Dive« nicht sicher. Sobald<br />
erkannt, gilt deshalb der eiserne Grundsatz:<br />
nie Luftbremsen und Fahrwerk zugleich ausfahren!<br />
Jahrelang Standardtrainer<br />
Trotz allem erfreut sich die T.Mk.7 großer<br />
Nachfrage. Bis Juli 1954 verlassen offenbar<br />
654 Stück die Werkshallen. Das robustere<br />
Bugfahrwerk der F.Mk.8 hält schon frühzeitig<br />
in die Fertigung Einzug. Die Schubkraft liefern<br />
anfänglich Derwent-5-Triebwerke, die<br />
bald den stärkeren Derwent 8 weichen. Eini-<br />
24
Gloster Meteor NF.Mk.11 der No.5<br />
Squadron der 2nd Tactical Air Force,<br />
RAF Laarbruch, Deutschland 1959<br />
Zeichnung H. Ringlstetter/Aviaticus<br />
ge Flugzeuge erhalten weiterhin das Leitwerk<br />
der F.Mk.8 und tragen die geänderte Bezeichnung<br />
T.Mk.7 1/2.<br />
Bei der RAF verbleibt der Trainer zum Teil<br />
bis Anfang der 1970er-Jahre <strong>im</strong> Ausbildungsdienst;<br />
für Sonderzwecke nutzt man ihn vereinzelt<br />
noch weit länger. Die Royal Navy bestellt<br />
43 Stück <strong>im</strong> Januar 1952 und schult<br />
damit mehrere Jahre. Es gibt zudem diverse<br />
Auslandskunden, deren Maschinen hauptsächlich<br />
aus RAF-Beständen stammen und<br />
von 1949 bis 1957 ausgeliefert werden. So erhalten<br />
Belgien 43, die Niederlande 83, Dänemark<br />
neun, Frankreich zwölf und Schweden<br />
drei der Doppelsitzer. Ägypten wie Israel<br />
übernehmen je sechs, Syrien zwei und Australien<br />
neun Stück. Brasilien bekommt zehn<br />
Flugzeuge, die dort als TF-7 bis Oktober 1971<br />
Dienst tun. Schweden betreibt die T.Mk.7 sogar<br />
bis 1974.<br />
Vielfältiges Testgerät<br />
Eine Anzahl Meteor dient unterschiedlichsten Erprobungszwecken. Herausragendes Beispiel ist die<br />
Prone Pilot Meteor mit einem zweiten Cockpit, in dem der Pilot auf dem Bauch liegt, um nachzuweisen,<br />
dass er dadurch höhere Beharrungskräfte aushält. Daneben existiert eine Reihe von Flugzeugen,<br />
die mit verschiedensten Triebwerken ausgerüstet und getestet werden. Besondere Verdienste<br />
erwirbt sich die Meteor außerdem bei der Entwicklung von Martin-Baker-Schleudersitzen.<br />
Prone Pilot Meteor mit zweitem Cockpit,<br />
in dem der Pilot liegend steuert Foto AWA<br />
Lange Nase fürs Radar<br />
Der Schulversion verdankt die Meteor auch<br />
ihre Zusatzkarriere als Nachtjäger – wenngleich<br />
sie hier nur Zwischenlösung bleibt.<br />
Schon <strong>im</strong> Frühjahr 1946 hat das Luftfahrtministerium<br />
eine zweistrahlige Jagdmaschine<br />
als Ersatz für die Mosquito NF.Mk.36 verlangt.<br />
Da die damalige Funkmesstechnik<br />
zwei Besatzungsmitglieder erfordert, liegt es<br />
auf der Hand, die T.Mk.7 als Ausgangsbasis<br />
zu verwenden.<br />
Im Oktober 1948 legt Gloster erstmals einen<br />
passend ausgearbeiteten Entwurf vor,<br />
der bald zur amtlichen Spezifikation F.24/48<br />
führt. Sie ist wiederum Grundlage für die<br />
Entwicklung des Meteor NF.Mk.11 genannten<br />
Nachtjägers mit AI.Mk.10-Radar. Die Verantwortung<br />
dafür überträgt man Lizenznehmer<br />
Armstrong Whitworth Aircraft (AWA), da<br />
Gloster selbst vollständig ausgelastet ist.<br />
Die Konstruktionsattrappe wird bis Oktober<br />
1948 fertig. Wenig später läuft der Umbau<br />
einer T.Mk.7 (Kennung VW413) zum passenden<br />
Erprobungsträger. Zunächst erhält sie<br />
die längeren Tragflächen der F.Mk.3. Als<br />
Nächstes folgt eine <strong>im</strong> Vergleich zum Tagjäger<br />
1,20 Meter längere »Nasenspitze« aus nicht<br />
leitendem Fiberglasmaterial, da die bewegli -<br />
che Abtastantenne nur <strong>im</strong> Bug unterzubringen<br />
Eine F.Mk.8, umgebaut zum Erprobungsträger<br />
für Rolls-Royce-Soar-<br />
Triebwerke<br />
Foto MoD<br />
Meteor F.Mk.3 als Testflugzeug zur<br />
Schleudersitzerprobung<br />
Foto Martin-Baker<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2014<br />
25
TECHNIK<br />
Gloster Meteor<br />
Zwischen 1950 und 1954 nutzen nicht weniger als neun<br />
Militärflugschulen der RAF die T.Mk.7. Im Bild vier Maschinen<br />
der Central Flying School, Little Rissington, be<strong>im</strong><br />
Kunstflugtraining<br />
Foto GAC<br />
26
ist. Zusätzlich kommt eine neu gestaltete,<br />
wenngleich noch <strong>im</strong>mer stark verstrebte Kanzelhaube<br />
dazu, die sich nach hinten schieben<br />
lässt.<br />
In dieser Form fliegt der »Bastard«, wie<br />
man das Flugzeug nennt, zum ersten Mal am<br />
28. Januar 1949. Im weiteren Verlauf verpasst<br />
man ihm noch das Leitwerk der F.Mk.8. Damit<br />
steigt die Gesamtlänge auf 14,8 Meter,<br />
wobei der nach vorne verlagerte Schwerpunkt<br />
die reduzierte Gierstabilität weitgehend<br />
kompensiert – selbst dann, als es VW413<br />
in ihren letzten Erprobungsphasen bis auf<br />
stolze 21,3 Meter Rumpflänge bringt.<br />
Insgesamt werden drei Prototypen des<br />
Nachtjägers beauftragt. Obwohl so viele<br />
Komponenten wie möglich von der T.Mk.7<br />
stammen, bereitet der sehr hohe Entwicklungsaufwand<br />
ordentliche Bauchschmerzen.<br />
Denn der Weg zum kampftauglichen Einsatzflugzeug<br />
ist steiniger als angenommen,<br />
da vieles neu konstruiert werden muss.<br />
Ein gutes Beispiel ist die Verlegung der<br />
Bordwaffen in die Tragflächen. Zum einen<br />
haben die 20-mm-Kanonen und ihre Gurtkästen<br />
in den schmalen Räumen zwischen<br />
den Flächenrippen Platz zu finden. Zum anderen<br />
müssen deren Zugangsklappen als Teil<br />
der oberen Tragfläche so gestaltet sein, dass<br />
die Verwindungsfestigkeit erhalten bleibt.<br />
Ähnlich aufwendig ist die Abst<strong>im</strong>mung der<br />
Querruder, die erst durch die spätere Einführung<br />
federbetätigter Tr<strong>im</strong>mklappen zufriedenstellt.<br />
Ganz davon abgesehen, dass der<br />
Nachtjäger eine Druckkabine erhält und es<br />
lange dauert, bis die Kanzelhaube dicht ist.<br />
Als Antrieb dienen zwei Derwent 8 in<br />
Gondeln mit vergrößerten Ansaugschächten.<br />
Das erste Versuchsmuster der NF.Mk.11, die<br />
WA546, hebt am 31. Mai 1950 zum Erstflug<br />
ab. WA547, ausgerüstet mit einem älteren<br />
Eine Herausforderung besonderer Art sind<br />
Scheinluftkämpfe gegen B-26 der USAFE.<br />
AI.Mk.9c-Radar und zur Waffenerprobung gedacht,<br />
fliegt erstmals am 1. August. Die dritte<br />
Maschine, WA543, folgt am 23. September. Sie<br />
hat die verstärkte Flügelstruktur der späteren<br />
Serienmaschinen und kann zwei Abwurftanks<br />
mitführen – absolut unerlässlich, soll der<br />
Nachtjäger ausreichend Flugdauer für ein vernünftiges<br />
Einsatzprofil haben.<br />
Schon am 19. Oktober 1950 ist das erste Serienflugzeug<br />
startklar. Die NF.Mk.11-Nachtjäger<br />
gelangen ab Juli des folgenden Jahres<br />
zur He<strong>im</strong>atverteidigung, ehe zum Spätherbst<br />
auch der Zulauf an Verbände der in Deutschland<br />
stationierten 2nd Tactical Air Force (TAF)<br />
beginnt.<br />
Auf deren Piloten wartet übrigens eine<br />
Herausforderung besonderer Art: Scheinluftkämpfe<br />
in der Dunkelheit gegen die propellergetriebenen<br />
Douglas B-26 der USAFE.<br />
Gloster Meteor NF.Mk.13 der Israelischen<br />
Luftwaffe <strong>im</strong> Oktober 1956.<br />
Vorne am Rumpf das Fledermaus-Emblem<br />
der 119. Staffel Zeichnung H. Ringlstetter/Aviaticus<br />
Die Amerikaner können zwar nur auf Infrarotsichtgeräte<br />
zurückgreifen, tricksen damit<br />
jedoch ihre britischen Kollegen regelmäßig<br />
<strong>im</strong> Tiefflug aus. Nachdem als Folge dieser<br />
Kurbeleien drei Meteor NF.Mk.11 in der Eifel<br />
verloren gehen, werden derartige Aktionen<br />
offiziell unterbunden.<br />
Fortgesetzte Zwischenlösung<br />
Ganz allgemein überzeugt das AI.Mk.10-Radar,<br />
das noch aus dem Krieg stammt, nur bedingt.<br />
Es kann kleinere Maschinen <strong>im</strong> günstigsten<br />
Fall auf 15 Kilometer Entfernung<br />
erfassen, größere Ziele wie die Boeing B-29<br />
auf etwa 20 Kilometer. Auch Teile der elektronischen<br />
Ausrüstung, etwa die Freund-<br />
Feind-Kennung, sind unzuverlässig. Mit der<br />
Leistungsfähigkeit der NF.Mk.11 steht es<br />
ebenfalls nicht zum besten. So fliegt etwa die<br />
English Electric Canberra schneller, steigt besser<br />
und hat mehr Gipfelhöhe. Selbst die B-29<br />
kann man nicht zuverlässig abfangen.<br />
Allen Unzulänglichkeiten zum Trotz verlassen<br />
311 Exemplare die AWA-Werke. Nicht<br />
wenige davon finden Abnehmer <strong>im</strong> Ausland.<br />
Zwischen 1952 und 1957 erhält Ägypten sechs<br />
und Australien vier Maschinen; 24 weitere<br />
werden nach Belgien, 20 an Dänemark sowie<br />
41 nach Frankreich geliefert.<br />
Für den Dienst <strong>im</strong> mittleren Osten entsteht<br />
1952 die NF.Mk.13, die zum Jahresende fliegt.<br />
Es handelt sich freilich um keine neue Serien-<br />
Die NF.Mk.12 unterscheidet sich äußerlich vom<br />
Vorgänger vor allem anhand der längeren Radarnase<br />
und der Füllbleche am Seitenleitwerk.<br />
Das abgebildete Flugzeug gehört ab Frühjahr<br />
1954 zur No. 25 Sqn Foto GAC<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2014<br />
27
TECHNIK<br />
Gloster Meteor<br />
NF.Mk.14 der No. 85 Sqn <strong>im</strong> Formationsflug. Innerhalb dieses<br />
Verbandes steht die letzte Serienausführung des Meteor-<br />
Nachtjägers von April 1954 bis November 1958 <strong>im</strong> Dienst<br />
Foto AWA/Credit Ray Williams<br />
Erdkämpfer Reaper<br />
Technische Daten: Gloster Meteor NF.Mk.14<br />
version, sondern um eine tropentauglich gemachte<br />
NF.MK.11. 40 Stück werden passend<br />
umgebaut und an zwei Einsatzverbände<br />
überstellt. Bei der Suez-Krise vier Jahre später<br />
ist die NF.Mk.13 aktiv mit dabei. Jeweils sechs<br />
Flugzeuge erwerben Israel und Syrien. Zwei<br />
weitere kauft Frankreich als Testplattformen.<br />
Da die RAF noch länger auf einen einsatzfähigen<br />
Nachfolger warten muss, läuft die<br />
Entwicklung des Meteor Night Fighter weiter.<br />
Das Hauptaugenmerk gilt dem Einbau<br />
des amerikanischen AN/APS-21-Radars sowie<br />
stärkerer Antriebsaggregate. Die erste<br />
Maschine des Typs NF.Mk.12 startet am<br />
21. April 1953. Dank ihrer Derwent 9-Triebwerke<br />
erreicht sie eine Höchstgeschwindigkeit<br />
von Mach 0,81, die <strong>im</strong> Gegenzug strukturelle<br />
Verstärkungen an Tragfläche und<br />
Rumpf erfordert. Um Strömungsabrissen<br />
am Seitenleitwerk vorzubeugen, sind oberhalb<br />
und unterhalb des Verkleidungskonus<br />
Füllbleche angebracht. Der Zulauf der<br />
NF.Mk.12, von der 101 Stück entstehen, beginnt<br />
Anfang 1954.<br />
Im Februar 1950 schlägt Gloster ein Erdkampfflugzeug<br />
auf Basis der F.Mk.8. vor und<br />
modifiziert und 1958 schließlich nach<br />
Schweden verkauft.<br />
baut mit privaten Mitteln einen Prototypen,<br />
inoffiziell Reaper genannt. Er hat unter anderem<br />
zwei Flächenspitzentanks und kann<br />
Bomben oder Raketengeschosse mitführen.<br />
Start zum Erstflug ist am 4. September 1950.<br />
Die Maschine bleibt jedoch ein Einzelstück.<br />
Sie erregt nur durch die spektakuläre Vorführung<br />
in Farnborough Aufsehen, als Testpilot<br />
Jan damit ein vertikales Rad in der Luft<br />
schlägt. 1954 wird der Reaper in eine T.Mk.7 Reaper mit voller Bestückung Foto GAC<br />
Länge 15,50 m*<br />
Höhe<br />
4,24 m<br />
Spannweite<br />
13,10 m<br />
Tragflügelfläche 34,74 m²<br />
Triebwerk<br />
zwei Rolls Royce Derwent 9 mit je max<strong>im</strong>al 1723 kp Schub<br />
Max. Startmasse<br />
9626 kg (mit Zusatztanks)*<br />
Höchstgeschwindigkeit 941 km/h in 3048 m Höhe*<br />
Reichweite<br />
keine Angaben<br />
Dienstgipfelhöhe<br />
12 192 m<br />
Bewaffnung<br />
vier 20-mm-British-Hispano-Mk.V-Kanonen<br />
Besatzung<br />
zwei Mann<br />
* Angaben je nach Quelle schwankend<br />
Letzter Spross wird die NF.Mk.14 mit<br />
amerikanischem AN/APQ-43-Radar. Das<br />
Flugzeug hat endlich auch Schleudersitze<br />
und eine durchgehende Klarsichthaube, die<br />
sich <strong>im</strong> Notfall abwerfen lässt. Erstflug ist<br />
am 23. Oktober 1953; drei Wochen später<br />
läuft bereits die Auslieferung. Bis zum Ende<br />
der Produktion <strong>im</strong> Mai 1955 sind 101<br />
Exemplare fertiggestellt. Insgesamt 14 Stück<br />
baut man ab 1961 zu NF.14(T)-Navigationstrainern<br />
um und behält sie bis 1965 <strong>im</strong> Ausbildungsbetrieb.<br />
Umbau zum Zielschlepper<br />
Innerhalb der RAF-Einsatzstaffeln weicht<br />
der Meteor-Nachtjäger ab 1957 sukzessive<br />
der Gloster Javelin. Der letzte Einsatzflug einer<br />
NF.Mk.14 findet am 17. August 1961<br />
statt. Zwei Maschinen dienen später noch<br />
als zivile Testgeräte. Einziger Auslandsbetreiber<br />
ist Frankreich, das zwei Flugzeuge<br />
als Erprobungsträger übern<strong>im</strong>mt.<br />
Wenigstens 40 NF.Mk.11 – darunter vier<br />
aus Dänemark – werden bei AWA oder <strong>im</strong><br />
Marinearsenal von Sydenham zu Zielschleppern<br />
umbaut. Radar wie Bewaffnung entfallen;<br />
stattdessen kommt unter anderem eine<br />
Winde mit 1860 Meter langem Schleppseil<br />
zum Einbau. Da das Gesamtgewicht fast<br />
gleich bleibt, ändern sich die Flugleistungen<br />
der TT.Mk.20 genannten Maschinen kaum.<br />
Der Zielschlepper steigt erstmals am 5. Dezember<br />
1956 in die Luft und leistet bis Anfang<br />
der 1970er-Jahre zuverlässig Dienst. ■<br />
Quellen (Auswahl):<br />
Butler, Ph./Buttler, T.: »Gloster Meteor«.<br />
Midland Publ., 2006<br />
Philpott, B.: »Meteor«. Patrick Stephens Ltd.,<br />
1986<br />
28
Flugbenzin<br />
BACKGROUND<br />
DER STOFF, OHNE DEN NICHTS GING<br />
Kostbar und kriegswichtig<br />
Privatfliegerei war schon <strong>im</strong>mer etwas Exklusives,<br />
da gönnt man dem Motor auch gerne einen guten<br />
Tropfen AVGAS Foto picture-alliance/Oliver Berg<br />
Aviation Gasoline (AVGAS) für Kolben-Flugzeuge<br />
ist ein sündhaft teurer, hierzulande extrem<br />
besteuerter Ottomotor-Kraftstoff aus Erdöl.<br />
Jets und Turboprop-Flieger schlucken das billigere<br />
Kerosin (Jet-Fuel), ein dem Diesel ähnlicher, überall<br />
verfügbarer Saft.<br />
SCHON IN DEN 1930ER-JAHREN war Sprit ein Politikum.<br />
Die deutsche Industrie konnte bestenfalls<br />
30 Prozent des he<strong>im</strong>ischen Bedarfs aus Erdöl herstellen;<br />
das hier entwickelte Verfahren zur Kohleverflüssigung<br />
sollte für Abhilfe sorgen. Am 14. Dezember<br />
1933 vereinbarten das Deutsche Reich und die I.G. Farben<br />
die Lieferung synthetischen »deutschen« Benzins<br />
zu einem garantierten Abnahmepreis von 18,5 Pfennig<br />
pro Liter, mit wechselseitiger Ausgleichszahlung <strong>im</strong><br />
Falle höherer oder niedrigerer Herstellungskosten.<br />
Immer mehr <strong>Hydrierwerke</strong> übernahmen nach Ausbruch<br />
des Zweiten Weltkrieges die Benzinversorgung<br />
der Wehrmacht. 1939 gab es sieben, 1943 bereits zwölf<br />
und Anfang 1944 schließlich 15 Anlagen, die unter an-<br />
derem das gesamte Flugbenzin der Luftwaffe lieferten.<br />
Das größte Werk mit zeitweise über 14 000 Beschäftigten<br />
lag bei Leuna südlich von Halle. Es nutzte<br />
Braunkohle und war, wie die anderen, Ziel massiver<br />
alliierter Angriffe.<br />
DIE MEISTEN MOTOREN heutiger Kleinflugzeuge<br />
wurden bereits in den 1940er-/50er-Jahren entwickelt<br />
und schlucken weiterhin nur verbleites Benzin mit<br />
hoher Oktanzahl. Das einzig verbliebene Kolbensprit-<br />
Massenprodukt AVGAS 100 LL (100 Oktan, »Low<br />
Lead«) genügt den Anforderungen für Hochleistungs-Rennmotoren<br />
und manchen Warbirds nicht, die<br />
mit teurem Spezialbenzin betankt werden müssen.<br />
Einige der alten Hydrierwerk-Standorte haben den<br />
Krieg überdauert und beherbergen heute Erdölraffinerien<br />
wie in Leuna. Synthetischer Sprit aus Kohle ist<br />
längst kein Thema mehr, und auch AVGAS aus Erdöl<br />
wird irgendwann der Vergangenheit angehören –<br />
bis auf kleinste Mengen für Rennen wie die Reno Air<br />
Races und nostalgische Flugzeuge. Rolf Stünkel ■<br />
»Auch<br />
AVGAS wird<br />
irgendwann<br />
der Vergangenheit<br />
angehören.«<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2014<br />
29
TECHNIK<br />
Messerschmitt Bf 109 T<br />
JÄGER FÜR DEN DEUTSCHEN <strong>FLUGZEUG</strong>TRÄGER – TEIL 2<br />
Von Norwegen nach<br />
Die Dienstzeit der »Toni« <strong>im</strong> hohem Norden ging nach knapp einem halben Jahr vorerst<br />
wieder zu Ende. Stattdessen sollte sie erneut zum Trägereinsatz herangezogen<br />
werden. Als sich dies abermals zerschlug, stationierte man die Jäger auf vorgeschobenem<br />
Posten in der Deutschen Bucht<br />
Von Francis L. Marshall und Wolfgang Mühlbauer<br />
Graspiste statt Flugzeugträger: Da die GRAF ZEPPELIN nie<br />
fertiggestellt wurde, dienten die BF 109 T bei landgestützten<br />
Verbänden, wie diese »Toni« des NJG 101 in Manching<br />
30
Helgoland<br />
Insgesamt 63 Bf 109 T-2 hatte die Luftwaffe<br />
bis Anfang Juli 1941 der I./JG 77 (Jagdgruppe<br />
Stavanger) sowie der 4./Jagdgruppe<br />
Dronthe<strong>im</strong> zugeteilt. Hauptgegner<br />
waren Patrouillenbomber der RAF, wobei<br />
Licht und Schatten dicht beisammen lagen,<br />
denn viele Unfälle überschatteten den Alltagsbetrieb<br />
in Norwegen (siehe <strong>FLUGZEUG</strong><br />
<strong>CLASSIC</strong> 11/2013).<br />
Am 8. September 1941 bekam es die »Toni«<br />
dann erstmals mit Boeings Fliegender<br />
Festung zu tun, als vier Fortress Mk.I (B-17C)<br />
der RAF No. 90 Squadron erneut versuchten,<br />
das Panzerschiff ADMIRAL SCHEER <strong>im</strong> Hafen<br />
von Oslo anzugreifen.<br />
Einige Piloten der 13./JG 77 konnten die<br />
Bomber erfolgreich abfangen, darunter Leutnant<br />
Alfred Jakobi, der Folgendes berichtete:<br />
»Ich schoss zunächst mit den beiden Rumpf-<br />
MGs aus 400 Meter Entfernung auf das ganze<br />
Ziel und be<strong>im</strong> Näherkommen feuerte ich<br />
mit allen Waffen. (…) Ich erzielte Kanonentreffer<br />
an der rechten hinteren Rumpfseite,<br />
während der Gegner zur Abwehr schwänzelte<br />
(…). Inzwischen kam ich, aufgrund<br />
meiner Geschwindigkeit, auf die rechte Seite<br />
des Feindflugzeuges und sah ein großes<br />
Loch <strong>im</strong> hinteren Drittel des Rumpfes und<br />
Flammen am oberen Teil des Seitenruders.<br />
(…) Während meines Beschusses fing auch<br />
der linke Außenmotor leicht an zu rauchen.<br />
Ich zog weg, um zu einem zweiten Anflug anzusetzen.<br />
Währenddessen kurvte der Gegner<br />
nach links ab und ich kam automatisch hinter<br />
ihn. Da bemerkte ich, dass der Gegner <strong>im</strong><br />
Notwurf sechs bis acht Bomben warf. Wäh-<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2014<br />
31
TECHNIK<br />
Messerschmitt Bf 109 T<br />
Die »Weiße 10« der 4./JGr. Dronthe<strong>im</strong> wurde zeitweise von<br />
Unteroffizier Johannes Ranwig geflogen. Er bezwang damit<br />
