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äikkönen comeback<br />
Der Iceman ist zurück: Triumphale Rückkehr<br />
des Champions oder totaler Reinfall?<br />
ciao, supersic!<br />
Marco Simoncelli: Seine besten<br />
Sprüche, seine größten Erfolge<br />
Formel 1 + Motogp + Motorrad + Tourenwagen + Rallye + Us-Racing + mehr Nr.22<br />
++ STEFAN BRADL ++<br />
LIZENZ ZUM<br />
AUFSTIEG<br />
exklusiv im interview:<br />
Moto2-Achterbahn<br />
und MotoGP-Aufstieg<br />
motogp 2012<br />
beginn einer<br />
neuen ära<br />
martin<br />
tomczyk<br />
Luxusproblem<br />
meistertitel<br />
TITELKAMPF 2012:<br />
wer <strong>kann</strong><br />
vettel<br />
<strong>stoppen</strong>?<br />
MOMENT-<br />
AUFNAHMEN<br />
Spektakulär, witzig<br />
und sexy: die Bilder<br />
der Saison 2011<br />
hamilton<br />
steht kopf<br />
Liebeskummer und Kollisionen:<br />
Warum Hamilton versagte und<br />
wie er 2012 zurückschlagen <strong>kann</strong>
INHALT.ausgabe 22<br />
IN DIESER AUSGABE<br />
Formel 1<br />
Sebastian vettel: Der Pokaljäger 22<br />
2012: <strong>Wer</strong> <strong>kann</strong> <strong>Vettel</strong> <strong>stoppen</strong>? 26<br />
lewis hamilton: Lewis steht Kopf 30<br />
Stephan Heublein, Chefredakteur<br />
interview: Johnny Herbert 34<br />
galerie: Die Bilder des Jahres 2012 38<br />
Tops & Flops: Die Gewinner und Verlierer 46<br />
Unsere Wünsche<br />
für die Saison 2012<br />
Unvergessen - Erst wird die Weihnachtswunschliste angefertigt,<br />
dann werden die Neujahrsvorsätze verfasst. Den wichtigsten<br />
Wunsch teilen alle <strong>Motorsport</strong>anhänger gleichermaßen: die<br />
Ereignisse vom 16. Oktober in Las Vegas und eine Woche später in<br />
Sepang sollen sich nicht wiederholen! Dan Wheldon und Marco<br />
Simoncelli bleiben uns immer in Erinnerung: Ab S. 90 verabschieden<br />
wir uns mit den größten Highlights von SuperSic.<br />
Unschlagbar - Sportlich scheinen Casey Stoner, Sebastian <strong>Vettel</strong><br />
und Sebastien Loeb auch 2012 die Topfavoriten zu sein - doch wir<br />
wünschen uns mehr Spannung! McLaren, neue Regeln oder doch<br />
indische Kühe? Im Formel-1-Teil erklären wir, wer oder was <strong>Vettel</strong><br />
in der nächsten Saison <strong>stoppen</strong> <strong>kann</strong>.<br />
Unerwartet - Mit einem Vorjahreswagen gewann Martin Tomczyk<br />
den DTM-Titel. Solche Überraschungen wollen wir 2012 mehr<br />
sehen! Ein Fan-Wunsch wird auf jeden Fall erfüllt: mit BMW mischt<br />
endlich ein dritter Hersteller mit. Im Interview mit dem <strong>Motorsport</strong>-<br />
<strong>Magazin</strong> spricht Tomczyk über die neue Herausforderung.<br />
Wunschkonzert - Was wünschen Sie sich im neuen <strong>Motorsport</strong>jahr?<br />
Verraten Sie uns Ihre Erwartungen an 2012 in unserem<br />
Forum auf <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com oder lassen Sie uns per E-Mail<br />
an leserbriefe@motorsport-magazin.com wissen, welche Themen<br />
Sie im neuen Jahr in Ihrem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> lesen möchten.<br />
statistik: Das Jahr 2012 in Zahlen 52<br />
history: Emerson Fittipaldi 54<br />
Automobil<br />
interview: Martin Tomczyk 60<br />
BMW: Rennsportler im Vergleich 64<br />
wrc: König Loeb 66<br />
interview: Mikko Hirvonen 69<br />
technik: Ferrari F458 Italia 70<br />
verrückt: Monster Trucks 72<br />
Ausblick: Rennkalender 2012 74<br />
Motorrad<br />
blick voraus: Was sich 2012 alles ändert 78<br />
kristallkugel: Comeback der 1000er 84<br />
interview: Loris Capirossi 86<br />
top-5: Marco Simoncelli 90<br />
sicherheit: So sicher ist die MotoGP. 98<br />
interview: Stefan Bradl 102<br />
125cc: Abschied von den Zweitaktern 106<br />
superbike: Marco Melandri wird Bayer 108<br />
vergleich: Supercross vs. Motocross 110<br />
Service<br />
Boxenstopp 4<br />
Kolumnen 18<br />
ZIELGERADE 112<br />
Foto: adrivo/Sutton Titelfotos: adrivo/Sutton, milagro<br />
2 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Pro VS.<br />
Kimi Räikkönen<br />
Fotos: adrivo/Sutton, Lotus<br />
Wird Kimi bald in<br />
neuen Farben<br />
Erfolge bejubeln?<br />
Der Iceman<br />
kehrt mit<br />
Lotus Renault<br />
in die Formel<br />
1 zurück<br />
+++ PRO +++<br />
+++ CONTRA +++<br />
Kimi Räikkönen will es noch einmal wissen und in den kommenden<br />
zwei Jahren <strong>Vettel</strong>, Hamilton & Co. herausfordern. Wie Michael Schumacher<br />
konnte sich auch der Finne dem Reiz eines F1-Comebacks<br />
nicht entziehen und wie bei Schumacher gibt es auch kritische Stimmen<br />
zum Comeback des Weltmeisters von 2007.<br />
Immer wieder fällt in diesem Zusammenhang das Wort »Motivationsproblem«.<br />
Ohne Zweifel, <strong>kann</strong> das Comeback von Räikkönen komplett<br />
in die Hose gehen, aber genauso <strong>kann</strong> es gut gehen. Räikkönen selbst<br />
hat bei seinem Comeback-Versuch wenig zu verlieren - im Gegenteil.<br />
Viel mehr könnte er den unrühmlichen Abgang bei Ferrari vergessen<br />
machen und zeigen, dass er es noch drauf hat.<br />
Räikkönen wird zwar eine Eingewöhnungszeit brauchen, doch mit<br />
dem Finnen könnte zukünftig durchaus zu rechnen sein. Sein Talent<br />
und seine Schnelligkeit hat er in seiner zweijährigen Abwesenheit mit<br />
Sicherheit nicht verloren und mit Lotus Renault GP, dem ehemaligen<br />
Weltmeisterteam von Alonso und Schumacher, unterschrieb er bei<br />
einem Rennstall, der durchaus Potenzial hat, vorne mitzukämpfen -<br />
obwohl hinter dem Team eine schwierige Saison liegt.<br />
Mit der Verpflichtung des Finnen könnte allerdings ein Schub durch<br />
die gesamte Mannschaft gehen - mögliche, neue Sponsoren nicht<br />
ausgeschlossen. Räikkönen gilt zwar nicht als großer Redner, doch<br />
ist er ein echter Typ, den die oftmals zu glatte Formel 1 gut gebrauchen<br />
<strong>kann</strong>.<br />
Text: Kerstin Hasenbichler<br />
Dank Kimi Räikkönens Comeback stehen 2012 sechs Weltmeister in<br />
der Startaufstellung – die Formel 1 ist also einer der großen Gewinner<br />
der Rückkehr des Icemans. Doch tut er sich selbst und seinem neuen<br />
Team wirklich einen Gefallen?<br />
Lotus setzt voll auf den Marketinggedanken, den der neue Teamname<br />
und die ab sofort einzigartige Marke bringen. Aber ist Räikkönen der<br />
richtige Fahrer für diesen Neuaufbau? Dem Finnen wurden schon in<br />
seinen Erfolgszeiten Motivationsprobleme nachgesagt – gerne war<br />
er bei Bootsrennen in Gorillakostümen und langen Partys aktiv, weniger<br />
bei der Arbeit mit den Ingenieuren.<br />
Das wird sich wohl kaum ändern, wenn er im nächsten Jahr nur um<br />
Punkteränge kämpft – denn es ist unwahrscheinlich, dass Lotus<br />
urplötzlich der Sprung zum Topteam gelingt, dafür sind die Regeländerungen<br />
nicht umfangreich genug. Die Frage ist: verliert Kimi nicht<br />
nach einigen Rennen die Lust, um die Plätze sechs bis acht zu fahren?<br />
Stichwort: Regeländerungen. Die Formel 1 hat sich in den letzten<br />
zwei Jahren verändert. Die neuen Reifen stellten selbst erfahrene<br />
Piloten wie Mark Webber vor Probleme, hinzu kommen Neuerungen<br />
wie das DRS. Michael Schumacher musste am eigenen Leib erfahren,<br />
dass eine lange Pause nicht so einfach abzuschütteln ist. Nur wenn<br />
Kimi bereit ist, sich einzuarbeiten und auch im Briefingraum Vollgas<br />
zu geben, <strong>kann</strong> sein Comeback gelingen.<br />
Text: Stephan Heublein<br />
4 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Michel Rutter bei<br />
seinem<br />
Macau-Sieg<br />
2007 auf<br />
Kawasaki<br />
Siebter Streich<br />
<strong>Wer</strong> als Motorradfahrer gerne große Auslaufzonen und viel Platz hat, ist<br />
auf dem Stadtkurs von Macau an der falschen Stelle. Dort ist es eng,<br />
Auslaufzonen sind Mangelware und 2011 waren die Bedingungen zudem<br />
noch schwierig. Michael Rutter war das alles egal, er holte sich seinen<br />
siebten Erfolg beim Macau GP der Zweiräder und ist damit alleiniger<br />
Rekordhalter bei diesem Event.<br />
Fotos: milagro, adrivo/Sutton, KTM<br />
Hellblaues Päuschen<br />
Es war lange befürchtet worden, schließlich folgte die<br />
offizielle Verkündung: Suzuki ist 2012 nicht mehr<br />
in der MotoGP. Allerdings vermeldete<br />
der Hersteller keinen<br />
Ausstieg, sondern lediglich<br />
eine Auszeit. 2014 wolle<br />
man mit neuer Maschine<br />
wieder mitmischen. Vielleicht<br />
<strong>kann</strong> man dann an<br />
alte Erfolge anschließen,<br />
zu 500cc-Zeiten<br />
hatte Suzuki noch<br />
sechs Mal den<br />
Fahrer-Weltmeister<br />
gestellt.<br />
Im Gegensatz<br />
zu Jorge,<br />
der armen Sau,<br />
<strong>kann</strong> ich heute<br />
Klavier spielen.<br />
Damian Cudlin (Rippen- und Hüftprellung)<br />
über Jorge Lorenzo (Fingerkuppe ab)<br />
6 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Text: Falko Schoklitsch<br />
Suzuki-Legenden<br />
Kevin Schwantz<br />
»Wenn du Gott siehst, dann musst du<br />
bremsen«, meinte Kevin Schwantz einmal.<br />
Und so ähnlich sah sein Fahrstil aus. Der<br />
Amerikaner war wild unterwegs, er fuhr<br />
aber auch erfolgreich. In der Motorrad-<br />
WM fuhr er nur für Suzuki und schenkte<br />
dem Hersteller 1993 den Titel.<br />
Barry Sheene<br />
Barry Sheene schaffte es als einziger<br />
Fahrer, Suzuki in der Königsklasse zwei<br />
Titel zu schenken und er ist heute noch<br />
einer der beliebtesten Piloten der GP-<br />
Geschichte. Sheene ist zwar 2003 an<br />
Krebs verstorben, sein Fahrstil und seine<br />
Art neben der Strecke haben ihm aber<br />
viele Fans eingebracht.<br />
Kenny Roberts Jr.<br />
Kenny Roberts Jr. stand lange im Schatten<br />
seines Vaters, des dreifachen Weltmeisters<br />
Kenny Roberts Sr. Als er 1999 das<br />
Team von King Kenny verließ und zu<br />
Suzuki ging, begann er Rennen zu gewinnen,<br />
im Jahr 2000 folgte der 500cc-WM-<br />
Titel, der gleichzeitig der vorerst letzte für<br />
Suzuki im GP-Sport war.<br />
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Dakar-Favoriten<br />
Wenn die Rallye Dakar 2012 in Südamerika startet, werden die Motorrad-Favoriten<br />
wieder aus dem Lager von KTM kommen. Für das<br />
<strong>Wer</strong>ksteam gehen Marc Coma und Cyril Despres an den Start, die seit<br />
2005 die Siege unter sich ausgemacht haben. Als ihre Unterstützungsfahrer<br />
starten Juan Pedrero für Coma und Ruben Faria für Despres. Als<br />
Maschine ist wieder die KTM 450 Rally im Einsatz.<br />
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Der Finne fliegt wieder<br />
Der fliegende<br />
Finne saß wieder<br />
in einem<br />
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König von Macau<br />
Daniel Juncadella hat den Formel 3 GP in Macau gewonnen.<br />
Der 20-jährige Spanier setzte sich knapp gegen Felipe<br />
Nasr, Sieger der britischen Meisterschaft, und Marco Wittmann<br />
durch. Letzterer verlor die Führung nach einer<br />
Safety-Car-Phase. Roberto Merhi, Champion der Euro<br />
Serie, blieb beim Start stehen und löste damit eine Kollision<br />
aus, die auch den zweiten Deutschen Daniel Abt das<br />
Rennen kostete.<br />
8 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Text: Sönke Brederlow, Mike Wiedel<br />
Mika Häkkinen ist zurück im Renngeschehen. Beim<br />
Finale des International Le Mans Cups in Zhuhai pilotierte<br />
der 43-Jährige zusammen mit Lance David<br />
Arnold und CongFu Cheng einen Mercedes SLS AMG.<br />
Es war das erste Rennen des Finnen seit seinem Ausstieg<br />
aus der DTM im Oktober 2007. Das 6h-Rennen<br />
in China musste das Trio allerdings in Führung liegend<br />
vorzeitig beenden; ein gerissener Keilriemen zwang<br />
das Team nach gut zwei Stunden zur Aufgabe.<br />
Frühere Macau Sieger<br />
Fotos: adrivo/Sutton,, mercedes-benz, audi<br />
Edoardo Mortara<br />
Ralf Schumacher<br />
David Coulthard<br />
Michael Schumacher<br />
Ayrton Senna<br />
Der Italiener ist der einzige<br />
Pilot, der den Macau GP<br />
zwei Mal gewinnen konnte.<br />
Der heutige DTM-Pilot<br />
siegte 2009 und 2010 in<br />
den Straßen von Macau.<br />
Nach seinem Sieg beim<br />
Macau GP 1995 blieb Schumacher<br />
in Asien und bestritt<br />
dort die Formel Nippon, wo<br />
er 1996 auf Anhieb Meister<br />
wurde. Im folgenden Jahr<br />
schaffte er mit Jordan den<br />
Sprung in die Formel 1.<br />
Erst drei Jahre nach seinem<br />
Triumph beim Formel 3 GP<br />
in Macau schaffte Coulthard<br />
den Aufstieg in die Königsklasse.<br />
Vor seinem F1-Einstieg<br />
1994 mit Williams fuhr<br />
er in der F3000.<br />
Michael Schumacher ist der<br />
einzige aktive F1-Pilot, der<br />
in Macau gewinnen konnte.<br />
1990 setzte er sich knapp<br />
gegen den Finnen Mika<br />
Häkkinen durch.<br />
Der Erfolg beim Formel 3 GP<br />
in Macau ebnete Senna den<br />
Weg in die Formel 1. Nur ein<br />
halbes Jahr nach seinem<br />
Sieg wechselte er aus der<br />
Formel 3 in die Königsklasse.<br />
Gemütlicher Motorensound<br />
Eva Briegel und die Band Juli fühlen sich bei der DTM heimisch. Der Motorenlärm stört ihre<br />
zart besaiteten Musiker-Ohren überhaupt nicht: »Tatsächlich finde ich das ganz gemütlich«,<br />
sagt Briegel, die als Kind mit ihren Eltern in der Nähe einer Motocros-Strecke wohnte. »Wenn<br />
wir auf der Terrasse saßen und Kaffee tranken, ging es auf der Strecke ordentlich ab.«
kevin<br />
ceccon<br />
Mirko<br />
Bortolotti<br />
Johnny<br />
Cecotto Jnr<br />
Fabio<br />
Leimer<br />
Die jungen Wilden<br />
Beim Young Driver Test in Abu Dhabi gaben die meisten F1-Teams dem Nachwuchs eine Chance. Das<br />
<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> hat sich bei vier der Rookies umgehört - wie gefällt ihnen die Königsklasse?<br />
Mirko Bortolotti<br />
Alter: 21 / Formel 2<br />
Johnny Cecotto Jnr<br />
Alter: 22 / gp2<br />
Kevin Ceccon<br />
Alter: 18 / gp2<br />
Fabio Leimer<br />
Alter: 22 / gp2<br />
»Jeder Kilometer in einem F1-Auto<br />
bringt irrsinnig viel. Aber die Autos<br />
verändern sich in jedem Jahr brutal<br />
stark – die heutigen Rennwagen lassen<br />
sich praktisch nicht mit den<br />
Autos vergleichen, die ich in der Vergangenheit<br />
getestet habe. Ich muss<br />
mich jedes Mal neu einstellen. Es ist,<br />
als ob man noch nie Formel 1<br />
gefahren wäre. Aber ich finde es sehr<br />
cool, dass man im Laufe der Runde<br />
so viel am Lenkrad machen muss.«<br />
»Man fährt aus der Box und hat diese<br />
18.000 Umdrehungen im Ohr - der<br />
Motorensound ist einfach unglaublich.<br />
Das ist das erste Gefühl, das in<br />
den Kopf springt. Dann kommen die<br />
Bremsen und die Beschleunigung.<br />
Wenn man KERS benutzt, gibt es<br />
noch mal einen Kick. Die Autos sind<br />
Meisterwerke der Technik. Ein<br />
F1-Auto zu fahren, ist etwas Besonderes<br />
und ich wollte sichergehen,<br />
dass ich es genießen <strong>kann</strong> und mir<br />
nichts Dummes passiert - wie ein<br />
Unfall in der ersten Kurve.«<br />
»Nach den ersten Runden ist man<br />
beeindruckt, was das Auto alles <strong>kann</strong>.<br />
Der Wagen unterscheidet sich von<br />
allen anderen Autos, damit fahren zu<br />
dürfen, war einfach sensationell. Als<br />
ich das erste Mal auf die Strecke rausfuhr,<br />
habe ich sehr viel nachgedacht.<br />
Das Lenkrad unterscheidet sich sehr<br />
von jenen in anderen Rennserien. Es<br />
gibt viele Knöpfe und jeder Knopf hat<br />
eine andere Funktion. Das war schon<br />
verwirrend.«<br />
»Ich war nervöser, als ich das erste<br />
Mal ein GP2-Auto gefahren bin. Es<br />
hat mich überrascht, wie ruhig das<br />
Auto zu fahren war. Ein GP2-Auto<br />
ist dagegen sehr schwer zu fahren,<br />
weil es viel unruhiger ist. Was mich<br />
sehr beeindruckt hat, sind die Bremsen<br />
- man <strong>kann</strong> viel später bremsen.<br />
Wenn man vom Gas geht, fühlt sich<br />
das fast wie eine Vollbremsung in der<br />
GP2 an. Der Speed, die Bremsen,<br />
DRS, KERS - in der Formel 1 gibt es<br />
so viel mehr zu tun.«<br />
10 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Text: Manuel Sperl<br />
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F1-Legenden in 3D<br />
Fotos: adrivo/Sutton<br />
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Tierische Begegnungen<br />
Hund vs. GP2 Bruno Senna läuft auf der Strecke<br />
in Istanbul bei 280 km/h einer von zwei streunenden<br />
Hunden vor das Auto - die rechte Vorderradaufhängung<br />
knickt ab. Senna bleibt unverletzt.<br />
»Wir hätten<br />
eine Kuh auf<br />
die Strecke<br />
stellen sollen!«<br />
Christian Horners Idee,<br />
um <strong>Vettel</strong> von schnellsten<br />
Runden am Rennende abzuhalten<br />
Otter vs. MotoGP In Indianapolis<br />
rannte Casey Stoner ein Otter vor das<br />
Bike. Der Weltmeister konnte geradeso<br />
ausweichen und machte eine entschuldigende<br />
Geste in Richtung des davon<br />
wieselnden Tieres.<br />
Reh vs F1 Stefan Johannson nahm<br />
1987 in Spielberg ein Reh auf die Hörner<br />
- bei 190 km/h. Das Tier wurde regelrecht<br />
zerfetzt. Der Schwede kam mit dem Schrecken<br />
davon.<br />
Hirsch vs. ChampCar Cristiano<br />
da Matta kollidierte 2006 in Elkhart<br />
Lake mit einem Hirsch. Der Brasilianer<br />
erlitt schwere Kopfverletzungen, lag im<br />
künstlichen Koma. Heute fährt er wieder<br />
Rennen in der ALMS.<br />
Murmeltier vs. F1 Scharen an Murmeltieren<br />
besiedeln die Ile de Notre Dame in Montreal.<br />
Ralf Schumacher konnte einst einem der<br />
wagemutigen Fellknäuel ausweichen, Anthony<br />
Davidson nicht.
Felipe Massa muss 2012 eine<br />
Schippe drauf legen - sonst ist<br />
sein Ferrari-Cockpit bald weg<br />
Verpasste Chancen<br />
Text: Kerstin Hasenbichler<br />
Felipe Massa hat seinen großen Traum erreicht, er hat den Weltmeistertitel<br />
geholt. In seine Augen steigen Freudentränen, in der Ferrari-Box bricht seine<br />
Familie in Jubelstürme aus und auf den Tribünen in Sao Paulo reißt es die Fans<br />
von ihren Sitzen. Knapp dreißig Sekunden später war der Traum zerplatzt. Den<br />
Freudentränen folgten Tränen der Verzweiflung, der Fassungslosigkeit und der<br />
Wut. Der Brasilianer konnte seine Chance 2008 nicht nutzen - ein roter Faden,<br />
der sich durch seine Karriere zieht. Als er zu Ferrari wechselte, gab es<br />
nur eine Nummer eins und die hieß Michael Schumacher. An der Seite<br />
des Rekordmeisters blieb für ihn nur die Rolle des Adjutanten übrig.<br />
Als dieser sich in die F1-Pension verabschiedete, hatte Massa die<br />
einmalige Chance, aus der zweiten in die erste Reihe nach vorne<br />
zu treten. Doch die Fußstapfen von Schumacher erwiesen sich<br />
für den 1,66 kleinen Brasilianer als zu groß.<br />
Statt ihm gewann der Finne Kimi Räikkönen den ersten WM-Titel<br />
für Ferrari nach der Schumacher-Ära. Kaum war der Finne weg,<br />
war mit Fernando Alonso schon der nächste Star ins rote Boot<br />
gewechselt und Massa füllte wieder nur die Nebenrolle als<br />
Nummer zwei aus. Ferrari hätte ihn wohl längst ausgetauscht,<br />
wäre im Jahr 2009 nicht Massas Horrorunfall im<br />
Qualifying zum Großen Preis von Ungarn dazwischen gekommen.<br />
Die Saison 2009 war damit für den Brasilianer abgehakt<br />
und als 2010 die erwarteten Ergebnisse ausblieben,<br />
war auch schon die perfekte Entschuldigung gefunden - er<br />
brauche einfach noch eine Weile, um wieder in Form zu<br />
kommen. Zum anderen besitzt Massa eine Eigenschaft,<br />
die für die Scuderia Ferrari entscheidend ist - er folgt<br />
Befehlen ohne Widerworte zu geben. So ließ er 2010 auf<br />
Befehl des Teams Fernando Alonso in Hockenheim ohne<br />
»die fuSSs<br />
stapfen von<br />
schumacher<br />
erwiesen<br />
sich als zu<br />
gross.«<br />
Gegenwehr vorbeiziehen. Sarkastische Sätze wie »Nicht schlecht für einen<br />
Nummer zwei-Fahrer« brauchte Ferrari von Massa nie zu befürchten. Doch 2012<br />
soll der Fahrer- und Konstrukteurstitel endlich wieder nach Maranello gehen -<br />
und für letzteres benötigt Ferrari zwei starke Fahrer, die regelmäßig siegen und<br />
aufs Podium fahren. Ausreden gibt es nicht mehr. Unbestritten war der Ferrari<br />
in der vergangenen Saison nicht so konkurrenzfähig wie der RB7, doch gerade<br />
in einem schwachen Auto ist ein starker Fahrer gefragt. Alonso fuhr in Silverstone<br />
immerhin einen Sieg ein und kämpfte bis zum letzten Rennen um den<br />
Vizeweltmeistertitel.<br />
Massa schaffte es hingegen in 19 Rennen kein einziges Mal auf das<br />
Podest. Diese Fakten <strong>kann</strong> auch Ferrari nicht länger ignorieren - der Stuhl<br />
von Massa wackelt. Luca di Montezomolo spricht zwar davon, dass er<br />
im Jahr 2012 von Massa Großes erwartet, doch zwischen den Zeilen<br />
gelesen bedeuten die präsidialen Worte nichts anderes, als dass der<br />
30-Jährige bessere Ergebnisse einfahren muss. Bleiben diese<br />
wie in dieser Saison aus, dann könnte es für Massa mehr als<br />
nur eng werden.<br />
Sein Vertrag bei Ferrari läuft Ende 2012 aus, immer mehr junge<br />
Talente drängen in die Formel 1 und auch alte Be<strong>kann</strong>te werden<br />
bereits mit dem zweiten Ferrari-Cockpit in Verbindung<br />
gebracht. Nach aktuellem Stand sind die Gerüchte um Robert<br />
Kubica zwar nichts weiter als wilde Spekulationen, aber das<br />
allein sollte Massa nachts nicht ruhig schlafen lassen - in der<br />
weiten F1-Welt gibt es noch mehr schnelle Rennfahrer als<br />
den Polen. Massas Landsmann Rubens Barrichello hat zwar<br />
bewiesen, dass es auch ein Leben nach Ferrari gibt. Das heißt<br />
aber oft auch, sich mit Mittelmaß zufrieden zu geben.<br />
Fotos: adrivo/Sutton<br />
14 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
2012 heißt es<br />
<strong>Wer</strong>ks- und<br />
Satellitenmaschinen<br />
gegen<br />
CRT-Bikes<br />
Text: Falko Schoklitsch<br />
Suche nach der Balance<br />
Hypothetisches Szenario: Ein Team aus acht Fußball-<br />
Superstars muss in einem Spiel gegen elf durchschnittliche<br />
Fußballer antreten. Die Frage ist, wie wird das Spiel<br />
ausgehen? Auf der einen Seite die Mehrzahl an Spielern,<br />
auf der anderen der Überschuss an spielerischer Qualität.<br />
Die Frage ist natürlich schwer zu beantworten, wäre es<br />
mit neun Spielern in der Star-Mannschaft gerechter oder<br />
sollte sie vielleicht sogar nur sieben haben? Das Schaffen<br />
von Chancengleichheit bei eigentlich unterschiedlichen<br />
Voraussetzungen ist immer eine schwierige Sache.<br />
Die Superbike-WM probiert seit Jahren, die Zweizylinder<br />
mit den Vierzylindern über Bestimmungen im technischen<br />
Reglement gleichzustellen - mit der Möglichkeit<br />
ständiger Anpassungen. So <strong>kann</strong> das Gewicht der<br />
Zweizylinder, das aufgrund ihres größer gestatteten<br />
Hubraums höher ist, nach Bedarf in Schritten von<br />
drei Kilogramm angepasst werden. Außerdem sind<br />
Zweizylinder mit Ansaugrestriktoren begrenzt. Nicht<br />
immer sind dort beide Seiten mit den bestehenden<br />
Ausgleichs-Regeln zufrieden, weil Vorteile einmal auf<br />
der einen und dann wieder auf der anderen Seite<br />
vermutet werden.<br />
Maschinen. Für die einen gilt ein Motorenlimit von sechs<br />
pro Saison, für die anderen sind es zwölf. Die einen<br />
müssen im Rennen mit 21 Litern Sprit auskommen, die<br />
anderen haben 24 Liter zur Verfügung. Damit soll ein<br />
gewisser Ausgleich geschaffen werden, wobei alles noch<br />
unproblematisch sein wird, solange die CRTs trotz einer<br />
höheren Anzahl an Motoren und mehr Sprit nicht an der<br />
Spitze mitfahren.<br />
Aber man <strong>kann</strong> sich leicht ausmalen, was passiert,<br />
wenn eines Tages eine CRT-Maschine plötzlich ganz<br />
vorne auftaucht. Drei Liter mehr Sprit pro Rennen sind<br />
nicht wenig, das sind rund 14 Prozent. Während die<br />
<strong>Wer</strong>ks-Prototypen also stark haushalten<br />
müssen und teilweise mit einer<br />
magereren Mischung fahren, haben<br />
die CRTs die Gelegenheit, mit einem<br />
fetteren Gemisch zu fahren. Sollte das<br />
dazu führen, dass die viel teureren<br />
Maschinen der Hersteller plötzlich Konkurrenz<br />
von einem vergleichsweise<br />
billigen Motorrad<br />
bekommen, dann ist wohl<br />
Feuer am Dach. Vor allem, weil Dorna-Chef Carmelo<br />
Ezpeleta in diesem Jahr nicht müde wurde, seine volle<br />
Unterstützung hinter die Claiming Rule Teams zu stellen.<br />
Er hat betont, dass der Rechteinhaber in Zukunft nur<br />
noch CRTs finanzielle Unterstützung geben will, wer in<br />
der Lage sei, sich ein Satelliten- oder <strong>Wer</strong>ks-Motorrad<br />
zu kaufen, müsse sehen, wie er selbst zurechtkomme.<br />
Dann will er ab 2013 eine Standard-Elektronik und eine<br />
Drehzahlbegrenzung einführen, um die Leistung von<br />
<strong>Wer</strong>ks-Prototypen und CRT-Maschinen weiter anzunähern.<br />
Zu diesem Zeitpunkt haben die CRTs ein Jahr<br />
Rennerfahrung hinter sich und dürften große Fortschritte<br />
gemacht haben. Dann könnte es wirklich lustig werden,<br />
denn die Kombination aus mehr Motoren, mehr Sprit<br />
und einer Leistungs-Annäherung mittels Standard-<br />
Elektronik und Drehzahlbegrenzung könnte dazu führen,<br />
dass CRTs nicht mehr nur hinterher fahren. Sollte es<br />
soweit kommen, dürfte die MotoGP einen Streit erleben,<br />
der selbst Seifenopern-Autoren in ihren kühnsten Träumen<br />
nicht einfiele. Nur gut, dass man sich ein Hintertürchen<br />
offen gelassen hat: Anpassungen seien ja<br />
immer möglich. Nur wird auch dann wieder jemand<br />
unzufrieden sein.<br />
Nun versucht die MotoGP, selbst ihr zweigleisiges<br />
Reglement durchzuziehen und dürfte<br />
damit bald merken, dass es schwierig ist, zwei<br />
Seiten zufriedenzustellen, die unter gänzlich<br />
unterschiedlichen Voraussetzungen im Wettbewerb<br />
gegeneinander antreten müssen. Die<br />
<strong>Wer</strong>ks-Prototypen - egal ob <strong>Wer</strong>ks- oder<br />
Satelliten-Motorrad - fahren gegen die CRT-<br />
»Anpassungen seien immer möglich.<br />
Nur wird auch dann wieder<br />
jemand unzufrieden sein.«<br />
Fotos: milagro<br />
16 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Kriegt<br />
Ducati<br />
2012<br />
die<br />
Kurve?<br />
Ducati hat nach der Saison 2011 sein ganzes<br />
Maschinen-Konzept über den Haufen geworfen,<br />
um 2012 doch endlich wieder an die Spitze der<br />
MotoGP zurückzukehren. Kann es auch gelingen?<br />
Falko Schoklitsch: Ducati hat sich in diesem<br />
Jahr nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Erst die<br />
Aussagen von Jeremy Burgess, die Frontprobleme<br />
der Vergangenheit ließen sich wohl in 80 Sekunden<br />
ausbessern, dann Update über Update und<br />
nichts hat funktioniert. Jetzt also ein völlig neuer<br />
Rahmen, dass der hilft, glaube ich erst, wenn ich<br />
die Zeiten der ersten Tests nach der Winterpause<br />
sehe. Denn die japanische Konkurrenz hat in<br />
diesem Bereich jahrzehntelangen Vorsprung.<br />
Maria Pohlmann: Nicht nur Jeremy Burgess,<br />
sondern auch Filippo Preziosi gibt alles. Das<br />
sollten neben Valentino Rossi die besten Zugpferde<br />
für Verbesserungen sein. Ich denke, selbst<br />
wenn es Ducati in diesem Jahr gegen die Japaner<br />
schwer hatte, es geht bergauf. Rossi wird sich<br />
nicht auf einem sechsten Platz ausruhen und<br />
be<strong>kann</strong>termaßen wird für ihn ja überall alles<br />
getan. Er wird keine Ruhe geben, bevor sein<br />
Motorrad nicht siegfähig ist. Außerdem bricht<br />
im nächsten Jahr eine komplett neue Ära in der<br />
MotoGP an, obwohl die Japaner stark sind, bin<br />
