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Motorsport Magazin Lewis Hamilton: Kunst des Überholens (Vorschau)

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ennpunkt wm<br />

Red Bull, Ferrari und McLaren – diese<br />

Faktoren entscheiden den Titelkampf<br />

super-comebacks<br />

Knochenbrüchen zum Trotz: Die Top-5<br />

Motorrad-Comebacks nach Verletzungen<br />

MOTORSPORT für echte fans SePTember 2010<br />

MOTORRAD<br />

doviziosos<br />

letzter schritt<br />

lorenzo<br />

unaufhaltsam<br />

FORMEL1<br />

lewis hamilton<br />

kunst <strong>des</strong> überholens<br />

fernando alonso<br />

könig von maranello<br />

citroen:<br />

duell der<br />

Super-sebs<br />

ekström:<br />

für immer<br />

audianer<br />

+<br />

aprilia:<br />

umstritten<br />

zum Titel<br />

ciao, yamaha<br />

der rote<br />

rossi


HEUBLEIN.EDITORIAL<br />

3<br />

fotos/titel: adrivo/Sutton, yamaha, milagro, Red Bull<br />

Wechsel - Er ist einfach nicht aus den<br />

Schlagzeilen raus zu bekommen: Erst diskutierten<br />

alle über seine Verletzung, dann über<br />

sein Comeback und schließlich über seinen<br />

Teamwechsel. Valentino Rossi polarisiert die<br />

Massen - demnächst allerdings in Rot. Das<br />

<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> war für Sie bei der<br />

Bekanntgabe <strong>des</strong> Ducati-Deals in Brünn<br />

dabei. Lesen Sie, was den Doctor erwartet.<br />

<strong>Kunst</strong> - <strong>Lewis</strong> <strong>Hamilton</strong> ist ein Künstler, <strong>des</strong>sen<br />

<strong>Kunst</strong>werke Jahr für Jahr hunderte Millionen<br />

Betrachter in Erstaunen versetzen. Im<br />

<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> enthüllt der McLaren-<br />

Pilot exklusiv die <strong>Kunst</strong> <strong>des</strong> <strong>Überholens</strong> und<br />

verrät, wie viel Ingenieur ein moderner Formel-1-Fahrer<br />

sein muss, um Erfolg zu haben.<br />

Auch andere Künstler stellen sich in diesem<br />

Monat unseren Fragen: Falko Schoklitsch<br />

schnappt sich Repsol-Honda-Mann Andrea<br />

Dovizioso, Kerstin Hasenbichler knöpft sich<br />

DTM-Star Mattias Ekström vor und Karin<br />

Sturm spricht mit GP-Methusalem Rubens<br />

Barrichello über seine 300 Grand Prix.<br />

Gewinner - Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> spielt<br />

Weihnachtsmann - und das mitten im Sommer:<br />

Für unsere Leserin Maren Teepe wurde<br />

in Hockenheim ein Traum wahr. Als Gewinnerin<br />

unseres Hot Lap Gewinnspiels durfte<br />

sie mit <strong>Lewis</strong> <strong>Hamilton</strong> eine Runde im offiziellen<br />

Safety Car drehen. Wie es ihr erging,<br />

lesen Sie ab S. 30. Mehr Gewinnspiele finden<br />

Sie auf <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />

Motorrad-Champions - Die Zeit der Entscheidung<br />

rückt näher. In der MotoGP scheint<br />

es nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis<br />

sich Jorge Lorenzo zum zweiten spanischen<br />

Weltmeister krönt. Ab S. 84 analysieren wir,<br />

was sich dem Yamaha-Mann noch in den Weg<br />

stellen könnte. Auch Max Biaggi steuert auf<br />

den Titel zu - wir werfen einen Blick auf seine<br />

Titelchancen. Schnell vorblättern: Auf S. 110<br />

geht‘s los.


4<br />

84<br />

lorenzo<br />

unaufhaltsam<br />

INHALT.september.2010<br />

80<br />

ciao, yamaha<br />

rossi zu ducati<br />

fernando alonso<br />

könig von maranello<br />

36<br />

26<br />

exklusiv:<br />

lewis hamilton<br />

40<br />

barrichello<br />

glücklicher dino


IN DIESER AUSGABE<br />

Fotos: adrivo/Sutton, adrivo/börner, milagro, williams<br />

formel 1<br />

interview - <strong>Lewis</strong> hamilton: Die <strong>Kunst</strong> <strong>des</strong> <strong>Überholens</strong> . . . . . . . . 26<br />

gewinner: Hot Lap mit <strong>Lewis</strong> <strong>Hamilton</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

titelkampf: Brennpunkte im Saisonendspurt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />

ferrari: Fernando Alonso - König von Maranello. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />

interview - Rubens Barrichello: Glücklicher Dinosaurier . . . . . 40<br />

top-5: Rauswürfe - Vergeudete Jahre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44<br />

history: Stallregie - Fairness nur Heuchelei? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />

technik: Das Geheimnis <strong>des</strong> angeblasenen Diffusors . . . . . . . . . . . . . . . 54<br />

Valencia/Silverstone Gp: Der große Ärger . . . . . . . . . . . . . . . . . 56<br />

hockenheim/budapest Gp: Die rote Nachricht . . . . . . . . . . . . . . 58<br />

automobil<br />

interview - mattias ekström: So lange ich vorne bin . . . . . . . . 62<br />

talent: Chris van der Drift - Der fliegende Kiwi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65<br />

WRC: Duell der Supersebs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66<br />

gp2: Jules Bianchi: Fast in der Formel 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68<br />

NASCAR - Teil 3: Rauch im Oval . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70<br />

interview - andy priaulx: Zukunft voller Spannung . . . . . . . . . . . . 72<br />

Formel 2/Formel 3: Der Motor macht den Unterschied . . . . . . . . . . 74<br />

motorrad<br />

ciao, yamaha: Der rote Rossi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80<br />

story: Der unaufhaltsame Lorenzo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84<br />

interview - andrea dovizioso: Der letzte Schritt . . . . . . . . . . . 88<br />

sicherheit: Motorenregel auf Kosten der Sicherheit? . . . . . . . . . . . . . . . 92<br />

top-5: Supercomebacks - Stehaufmännchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96<br />

story: Freudenberg - Die Nachwuchsschmiede . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99<br />

andrea iannone: Zwischen Genie und Wahnsinn . . . . . . . . . . . . . . . 102<br />

silverstone/Assen gp: Lorenzos Solo-Flucht beginnt . . . . . . . . . . 104<br />

barcelona/sachsenring gp: Rossis Comeback . . . . . . . . . . . . 106<br />

laguna seca/brünn gp: Üblicher Sieger & große Verkündung . . . . 108<br />

wsbk: Aprilia - Umstritten zum Titel?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110<br />

service<br />

Boxenstopp . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

Kolumnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

TERMINE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113<br />

Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114<br />

110<br />

62<br />

Exklusivinterview<br />

mattias ekström<br />

aprilia & biaggi<br />

umstritten zum titel?


6 Boxenstopp<br />

PRO & CONTRA<br />

Nr.1-Fahrer<br />

FOTOs: adrivo/Sutton<br />

PRO<br />

CONTRA<br />

Das System ist so alt wie der Sport an sich. Einer der<br />

beiden Fahrer muss die Nummer 1 sein. Zwei Alphatiere<br />

sorgen nur für Unruhe und schlimmstenfalls Chaos. Ferrari<br />

setzt alle Karten auf Fernando Alonso. Mit Michael<br />

Schumacher erlebte die Scuderia so ihre erfolgreichste<br />

Ära. Das System Ferrari funktioniert also.<br />

Mit Alonso hat Ferrari wieder eine starke Persönlichkeit,<br />

einen Fahrer, der sich in alles einmischt, der Einfluss auf<br />

das Team nimmt und dieses antreibt, aber dafür auch<br />

uneingeschränkte Unterstützung und Macht verlangt.<br />

Das bekam Felipe Massa zu spüren. So hat Alonso schon<br />

mit Renault zwei Titel gewonnen.<br />

Die Vorteile liegen auf der Hand: Wenn alles ineinandergreift,<br />

kann die Symbiose aus Fahrer und Team nahezu<br />

unschlagbar werden. Dabei geht es in erster Linie nicht<br />

um Teamorder, sollte die Nummer 2, auch gerne 1B<br />

genannt, mal vorne liegen - es geht um klare<br />

Strukturen.<br />

Zwei Topfahrer in einem Team nehmen sich gegenseitig<br />

Punkte weg, erschweren sich so den Titelgewinn, siehe<br />

Alonso und <strong>Hamilton</strong> 2007 oder Webber und Vettel 2010.<br />

Es besteht jederzeit Explosionsgefahr, die das gesamte<br />

Team in einen Scherbenhaufen verwandeln könnte. Button<br />

und <strong>Hamilton</strong> mögen eine Ausnahme gewesen sein, aber<br />

noch hat die heiße Phase nicht begonnen. Egal wie viel<br />

Harmonie der Teamchef predigt, ein Alphatier möchte<br />

immer gewinnen und wird wild, wenn es nicht siegt.<br />

Viele Wege führen nach Rom und zum WM-Titel.<br />

McLaren setzt seine Karten nicht nur auf einen Piloten<br />

wie Ferrari. Damit hat das Team gleich zwei Trümpfe<br />

im Kampf um den Titel in der Hand. Dass diese Strategie<br />

aufgeht, beweisen acht Konstrukteurs- und zwölf<br />

Fahrertitel. 2010 setzt McLaren auf zwei britische<br />

Weltmeister: <strong>Lewis</strong> <strong>Hamilton</strong> und Jenson Button.<br />

Trotz anfänglicher Giftpfeile seitens der britischen<br />

Medien ist der Respekt auf beiden Seiten der Box nach<br />

wie vor vorhanden. Button und <strong>Hamilton</strong> arbeiten mit<br />

den Ingenieuren zusammen und teilen jede technische<br />

Information miteinander, um McLaren noch weiter<br />

nach vorne zu bringen.<br />

Und was noch wichtiger ist, beide Piloten pushen sich<br />

gegenseitig bis ans Limit. »Der Junge gibt nie auf. Er<br />

ist wie ein Pitbull. Er wird nie aufgeben. Er wird bis<br />

zum Ende kämpfen und ich liebe es, so einen Teamkollegen<br />

zu haben«, schwärmt Button über seinen<br />

teaminternen Kontrahenten.<br />

Sicher kann die Stimmung leicht kippen wie bei Ayrton<br />

Senna und Alain Prost, die zuerst Freunde waren und<br />

zwischen denen in Estoril 1988 und Imola 1989 regelrecht<br />

ein Krieg ausbrach. Das kann auch bei <strong>Hamilton</strong><br />

und Button passieren - muss es aber nicht. Beide sind<br />

Siegertypen, beide wollen den Titel gewinnen, aber<br />

beide sind auch erwachsene Männer, die bisher mit<br />

jeder brenzligen Situation gut umgehen konnten.<br />

Text: stephan heublein<br />

Text: Kerstin Hasenbichler


F 1 2 0 1 0 – A B S E P T E M B E R I M H A N D E L<br />

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8 Boxenstopp<br />

Penzkofer auf dem Weg der Besserung<br />

Beim Rennen auf der Halle-Saale-Schleife war Deutschlands bestem Roadracing-Piloten Rico Penzkofer Mitte Juli der<br />

Ölschlauch seiner BMW S1000RR geplatzt. Der Böhlener hatte keine Chance - er stürzte und schlug mit fast 200 km/h in die<br />

Strohballen ein. Penzkofer wurde fünf Stunden lang an seinen gebrochenen Wirbeln notoperiert. Drei Wochen später testete<br />

er die ersten privaten Meter auf einem Motorrad. Ziel ist nach wie vor die Teilnahme am Macau GP im November.


Text: Jule Krause, Toni Börner<br />

Prominente Garage<br />

Emanzipierte<br />

Jugend voran<br />

Wenn man mit 16 Jahren ein Supersport-Rennen gewinnen<br />

kann, ist das eine reife Leistung. Wenn man dazu noch ein<br />

Mädchen ist, gleich umso mehr. Wenn es dann auch noch der<br />

erste Sieg einer Frau in der Amerikanischen Superbikemeisterschaft<br />

AMA ist und im Rahmenprogramm der<br />

MotoGP passiert, dann ist alles möglich. So auch für Elena<br />

Myers, die aufgrund dieser Leistung nach dem Finale in<br />

Valencia die MotoGP-Suzuki testen darf.<br />

Jay Leno ist ein bekannter US-Talkmaster, Motorrad- und Autofreak.<br />

Der Amerikaner hat in seiner Garage über 200 Autos und Motorräder<br />

stehen - vor dem Rennen in Laguna wurde es noch voller: Jorge<br />

Lorenzo, Ben Spies, Colin Edwards, Eddie Lawson, Kenny Roberts und<br />

Wayne Rainey schauten für eine Führung vorbei. Als Gastgeschenk<br />

brachten sie ein Yamaha-Superbike samt Helm mit. Zum Abschluss<br />

genossen sie das perfekte PS-Dinner mitten zwischen den Fahrzeugen.<br />

Fotos: milagro, adrivo/Börner, honda, adrivo/Sutton, AMA PRO SBK<br />

Fest in Honda-Hand<br />

Die legendären acht Stunden von Suzuka waren 2010<br />

fest in der Hand von Honda-Piloten und Japanern. Der<br />

Sieg ging an Ex-Superbiker Ryuichi Kiyonari mit Teamkollege<br />

Takumi Takahashi. Shinichi Ito/Makoto Tamada<br />

wurden vor Jonathan Rea und Yuki Takahashi Zweite.<br />

Das Schweizer Bolliger-Team übernahm mit Platz 9 die<br />

Gesamtführung in der Langstrecken-WM.<br />

Sportliche<br />

Pause<br />

Bradley Smith genoss den<br />

Sommer wieder auf seine ganz<br />

eigene, hyperaktive Art und Weise.<br />

Der Engländer startete beim London<br />

Triathlon. Doch bevor es mit der<br />

Nummer 991 zum Schwimmen,<br />

Radfahren und Laufen ging, gab es<br />

zum Aufwärmen eine 400 km<br />

Radtour in den Bergen von San<br />

Marino. In London belegte Smith<br />

Platz 4 in seiner Gruppe. Kaum über der<br />

Ziellinie, fuhr der 19-Jährige weiter nach<br />

Brands Hatch und feuerte sein eigenes KRP<br />

Team in der Britischen Superbike an.


10 Boxenstopp<br />

Hirvonens<br />

schlimmster unfall<br />

Im Shakedown zur Rallye Finnland lag Ford-Pilot Mikko Hirvonen noch vorne.<br />

Am Freitag endeten seine Siegträume in einem mehrfachen Überschlag - bei<br />

Tempo 140. »Das war mein schlimmster Unfall«, sagte Hirvonen. Das Auto<br />

brach nach einer harten Landung aus und schoss von der Straße - danach<br />

überschlug er sich mehrmals, blieb aber unverletzt. Der Überschlag als Video:<br />

www.motorsport-magazin.com/goto/hirvonencrash/


Text: Kerstin Hasenbichler, Stephan Heublein, Stephan Vornbäumen<br />

Falscher Mauerkuss<br />

WRC: Mini steigt ein<br />

MINI feiert ein Comeback im internationalen Rallyesport. Nach<br />

ausgewählten Läufen in der kommenden Saison wird die Marke mit<br />

dem MINI Countryman WRC 2012 die komplette Saison bestreiten.<br />

»Der MINI Countryman bietet eine exzellente Basis, um daraus ein<br />

konkurrenzfähiges Rennfahrzeug für die WM abzuleiten«, sagt Ian<br />

Robertson. Das Auto wird von Prodrive entwickelt und eingesetzt.<br />

Ausgerechnet in Indianapolis sah es lange danach aus, als würde Juan<br />

Pablo Montoya die berühmten Ziegelsteine küssen dürfen, doch den lang<br />

ersehnten ersten Ovalsieg konnte er trotz seiner Pole und den meisten<br />

Führungsrunden wieder nicht einfahren. Er krachte in Kurve vier in die<br />

Mauer - dieser Kuss schmeckte ihm sicher nicht. In Watkins Glenn wurde er<br />

mit seinem zweiten NASCAR-Sieg nach über drei Jahren entschädigt.<br />

Fotos: adrivo/Sutton, superleague formula, nascar, mini<br />

Glück im Unglück<br />

Chris van der Drifts Superleague-Ausflug nach Brands<br />

Hatch endete mit einem Horrorunfall. Als er Julien<br />

Jousse überholte, zog dieser nach rechts, van der Drifts<br />

linkes Vorderrad berührte Jousses rechtes Hinterrad,<br />

van der Drifts Auto hob ab und prallte in der Luft gegen<br />

eine Brücke. Flammen schlugen aus dem Wrack. Kaum<br />

vorstellbar, dass er nur mit Knöchel-, Schulter- und<br />

Rippenbrüchen davonkam. Der Unfall als Video: www.<br />

motorsport-magazin.com/goto/vanderdriftcrash/<br />

Kankkunens Comeback<br />

Die finnische Rallye-Legende Juha Kankkunen gab bei der<br />

Rallye Finnland ein einmaliges Comeback am Steuer eines<br />

Ford Focus. Der 51-Jährige hatte sich ein klares Ziel gesetzt:<br />

»Eine Top-10-Platzierung und ein Kampf mit Kimi Räikkönen.«<br />

Der Kampf endete vorzeitig, als Räikkönen nach einem<br />

Abflug zurückfiel. Das zweite Ziel erreichte der dreifache<br />

Sieger <strong>des</strong> Events: Er wurde Achter.


12 Boxenstopp<br />

Christina<br />

Stürmer<br />

Christina Stürmer kommt gerne zur DTM. »Ich finde die Atmosphäre einfach geil«, sagt die Österreicherin. Hier könne<br />

sie etwas Neues erleben, Leute beobachten und ein neues Publikum erobern. Da nimmt sie den Motorenlärm gerne in Kauf.<br />

»Klar, die Motoren sind nicht gerade Musik in meinen Ohren, aber mittlerweile empfinde ich sie als ein angenehmes<br />

Geräusch.« Beim nächsten Besuch würde sie den Sound liebend gerne auch einmal live im Renntaxi vernehmen.<br />

Truck vs.<br />

DTM-Bolide<br />

Der amtierende DTM-Champion Timo Scheider und<br />

die Motorport-Legende Hans-Joachim Stuck lieferten<br />

im Rahmen <strong>des</strong> Truck-GP am Nürburgring eine<br />

sehenswerte Show ab. Die beiden Piloten duellierten<br />

sich auf der Rennstrecke - Scheider in seinem Audi,<br />

Stuck in einem MAN-Truck. Der Sieger hieß am Ende<br />

Timo Scheider. »Man konnte sehen, dass Stuck ein<br />

alter Fuchs ist. In den Kurven war es teilweise ganz<br />

schön eng«, verriet Scheider.<br />

Fotos: adrivo/Sutton, adrivo/Gusche, Audi, vln, dtm


Text: Kerstin Hasenbichler, Stephan Heublein<br />

DTM unterm Zeltdach<br />

Im Juli 2011 rückt die DTM zum ersten Mal in ihrer Geschichte<br />

in einem Fußballstadion zu einem Showrennen im Stile <strong>des</strong><br />

Race of Champions aus. »Ich habe als kleines Kind im Olympiastadion<br />

Fußball geschaut, jetzt dort Rennen zu fahren, ist<br />

eine richtig coole Sache«, freut sich Maro Engel. Auch Mattias<br />

Ekström hat als RoC-Sieger gute Karten. Für Ralf Schumacher<br />

wäre es Neuland. Er hat noch nie beim RoC mitgewirkt.<br />

»Bin ich ein Champion?«, fragt er knallhart. »Nein.«<br />

Historischer Sieg<br />

Rekord auf der Nordschleife: Christian Menzel und Lance<br />

David Arnold sicherten sich beim 6-Stundenrennen auf<br />

dem Nürburgring nicht nur den Sieg, sondern auch einen<br />

historischen Rekord: Das Duo legte im Manthey Porsche 42<br />

Runden auf der 24,369 km langen Strecke zurück und<br />

knackte damit die 1.000-Kilometer-Marke. Das gab es in<br />

der 83-jährigen Geschichte <strong>des</strong> Eifelkurses bei einem<br />

6h-Rennen für Tourenwagen noch nie.<br />

2004 und 2005<br />

gastierte die<br />

DTM bereits an<br />

der Adria<br />

DTM-Piloten<br />

geben in Italien Gas<br />

»Der Kurs macht richtig Spaß«, schwärmt Gary<br />

Paffett vom Adria International Raceway. Der<br />

Merce<strong>des</strong>-Pilot kennt den Kurs noch aus den Jahren<br />

2004 und 2005, als die DTM vor den Toren Venedigs<br />

schon einmal Station machte. 2010 kehrt die DTM<br />

nach Italien zurück und trägt dort ihren zehnten<br />

Lauf aus. Mit vier Kurven pro Kilometer ist die<br />

italienische Rennstrecke die kurvenreichste im<br />

aktuellen Rennkalender. Eine Besonderheit stellt<br />

auch das überdachte Fahrerlager dar.


14 Boxenstopp<br />

Doppelte Verletzung<br />

Jules Bianchi und Ho-Pin Tung haben bereits ein Bein in der Formel 1.<br />

Bianchi gehört zum Ferrari-Nachwuchsprogramm, Tung ist Testfahrer bei<br />

Renault. Im GP2-Rennen in Budapest kamen sie sich gegenseitig in die<br />

Quere - Tung rammte im Startchaos Bianchis Boliden, der bereits die<br />

Vorderpartie verloren hatte. Mit bösen Folgen für beide: Der Chinese erlitt<br />

eine Fraktur am Lendenwirbel, der Franzose zog sich einen Bruch <strong>des</strong><br />

zweiten Lendenwirbels zu. Ab S. 68 spricht Bianchi über seine Zukunft.<br />

Anzeige<br />

Jenson & Jessica<br />

in l❤ve again<br />

Was <strong>Lewis</strong> <strong>Hamilton</strong> und Nicole Scherzinger können, schaffen<br />

Jenson Button und Jessica Michibata schon lange. Nach einer<br />

kurzen Trennung sind der F1-Weltmeister und das Unterwäschemodell<br />

wieder ein Paar. In Ungarn traten sie erstmals<br />

wieder gemeinsam an der Strecke auf. »Zumin<strong>des</strong>t optisch ein<br />

riesiger Gewinn für die Formel 1«, grinste Christian Danner.<br />

»Ich konnte nie verstehen, dass Jenson sie gehen ließ...«<br />

British Racing Green<br />

Zum 38. AvD Oldtimer Grand Prix gibt es in diesem Jahr natürlich wieder<br />

den heiß begehrten Rennpullover in British Racing Green. Den Pulli<br />

(35,- EUR) sowie das passende Cap (20,- EUR) gibt es an allen offiziellen<br />

Nürburgring- und Paddock-Shop Verkaufsstellen oder online unter<br />

www.nuerburgring-shop.de zu kaufen. MBA-Sport aus Troisdorf ist Produzent<br />

und Lizenznehmer für die gesamte OGP-Kollektion.


Text: Manuel Sperl, Mike Wiedel<br />

Sieg<br />

für Senna<br />

Millimeterarbeit kennen F1-Fahrer aus ihren<br />

Cockpits, aus der Höhe eines Lkw sieht das<br />

ganz anders aus. In Hockeheim mussten<br />

die HRT-Piloten Bruno Senna, Sakon Yamamoto,<br />

Karun Chandhok und Christian Klien einen<br />

Hindernisparcours im Lkw bewältigen. Dabei<br />

legten sie sich voll ins Zeug. »Wir wollen<br />

schließlich nie verlieren, egal, bei was«, betonte<br />

Senna, der den Wettbewerb deutlich für sich<br />

entschied. »Irgendwann musste ich ja mal<br />

wieder gewinnen.«<br />

Newey<br />

gibt gas<br />

Fotos: adrivo/Sutton, red bull<br />

Adrian Newey hat schon viele Sieg- und Weltmeisterautos<br />

gebaut. Red Bull belohnte ihn mit einem<br />

RB5 aus dem letzten Jahr. Newey durfte das Auto<br />

aber nicht nur mit nach Hause nehmen, er fuhr es<br />

beim Goodwood Festival of Speed auch selbst. »Es<br />

war eine tolle Erfahrung und ein toller Sound im<br />

Auto!«, sagte er. Jetzt plant er, mit ein paar Freunden<br />

eine Strecke zu mieten, um dort ungestört Gas<br />

zu geben. »Dann muss ich keine Angst haben, mich<br />

vor Zuschauern zu drehen.« Gute Idee: Ein Gaststart<br />

in der BTCC endete für ihn mit einer heftigen<br />

Kollision - aber ohne ernsthafte Verletzungen.


16<br />

Boxenstopp<br />

Paddock-Zitate<br />

Moderne Rennfahrer sind wie Kassettenrekorder - wer die nicht mehr kennt: das sind altmodische<br />

mp3-Player. Zum Glück antworten nicht alle Piloten ausschließlich mit vorgefertigten Phrasen...<br />

Wenn er vor mir in den<br />

Himmel kommen will, dann<br />

bitte. Aber ich möchte nicht<br />

zuerst dort hin.<br />

Rubens Barrichello über das Manöver von<br />

Michael Schumacher in Ungarn<br />

Das war geil. Aber die ticken<br />

nicht mehr ganz klar.<br />

Timo Glock über seinen MotoGP-Besuch<br />

am Sachsenring<br />

Die anderen Fahrer fragten<br />

mich: Bist Du genauso überrascht<br />

wie wir? Also das 4:0<br />

von Deutschland gegen<br />

Argentinien hätte ich eher<br />

geglaubt als meine Pole.<br />

Ralf Schumacher nach seiner ersten<br />

DTM-Pole in Nürnberg<br />

Shane wird wie alle britischen<br />

Fahrer reagieren und die Schmerzen<br />

einfach ignorieren und so tun als<br />

seien sie gar nicht da.<br />

Althea Racing Manager Genesio Bevilacqua nachdem<br />

Shane Byrne bei Tests mit Leon Haslam kollidierte und sich<br />

Prellungen zuzog<br />

Die politische Seite der<br />

MotoGP versteht wirklich<br />

niemand. Keiner weiß,<br />

wer da wie motorisiert ist und<br />

wer welches Chassis hat.<br />

Colin Edwards zum Wirrwarr bei Satellitenund<br />

Werksmotorrädern<br />

Diese Jungs sind definitiv mutiger<br />

als wir!<br />

HRT-Pilot Karun Chandhok nach seinem MotoGP-Besuch in Silverstone<br />

Dort habe ich zum ersten Mal eine<br />

nackte Frau gesehen. Ich habe mich<br />

gefühlt wie im himmel.<br />

David Coulthard über den badeort zandvoort<br />

Foto: milagro, adrivo/Sutton


weiter geht es...<br />

online<br />

Egal ob MotoGP, WRC, DTM oder Formel 1: Mit unserer<br />

Website <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com sind Sie immer<br />

über die neuesten Ereignisse und Ergebnisse aus der<br />

<strong>Motorsport</strong>welt informiert - in Wort, Bild und Ton.<br />

{Mark Sutton}<br />

Life Through<br />

The Lens<br />

»Nach dem Deutschland GP gab es nur ein Thema<br />

und es war köstlich, die Reaktionen von Felipe<br />

Massa und Fernando Alonso zu fotografieren. Ich<br />

lief direkt rüber zur Pressekonferenz, aber anstatt<br />

drinnen zu warten, blieb ich draußen, wo der Van<br />

ankam, der die Fahrer zum Media Centre brachte.<br />

Das sollte sich als gute Entscheidung erweisen,<br />

da der Van direkt vor dem Fotografenraum<br />

anhielt. Erstaunlicherweise war ich der einzige<br />

Fotograf, der dort stand. Alonso stieg aus, hielt<br />

sich seinen Rücken und sagte zu mir: »Oh Gott,<br />

ich werde alt.« Angesichts der Umstände war das<br />

ein bizarrer Kommentar, aber als ich meine Fotos<br />

aus dem Parc Fermé durchschaute, entdeckte<br />

ich, dass er sich dort auch den Rücken hielt - er<br />

muss ein Problem mit seinem Sitz gehabt haben!«<br />

Seit Jahrzehnten sind die Fahrerlager von<br />

Adelaide bis Zandvoort das Jagdrevier von<br />

<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> Fotograf Mark Sutton.<br />

Mehr Bilder von Mark gibt es unter<br />

www.motorsport-magazin.com/goto/bilder/<br />

Video-Highlights<br />

Wozu dienen eigentlich die vielen Knöpfe am Lenkrad<br />

eines F1-Autos? Nico Rosberg erklärt im Video, was<br />

er mit seinem Lenkrad alles an- und einstellen kann.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com/goto/lenkrad/<br />

Nicht verpassen: Überholmanöver, Unfälle und<br />

Action - nach jedem DTM-Rennen zeigt <strong>Motorsport</strong>-<br />

<strong>Magazin</strong>.com die Highlights <strong>des</strong> Laufs als Video.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com/goto/dtm<br />

highlights/<br />

Jede Woche neu: <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> TV blickt hinter<br />

die Kulissen und zeigt die Top-News der Woche<br />

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18<br />

Kolumne.schoklitsch<br />

Show und Sport<br />

Valentino Rossis Ducati-Wechsel lenkte einige Zeit davon ab, dass die MotoGP-WM 2010<br />

eigentlich schon entschieden ist. Hauptsache Unterhaltung.<br />

Text: Falko Schoklitsch<br />

Farbwechsel: Die Fans von Valentino Rossi müssen<br />

sich mit roten Klamotten eindecken<br />

Es wurde viel gesagt, geschrieben und<br />

gedacht über den Wechsel von Valentino<br />

Rossi zu Ducati. Als er endlich passierte,<br />

konnte man beinahe überall das<br />

erleichterte Ausatmen hören, dass die<br />

Sache endlich vorbei war. Die Saga um<br />

den Rossi-Wechsel hatte sich gezogen<br />

wie zäher Nudelteig und war nach anfänglicher<br />

Aufregung mehr oder weniger bereits zur Kenntnis<br />

genommen worden, lange bevor der Ducati-Deal<br />

auch offiziell feststand.<br />

Ob der Vertrag wirklich erst wenige Tage vor<br />

der Bekanntgabe unterschrieben wurde, wie<br />

Ducati-Präsident Gabriele del Torchio sagte, oder<br />

alles schon viel früher feststand, wird wohl nie<br />

jemand genau klären können, zu sehr schien sich<br />

Ducati über die zusätzliche Aufmerksamkeit zu<br />

freuen und zu viel Spaß schien Rossi damit zu<br />

haben, Katz und Maus mit der Presse zu spielen.<br />

Also wurden viele Zeilen verfasst, in denen sich<br />

immer wieder das Gleiche wiederholte, weil es einfach<br />

nichts Neues in der Phase zu berichten gab.<br />

Gewonnen hat dadurch allerdings niemand. Vielleicht<br />

sollte es aber auch nur davon ablenken, dass<br />

die Weltmeisterschaft in der MotoGP eigentlich<br />

schon lange gelaufen ist. Jorge Lorenzo wird mit<br />

dem Titel wohl sicher über die Ziellinie spazieren<br />

und darf sich dann wohl noch als derjenige rühmen,<br />

der Rossi aus seinem Team vertrieben hat. Irgendwie<br />

ist es für Lorenzo aber trotzdem traurig, dass die<br />

Saison 2010 wohl dennoch als das Jahr definiert werden<br />

wird, in dem die legendäre Nummer 46 seinen<br />

Arbeitgeber wechselte.<br />

So konnte der Spanier einerseits schon den Titel nicht gewinnen, während<br />

Rossi gesund ist - er verletzte sich beim Motocross an der Schulter<br />

und verpasste vier Rennen, weil er sich im Training in Mugello den Unterschenkel<br />

brach - und andererseits wird einen Tag nach<br />

dem Saisonfinale in Valencia alles darauf hin fiebern,<br />

wie der Doktor denn nun so in Rot aussieht - sollte<br />

Yamaha den Test erlauben. Wer gerade vorher den<br />

Titel geholt hat, ist da schnell vergessen.<br />

Da aber die wichtigsten Dinge in der Saison 2010<br />

ohnehin schon passiert zu sein scheinen - und sie<br />

damit leider nicht so spannend wurde wie erwartet<br />

und erhofft - darf es bereits Vorfreude geben auf das,<br />

was da kommt. Nicht nur, dass 2011 alle Topteams<br />

weiter mit Topfahrern ausgestattet sein werden, es hat<br />

sich eben alles verschoben. Rossi bei Ducati, Stoner bei<br />

Honda und Lorenzo wird selbst bemerken dürfen, wie<br />

es ist, wenn ein Fahrer kommt und einem den Status<br />

als Platzhirsch streitig macht. Denn Ben Spies ist zwar<br />

ein ruhiger Zeitgenosse, aber auch ein sehr schneller.<br />

Daher mag sich Lorenzo zwar darauf freuen, dass er<br />

mit Spies nach seiner Ansicht besser auskommen wird<br />

als mit Rossi, spätestens wenn er selbst den Atem <strong>des</strong><br />

Verfolgers im Nacken spürt, könnte er aber auch<br />

nicht mehr ganz so freundschaftlich unterwegs sein.<br />

Jäger sein ist die eine Rolle, Gejagter sein eine andere<br />

- vor allem in der MotoGP. Also auch wenn in der<br />

Königsklasse ein wenig die Luft draußen sein mag,<br />

es gibt genug, worauf es sich zu freuen lohnt.<br />

Und dann gibt es ja glücklicherweise auch noch<br />

die kleinen Klassen, wo weniger die Gerüchteküche,<br />

sondern doch größtenteils das Racing im Mittelpunkt<br />

steht. Als Zyniker könnte man den Unterschied<br />

zwischen kleinen Klassen und MotoGP wie<br />

den Unterschied zwischen WWE Wrestling und<br />

Freistilringen vergleichen: alles großartige Sportler,<br />

nur bei den einen geht es mehr um den großen Schein, bei den anderen<br />

ums harte Ringen. Die MotoGP hat zur WWE allerdings einen großen<br />

Vorteil, bei den Zweirädern steht der Sieger vorher nicht fest - zumin<strong>des</strong>t<br />

unter den Aktiven.<br />

Fotos: milagro


IM VERGLEICH<br />

Die katalanische Sonne<br />

brennt: Das LCR-Girl<br />

kann auf wärmende<br />

Heizdecken verzichten<br />

Grid Girls - HeiSS und kalt<br />

Sie zieren jede Startaufstellung und jede Team-Box: hübsche, langbeinige Damen mit Schirm, Fahne oder Startnummerntafel.<br />

Ganz so einfach wie es sich anhört, ist dieser Job jedoch nicht - in Barcelona stehen die Grid Girls sicher noch gerne im kurzen<br />

Kleidchen in der prallen, spanischen Sonne, aber im verregneten Silverstone schlottern sie bei typisch britischem Inselwetter<br />

selbst vor den vorgeheizten Reifenwärmern. Zu viel Sonne ist aber auch nicht gut: In Istanbul kippte Jenson Buttons Grid Girl<br />

vor dem Start um - oder lag es weniger an der Hitze und eher an Jenson? Schirmlos blieb der amtierende Formel-1-Weltmeister<br />

<strong>des</strong>wegen nicht - sein Papa sprang kurzfristig ein, bis weiblicher Ersatz gefunden war.<br />

Inselwetter: Die<br />

Yamaha-Girls suchten<br />

Zuflucht bei den<br />

Reifenheizdecken


20<br />

Kolumne.Heublein<br />

<strong>Kunst</strong> oder Künstlich?<br />

Die Formel-1-Welt lechzt nach mehr Überholmanövern. Gut so. Aber bitte nur durch echte<br />

Überholkunst, nicht mit künstlich herbeigeführten Positionswechseln per Knopfdruck.<br />

Salvador Dali, Wassily Kandinsky,<br />

Jackson Pollock - <strong>Kunst</strong> kann manchmal<br />

seltsam sein. In einer Reihe mit<br />

den großen Künstlern der abstrakten<br />

<strong>Kunst</strong> und <strong>des</strong> Surrealismus steht<br />

<strong>Lewis</strong> <strong>Hamilton</strong>. Ȇberholen ist eine<br />

<strong>Kunst</strong>«, bestätigt er unsere These. Statt<br />

mit Pinsel, Farbe oder Bildhauerwerkzeug<br />

arbeitet <strong>Lewis</strong> mit einem Lenkrad. Allein in<br />

den ersten vier Saisonrennen dieses Jahres lieferte<br />

der Brite 32 <strong>Kunst</strong>werke ab - so viele Autos überholte<br />

er von Bahrain bis China; mehr als jeder<br />

andere Formel-1-Fahrer. In unserem Exklusivinterview<br />

(ab S. 26) kommt aber selbst <strong>Lewis</strong> ins<br />

Straucheln, seines Zeichens Weltmeister und einer<br />

der besten Lenkradkünstler der Welt, wenn es<br />

darum geht, die <strong>Kunst</strong> <strong>des</strong> <strong>Überholens</strong> für unsere<br />

Leser verständlich zu erklären. »Es ist eine wirklich<br />

seltsame Erfahrung«, sagt <strong>Lewis</strong>. Das klingt fast<br />

ein bisschen abstrakt und surreal.<br />

Doch die <strong>Kunst</strong> ist in Gefahr! Nicht durch sinken<strong>des</strong><br />

Bildungsinteresse und zunehmend dümmeres<br />

Fernsehprogramm - die FIA bedroht die<br />

rasende <strong>Kunst</strong> <strong>des</strong> <strong>Überholens</strong>. In der nächsten Saison<br />

soll nicht nur der zusätzliche PS-Stoß mittels<br />

KERS zurückkehren, sondern auch ein beweglicher<br />

Heckflügel für mehr Speed beim Angreifer sorgen.<br />

Aber was passiert mit der <strong>Kunst</strong> <strong>des</strong> <strong>Überholens</strong>,<br />

wenn ein simpler Knopfdruck auf den gelben KERSoder<br />

den grünen Heckflügelbutton den notwendigen<br />

Geschwindigkeitsüberschuss erzeugen kann, der<br />

einen Fahrer an seinem wehrlosen Gegner vorbei befördert? Ist das für den<br />

angreifenden Fahrer noch die gleiche Befriedigung? Entspricht solch ein<br />

künstliches »Überholmanöver« dem Geist <strong>des</strong> Rennsports? <strong>Lewis</strong> überlegt<br />

lange, steht sichtlich zwischen den Stühlen. Immerhin möchte er die FIA<br />

nicht für Regeln kritisieren, die noch gar nicht beschlossen sind. Gleichzeitig<br />

