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EDITORIAL
DAS OKTOBER-
FEST RETTET DIE
FORMEL 1!
Dreikampf in Hockenheim:
Langeweile? Fehlanzeige!
Christian: Olé! Deutschland ist Weltmeister!
Michael [Österreicher] rennt schnell davon...
Kerstin: Wen interessiert schon Fußball? Viel wichtiger
ist: Wird auch in der Formel 1 in diesem Jahr
ein Deutscher Weltmeister?
Keiner hat mehr
Grund zum Grinsen
als Marc Marquez
Stephan: Ein paar mehr Zuschauer hätte der Deutschland
Grand Prix so oder so verdient gehabt. Was für
ein Racing!
2 www.Motorsport-Magazin.com
DRIFT...
Upioc ore anum quius, cieresse in
Etratabi ferum in volusat ifecendem
ÜBERZEUGEN AUF DER STRASSE UND AUF DER
RENNSTRECKE: DS 3 WRC UND DS 3.
CRÉATIVE TECHNOLOGIE
Kraftstoffverbrauch kombiniert von 6,7 bis 3,4 l/100 km; CO 2 -Emissionen kombiniert von 155 bis 87g/km.
Kerstin: Auch Ungarn war ein sensationelles Rennen.
Einfach großartig!
Stephan: Für diese Ausgabe habe ich ausführlich mit
Paul Hembery und Franz Tost über die viel kritisierte
Show gesprochen. Beide sagen: Es wird zu viel
gejammert!
Kerstin: Absolut. Aber auf Pauls aufgewärmte
Bernie-Idee mit den Sprinkleranlagen sollten wir
dennoch lieber verzichten.
Stephan: Auf den ungarischen Autobahnen wächst hin
und wieder ein Büschel Gras aus dem Asphalt. Vielleicht
wäre das eine praktikable Lösung...
Kerstin: Spielberg und Silverstone haben doch
bewiesen, dass es auch anders geht. In Österreich
wurde den Fans so viel mehr geboten! Sie
haben die Fahrer fast öfter gesehen als wir
Journalisten...
Stephan: Vielleicht sollte die Event-Agentur des Titel-
Sponsors von Ferrari die Planung übernehmen. Bei
deren Kart-Event in Hockenheim herrschte Wiesn-
Stimmung. Wen interessiert schon Geografie?
Christian: Ob Bayern oder Baden-Württemberg
- Hauptsache Oktoberfest-Liveband, Schweinebraten
und Catering-Personal in Lederhosen und
Dirndl!
Manuel: Dirndl! Kerstin, so solltest du zum nächsten
Rennen gehen...
Kerstin schweigt.
Stephan: Vielleicht könnte Romain Grosjean für die
Fans kochen. Mir hat er verraten: »Ich koche gerne,
um mich zu entspannen.«
Kerstin: Wohl eher, um sich von seinem miesen
Auto abzulenken.
Stephan: Romains Selbstironie in unserem Exklusiv-
Interview war jedenfalls verblüffend...
Kerstin: Es gibt eben doch noch Charaktere in der
Formel 1. Einer war Jenson Buttons Vater John. In
unserem Interview sprach Jenson ganz offen darüber,
wie sehr ihm sein verstorbener Papa fehlt.
Maria: Vergesst mir bei all dem die MotoGP nicht! Auch
da gibt‘s Emotionen pur...
Michael [MotoGP-Redakteur] sprintet wieder herbei.
Maria: Marc Marquez ist eine absolute Kichererbse.
So viel wie er hat noch nie jemand in einem meiner
Interviews gelacht...
Kerstin: Tja, du hast eben noch nie ein Interview
mit Grinsekatze Daniel Ricciardo geführt.
Stephan: Danny ist unschlagbar! Zumindest beim
Thema Grinsen.
Kerstin: Aber das schelmischste Lachen hat definitiv
der Doktor... Unser aktuelles Cover ist der
beste Beweis dafür!
www.Motorsport-Magazin.com 3
... TRIFFT DESIGN.
Nach vorgeschriebenem Messverfahren in der gegenwärtig geltenden Fassung.
❱
IN DIESER
AUSGABE
FORMEL 1
FORMEL 1 SPEKTAKEL: Bilanz & Ausblick 20
FUNKDUELLE: Die besten Funksprüche 2014 26
CHASSIS-FRAGE: Williams gegen Red Bull 28
INTERVIEW: Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery 32
FLUGSHOW: Fliegende Boliden 38
ROMAIN GROSJEAN: Charakterbildend 44
TOP-5: Zukünftige Stars 48
INTERVIEW: Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost 52
MOTORRAD
INTERVIEW: Marc Marquez 62
VALENTINO ROSSI: Auferstehung einer Legende 70
TOP-5: Rossi Shows 76
INTERVIEW: Die Espargaros 80
KAREL ABRAHAM: Doppelleben in der MotoGP 86
DUCATI: Auf dem richtigen Weg 90
INTERVIEW: Esteve Rabat 94
MOTO3: Rookies - Von 0 auf 100 96
TOURIST TROPHY: Adrenalin, Rausch & Angst 98
32
Die
VERRÜCKTE IDEEN UMSETZEN
Formel 1 steht 2014 viel in der Kritik. Dabei ist der Sport alles
andere als schlecht. Pirelli-Motorsportdirektor Paul Hembery verrät
Wege, um für noch mehr Action zu sorgen...
MOTORSPORT
FORMEL E: Aufbruch in ein neues Zeitalter 104
TECHNIK: Formel E 108
ATS FORMEL 3 CUP: Markus Pommer 110
DAVID SCHIWIETZ: Abenteuer Nordschleife 111
ADAC MOTORSPORT: Splitter 112
SERVICE
INSIDE 06
KOLUMNEN 10
IMPRESSUM 114
AUFERSTEHUNG EINER LEGENDE
Marc Marquez dominiert die MotoGP. Aber Vorsicht: Der Doktor ist
zurück im Kreis der Sieganwärter. Valentino Rossi zeigt den jungen
Wilden, dass er es doch noch kann...
70
FOTOS: ADRIVO/SUTTON, MILAGRO
4 www.Motorsport-Magazin.com
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FORMEL 1
INSIDE
TEXT: KERSTIN HASENBICHLER & MANUEL SPERL
AB NACH
MEXIKO!
»Start your engines! Die Formel 1 kehrt nächstes Jahr
nach Mexiko zurück.« Mit diesen Worten gab CIE-Präsident
Alejandro Soberon die Rückkehr des Mexiko GP
bekannt. Die Betreiber des Autódromo Hermanos Rodriguez
und Bernie Ecclestone einigten sich auf einen von
2015 bis 2019 laufenden Vertrag, inklusiver einer Option
auf Verlängerung um weitere fünf Jahre. Zuletzt hatte die
F1 1992 in Mexico City Station gemacht, damals gewann
Nigel Mansell. Insgesamt fanden zwischen 1963 und
1970 sowie zwischen 1986 und 1992 15 Grands Prix
statt. Die Veranstalter rechnen beim Comeback mit einem
neuen Besucherrekord. Schon bei der Demofahrt von
Lokalmatador Sergio Pérez im Jahr 2011 waren 150.000
Fans nach Guadalajara gereist.
Graham Hill
gewinnt Rennen
und Titel 1968
Alain Prost vor
Ayrton Senna im
Jahr 1990
Jack Brabham in
Mexiko 1966
ALLE SIEGER DES MEXIKO GP
1992 Nigel Mansell (GB) Williams-Renault
1991 Riccardo Patrese (ITA) Williams-Renault
1990 Alain Prost (FRA) Ferrari
1989 Ayrton Senna (BRA) McLaren-Honda
1988 Alain Prost (FRA) McLaren-Honda
1987 Nigel Mansell (GB) Williams-Honda
1986 Gerhard Berger (AUT) Benetton-BMW
6 www.Motorsport-Magazin.com
TOP-5: BESTE
RENNSTRECKEN-
COMEBACKS
CIRCUIT GILLES VILLENEUVE,
KANADA GP
Raus: 2009
Wieder rein: 2010
AUTODROMO NAZIONALE
MONZA, ITALIEN GP
Raus: 1980
Wieder rein: 1981
AUTÓDROMO JOSÉ CARLOS PACE,
BRASILIEN GP
Raus: 1981
Wieder rein: 1990
SPA-FRANCORCHAMPS, BELGIEN
GP
Raus: 2003 und 2006
Wieder rein: 2004 und 2007
RED BULL RING, ÖSTERREICH GP
Raus: 1987 und 2003
Wieder rein: 1997 und 2014
MOTORSPORT-
MAGAZIN.COM
ON TOUR
Marvin Kirchhöfer
posiert mit Heft
und Pokal
UMFRAGE
2016
macht der F1-Tross in
ASERBAIDSCHAN
Station. Eine gute
Idee?
81%
FOTOS: ADRIVO/SUTTON, MOTORSPORT-MAGAZIN.COM
1. SIEG: Unser Kolumnist Marvin Kirchhöfer holte in Silverstone
und Hockenheim sein erstes Podium und seinen ersten Sieg in
der GP3. Gefeiert wurde natürlich standesgemäß mit Pokal und
unserem Heft!
Paul Hembery
informiert sich im
Motorsport-Magazin
ZURÜCK AUS DER
ZUKUNFT: Christian besuchte
unseren Kolumnisten Daniel
Abt in der Formel-E-Zentrale
in Donington. Mehr Einblicke
hinter die Kulissen gibt es ab
Seite 104.
MEINTEN, DIE F1 SOLLTE LIEBER
VERSCHOLLENE TRADITIONS-
KURSE WIEDERBELEBEN
14%
FREUEN SICH AUF EIN COOLES
RENNEN IN BAKU
5%
GLAUBEN NICHT AN EINE AUSTRAGUNG
DES NEUEN GRAND PRIX IN BAKU
Christian blickt mit
Daniel Abt hinter
die Kulissen
INTERESSIERTER LESER: Pirelli-Motorsportdirektor Paul
Hembery spricht gerne und viel (der Beweis ab Seite 32). Seine
Lieblingslektüre gefällt uns natürlich ganz besonders gut!
www.Motorsport-Magazin.com 7
MOTORRAD
INSIDE
TEXT: NICO PAPPELAU & MARIA POHLMANN
MONSTERMÄSSIGER AUFZUG
Bradley Smith
steht nicht auf
Jeans
Valentino Rossi wäre nicht Valentino Rossi, wenn er sich nicht hin und wieder mit einigen
Specials zu vermarkten wüsste. Zum Glück hat er einen monströsen Sponsor. So stellte Il Dottore
beim Grand Prix von Barcelona seinen eigenen Monster Drink vor. Zur Premiere gab es diesen
sogar in der praktischen Box samt Fan-Mütze und Standard-Drink. Die Ladies waren leider nicht
inklusive. Aus eigener Erfahrung können wir behaupten, dass der VR46 Drink mal etwas Anderes
ist. In diesem Sinne: Prost!
10
FRAGEN AN
BRADLEY SMITH
Zweitakt oder Viertakt?
Zweitakt
Blond oder brünett?
Brünett
Bier oder Wein?
Bier
Real Madrid oder
FC Barcelona? Hä? Barcelona
Strand oder Berge?
Berge
Party oder Familienabend?
Familie
Playstation oder Xbox?
Xbox
Hund oder Katze?
Hund
Jeans oder Anzughose?
Anzughose, ich hasse Jeans
Stadt oder Dorf?
Dorf
FAMILIENGLÜCK
Strahlende Gesichter bei Familie Marquez: Nachdem Alex
Marquez das Moto3-Rennen in Barcelona gewonnen hatte,
krönte Marc Marquez den Tag mal wieder mit einem Triumph
in der MotoGP. Damit schrieben sich die Gebrüder Marquez
einmal mehr in die Geschichtsbücher des Grand Prix Sport ein:
Zum ersten Mal in der WM-Historie gewannen zwei Brüder an
einem Tag ein Rennen. Und weil das für Familia Marquez ja
noch zu langweilig wäre, wiederholten sie dieses Kunststück
in Assen gleich noch einmal.
8 www.Motorsport-Magazin.com
DESIGNER
ARBEIT
Jorge Lorenzo fährt
beim Heimrennen mit
besonderem Design
FOTOS: MILAGRO, MOTORSPORT-MAGAZIN.COM
Nachdem Jorge Lorenzo beim Heimrennen in
Catalunya schon 2013 mit einem speziellen
Helm von Anna Vives antrat, kreierte die
berühmte Designerin mit Down-Syndrom auch
2014 einen besonderen Kopfschutz und eine
neue Startnummer für den zweifachen Weltmeister.
Dazu drehte Lorenzo ein Video mit
weiteren Betroffenen und zeigte öffentlich sein
Engagement für das soziale Projekt. Leider
half das besondere Design in diesem Jahr
nicht im Kampf ums Podium.
Dominique Aegerter
träumt von einer
richtig starken
MotoGP-Maschine
BESSER
SPÄT ALS
NIE
Elf Jahre nach seinem ersten
Sieg schlug Anthony West 2014
erneut zu. Jahrelang war der
Regenspezialist hinterhergefahren,
Erfolgserlebnisse blieben
Mangelware. Dazu kam ein positiver
Dopingtest 2012, der ihn alle
Ergebnisse der damaligen Saison
kostete. Doch als es am Samstag in Assen
plötzlich wie aus Eimern schüttete, witterte der Routinier
seine Chance. Im Rennen hielt West alle Konkurrenten
hinter sich und feierte den zweiten Sieg seiner
GP-Karriere.
FIRST TASTE
Aufgeregt? »Nein!« Motorsport-Magazin.com Kolumnist Dominique
Aegerter blieb vor seinem ersten MotoGP-Einsatz ganz cool. Nach 89
Runden war er fast so schnell wie Mike di Meglio, der ihm seine Zweitmaschine
zur Verfügung gestellt hatte. Am Abend zeigte sich der Schweizer
Moto2-Pilot zwar glücklich und dankbar über die gesammelten Erfahrungen,
hatte aber trotzdem noch einen Wunsch: »Eine richtig starke
MotoGP-Maschine wie die Yamaha zu testen, wäre natürlich ein Traum.«
www.Motorsport-Magazin.com 9
TEXT: SAMY ABDEL AAL, MICHAEL HÖLLER, NICO PAPPELAU & MARKUS ZÖRWEG
ALTE GARDE ODER
JUNGE WILDE?
FOTOS: MILAGRO DEBATTE
DIE ALTMEISTER DANI PEDROSA UND VALENTINO ROSSI VERLÄNGERTEN BEI IHREN TEAMS UM ZWEI WEITERE JAHRE. IST DAS DER RICHTIGE WEG? ODER SOLLTEN
HONDA UND YAMAHA NICHT LIEBER DEN WEG DER JUGEND GEHEN?
Wem gelingt der
Sprung ins
Top-Team?
Markus: Ich stelle mal die Frage, ob es sinnvoller ist,
auf routinierte Piloten zu setzen anstatt auf junge
hungrige. Das sehen wir ja nicht nur bei Honda, die
Situation mit Rossi und Pol Espargaro ist ja eine
ähnliche.
Nico: Pedrosa ist eine brave Nummer zwei, aber vielleicht
pusht er Marquez zu wenig. Hätten sie nicht
besser Lorenzo geholt? Bei Rossi ist das ein bisschen
anders, weil der bei Yamaha derzeit ja der erfolgreichere
Fahrer ist...
Samy (fällt Nico ins Wort): Als ob Lorenzo Marquez
mehr pushen könnte, als Dani das nicht
ohnehin schon tut. Wie kann man überhaupt die
Frage stellen, ob es ein Fehler sein könnte, mit
einem Fahrer wie Pedrosa zu verlängern?
Michael: Naja, Dani ist halt eine ewige Nummer zwei
und jünger wird er auch nicht.
Samy: Ja, und Marc ist dafür eine ewige Nummer
eins. Der gewinnt sowieso, egal wer neben
ihm fährt.
Michael: Genau deshalb stellt sich ja die Frage, ob
man dann einen Fahrer wie Dani überhaupt noch
braucht. Wenn sein Vertrag 2016 ausläuft, wird er
31 Jahre alt sein.
Samy: Naja, Dani ist in dieser Saison der zweitbeste
Fahrer und besser als jeder außerhalb von
Repsol Honda. Ohne seinen Armpump wäre er
in diesem Jahr noch erfolgreicher gewesen.
Michael: Ja, aber irgendein Leiden oder eine Verletzung
tritt bei Dani halt jedes Jahr auf. Und das
wird mit dem Alter nicht besser. Jetzt einen jungen
Fahrer neben Marquez aufbauen und Honda dominiert
die nächsten zehn Jahre.
Markus: Naja, aber ein richtig guter Junger fehlt
Honda. Bradl oder Bautista bringen ihre Leistung
nicht konstant.
Michael: Bei Bradl und Bautista ist der Zug fürs
Werksteam abgefahren, das ist klar. Aber Honda
hätte ja in der Moto2 zugreifen können.
Nico: Dort sind in meinen Augen Maverick Vinales
und Jonas Folger derzeit die beeindruckenden
Figuren. Ich denke auch, dass Tito Rabat ein Kandidat
für die MotoGP werden könnte.
Michael: Naja, aber der ist mittlerweile auch 25.
Markus: Und letztes Jahr hat ihn Pol Espargaro um
50 Punkte abgehängt, obwohl sie im gleichen Team
gefahren sind. Das sagt schon einiges aus. Aber bis
Danis Vertrag ausläuft, sollten ja Alex Rins und Alex
Marquez aus der Moto3 alt genug sein, um es in der
MotoGP zu versuchen.
Nico: Und wer garantiert, dass Alex und Alex auch
in der Moto2 so stark sind wie in der Moto3?
Samy (mit einem Leuchten in den Augen):
Aber ein Bruderduell bei Honda - das hätte
schon was!
Michael: Ja! Und den Psychokrieg um den WM-
Titel könnten sie dann an Mamas Mittagstisch
ausfechten.
Samy: Ihr Papa meinte einst: Immer wenn ich
die beiden sehe, streiten sie miteinander. Aber
danach sind sie wieder die besten Freunde.
Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass es
langfristig bei Honda auf Marquez und Marquez
hinausläuft. Sie verstehen sich super
und hätten immer besonderen Antrieb, den
anderen schlagen zu wollen.
Markus: Das kann aber auch nach hinten losgehen.
So etwas könnte eine gefährlichere Mischung
sein, als wenn man zwei Weltmeister im Team
hat. Vielleicht wäre Alex ja irgendwann einmal
jemand, an dem sich Marc aufreiben könnte -
quasi Marcs Kryptonit. Denn vom kleinen Bruder
geschlagen zu werden, ist sicherlich schwer zu
verdauen.
Michael (hat drei kleine Brüder): Das kannst du
laut sagen...
10 www.Motorsport-Magazin.com
Kevin Schwantz
konnte sich über den
Sieg freuen
TEXT: NICO PAPPELAU
HOCKENHEIM 1991:
SCHWANTZ GEGEN RAINEY:
ALLES ODER NICHTS
Die späten 80er und frühen 90er Jahre waren geprägt vom Duell der beiden Amerikaner
Wayne Rainey und Kevin Schwantz. »Schwantz war Texaner und ich hasste
ihn. Er fuhr teuflisch schnell auf einem Bike, das eigentlich nicht zu kontrollieren
war«, erinnert sich Rainey. Auch für Schwantz gab es nur einen Gegner auf der
Rennstrecke: »Es ging nur um ihn [Rainey]. Wenn ich Fünfter wurde und er Sechster,
war das für mich wie ein Sieg.« Vom Charakter her hätten die beiden nicht unterschiedlicher
sein können. Während der immer lockere Suzuki-Pilot Schwantz dazu
neigte, alles auf eine Karte zu setzen, nahm der ernst wirkende Rainey auf Yamaha
die Punkte mit, wenn ein Sieg unmöglich war. 1991 in Hockenheim schien Rainey
in der letzten Runde bereits alles klargemacht zu haben. Auf der Geraden zum
Motodrom riskierte Schwantz alles und bremste sich neben seinen Gegner. Das
DENK-
WÜRDIGE
RENNEN
Hinterrad der Suzuki stempelte wild und hinterließ auf dem Asphalt eine Reihe
schwarzer Spuren. Schwantz konnte sich auf seinem Motorrad halten und vor Rainey
ins Motodrom einbiegen, wo er sich nach ihm umdrehte und ihm die Tür zuwarf.
Schließlich flitzte der Suzuki-Star um 0,016 Sekunden vor seinem Landsmann über
die Ziellinie. Trotz des Mutes von Schwantz holte Rainey die Titel in den Jahren 1990
bis 1992. Als die beiden Rivalen 1993 erneut um die WM kämpften, stürzte Rainey
in Misano. Seither ist er von der Hüfte abwärts querschnittsgelähmt. Schwantz holte
in jenem Jahr den Titel, war aber nicht glücklich darüber: »Am Ende wäre ich lieber
Zweiter gewesen. Das war es nicht wert.«
DATUM: 26. Mai 1991
STRECKE:
Hockenheimring
DISTANZ:
18 Runden = 122,256 km
STARTER: 15
WETTER:
Bewölkt
POLE POSITION:
Mick Doohan (2:00.362 Minuten)
SCHNELLSTE RENNRUNDE: Kevin Schwantz (1:59.846 Minuten)
FOTOS: MILAGRO
Trotz maximalem Einsatz
verlor Schwantz den Kampf
um den WM-Titel 1991
12 www.Motorsport-Magazin.com
Weniger glücklich
über die Niederlage:
Wayne Rainey
KOLUMNE | MOTORRAD
WENIGER FUSSBALL-FIEBER,
MEHR MOTOGP-FEUER
TEXT: MARIA POHLMANN
WÄHREND DER BALLSPORT BOOMT, VERGISST DEUTSCHLAND DEN REST DER WELT, BESONDERS DIE KÖNIGSKLASSE.
FOTOS: MILAGRO
F
ußball ist unser Leben, denn König Fußball
regiert die Welt.” Fast. Eigentlich ist
in diesem Fall doch der Motorsport unser
Leben, oder? Dieser regiert aber dummerweise nicht
die Welt. Im Vergleich zum beliebten Ballsport fühlt
sich keiner am Montagmorgen schlecht, wenn er
ein Rennen nicht gesehen hat und demnach bei der
Arbeit nicht mitreden kann. In den 31 Tagen der
Fußball-WM war das jedoch der Fall. Wer das Spiel
am Abend nicht gesehen hatte, war einfach irgendwie
raus. Jedes zweite Gespräch drehte sich um das
vergangene oder das nächste Spiel. Da wurden
Nächte durchgemacht, Unterrichts- und Arbeitszeiten
angepasst, Termine verschoben. Wer während eines
Deutschland-Spiels im Supermarkt weilte, sah die
gähnende Leere und versteht genau, was ich meine.
König Fußball regiert eben die Welt und hat dank
Ursprüngen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
eine lange Tradition. Jeder kann die Sportart
ausüben und benötigt dazu grundsätzlich nur einen
Ball. Ganz Deutschland ist übersäht von Fußballplätzen
und bietet damit eine einfache Möglichkeit
für zahlreiche Menschen, sich schon früh für den
Sport begeistern zu lassen. Das direkte Duell zweier
Länder polarisiert. Auf jedem zweiten Produkt des
täglichen Lebens fanden sich zur WM-Zeit Hinweise,
TV-Werbung war kaum umgänglich. Das
Gekicke war in sämtlichen Massenmedien Thema
Nummer eins - selbst Ukraine-Krise, Terror-
Anschläge und Spionage-Affären wurden da hinten
angestellt.
Allem voran punktet der Breitensport aber mit einer
exzellenten Sichtbarkeit im Free-TV, mit bester
Berichterstattung und viel Aufwand. Jeder ist plötzlich
Fußballexperte und meint, etwas von Abseits,
Spieltaktik und Aufstellungsfragen zu verstehen.
Knapp 30 Millionen Menschen sahen die Deutschland-Spiele
live. Zu Spitzenzeiten schafft es die
MotoGP gerade einmal auf eine halbe Million. Man
könnte argumentieren, dass die Fußball-WM
schließlich nur alle vier Jahre stattfindet und damit
Seltenheitswert hat. Aber ist es auf der anderen
Seite nicht viel attraktiver, die Besten der Welt alle
zwei Wochen gegeneinander antreten zu sehen?
Die Formel 1 hatte es zu Michael Schumachers
Spitzenzeiten fast schon einmal geschafft, dem
Fußball den Rang abzulaufen - speziell in Deutschland.
Nach seinem Abgang herrscht allerdings
wieder Ernüchterung, trotz Sebastian Vettel als
nationalem Aushängeschild.
Was fehlt nun der MotoGP, um zu den beliebtesten
Sportarten zu gehören und breite Massen für sich
zu gewinnen? Mangelt es an Regelkenntnissen?
So schwer kann das doch nicht sein: Grundsätzlich
gewinnt einfach der Schnellste. Schwieriger wird
es allerdings beim Thema Nachwuchs. Es fehlt an
finanziellen Mitteln, schließlich bedarf es zum
Motorradfahren nicht nur eines Balls und eines
Rasens. Der Zugang fehlt. Dazu gibt es kaum Hinweise
und Werbung. Es mangelt eben an einer
umfangreichen Übertragung. Das möchte ich noch
nicht einmal Sport1 ankreiden, das sich nach den
Zuschauerzahlen richten muss und demnach eher
Fußball als Motorradsport sendet.
Zumindest in Spanien scheint die Vermarktung der
Dorna zu funktionieren. Im restlichen Europa allerdings
weniger. Die Motocross-WM hatte in Italien
höhere Einschaltquoten als die MotoGP in Barcelona.
Spätestens bei diesen Zahlen sollten die
Verantwortlichen stutzig werden und nach Auswegen
suchen. Die Marketing-Experten könnten sich
vielleicht sogar bei König Fußball etwas abschauen.
Aber solange die Massenmedien kein Interesse
zeigen, kann eben auch keine breite Masse erreicht
werden. Wie wäre es denn mit etwas weniger
Fußball-Fieber und einem entfachten
MotoGP-Feuer?
www.Motorsport-Magazin.com 13
PRO & CONTRA
FLAVIO BRIATORE: RETTER IN DER NOT?
Hilfe! Bloß nicht
Flavio holen!
FOTOS: ADRIVO/SUTTON
+++ PRO +++
+++ CONTRA +++
Toto Wolff grinst schelmisch vor sich hin. Wird Flavio Briatore den Teamchefs
bei der Suche nach einer besseren Show beratend zur Seite stehen?
Der Mercedes-Motorsportchef lässt die Frage unbeantwortet.
Viel wichtiger ist ohnehin: Die Formel 1 braucht Hilfe! Zu hohe Ticketpreise,
ein oft ausbaufähiges Showprogramm an den Rennwochenenden
und unverständliche Regeländerungen wie doppelte Punkte beim Finale
sorgten für viel Kritik an der Königsklasse des Motorsports.
»Vielleicht müssen wir den Stolz und einige historische Gefühle über
Bord werfen und in der Zukunft ein paar verrückte Dinge machen«, sagt
Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery im Interview mit Motorsport-
Magazin.com.
An verrückten Ideen dürfte es Flavio Briatore sicher nicht mangeln. Der
Italiener war stets ein Querdenker. Kein Vollblutracer, sondern ein
gewiefter Marketingfachmann. Ja, mit der Crashgate-Affäre schoss er
über das Ziel hinaus. Damit kennen sich die Formel-1-Entscheider
jedoch alle ebenfalls bestens aus.
Ein bisschen frischer Wind kann den Teamchef-Meetings also nur gut
tun. Allerdings sollten die Verantwortlichen Schnellschüsse wie in der
Vergangenheit tunlichst vermeiden. Noch mehr Eigentore wie die doppelten
Punkte verkraftet der Sport nicht. Das Motto lautet: Erst denken,
dann handeln.
2008 aus der Königklasse des Motorsports verjagt, soll ausgerechnet
Flavio Briatore sechs Jahre später die Formel 1 vom Zuschauerschwund
befreien. Soll das ein schlechter Scherz sein? Immerhin ist
Briatore nicht ohne Grund aus der Formel 1 verbannt worden.