ich überzeugt, dass die Karten neu gemischt<br />
werden.<br />
Jule Krause: Man hat den Eindruck Ducati<br />
hat 2011 mehr fürs Testen ausgegeben als in<br />
den letzten vier Jahren zusammengenommen.<br />
Obwohl sie betonen, der neue Rahmen sei<br />
experimentell, sie steigen sicher um, denn eigenes<br />
Konzept oder nicht, ich schätze, es ist wichtiger,<br />
an den japanischen <strong>Wer</strong>ken dran zu bleiben<br />
und wenn das mit Rossi nur ohne Karbon<br />
geht, dann eben ohne.<br />
FS: Dranbleiben reicht nicht. Vom Niemandsland<br />
ins Niemandsland, damit ist niemandem geholfen.<br />
Sollte sich mit dem neuen Rahmen nicht bald<br />
Erfolg einstellen, wird Rossi ungeduldig werden<br />
und wohl zu überlegen beginnen, ob er seine<br />
Karriere nicht vielleicht doch bei einem anderen<br />
Hersteller ausklingen lässt.<br />
JK: Ja schon, aber ich sehe nicht, dass Burgess<br />
und Rossi mit dem Karbon Rahmen zurechtkommen,<br />
vielleicht ist der Umstieg doch zu<br />
krass, wenn man 20 Jahre was anderes gemacht<br />
hat. Die Frage ist, ob Ducati das alles aufgeben<br />
will. Ich schätze, wenn sich zeigt, dass man<br />
damit mehr bei der Musik ist, dann schon.<br />
MP: Sollte sich mit dem neuen Rahmen der<br />
gewünschte Erfolg nicht einstellen, wird weiter<br />
entwickelt und umgedacht. Ducati wird alles<br />
Geld der Welt geben, um Rossi bis zu seinem<br />
Karriereende zu binden. Ob andere Hersteller<br />
nach seinen eher durchschnittlichen Ergebnissen<br />
in diesem Jahr überhaupt noch so viel wie zuvor<br />
in ihn investieren würden, wäre auch fraglich.<br />
JK: Ich denke nicht, dass Ducati sich alles Geld<br />
der Welt leisten können wird.<br />
FS: Das ist ja die andere Frage. Rossi bringt zwar<br />
viele Sponsoren, aber wenn er weiter vor sich hin<br />
leidet, werden die Sponsoren ihre Lust verlieren.<br />
So gesehen, geht es nur rauf oder runter.<br />
MP: Genau deshalb sind die Italiener daran<br />
interessiert, dass es so schnell wie möglich<br />
mit dem Bike und dem Fahrer wieder rauf<br />
geht. Dabei sei auch Nicky Hayden nicht<br />
zu vergessen, der wohl genauso wie Rossi<br />
unter der Unterlegenheit der Desmosedici<br />
leidet.<br />
FS: Nur ist das Interesse zum Schritt<br />
nach oben nicht die tatsächliche<br />
Durchführung. Von Verbesserungen redet Ducati<br />
schon lange, viel Zählbares ist dabei noch nicht<br />
herausgekommen.<br />
JK: Zudem, immerzu Neues ausprobieren sowie<br />
hin und her wechseln wird Ducati auch mit<br />
fünf Geniussen nicht weiter bringen. Also ich<br />
denke, sie müssten sich noch vor Malaysia I<br />
entscheiden, in welche Richtung es gehen soll.<br />
Dann sollte 2012 zumindest das Podest wieder<br />
die Norm sein, wenn man die GP12 mit dem<br />
Rahmen baut, der die meisten Fortschritte<br />
verspricht.<br />
MP: Das Einzige, was ich daran beängstigend<br />
finde, ist, dass selbst Burgess langsam die Lust zu<br />
verlieren scheint. Viele Ideen sind wohl nicht<br />
mehr offen, geschweige denn realisierbar. Ducati<br />
braucht im kommenden Jahr aber definitiv einige<br />
Top-Ergebnisse, ansonsten sieht es<br />
besonders was Rossi angeht<br />
eher dunkel aus.<br />
Fotos: adrivo/Sutton<br />
Jule, Maria und Falko<br />
diskutieren über die<br />
Zukunft von Ducati
Boxenspion<br />
Boxenspion<br />
Viele Gründe für eine<br />
Rückkehr nach Korea<br />
gibt es nicht...<br />
Bitte, F1<br />
komm 2012<br />
zurück
Paddock-Notizen<br />
Moderne F1-Fahrer haben keinen Humor? Falsch! Sergio<br />
Perez funkte kurz vor dem Ende des Japan GP an sein Team:<br />
»Ich verliere den Antrieb!« Das Team bekam Angst, schließlich<br />
lag er in den Punkterängen. »Erst als ich im Ziel war, merkten<br />
sie, dass ich sie reingelegt hatte.«<br />
Miguel Molina fuhr beim DTM-Finale in Hockenheim<br />
zu seiner zweiten Pole Position. Sein Renningenieur<br />
Markus Michelberger zeigte im Boxenfunk, wie stark<br />
er seinen spanischen Fahrer einstuft: »Who the fuck<br />
is Fernando Alonso?!«<br />
Bernie Ecclestone ließ sich auch von seiner Aussage vor dem<br />
Münchner Landgericht nicht aus der Ruhe bringen. Erwartete<br />
er, wieder dorthin zurück zu müssen? »Nein, dort fahren wir<br />
nie... Ach so, ich? Ja klar, für das Bierfest, aber das ist erst<br />
im Oktober wieder.«<br />
Nico Rosberg in Gefahr: Mitten in Delhi stürzte ein<br />
Inder auf ihn zu und schrie - Rosberg war ratlos.<br />
Plötzlich machte er bumm und schnipste eine<br />
Spinne von Rosbergs Hals. »Sie war klein, aber er<br />
meinte: roter Körper, sehr gefährlich! Da sollte man<br />
den Einheimischen glauben!«<br />
kamuikaze siegt<br />
Erster Saisonsieg: Kamui Kobayashi gewann<br />
das Seifenkistenrennen auf der Zielgeraden in<br />
Suzuka. Aber ob dieser Heckflügel dem Reglement<br />
entsprach?<br />
Kamui Kobayashi<br />
gewann zumindest das<br />
Seifenkistenrennen<br />
Thema Cockpithaube in der Formel 1: Der Fantasie des Grafikdesigners<br />
Jacek Kolodziejczyk entsprang diese Lösung. Er<br />
sagt: »Es sollte cool aussehen, mit dem Rest sollen sich Genies<br />
wie Adrian Newey beschäftigen...«<br />
Jenson Button bei<br />
geheimen Testfahrten<br />
in Indien<br />
Fotos: adrivo/Sutton, iacoski.com<br />
indien (er)-fahren<br />
Narain Karthikeyan hatte uns vor dem ersten<br />
Indien GP gewarnt: »Ihr könnt selbst zur<br />
Strecke fahren, aber nur wenn ihr mutig genug<br />
seid!« Doch selbst Sebastian <strong>Vettel</strong> wunderte<br />
sich über den chaotischen Verkehr. »Ich fragte<br />
meinen Fahrer, ob die Leute hier wirklich einen<br />
Führerschein haben«, so <strong>Vettel</strong>. Die Antwort:<br />
»Klar, du kaufst ihn dir einfach!«<br />
KLICK MAL<br />
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Denkwürdige Momente<br />
Alle zwei Jahre gibt sich die Formel 1 in Hockenheim die Ehre - 2012 ist es wieder soweit. Ob für aufregende<br />
Rennaction, spannende Rad-an-Rad-Kämpfe oder einfach nur, um <strong>Vettel</strong>, Schumacher & Co.<br />
einmal live zu erleben - die Königsklasse auf dem Hockenheimring ist immer eine Reise wert.<br />
Fotos: adrivo/Sutton<br />
Fliegende Fäuste<br />
Der wohl berühmteste »Zweikampf« der<br />
F1-Geschichte trug sich 1982 in der Ostkurve zu.<br />
Der Führende Nelson Piquet kollidierte beim Überrundungsversuch<br />
in seinem Brabham-BMW mit<br />
Text: Frederik Hackbarth<br />
ATS-Nachzügler Eliseo Salazar. Kaum aus seinem<br />
gestrandeten Boliden geklettert, ging mit dem brasilianischen<br />
Weltmeister das südamerikanische<br />
Temperament durch und er prügelte wie wild mit<br />
seinen Fäusten auf den verdutzten Chilenen ein.<br />
Besonders viel bekam Salazar allerdings nicht ab<br />
- beide Piloten trugen beim Boxkampf am Streckenrand<br />
ihre Helme.<br />
Burti fliegt, Ralf siegt<br />
Der wohl spektakulärste Start in der Hockenheim-Historie ereignete sich 2001.<br />
Michael Schumacher kam auf den ersten Metern nicht gut vom Fleck, die Autos<br />
hinter ihm konnten dem langsamen Hindernis jedoch ausweichen - nicht so<br />
Luciano Burti. Der Prost-Pilot knallte mit voller Wucht ins Heck des Ferraris und<br />
stieg spektakulär in die Luft auf. Das Rennen wurde daraufhin abgebrochen<br />
und neu gestartet. Für die deutschen Fans gab es trotzdem Grund zum Feiern<br />
- den Sieg schnappte sich Ralf Schumacher im BMW-Williams.<br />
Rubinhos Freudentränen<br />
Rubens Barrichello durfte seinen ersten GP-Sieg 2000 auf den<br />
langen Waldgeraden Hockenheims feiern. In einem turbulenten<br />
Regenrennen setzte er sich von Platz 18 aus gestartet mit einer<br />
unglaublichen Aufholjagd gegen die Konkurrenz durch. Der<br />
Schlüssel zum Erfolg war Barrichellos Mut - er entschied sich<br />
auf Slicks weiterzufahren, obwohl es an manchen Stellen des<br />
langen Kurses regnete. Außerdem half ihm eine Safety-Car-<br />
Phase, da ein Zuschauer auf die Strecke gelaufen war, um<br />
gegen seine Entlassung bei Mercedes zu demonstrieren. Auf<br />
dem Siegerpodium flossen bei Rubinho die Tränen.<br />
Tollhaus Motodrom<br />
1995 bescherte Michael Schumacher seinen zahlreichen Anhängern einen<br />
ganz besonderen Feiertag - mit seinem ersten Heimerfolg und dem ersten<br />
Sieg eines Deutschen auf deutschem Boden, verwandelte der Kerpener<br />
das Motodrom in ein einziges Tollhaus. Erzrivale Damon Hill drehte sich<br />
in Führung liegend in der ersten Kurve in die Reifenstapel und machte so<br />
vor den jubelnden Fans den Weg zu Schumachers Premierentriumph frei.<br />
Dem ersten Streich folgten im Laufe der Jahre noch drei weitere, was den<br />
Rekordchampion auch zum Hockenheim-Rekordsieger macht.<br />
Der Hockenheimring verteilt Weihnachtsgeschenke: <strong>Wer</strong> bis 18.<br />
Dezember 2011 ein Ticket für den Deutschland GP 2012 kauft,<br />
erhält pro Ticket eine Baseball-Kappe aus der exklusiven Hockenheimring-Kollektion<br />
sowie eine persönliche Weihnachtsgrußkarte<br />
seines deutschen Lieblingspiloten dazu - das verkürzt die Wartezeit<br />
auf den Heim-GP vom 20. bis 22. Juli 2012. Die Bestellung ist ganz<br />
einfach: Ticketkategorie laut Formel-1-Tribünenplan aussuchen<br />
und anschließend das Online-Bestellformular ausgefüllt abschicken.<br />
Mehr Infos unter der Ticket-Hotline +49 (0)6205-950 222 und auf<br />
der Website: www.hockenheimring.de<br />
weihnachts<br />
aktion<br />
18 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
im VERGLEICH<br />
adrivo/Sutton, WRC/McKlein<br />
Die Sebs lassen‘s krachen Der Name beflügelt: im zweiten Jahr in Folge sicherten sich zwei Super Sebs die<br />
WM-Titel in der Formel 1 und der WRC. Sebastian <strong>Vettel</strong> marschierte im Eiltempo zur Titelverteidigung, Sebastien Loeb küsste bereits zum achten<br />
Mal den WM-Pokal - so oft wie kein anderer Rennfahrer in einer FIA-Weltmeisterschaft! Der Trost für die zermürbte Konkurrenz: Selbst Super Sebs<br />
machen Fehler. <strong>Vettel</strong> zerschellte seinen Red Bull in den Trainings in Istanbul, Montreal und Suzuka - bei letzterem Abflug bot er sogar an, den<br />
Transport des Ersatzflügels zu bezahlen! Loeb schlug in Australien eine dreifache Rolle und kollidierte beim Finale in Wales mit einem Zuschauerfahrzeug<br />
- ob er diesen Schaden auch selbst bezahlen wollte, ist nicht überliefert...<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 19
20 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Foto: red bull<br />
nur MUt zum<br />
schlechten ruf<br />
Neel Jani wollte hoch<br />
hinaus: Er raste mit<br />
seinem Red Bull<br />
Showcar in Nordindien<br />
bis auf 18.380 Fuß<br />
Höhe hinauf<br />
Was für eine Saison! Trotz der Überlegenheit von<br />
Sebastian <strong>Vettel</strong> waren fast alle Grand Prix des Jahres<br />
spannend und steckten voller Überholmanöver -<br />
manchmal, man mag es kaum für möglich halten,<br />
sogar zu vielen! Der Grund dafür waren KERS, DRS<br />
und vor allem die stark verschleißenden Reifen. Pirelli<br />
hat sich getraut, wovor andere zurückschreckten: statt<br />
auf das Image zu achten, verschrieben sie sich<br />
packendem Racing. So muss es sein! Von diesem Mut<br />
könnten andere Reifenhersteller lernen - denn spannend<br />
sind die DTM-Rennen mit Marathonpneus ganz<br />
gewiss nicht... Hoffentlich bleibt Pirelli seiner Linie<br />
treu. Langlebigere Reifen wären nur gut für den Ruf,<br />
aber schlecht für die Action. - Stephan Heublein<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 21
22 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />
Kuss des<br />
Siegers: Auf viele<br />
Dinge könnte<br />
Sebastian <strong>Vettel</strong><br />
verzichten, aber nicht<br />
auf seine Pokale
vettel<br />
verleiht<br />
flügel<br />
Text: Karin Sturm<br />
Jüngster Pole-Setter, jüngster GP-Sieger und jüngster Doppelweltmeister:<br />
Sebastian <strong>Vettel</strong> bricht alle Rekorde. Starallüren? Fehlanzeige. AuSSerhalb<br />
des Cockpits findet <strong>Vettel</strong> ehrliche, offene und sehr reife Worte.<br />
Fotos: adrivo/Sutton, red bull<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 23
Überragende<br />
<strong>Vettel</strong>-Bilanz: Drei<br />
Jahre mit Red Bull,<br />
zwei Mal Weltmeister,<br />
ein Mal<br />
Vizeweltmeister<br />
Die Emotionen kochen hoch, die<br />
Stimme kippt über, die Tränen<br />
fließen - so feierte Sebastian<br />
<strong>Vettel</strong> noch im Cockpit seinen<br />
WM-Titel. Aber nicht in diesem<br />
Jahr. Im ersten Moment überwog beim jüngsten<br />
Doppelweltmeister der Formel-1-Geschichte<br />
nicht die Freude über die Titelverteidigung,<br />
sondern der Ärger über den dritten Platz in<br />
Suzuka. Nur zu gerne wäre er mit einem Sieg<br />
Weltmeister geworden. Diese Einstellung sagt<br />
alles über <strong>Vettel</strong>. Diesen Anspruch teilten und<br />
teilen nur die absoluten Ausnahmekönner der<br />
Formel 1 mit ihm. Legenden, die Geschichte<br />
schrieben, wie Ayrton Senna und Michael Schumacher.<br />
In der Formel 1 gehe es nicht nur<br />
darum, schnell im Kreis zu fahren, sagt <strong>Vettel</strong>,<br />
es gehe vielmehr darum, wie man es schaffe,<br />
dass 500 Menschen jeden Tag ihr Bestes geben,<br />
damit er das schnellste Auto habe.<br />
➜ Sebastian <strong>Vettel</strong> über Erfolg:<br />
»Die Leute sagen, dass die Titelverteidigung der<br />
schönste Tag meines Lebens war, oder das der<br />
erste Titelgewinn der schönste Tag meines<br />
Lebens gewesen sein muss. Aber ich hoffe, dass<br />
ich mit 60 Jahren in der Position sein werde, zu<br />
sagen: der beste Tag kommt noch. Ich fühle<br />
mich gesegnet und glücklich, hier stehen zu<br />
dürfen, denn ich liebe die Formel 1 und das<br />
Rennen fahren und es gibt für mich nichts Besseres,<br />
als das zu tun.«<br />
➜ über den weg an die spitze<br />
»Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, als<br />
meine Familie mich so unterstützt hat, ist eines<br />
entscheidend: wir alle hatten unseren Spaß. Ich<br />
habe noch viele Freunde aus dieser Zeit, an die<br />
»ich hoffe, dass<br />
ich im alter von 60<br />
Jahren noch in der<br />
Position sein werde,<br />
zu sagen: der beste<br />
Tag meines lebens<br />
kommt erst noch.«<br />
ich mich noch erinnere, die ich<br />
noch kenne. Es hat vielleicht<br />
nicht jeder das nötige Glück,<br />
oder es kommt einfach nicht<br />
alles zusammen, dass er irgendwann<br />
sein Hobby zum Beruf<br />
machen <strong>kann</strong>, das er früher aus<br />
Spaß betrieben hat. Ich <strong>kann</strong> gar<br />
nicht in Worte fassen, was es mir<br />
bedeutet hat, am anderen Ende<br />
der Welt zu stehen und meinen<br />
zweiten WM-Titel zu feiern.<br />
Denn ich weiß genau, wie viele<br />
Schritte auf dem Weg dorthin<br />
notwendig waren und wie<br />
schwierig die Zeiten teilweise<br />
gewesen sind. Ich glaube, dass<br />
viel entscheidender ist, dass man<br />
zurückschaut und sich an dem<br />
erfreut, was man sieht. Sicher<br />
habe ich sehr viel gegeben, sehr<br />
viel geopfert, aber es war keine<br />
Quälerei, wir haben auch die Zeit genossen,<br />
hatten sehr viel Spaß und das hat uns alle sehr<br />
zusammengeschweißt.«<br />
➜ Über Vergangenheit & Zukunft:<br />
»Ich denke, man sollte sich immer auf den nächsten<br />
Tag und die Möglichkeiten freuen, die er<br />
einem bietet, anstatt zurückzublicken und traurig<br />
zu sein, dass Dinge vergangen sind.«<br />
➜ Über berühmte Gegner:<br />
»Man kümmert sich im Cockpit nicht darum,<br />
gegen wen man fährt. 2008 bin ich meine erste<br />
komplette Saison für Toro Rosso gefahren. In<br />
Hockenheim hatte ich ein direktes Duell mit<br />
Fernando Alonso. Wir haben um Platz sieben<br />
oder acht gekämpft, was für mich damals ein<br />
sehr gutes Ergebnis war. Es war ein Rad-an-<br />
Rad-Kampf, ich lag am Ende vorne, und nach<br />
dem Rennen habe ich mir gesagt, ui, das war<br />
nicht irgendjemand, den du da besiegt hast,<br />
sondern immerhin der zweifache Weltmeister<br />
Alonso. Aber das kommt einem stets erst nachher,<br />
nicht in dem Moment, in dem man seinen<br />
Job macht und versucht, alle anderen Fahrer zu<br />
schlagen.«<br />
➜ Über die Liebe zu Pokalen:<br />
»Das war nicht immer so. In meiner Jugend gab<br />
es bei den Go-Kart-Rennen immer einen Siegerkranz,<br />
so wie ganz früher auch in der Formel<br />
1. Ausgerechnet bei meinem ersten Sieg gab es<br />
jedoch keinen Kranz und ich war total beleidigt,<br />
wollte den Pokal gar nicht haben, weil ich so<br />
scharf auf den Kranz war – und dann gab es<br />
keinen... Heute ist das anders: Der Pokal ist die<br />
Auszeichnung, nach dem Rennen auf dem<br />
Podium zu sein, etwas mitnehmen zu können<br />
als Erinnerung, das bedeutet mir sehr viel. Und<br />
dann ist da natürlich der eine, ganz besondere<br />
24 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Pokal, den es am Ende des Jahres gibt, der WM-<br />
Pokal. Ich arbeitete das gesamte Jahr, um den<br />
Pokal vom letzten Jahr, den ich ja zurückgeben<br />
musste, wieder zu bekommen. Letztes Jahr habe<br />
ich im Scherz gesagt, dass es mein Ziel ist, dass<br />
zu Hause im Pokalschrank ein Ring entsteht,<br />
dort, wo der WM-Pokal steht, damit man sieht,<br />
dass er da ein paar Jahre lang gestanden hat.«<br />
➜ Über das Jahr 2011:<br />
»Eines ist sicher – es war etwas ganz Besonderes,<br />
so ein Jahr hat man nicht jedes Jahr. Es hat von<br />
vorne bis hinten alles gepasst. Wir hatten keine<br />
Probleme mit dem Auto, mit der Zuverlässigkeit,<br />
keine groben Patzer. Natürlich sind uns<br />
hier und da kleine Fehler unterlaufen, aber was<br />
den großen Unterschied zum Vorjahr ausgemacht<br />
hat, ist, dass uns das nicht aus der Bahn<br />
geworfen hat. Wenn das Boot auch mal angefangen<br />
hat, zu wackeln, es ist immer auf Kurs<br />
geblieben - wir sind immer noch aufs Podium<br />
gefahren, haben viele Punkte geholt. Wir hatten<br />
auch unheimlich viel Spaß, und wenn es so<br />
etwas wie ein Geheimnis gab, dann war es, dass<br />
wir immer von Rennen zu Rennen gedacht<br />
haben, dass wir uns auch nach dem guten Start<br />
in die Saison nicht zu sicher gefühlt haben, sondern<br />
uns wirklich auf die einzelnen Schritte<br />
konzentriert haben.«<br />
➜ Über den Deutschland GP:<br />
»Wir haben 19 Rennen im Jahr, eines davon zu<br />
gewinnen, ist sicher einfacher, als bei einem ganz<br />
bestimmten Grand Prix vorne zu sein. Wir waren<br />
am Nürburgring nicht schnell genug, sicher habe<br />
ich auf etwas anderes gehofft, der Heim GP ist<br />
etwas ganz Besonderes, wir hatten unheimlich<br />
viel Unterstützung, noch mehr als letztes Jahr, so<br />
viele Leute mit Red-Bull-Mützen, mit dem »Finger«.<br />
Das hilft, gibt einen Schub - aber wenn man<br />
nicht schnell genug ist, um zu gewinnen, wenn<br />
andere besser sind, dann muss man das akzeptieren.<br />
Sicher würde ich unheimlich gerne mal<br />
in Deutschland gewinnen, aber es war ja hoffentlich<br />
nicht mein letzter Deutschland Grand Prix.«<br />
➜ Über Indien:<br />
»Auf der Fahrt hin und zurück vom Taj Mahal<br />
lernst du so viel über das Land, wie die Leute<br />
hier leben, es ist sehr inspirierend. Die Menschen<br />
waren sehr glücklich und immer freundlich.<br />
Obwohl der Lebensstandard im Vergleich<br />
zu Europa viel niedriger ist, macht es für sie<br />
keinen Unterschied - sie sind zufrieden.<br />
Dadurch lernst du Dinge viel mehr zu schätzen,<br />
die du als gegeben ansiehst. Es ist ein unheimlich<br />
interessantes Land, ganz anders als bei uns.<br />
Es ist schwer vorzustellen, wenn man es nicht<br />
selbst gesehen und erlebt hat. Dort herrschen<br />
andere Gesetze, die Uhr tickt etwas anders, aber<br />
es ist wahnsinnig interessant.«<br />
➜ Über das risiko im motorsport:<br />
»Das Wichtigste ist, dass man die Beiden nie vergisst.<br />
Wir haben zwei Große des Sports auf ganz<br />
tragische Weise verloren. Das waren sehr schwere<br />
Wochen. Ich habe den Unfall von Simoncelli live<br />
im Fernsehen gesehen, und mir war klar, dass es<br />
nichts Gutes bedeutete, dass so lange keine Nachricht<br />
kam, was los war. Ich war kein enger Freund<br />
von Marco, aber ich <strong>kann</strong>te ihn und habe ihn in<br />
diesem Jahr getroffen. Wir gehen alle ein<br />
bestimmtes Risiko ein, wenn wir ins Auto oder<br />
aufs Motorrad steigen. Wir alle lieben den <strong>Motorsport</strong><br />
und den Thrill, doch gleichzeitig hoffen wir,<br />
dass nichts Schlimmes passiert. Wir lieben das,<br />
was wir tun, akzeptieren das Risiko, andererseits<br />
ist es schockierend, wie schnell sich alles ändern<br />
<strong>kann</strong>. Die Konsequenz muss sein, nie das Gefühl<br />
zu bekommen, es könne zu viel Sicherheit geben.<br />
Klar, manchmal beschweren wir uns über die weitläufigen<br />
Auslaufzonen, aber wir sollten wirklich<br />
alles daran setzen, damit wir nie in eine Situation<br />
kommen, wie sie jetzt die MotoGP und die Indy-<br />
Car erlebt haben. Tief drin wissen wir jedoch, dass<br />
es nicht unmöglich ist, dass auch bei uns so etwas<br />
passiert.«<br />
➜ Über Monza:<br />
»Für mich ist Monza immer etwas Besonderes,<br />
die Strecke, die Erinnerungen an 2008, der Sieg<br />
im Toro Rosso, und jetzt mein Sieg mit Red Bull,<br />
nach zwei Jahren, in denen wir dort unterlegen<br />
waren. Wir haben uns am Freitag getraut, bei der<br />
Getriebe-Übersetzung einen anderen Weg zu<br />
gehen, als das funktioniert hat, ist eine riesige Last<br />
von unseren Schultern abgefallen und das ganze<br />
Team war völlig aus dem Häuschen. Für mich war<br />
es etwas ganz Besonderes, wieder da oben zu stehen,<br />
wo in gewisser Weise alles angefangen hat.<br />
Es ist schwer zu beschreiben, was da in einem<br />
vorgeht. Das Podium schwebt ja zum Teil über der<br />
Boxengasse, zum Teil über der Rennstrecke, und<br />
wenn man dort oben steht, man bis zur Curva<br />
Grande sieht und die Menschenmassen von dort<br />
heranströmen, es immer voller wird... Für mich<br />
<strong>kann</strong> das Leben nicht viel besser sein, als dort oben<br />
zu stehen, den Moment zu genießen, die Begeisterung<br />
der Leute für unseren Sport zu sehen, für<br />
das, was wir machen. Jemandem das zu erklären,<br />
ist schwer. Der beste Weg ist wohl, sich selbst da<br />
hoch zu stellen, nachdem man gerade das Formel-<br />
1-Rennen unter den ersten Drei beendet hat. Es<br />
ist die absolute Gänsehaut und man hat die eine<br />
oder andere Träne im Auge. Wenn ich dann<br />
zurückdenke an 2008, an den ersten Sieg, dann ist<br />
das noch mal umso bedeutender.«<br />
Jeder Sieg<br />
ist für <strong>Vettel</strong> etwas<br />
Spezielles, doch der<br />
Triumph beim Italien GP<br />
in Monza bedeutete<br />
ihm besonders viel<br />
Fotos: red bull
Text: Kerstin Hasenbichler & Stephan Heublein<br />
<strong>Wer</strong> <strong>kann</strong><br />
<strong>Vettel</strong><br />
<strong>stoppen</strong>?<br />
Die meisten Siege, die meisten Pole Positions und eine<br />
überlegene Titelverteidigung: 2011 war das Jahr des<br />
Sebastian <strong>Vettel</strong>. Für viele ist er somit schon jetzt der<br />
Topfavorit für 2012. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> hat sich in<br />
der F1-Welt umgehört und verrät, wer den Doppelweltmeister<br />
vom Titel-Hattrick abhalten könnte.<br />
26 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Ein bisschen schuldig fühlt sich Sebastian <strong>Vettel</strong> schon, doch das schelmische<br />
Grinsen auf seinem Gesicht verrät: die Befriedigung über die<br />
schnellste Rennrunde überwiegt. Obwohl ihn das Team aufforderte,<br />
Auto und Motor zu schonen, keine unnötigen Risiken einzugehen, gab<br />
er im letzten Umlauf Vollgas. Selbst sein Team weiß nicht, wie es ihn<br />
erfolgreich einbremsen soll. »Vielleicht hätten wir eine Kuh auf die<br />
Strecke stellen sollen«, scherzt Teamchef Christian Horner. Ist <strong>Vettel</strong><br />
2012 überhaupt aufzuhalten? »Nur wenn Adrian Newey auf Urlaub<br />
geht«, flachst Gerhard Berger. »So lange das Team zusammen bleibt,<br />
werden sie weiterhin erfolgreich sein«, glaubt der Ex-F1-Rennfahrer.<br />
Gemeint sind Newey, Horner und vor allem <strong>Vettel</strong>, dem viele Experten<br />
hoch anrechnen, dass er mehr als ein Mal in der vergangenen Saison<br />
den Unterschied ausmachte, wenn Mark Webber hinter Ferrari und<br />
McLaren, <strong>Vettel</strong> aber weit vor diesen ins Ziel kam. Was also soll <strong>Vettel</strong><br />
<strong>stoppen</strong>? »Ich weiß es nicht, etwas Übermenschliches«, meint Eddie<br />
Jordan. Schließlich geschehen manche Dinge, wenn man sie am<br />
wenigsten erwartet. Selbst als überlegener Doppelweltmeister müsse<br />
<strong>Vettel</strong> in Jordans Augen immer wachsam bleiben.<br />
gefahr 01<br />
Red Bull<br />
Eine Gefahr ist, dass sich Red Bull wie 2009<br />
und teilweise 2010 selbst ein Bein stellt. In der<br />
vergangenen Saison behob das Team die technischen<br />
Probleme weitestgehend, doch gerade<br />
mit KERS gab es immer wieder Schwierigkeiten,<br />
die bei einem weniger überlegenen<br />
Auto den Sieg gekostet hätten. Beim Young<br />
Driver Test kam der Entwicklungsträger für<br />
2012 an zwei Tagen nicht über 46 Runden<br />
hinaus - ein schlechtes Omen? Auch verpatzte<br />
Boxenstopps oder Strategien waren in der<br />
Vergangenheit kein Tabu in Milton Keynes.<br />
Schnell geht etwas schief und die Spirale<br />
beginnt sich zu drehen. Lewis Hamilton kennt<br />
diesen Teufelskreis bestens. »Der Red Bull<br />
wird auch 2012 das aerodynamisch beste<br />
Auto sein«, glaubt Marc Surer. Doch das Blatt<br />
<strong>kann</strong> sich schnell wenden. In den vergangenen<br />
Jahren dominierte Red Bull in<br />
Suzuka, ging in Monza aber gnadenlos unter.<br />
In diesem Jahr konzentrierte sich Newey<br />
mehr auf die Low-Downforce-Performance<br />
- prompt siegte <strong>Vettel</strong> in Belgien und Italien,<br />
dafür gab es auf seiner ehemaligen Paradestrecke<br />
in Japan keinen Triumph. Eine unvorteilhafte<br />
Veränderung der Fahrzeugcharakteristik<br />
könnte Red Bull 2012 durchaus ins<br />
Hintertreffen bringen.<br />
Anti-<strong>Vettel</strong> Faktor: <br />
Fotos: adrivo/Sutton, red bull<br />
Expertenmeinung:<br />
»Red Bull <strong>kann</strong> diese Form nicht ewig halten.<br />
Früher oder später gibt es eine kleine Schwäche,<br />
vielleicht beim Fahrzeugdesign, bei der Vorbereitung<br />
oder beim Fahrer. Es wird für sie 2012 definitiv<br />
schwieriger.« (Jackie Stewart) →<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 27
gefahr 02<br />
Mark Webber<br />
2010 kämpfte Mark Webber bis<br />
zum letzten Rennen um den<br />
WM-Titel, ein Jahr später wurde<br />
er von Sebastian <strong>Vettel</strong> wie alle<br />
anderen Gegner in Grund und<br />
Boden gefahren. Doch für Webber<br />
war es besonders bitter, da er<br />
im gleichen Auto wie <strong>Vettel</strong> saß.<br />
Damit die neue Saison nicht<br />
genauso wie die diesjährige verläuft,<br />
wird der Australier alles<br />
versuchen - und das macht ihn<br />
durchaus zu einer Gefahr für<br />
<strong>Vettel</strong>. Webber muss voll auf<br />
Risiko gehen, denn 2012 ist vermutlich<br />
seine letzte Chance, in<br />
einem siegfähigen Team, um den<br />
WM-Titel zu kämpfen. Gleichzeitig<br />
könnte der Australier mit<br />
einer erfolgreichen Saison seinen<br />
drohenden Formel-1-Abschied<br />
hinauszögern. Zwei Punkte, die<br />