am 1. September 1941 einen Spitfire-Aufklärer<br />
rend des zweiten Beschusses durch mich,<br />
während zu dieser Zeit die beiden Heckschützen<br />
noch weiter feuerten, erzielte ich<br />
Treffer in der linken Fläche, die große Stücke<br />
herausrissen. Zwischen den beiden linken<br />
Motoren bemerkte ich ein schwaches Feuer.<br />
Von der ganzen Feindmaschine lösten sich<br />
Bleche ab und aus der Kabine drang Rauch.<br />
Das Flugzeug ging spiralförmig <strong>im</strong> übertriebenen<br />
Gleitflug nach unten, wobei es von<br />
meinem Rottenflieger verfolgt wurde. Diesem<br />
rief ich durch Funkspruch zu: ›Vorsicht, es explodiert<br />
gleich.‹ Das Feindflugzeug ging in<br />
senkrechten Sturz über und explodierte etwa<br />
2000 Meter unter mir.«<br />
Bf 109 T-2 mit 300 Liter Abwurftank. In dieser speziellen<br />
Konfiguration kam die »Toni», wie hier die »Weiße 5«, wohl<br />
nur bei der 4./JGr. Dronthe<strong>im</strong> zum Einsatz<br />
Ein zweiter Bomber fiel Unteroffizier<br />
Karl-Heinz Woite von der 2./JG 77 zum Opfer,<br />
ein dritter machte Bruch. Damals war die<br />
B-17 schlicht noch nicht frontreif und das<br />
RAF Bomber Command zog sie kurz darauf<br />
wieder aus dem Einsatz (siehe <strong>FLUGZEUG</strong><br />
<strong>CLASSIC</strong> 6/2012).<br />
Den vorerst letzten Luftsieg der »Toni«<br />
über Norwegen erzielte am 4. Dezember<br />
1941 Unteroffizier Rudolf Fenten von der<br />
Am 4. Dezember 1941 gelang es, eine der<br />
ersten Mosquito-Fotoaufklärer abzuschießen.<br />
I./JG 77, als es ihm gelang, einen der ersten<br />
Mosquito Fotoaufklärer abzuschießen.<br />
Am 23. Dezember hieß es überraschend:<br />
»Auf Befehl des Reichsmarschalls sind alle<br />
brauchbaren Trägerflugzeuge der Kriegsmarine<br />
zur Verfügung zu stellen. Die Bf 109 T-2<br />
sind aus dem Einsatz zu ziehen und auf den<br />
Bf 109 T-1 Standard umzurüsten.« Zu dieser<br />
Zeit waren 30 der Jäger bei der Luftflotte, 15<br />
zur Überholung bei Fieseler und weitere fünf<br />
T-1 be<strong>im</strong> Luftzeugamt Erding. Bis Anfang<br />
1942 hatte man insgesamt 46 Maschinen wieder<br />
auf T-1-Standard gebracht. Mittlerweile<br />
stand allerdings die Bf 109 G in Produktion,<br />
aus der ebenfalls ein Trägerjagdflugzeug abgeleitet<br />
werden sollte. Im Gegenzug sah man<br />
die Bf 109 T-1 letztlich zur Ausbildung vor<br />
und ließ sie bis August 1942 in Pillau einlagern.<br />
Von Manching nach Düne<br />
Im folgenden Frühjahr entschied Hitler, die<br />
Arbeiten an allen Großkampfschiffen einzustellen<br />
– die Kriegsmarine überließ die »Toni«<br />
wieder der Luftwaffe. Erneut umgebaut, kamen<br />
mehrere davon zur Nachtjagdausbildung<br />
an das NJG 101 in Manching; wenigstens<br />
eine weitere Maschine flog zeitweise<br />
be<strong>im</strong> Stab der III./JG 300.<br />
Im späteren Verlauf des Jahres gab das<br />
NJG 101 seine verbliebenen Bf 109 T dann an<br />
die Jagdstaffel Helgoland ab. Einem Wacht-<br />
Fotos, soweit nicht anders angegeben, Sammlung Francis L. Marshall<br />
32
posten in der Deutschen Bucht gleich, lag die<br />
Insel ideal zur Verteidigung der Anmarschwege,<br />
welche alliierte Bomberverbände meist für<br />
ihre Angriffe auf Häfen und Städte <strong>im</strong> norddeutschen<br />
Raum nutzten. Dabei kamen sie unweigerlich<br />
nahe an Helgoland vorbei. Es gab<br />
nur einen offensichtlichen Nachteil: dessen exponierte<br />
Lage. Stürme führten <strong>im</strong>mer wieder<br />
zum völligen Erliegen aller Flugbewegungen.<br />
Planungen für einen Flugplatz auf Düne<br />
hatte es schon 1940 gegeben – vermutlich unter<br />
dem Eindruck der frühen Tagangriffe der<br />
RAF. Im Juni 1941 wurde mit der Konstruktion<br />
betonierter Start- und Landepisten begonnen,<br />
die bis August 1942 fertig waren.<br />
Zwischen Februar und April 1943 ließ man<br />
zusätzlich die zweite Landebahn auf 795 Meter<br />
verlängern.<br />
Einsatz über der Nordsee<br />
Etwa zeitgleich fingen die schweren US-Bomberverbände<br />
damit an, Ziele in Nordwestdeutschland<br />
fortgesetzt anzugreifen. Solange<br />
sie noch ohne permanenten Begleitschutz<br />
flogen, war der Jagdeinsatz von Helgoland<br />
aus relativ sicher. So ließ sich hier auch die relativ<br />
veraltete Bf 109 T noch getrost ins Spiel<br />
bringen, zumal sie als einziger Jäger galt, der<br />
von dem kleinen Inselflugplatz aus problemlos<br />
operieren konnte.<br />
Vor diesem Hintergrund versammelte sich<br />
am 31. März 1943 eine Gruppe Flugzeugführer<br />
in Jever. Jeder hatte mehrere Landungen<br />
mit der Bf 109 T »Grüne 3« zu absolvieren. Die<br />
fünf Piloten mit den kürzesten Landestrecken<br />
versetzte man auf Düne. Die Jasta Helgoland<br />
selbst bestand ab Anfang April und war truppendienstlich<br />
der zweiten Gruppe des JG 11<br />
unterstellt. Staffelkapitän wurde schließlich<br />
Oberleutnant Hermann Hintzen.<br />
Am 17. April wurde es erstmals ernst für<br />
den Verband. An diesem Tag griffen 115 B-17<br />
der 8. US-Luftflotte die Focke-Wulf-Flugzeugwerke<br />
in Bremen an. Jasta Helgoland fing gegen<br />
13:35 Uhr mit vier Maschinen feindliche<br />
Bomber über der Insel Juist ab. Dabei errang<br />
Unteroffizier Herold den ersten anerkannten<br />
Abschuss der Staffel. Im Gegenzug fiel dafür<br />
eine »Toni« dem Abwehrfeuer zum Opfer. Insgesamt<br />
betrug die gegnerische Verlustquote 14<br />
Prozent, sodass sich die Amerikaner die<br />
nächsten Wochen zurückhielten.<br />
Bf 109 Toni, »Weiße 3«, Jagdgruppe<br />
Dronthe<strong>im</strong>, mit aufgehellten Tarnanstrich<br />
aus RLM 74/75/76 Zeichnung H. Ringlstetter<br />
Erst am 15. Mai kam es wieder zu Tagangriffen,<br />
diesmal auf Emden und Wilhelmshaven.<br />
Jasta Helgoland war erneut mit von der<br />
Partie, konnte aber trotz nahezu 40 Minuten<br />
Kampfberührung keinen Erfolg verbuchen.<br />
Offenbar reichten Mündungsgeschwindigkeit<br />
und Kadenz der Bordwaffen der Bf 109 T<br />
nicht mehr aus, um den mittlerweile kampfstärker<br />
gewordenen Einsatzversionen der<br />
B-17 oder der B-24 verlässlich Herr zu werden.<br />
Durchschnittlich zwanzig Treffer waren<br />
aus den 20-mm-MG-FF-Kanonen nötig, um<br />
eine der Viermotorigen abzuschießen.<br />
Ende Mai beanspruchte der Verband trotzdem<br />
drei Luftsiege. Staffelkapitän war mittlerweile<br />
Oberleutnant Hermann Behrend geworden;<br />
die Bestandsstärke umfasste zu diesem<br />
Auf Patrouillenflug über einem der zahlreichen Fjorde Norwegens: Bf 109 T-2 »Weiße 16« der<br />
4./Jagdgruppe Dronthe<strong>im</strong><br />
Posieren mit sonntäglichem Damenbesuch auf Düne: Zweiter von links ist Erich Hondt, rechts in<br />
der Hocke Erich Carius und links dahinter in gebückter Haltung Erich Ulmschneider<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2014<br />
33
TECHNIK<br />
Messerschmitt Bf 109 T<br />
Trauerfeier in Oldenburg <strong>im</strong> November 1943. Bei<br />
der Maschine links <strong>im</strong> Vordergrund scheint es<br />
sich um eine Bf 109T der III./JG 300 zu handeln<br />
Zeitpunkt 17 »Toni«. Schlechtes Wetter brachte<br />
eine fast dreiwöchige Verschnaufpause, ehe<br />
die Kämpfe erneut aufflammten. Am 5. Juli<br />
wurde Behrend durch Leutnant Erich Hondt<br />
abgelöst, während der Verband weiterhin in<br />
engem Zusammenwirken mit anderen Staffeln<br />
des JG 11 <strong>im</strong>mer wieder zum Teil für beide Seiten<br />
verlustreiche Gefechte ausfocht.<br />
Im Abwehrkampf<br />
Diese fanden einen ihrer Höhepunkte am 26.<br />
Juli 1943, wobei auch Jasta Helgoland wiederum<br />
Abschusserfolge meldete. Beispielhaft<br />
für die Einsätze jener Zeit ist nicht zuletzt der<br />
nachfolgende Erlebnisbericht von Erich Ulmschneider.<br />
Der damals blutjunge Unteroffizier<br />
war seit knapp zwei Monaten auf Düne stationiert<br />
und erinnert sich lebhaft an diesen<br />
denkwürdigen Tag:<br />
»Irgendwann zwischen 11:00 und 12:00<br />
Uhr <strong>im</strong> Lautsprecher die gefürchtete, überlaute<br />
St<strong>im</strong>me: ›Alarmstart!‹ (…) Nach dem<br />
Sammeln über Platz flog die Jasta Helgoland<br />
mit elf Maschinen Me 109T in Richtung<br />
Nordost über See den Boeings entgegen.<br />
Endlich, nach einer halben Stunde Flugzeit,<br />
sahen wir sie in zirka 7000 Meter Höhe vor<br />
uns auftauchen (…). Fiebrige Ruhe in den<br />
Kabinen, nur manchmal dazwischen die ruhige<br />
St<strong>im</strong>me des Staffelkapitäns, wie zum<br />
Beispiel: ›Viele dicke Autos voraus in Sicht,<br />
wir greifen an!‹ Nach einer kleinen Kurskorrektur<br />
kamen wir direkt von vorne auf einen<br />
Pulk von zirka 30 Fortress zu, sie wurden <strong>im</strong>mer<br />
größer, das Herz schlug <strong>im</strong>mer schneller<br />
und höher bis zum Hals herauf; Angst und<br />
Jagdfieber zugleich.«<br />
Und weiter: »Leutnant Hondt mit dem ersten<br />
Schwarm war schon rechts von uns be<strong>im</strong><br />
Angriff, der zweite Schwarm unter Feldwebel<br />
Erich Carius, in dem ich die Nummer zwei<br />
war, etwas links daran abgesetzt noch auf zirka<br />
1500 Meter Entfernung. Nun musste alles<br />
ganz schnell gehen, Revi einschalten, Waffen<br />
durchladen und einen ins Visier nehmen. Sie<br />
flogen stur auf uns zu und schon wild feuernd,<br />
ich hatte ihn genau <strong>im</strong> Leuchtkreis des<br />
Revis drin, also noch 1000 Meter Entfernung,<br />
Der Inselflugplatz Düne mit seinen beiden Betonpisten und allen restlichen Anlagen, aufgenommen<br />
<strong>im</strong> November 1944<br />
Foto Air Photo Library<br />
34
Bf 109 T der 13./JG 77, geflogen von<br />
Alfred Jakobi, dem am 8. September 1941<br />
der erste Abschuss einer B-17 über Europa<br />
gelang<br />
Zeichnung H. Ringlstetter/Aviaticus<br />
Zeit, um mit den zwei MGs sich einzuschießen<br />
und dann auf kürzere Entfernung die<br />
zwei Flächenkanonen mitdonnern zu lassen.<br />
Ein kurzer Feuerstoß, danach ›Klick‹ und<br />
nichts ging mehr. Ich tauchte unter dem Pulk<br />
weg, drückte auf alle Knöpfe zum Durchladen,<br />
alles tot, keine Anzeige der Waffen. Ach<br />
du große Sch…, Ladehemmung.<br />
Ich flog verzweifelt nach Helgoland zurück,<br />
machte eine schreckliche Landung, rollte<br />
zum Liegeplatz und die Warte arbeiteten<br />
fieberhaft. Kleiner Fehler, große Wirkung, eine<br />
leere Hülse war nicht ausgeworfen, dadurch<br />
ein Kurzschluss (…). Aber nach 20 Minuten<br />
war meine treue Me wieder klar. Vom<br />
Gefechtsstand bekam ich die Anweisung, für<br />
Alarmstart bereit zu bleiben. Ich tanzte unruhig<br />
hin und her, auf einmal horchte alles<br />
in Richtung Nordost, und was sehen wir da<br />
in zirka 4000 Meter Höhe anfliegend, eine<br />
Boeing vom Verband abgesprengt oder angeschossen<br />
auf dem He<strong>im</strong>weg nach England.<br />
Die Warte kurbelten schon den Anlasser auf<br />
Touren und so schnell saß ich noch nie in meiner<br />
Maschine, die letzte Me 109 T verließ wieder<br />
mit Vollgas den Horst.«<br />
Glück für beide Seiten<br />
»Als ich auf 1000 Meter dran war und alles<br />
zum Angriff fertig machte, sah ich noch keine<br />
Abwehrbewegung, viel weniger Mündungsfeuer<br />
der Bordkanonen. Was war mit dieser<br />
Maschine los, waren Verwundete an Bord, ein<br />
Motor ausgefallen, sie mussten mich doch<br />
kommen sehen? Ich ging noch näher auf<br />
400/500 Meter, dann schoss ich eine MG-Salve,<br />
machte eine kleine Pause, um dann mit allen<br />
Waffen anzugreifen. Halt! Das darf doch<br />
nicht wahr sein, ich sah ganz deutlich dunkle<br />
Punkte sich von der Fortress lösen und<br />
auch der erste Fallschirm hing schon am<br />
H<strong>im</strong>mel. (…) Nachdem ich die acht Fallschirme<br />
nochmals gezählt hatte, drückte ich nach<br />
unten Richtung Helgoland weg mit einem<br />
unhe<strong>im</strong>lich freudevollen Herzen und dem<br />
Gedanken in mir: ›Du hast sie nicht auf deinem<br />
Gewissen, Du kannst acht Menschenle-<br />
ben retten, wenn Du dahe<strong>im</strong> bist‹. Dahe<strong>im</strong><br />
auf Helgoland flog ich zwe<strong>im</strong>al wackelnd<br />
über den Platz und landete diesmal mit der<br />
Note ›eins‹. Die Freude war groß, die anderen<br />
Staffelkameraden waren alle schon glücklich<br />
zu Hause, mit einem Abschuss und einem<br />
›wahrscheinlichen‹ angemeldet.«<br />
Der kurze Rest des Monats Juli war ebenfalls<br />
geprägt von schweren Luftkämpfen mit<br />
»Die Jäger der ›Graf Zeppelin‹«<br />
Francis L. Marshall schildert auf 360<br />
Seiten die Geschichte der »Toni» und<br />
ihrer Piloten <strong>im</strong> Einsatz über Norwegen<br />
bis nach Helgoland.<br />
Exklusiv für die Leser von <strong>FLUGZEUG</strong><br />
<strong>CLASSIC</strong> hält die Fachbuchhandlung<br />
Schmidt (Tel. 089/70 32 27,<br />
www.christian-schmidt.com) signierte<br />
Exemplare mit der Unterschrift von<br />
Erich Ulmschneider, ehemals 109-T-<br />
Pilot bei der Jagdstaffel Helgoland,<br />
bereit.<br />
amerikanischen Bombern. Bis dahin hatte die<br />
Jasta Helgoland insgesamt elf Abschüsse gemeldet.<br />
Im Gegenzug waren vier eigene Maschinen<br />
zerstört worden sowie ein Flugzeugführer<br />
gefallen.<br />
Wie sich der kleine Verband und die »Toni«<br />
in ihren letzten Einsatzphasen schlugen,<br />
erfahren Sie in einer der kommenden Ausgaben<br />
von <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong>.<br />
■<br />
Flugzeugführer der Jagdstaffel Helgoland <strong>im</strong> Sommer 1943 vor einer Bf 109 T. Von links nach<br />
rechts: Ulmschneider, Walbeck, unbekannt, Hondt, Carus, Dölling und ein weiterer unbekannter Pilot<br />
Der Preis beträgt<br />
39,95 Euro zuzüglich<br />
Versandkosten.<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2014<br />
35
TECHNIK<br />
TYPENGESCHICHTE<br />
FOKKER D.I–V<br />
Fokker holt auf<br />
Anfang 1916 begann die deutsche Vorherrschaft in der Luft zu bröckeln. Neue alliierte<br />
Jagdflugzeuge zeigten sich den Fokker- und Pfalz-Eindeckern überlegen. Für die deutschen<br />
Kampfflugzeugbauer hieß es gegenzuhalten. Fokker versuchte mit neuen Kons -<br />
truktionen an den Erfolg des Eindeckers anzuknüpfen<br />
Von Herbert Ringlstetter<br />
36
Mit neuen Flugzeugen wie dem Kampfeinsitzer<br />
D.II versuchte Fokker die zwischenzeitlich<br />
verlorene Hoheit <strong>im</strong> Luftraum<br />
zurück zu gewinnen<br />
In der zweiten Hälfte des Kriegsjahres 1915<br />
verfügten die deutschen Jagdflieger an der<br />
Westfront insbesondere mit dem Fokker-<br />
Eindecker über ein zumindest waffentechnisch<br />
überlegenes Flugzeug. Das synchronisierte<br />
MG machte dies möglich. Rein fliegerisch und<br />
leistungsmäßig aber konnte der Kampfeinsitzer<br />
von Fokker – und noch weniger der von<br />
Pfalz – nicht so sehr überzeugen. Dies zeigte<br />
1916 auch ein Vergleich von <strong>alliierten</strong> Maschinen<br />
mit einem erbeuteten Fokker E.III.<br />
Selbst der Morane-Saulnier N zeigte sich von<br />
den Flugleistungen her überlegen. Hinzu<br />
kam, dass die <strong>alliierten</strong> Jagdflieger bereits seit<br />
Anfang 1916 mit weitaus besseren Apparaten<br />
gegen die Deutschen aufstiegen. Spätestens<br />
<strong>im</strong> Frühjahr 1916 war die deutsche Luftüberlegenheit<br />
gebrochen, nun herrschten die französischen<br />
und britischen Flieger in ihren<br />
Nieuport 11 und Airco D.H.2 am H<strong>im</strong>mel<br />
über der Westfront.<br />
D.I mit Reihenmotor<br />
Bei der Fokker Aeroplanbau m.b.H. in Schwerin<br />
ging Chefkonstrukteur Martin Kreuzer<br />
Ende 1915 daran, den M 18 zu entwerfen. Der<br />
als Doppeldecker ausgelegte Flugapparat hatte<br />
in der ersten Ausführung an den unteren<br />
und oberen Rumpfgurten anschließende, einholmige<br />
Flügel ohne Staffelung. Für den Vortrieb<br />
sorgte ein 100 PS starker Mercedes D.I.<br />
Wegen der schlechten Sichtverhältnisse<br />
wandte man sich <strong>im</strong> März 1916 einer M-18-<br />
Variante mit zum Rumpf hin abgestrebter<br />
oberer Fläche zu, dem späteren D.I.<br />
Der Rumpf des D.I (M 18) bestand aus einem<br />
kastenförmigen Stahlrohrgerüst mit<br />
Drahtverspannung und Stoff als Außenhaut.<br />
Nur die Verkleidung des Motors sowie der<br />
obere Vorderrumpfbereich, einschließlich<br />
Flugzeugführerkanzel, waren mit Blech verkleidet.<br />
Die nun zweihol migen, aus Holz gefertigten<br />
Tragflächen hatte man mit parallel<br />
zueinander stehenden Streben versehen, gestaffelt<br />
angeordnet und mit Stoff bespannt.<br />
Die Quersteuerung funktionierte durch Verwindung<br />
der oberen Flügelenden. Jedoch gab<br />
es auch eine Variante mit Klappen in den<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2014<br />
37
TECHNIK<br />
TYPENGESCHICHTE<br />
Fokker D.II mit einem 1916 typischen Tarnanstrich. Die Hoheitszeichen<br />
sind lediglich weiß umrandet, da die weißen Quadrate zu auffällig waren<br />
Fokker D.IV mit 6-Zylinder-Mercedes-Motor. Neben dem Auspuffkrümmer<br />
des 160-PS-Aggregats ragt das LMG 08/15 hervor<br />
Fokker D.II mit 100 PS starkem Oberursel-<br />
Umlaufmotor, der sich schon <strong>im</strong> Eindecker bewährte.<br />
Sofern die Wetterbedingungen es zuließen,<br />
wurde das ganze Jahr über geflogen<br />
Ein 160 PS leistender 14-Zylinder-Umlaufmotor <strong>im</strong> D.III steigerte<br />
das Leistungsvermögen des Fokker-Jägers. Der Einbau eines zweiten<br />
LMG 08/15 fraß die Mehrleistung teilweise jedoch wieder auf<br />
Serienausführung des D.I mit Flosse vor dem Pendelseitenruder, die jedoch<br />
nicht bei allen D.I montiert war. Die Quersteuerung funktionierte per Flächenverwindung<br />
oder durch Querruder, beide Systeme kamen zum Einbau<br />
Fokker D.II mit 100 PS starkem Oberursel-Umlaufmotor,<br />
der sich schon <strong>im</strong> Eindecker bewährte.<br />
Sofern die Wetterbedingungen es zuließen,<br />
wurde das ganze Jahr über geflogen<br />
oberen Flächen. Spanndrähte sorgten für zusätzliche<br />
Stabilität der Flügelkonstruktion.<br />
Höhen- und Seitenleitwerk bestanden aus<br />
dünnen Stahlrohren.<br />
Überzogen wurde das Ganze mit Stoff. Sie<br />
kamen, wie be<strong>im</strong> Eindecker hinreichend erprobt,<br />
ohne Flossen aus und funktionierten als<br />
Pendelruder. In der Serie erhielten jedoch viele<br />
Maschinen eine Flosse vor dem Seitenruder.<br />
Das mit Gummiseilen gedämpfte Hauptfahrwerk<br />
stützte man über V-Streben zum Rumpf<br />
ab. Der Sporn war ebenfalls gefedert.<br />
Erfolgreich erprobt<br />
Der Motor kam wieder von Mercedes, ein<br />
D.II mit 120 PS Leistung. Die Wasserkühler<br />
für dieses Aggregat waren seitlich an den<br />
Rumpfwänden montiert. Als Bewaffnung<br />
griff man auf das bewährte Maschinengewehr<br />
LMG 08/15 mit Unterbrechergestänge<br />
zurück. Wie be<strong>im</strong> Eindecker saß die Waffe etwas<br />
nach rechts versetzt auf dem Rumpf, sodass<br />
