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äikkönen comeback
Der Iceman ist zurück: Triumphale Rückkehr
des Champions oder totaler Reinfall?
ciao, supersic!
Marco Simoncelli: Seine besten
Sprüche, seine größten Erfolge
Formel 1 + Motogp + Motorrad + Tourenwagen + Rallye + Us-Racing + mehr Nr.22
++ STEFAN BRADL ++
LIZENZ ZUM
AUFSTIEG
exklusiv im interview:
Moto2-Achterbahn
und MotoGP-Aufstieg
motogp 2012
beginn einer
neuen ära
martin
tomczyk
Luxusproblem
meistertitel
TITELKAMPF 2012:
wer kann
vettel
stoppen?
MOMENT-
AUFNAHMEN
Spektakulär, witzig
und sexy: die Bilder
der Saison 2011
hamilton
steht kopf
Liebeskummer und Kollisionen:
Warum Hamilton versagte und
wie er 2012 zurückschlagen kann
INHALT.ausgabe 22
IN DIESER AUSGABE
Formel 1
Sebastian vettel: Der Pokaljäger 22
2012: Wer kann Vettel stoppen? 26
lewis hamilton: Lewis steht Kopf 30
Stephan Heublein, Chefredakteur
interview: Johnny Herbert 34
galerie: Die Bilder des Jahres 2012 38
Tops & Flops: Die Gewinner und Verlierer 46
Unsere Wünsche
für die Saison 2012
Unvergessen - Erst wird die Weihnachtswunschliste angefertigt,
dann werden die Neujahrsvorsätze verfasst. Den wichtigsten
Wunsch teilen alle Motorsportanhänger gleichermaßen: die
Ereignisse vom 16. Oktober in Las Vegas und eine Woche später in
Sepang sollen sich nicht wiederholen! Dan Wheldon und Marco
Simoncelli bleiben uns immer in Erinnerung: Ab S. 90 verabschieden
wir uns mit den größten Highlights von SuperSic.
Unschlagbar - Sportlich scheinen Casey Stoner, Sebastian Vettel
und Sebastien Loeb auch 2012 die Topfavoriten zu sein - doch wir
wünschen uns mehr Spannung! McLaren, neue Regeln oder doch
indische Kühe? Im Formel-1-Teil erklären wir, wer oder was Vettel
in der nächsten Saison stoppen kann.
Unerwartet - Mit einem Vorjahreswagen gewann Martin Tomczyk
den DTM-Titel. Solche Überraschungen wollen wir 2012 mehr
sehen! Ein Fan-Wunsch wird auf jeden Fall erfüllt: mit BMW mischt
endlich ein dritter Hersteller mit. Im Interview mit dem Motorsport-
Magazin spricht Tomczyk über die neue Herausforderung.
Wunschkonzert - Was wünschen Sie sich im neuen Motorsportjahr?
Verraten Sie uns Ihre Erwartungen an 2012 in unserem
Forum auf Motorsport-Magazin.com oder lassen Sie uns per E-Mail
an leserbriefe@motorsport-magazin.com wissen, welche Themen
Sie im neuen Jahr in Ihrem Motorsport-Magazin lesen möchten.
statistik: Das Jahr 2012 in Zahlen 52
history: Emerson Fittipaldi 54
Automobil
interview: Martin Tomczyk 60
BMW: Rennsportler im Vergleich 64
wrc: König Loeb 66
interview: Mikko Hirvonen 69
technik: Ferrari F458 Italia 70
verrückt: Monster Trucks 72
Ausblick: Rennkalender 2012 74
Motorrad
blick voraus: Was sich 2012 alles ändert 78
kristallkugel: Comeback der 1000er 84
interview: Loris Capirossi 86
top-5: Marco Simoncelli 90
sicherheit: So sicher ist die MotoGP. 98
interview: Stefan Bradl 102
125cc: Abschied von den Zweitaktern 106
superbike: Marco Melandri wird Bayer 108
vergleich: Supercross vs. Motocross 110
Service
Boxenstopp 4
Kolumnen 18
ZIELGERADE 112
Foto: adrivo/Sutton Titelfotos: adrivo/Sutton, milagro
2 www.Motorsport-Magazin.com
Pro VS.
Kimi Räikkönen
Fotos: adrivo/Sutton, Lotus
Wird Kimi bald in
neuen Farben
Erfolge bejubeln?
Der Iceman
kehrt mit
Lotus Renault
in die Formel
1 zurück
+++ PRO +++
+++ CONTRA +++
Kimi Räikkönen will es noch einmal wissen und in den kommenden
zwei Jahren Vettel, Hamilton & Co. herausfordern. Wie Michael Schumacher
konnte sich auch der Finne dem Reiz eines F1-Comebacks
nicht entziehen und wie bei Schumacher gibt es auch kritische Stimmen
zum Comeback des Weltmeisters von 2007.
Immer wieder fällt in diesem Zusammenhang das Wort »Motivationsproblem«.
Ohne Zweifel, kann das Comeback von Räikkönen komplett
in die Hose gehen, aber genauso kann es gut gehen. Räikkönen selbst
hat bei seinem Comeback-Versuch wenig zu verlieren - im Gegenteil.
Viel mehr könnte er den unrühmlichen Abgang bei Ferrari vergessen
machen und zeigen, dass er es noch drauf hat.
Räikkönen wird zwar eine Eingewöhnungszeit brauchen, doch mit
dem Finnen könnte zukünftig durchaus zu rechnen sein. Sein Talent
und seine Schnelligkeit hat er in seiner zweijährigen Abwesenheit mit
Sicherheit nicht verloren und mit Lotus Renault GP, dem ehemaligen
Weltmeisterteam von Alonso und Schumacher, unterschrieb er bei
einem Rennstall, der durchaus Potenzial hat, vorne mitzukämpfen -
obwohl hinter dem Team eine schwierige Saison liegt.
Mit der Verpflichtung des Finnen könnte allerdings ein Schub durch
die gesamte Mannschaft gehen - mögliche, neue Sponsoren nicht
ausgeschlossen. Räikkönen gilt zwar nicht als großer Redner, doch
ist er ein echter Typ, den die oftmals zu glatte Formel 1 gut gebrauchen
kann.
Text: Kerstin Hasenbichler
Dank Kimi Räikkönens Comeback stehen 2012 sechs Weltmeister in
der Startaufstellung – die Formel 1 ist also einer der großen Gewinner
der Rückkehr des Icemans. Doch tut er sich selbst und seinem neuen
Team wirklich einen Gefallen?
Lotus setzt voll auf den Marketinggedanken, den der neue Teamname
und die ab sofort einzigartige Marke bringen. Aber ist Räikkönen der
richtige Fahrer für diesen Neuaufbau? Dem Finnen wurden schon in
seinen Erfolgszeiten Motivationsprobleme nachgesagt – gerne war
er bei Bootsrennen in Gorillakostümen und langen Partys aktiv, weniger
bei der Arbeit mit den Ingenieuren.
Das wird sich wohl kaum ändern, wenn er im nächsten Jahr nur um
Punkteränge kämpft – denn es ist unwahrscheinlich, dass Lotus
urplötzlich der Sprung zum Topteam gelingt, dafür sind die Regeländerungen
nicht umfangreich genug. Die Frage ist: verliert Kimi nicht
nach einigen Rennen die Lust, um die Plätze sechs bis acht zu fahren?
Stichwort: Regeländerungen. Die Formel 1 hat sich in den letzten
zwei Jahren verändert. Die neuen Reifen stellten selbst erfahrene
Piloten wie Mark Webber vor Probleme, hinzu kommen Neuerungen
wie das DRS. Michael Schumacher musste am eigenen Leib erfahren,
dass eine lange Pause nicht so einfach abzuschütteln ist. Nur wenn
Kimi bereit ist, sich einzuarbeiten und auch im Briefingraum Vollgas
zu geben, kann sein Comeback gelingen.
Text: Stephan Heublein
4 www.Motorsport-Magazin.com
Michel Rutter bei
seinem
Macau-Sieg
2007 auf
Kawasaki
Siebter Streich
Wer als Motorradfahrer gerne große Auslaufzonen und viel Platz hat, ist
auf dem Stadtkurs von Macau an der falschen Stelle. Dort ist es eng,
Auslaufzonen sind Mangelware und 2011 waren die Bedingungen zudem
noch schwierig. Michael Rutter war das alles egal, er holte sich seinen
siebten Erfolg beim Macau GP der Zweiräder und ist damit alleiniger
Rekordhalter bei diesem Event.
Fotos: milagro, adrivo/Sutton, KTM
Hellblaues Päuschen
Es war lange befürchtet worden, schließlich folgte die
offizielle Verkündung: Suzuki ist 2012 nicht mehr
in der MotoGP. Allerdings vermeldete
der Hersteller keinen
Ausstieg, sondern lediglich
eine Auszeit. 2014 wolle
man mit neuer Maschine
wieder mitmischen. Vielleicht
kann man dann an
alte Erfolge anschließen,
zu 500cc-Zeiten
hatte Suzuki noch
sechs Mal den
Fahrer-Weltmeister
gestellt.
Im Gegensatz
zu Jorge,
der armen Sau,
kann ich heute
Klavier spielen.
Damian Cudlin (Rippen- und Hüftprellung)
über Jorge Lorenzo (Fingerkuppe ab)
6 www.Motorsport-Magazin.com
Text: Falko Schoklitsch
Suzuki-Legenden
Kevin Schwantz
»Wenn du Gott siehst, dann musst du
bremsen«, meinte Kevin Schwantz einmal.
Und so ähnlich sah sein Fahrstil aus. Der
Amerikaner war wild unterwegs, er fuhr
aber auch erfolgreich. In der Motorrad-
WM fuhr er nur für Suzuki und schenkte
dem Hersteller 1993 den Titel.
Barry Sheene
Barry Sheene schaffte es als einziger
Fahrer, Suzuki in der Königsklasse zwei
Titel zu schenken und er ist heute noch
einer der beliebtesten Piloten der GP-
Geschichte. Sheene ist zwar 2003 an
Krebs verstorben, sein Fahrstil und seine
Art neben der Strecke haben ihm aber
viele Fans eingebracht.
Kenny Roberts Jr.
Kenny Roberts Jr. stand lange im Schatten
seines Vaters, des dreifachen Weltmeisters
Kenny Roberts Sr. Als er 1999 das
Team von King Kenny verließ und zu
Suzuki ging, begann er Rennen zu gewinnen,
im Jahr 2000 folgte der 500cc-WM-
Titel, der gleichzeitig der vorerst letzte für
Suzuki im GP-Sport war.
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Dakar-Favoriten
Wenn die Rallye Dakar 2012 in Südamerika startet, werden die Motorrad-Favoriten
wieder aus dem Lager von KTM kommen. Für das
Werksteam gehen Marc Coma und Cyril Despres an den Start, die seit
2005 die Siege unter sich ausgemacht haben. Als ihre Unterstützungsfahrer
starten Juan Pedrero für Coma und Ruben Faria für Despres. Als
Maschine ist wieder die KTM 450 Rally im Einsatz.
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www.Motorsport-Magazin.com 7
Der Finne fliegt wieder
Der fliegende
Finne saß wieder
in einem
Silberpfeil
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König von Macau
Daniel Juncadella hat den Formel 3 GP in Macau gewonnen.
Der 20-jährige Spanier setzte sich knapp gegen Felipe
Nasr, Sieger der britischen Meisterschaft, und Marco Wittmann
durch. Letzterer verlor die Führung nach einer
Safety-Car-Phase. Roberto Merhi, Champion der Euro
Serie, blieb beim Start stehen und löste damit eine Kollision
aus, die auch den zweiten Deutschen Daniel Abt das
Rennen kostete.
8 www.Motorsport-Magazin.com
Text: Sönke Brederlow, Mike Wiedel
Mika Häkkinen ist zurück im Renngeschehen. Beim
Finale des International Le Mans Cups in Zhuhai pilotierte
der 43-Jährige zusammen mit Lance David
Arnold und CongFu Cheng einen Mercedes SLS AMG.
Es war das erste Rennen des Finnen seit seinem Ausstieg
aus der DTM im Oktober 2007. Das 6h-Rennen
in China musste das Trio allerdings in Führung liegend
vorzeitig beenden; ein gerissener Keilriemen zwang
das Team nach gut zwei Stunden zur Aufgabe.
Frühere Macau Sieger
Fotos: adrivo/Sutton,, mercedes-benz, audi
Edoardo Mortara
Ralf Schumacher
David Coulthard
Michael Schumacher
Ayrton Senna
Der Italiener ist der einzige
Pilot, der den Macau GP
zwei Mal gewinnen konnte.
Der heutige DTM-Pilot
siegte 2009 und 2010 in
den Straßen von Macau.
Nach seinem Sieg beim
Macau GP 1995 blieb Schumacher
in Asien und bestritt
dort die Formel Nippon, wo
er 1996 auf Anhieb Meister
wurde. Im folgenden Jahr
schaffte er mit Jordan den
Sprung in die Formel 1.
Erst drei Jahre nach seinem
Triumph beim Formel 3 GP
in Macau schaffte Coulthard
den Aufstieg in die Königsklasse.
Vor seinem F1-Einstieg
1994 mit Williams fuhr
er in der F3000.
Michael Schumacher ist der
einzige aktive F1-Pilot, der
in Macau gewinnen konnte.
1990 setzte er sich knapp
gegen den Finnen Mika
Häkkinen durch.
Der Erfolg beim Formel 3 GP
in Macau ebnete Senna den
Weg in die Formel 1. Nur ein
halbes Jahr nach seinem
Sieg wechselte er aus der
Formel 3 in die Königsklasse.
Gemütlicher Motorensound
Eva Briegel und die Band Juli fühlen sich bei der DTM heimisch. Der Motorenlärm stört ihre
zart besaiteten Musiker-Ohren überhaupt nicht: »Tatsächlich finde ich das ganz gemütlich«,
sagt Briegel, die als Kind mit ihren Eltern in der Nähe einer Motocros-Strecke wohnte. »Wenn
wir auf der Terrasse saßen und Kaffee tranken, ging es auf der Strecke ordentlich ab.«
kevin
ceccon
Mirko
Bortolotti
Johnny
Cecotto Jnr
Fabio
Leimer
Die jungen Wilden
Beim Young Driver Test in Abu Dhabi gaben die meisten F1-Teams dem Nachwuchs eine Chance. Das
Motorsport-Magazin hat sich bei vier der Rookies umgehört - wie gefällt ihnen die Königsklasse?
Mirko Bortolotti
Alter: 21 / Formel 2
Johnny Cecotto Jnr
Alter: 22 / gp2
Kevin Ceccon
Alter: 18 / gp2
Fabio Leimer
Alter: 22 / gp2
»Jeder Kilometer in einem F1-Auto
bringt irrsinnig viel. Aber die Autos
verändern sich in jedem Jahr brutal
stark – die heutigen Rennwagen lassen
sich praktisch nicht mit den
Autos vergleichen, die ich in der Vergangenheit
getestet habe. Ich muss
mich jedes Mal neu einstellen. Es ist,
als ob man noch nie Formel 1
gefahren wäre. Aber ich finde es sehr
cool, dass man im Laufe der Runde
so viel am Lenkrad machen muss.«
»Man fährt aus der Box und hat diese
18.000 Umdrehungen im Ohr - der
Motorensound ist einfach unglaublich.
Das ist das erste Gefühl, das in
den Kopf springt. Dann kommen die
Bremsen und die Beschleunigung.
Wenn man KERS benutzt, gibt es
noch mal einen Kick. Die Autos sind
Meisterwerke der Technik. Ein
F1-Auto zu fahren, ist etwas Besonderes
und ich wollte sichergehen,
dass ich es genießen kann und mir
nichts Dummes passiert - wie ein
Unfall in der ersten Kurve.«
»Nach den ersten Runden ist man
beeindruckt, was das Auto alles kann.
Der Wagen unterscheidet sich von
allen anderen Autos, damit fahren zu
dürfen, war einfach sensationell. Als
ich das erste Mal auf die Strecke rausfuhr,
habe ich sehr viel nachgedacht.
Das Lenkrad unterscheidet sich sehr
von jenen in anderen Rennserien. Es
gibt viele Knöpfe und jeder Knopf hat
eine andere Funktion. Das war schon
verwirrend.«
»Ich war nervöser, als ich das erste
Mal ein GP2-Auto gefahren bin. Es
hat mich überrascht, wie ruhig das
Auto zu fahren war. Ein GP2-Auto
ist dagegen sehr schwer zu fahren,
weil es viel unruhiger ist. Was mich
sehr beeindruckt hat, sind die Bremsen
- man kann viel später bremsen.
Wenn man vom Gas geht, fühlt sich
das fast wie eine Vollbremsung in der
GP2 an. Der Speed, die Bremsen,
DRS, KERS - in der Formel 1 gibt es
so viel mehr zu tun.«
10 www.Motorsport-Magazin.com
Text: Manuel Sperl
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F1-Legenden in 3D
Fotos: adrivo/Sutton
Die dritte Dimension ist angesagt - aber nicht nur im Kino:
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Tierische Begegnungen
Hund vs. GP2 Bruno Senna läuft auf der Strecke
in Istanbul bei 280 km/h einer von zwei streunenden
Hunden vor das Auto - die rechte Vorderradaufhängung
knickt ab. Senna bleibt unverletzt.
»Wir hätten
eine Kuh auf
die Strecke
stellen sollen!«
Christian Horners Idee,
um Vettel von schnellsten
Runden am Rennende abzuhalten
Otter vs. MotoGP In Indianapolis
rannte Casey Stoner ein Otter vor das
Bike. Der Weltmeister konnte geradeso
ausweichen und machte eine entschuldigende
Geste in Richtung des davon
wieselnden Tieres.
Reh vs F1 Stefan Johannson nahm
1987 in Spielberg ein Reh auf die Hörner
- bei 190 km/h. Das Tier wurde regelrecht
zerfetzt. Der Schwede kam mit dem Schrecken
davon.
Hirsch vs. ChampCar Cristiano
da Matta kollidierte 2006 in Elkhart
Lake mit einem Hirsch. Der Brasilianer
erlitt schwere Kopfverletzungen, lag im
künstlichen Koma. Heute fährt er wieder
Rennen in der ALMS.
Murmeltier vs. F1 Scharen an Murmeltieren
besiedeln die Ile de Notre Dame in Montreal.
Ralf Schumacher konnte einst einem der
wagemutigen Fellknäuel ausweichen, Anthony
Davidson nicht.
Felipe Massa muss 2012 eine
Schippe drauf legen - sonst ist
sein Ferrari-Cockpit bald weg
Verpasste Chancen
Text: Kerstin Hasenbichler
Felipe Massa hat seinen großen Traum erreicht, er hat den Weltmeistertitel
geholt. In seine Augen steigen Freudentränen, in der Ferrari-Box bricht seine
Familie in Jubelstürme aus und auf den Tribünen in Sao Paulo reißt es die Fans
von ihren Sitzen. Knapp dreißig Sekunden später war der Traum zerplatzt. Den
Freudentränen folgten Tränen der Verzweiflung, der Fassungslosigkeit und der
Wut. Der Brasilianer konnte seine Chance 2008 nicht nutzen - ein roter Faden,
der sich durch seine Karriere zieht. Als er zu Ferrari wechselte, gab es
nur eine Nummer eins und die hieß Michael Schumacher. An der Seite
des Rekordmeisters blieb für ihn nur die Rolle des Adjutanten übrig.
Als dieser sich in die F1-Pension verabschiedete, hatte Massa die
einmalige Chance, aus der zweiten in die erste Reihe nach vorne
zu treten. Doch die Fußstapfen von Schumacher erwiesen sich
für den 1,66 kleinen Brasilianer als zu groß.
Statt ihm gewann der Finne Kimi Räikkönen den ersten WM-Titel
für Ferrari nach der Schumacher-Ära. Kaum war der Finne weg,
war mit Fernando Alonso schon der nächste Star ins rote Boot
gewechselt und Massa füllte wieder nur die Nebenrolle als
Nummer zwei aus. Ferrari hätte ihn wohl längst ausgetauscht,
wäre im Jahr 2009 nicht Massas Horrorunfall im
Qualifying zum Großen Preis von Ungarn dazwischen gekommen.
Die Saison 2009 war damit für den Brasilianer abgehakt
und als 2010 die erwarteten Ergebnisse ausblieben,
war auch schon die perfekte Entschuldigung gefunden - er
brauche einfach noch eine Weile, um wieder in Form zu
kommen. Zum anderen besitzt Massa eine Eigenschaft,
die für die Scuderia Ferrari entscheidend ist - er folgt
Befehlen ohne Widerworte zu geben. So ließ er 2010 auf
Befehl des Teams Fernando Alonso in Hockenheim ohne
»die fuSSs
stapfen von
schumacher
erwiesen
sich als zu
gross.«
Gegenwehr vorbeiziehen. Sarkastische Sätze wie »Nicht schlecht für einen
Nummer zwei-Fahrer« brauchte Ferrari von Massa nie zu befürchten. Doch 2012
soll der Fahrer- und Konstrukteurstitel endlich wieder nach Maranello gehen -
und für letzteres benötigt Ferrari zwei starke Fahrer, die regelmäßig siegen und
aufs Podium fahren. Ausreden gibt es nicht mehr. Unbestritten war der Ferrari
in der vergangenen Saison nicht so konkurrenzfähig wie der RB7, doch gerade
in einem schwachen Auto ist ein starker Fahrer gefragt. Alonso fuhr in Silverstone
immerhin einen Sieg ein und kämpfte bis zum letzten Rennen um den
Vizeweltmeistertitel.
Massa schaffte es hingegen in 19 Rennen kein einziges Mal auf das
Podest. Diese Fakten kann auch Ferrari nicht länger ignorieren - der Stuhl
von Massa wackelt. Luca di Montezomolo spricht zwar davon, dass er
im Jahr 2012 von Massa Großes erwartet, doch zwischen den Zeilen
gelesen bedeuten die präsidialen Worte nichts anderes, als dass der
30-Jährige bessere Ergebnisse einfahren muss. Bleiben diese
wie in dieser Saison aus, dann könnte es für Massa mehr als
nur eng werden.
Sein Vertrag bei Ferrari läuft Ende 2012 aus, immer mehr junge
Talente drängen in die Formel 1 und auch alte Bekannte werden
bereits mit dem zweiten Ferrari-Cockpit in Verbindung
gebracht. Nach aktuellem Stand sind die Gerüchte um Robert
Kubica zwar nichts weiter als wilde Spekulationen, aber das
allein sollte Massa nachts nicht ruhig schlafen lassen - in der
weiten F1-Welt gibt es noch mehr schnelle Rennfahrer als
den Polen. Massas Landsmann Rubens Barrichello hat zwar
bewiesen, dass es auch ein Leben nach Ferrari gibt. Das heißt
aber oft auch, sich mit Mittelmaß zufrieden zu geben.
Fotos: adrivo/Sutton
14 www.Motorsport-Magazin.com
2012 heißt es
Werks- und
Satellitenmaschinen
gegen
CRT-Bikes
Text: Falko Schoklitsch
Suche nach der Balance
Hypothetisches Szenario: Ein Team aus acht Fußball-
Superstars muss in einem Spiel gegen elf durchschnittliche
Fußballer antreten. Die Frage ist, wie wird das Spiel
ausgehen? Auf der einen Seite die Mehrzahl an Spielern,
auf der anderen der Überschuss an spielerischer Qualität.
Die Frage ist natürlich schwer zu beantworten, wäre es
mit neun Spielern in der Star-Mannschaft gerechter oder
sollte sie vielleicht sogar nur sieben haben? Das Schaffen
von Chancengleichheit bei eigentlich unterschiedlichen
Voraussetzungen ist immer eine schwierige Sache.
Die Superbike-WM probiert seit Jahren, die Zweizylinder
mit den Vierzylindern über Bestimmungen im technischen
Reglement gleichzustellen - mit der Möglichkeit
ständiger Anpassungen. So kann das Gewicht der
Zweizylinder, das aufgrund ihres größer gestatteten
Hubraums höher ist, nach Bedarf in Schritten von
drei Kilogramm angepasst werden. Außerdem sind
Zweizylinder mit Ansaugrestriktoren begrenzt. Nicht
immer sind dort beide Seiten mit den bestehenden
Ausgleichs-Regeln zufrieden, weil Vorteile einmal auf
der einen und dann wieder auf der anderen Seite
vermutet werden.
Maschinen. Für die einen gilt ein Motorenlimit von sechs
pro Saison, für die anderen sind es zwölf. Die einen
müssen im Rennen mit 21 Litern Sprit auskommen, die
anderen haben 24 Liter zur Verfügung. Damit soll ein
gewisser Ausgleich geschaffen werden, wobei alles noch
unproblematisch sein wird, solange die CRTs trotz einer
höheren Anzahl an Motoren und mehr Sprit nicht an der
Spitze mitfahren.
Aber man kann sich leicht ausmalen, was passiert,
wenn eines Tages eine CRT-Maschine plötzlich ganz
vorne auftaucht. Drei Liter mehr Sprit pro Rennen sind
nicht wenig, das sind rund 14 Prozent. Während die
Werks-Prototypen also stark haushalten
müssen und teilweise mit einer
magereren Mischung fahren, haben
die CRTs die Gelegenheit, mit einem
fetteren Gemisch zu fahren. Sollte das
dazu führen, dass die viel teureren
Maschinen der Hersteller plötzlich Konkurrenz
von einem vergleichsweise
billigen Motorrad
bekommen, dann ist wohl
Feuer am Dach. Vor allem, weil Dorna-Chef Carmelo
Ezpeleta in diesem Jahr nicht müde wurde, seine volle
Unterstützung hinter die Claiming Rule Teams zu stellen.
Er hat betont, dass der Rechteinhaber in Zukunft nur
noch CRTs finanzielle Unterstützung geben will, wer in
der Lage sei, sich ein Satelliten- oder Werks-Motorrad
zu kaufen, müsse sehen, wie er selbst zurechtkomme.
Dann will er ab 2013 eine Standard-Elektronik und eine
Drehzahlbegrenzung einführen, um die Leistung von
Werks-Prototypen und CRT-Maschinen weiter anzunähern.
Zu diesem Zeitpunkt haben die CRTs ein Jahr
Rennerfahrung hinter sich und dürften große Fortschritte
gemacht haben. Dann könnte es wirklich lustig werden,
denn die Kombination aus mehr Motoren, mehr Sprit
und einer Leistungs-Annäherung mittels Standard-
Elektronik und Drehzahlbegrenzung könnte dazu führen,
dass CRTs nicht mehr nur hinterher fahren. Sollte es
soweit kommen, dürfte die MotoGP einen Streit erleben,
der selbst Seifenopern-Autoren in ihren kühnsten Träumen
nicht einfiele. Nur gut, dass man sich ein Hintertürchen
offen gelassen hat: Anpassungen seien ja
immer möglich. Nur wird auch dann wieder jemand
unzufrieden sein.
Nun versucht die MotoGP, selbst ihr zweigleisiges
Reglement durchzuziehen und dürfte
damit bald merken, dass es schwierig ist, zwei
Seiten zufriedenzustellen, die unter gänzlich
unterschiedlichen Voraussetzungen im Wettbewerb
gegeneinander antreten müssen. Die
Werks-Prototypen - egal ob Werks- oder
Satelliten-Motorrad - fahren gegen die CRT-
»Anpassungen seien immer möglich.
Nur wird auch dann wieder
jemand unzufrieden sein.«
Fotos: milagro
16 www.Motorsport-Magazin.com
Kriegt
Ducati
2012
die
Kurve?
Ducati hat nach der Saison 2011 sein ganzes
Maschinen-Konzept über den Haufen geworfen,
um 2012 doch endlich wieder an die Spitze der
MotoGP zurückzukehren. Kann es auch gelingen?
Falko Schoklitsch: Ducati hat sich in diesem
Jahr nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Erst die
Aussagen von Jeremy Burgess, die Frontprobleme
der Vergangenheit ließen sich wohl in 80 Sekunden
ausbessern, dann Update über Update und
nichts hat funktioniert. Jetzt also ein völlig neuer
Rahmen, dass der hilft, glaube ich erst, wenn ich
die Zeiten der ersten Tests nach der Winterpause
sehe. Denn die japanische Konkurrenz hat in
diesem Bereich jahrzehntelangen Vorsprung.
Maria Pohlmann: Nicht nur Jeremy Burgess,
sondern auch Filippo Preziosi gibt alles. Das
sollten neben Valentino Rossi die besten Zugpferde
für Verbesserungen sein. Ich denke, selbst
wenn es Ducati in diesem Jahr gegen die Japaner
schwer hatte, es geht bergauf. Rossi wird sich
nicht auf einem sechsten Platz ausruhen und
bekanntermaßen wird für ihn ja überall alles
getan. Er wird keine Ruhe geben, bevor sein
Motorrad nicht siegfähig ist. Außerdem bricht
im nächsten Jahr eine komplett neue Ära in der
MotoGP an, obwohl die Japaner stark sind, bin
ich überzeugt, dass die Karten neu gemischt
werden.
Jule Krause: Man hat den Eindruck Ducati
hat 2011 mehr fürs Testen ausgegeben als in
den letzten vier Jahren zusammengenommen.
Obwohl sie betonen, der neue Rahmen sei
experimentell, sie steigen sicher um, denn eigenes
Konzept oder nicht, ich schätze, es ist wichtiger,
an den japanischen Werken dran zu bleiben
und wenn das mit Rossi nur ohne Karbon
geht, dann eben ohne.
FS: Dranbleiben reicht nicht. Vom Niemandsland
ins Niemandsland, damit ist niemandem geholfen.
Sollte sich mit dem neuen Rahmen nicht bald
Erfolg einstellen, wird Rossi ungeduldig werden
und wohl zu überlegen beginnen, ob er seine
Karriere nicht vielleicht doch bei einem anderen
Hersteller ausklingen lässt.
JK: Ja schon, aber ich sehe nicht, dass Burgess
und Rossi mit dem Karbon Rahmen zurechtkommen,
vielleicht ist der Umstieg doch zu
krass, wenn man 20 Jahre was anderes gemacht
hat. Die Frage ist, ob Ducati das alles aufgeben
will. Ich schätze, wenn sich zeigt, dass man
damit mehr bei der Musik ist, dann schon.