den 35-Jährigen anspornen werden.<br />
»Er könnte durchaus wieder<br />
an Sebastian herankommen«,<br />
meint Danner. Dafür muss Webber<br />
zwei Probleme in den Griff<br />
bekommen - die Pirelli-Reifen<br />
und die schwachen Starts.<br />
»Wenn beides klappt, langt es<br />
schon fast, um 2012 wieder auf<br />
das Niveau zu gelangen, auf dem<br />
er im letzten Jahr fuhr«, glaubt<br />
Danner. Vielleicht hat Webber<br />
mit dem Sieg in Brasilien auf den<br />
richtigen Weg zurückgefunden.<br />
Anti-<strong>Vettel</strong> Faktor: <br />
Expertenmeinung:<br />
»Mark hat gute Karten, dieses Jahr<br />
so zu verdauen, dass er 2012 wieder<br />
auf Augenhöhe mit Sebastian<br />
fährt.« (Christian Danner)<br />
gefahr 03<br />
Ferrari<br />
»Es ist klar, dass Ferrari konkurrenzfähiger<br />
sein wird«, glaubt<br />
Jackie Stewart. Zuletzt ließ Ferrari<br />
die notwendige Innovationsfähigkeit<br />
vermissen. F-Kanal, Doppeldiffusor<br />
und angeblasenen Diffusor<br />
erfanden und meisterten andere<br />
früher und besser. 2012 sollen die<br />
Designer aggressiver zu <strong>Wer</strong>ke<br />
gehen. Stefano Domenicali erwartet<br />
vom neuen Auto einen Wow-Effekt<br />
- denn »Wow« soll er gesagt haben,<br />
als er erste Zeichnungen davon<br />
gesehen hat. Surer zweifelt daran:<br />
»Ich würde mich wundern, denn<br />
was hat sich verändert?« Abgesehen<br />
vom geschassten Aldo Costa sind<br />
die gleichen Leute verantwortlich.<br />
Den neuen Technikchef Pat Fry<br />
bezeichnet Surer als solide, aber<br />
keinen Überflieger, schon gar keinen<br />
zweiten Newey. Immerhin: der<br />
Flatterflügel deutete Ende 2011 an,<br />
dass Ferrari bei der Entwicklung<br />
wirklich neue Wege beschreitet. Ein<br />
weiterer Hoffnungsschimmer ist<br />
das Verbot des angeblasenen Diffusors.<br />
Denn der einzige Sieg<br />
gelang Ferrari in Silverstone, als das<br />
Anblasen des Diffusors verboten<br />
war. Surer: »Das lässt hoffen, dass<br />
sie aufschließen, wenn dieser Vorteil<br />
bei Red Bull weg ist.« Auch die<br />
geplanten weicheren Reifen sollten<br />
Ferrari 2012 entgegenkommen.<br />
Anti-<strong>Vettel</strong> Faktor: <br />
Expertenmeinung<br />
»Bei Ferrari bin ich nicht so optimistisch.<br />
Trotzdem hoffe ich auf sie,<br />
denn wir brauchen ein starkes Ferrari,<br />
das an der Spitze der Formel 1<br />
mitfährt.« (Eric van de Poele)<br />
28 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
gefahr 04<br />
McLaren<br />
Egal, welches Team in der Vergangenheit<br />
an der Spitze fuhr, den<br />
Fehler McLaren zu unterschätzen,<br />
machte keines. Auch ohne Adrian<br />
Newey ist das Technik- und Designteam<br />
in der Lage, ein konkurrenzfähiges<br />
Auto auf die Räder zu<br />
stellen und mit Jenson Button und<br />
Lewis Hamilton besitzt McLaren<br />
eine der stärksten Fahrerpaarungen<br />
im Feld. »McLaren könnte<br />
Sebastian durchaus Probleme<br />
bereiten«, glaubt Danner. Der<br />
Schlüssel zum Erfolg ist simpel -<br />
McLaren muss vom ersten Rennen<br />
an konkurrenzfähig sein.<br />
»McLaren hat das Wissen, die<br />
Technik und die Leute, um den<br />
Kampf mit Red Bull aufzunehmen«,<br />
weiß Stewart. Die letzten<br />
Jahre gelang dieses Kunststück<br />
nicht, viel mehr verzettelte sich<br />
McLaren, indem man beim<br />
Design auf »Teufel-komm-raus«<br />
auf innovative Ideen setzte wie<br />
2011 mit dem Oktopus-Auspuff.<br />
»Es könnte helfen, wenn sie die<br />
Regeln mal so interpretieren würden,<br />
wie man sie interpretieren<br />
muss - und nicht auf ihre Art«,<br />
stellt Danner klar. Die Tatsache,<br />
dass das Reglement sich 2012<br />
nicht rigoros verändert, könnte<br />
McLaren in die Karten spielen.<br />
Surer glaubt: »Es geht nur um den<br />
Auspuff, alles andere bleibt stabil.<br />
Also muss man davon ausgehen,<br />
dass McLaren ein Auto von<br />
Anfang an konkurrenzfähig<br />
hinbekommt.«<br />
Anti-<strong>Vettel</strong> Faktor: <br />
Expertenmeinung:<br />
»Wenn McLaren die Saison einmal<br />
mit einem guten Auto beginnen<br />
würde, hätten sie eine wirklich gute<br />
Chance.« (Martin Brundle)<br />
Fotos: adrivo/Sutton<br />
gefahr 05<br />
Regeländerungen<br />
Nichts ist so konstant wie die Frequenz<br />
der Regeländerungen in<br />
der Formel 1. 2012 gibt es keine<br />
einschneidenden Veränderungen,<br />
doch genug, um das Kräfteverhältnis<br />
etwas durchzumischen.<br />
Die beiden grundlegenden Änderungen<br />
sind die Höhe der Fahrzeugnase<br />
und der nach oben öffnende<br />
Auspuff. »Es ist eine Art<br />
Neubeginn, wodurch das Feld<br />
ausgeglichen wird«, glaubt Martin<br />
Brundle. Natürlich wird Newey<br />
versuchen, auf einem anderen<br />
Gebiet den verlorenen Boden<br />
gutzumachen, seine Möglichkeiten<br />
sind jedoch eingeschränkt.<br />
»Vielleicht haben sie dadurch<br />
nicht mehr den Vorteil, den sie in<br />
diesem Jahr hatten«, sagt Surer.<br />
Darüber hinaus gab es in jedem<br />
der letzten drei Jahre eine technische<br />
Innovation, die zu einem<br />
Wettrüsten führte. »Wir wissen<br />
nicht, ob nicht wieder jemand mit<br />
etwas daher kommt, an das keiner<br />
gedacht hat«, mahnt Christian<br />
Danner. So gewann Brawn GP<br />
den WM-Titel 2009 vor allem<br />
wegen des immensen Vorteils,<br />
den der Doppeldiffusor der<br />
Mannschaft in der ersten Saisonhälfte<br />
verschaffte. Danner: »So<br />
etwas <strong>kann</strong> immer wieder<br />
passieren.«<br />
Anti-<strong>Vettel</strong> Faktor: <br />
Expertenmeinung:<br />
»Die Karten werden neu gemischt.<br />
Der Red Bull wird weiter das aerodynamisch<br />
beste Auto sein, aber<br />
vielleicht haben sie nicht mehr diesen<br />
riesigen Vorteil.« (Marc Surer)
Hamilton<br />
steht Kopf<br />
Text: Kerstin Hasenbichler & Stephan Heublein<br />
Liebeskummer, misslungene Witze und Kollisionen am laufenden Band<br />
- das Jahr 2011 war für Lewis Hamilton ein Desaster. Das <strong>Motorsport</strong>-<br />
<strong>Magazin</strong> wirft einen Blick in den Kopf des Ex-Weltmeisters und versucht,<br />
dessen private und sportliche Probleme zu entwirren.<br />
»Lewis ist 26,<br />
Multimillionär<br />
und Weltmeister -<br />
das bedeutet viel<br />
Druck.« { David Coulthard }<br />
»Seit sein Vater als Manager weg ist, ist<br />
er nicht mehr so stabil.« { Gerhard Berger }<br />
»Lewis <strong>kann</strong><br />
zurückschlagen<br />
- er muss<br />
nur klar im<br />
Kopf werden.«<br />
{Jackie Stewart}<br />
»Jeder Liebeskummer<br />
geht irgendwann vorbei.«<br />
{ Christian Danner }<br />
Sein Speed und seine<br />
Fähigkeiten sind zu 100%<br />
vorhanden. { Martin Brundle }<br />
Fotos: mclaren<br />
30 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 31
d<br />
ie Kappe ist tief ins Gesicht gezogen,<br />
der Blick zum Boden gerichtet.<br />
Lewis Hamilton scheint im<br />
bunten Treiben des Fahrerlagers<br />
verschwinden zu wollen. Hinter<br />
dem 26-Jährigen liegt kein einfaches Jahr und<br />
das sieht man ihm an. Der kleine Junge, der<br />
einst Ron Dennis mit seinem ehrgeizigen Ziel,<br />
Weltmeister zu werden, beeindruckte und der<br />
Hamilton von heute scheinen nicht mehr viel<br />
gemeinsam zu haben. Unter den schützenden<br />
Händen seines Vaters Anthony strotzte Hamilton<br />
bei seinem F1-Debüt vor fünf Jahren nur so<br />
vor Selbstbewusstsein. Kein Wunder, überzeugte<br />
er doch von klein auf in allen Serien -<br />
auch der Formel 1. In seiner ersten Saison holte<br />
er neun Podestplätze hintereinander, feierte vier<br />
GP-Siege und führte die Weltmeisterschaft bis<br />
zum Saisonfinale an. Seine Leistungen waren<br />
an Superlativen nicht zu übertreffen, die britischen<br />
Fans feierten ihn wie einen Popstar.<br />
Selbst Doppelweltmeister Fernando Alonso<br />
musste für ihn das Feld räumen. »Lewis hat<br />
Fernando regelrecht vernichtet«, erinnert sich<br />
Teamchef Martin Whitmarsh. Mit dem Titelgewinn<br />
2008 folgte der vorläufige Höhepunkt in<br />
Hamiltons Karriere. Drei Jahre später stehen<br />
gerade mal drei Siege und WM-Rang fünf für<br />
ihn zu Buche, weit abgeschlagen hinter Weltmeister<br />
Sebastian <strong>Vettel</strong>. Früher für seine Zweikampfstärke<br />
gelobt, wird Hamilton heute als<br />
»Rambo« verteufelt - vor allem von Felipe Massa<br />
[s. Kasten]. Hamilton war Stammgast bei den<br />
Rennkommissaren, die ihn mit vier Durchfahrtsstrafen<br />
belegten. Für den dreifachen<br />
F1-Champion Jackie Stewart ist das das Hauptproblem:<br />
»Alle großen Fahrer von Fangio über<br />
Clark und Prost bis zu Lauda hatten kaum oder<br />
gar keine Kollisionen.« Diese Fehlerlosigkeit<br />
sowie die Intelligenz nicht nur bis zur nächsten<br />
Kurve zu blicken, ließ Hamilton 2011 vermissen.<br />
»Lewis muss sich mehr auf den Titel konzentrieren,<br />
weniger auf die einzelnen Situationen«,<br />
kritisiert Marc Surer. »Er ist ein Racer,<br />
aber wenn er an den Titel denken würde, hätte<br />
er vielleicht viel weniger Zwischenfälle.« Selbst<br />
aus den eigenen Reihen musste sich Hamilton<br />
Kritik an seinem Fahrstil gefallen lassen, Teamkollege<br />
Jenson Button hat ihm aufgrund seiner<br />
intelligenteren Fahrweise bereits den Rang im<br />
Nach dem Finale in Brasilien<br />
versöhnten sich Lewis und Felipe<br />
So wollen ihn seine Fans<br />
sehen: Lewis in Jubelpose<br />
auf seinem Chrompfeil<br />
Team abgelaufen. Whitmarsh glaubt sogar, dass<br />
dies Hamilton mental belastete.<br />
Seelenkrise<br />
nach Liebes-Aus<br />
Die sportliche Misere war jedoch nur ein Spiegelbild<br />
dessen, was in Hamiltons Leben abseits<br />
der Strecke schief lief. »Das Jahr war eines der<br />
schlechtesten in meiner Karriere - wahrscheinlich<br />
sogar das schlechteste«, räumte er ein.<br />
»Menschen sind gestorben, ich hatte einige<br />
rennfahrerische Probleme, dann mein Privatleben<br />
- es war kein gutes Jahr.« Besonders die<br />
Trennung von seiner Langzeitfreundin Nicole<br />
Scherzinger nach vier gemeinsamen Jahren<br />
setzte Hamilton zu. Der sonst nicht auf den<br />
Mund gefallene Brite gab sich plötzlich wortkarg.<br />
In seinen Augen suchte man vergebens<br />
nach einer Spur von Lebensfreude. Nicht einmal<br />
1<br />
die erste Pole Position des Jahres und der zweite<br />
Platz in Korea konnten seinem Trübsalblasen<br />
ein Ende bereiten. »Ich bin mir sicher, dass jeder<br />
weiß, wie eine Trennung ist: sehr hart nämlich«,<br />
sagte er traurig. Selten zuvor hatte der McLaren-<br />
Fahrer einen derartigen Einblick in sein Seelenleben<br />
gegeben. Die privaten Probleme hätten<br />
definitiv Einfluss auf seine Rennen gehabt, für<br />
ihn sei auf einen Schlag die Blase seines glücklichen<br />
Lebens zerplatzt. »Jeder konnte sehen,<br />
dass er in Korea ein mentales Problem hatte. Er<br />
ist ein fantastisches Rennen gefahren und sah<br />
überhaupt nicht glücklich aus«, erinnert sich<br />
der ehemalige F1-Fahrer Eric van de Poele. Der<br />
Befreiungsschlag folgte vier Wochen später mit<br />
Hamiltons Siegesfahrt in Abu Dhabi. »Jeder<br />
Liebeskummer geht irgendwann vorbei«, weiß<br />
Christian Danner aus Erfahrung. »Das wissen<br />
die Älteren unter uns besser als die Jüngeren.«<br />
Fotos: adrivo/Sutton, mclaren<br />
32 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Nur das sei der Grund für Hamiltons Leistungs-<br />
Tief gewesen. Wobei böse Fahrerlagerzungen<br />
nicht nur die Trennung an sich, sondern<br />
Scherzinger im Speziellen als das große Problem<br />
des Briten ansahen. Die Stars früherer Tage<br />
hätte so etwas nicht interessiert, glaubt Danner.<br />
»Ich war da eher wie Niki [Lauda], dem das alles<br />
voll am Popo vorbeiging. Er hat sich voll auf das<br />
Auto konzentriert, der Rest war Jacke wie<br />
Hose.« Anders Hamilton - für seine große Liebe<br />
verscherzte er es sich sogar mit seinem Vater<br />
Anthony; seinem bis dahin engsten Vertrauten<br />
und wichtigsten Berater. Nach Meinungsverschiedenheiten<br />
herrschte lange Funkstille, Lewis<br />
setzte seinen Vater als Manager ab und holte<br />
Schluss mit Sonnenbrillen<br />
im Partnerlook: Lewis und<br />
Nicole gehen eigene Wege<br />
sich Simon Fuller ins Boot, dessen Firma dafür<br />
be<strong>kann</strong>t ist, aus Stars und Sternchen Marken<br />
wie die Beckhams zu kreieren. In Indien zelebrierten<br />
Vater und Sohn zwar eine Hollywoodreife<br />
Versöhnung, doch es bleibt abzuwarten,<br />
ob sich diese zukünftig positiv auf Hamiltons<br />
Fahrstil auswirkt. »Die Frage ist, wie der Vater<br />
ihn gesteuert hat?«, fragt Gerhard Berger. »Vorher<br />
war Lewis wahnsinnig stark und gut. Seit<br />
der Vater nicht mehr da ist, ist er nicht mehr so<br />
gut gelenkt.«<br />
Kopf frei machen<br />
Fans des McLaren-Piloten und Experten hoffen,<br />
dass dem Briten 2012 die Wende gelingt. »Wir<br />
Hamilton vs. Massa<br />
Kollision 1: Monaco<br />
Hamilton: »Die Strafe? Vielleicht weil ich<br />
Schwarz bin.«<br />
Folge: Zeitstrafe für Hamilton<br />
Kollision 2: Silverstone<br />
Hamilton: »Es ließ sich nicht vermeiden.«<br />
Folge: keine<br />
Kollision 3: Singapur<br />
Massa: »Er versucht, Superman zu spielen.«<br />
Folge: Strafe für Hamilton<br />
Kollision 4: Suzuka<br />
Massa: »Die Zeit zum Reden ist vorbei. Er lernt<br />
es nie.«<br />
Folge: keine<br />
Kollision 5: Neu Delhi<br />
Hamilton: »Ich habe den Arm um ihn gelegt.«<br />
Massa: »Ist das jetzt reden oder wie?«<br />
Folge: Strafe für Massa<br />
Lewis Hamilton glaubt,<br />
dass er im Jahr 2011 auf<br />
und neben der Strecke<br />
sehr gereift sei<br />
brauchen einen starken Lewis für den Titelkampf«,<br />
stellt Eddie Jordan klar. Auch für Berger<br />
ist Hamilton ein Riesentalent, auf das die Formel<br />
1 nicht verzichten <strong>kann</strong>. »Er wird sich selbst<br />
aus der Situation befreien«, macht sich F1-Boss<br />
Bernie Ecclestone keine Sorgen um Hamilton.<br />
In einem Punkt sind sich alle einig: Nur wenn<br />
Hamilton den Kopf freibekommt, <strong>kann</strong> er im<br />
nächsten Jahr wieder den Titel angreifen. »Es<br />
spielt sich alles in seinem Kopf ab«, meint Martin<br />
Brundle. »Sein Speed und seine Fähigkeiten<br />
sind zu 100% vorhanden. Wenn er seinen Kopf<br />
frei bekommt, wird er sofort wieder da sein.«<br />
Ähnlich sieht es Jackie Stewart: »Lewis <strong>kann</strong><br />
2012 zurückschlagen.« Er müsse nur klar im<br />
Kopf werden. »Derzeit springt er mental hin<br />
und her. Wenn er das überwunden<br />
hat, wird alles okay«, glaubt Stewart.<br />
Um die Sinne zu befreien, rät<br />
er Hamilton zu einem ungewöhnlichen<br />
Hobby: Tontaubenschießen. Stewart ist<br />
seit Jahren Schütze und weiß, wie wichtig<br />
Mind-Management in beiden Sportarten ist -<br />
wenn man beim Tontaubenschießen ein Ziel<br />
verfehle, komme es nie wieder. Im Cockpit<br />
schien Hamilton in dieser Saison ausschließlich<br />
Massa zu treffen. Neben dem Speed zählt mentale<br />
Stärke zu den Grundvoraussetzungen im<br />
Rennsport. »Gerade auf diesem Niveau ist es<br />
wichtig, dass alles perfekt ist«, bestätigt van de<br />
Poele. »Die Balance zwischen der Arbeit und<br />
dem Privatleben muss stimmen.« Beste Beispiele<br />
seien Fahrer wie <strong>Vettel</strong>, Rosberg und Button,<br />
die eine stabile, private Situation vorweisen<br />
können. »Sie zeigen fehlerlose Leistungen«,<br />
betont Danner. So sehr Hamilton bei seinem<br />
kometenhaften Aufstieg von den Möglichkeiten<br />
der modernen F1-Welt profitierte, so sehr<br />
schadet sie ihm in seiner schwersten Phase<br />
bisher. »Die jungen Fahrer haben heutzutage<br />
kein normales Leben mehr, sie wachsen nicht<br />
normal auf«, mahnt Brundle. »Die ganzen<br />
Grundsteine ihres Erwachsenwerdens fehlen,<br />
sie gehen nicht zur Uni, sie haben keine Vorstellungsgespräche,<br />
sie werden nicht gefeuert,<br />
sie kennen das wahre Leben nicht.« Demnach<br />
fehlen ihnen auch Referenzpunkte, wenn es<br />
Rückschläge gibt. Genauso beurteilt David<br />
Coulthard die Situation: »Lewis ist 26 Jahre alt,<br />
Multimillionär und Weltmeister - das bedeutet<br />
viel Druck, mit dem er bislang nicht wie<br />
gewollt umgehen konnte.« Coulthard gibt zu,<br />
in diesem Alter selbst mit dem Erfolg falsch<br />
umgegangen zu sein. Erst der Flugzeugabsturz<br />
im Mai 2000 rüttelte ihn wach. »Wir wissen,<br />
dass Lewis ein außergewöhnlicher Fahrer ist.<br />
Wenn es aber im Kopf nicht stimmt, bekommt<br />
man es nicht auf die Reihe.« Vielleicht war die<br />
Trennung von seiner Pussycat für Hamilton<br />
wie ein Flugzeugabsturz - gekracht hat es gegen<br />
Massa jedenfalls laut und oft genug.<br />
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34 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Text: INGA STRACKE<br />
Erfolgreicher<br />
Seitenwechsel<br />
Nach 160 Grand Prix und drei Siegen wechselte Johnny Herbert die Seiten: vom Rennfahrer<br />
zum FIA-Rennkommissar. Früher setzte er sich knallhart auf der Rennstrecke durch, jetzt<br />
bestraft er Fahrer für zu aggressive Manöver. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> befragte Herbert<br />
zu seiner neuen Welt.<br />
Fotos: adrivo/Sutton<br />
MSM: Johnny, hättest Du dir zu deiner aktiven<br />
Zeit vorstellen können, einmal das Jackett eines<br />
Rennstewards zu tragen?<br />
JOHNNY HERBERT: Nein, eher nicht, denn zu<br />
dieser Zeit gab es diesen Job noch gar nicht. Es<br />
gab zwar die Abgeordneten der FIA, aber nie<br />
einen Fahrer in dieser Position. Jetzt gibt es das<br />
und ich glaube, dass das eine gute Sache ist. Es<br />
fördert die Glaubwürdigkeit - daran mangelte<br />
es vorher ein wenig. Ich denke, dass das auch<br />
den Fahrern und den Teams gefällt.<br />
Machen Dir die Fahrer Deinen Job manchmal<br />
schwieriger als es sein müsste?<br />
Nein, eigentlich nicht. Natürlich stimmen sie<br />
nicht immer zu, aber am Ende des Tages müssen<br />
wir tun, was getan werden muss. Wir stellen<br />
Fragen und schauen uns die Dinge genau an,<br />
meist ist es dann auch ziemlich offensichtlich.<br />
Sind es immer die gleichen Beschwerden?<br />
Sie sind immer unterschiedlich. Vor allem die<br />
Fahrer agieren verschieden, aber das System<br />
funktioniert an sich sehr gut.<br />
Was genau machst Du als Rennkommissar?<br />
Es geht vor allem darum, das Geschehen auf der<br />
Strecke zu überwachen. Charlie [Whiting] sagt,<br />
Johnny Herbert tauschte für seine zweite Formel-1-<br />
Karriere den Rennanzug gegen weiße Hemden mit<br />
FIA-Logo - die Piloten bescherten ihm in seinen fünf<br />
Rennen bisher jede Menge Arbeit<br />
was wir uns genauer anschauen müssen und<br />
dann machen wir das. Normalerweise sind es<br />
vier Stewards: ein örtlicher, zwei von der FIA<br />
sowie ein Rennfahrer.<br />
Hast Du das Gefühl, dass die Regeln manchmal<br />
zu strikt sind? Früher war vieles lockerer...<br />
Na ja, es gibt nun einmal Regeln. Und wenn es<br />
welche gibt, ist die Sache ziemlich simpel.<br />
Hältst Du es für die richtige Entscheidung, dass<br />
die Regeln verschärft wurden?<br />
Regeln sind Regeln und sie waren schon immer<br />
da. Die Formel 1 hat sich in den vergangenen<br />
Jahren seit meinem Karriere-Ende im Jahr 2000<br />
verändert und damit auch die Regeln. Teams,<br />
Fahrer und die FIA wurden immer professioneller<br />
- alle zusammen. Wenn etwas wächst,<br />
muss alles strikter werden. Die Teams gehen<br />
heute viel strenger mit ihren Fahrern um und<br />
genauso muss die FIA die Regeln für die Autos,<br />
Motoren, Getriebe und Chassis gestalten, deshalb<br />
setzt sie sich mit den Teams zusammen<br />
und erarbeitet die Regeln gemeinsam mit ihnen.<br />
Konnten die Piloten früher freier fahren? Müssen<br />
sie heutzutage auf mehr Dinge<br />
aufpassen?<br />
→<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 35
Das denke ich nicht. Das ist Racing nach einem<br />
logischen Verhalten. Als ich früher Kart, Formel<br />
3 oder Formel Ford gefahren bin, hatte ich<br />
immer das Gefühl, dass es das gleiche war. Ich<br />
habe nie etwas unterschiedlich gemacht oder<br />
das Gefühl gehabt, die Regeln über das Limit<br />
getrieben zu haben. Denn wenn man das Maximum<br />
herausholt, läuft man Gefahr, die Grenzen<br />
zu überschreiten. Das hat sich nicht verändert.<br />
Egal, ob Ayrton Senna, Nigel Mansell<br />
oder davor Nelson Piquet - es war schon immer<br />
an der Grenze, das war vor 20 oder 30 Jahren<br />
der Fall und das ist noch heute so. Von diesem<br />
Standpunkt aus betrachtet, hat sich also nichts<br />
verändert.<br />
Heutzutage ist Lewis Hamilton die Streitfigur<br />
der Formel 1. Es heißt manchmal, dass er<br />
Strafen für Dinge bekommt, mit denen andere<br />
Fahrer ungestraft davon kämen. Wie siehst<br />
Du das?<br />
Das ist meiner Meinung nach hauptsächlich<br />
die Ansicht der Fans. Ich denke, dass Lewis<br />
und Fernando Alonso genau am Limit fahren.<br />
Wenn man am Limit fährt und dabei überholt,<br />
<strong>kann</strong> es schon einmal passieren, dass man<br />
kollidiert oder einen Fehler begeht. Wenn<br />
man Fehler macht, ist das natürlich nicht korrekt.<br />
Ich denke, dass Lewis ein sehr unglückliches<br />
Jahr hatte. Es war eine dieser schrecklichen<br />
Situationen, in denen nicht viel nach<br />
Plan lief. Auch in seinem Privatleben hat sich<br />
etwas geändert, nachdem er ein neues<br />
Management hat. Simon Fuller stammt aus<br />
der Musik - nicht aus der Sportbranche. Dann<br />
die Sache mit seiner Freundin Nicole<br />
Scherzinger... Es waren eine Menge Dinge.<br />
Aber Lewis ist noch jung und lernt noch eine<br />
Menge dazu. Er war schon Weltmeister und<br />
er ist leidenschaftlich bei seiner Arbeit. Es<br />
sind nur diese Dinge, die bei ihm nicht<br />
zusammen liefen. Dann haben wir auch die<br />
andere Seite mit Sebastian <strong>Vettel</strong>. In den vergangenen<br />
beiden Jahren lief es rund und er<br />
hat es positiv umgesetzt. Er hatte keinen<br />
Ärger und machte einfach, was er tun sollte.<br />
Er hat an Selbstvertrauen gewonnen und ist<br />
als Fahrer gewachsen. Das macht es für die<br />
anderen noch schwieriger, ihn zu besiegen.<br />
Natürlich ist der Red Bull sehr gut, aber wenn<br />
wir uns Sebastian und seinen Teamkollegen<br />
Mark Webber einmal anschauen: im vergangenen<br />
Jahr war es sehr eng, aber in dieser<br />
Saison war Sebastian weit vor Mark, der viel<br />
mehr mit Problemen zu kämpfen hatte. Alles<br />
muss passen und das hat es bei Hamilton<br />
nicht. Vielleicht gilt das auch für Alonso bei<br />
Ferrari - erst lief es und dann plötzlich nicht<br />
mehr. Das gibt es in der Formel 1 schon seit<br />
vielen Jahren.<br />
Johnny Herbert erzielte in 160 Grand Prix für Benetton, Tyrrell, Lotus, Ligier, Sauber, Stewart und Jaguar drei Siege,<br />
sieben Podestplätze und 98 WM-Punkte. Insgesamt führte er 44 seiner 7.346 Grand-Prix-Runden an - das<br />
entspricht rund 227 Führungskilometern in der Formel 1.<br />
Auch bei Michael Schumacher, der früher reihenweise<br />
Erfolge einfuhr und jetzt in seiner<br />
zweiten Karriere hinterher fährt?<br />
Michael ist derzeit das beste Beispiel. Er hatte<br />
viele Zwischenfälle in diesem Jahr und auch<br />
Unfälle mit anderen Fahrern. Es ist eine andere<br />
Malaysia GP 2010<br />
• J. Button (Pitlane-Speeding) – Geldstrafe: 600 €<br />
• N. Hülkenberg (Pitlane-Speeding) –<br />
Geldstrafe: 200 €<br />
• T. Glock (Pitlane-Speeding) – Geldstrafe: 2.000 €<br />
• S. <strong>Vettel</strong> (überholt unter Gelb) – keine Strafe<br />
Türkei GP 2010<br />
• A. Sutil/L. di Grassi (Rennzwischenfall) –<br />
keine Strafe<br />
Brasilien GP 2010<br />
• V. Petrov (Pitlane-Speeding) – 2.000 €<br />
• K. Kobayashi (Pitlane-Speeding) – 800 €<br />
• L. di Grassi (Pitlane-Speeding) – 1.000 €<br />
• S. Buemi (Behinderung im Q2) – keine Strafe<br />
• N. Heidfeld (blaue Flaggen) – Durchfahrtsstrafe<br />
Zeit für ihn und nicht mehr so wie zu der Zeit,<br />
als er die Rennen dominierte.<br />
Hat es etwas mit Pech und Glück zu tun?<br />
Natürlich gibt es Glück. Michael hat sehr hart<br />
für seine Erfolge gearbeitet und mit Ross<br />
Arbeitsprotokoll: Kommissar Herbert<br />
Australien GP 2011<br />
• M. Schumacher (Behinderung im Q1) –<br />
Verwarnung<br />
• L. Hamilton (Behinderung im Q1) – Verwarnung<br />
• N. Rosberg (Behinderung im Q1) – Verwarnung<br />
• Beide HRT (über 107%-Zeit) – keine<br />
Starterlaubnis<br />
• J. Button (Abkürzen) – Durchfahrtsstrafe<br />
• R. Barrichello (Abkürzen) – Durchfahrtsstrafe<br />
• Beide Sauber (Illegaler Heckflügel) –<br />
Disqualifikation<br />
Indien GP 2011<br />
• L. Hamilton (gelbe Flaggen) – +3 Startplätze<br />
• S. Perez (gelbe Flaggen) – +3 Startplätze<br />
• N. Karthikeyan (Behinderung im Q1) – +5<br />
Startplätze<br />
• F. Massa (Kollision) – Durchfahrtsstrafe<br />
36 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Fotos: adrivo/Sutton<br />
[Brawn] und den anderen Ferrari-Verantwortlichen<br />
hatte er, was er dafür benötigte.<br />
Jetzt befindet er sich in einer ähnlichen Situation,<br />
aber es ist nicht mehr das gleiche. Der<br />
einzige Weggefährte, den er noch aus der<br />
Benetton- und Ferrari-Ära um sich hat, ist<br />
Ross. Die anderen sind nicht mehr da. Er<br />
muss quasi wieder von vorne beginnen. Ob<br />
er an die Vergangenheit anknüpfen <strong>kann</strong>, da<br />
bin ich mir nicht so sicher. Das müssen wir<br />
mal sehen.<br />
Schumachers Benetton-Zeit war etwas<br />
Besonderes, oder?<br />
Ja, Michaels Mechaniker wären für ihn bis ans<br />
Ende der Welt gegangen. Ich denke, dass ihm<br />
heute die richtigen Zutaten fehlen, um so<br />
etwas zu schaffen. Das könnte sich in der<br />
neuen Saison ändern, aber der Wettbewerb<br />
ist viel härter geworden als in den Neunzigern.<br />
Das Feld liegt viel enger zusammen<br />
als 1994 oder 1995. Es gibt viele Leute, die gut<br />
abschneiden wollen, wie Red Bull, Ferrari,<br />
McLaren, Renault, Lotus und Co. Mercedes<br />
will das mit Michael Schumacher schaffen -<br />
ich weiß aber nicht, ob das funktioniert. Nico<br />
Michaels Mechaniker<br />
wären früher<br />
für ihn bis ans Ende<br />
der Welt gegangen.<br />
Ich denke, dass ihm<br />
heute die richtigen<br />
Zutaten fehlen, um<br />
so etwas nochmal<br />
zu schaffen.<br />
Rosberg macht auch einen sehr guten Job.<br />
Wärst Du auch gerne noch einmal in die Formel<br />
1 zurückgekehrt?<br />
Diese Sehnsucht hatte ich nicht. Ich hatte<br />
zehn, elf Jahre lang ein Fenster von Möglichkeiten<br />
- das war eine gute Zeit und ich genoss<br />
es. Aber ich verlor ein wenig das nötige Verlangen,<br />
um weiter zu machen so wie Michael.<br />
Bei ihm ist es etwas anders, denn er hatte sehr<br />
viel Erfolg und glaubte zu 1.000 Prozent an<br />
sich - das tut er auch heute noch. Er ist jetzt<br />
zwar älter, macht aber immer noch einen sehr<br />
guten Job. Ob es ausreicht, um noch einmal<br />
erfolgreich zu sein, müssen wir abwarten.<br />
Was hält bei Dir persönlich das Rennfieber<br />
am Leben?<br />
Ich fahre immer noch ein paar Rennen, in den<br />
vergangenen Jahren fuhr ich in der Superstars<br />
Serie, einer Tourenwagenserie, die hauptsächlich<br />
in Italien beheimatet ist. In diesem Jahr<br />
fuhr ich zum ersten Mal in Spa mit und auch<br />
bei den 24 Stunden am Nürburgring mit<br />
Volkswagen. Ich lernte neue Dinge kennen<br />
und das machte mir Spaß.