der Flugzeugführer den Gegner gut ins<br />
Visier nehmen konnte.<br />
Nachdem man den Apparat zufriedenstellend<br />
erprobt und die technische Abnahme<br />
in Adlershof durchgeführt hatte, erteilte<br />
die Führung <strong>im</strong> April 1916 den Auftrag, zunächst<br />
80 D.I. herzustellen. Erste Exemplare<br />
des Kampfeinsitzers konnte man <strong>im</strong> Juni<br />
1916 ausliefern, die letzten von insgesamt<br />
113 D.I <strong>im</strong> Februar 1917. Acht D.I wurden<br />
von der Ungarischen Allgemeinen Maschinenfabrik<br />
AG (MAG) etwas verändert als<br />
B.III gebaut.<br />
Mit Rotationsmotor<br />
Parallel zum D.I mit Mercedes-Aggregat entstanden<br />
die Umlaufmotor-Varianten D.II (M<br />
17) und D.III (M 19). Der Fokker D.II erhielt<br />
einen 9-Zylinder-Oberursel U.I mit 100 PS<br />
und war ansonsten annähern baugleich mit<br />
dem D.I. Vom D.II entstanden zwischen Juli<br />
1916 bis März 1917 181 Exemplare. Österreich-Ungarn<br />
kaufte 22 D.II (dort B.II genannt)<br />
für die K.-u.-k.-Fliegertruppe.<br />
Bessere Flugleistungen erhoffte man sich<br />
bei Fokker durch den Einbau eines 160 PS<br />
Fotos, soweit nicht anders angegeben, Sammlung Herrbert Ringlstetter<br />
38
Fokker D.II<br />
Fokker D.II<br />
Geflogen von<br />
Leutnant Fritz Grünzweig<br />
Enshe<strong>im</strong> 1916<br />
Die Unterseiten blieben<br />
farblos lackiert<br />
© Herbert Ringlstetter – Aviaticus.com<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2014<br />
39
TECHNIK<br />
TYPENGESCHICHTE<br />
Die meisten D.V waren zur Schulung best<strong>im</strong>mt. Nur sehr wenige Maschinen kamen zu Fronteinheiten, einige zu He<strong>im</strong>atschutzstaffeln<br />
starken 14-Zylinder-Umlaufmotors, Oberursel<br />
U.III. Löcher in der Stirnseite der Motorverkleidung<br />
sorgten für eine bessere Kühlung<br />
des Doppelstern-Umlaufmotors. Der Einbau<br />
eines zweiten Maschinengewehrs erforderte<br />
die Verstärkung des Rumpfes. Fertiggestellt<br />
wurde das erste D.III-Exemplar <strong>im</strong> April 1916.<br />
Die Gesamtproduktion belief sich auf 210<br />
Stück. Zehn D.III gingen in die Niederlande.<br />
Acht D.III wurden 1917 bei der MAG als D.I<br />
gebaut.<br />
Auf Basis der Ausführung D.I entwickelte<br />
Fokker <strong>im</strong> Sommer 1916 den D.IV (M 21)<br />
mit 160-PS-Mercedes-D.III. Eine Luftschraubenhaube<br />
bildete in Verbindung mit der Motorverkleidung<br />
den sehr strömungsgünstig gestalteten<br />
Vorderrumpf.<br />
Der Typ bekam Tragflächen mit auf 9,70<br />
Meter vergrößerter Spannweite beider Flügelpaare,<br />
wobei das obere über aerodynamisch<br />
ausgeglichene Querruder verfügte. Im<br />
Inneren sollte der zweiholmige, hölzerne Aufbau<br />
für gute Stabilität sorgen. Doch ergaben<br />
Bruchversuche <strong>im</strong> Oktober 1916 ein ungenügendes<br />
Ergebnis, und auch andere Bauteile<br />
gaben Anlass zu Kritik.<br />
Zu den 88 gefertigten D.IV gehörten auch<br />
42 bei der MAG als D.II mit Austro-Da<strong>im</strong>ler-<br />
Motoren gebaute Typen. Be<strong>im</strong> D.V (M 22)<br />
kehrte Fokker <strong>im</strong> September 1916 wieder zum<br />
Umlaufmotor Oberursel U.I zurück. Als Bewaffnung<br />
konnten ein bis zwei LMG 08/15<br />
eingebaut werden. Die lediglich einstieligen<br />
Technische Daten: Fokker D.I–V<br />
Fokker D.I D.II D.III D.IV D.V<br />
Einsatzzweck<br />
Einsitziges Jagdflugzeug (Kampfeinsitzer)<br />
Baujahr 1915 1916 1916 1917 1917<br />
Antrieb Mercedes D.II Oberursel U.I Oberursel U.III Mercedes D.II Oberursel U.I<br />
6-Zylinder- 9-Zylinder- luftgekühlter 6-Zylinder- 9-Zylinder-<br />
Reihenmotor Umlaufmotor 14-Zylinder- Reihenmotor Umlaufmotor<br />
Umlaufmotor<br />
Startleistung 120 PS 100 PS 160 PS 160 PS 100 PS<br />
Spannweite 9,05 m 8,75 m 9,05 m 9,70 m 8,75 m<br />
Länge 5,70 m 6,40 m 6,30 m 9,70 m 6,05 m<br />
Höhe 2,25 m 2,25 m 2,30 m 2,42 m 2,30 m<br />
Flügelfläche 22,0 m² 18,0 m² 20,0 m² 21,0 m² 15,5 m²<br />
Leergewicht 463 kg 384 kg 452 kg 606 kg 363 kg<br />
Startgewicht max. 670 kg 575 kg 710 kg 841 kg 566 kg<br />
Höchstgeschw. ca. 150 km/h 150 km/h 160 km/h 160 km/h 170 km/h<br />
Steigleistung auf<br />
1000 m ca. 5,0 min ca. 4,0 min ca. 3,0 min ca. 3,0 min –<br />
2000 m ca. 11,0 min ca. 8,0 min ca. 7,0 min ca. 5,0 min –<br />
3000 m ca. 16,0 min ca. 15,0 min ca. 12,0 min ca. 12,0 min ca. 19,0 min<br />
4000 m ca. 28,0 min ca. 24,0 min ca. 20,0 min ca. 20,0 min –<br />
Flugzeit max. 1,5 h 1,5 h 1,5 h 1,5 h –<br />
Reichweite max. 200 km 200 km 220 km 220 km 240 km<br />
Dienstgipfelhöhe ca. 4000 m 4000 m 4700 m 5000 m –<br />
Bewaffnung 1 x MG – 7,92 mm 1 x MG – 7,92 mm 2 x MG – 7,92 mm 2 x MG – 7,92 mm 1–2 x MG – 7,92 mm<br />
40
Anthony Fokker am Prototyp des<br />
D.I mit gestaffelten Flächen<br />
Fokker D.IV – die Wasserkühler waren ungünstig seitlich am Rumpf<br />
montiert. Die obere Fläche ist mit aerodynamisch ausgeglichenen Querrudern<br />
ausgestattet<br />
Flächen hatten die aerodynamisch ausgeglichenen<br />
Querruder des D.IV und eine leicht<br />
gepfeilte obere Tragfläche. Der Rumpf war<br />
strömungsgünstig gestaltet, was durch ein<br />
formgebendes, stoffbespanntes Holzgerüst erreicht<br />
wurde. Den Motor umgab eine Verkleidung<br />
aus Metall und die Luftschraube bekam<br />
eine halbrunde Haube aufgesetzt.<br />
Zwar wurden 300 D.V gebaut, für Frontverbände<br />
waren diese jedoch nicht best<strong>im</strong>mt,<br />
wenngleich trotzdem ein paar Maschinen in<br />
Jagdstaffeln auftauchten. Die D.V lieferte man<br />
überwiegend an Flugschulen, wo sie unter<br />
anderem zur Gewöhnung an die Eigenheiten<br />
eines Umlaufmotors genutzt wurden. Zudem<br />
flogen D.V in He<strong>im</strong>atschutzstaffeln.<br />
Marineflieger bekamnen sehr viele Fokker-<br />
Jagddoppeldecker zugewiesen.<br />
Ab Spätsommer 1916 kam mit dem neuen<br />
Albatross-Jäger die Ablösung für die Fokker-<br />
und anderen Kampfeinsitzer-Typen zu<br />
den Jagdstaffeln.<br />
Im Dezember 1916 zog man die Front-<br />
Fokker-Doppeldecker D.I, II, III und IV zurück.<br />
Prüfungen hatten Festigkeitsprobleme<br />
ergeben. Die Maschinen waren dann nur<br />
noch für den Dienst in He<strong>im</strong>atschutzstaffeln<br />
und Schuleinheiten zugelassen.<br />
■<br />
Die Bewährungsprobe<br />
Im Frühsommer 1916 konnte der Fokker-<br />
Entwurf erstmals zeigen, ob er den <strong>alliierten</strong><br />
Jägern gewachsen war. Doch stellte sich bald<br />
heraus, dass die Flugleistungen des Fokker-<br />
Doppeldeckers nicht ausreichten, um mit<br />
den französischen und britischen Typen<br />
gleichzuziehen. Ein nicht zu unterschätzender<br />
Vorteil der Fokker-Konstruktion war allerdings<br />
nach wie vor deren Synchrongestänge<br />
zum Abfeuern des direkt vor dem<br />
Flugzeugführer installierten Maschinengewehrs.<br />
Das MG des französischen Nieuport<br />
11 saß weit oben auf der Tragfläche. Zum<br />
Nachladen musste die Waffe nach unten gezogen<br />
werden. Dies dauerte und kostete<br />
mitunter <strong>im</strong> ungünstigsten Moment wertvolle<br />
Zeit. Zeit, die dem Piloten eines Fokker-<br />
oder Hal -berstadt-Jägers zum Entwischen<br />
genügte. Das MG des britischen D.H.2<br />
lag direkt vor dem Piloten und war die erste<br />
Zeit variabel montiert. Dies war zwar gut<br />
gemeint, stellte sich <strong>im</strong> Kampf aber eher als<br />
hinderlich heraus. Erst der feste Einbau<br />
brachte das opt<strong>im</strong>ale Ergebnis und machte<br />
aus dem RFC-Jäger einen für die Fokker-Piloten<br />
noch gefährlicheren Gegner. Auch die<br />
Prototyp des D.V, der auf dem D.II basierte, aber überarbeitet war. Neu waren unter anderem die<br />
oben leicht gepfeilten Flächen sowie der aerody namisch geformte Vorderrumpf<br />
Die deutschen Jagdflieger bekamen mit den Fokker-Doppeldeckern brauchbare Einsitzer. Vorteilhaft<br />
war nach wie vor das synchronisierte MG. An die neuen <strong>alliierten</strong> Typen reichten sie aber nicht heran<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2014<br />
41
TECHNIK<br />
Cockpit<br />
Eine innovative Maschine mit konventionellem<br />
Cockpit: die Focke Wulf Fw 186 V1, hier bei<br />
einem Motorprobelauf<br />
FOCKE-WULF FW 186<br />
Tragschrauber mit<br />
Ende 1935 erhielt Focke-Wulf den Auftrag zur Entwicklung von zwei Tragschraubern, von<br />
denen der erste als normales Autogiro und der zweite als Sprungstart-Autogiro gebaut<br />
werden sollte. Heraus kam die Fw 186: schön, aber schwierig zu steuern Von Peter W. Cohausz<br />
42
Die geplanten Traghubschrauber waren<br />
für Verbindungsflüge, Aufklärungsund<br />
Fotoeinsätze gedacht. Den Auftrag<br />
hatte das RLM nicht zufällig an Focke-<br />
Wulf vergeben, denn die Firma hatte zuvor<br />
bereits Autogiro-Erfahrungen mit dem Lizenzbau<br />
der Cierva C 19 und C 30 erworben.<br />
Be<strong>im</strong> Tragschrauber treibt der Motor eine<br />
konventionelle Luftschraube <strong>im</strong> Rumpfbug<br />
an, während der Rotor durch den Fahrtwind<br />
angetrieben wird. Be<strong>im</strong> Sprungstart-Autogiro<br />
kann der Rotor vor dem Start auf den Motor<br />
geschaltet und von diesem in Umdrehung<br />
gesetzt werden.<br />
Ein Sprungstart beginnt mit dem Anziehen<br />
der Radbremsen und der Stellung der Rotorblätter<br />
auf 0-Grad-Anstellwinkel. Dann<br />
wird der Anstellwinkel plötzlich vergrößert<br />
und der Antrieb gleichzeitig auf die Luftschraube<br />
geschaltet. Nun steigt der Tragschrauber<br />
senkrecht nach oben. Ein normales<br />
Autogiro hebt wie ein Flächenflugzeug<br />
erst nach einer Anrollstrecke ab.<br />
Entwicklungsphase<br />
Die von Erhard Kosel entworfene Fw 186 war<br />
eine Weiterentwicklung der bisherigen Tragschrauber.<br />
Mit einem stärkeren Motor, dem<br />
240 PS Argus As 10 C, und einer verbesserten<br />
Aerodynamik sollte sie die Leistungen<br />
ihrer Vorgänger deutlich übertreffen. Der<br />
Rumpf der Fw 186 ähnelte in Querschnitt und<br />
Aufbau dem der Fw 56 »Stößer«, war jedoch<br />
als Zweisitzer ausgelegt.<br />
Insgesamt wurde die Fw 186 zum formschönsten<br />
aller bis dahin gebauten Autogiros.<br />
kurzer Laufbahn<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2014<br />
43
TECHNIK<br />
Cockpit<br />
Vorderes Cockpit der Fw 186 V1. Davor ist der Rotoraufbau erkennbar<br />
Das hintere Cockpit der Fw 186 V1<br />
Erläuterung der Instrumentierung<br />
Testpilot E. A. Wohlberg, der zuvor alle von<br />
Focke-Wulf gebauten C 30 ohne Bruch eingeflogen<br />
hatte, stellte allerdings bald fest, dass<br />
die Flugeigenschaften alles andere als »formschön«<br />
waren.<br />
Be<strong>im</strong> ersten Flugversuch mit dem Prototypen<br />
Fw 186 V1, D-ISTQ bekam der Rotor Berührung<br />
mit dem Seitenleitwerk. Nach der<br />
Reparatur zeigte sich<br />
Der Fahrtmesser Fl<br />
22228 bis 350 km/h<br />
Der Askania-Höhenmesser<br />
Fl 22319 wurde<br />
in vielen Vorkriegsmaschinen<br />
verwendet<br />
dann be<strong>im</strong> Erstflug am 27. Juli 1938, dass die<br />
Maschine kaum zu steuern war. Bei weiteren<br />
Flügen bekam Wohlberg aufgrund seiner Erfahrung<br />
die Maschine langsam in den Griff.<br />
Mit Flugkapitän Sander als erstem Copiloten<br />
wurde eine erste größere Platzrunde geflogen,<br />
allerdings mussten beide Flieger dabei heftig<br />
»knüppeln«, um die Fw 186 <strong>im</strong> Griff zu behalten.<br />
Sander war es dann auch, der Anfang 1939<br />
den letzten Flug mit der Fw 186 machte. Dabei<br />
nahm er Paul Bauer als Copilot mit, um so<br />
mittels Doppelsteuerung zu zweit die Steuerkräfte<br />
zu reduzieren.<br />
Die größten Mängel der Fw 186 waren die<br />
zu hohen Steuerkräfte und ein damit verbundenes<br />
starkes Schütteln der Maschine, deren<br />
Künstlicher Horizont<br />
Fl 22326<br />
von Askania<br />
Fotos, soweit nicht anders angegeben, Peter W. Cohausz<br />
44
Ein Doppeldruckmesser Fl 20512<br />
dynamische und mechanische Probleme <strong>im</strong><br />
verlangten Erprobungszeitraum nicht gelöst<br />
werden konnten.<br />
Bis Herbst 1939 blieb die Fw 186 V1 <strong>im</strong> Attrappenraum<br />
bei Focke-Wulf abgestellt. Am<br />
30. September ist sie dann zusammen mit der<br />
nicht mehr fertig gestellten Fw 186 V2 zur Verschrottung<br />
abtransportiert worden.<br />
Blick ins Cockpit<br />
Die Besatzung der Fw 186 saß in zwei offenen<br />
Sitzen hintereinander, vorne der Pilot und hinten<br />
der Beobachter. Die Steuerung war doppelt<br />
ausgelegt, wobei der hintere Steuerknüppel<br />
herausnehmbar war. Zur Ausrüstung gehörten<br />
eine elektrische Anlage und eine frühe Patin-<br />
Fernkompassanlage. Vorbereitet waren der<br />
Einbau von Bildgerät und Funkanlage.<br />
Die linke Seite des vorderen Cockpits<br />
Die Instrumentierung be<strong>im</strong> Flugzeugführer<br />
war überwiegend konventionell angeordnet.<br />
Links befanden sich Gashebel, Rotorverstellung,<br />
Feuerlöschergriff, Kraftstoffbehälterschaltung<br />
und Zündschalter, in der Mitte<br />
die Flugüberwachungs- und Navigationsgeräte<br />
sowie rechts die Triebwerksinstrumente.<br />
Besonders interessant ist dabei ein aus einem<br />
Drehzahlmesser umgebauter Geschwindigkeitsanzeiger<br />
für den Rotor.<br />
Unter dem Gerätebrett befanden sich die<br />
Bedienelemente für die Rotorfeststellung und<br />
die Tr<strong>im</strong>mung. Am hinteren Sitz waren eine<br />
reduzierte Instrumentierung und die Sicherungen<br />
für die elektrische Anlage platziert.<br />
Auf der Gerätetafel blieb noch ausreichend<br />
Platz für weitere Ausrüstung. Die hier aufgeführten<br />
Ausrüstungslisten wurden nach historischen<br />
Fotos zusammengestellt. Nicht alle Geräte<br />
waren eindeutig erkennbar.<br />
■<br />
Ausrüstung der Fw 186 V1 – Vorderer Sitz<br />
Nr. Gerät Anzeigebereich Gerätenummer<br />
1 Brandhahn und Kraftstoffbehälterschaltung<br />
2 Zuggriff für den Feuerlöscher<br />
3 Schauzeichen für die Staurohrheizung Fl 32525-3<br />
4 Zündschalter Bosch SSH 45/7Z Fl 21118<br />
5 Fahrtmesser Bruhn 50–350 km/h Fl 22228<br />
6 Borduhr Junghans Bo UK 1 Fl 23885<br />
7 Hauptschalter (?) Fl 32317<br />
8 Wendezeiger Askania Lg 14r Fl 22402<br />
9 Führertochterkompass Patin PFK/f1 mit Einstellring Fl 23333<br />
10 Fein-Grobhöhenmesser<br />
Askania Lh 22r-10 0–10 000 m Fl 22319<br />
11 Horizont Askania Lgab 8 Fl 22326<br />
12 Drehzahlmesser Deuta 500–2400 U/min Fl 20212<br />
13 Rotorgeschwindigkeitsanzeiger 50–450 km/h<br />
14 Schmierstoffthermometer 30–120° C Fl 20308<br />
15 Kraftstoff-Schmierstoffdruckmesser 0–0,5 / 0–10 kg/cm² Fl 20512<br />
16 Zylindertemperaturanzeige<br />
Siemens ZA1 0–350° C Fl 20347<br />
17 Kraftstoffvorratsanzeiger 0–90 (?) Liter Fl 20723<br />
18 Gashebel<br />
19 Hinweisschild: Achtung be<strong>im</strong> Landen! Benutzung der Laufradbremsen verboten<br />
20 Hebel für Rotorblattverstellung (?)<br />
21 Drehgriff für Rotorfeststellung<br />
22 Drehgriff für Quertr<strong>im</strong>mung<br />
23 Drehgriff für Höhentr<strong>im</strong>mung<br />
Ausrüstung der Fw 186 V1 – Hinterer Sitz<br />
Nr. Gerät Anzeigebereich Gerätenummer<br />
1 Brandhahn und Kraftstoffbehälterschaltung<br />
2 Gashebel<br />
3 Hinweisschild: Achtung be<strong>im</strong> Landen! Benutzung der Laufradbremsen verboten<br />
4 Zündschalter Bosch SSH 45/7Z Fl 21118<br />
5 Borduhr Junghans Bo UK 1 Fl 23885<br />
6 Führertochterkompass Patin PFK/b1 mit Einstellring Fl 23335<br />
7 Drehzahlmesser Deuta 500–2400 U/min Fl 20212<br />
8 Fahrtmesser Bruhn 50–350 km/h Fl 22228<br />
9 Fein-Grobhöhenmesser<br />
Askania Lh 22r-10 0–10 000 m Fl 22319<br />
10 Rotorgeschwindigkeitsanzeiger 50–450 km/h<br />
11 Öffnung für Zusatzgerät<br />
12 Sicherungskasten Fl 32404-8<br />
für (von links) Staurohrheizung, unbekannt, Funkanlage, Bildgerät<br />
13 Sicherungskasten für die Kameras<br />
14 Sicherung für (?) Fl 32404-9<br />
Aufgrund der relativ kurzen Erprobungszeit mit wenigen Flügen sind Änderungen in der Instrumentierung eher<br />
unwahrscheinlich.<br />
Quellen:<br />
Steve Coates: »Deutsche Hubschrauber 1930-1945«, Stuttgart<br />
2004<br />
Luftfahrt International 15, Nürnberg 1986<br />
L.DV. 261/2: »Entwurf einer Beschreibung, Einbau- und Bedienungsvorschrift<br />
für die Patin-Fernkompassanlage«, Berlin 1937,<br />
Archiv Hafner<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2014<br />
45
OLDTIMER<br />
Airshow<br />
LA FERTÉ-ALAIS 2014<br />
Die Zeitmaschine!<br />
Von der Blériot XI-2 bis zur Dassault Rafale: Auf Frankreichs berühmter Airshow<br />
begeisterten wieder dutzende Maschinen das Publikum – und erinnerten an die<br />
großartige Geschichte der Fliegerei.<br />
Andreas Zeitler<br />
46
Vorhang auf für die Stars der Airshow: Bekannt<br />
wurde die B-25 Mitchell durch die Doolittle-<br />
Raiders. Und auch der Anflug auf das Hochplateau<br />
von La Ferté-Alais muss den Piloten<br />
wie eine Trägerlandung vorgekommen sein<br />
Wie das Schloss von Versailles, aber<br />
sie fliegen!« Moderator Bernard<br />
Chabbert genießt sichtlich den Vergleich<br />
zwischen dem Traumschloss und den<br />
Flugzeugen, die oben am H<strong>im</strong>mel kreisen. In<br />
ihrer Schönheit und Eleganz können es die<br />
vielen Doppeldecker, Warbirds und Kunstflugzeuge<br />
tatsächlich mit Versailles aufnehmen.<br />
Sie sind seit Jahren fester Bestandteil der<br />
Airshow auf dem Flugplatz Cerny bei La Ferté-Alais<br />
<strong>im</strong> Süden von Paris. Bernard Chabbert<br />
ist von hier ebensowenig wegzudenken,<br />
und so hat es sich der 60-jährige Journalist<br />
auch an diesem Pfingstwochenende wieder in<br />
seinem Stuhl gemütlich gemacht, das Mikrofon<br />
dicht vor den Lippen. Während er nach<br />
oben blickt, verfällt er in einen packenden<br />
Monolog – und n<strong>im</strong>mt die Zuschauer mit auf<br />
eine Zeitreise.<br />
Kenntnisse der Landessprache sind dabei<br />
von Vorteil, denn diesbezüglich gibt sich die<br />
Veranstaltung nicht sehr international, man<br />
beschränkt sich auf Kommentare in Französisch.<br />
Das kann man den Veranstaltern nicht<br />
übel nehmen, denn der allergrößte Teil der<br />
Besucher kommt aus dem nahe gelegenen Paris<br />
und Umgebung. International ist aber die<br />
Musikuntermalung, und mit den ersten Klängen<br />
des Soundtracks zum amerikanischen<br />
Action-Epos »Top Gun« wird jedem klar, dass<br />
die bevorstehende Vorführung durch die Marineflieger<br />
präsentiert wird.<br />
Endlich geht es los, und mit viel Getöse<br />
stechen die moderne Dassault Rafale und die<br />
schon in die Jahre gekommene Super Etendard<br />
in den H<strong>im</strong>mel, ebenso das noch etwas<br />
ältere Trainingsflugzeug Morane-Saulnier<br />
MS760 Paris. Ein gewisses Gefühl der Enge<br />
könnte dabei die Zuschauer beschleichen,<br />
denn Chabbert n<strong>im</strong>mt sie gedanklich mit ins<br />