MP: Sollte sich mit dem neuen Rahmen der
gewünschte Erfolg nicht einstellen, wird weiter
entwickelt und umgedacht. Ducati wird alles
Geld der Welt geben, um Rossi bis zu seinem
Karriereende zu binden. Ob andere Hersteller
nach seinen eher durchschnittlichen Ergebnissen
in diesem Jahr überhaupt noch so viel wie zuvor
in ihn investieren würden, wäre auch fraglich.
JK: Ich denke nicht, dass Ducati sich alles Geld
der Welt leisten können wird.
FS: Das ist ja die andere Frage. Rossi bringt zwar
viele Sponsoren, aber wenn er weiter vor sich hin
leidet, werden die Sponsoren ihre Lust verlieren.
So gesehen, geht es nur rauf oder runter.
MP: Genau deshalb sind die Italiener daran
interessiert, dass es so schnell wie möglich
mit dem Bike und dem Fahrer wieder rauf
geht. Dabei sei auch Nicky Hayden nicht
zu vergessen, der wohl genauso wie Rossi
unter der Unterlegenheit der Desmosedici
leidet.
FS: Nur ist das Interesse zum Schritt
nach oben nicht die tatsächliche
Durchführung. Von Verbesserungen redet Ducati
schon lange, viel Zählbares ist dabei noch nicht
herausgekommen.
JK: Zudem, immerzu Neues ausprobieren sowie
hin und her wechseln wird Ducati auch mit
fünf Geniussen nicht weiter bringen. Also ich
denke, sie müssten sich noch vor Malaysia I
entscheiden, in welche Richtung es gehen soll.
Dann sollte 2012 zumindest das Podest wieder
die Norm sein, wenn man die GP12 mit dem
Rahmen baut, der die meisten Fortschritte
verspricht.
MP: Das Einzige, was ich daran beängstigend
finde, ist, dass selbst Burgess langsam die Lust zu
verlieren scheint. Viele Ideen sind wohl nicht
mehr offen, geschweige denn realisierbar. Ducati
braucht im kommenden Jahr aber definitiv einige
Top-Ergebnisse, ansonsten sieht es
besonders was Rossi angeht
eher dunkel aus.
Fotos: adrivo/Sutton
Jule, Maria und Falko
diskutieren über die
Zukunft von Ducati
Boxenspion
Boxenspion
Viele Gründe für eine
Rückkehr nach Korea
gibt es nicht...
Bitte, F1
komm 2012
zurück
Paddock-Notizen
Moderne F1-Fahrer haben keinen Humor? Falsch! Sergio
Perez funkte kurz vor dem Ende des Japan GP an sein Team:
»Ich verliere den Antrieb!« Das Team bekam Angst, schließlich
lag er in den Punkterängen. »Erst als ich im Ziel war, merkten
sie, dass ich sie reingelegt hatte.«
Miguel Molina fuhr beim DTM-Finale in Hockenheim
zu seiner zweiten Pole Position. Sein Renningenieur
Markus Michelberger zeigte im Boxenfunk, wie stark
er seinen spanischen Fahrer einstuft: »Who the fuck
is Fernando Alonso?!«
Bernie Ecclestone ließ sich auch von seiner Aussage vor dem
Münchner Landgericht nicht aus der Ruhe bringen. Erwartete
er, wieder dorthin zurück zu müssen? »Nein, dort fahren wir
nie... Ach so, ich? Ja klar, für das Bierfest, aber das ist erst
im Oktober wieder.«
Nico Rosberg in Gefahr: Mitten in Delhi stürzte ein
Inder auf ihn zu und schrie - Rosberg war ratlos.
Plötzlich machte er bumm und schnipste eine
Spinne von Rosbergs Hals. »Sie war klein, aber er
meinte: roter Körper, sehr gefährlich! Da sollte man
den Einheimischen glauben!«
kamuikaze siegt
Erster Saisonsieg: Kamui Kobayashi gewann
das Seifenkistenrennen auf der Zielgeraden in
Suzuka. Aber ob dieser Heckflügel dem Reglement
entsprach?
Kamui Kobayashi
gewann zumindest das
Seifenkistenrennen
Thema Cockpithaube in der Formel 1: Der Fantasie des Grafikdesigners
Jacek Kolodziejczyk entsprang diese Lösung. Er
sagt: »Es sollte cool aussehen, mit dem Rest sollen sich Genies
wie Adrian Newey beschäftigen...«
Jenson Button bei
geheimen Testfahrten
in Indien
Fotos: adrivo/Sutton, iacoski.com
indien (er)-fahren
Narain Karthikeyan hatte uns vor dem ersten
Indien GP gewarnt: »Ihr könnt selbst zur
Strecke fahren, aber nur wenn ihr mutig genug
seid!« Doch selbst Sebastian Vettel wunderte
sich über den chaotischen Verkehr. »Ich fragte
meinen Fahrer, ob die Leute hier wirklich einen
Führerschein haben«, so Vettel. Die Antwort:
»Klar, du kaufst ihn dir einfach!«
KLICK MAL
WIEDER....
Egal ob MotoGP, WRC, DTM oder Formel 1: Mit unserer Website Motorsport-
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der Motorsportwelt informiert - in Wort, Bild und Ton. Am besten gleich ansurfen:
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Denkwürdige Momente
Alle zwei Jahre gibt sich die Formel 1 in Hockenheim die Ehre - 2012 ist es wieder soweit. Ob für aufregende
Rennaction, spannende Rad-an-Rad-Kämpfe oder einfach nur, um Vettel, Schumacher & Co.
einmal live zu erleben - die Königsklasse auf dem Hockenheimring ist immer eine Reise wert.
Fotos: adrivo/Sutton
Fliegende Fäuste
Der wohl berühmteste »Zweikampf« der
F1-Geschichte trug sich 1982 in der Ostkurve zu.
Der Führende Nelson Piquet kollidierte beim Überrundungsversuch
in seinem Brabham-BMW mit
Text: Frederik Hackbarth
ATS-Nachzügler Eliseo Salazar. Kaum aus seinem
gestrandeten Boliden geklettert, ging mit dem brasilianischen
Weltmeister das südamerikanische
Temperament durch und er prügelte wie wild mit
seinen Fäusten auf den verdutzten Chilenen ein.
Besonders viel bekam Salazar allerdings nicht ab
- beide Piloten trugen beim Boxkampf am Streckenrand
ihre Helme.
Burti fliegt, Ralf siegt
Der wohl spektakulärste Start in der Hockenheim-Historie ereignete sich 2001.
Michael Schumacher kam auf den ersten Metern nicht gut vom Fleck, die Autos
hinter ihm konnten dem langsamen Hindernis jedoch ausweichen - nicht so
Luciano Burti. Der Prost-Pilot knallte mit voller Wucht ins Heck des Ferraris und
stieg spektakulär in die Luft auf. Das Rennen wurde daraufhin abgebrochen
und neu gestartet. Für die deutschen Fans gab es trotzdem Grund zum Feiern
- den Sieg schnappte sich Ralf Schumacher im BMW-Williams.
Rubinhos Freudentränen
Rubens Barrichello durfte seinen ersten GP-Sieg 2000 auf den
langen Waldgeraden Hockenheims feiern. In einem turbulenten
Regenrennen setzte er sich von Platz 18 aus gestartet mit einer
unglaublichen Aufholjagd gegen die Konkurrenz durch. Der
Schlüssel zum Erfolg war Barrichellos Mut - er entschied sich
auf Slicks weiterzufahren, obwohl es an manchen Stellen des
langen Kurses regnete. Außerdem half ihm eine Safety-Car-
Phase, da ein Zuschauer auf die Strecke gelaufen war, um
gegen seine Entlassung bei Mercedes zu demonstrieren. Auf
dem Siegerpodium flossen bei Rubinho die Tränen.
Tollhaus Motodrom
1995 bescherte Michael Schumacher seinen zahlreichen Anhängern einen
ganz besonderen Feiertag - mit seinem ersten Heimerfolg und dem ersten
Sieg eines Deutschen auf deutschem Boden, verwandelte der Kerpener
das Motodrom in ein einziges Tollhaus. Erzrivale Damon Hill drehte sich
in Führung liegend in der ersten Kurve in die Reifenstapel und machte so
vor den jubelnden Fans den Weg zu Schumachers Premierentriumph frei.
Dem ersten Streich folgten im Laufe der Jahre noch drei weitere, was den
Rekordchampion auch zum Hockenheim-Rekordsieger macht.
Der Hockenheimring verteilt Weihnachtsgeschenke: Wer bis 18.
Dezember 2011 ein Ticket für den Deutschland GP 2012 kauft,
erhält pro Ticket eine Baseball-Kappe aus der exklusiven Hockenheimring-Kollektion
sowie eine persönliche Weihnachtsgrußkarte
seines deutschen Lieblingspiloten dazu - das verkürzt die Wartezeit
auf den Heim-GP vom 20. bis 22. Juli 2012. Die Bestellung ist ganz
einfach: Ticketkategorie laut Formel-1-Tribünenplan aussuchen
und anschließend das Online-Bestellformular ausgefüllt abschicken.
Mehr Infos unter der Ticket-Hotline +49 (0)6205-950 222 und auf
der Website: www.hockenheimring.de
weihnachts
aktion
18 www.Motorsport-Magazin.com
im VERGLEICH
adrivo/Sutton, WRC/McKlein
Die Sebs lassen‘s krachen Der Name beflügelt: im zweiten Jahr in Folge sicherten sich zwei Super Sebs die
WM-Titel in der Formel 1 und der WRC. Sebastian Vettel marschierte im Eiltempo zur Titelverteidigung, Sebastien Loeb küsste bereits zum achten
Mal den WM-Pokal - so oft wie kein anderer Rennfahrer in einer FIA-Weltmeisterschaft! Der Trost für die zermürbte Konkurrenz: Selbst Super Sebs
machen Fehler. Vettel zerschellte seinen Red Bull in den Trainings in Istanbul, Montreal und Suzuka - bei letzterem Abflug bot er sogar an, den
Transport des Ersatzflügels zu bezahlen! Loeb schlug in Australien eine dreifache Rolle und kollidierte beim Finale in Wales mit einem Zuschauerfahrzeug
- ob er diesen Schaden auch selbst bezahlen wollte, ist nicht überliefert...
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20 www.Motorsport-Magazin.com
Foto: red bull
nur MUt zum
schlechten ruf
Neel Jani wollte hoch
hinaus: Er raste mit
seinem Red Bull
Showcar in Nordindien
bis auf 18.380 Fuß
Höhe hinauf
Was für eine Saison! Trotz der Überlegenheit von
Sebastian Vettel waren fast alle Grand Prix des Jahres
spannend und steckten voller Überholmanöver -
manchmal, man mag es kaum für möglich halten,
sogar zu vielen! Der Grund dafür waren KERS, DRS
und vor allem die stark verschleißenden Reifen. Pirelli
hat sich getraut, wovor andere zurückschreckten: statt
auf das Image zu achten, verschrieben sie sich
packendem Racing. So muss es sein! Von diesem Mut
könnten andere Reifenhersteller lernen - denn spannend
sind die DTM-Rennen mit Marathonpneus ganz
gewiss nicht... Hoffentlich bleibt Pirelli seiner Linie
treu. Langlebigere Reifen wären nur gut für den Ruf,
aber schlecht für die Action. - Stephan Heublein
www.Motorsport-Magazin.com 21
22 www.Motorsport-Magazin.com
Kuss des
Siegers: Auf viele
Dinge könnte
Sebastian Vettel
verzichten, aber nicht
auf seine Pokale
vettel
verleiht
flügel
Text: Karin Sturm
Jüngster Pole-Setter, jüngster GP-Sieger und jüngster Doppelweltmeister:
Sebastian Vettel bricht alle Rekorde. Starallüren? Fehlanzeige. AuSSerhalb
des Cockpits findet Vettel ehrliche, offene und sehr reife Worte.
Fotos: adrivo/Sutton, red bull
www.Motorsport-Magazin.com 23
Überragende
Vettel-Bilanz: Drei
Jahre mit Red Bull,
zwei Mal Weltmeister,
ein Mal
Vizeweltmeister
Die Emotionen kochen hoch, die
Stimme kippt über, die Tränen
fließen - so feierte Sebastian
Vettel noch im Cockpit seinen
WM-Titel. Aber nicht in diesem
Jahr. Im ersten Moment überwog beim jüngsten
Doppelweltmeister der Formel-1-Geschichte
nicht die Freude über die Titelverteidigung,
sondern der Ärger über den dritten Platz in
Suzuka. Nur zu gerne wäre er mit einem Sieg
Weltmeister geworden. Diese Einstellung sagt
alles über Vettel. Diesen Anspruch teilten und
teilen nur die absoluten Ausnahmekönner der
Formel 1 mit ihm. Legenden, die Geschichte
schrieben, wie Ayrton Senna und Michael Schumacher.
In der Formel 1 gehe es nicht nur
darum, schnell im Kreis zu fahren, sagt Vettel,
es gehe vielmehr darum, wie man es schaffe,
dass 500 Menschen jeden Tag ihr Bestes geben,
damit er das schnellste Auto habe.
➜ Sebastian Vettel über Erfolg:
»Die Leute sagen, dass die Titelverteidigung der
schönste Tag meines Lebens war, oder das der
erste Titelgewinn der schönste Tag meines
Lebens gewesen sein muss. Aber ich hoffe, dass
ich mit 60 Jahren in der Position sein werde, zu
sagen: der beste Tag kommt noch. Ich fühle
mich gesegnet und glücklich, hier stehen zu
dürfen, denn ich liebe die Formel 1 und das
Rennen fahren und es gibt für mich nichts Besseres,
als das zu tun.«
➜ über den weg an die spitze
»Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, als
meine Familie mich so unterstützt hat, ist eines
entscheidend: wir alle hatten unseren Spaß. Ich
habe noch viele Freunde aus dieser Zeit, an die
»ich hoffe, dass
ich im alter von 60
Jahren noch in der
Position sein werde,
zu sagen: der beste
Tag meines lebens
kommt erst noch.«
ich mich noch erinnere, die ich
noch kenne. Es hat vielleicht
nicht jeder das nötige Glück,
oder es kommt einfach nicht
alles zusammen, dass er irgendwann
sein Hobby zum Beruf
machen kann, das er früher aus
Spaß betrieben hat. Ich kann gar
nicht in Worte fassen, was es mir
bedeutet hat, am anderen Ende
der Welt zu stehen und meinen
zweiten WM-Titel zu feiern.
Denn ich weiß genau, wie viele
Schritte auf dem Weg dorthin
notwendig waren und wie
schwierig die Zeiten teilweise
gewesen sind. Ich glaube, dass
viel entscheidender ist, dass man
zurückschaut und sich an dem
erfreut, was man sieht. Sicher
habe ich sehr viel gegeben, sehr
viel geopfert, aber es war keine
Quälerei, wir haben auch die Zeit genossen,
hatten sehr viel Spaß und das hat uns alle sehr
zusammengeschweißt.«
➜ Über Vergangenheit & Zukunft:
»Ich denke, man sollte sich immer auf den nächsten
Tag und die Möglichkeiten freuen, die er
einem bietet, anstatt zurückzublicken und traurig
zu sein, dass Dinge vergangen sind.«
➜ Über berühmte Gegner:
»Man kümmert sich im Cockpit nicht darum,
gegen wen man fährt. 2008 bin ich meine erste
komplette Saison für Toro Rosso gefahren. In
Hockenheim hatte ich ein direktes Duell mit
Fernando Alonso. Wir haben um Platz sieben
oder acht gekämpft, was für mich damals ein
sehr gutes Ergebnis war. Es war ein Rad-an-
Rad-Kampf, ich lag am Ende vorne, und nach
dem Rennen habe ich mir gesagt, ui, das war
nicht irgendjemand, den du da besiegt hast,
sondern immerhin der zweifache Weltmeister
Alonso. Aber das kommt einem stets erst nachher,
nicht in dem Moment, in dem man seinen
Job macht und versucht, alle anderen Fahrer zu
schlagen.«
➜ Über die Liebe zu Pokalen:
»Das war nicht immer so. In meiner Jugend gab
es bei den Go-Kart-Rennen immer einen Siegerkranz,
so wie ganz früher auch in der Formel
1. Ausgerechnet bei meinem ersten Sieg gab es
jedoch keinen Kranz und ich war total beleidigt,
wollte den Pokal gar nicht haben, weil ich so
scharf auf den Kranz war – und dann gab es
keinen... Heute ist das anders: Der Pokal ist die
Auszeichnung, nach dem Rennen auf dem
Podium zu sein, etwas mitnehmen zu können
als Erinnerung, das bedeutet mir sehr viel. Und
dann ist da natürlich der eine, ganz besondere
24 www.Motorsport-Magazin.com
Pokal, den es am Ende des Jahres gibt, der WM-
Pokal. Ich arbeitete das gesamte Jahr, um den
Pokal vom letzten Jahr, den ich ja zurückgeben
musste, wieder zu bekommen. Letztes Jahr habe
ich im Scherz gesagt, dass es mein Ziel ist, dass
zu Hause im Pokalschrank ein Ring entsteht,
dort, wo der WM-Pokal steht, damit man sieht,
dass er da ein paar Jahre lang gestanden hat.«
➜ Über das Jahr 2011:
»Eines ist sicher – es war etwas ganz Besonderes,
so ein Jahr hat man nicht jedes Jahr. Es hat von
vorne bis hinten alles gepasst. Wir hatten keine
Probleme mit dem Auto, mit der Zuverlässigkeit,
keine groben Patzer. Natürlich sind uns
hier und da kleine Fehler unterlaufen, aber was
den großen Unterschied zum Vorjahr ausgemacht
hat, ist, dass uns das nicht aus der Bahn
geworfen hat. Wenn das Boot auch mal angefangen
hat, zu wackeln, es ist immer auf Kurs
geblieben - wir sind immer noch aufs Podium
gefahren, haben viele Punkte geholt. Wir hatten
auch unheimlich viel Spaß, und wenn es so
etwas wie ein Geheimnis gab, dann war es, dass
wir immer von Rennen zu Rennen gedacht
haben, dass wir uns auch nach dem guten Start
in die Saison nicht zu sicher gefühlt haben, sondern
uns wirklich auf die einzelnen Schritte
konzentriert haben.«
➜ Über den Deutschland GP:
»Wir haben 19 Rennen im Jahr, eines davon zu
gewinnen, ist sicher einfacher, als bei einem ganz
bestimmten Grand Prix vorne zu sein. Wir waren
am Nürburgring nicht schnell genug, sicher habe
ich auf etwas anderes gehofft, der Heim GP ist
etwas ganz Besonderes, wir hatten unheimlich
viel Unterstützung, noch mehr als letztes Jahr, so
viele Leute mit Red-Bull-Mützen, mit dem »Finger«.
Das hilft, gibt einen Schub - aber wenn man
nicht schnell genug ist, um zu gewinnen, wenn
andere besser sind, dann muss man das akzeptieren.
Sicher würde ich unheimlich gerne mal
in Deutschland gewinnen, aber es war ja hoffentlich
nicht mein letzter Deutschland Grand Prix.«
➜ Über Indien:
»Auf der Fahrt hin und zurück vom Taj Mahal
lernst du so viel über das Land, wie die Leute
hier leben, es ist sehr inspirierend. Die Menschen
waren sehr glücklich und immer freundlich.
Obwohl der Lebensstandard im Vergleich
zu Europa viel niedriger ist, macht es für sie
keinen Unterschied - sie sind zufrieden.
Dadurch lernst du Dinge viel mehr zu schätzen,
die du als gegeben ansiehst. Es ist ein unheimlich
interessantes Land, ganz anders als bei uns.
Es ist schwer vorzustellen, wenn man es nicht
selbst gesehen und erlebt hat. Dort herrschen
andere Gesetze, die Uhr tickt etwas anders, aber
es ist wahnsinnig interessant.«
➜ Über das risiko im motorsport:
»Das Wichtigste ist, dass man die Beiden nie vergisst.
Wir haben zwei Große des Sports auf ganz
tragische Weise verloren. Das waren sehr schwere
Wochen. Ich habe den Unfall von Simoncelli live
im Fernsehen gesehen, und mir war klar, dass es
nichts Gutes bedeutete, dass so lange keine Nachricht
kam, was los war. Ich war kein enger Freund
von Marco, aber ich kannte ihn und habe ihn in
diesem Jahr getroffen. Wir gehen alle ein
bestimmtes Risiko ein, wenn wir ins Auto oder
aufs Motorrad steigen. Wir alle lieben den Motorsport
und den Thrill, doch gleichzeitig hoffen wir,
dass nichts Schlimmes passiert. Wir lieben das,
was wir tun, akzeptieren das Risiko, andererseits
ist es schockierend, wie schnell sich alles ändern
kann. Die Konsequenz muss sein, nie das Gefühl
zu bekommen, es könne zu viel Sicherheit geben.
Klar, manchmal beschweren wir uns über die weitläufigen
Auslaufzonen, aber wir sollten wirklich
alles daran setzen, damit wir nie in eine Situation
kommen, wie sie jetzt die MotoGP und die Indy-
Car erlebt haben. Tief drin wissen wir jedoch, dass
es nicht unmöglich ist, dass auch bei uns so etwas
passiert.«
➜ Über Monza:
»Für mich ist Monza immer etwas Besonderes,
die Strecke, die Erinnerungen an 2008, der Sieg
im Toro Rosso, und jetzt mein Sieg mit Red Bull,
nach zwei Jahren, in denen wir dort unterlegen
waren. Wir haben uns am Freitag getraut, bei der
Getriebe-Übersetzung einen anderen Weg zu
gehen, als das funktioniert hat, ist eine riesige Last
von unseren Schultern abgefallen und das ganze
Team war völlig aus dem Häuschen. Für mich war
es etwas ganz Besonderes, wieder da oben zu stehen,
wo in gewisser Weise alles angefangen hat.
Es ist schwer zu beschreiben, was da in einem
vorgeht. Das Podium schwebt ja zum Teil über der
Boxengasse, zum Teil über der Rennstrecke, und
wenn man dort oben steht, man bis zur Curva
Grande sieht und die Menschenmassen von dort
heranströmen, es immer voller wird... Für mich
kann das Leben nicht viel besser sein, als dort oben
zu stehen, den Moment zu genießen, die Begeisterung
der Leute für unseren Sport zu sehen, für
das, was wir machen. Jemandem das zu erklären,
ist schwer. Der beste Weg ist wohl, sich selbst da
hoch zu stellen, nachdem man gerade das Formel-
1-Rennen unter den ersten Drei beendet hat. Es
ist die absolute Gänsehaut und man hat die eine
oder andere Träne im Auge. Wenn ich dann
zurückdenke an 2008, an den ersten Sieg, dann ist
das noch mal umso bedeutender.«
Jeder Sieg
ist für Vettel etwas
Spezielles, doch der
Triumph beim Italien GP
in Monza bedeutete
ihm besonders viel
Fotos: red bull
Text: Kerstin Hasenbichler & Stephan Heublein
Wer kann
Vettel
stoppen?
Die meisten Siege, die meisten Pole Positions und eine
überlegene Titelverteidigung: 2011 war das Jahr des
Sebastian Vettel. Für viele ist er somit schon jetzt der
Topfavorit für 2012. Das Motorsport-Magazin hat sich in
der F1-Welt umgehört und verrät, wer den Doppelweltmeister
vom Titel-Hattrick abhalten könnte.
26 www.Motorsport-Magazin.com
Ein bisschen schuldig fühlt sich Sebastian Vettel schon, doch das schelmische
Grinsen auf seinem Gesicht verrät: die Befriedigung über die
schnellste Rennrunde überwiegt. Obwohl ihn das Team aufforderte,
Auto und Motor zu schonen, keine unnötigen Risiken einzugehen, gab
er im letzten Umlauf Vollgas. Selbst sein Team weiß nicht, wie es ihn
erfolgreich einbremsen soll. »Vielleicht hätten wir eine Kuh auf die
Strecke stellen sollen«, scherzt Teamchef Christian Horner. Ist Vettel
2012 überhaupt aufzuhalten? »Nur wenn Adrian Newey auf Urlaub
geht«, flachst Gerhard Berger. »So lange das Team zusammen bleibt,
werden sie weiterhin erfolgreich sein«, glaubt der Ex-F1-Rennfahrer.
Gemeint sind Newey, Horner und vor allem Vettel, dem viele Experten
hoch anrechnen, dass er mehr als ein Mal in der vergangenen Saison
den Unterschied ausmachte, wenn Mark Webber hinter Ferrari und
McLaren, Vettel aber weit vor diesen ins Ziel kam. Was also soll Vettel
stoppen? »Ich weiß es nicht, etwas Übermenschliches«, meint Eddie
Jordan. Schließlich geschehen manche Dinge, wenn man sie am
wenigsten erwartet. Selbst als überlegener Doppelweltmeister müsse
Vettel in Jordans Augen immer wachsam bleiben.
gefahr 01
Red Bull
Eine Gefahr ist, dass sich Red Bull wie 2009
und teilweise 2010 selbst ein Bein stellt. In der
vergangenen Saison behob das Team die technischen
Probleme weitestgehend, doch gerade
mit KERS gab es immer wieder Schwierigkeiten,
die bei einem weniger überlegenen
Auto den Sieg gekostet hätten. Beim Young
Driver Test kam der Entwicklungsträger für
2012 an zwei Tagen nicht über 46 Runden
hinaus - ein schlechtes Omen? Auch verpatzte
Boxenstopps oder Strategien waren in der
Vergangenheit kein Tabu in Milton Keynes.
Schnell geht etwas schief und die Spirale
beginnt sich zu drehen. Lewis Hamilton kennt
diesen Teufelskreis bestens. »Der Red Bull
wird auch 2012 das aerodynamisch beste
Auto sein«, glaubt Marc Surer. Doch das Blatt
kann sich schnell wenden. In den vergangenen
Jahren dominierte Red Bull in
Suzuka, ging in Monza aber gnadenlos unter.
In diesem Jahr konzentrierte sich Newey
mehr auf die Low-Downforce-Performance
- prompt siegte Vettel in Belgien und Italien,
dafür gab es auf seiner ehemaligen Paradestrecke
in Japan keinen Triumph. Eine unvorteilhafte
Veränderung der Fahrzeugcharakteristik
könnte Red Bull 2012 durchaus ins
Hintertreffen bringen.
Anti-Vettel Faktor:
Fotos: adrivo/Sutton, red bull
Expertenmeinung:
»Red Bull kann diese Form nicht ewig halten.
Früher oder später gibt es eine kleine Schwäche,
vielleicht beim Fahrzeugdesign, bei der Vorbereitung
oder beim Fahrer. Es wird für sie 2012 definitiv
schwieriger.« (Jackie Stewart) →
www.Motorsport-Magazin.com 27
gefahr 02
Mark Webber
2010 kämpfte Mark Webber bis
zum letzten Rennen um den
WM-Titel, ein Jahr später wurde
er von Sebastian Vettel wie alle
anderen Gegner in Grund und
Boden gefahren. Doch für Webber
war es besonders bitter, da er
im gleichen Auto wie Vettel saß.
Damit die neue Saison nicht
genauso wie die diesjährige verläuft,
wird der Australier alles
versuchen - und das macht ihn
durchaus zu einer Gefahr für
Vettel. Webber muss voll auf
Risiko gehen, denn 2012 ist vermutlich
seine letzte Chance, in
einem siegfähigen Team, um den
WM-Titel zu kämpfen. Gleichzeitig
könnte der Australier mit
einer erfolgreichen Saison seinen
drohenden Formel-1-Abschied
hinauszögern. Zwei Punkte, die
den 35-Jährigen anspornen werden.
»Er könnte durchaus wieder
an Sebastian herankommen«,
meint Danner. Dafür muss Webber
zwei Probleme in den Griff
bekommen - die Pirelli-Reifen
und die schwachen Starts.
»Wenn beides klappt, langt es
schon fast, um 2012 wieder auf
das Niveau zu gelangen, auf dem
er im letzten Jahr fuhr«, glaubt
Danner. Vielleicht hat Webber
mit dem Sieg in Brasilien auf den
richtigen Weg zurückgefunden.
Anti-Vettel Faktor:
Expertenmeinung:
»Mark hat gute Karten, dieses Jahr
so zu verdauen, dass er 2012 wieder
auf Augenhöhe mit Sebastian
fährt.« (Christian Danner)
gefahr 03
Ferrari
»Es ist klar, dass Ferrari konkurrenzfähiger
sein wird«, glaubt
Jackie Stewart. Zuletzt ließ Ferrari
die notwendige Innovationsfähigkeit
vermissen. F-Kanal, Doppeldiffusor
und angeblasenen Diffusor
erfanden und meisterten andere
früher und besser. 2012 sollen die
Designer aggressiver zu Werke
gehen. Stefano Domenicali erwartet
vom neuen Auto einen Wow-Effekt
- denn »Wow« soll er gesagt haben,
als er erste Zeichnungen davon
gesehen hat. Surer zweifelt daran:
»Ich würde mich wundern, denn
was hat sich verändert?« Abgesehen
vom geschassten Aldo Costa sind
die gleichen Leute verantwortlich.
Den neuen Technikchef Pat Fry
bezeichnet Surer als solide, aber
keinen Überflieger, schon gar keinen
zweiten Newey. Immerhin: der
Flatterflügel deutete Ende 2011 an,
dass Ferrari bei der Entwicklung
wirklich neue Wege beschreitet. Ein
weiterer Hoffnungsschimmer ist
das Verbot des angeblasenen Diffusors.
Denn der einzige Sieg
gelang Ferrari in Silverstone, als das
Anblasen des Diffusors verboten
war. Surer: »Das lässt hoffen, dass
sie aufschließen, wenn dieser Vorteil
bei Red Bull weg ist.« Auch die
geplanten weicheren Reifen sollten
Ferrari 2012 entgegenkommen.
Anti-Vettel Faktor:
Expertenmeinung
»Bei Ferrari bin ich nicht so optimistisch.
Trotzdem hoffe ich auf sie,
denn wir brauchen ein starkes Ferrari,
das an der Spitze der Formel 1
mitfährt.« (Eric van de Poele)
28 www.Motorsport-Magazin.com
gefahr 04
McLaren
Egal, welches Team in der Vergangenheit
an der Spitze fuhr, den
Fehler McLaren zu unterschätzen,
machte keines. Auch ohne Adrian
Newey ist das Technik- und Designteam
in der Lage, ein konkurrenzfähiges
Auto auf die Räder zu
stellen und mit Jenson Button und
Lewis Hamilton besitzt McLaren
eine der stärksten Fahrerpaarungen
im Feld. »McLaren könnte
Sebastian durchaus Probleme
bereiten«, glaubt Danner. Der
Schlüssel zum Erfolg ist simpel -
McLaren muss vom ersten Rennen
an konkurrenzfähig sein.