Spanien GP / Ungarn GP Renault feuert Nick<br />
»Ich sah Nick aus der Boxengasse fahren und unter der <strong>Wer</strong>bebande fing das Auto Feuer - nur ein paar Meter weiter und ich hätte das perfekte<br />
Foto gehabt! Die Streckenposten waren recht langsam und dann explodierte der Seitenkasten und verstreute Karbon auf der Strecke. Es war<br />
bereits Nicks zweiter Feuerunfall in dieser Saison. In Barcelona stand ich in Kurve 10, als ich das Feuer aus seinem Auspuff bemerkte und<br />
einfach wild drauf los fotografierte. Nick sprang panisch aus dem Auto und rannte davon - er hatte wohl Angst, dass es explodieren würde.<br />
Aber nach fünf bis zehn Sekunden war nur noch eine Rauchwolke übrig.«<br />
38 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Fotos: adrivo/Sutton<br />
Die<br />
Bilder<br />
der<br />
Saison<br />
Von Melbourne bis Interlagos,<br />
von Grid Girls bis Massencrashs<br />
- unser <strong>Motorsport</strong>-<br />
<strong>Magazin</strong> Fotograf Mark<br />
Sutton war auch in dieser<br />
Saison unermüdlich im<br />
Einsatz. Hier zeigt er Ihnen die<br />
besten und spektakulärsten<br />
Bilder des Jahres 2011 und<br />
erzählt deren Geschichten.<br />
2011<br />
Text: Mark Sutton<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 39
Spanien GP /<br />
Unter den Rock geschaut<br />
»Ich sah auf der Leinwand, dass Felipe Massa abgeflogen<br />
war. Als die Mechaniker etwas herum schoben, rannte<br />
ich mit meinem Weitwinkelobjektiv hinüber und schoss<br />
einige Fotos von ihm, wie er ausstieg und auf einem<br />
Motorrad davon fuhr. Plötzlich hoben sie den Ferrari<br />
direkt vor mir nach oben - da wäre es doch unhöflich von<br />
mir gewesen, kein Foto zu machen! Nach dem Verbot des<br />
Doppeldiffusors haben die Teams allerdings nicht mehr<br />
so viel zu verheimlichen wie früher.«<br />
Türkei GP /<br />
Spa 2000 Reloaded<br />
»Dies ist ein großartiges Actionfoto<br />
während des Rennens. Ich stand die<br />
meiste Zeit in der ersten Kurve, aber<br />
die ganze Action spielte sich - anders<br />
als im letzten Jahr - in der DRS-<br />
Zone ab. Hier kämpfen Jenson Button,<br />
Felipe Massa und Vitaly Petrov<br />
gegeneinander - wobei der Russe<br />
sogar vorne liegt. Es ist ein tolles<br />
Bild, da sie gleichauf zu liegen scheinen<br />
und man sieht, wie der Staub<br />
hinter ihnen aufgewirbelt wird. Normalerweise<br />
vermeiden wir es, gegen<br />
die Sonne zu fotografieren, aber hier<br />
gefallen mir das Hitzeflimmern und<br />
die Fans im Hintergrund.«<br />
40 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Europa GP /<br />
Grimassen-Wettbewerb<br />
»Ich ging am Donnerstag um 10 Uhr mit Sebastian<br />
zur Streckenbesichtigung. Plötzlich begann er, Grimassen<br />
zu ziehen und wild mit den Händen zu<br />
wedeln. Dann drehte er sich zu mir um und sagte:<br />
‚Warum bist du immer da, wenn ich Grimassen<br />
mache?‘ Ich war mir nicht sicher, ob wir die Bilder<br />
verwenden sollten - unser Bildredakteur entschied<br />
sich dafür. Später kam Sebs Physio Tommy zu mir<br />
und fragte nach den Fotos: ‚Seb freut sich schon<br />
darauf, sie nachher zu sehen!‘«<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 41
Monaco GP / Schau mir in die Augen...<br />
»Ein typisches Monaco-Foto: die Reflektion im Helm eines Streckenpostens. Zum Glück fuhr Michael Schumacher in diesem Moment nicht, denn<br />
bei hoher Geschwindigkeit sind diese Aufnahmen äußerst schwierig. So weit ich weiß, gibt es diese verspiegelten Helme nur in Frankreich - somit<br />
weiß jeder sofort: das muss Monaco sein!«<br />
42 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Kanada GP / Wall of Champions<br />
»Ich stand gerade in der Box, als ich hörte, dass <strong>Vettel</strong> in die Mauer geknallt war - ich hatte es verpasst! Aber ich drehte mich blitzschnell um und<br />
es waren noch keine Streckenposten am Auto - so konnte ich Seb knipsen, wie er den Schaden begutachtete. Dann kam mein Kollege Rubio zu<br />
mir und sagte: »Ich habe den Unfall!« Nicht ganz so spektakulär, aber wir haben ein Foto von allen Fahrern, die dort reingekracht sind! Dieses<br />
Bild ging rund um die Welt.«<br />
Italien GP / Frontflügel macht die Flatter<br />
»Ich mag die Parabolica in Monza. Ich sah, wie Mark Webber in das Heck von Felipe Massas Ferrari<br />
fuhr und konzentrierte mich auf der Geraden auf Webbers Auto mit dem gebrochenen Frontflügel,<br />
das plötzlich geradeaus ins Kiesbett schoss und in den Reifenstapel knallte. Mark verfolgte das<br />
Rennen danach an einen Zaun gelehnt - im Hintergrund sieht man, wie sein Auto geborgen wird.«<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 43
Großbritannien GP / Nix da, Reifenflüsterer<br />
»Ich sah auf einer Leinwand, dass Jenson Button seit einigen Runden fast im Getriebe von Felipe Massa hing. Irgendwann hatte er auf der Hangar<br />
Straight genügend Windschatten, um Massa durch Stowe zu folgen und ihn in Vale zu überholen. Buttons Räder blockierten, aber das Manöver<br />
gelang und die Fans flippten aus.«<br />
Kanada GP /<br />
Verliebt in Jessica<br />
»Jessica und Jenson sorgen immer für tolle Fotos. Sie<br />
sind stets von Liebe umgeben: am Morgen kamen sie<br />
Händchen haltend und lachend in den Paddock - so<br />
sind sie die ganze Zeit. Nach Jensons Sieg sprach ich<br />
mit Jessica, als der Regen stoppte und er zurück zum<br />
Team kam. Ich schob gerade noch rechtzeitig einen<br />
Tisch aus dem Weg, damit er auf sie zurennen und sie<br />
küssen konnte. Das Schöne daran: es ist natürlich, nicht<br />
gestellt - echte Emotionen.«<br />
44 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Europa GP /<br />
Das Leben ist schön<br />
»Dieses Bild hat mein Bruder Keith bei der Red Bull Pool-<br />
Party auf dem Dach geschossen. Beim ersten Valencia GP<br />
2008 suchten wir nach einem guten Fotopunkt und er probierte<br />
sein Glück bei einigen Apartments. Dann wurde er<br />
fündig: ‚Drinnen waren überall Menschen, aber der Pool<br />
war leer‘, erinnert er sich. ‚Seitdem bin ich immer dort: ich<br />
stehe barfuß im Pool, schieße spektakuläre Startaufnahmen<br />
und bin umgeben von wunderschönen Mädels in Bikinis.<br />
Besser <strong>kann</strong> das Leben zu einem F1-Fotografen nicht sein!‘«<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 45
Text: Kerstin Hasenbichler<br />
2011<br />
Verlierer & Gewinner<br />
Sebastian <strong>Vettel</strong> und Red Bull Racing drückten der Saison 2011 ihren Stempel<br />
auf. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> weiß, wer dieses Jahr ebenfalls Top-Leistungen<br />
erbrachte und wer kläglich scheiterte.<br />
Fotos: adrivo/Sutton<br />
46 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
GEWINNER<br />
PIRELLI<br />
Fassungslosigkeit machte sich in den<br />
Gesichtern der Fahrer breit, als sie die ersten<br />
Runden bei den Wintertests abspulten. Der<br />
weiche Reifen von Pirelli war nach neun Runden<br />
am Ende, nicht besser sah es bei der<br />
härteren Mischung aus. »Wir dachten, wir<br />
würden mit dem Reifen kein Rennen überstehen«,<br />
erinnert sich Jenson Button. Niemand<br />
hätte damals gedacht, dass Pirelli zu den<br />
Gewinnern 2011 zählen würde. Die Italiener<br />
mussten in ihrem ersten Jahr durchaus Lehrgeld<br />
bezahlen, wie beim Türkei GP als die<br />
Fahrer fast öfter an der Box waren als auf der<br />
Strecke. Pirellis Plan sah zwar einen aggressiven<br />
Reifenabbau vor, aber 82 Boxenstopps<br />
waren selbst den Italienern zu viel. Pirelli<br />
schlug einen konservativeren Weg ein, ohne<br />
dabei das Ziel - die Rennen spannender zu<br />
machen - aus den Augen zu verlieren und die<br />
Rechnung ging auf. »Die Reifen haben die<br />
Dynamik des Rennens verändert. Die Rennen<br />
sind intensiver, in Sachen Strategie muss man<br />
flexibler sein, aber diese Veränderungen sind<br />
gut«, lobte Christian Horner.<br />
VERLIERER<br />
Ferrari<br />
Die Fans sahen 2011 rot und das lag nicht an<br />
den Teamfarben der Scuderia Ferrari, sondern<br />
viel mehr am vierten titellosen Jahr in Folge.<br />
Gegen Red Bull war Ferrari 2011 machtlos, auch<br />
McLaren war meist schneller. »Ich kenne Startplatz<br />
fünf sehr gut, denn es ist das zehnte Mal,<br />
dass ich in dieser Saison von dieser Position<br />
starte«, nahm es Alonso nach außen hin locker.<br />
Die Vorzeichen standen bereits zu Saisonbeginn<br />
nicht gut, als Ferrari das aktuelle Auto wegen<br />
einer drohenden Klage von Ford umtaufen musste.<br />
Aber nicht nur beim Namen hakte es, sondern<br />
auch beim Design, das im Gegensatz zu<br />
Red Bull und McLaren zu konservativ ausfiel.<br />
Dementsprechend fiel die Bilanz mit einem GP-<br />
Sieg in Silverstone bitter aus. Alonso bezeichnete<br />
die Saison zwar als beste seiner Karriere,<br />
was dem vor Ehrgeiz nur so strotzenden Spanier<br />
aber kaum einer abnahm. Er fuhr zwar über dem<br />
Level des Autos, doch neben ihm ging Felipe<br />
Massa sang- und klanglos unter.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 47
GEWINNER<br />
Jenson Button<br />
Über kurz oder lang würde ihm Platzhirsch<br />
Lewis Hamilton um die Ohren fahren und er<br />
in der Versenkung verschwinden. Die Prognosen<br />
zu Jenson Buttons Karriere in der<br />
Formel 1 waren nach dem Wechsel zu<br />
McLaren alles andere als rosig. Spätestens<br />
2011 strafte der Brite alle seine Kritiker<br />
Lügen. Er siegte in Kanada, Italien und<br />
Japan, stand acht Mal auf dem Podium und<br />
holte in allen Rennen - bis auf zwei - stets<br />
Punkte. Mit seiner intelligenten und reifenschonenden<br />
Fahrweise entzauberte Button<br />
nicht nur den ungestümen Hamilton und<br />
stieg in der Teamhierarchie nach oben, sondern<br />
etablierte sich auch als härtester <strong>Vettel</strong>-<br />
Verfolger, obwohl ihm der Vizeweltmeistertitel<br />
eigenen Aussagen zufolge nicht viel<br />
bedeutet. »<strong>Wer</strong> erinnert sich nächstes Jahr<br />
schon an den Vizeweltmeister?« Die Tatsache,<br />
dass er neben Lewis auch Fernando<br />
Alonso und Mark Webber, der immerhin im<br />
Weltmeisterauto saß, geschlagen hat, dürfte<br />
ihm Genugtuung genug sein. Kein Wunder,<br />
dass McLaren Button regelrecht bekniete,<br />
seinen Vertrag vorzeitig bis 2014 zu verlängern<br />
- somit ist er für die Konkurrenz weg<br />
vom Fenster.<br />
VERLIERER<br />
Kubica & Heidfeld<br />
Es sollte ein kurzer Ausflug in die Rallye-Welt<br />
werden, doch am Ende kämpfte ein italienisches<br />
Ärzteteam in einer mehrstündigen OP um das<br />
Leben und die rechte Hand von Robert Kubica.<br />
Der Pole kam bei der Rallye Ronde di Andora<br />
mit seinem Skoda Fabia von der Strecke ab,<br />
prallte in eine Leitplanke, die sich daraufhin in<br />
das Auto bohrte und ihn schwer verletzte. Vor<br />
der Saison noch als Geheimfavorit gehandelt,<br />
muss Kubica weiter um seine Rennsportkarriere<br />
bangen. Als Ersatz verpflichtete Lotus Renault<br />
Nick Heidfeld. Der R31 sollte für den Deutschen<br />
zum Karriereturbo werden, doch seine zehnjährige<br />
F1-Erfahrung konnte er nicht in ausreichende<br />
Punktergebnisse umwandeln. »Er ist<br />
einfach nicht schnell genug«, kritisierte Teamchef<br />
Eric Boullier. Nach dem Ungarn GP hieß es<br />
Bye, bye Nick! Der unrühmliche Abgang brachte<br />
ihn in eine schlechte Ausgangslage für 2012.<br />
Nun hofft das deutsche Steh-Auf-Männchen,<br />
dass seine Chancen in zwei Jahren besser aussehen.<br />
Fraglich ist, welches Team auf einen<br />
36-Jährigen abfährt, der 2010 fünf, 2011 elf<br />
und 2012 wohl gar kein Rennen bestritten hat.<br />
Fotos: adrivo/Sutton<br />
48 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
GEWINNER<br />
Überholmanöver / DRS<br />
Wegschauen verboten, hieß es in der Saison<br />
2011. Denn wer wegschaute, der verpasste mit<br />
großer Wahrscheinlichkeit einen Positionswechsel.<br />
In diesem Jahr stieg die Anzahl an Überholmanövern<br />
- nicht zuletzt dank DRS - auf ein<br />
Rekordhoch von knapp 1500. »Es ist viel einfacher<br />
zu überholen als in der Vergangenheit«,<br />
bestätigte Bruno Senna. Die Piloten müssten nur<br />
auf eine gute Gelegenheit warten, um DRS einzusetzen.<br />
Die meisten Positionskämpfe bekamen<br />
die Fans in der Türkei mit 85 Überholmanövern<br />
zu sehen, gefolgt von Kanada (79) und China (67),<br />
wobei DRS vor allem beim Europa GP, in Indien,<br />
der Türkei, Spanien sowie China und Italien die<br />
größte Rolle beim Überholen spielte. Für einige<br />
Piloten wie Jenson Button (»Ich will mich beim<br />
Überholen wie ein Held fühlen«) sank der <strong>Wer</strong>t<br />
des Überholens aufgrund des DR-Systems,<br />
andere wiederum sahen keine große Veränderung:<br />
»Selbst mit diesen Autos ist das Überholen<br />
immer noch enorm schwierig. Wenn du also an<br />
einem Gegner vorbei willst, musst du unweigerlich<br />
ein Risiko eingehen, aber das ist ja auch das<br />
Aufregende«, erklärte Lewis Hamilton.<br />
VERLIERER<br />
FOTA<br />
Der Saal ist leer, statt reger Diskussionen<br />
herrscht Stille. In Abu Dhabi sollte es zwischen<br />
den Mitgliedern der FOTA zu einer Aussprache<br />
über das Streitthema Nummer eins kommen<br />
- der selbst auferlegten Ressourcenregelungen.<br />
Der Versuch scheiterte. Schon die<br />
Gespräche im Vorfeld endeten allesamt ohne<br />
Ergebnis und auch für das kommende Concorde<br />
Agreement mit der FIA und der Formula<br />
One Administration haben sich die Teams<br />
innerhalb der FOTA noch nicht auf eine<br />
gemeinsame Verhandlungsbasis einigen können.<br />
Gerüchte, wonach die FOTA vor dem Auseinanderbrechen<br />
stehe, ziehen bereits im<br />
Fahrerlager ihre Kreise. »Ich denke, dass es<br />
ein wenig Säbelrasseln war, darüber zu sprechen,<br />
dass dies das Ende sei«, erklärte FOTA-<br />
Präsident Martin Whitmarsh. Doch Fakt ist,<br />
dass sich 2011 die Fronten zwischen den<br />
Teams verhärtet haben. Seitens Red Bull nahm<br />
man bereits das Wort »Ausstieg« in den Mund.<br />
»Die FOTA muss ihre Probleme in den Griff<br />
bekommen, andernfalls werden wir aufhören«,<br />
stellte Christian Horner klar.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 49
GEWINNER<br />
Paul di Resta<br />
Paul di Resta ist der lebende Beweis, dass<br />
die DTM nicht der letzte Karriereschritt eines<br />
Rennfahrers sein muss. »Ich denke, dass<br />
mich die DTM besser auf die Formel 1 vorbereitet<br />
hat, als viele glauben«, erklärte der<br />
Schotte. Abseits der Strecke zählt di Resta<br />
zu den Schweigsamen, seine Antworten gibt<br />
er lieber auf der Strecke. In seiner Debütsaison<br />
beeindruckte der 25-Jährige mit Pace<br />
und Konstanz und brachte damit die interne<br />
Hausordnung bei Force India ins Wanken. Im<br />
Qualifying stellte di Resta seinen routinierteren<br />
Teamkollegen Adrian Sutil oft in<br />
den Schatten. Das interne Duell verlor er nur<br />
knapp mit 9:10, insgesamt holte er 27<br />
Punkte. Sein bestes Resultat holte er beim<br />
Singapur GP mit Platz sechs. »Paul hat<br />
bewiesen, dass er das notwendige Talent<br />
besitzt, und den Job auch erledigen <strong>kann</strong>,<br />
ohne im Vorfeld viel zu testen. Einen solchen<br />
Rookie sieht man heute nicht mehr allzu oft«,<br />
lobte F1-Kollege Jarno Trulli. Auch Gerhard<br />
Berger bescheinigt dem Schotten eine große<br />
Zukunft in der Formel 1<br />
VERLIERER<br />
bahrain<br />
Der Inselstaat Bahrain ist zwar winzig, doch<br />
seine inneren Konflikte bergen großen Sprengstoff.<br />
Dieser explodierte im Frühjahr dieses<br />
Jahres, nachdem in anderen arabischen Ländern<br />
bereits Proteste gegen das im Land herrschende<br />
Regime aufgekommen waren. Das<br />
Herrscherhaus in Bahrain reagierte mit blutiger<br />
Gewalt auf den Aufstand. Meldungen von Soldaten,<br />
die mit Panzern auf Demonstranten<br />
losgingen und Schreckensbilder von Toten und<br />
Verletzten gingen um die Welt. Die Formel 1<br />
war gezwungen, zu handeln, denn der Saisonauftakt<br />
in Bahrain stand vor der Tür. Nach<br />
einem langen Hin und Her wurde der Grand<br />
Prix abgesagt, mit der Absicht, diesen im Oktober<br />
nachzuholen. Das Vorhaben stieß bei Politikern<br />
und Menschenrechtlern auf harsche<br />
Kritik und auch die FOTA sprach sich gegen<br />
eine Austragung des Rennens aus. Im ersten<br />
Rennkalender 2012 tauchte der Bahrain GP<br />
wieder auf. »Jeder im Land ist zufrieden. Es<br />
gibt keine Dramen mehr, andernfalls hätten wir<br />
das Rennen nicht in den Kalender gepackt«,<br />
glaubte zumindest Bernie Ecclestone.<br />
50 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
GEWINNER<br />
Heikki Kovalainen<br />
Der Blick auf die Zeitenliste ließ den Puls von<br />
Heikki Kovalainen drei Mal höher schlagen<br />
– so oft stellte er seinen schwächeren Lotus-<br />
Boliden ins Q2. Ein Erfolg, der von den TV-<br />
Kameras nicht eingefangen wurde, doch<br />
Kovalainen fühlt sich bestätigt. »Ich ging zu<br />
Lotus, weil ich fühlte, dass ich die Grundlagen<br />
noch einmal erlernen musste. Der Weg, den<br />
ich zuvor eingeschlagen hatte, endete in einer<br />
Sackgasse. Deshalb brauchte ich einen Neustart«,<br />
verriet der Finne. Dank dieses Neustarts<br />
sei er fahrerisch besser als zu seinen<br />
Zeiten bei Renault und McLaren. Ein Blick auf<br />
die Statistik unterstreicht seine These: Kovalainen<br />
zählt mit Michael Schumacher und<br />
Sebastien Buemi zu den Top-Startern der<br />
Saison 2011. Auch in der Tabelle mit den<br />
meisten Positionsgewinnen nach der ersten<br />
Runde findet man den Finnen ganz vorne.<br />
»Sicherlich erinnert man sich nur an die Sieger<br />
und nicht an den Rest, aber ich <strong>kann</strong> auf<br />
jede einzelne Runde stolz sein, weil ich immer<br />
100 Prozent gegeben habe«, sagt Kovalainen<br />
überzeugt.<br />
VERLIERER<br />
Williams<br />
Fotos: adrivo/Sutton<br />
Lange lag Frank Williams in der Nacht nach dem<br />
Qualifying in Abu Dhabi GP wach. Wie war es<br />
nur soweit gekommen? Mit 572 GP-Starts und<br />
zahlreichen WM-Titeln zählte Williams einmal<br />
zu den erfolgreichsten Konstrukteuren in der<br />
Formel 1, doch an die Glanzzeiten der Vergangenheit<br />
erinnert nicht mehr viel. Stattdessen<br />
erlebte Sir Frank in Abu Dhabi mit den Startplätzen<br />
23 und 24 eine weitere Schmach. Nach dem<br />
schlechtesten Saisonstart in der Teamgeschichte<br />
- nach drei Rennen hatte Williams<br />
immer noch keine Punkte - rutschte das Team<br />
in der zweiten Saisonhälfte ins sportliche Niemandsland<br />
ab. Der Blick auf die Konstrukteurswertung,<br />
wo sich das<br />
Team abgeschlagen auf Rang neun befindet, ist<br />
die pure Demütigung für Frank Williams. »Aber<br />
wir haben es verdient. Wir haben einfach einen<br />
schlechten Job gemacht«, gesteht der Teamchef.<br />
Was bleibt, ist die Hoffnung auf eine sportliche<br />
Wende 2012.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 51
Text: Stephan Heublein<br />
Pole Positions<br />
<strong>Vettel</strong> startete 15 Mal von der Pole<br />
Position und verbesserte den Rekord<br />
von Nigel Mansell aus der Saison<br />
1992. Mark Webber schraubte<br />
die Red-Bull-Statistik auf 18 Poles<br />
in 19 Rennen in die Höhe.<br />
Red Bull gewann 12 der 19 Grand<br />
Prix, <strong>Vettel</strong> siegte 11 Mal12<br />
18<br />
siebzehn<br />
Mal erste<br />
Startreihe<br />
<strong>Vettel</strong> stand nur<br />
bei seinem Heimrennen<br />
in Deutschland<br />
nicht in der ersten<br />
Startreihe.<br />
Podestplätze<br />
<strong>Vettel</strong> stand nur bei<br />
zwei Rennen nicht<br />
auf dem Podium:<br />
bei seinem Ausfall<br />
in Abu Dhabi und<br />
nach Platz vier in<br />
Deutschland. Red<br />
Bull verpasste nur<br />
in Abu Dhabi das<br />
Podium.<br />
Siege<br />
Schnellste Runden <strong>Vettel</strong> gab alles,<br />
doch diese <strong>Wer</strong>tung ging mit 7 schnellsten Rennrunden<br />
unangefochten an seinen Teamkollegen Mark Webber.<br />
Mit 10 Fastest Laps verhalf <strong>Vettel</strong> immerhin dem Team<br />
zu einem weiteren Spitzenplatz.
739<br />
Führungsrunden<br />
<strong>Vettel</strong> führte 739 der insgesamt<br />
1.133 Rennrunden an, das entspricht<br />
gut 65% aller Runden.<br />
5<br />
dreiundvierzig<br />
Platzgewinne - Michael Schumacher<br />
ist mit 43 Platzgewinnen innerhalb der ersten<br />
Runde der beste Starter des Feldes.<br />
Es folgen Heikki Kovalainen (34) sowie<br />
Sebastien Buemi (33).<br />
1.085<br />
Die meisten Boxenstopps gab es<br />
in Ungarn (85) und der Türkei (81),<br />
die wenigsten in Italien (35) und<br />
Abu Dhabi (40). Bei acht Rennen<br />
hatte Red Bull den schnellsten<br />
Boxenstopp. Ebenfalls acht Mal<br />
war Mercedes am schnellsten,<br />
zwei Mal McLaren und je ein Mal<br />
Ferrari und Force India.<br />
Führungskilometer<br />
Safety Car GP<br />
Bei fünf Rennen rückte das Safety<br />
Car mindestens einmal aus – Monaco,<br />
Kanada, Belgien, Italien und Singapur.<br />
In Kanada führte das Safety<br />
3.795<br />
Car für gut 45% der Renndistanz.<br />
<strong>Vettel</strong> lag in den 19 Rennen 3.795 km in Führung, damit<br />
erzielte er 52% aller Führungskilometer in seiner Karriere<br />
(7.294) in dieser Saison.<br />
1.150<br />
Dank DRS, KERS und den<br />
Pirelli-Reifen gab es<br />
2011 gut doppelt so<br />
viele Überholmanöver<br />
wie im Vorjahr.<br />
<strong>Vettel</strong> führte bei allen<br />
Grand Prix des Jahres<br />
mindestens eine Runde<br />
– bis auf Abu Dhabi, dort<br />
fiel er in Führung liegend<br />
in Runde eins aus.<br />
Rennen angeführt<br />
17<br />
Fotos: adrivo/Sutton<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 53
Dauerbrenner<br />
aus<br />
leidenschaft<br />
Emerson Fittipaldi. Der Mann mit den Riesenkoteletten und der noch gröSSeren<br />
Zigarre wird 65. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> blickt zurück auf die Karriere eines<br />
Naturtalents, das bereits in den ersten Jahren seiner Karriere für Furore<br />
sorgte, von der Sucht nach der Geschwindigkeit aber nie genug bekam.<br />
Foto: adrivo/Sutton<br />
Text: Frederik Hackbarth<br />
54 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Emerson Fittipaldi<br />
im McLaren M23<br />
und Carlos Pace<br />
im Surtees TS16/2<br />
warten im<br />
Monaco-Grid<br />
Fittipaldi im Lotus<br />
72E auf dem Weg zu<br />
einem Podestplatz<br />
beim Belgien GP<br />
1973 in Zolder<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 55
Das lateinamerikanische Temperament<br />
ist normalerweise nicht gerade<br />
für seine Geduld be<strong>kann</strong>t - Emersons<br />
sportliche Karriere durchzog<br />
jedoch schon immer diese bemerkenswert<br />
kühle und kalkulierende Herangehensweise.<br />
In zwei Jahren bei McLaren drehte er sich<br />
nur ein einziges Mal und ich <strong>kann</strong> mich auch an<br />
kein einziges Beispiel erinnern, dass er jemals<br />
irgendwas beschädigt hätte. Für einen Fahrer, der<br />
am absoluten Limit des Sports wirkte, ist das eine<br />
einzigartige Statistik.« So erinnerte sich einmal<br />
Teddy Mayer, Ex-McLaren-Teamchef und langjähriger<br />
Wegbegleiter des Brasilianers an Emerson<br />
Fittipaldi. Der Name Fittipaldi steht heute für die<br />
wohl be<strong>kann</strong>teste südamerikanische <strong>Motorsport</strong>sippschaft.<br />
In erster Linie verdankt die Familie das<br />
dem ehemals jüngsten Formel-1-Weltmeister aller<br />
Zeiten. Mit gerade einmal 25 Jahren und 273 Tagen<br />
setzte sich Emerson 1972 die Krone in der Königsklasse<br />
auf - eine Bestmarke, die bis zu Fernando<br />
Alonsos Titeltriumph 2005 bestehen sollte. Mittlerweile<br />
hält Doppelweltmeister Sebastian <strong>Vettel</strong><br />
diesen Rekord - vor zwei Titelgewinnen braucht<br />
sich jedoch auch Fittipaldi nicht zu verstecken,<br />
denn nur zwei Jahre nach seinem Premierentriumph<br />
auf Lotus legte der Mann aus Sao Paulo nach<br />
und fuhr auch für McLaren an die Weltspitze. Die<br />
Erfolgsliste des 14-fachen GP-Siegers ist mindestens<br />
genauso lang wie seine markanten Koteletten -<br />
neben der Formel 1 feierte Fittipaldi auch in den<br />
USA große Triumphe, krönte sich 1989 zum Meister<br />
der CART-Serie und gewann zweimal das<br />
legendäre Indy 500.<br />
Als jüngster Sohn des be<strong>kann</strong>ten brasilianischen<br />
<strong>Motorsport</strong>reporters Wilson Fittipaldi Senior, am<br />
12. Dezember 1946 geboren, lag ihm das Rennfahren<br />
im Blut - doch viel mehr war es die Mutter, eine<br />
polnische Immigrantin, die kurz nach dem zweiten<br />
Weltkrieg bei Produktionswagenrennen angetreten<br />
war. Als der Vater später auch noch für die Veranstaltung<br />
des 1000km-Rennens in Interlagos verantwortlich<br />
zeichnete, war es um die Leidenschaft des<br />
jungen Emerson geschehen und jegliche Form von<br />
Rennpiste fortan sein neues Zuhause. Im Windschatten<br />
seines größeren Bruders Wilson erfuhr sich der<br />
talentierte Knabe schnell einen guten Ruf - damals<br />
noch unter dem von den zumeist älteren Gegnern<br />
gefürchteten Spitznamen ‚Maus‘. Zu Beginn ihrer<br />
Karriere bestritten die Fittipaldi-Brüder vornehmlich<br />
Motorrad- und Tragflügelbootrennen. Nachdem<br />
Wilson sich bei einem solchen Wettkampf jedoch<br />
einmal überschlagen hatte, entschied sich das<br />
Gespann zu einem kollektiven Wechsel in den gerade<br />
aufblühenden und weniger gefährlichen Kartsport.<br />
Schnell stellten sich Erfolge ein und somit stieg das<br />
Gespann Mitte der 60er Jahre in die nationale Formel<br />
V auf, wo sie kurze Zeit später zusammen mit ihren<br />
Eltern ein eigenes Team eröffneten. Nachdem Emerson<br />
bereits in seinem zweiten Jahr die Meisterschaft<br />
gewinnen konnte, ging es für ihn 1969 erstmals nach<br />
Europa, wo sich Wilson ein paar Jahre zuvor schon<br />
»Seine analytischen<br />
Fähigkeiten und<br />
sein technisches<br />
Verständnis für die<br />
Fahrzeugentwicklung<br />
und Beherrschung<br />
machen ihn<br />
zu einem der erfolgreichsten<br />
Fahrer<br />
aller Zeiten.<br />
Was man sich hingegen<br />
tunlichst nicht<br />
von ihm abschauen<br />
sollte, ist seine<br />
Einstellung zur<br />
Pünktlichkeit.«<br />
kurz und glücklos versucht hatte. Der jüngere Fittipaldi<br />
schlug jedoch voll ein und sicherte sich auf<br />
Anhieb den Titel in der hart umkämpfen Britischen<br />
Formel 3.<br />
1970 bot sich ihm so die Chance, als dritter Fahrer<br />
für Colin Chapmans legendäres Lotus-Team in der<br />
Formel 1 zu unterschreiben. Beim Großbritannien<br />
GP debütierte er zur Saisonmitte in der Königsklasse<br />
und schlug sich mit Platz acht hervorragend.<br />
Bereits beim folgenden Lauf in Deutschland reichte<br />
es mit dem vierten Rang erstmals zu WM-Punkten.<br />
Eigentlich wollte das Team den Rohdiamanten<br />
fortan behutsam aufbauen. In Monza schlug jedoch<br />
das Schicksal zu - Teamleader Jochen Rindt verunglückte<br />
im Zeittraining und als daraufhin der<br />
geschockte John Miles die Formel 1 verließ,<br />
brauchte die Truppe dringend einen neuen Siegfahrer.<br />
Im schnellen, aber ob seiner riskanten Konstruktion<br />
auch gefährlichen Lotus 72C gewann<br />
Fittipaldi für das schwer gebeutelte Top-Team sofort<br />
beim ersten Rennantritt nach Rindts tragischem<br />
Tod in Watkins Glen seinen ersten Grand Prix.<br />
Urplötzlich war der Neuling in der Weltelite angekommen.<br />
Drei weitere Podestplatzierungen 1971<br />
ebneten den Weg, um sich als ernstzunehmender<br />
Titelkandidat zu etablieren und schon im Folgejahr<br />
machte er seinen kometenhaften Aufstieg mit dem<br />
Titelgewinn perfekt. Sein 72D war eine Klasse für<br />
sich - mit fünf Siegen holte ‚Emmo‘ zudem im<br />
Alleingang den Konstrukteurstitel für seinen<br />
Rennstall.<br />
1973 bekam der amtierende Champion mit Ronnie<br />
Peterson einen schnellen Teamkollegen. Letztendlich<br />
setzte sich Fittipaldi als WM-Zweiter hinter<br />
Jackie Stewart teamintern gegen den Schweden<br />
durch - vor allem, da er er<strong>kann</strong>te, sich ob der neuen<br />
Herausforderung auf seine große Stärke des analytischen<br />
Rennfahrens zu konzentrieren. Am Ende<br />
holte er konstantere Resultate und blieb knapp vor<br />
seinem Stallgefährten. Für das Folgejahr entschied<br />
sich Fittipaldi, dem lukrativen Lockruf von<br />
McLaren zu folgen - ein Entschluss, der sich als<br />
goldrichtig herausstellen sollte. Mit seinen Siegen<br />
in Brasilien, Belgien und Kanada sicherte er sich<br />
durch beständige Punkteankünfte knapp vor Clay<br />
Regazzoni sein zweites Championat. 1975 folgte ein<br />
weiterer Vizetitel hinter dem übermächtigen Niki<br />
Lauda. Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung<br />
und im Willen, auch seinem Bruder in der<br />
Formel 1 zu Größe zu verhelfen, gründeten die<br />
Fittipaldi-Brüder mit der Unterstützung des staatlichen<br />
Zuckerunternehmens Copersucar ihren<br />
eigenen Rennstall. Das Projekt erwies sich jedoch<br />
als Flop - ganze fünf Jahre versuchte Fittipaldi, das<br />
Team unter mehrmals wechselnden Namen auf die<br />
Siegerstraße zu führen, ohne damit jedoch nennenswerte<br />
Erfolge zu erzielen. Ein zweiter Rang in<br />
Rio 1978 blieb der Höhepunkt. Ende 1980 ging<br />
schlussendlich das Zuckergeld aus und die F1-Karriere<br />
des für seine Selbstironie be<strong>kann</strong>ten Publikumslieblings<br />
war beendet - der Brasilianer konzentrierte<br />
sich fortan auf das Teammanagement<br />
Foto: adrivo/Sutton<br />
56 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Fittipaldi gewann<br />
1974 und 1975<br />
fünf Grand Prix<br />
und einen<br />
Weltmeistertitel<br />
mit McLaren<br />
und die Suche nach Sponsoren, ehe er sich 1982<br />