Text: Stephan Heublein<br />

Künstler am Werk: Überholmanöver sind in der<br />

Formel 1 zu selten, aber dafür etwas Besonderes<br />

ist klar, dass ihm sehr wohl das aktuelle Reglement<br />

mehr zusagt. Schließlich liebt er die seltsame Situation<br />

<strong>des</strong> <strong>Überholens</strong> von allen Momenten eines Rennens<br />

am meisten - einmal abgesehen von der Zieldurchfahrt<br />

als Sieger. »Überholen verlangt viel Können«,<br />

sagt <strong>Lewis</strong>. »Manchmal muss man einen Angriff viele<br />

Kurven vorher planen, diese Fähigkeit wird verschwinden,<br />

wenn man nur auf der Gerade einen<br />

Knopf drücken muss.«<br />

Der Gedanke von mehr Überholmanövern ist löblich<br />

- immerhin erinnern wir uns alle mit Grauen an den<br />

stinklangweiligen Saisonauftakt in Bahrain oder den<br />

Ungarn GP, der ohne die Safety-Car-Phase, Boxenstopp-Pannen<br />

und Strafen keinen Maulwurf aus seinem<br />

mühsam gebuddelten Loch getrieben hätte. »Ein paar<br />

mehr Überholmanöver wären nicht schlecht«, sagt<br />

Frank Williams. Recht hat er. Aber nicht um jeden Preis.<br />

Künstlich herbeigeführte Spannung, Entertainment à<br />

la Hollywood sind selbst im Showbusiness Formel 1<br />

fehl am Platz. Wenn per Knopfdruck fünf Mal pro<br />

Runde überholt wird, steigert das die Spannung<br />

nicht. Im Gegenteil: »Es wären einfache Überholmanöver<br />

ohne echte Spannung«, mahnt Jacques Villeneuve.<br />

»Wer möchte das schon sehen?« Beim NAS-<br />

CAR-Rennen in Talladega gab es in diesem Jahr 29<br />

verschiedene Führende und 88 Führungswechsel.<br />

Insgesamt liegt der Rekord auf dem Superspeedway<br />

bei 11.428 Überholvorgängen in 200 Runden. Wäre<br />

das in der F1 noch etwas Besonderes, noch das Werk<br />

echter Künstler? Die Anhänger größerer Spannung<br />

sagen ja, der Erfolg heilige die Mittel, selbst künstliche.<br />

Mit der gleichen Maxime gehen manche Rennfahrer bei Zweikämpfen<br />

ans Werk. Wie ein siebenfacher Weltmeister wohl reagiert, wenn der Hintermann<br />

mittels Knopfdruck und eines künstlichen Überholmanövers an<br />

ihm vorbeizufliegen droht? Dann fährt vielleicht nicht nur die <strong>Kunst</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Überholens</strong> vor die Mauer.<br />

Fotos: adrivo/sutton, McLaren, Renault, adrivo Sportpresse


Boxenspion<br />

<strong>Motorsport</strong> ist nicht immer nur bierernst. An jedem Rennwochenende strömen unsere Redakteure<br />

in den Fahrerlagern von Formel 1, MotoGP, DTM & Co aus, um für Sie Interviews zu führen und Berichte<br />

zu recherchieren. Dabei schnappen sie eine Menge witzige Geschichten und Anekdoten auf.<br />

Jody Scheckter<br />

ließ sich von den<br />

Merce<strong>des</strong>-Aerodynamikern<br />

ein<br />

Eis-Fahrrad bauen.<br />

In nur acht Tagen<br />

wurde das Fahrrad<br />

mit einer großen<br />

Eiskühlbox, einem<br />

zusätzlichen Vor der -<br />

rad und einer Werbefahne<br />

ausgestattet<br />

und sogar im<br />

Merce<strong>des</strong>-Windkanal<br />

getestet! Ob<br />

Merce<strong>des</strong> <strong>des</strong>halb zu<br />

langsam ist?<br />

Ross Brawn ist einer<br />

der mächtigsten<br />

Männer im Fahrerlager,<br />

aber letztlich ist auch er<br />

ein normaler Autofan.<br />

In Hockenheim lief<br />

er gegen halb zehn<br />

abends extra zu einer<br />

Ausstellungsbühne,<br />

zückte sein Handy und<br />

fotografierte einen<br />

ausgestellten SLS.<br />

Ob er sich den als<br />

Prämie für den ersten<br />

Sieg mit den neuen<br />

Silberpfeilen wünscht?<br />

Ron Dennis ist nicht gerade als Spaßvogel bekannt,<br />

wenn er dann mal Unfug macht, bekommt er prompt<br />

Ärger. In Silverstone schnitt er Eddie Jordan während<br />

eines Live-Interviews das Kopfhörerkabel durch,<br />

so dass der jede Verbindung zur Regie verlor. Jordan<br />

regte sich gewaltig auf - und die BBC verlangte eine<br />

offizielle Entschuldigung.<br />

Christian Horner gibt je<strong>des</strong><br />

Jahr nach dem Großbritannien<br />

GP eine Party<br />

auf seinem ländlichen<br />

Anwesen - und je<strong>des</strong> Mal<br />

vernichtet Adrian Newey<br />

mit Donuts in seinem<br />

Privatauto den heiligen<br />

Rasen <strong>des</strong> Hausherren.<br />

Sebastian Vettel amüsierte<br />

sich köstlich darüber.<br />

Merce<strong>des</strong>-Teilhaber<br />

Aabar schenkte Ross<br />

Brawn ein Trikot von<br />

Manchester City, an dem<br />

die Araber ebenfalls<br />

beteiligt sind. Dumm:<br />

Brawn ist eingefleischter<br />

Fan von Machnester<br />

United. Das Trikot landete<br />

nicht im Müll: Brawns<br />

Vater ist City-Fan.<br />

Im neuen Silverstone<br />

mangelte es vor dem<br />

Start an Toiletten. Lucas<br />

di Grassi hatte es so eilig,<br />

dass er angesichts der<br />

Überfüllung auf der Herrenseite<br />

sogar durch die<br />

Tür mit der Dame drauf<br />

stürzte: „Sorry - ich hab‘s<br />

furchtbar eilig!“<br />

Mehr lustige Geschichten aus den Fahrerlagern der <strong>Motorsport</strong>welt lesen Sie auf unserer Facebookseite:<br />

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22<br />

Boxenstopp<br />

zahlen <strong>des</strong> monats<br />

50Damon<br />

Hill feiert am 17. September seinen 50. Geburtstag. Der Brite stieg im Alter von 33<br />

Jahren 1993 zum Stammfahrer auf und gewann 1996 mit Williams den WM-Titel. Damit trat<br />

er in die Fußstapfen seines Vaters Graham, der 1962 und 1968 Weltmeister wurde. Heute<br />

ist Hill Präsident <strong>des</strong> British Racing Drivers Club und Aushilfsrennkommissar bei Formel-1-Rennen. In Monaco wirkte er<br />

dieses Jahr ausgerechnet bei der Bestrafung seines Ex-Rivalen Michael Schumacher mit.<br />

1953<br />

Seit der Formel-1-Saison 1953<br />

sind Helme für die Fahrer Pflicht.<br />

Die heutigen Helme bestehen aus<br />

drei Hauptsubstanzen: Kohlefaser<br />

für die Steifigkeit, feuerfestem<br />

Aramid und Polyäthylen, das<br />

die Helmhülle undurchdringlich<br />

machen soll. Ein moderner Formel-<br />

1-Helm wiegt nur noch rund 1.250<br />

Gramm. Erlaubt sind laut Reglement<br />

bis zu 1.800 Gramm.<br />

33<br />

Dani Pedrosa holte am Sachsenring seinen 33.<br />

Grand-Prix-Erfolg in allen Klassen - alle davon erzielte<br />

er auf Honda-Motorrädern. Erstaunlich: Genauso<br />

viele GP-Siege fuhr Valentino Rossi in seiner Honda-<br />

Zeit ein. Nur drei Honda-Fahrer waren erfolgreicher: Mick Doohan (54<br />

Siege), Jim Redman (45) und Mike Hailwood (41).<br />

500<br />

Rund 500 Interviews geben die Fahrer und<br />

Teamverantwortlichen <strong>des</strong> Yamaha MotoGP-<br />

Werksteams pro Jahr. Dafür erreichen die<br />

Presseabteilung täglich 15 Freigabeanträge, 60 Anrufe und 100 E-Mails.<br />

Zudem trudeln jeden Tag über 100 Autogrammwünsche ein. Kein Wunder:<br />

2009 verfolgten 226 Millionen Zuschauer die Rennen im TV.<br />

190<br />

Randy de Puniet war bis zu seiner Verletzung in Deutschland ein Muster<br />

an Beständigkeit - trotz so mancher Fallsucht in der Vergangenheit.<br />

Von seinem Debüt als GP-Fahrer 1999 bis zum Rennen in Laguna Seca<br />

2010 verpasste er kein einziges Rennen und stellte eine beeindruckende<br />

Serie von 190 Grand Prix Starts in Folge auf.


formel 1<br />

Foto: red bull<br />

Selbst bei seinen Demorunden<br />

im Londoner Stadtverkehr blieben<br />

Mark Webber keine Überrundungen<br />

langsamer Autos erspart<br />

Umfrage<br />

Gelingt Ferrari mit Alonso eine<br />

neue Erfolgsära?<br />

Ja, sie werden Erfolg haben 46%<br />

Nein, die Konkurrenz ist zu gut 37%<br />

Nein, Ferrari und Alonso passen nicht zusammen17%<br />

Leser-Umfrage auf www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />

»Ich wechsle<br />

keine Windeln – das ist<br />

Frauensache.«<br />

Papa Flavio Briatore lässt seine Elisabetta Söhnchen Nathan Falco wickeln<br />

Kommentar: Eine neue Ära?<br />

Mit der Verpflichtung von Fernando Alonso wollte Ferrari 2010 eine neue Ära einleiten. Die bisherige Erfolgsbilanz<br />

ist allerdings eher ernüchternd. Zwar meldete sich Alonso zuletzt im Titelkampf zurück, doch so richtig konnte der<br />

zweifache Champion seine Klasse bei Ferrari noch nicht unter Beweis stellen. Wie Michael Schumacher hat der<br />

Spanier das Team fest im Griff und ist wie der Rekordchampion die klare Nummer 1 - bester Beweis war der Deutschland<br />

GP. Aber ob er wirklich an die Erfolge aus früheren Schumacher-Zeiten herankommen oder diese sogar<br />

übertreffen kann, ist fraglich. Nur die Zeit wird es zeigen. Kerstin Hasenbichler


24<br />

sli<strong>des</strong>how.Formel1<br />

Formel 1<br />

Boxenpanne<br />

Von Hero to Zero: In Deutschland legte die Merce<strong>des</strong>-Boxencrew die beiden<br />

schnellsten Boxenstopps <strong>des</strong> Rennens hin. Eine Woche später flog in<br />

Ungarn Nico Rosbergs rechtes Hinterrad weg, weil sich die Mutter gelöst<br />

hatte und es der Mechaniker nicht rechtzeitig bemerkte.<br />

Foto: Bridgestone


26<br />

interview.hamilton<br />

lewis hamilton<br />

Die KUNST <strong>des</strong><br />

<strong>Überholens</strong><br />

Text: Stephan Heublein Fotos: adrivo/sutton<br />

Er ist der jüngste Weltmeister aller Zeiten, aber er überholt wie<br />

ein alter Hase. <strong>Lewis</strong> <strong>Hamilton</strong> erklärt dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>,<br />

was bei einem Überholmanöver in seinem Kopf vorgeht und<br />

wie viel Platz darin für den fahrenden Ingenieur reserviert ist.<br />

MSM: <strong>Lewis</strong>, Du hast vor einiger Zeit zusammen<br />

mit Deinem Teamkollegen Jenson [Button]<br />

einen lustigen Videoclip für euren Sponsor<br />

Vodafone gedreht - gemeinsam habt ihr euer<br />

Auto zusam mengebaut. Den Bildern nach zu<br />

urteilen hattet ihr dabei sehr viel Spaß...<br />

LEWIS HAMILTON: Oh ja, das hat wirklich<br />

viel Spaß gemacht. Grundsätzlich machen alle<br />

Events mit Vodafone viel Spaß. Sie denken<br />

darüber nach und versuchen, von vorneherein<br />

dafür zu sorgen, dass es für uns unterhaltsam<br />

ist. Das gefällt uns umso besser, denn wir unternehmen<br />

gerne etwas gemeinsam und es war<br />

eine richtig coole Idee, ein Formel-1-Auto<br />

zusammenzubauen. Ich glaube, sie dachten,<br />

dass wir es nicht schaffen würden, aber wir<br />

haben es geschafft!<br />

Könntest Du auch Dein Auto zuhause in der<br />

Garage reparieren?<br />

Das denke ich schon, ja. Das wäre kein Problem.<br />

Schließlich ist das viel einfacher als bei<br />

einem Formel-1-Auto.<br />

Wie viel Ingenieur steckt heutzutage in einem<br />

Formel-1-Rennfahrer? Wie sehr musst Du wie<br />

ein Ingenieur denken?<br />

Ich weiß nicht, wie es bei den anderen Fahrern<br />

aussieht, aber ich kenne mein Auto in- und<br />

auswendig. Klar, ich muss nicht wissen, wie der<br />

Dämpfer genau eingestellt sein muss, welchen<br />

Druck das Team wählt. Als Fahrer muss ich<br />

nicht die exakten Zahlen für den vorderen Stabi<br />

oder die Federn wissen, aber ich muss absolut<br />

alles verstehen, was mit dem Setup <strong>des</strong> Autos<br />

zu tun hat. Ich persönlich verlasse mich nicht<br />

ausschließlich auf meinen Renningenieur und<br />

sage ihm: Ich habe dieses Problem, bitte behebe<br />

das - und dann macht er alles im Alleingang.<br />

Statt<strong>des</strong>sen komme ich in die Box und sage:<br />

Wir sollten dies und das ausprobieren. In 99<br />

Prozent der Fälle liege ich richtig. So etwas geht


nicht über Nacht, das entwickelt sich über einen<br />

langen Zeitraum. Wir haben am Freitag nur<br />

zwei Mal 90 Minuten Freies Training - das ist<br />

nicht viel. Im ersten Training fahren wir normalerweise<br />

drei Runs, im zweiten noch einmal<br />

drei und im dritten Training am Samstag, das<br />

nur eine Stunde dauert, sind es nur noch zwei<br />

Runs. Das ist nicht viel Trainingszeit.<br />

Was machst Du, wenn Du die McLaren-Fabrik<br />

besuchst? Worüber sprichst Du mit den Designern<br />

und Ingenieuren?<br />

Es ist immer viel zu tun. Wir haben viele Meetings<br />

mit den Ingenieuren - etwa über das<br />

nächstjährige Auto, neue Upgra<strong>des</strong> und Komponenten<br />

oder ein Debrief zum vorherigen<br />

Rennen. Ich schaue auch mal im Windkanal<br />

vorbei, um mir anzuschauen, welche neuen<br />

Teile dort gerade getestet werden. Klarerweise<br />

verbringe ich auch viel Zeit im McLaren-Simulator,<br />

um mich auf die kommenden Rennen<br />

vorzubereiten.<br />

Was kannst Du den Ingenieuren alles verraten,<br />

was sie noch nicht aus den ganzen Telemetrie-<br />

Daten wissen?<br />

Es gibt jede Menge Dinge, die sie noch nicht<br />

wissen. Niemand weiß alles, man kann immer<br />

etwas dazulernen. Außer mir kann keiner<br />

genau erklären, wie es sich im Auto anfühlt -<br />

einmal abgesehen von den anderen Fahrern.<br />

Die Ingenieure kennen das Gefühl nicht, in<br />

einem Rennauto zu sitzen, sie kalkulieren und<br />

berechnen Dinge, erstellen Theorien. Ich lebe<br />

vom Gefühl. Zwei verschiedene Charaktere<br />

müssen zusammenarbeiten, um das stärkste<br />

Paket zu erschaffen.<br />

Rubens Barrichello hat eine nette Geschichte<br />

erzählt, dass ihn seine Williams-Ingenieure<br />

mitten in der Nacht angerufen haben, weil er<br />

gerade zuhause in Brasilien war. →


28<br />

interview.hamilton<br />

Ist Dir schon mal etwas Ähnliches passiert?<br />

[lacht] Nein, das ist mir noch nicht passiert.<br />

Vielleicht hat es mal ein Ingenieur in der Nacht<br />

probiert, aber ich bin dann von dem Anruf<br />

nicht aufgewacht. Aber vorsichtshalber stelle<br />

ich das Telefon ab sofort auf stumm...<br />

Beim Goodwood Festival of Speed durftest Du<br />

in diesem Jahr einen alten McLaren MP4/C<br />

ausprobieren. Wie war die Zeitreise für Dich?<br />

Es war richtig cool. Das Auto gehörte früher<br />

Alain Prost und es war eine einzigartige Erfahrung<br />

für mich, damit zu fahren. Nicht viele Menschen<br />

erhalten die Gelegenheit, ein historisches<br />

Rennauto zu fahren, das sie früher im Fernsehen<br />

gesehen haben, als die größten Fahrer aller<br />

Zeiten gegeneinander angetreten sind. Es ist<br />

cool, ein bisschen ein Verständnis dafür zu<br />

bekommen, wie sie sich damals gefühlt haben.<br />

Goodwood ist keine richtige Rennstrecke, aber<br />

hast Du die Turbo-Power gespürt?<br />

Oh ja, die heutigen Formel-1-Autos sind viel,<br />

viel langsamer! Obwohl die Technologie von<br />

damals im Vergleich zu heute viel älter ist.<br />

Sobald der Turbo eingreift, wird das Auto zu<br />

einem Biest. Heutzutage ist die Leistung sofort<br />

da, bei den alten Turboautos muss man ein paar<br />

Sekunden warten, bevor die Power losbricht.<br />

Du bist auch schon einige andere alte Rennautos<br />

gefahren...<br />

Ich bin einen McLaren MP4/4 gefahren - Ayrton<br />

Sennas ehemaliges Auto. Damit hat sich für<br />

mich ein Traum erfüllt. Das hatte ich mir sehr<br />

gewünscht. Letztes Jahr bin ich auch einen alten<br />

Merce<strong>des</strong>-Benz W 125 gefahren. Das war<br />

Wahnsinn! Richtig wahnsinnig, unglaublich.<br />

Ich habe in die Kurve eingelenkt und dachte,<br />

ich falle raus. Das war ein fantastisches Auto.<br />

Wenn ich daran denke, was die Fahrer damals<br />

geleistet haben, muss ich sagen: Diese Jungs<br />

waren wirklich verrückt! Aber ich würde es<br />

wohl auch machen... [lacht]<br />

In dieser Saison ist das Low-Fuel-Qualifying<br />

mit fast leeren Tanks zurück. Ist das eine besondere<br />

Herausforderung für Dich als Fahrer?<br />

Absolut. Es ist wahrscheinlich der schönste<br />

Moment <strong>des</strong> Rennwochenen<strong>des</strong>, wenn das<br />

Team den Tank leer pumpt und du raus fährst,<br />

um ganz auf dich allein gestellt, Zeit gutzumachen.<br />

Im Gegensatz zu den letzten Jahren gibt<br />

es keine 10 Kilo zusätzlichen Sprit mehr im<br />

Tank, die zwei Zehntel kosten und die man als<br />

Fahrer nicht mehr zurückholen kann. Es ist<br />

klasse, dein Maximum zu geben - Maximum,<br />

Maximum, Maximum. Das ist richtig cool.<br />

Ȇberholen ist eine der<br />

komplexesten Situationen,<br />

in der man sich im<br />

Rennen wiederfinden kann.<br />

Dennoch liebe ich es<br />

am meisten.«


<strong>Lewis</strong> <strong>Hamilton</strong> denkt an seinem Arbeitsplatz wie ein Ingenieur (Foto: McLaren)<br />

»Wenn ich daran denke, was die Fahrer damals<br />

geleistet haben, muss ich sagen: Diese Jungs<br />

waren wirklich verrückt!«<br />

Obwohl Du in diesem Jahr am Ende <strong>des</strong> Qualifyings<br />

nicht immer der Schnellste warst, hast<br />

Du trotzdem mehrfach gesagt: Das war eine<br />

klasse Runde!<br />

Meine Pole-Runde in Montreal war spektakulär.<br />

Mit dieser Runde war ich wahnsinnig<br />

zufrieden. Auch die Runde in Silverstone war<br />

für mich spektakulär - obwohl ich nicht auf der<br />

Pole stand, war es ein besonderes Gefühl.<br />

Darauf kommt es an.<br />

Du hast in den ersten Rennen die meisten<br />

Überholmanöver aller Fahrer vollführt. Ist<br />

Überholen für Dich eine Art <strong>Kunst</strong>?<br />

Überholen ist eine <strong>Kunst</strong>. Nicht nur in der Formel<br />

1, sondern allgemein in jeder Rennklasse,<br />

egal ob bei den Gokarts oder anderen Formelserien.<br />

Es ist etwas Besonderes, das nicht<br />

jeder beherrscht. Ein erfolgreiches Überholmanöver<br />

erfordert viel Überlegung und Berechnung<br />

<strong>des</strong> Abstands zum Vordermann. Es ist<br />

wahrscheinlich eine der komplexesten Situationen,<br />

in der man sich im Rennen wiederfinden<br />

kann. Dennoch liebe ich sie am meisten. Wenn<br />

ich hinter einem anderen Fahrer liege, muss ich<br />

verstehen, was mein Auto macht, schaue aber<br />

hauptsächlich auf die Strecke und nicht auf den<br />

Gegner. Ihn nehme ich nur peripher wahr. Aber<br />

obwohl ich nur auf die Strecke schaue, weiß ich,<br />

wann er langsamer wird und dann bremse ich<br />

auch. Ich reagiere konstant auf ihn. Das ist eine<br />

wirklich seltsame Erfahrung.<br />

Denkst Du auch darüber nach, gegen wen du<br />

gerade kämpfst? Was seine Stärken und Schwächen<br />

sind?<br />

Nein. Wenn ich hinter einem anderen Fahrer<br />

bin, möchte ich ihn einfach nur überholen.<br />

Klar, wenn ich vorher schon Erfahrungen mit<br />

ihm gesammelt habe und weiß, dass er einfach<br />

in mich rein fahren würde, dann versuche ich<br />

ihm auszuweichen. Aber sonst sind alle Fahrer<br />

für mich gleich.<br />

Was hältst Du diesbezüglich vom neuen Reglement<br />

für 2011 - wird die Befriedigung für ein<br />

gelungenes Überholmanöver geringer ausfallen,<br />

wenn man mit einem Knopfdruck für KERS<br />

oder den beweglichen Heckflügel einfach vorbeifahren<br />

kann?<br />

Ich habe keine Ahnung. Noch haben wir es<br />

nicht getestet und sie haben auch die Regeln<br />

noch nicht finalisiert. Deshalb kann ich das<br />

nicht richtig einschätzen und kommentieren.<br />

Ich mag es, wie es jetzt ist und hoffe, dass alle<br />

Regeländerungen dem Sport helfen, damit wir<br />

weiterhin eine so tolle Show bieten können wie<br />

in diesem Jahr. MSM


30<br />

story.Gewinnerin<br />

Hot LapText:<br />

mit <strong>Lewis</strong><br />

Stephan Heublein<br />

Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> macht Fanträume wahr: Unsere Leserin Maren Teepe gewann das Formel-1-Erlebnis<br />

ihres Lebens - eine Hot Lap im offiziellen Formel 1 Safety Car mit McLaren-Pilot <strong>Lewis</strong> <strong>Hamilton</strong> am Steuer.<br />

Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> macht<br />

Fanträume wahr: Unsere Leserin<br />

Mareen Teepe gewann das Formel-1-Erlebnis<br />

ihres Lebens -<br />

eine Hot Lap im offiziellen Formel<br />

1 Safety Car mit<br />

McLaren-Pilot <strong>Lewis</strong> <strong>Hamilton</strong><br />

am Steuer.<br />

Maren:<br />

Gewinnerin<br />

<strong>des</strong> Hot<br />

Lap GewiNN -<br />

spiels<br />

Fotos: adrivo/Sutton


»Das Safety Car<br />

ist gigantisch«<br />

»Ich habe wirklich<br />

nicht geschrien!«<br />

»Ich lebe noch«, sagt Maren Teepe leise in ihr<br />

Handy, noch immer ist ihrer Stimme die Aufregung<br />

anzumerken. Am anderen Ende lauscht ihr<br />

Vater gebannt den Worten seiner Tochter. »Es<br />

war der absolute Hammer.« Die 23-jährige Germanistik-<br />

und Geschichtsstudentin aus Dortmund<br />

sitzt im zweiten Stock <strong>des</strong> McLaren-Motorhomes<br />

am Hockenheimring und fünf Meter<br />

schräg gegenüber gibt der Formel-1-Weltmeister<br />

von 2008, <strong>Lewis</strong> <strong>Hamilton</strong>, ein Fernsehinterview.<br />

Was für viele F1-Fans schon das Highlight ihres<br />

Lebens wäre, ist für sie nur das ruhige Ausklingen<br />

eines aufregenden Nachmittags.<br />

Um 17:00 Uhr durchschreitet Maren in Begleitung<br />

ihrer Schwester das Drehkreuz in eine<br />

eigene, für viele unerreichbare Welt, den Formel-<br />

1-Paddock von Hockenheim. Die Gewinnerin<br />

<strong>des</strong> Hot Lap Gewinnspiels von <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />

und Vodafone erwartet eine Führung<br />

durch das McLaren-Motorhome, ein Besuch in<br />

der McLaren-Box, ein Treffen mit <strong>Lewis</strong> <strong>Hamilton</strong><br />

und natürlich der Höhepunkt: Eine rasante<br />

Fahrt im 571 PS starken Merce<strong>des</strong>-Benz SLS<br />

AMG Formel 1 Safety Car.<br />

Berührungsängste hat die Studentin nicht. Bei<br />

der Boxenführung stellt sie den Mechanikern<br />

Fragen, die gerade dabei sind, die Autos für das<br />

Parc Fermé Reglement fertig zu machen. Die<br />

Stimmung ist gelassen. Ein Mechaniker drückt<br />

ihr sogar ein Lenkrad in die Hand und lässt sich<br />

dazu erweichen, ihr die Neuerungen am eigentlich<br />

streng geheimen angeblasenen Diffusor zu<br />

erklären - zur Veranschaulichung holt er sogar<br />

ein abmontiertes Auspuffendstück und hält es<br />

im richtigen Winkel in Richtung Unterboden<br />

und Diffusor ans Auto. Diesen Service hätte die<br />

Konkurrenz sicher auch gerne genossen. Maren<br />

»Ich lebe noch.<br />

Es war der absolute<br />

Hammer«<br />

ist seit vielen Jahren McLaren-Fan. Sie hätte sich<br />

gar kein anderes Team für ihren Besuch vorstellen<br />

können: »Ob es mir bei Ferrari so gut gefallen<br />

hätte oder ob ich Schumacher nicht zu böse Fragen<br />

gestellt hätte?«<br />

Dann fällt die schwarz-weiß karierte Flagge.<br />

<strong>Lewis</strong> <strong>Hamilton</strong> jagt den Motor <strong>des</strong> Safety Cars<br />

mehrmals in die Höhe, bevor er mit durchdrehenden<br />

Rädern auf die erste Kurve zurast. Maren<br />

hat im Beifahrersitz keine Zeit, um auf den Tacho<br />

zu achten. <strong>Lewis</strong> lässt den silbernen SLS fliegen,<br />

räubert über die Kerbs und schüttelt seine Insassin<br />

mächtig durch. »Aber ich habe nicht geschrien!«,<br />

betont Maren hinterher vehement. Noch auf der<br />

Auslaufrunde klopft <strong>Lewis</strong> ihr auf den Helm, öffnet<br />

ihr Visier und sagt: »Die Reifen sind hinüber.«<br />

Nach dem Aussteigen kniet er mit ihr am rechten<br />

Hinterrad nieder und zeigt ihr die heruntergefahrenen<br />

Reifen. »Ich habe ihn auf der letzten<br />

Runde gefragt, ob er das im Auto fühlen könne<br />

und er meinte, ja. Dann ist er ein paar Mal gedriftet<br />

und man konnte es tatsächlich spüren.« Die<br />

Drifts am Limit <strong>des</strong> Autos machten ihr am meisten<br />

Spaß. »Am Anfang war es ungewohnt, weil<br />

man das im normalen Straßenverkehr nicht<br />

macht, aber nach einer Runde hatte ich mich<br />

daran gewöhnt - dann war es lustig«, gesteht sie.<br />

Als <strong>Lewis</strong> aus dem Fahrersitz klettert, sagt er mit<br />

einem Lächeln: »Wir hatten unseren Spaß!«<br />

<strong>Lewis</strong> eröffnen wir am Donnerstagvormittag,<br />

dass er am Wochenende eine unserer Leserinnen<br />

auf eine Hot Lap mitnehmen würde. Der F1-Star<br />

ist beim Erhalt dieser Nachricht fast genauso<br />

begeistert wie Maren. »Wirklich, darf ich wieder<br />

eine Hot Lap fahren? Das ist klasse!« <strong>Lewis</strong> lässt<br />

sich gerne überraschen, möchte nicht schon am<br />

Montag den exakten Zeitplan für alle seine Aktivitäten<br />

wissen. »Jetzt freue ich mich noch mehr<br />

auf das Wochenende«, sagt er. Seine Erinnerungen<br />

an vorherige Taxifahrten mit Fans sind<br />

durchweg positiv. »Ich hatte Glück, bisher hatte<br />

ich immer gute Beifahrer und es macht wirklich<br />

viel Spaß.« Mit der Formel 1 habe es allerdings<br />

nichts zu tun. »Es ist eine Million Meilen davon<br />

entfernt«, betont <strong>Lewis</strong>. Obwohl das Safety Car<br />

alles andere als langsam ist, immerhin beschleunigt<br />

es von 0 auf 100 km/h in 3,8 Sekunden. »Es<br />

ist gigantisch«, sagt Maren. Aber <strong>Lewis</strong> ist noch<br />

mehr Power gewohnt. »Für mich ist das Safety<br />

Car im Vergleich zu einem Formel-1-Auto sehr,<br />

sehr, sehr langsam«, sagt er lachend. »Aber für<br />

jeden anderen ist es verdammt schnell!«


32<br />

story.Titelkampf


Brennpunkt<br />

Titelkampf<br />

Zoff-Faktor<br />

5 Fahrer, 3 Teams, 1 Titel – die Formel-1-Saison<br />

2010 steckt voller Überraschungen. Das<br />

<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> analysiert die Stärken<br />

und Schwächen der Titel KANdidaten. Diese fünf<br />

Faktoren entscheiden den WM-Kampf 2010.<br />

Text: Stephan Heublein<br />

Fotos: adrivo/Sutton, red bull<br />

Michael Schumacher, siebenfacher Weltmeister. Fernando Alonso, zweifacher<br />

Weltmeister. <strong>Lewis</strong> <strong>Hamilton</strong> und Jenson Button, jeweils einmal Weltmeister.<br />

Sebastian Vettel und Felipe Massa, Vizeweltmeister und heiße Titelanwärter.<br />

Und Mark Webber, braver Teamplayer und Vettels schneller Adjutant. So<br />

stellten sich viele Experten vor Saisonbeginn 2010 die Favoriten auf den<br />

WM-Thron vor. Vor dem letzten Saisondrittel sind noch fünf dieser Kandidaten<br />

im Titelrennen, aber ausgerechnet der Außenseiter aus Australien hat<br />

die meisten Rennen aller Piloten gewonnen. »Das hätte ich zu Jahresbeginn<br />

niemals geglaubt«, gesteht Bernie Ecclestone. Allen Unwägbarkeiten, Streitereien<br />

und Problemen zum Trotz behauptet sich Webber in der Weltelite.<br />

Sein Manager Flavio Briatore glaubt nicht nur aus Eigennutz an die selbsternannte<br />

Nummer 2 von Red Bull: »Sein Sieg in Ungarn hat gezeigt, wie sehr<br />

er sein Hirn benutzt, anders als viele andere Fahrer.« Neben dem Hirn <strong>des</strong><br />

Fahrers entscheiden noch fünf weitere Faktoren über den neuen Weltmeister<br />

- vom Fahrerzoff bis zum Streckenfaktor. Liegt Webber auch darin vorne? →<br />

Damit hat niemand gerechnet: Nach zwei Saisondritteln<br />

ist McLaren das einzige Topteam, bei dem es teamintern<br />

noch nicht geknallt hat. Zwar versuchte die britische<br />

Yellow-Press monatelang einen Streit zwischen den beiden<br />

Weltmeistern <strong>Hamilton</strong> und Button vom Zaun zu brechen,<br />

doch schossen diese ausschließlich bei einem Paintball<br />

PR-Event aufeinander - ansonsten präsentierten sich die<br />

Silbernen als Harmonie-Truppe <strong>des</strong> Jahres. Es scheint<br />

tatsächlich zu wirken, dass Martin Whitmarsh in jedem<br />

Interview gefühlt fünf Mal erwähnt, dass McLaren die beste<br />

und harmonischste Fahrerpaarung aller Zeiten habe. Radau<br />

wie bei Red Bull scheint ausgeschlossen, aber die entscheidende<br />

Phase kommt ja erst noch. Anders bei Red<br />

Bull: Trotz zweier Friedensgipfel sitzen Vettel und Webber<br />

weiter auf einem Pulverfass, das jederzeit wieder hochgehen<br />

kann. Dafür ist zu viel vorgefallen, fühlt sich Webber<br />

zu sehr zur ungeliebten Nummer 2 im Vettel-Team zurückversetzt.<br />

Ganz anders Ferrari: Die Palastrevolution wurde<br />

im Keim erstickt, Felipe Massa mit einer Handvoll Funksprüchen<br />

zur Nummer 1B degradiert - daran wird sich<br />

nichts mehr ändern. Rot setzt voll auf die Karte Alonso.<br />

zofffaktor<br />

Red Bull mclaren ferrari


34<br />

story.Titelkampf<br />

Fehler-Faktor<br />

Team-faktor<br />

Fehler sind menschlich, doch die Formel 1 ist manchmal<br />

unmenschlich. Der kleinste Fehler wird bestraft, wie bei<br />

Vettel in Ungarn. Der zu große Abstand während der Safety-<br />

Car-Phase war sein erster Fahrfehler der Saison, aber nicht<br />

der erste Fehler seines Teams - egal ob bei Strategien oder<br />

technischen Defekten, wenn es einen Weg gab, ein gutes<br />

Ergebnis zu verpatzen, Red Bull fand ihn. Solche Fehler<br />

müssen abgestellt werden, wenn das große Ziel WM-Titel<br />

nicht zum zweiten Mal verpasst werden soll. Überraschend<br />

viele Fehler machte auch Alonso: Ein Startunfall in Australien,<br />

ein Frühstart in China und ein Trainingsunfall in Monaco - das<br />

hätte niemand vom Doppelweltmeister erwartet und darf<br />

sich im Titelendspurt nicht wiederholen. Auch McLaren blieb<br />

nicht ohne Fehler, konnte aber immer noch das Beste daraus<br />

machen. <strong>Hamilton</strong>s Strafe in Valencia hinderte ihn nicht<br />

daran, Zweiter zu werden, Buttons Startunfall in Australien<br />

hinderte ihn nicht am Sieg. Auch die Zuverlässigkeit stimmt:<br />

<strong>Hamilton</strong>s Defekt im zwölften Rennen war der erste technische<br />