»McLaren hat das Wissen, die
Technik und die Leute, um den
Kampf mit Red Bull aufzunehmen«,
weiß Stewart. Die letzten
Jahre gelang dieses Kunststück
nicht, viel mehr verzettelte sich
McLaren, indem man beim
Design auf »Teufel-komm-raus«
auf innovative Ideen setzte wie
2011 mit dem Oktopus-Auspuff.
»Es könnte helfen, wenn sie die
Regeln mal so interpretieren würden,
wie man sie interpretieren
muss - und nicht auf ihre Art«,
stellt Danner klar. Die Tatsache,
dass das Reglement sich 2012
nicht rigoros verändert, könnte
McLaren in die Karten spielen.
Surer glaubt: »Es geht nur um den
Auspuff, alles andere bleibt stabil.
Also muss man davon ausgehen,
dass McLaren ein Auto von
Anfang an konkurrenzfähig
hinbekommt.«
Anti-Vettel Faktor:
Expertenmeinung:
»Wenn McLaren die Saison einmal
mit einem guten Auto beginnen
würde, hätten sie eine wirklich gute
Chance.« (Martin Brundle)
Fotos: adrivo/Sutton
gefahr 05
Regeländerungen
Nichts ist so konstant wie die Frequenz
der Regeländerungen in
der Formel 1. 2012 gibt es keine
einschneidenden Veränderungen,
doch genug, um das Kräfteverhältnis
etwas durchzumischen.
Die beiden grundlegenden Änderungen
sind die Höhe der Fahrzeugnase
und der nach oben öffnende
Auspuff. »Es ist eine Art
Neubeginn, wodurch das Feld
ausgeglichen wird«, glaubt Martin
Brundle. Natürlich wird Newey
versuchen, auf einem anderen
Gebiet den verlorenen Boden
gutzumachen, seine Möglichkeiten
sind jedoch eingeschränkt.
»Vielleicht haben sie dadurch
nicht mehr den Vorteil, den sie in
diesem Jahr hatten«, sagt Surer.
Darüber hinaus gab es in jedem
der letzten drei Jahre eine technische
Innovation, die zu einem
Wettrüsten führte. »Wir wissen
nicht, ob nicht wieder jemand mit
etwas daher kommt, an das keiner
gedacht hat«, mahnt Christian
Danner. So gewann Brawn GP
den WM-Titel 2009 vor allem
wegen des immensen Vorteils,
den der Doppeldiffusor der
Mannschaft in der ersten Saisonhälfte
verschaffte. Danner: »So
etwas kann immer wieder
passieren.«
Anti-Vettel Faktor:
Expertenmeinung:
»Die Karten werden neu gemischt.
Der Red Bull wird weiter das aerodynamisch
beste Auto sein, aber
vielleicht haben sie nicht mehr diesen
riesigen Vorteil.« (Marc Surer)
Hamilton
steht Kopf
Text: Kerstin Hasenbichler & Stephan Heublein
Liebeskummer, misslungene Witze und Kollisionen am laufenden Band
- das Jahr 2011 war für Lewis Hamilton ein Desaster. Das Motorsport-
Magazin wirft einen Blick in den Kopf des Ex-Weltmeisters und versucht,
dessen private und sportliche Probleme zu entwirren.
»Lewis ist 26,
Multimillionär
und Weltmeister -
das bedeutet viel
Druck.« { David Coulthard }
»Seit sein Vater als Manager weg ist, ist
er nicht mehr so stabil.« { Gerhard Berger }
»Lewis kann
zurückschlagen
- er muss
nur klar im
Kopf werden.«
{Jackie Stewart}
»Jeder Liebeskummer
geht irgendwann vorbei.«
{ Christian Danner }
Sein Speed und seine
Fähigkeiten sind zu 100%
vorhanden. { Martin Brundle }
Fotos: mclaren
30 www.Motorsport-Magazin.com
www.Motorsport-Magazin.com 31
d
ie Kappe ist tief ins Gesicht gezogen,
der Blick zum Boden gerichtet.
Lewis Hamilton scheint im
bunten Treiben des Fahrerlagers
verschwinden zu wollen. Hinter
dem 26-Jährigen liegt kein einfaches Jahr und
das sieht man ihm an. Der kleine Junge, der
einst Ron Dennis mit seinem ehrgeizigen Ziel,
Weltmeister zu werden, beeindruckte und der
Hamilton von heute scheinen nicht mehr viel
gemeinsam zu haben. Unter den schützenden
Händen seines Vaters Anthony strotzte Hamilton
bei seinem F1-Debüt vor fünf Jahren nur so
vor Selbstbewusstsein. Kein Wunder, überzeugte
er doch von klein auf in allen Serien -
auch der Formel 1. In seiner ersten Saison holte
er neun Podestplätze hintereinander, feierte vier
GP-Siege und führte die Weltmeisterschaft bis
zum Saisonfinale an. Seine Leistungen waren
an Superlativen nicht zu übertreffen, die britischen
Fans feierten ihn wie einen Popstar.
Selbst Doppelweltmeister Fernando Alonso
musste für ihn das Feld räumen. »Lewis hat
Fernando regelrecht vernichtet«, erinnert sich
Teamchef Martin Whitmarsh. Mit dem Titelgewinn
2008 folgte der vorläufige Höhepunkt in
Hamiltons Karriere. Drei Jahre später stehen
gerade mal drei Siege und WM-Rang fünf für
ihn zu Buche, weit abgeschlagen hinter Weltmeister
Sebastian Vettel. Früher für seine Zweikampfstärke
gelobt, wird Hamilton heute als
»Rambo« verteufelt - vor allem von Felipe Massa
[s. Kasten]. Hamilton war Stammgast bei den
Rennkommissaren, die ihn mit vier Durchfahrtsstrafen
belegten. Für den dreifachen
F1-Champion Jackie Stewart ist das das Hauptproblem:
»Alle großen Fahrer von Fangio über
Clark und Prost bis zu Lauda hatten kaum oder
gar keine Kollisionen.« Diese Fehlerlosigkeit
sowie die Intelligenz nicht nur bis zur nächsten
Kurve zu blicken, ließ Hamilton 2011 vermissen.
»Lewis muss sich mehr auf den Titel konzentrieren,
weniger auf die einzelnen Situationen«,
kritisiert Marc Surer. »Er ist ein Racer,
aber wenn er an den Titel denken würde, hätte
er vielleicht viel weniger Zwischenfälle.« Selbst
aus den eigenen Reihen musste sich Hamilton
Kritik an seinem Fahrstil gefallen lassen, Teamkollege
Jenson Button hat ihm aufgrund seiner
intelligenteren Fahrweise bereits den Rang im
Nach dem Finale in Brasilien
versöhnten sich Lewis und Felipe
So wollen ihn seine Fans
sehen: Lewis in Jubelpose
auf seinem Chrompfeil
Team abgelaufen. Whitmarsh glaubt sogar, dass
dies Hamilton mental belastete.
Seelenkrise
nach Liebes-Aus
Die sportliche Misere war jedoch nur ein Spiegelbild
dessen, was in Hamiltons Leben abseits
der Strecke schief lief. »Das Jahr war eines der
schlechtesten in meiner Karriere - wahrscheinlich
sogar das schlechteste«, räumte er ein.
»Menschen sind gestorben, ich hatte einige
rennfahrerische Probleme, dann mein Privatleben
- es war kein gutes Jahr.« Besonders die
Trennung von seiner Langzeitfreundin Nicole
Scherzinger nach vier gemeinsamen Jahren
setzte Hamilton zu. Der sonst nicht auf den
Mund gefallene Brite gab sich plötzlich wortkarg.
In seinen Augen suchte man vergebens
nach einer Spur von Lebensfreude. Nicht einmal
1
die erste Pole Position des Jahres und der zweite
Platz in Korea konnten seinem Trübsalblasen
ein Ende bereiten. »Ich bin mir sicher, dass jeder
weiß, wie eine Trennung ist: sehr hart nämlich«,
sagte er traurig. Selten zuvor hatte der McLaren-
Fahrer einen derartigen Einblick in sein Seelenleben
gegeben. Die privaten Probleme hätten
definitiv Einfluss auf seine Rennen gehabt, für
ihn sei auf einen Schlag die Blase seines glücklichen
Lebens zerplatzt. »Jeder konnte sehen,
dass er in Korea ein mentales Problem hatte. Er
ist ein fantastisches Rennen gefahren und sah
überhaupt nicht glücklich aus«, erinnert sich
der ehemalige F1-Fahrer Eric van de Poele. Der
Befreiungsschlag folgte vier Wochen später mit
Hamiltons Siegesfahrt in Abu Dhabi. »Jeder
Liebeskummer geht irgendwann vorbei«, weiß
Christian Danner aus Erfahrung. »Das wissen
die Älteren unter uns besser als die Jüngeren.«
Fotos: adrivo/Sutton, mclaren
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Nur das sei der Grund für Hamiltons Leistungs-
Tief gewesen. Wobei böse Fahrerlagerzungen
nicht nur die Trennung an sich, sondern
Scherzinger im Speziellen als das große Problem
des Briten ansahen. Die Stars früherer Tage
hätte so etwas nicht interessiert, glaubt Danner.
»Ich war da eher wie Niki [Lauda], dem das alles
voll am Popo vorbeiging. Er hat sich voll auf das
Auto konzentriert, der Rest war Jacke wie
Hose.« Anders Hamilton - für seine große Liebe
verscherzte er es sich sogar mit seinem Vater
Anthony; seinem bis dahin engsten Vertrauten
und wichtigsten Berater. Nach Meinungsverschiedenheiten
herrschte lange Funkstille, Lewis
setzte seinen Vater als Manager ab und holte
Schluss mit Sonnenbrillen
im Partnerlook: Lewis und
Nicole gehen eigene Wege
sich Simon Fuller ins Boot, dessen Firma dafür
bekannt ist, aus Stars und Sternchen Marken
wie die Beckhams zu kreieren. In Indien zelebrierten
Vater und Sohn zwar eine Hollywoodreife
Versöhnung, doch es bleibt abzuwarten,
ob sich diese zukünftig positiv auf Hamiltons
Fahrstil auswirkt. »Die Frage ist, wie der Vater
ihn gesteuert hat?«, fragt Gerhard Berger. »Vorher
war Lewis wahnsinnig stark und gut. Seit
der Vater nicht mehr da ist, ist er nicht mehr so
gut gelenkt.«
Kopf frei machen
Fans des McLaren-Piloten und Experten hoffen,
dass dem Briten 2012 die Wende gelingt. »Wir
Hamilton vs. Massa
Kollision 1: Monaco
Hamilton: »Die Strafe? Vielleicht weil ich
Schwarz bin.«
Folge: Zeitstrafe für Hamilton
Kollision 2: Silverstone
Hamilton: »Es ließ sich nicht vermeiden.«
Folge: keine
Kollision 3: Singapur
Massa: »Er versucht, Superman zu spielen.«
Folge: Strafe für Hamilton
Kollision 4: Suzuka
Massa: »Die Zeit zum Reden ist vorbei. Er lernt
es nie.«
Folge: keine
Kollision 5: Neu Delhi
Hamilton: »Ich habe den Arm um ihn gelegt.«
Massa: »Ist das jetzt reden oder wie?«
Folge: Strafe für Massa
Lewis Hamilton glaubt,
dass er im Jahr 2011 auf
und neben der Strecke
sehr gereift sei
brauchen einen starken Lewis für den Titelkampf«,
stellt Eddie Jordan klar. Auch für Berger
ist Hamilton ein Riesentalent, auf das die Formel
1 nicht verzichten kann. »Er wird sich selbst
aus der Situation befreien«, macht sich F1-Boss
Bernie Ecclestone keine Sorgen um Hamilton.
In einem Punkt sind sich alle einig: Nur wenn
Hamilton den Kopf freibekommt, kann er im
nächsten Jahr wieder den Titel angreifen. »Es
spielt sich alles in seinem Kopf ab«, meint Martin
Brundle. »Sein Speed und seine Fähigkeiten
sind zu 100% vorhanden. Wenn er seinen Kopf
frei bekommt, wird er sofort wieder da sein.«
Ähnlich sieht es Jackie Stewart: »Lewis kann
2012 zurückschlagen.« Er müsse nur klar im
Kopf werden. »Derzeit springt er mental hin
und her. Wenn er das überwunden
hat, wird alles okay«, glaubt Stewart.
Um die Sinne zu befreien, rät
er Hamilton zu einem ungewöhnlichen
Hobby: Tontaubenschießen. Stewart ist
seit Jahren Schütze und weiß, wie wichtig
Mind-Management in beiden Sportarten ist -
wenn man beim Tontaubenschießen ein Ziel
verfehle, komme es nie wieder. Im Cockpit
schien Hamilton in dieser Saison ausschließlich
Massa zu treffen. Neben dem Speed zählt mentale
Stärke zu den Grundvoraussetzungen im
Rennsport. »Gerade auf diesem Niveau ist es
wichtig, dass alles perfekt ist«, bestätigt van de
Poele. »Die Balance zwischen der Arbeit und
dem Privatleben muss stimmen.« Beste Beispiele
seien Fahrer wie Vettel, Rosberg und Button,
die eine stabile, private Situation vorweisen
können. »Sie zeigen fehlerlose Leistungen«,
betont Danner. So sehr Hamilton bei seinem
kometenhaften Aufstieg von den Möglichkeiten
der modernen F1-Welt profitierte, so sehr
schadet sie ihm in seiner schwersten Phase
bisher. »Die jungen Fahrer haben heutzutage
kein normales Leben mehr, sie wachsen nicht
normal auf«, mahnt Brundle. »Die ganzen
Grundsteine ihres Erwachsenwerdens fehlen,
sie gehen nicht zur Uni, sie haben keine Vorstellungsgespräche,
sie werden nicht gefeuert,
sie kennen das wahre Leben nicht.« Demnach
fehlen ihnen auch Referenzpunkte, wenn es
Rückschläge gibt. Genauso beurteilt David
Coulthard die Situation: »Lewis ist 26 Jahre alt,
Multimillionär und Weltmeister - das bedeutet
viel Druck, mit dem er bislang nicht wie
gewollt umgehen konnte.« Coulthard gibt zu,
in diesem Alter selbst mit dem Erfolg falsch
umgegangen zu sein. Erst der Flugzeugabsturz
im Mai 2000 rüttelte ihn wach. »Wir wissen,
dass Lewis ein außergewöhnlicher Fahrer ist.
Wenn es aber im Kopf nicht stimmt, bekommt
man es nicht auf die Reihe.« Vielleicht war die
Trennung von seiner Pussycat für Hamilton
wie ein Flugzeugabsturz - gekracht hat es gegen
Massa jedenfalls laut und oft genug.
www.Motorsport-Magazin.com 33
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Text: INGA STRACKE
Erfolgreicher
Seitenwechsel
Nach 160 Grand Prix und drei Siegen wechselte Johnny Herbert die Seiten: vom Rennfahrer
zum FIA-Rennkommissar. Früher setzte er sich knallhart auf der Rennstrecke durch, jetzt
bestraft er Fahrer für zu aggressive Manöver. Das Motorsport-Magazin befragte Herbert
zu seiner neuen Welt.
Fotos: adrivo/Sutton
MSM: Johnny, hättest Du dir zu deiner aktiven
Zeit vorstellen können, einmal das Jackett eines
Rennstewards zu tragen?
JOHNNY HERBERT: Nein, eher nicht, denn zu
dieser Zeit gab es diesen Job noch gar nicht. Es
gab zwar die Abgeordneten der FIA, aber nie
einen Fahrer in dieser Position. Jetzt gibt es das
und ich glaube, dass das eine gute Sache ist. Es
fördert die Glaubwürdigkeit - daran mangelte
es vorher ein wenig. Ich denke, dass das auch
den Fahrern und den Teams gefällt.
Machen Dir die Fahrer Deinen Job manchmal
schwieriger als es sein müsste?
Nein, eigentlich nicht. Natürlich stimmen sie
nicht immer zu, aber am Ende des Tages müssen
wir tun, was getan werden muss. Wir stellen
Fragen und schauen uns die Dinge genau an,
meist ist es dann auch ziemlich offensichtlich.
Sind es immer die gleichen Beschwerden?
Sie sind immer unterschiedlich. Vor allem die
Fahrer agieren verschieden, aber das System
funktioniert an sich sehr gut.
Was genau machst Du als Rennkommissar?
Es geht vor allem darum, das Geschehen auf der
Strecke zu überwachen. Charlie [Whiting] sagt,
Johnny Herbert tauschte für seine zweite Formel-1-
Karriere den Rennanzug gegen weiße Hemden mit
FIA-Logo - die Piloten bescherten ihm in seinen fünf
Rennen bisher jede Menge Arbeit
was wir uns genauer anschauen müssen und
dann machen wir das. Normalerweise sind es
vier Stewards: ein örtlicher, zwei von der FIA
sowie ein Rennfahrer.
Hast Du das Gefühl, dass die Regeln manchmal
zu strikt sind? Früher war vieles lockerer...
Na ja, es gibt nun einmal Regeln. Und wenn es
welche gibt, ist die Sache ziemlich simpel.
Hältst Du es für die richtige Entscheidung, dass
die Regeln verschärft wurden?
Regeln sind Regeln und sie waren schon immer
da. Die Formel 1 hat sich in den vergangenen
Jahren seit meinem Karriere-Ende im Jahr 2000
verändert und damit auch die Regeln. Teams,
Fahrer und die FIA wurden immer professioneller
- alle zusammen. Wenn etwas wächst,
muss alles strikter werden. Die Teams gehen
heute viel strenger mit ihren Fahrern um und
genauso muss die FIA die Regeln für die Autos,
Motoren, Getriebe und Chassis gestalten, deshalb
setzt sie sich mit den Teams zusammen
und erarbeitet die Regeln gemeinsam mit ihnen.
Konnten die Piloten früher freier fahren? Müssen
sie heutzutage auf mehr Dinge
aufpassen?
→
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Das denke ich nicht. Das ist Racing nach einem
logischen Verhalten. Als ich früher Kart, Formel
3 oder Formel Ford gefahren bin, hatte ich
immer das Gefühl, dass es das gleiche war. Ich
habe nie etwas unterschiedlich gemacht oder
das Gefühl gehabt, die Regeln über das Limit
getrieben zu haben. Denn wenn man das Maximum
herausholt, läuft man Gefahr, die Grenzen
zu überschreiten. Das hat sich nicht verändert.
Egal, ob Ayrton Senna, Nigel Mansell
oder davor Nelson Piquet - es war schon immer
an der Grenze, das war vor 20 oder 30 Jahren
der Fall und das ist noch heute so. Von diesem
Standpunkt aus betrachtet, hat sich also nichts
verändert.
Heutzutage ist Lewis Hamilton die Streitfigur
der Formel 1. Es heißt manchmal, dass er
Strafen für Dinge bekommt, mit denen andere
Fahrer ungestraft davon kämen. Wie siehst
Du das?
Das ist meiner Meinung nach hauptsächlich
die Ansicht der Fans. Ich denke, dass Lewis
und Fernando Alonso genau am Limit fahren.
Wenn man am Limit fährt und dabei überholt,
kann es schon einmal passieren, dass man
kollidiert oder einen Fehler begeht. Wenn
man Fehler macht, ist das natürlich nicht korrekt.
Ich denke, dass Lewis ein sehr unglückliches
Jahr hatte. Es war eine dieser schrecklichen
Situationen, in denen nicht viel nach
Plan lief. Auch in seinem Privatleben hat sich
etwas geändert, nachdem er ein neues
Management hat. Simon Fuller stammt aus
der Musik - nicht aus der Sportbranche. Dann
die Sache mit seiner Freundin Nicole
Scherzinger... Es waren eine Menge Dinge.
Aber Lewis ist noch jung und lernt noch eine
Menge dazu. Er war schon Weltmeister und
er ist leidenschaftlich bei seiner Arbeit. Es
sind nur diese Dinge, die bei ihm nicht
zusammen liefen. Dann haben wir auch die
andere Seite mit Sebastian Vettel. In den vergangenen
beiden Jahren lief es rund und er
hat es positiv umgesetzt. Er hatte keinen
Ärger und machte einfach, was er tun sollte.
Er hat an Selbstvertrauen gewonnen und ist
als Fahrer gewachsen. Das macht es für die
anderen noch schwieriger, ihn zu besiegen.
Natürlich ist der Red Bull sehr gut, aber wenn
wir uns Sebastian und seinen Teamkollegen
Mark Webber einmal anschauen: im vergangenen
Jahr war es sehr eng, aber in dieser
Saison war Sebastian weit vor Mark, der viel
mehr mit Problemen zu kämpfen hatte. Alles
muss passen und das hat es bei Hamilton
nicht. Vielleicht gilt das auch für Alonso bei
Ferrari - erst lief es und dann plötzlich nicht
mehr. Das gibt es in der Formel 1 schon seit
vielen Jahren.
Johnny Herbert erzielte in 160 Grand Prix für Benetton, Tyrrell, Lotus, Ligier, Sauber, Stewart und Jaguar drei Siege,
sieben Podestplätze und 98 WM-Punkte. Insgesamt führte er 44 seiner 7.346 Grand-Prix-Runden an - das
entspricht rund 227 Führungskilometern in der Formel 1.
Auch bei Michael Schumacher, der früher reihenweise
Erfolge einfuhr und jetzt in seiner
zweiten Karriere hinterher fährt?
Michael ist derzeit das beste Beispiel. Er hatte
viele Zwischenfälle in diesem Jahr und auch
Unfälle mit anderen Fahrern. Es ist eine andere
Malaysia GP 2010
• J. Button (Pitlane-Speeding) – Geldstrafe: 600 €
• N. Hülkenberg (Pitlane-Speeding) –
Geldstrafe: 200 €
• T. Glock (Pitlane-Speeding) – Geldstrafe: 2.000 €
• S. Vettel (überholt unter Gelb) – keine Strafe
Türkei GP 2010
• A. Sutil/L. di Grassi (Rennzwischenfall) –
keine Strafe
Brasilien GP 2010
• V. Petrov (Pitlane-Speeding) – 2.000 €
• K. Kobayashi (Pitlane-Speeding) – 800 €
• L. di Grassi (Pitlane-Speeding) – 1.000 €
• S. Buemi (Behinderung im Q2) – keine Strafe
• N. Heidfeld (blaue Flaggen) – Durchfahrtsstrafe
Zeit für ihn und nicht mehr so wie zu der Zeit,
als er die Rennen dominierte.
Hat es etwas mit Pech und Glück zu tun?
Natürlich gibt es Glück. Michael hat sehr hart
für seine Erfolge gearbeitet und mit Ross
Arbeitsprotokoll: Kommissar Herbert
Australien GP 2011
• M. Schumacher (Behinderung im Q1) –
Verwarnung
• L. Hamilton (Behinderung im Q1) – Verwarnung
• N. Rosberg (Behinderung im Q1) – Verwarnung
• Beide HRT (über 107%-Zeit) – keine
Starterlaubnis
• J. Button (Abkürzen) – Durchfahrtsstrafe
• R. Barrichello (Abkürzen) – Durchfahrtsstrafe
• Beide Sauber (Illegaler Heckflügel) –
Disqualifikation
Indien GP 2011
• L. Hamilton (gelbe Flaggen) – +3 Startplätze
• S. Perez (gelbe Flaggen) – +3 Startplätze
• N. Karthikeyan (Behinderung im Q1) – +5
Startplätze
• F. Massa (Kollision) – Durchfahrtsstrafe
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Fotos: adrivo/Sutton
[Brawn] und den anderen Ferrari-Verantwortlichen
hatte er, was er dafür benötigte.
Jetzt befindet er sich in einer ähnlichen Situation,
aber es ist nicht mehr das gleiche. Der
einzige Weggefährte, den er noch aus der
Benetton- und Ferrari-Ära um sich hat, ist
Ross. Die anderen sind nicht mehr da. Er
muss quasi wieder von vorne beginnen. Ob
er an die Vergangenheit anknüpfen kann, da
bin ich mir nicht so sicher. Das müssen wir
mal sehen.
Schumachers Benetton-Zeit war etwas
Besonderes, oder?
Ja, Michaels Mechaniker wären für ihn bis ans
Ende der Welt gegangen. Ich denke, dass ihm
heute die richtigen Zutaten fehlen, um so
etwas zu schaffen. Das könnte sich in der
neuen Saison ändern, aber der Wettbewerb
ist viel härter geworden als in den Neunzigern.
Das Feld liegt viel enger zusammen
als 1994 oder 1995. Es gibt viele Leute, die gut
abschneiden wollen, wie Red Bull, Ferrari,
McLaren, Renault, Lotus und Co. Mercedes
will das mit Michael Schumacher schaffen -
ich weiß aber nicht, ob das funktioniert. Nico
Michaels Mechaniker
wären früher
für ihn bis ans Ende
der Welt gegangen.
Ich denke, dass ihm
heute die richtigen
Zutaten fehlen, um
so etwas nochmal
zu schaffen.
Rosberg macht auch einen sehr guten Job.
Wärst Du auch gerne noch einmal in die Formel
1 zurückgekehrt?
Diese Sehnsucht hatte ich nicht. Ich hatte
zehn, elf Jahre lang ein Fenster von Möglichkeiten
- das war eine gute Zeit und ich genoss
es. Aber ich verlor ein wenig das nötige Verlangen,
um weiter zu machen so wie Michael.
Bei ihm ist es etwas anders, denn er hatte sehr
viel Erfolg und glaubte zu 1.000 Prozent an
sich - das tut er auch heute noch. Er ist jetzt
zwar älter, macht aber immer noch einen sehr
guten Job. Ob es ausreicht, um noch einmal
erfolgreich zu sein, müssen wir abwarten.
Was hält bei Dir persönlich das Rennfieber
am Leben?
Ich fahre immer noch ein paar Rennen, in den
vergangenen Jahren fuhr ich in der Superstars
Serie, einer Tourenwagenserie, die hauptsächlich
in Italien beheimatet ist. In diesem Jahr
fuhr ich zum ersten Mal in Spa mit und auch
bei den 24 Stunden am Nürburgring mit
Volkswagen. Ich lernte neue Dinge kennen
und das machte mir Spaß.
Spanien GP / Ungarn GP Renault feuert Nick
»Ich sah Nick aus der Boxengasse fahren und unter der Werbebande fing das Auto Feuer - nur ein paar Meter weiter und ich hätte das perfekte
Foto gehabt! Die Streckenposten waren recht langsam und dann explodierte der Seitenkasten und verstreute Karbon auf der Strecke. Es war
bereits Nicks zweiter Feuerunfall in dieser Saison. In Barcelona stand ich in Kurve 10, als ich das Feuer aus seinem Auspuff bemerkte und
einfach wild drauf los fotografierte. Nick sprang panisch aus dem Auto und rannte davon - er hatte wohl Angst, dass es explodieren würde.
Aber nach fünf bis zehn Sekunden war nur noch eine Rauchwolke übrig.«
38 www.Motorsport-Magazin.com
Fotos: adrivo/Sutton
Die
Bilder
der
Saison
Von Melbourne bis Interlagos,
von Grid Girls bis Massencrashs
- unser Motorsport-
Magazin Fotograf Mark
Sutton war auch in dieser
Saison unermüdlich im
Einsatz. Hier zeigt er Ihnen die
besten und spektakulärsten
Bilder des Jahres 2011 und
erzählt deren Geschichten.
2011
Text: Mark Sutton
www.Motorsport-Magazin.com 39
Spanien GP /
Unter den Rock geschaut
»Ich sah auf der Leinwand, dass Felipe Massa abgeflogen
war. Als die Mechaniker etwas herum schoben, rannte
ich mit meinem Weitwinkelobjektiv hinüber und schoss
einige Fotos von ihm, wie er ausstieg und auf einem
Motorrad davon fuhr. Plötzlich hoben sie den Ferrari
direkt vor mir nach oben - da wäre es doch unhöflich von
mir gewesen, kein Foto zu machen! Nach dem Verbot des
Doppeldiffusors haben die Teams allerdings nicht mehr
so viel zu verheimlichen wie früher.«
Türkei GP /
Spa 2000 Reloaded
»Dies ist ein großartiges Actionfoto
während des Rennens. Ich stand die
meiste Zeit in der ersten Kurve, aber
die ganze Action spielte sich - anders
als im letzten Jahr - in der DRS-
Zone ab. Hier kämpfen Jenson Button,
Felipe Massa und Vitaly Petrov
gegeneinander - wobei der Russe
sogar vorne liegt. Es ist ein tolles
Bild, da sie gleichauf zu liegen scheinen
und man sieht, wie der Staub
hinter ihnen aufgewirbelt wird. Normalerweise
vermeiden wir es, gegen
die Sonne zu fotografieren, aber hier
gefallen mir das Hitzeflimmern und
die Fans im Hintergrund.«
40 www.Motorsport-Magazin.com
Europa GP /
Grimassen-Wettbewerb
»Ich ging am Donnerstag um 10 Uhr mit Sebastian
zur Streckenbesichtigung. Plötzlich begann er, Grimassen
zu ziehen und wild mit den Händen zu
wedeln. Dann drehte er sich zu mir um und sagte:
‚Warum bist du immer da, wenn ich Grimassen
mache?‘ Ich war mir nicht sicher, ob wir die Bilder
verwenden sollten - unser Bildredakteur entschied
sich dafür. Später kam Sebs Physio Tommy zu mir
und fragte nach den Fotos: ‚Seb freut sich schon
darauf, sie nachher zu sehen!‘«
www.Motorsport-Magazin.com 41
Monaco GP / Schau mir in die Augen...