schmale Cockpit der Super Etendard: Mit blumigen<br />
Worten beschreibt er, wie sich ein jun-<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2014<br />
47
OLDTIMER<br />
Airshow<br />
Ein letztes Training vor dem großen Auftritt.<br />
Zum Werkstattflug vor der Veranstaltung<br />
wurde die Motorverkleidung dieses französischen<br />
»Storch« entfernt<br />
ger Pilot vermutlich fühlen mag, der versucht,<br />
seine Maschine auf dem Deck eines<br />
schwankenden Flugzeugträgers zu landen –<br />
in dunkler, verregneter Nacht und mit dem<br />
letzten Tropfen Sprit. Da hat es das Publikum<br />
in La Ferté-Alais doch deutlich besser, hier<br />
herrscht an diesem Nachmittag strahlender<br />
Sonnenschein.<br />
Nach diesem furiosen Auftakt wird die<br />
»Zeitmaschine« angeworfen. Der Geruch von<br />
Rhizinusöl erfüllt die Luft, als die Morane-<br />
Saulnier Type G und H zusammen mit einer<br />
Blériot XI-2 ihre Kreise drehen. Vor über hundert<br />
Jahren hat der Franzose Louis Blériot mit<br />
diesem Flugzeugtyp als erster den Ärmelkanal<br />
überquert!<br />
Luftkampf wie vor 100 Jahren<br />
Das war 1909, und nur wenige Jahre später<br />
hatten Flugzeuge schon ein wesentlich höheres<br />
technisches Niveau erreicht. Während<br />
des Ersten Weltkriegs wurden sie auf beiden<br />
Seiten der Front eingesetzt. In La Ferté-Alais<br />
erinnert der Nachbau einer RAF S.E.5 zusammen<br />
mit einem Fokker Dreidecker an die<br />
frühen Luftschlachten. Während die beiden<br />
Piloten mit ihren Doppeldeckern umeinander<br />
wirbeln, kreisen darüber ein gefühltes<br />
Dutzend weiterer Doppeldecker. Sie vermitteln<br />
einen Eindruck, wie der Blick nach oben<br />
damals angemutet haben muss.<br />
Der Friedensvertrag von Versailles 1919<br />
und das damit einhergehende Verbot der<br />
Militärluftfahrt in Deutschland liefert die<br />
passende Überleitung auf die Junkers Ju 52.<br />
Eine Maschine der Ju-Air sowie die in grün<br />
gehaltene Maschine spanischen Urspungs<br />
(welche in La Ferté-Alais behe<strong>im</strong>atet ist)<br />
sind als Repräsentanten für die Passagierluftfahrt<br />
der 1930er-Jahre in der Luft. Welche<br />
Fortschritte Deutschland damals auf dem<br />
Gebiet des Flugzeugbaus machte, zeigt der<br />
Fieseler Storch überdeutlich. Dieses Wunder<br />
der Technik kann an so einem Tag bei passenden<br />
Windverhältnissen fast auf der Stelle<br />
schweben und mit einem guten Flugzeugführer<br />
am Steuerknüppel auf buchstäblich<br />
nur einer Handtuch-großen Fläche gelandet<br />
werden.<br />
Der Geruch von Rhizinusöl erfüllt die Luft<br />
wie vor hundert Jahren.<br />
Folgt der Starauftritt <strong>im</strong> nächsten Jahr? Die<br />
Fortschritte am Wiederaufbau dieses Corsairs<br />
ließen sich auf den zurückliegenden Veranstaltungen<br />
Stück für Stück beobachten. Bis zum<br />
Erstflug scheint es jetzt nicht mehr weit zu sein<br />
Anschließend haben die klassischen »Warbirds«<br />
aus der Ära des Zweiten Weltkrieges<br />
ihren Auftritt. Vier Yaks fliegen in Formation<br />
über den Platz, sie tragen die Staffelfarben des<br />
berühmten Normandie-Njemen-Geschwa-<br />
Fotos, soweit nicht anders angegeben, Andreas Zeitler<br />
48
Die LVG des Memorial Flight<br />
Das eiserne Gesetz des »Memorial<br />
Flight« besteht darin, Maschinen aus<br />
der Zeit des Ersten Weltkriegs originalgetreu<br />
wieder nachzubauen. Dabei werden<br />
weder Kosten, Mühen noch Zeit gescheut.<br />
Die neueste Schöpfung der Gemeinschaft<br />
ist eine LVG C.VI, die allerdings<br />
nur kurz in Frankreich verbleiben wird.<br />
Dies verwundert nicht, denn der Auftraggeber<br />
will den Doppeldecker möglichst<br />
bald in seiner Sammlung in Neuseeland<br />
haben. Bis zum Jahresende wird daher<br />
die Maschine hier in Europa vom »Memorial<br />
Flight« testgeflogen. Erst wenn<br />
die letzten Probleme beseitigt sind, geht<br />
sie <strong>im</strong> Container auf große Reise.<br />
Der Wunsch, sie während der Airshow<br />
bei La Ferté-Alais fliegen zu sehen, war<br />
natürlich groß, wurde aber leider nicht<br />
erfüllt. Nur vor den Augen des Teams<br />
hob die LVG am Vorabend der Veranstaltung<br />
kurz vor Sonnenuntergang zum ersten<br />
Mal ab. Und die nächsten Tage war<br />
man dann damit beschäftigt, alles penibel<br />
zu überprüfen und neben Struktur<br />
und Motor unter anderem auch die Seile<br />
der Verspannung wieder nachzuziehen,<br />
was von den Besuchern live mitverfolgt<br />
werden konnte. Dabei kam nicht<br />
nur originalgetreues Werkzeug zum Einsatz,<br />
wie ein Mitglied des Teams betonte:<br />
»Wir bauen die Maschinen nicht<br />
nach, wir bauen sie noch einmal. Es ist<br />
so, als ob man die ursprüngliche Serie<br />
um ein Exemplar erhöht!«<br />
■<br />
Prachtstück mit Seltenheitswert: Diese LVG<br />
C.VI wird Europa bald in Richtung Neuseeland<br />
verlassen und nächstes Jahr schon nicht mehr<br />
in La Ferté zu sehen sein<br />
ders – und erinnern damit an die letzten Jahre<br />
des Krieges, als diese französische Einheit<br />
in den Reihen der Roten Armee gegen die<br />
Achsenmächte kämpfte.<br />
Invasion in der Normandie<br />
Der Zweite Weltkrieg ist dieses Mal ohnehin<br />
ein zentrales Thema, denn die Show fällt fast<br />
genau mit dem Jahrestag des »D-Day«, der<br />
Invasion in der Normandie, zusammen.<br />
Chabbert n<strong>im</strong>mt den Faden auf und führt<br />
gedanklich über die einzelnen Strandabschnitte,<br />
an denen die Alliierten 1944 gelandet<br />
sind: »Sword, Juno, Gold, Omaha, Utah«,<br />
dann hält er in seinem Redefluss plötzlich inne.<br />
Über dem Flugfeld liegt eine merkwürdige<br />
Ruhe – bis sie von zwei P-51 Mustang<br />
und einer Spitfire jäh durchbrochen wird.<br />
Und weiter oben kreuzen unter anderem<br />
zwei Dakotas, eine B-25 Mitchell und eine<br />
Catalina be<strong>im</strong> direkten Überflug das Blickfeld<br />
der Zuschauer. Welch ein perfektes Ti-<br />
Ein Hoch auf die Piloten! Begeistert jubelte<br />
das Publikum und fotografierte die Helden<br />
der Lüfte nach jedem Auftritt<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2014<br />
49
OLDTIMER<br />
Airshow<br />
Wie vor 100 Jahren tobten sich die Spad XIII<br />
und Fokker D.VII be<strong>im</strong> Luftkampf aus. Und<br />
der Sound der Originalmotoren machte das<br />
Erlebnis komplett<br />
ming, Gänsehautgefühl pur. Mit einem tosenden<br />
Applaus bedankt sich das Publikum<br />
für die gelungene Inszenierung.<br />
Sexy Flugzeuge am H<strong>im</strong>mel<br />
Dann führen einzelne Flugzeuge dieses Verbandes<br />
vor, was sie drauf haben. Besonders die<br />
große weiße Catalina überzeugt durch ihr<br />
Flugbild, und ganz nebenbei erfährt man, dass<br />
das teilweise etwas behäbig wirkende Flugboot<br />
aufgrund seiner hohen Reichweite nicht<br />
nur als Rettungsflugzeug verwendet wurde,<br />
sondern auch als Aufklärer diente: Wenn die<br />
großen Bomberverbände ihre Angriffe starteten,<br />
hatte sie schon die Zielgebiete erkundet.<br />
Damals wie heute stehen ihr die P-51 Mustang<br />
als Begleitjäger zur Seite. Ihre große<br />
Reichweite verdankt sie dem aerodynamisch<br />
überlegenen Laminarflügel, der von Deutschen<br />
und Holländern in den USA entwickelt<br />
wurde, wie Chabbert zu berichten weiß. Die<br />
Maschinen boten den jungen amerikanischen<br />
»Boys« ein geräumiges Cockpit während dieser<br />
Missionen. Ein paar mehr Jahre an Flugerfahrung<br />
hat der Display-Pilot der Mustang<br />
vorzuweisen, und er ist sichtlich bemüht, den<br />
Zuschauern möglichst oft das charakteristische<br />
Heulen des Luftkühlers zu präsentieren.<br />
Neben einer Spitfire als weiterem Klassiker<br />
ist in diesem Jahr auch wieder eine B-25 Mitchell<br />
am H<strong>im</strong>mel zu sehen. Erfreulicherweise<br />
ist es diesmal nicht die silberne Maschine aus<br />
Salzburg, sondern das olivfarbene Exemplar<br />
aus den Niederlanden.<br />
Beschwingt geht es in die nächste Runde,<br />
als plötzlich »Sent<strong>im</strong>ental Journey« aus den<br />
entlang der Grasbahn aufgestellten Lautsprechern<br />
hallt. Zwei Douglas C-47 Dakotas und<br />
zwei Beechcraft C-45 ziehen dazu ihre Bahnen,<br />
und be<strong>im</strong> Anblick der blank polierten<br />
DC-3 aus der Schweiz wundert sich Chabbert,<br />
wie viel Aufwand es kosten müsse, diese<br />
Maschine so zum Strahlen zu bringen. Natürlich<br />
vergisst er auch nicht zu erwähnen,<br />
Zur Vorführung der AH-1 Skyraider rockte<br />
die Musik aus den Boxen.<br />
dass vor siebzig Jahren zahllose Dakotas die<br />
Fallschirmspringer über der Normandie abgesetzt<br />
haben.<br />
Nachdem noch einmal die Doppeldecker<br />
<strong>im</strong> gemütlichen Korso vorbeigezogen sind,<br />
setzt ein echtes Spektakel ein: Denn jetzt wird<br />
der Angriff auf Pearl Harbor nachgestellt, mit<br />
viel Rauch, Explosionen und Feuerwerk. Dabei<br />
ist auch die Curtis P-40 Warhawk in der<br />
50
Luft. »Ein sexy Flugzeug, haargenau das richtige,<br />
um Frauen zu verführen. Aber leider<br />
nicht so leistungsfähig wie andere Warbirds «,<br />
bewertet Moderator Bernard Chabbert das<br />
recht seltene Exemplar am europäischen<br />
H<strong>im</strong>mel.<br />
Gelungener letzter Auftritt<br />
Eine geniale Vorführung liefert dann Stephan<br />
Grey auf seiner Grumman Bearcat. »Er fliegt<br />
Jo-Jo, ohne Änderungen am Leistungshebel,<br />
<strong>im</strong>mer mit 2.600 U/min«, lautet dazu der<br />
Kommentar. Mit seinen 70 Jahren ist der britische<br />
Business- und Gentleman in seiner<br />
He<strong>im</strong>at bereits am Ende seiner langen Display-Karriere<br />
angekommen, und er nutzt<br />
diesen Sonntagnachmittag in La Ferté-Alais,<br />
um sich nun endgültig und angemessen von<br />
der Airshow-Bühne zu verabschieden. Nach<br />
der Landung steigt Grey unter stürmischem<br />
Applaus mehr als gerührt aus dem Cockpit<br />
und dankt auf Französisch dem Publikum.<br />
»Ich sage ›Merci‹, und ich bin sehr geehrt,<br />
dass ich vor ihnen meine letzte Vorführung<br />
fliegen durfte.«<br />
Mit der Bearcat war auch die höchste Leistungsstufe<br />
jener Propellerjäger erreicht, die in<br />
den Konflikten von Korea und Vietnam letztmals<br />
in großem Maßstab verwendet wurden.<br />
Besonders in Vietnam waren dies die AH-1<br />
Skyraider, aber auch die T-28. Sie diente als<br />
»Bomb Truck« und zur Luftnahunterstützung,<br />
was in einem eigenen Showblock gewürdigt<br />
wird. Dazu rockt natürlich auch wieder<br />
die passende Musik aus den Boxen.<br />
Düse und Propeller perfekt vereint<br />
Den Übergang vom Propeller zu den Jets repräsentiert<br />
dann die »Hommage Hawker«, eine<br />
Formation aus der Hawker Fury und<br />
Hawker Hunter. 2480 PS bringen die Fury auf<br />
eine Geschwindigkeit bis zu 700 km/h, und<br />
sie hat somit kein Problem, der düsengetriebenen<br />
Hunter zu folgen. Offenbar gibt es dabei<br />
viel Arbeit für die Piloten, denn neben<br />
dem sonoren Propellergeräusch hört man<br />
ständig das Spiel am Gashebel des Jets. Die<br />
Rauchspuren, die beide hinter ihren Flächenspitzen<br />
hinterherziehen, machen das Spektakel<br />
perfekt!<br />
Natürlich gibt es an diesem Tag auch einige<br />
Jet-Teams und Kunstflugvorführungen<br />
zu sehen. Aber die »Temps des Hélices – Die<br />
Zeit der Propeller«, wie die Veranstaltung<br />
seit Jahrzehnten bezeichnet wird, hat ihren<br />
Schwerpunkt eben bei den Propellerflugzeugen,<br />
und passend dazu wird zum krönenden<br />
Abschluss die Uhr noch einmal sehr<br />
weit zurückgedreht. Der »Memorial Flight«<br />
steht auf dem Programm, und jeder ist gespannt,<br />
welche ihrer kostbaren Maschinen<br />
das ambitionierte Team denn diesmal präsentieren<br />
wird.<br />
Technische Probleme und nicht zuletzt der<br />
relativ starke Wind führen am Samstag dazu,<br />
dass leider nur die französische SPAD XIII<br />
starten kann. Am Sonntag jedoch, buchstäblich<br />
während der letzten Minuten der Show,<br />
gibt es eine Premiere, denn zum ersten Mal<br />
erhebt sich die SPAD zusammen mit der<br />
Fokker D.VII in die Luft. Natürlich fliegen<br />
sie nicht so dynamisch wie ein paar Stunden<br />
zuvor die Repliken der britischen und deutschen<br />
Doppel- und Dreidecker, aber sie sind<br />
doch recht nahe beieinander, ziehen enge<br />
Kreise und bewegen sich ab und zu auch in<br />
Formation.<br />
Vorbeiflüge gibt es so viele, da kann man<br />
ruhig einmal die Augen schließen und der<br />
Musik der Motoren lauschen, deren Unterschiede<br />
deutlich auszumachen sind. Und<br />
zum Abschluss lässt es sich Moderator Bernard<br />
Chabbert nicht nehmen, die Flugzeuge<br />
noch einmal mit dem »Schloss von Versailles«<br />
zu vergleichen. Eine treffende Assoziation,<br />
wenn man die historische Bedeutung dieser<br />
Maschinen und die Authentizität ihres Nachbaus<br />
bedenkt. Hier <strong>im</strong> Süden von Paris passen<br />
Kultur- und Technikgeschichte einfach<br />
pr<strong>im</strong>a zusammen – und machen Lust auf ein<br />
Wiedersehen <strong>im</strong> nächsten Jahr.<br />
■<br />
»Nooky Booky IV« ist für viele eine gute alte Bekannte und war auch dieses Jahr wieder mit dabei<br />
Die Yak-3 – in Frankreich natürlich in den Farben des berühmten Normandie-Njemen-Geschwaders<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2014<br />
51
SERIE<br />
Der<br />
Luftkrieg<br />
von 1939–1945<br />
Die Me 163 besaß eine phänomenale<br />
Steigrate und war in kürzester<br />
Zeit auf Abfanghöhe der<br />
Bomber. Die Luftwaffe hoffte, mit<br />
Mustern wie diesem, ihre zahlenmäßige<br />
Unterlegenheit ausgleich<br />
zu können Foto Dietmar Hermann<br />
DIE ME 163 IM EINSATZ GEGEN ALLIIERTE BOMBER<br />
Höllenritt auf der »Komet«<br />
Aus der Sicht der Wehrmacht überschlugen sich <strong>im</strong> Sommer 1944 die Ereignisse an allen<br />
Fronten. Die Luftwaffe war ihren Gegnern zahlenmäßig deutlich unterlegen, aber dennoch<br />
<strong>im</strong>mer wieder für eine unangenehme Überraschung gut<br />
Von Peter Cronauer<br />
Ende Juli berichteten Mustang-Piloten<br />
der 359. Fighter Group, sie hätten bei einem<br />
Begleitschutzeinsatz für B-17 über<br />
Merseburg zunächst zwei sich extrem schnell<br />
fortbewegende Kondensstreifen bemerkt und<br />
dann seien die Bomber von fünf kleinen und<br />
außerordentlich schnell fliegenden Maschinen<br />
attackiert worden. Bei den Angreifern<br />
handelte es sich um ein neuartiges, »Komet«<br />
genanntes Luftfahrzeug, dessen wechselvolle<br />
Entwicklungsgeschichte bis in die Mitte der<br />
1930er-Jahre zurückreicht, mit den Namen<br />
seines Konstrukteurs, Alexander Lippisch, sowie<br />
der Testpiloten Heini Dittmar und Rudolf<br />
Opitz verbunden ist und in deren Verlauf ein<br />
Flugzeug erstmalig schneller als 1000 km/h<br />
flog: die Messerschmitt Me 163. Das erste in<br />
Serie produzierte, raketengetriebene Flugzeug<br />
der Welt verkörperte ein völlig neuartiges<br />
Konzept. Ein Raketentriebwerk katapultierte<br />
das kleine Jagdflugzeug innerhalb weniger<br />
Minuten auf 8000 bis 10 000 Meter Hö -<br />
he; von dort aus sollte es einen herannahenden<br />
Feindverband angreifen und dann, wenn<br />
die Treibstofftanks leergeflogen waren, als antriebsloser<br />
Gleiter zur Erde zurückkehren und<br />
landen. Seine Schöpfer betraten bei der Ent-<br />
1.9.1939 Polenfeldzug,<br />
Beginn des Zweiten Weltkriegs<br />
10.5.1940 Westfeldzug<br />
9.4.1940 Unternehmen<br />
»Weserübung«<br />
10.7.–31.10.1940 »Luftschlacht«<br />
um England<br />
22.6.1941 Deutscher<br />
Angriff auf die UdSSR<br />
7.12.1941 Japanischer<br />
Überfall auf Pearl Harbor<br />
1939 1940 1941 1942<br />
52
wicklung in vieler Hinsicht Neuland, auch <strong>im</strong><br />
Hinblick auf die Auswirkungen derartiger<br />
Flüge auf die Piloten. Noch nie zuvor waren<br />
Menschen in auch nur annähernd vergleichbar<br />
kurzer Zeit in solche Höhen vorgedrungen.<br />
Die medizinische Erforschung der Auswirkungen<br />
und Folgen steckte noch in den<br />
Kinderschuhen. Tatsächlich bekamen es manche<br />
Flugzeugführer mit unvorhergesehenen<br />
und äußerst schmerzhaften Begleiterscheinungen<br />
zu tun: Der rasante Druckabfall während<br />
des Aufstiegs konnte Barotraumata verursachen.<br />
Fotos, soweit nicht anders angegeben, Sammlung Ringlstetter<br />
Abtransport einer Me 163 B. Nach der Landung mussten die <strong>im</strong> Gleitflug auf einer Kufe gelandeten<br />
Raketenjäger mit einem speziellen Hubwagen vom Feld geholt werden<br />
Voller Körpereinsatz<br />
Betroffen waren sämtliche Bereiche des<br />
menschlichen Körpers, die mit Luft oder Gasen<br />
gefüllt sind, welche sich bei fallendem<br />
Luftdruck ausdehnen. Das gilt für die Lunge,<br />
Stirn-, Kiefer- und Nasennebenhöhlen,<br />
aber auch für kariöse Zähne, insbesondere<br />
dann, wenn vorhandene Gase nicht durch<br />
plombierte oder überkronte Löcher entweichen<br />
können. Auch der Verdauungstrakt<br />
wurde in Mitleidenschaft gezogen. Herman<br />
»Mano« Ziegler, erfahrener Pilot der Me 163<br />
und unter anderem Ausbildungsleiter be<strong>im</strong><br />
»Erprobungskommando 16«, schilderte, dass<br />
sich jedes »winzigste Fürzlein in den Eingeweiden<br />
zu einem Ballon ausdehnte«. Mehrfach<br />
brachen Piloten ihre Flüge aufgrund von<br />
plötzlich krampfartig auftretenden und unerträglichen<br />
Schmerzen ab.<br />
Die technische Lösung für derartige Probleme<br />
war bekannt. Doch um Platz und Gewicht<br />
zu sparen, hatte man bei der Konstruktion<br />
auf den Einbau einer Druckkabine<br />
verzichtet, sie wurde erst bei einer späteren<br />
Version berücksichtigt, die aber nicht mehr<br />
realisiert wurde. Den Blähungen begegnete<br />
man stattdessen mit einer speziellen Höhendiät-Kost,<br />
und diverse Übungsprogramme –<br />
unter anderem in Druckkammern – sollten<br />
die Piloten besser auf die besonderen Umstände<br />
ihrer Einsatzart vorbereiten; doch<br />
letztendlich kam es vor allem auf den gesundheitlichen<br />
Gesamtzustand sowie die<br />
individuelle Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit<br />
des Einzelnen an. Immerhin war seinerzeit<br />
bereits bekannt, dass die Symptome<br />
der Höhenkrankheit bis in die Höhe von<br />
12 000 Metern durch die Verabreichung von<br />
100-prozentigem Sauerstoff zumindest gemindert,<br />
wenn nicht aufgehoben werden<br />
konnten. Eine entsprechende Anlage war in<br />
der »Komet« vorhanden.<br />
Die Steigrate der Me 163 übertraf diejenige<br />
aller anderen Flugzeuge weltweit um ein<br />
Mehr- bis Vielfaches, beispielsweise stieg sie<br />
zehnmal schneller als eine P-51. Allerdings<br />
Die Steigrate der Me 163 übertraf diejenige<br />
aller anderen Flugzeuge.<br />
hatten die Flugzeugführer des »Erprobungskommandos<br />
16« und später des JG 400, des<br />
