26.02.2014 Aufrufe

Motorsport Magazin Wer kann Vettel stoppen? (Vorschau)

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äikkönen comeback<br />

Der Iceman ist zurück: Triumphale Rückkehr<br />

des Champions oder totaler Reinfall?<br />

ciao, supersic!<br />

Marco Simoncelli: Seine besten<br />

Sprüche, seine größten Erfolge<br />

Formel 1 + Motogp + Motorrad + Tourenwagen + Rallye + Us-Racing + mehr Nr.22<br />

++ STEFAN BRADL ++<br />

LIZENZ ZUM<br />

AUFSTIEG<br />

exklusiv im interview:<br />

Moto2-Achterbahn<br />

und MotoGP-Aufstieg<br />

motogp 2012<br />

beginn einer<br />

neuen ära<br />

martin<br />

tomczyk<br />

Luxusproblem<br />

meistertitel<br />

TITELKAMPF 2012:<br />

wer <strong>kann</strong><br />

vettel<br />

<strong>stoppen</strong>?<br />

MOMENT-<br />

AUFNAHMEN<br />

Spektakulär, witzig<br />

und sexy: die Bilder<br />

der Saison 2011<br />

hamilton<br />

steht kopf<br />

Liebeskummer und Kollisionen:<br />

Warum Hamilton versagte und<br />

wie er 2012 zurückschlagen <strong>kann</strong>


INHALT.ausgabe 22<br />

IN DIESER AUSGABE<br />

Formel 1<br />

Sebastian vettel: Der Pokaljäger 22<br />

2012: <strong>Wer</strong> <strong>kann</strong> <strong>Vettel</strong> <strong>stoppen</strong>? 26<br />

lewis hamilton: Lewis steht Kopf 30<br />

Stephan Heublein, Chefredakteur<br />

interview: Johnny Herbert 34<br />

galerie: Die Bilder des Jahres 2012 38<br />

Tops & Flops: Die Gewinner und Verlierer 46<br />

Unsere Wünsche<br />

für die Saison 2012<br />

Unvergessen - Erst wird die Weihnachtswunschliste angefertigt,<br />

dann werden die Neujahrsvorsätze verfasst. Den wichtigsten<br />

Wunsch teilen alle <strong>Motorsport</strong>anhänger gleichermaßen: die<br />

Ereignisse vom 16. Oktober in Las Vegas und eine Woche später in<br />

Sepang sollen sich nicht wiederholen! Dan Wheldon und Marco<br />

Simoncelli bleiben uns immer in Erinnerung: Ab S. 90 verabschieden<br />

wir uns mit den größten Highlights von SuperSic.<br />

Unschlagbar - Sportlich scheinen Casey Stoner, Sebastian <strong>Vettel</strong><br />

und Sebastien Loeb auch 2012 die Topfavoriten zu sein - doch wir<br />

wünschen uns mehr Spannung! McLaren, neue Regeln oder doch<br />

indische Kühe? Im Formel-1-Teil erklären wir, wer oder was <strong>Vettel</strong><br />

in der nächsten Saison <strong>stoppen</strong> <strong>kann</strong>.<br />

Unerwartet - Mit einem Vorjahreswagen gewann Martin Tomczyk<br />

den DTM-Titel. Solche Überraschungen wollen wir 2012 mehr<br />

sehen! Ein Fan-Wunsch wird auf jeden Fall erfüllt: mit BMW mischt<br />

endlich ein dritter Hersteller mit. Im Interview mit dem <strong>Motorsport</strong>-<br />

<strong>Magazin</strong> spricht Tomczyk über die neue Herausforderung.<br />

Wunschkonzert - Was wünschen Sie sich im neuen <strong>Motorsport</strong>jahr?<br />

Verraten Sie uns Ihre Erwartungen an 2012 in unserem<br />

Forum auf <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com oder lassen Sie uns per E-Mail<br />

an leserbriefe@motorsport-magazin.com wissen, welche Themen<br />

Sie im neuen Jahr in Ihrem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> lesen möchten.<br />

statistik: Das Jahr 2012 in Zahlen 52<br />

history: Emerson Fittipaldi 54<br />

Automobil<br />

interview: Martin Tomczyk 60<br />

BMW: Rennsportler im Vergleich 64<br />

wrc: König Loeb 66<br />

interview: Mikko Hirvonen 69<br />

technik: Ferrari F458 Italia 70<br />

verrückt: Monster Trucks 72<br />

Ausblick: Rennkalender 2012 74<br />

Motorrad<br />

blick voraus: Was sich 2012 alles ändert 78<br />

kristallkugel: Comeback der 1000er 84<br />

interview: Loris Capirossi 86<br />

top-5: Marco Simoncelli 90<br />

sicherheit: So sicher ist die MotoGP. 98<br />

interview: Stefan Bradl 102<br />

125cc: Abschied von den Zweitaktern 106<br />

superbike: Marco Melandri wird Bayer 108<br />

vergleich: Supercross vs. Motocross 110<br />

Service<br />

Boxenstopp 4<br />

Kolumnen 18<br />

ZIELGERADE 112<br />

Foto: adrivo/Sutton Titelfotos: adrivo/Sutton, milagro<br />

2 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Pro VS.<br />

Kimi Räikkönen<br />

Fotos: adrivo/Sutton, Lotus<br />

Wird Kimi bald in<br />

neuen Farben<br />

Erfolge bejubeln?<br />

Der Iceman<br />

kehrt mit<br />

Lotus Renault<br />

in die Formel<br />

1 zurück<br />

+++ PRO +++<br />

+++ CONTRA +++<br />

Kimi Räikkönen will es noch einmal wissen und in den kommenden<br />

zwei Jahren <strong>Vettel</strong>, Hamilton & Co. herausfordern. Wie Michael Schumacher<br />

konnte sich auch der Finne dem Reiz eines F1-Comebacks<br />

nicht entziehen und wie bei Schumacher gibt es auch kritische Stimmen<br />

zum Comeback des Weltmeisters von 2007.<br />

Immer wieder fällt in diesem Zusammenhang das Wort »Motivationsproblem«.<br />

Ohne Zweifel, <strong>kann</strong> das Comeback von Räikkönen komplett<br />

in die Hose gehen, aber genauso <strong>kann</strong> es gut gehen. Räikkönen selbst<br />

hat bei seinem Comeback-Versuch wenig zu verlieren - im Gegenteil.<br />

Viel mehr könnte er den unrühmlichen Abgang bei Ferrari vergessen<br />

machen und zeigen, dass er es noch drauf hat.<br />

Räikkönen wird zwar eine Eingewöhnungszeit brauchen, doch mit<br />

dem Finnen könnte zukünftig durchaus zu rechnen sein. Sein Talent<br />

und seine Schnelligkeit hat er in seiner zweijährigen Abwesenheit mit<br />

Sicherheit nicht verloren und mit Lotus Renault GP, dem ehemaligen<br />

Weltmeisterteam von Alonso und Schumacher, unterschrieb er bei<br />

einem Rennstall, der durchaus Potenzial hat, vorne mitzukämpfen -<br />

obwohl hinter dem Team eine schwierige Saison liegt.<br />

Mit der Verpflichtung des Finnen könnte allerdings ein Schub durch<br />

die gesamte Mannschaft gehen - mögliche, neue Sponsoren nicht<br />

ausgeschlossen. Räikkönen gilt zwar nicht als großer Redner, doch<br />

ist er ein echter Typ, den die oftmals zu glatte Formel 1 gut gebrauchen<br />

<strong>kann</strong>.<br />

Text: Kerstin Hasenbichler<br />

Dank Kimi Räikkönens Comeback stehen 2012 sechs Weltmeister in<br />

der Startaufstellung – die Formel 1 ist also einer der großen Gewinner<br />

der Rückkehr des Icemans. Doch tut er sich selbst und seinem neuen<br />

Team wirklich einen Gefallen?<br />

Lotus setzt voll auf den Marketinggedanken, den der neue Teamname<br />

und die ab sofort einzigartige Marke bringen. Aber ist Räikkönen der<br />

richtige Fahrer für diesen Neuaufbau? Dem Finnen wurden schon in<br />

seinen Erfolgszeiten Motivationsprobleme nachgesagt – gerne war<br />

er bei Bootsrennen in Gorillakostümen und langen Partys aktiv, weniger<br />

bei der Arbeit mit den Ingenieuren.<br />

Das wird sich wohl kaum ändern, wenn er im nächsten Jahr nur um<br />

Punkteränge kämpft – denn es ist unwahrscheinlich, dass Lotus<br />

urplötzlich der Sprung zum Topteam gelingt, dafür sind die Regeländerungen<br />

nicht umfangreich genug. Die Frage ist: verliert Kimi nicht<br />

nach einigen Rennen die Lust, um die Plätze sechs bis acht zu fahren?<br />

Stichwort: Regeländerungen. Die Formel 1 hat sich in den letzten<br />

zwei Jahren verändert. Die neuen Reifen stellten selbst erfahrene<br />

Piloten wie Mark Webber vor Probleme, hinzu kommen Neuerungen<br />

wie das DRS. Michael Schumacher musste am eigenen Leib erfahren,<br />

dass eine lange Pause nicht so einfach abzuschütteln ist. Nur wenn<br />

Kimi bereit ist, sich einzuarbeiten und auch im Briefingraum Vollgas<br />

zu geben, <strong>kann</strong> sein Comeback gelingen.<br />

Text: Stephan Heublein<br />

4 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Michel Rutter bei<br />

seinem<br />

Macau-Sieg<br />

2007 auf<br />

Kawasaki<br />

Siebter Streich<br />

<strong>Wer</strong> als Motorradfahrer gerne große Auslaufzonen und viel Platz hat, ist<br />

auf dem Stadtkurs von Macau an der falschen Stelle. Dort ist es eng,<br />

Auslaufzonen sind Mangelware und 2011 waren die Bedingungen zudem<br />

noch schwierig. Michael Rutter war das alles egal, er holte sich seinen<br />

siebten Erfolg beim Macau GP der Zweiräder und ist damit alleiniger<br />

Rekordhalter bei diesem Event.<br />

Fotos: milagro, adrivo/Sutton, KTM<br />

Hellblaues Päuschen<br />

Es war lange befürchtet worden, schließlich folgte die<br />

offizielle Verkündung: Suzuki ist 2012 nicht mehr<br />

in der MotoGP. Allerdings vermeldete<br />

der Hersteller keinen<br />

Ausstieg, sondern lediglich<br />

eine Auszeit. 2014 wolle<br />

man mit neuer Maschine<br />

wieder mitmischen. Vielleicht<br />

<strong>kann</strong> man dann an<br />

alte Erfolge anschließen,<br />

zu 500cc-Zeiten<br />

hatte Suzuki noch<br />

sechs Mal den<br />

Fahrer-Weltmeister<br />

gestellt.<br />

Im Gegensatz<br />

zu Jorge,<br />

der armen Sau,<br />

<strong>kann</strong> ich heute<br />

Klavier spielen.<br />

Damian Cudlin (Rippen- und Hüftprellung)<br />

über Jorge Lorenzo (Fingerkuppe ab)<br />

6 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Text: Falko Schoklitsch<br />

Suzuki-Legenden<br />

Kevin Schwantz<br />

»Wenn du Gott siehst, dann musst du<br />

bremsen«, meinte Kevin Schwantz einmal.<br />

Und so ähnlich sah sein Fahrstil aus. Der<br />

Amerikaner war wild unterwegs, er fuhr<br />

aber auch erfolgreich. In der Motorrad-<br />

WM fuhr er nur für Suzuki und schenkte<br />

dem Hersteller 1993 den Titel.<br />

Barry Sheene<br />

Barry Sheene schaffte es als einziger<br />

Fahrer, Suzuki in der Königsklasse zwei<br />

Titel zu schenken und er ist heute noch<br />

einer der beliebtesten Piloten der GP-<br />

Geschichte. Sheene ist zwar 2003 an<br />

Krebs verstorben, sein Fahrstil und seine<br />

Art neben der Strecke haben ihm aber<br />

viele Fans eingebracht.<br />

Kenny Roberts Jr.<br />

Kenny Roberts Jr. stand lange im Schatten<br />

seines Vaters, des dreifachen Weltmeisters<br />

Kenny Roberts Sr. Als er 1999 das<br />

Team von King Kenny verließ und zu<br />

Suzuki ging, begann er Rennen zu gewinnen,<br />

im Jahr 2000 folgte der 500cc-WM-<br />

Titel, der gleichzeitig der vorerst letzte für<br />

Suzuki im GP-Sport war.<br />

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Wenn die Rallye Dakar 2012 in Südamerika startet, werden die Motorrad-Favoriten<br />

wieder aus dem Lager von KTM kommen. Für das<br />

<strong>Wer</strong>ksteam gehen Marc Coma und Cyril Despres an den Start, die seit<br />

2005 die Siege unter sich ausgemacht haben. Als ihre Unterstützungsfahrer<br />

starten Juan Pedrero für Coma und Ruben Faria für Despres. Als<br />

Maschine ist wieder die KTM 450 Rally im Einsatz.<br />

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Der Finne fliegt wieder<br />

Der fliegende<br />

Finne saß wieder<br />

in einem<br />

Silberpfeil<br />

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König von Macau<br />

Daniel Juncadella hat den Formel 3 GP in Macau gewonnen.<br />

Der 20-jährige Spanier setzte sich knapp gegen Felipe<br />

Nasr, Sieger der britischen Meisterschaft, und Marco Wittmann<br />

durch. Letzterer verlor die Führung nach einer<br />

Safety-Car-Phase. Roberto Merhi, Champion der Euro<br />

Serie, blieb beim Start stehen und löste damit eine Kollision<br />

aus, die auch den zweiten Deutschen Daniel Abt das<br />

Rennen kostete.<br />

8 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Text: Sönke Brederlow, Mike Wiedel<br />

Mika Häkkinen ist zurück im Renngeschehen. Beim<br />

Finale des International Le Mans Cups in Zhuhai pilotierte<br />

der 43-Jährige zusammen mit Lance David<br />

Arnold und CongFu Cheng einen Mercedes SLS AMG.<br />

Es war das erste Rennen des Finnen seit seinem Ausstieg<br />

aus der DTM im Oktober 2007. Das 6h-Rennen<br />

in China musste das Trio allerdings in Führung liegend<br />

vorzeitig beenden; ein gerissener Keilriemen zwang<br />

das Team nach gut zwei Stunden zur Aufgabe.<br />

Frühere Macau Sieger<br />

Fotos: adrivo/Sutton,, mercedes-benz, audi<br />

Edoardo Mortara<br />

Ralf Schumacher<br />

David Coulthard<br />

Michael Schumacher<br />

Ayrton Senna<br />

Der Italiener ist der einzige<br />

Pilot, der den Macau GP<br />

zwei Mal gewinnen konnte.<br />

Der heutige DTM-Pilot<br />

siegte 2009 und 2010 in<br />

den Straßen von Macau.<br />

Nach seinem Sieg beim<br />

Macau GP 1995 blieb Schumacher<br />

in Asien und bestritt<br />

dort die Formel Nippon, wo<br />

er 1996 auf Anhieb Meister<br />

wurde. Im folgenden Jahr<br />

schaffte er mit Jordan den<br />

Sprung in die Formel 1.<br />

Erst drei Jahre nach seinem<br />

Triumph beim Formel 3 GP<br />

in Macau schaffte Coulthard<br />

den Aufstieg in die Königsklasse.<br />

Vor seinem F1-Einstieg<br />

1994 mit Williams fuhr<br />

er in der F3000.<br />

Michael Schumacher ist der<br />

einzige aktive F1-Pilot, der<br />

in Macau gewinnen konnte.<br />

1990 setzte er sich knapp<br />

gegen den Finnen Mika<br />

Häkkinen durch.<br />

Der Erfolg beim Formel 3 GP<br />

in Macau ebnete Senna den<br />

Weg in die Formel 1. Nur ein<br />

halbes Jahr nach seinem<br />

Sieg wechselte er aus der<br />

Formel 3 in die Königsklasse.<br />

Gemütlicher Motorensound<br />

Eva Briegel und die Band Juli fühlen sich bei der DTM heimisch. Der Motorenlärm stört ihre<br />

zart besaiteten Musiker-Ohren überhaupt nicht: »Tatsächlich finde ich das ganz gemütlich«,<br />

sagt Briegel, die als Kind mit ihren Eltern in der Nähe einer Motocros-Strecke wohnte. »Wenn<br />

wir auf der Terrasse saßen und Kaffee tranken, ging es auf der Strecke ordentlich ab.«


kevin<br />

ceccon<br />

Mirko<br />

Bortolotti<br />

Johnny<br />

Cecotto Jnr<br />

Fabio<br />

Leimer<br />

Die jungen Wilden<br />

Beim Young Driver Test in Abu Dhabi gaben die meisten F1-Teams dem Nachwuchs eine Chance. Das<br />

<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> hat sich bei vier der Rookies umgehört - wie gefällt ihnen die Königsklasse?<br />

Mirko Bortolotti<br />

Alter: 21 / Formel 2<br />

Johnny Cecotto Jnr<br />

Alter: 22 / gp2<br />

Kevin Ceccon<br />

Alter: 18 / gp2<br />

Fabio Leimer<br />

Alter: 22 / gp2<br />

»Jeder Kilometer in einem F1-Auto<br />

bringt irrsinnig viel. Aber die Autos<br />

verändern sich in jedem Jahr brutal<br />

stark – die heutigen Rennwagen lassen<br />

sich praktisch nicht mit den<br />

Autos vergleichen, die ich in der Vergangenheit<br />

getestet habe. Ich muss<br />

mich jedes Mal neu einstellen. Es ist,<br />

als ob man noch nie Formel 1<br />

gefahren wäre. Aber ich finde es sehr<br />

cool, dass man im Laufe der Runde<br />

so viel am Lenkrad machen muss.«<br />

»Man fährt aus der Box und hat diese<br />

18.000 Umdrehungen im Ohr - der<br />

Motorensound ist einfach unglaublich.<br />

Das ist das erste Gefühl, das in<br />

den Kopf springt. Dann kommen die<br />

Bremsen und die Beschleunigung.<br />

Wenn man KERS benutzt, gibt es<br />

noch mal einen Kick. Die Autos sind<br />

Meisterwerke der Technik. Ein<br />

F1-Auto zu fahren, ist etwas Besonderes<br />

und ich wollte sichergehen,<br />

dass ich es genießen <strong>kann</strong> und mir<br />

nichts Dummes passiert - wie ein<br />

Unfall in der ersten Kurve.«<br />

»Nach den ersten Runden ist man<br />

beeindruckt, was das Auto alles <strong>kann</strong>.<br />

Der Wagen unterscheidet sich von<br />

allen anderen Autos, damit fahren zu<br />

dürfen, war einfach sensationell. Als<br />

ich das erste Mal auf die Strecke rausfuhr,<br />

habe ich sehr viel nachgedacht.<br />

Das Lenkrad unterscheidet sich sehr<br />

von jenen in anderen Rennserien. Es<br />

gibt viele Knöpfe und jeder Knopf hat<br />

eine andere Funktion. Das war schon<br />

verwirrend.«<br />

»Ich war nervöser, als ich das erste<br />

Mal ein GP2-Auto gefahren bin. Es<br />

hat mich überrascht, wie ruhig das<br />

Auto zu fahren war. Ein GP2-Auto<br />

ist dagegen sehr schwer zu fahren,<br />

weil es viel unruhiger ist. Was mich<br />

sehr beeindruckt hat, sind die Bremsen<br />

- man <strong>kann</strong> viel später bremsen.<br />

Wenn man vom Gas geht, fühlt sich<br />

das fast wie eine Vollbremsung in der<br />

GP2 an. Der Speed, die Bremsen,<br />

DRS, KERS - in der Formel 1 gibt es<br />

so viel mehr zu tun.«<br />

10 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Text: Manuel Sperl<br />

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F1-Legenden in 3D<br />

Fotos: adrivo/Sutton<br />

Die dritte Dimension ist angesagt - aber nicht nur im Kino:<br />

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Tierische Begegnungen<br />

Hund vs. GP2 Bruno Senna läuft auf der Strecke<br />

in Istanbul bei 280 km/h einer von zwei streunenden<br />

Hunden vor das Auto - die rechte Vorderradaufhängung<br />

knickt ab. Senna bleibt unverletzt.<br />

»Wir hätten<br />

eine Kuh auf<br />

die Strecke<br />

stellen sollen!«<br />

Christian Horners Idee,<br />

um <strong>Vettel</strong> von schnellsten<br />

Runden am Rennende abzuhalten<br />

Otter vs. MotoGP In Indianapolis<br />

rannte Casey Stoner ein Otter vor das<br />

Bike. Der Weltmeister konnte geradeso<br />

ausweichen und machte eine entschuldigende<br />

Geste in Richtung des davon<br />

wieselnden Tieres.<br />

Reh vs F1 Stefan Johannson nahm<br />

1987 in Spielberg ein Reh auf die Hörner<br />

- bei 190 km/h. Das Tier wurde regelrecht<br />

zerfetzt. Der Schwede kam mit dem Schrecken<br />

davon.<br />

Hirsch vs. ChampCar Cristiano<br />

da Matta kollidierte 2006 in Elkhart<br />

Lake mit einem Hirsch. Der Brasilianer<br />

erlitt schwere Kopfverletzungen, lag im<br />

künstlichen Koma. Heute fährt er wieder<br />

Rennen in der ALMS.<br />

Murmeltier vs. F1 Scharen an Murmeltieren<br />

besiedeln die Ile de Notre Dame in Montreal.<br />

Ralf Schumacher konnte einst einem der<br />

wagemutigen Fellknäuel ausweichen, Anthony<br />

Davidson nicht.


Felipe Massa muss 2012 eine<br />

Schippe drauf legen - sonst ist<br />

sein Ferrari-Cockpit bald weg<br />

Verpasste Chancen<br />

Text: Kerstin Hasenbichler<br />

Felipe Massa hat seinen großen Traum erreicht, er hat den Weltmeistertitel<br />

geholt. In seine Augen steigen Freudentränen, in der Ferrari-Box bricht seine<br />

Familie in Jubelstürme aus und auf den Tribünen in Sao Paulo reißt es die Fans<br />

von ihren Sitzen. Knapp dreißig Sekunden später war der Traum zerplatzt. Den<br />

Freudentränen folgten Tränen der Verzweiflung, der Fassungslosigkeit und der<br />

Wut. Der Brasilianer konnte seine Chance 2008 nicht nutzen - ein roter Faden,<br />

der sich durch seine Karriere zieht. Als er zu Ferrari wechselte, gab es<br />

nur eine Nummer eins und die hieß Michael Schumacher. An der Seite<br />

des Rekordmeisters blieb für ihn nur die Rolle des Adjutanten übrig.<br />

Als dieser sich in die F1-Pension verabschiedete, hatte Massa die<br />

einmalige Chance, aus der zweiten in die erste Reihe nach vorne<br />

zu treten. Doch die Fußstapfen von Schumacher erwiesen sich<br />

für den 1,66 kleinen Brasilianer als zu groß.<br />

Statt ihm gewann der Finne Kimi Räikkönen den ersten WM-Titel<br />

für Ferrari nach der Schumacher-Ära. Kaum war der Finne weg,<br />

war mit Fernando Alonso schon der nächste Star ins rote Boot<br />

gewechselt und Massa füllte wieder nur die Nebenrolle als<br />

Nummer zwei aus. Ferrari hätte ihn wohl längst ausgetauscht,<br />

wäre im Jahr 2009 nicht Massas Horrorunfall im<br />

Qualifying zum Großen Preis von Ungarn dazwischen gekommen.<br />

Die Saison 2009 war damit für den Brasilianer abgehakt<br />

und als 2010 die erwarteten Ergebnisse ausblieben,<br />

war auch schon die perfekte Entschuldigung gefunden - er<br />

brauche einfach noch eine Weile, um wieder in Form zu<br />

kommen. Zum anderen besitzt Massa eine Eigenschaft,<br />

die für die Scuderia Ferrari entscheidend ist - er folgt<br />

Befehlen ohne Widerworte zu geben. So ließ er 2010 auf<br />

Befehl des Teams Fernando Alonso in Hockenheim ohne<br />

»die fuSSs<br />

stapfen von<br />

schumacher<br />

erwiesen<br />

sich als zu<br />

gross.«<br />

Gegenwehr vorbeiziehen. Sarkastische Sätze wie »Nicht schlecht für einen<br />

Nummer zwei-Fahrer« brauchte Ferrari von Massa nie zu befürchten. Doch 2012<br />

soll der Fahrer- und Konstrukteurstitel endlich wieder nach Maranello gehen -<br />

und für letzteres benötigt Ferrari zwei starke Fahrer, die regelmäßig siegen und<br />

aufs Podium fahren. Ausreden gibt es nicht mehr. Unbestritten war der Ferrari<br />

in der vergangenen Saison nicht so konkurrenzfähig wie der RB7, doch gerade<br />

in einem schwachen Auto ist ein starker Fahrer gefragt. Alonso fuhr in Silverstone<br />

immerhin einen Sieg ein und kämpfte bis zum letzten Rennen um den<br />

Vizeweltmeistertitel.<br />

Massa schaffte es hingegen in 19 Rennen kein einziges Mal auf das<br />

Podest. Diese Fakten <strong>kann</strong> auch Ferrari nicht länger ignorieren - der Stuhl<br />

von Massa wackelt. Luca di Montezomolo spricht zwar davon, dass er<br />

im Jahr 2012 von Massa Großes erwartet, doch zwischen den Zeilen<br />

gelesen bedeuten die präsidialen Worte nichts anderes, als dass der<br />

30-Jährige bessere Ergebnisse einfahren muss. Bleiben diese<br />

wie in dieser Saison aus, dann könnte es für Massa mehr als<br />

nur eng werden.<br />

Sein Vertrag bei Ferrari läuft Ende 2012 aus, immer mehr junge<br />

Talente drängen in die Formel 1 und auch alte Be<strong>kann</strong>te werden<br />