»Ein typisches Monaco-Foto: die Reflektion im Helm eines Streckenpostens. Zum Glück fuhr Michael Schumacher in diesem Moment nicht, denn
bei hoher Geschwindigkeit sind diese Aufnahmen äußerst schwierig. So weit ich weiß, gibt es diese verspiegelten Helme nur in Frankreich - somit
weiß jeder sofort: das muss Monaco sein!«
42 www.Motorsport-Magazin.com
Kanada GP / Wall of Champions
»Ich stand gerade in der Box, als ich hörte, dass Vettel in die Mauer geknallt war - ich hatte es verpasst! Aber ich drehte mich blitzschnell um und
es waren noch keine Streckenposten am Auto - so konnte ich Seb knipsen, wie er den Schaden begutachtete. Dann kam mein Kollege Rubio zu
mir und sagte: »Ich habe den Unfall!« Nicht ganz so spektakulär, aber wir haben ein Foto von allen Fahrern, die dort reingekracht sind! Dieses
Bild ging rund um die Welt.«
Italien GP / Frontflügel macht die Flatter
»Ich mag die Parabolica in Monza. Ich sah, wie Mark Webber in das Heck von Felipe Massas Ferrari
fuhr und konzentrierte mich auf der Geraden auf Webbers Auto mit dem gebrochenen Frontflügel,
das plötzlich geradeaus ins Kiesbett schoss und in den Reifenstapel knallte. Mark verfolgte das
Rennen danach an einen Zaun gelehnt - im Hintergrund sieht man, wie sein Auto geborgen wird.«
www.Motorsport-Magazin.com 43
Großbritannien GP / Nix da, Reifenflüsterer
»Ich sah auf einer Leinwand, dass Jenson Button seit einigen Runden fast im Getriebe von Felipe Massa hing. Irgendwann hatte er auf der Hangar
Straight genügend Windschatten, um Massa durch Stowe zu folgen und ihn in Vale zu überholen. Buttons Räder blockierten, aber das Manöver
gelang und die Fans flippten aus.«
Kanada GP /
Verliebt in Jessica
»Jessica und Jenson sorgen immer für tolle Fotos. Sie
sind stets von Liebe umgeben: am Morgen kamen sie
Händchen haltend und lachend in den Paddock - so
sind sie die ganze Zeit. Nach Jensons Sieg sprach ich
mit Jessica, als der Regen stoppte und er zurück zum
Team kam. Ich schob gerade noch rechtzeitig einen
Tisch aus dem Weg, damit er auf sie zurennen und sie
küssen konnte. Das Schöne daran: es ist natürlich, nicht
gestellt - echte Emotionen.«
44 www.Motorsport-Magazin.com
Europa GP /
Das Leben ist schön
»Dieses Bild hat mein Bruder Keith bei der Red Bull Pool-
Party auf dem Dach geschossen. Beim ersten Valencia GP
2008 suchten wir nach einem guten Fotopunkt und er probierte
sein Glück bei einigen Apartments. Dann wurde er
fündig: ‚Drinnen waren überall Menschen, aber der Pool
war leer‘, erinnert er sich. ‚Seitdem bin ich immer dort: ich
stehe barfuß im Pool, schieße spektakuläre Startaufnahmen
und bin umgeben von wunderschönen Mädels in Bikinis.
Besser kann das Leben zu einem F1-Fotografen nicht sein!‘«
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Text: Kerstin Hasenbichler
2011
Verlierer & Gewinner
Sebastian Vettel und Red Bull Racing drückten der Saison 2011 ihren Stempel
auf. Das Motorsport-Magazin weiß, wer dieses Jahr ebenfalls Top-Leistungen
erbrachte und wer kläglich scheiterte.
Fotos: adrivo/Sutton
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GEWINNER
PIRELLI
Fassungslosigkeit machte sich in den
Gesichtern der Fahrer breit, als sie die ersten
Runden bei den Wintertests abspulten. Der
weiche Reifen von Pirelli war nach neun Runden
am Ende, nicht besser sah es bei der
härteren Mischung aus. »Wir dachten, wir
würden mit dem Reifen kein Rennen überstehen«,
erinnert sich Jenson Button. Niemand
hätte damals gedacht, dass Pirelli zu den
Gewinnern 2011 zählen würde. Die Italiener
mussten in ihrem ersten Jahr durchaus Lehrgeld
bezahlen, wie beim Türkei GP als die
Fahrer fast öfter an der Box waren als auf der
Strecke. Pirellis Plan sah zwar einen aggressiven
Reifenabbau vor, aber 82 Boxenstopps
waren selbst den Italienern zu viel. Pirelli
schlug einen konservativeren Weg ein, ohne
dabei das Ziel - die Rennen spannender zu
machen - aus den Augen zu verlieren und die
Rechnung ging auf. »Die Reifen haben die
Dynamik des Rennens verändert. Die Rennen
sind intensiver, in Sachen Strategie muss man
flexibler sein, aber diese Veränderungen sind
gut«, lobte Christian Horner.
VERLIERER
Ferrari
Die Fans sahen 2011 rot und das lag nicht an
den Teamfarben der Scuderia Ferrari, sondern
viel mehr am vierten titellosen Jahr in Folge.
Gegen Red Bull war Ferrari 2011 machtlos, auch
McLaren war meist schneller. »Ich kenne Startplatz
fünf sehr gut, denn es ist das zehnte Mal,
dass ich in dieser Saison von dieser Position
starte«, nahm es Alonso nach außen hin locker.
Die Vorzeichen standen bereits zu Saisonbeginn
nicht gut, als Ferrari das aktuelle Auto wegen
einer drohenden Klage von Ford umtaufen musste.
Aber nicht nur beim Namen hakte es, sondern
auch beim Design, das im Gegensatz zu
Red Bull und McLaren zu konservativ ausfiel.
Dementsprechend fiel die Bilanz mit einem GP-
Sieg in Silverstone bitter aus. Alonso bezeichnete
die Saison zwar als beste seiner Karriere,
was dem vor Ehrgeiz nur so strotzenden Spanier
aber kaum einer abnahm. Er fuhr zwar über dem
Level des Autos, doch neben ihm ging Felipe
Massa sang- und klanglos unter.
www.Motorsport-Magazin.com 47
GEWINNER
Jenson Button
Über kurz oder lang würde ihm Platzhirsch
Lewis Hamilton um die Ohren fahren und er
in der Versenkung verschwinden. Die Prognosen
zu Jenson Buttons Karriere in der
Formel 1 waren nach dem Wechsel zu
McLaren alles andere als rosig. Spätestens
2011 strafte der Brite alle seine Kritiker
Lügen. Er siegte in Kanada, Italien und
Japan, stand acht Mal auf dem Podium und
holte in allen Rennen - bis auf zwei - stets
Punkte. Mit seiner intelligenten und reifenschonenden
Fahrweise entzauberte Button
nicht nur den ungestümen Hamilton und
stieg in der Teamhierarchie nach oben, sondern
etablierte sich auch als härtester Vettel-
Verfolger, obwohl ihm der Vizeweltmeistertitel
eigenen Aussagen zufolge nicht viel
bedeutet. »Wer erinnert sich nächstes Jahr
schon an den Vizeweltmeister?« Die Tatsache,
dass er neben Lewis auch Fernando
Alonso und Mark Webber, der immerhin im
Weltmeisterauto saß, geschlagen hat, dürfte
ihm Genugtuung genug sein. Kein Wunder,
dass McLaren Button regelrecht bekniete,
seinen Vertrag vorzeitig bis 2014 zu verlängern
- somit ist er für die Konkurrenz weg
vom Fenster.
VERLIERER
Kubica & Heidfeld
Es sollte ein kurzer Ausflug in die Rallye-Welt
werden, doch am Ende kämpfte ein italienisches
Ärzteteam in einer mehrstündigen OP um das
Leben und die rechte Hand von Robert Kubica.
Der Pole kam bei der Rallye Ronde di Andora
mit seinem Skoda Fabia von der Strecke ab,
prallte in eine Leitplanke, die sich daraufhin in
das Auto bohrte und ihn schwer verletzte. Vor
der Saison noch als Geheimfavorit gehandelt,
muss Kubica weiter um seine Rennsportkarriere
bangen. Als Ersatz verpflichtete Lotus Renault
Nick Heidfeld. Der R31 sollte für den Deutschen
zum Karriereturbo werden, doch seine zehnjährige
F1-Erfahrung konnte er nicht in ausreichende
Punktergebnisse umwandeln. »Er ist
einfach nicht schnell genug«, kritisierte Teamchef
Eric Boullier. Nach dem Ungarn GP hieß es
Bye, bye Nick! Der unrühmliche Abgang brachte
ihn in eine schlechte Ausgangslage für 2012.
Nun hofft das deutsche Steh-Auf-Männchen,
dass seine Chancen in zwei Jahren besser aussehen.
Fraglich ist, welches Team auf einen
36-Jährigen abfährt, der 2010 fünf, 2011 elf
und 2012 wohl gar kein Rennen bestritten hat.
Fotos: adrivo/Sutton
48 www.Motorsport-Magazin.com
GEWINNER
Überholmanöver / DRS
Wegschauen verboten, hieß es in der Saison
2011. Denn wer wegschaute, der verpasste mit
großer Wahrscheinlichkeit einen Positionswechsel.
In diesem Jahr stieg die Anzahl an Überholmanövern
- nicht zuletzt dank DRS - auf ein
Rekordhoch von knapp 1500. »Es ist viel einfacher
zu überholen als in der Vergangenheit«,
bestätigte Bruno Senna. Die Piloten müssten nur
auf eine gute Gelegenheit warten, um DRS einzusetzen.
Die meisten Positionskämpfe bekamen
die Fans in der Türkei mit 85 Überholmanövern
zu sehen, gefolgt von Kanada (79) und China (67),
wobei DRS vor allem beim Europa GP, in Indien,
der Türkei, Spanien sowie China und Italien die
größte Rolle beim Überholen spielte. Für einige
Piloten wie Jenson Button (»Ich will mich beim
Überholen wie ein Held fühlen«) sank der Wert
des Überholens aufgrund des DR-Systems,
andere wiederum sahen keine große Veränderung:
»Selbst mit diesen Autos ist das Überholen
immer noch enorm schwierig. Wenn du also an
einem Gegner vorbei willst, musst du unweigerlich
ein Risiko eingehen, aber das ist ja auch das
Aufregende«, erklärte Lewis Hamilton.
VERLIERER
FOTA
Der Saal ist leer, statt reger Diskussionen
herrscht Stille. In Abu Dhabi sollte es zwischen
den Mitgliedern der FOTA zu einer Aussprache
über das Streitthema Nummer eins kommen
- der selbst auferlegten Ressourcenregelungen.
Der Versuch scheiterte. Schon die
Gespräche im Vorfeld endeten allesamt ohne
Ergebnis und auch für das kommende Concorde
Agreement mit der FIA und der Formula
One Administration haben sich die Teams
innerhalb der FOTA noch nicht auf eine
gemeinsame Verhandlungsbasis einigen können.
Gerüchte, wonach die FOTA vor dem Auseinanderbrechen
stehe, ziehen bereits im
Fahrerlager ihre Kreise. »Ich denke, dass es
ein wenig Säbelrasseln war, darüber zu sprechen,
dass dies das Ende sei«, erklärte FOTA-
Präsident Martin Whitmarsh. Doch Fakt ist,
dass sich 2011 die Fronten zwischen den
Teams verhärtet haben. Seitens Red Bull nahm
man bereits das Wort »Ausstieg« in den Mund.
»Die FOTA muss ihre Probleme in den Griff
bekommen, andernfalls werden wir aufhören«,
stellte Christian Horner klar.
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GEWINNER
Paul di Resta
Paul di Resta ist der lebende Beweis, dass
die DTM nicht der letzte Karriereschritt eines
Rennfahrers sein muss. »Ich denke, dass
mich die DTM besser auf die Formel 1 vorbereitet
hat, als viele glauben«, erklärte der
Schotte. Abseits der Strecke zählt di Resta
zu den Schweigsamen, seine Antworten gibt
er lieber auf der Strecke. In seiner Debütsaison
beeindruckte der 25-Jährige mit Pace
und Konstanz und brachte damit die interne
Hausordnung bei Force India ins Wanken. Im
Qualifying stellte di Resta seinen routinierteren
Teamkollegen Adrian Sutil oft in
den Schatten. Das interne Duell verlor er nur
knapp mit 9:10, insgesamt holte er 27
Punkte. Sein bestes Resultat holte er beim
Singapur GP mit Platz sechs. »Paul hat
bewiesen, dass er das notwendige Talent
besitzt, und den Job auch erledigen kann,
ohne im Vorfeld viel zu testen. Einen solchen
Rookie sieht man heute nicht mehr allzu oft«,
lobte F1-Kollege Jarno Trulli. Auch Gerhard
Berger bescheinigt dem Schotten eine große
Zukunft in der Formel 1
VERLIERER
bahrain
Der Inselstaat Bahrain ist zwar winzig, doch
seine inneren Konflikte bergen großen Sprengstoff.
Dieser explodierte im Frühjahr dieses
Jahres, nachdem in anderen arabischen Ländern
bereits Proteste gegen das im Land herrschende
Regime aufgekommen waren. Das
Herrscherhaus in Bahrain reagierte mit blutiger
Gewalt auf den Aufstand. Meldungen von Soldaten,
die mit Panzern auf Demonstranten
losgingen und Schreckensbilder von Toten und
Verletzten gingen um die Welt. Die Formel 1
war gezwungen, zu handeln, denn der Saisonauftakt
in Bahrain stand vor der Tür. Nach
einem langen Hin und Her wurde der Grand
Prix abgesagt, mit der Absicht, diesen im Oktober
nachzuholen. Das Vorhaben stieß bei Politikern
und Menschenrechtlern auf harsche
Kritik und auch die FOTA sprach sich gegen
eine Austragung des Rennens aus. Im ersten
Rennkalender 2012 tauchte der Bahrain GP
wieder auf. »Jeder im Land ist zufrieden. Es
gibt keine Dramen mehr, andernfalls hätten wir
das Rennen nicht in den Kalender gepackt«,
glaubte zumindest Bernie Ecclestone.
50 www.Motorsport-Magazin.com
GEWINNER
Heikki Kovalainen
Der Blick auf die Zeitenliste ließ den Puls von
Heikki Kovalainen drei Mal höher schlagen
– so oft stellte er seinen schwächeren Lotus-
Boliden ins Q2. Ein Erfolg, der von den TV-
Kameras nicht eingefangen wurde, doch
Kovalainen fühlt sich bestätigt. »Ich ging zu
Lotus, weil ich fühlte, dass ich die Grundlagen
noch einmal erlernen musste. Der Weg, den
ich zuvor eingeschlagen hatte, endete in einer
Sackgasse. Deshalb brauchte ich einen Neustart«,
verriet der Finne. Dank dieses Neustarts
sei er fahrerisch besser als zu seinen
Zeiten bei Renault und McLaren. Ein Blick auf
die Statistik unterstreicht seine These: Kovalainen
zählt mit Michael Schumacher und
Sebastien Buemi zu den Top-Startern der
Saison 2011. Auch in der Tabelle mit den
meisten Positionsgewinnen nach der ersten
Runde findet man den Finnen ganz vorne.
»Sicherlich erinnert man sich nur an die Sieger
und nicht an den Rest, aber ich kann auf
jede einzelne Runde stolz sein, weil ich immer
100 Prozent gegeben habe«, sagt Kovalainen
überzeugt.
VERLIERER
Williams
Fotos: adrivo/Sutton
Lange lag Frank Williams in der Nacht nach dem
Qualifying in Abu Dhabi GP wach. Wie war es
nur soweit gekommen? Mit 572 GP-Starts und
zahlreichen WM-Titeln zählte Williams einmal
zu den erfolgreichsten Konstrukteuren in der
Formel 1, doch an die Glanzzeiten der Vergangenheit
erinnert nicht mehr viel. Stattdessen
erlebte Sir Frank in Abu Dhabi mit den Startplätzen
23 und 24 eine weitere Schmach. Nach dem
schlechtesten Saisonstart in der Teamgeschichte
- nach drei Rennen hatte Williams
immer noch keine Punkte - rutschte das Team
in der zweiten Saisonhälfte ins sportliche Niemandsland
ab. Der Blick auf die Konstrukteurswertung,
wo sich das
Team abgeschlagen auf Rang neun befindet, ist
die pure Demütigung für Frank Williams. »Aber
wir haben es verdient. Wir haben einfach einen
schlechten Job gemacht«, gesteht der Teamchef.
Was bleibt, ist die Hoffnung auf eine sportliche
Wende 2012.
www.Motorsport-Magazin.com 51
Text: Stephan Heublein
Pole Positions
Vettel startete 15 Mal von der Pole
Position und verbesserte den Rekord
von Nigel Mansell aus der Saison
1992. Mark Webber schraubte
die Red-Bull-Statistik auf 18 Poles
in 19 Rennen in die Höhe.
Red Bull gewann 12 der 19 Grand
Prix, Vettel siegte 11 Mal12
18
siebzehn
Mal erste
Startreihe
Vettel stand nur
bei seinem Heimrennen
in Deutschland
nicht in der ersten
Startreihe.
Podestplätze
Vettel stand nur bei
zwei Rennen nicht
auf dem Podium:
bei seinem Ausfall
in Abu Dhabi und
nach Platz vier in
Deutschland. Red
Bull verpasste nur
in Abu Dhabi das
Podium.
Siege
Schnellste Runden Vettel gab alles,
doch diese Wertung ging mit 7 schnellsten Rennrunden
unangefochten an seinen Teamkollegen Mark Webber.
Mit 10 Fastest Laps verhalf Vettel immerhin dem Team
zu einem weiteren Spitzenplatz.
739
Führungsrunden
Vettel führte 739 der insgesamt
1.133 Rennrunden an, das entspricht
gut 65% aller Runden.
5
dreiundvierzig
Platzgewinne - Michael Schumacher
ist mit 43 Platzgewinnen innerhalb der ersten
Runde der beste Starter des Feldes.
Es folgen Heikki Kovalainen (34) sowie
Sebastien Buemi (33).
1.085
Die meisten Boxenstopps gab es
in Ungarn (85) und der Türkei (81),
die wenigsten in Italien (35) und
Abu Dhabi (40). Bei acht Rennen
hatte Red Bull den schnellsten
Boxenstopp. Ebenfalls acht Mal
war Mercedes am schnellsten,
zwei Mal McLaren und je ein Mal
Ferrari und Force India.
Führungskilometer
Safety Car GP
Bei fünf Rennen rückte das Safety
Car mindestens einmal aus – Monaco,
Kanada, Belgien, Italien und Singapur.
In Kanada führte das Safety
3.795
Car für gut 45% der Renndistanz.
Vettel lag in den 19 Rennen 3.795 km in Führung, damit
erzielte er 52% aller Führungskilometer in seiner Karriere
(7.294) in dieser Saison.
1.150
Dank DRS, KERS und den
Pirelli-Reifen gab es
2011 gut doppelt so
viele Überholmanöver
wie im Vorjahr.
Vettel führte bei allen
Grand Prix des Jahres
mindestens eine Runde
– bis auf Abu Dhabi, dort
fiel er in Führung liegend
in Runde eins aus.
Rennen angeführt
17
Fotos: adrivo/Sutton
www.Motorsport-Magazin.com 53
Dauerbrenner
aus
leidenschaft
Emerson Fittipaldi. Der Mann mit den Riesenkoteletten und der noch gröSSeren
Zigarre wird 65. Das Motorsport-Magazin blickt zurück auf die Karriere eines
Naturtalents, das bereits in den ersten Jahren seiner Karriere für Furore
sorgte, von der Sucht nach der Geschwindigkeit aber nie genug bekam.
Foto: adrivo/Sutton
Text: Frederik Hackbarth
54 www.Motorsport-Magazin.com
Emerson Fittipaldi
im McLaren M23
und Carlos Pace
im Surtees TS16/2
warten im
Monaco-Grid
Fittipaldi im Lotus
72E auf dem Weg zu
einem Podestplatz
beim Belgien GP
1973 in Zolder
www.Motorsport-Magazin.com 55
Das lateinamerikanische Temperament
ist normalerweise nicht gerade
für seine Geduld bekannt - Emersons
sportliche Karriere durchzog
jedoch schon immer diese bemerkenswert
kühle und kalkulierende Herangehensweise.
In zwei Jahren bei McLaren drehte er sich
nur ein einziges Mal und ich kann mich auch an
kein einziges Beispiel erinnern, dass er jemals
irgendwas beschädigt hätte. Für einen Fahrer, der
am absoluten Limit des Sports wirkte, ist das eine
einzigartige Statistik.« So erinnerte sich einmal
Teddy Mayer, Ex-McLaren-Teamchef und langjähriger
Wegbegleiter des Brasilianers an Emerson
Fittipaldi. Der Name Fittipaldi steht heute für die
wohl bekannteste südamerikanische Motorsportsippschaft.
In erster Linie verdankt die Familie das
dem ehemals jüngsten Formel-1-Weltmeister aller
Zeiten. Mit gerade einmal 25 Jahren und 273 Tagen
setzte sich Emerson 1972 die Krone in der Königsklasse
auf - eine Bestmarke, die bis zu Fernando
Alonsos Titeltriumph 2005 bestehen sollte. Mittlerweile
hält Doppelweltmeister Sebastian Vettel
diesen Rekord - vor zwei Titelgewinnen braucht
sich jedoch auch Fittipaldi nicht zu verstecken,
denn nur zwei Jahre nach seinem Premierentriumph
auf Lotus legte der Mann aus Sao Paulo nach
und fuhr auch für McLaren an die Weltspitze. Die
Erfolgsliste des 14-fachen GP-Siegers ist mindestens
genauso lang wie seine markanten Koteletten -
neben der Formel 1 feierte Fittipaldi auch in den
USA große Triumphe, krönte sich 1989 zum Meister
der CART-Serie und gewann zweimal das
legendäre Indy 500.
Als jüngster Sohn des bekannten brasilianischen
Motorsportreporters Wilson Fittipaldi Senior, am
12. Dezember 1946 geboren, lag ihm das Rennfahren
im Blut - doch viel mehr war es die Mutter, eine
polnische Immigrantin, die kurz nach dem zweiten
Weltkrieg bei Produktionswagenrennen angetreten
war. Als der Vater später auch noch für die Veranstaltung
des 1000km-Rennens in Interlagos verantwortlich
zeichnete, war es um die Leidenschaft des
jungen Emerson geschehen und jegliche Form von
Rennpiste fortan sein neues Zuhause. Im Windschatten
seines größeren Bruders Wilson erfuhr sich der
talentierte Knabe schnell einen guten Ruf - damals
noch unter dem von den zumeist älteren Gegnern
gefürchteten Spitznamen ‚Maus‘. Zu Beginn ihrer
Karriere bestritten die Fittipaldi-Brüder vornehmlich
Motorrad- und Tragflügelbootrennen. Nachdem
Wilson sich bei einem solchen Wettkampf jedoch
einmal überschlagen hatte, entschied sich das
Gespann zu einem kollektiven Wechsel in den gerade
aufblühenden und weniger gefährlichen Kartsport.
Schnell stellten sich Erfolge ein und somit stieg das
Gespann Mitte der 60er Jahre in die nationale Formel
V auf, wo sie kurze Zeit später zusammen mit ihren
Eltern ein eigenes Team eröffneten. Nachdem Emerson
bereits in seinem zweiten Jahr die Meisterschaft
gewinnen konnte, ging es für ihn 1969 erstmals nach
Europa, wo sich Wilson ein paar Jahre zuvor schon
»Seine analytischen
Fähigkeiten und
sein technisches
Verständnis für die
Fahrzeugentwicklung
und Beherrschung
machen ihn
zu einem der erfolgreichsten
Fahrer
aller Zeiten.
Was man sich hingegen
tunlichst nicht
von ihm abschauen
sollte, ist seine
Einstellung zur
Pünktlichkeit.«
kurz und glücklos versucht hatte. Der jüngere Fittipaldi
schlug jedoch voll ein und sicherte sich auf
Anhieb den Titel in der hart umkämpfen Britischen
Formel 3.
1970 bot sich ihm so die Chance, als dritter Fahrer
für Colin Chapmans legendäres Lotus-Team in der
Formel 1 zu unterschreiben. Beim Großbritannien
GP debütierte er zur Saisonmitte in der Königsklasse
und schlug sich mit Platz acht hervorragend.
Bereits beim folgenden Lauf in Deutschland reichte
es mit dem vierten Rang erstmals zu WM-Punkten.
Eigentlich wollte das Team den Rohdiamanten
fortan behutsam aufbauen. In Monza schlug jedoch
das Schicksal zu - Teamleader Jochen Rindt verunglückte
im Zeittraining und als daraufhin der
geschockte John Miles die Formel 1 verließ,
brauchte die Truppe dringend einen neuen Siegfahrer.
Im schnellen, aber ob seiner riskanten Konstruktion
auch gefährlichen Lotus 72C gewann
Fittipaldi für das schwer gebeutelte Top-Team sofort
beim ersten Rennantritt nach Rindts tragischem
Tod in Watkins Glen seinen ersten Grand Prix.
Urplötzlich war der Neuling in der Weltelite angekommen.
Drei weitere Podestplatzierungen 1971
ebneten den Weg, um sich als ernstzunehmender
Titelkandidat zu etablieren und schon im Folgejahr
machte er seinen kometenhaften Aufstieg mit dem
Titelgewinn perfekt. Sein 72D war eine Klasse für
sich - mit fünf Siegen holte ‚Emmo‘ zudem im
Alleingang den Konstrukteurstitel für seinen
Rennstall.
1973 bekam der amtierende Champion mit Ronnie
Peterson einen schnellen Teamkollegen. Letztendlich
setzte sich Fittipaldi als WM-Zweiter hinter
Jackie Stewart teamintern gegen den Schweden
durch - vor allem, da er erkannte, sich ob der neuen
Herausforderung auf seine große Stärke des analytischen
Rennfahrens zu konzentrieren. Am Ende
holte er konstantere Resultate und blieb knapp vor
seinem Stallgefährten. Für das Folgejahr entschied
sich Fittipaldi, dem lukrativen Lockruf von
McLaren zu folgen - ein Entschluss, der sich als
goldrichtig herausstellen sollte. Mit seinen Siegen
in Brasilien, Belgien und Kanada sicherte er sich
durch beständige Punkteankünfte knapp vor Clay
Regazzoni sein zweites Championat. 1975 folgte ein
weiterer Vizetitel hinter dem übermächtigen Niki
Lauda. Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung
und im Willen, auch seinem Bruder in der
Formel 1 zu Größe zu verhelfen, gründeten die
Fittipaldi-Brüder mit der Unterstützung des staatlichen
Zuckerunternehmens Copersucar ihren
eigenen Rennstall. Das Projekt erwies sich jedoch
als Flop - ganze fünf Jahre versuchte Fittipaldi, das
Team unter mehrmals wechselnden Namen auf die
Siegerstraße zu führen, ohne damit jedoch nennenswerte
Erfolge zu erzielen. Ein zweiter Rang in
Rio 1978 blieb der Höhepunkt. Ende 1980 ging
schlussendlich das Zuckergeld aus und die F1-Karriere
des für seine Selbstironie bekannten Publikumslieblings
war beendet - der Brasilianer konzentrierte
sich fortan auf das Teammanagement
Foto: adrivo/Sutton
56 www.Motorsport-Magazin.com
Fittipaldi gewann
1974 und 1975
fünf Grand Prix
und einen
Weltmeistertitel
mit McLaren
und die Suche nach Sponsoren, ehe er sich 1982
ganz zurückzog.
Doch Fittipaldi wäre nicht Fittipaldi, hätte er nicht
kurz darauf eine triumphale Rückkehr in die Welt
des Motorsports gefeiert. Ganze 13 Jahre ließ der
mehrfache Familienvater im Land der unbegrenzten
Möglichkeiten folgen und machte sich
durch seine unzähligen CART-Erfolge in den USA
zu einem der ganz Großen des Sports. Nach sechs
Jahren bei Patrick Racing erfolgte nach seinem
ersten Titeljahr 1989 der Wechsel zum Erfolgsteam
Penkse, mit dem er auch in den folgenden fünf
Jahren stets in die Top-5 des Gesamtklassements
fuhr. 1993 begeisterte ‚Emmo‘ das amerikanische
Publikum mit einem spannenden Titelduell im
Generationenkampf mit dem damals amtierenden
F1-Weltmeister Nigel Mansell. Obwohl er am Ende
des Jahres knapp unterlag, hatte der Dauerbrenner
immer noch nicht genug und legte 1994 einen weiteren
Vizetitel nach, während sich sein Neffe Christian
bereits in der Formel 1 versuchte. 1996 war
der Lebemann im Alter von fast 50 Jahren bei
Penske schließlich nicht mehr erste Wahl und wechselte
zum Team von Carl Hogan. Ein schwerer
Unfall beim Marlboro 500 in Michigan endete
jedoch fast tödlich, so dass Fittipaldi ein Karriereende
erwog. Nach wiederrum erneut schweren
Verletzungen, die sich der Brasilianer am Ende der
eigentlichen Genesungsphase bei einem Gleitschirm-Unfall
über seiner Orangenplantage zuzog,
stand der Abschied vom aktiven Motorsport endgültig
fest. Um aber auch weiterhin mit seinem
geliebten Umfeld in Kontakt zu bleiben, wurde Fittipaldi
Teamchef und war unter anderem bei der
brasilianischen Mannschaft im A1-Nationencup
federführend. Mit all seiner Erfahrung war er ein
lehrreiches Vorbild, so dass auch aufstrebende
Rennfahrer von seiner Einstellung profitieren konnten.
»Seine analytischen Fähigkeiten und sein technisches
Verständnis für die Fahrzeugentwicklung
und Beherrschung machen ihn zu einem der erfolgreichsten
Fahrer aller Zeiten. Was man sich hingegen
tunlichst nicht von ihm abschauen sollte, ist
seine Einstellung zur Pünktlichkeit«, verriet Wegbegleiter
Mayer einst. »Es gibt ‚pünktlich‘, ‚spät‘,
‚brasilianische Zeit‘ und ‚Emersons Zeit‘.«
Fittipaldis
Mechaniker
überprüfen den
Schaden nach
einem Unfall in
Schweden
Formel-1-Laufbahn
Weltmeister: 1972, 1974
GP-Starts: 144
GP-Siege: 14
GP-Podiums: 35
Pole Positions: 6
Schnellste Runden: 6
Punkte: 281
Führungsrunden: 478
Führungskilometer: 2.235
Teams:
1970-1973: Lotus
1974-1975: McLaren
1976-1980: Copersucar/Fittipaldi
Alte Zeiten: Martin
Tomczyk in seinem Abt
Audi TT auf dem Weg zu
Platz fünf auf dem
Nürburgring in der
DTM-Saison 2002
58 www.Motorsport-Magazin.com
alles richtig
gemacht
Foto: adrivo/Sutton
Als wäre das Comeback nicht schon spektakulär
genug, kehrt BMW mit zwei Paukenschlägen in die
DTM zurück: Mit den Verpflichtungen von Bruno
Spengler und Martin Tomczyk gelangen Motorsportchef
Jens Marquardt zwei besondere Coups. Dank des
Star-Duos verfügen die Münchener nicht nur über
geballtes Siegpotenzial im Cockpit, sondern zusammengerechnet
auch 17 Jahre DTM-Erfahrung. Die wird
BMW zu Gute kommen, um nach der langjährigen
Abstinenz schnell zu Mercedes und Audi aufzuschließen.