ganz zurückzog.<br />
Doch Fittipaldi wäre nicht Fittipaldi, hätte er nicht<br />
kurz darauf eine triumphale Rückkehr in die Welt<br />
des <strong>Motorsport</strong>s gefeiert. Ganze 13 Jahre ließ der<br />
mehrfache Familienvater im Land der unbegrenzten<br />
Möglichkeiten folgen und machte sich<br />
durch seine unzähligen CART-Erfolge in den USA<br />
zu einem der ganz Großen des Sports. Nach sechs<br />
Jahren bei Patrick Racing erfolgte nach seinem<br />
ersten Titeljahr 1989 der Wechsel zum Erfolgsteam<br />
Penkse, mit dem er auch in den folgenden fünf<br />
Jahren stets in die Top-5 des Gesamtklassements<br />
fuhr. 1993 begeisterte ‚Emmo‘ das amerikanische<br />
Publikum mit einem spannenden Titelduell im<br />
Generationenkampf mit dem damals amtierenden<br />
F1-Weltmeister Nigel Mansell. Obwohl er am Ende<br />
des Jahres knapp unterlag, hatte der Dauerbrenner<br />
immer noch nicht genug und legte 1994 einen weiteren<br />
Vizetitel nach, während sich sein Neffe Christian<br />
bereits in der Formel 1 versuchte. 1996 war<br />
der Lebemann im Alter von fast 50 Jahren bei<br />
Penske schließlich nicht mehr erste Wahl und wechselte<br />
zum Team von Carl Hogan. Ein schwerer<br />
Unfall beim Marlboro 500 in Michigan endete<br />
jedoch fast tödlich, so dass Fittipaldi ein Karriereende<br />
erwog. Nach wiederrum erneut schweren<br />
Verletzungen, die sich der Brasilianer am Ende der<br />
eigentlichen Genesungsphase bei einem Gleitschirm-Unfall<br />
über seiner Orangenplantage zuzog,<br />
stand der Abschied vom aktiven <strong>Motorsport</strong> endgültig<br />
fest. Um aber auch weiterhin mit seinem<br />
geliebten Umfeld in Kontakt zu bleiben, wurde Fittipaldi<br />
Teamchef und war unter anderem bei der<br />
brasilianischen Mannschaft im A1-Nationencup<br />
federführend. Mit all seiner Erfahrung war er ein<br />
lehrreiches Vorbild, so dass auch aufstrebende<br />
Rennfahrer von seiner Einstellung profitieren konnten.<br />
»Seine analytischen Fähigkeiten und sein technisches<br />
Verständnis für die Fahrzeugentwicklung<br />
und Beherrschung machen ihn zu einem der erfolgreichsten<br />
Fahrer aller Zeiten. Was man sich hingegen<br />
tunlichst nicht von ihm abschauen sollte, ist<br />
seine Einstellung zur Pünktlichkeit«, verriet Wegbegleiter<br />
Mayer einst. »Es gibt ‚pünktlich‘, ‚spät‘,<br />
‚brasilianische Zeit‘ und ‚Emersons Zeit‘.«<br />
Fittipaldis<br />
Mechaniker<br />
überprüfen den<br />
Schaden nach<br />
einem Unfall in<br />
Schweden<br />
Formel-1-Laufbahn<br />
Weltmeister: 1972, 1974<br />
GP-Starts: 144<br />
GP-Siege: 14<br />
GP-Podiums: 35<br />
Pole Positions: 6<br />
Schnellste Runden: 6<br />
Punkte: 281<br />
Führungsrunden: 478<br />
Führungskilometer: 2.235<br />
Teams:<br />
1970-1973: Lotus<br />
1974-1975: McLaren<br />
1976-1980: Copersucar/Fittipaldi
Alte Zeiten: Martin<br />
Tomczyk in seinem Abt<br />
Audi TT auf dem Weg zu<br />
Platz fünf auf dem<br />
Nürburgring in der<br />
DTM-Saison 2002<br />
58 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
alles richtig<br />
gemacht<br />
Foto: adrivo/Sutton<br />
Als wäre das Comeback nicht schon spektakulär<br />
genug, kehrt BMW mit zwei Paukenschlägen in die<br />
DTM zurück: Mit den Verpflichtungen von Bruno<br />
Spengler und Martin Tomczyk gelangen <strong>Motorsport</strong>chef<br />
Jens Marquardt zwei besondere Coups. Dank des<br />
Star-Duos verfügen die Münchener nicht nur über<br />
geballtes Siegpotenzial im Cockpit, sondern zusammengerechnet<br />
auch 17 Jahre DTM-Erfahrung. Die wird<br />
BMW zu Gute kommen, um nach der langjährigen<br />
Abstinenz schnell zu Mercedes und Audi aufzuschließen.<br />
Besser hätte es kaum laufen können: die eigenen<br />
Reihen prominent verstärkt und gleichzeitig die Konkurrenz<br />
geschwächt. BMW ist der klare Gewinner der<br />
Vorsaison. - Robert Seiwert<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 59
Ein Jahr nach Tomczyks Geschmack:<br />
Erst Meister im Jahreswagen mit<br />
Audi und dann der Wechsel zu BMW<br />
Text: Robert Seiwert<br />
Luxusproblem:<br />
MEISTERTITEL<br />
60 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
MSM: Du hast den Titel im Jahreswagen<br />
geholt - was war nun wirklich<br />
der Unterschied zwischen neuen und<br />
alten Autos in dieser Saison?<br />
MARTIN TOMCZYK: Es gab eigentlich<br />
keinen Unterschied zum vergangenen Jahr,<br />
da das Reglement ja eingefroren war. Wir hatten<br />
mit Hankook zwar einen neuen Reifenlieferanten,<br />
doch das gilt für alle Fahrer. Die Jahreswagen<br />
waren auch in der vorangegangenen<br />
Saison konkurrenzfähig. Dass die Kombination<br />
Tomczyk-Jahreswagen-Phoenix so gut funktionieren<br />
würde, konnte man zu Beginn des Jahres<br />
allerdings nicht wissen.<br />
Hatten die alten Autos dank der neuen Reifen<br />
einen entscheidenden Vorteil?<br />
Das ist schwierig zu sagen. Wenn man sich die<br />
Performance der Jahreswagen ansieht - mich<br />
ausgenommen - dann sieht man, dass sich nicht<br />
viel verändert hat im Vergleich zu den Vorjahren.<br />
Ich möchte mich nicht groß herausstellen,<br />
aber in dieser Saison passte alles perfekt zusammen.<br />
Ich konnte konstant in der Spitze fahren<br />
und das war schon ein Aha-Erlebnis.<br />
Deine Markenkollegen Mortara, Molina und<br />
Albuquerque fuhren mit ihren Jahreswagen<br />
auch jeweils aufs Podium...<br />
Die neuen Reifen haben sicherlich ihren Beitrag<br />
dazu geleistet. Gerade für die Neueinsteiger,<br />
weil die Hankook-Reifen viel mehr verziehen<br />
haben. Es stand ein größeres Fenster zum<br />
Arbeiten zur Verfügung, es kam nicht auf Zehntel<br />
und Hundertstel im Bereich des Luftdrucks<br />
an. Wir wussten, dass der Reifen eine gewisse<br />
Marge hatte und es war nicht sehr schwierig,<br />
diese zu treffen. Klappte das, war man mit den<br />
Reifen schnell unterwegs.<br />
Vor der Saison hast Du Abt nach zehnjähriger<br />
Zusammenarbeit verlassen und bist zu →<br />
Bester Jahreswagenfahrer 2011 – das war das Ziel. Martin<br />
Tomczyk kam bald in die Luxusposition, sein Saisonziel<br />
auf die Meisterschaft nach oben zu korrigieren. Im<br />
<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> lässt der DTM-Champion 2011 sein<br />
Triumphjahr Revue passieren.<br />
Fotos: audi, red bull/GEPA<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 61
Martin Tomczyk kam mit seinem<br />
Vorjahres-Audi A4 bestens zurecht<br />
und gewann insgesamt drei Rennen<br />
1<br />
In diesem Jahr war ich von Anfang<br />
an die Nummer 1 und schon in<br />
der Vorbereitung kümmerten sich mehr<br />
oder weniger alle um mich.<br />
Phoenix gewechselt. Was für ein<br />
Gefühl hattest Du dabei?<br />
Es ist natürlich immer etwas Neues,<br />
wenn man das Team wechselt. Es war<br />
eine andere Situation für mich, doch<br />
es funktionierte von Beginn an. Wir haben uns<br />
gut arrangiert und die Zusammenarbeit<br />
klappte. Mit Ernst Moser hat Phoenix einen<br />
Teamchef, der den <strong>Motorsport</strong> lebt - das wirkt<br />
sich auf die Mitarbeiter aus. Für Phoenix war<br />
es auch eine neue Situation, denn zuvor bekamen<br />
sie meist junge Fahrer. Ich hingegen war<br />
schon seit zehn Jahren dabei und brachte sehr<br />
viel Know-how mit. Ich hatte mir fest vorgenommen,<br />
in dieser Saison viel Spaß zu haben<br />
- denn wenn ich Spaß habe, dann bin ich auch<br />
schnell. Bei all dem Druck darf der Spaß einfach<br />
nicht zu kurz kommen.<br />
Du warst gleichzeitig zum ersten Mal der Leader<br />
im Team. Ein Schlüssel für Deinen Erfolg?<br />
Als Leader steckt man natürlich in einer anderen<br />
Situation. Ich möchte nicht sagen, dass sich<br />
bei Abt niemand um mich gekümmert hat,<br />
aber dort gab es vier aktuelle Autos, die alle<br />
um die Meisterschaft fahren wollten. Dass man<br />
sich nicht auf alle vier exakt gleich konzentrieren<br />
<strong>kann</strong>, ist normal bei solch einer Teamgröße.<br />
In diesem Jahr war ich von Anfang an<br />
die Nummer 1 und schon in der Vorbereitung<br />
kümmerten sich mehr oder weniger alle um<br />
mich. Das Team hatte Ideen und ich hatte<br />
Ideen, die ich dank meiner langjährigen Erfahrung<br />
einbringen konnte. Wir versuchten, alles<br />
zusammen zu bringen und schnell umzusetzen.<br />
Da gab es nicht viele Diskussionen - wenn<br />
wir etwas für gut befanden, wurde es umgesetzt.<br />
Das Vertrauensverhältnis war gegeben<br />
und fruchtete dann auch. Manchmal fragte ich<br />
mich sogar: ‚Warum habe ich das früher nicht<br />
so gemacht?‘<br />
Hattest Du dir vor der Saison Ziele gesteckt?<br />
Klar, ich wollte bester Jahreswagen-Fahrer sein<br />
und ein Rennen gewinnen. Das war für mich<br />
vor der Saison realistisch - und ich habe es ja<br />
auch geschafft... Das ich meine gesteckten Ziele<br />
im Laufe der Saison nach oben korrigieren<br />
konnte, war Luxus. Es ist das Beste, was dir als<br />
Fahrer passieren <strong>kann</strong>.<br />
Im vergangenen Winter musstest Du dir eine<br />
Menge Kritik gefallen lassen. Hast du die Saison<br />
2011 als eine Art letzte Chance in der<br />
DTM gesehen?<br />
Da habe ich nicht weiter drüber nachgedacht, sondern<br />
die Situation so hingenommen, wie sie nun<br />
einmal war. Ich wollte von Anfang an das Beste<br />
daraus machen. Ich habe aber nie gedacht, dass das<br />
meine letzte Chance sei - so ein Typ bin ich nicht.<br />
Mit dem Titelgewinn hast Du deine Kritiker<br />
erst einmal verstummen lassen. Ein Stück weit<br />
Genugtuung?<br />
Eine gewisse Genugtuung ist schon dabei. Ich<br />
habe nie daran gezweifelt, dass ich schnell bin.<br />
Aber wenn ich mich nach zehn Jahren in der<br />
DTM noch beweisen musste, dann habe ich<br />
das in diesem Jahr mit Sicherheit getan. Man<br />
ist ja auch nicht umsonst so viele Jahre dabei.<br />
Du bist nun in den Kreis der Meister bei Audi<br />
aufgestiegen. Glaubst Du, dass man dich in<br />
Ingolstadt künftig anders behandelt?<br />
Nein, so etwas sollte sich auch nicht ändern,<br />
denn letztendlich sind wir alle Top-Fahrer.<br />
Natürlich ist es für den einen oder anderen<br />
wichtig, wenn man einen Meistertitel errungen<br />
hat. Aber bloß, weil jemand DTM-Meister<br />
geworden ist, wird er bei Audi nicht unterschiedlich<br />
behandelt. Das wäre auch der<br />
falsche Weg.<br />
Als Meister bist Du der Gejagte - wie gehst Du<br />
mit der neuen Situation um?<br />
Gute Frage, diese Situation kenne ich ja noch<br />
gar nicht. Aber natürlich ist es toll, die Nummer<br />
1 auf dem Auto zu haben. Ich freue mich<br />
darauf, weiß aber, dass viele andere diese Nummer<br />
auch gerne hätten. Das wird mit Sicherheit<br />
ein spannendes Jahr. Inwiefern sich Druck und<br />
Fotos: adrivo/Sutton, audi, red bull/GEPA<br />
62 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Startaufstellung sagte ich zu ihm, ‚Schau, das<br />
ist das letzte Rennen, das wir zusammen fahren<br />
werden, danach gehst du leider ins Museum‘.<br />
Wir Rennfahrer sind da schon emotional.<br />
Hockenheim war der krönende Abschluss und<br />
ich bin mir sicher, dass der A4 seinen Seelenfrieden<br />
im Museum finden wird.<br />
Also hast Du nicht versucht, den Wagen mit<br />
nach Hause zu nehmen?<br />
Das würde meinen finanziellen Rahmen<br />
sprengen.<br />
Marti Tomczyk verlässt Audi nach<br />
zehn Jahren mit dem DTM-Titel in<br />
Richtung München - dort wartet eine<br />
neue Herausforderung auf ihn<br />
In der kommenden Saison gibt es immerhin<br />
ein neues Auto für Dich.<br />
Ja, da freue ich mich schon drauf. Das werden<br />
extrem tolle Fahrzeuge, die sich deutlich von<br />
den bisherigen abheben. Super, dass mit BMW<br />
ein dritter Hersteller zurückkehrt. Da haben<br />
nicht nur die Fahrer, sondern auch die Macher<br />
der DTM lange drauf gewartet. Bei den ersten<br />
Tests konnte man bereits sehen, dass alle Autos<br />
auf der gleichen Wellenlänge liegen. Nun<br />
haben wir noch den ganzen Winter vor uns,<br />
um die Autos zu entwickeln. Wir werden mit<br />
Sicherheit eine tolle neue DTM erleben.<br />
Herangehensweise für mich ändern, <strong>kann</strong> ich<br />
noch nicht beurteilen. Ich möchte mich davon<br />
aber nicht irritieren lassen, sondern die neue<br />
Saison genauso starten wie in den vergangenen<br />
Jahren auch. Dass die Rolle des Gejagten<br />
schwieriger ist als die des Jägers, hat man in<br />
den vergangenen Jahren gesehen.<br />
Was war Dein persönliches Highlight im Laufe<br />
der Saison?<br />
Das Rennwochenende am Lausitzring. In den<br />
vergangenen Jahren galt die Lausitz stets als<br />
Mercedes-Strecke - doch in diesem Jahr dominierten<br />
wir dort extrem. Dass wir da so schnell<br />
unterwegs waren, war etwas Spezielles. Es war<br />
ein komplett anderes Bild im Vergleich zu früher.<br />
Überhaupt erlebte ich in dieser Saison nie<br />
ein langweiliges Rennen, es war immer etwas<br />
Besonderes dabei. Ob Norisring, Oschersleben<br />
oder Brands Hatch - es ist schwierig, etwas<br />
herauszupicken. Nach jedem Rennen konnten<br />
wir sagen, ‚Boah, das war gut, was wir da<br />
gemacht haben‘.<br />
Wann hast Du zum ersten Mal an den Titel<br />
geglaubt?<br />
Nach Brands Hatch, als ich die Tabellenführung<br />
von Bruno Spengler übernommen hatte.<br />
Da dachte ich mir, ‚Okay, das könnte<br />
klappen‘.<br />
Von Hockenheim nach Heppenheim - Du<br />
warst auch dabei, als Sebastian <strong>Vettel</strong> seine<br />
Weltmeisterschaft in der Heimat feierte. Ein<br />
besonderes Erlebnis?<br />
Das war super! Es war zwar etwas stressig,<br />
während des DTM-Finales am Hockenheimring<br />
nach Heppenheim zu fahren - aber es hat<br />
sich gelohnt. Sebastian hat sich gefreut, dass<br />
ich da war. Es war extrem, wie er dort empfangen<br />
wurde. Da merkt man einmal den Unterschied<br />
zwischen Formel 1 und DTM.<br />
Beschreibe bitte Deine Gefühle während deiner<br />
letzten Runde in Valencia.<br />
Die letzte Runde war in Ordnung, aber die 17<br />
Runden davor hatten es in sich. Mir war<br />
bewusst, dass ich unter dieser Konstellation<br />
das Rennen nur noch beenden musste, um<br />
Meister zu werden. Das war das Schwierige,<br />
denn die Zeit kam mir unendlich lang vor, das<br />
war schon anstrengend. Es herrschte natürlich<br />
Druck im Auto, doch als ich über die Ziellinie<br />
fuhr, fiel mir ein Stein vom Herzen. Es dauerte<br />
eine Zeit lang, bis ich alles realisiert hatte.<br />
Trauerst Du deinem alten Auto jetzt<br />
hinterher?<br />
Das ist schon schade. Vor dem letzten Saisonrennen<br />
am Hockenheimring habe ich mir das<br />
Auto noch einmal genauer angeschaut. In der<br />
Nach zehn Jahren in<br />
der DTM ist Martin<br />
Tomczyk endlich am<br />
Ziel angelangt:<br />
ausgerechnet nach<br />
seiner Degradierung<br />
gewann er den Titel
Rennsportler im Vergleich<br />
Ob GT4, GT2 oder der M3 DTM - BMW ist mit seinen M3-Modellen in zahlreichen<br />
<strong>Motorsport</strong>kategorien unterwegs. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> nimmt die drei Autos unter<br />
die Lupe und erklärt deren Besonderheiten.<br />
Fotos: bmw, castrol<br />
Text: Robert Seiwert<br />
BMW M3 GT4:<br />
Der GT4 kommt im Breitensport zum Einsatz, er soll mit dem Serienfahrzeug so viel<br />
wie möglich gemein haben, nur geringfügige Modifikationen sind erlaubt. »Der GT4<br />
ist nicht ohne Grund ein Einstiegsmodell für Hobby-Rennfahrer«, sagt BMW-<strong>Wer</strong>kspilot<br />
Dirk Müller. »Das Auto lässt sich wirklich sehr gut fahren.« Im Vergleich zum Serienmodell<br />
rückt die Gewichtsersparnis in den Fokus. Dank Carbontüren und der Verwendung<br />
des Spezialkunststoffs Makrolon für die Seiten- und Heckscheiben bringt<br />
der GT4 knapp 300 kg weniger auf die Waage. Der 420 PS starke V8-Motor bleibt<br />
weitestgehend unangetastet.<br />
BMW M3 GT2:<br />
Dirk Müller gewann mit dem M3 GT2 sowohl den Fahrer- als auch den Markentitel<br />
in der ALMS. »Es ist kein Geheimnis, dass der Windkanal in München, der seit<br />
vergangenem Jahr in Betrieb ist, eine große Hilfe war«, sagt Müller über den<br />
Leichtbau-Sportler. Im Gegensatz zum GT4 wurde hier Hand an den V8 gelegt,<br />
der 485 PS stemmt. Dank extremer Gewichtsreduktion ist der GT4 gut 430 kg<br />
leichter als das auf dem M3 basierende Coupe. Die meisten Spoiler rund um die<br />
selbst tragende Stahlblechkarosserie sind aus CFK gefertigt. Gangwechsel verlaufen<br />
im GT2 aufgrund des Quick-Shift-Systems nahtlos.<br />
BMW M3 DTM:<br />
Der M3 DTM ist das neue Aushängeschild von BMW. Der erst DTM-Bolide der<br />
neuen Generation ist ein reinrassiger Prototyp mit einem neuartigen Sicherheitskonzept,<br />
das einen Gitterrohrkäfig mit einem Monocoque verbindet. »Der Wagen<br />
fährt sich wie ein Formelauto«, erklärt DTM-Pilot Andy Priaulx. Extreme Gewichtsersparnis<br />
dank CFK-Leichtbau, Carbonbremsen sowie hoher aerodynamischer<br />
Abtrieb zeichnen den Spitzensportler aus. Der V8-Motor wurde für die DTM komplett<br />
neu entwickelt. Im Vergleich zum Serienmodell ist der M3 DTM rundherum<br />
satte 20 cm breiter, länger und tiefer. Geschaltet wird ab der kommenden Saison<br />
wie in der Formel 1 mit Wippen am Lenkrad.<br />
<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> im Cockpit<br />
Im Rahmen der Castrol Edge Experience auf<br />
dem Nürburgring verschaffte sich das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
einen Eindruck vom M3 GT4.<br />
Dirk Müller nahm uns mit auf eine schnelle<br />
Runde über die GP-Strecke. Urteil: Der GT4<br />
geht ordentlich voran und macht dank seiner<br />
Gutmütigkeit in den Kurven Laune aufs selber<br />
Fahren. Allerdings schlägt der Spaß mit<br />
123.500 Euro zu Buche.<br />
64 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Text: Marion Rott<br />
achtung<br />
loeb<br />
Sebastien Loeb konnte 2011 seinen achten Weltmeistertitel feiern. Erneut gab es kein<br />
Mittel gegen das Ausnahmetalent. Doch 2012 möchte Mikko Hirvonen sein Glück bei Citroen<br />
versuchen. Ob er weiSS, worauf er sich im teaminternen Kampf mit Loeb einlässt?<br />
66 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Fotos: adrivo/Sutton, citroen<br />
Sebastien Loeb ist mit<br />
acht WRC-Titeln der<br />
erfolgreichste<br />
<strong>Motorsport</strong>ler der<br />
FIA-Geschichte<br />
Einst gab es einen Schneider, der<br />
auf seinem Pflaumenmus sieben<br />
Fliegen entdeckte und sie mit<br />
einem Streich tötete. Daraufhin<br />
zog er in die Welt und ließ jeden<br />
auf seinen Gürtel blicken, wo er<br />
die atemberaubende Zahl sieben eingenäht<br />
hatte. Doch auch dieser Schneider <strong>kann</strong> sich<br />
nur in Ehrfurcht verbeugen, wenn der Ritter<br />
Sebastien Loeb mit seinem Ross namens Citroen<br />
herbeigeritten kommt. Denn der französische<br />
Held darf getrost protzen: Acht auf einen<br />
Streich! Seit der letzten Rallye der Saison ist es<br />
offiziell: der Kampf um den Thron im WRC-<br />
Land ist entscheiden und Sebastien Loeb ist zum<br />
achten Mal in Folge als Sieger von dannen<br />
gefahren. Sein Gegner Mikko Hirvonen war mit<br />
größten Hoffnungen in die letzte Schlacht gezogen,<br />
doch am Ende lahmte sein Pferd Ford und<br />
seine Felle schwammen unwiderruflich davon.<br />
Ohrenbetäubender Lärm hallte durch die Straßenschluchten<br />
von Trier, als Sebastien Ogier<br />
über die Linie fuhr und wie verrückt jubelte.<br />
Sebastien Loeb stand zu dieser Zeit in der Leaderbox<br />
der Powerstage und versuchte zu lächeln.<br />
Er versuchte es wirklich, doch heraus kam nur<br />
ein gequälter Gesichtsausdruck. Man konnte<br />
sich förmlich vorstellen, wie er die Stellschrauben<br />
in seinen Backen nach oben drehen wollte,<br />
um zumindest ein kleines Schmunzeln zu erzeugen<br />
- ohne Erfolg. Er hatte verloren. Er hatte<br />
nicht den zweiten Platz gewonnen, sondern die<br />
Rallye Deutschland verloren! Allein dieser Blick<br />
und der verkrampfte Versuch, Zufriedenheit<br />
über einen Platz auf dem Treppchen auszustrahlen,<br />
sagten mehr, als es viele Worte jemals<br />
gekonnt hätten. Loeb hat nach acht Titeln, 151<br />
Starts, 67 Siegen, 1.281 Punkten und 808 →<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 67
gewonnen <strong>Wer</strong>tungsprüfungen seinen Ehrgeiz<br />
immer noch nicht verloren.<br />
Zwei Tage vor dem Start der Rallye Deutschland<br />
2011 war be<strong>kann</strong>t geworden, dass Loeb seinen<br />
Vertrag mit Citroen um weitere zwei Jahre verlängert<br />
hatte. Diese freudige Nachricht sollte ihre<br />
Krönung im neunten Sieg auf deutschem Boden<br />
finden. Aber es wäre nicht nur der neunte Sieg<br />
gewesen, sondern der neunte Triumph in Folge,<br />
bei einer Rallye, die dem 37-Jährigen vielleicht<br />
mehr bedeutet als jede andere im Kalender. Denn<br />
hier feierte er 2002 seinen ersten Sieg in der WRC.<br />
Hier begann, was in einer unvergleichbaren Siegesserie<br />
und zahllosen Titeln endete. Doch ein<br />
Reifenschaden am zweiten Tag verhinderte den<br />
erneuten Erfolg auf Asphalt und einen weiteren<br />
Rekord.<br />
Schon sein allererster <strong>Wer</strong>kseinsatz für Citroen in<br />
der WRC, die Asphalt-Rallye in San Remo, hätte<br />
Mountainbike den Oberarm brach und die letzten<br />
vier Rallyes der Saison nicht mehr bestreiten<br />
konnte, feierte er den Titel. Was, oder vielmehr<br />
wer, soll den achtfachen Champion also<br />
<strong>stoppen</strong>?<br />
Mikko Hirvonen blickt zu Boden. Wie oft hatte<br />
er sich diese Frage schon gestellt. Wie oft hatte<br />
er sich schon gewünscht, sie mit seinem Namen<br />
zu beantworten. Stattdessen muss er sich Jahr<br />
für Jahr mit seinem Spitznamen ‚der ewige<br />
Zweite‘ herumschlagen. »Ich muss zugeben, dass<br />
es so ist, das immer Sebastien gewinnt. Daher<br />
<strong>kann</strong> ich das keinem übel nehmen«, gibt der<br />
31-Jährige ehrlich zu. Doch dann schweift sein<br />
Blick nach oben und ein Funkeln ist in seinen<br />
Augen zu erkennen. »Ich muss einfach da rausgehen<br />
und es ändern.« Genau das will er 2012<br />
angehen, wenn er nun mit und gegen Sebastien<br />
Loeb bei Citroen um die Weltmeisterschaft<br />
»Ich muss zugeben, dass es wirklich so ist, das immer Sebastien<br />
loeb gewinnt. Daher <strong>kann</strong> ich es keinem übel nehmen, wenn er<br />
mir das vorwirft. es gibt aber eine einfache lösung: Ich muss<br />
einfach da rausgehen und es ändern.«<br />
Den Angriff von Sebastien Ogier hat<br />
Sebastien Loeb abgewehrt, jetzt<br />
kommt Mikko Hirvonen als neuer<br />
Herausforderer in sein Team<br />
bei vielen Gegnern die Alarmglocken läuten lassen<br />
müssen: Der damals 27-jährige Loeb stand vor<br />
seiner ersten Ausfahrt in der Rallye-Weltmeisterschaft<br />
- seinem großen Ziel. Seit 2000 war<br />
er ein Mitglied der Citroen-Familie und hatte<br />
alles erreicht, was das Team von ihm verlangte.<br />
Er war französischer Rallyemeister geworden<br />
und hatte den Weltmeistertitel in der Super-<br />
1600-<strong>Wer</strong>tung gewonnen. Doch das jetzt war<br />
größer. Während andere Piloten vielleicht vor<br />
Panik den Wagen in den ersten Baum gesetzt<br />
hätten, zeigte Loeb schon 2001, welches Potenzial<br />
in ihm schlummerte. Er beendete die Rallye<br />
sensationell hinter Peugeot-Pilot Gilles Panizzi<br />
auf dem zweiten Rang. Lediglich ein Jahr später<br />
folgte die besagte Rallye Deutschland, die<br />
Geburtsstunde des Champions. Seit diesem Tag<br />
ließ er weitere 28 Siege auf Asphalt folgen.<br />
Nimmt man aber nur den Zeitraum, in dem er<br />
sich in der WRC etabliert hatte und eine Weltmeisterschaft<br />
nach der anderen feierte, spricht<br />
man von einer Quote von 89 Prozent. »Er hat<br />
eine Menge Erfahrung. Der Bereich, in dem er<br />
am besten ist, ist, wenn sich die Bedingungen<br />
verändern«, sagt Mikko Hirvonen zu Loebs<br />
Stärke auf Asphalt. »Er schafft es, schnell Vertrauen<br />
aufzubauen, wenn sich das Grip-Level<br />
ändert. Er ist wirklich phänomenal unter diesen<br />
Umständen.«<br />
Neben seiner Domäne Asphalt gibt es aber noch<br />
tausend andere Dinge, in denen Loeb einfach<br />
nur phänomenal ist. Seit dem Jahr 2004 gewinnt<br />
der Citroen-Pilot, was es zu gewinnen gibt.<br />
Selbst 2006, als er sich bei einem Unfall mit dem<br />
kämpft. Eine Herausforderung besonderen Ausmaßes.<br />
Denn Hirvonen kommt in ein Team,<br />
dem Loeb bereits sieben Konstrukteurs- und<br />
acht Fahrertitel geschenkt hat. Citroen ist seit<br />
zwölf Jahren die zweite Heimat des Franzosen<br />
und das Team steht bedingungslos hinter seinem<br />
Star. Auch Sebastien Ogier musste erkennen,<br />
dass es nicht gut ist, sich gegen den König<br />
der WRC zu stellen – am Ende der Saison wurde<br />
sein Vertrag vorzeitig aufgelöst.<br />
Hirvonen gilt allerdings als<br />
ruhiger und besonnener Fahrer,<br />
der genau weiß, was er sagen<br />
<strong>kann</strong> und was er besser für sich<br />
behalten sollte. Zudem ist der<br />
Vizeweltmeister dafür be<strong>kann</strong>t,<br />
sich nicht in Hätte-Wäre-Wenn-Überlegungen<br />
zu verlieren, sondern einfach den Moment zu<br />
nutzen. »Ich hasse es, zu viel vorauszuplanen,<br />
denn es ist deutlich leichter, in allen Rallyes einfach<br />
Vollgas zu geben und zu schauen, wofür es<br />
am Ende reicht«, bestätigt der Finne. Der achtfache<br />
Weltmeister jedenfalls weiß, mit wem er es<br />
in den kommenden zwei Jahren zu tun<br />
bekommt. »Mikko ist ein Rivale, der nichts vergibt<br />
und er hat gezeigt, dass man ihn nie<br />
abschreiben darf«, lobt Loeb seinen neuen<br />
Teamkollegen. Nun muss Hirvonen zeigen, ob<br />
es am Ende reicht, an der Seite des Champions<br />
zu bestehen und das Unmögliche möglich zu<br />
machen: Sebastien Loeb in einem Citroen zu<br />
schlagen und Weltmeister zu werden.<br />
Fotos: adrivo/Sutton, citroen, Ford<br />
68 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Der Tüftler im<br />
Hintergrund<br />
Text: Marion Rott<br />
Mikko Hirvonen wird ab 2012 an der Seite von Sebastien Loeb bei Citroen fahren. Doch es gibt auch<br />
ein Leben vor, nach und neben seinem neuen Arbeitgeber. Mit dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> sprach er<br />
über seine Zukunft, die Highlights seiner Karriere und warum alles gut ist, wie es eben ist.<br />
MSM: Du bist im Juli 31 Jahre alt geworden. Wie<br />
lange willst du noch Rallyes fahren?<br />
MIKKO HIRVONEN: Ich weiß nicht, was ich in<br />
der Zukunft machen werde, aber ich liebe alte Autos<br />
und das Wiederherstellen dieser. Aber es ist jetzt<br />
noch nicht die Zeit, darüber nachzudenken. Solange<br />
ich es genieße und eine gute Zeit habe, werde ich<br />
im Rallyesport bleiben.<br />
Wäre die Dakar für dich interessant?<br />
Vielleicht, man soll niemals nie sagen. 2014 wird es<br />
eine historische Rallye von Sydney nach London<br />
geben, das interessiert mich mehr. Ich liebe alte<br />
Autos und lange historische Rallyes. Deshalb bin<br />
ich dort mehr in der Materie als bei der Rallye<br />
Dakar.<br />
Was war bisher das Highlight deiner<br />
WRC-Karriere?<br />
Natürlich der Sieg 2009 in Finnland. Ich habe meine<br />
Heimrallye gewonnen, vor meiner Familie, meinen<br />
Freunden und den Menschen dort. Aber es ist allgemein<br />
immer ein Traum, eine Rallye zuerst zu<br />
fahren und sie am Ende noch zu gewinnen.<br />
2010 und 2011 konntest du den Heimsieg nicht<br />
wiederholen. Woran lag das?<br />
Ich hatte wirklich nicht viel Glück. Die Geschwindigkeit<br />
war immer vorhanden. Daher bin ich<br />
sicher, dass ich auch in diesen Jahren um den Sieg<br />
hätte kämpfen können. Aber das ist der Rallye-<br />
Sport. Obwohl es meine Heimrallye war und ich<br />
alles auswendig kenne, können Dinge schief<br />
gehen und das ist passiert. Aber das ist nichts,<br />
worüber man sich Gedanken machen sollte. Man<br />
muss einfach weiter machen und hoffen, dass die<br />
nächsten Rallyes besser laufen.<br />
Die Formel 1 ist viel be<strong>kann</strong>ter als die<br />
Rallye-WM. Liegt das an der geringeren<br />
TV-Präsenz?<br />
Nein, das liegt auch an den internen Unterschieden.<br />
Formel 1 ist ein sehr glamouröser Sport und<br />
es ist viel leichter, sie im Fernsehen zu präsentieren.<br />
Aus diesem Grund wissen die Menschen<br />
natürlich mehr darüber. Aber Rallye ist sehr aufregend.<br />
Es ist niemals gleich, da wir den ganzen<br />
Tag <strong>Wer</strong>tungsprüfungen fahren und nur die wirklichen<br />
Rallye-Fans im Wald stehen und<br />
zuschauen. Natürlich könnte man marketingtechnisch<br />
immer mehr machen, aber es ist auch<br />
immer eine Frage des Geldes. Ich denke, die Menschen<br />
im Hintergrund machen alles, was sie<br />
können.<br />
Stört es dich, dass ihr nicht die Aufmerksamkeit<br />
wie früher Mika Häkkinen genießt?<br />
Ich liebe es, wie es ist. Ich würde nicht gern von allen<br />
Seiten Aufmerksamkeit bekommen. Natürlich ist<br />
es schön, wenn du kleine Jungs siehst, die dein Autogramm<br />
wollen. Du musst wirklich nicht viel<br />
machen, damit sie glücklich sind. Das ist schön.<br />
Aber ich mag es, im Hintergrund zu stehen, wenngleich<br />
es toll ist, Menschen glücklich zu machen.<br />
Mikko Hirvonen sagt<br />
Ford auf Wiedersehen<br />
und geht zu Citroen<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 69
Die Sicherheit »Ich halte den F458 für ein sehr sicheres Auto, aber das sind ja<br />
heute fast alle Rennboliden. Wenn man sieht, welche Unfälle mit den GT-Ferraris passiert<br />
sind und den Fahrern dabei nichts geschehen ist, dann hat man ein gutes Gefühl. Ich<br />
fühle mich an meinem Arbeitsplatz sehr sicher.«<br />
Die Klimaanlage »Mein Rennwagen hat wirklich eine Klimaanlage, in Europa und Le Mans muss sie sogar funktionieren, es darf dann im Cockpit<br />