bereits mit dem zweiten Ferrari-Cockpit in Verbindung<br />

gebracht. Nach aktuellem Stand sind die Gerüchte um Robert<br />

Kubica zwar nichts weiter als wilde Spekulationen, aber das<br />

allein sollte Massa nachts nicht ruhig schlafen lassen - in der<br />

weiten F1-Welt gibt es noch mehr schnelle Rennfahrer als<br />

den Polen. Massas Landsmann Rubens Barrichello hat zwar<br />

bewiesen, dass es auch ein Leben nach Ferrari gibt. Das heißt<br />

aber oft auch, sich mit Mittelmaß zufrieden zu geben.<br />

Fotos: adrivo/Sutton<br />

14 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


2012 heißt es<br />

<strong>Wer</strong>ks- und<br />

Satellitenmaschinen<br />

gegen<br />

CRT-Bikes<br />

Text: Falko Schoklitsch<br />

Suche nach der Balance<br />

Hypothetisches Szenario: Ein Team aus acht Fußball-<br />

Superstars muss in einem Spiel gegen elf durchschnittliche<br />

Fußballer antreten. Die Frage ist, wie wird das Spiel<br />

ausgehen? Auf der einen Seite die Mehrzahl an Spielern,<br />

auf der anderen der Überschuss an spielerischer Qualität.<br />

Die Frage ist natürlich schwer zu beantworten, wäre es<br />

mit neun Spielern in der Star-Mannschaft gerechter oder<br />

sollte sie vielleicht sogar nur sieben haben? Das Schaffen<br />

von Chancengleichheit bei eigentlich unterschiedlichen<br />

Voraussetzungen ist immer eine schwierige Sache.<br />

Die Superbike-WM probiert seit Jahren, die Zweizylinder<br />

mit den Vierzylindern über Bestimmungen im technischen<br />

Reglement gleichzustellen - mit der Möglichkeit<br />

ständiger Anpassungen. So <strong>kann</strong> das Gewicht der<br />

Zweizylinder, das aufgrund ihres größer gestatteten<br />

Hubraums höher ist, nach Bedarf in Schritten von<br />

drei Kilogramm angepasst werden. Außerdem sind<br />

Zweizylinder mit Ansaugrestriktoren begrenzt. Nicht<br />

immer sind dort beide Seiten mit den bestehenden<br />

Ausgleichs-Regeln zufrieden, weil Vorteile einmal auf<br />

der einen und dann wieder auf der anderen Seite<br />

vermutet werden.<br />

Maschinen. Für die einen gilt ein Motorenlimit von sechs<br />

pro Saison, für die anderen sind es zwölf. Die einen<br />

müssen im Rennen mit 21 Litern Sprit auskommen, die<br />

anderen haben 24 Liter zur Verfügung. Damit soll ein<br />

gewisser Ausgleich geschaffen werden, wobei alles noch<br />

unproblematisch sein wird, solange die CRTs trotz einer<br />

höheren Anzahl an Motoren und mehr Sprit nicht an der<br />

Spitze mitfahren.<br />

Aber man <strong>kann</strong> sich leicht ausmalen, was passiert,<br />

wenn eines Tages eine CRT-Maschine plötzlich ganz<br />

vorne auftaucht. Drei Liter mehr Sprit pro Rennen sind<br />

nicht wenig, das sind rund 14 Prozent. Während die<br />

<strong>Wer</strong>ks-Prototypen also stark haushalten<br />

müssen und teilweise mit einer<br />

magereren Mischung fahren, haben<br />

die CRTs die Gelegenheit, mit einem<br />

fetteren Gemisch zu fahren. Sollte das<br />

dazu führen, dass die viel teureren<br />

Maschinen der Hersteller plötzlich Konkurrenz<br />

von einem vergleichsweise<br />

billigen Motorrad<br />

bekommen, dann ist wohl<br />

Feuer am Dach. Vor allem, weil Dorna-Chef Carmelo<br />

Ezpeleta in diesem Jahr nicht müde wurde, seine volle<br />

Unterstützung hinter die Claiming Rule Teams zu stellen.<br />

Er hat betont, dass der Rechteinhaber in Zukunft nur<br />

noch CRTs finanzielle Unterstützung geben will, wer in<br />

der Lage sei, sich ein Satelliten- oder <strong>Wer</strong>ks-Motorrad<br />

zu kaufen, müsse sehen, wie er selbst zurechtkomme.<br />

Dann will er ab 2013 eine Standard-Elektronik und eine<br />

Drehzahlbegrenzung einführen, um die Leistung von<br />

<strong>Wer</strong>ks-Prototypen und CRT-Maschinen weiter anzunähern.<br />

Zu diesem Zeitpunkt haben die CRTs ein Jahr<br />

Rennerfahrung hinter sich und dürften große Fortschritte<br />

gemacht haben. Dann könnte es wirklich lustig werden,<br />

denn die Kombination aus mehr Motoren, mehr Sprit<br />

und einer Leistungs-Annäherung mittels Standard-<br />

Elektronik und Drehzahlbegrenzung könnte dazu führen,<br />

dass CRTs nicht mehr nur hinterher fahren. Sollte es<br />

soweit kommen, dürfte die MotoGP einen Streit erleben,<br />

der selbst Seifenopern-Autoren in ihren kühnsten Träumen<br />

nicht einfiele. Nur gut, dass man sich ein Hintertürchen<br />

offen gelassen hat: Anpassungen seien ja<br />

immer möglich. Nur wird auch dann wieder jemand<br />

unzufrieden sein.<br />

Nun versucht die MotoGP, selbst ihr zweigleisiges<br />

Reglement durchzuziehen und dürfte<br />

damit bald merken, dass es schwierig ist, zwei<br />

Seiten zufriedenzustellen, die unter gänzlich<br />

unterschiedlichen Voraussetzungen im Wettbewerb<br />

gegeneinander antreten müssen. Die<br />

<strong>Wer</strong>ks-Prototypen - egal ob <strong>Wer</strong>ks- oder<br />

Satelliten-Motorrad - fahren gegen die CRT-<br />

»Anpassungen seien immer möglich.<br />

Nur wird auch dann wieder<br />

jemand unzufrieden sein.«<br />

Fotos: milagro<br />

16 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Kriegt<br />

Ducati<br />

2012<br />

die<br />

Kurve?<br />

Ducati hat nach der Saison 2011 sein ganzes<br />

Maschinen-Konzept über den Haufen geworfen,<br />

um 2012 doch endlich wieder an die Spitze der<br />

MotoGP zurückzukehren. Kann es auch gelingen?<br />

Falko Schoklitsch: Ducati hat sich in diesem<br />

Jahr nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Erst die<br />

Aussagen von Jeremy Burgess, die Frontprobleme<br />

der Vergangenheit ließen sich wohl in 80 Sekunden<br />

ausbessern, dann Update über Update und<br />

nichts hat funktioniert. Jetzt also ein völlig neuer<br />

Rahmen, dass der hilft, glaube ich erst, wenn ich<br />

die Zeiten der ersten Tests nach der Winterpause<br />

sehe. Denn die japanische Konkurrenz hat in<br />

diesem Bereich jahrzehntelangen Vorsprung.<br />

Maria Pohlmann: Nicht nur Jeremy Burgess,<br />

sondern auch Filippo Preziosi gibt alles. Das<br />

sollten neben Valentino Rossi die besten Zugpferde<br />

für Verbesserungen sein. Ich denke, selbst<br />

wenn es Ducati in diesem Jahr gegen die Japaner<br />

schwer hatte, es geht bergauf. Rossi wird sich<br />

nicht auf einem sechsten Platz ausruhen und<br />

be<strong>kann</strong>termaßen wird für ihn ja überall alles<br />

getan. Er wird keine Ruhe geben, bevor sein<br />

Motorrad nicht siegfähig ist. Außerdem bricht<br />

im nächsten Jahr eine komplett neue Ära in der<br />

MotoGP an, obwohl die Japaner stark sind, bin<br />

ich überzeugt, dass die Karten neu gemischt<br />

werden.<br />

Jule Krause: Man hat den Eindruck Ducati<br />

hat 2011 mehr fürs Testen ausgegeben als in<br />

den letzten vier Jahren zusammengenommen.<br />

Obwohl sie betonen, der neue Rahmen sei<br />

experimentell, sie steigen sicher um, denn eigenes<br />

Konzept oder nicht, ich schätze, es ist wichtiger,<br />

an den japanischen <strong>Wer</strong>ken dran zu bleiben<br />

und wenn das mit Rossi nur ohne Karbon<br />

geht, dann eben ohne.<br />

FS: Dranbleiben reicht nicht. Vom Niemandsland<br />

ins Niemandsland, damit ist niemandem geholfen.<br />

Sollte sich mit dem neuen Rahmen nicht bald<br />

Erfolg einstellen, wird Rossi ungeduldig werden<br />

und wohl zu überlegen beginnen, ob er seine<br />

Karriere nicht vielleicht doch bei einem anderen<br />

Hersteller ausklingen lässt.<br />

JK: Ja schon, aber ich sehe nicht, dass Burgess<br />

und Rossi mit dem Karbon Rahmen zurechtkommen,<br />

vielleicht ist der Umstieg doch zu<br />

krass, wenn man 20 Jahre was anderes gemacht<br />

hat. Die Frage ist, ob Ducati das alles aufgeben<br />

will. Ich schätze, wenn sich zeigt, dass man<br />

damit mehr bei der Musik ist, dann schon.<br />

MP: Sollte sich mit dem neuen Rahmen der<br />

gewünschte Erfolg nicht einstellen, wird weiter<br />

entwickelt und umgedacht. Ducati wird alles<br />

Geld der Welt geben, um Rossi bis zu seinem<br />

Karriereende zu binden. Ob andere Hersteller<br />

nach seinen eher durchschnittlichen Ergebnissen<br />

in diesem Jahr überhaupt noch so viel wie zuvor<br />

in ihn investieren würden, wäre auch fraglich.<br />

JK: Ich denke nicht, dass Ducati sich alles Geld<br />

der Welt leisten können wird.<br />

FS: Das ist ja die andere Frage. Rossi bringt zwar<br />

viele Sponsoren, aber wenn er weiter vor sich hin<br />

leidet, werden die Sponsoren ihre Lust verlieren.<br />

So gesehen, geht es nur rauf oder runter.<br />

MP: Genau deshalb sind die Italiener daran<br />

interessiert, dass es so schnell wie möglich<br />

mit dem Bike und dem Fahrer wieder rauf<br />

geht. Dabei sei auch Nicky Hayden nicht<br />

zu vergessen, der wohl genauso wie Rossi<br />

unter der Unterlegenheit der Desmosedici<br />

leidet.<br />

FS: Nur ist das Interesse zum Schritt<br />

nach oben nicht die tatsächliche<br />

Durchführung. Von Verbesserungen redet Ducati<br />

schon lange, viel Zählbares ist dabei noch nicht<br />

herausgekommen.<br />

JK: Zudem, immerzu Neues ausprobieren sowie<br />

hin und her wechseln wird Ducati auch mit<br />

fünf Geniussen nicht weiter bringen. Also ich<br />

denke, sie müssten sich noch vor Malaysia I<br />

entscheiden, in welche Richtung es gehen soll.<br />

Dann sollte 2012 zumindest das Podest wieder<br />

die Norm sein, wenn man die GP12 mit dem<br />

Rahmen baut, der die meisten Fortschritte<br />

verspricht.<br />

MP: Das Einzige, was ich daran beängstigend<br />

finde, ist, dass selbst Burgess langsam die Lust zu<br />

verlieren scheint. Viele Ideen sind wohl nicht<br />

mehr offen, geschweige denn realisierbar. Ducati<br />

braucht im kommenden Jahr aber definitiv einige<br />

Top-Ergebnisse, ansonsten sieht es<br />

besonders was Rossi angeht<br />

eher dunkel aus.<br />

Fotos: adrivo/Sutton<br />

Jule, Maria und Falko<br />

diskutieren über die<br />

Zukunft von Ducati


Boxenspion<br />

Boxenspion<br />

Viele Gründe für eine<br />

Rückkehr nach Korea<br />

gibt es nicht...<br />

Bitte, F1<br />

komm 2012<br />

zurück


Paddock-Notizen<br />

Moderne F1-Fahrer haben keinen Humor? Falsch! Sergio<br />

Perez funkte kurz vor dem Ende des Japan GP an sein Team:<br />

»Ich verliere den Antrieb!« Das Team bekam Angst, schließlich<br />

lag er in den Punkterängen. »Erst als ich im Ziel war, merkten<br />

sie, dass ich sie reingelegt hatte.«<br />

Miguel Molina fuhr beim DTM-Finale in Hockenheim<br />

zu seiner zweiten Pole Position. Sein Renningenieur<br />

Markus Michelberger zeigte im Boxenfunk, wie stark<br />

er seinen spanischen Fahrer einstuft: »Who the fuck<br />

is Fernando Alonso?!«<br />

Bernie Ecclestone ließ sich auch von seiner Aussage vor dem<br />

Münchner Landgericht nicht aus der Ruhe bringen. Erwartete<br />

er, wieder dorthin zurück zu müssen? »Nein, dort fahren wir<br />

nie... Ach so, ich? Ja klar, für das Bierfest, aber das ist erst<br />

im Oktober wieder.«<br />

Nico Rosberg in Gefahr: Mitten in Delhi stürzte ein<br />

Inder auf ihn zu und schrie - Rosberg war ratlos.<br />

Plötzlich machte er bumm und schnipste eine<br />

Spinne von Rosbergs Hals. »Sie war klein, aber er<br />

meinte: roter Körper, sehr gefährlich! Da sollte man<br />

den Einheimischen glauben!«<br />

kamuikaze siegt<br />

Erster Saisonsieg: Kamui Kobayashi gewann<br />

das Seifenkistenrennen auf der Zielgeraden in<br />

Suzuka. Aber ob dieser Heckflügel dem Reglement<br />

entsprach?<br />

Kamui Kobayashi<br />

gewann zumindest das<br />

Seifenkistenrennen<br />

Thema Cockpithaube in der Formel 1: Der Fantasie des Grafikdesigners<br />

Jacek Kolodziejczyk entsprang diese Lösung. Er<br />

sagt: »Es sollte cool aussehen, mit dem Rest sollen sich Genies<br />

wie Adrian Newey beschäftigen...«<br />

Jenson Button bei<br />

geheimen Testfahrten<br />

in Indien<br />

Fotos: adrivo/Sutton, iacoski.com<br />

indien (er)-fahren<br />

Narain Karthikeyan hatte uns vor dem ersten<br />

Indien GP gewarnt: »Ihr könnt selbst zur<br />

Strecke fahren, aber nur wenn ihr mutig genug<br />

seid!« Doch selbst Sebastian <strong>Vettel</strong> wunderte<br />

sich über den chaotischen Verkehr. »Ich fragte<br />

meinen Fahrer, ob die Leute hier wirklich einen<br />

Führerschein haben«, so <strong>Vettel</strong>. Die Antwort:<br />

»Klar, du kaufst ihn dir einfach!«<br />

KLICK MAL<br />

WIEDER....<br />

Egal ob MotoGP, WRC, DTM oder Formel 1: Mit unserer Website <strong>Motorsport</strong>-<br />

<strong>Magazin</strong>.com sind Sie immer über die neuesten Ereignisse und Ergebnisse aus<br />

der <strong>Motorsport</strong>welt informiert - in Wort, Bild und Ton. Am besten gleich ansurfen:<br />

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Mehr lustige Geschichten aus den Fahrerlagern<br />

der <strong>Motorsport</strong>welt lesen Sie auf<br />

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Denkwürdige Momente<br />

Alle zwei Jahre gibt sich die Formel 1 in Hockenheim die Ehre - 2012 ist es wieder soweit. Ob für aufregende<br />

Rennaction, spannende Rad-an-Rad-Kämpfe oder einfach nur, um <strong>Vettel</strong>, Schumacher & Co.<br />

einmal live zu erleben - die Königsklasse auf dem Hockenheimring ist immer eine Reise wert.<br />

Fotos: adrivo/Sutton<br />

Fliegende Fäuste<br />

Der wohl berühmteste »Zweikampf« der<br />

F1-Geschichte trug sich 1982 in der Ostkurve zu.<br />

Der Führende Nelson Piquet kollidierte beim Überrundungsversuch<br />

in seinem Brabham-BMW mit<br />

Text: Frederik Hackbarth<br />

ATS-Nachzügler Eliseo Salazar. Kaum aus seinem<br />

gestrandeten Boliden geklettert, ging mit dem brasilianischen<br />

Weltmeister das südamerikanische<br />

Temperament durch und er prügelte wie wild mit<br />

seinen Fäusten auf den verdutzten Chilenen ein.<br />

Besonders viel bekam Salazar allerdings nicht ab<br />

- beide Piloten trugen beim Boxkampf am Streckenrand<br />

ihre Helme.<br />

Burti fliegt, Ralf siegt<br />

Der wohl spektakulärste Start in der Hockenheim-Historie ereignete sich 2001.<br />

Michael Schumacher kam auf den ersten Metern nicht gut vom Fleck, die Autos<br />

hinter ihm konnten dem langsamen Hindernis jedoch ausweichen - nicht so<br />

Luciano Burti. Der Prost-Pilot knallte mit voller Wucht ins Heck des Ferraris und<br />

stieg spektakulär in die Luft auf. Das Rennen wurde daraufhin abgebrochen<br />

und neu gestartet. Für die deutschen Fans gab es trotzdem Grund zum Feiern<br />

- den Sieg schnappte sich Ralf Schumacher im BMW-Williams.<br />

Rubinhos Freudentränen<br />

Rubens Barrichello durfte seinen ersten GP-Sieg 2000 auf den<br />

langen Waldgeraden Hockenheims feiern. In einem turbulenten<br />

Regenrennen setzte er sich von Platz 18 aus gestartet mit einer<br />

unglaublichen Aufholjagd gegen die Konkurrenz durch. Der<br />

Schlüssel zum Erfolg war Barrichellos Mut - er entschied sich<br />

auf Slicks weiterzufahren, obwohl es an manchen Stellen des<br />

langen Kurses regnete. Außerdem half ihm eine Safety-Car-<br />

Phase, da ein Zuschauer auf die Strecke gelaufen war, um<br />

gegen seine Entlassung bei Mercedes zu demonstrieren. Auf<br />

dem Siegerpodium flossen bei Rubinho die Tränen.<br />

Tollhaus Motodrom<br />

1995 bescherte Michael Schumacher seinen zahlreichen Anhängern einen<br />

ganz besonderen Feiertag - mit seinem ersten Heimerfolg und dem ersten<br />

Sieg eines Deutschen auf deutschem Boden, verwandelte der Kerpener<br />

das Motodrom in ein einziges Tollhaus. Erzrivale Damon Hill drehte sich<br />

in Führung liegend in der ersten Kurve in die Reifenstapel und machte so<br />

vor den jubelnden Fans den Weg zu Schumachers Premierentriumph frei.<br />

Dem ersten Streich folgten im Laufe der Jahre noch drei weitere, was den<br />

Rekordchampion auch zum Hockenheim-Rekordsieger macht.<br />

Der Hockenheimring verteilt Weihnachtsgeschenke: <strong>Wer</strong> bis 18.<br />

Dezember 2011 ein Ticket für den Deutschland GP 2012 kauft,<br />

erhält pro Ticket eine Baseball-Kappe aus der exklusiven Hockenheimring-Kollektion<br />

sowie eine persönliche Weihnachtsgrußkarte<br />

seines deutschen Lieblingspiloten dazu - das verkürzt die Wartezeit<br />

auf den Heim-GP vom 20. bis 22. Juli 2012. Die Bestellung ist ganz<br />

einfach: Ticketkategorie laut Formel-1-Tribünenplan aussuchen<br />

und anschließend das Online-Bestellformular ausgefüllt abschicken.<br />

Mehr Infos unter der Ticket-Hotline +49 (0)6205-950 222 und auf<br />

der Website: www.hockenheimring.de<br />

weihnachts<br />

aktion<br />

18 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


im VERGLEICH<br />

adrivo/Sutton, WRC/McKlein<br />

Die Sebs lassen‘s krachen Der Name beflügelt: im zweiten Jahr in Folge sicherten sich zwei Super Sebs die<br />

WM-Titel in der Formel 1 und der WRC. Sebastian <strong>Vettel</strong> marschierte im Eiltempo zur Titelverteidigung, Sebastien Loeb küsste bereits zum achten<br />

Mal den WM-Pokal - so oft wie kein anderer Rennfahrer in einer FIA-Weltmeisterschaft! Der Trost für die zermürbte Konkurrenz: Selbst Super Sebs<br />

machen Fehler. <strong>Vettel</strong> zerschellte seinen Red Bull in den Trainings in Istanbul, Montreal und Suzuka - bei letzterem Abflug bot er sogar an, den<br />

Transport des Ersatzflügels zu bezahlen! Loeb schlug in Australien eine dreifache Rolle und kollidierte beim Finale in Wales mit einem Zuschauerfahrzeug<br />

- ob er diesen Schaden auch selbst bezahlen wollte, ist nicht überliefert...<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 19


20 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Foto: red bull<br />

nur MUt zum<br />

schlechten ruf<br />

Neel Jani wollte hoch<br />

hinaus: Er raste mit<br />

seinem Red Bull<br />

Showcar in Nordindien<br />

bis auf 18.380 Fuß<br />

Höhe hinauf<br />

Was für eine Saison! Trotz der Überlegenheit von<br />

Sebastian <strong>Vettel</strong> waren fast alle Grand Prix des Jahres<br />

spannend und steckten voller Überholmanöver -<br />

manchmal, man mag es kaum für möglich halten,<br />

sogar zu vielen! Der Grund dafür waren KERS, DRS<br />

und vor allem die stark verschleißenden Reifen. Pirelli<br />

hat sich getraut, wovor andere zurückschreckten: statt<br />

auf das Image zu achten, verschrieben sie sich<br />

packendem Racing. So muss es sein! Von diesem Mut<br />

könnten andere Reifenhersteller lernen - denn spannend<br />

sind die DTM-Rennen mit Marathonpneus ganz<br />

gewiss nicht... Hoffentlich bleibt Pirelli seiner Linie<br />

treu. Langlebigere Reifen wären nur gut für den Ruf,<br />

aber schlecht für die Action. - Stephan Heublein<br />

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22 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />

Kuss des<br />

Siegers: Auf viele<br />

Dinge könnte<br />

Sebastian <strong>Vettel</strong><br />

verzichten, aber nicht<br />

auf seine Pokale


vettel<br />

verleiht<br />

flügel<br />

Text: Karin Sturm<br />

Jüngster Pole-Setter, jüngster GP-Sieger und jüngster Doppelweltmeister:<br />

Sebastian <strong>Vettel</strong> bricht alle Rekorde. Starallüren? Fehlanzeige. AuSSerhalb<br />

des Cockpits findet <strong>Vettel</strong> ehrliche, offene und sehr reife Worte.<br />

Fotos: adrivo/Sutton, red bull<br />

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Überragende<br />

<strong>Vettel</strong>-Bilanz: Drei<br />

Jahre mit Red Bull,<br />

zwei Mal Weltmeister,<br />

ein Mal<br />

Vizeweltmeister<br />

Die Emotionen kochen hoch, die<br />

Stimme kippt über, die Tränen<br />

fließen - so feierte Sebastian<br />

<strong>Vettel</strong> noch im Cockpit seinen<br />

WM-Titel. Aber nicht in diesem<br />

Jahr. Im ersten Moment überwog beim jüngsten<br />

Doppelweltmeister der Formel-1-Geschichte<br />

nicht die Freude über die Titelverteidigung,<br />

sondern der Ärger über den dritten Platz in<br />

Suzuka. Nur zu gerne wäre er mit einem Sieg<br />

Weltmeister geworden. Diese Einstellung sagt<br />

alles über <strong>Vettel</strong>. Diesen Anspruch teilten und<br />

teilen nur die absoluten Ausnahmekönner der<br />

Formel 1 mit ihm. Legenden, die Geschichte<br />

schrieben, wie Ayrton Senna und Michael Schumacher.<br />

In der Formel 1 gehe es nicht nur<br />

darum, schnell im Kreis zu fahren, sagt <strong>Vettel</strong>,<br />

es gehe vielmehr darum, wie man es schaffe,<br />

dass 500 Menschen jeden Tag ihr Bestes geben,<br />

damit er das schnellste Auto habe.<br />

➜ Sebastian <strong>Vettel</strong> über Erfolg:<br />

»Die Leute sagen, dass die Titelverteidigung der<br />

schönste Tag meines Lebens war, oder das der<br />

erste Titelgewinn der schönste Tag meines<br />

Lebens gewesen sein muss. Aber ich hoffe, dass<br />

ich mit 60 Jahren in der Position sein werde, zu<br />

sagen: der beste Tag kommt noch. Ich fühle<br />

mich gesegnet und glücklich, hier stehen zu<br />

dürfen, denn ich liebe die Formel 1 und das<br />

Rennen fahren und es gibt für mich nichts Besseres,<br />

als das zu tun.«<br />

➜ über den weg an die spitze<br />

»Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, als<br />

meine Familie mich so unterstützt hat, ist eines<br />

entscheidend: wir alle hatten unseren Spaß. Ich<br />

habe noch viele Freunde aus dieser Zeit, an die<br />

»ich hoffe, dass<br />

ich im alter von 60<br />

Jahren noch in der<br />

Position sein werde,<br />

zu sagen: der beste<br />

Tag meines lebens<br />

kommt erst noch.«<br />

ich mich noch erinnere, die ich<br />

noch kenne. Es hat vielleicht<br />

nicht jeder das nötige Glück,<br />

oder es kommt einfach nicht<br />

alles zusammen, dass er irgendwann<br />

sein Hobby zum Beruf<br />

machen <strong>kann</strong>, das er früher aus<br />

Spaß betrieben hat. Ich <strong>kann</strong> gar<br />

nicht in Worte fassen, was es mir<br />

bedeutet hat, am anderen Ende<br />

der Welt zu stehen und meinen<br />

zweiten WM-Titel zu feiern.<br />

Denn ich weiß genau, wie viele<br />

Schritte auf dem Weg dorthin<br />

notwendig waren und wie<br />

schwierig die Zeiten teilweise<br />

gewesen sind. Ich glaube, dass<br />

viel entscheidender ist, dass man<br />

zurückschaut und sich an dem<br />

erfreut, was man sieht. Sicher<br />

habe ich sehr viel gegeben, sehr<br />

viel geopfert, aber es war keine<br />

Quälerei, wir haben auch die Zeit genossen,<br />

hatten sehr viel Spaß und das hat uns alle sehr<br />

zusammengeschweißt.«<br />

➜ Über Vergangenheit & Zukunft:<br />

»Ich denke, man sollte sich immer auf den nächsten<br />

Tag und die Möglichkeiten freuen, die er<br />

einem bietet, anstatt zurückzublicken und traurig<br />

zu sein, dass Dinge vergangen sind.«<br />

➜ Über berühmte Gegner:<br />

»Man kümmert sich im Cockpit nicht darum,<br />

gegen wen man fährt. 2008 bin ich meine erste<br />

komplette Saison für Toro Rosso gefahren. In<br />

Hockenheim hatte ich ein direktes Duell mit<br />

Fernando Alonso. Wir haben um Platz sieben<br />

oder acht gekämpft, was für mich damals ein<br />

sehr gutes Ergebnis war. Es war ein Rad-an-<br />

Rad-Kampf, ich lag am Ende vorne, und nach<br />

dem Rennen habe ich mir gesagt, ui, das war<br />

nicht irgendjemand, den du da besiegt hast,<br />

sondern immerhin der zweifache Weltmeister<br />

Alonso. Aber das kommt einem stets erst nachher,<br />

nicht in dem Moment, in dem man seinen<br />

Job macht und versucht, alle anderen Fahrer zu<br />

schlagen.«<br />

➜ Über die Liebe zu Pokalen:<br />

»Das war nicht immer so. In meiner Jugend gab<br />

es bei den Go-Kart-Rennen immer einen Siegerkranz,<br />

so wie ganz früher auch in der Formel<br />

1. Ausgerechnet bei meinem ersten Sieg gab es<br />

jedoch keinen Kranz und ich war total beleidigt,<br />

wollte den Pokal gar nicht haben, weil ich so<br />

scharf auf den Kranz war – und dann gab es<br />

keinen... Heute ist das anders: Der Pokal ist die<br />

Auszeichnung, nach dem Rennen auf dem<br />

Podium zu sein, etwas mitnehmen zu können<br />

als Erinnerung, das bedeutet mir sehr viel. Und<br />

dann ist da natürlich der eine, ganz besondere<br />

24 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Pokal, den es am Ende des Jahres gibt, der WM-<br />

Pokal. Ich arbeitete das gesamte Jahr, um den<br />

Pokal vom letzten Jahr, den ich ja zurückgeben<br />

musste, wieder zu bekommen. Letztes Jahr habe<br />

ich im Scherz gesagt, dass es mein Ziel ist, dass<br />

zu Hause im Pokalschrank ein Ring entsteht,<br />

dort, wo der WM-Pokal steht, damit man sieht,<br />

dass er da ein paar Jahre lang gestanden hat.«<br />

➜ Über das Jahr 2011:<br />

»Eines ist sicher – es war etwas ganz Besonderes,<br />

so ein Jahr hat man nicht jedes Jahr. Es hat von<br />

vorne bis hinten alles gepasst. Wir hatten keine<br />

Probleme mit dem Auto, mit der Zuverlässigkeit,<br />

keine groben Patzer. Natürlich sind uns<br />

hier und da kleine Fehler unterlaufen, aber was<br />

den großen Unterschied zum Vorjahr ausgemacht<br />

hat, ist, dass uns das nicht aus der Bahn<br />

geworfen hat. Wenn das Boot auch mal angefangen<br />

hat, zu wackeln, es ist immer auf Kurs<br />

geblieben - wir sind immer noch aufs Podium<br />

gefahren, haben viele Punkte geholt. Wir hatten<br />

auch unheimlich viel Spaß, und wenn es so<br />

etwas wie ein Geheimnis gab, dann war es, dass<br />

wir immer von Rennen zu Rennen gedacht<br />

haben, dass wir uns auch nach dem guten Start<br />

in die Saison nicht zu sicher gefühlt haben, sondern<br />

uns wirklich auf die einzelnen Schritte<br />

konzentriert haben.«<br />

➜ Über den Deutschland GP:<br />

»Wir haben 19 Rennen im Jahr, eines davon zu<br />

gewinnen, ist sicher einfacher, als bei einem ganz<br />

bestimmten Grand Prix vorne zu sein. Wir waren<br />

am Nürburgring nicht schnell genug, sicher habe<br />

ich auf etwas anderes gehofft, der Heim GP ist<br />

etwas ganz Besonderes, wir hatten unheimlich<br />

viel Unterstützung, noch mehr als letztes Jahr, so<br />

viele Leute mit Red-Bull-Mützen, mit dem »Finger«.<br />

Das hilft, gibt einen Schub - aber wenn man<br />

nicht schnell genug ist, um zu gewinnen, wenn<br />

andere besser sind, dann muss man das akzeptieren.<br />

Sicher würde ich unheimlich gerne mal<br />

in Deutschland gewinnen, aber es war ja hoffentlich<br />

nicht mein letzter Deutschland Grand Prix.«<br />

➜ Über Indien:<br />

»Auf der Fahrt hin und zurück vom Taj Mahal<br />

lernst du so viel über das Land, wie die Leute<br />

hier leben, es ist sehr inspirierend. Die Menschen<br />

waren sehr glücklich und immer freundlich.<br />

Obwohl der Lebensstandard im Vergleich<br />

zu Europa viel niedriger ist, macht es für sie<br />

keinen Unterschied - sie sind zufrieden.<br />

Dadurch lernst du Dinge viel mehr zu schätzen,<br />

die du als gegeben ansiehst. Es ist ein unheimlich<br />

interessantes Land, ganz anders als bei uns.<br />

Es ist schwer vorzustellen, wenn man es nicht<br />

selbst gesehen und erlebt hat. Dort herrschen<br />

andere Gesetze, die Uhr tickt etwas anders, aber<br />

es ist wahnsinnig interessant.«<br />

➜ Über das risiko im motorsport:<br />

»Das Wichtigste ist, dass man die Beiden nie vergisst.<br />

Wir haben zwei Große des Sports auf ganz<br />

tragische Weise verloren. Das waren sehr schwere<br />

Wochen. Ich habe den Unfall von Simoncelli live<br />

im Fernsehen gesehen, und mir war klar, dass es<br />

nichts Gutes bedeutete, dass so lange keine Nachricht<br />

kam, was los war. Ich war kein enger Freund<br />

von Marco, aber ich <strong>kann</strong>te ihn und habe ihn in<br />

diesem Jahr getroffen. Wir gehen alle ein<br />

bestimmtes Risiko ein, wenn wir ins Auto oder<br />

aufs Motorrad steigen. Wir alle lieben den <strong>Motorsport</strong><br />

und den Thrill, doch gleichzeitig hoffen wir,<br />

dass nichts Schlimmes passiert. Wir lieben das,<br />

was wir tun, akzeptieren das Risiko, andererseits<br />

ist es schockierend, wie schnell sich alles ändern<br />

<strong>kann</strong>. Die Konsequenz muss sein, nie das Gefühl<br />

zu bekommen, es könne zu viel Sicherheit geben.<br />

Klar, manchmal beschweren wir uns über die weitläufigen<br />

Auslaufzonen, aber wir sollten wirklich<br />

alles daran setzen, damit wir nie in eine Situation<br />

kommen, wie sie jetzt die MotoGP und die Indy-<br />

Car erlebt haben. Tief drin wissen wir jedoch, dass<br />

es nicht unmöglich ist, dass auch bei uns so etwas<br />

passiert.«<br />

➜ Über Monza:<br />

»Für mich ist Monza immer etwas Besonderes,<br />

die Strecke, die Erinnerungen an 2008, der Sieg<br />

im Toro Rosso, und jetzt mein Sieg mit Red Bull,<br />

nach zwei Jahren, in denen wir dort unterlegen<br />

waren. Wir haben uns am Freitag getraut, bei der<br />

Getriebe-Übersetzung einen anderen Weg zu<br />

gehen, als das funktioniert hat, ist eine riesige Last<br />

von unseren Schultern abgefallen und das ganze<br />

Team war völlig aus dem Häuschen. Für mich war<br />

es etwas ganz Besonderes, wieder da oben zu stehen,<br />

wo in gewisser Weise alles angefangen hat.<br />

Es ist schwer zu beschreiben, was da in einem<br />

vorgeht. Das Podium schwebt ja zum Teil über der<br />

Boxengasse, zum Teil über der Rennstrecke, und<br />

wenn man dort oben steht, man bis zur Curva<br />

Grande sieht und die Menschenmassen von dort<br />

heranströmen, es immer voller wird... Für mich<br />

<strong>kann</strong> das Leben nicht viel besser sein, als dort oben<br />

zu stehen, den Moment zu genießen, die Begeisterung<br />

der Leute für unseren Sport zu sehen, für<br />

das, was wir machen. Jemandem das zu erklären,<br />

ist schwer. Der beste Weg ist wohl, sich selbst da<br />

hoch zu stellen, nachdem man gerade das Formel-<br />

1-Rennen unter den ersten Drei beendet hat. Es<br />

ist die absolute Gänsehaut und man hat die eine<br />

oder andere Träne im Auge. Wenn ich dann<br />

zurückdenke an 2008, an den ersten Sieg, dann ist<br />

das noch mal umso bedeutender.«<br />

Jeder Sieg<br />

ist für <strong>Vettel</strong> etwas<br />

Spezielles, doch der<br />

Triumph beim Italien GP<br />

in Monza bedeutete<br />

ihm besonders viel<br />

Fotos: red bull


Text: Kerstin Hasenbichler & Stephan Heublein<br />

<strong>Wer</strong> <strong>kann</strong><br />

<strong>Vettel</strong><br />

<strong>stoppen</strong>?<br />

Die meisten Siege, die meisten Pole Positions und eine<br />

überlegene Titelverteidigung: 2011 war das Jahr des<br />

Sebastian <strong>Vettel</strong>. Für viele ist er somit schon jetzt der<br />

Topfavorit für 2012. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> hat sich in<br />

der F1-Welt umgehört und verrät, wer den Doppelweltmeister<br />

vom Titel-Hattrick abhalten könnte.<br />

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Ein bisschen schuldig fühlt sich Sebastian <strong>Vettel</strong> schon, doch das schelmische<br />

Grinsen auf seinem Gesicht verrät: die Befriedigung über die<br />

schnellste Rennrunde überwiegt. Obwohl ihn das Team aufforderte,<br />

Auto und Motor zu schonen, keine unnötigen Risiken einzugehen, gab<br />

er im letzten Umlauf Vollgas. Selbst sein Team weiß nicht, wie es ihn<br />

erfolgreich einbremsen soll. »Vielleicht hätten wir eine Kuh auf die<br />

Strecke stellen sollen«, scherzt Teamchef Christian Horner. Ist <strong>Vettel</strong><br />

2012 überhaupt aufzuhalten? »Nur wenn Adrian Newey auf Urlaub<br />

geht«, flachst Gerhard Berger. »So lange das Team zusammen bleibt,<br />

werden sie weiterhin erfolgreich sein«, glaubt der Ex-F1-Rennfahrer.<br />

Gemeint sind Newey, Horner und vor allem <strong>Vettel</strong>, dem viele Experten<br />

hoch anrechnen, dass er mehr als ein Mal in der vergangenen Saison<br />

den Unterschied ausmachte, wenn Mark Webber hinter Ferrari und<br />

McLaren, <strong>Vettel</strong> aber weit vor diesen ins Ziel kam. Was also soll <strong>Vettel</strong><br />

<strong>stoppen</strong>? »Ich weiß es nicht, etwas Übermenschliches«, meint Eddie<br />

Jordan. Schließlich geschehen manche Dinge, wenn man sie am<br />

wenigsten erwartet. Selbst als überlegener Doppelweltmeister müsse<br />

<strong>Vettel</strong> in Jordans Augen immer wachsam bleiben.<br />

gefahr 01<br />

Red Bull<br />

Eine Gefahr ist, dass sich Red Bull wie 2009<br />

und teilweise 2010 selbst ein Bein stellt. In der<br />

vergangenen Saison behob das Team die technischen<br />

Probleme weitestgehend, doch gerade<br />

mit KERS gab es immer wieder Schwierigkeiten,<br />

die bei einem weniger überlegenen<br />

Auto den Sieg gekostet hätten. Beim Young<br />

Driver Test kam der Entwicklungsträger für<br />

2012 an zwei Tagen nicht über 46 Runden<br />

hinaus - ein schlechtes Omen? Auch verpatzte<br />

Boxenstopps oder Strategien waren in der<br />

Vergangenheit kein Tabu in Milton Keynes.<br />

Schnell geht etwas schief und die Spirale<br />

beginnt sich zu drehen. Lewis Hamilton kennt<br />

diesen Teufelskreis bestens. »Der Red Bull<br />

wird auch 2012 das aerodynamisch beste<br />

Auto sein«, glaubt Marc Surer. Doch das Blatt<br />

<strong>kann</strong> sich schnell wenden. In den vergangenen<br />

Jahren dominierte Red Bull in<br />

Suzuka, ging in Monza aber gnadenlos unter.<br />

In diesem Jahr konzentrierte sich Newey<br />

mehr auf die Low-Downforce-Performance<br />

- prompt siegte <strong>Vettel</strong> in Belgien und Italien,<br />

dafür gab es auf seiner ehemaligen Paradestrecke<br />

in Japan keinen Triumph. Eine unvorteilhafte<br />

Veränderung der Fahrzeugcharakteristik<br />

könnte Red Bull 2012 durchaus ins<br />

Hintertreffen bringen.<br />

Anti-<strong>Vettel</strong> Faktor: <br />

Fotos: adrivo/Sutton, red bull<br />

Expertenmeinung:<br />

»Red Bull <strong>kann</strong> diese Form nicht ewig halten.<br />

Früher oder später gibt es eine kleine Schwäche,<br />

vielleicht beim Fahrzeugdesign, bei der Vorbereitung<br />

oder beim Fahrer. Es wird für sie 2012 definitiv<br />

schwieriger.« (Jackie Stewart) →<br />

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gefahr 02<br />

Mark Webber<br />

2010 kämpfte Mark Webber bis<br />

zum letzten Rennen um den<br />

WM-Titel, ein Jahr später wurde<br />

er von Sebastian <strong>Vettel</strong> wie alle<br />

anderen Gegner in Grund und<br />

Boden gefahren. Doch für Webber<br />

war es besonders bitter, da er<br />

im gleichen Auto wie <strong>Vettel</strong> saß.<br />

Damit die neue Saison nicht<br />

genauso wie die diesjährige verläuft,<br />

wird der Australier alles<br />

versuchen - und das macht ihn<br />

durchaus zu einer Gefahr für<br />

<strong>Vettel</strong>. Webber muss voll auf<br />

Risiko gehen, denn 2012 ist vermutlich<br />

seine letzte Chance, in<br />

einem siegfähigen Team, um den<br />

WM-Titel zu kämpfen. Gleichzeitig<br />

könnte der Australier mit<br />

einer erfolgreichen Saison seinen<br />

drohenden Formel-1-Abschied<br />

hinauszögern. Zwei Punkte, die<br />

den 35-Jährigen anspornen werden.<br />

»Er könnte durchaus wieder<br />

an Sebastian herankommen«,<br />

meint Danner. Dafür muss Webber<br />

zwei Probleme in den Griff<br />

bekommen - die Pirelli-Reifen<br />

und die schwachen Starts.<br />

»Wenn beides klappt, langt es<br />

schon fast, um 2012 wieder auf<br />

das Niveau zu gelangen, auf dem<br />

er im letzten Jahr fuhr«, glaubt<br />

Danner. Vielleicht hat Webber<br />

mit dem Sieg in Brasilien auf den<br />

richtigen Weg zurückgefunden.<br />

Anti-<strong>Vettel</strong> Faktor: <br />

Expertenmeinung:<br />

»Mark hat gute Karten, dieses Jahr<br />

so zu verdauen, dass er 2012 wieder<br />

auf Augenhöhe mit Sebastian<br />

fährt.« (Christian Danner)<br />

gefahr 03<br />

Ferrari<br />

»Es ist klar, dass Ferrari konkurrenzfähiger<br />

sein wird«, glaubt<br />

Jackie Stewart. Zuletzt ließ Ferrari<br />

die notwendige Innovationsfähigkeit<br />

vermissen. F-Kanal, Doppeldiffusor<br />

und angeblasenen Diffusor<br />

erfanden und meisterten andere<br />

früher und besser. 2012 sollen die<br />

Designer aggressiver zu <strong>Wer</strong>ke<br />

gehen. Stefano Domenicali erwartet<br />

vom neuen Auto einen Wow-Effekt<br />

- denn »Wow« soll er gesagt haben,<br />

als er erste Zeichnungen davon<br />

gesehen hat. Surer zweifelt daran:<br />

»Ich würde mich wundern, denn<br />

was hat sich verändert?« Abgesehen<br />

vom geschassten Aldo Costa sind<br />

die gleichen Leute verantwortlich.<br />

Den neuen Technikchef Pat Fry<br />

bezeichnet Surer als solide, aber<br />

keinen Überflieger, schon gar keinen<br />

zweiten Newey. Immerhin: der<br />

Flatterflügel deutete Ende 2011 an,<br />

dass Ferrari bei der Entwicklung<br />

wirklich neue Wege beschreitet. Ein<br />

weiterer Hoffnungsschimmer ist<br />

das Verbot des angeblasenen Diffusors.<br />

Denn der einzige Sieg<br />

gelang Ferrari in Silverstone, als das<br />

Anblasen des Diffusors verboten<br />

war. Surer: »Das lässt hoffen, dass<br />

sie aufschließen, wenn dieser Vorteil<br />

bei Red Bull weg ist.« Auch die<br />

geplanten weicheren Reifen sollten<br />

Ferrari 2012 entgegenkommen.<br />

Anti-<strong>Vettel</strong> Faktor: <br />

Expertenmeinung<br />

»Bei Ferrari bin ich nicht so optimistisch.<br />

Trotzdem hoffe ich auf sie,<br />

denn wir brauchen ein starkes Ferrari,<br />

das an der Spitze der Formel 1<br />

mitfährt.« (Eric van de Poele)<br />

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gefahr 04<br />

McLaren<br />

Egal, welches Team in der Vergangenheit<br />

an der Spitze fuhr, den<br />

Fehler McLaren zu unterschätzen,<br />

machte keines. Auch ohne Adrian<br />

Newey ist das Technik- und Designteam<br />

in der Lage, ein konkurrenzfähiges<br />

Auto auf die Räder zu<br />

stellen und mit Jenson Button und<br />

Lewis Hamilton besitzt McLaren<br />

eine der stärksten Fahrerpaarungen<br />

im Feld. »McLaren könnte<br />

Sebastian durchaus Probleme<br />

bereiten«, glaubt Danner. Der<br />

Schlüssel zum Erfolg ist simpel -<br />

McLaren muss vom ersten Rennen<br />

an konkurrenzfähig sein.<br />

»McLaren hat das Wissen, die<br />

Technik und die Leute, um den<br />

Kampf mit Red Bull aufzunehmen«,<br />

weiß Stewart. Die letzten<br />

Jahre gelang dieses Kunststück<br />

nicht, viel mehr verzettelte sich<br />

McLaren, indem man beim<br />

Design auf »Teufel-komm-raus«<br />

auf innovative Ideen setzte wie<br />

2011 mit dem Oktopus-Auspuff.<br />

»Es könnte helfen, wenn sie die<br />

Regeln mal so interpretieren würden,<br />

wie man sie interpretieren<br />

muss - und nicht auf ihre Art«,<br />

stellt Danner klar. Die Tatsache,<br />

dass das Reglement sich 2012<br />

nicht rigoros verändert, könnte<br />

McLaren in die Karten spielen.<br />

Surer glaubt: »Es geht nur um den<br />

Auspuff, alles andere bleibt stabil.<br />

Also muss man davon ausgehen,<br />

dass McLaren ein Auto von<br />

Anfang an konkurrenzfähig<br />

hinbekommt.«<br />

Anti-<strong>Vettel</strong> Faktor: <br />

Expertenmeinung:<br />

»Wenn McLaren die Saison einmal<br />

mit einem guten Auto beginnen<br />

würde, hätten sie eine wirklich gute<br />

Chance.« (Martin Brundle)<br />

Fotos: adrivo/Sutton<br />

gefahr 05<br />

Regeländerungen<br />

Nichts ist so konstant wie die Frequenz<br />

der Regeländerungen in<br />

der Formel 1. 2012 gibt es keine<br />

einschneidenden Veränderungen,<br />

doch genug, um das Kräfteverhältnis<br />

etwas durchzumischen.<br />

Die beiden grundlegenden Änderungen<br />

sind die Höhe der Fahrzeugnase<br />

und der nach oben öffnende<br />

Auspuff. »Es ist eine Art<br />

Neubeginn, wodurch das Feld<br />

ausgeglichen wird«, glaubt Martin<br />

Brundle. Natürlich wird Newey<br />

versuchen, auf einem anderen<br />

Gebiet den verlorenen Boden<br />

gutzumachen, seine Möglichkeiten<br />

sind jedoch eingeschränkt.<br />

»Vielleicht haben sie dadurch<br />

nicht mehr den Vorteil, den sie in<br />

diesem Jahr hatten«, sagt Surer.<br />

Darüber hinaus gab es in jedem<br />

der letzten drei Jahre eine technische<br />

Innovation, die zu einem<br />

Wettrüsten führte. »Wir wissen<br />

nicht, ob nicht wieder jemand mit<br />

etwas daher kommt, an das keiner<br />

gedacht hat«, mahnt Christian<br />

Danner. So gewann Brawn GP<br />

den WM-Titel 2009 vor allem<br />

wegen des immensen Vorteils,<br />

den der Doppeldiffusor der<br />

Mannschaft in der ersten Saisonhälfte<br />

verschaffte. Danner: »So<br />

etwas <strong>kann</strong> immer wieder<br />

passieren.«<br />

Anti-<strong>Vettel</strong> Faktor: <br />

Expertenmeinung:<br />

»Die Karten werden neu gemischt.<br />

Der Red Bull wird weiter das aerodynamisch<br />

beste Auto sein, aber<br />

vielleicht haben sie nicht mehr diesen<br />

riesigen Vorteil.« (Marc Surer)