Ausfall der Saison. Aber: In Monaco steckte ein Kühler<br />

in Buttons Seitenkasten - solche Leichtsinnsfehler sind rar,<br />

aber auch im Endspurt nicht auszuschließen.<br />

Fehler-Faktor<br />

Red Bull mclaren ferrari<br />

Vettel ist davon überzeugt: »Red Bull ist noch kein Team der<br />

Weltmeister, aber ein weltmeisterliches Team.« Das Problem:<br />

Den Beweis ist Red Bull noch schuldig. Auf grandiose Doppelsiege<br />

oder alles überlegene Vorstellungen folgten immer<br />

wieder katastrophale oder völlig unverständliche Fehler.<br />

Dabei versagte das Krisenmanagement rund um Christian<br />

Horner und Helmut Marko ein ums andere Mal. Hier hat die<br />

Konkurrenz ein glücklicheres Händchen. Das Gegenbeispiel<br />

ist McLaren. Button konnte sich seine Siege mit cleveren<br />

Strategien sichern, da zahlte sich die Erfahrung <strong>des</strong> Traditionsrennstalls<br />

aus. Auch Ferrari kann auf jede Menge vergangene<br />

Titelkämpfe und Drucksituationen zurückblicken.<br />

Selbst die Kritik nach der Stallregie von Hockenheim prallte<br />

von der Scuderia locker ab. Im Gegenteil: Wenn jemand nicht<br />

nach der roten Pfeife tanzt, wird auch schon mal scharf<br />

geschossen und sogar die FIA kritisiert. Aber Vorsicht: Nicht<br />

alles ist schlecht bei Red Bull. In Budapest bewies das Team<br />

mit Webber, dass es sehr wohl eine Strategie anpassen und<br />

siegreich umsetzen kann. Allerdings mahnt die Konkurrenz<br />

nicht ganz zu unrecht, dass dies mit über einer Sekunde<br />

Vorteil pro Runde keine allzu große <strong>Kunst</strong> gewesen sei.<br />

Team-faktor<br />

Red Bull mclaren ferrari<br />

Fotos: adrivo/Sutton, red bull, ferrari, bridgestone, mclaren


Entwicklungs-Faktor<br />

Strecken-Faktor<br />

Die Sommerpause und die damit verbundene Fabrikschließung<br />

kamen für McLaren und Ferrari zum ungünstigsten<br />

Zeitpunkt. Während Red Bull von seinem teilweise außerirdischen<br />

Speedvorteil zehren konnte, mussten die Jäger am<br />

Strand Däumchen drehen, statt im Windkanal und am Zeichenbrett<br />

nachzulegen. Schon vorher zeichnete sich ein Trend<br />

ab: Ferrari gewann mit den Updates zur Saisonmitte an Speed,<br />

der nur aufgrund außergewöhnlicher Umstände nicht in<br />

Ergebnisse umgesetzt werden konnte. McLaren hatte in der<br />

ersten Saisonhälfte einen Vorteil bei der Entwicklungsgeschwindigkeit,<br />

lobte sich danach allerdings ein bisschen zu<br />

sehr für das Aufholvermögen von 2009 und Anfang 2010, wo<br />

man die besten Fortschritte machte - ohne Tests waren auch<br />

sie beim angeblasenen Diffusor angeschmiert. <strong>Hamilton</strong><br />

gestand schon früh: »Wir sind nur noch das drittschnellste<br />

Team.« So kann es jedem der Teams im WM-Schlussspurt<br />

passieren, dass ein Upgrade mangels Testmöglichkeiten nicht<br />

funktioniert und die Konkurrenz plötzlich munter punktet.<br />

Gerade bei den abschließenden Überseerennen mit langen<br />

und teuren Luftbrücken könnte das entscheidend werden.<br />

Umso schwerer wiegt der Speedvorteil von Red Bull.<br />

Die Konkurrenzfähigkeit der Teams geht auf und ab - je nach<br />

Streckencharakteristik. In Deutschland trennte Vettel und<br />

Alonso im Qualifying die Winzigkeit von zwei Tausendsteln,<br />

im Rennen war Ferrari sogar schneller als Red Bull. Nur<br />

sieben Tage später deklassierte Red Bull alle Teams um über<br />

eine Sekunde. Der Unterschied: Der Hungaroring war wie<br />

gemacht für den RB6. Wenn viel Abtrieb und eine gute Aerodynamik<br />

gefragt sind, ist Red Bull nur durch sich selbst zu<br />

schlagen. Der Stadtkurs in Singapur, aber auch Suzuka, Sao<br />

Paulo und Abu Dhabi dürften Vettel und Webber liegen - dort<br />

war Red Bull schon 2009 stark. Nur in Monza kommt der<br />

Topspeed-Vorteil von F-Kanal-Pionier McLaren zusammen<br />

mit dem PS-Vorteil <strong>des</strong> Merce<strong>des</strong>-Motors zum Tragen. Horner<br />

weiß schon jetzt, dass es dort schwierig wird, gegen Rot<br />

und Silber mitzuhalten. Umso wichtiger ist es, auf den maßgeschneiderten<br />

Strecken zu punkten. McLaren setzt auf die<br />

Konstanz. »Wir waren sicherlich das konstanteste Team«,<br />

meint Button. »Es ist wichtig, konstant zu bleiben und selbst<br />

dann Punkte zu holen, wenn das Glück nicht auf unserer<br />

Seite ist.« Spätestens in Abu Dhabi ist klar, welche Philosophie<br />

den WM-Titel bringt.<br />

Entwicklungs-Faktor<br />

Strecken-Faktor<br />

Red Bull<br />

mclaren<br />

ferrari<br />

Red Bull<br />

mclaren<br />

ferrari


36<br />

story.Alonso<br />

Der<br />

K nig<br />

von<br />

Maranello<br />


Früher herrschte Enzo Ferrari in Maranello. Dann machte sich<br />

Michael Schumacher in <strong>des</strong>sen Gemächern breit. Jetzt hat die Scuderia einen<br />

neuen Alleinherrscher: den spanischen König – Fernando Alonso.<br />

Text: Karin Sturm Fotos: adrivo/sutton


38<br />

story.Alonso<br />

Es war nicht der erste Klops <strong>des</strong><br />

zweimaligen Weltmeisters in diesem<br />

Jahr, durch den er unnötig Punkte<br />

wegwarf – man denke nur an den<br />

überflüssigen Frühstart in China.<br />

Fernando<br />

Alonso<br />

Fernando Alonso durfte in diesem Jahr schon einmal feiern, und zwar<br />

ausgelassen: Am Abend <strong>des</strong> Rennens in Silverstone bejubelte er gemeinsam<br />

mit spanischen Journalisten-Freunden, Rallye-Star Carlos Sainz und <strong>des</strong>sen<br />

Sohn im Ferrari-Motorhome den WM-Triumph der spanischen Fußball-<br />

Nationalmannschaft in Südafrika. Dabei schien Alonso sogar fast zu vergessen,<br />

dass seine eigenen WM-Hoffnungen an jenem Nachmittag einen<br />

heftigen Dämpfer erhielten. Es war nicht nur Pech, das der Spanier genau<br />

im ungünstigsten Moment eine Boxendurchfahrtsstrafe aufgebrummt<br />

bekam. Durch das Abschneiden der Schikane und sein damit unerlaubtes<br />

Überholmanöver gegen Robert Kubica musste er sich auch ein bisschen an<br />

der eigenen Nase ziehen: Hätte er nämlich nicht gedacht oder gehofft, mit<br />

diesem Manöver durchzukommen - obwohl ähnliche von anderen in der<br />

Vergangenheit von der Rennleitung kaum toleriert wurden - wäre der Schaden<br />

gleich Null gewesen. Dann hätte er Kubica wieder vorbeigelassen und<br />

in der nächsten Runde einfach noch einmal attackiert - oder wäre im Notfall<br />

erstmal dahinter geblieben. Kubica fiel kurz darauf ohnehin aus.<br />

Es war nicht der erste Klops <strong>des</strong> zweimaligen Weltmeisters in diesem<br />

Jahr, durch den er unnötig Punkte wegwarf - man denke nur an den<br />

überflüssigen Frühstart in China und seinen Trainingsunfall in Monaco,<br />

der ihn das Qualifying kostete, weil das Chassis nicht reparabel war. Nach<br />

dem Start nach Maß mit einem Auftaktsieg in Bahrain lief das Projekt<br />

Titelkampf für ihn und Ferrari schleppend an. Allerdings bleibt festzuhalten,<br />

dass Alonso in einer Phase, in der die Roten in Sachen Speed<br />

zeitweise sehr deutlich hinter Red Bull und McLaren zurückfielen, immer<br />

noch deutlich mehr Punkte sammelte als sein Teamkollege Felipe Massa,<br />

der vor allem im Qualifying massiv damit kämpfte, die Reifen nicht richtig<br />

auf Temperatur zu bekommen.<br />

Das nutzte Alonso gnadenlos aus, als Ferrari wieder konkurrenzfähiger<br />

war. Die Wende brachte sein zweites Heimrennen in Valencia. Das Team<br />

trat mit einem »runderneuerten« Auto an, quasi einer »B-Version«, mit<br />

angeblasenem Diffusor und weiteren aerodynamischen Veränderungen.<br />

Ein bisschen vorsichtig war Alonso im Vorfeld freilich noch - er ahnte wohl<br />

schon, dass es eine Weile dauern könnte, bis das neue Paket wirklich funktionieren<br />

würde: »Wir erwarten einen Schritt nach vorne, dass wir ein<br />

bisschen schneller sind, aber man muss sehen, dass praktisch alle neue<br />

Teile hier haben, Red Bull zum Beispiel den F-Kanal. Daher denke ich, dass<br />

es darum geht, wie sehr sich die anderen verbessern können. Wir müssen<br />

einen größeren Schritt machen.« Für Alonso stand im Vordergrund, die<br />

Konkurrenzfähigkeit <strong>des</strong> F10 zu bestätigen und diese weiter voranzutreiben.<br />

»Silverstone, Hockenheim, Budapest - es gibt nicht nur eine Evolution pro<br />

Saison und das war‘s. Wir müssen diesen Job durchgehend bis Abu Dhabi<br />

machen. Der Weg dahin ist noch lang, aber wir sind zuversichtlich...«<br />

Auf eines konnte er ab diesem Zeitpunkt bauen: Während die Konkurrenten<br />

Red Bull mit Sebastian Vettel und Mark Webber sowie McLaren mit<br />

<strong>Lewis</strong> <strong>Hamilton</strong> und Jenson Button jeweils noch beide Piloten im WM-<br />

Titelkampf hatten, gab Ferrari-Chef Luca di Montezemolo bereits die Parole<br />

aus: »Alle Konzentration von nun an auf Alonso.« Das bestätigten seriöse<br />

interne Ferrari-Quellen - obwohl es offiziell noch hieß, dass die Fahrer<br />

gleichberechtigt seien. Die Realität sah für jeden sichtbar in Hockenheim<br />

anders aus, als der führende Felipe Massa den - zugegebenermaßen zu<br />

diesem Zeitpunkt schnelleren - Alonso vorbeilassen musste. Der Spanier<br />

war schon in seiner Renault-Zeit, als er seine beiden ersten WM-Titel holte,<br />

bekannt dafür, lautstark zu protestieren, sollte er einmal das Gefühl haben,<br />

dass das Team nicht alle Karten einzig und allein auf ihn setzte. Die Erfahrung<br />

bei McLaren, als sich tatsächlich einiges eher um den dortigen Liebling<br />

<strong>Lewis</strong> <strong>Hamilton</strong> drehte als um ihn, hat ihn in diesem Punkt eher noch<br />

empfindlicher und vorsichtiger gemacht. So, dass er gleich nach seiner<br />

Ankunft bei Ferrari im Hintergrund mit dem Strippenziehen anfing, dabei<br />

mit Sicherheit auch die Hausmacht durch Sponsor Santander nutzte, der<br />

schließlich in erster Linie wegen ihm zu den Roten kam.


»Die haben intern alle so viel Angst vor Alonso, dass sie dafür sogar in<br />

Kauf nehmen, dass ein an sich toller Doppelsieg so einen üblen Beigeschmack<br />

bekommt«, sagte Ex-Pilot Marc Surer.<br />

Als Alonso dieses Privileg während <strong>des</strong> Hockenheim-Rennens lautstark<br />

einforderte, indem er es als »lächerlich« bezeichnete, dass Massa es wagte,<br />

einen seiner Angriffe auf der Strecke doch tatsächlich abzuwehren, und<br />

wohl über den Funk noch mehrmals seinem Ärger über den Brasilianer<br />

in deutlichen Worten Luft machte, da beugte sich Ferrari-Teamchef Stefano<br />

Domenicali dem Druck <strong>des</strong> neuen Herrschers von Maranello - Massa<br />

bekam drei Mal die Anweisung, den Spanier vorbeizulassen. »Die haben<br />

intern alle so viel Angst vor Alonso, dass sie dafür sogar in Kauf nehmen,<br />

dass ein an sich toller Doppelsieg so einen üblen Beigeschmack bekommt«,<br />

sagte Ex-Pilot Marc Surer. Italienische Ferrari-Insider bestätigen: »Alonso<br />

hat heute dort schon mehr Macht, als sie Michael Schumacher je hatte.«<br />

Wobei Domenicali über die Art, wie der Spanier in Hockenheim agierte,<br />

alles andere als glücklich gewesen sein soll. Das laute Schimpfen im Funk,<br />

das es allein schon nachher praktisch unmöglich machte, das Thema<br />

Teamorder zu vertuschen, selbst ohne Massas Widerspenstigkeit, sorgte<br />

für eine deutliche Standpauke - soviel Autorität wollte der Teamchef<br />

seinem Superstar gegenüber dann wohl doch noch behaupten.<br />

Ob Alonso sich viel daraus machte, ist eine andere Frage. Er ist nicht<br />

der Typ, der sich von außen etwas sagen lässt und dann auch noch darauf<br />

eingeht. Sein Ego ist sicher eines der größten in der derzeitigen Formel<br />

1. Aus seinen zweifellos herausragenden Qualitäten leitet er, wie viele<br />

absolute Topstars, das Privileg ab, dass sich die Welt, zumin<strong>des</strong>t die Formel-1-Welt,<br />

ausschließlich um ihn zu drehen habe. Der Erfolg gab ihm<br />

schon <strong>des</strong> Öfteren Recht - wenigstens bei rein nüchterner Betrachtung<br />

der Ergebnisse. Die Chance, dass sich das auch am Ende dieser Saison<br />

wieder so darstellt, ist durchaus gegeben. Alonso ist nach dem Sieg in<br />

Hockenheim und dem zweiten Platz von Ungarn wieder in Schlagdistanz<br />

zur WM-Spitze. McLaren plagen Speed-Probleme und bei Red Bull steht<br />

man sich immer wieder mal selbst auf den Füßen. Eine Riesenüberraschung<br />

wäre es nicht, sollte der Weltmeister in Abu Dhabi Fernando<br />

Alonso heißen. Für ihn wäre es eine weitere Bestätigung, dass sein Weg<br />

doch der einzig richtige ist. Dann hätte der neue König von Maranello<br />

wieder etwas zu feiern.<br />

die Altlasten<br />

<strong>des</strong> königs<br />

Nicht nur 100 Mal, gleich 1.000 Mal will Luca di Montezemolo im<br />

letzten Jahr mit Stefano Domenicali über ein und dasselbe Thema<br />

gesprochen haben - Fernando Alonso. Der Spanier gilt spätestens<br />

seit seinem missglückten Ausflug zu McLaren als schwierig im<br />

Umgang. Noch heute sagen ranghohe Teammitglieder rückblickend:<br />

»Wenn er nicht manchmal so ein Stinkstiefel gewesen<br />

wäre...« Di Montezemolo macht sich darüber keine Gedanken. Er<br />

glaubt, dass Ferrari Alonso unter Kontrolle halten kann. »Ich sagte<br />

zu Alonso: Wenn du für uns fährst, weil wir dich möchten, fährst<br />

du für ein Team, für eine Gruppe, nicht nur für dich selbst«,<br />

erklärte Montezemolo. »Wenn du ein Team möchtest, dann mache<br />

dein eigenes, fantastisch, wie bei John Surtees. Bei Ferrari<br />

möchten wir dir die bestmöglichen Siegchancen geben. Wenn<br />

nicht, dann werden wir dich nie verpflichten.« Schon im Winter<br />

lobte der Ferrari-Chef die Vorzüge seines neuen Vorzeigeangestellten.<br />

»Wir bemerkten, dass unser Team einen Fahrer brauchte, der<br />

mit den Ingenieuren spricht.« Eine Eigenschaft, die nicht zu Kimi<br />

Räikkönens Stärken gehörte. Domenicali pflichtete bei: »Ferrari<br />

braucht einen Mann, der das Team ähnlich wie Schumacher<br />

mitreißen und das Auto weiterentwickeln kann.« Das kann Alonso,<br />

so lange es erfolgreich läuft. Wenn nicht, wie bei Renault 2009,<br />

kann es auch anders aussehen. »Niemand hat das Team geführt«,<br />

klagt Teamchef Eric Boullier. Die Zusammenarbeit mit Alonso und<br />

Nelsinho Piquet sei nicht leicht gewesen. »Sie waren arrogant und<br />

haben das Team nicht gepusht.« Auch so kann ein König sein.


40<br />

interview.Barrichello


glücklicher<br />

dinosaURier<br />

300 Formel-1-Rennen und kein bisschen Müde: Rubens Barrichello ist<br />

der glückliche Dinosaurier im Fahrerlager. Dabei musste er in seiner Karriere einige<br />

Rückschläge einstecken. Im <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> spricht er über ayrton Sennas<br />

Tod und den Ferrari-Stallregie-skandal von spielberg.<br />

Text: Karin Sturm<br />

Fotos: williams<br />

MSM: In Belgien hast Du deinen 300. Grand<br />

Prix bestritten - was bedeutet Dir das?<br />

RUBENS BARRICHELLO: Ich glaube, wirklich<br />

viel wird das erst wert sein, wenn ich alt bin und<br />

meinen Freunden davon erzählen kann. Heute,<br />

in einer Zeit, in der die Leute in der Formel 1<br />

kommen und gehen, bedeutet es mir vor allem,<br />

dass ich mir sagen kann, dass es einen Grund<br />

gibt, dass ich so lange dabei bin.<br />

300 Grand Prix - da fragt natürlich jeder: Wie<br />

viele sollen es noch werden?<br />

Auf jeden Fall will ich nächstes Jahr [2011] noch<br />

weiterfahren - darüber hinaus habe ich mich<br />

noch nicht festgelegt.<br />

Was war in Deiner langen Karriere Deine<br />

schönste, Deine glücklichste Zeit?<br />

Die ist heute. Obwohl ich im Moment kein Auto<br />

habe, mit dem ich gewinnen kann. Aber ich bin<br />

in dem Team, für das ich immer fahren wollte,<br />

in einer Umgebung, in der ich mich sehr wohl<br />

fühle, in der ich geschätzt werde. Und ich fahre<br />

besser denn je.<br />

Du fühlst Dich jetzt besser als letztes Jahr bei<br />

Brawn, wo Du ein Siegerauto hattest?<br />

Jede Phase hat ihre ganz besonderen Momente.<br />

Und natürlich fühlt man ab und zu eine gewisse<br />

Sehnsucht nach einigen solcher Momente aus<br />

der Vergangenheit. Aber alles in allem bin ich<br />

heute wirklich so glücklich wie nie zuvor.<br />

Und die schwierigste Phase?<br />

Das war wohl, damals mit Ayrton Sennas Tod<br />

fertig zu werden. Ich war noch sehr jung, wurde<br />

zum erstens Mal mit so etwas konfrontiert, dazu<br />

war Ayrton ein großes Vorbild und auch ein<br />

Freund. Ich war vorher noch nie bei einer Beerdigung<br />

gewesen, hatte noch nie jemanden verloren,<br />

der mir wirklich nahe stand. Sicher, mein<br />

Opa starb, als ich noch sehr klein war, aber da<br />

hatte ich auch nicht so viel Kontakt. Ayrton war<br />

mir viel näher - <strong>des</strong>halb war es so schwer.<br />

Hast Du kurz daran gedacht, aufzuhören?<br />

Nein, das nicht. Denn im Moment, wo ich wieder<br />

im Auto saß, wusste ich, dass das meine große<br />

Liebe ist.<br />

Danach bekamst Du vor allem in Brasilien das<br />

Problem, Ayrtons Nachfolger sein zu sollen - und<br />

vielleicht auch zu wollen...<br />

Das war zum Teil ein Kommunikationsproblem,<br />

eines der Formulierungen. Ich war eigentlich nie<br />

jemand, der auf Polemik aus war. Ich glaube, ich<br />

habe ein gutes Herz, war halt auch noch sehr<br />

jung, vielleicht auch ein bisschen naiv. Ich habe<br />

Dinge gesagt, die gezielt gegen mich verwendet<br />

wurden. Negative Schlagzeilen verkaufen sich<br />

besser als positive - gerade in Brasilien. Aber das<br />

Entscheidende ist, dass man selbst in den Spiegel<br />

schauen kann und im Auto seinen Spaß hat. Alles<br />

andere, was die anderen sagen, ist nebensächlich.<br />

Die eigene Einstellung, die echten Freundschaften,<br />

die eigene Familie, die Wärme, die<br />

Emotionen, die man anderen geben kann - das<br />

zählt. Heute gibt es andere Möglichkeiten, den<br />

Leuten draußen, den Fans, seine Gedanken und<br />

Gefühle sehr direkt nahe zu bringen. Der Internetdienst<br />

Twitter hilft mir dabei sehr, das nutze<br />

ich sehr stark, da kann ich ganz genau ausdrücken,<br />

was ich meine - und bekomme auch sehr<br />

direkte Reaktionen.<br />


42<br />

interview.Barrichello<br />

Wenn ich nicht Weltmeister<br />

werden kann, weil man dafür ein<br />

schlechter Mensch sein muss,<br />

dann bin ich lieber kein Weltmeister!<br />

Was war das schwierigste in Deiner ganzen Zeit<br />

in der Formel 1 - mit den hohen, manchmal<br />

übersteigerten Erwartungen in Brasilien fertig<br />

zu werden?<br />

Nein, nicht unbedingt. Ich war eigentlich sehr früh<br />

jemand, der gelernt hat, sein eigenes Leben zu<br />

leben und habe mich <strong>des</strong>halb nicht von den Kommentaren<br />

anderer abhängig gemacht. Das ist<br />

etwas, was man sich als Formel-1-Fahrer immer<br />

wieder bewusst machen muss. Denn im Laufe<br />

einer Formel-1-Karriere läuft man immer wieder<br />

Gefahr, dass einem die eigentlich wichtigen Werte<br />

im Leben abhanden kommen, weil von allen möglichen<br />

Seiten an einem herumgezerrt wird, die<br />

Leute sagen, als Formel-1-Fahrer musst du dies<br />

machen, musst du jenes machen, das darfst du<br />

nicht sagen, das musst du sagen... Dabei vergisst<br />

du dann sehr leicht, warum du eigentlich in der<br />

Formel 1 bist: weil dir nämlich das Rennfahren<br />

Spaß macht, weil du hier genau das tun kannst,<br />

was du tun willst. Die Formel 1 führt einen<br />

manchmal von diesem Weg weg - aber ich glaube,<br />

ich habe ganz gut gelernt, damit umzugehen. Ferrari<br />

war wirklich eine sehr gute Schule.<br />

Glaubst Du, dass Du heute absolut über solchen<br />

Dingen stehen kannst? Und ist das der größte<br />

Unterschied zwischen dem Rubens Barrichello<br />

am Anfang seiner Karriere - und dem von heute<br />

mit 300 Grand Prix auf dem Buckel?<br />

Ja, auf jeden Fall. Ich stehe heute viel mehr mit<br />

beiden Füßen auf dem Boden. Ich will nicht<br />

sagen, dass ich zwischendurch im Laufe meiner<br />

Karriere je aufgehört habe, ein ganz normaler<br />

und auch recht bescheidener Mensch zu sein.<br />

Aber ich musste und konnte durch die vielen<br />

verschiedenen Kulturen, mit denen ich in der<br />

Formel 1 konfrontiert wurde, noch viel lernen.<br />

Fotos: williams


Die Formel 1 als Schule für das Leben?<br />

Sicher. Und man muss auch sagen - ich habe<br />

in meinem ganzen Leben nie wirklich was<br />

anderes gemacht, als Rennen zu fahren, Formel<br />

1 zu fahren. Im Prinzip seit ich sechs<br />

Jahre alt war.<br />

Bedauerst Du das ein bisschen, nie etwas<br />

anderes kennengelernt zu haben, ein »normales«<br />

Leben?<br />

Ich weiß gar nicht, was das ist, ein »normales<br />

Leben«. Ich bin mit 16 Jahren von zu Hause<br />

weggegangen, jetzt habe ich meine eigene<br />

Familie, meine beiden Söhne... Das ist für<br />

mich alles ziemlich normal - aber ich habe<br />

keine Ahnung, was andere als normales<br />

Leben betrachten. Ich habe mit meiner Familie<br />

maximal einen Monat Ferien, aber ehrlich<br />

gesagt, dann langweile ich mich meistens.<br />

Außer, wenn ich mich mit meinen Kindern<br />

beschäftige, dann nicht. Aber sonst brauche<br />

ich immer etwas zu tun, ich bin ein sehr<br />

aktiver Mensch.<br />

Wollen Deine beiden Söhne auch schon<br />

Rennfahrer werden?<br />

Das kann man noch nicht sagen. Eduardo,<br />

der ältere, hat eine Tendenz, in allen Dingen<br />

sehr korrekt zu sein, er ist für sein Alter<br />

schon sehr reif. Ob er wirklich ein Geschwindigkeitsfanatiker<br />

ist, muss man aber noch<br />

sehen. Beide fahren Kart, der Kleine scheint<br />

da im Moment sogar noch begeisterter zu<br />

sein, aber er ist ja noch sehr jung, da kann<br />

man noch gar nichts sagen. Ich pushe da<br />

nicht, ich lasse das laufen - aber wenn sie es<br />

wirklich wollen, dann werde ich sie natürlich<br />

auch unterstützen.<br />

Und dann viel mehr Angst haben, als wenn<br />

Du selbst fährst?<br />

Ganz sicher - Vater eines Rennfahrers zu sein,<br />

das ist garantiert ein Albtraum. Das weiß ich<br />

von meinem Vater. Dabei war der nie Rennfahrer,<br />

weiß also gar nicht in allen Einzelheiten,<br />

was sich da abspielt. Ich schon - und <strong>des</strong>halb<br />

würde ich wahrscheinlich noch mehr leiden.<br />

Gelitten hast Du damals, nach der Teamorder-Affäre<br />

2002 in Österreich. Felipe<br />

Massa macht jetzt fast das gleiche durch.<br />

Kannst Du deinem Landsmann ein bisschen<br />

helfen?<br />

Viel kann ich ihm nicht sagen. Seine<br />

Gefühle sind sicherlich die gleichen, die ich<br />

damals hatte - auch die Reaktion der Fans<br />

in Brasilien war ähnlich. Ein Teil der Leute<br />

dort glaubt halt, dass man sich wie ein Söldner<br />

verhält, wenn man so eine Order akzeptiert,<br />

dass das vor allem mit Geld zu tun<br />

hat. Das ist natürlich Quatsch. Geld spielt<br />

in dem Moment überhaupt keine Rolle.<br />

Man tut es, man gibt einen Sieg her, weil<br />

man sich daraus für die Zukunft einen größeren<br />

Gewinn verspricht, weil man hofft,<br />

seine interne Position im Team zu verbessern.<br />

Das einzige, was ich Felipe sagen<br />

würde, ist, dass ich es heute nicht mehr<br />

machen würde. Schon drei, vier Tage<br />

danach war ich mir damals sicher - ich<br />

würde es nicht wieder tun.<br />

Was dann? Eventuell sogar lieber einen<br />

Rausschmiss riskieren?<br />

Ja, vielleicht... Das kann man nie wissen,<br />

ob das passieren würde. Aber ich würde<br />

es nicht mehr tun. Ich habe es damals<br />

gemacht, weil ich mir erhofft habe, dass<br />

ich daraufhin im Team besser behandelt<br />

würde. Aber das ist nicht passiert - es hat<br />

sich nichts verändert. Das war auch eine<br />

Lektion, die ich gelernt habe. Ich war<br />

immer sehr bodenständig. Ich sage das<br />

nicht, um gegen Ferrari nachzutreten,<br />

aber ich glaube, dass man selbst eine<br />

bestimmte Liebe und Wertschätzung für<br />

seinen Beruf haben muss, so muss es auch<br />

eine Wertschätzung für den Sportler, für<br />

den Menschen geben. Das ist es, was ich<br />

von meinem Vater gelernt habe und was<br />

ich auch meinen Kindern weitergeben<br />

möchte. Wenn ich nicht Weltmeister werden<br />

kann, weil man dafür ein schlechter<br />

Mensch sein muss, dann bin ich lieber<br />

kein Weltmeister!<br />

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Das einzige, was ich<br />

Felipe sagen würde, ist,<br />

dass ich es heute nicht<br />

mehr machen würde.<br />

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44<br />

TOP5.Rauswürfe<br />

Top5<br />

Rauswürfe<br />

Vergeudete Jahre<br />

Nicht immer trennen sich Fahrer und Teamchef im<br />

Guten. Manchmal endet es in einem wahren Rosenkrieg,<br />

bei dem nicht nur die Worte, sondern auch die<br />

Fäuste fliegen. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> weiß, bei<br />

welchen Teams es ordentlich gekracht hat.<br />

Text: Kerstin Hasenbichler<br />

(4)<br />

Johnny Herbert<br />

Rauswurf bei<br />

Benetton 1989<br />

Johnny Herbert wurde völlig unschuldig zur Zielscheibe im<br />

internen Machtkampf zwischen Teamchef Peter Collins und<br />

Flavio Briatore. Collins und Briatore, der sich ins Team eingekauft<br />

hatte, waren sich von Anfang an nicht grün und versuchten mit<br />

politischen Spielen, einander das Leben schwer zu machen. Am<br />

Ende fiel Herbert den Spielchen zum Opfer. Der Brite brach sich<br />

1988 beim F3000-Rennen in Brands Hatch mehrfach die Füße, hatte<br />

allerdings zu diesem Zeitpunkt seinen Vertrag bei Benetton bereits<br />

unterschrieben. Collins stand hinter Herbert und der vierte Platz <strong>des</strong><br />

Briten beim F1-Saisonauftakt in Brasilien schien ihm Recht zu geben.<br />

Doch das Blatt wendete sich: Herbert machten immer öfter seine Beine<br />

zu schaffen, speziell beim Bremsen. Als er sich aufgrund <strong>des</strong>sen für den<br />

Kanada GP nicht qualifizierte, witterte Briatore seine Chance und hetzte<br />

gegen Collins und Herbert. Der Plan ging auf: Beim Frankreich GP musste<br />

Johnny Herbert sein Cockpit für Emanuele Pirro räumen.


(5)<br />

Jacques Villeneuve:<br />

Rauswurf bei<br />

BAR 2003<br />

»Als vergeudete Jahre« bezeichnete Jacques Villeneuve seine Zeit bei BAR-Honda.<br />

Dass die Chemie zwischen dem extrovertierten Kanadier und Teamchef David<br />

Richards nicht stimmte, war ein offenes Geheimnis. Für Richards gab es drei Gründe,<br />

Villeneuve so schnell wie möglich loszuwerden: Erstens verdiente Villeneuve fürstliche<br />

18 Millionen Dollar - Geld, das man lieber in die Entwicklung <strong>des</strong> Autos gesteckt<br />

hätte. Zweitens steckte ihn 2003 Teamkollege Jenson Button - deutlich jünger und<br />

deutlich billiger - in die Tasche. Drittens hatte Villeneuve eine Abneigung gegen jede<br />

Art von PR-Arbeit. Gegen Saisonende spitzte sich der Streit zu. Richards zögerte die<br />

Vertragsverhandlungen mit Villeneuve hinaus, um schließlich kurz vor dem Saisonfinale<br />

in Japan Takuma Sato als Villeneuve-Nachfolger zu präsentieren. Der Kanadier<br />

war so sauer, dass er beim Japan GP erst gar nicht mehr ins Auto stieg.<br />

(3)<br />

Scott Speed<br />

Rauswurf<br />

bei Toro Rosso<br />

2007<br />

Fotos: adrivo/Sutton<br />

Zu Handgreiflichkeiten zwischen Teamchef und Pilot kam es 2007 bei Toro Rosso.<br />

Teamchef Franz Tost soll seinem Piloten Scott Speed, nachdem dieser beim Großen<br />

Preis von Europa im Regen von der Strecke gerutscht war, die geschlossene Faust<br />

mitten in den Rücken gerammt und ihn gegen die Wand gestoßen haben. Zeugen<br />

sprachen von einem tätlichen "Angriff", während Tost alle Vorwürfe von sich wies.<br />

Allerdings mussten Speed und sein Teamkollege schon im Vorfeld harte Kritik von<br />

Tost als auch Gerhard Berger einstecken. Sätze wie "Am liebsten würde ich keinen<br />

dieser Fahrer mehr in unser Auto setzen" [Tost] oder "Ich habe noch nie zwei Fahrer<br />

erlebt, die so deppert sind" [Berger] waren keine Seltenheit. Nach dem Vorfall beim<br />

Europa GP war das Maß voll und an eine weitere Zusammenarbeit nicht mehr zu<br />

denken. Beim Ungarn GP wurde Speed durch Sebastian Vettel ersetzt. →


46<br />

TOP5.Rauswürfe<br />

(2)<br />

Juan Pablo Montoya<br />

Rauswurf bei<br />

McLaren Merce<strong>des</strong><br />

2006<br />

Ein heißblütiger Kolumbianer auf der einen, ein perfektionistischer<br />

Brite auf der anderen Seite - das konnte nicht gut gehen. 2006<br />

trennten sich McLaren und Montoya - nach außen hin - einvernehmlich.<br />

Doch hinter den Kulissen ging es heiß her, denn Dennis<br />

soll Montoya gefeuert haben, nachdem dieser Dennis nur wenige<br />

Stunden vor der Bekanntgabe per Telefon über seinen NASCAR-<br />

Wechsel informiert haben soll. Daraufhin wurde er bei McLaren für<br />

den Rest der Saison freigestellt und durch Pedro de la Rosa ersetzt<br />

- womit das Team wiederum keine Abfindung zahlen musste.<br />

»Er hat darauf gebaut, dass Dennis ihn sofort rausschmeißt, er<br />

eine Abfindung kassieren und dann gleich in den USA weiterfahren<br />

kann«, hieß es aus Montoya-Kreisen. Nicht der erste Bock,<br />

den Montoya geschossen hatte: 2005 zog er sich angeblich beim<br />

Tennisspielen einen Haarriss in der Schulter zu und musste zwei<br />

Rennen pausieren. Kurze Zeit später kam heraus, dass Montoya<br />

beim Motocross mit über 80 km/h gestürzt war.<br />

(1)<br />

Jarno Trulli<br />

Rauswurf bei<br />

Renault 2004<br />

»Wenn Du im Kopf nicht stark genug bist, dann<br />

wirst Du von Flavio einfach überrollt«, erklärte<br />

Jarno Trulli nach seinem Rauswurf bei Renault.<br />

Obwohl er 2004 den Monaco GP gewann und mit<br />

Fernando Alonso durchaus Schritt halten konnte,<br />

wurde Trulli von Briatore auf die Straße gesetzt.<br />

Seit längerem hatte es zwischen den Beiden gekriselt,<br />

unter anderem weil Trulli Briatore nicht länger<br />

als Manager wollte. "Ich arbeite nur mit ihm zusammen,<br />

wenn er seine Provision senkt", posaunte<br />

Trulli. Als er in Frankreich patzte und dadurch<br />

Rubens Barrichello in letzter Sekunde an ihm vorbei<br />

gehen konnte, hatte Briatore einen Grund, den<br />

Italiener zu feuern. Denn Fehler sind bei ihm nicht<br />

erlaubt, eine zweite Chance gibt es nicht. "Wenn du<br />

etwas falsch machst, dann wirst Du es irgendwann<br />

noch mal falsch machen", lautet das Credo von<br />

Briatore. Nach dem Italien GP wurde Trulli durch<br />

Jacques Villeneuve ersetzt.<br />

Fotos: adrivo/Sutton


Primera División als Video-LIVE-Stream:<br />

Ronaldo, Messi und<br />

Villa seht ihr da!<br />

www.laola1.tv


48 TOP5.Fahrerduos<br />

history.Teamorder<br />

12. Mai 2002, Spielberg<br />

Rubens Barrichello musste Michael Schumacher<br />

beim Österreich GP in Spielberg vorbei lassen.<br />

Zum Dank ließ Schumacher seinen Teamkollegen aufs<br />

oberste Po<strong>des</strong>t steigen. Das gab Ärger.


Fairplay nur Heuchelei?<br />

Teamorder findet man seit den ersten Tagen der Formel 1. Selbst das Verbot der Teamorder<br />

im Jahr 2002 kann die Teams nicht davon abhalten, sie durchzuführen. Text: Kerstin Hasenbichler<br />

12. Mai 2002, Spielberg. Die F1-Fans buhen auf<br />

den Tribünen, die TV-Kommentatoren sind<br />

fassungslos. »Unfassbar, was da gerade passiert<br />

ist. Einfach unglaublich«, tönt es aus den Sprecherkabinen.<br />

Rubens Barrichello hatte bis<br />

wenige Meter vor der Ziellinie den Großen Preis<br />

von Österreich angeführt, doch den Sieg holte<br />

sich sein Ferrari-Teamkollege Michael Schumacher.<br />

Auf Geheiß von Teamchef Jean Todt<br />

musste der Brasilianer Schumacher auf der Zielgeraden<br />

vorbeilassen. Es ist nicht das erste Mal,<br />

dass Ferrari ein derartiges Schmierentheater<br />

aufführte. Gleicher Ort, ein Jahr zuvor: Mit dem<br />

legendären Boxenfunk »Let Michael pass for<br />

the championship« forderte Todt Barrichello<br />

im Sinne der Fahrer-WM auf, Schumacher vorbeizulassen,<br />

wodurch sich der Deutsche Platz<br />

zwei hinter David Coulthard sicherte. Die<br />

Empörung bei Fans und Buchmachern war so<br />

groß, dass die FIA reagieren musste. Nach dem<br />

Österreich GP 2002 führte die FIA den Paragrafen<br />

39.1 ins Sportreglement ein, der besagt,<br />

dass jegliche Teamorder verboten ist, die das<br />

Rennergebnis beeinflusst. Zusätzlich kann auf<br />

Basis <strong>des</strong> als »Gummi-Paragraf« gefürchteten<br />

Artikels 151c <strong>des</strong> Internationalen Sport-Kodex<br />

der FIA alles bestraft werden, was dem Ansehen<br />

<strong>des</strong> Sports schadet.<br />

Fakt ist, dass es trotz <strong>des</strong> Verbots immer wieder<br />

teaminterne Anweisungen oder Bevorzugungen<br />

gibt. Gleich zwei Beispiele findet man<br />

in dieser Saison: In Silverstone entschied sich<br />

Red Bull aufgrund der WM-Situation Sebastian<br />

Vettel den einzig verbliebenen, neuen Frontflügel<br />

zu geben, der eigentlich schon Teamkollege<br />

Mark Webber gehört hatte. Beim Großen<br />

Preis von Deutschland führte Ferrari unbeeindruckt<br />

von Vorfällen aus der Vergangenheit<br />

12. Mai 2002, Spielberg -<br />

Österreich. Die F1-Fans<br />

buhen auf den Tribünen,<br />

die TV-Kommentatoren<br />

sind fassungslos.<br />

»Unfassbar, was da<br />

gerade passiert ist.<br />

Einfach unglaublich«,<br />

tönt es aus den<br />

sprecherkabinen.<br />

→<br />

27. August 1978, Zandvoort<br />

09. September 1979, Monza<br />

29. März 1981, Rio de Janeiro<br />

Fotos: adrivo/Sutton<br />

Ronnie Peterson durfte seinen Lotus-<br />

Teamkollegen Mario Andretti in Zandvoort<br />

nicht überholen, obwohl bei Letzterem<br />

der Auspuff gebrochen war.<br />

Obwohl Gilles Villeneuve der Schnellere<br />

der beiden Ferrari-Piloten war, spielte<br />

er beim Italien GP brav den Begleitschutz<br />

für Teamkollege Jody Scheckter.<br />

Beim Brasilien GP weigerte sich Carlos<br />

Reutemann trotz eindeutiger Boxen -<br />

signale Alan Jones vorbeizulassen.<br />

Sein Ungehorsam kam ihn teuer zu stehen.