maximal zehn Grad wärmer sein als außerhalb des Autos. Ich halte nicht sehr viel davon, für mich ist es effektiver, den Helm direkt von außen zu<br />
belüften. Die Klimaanlage verbraucht aber so wenig Leistung, dass man sie anlassen <strong>kann</strong>.«<br />
Die Aerodynamik »Natürlich ist es eine Ehre, einen Ferrari fahren zu dürfen. Der F458 ist dieses Jahr neu entwickelt<br />
worden und unterscheidet sich in vielen Details von seinem Vorgänger, dem F430. Zu Beginn der Saison brauchten wir<br />
noch etwas Zeit, um ein paar Kleinigkeiten auszusortieren. In den Rennen, in denen ich mit dem F458 gefahren bin, hatte<br />
ich aber immer sehr viel Spaß.«<br />
Die Reifen »In der ALMS werden verschiedene Reifen verwendet, wir vertrauen auf Michelin. Die Pneus<br />
funktionieren in diesem Jahr sensationell auf unserem Ferrari, auch die vielen verschiedenen Mischungen.«<br />
70 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Das Auto »Natürlich ist es eine Ehre, einen Ferrari fahren zu dürfen. Der<br />
F458 ist dieses Jahr neu entwickelt worden und unterscheidet sich in vielen<br />
Details von seinem Vorgänger, dem F430. Zu Beginn der Saison brauchten<br />
wir noch etwas Zeit, um ein paar Kleinigkeiten auszusortieren. In den Rennen,<br />
in denen ich mit dem F458 gefahren bin, hatte ich aber immer sehr viel Spaß.«<br />
Das Cockpit »Direkt am Lenkrad <strong>kann</strong> ich verschiedene Dinge einstellen, zum Beispiel die Traktionskontrolle. Hinter<br />
den vielen Schaltern verbirgt sich auch eine Option, um das Motormapping zu verstellen - so lässt sich bei Safety-Car-Phasen<br />
Benzin sparen. Es gibt auch einige Knöpfe am Lenkrad, die ich nur verstelle, wenn mein Ingenieur das verlangt...«<br />
Der Motor »Verbaut ist ein Mittelmotor mit acht Zylindern und knapp 600 Pferdestärken. Bisher war<br />
man von Ferrari ja reine Drehorgeln gewöhnt, mit dem neuen Motor muss man sich dagegen nicht ständig<br />
bei 9.000 Umdrehungen bewegen. Der Motor hat sehr viel Drehmoment und eine größere Bandbreite.«<br />
458die Ehre fährt mit<br />
Laguna Seca, Long Beach und<br />
Sebring - in den USA ist Pierre<br />
Kaffer mit der American<br />
Le Mans Series auf einigen der<br />
beeindruckendsten Rennstrecken<br />
der Welt unterwegs.<br />
Sein Dienstwagen:<br />
Der Ferrari F458 Italia.<br />
Text: Fabian Schneider<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 71
Text: Stephan Heublein<br />
Etwas Lackaustausch in der DTM, Steinschlag in der WRC, alles<br />
lächerlich! Mit diesen Monstern könnten Lewis Hamilton und<br />
Felipe Massa so richtig Schaden anrichten...<br />
Worum geht es?<br />
Riesige Trucks, die Autos platt walzen, dabei gegeneinander<br />
Rennen fahren und nichts heil lassen.<br />
Wie monströs sind die Trucks?<br />
Sie wiegen rund 4,5 Tonnen, sind ca. 3,4 m hoch, 3,7<br />
m breit und fahren auf 1,67 m hohen Reifen, deren Profil<br />
meist in Handarbeit geschnitzt wird (Dauer: bis zu 50<br />
Stunden pro Reifen!). Der weltweit größte Monster Truck<br />
ist Bigfoot 5, dessen Tundra-Reifen (Höhe: 3 m, Gewicht:<br />
1 Tonne pro Reifen) wurden in den 50er Jahren für ein<br />
Transportfahrzeug der US Army gebaut.<br />
Wie teuer ist der SpaSS?<br />
Die Kosten für einen Truck belaufen sich auf $ 150.000-<br />
250.000. Ein Reifen kostet ca. $ 2.600, ein Motor $<br />
40.000-50.000, das erste Glasfaser-Chassis $ 50.000<br />
(weitere: $ 3.000 pro Stück) und die verrückten Airbrush-Lackierungen<br />
mindestens $ 3.500.<br />
Wie schnell fahren die Monster?<br />
Groß und schwerfällig? Von wegen! Ein typischer<br />
Motor leistet 1.400-1.800 PS. Er verbraucht pro Rennen<br />
bis zu 2,5 Gallonen Methanol und beschleunigt<br />
auf Topspeed getrimmt von 0 auf 50 km/h in weniger<br />
als zwei Sekunden. Die höchste gemessene<br />
Geschwindigkeit erzielte Kirk Dabney in Overkill mit<br />
145 km/h - wohl gemerkt mit 4,5 Tonnen Gewicht!<br />
Die Monster Truck Fahrer<br />
fliegen mit ihren 4-5 Tonnen<br />
schweren Maschinen hoch<br />
durch die Luft<br />
Wie weit springen sie?<br />
Bei einem Stadion-Event fliegen die Trucks 7 m hoch<br />
und bis zu 40 m weit durch die Luft - das entspricht 14<br />
aneinander gereihten Schrottautos. Im Jahr 1999<br />
sprang Dan Runte in Bigfoot 14 sogar über eine Boeing<br />
727! Der aktuelle Weitsprungrekord von Joe Sylvester<br />
in Bad Habit liegt bei 63,4 m.<br />
Geht dabei nichts kaputt?<br />
Und ob! Das ist schließlich ein Großteil des Spaßes an<br />
der Sache. Aber nicht nur die ausrangierten Crush-Cars<br />
werden gnadenlos platt gedrückt (über 3.000 pro Jahr!).<br />
Die Fahrer zerlegen auch ihre teuren Monster Trucks in<br />
alle Teile: Beim Freestyle gehören abgerissene Räder,<br />
zerstörtes Bodywork und sogar Überschläge zum guten<br />
Ton. Der neueste Trend der Branche sind Backflips - die<br />
Fans lieben es!<br />
Gibt es berühmte Vorbilder?<br />
Monster Trucks hatten in einigen Hollywood-Filmen<br />
Gastauftritte. Welches Gefährt wäre wohl in Police Academy<br />
2 besser als Hochzeitsauto für Waffennarr Tackleberry<br />
geeignet gewesen als Bigfoot? Umgedreht hat<br />
die Filmindustrie auch die Monster-Truck-Welt erobert<br />
- so ist das Aussehen vieler Monster Trucks jenem von<br />
Filmhelden wie Spiderman oder Batman nachempfunden.<br />
Letzterer gewann sogar schon zwei Mal die World<br />
Finals in Las Vegas.<br />
Fotos: ford<br />
72 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
2012<br />
termine / ausblick<br />
DTM-Dreikampf: Audi<br />
vs. BMW vs. Mercedes<br />
WRC<br />
Rennkalender 2012<br />
22. Januar - Monte Carlo<br />
12. Februar - Schweden<br />
11. März - Mexiko<br />
1. April - Portugal<br />
29. April - Argentinien<br />
27. Mai - Griechenland<br />
24. Juni - Neuseeland<br />
5. August - Finnland<br />
26. August - Deutschland<br />
16. September - Großbritannien<br />
7. Oktober - Frankreich<br />
21. Oktober - Italien<br />
4. November - Spanien<br />
Blick in die Zukunft: VW<br />
greift mit dem Polo und<br />
Sebastien Ogier an<br />
Was ist neu?<br />
• Monte Carlo wieder dabei<br />
• Neuer Teamkollege für Loeb<br />
• Neues Shakedown-Format<br />
dtm<br />
Rennkalender 2012<br />
29. April - Hockenheim I<br />
06. Mai - Lausitzring<br />
20. Mai - Brands Hatch<br />
03. Juni - Spielberg<br />
01. Juli - Norisring<br />
15. Juli - Show-Event München*<br />
19. August - Nürburgring<br />
26. August - Zandvoort<br />
16. September - Oschersleben<br />
30. September - Valencia<br />
21. September - Hockenheim II<br />
* Kein <strong>Wer</strong>tungslauf<br />
Was ist neu?<br />
• Dritter Hersteller: BMW<br />
• Neues Technisches Reglement<br />
• Neue Autos: Coupés<br />
Alle Rennkalender für 2012 sind noch provisorisch - Änderungen vorbehalten.<br />
Die aktuellen Termine finden Sie auf www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />
74 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
17. März - Sebring<br />
14. April - Long Beach<br />
12. Mai - Monterey<br />
7. Juli - Lime Rock<br />
21. Juli - Mosport<br />
4. August - Mid-Ohio<br />
18. August - Road America<br />
1. September - Baltimore<br />
20. Oktober - Petit Le Mans<br />
Auch in der ALMS<br />
stehen wieder<br />
packende Rennen an<br />
ALMS<br />
Rennkalender 2012<br />
Was ist neu?<br />
• Schauspieler Patrick<br />
Dempsey als Teamchef<br />
• Sebring Teil des WEC-Kalenders<br />
• Petit Le Mans nicht im WEC-Kalender<br />
Die neue WTCC-Saison<br />
startet in Europa<br />
WTCC<br />
Rennkalender 2012<br />
11. März - Monza<br />
1. April - Valencia<br />
15. April - Donington<br />
29. April - Oschersleben<br />
6. Mai - Budapest<br />
20. Mai - Marrakech<br />
10. Juni - Portugal<br />
22. Juli - Curitiba<br />
23. September - Sonoma<br />
21. Oktober - Suzuka<br />
4. November - Shanghai<br />
18. November - Macau<br />
Was ist neu?<br />
• Saisonstart in Europa<br />
• Erstmals Rennen in den USA<br />
• Ford & Volvo: <strong>Wer</strong>kseinstiege erwartet<br />
World Endurance Championship<br />
Rennkalender 2012<br />
17. März – 12h Sebring<br />
5. Mai – 6h Spa-Francorchamps<br />
16./17. Juni – 24h Le Mans<br />
25. August – 6h Silverstone<br />
16. September – 6h Sao Paulo<br />
30. September – 6h Fuji<br />
20. Oktober – 6h Bahrain<br />
11. November – 6h China<br />
Was ist neu?<br />
• Comeback der WM (zuletzt: 1953-1992)<br />
• <strong>Wer</strong>ksrückkehr von Toyota<br />
• WM-Titel nur für LMP1<br />
Fotos: dtm, alms, vw, chevrolet<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 75
Es ist eines der<br />
Highlights der<br />
<strong>Motorsport</strong>-Saison:<br />
Auch 2011 rasten die<br />
Zweiradhelden wieder<br />
durch Macau<br />
76 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Foto: CGPM<br />
zeit kennt<br />
kein zurück<br />
Dani Pedrosa fühlt sich weiter unbehaglich, wenn man<br />
ihn auf seinen verstorbenen Rivalen Marco Simoncelli<br />
anspricht. Immerhin wehrte Pedrosa dessen Entschuldigungsversuche<br />
für den Unfall in Le Mans stets ab.<br />
Auch Jorge Lorenzo tun die Wortgefechte leid und<br />
viele im Fahrerlager wollen einiges zurücknehmen.<br />
Verständliche Reaktionen, aber Tatsache ist, nichts<br />
<strong>kann</strong> rückgängig gemacht werden. Die ehrlichen Tribute<br />
und Gesten sind etwas Gutes, doch weiter gehen<br />
muss es auch, so schwer es fällt. Der Moment der<br />
Klarheit sollte genutzt werden, um aus Fehlern zu<br />
lernen, Aktionen zu überdenken und den Blickwinkel<br />
zu variieren. Pedrosa stellte richtig fest: »Das Leben<br />
ist zu kurz für Feindschaften.« - Jule Krause<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 77
Saison<br />
der<br />
Text: Falko Schoklitsch<br />
Veränderungen<br />
2012 wird ein Jahr, in dem sich in der Motorrad-Weltmeisterschaft viel<br />
verändert. Begriffe wie CRT oder Moto3 halten Einzug, Ducati setzt auf einen<br />
neuen Rahmen und die 1000cc-Maschinen kommen. Zeit, die neun wichtigsten<br />
Fragen zu klären.<br />
78 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
No.1 Mit welchen Maschinen<br />
fährt die MotoGP ab 2012?<br />
Im Prinzip wird es 2012 zwei unterschiedliche Arten von<br />
Maschinen geben. Einerseits die <strong>Wer</strong>ks-Prototypen (egal<br />
ob <strong>Wer</strong>ks-Maschine oder Satelliten-Motorrad) und die<br />
Claiming Rule Maschinen, deren Chassis zumindest ein<br />
Prototyp sein muss. Für beide Arten von Motorrädern gibt<br />
es die feste Vorgabe, dass ihre Motoren maximal bis zu vier<br />
Zylinder und eine maximale Bohrung von 81 Millimetern<br />
haben dürfen. Es ist davon auszugehen, dass die Claiming<br />
Rule Teams (CRT) seriennahe Motoren einsetzen, die sie<br />
innerhalb der Grenzen des Reglements modifizieren<br />
dürfen. Theoretisch dürften sie auch die reinen Prototypen-Motoren<br />
einsetzen, allerdings müssten sie dafür<br />
auch den Preis bezahlen. Da jeder Hersteller das Recht hat,<br />
einen Motor eines CRTs für billiges Geld zu beanspruchen<br />
(englisch: to claim), soll sichergestellt werden, dass eben<br />
nicht überteuerte Triebwerke zum Einsatz kommen, um so<br />
durch ein Hintertürchen erweiterte <strong>Wer</strong>kseinsätze zu<br />
bestreiten. 20.000 Euro kostet ein Motor plus Getriebe,<br />
15.000 Euro der Motor alleine, diese Preise sind festgeschrieben.<br />
Diese niedrigen Preise sind eher als Drohung<br />
anzusehen, um sicherzustellen, dass bei den CRTs die<br />
Motorkosten niedrig gehalten werden, denn wer will schon<br />
ein teures Aggregat für billiges Geld verkaufen müssen?<br />
Fotos: milagro<br />
Mit den Claiming Rule Teams<br />
kommen die Bastler in der<br />
MotoGP wieder in Mode<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 79
Bei den ersten Testfahrten nach<br />
Saisonende waren einige neue<br />
Maschinen zu sehen<br />
No.2<br />
Gilt für die<br />
MotoGP ein einheitliches<br />
Reglement?<br />
Kurz gesagt, nein. Die CRTs haben gewisse<br />
Erleichterungen. Statt wie Teams mit <strong>Wer</strong>ks-<br />
Prototypen nur 21 Liter Benzin für ein Rennen<br />
dürfen sie 24 Liter tanken, statt sechs Motoren<br />
pro Saison dürfen sie zwölf Motoren pro Saison<br />
einsetzen. Wird ein Motor weggekauft, erhält ein<br />
CRT ein zusätzliches Aggregat für die Saison.<br />
<strong>Wer</strong> als Claiming Rule Team gilt und wer nicht,<br />
das bestimmt die Grand Prix Kommission. Im<br />
Prinzip stellt sie fest, ob es sich bei dem fraglichen<br />
Rennstall um ein unabhängiges Team handelt<br />
oder ob es Unterstützung von einem <strong>Wer</strong>k erhält.<br />
So will das Aspar-Team 2012 Maschinen auf<br />
Basis der Aprilia RSV4 einsetzen - sie müssen nur<br />
genug modifiziert sein, um als Prototypen<br />
durchzugehen -, wird sich aber selbstständig um<br />
die Motorräder kümmern, lediglich die Motorwartung<br />
wird von Aprilia übernommen. Ein<br />
Satelliten-Team arbeitet derweil mit technischer<br />
Unterstützung eines Herstellers, sie haben auch<br />
<strong>Wer</strong>ks-Ingenieure bei sich, die sich um<br />
Motoren und Elektronik kümmern. Ob ein<br />
CRT wirklich als CRT durchgeht, wird von Fall<br />
zu Fall entschieden.<br />
No.3<br />
Gibt es damit<br />
zwei MotoGP-<br />
Meisterschaften?<br />
Die Königsklasse des Zweiradsports wird<br />
auch 2012 nur einen Weltmeister haben und<br />
der wird mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit<br />
einen <strong>Wer</strong>ks-Prototypen eines offiziellen<br />
Hersteller-Teams fahren. Dennoch wird es<br />
wohl so sein, dass ein interner Wettkampf<br />
darum entsteht, wer die beste CRT-Maschine<br />
hat, da die Motorräder 2012 sicher noch<br />
nicht auf dem Niveau der <strong>Wer</strong>ks-Prototypen<br />
fahren dürften. Dorna-Chef Carmelo<br />
Ezpeleta hat allerdings bereits angekündigt,<br />
dass sich 2013 einiges ändern könnte. So will<br />
er eine Standard-Elektronik und ein Drehzahllimit<br />
einführen, das beide Seiten näher<br />
zusammenrückt. Zudem hat er angekündigt,<br />
dass der Rechteinhaber in Zukunft nur noch<br />
CRTs finanziell unterstützen will, Satelliten-<br />
Teams, die <strong>Wer</strong>ks-Prototypen einkaufen,<br />
müssen selbst zurechtkommen.<br />
No.4 Warum doch<br />
wieder mehr Hubraum?<br />
Als der Hubraum in der MotoGP im Jahr<br />
2007 von 990cc auf 800cc verkleinert wurde,<br />
gab es das klare Argument, die Motorräder<br />
seien zu schnell. Das Problem danach, in den<br />
Kurven waren die 800er noch viel schneller<br />
und wenn ein Fahrer stürzt, dann hauptsächlich<br />
in den Kurven. Zudem wurde die Macht<br />
der Elektronik immer größer und die Action<br />
auf der Strecke dadurch geringer. Ein<br />
weiteres Problem, 800cc-Motoren sind unter<br />
Serienmotorrädern selten und obwohl die<br />
MotoGP Prototypen einsetzt, so soll doch<br />
auch Technologie-Transfer stattfinden; der<br />
ist bei einer handelsüblichen Motorengröße<br />
einfacher. Die Elektronik wird mit den<br />
1000ern zwar nicht verschwinden, aber<br />
trotzdem freuen sich schon alle Fahrer<br />
darauf, wieder etwas mehr Dampf unter sich<br />
zu haben und den Slide mehr nutzen zu<br />
können. Die Fans wird das rein optisch<br />
freuen.<br />
No.5<br />
Warum setzt<br />
Ducati auf einen<br />
AluRahmen?<br />
Die Probleme von Ducati waren während der<br />
Saison 2011 offensichtlich. Durch ein<br />
mangelndes Gefühl an der Front mussten die<br />
Fahrer ständig aufpassen, wenn es in die<br />
Kurven ging und sie waren dort langsamer<br />
als andere, weil sie weitere Linien fahren<br />
mussten. Zwar wollte das Team Karbon als<br />
Material für das Chassis nicht als grundlegende<br />
Ursache anführen, dennoch war die<br />
Rahmenkonstruktion mit dem Motor als<br />
tragendes Element unpassend, um ausreichend<br />
Modifikationen vorzunehmen. Das lag<br />
vor allem daran, weil der Motor selbst immer<br />
an ein neues Design angepasst werden<br />
musste. Daher der Weg Richtung eines<br />
traditionellen Alu-Rahmens, bei dem der<br />
Motor kein tragendes Element mehr bildet.<br />
Dadurch ist Ducati freier bei Änderungen<br />
und muss nicht jedes Mal einen neuen Motor<br />
anbrauchen, wenn es Modifikationen gibt.<br />
Zudem soll sich so die Steifigkeit des<br />
Rahmens besser regulieren lassen und die<br />
Suche nach Gefühl an der Front erleichtert<br />
werden. Einziges Fragezeichen ist der<br />
V-Motor, der es mit seinem 90-Grad-Winkel<br />
erschwert, die Gewichtsverteilung zu ändern.<br />
80 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Die 500er waren<br />
noch echte Biester<br />
Honda bestimmte<br />
die letzten Jahre der<br />
Zweitakt-Ära<br />
1949 ging alles los, Leslie Graham<br />
war der erste Weltmeister<br />
in der 500er-Klasse. Waren es<br />
zu Beginn noch Viertakt-<br />
Maschinen, kamen in den<br />
1960ern die Zweitakter auf und<br />
veränderten das Bild vollständig.<br />
Mitte der 1970er waren alle<br />
Viertakter verschwunden, nur<br />
So volle Starterfelder soll es mit<br />
CRTs bald wieder geben<br />
Die Geschichte der Königsklasse<br />
Honda probierte Ende des Jahrzehnts<br />
noch einmal, mit vier<br />
Takten zu gewinnen. Das Experiment<br />
mit der NR500 schlug<br />
aber fehl, also wurde auch dort<br />
endgültig auf Zweitakt umgesattelt.<br />
Um dem sich ändernden<br />
Markt gerecht zu werden, stieg<br />
die Königsklasse 2002 dann auf<br />
Tabakkonzerne<br />
sponserten früher<br />
freizügig<br />
Mick Doohan war<br />
eine 500cc-Größe<br />
Viertakter mit maximal 990cc<br />
um, wobei die 500er mit zwei<br />
Takten noch erlaubt blieben. Die<br />
waren aber kräftetechnisch im<br />
Nachteil, also gab es 2003<br />
keine mehr davon. 2007 folgte<br />
schließlich der Umstieg auf<br />
800cc, 2012 geht es nun auf<br />
1000cc.<br />
No.6 <strong>Wer</strong> sind die<br />
MotoGP-Favoriten?<br />
Diese Frage ist relativ einfach zu beantworten:<br />
die <strong>Wer</strong>ksfahrer. Honda dürfte wieder ganz<br />
vorne anzusiedeln sein, denn mit Casey Stoner<br />
und Dani Pedrosa hat man nicht nur eine starke<br />
Fahrerpaarung, sondern sah auch bei den Tests<br />
am besten aus [siehe Seiten 84 und 85]. Doch<br />
Yamaha wird nicht schlafen und Ducati könnte<br />
mit der Runderneuerung seines Konzepts ein<br />
Sprung nach vorne gelingen. Als härtester<br />
Honda-Gegner wird vorerst dennoch Jorge<br />
Lorenzo gehandelt, Ben Spies könnte in seinem<br />
zweiten Jahr im Yamaha-<strong>Wer</strong>ksteam aber auch<br />
der Knopf aufgehen. Valentino Rossi und Nicky<br />
Hayden werden bangen, wie sich ihre Ducati bei<br />
den Tests ab Ende Januar in Sepang anfühlt.<br />
Dahinter werden dann die Satelliten-Fahrer<br />
folgen, wobei sie im ersten Jahr des neuen<br />
Reglements noch die besten Chancen haben,<br />
sich vorne bemerkbar zu machen, denn wenn es<br />
neue Motorräder gibt, sind die Unterschiede zu<br />
den <strong>Wer</strong>ksmotorrädern traditionell klein. Die<br />
CRTs werden derweil für ein volleres Starterfeld<br />
sorgen, ihr Potential sollte aber noch nicht<br />
ausreichen, um besonders viel auszurichten.<br />
Ducati und Valentino Rossi<br />
versuchen es 2012 mit einem<br />
völlig neuen Chassis-Weg<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 81
In der Moto2 bleibt alles<br />
konstant, das heißt aber nicht,<br />
dass es nicht wild wird<br />
No.7 Was ist<br />
die Moto3?<br />
Die Moto3 ist die Nachfolgeklasse der 125er und<br />
sie wird wie die MotoGP und die Moto2 mit<br />
Viertakt-Maschinen gefahren. In diesem Fall<br />
250cc Einzylinder-Viertakt-Motoren mit einer<br />
Bohrung von maximal 81 Millimetern und<br />
höchstens 14.000 Umdrehungen pro Minute.<br />
Die Wahl des Motoren-Herstellers ist frei, die<br />
Chassis müssen aber Prototypen sein. Zahlreiche<br />
Hersteller bauen bestehende 250cc-<br />
Motoren um, damit sie für die Moto3 einsatzfähig<br />
sind, in seinem Programm hat fast jedes<br />
Unternehmen einen. Deswegen auch der Grund<br />
für die Veränderung, der Markt ist mittlerweile<br />
größtenteils ein Viertakt-Markt, dem will die<br />
Weltmeisterschaft Rechnung tragen. Zudem soll<br />
auf die Kostenbremse gedrückt werden, ein<br />
Motor soll maximal 12.000 Euro kosten, die<br />
Chassis-Hersteller haben schon in der Moto2<br />
bewiesen, dass sie billige Rahmen bauen<br />
können.<br />
No.8 Und was<br />
ist mit der Moto2?<br />
Alle, die Angst vor Veränderung haben, treffen<br />
hier auf Konstanz. Der Motorenlieferant bleibt<br />
Honda, er bestückt die verschiedenen Rahmen<br />
weiter mit 600cc-Viertaktern. Allerdings wird<br />
das Starterfeld kleiner, denn es sind lediglich<br />
32 Startplätze vorgesehen, bislang waren es 40.<br />
Mit dieser großen Teilnehmeranzahl ging aber<br />
ein Sicherheitsrisiko einher, da es vor allem bei<br />
Rennstarts immer wieder zu haarigen Szenen<br />
Rennkalender 2012<br />
13.-15. April 2012 Katar GP<br />
27.-29. April 2012 Spanien GP<br />
04.-06. Mai 2012 Portugal GP<br />
18.-20 Mai 2012 Frankreich GP<br />
01.-03. Juni 2012 Catalunya GP<br />
15.-17. Juni 2012 Großbritannien GP<br />
28.-30. Juni 2012 Dutch TT<br />
06.-08. Juli 2012 Deutschland GP<br />
13.-15. Juli 2012 Italien GP<br />
27.-29. Juli 2012 Indianapolis GP<br />
24.-26. August 2012 Tschechien GP<br />
14.-16. September 2012 San Marino GP<br />
28.-30. September 2012 Aragon GP<br />
12.-14. Oktober 2012 Japan GP<br />
19.-21. Oktober 2012 Malaysia GP<br />
26.-28. Oktober 2012 Australien GP<br />
09.-11. November 2012 Valencia GP<br />
und Auffahr-Unfällen kam. Was die Favoriten<br />
betrifft, so haben sich mittlerweile alle<br />
Experten darauf eingeschossen, dass Marc<br />
Marquez das Maß aller Dinge sein dürfte,<br />
wenn er ganz fit ist. Aber die Bandbreite ist wie<br />
üblich groß und mit Toni Elias ist auch der<br />
Weltmeister von 2010 wieder zurück. Andrea<br />
Iannone, Bradley Smith, Thomas Lüthi, Scott<br />
Redding, es <strong>kann</strong> viele Sieger geben. Die<br />
Unberechenbarkeit wird die Moto2 auch 2012<br />
nicht verlieren.<br />
No.9 Wird 2012<br />
ein spannendes Jahr?<br />
Davon ist auszugehen. Mit den neuen 1000cc-<br />
Biestern wird es in der MotoGP wohl wieder<br />
mehr Action geben, die Fahrstile dürften wieder<br />
etwas wilder aussehen und dank der größeren<br />
Motorenkraft ist die Kurvenfahrt nicht mehr<br />
alles. Wenn dann noch dazu ein MotoGP-Starterfeld<br />
eine »2« an der Zehnerstelle hat, dürfte<br />
sich nicht nur der Rechteinhaber freuen. Es wird<br />
auch durchaus interessant, wer unter den<br />
Neu-Einsteigern in der Königsklasse die Nase<br />
vorne haben <strong>kann</strong> und wie nahe die CRTs den<br />
<strong>Wer</strong>ks-Prototypen letztendlich kommen. In der<br />
Moto3 gilt es derweil wieder Geschichte zu<br />
schreiben, immerhin geht es um den ersten Sieg<br />
und den ersten WM-Titel in einer neuen Klasse.<br />
Und in der Moto2 wird es wohl rundgehen wie<br />
immer, egal ob nun acht Fahrer weniger am<br />
Start stehen als früher. Jetzt gilt es nur noch, den<br />
Winter ohne Rennaction zu überstehen, ohne<br />
sich dabei die Fingernägel komplett weg zu<br />
kauen, schließlich braucht der geneigte Fan<br />
noch Reserven für die Saison.<br />
82 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
84 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />
Fotos: milagro
Neue Liebe<br />
Als die MotoGP-Teams nach Saisonende in Valencia erstmals gemeinsam ihre<br />
neuen 1000cc-Maschinen testeten, ging es vor allem um die Frage, ob dort<br />
Liebes- oder Hassbeziehungen entstehen.<br />
Text: Falko Schoklitsch<br />
Der erste Eindruck ist oft eine wichtige Sache, immerhin<br />
sollen wir bereits in den ersten Sekunden darüber entscheiden,<br />
ob uns jemand gefällt oder nicht. Bei<br />
Motorradrennfahrern ist Liebe auf den ersten Blick noch<br />
ganz anders gelagert, zwar verhalten sich Piloten wie<br />
Valentino Rossi manchmal so, als hätten sie eine Liebesbeziehung<br />
zu ihren Maschinen und schreiben ihnen<br />
sogar Liebesbriefe - so geschehen bei Rossis Yamaha-Abschied -, doch<br />
bis sich die Liebe entfalten <strong>kann</strong>, ist oft viel<br />
Arbeit nötig.<br />
Nehmen wir den konkreten Fall Rossi. Er und<br />
die Ducati Desmosedici wollten 2011 auf<br />
Anhieb nicht so recht harmonieren, vorerst war<br />
von einer Liebesbeziehung nichts zu spüren.<br />
Wieder und wieder hat der Italiener einen<br />
neuen Annäherungsversuch gestartet, doch egal<br />
ob er seiner Maschine neue Teile, eine neue<br />
Gewichtsverteilung oder eine neue Sitzposition<br />
spendierte, sie zeigte ihm die kalte Schulter.<br />
Beim Test in Valencia nach Saisonende sollte<br />
alles anders werden, diesmal gab es gleich ein<br />
komplett neues Chassis und siehe da, es zeigten<br />
sich erste Knospen wahrer Zuneigung. »Die<br />
Maschine ist angenehmer als die 800er«, sagte<br />
Rossi nach seinem ersten Eindruck mit dem<br />
neuen Aluminium-Rahmen, bei dem der Motor<br />
im Vergleich zu früher kein tragendes Element<br />
mehr ist. Doch an Beziehungen muss man<br />
arbeiten. »Das Positive an der Maschine sind<br />
sicher der Motor, den ich mag, und die Tatsache,<br />
dass sie sich besser handhaben lässt als das<br />
vorige Modell. Es macht definitiv mehr Spaß,<br />
teilweise auch deswegen, weil man mehr querstehen<br />
<strong>kann</strong>. Der Rahmen ist nicht schlecht,<br />
aber er braucht Arbeit. Wir müssen das Bremsen<br />
verbessern, denn ich muss härter und später<br />
bremsen können. Außerdem müssen wir die<br />
Valentino Rossi hofft,<br />
dass die neue GP12<br />
nicht ganz so störrisch<br />
ist wie ihre rote<br />
Vorgängerin<br />
Traktion beim Beschleunigen verbessern«, hielt Rossi fest. Es machte<br />
jedenfalls den Eindruck, als hätte Ducati etwas gefunden, einen neuen<br />
Weg, der auch neue Chancen ermöglicht.<br />
Die japanischen <strong>Wer</strong>ke arbeiten seit jeher mit dem Aluminium-Rahmen,<br />
doch trotz dieses Erfahrungsvorsprungs gab es mit der neuen Partnerin<br />
auch bei Honda noch Kommunikationsprobleme. Es ist eben nie einfach,<br />
wenn auf einmal wieder alles von null beginnt und die Freundin plötzlich<br />
ein völlig neues Verhalten an den Tag legt. Casey Stoner und Dani Pedrosa<br />
beklagten, dass die RC213V zu viel vibrierte, wobei sie ihre neue, weichere<br />
»Das Positive an der Maschine<br />
sind sicher der Motor, den ich<br />
mag und die Tatsache, dass sie<br />
sich besser handhaben lässt<br />
als das vorige Modell. Es macht<br />
definitiv mehr SpaSS, teilweise<br />
auch deswegen, weil man mehr<br />
querstehen <strong>kann</strong>.«<br />
Bereifung dafür verantwortlich machten. Nur durch Umbauten an der<br />
Abstimmung war nichts zu machen, also sollten neue Teile es richten.<br />
Stoner wollte aber noch auf Sepang warten, um seine neue Begleitung<br />
endgültig einzustufen, immerhin wusste er aus der Vergangenheit, dass<br />
ein erster Eindruck in Valencia nicht unbedingt der Optik gleichen muss,<br />
die sie auf anderen Strecken besitzt.<br />
Bei Yamaha hatte sich ein neuer Verehrer in das Liebeswerben gemischt.<br />
Denn während Jorge Lorenzo aufgrund einer Fingerverletzung von Phillip<br />
Island darauf verzichten musste, der 1000cc<br />
YZR-M1 Avancen zu machen, kümmerte sich<br />
neben <strong>Wer</strong>ksfahrer Ben Spies auch Tech 3 Neuzugang<br />
Andrea Dovizioso darum, alles für eine<br />
schöne gemeinsame Zukunft zu ebnen. Dabei<br />
stellte sich die M1 aber noch etwas bockig an.<br />
Spies und Dovizioso konnten zwar viele Dinge<br />
mit ihrer neuen Begleiterin ausprobieren, wenn<br />
es nach gutem Kurveneingang und sanfter Gasannahme<br />
dann aber an das Grande Finale beim<br />
Kurvenausgang ging, wollte die Yamaha sich<br />
immer auf die Hinterbeine stellen. Das gefiel<br />
den Fahrern überhaupt nicht, Dovizioso<br />
beklagte sich, dass er deswegen oft früher hochschalten<br />
musste, was natürlich nicht dabei half,<br />
die Maschine auf der Geraden schnell voll auf<br />
Touren zu bringen.<br />
Blieben noch die ganz neuen Gesichter, die sich<br />
als Claiming Rule Teams präsentierten. Dabei<br />
blieb festzuhalten, dass wohl noch einiges an<br />
Paartherapie nötig sein dürfte, bis wirklich alles<br />
funktioniert. Die Maschinen sahen teilweise<br />
wunderschön, teilweise eher einfach zusammengezimmert<br />
aus, dementsprechend schwierig<br />
war es für die Fahrer auch, sich mit ihnen<br />
anzufreunden. Die Fahrer selbst waren aber<br />
auch ein kleines Problem, denn Leute wie Carmelo<br />
Morales, Ivan Silva, Yonny Hernandes,<br />
Federico Sandi und Gianluca Nannelli sind<br />
nicht unbedingt dafür be<strong>kann</strong>t, dass sie in der obersten Liga der Flirt-<br />
Experten mitspielen. So gesehen war hier auf beiden Seiten der Beziehung<br />
noch Besserungsbedarf vorhanden, um Suter BMW, BQR Inmotec, FTR<br />
Kawasaki und Gapam BMW noch zu guten Freundinnen zu machen.<br />
Auch als eine Woche danach in Jerez gefahren wurde, zeigte sich, dass es<br />
noch zarte Beziehungspflänzchen sind, die sich in der CRT aufbauen<br />
müssen. Denn selbst die Flirt-Experten Colin Edwards und Randy de<br />
Puniet hatten mit der Suter BMW beziehungsweise einer abgewandelten<br />
Aprilia RSV4 noch so ihre Probleme bei der Kontaktaufnahme.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 85
Loris Capirossi<br />
Fotos: milagros<br />
Text: Rudi Moser & Falko Schoklitsch<br />
Ich bedaure nichts<br />
Loris Capirossi hat nach 22 WM-Saisons seinen Helm an den Nagel gehängt. Neben<br />
Höhen und Tiefen prägte Capirossi vor allem eines: er hat seine Arbeit geliebt. Das<br />
<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> spricht mit ihm.<br />
86 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Loris Capirossi<br />
22Jahre sind eine lange Zeit,<br />