Hamilton<br />

steht Kopf<br />

Text: Kerstin Hasenbichler & Stephan Heublein<br />

Liebeskummer, misslungene Witze und Kollisionen am laufenden Band<br />

- das Jahr 2011 war für Lewis Hamilton ein Desaster. Das <strong>Motorsport</strong>-<br />

<strong>Magazin</strong> wirft einen Blick in den Kopf des Ex-Weltmeisters und versucht,<br />

dessen private und sportliche Probleme zu entwirren.<br />

»Lewis ist 26,<br />

Multimillionär<br />

und Weltmeister -<br />

das bedeutet viel<br />

Druck.« { David Coulthard }<br />

»Seit sein Vater als Manager weg ist, ist<br />

er nicht mehr so stabil.« { Gerhard Berger }<br />

»Lewis <strong>kann</strong><br />

zurückschlagen<br />

- er muss<br />

nur klar im<br />

Kopf werden.«<br />

{Jackie Stewart}<br />

»Jeder Liebeskummer<br />

geht irgendwann vorbei.«<br />

{ Christian Danner }<br />

Sein Speed und seine<br />

Fähigkeiten sind zu 100%<br />

vorhanden. { Martin Brundle }<br />

Fotos: mclaren<br />

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d<br />

ie Kappe ist tief ins Gesicht gezogen,<br />

der Blick zum Boden gerichtet.<br />

Lewis Hamilton scheint im<br />

bunten Treiben des Fahrerlagers<br />

verschwinden zu wollen. Hinter<br />

dem 26-Jährigen liegt kein einfaches Jahr und<br />

das sieht man ihm an. Der kleine Junge, der<br />

einst Ron Dennis mit seinem ehrgeizigen Ziel,<br />

Weltmeister zu werden, beeindruckte und der<br />

Hamilton von heute scheinen nicht mehr viel<br />

gemeinsam zu haben. Unter den schützenden<br />

Händen seines Vaters Anthony strotzte Hamilton<br />

bei seinem F1-Debüt vor fünf Jahren nur so<br />

vor Selbstbewusstsein. Kein Wunder, überzeugte<br />

er doch von klein auf in allen Serien -<br />

auch der Formel 1. In seiner ersten Saison holte<br />

er neun Podestplätze hintereinander, feierte vier<br />

GP-Siege und führte die Weltmeisterschaft bis<br />

zum Saisonfinale an. Seine Leistungen waren<br />

an Superlativen nicht zu übertreffen, die britischen<br />

Fans feierten ihn wie einen Popstar.<br />

Selbst Doppelweltmeister Fernando Alonso<br />

musste für ihn das Feld räumen. »Lewis hat<br />

Fernando regelrecht vernichtet«, erinnert sich<br />

Teamchef Martin Whitmarsh. Mit dem Titelgewinn<br />

2008 folgte der vorläufige Höhepunkt in<br />

Hamiltons Karriere. Drei Jahre später stehen<br />

gerade mal drei Siege und WM-Rang fünf für<br />

ihn zu Buche, weit abgeschlagen hinter Weltmeister<br />

Sebastian <strong>Vettel</strong>. Früher für seine Zweikampfstärke<br />

gelobt, wird Hamilton heute als<br />

»Rambo« verteufelt - vor allem von Felipe Massa<br />

[s. Kasten]. Hamilton war Stammgast bei den<br />

Rennkommissaren, die ihn mit vier Durchfahrtsstrafen<br />

belegten. Für den dreifachen<br />

F1-Champion Jackie Stewart ist das das Hauptproblem:<br />

»Alle großen Fahrer von Fangio über<br />

Clark und Prost bis zu Lauda hatten kaum oder<br />

gar keine Kollisionen.« Diese Fehlerlosigkeit<br />

sowie die Intelligenz nicht nur bis zur nächsten<br />

Kurve zu blicken, ließ Hamilton 2011 vermissen.<br />

»Lewis muss sich mehr auf den Titel konzentrieren,<br />

weniger auf die einzelnen Situationen«,<br />

kritisiert Marc Surer. »Er ist ein Racer,<br />

aber wenn er an den Titel denken würde, hätte<br />

er vielleicht viel weniger Zwischenfälle.« Selbst<br />

aus den eigenen Reihen musste sich Hamilton<br />

Kritik an seinem Fahrstil gefallen lassen, Teamkollege<br />

Jenson Button hat ihm aufgrund seiner<br />

intelligenteren Fahrweise bereits den Rang im<br />

Nach dem Finale in Brasilien<br />

versöhnten sich Lewis und Felipe<br />

So wollen ihn seine Fans<br />

sehen: Lewis in Jubelpose<br />

auf seinem Chrompfeil<br />

Team abgelaufen. Whitmarsh glaubt sogar, dass<br />

dies Hamilton mental belastete.<br />

Seelenkrise<br />

nach Liebes-Aus<br />

Die sportliche Misere war jedoch nur ein Spiegelbild<br />

dessen, was in Hamiltons Leben abseits<br />

der Strecke schief lief. »Das Jahr war eines der<br />

schlechtesten in meiner Karriere - wahrscheinlich<br />

sogar das schlechteste«, räumte er ein.<br />

»Menschen sind gestorben, ich hatte einige<br />

rennfahrerische Probleme, dann mein Privatleben<br />

- es war kein gutes Jahr.« Besonders die<br />

Trennung von seiner Langzeitfreundin Nicole<br />

Scherzinger nach vier gemeinsamen Jahren<br />

setzte Hamilton zu. Der sonst nicht auf den<br />

Mund gefallene Brite gab sich plötzlich wortkarg.<br />

In seinen Augen suchte man vergebens<br />

nach einer Spur von Lebensfreude. Nicht einmal<br />

1<br />

die erste Pole Position des Jahres und der zweite<br />

Platz in Korea konnten seinem Trübsalblasen<br />

ein Ende bereiten. »Ich bin mir sicher, dass jeder<br />

weiß, wie eine Trennung ist: sehr hart nämlich«,<br />

sagte er traurig. Selten zuvor hatte der McLaren-<br />

Fahrer einen derartigen Einblick in sein Seelenleben<br />

gegeben. Die privaten Probleme hätten<br />

definitiv Einfluss auf seine Rennen gehabt, für<br />

ihn sei auf einen Schlag die Blase seines glücklichen<br />

Lebens zerplatzt. »Jeder konnte sehen,<br />

dass er in Korea ein mentales Problem hatte. Er<br />

ist ein fantastisches Rennen gefahren und sah<br />

überhaupt nicht glücklich aus«, erinnert sich<br />

der ehemalige F1-Fahrer Eric van de Poele. Der<br />

Befreiungsschlag folgte vier Wochen später mit<br />

Hamiltons Siegesfahrt in Abu Dhabi. »Jeder<br />

Liebeskummer geht irgendwann vorbei«, weiß<br />

Christian Danner aus Erfahrung. »Das wissen<br />

die Älteren unter uns besser als die Jüngeren.«<br />

Fotos: adrivo/Sutton, mclaren<br />

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Nur das sei der Grund für Hamiltons Leistungs-<br />

Tief gewesen. Wobei böse Fahrerlagerzungen<br />

nicht nur die Trennung an sich, sondern<br />

Scherzinger im Speziellen als das große Problem<br />

des Briten ansahen. Die Stars früherer Tage<br />

hätte so etwas nicht interessiert, glaubt Danner.<br />

»Ich war da eher wie Niki [Lauda], dem das alles<br />

voll am Popo vorbeiging. Er hat sich voll auf das<br />

Auto konzentriert, der Rest war Jacke wie<br />

Hose.« Anders Hamilton - für seine große Liebe<br />

verscherzte er es sich sogar mit seinem Vater<br />

Anthony; seinem bis dahin engsten Vertrauten<br />

und wichtigsten Berater. Nach Meinungsverschiedenheiten<br />

herrschte lange Funkstille, Lewis<br />

setzte seinen Vater als Manager ab und holte<br />

Schluss mit Sonnenbrillen<br />

im Partnerlook: Lewis und<br />

Nicole gehen eigene Wege<br />

sich Simon Fuller ins Boot, dessen Firma dafür<br />

be<strong>kann</strong>t ist, aus Stars und Sternchen Marken<br />

wie die Beckhams zu kreieren. In Indien zelebrierten<br />

Vater und Sohn zwar eine Hollywoodreife<br />

Versöhnung, doch es bleibt abzuwarten,<br />

ob sich diese zukünftig positiv auf Hamiltons<br />

Fahrstil auswirkt. »Die Frage ist, wie der Vater<br />

ihn gesteuert hat?«, fragt Gerhard Berger. »Vorher<br />

war Lewis wahnsinnig stark und gut. Seit<br />

der Vater nicht mehr da ist, ist er nicht mehr so<br />

gut gelenkt.«<br />

Kopf frei machen<br />

Fans des McLaren-Piloten und Experten hoffen,<br />

dass dem Briten 2012 die Wende gelingt. »Wir<br />

Hamilton vs. Massa<br />

Kollision 1: Monaco<br />

Hamilton: »Die Strafe? Vielleicht weil ich<br />

Schwarz bin.«<br />

Folge: Zeitstrafe für Hamilton<br />

Kollision 2: Silverstone<br />

Hamilton: »Es ließ sich nicht vermeiden.«<br />

Folge: keine<br />

Kollision 3: Singapur<br />

Massa: »Er versucht, Superman zu spielen.«<br />

Folge: Strafe für Hamilton<br />

Kollision 4: Suzuka<br />

Massa: »Die Zeit zum Reden ist vorbei. Er lernt<br />

es nie.«<br />

Folge: keine<br />

Kollision 5: Neu Delhi<br />

Hamilton: »Ich habe den Arm um ihn gelegt.«<br />

Massa: »Ist das jetzt reden oder wie?«<br />

Folge: Strafe für Massa<br />

Lewis Hamilton glaubt,<br />

dass er im Jahr 2011 auf<br />

und neben der Strecke<br />

sehr gereift sei<br />

brauchen einen starken Lewis für den Titelkampf«,<br />

stellt Eddie Jordan klar. Auch für Berger<br />

ist Hamilton ein Riesentalent, auf das die Formel<br />

1 nicht verzichten <strong>kann</strong>. »Er wird sich selbst<br />

aus der Situation befreien«, macht sich F1-Boss<br />

Bernie Ecclestone keine Sorgen um Hamilton.<br />

In einem Punkt sind sich alle einig: Nur wenn<br />

Hamilton den Kopf freibekommt, <strong>kann</strong> er im<br />

nächsten Jahr wieder den Titel angreifen. »Es<br />

spielt sich alles in seinem Kopf ab«, meint Martin<br />

Brundle. »Sein Speed und seine Fähigkeiten<br />

sind zu 100% vorhanden. Wenn er seinen Kopf<br />

frei bekommt, wird er sofort wieder da sein.«<br />

Ähnlich sieht es Jackie Stewart: »Lewis <strong>kann</strong><br />

2012 zurückschlagen.« Er müsse nur klar im<br />

Kopf werden. »Derzeit springt er mental hin<br />

und her. Wenn er das überwunden<br />

hat, wird alles okay«, glaubt Stewart.<br />

Um die Sinne zu befreien, rät<br />

er Hamilton zu einem ungewöhnlichen<br />

Hobby: Tontaubenschießen. Stewart ist<br />

seit Jahren Schütze und weiß, wie wichtig<br />

Mind-Management in beiden Sportarten ist -<br />

wenn man beim Tontaubenschießen ein Ziel<br />

verfehle, komme es nie wieder. Im Cockpit<br />

schien Hamilton in dieser Saison ausschließlich<br />

Massa zu treffen. Neben dem Speed zählt mentale<br />

Stärke zu den Grundvoraussetzungen im<br />

Rennsport. »Gerade auf diesem Niveau ist es<br />

wichtig, dass alles perfekt ist«, bestätigt van de<br />

Poele. »Die Balance zwischen der Arbeit und<br />

dem Privatleben muss stimmen.« Beste Beispiele<br />

seien Fahrer wie <strong>Vettel</strong>, Rosberg und Button,<br />

die eine stabile, private Situation vorweisen<br />

können. »Sie zeigen fehlerlose Leistungen«,<br />

betont Danner. So sehr Hamilton bei seinem<br />

kometenhaften Aufstieg von den Möglichkeiten<br />

der modernen F1-Welt profitierte, so sehr<br />

schadet sie ihm in seiner schwersten Phase<br />

bisher. »Die jungen Fahrer haben heutzutage<br />

kein normales Leben mehr, sie wachsen nicht<br />

normal auf«, mahnt Brundle. »Die ganzen<br />

Grundsteine ihres Erwachsenwerdens fehlen,<br />

sie gehen nicht zur Uni, sie haben keine Vorstellungsgespräche,<br />

sie werden nicht gefeuert,<br />

sie kennen das wahre Leben nicht.« Demnach<br />

fehlen ihnen auch Referenzpunkte, wenn es<br />

Rückschläge gibt. Genauso beurteilt David<br />

Coulthard die Situation: »Lewis ist 26 Jahre alt,<br />

Multimillionär und Weltmeister - das bedeutet<br />

viel Druck, mit dem er bislang nicht wie<br />

gewollt umgehen konnte.« Coulthard gibt zu,<br />

in diesem Alter selbst mit dem Erfolg falsch<br />

umgegangen zu sein. Erst der Flugzeugabsturz<br />

im Mai 2000 rüttelte ihn wach. »Wir wissen,<br />

dass Lewis ein außergewöhnlicher Fahrer ist.<br />

Wenn es aber im Kopf nicht stimmt, bekommt<br />

man es nicht auf die Reihe.« Vielleicht war die<br />

Trennung von seiner Pussycat für Hamilton<br />

wie ein Flugzeugabsturz - gekracht hat es gegen<br />

Massa jedenfalls laut und oft genug.<br />

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Text: INGA STRACKE<br />

Erfolgreicher<br />

Seitenwechsel<br />

Nach 160 Grand Prix und drei Siegen wechselte Johnny Herbert die Seiten: vom Rennfahrer<br />

zum FIA-Rennkommissar. Früher setzte er sich knallhart auf der Rennstrecke durch, jetzt<br />

bestraft er Fahrer für zu aggressive Manöver. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> befragte Herbert<br />

zu seiner neuen Welt.<br />

Fotos: adrivo/Sutton<br />

MSM: Johnny, hättest Du dir zu deiner aktiven<br />

Zeit vorstellen können, einmal das Jackett eines<br />

Rennstewards zu tragen?<br />

JOHNNY HERBERT: Nein, eher nicht, denn zu<br />

dieser Zeit gab es diesen Job noch gar nicht. Es<br />

gab zwar die Abgeordneten der FIA, aber nie<br />

einen Fahrer in dieser Position. Jetzt gibt es das<br />

und ich glaube, dass das eine gute Sache ist. Es<br />

fördert die Glaubwürdigkeit - daran mangelte<br />

es vorher ein wenig. Ich denke, dass das auch<br />

den Fahrern und den Teams gefällt.<br />

Machen Dir die Fahrer Deinen Job manchmal<br />

schwieriger als es sein müsste?<br />

Nein, eigentlich nicht. Natürlich stimmen sie<br />

nicht immer zu, aber am Ende des Tages müssen<br />

wir tun, was getan werden muss. Wir stellen<br />

Fragen und schauen uns die Dinge genau an,<br />

meist ist es dann auch ziemlich offensichtlich.<br />

Sind es immer die gleichen Beschwerden?<br />

Sie sind immer unterschiedlich. Vor allem die<br />

Fahrer agieren verschieden, aber das System<br />

funktioniert an sich sehr gut.<br />

Was genau machst Du als Rennkommissar?<br />

Es geht vor allem darum, das Geschehen auf der<br />

Strecke zu überwachen. Charlie [Whiting] sagt,<br />

Johnny Herbert tauschte für seine zweite Formel-1-<br />

Karriere den Rennanzug gegen weiße Hemden mit<br />

FIA-Logo - die Piloten bescherten ihm in seinen fünf<br />

Rennen bisher jede Menge Arbeit<br />

was wir uns genauer anschauen müssen und<br />

dann machen wir das. Normalerweise sind es<br />

vier Stewards: ein örtlicher, zwei von der FIA<br />

sowie ein Rennfahrer.<br />

Hast Du das Gefühl, dass die Regeln manchmal<br />

zu strikt sind? Früher war vieles lockerer...<br />

Na ja, es gibt nun einmal Regeln. Und wenn es<br />

welche gibt, ist die Sache ziemlich simpel.<br />

Hältst Du es für die richtige Entscheidung, dass<br />

die Regeln verschärft wurden?<br />

Regeln sind Regeln und sie waren schon immer<br />

da. Die Formel 1 hat sich in den vergangenen<br />

Jahren seit meinem Karriere-Ende im Jahr 2000<br />

verändert und damit auch die Regeln. Teams,<br />

Fahrer und die FIA wurden immer professioneller<br />

- alle zusammen. Wenn etwas wächst,<br />

muss alles strikter werden. Die Teams gehen<br />

heute viel strenger mit ihren Fahrern um und<br />

genauso muss die FIA die Regeln für die Autos,<br />

Motoren, Getriebe und Chassis gestalten, deshalb<br />

setzt sie sich mit den Teams zusammen<br />

und erarbeitet die Regeln gemeinsam mit ihnen.<br />

Konnten die Piloten früher freier fahren? Müssen<br />

sie heutzutage auf mehr Dinge<br />

aufpassen?<br />

→<br />

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Das denke ich nicht. Das ist Racing nach einem<br />

logischen Verhalten. Als ich früher Kart, Formel<br />

3 oder Formel Ford gefahren bin, hatte ich<br />

immer das Gefühl, dass es das gleiche war. Ich<br />

habe nie etwas unterschiedlich gemacht oder<br />

das Gefühl gehabt, die Regeln über das Limit<br />

getrieben zu haben. Denn wenn man das Maximum<br />

herausholt, läuft man Gefahr, die Grenzen<br />

zu überschreiten. Das hat sich nicht verändert.<br />

Egal, ob Ayrton Senna, Nigel Mansell<br />

oder davor Nelson Piquet - es war schon immer<br />

an der Grenze, das war vor 20 oder 30 Jahren<br />

der Fall und das ist noch heute so. Von diesem<br />

Standpunkt aus betrachtet, hat sich also nichts<br />

verändert.<br />

Heutzutage ist Lewis Hamilton die Streitfigur<br />

der Formel 1. Es heißt manchmal, dass er<br />

Strafen für Dinge bekommt, mit denen andere<br />

Fahrer ungestraft davon kämen. Wie siehst<br />

Du das?<br />

Das ist meiner Meinung nach hauptsächlich<br />

die Ansicht der Fans. Ich denke, dass Lewis<br />

und Fernando Alonso genau am Limit fahren.<br />

Wenn man am Limit fährt und dabei überholt,<br />

<strong>kann</strong> es schon einmal passieren, dass man<br />

kollidiert oder einen Fehler begeht. Wenn<br />

man Fehler macht, ist das natürlich nicht korrekt.<br />

Ich denke, dass Lewis ein sehr unglückliches<br />

Jahr hatte. Es war eine dieser schrecklichen<br />

Situationen, in denen nicht viel nach<br />

Plan lief. Auch in seinem Privatleben hat sich<br />

etwas geändert, nachdem er ein neues<br />

Management hat. Simon Fuller stammt aus<br />

der Musik - nicht aus der Sportbranche. Dann<br />

die Sache mit seiner Freundin Nicole<br />

Scherzinger... Es waren eine Menge Dinge.<br />

Aber Lewis ist noch jung und lernt noch eine<br />

Menge dazu. Er war schon Weltmeister und<br />

er ist leidenschaftlich bei seiner Arbeit. Es<br />

sind nur diese Dinge, die bei ihm nicht<br />

zusammen liefen. Dann haben wir auch die<br />

andere Seite mit Sebastian <strong>Vettel</strong>. In den vergangenen<br />

beiden Jahren lief es rund und er<br />

hat es positiv umgesetzt. Er hatte keinen<br />

Ärger und machte einfach, was er tun sollte.<br />

Er hat an Selbstvertrauen gewonnen und ist<br />

als Fahrer gewachsen. Das macht es für die<br />

anderen noch schwieriger, ihn zu besiegen.<br />

Natürlich ist der Red Bull sehr gut, aber wenn<br />

wir uns Sebastian und seinen Teamkollegen<br />

Mark Webber einmal anschauen: im vergangenen<br />

Jahr war es sehr eng, aber in dieser<br />

Saison war Sebastian weit vor Mark, der viel<br />

mehr mit Problemen zu kämpfen hatte. Alles<br />

muss passen und das hat es bei Hamilton<br />

nicht. Vielleicht gilt das auch für Alonso bei<br />

Ferrari - erst lief es und dann plötzlich nicht<br />

mehr. Das gibt es in der Formel 1 schon seit<br />

vielen Jahren.<br />

Johnny Herbert erzielte in 160 Grand Prix für Benetton, Tyrrell, Lotus, Ligier, Sauber, Stewart und Jaguar drei Siege,<br />

sieben Podestplätze und 98 WM-Punkte. Insgesamt führte er 44 seiner 7.346 Grand-Prix-Runden an - das<br />

entspricht rund 227 Führungskilometern in der Formel 1.<br />

Auch bei Michael Schumacher, der früher reihenweise<br />

Erfolge einfuhr und jetzt in seiner<br />

zweiten Karriere hinterher fährt?<br />

Michael ist derzeit das beste Beispiel. Er hatte<br />

viele Zwischenfälle in diesem Jahr und auch<br />

Unfälle mit anderen Fahrern. Es ist eine andere<br />

Malaysia GP 2010<br />

• J. Button (Pitlane-Speeding) – Geldstrafe: 600 €<br />

• N. Hülkenberg (Pitlane-Speeding) –<br />

Geldstrafe: 200 €<br />

• T. Glock (Pitlane-Speeding) – Geldstrafe: 2.000 €<br />

• S. <strong>Vettel</strong> (überholt unter Gelb) – keine Strafe<br />

Türkei GP 2010<br />

• A. Sutil/L. di Grassi (Rennzwischenfall) –<br />

keine Strafe<br />

Brasilien GP 2010<br />

• V. Petrov (Pitlane-Speeding) – 2.000 €<br />

• K. Kobayashi (Pitlane-Speeding) – 800 €<br />

• L. di Grassi (Pitlane-Speeding) – 1.000 €<br />

• S. Buemi (Behinderung im Q2) – keine Strafe<br />

• N. Heidfeld (blaue Flaggen) – Durchfahrtsstrafe<br />

Zeit für ihn und nicht mehr so wie zu der Zeit,<br />

als er die Rennen dominierte.<br />

Hat es etwas mit Pech und Glück zu tun?<br />

Natürlich gibt es Glück. Michael hat sehr hart<br />

für seine Erfolge gearbeitet und mit Ross<br />

Arbeitsprotokoll: Kommissar Herbert<br />

Australien GP 2011<br />

• M. Schumacher (Behinderung im Q1) –<br />

Verwarnung<br />

• L. Hamilton (Behinderung im Q1) – Verwarnung<br />

• N. Rosberg (Behinderung im Q1) – Verwarnung<br />

• Beide HRT (über 107%-Zeit) – keine<br />

Starterlaubnis<br />

• J. Button (Abkürzen) – Durchfahrtsstrafe<br />

• R. Barrichello (Abkürzen) – Durchfahrtsstrafe<br />

• Beide Sauber (Illegaler Heckflügel) –<br />

Disqualifikation<br />

Indien GP 2011<br />

• L. Hamilton (gelbe Flaggen) – +3 Startplätze<br />

• S. Perez (gelbe Flaggen) – +3 Startplätze<br />

• N. Karthikeyan (Behinderung im Q1) – +5<br />

Startplätze<br />

• F. Massa (Kollision) – Durchfahrtsstrafe<br />

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Fotos: adrivo/Sutton<br />

[Brawn] und den anderen Ferrari-Verantwortlichen<br />

hatte er, was er dafür benötigte.<br />

Jetzt befindet er sich in einer ähnlichen Situation,<br />

aber es ist nicht mehr das gleiche. Der<br />

einzige Weggefährte, den er noch aus der<br />

Benetton- und Ferrari-Ära um sich hat, ist<br />

Ross. Die anderen sind nicht mehr da. Er<br />

muss quasi wieder von vorne beginnen. Ob<br />

er an die Vergangenheit anknüpfen <strong>kann</strong>, da<br />

bin ich mir nicht so sicher. Das müssen wir<br />

mal sehen.<br />

Schumachers Benetton-Zeit war etwas<br />

Besonderes, oder?<br />

Ja, Michaels Mechaniker wären für ihn bis ans<br />

Ende der Welt gegangen. Ich denke, dass ihm<br />

heute die richtigen Zutaten fehlen, um so<br />

etwas zu schaffen. Das könnte sich in der<br />

neuen Saison ändern, aber der Wettbewerb<br />

ist viel härter geworden als in den Neunzigern.<br />

Das Feld liegt viel enger zusammen<br />

als 1994 oder 1995. Es gibt viele Leute, die gut<br />

abschneiden wollen, wie Red Bull, Ferrari,<br />

McLaren, Renault, Lotus und Co. Mercedes<br />

will das mit Michael Schumacher schaffen -<br />

ich weiß aber nicht, ob das funktioniert. Nico<br />

Michaels Mechaniker<br />

wären früher<br />

für ihn bis ans Ende<br />

der Welt gegangen.<br />

Ich denke, dass ihm<br />

heute die richtigen<br />

Zutaten fehlen, um<br />

so etwas nochmal<br />

zu schaffen.<br />

Rosberg macht auch einen sehr guten Job.<br />

Wärst Du auch gerne noch einmal in die Formel<br />

1 zurückgekehrt?<br />

Diese Sehnsucht hatte ich nicht. Ich hatte<br />

zehn, elf Jahre lang ein Fenster von Möglichkeiten<br />

- das war eine gute Zeit und ich genoss<br />

es. Aber ich verlor ein wenig das nötige Verlangen,<br />

um weiter zu machen so wie Michael.<br />

Bei ihm ist es etwas anders, denn er hatte sehr<br />

viel Erfolg und glaubte zu 1.000 Prozent an<br />

sich - das tut er auch heute noch. Er ist jetzt<br />

zwar älter, macht aber immer noch einen sehr<br />

guten Job. Ob es ausreicht, um noch einmal<br />

erfolgreich zu sein, müssen wir abwarten.<br />

Was hält bei Dir persönlich das Rennfieber<br />

am Leben?<br />

Ich fahre immer noch ein paar Rennen, in den<br />

vergangenen Jahren fuhr ich in der Superstars<br />

Serie, einer Tourenwagenserie, die hauptsächlich<br />

in Italien beheimatet ist. In diesem Jahr<br />

fuhr ich zum ersten Mal in Spa mit und auch<br />

bei den 24 Stunden am Nürburgring mit<br />

Volkswagen. Ich lernte neue Dinge kennen<br />

und das machte mir Spaß.