Oder will der Italiener das Zuschauer- und Sponsoreninteresse damit
steigern, dass er künftig wahlweise Fahrer in die Streckenbegrenzung
beordert? Die Funksprüche, die heutzutage ja öffentlich sind, wären
auf jeden Fall interessant. Aber im Ernst: der Schaden, den die
Crashgate-Affäre dem Sport, aber auch dem Renault-Team zufügte,
war immens. Teamsponsor ING stieg sogar aus der Formel 1 aus.
Briatore gilt nicht gerade als schüchtern, wenn es darum geht, seine
Meinung kundzutun. Tatsächlich war an seiner Kritik an der zu hochtechnisierten
Formel 1 durchaus das ein oder andere Körnchen
Wahrheit zu finden. Doch das allein reicht nicht als Begründung aus,
um dem 64-jährigen Playboy die Leitung der neuen Arbeitsgruppe
zu übergeben.
Nach dem Ecclestone-Prozess und der Austragung des Russland GP
trotz MH17-Abschuss braucht die Formel 1 eine neue, starke Führung
und nicht noch mehr negative Publicity. Dass Briatore diese starke
Hand ist, darf bezweifelt werden.
TEXT: KERSTIN HASENBICHLER
TEXT: STEPHAN HEUBLEIN
14 www.Motorsport-Magazin.com
KOLUMNE | FORMEL 1
TEXT: KERSTIN HASENBICHLER
WER ZULETZT LACHT,
LACHT AM BESTEN
WEGEN SEINEM DAUERGRINSEN ALS ZU WEICH FÜR DIE F1 KRITISIERT, IST ES JETZT DANIEL RICCIARDO, DER ZULETZT LACHT.
Keiner grinst
so schön wie
Daniel Ricciardo
FOTOS: ADRIVO/SUTTON
A
usgelassen jagt er Fernando Alonso und Lewis Hamilton mit der
Champagnerflasche in der Hand über das Podest. Minuten zuvor
hatte Daniel Ricciardo die beiden Weltmeister auf der Strecke eiskalt
stehen gelassen. »Mann, kann der Junge überholen.« Mit seinem sensationellen
Überholmanöver in der drittletzten Runde des Ungarn GP brachte Ricciardo
nicht nur seinen Boss Christian Horner ins Schwärmen, sondern auch die Bosse
der Konkurrenz. »Die Perfektion und Brutalität, mit der er dieses Rennen gewonnen
hat, sind außerordentlich«, lobte Niki Lauda den Australier über den Klee.
Ricciardo dürften die Lobeshymnen auf seine Person runtergehen wie Öl,
schließlich hatten viele - auch intern bei Red Bull Racing - an seinen Fähigkeiten
gezweifelt. In seiner Toro-Rosso-Zeit zeigte der Aussie zwar ein paar gute
Rennen, beim Überholen fehlten ihm allerdings oftmals die nötige Aggression
und Entschlossenheit. Kritiker fühlten sich durch Ricciardos Dauer-Smile in
ihrer Meinung bestärkt. Jemand, der 24 Stunden, sieben Tage die Woche mit
einem Lächeln durch die Gegend rennt, dem müsse einfach der nötige Killerinstinkt
für die harte Formel-1-Welt fehlen, lautete der mehrheitliche Tenor im
F1-Paddock. »Ich lächle viel, und weil ich wie ein freundlicher Kerl wirke, denken
viele Leute wahrscheinlich, dass ich ein bisschen weich bin, dass ich nett bin,
dass ich niemandem wehtun würde«, war sich Ricciardo der Vorurteile bewusst.
Andere Fahrer hätten ihre Konsequenz daraus gezogen und sich mit dem
Wechsel in ein Top-Team ein anderes Image zugelegt, doch nicht Ricciardo. Er
rennt weiterhin mit einem Dauerlächeln durch den Paddock, seine Antwort in
Richtung Kritiker gibt er allein auf der Strecke oder via Message auf seinem
Rennhelm, dessen Rückseite nicht grundlos das Bild eines Honigdachses ziert
- ein Raubtier, das als absolut furchtlos und aggressiv gilt. »Wenn man die
richtigen Knöpfe drückt, kann ich ein sehr dunkles Individuum sein. Sehr zornig.
Ganz ehrlich«, betonte Ricciardo. Den Beweis dafür lieferte er unter anderem
in Hockenheim als er dem spanischen Ausnahmekönner und zweifachen Champion,
Fernando Alonso, souverän die Stirn bot und das, obwohl Alonso die
deutlich frischeren Reifen hatte. »Daniel ist toll gefahren. Es war ein sauberer
und fairer Kampf. Immer wenn ich an ihm vorbei war, hat er sich sehr clever
in meinen Windschatten gehängt«, zollte Alonso seinem Konkurrenten Respekt.
Respekt, den Ricciardo auch verdient, denn der Aussie machte nicht nur der
Konkurrenz in Rot und Silber Feuer unter dem Hintern, sondern auch dem
eigenen Teamkollegen. Siege, Podestplätze, Fahrerwertung oder teaminternes
Qualifyingduell - Ricciardo liegt in allen relevanten Vergleichen klar vor Sebastian
Vettel, seinerseits vierfacher Weltmeister. Mit dieser Bilanz im Red-Bull-
Stallduell hatte kaum einer gerechnet - außer Ricciardo selbst. Der Australier
hat stets an sich geglaubt. »Ich wollte zu dieser Gruppe von Fahrern zählen,
die man an der Spitze erwartet. Wo man sagt, das ist dieser Kerl, und man
kann damit rechnen, dass er hart fährt, dass er schnell ist.« Ein Ziel, das Ricciardo
bereits nach elf Saisonrennen erreicht hat. Wie sagt ein Sprichwort so
schön? Wer zuletzt lacht, lacht am besten... und Ricciardo kann 2014 zu Recht
übers ganze Gesicht lachen.
MARK SUTTON
LIFE THROUGH A LENS
Folge Mark Sutton bei
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Hier drüben: Bitte recht
freundlich, Daniel!
01
01 DAS LÄCHELN DES SIEGERS
Gerade als die Fahrer das Podest verlassen wollten, schrien wir in Richtung Daniel, auf
den wir direkt hinunter sehen konnten. Es schien ihn zu freuen. Ich versuchte es auch
bei Fernando, aber er sah nicht direkt in die Kamera, wie es Daniel getan hat. Anstatt
einem Foto, auf dem die Fahrer das Podest verlassen, haben wir einen richtig coolen
Shot bekommen. Ich verwendete für das Bild ein recht langes Objektiv, 70 bis 200mm.
Dadurch ist man sehr davon abhängig, wohin sich der andere bewegt und was er tut.
Daniel ist für solche Schnappschüsse immer gut. Sein Lächeln in diesem Moment auf
dem Podium macht das Bild so fantastisch.
02 SONNENUNTERGANG
Das war an einem Freitagabend. Das Bild funktioniert, weil es wirkt, als würde die erste
Saisonhälfte mit dem Sonnenuntergang enden. Wir haben noch sehr spät in der Box
gearbeitet. Der Sonnenuntergang wirft ein tolles Licht auf die Leute, die noch an den
Autos werkeln. Ungarn ist für solche Bilder einer der besten Orte. Und dieser Platz ist
großartig, um die Grid Girls zu fotografieren und die Jungs, die an den Autos arbeiten,
um diese für den Parc Ferme vorzubereiten. Zu diesen späten Abendstunden können
wir entlang der Boxengasse gehen. Das Bild haben wir an der Strecke gemacht, von
jenem Platz aus, wo man von der Boxengasse in die Startaufstellung geht. Die Silhouette,
die durch das Licht auf der Haupttribüne entsteht, sieht richtig gut aus. Dieses Spektakel
sieht man jeden Abend. Es ist wirklich eine malerische Szene und zeigt einen völlig
anderen Blick auf die Haupttribüne, als man es sonst gewohnt ist.
03 ZIIIEEEHHH!!
Ein gutes Bild aus dem Freitagstraining. Kamui Kobayashi fuhr mit seinem rauchenden
Auto an mir vorbei. Also machte ich ein Bild von ihm und den leeren Tribünen, die ein
schöner, farbiger Hintergrund sind. Als ich das Feuer sah, wechselte ich auf ein Tele-
Objektiv, das 500er, aber zu diesem Zeitpunkt stand er bereits. Die Feuerlöscher wurden
ausgelöst und er sprang in die Luft. Es war unglaublich, wie hoch er springen konnte!
Der Grund dafür ist natürlich das ERS, aber es sieht so aus, als ob er in der Luft schweben
würde. Ich weiß nicht, warum er so hoch sprang. Aber es ist ein großartiges Foto. Das
Feuer ging jedoch nicht aus. Als sie das Auto am Kran hatten, rauchte es noch immer.
Also schnappte sich Kobayashi selbst einen Feuerlöscher und versuchte, es zu löschen.
Es kam bei diesem Foto wieder einmal darauf an, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu
sein. Wenn ich im Qualifying hier gewesen wäre, hätte ich den Abflug von Lewis erwischt.
Aber da war ich an einer anderen Stelle der Strecke. So spielt das Leben!
Sonnenuntergang in
Budapest: Bereit für die
zweite Saisonhälfte
02
16 www.Motorsport-Magazin.com
Japanischer Rekord:
Kamui Kobayashi fliegt
aus dem Cockpit
03
KOLUMNE | FORMEL 1
VON SCHMERZMITTELN &
KERNÖL
TEXT: STEPHAN HEUBLEIN
MANCHMAL KANN DIE FORMEL 1 SO WEHTUN! MANCHMAL IST SIE EINFACH NUR WITZIG. EIN BLICK HINTER DIE KULISSEN.
FOTOS: ADRIVO/SUTTON, FIA, MOTORSPORT-MAGAZIN.COM
Kernöl? Kann man
das trinken???
LEHRE NUMMER 1: WO IST KURVE 12A?
Richtig zählen will gelernt sein! Erst recht in Zeiten von hochkomplexen
technischen Reglements. Jedes Mal aufs Neue bricht in unserer Redaktion
die pure Freude aus, wenn es darum geht, die Kurvenanzahl einer neuen
Rennstrecke zu ermitteln. Bei der FIA scheint das nicht anders zu sein:
In Hockenheim kommt der Weltverband auf schlappe drei Kurven mehr
als die normal gezählte Angabe. Noch viel besser war es jedoch in Ungarn:
Dort erwarteten die Fahrer laut dem offiziellen FIA-Streckenplan nicht
nur 14 Kurven, sondern zusätzlich auch noch die Kurven 1A und 12A.
Manche bekommen einfach nicht genug...
LEHRE NUMMER 2: KERNÖL IST NICHT ZUM TRINKEN!
Elf Jahre lang war Österreich nicht mehr im Formel-1-Rennkalender.
Umso größer war die Begeisterung bei der Rückkehr nach Spielberg.
In der Abwesenheit scheinen jedoch einige lokale Gegebenheiten in
Vergessenheit geraten zu sein. Am ersten Tag gab es für die über 500
Journalisten aus aller Welt ein kleines Willkommensgeschenk, inklusive
Hirschwurst und dem weltberühmten steirischen Kürbiskernöl.
Letzteres sorgte bei einigen nicht-deutschsprachigen Kollegen jedoch
für Verwirrung. »Ist das zum Trinken?«, fragte uns ein russischer Journalist.
Als wir ihm erklärten, dass Kernöl nicht zum Trinken, sondern
für den Salat sei, war ihm die Enttäuschung deutlich ins Gesicht
geschrieben. Zum Glück hatte Red Bull auch noch ein kleines Fläschchen
Zirbenschnaps beigelegt.
Niki Lauda spielte
Krankenschwester
für Toto Wolff
LEHRE NUMMER 3: MUSIK KANN SCHMERZVOLL SEIN
Auch Radfahren will gelernt sein! Wie gefährlich dieser Zeitvertreib ist,
mussten unter anderem schon Mark Webber und Nick Heidfeld am eigenen
Leib erfahren. Vor dem Ungarn GP erwischte es nun die halbe
Mercedes-Mannschaft. Teamboss Paddy Lowe stürzte, alle anderen taten
es ihm gleich. Am schlimmsten erwischte es Toto Wolff, der dennoch mit
Schmerzmitteln vollgepumpt zum Rennen erschien. Nach dem für Silberpfeil-Verhältnisse
eher schwachen Ergebnis hätte er sich das wohl
lieber überlegen sollen. Motorsport-Magazin.com fragte ihn nach Rennende:
»Was tut mehr weh: Die Siegermusik bei Red Bull oder der gebrochene
Arm?« Die Antwort kann sich jeder denken. Für den Arm gab es
Mittel, gegen den verlorenen Sieg nicht. Da hilft dann noch nicht mal ein
kräftiger Schluck Kernöl...
Großer Andrang beim
Heimrennen von
Lewis Hamilton
LEHRE NUMMER 4: FALSCHE HEIMRENNEN
Zuhause ist es am schönsten. Da gilt auch für Große Preise. Kein Wunder
also, dass viele Teams sich geradezu mit Heimrennen überschlagen. So
hatte Mercedes allein bis zur Saisonmitte schon fünf Heim-Grand-Prix:
Malaysia (wegen Titelsponsor Petronas), Monaco (wegen Nico Rosberg),
Österreich (wegen Niki Lauda und Toto Wolff), England (wegen des Teamsitzes
in Brackley & Brixworth sowie Lewis Hamilton) und Deutschland
(wegen Mercedes). »Aber Hockenheim ist unser wirklicher Heim Grand
Prix - alles andere ist Marketing«, gab Wolff mit einem Schmunzeln zu
- und bereute den Satz postwendend. Übrigens: Auch wir haben mit den
Rennen in Deutschland und Österreich gleich zwei Heimrennen mit
Motorsport-Magazin.com. Die sind aber echt!
www.Motorsport-Magazin.com 17
SLIDESHOW | FORMEL 1 | #38 | 2014
18 www.Motorsport-Magazin.com
❱ MERCEDES‘
BETRIEBS-
FEUERWEHR
TEXT: CHRISTIAN MENATH
FOTO: ADRIVO/SUTTON
Endlich ist es so weit: Was uns vor dieser Saison von allen versprochen
wurde - nämlich spektakuläre Motorschäden -, das bekommen
wir jetzt. Na gut, hier lag es an einem Benzinleck, aber spektakulär
sind die Bilder trotzdem. Mindestens so heiß wie unter der Motorabdeckung
des Silberpfeils geht es unter den Dächern Monacos zu.
Lewis Hamilton gegen Nico Rosberg. Der WM-Kampf spitzt sich
immer weiter zu, die Bandagen werden härter. Nicht nur bei den
Fahrern sind jetzt kühle Köpfe gefragt, auch bei der Teamführung:
Toto Wolff, Paddy Lowe und Niki Lauda müssen sich jetzt das ein
oder andere Mal als Feuerwehrmänner üben. Leider sind ihre Einsätze
für uns nicht so gut sichtbar wie hier.
www.Motorsport-Magazin.com 19
TEXT: KERSTIN HASENBICHLER
FORMEL 1
SPEKTAKEL
2014
NEUE HELDEN, STRAUCHELNDE
CHAMPIONS UND HEISSE FUNK-
DUELLE. DIE ERSTEN SAISON-
RENNEN HATTEN ES IN SICH.
MOTORSPORT-MAGAZIN.COM
VERRÄT, WAS DIE FANS IN DER
ZWEITEN HÄLFTE ERWARTET
20 www.Motorsport-Magazin.com
www.Motorsport-Magazin.com 21
FOTOS: ADRIVO/SUTTON
VETTEL & RICCIARDO
»Das neue Juwel des Red-Bull-Stalls«, titelten die internationalen Medien nach dem Großen Preis von Ungarn. Dabei
hatten die meisten Daniel Ricciardo vor Saisonbeginn als Vettels Helfer oder Gute-Laune-Partner eingestuft. Nur
wenigen Insidern war klar, dass hinter dem breiten Grinsen auch ein knallharter Racer steckt. Nach seinen zwei
Siegen und der deutlichen Erfolgsbilanz gegenüber seinem Teamkollegen ist jetzt auch der ganzen Formel-1-Welt
klar: Ricciardo hat alles, was ein zukünftiger Weltmeister braucht. »Ich denke durchaus, dass Daniel das Zeug dazu
hat, Weltmeister zu werden«, sagt Landsmann Alan Jones. Ricciardo bleibt trotz aller Vorschusslorbeeren auf dem
Boden. »Nach sechs Monaten im Team gleich zwei Siege einzufahren, ist einfach nur fantastisch. Auf diese tolle
erste Saisonhälfte will ich aufbauen.« Bei Sebastian Vettel lief es hingegen alles andere als fantastisch. Das neue
Reglement beraubte den vierfachen Weltmeister seiner größten Stärke - mit dem angeblasenen Diffusor, durch die
schnellen Kurven zu fahren. Hinzu kam Pech, dass Vettel wie Kaugummi an den Schuhen klebte - wenn bei Red Bull
der Defektteufel zuschlug, dann traf es zumeist den 27-Jährigen. Die Folge: Zur Halbzeit stehen zwei dritte Plätze
zu Buche, die Titelverteidigung ist längst abgeschrieben - eine verheerende Bilanz für den erfolgsverwöhnten Deutschen.
Doch Teamchef Christian Horner ist sich sicher: »Sebastian wird zurückkommen.« Und tatsächlich fährt Vettel
seine stärksten Rennen traditionell in der zweiten Saisonhälfte. Das weiß auch die Konkurrenz von McLaren und
Mercedes, die laut F1-Gerüchteküche Vettel unanständig hohe Angebote gemacht haben soll.
Zwischenfazit: Charakterbildende Zeit & neuer Shooting-Star
Ausblick: Vettel beweist, dass er das Autofahren nicht verlernt hat & das breite Dauergrinsen des Australiers bleibt
uns erhalten
WILLIAMS
Viele sahen das Qualifying in Spielberg als einmalige Ausnahme
an. Dort besetzte Felipe Massa und Valtteri Bottas
die erste Startreihe. Spätestens seit dem Deutschland GP
steht jedoch fest: Williams ist zurück an der Spitze - und
der Rennstall hat nicht vor, von dort so schnell wieder zu
verschwinden. Selbst auf der ungarischen Angststrecke
konnte Williams mit den Plätzen fünf und acht aufzeigen.
Wieder einmal erwiesen sich die Updates des Rennstalls
als Volltreffer. Ein entscheidender Trumpf im Kampf um
Top-Platzierungen in der Konstrukteurswertung. »Bei uns
haben alle Teile auf Anhieb funktioniert. Ich kann mich
nicht erinnern, dass Ferrari mal ein neues Teil gebracht
und es sofort funktioniert hat. Das Team hat zwar fleißig
entwickelt, aber die meisten Updates mussten wir am
Freitagabend wieder ausbauen«, konnte sich Felipe Massa
einen Seitenhieb in Richtung seines Ex-Arbeitgebers nicht
verkneifen.
Zwischenfazit: Überraschung gelungen
Ausblick: Aufgepasst Red Bull & Ferrari, Williams ist euch
dicht auf den Fersen!
FOTOS: ADRIVO/SUTTON, WILLIAMS
SAUBER
Inakzeptabel, nicht zufrieden - diese Wörter fielen in den
vergangenen Wochen und Monaten mehrfach als Motorsport-Magazin.com
Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn
auf das schwache Abschneiden ihres Teams
ansprach. Erstmals in seiner Geschichte wartet das Team
aus Hinwill seit elf Rennen auf WM-Zähler. Die Gründe
liegen auf der Hand: mit dem C33 stellte Sauber kein allzu
gutes Auto auf die Beine, hinzu kommt die fehlende Power
des Ferrari-Antriebsstrangs sowie Strategiefehler des
Teams und Patzer der Fahrer. Der elfte Platz von Adrian
Sutil beim Auftaktrennen in Melbourne sowie beim Großen
Preis von Ungarn sind bis dato die besten Ergebnisse des
Rennstalls. In der Konstrukteurswertung liegt Sauber auf
der vorletzten Position. »Es ist sicher deprimierend, aber
wir müssen im Moment leider damit leben«, erklärte Adrian
Sutil resignierend.
Zwischenfazit: Tristesse in Hinwill
Ausblick: Leichte Verbesserungen sind möglich, die totale
Wende wohl nicht
→
www.Motorsport-Magazin.com 23
FERNANDO ALONSO
»Super, super, super, super....«, tönte es lautstark durch den
Boxenfunk. Mit dem zweiten Platz in Budapest schenkte
Fernando Alonso Ferrari und den Tifosi wieder Hoffnung.
»Es ist wie ein großer Atemzug von Frischluft, das ist entscheidend
für die Moral«, ist sich Teamchef Marco Mattiacci
bewusst. Letztere hatte in der ersten Saisonhälfte schwer
gelitten. Pole Positions? Siege? Fehlanzeige! Statt Perfektion
legt der Traditionsrennstall eine Mittelmäßigkeit an den
Tag, die schlechte Erinnerungen an alte Zeiten aufkommen
lassen. Herausragend ist bei Ferrari nur einer: Fernando
Alonso. Trotz der zahlreichen Mankos seines Dienstwagens
- zu wenig PS, zu schwerer Antriebsstrang, zu brave Aerodynamik
- fuhr der Spanier zwei Mal auf das Podest. Und
auch in sämtlichen Qualifyings holte er mehr aus dem Auto
heraus, als es eigentlich zu leisten im Stande war. Dass
Ferrari kurzzeitig auf Platz vier der Konstrukteurswertung
zurückfiel, kann allen anderen angekreidet werden - nur
nicht dem Spanier. Entsprechend rollte der Kopf von
Motorenchef Luca Marmorini.
Zwischenfazit: Alonso als Motivator
Ausblick: Erneut bleiben Alonsos Fahrkünste unbelohnt.
Das könnte zum Ende der Traumehe Ferrari/Alonso
führen
CATERHAM
Das spartanische grüne Motorhome im hintersten Winkel
des Fahrerlagers ist fast schon bezeichnend für die Situation
bei Caterham. Auf der Strecke bildet das Team
gemeinsam mit Sauber jenes traurige Duo, das nach elf
Saisonrennen immer noch punktelos dasteht. Das vor
Saisonbeginn ausgegebene Ziel, die ersten Punkte einzufahren,
bleibt 2014 Utopie. Abseits der Strecke wollen zwar
neue Investoren - ein Konsortium aus der Schweiz und
dem Mittleren Osten - Caterham wieder auf Vordermann
bringen, doch bislang ist davon genauso wenig zu sehen
wie von den Geldgebern selbst. Stattdessen sorgt die neue
Teamführung mit Massen-Entlassungen, Klagen und
Gegenklagen für negative Schlagzeilen. »Manchmal muss
man eben unpopuläre Entscheidungen treffen«, betont
Colin Kolles, der seit dem Rückzug von Teambesitzer Tony
Fernandes als Berater des Rennstalls fungiert. Gelingt
dem Sanierer die Wende?
Zwischenfazit: Schlimmer geht‘s nimmer
Ausblick: Der frische Wind bei Caterham könnte sich als
laues Lüftchen herausstellen
FOTOS: ADRIVO/SUTTON
24 www.Motorsport-Magazin.com
MERCEDES-DUELL
Mit 393 Punkten nach elf Rennen hat Mercedes 2014
schon mehr WM-Zähler gesammelt als in der gesamten
zurückliegenden Saison - damals waren es 360. Durch
den teaminternen Fight der Piloten rückt diese Erfolgsgeschichte
allerdings in den Hintergrund. Seit Saisonbeginn
liefern sich Nico Rosberg und Lewis Hamilton einen Thriller
der Extraklasse, der an jenen von Senna/Prost bei McLaren
Ende der 80er Jahre erinnert. Mercedes ließ bisher seine
Fahrer frei fahren, stieß dabei allerdings mehrfach auf
seine Grenzen wie in Ungarn. Trotzdem betont Toto Wolff:
»Unsere Fahrer dürfen auch den Rest der Saison frei
gegeneinander fahren.« Für den Mercedes-Motorsportchef
lenken die Diskussionen rund um die Stallregie viel zu
sehr vom echten Problem ab - der Zuverlässigkeit. Nach
Bremsproblemen in Montreal folgte ein Getriebeschaden
in Silverstone, ein Bremsdefekt in Hockenheim und ein
Benzinleck in Budapest. Die Tatsache, dass es vor der
Sommerpause zwei Mal Hamilton erwischte, rief die Verschwörungstheoretiker
auf den Plan. Sie meinten:
Mercedes wolle unter allen Umständen einen deutschen
Weltmeister. »Ich halte das für absoluten Schwachsinn«,
stellte Johnny Herbert gegenüber Motorsport-Magazin.
com klar. »Mercedes ist in der Formel 1, weil sie ein Auto
haben, das sie verkaufen wollen. Warum sollten sie ihr
Auto zerstören oder brennen lassen? Es geht ihnen einzig
und allein darum, ihre Marke zu promoten.« Also alles nur
Pech? Ja, sagt Jacques Villeneuve im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.
»Es ist Pech und wenn man einmal
Pech hat, dann trägt man eine schlechte Energie mit sich
rum. Aber es ist noch nichts verloren. Immerhin gibt es
beim letzten Rennen doppelte Punkte. Das ist als ob man
noch ein Rennen hätte. Lewis hat noch viel Zeit.«
Zwischenfazit: Ein Fight der Extra-Klasse
Ausblick: Im Duell Rosberg vs. Hamilton ist kein Spannungsabfall
in Sicht
www.Motorsport-Magazin.com 25
FUNK-
DUELL !
TEXT: KERSTIN HASENBICHLER
SO SCHIMPFTEN SICH DIE FAHRER DURCH DIE
ERSTE SAISONHÄLFTE...
UNGARN GP: ROSBERG VS. HAMILTON
Peter Bonnington: Okay, Lewis. Der Abstand
zu Nico beträgt eine Sekunde. Er ist auf den
Option-Reifen. Er hat noch einen Stopp.
Halte ihn nicht auf.
Hamilton: Ich kann mir nicht vorstellen,
dass meine Reifen noch 20 Runden
halten.
...
Rosberg: Warum lässt er mich nicht durch?
Peter Bonnington: Okay, Lewis. Lass Nico
bitte vorbei. Lass Nico auf der Start/Ziel-
Geraden vorbei.
Hamilton: Ich mache nicht langsamer für
Nico. Wenn er nah genug zum Überholen
herankommt, dann kann er überholen.
DEUTSCHLAND GP: RÄIKKÖNEN AN
FERRARI-BOX
Kimi Räikkönen: Der linke Voderreifen sieht
schlecht aus - sehr schlecht.
David Lloyd: Wir brauchen vier weitere Runden.
Noch vier Runden.
Kimi Räikkönen: Wir müssen stoppen! Der
linke Vorderreifen ist komplett am Ende. Wir
müssen stoppen. JETZT!
GROSSBRITANNIEN GP: ALONSO VS.
VETTEL
FOTOS: RED BULL RACING
Alo: Er hat DRS wegen der Streckenbegrenzung
in der letzten Kurve bekommen.
Er bekommt durch Turn 5 und aus Turn 9
DRS. Was muss ich noch machen?
Seb: Er hat es schon wieder getan! Er kann
so etwas nicht machen! Wenn ich nicht aus
dem Weg gegangen wäre, hätte er mich von
der Strecke geschoben!
Rocquelin: Verstanden. Bleib ruhig. Du
bist eindeutig der Schnellere.
26 www.Motorsport-Magazin.com
CHINA GP: VETTEL VS. RICCIARDO
Rocquelin: Sebastian, lass Ricciardo vorbei. Lass Daniel
vorbei - bitte.
Vettel: Auf welchem Reifen ist er?
Rocquelin: Medium, aber er hat später gestoppt.
Vettel: Der Glückliche.
Simon Rennie: Daniel, fahr an Seb heran und
überhol ihn!
BAHRAIN GP: VERGNE VS.
MALDONADO
Vergne: Der Lotus-Typ ist völlig verrückt.
Ich weiß nicht, wer es war. Aber der ist
absolut irre.
Xevi Pujolar: Verstanden. Box.
Vergne: Der Kerl wollte mich killen!
MALAYSIA GP: MASSA VS. BOTTAS
Andrew Murdoch: Okay Felipe. Valtteri ist schneller als
du, halte ihn nicht auf.
Jonathan Eddolls: Du bist schneller als Massa, überhol ihn.
Du bist schneller!
Andrew Murdoch: Okay Felipe. Valtteri ist schneller als
du. Er hat die frischeren Reifen, halte ihn nicht auf.