Besser hätte es kaum laufen können: die eigenen
Reihen prominent verstärkt und gleichzeitig die Konkurrenz
geschwächt. BMW ist der klare Gewinner der
Vorsaison. - Robert Seiwert
www.Motorsport-Magazin.com 59
Ein Jahr nach Tomczyks Geschmack:
Erst Meister im Jahreswagen mit
Audi und dann der Wechsel zu BMW
Text: Robert Seiwert
Luxusproblem:
MEISTERTITEL
60 www.Motorsport-Magazin.com
MSM: Du hast den Titel im Jahreswagen
geholt - was war nun wirklich
der Unterschied zwischen neuen und
alten Autos in dieser Saison?
MARTIN TOMCZYK: Es gab eigentlich
keinen Unterschied zum vergangenen Jahr,
da das Reglement ja eingefroren war. Wir hatten
mit Hankook zwar einen neuen Reifenlieferanten,
doch das gilt für alle Fahrer. Die Jahreswagen
waren auch in der vorangegangenen
Saison konkurrenzfähig. Dass die Kombination
Tomczyk-Jahreswagen-Phoenix so gut funktionieren
würde, konnte man zu Beginn des Jahres
allerdings nicht wissen.
Hatten die alten Autos dank der neuen Reifen
einen entscheidenden Vorteil?
Das ist schwierig zu sagen. Wenn man sich die
Performance der Jahreswagen ansieht - mich
ausgenommen - dann sieht man, dass sich nicht
viel verändert hat im Vergleich zu den Vorjahren.
Ich möchte mich nicht groß herausstellen,
aber in dieser Saison passte alles perfekt zusammen.
Ich konnte konstant in der Spitze fahren
und das war schon ein Aha-Erlebnis.
Deine Markenkollegen Mortara, Molina und
Albuquerque fuhren mit ihren Jahreswagen
auch jeweils aufs Podium...
Die neuen Reifen haben sicherlich ihren Beitrag
dazu geleistet. Gerade für die Neueinsteiger,
weil die Hankook-Reifen viel mehr verziehen
haben. Es stand ein größeres Fenster zum
Arbeiten zur Verfügung, es kam nicht auf Zehntel
und Hundertstel im Bereich des Luftdrucks
an. Wir wussten, dass der Reifen eine gewisse
Marge hatte und es war nicht sehr schwierig,
diese zu treffen. Klappte das, war man mit den
Reifen schnell unterwegs.
Vor der Saison hast Du Abt nach zehnjähriger
Zusammenarbeit verlassen und bist zu →
Bester Jahreswagenfahrer 2011 – das war das Ziel. Martin
Tomczyk kam bald in die Luxusposition, sein Saisonziel
auf die Meisterschaft nach oben zu korrigieren. Im
Motorsport-Magazin lässt der DTM-Champion 2011 sein
Triumphjahr Revue passieren.
Fotos: audi, red bull/GEPA
www.Motorsport-Magazin.com 61
Martin Tomczyk kam mit seinem
Vorjahres-Audi A4 bestens zurecht
und gewann insgesamt drei Rennen
1
In diesem Jahr war ich von Anfang
an die Nummer 1 und schon in
der Vorbereitung kümmerten sich mehr
oder weniger alle um mich.
Phoenix gewechselt. Was für ein
Gefühl hattest Du dabei?
Es ist natürlich immer etwas Neues,
wenn man das Team wechselt. Es war
eine andere Situation für mich, doch
es funktionierte von Beginn an. Wir haben uns
gut arrangiert und die Zusammenarbeit
klappte. Mit Ernst Moser hat Phoenix einen
Teamchef, der den Motorsport lebt - das wirkt
sich auf die Mitarbeiter aus. Für Phoenix war
es auch eine neue Situation, denn zuvor bekamen
sie meist junge Fahrer. Ich hingegen war
schon seit zehn Jahren dabei und brachte sehr
viel Know-how mit. Ich hatte mir fest vorgenommen,
in dieser Saison viel Spaß zu haben
- denn wenn ich Spaß habe, dann bin ich auch
schnell. Bei all dem Druck darf der Spaß einfach
nicht zu kurz kommen.
Du warst gleichzeitig zum ersten Mal der Leader
im Team. Ein Schlüssel für Deinen Erfolg?
Als Leader steckt man natürlich in einer anderen
Situation. Ich möchte nicht sagen, dass sich
bei Abt niemand um mich gekümmert hat,
aber dort gab es vier aktuelle Autos, die alle
um die Meisterschaft fahren wollten. Dass man
sich nicht auf alle vier exakt gleich konzentrieren
kann, ist normal bei solch einer Teamgröße.
In diesem Jahr war ich von Anfang an
die Nummer 1 und schon in der Vorbereitung
kümmerten sich mehr oder weniger alle um
mich. Das Team hatte Ideen und ich hatte
Ideen, die ich dank meiner langjährigen Erfahrung
einbringen konnte. Wir versuchten, alles
zusammen zu bringen und schnell umzusetzen.
Da gab es nicht viele Diskussionen - wenn
wir etwas für gut befanden, wurde es umgesetzt.
Das Vertrauensverhältnis war gegeben
und fruchtete dann auch. Manchmal fragte ich
mich sogar: ‚Warum habe ich das früher nicht
so gemacht?‘
Hattest Du dir vor der Saison Ziele gesteckt?
Klar, ich wollte bester Jahreswagen-Fahrer sein
und ein Rennen gewinnen. Das war für mich
vor der Saison realistisch - und ich habe es ja
auch geschafft... Das ich meine gesteckten Ziele
im Laufe der Saison nach oben korrigieren
konnte, war Luxus. Es ist das Beste, was dir als
Fahrer passieren kann.
Im vergangenen Winter musstest Du dir eine
Menge Kritik gefallen lassen. Hast du die Saison
2011 als eine Art letzte Chance in der
DTM gesehen?
Da habe ich nicht weiter drüber nachgedacht, sondern
die Situation so hingenommen, wie sie nun
einmal war. Ich wollte von Anfang an das Beste
daraus machen. Ich habe aber nie gedacht, dass das
meine letzte Chance sei - so ein Typ bin ich nicht.
Mit dem Titelgewinn hast Du deine Kritiker
erst einmal verstummen lassen. Ein Stück weit
Genugtuung?
Eine gewisse Genugtuung ist schon dabei. Ich
habe nie daran gezweifelt, dass ich schnell bin.
Aber wenn ich mich nach zehn Jahren in der
DTM noch beweisen musste, dann habe ich
das in diesem Jahr mit Sicherheit getan. Man
ist ja auch nicht umsonst so viele Jahre dabei.
Du bist nun in den Kreis der Meister bei Audi
aufgestiegen. Glaubst Du, dass man dich in
Ingolstadt künftig anders behandelt?
Nein, so etwas sollte sich auch nicht ändern,
denn letztendlich sind wir alle Top-Fahrer.
Natürlich ist es für den einen oder anderen
wichtig, wenn man einen Meistertitel errungen
hat. Aber bloß, weil jemand DTM-Meister
geworden ist, wird er bei Audi nicht unterschiedlich
behandelt. Das wäre auch der
falsche Weg.
Als Meister bist Du der Gejagte - wie gehst Du
mit der neuen Situation um?
Gute Frage, diese Situation kenne ich ja noch
gar nicht. Aber natürlich ist es toll, die Nummer
1 auf dem Auto zu haben. Ich freue mich
darauf, weiß aber, dass viele andere diese Nummer
auch gerne hätten. Das wird mit Sicherheit
ein spannendes Jahr. Inwiefern sich Druck und
Fotos: adrivo/Sutton, audi, red bull/GEPA
62 www.Motorsport-Magazin.com
Startaufstellung sagte ich zu ihm, ‚Schau, das
ist das letzte Rennen, das wir zusammen fahren
werden, danach gehst du leider ins Museum‘.
Wir Rennfahrer sind da schon emotional.
Hockenheim war der krönende Abschluss und
ich bin mir sicher, dass der A4 seinen Seelenfrieden
im Museum finden wird.
Also hast Du nicht versucht, den Wagen mit
nach Hause zu nehmen?
Das würde meinen finanziellen Rahmen
sprengen.
Marti Tomczyk verlässt Audi nach
zehn Jahren mit dem DTM-Titel in
Richtung München - dort wartet eine
neue Herausforderung auf ihn
In der kommenden Saison gibt es immerhin
ein neues Auto für Dich.
Ja, da freue ich mich schon drauf. Das werden
extrem tolle Fahrzeuge, die sich deutlich von
den bisherigen abheben. Super, dass mit BMW
ein dritter Hersteller zurückkehrt. Da haben
nicht nur die Fahrer, sondern auch die Macher
der DTM lange drauf gewartet. Bei den ersten
Tests konnte man bereits sehen, dass alle Autos
auf der gleichen Wellenlänge liegen. Nun
haben wir noch den ganzen Winter vor uns,
um die Autos zu entwickeln. Wir werden mit
Sicherheit eine tolle neue DTM erleben.
Herangehensweise für mich ändern, kann ich
noch nicht beurteilen. Ich möchte mich davon
aber nicht irritieren lassen, sondern die neue
Saison genauso starten wie in den vergangenen
Jahren auch. Dass die Rolle des Gejagten
schwieriger ist als die des Jägers, hat man in
den vergangenen Jahren gesehen.
Was war Dein persönliches Highlight im Laufe
der Saison?
Das Rennwochenende am Lausitzring. In den
vergangenen Jahren galt die Lausitz stets als
Mercedes-Strecke - doch in diesem Jahr dominierten
wir dort extrem. Dass wir da so schnell
unterwegs waren, war etwas Spezielles. Es war
ein komplett anderes Bild im Vergleich zu früher.
Überhaupt erlebte ich in dieser Saison nie
ein langweiliges Rennen, es war immer etwas
Besonderes dabei. Ob Norisring, Oschersleben
oder Brands Hatch - es ist schwierig, etwas
herauszupicken. Nach jedem Rennen konnten
wir sagen, ‚Boah, das war gut, was wir da
gemacht haben‘.
Wann hast Du zum ersten Mal an den Titel
geglaubt?
Nach Brands Hatch, als ich die Tabellenführung
von Bruno Spengler übernommen hatte.
Da dachte ich mir, ‚Okay, das könnte
klappen‘.
Von Hockenheim nach Heppenheim - Du
warst auch dabei, als Sebastian Vettel seine
Weltmeisterschaft in der Heimat feierte. Ein
besonderes Erlebnis?
Das war super! Es war zwar etwas stressig,
während des DTM-Finales am Hockenheimring
nach Heppenheim zu fahren - aber es hat
sich gelohnt. Sebastian hat sich gefreut, dass
ich da war. Es war extrem, wie er dort empfangen
wurde. Da merkt man einmal den Unterschied
zwischen Formel 1 und DTM.
Beschreibe bitte Deine Gefühle während deiner
letzten Runde in Valencia.
Die letzte Runde war in Ordnung, aber die 17
Runden davor hatten es in sich. Mir war
bewusst, dass ich unter dieser Konstellation
das Rennen nur noch beenden musste, um
Meister zu werden. Das war das Schwierige,
denn die Zeit kam mir unendlich lang vor, das
war schon anstrengend. Es herrschte natürlich
Druck im Auto, doch als ich über die Ziellinie
fuhr, fiel mir ein Stein vom Herzen. Es dauerte
eine Zeit lang, bis ich alles realisiert hatte.
Trauerst Du deinem alten Auto jetzt
hinterher?
Das ist schon schade. Vor dem letzten Saisonrennen
am Hockenheimring habe ich mir das
Auto noch einmal genauer angeschaut. In der
Nach zehn Jahren in
der DTM ist Martin
Tomczyk endlich am
Ziel angelangt:
ausgerechnet nach
seiner Degradierung
gewann er den Titel
Rennsportler im Vergleich
Ob GT4, GT2 oder der M3 DTM - BMW ist mit seinen M3-Modellen in zahlreichen
Motorsportkategorien unterwegs. Das Motorsport-Magazin nimmt die drei Autos unter
die Lupe und erklärt deren Besonderheiten.
Fotos: bmw, castrol
Text: Robert Seiwert
BMW M3 GT4:
Der GT4 kommt im Breitensport zum Einsatz, er soll mit dem Serienfahrzeug so viel
wie möglich gemein haben, nur geringfügige Modifikationen sind erlaubt. »Der GT4
ist nicht ohne Grund ein Einstiegsmodell für Hobby-Rennfahrer«, sagt BMW-Werkspilot
Dirk Müller. »Das Auto lässt sich wirklich sehr gut fahren.« Im Vergleich zum Serienmodell
rückt die Gewichtsersparnis in den Fokus. Dank Carbontüren und der Verwendung
des Spezialkunststoffs Makrolon für die Seiten- und Heckscheiben bringt
der GT4 knapp 300 kg weniger auf die Waage. Der 420 PS starke V8-Motor bleibt
weitestgehend unangetastet.
BMW M3 GT2:
Dirk Müller gewann mit dem M3 GT2 sowohl den Fahrer- als auch den Markentitel
in der ALMS. »Es ist kein Geheimnis, dass der Windkanal in München, der seit
vergangenem Jahr in Betrieb ist, eine große Hilfe war«, sagt Müller über den
Leichtbau-Sportler. Im Gegensatz zum GT4 wurde hier Hand an den V8 gelegt,
der 485 PS stemmt. Dank extremer Gewichtsreduktion ist der GT4 gut 430 kg
leichter als das auf dem M3 basierende Coupe. Die meisten Spoiler rund um die
selbst tragende Stahlblechkarosserie sind aus CFK gefertigt. Gangwechsel verlaufen
im GT2 aufgrund des Quick-Shift-Systems nahtlos.
BMW M3 DTM:
Der M3 DTM ist das neue Aushängeschild von BMW. Der erst DTM-Bolide der
neuen Generation ist ein reinrassiger Prototyp mit einem neuartigen Sicherheitskonzept,
das einen Gitterrohrkäfig mit einem Monocoque verbindet. »Der Wagen
fährt sich wie ein Formelauto«, erklärt DTM-Pilot Andy Priaulx. Extreme Gewichtsersparnis
dank CFK-Leichtbau, Carbonbremsen sowie hoher aerodynamischer
Abtrieb zeichnen den Spitzensportler aus. Der V8-Motor wurde für die DTM komplett
neu entwickelt. Im Vergleich zum Serienmodell ist der M3 DTM rundherum
satte 20 cm breiter, länger und tiefer. Geschaltet wird ab der kommenden Saison
wie in der Formel 1 mit Wippen am Lenkrad.
Motorsport-Magazin im Cockpit
Im Rahmen der Castrol Edge Experience auf
dem Nürburgring verschaffte sich das Motorsport-Magazin
einen Eindruck vom M3 GT4.
Dirk Müller nahm uns mit auf eine schnelle
Runde über die GP-Strecke. Urteil: Der GT4
geht ordentlich voran und macht dank seiner
Gutmütigkeit in den Kurven Laune aufs selber
Fahren. Allerdings schlägt der Spaß mit
123.500 Euro zu Buche.
64 www.Motorsport-Magazin.com
Text: Marion Rott
achtung
loeb
Sebastien Loeb konnte 2011 seinen achten Weltmeistertitel feiern. Erneut gab es kein
Mittel gegen das Ausnahmetalent. Doch 2012 möchte Mikko Hirvonen sein Glück bei Citroen
versuchen. Ob er weiSS, worauf er sich im teaminternen Kampf mit Loeb einlässt?
66 www.Motorsport-Magazin.com
Fotos: adrivo/Sutton, citroen
Sebastien Loeb ist mit
acht WRC-Titeln der
erfolgreichste
Motorsportler der
FIA-Geschichte
Einst gab es einen Schneider, der
auf seinem Pflaumenmus sieben
Fliegen entdeckte und sie mit
einem Streich tötete. Daraufhin
zog er in die Welt und ließ jeden
auf seinen Gürtel blicken, wo er
die atemberaubende Zahl sieben eingenäht
hatte. Doch auch dieser Schneider kann sich
nur in Ehrfurcht verbeugen, wenn der Ritter
Sebastien Loeb mit seinem Ross namens Citroen
herbeigeritten kommt. Denn der französische
Held darf getrost protzen: Acht auf einen
Streich! Seit der letzten Rallye der Saison ist es
offiziell: der Kampf um den Thron im WRC-
Land ist entscheiden und Sebastien Loeb ist zum
achten Mal in Folge als Sieger von dannen
gefahren. Sein Gegner Mikko Hirvonen war mit
größten Hoffnungen in die letzte Schlacht gezogen,
doch am Ende lahmte sein Pferd Ford und
seine Felle schwammen unwiderruflich davon.
Ohrenbetäubender Lärm hallte durch die Straßenschluchten
von Trier, als Sebastien Ogier
über die Linie fuhr und wie verrückt jubelte.
Sebastien Loeb stand zu dieser Zeit in der Leaderbox
der Powerstage und versuchte zu lächeln.
Er versuchte es wirklich, doch heraus kam nur
ein gequälter Gesichtsausdruck. Man konnte
sich förmlich vorstellen, wie er die Stellschrauben
in seinen Backen nach oben drehen wollte,
um zumindest ein kleines Schmunzeln zu erzeugen
- ohne Erfolg. Er hatte verloren. Er hatte
nicht den zweiten Platz gewonnen, sondern die
Rallye Deutschland verloren! Allein dieser Blick
und der verkrampfte Versuch, Zufriedenheit
über einen Platz auf dem Treppchen auszustrahlen,
sagten mehr, als es viele Worte jemals
gekonnt hätten. Loeb hat nach acht Titeln, 151
Starts, 67 Siegen, 1.281 Punkten und 808 →
www.Motorsport-Magazin.com 67
gewonnen Wertungsprüfungen seinen Ehrgeiz
immer noch nicht verloren.
Zwei Tage vor dem Start der Rallye Deutschland
2011 war bekannt geworden, dass Loeb seinen
Vertrag mit Citroen um weitere zwei Jahre verlängert
hatte. Diese freudige Nachricht sollte ihre
Krönung im neunten Sieg auf deutschem Boden
finden. Aber es wäre nicht nur der neunte Sieg
gewesen, sondern der neunte Triumph in Folge,
bei einer Rallye, die dem 37-Jährigen vielleicht
mehr bedeutet als jede andere im Kalender. Denn
hier feierte er 2002 seinen ersten Sieg in der WRC.
Hier begann, was in einer unvergleichbaren Siegesserie
und zahllosen Titeln endete. Doch ein
Reifenschaden am zweiten Tag verhinderte den
erneuten Erfolg auf Asphalt und einen weiteren
Rekord.
Schon sein allererster Werkseinsatz für Citroen in
der WRC, die Asphalt-Rallye in San Remo, hätte
Mountainbike den Oberarm brach und die letzten
vier Rallyes der Saison nicht mehr bestreiten
konnte, feierte er den Titel. Was, oder vielmehr
wer, soll den achtfachen Champion also
stoppen?
Mikko Hirvonen blickt zu Boden. Wie oft hatte
er sich diese Frage schon gestellt. Wie oft hatte
er sich schon gewünscht, sie mit seinem Namen
zu beantworten. Stattdessen muss er sich Jahr
für Jahr mit seinem Spitznamen ‚der ewige
Zweite‘ herumschlagen. »Ich muss zugeben, dass
es so ist, das immer Sebastien gewinnt. Daher
kann ich das keinem übel nehmen«, gibt der
31-Jährige ehrlich zu. Doch dann schweift sein
Blick nach oben und ein Funkeln ist in seinen
Augen zu erkennen. »Ich muss einfach da rausgehen
und es ändern.« Genau das will er 2012
angehen, wenn er nun mit und gegen Sebastien
Loeb bei Citroen um die Weltmeisterschaft
»Ich muss zugeben, dass es wirklich so ist, das immer Sebastien
loeb gewinnt. Daher kann ich es keinem übel nehmen, wenn er
mir das vorwirft. es gibt aber eine einfache lösung: Ich muss
einfach da rausgehen und es ändern.«
Den Angriff von Sebastien Ogier hat
Sebastien Loeb abgewehrt, jetzt
kommt Mikko Hirvonen als neuer
Herausforderer in sein Team
bei vielen Gegnern die Alarmglocken läuten lassen
müssen: Der damals 27-jährige Loeb stand vor
seiner ersten Ausfahrt in der Rallye-Weltmeisterschaft
- seinem großen Ziel. Seit 2000 war
er ein Mitglied der Citroen-Familie und hatte
alles erreicht, was das Team von ihm verlangte.
Er war französischer Rallyemeister geworden
und hatte den Weltmeistertitel in der Super-
1600-Wertung gewonnen. Doch das jetzt war
größer. Während andere Piloten vielleicht vor
Panik den Wagen in den ersten Baum gesetzt
hätten, zeigte Loeb schon 2001, welches Potenzial
in ihm schlummerte. Er beendete die Rallye
sensationell hinter Peugeot-Pilot Gilles Panizzi
auf dem zweiten Rang. Lediglich ein Jahr später
folgte die besagte Rallye Deutschland, die
Geburtsstunde des Champions. Seit diesem Tag
ließ er weitere 28 Siege auf Asphalt folgen.
Nimmt man aber nur den Zeitraum, in dem er
sich in der WRC etabliert hatte und eine Weltmeisterschaft
nach der anderen feierte, spricht
man von einer Quote von 89 Prozent. »Er hat
eine Menge Erfahrung. Der Bereich, in dem er
am besten ist, ist, wenn sich die Bedingungen
verändern«, sagt Mikko Hirvonen zu Loebs
Stärke auf Asphalt. »Er schafft es, schnell Vertrauen
aufzubauen, wenn sich das Grip-Level
ändert. Er ist wirklich phänomenal unter diesen
Umständen.«
Neben seiner Domäne Asphalt gibt es aber noch
tausend andere Dinge, in denen Loeb einfach
nur phänomenal ist. Seit dem Jahr 2004 gewinnt
der Citroen-Pilot, was es zu gewinnen gibt.
Selbst 2006, als er sich bei einem Unfall mit dem
kämpft. Eine Herausforderung besonderen Ausmaßes.
Denn Hirvonen kommt in ein Team,
dem Loeb bereits sieben Konstrukteurs- und
acht Fahrertitel geschenkt hat. Citroen ist seit
zwölf Jahren die zweite Heimat des Franzosen
und das Team steht bedingungslos hinter seinem
Star. Auch Sebastien Ogier musste erkennen,
dass es nicht gut ist, sich gegen den König
der WRC zu stellen – am Ende der Saison wurde
sein Vertrag vorzeitig aufgelöst.
Hirvonen gilt allerdings als
ruhiger und besonnener Fahrer,
der genau weiß, was er sagen
kann und was er besser für sich
behalten sollte. Zudem ist der
Vizeweltmeister dafür bekannt,
sich nicht in Hätte-Wäre-Wenn-Überlegungen
zu verlieren, sondern einfach den Moment zu
nutzen. »Ich hasse es, zu viel vorauszuplanen,
denn es ist deutlich leichter, in allen Rallyes einfach
Vollgas zu geben und zu schauen, wofür es
am Ende reicht«, bestätigt der Finne. Der achtfache
Weltmeister jedenfalls weiß, mit wem er es
in den kommenden zwei Jahren zu tun
bekommt. »Mikko ist ein Rivale, der nichts vergibt
und er hat gezeigt, dass man ihn nie
abschreiben darf«, lobt Loeb seinen neuen
Teamkollegen. Nun muss Hirvonen zeigen, ob
es am Ende reicht, an der Seite des Champions
zu bestehen und das Unmögliche möglich zu
machen: Sebastien Loeb in einem Citroen zu
schlagen und Weltmeister zu werden.
Fotos: adrivo/Sutton, citroen, Ford
68 www.Motorsport-Magazin.com
Der Tüftler im
Hintergrund
Text: Marion Rott
Mikko Hirvonen wird ab 2012 an der Seite von Sebastien Loeb bei Citroen fahren. Doch es gibt auch
ein Leben vor, nach und neben seinem neuen Arbeitgeber. Mit dem Motorsport-Magazin sprach er
über seine Zukunft, die Highlights seiner Karriere und warum alles gut ist, wie es eben ist.
MSM: Du bist im Juli 31 Jahre alt geworden. Wie
lange willst du noch Rallyes fahren?
MIKKO HIRVONEN: Ich weiß nicht, was ich in
der Zukunft machen werde, aber ich liebe alte Autos
und das Wiederherstellen dieser. Aber es ist jetzt
noch nicht die Zeit, darüber nachzudenken. Solange
ich es genieße und eine gute Zeit habe, werde ich
im Rallyesport bleiben.
Wäre die Dakar für dich interessant?
Vielleicht, man soll niemals nie sagen. 2014 wird es
eine historische Rallye von Sydney nach London
geben, das interessiert mich mehr. Ich liebe alte
Autos und lange historische Rallyes. Deshalb bin
ich dort mehr in der Materie als bei der Rallye
Dakar.
Was war bisher das Highlight deiner
WRC-Karriere?
Natürlich der Sieg 2009 in Finnland. Ich habe meine
Heimrallye gewonnen, vor meiner Familie, meinen
Freunden und den Menschen dort. Aber es ist allgemein
immer ein Traum, eine Rallye zuerst zu
fahren und sie am Ende noch zu gewinnen.
2010 und 2011 konntest du den Heimsieg nicht
wiederholen. Woran lag das?
Ich hatte wirklich nicht viel Glück. Die Geschwindigkeit
war immer vorhanden. Daher bin ich
sicher, dass ich auch in diesen Jahren um den Sieg
hätte kämpfen können. Aber das ist der Rallye-
Sport. Obwohl es meine Heimrallye war und ich
alles auswendig kenne, können Dinge schief
gehen und das ist passiert. Aber das ist nichts,
worüber man sich Gedanken machen sollte. Man
muss einfach weiter machen und hoffen, dass die
nächsten Rallyes besser laufen.
Die Formel 1 ist viel bekannter als die
Rallye-WM. Liegt das an der geringeren
TV-Präsenz?
Nein, das liegt auch an den internen Unterschieden.
Formel 1 ist ein sehr glamouröser Sport und
es ist viel leichter, sie im Fernsehen zu präsentieren.
Aus diesem Grund wissen die Menschen
natürlich mehr darüber. Aber Rallye ist sehr aufregend.
Es ist niemals gleich, da wir den ganzen
Tag Wertungsprüfungen fahren und nur die wirklichen
Rallye-Fans im Wald stehen und
zuschauen. Natürlich könnte man marketingtechnisch
immer mehr machen, aber es ist auch
immer eine Frage des Geldes. Ich denke, die Menschen
im Hintergrund machen alles, was sie
können.
Stört es dich, dass ihr nicht die Aufmerksamkeit
wie früher Mika Häkkinen genießt?
Ich liebe es, wie es ist. Ich würde nicht gern von allen
Seiten Aufmerksamkeit bekommen. Natürlich ist
es schön, wenn du kleine Jungs siehst, die dein Autogramm
wollen. Du musst wirklich nicht viel
machen, damit sie glücklich sind. Das ist schön.
Aber ich mag es, im Hintergrund zu stehen, wenngleich
es toll ist, Menschen glücklich zu machen.
Mikko Hirvonen sagt
Ford auf Wiedersehen
und geht zu Citroen
www.Motorsport-Magazin.com 69
Die Sicherheit »Ich halte den F458 für ein sehr sicheres Auto, aber das sind ja
heute fast alle Rennboliden. Wenn man sieht, welche Unfälle mit den GT-Ferraris passiert
sind und den Fahrern dabei nichts geschehen ist, dann hat man ein gutes Gefühl. Ich
fühle mich an meinem Arbeitsplatz sehr sicher.«
Die Klimaanlage »Mein Rennwagen hat wirklich eine Klimaanlage, in Europa und Le Mans muss sie sogar funktionieren, es darf dann im Cockpit
maximal zehn Grad wärmer sein als außerhalb des Autos. Ich halte nicht sehr viel davon, für mich ist es effektiver, den Helm direkt von außen zu
belüften. Die Klimaanlage verbraucht aber so wenig Leistung, dass man sie anlassen kann.«
Die Aerodynamik »Natürlich ist es eine Ehre, einen Ferrari fahren zu dürfen. Der F458 ist dieses Jahr neu entwickelt
worden und unterscheidet sich in vielen Details von seinem Vorgänger, dem F430. Zu Beginn der Saison brauchten wir
noch etwas Zeit, um ein paar Kleinigkeiten auszusortieren. In den Rennen, in denen ich mit dem F458 gefahren bin, hatte
ich aber immer sehr viel Spaß.«
Die Reifen »In der ALMS werden verschiedene Reifen verwendet, wir vertrauen auf Michelin. Die Pneus
funktionieren in diesem Jahr sensationell auf unserem Ferrari, auch die vielen verschiedenen Mischungen.«
70 www.Motorsport-Magazin.com
Das Auto »Natürlich ist es eine Ehre, einen Ferrari fahren zu dürfen. Der
F458 ist dieses Jahr neu entwickelt worden und unterscheidet sich in vielen
Details von seinem Vorgänger, dem F430. Zu Beginn der Saison brauchten
wir noch etwas Zeit, um ein paar Kleinigkeiten auszusortieren. In den Rennen,
in denen ich mit dem F458 gefahren bin, hatte ich aber immer sehr viel Spaß.«
Das Cockpit »Direkt am Lenkrad kann ich verschiedene Dinge einstellen, zum Beispiel die Traktionskontrolle. Hinter
den vielen Schaltern verbirgt sich auch eine Option, um das Motormapping zu verstellen - so lässt sich bei Safety-Car-Phasen
Benzin sparen. Es gibt auch einige Knöpfe am Lenkrad, die ich nur verstelle, wenn mein Ingenieur das verlangt...«
Der Motor »Verbaut ist ein Mittelmotor mit acht Zylindern und knapp 600 Pferdestärken. Bisher war
man von Ferrari ja reine Drehorgeln gewöhnt, mit dem neuen Motor muss man sich dagegen nicht ständig
bei 9.000 Umdrehungen bewegen. Der Motor hat sehr viel Drehmoment und eine größere Bandbreite.«
458die Ehre fährt mit
Laguna Seca, Long Beach und
Sebring - in den USA ist Pierre
Kaffer mit der American
Le Mans Series auf einigen der
beeindruckendsten Rennstrecken
der Welt unterwegs.