Spanien GP / Ungarn GP Renault feuert Nick<br />

»Ich sah Nick aus der Boxengasse fahren und unter der <strong>Wer</strong>bebande fing das Auto Feuer - nur ein paar Meter weiter und ich hätte das perfekte<br />

Foto gehabt! Die Streckenposten waren recht langsam und dann explodierte der Seitenkasten und verstreute Karbon auf der Strecke. Es war<br />

bereits Nicks zweiter Feuerunfall in dieser Saison. In Barcelona stand ich in Kurve 10, als ich das Feuer aus seinem Auspuff bemerkte und<br />

einfach wild drauf los fotografierte. Nick sprang panisch aus dem Auto und rannte davon - er hatte wohl Angst, dass es explodieren würde.<br />

Aber nach fünf bis zehn Sekunden war nur noch eine Rauchwolke übrig.«<br />

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Fotos: adrivo/Sutton<br />

Die<br />

Bilder<br />

der<br />

Saison<br />

Von Melbourne bis Interlagos,<br />

von Grid Girls bis Massencrashs<br />

- unser <strong>Motorsport</strong>-<br />

<strong>Magazin</strong> Fotograf Mark<br />

Sutton war auch in dieser<br />

Saison unermüdlich im<br />

Einsatz. Hier zeigt er Ihnen die<br />

besten und spektakulärsten<br />

Bilder des Jahres 2011 und<br />

erzählt deren Geschichten.<br />

2011<br />

Text: Mark Sutton<br />

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Spanien GP /<br />

Unter den Rock geschaut<br />

»Ich sah auf der Leinwand, dass Felipe Massa abgeflogen<br />

war. Als die Mechaniker etwas herum schoben, rannte<br />

ich mit meinem Weitwinkelobjektiv hinüber und schoss<br />

einige Fotos von ihm, wie er ausstieg und auf einem<br />

Motorrad davon fuhr. Plötzlich hoben sie den Ferrari<br />

direkt vor mir nach oben - da wäre es doch unhöflich von<br />

mir gewesen, kein Foto zu machen! Nach dem Verbot des<br />

Doppeldiffusors haben die Teams allerdings nicht mehr<br />

so viel zu verheimlichen wie früher.«<br />

Türkei GP /<br />

Spa 2000 Reloaded<br />

»Dies ist ein großartiges Actionfoto<br />

während des Rennens. Ich stand die<br />

meiste Zeit in der ersten Kurve, aber<br />

die ganze Action spielte sich - anders<br />

als im letzten Jahr - in der DRS-<br />

Zone ab. Hier kämpfen Jenson Button,<br />

Felipe Massa und Vitaly Petrov<br />

gegeneinander - wobei der Russe<br />

sogar vorne liegt. Es ist ein tolles<br />

Bild, da sie gleichauf zu liegen scheinen<br />

und man sieht, wie der Staub<br />

hinter ihnen aufgewirbelt wird. Normalerweise<br />

vermeiden wir es, gegen<br />

die Sonne zu fotografieren, aber hier<br />

gefallen mir das Hitzeflimmern und<br />

die Fans im Hintergrund.«<br />

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Europa GP /<br />

Grimassen-Wettbewerb<br />

»Ich ging am Donnerstag um 10 Uhr mit Sebastian<br />

zur Streckenbesichtigung. Plötzlich begann er, Grimassen<br />

zu ziehen und wild mit den Händen zu<br />

wedeln. Dann drehte er sich zu mir um und sagte:<br />

‚Warum bist du immer da, wenn ich Grimassen<br />

mache?‘ Ich war mir nicht sicher, ob wir die Bilder<br />

verwenden sollten - unser Bildredakteur entschied<br />

sich dafür. Später kam Sebs Physio Tommy zu mir<br />

und fragte nach den Fotos: ‚Seb freut sich schon<br />

darauf, sie nachher zu sehen!‘«<br />

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Monaco GP / Schau mir in die Augen...<br />

»Ein typisches Monaco-Foto: die Reflektion im Helm eines Streckenpostens. Zum Glück fuhr Michael Schumacher in diesem Moment nicht, denn<br />

bei hoher Geschwindigkeit sind diese Aufnahmen äußerst schwierig. So weit ich weiß, gibt es diese verspiegelten Helme nur in Frankreich - somit<br />

weiß jeder sofort: das muss Monaco sein!«<br />

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Kanada GP / Wall of Champions<br />

»Ich stand gerade in der Box, als ich hörte, dass <strong>Vettel</strong> in die Mauer geknallt war - ich hatte es verpasst! Aber ich drehte mich blitzschnell um und<br />

es waren noch keine Streckenposten am Auto - so konnte ich Seb knipsen, wie er den Schaden begutachtete. Dann kam mein Kollege Rubio zu<br />

mir und sagte: »Ich habe den Unfall!« Nicht ganz so spektakulär, aber wir haben ein Foto von allen Fahrern, die dort reingekracht sind! Dieses<br />

Bild ging rund um die Welt.«<br />

Italien GP / Frontflügel macht die Flatter<br />

»Ich mag die Parabolica in Monza. Ich sah, wie Mark Webber in das Heck von Felipe Massas Ferrari<br />

fuhr und konzentrierte mich auf der Geraden auf Webbers Auto mit dem gebrochenen Frontflügel,<br />

das plötzlich geradeaus ins Kiesbett schoss und in den Reifenstapel knallte. Mark verfolgte das<br />

Rennen danach an einen Zaun gelehnt - im Hintergrund sieht man, wie sein Auto geborgen wird.«<br />

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Großbritannien GP / Nix da, Reifenflüsterer<br />

»Ich sah auf einer Leinwand, dass Jenson Button seit einigen Runden fast im Getriebe von Felipe Massa hing. Irgendwann hatte er auf der Hangar<br />

Straight genügend Windschatten, um Massa durch Stowe zu folgen und ihn in Vale zu überholen. Buttons Räder blockierten, aber das Manöver<br />

gelang und die Fans flippten aus.«<br />

Kanada GP /<br />

Verliebt in Jessica<br />

»Jessica und Jenson sorgen immer für tolle Fotos. Sie<br />

sind stets von Liebe umgeben: am Morgen kamen sie<br />

Händchen haltend und lachend in den Paddock - so<br />

sind sie die ganze Zeit. Nach Jensons Sieg sprach ich<br />

mit Jessica, als der Regen stoppte und er zurück zum<br />

Team kam. Ich schob gerade noch rechtzeitig einen<br />

Tisch aus dem Weg, damit er auf sie zurennen und sie<br />

küssen konnte. Das Schöne daran: es ist natürlich, nicht<br />

gestellt - echte Emotionen.«<br />

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Europa GP /<br />

Das Leben ist schön<br />

»Dieses Bild hat mein Bruder Keith bei der Red Bull Pool-<br />

Party auf dem Dach geschossen. Beim ersten Valencia GP<br />

2008 suchten wir nach einem guten Fotopunkt und er probierte<br />

sein Glück bei einigen Apartments. Dann wurde er<br />

fündig: ‚Drinnen waren überall Menschen, aber der Pool<br />

war leer‘, erinnert er sich. ‚Seitdem bin ich immer dort: ich<br />

stehe barfuß im Pool, schieße spektakuläre Startaufnahmen<br />

und bin umgeben von wunderschönen Mädels in Bikinis.<br />

Besser <strong>kann</strong> das Leben zu einem F1-Fotografen nicht sein!‘«<br />

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Text: Kerstin Hasenbichler<br />

2011<br />

Verlierer & Gewinner<br />

Sebastian <strong>Vettel</strong> und Red Bull Racing drückten der Saison 2011 ihren Stempel<br />

auf. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> weiß, wer dieses Jahr ebenfalls Top-Leistungen<br />

erbrachte und wer kläglich scheiterte.<br />

Fotos: adrivo/Sutton<br />

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GEWINNER<br />

PIRELLI<br />

Fassungslosigkeit machte sich in den<br />

Gesichtern der Fahrer breit, als sie die ersten<br />

Runden bei den Wintertests abspulten. Der<br />

weiche Reifen von Pirelli war nach neun Runden<br />

am Ende, nicht besser sah es bei der<br />

härteren Mischung aus. »Wir dachten, wir<br />

würden mit dem Reifen kein Rennen überstehen«,<br />

erinnert sich Jenson Button. Niemand<br />

hätte damals gedacht, dass Pirelli zu den<br />

Gewinnern 2011 zählen würde. Die Italiener<br />

mussten in ihrem ersten Jahr durchaus Lehrgeld<br />

bezahlen, wie beim Türkei GP als die<br />

Fahrer fast öfter an der Box waren als auf der<br />

Strecke. Pirellis Plan sah zwar einen aggressiven<br />

Reifenabbau vor, aber 82 Boxenstopps<br />

waren selbst den Italienern zu viel. Pirelli<br />

schlug einen konservativeren Weg ein, ohne<br />

dabei das Ziel - die Rennen spannender zu<br />

machen - aus den Augen zu verlieren und die<br />

Rechnung ging auf. »Die Reifen haben die<br />

Dynamik des Rennens verändert. Die Rennen<br />

sind intensiver, in Sachen Strategie muss man<br />

flexibler sein, aber diese Veränderungen sind<br />

gut«, lobte Christian Horner.<br />

VERLIERER<br />

Ferrari<br />

Die Fans sahen 2011 rot und das lag nicht an<br />

den Teamfarben der Scuderia Ferrari, sondern<br />

viel mehr am vierten titellosen Jahr in Folge.<br />

Gegen Red Bull war Ferrari 2011 machtlos, auch<br />

McLaren war meist schneller. »Ich kenne Startplatz<br />

fünf sehr gut, denn es ist das zehnte Mal,<br />

dass ich in dieser Saison von dieser Position<br />

starte«, nahm es Alonso nach außen hin locker.<br />

Die Vorzeichen standen bereits zu Saisonbeginn<br />

nicht gut, als Ferrari das aktuelle Auto wegen<br />

einer drohenden Klage von Ford umtaufen musste.<br />

Aber nicht nur beim Namen hakte es, sondern<br />

auch beim Design, das im Gegensatz zu<br />

Red Bull und McLaren zu konservativ ausfiel.<br />

Dementsprechend fiel die Bilanz mit einem GP-<br />

Sieg in Silverstone bitter aus. Alonso bezeichnete<br />

die Saison zwar als beste seiner Karriere,<br />

was dem vor Ehrgeiz nur so strotzenden Spanier<br />

aber kaum einer abnahm. Er fuhr zwar über dem<br />

Level des Autos, doch neben ihm ging Felipe<br />

Massa sang- und klanglos unter.<br />

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GEWINNER<br />

Jenson Button<br />

Über kurz oder lang würde ihm Platzhirsch<br />

Lewis Hamilton um die Ohren fahren und er<br />

in der Versenkung verschwinden. Die Prognosen<br />

zu Jenson Buttons Karriere in der<br />

Formel 1 waren nach dem Wechsel zu<br />

McLaren alles andere als rosig. Spätestens<br />

2011 strafte der Brite alle seine Kritiker<br />

Lügen. Er siegte in Kanada, Italien und<br />

Japan, stand acht Mal auf dem Podium und<br />

holte in allen Rennen - bis auf zwei - stets<br />

Punkte. Mit seiner intelligenten und reifenschonenden<br />

Fahrweise entzauberte Button<br />

nicht nur den ungestümen Hamilton und<br />

stieg in der Teamhierarchie nach oben, sondern<br />

etablierte sich auch als härtester <strong>Vettel</strong>-<br />

Verfolger, obwohl ihm der Vizeweltmeistertitel<br />

eigenen Aussagen zufolge nicht viel<br />

bedeutet. »<strong>Wer</strong> erinnert sich nächstes Jahr<br />

schon an den Vizeweltmeister?« Die Tatsache,<br />

dass er neben Lewis auch Fernando<br />

Alonso und Mark Webber, der immerhin im<br />

Weltmeisterauto saß, geschlagen hat, dürfte<br />

ihm Genugtuung genug sein. Kein Wunder,<br />

dass McLaren Button regelrecht bekniete,<br />

seinen Vertrag vorzeitig bis 2014 zu verlängern<br />

- somit ist er für die Konkurrenz weg<br />

vom Fenster.<br />

VERLIERER<br />

Kubica & Heidfeld<br />

Es sollte ein kurzer Ausflug in die Rallye-Welt<br />

werden, doch am Ende kämpfte ein italienisches<br />

Ärzteteam in einer mehrstündigen OP um das<br />

Leben und die rechte Hand von Robert Kubica.<br />

Der Pole kam bei der Rallye Ronde di Andora<br />

mit seinem Skoda Fabia von der Strecke ab,<br />

prallte in eine Leitplanke, die sich daraufhin in<br />

das Auto bohrte und ihn schwer verletzte. Vor<br />

der Saison noch als Geheimfavorit gehandelt,<br />

muss Kubica weiter um seine Rennsportkarriere<br />

bangen. Als Ersatz verpflichtete Lotus Renault<br />

Nick Heidfeld. Der R31 sollte für den Deutschen<br />

zum Karriereturbo werden, doch seine zehnjährige<br />

F1-Erfahrung konnte er nicht in ausreichende<br />

Punktergebnisse umwandeln. »Er ist<br />

einfach nicht schnell genug«, kritisierte Teamchef<br />

Eric Boullier. Nach dem Ungarn GP hieß es<br />

Bye, bye Nick! Der unrühmliche Abgang brachte<br />

ihn in eine schlechte Ausgangslage für 2012.<br />

Nun hofft das deutsche Steh-Auf-Männchen,<br />

dass seine Chancen in zwei Jahren besser aussehen.<br />

Fraglich ist, welches Team auf einen<br />

36-Jährigen abfährt, der 2010 fünf, 2011 elf<br />

und 2012 wohl gar kein Rennen bestritten hat.<br />

Fotos: adrivo/Sutton<br />

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GEWINNER<br />

Überholmanöver / DRS<br />

Wegschauen verboten, hieß es in der Saison<br />

2011. Denn wer wegschaute, der verpasste mit<br />

großer Wahrscheinlichkeit einen Positionswechsel.<br />

In diesem Jahr stieg die Anzahl an Überholmanövern<br />

- nicht zuletzt dank DRS - auf ein<br />

Rekordhoch von knapp 1500. »Es ist viel einfacher<br />

zu überholen als in der Vergangenheit«,<br />

bestätigte Bruno Senna. Die Piloten müssten nur<br />

auf eine gute Gelegenheit warten, um DRS einzusetzen.<br />

Die meisten Positionskämpfe bekamen<br />

die Fans in der Türkei mit 85 Überholmanövern<br />

zu sehen, gefolgt von Kanada (79) und China (67),<br />

wobei DRS vor allem beim Europa GP, in Indien,<br />

der Türkei, Spanien sowie China und Italien die<br />

größte Rolle beim Überholen spielte. Für einige<br />

Piloten wie Jenson Button (»Ich will mich beim<br />

Überholen wie ein Held fühlen«) sank der <strong>Wer</strong>t<br />

des Überholens aufgrund des DR-Systems,<br />

andere wiederum sahen keine große Veränderung:<br />

»Selbst mit diesen Autos ist das Überholen<br />

immer noch enorm schwierig. Wenn du also an<br />

einem Gegner vorbei willst, musst du unweigerlich<br />

ein Risiko eingehen, aber das ist ja auch das<br />

Aufregende«, erklärte Lewis Hamilton.<br />

VERLIERER<br />

FOTA<br />

Der Saal ist leer, statt reger Diskussionen<br />

herrscht Stille. In Abu Dhabi sollte es zwischen<br />

den Mitgliedern der FOTA zu einer Aussprache<br />

über das Streitthema Nummer eins kommen<br />

- der selbst auferlegten Ressourcenregelungen.<br />

Der Versuch scheiterte. Schon die<br />

Gespräche im Vorfeld endeten allesamt ohne<br />

Ergebnis und auch für das kommende Concorde<br />

Agreement mit der FIA und der Formula<br />

One Administration haben sich die Teams<br />

innerhalb der FOTA noch nicht auf eine<br />

gemeinsame Verhandlungsbasis einigen können.<br />

Gerüchte, wonach die FOTA vor dem Auseinanderbrechen<br />

stehe, ziehen bereits im<br />

Fahrerlager ihre Kreise. »Ich denke, dass es<br />

ein wenig Säbelrasseln war, darüber zu sprechen,<br />

dass dies das Ende sei«, erklärte FOTA-<br />

Präsident Martin Whitmarsh. Doch Fakt ist,<br />

dass sich 2011 die Fronten zwischen den<br />

Teams verhärtet haben. Seitens Red Bull nahm<br />

man bereits das Wort »Ausstieg« in den Mund.<br />

»Die FOTA muss ihre Probleme in den Griff<br />

bekommen, andernfalls werden wir aufhören«,<br />

stellte Christian Horner klar.<br />

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GEWINNER<br />

Paul di Resta<br />

Paul di Resta ist der lebende Beweis, dass<br />

die DTM nicht der letzte Karriereschritt eines<br />

Rennfahrers sein muss. »Ich denke, dass<br />

mich die DTM besser auf die Formel 1 vorbereitet<br />

hat, als viele glauben«, erklärte der<br />

Schotte. Abseits der Strecke zählt di Resta<br />

zu den Schweigsamen, seine Antworten gibt<br />

er lieber auf der Strecke. In seiner Debütsaison<br />

beeindruckte der 25-Jährige mit Pace<br />

und Konstanz und brachte damit die interne<br />

Hausordnung bei Force India ins Wanken. Im<br />

Qualifying stellte di Resta seinen routinierteren<br />

Teamkollegen Adrian Sutil oft in<br />

den Schatten. Das interne Duell verlor er nur<br />

knapp mit 9:10, insgesamt holte er 27<br />

Punkte. Sein bestes Resultat holte er beim<br />

Singapur GP mit Platz sechs. »Paul hat<br />

bewiesen, dass er das notwendige Talent<br />

besitzt, und den Job auch erledigen <strong>kann</strong>,<br />

ohne im Vorfeld viel zu testen. Einen solchen<br />

Rookie sieht man heute nicht mehr allzu oft«,<br />

lobte F1-Kollege Jarno Trulli. Auch Gerhard<br />

Berger bescheinigt dem Schotten eine große<br />

Zukunft in der Formel 1<br />

VERLIERER<br />

bahrain<br />

Der Inselstaat Bahrain ist zwar winzig, doch<br />

seine inneren Konflikte bergen großen Sprengstoff.<br />

Dieser explodierte im Frühjahr dieses<br />

Jahres, nachdem in anderen arabischen Ländern<br />

bereits Proteste gegen das im Land herrschende<br />

Regime aufgekommen waren. Das<br />

Herrscherhaus in Bahrain reagierte mit blutiger<br />

Gewalt auf den Aufstand. Meldungen von Soldaten,<br />

die mit Panzern auf Demonstranten<br />

losgingen und Schreckensbilder von Toten und<br />

Verletzten gingen um die Welt. Die Formel 1<br />

war gezwungen, zu handeln, denn der Saisonauftakt<br />

in Bahrain stand vor der Tür. Nach<br />

einem langen Hin und Her wurde der Grand<br />

Prix abgesagt, mit der Absicht, diesen im Oktober<br />

nachzuholen. Das Vorhaben stieß bei Politikern<br />

und Menschenrechtlern auf harsche<br />

Kritik und auch die FOTA sprach sich gegen<br />

eine Austragung des Rennens aus. Im ersten<br />

Rennkalender 2012 tauchte der Bahrain GP<br />

wieder auf. »Jeder im Land ist zufrieden. Es<br />

gibt keine Dramen mehr, andernfalls hätten wir<br />

das Rennen nicht in den Kalender gepackt«,<br />

glaubte zumindest Bernie Ecclestone.<br />

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GEWINNER<br />

Heikki Kovalainen<br />

Der Blick auf die Zeitenliste ließ den Puls von<br />

Heikki Kovalainen drei Mal höher schlagen<br />

– so oft stellte er seinen schwächeren Lotus-<br />

Boliden ins Q2. Ein Erfolg, der von den TV-<br />

Kameras nicht eingefangen wurde, doch<br />

Kovalainen fühlt sich bestätigt. »Ich ging zu<br />

Lotus, weil ich fühlte, dass ich die Grundlagen<br />

noch einmal erlernen musste. Der Weg, den<br />

ich zuvor eingeschlagen hatte, endete in einer<br />

Sackgasse. Deshalb brauchte ich einen Neustart«,<br />

verriet der Finne. Dank dieses Neustarts<br />

sei er fahrerisch besser als zu seinen<br />

Zeiten bei Renault und McLaren. Ein Blick auf<br />

die Statistik unterstreicht seine These: Kovalainen<br />

zählt mit Michael Schumacher und<br />

Sebastien Buemi zu den Top-Startern der<br />

Saison 2011. Auch in der Tabelle mit den<br />

meisten Positionsgewinnen nach der ersten<br />

Runde findet man den Finnen ganz vorne.<br />

»Sicherlich erinnert man sich nur an die Sieger<br />

und nicht an den Rest, aber ich <strong>kann</strong> auf<br />

jede einzelne Runde stolz sein, weil ich immer<br />

100 Prozent gegeben habe«, sagt Kovalainen<br />

überzeugt.<br />

VERLIERER<br />

Williams<br />

Fotos: adrivo/Sutton<br />

Lange lag Frank Williams in der Nacht nach dem<br />

Qualifying in Abu Dhabi GP wach. Wie war es<br />

nur soweit gekommen? Mit 572 GP-Starts und<br />

zahlreichen WM-Titeln zählte Williams einmal<br />

zu den erfolgreichsten Konstrukteuren in der<br />

Formel 1, doch an die Glanzzeiten der Vergangenheit<br />

erinnert nicht mehr viel. Stattdessen<br />

erlebte Sir Frank in Abu Dhabi mit den Startplätzen<br />

23 und 24 eine weitere Schmach. Nach dem<br />

schlechtesten Saisonstart in der Teamgeschichte<br />

- nach drei Rennen hatte Williams<br />

immer noch keine Punkte - rutschte das Team<br />

in der zweiten Saisonhälfte ins sportliche Niemandsland<br />

ab. Der Blick auf die Konstrukteurswertung,<br />

wo sich das<br />

Team abgeschlagen auf Rang neun befindet, ist<br />

die pure Demütigung für Frank Williams. »Aber<br />

wir haben es verdient. Wir haben einfach einen<br />

schlechten Job gemacht«, gesteht der Teamchef.<br />

Was bleibt, ist die Hoffnung auf eine sportliche<br />

Wende 2012.<br />

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Text: Stephan Heublein<br />

Pole Positions<br />

<strong>Vettel</strong> startete 15 Mal von der Pole<br />

Position und verbesserte den Rekord<br />

von Nigel Mansell aus der Saison<br />

1992. Mark Webber schraubte<br />

die Red-Bull-Statistik auf 18 Poles<br />

in 19 Rennen in die Höhe.<br />

Red Bull gewann 12 der 19 Grand<br />

Prix, <strong>Vettel</strong> siegte 11 Mal12<br />

18<br />

siebzehn<br />

Mal erste<br />

Startreihe<br />

<strong>Vettel</strong> stand nur<br />

bei seinem Heimrennen<br />

in Deutschland<br />

nicht in der ersten<br />

Startreihe.<br />

Podestplätze<br />

<strong>Vettel</strong> stand nur bei<br />

zwei Rennen nicht<br />

auf dem Podium:<br />

bei seinem Ausfall<br />

in Abu Dhabi und<br />

nach Platz vier in<br />

Deutschland. Red<br />

Bull verpasste nur<br />

in Abu Dhabi das<br />

Podium.<br />

Siege<br />

Schnellste Runden <strong>Vettel</strong> gab alles,<br />

doch diese <strong>Wer</strong>tung ging mit 7 schnellsten Rennrunden<br />

unangefochten an seinen Teamkollegen Mark Webber.<br />

Mit 10 Fastest Laps verhalf <strong>Vettel</strong> immerhin dem Team<br />

zu einem weiteren Spitzenplatz.


739<br />

Führungsrunden<br />

<strong>Vettel</strong> führte 739 der insgesamt<br />

1.133 Rennrunden an, das entspricht<br />

gut 65% aller Runden.<br />

5<br />

dreiundvierzig<br />

Platzgewinne - Michael Schumacher<br />

ist mit 43 Platzgewinnen innerhalb der ersten<br />

Runde der beste Starter des Feldes.<br />

Es folgen Heikki Kovalainen (34) sowie<br />

Sebastien Buemi (33).<br />

1.085<br />

Die meisten Boxenstopps gab es<br />

in Ungarn (85) und der Türkei (81),<br />

die wenigsten in Italien (35) und<br />

Abu Dhabi (40). Bei acht Rennen<br />

hatte Red Bull den schnellsten<br />

Boxenstopp. Ebenfalls acht Mal<br />

war Mercedes am schnellsten,<br />

zwei Mal McLaren und je ein Mal<br />

Ferrari und Force India.<br />

Führungskilometer<br />

Safety Car GP<br />

Bei fünf Rennen rückte das Safety<br />

Car mindestens einmal aus – Monaco,<br />

Kanada, Belgien, Italien und Singapur.<br />

In Kanada führte das Safety<br />

3.795<br />

Car für gut 45% der Renndistanz.<br />

<strong>Vettel</strong> lag in den 19 Rennen 3.795 km in Führung, damit<br />

erzielte er 52% aller Führungskilometer in seiner Karriere<br />

(7.294) in dieser Saison.<br />

1.150<br />

Dank DRS, KERS und den<br />

Pirelli-Reifen gab es<br />

2011 gut doppelt so<br />

viele Überholmanöver<br />

wie im Vorjahr.<br />

<strong>Vettel</strong> führte bei allen<br />

Grand Prix des Jahres<br />

mindestens eine Runde<br />

– bis auf Abu Dhabi, dort<br />

fiel er in Führung liegend<br />

in Runde eins aus.<br />

Rennen angeführt<br />

17<br />

Fotos: adrivo/Sutton<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 53


Dauerbrenner<br />

aus<br />

leidenschaft<br />

Emerson Fittipaldi. Der Mann mit den Riesenkoteletten und der noch gröSSeren<br />

Zigarre wird 65. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> blickt zurück auf die Karriere eines<br />

Naturtalents, das bereits in den ersten Jahren seiner Karriere für Furore<br />

sorgte, von der Sucht nach der Geschwindigkeit aber nie genug bekam.<br />

Foto: adrivo/Sutton<br />

Text: Frederik Hackbarth<br />

54 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Emerson Fittipaldi<br />

im McLaren M23<br />

und Carlos Pace<br />

im Surtees TS16/2<br />

warten im<br />

Monaco-Grid<br />

Fittipaldi im Lotus<br />

72E auf dem Weg zu<br />

einem Podestplatz<br />

beim Belgien GP<br />

1973 in Zolder<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 55


Das lateinamerikanische Temperament<br />

ist normalerweise nicht gerade<br />

für seine Geduld be<strong>kann</strong>t - Emersons<br />

sportliche Karriere durchzog<br />

jedoch schon immer diese bemerkenswert<br />

kühle und kalkulierende Herangehensweise.<br />

In zwei Jahren bei McLaren drehte er sich<br />

nur ein einziges Mal und ich <strong>kann</strong> mich auch an<br />

kein einziges Beispiel erinnern, dass er jemals<br />

irgendwas beschädigt hätte. Für einen Fahrer, der<br />

am absoluten Limit des Sports wirkte, ist das eine<br />

einzigartige Statistik.« So erinnerte sich einmal<br />

Teddy Mayer, Ex-McLaren-Teamchef und langjähriger<br />

Wegbegleiter des Brasilianers an Emerson<br />

Fittipaldi. Der Name Fittipaldi steht heute für die<br />

wohl be<strong>kann</strong>teste südamerikanische <strong>Motorsport</strong>sippschaft.<br />

In erster Linie verdankt die Familie das<br />

dem ehemals jüngsten Formel-1-Weltmeister aller<br />

Zeiten. Mit gerade einmal 25 Jahren und 273 Tagen<br />

setzte sich Emerson 1972 die Krone in der Königsklasse<br />

auf - eine Bestmarke, die bis zu Fernando<br />

Alonsos Titeltriumph 2005 bestehen sollte. Mittlerweile<br />

hält Doppelweltmeister Sebastian <strong>Vettel</strong><br />

diesen Rekord - vor zwei Titelgewinnen braucht<br />

sich jedoch auch Fittipaldi nicht zu verstecken,<br />

denn nur zwei Jahre nach seinem Premierentriumph<br />

auf Lotus legte der Mann aus Sao Paulo nach<br />

und fuhr auch für McLaren an die Weltspitze. Die<br />

Erfolgsliste des 14-fachen GP-Siegers ist mindestens<br />

genauso lang wie seine markanten Koteletten -<br />

neben der Formel 1 feierte Fittipaldi auch in den<br />

USA große Triumphe, krönte sich 1989 zum Meister<br />

der CART-Serie und gewann zweimal das<br />

legendäre Indy 500.<br />

Als jüngster Sohn des be<strong>kann</strong>ten brasilianischen<br />

<strong>Motorsport</strong>reporters Wilson Fittipaldi Senior, am<br />

12. Dezember 1946 geboren, lag ihm das Rennfahren<br />

im Blut - doch viel mehr war es die Mutter, eine<br />

polnische Immigrantin, die kurz nach dem zweiten<br />

Weltkrieg bei Produktionswagenrennen angetreten<br />

war. Als der Vater später auch noch für die Veranstaltung<br />

des 1000km-Rennens in Interlagos verantwortlich<br />

zeichnete, war es um die Leidenschaft des<br />

jungen Emerson geschehen und jegliche Form von<br />

Rennpiste fortan sein neues Zuhause. Im Windschatten<br />

seines größeren Bruders Wilson erfuhr sich der<br />

talentierte Knabe schnell einen guten Ruf - damals<br />

noch unter dem von den zumeist älteren Gegnern<br />

gefürchteten Spitznamen ‚Maus‘. Zu Beginn ihrer<br />

Karriere bestritten die Fittipaldi-Brüder vornehmlich<br />

Motorrad- und Tragflügelbootrennen. Nachdem<br />

Wilson sich bei einem solchen Wettkampf jedoch<br />

einmal überschlagen hatte, entschied sich das<br />

Gespann zu einem kollektiven Wechsel in den gerade<br />

aufblühenden und weniger gefährlichen Kartsport.<br />

Schnell stellten sich Erfolge ein und somit stieg das<br />

Gespann Mitte der 60er Jahre in die nationale Formel<br />

V auf, wo sie kurze Zeit später zusammen mit ihren<br />

Eltern ein eigenes Team eröffneten. Nachdem Emerson<br />

bereits in seinem zweiten Jahr die Meisterschaft<br />

gewinnen konnte, ging es für ihn 1969 erstmals nach<br />

Europa, wo sich Wilson ein paar Jahre zuvor schon<br />

»Seine analytischen<br />

Fähigkeiten und<br />

sein technisches<br />

Verständnis für die<br />

Fahrzeugentwicklung<br />

und Beherrschung<br />

machen ihn<br />

zu einem der erfolgreichsten<br />

Fahrer<br />

aller Zeiten.<br />

Was man sich hingegen<br />

tunlichst nicht<br />

von ihm abschauen<br />

sollte, ist seine<br />

Einstellung zur<br />

Pünktlichkeit.«<br />

kurz und glücklos versucht hatte. Der jüngere Fittipaldi<br />

schlug jedoch voll ein und sicherte sich auf<br />

Anhieb den Titel in der hart umkämpfen Britischen<br />

Formel 3.<br />

1970 bot sich ihm so die Chance, als dritter Fahrer<br />

für Colin Chapmans legendäres Lotus-Team in der<br />

Formel 1 zu unterschreiben. Beim Großbritannien<br />

GP debütierte er zur Saisonmitte in der Königsklasse<br />

und schlug sich mit Platz acht hervorragend.<br />

Bereits beim folgenden Lauf in Deutschland reichte<br />

es mit dem vierten Rang erstmals zu WM-Punkten.<br />

Eigentlich wollte das Team den Rohdiamanten<br />

fortan behutsam aufbauen. In Monza schlug jedoch<br />

das Schicksal zu - Teamleader Jochen Rindt verunglückte<br />

im Zeittraining und als daraufhin der<br />

geschockte John Miles die Formel 1 verließ,<br />

brauchte die Truppe dringend einen neuen Siegfahrer.<br />

Im schnellen, aber ob seiner riskanten Konstruktion<br />

auch gefährlichen Lotus 72C gewann<br />

Fittipaldi für das schwer gebeutelte Top-Team sofort<br />

beim ersten Rennantritt nach Rindts tragischem<br />

Tod in Watkins Glen seinen ersten Grand Prix.<br />

Urplötzlich war der Neuling in der Weltelite angekommen.<br />

Drei weitere Podestplatzierungen 1971<br />

ebneten den Weg, um sich als ernstzunehmender<br />

Titelkandidat zu etablieren und schon im Folgejahr<br />

machte er seinen kometenhaften Aufstieg mit dem<br />

Titelgewinn perfekt. Sein 72D war eine Klasse für<br />

sich - mit fünf Siegen holte ‚Emmo‘ zudem im<br />

Alleingang den Konstrukteurstitel für seinen<br />

Rennstall.<br />

1973 bekam der amtierende Champion mit Ronnie<br />

Peterson einen schnellen Teamkollegen. Letztendlich<br />

setzte sich Fittipaldi als WM-Zweiter hinter<br />

Jackie Stewart teamintern gegen den Schweden<br />

durch - vor allem, da er er<strong>kann</strong>te, sich ob der neuen<br />

Herausforderung auf seine große Stärke des analytischen<br />

Rennfahrens zu konzentrieren. Am Ende<br />

holte er konstantere Resultate und blieb knapp vor<br />

seinem Stallgefährten. Für das Folgejahr entschied<br />

sich Fittipaldi, dem lukrativen Lockruf von<br />

McLaren zu folgen - ein Entschluss, der sich als<br />

goldrichtig herausstellen sollte. Mit seinen Siegen<br />

in Brasilien, Belgien und Kanada sicherte er sich<br />

durch beständige Punkteankünfte knapp vor Clay<br />

Regazzoni sein zweites Championat. 1975 folgte ein<br />

weiterer Vizetitel hinter dem übermächtigen Niki<br />

Lauda. Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung<br />

und im Willen, auch seinem Bruder in der<br />

Formel 1 zu Größe zu verhelfen, gründeten die<br />

Fittipaldi-Brüder mit der Unterstützung des staatlichen<br />

Zuckerunternehmens Copersucar ihren<br />

eigenen Rennstall. Das Projekt erwies sich jedoch<br />

als Flop - ganze fünf Jahre versuchte Fittipaldi, das<br />

Team unter mehrmals wechselnden Namen auf die<br />

Siegerstraße zu führen, ohne damit jedoch nennenswerte<br />

Erfolge zu erzielen. Ein zweiter Rang in<br />

Rio 1978 blieb der Höhepunkt. Ende 1980 ging<br />

schlussendlich das Zuckergeld aus und die F1-Karriere<br />

des für seine Selbstironie be<strong>kann</strong>ten Publikumslieblings<br />

war beendet - der Brasilianer konzentrierte<br />

sich fortan auf das Teammanagement<br />

Foto: adrivo/Sutton<br />

56 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Fittipaldi gewann<br />

1974 und 1975<br />

fünf Grand Prix<br />

und einen<br />

Weltmeistertitel<br />

mit McLaren<br />

und die Suche nach Sponsoren, ehe er sich 1982<br />

ganz zurückzog.<br />

Doch Fittipaldi wäre nicht Fittipaldi, hätte er nicht<br />

kurz darauf eine triumphale Rückkehr in die Welt<br />

des <strong>Motorsport</strong>s gefeiert. Ganze 13 Jahre ließ der<br />

mehrfache Familienvater im Land der unbegrenzten<br />

Möglichkeiten folgen und machte sich<br />

durch seine unzähligen CART-Erfolge in den USA<br />

zu einem der ganz Großen des Sports. Nach sechs<br />

Jahren bei Patrick Racing erfolgte nach seinem<br />

ersten Titeljahr 1989 der Wechsel zum Erfolgsteam<br />

Penkse, mit dem er auch in den folgenden fünf<br />

Jahren stets in die Top-5 des Gesamtklassements<br />

fuhr. 1993 begeisterte ‚Emmo‘ das amerikanische<br />

Publikum mit einem spannenden Titelduell im<br />

Generationenkampf mit dem damals amtierenden<br />

F1-Weltmeister Nigel Mansell. Obwohl er am Ende<br />

des Jahres knapp unterlag, hatte der Dauerbrenner<br />

immer noch nicht genug und legte 1994 einen weiteren<br />

Vizetitel nach, während sich sein Neffe Christian<br />

bereits in der Formel 1 versuchte. 1996 war<br />

der Lebemann im Alter von fast 50 Jahren bei<br />

Penske schließlich nicht mehr erste Wahl und wechselte<br />

zum Team von Carl Hogan. Ein schwerer<br />

Unfall beim Marlboro 500 in Michigan endete<br />

jedoch fast tödlich, so dass Fittipaldi ein Karriereende<br />

erwog. Nach wiederrum erneut schweren<br />

Verletzungen, die sich der Brasilianer am Ende der<br />

eigentlichen Genesungsphase bei einem Gleitschirm-Unfall<br />

über seiner Orangenplantage zuzog,<br />

stand der Abschied vom aktiven <strong>Motorsport</strong> endgültig<br />

fest. Um aber auch weiterhin mit seinem<br />

geliebten Umfeld in Kontakt zu bleiben, wurde Fittipaldi<br />

Teamchef und war unter anderem bei der<br />

brasilianischen Mannschaft im A1-Nationencup<br />

federführend. Mit all seiner Erfahrung war er ein<br />

lehrreiches Vorbild, so dass auch aufstrebende<br />

Rennfahrer von seiner Einstellung profitieren konnten.<br />

»Seine analytischen Fähigkeiten und sein technisches<br />

Verständnis für die Fahrzeugentwicklung<br />

und Beherrschung machen ihn zu einem der erfolgreichsten<br />

Fahrer aller Zeiten. Was man sich hingegen<br />

tunlichst nicht von ihm abschauen sollte, ist<br />

seine Einstellung zur Pünktlichkeit«, verriet Wegbegleiter<br />

Mayer einst. »Es gibt ‚pünktlich‘, ‚spät‘,<br />

‚brasilianische Zeit‘ und ‚Emersons Zeit‘.«<br />

Fittipaldis<br />

Mechaniker<br />

überprüfen den<br />

Schaden nach<br />

einem Unfall in<br />

Schweden<br />

Formel-1-Laufbahn<br />

Weltmeister: 1972, 1974<br />

GP-Starts: 144<br />

GP-Siege: 14<br />

GP-Podiums: 35<br />

Pole Positions: 6<br />

Schnellste Runden: 6<br />

Punkte: 281<br />

Führungsrunden: 478<br />

Führungskilometer: 2.235<br />

Teams:<br />

1970-1973: Lotus<br />

1974-1975: McLaren<br />

1976-1980: Copersucar/Fittipaldi


Alte Zeiten: Martin<br />

Tomczyk in seinem Abt<br />

Audi TT auf dem Weg zu<br />

Platz fünf auf dem<br />

Nürburgring in der<br />

DTM-Saison 2002<br />

58 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


alles richtig<br />

gemacht<br />

Foto: adrivo/Sutton<br />

Als wäre das Comeback nicht schon spektakulär<br />

genug, kehrt BMW mit zwei Paukenschlägen in die<br />

DTM zurück: Mit den Verpflichtungen von Bruno<br />

Spengler und Martin Tomczyk gelangen <strong>Motorsport</strong>chef<br />

Jens Marquardt zwei besondere Coups. Dank des<br />

Star-Duos verfügen die Münchener nicht nur über<br />

geballtes Siegpotenzial im Cockpit, sondern zusammengerechnet<br />

auch 17 Jahre DTM-Erfahrung. Die wird<br />

BMW zu Gute kommen, um nach der langjährigen<br />

Abstinenz schnell zu Mercedes und Audi aufzuschließen.<br />

Besser hätte es kaum laufen können: die eigenen<br />

Reihen prominent verstärkt und gleichzeitig die Konkurrenz<br />

geschwächt. BMW ist der klare Gewinner der<br />

Vorsaison. - Robert Seiwert<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 59