Andrew Murdoch: Felipe. Valtteri hat die frischen Reifen,
wir müssen ihn vorbei lassen.
...
Andrew Murdoch: Du bist langsamer als Valtteri, du hältst
ihn auf. Lass ihn vorbei.
www.Motorsport-Magazin.com 27
FOTOS: ADRIVO/SUTTON
TEXT: CHRISTIAN MENATH
DIE CHASSIS-FRAGE
28 www.Motorsport-Magazin.com
DIE FORMEL 1 IST EIN KOMPLEXER SPORT. ALLEINE AUF TECHNISCHER SEITE ERGEBEN ZAHLLOSE PARAMETER EIN DIF-
FUSES GESAMTBILD. DURCH DEN GROSSEN REGELUMBRUCH UND DIE STARK UNTERSCHIEDLICHEN MOTOREN WURDE DAS
KRÄFTEVERHÄLTNIS WILD DURCHEINANDERGEWÜRFELT. MOTORSPORT-MAGAZIN.COM WOLLTE ES GENAU WISSEN: WER
BAUT DAS BESTE CHASSIS?
www.Motorsport-Magazin.com 29
ie Performance wird zu 90 Prozent
von der Aerodynamik
bestimmt. Aber ich denke,
dass das nicht gut ist, weil
wir keine Satelliten oder
Flugzeuge bauen, sondern
Autos.« Diese Aussage gab Ferrari
Präsident Luca di Montezemolo in der Vergangenheit
nicht nur einmal zum Besten. Dem
Italiener wurde die Formel 1 jahrelang zu stark
von der Aerodynamik bestimmt. Mit dem neuen
Reglement bekam er, was er wollte. Die Motoren
stehen wieder im Mittelpunkt, manch einer
spricht bereits von der neuen Motoren-Formel.
Dabei müsste korrekterweise von der Power-
Unit-Formel die Sprache sein - mit dem Motor
allein ist es nicht mehr getan. Von den drei
Power-Unit-Herstellern liefert Mercedes zweifellos
das beste Paket. Renault und Ferrari rangieren
mit großem Abstand dahinter. Für die
Kunden von Renault und Ferrari ist der Grund
für schlechte Resultate schnell gefunden: der
Antrieb. Vor allem Red Bull stellt immer wieder
Partner Renault an den Pranger. Doch sind die
Franzosen wirklich schuld an den durchwachsenen
Resultaten des Weltmeisterteams? Und
wie steht es um Williams: Ist die Stärke des Traditionsrennstalls
wirklich nur in der starken
Power Unit begründet?
»Die Performance ist nicht akzeptabel, das müssen
sie ändern. So kann es nicht weitergehen,
weder für Red Bull, noch für Renault.« Aussagen
wie diese hört man bei Red Bull nicht nur von
Teamchef Christian Horner in dieser Saison
regelmäßig. Dr. Helmut Marko sprach sogar
davon, Geld von Renault zu fordern, schließlich
hätte man nur wegen deren schwacher Performance
Geld und Image verloren. An der eigenen
Stärke zweifelt Marko kein bisschen. »Sehen Sie,
wir haben 65 PS weniger! Dann müssen wir
Abtrieb wegnehmen, um auf den Geraden nicht
ganz so langsam zu sein und wir sind trotzdem
noch die schnellsten in den Kurven«, erzählt er
Motorsport-Magazin.com. Außerdem würde
sich die Stärke des RB10 immer dann zeigen,
wenn es regnet. »Immer dann sind wir in der
ersten Startreihe«, meint Marko.
Die Statistik gibt dem Grazer recht: In Australien,
Malaysia, China und Großbritannien
regnete es am Samstag. Bei allen vier Grands
Prix startete ein Red Bull von Platz zwei. Im
Regen wiegen die Leistungs-Defizite des Renault-Motors
nicht so schwer, die Power muss
erst einmal auf den rutschigen Asphalt
gebracht werden. Ein weiterer Punkt: Bei den
kühlen Bedingungen müssen die Reifen ins
Betriebsfenster gebracht werden. Je mehr
Abtrieb ein Auto generiert, desto besser gelingt
das, weil Kurvengeschwindigkeiten entsprechend
steigen und somit auch die lateralen
Kräfte. Dadurch erhitzt sich der Reifen strukturell.
Dabei hilft natürlich nicht nur die Aerodynamik,
sondern auch das Fahrwerk. In der
Formel 1 schlägt das Pendel jedoch stark Richtung
Aerodynamik aus. Trotzdem stand 2014
- trotz der nassen Qualifyings - bei jedem
Rennen, mit Ausnahme von Österreich, ein
Mercedes auf der Pole Position.
Ex-Weltmeister Jacques Villeneuve hat eine klare
Meinung darüber, ob Red Bull auch nach dem
großen Regelumbruch noch das beste Chassis
hat. »Nein«, sagt der Kanadier gegenüber Motorsport-Magazin.com.
»Denn sie müssen mit
einem sehr hohem Heck fahren, um Abtrieb zu
haben. Das bedeutet, dass man auf den Geraden
weniger Höchstgeschwindigkeit hat. Auf einer
Strecke wie in Budapest ist das okay, aber auf
schnellen Strecken ist das Chassis nicht mehr
das Beste. Denn wenn sie niedrig fahren würden,
um den Speed auf den Geraden zu bekommen,
verlieren sie den ganzen Grip.«
Dass mit Toro Rosso das kleine Schwesterteam
mit der Gesamtperformance deutlich näher an
Red Bull herangerückt ist - und wohlgemerkt
den gleichen Motor wie das Mutterteam fährt -,
sollte nicht als Verschlechterung des Weltmeisterteams
gesehen werden, wie Marko meint.
»Sie haben jetzt mit James Key einen Top-Mann.
Außerdem benutzen sie nicht nur den gleichen
Motor wie wir, sondern auch das gleiche
Getriebe. Die Synergien zahlen sich aus.«
Als extremer Gegensatz zu Red Bull sehen viele
Williams. Der Rennstall hat sich vom Hinterbänkler-
zum absoluten Topteam entwickelt.
Williams profitiert nur von der alles überragenden
Mercedes Power Unit, lautet eine gängige
Meinung im Fahrerlager. Beim Traditionsrennstall
aus Grove kommt das nicht gut an. Motorsport-Magazin.com
sprach Rob Smedley darauf
an. Smedley, seit dieser Saison Head of Performance
Engineering bei Williams, fand deutliche
30 www.Motorsport-Magazin.com
Worte: »Wenn man sich alle Autos mit Mercedes-
Motor ansieht, dann zeigt das sehr wohl, wo wir
in etwa als Chassis-Hersteller stehen. Wenn es
keinen versteckten Motor gibt, dann fahren vier
Autos mit Mercedes-Power. Und wir sehen gegen
einige Teams, wie beispielsweise McLaren, die
viel Geld in das Chassis investieren, sehr gut
aus.« Mercedes‘ ehemaliger Motorsportchef Norbert
Haug stimmt Smedley zu: »Im schlechten
Chassis nutzt der beste Motor nicht viel.«
Dennoch gibt es weiterhin kritische Stimmen. Dr.
Helmut Marko gibt beispielsweise zu bedenken,
dass nicht alle Mercedes-Teams mit dem gleichen
Benzin fahren. McLaren nutzt nicht den hochgelobten
Petronas-Sprit, sondern vertraut auf Mobil
1 als Lieferanten. »Das macht schon 30 PS Unterschied«,
meint der Red Bull Motorsportberater.
In der Tat verliert der Williams in kurvigen Segmenten.
Der FW36 hat eine Schwachstelle:
schnelle Kurven. Doch geradeaus läuft der Williams
phänomenal. Fast auf jeder Strecke setzte
einer der beiden Williams-Piloten den absoluten
Spitzenwert bei der Höchstgeschwindigkeit. Da
kann auch Mercedes nicht mithalten.
Das kann zwei Gründe haben: Das Williams-
Getriebe ist länger übersetzt oder der Luftwiderstand
ist geringer. Weil für die gesamte Saison nur
noch eine Getriebeübersetzung erlaubt ist und
die schnellsten Rennstrecken mit Spa und Monza
erst noch bevorstehen, dürfte die Getriebeübersetzung
bislang nicht der limitierende Faktor sein.
Bleibt also der Luftwiderstand. Und auf dieser
Seite ist es immer ein Geben und Nehmen. Die
»SEHEN SIE, WIR HABEN 65 PS
WENIGER! DANN MÜSSEN WIR
ABTRIEB WEGNEHMEN, UM AUF
DEN GERADEN NICHT GANZ SO
LANGSAM ZU SEIN UND WIR
SIND TROTZDEM NOCH DIE
SCHNELLSTEN IN DEN KURVEN«,
SAGT HELMUT MARKO. »IM
REGEN SIND WIR IMMER IN DER
ERSTEN STARTREIHE.«
Kunst besteht darin, möglichst viel Abtrieb mit
möglichst wenig Luftwiderstand zu erkaufen.
Aerodynamische Effizienz nennt sich das. Manche
Mittel, wie zum Beispiel der Heckflügel, haben
hier ein recht schlechtes, also ineffizientes Verhältnis.
Andere Teile wiederum, wie der Unterboden,
bringen in der Regel viel Abtrieb für wenig
Luftwiderstand. Die Aussage, ein Auto sei aerodynamisch
nicht gut, weil es zwar auf der Geraden
schnell ist, in den Kurven allerdings Zeit verliert,
ist also so nicht richtig. Das eine beeinflusst das
andere. Dass der FW36 ein aerodynamisch effizientes
Auto ist, zeigt sich auch beim Benzinverbrauch:
Kein Bolide geht so sparsam mit dem
kostbaren Gut um wie der Williams.
Ganz so einfach wie in der Vergangenheit ist
es aber nicht mehr. Die Frage muss differenzierter
betrachtet werden, meint Motorsport-
Magazin.com-Experte Christian Danner.
»Der 2,4-Liter-Saugmotor war ein Stück
Eisen, das das Getriebe am Fahrzeug gehalten
hat. Aus! Wenn er nicht gerade den Unterboden
anblasen musste - was wir ja auch mal
hatten -, war er in Bezug auf das Chassis
wirklich nur das. Das ist jetzt anders. Das ist
auch der Grund, warum es eklatante Unterschiede
gibt, wenn man den Autos auf der
Strecke zuschaut.« Neben Aerodynamik und
Fahrwerkskinematik ist in der neuen Formel
1 noch ein weiterer Baustein als Chassis-Teil
hinzugekommen: die Power Unit. »Sie beeinflusst
das Fahr-, Brems- und Beschleunigungsverhalten
extrem. Das ist das Neue in
diesem Jahr. Deswegen kann man nicht sagen,
dass ein Auto ganz gut ist, der Motor aber
nicht. Es ist einfach eine Komponente hinzugekommen,
die ein Auto langsam oder
schnell, fahrbar oder unfahrbar macht.«
Dass Red Bull nach wie vor felsenfest davon
überzeugt ist, man habe noch immer - den Motor
ausgeklammert - das beste Fahrzeug, kann Danner
nicht ganz nachvollziehen. »Ich finde es ein
wenig weltfremd, wenn man einfach sagt, man
hat das beste Auto. Warum ist der Mercedes so
gut? Weil da von Anfang an die drei Komponenten
Fahrwerk, Aerodynamik und Motor als integrierter
Ansatz bezeichnet wurden.« Norbert
Haug stimmt zu. Er sieht die Power Unit als
großen Trumpf, warnt aber davor, sie isoliert zu
betrachten. »Räder hat sie trotzdem keine, auch
die Chassis-Mannschaft hat ein sehr konkurrenzfähiges
Auto gebaut.«
FOTOS: ADRIVO/SUTTON, WILLIAMS
www.Motorsport-Magazin.com 31
TEXT: STEPHAN HEUBLEIN
VERRÜCKTE
HARSCHE KRITIK VERLANGT NACH AUSSERGEWÖHNLICHEN MASSNAHMEN. WIE GEWINNT DIE FORMEL 1 DIE
GUNST DER FANS ZURÜCK? PIRELLI-MOTORSPORTCHEF PAUL HEMBERY HAT VIELE IDEEN. DARUNTER EINIGE
RADIKALE NEUERUNGEN. MOTORSPORT-MAGAZIN.COM TRAF IHN ZUM AUSFÜHRLICHEN GEDANKENAUSTAUSCH
ÜBER DEN STATUS DER KÖNIGSKLASSE.
32 www.Motorsport-Magazin.com
FOTOS: ADRIVO/SUTTON
IDEEN
Pirelli-Motorsportdirektor
Paul Hembery
packt aus
www.Motorsport-Magazin.com 33
Von Langeweile keine
Spur: Die Formel 1 bot
2014 rassige Rennen
MSM: Im vergangenen Jahr stand Pirelli im
Kreuzfeuer der Kritik. Jeder schlug auf euch
ein, kritisierte euch. Wie fühlt es sich an, nun
wieder eher im Hintergrund zu stehen?
PAUL HEMBERY: Die Formel 1 ist auch ein
Unterhaltungs-Business. Jede Saison hat ein
fortlaufendes Thema. Im vergangenen Jahr
hat es uns erwischt. Die einen sagen berechtigt,
die anderen unberechtigt. Wenn man in
diesem Sport aktiv und sichtbar dabei sein
möchte, muss man das manchmal einfach
akzeptieren. Man muss pragmatisch sein und
sagen: So ist es eben in diesem Jahr. In dieser
Saison ist die Balance wieder vernünftig. Die
Rennstrategien laufen meistens auf zwei oder
drei Stopps hinaus. Derzeit scheint alles gut
zu funktionieren.
Es hat Pirelli also nicht geschadet. Schließlich
vergessen die Menschen gerne schnell, was
im letzten Jahr gewesen ist, nicht wahr?
Wenn es so weiter gegangen wäre, dann sicher
schon. Nach den Reifenschäden in Silverstone
hatten wir nur eine Woche, um die Probleme
zu beheben. Das ist uns schnell gelungen. Es
gab nicht 19 Rennen wie in Silverstone. Die
Öffentlichkeit hat ebenfalls eine recht pragmatische
Sichtweise. Wir mussten Änderungen
vornehmen, haben das gemacht und
genau das wollen die Leute sehen - Reaktionen.
Wenn jedes Rennen so verlaufen wäre,
hätte es ganz anders ausgesehen. Aber so war
es ja nicht. Wir haben die Reifen und die Nutzung
dieser verändert. So lange nichts Außergewöhnliches
passiert, lässt sich sagen, dass
wir wieder auf Kurs sind.
Immerhin hat es gezeigt, wie schnell und gut
ihr reagieren könnt...
Absolut. Es hat gezeigt: Sobald wir wussten,
was das Problem war, konnten wir es auch
lösen. So ergeht es jedem hier im Fahrerlager.
Das ist nicht nur auf uns begrenzt. Jedes Team
hat mal Schwierigkeiten und muss diese so
rasch wie möglich beheben. Red Bull ist ein
gutes Beispiel dafür. Vor Saisonbeginn konnten
sie in diesem Jahr keine zwei Runden am
Stück fahren. Jetzt haben sie in Kanada ein
Rennen gewonnen. Bei den Bahrain-Tests vor
dem Saisonstart hätte das niemand für möglich
gehalten. Das erschien unmöglich. So
funktioniert die Formel 1: Wenn es ein Problem
gibt, arbeitet jeder hart und methodisch
daran, dieses zu lösen.
Nachdem ihr diese Situation im vergangenen
Jahr selbst durchgemacht habt, könnt ihr
sicher sehr gut mit den Renault-Jungs mitfühlen,
oder?
[lacht] Ja, das habe ich schon öfter gehört. Ich
sehe das aber nicht so. Wir konzentrieren uns
auf unsere Arbeit. Über etwas anderes
machen wir uns nicht so viel Gedanken. Wir
müssen sicherstellen, dass wir unsere Arbeit
richtig machen.
Das ist witzig. Nach den ersten Testfahrten
im Winter und dem Saisonauftakt in Australien
scherzten wir in unserer Redaktion darüber,
dass Rémi Taffin nun der neue Paul
Hembery sei...
[lacht] Von dem Scherz habe ich gehört. Ich
persönlich ziehe daraus natürlich keine
Befriedigung. Wir machen unsere Arbeit und
alles andere liegt dann bei euch.
Kommen wir zur aktuellen Lage in der Formel
1. In diesem Jahr gab es abermals viel
Kritik an der F1. Es scheint das alte Spiel zu
sein: Wer etwas mag, sagt nichts. Wer etwas
nicht mag, schreit lauthals los...
Darin spiegelt sich wohl das moderne Leben
wieder. Egal in welchem Sport man involviert
ist, überall wird die Kritik verstärkt. Lob wird
hingegen nicht besonders hoch angesiedelt.
So ist der Lauf der Welt heutzutage. Ganz
besonders da heute jeder seine Meinung
schnell und oftmals anonym verbreiten kann.
Auch gibt es meistens keine Gelegenheit, eine
andere Meinung zu äußern, um etwas zu
erklären. Wir leben heute in einer ganz anderen
Welt. Umso mehr ist es schade, dass der
gute Rennsport, den wir in diesem Jahr schon
gesehen haben, nicht gewürdigt wird. Es gab
fantastisches Racing in dieser Saison. Obwohl
Mercedes so stark ist, erleben wir einen guten
Zweikampf zwischen den beiden Silberpfeil-
Fahrern. Das allein ist schon fantastisch. Aber
auch dahinter gibt es großartige Leistungen
zu bestaunen. Ich finde es toll, dass Valtteri
Bottas so stark ist. Ebenso Kevin Magnussen.
Auch Daniil Kvyat ist ein großartiges Talent.
Daniil hat im Nassen in Silverstone einige
fantastische Reaktionen gezeigt und das Auto
abgefangen...
[lacht] Oh ja! Aber auch der Kampf zwischen
Sebastian Vettel und Fernando Alonso am
gleichen Wochenende war toll. Ich habe
einige großartige Dinge in dieser Saison gesehen.
Darüber sollten wir sprechen. Wir sollten
auf den positiven Aspekten aufbauen, anstatt
nur auf dem Negativen herumzureiten.
Selbstverständlich müssen wir uns die
Zukunft ansehen. Es gibt Probleme, derer wir
uns als Sport annehmen müssen. Für einige
Teams sind die Kosten zu hoch. Auch einige
Veranstalter haben Schwierigkeiten. Insgesamt
verändert sich die Fanbasis in aller Welt.
Wir haben Fans in China und Indien, die
keine Ahnung haben, was vor 20 Jahren in
der Formel 1 passiert ist. Sie wissen nur, was
im vergangenen Jahr los war. Es macht also
keinen Sinn, darüber zu sprechen, was in der
Vergangenheit funktioniert hat. Denn sie
haben gar keine Vergangenheit in der Formel
1. Die Frage lautet: Was wollen sie sehen?
Jeder von ihnen hat eine Fernbedienung mit
200 Sendern zur Auswahl. Wenn ihm etwas
nicht gefällt, schaltet er nach den ersten fünf
Minuten weg. Deshalb müssen wir vielleicht
überdenken, wie man einen Kunden in der
34 www.Motorsport-Magazin.com
modernen Welt bedient. Die Menschen haben
ein großes Verlangen nach Unterhaltung.
Aber sie werden sich etwas nicht nur deswegen
anschauen, weil sie das schon immer
gemacht haben. Um ein neues Publikum zu
gewinnen, müssen wir eine unwiderstehliche
Show bieten. Es muss an jedem Rennwochenende
einen Zweikampf wie zwischen Alonso
und Vettel geben - und das zwischen vielen
verschiedenen Autos, nicht nur diesen
beiden.
FOTOS: ADRIVO/SUTTON
Bei dem Duell war es schön, die Aussagen
beider Fahrer im Boxenfunk zu hören...
Aus meiner Sicht war das sogar ein wenig
negativ. Es klingt fast so, als ob sie sich etwas
zu viel beklagen. Das steigert dann den →
Regenschauer
gefällig? Hembery
fände es toll
Verrückte Ideen? Nur
her damit! Hembery
mag Abwechslung...
»EGAL IN WELCHEM SPORT MAN INVOLVIERT IST, ÜBERALL WIRD DIE
KRITIK VERSTÄRKT. LOB WIRD HINGEGEN NICHT BESONDERS HOCH
ANGESIEDELT. SO IST DER LAUF DER WELT HEUTZUTAGE. GANZ
BESONDERS DA HEUTE JEDER SEINE MEINUNG SCHNELL UND OFTMALS
ANONYM VERBREITEN KANN. AUCH GIBT ES MEISTENS KEINE GELEGEN-
HEIT, EINE ANDERE MEINUNG ZU ÄUSSERN, UM ETWAS ZU ERKLÄREN.«
www.Motorsport-Magazin.com 35
Die Reifen stehen
2014 nicht mehr im
Mittelpunkt
»ICH BEVORZUGE 22 GLÜCKLICHE MULTIMILLIONÄRE ALS FAHRER, DIE WAHRSCHEINLICH JEDES MÄDCHEN HABEN
KÖNNEN, DAS SIE MÖCHTEN - ODER EBEN JEDEN JUNGEN, MAN WEISS JA NIE... [LACHT] IN DER FORMEL 1 GAB
ES IN DEN VERGANGENEN JAHREN EINE GEWISSE TENDENZ, SICH ZU VIEL ZU BEKLAGEN. WIR SOLLTEN UNS IM
KLAREN DARÜBER SEIN, DASS WIR NUR EIN SPORT SIND. DIE MENSCHEN SOLLEN SPASS AN DER F1 HABEN.«
negativen Eindruck nur noch. Wenn das
jemand sieht und hört, denkt er sich, dass die
Formel-1-Fahrer sich nur beschweren. Ich
bevorzuge 22 glückliche Multimillionäre als
Fahrer, die wahrscheinlich jedes Mädchen
haben können, das sie möchten - oder eben
jeden Jungen, man weiß ja nie... [lacht] Scherz
bei Seite: Jeder von ihnen hat einen wundervollen
Job. Man kann viel von Fußball- oder
Tennis-Spielern lernen. Wenn ein Tennis-
Spieler im Halbfinale ausscheidet, nimmt er
die Niederlage hin. In der Formel 1 gab es in
den vergangenen Jahren eine gewisse Tendenz,
sich zu viel zu beklagen. Wir sollten uns
im Klaren darüber sein, dass wir nur ein Sport
sind. Es gibt größere Probleme auf der Welt
als unsere. Die Menschen sollen Spaß an der
Formel 1 haben. Wir wollen ein Lächeln in
die Gesichter der Fans zaubern.
Bei Rennen wie in Spielberg oder Silverstone
waren die Tribünen voll. An anderen Strecken
wie in Hockenheim waren sie fast gähnend
leer. Liegt das am viel größeren Unterhaltungsangebot
für die Fans?
In meinen Augen ist es sehr schwierig, ein
Rennen nur alle zwei Jahre auszutragen. Man
braucht eine gewisse Konstanz. Die Menschen
müssen sich auf ein Rennen freuen. Die Vermarktung
eines Grands Prix aufzuteilen ist
sehr schwierig. Der Erfolg in Österreich lag
meiner Meinung nach an dem riesigen Einsatz
des Promoters, der natürlich große
Unterstützung von Red Bull genoss. Aber sie
haben viel für die Fans getan. Es gab Konzerte,
Flugshows, Oldtimer-Ausstellungen - es war
immer etwas los. Genauso in Silverstone. Sie
haben dort ein Unterhaltungs-Wochenende
abgehalten. Man ging mit seiner Familie hin
und es wurde einem viel geboten. Klar, an
Nummer 1 steht der Rennsport. Aber das
Paket war dort viel größer. Das gleiche gilt für
Austin oder Melbourne. Auch dort gibt es
wahnsinnig viele Aktivtäten für die Zuschauer.
An diesen Rennen sollten sich manche Veranstalter
ein Beispiel nehmen. Denn eins steht
fest: die Formel 1 ist teuer. Die Fans zahlen
nicht nur für die Tickets, sie zahlen auch für
die Anreise und das Hotel. Dann sind die
wenigsten alleine unterwegs. Sie müssen für
ihren Partner und die Kinder zahlen. So wird
das rasch zu einem teuren Spaß für ein
Wochenende. Gerade bei den Familien ist das
nicht zu unterschätzen. Wer mit kleinen Kindern
zum Rennen kommt, braucht etwas, das
sie bei Laune hält. Vielleicht interessieren sie
sich für Motorsport, aber zwischen den Rennen
wollen sie möglicherweise etwas anderes
machen. Es ist wichtig, ihnen ständig etwas
zu bieten. Ich kann mich noch daran erinnern,
wie es war, als meine Kinder jünger
waren. Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn
sie gelangweilt sind und es nichts zu erleben
gibt. Es reicht nicht, ihnen nur ein Eis in die
Hand zu drücken. Aus diesen Lektionen können
einige Austragungsorte etwas lernen.
Österreich war dafür ein gutes Beispiel. Dort
hatte eine kleine Ewigkeit lang kein Rennen
mehr stattgefunden. Die Strecke liegt ehrlich
gesagt im Nirgendwo. Es ist also nicht so viel
anders als am Nürburgring oder in Hockenheim.
Nur hat Spielberg bewiesen, dass es
auch anders geht.
Spielen vielleicht auch die Regeln eine Rolle
dabei? Ich habe dazu schon mit Monisha
Kaltenborn und Franz Tost gesprochen.
Monisha bezeichnete das Hin und Her als
schädlich für das Ansehen der Formel 1.
Franz meinte hingegen, die F1 müsse mit der
Zeit gehen und sich ständig anpassen [s.
Interview auf S. 52].
Stabile Regeln sind sehr wichtig. Ganz besonders
innerhalb einer Saison. Es ist ein bisschen
seltsam, weil wir schon seit einigen Jahren
über dieses Thema sprechen. [lacht] Es hat
eine ganze Weile gedauert, bis wir an diesem
Punkt angelangt sind. Fakt ist: die Öffentlichkeit
interessiert sich nicht dafür. Sind wir doch
mal ehrlich: es gibt eine kleine Gruppe an
Fans, sicherlich die Leser eures Motorsport-
Magazins, die genau wissen möchten, wie
alles funktioniert. Aber alle meine Freunde
in England, die sich das Rennen in einer Bar
anschauen, interessieren sich überhaupt nicht
für all das. Sie haben keine Ahnung und die
Regeln sind ihnen auch egal. Sie wollen einfach
nur guten Rennsport sehen. Selbstverständlich
gibt es Fans, die die technische Seite
anspricht. Aber die große Masse will nur ein
spannendes Rennen sehen. Sie sollten wir
nicht zu stark verwirren. Manchmal geben
wir solchen Themen vielleicht zu viel
Beachtung.
Wie schafft es die Formel 1, immer in so eine
Situation zu kommen?
Ganz einfach: Wir haben brillante Ingenieure,
die das Reglement genau studieren und bis
an die Grenzen der Interpretation gehen. So
ist es in der Formel 1 schon seit einer sehr,
36 www.Motorsport-Magazin.com
FOTOS: ADRIVO/SUTTON
sehr langen Zeit.
Also: elf Teams, elf Meinungen. Oder ist diese
Erklärung zu einfach?
Wahrscheinlich ist das immer so. Egal wozu
man elf Leute befragt, sie werden immer
unterschiedlicher Meinung sein. Angefangen
bei ihrem Lieblings-Eis. In einem Wettbewerbsumfeld
ist das keine große Überraschung.
Wir könnten auch elf Bundeliga-
Mannschaften nehmen und sie nach einer
Regeländerung während der Saison befragen.
Ich glaube nicht, dass sie sich darauf einigen
würden. Das liegt also nicht allein an der Formel
1. Vielmehr liegt es in der Natur des Menschen.
Das ist unsere eigene Schuld. Möglicherweise
sollte die Entscheidung erst gar
nicht in den Händen der Teams liegen. Aber
das ist eine andere Diskussion...
Wenn dir ein unbegrenztes Budget zur Verfügung
stehen würde: wie würde dein Traum-
Formel-1-Auto aussehen?
Ich mag die Simulatoren. Sie sind eine sehr
wichtige Technologie für die Straßenfahrzeugproduktion.
Damit erzielt man eine sehr
gute Lernkurve. Ich bin jedoch kein großer
Fan der Aerodynamik. Das würde alle Teams
verärgern. Denn die meisten ihrer Leute
arbeiten im Windkanal genau daran. Es gibt
bei jedem Rennen viele kleine Veränderungen,
die man gar nicht erkennen kann.