manche Menschen schaffen<br />
es, in so einer Spanne Eltern und Großeltern<br />
zu werden, sie bauen Imperien auf,<br />
die Bestand haben oder wieder zerfallen,<br />
sie setzen sich Lebenswerke, sie versuchen<br />
einfach, Großes zu schaffen, egal was es<br />
kostet. Loris Capirossi hat die vergangenen<br />
22 Jahre einfach nur das gemacht, was er<br />
geliebt hat, zu seinem Glück war er gut<br />
darin, sonst hätte er es vielleicht nicht so<br />
lange tun können. Er war drei Mal Weltmeister,<br />
hätte es öfter sein können, doch er<br />
weiß auch, dass er es viel schlimmer hätte<br />
treffen können.<br />
Loris Capirossi war erfolgreich, er war auch<br />
gerne gesehen, mit niemandem hatte er je<br />
lange Streit, auch nicht mit Tetsuya Harada,<br />
mit dem er sich 1998 ein viel diskutiertes<br />
Duell in Argentinien lieferte, das Harada<br />
ins Aus schoss und Capirossi statt des Japaners<br />
zum 250cc-Weltmeister machte.<br />
Heute sind die Beiden gute Freunde, wobei<br />
der Italiener ohnehin fast nur gute Freunde<br />
in der GP-Welt zurücklässt, die er eigentlich<br />
gar nicht richtig ausblenden wird.<br />
Denn Capirossi wird Sicherheitsberater für<br />
den Rechteinhaber Dorna und damit weiter<br />
voll am Geschehen dranbleiben.<br />
Ob der Abschied für ihn das Richtige war,<br />
weiß wohl nur er selbst, seine Leistungskurve<br />
deutete jedenfalls darauf hin, dass<br />
seine Entscheidung stimmte, die Tränen<br />
seiner Frau Ingrid beim letzten Zieleinlauf<br />
in Valencia waren wohl neben ein wenig<br />
Wehmut auch etwas der Erleichterung<br />
geschuldet, dass ihr Ehemann es einigermaßen<br />
heil in den Ruhestand geschafft<br />
hatte. Schließlich war Capirossi bei seinem<br />
Abschiedsrennen mit der Nummer 58 des<br />
zwei Wochen davor in Malaysia verstorbenen<br />
Marco Simoncelli gefahren und das<br />
Unglück hatte alle wieder einmal daran<br />
erinnert, wie viel Gefahr in der MotoGP<br />
immer noch mitfährt.<br />
Mit Capirossi verlässt eine Ikone des<br />
Motorradsports die Weltbühne. Ein Titel<br />
in der Königsklasse ist ihm zwar immer<br />
verwehrt geblieben, doch wer sich 22 Saisons<br />
in der Weltmeisterschaft hält, muss<br />
unweigerlich zu den großen Fahrern<br />
gerechnet werden. Dem haben auch die<br />
Veranstalter Sorge getragen, die seine<br />
Nummer 65 nicht mehr vergeben werden.<br />
Zu seinem Abschied macht auch das<br />
<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> Capirossi noch einmal<br />
seine Aufwartung und plaudert mit<br />
ihm über Vergangenheit und Zukunft.<br />
MSM: Loris, eine lange Karriere geht zu<br />
Ende. 22 Jahre, das ist unglaublich. Ich<br />
habe 1994 angefangen, habe 294 Grands<br />
Prix gemacht, du 328 und ich habe beinahe<br />
alle deine Erfolge zu Anfang miterlebt.<br />
Wie ist dein Gefühl, wenn du dieser<br />
Familie auf Wiedersehen sagst?<br />
LORIS CAPIROSSI: Ich denke, ich werde<br />
das zunächst erst gar nicht realisieren.<br />
Denn nach 22 Saisons habe ich den Großteil<br />
meines Lebens hier verbracht. Am<br />
Montag bin ich aufgewacht und habe →<br />
Zwei Mal krönte<br />
sich Capirex zum<br />
125er Champion<br />
1990 - 1991: 125cc 1992 - 1994: 250cc<br />
1995 - 1996: 500CC<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 87
Loris Capirossi<br />
zu mir gesagt: »Hey, mein Leben ist jetzt<br />
anders.« Aber während der Saison habe ich<br />
viel nachgedacht. Denn es ist nicht so einfach,<br />
eine Saison so zu Ende zu bringen.<br />
Aber momentan bin ich glücklich. Denn<br />
ich habe die Saison mit ganzem Herzen<br />
bestritten und ich denke, der Moment ist<br />
der richtige. Ich habe in dieser Welt viel<br />
miterlebt, viel Glück, viel Erfolg und es ist<br />
eine gute Zeit, sich von allen zu verabschieden<br />
und etwas anderes zu machen. Im<br />
Leben gibt man manchmal zu viel und man<br />
muss verstehen, wann die richtige Zeit zum<br />
Aufhören ist. Für mich ist jetzt die richtige<br />
Zeit gekommen.<br />
Du warst drei Mal Weltmeister. Bist du<br />
jetzt, am Ende deiner Karriere, etwas<br />
traurig, dass du es in der Königsklasse nie<br />
geschafft hast?<br />
Du hast recht, wenn du sagst, ich war drei<br />
Mal Weltmeister, aber ich habe zwei weitere<br />
relativ sichere Titel verloren. 1993 und 1994<br />
habe ich die Weltmeisterschaft durch<br />
meine Fehler verloren, damit wären es also<br />
fünf Titel, so sind es drei. Außerdem hatte<br />
ich 2006 eine tolle Chance auf den Titel,<br />
habe ihn aber aus vielen Gründen nicht<br />
gewonnen. Ich bin aber glücklich, denn ich<br />
habe mein ganzes Leben das gemacht, was<br />
ich wollte, was ich mochte. Ich bin glücklich<br />
darüber und habe das Gefühl, dass ich<br />
ein echt glücklicher Mensch bin.<br />
Wie war es, als Erster mit der<br />
Ducati zu gewinnen, auf einer<br />
italienischen Maschine? Das<br />
muss auch etwas Besonderes für Dich<br />
gewesen sein...<br />
Das war ein toller Moment, als ich 2003 das<br />
erste Rennen für Ducati in Barcelona<br />
gewonnen habe. Niemand hatte das im<br />
ersten Jahr für Ducati und in meinem<br />
ersten Jahr auf einer Viertakt-Maschine<br />
erwartet. Der Moment war wirklich<br />
unglaublich, aber ich habe viele wirklich<br />
gute Erinnerungen. In 22 Jahren bin ich<br />
mehr als 300 Grands Prix gefahren, da ist<br />
es normal, dass man viele schöne Erinnerungen<br />
hat. Aber ich denke, der unvergessliche<br />
Moment ist sicher mein erster Titel<br />
1990. Das war mein bester Moment, ich<br />
war noch ein Kind, keiner hatte das erwartet<br />
und ich beendete meine erste Saison bei<br />
den 125ern gleich als Weltmeister. Das war<br />
für mich das Beste.<br />
Wenn man zurückblickt, gab es so viele<br />
gute Fahrer. Du fuhrst gegen die Besten<br />
und warst selbst einer davon. <strong>Wer</strong> war<br />
dein größter Gegner? Du hast dich ja<br />
Größtenteils aus Problemen rausgehalten,<br />
hattest kaum einen Streit. Generell hieß<br />
es, Loris ist ein netter Kerl...<br />
Ich habe versucht, jedem gegenüber meine<br />
beste Seite zu zeigen. Denn wir dürfen nie<br />
vergessen, dass wir Glück haben, das tun<br />
zu können, was wir tun. Deswegen habe<br />
ich immer versucht, eine gute Beziehung<br />
zu allen zu haben. Ich habe mit vielen Fahrern<br />
gekämpft, das begann in der 125er mit<br />
Gresini, ging bei den 250ern weiter mit<br />
Cadalora, Romboni, Biaggi und Harada.<br />
Harada ist jetzt mein Freund, denn wir<br />
leben beide in Monte Carlo und seine<br />
Tochter geht in die gleiche Schule wie mein<br />
Capirex fuhr zwei<br />
Mal in der 250er<br />
Klasse<br />
Mit Honda gelang<br />
der Wechsel in<br />
die Königsklasse<br />
Mit Ducati war<br />
Capirossi nah<br />
am großen<br />
Erfolg dran<br />
1997-1999: 250cc 2000-2002: 500CC & MotoGP 2003 / 2007: ducati<br />
88 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Loris Capirossi<br />
Auch nach dem<br />
rücktritt bleibt<br />
mein Gefühl das<br />
eines Kämpfers.<br />
Ich werde die Maschine<br />
sicher vermissen,<br />
das steht<br />
fest.<br />
Sohn. Wir sehen uns jeden Tag. Das Leben<br />
ist manchmal eigenartig, aber für mich ist<br />
es wirklich gut, immer das gleiche Gefühl<br />
und die gleiche Beziehung mit allen aufrechtzuerhalten.<br />
Das macht mich froh und<br />
alle mögen mich, weil ich nie jemandem<br />
was getan habe.<br />
Wie sieht deine Zukunft aus? Weißt du das<br />
schon oder überlegst du noch?<br />
Die Zukunft ist relativ klar. Ich habe von<br />
der Dorna die gute Gelegenheit bekommen,<br />
in dieser Welt zu bleiben und der<br />
Dorna meine Erfahrung zur Verfügung zu<br />
stellen, um ein paar Änderungen zu bewirken.<br />
Vielleicht ist es das, was ich auf lange<br />
Sicht mache, aber da bin ich mir nicht<br />
sicher.<br />
Kommen wir noch einmal auf deine Aussage<br />
zurück, dass Harada nun ein guter<br />
Freund ist. Ich erinnere mich noch an das<br />
Rennen in Argentinien, als es in der letzten<br />
Kurve hoch her ging. Diese Dinge sind jetzt<br />
alle vorbei?<br />
Ja, das ist das Leben, das ist Racing. Wenn<br />
du ein starker Fahrer bist, musst du immer<br />
alles probieren. Wenn du dir zu sagen<br />
beginnst: »Ach, das <strong>kann</strong> ich nicht machen,<br />
das ist zu schwierig«, dann solltest du besser<br />
aufhören. Damals habe ich es probiert<br />
und meinen Titel gewonnen. Das ist Racing<br />
und so ist das hier normal. Deswegen ist<br />
die Beziehung zu ihm auch immer noch<br />
gut.<br />
Du hattest auch ein paar schlimme Stürze.<br />
Dachtest du danach manchmal daran, da<br />
schon aufzuhören? Wie schwer ist es, sich<br />
von Verletzungen wieder zurückzuarbeiten?<br />
Sofort wenn man eine böse Verletzung hat,<br />
fragt man sich immer, was man hier eigentlich<br />
macht. Aber zehn Minuten später sagt<br />
man sich dann, man will wieder auf die<br />
Maschine. Es ist immer so. Das liegt daran,<br />
dass dein Geist immer fährt und immer<br />
kämpft. Auch jetzt, nachdem ich gesagt<br />
habe, dass ich aufhöre, bleibt mein Gefühl<br />
das eines Kämpfers. Ich werde die Maschine<br />
sicher vermissen, das steht fest.<br />
Wirst du hin und wieder privat auf dem<br />
Motorrad unterwegs sein?<br />
Zu 100 Prozent. Ich habe viele Motorräder<br />
und ich fahre viel mit ihnen auf der Strecke<br />
herum.<br />
Bei Suzuki ging es<br />
langsam bergab<br />
Das letzte Jahr<br />
absolvierte<br />
Capirex bei<br />
Pramac<br />
2008-2010: suzuki 2011: motogp pramac<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 89
SuperSic<br />
5 top<br />
‚SuperSic‘ hat das Fahrerlager oft gespalten. Mit seiner Fahrweise, seinen Aussagen, seinem<br />
Auftreten. Doch am 23.10.2011 erinnerte Marco Simoncelli alle daran, dass die MotoGP eine Familie ist.<br />
»Hallo alle. Ich bin Marco Simoncelli und ich bin der<br />
neue Ingenieur am Gasgriff von Honda Gresini!«<br />
So stellte sich Marco Simoncelli Anfang 2010 für seine Rookie-<br />
Saison in der Königsklasse vor, dabei dürfte der Wuschelkopf zu<br />
dieser Zeit bereits jedem be<strong>kann</strong>t gewesen sein. Denn immerhin<br />
war ‚Bob‘ bereits 2002 in die Weltmeisterschaft eingestiegen<br />
- damals noch mit gepflegter Kurzhaarfrisur. Die Lieblingsrivalen<br />
waren ebenso be<strong>kann</strong>t wie der 250cc-Weltmeistertitel<br />
von 2008, seine Freundschaft zu Valentino Rossi, sein spektakulärer<br />
Fahrstil, seine Extravaganz und sein Talent. Marco<br />
Simoncelli war kein Engel ohne Fehl und Tadel, aber er war sein<br />
eigener Charakter und sich selbst treu; eben eine echte<br />
Persönlichkeit. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> widmet dem charismatischen<br />
Fahrer aus Coriano die Top5 und sagt: Ciao Marco!<br />
Text: jule krause<br />
5<br />
Extravaganz - Hair extraordinär<br />
Im Falle von ‚SuperSic‘ bedeutete Extravaganz vor allem: Unglaublich viele Haare – und das Geschick, sie als eigenes Markenzeichen zu<br />
verkaufen. Der Mann hatte aber auch Haare - genug für drei Frauenköpfe. So viele, dass er sich den Spitznamen ‚Bob‘ (von Tingle Tangle<br />
Bob) verdiente und 2010 gleichzeitig den Zuschauerpreis für die furchtbarsten und coolsten Haare im Fahrerlager gewann.<br />
So viele, dass er als meist gestellte Frage, jene um seine Haare nominierte und Fans wie Journalisten in seiner direkten Art darauf hinwies, dass<br />
dies insgesamt ziemlich einfallslos sei. Dennoch ließ er es sich nicht nehmen, zu versprechen: »Die Haare kommen ab, wenn ich mein erstes<br />
MotoGP-Rennen gewinne!« Mit den Plätzen drei in Brünn und zwei auf Phillip Island 2011, bewies er wenig Angst vor großen Scheren.<br />
Fotos: milagro, adrivo/Sutton<br />
90 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
4‚SuperSic‘ war unbestritten ein<br />
großes Talent – groß im wörtlichen<br />
Sinne! Wenn er sich in<br />
seiner WM-Karriere beschwerte,<br />
dass er zu groß und schwer für<br />
die Maschinen sei, und zwar von<br />
der 125cc bis zur MotoGP, dann<br />
fragt man sich, wie er je auf Minimotos<br />
gepasst hat? 1999 und<br />
2000 die Titel in der italienischen<br />
Meisterschaft gewann, Vizemeister<br />
in der EM wurde und in der<br />
nationalen 125er regelmäßig die<br />
‚zarten‘ Bürschchen schlug, die<br />
größenmäßig so viel besser dran<br />
waren als er. Nein, seine Größe<br />
hielt ihn definitiv nicht vom Siegen<br />
ab, weshalb er 2004 im Alter<br />
von 17 Jahren seinen ersten<br />
125er Grand Prix gewinnen<br />
konnte. Im Gegensatz zu Casey<br />
Stoner ließ sich Marco im strömenden<br />
Regen von Jerez nämlich<br />
nicht von der Strecke spülen<br />
und verwandelte sein erstes WM-<br />
Podium gleich in den ersten Sieg.<br />
Talentiert<br />
Don‘t<br />
stop<br />
me<br />
now!<br />
Marco Simoncelli auf<br />
seiner 250er Metis Gilera<br />
Maschine in Valencia<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 91
3 Provokativ - am Steuer und mit dem Mund<br />
Was wäre die MotoGP ohne die großen Rivalen auf der Strecke, die sich ineinander verbeißen und lieber gemeinsam im Kiesbett landen, als dem anderen den<br />
Vortritt zum Sieg zu lassen? ‚SuperSic‘ war immer für ein gutes Duell zu haben und lieferte sich gnadenlose Strecken- und Wortgefechte mit den spanischen »Mädchen«<br />
Hector Barbera und Alvaro Bautista. Obwohl sie 2011 durch viele ‚For Japan‘-Aktionen das Kriegsbeil begruben, erinnert sich jeder an die spannenden Radan-Rad-inklusive-Lackaustausch-Gefechte<br />
von 2008. So ist es wenig verwunderlich, dass auch der erste 250cc-Sieg am 1. Juni in Mugello einige Diskussionen<br />
auslöste: Eine Runde vor Schluss versuchte ‚Sic‘, auf der Geraden ein Überholen von Barbera zu verhindern und lehnte sich nach links. Die Folge: Ein Spanier im<br />
Kies, ein freudestrahlender Italiener und eine Verwarnung der Sicherheitskommission.<br />
2<br />
Mann der Welt«<br />
Emotional »Der<br />
glücklichste<br />
Rennsportler sind eine besondere und eigene Spezies.<br />
Professionell, berechnend und überaus entschlossen<br />
auf der Strecke. Sie können wütend sein,<br />
nach Gegnern treten und schimpfen wie die Rohrspatzen,<br />
weshalb sich Alvaro Bautista überlegen<br />
sollte, vielleicht doch immer eine Notfallpackung Salz<br />
mit sich zu führen (Hausmittel zur Abwehr von ruhelosen<br />
Geistern), nachdem der einstige große Rivale<br />
von ‚SuperSic‘ 2012 ausgerechnet auf dessen 1000cc<br />
sitzen wird. Sie können sentimental sein und aus dem<br />
Kürzel ‚Sic‘ ihr Markenzeichen kreieren, weil sie es<br />
»super cool« finden. Sie hetzen um die Welt, verbringen<br />
Stunden im Fitnessstudio, lassen leidige Sponsorentermine<br />
über sich ergehen und beantworten<br />
geduldig die dämlichsten Fragen, die Journalisten so<br />
stellen können - und das alles für den einen Moment,<br />
wenn sie nach einem besonderem Sieg, einem WM-<br />
Titel oder einem außergewöhnlichem Rennen sagen<br />
können: »Heute bin ich der glücklichste Mann der<br />
Welt!«*<br />
* 19. Oktober 2008, Weltmeister Pressekonferenz in Malaysia<br />
92 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Fotos: milagro<br />
Populär -<br />
DIOBO‘ che<br />
casino avete<br />
fatto!**<br />
1<br />
500.000 Fans, Tendenz steigend! Wie fast jeder<br />
Mittzwanziger war auch ‚Sic‘ ein Fan der Sozialen<br />
Netzwerke und der Interaktion mit den<br />
Anhängern. Noch mehr sollten es werden und<br />
dafür hatte der 24-Jährige einen klaren Plan:<br />
Den Sieg in Sepang, einer seiner Lieblingsstrecken,<br />
der Stätte seines Weltmeister-Titels 2008.<br />
Vor seinem letzten Rennen sagte er: »Es gibt<br />
keinen Grund, weshalb wir nicht um das Podest<br />
mitkämpfen können sollten; die oberste Stufe<br />
wäre natürlich am Schönsten.« Die Fans sind<br />
gekommen, Tattoos wurden gestochen, die #58<br />
getragen und zur Ehrennummer erklärt, Briefe,<br />
Portraits und Kommentare geschrieben, Fahrer-<br />
Blogs verfasst, Helme neu designt, 58 Sekunden<br />
applaudiert, Ansprachen gehalten, Rocksongs<br />
gesungen und Lärmminuten abgehalten – um<br />
zu ehren, zu gedenken und eine große Persönlichkeit<br />
zu feiern, wie sie es gern gehabt hätte.<br />
Du warst wahrlich super, Sic!<br />
** Meine Güte! So viel Lärm habt ihr gemacht!<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 93
»Du lebst in fünf<br />
Minuten, die<br />
du schnell auf<br />
einer Maschine<br />
fährst, mehr als<br />
andere Leute in<br />
ihrem ganzen<br />
Leben.«<br />
SuperSic<br />
best<br />
of<br />
Marco Simoncelli war<br />
ein harter Kämpfer,<br />
Fairness war ihm aber<br />
nicht fremd<br />
Fotos: adrivo/Sutton, milagro<br />
(GRAZIE!)<br />
Die Fans liebten es,<br />
Simoncelli auf seiner<br />
Maschine wilde Dinge<br />
tun zu sehen<br />
»Mit der 250er fliegt man<br />
recht hoch, wenn man einen<br />
Highsider hat, aber mit der<br />
MotoGP fliegst du höher!«<br />
94 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />
»Ich werde gegen<br />
Capirossi fahren!<br />
Dem hab‘ ich schon<br />
zugeschaut, als ich<br />
erst 8 Jahre alt war.«
»Barbera & Bautista?<br />
Sie sind keine harten<br />
Jungs - sie sind<br />
Mädchen!«<br />
»Frauen, die auf der Strecke<br />
fahren, gehen mir auf die Eier -<br />
das ist ein Sport für Männer.«<br />
Simoncelli galt als der nächste<br />
große MotoGP-Star<br />
»Ich musste an<br />
Valentino vorbei,<br />
der drei Kurven lang<br />
dagegenhielt. Ich<br />
habe Reifenspuren<br />
an meiner Kombi, die<br />
das beweisen!«<br />
»Im Motorradsport mag sich<br />
eigentlich niemand, aber<br />
letztendlich fühlen wir ganz<br />
tief drinnen doch eine gewisse<br />
Verbundenheit miteinander.«<br />
In Valencia nahmen die<br />
Fans an einer<br />
16-Meter-Wand von<br />
Simoncelli Abschied<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 95
ANDERE<br />
ÜBER<br />
SIMONCELLI<br />
Fans hätten auch<br />
gezahlt, um Simoncelli<br />
alleine Runden drehen<br />
zu sehen<br />
Simoncelli wirkte<br />
beinahe tollpatschig,<br />
wusste aber, sich zu<br />
inszenieren<br />
Fotos: adrivo/Sutton<br />
Wenn es um Spaß ging,<br />
musste man Marco<br />
Simoncelli nicht zwei<br />
Mal bitten<br />
»Mit diesem Haar wie Jimi Hendrix,<br />
mit diesem schlaffen Gehstil,<br />
dieser sonderbaren Stimme eines<br />
Italieners, es war lustig dir<br />
zuzuhören.« Alvaro Bautista<br />
96 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />
Hätte Marco Simoncelli<br />
in der MotoGP<br />
gewonnen, wären die<br />
Haare weg gekommen<br />
»Dein Kampfgeist<br />
wird ewig weiterleben!<br />
«John Hopkins
Um ein Spielchen war<br />
Simoncelli nie verlegen<br />
»Ich hätte anstelle einer<br />
Schweigeminute zu Ehren<br />
von Marco lieber eine<br />
Minute des Lärms und<br />
Chaos, mit allen Motorrädern<br />
der MotoGP,<br />
Moto2 und 125cc, die ihre<br />
Motoren zusammen<br />
hochdrehen.«<br />
Paolo Simoncelli<br />
»Sic war für mich<br />
wie ein jüngerer<br />
Bruder. So stark auf<br />
der Strecke und so<br />
süSS im normalen<br />
Leben. Ich werde ihn<br />
sehr vermissen.«<br />
Valentino Rossi<br />
Der Abschied der<br />
MotoGP-Gemeinschaft<br />
war eine Feier von<br />
Simoncellis Leben<br />
»Marco war eine Brise<br />
von frischer Luft in<br />
der MotoGP.«<br />
Carl Fogarty<br />
Karriere:<br />
Minimoto (1996-2000)<br />
1999 & 2000 Titel italienische Meisterschaft<br />
2000 Vizemeister EM<br />
125cc (2001-2002)<br />
2001 Rookie des Jahres ital. Meisterschaft<br />
2002 Europameister<br />
GP 125cc (2002-2005)<br />
2002 Estoril: erste WM-Punkte im 2. Rennen (13. Platz)<br />
2003 erste Saison mit Startnummer #58<br />
2004 Jerez: erster Sieg<br />
250cc (2006-2009)<br />
2008 Mugello: erster Sieg<br />
2008 Malaysia: Gewinn des WM-Titels<br />
2009 Gaststart - Superbike WM: dritter Platz im zweiten Lauf<br />
MotoGP (2010-2011)<br />
2010 Estoril: 4. Platz, Podest um 0,06 Sek. verpasst<br />
2011 Katalonien: 1. Pole, Stoner um 0,016 Sek. geschlagen<br />
Tschechien: erster Podestplatz (3. Platz)<br />
Australien: beste MotoGP-Platzierung (2. Platz)<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 97
Auch Weltmeister können fliegen:<br />
Jorge Lorenzo steigt von seiner<br />
Yamaha ab<br />
Valentino Rossi kam am Start in<br />
Valencia nicht sehr weit<br />
98 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Rolle vorwärts von Dani Pedrosa<br />
am Sachsenring<br />
Sicherheit<br />
ohne<br />
Knautschzone<br />
Unfälle lassen sich im Motorradsport<br />
nicht vermeiden, manchmal<br />
enden sie auf schlimmste Weise,<br />
oft aber relativ glimpflich. Für die<br />
Sicherheit der Fahrer wird vieles<br />
getan, denn auch ohne Knautschzone<br />
<strong>kann</strong> einiges verhindert werden.<br />
Text: Falko Schoklitsch<br />
Fotos: milagro<br />
eine Achillesferse gibt es immer, das durfte auch Achilles<br />
selbst feststellen, als er von Paris durch den von<br />
Gott Apoll dort hingelenkten Pfeil an seiner einzig<br />
verwundbaren Stelle getroffen wurde. Zwar braucht<br />
es keinen göttlichen Einfluss, damit in der Motorradwelt<br />
etwas Schlimmes passiert, aber dennoch ist viel<br />
getan worden, damit Unfälle wie jene von Marco Simoncelli oder Shoya<br />
Tomizawa in ihren tödlichen Folgen die Ausnahme bleiben. Aber<br />
gerade weil meist nur relativ wenig passiert und es bei gebrochenen<br />
Knochen bleibt, trifft es die Zweiradszene jedes Mal aufs Neue, wenn<br />
ihre Achillesferse wieder einmal offengelegt wird.<br />
Auffahr-Unfälle sind die letzte ganz große Gefahr, denn eine vollgetankte<br />
Maschine plus Fahrer bringt in etwa 230 Kilogramm auf die<br />
Waage und wenn die einen auf dem Boden liegenden Piloten mit voller<br />
Wucht erwischen, hilft nichts. Für jene Unfälle, die nicht durch eine<br />
Verkettung unglücklicher Umstände auf das Schlimmste hinauslaufen,<br />
wird derweil auf viele Arten vorgesorgt. Die passiven Sicherheitssysteme<br />
am Körper eines Fahrers sind mittlerweile außergewöhnlich<br />
gut und in ihrer Fertigung äußerst ausgereift.<br />
Die Lederkombi eines Profi-Piloten ist im Normalfall aus Känguruhleder,<br />
da es weicher und geschmeidiger als normales Leder ist, aber<br />
dennoch hitzebeständig. Das Gewicht der Kombi liegt bei etwa 3,5<br />
Kilogramm und ein Fahrer verbraucht pro Saison im Schnitt acht →<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 99
is zehn Stück davon. Muss es schnell gehen,<br />
<strong>kann</strong> so ein Anzug in acht Stunden gefertigt werden,<br />
normalerweise dauert es zweieinhalb bis<br />
drei Tage. Wichtig ist, dass er bei Ellenbogen und<br />
Knien für die Fahrhaltung angepasst worden ist,<br />
schließlich soll der Fahrer sich biegen können,<br />
Teil der Kombi ist der Schulter-Protektor, der aus<br />
Polyurethan gefertigt und damit sehr hart ist. Er<br />
soll einerseits allfällige Einschläge abfangen,<br />
andererseits beim Rutschen über den Asphalt<br />
einen weiteren Hitzeschutz bieten. Besonders<br />
auffällig ist der Höcker, den die Fahrer auf dem<br />
Rücken tragen. Er ist einerseits dazu da, den<br />
Koeffizienten des Luftwiderstands zu verringern,<br />
andererseits <strong>kann</strong> er auch eine Trinkflasche mit<br />
400cl Inhalt beherbergen, weswegen die Bezeichnung<br />
Höcker auch durchaus passend ist. Ein<br />
weiteres Merkmal des Auswuchses ist es, dass er<br />
Datenmess-Systeme beherbergt.<br />
Rund um die Taille der Fahrer ist die Kombi<br />
etwas elastischer, da sich der Körper dort durch<br />
Bewegung während des Fahrens am meisten verändert.<br />
Um keine Falten zu werfen, ist dieser<br />
Bereich aus Kevlar gemacht, da sich das Material<br />
am besten an die Konturen des Körpers anpasst.<br />
Um auch einen ausreichenden Hitzeaustausch<br />
zu gewährleisten, ist der elastische Bereich<br />
ebenso leicht perforiert wie andere Regionen der<br />
Kombi. Außen an der Oberbekleidung angebracht<br />
sind die Knie- und Ellenbogenschleifer.<br />
Beide bestehen aus Polyurethan, sind also sehr<br />
hart und helfen dabei, wenn es darum geht, Einschläge<br />
abzufangen. Zudem sind sie dafür da, um<br />
mit ihnen über den Asphalt zu gleiten und damit<br />
eine bessere Verbindung zur Strecke herzustellen.<br />
Das gilt besonders für die Knieschleifer, die deswegen<br />
auch relativ häufig gewechselt werden.<br />
Auf dem Kopf tragen die Fahrer ihren Helm. Bei<br />
jedem Grand Prix haben sie etwa drei Helme zur<br />
Verfügung. Ein Kopfschutz wiegt in etwa 1.400<br />
Gramm, je nach Lackierung <strong>kann</strong> es aber Unterschiede<br />
geben. Besonders heikel sind die Handschuhe,<br />
da sie einerseits Schutz, andererseits aber<br />
auch genug Gefühl bieten müssen. Deswegen<br />
sind sie eine Kombination aus Känguruh-Leder<br />
und Schafshaut, das Leder sitzt oben, die Schafshaut<br />
an der Handfläche. Besonders bei der Gashand<br />
ist es wichtig, dass der Fahrer genau spürt,<br />
was er tut. Auf den Fingerknöcheln sitzen Polyurethan-Protektoren,<br />
zudem sind der kleine und<br />
der Ringfinger miteinander verbunden, um im<br />
Falle eines Sturzes so noch etwas mehr Schutz zu<br />
haben.<br />
Die Stiefel der Piloten sind eine vielschichtige<br />
Sache. Außen bestehen sie aus weicher Mikrofaser<br />
und harten Polyorethan-Protektoren, die<br />
Einschläge absorbieren und generell davor schützen<br />
sollen. Innen sind die Stiefel noch einmal<br />
verstärkt. Sie sind so gestaltet, dass sie eine Bewegung<br />
vor und zurück ermöglichen, derweil aber<br />
seitliche Gelenksbewegungen unterdrücken.<br />
Hautnah an den Fahrern dran ist die Unterwä-<br />
Auch Casey Stoner kam am<br />
Sachsenring zu Fall - mit<br />
Funkenschlag<br />
Valentino Rossi und die<br />
Ducati lagen in diesem<br />
Jahr öfter im Kies<br />
Fotos: milagro<br />
100 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
sche aus synthetischer Mikrofaser. Sie ist einerseits<br />
da, damit die Kombi besser angezogen werden<br />
<strong>kann</strong>, andererseits soll sie den Körper kühlen<br />
und der Hautatmung helfen. Damit wird gleichzeitig<br />
der Ermüdung vorgebeugt. Sie wiegt weniger<br />
als 100 Gramm. Unter der Kombi wird auch<br />
noch der Rückenprotektor verstaut, der aus mehreren<br />
Polyurethan-Teilen gefertigt wird. Er lässt<br />
das Vorbeugen zu, ein Zurücklehnen aber nicht<br />
und ist mit Gel-Pads ausgestattet, die einen Aufprall<br />
mindern. Zusammengenommen kostet<br />
diese Ausstattung in etwa 6.500 Euro, doch damit<br />
ist es noch nicht getan.<br />
Mittlerweile haben viele Fahrer auch noch einen<br />
Airbag in ihrer Kombi, der dank eines Sensors<br />
ermittelt, wann ein Fahrer stürzt und sich dann<br />
in dem Obergewand aufbläst. Das mindert den<br />
Aufschlag abermals und soll Verletzungen vorbeugen.<br />
Und auch der letzten großen Risikostelle,<br />
dem Nacken, widmen sich die Sicherheitsgedanken<br />
immer mehr. In den vergangenen Jahren sind<br />
einige Systeme auf den Markt gekommen, die<br />
den Nacken vor Einschlägen und auch zu großen<br />
Verdrehungen schützen sollen, das Gegenargument<br />
der Fahrer dazu ist aber eine Einschränkung<br />
der Bewegungsfreiheit. Ein ähnliches Argument<br />
gab es auch bei der Einführung des<br />
HANS-Systems im Vierradsport, mittlerweile hat<br />
sich das Head and Neck Support System aber voll<br />
durchgesetzt und wohl auch bei zahlreichen<br />
Unfällen Schlimmeres verhindert. Es dürfte also<br />
nur eine Frage der Zeit sein, bis bei den Zweirädern<br />
ähnliches zum Einsatz kommt, wenn die<br />
Systeme wirklich voll ausgereift sind.<br />
Doch nicht nur am Körper der Fahrer wird viel<br />
getan, auch an den Maschinen und den Strecken<br />
passiert einiges, um Stürze so glimpflich wie<br />
Damals hatte sich<br />
Sete Gibernaus<br />
Bremshebel in die<br />
Ducati seines Teamkollegen<br />
Loris Capirossi<br />
geklemmt, der<br />
Spanier machte einen<br />
Salto vorwärts und<br />
löste eine Kettenreaktion<br />
aus.<br />
möglich ablaufen zu lassen. Ab 2012 verpflichtend<br />
ist eine Vorrichtung an den Motorrädern,<br />
die Stürzen vorbeugen soll. Es wird ein Schutzbügel<br />
für den Bremshebel am Lenker vorgeschrieben,<br />
damit dieser nicht aus Versehen bei<br />
Kontakt mit einer anderen Maschine betätigt<br />
werden <strong>kann</strong>. 2006 war so ein Zwischenfall Auslöser<br />
für den großen Startcrash in Barcelona.<br />
Damals hatte sich Sete Gibernaus Bremshebel in<br />
die Ducati seines Teamkollegen Loris Capirossi<br />
geklemmt, der Spanier machte einen Salto vorwärts<br />
und löste eine Kettenreaktion aus. Das soll<br />
nicht mehr passieren.<br />
Die Strecken haben aus Sicherheitsgründen in<br />
den vergangenen Jahren auch starke Veränderungen<br />
durchgemacht, die nicht unbedingt<br />
immer gut angekommen sind. Viele Kiesbetten<br />
sind großen, betonierten Auslaufzonen gewichen,<br />
wodurch die Fahrer sich beim Verpassen<br />
einer Kurve eher auf der Maschine halten können,<br />
weil sie über Asphalt rollen statt durch Kies<br />
rutschen. Spätestens seit Wayne Raineys Sturz in<br />
Misano 1993, als er sich beim Auftreffen auf das<br />
Kiesbett den sechsten Brustwirbel brach und<br />
danach querschnittgelähmt war, wird über Auslaufzonen<br />
mit kleinen Steinchen intensiv nachgedacht.<br />
Zwar war die Gestaltung des Kiesbetts<br />
damals durch seine sehr hohen Rillen ohnehin<br />
äußerst gefährlich, aber trotzdem sieht man es<br />
heutzutage lieber, wenn die Fahrer einerseits viel<br />
Platz für einen sicheren Sturz oder andererseits<br />
genug Platz haben, um einen Sturz zu vermeiden.<br />
Die Kritik lautet dann zwar, die Asphalt-Auslaufzonen<br />
verziehen zu viele Fehler, aber jede Verletzung<br />
weniger ist ein Gewinn für die Fahrer,<br />
denn im Gegensatz zu Achilles sind sie am<br />
ganzen Körper verletzlich.