50<br />

history.Teamorder<br />

Ron Dennis dementierte<br />

jegliche Art von Teamorder.<br />

»<strong>Lewis</strong> war fast<br />

eine Sekunde schneller<br />

und als wir Heikki das<br />

gesagt haben, hat er<br />

ihn einfach vorbei<br />

gelassen«, lobte er die<br />

»sportliche Geste« <strong>des</strong><br />

Finnen Heikki Kovalainen.<br />

erneut ein Schmierentheater auf - Felipe Massa<br />

musste seinen Teamkollegen Fernando Alonso<br />

auf Geheiß der Scuderia passieren lassen.<br />

Dieses Mal lautete der Boxenfunk: »Fernando<br />

ist schneller als du, hast du uns verstanden?«<br />

Ein Aufschrei ging durch die Formel-1-Welt,<br />

als ob es in der Geschichte <strong>des</strong> Sports noch nie<br />

eine Teamorder gegeben oder auch noch nie<br />

ein Team nur ansatzweise daran gedacht hätte,<br />

Teamorder einzusetzen. Tatsache ist, dass es<br />

seit den Anfängen der Formel 1 in den 50er<br />

Jahren klare Hierarchien in den Teams gibt -<br />

außer man hat zwei Alphatiere im Team wie<br />

Nigel Mansell und Nelson Piquet, Gilles Villeneuve<br />

und Didier Pironi oder Fernando Alonso<br />

und <strong>Lewis</strong> <strong>Hamilton</strong>.<br />

Unantastbare Hierarchie<br />

Ansonsten war die Hierarchie unantastbar. So<br />

stand für Alfa Romeo fest - das Team war 1950<br />

den Gegnern haushoch überlegen -, dass der<br />

Fahrertitel an den Italiener im Team, Nino<br />

Farina, gehen sollte. Für das Finale wurde<br />

Farina im Gegensatz zu seinem Teamkollegen<br />

Juan-Manuel Fangio mit einem stärkeren Motor<br />

ausgestattet. Im Nachhinein waren die Spielchen<br />

gar nicht nötig, denn Fangio schied wegen<br />

eines Getriebeschadens nach 23 Runden aus<br />

und Farina wurde mühelos Weltmeister. Als<br />

Ronnie Peterson 1978 zu Lotus stieß, war in<br />

seinem Vertrag sein Nummer-2-Status bereits<br />

festgelegt. Der Amerikaner durfte seinen Teamkollegen<br />

Mario Andretti nicht einmal beim<br />

Großen Preis von Holland überholen, obwohl<br />

der Auspuff an Andrettis Auto gebrochen war.<br />

»Du warst so langsam, dass ich Bremsprobleme<br />

bekam, um dir nicht ins Auto zu fahren«, war<br />

Peterson im Ziel noch zu Scherzen aufgelegt.<br />

Die Fans fanden es weniger lustig und buhten<br />

Lotus nach dem Rennen aus.<br />

Ein ähnliches Szenario erlebten die Fans ein<br />

Jahr später beim Großen Preis von Italien. Weil<br />

Enzo Ferrari wollte, dass der Champion vor den<br />

heimischen Fans in Monza gekürt wird, spielte<br />

Gilles Villeneuve das ganze Rennen brav<br />

Begleitschutz für Jody Scheckter. Dabei war<br />

Villeneuve klar der Schnellere. Damals wie<br />

heute ging es bei Ferrari nur um Ferrari, die<br />

Fahrer waren Angestellte. Die Scuderia war<br />

26. Oktober 1997, Jerez<br />

08. März 1998, Melbourne<br />

13. Mai 2001, Spielberg<br />

Mika Häkkinen und David Coulthard<br />

holten in Jerez einen Doppelsieg für<br />

McLaren. Allerdings bestimmte das Team<br />

den Sieger, und zwar Häkkinen.<br />

Beim Saisonauftakt in Australien lag David<br />

Coulthard in Führung, musste aber seinem<br />

McLaren-Teamkollegen Mika Häkkinen<br />

gemäß Absprache den Sieg überlassen.<br />

Teamchef Jean Todt funkte an Rubens<br />

Barrichello: »Let Michael pass for the<br />

championship«, woraufhin dieser Michael<br />

Schumacher passieren ließ.<br />

Fotos: adrivo/Sutton


allerdings nicht das einzige Team, das bei den Fans wegen seiner<br />

Teamorder in Ungnade fiel. 1981 war Alan Jones die klare<br />

Nummer 1 bei Williams, was auch Teamkollege Carlos Reutemann<br />

wusste. Dennoch weigerte sich Reutemann beim Brasilien<br />

GP in Rio de Janeiro trotz eindeutiger Boxensignale Jones<br />

vorbeizulassen, was ihm in der WM teuer zu stehen kam. Williams<br />

stellte sich klar hinter seine Nummer 1, somit war Jones<br />

im WM-Kampf gegen Nelson Piquet und Jacques Laffite auf<br />

sich allein gestellt. René Arnoux wollte seinen Nummer-2-<br />

Status bei Renault nicht wahrhaben und schnappte seinem<br />

Teamkollegen Alain Prost beim Frankreich GP 1982 den Sieg<br />

weg. Ein schwerer Fehler, wie sich im Nachhinein herausstellte,<br />

denn Prost stellte dem Team ein Ultimatum: Arnoux oder er.<br />

Am Ende der Saison setzte Renault Arnoux auf die Straße.<br />

Verarschung <strong>des</strong> Publikums?<br />

»Du weißt, was du zu tun hast«, funkte Williams-Technikchef<br />

Patrick Head 1992 an seinen Piloten Ricardo Patrese. Patrese<br />

führte den Frankreich GP vor seinem Teamkollegen Nigel<br />

Mansell an, allerdings hatte Teamchef Frank Williams Letzteren<br />

als Sieger auserkoren. Mehr Raffinesse bewies McLaren in Jerez<br />

1997. Zwischen McLaren und Williams soll es eine Absprache<br />

gegeben haben, mit dem Inhalt, dass Jacques Villeneuve die<br />

beiden McLaren-Piloten Mika Häkkinen und David Coulthard<br />

vorbeilässt. Villeneuve reichte ein dritter Platz für den Titel.<br />

»Ich habe nicht gegen sie gekämpft. Es war besser sie vorbei<br />

zu lassen und die WM zu gewinnen«, erklärte der Kanadier<br />

nach dem Rennen. Die FIA untersuchte den Vorfall, konnte<br />

Mittlerweile haben die Teams Mittel und Wege<br />

gefunden, um zu verhindern, dass ihre Teamorder<br />

aufgedeckt wird. David Coulthard bringt es auf den<br />

Punkt: »Wir verarschen das Publikum, wenn wir es<br />

glauben machen, dass Teamorder nicht vorkommt.«<br />

aber Williams und McLaren nichts nachweisen. Völlig eindeutig<br />

war die Sachlage ein Jahr später beim Saisonauftakt in Australien<br />

als der in Führung liegende David Coulthard wenige<br />

Runden vor Rennende auf der Zielgeraden plötzlich langsamer<br />

wurde und sein Teamkollege Mika Häkkinen mühelos an ihm<br />

vorbeiging. Der Finne gewann den Grand Prix und legte damit<br />

den Grundstein für seinen ersten Weltmeistertitel. Auch 2005<br />

fiel McLaren negativ auf: In Deutschland ließ Heikki Kovalainen<br />

seinen Teamkollegen <strong>Lewis</strong> <strong>Hamilton</strong> ohne Mühe passieren.<br />

Ron Dennis dementierte jegliche Art von Teamorder.<br />

»<strong>Lewis</strong> war fast eine Sekunde schneller und als wir Heikki das<br />

gesagt haben, hat er ihn einfach vorbei gelassen«, lobte er die<br />

»sportliche Geste« <strong>des</strong> Finnen.<br />

Mittlerweile haben die Teams Mittel und Wege gefunden,<br />

um zu verhindern, dass ihre Teamorder aufgedeckt wird.<br />

Direkte Befehle wie in früheren Jahren gibt es nicht mehr, dafür<br />

haben sich einige Teams Code-Wörter einfallen lassen. Andere<br />

Teams wiederum geben ihren Piloten schon vor dem Rennen<br />

die nötigen Regieanweisungen. David Coulthard bringt es auf<br />

den Punkt: »Wir verarschen das Publikum, wenn wir es glauben<br />

machen, dass Teamorder nicht vorkommt. Teamorder hat und<br />

wird es immer geben.«


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54<br />

technik.Diffusor<br />

Bollwerk: An ihnen<br />

kommt kein neugieriges<br />

Auge vorbei<br />

Das Geheimnis <strong>des</strong><br />

»angeblasenen Diffusors«<br />

Seit Saisonbeginn versteckt Red Bull das Heck <strong>des</strong> RB6 in der Startaufstellung hinter den<br />

muskulösen Körpern seiner finster blickenden Mechaniker. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> schaut dem RB6<br />

unter den Rock - und verrät, welches Geheimnis die finsteren Jungs bewachen. Text: Paolo Filisetti<br />

Vor einem Jahr war der Doppeldiffusor in aller<br />

Munde. Brawn GP hatte damit angefangen, alle<br />

anderen Teams mussten nach der Legalisierung<br />

durch die FIA nachziehen. In diesem Jahr war<br />

zunächst der F-Kanal das Technikwunderwort<br />

<strong>des</strong> Jahres. Doch schon bald stand wieder der<br />

Diffusor im Mittelpunkt <strong>des</strong> Interesses - da alle<br />

Teams bereits einen Multi-Diffusor besaßen, war<br />

es diesmal der angeblasene Diffusor, der für<br />

Furore im Fahrerlager sorgte. Wiedererfunden<br />

hat ihn Red Bull, denn schon vor einigen Jahren<br />

wurde das Konzept in der Formel 1 eingesetzt.<br />

Jetzt verhilft der mit Auspuffgasen angeströmte<br />

Diffusor dem Red Bull RB6 zu einem Teil zu<br />

seiner Überlegenheit. Denn eins ist klar: Obwohl<br />

immer das Gesamtpaket für die Performance<br />

eines Formel-1-Autos verantwortlich ist, trägt<br />

der angeblasene Diffusor einen gehörigen Teil<br />

dazu bei, dass der RB6 das beste Auto seines<br />

Jahrgangs ist.<br />

So funktioniert der angeblasene Diffusor:<br />

Das Konzept maximiert den Abtrieb, der vom<br />

Diffusor erzeugt wird. Hierzu werden die Auspuffgase<br />

nach unten in Richtung <strong>des</strong> Unterbodens<br />

und Diffusors gelenkt, um den Luftfluss<br />

in Richtung Heck zu beschleunigen. Dabei nutzen<br />

die Designer übereinander liegende Kanäle<br />

- je schneller die Luft darin fließt, <strong>des</strong>to mehr<br />

Abtrieb wird generiert. Nachteil dieser Lösung:<br />

Das System funktioniert nur konstant, wenn


der Fahrer Vollgas gibt - sobald er vom Gas<br />

geht, nimmt der erzeugte Druck durch die Auspuffgase<br />

ab und die Downforce-Erzeugung<br />

sinkt. Dieses Problem tritt genau dann auf,<br />

wenn der Fahrer den Abtrieb am meisten benötigt:<br />

kurz vor und in den Kurven. Des Rätsels<br />

Lösung: Red Bull entwickelte ein System, bei<br />

dem die Motorelektronik die Zündungszeitpunkte<br />

der Zündkerzen je<strong>des</strong> Zylinders so<br />

anpasst, dass die Zündung mit einer kurzen<br />

Verzögerung genau dann erfolgt, wenn sich die<br />

Auspuffventile öffnen. Auf diese Weise wird ein<br />

Teil <strong>des</strong> verbrannten Gemischs hinausgeblasen,<br />

was für einen kontinuierlichen Fluss der Auspuffgase<br />

sorgt, so lange das Gaspedal nicht voll<br />

durchgetreten wird.<br />

Mittlerweile haben fast alle Teams ihren Diffusor<br />

nachgerüstet, auch die beiden Red-Bull-<br />

Titelrivalen Ferrari und McLaren setzen auf<br />

einen angeblasenen Diffusor. Ferrari führte seine<br />

Lösung einige Rennen vor McLaren ein und<br />

nutzt das System <strong>des</strong>halb schon besser aus. Ein<br />

Blick auf den RB6 zeigt, wie der angeblasene Diffusor<br />

die Gestaltung der gesamten Heckpartie<br />

<strong>des</strong> Autos bestimmt - und warum es so schwierig<br />

ist, diesen in ein bestehen<strong>des</strong> Konzept korrekt<br />

einzubauen. Der zentrale Bereich <strong>des</strong> Diffusors,<br />

vor allem im oberen Bereich, besitzt die gleiche<br />

Gesamtbreite wie der Heckflügel. Dabei hilft Red<br />

Bull die Verwendung einer Zugstrebenaufhängung.<br />

Diese setzte Adrian Newey schon 2009 ein,<br />

um das Heck enger zu gestalten. In diesem Jahr<br />

hilft die Zugstrebenaufhängung dabei, die Auspuffendrohre<br />

tiefer zu legen und damit die<br />

Anströmung <strong>des</strong> Diffusors ohne Hindernisse zu<br />

verbessern. Durch den breiteren, oberen Kanal<br />

steigt die Nutzung <strong>des</strong> unteren Kanals stark an,<br />

was mehr Abtrieb erzeugt. Im Vergleich mit den<br />

anderen Autos liegen der zentrale und die niedrigeren,<br />

seitlichen Kanäle viel höher.<br />

Wie Brawn GP 2009 mit dem Doppel-Diffusor<br />

könnte Red Bull mit dem angeblasenen<br />

Diffusor den Grundstein gelegt haben.<br />

Das Versteckspiel der finster blickenden<br />

Mechaniker könnte sich also bezahlt machen.<br />

Am nähesten kommt der Red-Bull-Lösung die<br />

Ferrari-«Kopie«, die sich vor allem in den niedrigeren<br />

Kanälen vom Vorbild unterscheidet. Der<br />

obere Kanal ist ähnlich breit und hoch wie jener<br />

von Red Bull, der untere Bereich liegt jedoch tiefer,<br />

weil die tieferen Querlenker eine höhere Position<br />

verhindern. Die Seitenbereiche <strong>des</strong> Diffusors sind<br />

bei Ferrari auf Höhe der Hinterräder höher. Damit<br />

soll trotz der Turbulenzen rund um das Rad mehr<br />

Luft geleitet werden. In dieser Sektion ähneln sich<br />

die Lösungen der drei Topteams am meisten - auch<br />

McLaren setzt auf einen höheren Seitenbereich, der<br />

breiter ist als der Heckflügel. McLaren fehlt jedoch<br />

die notwendige Höhe im zentralen Bereich. Obwohl<br />

die Seitenkästen zum Heck hin sehr niedrig sind,<br />

verhindert die Aufhängungsgeometrie eine perfekte<br />

Ausnutzung <strong>des</strong> angeblasenen Diffusors (gelbe Markierung<br />

in der Zeichnung). Der schmalere obere<br />

Kanal ist im Vergleich zu Ferrari und Red Bull deutlich<br />

zu erkennen. Das Ergebnis ist eindeutig: Der<br />

McLaren erzeugt in der Mitte weniger Abtrieb. An<br />

den Seiten sollten die erzielten Werte aller Teams<br />

ähnlich sein. McLaren besitzt also noch jede Menge<br />

Verbesserungspotenzial, um den angeblasenen Diffusor<br />

im WM-Endspurt besser auszunutzen. Auf<br />

diesem Gebiet ist Red Bull der Platzhirsch. Wie<br />

Brawn GP im Vorjahr mit dem Doppel-Diffusor<br />

könnte Red Bull mit dem angeblasenen Diffusor<br />

den Grundstein für seine Erfolge gelegt haben. Das<br />

Versteckspiel der finster blickenden Mechaniker<br />

könnte sich also bezahlt machen.<br />

Fotos: adrivo/Sutton, Illustrationen: Paolo Filisetti<br />

Diffusor-Vergleich: Oben rechts das Original<br />

von Red Bull, darunter die McLaren-Version und<br />

links die bislang beste Kopie von Ferrari


56<br />

gp.Valencia.Silverstone<br />

der grosse ärger<br />

Im Sommer knallte es in der Formel 1 gewaltig. Gleich zwei Mal sorgte das<br />

Safety Car für Unmut bei den Teams - und dann stritten sich die Red-Bull-Fahrer<br />

auch noch um den einzigen verbliebenen Frontflügel.<br />

Text: Manuel Sperl<br />

Vettel: Der zweite<br />

Sieg ließ lange auf<br />

sich warten<br />

Webber: So jubelt<br />

ein Nummer 2<br />

Pilot als Sieger<br />

Crash: Webber fuhr<br />

auf Kovalainen auf<br />

und überschlug sich<br />

Fotos: adrivo/Sutton, red bull


Ärger I: Ferrari und das Safety Car<br />

Valencia war kein gutes Pflaster für Ferrari. Auf<br />

ihrer Website schrieb die Scuderia von einem Skandal<br />

und Wettbewerbsverzerrung. Vorangegangen<br />

war ein Fehler von <strong>Lewis</strong> <strong>Hamilton</strong>, der das Safety<br />

Car unerlaubt überholte - und trotz einer Durchfahrtsstrafe<br />

hinter Sebastian Vettel Zweiter wurde.<br />

»Ich glaube, er hat es mit Absicht gemacht, um die<br />

Ferrari los zu werden«, mutmaßte Christian Danner.<br />

Denn Fernando Alonso und Felipe Massa<br />

fuhren direkt hinter <strong>Hamilton</strong>, kamen aber nicht<br />

mehr am Safety Car vorbei und verloren viel Zeit.<br />

»Wir waren einen Meter auseinander - er wurde<br />

Zweiter, ich Neunter«, schimpfte Alonso.<br />

Ärger II: Merce<strong>des</strong> und das Safety Car<br />

In der gleichen Safety-Car-Phase in Valencia musste<br />

Michael Schumacher vor einer roten Boxenampel<br />

warten und zuschauen, wie er aus Po<strong>des</strong>tnähe ins<br />

Nirgendwo zurückfiel. Das Team glaubte, eine<br />

Lücke im Feld erkannt zu haben, die FIA sah das<br />

nicht so und ließ die Ampel auf rot. Hinterher stellte<br />

sie die Regeln klar. Auch, weil nach Rennende neun<br />

Fahrer eine Zeitstrafe erhielten, weil sie die vorgeschriebene<br />

Rückkehrzeit an die Box bei der SC-<br />

Phase unterschritten.<br />

Ärger III: Red-Bull-Flügelstreit<br />

Der Auslöser war ein Flügel. Oder besser gesagt,<br />

die Entscheidung von Christian Horner, den<br />

letzten verbliebenen Flügel der neuesten Ausbaustufe<br />

Mark Webber wegzunehmen und im<br />

Silverstone-Qualifying an Sebastian Vettels<br />

Auto zu bauen. Entscheidungsgrundlage war<br />

der WM-Stand. Webber war not amused,<br />

gewann aber das Rennen, nachdem Vettels Reifen<br />

am Start von <strong>Hamilton</strong> aufgeschlitzt wurde.<br />

Bei der Zieldurchfahrt funkte Webber: »Nicht<br />

schlecht für einen Nummer-2-Fahrer.« In der<br />

Pressekonferenz legte er nach: »Ich hätte für<br />

nächstes Jahr nie einen Vertrag unterschrieben,<br />

wenn ich geglaubt hätte, so etwas würde passieren.«<br />

In der Woche danach gab es wieder einmal<br />

einen Krisengipfel in Milton Keynes. Das Ergebnis:<br />

Webber ruderte zurück und entschuldigte<br />

sich für den emotionalen Ausbruch. Der Frieden<br />

war aber nur oberflächlich.<br />

Ärger IV: Alonsos Strafe<br />

Wie in Valencia konnte Alonso auch in Silverstone<br />

kein Kapital aus dem Speed seines Ferrari schlagen.<br />

Der Spanier überholte Robert Kubica in der Schikane<br />

neben der Strecke, ließ ihn danach aber nicht<br />

wieder vorbei. Dafür bekam er eine Durchfahrtsstrafe.<br />

»Ich akzeptiere alles, was sie tun. Sie sind die<br />

Schiedsrichter«, sagte er etwas süffisant. Ferrari<br />

beschwerte sich, dass die Rennleitung die Anweisung,<br />

Kubica vorbeizulassen, zu spät ausgesprochen<br />

habe, und Alonso somit zwei Plätze verloren hätte.<br />

»Er hätte den Anderen einfach spontan wieder<br />

vorbeilassen sollen«, meinte Marc Surer. Danner<br />

stimmte zu: »Wenn ich das in meinem eigenen<br />

Weltbild nicht vorgesehen habe, brauche ich mich<br />

nicht wundern, dass ich dafür bestraft werde.«<br />

Der Glückspilz: Mark Webber<br />

Die wichtigste Nachricht <strong>des</strong> Europa GP lautete:<br />

»Mark ist okay.« Abgesehen von ein paar blauen<br />

Flecken trug Mark Webber bei seinem Überschlag<br />

keine Verletzungen davon. Webber fuhr auf den<br />

Lotus von Heikki Kovalainen auf, stieg in die Luft<br />

und überschlug sich. »Der Lotus bremste einen<br />

halben Kilometer früher als Mark das erwartet hat«,<br />

sagte Christian Horner. Kovalainen gab das<br />

Unschuldslamm, er habe nur seine Position verteidigt,<br />

was im Zweikampf erlaubt sei. Webber akzeptierte<br />

das nicht. »Was nutzt es einem, wenn man<br />

vorne bleibt? Wie lange hält es an? Weitere 15<br />

Sekunden? Was ist das wert?«<br />

Ergebnisse: Europa GP, Valencia<br />

P Fahrer team Zeit rückstand RDN<br />

1 S. Vettel Red Bull Racing 1:40:29.571 57<br />

2 L. <strong>Hamilton</strong> McLaren 1:40:34.613 + 5.042 57<br />

3 J. Button McLaren 1:40:42.229 + 12.658* 57<br />

4 R. Barrichello Williams 1:40:55.198 + 25.627* 57<br />

5 R. Kubica Renault 1:40:56.693 + 27.122* 57<br />

6 A. Sutil Force India 1:40:59.739 + 30.168* 57<br />

7 K. Kobayashi Sauber 1:41:00.536 + 30.965 57<br />

8 F. Alonso Ferrari 1:41:02.380 + 32.809 57<br />

9 S. Buemi Toro Rosso 1:41:05.870 + 36.299* 57<br />

10 N. Rosberg Merce<strong>des</strong> GP 1:41:13.953 + 44.382 57<br />

11 F. Massa Ferrari 1:41:16.192 + 46.621 57<br />

12 P. d. l. Rosa Sauber 1:41:16.985 + 47.414* 57<br />

13 J. Alguersuari Jr. Toro Rosso 1:41:17.810 + 48.239 57<br />

14 V. Petrov Renault 1:41:17.858 + 48.287* 57<br />

15 M. Schumacher Merce<strong>des</strong> GP 1:41:18.397 + 48.826 57<br />

16 V. Liuzzi Force India 1:41:20.461 + 50.890* 57<br />

17 L. Di Grassi Virgin Racing 1:41:59.858 + 1 Runde 56<br />

18 K. Chandhok HRT F1 Team 1:40:37.870 + 2 Runden 55<br />

19 T. Glock Virgin Racing 1:40:53.767 + 2 Runden** 55<br />

20 B. Senna HRT F1 Team 1:41:07.902 + 2 Runden 55<br />

21 J. Trulli Lotus Racing 1:41:42.171 + 4 Runden 53<br />

Nicht klassifiziert<br />

10 N. Hülkenberg Williams Reifenschaden, Zeitstrafe<br />

18 H. Kovalainen Lotus Racing Unfall<br />

19 M. Webber Red Bull Racing Unfall<br />

Ergebnisse: GroSSbritannien, Silverstone<br />

P Fahrer team Zeit rückstand RDN<br />

1 M. Webber Red Bull Racing 1:24:38.200 52<br />

2 L. <strong>Hamilton</strong> McLaren 1:24:39.560 + 1.360 52<br />

3 N. Rosberg Merce<strong>des</strong> GP 1:24:59.507 + 21.307 52<br />

4 J. Button McLaren 1:25:00.186 + 21.986 52<br />

5 R. Barrichello Williams 1:25:09.656 + 31.456 52<br />

6 K. Kobayashi Sauber 1:25:10.371 + 32.171 52<br />

7 S. Vettel Red Bull Racing 1:25:14.934 + 36.734 52<br />

8 A. Sutil Force India 1:25:19.132 + 40.932 52<br />

9 M. Schumacher Merce<strong>des</strong> GP 1:25:19.799 + 41.599 52<br />

10 N. Hülkenberg Williams 1:25:20.212 + 42.012 52<br />

11 V. Liuzzi Force India 1:25:20.659 + 42.459 52<br />

12 S. Buemi Toro Rosso 1:25:25.827 + 47.627 52<br />

13 V. Petrov Renault 1:25:37.574 + 59.374 52<br />

14 F. Alonso Ferrari 1:25:40.585 + 1:02.385 52<br />

15 F. Massa Ferrari 1:25:45.689 + 1:07.489 52<br />

16 J. Trulli Lotus Racing 1:26:13.365 + 1 Runde 51<br />

17 H. Kovalainen Lotus Racing 1:26:13.616 + 1 Runde 51<br />

18 T. Glock Virgin Racing 1:24:38.350 + 2 Runden 50<br />

19 K. Chandhok HRT F1 Team 1:25:36.238 + 2 Runden 50<br />

20 S. Yamamoto HRT F1 Team 1:25:36.857 + 2 Runden 50<br />

Nicht klassifiziert<br />

11 J. Alguersuari Jr. Toro Rosso Dreher<br />

16 P. d. l. Rosa Sauber Defekt<br />

19 R. Kubica Renault Defekt<br />

23 L. Di Grassi Virgin Racing Defekt<br />

* + 5 Sekunden Zeitstrafe ** + 20 Sekunden


58<br />

gp.Hockenheim.Budapest<br />

Die rote Nachricht<br />

Felipe Massa wird sich schon oft gewünscht haben, dass sein Funk in Hockenheim<br />

ähnlich gestört gewesen wäre wie jener von Sebastian Vettel in Budapest. Am Ende<br />

waren beide sauer - einer wurde zurückgepfiffen, der andere verpatzte es selbst.<br />

Text: Mike Wiedel & Manuel Sperl<br />

Gequältes Lächeln:<br />

Ferrari-Skandal<br />

in Hockenheim<br />

Knallhart: Schumacher<br />

gegen<br />

Barrichello<br />

Ungläubig: Vettel<br />

verstand seine<br />

Bestrafung nicht<br />

Begeistert:<br />

Webber siegte<br />

zum vierten Mal<br />

Fotos: adrivo/Sutton


Ferraris Stallregie<br />

»Stallregie, welche das Rennergebnis beeinflusst,<br />

ist verboten.« Eingeführt wurde dieser Paragraf,<br />

nachdem Ferrari zwei Jahre hintereinander 2001<br />

und 2002 beim Österreich GP mit Stallregie das<br />

Rennergebnis manipulierte - 2001 funkte Jean<br />

Todt legendär an Rubens Barrichello: »Let Michael<br />

pass for the championship.« Neun Jahre später<br />

ging wieder ein Ferrari-Funkspruch in die <strong>Motorsport</strong>geschichte<br />

ein. Diesmal war es Felipe Massas<br />

Renningenieur Rob Smedley, der dem führenden<br />

Brasilianer in Hockenheim sagte: »Fernando ist<br />

schneller als du. Kannst du bestätigen, dass du<br />

diese Nachricht verstanden hast?« Im Klartext:<br />

Massa sollte den Spanier passieren lassen. Hinterher<br />

gab es die Entschuldigung von Smedley:<br />

»Guter Jung - sorry.« Die Rennleitung verurteilte<br />

Ferrari zu einer Geldstrafe von 100.000 Dollar und<br />

leitete den Fall an den FIA-Weltrat weiter.<br />

Vettels Fehler<br />

Und wieder Ärger mit dem Safety Car. In Budapest<br />

traf es Sebastian Vettel, der am Ende der SC-Phase<br />

mehr als die erlaubten zehn Fahrzeuglängen<br />

Abstand zu Mark Webber ließ und dafür mit einer<br />

Durchfahrtsstrafe belegt wurde. »Die Regeln sind<br />

sehr eindeutig«, betonte Teamchef Christian Horner.<br />

»Leider war Seb zu weit zurück. Wir können<br />

uns nicht über die Strafe beschweren. Sie ist sehr<br />

fair.« Die Schuld lag bei Vettel, der sich zunächst<br />

uneinsichtig zeigte und während <strong>des</strong> Rennens gar<br />

nicht wusste, warum er bestraft wurde. »Sebastian<br />

hat einen riesigen Bock abgeschossen«, kritisierte<br />

Niki Lauda. Alex Wurz stimmte ihm zu, drückte<br />

sich aber weniger hart aus: »Ich fühle mit ihm, aber<br />

er hätte das Reglement besser durchlesen sollen.«<br />

Zur Verteidigung brachte Vettel vor, dass der Funk<br />

im ersten Stint teilweise nicht funktionierte und er<br />

auf eine Anweisung von der Box gewartet habe. Das<br />

reichte Horner nicht als Begründung: »Vielleicht<br />

hat Seb den Funk nicht gehört, aber natürlich waren<br />

die Lichter am Safety Car aus. Sie zeigen den Fahrern<br />

ja auch an, dass es hereinkommt.«<br />

Schumachers Härte<br />

Drei Runden vor Rennende griff Rubens Barrichello<br />

Michael Schumacher an. Um sich zu verteidigen,<br />

zog Schumacher nach rechts, seiner<br />

Meinung nach wollte er Barrichello so auf die<br />

andere Seite zwingen. »Für meine Begriffe war<br />

genug Platz für ihn«, meinte er. Barrichello<br />

schrammte haarscharf an der Mauer entlang. »Ich<br />

mag faire Zweikämpfe, aber das war nicht fair«,<br />

beschwerte er sich. »Wenn er vor mir in den Himmel<br />

kommen will, dann bitte. Aber ich möchte<br />

nicht zuerst dort hinkommen.« Die Rennkommissare<br />

stuften das Manöver als unerlaubte Behinderung<br />

ein und brummten Schumacher eine<br />

Strafversetzung um 10 Plätze für das nächste Rennen<br />

in Spa auf. Am Tag danach zeigte er sich einsichtig<br />

und entschuldigte sich bei Barrichello.<br />

Die Boxenpannen<br />

Chaos in der Box: Als das Safety Car ausrückte,<br />

stürmten alle gleichzeitig in die Box. Bei Merce<strong>des</strong><br />

ging es zu schnell - die Radmutter am rechten<br />

Hinterrad von Nico Rosbergs Auto machte sich<br />

selbstständig und das Rad flog beim Wegfahren<br />

in hohem Bogen durch die Box. Es traf einen<br />

Williams-Mechaniker, der jedoch ohne größere<br />

Verletzungen davon kam. Im gleichen Moment<br />

ließ Renault Robert Kubica losbrausen, der kam<br />

aber nicht weit, weil Adrian Sutil vor ihm zu seiner<br />

Crew abbog. Beide kollidierten. Renault und<br />

Merce<strong>des</strong> GP wurden von der Rennleitung für die<br />

Vorfälle zu je 50.000 Dollar Strafe verdonnert.<br />

Kubica musste zudem eine 10-Sekunden-Stopand-Go-Strafe<br />

absitzen.<br />

Ergebnisse: Deutschland, Hockenheim<br />

P Fahrer team Zeit rückstand RDN<br />

1 F. Alonso Ferrari 1:27:38.864 67<br />

2 F. Massa Ferrari 1:27:43.060 + 4.196 67<br />

3 S. Vettel Red Bull Racing 1:27:43.985 + 5.121 67<br />

4 L. <strong>Hamilton</strong> McLaren 1:28:05.760 + 26.896 67<br />

5 J. Button McLaren 1:28:08.346 + 29.482 67<br />

6 M. Webber Red Bull Racing 1:28:22.470 + 43.606 67<br />

7 R. Kubica Renault 1:27:40.899 + 1 Runde 66<br />

8 N. Rosberg Merce<strong>des</strong> GP 1:27:47.541 + 1 Runde 66<br />

9 M. Schumacher Merce<strong>des</strong> GP 1:27:50.738 + 1 Runde 66<br />

10 V. Petrov Renault 1:27:55.114 + 1 Runde 66<br />

11 K. Kobayashi Sauber 1:27:56.373 + 1 Runde 66<br />

12 R. Barrichello Williams 1:27:58.027 + 1 Runde 66<br />

13 N. Hülkenberg Williams 1:27:58.676 + 1 Runde 66<br />

14 P. d. l. Rosa Sauber 1:28:22.985 + 1 Runde 66<br />

15 J. Alguersuari Jr. Toro Rosso 1:28:40.457 + 1 Runde 66<br />

16 V. Liuzzi Force India 1:27:52.031 + 2 Runden 65<br />

17 A. Sutil Force India 1:28:02.328 + 2 Runden 65<br />

18 T. Glock Virgin Racing 1:28:22.856 + 3 Runden 64<br />

19 B. Senna HRT F1 Team 1:28:10.760 + 4 Runden 63<br />

Nicht klassifiziert<br />

20 H. Kovalainen Lotus Racing Unfall<br />

21 L. Di Grassi Virgin Racing Defekt<br />

22 S. Yamamoto HRT F1 Team Defekt<br />

23 J. Trulli Lotus Racing Getriebedefekt<br />

23 S. Buemi Toro Rosso Unfall<br />

Ergebnisse: Ungarn, Budapest, Hungaroring<br />

P Fahrer team Zeit rückstand RDN<br />

1 M. Webber Red Bull Racing 1:41:05.571 70<br />

2 F. Alonso Ferrari 1:41:23.392 + 17.821 70<br />

3 S. Vettel Red Bull Racing 1:41:24.823 + 19.252 70<br />

4 F. Massa Ferrari 1:41:33.045 + 27.474 70<br />

5 V. Petrov Renault 1:42:18.763 + 1:13.192 70<br />

6 N. Hülkenberg Williams 1:42:22.294 + 1:16.723 70<br />

7 P. d. l. Rosa Sauber 1:41:06.407 + 1 Runde 69<br />

8 J. Button McLaren 1:41:07.854 + 1 Runde 69<br />

9 K. Kobayashi Sauber 1:41:08.856 + 1 Runde 69<br />

10 R. Barrichello Williams 1:41:10.638 + 1 Runde 69<br />

11 M. Schumacher Merce<strong>des</strong> GP 1:41:30.110 + 1 Runde 69<br />

12 S. Buemi Toro Rosso 1:41:36.709 + 1 Runde 69<br />

13 V. Liuzzi Force India 1:41:37.358 + 1 Runde 69<br />

14 H. Kovalainen Lotus Racing 1:41:07.636 + 3 Runden 67<br />

15 J. Trulli Lotus Racing 1:41:08.524 + 3 Runden 67<br />

16 T. Glock Virgin Racing 1:41:35.185 + 3 Runden 67<br />

17 B. Senna HRT F1 Team 1:42:04.467 + 3 Runden 67<br />

18 L. Di Grassi Virgin Racing 1:42:03.173 + 4 Runden 66<br />

19 S. Yamamoto HRT F1 Team 1:42.33.460 + 4 Runden 66<br />

Nicht klassifiziert<br />

4 L. <strong>Hamilton</strong> McLaren Getriebeschaden<br />

7 N. Rosberg Merce<strong>des</strong> GP Rad in Box verloren<br />

12 A. Sutil Force India Unfall in Box<br />

18 J. Alguersuari Jr. Toro Rosso Motorschaden<br />

21 R. Kubica Renault Defekt


Die Deutsche Post und die Deutsche Tourenwagen Masters – zwei Partner,<br />

eine Leidenschaft. Ganz gleich, ob es um tägliche Bestleistungen für Ihre<br />

Briefe oder um Rekorde auf der Rennstrecke geht, es zählen dieselben<br />

Qualitäten: Geschwindigkeit, Präzision und Teamgeist. Kein Wunder also, dass<br />

sich die Deutsche Post als stolzer Serienpartner in der DTM engagiert und<br />

schon seit 2004 mit der Speed Academy den deutschen Rennsportnachwuchs<br />

einzigartig und erfolgreich fördert.


motorsport<br />

Kimi erkundet das Waldleben:<br />

In Bulgarien erlegte er einen Citroen.<br />

Die Elche blieben verschont<br />

Foto: red bull<br />

Umfrage<br />

Wo sollte das DTM-Finale statt finden?<br />

Hockenheim 66%<br />

Shanghai 26%<br />

in Deutschland 6%<br />

im Ausland 2%<br />

Leser-Umfrage auf www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />

»Sebastien Loeb wäre hier<br />

schnell. In der Haarnadel braucht<br />

man fast eine Handbremse.<br />

Wenn er ein DTM-Rennen fahren<br />

will, dann sollte er hier fahren.«<br />

David Coulthard über die Bodenwellen am Norisring<br />

Kommentar: Tolle Show, aber mit MaSS<br />

Der <strong>Motorsport</strong> wird volksnah: Im November trifft sich die Weltelite zum Race of Champions in der Düsseldorfer Esprit<br />

Arena, im nächsten Jahr fährt die DTM ein Showevent im Münchner Olympiastadion. Den Fans gefällt's, viel Action,<br />

wenig Leerlauf und Stars zum Anfassen. Der Erfolg <strong>des</strong> RoC in Paris, London und Peking bestätigt das Konzept - selbst<br />

die Fahrer schwärmen von der Abwechslung. In Amerika gehören Hallen- und Stadionevents von Monster Trucks<br />

bis Motocross zur Wochenendunterhaltung. Aber Vorsicht: Zu viel Show und Entertainment sollte es nicht sein.<br />