ersten »Kometen«-Einsatzverbands, keineswegs<br />
nur mit den physiologischen Folgen jener<br />
Steigrate zu kämpfen; die größte Bedrohung<br />
für den Insassen befand sich in der<br />
Maschine selbst: ihr Antrieb.<br />
Auch die Entwicklungsgeschichte des<br />
»heißen« Raketentriebwerks HWK 109-509,<br />
das den »Kometen« so vehement in den H<strong>im</strong>mel<br />
beförderte, reicht bis in die Vorkriegszeit<br />
zurück. Im Lauf der Jahre schufen Hellmuth<br />
Walter und seine Mitarbeiter eine wahre Höllenmaschine:<br />
Im Rumpfinneren der Me 163 B<br />
brodelte eine Teufelsküche, deren Zutaten »C-<br />
Stoff«, »T-Stoff« und »Braunstein« hießen (siehe<br />
Kasten Seite 54).<br />
Brandgefährliche Mischung<br />
Bereits geringe Mengen C- und T-Stoffs reagierten<br />
heftig miteinander, schon wenige zusammengeträufelte<br />
Tropfen ergaben »eine gewaltige<br />
Stichflamme«, wie man Umschülern<br />
auf die »Komet« zu Anschauungszwecken<br />
gerne vorführte. Be<strong>im</strong> »scharfen« Einsatz mit<br />
der voll betankten Me 163 B saß der Pilot<br />
dann zwischen mehr als 1600 Litern dieser<br />
Stoffe, jeweils verteilt auf mehrere Tanks in<br />
Rumpf und Flügeln. Dabei konnte es auch<br />
ohne Explosion zu Unfällen mit Todesfolge<br />
kommen, selbst bei vermeintlich leichten Havarien:<br />
Falls ein Verunglückter – warum auch<br />
<strong>im</strong>mer – in Kontakt mit auslaufendem »T-<br />
Stoff« kam, wurde er von der aggressiven<br />
Substanz schlichtweg zersetzt. Daran änderte<br />
auch ein später eingeführter »Schutzanzug«<br />
nichts, der seinen Träger zwar in trügerischer<br />
Sicherheit wiegen konnte, aber <strong>im</strong> Ernstfall<br />
nichts verhinderte.<br />
Die Me 163 war eine gelungene Mischung<br />
aus Hochgeschwindigkeits- und Segelflug-<br />
2.2.1943 Untergang der<br />
6. Armee in Stalingrad<br />
5.7.1943 Unternehmen<br />
»Zitadelle«<br />
6.6.1944 D-Day<br />
1943 1944 1945<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2014<br />
53
SERIE<br />
Der<br />
Luftkrieg<br />
von 1939–1945<br />
US-Bomber waren das bevorzugte Angriffsziel<br />
der Me 163, hier Boeing B-17 Flying Fortress<br />
der 92nd Bomb Group<br />
Foto US Air Force<br />
zeug, und auch alliierte Piloten, die das Muster<br />
nach dem Krieg nachflogen, bescheinigten<br />
ihm sehr gute und ausgewogene Flugeigenschaften.<br />
Unter anderem soll kein »Komet« jemals<br />
ins Trudeln geraten sein, weder absichtlich,<br />
noch aus Versehen. Dennoch stellte die<br />
Me 163 hohe Anforderungen an ihre Flugzeugführer.<br />
Einerseits mussten sie mit dem<br />
raketengetriebenen Hochgeschwindigkeitsflug<br />
zurechtkommen, andererseits den voll<br />
kunstflugtauglichen Segelflieger beherrschen.<br />
Vor allem bei der Landung. Denn dem Sparzwang<br />
an Gewicht und Platz fiel bei der Konstruktion<br />
nicht nur die eigentlich erforderlich<br />
gewesene Druckkabine zum Opfer, sondern<br />
bicht« ergänzt wurde (siehe <strong>FLUGZEUG</strong><br />
<strong>CLASSIC</strong> 8/2013).<br />
Wer damit gut zurecht kam, konnte auch<br />
die Me 163 auf ihrer ungefederten Kufe landen.<br />
Das gelang jedoch nicht <strong>im</strong>mer. Zu hartes<br />
Aufsetzen konnte schwere Folgen haben,<br />
wobei eine eventuelle Wirbelsäulenverletzung<br />
noch das kleinere Übel war, verglichen<br />
mit der Möglichkeit, dass irgendetwas <strong>im</strong> Inneren<br />
der Maschine riss, brach, platzte oder<br />
sonst wie undicht wurde. Mehrfach kam es<br />
deshalb zu tödlichen Unfällen, weil Treibstoffreste<br />
explodierten, Gase oder sogar T-<br />
Stoff ins Cockpit strömten und den Piloten<br />
verätzten oder gar zersetzten. Insgesamt kaauch<br />
ein fest eingebautes Fahrwerk. Stattdessen<br />
startete die Me 163 auf einem Räderpaar<br />
mit Achse, das kurz nach dem Start abgeworfen<br />
wurde, und landete wie ein Segelflugzeug<br />
auf dem Bauch – wenngleich auf einer ausfahrbaren<br />
Kufe.<br />
Diesbezüglich waren erfahrene Segelflieger<br />
klar <strong>im</strong> Vorteil wie Heini Dittmar, Rudolf<br />
Opitz oder Wolfgang Späte, die schon vor<br />
dem Krieg prominente Segelflieger waren.<br />
Aber auch der fliegerische Nachwuchs für<br />
den Raketenjäger wurde entsprechend geschult,<br />
wobei die allgemeine segelfliegerische<br />
Ausbildung durch eine spezielle Heranführung<br />
an die »Komet« mittels »Stummelha-<br />
In sieben Behältern kamen<br />
insgesamt 1660 Liter<br />
Treibstoff unter<br />
Ein Blick in Teufels Küche<br />
»C-Stoff« bestand aus 30 Prozent Hydrazinhydrat,<br />
57 Prozent Methanol und 13 Prozent<br />
Wasser mit Restanteilen von Kalium-<br />
Kupfer-Cyanid, »T-Stoff« aus 80 Prozent<br />
Wasserstoffperoxid und 20 Prozent 8-Hyd -<br />
roxychinolin. Be<strong>im</strong> Startvorgang wurde zunächst<br />
T-Stoff in einem mit »Braunstein«<br />
(Mangandioxid) gefüllten Zersetzertopf in<br />
ein heißes Sauerstoff-Dampfge misch zersetzt,<br />
das eine mehrflutige Turbopumpe<br />
antrieb, welche die T- und C-Stoffe in die<br />
Brennkammer des Walter-Triebwerks förderte.<br />
Be<strong>im</strong> Aufeinandertreffen der beiden<br />
hochreaktiven Stoffe kam es dann zur um<br />
die 2000 Grad heißen Verbrennung. Die<br />
Leistung des Triebwerks konnte vom Piloten<br />
fünfstufig geregelt werden, die in der<br />
Me 163 B-1 eingebaute Version B-1 leistete<br />
unter Volllast bis zu 2000 Kilopond. ■<br />
54
Anfang 1944 erhielt das Erprobungskommando<br />
16 erste Einsatzflugzeuge,<br />
darunter auch diese Me 163 B-1<br />
Zeichnung H. Ringlstetter/Aviaticus<br />
Der Hahn wird langsam zugedreht<br />
Mit dem Seitenwechsel Rumäniens und<br />
der Besetzung der Region um Ploiesti<br />
durch Truppen der Roten Armee verebbte<br />
gegen Ende August 1944 auch der seit<br />
mehr als drei Jahren dauernde, wechselvoll<br />
verlaufende und für alle Beteiligten<br />
verlustreiche Luftkrieg um die dortigen<br />
Ölfelder und Raffinerien. Die deutsche<br />
Luftwaffe verlor ihre bislang wichtigste<br />
Quelle bei der Treibstoffversorgung, und<br />
men in der Geschichte der Me 163 mehr Flugzeugführer<br />
während Schulung, Übung und<br />
Erprobung ums Leben als bei den eigentlichen<br />
Kampfeinsätzen.<br />
Dabei hatte die neue Waffe das Überraschungsmoment<br />
zunächst auf ihrer Seite;<br />
Mustang, Lightning und Co. blieb <strong>im</strong> wahrsten<br />
Sinne des Wortes nur das Nachsehen. Keine<br />
alliierte Maschine konnte mit der überragenden<br />
Steigleistung und Geschwindigkeit<br />
der kleinen und wendigen Flitzer mithalten,<br />
solange das Walter-Raketentriebwerk lief.<br />
Setzte dieses aus, was gelegentlich vorkam,<br />
oder waren die Treibstofftanks leergeflogen,<br />
wurde aus der »Komet« ein schwerer Segelflieger<br />
mit kurzer Spannweite. Zwar konn-<br />
in der Folge verstärkten die Alliierten ihre<br />
Luftangriffe auf die noch <strong>im</strong> Einflussbereich<br />
der Wehrmacht in Österreich, Ungarn<br />
und Deutschland gelegenen Ölförderanlagen,<br />
Raffinerien und <strong>Hydrierwerke</strong> (siehe<br />
Titelgeschichte). Der zunehmende Treibstoffmangel<br />
wirkte sich alsbald auch auf<br />
den Betrieb der Messerschmitt Me 163<br />
aus, sowohl bei der Schulung als auch <strong>im</strong><br />
Einsatz.<br />
■<br />
ten die Piloten dann <strong>im</strong> Sturz nochmals<br />
Fahrt aufnehmen für einen neuerlichen Aufschwung,<br />
doch auch über derartige Wellenbewegungen<br />
hinweg führte der Weg nur<br />
noch nach unten. Das fanden die <strong>alliierten</strong><br />
Jagdpiloten bald heraus, warteten dann eben<br />
ab, bis es so weit war, und bliesen dann ihrerseits<br />
zum Halali.<br />
Doch die Me 163 war auch als Segler keine<br />
leichte Beute: Mit ihrer konsequent auf Hochgeschwindigkeit<br />
ausgelegten Aerodynamik –<br />
unter anderem mit nach hinten gepfeilten<br />
Flügeln – wurde sie auch <strong>im</strong> Sturz außergewöhnlich<br />
schnell. Zudem war sie klein und<br />
kompakt gebaut, bot somit kein gutes Ziel,<br />
und nicht zuletzt konnte sie dank ihrer Wen-<br />
Oberhalb der Instrumententafel ist die 90 Mill<strong>im</strong>eter starke Panzerglasscheibe zu sehen<br />
digkeit ihren Verfolgern manches Schnippchen<br />
schlagen. Doch insgesamt hatte ihr Pilot<br />
das Heft des Handelns nicht mehr in der<br />
Hand, denn ohne eigenen Antrieb konnte er<br />
nur noch reagieren. Eine landende »Komet«<br />
konnte nicht mehr durchstarten, blieb dort<br />
liegen, wo sie gelandet war, und kam nur mit<br />
fremder Hilfe weiter. Daher griffen die <strong>alliierten</strong><br />
Jäger gemäß dem Grundsatz »Wenn du<br />
sie in der Luft nicht kriegen kannst, dann hol’<br />
sie dir am Boden« die Flugplätze der Me 163<br />
<strong>im</strong> Tiefflug an. Somit wurden vor dem Start<br />
oder nach der Landung wesentlich mehr »Kometen«<br />
am Boden zerstört als in der Luft.<br />
Nur ein Tropfen auf dem heißen Stein<br />
Umgekehrt erfüllte sie die in sie gesetzten<br />
Erwartungen als »Bomberkiller« nicht, und<br />
das lag nicht nur an ihrer geringen Zahl. Zwar<br />
besaß die Me 163 ausreichend Feuerkraft, allerdings<br />
wirkte sich ihre hohe Geschwindigkeit<br />
hier zum Nachteil aus, denn zum Zielen<br />
und Schießen blieb den Piloten nur sehr wenig<br />
Zeit. Eine per Infrarotsender und Fotozelle automatisch<br />
auslösende Waffe, bei der der Pilot<br />
nur noch unter einem gegnerischen Flugzeug<br />
durchfliegen, aber nicht mehr selber schießen<br />
musste, wurde zwar noch entwickelt, kam<br />
aber nicht mehr nennenswert zum Einsatz.<br />
Insgesamt sollen neun Bomber-Abschüsse<br />
auf das Konto der Raketenjäger gegangen<br />
sein. Und auch wenn hier manche Quellen geringfügig<br />
nach oben oder unten abweichen:<br />
Aus der Sicht der »Reichsverteidigung« war<br />
dies noch nicht einmal ein Tropfen auf den<br />
heißen Stein. Auch stand dieses Ergebnis in<br />
keinem guten Verhältnis zum Aufwand, der<br />
dafür getrieben wurde. Gemessen am gesamten<br />
Luftkriegsgeschehen <strong>im</strong> Zweiten Weltkrieg<br />
war die Me 163 kaum mehr als eine<br />
Randnotiz. Allerdings reichen ihre Anfänge in<br />
eine Zeit zurück, als Doppeldecker noch zur<br />
Standardausrüstung von Luftstreitkräften<br />
zählten, und sie wirkte noch weit über das<br />
Kriegsende hinaus: »Kometen« zählten zur<br />
bevorzugten Beute der Siegermächte, viele ihrer<br />
Konstruktionsmerkmale inspirierten die<br />
Luftfahrtforschung und -industrie rund um<br />
den Globus, und nicht zuletzt setzten später<br />
auch Alexander Lippisch und Hellmuth Walter<br />
in den USA ihre Arbeit fort.<br />
■<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2014<br />
55
MODELLBAU<br />
Tamiya brachte den Grundbausatz für die<br />
»deutsche« P-47 vor Jahren auf den Markt<br />
REPUBLIC P-47D THUNDERBOLT VON TAMIYA IN 1:48<br />
Der fliegende Wanderzirkus<br />
Kenne den Feind! Diese Binsenweisheit gilt zustellen – dies brachte ihr den Spitznamen ckierte man mit RLM74 und die Unterseiten<br />
vor allem <strong>im</strong> Luftkrieg. Und auch die »Wanderzirkus Rosarius« ein.<br />
und das Leitwerk strichen die Deutschen mit<br />
ehemalige deutsche Luftwaffe stellte mit der<br />
2./Versuchsverband Oberbefehlshaber der<br />
Luftwaffe eine Formation auf, die aus erbeuteten<br />
Feindmaschinen bestand. Unter dem Kommando<br />
von Hauptmann Theodor Rosarius flog<br />
die Einheit von Flugplatz zu Flugplatz, um die<br />
<strong>alliierten</strong> Flugzeuge den eigenen Piloten vor-<br />
Die Republic P-47D2 mit der Seriennummer<br />
42-22490, die <strong>im</strong> November 1943 bei Caen in<br />
der Normandie in die Hände der Deutschen<br />
fiel, war eine dieser Maschinen. Man überstellte<br />
sie nach Rechlin und gab ihr die deutsche<br />
Kennung T9-FK mit einer etwas abgewandelten<br />
deutschen Farbgebung. Die Oberseiten la-<br />
RLM04 gelb an, sodass die eigenen Piloten sie<br />
besser erkennen konnten.<br />
Tamiya brachte nun exakt diesen Warbird in<br />
1:48 auf den Markt, und nach Meinung von<br />
Modellbauer Tolga Ulgur aus Istanbul handelt<br />
es sich hier um einen der besten Bausätze in<br />
diesem Maßstab. So präsentiert sich der Kit<br />
Vor dem Einbau wird der Modellbauer noch mit einem großartigen Einblick<br />
ins Cockpit belohnt<br />
Tamiyas »Kanarienvogel« macht nicht nur als fertiges Modell eine gute<br />
Figur, sondern erfreut bereits be<strong>im</strong> Zusammenbau<br />
Modell und Fotos Tolga Ulgur<br />
56
Modellbau-News<br />
REVELL<br />
Vought F-4U-1A in 1:72<br />
(Kit: 03983). Revell hat<br />
einen neuen Kit des berühmten<br />
Marinejägers<br />
mit gut 60 Teilen auf<br />
den Markt gebracht. Die<br />
Bauteile sind sauber ausgeführt und besitzen<br />
fein strukturierte Oberflächen mit guten Gravuren.<br />
Cockpit, Motor und Fahrwerk zeigen sich recht<br />
detailliert. Mit den tollen Decals können zwei<br />
Maschinen gebaut werden. Preis: 8,99 €<br />
»Gelber Engel«: Das Lackieren des Modells ist vergleichsweise einfach<br />
sehr fein gestaltet und mit tollen Gravuren. Die<br />
Teile sind sehr passgenau, was den Bau des<br />
Modells natürlich erheblich erleichtert. Das<br />
Cockpit kommt eigentlich ohne Zusatzelemente<br />
aus, da es bereits von Werk aus sehr gut aussieht.<br />
Ulgur entschied sich aber trotzdem für<br />
Die fertiggestellte Maschine vor dem Zusammenbau<br />
das Instrumentenbrett und die Sitzgurte von<br />
eduard. Dazu baute er das Zielgerät aus Metall<br />
von Tally Ho ein. Die Tamiya-Räder ersetzte<br />
der Modellbauer durch Ultracast Covered<br />
Wheels With Diamond Tread. Außerdem benutzte<br />
er das Loon Models Early P-47 Cowl<br />
Flaps Set, um die Tamiya-Maschine ohne großen<br />
Aufwand in eine richtige D2-Variante zu<br />
verwandeln. Die Abziehbilder besorgte sich<br />
Ulgur über Cutting Edge (Nr. CED48256 Zirkus<br />
Rosarius-Special Missions Part 1). Für die<br />
Bemalung benutzte er Farbtöne von Gunze<br />
Sangyo. Nachdem er die Abziehbilder aufgeklebt<br />
und das Modell gealtert hatte, kam noch<br />
mal eine farblose Mattlackschicht als Schutzschicht<br />
über den gesamten Vogel. Der Bau<br />
machte Ulgur viel Freude, weil damit ein seltenes<br />
Stück Flugzeuggeschichte <strong>im</strong> Ausstellungsregal<br />
steht. Er arbeitet zurzeit an weiteren<br />
Flugzeugen des »Zirkus Rosarius« und wir<br />
sind schon auf das nächste Modell gespannt.<br />
Othmar Hellinger/Tolga Ulgur<br />
Nein, dies ist kein Foto,<br />
keine Computeran<strong>im</strong>ation,<br />
sondern »nur« ein<br />
raffiniert gestaltetes<br />
Modell! Wie solche eindrucksvollen<br />
Dioramen<br />
gelingen, zeigen wir Ihnen<br />
in der neuesten Ausgabe<br />
von ModellFan (9/2014),<br />
die am Kiosk für Sie<br />
bereitliegt!<br />
HOBBYBOSS/<br />
FALLER<br />
Blohm&Voss BV 141 in 1:48<br />
(Kit: 81728). Die Chinesen<br />
überraschen uns mit dem<br />
asymmetrischen Beobachtungsflugzeuges,<br />
das über das Versuchsmuster-<br />
Stadium allerdings nicht hinauskam. Die mehr als<br />
110 Bauteile überzeugen mit feinen Gravuren und<br />
Oberflächendetails. Das Cockpit weist eine gute<br />
Ausstattung auf und lässt zu Verfeinerungen<br />
hinreißen, da man hier einen guten Einblick<br />
aufgrund der Glaskanzel hat. Abziehbilder für zwei<br />
Prototypen liegen bei. Preis: 34,99 €<br />
WINGNUT WINGS<br />
Albatros D.Va (OAW) in 1:32<br />
(Kit: 32047). Die Neuseeländer<br />
haben eine weitere<br />
Variante des Jägers aus dem<br />
Ersten Weltkrieg <strong>im</strong> Maßstab<br />
1:32 auf den Markt gebracht. Der Karton ist bis<br />
oben hin mit Bauteilen gefüllt, die sehr gute Gravuren<br />
und tolle Stoffstrukturen an den Oberflächen<br />
aufweisen. Eine umfangreiche Inneneinrichtung<br />
und ein Motornachbau runden das Modell ab. Mit<br />
den gelungenen Decals können fünf Maschinen<br />
dargestellt werden. Preis: 69,99 $ (zu bestellen<br />
unter www.wingnutwings.com)<br />
AIRFIX/GLOW2B<br />
Messerschmitt Bf109E-<br />
4/E-1 in 1:48 (Kit:<br />
A05120A). Die Eng -<br />
länder kommen mit<br />
einer neuen Variante<br />
der »109« auf den Markt. Die über 100 Bauteile<br />
besitzen gute Oberflächenstrukturen und alle<br />
Ruderflächen liegen einzeln bei. Ein gut ausgestattetes<br />
Cockpit und eine Pilotenfigur werten den<br />
Kit zusätzlich auf. Zwei deutsche Maschinen sind<br />
mit den Decals möglich. Preis: 23,99 €<br />
EDUARD<br />
The Longest Day – Spitfire<br />
Mk.IX in D-Day 70th Anniversary<br />
L<strong>im</strong>ited Edition in<br />
1:48 (Kit: 1191). eduard<br />
kommt ebenfalls mit einem<br />
Kit zum Jahrestag auf den Markt. Das bekannte und<br />
sehr gute Modell der Spitfire wird in fünf D-Day-Markierungen<br />
ausgeliefert. Dem Kit liegen zusätzlich<br />
Ätzteile fürs Cockpit und Brassinteile für eine<br />
Bombe bei. Preis: 39,99 €<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2014<br />
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Detailliertes Je nach Cockpit Typ weitere Fahrwerk Funktionen einklappbar129 Bewegliche € Landeklappen<br />
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<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2014<br />
59
TERMINE / MUSEUMSTIPP<br />
Auch in diesem<br />
Jahr war Duxford<br />
wieder eine<br />
Reise wert …<br />
… vor allem<br />
dank der<br />
menschlichen …<br />
… und der fliegenden Darsteller<br />
wie hier die beiden Buchón<br />
Fotos (3) G. Schmid<br />
TERMINE 2014<br />
FÜR DEUTSCHLAND,<br />
ÖSTERREICH UND SCHWEIZ<br />
SEPTEMBER<br />
13./14. September<br />
Flugplatzfest, Verkehrslandeplatz Pfullendorf,<br />
www.fsv-pfullendorf.de<br />
OKTOBER<br />
3.–5. Oktober<br />
Nostalgierundflüge mit Junkers Ju-52,<br />
Sonderlandeplatz Oberschleißhe<strong>im</strong>,<br />
www.ju-52.com<br />
25./26. Oktober<br />
Red Bull Airrace, Spielberg, Österreich,<br />
www.redbullairrace.com<br />
NOVEMBER<br />
8. November<br />
37. Internationale Flugzeug-Veteranen-<br />
Teile-Börse, Technik Museum Speyer,<br />
Peter Seelinger, pseelinger@t-online.de<br />
EUROPA<br />
SEPTEMBER<br />
13./14. September<br />
Belgian Air Force Days, Kleine Brogel Airbase,<br />
Belgien, www.belgianairforcedays.be<br />
20. September<br />
Classic Evening Airshow der Shuttleworth<br />
Collection, Old Warden Aerodrome,<br />
Großbritannien, www.shuttleworth.org<br />
20./21. September<br />
Airshow, Rennes/Frankreich,<br />
www.rennes-airshow.acriv.org<br />
20./21. September<br />
NATO Days & Czech Air Force Days,<br />
Ostrava/Tschechien, www.natodays.cz<br />
20./21. September<br />
Airshow, Bardolino/Italien,<br />
www.bardolinoairshow.it<br />
21. September<br />
Luftfahrtbörse, Flughafen Strasbourg-<br />
Entzhe<strong>im</strong>/Frachtgebäude, Frankreich,<br />
www.aileshistoriquesdurhin.fr<br />
22.–28. September<br />