Sein Dienstwagen:
Der Ferrari F458 Italia.
Text: Fabian Schneider
www.Motorsport-Magazin.com 71
Text: Stephan Heublein
Etwas Lackaustausch in der DTM, Steinschlag in der WRC, alles
lächerlich! Mit diesen Monstern könnten Lewis Hamilton und
Felipe Massa so richtig Schaden anrichten...
Worum geht es?
Riesige Trucks, die Autos platt walzen, dabei gegeneinander
Rennen fahren und nichts heil lassen.
Wie monströs sind die Trucks?
Sie wiegen rund 4,5 Tonnen, sind ca. 3,4 m hoch, 3,7
m breit und fahren auf 1,67 m hohen Reifen, deren Profil
meist in Handarbeit geschnitzt wird (Dauer: bis zu 50
Stunden pro Reifen!). Der weltweit größte Monster Truck
ist Bigfoot 5, dessen Tundra-Reifen (Höhe: 3 m, Gewicht:
1 Tonne pro Reifen) wurden in den 50er Jahren für ein
Transportfahrzeug der US Army gebaut.
Wie teuer ist der SpaSS?
Die Kosten für einen Truck belaufen sich auf $ 150.000-
250.000. Ein Reifen kostet ca. $ 2.600, ein Motor $
40.000-50.000, das erste Glasfaser-Chassis $ 50.000
(weitere: $ 3.000 pro Stück) und die verrückten Airbrush-Lackierungen
mindestens $ 3.500.
Wie schnell fahren die Monster?
Groß und schwerfällig? Von wegen! Ein typischer
Motor leistet 1.400-1.800 PS. Er verbraucht pro Rennen
bis zu 2,5 Gallonen Methanol und beschleunigt
auf Topspeed getrimmt von 0 auf 50 km/h in weniger
als zwei Sekunden. Die höchste gemessene
Geschwindigkeit erzielte Kirk Dabney in Overkill mit
145 km/h - wohl gemerkt mit 4,5 Tonnen Gewicht!
Die Monster Truck Fahrer
fliegen mit ihren 4-5 Tonnen
schweren Maschinen hoch
durch die Luft
Wie weit springen sie?
Bei einem Stadion-Event fliegen die Trucks 7 m hoch
und bis zu 40 m weit durch die Luft - das entspricht 14
aneinander gereihten Schrottautos. Im Jahr 1999
sprang Dan Runte in Bigfoot 14 sogar über eine Boeing
727! Der aktuelle Weitsprungrekord von Joe Sylvester
in Bad Habit liegt bei 63,4 m.
Geht dabei nichts kaputt?
Und ob! Das ist schließlich ein Großteil des Spaßes an
der Sache. Aber nicht nur die ausrangierten Crush-Cars
werden gnadenlos platt gedrückt (über 3.000 pro Jahr!).
Die Fahrer zerlegen auch ihre teuren Monster Trucks in
alle Teile: Beim Freestyle gehören abgerissene Räder,
zerstörtes Bodywork und sogar Überschläge zum guten
Ton. Der neueste Trend der Branche sind Backflips - die
Fans lieben es!
Gibt es berühmte Vorbilder?
Monster Trucks hatten in einigen Hollywood-Filmen
Gastauftritte. Welches Gefährt wäre wohl in Police Academy
2 besser als Hochzeitsauto für Waffennarr Tackleberry
geeignet gewesen als Bigfoot? Umgedreht hat
die Filmindustrie auch die Monster-Truck-Welt erobert
- so ist das Aussehen vieler Monster Trucks jenem von
Filmhelden wie Spiderman oder Batman nachempfunden.
Letzterer gewann sogar schon zwei Mal die World
Finals in Las Vegas.
Fotos: ford
72 www.Motorsport-Magazin.com
2012
termine / ausblick
DTM-Dreikampf: Audi
vs. BMW vs. Mercedes
WRC
Rennkalender 2012
22. Januar - Monte Carlo
12. Februar - Schweden
11. März - Mexiko
1. April - Portugal
29. April - Argentinien
27. Mai - Griechenland
24. Juni - Neuseeland
5. August - Finnland
26. August - Deutschland
16. September - Großbritannien
7. Oktober - Frankreich
21. Oktober - Italien
4. November - Spanien
Blick in die Zukunft: VW
greift mit dem Polo und
Sebastien Ogier an
Was ist neu?
• Monte Carlo wieder dabei
• Neuer Teamkollege für Loeb
• Neues Shakedown-Format
dtm
Rennkalender 2012
29. April - Hockenheim I
06. Mai - Lausitzring
20. Mai - Brands Hatch
03. Juni - Spielberg
01. Juli - Norisring
15. Juli - Show-Event München*
19. August - Nürburgring
26. August - Zandvoort
16. September - Oschersleben
30. September - Valencia
21. September - Hockenheim II
* Kein Wertungslauf
Was ist neu?
• Dritter Hersteller: BMW
• Neues Technisches Reglement
• Neue Autos: Coupés
Alle Rennkalender für 2012 sind noch provisorisch - Änderungen vorbehalten.
Die aktuellen Termine finden Sie auf www.Motorsport-Magazin.com
74 www.Motorsport-Magazin.com
17. März - Sebring
14. April - Long Beach
12. Mai - Monterey
7. Juli - Lime Rock
21. Juli - Mosport
4. August - Mid-Ohio
18. August - Road America
1. September - Baltimore
20. Oktober - Petit Le Mans
Auch in der ALMS
stehen wieder
packende Rennen an
ALMS
Rennkalender 2012
Was ist neu?
• Schauspieler Patrick
Dempsey als Teamchef
• Sebring Teil des WEC-Kalenders
• Petit Le Mans nicht im WEC-Kalender
Die neue WTCC-Saison
startet in Europa
WTCC
Rennkalender 2012
11. März - Monza
1. April - Valencia
15. April - Donington
29. April - Oschersleben
6. Mai - Budapest
20. Mai - Marrakech
10. Juni - Portugal
22. Juli - Curitiba
23. September - Sonoma
21. Oktober - Suzuka
4. November - Shanghai
18. November - Macau
Was ist neu?
• Saisonstart in Europa
• Erstmals Rennen in den USA
• Ford & Volvo: Werkseinstiege erwartet
World Endurance Championship
Rennkalender 2012
17. März – 12h Sebring
5. Mai – 6h Spa-Francorchamps
16./17. Juni – 24h Le Mans
25. August – 6h Silverstone
16. September – 6h Sao Paulo
30. September – 6h Fuji
20. Oktober – 6h Bahrain
11. November – 6h China
Was ist neu?
• Comeback der WM (zuletzt: 1953-1992)
• Werksrückkehr von Toyota
• WM-Titel nur für LMP1
Fotos: dtm, alms, vw, chevrolet
www.Motorsport-Magazin.com 75
Es ist eines der
Highlights der
Motorsport-Saison:
Auch 2011 rasten die
Zweiradhelden wieder
durch Macau
76 www.Motorsport-Magazin.com
Foto: CGPM
zeit kennt
kein zurück
Dani Pedrosa fühlt sich weiter unbehaglich, wenn man
ihn auf seinen verstorbenen Rivalen Marco Simoncelli
anspricht. Immerhin wehrte Pedrosa dessen Entschuldigungsversuche
für den Unfall in Le Mans stets ab.
Auch Jorge Lorenzo tun die Wortgefechte leid und
viele im Fahrerlager wollen einiges zurücknehmen.
Verständliche Reaktionen, aber Tatsache ist, nichts
kann rückgängig gemacht werden. Die ehrlichen Tribute
und Gesten sind etwas Gutes, doch weiter gehen
muss es auch, so schwer es fällt. Der Moment der
Klarheit sollte genutzt werden, um aus Fehlern zu
lernen, Aktionen zu überdenken und den Blickwinkel
zu variieren. Pedrosa stellte richtig fest: »Das Leben
ist zu kurz für Feindschaften.« - Jule Krause
www.Motorsport-Magazin.com 77
Saison
der
Text: Falko Schoklitsch
Veränderungen
2012 wird ein Jahr, in dem sich in der Motorrad-Weltmeisterschaft viel
verändert. Begriffe wie CRT oder Moto3 halten Einzug, Ducati setzt auf einen
neuen Rahmen und die 1000cc-Maschinen kommen. Zeit, die neun wichtigsten
Fragen zu klären.
78 www.Motorsport-Magazin.com
No.1 Mit welchen Maschinen
fährt die MotoGP ab 2012?
Im Prinzip wird es 2012 zwei unterschiedliche Arten von
Maschinen geben. Einerseits die Werks-Prototypen (egal
ob Werks-Maschine oder Satelliten-Motorrad) und die
Claiming Rule Maschinen, deren Chassis zumindest ein
Prototyp sein muss. Für beide Arten von Motorrädern gibt
es die feste Vorgabe, dass ihre Motoren maximal bis zu vier
Zylinder und eine maximale Bohrung von 81 Millimetern
haben dürfen. Es ist davon auszugehen, dass die Claiming
Rule Teams (CRT) seriennahe Motoren einsetzen, die sie
innerhalb der Grenzen des Reglements modifizieren
dürfen. Theoretisch dürften sie auch die reinen Prototypen-Motoren
einsetzen, allerdings müssten sie dafür
auch den Preis bezahlen. Da jeder Hersteller das Recht hat,
einen Motor eines CRTs für billiges Geld zu beanspruchen
(englisch: to claim), soll sichergestellt werden, dass eben
nicht überteuerte Triebwerke zum Einsatz kommen, um so
durch ein Hintertürchen erweiterte Werkseinsätze zu
bestreiten. 20.000 Euro kostet ein Motor plus Getriebe,
15.000 Euro der Motor alleine, diese Preise sind festgeschrieben.
Diese niedrigen Preise sind eher als Drohung
anzusehen, um sicherzustellen, dass bei den CRTs die
Motorkosten niedrig gehalten werden, denn wer will schon
ein teures Aggregat für billiges Geld verkaufen müssen?
Fotos: milagro
Mit den Claiming Rule Teams
kommen die Bastler in der
MotoGP wieder in Mode
www.Motorsport-Magazin.com 79
Bei den ersten Testfahrten nach
Saisonende waren einige neue
Maschinen zu sehen
No.2
Gilt für die
MotoGP ein einheitliches
Reglement?
Kurz gesagt, nein. Die CRTs haben gewisse
Erleichterungen. Statt wie Teams mit Werks-
Prototypen nur 21 Liter Benzin für ein Rennen
dürfen sie 24 Liter tanken, statt sechs Motoren
pro Saison dürfen sie zwölf Motoren pro Saison
einsetzen. Wird ein Motor weggekauft, erhält ein
CRT ein zusätzliches Aggregat für die Saison.
Wer als Claiming Rule Team gilt und wer nicht,
das bestimmt die Grand Prix Kommission. Im
Prinzip stellt sie fest, ob es sich bei dem fraglichen
Rennstall um ein unabhängiges Team handelt
oder ob es Unterstützung von einem Werk erhält.
So will das Aspar-Team 2012 Maschinen auf
Basis der Aprilia RSV4 einsetzen - sie müssen nur
genug modifiziert sein, um als Prototypen
durchzugehen -, wird sich aber selbstständig um
die Motorräder kümmern, lediglich die Motorwartung
wird von Aprilia übernommen. Ein
Satelliten-Team arbeitet derweil mit technischer
Unterstützung eines Herstellers, sie haben auch
Werks-Ingenieure bei sich, die sich um
Motoren und Elektronik kümmern. Ob ein
CRT wirklich als CRT durchgeht, wird von Fall
zu Fall entschieden.
No.3
Gibt es damit
zwei MotoGP-
Meisterschaften?
Die Königsklasse des Zweiradsports wird
auch 2012 nur einen Weltmeister haben und
der wird mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit
einen Werks-Prototypen eines offiziellen
Hersteller-Teams fahren. Dennoch wird es
wohl so sein, dass ein interner Wettkampf
darum entsteht, wer die beste CRT-Maschine
hat, da die Motorräder 2012 sicher noch
nicht auf dem Niveau der Werks-Prototypen
fahren dürften. Dorna-Chef Carmelo
Ezpeleta hat allerdings bereits angekündigt,
dass sich 2013 einiges ändern könnte. So will
er eine Standard-Elektronik und ein Drehzahllimit
einführen, das beide Seiten näher
zusammenrückt. Zudem hat er angekündigt,
dass der Rechteinhaber in Zukunft nur noch
CRTs finanziell unterstützen will, Satelliten-
Teams, die Werks-Prototypen einkaufen,
müssen selbst zurechtkommen.
No.4 Warum doch
wieder mehr Hubraum?
Als der Hubraum in der MotoGP im Jahr
2007 von 990cc auf 800cc verkleinert wurde,
gab es das klare Argument, die Motorräder
seien zu schnell. Das Problem danach, in den
Kurven waren die 800er noch viel schneller
und wenn ein Fahrer stürzt, dann hauptsächlich
in den Kurven. Zudem wurde die Macht
der Elektronik immer größer und die Action
auf der Strecke dadurch geringer. Ein
weiteres Problem, 800cc-Motoren sind unter
Serienmotorrädern selten und obwohl die
MotoGP Prototypen einsetzt, so soll doch
auch Technologie-Transfer stattfinden; der
ist bei einer handelsüblichen Motorengröße
einfacher. Die Elektronik wird mit den
1000ern zwar nicht verschwinden, aber
trotzdem freuen sich schon alle Fahrer
darauf, wieder etwas mehr Dampf unter sich
zu haben und den Slide mehr nutzen zu
können. Die Fans wird das rein optisch
freuen.
No.5
Warum setzt
Ducati auf einen
AluRahmen?
Die Probleme von Ducati waren während der
Saison 2011 offensichtlich. Durch ein
mangelndes Gefühl an der Front mussten die
Fahrer ständig aufpassen, wenn es in die
Kurven ging und sie waren dort langsamer
als andere, weil sie weitere Linien fahren
mussten. Zwar wollte das Team Karbon als
Material für das Chassis nicht als grundlegende
Ursache anführen, dennoch war die
Rahmenkonstruktion mit dem Motor als
tragendes Element unpassend, um ausreichend
Modifikationen vorzunehmen. Das lag
vor allem daran, weil der Motor selbst immer
an ein neues Design angepasst werden
musste. Daher der Weg Richtung eines
traditionellen Alu-Rahmens, bei dem der
Motor kein tragendes Element mehr bildet.
Dadurch ist Ducati freier bei Änderungen
und muss nicht jedes Mal einen neuen Motor
anbrauchen, wenn es Modifikationen gibt.
Zudem soll sich so die Steifigkeit des
Rahmens besser regulieren lassen und die
Suche nach Gefühl an der Front erleichtert
werden. Einziges Fragezeichen ist der
V-Motor, der es mit seinem 90-Grad-Winkel
erschwert, die Gewichtsverteilung zu ändern.
80 www.Motorsport-Magazin.com
Die 500er waren
noch echte Biester
Honda bestimmte
die letzten Jahre der
Zweitakt-Ära
1949 ging alles los, Leslie Graham
war der erste Weltmeister
in der 500er-Klasse. Waren es
zu Beginn noch Viertakt-
Maschinen, kamen in den
1960ern die Zweitakter auf und
veränderten das Bild vollständig.
Mitte der 1970er waren alle
Viertakter verschwunden, nur
So volle Starterfelder soll es mit
CRTs bald wieder geben
Die Geschichte der Königsklasse
Honda probierte Ende des Jahrzehnts
noch einmal, mit vier
Takten zu gewinnen. Das Experiment
mit der NR500 schlug
aber fehl, also wurde auch dort
endgültig auf Zweitakt umgesattelt.
Um dem sich ändernden
Markt gerecht zu werden, stieg
die Königsklasse 2002 dann auf
Tabakkonzerne
sponserten früher
freizügig
Mick Doohan war
eine 500cc-Größe
Viertakter mit maximal 990cc
um, wobei die 500er mit zwei
Takten noch erlaubt blieben. Die
waren aber kräftetechnisch im
Nachteil, also gab es 2003
keine mehr davon. 2007 folgte
schließlich der Umstieg auf
800cc, 2012 geht es nun auf
1000cc.
No.6 Wer sind die
MotoGP-Favoriten?
Diese Frage ist relativ einfach zu beantworten:
die Werksfahrer. Honda dürfte wieder ganz
vorne anzusiedeln sein, denn mit Casey Stoner
und Dani Pedrosa hat man nicht nur eine starke
Fahrerpaarung, sondern sah auch bei den Tests
am besten aus [siehe Seiten 84 und 85]. Doch
Yamaha wird nicht schlafen und Ducati könnte
mit der Runderneuerung seines Konzepts ein
Sprung nach vorne gelingen. Als härtester
Honda-Gegner wird vorerst dennoch Jorge
Lorenzo gehandelt, Ben Spies könnte in seinem
zweiten Jahr im Yamaha-Werksteam aber auch
der Knopf aufgehen. Valentino Rossi und Nicky
Hayden werden bangen, wie sich ihre Ducati bei
den Tests ab Ende Januar in Sepang anfühlt.
Dahinter werden dann die Satelliten-Fahrer
folgen, wobei sie im ersten Jahr des neuen
Reglements noch die besten Chancen haben,
sich vorne bemerkbar zu machen, denn wenn es
neue Motorräder gibt, sind die Unterschiede zu
den Werksmotorrädern traditionell klein. Die
CRTs werden derweil für ein volleres Starterfeld
sorgen, ihr Potential sollte aber noch nicht
ausreichen, um besonders viel auszurichten.
Ducati und Valentino Rossi
versuchen es 2012 mit einem
völlig neuen Chassis-Weg
www.Motorsport-Magazin.com 81
In der Moto2 bleibt alles
konstant, das heißt aber nicht,
dass es nicht wild wird
No.7 Was ist
die Moto3?
Die Moto3 ist die Nachfolgeklasse der 125er und
sie wird wie die MotoGP und die Moto2 mit
Viertakt-Maschinen gefahren. In diesem Fall
250cc Einzylinder-Viertakt-Motoren mit einer
Bohrung von maximal 81 Millimetern und
höchstens 14.000 Umdrehungen pro Minute.
Die Wahl des Motoren-Herstellers ist frei, die
Chassis müssen aber Prototypen sein. Zahlreiche
Hersteller bauen bestehende 250cc-
Motoren um, damit sie für die Moto3 einsatzfähig
sind, in seinem Programm hat fast jedes
Unternehmen einen. Deswegen auch der Grund
für die Veränderung, der Markt ist mittlerweile
größtenteils ein Viertakt-Markt, dem will die
Weltmeisterschaft Rechnung tragen. Zudem soll
auf die Kostenbremse gedrückt werden, ein
Motor soll maximal 12.000 Euro kosten, die
Chassis-Hersteller haben schon in der Moto2
bewiesen, dass sie billige Rahmen bauen
können.
No.8 Und was
ist mit der Moto2?
Alle, die Angst vor Veränderung haben, treffen
hier auf Konstanz. Der Motorenlieferant bleibt
Honda, er bestückt die verschiedenen Rahmen
weiter mit 600cc-Viertaktern. Allerdings wird
das Starterfeld kleiner, denn es sind lediglich
32 Startplätze vorgesehen, bislang waren es 40.
Mit dieser großen Teilnehmeranzahl ging aber
ein Sicherheitsrisiko einher, da es vor allem bei
Rennstarts immer wieder zu haarigen Szenen
Rennkalender 2012
13.-15. April 2012 Katar GP
27.-29. April 2012 Spanien GP
04.-06. Mai 2012 Portugal GP
18.-20 Mai 2012 Frankreich GP
01.-03. Juni 2012 Catalunya GP
15.-17. Juni 2012 Großbritannien GP
28.-30. Juni 2012 Dutch TT
06.-08. Juli 2012 Deutschland GP
13.-15. Juli 2012 Italien GP
27.-29. Juli 2012 Indianapolis GP
24.-26. August 2012 Tschechien GP
14.-16. September 2012 San Marino GP
28.-30. September 2012 Aragon GP
12.-14. Oktober 2012 Japan GP
19.-21. Oktober 2012 Malaysia GP
26.-28. Oktober 2012 Australien GP
09.-11. November 2012 Valencia GP
und Auffahr-Unfällen kam. Was die Favoriten
betrifft, so haben sich mittlerweile alle
Experten darauf eingeschossen, dass Marc
Marquez das Maß aller Dinge sein dürfte,
wenn er ganz fit ist. Aber die Bandbreite ist wie
üblich groß und mit Toni Elias ist auch der
Weltmeister von 2010 wieder zurück. Andrea
Iannone, Bradley Smith, Thomas Lüthi, Scott
Redding, es kann viele Sieger geben. Die
Unberechenbarkeit wird die Moto2 auch 2012
nicht verlieren.
No.9 Wird 2012
ein spannendes Jahr?
Davon ist auszugehen. Mit den neuen 1000cc-
Biestern wird es in der MotoGP wohl wieder
mehr Action geben, die Fahrstile dürften wieder
etwas wilder aussehen und dank der größeren
Motorenkraft ist die Kurvenfahrt nicht mehr
alles. Wenn dann noch dazu ein MotoGP-Starterfeld
eine »2« an der Zehnerstelle hat, dürfte
sich nicht nur der Rechteinhaber freuen. Es wird
auch durchaus interessant, wer unter den
Neu-Einsteigern in der Königsklasse die Nase
vorne haben kann und wie nahe die CRTs den
Werks-Prototypen letztendlich kommen. In der
Moto3 gilt es derweil wieder Geschichte zu
schreiben, immerhin geht es um den ersten Sieg
und den ersten WM-Titel in einer neuen Klasse.
Und in der Moto2 wird es wohl rundgehen wie
immer, egal ob nun acht Fahrer weniger am
Start stehen als früher. Jetzt gilt es nur noch, den
Winter ohne Rennaction zu überstehen, ohne
sich dabei die Fingernägel komplett weg zu
kauen, schließlich braucht der geneigte Fan
noch Reserven für die Saison.
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Fotos: milagro
Neue Liebe
Als die MotoGP-Teams nach Saisonende in Valencia erstmals gemeinsam ihre
neuen 1000cc-Maschinen testeten, ging es vor allem um die Frage, ob dort
Liebes- oder Hassbeziehungen entstehen.
Text: Falko Schoklitsch
Der erste Eindruck ist oft eine wichtige Sache, immerhin
sollen wir bereits in den ersten Sekunden darüber entscheiden,
ob uns jemand gefällt oder nicht. Bei
Motorradrennfahrern ist Liebe auf den ersten Blick noch
ganz anders gelagert, zwar verhalten sich Piloten wie
Valentino Rossi manchmal so, als hätten sie eine Liebesbeziehung
zu ihren Maschinen und schreiben ihnen
sogar Liebesbriefe - so geschehen bei Rossis Yamaha-Abschied -, doch
bis sich die Liebe entfalten kann, ist oft viel
Arbeit nötig.
Nehmen wir den konkreten Fall Rossi. Er und
die Ducati Desmosedici wollten 2011 auf
Anhieb nicht so recht harmonieren, vorerst war
von einer Liebesbeziehung nichts zu spüren.
Wieder und wieder hat der Italiener einen
neuen Annäherungsversuch gestartet, doch egal
ob er seiner Maschine neue Teile, eine neue
Gewichtsverteilung oder eine neue Sitzposition
spendierte, sie zeigte ihm die kalte Schulter.
Beim Test in Valencia nach Saisonende sollte
alles anders werden, diesmal gab es gleich ein
komplett neues Chassis und siehe da, es zeigten
sich erste Knospen wahrer Zuneigung. »Die
Maschine ist angenehmer als die 800er«, sagte
Rossi nach seinem ersten Eindruck mit dem
neuen Aluminium-Rahmen, bei dem der Motor
im Vergleich zu früher kein tragendes Element
mehr ist. Doch an Beziehungen muss man
arbeiten. »Das Positive an der Maschine sind
sicher der Motor, den ich mag, und die Tatsache,
dass sie sich besser handhaben lässt als das
vorige Modell. Es macht definitiv mehr Spaß,
teilweise auch deswegen, weil man mehr querstehen
kann. Der Rahmen ist nicht schlecht,
aber er braucht Arbeit. Wir müssen das Bremsen
verbessern, denn ich muss härter und später
bremsen können. Außerdem müssen wir die
Valentino Rossi hofft,
dass die neue GP12
nicht ganz so störrisch
ist wie ihre rote
Vorgängerin
Traktion beim Beschleunigen verbessern«, hielt Rossi fest. Es machte
jedenfalls den Eindruck, als hätte Ducati etwas gefunden, einen neuen
Weg, der auch neue Chancen ermöglicht.
Die japanischen Werke arbeiten seit jeher mit dem Aluminium-Rahmen,
doch trotz dieses Erfahrungsvorsprungs gab es mit der neuen Partnerin
auch bei Honda noch Kommunikationsprobleme. Es ist eben nie einfach,
wenn auf einmal wieder alles von null beginnt und die Freundin plötzlich
ein völlig neues Verhalten an den Tag legt. Casey Stoner und Dani Pedrosa
beklagten, dass die RC213V zu viel vibrierte, wobei sie ihre neue, weichere
»Das Positive an der Maschine
sind sicher der Motor, den ich
mag und die Tatsache, dass sie
sich besser handhaben lässt
als das vorige Modell. Es macht
definitiv mehr SpaSS, teilweise
auch deswegen, weil man mehr
querstehen kann.«
Bereifung dafür verantwortlich machten. Nur durch Umbauten an der
Abstimmung war nichts zu machen, also sollten neue Teile es richten.
Stoner wollte aber noch auf Sepang warten, um seine neue Begleitung
endgültig einzustufen, immerhin wusste er aus der Vergangenheit, dass
ein erster Eindruck in Valencia nicht unbedingt der Optik gleichen muss,
die sie auf anderen Strecken besitzt.
Bei Yamaha hatte sich ein neuer Verehrer in das Liebeswerben gemischt.
Denn während Jorge Lorenzo aufgrund einer Fingerverletzung von Phillip
Island darauf verzichten musste, der 1000cc
YZR-M1 Avancen zu machen, kümmerte sich
neben Werksfahrer Ben Spies auch Tech 3 Neuzugang
Andrea Dovizioso darum, alles für eine
schöne gemeinsame Zukunft zu ebnen. Dabei
stellte sich die M1 aber noch etwas bockig an.
Spies und Dovizioso konnten zwar viele Dinge
mit ihrer neuen Begleiterin ausprobieren, wenn
es nach gutem Kurveneingang und sanfter Gasannahme
dann aber an das Grande Finale beim
Kurvenausgang ging, wollte die Yamaha sich
immer auf die Hinterbeine stellen. Das gefiel
den Fahrern überhaupt nicht, Dovizioso
beklagte sich, dass er deswegen oft früher hochschalten
musste, was natürlich nicht dabei half,
die Maschine auf der Geraden schnell voll auf
Touren zu bringen.
Blieben noch die ganz neuen Gesichter, die sich
als Claiming Rule Teams präsentierten. Dabei
blieb festzuhalten, dass wohl noch einiges an
Paartherapie nötig sein dürfte, bis wirklich alles
funktioniert. Die Maschinen sahen teilweise
wunderschön, teilweise eher einfach zusammengezimmert
aus, dementsprechend schwierig
war es für die Fahrer auch, sich mit ihnen
anzufreunden. Die Fahrer selbst waren aber
auch ein kleines Problem, denn Leute wie Carmelo
Morales, Ivan Silva, Yonny Hernandes,
Federico Sandi und Gianluca Nannelli sind
nicht unbedingt dafür bekannt, dass sie in der obersten Liga der Flirt-
Experten mitspielen. So gesehen war hier auf beiden Seiten der Beziehung
noch Besserungsbedarf vorhanden, um Suter BMW, BQR Inmotec, FTR
Kawasaki und Gapam BMW noch zu guten Freundinnen zu machen.
Auch als eine Woche danach in Jerez gefahren wurde, zeigte sich, dass es
noch zarte Beziehungspflänzchen sind, die sich in der CRT aufbauen
müssen. Denn selbst die Flirt-Experten Colin Edwards und Randy de
Puniet hatten mit der Suter BMW beziehungsweise einer abgewandelten
Aprilia RSV4 noch so ihre Probleme bei der Kontaktaufnahme.
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Loris Capirossi
Fotos: milagros
Text: Rudi Moser & Falko Schoklitsch
Ich bedaure nichts
Loris Capirossi hat nach 22 WM-Saisons seinen Helm an den Nagel gehängt. Neben
Höhen und Tiefen prägte Capirossi vor allem eines: er hat seine Arbeit geliebt. Das
Motorsport-Magazin spricht mit ihm.
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Loris Capirossi
22Jahre sind eine lange Zeit,
manche Menschen schaffen
es, in so einer Spanne Eltern und Großeltern
zu werden, sie bauen Imperien auf,
die Bestand haben oder wieder zerfallen,
sie setzen sich Lebenswerke, sie versuchen
einfach, Großes zu schaffen, egal was es
kostet. Loris Capirossi hat die vergangenen
22 Jahre einfach nur das gemacht, was er
geliebt hat, zu seinem Glück war er gut
darin, sonst hätte er es vielleicht nicht so
lange tun können. Er war drei Mal Weltmeister,
hätte es öfter sein können, doch er
weiß auch, dass er es viel schlimmer hätte
treffen können.
Loris Capirossi war erfolgreich, er war auch
gerne gesehen, mit niemandem hatte er je
lange Streit, auch nicht mit Tetsuya Harada,
mit dem er sich 1998 ein viel diskutiertes
Duell in Argentinien lieferte, das Harada
ins Aus schoss und Capirossi statt des Japaners
zum 250cc-Weltmeister machte.
Heute sind die Beiden gute Freunde, wobei
der Italiener ohnehin fast nur gute Freunde
in der GP-Welt zurücklässt, die er eigentlich
gar nicht richtig ausblenden wird.
Denn Capirossi wird Sicherheitsberater für
den Rechteinhaber Dorna und damit weiter
voll am Geschehen dranbleiben.
Ob der Abschied für ihn das Richtige war,
weiß wohl nur er selbst, seine Leistungskurve
deutete jedenfalls darauf hin, dass
seine Entscheidung stimmte, die Tränen
seiner Frau Ingrid beim letzten Zieleinlauf
in Valencia waren wohl neben ein wenig
Wehmut auch etwas der Erleichterung
geschuldet, dass ihr Ehemann es einigermaßen
heil in den Ruhestand geschafft
hatte. Schließlich war Capirossi bei seinem
Abschiedsrennen mit der Nummer 58 des
zwei Wochen davor in Malaysia verstorbenen
Marco Simoncelli gefahren und das
Unglück hatte alle wieder einmal daran
erinnert, wie viel Gefahr in der MotoGP
immer noch mitfährt.