Der Sport sollte immer noch im Vordergrund stehen. Stephan Heublein


62<br />

Interview.Ekström<br />

Mattias Ekström möchte<br />

noch lange an seinem<br />

Arbeitsplatz in einem<br />

DTM-Audi Platz nehmen


So lange ich<br />

konkurrenzfähig bin<br />

Mattias Ekström ist ein alter Hase in der DTM und versteht,<br />

warum die Medien »Neues« bevorzugen. Aufhören will der<br />

Audi-Pilot aber erst, wenn er nicht mehr konkurrenzfähig ist.<br />

Im <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> spricht er über seine Pläne.<br />

Text: Kerstin Hasenbichler<br />

FOTOS: red bull<br />

MSM: Du fährst seit 2001 in der DTM. Hast Du<br />

Dir schon einmal Gedanken darüber gemacht,<br />

wie lange Du noch in der Serie fahren willst und<br />

was Du danach machen wirst?<br />

MATTIAS EKSTRÖM: Ich weiß gar nicht, ob<br />

ich danach noch etwas machen werde. Ich fahre<br />

in der DTM so lange ich konkurrenzfähig bin<br />

und wenn ich das nicht mehr bin, dann löst sich<br />

das Problem von alleine. (lacht)<br />

Merce<strong>des</strong> präsentiert sich dieses Jahr sehr stark.<br />

Wie schätzt Du das Verhältnis Audi gegen<br />

Merce<strong>des</strong> ein?<br />

Auf manchen Strecken wie Valencia waren wir<br />

sehr stark, auf anderen Strecken wie in der Lausitz<br />

war es Merce<strong>des</strong>. Ich würde sagen, dass es<br />

sehr auf die Tagesform ankommt und auch auf<br />

die Charakteristik der Strecke. Meiner Meinung<br />

nach, liegt es mehr an diesen beiden Sachen als<br />

an etwas anderem.<br />

Neuzugang David Coulthard bekommt sehr viel<br />

Aufmerksamkeit, obwohl er eigentlich nur hinterherfährt.<br />

In den Jahren zuvor war es Ralf Schumacher.<br />

Stört Dich diese Aufmerksamkeit?<br />

Eigentlich nicht. Ich kann das Interesse - zum<br />

Beispiel an Coulthard - schon verstehen, er ist neu<br />

im Geschäft. Ich bin mittlerweile ein alter Hase<br />

in der DTM und verstehe das Interesse an neuen<br />

Piloten. Aber am Ende <strong>des</strong> Jahres, wenn man ein<br />

Titelkandidat ist, dann berichten die Medien automatisch<br />

wieder mehr über einen selbst. Am<br />

Anfang <strong>des</strong> Jahres wird mehr über die Neulinge<br />

geschrieben. Das war schon immer so und wird<br />

auch so bleiben. Es ist für mich okay so.<br />

Glaubst Du, dass genug für die Vermarktung<br />

der DTM-Fahrer getan wird?<br />

Wenn du dir die Formel 1 ansiehst, dann schreiben<br />

die Medien auch nur über ein paar Piloten,<br />

nicht über alle. Es gibt einige Fahrer, die hinten<br />

fahren und für die interessiert sich leider keiner.<br />

Ich würde sagen, dass über die Top-Fahrer und<br />

Top-Teams geschrieben wird.<br />

Es gibt dieses Jahr zwei neue Rennen im Kalender:<br />

Italien und Shanghai. Auf dem Adria International<br />

Raceway bist Du bereits gefahren. Was<br />

kannst Du über die Strecke sagen?<br />

Ich bin an der Adria zwei Mal gefahren. 2004<br />

hatte ich die Pole Position und habe dort auch<br />

gewonnen. Auf den ersten Blick scheint die Strecke<br />

sehr langsam zu sein. Wenn man sich den<br />

Kurs auf der Karte ansieht, dann sieht man fünf<br />

Spitzkehren, eine schnelle Schikane und eine<br />

halbschnelle Linkskurve, aber sie alle sind ganz<br />

speziell zu fahren. Man muss bei der Abstimmung<br />

einen guten Kompromiss finden, damit<br />

man schnell ist. Ich gehe davon aus, dass es auf<br />

dem Kurs wieder sehr eng zugehen wird.<br />

Völlig neu ist Shanghai - wie gespannt bist Du<br />

auf das Rennen?<br />

Ich weiß gar nicht, wie die Strecke aussieht. →


64<br />

Interview.Ekström<br />

Nach Shanghai werden sicher nicht so viele Leute kommen wie nach Hockenheim.<br />

Ich glaube nicht, dass wir das Spektakel, das wir je<strong>des</strong> Jahr in Hockenheim gehabt<br />

haben, auch in Shanghai haben werden.<br />

Ich habe den Kurs nur einmal im Internet<br />

gesehen und wenn man sich das so ansieht,<br />

dann sieht es wieder nach einem Wechselspiel<br />

zwischen schnellen und langsamen<br />

Passagen aus. Allerdings hat man keine<br />

Auslaufzonen. So ein Stadtrennen ist<br />

immer etwas Besonderes, das außerordentlich<br />

viel Konzentration erfordert. Ich<br />

freue mich schon zu sehen, was da kommt.<br />

Zuletzt war ich 2004 in Shanghai.<br />

Ist es gut, dass die DTM auch vermehrt<br />

im Ausland fährt?<br />

Allgemein finde ich es schon positiv, allerdings<br />

ist es schon ein bisschen komisch,<br />

dass das Saisonfinale nicht in Hockenheim<br />

stattfindet. Seit ich in der DTM fahre, war<br />

das Finale in Hockenheim. Viele Sponsoren<br />

oder auch Freunde meinten zu mir,<br />

sie kommen wieder zum Finale nach<br />

Hockenheim und ich musste ihnen sagen:<br />

‚Nein, das ist dieses Jahr nicht so!‘ Nach<br />

Shanghai werden sicher nicht so viele<br />

Leute kommen wie nach Hockenheim. Ich<br />

glaube nicht, dass wir das Spektakel, das<br />

wir je<strong>des</strong> Jahr in Hockenheim gehabt<br />

haben, auch in Shanghai haben werden.<br />

BMW will 2012 wieder in die DTM einsteigen.<br />

Was hältst Du von dieser Idee.<br />

Ich freue mich immer, wenn mehr Konkurrenz<br />

da ist und mit dem neuen Reglement<br />

werden bestimmt noch mehr Hersteller<br />

kommen. BMW gehört für mich zu<br />

einer der Marken, die perfekt zur DTM<br />

passen. Natürlich wäre es gut, wenn noch<br />

ein Hersteller kommt, aber wenn BMW<br />

der Erste ist, der sich dazu gesellt, ist das<br />

schon einmal eine tolle Sache.<br />

Reizt es Dich, für BMW zu fahren und mit<br />

einem neuen Team auf Titeljagd zu gehen?<br />

Ich glaube, die Chancen sind sehr, sehr<br />

gering. Ich fahre schon sehr viele Jahre<br />

für Audi und freue mich über die Zusam -<br />

menarbeit mit ihnen.<br />

Was ist das Besondere an Audi?<br />

Der ganzen Firma liegt der <strong>Motorsport</strong>,<br />

besonders der Tourenwagensport, am Herzen.<br />

Außerdem habe ich die Art und<br />

Weise, wie man arbeitet, drauf und ich<br />

finde, dass Audi die besten Autos baut.<br />

Deshalb habe ich sehr viel Freude daran,<br />

mit den Leuten zusammen zu arbeiten.<br />

Du hast dieses Jahr ein NASCAR-Rennen<br />

bestritten. Wird es ein weiteres Gastspiel<br />

von Dir geben?<br />

Das hat mir schon sehr viel Spaß gemacht,<br />

aber es ist momentan nicht geplant, dass<br />

ich ein weiteres Mal dort fahren werde.<br />

Du hast in Deiner <strong>Motorsport</strong>-Karriere<br />

bereits eine Vielzahl an Rennveranstaltungen<br />

wie NASCAR-Rennen, Rallyes und<br />

das Race of Champions ausprobiert. Was<br />

hat dir davon bislang am meisten Spaß<br />

gemacht?<br />

Die beste Meisterschaft ist ganz klar die<br />

DTM. Die anderen Sachen waren nur Einzelrennen.<br />

Aber das Race of Champions ist<br />

als Einzelrennen schon etwas ganz Besonderes.<br />

Man kämpft mit gleichem Material<br />

gegen andere Fahrer aus anderen Kategorien,<br />

das ist natürlich ein Abenteuer.<br />

Dein Vater ist ein bekannter Rallyecross-<br />

Fahrer gewesen. Hast Du Dich darin auch<br />

schon einmal versucht?<br />

Nein, das habe ich noch nicht. Es ist ähnlich<br />

wie Rallye fahren, aber Rallyecross<br />

reizt mich noch nicht. MSM<br />

FOTOS: adrivo/Sutton


Talent.van der Drift<br />

65<br />

Text: Marleen Seilheimer<br />

Wenn er nicht auf den Rennstrecken Europas<br />

unterwegs ist, geht es für den gebürtigen<br />

Neuseeländer in die Lüfte. Chris van der<br />

Drift liebt den Adrenalin-Kick und fliegt ganz<br />

nebenbei gerne Helikopter.<br />

Der fliegende<br />

Kiwi<br />

Foto: superleague formula<br />

Die Anfänge:<br />

Mein erstes Kart bekam ich zu Weihnachten. Mit<br />

8 Jahren bin ich das erste Rennen in Neuseeland<br />

gefahren. Daraufhin nahm ich bis 2002 an einigen<br />

Kart-Meisterschaften in Neuseeland teil. Im Jahr<br />

2003 ging ich dann nach Europa, weil es dort viele<br />

konkurrenzfähige Formel-Rennserien gibt. Mit<br />

meinem holländischen Pass konnte ich problemlos<br />

einreisen und hatte keine Visa-Probleme. Der<br />

Gewinn der Formel BMW Sichtung in Valencia<br />

öffnete mir 2004 die Tür zum Formelsport.<br />

Die Erfolge:<br />

Der Titelgewinn in der Formula Master im Jahr<br />

2008 war ein wichtiges Highlight in meiner bisherigen<br />

Karriere. Es gibt viele Erfolge, die mir<br />

immer in Erinnerung bleiben. So beispielsweise<br />

auch mein erstes Rennen in der Formel BMW.<br />

Auf Anhieb konnte ich aufs Podium fahren. Am<br />

Ende der Saison gewann ich sogar die Rookiemeisterschaft.<br />

Mein erster Sieg bei meinem ersten<br />

Formel Renault Rennen bleibt mir auch immer<br />

im Gedächtnis.<br />

Die Ziele:<br />

Im Moment lege ich den Fokus auf die Superleague<br />

Formula. Den ersten Sieg konnte ich<br />

schon bei der zweiten Runde in Assen einfahren.<br />

Danach folgten noch drei weitere Siege in Jarama,<br />

am Nürburgring und in Zolder. Dann kam leider<br />

mein Unfall in Brands Hatch dazwischen. Für<br />

die Zukunft wäre die Formel 1 ein schönes Ziel.<br />

Aber wie gesagt, im Moment konzentriere ich<br />

mich auf die Superleague Formula und danach<br />

muss man schauen, was dann als nächstes auf<br />

mich zukommt.<br />

Der Beruf:<br />

Im letzten Jahr arbeitete ich neben dem Rennfahren<br />

als Instruktor. Dabei unterstützte ich<br />

junge Nachwuchsfahrer und gab ihnen auf ihrem<br />

Weg zum Profirennfahrer einige Tipps rund um<br />

den <strong>Motorsport</strong>.<br />

Hobbies:<br />

Ich bin ein ziemlicher Elektronik-Freak. Ich interessiere<br />

mich eigentlich für alles, nicht nur für<br />

Autos. Außerdem fliege ich gerne Helikopter. Das<br />

ist meine große Leidenschaft neben dem <strong>Motorsport</strong>.<br />

Ich mag alles, was mir einen ordentlichen<br />

Adrenalin-Kick verpasst. MSM


66<br />

story.wrc<br />

Fotos: adrivo/Sutton


Duell der Sébs<br />

Namensvetter, Landsmänner, JWRC-Champions - viel haben Sébastien Loeb und<br />

Sébastien Ogier gemeinsam. Auch im Duell begegneten sich die Citroen-Piloten zuletzt öfters an der<br />

Spitze. Ein Duell, mit dem so schnell wohl niemand gerechnet hätte.<br />

Text: Janne Kleinhans<br />

Es war der Aufreger Mitte Juli: Sébastien Loeb<br />

riet seinem Teamkollegen und Namensvetter<br />

Sébastien Ogier in der französischen L‘Equipe<br />

zu einem Wechsel ins Ford-Werksteam für<br />

2011. Denn sollten er und Ogier zusammen die<br />

WM für Citroen dominieren, könnte das der<br />

ganzen WRC schaden, so das Argument <strong>des</strong><br />

Rekordweltmeisters. Oder hatte der ältere Séb<br />

einfach nur keine Lust auf einen schnellen, jungen<br />

Teamkollegen? Sein Teamchef Olivier<br />

Quesnel war weit weniger angetan von dieser<br />

Überlegung und stellte ebenso kurz wie unmissverständlich<br />

klar: »Ich bin der Chef bei Citroen<br />

Racing, also entscheide ich.« Doch was steckt<br />

hinter der Debatte um Ogiers Zukunft?<br />

Schon in unserer Mai-Ausgabe attestierten<br />

wir Ogier die besten Chancen auf das zweite<br />

Citroen-Werkscockpit für 2011. Doch wie sehr<br />

der 26-Jährige zum Höhenflug ansetzen<br />

würde, konnte keiner absehen. So verpasste er<br />

in Neuseeland nur knapp seinen ersten WRC-<br />

Sieg und landete noch vor Loeb auf dem zweiten<br />

Platz. Nur eine Rallye später war es soweit,<br />

Ogier feierte in Portugal 7,9 Sekunden vor<br />

Loeb seinen ersten Erfolg. Auch teamintern<br />

machte sich sein Höhenflug bemerkbar und<br />

Citroen gab bekannt, den Piloten <strong>des</strong> Junior-<br />

Teams für alle ausstehenden Schotterrallyes<br />

ins Werkscockpit zu befördern. Das war die<br />

Phase, in der Ford auf Ogier aufmerksam<br />

wurde. Es begannen Gespräche um ein drittes<br />

Werkscockpit neben Mikko Hirvonen und<br />

Jari-Matti Latvala. Es folgte Platz 4 von Ogier<br />

bei der Rallye Bulgarien. Allerdings war das<br />

weniger ein Rückschritt, da Ogiers Zeiten bei<br />

seiner erst dritten Asphaltrallye in der WRC<br />

überzeugten. Eine Woche später bestätigte<br />

Citroen Ogier als zweiten Werkspiloten für<br />

Mit Ogier scheint die<br />

WRC einen weiteren<br />

Ausnahmefahrer hinzugewonnen<br />

zu haben.<br />

Vielleicht wird er eines<br />

Tages der erste Pilot,<br />

der die Titelserie von<br />

Loeb beendet.<br />

2011. Seit Loeb seinem Teamkollegen Ogier<br />

zu einem Wechsel zu Ford geraten hatte, waren<br />

da nur wenige Tage vergangen.<br />

Einen Vorgeschmack auf die kommende<br />

Saison erhielten die Fans unmittelbar danach,<br />

denn mit der Schotter-Rallye in Finnland<br />

stand Ogiers ohnehin geplanter erster Einsatz<br />

im Werksteam an - der Franzose enttäuschte<br />

seine Anhänger nicht. Auf Rang 2 verpasste<br />

er den Sieg trotz seiner vergleichsweise geringen<br />

- und gerade in Finnland so wichtigen -<br />

Erfahrung nur knapp und landete erneut vor<br />

seinem erstmals direkten Teamkollegen Sébastien<br />

Loeb.<br />

Zwar ist die Saison noch längst nicht vorbei,<br />

doch bereits jetzt scheint die Aussage, dass<br />

Sébastien Ogier das Jahr als Aufsteiger <strong>des</strong><br />

Jahres beenden wird, nicht allzu gewagt. Allerdings<br />

sollte man bei aller Euphorie nun nicht<br />

zwingend davon ausgehen, dass er Loeb in der<br />

kommenden Saison kontinuierlich schlagen<br />

wird. So gilt es abgesehen von seinem klaren<br />

Sieg in Portugal gerade im Duell mit Loeb<br />

durchaus einige Details zu berücksichtigen.<br />

So war der Rekordweltmeister am Samstag bei<br />

der Rallye Neuseeland über weite Strecken in<br />

einer eigenen Liga unterwegs und hätte ohne<br />

seinen Fehler am Freitag wohl deutlich gewonnen.<br />

In Bulgarien auf Asphalt war er ohnehin<br />

vorne, während Ogier von einem für alle Fahrer<br />

neuen Layout profitierte, sodass Loeb seinen<br />

Erfahrungsvorteil nicht ausspielen konnte.<br />

In Finnland blieb die Frage, ob Loeb wirklich<br />

alles riskierte oder nicht doch bereits in Richtung<br />

Titel schielte und zurücksteckte. Schon<br />

andere Piloten mussten erfahren, dass Loeb,<br />

wenn es darauf ankam, oft noch einmal zulegen<br />

konnte.<br />

Dennoch zeigt allein der Umstand, dass es<br />

dieser Details bedarf, wie nahe Ogier seinem<br />

Landsmann mittlerweile gekommen ist. Ein<br />

Abstand, der sich mit dem neuen DS3 2011<br />

noch einmal verringern könnte, wenn Loebs<br />

Erfahrungsvorsprung im C4 wegfällt. Dafür<br />

muss Ogier seine steile Lernkurve weiter fortsetzen.<br />

So zeigte sich schon in der Vergangenheit<br />

mehrfach, wie groß die Schwelle vom<br />

aufstrebenden Supertalent zu einem konstanten<br />

Weltklassepiloten ist. Dennoch: Mit Ogier<br />

scheint die WRC einen weiteren Ausnahmefahrer<br />

hinzugewonnen zu haben, der nebenbei<br />

in seiner zweiten Saison realistische Chancen<br />

auf die Vizeweltmeisterschaft hat. Und wer<br />

weiß? Vielleicht wird er ja eines Tages wirklich<br />

der erste Pilot, der die Titelserie von Loeb<br />

beendet. Bleibt die Frage, wen das dann mehr<br />

stört: Die Konkurrenz von Ford - die gerade<br />

ob der Verlängerung Ogiers gut beraten wäre,<br />

noch einmal über eine Verpflichtung Petter<br />

Solbergs nachzudenken - oder doch eher Sébastien<br />

Loeb?


68<br />

story.Bianchi<br />

Schon fast in<br />

der Formel1<br />

Jules Bianchi hat es schon fast bis in<br />

die Formel 1 geschafft. Auch eine<br />

Verletzung scheint ihn nicht aus der<br />

Bahn werfen zu können, denn er hat<br />

seine Ziele fest im Blick.<br />

Text: Fabian Schneider<br />

Dein Manager Nicolas Todt sagt, er wolle dich<br />

und Pastor Maldonado so schnell wie möglich<br />

in die Formel 1 bringen. Machen dich solche<br />

Aussagen stolz?<br />

Natürlich bin ich glücklich, wenn ich solche<br />

Dinge über mich lese. Aber Nicolas sagt das, weil<br />

es so ist. Wir sind nicht mehr weit von der Formel<br />

1 weg, uns fehlen nur noch einige gute Rennen<br />

und dann haben wir es geschafft. Nicolas gibt<br />

wirklich alles für uns und will uns unbedingt ein<br />

Cockpit beschaffen, aber dafür muss ich mich in<br />

den letzten Saisonrennen noch richtig anstrengen.<br />

Schon zwei Wochen nach meinem Unfall habe<br />

ich wieder mit dem Training begonnen, denn ich<br />

will es wirklich packen.<br />

MSM: Mit der Pole in Barcelona hat die GP2-<br />

Saison für dich sehr gut begonnen, danach lief<br />

es zunächst nicht ganz so gut. Wie groß war der<br />

Druck, der auf dir lastete?<br />

JULES BIANCHI: Es war sicher nicht einfach,<br />

denn letztes Jahr habe ich die Formel 3 gewonnen<br />

und jeder hat erwartet, dass ich direkt den Titel<br />

in der GP2 hole. Ich habe von Anfang an mein<br />

Bestes gegeben und wurde direkt mit einer Pole<br />

Position belohnt, das war toll. Leider hatte ich im<br />

ersten Lauf einen Unfall und in der Folge Probleme,<br />

meine Reifen in den langen Rennen richtig<br />

einzuteilen. An den letzten Wochenenden lief es<br />

aber besser, abgesehen natürlich von Ungarn.<br />

Waren die Rennen in Valencia und Silverstone,<br />

wo du zwei Mal auf dem Po<strong>des</strong>t gelandet bist, so<br />

etwas wie der Wendepunkt?<br />

In Silverstone stand ich zum zweiten Mal auf der<br />

Pole und bin im Rennen Zweiter geworden. An<br />

diesen Wochenenden war mehr Konstanz vorhanden.<br />

Leider war Pastor Maldonado immer<br />

noch etwas besser und schneller als wir, es ist<br />

nicht einfach, ihn zu schlagen. Wir haben allerdings<br />

aufgeholt und ich bin mir sicher, dass wir<br />

noch besser als er werden können.<br />

Seit einiger Zeit bist du auch in der Ferrari Fahrer-Akademie.<br />

Wie ist es für dich, regelmäßig in<br />

einem Formel-1-Auto zu sitzen?<br />

Meinen ersten Test bin ich in einem aktuellen<br />

Auto gefahren, die zwei Tage in Jerez waren wirklich<br />

klasse und sehr eindrucksvoll. In diesem Jahr<br />

bin ich einige Tage in einem 2008er-Auto unterwegs<br />

gewesen, damit ich mich weiter an die Formel<br />

1 gewöhnen kann. Normale Testfahrten sind<br />

ja nicht erlaubt, <strong>des</strong>wegen weichen wir auf die<br />

alten Boliden aus. Es ist eine gute Möglichkeit für<br />

uns junge Fahrer, das Limit zu finden und uns auf<br />

die Formel 1 vorzubereiten. Leider ist das nicht<br />

so gut für die GP2, denn wenn ich mich in mein<br />

eigentliches Rennauto setze, ist alles viel langsamer.<br />

Ein großes Problem ist es zwar nicht, aber<br />

sicher auch kein Vorteil.<br />

Fühlst du die italienische Leidenschaft, wenn du<br />

mit einem roten Overall in das rote Auto steigst?<br />

Allein die Tatsache mit einem Formel-1-Auto zu<br />

fahren ist fantastisch. Wenn es dann noch ein<br />

Ferrari ist, findet man eigentlich keine Worte<br />

mehr für die Gefühle, die man erlebt.<br />

Du bist immer wieder im Rennsimulator unterwegs.<br />

Macht dir diese Art von Arbeit auch Spaß?<br />

Das Feeling ist sicherlich etwas anders, es unterscheidet<br />

sich aber nicht großartig. Wenn man am<br />

Lenkrad sitzt, fühlt sich alles an wie in einem<br />

echten Auto, obwohl irgendetwas schon noch<br />

fehlt. Es macht mir Spaß, allerdings habe ich ja<br />

auch Aufgaben und muss das Auto verbessern.<br />

<strong>Lewis</strong> <strong>Hamilton</strong> und Nico Hülkenberg sind den<br />

gleichen Weg gegangen wie du. Vergleichst du<br />

dich manchmal mit ihnen?<br />

Ich habe zwar die gleiche Meisterschaft wie sie<br />

gewonnen, aber in der GP2 ist dieses Jahr vieles<br />

anders, es gibt einige Fahrer mit sehr viel Erfahrung.<br />

Man kann ihre Leistung also kaum mit<br />

meiner vergleichen. Aber es ist toll, dass mich<br />

Leute mit großartigen Formel-1-Fahrern wie diesen<br />

beiden vergleichen.<br />

Kommt es in der GP2 also nicht nur auf den reinen<br />

Speed, sondern auch auf die Erfahrung an?<br />

Man braucht einfach von allem etwas. Man muss<br />

schnell sein, aber als Neuling auch schnell Erfahrung<br />

sammeln. Pastor ist ein guter Fahrer, in den<br />

letzten Jahren hat er jedoch immer wieder Fehler<br />

gemacht. Das hat er nun abgestellt und fährt eine<br />

perfekte Saison, <strong>des</strong>wegen hat er den Titel verdient.<br />

Im Gegensatz zur Formel 3 muss man in<br />

der GP2 auf viele Dinge achten, etwa auf den Reifenverschleiß<br />

im langen Samstagsrennen - daher<br />

ist Erfahrung so wichtig.<br />

Wür<strong>des</strong>t du in der Formel 1 lieber für ein neues<br />

Team an den Start gehen und Rennen fahren<br />

oder für ein arriviertes Team auf der Reservebank<br />

sitzen?<br />

Das ist eine Frage, auf die ich nicht sehr gerne antworten<br />

möchte. Für mich ist es am wichtigsten, es<br />

erst einmal in die Formel 1 zu schaffen, auch ein<br />

Job als dritter Fahrer wäre toll für mich. MSM


Foto: adrivo/sutton, gp2, ferrari<br />

Der Franzose Jules Bianchi<br />

gehört zur neuen Ferrari<br />

Nachwuchsförderung


70<br />

story.Nascar<br />

Teil3<br />

Es raucht im Oval<br />

NASCAR. Sechs Buchstaben begeistern ein gesamtes Land. Der dritte und letzte Teil unserer NASCAR-Serie<br />

erklärt das Zusammenspiel zwischen den Fahrern und ihren Teams - vom Crew-Chief bis zum Spotter.<br />

Text: Herbert Völker, Red Bulletin<br />

20 der 22 NASCAR-Strecken sind das, was die<br />

Amerikaner als »Speedway« bezeichnen: Ovale<br />

in sehr unterschiedlicher Länge (von knapp einem<br />

bis über vier Kilometer) und ganz unterschiedlicher<br />

Überhöhung der Kurven (von 12 bis 36<br />

Grad). Unsereins sieht da nur zwei Geraden und<br />

zwei lange Steilkurven. Falsch, es sind eben doch<br />

vier Kurven, und sie sind nirgendwo gleich. In<br />

Talladega, zum Beispiel, wird überhaupt nicht<br />

gebremst (beim Qualifying werden gar die Bremskolben<br />

mit Draht zurück gebunden, um auch den<br />

letzten Hauch von Reibung zu vermei den), aber<br />

in der kleinen Arena von Martinsville sind die<br />

Stahl bremsen das Um und Auf. Wer nicht vorsorglich<br />

damit umgeht, kann zur Halbzeit heimfahren.<br />

Geschaltet (Viergang!) wird nur auf den<br />

Straßenkursen So noma und Watkins Glen, ansonsten<br />

bleibt der Vierer eingespannt, außer beim Pit<br />

Stop oder beim Re-Start im zweiten Gang nach<br />

einer Gelbphase. Wichtigster Mann je<strong>des</strong> Teams<br />

ist der Crew Chief, der die Boxenstrategie führt.<br />

Jeder Fahrer hat einen »Spotter« (Aufklärer), mit<br />

dem er dauernd in Funkverbindung ist. Der Fahrer<br />

nimmt von der Umwelt nur einen kleinen<br />

Aus schnitt wahr, inmitten von drei Dutzend Kollegen,<br />

bei Tempo 300. Der Aufklärer sucht laufend<br />

das ganze Oval nach Irritationen ab, meldet sie<br />

samt Gebrauchsanweisung. Außerdem kommentiert<br />

er laufend das Umfeld seines Piloten - wer<br />

angreift, wo sich ein Loch auftut, welche Fahrbahnhöhe<br />

am verlockendsten aussieht. Entscheidend<br />

werden diese Einflüsterungen beim »Drafting«,<br />

dem Windschattenfahren, und dem »bump<br />

drafting«. Wenn wir das mit »Rempelei aus dem<br />

Windschatten« übersetzen, entspricht es der Eleganz<br />

<strong>des</strong> Vorgangs. Es gibt keine Regeln für<br />

Erlaubt oder Verboten, alles bleibt dem Augenmaß<br />

zwischen cle verem Manöver und Chaos-<br />

Aktion überlassen. Mutwillige Bösewichte werden<br />

nach dem Rennen allerdings von den Offiziellen<br />

an die Brust genommen und von den Fans zur<br />

Schnecke gemacht. So können also mehrmals pro<br />

Rennen die Fetzen fliegen, zwei oder drei Wagen<br />

werden mitgerissen, einer knallt oben an die<br />

Mauer, kreiselt runter, kriegt noch schmatz eins<br />

in die Breitseite vom Hintermann, einer überschlägt<br />

sich, kugelt ins Infield, wirft alles von sich,<br />

galoppierende Räder und Karosserieteile im Aufwind,<br />

es raucht wie kurz vorm Explodieren, es<br />

brennt aber nie, wie eben die ganze Sicherheitstechnik<br />

bei NASCAR ihren Job macht. MSM<br />

Foto: red bull/GEPA


Die NASCAR Rennen<br />

bei ServusTV.<br />

NASCAR Sprint Cup Series 2010<br />

Jeden Montag, ab 22:45 Uhr<br />

ServusTV. Das ist Ihr neuer Sender aus der Alpen-Donau-Adria-Region. Mit einem Programmangebot,<br />

das es in dieser Form auf diesem Niveau noch nicht gegeben hat. Ein Beispiel<br />

aus dem Bereich <strong>Motorsport</strong>: Die Übertragung der NASCAR Rennen aus den USA. Weitere<br />

Schwerpunkte sind Sendungen, die die alte Heimat in einem neuen Licht zeigen, sowie<br />

die Talk-Sendungen live aus dem Hangar-7, unsere wöchentlichen Diskussionsrunden mit<br />

hochkarätigen Gästen zu aktuellen Themen. Besonders hervorzuheben: Beiträge aus der<br />

internationalen Musik-, <strong>Kunst</strong>- und Kulturszene sowie <strong>Magazin</strong>e zu den Themen Kulinarik,<br />

Architektur, Design, Wissen, Reisen und Lifestyle. Überzeugen Sie sich selbst, via Kabel,<br />

DVB-T oder Satellit. Weitere Informationen zu unserem abwechslungsreichen Programm und<br />

alle Fakten zu ServusTV erhalten Sie über unsere kostenfreie Hotline: 0800 100 30 70 oder<br />

unter www.servustv.com.<br />

Wir wünschen Ihnen<br />

bessere Unterhaltung.


72<br />

INTERVIEW.Priaulx<br />

Zukunft voller Spannung<br />

Ein enger Titelkampf, neue Regeln in der WTCC und Möglichkeiten auf einen DTM-Einstieg: Andy Priaulx<br />

spricht im Interview mit dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> über eine spannende Zukunft.<br />

Text: Fabian Schneider


Andy Priaulx freut sich auf eine spannende Zukunft: Mit neuen Regeln in<br />

der WTCC und einem möglichen Einstieg mit BMW in die DTM<br />

Fotos: bmw, adrivo/Sutton<br />

MSM: Vor einigen Jahren hast du den Weltmeistertitel<br />

mehrere Male hintereinander geholt.<br />

Wie waren die letzten zwei Saisons für dich, in<br />

denen es am Ende keine große Belohnung gab?<br />

ANDY PRIAULX: Das war nicht einfach für<br />

mich. Wenn man dieses Gewinner-Gefühl<br />

bekommt und es dann wieder verliert, muss man<br />

sich nach anderen Zielen umsehen. Fährt man<br />

gut, ist man der beste BMW-Fahrer oder verbessert<br />

man sich selbst? Für mich war es trotzdem<br />

eine positive Zeit, denn ich habe viel gelernt und<br />

bin ein besserer Rennfahrer geworden. Wenn ich<br />

mein eigenes Maximum erreiche, macht mich<br />

das auch glücklich.<br />

Was war der Hauptgrund dafür, dass ihr in den<br />

letzten Jahren keine Chance gegen Seat hattet?<br />

Der Hauptgrund, warum niemand von uns Seat<br />

schlagen konnte, war ganz klar der Turbodiesel.<br />

Ist es nicht unfair, alles auf den Motor zu reduzieren?<br />

Schließlich hätte BMW auch einen Diesel<br />

einsetzen können...<br />

Da stimme ich zu. Aber BMW hat für sich immer<br />

den besten Weg in Sachen Meisterschaft gewählt.<br />

Man hätte den Zuschauern nicht 20 leise Diesel-<br />

Rennwagen zumuten können und auch für die<br />

privaten Fahrer und Teams war es eine faire Entscheidung.<br />

Mit einem Diesel-Motor hätten wir<br />

den Titel bestimmt holen können, aber so ist es<br />

halt manchmal.<br />

In diesem Jahr scheint alles möglich, drei Marken<br />

haben Chancen auf den Titel. Was kann<br />

man noch erwarten?<br />

Es ist auf jeden Fall noch alles möglich. In diesem<br />

Jahr scheint Seat nicht ganz so stark zu sein, Chevrolet<br />

ist dagegen viel besser geworden, sie sind<br />

sehr schnell. Auch wir haben noch reelle Chancen,<br />

wenn wir so weiter machen wie in den letzten<br />

Rennen. Leider fehlt uns im Qualifying noch<br />

ein wenig der Speed, am Rennsonntag läuft es<br />

dagegen immer sehr gut für uns. Mit dem neuen<br />

Punktesystem kann sich an einem Wochenende<br />

ohnehin alles ändern.<br />

Neben den spannenden Duellen auf der Strecke<br />

gibt es immer wieder Diskussionen neben der<br />

Strecke, gerade was das technische Regelwerk<br />

angeht. Wie sehr nervt euch Fahrer das?<br />

Das ist nicht immer leicht für uns. Ausgerechnet<br />

bei meinem Heimrennen in Brands Hatch gab<br />

es die Gewichts-Diskussion und ich hatte ja<br />

ohnehin schon genug zu tun. Natürlich müssen<br />

wir versuchen, die Lücken im Reglement zu nutzen,<br />

wenn es anderen Leuten erlaubt wird, davon<br />

zu profitieren. Colin Turkington ist kein langsamer<br />

Fahrer und er war 65 Kilogramm leichter<br />

unterwegs als wir. Natürlich wollten wir diese<br />

Lücke nutzen, denn auch sonst haben wir viele<br />

Nachteile. Unser BMW hat nur fünf Gänge, bei<br />

uns müssen immer alle vier Reifen gewechselt<br />

werden und Seat hat den Diesel-Vorteil genutzt.<br />

Immerhin wird es im kommenden Jahr keine<br />

größeren Unterschiede mehr bei den Motoren<br />

geben. Ist das gut für die WTCC?<br />

Auf jeden Fall - und ich freue mich sehr darauf,<br />

obwohl ich noch nicht weiß, was BMW im nächsten<br />

Jahr genau plant. Es wäre natürlich klasse, in der<br />

WTCC weiter zu machen - mit neuen Chancen für<br />

jeden. Ich fälle diese Entscheidungen allerdings<br />

nicht und habe den neuen Motor bisher noch nicht<br />

getestet. BMW macht auf diesem Sektor wohl gute<br />

Fortschritte, man arbeitet schon lange daran. Ich<br />

hoffe, dass ich schon bald eine Gelegenheit<br />

bekomme, das neue Material zu testen.<br />

Wird das noch ein größerer Schritt als 2004 von<br />

der ETCC zur WTCC?<br />

Damals gab es kaum technische Veränderungen,<br />

diesmal machen wir definitiv einen größeren<br />

Schritt. Für die Zukunft wäre es auch wichtig, BMW<br />

ein sequentielles Getriebe ohne Zusatzgewicht zu<br />

erlauben. Wir haben immer wieder Probleme, weil<br />

wir nur fünf statt sechs Gänge zur Verfügung haben,<br />

selbst beim stehenden Start, wo unser erster Gang<br />

eine sehr lange Übersetzung hat.<br />

2012 könnte es für dich einen noch größeren<br />

Schritt geben. Freust du dich auf den geplanten<br />

DTM-Einstieg von BMW?<br />

Auf jeden Fall. Wenn BMW in die DTM zurückkehrt,<br />

wäre ich gerne ein Teil davon. Es wäre fantastisch,<br />

eine Möglichkeit in der DTM zu bekommen.<br />

Ich habe immer gehofft, dort fahren zu<br />

können, für mich wäre es also eine tolle Chance.<br />

Wenn BMW in die DTM zurückkehren<br />

sollte, wäre ich gerne<br />

ein Teil davon.<br />

Hattest du in deiner Karriere schon einmal die<br />

Möglichkeit, in die DTM einzusteigen?<br />

Vor ein paar Jahren hatte ich Optionen auf verschiedene<br />

Dinge, aber ich kann nicht behaupten,<br />

dass die DTM jemals dabei war. Seitdem ich bei<br />

BMW Werksfahrer bin, habe ich mich eigentlich<br />

nur auf das Engagement mit ihnen konzentriert.<br />

Kannst du dir schon einen DTM-Boliden aus<br />

dem Hause BMW vorstellen?<br />

Ja, und ich bin mir sicher, dass es in Richtung GT2<br />

gehen muss, mit etwas mehr Aerodynamik und<br />

besserer Technik - das wäre klasse. Mit einem GT2<br />

hat man auf der Strecke viel Spaß, wenn ein solches<br />

Auto noch schneller würde, wäre es fantastisch.<br />

Darauf würde ich mich wirklich freuen. MSM


74<br />

Story.Formelduell<br />

Der Motor macht<br />

Formel 2 gegen Formel 3 - wer macht das Rennen? Philipp Eng erklärt im<br />

<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> die Eigenheiten der beiden Boliden. Text: Fabian Schneider<br />