Flying Week, Athen/Griechenland,<br />
www.athensflyingweek.gr<br />
27./28. September<br />
Internationale Airshow, Malta Int. Airport,<br />
www.maltaairshow.com<br />
OKTOBER<br />
5. Oktober<br />
Race Day Airshow der Shuttleworth Collection,<br />
Old Warden Aerodrome, Großbritannien,<br />
www.shuttleworth.org<br />
10./11. Oktober<br />
Airshow AIRE 75, Torrejon/Spanien,<br />
www.ejercitodelaire.mde.es<br />
WELTWEIT<br />
SEPTEMBER<br />
20./21. September<br />
Airshow, Naval Air Station Oceana, Virginia/<br />
USA, www.oceanaairshow.com<br />
OKTOBER<br />
3.–5. Oktober<br />
Airshow, Marine Corps Air Station Miramar,<br />
Kalifornien/USA, www.miramarairshow.com<br />
11./12. Oktober<br />
Airshow der Commemorative Air Force CAF,<br />
Midland, Texas/USA, www.airsho.org<br />
11./12. Oktober<br />
Red Bull Airrace, Las Vegas, Nevada/USA,<br />
www.redbullairrace.com<br />
25./26. Oktober<br />
Airshow, Naval Air Station Jacksonville,<br />
Florida/USA, www.nasjaxairshow.com<br />
NOVEMBER<br />
1./2. November<br />
Airshow, Houston-Ellington Airport, Texas/<br />
USA, www.wingsoverhouston.com<br />
7.–9. November<br />
Blue Angels Homecoming Airshow,<br />
Naval Air Station Pensacola, Florida/USA,<br />
www.naspensacolaairshow.com<br />
11.–16. November<br />
Airshow, Zhuhai/China,<br />
www.airshow.com.cn<br />
Alle Angaben sind ohne Gewähr.<br />
Kurzfristige Änderungen treten häufig ein,<br />
eventuell be<strong>im</strong> Veranstalter nachfragen!<br />
Sie planen eine Veranstaltung?<br />
Teilen Sie uns diese bitte möglichst frühzeitig mit:<br />
Fax: 0951/428 23, E-Mail: janluftfahrt@aol.com,<br />
Alexander Nüßlein, janluftfahrt.de<br />
BÜCHER<br />
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WM-21 Sólyom<br />
MIKAEL FORSLUND<br />
Heinkels in Schweden<br />
Weiss WM-21 Sólyom<br />
In englischer Sprache<br />
48 S., 108 s/w-Fotos sowie<br />
7 Farbprofile. Lanasta.<br />
www.lanasta.com.<br />
ISBN 978-90-8616-167-6.<br />
Preis: 13,95 €<br />
Bezugsquelle: Sound.<br />
Tel. 0177/288 29 68.<br />
www.sound-bm.com<br />
Als Ungarn in den Zweiten Weltkrieg<br />
eintrat, war der Manfred Weiss WM-21-<br />
Aufklärer das einzige Flugzeugmuster<br />
<strong>im</strong> Bestand seiner Streitkräfte, das aus<br />
eigener Provenienz kam. Seit 1938 <strong>im</strong><br />
Gebrauch, konnten die insgesamt 128<br />
gebauten Maschinen <strong>im</strong> scharfen Einsatz<br />
allerdings nur wenig punkten, sodass<br />
sie schließlich bis Kriegsende zu<br />
Ausbildungszwecken dienten. Ebenso<br />
umfangreich wie hochwertig illustriert,<br />
liefert der preisgünstige und gut geschriebene<br />
Band eine kompakte Darstellung<br />
der gesamten Entwicklungs- und<br />
Einsatzgeschichte dieses eher unbekannt<br />
gebliebenen Doppeldeckers – bestens<br />
geeignet für luftfahrthistorisch interessierte<br />
Leser wie Modellbauer. WM<br />
Der renommierte Autor befasst sich hier<br />
mit den insgesamt 122 Heinkel-Maschinen,<br />
die zwischen den 1920er- und<br />
1950er-Jahren be<strong>im</strong> schwedischen Militär<br />
in Dienst standen – vorwiegend typenchronologisch<br />
gegliedert, angefangen<br />
bei der HE 1 bis hin zur He 114 und<br />
He 115. Ein kurzes Schlusskapitel gehört<br />
dem Wiederaufbau einer He 111 (Kennung<br />
1H+DN) in Varberg. Obwohl der<br />
Text ausschließlich in Schwedisch gehalten<br />
ist, hat das Buch selbst für den<br />
rein deutschsprachigen Leser viel Interessantes<br />
und zum Teil sicher Unbekanntes<br />
zu bieten. Dazu kommen über<br />
800 (!) Fotos, sodass die gelungene Zusammenschau<br />
rundum empfohlen werden<br />
darf!<br />
WM<br />
Heinkelflug I Sverige<br />
In schwedischer Sprache<br />
350 S., über 800 s/w- und<br />
Farbfotos, 18 Farbprofile.<br />
Mikael Forslund Produktion AB.<br />
ISBN 978-91-977677-7-4.<br />
Preis: 46,80 €<br />
Bezugsquelle:<br />
Fachbuchhandlung Schmidt.<br />
Tel. 089/70 32 27.<br />
www.christian-schmidt.com<br />
60
Fotos Alexander Gilles mit bestem Dank<br />
Flugzeugträger haben in der USA eine lange<br />
Tradition. Aufgrund der langen Küsten<br />
und zur Präsenz einer Großmacht auf allen<br />
Weltmeeren hat die US Navy bereits früh mit<br />
der Entwicklung und ihrem Einsatz begonnen.<br />
Die »Intrepid« gehört zu 24 (!) Trägern<br />
der Essex-Klasse und wurde wenige Tage vor<br />
dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor auf<br />
Kiel gelegt, leistete erfolgreiche Dienste <strong>im</strong><br />
Pazifikkrieg, in den 1960er-Jahren bei der<br />
Bergung von Astronauten und bei drei Einsätzen<br />
<strong>im</strong> Vietnamkrieg. 1974 stellte man sie<br />
außer Dienst.<br />
Im Dezember 1980 übernahm die »Intrepid<br />
Museum Foundation« als Träger das Schiff<br />
und wandelte es zum Museumsschiff um.<br />
Zwei Jahre später dockte die »Intrepid« in<br />
Manhatten am Pier 86 an, ihrem heutigen Liegeplatz.<br />
Zusammen mit dem U-Boot »Growler«,<br />
den Zerstörern »Edson« und »Slater«,<br />
dem Forschungsschiff »Elisabeth M. Fisher«<br />
Ein Blick auf das Flugdeck<br />
mit zahlreichen Maschinen<br />
und dem Hubschrauberträger »Guadalcanal«<br />
wird hier der größte Marine-Museumskomplex<br />
der Welt präsentiert.<br />
Das Hangardeck der Intrepid ist in vier<br />
Museumshallen aufgeteilt, welche die Bereiche<br />
Pionierzeit, US Navy, Geschichte der »Intrepid«<br />
und Marine-Technologie abdecken.<br />
Die meisten der rund 30 gezeigten Flugzeuge,<br />
Helikopter und Flugkörper sind jedoch auf<br />
dem Flugdeck ausgestellt.<br />
Überwiegend stammen sie aus den Jahrzehnten<br />
nach dem Zweiten Weltkrieg. Neben<br />
den klassischen amerikanischen Trägermaschinen<br />
wie Douglas Skyhawk, Grumman<br />
Avenger, Intruder, Tomcat und Tracker,<br />
McDonnell Phantom sowie Vought Crusader<br />
sind auch einige ausländische Muster wie<br />
Dassault Etandard, Hawker Harrier, IAI Kfir,<br />
MiG 15 und MiG 21 ausgestellt. Ein Exot auf<br />
Flugzeugträgern ist das Überschall-Verkehrsflugzeug<br />
Concorde. Peter W. Cohausz ■<br />
Wartungsszene an<br />
einer Avenger<br />
Intrepid Sea, Air and Space Museum<br />
Checkliste<br />
Pier 86<br />
West 46th Street and 12th Avenue<br />
New York 10036-4103, USA<br />
Telefon: 001/212/245 00 72<br />
Website: www.intrepidmuseum.org<br />
Öffnungszeiten:<br />
April–Sept.:<br />
Mo–Fr 10:00–17:00 Uhr<br />
Sa, So, Feiertage 10:00–18:00 Uhr<br />
Okt.–März:<br />
Di–So, Feiertage 10:00–17:00 Uhr<br />
Die »Intrepid« in ihrem<br />
He<strong>im</strong>athafen New York<br />
Eintritt:<br />
Erwachsene 22,00 $<br />
Rentner und Studenten 18,00 $<br />
Kinder 3–17 Jahre 17,00 $<br />
Kinder unter 3 Jahren frei<br />
Sonderpreise für Gruppen<br />
MUSEUMS-TIPP<br />
JACK HERRIS<br />
Rumpler-Flugzeuge<br />
W. A. HARRISON<br />
De Havilland Vampire<br />
Rumpler Aircraft of WW I<br />
Great War Aviation<br />
Centennial Series 11<br />
In englischer Sprache<br />
208 S., Softcover. 370 Fotos,<br />
53 Farbprofile. Aeronaut Books.<br />
www.aeronautbooks.com.<br />
ISBN 978-1-935881-21-6.<br />
Preis: 39,95 €<br />
Bezugsquelle:<br />
Fachbuchhandlung Schmidt.<br />
Tel. 089/70 32 27.<br />
www.christian-schmidt.com<br />
Der elfte Band der enzyklopädischen<br />
Reihe ist den Konstruktionen der Rumpler<br />
Flugzeugwerke GmbH gewidmet.<br />
Bis 1919 gingen mehr als 15 verschiedene<br />
Muster vom Wasserflugzeug bis zum<br />
Jäger aus dem Unternehmen hervor –<br />
besonders bekannt dürften dabei die<br />
Tauben sowie die Aufklärer der C.IV-Familie<br />
sein. Der fachkundig geschriebene<br />
Text ist typenchronologisch gegliedert,<br />
umfasst umfangreiches Datenmaterial<br />
und wird durch Maßstabsrisse, zahlreiche<br />
farbige Seitenansichten und hunderte<br />
Fotos bestens illustriert. Einzig die<br />
Papierqualität trübt den Gesamteindruck<br />
ein klein wenig. Fazit: ausgezeichnetes<br />
Nachschlagewerk, an dem<br />
kaum ein Weg vorbeiführt. WM<br />
Als lang ersehnte Wiederauflage kommt<br />
Band 27 der renommierten Warpaint-Serie<br />
zurück in den Buchhandel. Er widmet<br />
sich der Geschichte der De Havilland<br />
Vampire und ihrer internationalen Laufbahn<br />
als Tag- oder Nachjäger sowie als<br />
Jabo und Trainer. Wie bei Warpaint üblich,<br />
glänzt auch dieses Heft durch ansprechende<br />
und fundierte Ausführung.<br />
Zudem ist es voll mit gutem Bildmaterial<br />
sowie mit Dutzenden von Farbprofilen<br />
und zahlreichen Maßstabszeichnungen<br />
in 1:72. Tabellen mit Produktions- und<br />
Staffellisten runden die hochwertige Arbeit<br />
ab. Eine ebenso willkommene wie<br />
gelungene Neuauflage innerhalb der<br />
Heftreihe, die alles Relevante zur Vampire<br />
griffbereit hält.<br />
WM<br />
De Havilland Vampire<br />
Warpaint Series No. 27<br />
In englischer Sprache<br />
82 S., 164 s/w- u. Farbfotos,<br />
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<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2014<br />
61
OLDTIMER<br />
Nachbau Me 209<br />
Die fertige Me 209 V1. Auch wenn es nicht so<br />
aussieht, die Farbe ist Schwarzgrün 70!<br />
WELTREKORDMASCHINE ALS RIESEN-MODELL<br />
Der Rekordjäger<br />
Das Wort »zu groß« scheint für Modellbauer Udo Menke nicht zu existieren.<br />
Mit der gehe<strong>im</strong>nisumwitterten Me 209 wagte er sich jedoch diesmal an ein<br />
besonders kniffliges Projekt heran. Was er bei seiner Recherche über das Original<br />
herausfand, lässt aufhorchen<br />
Von Peter W. Cohausz<br />
62
Die Reste der legendären Messerschmitt<br />
Me 209 V1, mit der Fritz Wendel am<br />
26. April 1939 einen Geschwindigkeits-<br />
Weltrekord geflogen hat, stehen <strong>im</strong> Luftfahrtmuseum<br />
in Krakau. Und lange Zeit war dies<br />
der einzige Ort, an dem der Luftfahrtfreund<br />
dieses Muster in Augenschein nehmen konnte.<br />
Seit dem 13. März 2014 jedoch steht <strong>im</strong> Luftfahrtmuseum<br />
Laatzen der weltweit einzige<br />
flugfähige Nachbau der Me 209 V1 <strong>im</strong> Riesenmaßstab<br />
1:1,8. Das meisterhafte Modell stammt<br />
von Udo Menke, einem gelernten Kaufmann,<br />
der sich allerdings schon seit seinem 13. Lebensjahr<br />
mit dem Modellbau beschäftigt.<br />
Die große Leidenschaft des 69-Jährigen ist<br />
der Bau von Großmodellen in der Sparte Semi-Scale<br />
und Scale. Bereits 1976 entstand eine<br />
Messerschmitt Bf 110 C-1 mit 4,11 Meter<br />
Spannweite, gefolgt von mehreren Bf 109 F<br />
mit 3,30 Meter Spannweite und den Kennzeichen<br />
von Werner Mölders, Adolf Galland und<br />
Erwin Leykauf <strong>im</strong> Jahre 1979.<br />
1992 nahm Udo Menke Kontakt zum Luftfahrt-Bundesamt<br />
(LBA) auf, um eine Verkehrszulassung<br />
und den erforderlichen Luftfahrerschein<br />
für seine erste Bf 109 zu be -<br />
kommen. In der Folgezeit wurde er mehr und<br />
mehr zum Spezialisten für solche Großmodelle,<br />
entwickelte zusammen mit dem LBA<br />
Lufttüchtigkeitsforderungen für Nachbauten<br />
bis 150 Kilogramm und wurde Gutachter <strong>im</strong><br />
Deutschen Modellflieger Verband sowie später<br />
Prüfer und Gutachter <strong>im</strong> Deutschen Aeroclub.<br />
Seit 2006 ist er der bislang einzige öffentlich<br />
bestellte und vereidigte Sachverständige<br />
in Deutschland für solche Flugmodelle.<br />
Zwischenzeitlich baute er außerdem eine<br />
Bf 109 F-4 mit den Kennzeichen der »Gelben<br />
14« von Hans-Joach<strong>im</strong> Marseille <strong>im</strong> Maßstab<br />
1:3, die demnächst ihre Musterzulassung erhalten<br />
wird.<br />
2006 liebäugelte Udo Menke erstmals damit,<br />
eine Messerschmitt Me 209 V1 zu konstruieren.<br />
Das Quellenstudium hierfür war<br />
zunächst nicht ganz einfach, denn viele Veröffentlichungen<br />
gibt es nicht und manche<br />
detailliert wirkende Zeichnung zeigte Widersprüche<br />
und Fehler. So recherchierte er<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2014<br />
63
OLDTIMER<br />
Nachbau Me 209<br />
Als hätte man eine Original-<br />
Maschine restauriert!<br />
rund um den Globus und wertete in verschiedenen<br />
Archiven viele bisher unveröffentlichte<br />
Dokumente, Zeichnungen, Fotos<br />
und Protokolle aus.<br />
Eine weitere wichtige Quelle war der<br />
noch vorhandene Originalrumpf <strong>im</strong> Luftfahrtmuseum<br />
in Krakau, den er akribisch untersuchte<br />
und vermaß, auch <strong>im</strong> Hinblick auf<br />
die vorhandenen RLM-Farben. Eine überraschende<br />
Erkenntnis war hierbei, dass die<br />
Messerschmitt Me 209 zuletzt nicht, wie vielfach<br />
vermutet und publiziert, mit dunkelblau<br />
RLM 24 lackiert, sondern mit schwarzgrün<br />
RLM 70 bemalt war.<br />
Überraschung bei den Farbtönen<br />
Anhand eines Stücks Bespannstoff vom Seitenruder<br />
und der Fotos des Rumpfes konnte<br />
die für ihre rekonstruierten RLM-Farben bekannte<br />
Firma Kiroff die an der Me 209 V1 vorgefundenen<br />
Farbtöne wiederherstellen. Demnach<br />
hat die Maschine nacheinander mehrere<br />
Farbschemen getragen, bei denen zum Teil<br />
auch noch die Kennzeichen abgewandelt<br />
wurden: Zuoberst findet sich überraschenderweise<br />
Schwarzgrün 70 und das Kennzeichen<br />
D-INJR in Weiß. Darunter sind mehrere<br />
Schichten von Schwarzgrün 70 oder Blau 24<br />
und Grau 02. Bei Letzterer gibt es auch<br />
eine Lage, bei der Balkenkreuze mit angebracht<br />
waren, allerdings an einer eher ungewöhnlichen<br />
Stelle. Auch Silber gibt es als<br />
Farbreste an der Maschine.<br />
Abschließend geklärt sind die Anstriche<br />
der Me 209 V1 damit jedoch noch nicht. Die<br />
Anzahl und Reihenfolge der einzelnen Farbschemen<br />
müsste man noch durch eine genaue<br />
Untersuchung des vorhandenen Rumpfes<br />
klären. Es steht auch die Frage <strong>im</strong> Raum, ob<br />
das Blau überhaupt Bestandteil des Auftrags<br />
war, denn bei best<strong>im</strong>mten Lichtverhältnissen<br />
wirkt das Schwarzgrün wie Dunkelblau.<br />
In den Dokumenten hat Udo Menke zum<br />
Teil ebenfalls Erstaunliches festgestellt. So finden<br />
sich <strong>im</strong> Archiv der FAI in Lausanne, die<br />
1939 den Rekord mit den Daten aus Deutschland<br />
dokumentiert hatte, <strong>im</strong>mer noch Spuren<br />
der damaligen Gehe<strong>im</strong>haltung.<br />
Als Flugzeugtyp wird dort bekanntlich<br />
eine Messerschmitt Bf 109 R aufgeführt, die<br />
den Rekord von 755,138 km/h mit einem<br />
1000-PS-DB-601-A-Motor geflogen haben soll,<br />
und beigefügt ist noch eine Großaufnahme einer<br />
Bf 109 E-1.<br />
Das Ausland sollte glauben, dass es eine Serienmaschine<br />
war, die diesen Rekord aufgestellt<br />
hat. Wer allerdings etwas genauer in die<br />
Akten schaut, erkennt auf den Zielfotos sehr<br />
wohl den markanten Umriss der Me 209 V1.<br />
Die noch unbeplankten Tragflächen<br />
lassen gut den Aufbau erkennen<br />
64
Tatsächlich war die Rekordmaschine nach<br />
den als »streng gehe<strong>im</strong>« klassifizierten Unterlagen<br />
der Aerodynamischen Versuchsanstalt<br />
Göttingen mit einem hochgezüchteten DB 601<br />
Re/V ausgerüstet, der satte 2770 PS stark war.<br />
Die Gehe<strong>im</strong>haltung behielt man auch später<br />
bei, denn die Me 209 wurde zwar der<br />
Deutschen Luftfahrtsammlung in Berlin übergeben,<br />
aber nicht mehr ausgestellt. 1943<br />
lagerte man die Flugzeuge und andere Exponate<br />
der Sammlung wegen der zu erwartenden<br />
Luftangriffe an verschiedene Orte <strong>im</strong> damaligen<br />
Osten Deutschlands aus.<br />
Beindruckende konstruktive Details<br />
Mit viel Ingenieurskunst und Erfahrung hat Udo Menke praktisch eine neue Me 209 in einer aufwändigen<br />
Gemischtbauweise konstruiert. Die gesamte Ausrüstung ist bis ins letzte Detail durchdacht.<br />
Baubeginn nach langen Recherchen<br />
Die Me 209 landete schließlich in einer Autowerkstatt<br />
in Treptow an der Rega, heute Trzebiatow<br />
in Polen. Ende 1945 zogen die Polen<br />
das, was von der Sammlung an verschiedenen<br />
Orten den russischen Einmarsch, die<br />
Kämpfe und andere Zerstörungen durch Vandalismus<br />
noch überstanden hatte, in der Nähe<br />
von Posen zusammen und lagerten es ein.<br />
Von der Me 209 waren nur noch der Rumpf<br />
und die untere Motorhaube erhalten.<br />
Mit den gewonnenen Informationen und<br />
den inzwischen vorhandenen Unterlagen<br />
konnte Menke nun selbst die erforderlichen<br />
Bauzeichnungen erstellen, Berechnungen<br />
durchführen und zum Teil knifflige konstruktive<br />
Probleme lösen. 2007 begann er mit<br />
dem Bau, der bis 2013 dauern sollte.<br />
Der Rumpf entstand auf einer selbst konstruierten<br />
Helling aus Pappelsperrholz-Spanten,<br />
Kiefernholz-Stringern und einer Balsaholz-Beplankung.<br />
In der gleichen Bauweise<br />
entstanden die obere und die untere Motorhaube.<br />
Die Krafteinleitung zu den Tragflächen<br />
geschieht mittels Stahlrohren. Zum Abschluss<br />
überzog er den Rumpf mit einer<br />
Schicht Kunststoff (KFK), die durch Kohlefasern<br />
verstärkt ist.<br />
Aerodynamische Verbesserungen<br />
Der Führerraum wurde innen mit Sperrholz<br />
verkleidet und dann mühevoll mit der erforderlichen<br />
Ausrüstung versehen. Gashebel, Pedale,<br />
Tr<strong>im</strong>mräder, Steuerhorn, Sitz und Instrumentenbrett<br />
sind liebevoll gestaltete,<br />
kleine Modelle für sich.<br />
Die Tragfläche ist dreiteilig konstruiert<br />
und besteht aus einem Mittelstück, welches<br />
das Fahrwerk aufn<strong>im</strong>mt, und zwei Außenstücken.<br />
Entstanden ist sie aus einer gemischten<br />
Bauweise mit drei Metallrohrholmen aus<br />
hochfestem Perunal und Avional, Rippen und<br />
Spanten aus CFK Aramid-Wabensandwich<br />
sowie einer Balsaholz-Beplankung. Querruder<br />
und Spreizklappen sind aus Holz gefertigt<br />
und mit KFK verkleidet.<br />
Als Flächenprofil nutzte der Modellbauer<br />
allerdings nicht das historische GOE 600, sondern<br />
– aufgrund neuester aerodynamischer<br />
Der Rumpf entsteht auf seiner Helling:<br />
saubere Holzbauweise mit Spanten<br />
und Stringern<br />
Der Motor an seinen Trägern unter<br />
der Haube. Noch fehlt die Beplankung<br />
Das Fahrwerk<br />
wird<br />
in den Mittelflügel<br />
eingepasst<br />
Erkenntnisse – das von Martin Hepperle entwickelte<br />
MH 42 in einer modifizierten Version.<br />
Dies sollte zu erheblich besseren Flugleistungen<br />
führen.<br />
Für die Konstruktion des Höhenleitwerks<br />
lagen die Maße des Originals vor. Es entstand<br />
verkleinert in einer Holzkonstruktion mit einem<br />
Hauptholm aus Koronal und einer KFK-<br />
Beschichtung. Auch das Seitenleitwerk ist in<br />
Gemischtbauweise ausgeführt.<br />
Das originale Fahrwerk der Me 209 V1<br />
stammte von der Bf 109 E, wurde aber wie bei<br />
der Fw 190 von außen nach innen eingezogen.<br />
Daten über den Einfahrwinkel und die<br />
Vorspur lagen nicht vor, sodass Unterlagen<br />