Lizenz zum<br />
Aufstieg<br />
Stefan Bradl fährt im nächsten Jahr<br />
MotoGP. Wie es dazu kam, ist allerdings<br />
eine Geschichte, die sich kaum<br />
ein Drehbuchautor in seinen wildesten<br />
Fantasien hätte ausmalen können. Ein<br />
Reisebericht über Aufstieg, Fall,<br />
Aufstieg, Fall und Aufstieg.<br />
Texet: Falko Schoklitsch<br />
Fotos: milagro<br />
102 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
d<br />
Das Leben geht oft eigenartige Wege<br />
und zum Missfallen vieler meist nie den<br />
des geringsten Widerstands. Zumindest<br />
ist kaum eine Helden- oder Erfolgsgeschichte<br />
be<strong>kann</strong>t, die immer nur nach oben ging.<br />
Meist begann es mit einem ambitionierten Aufstieg,<br />
der durch einen jähen Fall gebremst wurde, bevor<br />
sich die Protagonisten schließlich doch noch, entgegen<br />
aller Umstände, durch harte Arbeit durchgesetzt<br />
haben. Nehmen wir ein Vorbild von Stefan<br />
Bradl, obwohl er nicht wirklich große Vorbilder hat.<br />
»Keine Ahnung, ich mag James Bond sehr gerne.<br />
Ich habe mir nie viele Gedanken darüber gemacht,<br />
deshalb fällt mir momentan niemand ein«, verrät<br />
er dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>. Bond hat in seinen<br />
Geschichten eigentlich nie einen gemütlichen Spaziergang<br />
ans Ziel erlebt. Oder weg von fiktiven<br />
Geschichten, nehmen wir etwa Soichiro Honda, der<br />
schon vor<br />
Gründung der<br />
Honda Motor<br />
Company mehr<br />
Rückschläge einstecken musste, als<br />
ihm lieb war. Doch er blieb dran, machte<br />
aus dem Wenigen, das er zu Beginn hatte, immer<br />
mehr und irgendwann führte er ein<br />
Welt-Unternehmen.<br />
Dieses Welt-Unternehmen hat mit Bradl in Zukunft<br />
auch wieder einen deutschen Fahrer in der höchsten<br />
Motorradklasse unter Vertrag. Doch es waren auch<br />
verschlungene Wege, die ihn bis dorthin geführt<br />
haben. Als er 2007 eigentlich schon als aktiver Rennfahrer<br />
zurückgetreten war, hat im Honda-Hauptsitz<br />
in Tokio wohl niemand daran gedacht, dass der<br />
junge Zahlinger irgendwann einmal in der MotoGP<br />
für das Unternehmen starten würde. Bradl selbst<br />
dachte das<br />
damals auch nicht. »Ein<br />
normaler Beruf war damals die Alternative,<br />
einfach ein normales Leben ohne Rennsport.<br />
2007 hatten wir sehr verschiedene Ansichten zum<br />
Rennsport«, sagt Bradl. Eigentlich hatte das auch zu<br />
Saisonende 2011 kaum einer gedacht, als Bradl nach<br />
der nächsten Berg- und Talfahrt Moto2-Weltmeister<br />
war.<br />
Losgegangen war alles großartig, vier der ersten<br />
sechs Saisonrennen gewann er und er lag in der<br />
Weltmeisterschaft weit voraus. Überall gab es schon<br />
die Vermutung, Bradl würde 2012 sicher in der<br />
MotoGP fahren, Kontakte dorthin bestätigte er<br />
sogar selbst. Also alles rosig, alles toll, alle Möglichkeiten<br />
vorhanden. Aber es wäre eben keine gute<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 103
Geschichte, wenn alles so glatt weitergelaufen<br />
wäre. Nach dem Sieg in Silverstone folgte in<br />
Assen ein Ausfall und ausgerechnet dort begann<br />
Marc Marquez damit, den Groove in der Moto2<br />
zu finden. Der Spanier startete eine Siegesserie,<br />
während Bradl zwar noch brav auf das Podest<br />
fuhr, aber sein Vorsprung immer kleiner wurde.<br />
In Aragon folgte ein großer Rückschlag. Bradl<br />
fuhr lange in der Spitzengruppe mit, lag teilweise<br />
sogar in Führung, bevor sich das Hinterrad auf<br />
der Felge zu drehen begann und er bis auf Platz<br />
acht zurückfiel.<br />
U<br />
nd Marquez? Der gewann auch in Aragon,<br />
es war sein siebter Saisonsieg,<br />
sollte aber auch sein letzter bleiben.<br />
Die eigentliche Vorentscheidung fiel<br />
in Malaysia, allerdings auf eine Art, die sich auch<br />
der Deutsche nicht gewünscht hätte. Im ersten<br />
Training in Sepang versäumten es die Streckenposten,<br />
auf einen nassen Abschnitt der Strecke<br />
durch Flaggensignale hinzuweisen, weswegen<br />
Marquez dort viel zu schnell hineinfuhr und<br />
heftig zu Sturz kam. Dabei schlug er sich den<br />
Kopf sehr hart an und hatte danach Probleme<br />
mit seiner Sicht, denn er sah doppelt. Er fuhr im<br />
Qualifying zwar mit und qualifizierte sich, für<br />
das Rennen musste er aber absagen.<br />
Bradl hatte damit einen Matchball, ein Sieg in<br />
Malaysia und er wäre Weltmeister. Und er führte<br />
das Rennen auch immer an, nur in der Runde,<br />
die nach Axel Pons‘ Sturz als letzte gewertet<br />
wurde, lag er hinter Thomas Lüthi auf Platz zwei,<br />
wodurch sein Vorsprung lediglich auf 23 Punkte<br />
wuchs. Was folgte, waren zwei Wochen von<br />
Zusagen und Absagen auf Seiten des Marquez-<br />
Teams und von Marquez selbst. Höhepunkt war<br />
der Freitag beim Saisonfinale in Valencia, als sein<br />
Hauptsponsor zunächst sagte, er sei noch nicht<br />
fit genug, um das Wochenende zu bestreiten.<br />
Damit galt Bradl vorerst als Weltmeister. Dann<br />
ruderten Marquez und sein Mentor Emilio Alzamora<br />
zurück und meinten, bei Sichtproblemen<br />
wie diesen könnte es auch überraschend schnelle<br />
Fortschritte geben, weswegen sie für Samstag<br />
alles offen ließen. Erst als der Spanier dann auf<br />
das Qualifying verzichtete, war die Sache gegessen<br />
und Bradl war kampflos Weltmeister, obwohl<br />
er sich lieber einen Kampf gewünscht hätte - auch<br />
wenn er im Rennen dann ausfiel. Neuer Lieblingsgegner<br />
von Bradl ist Marquez durch die<br />
Saison übrigens nicht geworden. »Einen Lieblingsgegner<br />
gibt es bei mir nicht. Gegner ist Gegner.<br />
Jeden der vor dir ist will man überholen.«<br />
Der Zick-Zack-Weg Richtung Titel war aber nur die eine Geschichte der<br />
Saison des Stefan B., die andere war seine Berg- und Talfahrt Richtung<br />
MotoGP. Nach dem guten Saisonstart galt er bald als möglicher Nachfolger<br />
des schwächelnden Toni Elias bei Honda LCR. Doch das waren vorerst nur<br />
Gerüchte und der Hauptplan war es, zusammen mit seinem Kiefer-Team<br />
den Weg nach oben zu starten. Doch während der Sommermonate wurde<br />
schnell klar, trotz eines durchaus gut gefüllten Sponsoren-Portfolios würde<br />
das Geld nicht reichen. Derweil schienen andere Möglichkeiten in der<br />
Königsklasse auch nicht mehr zu bestehen. Lucio Cecchinello hatte drei<br />
Hauptkandidaten als Nachfolger von Elias ausgemacht, Yamaha war zu,<br />
Suzukis Zukunft war unsicher - und stellte sich nach Saisonende als nicht<br />
existent heraus - und die Ducati-Teams nicht relevant.<br />
Also waren alle Weichen auf einen Verbleib in der Moto2 bei Kiefer gestellt.<br />
Doch nach dem Titelgewinn tat sich plötzlich doch noch eine Tür auf. Als<br />
Belohnung für die Saison ermöglichte Honda Bradl einen Test bei LCR und<br />
dort wusste er zu beeindrucken. »Auf Bautista, der mit dem selben Motorrad<br />
unterwegs war wie ich, habe ich zwei Zehntelsekunden verloren«, hält er<br />
stolz fest. Cecchinellos Optionen Alvaro Bautista, Andrea Dovizioso und<br />
John Hopkins hatten sich in der Zwischenzeit gegen LCR entschieden. Daher<br />
kam es nach vielen Irrungen und Wirrungen dann doch noch dazu, dass<br />
Bradl es für 2012 in die MotoGP schaffte - nur eben nicht unbedingt auf<br />
direktestem Weg. Und weil es so hin und her ging, will Bradl die Zukunft<br />
auch nicht groß planen. Danach gefragt, was er in zehn Jahren wohl so<br />
machen wird, meint er: »Weiß ich selbst noch nicht, ich hoffe, dass meine<br />
Familie und ich noch gesund sind. Kommt Zeit kommt Rat.«<br />
Fotos: milagro
im gespräch<br />
MSM: Hättest du zu Saisonbeginn<br />
erwartet, dass du am Ende den Titel<br />
holen <strong>kann</strong>st?<br />
STEFAN BRADL: Die Saison war<br />
einfach sehr gut, wenn man am Ende<br />
Weltmeister ist, dann <strong>kann</strong> man nur<br />
glücklich sein. Ich hätte es nicht<br />
erwartet, zu Saisonbeginn habe ich<br />
mit einem Platz in den Top-5<br />
gerechnet.<br />
Denkst du, dass du den Titel auch<br />
gewonnen hättest, wenn sich Marc<br />
Marquez nicht verletzt hätte?<br />
Hätte, wenn und aber gibt es in<br />
meinem Leben nicht. Aber zur Frage,<br />
ja ich hätte es auch trotzdem geschafft.<br />
Welches Rennen war für dich in diesem<br />
Jahr der Höhepunkt?<br />
Silverstone war mein Highlight, dort<br />
habe ich mit großem Abstand das<br />
Regenrennen gewonnen. Assen und<br />
Valencia waren nicht so gut. In beiden<br />
Rennen waren die Bedingungen sehr<br />
schwierig und ich bin leider gestürzt.<br />
Was sagt dein Papa dazu, dass du ihm<br />
jetzt den Rang abläufst?<br />
Er ist stolz auf mich. Bei uns in der<br />
Familie gibt es aber keine Rangordnung.<br />
Ich lerne von Rennen zu Rennen<br />
dazu. Man lernt nie aus und es<br />
gibt immer etwas zu verbessern, zum<br />
Beispiel <strong>kann</strong> ich meinen Fahrstil<br />
noch schneller und besser anpassen,<br />
das braucht aber Zeit.<br />
Fällt dir die Trennung von Kiefer nach<br />
vier Jahren sehr schwer?<br />
Ja, die Trennung fällt mir nicht leicht,<br />
weil wir ein sehr gutes Team waren<br />
und lange zusammengearbeitet<br />
haben. Wir haben schwierige und<br />
erfolgreiche Zeiten durchgemacht.<br />
Das hat uns zusammengeschweißt.<br />
Wie war beim Test dein Gefühl für die<br />
800er? Was ist im Vergleich zur Moto2<br />
der größte Unterschied?<br />
Der Test war sehr positiv, ich habe<br />
mich sehr schnell zurechtgefunden.<br />
Die Unterschiede sind sehr groß, speziell<br />
die Elektronik ist etwas ganz<br />
Neues für mich. Auch die Power und<br />
das Handling haben mich sehr beeindruckt.<br />
Der größte Unterschied sind<br />
die Reifen, sie fordern sehr viel von<br />
einem ab.<br />
Denkst du, dass dein Titelgewinn die<br />
deutsche Motorradwelt ein wenig<br />
voranbringt, da sich die Begeisterung<br />
im Vergleich zur F1 ja doch ziemlich<br />
in Grenzen hält?<br />
Vielleicht ein wenig. Aber es fehlen<br />
uns mehrere Spitzenpiloten. Auch die<br />
Industrie ist nicht so groß wie in der<br />
Formel 1. Die großen Autowerke sind<br />
in der Formel 1 viel stärker<br />
vertreten.<br />
Voriges Jahr warst du Neunter in der<br />
Moto2 und hast einige Male keine<br />
Punkte nach Hause gebracht. Woher<br />
kam die Konstanz in diesem Jahr?<br />
Ich habe dazugelernt, mir viele<br />
Gedanken gemacht und mich sehr<br />
darauf fokussiert, mich zu verbessern,<br />
und zwar in allen Bereichen. Das ist<br />
der Grund für die Konstanz. Der<br />
Wechsel von Suter auf Kalex war auch<br />
wichtig. Ich habe mich sofort sehr<br />
wohl gefühlt auf der Kalex und war<br />
auf Anhieb schnell.<br />
Die deutschen<br />
StraSSen-Weltmeister<br />
<strong>Wer</strong>ner Haas: 1953 125cc; 1953 und<br />
1954 250cc mit NSU<br />
Hermann Paul Müller: 1955 250cc mit<br />
NSU<br />
Ernst Degner: 1962 50cc mit Suzuki<br />
Hans Georg Anscheidt: 1966-1968<br />
50cc mit Suzuki<br />
Dieter Braun: 1970 125cc mit Suzuki,<br />
1973 250cc mit Yamaha<br />
Toni Mang: drei Mal 250cc, 1980 und<br />
1981 mit Kawasaki, 1987 mit Honda; zwei<br />
Mal 350cc, 1981 und 1982 mit Kawasaki<br />
Dirk Raudies: 1993 125cc mit Honda<br />
Stefan Bradl: 2011 Moto2 mit Kalex<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 105
Das<br />
Sterben<br />
der<br />
Zweitakter<br />
Text: Maria Pohlmann<br />
Die 125er Klasse brachte nicht nur drei<br />
deutsche, zahlreiche italienische und<br />
spanische Weltmeister hervor, sondern<br />
auch die MotoGP-Stars von heute. Damit<br />
ist jetzt Schluss: die letzten Zweitakter<br />
wurden aussortiert.<br />
Fotos: milagro<br />
106 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Der letzte Tanz der Zweitakt-<br />
Motorräder im Grand-Prix-<br />
Zirkus ist Geschichte. Maverick<br />
Vinales feierte den<br />
historischen finalen Sieg.<br />
Nico Terol verbuchte den<br />
letzten Titel der 125ccm-<br />
Klasse für sich. Im nächsten<br />
Jahr kommt die Moto3,<br />
250ccm-Viertakt-Maschinen<br />
mit ähnlichen Vorgaben wie<br />
in der Moto2. Alles Einheitsbrei? Eher nicht, denn die<br />
Chancen der einzelnen Fahrertalente, sich zu profilieren,<br />
sollten damit steigen. Auch die Moto2 wurde vor ihrer<br />
Einführung verteufelt, doch kaum ein Fan <strong>kann</strong> sich in<br />
den letzten beiden Jahren in der mittleren Kategorie über<br />
langweilige Rennen und fehlende Action beschweren.<br />
Dennoch trauern Viele den Zweitaktern nach.<br />
Der technische Trend in Richtung Viertakt setzte schon<br />
2002 ein, als die 500ccm-Zweitakt-Maschinen durch die<br />
MotoGP ersetzt wurden. 2010 ging diese Entwicklung<br />
mit der Einführung der 600ccm-Moto2-Bikes und damit<br />
der Ablösung der 250er noch einen Schritt weiter. Nun<br />
ist es soweit: Der einzigartige Klang und der typische<br />
Geruch des Zweitakt-Benzingemisches verschwindet von<br />
der Weltbühne.<br />
Die Geschichte der 125ccm-Motorräder reicht zurück<br />
bis ins Jahr 1949. Auf den kleinen Maschinen wurden<br />
bis heute die meisten Grand-Prix-Rennen bestritten. Vor<br />
der Einführung des Alterslimits wurde die Klasse oft von<br />
‚kleinen Spezialisten‘ dominiert, die das Beste aus ihrer<br />
geringen Körpergröße und ihrem Fliegengewicht herausholen<br />
konnten. Dann wurde die Klasse zum Einstieg für<br />
heutige MotoGP-Größen wie Valentino Rossi, Loris<br />
Capirossi, Dani Pedrosa, Jorge Lorenzo, Andrea Dovizioso<br />
und Marco Simoncelli. Sie alle starteten ihre Weltkarriere<br />
auf Zweitaktern.<br />
Doch zurück zum Anfang. Nello Pagani entschied die<br />
erste 125ccm Weltmeisterschaft für sich. Der Italiener<br />
umklammert damit zusammen mit Terol die 63 Jahre<br />
lange 125ccm Geschichte. Mit <strong>Wer</strong>ner Haas hatte auch<br />
Deutschland 1953 einen ersten Weltmeister in der kleinen<br />
Klasse. In den folgenden Jahren dominierte Carlo<br />
Ubbiali auf Mondial und MV Agusta. Der Italiener<br />
gewann sechs Titel in dieser Kategorie, ist damit aber<br />
noch nicht der absolute Spitzenreiter.<br />
Denn Angel Nieto ist mit sieben Titeln bis heute und<br />
nun auch für immer der erfolgreichste Pilot dieser Klasse.<br />
Die ersten beiden brachte der Spanier auf Derbi nach<br />
Hause, die folgenden fünf auf Minarelli und Garelli. Bis<br />
heute steht Nieto mit seinen 13 gewonnen Weltmeisterschaften<br />
(sieben in der 125er und sechs weitere in der<br />
50ccm Klasse) auf Platz zwei der Titelbestenliste - hinter<br />
Giacomo Agostini, versteht sich. Der federleichte Spanier,<br />
der auch heute noch jeden Grand Prix vor Ort verfolgt,<br />
fühlte sich auf jedem Motorrad wohl und das bewies er<br />
nachdrücklich.<br />
Obwohl zu Beginn der WM noch die italienischen Marken<br />
die Nase vorne hatten, wurden die japanischen Hersteller<br />
mit ihrer Entwicklung der Zweitakt-Technologie<br />
in den 60er Jahren immer stärker. Von 1961 bis 1970<br />
waren die Japaner wie Honda, Yamaha, Suzuki und Kawasaki mit ihren exotischen Multi-<br />
Zylinder-Designs in der 125er Weltmeisterschaft auf dem Vormarsch.<br />
Ab 1975 bahnten sich die Italiener mit 13 aufeinanderfolgenden Herstellertiteln, die unter<br />
Morbidelli, Minarelli, MBA und Garelli ausgemacht wurden, wieder ihren Weg an die Spitze<br />
der kleinen Klasse. Auf der Zweizylinder Garelli 125 GP gewannen Luca Cadalora, Fausto<br />
Gresini und Nieto sechs Fahrer- und vier Herstellerweltmeistertitel. Die Regeländerungen<br />
1988 limitierten die Klasse auf Einzylinder-Motoren, was den Weg zu einer Dominanz von<br />
Honda und Aprilia ebnete. Die Italiener gewannen 10 der letzten 15 Weltmeisterschaften in<br />
dieser Kategorie, aber Honda hält mit 14 WM-Titeln den Rekord.<br />
Was die Nationalitäten der Fahrer angeht dominierten Italiener und Spanier die Klasse deutlich.<br />
Italien sammelte 23 WM-Titel, Spanien 15. Deutschland durfte nach Haas mit Dieter<br />
Braun 1970 und Dirk Raudies 1993 zwei weitere Weltmeister bejubeln. Trotzdem findet sich<br />
die Bundesrepublik in der Bestenliste am unteren Ende wieder. Jetzt ist die Zeit der fliegengewichtigen<br />
Maschinen vorbei. In den letzten zehn Jahren gab es einige signifikante Änderungen,<br />
aber der Wegfall der 125ccm Klasse repräsentiert das Aussterben einer Ära im Rennsport.<br />
Ein aufregendes Kapitel der GP-Geschichte wird geschlossen. Doch das nächste<br />
Abenteuer steht bereits in den Startlöchern.<br />
2011 war die letzte Saison der<br />
kleinen 125er Maschinen - ab<br />
2012 kommt die Moto3<br />
nationenwertung: Italien<br />
sammelte 23 WM-Titel, Spanien<br />
15. Deutschland durfte<br />
nach Haas mit Dieter Braun<br />
1970 und Dirk Raudies 1993<br />
noch zwei weitere 125cc<br />
Weltmeister bejubeln.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 107
Melandri fand<br />
nach dem<br />
Yamaha-Ausstieg<br />
eine neue<br />
Heimat bei BMW<br />
Der Italiener kam<br />
in seiner<br />
Debüt-Saison<br />
bestens zurecht<br />
im ersten Anlauf<br />
Vizemeister<br />
Marco Melandri weist nach seinem Rookie-Jahr in der World Superbike eine<br />
anständige Bilanz auf: 15 Podestplätze, darunter vier Siege, die ihm nach Yamahas<br />
Ausstieg für 2012 schnell zu einem Platz bei BMW verhalfen.<br />
Text: Maria Pohlmann<br />
Fotos: yamaha<br />
108 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Marco Melandri bestritt 2010<br />
s eine vorerst letzte<br />
MotoGP-Saison. Das<br />
Ergebnis: 103 Punkte und<br />
Gesamtrang elf. Damit<br />
konnte er sich keinen festen Startplatz für die<br />
Saison 2011 sichern und wechselte zu Yamaha<br />
in die Superbike WM. Dort entpuppte er sich<br />
trotz Rookie-Status schnell als Siegkandidat.<br />
Mit 15 Podestplätzen in 26 Rennen gelang es<br />
dem Italiener, sich hinter Carlos Checa den<br />
Vizetitel zu sichern. Doch kurz vor Saisonende<br />
kam es zur Überraschung: Yamaha gab den<br />
Ausstieg aus der Superbike WM be<strong>kann</strong>t.<br />
Melandri musste sich nach einer Alternative<br />
umsehen, was mit dem Vizetitel allerdings<br />
durchaus zu meistern war. 2012 tritt der Italiener<br />
für BMW an.<br />
Neben den Motorrädern sind auch die Fahrerlager<br />
der MotoGP und der Superbike laut<br />
Melandri grundverschieden. »Es gibt so viele<br />
Unterschiede. Ich liebe die WSBK und das<br />
Verhältnis zwischen den Fahrern und anderen<br />
Teams. Es ist viel wärmer und freundlicher«,<br />
verrät er dem Motosport-<strong>Magazin</strong>. Ein<br />
Gegenbeispiel wäre Yamahas Teamdirektor<br />
Massimo Meregalli, der in entgegengesetzter<br />
Richtung im Vergleich zu Melandri 2011 von<br />
der Superbike in die MotoGP wechselte. Er<br />
ist sich sicher: »Es ist natürlich ein großer<br />
Unterschied. Alles ist viel größer als das, was<br />
ich in der Vergangenheit kennengelernt habe.<br />
Die Arbeit in der Box unterscheidet sich gar<br />
nicht so stark, aber sobald du die Box verlässt<br />
und ins Fahrerlager gehst, spürst du einen<br />
großen Unterschied. Die Atmosphäre ist einfach<br />
anders. In der Superbike-Szene war es<br />
durchaus üblich, mit der Konkurrenz zu sprechen<br />
und auch Informationen auszutauschen.<br />
Das ist nun nicht mehr der Fall.«<br />
Deshalb fühlte sich Melandri im Yamaha<br />
Superbike Team richtig wohl. »Es war wie in<br />
einer Familie. Wir kamen alle sehr gut miteinander<br />
zurecht, halfen uns ständig gegenseitig<br />
und hatten eine Menge Spaß«, sagt der 29-Jährige.<br />
Vielleicht war das auch der Schlüssel zum<br />
Erfolg. Melandri zeigte definitiv eine sehr gute<br />
Rookie-Saison. Daher ist der Musikliebhaber<br />
auch mit sich selbst zufrieden: »Die Saison<br />
war ziemlich gut! Es hat so viel Spaß gemacht,<br />
war insgesamt aber nicht leicht. Ich musste<br />
viele Dinge lernen, aber es ist großartig, wieder<br />
um die Spitze kämpfen zu können«, fasst<br />
er strahlend zusammen. Melandri gewann<br />
insgesamt vier Rennen, hatte sich die Saison<br />
allerdings auch so ähnlich vorgestellt. »Viel<br />
mehr habe ich nicht wirklich erwartet, ich<br />
dachte mir es in etwa so. Aber ich habe so viele<br />
Rennsiege nur ganz knapp vergeben, es war<br />
eine großartige Saison! Manchmal war ich<br />
sogar frustriert, weil ich wusste, dass ich es<br />
besser hätte machen und gewinnen können,<br />
aber ich hatte das ganze Jahr über so viel Spaß<br />
und es war einfach großartig, wieder siegen<br />
zu können.“<br />
Die drei Siege in Donington, Alcaniz und<br />
Brünn waren für den Mann aus Ravenna<br />
etwas Besonderes. Absoluter Höhepunkt der<br />
Saison war allerdings das letzte Rennen des<br />
Jahres in Portugal. Dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
verrät Melandri: »Aus verschiedenen Gründen<br />
gab es viele tolle Rennen... Aber das<br />
zweite Rennen in Portimao war schon gewaltig,<br />
denn das letzte Rennen des Jahres zu<br />
gewinnen, ist immer wichtig - besonders in<br />
diesem Jahr, weil Yamaha in der nächsten Saison<br />
nicht mehr dabei sein wird.« Der werksseitige<br />
Ausstieg seines bisherigen Arbeitgebers<br />
war für ihn schon ein gewisser Schock gewesen.<br />
»Ich war extrem enttäuscht und hatte das<br />
absolut nicht erwartet. Ich hatte sogar be<strong>kann</strong>t<br />
gegeben, dass ich 2012 bei Yamaha bleiben<br />
will und es nur noch die Vertragsverlängerung<br />
brauchte«, schildert er die ersten Gedanken,<br />
die ihm im Moment der Be<strong>kann</strong>tgabe durch<br />
den Kopf schossen. Melandri musste sich<br />
allerdings nicht viele Sorgen machen, dank<br />
seiner guten Leistungen war er auf dem Transfermarkt<br />
ein begehrter Mann. Trotz Verhandlungen<br />
mit Aprilia entschied er sich für BMW.<br />
Besonders für deutsche Fans eine interessante<br />
Paarung. Nach dem Vizetitel steht für<br />
Melandri schon nach einer Saison nur noch<br />
eine Steigerung an: Der WM-Titel. Einen<br />
Hauptrivalen <strong>kann</strong> er noch nicht ausmachen.<br />
»Jeder ist ein Gegner.« Allerdings weiß Melandri:<br />
»Es wird wichtig sein, nie das Vertrauen zu verlieren<br />
und auch in schwierigen Momenten im<br />
Team zusammen zu halten.«<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 109
Text: Maria Pohlmann<br />
Freier Himmel<br />
Fotos: team pfeil kawasaki<br />
oder Hallendach<br />
I<br />
nsider wissen: Motocross und Supercross<br />
sind grundverschieden. Welche<br />
Aspekte die Unterschiede ausmachen, klären<br />
wir mit einem Fahrer, der sich auskennt:<br />
Florent Richier, amtierender Supercross Champ<br />
und Deutscher Meister in der MX Open Klasse.<br />
»Zunächst einmal wird Motocross draußen<br />
gefahren und Supercross ist in der Halle«,<br />
erklärt er die Grundverschiedenheit. Genau<br />
deshalb wird MX meist von Frühling bis Herbst<br />
gefahren, im Winter steht SX auf dem<br />
Programm.<br />
Die Strecke<br />
Die Motocross-Strecken sind um einiges länger.<br />
Durchschnittlich werden 1.000 bis 4.000 m<br />
gemessen, gefahren wird über Tables, der Track<br />
ist breit und lang, die Geschwindigkeit höher.<br />
Unter dem Hallendrach ist der Kurs gedrängter,<br />
in Deutschland etwa 400 m lang, technisch<br />
höchst anspruchsvoll mit zahlreichen Sprungkombinationen.<br />
»Die Strecken sind komplett<br />
verschieden. Beim Supercross hast du ein<br />
Waschbrett und extrem viele Sprünge«, sagt<br />
Richier zum Kurs. Auch der Untergrund ist ein<br />
anderer: Während beim Supercross Tonnen von<br />
Lehmboden in den Hallen abgeladen werden,<br />
fahren die Piloten beim Motocross auf Sand-,<br />
Lehm- oder Erdboden, der meist von den Witterungsbedingungen<br />
beeinflusst wird. Richier,<br />
der nicht nur in Deutschland, sondern europaweit<br />
bei SX-Rennen antritt, bemerkt noch eine<br />
andere Eigenheit des deutschen Bodens: »Der<br />
Untergrund ist bei den Rennen in Deutschland<br />
sehr weich. In Frankreich und bei allen anderen<br />
SX-Veranstaltungen ist der Boden viel härter.<br />
Aber man gewöhnt sich auch an den weichen<br />
Lehmboden hier.“<br />
Das Motorrad<br />
Der Franzose versucht, seinen deutschen SX-<br />
Titel in diesem Jahr auf einer Kawasaki zu verteidigen.<br />
Outdoor startet er auf dem gleichen<br />
Bike, doch auch da gibt es Unterschiede. »Das<br />
Motorrad ist ein bisschen anders, das Fahrwerk<br />
ist anders eingestellt und auch der Motor ist<br />
verschieden, er hat ein bisschen mehr Kraft, weil<br />
die Strecke so kurz ist. Ansonsten ist das Bike<br />
wie beim Motocross«, erklärt Richier. Beim<br />
Supercross werden zudem nur wenige Runden<br />
gefahren, die Fahrer müssen ihre Kräfte also für<br />
die kurze Dauer bündeln. Ein Motocross-Ren-<br />
Der Boden beim<br />
Supercross ist in<br />
Deutschland<br />
sehr weich<br />
110 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Motocross und Supercross - klingt ähnlich, ist aber nicht so. Wo liegen die Unterschiede? Wie verschieden<br />
sind Tracks, Motorräder, Zuschauer und Training? <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> klärt das mit einem, der es wissen<br />
muss: dem amtierenden SX- und MX-Meister Florent Richier.<br />
Florent Richier mag zwar SX<br />
lieber, fühlt sich aber auch<br />
unter freiem Himmel wohl<br />
nen geht um einiges länger. Der 27-Jährige<br />
schildert den Fahrstil: »Beim Supercross musst<br />
du aggressiver sein, denn das Rennen ist nicht<br />
lang. Du musst immer 100 Prozent geben. Beim<br />
Motocross musst du natürlich auch alles geben,<br />
aber du <strong>kann</strong>st ab und an ein wenig entspannen,<br />
weil es viel länger ist. Supercross ist einfach sehr<br />
kurz.« Zudem brauche man beim Motocross<br />
mehr Kraft. »Im Supercross-Rennen brauchst du<br />
zwar auch viel Kraft, aber nur über eine kürzere<br />
Zeitspanne, also nur ein paar Minuten lang.«<br />
Die Atmosphäre<br />
SX hat für die Fahrer noch einen speziellen<br />
Anreiz: Die Bezahlung. »Beim Supercross gibt<br />
es viel mehr Geld, da gibt es mehr Sponsoren.<br />
Für uns Fahrer ist SX in der Hinsicht viel lukrativer«,<br />
gibt Richier zu. Doch nicht nur der Lohn<br />
ist attraktiv. Der Kawasaki-Pilot gehört zu den<br />
Publikumslieblingen: »Draußen an der Strecke<br />
ist die Atmosphäre meist schon gut, aber in der<br />
Halle ist es noch viel besser. Es ist einfach ganz<br />
anders, die Leute sind beim SX viel näher dran«,<br />
beschreibt Richier die Atmosphäre. Obwohl zu<br />
einigen Spitzenveranstaltungen unter freiem<br />
Himmel fast genauso viele Menschen kommen<br />
wie bei einem Supercross-Rennen in Deutschland,<br />
verteilen sich die Fans an der größeren<br />
Motocross-Strecke viel mehr. »Ich sehe beim<br />
Fahren auch die verteilten Fans an der Motocross-Strecke,<br />
aber es ist komplett anders«, sagt<br />
der Cross-Profi.<br />
Die Vorbereitung<br />
Das Training für beide Disziplinen ist ebenfalls<br />
unterschiedlich. Beim Supercross kommt es<br />
besonders aufs Fahrtraining an. Richier verrät,<br />
wie er sich vorbereitet: »Beim Motocross <strong>kann</strong>st<br />
du dich auch anders fit halten, beim SX musst du<br />
vorher ständig auf dem Bike sitzen, um dir den<br />
Rhythmus anzugewöhnen.« Daneben gibt er zu,<br />
dass seine Vorbereitungszeit zwischen Outdoor<br />
und Indoor in diesem Jahr ein wenig knapp war.<br />
Nur 15 Tage lagen zwischen dem letzten Motocross-Lauf<br />
und dem ersten Supercross-Rennen<br />
der Saison 2011/2012. Richier überlegt bei einem<br />
Favoriten lange, kommt aber zu dem Schluss,<br />
dass er in der Halle oft mehr Spaß hat. »Ich mag<br />
Motocross und Supercross, aber SX finde ich ein<br />
kleines bisschen besser. Es passt einfach besser<br />
zu meinem Stil, ich springe eben gerne und deshalb<br />
macht es mir mehr Spaß.«<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 111
Der Iceman in<br />
seinem Element<br />
Gladiator Kimi:<br />
Trotz Waffengewalt<br />
konnte der Iceman die<br />
WRC-Welt nicht erobern<br />
Egal ob auf Schnee oder Eis: Kimi ist<br />
auf jedem Belag schnell - dumm, dass<br />
in der WRC so viele Bäume und<br />
Schneebänke im Weg standen<br />
formel 1 hunger<br />
2009 kehrte Kimi Räikkönen der Formel 1 den Rücken. Nicht das<br />
Fahren hatte ihn ermüdet, sondern der Zirkus rund um die Rennen. Der<br />
Finne benötigte einen Tapetenwechsel und fand diesen in der<br />
Rallye-Weltmeisterschaft. Im Gegensatz zur Formel 1, in der Politik eine<br />
wichtige Rolle spielt, fand er in der WRC sein Lächeln wieder. Der<br />
F1-Weltmeister von 2007 machte jeden Spaß mit, schlüpfte auch mal<br />
in ein Gladiatoren-Kostüm. Trotzdem war das Verlangen nach der<br />
Königsklasse zu groß: "Der Hunger nach der F1 hat mich übermannt."<br />
Nicht<br />
seiner Liebe fürs<br />
Eishockey verdankt Räikkönen<br />
seinen Spitznamen "Iceman",<br />
sondern Ron Dennis. Dabei ist Kimi ein<br />
lustiger Geselle wie Heikki Kovalainen<br />
verriet: "Mit Kimi werden die Partys besser."<br />
der ICEMAN<br />
ist zurück<br />
Fotos: adrivo/Sutton, milagro, suzuki<br />
112 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
2001 debütierte Kimi mit<br />
gerade einmal 23<br />
Autorennen auf dem<br />
Buckel für Sauber<br />
kimi<br />
räikkönen<br />
Von Sauber über McLaren und<br />
Ferrari zu Lotus: Kimi tritt in den<br />
kommenden beiden Jahren<br />
wieder in der Formel 1 an<br />
HARDCORE<br />
BIKES<br />
Kimi nennt zwei Motorräder sein<br />
Eigen: Iceman I und II. Er selbst<br />
spricht von seinen<br />
Hardcore-Bikes<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 113
foto: red bull<br />
die champions werden gekürt:<br />
motorsport-magazin ausgabe 23 erscheint am 01.03.2012<br />
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