Die GP2 Serie ist ohne Zweifel die beste Plattform,<br />

um sich für den elitären Kreis der Formel-<br />

1-Fahrer zu empfehlen. Doch eine Klasse darunter<br />

kämpfen zwei Serien um die Gunst der<br />

Nachwuchspiloten: Die relativ neue Formel 2 und<br />

die bereits etablierte Formel 3. Aber wo genau<br />

liegen die technischen Unterschiede zwischen<br />

den beiden Meisterschaften?<br />

Betrachtet man nur die Rundenzeiten, hat die<br />

Formel 2 ganz knapp die Nase vorne. In Zolder<br />

war Dean Stoneman in dieser Saison eine<br />

Sekunde schneller als Jules Bianchi beim Formel<br />

3 Masters vor zwei Jahren. Doch je winkliger die<br />

Strecken werden, <strong>des</strong>to enger liegen die Zeiten<br />

zusammen - in Oschersleben liegen die zwei<br />

Meisterschaften fast gleichauf.<br />

»In der Formel 2 schauen die Flügel schon<br />

größer aus, aber die Formel 3 generiert mehr<br />

Abtrieb«, berichtet Philipp Eng, der bereits mit<br />

beiden Boliden unterwegs war und alle Eigenheiten<br />

kennt. Durch den größeren Anpressdruck<br />

ist der Fahrer eines Formel-3-Renners dazu<br />

gezwungen, viel genauer zu fahren, im Formel 2<br />

hat er dagegen mehr zu tun: »Man muss richtig<br />

am Lenkrad kurbeln, denn das Auto neigt zum<br />

Übersteuern. Man driftet in den Kurven oft, aber<br />

das macht ja auch Spaß.«<br />

Der wohl größte Unterschied steckt unter der<br />

Motorhaube. Während die Formel 3 aufgrund<br />

<strong>des</strong> Luftmengenbegrenzers nur knapp über die<br />

200 PS-Grenze kommt, verfügt die Formel 2 über<br />

einen Turbomotor mit doppelt so vielen Pfer<strong>des</strong>tärken.<br />

»Der Motor macht schon mächtig<br />

Druck«, sagt Eng.<br />

Der Österreicher erinnert sich noch gut an das<br />

letztjährige Qualifying in Brünn, als Regen für<br />

erschwerte Bedingungen sorgte. »Da musste man<br />

schon wirklich sehr vorsichtig mit dem Gaspedal<br />

umgehen.« Ein zu fester Stoß auf das Gaspedal<br />

wäre gleichbedeutend mit einem Abflug gewesen-<br />

doch ganz unbeachtet sollte man das rechte Pedal<br />

auch in engen Kurven nicht lassen. »Selbst beim<br />

Bremsen muss man ein wenig Gas geben, damit<br />

der Turbolader aufgeladen bleibt.« Geht er vom<br />

Gas, sinkt der Ladedruck und auf der nächsten<br />

Geraden hat er keine Chance gegen die Konkurrenz.<br />

»Das ist sicherlich der größte Unterschied<br />

und eine Eigenheit <strong>des</strong> Autos, die einen eigenen<br />

Fahrstil erfordert.«<br />

Im Vergleich zur letzten Saison wurde die Formel<br />

2 sogar noch etwas aufgebohrt. Den Fahrern<br />

stehen in diesem Jahr 25 PS mehr zur Verfügung,<br />

425 sind es insgesamt. Nicht zu vergessen ist der<br />

so genannte Overboost, der per Knopfdruck aktiviert<br />

werden kann - drei Mal im zweiten Qualifying<br />

und acht Mal im Rennen. In der Formel<br />

3 gibt es eine solche Technik nicht. »Damit hat<br />

man für jeweils sechs Sekunden 55 PS mehr, was<br />

schon ein erheblicher Vorteil im Zweikampf sein<br />

kann«, weiß Eng. Im Rennen ist der Overboost<br />

Fotos: formula two


Die Formel 2 belebt eine alte<br />

Tradition wieder - sie fährt im<br />

Rahmen der Tourenwagen-WM<br />

den Unterschied<br />

ein taktisches Mittel mit begrenztem Kontingent<br />

- und wer den Knopf zu früh zu oft drückt, ist in<br />

der Schlussphase ein leichtes Opfer für die Gegner.<br />

So leicht ist der Einsatz der zusätzlichen<br />

Power dann also doch nicht...<br />

»Der Boost ist nur unter Vollgas und bei über<br />

6.500 Umdrehungen aktiv«, erklärt Eng. Außerdem<br />

muss der Fahrer min<strong>des</strong>tens im dritten<br />

Gang unterwegs sein, um den Knopf zu betätigen<br />

- ein Einsatz direkt am Start ist ausgeschlossen.<br />

Auch muss der Pilot nach jedem Einsatz komplett<br />

vom Gas gehen, damit er den Boost frühestens<br />

zehn Sekunden später wieder einsetzen kann.<br />

Zu welchen Problemen das führt, erlebte Eng<br />

mit dem overboost hat man für jeweils sechs<br />

Sekunden 55 PS mehr, was schon ein erheblicher<br />

Vorteil im Zweikampf sein kann.<br />

im Qualifying in Zolder. »Nachdem ich den<br />

Boost zum ersten Mal eingesetzt hatte, kam eine<br />

Schikane in der wir nicht ganz vom Gas gehen.<br />

Als es dann den Berg hinauf ging, konnte ich den<br />

Knopf nicht wieder drücken, das hat ganz schön<br />

viel Zeit gekostet.«<br />

Letztlich entscheidet in beiden Serien das fahrerische<br />

Können, wobei es die Nachwuchsfahrer<br />

in der Formel 2 leichter haben sollten. Während<br />

in der Formel 3 an den Autos gearbeitet werden<br />

darf und die bestens Teams sich ihre Cockpits<br />

gut bezahlen lassen, fährt die Formel 2 mit identischem<br />

Material, die Autos werden zentral<br />

gewartet und sogar die Renningenieure wechseln<br />

nach jeder Veranstaltung. Chancengleichheit ist<br />

hier also garantiert. MSM


motorrad<br />

Foto: milagro<br />

Lorenzos Land im Weltall:<br />

Ein kleiner Schritt für Jorge Lorenzo,<br />

aber ein großer im Titelkampf<br />

Umfrage<br />

Limitierte Motorenzahlen -<br />

Ersparnis oder Sicherheitsrisiko?<br />

Gefährlich! Stürze werden sich häufen 47%<br />

Ersparnis, ganz klar! 25%<br />

Jetzt wird's erst richtig teuer! 25%<br />

Weiß nicht. 3%<br />

Leser-Umfrage auf www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />

»Die sind<br />

wie Axtmörder<br />

unterwegs.«<br />

Colin Edwards über die aggressiven Fahrer in der Moto2<br />

Kommentar: Die Katze ist aus dem Sack!<br />

Dabei hat sie schon ein halbes Jahr lang vorsichtig aus selbigem herausgelugt. Valentino Rossi fährt 2011 für Ducati.<br />

Es war das am schlechtesten gehütete Geheimnis <strong>des</strong> Jahres. Und irgendwie war es 2003 doch schöner, als wirklich<br />

keiner wusste, dass der Italiener von Honda zu Yamaha wechseln würde. Nun ist er also ein Roter und will sich<br />

unsterblich machen - Titel auf drei unterschiedlichen Marken in der 500cc/MotoGP-Klasse einfahren. Nach 1997<br />

(125cc) und 1999 (250cc) auf Aprilia, strebt Rossi nun seinen dritten Titel als Italiener auf einem italienischen<br />

Fabrikat an. Genau genommen sogar auf der vierten Marke insgesamt. Toni Börner


78<br />

sli<strong>des</strong>how.MotoGP


motogp<br />

böser unfall<br />

Randy de Puniet überstand viele Stürze, am Sachsenring gaben sein<br />

Schien- und Wadenbein nach. Der Franzose flog ausgangs <strong>des</strong> Omegas<br />

per Highsider aus dem Sattel und mehrere Motorräder krachten in ihn<br />

hinein - Kallio fuhr ihm über das Bein, Espargaro überschlug sich.<br />

Foto: milagro


80<br />

story.Rossi<br />

ROsSI<br />

Valentino<br />

Der Doktor im roten Kittel<br />

Valentino Rossi fährt 2011 Ducati und damit gibt es Erwartungen, Hoffnungen<br />

und auch Zweifel. Eines war aber schon bei der Bekanntgabe <strong>des</strong> Deals zu bemerken,<br />

die Dynamik im Paddock der MotoGP hat sich verschoben.<br />

Text: Falko Schoklitsch<br />

»Tja, hallo erst mal... ich weiß nicht, ob Sie es<br />

schon wussten...« Rüdiger Hoffmans Einstieg in<br />

seine Comedy-Programme wäre für den Sonntagabend<br />

<strong>des</strong> Brünn-Wochenen<strong>des</strong> 2010 äußerst passend<br />

gewesen. Schließlich schritten Yamaha und<br />

Ducati zu einer Verkündung, die eigentlich schon<br />

jeder vorweggenommen hatte, nur die beiden Hersteller<br />

hatten so getan, als habe es den mehrmonatigen<br />

Vorlauf aus Gerüchten und Spekulationen<br />

nie gegeben. Am besten auf die Schippe nehmen<br />

konnte die ganze Situation Valentino Rossi.<br />

So machte er noch vor der offiziellen Bekanntgabe<br />

seine Rennbesprechung im Kreise zahlreicher<br />

Journalisten und wurde dabei angesprochen, dass<br />

auf der Ducati-Website bereits die Schlagzeile<br />

»Rossi in Red« zu lesen gewesen war. Er antwortete<br />

mit einem Lächeln: »Ich denke, das ist nur eine<br />

Übersetzung. Red ist Englisch und Rossi Italienisch.<br />

Sie haben gesagt, 18:00 Uhr, ich entscheide das<br />

nicht. Ich weiß nicht, ich bin sehr gespannt, was um<br />

18:00 Uhr passiert.«<br />

Um 18:00 Uhr passierte und es geschah das, was<br />

ohnehin schon alle wussten, Dottore Rossi wird<br />

2011 zu Ducati wechseln. Der Weg zur italienischen<br />

Traumehe war ein langer, denn es war nicht so, als<br />

hätten die beiden Seiten nicht schon früher daran<br />

gedacht, sich zusammenzutun. Immerhin handelt<br />

es sich bei Rossi und Ducati um »zwei italie- →<br />

Fotos: milagro


82<br />

story.Rossi<br />

Aufgrund <strong>des</strong><br />

Wechsels<br />

hat sich die<br />

MotoGP-Landschaft<br />

stark<br />

verändert.<br />

Allerdings<br />

nicht zum<br />

Schlechteren<br />

nische Ikonen«, wie Ducati-Präsident Gabriele<br />

Del Torchio es formulierte. Schon 2003 hatte<br />

es Gespräche zwischen beiden Seiten gegeben,<br />

damals wollte Rossi von Honda weg und allen<br />

beweisen, dass er seine ersten Titel in der<br />

Königsklasse nicht wegen <strong>des</strong> guten Motorra<strong>des</strong><br />

unter seinem Hintern geholt hatte. Doch<br />

er entschied sich damals für Yamaha, weil er<br />

mit Ducati einfach auf keinen grünen Zweig<br />

bei den Verhandlungen kam.<br />

Der Rest ist ein Stück <strong>Motorsport</strong>-Geschichte:<br />

der erste Sieg gleich beim ersten Rennen auf<br />

Yamaha und vier MotoGP-Titel mit dem Hersteller.<br />

Es war beinahe zu schön, um wahr zu<br />

sein. Doch wie in jeder Beziehung zogen auch<br />

irgendwann dunkle Wolken auf. Jorge Lorenzo<br />

kam 2008 ins Team, zunächst eher als Robin zu<br />

Rossis Batman. Doch der Spanier entwickelte<br />

sich und wurde vielleicht besser als es vor allem<br />

der lebenden Legende auf der anderen Seite der<br />

Box lieb war. Plötzlich saß einer der größten<br />

Konkurrenten auf der gleichen Maschine, die<br />

angenehmen Zeiten, als Colin Edwards Rossi<br />

noch gerne den Status der Nummer 1 im Team<br />

überließ, waren vorbei.<br />

Nach der Saison 2009, als Lorenzo der einzig<br />

echte Konkurrent Rossis war, machte der Italiener<br />

schon einmal klar, er oder ich, beide im<br />

gleichen Team werde nicht funktionieren. Zwar<br />

dementierte er diese Aussagen wieder, dennoch<br />

war offensichtlich, der Druck <strong>des</strong> Spaniers war<br />

größer geworden. Trotzdem kam vor Saisonbeginn<br />

noch die klare Ansage von Rossi: »Ich<br />

möchte meine Karriere gerne bei Yamaha beenden.«<br />

Im Nachhinein möchte man dann wohl<br />

gerne den Satz mit X bemühen, doch für Rossi<br />

war der Wechsel zu Ducati ganz sicher nicht<br />

nix. Er wird dort wieder der klare Platzhirsch<br />

im Team sein, obwohl Del Torchio betonte, dass<br />

beide Fahrer gleich behandelt werden. Rossi<br />

wird zudem fürstlich verdienen - von 15 Millionen<br />

Euro Jahresgage war die Rede, wobei<br />

Ducati das nicht bestätigen wollte. »Das Gehalt<br />

ist nicht wichtig. Wir sind nicht in der Position,<br />

um die Summe seines Gehalts zu nennen.<br />

Unsere Entscheidung hatte nichts mit Geld zu<br />

tun, sondern mit dem Vertrauen, das wir in<br />

Valentino und in seine Fähigkeit haben, uns bei<br />

der Entwicklung der Maschine zu unterstützen«,<br />

meinte Del Torchio.<br />

Ungeachtet von teaminterner Konkurrenz,<br />

Gehalt oder anderen Dingen blieb aber dennoch<br />

die Frage, was sich zwischen 2003 und<br />

2010 verändert hatte, damit Rossi den Wechsel<br />

machen wollte. Der Ducati-Präsident fand für<br />

sich eine einfache Antwort. »Ich glaube, der<br />

Hauptgrund ist die Beziehung, die er zu<br />

[Ducati Corse Generaldirektor] Filippo Preziosi<br />

aufgebaut hat. Ich denke, das war der<br />

Schlüssel«, sagte Del Torchio.<br />

Aufgrund <strong>des</strong> Wechsels hat sich die<br />

MotoGP-Landschaft stark verändert. Allerdings<br />

nicht unbedingt zum Schlechteren, so<br />

sah das auch Rekordweltmeister Giacomo<br />

Agostini, als er mit dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

sprach. »Ich denke, wir werden nächstes Jahr<br />

gute Rennen sehen. Valentino ist bei Ducati,<br />

Fotos: milagro


Lorenzo bei Yamaha und so weiter. Je<strong>des</strong> Werk<br />

hat einen großen Fahrer. Honda hat mit<br />

Pedrosa und Stoner sogar zwei starke Fahrer.<br />

Bei Stoner hängt es davon ab, ob er sich<br />

schnell mit der Maschine zurechtfindet oder<br />

nicht. Vielleicht mag er die Maschine und<br />

kann leicht gewinnen oder er mag sie nicht so<br />

sehr und das wird ein Problem«, meinte er.<br />

Die Ehe zwischen Rossi und Ducati ist für<br />

Agostini aber erst einmal die perfekte Paarung<br />

aus italienischer Sicht. »Natürlich ist sie das.<br />

Wenn Valentino gewinnt, wird die italienische<br />

Hymne zwei Mal gespielt, einmal für Valentino<br />

und einmal für Ducati. Das ist wie damals<br />

bei mir, einmal die Hymne für mich, Agostini,<br />

und dann die Hymne für MV Agusta.«<br />

Ob das allerdings auch schon 2011 so sein<br />

wird, da war sich nicht einmal der Ducati-<br />

Präsident sicher. »Ich drücke die Daumen,<br />

denn es ist noch zu früh zu sagen, ob es unser<br />

Ziel sein wird, den Titel zu gewinnen. Wir<br />

werden sehen, was passiert«, erklärte Del Torchio.<br />

Eines steht jedenfalls schon fest, die<br />

Maschine für die kommende Saison wird<br />

bereits fertig sein, wenn Rossi sich zum ersten<br />

Mal für einen Test darauf setzt. »Valentino<br />

wird mit uns hauptsächlich an der Maschine<br />

für 2012 arbeiten, denn das Motorrad für 2011<br />

wird am Ende der Saison fertig sein. Aber ich<br />

bin mir sicher, dass er aktiv gemeinsam mit<br />

Filippo [Preziosi] und seinem Team arbeiten<br />

wird, um uns seine Vorschläge, Meinungen<br />

und Ratschläge mitzuteilen.«<br />

Und Preziosi kündigte auch bereits an, seinem<br />

neuen Fahrer gerne zuhören zu wollen.<br />

»Valentino ist ein großer Fan von Motorrädern,<br />

also war es für mich immer eine Freude,<br />

seine Meinung zu hören«, sagte er. »Die Arbeit<br />

mit Valentino ist eine der aufregendsten<br />

Sachen für jeden Ingenieur und es ist gut zu<br />

wissen, dass wir nächste Saison diese tolle<br />

Möglichkeit haben werden.«<br />

Wie viel Arbeit es dann geben wird, ist eine<br />

andere Sache, denn die Ducati galt in der Vergangenheit<br />

nicht immer unbedingt als die<br />

einfachste Maschine. Erst durch die Änderung<br />

der Zündreihenfolge von Screamer auf Big<br />

Bang in der Saison 2010 und ein paar weiteren<br />

Umbauten schien sie für eine größere Bandbreite<br />

an Fahrern fahrbar zu werden, dennoch<br />

dürfte sie von den fahrerischen Anforderungen<br />

wohl doch sehr anders sein als die<br />

Yamaha. Nun wäre Rossi nicht Rossi, wenn er<br />

sich nicht an neue Gegebenheiten anpassen<br />

könnte, dennoch erwarten einige eine schwierige<br />

Umstellung - Del Torchio tat das natürlich<br />

nicht: »Es gibt in Amerika den Ausspruch,<br />

dass die Annahme der Wirklichkeit entspricht.<br />

In diesem Fall glaube ich, dass die<br />

Annahme nicht der Wirklichkeit entspricht.<br />

Wir haben mit Nicky Hayden klar gezeigt,<br />

dass die Maschine einfach zu fahren ist und<br />

die Verbesserungen in diesem Jahr waren für<br />

uns alle spürbar.«<br />

Die Veränderungen in der Dynamik <strong>des</strong><br />

Paddocks waren bereits in Brünn 2010 spürbar.<br />

Hatten sich in der Ducati Hospitality für<br />

die Fahrerbesprechungen immer nur so etwa<br />

zehn Journalisten eingefunden, als Casey Stoner<br />

und Nicky Hayden Hof hielten, war es bei<br />

der Bekanntgabe von Rossis Verpflichtung bis<br />

zum Bersten voll. Gleichzeitig bot ein Blick<br />

auf die gegenüberliegende Seite, wo an diesem<br />

Wochenende die Yamaha-Hospitality stand,<br />

ein völlig anderes Bild. Normalerweise wurde<br />

dort streng kontrolliert, wer hinein darf und<br />

wer nicht, besonders wenn Rossi seine Presserunden<br />

abhielt. Diesmal herrschte dort<br />

Ruhe und Frieden, Leute durften die fahrende<br />

Teamheimat frei betreten und es herrschte<br />

eine gewisse Geruhsamkeit. Man konnte sich<br />

also schon einmal auf die Zeit nach Rossi vorbereiten,<br />

wobei Yamaha ja nicht unbedingt<br />

arm dastehen wird. Mit Lorenzo und Ben<br />

Spies im Werksteam dürfte die Zeit <strong>des</strong> Erfolgs<br />

wohl länger nicht zu Ende gehen. Honda hat<br />

mit Stoner, Pedrosa und wohl auch Dovizioso<br />

drei heiße Eisen im Feuer und Ducati... nun,<br />

dort wird eben ab 2011 der Doktor im roten<br />

Kittel ordinieren.<br />

Die Arbeit mit<br />

vAlentino<br />

ist eine der<br />

aufregendsten<br />

Sachen für<br />

jeden Ingenieur.<br />

es ist gut,<br />

dass wir diese<br />

Chance haben


84<br />

xxxxxxxp.Baxxxxxxxx<br />

story.Lorenzo<br />

Jorge Lorenzo scheint der Titel in diesem Jahr nicht<br />

mehr zu nehmen zu sein. Zu dominant ist der Spanier<br />

unterwegs, zu konstant sind seine Ergebnisse, zu wenig<br />

Fehler macht er mittlerweile. 2010 war bislang einfach<br />

das Jahr <strong>des</strong> Spaniers und er hat ihm den Stempel aufgedrückt,<br />

als ob er in seiner bisherigen MotoGP-Laufbahn<br />

wirklich ganz genau aufgepasst hat, wie Valentino<br />

Rossi das so macht.<br />

Obwohl es für alle Fans der Legende mit der Nummer<br />

46 provokant klingen mag, Lorenzo würde in diesem Jahr<br />

den Titel wohl auch gewinnen, wenn Rossi sich nicht<br />

verletzt hätte. Zwar hat der Spanier durch Rossis Unfall<br />

in Mugello wohl seinen schärfsten Konkurrenten verloren,<br />

doch es spricht vieles dafür, dass auch ohne den<br />

offenen Unterschenkelbruch <strong>des</strong> Italieners ein zweiter<br />

spanischer Weltmeister in der Königsklasse gekrönt werden<br />

würde. »Lorenzo war genauso schnell, wenn nicht<br />

sogar schneller, als Valentino, bevor der sich verletzt hat.<br />

Wenn er gewinnt, dann gewinnt er verdient und Valentinos<br />

Verletzung wertet das überhaupt nicht ab«, meinte<br />

dazu etwa Motorrad-Legende Eddie Lawson.<br />

Lorenzo war 2010 objektiv betrachtet der beste Fahrer,<br />

daran gibt es nichts zu rütteln. Wer bis zum Rennen in<br />

Brünn sieben von zehn Rennen gewinnt und in den<br />

anderen drei Läufen Zweiter wird, holt nicht nur durch<br />

Zufall einen großen Vorsprung in der Weltmeisterschaft<br />

heraus. Der Yamaha-Pilot hat sich in seiner Zeit in der<br />

MotoGP zum kompletten Fahrer entwickelt. Er ist gut<br />

über eine Runde, kann also im Qualifying einen guten<br />

Startplatz holen. Er hat einen guten inneren Zeitmesser,<br />

kann also bei einer Solo-Flucht konstant seine Rundenzeiten<br />

abspulen, ohne große Inkonsistenzen dabei zu<br />

haben. Und er ist ein guter Zweikämpfer, der nicht so<br />

schnell aufgibt, sich aber auch nicht aus der Ruhe bringen<br />

lässt. Natürlich gewinnt er nicht jeden Zweikampf,<br />

aber er weiß, wie weit er gehen kann, um für sich das<br />

Maximum herauszuholen.<br />

→<br />

jorge lorenzo<br />

Der Unaufhaltsame<br />

Ein Blick auf die bisherige Saison und die einfachen, nackten Fakten und Zahlen<br />

lässt eigentlich keinen anderen Schluss zu, als dass Jorge Lorenzo dieses Jahr<br />

den MotoGP-Titel gewinnt. Die Argumente für ihn sind einfach zu vielfältig.<br />

Text: Falko Schoklitsch


Fotos: milagro


86<br />

story.Lorenzo<br />

die WM-Feier von Jorge Lorenzo wird ausgelassen sein und ganz Spanien wird<br />

seinen zweiten Weltmeister in der Königsklasse auf Händen tragen - dank dem<br />

Sieg der spanischen Elf bei der FuSSball-Weltmeisterschaft in südafrika weiSS<br />

das Land mittlerweile ja bestens, wie man grosse triumphe gebührend feiert.<br />

Dazu noch die mittlerweile starke Konstanz<br />

und der abgestellte Sturzdrang und fertig ist ein<br />

Fahrerpaket, mit dem erstmals seit Alex Criville<br />

1999 das motorradverrückte Spanien wieder<br />

einen der seinen als Weltmeister in der höchsten<br />

Motorrad-Klasse feiern kann - und damit erst<br />

den zweiten Spanier überhaupt. Noch ist die<br />

Sache natürlich nicht ganz gegessen, aber ein<br />

kurzer Blick auf die Faktoren, die für ihn sprechen,<br />

legt den Verdacht sehr nahe, dass sich<br />

Lorenzo nur noch durch einen vorzeitigen Rücktritt<br />

oder eine Verletzung vom selbst erbauten<br />

MotoGP-Thron stoßen kann.<br />

Was spricht für lorenzo?<br />

Das beginnt schon einmal mit der Tatsache, dass<br />

der Spanier in seinem Oberstübchen mittlerweile<br />

bestens sortiert ist. Er weiß, wie es in der Weltmeisterschaft<br />

aussieht und daher weiß er auch,<br />

wie viel oder eher wie wenig er riskieren muss.<br />

In der MotoGP fährt man zwar immer am Limit,<br />

sonst ist nichts zu gewinnen, aber Lorenzo hat<br />

mittlerweile die Gewissheit, dass er nicht immer<br />

zum Äußersten gehen muss, um seine Führung<br />

auch zu verteidigen. Das schafft eine gewisse<br />

Freiheit, wobei er auch ohne dieses kleine Sicherheitsnetz<br />

agiert hat, als wäre er in einer sicheren<br />

Position. So stellte Nicky Hayden fest: »Dieses<br />

Jahr hat er bewiesen, dass er sehr solide ist. Voriges<br />

Jahr hatte er den Speed, aber wir sahen hier<br />

und da ein paar Fehler von ihm auf der Strecke.<br />

Dieses Jahr hat er sich immer als Erster oder<br />

Zweiter qualifiziert und wurde in den Rennen<br />

immer Erster oder Zweiter. Er hat also absolut<br />

keine Schwäche gezeigt.«<br />

Andererseits kann es auch schaden, sich zu<br />

viele Gedanken darüber zu machen, wie es denn<br />

nun in der Weltmeisterschaft aussieht. Doch<br />

Lorenzo scheint dabei durchaus die nötige Vorsicht<br />

walten zu lassen und sich nicht zu sehr<br />

darauf zu konzentrieren, einfach nur mit der<br />

nötigen Zurückhaltung zu fahren. »Ich habe eine<br />

große Führung in der Weltmeisterschaft, aber es<br />

sind noch einige Rennen übrig und es wäre nicht<br />

das erste Mal, dass ein Fahrer den Titel trotz so<br />

einer großen Führung noch verliert.«, sagte er.<br />

Weiter stellt sich die Frage, wer überhaupt so<br />

stark sein soll, um Lorenzo noch abzufangen,<br />

selbst wenn er doch noch Ausfälle haben sollte.<br />

Dani Pedrosa stellte als WM-Zweiter bereits nach<br />

seinem Ausfall in Laguna Seca fest: »Sicher wird<br />

es jetzt schwierig. Jorge macht angesichts seiner<br />

Ergebnisse einen sehr guten Job und liegt drei<br />

Rennen voraus, es ist also kompliziert. Ich muss<br />

versuchen, die bestmöglichen Ergebnisse zu<br />

holen.« Und Pedrosa ist nicht unbedingt als Siegmaschine<br />

bekannt. Selbst Rossi konnte in diesem<br />

Jahr, natürlich auch verletzungsbedingt, keine<br />

Siegesserie starten, von Casey Stoner ganz zu<br />

schweigen. Und wenn die bislang drei größten<br />

Konkurrenten Lorenzos schon nicht in der Lage<br />

sind, ihn groß am Siegen zu hindern, wer dann?<br />

Zudem ist es so, dass selbst wenn einer noch ver-<br />

Fotos: milagro


mehrt auf die Siegerstraße findet, Lorenzo<br />

nicht weit dahinter sein wird und da mag<br />

sich das Eichhörnchen bei der Aufholjagd<br />

auch noch so mühsam ernähren, irgendwann<br />

werden ihm die Rennen ausgehen.<br />

Dann kommt hinzu, dass die letzten Saisonrennen<br />

nicht unbedingt die schlechtesten<br />

für den Spanier sind. In Misano war er die<br />

vergangenen beiden Jahre Zweiter, in Japan<br />

konnte er 2009 gewinnen, in Portugal hat er<br />

sogar beide MotoGP-Rennen für sich entschieden,<br />

die er dort bestritten hat. In Valencia<br />

war er 2009 immerhin Dritter und auf<br />

Phillip Island war er bislang zwei Mal Vierter,<br />

also auch noch solide. Malaysia konnte er<br />

2009 ebenfalls als Vierter beenden und das<br />

Motorland Aragon ist für alle neu. Rechnet<br />

man noch hinzu, dass er seine absolute Überform<br />

erst dieses Jahr erreichte, dürfte er sich<br />

auf den ihm bekannten Kursen nicht wirklich<br />

verschlechtern.<br />

Als zweiter Grund zum Zweifeln bliebe<br />

noch die Motorenregel. Sechs Motoren<br />

haben die Fahrer in diesem Jahr insgesamt<br />

zur Verfügung, wer einen siebten benötigt,<br />

muss das erste Rennen mit dem neuen<br />

Aggregat zehn Sekunden hinter dem Feld aus<br />

der Box starten. Die Motorensituation bei<br />

Lorenzo ist zwar nicht grenzwertig, aber bei<br />

anderen ist sie besser, etwa bei Honda oder<br />

Rossi, der dank seiner Pause von vier Rennen<br />

ja Motoren sparen konnte. Doch was würde<br />

so eine Motorenbestrafung für Lorenzo<br />

bedeuten? Wohl nicht den Weltuntergang.<br />

Er ist schnell genug, um auch bei einem Start<br />

aus der Boxengasse zehn Sekunden hinter<br />

dem Feld noch weit in die Top Ten zu fahren<br />

- vor allem bei dem dünnen Starterfeld der<br />

MotoGP in diesem Jahr. Das hieße, er könnte<br />

den Schaden wohl auch beim motorischen<br />

GAU in Grenzen halten und würde nicht zu<br />

viele Punkte im Vergleich zu seinen Konkurrenten<br />

liegen lassen.<br />

Lorenzo zeigt den<br />

Weg an: Da vorne<br />

geht‘s zum ersten<br />

WM-Titelgewinn<br />

Was kann lorenzo stoppen?<br />

Kann Lorenzo also noch irgendwer oder<br />

irgendwas aufhalten? Gewisse Dinge können<br />

das natürlich schon. Wie eben erwähnt, könnte<br />

noch das Unglück zuschlagen und Lorenzo sich<br />

verletzen. Wie schnell so etwas gehen kann, hat<br />

Rossis Unfall in Mugello gezeigt. Einmal die<br />

Reifen zu sehr auskühlen lassen oder sie nicht<br />

richtig aufgewärmt, dann zu früh aufs Gas und<br />

der Abflug ist programmiert. Dabei kann alles<br />

passieren, doch Lorenzo hat sich in der Vergangenheit<br />

als robuster Charakter erwiesen.<br />

Zwar hat er sich durchaus die eine oder andere<br />

Fraktur zugezogen, doch verpasst hat er wegen<br />

Verletzungen erst ein Rennen in seiner<br />

MotoGP-Laufbahn. Er war schon auf Krücken<br />

auf dem Po<strong>des</strong>t, hatte in dieser Hinsicht also<br />

Rossi sogar etwas voraus.<br />

Sollte man Lorenzo also schon gratulieren?<br />

Theoretisch ginge das natürlich, er würde das<br />

aber wohl nicht gerne hören. Denn wie die<br />

meisten Fahrer will auch der Spanier erst feiern,<br />

wenn wirklich alles unter Dach und Fach<br />

ist und so lange auch nur irgendeine Möglichkeit<br />

besteht, dass doch noch etwas danebengehen<br />

könnte, will er sich nicht aus der<br />

Reserve locken lassen. Dafür kann man sich<br />

aber einer Sache schon sicher sein: wenn es<br />

dann soweit ist, wird es ihm egal sein, ob er<br />

das Rennen gewonnen oder er vielleicht nur<br />

Platz acht belegt hat; die WM-Feier wird ausgelassen<br />

sein und Spanien wird seinen zweiten<br />

Weltmeister in der Königsklasse auf Händen<br />

tragen - dank dem Sieg der spanischen Elf bei<br />

der Fußball-WM weiß das Land mittlerweile<br />

ja, wie man feiert.<br />

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88<br />

interview.Dovizioso<br />

Foto: milagro


Suche nach<br />

dem kleinen<br />

Schritt<br />

Andrea Dovizioso ist 2010 ein groSSer Schritt nach vorne gelungen,<br />

jetzt fehlt nurmehr ein kleiner nach ganz vorne. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