Mit Capirossi verlässt eine Ikone des
Motorradsports die Weltbühne. Ein Titel
in der Königsklasse ist ihm zwar immer
verwehrt geblieben, doch wer sich 22 Saisons
in der Weltmeisterschaft hält, muss
unweigerlich zu den großen Fahrern
gerechnet werden. Dem haben auch die
Veranstalter Sorge getragen, die seine
Nummer 65 nicht mehr vergeben werden.
Zu seinem Abschied macht auch das
Motorsport-Magazin Capirossi noch einmal
seine Aufwartung und plaudert mit
ihm über Vergangenheit und Zukunft.
MSM: Loris, eine lange Karriere geht zu
Ende. 22 Jahre, das ist unglaublich. Ich
habe 1994 angefangen, habe 294 Grands
Prix gemacht, du 328 und ich habe beinahe
alle deine Erfolge zu Anfang miterlebt.
Wie ist dein Gefühl, wenn du dieser
Familie auf Wiedersehen sagst?
LORIS CAPIROSSI: Ich denke, ich werde
das zunächst erst gar nicht realisieren.
Denn nach 22 Saisons habe ich den Großteil
meines Lebens hier verbracht. Am
Montag bin ich aufgewacht und habe →
Zwei Mal krönte
sich Capirex zum
125er Champion
1990 - 1991: 125cc 1992 - 1994: 250cc
1995 - 1996: 500CC
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Loris Capirossi
zu mir gesagt: »Hey, mein Leben ist jetzt
anders.« Aber während der Saison habe ich
viel nachgedacht. Denn es ist nicht so einfach,
eine Saison so zu Ende zu bringen.
Aber momentan bin ich glücklich. Denn
ich habe die Saison mit ganzem Herzen
bestritten und ich denke, der Moment ist
der richtige. Ich habe in dieser Welt viel
miterlebt, viel Glück, viel Erfolg und es ist
eine gute Zeit, sich von allen zu verabschieden
und etwas anderes zu machen. Im
Leben gibt man manchmal zu viel und man
muss verstehen, wann die richtige Zeit zum
Aufhören ist. Für mich ist jetzt die richtige
Zeit gekommen.
Du warst drei Mal Weltmeister. Bist du
jetzt, am Ende deiner Karriere, etwas
traurig, dass du es in der Königsklasse nie
geschafft hast?
Du hast recht, wenn du sagst, ich war drei
Mal Weltmeister, aber ich habe zwei weitere
relativ sichere Titel verloren. 1993 und 1994
habe ich die Weltmeisterschaft durch
meine Fehler verloren, damit wären es also
fünf Titel, so sind es drei. Außerdem hatte
ich 2006 eine tolle Chance auf den Titel,
habe ihn aber aus vielen Gründen nicht
gewonnen. Ich bin aber glücklich, denn ich
habe mein ganzes Leben das gemacht, was
ich wollte, was ich mochte. Ich bin glücklich
darüber und habe das Gefühl, dass ich
ein echt glücklicher Mensch bin.
Wie war es, als Erster mit der
Ducati zu gewinnen, auf einer
italienischen Maschine? Das
muss auch etwas Besonderes für Dich
gewesen sein...
Das war ein toller Moment, als ich 2003 das
erste Rennen für Ducati in Barcelona
gewonnen habe. Niemand hatte das im
ersten Jahr für Ducati und in meinem
ersten Jahr auf einer Viertakt-Maschine
erwartet. Der Moment war wirklich
unglaublich, aber ich habe viele wirklich
gute Erinnerungen. In 22 Jahren bin ich
mehr als 300 Grands Prix gefahren, da ist
es normal, dass man viele schöne Erinnerungen
hat. Aber ich denke, der unvergessliche
Moment ist sicher mein erster Titel
1990. Das war mein bester Moment, ich
war noch ein Kind, keiner hatte das erwartet
und ich beendete meine erste Saison bei
den 125ern gleich als Weltmeister. Das war
für mich das Beste.
Wenn man zurückblickt, gab es so viele
gute Fahrer. Du fuhrst gegen die Besten
und warst selbst einer davon. Wer war
dein größter Gegner? Du hast dich ja
Größtenteils aus Problemen rausgehalten,
hattest kaum einen Streit. Generell hieß
es, Loris ist ein netter Kerl...
Ich habe versucht, jedem gegenüber meine
beste Seite zu zeigen. Denn wir dürfen nie
vergessen, dass wir Glück haben, das tun
zu können, was wir tun. Deswegen habe
ich immer versucht, eine gute Beziehung
zu allen zu haben. Ich habe mit vielen Fahrern
gekämpft, das begann in der 125er mit
Gresini, ging bei den 250ern weiter mit
Cadalora, Romboni, Biaggi und Harada.
Harada ist jetzt mein Freund, denn wir
leben beide in Monte Carlo und seine
Tochter geht in die gleiche Schule wie mein
Capirex fuhr zwei
Mal in der 250er
Klasse
Mit Honda gelang
der Wechsel in
die Königsklasse
Mit Ducati war
Capirossi nah
am großen
Erfolg dran
1997-1999: 250cc 2000-2002: 500CC & MotoGP 2003 / 2007: ducati
88 www.Motorsport-Magazin.com
Loris Capirossi
Auch nach dem
rücktritt bleibt
mein Gefühl das
eines Kämpfers.
Ich werde die Maschine
sicher vermissen,
das steht
fest.
Sohn. Wir sehen uns jeden Tag. Das Leben
ist manchmal eigenartig, aber für mich ist
es wirklich gut, immer das gleiche Gefühl
und die gleiche Beziehung mit allen aufrechtzuerhalten.
Das macht mich froh und
alle mögen mich, weil ich nie jemandem
was getan habe.
Wie sieht deine Zukunft aus? Weißt du das
schon oder überlegst du noch?
Die Zukunft ist relativ klar. Ich habe von
der Dorna die gute Gelegenheit bekommen,
in dieser Welt zu bleiben und der
Dorna meine Erfahrung zur Verfügung zu
stellen, um ein paar Änderungen zu bewirken.
Vielleicht ist es das, was ich auf lange
Sicht mache, aber da bin ich mir nicht
sicher.
Kommen wir noch einmal auf deine Aussage
zurück, dass Harada nun ein guter
Freund ist. Ich erinnere mich noch an das
Rennen in Argentinien, als es in der letzten
Kurve hoch her ging. Diese Dinge sind jetzt
alle vorbei?
Ja, das ist das Leben, das ist Racing. Wenn
du ein starker Fahrer bist, musst du immer
alles probieren. Wenn du dir zu sagen
beginnst: »Ach, das kann ich nicht machen,
das ist zu schwierig«, dann solltest du besser
aufhören. Damals habe ich es probiert
und meinen Titel gewonnen. Das ist Racing
und so ist das hier normal. Deswegen ist
die Beziehung zu ihm auch immer noch
gut.
Du hattest auch ein paar schlimme Stürze.
Dachtest du danach manchmal daran, da
schon aufzuhören? Wie schwer ist es, sich
von Verletzungen wieder zurückzuarbeiten?
Sofort wenn man eine böse Verletzung hat,
fragt man sich immer, was man hier eigentlich
macht. Aber zehn Minuten später sagt
man sich dann, man will wieder auf die
Maschine. Es ist immer so. Das liegt daran,
dass dein Geist immer fährt und immer
kämpft. Auch jetzt, nachdem ich gesagt
habe, dass ich aufhöre, bleibt mein Gefühl
das eines Kämpfers. Ich werde die Maschine
sicher vermissen, das steht fest.
Wirst du hin und wieder privat auf dem
Motorrad unterwegs sein?
Zu 100 Prozent. Ich habe viele Motorräder
und ich fahre viel mit ihnen auf der Strecke
herum.
Bei Suzuki ging es
langsam bergab
Das letzte Jahr
absolvierte
Capirex bei
Pramac
2008-2010: suzuki 2011: motogp pramac
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SuperSic
5 top
‚SuperSic‘ hat das Fahrerlager oft gespalten. Mit seiner Fahrweise, seinen Aussagen, seinem
Auftreten. Doch am 23.10.2011 erinnerte Marco Simoncelli alle daran, dass die MotoGP eine Familie ist.
»Hallo alle. Ich bin Marco Simoncelli und ich bin der
neue Ingenieur am Gasgriff von Honda Gresini!«
So stellte sich Marco Simoncelli Anfang 2010 für seine Rookie-
Saison in der Königsklasse vor, dabei dürfte der Wuschelkopf zu
dieser Zeit bereits jedem bekannt gewesen sein. Denn immerhin
war ‚Bob‘ bereits 2002 in die Weltmeisterschaft eingestiegen
- damals noch mit gepflegter Kurzhaarfrisur. Die Lieblingsrivalen
waren ebenso bekannt wie der 250cc-Weltmeistertitel
von 2008, seine Freundschaft zu Valentino Rossi, sein spektakulärer
Fahrstil, seine Extravaganz und sein Talent. Marco
Simoncelli war kein Engel ohne Fehl und Tadel, aber er war sein
eigener Charakter und sich selbst treu; eben eine echte
Persönlichkeit. Das Motorsport-Magazin widmet dem charismatischen
Fahrer aus Coriano die Top5 und sagt: Ciao Marco!
Text: jule krause
5
Extravaganz - Hair extraordinär
Im Falle von ‚SuperSic‘ bedeutete Extravaganz vor allem: Unglaublich viele Haare – und das Geschick, sie als eigenes Markenzeichen zu
verkaufen. Der Mann hatte aber auch Haare - genug für drei Frauenköpfe. So viele, dass er sich den Spitznamen ‚Bob‘ (von Tingle Tangle
Bob) verdiente und 2010 gleichzeitig den Zuschauerpreis für die furchtbarsten und coolsten Haare im Fahrerlager gewann.
So viele, dass er als meist gestellte Frage, jene um seine Haare nominierte und Fans wie Journalisten in seiner direkten Art darauf hinwies, dass
dies insgesamt ziemlich einfallslos sei. Dennoch ließ er es sich nicht nehmen, zu versprechen: »Die Haare kommen ab, wenn ich mein erstes
MotoGP-Rennen gewinne!« Mit den Plätzen drei in Brünn und zwei auf Phillip Island 2011, bewies er wenig Angst vor großen Scheren.
Fotos: milagro, adrivo/Sutton
90 www.Motorsport-Magazin.com
4‚SuperSic‘ war unbestritten ein
großes Talent – groß im wörtlichen
Sinne! Wenn er sich in
seiner WM-Karriere beschwerte,
dass er zu groß und schwer für
die Maschinen sei, und zwar von
der 125cc bis zur MotoGP, dann
fragt man sich, wie er je auf Minimotos
gepasst hat? 1999 und
2000 die Titel in der italienischen
Meisterschaft gewann, Vizemeister
in der EM wurde und in der
nationalen 125er regelmäßig die
‚zarten‘ Bürschchen schlug, die
größenmäßig so viel besser dran
waren als er. Nein, seine Größe
hielt ihn definitiv nicht vom Siegen
ab, weshalb er 2004 im Alter
von 17 Jahren seinen ersten
125er Grand Prix gewinnen
konnte. Im Gegensatz zu Casey
Stoner ließ sich Marco im strömenden
Regen von Jerez nämlich
nicht von der Strecke spülen
und verwandelte sein erstes WM-
Podium gleich in den ersten Sieg.
Talentiert
Don‘t
stop
me
now!
Marco Simoncelli auf
seiner 250er Metis Gilera
Maschine in Valencia
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3 Provokativ - am Steuer und mit dem Mund
Was wäre die MotoGP ohne die großen Rivalen auf der Strecke, die sich ineinander verbeißen und lieber gemeinsam im Kiesbett landen, als dem anderen den
Vortritt zum Sieg zu lassen? ‚SuperSic‘ war immer für ein gutes Duell zu haben und lieferte sich gnadenlose Strecken- und Wortgefechte mit den spanischen »Mädchen«
Hector Barbera und Alvaro Bautista. Obwohl sie 2011 durch viele ‚For Japan‘-Aktionen das Kriegsbeil begruben, erinnert sich jeder an die spannenden Radan-Rad-inklusive-Lackaustausch-Gefechte
von 2008. So ist es wenig verwunderlich, dass auch der erste 250cc-Sieg am 1. Juni in Mugello einige Diskussionen
auslöste: Eine Runde vor Schluss versuchte ‚Sic‘, auf der Geraden ein Überholen von Barbera zu verhindern und lehnte sich nach links. Die Folge: Ein Spanier im
Kies, ein freudestrahlender Italiener und eine Verwarnung der Sicherheitskommission.
2
Mann der Welt«
Emotional »Der
glücklichste
Rennsportler sind eine besondere und eigene Spezies.
Professionell, berechnend und überaus entschlossen
auf der Strecke. Sie können wütend sein,
nach Gegnern treten und schimpfen wie die Rohrspatzen,
weshalb sich Alvaro Bautista überlegen
sollte, vielleicht doch immer eine Notfallpackung Salz
mit sich zu führen (Hausmittel zur Abwehr von ruhelosen
Geistern), nachdem der einstige große Rivale
von ‚SuperSic‘ 2012 ausgerechnet auf dessen 1000cc
sitzen wird. Sie können sentimental sein und aus dem
Kürzel ‚Sic‘ ihr Markenzeichen kreieren, weil sie es
»super cool« finden. Sie hetzen um die Welt, verbringen
Stunden im Fitnessstudio, lassen leidige Sponsorentermine
über sich ergehen und beantworten
geduldig die dämlichsten Fragen, die Journalisten so
stellen können - und das alles für den einen Moment,
wenn sie nach einem besonderem Sieg, einem WM-
Titel oder einem außergewöhnlichem Rennen sagen
können: »Heute bin ich der glücklichste Mann der
Welt!«*
* 19. Oktober 2008, Weltmeister Pressekonferenz in Malaysia
92 www.Motorsport-Magazin.com
Fotos: milagro
Populär -
DIOBO‘ che
casino avete
fatto!**
1
500.000 Fans, Tendenz steigend! Wie fast jeder
Mittzwanziger war auch ‚Sic‘ ein Fan der Sozialen
Netzwerke und der Interaktion mit den
Anhängern. Noch mehr sollten es werden und
dafür hatte der 24-Jährige einen klaren Plan:
Den Sieg in Sepang, einer seiner Lieblingsstrecken,
der Stätte seines Weltmeister-Titels 2008.
Vor seinem letzten Rennen sagte er: »Es gibt
keinen Grund, weshalb wir nicht um das Podest
mitkämpfen können sollten; die oberste Stufe
wäre natürlich am Schönsten.« Die Fans sind
gekommen, Tattoos wurden gestochen, die #58
getragen und zur Ehrennummer erklärt, Briefe,
Portraits und Kommentare geschrieben, Fahrer-
Blogs verfasst, Helme neu designt, 58 Sekunden
applaudiert, Ansprachen gehalten, Rocksongs
gesungen und Lärmminuten abgehalten – um
zu ehren, zu gedenken und eine große Persönlichkeit
zu feiern, wie sie es gern gehabt hätte.
Du warst wahrlich super, Sic!
** Meine Güte! So viel Lärm habt ihr gemacht!
www.Motorsport-Magazin.com 93
»Du lebst in fünf
Minuten, die
du schnell auf
einer Maschine
fährst, mehr als
andere Leute in
ihrem ganzen
Leben.«
SuperSic
best
of
Marco Simoncelli war
ein harter Kämpfer,
Fairness war ihm aber
nicht fremd
Fotos: adrivo/Sutton, milagro
(GRAZIE!)
Die Fans liebten es,
Simoncelli auf seiner
Maschine wilde Dinge
tun zu sehen
»Mit der 250er fliegt man
recht hoch, wenn man einen
Highsider hat, aber mit der
MotoGP fliegst du höher!«
94 www.Motorsport-Magazin.com
»Ich werde gegen
Capirossi fahren!
Dem hab‘ ich schon
zugeschaut, als ich
erst 8 Jahre alt war.«
»Barbera & Bautista?
Sie sind keine harten
Jungs - sie sind
Mädchen!«
»Frauen, die auf der Strecke
fahren, gehen mir auf die Eier -
das ist ein Sport für Männer.«
Simoncelli galt als der nächste
große MotoGP-Star
»Ich musste an
Valentino vorbei,
der drei Kurven lang
dagegenhielt. Ich
habe Reifenspuren
an meiner Kombi, die
das beweisen!«
»Im Motorradsport mag sich
eigentlich niemand, aber
letztendlich fühlen wir ganz
tief drinnen doch eine gewisse
Verbundenheit miteinander.«
In Valencia nahmen die
Fans an einer
16-Meter-Wand von
Simoncelli Abschied
www.Motorsport-Magazin.com 95
ANDERE
ÜBER
SIMONCELLI
Fans hätten auch
gezahlt, um Simoncelli
alleine Runden drehen
zu sehen
Simoncelli wirkte
beinahe tollpatschig,
wusste aber, sich zu
inszenieren
Fotos: adrivo/Sutton
Wenn es um Spaß ging,
musste man Marco
Simoncelli nicht zwei
Mal bitten
»Mit diesem Haar wie Jimi Hendrix,
mit diesem schlaffen Gehstil,
dieser sonderbaren Stimme eines
Italieners, es war lustig dir
zuzuhören.« Alvaro Bautista
96 www.Motorsport-Magazin.com
Hätte Marco Simoncelli
in der MotoGP
gewonnen, wären die
Haare weg gekommen
»Dein Kampfgeist
wird ewig weiterleben!
«John Hopkins
Um ein Spielchen war
Simoncelli nie verlegen
»Ich hätte anstelle einer
Schweigeminute zu Ehren
von Marco lieber eine
Minute des Lärms und
Chaos, mit allen Motorrädern
der MotoGP,
Moto2 und 125cc, die ihre
Motoren zusammen
hochdrehen.«
Paolo Simoncelli
»Sic war für mich
wie ein jüngerer
Bruder. So stark auf
der Strecke und so
süSS im normalen
Leben. Ich werde ihn
sehr vermissen.«
Valentino Rossi
Der Abschied der
MotoGP-Gemeinschaft
war eine Feier von
Simoncellis Leben
»Marco war eine Brise
von frischer Luft in
der MotoGP.«
Carl Fogarty
Karriere:
Minimoto (1996-2000)
1999 & 2000 Titel italienische Meisterschaft
2000 Vizemeister EM
125cc (2001-2002)
2001 Rookie des Jahres ital. Meisterschaft
2002 Europameister
GP 125cc (2002-2005)
2002 Estoril: erste WM-Punkte im 2. Rennen (13. Platz)
2003 erste Saison mit Startnummer #58
2004 Jerez: erster Sieg
250cc (2006-2009)
2008 Mugello: erster Sieg
2008 Malaysia: Gewinn des WM-Titels
2009 Gaststart - Superbike WM: dritter Platz im zweiten Lauf
MotoGP (2010-2011)
2010 Estoril: 4. Platz, Podest um 0,06 Sek. verpasst
2011 Katalonien: 1. Pole, Stoner um 0,016 Sek. geschlagen
Tschechien: erster Podestplatz (3. Platz)
Australien: beste MotoGP-Platzierung (2. Platz)
www.Motorsport-Magazin.com 97
Auch Weltmeister können fliegen:
Jorge Lorenzo steigt von seiner
Yamaha ab
Valentino Rossi kam am Start in
Valencia nicht sehr weit
98 www.Motorsport-Magazin.com
Rolle vorwärts von Dani Pedrosa
am Sachsenring
Sicherheit
ohne
Knautschzone
Unfälle lassen sich im Motorradsport
nicht vermeiden, manchmal
enden sie auf schlimmste Weise,
oft aber relativ glimpflich. Für die
Sicherheit der Fahrer wird vieles
getan, denn auch ohne Knautschzone
kann einiges verhindert werden.
Text: Falko Schoklitsch
Fotos: milagro
eine Achillesferse gibt es immer, das durfte auch Achilles
selbst feststellen, als er von Paris durch den von
Gott Apoll dort hingelenkten Pfeil an seiner einzig
verwundbaren Stelle getroffen wurde. Zwar braucht
es keinen göttlichen Einfluss, damit in der Motorradwelt
etwas Schlimmes passiert, aber dennoch ist viel
getan worden, damit Unfälle wie jene von Marco Simoncelli oder Shoya
Tomizawa in ihren tödlichen Folgen die Ausnahme bleiben. Aber
gerade weil meist nur relativ wenig passiert und es bei gebrochenen
Knochen bleibt, trifft es die Zweiradszene jedes Mal aufs Neue, wenn
ihre Achillesferse wieder einmal offengelegt wird.
Auffahr-Unfälle sind die letzte ganz große Gefahr, denn eine vollgetankte
Maschine plus Fahrer bringt in etwa 230 Kilogramm auf die
Waage und wenn die einen auf dem Boden liegenden Piloten mit voller
Wucht erwischen, hilft nichts. Für jene Unfälle, die nicht durch eine
Verkettung unglücklicher Umstände auf das Schlimmste hinauslaufen,
wird derweil auf viele Arten vorgesorgt. Die passiven Sicherheitssysteme
am Körper eines Fahrers sind mittlerweile außergewöhnlich
gut und in ihrer Fertigung äußerst ausgereift.
Die Lederkombi eines Profi-Piloten ist im Normalfall aus Känguruhleder,
da es weicher und geschmeidiger als normales Leder ist, aber
dennoch hitzebeständig. Das Gewicht der Kombi liegt bei etwa 3,5
Kilogramm und ein Fahrer verbraucht pro Saison im Schnitt acht →
www.Motorsport-Magazin.com 99
is zehn Stück davon. Muss es schnell gehen,
kann so ein Anzug in acht Stunden gefertigt werden,
normalerweise dauert es zweieinhalb bis
drei Tage. Wichtig ist, dass er bei Ellenbogen und
Knien für die Fahrhaltung angepasst worden ist,
schließlich soll der Fahrer sich biegen können,
Teil der Kombi ist der Schulter-Protektor, der aus
Polyurethan gefertigt und damit sehr hart ist. Er
soll einerseits allfällige Einschläge abfangen,
andererseits beim Rutschen über den Asphalt
einen weiteren Hitzeschutz bieten. Besonders
auffällig ist der Höcker, den die Fahrer auf dem
Rücken tragen. Er ist einerseits dazu da, den
Koeffizienten des Luftwiderstands zu verringern,
andererseits kann er auch eine Trinkflasche mit
400cl Inhalt beherbergen, weswegen die Bezeichnung
Höcker auch durchaus passend ist. Ein
weiteres Merkmal des Auswuchses ist es, dass er
Datenmess-Systeme beherbergt.
Rund um die Taille der Fahrer ist die Kombi
etwas elastischer, da sich der Körper dort durch
Bewegung während des Fahrens am meisten verändert.
Um keine Falten zu werfen, ist dieser
Bereich aus Kevlar gemacht, da sich das Material
am besten an die Konturen des Körpers anpasst.
Um auch einen ausreichenden Hitzeaustausch
zu gewährleisten, ist der elastische Bereich
ebenso leicht perforiert wie andere Regionen der
Kombi. Außen an der Oberbekleidung angebracht
sind die Knie- und Ellenbogenschleifer.
Beide bestehen aus Polyurethan, sind also sehr
hart und helfen dabei, wenn es darum geht, Einschläge
abzufangen. Zudem sind sie dafür da, um
mit ihnen über den Asphalt zu gleiten und damit
eine bessere Verbindung zur Strecke herzustellen.
Das gilt besonders für die Knieschleifer, die deswegen
auch relativ häufig gewechselt werden.
Auf dem Kopf tragen die Fahrer ihren Helm. Bei
jedem Grand Prix haben sie etwa drei Helme zur
Verfügung. Ein Kopfschutz wiegt in etwa 1.400
Gramm, je nach Lackierung kann es aber Unterschiede
geben. Besonders heikel sind die Handschuhe,
da sie einerseits Schutz, andererseits aber
auch genug Gefühl bieten müssen. Deswegen
sind sie eine Kombination aus Känguruh-Leder
und Schafshaut, das Leder sitzt oben, die Schafshaut
an der Handfläche. Besonders bei der Gashand
ist es wichtig, dass der Fahrer genau spürt,
was er tut. Auf den Fingerknöcheln sitzen Polyurethan-Protektoren,
zudem sind der kleine und
der Ringfinger miteinander verbunden, um im
Falle eines Sturzes so noch etwas mehr Schutz zu
haben.
Die Stiefel der Piloten sind eine vielschichtige
Sache. Außen bestehen sie aus weicher Mikrofaser
und harten Polyorethan-Protektoren, die
Einschläge absorbieren und generell davor schützen
sollen. Innen sind die Stiefel noch einmal
verstärkt. Sie sind so gestaltet, dass sie eine Bewegung
vor und zurück ermöglichen, derweil aber
seitliche Gelenksbewegungen unterdrücken.
Hautnah an den Fahrern dran ist die Unterwä-
Auch Casey Stoner kam am
Sachsenring zu Fall - mit
Funkenschlag
Valentino Rossi und die
Ducati lagen in diesem
Jahr öfter im Kies
Fotos: milagro
100 www.Motorsport-Magazin.com
sche aus synthetischer Mikrofaser. Sie ist einerseits
da, damit die Kombi besser angezogen werden
kann, andererseits soll sie den Körper kühlen
und der Hautatmung helfen. Damit wird gleichzeitig
der Ermüdung vorgebeugt. Sie wiegt weniger
als 100 Gramm. Unter der Kombi wird auch
noch der Rückenprotektor verstaut, der aus mehreren
Polyurethan-Teilen gefertigt wird. Er lässt
das Vorbeugen zu, ein Zurücklehnen aber nicht
und ist mit Gel-Pads ausgestattet, die einen Aufprall
mindern. Zusammengenommen kostet
diese Ausstattung in etwa 6.500 Euro, doch damit
ist es noch nicht getan.
Mittlerweile haben viele Fahrer auch noch einen
Airbag in ihrer Kombi, der dank eines Sensors
ermittelt, wann ein Fahrer stürzt und sich dann
in dem Obergewand aufbläst. Das mindert den
Aufschlag abermals und soll Verletzungen vorbeugen.
Und auch der letzten großen Risikostelle,
dem Nacken, widmen sich die Sicherheitsgedanken
immer mehr. In den vergangenen Jahren sind
einige Systeme auf den Markt gekommen, die
den Nacken vor Einschlägen und auch zu großen
Verdrehungen schützen sollen, das Gegenargument
der Fahrer dazu ist aber eine Einschränkung
der Bewegungsfreiheit. Ein ähnliches Argument
gab es auch bei der Einführung des
HANS-Systems im Vierradsport, mittlerweile hat
sich das Head and Neck Support System aber voll
durchgesetzt und wohl auch bei zahlreichen
Unfällen Schlimmeres verhindert. Es dürfte also
nur eine Frage der Zeit sein, bis bei den Zweirädern
ähnliches zum Einsatz kommt, wenn die
Systeme wirklich voll ausgereift sind.
Doch nicht nur am Körper der Fahrer wird viel
getan, auch an den Maschinen und den Strecken
passiert einiges, um Stürze so glimpflich wie
Damals hatte sich
Sete Gibernaus
Bremshebel in die
Ducati seines Teamkollegen
Loris Capirossi
geklemmt, der
Spanier machte einen
Salto vorwärts und
löste eine Kettenreaktion
aus.
möglich ablaufen zu lassen. Ab 2012 verpflichtend
ist eine Vorrichtung an den Motorrädern,
die Stürzen vorbeugen soll. Es wird ein Schutzbügel
für den Bremshebel am Lenker vorgeschrieben,
damit dieser nicht aus Versehen bei
Kontakt mit einer anderen Maschine betätigt
werden kann. 2006 war so ein Zwischenfall Auslöser
für den großen Startcrash in Barcelona.
Damals hatte sich Sete Gibernaus Bremshebel in
die Ducati seines Teamkollegen Loris Capirossi
geklemmt, der Spanier machte einen Salto vorwärts
und löste eine Kettenreaktion aus. Das soll
nicht mehr passieren.
Die Strecken haben aus Sicherheitsgründen in
den vergangenen Jahren auch starke Veränderungen
durchgemacht, die nicht unbedingt
immer gut angekommen sind. Viele Kiesbetten
sind großen, betonierten Auslaufzonen gewichen,
wodurch die Fahrer sich beim Verpassen
einer Kurve eher auf der Maschine halten können,
weil sie über Asphalt rollen statt durch Kies
rutschen. Spätestens seit Wayne Raineys Sturz in
Misano 1993, als er sich beim Auftreffen auf das
Kiesbett den sechsten Brustwirbel brach und
danach querschnittgelähmt war, wird über Auslaufzonen
mit kleinen Steinchen intensiv nachgedacht.
Zwar war die Gestaltung des Kiesbetts
damals durch seine sehr hohen Rillen ohnehin
äußerst gefährlich, aber trotzdem sieht man es
heutzutage lieber, wenn die Fahrer einerseits viel
Platz für einen sicheren Sturz oder andererseits
genug Platz haben, um einen Sturz zu vermeiden.
Die Kritik lautet dann zwar, die Asphalt-Auslaufzonen
verziehen zu viele Fehler, aber jede Verletzung
weniger ist ein Gewinn für die Fahrer,
denn im Gegensatz zu Achilles sind sie am
ganzen Körper verletzlich.
Lizenz zum
Aufstieg
Stefan Bradl fährt im nächsten Jahr
MotoGP. Wie es dazu kam, ist allerdings
eine Geschichte, die sich kaum
ein Drehbuchautor in seinen wildesten
Fantasien hätte ausmalen können. Ein
Reisebericht über Aufstieg, Fall,
Aufstieg, Fall und Aufstieg.
Texet: Falko Schoklitsch
Fotos: milagro
102 www.Motorsport-Magazin.com
d
Das Leben geht oft eigenartige Wege
und zum Missfallen vieler meist nie den
des geringsten Widerstands. Zumindest
ist kaum eine Helden- oder Erfolgsgeschichte
bekannt, die immer nur nach oben ging.
Meist begann es mit einem ambitionierten Aufstieg,
der durch einen jähen Fall gebremst wurde, bevor
sich die Protagonisten schließlich doch noch, entgegen
aller Umstände, durch harte Arbeit durchgesetzt
haben. Nehmen wir ein Vorbild von Stefan
Bradl, obwohl er nicht wirklich große Vorbilder hat.