von der Fw 190 als Grundlage dienten. Für<br />
Vorversuche baute Menke ein Flächenmittelstück<br />
aus Pappelsperrholz und passte die<br />
Fahrwerksbeine entsprechend an.<br />
Konstruiert ist das Fahrwerk aus Metall,<br />
Menke hat es selbst entworfen. Zunächst war<br />
eine dem Original entsprechende Federung<br />
mit Luft-Öl-Dämpfung und Filzdichtungen<br />
vorgesehen, aber aufgrund der bekannten<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2014<br />
65
OLDTIMER<br />
Nachbau Me 209<br />
Letzte Justierarbeiten an der lackierten und<br />
ausgerüsteten Me 209 V1<br />
Dichtungsprobleme verwendete er am Ende<br />
doch Metallfedern. Nach historischen Informationen<br />
soll der Schleifsporn einziehbar gewesen<br />
sein, was aerodynamisch auch sinnvoll<br />
ist, und der Modellbauer konstruierte es zunächst<br />
auch genau so. Nachdem aber am Original<br />
kein derartiger Mechanismus vorhanden<br />
ist, änderte er die Konstruktion nochmals<br />
entsprechend um.<br />
Endmontage und Ausrüstungsarbeiten.<br />
Die Me 209 V1 ist<br />
verspachtelt und grundiert<br />
Akustische Kniffe für den Motor<br />
Um das Modell anzutreiben, verbaute Menke<br />
für die Erprobungsphase einen 50 PS leistenden<br />
Rotax 503 UL-2, der sonst bei mann -<br />
tragenden UL-Flugzeugen zum Einsatz<br />
kommt. Durch ein Getriebe verringert sich<br />
die Dauerdrehzahl von 6500 auf 2167 U/min<br />
an der Luftschraube. Bei der Motoraufhängung<br />
handelt es sich um eine geschweißte<br />
Rohrkonstruktion aus der Aluminiumlegierung<br />
ALMg3.<br />
Seine Ansaugluft erhält der Motor durch<br />
den Lufteinlass – so wie be<strong>im</strong> Original. Für<br />
die Abgase wählte Udo Menke eine Konstruktion,<br />
bei der die Gase hinter einem<br />
Schalldämpfer durch die nachgebildeten originalen<br />
Auslässe austreten. Um ein historisch<br />
passendes Motorengeräusch zu gewährleisten,<br />
wollte der Modellbauer nach der Einflugphase<br />
einen Orgelbauer beauftragen,<br />
durch Veränderungen der Querschnitte der<br />
zwölf historischen Auslässe annähernd den<br />
Ton eines DB 601 zu erreichen.<br />
Um außerdem für einen Motorausfall gewappnet<br />
zu sein, erhielt das Modell sogar ein<br />
UL-Rettungssystem mit einem raketenbetriebenen<br />
Fallschirm. Die an einer Fernwelle sitzende<br />
Dreiblatt-Luftschraube stammt von einem<br />
Hersteller, der Propeller für UL liefert.<br />
Sie wurde zuvor an das Modell angepasst.<br />
Zahlreiche Funktionen<br />
Die manuelle Blattverstellung musste er<br />
freilich auf elektrischen Betrieb umstellen.<br />
Für die Propellerhaube, die aus drei Lagen<br />
verle<strong>im</strong>tem KFK-Gewebe besteht, fertigte<br />
Menke eine spezielle Buchenholz-Form als<br />
Modell an.Der Treibstoff befindet sich einem<br />
10-Liter-Tank in der Rumpfmitte. Bei Volllast<br />
reicht der Inhalt für etwa elf Minuten. Da jedoch<br />
erfahrungsgemäß nur von einer mittleren<br />
Drehzahl auszugehen ist, dürfte der<br />
Kraftstoff für eine halbe Stunde reichen.<br />
Die Fernsteuerung besteht aus einer FU-<br />
TABA-Anlage mit 14 Kanälen. Nicht weniger<br />
als 27 (!) Servos sorgen für Funktionen<br />
wie Motorbedienung, Propellerverstellung,<br />
Fahrwerk, Klappen, Querruder, Höhenruder,<br />
Seitenruder und Rettungssystem. Die<br />
Servos für die Pilotenpuppe sind darin noch<br />
nicht enthalten.<br />
Nachdem das Modell <strong>im</strong> Rohbau fertiggestellt<br />
und ausgerüstet war, konnte die Oberfläche<br />
behandelt werden. Für ein besonders<br />
glattes Ergebnis schliff er das KFK-Gewebe<br />
zunächst an, versah es mit einem Haftgrund<br />
und verspachtelte es dann. Nach einem erneuten<br />
Abschleifen trug er die Grundierung<br />
auf, ehe schließlich die abschließende Lackierung<br />
in Schwarzgrün 70 mit dem Kennzeichen<br />
D-INJR in Weiß und der bekannten roten<br />
Binde am Seitenleitwerk folgte.<br />
Fotos, soweit nicht andes angegeben, Udo Menke<br />
66
Die Pilotenpuppe ist schon ein kleines Meisterwerk<br />
für sich<br />
Ein perfekt eingerichtetes Cockpit. Man möchte<br />
sich sofort hineinsetzen<br />
Zu einem so aufwendig konstruierten<br />
Großmodell gehört natürlich ein Pilot … und<br />
auch hier hat Menke etwas wahrhaft Beeindruckendes<br />
geschaffen. Um die Puppe möglichst<br />
naturgetreu aussehen zu lassen, wurde<br />
sie weitestgehend beweglich konstruiert und<br />
erhielt eine vom Flugbetrieb entkoppelte eigene<br />
Fernsteuerung.<br />
Mehrere Servos in der Puppe erlauben es,<br />
den Kopf zu heben, zu senken und zu drehen<br />
sowie den linken Arm anzuheben – einschließlich<br />
erhobenem Daumen. Weitere<br />
Servos bewegen Steuerknüppel, Gashebel<br />
und Pedale.<br />
Die Bekleidung ist komplett selbst gefertigt:<br />
hellgrauer Blouson, dunkelgraue Bundfaltenhose,<br />
Koppel, Lederstiefel, Fliegerhaube<br />
und Sitzfallschirm samt Gurtzeug. Auch Re-<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2014<br />
kordpilot Fritz Wendels bekannter roter Schal<br />
fehlt nicht. Als i-Tüpfelchen ließ Menke zuletzt<br />
noch seinen Kopf einscannen und dreid<strong>im</strong>ensional<br />
maßstäblich ausplotten!<br />
Bei Großmodellen mit einer Masse von<br />
über 150 Kilogramm geht ein Flugbetrieb wie<br />
be<strong>im</strong> Original jedoch nicht mehr ohne eine<br />
Verkehrszulassung durch das LBA. Und so<br />
hat Udo Menke nicht nur die Konstruktion<br />
und den gesamten Bau akribisch und ausführlich<br />
dokumentiert, sondern auch alle erforderlichen<br />
Berechnungen durchgeführt.<br />
Die zu erwartenden Flugleistungen führten<br />
bei Udo Menke jedoch nach längeren<br />
Überlegungen zu einem Umdenken und<br />
schließlich – schweren Herzens – zum Entschluss,<br />
auf einen Flugbetrieb zu verzichten.<br />
Die Gründe sind vielfältig: Ein Flugbetrieb<br />
dieses Scale-Nachbaues <strong>im</strong> Maßstab 1:1,8 wäre<br />
mit hohen Risiken verbunden, denn die<br />
Leistungen entsprechen denen eines manntragenden<br />
Flugzeugs. Bei voller Ausrüstung<br />
liegt das Abfluggewicht bei 211,5 Kilogramm<br />
und bei einer Tragflächengröße von 3,25 Quadratmetern<br />
ergibt sich eine Flächenbelastung<br />
von 65,08 Kilogramm pro Quadratmeter.<br />
Der für die Erprobung eingebaute Rotax<br />
503 UL erreicht unter Volllast eine Drehzahl<br />
von 2267 U/min – rein rechnerisch ist eine<br />
Fluggeschwindigkeit von 132,67 km/h drin.<br />
Und nach der Flugerprobung könnte man<br />
mit einem 105 PS starken Twin-Rotary-Motor<br />
mit 7.500 U/min sogar die maßstäblich gewünschte<br />
max<strong>im</strong>ale Fluggeschwindigkeit<br />
von 417 km/h (!) erzielen. Die Festigkeit wurde<br />
deshalb für das Manöver- und Böenlastvielfache<br />
auf 18 g bemessen. Der zu erwartende<br />
Schallpegel würde dabei aber alle<br />
zulässigen Grenzen überschreiten. Auch die<br />
Landegeschwindigkeit wäre selbst bei einer<br />
Klappenstellung von 60 Grad bei 120 km/h<br />
noch beachtlich.<br />
Würdiger Platz <strong>im</strong> Museum<br />
Udo Menke entschied daher, einen würdigen<br />
Platz für sein einmaliges Meisterstück zu<br />
finden. Seine Wahl fiel auf das Luftfahrtmuseum<br />
in Laatzen, dem er seine Me 209 V1 am<br />
13. März 2014 zusammen mit der Dokumentation<br />
übergab. Hier hängt sie nun zwischen<br />
Bf 109 G-2 und Fw 190 A.<br />
Dank seiner aufwendigen Recherchen und<br />
dem Studium des Originals in Krakau ist<br />
Menke derzeitig sicher der beste Kenner der<br />
Me 209 V1. Trotzdem hätte er noch gerne Antworten<br />
auf mehrere offene Fragen: Wo sind<br />
die Tragflächen und der Rekordmotor geblieben?<br />
Welche Farbschemen und Kennzeichen<br />
hatte die Me 209 V1 tatsächlich nacheinander<br />
und warum? Auch wenn seine beeindruckende<br />
Me 209 jetzt <strong>im</strong> Museum in Laatzen hängt,<br />
ist die Recherche für ihn noch lange nicht abgeschlossen.<br />
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OLDTIMER<br />
D-Day Anniversary Duxford<br />
»Auf dem Sprung«: Duxford stand dieses Jahr ganz <strong>im</strong> Zeichen<br />
des »D-Day«.Diese Enthusiasten stellen Fallschirmspringer dar.<br />
Im Hintergrund eine C-47-Transportmaschine<br />
68
ERINNERUNG ZUM 70. JAHRESTAG<br />
Die gestreifte Invasion<br />
Historische Fahrzeuge, Reenactors in detailgetreuen Uniformen – und natürlich jede<br />
Menge Flugzeuge: In Duxford wurden keine Mühen gescheut, um gebührend an den<br />
70. Jahrestag des »D-Day« zu erinnern Von Gerhard Schmid<br />
Be<strong>im</strong> Stichwort »Duxford« denkt jeder<br />
Fliegerfan sofort an die »Flying Legends«.<br />
Dabei werden auf dem historischen<br />
Flugfeld <strong>im</strong> englischen Cambridge -<br />
shire durchaus auch andere Events geboten.<br />
Der siebzigste Jahrestag der Invasion alliierter<br />
Truppen in der Normandie bot für die Organisatoren<br />
des Imperial War Museum (IWM)<br />
den willkommenen Anlass, um etwas ganz<br />
Besonderes auf die Beine zu stellen. Die Teilnehmer<br />
der Show am 24. und 25. Mai sollten<br />
möglichst <strong>im</strong> Streifenlook erscheinen. Weißschwarz-weiß-schwarz-weiß.<br />
Jeder kennt die<br />
berühmten fünf Streifen.<br />
Auffällig musste die Markierung sein, die<br />
man sich damals bei der Vorbereitung der Invasion<br />
ausgedacht hatte. Denn es war ein<br />
heilloses Durcheinander aus deutschen und<br />
<strong>alliierten</strong> Flugzeugen zu erwarten, am H<strong>im</strong>mel<br />
über der französischen Atlantikküste.<br />
Hunderte, Tausende Flugzeuge waren es, die<br />
deshalb in diesen Tagen, Anfang Juni 1944,<br />
mit den sogenannten »Invasionsstreifen« versehen<br />
wurden.<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2014<br />
69
OLDTIMER<br />
D-Day Anniversary Duxford<br />
Formations-Display der beiden berühmtesten<br />
Jäger der Alliierten: Spitfire Mk. IXB und Mustang<br />
P-51D der OFMC<br />
Die »Operation Overlord« konnte nur erfolgreich<br />
durchgeführt werden, wenn von Beginn<br />
an die Lufthoheit der Alliierten sichergestellt<br />
war. Dafür waren Jagdflugzeuge<br />
erforderlich. Viele Jagdflugzeuge. So sind allein<br />
am ersten Tag der Invasion, am 6. Juni<br />
1944, 2300 Einsätze von etwa 650 Jagdflugzeugen<br />
dokumentiert. Die Jäger hatten den<br />
Auftrag, die Luftlandedivisionen gegen deutsche<br />
Angriffe zu schützen. Die Engländer flogen<br />
in den östlichen Landungsgebieten Gold,<br />
Ü70-Party: Fünf »alte Damen«, die sich für den großen Tag elegant herausgeputzt haben, werden<br />
zum begehrten Motiv Hunderter Fotografen<br />
Juno und Sword mit 606 schweren Transportflugzeugen<br />
und 327 Lastenseglern an, die<br />
Amerikaner an der westlichen Flanke, den<br />
Abschnitten Utah und Omaha, mit 338 Douglas<br />
C-47 und 229 Lastenseglern. Fast anderthalbtausend<br />
langsam fliegende, leichte Ziele,<br />
die Schutz benötigten.<br />
Wer nun glaubt, der H<strong>im</strong>mel des etwas<br />
mehr als 100 Kilometer breiten Küstenstreifens<br />
zwischen der Halbinsel Cotentin und<br />
der Ornemündung sei damit schon dicht beflogen<br />
gewesen, dem sei gesagt, dass darüber<br />
hinaus die strategischen Luftflotten des<br />
RAF Bomber Command und der 8th US Army<br />
Air Force sowie das RAF Coastal Command<br />
mit weiteren 5159 Flugzeugen an der<br />
Operation beteiligt waren, um die Landungszonen<br />
für die Truppen vorzubereiten.<br />
In diesen Zahlen noch nicht berücksichtigt<br />
sind die Begleitjäger der 8th Air Force und<br />
die 45 Squadrons der Air Defense of Great<br />
Britain, die über den Kanal kamen, um unterstützend<br />
einzugreifen.<br />
Erdrückende Übermacht<br />
Kurzum: 12 000 alliierte Flugzeuge standen<br />
am D-Day einem Aufgebot von 827 deutschen<br />
Flugzeugen – davon nur 320 Jagdflugzeuge<br />
– gegenüber.<br />
Am Abend des 6. Juni 1944 waren 156 115<br />
amerikanische, britische und kanadische Soldaten<br />
in der Normandie gelandet, darunter<br />
23 400 Mann auf dem Luftweg.<br />
Wie sollte man 70 Jahre später eine Operation<br />
von solch unvorstellbaren Ausmaßen<br />
nachstellen – und sei es nur symbolisch? Mit<br />
Masse kann man heute nicht mehr aufwarten.<br />
Schließlich hat nur eine Handvoll Flugzeuge<br />
überlebt, darunter keine einzige deutsche Maschine.<br />
Wie würde man die Geschehnisse des<br />
6. Juni 1944 in ein Airshow-Programm packen,<br />
das Tausende Besucher überzeugt?<br />
Klar war aber auch: Wenn es jemandem<br />
gelingt, dann dem bewährten Organisatorenteam<br />
des IWM Duxford. Solche oder ähnliche<br />
Gedanken dürften so manchen der auch aus<br />
70
Deutschland zahlreich angereisten Besuchern<br />
<strong>im</strong> Vorfeld durch den Kopf gegangen sein.<br />
Schon wenige Schritte vom Parkplatz entfernt<br />
(und am American Air Museum vorbei)<br />
wurde klar: Die D-Day Anniversary Air Show<br />
basiert auf dem bewährten Konzept der »The<br />
Flying Legends«-Airshow. Damit stand auch<br />
das erste Ziel fest: der Flightline-Walk. Fünf<br />
Dakotas, zwei davon aus den USA angereist<br />
und getreu dem Motto der Veranstaltung mit<br />
den typischen Invasionsstreifen gekennzeichnet,<br />
bildeten den Mittelpunkt der Teilnehmerflugzeuge.<br />
Wohl kaum ein anderes alliiertes<br />
Flugzeug wird mehr mit dem D-Day in<br />
Verbindung gebracht.<br />
Nebenrolle für Spitfire und Mustang<br />
Historische Fahrzeuge und Reenactors in detailgetreuen<br />
Uniformen und Tarnanzügen,<br />
Marschgepäck, Rucksack, Fallschirm und Gewehr<br />
an den Körper geschnallt, bewegten<br />
sich zwischen den Dakotas und boten ständig<br />
neue Fotomotive für hunderte Fotografen, die<br />
sich liegend, kniend und stehend entlang der<br />
Flightline aufgereiht hatten. Im Hintergrund<br />
stets die fünf Dakotas als Kulisse:<br />
● Die Dakota Mk. III »Kwicherbichen« des<br />
Battle of Britain Memorial Flight wurde <strong>im</strong><br />
Die »Drag-em-oot« trägt noch heute die Wundmale ihrer gefährlichen Spezialeinsätze<br />
März 1942 gebaut und nach fünf Monaten<br />
<strong>im</strong> Dienst der USAAF an die Royal Canadian<br />
Air Force übergeben, aber erst nach<br />
dem Krieg nach Europa verlegt. An der<br />
Im europäischen Einsatzraum wurde die<br />
Dakota auch ›Gooney Bird‹ genannt.<br />
Invasion nahm sie nicht mehr teil, wohl<br />
aber die Dakota, die <strong>im</strong> Original den »Kwicherbichen«-Anstrich<br />
trug. Sie war mit<br />
den berühmten »The Flying Nightingales«<br />
zur Evakuierung verwundeter Soldaten<br />
aus den hart umkämpften Landezonen eingesetzt.<br />
● Die C-47A Skytrain »L4« der Aces High Ltd.<br />
wurde 1942 gebaut und fand Verwendung<br />
als Schleppflugzeug für Lastensegler der<br />
RCAF. Sie war beteiligt bei den Kämpfen<br />
um Arnhe<strong>im</strong> und flog einige Jahre später als<br />
Rosinenbomber bei der Berliner Luftbrücke.<br />
● Die C-47A Skytrain »Drag-em-oot« der Dakota<br />
Heritage Ltd. war <strong>im</strong> Einsatz be<strong>im</strong><br />
D-Day, der Operation Market Garden und<br />
außerdem in Arnhe<strong>im</strong>. Eine Spezialeinheit<br />
schleppte mit ihr Lastensegler, die intakt<br />
geblieben waren, aus den Landegebieten<br />
Nach zehn Jahren Standzeit in den<br />
USA von britischen Restauratoren in<br />
nur acht Wochen wieder flugfähig<br />
gemacht: die C-47 »Union Jack Dak«<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2014<br />
71
OLDTIMER<br />
D-Day Anniversary Duxford<br />
zurück nach England. »Drag-em-oot« bedeutet<br />
also »Zieh’ sie raus«. Die Flicken<br />
am Rumpf sind übrigens die Original Reparaturpatches<br />
der Einschusslöcher – Spuren<br />
der gefährlichen Einsätze in umkämpften<br />
Gebieten.<br />
● Aus New York reiste die C-47A »W7« an. Sie<br />
gehört dem National Warplane Museum of<br />
Geneseo. 1944 war sie das Führungsflugzeug<br />
des 37. Troop Carrier Squadron, die die<br />
Fallschirmjäger der 82nd Airborne Division<br />
bei Sainte-Mère-Église absetzte.<br />
● Ebenfalls aus Übersee kam die C-47 Skytrain<br />
»Union Jack Dak« von Tradewind<br />
Aviation, USA. Am D-Day war sie mit der<br />
73rd Squadron der 434th Trooper Carrier<br />
Group <strong>im</strong> Einsatz und schleppte Waco Segler<br />
von RAF Aldermaston in die Landungszonen<br />
der Normandie.<br />
Vier der fünf C-47/Dakotas haben also tatsächlich<br />
Pulverdampf durch die Vergaser gesaugt.<br />
Dank der robusten Konstruktion und<br />
entsprechender Pflege und Wartung erheben<br />
Bei der USAF war die C-47 Skytrain noch<br />
bis 1967 <strong>im</strong> Dienst.<br />
sich die alten Arbeitstiere noch heute mit der<br />
gleichen Zuverlässigkeit in die Lüfte, wie sie<br />
das schon vor sieben Jahrzehnten getan haben<br />
– erfreulicherweise heute in friedlicher Umgebung.<br />
Nach dem Kriegsende 1945 waren<br />
die C-47 <strong>im</strong> Gegensatz zu den meisten übrigen<br />
Flugzeugen keineswegs arbeitslos. Noch<br />
viele Jahrzehnte sollten die braven Lastenesel<br />
weltweit treue Dienste leisten.<br />
Gebaut für nur einen Einsatz<br />
Den Lastenseglern erging es da schlechter. Inspiriert<br />
durch den erfolgreichen Einsatz deutscher<br />
DFS 230 bei der Eroberung des bel -<br />
gischen Forts Eben-Emael <strong>im</strong> Mai 1940, entwickelten<br />
auch die Briten ein eigenes Modell.<br />
So wurden zwischen 1942 und 1945 knapp<br />
4000 hölzerne Lastensegler vom Typ Airspeed<br />
Horsa AS.51 gebaut. Sie waren am Erfolg der<br />
Invasion maßgeblich beteiligt. Bereits kurz<br />
nach Mitternacht, am Morgen des 6. Juni, eroberten<br />
die Luftlandetruppen der »Operation<br />
Deadstick« mit sechs von Halifax-Bombern<br />
geschleppten Horsas zwei für die britischen<br />
Invasionstruppen äußerst wichtige Brücken<br />
über den Fluss Orne und den Caen Kanal. Zu<br />
Ehren der 181 Soldaten der 6th Airborne Division<br />
wurde die Operation nachträglich umbenannt<br />
in »Operation Pegasus« – nach dem<br />
Schulteremblem der britischen Luftlandetruppen,<br />
dem geflügelten Pferd Pegasus.<br />
In Friedenszeiten ohne Verwendung<br />
Viele weitere Erfolge waren den Lastenseglern<br />
zu verdanken, doch in Friedenszeiten<br />
wurden sie einfach nicht mehr gebraucht.<br />
Segler gibt es noch <strong>im</strong>mer, sie sind nur kleiner<br />
und eleganter geworden. Meist sind sie<br />
heute aus Kunststoff, tragen einen oder zwei<br />
Piloten – und keine 25 voll ausgerüsteten Soldaten<br />
<strong>im</strong> Frachtraum. Das Prinzip des antriebslosen<br />
Flugs hat sich jedoch seit 70 Jahren<br />
nicht verändert, und so symbolisierten Segler<br />
von Schempp-Hirth, Pilatus, Slingsby und<br />
Schleicher, geschleppt von Piper Cubs, Morane<br />
und Robin, die Schleppzüge von 1944.<br />
Nach dieser Darbietung erhob sich die Dakota<br />
»Kwicherbichen« in Begleitung der Spitfire<br />