Das versteht niemand. Wir sollten aber nur
Dinge unternehmen, die jeder versteht. Wenn
wir weniger Geld für Aerodynamik ausgeben
würden, wäre das fantastisch. Vielleicht
könnten wir auch etwas mehr testen. Ich mag
es, wenn die Fahrer auch tatsächlich im Auto
sitzen. Klar, die Simulatoren schränken die
Zeit auf der Strecke ein, aber das ist wichtig,
weil wir nicht wie die Autohersteller ständig
auf dem Nürburgring testen können. Aber
letztlich sind die Fahrer nun einmal genau
dafür da und es ist schade, dass wir sie nicht
öfter im Auto sehen.
es das. Aber wenn eine Regenwolke über die
Strecke zieht, ist es nicht viel anders. Wo liegt
der Unterschied? Viele Leute schauen sich
Reality-Shows an. Sie wollen echte Persönlichkeiten
sehen. Wissen, wie die Fahrer wirklich
sind. Die Fahrer müssen internationale
Superstars werden. Sie können nicht einfach
nur mit dem Helm auf dem Kopf herumlaufen.
Sie müssen in Talk Shows auftreten. Der
Sport muss seine Fahrer besser vermarkten,
damit man sie auch überall erkennt. Lewis
hat gut zwei Millionen Fans auf Facebook,
aber Rihanna hat 89 Millionen Fans. Dagegen
müssen wir antreten.
Vielleicht sollten wir zwei Rennen pro
Wochenende austragen - eines am Samstag,
eines am Sonntag. Das würde den Fans gleich
doppelt Grund zum Kommen geben. Wir
könnten das Qualifying am Freitag abhalten
und dann jeden Tag ein Rennen fahren. Mein
Traum ist es, das Geld dafür auszugeben, dass
auch tatsächlich Autos auf der Strecke fahren.
Wir sollten den Fans im Verlauf eines
Wochenendes ein besseres Show-Paket bieten.
Anstatt darüber zu diskutieren, am Freitag
weniger zu fahren, sollten wir die Fahrer
lieber ins Auto setzen und sie mehr fahren
lassen! Schließlich kommen die Zuschauer
aus nur einem einzigen Grund an die Strecke:
sie wollen die Jungs in ihren Autos sehen. Sie
wollen keinen Windkanal anschauen. Es ist
doch so: man kann das schnellste Auto der
Welt bauen, aber wenn es sich niemand
anschaut, spielt es keine Rolle mehr. Also,
Toto und Niki, wenn ihr das hier lest: setzt
euch dafür ein!
Du plädierst also dafür, den Fans mehr zu
bieten?
Vielleicht müssen wir den Stolz und einige
historische Gefühle über Bord werfen und in
der Zukunft ein paar verrückte Dinge
machen. Bernie hat mal Sprinkleranlagen
vorgeschlagen. Warum nicht? Wir sagen so
oft: Hoffentlich regnet es im Rennen. Und
warum? Weil wir dann einen zufälligen Effekt
erhalten. Das lässt sich auch problemlos
erzeugen. Der Computer berechnet es und es
regnet für 20 Minuten bei jedem Rennen. Das
würde alles durcheinanderwirbeln. Die Leute
empfinden das als unecht. Möglicherweise ist
www.Motorsport-Magazin.com 37
TEXT: MARK SUTTON
FORMEL 1 FLUGSHOW
LANGWEILIGE GRANDS PRIX? VON WEGEN! IN DER SAISON 2014 MANGELTE ES BISLANG
NICHT AN ÜBERHOLMANÖVERN, SPEKTAKULÄREN FLUGEINLAGEN UND BRENNENDEN
AUTOS. MOTORSPORT-MAGAZIN.COM FOTOGRAF MARK SUTTON ZEIGT DIE HEISSESTEN
BILDER DER BISHERIGEN SAISON. ALSO, ANSCHNALLEN UND ABHEBEN!
38 www.Motorsport-Magazin.com
FOTOS: ADRIVO/SUTTON
REVANCHE FÜR BAHRAIN
I
ch stand in Club Corner. Dort gibt es eine TV-Leinwand, auf der
man das Rennen verfolgen kann. Man sieht die Autos in Stowe
fahren und wenn sie dort nicht überholen können, versuchen sie
es vielleicht in Vale noch mal. Ich passe immer auf, was gerade los ist. Ich
hatte ein Tele-Objektiv dabei und sah Gutierrez auf der Innenseite ankommen.
Bis sie kollidierten, hielt ich es für eine normale Szene. Gutierrez verlor
an seinem Auto die Endplatte des Frontflügels, aber sie fuhren weiter auf die
Kurve zu. Dort berührten seine Räder jene von Maldonados Auto. Es war
genau anders herum als in Bahrain. Ich konzentrierte mich gar nicht auf den
Unfall. In solchen Momenten drückt man einfach den Auslöser und hofft,
dass etwas passiert. Hier war das zum Glück der Fall. Ehrlich gesagt kann
man ein ganzes Rennen in Club Corner anschauen und es passiert überhaupt
nichts! In diesem Fall hatte ich den Vorteil, dass ich einen neuen Transmitter
verwendet habe, mit dem ich die Bilder direkt aus der Kamera versenden
konnte. Somit hatten war das Foto schon während des Rennens auf unserer
Website www.Motorsport-Magazin.com verfügbar.
www.Motorsport-Magazin.com 39
RAMBO MALDO-
NADO RÄUMT AUF
A
ls sich der Unfall ereignete, wechselte ich gerade
meine Position in Kurve 1 mit einem unserer
anderen Fotografen. Dadurch hatten wir ein Foto
des Unfalls, aber ich persönlich konnte nur die Szenen
direkt danach festhalten. Zum Glück ist Gutierrez nichts
passiert. Er konnte sich selbst aus dem Auto befreien, noch
bevor das Ärzteteam an Ort und Stelle war. Er zeigte den
Streckenposten schon den Daumen nach oben, als er noch
im Auto saß. So teilte er ihnen mit, dass er nicht ernsthaft
verletzt war. Trotzdem lief er danach etwas wackelig zurück
in den Paddock. Er schien etwas Probleme zu haben.
Bereits am Dienstag nach dem Rennen war er aber wieder
beim Test in Bahrain. Dem Chassis erging es nicht so gut,
weil es auf dem Überrollbügel gelandet war.
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www.Motorsport-Magazin.com 41
FOTOS: ADRIVO/SUTTON
BRASILIANISCHE SLIDESHOW
H
inter diesem Bild steckt eine lustige Geschichte oder aus meiner
Sicht eher eine traurige. Ich habe das Meiste von dem Unfall verpasst.
Die Anlagen in Hockenheim sind gut und ich kann verstehen,
dass sie die Zäune aus Sicherheitsgründen absichern. Allerdings ist es
frustrierend, wenn man in Kurve 1 ankommt und andere schon vorher die
Plätze belegt haben. Sicherheit ist wichtig, aber wir müssen auch arbeiten
können. Das ist hart. Es passen nie mehr als zehn Leute durch die Lücke
und ich dachte mir schon vorher: Wenn etwas beim Start passiert, habe
ich verloren. Genau so kam es dann! Ich hörte den Unfall, drehte mich
nach links und das kam dabei heraus. Einige Leute in der ersten Reihe
bekamen es hin, aber ich war in Reihe zwei und bekam nicht alles mit. Das
lag mehr an der Anlage als an meinen Fähigkeiten. Es gibt einfach nicht
genügend Raum und man muss über die Köpfe der anderen hinwegfotografieren.
Das ist ärgerlich. Wenn man all das zusammenzählt, haben wir
eine nette Sequenz herausgeholt, aber persönlich hatte ich das Gefühl, dass
wir etwas im Stich gelassen worden waren.
42 www.Motorsport-Magazin.com
www.Motorsport-Magazin.com 43
FOTOS: ADRIVO/SUTTON, LOTUS
44 www.Motorsport-Magazin.com
SAUSCHNELLER
TEXT: STEPHAN HEUBLEIN
HUND
KOMETENHAFTER AUFSTIEG? CHECK. KREUZFEUER DER KRITIK? CHECK. KATASTROPHENSAISON? CHECK.
ROMAIN GROSJEAN HAT IN SEINER KURZEN FORMEL-1-LAUFBAHN BEREITS ALLES MITGEMACHT. TROTZDEM HAT
ER SICH SEINEN HUMOR BEWAHRT. MOTORSPORT-MAGAZIN.COM VERRÄT ER SEIN GEHEIMREZEPT.
www.Motorsport-Magazin.com 45
Romain Grosjean
fand den Lotus zu
Saisonbeginn
»schrecklich«
FOTOS: ADRIVO/SUTTON, LOTUS
Die Sonne brennt auf den Paddock
von Hockenheim. Asphalttemperaturen
von bis zu 58 Grad Celsius
sorgen für einiges Kopfzerbrechen
im Fahrerlager. Nur Romain
Grosjean scheint selbst bei diesen unerwartet heißen
Temperaturen kühlen Kopf zu bewahren. Der
Franzose wird bei seiner Medienrunde im Team-
Motorhome von den Journalisten umzingelt. Ein
deutscher Kollege stellt ihn vor die harten Fakten
der Realität: »Im letzten Jahr warst du Siebter in
der Fahrer-WM, im Moment liegst du nur auf Platz
14.« Grosjean zögert keine Sekunde. Mit einem
schelmischen Grinsen im Gesicht erwidert er:
»Dann bin ich ja doppelt so gut!« 1:0 für Grosjean.
Mit dieser und ähnlichen selbstironischen Antworten
gewinnt der Lotus-Pilot schnell Sympathien.
Statt in Selbstmitleid zu zerfließen, nimmt er seine
sportlich enttäuschende Situation in diesem Jahr
mit Humor. Nur eine Woche später sehen wir uns
wieder. In Ungarn empfängt Grosjean Motorsport-
Magazin.com zum Exklusivinterview. Die Erinnerungen
an die beeindruckend lockeren und witzigen
Antworten von Hockenheim sind uns dabei
noch in bester Erinnerung. »Ja, man darf es nicht
so hart nehmen«, freut sich Grosjean über das
Kompliment. »Wir können die Situation nicht verändern.
In dieser Saison bleibt alles so, wie es ist.
Ein bisschen Selbstironie und Spaß können da
nicht schaden.«
»JA, MAN DARF ES NICHT SO HART
NEHMEN«, FREUT SICH ROMAIN
GROSJEAN ÜBER DAS KOMPLIMENT.
»WIR KÖNNEN DIE SITUATION NICHT
VERÄNDERN. IN DIESER SAISON
BLEIBT ALLES SO, WIE ES IST. EIN
BISSCHEN SELBSTIRONIE UND SPASS
KÖNNEN DA NICHT SCHADEN.«
Zu Saisonbeginn sah dies noch ganz anders aus.
Auf das Testdesaster im Winter folgte ein katastrophaler
Saisonstart in Australien und Malaysia.
Der tiefe Frust ließ sich bei den ersten Saisonläufen
an Grosjeans Mimik ablesen. In seiner Stimme
schwang stets die Enttäuschung mit. Von sprudelnder
Begeisterung war selbst in Ansätzen weit
und breit nichts zu spüren. Der bei den Testfahrten
in Bahrain geäußerte Wunschtraum, das
beste Renault-Team zu werden, klang plötzlich
wie Spott und Hohn. Ȇber den Winter dachten
wir, dass wir Weltmeister werden könnten«, erinnert
sich Grosjean im Gespräch mit Motorsport-
Magazin.com zurück. »Aber dann funktionierte
der Motor nicht. Das Auto war nicht so gut, wie
wir nach den Windkanaltests gedacht hatten. Das
waren schwere Zeiten. Da lassen sich die Emotionen
natürlich nicht verbergen.«
Solche Durststrecken und schwierige Zeiten gehören
in der Formel 1 und im Leben jedoch dazu.
»Ein großer Fahrer muss auch durch den Scheiß
gehen können«, sagt Motorsport-Magazin.com
Experte Christian Danner voller Anerkennung
für Grosjean. Den Ex-Rennfahrer fasziniert vor
allem Grosjeans Umgang mit der verfahrenen
Situation. Während andere Fahrer über ihr Team
gemotzt und die Schuld bei anderen gesucht hätten,
krempelte der Franzose die Ärmel hoch,
arbeitete hart zusammen mit seinem Team und
46 www.Motorsport-Magazin.com
Max Chilton sagt:
Es gibt Chassis-
Unterschiede
gab niemals auf. »Er hat das Team motiviert, nicht
nur rumgemotzt, wie der eine oder andere Fahrer.
Dazu sage ich: Hut ab«, lobt Danner. »Es ist nicht
immer Sonnenschein im Leben.«
Grosjean freut sich über diese aufmunternden
Worte. »Es bringt nichts, einem speziellen Ingenieur
die Schuld zu geben«, betont er. »Wir arbeiten
als Team zusammen. Keiner trägt alleine die
Schuld für die Probleme. Es macht keinen Sinn,
jemanden zu beschuldigen oder zu beschimpfen.«
Zudem verbindet Grosjean eine lange Geschichte
mit seiner Mannschaft, die ihm 2009 als Renault
Werksteam den Sprung in die Königsklasse ermöglichte.
Damals wechselte Grosjean während der
Saison aus der GP2 in die Formel 1. Sein Teamkollege:
Fernando Alonso. Nach sieben Rennen war
schon wieder Schluss. Aber Grosjean erhielt 2011
eine zweite Chance, sich zu beweisen. Sein Speed
war deutlich zu erkennen, doch er selbst war noch
zu ungestüm, verursachte viele (Start-)Unfälle.
Mark Webber bezeichnete ihn als »Verrückten aus
Kurve 1«. Der Tiefpunkt war die Massenkarambolage
in Spa, bei der Fernando Alonso nur mit viel
Glück unverletzt blieb. Grosjean wurde dafür für
ein Rennen gesperrt. Das Team rund um den
damaligen Teamchef Eric Boullier hielt jedoch zu
ihm. »Es ist richtig, ich habe mit dem Team schon
viel erlebt«, gesteht Grosjean. »Ich bin schon lange
dabei. Sie haben in schwierigen Zeiten zu mir
gestanden. Ich habe Fehler gemacht, aber sie haben
mir den Rücken gestärkt. Man kann es schon so
sehen, dass ich dies jetzt zurückzahle.«
Romain Grosjean
stellte sich den
Fragen von Motorsport-
Magazin.com
Diese Professionalität und Loyalität zeichnet
Grosjean dieser Tage aus. Zunächst wollten seine
Ingenieure die interne Kritik nicht wahrhaben.
Sie versuchten, ihm vorzuschreiben, wie er das
Auto zu fahren habe. Er erwiderte stets, dass es
furchtbar zu fahren sei. Doch Grosjean überzeugte
sie mit seinem technischen Feedback. Er
setzte sich mit seiner Mannschaft zusammen und
sagte ihnen, dass es keinen Sinn mache, gegeneinander
zu arbeiten. Mittlerweile hat das Team
erkannt, dass seine Kritikpunkte richtig waren.
»Die Ingenieure wissen, dass sie einen Fahrer
haben, auf den sie sich verlassen können«, sagt
Danner. »Wenn er sagt, das Auto ist scheiße, dann
ist es auch scheiße. Es gehört sehr viel Größe,
Stärke und Charakter dazu, um darüber hinwegzukommen
und konstruktiv mit kühlem Kopf
weiterzuarbeiten.« Grosjean ist es gelungen. Ein
wichtiger Rückhalt ist für ihn neben seinem Team
seine Familie. »Es ist schwierig, heimzugehen und
nicht über die Formel 1 nachzudenken«, sagt
Grosjean. »Denn das ist meine Arbeit und meine
Leidenschaft.« Die aktuelle Saison bezeichnet er
dabei immer wieder als charakterbildend. »Ich
arbeite viel mit einem Psychologen zusammen.
Er soll mir helfen, alles in den Griff zu bekommen
und mich zu verbessern.« Dabei gibt es einige
große Vorbilder, die ebenfalls sportliche Rückschläge
wegstecken mussten. Auch Champions
wie Michael Schumacher und Fernando Alonso
erlebten harte Jahre, aus denen sie gestärkt hervorgingen.
»Als Michael zu Ferrari kam, war das
Auto nicht besonders gut«, vergleicht Grosjean.
»Dann lief es plötzlich viel besser. Das Auto war
besser und er gewann fünf WM-Titel in Serie.«
Nach all den zum Teil gravierenden Erlebnissen,
die Grosjean in seiner Karriere schon mitgemacht
hat, sieht es fast so aus, als ob er schon
jeden Tiefschlag am eigenen Leib erfahren hätte.
Er selbst sieht das nicht so negativ: »Ich hatte in
meiner Karriere meistens das Glück, zur richtigen
Zeit am richtigen Ort zu sein«, sagt er. »Ich
denke nicht, dass ich immer in schwierigen Situationen
gewesen bin. Das gehört zu deiner Karriere
dazu. Es gibt immer Aufs und Abs. Aktuell
ist es Teil meiner Formel-1-Erfahrung. Für mich
kommt das nicht zur besten Zeit, aber wer weiß,
was die Zukunft bereithält?« In diesem Jahr wird
er sicher kein Rennen gewinnen, dessen ist er
sich bewusst. Dennoch hat er keine Angst davor,
als siegloser Fahrer in die Formel-1-Geschichte
einzugehen. »Ich glaube an meine Glückssterne
und denke, dass ich in Zukunft Rennen gewinnen
werde.« Vom Schicksal eines zweiten Nick
Heidfeld möchte er nichts wissen. Stattdessen
vergleicht er seine Situation mit der eines Fußballspielers
wie Cristiano Ronaldo in der portugiesischen
Nationalmannschaft. »Er ist einer der
besten Spieler der Welt, aber sein Team ist nicht
perfekt. Also sind sie bei der WM früh ausgeschieden«,
vergleicht er. In der Formel 1 übernimmt
diese entscheidende Rolle das Auto. Zu
Saisonbeginn kämpfte Lotus mit der Zuverlässigkeit
und der Performance der Renault Power
Unit. Danach behinderten Kinderkrankheiten
am eigenen Auto weitere Fortschritte. »Aber
sobald das Auto einigermaßen funktionierte, war
Grosjean wieder vorne«, lobt Danner. In seinen
Augen ist der Franzose etwas Besonderes. Im
vergangenen Jahr habe er seinem Teamkollegen
Kimi Räikkönen im Schnitt drei Zehntel abgenommen,
rechnet Danner vor. »Inzwischen ist
er ein gereifter Fahrer und obendrein ein
sauschneller Hund.« Grosjeans Situation ähnelt
jener von Nico Hülkenberg oder anderen aufstrebenden
Talenten, die ihr Können unter
Beweis gestellt haben, aber noch nicht den
Sprung zu einem Spitzenteam geschafft haben.
Danner glaubt: »Romain ist innerhalb der Formel
1 so anerkannt, dass er sicher ein vernünftiges
Auto für das nächste Jahr erhält.« Grosjean
blockt Fragen nach seiner Zukunft ab. Zu groß
ist der Respekt vor seinem Team. Für einen Verbleib
bei Lotus sprechen: der wahrscheinliche
Wechsel zu Mercedes-Motoren und der Abgang
von Kimi Räikkönen. »Jetzt habe ich den größeren
Raum im Motorhome.« Diesen Humor sollte
sich Grosjean unbedingt bei jedem Team
erhalten.
www.Motorsport-Magazin.com 47
NEXT
BEST
TEXT: KERSTIN
HASENBICHLER
SUPERSTAR
FÜR DIE FORMEL-1-STARS VON GESTERN WIRD ES ENG. EINE NEUE
GENERATION AUFSTREBENDER PILOTEN WIRBELT DIE RANGFOLGE DURCHEI-
NANDER. MOTORSPORT-MAGAZIN.COM VERRÄT, WER DAS GRÖSSTE
STAR-POTENZIAL BESITZT.
48 www.Motorsport-Magazin.com
NICO HÜLKENBERG
»Er ist schnell, konstant, unglaublich ausgeschlafen
und kann sich wahnsinnig gut konzentrieren.«
Nico Hülkenberg verfügt über sämtliche Ingredienzien,
um in naher Zukunft einen Grand Prix zu gewinnen
- davon ist Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner
überzeugt. In den ersten zehn Grands Prix des Jahres war der 26-Jährige
stets in den Punkterängen zu finden und wurde damit seinem Ruf
als »Mister Zuverlässigkeit« in der ersten Saisonhälfte mehr als gerecht.
Auch im teaminternen Qualifyingduell gibt Hülkenberg ganz klar den
Ton an. Der Force-India-Pilot gilt als äußerst zielstrebig und ehrgeizig.
Dass es bei seinen bisherigen 68 Grands-Prix-Starts noch zu keinem
Podest gereicht hat, liegt hauptsächlich daran, dass ihm weder Williams
noch Force India oder Sauber in der Vergangenheit ein konkurrenzfähiges
Auto an die Seite stellen konnten. »Auch wenn
er noch keinen Grand Prix gewonnen hat, die Grundvoraussetzungen
hat Nico«, stellt Danner klar.
STAR-POTENZIAL:
→
FOTOS: ADRIVO/SUTTON
DANIIL KVYAT
Daniil Kvyat - diesen Namen sollten sich Formel-1-Fans
merken. Der Russe gilt als zukünftiger
Top-Star. »Daniil ist sauschnell. Er hat einen unglaublich
klaren Kopf. Er weiß, was er macht und ist nie mit sich zufrieden«,
sagt Christian Danner. Eigenschaften, die auch Sebastian
Vettel in seinen Anfängen zugeschrieben wurden. Ob die Karriere
des Russen wie bei Vettel verläuft, ist unklar. Mit seinem neunten Platz
beim Saisonauftakt in Australien löste der 20-Jährige allerdings Vettel
als jüngsten Piloten ab, der bei seinem GP-Debüt punkten konnte.
»Daniil ist ein Topfahrer. Das ist einer, der gewinnen kann. Allerdings
braucht er auch das nötige Glück, um irgendwann in einem Top-Auto
zu sitzen«, betont Danner. Aktuell sitzt der Youngster in einem Toro
Rosso, mit dem er in dieser Saison bereits vier Mal in die Punkteränge
fuhr. Auf der Strecke erwies sich der Russe nicht nur als
schnell, sondern auch als zweikampfstark und ließ dabei
seinen wesentlich erfahreneren Teamkollegen Jean-Eric
Vergne alt aussehen.
STAR-POTENZIAL:
www.Motorsport-Magazin.com 49
VALTTERI BOTTAS
Finnen sind schnell, verstehen ihren Wagen
zumeist blind und besitzen eine unglaubliche Fahrzeugbeherrschung.
Lachen zählt hingegen nicht zu ihren Stärken.
Im Fall von Valtteri Bottas trifft nur ein Klischee zu. »Valtteri
ist ein super cooler Typ. Er hat einen tollen Humor. Ich finde ihn
großartig«, schwärmt Christian Danner. Neben seinem Humor besitzt
der Williams-Youngster aber noch andere und für einen Rennfahrer viel
wichtigere Qualitäten. Er ist schnell, wissbegierig und ein harter Arbeiter.
»Man darf nicht vergessen, dass es erst Valtteris zweites F1-Jahr ist. Dafür
macht er seine Sache brillant«, lobt Claire Williams den 24-Jährigen. In
elf Rennen blieb Bottas lediglich in Monaco punktelos, in Spielberg, Silverstone
und Hockenheim stand er auf dem Podest. Kein Wunder, dass
viele ihm zutrauen in die Weltmeister-Liga der finnischen Stars wie
Keke Rosberg, Mika Häkkinen oder Kimi Räikkönen aufzusteigen.
»Warum nicht? Er steht permanent auf dem Podium. Cool
genug ist er auf jeden Fall«, meint Danner.
STAR-POTENZIAL:
SERGIO PÉREZ
»Perez ist ein schneller Kerl, aber er trägt die
Nase so hoch, dass bei Regen Ertrinkungsgefahr
herrscht.« Diese Arroganz soll Sergio Pérez auch sein Cockpit
bei McLaren gekostet haben. »Sergio hat definitiv Potenzial,
aber seine Einstellung passte nicht. Er war bei den Ingenieuren,
eigentlich bei allen im Team unbeliebt«, plauderte Jo Ramirez aus dem
McLaren-Nähkästchen. Dabei gilt der 24-Jährige als äußerst schnell und
für sein Alter als sehr erfahren. Sein Talent ließ er u.a. in Bahrain mit
einem dritten Platz aufblitzen. Zudem hat Pérez nach elf Saisonrennen
bereits mehr Punkte eingefahren als im Vorjahr mit McLaren. Doch Danner
warnt: sollte sich der Mexikaner nicht ändern, könnte seine Formel-
1-Karriere ein abruptes Ende nehmen. »Wenn du in der Formel 1 fährst,
glaubst du, du bist der Größte und das ist auch gut so. Jeder Spitzensportler
tut das. Doch Pérez hält sich für ziemlich überragend und
das könnte irgendwann negativ auf ihn zurückfallen. Mir persönlich
ist es egal, jeder kann sein wie er will. Ich beobachte
nur, dass sich Perez manchmal selbst im Weg steht.«
STAR-POTENZIAL:
ADRIAN SUTIL
120 Rennen ohne Podestplatz - den Rekord, den
kein Rennfahrer haben will, hält jetzt Adrian Sutil inne.
Dabei kam der 31-Jährige im Winter von Force India zu Sauber,
um diese Statistik in seiner siebten Formel-1-Saison zu verbessern.
Stattdessen tritt Sutil auf der Stelle und muss ständig Rückschläge
verkraften wie den Motorschaden bei seinem Heimrennen in
Hockenheim. Insgesamt beschied ihm seine »kleine Diva« - wie er den
Sauber C33 nennt - in elf Rennen fünf Ausfälle, dazu Rang elf als bestes
Ergebnis. »Adrian ist in diesem Jahr total unter Wert geschlagen. Das Auto
war Anfang des Jahres schlichtweg unfahrbar. Dann war es unzuverlässig«,
klagt Danner an. Für den Motorsport-Magazin.com-Experten ist allein
das Auto schuld, dass Sutils Talent nicht zum Vorschein kommt. »Das
hat der Adrian nicht verdient, denn er ist ein absolut toller Rennfahrer.
Das sehen auch andere hier im Fahrerlager so. Er fährt genauso am
Limit wie letztes Jahr. Aber wenn du in einem richtig schlechten
Auto fährst, interessiert das keinen«, so Danner.
STAR-POTENZIAL:
FOTOS: ADRIVO/SUTTON
www.Motorsport-Magazin.com 51
Franz Tost hat
klare Richtlinien,
an die sich seine
jungen Fahrer zu
halten haben
FOTOS: ADRIVO/SUTTON, RED BULL
52 www.Motorsport-Magazin.com
EIN
CRASH
GEHÖRT
DAZU
TEXT: STEPHAN HEUBLEIN
JUNG. WILD. NOCH VIEL ZU LERNEN. FRANZ TOST HAT SCHON VIELEN TALENTEN DEN WEG IN DIE
FORMEL 1 GEEBNET. WAS ES DAFÜR BRAUCHT? DISZIPLIN, HINGABE UND VIELLEICHT AUCH MAL
EINEN CRASH. IM GESPRÄCH MIT MOTORSPORT-MAGAZIN.COM VERRÄT DER ERFAHRENE
TORO-ROSSO-TEAMCHEF AUS ÖSTERREICH SEINE PHILOSOPHIE.
www.Motorsport-Magazin.com 53
Toro Rosso dient
als Talent-
Schmiede für das
Schwesterteam
Red Bull Racing
FOTOS: ADRIVO/SUTTON, RED BULL
witzigen Spruch auf den Lippen. Wie wichtig
ist das?
Daniel und Jean-Eric sind vom Charakter her
zwei Fahrer, mit denen man sehr gut zusammenarbeiten
kann. Sie besitzen eine gerade
Linie, arbeiten zielgerichtet. Ich wüsste keinen
Vorfall, wo wir Schwierigkeiten gehabt hätten.
Beide sind sehr pflegeleicht.