»Keine Ahnung, ich mag James Bond sehr gerne.
Ich habe mir nie viele Gedanken darüber gemacht,
deshalb fällt mir momentan niemand ein«, verrät
er dem Motorsport-Magazin. Bond hat in seinen
Geschichten eigentlich nie einen gemütlichen Spaziergang
ans Ziel erlebt. Oder weg von fiktiven
Geschichten, nehmen wir etwa Soichiro Honda, der
schon vor
Gründung der
Honda Motor
Company mehr
Rückschläge einstecken musste, als
ihm lieb war. Doch er blieb dran, machte
aus dem Wenigen, das er zu Beginn hatte, immer
mehr und irgendwann führte er ein
Welt-Unternehmen.
Dieses Welt-Unternehmen hat mit Bradl in Zukunft
auch wieder einen deutschen Fahrer in der höchsten
Motorradklasse unter Vertrag. Doch es waren auch
verschlungene Wege, die ihn bis dorthin geführt
haben. Als er 2007 eigentlich schon als aktiver Rennfahrer
zurückgetreten war, hat im Honda-Hauptsitz
in Tokio wohl niemand daran gedacht, dass der
junge Zahlinger irgendwann einmal in der MotoGP
für das Unternehmen starten würde. Bradl selbst
dachte das
damals auch nicht. »Ein
normaler Beruf war damals die Alternative,
einfach ein normales Leben ohne Rennsport.
2007 hatten wir sehr verschiedene Ansichten zum
Rennsport«, sagt Bradl. Eigentlich hatte das auch zu
Saisonende 2011 kaum einer gedacht, als Bradl nach
der nächsten Berg- und Talfahrt Moto2-Weltmeister
war.
Losgegangen war alles großartig, vier der ersten
sechs Saisonrennen gewann er und er lag in der
Weltmeisterschaft weit voraus. Überall gab es schon
die Vermutung, Bradl würde 2012 sicher in der
MotoGP fahren, Kontakte dorthin bestätigte er
sogar selbst. Also alles rosig, alles toll, alle Möglichkeiten
vorhanden. Aber es wäre eben keine gute
www.Motorsport-Magazin.com 103
Geschichte, wenn alles so glatt weitergelaufen
wäre. Nach dem Sieg in Silverstone folgte in
Assen ein Ausfall und ausgerechnet dort begann
Marc Marquez damit, den Groove in der Moto2
zu finden. Der Spanier startete eine Siegesserie,
während Bradl zwar noch brav auf das Podest
fuhr, aber sein Vorsprung immer kleiner wurde.
In Aragon folgte ein großer Rückschlag. Bradl
fuhr lange in der Spitzengruppe mit, lag teilweise
sogar in Führung, bevor sich das Hinterrad auf
der Felge zu drehen begann und er bis auf Platz
acht zurückfiel.
U
nd Marquez? Der gewann auch in Aragon,
es war sein siebter Saisonsieg,
sollte aber auch sein letzter bleiben.
Die eigentliche Vorentscheidung fiel
in Malaysia, allerdings auf eine Art, die sich auch
der Deutsche nicht gewünscht hätte. Im ersten
Training in Sepang versäumten es die Streckenposten,
auf einen nassen Abschnitt der Strecke
durch Flaggensignale hinzuweisen, weswegen
Marquez dort viel zu schnell hineinfuhr und
heftig zu Sturz kam. Dabei schlug er sich den
Kopf sehr hart an und hatte danach Probleme
mit seiner Sicht, denn er sah doppelt. Er fuhr im
Qualifying zwar mit und qualifizierte sich, für
das Rennen musste er aber absagen.
Bradl hatte damit einen Matchball, ein Sieg in
Malaysia und er wäre Weltmeister. Und er führte
das Rennen auch immer an, nur in der Runde,
die nach Axel Pons‘ Sturz als letzte gewertet
wurde, lag er hinter Thomas Lüthi auf Platz zwei,
wodurch sein Vorsprung lediglich auf 23 Punkte
wuchs. Was folgte, waren zwei Wochen von
Zusagen und Absagen auf Seiten des Marquez-
Teams und von Marquez selbst. Höhepunkt war
der Freitag beim Saisonfinale in Valencia, als sein
Hauptsponsor zunächst sagte, er sei noch nicht
fit genug, um das Wochenende zu bestreiten.
Damit galt Bradl vorerst als Weltmeister. Dann
ruderten Marquez und sein Mentor Emilio Alzamora
zurück und meinten, bei Sichtproblemen
wie diesen könnte es auch überraschend schnelle
Fortschritte geben, weswegen sie für Samstag
alles offen ließen. Erst als der Spanier dann auf
das Qualifying verzichtete, war die Sache gegessen
und Bradl war kampflos Weltmeister, obwohl
er sich lieber einen Kampf gewünscht hätte - auch
wenn er im Rennen dann ausfiel. Neuer Lieblingsgegner
von Bradl ist Marquez durch die
Saison übrigens nicht geworden. »Einen Lieblingsgegner
gibt es bei mir nicht. Gegner ist Gegner.
Jeden der vor dir ist will man überholen.«
Der Zick-Zack-Weg Richtung Titel war aber nur die eine Geschichte der
Saison des Stefan B., die andere war seine Berg- und Talfahrt Richtung
MotoGP. Nach dem guten Saisonstart galt er bald als möglicher Nachfolger
des schwächelnden Toni Elias bei Honda LCR. Doch das waren vorerst nur
Gerüchte und der Hauptplan war es, zusammen mit seinem Kiefer-Team
den Weg nach oben zu starten. Doch während der Sommermonate wurde
schnell klar, trotz eines durchaus gut gefüllten Sponsoren-Portfolios würde
das Geld nicht reichen. Derweil schienen andere Möglichkeiten in der
Königsklasse auch nicht mehr zu bestehen. Lucio Cecchinello hatte drei
Hauptkandidaten als Nachfolger von Elias ausgemacht, Yamaha war zu,
Suzukis Zukunft war unsicher - und stellte sich nach Saisonende als nicht
existent heraus - und die Ducati-Teams nicht relevant.
Also waren alle Weichen auf einen Verbleib in der Moto2 bei Kiefer gestellt.
Doch nach dem Titelgewinn tat sich plötzlich doch noch eine Tür auf. Als
Belohnung für die Saison ermöglichte Honda Bradl einen Test bei LCR und
dort wusste er zu beeindrucken. »Auf Bautista, der mit dem selben Motorrad
unterwegs war wie ich, habe ich zwei Zehntelsekunden verloren«, hält er
stolz fest. Cecchinellos Optionen Alvaro Bautista, Andrea Dovizioso und
John Hopkins hatten sich in der Zwischenzeit gegen LCR entschieden. Daher
kam es nach vielen Irrungen und Wirrungen dann doch noch dazu, dass
Bradl es für 2012 in die MotoGP schaffte - nur eben nicht unbedingt auf
direktestem Weg. Und weil es so hin und her ging, will Bradl die Zukunft
auch nicht groß planen. Danach gefragt, was er in zehn Jahren wohl so
machen wird, meint er: »Weiß ich selbst noch nicht, ich hoffe, dass meine
Familie und ich noch gesund sind. Kommt Zeit kommt Rat.«
Fotos: milagro
im gespräch
MSM: Hättest du zu Saisonbeginn
erwartet, dass du am Ende den Titel
holen kannst?
STEFAN BRADL: Die Saison war
einfach sehr gut, wenn man am Ende
Weltmeister ist, dann kann man nur
glücklich sein. Ich hätte es nicht
erwartet, zu Saisonbeginn habe ich
mit einem Platz in den Top-5
gerechnet.
Denkst du, dass du den Titel auch
gewonnen hättest, wenn sich Marc
Marquez nicht verletzt hätte?
Hätte, wenn und aber gibt es in
meinem Leben nicht. Aber zur Frage,
ja ich hätte es auch trotzdem geschafft.
Welches Rennen war für dich in diesem
Jahr der Höhepunkt?
Silverstone war mein Highlight, dort
habe ich mit großem Abstand das
Regenrennen gewonnen. Assen und
Valencia waren nicht so gut. In beiden
Rennen waren die Bedingungen sehr
schwierig und ich bin leider gestürzt.
Was sagt dein Papa dazu, dass du ihm
jetzt den Rang abläufst?
Er ist stolz auf mich. Bei uns in der
Familie gibt es aber keine Rangordnung.
Ich lerne von Rennen zu Rennen
dazu. Man lernt nie aus und es
gibt immer etwas zu verbessern, zum
Beispiel kann ich meinen Fahrstil
noch schneller und besser anpassen,
das braucht aber Zeit.
Fällt dir die Trennung von Kiefer nach
vier Jahren sehr schwer?
Ja, die Trennung fällt mir nicht leicht,
weil wir ein sehr gutes Team waren
und lange zusammengearbeitet
haben. Wir haben schwierige und
erfolgreiche Zeiten durchgemacht.
Das hat uns zusammengeschweißt.
Wie war beim Test dein Gefühl für die
800er? Was ist im Vergleich zur Moto2
der größte Unterschied?
Der Test war sehr positiv, ich habe
mich sehr schnell zurechtgefunden.
Die Unterschiede sind sehr groß, speziell
die Elektronik ist etwas ganz
Neues für mich. Auch die Power und
das Handling haben mich sehr beeindruckt.
Der größte Unterschied sind
die Reifen, sie fordern sehr viel von
einem ab.
Denkst du, dass dein Titelgewinn die
deutsche Motorradwelt ein wenig
voranbringt, da sich die Begeisterung
im Vergleich zur F1 ja doch ziemlich
in Grenzen hält?
Vielleicht ein wenig. Aber es fehlen
uns mehrere Spitzenpiloten. Auch die
Industrie ist nicht so groß wie in der
Formel 1. Die großen Autowerke sind
in der Formel 1 viel stärker
vertreten.
Voriges Jahr warst du Neunter in der
Moto2 und hast einige Male keine
Punkte nach Hause gebracht. Woher
kam die Konstanz in diesem Jahr?
Ich habe dazugelernt, mir viele
Gedanken gemacht und mich sehr
darauf fokussiert, mich zu verbessern,
und zwar in allen Bereichen. Das ist
der Grund für die Konstanz. Der
Wechsel von Suter auf Kalex war auch
wichtig. Ich habe mich sofort sehr
wohl gefühlt auf der Kalex und war
auf Anhieb schnell.
Die deutschen
StraSSen-Weltmeister
Werner Haas: 1953 125cc; 1953 und
1954 250cc mit NSU
Hermann Paul Müller: 1955 250cc mit
NSU
Ernst Degner: 1962 50cc mit Suzuki
Hans Georg Anscheidt: 1966-1968
50cc mit Suzuki
Dieter Braun: 1970 125cc mit Suzuki,
1973 250cc mit Yamaha
Toni Mang: drei Mal 250cc, 1980 und
1981 mit Kawasaki, 1987 mit Honda; zwei
Mal 350cc, 1981 und 1982 mit Kawasaki
Dirk Raudies: 1993 125cc mit Honda
Stefan Bradl: 2011 Moto2 mit Kalex
www.Motorsport-Magazin.com 105
Das
Sterben
der
Zweitakter
Text: Maria Pohlmann
Die 125er Klasse brachte nicht nur drei
deutsche, zahlreiche italienische und
spanische Weltmeister hervor, sondern
auch die MotoGP-Stars von heute. Damit
ist jetzt Schluss: die letzten Zweitakter
wurden aussortiert.
Fotos: milagro
106 www.Motorsport-Magazin.com
Der letzte Tanz der Zweitakt-
Motorräder im Grand-Prix-
Zirkus ist Geschichte. Maverick
Vinales feierte den
historischen finalen Sieg.
Nico Terol verbuchte den
letzten Titel der 125ccm-
Klasse für sich. Im nächsten
Jahr kommt die Moto3,
250ccm-Viertakt-Maschinen
mit ähnlichen Vorgaben wie
in der Moto2. Alles Einheitsbrei? Eher nicht, denn die
Chancen der einzelnen Fahrertalente, sich zu profilieren,
sollten damit steigen. Auch die Moto2 wurde vor ihrer
Einführung verteufelt, doch kaum ein Fan kann sich in
den letzten beiden Jahren in der mittleren Kategorie über
langweilige Rennen und fehlende Action beschweren.
Dennoch trauern Viele den Zweitaktern nach.
Der technische Trend in Richtung Viertakt setzte schon
2002 ein, als die 500ccm-Zweitakt-Maschinen durch die
MotoGP ersetzt wurden. 2010 ging diese Entwicklung
mit der Einführung der 600ccm-Moto2-Bikes und damit
der Ablösung der 250er noch einen Schritt weiter. Nun
ist es soweit: Der einzigartige Klang und der typische
Geruch des Zweitakt-Benzingemisches verschwindet von
der Weltbühne.
Die Geschichte der 125ccm-Motorräder reicht zurück
bis ins Jahr 1949. Auf den kleinen Maschinen wurden
bis heute die meisten Grand-Prix-Rennen bestritten. Vor
der Einführung des Alterslimits wurde die Klasse oft von
‚kleinen Spezialisten‘ dominiert, die das Beste aus ihrer
geringen Körpergröße und ihrem Fliegengewicht herausholen
konnten. Dann wurde die Klasse zum Einstieg für
heutige MotoGP-Größen wie Valentino Rossi, Loris
Capirossi, Dani Pedrosa, Jorge Lorenzo, Andrea Dovizioso
und Marco Simoncelli. Sie alle starteten ihre Weltkarriere
auf Zweitaktern.
Doch zurück zum Anfang. Nello Pagani entschied die
erste 125ccm Weltmeisterschaft für sich. Der Italiener
umklammert damit zusammen mit Terol die 63 Jahre
lange 125ccm Geschichte. Mit Werner Haas hatte auch
Deutschland 1953 einen ersten Weltmeister in der kleinen
Klasse. In den folgenden Jahren dominierte Carlo
Ubbiali auf Mondial und MV Agusta. Der Italiener
gewann sechs Titel in dieser Kategorie, ist damit aber
noch nicht der absolute Spitzenreiter.
Denn Angel Nieto ist mit sieben Titeln bis heute und
nun auch für immer der erfolgreichste Pilot dieser Klasse.
Die ersten beiden brachte der Spanier auf Derbi nach
Hause, die folgenden fünf auf Minarelli und Garelli. Bis
heute steht Nieto mit seinen 13 gewonnen Weltmeisterschaften
(sieben in der 125er und sechs weitere in der
50ccm Klasse) auf Platz zwei der Titelbestenliste - hinter
Giacomo Agostini, versteht sich. Der federleichte Spanier,
der auch heute noch jeden Grand Prix vor Ort verfolgt,
fühlte sich auf jedem Motorrad wohl und das bewies er
nachdrücklich.
Obwohl zu Beginn der WM noch die italienischen Marken
die Nase vorne hatten, wurden die japanischen Hersteller
mit ihrer Entwicklung der Zweitakt-Technologie
in den 60er Jahren immer stärker. Von 1961 bis 1970
waren die Japaner wie Honda, Yamaha, Suzuki und Kawasaki mit ihren exotischen Multi-
Zylinder-Designs in der 125er Weltmeisterschaft auf dem Vormarsch.
Ab 1975 bahnten sich die Italiener mit 13 aufeinanderfolgenden Herstellertiteln, die unter
Morbidelli, Minarelli, MBA und Garelli ausgemacht wurden, wieder ihren Weg an die Spitze
der kleinen Klasse. Auf der Zweizylinder Garelli 125 GP gewannen Luca Cadalora, Fausto
Gresini und Nieto sechs Fahrer- und vier Herstellerweltmeistertitel. Die Regeländerungen
1988 limitierten die Klasse auf Einzylinder-Motoren, was den Weg zu einer Dominanz von
Honda und Aprilia ebnete. Die Italiener gewannen 10 der letzten 15 Weltmeisterschaften in
dieser Kategorie, aber Honda hält mit 14 WM-Titeln den Rekord.
Was die Nationalitäten der Fahrer angeht dominierten Italiener und Spanier die Klasse deutlich.
Italien sammelte 23 WM-Titel, Spanien 15. Deutschland durfte nach Haas mit Dieter
Braun 1970 und Dirk Raudies 1993 zwei weitere Weltmeister bejubeln. Trotzdem findet sich
die Bundesrepublik in der Bestenliste am unteren Ende wieder. Jetzt ist die Zeit der fliegengewichtigen
Maschinen vorbei. In den letzten zehn Jahren gab es einige signifikante Änderungen,
aber der Wegfall der 125ccm Klasse repräsentiert das Aussterben einer Ära im Rennsport.
Ein aufregendes Kapitel der GP-Geschichte wird geschlossen. Doch das nächste
Abenteuer steht bereits in den Startlöchern.
2011 war die letzte Saison der
kleinen 125er Maschinen - ab
2012 kommt die Moto3
nationenwertung: Italien
sammelte 23 WM-Titel, Spanien
15. Deutschland durfte
nach Haas mit Dieter Braun
1970 und Dirk Raudies 1993
noch zwei weitere 125cc
Weltmeister bejubeln.
www.Motorsport-Magazin.com 107
Melandri fand
nach dem
Yamaha-Ausstieg
eine neue
Heimat bei BMW
Der Italiener kam
in seiner
Debüt-Saison
bestens zurecht
im ersten Anlauf
Vizemeister
Marco Melandri weist nach seinem Rookie-Jahr in der World Superbike eine
anständige Bilanz auf: 15 Podestplätze, darunter vier Siege, die ihm nach Yamahas
Ausstieg für 2012 schnell zu einem Platz bei BMW verhalfen.
Text: Maria Pohlmann
Fotos: yamaha
108 www.Motorsport-Magazin.com
Marco Melandri bestritt 2010
s eine vorerst letzte
MotoGP-Saison. Das
Ergebnis: 103 Punkte und
Gesamtrang elf. Damit
konnte er sich keinen festen Startplatz für die
Saison 2011 sichern und wechselte zu Yamaha
in die Superbike WM. Dort entpuppte er sich
trotz Rookie-Status schnell als Siegkandidat.
Mit 15 Podestplätzen in 26 Rennen gelang es
dem Italiener, sich hinter Carlos Checa den
Vizetitel zu sichern. Doch kurz vor Saisonende
kam es zur Überraschung: Yamaha gab den
Ausstieg aus der Superbike WM bekannt.
Melandri musste sich nach einer Alternative
umsehen, was mit dem Vizetitel allerdings
durchaus zu meistern war. 2012 tritt der Italiener
für BMW an.
Neben den Motorrädern sind auch die Fahrerlager
der MotoGP und der Superbike laut
Melandri grundverschieden. »Es gibt so viele
Unterschiede. Ich liebe die WSBK und das
Verhältnis zwischen den Fahrern und anderen
Teams. Es ist viel wärmer und freundlicher«,
verrät er dem Motosport-Magazin. Ein
Gegenbeispiel wäre Yamahas Teamdirektor
Massimo Meregalli, der in entgegengesetzter
Richtung im Vergleich zu Melandri 2011 von
der Superbike in die MotoGP wechselte. Er
ist sich sicher: »Es ist natürlich ein großer
Unterschied. Alles ist viel größer als das, was
ich in der Vergangenheit kennengelernt habe.
Die Arbeit in der Box unterscheidet sich gar
nicht so stark, aber sobald du die Box verlässt
und ins Fahrerlager gehst, spürst du einen
großen Unterschied. Die Atmosphäre ist einfach
anders. In der Superbike-Szene war es
durchaus üblich, mit der Konkurrenz zu sprechen
und auch Informationen auszutauschen.
Das ist nun nicht mehr der Fall.«
Deshalb fühlte sich Melandri im Yamaha
Superbike Team richtig wohl. »Es war wie in
einer Familie. Wir kamen alle sehr gut miteinander
zurecht, halfen uns ständig gegenseitig
und hatten eine Menge Spaß«, sagt der 29-Jährige.
Vielleicht war das auch der Schlüssel zum
Erfolg. Melandri zeigte definitiv eine sehr gute
Rookie-Saison. Daher ist der Musikliebhaber
auch mit sich selbst zufrieden: »Die Saison
war ziemlich gut! Es hat so viel Spaß gemacht,
war insgesamt aber nicht leicht. Ich musste
viele Dinge lernen, aber es ist großartig, wieder
um die Spitze kämpfen zu können«, fasst
er strahlend zusammen. Melandri gewann
insgesamt vier Rennen, hatte sich die Saison
allerdings auch so ähnlich vorgestellt. »Viel
mehr habe ich nicht wirklich erwartet, ich
dachte mir es in etwa so. Aber ich habe so viele
Rennsiege nur ganz knapp vergeben, es war
eine großartige Saison! Manchmal war ich
sogar frustriert, weil ich wusste, dass ich es
besser hätte machen und gewinnen können,
aber ich hatte das ganze Jahr über so viel Spaß
und es war einfach großartig, wieder siegen
zu können.“
Die drei Siege in Donington, Alcaniz und
Brünn waren für den Mann aus Ravenna
etwas Besonderes. Absoluter Höhepunkt der
Saison war allerdings das letzte Rennen des
Jahres in Portugal. Dem Motorsport-Magazin
verrät Melandri: »Aus verschiedenen Gründen
gab es viele tolle Rennen... Aber das
zweite Rennen in Portimao war schon gewaltig,
denn das letzte Rennen des Jahres zu
gewinnen, ist immer wichtig - besonders in
diesem Jahr, weil Yamaha in der nächsten Saison
nicht mehr dabei sein wird.« Der werksseitige
Ausstieg seines bisherigen Arbeitgebers
war für ihn schon ein gewisser Schock gewesen.
»Ich war extrem enttäuscht und hatte das
absolut nicht erwartet. Ich hatte sogar bekannt
gegeben, dass ich 2012 bei Yamaha bleiben
will und es nur noch die Vertragsverlängerung
brauchte«, schildert er die ersten Gedanken,
die ihm im Moment der Bekanntgabe durch
den Kopf schossen. Melandri musste sich
allerdings nicht viele Sorgen machen, dank
seiner guten Leistungen war er auf dem Transfermarkt
ein begehrter Mann. Trotz Verhandlungen
mit Aprilia entschied er sich für BMW.
Besonders für deutsche Fans eine interessante
Paarung. Nach dem Vizetitel steht für
Melandri schon nach einer Saison nur noch
eine Steigerung an: Der WM-Titel. Einen
Hauptrivalen kann er noch nicht ausmachen.
»Jeder ist ein Gegner.« Allerdings weiß Melandri:
»Es wird wichtig sein, nie das Vertrauen zu verlieren
und auch in schwierigen Momenten im
Team zusammen zu halten.«
www.Motorsport-Magazin.com 109
Text: Maria Pohlmann
Freier Himmel
Fotos: team pfeil kawasaki
oder Hallendach
I
nsider wissen: Motocross und Supercross
sind grundverschieden. Welche
Aspekte die Unterschiede ausmachen, klären
wir mit einem Fahrer, der sich auskennt:
Florent Richier, amtierender Supercross Champ
und Deutscher Meister in der MX Open Klasse.
»Zunächst einmal wird Motocross draußen
gefahren und Supercross ist in der Halle«,
erklärt er die Grundverschiedenheit. Genau
deshalb wird MX meist von Frühling bis Herbst
gefahren, im Winter steht SX auf dem
Programm.
Die Strecke
Die Motocross-Strecken sind um einiges länger.
Durchschnittlich werden 1.000 bis 4.000 m
gemessen, gefahren wird über Tables, der Track
ist breit und lang, die Geschwindigkeit höher.
Unter dem Hallendrach ist der Kurs gedrängter,
in Deutschland etwa 400 m lang, technisch
höchst anspruchsvoll mit zahlreichen Sprungkombinationen.
»Die Strecken sind komplett
verschieden. Beim Supercross hast du ein
Waschbrett und extrem viele Sprünge«, sagt
Richier zum Kurs. Auch der Untergrund ist ein
anderer: Während beim Supercross Tonnen von
Lehmboden in den Hallen abgeladen werden,
fahren die Piloten beim Motocross auf Sand-,
Lehm- oder Erdboden, der meist von den Witterungsbedingungen
beeinflusst wird. Richier,
der nicht nur in Deutschland, sondern europaweit
bei SX-Rennen antritt, bemerkt noch eine
andere Eigenheit des deutschen Bodens: »Der
Untergrund ist bei den Rennen in Deutschland
sehr weich. In Frankreich und bei allen anderen
SX-Veranstaltungen ist der Boden viel härter.
Aber man gewöhnt sich auch an den weichen
Lehmboden hier.“
Das Motorrad
Der Franzose versucht, seinen deutschen SX-
Titel in diesem Jahr auf einer Kawasaki zu verteidigen.
Outdoor startet er auf dem gleichen
Bike, doch auch da gibt es Unterschiede. »Das
Motorrad ist ein bisschen anders, das Fahrwerk
ist anders eingestellt und auch der Motor ist
verschieden, er hat ein bisschen mehr Kraft, weil
die Strecke so kurz ist. Ansonsten ist das Bike
wie beim Motocross«, erklärt Richier. Beim
Supercross werden zudem nur wenige Runden
gefahren, die Fahrer müssen ihre Kräfte also für
die kurze Dauer bündeln. Ein Motocross-Ren-
Der Boden beim
Supercross ist in
Deutschland
sehr weich
110 www.Motorsport-Magazin.com
Motocross und Supercross - klingt ähnlich, ist aber nicht so. Wo liegen die Unterschiede? Wie verschieden
sind Tracks, Motorräder, Zuschauer und Training? Motorsport-Magazin klärt das mit einem, der es wissen
muss: dem amtierenden SX- und MX-Meister Florent Richier.
Florent Richier mag zwar SX
lieber, fühlt sich aber auch
unter freiem Himmel wohl
nen geht um einiges länger. Der 27-Jährige
schildert den Fahrstil: »Beim Supercross musst
du aggressiver sein, denn das Rennen ist nicht
lang. Du musst immer 100 Prozent geben. Beim
Motocross musst du natürlich auch alles geben,
aber du kannst ab und an ein wenig entspannen,
weil es viel länger ist. Supercross ist einfach sehr
kurz.« Zudem brauche man beim Motocross
mehr Kraft. »Im Supercross-Rennen brauchst du
zwar auch viel Kraft, aber nur über eine kürzere
Zeitspanne, also nur ein paar Minuten lang.«
Die Atmosphäre
SX hat für die Fahrer noch einen speziellen
Anreiz: Die Bezahlung. »Beim Supercross gibt
es viel mehr Geld, da gibt es mehr Sponsoren.
Für uns Fahrer ist SX in der Hinsicht viel lukrativer«,
gibt Richier zu. Doch nicht nur der Lohn
ist attraktiv. Der Kawasaki-Pilot gehört zu den
Publikumslieblingen: »Draußen an der Strecke
ist die Atmosphäre meist schon gut, aber in der
Halle ist es noch viel besser. Es ist einfach ganz
anders, die Leute sind beim SX viel näher dran«,
beschreibt Richier die Atmosphäre. Obwohl zu
einigen Spitzenveranstaltungen unter freiem
Himmel fast genauso viele Menschen kommen
wie bei einem Supercross-Rennen in Deutschland,
verteilen sich die Fans an der größeren
Motocross-Strecke viel mehr. »Ich sehe beim
Fahren auch die verteilten Fans an der Motocross-Strecke,
aber es ist komplett anders«, sagt
der Cross-Profi.
Die Vorbereitung
Das Training für beide Disziplinen ist ebenfalls
unterschiedlich. Beim Supercross kommt es
besonders aufs Fahrtraining an. Richier verrät,
wie er sich vorbereitet: »Beim Motocross kannst
du dich auch anders fit halten, beim SX musst du
vorher ständig auf dem Bike sitzen, um dir den
Rhythmus anzugewöhnen.« Daneben gibt er zu,
dass seine Vorbereitungszeit zwischen Outdoor
und Indoor in diesem Jahr ein wenig knapp war.
Nur 15 Tage lagen zwischen dem letzten Motocross-Lauf
und dem ersten Supercross-Rennen
der Saison 2011/2012. Richier überlegt bei einem
Favoriten lange, kommt aber zu dem Schluss,
dass er in der Halle oft mehr Spaß hat. »Ich mag
Motocross und Supercross, aber SX finde ich ein
kleines bisschen besser. Es passt einfach besser
zu meinem Stil, ich springe eben gerne und deshalb
macht es mir mehr Spaß.«
www.Motorsport-Magazin.com 111
Der Iceman in
seinem Element
Gladiator Kimi:
Trotz Waffengewalt
konnte der Iceman die
WRC-Welt nicht erobern
Egal ob auf Schnee oder Eis: Kimi ist
auf jedem Belag schnell - dumm, dass
in der WRC so viele Bäume und
Schneebänke im Weg standen
formel 1 hunger
2009 kehrte Kimi Räikkönen der Formel 1 den Rücken. Nicht das
Fahren hatte ihn ermüdet, sondern der Zirkus rund um die Rennen. Der
Finne benötigte einen Tapetenwechsel und fand diesen in der
Rallye-Weltmeisterschaft. Im Gegensatz zur Formel 1, in der Politik eine
wichtige Rolle spielt, fand er in der WRC sein Lächeln wieder. Der
F1-Weltmeister von 2007 machte jeden Spaß mit, schlüpfte auch mal
in ein Gladiatoren-Kostüm. Trotzdem war das Verlangen nach der
Königsklasse zu groß: "Der Hunger nach der F1 hat mich übermannt."
Nicht
seiner Liebe fürs
Eishockey verdankt Räikkönen
seinen Spitznamen "Iceman",
sondern Ron Dennis. Dabei ist Kimi ein
lustiger Geselle wie Heikki Kovalainen
verriet: "Mit Kimi werden die Partys besser."
der ICEMAN
ist zurück
Fotos: adrivo/Sutton, milagro, suzuki
112 www.Motorsport-Magazin.com
2001 debütierte Kimi mit
gerade einmal 23
Autorennen auf dem
Buckel für Sauber
kimi
räikkönen
Von Sauber über McLaren und
Ferrari zu Lotus: Kimi tritt in den
kommenden beiden Jahren
wieder in der Formel 1 an
HARDCORE
BIKES
Kimi nennt zwei Motorräder sein
Eigen: Iceman I und II. Er selbst
spricht von seinen
Hardcore-Bikes
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foto: red bull
die champions werden gekürt:
motorsport-magazin ausgabe 23 erscheint am 01.03.2012
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