Ein Jahr nach Tomczyks Geschmack:<br />

Erst Meister im Jahreswagen mit<br />

Audi und dann der Wechsel zu BMW<br />

Text: Robert Seiwert<br />

Luxusproblem:<br />

MEISTERTITEL<br />

60 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


MSM: Du hast den Titel im Jahreswagen<br />

geholt - was war nun wirklich<br />

der Unterschied zwischen neuen und<br />

alten Autos in dieser Saison?<br />

MARTIN TOMCZYK: Es gab eigentlich<br />

keinen Unterschied zum vergangenen Jahr,<br />

da das Reglement ja eingefroren war. Wir hatten<br />

mit Hankook zwar einen neuen Reifenlieferanten,<br />

doch das gilt für alle Fahrer. Die Jahreswagen<br />

waren auch in der vorangegangenen<br />

Saison konkurrenzfähig. Dass die Kombination<br />

Tomczyk-Jahreswagen-Phoenix so gut funktionieren<br />

würde, konnte man zu Beginn des Jahres<br />

allerdings nicht wissen.<br />

Hatten die alten Autos dank der neuen Reifen<br />

einen entscheidenden Vorteil?<br />

Das ist schwierig zu sagen. Wenn man sich die<br />

Performance der Jahreswagen ansieht - mich<br />

ausgenommen - dann sieht man, dass sich nicht<br />

viel verändert hat im Vergleich zu den Vorjahren.<br />

Ich möchte mich nicht groß herausstellen,<br />

aber in dieser Saison passte alles perfekt zusammen.<br />

Ich konnte konstant in der Spitze fahren<br />

und das war schon ein Aha-Erlebnis.<br />

Deine Markenkollegen Mortara, Molina und<br />

Albuquerque fuhren mit ihren Jahreswagen<br />

auch jeweils aufs Podium...<br />

Die neuen Reifen haben sicherlich ihren Beitrag<br />

dazu geleistet. Gerade für die Neueinsteiger,<br />

weil die Hankook-Reifen viel mehr verziehen<br />

haben. Es stand ein größeres Fenster zum<br />

Arbeiten zur Verfügung, es kam nicht auf Zehntel<br />

und Hundertstel im Bereich des Luftdrucks<br />

an. Wir wussten, dass der Reifen eine gewisse<br />

Marge hatte und es war nicht sehr schwierig,<br />

diese zu treffen. Klappte das, war man mit den<br />

Reifen schnell unterwegs.<br />

Vor der Saison hast Du Abt nach zehnjähriger<br />

Zusammenarbeit verlassen und bist zu →<br />

Bester Jahreswagenfahrer 2011 – das war das Ziel. Martin<br />

Tomczyk kam bald in die Luxusposition, sein Saisonziel<br />

auf die Meisterschaft nach oben zu korrigieren. Im<br />

<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> lässt der DTM-Champion 2011 sein<br />

Triumphjahr Revue passieren.<br />

Fotos: audi, red bull/GEPA<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 61


Martin Tomczyk kam mit seinem<br />

Vorjahres-Audi A4 bestens zurecht<br />

und gewann insgesamt drei Rennen<br />

1<br />

In diesem Jahr war ich von Anfang<br />

an die Nummer 1 und schon in<br />

der Vorbereitung kümmerten sich mehr<br />

oder weniger alle um mich.<br />

Phoenix gewechselt. Was für ein<br />

Gefühl hattest Du dabei?<br />

Es ist natürlich immer etwas Neues,<br />

wenn man das Team wechselt. Es war<br />

eine andere Situation für mich, doch<br />

es funktionierte von Beginn an. Wir haben uns<br />

gut arrangiert und die Zusammenarbeit<br />

klappte. Mit Ernst Moser hat Phoenix einen<br />

Teamchef, der den <strong>Motorsport</strong> lebt - das wirkt<br />

sich auf die Mitarbeiter aus. Für Phoenix war<br />

es auch eine neue Situation, denn zuvor bekamen<br />

sie meist junge Fahrer. Ich hingegen war<br />

schon seit zehn Jahren dabei und brachte sehr<br />

viel Know-how mit. Ich hatte mir fest vorgenommen,<br />

in dieser Saison viel Spaß zu haben<br />

- denn wenn ich Spaß habe, dann bin ich auch<br />

schnell. Bei all dem Druck darf der Spaß einfach<br />

nicht zu kurz kommen.<br />

Du warst gleichzeitig zum ersten Mal der Leader<br />

im Team. Ein Schlüssel für Deinen Erfolg?<br />

Als Leader steckt man natürlich in einer anderen<br />

Situation. Ich möchte nicht sagen, dass sich<br />

bei Abt niemand um mich gekümmert hat,<br />

aber dort gab es vier aktuelle Autos, die alle<br />

um die Meisterschaft fahren wollten. Dass man<br />

sich nicht auf alle vier exakt gleich konzentrieren<br />

<strong>kann</strong>, ist normal bei solch einer Teamgröße.<br />

In diesem Jahr war ich von Anfang an<br />

die Nummer 1 und schon in der Vorbereitung<br />

kümmerten sich mehr oder weniger alle um<br />

mich. Das Team hatte Ideen und ich hatte<br />

Ideen, die ich dank meiner langjährigen Erfahrung<br />

einbringen konnte. Wir versuchten, alles<br />

zusammen zu bringen und schnell umzusetzen.<br />

Da gab es nicht viele Diskussionen - wenn<br />

wir etwas für gut befanden, wurde es umgesetzt.<br />

Das Vertrauensverhältnis war gegeben<br />

und fruchtete dann auch. Manchmal fragte ich<br />

mich sogar: ‚Warum habe ich das früher nicht<br />

so gemacht?‘<br />

Hattest Du dir vor der Saison Ziele gesteckt?<br />

Klar, ich wollte bester Jahreswagen-Fahrer sein<br />

und ein Rennen gewinnen. Das war für mich<br />

vor der Saison realistisch - und ich habe es ja<br />

auch geschafft... Das ich meine gesteckten Ziele<br />

im Laufe der Saison nach oben korrigieren<br />

konnte, war Luxus. Es ist das Beste, was dir als<br />

Fahrer passieren <strong>kann</strong>.<br />

Im vergangenen Winter musstest Du dir eine<br />

Menge Kritik gefallen lassen. Hast du die Saison<br />

2011 als eine Art letzte Chance in der<br />

DTM gesehen?<br />

Da habe ich nicht weiter drüber nachgedacht, sondern<br />

die Situation so hingenommen, wie sie nun<br />

einmal war. Ich wollte von Anfang an das Beste<br />

daraus machen. Ich habe aber nie gedacht, dass das<br />

meine letzte Chance sei - so ein Typ bin ich nicht.<br />

Mit dem Titelgewinn hast Du deine Kritiker<br />

erst einmal verstummen lassen. Ein Stück weit<br />

Genugtuung?<br />

Eine gewisse Genugtuung ist schon dabei. Ich<br />

habe nie daran gezweifelt, dass ich schnell bin.<br />

Aber wenn ich mich nach zehn Jahren in der<br />

DTM noch beweisen musste, dann habe ich<br />

das in diesem Jahr mit Sicherheit getan. Man<br />

ist ja auch nicht umsonst so viele Jahre dabei.<br />

Du bist nun in den Kreis der Meister bei Audi<br />

aufgestiegen. Glaubst Du, dass man dich in<br />

Ingolstadt künftig anders behandelt?<br />

Nein, so etwas sollte sich auch nicht ändern,<br />

denn letztendlich sind wir alle Top-Fahrer.<br />

Natürlich ist es für den einen oder anderen<br />

wichtig, wenn man einen Meistertitel errungen<br />

hat. Aber bloß, weil jemand DTM-Meister<br />

geworden ist, wird er bei Audi nicht unterschiedlich<br />

behandelt. Das wäre auch der<br />

falsche Weg.<br />

Als Meister bist Du der Gejagte - wie gehst Du<br />

mit der neuen Situation um?<br />

Gute Frage, diese Situation kenne ich ja noch<br />

gar nicht. Aber natürlich ist es toll, die Nummer<br />

1 auf dem Auto zu haben. Ich freue mich<br />

darauf, weiß aber, dass viele andere diese Nummer<br />

auch gerne hätten. Das wird mit Sicherheit<br />

ein spannendes Jahr. Inwiefern sich Druck und<br />

Fotos: adrivo/Sutton, audi, red bull/GEPA<br />

62 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Startaufstellung sagte ich zu ihm, ‚Schau, das<br />

ist das letzte Rennen, das wir zusammen fahren<br />

werden, danach gehst du leider ins Museum‘.<br />

Wir Rennfahrer sind da schon emotional.<br />

Hockenheim war der krönende Abschluss und<br />

ich bin mir sicher, dass der A4 seinen Seelenfrieden<br />

im Museum finden wird.<br />

Also hast Du nicht versucht, den Wagen mit<br />

nach Hause zu nehmen?<br />

Das würde meinen finanziellen Rahmen<br />

sprengen.<br />

Marti Tomczyk verlässt Audi nach<br />

zehn Jahren mit dem DTM-Titel in<br />

Richtung München - dort wartet eine<br />

neue Herausforderung auf ihn<br />

In der kommenden Saison gibt es immerhin<br />

ein neues Auto für Dich.<br />

Ja, da freue ich mich schon drauf. Das werden<br />

extrem tolle Fahrzeuge, die sich deutlich von<br />

den bisherigen abheben. Super, dass mit BMW<br />

ein dritter Hersteller zurückkehrt. Da haben<br />

nicht nur die Fahrer, sondern auch die Macher<br />

der DTM lange drauf gewartet. Bei den ersten<br />

Tests konnte man bereits sehen, dass alle Autos<br />

auf der gleichen Wellenlänge liegen. Nun<br />

haben wir noch den ganzen Winter vor uns,<br />

um die Autos zu entwickeln. Wir werden mit<br />

Sicherheit eine tolle neue DTM erleben.<br />

Herangehensweise für mich ändern, <strong>kann</strong> ich<br />

noch nicht beurteilen. Ich möchte mich davon<br />

aber nicht irritieren lassen, sondern die neue<br />

Saison genauso starten wie in den vergangenen<br />

Jahren auch. Dass die Rolle des Gejagten<br />

schwieriger ist als die des Jägers, hat man in<br />

den vergangenen Jahren gesehen.<br />

Was war Dein persönliches Highlight im Laufe<br />

der Saison?<br />

Das Rennwochenende am Lausitzring. In den<br />

vergangenen Jahren galt die Lausitz stets als<br />

Mercedes-Strecke - doch in diesem Jahr dominierten<br />

wir dort extrem. Dass wir da so schnell<br />

unterwegs waren, war etwas Spezielles. Es war<br />

ein komplett anderes Bild im Vergleich zu früher.<br />

Überhaupt erlebte ich in dieser Saison nie<br />

ein langweiliges Rennen, es war immer etwas<br />

Besonderes dabei. Ob Norisring, Oschersleben<br />

oder Brands Hatch - es ist schwierig, etwas<br />

herauszupicken. Nach jedem Rennen konnten<br />

wir sagen, ‚Boah, das war gut, was wir da<br />

gemacht haben‘.<br />

Wann hast Du zum ersten Mal an den Titel<br />

geglaubt?<br />

Nach Brands Hatch, als ich die Tabellenführung<br />

von Bruno Spengler übernommen hatte.<br />

Da dachte ich mir, ‚Okay, das könnte<br />

klappen‘.<br />

Von Hockenheim nach Heppenheim - Du<br />

warst auch dabei, als Sebastian <strong>Vettel</strong> seine<br />

Weltmeisterschaft in der Heimat feierte. Ein<br />

besonderes Erlebnis?<br />

Das war super! Es war zwar etwas stressig,<br />

während des DTM-Finales am Hockenheimring<br />

nach Heppenheim zu fahren - aber es hat<br />

sich gelohnt. Sebastian hat sich gefreut, dass<br />

ich da war. Es war extrem, wie er dort empfangen<br />

wurde. Da merkt man einmal den Unterschied<br />

zwischen Formel 1 und DTM.<br />

Beschreibe bitte Deine Gefühle während deiner<br />

letzten Runde in Valencia.<br />

Die letzte Runde war in Ordnung, aber die 17<br />

Runden davor hatten es in sich. Mir war<br />

bewusst, dass ich unter dieser Konstellation<br />

das Rennen nur noch beenden musste, um<br />

Meister zu werden. Das war das Schwierige,<br />

denn die Zeit kam mir unendlich lang vor, das<br />

war schon anstrengend. Es herrschte natürlich<br />

Druck im Auto, doch als ich über die Ziellinie<br />

fuhr, fiel mir ein Stein vom Herzen. Es dauerte<br />

eine Zeit lang, bis ich alles realisiert hatte.<br />

Trauerst Du deinem alten Auto jetzt<br />

hinterher?<br />

Das ist schon schade. Vor dem letzten Saisonrennen<br />

am Hockenheimring habe ich mir das<br />

Auto noch einmal genauer angeschaut. In der<br />

Nach zehn Jahren in<br />

der DTM ist Martin<br />

Tomczyk endlich am<br />

Ziel angelangt:<br />

ausgerechnet nach<br />

seiner Degradierung<br />

gewann er den Titel


Rennsportler im Vergleich<br />

Ob GT4, GT2 oder der M3 DTM - BMW ist mit seinen M3-Modellen in zahlreichen<br />

<strong>Motorsport</strong>kategorien unterwegs. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> nimmt die drei Autos unter<br />

die Lupe und erklärt deren Besonderheiten.<br />

Fotos: bmw, castrol<br />

Text: Robert Seiwert<br />

BMW M3 GT4:<br />

Der GT4 kommt im Breitensport zum Einsatz, er soll mit dem Serienfahrzeug so viel<br />

wie möglich gemein haben, nur geringfügige Modifikationen sind erlaubt. »Der GT4<br />

ist nicht ohne Grund ein Einstiegsmodell für Hobby-Rennfahrer«, sagt BMW-<strong>Wer</strong>kspilot<br />

Dirk Müller. »Das Auto lässt sich wirklich sehr gut fahren.« Im Vergleich zum Serienmodell<br />

rückt die Gewichtsersparnis in den Fokus. Dank Carbontüren und der Verwendung<br />

des Spezialkunststoffs Makrolon für die Seiten- und Heckscheiben bringt<br />

der GT4 knapp 300 kg weniger auf die Waage. Der 420 PS starke V8-Motor bleibt<br />

weitestgehend unangetastet.<br />

BMW M3 GT2:<br />

Dirk Müller gewann mit dem M3 GT2 sowohl den Fahrer- als auch den Markentitel<br />

in der ALMS. »Es ist kein Geheimnis, dass der Windkanal in München, der seit<br />

vergangenem Jahr in Betrieb ist, eine große Hilfe war«, sagt Müller über den<br />

Leichtbau-Sportler. Im Gegensatz zum GT4 wurde hier Hand an den V8 gelegt,<br />

der 485 PS stemmt. Dank extremer Gewichtsreduktion ist der GT4 gut 430 kg<br />

leichter als das auf dem M3 basierende Coupe. Die meisten Spoiler rund um die<br />

selbst tragende Stahlblechkarosserie sind aus CFK gefertigt. Gangwechsel verlaufen<br />

im GT2 aufgrund des Quick-Shift-Systems nahtlos.<br />

BMW M3 DTM:<br />

Der M3 DTM ist das neue Aushängeschild von BMW. Der erst DTM-Bolide der<br />

neuen Generation ist ein reinrassiger Prototyp mit einem neuartigen Sicherheitskonzept,<br />

das einen Gitterrohrkäfig mit einem Monocoque verbindet. »Der Wagen<br />

fährt sich wie ein Formelauto«, erklärt DTM-Pilot Andy Priaulx. Extreme Gewichtsersparnis<br />

dank CFK-Leichtbau, Carbonbremsen sowie hoher aerodynamischer<br />

Abtrieb zeichnen den Spitzensportler aus. Der V8-Motor wurde für die DTM komplett<br />

neu entwickelt. Im Vergleich zum Serienmodell ist der M3 DTM rundherum<br />

satte 20 cm breiter, länger und tiefer. Geschaltet wird ab der kommenden Saison<br />

wie in der Formel 1 mit Wippen am Lenkrad.<br />

<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> im Cockpit<br />

Im Rahmen der Castrol Edge Experience auf<br />

dem Nürburgring verschaffte sich das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

einen Eindruck vom M3 GT4.<br />

Dirk Müller nahm uns mit auf eine schnelle<br />

Runde über die GP-Strecke. Urteil: Der GT4<br />

geht ordentlich voran und macht dank seiner<br />

Gutmütigkeit in den Kurven Laune aufs selber<br />

Fahren. Allerdings schlägt der Spaß mit<br />

123.500 Euro zu Buche.<br />

64 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Text: Marion Rott<br />

achtung<br />

loeb<br />

Sebastien Loeb konnte 2011 seinen achten Weltmeistertitel feiern. Erneut gab es kein<br />

Mittel gegen das Ausnahmetalent. Doch 2012 möchte Mikko Hirvonen sein Glück bei Citroen<br />

versuchen. Ob er weiSS, worauf er sich im teaminternen Kampf mit Loeb einlässt?<br />

66 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Fotos: adrivo/Sutton, citroen<br />

Sebastien Loeb ist mit<br />

acht WRC-Titeln der<br />

erfolgreichste<br />

<strong>Motorsport</strong>ler der<br />

FIA-Geschichte<br />

Einst gab es einen Schneider, der<br />

auf seinem Pflaumenmus sieben<br />

Fliegen entdeckte und sie mit<br />

einem Streich tötete. Daraufhin<br />

zog er in die Welt und ließ jeden<br />

auf seinen Gürtel blicken, wo er<br />

die atemberaubende Zahl sieben eingenäht<br />

hatte. Doch auch dieser Schneider <strong>kann</strong> sich<br />

nur in Ehrfurcht verbeugen, wenn der Ritter<br />

Sebastien Loeb mit seinem Ross namens Citroen<br />

herbeigeritten kommt. Denn der französische<br />

Held darf getrost protzen: Acht auf einen<br />

Streich! Seit der letzten Rallye der Saison ist es<br />

offiziell: der Kampf um den Thron im WRC-<br />

Land ist entscheiden und Sebastien Loeb ist zum<br />

achten Mal in Folge als Sieger von dannen<br />

gefahren. Sein Gegner Mikko Hirvonen war mit<br />

größten Hoffnungen in die letzte Schlacht gezogen,<br />

doch am Ende lahmte sein Pferd Ford und<br />

seine Felle schwammen unwiderruflich davon.<br />

Ohrenbetäubender Lärm hallte durch die Straßenschluchten<br />

von Trier, als Sebastien Ogier<br />

über die Linie fuhr und wie verrückt jubelte.<br />

Sebastien Loeb stand zu dieser Zeit in der Leaderbox<br />

der Powerstage und versuchte zu lächeln.<br />

Er versuchte es wirklich, doch heraus kam nur<br />

ein gequälter Gesichtsausdruck. Man konnte<br />

sich förmlich vorstellen, wie er die Stellschrauben<br />

in seinen Backen nach oben drehen wollte,<br />

um zumindest ein kleines Schmunzeln zu erzeugen<br />

- ohne Erfolg. Er hatte verloren. Er hatte<br />

nicht den zweiten Platz gewonnen, sondern die<br />

Rallye Deutschland verloren! Allein dieser Blick<br />

und der verkrampfte Versuch, Zufriedenheit<br />

über einen Platz auf dem Treppchen auszustrahlen,<br />

sagten mehr, als es viele Worte jemals<br />

gekonnt hätten. Loeb hat nach acht Titeln, 151<br />

Starts, 67 Siegen, 1.281 Punkten und 808 →<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 67


gewonnen <strong>Wer</strong>tungsprüfungen seinen Ehrgeiz<br />

immer noch nicht verloren.<br />

Zwei Tage vor dem Start der Rallye Deutschland<br />

2011 war be<strong>kann</strong>t geworden, dass Loeb seinen<br />

Vertrag mit Citroen um weitere zwei Jahre verlängert<br />

hatte. Diese freudige Nachricht sollte ihre<br />

Krönung im neunten Sieg auf deutschem Boden<br />

finden. Aber es wäre nicht nur der neunte Sieg<br />

gewesen, sondern der neunte Triumph in Folge,<br />

bei einer Rallye, die dem 37-Jährigen vielleicht<br />

mehr bedeutet als jede andere im Kalender. Denn<br />

hier feierte er 2002 seinen ersten Sieg in der WRC.<br />

Hier begann, was in einer unvergleichbaren Siegesserie<br />

und zahllosen Titeln endete. Doch ein<br />

Reifenschaden am zweiten Tag verhinderte den<br />

erneuten Erfolg auf Asphalt und einen weiteren<br />

Rekord.<br />

Schon sein allererster <strong>Wer</strong>kseinsatz für Citroen in<br />

der WRC, die Asphalt-Rallye in San Remo, hätte<br />

Mountainbike den Oberarm brach und die letzten<br />

vier Rallyes der Saison nicht mehr bestreiten<br />

konnte, feierte er den Titel. Was, oder vielmehr<br />

wer, soll den achtfachen Champion also<br />

<strong>stoppen</strong>?<br />

Mikko Hirvonen blickt zu Boden. Wie oft hatte<br />

er sich diese Frage schon gestellt. Wie oft hatte<br />

er sich schon gewünscht, sie mit seinem Namen<br />

zu beantworten. Stattdessen muss er sich Jahr<br />

für Jahr mit seinem Spitznamen ‚der ewige<br />

Zweite‘ herumschlagen. »Ich muss zugeben, dass<br />

es so ist, das immer Sebastien gewinnt. Daher<br />

<strong>kann</strong> ich das keinem übel nehmen«, gibt der<br />

31-Jährige ehrlich zu. Doch dann schweift sein<br />

Blick nach oben und ein Funkeln ist in seinen<br />

Augen zu erkennen. »Ich muss einfach da rausgehen<br />

und es ändern.« Genau das will er 2012<br />

angehen, wenn er nun mit und gegen Sebastien<br />

Loeb bei Citroen um die Weltmeisterschaft<br />

»Ich muss zugeben, dass es wirklich so ist, das immer Sebastien<br />

loeb gewinnt. Daher <strong>kann</strong> ich es keinem übel nehmen, wenn er<br />

mir das vorwirft. es gibt aber eine einfache lösung: Ich muss<br />

einfach da rausgehen und es ändern.«<br />

Den Angriff von Sebastien Ogier hat<br />

Sebastien Loeb abgewehrt, jetzt<br />

kommt Mikko Hirvonen als neuer<br />

Herausforderer in sein Team<br />

bei vielen Gegnern die Alarmglocken läuten lassen<br />

müssen: Der damals 27-jährige Loeb stand vor<br />

seiner ersten Ausfahrt in der Rallye-Weltmeisterschaft<br />

- seinem großen Ziel. Seit 2000 war<br />

er ein Mitglied der Citroen-Familie und hatte<br />

alles erreicht, was das Team von ihm verlangte.<br />

Er war französischer Rallyemeister geworden<br />

und hatte den Weltmeistertitel in der Super-<br />

1600-<strong>Wer</strong>tung gewonnen. Doch das jetzt war<br />

größer. Während andere Piloten vielleicht vor<br />

Panik den Wagen in den ersten Baum gesetzt<br />

hätten, zeigte Loeb schon 2001, welches Potenzial<br />

in ihm schlummerte. Er beendete die Rallye<br />

sensationell hinter Peugeot-Pilot Gilles Panizzi<br />

auf dem zweiten Rang. Lediglich ein Jahr später<br />

folgte die besagte Rallye Deutschland, die<br />

Geburtsstunde des Champions. Seit diesem Tag<br />

ließ er weitere 28 Siege auf Asphalt folgen.<br />

Nimmt man aber nur den Zeitraum, in dem er<br />

sich in der WRC etabliert hatte und eine Weltmeisterschaft<br />

nach der anderen feierte, spricht<br />

man von einer Quote von 89 Prozent. »Er hat<br />

eine Menge Erfahrung. Der Bereich, in dem er<br />

am besten ist, ist, wenn sich die Bedingungen<br />

verändern«, sagt Mikko Hirvonen zu Loebs<br />

Stärke auf Asphalt. »Er schafft es, schnell Vertrauen<br />

aufzubauen, wenn sich das Grip-Level<br />

ändert. Er ist wirklich phänomenal unter diesen<br />

Umständen.«<br />

Neben seiner Domäne Asphalt gibt es aber noch<br />

tausend andere Dinge, in denen Loeb einfach<br />

nur phänomenal ist. Seit dem Jahr 2004 gewinnt<br />

der Citroen-Pilot, was es zu gewinnen gibt.<br />

Selbst 2006, als er sich bei einem Unfall mit dem<br />

kämpft. Eine Herausforderung besonderen Ausmaßes.<br />

Denn Hirvonen kommt in ein Team,<br />

dem Loeb bereits sieben Konstrukteurs- und<br />

acht Fahrertitel geschenkt hat. Citroen ist seit<br />

zwölf Jahren die zweite Heimat des Franzosen<br />

und das Team steht bedingungslos hinter seinem<br />

Star. Auch Sebastien Ogier musste erkennen,<br />

dass es nicht gut ist, sich gegen den König<br />

der WRC zu stellen – am Ende der Saison wurde<br />

sein Vertrag vorzeitig aufgelöst.<br />

Hirvonen gilt allerdings als<br />

ruhiger und besonnener Fahrer,<br />

der genau weiß, was er sagen<br />

<strong>kann</strong> und was er besser für sich<br />

behalten sollte. Zudem ist der<br />

Vizeweltmeister dafür be<strong>kann</strong>t,<br />

sich nicht in Hätte-Wäre-Wenn-Überlegungen<br />

zu verlieren, sondern einfach den Moment zu<br />

nutzen. »Ich hasse es, zu viel vorauszuplanen,<br />

denn es ist deutlich leichter, in allen Rallyes einfach<br />

Vollgas zu geben und zu schauen, wofür es<br />

am Ende reicht«, bestätigt der Finne. Der achtfache<br />

Weltmeister jedenfalls weiß, mit wem er es<br />

in den kommenden zwei Jahren zu tun<br />

bekommt. »Mikko ist ein Rivale, der nichts vergibt<br />

und er hat gezeigt, dass man ihn nie<br />

abschreiben darf«, lobt Loeb seinen neuen<br />

Teamkollegen. Nun muss Hirvonen zeigen, ob<br />

es am Ende reicht, an der Seite des Champions<br />

zu bestehen und das Unmögliche möglich zu<br />

machen: Sebastien Loeb in einem Citroen zu<br />

schlagen und Weltmeister zu werden.<br />

Fotos: adrivo/Sutton, citroen, Ford<br />

68 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Der Tüftler im<br />

Hintergrund<br />

Text: Marion Rott<br />

Mikko Hirvonen wird ab 2012 an der Seite von Sebastien Loeb bei Citroen fahren. Doch es gibt auch<br />

ein Leben vor, nach und neben seinem neuen Arbeitgeber. Mit dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> sprach er<br />

über seine Zukunft, die Highlights seiner Karriere und warum alles gut ist, wie es eben ist.<br />

MSM: Du bist im Juli 31 Jahre alt geworden. Wie<br />

lange willst du noch Rallyes fahren?<br />

MIKKO HIRVONEN: Ich weiß nicht, was ich in<br />

der Zukunft machen werde, aber ich liebe alte Autos<br />

und das Wiederherstellen dieser. Aber es ist jetzt<br />

noch nicht die Zeit, darüber nachzudenken. Solange<br />

ich es genieße und eine gute Zeit habe, werde ich<br />

im Rallyesport bleiben.<br />

Wäre die Dakar für dich interessant?<br />

Vielleicht, man soll niemals nie sagen. 2014 wird es<br />

eine historische Rallye von Sydney nach London<br />

geben, das interessiert mich mehr. Ich liebe alte<br />

Autos und lange historische Rallyes. Deshalb bin<br />

ich dort mehr in der Materie als bei der Rallye<br />

Dakar.<br />

Was war bisher das Highlight deiner<br />

WRC-Karriere?<br />

Natürlich der Sieg 2009 in Finnland. Ich habe meine<br />

Heimrallye gewonnen, vor meiner Familie, meinen<br />

Freunden und den Menschen dort. Aber es ist allgemein<br />

immer ein Traum, eine Rallye zuerst zu<br />

fahren und sie am Ende noch zu gewinnen.<br />

2010 und 2011 konntest du den Heimsieg nicht<br />

wiederholen. Woran lag das?<br />

Ich hatte wirklich nicht viel Glück. Die Geschwindigkeit<br />

war immer vorhanden. Daher bin ich<br />

sicher, dass ich auch in diesen Jahren um den Sieg<br />

hätte kämpfen können. Aber das ist der Rallye-<br />

Sport. Obwohl es meine Heimrallye war und ich<br />

alles auswendig kenne, können Dinge schief<br />

gehen und das ist passiert. Aber das ist nichts,<br />

worüber man sich Gedanken machen sollte. Man<br />

muss einfach weiter machen und hoffen, dass die<br />

nächsten Rallyes besser laufen.<br />

Die Formel 1 ist viel be<strong>kann</strong>ter als die<br />

Rallye-WM. Liegt das an der geringeren<br />

TV-Präsenz?<br />

Nein, das liegt auch an den internen Unterschieden.<br />

Formel 1 ist ein sehr glamouröser Sport und<br />

es ist viel leichter, sie im Fernsehen zu präsentieren.<br />

Aus diesem Grund wissen die Menschen<br />

natürlich mehr darüber. Aber Rallye ist sehr aufregend.<br />

Es ist niemals gleich, da wir den ganzen<br />

Tag <strong>Wer</strong>tungsprüfungen fahren und nur die wirklichen<br />

Rallye-Fans im Wald stehen und<br />

zuschauen. Natürlich könnte man marketingtechnisch<br />

immer mehr machen, aber es ist auch<br />

immer eine Frage des Geldes. Ich denke, die Menschen<br />

im Hintergrund machen alles, was sie<br />

können.<br />

Stört es dich, dass ihr nicht die Aufmerksamkeit<br />

wie früher Mika Häkkinen genießt?<br />

Ich liebe es, wie es ist. Ich würde nicht gern von allen<br />

Seiten Aufmerksamkeit bekommen. Natürlich ist<br />

es schön, wenn du kleine Jungs siehst, die dein Autogramm<br />

wollen. Du musst wirklich nicht viel<br />

machen, damit sie glücklich sind. Das ist schön.<br />

Aber ich mag es, im Hintergrund zu stehen, wenngleich<br />

es toll ist, Menschen glücklich zu machen.<br />

Mikko Hirvonen sagt<br />

Ford auf Wiedersehen<br />

und geht zu Citroen<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 69


Die Sicherheit »Ich halte den F458 für ein sehr sicheres Auto, aber das sind ja<br />

heute fast alle Rennboliden. Wenn man sieht, welche Unfälle mit den GT-Ferraris passiert<br />

sind und den Fahrern dabei nichts geschehen ist, dann hat man ein gutes Gefühl. Ich<br />

fühle mich an meinem Arbeitsplatz sehr sicher.«<br />

Die Klimaanlage »Mein Rennwagen hat wirklich eine Klimaanlage, in Europa und Le Mans muss sie sogar funktionieren, es darf dann im Cockpit<br />

maximal zehn Grad wärmer sein als außerhalb des Autos. Ich halte nicht sehr viel davon, für mich ist es effektiver, den Helm direkt von außen zu<br />

belüften. Die Klimaanlage verbraucht aber so wenig Leistung, dass man sie anlassen <strong>kann</strong>.«<br />

Die Aerodynamik »Natürlich ist es eine Ehre, einen Ferrari fahren zu dürfen. Der F458 ist dieses Jahr neu entwickelt<br />

worden und unterscheidet sich in vielen Details von seinem Vorgänger, dem F430. Zu Beginn der Saison brauchten wir<br />

noch etwas Zeit, um ein paar Kleinigkeiten auszusortieren. In den Rennen, in denen ich mit dem F458 gefahren bin, hatte<br />

ich aber immer sehr viel Spaß.«<br />

Die Reifen »In der ALMS werden verschiedene Reifen verwendet, wir vertrauen auf Michelin. Die Pneus<br />

funktionieren in diesem Jahr sensationell auf unserem Ferrari, auch die vielen verschiedenen Mischungen.«<br />

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Das Auto »Natürlich ist es eine Ehre, einen Ferrari fahren zu dürfen. Der<br />

F458 ist dieses Jahr neu entwickelt worden und unterscheidet sich in vielen<br />

Details von seinem Vorgänger, dem F430. Zu Beginn der Saison brauchten<br />

wir noch etwas Zeit, um ein paar Kleinigkeiten auszusortieren. In den Rennen,<br />

in denen ich mit dem F458 gefahren bin, hatte ich aber immer sehr viel Spaß.«<br />

Das Cockpit »Direkt am Lenkrad <strong>kann</strong> ich verschiedene Dinge einstellen, zum Beispiel die Traktionskontrolle. Hinter<br />

den vielen Schaltern verbirgt sich auch eine Option, um das Motormapping zu verstellen - so lässt sich bei Safety-Car-Phasen<br />

Benzin sparen. Es gibt auch einige Knöpfe am Lenkrad, die ich nur verstelle, wenn mein Ingenieur das verlangt...«<br />

Der Motor »Verbaut ist ein Mittelmotor mit acht Zylindern und knapp 600 Pferdestärken. Bisher war<br />

man von Ferrari ja reine Drehorgeln gewöhnt, mit dem neuen Motor muss man sich dagegen nicht ständig<br />

bei 9.000 Umdrehungen bewegen. Der Motor hat sehr viel Drehmoment und eine größere Bandbreite.«<br />