R
ückblende. Nürburgring,
2011. Franz Tost steht Motorsport-Magazin.com
Rede und
Antwort. Im Verlauf des
Gesprächs kommen wir auch
auf Daniel Ricciardo (damals
bei HRT) und Jean-Eric Vergne (noch in der
Renault World Series) zu sprechen. Der Toro-
Rosso-Teamchef sagt: »Ich freue mich schon
darauf, irgendwann mit beiden zusammen zu
arbeiten.«
MSM: Drei Jahre später sitzen wir wieder
gemeinsam hier. Mittlerweile haben Sie mit
beiden Fahrern zusammengearbeitet. Hat sich
die Vorfreude von damals gelohnt?
FRANZ TOST: Absolut. Beide waren schon
damals in ihren jeweiligen Teams und Rennserien
sehr erfolgreich. Bereits zu diesem Zeitpunkt
ihrer Karrieren hat es mir viel Spaß
gemacht, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Die
Kooperation hat sich im Laufe der Jahre als sehr
erfolgreich herausgestellt. Beide hatten eine
sehr gute Lernkurve und haben sich enorm
weiterentwickelt - sowohl vom Fahrerischen als
auch mit Blick auf die Persönlichkeit. Ich
schätze beide Fahrer sehr hoch ein.
Aus diesem Grund hat es Sie wahrscheinlich
auch nicht überrascht, dass Daniel bei Red Bull
auf Anhieb so gut zurechtgekommen ist...
Nein, das habe ich erwartet. Ebenso Red Bull.
Deshalb haben sie ihn ins Team geholt. Daniel
kam mit Sicherheit das neue Reglement entgegen.
Er ist ein Fahrer, der sehr viel technisches
Verständnis aufbringt, ins Detail geht und ein
sehr gutes Gefühl für die einzelnen Abläufe im
Fahrzeug entwickelt hat. Beim technischen Feedback
ist er sicherlich einer der besten Fahrer, mit
denen ich je zusammengearbeitet habe. Zu Saisonbeginn
hatte er aber auch das Glück, dass er
mehr fahren konnte als Sebastian Vettel. Das war
sicherlich ein wesentlicher Schlüssel zum Erfolg.
Sie haben die Persönlichkeit angesprochen.
Daniel ist stets am Lächeln, hat immer einen
Für einen Rennfahrer ist es natürlich wichtig,
schnell Auto zu fahren und sich mit der Technik
auszukennen. Aber es scheint genauso wichtig
zu sein, den Spaß nicht zu verlieren, oder?
Der Spaßfaktor ist sicherlich wichtig. Wenn
jemand keinen Spaß bei der Arbeit hat, ist er
auch nicht erfolgreich. Sehr positiv ist, dass es
nie irgendwelche Streitigkeiten gegeben hat -
selbst wenn die Technik mal streikte. Wir haben
stets sachlich und ruhig diskutiert, um so das
bestmögliche Resultat zu erzielen.
Junge Fahrer lernen natürlich am meisten,
wenn sie im Auto sitzen und fahren. Toro Rosso
ist dafür ein gutes Beispiel. Sie lassen Ihre
Piloten auch im Regen auf die Strecke, wenn
andere an der Box Däumchen drehen...
Ein Fahrer kann nur etwas lernen, wenn er mit
dem Auto unterwegs ist. Ein Crash gehört dazu.
Das ist Teil des Spiels. Wenn ein Fahrer nie
abseits der Strecke ist, fährt er auch nicht am
Limit. Wie soll ein junger Fahrer das Limit
herausfinden, wenn du ihm verbietest, dass er
abfliegt? Wenn er abfliegt, fliegt er eben ab.
Dann kommt das Auto an die Box, wird zerlegt
EIN CRASH GEHÖRT DAZU. DAS IST TEIL DES SPIELS. WENN EIN
FAHRER NIE ABSEITS DER STRECKE IST, FÄHRT ER AUCH NICHT AM
LIMIT. WIE SOLL EIN JUNGER FAHRER DAS LIMIT HERAUSFINDEN,
WENN DU IHM VERBIETEST, DASS ER ABFLIEGT? WENN ER AB-
FLIEGT, FLIEGT ER EBEN AB.
54 www.Motorsport-Magazin.com
Tost verlangt von
seinen Fahrern,
dass sie die
Formel 1 leben
- rund um die Uhr
und neu aufgebaut. Ich sehe da keine Probleme.
Deswegen habe ich auch noch nie einem Fahrer
einen Vorwurf gemacht. Wenn er schnell ist,
darf er auch abfliegen.
In Silverstone hat Daniil Kvyat einige starke
Reaktionen auf nasser Strecke gezeigt. So können
junge Fahrer sich auch beweisen.
Er hat das Auto in Silverstone zweimal aus sehr
brenzligen Situationen sensationell gut abgefangen.
Andere sind mit einem ähnlich querstehenden
Auto ordentlich abgeflogen. Das
spricht für sein Talent und seine Klasse. Damit
hat er bei vielen Leuten Eindruck gemacht.
Sie haben viel mit jungen Fahrern zu tun. Was
kann man ihnen noch beibringen, sobald sie in
der Formel 1 angekommen sind?
Die Arbeit mit einem jungen Fahrer ist natürlich
wesentlich intensiver, als wenn ein Pilot
schon längere Zeit in der Formel 1 gewesen ist.
Es beginnt bei Gesprächen über seine Tagesplanung,
das Training, die Ernährung, der
Umgang mit Jetlag bei Überseerennen. Kurzum:
Man muss die Fahrer auf alle Eventualitäten
vorbereiten. Wenn ein neuer Fahrer ins Team
kommt, treffe ich mich öfter mit ihm. Dann
gehen wir zusammen essen und unterhalten
uns über verschiedene Themen. Im Zuge dieser
Gespräche gebe ich Erfahrungswerte weiter und
hoffe, dass der Fahrer diese optimal umsetzen
kann.
Was gehört zu diesen Erfahrungswerten?
Die Grundvoraussetzung ist, dass der Fahrer
Talent mitbringt. Der zweite wichtige Punkt ist,
dass er 24 Stunden am Tag und 365 Tage im
Jahr an die Formel 1 denkt. Es darf nichts
anderes geben. Er muss eine hundertprozentige
Leidenschaft dafür mitbringen. Der dritte
Punkt ist die Disziplin. Es ist ganz wichtig, den
Fahrern diese Disziplin einzuimpfen. Damit
meine ich nicht, dass er pünktlich zu einem
Meeting erscheint. Das ist sowieso eine Grundvoraussetzung.
Vielmehr geht es darum, im
Qualifying das Auto nicht zu überfahren, die
Kerbs im richtigen Winkel anzufahren oder den
Grenzbereich nicht zu überschreiten, weil er
dann langsamer wird. Vieles kann man aber
hundertmal sagen. Letztlich muss es der Fahrer
selbst erleben. Du kannst noch so oft sagen,
dass er nicht zu spät bremsen darf. Irgendwann
stehen die Räder dann doch im Qualifying, weil
er zu spät gebremst hat. Aber diese Selbsterfah-
rung gehört zum Lernprozess dazu. Sonst
glaubt es der Fahrer nicht.
Es betrifft aber auch die Trainings-Disziplin.
Man muss den Fahrern klar machen, dass das
körperliche und das mentale Training der →
Der Speed im
Auto ist nur ein
kleiner Teil des
Gesamtpakets
F1-Rennfahrer
www.Motorsport-Magazin.com 55
TEXT: KERSTIN HASENBICHLER
TORO ROSSO: AUFSTEIGER
Wechsel zum
Schwesterteam
DANIEL RICCIARDO
Daniel Ricciardo ist in dieser Saison der härteste
Verfolger der beiden Mercedes-Piloten. Für seinen
früheren Boss Franz Tost kommt die Performance
des Australiers nicht überraschend. Für
den Österreicher zählt Ricciardo zu den besten
Piloten, was das technische Verständnis angeht,
die je für seinen Rennstall gefahren sind. »Und
er hat sich von Jahr zu Jahr gesteigert«, betont
Tost. Auch Ricciardo weiß, das er seinem früheren
Rennstall viel zu verdanken hat. Abseits des
Scheinwerferlichts konnte er bei Toro Rosso
Schritt für Schritt zu einem Rennfahrer reifen
- und noch eine wichtige Sache haben ihn die
39 Rennen für den Rennstall von Tost gelehrt:
Demut. »Ich bin heute viel dankbarer für das,
was ich habe«, betont Ricciardo.
Sebastian Vettels
erster GP-Sieg
Buemi fährt im
Langstreckensport
SEBASTIAN BUEMI
Talentierter als Scott Speed, konstanter als der
viel erfahrenere Sebastien Bourdais - in seinen
zwei Jahren bei Toro Rosso blitzte das Talent
von Sebastien Buemi mehrfach auf. Gleich in
seinem ersten Grand Prix für das Team in Australien
holte der Schweizer mit italienischen
Wurzeln als Siebter zwei Punkte. Doch häufig
stand sich Buemi durch unnötige Fehler auch
selbst im Weg, was ihn 2011 um eine Vertragsverlängerung
bei Toro Rosso brachte und ihn
in die zweite Reihe verbannte. Dieses Jahr überzeugte
der 25-Jährige beim 24-Stunden-Rennen
in Le Mans, wo er nach einer spektakulären
Aufholjagd von Platz 43 auf das Podest fuhr.
SEBASTIAN VETTEL
»Erst als ich die Flagge gesehen habe, habe ich es geglaubt.« Dann war Sebastian Vettel sprachlos:
»Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.« Also ließ er erst das Team sprechen, sich noch einmal
von seinem Ingenieur bestätigen, was tags zuvor noch völlig utopisch erschien: er hatte den
Italien GP gewonnen. »Dann habe ich mich ganz benommen beim Team bedankt und losgeschrien.«
Vettel schrieb mit seinem Sieg 2008 Motorsportgeschichte. Mit Red Bull krönte er sich
zum jüngsten Vierfach-Champion der F1-Geschichte. Ein Erfolg, der ein kleines bisschen auch
seinen Anfängen bei Toro Rosso geschuldet ist. »Das Team hat sicherlich zu Sebastians Erfolg
beigetragen, aber letztendlich kann sich jeder Fahrer den Erfolg nur selbst zuschreiben«, bleibt
Franz Tost gegenüber Motorsport-Magazin.com auf dem Boden der Tatsachen. Für sein Team
blieb Monza bis dato der einzige Siegesjubel.
56 www.Motorsport-Magazin.com
FOTOS: ADRIVO/SUTTON, RED BULL
ICH SAGE MEINEN FAHRERN IMMER: IHR ZEHRT DIE GANZE SAISON
VON DER SUBSTANZ, DIE IHR EUCH IN DEN WINTERMONATEN AUF-
BAUT. WENN IHR EUCH DA NICHT HUNDERTPROZENTIG REINHÄNGT,
WENN IHR EUCH DA IM TRAINING NICHT EXTREM VERAUSGABT,
WERDET IHR DIE SAISON NICHT GUT ÜBERSTEHEN.
Regeländerungen
gehören
für Tost zum Lauf
der Dinge in der
Formel 1
der Saison verboten, mal der F-Duct zum
Beginn des nächsten Jahres gestrichen. Monisha
Kaltenborn sagt, dass dieses Hin und Her
dem Ansehen der Formel 1 schadet. Sehen
Sie das genauso?
Die Formel 1 wird nie eine hundertprozentige,
für alle akzeptable Stabilität haben.
Sehen wir uns doch mal das FRIC-System an.
Als es vor drei, vier Jahren eingeführt wurde,
war es bereits im Grenzbereich der Legalität.
Aber die Teams entwickeln ja weiter. In der
Zwischenzeit haben sie ein Niveau erreicht,
das genau betrachtet nicht mehr dem Reglement
entsprochen hat - und da schließe ich
Toro Rosso mit ein. Deshalb hat die FIA
gesagt: Was ihr vor drei Jahren gemacht habt,
war noch in Ordnung, aber was ihr jetzt
macht, ist nicht mehr im Geiste des Reglements.
Deswegen wurde es verboten. Das ist
eine ganz normale Entwicklung. In der Formel
1 sehe ich das als völlig normal an: Die
Teams suchen durch sehr intensive und gute
Arbeit der Techniker das Limit, überschreiten
es und werden dann von der Sporthoheit
zurückgepfiffen.
Ein weiteres Beispiel sind die Testfahrten. Vor
10, 15 Jahren haben wir nach jedem Rennen für
drei Tage mit zwei Autos getestet. Damals sind
wir im Laufe eines Jahres über 50.000 Kilometer
allein bei Tests gefahren. Das Geld dafür war
da, also sind alle gefahren. Dann kam 2009 die
Wirtschaftskrise. Jetzt musste sich die Formel
1 etwas einfallen lassen, weil sie zu viel Geld
verbrauchte. Als Folge wurden die Testfahrten
verboten. Das war eine ganz normale Reaktion
auf äußere Einflüsse. Wenn weniger Geld vorhanden
ist, muss man darauf reagieren. Sonst
wären alle Teams bald tot gewesen. Danach
beschwerte sich Ferrari darüber, dass es →
Schlüssel zum Erfolg sind. Ich glaube, dass
wird von der Außenwelt gerne unterschätzt.
Wenn ein Fahrer in der Vorbereitungsperiode
zwischen Dezember und Februar nicht täglich
vier bis sechs Stunden trainiert, wird er die
Saison nicht durchstehen. Ich sage meinen
Fahrern immer: Ihr zehrt die ganze Saison von
der Substanz, die ihr euch in den Wintermonaten
aufbaut. Wenn ihr euch da nicht hundertprozentig
reinhängt, wenn ihr euch da im
Training nicht extrem verausgabt, werdet ihr
die Saison nicht gut überstehen. Während der
Saison gibt es so viele Überseerennen, die den
Fahrer aus dem Gleichgewicht werfen können.
Um den Körper und den Geist darauf vorzubereiten,
musst du im Winter intensiv arbeiten.
Nur dann kannst du in einer so guten
Verfassung sein, dass du nicht krank wirst, den
ganzen Stress bewältigst und erfolgreich Rennen
fahren kannst.
Wichtig ist, dass du am Sonntag um 14:00 Uhr
nicht müde bist. Auch das gehört zur Disziplin.
Ebenso die Ernährung. Dafür gibt es keinen
allgemeingültigen Plan. Man kann ihnen nicht
sagen, du musst das essen und du das. Das ist
individuell verschieden. Aber die Fahrer müssen
sich so ernähren, dass sie von der aufgebauten
Substanz das Jahr über zehren können.
Es ist auch ein Gewichtsthema. Jedes Kilo zu
viel bedeutet einen Performance-Verlust. Dabei
ist es entscheidend, das richtige Gleichgewicht
zu finden. Du darfst nicht zu untergewichtig
sein, denn dann verlierst du Substanz und stehst
das Rennen nicht durch. Gleichzeitig darfst du
aber auch nicht zu viel Gewicht haben. Dabei
hilft die richtige Disziplin.
Diese Disziplin scheint der Formel 1 manchmal
etwas zu fehlen. Mal sind Testfahrten
erlaubt, mal nicht. Mal wird FRIC während
www.Motorsport-Magazin.com 57
TEXT: KERSTIN HASENBICHLER
TORO ROSSO: ABSTEIGER
Scott Speed
enttäuschte
JAIME ALGUERSUARI
Nach dem Rauswurf von Sebastien Bourdais
stieg Jaime Alguersuari zum Stammfahrer auf.
Damals hätte er wohl nicht gedacht, dass ihm
2011 das gleiche Schicksal blühen würde. »Er
ist in der Lage, F1-Rennen zu fahren, aber für
uns ist das nicht genug: Wir brauchen Siegertypen«,
verpasste Dr. Helmut Marko dem Spanier
eine schallende Verbalohrfeige. Der Österreicher
sah in Alguersuari, der 2011 in Italien
und Korea mit Platz sieben seine besten Karriereergebnisse
einfuhr, kein Wachstumspotenzial.
Den Plan in die Formel 1 zurückzukehren,
gab Alguersuari im Vorjahr endgültig auf. Im
Moment konzentriert sich der 24-Jährige auf
seine neue Herausforderung - die Formel E. Dort
tritt er mit Virgin Racing an.
Alguersuari fährt
nun GT-Rennen
SCOTT SPEED
Zum Leidwesen von Toro Rosso war bei Scott Speed der Name nicht Programm. Statt Speed legte
der US-Amerikaner ein übersteigertes Selbstbewusstsein an den Tag. »Er dachte, er weiß alles.
Aber ich habe noch nie einen Fahrer erlebt, der so deppert ist«, fand Teambesitzer Gerhard Berger
klare Worte. In seiner Toro-Rosso-Karriere blieb ein neunter Platz Speeds bestes Ergebnis in der
Formel 1. Laut Speed waren allerdings Berger sowie Tost auf einem persönlichen Feldzug unterwegs.
»Franz und Gerhard wollen mich aus persönlichen Gründen zerstören.« Heute fährt der
US-Amerikaner, inzwischen 31 Jahre alt, im Team von Andretti Motorsport, Volkswagen und 7up
in der Global Rallyecross Serie.
VITANTONIO LIUZZI
Für Vitantonio Liuzzi stellte sich sein talentfreier
Teamkollege [Scott Speed] als Glücksgriff
heraus. Denn obwohl der Italiener in seinem
ersten Jahr bei Toro Rosso nicht wirklich überzeugen
konnte, wurde sein Vertrag verlängert.
Doch mit Verlauf der Saison stieg die Unfallrate
von Liuzzi und damit gekoppelt die Unzufriedenheit
der Teambosse. Tost gab öffentlich
sogar zu, Liuzzi am liebsten nicht mehr ins Auto
setzen zu wollen. Aktuell fährt der 33-Jährige
in Japan für das Team von Autobacs Racing
Team Aguri in der SuperGT 500-Klasse.
Tonio Liuzzi nutzte
seine Chance nicht
FOTOS: ADRIVO/SUTTON, RED BULL
58 www.Motorsport-Magazin.com
Toro Rosso
möchte ab 2016
zu den besten fünf
Formel-1-Teams
zählen
F1 ZU FAHREN BEDEUTET NICHT
NUR, SICH INS AUTO ZU SETZEN
UND GAS ZU GEBEN. F1 ZU FAH-
REN BEDEUTET VIEL MEHR. DES-
HALB MUSS DER FAHRER TAG
UND NACHT AN DIE F1 DENKEN,
SONST IST ER NICHT ERFOLG-
REICH. EINIGE FAHRER MACHEN
DAS UND WER BESSER SEIN
WILL ALS SIE, MUSS SICH NOCH
MEHR ANSTRENGEN.
keine Testfahrten mehr gegeben hat. Aus diesem
Grund wurden wieder begrenzte Testfahrten
eingeführt. Für das kommende Jahr
werden diese nun erneut etwas
eingeschränkt.
Das ist der übliche Zyklus innerhalb der Formel
1. Es gibt Änderungen, die einmal abgeschwächt
und dann wieder verstärkt werden.
Die Formel 1 ist nicht nur bei der Technik die
Spitze des Motorsports, sondern auch beim
Management und Marketing. Du musst schnell
umdenken und dich schnell auf neue Gegebenheiten
einstellen. Wer das nicht kann, bleibt
zurück. Ich sehe das als Herausforderung. Mir
macht das Spaß. Es gibt einige Teams, die alles
so behalten möchten, wie es früher gewesen
ist. Aber das geht nicht. So etwas gibt es in keinem
Sport. In anderen Sportarten sind es eben
Trainingsmethoden, die sich verändern. Selbst
im Fußball spielt keine Mannschaft seit Jahrzehnten
immer das gleiche System. Mal ist ein
4-4-2 in Mode, dann ein 4-3-3. Auf diese Flexibilität
muss man reagieren. Ich sehe das alles
rein positiv.
Sie sehen es also nicht als negatives Hin und
Her, sondern als notwendige Anpassung an die
Gegebenheiten...
Absolut, es ergibt sich daraus, dass die Formel
1 sich immer weiter entwickelt. Wir haben Gott
sei Dank viele kluge Köpfe, die sich immer
wieder etwas Neues einfallen lassen. Dabei
gehen sie an die Grenzen und vielleicht auch
ein bisschen darüber hinaus. Dann werden sie
eben wieder ein bisschen zurückgepfiffen. Im
Grunde ist das die ganz normale Weiterentwicklung,
die ich absolut akzeptiere. Mir gefällt
so eine neue Herausforderung. Denn dann
muss man sich etwas einfallen lassen, wie man
sich wieder verbessern kann. Das ist ein wichtiger
Punkt, den ich auch stets meinen Fahrern
klarmache: Sie müssen innovativ sein. Nur so
können sie herausfinden, wie sie ihren Gegner
schlagen können. Wer sich keine Gedanken
macht, wer nicht stundenlang die Daten oder
die Onboard-Aufnahmen studiert, wird das
nicht schaffen. Denn die anderen machen es.
Wenn mehrere Fahrer das gleiche Level an
Talent haben, wird immer derjenige erfolgreich
sein, der mehr arbeitet. So wie überall im
Leben. Formel 1 zu fahren bedeutet nicht nur,
sich ins Auto zu setzen und ein bisschen Gas
zu geben. Formel 1 zu fahren bedeutet viel, viel
mehr. Deshalb muss der Fahrer Tag und Nacht
an die Formel 1 denken, sonst ist er nicht
erfolgreich. Einige Fahrer machen das und wer
besser sein will als sie, muss sich noch mehr
anstrengen.
Jean-Eric hat erzählt, dass da bei ihm und dem
Team ein gewisses Umdenken stattgefunden
hat. Es reicht nicht mehr, nur ins Q3 gekommen
zu sein. Stattdessen möchte man hinterher
auch ein nachhaltiges Ergebnis in Händen
halten...
Die Nachhaltigkeit ist so ein neues Modewort.
Letztlich zählt einzig und allein das Resultat.
Das Schöne an der Formel 1 ist: man sieht alle
zwei Wochen, ob man gut oder schlecht gearbeitet
hat. Wir haben bei einigen Rennen gut
gearbeitet. Aber leider gab es zu viele Rennen,
bei denen wir schlecht gearbeitet haben.
Manchmal kamen wir noch nicht einmal mit
beiden Autos ins Ziel. Hier gibt es also ein
gewaltiges Verbesserungspotential. Auf diesen
Gebieten haben wir hoffentlich den richtigen
Weg eingeschlagen, um die Haltbarkeit zu verbessern
und die Performance zu steigern.
Toro Rosso gehört eher zu den kleineren
Teams. Bei Top-Teams wie Red Bull werden
noch am Rennwochenende neue Teile in
unzähligen Kisten angeliefert. Wie kann Ihr
Team mit diesem Entwicklungstempo
mithalten?
Das ist richtig. Toro Rosso ist ein kleines Team.
Wir sind im Mittelfeld platziert. Natürlich entwickeln
auch wir weiter, aber wir besitzen bei
weitem nicht das Entwicklungstempo der Top-
Teams. Wir haben aber auch bei weitem nicht
deren Budget. Toro Rosso ist auf einem recht
guten Weg nach vorne. Unser Ziel ist es, die
Infrastruktur aufzubauen und zu festigen. Man
darf nicht vergessen: Toro Rosso besteht als
reiner Constructor erst seit 2009/2010. Somit
befinden wir uns erst in der vierten Saison, in
der wir unser eigenes Auto komplett designen.
Das nimmt Zeit in Anspruch. In unserem Werk
in Faenza ist nun die erste Baustufe mit der
Kunststoffabteilung abgeschlossen. Vor zwei
Monaten haben wir mit dem zweiten Bauabschnitt
begonnen, der im nächsten Jahr um
diese Zeit fertig gestellt werden soll. Der zweite
Teil der Infrastruktur ist die Mannschaft an
sich. Wir haben mittlerweile 350 Mitarbeiter.
Als ich zu Toro Rosso gekommen bin, waren
es nur 85. Jetzt gilt es, die einzelnen Abteilungen
richtig zu ordnen und die richtigen
Verstärkungen zu finden. Auf diesem Gebiet
werden in den kommenden Monaten einige
neue Ingenieure zu uns stoßen. Auch hier sehe
ich uns auf dem richtigen Weg. Deshalb
erwarte ich in der zweiten Saisonhälfte eine
Steigerung. Eine weitere Verbesserung sollte
es dann 2015 geben. Ab 2016 müssten wir unter
den besten fünf Teams sein. Das ist unsere
Zielsetzung.
Das klingt auf jeden Fall gut.
Es klingt gut. Aber zwischen gut klingen und
dies auch umzusetzen ist immer noch ein
Unterschied. Daran müssen wir in den kommenden
beiden Jahren hart arbeiten.
www.Motorsport-Magazin.com 59
SLIDESHOW | MOTORRAD | #38 | 2014
60 www.Motorsport-Magazin.com
❱ AUF DER
ERFOLGSWELLE
TEXT: MICHAEL HÖLLER
Marc Marquez fegt 2014 wie ein Tsunami durch die MotoGP. Nichts
und niemand kann sich dem Überflieger in den Weg stellen, die Sommerpause
trat er ungeschlagen und mit jeder Menge neuer Rekorde
im Gepäck an. Der WM-Titel ist ihm sicher, wenn er sich nicht noch
verletzen sollte. Daher stellt sich bereits die Frage, wer den 21-Jährigen
überhaupt in den nächsten zehn Jahren schlagen soll? Vielleicht
sein um drei Jahre jüngerer Bruder? In Barcelona und Assen gewannen
Alex und Marc die Rennen ihrer Klassen und sorgten damit für die
ersten beiden Brüder-Siege an einem Wochenende in der Geschichte
der Motorrad-WM. Der Name Marquez wird die MotoGP jedenfalls
nicht so schnell loslassen.
FOTO: MILAGRO
www.Motorsport-Magazin.com 63
FOTOS: MILAGRO
LACH-GAS
IM EXKLUSIVEN INTERVIEW VERRÄT MARC MARQUEZ MOTORSPORT-
MAGAZIN.COM, WAS IHN SO STARK MACHT, WER DER WICHTIGSTE
MENSCH IN SEINEM LEBEN IST UND WAS ER MIT EINEM VOLLEYBALL
AUF EINER EINSAMEN INSEL ANSTELLEN WÜRDE.
TEXT: MARIA POHLMANN
62 www.Motorsport-Magazin.com
www.Motorsport-Magazin.com 63
Marc Marquez
ist der MotoGP-
Dominator 2014
MSM: Ist es gut für dich, Dani Pedrosa auch
in den nächsten zwei Jahren als Teamkollegen
zu haben?
MARC MARQUEZ: Ja, für mich ist das gut
und es ist wichtig für Honda. Ich habe schon
oft gesagt, dass ich denke, dass wir jetzt
ein sehr gutes Team haben und das haben
wir auch in den kommenden zwei Jahren.
Dani ist ein Fahrer, der sehr gefühlvoll mit
dem Bike umgeht. Er ist aber auch wirklich
schnell. Ich denke, es ist wichtig, zwei starke
Fahrer bei Honda zu haben.
Was macht dich so stark?
Das ist schwer zu sagen. Du versuchst immer,
schneller zu sein; auf der Strecke mit
dem Team und allen zu arbeiten. An sich
kann man das aber nicht unbedingt auf den
Punkt bringen. Einer der Schlüsselpunkte ist
die Familie an der Rennstrecke - nicht nur
ich, sondern auch das Team, Honda und das
Bike müssen gut zusammenpassen und das
ist uns sehr gut gelungen.
Bist du aufzuhalten?
[lacht] Natürlich bin ich aufzuhalten. Ich
bin mir sicher, dass ein Rennen kommen
wird, in dem es unmöglich ist, zu gewinnen,
weil ein anderer Fahrer schneller sein wird
als wir. Dann wird es wichtig, den zweiten
oder dritten Platz zu sichern, weil die Punkte
für die Weltmeisterschaft wichtig sind. Das
reicht dann aber auch. Aktuell stehen wir
sehr gut da, also werden wir versuchen, weiter
zu pushen und so fortzufahren.
Denkst du, es ist möglich, alle Rennen einer
Saison zu gewinnen?
Ich denke nicht, dass es zu 100 Prozent unmöglich
ist, aber zu 95 Prozent. In 18 Rennen
kann richtig viel passieren. Wie in Holland:
Wir konnten es gut retten und gewinnen.