Mk LFIXe (beide BBMF) von der Grasbahn,<br />
um wenige Minuten später am H<strong>im</strong>mel<br />
über Duxford dem derzeit modernsten Ver-<br />
Zwischen den Dakotas abgestellte Willys MB US Army Jeeps ergänzten zusammen mit einigen eifrigen Reenactors das Bild zu einer lebenden,<br />
historischen Airfield-Szenerie aus der Zeit der Landung in der Normandie<br />
Fotos G. Schmid<br />
72
Am D-Day das Führungsflugzeug der 37. Troop Carrier Squadron:<br />
Die C-47A des 1941 Historical Aircraft Group Museum kam aus<br />
dem US-Bundesstaat New York nach Duxford<br />
treter der Royal Air Force zu begegnen – dem<br />
Eurofighter Typhoon. Auch er wurde für die<br />
Show mit Invasionsstreifen versehen.<br />
Um das Flugprogramm abwechslungsreich<br />
zu gestalten, wurden auch bewährte<br />
Elemente der »The Flying Legends«-Airshow<br />
eingeflochten. So erschien zur Freude der<br />
Fans Europas letzte B-17 Flying Fortress »Sally<br />
B«, und auch die be<strong>im</strong> Publikum so beliebten<br />
Verfolgungsjagden zwischen zwei His -<br />
pano HA-1112 Buchon und den bekannten<br />
Mustang und Spitfire – ergänzt durch die<br />
Hurricane der Historic Aircraft Collection –<br />
durften nicht fehlen.<br />
Lenkschirmen anstelle der alten, grauen<br />
»Rundkappen«.<br />
Wer es nicht schon am Vormittag getan<br />
hatte, musste sich nun beeilen, um auch<br />
noch die Attraktionen jenseits der Flightline<br />
zu sehen. So war ein großes Feldlager angelegt,<br />
das mit Jeeps, historischen Waffen und<br />
Pionierausrüstungen das Interesse der Besucher<br />
weckte. Und zahlreiche begeisterte<br />
Reenactors waren unermüdlich damit beschäftigt,<br />
neugierige Fragen von Jung und<br />
Alt zu beantworten.<br />
Neben den allgegenwärtigen Verkaufsbuden<br />
wurde viel Platz für eine Leistungsschau<br />
aller modernen Waffengattungen eingerichtet<br />
– alles zum Anfassen, besonders<br />
beliebt bei Kindern und Teenagern. Nur am<br />
Stand des britischen Militärgehe<strong>im</strong>dienstes<br />
ging es eher unauffällig zu, ganz getreu dem<br />
Auftrag …<br />
■<br />
Für jeden ist etwas dabei<br />
Als moderner Vertreter der Viermot-Fraktion<br />
kam Besuch von der RAF Base Brize Norton<br />
in Form einer C-130 Hercules. Einen weiteren<br />
Kontrast bot das Flying Display eines<br />
Augusta Westland Apache AH MK I des Army<br />
Air Corps aus Wattisham und das anschließende<br />
Display der Patrouille de France<br />
mit ihren Alpha Jets.<br />
Das Ende eines abwechslungsreichen Airshow-Tages<br />
wurde eingeläutet von einer Auster<br />
5J1 Autocrat und nicht weniger als vier<br />
Piper L-4 Cub <strong>im</strong> historisch korrekten Invasionsanstrich,<br />
gefolgt von vier C-47 Skytrain,<br />
aus denen sich zum Finale »The Red<br />
Devils« des Parachute Reg<strong>im</strong>ent Freefall<br />
Team gen Boden stürzten – mit modernen<br />
Zu einer gelungenen Duxford-Airshow gehört auch der Gegner von einst. So kamen die beiden in<br />
England stationierten Buchons ebenfalls zum Einsatz<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2014<br />
73
LESERALBUM<br />
UNTERNEHMEN MERKUR – TEIL 1<br />
Absprung ins Inferno<br />
Als Manfred Baaske unseren Verlag besuchte, ahnte noch niemand, welchen Fotoschatz<br />
er zuhause liegen hatte. Sein Vater Herbert diente <strong>im</strong> Zweiten Weltkrieg bei den Fallschirmjägern<br />
– was er während seiner Dienstzeit fotografierte, blieb bis zum heutigen<br />
Tag unveröffentlicht. Darunter auch sensationelle Bilder von der Luftlandeschlacht um<br />
Kreta, die wir hier und in den kommenden Ausgaben von <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> veröffentlichen<br />
werden<br />
Von Peter W. Cohausz<br />
Sie brachten Fallschirmjäger Herbert Baaske und seine Kameraden<br />
nach Kreta: Blick aus einer Ju 52 auf andere Maschinen der II./KGzbV 1.<br />
Schwach zu erkennen ist der Brandenburger Adler als Gruppenkennzeichen.<br />
Die Konsole auf der Motorgondel enthält eine Tankanzeige mit<br />
je einer Skala für die Flug- und die Spornlage<br />
74
Als sich Herbert Baaske 1944 in Frankreich als<br />
Feldwebel fotografieren ließ, lag der gefährliche<br />
Einsatz über Kreta schon hinter ihm. Die beeindruckenden<br />
Aufnahmen, die er <strong>im</strong> Vorfeld der<br />
Luftlandeoperation geschossen hatte, sehen Sie<br />
auf den folgenden Seiten<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2014<br />
75
LESERALBUM<br />
Übung mit Schw<strong>im</strong>mwesten<br />
an einer Junkers Ju 52<br />
Wie viele junge Männer dieser Zeit<br />
prägte der Krieg auch das Leben<br />
von Herbert Baaske, der <strong>im</strong> März<br />
1918 in Hardenberg geboren war. Doch zunächst<br />
ging es nach der Schulzeit und Ausbildung<br />
erst einmal zum Reichsarbeitsdienst.<br />
Den leistete er siebeneinhalb Monate bis zum<br />
November 1939 in Ruhlsdorf bei Teltow ab.<br />
Bereits <strong>im</strong> Februar 1940 wurde Baaske zur<br />
Wehrmacht einberufen, er kam zur 3. Batterie<br />
der Ausbildungsabteilung I/164 des Artillerie-Reg<strong>im</strong>ents<br />
4 in Frankfurt/Oder. Nach der<br />
viermonatigen Grundausbildung musste er<br />
sich für eine Waffengattung entscheiden.<br />
Seine Wahl fiel auf die damals neu gebildete<br />
Fallschirmtruppe, von der »damals noch<br />
niemand so recht wusste, was die eigentlich<br />
genau machen« erinnerte er sich. Es muss damals<br />
jedoch sehr viele Freiwillige gegeben haben,<br />
sodass ganz schön ausgesiebt wurde. Dazu<br />
durfte ein Fallschirmspringer max<strong>im</strong>al 85<br />
Kilogramm schwer sein.<br />
So kam Herbert Baaske zur 1./Fallschirmschule<br />
III in Braunschweig-Broitzem. In den<br />
76
Vier herausgeputzte Fallschirmjäger be<strong>im</strong><br />
Ausflug auf den Bergisel bei Innsbruck<br />
Am 2. Mai 1941 begann das »Abenteuer«<br />
Kreta mit dem Abmarsch aus Halberstadt<br />
zwei Monaten dort machte er sechs Absprünge<br />
mit dem Fallschirm Typ RZ 16 mit Rundkappe.<br />
Dabei steht das RZ für »Rückenfallschirm<br />
mit Zwangsauslösung«.<br />
Vor dem Sprung musste der Schirm von jedem<br />
Soldaten selbst gepackt werden. Der<br />
Packvorgang wurde von allen angehenden<br />
Fallschirmjägern zusammen mit einem Helfer<br />
während der Ausbildung<br />
sehr ausführlich<br />
geübt und<br />
regelmäßig kontrolliert.<br />
In der Ausbildung lernten die Fallschirmjäger<br />
den Absprung in schneller Folge in nur<br />
etwa 120 Metern Flughöhe aus einer 160–180<br />
km/h fliegenden Maschine. Gefechtssprünge<br />
Marschpause am Dreiländereck Jugoslawien–<br />
Rumänien–Bulgarien an der Donau. Das Reg<strong>im</strong>ent<br />
von Herbert Baaske war auch mit zahlreichen<br />
NSU-Kettenkrädern unterwegs<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2014<br />
77
LESERALBUM<br />
Bereitstellung von Ju 52/3m am Morgen des 20. Mai 1941 zum Transport<br />
von Gebirgsjägern. Zu sehen sind in der Mitte und links die 1Z+IH<br />
und die 1Z+HH der I./KGzbV 1, die als Abzeichen die Schachfigur eines<br />
weißen Springers hatte<br />
Wasserschöpfen mit einem Kettenkrad: Warum es<br />
sich schwer machen, wenn es auch mühelos geht?<br />
Mit dem Zug bis nach<br />
Arad in Rumänien<br />
wurden teilweise auch unter 100 Meter Höhe<br />
durchgeführt, wobei die sichere Min<strong>im</strong>alsprunghöhe<br />
80 Meter betrug.<br />
Abspringen will gelernt sein<br />
Der Sprung mit dem RZ 16 erforderte eine best<strong>im</strong>mte<br />
Absprunghaltung: Der Soldat hechtete<br />
geradezu mit ausgestreckten Armen und<br />
geschlossenen Beinen mit einem kräftigen<br />
Sprung durch die Flugzeugtür, um vom Propellerluftstrom<br />
nicht unter das Flugzeug gedrückt<br />
zu werden. Zudem galt es zu ver-<br />
hindern, dass sich die Reißleine oder die<br />
Fangleinen um die Gliedmaßen verheddern.<br />
Diese Absprunghaltung verringerte auch den<br />
Öffnungsstoß des Fallschirms. Nach durchschnittlich<br />
zwei bis drei Sekunden oder etwa<br />
30 Metern hatte sich der Schirm voll entfaltet.<br />
Am 12. Juli 1940 wurde Herbert Baaske<br />
zum 1./Fallschirm-Artillerie-Reg<strong>im</strong>ent 1 versetzt,<br />
das in Halberstadt stationiert war. Von<br />
dort aus gab es Verlegungen zu den Truppenübungsplätzen<br />
in Grafenwöhr und Fallingbostel,<br />
wo er auch Fahrunterricht auf dem<br />
Motorradgespann Zündapp KS 750 nahm.<br />
Anfang 1941 durchlief er auch noch in Mittenwald<br />
eine Gebirgs- und Skiausbildung.<br />
Trotz aller Anstrengung gab es in der Freizeit<br />
auch Ausflüge nach Innsbruck oder zum<br />
Bergisel. Nicht alle Ausbilder waren zu gebrauchen,<br />
denn einen schien Baaske besonders<br />
in Erinnerung behalten zu haben, sodass<br />
er auf einem Foto von ihm auf der Rückseite<br />
trocken vermerkte: »Pfeife«.<br />
Das »Abenteuer« Kreta begann für Baaske<br />
am 2. Mai 1941 mit dem Abmarsch aus der<br />
Fotos, soweit nicht anders angegeben, Manfred Baaske<br />
78
Noch einmal ist Zeit, die<br />
Wäsche zu waschen und<br />
die Ausrüstung zu richten<br />
Garnisonsstadt Halberstadt. Auf einer anstrengenden<br />
Zugfahrt ging es bis nach Arad<br />
in Rumänien, wo das Reg<strong>im</strong>ent am 7. Mai<br />
1941 eintraf. Von dort führte der Transport<br />
weiter in Richtung Athen, auf Lkw, Kübelwagen<br />
und Kettenkrad.<br />
Ankunft in Griechenland<br />
Die wildromantische Landschaft an der Grenze<br />
zwischen Rumänien und Griechenland<br />
war Herbert Baaske nicht <strong>im</strong>mer geheuer und<br />
er beschrieb sie auf einem Foto als »Gegend<br />
zum Fürchten«.<br />
Weiter ging es Richtung Saloniki und über die<br />
»Metaxas-Linie«, das griechische Gegenstück<br />
zum deutschen Westwall. Die Route führte<br />
Gespannte Ruhe: Soldatenleben in Zelten <strong>im</strong> Raum<br />
Athen. Herbert Baaske ist <strong>im</strong> Kreis zu erkennen<br />
am Olymp vorbei, durch die beschädigte<br />
Stadt Larissa, über den Thermopylen-Pass<br />
und schließlich erreichte man den Bereitstellungsraum<br />
Athen auf dem Flugplatz Megara.<br />
Die Soldaten wohnten in Zelten. Das<br />
Trinkwasser musste mühsam aus Brunnen<br />
geschöpft werden. Noch einmal war Zeit, die<br />
Ausrüstung zu pflegen, sich etwas zu entspannen<br />
und <strong>im</strong> Meer bei Piräus zu baden.<br />
Der Einsatz gegen Kreta warf seine Schatten<br />
voraus, denn erste Übungen zum Be- und<br />
Entladen von Transportflugzeugen wurden<br />
durchgeführt. Der Ernst begann am 20. Mai<br />
1941 mit dem Massenstart von fast 500 Ju 52<br />
auf mehreren Flugplätzen, die Fallschirmjäger<br />
und Gebirgsjäger transportierten. ■<br />
Sehen Sie in der nächsten Ausgabe dramatische<br />
Fotos von den Absprüngen über Kreta!<br />
Quellen:<br />
Ein besonderer Dank geht an Manfred<br />
Baaske für die leihweise Überlassung der<br />
Fotos.<br />
Cajus Bekker: »Angriffshöhe 4000«,<br />
Oldenburg 1972<br />
SIE haben seltene Bilder oder sind auf bisher unveröffentlichte Fotoalben gestoßen? Dann schicken Sie uns<br />
die Aufnahmen zur Veröffentlichung an: <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong>, Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2014<br />
79
LESERBRIEFE<br />
Leserbriefe<br />
Sie wollen uns schreiben?<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />
GeraMond Verlag GmbH<br />
Infanteriestraße 11a<br />
80797 München<br />
viereckige Ruder, die runden Flügelspitzen<br />
wurden kurze Zeit<br />
später angebaut.<br />
Nach 30 Missionen über<br />
Deutschland (nicht ohne teils heftigen<br />
Schäden) wurden mein Vater<br />
und seine Crew ausgetauscht.<br />
Bald darauf ist »Bier« bei einem<br />
Start verloren gegangen, verursacht<br />
durch den kräftigen Linksdrall,<br />
eine tückische Halifax-Eigenschaft.<br />
John R. H. Hullah, Mering<br />
Zu drei Bildern <strong>im</strong> Fotoalbum<br />
über das JG 2 fehlte leider der<br />
Hinweis, dass es sich bei dem Piloten<br />
auf den Seiten 78/79 um<br />
Ritterkreuzträger Oberleutnant<br />
Werner Machold handelt. Er<br />
zählte 1940 während der »Battle<br />
of Britain« zu den erfolgreichsten<br />
Jagdfliegern. Machold musste am<br />
9. Juni 1941 nach 32 Luftsiegen in<br />
England notlanden und geriet in<br />
Gefangenschaft.<br />
Herbert Ringlstetter, per E-Mail<br />
Handley Page Halifax<br />
»Die Kraft des Hercules« in<br />
Heft 9/2014<br />
Ich lese fast regelmäßig FLUG-<br />
ZEUG <strong>CLASSIC</strong> und folge den<br />
»Halifax«-Artikeln mit regem Interesse.<br />
Mein Vater, John N. Hullah,<br />
war 1943 Halifax-Pilot in der<br />
No. 10 Squadron, Royal Air Force,<br />
stationiert in Melbourne,<br />
Yorkshire, England. Anbei ein<br />
Bild seiner Halifax Mk III, ZA-B<br />
(mit »B-Bier« als Nasenmotiv)<br />
nach 13 Missionen. Die Bodenmannschaft<br />
steht in der hinteren<br />
Reihe, die Bordmannschaft in der<br />
mittleren und vorderen Reihe.<br />
Der Pilot war Flight Lieutenant<br />
John N. Hullah (mittlere Reihe,<br />
Erster v. l.). »Bier« war eine feldmodifizierte<br />
Maschine. Direkt neben<br />
dem runden H2S-Radar-Gehäuse<br />
sieht man das rechte,<br />
Messerschmitt Bf 109<br />
»Leseralbum« in Heft 8/2014<br />
In eigener Sache<br />
Im Heft 9/2014 hat sich auf Seite 6 ein<br />
falscher Fotohinweis eingeschlichen. Das<br />
Bild der P-51 stammt tatsächlich von<br />
Björn Helenius. Wir bitten den Fehler zu<br />
entschuldigen.<br />
d. Red.<br />
Anmerkung der Redaktion Leserbriefe<br />
spiegeln nicht unbedingt die Meinung der<br />
Redaktion wider. Die Redaktion behält sich vor,<br />
Leserbriefe aus Gründen der Darstellung eines<br />
möglichst umfassenden Meinungsspektrums<br />
unserer Leser Sinn wahrend zu kürzen.<br />
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mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Die Mandatsreferenz wird mir separat mitgeteilt. Hinweis: Ich kann<br />
innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Es<br />
gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.<br />
* Preise inkl. Mwst, <strong>im</strong> Ausland zzgl. Versandkosten<br />
** Solange Vorrat reicht, sonst gleichwertige Prämie<br />
*** Gläubiger-ID DE63ZZZ00000314764
VORSCHAU<br />
Nr. 160 I 10/14 I Oktober I 15. Jahrgang<br />
Zum Ass gereift<br />
1943 wendet sich an der Ostfront endgültig das Blatt, die Wehrmacht gerät in die Defensive.<br />
Unter diesen Umständen erzielt Erich Hartmann seine ersten Luftsiege – der Beginn eines<br />
kometenhaften Aufstiegs.<br />
Das JG 5 und die TIRPITZ<br />
Die TIRPITZ ist <strong>im</strong> Zuge der <strong>alliierten</strong> Invasion in der Normandie ein unkalkulierbares Risiko.<br />
Das letzte deutsche Schlachtschiff steht deshalb ganz oben auf der Abschussliste. Welche Rolle<br />
spielen die Eismeerjäger vom JG 5 be<strong>im</strong> Schutz des Megaschlachtschiffes?<br />
Foto Sammlung H. Ringlstetter<br />
Foto Sammlung D. Hermann<br />
Internet: www.flugzeugclassic.de<br />
vereinigt mit<br />
Redaktionsanschrift<br />
Flugzeug Classic<br />
Infanteriestr. 11a, 80797 München<br />
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redaktion@geramond.de<br />
Redaktion Markus Wunderlich (Chefredakteur),<br />
Richard Chapman (Koordination), Jens Müller-Bauseneik<br />
Ständige Mitarbeiter<br />
Stefan Bartmann, Peter W. Co hausz, Peter Cronauer,<br />
Dietmar Hermann, Othmar Hellinger, Lino von Gartzen,<br />
Helmuth Lage, Wolfgang Mühlbauer, Alexander Nüßlein,<br />
Herbert Ringlstetter, Rolf Stünkel<br />
Layout Ute Schneider, Ralph Hellberg<br />
Leserservice, Kundenservice<br />
GeraMond-Programm<br />
Tel. 0180 – 532 16 17 (14 Cent/Min.)<br />
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Anzeigendisposition <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />
Johanna Eppert, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.130<br />
Fax. +49 (0) 89.13 06 99.100,<br />
johanna.eppert@verlagshaus.de<br />
Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 21 gültig ab 1.1.2014<br />
Litho ludwigmedia, Zell am See, Österreich<br />
Druck Stürtz, Würzburg<br />
Verlag<br />
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www.geramond.de<br />
Geschäftsführung Clemens Hahn<br />
Herstellungsleitung Sandra Kho<br />
Leitung Marketing und Sales Zeitschriften<br />
Andreas Thorey<br />
Vertriebsleitung Dr. Regine Hahn<br />
Vertrieb/Auslieferung<br />
Bahnhofsbuchhandel, Zeitschriften handel:<br />
MZV, Unterschleißhe<strong>im</strong><br />
Im selben Verlag erscheinen außerdem:<br />
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MILITÄR & GESCHICHTE<br />
Preise Einzelheft € 5,90 (D), € 6,50 (A), sFr. 11,50 (CH)<br />
(bei Einzelversand zzgl. Versandk.); Jahresabonnement<br />
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angegeben. Die Mandatsreferenznummer ist die auf dem<br />
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ISSN 1617-0725 • 52469<br />
Erscheinen und Bezug<br />
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© 2014 by GeraMond Verlag. Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen<br />
Beiträge undAbbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Durch Annahme<br />
eines Manu skripts erwirbt der Verlag das ausschließliche Recht<br />
zur Veröffentlichung. Für unverlangt eingesandte Fotos und Manuskripte<br />
wird keine Haftung übernommen. Ge richts stand ist München.<br />
Verantwortlich für den redak tio nel len Inhalt: Markus Wunderlich; verantwortlich<br />
für die Anzeigen: Rudolf Gruber, beide: Infanterie straße<br />
11a, 80797 München.<br />
Dieses Heft enthält historische Abbildungen aus der Zeit der nationalsozialistischen<br />
Diktatur, sie können Hakenkreuze oder andere<br />
verfassungsfeindliche Symbole beinhalten. Soweit solche Fotos in diesem<br />
Heft veröffentlicht werden, dienen sie zur Berichterstattung über<br />
Vorgänge des Zeitgeschehens und dokumentieren die militärhistorische<br />
und wissenschaftliche Forschung. Diese Publikation befindet sich<br />
damit <strong>im</strong> Einklang mit der Rechtslage in der Bundesrepublik Deutschland,<br />
insbesondere § 86 (3) StGB. Wer solche Abbildungen aus diesem<br />
Heft kopiert und sie propagandistisch <strong>im</strong> Sinne von § 86 und § 86a<br />
StGB verwendet, macht sich strafbar! Redaktion und Verlag distanzieren<br />
sich ausdrücklich von jeglicher nationalsozialistischer Gesinnung.
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erscheint <strong>im</strong> JAHR TOP SPECIAL VERLAG GmbH & Co. K<br />
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mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die vom DPV Deutscher Pressever<br />
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Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des<br />
belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.<br />
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