sprach mit ihm über die schwierigen letzten Meter, den Traumjob<br />

MotoGP-Fahrer und Vaterfreuden. Text: Falko Schoklitsch


90<br />

interview.Dovizioso<br />

MSM: Viele Leute glauben, du hast den besten<br />

Job der Welt. Du darfst mit einem Traummotorrad<br />

auf abgesperrten Strecken Vollgas geben.<br />

Wie gefällt es dir, Motorradrennfahrer zu sein?<br />

ANDREA DOVIZIOSO: Meine Leidenschaft<br />

kommt aus der Zeit als ich sehr jung war. Mein<br />

Vater fuhr Motocross und als ich vier Jahre alt<br />

war, bekam ich meine erste Maschine. Ich hatte<br />

von Anfang an die Leidenschaft und die habe<br />

ich heute auch noch. Ich will die Maschine zähmen.<br />

Ich liebe es, die Maschine zu fahren und<br />

ich mag den Stil der Fahrer, vor allem den der<br />

Motocross-Fahrer.<br />

Was sind die guten und schlechten Seiten an<br />

deinem Job?<br />

Das hängt vom Charakter <strong>des</strong> Fahrers ab. Sicher<br />

gibt es viele gute Sachen. Wir müssen nicht um<br />

sieben Uhr morgens aufstehen, um zur Arbeit zu<br />

gehen. Unser Job ist unsere Leidenschaft, wir<br />

bekommen auch viel Geld dafür, unserer Leiden-<br />

Wir hatten in diesem Jahr bereits einige<br />

schlimme Verletzungen in der MotoGP, Hiroshi<br />

Aoyama hat es am Rücken besonders schlimm<br />

erwischt. Dennoch muss man als MotoGP-Fahrer<br />

immer am Limit unterwegs sein, sonst landet<br />

man im Nirgendwo. Wie schwer ist es, da einen<br />

Kompromiss zu finden?<br />

Sicher ist das schwer, aber gerade <strong>des</strong>wegen sind<br />

wir in der MotoGP. Es ist schwierig, am Limit zu<br />

bleiben, aber nicht darüber zu kommen. Man<br />

muss so viel herausholen, wie man kann, darf es<br />

aber eben nicht übertreiben.<br />

Muss man sein Gehirn da zu einem gewissen<br />

Grad ausschalten?<br />

Das kann man nicht abschalten. Es ist zu einfach,<br />

über das Limit zu kommen. Es ist schwierig, mit<br />

dem Limit zu spielen und nicht darüber hinaus<br />

zu schießen. So wird man der beste Fahrer.<br />

Du hast sehr lange mit Honda gearbeitet.<br />

Warum bist du so lange bei ihnen geblieben, was<br />

ist das Besondere an ihnen?<br />

Honda ist für jeden die beste Firma. Honda hat<br />

viele Titel gewonnen. Jeder, der mit dem Pocketbike<br />

anfängt, träumt von Honda. Ich kam nicht<br />

zu ihnen, weil ich beschlossen hatte, ich will in<br />

der 125er mit ihnen arbeiten, sondern es lag<br />

daran, dass mein Gefühl mit der Maschine sofort<br />

stark genug, um darum zu kämpfen. Wir haben<br />

eine große Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr<br />

geschafft, wir sind in der Weltmeisterschaft<br />

auf Platz drei, wir sind in vielen Rennen um das<br />

Po<strong>des</strong>t mitgefahren. Wir sind also nahe dran,<br />

um die WM mitzufahren, aber der letzte Schritt<br />

fehlt uns noch. Wir arbeiten aber hart daran,<br />

ihn zu schaffen.<br />

Es macht den Eindruck, als ob nur noch etwas<br />

Kleines fehlt…<br />

Klein, aber schwer zu erreichen. Das letzte Stück<br />

ist in jedem Sport am schwierigsten. Das ist nicht<br />

so einfach, aber wir haben die Leidenschaft und<br />

wollen diesen letzten Schritt machen. Wenn wir<br />

im nächsten Jahr weiter so arbeiten, wie wir das<br />

bei den Wintertests und im ersten Teil dieser<br />

Saison gemacht haben, dann sind unsere Chancen<br />

sicher viel größer, im nächsten Jahr mitkämpfen<br />

zu können.<br />

Was dieser letzte fehlende Schritt ist, kannst du<br />

nicht genau sagen?<br />

Im Endeffekt ist es immer der Speed. Wenn du<br />

den Speed nicht hast, kannst du nicht mitspielen,<br />

du kannst nicht an die Strategie denken, du<br />

musst einfach nur pushen, weil du im Vergleich<br />

zu den Schnellsten nicht schnell genug bist, um<br />

da mitzuspielen. Uns fehlt also etwas Speed.<br />

unser Job ist immer noch gefahrlich,<br />

denn wenn wir sturzen, brechen wir<br />

uns leicht mal etwas. Daruber sollte<br />

man nicht nachdenken...<br />

Denn wenn man daran denkt,<br />

dann versucht man nicht, uber<br />

das Limit zu gehen.<br />

schaft nachzugehen. Auch das ist wichtig, denn<br />

so können wir in unserem Leben tun, was wir<br />

wollen. Alles ist wichtig und es ist ein schönes<br />

Leben. Sicher, wenn man in der MotoGP fährt,<br />

hat man auch viele Verpflichtungen. An vielen<br />

Tagen muss man an Orte, wo man gar nicht hin<br />

will. Das ist aber nur ein kleiner Punkt. Wir nehmen<br />

in unserem Sport aber ein großes Risiko auf<br />

uns. Die Sicherheit ist heutzutage viel höher als<br />

vor ein paar Jahren, also vor 20 oder 40 Jahren.<br />

Es ist viel besser geworden, aber unser Job<br />

ist immer noch gefährlich, denn wenn wir stürzen,<br />

brechen wir uns leicht einmal etwas. Das ist<br />

ein Punkt, an den wir nicht denken dürfen. Denn<br />

wenn man daran denkt, dann versucht man<br />

nicht, über das Limit zu gehen.<br />

sehr gut war. Wir haben im dritten Jahr die Weltmeisterschaft<br />

gewonnen und danach wollte ich<br />

in der 250er und der MotoGP bei ihnen bleiben.<br />

Ich denke einfach, sie sind eines der besten<br />

Unternehmen in der Branche.<br />

Du warst in deiner Laufbahn sehr erfolgreich.<br />

Den Titel in der 125er Klasse hast du angesprochen,<br />

in der 250er warst du gut und in der<br />

MotoGP hast du auch schon gewonnen. Wie<br />

wür<strong>des</strong>t du deine bisherige Karriere in der<br />

Königsklasse einschätzen?<br />

In Wahrheit bin ich nicht hundertprozentig<br />

zufrieden. Mein Ziel ist der Kampf um den Titel<br />

und der Gewinn <strong>des</strong> Titels. Wir sind nicht so<br />

weit weg. Trotzdem sind wir noch nicht ganz<br />

In der 250er-Klasse hast du Jorge Lorenzo öfter<br />

eingeheizt, obwohl er damals auf der wohl besseren<br />

Maschine saß. Bringt es dir Selbstvertrauen,<br />

dass du weißt, du kannst Jorge das Leben<br />

echt schwer machen, wenn du diesen letzten<br />

Schritt gemacht hast?<br />

Ich denke, ich habe das Talent, damit ich um<br />

die Weltmeisterschaft mitkämpfen kann. Bei<br />

Honda hat sich die Situation im Vergleich zum<br />

Vorjahr zwar sehr verbessert, aber ich denke,<br />

es ist noch nicht genug für die WM. Wir sind<br />

näher an den Yamaha-Fahrern, aber nicht nahe<br />

genug, um zu kämpfen. Hier gibt es sehr viel<br />

Talent, wenn man also keine Maschine hat, die<br />

für die WM gut genug ist, kann man es nicht<br />

über einen anderen Weg schaffen. Wir haben<br />

Fotos: milagro, red bull/Gepa


einfach noch nicht das beste Paket für die<br />

Weltmeisterschaft. Ja, wir haben uns verbessert,<br />

wir haben auch sicher noch Raum zur<br />

Verbesserung und damit ich um die WM<br />

kämpfen kann, müssen wir uns auch verbessern.<br />

Es hängt aber von vielen Faktoren ab,<br />

welches Paket man hat. Wenn man nicht das<br />

beste Paket hat, ist es schwieriger, Ergebnisse<br />

zu holen und ein Gefühl zu finden. Wir sind<br />

jetzt in dieser Situation.<br />

Schauen wir nach vorne. 2012 wird die MotoGP<br />

auf 1000cc wechseln. Freust du dich darauf?<br />

Wird dir der Wechsel entgegenkommen?<br />

Das weiß ich nicht. Ich weiß es nicht, weil die<br />

1000er nicht die gleiche sein wird wie 2006. Wir<br />

müssen erst die Maschine testen, um zu wissen,<br />

wie es genau sein wird. Ich weiß nicht, wie die<br />

Maschine sich verhalten wird. Ich denke aber,<br />

es wird besser sein. Das liegt daran, dass man<br />

mit der 1000er mehr Kraft hat und man das<br />

Motorrad mit niedrigeren Gängen fährt. Mit<br />

niedrigeren Gängen drehen die Räder mehr<br />

durch und es ist leichter, die Maschine zu kontrollieren.<br />

Es wird also wahrscheinlich schöner,<br />

die Maschine zu fahren.<br />

Du hast in diesem Jahr zur Show beigetragen,<br />

weil du den anderen Spitzenfahrern näher<br />

gekommen bist. Was wür<strong>des</strong>t du gerne noch tun,<br />

um die Show zu verbessern?<br />

Wir haben dieses Jahr die echte Chance, um den<br />

zweiten Platz in der WM mitzufahren. Wir wissen<br />

natürlich, dass es wirklich schwierig wird,<br />

denn Dani ist stark, Casey ist stark und Valentino<br />

wird im letzten Teil der Saison auch stark sein.<br />

Es wird also wirklich, wirklich schwierig, aber<br />

wir haben die Chance. Unser Ziel ist also Platz<br />

zwei in der WM.<br />

2012 wird auch die 125er nicht mehr sein und<br />

durch eine Viertakt-Einzylinder-Klasse ersetzt,<br />

wie es aussieht. Ist das mit Blick auf die Zukunft<br />

der richtige Schritt?<br />

Ich sehe das nicht so, aber es ist nicht wichtig,<br />

was die Fahrer sagen oder denken. Wir machen<br />

die Regeln nicht und sehen sie vielleicht anders.<br />

Die Zukunft ist leider Viertakt und daher ist es<br />

nur normal, dass in allen Klassen Viertakter<br />

fahren. Ich denke aber, für viele Fahrer ist das<br />

nicht so schön.<br />

Du bist noch jung und hast eine lange Karriere<br />

vor dir. Was wür<strong>des</strong>t du am Ende deiner Karriere<br />

gerne sagen können?<br />

Eines meiner Ziele ist, die Weltmeisterschaft zu<br />

gewinnen, solange Valentino noch dabei ist.<br />

Denn Valentino ist der beste Fahrer und wenn<br />

man gewinnt, solange er da ist, zählt das viel<br />

mehr. Sicher will ich so viele Titel holen wie möglich,<br />

aber es ist auch wichtig, einen zu schaffen,<br />

bevor Valentino seine Karriere beendet.<br />

Andrea Dovizioso fehlt der letzte, kleine Schritt ganz an<br />

die Spitze. Diesen möchte er schaffen, so lange<br />

Valentino Rossi noch fährt - nur dann zählt es für ihn<br />

Wie wichtig ist dir deine Familie bei dem Ganzen?<br />

Also in deiner Laufbahn, deiner Arbeit und vor<br />

allem wenn du abseits der Strecke ein wenig<br />

abschalten willst?<br />

Ich habe jetzt ja eine Tochter. Ich bin sehr glücklich<br />

darüber. Erst wenn man Vater ist, kann man verstehen,<br />

wie das wirklich ist. Bis jetzt ist alles schöner,<br />

es ist wunderbar, alles ist einfach besser als vorher.<br />

Ich bin einfach glücklicher als vorher.<br />

Ich habe jetzt<br />

ja eine Tochter.<br />

Bis jetzt ist<br />

alles schoner,<br />

es ist wunderbar,<br />

alles ist<br />

einfach besser<br />

als vorher.<br />

Ich bin einfach<br />

glucklicher als<br />

vorher.


92<br />

story.Ölspuren


Sparen auf Kosten der<br />

Sicherheit<br />

Irgendwie herrschte Erschütterung im Fahrerlager auf dem Sachsenring.<br />

Eine Ölspur in der MotoGP! Und dann auch noch Stürze darauf!<br />

Das hatte es so noch nicht gegeben. Motorschäden ja, aber nicht so<br />

kapital wie bei Jorge Lorenzo. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> ermittelt.<br />

Text: Toni Börner<br />

Fotos: milagro, adrivo/Börner<br />

Als Jorge Lorenzo im Qualifying auf die Strecke fuhr,<br />

wusste er noch nicht, was gleich passieren würde<br />

Es ist immer ein extrem schmaler Grat, auf dem<br />

man sich bei Reglementierungen wie der Motorenanzahl<br />

bewegt. Man will Geld sparen und<br />

da fängt man eben bei den Triebwerken an. Sie<br />

sollen haltbarer werden. Eine ganze Saison soll<br />

mit sechs Aggregaten bestritten werden. Aber<br />

im gleichen Atemzug braucht man Leistung.<br />

Viel Leistung. Man will die Gegner im Schach<br />

halten. Dabei ist der Mittelweg aus Haltbarkeit<br />

und Leistung gefragt. Den richtigen Kompromiss<br />

muss jeder Hersteller selbst finden. Zumin<strong>des</strong>t<br />

bei den Werksteams. Denn die Satellitenmannschaften<br />

erhalten von vornherein<br />

haltbarere, aber leistungsschwächere Motoren.<br />

Das ist ja auch im Interesse der Werke. Hier<br />

kann nicht viel kaputt gehen und ein Kunden-<br />

Team wird keine Werksfahrer überflügeln können.<br />

Alles tutti paletti.<br />

Im Werksteam hingegen wird immer am<br />

Rande <strong>des</strong> Möglichen gearbeitet - und im Falle<br />

Jorge Lorenzo auf dem Sachsenring sogar darüber<br />

hinaus. Als sein Motor im Qualifying als<br />

Erster ganz offiziell und für jeden ersichtlich den<br />

Geist aufgab, staunten einige Beobachter nicht<br />

schlecht. Ausgerechnet ein Yamaha-Aggregat!<br />

Mit Suzuki hätte man da schon eher gerechnet.<br />

Oder mit Honda oder Ducati, die in den Top-<br />

Speed-Werten dieses Jahr häufig ganz vorne<br />

waren und daher scheinbar etwas mehr Leistung<br />

zu haben schienen. Doch es passierte bei der<br />

derzeit als Übermarke geltenden Yamaha. Dabei<br />

waren es gerade diese Motoren, die einem gewissen<br />

Valentino Rossi 2006 und 2007 zwei Mal den<br />

Titel kosteten und nicht sehr haltbar waren. Mittlerweile<br />

aber schien Yamaha das Nonplusultra<br />

zu sein. Keine Ausfälle, etwas verhaltene Motorenstrategie,<br />

weniger Top-Speed als alle anderen.<br />

Doch es kam alles ganz anders.<br />

Lorenzos Motor war es, der auf dem Sachsenring<br />

Einige wachrüttelte. Das erste Aggregat hatte<br />

sich für alle offensichtlich verabschiedet. Bislang<br />

waren bei den unterschiedlichen Teams und →


94<br />

story.Ölspuren<br />

Die Teams haben in dieser Saison viel zu tun: Mit nur sechs Motoren muss ein Fahrer die gesamte<br />

Saison bestreiten – sonst droht eine Strafe. Weitere Motorschäden sind nicht auszuschließen<br />

Fahrern auch schon mehrere Motoren zum Einsatz<br />

gekommen, aber das war für Fans und<br />

Experten nicht so klar wie der Motorplatzer auf<br />

dem Sachsenring. Und prompt stellt sich die<br />

Frage, ob hier nicht vielleicht versucht wird, Geld<br />

auf Kosten der Sicherheit zu sparen?<br />

Die MotoGP ist ein Hochleistungssport. Es<br />

geht um schneller, schneller und nochmals<br />

schneller. Die Ingenieure tüfteln alle, damit ihre<br />

Teams mit sechs Motoren über die Mörderdistanz<br />

von 36 Freien Trainings, 18 Qualifyings,<br />

18 Warm-Ups und natürlich 18 Rennen kommen.<br />

Man muss aber derzeit kein Wahrsager<br />

sein, um zu sehen, dass das knapp wird. Fast<br />

alle Fahrer haben in den ersten neun Rennen<br />

min<strong>des</strong>tens drei bis vier Motoren im Einsatz<br />

gehabt. Rein rechnerisch könnte das also reichen.<br />

Aber viele werden damit nicht auskommen<br />

und so ist es nicht gewagt zu sagen, dass<br />

Lorenzos Motorplatzer auf dem Sachsenring<br />

wohl nicht der Letzte gewesen sein wird.<br />

Eine Ölspur in der MotoGP - irgendwie klang<br />

das komplett wie aus einer anderen Welt. Vor<br />

der Einführung der Viertakter waren Ölspuren<br />

ja gar nicht möglich. Wenn es damals eine gab,<br />

dann rührte sie meist von den Seitenwagen her,<br />

die schon viel früher auf Viertaktmotoren<br />

umgeschwenkt waren und noch im Rahmenprogramm<br />

der Motorradweltmeisterschaft ihren<br />

festen Platz hatten. Daher haftet den Dreirädern<br />

auch heute manchmal noch ein solch negativer<br />

Beigeschmack an, die Pisten einzuölen. Aber<br />

bei den Sidecars hat es auch schon jahrelang bei<br />

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quer is


Fotos: milagro<br />

Der Sachsenring 2010<br />

wird nicht die letzte<br />

Ölspur in der MotoGP<br />

gesehen haben.<br />

Prädikatsveranstaltungen kaum noch Ölspuren<br />

gegeben. Die, die dafür bekannt waren, waren<br />

die Superbikes und Supersportler, denn die<br />

waren von Anfang an mit Viertakt-Motoren<br />

unterwegs. Unvergessene Zwischenfälle fallen<br />

einem dabei wieder ein - der tödliche Unfall <strong>des</strong><br />

Japaners Yasutomo Nagai im zweiten Lauf der<br />

World Superbikes im niederländischen Assen<br />

1995. Er war damals auf einer Ölspur ausgerutscht<br />

und schwer gestürzt. Wenige Tage später<br />

erlag das vielversprechende Talent seinen<br />

schweren Verletzungen.<br />

Rennstrecken, Kiesbetten, Motorräder. Alles<br />

ist seitdem viel sicherer geworden. Doch Öl<br />

zwischen Reifen und Asphalt ist der Horror<br />

eines jeden Fahrers - sei es mit dem Auto oder<br />

Fahrrad im Straßenverkehr oder mit dem<br />

Motorrad auf der Rennstrecke. Öl ist und bleibt<br />

ein Sicherheitsrisiko. Die großen Diskussionen<br />

nach dem Sachsenring blieben aus. Doch: Es<br />

stürzten auf dem Öl von Lorenzos Yamaha der<br />

Franzose Randy de Puniet und der US-Amerikaner<br />

Ben Spies. Es gab keine Brüche, bei de<br />

Puniet schwoll nur das Fußgelenk bedrohlich<br />

an. Am nächsten Tag stand er wieder am Start.<br />

Wie die Fotoanalyse <strong>des</strong> <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>s<br />

beweist (s. S. 92 oben links), verpasste auch<br />

Valentino Rossi bei seinem Comeback nach<br />

seinem Schienbeinbruch von Mugello die<br />

Ölspur nur ganz knapp. Und was passiert wäre,<br />

wenn der Italiener mit der noch nicht voll ausgeheilten<br />

Verletzung wieder gestürzt wäre, das<br />

ist unvorstellbar. Dann wäre es nämlich Rossi<br />

gewesen, der auf dem Öl seines Teamkollegen<br />

und Rivalen Lorenzo ausgerutscht wäre. Dann<br />

wären große Diskussionen losgegangen, Regeländerungen<br />

wären in Betracht gezogen worden.<br />

Eine Aufweichung der Motorenreglementierung<br />

hätten wir sicher schon gesehen und es wären<br />

wieder mehr Aggregate zugelassen worden.<br />

Aber Rossi verpasste die Ölspur und so bleibt<br />

alles beim Alten. Sechs Motoren für 18 komplette<br />

Rennwochenenden. In einem Hochleistungssport,<br />

in dem jeder schneller sein will, als<br />

der andere; in dem es sich keiner leisten kann,<br />

auf mehr Haltbarkeit zu setzen, solange die<br />

Konkurrenz noch auf Leistung setzt.<br />

Außerdem zeichnet sich ab, dass die Reglementierung<br />

der Motorenanzahl nicht nur<br />

gefährlich ist, sondern gar dem ursprünglichen<br />

Sinne entgegenwirkt. Es sollten Kosten gespart<br />

werden, dadurch, dass man weniger Aggregate<br />

braucht, weil sie länger halten. Doch nun stecken<br />

die Werke mehr Geld in die Neuentwicklung<br />

haltbarerer Motoren, die dennoch<br />

höchst leistungsfähig sind - um sie spätestens<br />

am Ende der nächsten Saison wieder in den<br />

Müll zu werfen, denn ab 2012 kommen die<br />

1000er zurück. Eine schöne Augenwischerei -<br />

auf Kosten der Sicherheit. Der Sachsenring<br />

2010 wird nicht die letzte Ölspur in der MotoGP<br />

gesehen haben.<br />

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96<br />

TOP5.supercomebacks<br />

I‘m Fine!<br />

Top5<br />

supercomebacks<br />

Text: Jule Krause<br />

Stehaufmännchen<br />

‚Wenn ich ein Rennpferd wäre, hätte man mich erschossen.‘<br />

Statt<strong>des</strong>sen feierte Barry Sheene ein Blitz-Comeback - und er<br />

war nicht der Einzige. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> blickt auf die<br />

Stehaufmännchen der Motorradbranche.<br />

Valentino Rossi sorgte für viel Wirbel und vor allem<br />

Anerkennung bei Gegnern, Fans und den Medien mit<br />

seinem frühen und erfolgreichen Comeback auf dem<br />

Sachsenring. Dem Beinbruch zum Trotz saß er schon zwei<br />

Rennen früher wieder auf der Yamaha M1 als geplant.<br />

Doch ‚The Doctor‘ ist nicht der einzige Zweiradheld, dem<br />

das gelungen ist. Neben MotoGP-Legenden haben auch<br />

einige Rossi-Rivalen aus der Gegenwart starke Comebacks<br />

hinlegen können, manche sogar mehrfach - wie Jorge<br />

Lorenzo oder Dani Pedrosa. Auch der Australier Wayne<br />

Gardner musste gleich drei Saisons hintereinander<br />

Brüche in Beinen, Rippen und Füßen überwinden, die ihn<br />

von 1989-1991 ereilten. Er kam je<strong>des</strong> Mal zurück und<br />

verabschiedete sich 1992 mit einem Sieg.<br />

Fotos: milagro, honda, adrivo/Ronny Lekl


5<br />

Roberto Locatelli:<br />

Jerez 2007<br />

Im Freien Training zum zweiten Rennen der Saison flog<br />

Roberto Locatelli mit 138,4 km/h von der Strecke in die<br />

Reifenstapel und zog sich lebensgefährliche Verletzungen<br />

zu. Der 125cc Weltmeister brach sich Nase,<br />

Kiefer, Augenhöhle und Wangenknochen. Hinzu kamen<br />

ein gebrochener Knöchel, bei dem man nicht wusste, ob<br />

er wieder richtig heilen würde, und ein erneuter Bruch<br />

<strong>des</strong> Schlüsselbeins. Der Italiener wurde ins künstliche<br />

Koma versetzt und viele zweifelten an seiner Genesung.<br />

Nach nur ein paar Wochen saß Locatelli zum fünften<br />

Saisonrennen in Le Mans wieder auf seiner Gilera, holte<br />

zwei Rennen später vier Punkte und noch sechs weitere<br />

Top-10 Resultate in der Saison 2007.<br />

4<br />

Casey Stoner:<br />

Laguna Seca 2009<br />

Bei Casey Stoner wusste 2009 niemand, warum er ab<br />

dem sechsten Lauf unter extremen Ermüdungserscheinungen<br />

litt. So sehr, dass er nach den Rennen regelmäßig<br />

umklappte. Untersuchungen von Experten,<br />

Blut-, Fitness- und Herztests brachten keine Aufschlüsse.<br />

Stoner entschied sich, nach der Sommerpause<br />

drei Rennen zu pausieren. Sein Ernährungsplan wurde<br />

unter die Lupe genommen, was die Ärzte auf die richtige<br />

Spur brachte - eine laktosefreie Zukunft, sowie Essen,<br />

das bestimmte Grundstoffe enthält, an denen es<br />

mangelte. Stoner kam für die letzten vier Rennen<br />

zurück, wurde beim Comeback in Estoril Zweiter und<br />

gewann auf Phillip Island und in Malaysia.<br />

Mick Doohan ließ<br />

sich von einer<br />

Verletzung nicht<br />

unterkriegen und<br />

wurde so zur<br />

MotoGP-Legende<br />

3<br />

Mick Doohan:<br />

Assen 1992<br />

Bis zur Dutch TT 1992 dominierte Mick<br />

Doohan das Geschehen mit fünf Siegen<br />

und zwei 2. Plätzen. Doch im Training<br />

stürzte der Australier schwer und brach<br />

sich das rechte Bein. Kein schlimmer<br />

Bruch, der eigentliche Schaden wurde<br />

in der Nachbehandlung angerichtet, bei<br />

der Komplikationen auftraten. Es bestand<br />

die Gefahr, dass das rechte Bein hätte<br />

amputiert werden müssen. Den Ärzten gelang es jedoch,<br />

das Blatt zu wenden und Doohan kehrte nach acht Wochen<br />

Pause für die letzten beiden Rennen zurück, wurde 12. und 6.<br />

und verlor den WM-Titel erst im letzten Rennen. Von 1994-1998<br />

holte er vier 500cc Titel und wurde zur MotoGP-Legende. →


98<br />

TOP5.supercomebacks<br />

2<br />

Dani Pedrosa:<br />

Phillip Island 2003<br />

In der 125cc-Klasse holte sich der<br />

Spanier Dani Pedrosa in der Saison<br />

2003 zwei Rennen vor Saisonende<br />

seinen ersten Weltmeistertitel. Nur<br />

eine Woche später stürzte er im<br />

Training auf Phillip Island und brach sich<br />

beide Knöchel. Für die kommende Saison<br />

stieg der Spanier in die 250cc Klasse auf,<br />

für die er aufgrund seiner Verletzung aber<br />

keinen Test absolvieren konnte. Fast völlig<br />

unvorbereitet kam Pedrosa zum Honda<br />

Team und gewann trotzdem das erste<br />

Saisonrennen in der neuen Klasse in<br />

Südafrika. Insgesamt holte er sieben Siege<br />

und wurde mit 317 Punkten Weltmeister<br />

sowie Rookie <strong>des</strong> Jahres 2004.<br />

Dani Pedrosa ließ<br />

sich von einer<br />

Verletzung beim<br />

Klassenaufstieg<br />

nicht aus der<br />

Ruhe bringen<br />

1<br />

Barry Sheene:<br />

Daytona 1975<br />

‚You be careful young man‘, ein guter Ratschlag<br />

der Queen an Barry Sheene, der ein paar Jahre<br />

früher vielleicht nützlicher gewesen wäre.<br />

Vor Saisonbeginn 1975 stellte der Brite in<br />

Daytona den absoluten Highspeedrekord<br />

bei einem Sturz auf. Mit 281,64 km/h stürzte<br />

Sheene und brach sich die linke Hüfte, den<br />

rechten Arm, das Schlüsselbein sowie zwei<br />

Rippen. Hinzu kamen Kompressionsfrakturen<br />

mehrerer Wirbel und Hautabschürfungen am<br />

Rücken. Zu dieser Zeit war es ein Wunder,<br />

dass der Suzuki-Fahrer überlebte, er selbst<br />

sagte: ‚Wenn ich ein Rennpferd wäre, hätte<br />

man mich erschossen.‘ Doch gegenüber<br />

Team-Manager Merv Wright behauptete er:<br />

‚I‘m fine‘. Sieben Wochen später saß er wieder<br />

auf seiner Maschine und nur technische<br />

Probleme verhinderten Top-Platzierungen.<br />

Der erste 500er Sieg gelang ihm in Assen 1975,<br />

ein weiterer in Schweden und in den beiden<br />

kommenden Jahren wurde er Weltmeister.<br />

Fotos: Milagro, Honda, adrivo/Sutton


Freudenberg.story<br />

99<br />

Die<br />

Talentschmiede<br />

Jeder hat mal klein angefangen. Jeder, auch noch so groSSe Stars der<br />

Szene, mussten sich irgendwann ihre ersten Sporen im Rennsport verdienen.<br />

Einer, der sich das Thema Jugendförderung ganz groSS auf die Fahnen<br />

geschrieben hat, ist Ex-Rennfahrer Michael Freudenberg.<br />

Text: Toni Börner<br />

illustration: michéle hofmann


100<br />

story.Freudenberg<br />

Das Team Freudenberg<br />

setzt vier Motorräder in der 125er<br />

Klasse der IDM ein<br />

Im Osten Sachsens liegt die Stadt Bischofswerda.<br />

Mit ihren rund 13.000 Einwohnern<br />

gehört sie sicher nicht zu den größten Metropolen<br />

der Bun<strong>des</strong>republik, doch hier kommt<br />

eines der größten Rennteams im Bezug auf die<br />

Nachwuchsförderung in Deutschland her: Das<br />

Team Freudenberg. Aus dieser Talentschmiede<br />

haben schon einige Fahrer den Sprung in den<br />

Grand-Prix-Zirkus geschafft. Dabei seien<br />

Dominique Aegerter, heute Moto2, und ehemals<br />

auch Dirk Heidolf genannt. Auch 2010<br />

sieht es ganz danach aus, als könnte der Nächste<br />

den Sprung schaffen: Luca Grünwald hat<br />

sich bereits am sechsten von acht Rennwochenenden<br />

den Titel in der IDM 125 geholt.<br />

Auf dem Firmengelände, hinter der Fassade<br />

von Fahrschule und Kfz-Werkstatt, verbirgt sich<br />

noch viel mehr! Hier werden im Workshop die<br />

IDM 125-Motorräder <strong>des</strong> Teams vorbereitet.<br />

Gleich vier Motorräder werden in der Saison<br />

2010 von Teamchef Michael Freudenberg und<br />

seinem Sohn Carsten betreut - zwei Seel 125 und<br />

zwei Werks-KTM GP3. Gefahren werden sie von<br />

Luca Grünwald und Joel Bigler sowie von Toni<br />

Finsterbusch und Daniel Kartheininger. Volles<br />

Programm und voller Einsatz. Denn in der Kfz-<br />

Werkstatt der Firma Freudenberg arbeiten auch<br />

125ccm-Klasse bei den Motorrädern zu starten«,<br />

erinnert sich der 55-jährige. »Da mussten wir<br />

aber etwas basteln und auf Drehschieber<br />

umbauen. Ich bin dann sechs Jahre lang 125er<br />

gefahren, war 1984 auch bei den 250ern unterwegs.«<br />

Im darauffolgenden Jahr wurde Freudenberg<br />

Senior Vizemeister in der DDR-Meisterviele<br />

Enthusiasten, die am Wochenende gern mit<br />

zum Rennplatz kommen - und unter der Woche<br />

mit Herzblut Überstunden schieben, um bei der<br />

Vorbereitung der vier Renner zu helfen.<br />

Meist zum Donnerstag vor einem IDM-Lauf<br />

setzen sich die zwei umgebauten Busse mit<br />

Anhängern in Bewegung. Der Familienbetrieb<br />

in Bischofswerda muss dann auf Carsten Freudenberg<br />

verzichten, der reist mit der Mannschaft<br />

zum Rennplatz. Vater Michael folgt spätestens<br />

am Freitag, um sich um die technischen Feinheiten<br />

zu kümmern. Freudenberg Senior ist vorrangig<br />

für das Datarecording zuständig. In der<br />

Nachwuchsförderung heißt das bei ihm aber<br />

nicht nur, dass man anhand der Datenauswertung<br />

die Motorräder auf die Fahrer abstimmt,<br />

sondern vor allem auch, dass man an den Fahr-<br />

ern arbeitet. Dabei hört man nicht selten Sätze<br />

wie: »Schau mal, hier kannst du noch einen Tick<br />

später bremsen!« oder »Bieg in der Kurve lieber<br />

noch einen Meter später ein, das geht!«<br />

Michael und Carsten Freudenberg müssen es<br />

wissen. Denn beide fuhren selbst erfolgreich<br />

Motorradrennen, haben ihr Leben dem Rennsport<br />

verschrieben. Freudenberg Senior begann<br />

als Jugendlicher mit dem Kartsport. »Dann habe<br />

ich irgendwann mit dem Motor versucht, in der<br />

Minimotos, Pocketbikes, Jugend-Cups und Nachwuchsklassen.<br />

All das sind Stationen, durch die<br />

fast alle Rennfahrer durch müssen. Auch Stars wie<br />

Valentino Rossi und Jorge Lorenzo haben klein angefangen<br />

und mussten kleine Motorräder fahren.


Sprungbrett in die Weltmeisterschaft:<br />

Michael und Carsten Freudenberg<br />

haben einige Fahrer hervorgebracht<br />

Fotos: adrivo/Börner<br />

Man kommt nicht einfach so mir nichts dir nichts in<br />

die motorrad-Weltmeisterschaft. Aber damit man dort<br />

hinkommt, gibt es in Deutschland eine wichtige Adresse:<br />

Das Freudenberg Racing Team aus Bischofswerda.<br />

Aus der schmiede haben einige den Sprung geschafft.<br />

schaft der Viertelliterklasse. Von 1987 bis 1989<br />

gehörte ihm der Titel drei Mal in Folge. Sein<br />

Sohn Carsten, heute 37 Jahre jung, fuhr in den<br />

Jahren 2001 und 2002 den Deutschen Meistertitel<br />

im MuZ-Scorpion Cup ein und weiß daher auch<br />

aus eigener Erfahrung, wovon er redet.<br />

Im Feld der IDM 125 tritt die Freudenberg-<br />

Mannschaft am professionellsten auf. Dem Team<br />

steht bei jedem Lauf eine komplette Box zu. Die<br />

vielen Jahre harter Arbeit haben sich gerade 2010<br />

bezahlt gemacht. Finsterbusch und Kartheininger<br />

erhielten für den Deutschland Grand Prix auf<br />

dem Sachsenring eine Wildcard, Letzterer konnte<br />

mit einem Top-10-Finish mehr als überzeugen.<br />

Im nationalen Championat war das Team<br />

geschlossen eine Macht. In Salzburg zum Beispiel<br />

bestand das Po<strong>des</strong>t mit Sieger Grünwald, Finsterbusch<br />

und Kartheininger sogar komplett aus<br />

Teamkollegen. Die Pressekonferenz wurde kurzerhand<br />

in »Teambesprechung« umbenannt.<br />

Insgesamt hagelte es für die Freudenberg-<br />

Truppe vom ersten bis zum zehnten von zwölf<br />

Saisonläufen schon 17 Po<strong>des</strong>tplätze, darunter<br />

fünf Doppelpodien und einen Dreifacherfolg.<br />

Sieben Mal kam der Sieger aus dieser Mannschaft<br />

und in Schleiz, am drittletzten Wochenende der<br />

Saison, stand bereits fest, dass der Deutsche Meistertitel<br />

in der Achtelliterklasse an diese Mannschaft<br />

gehen würde. Einzig, ob es Grünwald oder<br />

Finsterbusch schaffen würde, konnte erst im<br />

zweiten Rennen <strong>des</strong> Wochenen<strong>des</strong> am Sonntag<br />

geklärt werden. Finsterbusch holte zwar seinen<br />

ersten IDM-Sieg, doch Grünwald räumte mit<br />

einem sicheren zweiten Platz den Titel ab.<br />

»Das fühlt sich echt so etwas von gut an«, sagte<br />

er mit ein paar Tagen Abstand nach dem Titelgewinn.<br />

Grünwald wird im November 16 Jahre<br />

jung und erreicht damit das Min<strong>des</strong>talter für die<br />

Weltmeisterschaft. Doch bis dort hin ist noch ein<br />

Stück zu absolvieren. »Ich dürfte und würde<br />

nächstes Jahr gerne in der WM fahren«, sagt er.<br />

»Aber jetzt müssen wir erst einmal schauen, ob<br />

wir genügend Geld zusammen haben. Und wir<br />

müssen definitiv dafür noch weitere Sponsoren<br />

finden, die mithelfen.«<br />

Seinen Förderer Freudenberg will Grünwald<br />

dabei nicht vergessen. »Das Jahr hat gut angefangen<br />

und ist so weiter gegangen«, so der junge<br />

Bayer aus Waldkraiburg östlich von München.<br />

»Wir haben uns im Team sofort alle von Anfang<br />

an gut verstanden. Das war sehr wichtig.« Daher<br />

würde der frischgebackene Champion seine<br />

Mannschaft auch gerne davon überzeugen, komplett<br />

mit ihm als Team in die WM einzusteigen.<br />

»Das wäre Klasse, wenn das funktionieren würde.<br />

Auf jeden Fall! Das wäre cool«, unterstreicht<br />

Grünwald noch einmal, wie zufrieden er mit den<br />

Mannen aus der Talentschmiede ist und dass er<br />

am liebsten auch auf ganz großer internationaler<br />

Ebene mit Michael Freudenberg und seinem<br />

Sohn Carsten zusammenarbeiten würde. Dann<br />

müsste die Firma in Bischofswerda noch etwas<br />

öfter auf die Freudenbergs verzichten.


102<br />

story.Iannone<br />

Andrea Iannone:<br />

Manchmal Genie,<br />

manchmal Wahnsinn


&<br />

Genie<br />

Wahnsinn<br />

Andrea Iannone kann auf der Strecke sehr schnell sein, er kann aber auch verrückte Dinge tun.<br />

Bekannt ist der Italiener für beide Seiten, gefürchtet allerdings auch.<br />

Text: Falko Schoklitsch<br />

Fotos: milagro<br />

Grün ist die Hoffnung, aber auch der Wahnsinn:<br />

Iannone kann allen davon fahren oder abfliegen<br />

Es war der 6. September 2009 als im 125cc-<br />

Rennen von Misano in der letzten Kurve der<br />

Staub aufwirbelte. Die beiden Führenden<br />

waren im Kies gelandet, weil einer der beiden<br />

um jeden Preis gewinnen wollte. Der Schuldige<br />

war Andrea Iannone, das Opfer Pol<br />

Espargaro. Doch mit dem Sturz war es nicht<br />

genug, es wurde im Kies lustig gestritten, bis<br />

Iannone schließlich eine Kopfnuss austeilte,<br />

um seiner Meinung noch ein wenig Nachdruck<br />

zu verleihen. Die Folge: 5.000 Euro<br />

Strafe und ab dem folgenden Rennen fehlten<br />

einige Sponsorenaufkleber auf der Maschine.<br />

Das ist die eine Seite von Andrea Iannone.<br />

Der Italiener ist heißblütig, manchmal lässt<br />

ihn sein Temperament auch etwas zu weit<br />

gehen. Doch er hat auch eine andere Seite und<br />

gerade die ist es, die ihn für die Saison 2011<br />

in der MotoGP attraktiv gemacht hat. Er kann<br />

schnell fahren, sogar sehr schnell. Wenn sich<br />

Iannone auf einer Maschine wohl fühlt, ist er<br />

im Prinzip nicht aufzuhalten, das hat er in der<br />

laufenden Moto2-Saison mehrfach bewiesen.<br />

Seine Solo-Fluchten in Mugello und Assen<br />

mögen zwar nicht unbedingt für beste Action<br />

gesorgt haben, aber in einer Klasse, in der alle<br />

die gleichen Motoren haben und in der in den<br />

Trainings manchmal keine Sekunde zwischen<br />

Platz 1 und 20 liegt, ist es verdammt beeindruckend,<br />

so davonzufahren.<br />

Eigentlich hätte es schon vor der Sommerpause<br />

drei souveräne Siege für Iannone geben<br />

können, wäre in Barcelona nicht die Durchfahrtsstrafe<br />

gekommen, die ihn zurückwarf.<br />

In diesem Rennen wurde beinahe am besten<br />

deutlich, wie viel Genie und wie viel Wahnsinn<br />

in dem Italiener steckt. Genial war, wie<br />

er sich schon bald nach dem Start an der Konkurrenz<br />

vorbei an die Spitze schob und wieder<br />

einmal vorne wegfuhr. Ein wenig wahnsinnig<br />

war es, dass er so ungeduldig war, um nicht<br />

einmal zu merken, wie die gelben Flaggen<br />

geschwenkt wurden, während er an Yuki<br />

Takahashi vorbeiging. Das war eindeutig sein<br />

Fehler - die Probleme bei der Kommunikation<br />

mit der Boxenmauer, die ihn auffordern<br />

wollte, den Platz zurückzugeben, weniger.<br />

Bei Iannone weiß man nie so genau, was<br />

man bekommt, bevor man es bekommt. Aber<br />

er scheint sich mittlerweile zumin<strong>des</strong>t emotional<br />

besser im Griff zu haben. Denn bereits<br />

im Vorjahr durfte er in Misano eine Lektion<br />

lernen und zeigte sich danach dank ein wenig<br />

Einfluss von oben auch einsichtig. »Valentino<br />

Rossi meinte später, ich hätte dennoch noch<br />

einmal zu ihm [Pol Espargaro] gehen sollen,<br />

um mich zu entschuldigen, aber statt<strong>des</strong>sen<br />

habe ich die Nerven verloren und tat etwas,<br />

was ich für immer bereuen werde«, meinte<br />

er damals in seiner Entschuldigungsrede.<br />

Misano sei ein besonderes Rennen für ihn<br />

gewesen, er hatte ein Spitzenergebnis vor den<br />

italienischen Fans im Auge gehabt und<br />

dadurch ein wenig zu viel probiert, beteuerte<br />

er. Es werden allerdings wieder besondere<br />

Rennen für ihn kommen, vor allem wenn er<br />

in der WM wirklich noch mehr Druck auf<br />

Toni Elias ausüben kann. Dann wird es für<br />

ihn nicht nur um einen möglichen WM-<br />

Titel gehen, sondern auch darum, in der<br />

MotoGP Eindruck zu schinden. Es wäre<br />

falsch, jetzt den Teufel an die Wand zu malen.<br />

Iannone hat 2010 mehr Genie als Wahnsinn<br />

gezeigt, voriges Jahr war eben voriges Jahr.<br />

Viel eher steht zu erwarten, dass er noch<br />

Großes zeigt. Bleibt nur die Frage, wie er mit<br />

Druck umgeht, wenn er wirklich kommen<br />

sollte. In Rennen hat er teilweise etwas hitzig<br />

reagiert, wenn ihm jemand auf die Pelle<br />

rückte. Wenn der Titel auf dem Spiel stehen<br />

sollte, könnte er vielleicht ein wenig übereifrig<br />

werden. Ist er gereift, wird er aber anders als<br />

direkt nach dem Misano-Rennen im Vorjahr<br />

mehr als nur ein »No comment« herausbringen,<br />

wenn der Wahnsinn wieder einmal der<br />

Ansicht war, dem Genie zeigen zu müssen,<br />

wo eigentlich die Musik spielt.