Aber natürlich stehen noch Rennen im Kalender,
in denen wir aus irgendeinem Grund
- sei es das Team, das Bike oder ich selbst
- nicht bei 100 Prozent sind. Dann wird es
unmöglich sein. Wir dürfen nicht vergessen,
dass Valentino Rossi, Dani Pedrosa und
Jorge Lorenzo unsere Gegner sind. Das sind
richtig starke Fahrer.
Du brichst momentan einen Rekord nach
dem anderen. Was bedeutet dir das?
Natürlich sind die Rekorde wichtig. Das ist
eine weitere Motivation. Mir gefällt es sehr,
Rekorde zu brechen, weil das bedeutet, dass
wir auf einem guten Weg sind. Ich fahre
aber nicht und denke immer nur an die Rekorde.
Ich fahre für die Fans, das Team, für
meine Familie und für mich, weil ich es sehr
genieße. Wenn du es genießt, kommen die
Rekorde von ganz alleine. Wenn du nur an
BEI DIESEN RENNEN WIE IN MUGELLO ODER MONTMELO GENIESST DU
DEN SIEG ODER DAS ERGEBNIS EINFACH EIN BISSCHEN MEHR, WENN DU
ÜBER DIE ZIELLINIE FÄHRST.
die Ergebnisse denkst, dann wirst du keine
Rekorde brechen.
Welches Rennen war dein Bestes?
Das ist so schwierig! Am coolsten war wohl
das Rennen letztes Jahr in Valencia. Natürlich
war das nicht mein bestes Rennen. Ich war
nur Dritter und habe nicht 100 Prozent gegeben,
aber für mich war es extrem wichtig. Das
war eines der Rennen, in denen du aufgeregt
bist, mehr Druck spürst und intelligent fahren
musst, indem du nur an den Titel und nicht
an das Rennen selbst denkst. Das war wirklich
nicht mein bestes Rennen, aber wahrscheinlich
das bisher wichtigste meiner Karriere.
In Mugello hast du gesagt, dass du am Limit
warst. In Barcelona meintest du dann,
in Mugello warst du nicht am Limit, aber in
Montmelo. Wo ist dein Limit?
Ich denke, jedes Rennen ist unterschiedlich.
In einigen Rennen bist du dank dem
Setup des Bikes oder anderen Dingen - wie
zum Beispiel in diesem Jahr in Austin und
Argentinien - möglicherweise einen kleinen
Schritt voraus. Dann ist das Rennen ein
bisschen leichter. Aber in Rennen wie Mugello
und Montmelo bist du ab der ersten
Runde am Limit. Beim Kampf in den letzten
Runden kann alles passieren und du musst
wirklich alles geben, um das Rennen zu gewinnen.
Bei diesen Rennen wie in Mugello
oder Montmelo genießt du den Sieg oder das
Ergebnis einfach ein bisschen mehr, wenn du
über die Ziellinie fährst. Du bist aufgeregter
und das Adrenalin steigt extrem hoch.
Welcher deiner Verfolger ist am gefährlichsten?
64 www.Motorsport-Magazin.com
FOTOS: MILAGRO, REPSOL HONDA
Die Nähe zu seinen
Fans ist Marquez
enorm wichtig
VON DIESEM PLANETEN?
JOHN MCGUINNESS: Marc ist unglaublich.
Das Schöne daran ist, dass er ein so glücklicher
Mensch ist. Er lacht immer. Er erinnert mich an
ein junges, enthusiastisches Kind, das einfach
auf ein Motorrad steigen und Spaß haben will
- egal ob Trial, Flat-Track oder sonst etwas. Er
brach sich ja sogar das Bein beim Flat-Track-
Training. Er ist einfach etwas Besonderes auf
dem Motorrad. Es ist gut zu sehen, dass er etwas
frischen Wind reinbringt. Natürlich würde
ich auch gerne sehen, dass ihn jemand schlägt.
Er muss gestoppt werden, aber er macht es
auch interessant, kreiert richtig guten Rennsport.
Er ist ein fantastischer Charakter. Davon
brauchen wir definitiv mehr!
MIKA KALLIO: Ich denke, jeder weiß, dass
Marc momentan der schnellste Fahrer in der
MotoGP und sehr talentiert ist. Wenn alles
passt: das beste Team, das beste Bike, der
beste Fahrer - dann sehen die Ergebnisse so
aus. Ich glaube, dass sich für ihn momentan
alles sehr leicht anfühlt. Er kommt zur Strecke
und ist Knall auf Fall der Schnellste. Natürlich
werden wir den Tag erleben, an dem er geschlagen
wird, er Probleme bekommt und sich
nicht mehr so gut fühlt. Im Rennsport geht es
immer ein bisschen auf und ab. Momentan ist
er an der Spitze und er ist der Typ, den jeder
schlagen will.
CAL CRUTCHLOW: Marc Marquez - wer? ...
Ich denke, er sollte am Ende der Saison aufhören
und jemandem ein paar Siege schenken.
Nein, ernsthaft. Er ist fantastisch. Ein wirklich
netter Kerl, glücklich, er lacht immer und
deshalb gewinnt er. Natürlich hat er auch ein
gutes Bike und ist ein Naturtalent. Er hat keinen
Druck, macht, was er will und gewinnt.
Momentan ist er unaufhaltsam. Ich hoffe, dass
schon bald irgendwer ihn stoppen kann, denn
wir wollen gute Rennen. Und trotzdem sehen
wir gute Rennen und er gewinnt am Ende. Er
fährt sehr, sehr gut.
BRADLEY SMITH: Ich weiß nicht, was ich von
ihm halten soll. Ich wollte nicht, dass er acht
Rennen gewinnt und auch nicht, dass er neun
gewinnt. Was er aktuell macht, ist sehr beeindruckend
und man muss respektieren, was er
tut. Aber ich will ihn einfach nicht mehr siegen
sehen. [lacht]
KAREL ABRAHAM: Er ist ein wirklich, wirklich
schneller Typ. Er ist sehr talentiert und sehr gut.
Ich mag es aber nicht, ihn immer gewinnen zu
sehen. Am Anfang war das ja ganz gut, aber
wenn das so weitergeht, dass er immer gewinnt,
wird es für die WM nicht so interessant.
Es wäre schon besser, wenn es an der Spitze
noch ein paar mehr Kämpfe geben würde.
JORGE LORENZO: Ich habe schon im letzten
Jahr gesagt, dass er phänomenal ist. Er ist ein
starker Fahrer wie Valentino oder Dani. Bei ihm
passt einfach alles zusammen: Das Bike, das
Team und das Glück. Manchmal stürzt er zwar
im Training, aber nie im Rennen.
ALEIX ESPARGARO: Jeder ist irgendwie aufzuhalten.
Aber er fährt eine richtig starke Saison.
Er ist auf einem wirklich hohen Niveau. Er
ist extrem stark und macht keine Fehler. Es ist
schwer, einen Fahrer zu schlagen, der keinen
Fehler macht und jedes Training und jedes
Rennen anführt. Aber ich denke schon, dass er
irgendwann aufgehalten wird.
ANDREA DOVIZIOSO: Jeder ist aufzuhalten.
Marc hat viele positive Eigenschaften,
das Beste ist aber, dass er keine wirklich
negative hat. Er ist jung, schnell, intelligent.
Er geht Trainings, Rennen und alles mit einer
kindlichen Mentalität an. Es ist sehr schwierig,
einen negativen Punkt zu finden, um ihn
anzugreifen.
POL ESPARGARO: Marc ist wirklich gut und
zeigt eine unglaubliche Saison. Er hat schon im
letzten Jahr gezeigt, dass er richtig schnell ist.
Mit einem Jahr Erfahrung auf diesem Bike ist
er dieses Jahr in der Lage, brillant zu sein. Er
zeigt sein Talent. Ein Werksfahrer kann sicherlich
gegen ihn und sein Bike kämpfen. Für mich
ist es aber schwierig, darüber nachzudenken.
Mit dem, was wir haben, können wir ihn wohl
nicht schlagen. Eines Tages ändert sich das
aber vielleicht.
ESTEVE RABAT: Er ist ein sehr guter Fahrer,
ein besonderer Fahrer, vielleicht bisher der
Beste aller Zeiten. Die anderen Fahrer können
aber natürlich gewinnen. Er ist auch nur von
diesem Planeten, sicherlich können sie ihn in
einem Rennen schlagen.
Für mich ist das in diesem Jahr im Kampf
um die WM Dani. Er hat sich im Laufe dieser
Saison schon operieren lassen, war aber
direkt wieder vorne an zweiter oder dritter
Position in der Gesamtwertung - wie Valentino.
Auch Valentino ist extrem konstant,
aber ich denke, Dani wird stärker sein. Wir
werden es sehen. Ich würde sagen, Dani und
Valentino sind am gefährlichsten. Ich hatte
erwartet, dass es Lorenzo sein würde, aber
aus irgendeinem Grund ist er nicht auf seinem
vollen Niveau.
Was geht dir durch den Kopf, wenn du in
der Startaufstellung stehst? Bist du manchmal
aufgeregt?
Das hängt vom Rennen und von Qualifying
und Warm-Up ab. Normalerweise versuche
ich, nur über das Training nachzudenken:
In welchen Kurven war ich dicht am Limit,
in welchen Kurven fühlte ich mich besser.
Ich versuche, mir einen Plan für das Rennen
auszudenken - für die letzten Runden oder
auch für den Start, also die ersten Runden.
Das ist aber sehr schwierig. Es ist auch allgemein
schwer, in der Startaufstellung ruhig
zu bleiben. Meistens bin ich aber ziem- →
Der Weltmeister
freut sich über
jeden Sieg
www.Motorsport-Magazin.com 65
lich entspannt.
Warum lachst du immer?
Weil ich es genieße! [lacht] Und weil ich es
genieße, habe ich gute Ergebnisse. Aber ja,
das ist so. Schon als ich jung war, war das genauso.
Manchmal wäre ich sogar gerne etwas
ernster, aber das ist einfach unmöglich. Es
gibt hin und wieder wichtige Augenblicke,
in denen man wirklich ernst sein sollte, aber
ich kann das einfach nicht. Für mich ist es
normal, zu lachen und leicht ist es auch.
Was war der schwierigste Moment deiner
Rennkarriere?
Vielleicht Ende 2011, als ich in Malaysia gestürzt
bin. Ich hatte fünf Monate lang diese
Sichtprobleme und sah alles doppelt. Das
war wirklich hart, denn du rennst ständig
Marquez hat
einfach Spaß...
FOTOS: MILAGRO, HONDA
FOTOS: MILAGRO, REPSOL HONDA
... und
macht Spaß
zu den Ärzten, die dir immer wieder sagen,
dass du abwarten und Geduld haben musst.
Wenn du sie fragst, ob es wieder besser wird,
sagt dir jeder, dass er es nicht weiß. Für ein
normales Leben wäre das okay gewesen,
aber auf dem Motorrad geht das nicht. Sie
sagten mir immer: ‚Du brauchst viel Glück,
dass diese Verletzung wieder zu 100 Prozent
weggeht.‘ Diese fünf Monate waren ziemlich
hart. Ich blieb aber die ganze Zeit stark, habe
weiter gepusht und am Ende ging glücklicherweise
alles gut.
Hattest du in dieser Zeit einen Plan B?
Nein, ich habe nie darüber nachgedacht. Ich
habe darauf vertraut, dass alles wieder gut
wird und ich wieder Rennen fahren kann.
Ich könnte mir nie vorstellen, eines Tages
nicht mehr zu fahren. Das würde mir nie in
den Sinn kommen.
Wer ist der wichtigste Mensch in deinem
Leben?
Natürlich ist meine Familie insgesamt am
Wichtigsten, aber mein Bruder ist etwas
ganz Besonderes. Er ist auch Motorradfahrer,
er versteht alles. Er ist zwar jünger als
ich, aber wir trainieren zusammen, eigentlich
machen wir alles zusammen. Für mich
ist das sehr wichtig, denn das ist immer →
66 www.Motorsport-Magazin.com
ICH HABE DARAUF VERTRAUT, DASS ALLES WIEDER GUT WIRD UND ICH
WIEDER RENNEN FAHREN KANN. ICH KÖNNTE MIR NIE VORSTELLEN,
EINES TAGES NICHT MEHR ZU FAHREN.
www.Motorsport-Magazin.com 67
So sehen Sieger aus:
Sieg Nummer 8
VIELLEICHT IST ES ABER DAS ALLERBESTE, WENN DU JUNGE TALENTE
BEOBACHTEN KANNST, DIE GERADE SELBST MIT DEM FAHREN ANFAN-
GEN UND SAGEN: ‚ICH WILL WIE MARC MARQUEZ SEIN.‘
Im Zeichen der
Ameise: Marquez‘
Anhängerschaft wird
größer
FOTOS: MILAGRO, REPSOL HONDA
68 www.Motorsport-Magazin.com
PROTOTYP DES MODERNEN RENNFAHRERS
Alex Hofmann: Was soll man über ihn denken? Es ist einfach beeindruckend,
was er bringt. Ausgehend von seinem fahrerischen Talent scheint
das der nächste Schritt zu sein: das neue Modell, das einfach noch mehr
kann als ein normaler Rennfahrer. Er ist ein Prototyp-Rennfahrer. Die Fahrer
sind alle ein bisschen verrückt und gehen Risiken ein bis zum Limit. Er
macht das aber mit einer solchen Selbstverständlichkeit, die ich so noch
nie gesehen habe. Das Ganze macht er dann noch so abgeklärt und in
einem so jungen Alter, dass es einem schon schwer fällt, alles in Worte zu
fassen. Ich glaube, er ist dafür geboren, genau das zu machen und er lebt
für diesen Moment auf dem Motorrad. Dazu hat er einen extrem wichtigen
Punkt, den auch Rossi immer hatte: verdammt viel Spaß dabei. Genau
das ist die gefährliche Kombination: ein gemischter Cocktail, der brodelt
und alle anderen ein bisschen alt aussehen lässt. Ganz davon abgesehen
macht er einfach viel Spaß: Er ist gut gelaunt, er riskiert alles bei jedem
Wetter, er beschwert sich nie über eine fette, blutende Blase an der Hand
und er beklagt sich auch nie übers Material oder die Reifen. Er passt sich
an jeden und alles an und das ist schon Wahnsinn. Ich weiß nicht, wer als
Nächstes geboren werden muss, um das zu toppen. Eine Schwäche ist
mir noch nicht aufgefallen. Vielleicht hat er eine für Grid-Girls - für einen
21-jährigen, ledigen, erfolgreichen, gut aussehenden Mann ist das aber
wohl ganz normal und dürfte nicht einmal als Schwäche angerechnet
werden.
eine Motivation. Du bist nie alleine, egal ob
im Fitnessstudio oder auf dem Fahrrad und
das ist gut so, weil wenn du alleine bist, ist es
härter ins Fitnessstudio zu gehen oder mit
dem Fahrrad loszufahren. Wenn da noch jemand
ist, macht es das leichter.
Ihr konntet in Montmelo und Assen beide
eure Rennen für euch entscheiden. Freust
du dich mehr für Alex oder bist du glücklicher
über deinen eigenen Sieg?
Ehrlich gesagt, habe ich mich mehr für ihn
gefreut - besonders in Montmelo. Dieses
Jahr war er wirklich stark, aber aus verschiedenen
Gründen hat es nie zum Sieg gereicht.
Er hatte Pech, hat auch mal Fehler gemacht,
aber es reichte nie. Als es in Montmelo dann
endlich klappte, war ich richtig glücklich für
ihn, denn er hat vor und zu Beginn der Saison
extrem hart gearbeitet. Nun konnte er
zwei Mal gewinnen, das freut mich wirklich
sehr.
Was ist das Beste daran, Marc Marquez zu
sein?
Pfff... [lacht] Es ist natürlich auf der Strecke
am besten, denn du spürst den Respekt der
anderen Jungs. Vielleicht ist es aber das Allerbeste,
wenn du kleine Kinder mit deinen
Caps siehst, wenn du junge Talente beobachten
kannst, die gerade selbst mit dem Fahren
anfangen und sagen: ‚Ich will wie Marc Mar-
quez sein.‘ Das ist wirklich schön.
Angenommen du schaffst es, dieses und die
kommenden zwei Jahre Weltmeister zu werden:
Wird es dir irgendwann zu langweilig?
Suchst du dir dann eine andere Aufgabe wie
zum Beispiel die Formel 1?
Nein, das glaube ich nicht. Die Formel 1 ist
die Weltspitze im Autorennsport. Wenn du
Formel-1-Fahrer werden willst, dann musst
du im Alter von fünf oder sechs Jahren mit
Go-Kart-Fahren beginnen. Mein Ziel waren
schon immer die Motorräder, also werde ich
sicherlich in dieser Welt bleiben.
Welche drei Dinge würdest du mit auf eine
einsame Insel nehmen?
Personen auch?
Klar, geht alles.
Meinen Bruder! Ich weiß nicht, ob ihm das gefallen
würde, aber ich würde ihn schon gerne
dabei haben. [lacht] Vielleicht ein Motorrad...
Aber ein Motorrad ohne Sprit bringt mir auch
nichts. Dann vielleicht besser ein Fahrrad:
Meinen Bruder, ein Fahrrad und... das Letzte...
ich bin mir nicht sicher. [Zwischenruf seines
Pressesprechers: Ein Mädchen!] Aber ich habe
doch keine Freundin, wen soll ich da nehmen?
[lacht] Ach, ich hab‘s: Ich nehme einen Volleyball
mit. Nicht wie Wilson bei Cast Away, sondern
zum Spielen!
Marquez hat immer
ein Lächeln
auf den Lippen
www.Motorsport-Magazin.com 69
TEXT: MARKUS ZÖRWEG & MARIA POHLMANN
AUFER-
STEHUNG
EINER
LEGENDE
SEINE KRITIKER HATTEN IHN BEREITS ABGESCHRIEBEN. ER SEI ZU ALT,
HIESS ES. IHM FEHLE DIE MOTIVATION, MEINTEN ANDERE. ER HABE DIE
ENTWICKLUNG DER LETZTEN JAHRE VERPASST, GLAUBTE DER REST ZU
WISSEN. DOCH VALENTINO ROSSI LIESS ALLE SPEKULATIONEN UM SEIN
WAHRES LEISTUNGSVERMÖGEN REGELRECHT IMPLODIEREN. MOTOR-
SPORT-MAGAZIN.COM BEGIBT SICH AUF URSACHENFORSCHUNG.
70 www.Motorsport-Magazin.com
FOTOS: MILAGRO
FOTOS: MILAGRO
www.Motorsport-Magazin.com 71
Valentino Rossi ist 2014 zurück an der Spitze
- oder zumindest hinter Marc Marquez. Die
Gründe dafür sind vielfältig
V
alentino Rossi ist eine
herausragende Person in
der Welt des Sports. Seine
sensationellen Erfolge und
die denkwürdigen Showeinlagen
in Verbindung
mit einem ebenso verrückten wie liebenswerten
Charakter haben den schlaksigen Jungen
mit Wuschelkopf einst weit über die Grenzen
der Motorrad-WM hinaus bekannt
gemacht. Auch Beobachter und Athleten aus
anderen Bereichen verpassten ihm bereits das
Prädikat ‚Ausnahmekönner‘. Hand in Hand
mit solch verbalen Ritterschlägen zeigen derartige
Sportler oft Leistungen, die für Außenstehende
wie für direkte Konkurrenten gleichermaßen
schwer begreiflich sind. Für einen
derartigen Knalleffekt sorgte der mittlerweile
zum Mann gereifte Rossi in dieser Saison.
Die vergangenen vier Jahre waren nicht leicht
für ‚The Doctor‘. 2009 sicherte er sich noch
seinen siebten Weltmeistertitel in der Königsklasse
und die Fachwelt war sich so gut wie
einig, dass Rossi den Rekord von Giacomo
Agostini, der sich acht Mal zum Champion auf
500ccm krönen
konnte, bald einstellen
oder gar brechen
würde. Doch dann
folgte die Saison
2010. Ausgerechnet
im zweiten Training
zu seinem Heim-GP
in Mugello stürzte er
schwer und erlitt
einen doppelten,
offenen Schienbeinbruch.
Rossi verpasste
vier Rennen
und war in diesem
Jahr gegen die deutlich jüngere Generation
rund um Jorge Lorenzo, Dani Pedrosa und
Casey Stoner chancenlos.
2010 hatte er aber nicht nur eine Weltmeisterschaft
verloren, sondern etwas, das für ihn von
viel größerer Bedeutung war als ein einziger
Titel: seine Ausnahmestellung im Werksteam
von Yamaha. Diese hatte nämlich nun der
frisch gekrönte Weltmeister Lorenzo inne.
Rossi erkannte die Zeichen der Zeit. Er sah,
dass es an der Zeit für einen Tapetenwechsel
war und verließ Yamaha aus freien Stücken.
Eine Rückkehr zu Honda, wo er seine ersten
vier Jahre in der Königsklasse verbracht hatte,
stand nach dem unrühmlichen Ende der
Zusammenarbeit im Jahr 2003 nicht zur
Debatte. So blieb nur der Wechsel zum dritten,
einigermaßen konkurrenzfähigen Werksteam,
nämlich dem von Ducati.
Ein Transfer, der sich als größte Fehlentscheidung
in der langen und erfolgreichen Karriere
des Valentino Rossi herausstellen sollte. Was
SCHON BEIM
SAISONAUFTAKT IN
KATAR LIEFERTE ER
SICH EIN SEHENS-
WERTES DUELL MIT
MARC MARQUEZ
UND VERPASSTE
DEN SIEG NUR
HAUCHDÜNN.
folgte, war nicht die erhoffte Rückkehr zu alten
Erfolgen, sondern die Demontage eines Denkmals.
Gerade einmal
drei Podiumsplatzierungen
konnte Rossi
in zwei Jahren auf der
zickigen Desmosedici
einfahren, ein Sieg
blieb ihm verwehrt.
Logische Folge war
die Flucht aus Bologna
- in der Saison
2013 zog es ihn
zurück zu Yamaha.
Dort ging es für den
ehemals Unbesiegbaren
wieder langsam
bergauf. In Assen konnte er seinen ersten Sieg
seit fast drei Jahren feiern, vom Glanz alter
Tage war er aber nach wie vor weit entfernt.
Zu stark war das spanische Spitzentrio mit
Marc Marquez, Jorge Lorenzo und Dani
Pedrosa, das dem Italiener meist nicht den
Hauch einer Chance ließ.
Doch 2014 meldete sich Valentino Rossi sensationell
zurück! Schon beim Saisonauftakt in
Katar lieferte er sich ein sehenswertes Duell
mit Marc Marquez und verpasste den Sieg nur
hauchdünn. In dieser Tonart ging es für den
mittlerweile 35-jährigen Routinier weiter. In
Jerez, Le Mans, Mugello und Barcelona ließ er
vier weitere Podiumsplatzierungen folgen. Mit
141 Weltmeisterschaftspunkten bestritt er seine
beste erste Saisonhälfte seit 2009, dem Jahr
seines letzten Titelgewinns.
Wie aber schaffte es Rossi, in seinem Alter
innerhalb weniger Monate wieder zum Schreck
seiner um viele Jahre jüngeren Konkurrenz zu
werden? Esteve Rabat, aktuell Führender der
72 www.Motorsport-Magazin.com
3
FRAGEN AN
ALEX
HOFMANN
Mit Silvano
Galbusera ist Rossi
wieder vorne dabei
FOTOS: MILAGRO
MSM: WARUM IST VALENTINO ROSSI DIESES
JAHR WIEDER STARK?
Alex Hofmann: Ich glaube, es war für ihn ganz,
ganz wichtig, neue Impulse zu setzen, um zu
sehen, ob das Feuer noch brennt. Die Grundvoraussetzung
mit all dem Talent, das Rossi hat,
ist die Leidenschaft. Mit der Leidenschaft hast
du auch die Bereitschaft, dich zu quälen, Risiken
einzugehen und den Unterschied als Fahrer zu
machen. Mit Chefmechaniker Jeremy Burgess
hatte er alles erreicht, was es zu erreichen gab.
Damals war nicht garantiert, ob er seinen Vertrag
wie jetzt noch einmal um zwei Jahre verlängert.
Jeremy war auch müde. Ich glaube, das war eine
Situation wie bei einem alten Ehepaar, das sich
neue Impulse geben muss. Ich rede jetzt nicht
von Paarberatung, aber einfach etwas anderes,
neues machen und damit die Liebe neu entdecken.
Da er nicht mit Jeremy verheiratet ist,
hat er jetzt einen neuen Partner an seiner Seite,
ein neuer Chefmechaniker, mit dem er vielleicht
auch gesehen hat, dass es möglich ist, technisch
andere Wege zu gehen. Ich glaube, das hat ihm
wieder diesen Drall gegeben, um zu sagen: ‚Es
geht noch.‘ Wenn wir jetzt auf die Listen schauen,
ist er eigentlich sogar einer derjenigen, die
den außerirdischen Marc Marquez permanent
fordern können. Das bringt ihm natürlich auch
Motivation. Er macht es einfach gern. Ich glaube,
er lebt dafür, er liebt das Ganze - aber nur,
wenn er auch die Chance hat, dabei gut auszusehen
und gut dazustehen. Das war ein wichtiger
Schritt. Wir Fans und Journalisten können einfach
nur froh sein, dass es so gut ausging. Denn einen
Rossi zu haben oder nicht, macht einen riesigen
Unterschied in diesem Sport. Und dass er in diesem
Jahr auch fast noch in jedem Rennen auf
dem Podium steht, ist einfach stark.
WARUM IST ER NOCH IMMER DIE NR. 1?
Sympathien vergibt der Mensch ja nicht nur durch
Leistung, sondern die hat man. Im Fall von Valentino
Rossi können wir auch sagen, dass er nicht
nur ein Ausnahmetalent war und ist, sondern dass
er auch ein extremes Charisma mit sich trägt. Er
verstreut Spaß und Freude an dem Sport, behandelt
die Fans gut und das bekommen sie natürlich
mit. Er ist einfach ein super Sales-Man - das
muss man auch erst einmal hinbekommen. Das
ist eine Geschichte, die man nicht kaufen kann.
Andere Rennfahrer versuchen, ihn zu imitieren,
eine ähnliche Schiene zu fahren, aber denen fällt
es nicht leicht. Das ist meiner Meinung nach der
Unterschied, den der Zuschauer draußen spürt
und weiter die gelben Käppchen kauft anstatt der
roten. Marc Marquez hat ähnliches Potential, ist
aber auch ein anderer Charakter. Rossi ist eben
Rossi und ich glaube, schon wenn er um die Ecke
kommt, haben die meisten beim bloßen Hinsehen
bereits ein breites Lächeln im Gesicht, weil er einfach
ein lustiger Typ ist.
DENKST DU, ER KANN NOCH EINMAL WELT-
MEISTER WERDEN?
Ich habe schon vor zwei Jahren gesagt, dass da
viel zusammenkommen müsste: Marc Marquez
müsste eine schwere Verletzung haben und ein
paar Rennen aussetzen. Unter normalen Bedingungen
- in denen Marc Marquez überall antritt
und fit ist - wird es nicht mehr stattfinden.
Hat Marquez auch einmal Pech und bricht sich
Schien- und Wadenbein - wie es auch Rossi selbst
passiert ist - und fällt für vier, fünf Rennen aus,
dann vielleicht. Aber nur aus der Power der Yamaha
und seinem Talent heraus wird es schwierig.
Es gibt eine neue Generation und da müsste mehr
als alles zusammenkommen.
Moto2-Weltmeisterschft, glaubt, dass Jugend
kein Muss für den Erfolg in der MotoGP ist:
»Bei anderen Sportarten hängt viel vom Alter
ab, bei uns meiner Meinung nach mehr vom
Kopf. Man kann sehen, dass er unbedingt
gewinnen will und deshalb ist er an der Spitze.
Er kämpft, gibt immer alles und lässt nichts
unversucht.«
Für Andrea Dovizioso, einen langjährigen
Kontrahenten Rossis in der MotoGP-Klasse,
liegt die Wahrheit eher auf der Strecke als im
Kopf seines Landsmannes. »Valentino hat
seinen Fahrstil verändert, das hätte ich nicht
erwartet. Er war in der Lage, daran zu arbeiten
und konnte sich an das anpassen, was der
Rennsport gerade braucht. So ist er wieder
konkurrenzfähig geworden«, erklärt Rossis
Nachfolger bei Ducati im Gespräch mit
Motorsport-Magazin.com. Dovizioso lobt
jedoch auch das Team hinter dem Superstar:
»Ich denke, dass sich Yamaha im Vergleich
zum letzten Jahr ein wenig verbessert hat. Sie
haben mit dem neuen Spritlimit beim Speed
auf der Geraden keine Einschränkungen
mehr.«
→
www.Motorsport-Magazin.com 73
Rossi ist dafür bekannt, ein einzigartiges Talent zu haben,
wenn es darum geht, ein Motorrad auf seine Bedürfnisse hin
zu entwickeln und abzustimmen.