458die Ehre fährt mit<br />

Laguna Seca, Long Beach und<br />

Sebring - in den USA ist Pierre<br />

Kaffer mit der American<br />

Le Mans Series auf einigen der<br />

beeindruckendsten Rennstrecken<br />

der Welt unterwegs.<br />

Sein Dienstwagen:<br />

Der Ferrari F458 Italia.<br />

Text: Fabian Schneider<br />

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Text: Stephan Heublein<br />

Etwas Lackaustausch in der DTM, Steinschlag in der WRC, alles<br />

lächerlich! Mit diesen Monstern könnten Lewis Hamilton und<br />

Felipe Massa so richtig Schaden anrichten...<br />

Worum geht es?<br />

Riesige Trucks, die Autos platt walzen, dabei gegeneinander<br />

Rennen fahren und nichts heil lassen.<br />

Wie monströs sind die Trucks?<br />

Sie wiegen rund 4,5 Tonnen, sind ca. 3,4 m hoch, 3,7<br />

m breit und fahren auf 1,67 m hohen Reifen, deren Profil<br />

meist in Handarbeit geschnitzt wird (Dauer: bis zu 50<br />

Stunden pro Reifen!). Der weltweit größte Monster Truck<br />

ist Bigfoot 5, dessen Tundra-Reifen (Höhe: 3 m, Gewicht:<br />

1 Tonne pro Reifen) wurden in den 50er Jahren für ein<br />

Transportfahrzeug der US Army gebaut.<br />

Wie teuer ist der SpaSS?<br />

Die Kosten für einen Truck belaufen sich auf $ 150.000-<br />

250.000. Ein Reifen kostet ca. $ 2.600, ein Motor $<br />

40.000-50.000, das erste Glasfaser-Chassis $ 50.000<br />

(weitere: $ 3.000 pro Stück) und die verrückten Airbrush-Lackierungen<br />

mindestens $ 3.500.<br />

Wie schnell fahren die Monster?<br />

Groß und schwerfällig? Von wegen! Ein typischer<br />

Motor leistet 1.400-1.800 PS. Er verbraucht pro Rennen<br />

bis zu 2,5 Gallonen Methanol und beschleunigt<br />

auf Topspeed getrimmt von 0 auf 50 km/h in weniger<br />

als zwei Sekunden. Die höchste gemessene<br />

Geschwindigkeit erzielte Kirk Dabney in Overkill mit<br />

145 km/h - wohl gemerkt mit 4,5 Tonnen Gewicht!<br />

Die Monster Truck Fahrer<br />

fliegen mit ihren 4-5 Tonnen<br />

schweren Maschinen hoch<br />

durch die Luft<br />

Wie weit springen sie?<br />

Bei einem Stadion-Event fliegen die Trucks 7 m hoch<br />

und bis zu 40 m weit durch die Luft - das entspricht 14<br />

aneinander gereihten Schrottautos. Im Jahr 1999<br />

sprang Dan Runte in Bigfoot 14 sogar über eine Boeing<br />

727! Der aktuelle Weitsprungrekord von Joe Sylvester<br />

in Bad Habit liegt bei 63,4 m.<br />

Geht dabei nichts kaputt?<br />

Und ob! Das ist schließlich ein Großteil des Spaßes an<br />

der Sache. Aber nicht nur die ausrangierten Crush-Cars<br />

werden gnadenlos platt gedrückt (über 3.000 pro Jahr!).<br />

Die Fahrer zerlegen auch ihre teuren Monster Trucks in<br />

alle Teile: Beim Freestyle gehören abgerissene Räder,<br />

zerstörtes Bodywork und sogar Überschläge zum guten<br />

Ton. Der neueste Trend der Branche sind Backflips - die<br />

Fans lieben es!<br />

Gibt es berühmte Vorbilder?<br />

Monster Trucks hatten in einigen Hollywood-Filmen<br />

Gastauftritte. Welches Gefährt wäre wohl in Police Academy<br />

2 besser als Hochzeitsauto für Waffennarr Tackleberry<br />

geeignet gewesen als Bigfoot? Umgedreht hat<br />

die Filmindustrie auch die Monster-Truck-Welt erobert<br />

- so ist das Aussehen vieler Monster Trucks jenem von<br />

Filmhelden wie Spiderman oder Batman nachempfunden.<br />

Letzterer gewann sogar schon zwei Mal die World<br />

Finals in Las Vegas.<br />

Fotos: ford<br />

72 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


2012<br />

termine / ausblick<br />

DTM-Dreikampf: Audi<br />

vs. BMW vs. Mercedes<br />

WRC<br />

Rennkalender 2012<br />

22. Januar - Monte Carlo<br />

12. Februar - Schweden<br />

11. März - Mexiko<br />

1. April - Portugal<br />

29. April - Argentinien<br />

27. Mai - Griechenland<br />

24. Juni - Neuseeland<br />

5. August - Finnland<br />

26. August - Deutschland<br />

16. September - Großbritannien<br />

7. Oktober - Frankreich<br />

21. Oktober - Italien<br />

4. November - Spanien<br />

Blick in die Zukunft: VW<br />

greift mit dem Polo und<br />

Sebastien Ogier an<br />

Was ist neu?<br />

• Monte Carlo wieder dabei<br />

• Neuer Teamkollege für Loeb<br />

• Neues Shakedown-Format<br />

dtm<br />

Rennkalender 2012<br />

29. April - Hockenheim I<br />

06. Mai - Lausitzring<br />

20. Mai - Brands Hatch<br />

03. Juni - Spielberg<br />

01. Juli - Norisring<br />

15. Juli - Show-Event München*<br />

19. August - Nürburgring<br />

26. August - Zandvoort<br />

16. September - Oschersleben<br />

30. September - Valencia<br />

21. September - Hockenheim II<br />

* Kein <strong>Wer</strong>tungslauf<br />

Was ist neu?<br />

• Dritter Hersteller: BMW<br />

• Neues Technisches Reglement<br />

• Neue Autos: Coupés<br />

Alle Rennkalender für 2012 sind noch provisorisch - Änderungen vorbehalten.<br />

Die aktuellen Termine finden Sie auf www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />

74 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


17. März - Sebring<br />

14. April - Long Beach<br />

12. Mai - Monterey<br />

7. Juli - Lime Rock<br />

21. Juli - Mosport<br />

4. August - Mid-Ohio<br />

18. August - Road America<br />

1. September - Baltimore<br />

20. Oktober - Petit Le Mans<br />

Auch in der ALMS<br />

stehen wieder<br />

packende Rennen an<br />

ALMS<br />

Rennkalender 2012<br />

Was ist neu?<br />

• Schauspieler Patrick<br />

Dempsey als Teamchef<br />

• Sebring Teil des WEC-Kalenders<br />

• Petit Le Mans nicht im WEC-Kalender<br />

Die neue WTCC-Saison<br />

startet in Europa<br />

WTCC<br />

Rennkalender 2012<br />

11. März - Monza<br />

1. April - Valencia<br />

15. April - Donington<br />

29. April - Oschersleben<br />

6. Mai - Budapest<br />

20. Mai - Marrakech<br />

10. Juni - Portugal<br />

22. Juli - Curitiba<br />

23. September - Sonoma<br />

21. Oktober - Suzuka<br />

4. November - Shanghai<br />

18. November - Macau<br />

Was ist neu?<br />

• Saisonstart in Europa<br />

• Erstmals Rennen in den USA<br />

• Ford & Volvo: <strong>Wer</strong>kseinstiege erwartet<br />

World Endurance Championship<br />

Rennkalender 2012<br />

17. März – 12h Sebring<br />

5. Mai – 6h Spa-Francorchamps<br />

16./17. Juni – 24h Le Mans<br />

25. August – 6h Silverstone<br />

16. September – 6h Sao Paulo<br />

30. September – 6h Fuji<br />

20. Oktober – 6h Bahrain<br />

11. November – 6h China<br />

Was ist neu?<br />

• Comeback der WM (zuletzt: 1953-1992)<br />

• <strong>Wer</strong>ksrückkehr von Toyota<br />

• WM-Titel nur für LMP1<br />

Fotos: dtm, alms, vw, chevrolet<br />

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Es ist eines der<br />

Highlights der<br />

<strong>Motorsport</strong>-Saison:<br />

Auch 2011 rasten die<br />

Zweiradhelden wieder<br />

durch Macau<br />

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Foto: CGPM<br />

zeit kennt<br />

kein zurück<br />

Dani Pedrosa fühlt sich weiter unbehaglich, wenn man<br />

ihn auf seinen verstorbenen Rivalen Marco Simoncelli<br />

anspricht. Immerhin wehrte Pedrosa dessen Entschuldigungsversuche<br />

für den Unfall in Le Mans stets ab.<br />

Auch Jorge Lorenzo tun die Wortgefechte leid und<br />

viele im Fahrerlager wollen einiges zurücknehmen.<br />

Verständliche Reaktionen, aber Tatsache ist, nichts<br />

<strong>kann</strong> rückgängig gemacht werden. Die ehrlichen Tribute<br />

und Gesten sind etwas Gutes, doch weiter gehen<br />

muss es auch, so schwer es fällt. Der Moment der<br />

Klarheit sollte genutzt werden, um aus Fehlern zu<br />

lernen, Aktionen zu überdenken und den Blickwinkel<br />

zu variieren. Pedrosa stellte richtig fest: »Das Leben<br />

ist zu kurz für Feindschaften.« - Jule Krause<br />

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Saison<br />

der<br />

Text: Falko Schoklitsch<br />

Veränderungen<br />

2012 wird ein Jahr, in dem sich in der Motorrad-Weltmeisterschaft viel<br />

verändert. Begriffe wie CRT oder Moto3 halten Einzug, Ducati setzt auf einen<br />

neuen Rahmen und die 1000cc-Maschinen kommen. Zeit, die neun wichtigsten<br />

Fragen zu klären.<br />

78 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


No.1 Mit welchen Maschinen<br />

fährt die MotoGP ab 2012?<br />

Im Prinzip wird es 2012 zwei unterschiedliche Arten von<br />

Maschinen geben. Einerseits die <strong>Wer</strong>ks-Prototypen (egal<br />

ob <strong>Wer</strong>ks-Maschine oder Satelliten-Motorrad) und die<br />

Claiming Rule Maschinen, deren Chassis zumindest ein<br />

Prototyp sein muss. Für beide Arten von Motorrädern gibt<br />

es die feste Vorgabe, dass ihre Motoren maximal bis zu vier<br />

Zylinder und eine maximale Bohrung von 81 Millimetern<br />

haben dürfen. Es ist davon auszugehen, dass die Claiming<br />

Rule Teams (CRT) seriennahe Motoren einsetzen, die sie<br />

innerhalb der Grenzen des Reglements modifizieren<br />

dürfen. Theoretisch dürften sie auch die reinen Prototypen-Motoren<br />

einsetzen, allerdings müssten sie dafür<br />

auch den Preis bezahlen. Da jeder Hersteller das Recht hat,<br />

einen Motor eines CRTs für billiges Geld zu beanspruchen<br />

(englisch: to claim), soll sichergestellt werden, dass eben<br />

nicht überteuerte Triebwerke zum Einsatz kommen, um so<br />

durch ein Hintertürchen erweiterte <strong>Wer</strong>kseinsätze zu<br />

bestreiten. 20.000 Euro kostet ein Motor plus Getriebe,<br />

15.000 Euro der Motor alleine, diese Preise sind festgeschrieben.<br />

Diese niedrigen Preise sind eher als Drohung<br />

anzusehen, um sicherzustellen, dass bei den CRTs die<br />

Motorkosten niedrig gehalten werden, denn wer will schon<br />

ein teures Aggregat für billiges Geld verkaufen müssen?<br />

Fotos: milagro<br />

Mit den Claiming Rule Teams<br />

kommen die Bastler in der<br />

MotoGP wieder in Mode<br />

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Bei den ersten Testfahrten nach<br />

Saisonende waren einige neue<br />

Maschinen zu sehen<br />

No.2<br />

Gilt für die<br />

MotoGP ein einheitliches<br />

Reglement?<br />

Kurz gesagt, nein. Die CRTs haben gewisse<br />

Erleichterungen. Statt wie Teams mit <strong>Wer</strong>ks-<br />

Prototypen nur 21 Liter Benzin für ein Rennen<br />

dürfen sie 24 Liter tanken, statt sechs Motoren<br />

pro Saison dürfen sie zwölf Motoren pro Saison<br />

einsetzen. Wird ein Motor weggekauft, erhält ein<br />

CRT ein zusätzliches Aggregat für die Saison.<br />

<strong>Wer</strong> als Claiming Rule Team gilt und wer nicht,<br />

das bestimmt die Grand Prix Kommission. Im<br />

Prinzip stellt sie fest, ob es sich bei dem fraglichen<br />

Rennstall um ein unabhängiges Team handelt<br />

oder ob es Unterstützung von einem <strong>Wer</strong>k erhält.<br />

So will das Aspar-Team 2012 Maschinen auf<br />

Basis der Aprilia RSV4 einsetzen - sie müssen nur<br />

genug modifiziert sein, um als Prototypen<br />

durchzugehen -, wird sich aber selbstständig um<br />

die Motorräder kümmern, lediglich die Motorwartung<br />

wird von Aprilia übernommen. Ein<br />

Satelliten-Team arbeitet derweil mit technischer<br />

Unterstützung eines Herstellers, sie haben auch<br />

<strong>Wer</strong>ks-Ingenieure bei sich, die sich um<br />

Motoren und Elektronik kümmern. Ob ein<br />

CRT wirklich als CRT durchgeht, wird von Fall<br />

zu Fall entschieden.<br />

No.3<br />

Gibt es damit<br />

zwei MotoGP-<br />

Meisterschaften?<br />

Die Königsklasse des Zweiradsports wird<br />

auch 2012 nur einen Weltmeister haben und<br />

der wird mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit<br />

einen <strong>Wer</strong>ks-Prototypen eines offiziellen<br />

Hersteller-Teams fahren. Dennoch wird es<br />

wohl so sein, dass ein interner Wettkampf<br />

darum entsteht, wer die beste CRT-Maschine<br />

hat, da die Motorräder 2012 sicher noch<br />

nicht auf dem Niveau der <strong>Wer</strong>ks-Prototypen<br />

fahren dürften. Dorna-Chef Carmelo<br />

Ezpeleta hat allerdings bereits angekündigt,<br />

dass sich 2013 einiges ändern könnte. So will<br />

er eine Standard-Elektronik und ein Drehzahllimit<br />

einführen, das beide Seiten näher<br />

zusammenrückt. Zudem hat er angekündigt,<br />

dass der Rechteinhaber in Zukunft nur noch<br />

CRTs finanziell unterstützen will, Satelliten-<br />

Teams, die <strong>Wer</strong>ks-Prototypen einkaufen,<br />

müssen selbst zurechtkommen.<br />

No.4 Warum doch<br />

wieder mehr Hubraum?<br />

Als der Hubraum in der MotoGP im Jahr<br />

2007 von 990cc auf 800cc verkleinert wurde,<br />

gab es das klare Argument, die Motorräder<br />

seien zu schnell. Das Problem danach, in den<br />

Kurven waren die 800er noch viel schneller<br />

und wenn ein Fahrer stürzt, dann hauptsächlich<br />

in den Kurven. Zudem wurde die Macht<br />

der Elektronik immer größer und die Action<br />

auf der Strecke dadurch geringer. Ein<br />

weiteres Problem, 800cc-Motoren sind unter<br />

Serienmotorrädern selten und obwohl die<br />

MotoGP Prototypen einsetzt, so soll doch<br />

auch Technologie-Transfer stattfinden; der<br />

ist bei einer handelsüblichen Motorengröße<br />

einfacher. Die Elektronik wird mit den<br />

1000ern zwar nicht verschwinden, aber<br />

trotzdem freuen sich schon alle Fahrer<br />

darauf, wieder etwas mehr Dampf unter sich<br />

zu haben und den Slide mehr nutzen zu<br />

können. Die Fans wird das rein optisch<br />

freuen.<br />

No.5<br />

Warum setzt<br />

Ducati auf einen<br />

AluRahmen?<br />

Die Probleme von Ducati waren während der<br />

Saison 2011 offensichtlich. Durch ein<br />

mangelndes Gefühl an der Front mussten die<br />

Fahrer ständig aufpassen, wenn es in die<br />

Kurven ging und sie waren dort langsamer<br />

als andere, weil sie weitere Linien fahren<br />

mussten. Zwar wollte das Team Karbon als<br />

Material für das Chassis nicht als grundlegende<br />

Ursache anführen, dennoch war die<br />

Rahmenkonstruktion mit dem Motor als<br />

tragendes Element unpassend, um ausreichend<br />

Modifikationen vorzunehmen. Das lag<br />

vor allem daran, weil der Motor selbst immer<br />

an ein neues Design angepasst werden<br />

musste. Daher der Weg Richtung eines<br />

traditionellen Alu-Rahmens, bei dem der<br />

Motor kein tragendes Element mehr bildet.<br />

Dadurch ist Ducati freier bei Änderungen<br />

und muss nicht jedes Mal einen neuen Motor<br />

anbrauchen, wenn es Modifikationen gibt.<br />

Zudem soll sich so die Steifigkeit des<br />

Rahmens besser regulieren lassen und die<br />

Suche nach Gefühl an der Front erleichtert<br />

werden. Einziges Fragezeichen ist der<br />

V-Motor, der es mit seinem 90-Grad-Winkel<br />

erschwert, die Gewichtsverteilung zu ändern.<br />

80 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Die 500er waren<br />

noch echte Biester<br />

Honda bestimmte<br />

die letzten Jahre der<br />

Zweitakt-Ära<br />

1949 ging alles los, Leslie Graham<br />

war der erste Weltmeister<br />

in der 500er-Klasse. Waren es<br />

zu Beginn noch Viertakt-<br />

Maschinen, kamen in den<br />

1960ern die Zweitakter auf und<br />

veränderten das Bild vollständig.<br />

Mitte der 1970er waren alle<br />

Viertakter verschwunden, nur<br />

So volle Starterfelder soll es mit<br />

CRTs bald wieder geben<br />

Die Geschichte der Königsklasse<br />

Honda probierte Ende des Jahrzehnts<br />

noch einmal, mit vier<br />

Takten zu gewinnen. Das Experiment<br />

mit der NR500 schlug<br />

aber fehl, also wurde auch dort<br />

endgültig auf Zweitakt umgesattelt.<br />

Um dem sich ändernden<br />

Markt gerecht zu werden, stieg<br />

die Königsklasse 2002 dann auf<br />

Tabakkonzerne<br />

sponserten früher<br />

freizügig<br />

Mick Doohan war<br />

eine 500cc-Größe<br />

Viertakter mit maximal 990cc<br />

um, wobei die 500er mit zwei<br />

Takten noch erlaubt blieben. Die<br />

waren aber kräftetechnisch im<br />

Nachteil, also gab es 2003<br />

keine mehr davon. 2007 folgte<br />

schließlich der Umstieg auf<br />

800cc, 2012 geht es nun auf<br />

1000cc.<br />

No.6 <strong>Wer</strong> sind die<br />

MotoGP-Favoriten?<br />

Diese Frage ist relativ einfach zu beantworten:<br />

die <strong>Wer</strong>ksfahrer. Honda dürfte wieder ganz<br />

vorne anzusiedeln sein, denn mit Casey Stoner<br />

und Dani Pedrosa hat man nicht nur eine starke<br />

Fahrerpaarung, sondern sah auch bei den Tests<br />

am besten aus [siehe Seiten 84 und 85]. Doch<br />

Yamaha wird nicht schlafen und Ducati könnte<br />

mit der Runderneuerung seines Konzepts ein<br />

Sprung nach vorne gelingen. Als härtester<br />

Honda-Gegner wird vorerst dennoch Jorge<br />

Lorenzo gehandelt, Ben Spies könnte in seinem<br />

zweiten Jahr im Yamaha-<strong>Wer</strong>ksteam aber auch<br />

der Knopf aufgehen. Valentino Rossi und Nicky<br />

Hayden werden bangen, wie sich ihre Ducati bei<br />

den Tests ab Ende Januar in Sepang anfühlt.<br />

Dahinter werden dann die Satelliten-Fahrer<br />

folgen, wobei sie im ersten Jahr des neuen<br />

Reglements noch die besten Chancen haben,<br />

sich vorne bemerkbar zu machen, denn wenn es<br />

neue Motorräder gibt, sind die Unterschiede zu<br />

den <strong>Wer</strong>ksmotorrädern traditionell klein. Die<br />

CRTs werden derweil für ein volleres Starterfeld<br />

sorgen, ihr Potential sollte aber noch nicht<br />

ausreichen, um besonders viel auszurichten.<br />

Ducati und Valentino Rossi<br />

versuchen es 2012 mit einem<br />

völlig neuen Chassis-Weg<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 81


In der Moto2 bleibt alles<br />

konstant, das heißt aber nicht,<br />

dass es nicht wild wird<br />

No.7 Was ist<br />

die Moto3?<br />

Die Moto3 ist die Nachfolgeklasse der 125er und<br />

sie wird wie die MotoGP und die Moto2 mit<br />

Viertakt-Maschinen gefahren. In diesem Fall<br />

250cc Einzylinder-Viertakt-Motoren mit einer<br />

Bohrung von maximal 81 Millimetern und<br />

höchstens 14.000 Umdrehungen pro Minute.<br />

Die Wahl des Motoren-Herstellers ist frei, die<br />

Chassis müssen aber Prototypen sein. Zahlreiche<br />

Hersteller bauen bestehende 250cc-<br />

Motoren um, damit sie für die Moto3 einsatzfähig<br />

sind, in seinem Programm hat fast jedes<br />

Unternehmen einen. Deswegen auch der Grund<br />

für die Veränderung, der Markt ist mittlerweile<br />

größtenteils ein Viertakt-Markt, dem will die<br />

Weltmeisterschaft Rechnung tragen. Zudem soll<br />

auf die Kostenbremse gedrückt werden, ein<br />

Motor soll maximal 12.000 Euro kosten, die<br />

Chassis-Hersteller haben schon in der Moto2<br />

bewiesen, dass sie billige Rahmen bauen<br />

können.<br />

No.8 Und was<br />

ist mit der Moto2?<br />

Alle, die Angst vor Veränderung haben, treffen<br />

hier auf Konstanz. Der Motorenlieferant bleibt<br />

Honda, er bestückt die verschiedenen Rahmen<br />

weiter mit 600cc-Viertaktern. Allerdings wird<br />

das Starterfeld kleiner, denn es sind lediglich<br />

32 Startplätze vorgesehen, bislang waren es 40.<br />

Mit dieser großen Teilnehmeranzahl ging aber<br />

ein Sicherheitsrisiko einher, da es vor allem bei<br />

Rennstarts immer wieder zu haarigen Szenen<br />

Rennkalender 2012<br />

13.-15. April 2012 Katar GP<br />

27.-29. April 2012 Spanien GP<br />

04.-06. Mai 2012 Portugal GP<br />

18.-20 Mai 2012 Frankreich GP<br />

01.-03. Juni 2012 Catalunya GP<br />

15.-17. Juni 2012 Großbritannien GP<br />

28.-30. Juni 2012 Dutch TT<br />

06.-08. Juli 2012 Deutschland GP<br />

13.-15. Juli 2012 Italien GP<br />

27.-29. Juli 2012 Indianapolis GP<br />

24.-26. August 2012 Tschechien GP<br />

14.-16. September 2012 San Marino GP<br />

28.-30. September 2012 Aragon GP<br />

12.-14. Oktober 2012 Japan GP<br />

19.-21. Oktober 2012 Malaysia GP<br />

26.-28. Oktober 2012 Australien GP<br />

09.-11. November 2012 Valencia GP<br />

und Auffahr-Unfällen kam. Was die Favoriten<br />

betrifft, so haben sich mittlerweile alle<br />

Experten darauf eingeschossen, dass Marc<br />

Marquez das Maß aller Dinge sein dürfte,<br />

wenn er ganz fit ist. Aber die Bandbreite ist wie<br />

üblich groß und mit Toni Elias ist auch der<br />

Weltmeister von 2010 wieder zurück. Andrea<br />

Iannone, Bradley Smith, Thomas Lüthi, Scott<br />

Redding, es <strong>kann</strong> viele Sieger geben. Die<br />

Unberechenbarkeit wird die Moto2 auch 2012<br />

nicht verlieren.<br />

No.9 Wird 2012<br />

ein spannendes Jahr?<br />

Davon ist auszugehen. Mit den neuen 1000cc-<br />

Biestern wird es in der MotoGP wohl wieder<br />

mehr Action geben, die Fahrstile dürften wieder<br />

etwas wilder aussehen und dank der größeren<br />

Motorenkraft ist die Kurvenfahrt nicht mehr<br />

alles. Wenn dann noch dazu ein MotoGP-Starterfeld<br />

eine »2« an der Zehnerstelle hat, dürfte<br />

sich nicht nur der Rechteinhaber freuen. Es wird<br />

auch durchaus interessant, wer unter den<br />

Neu-Einsteigern in der Königsklasse die Nase<br />

vorne haben <strong>kann</strong> und wie nahe die CRTs den<br />

<strong>Wer</strong>ks-Prototypen letztendlich kommen. In der<br />

Moto3 gilt es derweil wieder Geschichte zu<br />

schreiben, immerhin geht es um den ersten Sieg<br />

und den ersten WM-Titel in einer neuen Klasse.<br />

Und in der Moto2 wird es wohl rundgehen wie<br />

immer, egal ob nun acht Fahrer weniger am<br />

Start stehen als früher. Jetzt gilt es nur noch, den<br />

Winter ohne Rennaction zu überstehen, ohne<br />

sich dabei die Fingernägel komplett weg zu<br />

kauen, schließlich braucht der geneigte Fan<br />

noch Reserven für die Saison.<br />

82 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


84 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />

Fotos: milagro


Neue Liebe<br />

Als die MotoGP-Teams nach Saisonende in Valencia erstmals gemeinsam ihre<br />

neuen 1000cc-Maschinen testeten, ging es vor allem um die Frage, ob dort<br />

Liebes- oder Hassbeziehungen entstehen.<br />

Text: Falko Schoklitsch<br />

Der erste Eindruck ist oft eine wichtige Sache, immerhin<br />

sollen wir bereits in den ersten Sekunden darüber entscheiden,<br />

ob uns jemand gefällt oder nicht. Bei<br />

Motorradrennfahrern ist Liebe auf den ersten Blick noch<br />

ganz anders gelagert, zwar verhalten sich Piloten wie<br />

Valentino Rossi manchmal so, als hätten sie eine Liebesbeziehung<br />

zu ihren Maschinen und schreiben ihnen<br />

sogar Liebesbriefe - so geschehen bei Rossis Yamaha-Abschied -, doch<br />

bis sich die Liebe entfalten <strong>kann</strong>, ist oft viel<br />

Arbeit nötig.<br />

Nehmen wir den konkreten Fall Rossi. Er und<br />

die Ducati Desmosedici wollten 2011 auf<br />

Anhieb nicht so recht harmonieren, vorerst war<br />

von einer Liebesbeziehung nichts zu spüren.<br />

Wieder und wieder hat der Italiener einen<br />

neuen Annäherungsversuch gestartet, doch egal<br />

ob er seiner Maschine neue Teile, eine neue<br />

Gewichtsverteilung oder eine neue Sitzposition<br />

spendierte, sie zeigte ihm die kalte Schulter.<br />

Beim Test in Valencia nach Saisonende sollte<br />

alles anders werden, diesmal gab es gleich ein<br />

komplett neues Chassis und siehe da, es zeigten<br />

sich erste Knospen wahrer Zuneigung. »Die<br />

Maschine ist angenehmer als die 800er«, sagte<br />

Rossi nach seinem ersten Eindruck mit dem<br />

neuen Aluminium-Rahmen, bei dem der Motor<br />

im Vergleich zu früher kein tragendes Element<br />

mehr ist. Doch an Beziehungen muss man<br />

arbeiten. »Das Positive an der Maschine sind<br />

sicher der Motor, den ich mag, und die Tatsache,<br />

dass sie sich besser handhaben lässt als das<br />

vorige Modell. Es macht definitiv mehr Spaß,<br />

teilweise auch deswegen, weil man mehr querstehen<br />

<strong>kann</strong>. Der Rahmen ist nicht schlecht,<br />

aber er braucht Arbeit. Wir müssen das Bremsen<br />

verbessern, denn ich muss härter und später<br />

bremsen können. Außerdem müssen wir die<br />

Valentino Rossi hofft,<br />

dass die neue GP12<br />

nicht ganz so störrisch<br />

ist wie ihre rote<br />

Vorgängerin<br />

Traktion beim Beschleunigen verbessern«, hielt Rossi fest. Es machte<br />

jedenfalls den Eindruck, als hätte Ducati etwas gefunden, einen neuen<br />

Weg, der auch neue Chancen ermöglicht.<br />

Die japanischen <strong>Wer</strong>ke arbeiten seit jeher mit dem Aluminium-Rahmen,<br />

doch trotz dieses Erfahrungsvorsprungs gab es mit der neuen Partnerin<br />

auch bei Honda noch Kommunikationsprobleme. Es ist eben nie einfach,<br />

wenn auf einmal wieder alles von null beginnt und die Freundin plötzlich<br />

ein völlig neues Verhalten an den Tag legt. Casey Stoner und Dani Pedrosa<br />

beklagten, dass die RC213V zu viel vibrierte, wobei sie ihre neue, weichere<br />

»Das Positive an der Maschine<br />

sind sicher der Motor, den ich<br />

mag und die Tatsache, dass sie<br />

sich besser handhaben lässt<br />

als das vorige Modell. Es macht<br />

definitiv mehr SpaSS, teilweise<br />

auch deswegen, weil man mehr<br />

querstehen <strong>kann</strong>.«<br />

Bereifung dafür verantwortlich machten. Nur durch Umbauten an der<br />

Abstimmung war nichts zu machen, also sollten neue Teile es richten.<br />

Stoner wollte aber noch auf Sepang warten, um seine neue Begleitung<br />

endgültig einzustufen, immerhin wusste er aus der Vergangenheit, dass<br />

ein erster Eindruck in Valencia nicht unbedingt der Optik gleichen muss,<br />

die sie auf anderen Strecken besitzt.<br />

Bei Yamaha hatte sich ein neuer Verehrer in das Liebeswerben gemischt.<br />

Denn während Jorge Lorenzo aufgrund einer Fingerverletzung von Phillip<br />

Island darauf verzichten musste, der 1000cc<br />

YZR-M1 Avancen zu machen, kümmerte sich<br />

neben <strong>Wer</strong>ksfahrer Ben Spies auch Tech 3 Neuzugang<br />

Andrea Dovizioso darum, alles für eine<br />

schöne gemeinsame Zukunft zu ebnen. Dabei<br />

stellte sich die M1 aber noch etwas bockig an.<br />

Spies und Dovizioso konnten zwar viele Dinge<br />

mit ihrer neuen Begleiterin ausprobieren, wenn<br />

es nach gutem Kurveneingang und sanfter Gasannahme<br />

dann aber an das Grande Finale beim<br />

Kurvenausgang ging, wollte die Yamaha sich<br />

immer auf die Hinterbeine stellen. Das gefiel<br />

den Fahrern überhaupt nicht, Dovizioso<br />

beklagte sich, dass er deswegen oft früher hochschalten<br />

musste, was natürlich nicht dabei half,<br />

die Maschine auf der Geraden schnell voll auf<br />

Touren zu bringen.<br />

Blieben noch die ganz neuen Gesichter, die sich<br />

als Claiming Rule Teams präsentierten. Dabei<br />

blieb festzuhalten, dass wohl noch einiges an<br />

Paartherapie nötig sein dürfte, bis wirklich alles<br />

funktioniert. Die Maschinen sahen teilweise<br />

wunderschön, teilweise eher einfach zusammengezimmert<br />

aus, dementsprechend schwierig<br />

war es für die Fahrer auch, sich mit ihnen<br />

anzufreunden. Die Fahrer selbst waren aber<br />

auch ein kleines Problem, denn Leute wie Carmelo<br />

Morales, Ivan Silva, Yonny Hernandes,<br />

Federico Sandi und Gianluca Nannelli sind<br />

nicht unbedingt dafür be<strong>kann</strong>t, dass sie in der obersten Liga der Flirt-<br />

Experten mitspielen. So gesehen war hier auf beiden Seiten der Beziehung<br />

noch Besserungsbedarf vorhanden, um Suter BMW, BQR Inmotec, FTR<br />

Kawasaki und Gapam BMW noch zu guten Freundinnen zu machen.<br />

Auch als eine Woche danach in Jerez gefahren wurde, zeigte sich, dass es<br />

noch zarte Beziehungspflänzchen sind, die sich in der CRT aufbauen<br />

müssen. Denn selbst die Flirt-Experten Colin Edwards und Randy de<br />

Puniet hatten mit der Suter BMW beziehungsweise einer abgewandelten<br />

Aprilia RSV4 noch so ihre Probleme bei der Kontaktaufnahme.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 85


Loris Capirossi<br />

Fotos: milagros<br />

Text: Rudi Moser & Falko Schoklitsch<br />

Ich bedaure nichts<br />

Loris Capirossi hat nach 22 WM-Saisons seinen Helm an den Nagel gehängt. Neben<br />

Höhen und Tiefen prägte Capirossi vor allem eines: er hat seine Arbeit geliebt. Das<br />