104<br />

gp.Silverstone.Assen<br />

Lorenzos Soloflucht beginnt<br />

Mit zwei Siegen in zwei Rennen konnte Jorge Lorenzo in Silverstone und Assen in<br />

der WM ordentlich Druck machen. Wirkliche Härte zeigte aber Thomas Lüthi und was<br />

wahre Dominanz betrifft, so schien Marc Marquez gerade erst loszulegen.<br />

Text: Falko Schoklitsch<br />

Seriensieger: Jorge<br />

Lorenzo startete eine<br />

Siegesserie<br />

Überraschung:<br />

De Puniet lief zur<br />

Höchstform auf<br />

Fotos: milagro


Zwei Wochenenden, zehn Siege<br />

Nachdem die GP-Welt den Schock von Valentino<br />

Rossis Verletzung in Mugello einigermaßen<br />

verdaut hatte, machte sich Jorge Lorenzo in Silverstone<br />

und Assen daran, der Weltmeisterschaft<br />

seinen Stempel aufzudrücken. An den beiden<br />

Rennwochenenden führte er von zwölf Sessions<br />

zehn an, darunter auch die zwei wichtigsten,<br />

nämlich die Rennen. Da es Dani Pedrosa nur in<br />

Assen auf Rang zwei schaffte und er in Silverstone<br />

auf Platz acht landete, begann der WM-<br />

Vorsprung Lorenzos ordentlich anzuwachsen.<br />

Größte Überraschung der beiden Wochenenden<br />

war der dritte Platz von Ben Spies in Großbritannien.<br />

Die Qualitäten beim Streckenlernen<br />

waren dem Texaner auf dem für alle neuen Kurs<br />

sehr entgegengekommen. Andrea Dovizioso<br />

kam in England auf Platz zwei, in Assen wurde<br />

hinter Lorenzo und Pedrosa Casey Stoner Dritter,<br />

womit er im sechsten Saisonrennen sein<br />

erstes Po<strong>des</strong>t feierte.<br />

Premiere für Cluzel,<br />

Dominanz von Iannone<br />

Die Moto2-Rennen von Silverstone und Assen<br />

hätten von ihrer Dramaturgie kaum unterschiedlicher<br />

sein können. Einmal gab es eine Tausendstel-Entscheidung,<br />

das andere Mal einen klaren<br />

Start-Ziel-Sieg. Spannender war das Rennen auf<br />

der britischen Insel, denn dort trennten am Ende<br />

57 Tausendstel Premierensieger Jules Cluzel und<br />

Thomas Lüthi. Lüthi verspielte den Sieg mit<br />

einem Fehler in der letzten Runde. Julian Simon<br />

war als Dritter bereits die Welt von rund drei<br />

Zehntelsekunden zurück. In Assen war die Angelegenheit<br />

weniger aufregend. Andrea Iannone<br />

Gewonnen: Jorge<br />

bekam viel Übung<br />

im Siegersprung<br />

übernahm gleich die Führung, fuhr der Konkurrenz<br />

davon und ward nicht mehr gesehen. Diesmal<br />

hatte Lüthi mehr Glück. 83 Tausendstel vor<br />

Ratthapark Wilairot wurde er Dritter, Toni Elias<br />

kam auf Rang zwei.<br />

Die Serie <strong>des</strong> Marc Marquez<br />

nimmt ihren Lauf<br />

Seit dem Italien Grand Prix gibt es in der 125cc-<br />

Klasse eine Konstante, und die trägt den Namen<br />

Marc Marquez. Auch in Silverstone und Assen<br />

war der Spanier nicht zu schlagen. In Großbritannien<br />

lieferte er sich ein hartes Duell mit seinem<br />

Landsmann Pol Espargaro, bei dem auch<br />

mehrfach Lack ausgetauscht wurde. Erst in der<br />

letzten Runde fiel die Entscheidung zu Gunsten<br />

von Marquez, da Espargaro nach einem zu harten<br />

Bremsmanöver an Boden verlor. In Assen<br />

brachte ein Nachzügler die Entscheidung. Dort<br />

kämpfte Marquez gegen Nico Terol und nützte<br />

Überrundungen, um sich abzusetzen.<br />

Der Unfall der Wochenenden<br />

Auch das Silverstone-Wochenende blieb nicht<br />

von einem schweren Sturz verschont. Hiroshi<br />

Aoyama kam im Warmup der MotoGP heftig zu<br />

Fall und brach sich den Rückenwirbel T12. An<br />

einen Einsatz in den darauffolgenden Rennen<br />

war nicht zu denken, die gute Nachricht war<br />

aber, dass einer vollständigen Genesung nichts<br />

im Wege stehen sollte.<br />

Der BeiSSer der Wochenenden<br />

In Silverstone und Assen kam der Schweizer<br />

Thomas Lüthi zwei Mal auf das Po<strong>des</strong>t, einmal<br />

verfehlte er den Sieg nur knapp. Noch außergewöhnlicher<br />

wirkten seine Leistungen, als danach<br />

bekannt wurde, dass er in Silverstone mit einem<br />

ausgerenkten Schlüsselbein gefahren war und<br />

das Rennen von Assen sogar mit einem gebrochenen<br />

Schlüsselbein bestritten hatte, das er sich<br />

im Training beim Abfangen eines Rutschers<br />

gebrochen hatte. Direkt nach dem Niederlande<br />

GP ließ er sich operieren und war eine Woche<br />

später in Barcelona schon wieder im Einsatz -<br />

und wurde Zweiter.<br />

Der Spruch der Wochenenden<br />

»Sie sprechen von einem Maximum von 22 Fahrern<br />

und das soll dann ein großes Feld sein - das<br />

ist erbärmlich, ein Witz. Es muss so sein wie<br />

früher, als es 25 gab.« - Casey Stoner<br />

Ergebnisse: GroSSbritannien, Silverstone<br />

P Fahrer team Zeit rückstand RDN<br />

1 J. Lorenzo Fiat Yamaha Team 41:34.083 20<br />

2 A. Dovizioso Repsol Honda 41:40.826 + 6.743 20<br />

3 B. Spies Tech 3 Yamaha 41:41.180 + 7.097 20<br />

4 N. Hayden Ducati 41:41.397 + 7.314 20<br />

5 C. Stoner Ducati 41:41.577 + 7.494 20<br />

6 R. de Puniet LCR Honda MotoGP 41:43.138 + 9.055 20<br />

7 M. Simoncelli Gresini Honda 41:48.508 + 14.425 20<br />

8 D. Pedrosa Repsol Honda 41:49.396 + 15.313 20<br />

9 C. Edwards Tech 3 Yamaha 42:02.037 + 27.954 20<br />

10 A. Espargaro Pramac Ducati 42:16.477 + 42.394 20<br />

11 H. Barbera Aspar Team 42:17.448 + 43.365 20<br />

12 A. Bautista Rizla Suzuki 42:17.491 + 43.408 20<br />

13 M. Kallio Pramac Ducati 42:17.663 + 43.580 20<br />

Nicht klassifiziert<br />

13 L. Capirossi Rizla Suzuki Sturz<br />

15 M. Melandri Gresini Honda Sturz<br />

Ergebnisse: Niederlande, Assen<br />

P Fahrer team Zeit rückstand RDN<br />

1 J. Lorenzo Fiat Yamaha Team 41:18.629 26<br />

2 D. Pedrosa Repsol Honda 41:21.564 + 2.935 26<br />

3 C. Stoner Ducati 41:25.651 + 7.022 26<br />

4 B. Spies Tech 3 Yamaha 41:31.894 + 13.265 26<br />

5 A. Dovizioso Repsol Honda 41:33.952 + 15.323 26<br />

6 R. de Puniet LCR Honda MotoGP 41:34.401 + 15.772 26<br />

7 N. Hayden Ducati 41:44.496 + 25.867 26<br />

8 C. Edwards Tech 3 Yamaha 41:47.620 + 28.991 26<br />

9 M. Simoncelli Gresini Honda 41:54.287 + 35.658 26<br />

10 A. Espargaro Pramac Ducati 41:54.466 + 35.837 26<br />

11 M. Kallio Pramac Ducati 42:15.398 + 56.769 26<br />

12 H. Barbera Aspar Team 42:15.519 + 56.890 26<br />

13 L. Capirossi Rizla Suzuki 42:19.244 + 1:00.615 26<br />

14 A. Bautista Rizla Suzuki 42:26.703 + 1:08.074 26<br />

15 K. Akiyoshi Interwetten Honda 41:42.019 + 1 Runde 25<br />

Weitere Ergebnisse finden Sie auf unserer Website unter www.motorsport-magazin.com


106<br />

gp.Barcelona.Sachsenring<br />

Lorenzo, Pedrosa und<br />

Rossis Comeback<br />

Eigentlich waren Jorge Lorenzo und Dani Pedrosa die Sieger in Barcelona und am<br />

Sachsenring, Valentino Rossis Comeback war dann aber doch am wichtigsten. Ansonsten<br />

gab es Aufregung um Andrea Iannone und Marc Marquez gewann einfach weiter.<br />

Text: Falko Schoklitsch<br />

Lorenzos Land: Der<br />

Spanier baut sein<br />

Imperium weiter aus<br />

Comeback: Der<br />

Doktor hatte genug<br />

von Ärzten<br />

Flammen: De Puniets<br />

Crash führte zum<br />

Rennabbruch<br />

Fotos: milagro


Zwei Spanier und zwei Italiener<br />

Im Mittelpunkt der Rennen in Barcelona und auf<br />

dem Sachsenring standen in diesem Jahr jeweils<br />

ein Spanier und ein Italiener. Beim Katalonien GP<br />

waren es Jorge Lorenzo und Andrea Dovizioso, die<br />

für Spannung sorgten. Dovizioso konnte Lorenzo<br />

lange das Leben schwer machen, stürzte dann allerdings<br />

und überließ dem Spanier den Sieg doch sehr<br />

einfach. Dahinter konnte Dani Pedrosa Casey Stoner<br />

Platz zwei abjagen. Auf dem Sachsenring standen<br />

Pedrosa und Valentino Rossi im Mittelpunkt.<br />

Pedrosa, weil er Lorenzo im Zweikampf den Sieg<br />

entriss und Rossi, weil er nach vier Rennen Verletzungspause<br />

zurückkehrte. Dabei scheiterte der<br />

Italiener gegen Casey Stoner nur knapp am Po<strong>des</strong>t.<br />

Unschöner Höhepunkt <strong>des</strong> Sachsenring-Rennens<br />

war, dass nach zehn Runden einmal abgebrochen<br />

werden musste, weil Randy de Puniet, Aleix Espargaro<br />

und Alvaro Bautista schwer stürzten.<br />

Iannones Strafe und Elias‘<br />

Rückmeldung<br />

Das Moto2-Rennen in Silverstone war nichts für<br />

schwache Nerven oder Andrea Iannone Fans.<br />

Denn eigentlich war der Italiener der schnellste<br />

Fahrer <strong>des</strong> Rennens, doch er hatte auch etwas<br />

übersehen. So hatte es in der ersten Kurve einen<br />

Massensturz gegeben und als das Feld in Runde<br />

zwei wieder dort vorbeikam, überholte Iannone<br />

unter gelb Yuki Takahashi. Dem fuhr er danach<br />

auf und davon, obwohl er ihm den Platz zurückgeben<br />

hätte sollen. Der Kommandostand versuchte<br />

verzweifelt, ihn darauf aufmerksam zu<br />

machen, doch es half nichts und Iannone bekam<br />

Aua: Randy de Puniet<br />

fiel für Laguna aus<br />

eine Durchfahrtsstrafe. Am Ende gewann Takahashi<br />

vor Thomas Lüthi und Julian Simon - Iannone<br />

wurde noch Zwölfter. Auf dem Sachsenring<br />

sah es so aus, als könnte dem Italiener eine Soloflucht<br />

gelingen, doch Toni Elias holte ihn dank<br />

besserer Reifen wieder ein und damit nach vier<br />

Rennen Pause wieder einen Sieg. Iannone blieb<br />

Platz zwei, Roberto Rolfo kam auf drei.<br />

Immer wieder Marquez<br />

Marc Marquez war in den fünf Rennen vor der<br />

Sommerpause nicht zu stoppen. Wie schon in<br />

Mugello, Silverstone und Assen gewann er auch<br />

in Barcelona und auf dem Sachsenring. Bei seinem<br />

Heimrennen war er besonders souverän und fuhr<br />

einsam zum Sieg. Bradley Smith hatte etwas mehr<br />

Mühe und musste sich gegen Pol Espargaro und<br />

Nico Terol durchsetzen. Espargaro holte Platz drei,<br />

Terol stürzte schwer und musste am Sachsenring<br />

aussetzen. In Deutschland konnte Espargaro Marquez<br />

ein wenig mehr fordern, in dem hart<br />

geführten Zweikampf kam Espargaro aber aufs<br />

Gras und stürzte. Mit Marquez auf dem Po<strong>des</strong>t<br />

waren Tomoyoshi Koyama und Sandro Cortese.<br />

Krachbumm und plumps<br />

Welch unschöne Blüten die Beschränkung auf<br />

sechs Motoren für 18 Rennen in der MotoGP in<br />

dieser Saison treibt, zeigte sich am Sachsenring.<br />

Im Qualifying ging Jorge Lorenzo auf Start-Ziel<br />

spektakulär ein Motor hoch. Bis er sich neben<br />

die Strecke manövriert hatte, war bereits viel Öl<br />

ausgelaufen und die nicht weit hinter ihm fahrenden<br />

Ben Spies und Randy de Puniet stürzten<br />

über die rutschige Spur <strong>des</strong> Spaniers. De Puniet<br />

hatte am Sonntag im Rennen noch mehr Pech,<br />

denn der Sturz, der zum Abbruch führte, war für<br />

ihn besonders schmerzhaft. Er fiel direkt vor<br />

Mika Kallio, der nicht mehr ausweichen konnte<br />

und ihm über den rechten Unterschenkel fuhr.<br />

Dabei brachen Schien- und Wadenbein, womit<br />

der Franzose für Laguna Seca außer Gefecht war.<br />

Der Spruch der Wochenenden<br />

»Scheiße. Die ersten Rennen waren Scheiße.« -<br />

Die Halbzeit-Bilanz von Colin Edwards.<br />

Ergebnisse: Catalunya, Barcelona<br />

P Fahrer team Zeit rückstand RDN<br />

1 J. Lorenzo Fiat Yamaha Team 43:22.805 0<br />

2 D. Pedrosa Repsol Honda 43:27.559 + 4.754 0<br />

3 C. Stoner Ducati 43:27.761 + 4.956 0<br />

4 R. de Puniet LCR Honda MotoGP 43:40.862 + 18.057 0<br />

5 A. Bautista Rizla Suzuki 43:44.166 + 21.361 0<br />

6 B. Spies Tech 3 Yamaha 43:44.308 + 21.503 0<br />

7 L. Capirossi Rizla Suzuki 43:46.986 + 24.181 0<br />

8 N. Hayden Ducati 43:50.746 + 27.941 0<br />

9 M. Melandri Gresini Honda 43:50.851 + 28.046 0<br />

10 H. Barbera Aspar Team 43:55.244 + 32.439 0<br />

11 C. Edwards Tech 3 Yamaha 44:01.211 + 38.406 0<br />

12 M. Kallio Pramac Ducati 44:21.062 + 58.257 0<br />

13 K. Akiyoshi Interwetten Honda 44:32.153 + 1:09.348 0<br />

14 A. Dovizioso Repsol Honda 44:55.207 + 1:32.402 0<br />

15 W. Yoshikawa Fiat Yamaha Team 44:58.042 + 1:35.237 0<br />

Nicht klassifiziert<br />

6 M. Simoncelli Gresini Honda Sturz<br />

11 A. Espargaro Pramac Ducati Sturz<br />

Ergebnisse: Deutschland, Hohenstein-Ernstthal<br />

P Fahrer team Zeit rückstand RDN<br />

1 D. Pedrosa Repsol Honda 28:50.476 21<br />

2 J. Lorenzo Fiat Yamaha Team 28:53.831 + 3.355 21<br />

3 C. Stoner Ducati 28:55.733 + 5.257 21<br />

4 V. Rossi Fiat Yamaha Team 28:56.099 + 5.623 21<br />

5 A. Dovizioso Repsol Honda 29:07.634 + 17.158 21<br />

6 M. Simoncelli Gresini Honda 29:08.233 + 17.757 21<br />

7 N. Hayden Ducati 29:08.411 + 17.935 21<br />

8 B. Spies Tech 3 Yamaha 29:11.433 + 20.957 21<br />

9 H. Barbera Aspar Team 29:12.476 + 22.000 21<br />

10 M. Melandri Gresini Honda 29:25.693 + 35.217 21<br />

11 L. Capirossi Rizla Suzuki 29:35.518 + 45.042 21<br />

12 A. De Angelis Interwetten Honda 29:35.680 + 45.204 21<br />

Nicht klassifiziert<br />

13 M. Kallio Pramac Ducati Sturz<br />

14 C. Edwards Tech 3 Yamaha Bei Neustart nicht teilgenommen<br />

15 A. Bautista Rizla Suzuki Bei Neustart nicht teilgenommen<br />

16 R. de Puniet LCR Honda MotoGP Bei Neustart nicht teilgenommen<br />

17 A. Espargaro Pramac Ducati Bei Neustart nicht teilgenommen


108<br />

gp.Laguna.Brünn<br />

Üblicher Sieger und<br />

groSSe Verkündung<br />

Jorge Lorenzo war sowohl in den USA als auch in der Tschechischen Republik der übliche<br />

Sieger. Der Wechsel von Valentino Rossi von Yamaha zu Ducati für 2011 wurde offiziell<br />

gemacht, Nicolas Terol deklassierte die 125er-Konkurrenz und Toni Elias siegte in der Moto2.<br />

Text: Toni Börner<br />

Weg damit: Rossi<br />

kam ohne Gehhilfen<br />

auf das Podium<br />

Champagner:<br />

Lorenzo und Stoner<br />

ließen es spritzen<br />

Doppelter Sturz:<br />

Alvaro Bautista legte<br />

sich in Brünn hin<br />

Jubel: Jorge<br />

Lorenzo<br />

siegte immer<br />

weiter<br />

Fotos: milagro, milagro


Der Zeremonienmeister<br />

Grund zur Freude gab es für Jorge Lorenzo sowohl<br />

in Brünn als auch in Laguna Seca. Beide Male trug<br />

er den Sieg davon, beide Mal ließ er einen Sketch<br />

folgen. In den USA packte er sich einmal mehr in<br />

einen Astronauten-Anzug und hisste die »Lorenzos<br />

Land«-Flagge. Schließlich hatte er zuvor noch<br />

nie in Montery gewonnen. In Brünn nutzte<br />

Lorenzo den inmitten der Piste integrierten Golfplatz,<br />

um einen Ball am siebten Loch zu versenken<br />

- symbolisch für den siebten Sieg der Saison.<br />

Der verschenkte Sieg<br />

Dani Pedrosa stürzte in den USA in Führung<br />

liegend, nachdem Lorenzo von hinten schwer<br />

drückte. Der Honda-Pilot ließ sich davon beeindrucken<br />

und in einen Fehler treiben. Damit war<br />

nicht nur der Sieg weg, sondern auch fast die<br />

letzte Hoffnung, doch noch in den Titelkampf<br />

eingreifen zu können.<br />

Sturzparaden<br />

In Brünn wurde nach der Sommerpause fleißig<br />

gestürzt. Simoncelli und Bautista stürzten je zwei<br />

Mal, auch de Puniet, Lorenzo, Rossi, Hayden, Barbera,<br />

Kallio, Dovizioso und Capirossi machten in<br />

der MotoGP Bekanntschaft mit dem tschechischen<br />

Asphalt.<br />

Das erkaufte Talent<br />

In den USA wurde es noch gemunkelt, in der<br />

Tschechei wurde es offiziell. Karel Abraham senior<br />

kauft Karel Abraham junior für 2011 eine<br />

MotoGP-Ducati. Der Schuh drückt in dieser Familie<br />

nicht. Vater Abraham gehört auch die Rennstrecke<br />

von Brünn. Der Junior, <strong>des</strong>sen beste Platzierung<br />

aus 84 gefahrenen Grands Prix ein vierter<br />

Platz ist, schoss beim Heimrennen den Vogel ab:<br />

Er ging im Moto2-Qualifying raus und presste<br />

sein Motorrad. Die Mechaniker richteten es ihm<br />

für die letzten Minuten wieder her, sodass doch<br />

noch eine anständige Quali-Runde drin gelegen<br />

hätte. Abraham bedankte sich und presste das Bike<br />

wieder auf den ersten Metern kapital.<br />

Die Einseifung<br />

Das 125ccm-Rennen von Brünn war eines unter<br />

gemischten Witterungsbedingungen. Nasse Stellen,<br />

trockene Abschnitte und vor dem Rennen noch ein<br />

kurzer Regenguss. Die Top-Stars fuhren mit Regenreifen<br />

los - und wurden von Nicolas Terol eingeseift.<br />

Der Spanier fuhr einen Vorsprung von über 20<br />

Sekunden heraus. Da kam keiner hinterher.<br />

Der Pokersieger<br />

Jasper Iwema donnerte im 125ccm-Rennen mit<br />

Slicks los, wohingegen die Konkurrenz auf Regenreifen<br />

setzte. In den letzten Runden konnte er fast<br />

zehn Sekunden pro Umlauf schneller als die Konkurrenz<br />

und damit noch vom letzten auf den achten<br />

Platz vorbrausen.<br />

Der Schmerzunterdrücker<br />

Im Qualifying stürzte Nicky Hayden und schlug<br />

sich das linke Handgelenk etwas an. Aber der<br />

Amerikaner biss die Zähne zusammen. »Als das<br />

Rennen einmal gestartet war und das Adrenalin<br />

losschoss, konnte ich in meiner Hand keine<br />

Schmerzen mehr spüren, aber sobald ich über<br />

die Ziellinie fuhr, spürte ich sie plötzlich wieder«,<br />

kommentierte er nach Rang sechs im Rennen.<br />

Der Unwissende<br />

Valentino Rossi mimte in Brünn den Unwissenden.<br />

»Ich weiß nicht, ich bin sehr gespannt, was um<br />

18:00 Uhr passiert«, sagte er nach dem Rennen.<br />

Die Verkündung<br />

Um 18:00 Uhr wurde die Katze aus dem Sack<br />

gelassen. Yamaha und Rossi trennen sich Ende<br />

<strong>des</strong> Jahres. Um 18:30 Uhr folgte die offizielle<br />

Bekanntgabe: Rossi fährt Ducati. Wer hätte das<br />

gedacht? Irgendwie war der geheimnisvolle<br />

Wechsel von Honda zu Yamaha Ende 2003<br />

spannender.<br />

Der Spruch der Wochenenden<br />

»Da musst Du am besten meine Frau fragen!«<br />

Colin Edwards auf die Frage von <strong>Motorsport</strong>-<br />

<strong>Magazin</strong>-Reporter Falko Schoklitsch, warum er die<br />

coolste Sau im MotoGP-Fahrerlager sei.<br />

Ergebnisse: Monterey, Laguna Seca<br />

P Fahrer team Zeit rückstand RDN<br />

1 J. Lorenzo Fiat Yamaha 43:54.873 32<br />

2 C. Stoner Ducati 43:58.390 + 3.517 32<br />

3 V. Rossi Fiat Yamaha 44:08.293 + 13.420 32<br />

4 A. Dovizioso Repsol Honda 44:09.061 + 14.188 32<br />

5 N. Hayden Ducati 44:09.474 + 14.601 32<br />

6 B. Spies Tech 3 Yamaha 44:13.910 + 19.037 32<br />

7 C. Edwards Tech 3 Yamaha 44:35.594 + 40.721 32<br />

8 M. Melandri Gresini Honda 44:42.092 + 47.219 32<br />

9 M. Kallio Pramac Ducati 44:47.686 + 52.813 32<br />

10 L. Capirossi Rizla Suzuki 44:47.687 + 52.814 32<br />

11 R. L. Hayden LCR Honda 45:08.962 + 1:14.089 32<br />

12 A. De Angelis Interwetten Honda 45:09.539 + 1:14.666 32<br />

Nicht klassifiziert<br />

1 D. Pedrosa Repsol Honda Sturz<br />

9 M. Simoncelli Gresini Honda Sturz<br />

9 A. Espargaro Pramac Ducati Sturz<br />

14 A. Bautista Rizla Suzuki Sturz<br />

16 H. Barbera Aspar Team Defekt<br />

Ergebnisse: Tschechien GP, Brünn<br />

P Fahrer team Zeit rückstand RDN<br />

1 J. Lorenzo Fiat Yamaha 43:22.638 22<br />

2 D. Pedrosa Repsol Honda 43:28.132 + 5.494 22<br />

3 C. Stoner Ducati 43:34.064 + 11.426 22<br />

4 B. Spies Tech 3 Yamaha 43:36.361 + 13.723 22<br />

5 V. Rossi Fiat Yamaha 43:40.568 + 17.930 22<br />

6 N. Hayden Ducati 43:49.453 + 26.815 22<br />

7 C. Edwards Tech 3 Yamaha 43:56.034 + 33.396 22<br />

8 M. Melandri Gresini Honda 44:02.044 + 39.406 22<br />

9 H. Barbera Aspar Team 44:02.277 + 39.639 22<br />

10 R. de Puniet LCR Honda 44:03.531 + 40.893 22<br />

11 M. Simoncelli Gresini Honda 44:04.670 + 42.032 22<br />

12 A. Espargaro Pramac Ducati 44:09.729 + 47.091 22<br />

13 A. De Angelis Interwetten Honda 44:14.006 + 51.368 22<br />

Nicht klassifiziert<br />

9 M. Kallio Pramac Ducati Sturz<br />

12 A. Bautista Rizla Suzuki Sturz<br />

15 L. Capirossi Rizla Suzuki Sturz<br />

16 A. Dovizioso Repsol Honda Sturz


110<br />

Story.Aprilia<br />

Rom auf dem<br />

Vormarsch: Biaggi<br />

könnte seinen<br />

fünften WM-Titel<br />

gewinnen


Die gewinnen,<br />

..<br />

die Romer<br />

Text: Toni Börner<br />

Max Biaggi liegt mit der Aprilia RSV4 voll auf<br />

Titelkurs - sehr zum Leidwesen der Konkurrenz.<br />

Viele behaupten sogar, dass sein Motorrad<br />

für die Superbike WM einfach illegal sei. Aprilia<br />

selbst behauptet, dass man einfach die Regeln<br />

besser gelesen und verstanden habe.<br />

Fotos: adrivo/Börner<br />

Sie ist das wohl umstrittenste Motorrad der<br />

Superbike WM und trotzdem wird der Titel in<br />

der Saison 2010 aller Wahrscheinlichkeit nach<br />

nicht um sie herumführen - weder in der Fahrer-,<br />

noch in der Konstrukteurswertung. Die Paarung<br />

aus Max Biaggi und der Aprilia RSV4 ist derzeit<br />

einfach unschlagbar.<br />

Kein Motorrad ist so umstritten wie die Aprilia<br />

RSV4 - zumin<strong>des</strong>t bei den »anderen« Herstellern<br />

in der Superbike WM. Die Fans lieben sie und<br />

wer sie fahren darf, der hat auch nur wenig an<br />

ihr auszusetzen. Allen voran ist da Max Biaggi<br />

zu nennen. Er führt die Superbike WM drei<br />

Rennwochenenden vor Saisonende souverän an<br />

und ist drauf und dran, sich seinen fünften WM-<br />

Titel im Motorradrennsport zu sichern. Dass dies<br />

mit seiner alten »Jugendliebe« Aprilia - drei seiner<br />

vier 250ccm-Weltmeistertitel holte er auf der<br />

italienischen Marke - gelingen könnte, ist für den<br />

Römer natürlich das höchste der Gefühle.<br />

Dabei könnte die Zusammenstellung nicht<br />

skandalöser sein. Biaggi galt schon immer als<br />

Diva, als einer, der nur schnell fahren kann, wenn<br />

er besseres Material als alle anderen hat. Auch<br />

bei seinen vier WM-Titeln im 250er GP zwischen<br />

1994 und 1997 war das nicht anders. Aber auf<br />

der anderen Seite nutzt auch das allerbeste Material<br />

keinem etwas, wenn er nicht fahren kann.<br />

Und Biaggi kann fahren. Das stand nie zur<br />

Debatte. 42 Grand-Prix-Siege in 250cc und<br />

500cc/MotoGP, insgesamt 111 Po<strong>des</strong>tplätze in<br />

jenem Zirkus. 46 Po<strong>des</strong>te in der Superbike WM,<br />

darunter 13 Siege - und das alles in nur 101 Rennen.<br />

Das bedeutet, dass er in nahezu jedem zweiten<br />

Lauf auf dem Po<strong>des</strong>t stand.<br />

Biaggi fährt dieses Jahr seine vierte Saison in<br />

der Superbike WM und ist dabei zum ersten Mal<br />

von einem Jahr aufs andere einer Marke treu<br />

geblieben. 2007 kam er aus der MotoGP zu<br />

Alstare Suzuki, 2008 war er mit der privaten Sterilgarda<br />

Ducati mehr recht als schlecht unterwegs,<br />

seit 2009 fährt er mit Aprilia wieder auf<br />

der Erfolgsstraße.<br />

Dabei fechten die verschiedenen anderen Hersteller,<br />

die sich schon seit Jahren in der Superbike<br />

WM engagieren, die Aprilia immer wieder an.<br />

Sie sei illegal, tönte Suzuki-Teamchef Francis<br />

Batta Anfang 2009, als das Motorrad seine ersten<br />

Auftritte hatte. Doch damals hielt man die Füße<br />

noch etwas stiller. Ernesto Marinelli von Ducati<br />

und Massimo Meregalli von Yamaha aber<br />

stimmten Anfang 2010 in das Klagelied ein, als<br />

Aprilia mit einem anderen Nockenwellenantrieb<br />

als in der homologierten Version daherkam. →


112<br />

Story.Aprilia<br />

Die ganze Superbike-Landkarte ist von<br />

Aprilia besetzt - die ganze? Nein, mehrere<br />

kleine Dörfer wie Suzuki, Ducati und Yamaha<br />

setzen sich gegen die Übermacht zur Wehr.<br />

Bislang allerdings ohne Erfolg.<br />

Doch was entdeckte man da? Das FIM-Reglement<br />

war an jenem Punkt nicht klar definiert,<br />

Aprilia war und ist im Recht. Bis in Silverstone<br />

die anderen Hersteller eine Regeländerung in<br />

diesem Punkt verlangten und durchsetzten.<br />

Doch was genau wirft man Aprilia eigentlich<br />

vor? Etwa, dass Biaggi seinen Job extrem gut<br />

macht, seit er wieder mit all seinen alten Mechanikern<br />

und Technikern zusammenarbeitet, die<br />

ihm schon zu drei Titeln verholfen haben? Oder<br />

etwa, dass man nach nur einem Jahr Entwicklungszeit<br />

schon um den WM-Titel fährt? Oder<br />

aber, dass man ein echtes Werksteam ist? Genau<br />

das ist BMW auch und bei denen schreit keiner<br />

so laut - nicht zuletzt, weil die Bayern richtig bei<br />

Null begonnen haben und die übermäßigen<br />

Erfolgshöhenflüge bislang auch noch ausbleiben.<br />

Nein. Es ist einfach der Fakt, dass die Aprilia<br />

eigentlich für die MotoGP gebaut worden sei -<br />

sagen die anderen neidischen Hersteller.<br />

»Wir haben bei Aprilia die Regeln einfach<br />

gründlich gelesen, bevor wir angefangen haben,<br />

das Motorrad zu bauen«, erklärte Teamchef Luigi<br />

Dall‘Igna dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> in Brünn<br />

und unterstrich damit, dass man dabei eben alle<br />

Möglichkeiten ausgenutzt hat. Besser ausgenutzt<br />

hat, als alle anderen. »Wir haben uns bei vielen<br />

Sachen sogar noch bei der FIM rückversichert,<br />

haben immer wieder Fragen gestellt.«<br />

Und man bekam Antworten bei Aprilia und<br />

baute das Motorrad. »Wir haben nie nach Regeländerungen<br />

gefragt«, so Dall‘Igna im Hinblick<br />

auf das Treiben der Konkurrenz. Denn Ducati<br />

Doch was wirft<br />

man Aprilia<br />

eigentlich vor?<br />

Etwa, dass Biaggi<br />

seinen Job gut<br />

macht?<br />

baute zum Beispiel nach Auslaufen der 999 die<br />

1098/1198. Dann forderten die Italiener, dass das<br />

Hubraumhandicap wieder eingeführt wird,<br />

welches schon einmal bestanden hatte und aufgehoben<br />

worden war. Damals hatten die Vierzylinder<br />

mit ihren 750ccm irgendwann einen Nachteil<br />

gegen die Ducatis gehabt. Doch in den<br />

meisten Jahren dominierte die Marke Ducati -<br />

egal ob mit oder ohne Hubraumhandicap. Auch<br />

vor der Einführung der 1098 hatte man viele<br />

Jahre dominiert, verlor nur 2007 mit der 999 den<br />

Titel. Dann machte Bologna Druck, drückte die<br />

Regeländerungen durch und kam 2008 mit der<br />

hubraumstärkeren Variante zurück. Bayliss<br />

wurde auf Anhieb wieder Weltmeister.<br />

Als Ducati jahrelang die WM dominierte,<br />

schrien die anderen Hersteller ebenfalls lauthals,<br />

dass das Reglement angepasst werden müsste.<br />

Immer wieder wurde dem nachgegeben und so<br />

wurden technische Feinheiten von Jahr zu Jahr<br />

angepasst. Nun aber kommt ein Neuling. Ein<br />

Wiedereinsteiger. Und tanzt im zweiten Jahr der<br />

Teilnahme allen auf der Nase herum. Das<br />

schmerzt und genau darum wird die RSV4 auch<br />

so gern bezichtigt, illegal zu sein. Dass die Paarung<br />

Biaggi-Aprilia mit dem Verständnis und<br />

der Atmosphäre im Team einfach eine extrem<br />

Gute ist, steht nicht zur Debatte. Zumin<strong>des</strong>t für<br />

die Konkurrenz.<br />

Fakt ist, dass die Aprilia ein extrem gutes<br />

Motorrad ist. Fakt ist aber auch, dass die Fahrer<br />

Biaggi und sein Teamkollege Leon Camier damit<br />

durchaus umzugehen wissen. Aber der wichtigste<br />

Fakt ist wohl, dass Aprilia seinen Rennsporteinsatz<br />

mit einer größeren Entschlossenheit betreibt<br />

als die anderen Hersteller. Und wenn Honda,<br />

Yamaha, Suzuki, Kawasaki und Ducati nicht aufpassen,<br />

werden sie schon bald auch noch von<br />

BMW überholt. Denn auch die Bayern betreiben<br />

einen echten Werkseinsatz, wohingegen die<br />

anderen Hersteller nur »als Werksteams geltende«<br />

Privatmannschaften unterstützen.<br />

Ach und noch etwas zur WM-Führung von<br />

Max Biaggi: Der Italiener ist neben dem Suzuki-<br />

Rookie Sylvain Guintoli 2010 übrigens der einzige<br />

Fahrer, der bis Silverstone in jedem Rennen<br />

der Saison punkten konnte, sein schlechtestes<br />

Ergebnis war Rang acht in Lauf zwei auf Phillip<br />

Island. Das spricht für zwei Sachen: Konstanz<br />

und Haltbarkeit. <br />

Fotos: adrivo/Börner, aprilia


Termine & Events<br />

113<br />

renntermine September 2010<br />

ALMS<br />

29.09 – 02.10.2010 Petit Le Mans<br />

DTM<br />

03.09 – 05.09.2010 Brands Hatch<br />

17.09 – 19.09.2010 Oschersleben<br />

FIA GT<br />

17.09 – 19.09.2010 Portugal<br />

Formel 1<br />

10.09 – 12.09.2010 Italien GP<br />

24.09 – 26.09.2010 Singapur GP<br />

Die Le Mans Series<br />

feiert beim 1000<br />

Kilometer-Rennen in<br />

Silverstone ihren<br />

Saisonabschluss<br />

IDM<br />

17.09 – 19.09.2010 Hockenheim<br />

Indycar<br />

02.09 – 04.09.2010 Kentucky<br />

17.09 – 19.09.2010 Motegi<br />

nascar <br />

04.09 – 06.09.2010 Pep Boys Auto 500<br />

10.09 – 12.09.2010 Chevy Rock & Roll 400<br />

17.09 – 19.09.2010 Sylvania 300<br />

24.09 – 26.09.2010 AAA 400<br />

LMS<br />

10.09 – 12.09.2010<br />

1000 Km of Silverstone<br />

26.09.2010<br />

MotoGP<br />

03.09 – 05.09.2010 San Marino GP<br />

17.09 – 19.09.2010 Aragon GP<br />

Superbike WM<br />

03.09 – 05.09.2010 Deutschland<br />

24.09 – 26.09.2010 Italien<br />

Superleague Formula<br />

04.09 – 05.09.2010 Italien<br />

18.09 – 19.09.2010 Portugal<br />

VLN<br />

25.09.2010 Nürburgring<br />

WRC<br />

10.09 –12.09.2010 Rallye Japan<br />

WTCC<br />

03.09 – 05.09.2010 Oschersleben<br />

17.09 – 19.09.2010 Valencia<br />

Das neue<br />

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erscheint am<br />

7. Oktober 2010<br />

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MOTORSPORT-MAGAZIN F1: ROSBERG EXKLUSIV • F1: MYTHOS FERRARI • MOTOGP: STREIT UM ROSSI-ERBE • CECCHINELLO: FRAGEN ZUM WEINEN 8/10 JULI/AUGUST<br />

MOTORRAD<br />

FORMEL1<br />

MOTORSPORT FÜR ECHTE FANS JULI/AUGUST 2010<br />

STREIT UM<br />

ROSSI-ERBE<br />

CECCHINELLO<br />

FRAGEN ZUM WEINEN<br />

MYTHOS<br />

FERRARI<br />

ROSBERG VS. SCHUMI<br />

DUELL AUF AUGENHÖHE<br />

HARTER GEGNER<br />

Die Leiden von Schumachers<br />

ehemaligen Teamkollegen<br />

VERLETZUNGSPECH<br />

Das Motorrad-Lazarett:<br />

Von Bein- bis Genickbrüchen<br />

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