O
b die Yamaha M1 im Vergleich
zur Honda RC213V
in diesem Jahr tatsächlich
ein besseres Motorrad
geworden ist, lässt sich
schwer beurteilen. Wenn
man allerdings die Leistungen Rossis denen
seines strauchelnden Teamkollegen Jorge
Lorenzo gegenüberstellt, drängt sich eher der
Verdacht auf, dass die diesjährige Evolutionsstufe
der M1 einfach dem Fahrstil des Routiniers
besser entgegen kommt.
Rossi ist dafür bekannt, ein einzigartiges Talent
zu haben, wenn es darum geht, ein Motorrad
auf seine Bedürfnisse hin zu entwickeln und
abzustimmen. Das hatte er bereits 2004 unter
Beweis gestellt, als er von Honda kommend
binnen weniger Monate aus der in der Vorsaison
ohne Podiumsplatzierung gebliebenen
Yamaha M1 ein Siegmotorrad machte und sich
zum Weltmeister krönte. Sein neuer Renningenieur
Silvano Galbusera zeigt sich von dieser
Gabe Rossis beeindruckt: »Valentino ist ein
kluger Pilot und macht nichts unüberlegt. Er
versteht sehr gut, was das Motorrad macht.
Sein Gefühl wird immer durch die Daten
bestätigt. Das ist etwas, das nicht viele Fahrer
können. Auch wenn er voll pusht, schafft er es
immer, einen Teil seiner Konzentration abzuzweigen,
um das Verhalten des Bikes zu analysieren.«
Das scheint ihm auch mit seinem
Motorrad für 2014 gelungen zu sein.
FOTOS: MILAGRO
Eine nicht unwesentliche Rolle dürfte dabei
aber auch Galbusera selbst gespielt haben. Die
Brillanz von Jeremy Burgess, Rossis Renningenieur
in den ersten 14 Jahren seiner MotoGP-
Karriere, ist zwar unbestritten, dennoch überschreitet
fast jede zwischenmenschliche
Partnerschaft im Sport früher oder später ihr
74 www.Motorsport-Magazin.com
Ablaufdatum. Daraus machte Rossi auch keinen
Hehl: »Es war okay mit Jeremy, aber mit
Silvano ist es sehr gut.« Ein wichtiges Detail
sei dabei die gemeinsame Sprache. »Manchmal
ist es sehr wichtig, Italienisch zu sprechen. Man
kann schneller eine Entscheidung treffen, wenn
man dieselbe Sprache spricht.«
So geht Rossi als großer Jäger der Repsol Hondas,
allen voran natürlich von Marc Marquez,
in die zweite Saisonhälfte. Die Rahmenbedingungen
könnten für ihn aktuell nicht besser
sein. Nachdem er seine
Vertragsverlängerung bis
2016 unter Dach und Fach
gebracht hat, muss er sich
um eine Baustelle weniger
kümmern: »Ich musste bei
so vielen Rennen in letzter
Zeit immer sagen, dass wir
kurz vor einer Unterschrift
stehen und nun haben wir
es endlich geschafft. Das ist
mir sehr wichtig und ich
bin äußerst glücklich darüber.«
Außerdem scheint
ihm die momentane Führung
im Stallduell gegen
Jorge Lorenzo zusätzliche
Lockerheit und das Überlegenheitsgefühl,
welches
er in den letzten Jahren oft
vermissen ließ und das ihn
einst so stark machte, zu verleihen. So sprach
er sich zuletzt sogar ausdrücklich für einen
Verbleib des Mallorquiners im Werksteam aus.
Gegen Lorenzo hatte sich Rossi in seiner ersten
Yamaha-Phase noch ein erbittertes Duell auf
und abseits der Strecke geliefert. Trotz dem
wieder gefundenen Selbstvertrauen führt er
wohl einen aussichtlosen Kampf gegen Überflieger
Marc Marquez. Das meint auch Andrea
Dovizioso: »Auf dem Motorrad kann alles passieren.
Wenn ich aber realistisch sein will, muss
ich sagen, dass momentan niemand gegen
Marquez ankämpfen kann.«
Während also doch Zweifel daran herrschen,
ob Rossi noch einmal einen Weltmeistertitel
einfahren kann, gibt es zu einem anderen
Thema keine zweite Meinung: ‚The Doctor‘ ist
die Nummer eins bei den Fans. Kein Pilot wird
derart verehrt, ja beinahe vergöttert. Aleix
Espargaro versucht
DENN WAS MICHAIL
GORBATSCHOW FÜR
GLASNOST, MADONNA
FÜR POPMUSIK ODER
PAPST JOHANNES
PAUL II. FÜR DIE KA-
THOLISCHE KIRCHE
SIND, IST DER MANN
MIT DER GELBEN NUM-
MER 46 FÜR DEN MO-
TORRADRENNSPORT:
EIN UNVERGLEICH-
LICHES LEITSYMBOL.
für Motorsport-
Magazin.com den
Mythos Rossi zu
beschreiben: »Er ist
ein sehr charismatischer
Fahrer. Er
lacht immer und hat
stets Spaß mit den
Leuten. Wenn er
seinen Helm vom
Kopf nimmt, ist er
genauso besonders
wie davor. Für die
Fans ist es wichtig,
sich dem Fahrer
nahe zu fühlen und
Valentino ist dabei
einfach der Beste.«
Dieses einzigartige
Standing macht Rossis Rückkehr auf die Straße
des Erfolgs auch zu deutlich mehr, als dem
einfachen Comeback eines Piloten. Denn was
Michail Gorbatschow für Glasnost, Madonna
für Popmusik oder Papst Johannes Paul II. für
die katholische Kirche sind, ist der Mann mit
der gelben Nummer 46 für den Motorradrennsport:
ein unvergleichliches Leitsymbol.
www.Motorsport-Magazin.com 75
Valentino Rossi hält sein
Wohnzimmer sauber
TOP
ROSSI SHOWS
TEXT: NICO PAPPELAU
VALENTINO ROSSI IST FÜR SEINE SPÄSSE NACH RENNENDE BEKANNT. EGAL OB BIZARRE
VERKLEIDUNG, GEFIEDERTES MASKOTTCHEN ODER VERHAFTUNG: DER DOKTOR IST IM-
MER FÜR EINEN SPASS ZU HABEN.
5. LA RAPIDA - DIE SCHNELLSTE PUTZKOLONNE DER WELT
Protest: Beim Großen Preis von Katar 2004 musste
Valentino Rossi nach Beschwerde von Honda in die
letzte Startreihe, nachdem sein Cheftechniker
Jeremy Burgess den Startplatz des Italieners markiert
hatte. Rossi hätte im Warm-Up häufiger darüber
fahren sollen, um ihn von dem lästigen Wüstenstaub
zu säubern und so am Start besseren Grip
zu haben. Honda protestierte gegen diese »Vorteilnahme«
und bekam Recht. Rossi schwor Rache,
nachdem er in Katar auf seiner verzweifelten Aufholjagd
gestürzt war und nahm diese eine Woche
später in Malaysia. Er siegte überlegen und putzte
dann mit einem eigens mitgebrachten Besen den
Sepang International Circuit. Diese Episode bedeutete
auch das Ende der Freundschaft zwischen
Rossi und Sete Gibernau. In den Augen Rossis
steckte der Spanier hinter dem Theater von Katar.
»Sete ist an allem schuld. Er benimmt sich wie ein
Kind«, ließ Rossi verlauten. Er schwor, Gibernau
würde nie wieder ein Rennen gewinnen, was
genauso eintrat.
76 www.Motorsport-Magazin.com
FOTOS: MILAGRO
4. STOPP, SIE SIND VERHAFTET!
2002 in Mugello bekam Rossi erstmals Ärger mit der Polizei. Nach dem Rennen zogen
ihn die Carabinieri am Ende der Zielgeraden wegen zu schnellen Fahrens aus dem Verkehr.
Hinzu kam, dass Rossi auf abgefahrenen Reifen und ohne Nummernschild unterwegs
war und auch noch in der Kurve überholt hatte. Was für ein Skandal! 2003 wurde Rossi
erneut nach Rennende festgesetzt. Dieses Mal ketteten ihn die vermeintlichen Ordnungshüter
an und verdonnerten ihm zum Steineklopfen. Allerdings war inzwischen aus Spaß
bitterer Ernst geworden: Rossi fühlte sich wie ein Gefangener bei Honda, da das Team
das Bike wichtiger als den Fahrer ansah. Die meisten Fans hielten den versteckten Hilferuf
allerdings nur für einen weiteren spaßigen Gag nach dem starken Duell mit Gibernau,
den Rossi erst auf der Ziellinie schlagen konnte. Als der Italiener in Sepang erneut Weltmeister
wurde, ließ ihn sein Fanclub wieder »frei« und mit einem neuen Vertrag bei Yamaha
legte Rossi auch seine Ketten von Honda endlich ab.
Ein Mann, ein
Wort: Rossi als
Kellner
3. AUFS WOHL DES KELLNERS!
Im Qualifying zum Grand Prix von Tschechien 2005 in Brünn landete Rossi abgeschlagen
auf Platz fünf. 0.371 Sekunden trennten ihn und seinen Rivalen Sete Gibernau. Im
Rennen schlug Rossi zurück und rang den Spanier nieder, bevor Gibernaus Gresini-
Honda auf dem Weg in die letzte Kurve wegen Spritmangels stehen blieb. Dem Spanier
blieb nur der Fußweg zurück zur Box. Auf dem Podium fanden sich mit Rossi, Loris
Capirossi und Max Biaggi drei Italiener wieder. Während Biaggi seinen Pokal polierte,
rannte Rossi mit der Champagner-Flasche zu seinem Team und ließ sich von ihnen in
ein Kellner-Jackett stecken. Nach dem schwierigen Qualifying hatte er seiner Crew
versprochen, im Falle eines erneuten Sieges einen auszugeben. Der größte Teil des
Flascheninhalts floss allerdings trotz allem in Rossis Kehle. Na dann: Prost!
www.Motorsport-Magazin.com 77
FOTOS: MILAGRO
Dr. Rossi ist
auch einmal
Patient
2. KLEIDER MACHEN LEUTE
Schon 1997 war Rossi für seine verrückten Kopfbedeckungen bekannt. Auf dem
Podium erschien er nach seinem Sieg in Sentul mit einem blauen Kopfverband. Der
Grund: Einige Tage zuvor hatte sein Vater Graziano einen kapitalen Autounfall gebaut,
den Rossi selbst auf dem Beifahrersitz miterlebte. Wegen seiner Gehirnerschütterung
wurde Valentino auf dem Flug nach Indonesien von Doktor Costa begleitet, war bis
zum Rennen aber längst wieder wohlauf. »Tut mir leid, wenn ich Unsinn rede, ich
wurde kräftig durchgeschüttelt«, ulkte er dennoch nach seinem Sieg, der lange kein
witziger Einzelfall blieb. Auch 2009 in Misano tauchte Rossi verkleidet auf dem Podest
auf. Im Rennen zuvor in Indianapolis war er wegen eines Fehlers gestürzt und deshalb
ohne Punkte geblieben. Vor seinem Heimrennen benannte er sich von »The Doctor«
in »The Donkey« um, weil er der Meinung war, so einen dummen Fehler könne nur
ein Esel machen. Auf heimischem Terrain bügelte er den Patzer allerdings mit einem
Sieg wieder aus. Natürlich war es dennoch ein willkommener Anlass für ein neues
Helmdesign und einen entsprechenden Gag.
78 www.Motorsport-Magazin.com
FOTOS: HONDA
Ein Italiener
fährt im
Hühnerstall
Motorrad...
1. EIN HÜHNCHEN MIT OSVALDO RUPFEN
1998 tauchte ein neuer Sponsor von Rossi auf: Die Polleria
Osvaldo. Was nur wenige wussten: Diese Hühnerfarm
existierte nur in der Fantasie des italienischen
250ccm-Piloten. Rossi spann die Geschichte immer
weiter und nahm auf der Auslaufrunde in Barcelona ein
entsprechendes Maskottchen auf der Aprilia mit. Der
Sponsor, der gar keiner war, wurde unter Rossis Fans
immer populärer, bis das italienische Fernsehen eine
Dokumentation über den vermeintlichen Farmbesitzer
Osvaldo drehen wollte. Diese Gelegenheit konnte sich
Rossi nicht entgehen lassen: Er suchte einen alten Hof,
bevölkerte ihn mit Hühnern, malte den Slogan »Jedes
Hühnchen kennt Osvaldo« an die Wand und trieb einen
alten Kauz aus Tavullia auf, der sich als Osvaldo ausgab.
Ohne zu ahnen, dass sie einer Fälschung gegenüberstand,
drehte die Crew vom italienischen Fernsehsender
RAI die Dokumentation über Osvaldo und strahlte sie
sogar aus.
www.Motorsport-Magazin.com 79
ALEIX
ESPARGARO
POL
BRÜDER, BESTE FREUNDE UND HARTE KONKURRENTEN
TEXT: MARIA POHLMANN
2014 TRETEN ALEIX UND POL ESPARGARO IN DER MOTOGP GEGENEINAN-
DER AN. WER HILFT WEM? WIE STARK IST DIE KONKURRENZ UND WAS
WAR IHRE WITZIGSTE KINDHEITSGESCHICHTE?
MOTORSPORT-MAGAZIN.COM SPRACH MIT DEM GESCHWISTERPAAR.
80 www.Motorsport-Magazin.com
www.Motorsport-Magazin.com 81
FOTOS: MIALGRO
Aleix
Espargaro
dominiert die
Open-Klasse
FOTOS: MILAGRO
MSM: Ihr seid immer glücklich. Wie geht das?
ALEIX ESPARGARO: Ich versuche es. Wenn ich
die Tür zum Motorhome hinter mir schließe, bin
ich sauer. Aber den Leuten muss man ein Lächeln
schenken, das ist wirklich wichtig. Das Leben ist
nicht leicht und ich muss mich so bedanken. Ich
fahre Motorradrennen, das ist meine Leidenschaft
und ich werde dafür bezahlt, Motorräder zu
fahren. Also muss ich jeden Tag glücklich sein.
POL ESPARGARO: Ich tue, was ich will. Ich
arbeite mit meiner Leidenschaft. Ich bin glücklich
und ich kann das tun, was ich liebe. Ich fahre
Motorräder und kann mich nicht beschweren. Das
ist perfekt.
Wie ist das Gefühl auf einem MotoGP-Bike zu
fahren?
Aleix: Ich fühle mich großartig und wirklich wohl
auf dem Bike und im Team. Sie helfen mir so sehr.
Das Wichtigste ist, dass die Ergebnisse gut sind,
aber ich genieße es auch sehr, das Motorrad zu
fahren. Das ist das Beste.
Pol: Ich fühle mich gut. Ich fühle mich noch
immer wie ein Rookie und weiß, dass ich viel lernen
muss, aber Rennen für Rennen genieße ich
die Kategorie und das Bike mehr. Wenn es regnet,
habe ich momentan noch ein paar Probleme, aber
das ist okay.
Hast du Pol zum Start in der MotoGP-Tipps gegeben?
Hat Aleix dir geholfen?
Aleix: Am Anfang habe ich ihm ein bisschen über
die Motorbremse, die Elektronik und so erklärt.
Er hatte zu Beginn ein paar Probleme mit den
Bremsen, weil es jetzt Karbon-Bremsen sind, aber
er war direkt schnell. Schon beim ersten Test in
Valencia war er schneller als ich. Also habe ich
ihm nach dem Test in Valencia nichts mehr verraten,
denn er schafft das schon alleine.
Pol: Ja, ein bisschen. Nicht allzu sehr, aber ein
ICH MUSSTE MEINEN FAHRSTIL EIN WENIG ÄNDERN, ALS ICH
DAS BIKE ZUM ERSTEN MAL GEFAHREN BIN. AUF DER APRILIA
BREMST DU RICHTIG TIEF IN DER KURVE HINEIN. AUF DER
YAMAHA MUSST DU FRÜHER BREMSEN, DAS BIKE EINLENKEN
UND KANNST DEN KURVEN-SPEED MITNEHMEN.
bisschen. Besonders zu Beginn der Saison war er
für mich da. Jetzt etwas weniger, aber er unterstützt
mich dennoch sehr.
War es schwierig, dich an die Yamaha zu gewöhnen?
Was war das Schwerste für dich in der neuen
Kategorie?
Aleix: Nicht wirklich. Ich musste meinen Fahrstil
ein wenig ändern, als ich das Bike zum ersten Mal
gefahren bin. Auf der Aprilia bremst du richtig tief
in der Kurve hinein. Auf der Yamaha musst du
früher bremsen, das Bike einlenken und kannst
den Kurven-Speed mitnehmen. Es ist recht anders,
aber es war leicht, weil sich das Bike gut fahren
lässt.
Pol: Ich denke, die Traktionskontrolle und die
ganzen Elektronik-Systeme waren wirklich schwer
zu erlenen. Ich kannte das aus den anderen Kategorien
nicht und hier sind die Motorräder voller
elektronischer Hilfen und das war das größte Problem
für mich.
Sprecht ihr an den Rennwochenenden über das
Motorrad, Linien oder andere Besonderheiten?
Aleix: Nicht wirklich, weil die Bikes ziemlich verschieden
sind. Nach dem Qualifying und vor dem
Rennen reden wir oft über die Reifen, also welchen
Reifen er für das Rennen wählt, welchen ich wählte.
Das ist das Einzige, was wir gemeinsam haben. Der
Rest ist sehr unterschiedlich.
Pol: Wir sprechen ein bisschen darüber, aber wir
können nicht allzu viele Informationen teilen.
Schließlich sind wir in verschiedenen Teams und
müssen das respektieren. Wir versuchen aber, unsere
Gefühle nach dem Training und allem zu teilen, um
zu wissen, wie wir uns verbessern oder ob wir etwas
anders machen können. Aleix hilft mir sehr, manchmal
helfe ich ihm aber auch ein bisschen.
82 www.Motorsport-Magazin.com
Bist du glücklich, dass ihr dieses Jahr gegeneinander
in einer Kategorie antretet?
Aleix: Ja, sehr! Das Wochenende ist damit viel
leichter für mich. Ich bin entspannter. Letztes Jahr
sah ich mir immer ganz aufgeregt seine Moto2-
Rennen an. Dieses Jahr kann ich mich da entspannen.
Wenn ich ihn auf der Strecke treffe, ist es toll,
gegen ihn zu kämpfen. Ihn vor mir fahren zu
sehen, ist etwas Besonderes.
Pol: Ich mag es nicht wirklich, denn es ist einfach
ein anderes Rennen, wenn dein Bruder mitfährt.
Das ist ziemlich schwierig. Aber das ist unser Job,
wir müssen das für unsere Teams und Sponsoren
machen.
Aleix, ist es für dich auch manchmal schwierig,
gegen ihn zu kämpfen?
Aleix: Das ist schwierig. Er ist Weltmeister und
extrem stark. Er hat die Satelliten-Yamaha und ist
verdammt schnell. Es ist schwierig, aber schön.
Obwohl er wirklich schnell ist, muss ich ihn ab
und an natürlich auch überholen und ich kann
nicht an ihm vorbeifahren wie an einem anderen
Fahrer. Er ist mein kleiner Bruder, also muss ich
vorsichtiger sein und darf nicht aggressiv herangehen.
Das ist nicht leicht.
Wie würde euer Leben an der Strecke aussehen,
wenn ihr im gleichen Team fahren würdet?
Aleix: Das wäre toll. Eine großartige Idee! Das
würde mir sehr gefallen. Denn abgesehen davon,
dass er mein Bruder ist, sind wir auch beste
Freunde. Wir haben die gleichen Freunde und
verbringen viel Zeit miteinander. Ich denke aber
auch, dass das Team richtig stark wäre, weil jeder
von uns immer besser sein will als der andere. Das
wäre fantastisch.
Pol: Ich denke, das wäre nicht wirklich gut und
vor allem nicht ernst. Das wäre ein starker Konkurrenzkampf.
Meinen Bruder als Teamkollegen
zu haben, wäre für mich sehr schwierig. Das ist
nicht die beste Idee, aber vielleicht ist es eine
Option für die Zukunft.
Hat sich euer Verhältnis verändert, seit Pol in der
MotoGP fährt, also seitdem ihr direkte Gegner
seid?
Pol: Nein, nie! Ich hoffe, dass sich das nie verändert.
Unser Verhältnis ist momentan wirklich
wundervoll. Wir sind immer zusammen und nicht
nur an den Rennwochenenden. Wenn sich das
verändern würde, wäre ich nicht glücklich. Aktuell
ist es toll.
Aleix: Vielleicht waren wir im letzten Jahr etwas
enger zusammen, weil ich während seiner Trainings
immer in seiner Box war und er während
meiner Trainings in meiner. Wir sprachen etwas
mehr. Ich versuchte, ihm im letzten Jahr ein bisschen
mehr zu helfen, weil er um den Titel gekämpft
hat. Sicherlich sind wir in dieser Saison eher Rivalen.
Aber wenn wir Zeit miteinander verbringen,
ist nichts anders.
Angenommen ihr beide hättet die Chance auf den
WM-Titel und die Meisterschaft würde sich erst
im letzten Rennen in Valencia entscheiden: Wie
würde dieses Rennen aussehen?
Aleix: Puh... Auf jeden Fall unglaublich! Das
wären sicherlich ein paar schlaflose Nächte. Natür-
Pol Espargaro
tut, was er
liebt
www.Motorsport-Magazin.com 83
FOTOS: MILAGRO
Eine Familie voller Sonnenschein: Die
Espargaro-Brüder sind immer gut drauf
und genießen jeden Moment
84 www.Motorsport-Magazin.com
lich ist es das oberste Ziel, Weltmeister zu werden,
aber dafür deinen Bruder besiegen? Das wäre
etwas Besonderes, aber ich kann es mir nicht vorstellen.
Ich will es mir gar nicht vorstellen. [lacht]
Pol: Ja, das wäre auf jeden Fall schwierig. Ich hoffe
einfach, dass das nie passieren wird. Sollte es passieren,
weiß ich wirklich nicht, wie es aussehen
soll.
Habt ihr euch schon als Kinder gegenseitig
herausgefordert?
Aleix: Ja, immer! In den Rennen nicht allzu sehr,
weil ich zwei Jahre älter bin als Pol und ich meistens
in einer höheren Klasse gefahren bin. Aber
wir sind zusammen in der 125er gefahren, in der
Moto2 und es war schön, dass wir uns gegenseitig
herausfordern konnten, aber MotoGP ist da natürlich
das Beste.
Pol: Wir begannen mit dem Fahren als wir noch
Kinder waren. Er hatte immer ein größeres Bike
als ich und schlug mich damit immer. Als ich dann
aber auf das größere Bike kam, war ich immer
schneller als er, weil ich seine und meine Erfahrungen
hatte. Wir sind immer in verschiedenen
Kategorien gefahren, zusammen anzutreten war
schwer, aber wir haben immer gegeneinander
gekämpft.
Fühlst du dich verantwortlicher, weil du der
Ältere bist?
Aleix: Ja, ein bisschen. Ich meine, wenn du der
Große bist, dann musst du dem Kleinen immer
etwas beibringen und ihm helfen. Letztes Jahr
habe ich das die ganze Zeit gemacht, aber dieses
Jahr will ich das nicht mehr machen, weil er von
ganz allein so schnell ist.
Glaubst du Aleix nimmt etwas mehr Rücksicht,
weil du der jüngere Bruder bist?
Pol: Ja, das scheint so. Der große Bruder verteidigt
immer den kleinen Bruder. Das ist normal und
ich denke, das sollte in jeder Familie so sein.
Manchmal kann ich ihm aber sogar etwas mehr
helfen als er mir, das hängt aber immer von der
jeweiligen Situation ab.
Was ist die lustigste Erinnerung aus eurer
Kindheit?
Aleix: Da gab es viele Abenteuer! Als wir noch richtig
klein waren, hatten wir einen Kaktus zu Hause. Ich
habe zu ihm gesagt: ‚Los, fass den an, das ist cool!‘
Er hat es natürlich gemacht und die ganzen Stacheln
in den Händen gehabt. Meine Mum erzählt das
immer all unseren Freunden. Ich war da sechs oder
sieben Jahre alt, er zwei Jahre jünger.
Pol: Da gibt es viele Erinnerungen. Die Kaktus-
Geschichte war schon etwas gemein. Er sagte mir:
‚Du musst ihn anfassen! Du wirst sehen, das macht
Spaß.‘ Ich war total jung und habe das natürlich
gemacht. Ich habe den Kaktus sogar umarmt. Verdammt,
das tat so sehr weh! Aber im Nachhinein
war das wirklich lustig.
Könnt ihr erklären, warum euer Verhältnis so
eng ist?
Aleix: Ich denke, das ist weil wir komplett verschieden
sind: Ich bin gerne mit Freunden
zusammen, er ist gerne mal allein, ich bin total
pünktlich, er ist eine Katastrophe, er schläft viel,
ich schlafe nicht viel, ich bin immer total aufgeregt
und er ist die Ruhe selbst. Da gibt es tausend
Dinge. Jeder macht sein Ding, aber weil der eine
den anderen ergänzt sind wir total verbunden
und wirklich gute Freunde.
Pol: Ich denke, wir sind mehr als Brüder. Wir
fahren hier Rennen, unterstützen uns gegenseitig,
wir fahren zu Hause Dirt-Bike, Supermoto, wir
machen alles zusammen. Wir sind Freunde und
mehr oder weniger im gleichen Alter. Dadurch
haben wir die gleichen Freunde, gehen zusammen
auf Partys, zum Essen und alles. Das macht
unser Verhältnis noch ein bisschen besser. Wir
sind mehr als Brüder, denn wir sind auch richtig
gute Freunde.
Wie sieht euer Leben zu Hause aus?
Aleix: Wir trainieren fast jeden Tag zusammen.
Er ist fast die ganze Zeit in meinem Haus. Wir
fahren gemeinsam Fahrrad, seit wir in Andorra
leben sind wir auch immer mit meinem Hund
unterwegs - also alle Drei zusammen. Fast jeden
Tag essen und trainieren wir gemeinsam.
Pol: Meistens trainieren wir zusammen. Er fährt
Aleix passt oft
auf seinen
kleinen Bruder
Pol auf
ICH BIN GERNE MIT FREUNDEN ZUSAMMEN, ER IST GERNE MAL
ALLEIN, ICH BIN TOTAL PÜNKTLICH, ER IST EINE KATASTROPHE, ER
SCHLÄFT VIEL, ICH SCHLAFE NICHT VIEL, ICH BIN IMMER TOTAL
AUFGEREGT UND ER IST DIE RUHE SELBST.
lieber Dirt-Bike, ich lieber Supermoto und da ist
es schwer, zusammenzukommen. Wir versuchen
aber immer, zusammen zu fahren, denn wir lernen
dabei einfach mehr, wenn wir uns gegenseitig
haben, als wenn einer von uns allein trainiert.
Das ist gut.
Was ist dein Ziel dieses Jahr?
Aleix: Mein Ziel ist es, unter den Top-6 in der
MotoGP zu landen. Das wird wirklich sehr schwer,
denn das Niveau ist sehr hoch und vor uns fahren
viele MotoGP-Werksbikes. Aber das ist mein Ziel
und ich werde dafür kämpfen.
Pol: Die Top-5 sind mein Ziel, also Fünfter zu
werden. Ich denke, das ist der beste Platz, den ich
holen kann. Diese Meisterschaft als Fünfter zu
beenden, wäre für mich im ersten MotoGP-Jahr
wunderbar. Jetzt sind wir Siebter, das ist nicht
schlecht, aber wir sind dicht an Aleix und Dovi
dran. Bis zum Ende der Saison gibt es noch viele
Rennen. Das wird sicher hart und wir müssen
kämpfen, aber ich denke, dass wir das schaffen
können.