<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> spricht mit ihm.<br />

86 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Loris Capirossi<br />

22Jahre sind eine lange Zeit,<br />

manche Menschen schaffen<br />

es, in so einer Spanne Eltern und Großeltern<br />

zu werden, sie bauen Imperien auf,<br />

die Bestand haben oder wieder zerfallen,<br />

sie setzen sich Lebenswerke, sie versuchen<br />

einfach, Großes zu schaffen, egal was es<br />

kostet. Loris Capirossi hat die vergangenen<br />

22 Jahre einfach nur das gemacht, was er<br />

geliebt hat, zu seinem Glück war er gut<br />

darin, sonst hätte er es vielleicht nicht so<br />

lange tun können. Er war drei Mal Weltmeister,<br />

hätte es öfter sein können, doch er<br />

weiß auch, dass er es viel schlimmer hätte<br />

treffen können.<br />

Loris Capirossi war erfolgreich, er war auch<br />

gerne gesehen, mit niemandem hatte er je<br />

lange Streit, auch nicht mit Tetsuya Harada,<br />

mit dem er sich 1998 ein viel diskutiertes<br />

Duell in Argentinien lieferte, das Harada<br />

ins Aus schoss und Capirossi statt des Japaners<br />

zum 250cc-Weltmeister machte.<br />

Heute sind die Beiden gute Freunde, wobei<br />

der Italiener ohnehin fast nur gute Freunde<br />

in der GP-Welt zurücklässt, die er eigentlich<br />

gar nicht richtig ausblenden wird.<br />

Denn Capirossi wird Sicherheitsberater für<br />

den Rechteinhaber Dorna und damit weiter<br />

voll am Geschehen dranbleiben.<br />

Ob der Abschied für ihn das Richtige war,<br />

weiß wohl nur er selbst, seine Leistungskurve<br />

deutete jedenfalls darauf hin, dass<br />

seine Entscheidung stimmte, die Tränen<br />

seiner Frau Ingrid beim letzten Zieleinlauf<br />

in Valencia waren wohl neben ein wenig<br />

Wehmut auch etwas der Erleichterung<br />

geschuldet, dass ihr Ehemann es einigermaßen<br />

heil in den Ruhestand geschafft<br />

hatte. Schließlich war Capirossi bei seinem<br />

Abschiedsrennen mit der Nummer 58 des<br />

zwei Wochen davor in Malaysia verstorbenen<br />

Marco Simoncelli gefahren und das<br />

Unglück hatte alle wieder einmal daran<br />

erinnert, wie viel Gefahr in der MotoGP<br />

immer noch mitfährt.<br />

Mit Capirossi verlässt eine Ikone des<br />

Motorradsports die Weltbühne. Ein Titel<br />

in der Königsklasse ist ihm zwar immer<br />

verwehrt geblieben, doch wer sich 22 Saisons<br />

in der Weltmeisterschaft hält, muss<br />

unweigerlich zu den großen Fahrern<br />

gerechnet werden. Dem haben auch die<br />

Veranstalter Sorge getragen, die seine<br />

Nummer 65 nicht mehr vergeben werden.<br />

Zu seinem Abschied macht auch das<br />

<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> Capirossi noch einmal<br />

seine Aufwartung und plaudert mit<br />

ihm über Vergangenheit und Zukunft.<br />

MSM: Loris, eine lange Karriere geht zu<br />

Ende. 22 Jahre, das ist unglaublich. Ich<br />

habe 1994 angefangen, habe 294 Grands<br />

Prix gemacht, du 328 und ich habe beinahe<br />

alle deine Erfolge zu Anfang miterlebt.<br />

Wie ist dein Gefühl, wenn du dieser<br />

Familie auf Wiedersehen sagst?<br />

LORIS CAPIROSSI: Ich denke, ich werde<br />

das zunächst erst gar nicht realisieren.<br />

Denn nach 22 Saisons habe ich den Großteil<br />

meines Lebens hier verbracht. Am<br />

Montag bin ich aufgewacht und habe →<br />

Zwei Mal krönte<br />

sich Capirex zum<br />

125er Champion<br />

1990 - 1991: 125cc 1992 - 1994: 250cc<br />

1995 - 1996: 500CC<br />

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Loris Capirossi<br />

zu mir gesagt: »Hey, mein Leben ist jetzt<br />

anders.« Aber während der Saison habe ich<br />

viel nachgedacht. Denn es ist nicht so einfach,<br />

eine Saison so zu Ende zu bringen.<br />

Aber momentan bin ich glücklich. Denn<br />

ich habe die Saison mit ganzem Herzen<br />

bestritten und ich denke, der Moment ist<br />

der richtige. Ich habe in dieser Welt viel<br />

miterlebt, viel Glück, viel Erfolg und es ist<br />

eine gute Zeit, sich von allen zu verabschieden<br />

und etwas anderes zu machen. Im<br />

Leben gibt man manchmal zu viel und man<br />

muss verstehen, wann die richtige Zeit zum<br />

Aufhören ist. Für mich ist jetzt die richtige<br />

Zeit gekommen.<br />

Du warst drei Mal Weltmeister. Bist du<br />

jetzt, am Ende deiner Karriere, etwas<br />

traurig, dass du es in der Königsklasse nie<br />

geschafft hast?<br />

Du hast recht, wenn du sagst, ich war drei<br />

Mal Weltmeister, aber ich habe zwei weitere<br />

relativ sichere Titel verloren. 1993 und 1994<br />

habe ich die Weltmeisterschaft durch<br />

meine Fehler verloren, damit wären es also<br />

fünf Titel, so sind es drei. Außerdem hatte<br />

ich 2006 eine tolle Chance auf den Titel,<br />

habe ihn aber aus vielen Gründen nicht<br />

gewonnen. Ich bin aber glücklich, denn ich<br />

habe mein ganzes Leben das gemacht, was<br />

ich wollte, was ich mochte. Ich bin glücklich<br />

darüber und habe das Gefühl, dass ich<br />

ein echt glücklicher Mensch bin.<br />

Wie war es, als Erster mit der<br />

Ducati zu gewinnen, auf einer<br />

italienischen Maschine? Das<br />

muss auch etwas Besonderes für Dich<br />

gewesen sein...<br />

Das war ein toller Moment, als ich 2003 das<br />

erste Rennen für Ducati in Barcelona<br />

gewonnen habe. Niemand hatte das im<br />

ersten Jahr für Ducati und in meinem<br />

ersten Jahr auf einer Viertakt-Maschine<br />

erwartet. Der Moment war wirklich<br />

unglaublich, aber ich habe viele wirklich<br />

gute Erinnerungen. In 22 Jahren bin ich<br />

mehr als 300 Grands Prix gefahren, da ist<br />

es normal, dass man viele schöne Erinnerungen<br />

hat. Aber ich denke, der unvergessliche<br />

Moment ist sicher mein erster Titel<br />

1990. Das war mein bester Moment, ich<br />

war noch ein Kind, keiner hatte das erwartet<br />

und ich beendete meine erste Saison bei<br />

den 125ern gleich als Weltmeister. Das war<br />

für mich das Beste.<br />

Wenn man zurückblickt, gab es so viele<br />

gute Fahrer. Du fuhrst gegen die Besten<br />

und warst selbst einer davon. <strong>Wer</strong> war<br />

dein größter Gegner? Du hast dich ja<br />

Größtenteils aus Problemen rausgehalten,<br />

hattest kaum einen Streit. Generell hieß<br />

es, Loris ist ein netter Kerl...<br />

Ich habe versucht, jedem gegenüber meine<br />

beste Seite zu zeigen. Denn wir dürfen nie<br />

vergessen, dass wir Glück haben, das tun<br />

zu können, was wir tun. Deswegen habe<br />

ich immer versucht, eine gute Beziehung<br />

zu allen zu haben. Ich habe mit vielen Fahrern<br />

gekämpft, das begann in der 125er mit<br />

Gresini, ging bei den 250ern weiter mit<br />

Cadalora, Romboni, Biaggi und Harada.<br />

Harada ist jetzt mein Freund, denn wir<br />

leben beide in Monte Carlo und seine<br />

Tochter geht in die gleiche Schule wie mein<br />

Capirex fuhr zwei<br />

Mal in der 250er<br />

Klasse<br />

Mit Honda gelang<br />

der Wechsel in<br />

die Königsklasse<br />

Mit Ducati war<br />

Capirossi nah<br />

am großen<br />

Erfolg dran<br />

1997-1999: 250cc 2000-2002: 500CC & MotoGP 2003 / 2007: ducati<br />

88 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Loris Capirossi<br />

Auch nach dem<br />

rücktritt bleibt<br />

mein Gefühl das<br />

eines Kämpfers.<br />

Ich werde die Maschine<br />

sicher vermissen,<br />

das steht<br />

fest.<br />

Sohn. Wir sehen uns jeden Tag. Das Leben<br />

ist manchmal eigenartig, aber für mich ist<br />

es wirklich gut, immer das gleiche Gefühl<br />

und die gleiche Beziehung mit allen aufrechtzuerhalten.<br />

Das macht mich froh und<br />

alle mögen mich, weil ich nie jemandem<br />

was getan habe.<br />

Wie sieht deine Zukunft aus? Weißt du das<br />

schon oder überlegst du noch?<br />

Die Zukunft ist relativ klar. Ich habe von<br />

der Dorna die gute Gelegenheit bekommen,<br />

in dieser Welt zu bleiben und der<br />

Dorna meine Erfahrung zur Verfügung zu<br />

stellen, um ein paar Änderungen zu bewirken.<br />

Vielleicht ist es das, was ich auf lange<br />

Sicht mache, aber da bin ich mir nicht<br />

sicher.<br />

Kommen wir noch einmal auf deine Aussage<br />

zurück, dass Harada nun ein guter<br />

Freund ist. Ich erinnere mich noch an das<br />

Rennen in Argentinien, als es in der letzten<br />

Kurve hoch her ging. Diese Dinge sind jetzt<br />

alle vorbei?<br />

Ja, das ist das Leben, das ist Racing. Wenn<br />

du ein starker Fahrer bist, musst du immer<br />

alles probieren. Wenn du dir zu sagen<br />

beginnst: »Ach, das <strong>kann</strong> ich nicht machen,<br />

das ist zu schwierig«, dann solltest du besser<br />

aufhören. Damals habe ich es probiert<br />

und meinen Titel gewonnen. Das ist Racing<br />

und so ist das hier normal. Deswegen ist<br />

die Beziehung zu ihm auch immer noch<br />

gut.<br />

Du hattest auch ein paar schlimme Stürze.<br />

Dachtest du danach manchmal daran, da<br />

schon aufzuhören? Wie schwer ist es, sich<br />

von Verletzungen wieder zurückzuarbeiten?<br />

Sofort wenn man eine böse Verletzung hat,<br />

fragt man sich immer, was man hier eigentlich<br />

macht. Aber zehn Minuten später sagt<br />

man sich dann, man will wieder auf die<br />

Maschine. Es ist immer so. Das liegt daran,<br />

dass dein Geist immer fährt und immer<br />

kämpft. Auch jetzt, nachdem ich gesagt<br />

habe, dass ich aufhöre, bleibt mein Gefühl<br />

das eines Kämpfers. Ich werde die Maschine<br />

sicher vermissen, das steht fest.<br />

Wirst du hin und wieder privat auf dem<br />

Motorrad unterwegs sein?<br />

Zu 100 Prozent. Ich habe viele Motorräder<br />

und ich fahre viel mit ihnen auf der Strecke<br />

herum.<br />

Bei Suzuki ging es<br />

langsam bergab<br />

Das letzte Jahr<br />

absolvierte<br />

Capirex bei<br />

Pramac<br />

2008-2010: suzuki 2011: motogp pramac<br />

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SuperSic<br />

5 top<br />

‚SuperSic‘ hat das Fahrerlager oft gespalten. Mit seiner Fahrweise, seinen Aussagen, seinem<br />

Auftreten. Doch am 23.10.2011 erinnerte Marco Simoncelli alle daran, dass die MotoGP eine Familie ist.<br />

»Hallo alle. Ich bin Marco Simoncelli und ich bin der<br />

neue Ingenieur am Gasgriff von Honda Gresini!«<br />

So stellte sich Marco Simoncelli Anfang 2010 für seine Rookie-<br />

Saison in der Königsklasse vor, dabei dürfte der Wuschelkopf zu<br />

dieser Zeit bereits jedem be<strong>kann</strong>t gewesen sein. Denn immerhin<br />

war ‚Bob‘ bereits 2002 in die Weltmeisterschaft eingestiegen<br />

- damals noch mit gepflegter Kurzhaarfrisur. Die Lieblingsrivalen<br />

waren ebenso be<strong>kann</strong>t wie der 250cc-Weltmeistertitel<br />

von 2008, seine Freundschaft zu Valentino Rossi, sein spektakulärer<br />

Fahrstil, seine Extravaganz und sein Talent. Marco<br />

Simoncelli war kein Engel ohne Fehl und Tadel, aber er war sein<br />

eigener Charakter und sich selbst treu; eben eine echte<br />

Persönlichkeit. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> widmet dem charismatischen<br />

Fahrer aus Coriano die Top5 und sagt: Ciao Marco!<br />

Text: jule krause<br />

5<br />

Extravaganz - Hair extraordinär<br />

Im Falle von ‚SuperSic‘ bedeutete Extravaganz vor allem: Unglaublich viele Haare – und das Geschick, sie als eigenes Markenzeichen zu<br />

verkaufen. Der Mann hatte aber auch Haare - genug für drei Frauenköpfe. So viele, dass er sich den Spitznamen ‚Bob‘ (von Tingle Tangle<br />

Bob) verdiente und 2010 gleichzeitig den Zuschauerpreis für die furchtbarsten und coolsten Haare im Fahrerlager gewann.<br />

So viele, dass er als meist gestellte Frage, jene um seine Haare nominierte und Fans wie Journalisten in seiner direkten Art darauf hinwies, dass<br />

dies insgesamt ziemlich einfallslos sei. Dennoch ließ er es sich nicht nehmen, zu versprechen: »Die Haare kommen ab, wenn ich mein erstes<br />

MotoGP-Rennen gewinne!« Mit den Plätzen drei in Brünn und zwei auf Phillip Island 2011, bewies er wenig Angst vor großen Scheren.<br />

Fotos: milagro, adrivo/Sutton<br />

90 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


4‚SuperSic‘ war unbestritten ein<br />

großes Talent – groß im wörtlichen<br />

Sinne! Wenn er sich in<br />

seiner WM-Karriere beschwerte,<br />

dass er zu groß und schwer für<br />

die Maschinen sei, und zwar von<br />

der 125cc bis zur MotoGP, dann<br />

fragt man sich, wie er je auf Minimotos<br />

gepasst hat? 1999 und<br />

2000 die Titel in der italienischen<br />

Meisterschaft gewann, Vizemeister<br />

in der EM wurde und in der<br />

nationalen 125er regelmäßig die<br />

‚zarten‘ Bürschchen schlug, die<br />

größenmäßig so viel besser dran<br />

waren als er. Nein, seine Größe<br />

hielt ihn definitiv nicht vom Siegen<br />

ab, weshalb er 2004 im Alter<br />

von 17 Jahren seinen ersten<br />

125er Grand Prix gewinnen<br />

konnte. Im Gegensatz zu Casey<br />

Stoner ließ sich Marco im strömenden<br />

Regen von Jerez nämlich<br />

nicht von der Strecke spülen<br />

und verwandelte sein erstes WM-<br />

Podium gleich in den ersten Sieg.<br />

Talentiert<br />

Don‘t<br />

stop<br />

me<br />

now!<br />

Marco Simoncelli auf<br />

seiner 250er Metis Gilera<br />

Maschine in Valencia<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 91


3 Provokativ - am Steuer und mit dem Mund<br />

Was wäre die MotoGP ohne die großen Rivalen auf der Strecke, die sich ineinander verbeißen und lieber gemeinsam im Kiesbett landen, als dem anderen den<br />

Vortritt zum Sieg zu lassen? ‚SuperSic‘ war immer für ein gutes Duell zu haben und lieferte sich gnadenlose Strecken- und Wortgefechte mit den spanischen »Mädchen«<br />

Hector Barbera und Alvaro Bautista. Obwohl sie 2011 durch viele ‚For Japan‘-Aktionen das Kriegsbeil begruben, erinnert sich jeder an die spannenden Radan-Rad-inklusive-Lackaustausch-Gefechte<br />

von 2008. So ist es wenig verwunderlich, dass auch der erste 250cc-Sieg am 1. Juni in Mugello einige Diskussionen<br />

auslöste: Eine Runde vor Schluss versuchte ‚Sic‘, auf der Geraden ein Überholen von Barbera zu verhindern und lehnte sich nach links. Die Folge: Ein Spanier im<br />

Kies, ein freudestrahlender Italiener und eine Verwarnung der Sicherheitskommission.<br />

2<br />

Mann der Welt«<br />

Emotional »Der<br />

glücklichste<br />

Rennsportler sind eine besondere und eigene Spezies.<br />

Professionell, berechnend und überaus entschlossen<br />

auf der Strecke. Sie können wütend sein,<br />

nach Gegnern treten und schimpfen wie die Rohrspatzen,<br />

weshalb sich Alvaro Bautista überlegen<br />

sollte, vielleicht doch immer eine Notfallpackung Salz<br />

mit sich zu führen (Hausmittel zur Abwehr von ruhelosen<br />

Geistern), nachdem der einstige große Rivale<br />

von ‚SuperSic‘ 2012 ausgerechnet auf dessen 1000cc<br />

sitzen wird. Sie können sentimental sein und aus dem<br />

Kürzel ‚Sic‘ ihr Markenzeichen kreieren, weil sie es<br />

»super cool« finden. Sie hetzen um die Welt, verbringen<br />

Stunden im Fitnessstudio, lassen leidige Sponsorentermine<br />

über sich ergehen und beantworten<br />

geduldig die dämlichsten Fragen, die Journalisten so<br />

stellen können - und das alles für den einen Moment,<br />

wenn sie nach einem besonderem Sieg, einem WM-<br />

Titel oder einem außergewöhnlichem Rennen sagen<br />

können: »Heute bin ich der glücklichste Mann der<br />

Welt!«*<br />

* 19. Oktober 2008, Weltmeister Pressekonferenz in Malaysia<br />

92 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Fotos: milagro<br />

Populär -<br />

DIOBO‘ che<br />

casino avete<br />

fatto!**<br />

1<br />

500.000 Fans, Tendenz steigend! Wie fast jeder<br />

Mittzwanziger war auch ‚Sic‘ ein Fan der Sozialen<br />

Netzwerke und der Interaktion mit den<br />

Anhängern. Noch mehr sollten es werden und<br />

dafür hatte der 24-Jährige einen klaren Plan:<br />

Den Sieg in Sepang, einer seiner Lieblingsstrecken,<br />

der Stätte seines Weltmeister-Titels 2008.<br />

Vor seinem letzten Rennen sagte er: »Es gibt<br />

keinen Grund, weshalb wir nicht um das Podest<br />

mitkämpfen können sollten; die oberste Stufe<br />

wäre natürlich am Schönsten.« Die Fans sind<br />

gekommen, Tattoos wurden gestochen, die #58<br />

getragen und zur Ehrennummer erklärt, Briefe,<br />

Portraits und Kommentare geschrieben, Fahrer-<br />

Blogs verfasst, Helme neu designt, 58 Sekunden<br />

applaudiert, Ansprachen gehalten, Rocksongs<br />

gesungen und Lärmminuten abgehalten – um<br />

zu ehren, zu gedenken und eine große Persönlichkeit<br />

zu feiern, wie sie es gern gehabt hätte.<br />

Du warst wahrlich super, Sic!<br />

** Meine Güte! So viel Lärm habt ihr gemacht!<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 93


»Du lebst in fünf<br />

Minuten, die<br />

du schnell auf<br />

einer Maschine<br />

fährst, mehr als<br />

andere Leute in<br />

ihrem ganzen<br />

Leben.«<br />

SuperSic<br />

best<br />

of<br />

Marco Simoncelli war<br />

ein harter Kämpfer,<br />

Fairness war ihm aber<br />

nicht fremd<br />

Fotos: adrivo/Sutton, milagro<br />

(GRAZIE!)<br />

Die Fans liebten es,<br />

Simoncelli auf seiner<br />

Maschine wilde Dinge<br />

tun zu sehen<br />

»Mit der 250er fliegt man<br />

recht hoch, wenn man einen<br />

Highsider hat, aber mit der<br />

MotoGP fliegst du höher!«<br />

94 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />

»Ich werde gegen<br />

Capirossi fahren!<br />

Dem hab‘ ich schon<br />

zugeschaut, als ich<br />

erst 8 Jahre alt war.«


»Barbera & Bautista?<br />

Sie sind keine harten<br />

Jungs - sie sind<br />

Mädchen!«<br />

»Frauen, die auf der Strecke<br />

fahren, gehen mir auf die Eier -<br />

das ist ein Sport für Männer.«<br />

Simoncelli galt als der nächste<br />

große MotoGP-Star<br />

»Ich musste an<br />

Valentino vorbei,<br />

der drei Kurven lang<br />

dagegenhielt. Ich<br />

habe Reifenspuren<br />

an meiner Kombi, die<br />

das beweisen!«<br />

»Im Motorradsport mag sich<br />

eigentlich niemand, aber<br />

letztendlich fühlen wir ganz<br />

tief drinnen doch eine gewisse<br />

Verbundenheit miteinander.«<br />

In Valencia nahmen die<br />

Fans an einer<br />

16-Meter-Wand von<br />

Simoncelli Abschied<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 95


ANDERE<br />

ÜBER<br />

SIMONCELLI<br />

Fans hätten auch<br />

gezahlt, um Simoncelli<br />

alleine Runden drehen<br />

zu sehen<br />

Simoncelli wirkte<br />

beinahe tollpatschig,<br />

wusste aber, sich zu<br />

inszenieren<br />

Fotos: adrivo/Sutton<br />

Wenn es um Spaß ging,<br />

musste man Marco<br />

Simoncelli nicht zwei<br />

Mal bitten<br />

»Mit diesem Haar wie Jimi Hendrix,<br />

mit diesem schlaffen Gehstil,<br />

dieser sonderbaren Stimme eines<br />

Italieners, es war lustig dir<br />

zuzuhören.« Alvaro Bautista<br />

96 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />

Hätte Marco Simoncelli<br />

in der MotoGP<br />

gewonnen, wären die<br />

Haare weg gekommen<br />

»Dein Kampfgeist<br />

wird ewig weiterleben!<br />

«John Hopkins


Um ein Spielchen war<br />

Simoncelli nie verlegen<br />

»Ich hätte anstelle einer<br />

Schweigeminute zu Ehren<br />

von Marco lieber eine<br />

Minute des Lärms und<br />

Chaos, mit allen Motorrädern<br />

der MotoGP,<br />

Moto2 und 125cc, die ihre<br />

Motoren zusammen<br />

hochdrehen.«<br />

Paolo Simoncelli<br />

»Sic war für mich<br />

wie ein jüngerer<br />

Bruder. So stark auf<br />

der Strecke und so<br />

süSS im normalen<br />

Leben. Ich werde ihn<br />

sehr vermissen.«<br />

Valentino Rossi<br />

Der Abschied der<br />

MotoGP-Gemeinschaft<br />

war eine Feier von<br />

Simoncellis Leben<br />

»Marco war eine Brise<br />

von frischer Luft in<br />

der MotoGP.«<br />

Carl Fogarty<br />

Karriere:<br />

Minimoto (1996-2000)<br />

1999 & 2000 Titel italienische Meisterschaft<br />

2000 Vizemeister EM<br />

125cc (2001-2002)<br />

2001 Rookie des Jahres ital. Meisterschaft<br />

2002 Europameister<br />

GP 125cc (2002-2005)<br />

2002 Estoril: erste WM-Punkte im 2. Rennen (13. Platz)<br />

2003 erste Saison mit Startnummer #58<br />

2004 Jerez: erster Sieg<br />

250cc (2006-2009)<br />

2008 Mugello: erster Sieg<br />

2008 Malaysia: Gewinn des WM-Titels<br />

2009 Gaststart - Superbike WM: dritter Platz im zweiten Lauf<br />

MotoGP (2010-2011)<br />

2010 Estoril: 4. Platz, Podest um 0,06 Sek. verpasst<br />

2011 Katalonien: 1. Pole, Stoner um 0,016 Sek. geschlagen<br />

Tschechien: erster Podestplatz (3. Platz)<br />

Australien: beste MotoGP-Platzierung (2. Platz)<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 97


Auch Weltmeister können fliegen:<br />

Jorge Lorenzo steigt von seiner<br />

Yamaha ab<br />

Valentino Rossi kam am Start in<br />

Valencia nicht sehr weit<br />

98 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Rolle vorwärts von Dani Pedrosa<br />

am Sachsenring<br />

Sicherheit<br />

ohne<br />

Knautschzone<br />

Unfälle lassen sich im Motorradsport<br />

nicht vermeiden, manchmal<br />

enden sie auf schlimmste Weise,<br />

oft aber relativ glimpflich. Für die<br />

Sicherheit der Fahrer wird vieles<br />

getan, denn auch ohne Knautschzone<br />

<strong>kann</strong> einiges verhindert werden.<br />

Text: Falko Schoklitsch<br />

Fotos: milagro<br />

eine Achillesferse gibt es immer, das durfte auch Achilles<br />

selbst feststellen, als er von Paris durch den von<br />

Gott Apoll dort hingelenkten Pfeil an seiner einzig<br />

verwundbaren Stelle getroffen wurde. Zwar braucht<br />

es keinen göttlichen Einfluss, damit in der Motorradwelt<br />

etwas Schlimmes passiert, aber dennoch ist viel<br />

getan worden, damit Unfälle wie jene von Marco Simoncelli oder Shoya<br />

Tomizawa in ihren tödlichen Folgen die Ausnahme bleiben. Aber<br />

gerade weil meist nur relativ wenig passiert und es bei gebrochenen<br />

Knochen bleibt, trifft es die Zweiradszene jedes Mal aufs Neue, wenn<br />

ihre Achillesferse wieder einmal offengelegt wird.<br />

Auffahr-Unfälle sind die letzte ganz große Gefahr, denn eine vollgetankte<br />

Maschine plus Fahrer bringt in etwa 230 Kilogramm auf die<br />

Waage und wenn die einen auf dem Boden liegenden Piloten mit voller<br />

Wucht erwischen, hilft nichts. Für jene Unfälle, die nicht durch eine<br />

Verkettung unglücklicher Umstände auf das Schlimmste hinauslaufen,<br />

wird derweil auf viele Arten vorgesorgt. Die passiven Sicherheitssysteme<br />

am Körper eines Fahrers sind mittlerweile außergewöhnlich<br />

gut und in ihrer Fertigung äußerst ausgereift.<br />

Die Lederkombi eines Profi-Piloten ist im Normalfall aus Känguruhleder,<br />

da es weicher und geschmeidiger als normales Leder ist, aber<br />

dennoch hitzebeständig. Das Gewicht der Kombi liegt bei etwa 3,5<br />

Kilogramm und ein Fahrer verbraucht pro Saison im Schnitt acht →<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 99


is zehn Stück davon. Muss es schnell gehen,<br />

<strong>kann</strong> so ein Anzug in acht Stunden gefertigt werden,<br />

normalerweise dauert es zweieinhalb bis<br />

drei Tage. Wichtig ist, dass er bei Ellenbogen und<br />

Knien für die Fahrhaltung angepasst worden ist,<br />

schließlich soll der Fahrer sich biegen können,<br />

Teil der Kombi ist der Schulter-Protektor, der aus<br />

Polyurethan gefertigt und damit sehr hart ist. Er<br />

soll einerseits allfällige Einschläge abfangen,<br />

andererseits beim Rutschen über den Asphalt<br />

einen weiteren Hitzeschutz bieten. Besonders<br />

auffällig ist der Höcker, den die Fahrer auf dem<br />

Rücken tragen. Er ist einerseits dazu da, den<br />

Koeffizienten des Luftwiderstands zu verringern,<br />

andererseits <strong>kann</strong> er auch eine Trinkflasche mit<br />

400cl Inhalt beherbergen, weswegen die Bezeichnung<br />

Höcker auch durchaus passend ist. Ein<br />

weiteres Merkmal des Auswuchses ist es, dass er<br />

Datenmess-Systeme beherbergt.<br />

Rund um die Taille der Fahrer ist die Kombi<br />

etwas elastischer, da sich der Körper dort durch<br />

Bewegung während des Fahrens am meisten verändert.<br />

Um keine Falten zu werfen, ist dieser<br />

Bereich aus Kevlar gemacht, da sich das Material<br />

am besten an die Konturen des Körpers anpasst.<br />

Um auch einen ausreichenden Hitzeaustausch<br />

zu gewährleisten, ist der elastische Bereich<br />

ebenso leicht perforiert wie andere Regionen der<br />

Kombi. Außen an der Oberbekleidung angebracht<br />

sind die Knie- und Ellenbogenschleifer.<br />

Beide bestehen aus Polyurethan, sind also sehr<br />

hart und helfen dabei, wenn es darum geht, Einschläge<br />

abzufangen. Zudem sind sie dafür da, um<br />

mit ihnen über den Asphalt zu gleiten und damit<br />

eine bessere Verbindung zur Strecke herzustellen.<br />

Das gilt besonders für die Knieschleifer, die deswegen<br />

auch relativ häufig gewechselt werden.<br />

Auf dem Kopf tragen die Fahrer ihren Helm. Bei<br />

jedem Grand Prix haben sie etwa drei Helme zur<br />

Verfügung. Ein Kopfschutz wiegt in etwa 1.400<br />

Gramm, je nach Lackierung <strong>kann</strong> es aber Unterschiede<br />

geben. Besonders heikel sind die Handschuhe,<br />

da sie einerseits Schutz, andererseits aber<br />

auch genug Gefühl bieten müssen. Deswegen<br />

sind sie eine Kombination aus Känguruh-Leder<br />

und Schafshaut, das Leder sitzt oben, die Schafshaut<br />

an der Handfläche. Besonders bei der Gashand<br />

ist es wichtig, dass der Fahrer genau spürt,<br />

was er tut. Auf den Fingerknöcheln sitzen Polyurethan-Protektoren,<br />

zudem sind der kleine und<br />

der Ringfinger miteinander verbunden, um im<br />

Falle eines Sturzes so noch etwas mehr Schutz zu<br />

haben.<br />

Die Stiefel der Piloten sind eine vielschichtige<br />

Sache. Außen bestehen sie aus weicher Mikrofaser<br />

und harten Polyorethan-Protektoren, die<br />

Einschläge absorbieren und generell davor schützen<br />

sollen. Innen sind die Stiefel noch einmal<br />

verstärkt. Sie sind so gestaltet, dass sie eine Bewegung<br />

vor und zurück ermöglichen, derweil aber<br />

seitliche Gelenksbewegungen unterdrücken.<br />

Hautnah an den Fahrern dran ist die Unterwä-<br />

Auch Casey Stoner kam am<br />

Sachsenring zu Fall - mit<br />

Funkenschlag<br />

Valentino Rossi und die<br />

Ducati lagen in diesem<br />

Jahr öfter im Kies<br />

Fotos: milagro<br />

100 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


sche aus synthetischer Mikrofaser. Sie ist einerseits<br />

da, damit die Kombi besser angezogen werden<br />

<strong>kann</strong>, andererseits soll sie den Körper kühlen<br />

und der Hautatmung helfen. Damit wird gleichzeitig<br />

der Ermüdung vorgebeugt. Sie wiegt weniger<br />

als 100 Gramm. Unter der Kombi wird auch<br />

noch der Rückenprotektor verstaut, der aus mehreren<br />

Polyurethan-Teilen gefertigt wird. Er lässt<br />

das Vorbeugen zu, ein Zurücklehnen aber nicht<br />

und ist mit Gel-Pads ausgestattet, die einen Aufprall<br />

mindern. Zusammengenommen kostet<br />

diese Ausstattung in etwa 6.500 Euro, doch damit<br />

ist es noch nicht getan.<br />

Mittlerweile haben viele Fahrer auch noch einen<br />

Airbag in ihrer Kombi, der dank eines Sensors<br />

ermittelt, wann ein Fahrer stürzt und sich dann<br />

in dem Obergewand aufbläst. Das mindert den<br />

Aufschlag abermals und soll Verletzungen vorbeugen.<br />

Und auch der letzten großen Risikostelle,<br />

dem Nacken, widmen sich die Sicherheitsgedanken<br />

immer mehr. In den vergangenen Jahren sind<br />

einige Systeme auf den Markt gekommen, die<br />

den Nacken vor Einschlägen und auch zu großen<br />

Verdrehungen schützen sollen, das Gegenargument<br />

der Fahrer dazu ist aber eine Einschränkung<br />

der Bewegungsfreiheit. Ein ähnliches Argument<br />

gab es auch bei der Einführung des<br />

HANS-Systems im Vierradsport, mittlerweile hat<br />

sich das Head and Neck Support System aber voll<br />

durchgesetzt und wohl auch bei zahlreichen<br />

Unfällen Schlimmeres verhindert. Es dürfte also<br />

nur eine Frage der Zeit sein, bis bei den Zweirädern<br />

ähnliches zum Einsatz kommt, wenn die<br />

Systeme wirklich voll ausgereift sind.<br />

Doch nicht nur am Körper der Fahrer wird viel<br />

getan, auch an den Maschinen und den Strecken<br />

passiert einiges, um Stürze so glimpflich wie<br />

Damals hatte sich<br />

Sete Gibernaus<br />

Bremshebel in die<br />

Ducati seines Teamkollegen<br />

Loris Capirossi<br />

geklemmt, der<br />

Spanier machte einen<br />

Salto vorwärts und<br />

löste eine Kettenreaktion<br />

aus.<br />

möglich ablaufen zu lassen. Ab 2012 verpflichtend<br />

ist eine Vorrichtung an den Motorrädern,<br />

die Stürzen vorbeugen soll. Es wird ein Schutzbügel<br />

für den Bremshebel am Lenker vorgeschrieben,<br />

damit dieser nicht aus Versehen bei<br />

Kontakt mit einer anderen Maschine betätigt<br />

werden <strong>kann</strong>. 2006 war so ein Zwischenfall Auslöser<br />

für den großen Startcrash in Barcelona.<br />

Damals hatte sich Sete Gibernaus Bremshebel in<br />

die Ducati seines Teamkollegen Loris Capirossi<br />

geklemmt, der Spanier machte einen Salto vorwärts<br />

und löste eine Kettenreaktion aus. Das soll<br />

nicht mehr passieren.<br />

Die Strecken haben aus Sicherheitsgründen in<br />

den vergangenen Jahren auch starke Veränderungen<br />

durchgemacht, die nicht unbedingt<br />

immer gut angekommen sind. Viele Kiesbetten<br />

sind großen, betonierten Auslaufzonen gewichen,<br />

wodurch die Fahrer sich beim Verpassen<br />

einer Kurve eher auf der Maschine halten können,<br />

weil sie über Asphalt rollen statt durch Kies<br />

rutschen. Spätestens seit Wayne Raineys Sturz in<br />

Misano 1993, als er sich beim Auftreffen auf das<br />

Kiesbett den sechsten Brustwirbel brach und<br />

danach querschnittgelähmt war, wird über Auslaufzonen<br />

mit kleinen Steinchen intensiv nachgedacht.<br />

Zwar war die Gestaltung des Kiesbetts<br />

damals durch seine sehr hohen Rillen ohnehin<br />

äußerst gefährlich, aber trotzdem sieht man es<br />

heutzutage lieber, wenn die Fahrer einerseits viel<br />

Platz für einen sicheren Sturz oder andererseits<br />

genug Platz haben, um einen Sturz zu vermeiden.<br />

Die Kritik lautet dann zwar, die Asphalt-Auslaufzonen<br />

verziehen zu viele Fehler, aber jede Verletzung<br />

weniger ist ein Gewinn für die Fahrer,<br />

denn im Gegensatz zu Achilles sind sie am<br />

ganzen Körper verletzlich.


Lizenz zum<br />

Aufstieg<br />

Stefan Bradl fährt im nächsten Jahr<br />

MotoGP. Wie es dazu kam, ist allerdings<br />

eine Geschichte, die sich kaum<br />

ein Drehbuchautor in seinen wildesten<br />

Fantasien hätte ausmalen können. Ein<br />

Reisebericht über Aufstieg, Fall,<br />

Aufstieg, Fall und Aufstieg.<br />

Texet: Falko Schoklitsch<br />

Fotos: milagro<br />

102 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


d<br />

Das Leben geht oft eigenartige Wege<br />

und zum Missfallen vieler meist nie den<br />

des geringsten Widerstands. Zumindest<br />

ist kaum eine Helden- oder Erfolgsgeschichte<br />

be<strong>kann</strong>t, die immer nur nach oben ging.<br />

Meist begann es mit einem ambitionierten Aufstieg,<br />

der durch einen jähen Fall gebremst wurde, bevor<br />

sich die Protagonisten schließlich doch noch, entgegen<br />

aller Umstände, durch harte Arbeit durchgesetzt<br />

haben. Nehmen wir ein Vorbild von Stefan<br />

Bradl, obwohl er nicht wirklich große Vorbilder hat.<br />

»Keine Ahnung, ich mag James Bond sehr gerne.<br />

Ich habe mir nie viele Gedanken darüber gemacht,<br />

deshalb fällt mir momentan niemand ein«, verrät<br />

er dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>. Bond hat in seinen<br />

Geschichten eigentlich nie einen gemütlichen Spaziergang<br />

ans Ziel erlebt. Oder weg von fiktiven<br />

Geschichten, nehmen wir etwa Soichiro Honda, der<br />

schon vor<br />

Gründung der<br />

Honda Motor<br />

Company mehr<br />

Rückschläge einstecken musste, als<br />

ihm lieb war. Doch er blieb dran, machte<br />

aus dem Wenigen, das er zu Beginn hatte, immer<br />

mehr und irgendwann führte er ein<br />

Welt-Unternehmen.<br />

Dieses Welt-Unternehmen hat mit Bradl in Zukunft<br />

auch wieder einen deutschen Fahrer in der höchsten<br />

Motorradklasse unter Vertrag. Doch es waren auch<br />

verschlungene Wege, die ihn bis dorthin geführt<br />

haben. Als er 2007 eigentlich schon als aktiver Rennfahrer<br />

zurückgetreten war, hat im Honda-Hauptsitz<br />

in Tokio wohl niemand daran gedacht, dass der<br />

junge Zahlinger irgendwann einmal in der MotoGP<br />

für das Unternehmen starten würde. Bradl selbst<br />

dachte das<br />

damals auch nicht. »Ein<br />

normaler Beruf war damals die Alternative,<br />

einfach ein normales Leben ohne Rennsport.<br />

2007 hatten wir sehr verschiedene Ansichten zum<br />

Rennsport«, sagt Bradl. Eigentlich hatte das auch zu<br />

Saisonende 2011 kaum einer gedacht, als Bradl nach<br />

der nächsten Berg- und Talfahrt Moto2-Weltmeister<br />

war.<br />

Losgegangen war alles großartig, vier der ersten<br />

sechs Saisonrennen gewann er und er lag in der<br />

Weltmeisterschaft weit voraus. Überall gab es schon<br />

die Vermutung, Bradl würde 2012 sicher in der<br />

MotoGP fahren, Kontakte dorthin bestätigte er<br />

sogar selbst. Also alles rosig, alles toll, alle Möglichkeiten<br />

vorhanden. Aber es wäre eben keine gute<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 103


Geschichte, wenn alles so glatt weitergelaufen<br />

wäre. Nach dem Sieg in Silverstone folgte in<br />

Assen ein Ausfall und ausgerechnet dort begann<br />

Marc Marquez damit, den Groove in der Moto2<br />

zu finden. Der Spanier startete eine Siegesserie,<br />

während Bradl zwar noch brav auf das Podest<br />

fuhr, aber sein Vorsprung immer kleiner wurde.<br />

In Aragon folgte ein großer Rückschlag. Bradl<br />

fuhr lange in der Spitzengruppe mit, lag teilweise<br />

sogar in Führung, bevor sich das Hinterrad auf<br />

der Felge zu drehen begann und er bis auf Platz<br />

acht zurückfiel.<br />

U<br />

nd Marquez? Der gewann auch in Aragon,<br />

es war sein siebter Saisonsieg,<br />

sollte aber auch sein letzter bleiben.<br />

Die eigentliche Vorentscheidung fiel<br />

in Malaysia, allerdings auf eine Art, die sich auch<br />

der Deutsche nicht gewünscht hätte. Im ersten<br />

Training in Sepang versäumten es die Streckenposten,<br />

auf einen nassen Abschnitt der Strecke<br />

durch Flaggensignale hinzuweisen, weswegen<br />

Marquez dort viel zu schnell hineinfuhr und<br />

heftig zu Sturz kam. Dabei schlug er sich den<br />

Kopf sehr hart an und hatte danach Probleme<br />

mit seiner Sicht, denn er sah doppelt. Er fuhr im<br />

Qualifying zwar mit und qualifizierte sich, für<br />

das Rennen musste er aber absagen.<br />

Bradl hatte damit einen Matchball, ein Sieg in<br />

Malaysia und er wäre Weltmeister. Und er führte<br />

das Rennen auch immer an, nur in der Runde,<br />

die nach Axel Pons‘ Sturz als letzte gewertet<br />

wurde, lag er hinter Thomas Lüthi auf Platz zwei,<br />

wodurch sein Vorsprung lediglich auf 23 Punkte<br />

wuchs. Was folgte, waren zwei Wochen von<br />

Zusagen und Absagen auf Seiten des Marquez-<br />

Teams und von Marquez selbst. Höhepunkt war<br />

der Freitag beim Saisonfinale in Valencia, als sein<br />

Hauptsponsor zunächst sagte, er sei noch nicht<br />

fit genug, um das Wochenende zu bestreiten.<br />

Damit galt Bradl vorerst als Weltmeister. Dann<br />

ruderten Marquez und sein Mentor Emilio Alzamora<br />

zurück und meinten, bei Sichtproblemen<br />

wie diesen könnte es auch überraschend schnelle<br />

Fortschritte geben, weswegen sie für Samstag<br />

alles offen ließen. Erst als der Spanier dann auf<br />

das Qualifying verzichtete, war die Sache gegessen<br />

und Bradl war kampflos Weltmeister, obwohl<br />

er sich lieber einen Kampf gewünscht hätte - auch<br />

wenn er im Rennen dann ausfiel. Neuer Lieblingsgegner<br />

von Bradl ist Marquez durch die<br />

Saison übrigens nicht geworden. »Einen Lieblingsgegner<br />

gibt es bei mir nicht. Gegner ist Gegner.<br />

Jeden der vor dir ist will man überholen.«<br />

Der Zick-Zack-Weg Richtung Titel war aber nur die eine Geschichte der<br />

Saison des Stefan B., die andere war seine Berg- und Talfahrt Richtung<br />

MotoGP. Nach dem guten Saisonstart galt er bald als möglicher Nachfolger<br />

des schwächelnden Toni Elias bei Honda LCR. Doch das waren vorerst nur<br />

Gerüchte und der Hauptplan war es, zusammen mit seinem Kiefer-Team<br />

den Weg nach oben zu starten. Doch während der Sommermonate wurde<br />

schnell klar, trotz eines durchaus gut gefüllten Sponsoren-Portfolios würde<br />

das Geld nicht reichen. Derweil schienen andere Möglichkeiten in der<br />

Königsklasse auch nicht mehr zu bestehen. Lucio Cecchinello hatte drei<br />

Hauptkandidaten als Nachfolger von Elias ausgemacht, Yamaha war zu,<br />

Suzukis Zukunft war unsicher - und stellte sich nach Saisonende als nicht<br />

existent heraus - und die Ducati-Teams nicht relevant.<br />

Also waren alle Weichen auf einen Verbleib in der Moto2 bei Kiefer gestellt.<br />

Doch nach dem Titelgewinn tat sich plötzlich doch noch eine Tür auf. Als<br />

Belohnung für die Saison ermöglichte Honda Bradl einen Test bei LCR und<br />

dort wusste er zu beeindrucken. »Auf Bautista, der mit dem selben Motorrad<br />

unterwegs war wie ich, habe ich zwei Zehntelsekunden verloren«, hält er<br />

stolz fest. Cecchinellos Optionen Alvaro Bautista, Andrea Dovizioso und<br />

John Hopkins hatten sich in der Zwischenzeit gegen LCR entschieden. Daher<br />

kam es nach vielen Irrungen und Wirrungen dann doch noch dazu, dass<br />

Bradl es für 2012 in die MotoGP schaffte - nur eben nicht unbedingt auf<br />

direktestem Weg. Und weil es so hin und her ging, will Bradl die Zukunft<br />

auch nicht groß planen. Danach gefragt, was er in zehn Jahren wohl so<br />

machen wird, meint er: »Weiß ich selbst noch nicht, ich hoffe, dass meine<br />

Familie und ich noch gesund sind. Kommt Zeit kommt Rat.«<br />

Fotos: milagro


im gespräch<br />

MSM: Hättest du zu Saisonbeginn<br />

erwartet, dass du am Ende den Titel<br />

holen <strong>kann</strong>st?<br />

STEFAN BRADL: Die Saison war<br />

einfach sehr gut, wenn man am Ende<br />

Weltmeister ist, dann <strong>kann</strong> man nur<br />

glücklich sein. Ich hätte es nicht<br />

erwartet, zu Saisonbeginn habe ich<br />

mit einem Platz in den Top-5<br />

gerechnet.<br />

Denkst du, dass du den Titel auch<br />

gewonnen hättest, wenn sich Marc<br />

Marquez nicht verletzt hätte?<br />

Hätte, wenn und aber gibt es in<br />

meinem Leben nicht. Aber zur Frage,<br />

ja ich hätte es auch trotzdem geschafft.<br />

Welches Rennen war für dich in diesem<br />

Jahr der Höhepunkt?<br />

Silverstone war mein Highlight, dort<br />

habe ich mit großem Abstand das<br />

Regenrennen gewonnen. Assen und<br />

Valencia waren nicht so gut. In beiden<br />

Rennen waren die Bedingungen sehr<br />

schwierig und ich bin leider gestürzt.<br />

Was sagt dein Papa dazu, dass du ihm<br />

jetzt den Rang abläufst?<br />

Er ist stolz auf mich. Bei uns in der<br />

Familie gibt es aber keine Rangordnung.<br />

Ich lerne von Rennen zu Rennen<br />

dazu. Man lernt nie aus und es<br />

gibt immer etwas zu verbessern, zum<br />

Beispiel <strong>kann</strong> ich meinen Fahrstil<br />

noch schneller und besser anpassen,<br />

das braucht aber Zeit.<br />

Fällt dir die Trennung von Kiefer nach<br />

vier Jahren sehr schwer?<br />

Ja, die Trennung fällt mir nicht leicht,<br />

weil wir ein sehr gutes Team waren<br />

und lange zusammengearbeitet<br />

haben. Wir haben schwierige und<br />

erfolgreiche Zeiten durchgemacht.<br />

Das hat uns zusammengeschweißt.<br />

Wie war beim Test dein Gefühl für die<br />

800er? Was ist im Vergleich zur Moto2<br />

der größte Unterschied?<br />

Der Test war sehr positiv, ich habe<br />

mich sehr schnell zurechtgefunden.<br />

Die Unterschiede sind sehr groß, speziell<br />

die Elektronik ist etwas ganz<br />

Neues für mich. Auch die Power und<br />

das Handling haben mich sehr beeindruckt.<br />

Der größte Unterschied sind<br />

die Reifen, sie fordern sehr viel von<br />

einem ab.<br />

Denkst du, dass dein Titelgewinn die<br />

deutsche Motorradwelt ein wenig<br />

voranbringt, da sich die Begeisterung<br />

im Vergleich zur F1 ja doch ziemlich<br />

in Grenzen hält?<br />

Vielleicht ein wenig. Aber es fehlen<br />

uns mehrere Spitzenpiloten. Auch die<br />

Industrie ist nicht so groß wie in der<br />

Formel 1. Die großen Autowerke sind<br />

in der Formel 1 viel stärker<br />

vertreten.<br />

Voriges Jahr warst du Neunter in der<br />

Moto2 und hast einige Male keine<br />

Punkte nach Hause gebracht. Woher<br />

kam die Konstanz in diesem Jahr?<br />

Ich habe dazugelernt, mir viele<br />

Gedanken gemacht und mich sehr<br />

darauf fokussiert, mich zu verbessern,<br />

und zwar in allen Bereichen. Das ist<br />

der Grund für die Konstanz. Der<br />

Wechsel von Suter auf Kalex war auch<br />

wichtig. Ich habe mich sofort sehr<br />

wohl gefühlt auf der Kalex und war<br />

auf Anhieb schnell.<br />

Die deutschen<br />

StraSSen-Weltmeister<br />

<strong>Wer</strong>ner Haas: 1953 125cc; 1953 und<br />

1954 250cc mit NSU<br />

Hermann Paul Müller: 1955 250cc mit<br />

NSU<br />

Ernst Degner: 1962 50cc mit Suzuki<br />

Hans Georg Anscheidt: 1966-1968<br />

50cc mit Suzuki<br />

Dieter Braun: 1970 125cc mit Suzuki,<br />

1973 250cc mit Yamaha<br />

Toni Mang: drei Mal 250cc, 1980 und<br />

1981 mit Kawasaki, 1987 mit Honda; zwei<br />

Mal 350cc, 1981 und 1982 mit Kawasaki<br />

Dirk Raudies: 1993 125cc mit Honda<br />

Stefan Bradl: 2011 Moto2 mit Kalex<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 105


Das<br />

Sterben<br />

der<br />

Zweitakter<br />

Text: Maria Pohlmann<br />

Die 125er Klasse brachte nicht nur drei<br />

deutsche, zahlreiche italienische und<br />

spanische Weltmeister hervor, sondern<br />

auch die MotoGP-Stars von heute. Damit<br />

ist jetzt Schluss: die letzten Zweitakter<br />

wurden aussortiert.<br />

Fotos: milagro<br />

106 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Der letzte Tanz der Zweitakt-<br />

Motorräder im Grand-Prix-<br />

Zirkus ist Geschichte. Maverick<br />

Vinales feierte den<br />

historischen finalen Sieg.<br />

Nico Terol verbuchte den<br />

letzten Titel der 125ccm-<br />

Klasse für sich. Im nächsten<br />

Jahr kommt die Moto3,<br />

250ccm-Viertakt-Maschinen<br />

mit ähnlichen Vorgaben wie<br />

in der Moto2. Alles Einheitsbrei? Eher nicht, denn die<br />

Chancen der einzelnen Fahrertalente, sich zu profilieren,<br />

sollten damit steigen. Auch die Moto2 wurde vor ihrer<br />

Einführung verteufelt, doch kaum ein Fan <strong>kann</strong> sich in<br />

den letzten beiden Jahren in der mittleren Kategorie über<br />

langweilige Rennen und fehlende Action beschweren.<br />

Dennoch trauern Viele den Zweitaktern nach.<br />

Der technische Trend in Richtung Viertakt setzte schon<br />

2002 ein, als die 500ccm-Zweitakt-Maschinen durch die<br />

MotoGP ersetzt wurden. 2010 ging diese Entwicklung<br />

mit der Einführung der 600ccm-Moto2-Bikes und damit<br />

der Ablösung der 250er noch einen Schritt weiter. Nun<br />

ist es soweit: Der einzigartige Klang und der typische<br />

Geruch des Zweitakt-Benzingemisches verschwindet von<br />

der Weltbühne.<br />

Die Geschichte der 125ccm-Motorräder reicht zurück<br />

bis ins Jahr 1949. Auf den kleinen Maschinen wurden<br />

bis heute die meisten Grand-Prix-Rennen bestritten. Vor<br />

der Einführung des Alterslimits wurde die Klasse oft von<br />

‚kleinen Spezialisten‘ dominiert, die das Beste aus ihrer<br />

geringen Körpergröße und ihrem Fliegengewicht herausholen<br />

konnten. Dann wurde die Klasse zum Einstieg für<br />

heutige MotoGP-Größen wie Valentino Rossi, Loris<br />

Capirossi, Dani Pedrosa, Jorge Lorenzo, Andrea Dovizioso<br />

und Marco Simoncelli. Sie alle starteten ihre Weltkarriere<br />

auf Zweitaktern.<br />

Doch zurück zum Anfang. Nello Pagani entschied die<br />

erste 125ccm Weltmeisterschaft für sich. Der Italiener<br />

umklammert damit zusammen mit Terol die 63 Jahre<br />

lange 125ccm Geschichte. Mit <strong>Wer</strong>ner Haas hatte auch<br />

Deutschland 1953 einen ersten Weltmeister in der kleinen<br />

Klasse. In den folgenden Jahren dominierte Carlo<br />

Ubbiali auf Mondial und MV Agusta. Der Italiener<br />

gewann sechs Titel in dieser Kategorie, ist damit aber<br />

noch nicht der absolute Spitzenreiter.<br />

Denn Angel Nieto ist mit sieben Titeln bis heute und<br />

nun auch für immer der erfolgreichste Pilot dieser Klasse.<br />

Die ersten beiden brachte der Spanier auf Derbi nach<br />

Hause, die folgenden fünf auf Minarelli und Garelli. Bis<br />

heute steht Nieto mit seinen 13 gewonnen Weltmeisterschaften<br />

(sieben in der 125er und sechs weitere in der<br />

50ccm Klasse) auf Platz zwei der Titelbestenliste - hinter<br />

Giacomo Agostini, versteht sich. Der federleichte Spanier,<br />

der auch heute noch jeden Grand Prix vor Ort verfolgt,<br />

fühlte sich auf jedem Motorrad wohl und das bewies er<br />

nachdrücklich.<br />

Obwohl zu Beginn der WM noch die italienischen Marken<br />

die Nase vorne hatten, wurden die japanischen Hersteller<br />

mit ihrer Entwicklung der Zweitakt-Technologie<br />

in den 60er Jahren immer stärker. Von 1961 bis 1970<br />

waren die Japaner wie Honda, Yamaha, Suzuki und Kawasaki mit ihren exotischen Multi-<br />

Zylinder-Designs in der 125er Weltmeisterschaft auf dem Vormarsch.<br />

Ab 1975 bahnten sich die Italiener mit 13 aufeinanderfolgenden Herstellertiteln, die unter<br />

Morbidelli, Minarelli, MBA und Garelli ausgemacht wurden, wieder ihren Weg an die Spitze<br />

der kleinen Klasse. Auf der Zweizylinder Garelli 125 GP gewannen Luca Cadalora, Fausto<br />

Gresini und Nieto sechs Fahrer- und vier Herstellerweltmeistertitel. Die Regeländerungen<br />

1988 limitierten die Klasse auf Einzylinder-Motoren, was den Weg zu einer Dominanz von<br />

Honda und Aprilia ebnete. Die Italiener gewannen 10 der letzten 15 Weltmeisterschaften in<br />

dieser Kategorie, aber Honda hält mit 14 WM-Titeln den Rekord.<br />

Was die Nationalitäten der Fahrer angeht dominierten Italiener und Spanier die Klasse deutlich.<br />

Italien sammelte 23 WM-Titel, Spanien 15. Deutschland durfte nach Haas mit Dieter<br />

Braun 1970 und Dirk Raudies 1993 zwei weitere Weltmeister bejubeln. Trotzdem findet sich<br />

die Bundesrepublik in der Bestenliste am unteren Ende wieder. Jetzt ist die Zeit der fliegengewichtigen<br />

Maschinen vorbei. In den letzten zehn Jahren gab es einige signifikante Änderungen,<br />

aber der Wegfall der 125ccm Klasse repräsentiert das Aussterben einer Ära im Rennsport.<br />

Ein aufregendes Kapitel der GP-Geschichte wird geschlossen. Doch das nächste<br />

Abenteuer steht bereits in den Startlöchern.<br />

2011 war die letzte Saison der<br />

kleinen 125er Maschinen - ab<br />

2012 kommt die Moto3<br />

nationenwertung: Italien<br />

sammelte 23 WM-Titel, Spanien<br />

15. Deutschland durfte<br />

nach Haas mit Dieter Braun<br />

1970 und Dirk Raudies 1993<br />

noch zwei weitere 125cc<br />

Weltmeister bejubeln.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 107


Melandri fand<br />

nach dem<br />

Yamaha-Ausstieg<br />

eine neue<br />

Heimat bei BMW<br />

Der Italiener kam<br />

in seiner<br />

Debüt-Saison<br />

bestens zurecht<br />

im ersten Anlauf<br />

Vizemeister<br />

Marco Melandri weist nach seinem Rookie-Jahr in der World Superbike eine<br />

anständige Bilanz auf: 15 Podestplätze, darunter vier Siege, die ihm nach Yamahas<br />

Ausstieg für 2012 schnell zu einem Platz bei BMW verhalfen.<br />

Text: Maria Pohlmann<br />

Fotos: yamaha<br />

108 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Marco Melandri bestritt 2010<br />

s eine vorerst letzte<br />

MotoGP-Saison. Das<br />

Ergebnis: 103 Punkte und<br />

Gesamtrang elf. Damit<br />

konnte er sich keinen festen Startplatz für die<br />

Saison 2011 sichern und wechselte zu Yamaha<br />

in die Superbike WM. Dort entpuppte er sich<br />

trotz Rookie-Status schnell als Siegkandidat.<br />

Mit 15 Podestplätzen in 26 Rennen gelang es<br />

dem Italiener, sich hinter Carlos Checa den<br />

Vizetitel zu sichern. Doch kurz vor Saisonende<br />

kam es zur Überraschung: Yamaha gab den<br />

Ausstieg aus der Superbike WM be<strong>kann</strong>t.<br />

Melandri musste sich nach einer Alternative<br />

umsehen, was mit dem Vizetitel allerdings<br />

durchaus zu meistern war. 2012 tritt der Italiener<br />

für BMW an.<br />

Neben den Motorrädern sind auch die Fahrerlager<br />

der MotoGP und der Superbike laut<br />

Melandri grundverschieden. »Es gibt so viele<br />

Unterschiede. Ich liebe die WSBK und das<br />

Verhältnis zwischen den Fahrern und anderen<br />

Teams. Es ist viel wärmer und freundlicher«,<br />

verrät er dem Motosport-<strong>Magazin</strong>. Ein<br />

Gegenbeispiel wäre Yamahas Teamdirektor<br />

Massimo Meregalli, der in entgegengesetzter<br />

Richtung im Vergleich zu Melandri 2011 von<br />

der Superbike in die MotoGP wechselte. Er<br />

ist sich sicher: »Es ist natürlich ein großer<br />

Unterschied. Alles ist viel größer als das, was<br />

ich in der Vergangenheit kennengelernt habe.<br />

Die Arbeit in der Box unterscheidet sich gar<br />

nicht so stark, aber sobald du die Box verlässt<br />

und ins Fahrerlager gehst, spürst du einen<br />

großen Unterschied. Die Atmosphäre ist einfach<br />

anders. In der Superbike-Szene war es<br />

durchaus üblich, mit der Konkurrenz zu sprechen<br />

und auch Informationen auszutauschen.<br />

Das ist nun nicht mehr der Fall.«<br />

Deshalb fühlte sich Melandri im Yamaha<br />

Superbike Team richtig wohl. »Es war wie in<br />

einer Familie. Wir kamen alle sehr gut miteinander<br />

zurecht, halfen uns ständig gegenseitig<br />

und hatten eine Menge Spaß«, sagt der 29-Jährige.<br />

Vielleicht war das auch der Schlüssel zum<br />

Erfolg. Melandri zeigte definitiv eine sehr gute<br />

Rookie-Saison. Daher ist der Musikliebhaber<br />

auch mit sich selbst zufrieden: »Die Saison<br />

war ziemlich gut! Es hat so viel Spaß gemacht,<br />

war insgesamt aber nicht leicht. Ich musste<br />

viele Dinge lernen, aber es ist großartig, wieder<br />

um die Spitze kämpfen zu können«, fasst<br />

er strahlend zusammen. Melandri gewann<br />

insgesamt vier Rennen, hatte sich die Saison<br />

allerdings auch so ähnlich vorgestellt. »Viel<br />

mehr habe ich nicht wirklich erwartet, ich<br />

dachte mir es in etwa so. Aber ich habe so viele<br />

Rennsiege nur ganz knapp vergeben, es war<br />

eine großartige Saison! Manchmal war ich<br />

sogar frustriert, weil ich wusste, dass ich es<br />

besser hätte machen und gewinnen können,<br />

aber ich hatte das ganze Jahr über so viel Spaß<br />

und es war einfach großartig, wieder siegen<br />

zu können.“<br />

Die drei Siege in Donington, Alcaniz und<br />

Brünn waren für den Mann aus Ravenna<br />

etwas Besonderes. Absoluter Höhepunkt der<br />

Saison war allerdings das letzte Rennen des<br />

Jahres in Portugal. Dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

verrät Melandri: »Aus verschiedenen Gründen<br />

gab es viele tolle Rennen... Aber das<br />

zweite Rennen in Portimao war schon gewaltig,<br />

denn das letzte Rennen des Jahres zu<br />

gewinnen, ist immer wichtig - besonders in<br />

diesem Jahr, weil Yamaha in der nächsten Saison<br />

nicht mehr dabei sein wird.« Der werksseitige<br />

Ausstieg seines bisherigen Arbeitgebers<br />

war für ihn schon ein gewisser Schock gewesen.<br />

»Ich war extrem enttäuscht und hatte das<br />

absolut nicht erwartet. Ich hatte sogar be<strong>kann</strong>t<br />

gegeben, dass ich 2012 bei Yamaha bleiben<br />

will und es nur noch die Vertragsverlängerung<br />

brauchte«, schildert er die ersten Gedanken,<br />

die ihm im Moment der Be<strong>kann</strong>tgabe durch<br />

den Kopf schossen. Melandri musste sich<br />

allerdings nicht viele Sorgen machen, dank<br />

seiner guten Leistungen war er auf dem Transfermarkt<br />

ein begehrter Mann. Trotz Verhandlungen<br />

mit Aprilia entschied er sich für BMW.<br />

Besonders für deutsche Fans eine interessante<br />

Paarung. Nach dem Vizetitel steht für<br />

Melandri schon nach einer Saison nur noch<br />

eine Steigerung an: Der WM-Titel. Einen<br />

Hauptrivalen <strong>kann</strong> er noch nicht ausmachen.<br />

»Jeder ist ein Gegner.« Allerdings weiß Melandri:<br />

»Es wird wichtig sein, nie das Vertrauen zu verlieren<br />

und auch in schwierigen Momenten im<br />

Team zusammen zu halten.«<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 109


Text: Maria Pohlmann<br />

Freier Himmel<br />

Fotos: team pfeil kawasaki<br />

oder Hallendach<br />

I<br />

nsider wissen: Motocross und Supercross<br />

sind grundverschieden. Welche<br />

Aspekte die Unterschiede ausmachen, klären<br />

wir mit einem Fahrer, der sich auskennt:<br />

Florent Richier, amtierender Supercross Champ<br />

und Deutscher Meister in der MX Open Klasse.<br />

»Zunächst einmal wird Motocross draußen<br />

gefahren und Supercross ist in der Halle«,<br />

erklärt er die Grundverschiedenheit. Genau<br />

deshalb wird MX meist von Frühling bis Herbst<br />

gefahren, im Winter steht SX auf dem<br />

Programm.<br />

Die Strecke<br />

Die Motocross-Strecken sind um einiges länger.<br />

Durchschnittlich werden 1.000 bis 4.000 m<br />

gemessen, gefahren wird über Tables, der Track<br />

ist breit und lang, die Geschwindigkeit höher.<br />

Unter dem Hallendrach ist der Kurs gedrängter,<br />

in Deutschland etwa 400 m lang, technisch<br />

höchst anspruchsvoll mit zahlreichen Sprungkombinationen.<br />

»Die Strecken sind komplett<br />

verschieden. Beim Supercross hast du ein<br />

Waschbrett und extrem viele Sprünge«, sagt<br />

Richier zum Kurs. Auch der Untergrund ist ein<br />

anderer: Während beim Supercross Tonnen von<br />

Lehmboden in den Hallen abgeladen werden,<br />

fahren die Piloten beim Motocross auf Sand-,<br />

Lehm- oder Erdboden, der meist von den Witterungsbedingungen<br />

beeinflusst wird. Richier,<br />

der nicht nur in Deutschland, sondern europaweit<br />

bei SX-Rennen antritt, bemerkt noch eine<br />

andere Eigenheit des deutschen Bodens: »Der<br />

Untergrund ist bei den Rennen in Deutschland<br />

sehr weich. In Frankreich und bei allen anderen<br />

SX-Veranstaltungen ist der Boden viel härter.<br />

Aber man gewöhnt sich auch an den weichen<br />

Lehmboden hier.“<br />

Das Motorrad<br />

Der Franzose versucht, seinen deutschen SX-<br />

Titel in diesem Jahr auf einer Kawasaki zu verteidigen.<br />

Outdoor startet er auf dem gleichen<br />

Bike, doch auch da gibt es Unterschiede. »Das<br />

Motorrad ist ein bisschen anders, das Fahrwerk<br />

ist anders eingestellt und auch der Motor ist<br />

verschieden, er hat ein bisschen mehr Kraft, weil<br />

die Strecke so kurz ist. Ansonsten ist das Bike<br />

wie beim Motocross«, erklärt Richier. Beim<br />

Supercross werden zudem nur wenige Runden<br />

gefahren, die Fahrer müssen ihre Kräfte also für<br />

die kurze Dauer bündeln. Ein Motocross-Ren-<br />

Der Boden beim<br />

Supercross ist in<br />

Deutschland<br />

sehr weich<br />

110 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Motocross und Supercross - klingt ähnlich, ist aber nicht so. Wo liegen die Unterschiede? Wie verschieden<br />

sind Tracks, Motorräder, Zuschauer und Training? <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> klärt das mit einem, der es wissen<br />

muss: dem amtierenden SX- und MX-Meister Florent Richier.<br />

Florent Richier mag zwar SX<br />

lieber, fühlt sich aber auch<br />

unter freiem Himmel wohl<br />

nen geht um einiges länger. Der 27-Jährige<br />

schildert den Fahrstil: »Beim Supercross musst<br />

du aggressiver sein, denn das Rennen ist nicht<br />

lang. Du musst immer 100 Prozent geben. Beim<br />

Motocross musst du natürlich auch alles geben,<br />

aber du <strong>kann</strong>st ab und an ein wenig entspannen,<br />

weil es viel länger ist. Supercross ist einfach sehr<br />

kurz.« Zudem brauche man beim Motocross<br />

mehr Kraft. »Im Supercross-Rennen brauchst du<br />

zwar auch viel Kraft, aber nur über eine kürzere<br />

Zeitspanne, also nur ein paar Minuten lang.«<br />

Die Atmosphäre<br />

SX hat für die Fahrer noch einen speziellen<br />

Anreiz: Die Bezahlung. »Beim Supercross gibt<br />

es viel mehr Geld, da gibt es mehr Sponsoren.<br />

Für uns Fahrer ist SX in der Hinsicht viel lukrativer«,<br />

gibt Richier zu. Doch nicht nur der Lohn<br />

ist attraktiv. Der Kawasaki-Pilot gehört zu den<br />

Publikumslieblingen: »Draußen an der Strecke<br />

ist die Atmosphäre meist schon gut, aber in der<br />

Halle ist es noch viel besser. Es ist einfach ganz<br />

anders, die Leute sind beim SX viel näher dran«,<br />

beschreibt Richier die Atmosphäre. Obwohl zu<br />

einigen Spitzenveranstaltungen unter freiem<br />

Himmel fast genauso viele Menschen kommen<br />

wie bei einem Supercross-Rennen in Deutschland,<br />

verteilen sich die Fans an der größeren<br />

Motocross-Strecke viel mehr. »Ich sehe beim<br />

Fahren auch die verteilten Fans an der Motocross-Strecke,<br />

aber es ist komplett anders«, sagt<br />

der Cross-Profi.<br />

Die Vorbereitung<br />

Das Training für beide Disziplinen ist ebenfalls<br />

unterschiedlich. Beim Supercross kommt es<br />

besonders aufs Fahrtraining an. Richier verrät,<br />

wie er sich vorbereitet: »Beim Motocross <strong>kann</strong>st<br />

du dich auch anders fit halten, beim SX musst du<br />

vorher ständig auf dem Bike sitzen, um dir den<br />

Rhythmus anzugewöhnen.« Daneben gibt er zu,<br />

dass seine Vorbereitungszeit zwischen Outdoor<br />

und Indoor in diesem Jahr ein wenig knapp war.<br />

Nur 15 Tage lagen zwischen dem letzten Motocross-Lauf<br />

und dem ersten Supercross-Rennen<br />

der Saison 2011/2012. Richier überlegt bei einem<br />

Favoriten lange, kommt aber zu dem Schluss,<br />

dass er in der Halle oft mehr Spaß hat. »Ich mag<br />

Motocross und Supercross, aber SX finde ich ein<br />

kleines bisschen besser. Es passt einfach besser<br />

zu meinem Stil, ich springe eben gerne und deshalb<br />

macht es mir mehr Spaß.«<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 111


Der Iceman in<br />

seinem Element<br />

Gladiator Kimi:<br />

Trotz Waffengewalt<br />

konnte der Iceman die<br />

WRC-Welt nicht erobern<br />

Egal ob auf Schnee oder Eis: Kimi ist<br />

auf jedem Belag schnell - dumm, dass<br />

in der WRC so viele Bäume und<br />

Schneebänke im Weg standen<br />

formel 1 hunger<br />

2009 kehrte Kimi Räikkönen der Formel 1 den Rücken. Nicht das<br />

Fahren hatte ihn ermüdet, sondern der Zirkus rund um die Rennen. Der<br />

Finne benötigte einen Tapetenwechsel und fand diesen in der<br />

Rallye-Weltmeisterschaft. Im Gegensatz zur Formel 1, in der Politik eine<br />

wichtige Rolle spielt, fand er in der WRC sein Lächeln wieder. Der<br />

F1-Weltmeister von 2007 machte jeden Spaß mit, schlüpfte auch mal<br />

in ein Gladiatoren-Kostüm. Trotzdem war das Verlangen nach der<br />

Königsklasse zu groß: "Der Hunger nach der F1 hat mich übermannt."<br />

Nicht<br />

seiner Liebe fürs<br />

Eishockey verdankt Räikkönen<br />

seinen Spitznamen "Iceman",<br />

sondern Ron Dennis. Dabei ist Kimi ein<br />

lustiger Geselle wie Heikki Kovalainen<br />

verriet: "Mit Kimi werden die Partys besser."<br />

der ICEMAN<br />

ist zurück<br />

Fotos: adrivo/Sutton, milagro, suzuki<br />

112 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


2001 debütierte Kimi mit<br />

gerade einmal 23<br />

Autorennen auf dem<br />

Buckel für Sauber<br />

kimi<br />

räikkönen<br />

Von Sauber über McLaren und<br />

Ferrari zu Lotus: Kimi tritt in den<br />

kommenden beiden Jahren<br />

wieder in der Formel 1 an<br />

HARDCORE<br />

BIKES<br />

Kimi nennt zwei Motorräder sein<br />

Eigen: Iceman I und II. Er selbst<br />

spricht von seinen<br />

Hardcore-Bikes<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 113


foto: red bull<br />

die champions werden gekürt:<br />

motorsport-magazin ausgabe 23 erscheint am 01.03.2012<br />

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