Was würdest du dir wünschen, wenn du einen
Wunsch frei hättest?
Aleix: Natürlich MotoGP-Weltmeister zu sein!
Pol: In einem Werksteam zu sein. Ich denke, das
ist das Beste, was mir passieren kann. Wir hoffen,
eines Tages dort zu sein.
www.Motorsport-Magazin.com 85
FOTOS: MILAGRO
86 www.Motorsport-Magazin.com
DOPPELLEBEN
STUDENT
UND
MOTORRADPROFI
TEXT: MARIA POHLMANN
VON DER UNI AUF DIE RENNSTRECKE: KAREL ABRAHAM BEKOMMT ALLES UNTER EINEN HUT
UND DARF SICH SEIT KURZEM SOGAR ALS JURIST BEZEICHNEN. MOTORSPORT-MAGAZIN.COM
SPRACH MIT DEM MASTER OF LAWS.
www.Motorsport-Magazin.com 87
P
aragraphen, Pamphlete, Papierkram
- statt Partys aber eher Strecken,
Setups und Schikanen. So
sah das Leben von Karel Abraham
bis Ende April 2014 aus. Denn der MotoGP-
Fahrer startete nicht nur in der Königsklasse,
sondern studierte zu Hause auch noch Jura. Nun
darf er sich über einen Master-Abschluss freuen.
»Ich bin ehrlich gesagt nicht der Typ, der die
ganze Woche zu Hause sitzt und lernt oder überhaupt
regelmäßig in die Bücher schaut. Was das
Lernen angeht, nehme ich es nicht so genau. Ich
bin kein Streber«, verrät er.
Zur Prüfungszeit im Winter und im Sommer sah
es jedoch etwas anders aus. »Ich lerne da natürlich
auch nicht eineinhalb Monate durchgängig,
aber eine Woche vor der Prüfung setze ich mich
dann schon mal hin, schlage die Bücher auf, gehe
alles durch und lerne, damit ich die Prüfungen
bestehe. Ich habe nicht nur Einsen oder so. Ich
bekomme meist nur irgendeine Note, mit der ich
gerade so bestehe.« Der Tscheche fiel sogar schon
oft durch Prüfungen durch und musste diese
wiederholen. »Das hat mich so geärgert. Ich habe
zwar nicht so viel dafür gelernt, aber ich habe
zumindest gelernt und dann schaffte ich es
nicht.«
Aber Ende gut, alles gut. »Für die Abschlussprüfung
habe ich wirklich viel gemacht. Das ist nicht
in jedem Land gleich, aber in der Tschechischen
Republik musst du ein zweites Staatsexamen
ablegen und dafür musste ich wirklich extrem
viel lernen. Das waren 500 Seiten voller Fakten,
die du nicht nur grob, sondern Wort für Wort
wiedergeben musstest. Das war wirklich, wirklich
hart. Aber bei der Abschlussprüfung hatte ich
Glück und zog eine relativ einfache Frage. Eine
andere war dafür schwer, aber ich hatte einen
super Prüfer, der jung und sehr nett zu mir war.
Ich habe am Ende alles bestanden - nicht mit den
perfekten Noten, aber ich habe es geschafft und
den Master-Abschluss in der Tasche«, sagt Abraham
strahlend.
Doch der Weg zum Abschluss war für den
24-Jährigen nicht leicht. Besonders nach Le Mans
war der Neid auf die Kollegen groß, die lediglich
trainieren und nicht nach Hause zurückkehren
mussten, um vor ihrer großen Prüfung Gesetzestexte
zu lernen. »Ich musste die ganzen Informationen
in kurzer Zeit in meinen Kopf bekommen.
Das war kein gutes Gefühl«, erklärt er offen.
»Als ich es geschafft hatte, war ich aber wirklich
glücklich und es war eine Erleichterung.« Den
MotoGP-Rennen räumte er aber immer den Vorrang
ein. »Wären die Abschlussprüfungen an
einem Renntermin gewesen, wäre ich auch nicht
hingegangen. Dann hätte ich es später gemacht.
Es war mir aber auch wichtig, den korrekten Weg
zu gehen und das hat am Ende geklappt.«
Damit es auf und abseits der Rennstrecke demnächst
nicht allzu langweilig wird, will der Pilot
aus Brünn sogar noch einen Doktor anhängen.
Die Bewerbungsphase läuft bereits. Als Rechtsanwalt
will er dennoch auch später nicht arbeiten.
»Das ist eine Menge Papierkram und du musst
die Worte verdrehen können. Das möchte ich
nicht unbedingt machen. Ich habe Jura studiert,
weil ich nur zwei Möglichkeiten hatte, nachdem
du im Grunde alles machen kannst, was du willst:
das war Wirtschaft oder eben Gesetzgebung. Und
Jura kannst du für fast alles anwenden, dann
kannst du auch Manager oder Besitzer von
irgendwas sein. Ich war aber wirklich schlecht in
Mathe und deshalb habe ich Wirtschaft nicht
gewählt. Dann gab es noch ein anderes Thema,
das ich gern gemacht hätte, aber da gab es eine
tägliche Anwesenheitspflicht, was in meinem
Falle natürlich nicht ging«, erklärt er.
Der Motorradrennsport stand für Abraham dennoch
immer auf Platz eins. »Es hilft, wenn man
sich das Studium nicht so zu Herzen nimmt, dass
es einen auf der Strecke behindert«, verrät er sein
Erfolgsrezept. »Manchmal ist es besser, bei den
Rennen zu sein. Nur Rennen zu fahren, wäre aber
nichts für mich. Wenn Rennsport mein ganzes
Leben wäre, würde mich das wohl nicht wirklich
erfüllen. Dann würde mir etwas fehlen, das wäre
nicht genug. Ich muss etwas anderes tun.«
Karel Abraham gibt
nicht nur auf der
Strecke Gas
ICH HATTE ZUR DUCATI KEIN VERTRAUEN. IM ERSTEN JAHR
SCHON, ABER IM ZWEITEN JAHR NICHT MEHR, DA ICH OFT
GESTÜRZT BIN. ICH WAR MIR NICHT SICHER, OB ICH IN DER
MITTE DER KURVE STÜRZE ODER NICHT.
Sobald die Gesetzestexte ausgeblendet sind, gibt
Abraham einfach nur Gas und es funktioniert:
2014 erlebte er bis Assen erst zwei Ausfälle und
konnte in sechs Rennen punkten. »Ich denke, das
liegt am Bike. Ich hatte zur Ducati kein Vertrauen.
Im ersten Jahr schon, aber im zweiten
Jahr nicht mehr, da ich oft gestürzt bin. Ich war
mir nicht sicher, ob ich in der Mitte der Kurve
stürze oder nicht. Ich hatte also wirklich Angst
und pushte nicht so hart«, sagt er. Auch auf der
Aprilia im letzten Jahr sei er oft aus unerklärlichen
Gründen abgeflogen.
Dank gestiegenem Vertrauen kann der Tscheche
in dieser Saison endlich ohne Angst fahren. »Ich
weiß, dass ich von der Strecke abkommen kann
oder sich etwas bewegt. Aber ich weiß auch, dass
ich nicht zehn Mal durch eine Kurve fahre und
beim elften Mal genauso fahre und grundlos
stürze. Das passiert mit der Honda nicht. Bei all
meinen Stürzen bisher, kann man bei der Honda
sehen, woran es lag. Das ist wirklich wichtig. Ich
erinnere mich, dass ich mit der Aprilia und mit
der Ducati manchmal gestürzt bin und nicht
wusste, warum. Wir überprüften die Telemetrie-
Daten und suchten einen Grund, aber es gab
einfach keinen. Das war verwirrend und passiert
dieses Jahr nicht mehr.«
Abraham beschreibt die Honda als gutes Bike -
88 www.Motorsport-Magazin.com
esonders in den Kurven, denn das Chassis sei
sehr angenehm zu fahren. Allerdings könnte der
Motor etwas besser sein. »Ich denke, der Fortschritt
des Motors ist sehr gut, aber der Top-
Speed ist nicht wirklich perfekt - besonders im
Vergleich zu Ducati. Natürlich ist das ein ganz
anderes Bike, aber ich glaube, dass auf der Ducati
Leute sitzen, gegen die wir kämpfen können, weil
wir gut genug sind, aber ihr Motor ist so viel
besser. Genauso ist es mit Yamaha - mit Colin
Edwards und Aleix Espargaro. Aleix fährt die
Yamaha zur Perfektion, er ist wirklich unglaublich
gut, aber ich denke dennoch, dass ihr Bike
ein kleines bisschen mehr Power hat.« Der
24-Jährige glaubt, dass alle Honda-Production-
Piloten in der Lage wären, gegen die Open-Konkurrenten
zu kämpfen. Wenn nur das Aggregat
etwas besser wäre.
Nichts Neues für HRC-Boss Shuhei Nakamoto.
Schließlich ist Abraham nicht der erste ‚Kunde‘
mit Beschwerden. In Japan wird bereits fleißig
an einem Update des Production Racers gearbeitet.
Der Pilot des Cardion AB Motoracing Teams
erklärt: »Honda und Dorna handeln da gerade
irgendetwas aus. Honda arbeitet an einem neuen
Bike für nächstes Jahr, das vielleicht wieder etwas
besser sein könnte. Nicky Hayden, Scott Redding
und ich, wir beschweren uns alle ein bisschen
über den Speed. Natürlich muss Honda daran
arbeiten und das machen sie momentan auch.«
Mit möglichst guten Ergebnissen plant Abraham
auch für 2015, wieder einen Vertrag mit Honda
zu unterzeichnen. »Ich freue mich aber noch
etwas mehr auf 2016 - und es ist sehr schade, dass
es noch nicht in der nächsten Saison so weit ist:
die Elektronikregeln, die meiner Meinung nach
ein großer Schritt sein werden«, erzählt er.
»Wenn wir die gleichen Motoren wie die
MotoGP-Bikes haben und sie die gleiche Elektronik
haben wie wir, dann könnten wir vielleicht
wieder in der Lage sein, um eine gute Position
zu kämpfen. Denn momentan liegen die Top-10
dicht zusammen, direkt dahinter kommen zwei
Fahrer, die nicht weit zurück liegen und genau
eine Sekunde dahinter kommen wir.« Frustrierend
seien besonders die Geraden, auf denen er
etwa 50 Meter auf die Werksbikes verliert.
Grundsätzlich liegt zwischen den MotoGP- und
den Open-Bikes eine ganze Sekunde, was Abraham
etwas grämt. »Ich möchte gerne mit den
anderen kämpfen, habe aber einfach nicht die
Chance. Ich habe versucht, jemanden auf einem
MotoGP-Bike zu folgen. In den Kurven verliere
ich nicht wirklich auf sie, sondern mache manchmal
sogar Meter gut und bin noch dran. Wenn
es dann auf eine Gerade geht - und selbst wenn
diese nur kurz ist - fährt der MotoGP-Fahrer
direkt eine Lücke von 50 Metern auf, dann
kommt die nächste Gerade und er ist so gut wie
weg.« Dennoch steckt der erfahrene MotoGP-
Pilot und Jurist den Kopf nicht in den Sand. »Wir
versuchen, uns in jedem Rennen zu steigern, was
wirklich hart ist, weil der Wettbewerb da draußen
echt stark ist. Aber ich bin happy.«
Mit der Honda
kommt der Tscheche
gut zurecht
FOTOS: MIALGRO
Ursachen für einen
Sturz findet Abraham
2014 schnell
www.Motorsport-Magazin.com 89
FOTOS: MILAGRO, DUCATI
90 www.Motorsport-Magazin.com
AUF DEM
RICHTIGEN WEG
TEXT: MARIA POHLMANN
EIN LICHT AM ENDE DES TUNNELS? ANDREA DOVIZIOSO FEIERTE 2014 BEREITS ZWEI
PODESTPLÄTZE. CAL CRUTCHLOW KOMMT NICHT RICHTIG IN FAHRT. MOTORSPORT-MAGAZIN.COM
SPRACH MIT DEN DUCATI-PILOTEN.
www.Motorsport-Magazin.com 91
S
chwierigste Bedingungen: Regenund
Trockenphasen wechseln sich
ab. Der TT Circuit ist vor dem Start
der MotoGP fast abgetrocknet. Die
Piloten fahren mit Slicks auf den Kurs und noch in
der Sichtungsrunde setzt der Regen wieder ein. Ein
Poker vom allerfeinsten, den nur die Cleversten
gewinnen können. Zur Freude des Ducati-Teams
zählt auch Andrea Dovizioso zu den vorsichtigen,
aber schnellen Piloten. Nach einem grandiosen
Kampf gegen den Weltmeister führt der Ducati-
Pilot sogar einige Runden, bis er sich schließlich
Marc Marquez geschlagen geben muss. Dennoch
feiert das Team aus Bologna in den Niederlanden
schon das zweite Podest der Saison.
Cal Crutchlow
erlebt einen
schwierigen
Ducati-Einstieg
FOTOS: MIALGRO, DUCATI
»Das hätte ich nicht erwartet«, gibt Dovizioso im
Gespräch mit Motorsport-Magazin.com zu.
»Eigentlich sind wir nicht schnell genug, um auf
dem Podium zu stehen. Wir haben es aber
geschafft, weil wir besser arbeiten als die anderen.
Wir sind zwar dichter dran, als in der Vergangenheit,
aber eben nicht schnell genug, um wirklich
um einen Podestplatz zu kämpfen. Daher bin ich
sehr glücklich.« Insgesamt begann die zweite
Ducati-Saison für den Italiener besser. »Ich fühle
mich wirklich gut. Aber ich denke, unsere Situation
ist noch immer sehr schwierig.«
Die Desmosedici habe sich über den Winter verbessert.
Dovizioso konnte mit seiner Crew einen
Schritt nach vorne machen, hat aber noch immer
das Gefühl, zu weit hinter den Konkurrenten
zurückzuliegen. »Aber wir liegen an vierter Position
der WM. Das ist unglaublich. Ich hatte das
nicht erwartet. Wir bekamen alles, was wir bis jetzt
holen konnten. Ich bin so glücklich darüber, wie
wir mit der Situation umgehen. Denn wir haben
das Tempo nicht, um auf Platz vier in der WM zu
stehen, aber unsere Arbeit war perfekt - und das
mit dem Bike, das wir aktuell haben. Mein Gefühl
ist wirklich gut.«
Auf der anderen Seite der Box herrscht dagegen
Frustration. »Es ist schwierig«, so Cal Crutchlow,
der nach dem sechsten Platz beim Auftakt in Katar
nicht mehr viele Punkte holen konnte. »Wir hatten
einen schlechten Start ins Jahr. Ich denke, ich hatte
von Bike und Team mehr erwartet.« Jetzt weiß der
Brite, wie die Realität bei den Italienern aussieht.
Daraus zieht er seine Schlüsse: »Es gibt keinen
Grund mehr, an mein Limit zu gehen, denn das
war bisher bei allen bei Ducati im ersten Jahr nutzlos.
Danach werden sie besser, also gehe ich im
Moment keine Risiken ein. Ich fahre einfach, leiste
die beste Arbeit, die ich leisten kann und gebe
ihnen Informationen für die Zukunft.«
Mit seinen bisherigen Ergebnissen ist Crutchlow
ganz und gar nicht zufrieden, aber die harte Arbeit
seines Teams gibt ihm Vertrauen. »Meine Jungs
arbeiten härter für mich, als es jemals jemand getan
hat. Bei Tech 3 war es leicht. Wenn du da mit einem
Bike gestürzt bist, war es in einer Stunde wieder
zusammengebaut, weil alle Teile schon längst hergestellt
waren. Das Bike wird auf fünf Jahre entwickelt.
Die Arbeit für das 2014er Bike begannen sie
vielleicht vor fünf Jahren. Ducati arbeitet hingegen
konstant. Ich bin sehr glücklich mit der Arbeit, die
die Jungs für mich machen, aber wir müssen das
Bike konkurrenzfähig machen«, hält Crutchlow
fest, der sich lange nach einem Werksteam sehnte.
Damit das Duo überhaupt dorthin kommen
konnte, wo es jetzt ist, musste sich das Team vor
der Saison vielen Diskussionen stellen. »Das war
sehr seltsam. Die Regeln standen schon im November
fest und zwei Wochen vor Saisonbeginn
beschwerten sich plötzlich viele Leute. Dennoch
denke ich, dass Gigi [Luigi Dall‘Igna Hauptgeschäftsführer]
in der Lage war, einen guten Kompromiss
mit den Konkurrenten zu finden«, sagt
Dovizioso. Bringt das verbesserte Elektronik-System
überhaupt einen Vorteil? Laut Crutchlow ist
das Privileg keine große Hilfe. »Die Systeme sind
sehr ähnlich. Was wir haben, ist auf keinen Fall
besser, als die Software von irgendwem anders und
auch nicht besser als die der Open-Kategorie. Wir
müssen die Elektronik noch verbessern.«
Dovizioso verriet allerdings, dass die Sonder-Elektronik
doch gewisse Vorzüge habe. »Du kannst die
Elektronik verbessern und entwickeln. Das geht
bei den Open-Teams nicht. Natürlich kannst du
ein wenig mit Magneti Marelli arbeiten, aber wenn
du die Elektronik im Haus herstellst, kannst du
machen, was du willst.« Schon auf dem Sachsenring
wollte Dall‘Igna seinen Schützlingen ein Update
bringen. Laut dem Italiener sei das allerdings keine
signifikante Steigerung, lediglich eine kleine Hilfe
bei der Einstellung der Traktionskontrolle.
Um die Desmosedici aber endlich zu einer siegfähigen
Maschine zu machen, versuchen die Techniker
bei Ducati - allen voran Dall‘Igna - noch
immer, die Grundprobleme auszumerzen. »Das
Hauptproblem ist meiner Meinung nach noch
immer das Umlegen. Das ist noch genauso, hat sich
nie geändert und ist ein wirklich, wirklich großes
Problem«, erklärt Dovizioso, der sich schon seit
eineinhalb Jahren mit den Sorgen der Roten
herumplagt. »Das ist zwar nicht das Einzige, was
uns davon abhält, anständig gegen die anderen zu
kämpfen, aber solange das nicht gelöst ist, wird es
sehr schwierig.«
Für Crutchlow steht fest: die Probleme sind vielfältig.
»Es gibt zu viele. Es gibt ein Problem mit dem
Chassis, ein Problem mit dem Motor, ein Problem
mit der Elektronik...« Der 28-Jährige gibt so viele
Informationen weiter, wie er sammeln kann. »Das
Team arbeitet immer«, lobt er. »Momentan haben
sie es noch nicht komplett raus, aber wenn sie es
Bradl wurde in
Jerez von
Problemen
gehemmt
92 www.Motorsport-Magazin.com
DAS IST EINES DER PROBLEME: ICH WEISS NICHT GENUG. ANDREA WEISS VIEL
MEHR ALS ICH, WEIL ER ITALIENER IST. ES IST SEHR SCHWIERIG, AN INFORMATIONEN
ZU KOMMEN, DENN SIE ARBEITEN HART AN DER ZUKUNFT.
schaffen, wird das Bike auf jeden Fall konkurrenzfähig.
Sie haben starke Fahrer. Deshalb ist es so
wichtig, ihnen die richtigen Informationen zur
Verbesserung zu stellen. Ich könnte mir vorstellen,
dass sie mehr arbeiten als alle anderen Leute in
diesem Fahrerlager.«
F
olgt für den Fleiß auch bald der
Preis? Dall‘Igna tüftelt bereits an
einer komplett neuen Maschine für
2015. »Gigi hat schon entschieden,
wie das neue Bike aussehen soll, es kommt aber
erst am Ende des Jahres oder Anfang des nächsten.
Es ist eine große Frage, wie das Bike sein wird. Ich
glaube aber an das Projekt, weil ich denke, dass
Gigi binnen weniger Monate in diesem Winter
schon gut gearbeitet hat«, äußert Dovizioso, der
seinen Vertrag zur World Ducati Week in Misano
um zwei weitere Jahre verlängerte.
Crutchlow versteht die Italiener nicht. Auf die
Frage, ob er weiß, wie das neue Bike aussehen
wird, sagte er entrüstet: »Nein, das ist eines der
Probleme: Ich weiß nicht genug. Andrea weiß viel
mehr als ich, weil er Italiener ist. Es ist sehr
schwierig, an Informationen zu kommen, denn
sie arbeiten hart an der Zukunft. Hoffentlich weiß
ich bald etwas, aber ich weiß nicht wann.« Zudem
sieht der Brite das Unternehmen einer komplett
neuen Maschine mit Blick auf 2016 kritisch. »Ich
denke, das wird sehr schwer für Ducati, denn jetzt
bauen wir ein Bike für nächstes Jahr mit den
Bridgestone-Reifen und dann müssen wir ein
weiteres Bike für die Michelin-Reifen bauen. Wir
sollten uns wohl eher darauf konzentrieren, ein
Motorrad für die Michelin-Reifen und nicht für
die Bridgestone-Reifen zu bauen. Am Ende wird
das schließlich die Zukunft sein.«
ist ziemlich jung, also müssen wir sehen, ob er sich
noch stärker verbessern kann, aber er ist auf jeden
Fall ein sehr schneller Fahrer«, lobt sein Landsmann
Dovizioso.
Crutchlow ist sogar überzeugt, dass der Pramac-
Pilot der beste Fahrer auf der Desmosedici ist.
Gleichzeitig ärgert es ihn aber auch, wenn der junge
Italiener an ihm vorbeizieht. »Natürlich pisst mich
das an. Aber so ist das Leben nun einmal. Andrea
Iannone ist im Moment der beste Ducati-Fahrer.
Ich bin mir sicher, dass er besser als Dovizioso ist.
Obwohl er viel weniger Erfahrung als Dovizioso
hat, ist sein Fahrstil besser und sie kommen
gemeinsam im Ziel an. Ich glaube, dass er aktuell
der stärkste Ducati-Fahrer ist. Setz ihn auf ein gutes
Bike und ich garantiere dir, dass er extrem schwer
zu schlagen sein wird, denn er hat einen fantastischen
Fahrstil«, schwört der Brite.
Crutchlow
kam nicht oft
vor Andrea
Iannone an
Die
Ducati-Crew
gibt immer
alles
FOTO: MILAGRO
Bis dahin hofft Crutchlow aber, dass er es wie sein
Teamkollege in dieser Saison auch noch aufs Treppchen
schafft. »Ich werde es versuchen«, verspricht
er. Dovizioso rechnet hingegen weniger damit,
seinen zweiten Platz noch steigern zu können. »Auf
dem Motorrad ist ja glücklicherweise alles möglich.
In Assen war ich nicht so weit weg, aber realistisch
gesehen haben wir den Speed dazu einfach nicht.«
Einer, der richtigen Speed im Hause Ducati hat, ist
Andrea Iannone - wie er mit einem neuen
Geschwindigkeitsrekord in Mugello bewies. »Er ist
ein sehr schneller Fahrer, wie jeder sehen kann. Er
Von zwei Podestplätzen
überrascht:
Andrea Dovizioso
www.Motorsport-Magazin.com 93
TEXT: MARIA POHLMANN
ERFOLGSGEHEIMNIS
ESTEVE RABAT FÜHRT DIE MOTO2 ZUR SOMMERPAUSE MIT 19 PUNKTEN VORSPRUNG AN. GEGENÜBER MOTORSPORT-
MAGAZIN.COM VERRÄT ER, WAS IHM ZUM SIEGEN VERHILFT UND WARUM ER 2014 SO DOMINANT IST.
MSM: Bist du mit deiner bisherigen Saison
zufrieden?
ESTEVE RABAT: Ja, ich bin zufrieden, außer mit
Assen. In Mugello, Montmelo und überall war ich
richtig stark. In Assen war ich enttäuscht, weil
ich im Rennen nicht konkurrenzfähig war. Zu
Beginn war ich im Nassen relativ stark, was mich
ein wenig überrascht hat. Das ist gut für uns,
denn zuvor war ich im Nassen nie wirklich
schnell. Aber danach, als es begann abzutrocknen,
konnte ich die Linie nicht mehr halten. Ich
weiß nicht, warum ich nicht mehr schnell fahren
konnte. Vielleicht habe ich mir zu viele Gedanken
gemacht. Ich wollte immer spät bremsen und
mein Kurven-Speed war zu langsam. Das müssen
wir verbessern, damit es nicht noch einmal
passiert.
kurrenten an, obwohl es auch noch viel mehr
Fahrer gibt, die in dieser Saison richtig stark sind.
Natürlich will ich aber gewinnen und dafür gebe
ich mein Bestes.
Was macht dich in dieser Saison so
dominant?
Ich denke, ich bin stark, weil ich konstant bin. Ich
versuche immer, in den Trainings viele Runden
zurückzulegen, um die Strecke zu verstehen und
mich an die jeweiligen Bedingungen anzupassen.
Außerdem habe ich ein gutes Gefühl in meinem
Team, auf dem Motorrad und mit den Reifen. Da
spielen viele Faktoren zusammen. Ich bin glücklich
und deshalb denke ich, dass ich vorne bin.
Gibt es etwas, das du noch besser machen
kannst?
Ja, natürlich, das gibt es immer. Ich muss mich
besonders im Regen steigern. Wenn die Bedingungen
nicht gut sind, muss ich mich
verbessern.
Was macht euer Marc VDS Team in
dieser Saison so stark?
Ich denke, das liegt daran, dass
es ein sehr gutes Team ist -
vielleicht sogar das Beste
Gibt es jemanden, der dich in diesem Jahr
aufhalten kann?
Natürlich gibt es immer jemanden. Angefangen
bei meinem Teamkollegen. Mika [Kallio] ist ein
sehr starker Fahrer. Er ist unter allen Bedingungen
gut: im Regen, im Trockenen, bei gemischten
Bedingungen. Er ist immer da. Er ist ein sehr
starker Rivale und gleichzeitig auch mein Teamkollege.
Aber auch Maverick Vinales ist richtig
stark. Ich sehe die beiden als meine Hauptkonin
der Moto2. Dazu haben wir sehr gute Fahrer.
Mika ist ein sehr erfahrener Pilot und extrem stark.
Für mich ist es das vierte Jahr. Letztes Jahr wurde
ich Dritter, Mika wurde Vierter. Wir haben in diesem
Jahr einfach das beste Team mit den besten
Fahrern.
Du trainierst oft mit den Marquez Brüdern.
Denkst du, dass auch das Teil deines
Erfolges ist?
Ja, wir trainieren oft zusammen und haben viel
Spaß. Wir fahren Motocross, Dirt-Track und sämtliche
anderen Sachen auf zwei Rädern.
Das ist immer lustig. Alle lachen,
haben Spaß. Deshalb
gewinnen wir auch
die Rennen.
FOTOS: HONDA
94 www.Motorsport-Magazin.com
FOTOS: MILAGRO
Esteve Rabat dominiert die Saison 2014 und ist konstant stark. Der einzige Pilot, der ihm nahe kommen kann, ist sein Teamkollege Mika Kallio. Zur Saisonmitte liegt Rabat nach vier
Siegen ganze 19 Punkte vor dem finnischen Urgestein.
ICH DENKE, ICH BIN STARK, WEIL
ICH KONSTANT BIN. ICH VERSUCHE
IMMER, IN DEN TRAININGS VIELE
RUNDEN ZURÜCKZULEGEN, UM DIE
STRECKE ZU VERSTEHEN UND MICH
AN DIE JEWEILIGEN BEDINGUNGEN
ANZUPASSEN.
Aber mein Erfolg beruht auf vielen Komponenten:
Ich habe ein gutes Team, trainiere zusätzlich auf
dem Circuit de Almeria, dazu kommt mein Training
mit ihnen, mein Training im Fitnessstudio und mit
meinem Mental-Coach. Das sind viele Dinge, die
zusammenkommen, um Rennen zu gewinnen.
Weißt du irgendetwas über die MotoGP-Pläne
deines Teams?
Das weiß ich momentan nicht. Ich würde gerne
aufsteigen, aber nur mit einem guten Bike. Mit
einem Bike, das maximal auf Platz zehn ankommen
kann, will ich nicht fahren. Ich steige nur auf,
wenn ich ein Motorrad bekomme, das auch siegfähig
ist.
Hast du schon Angebote von MotoGP-Teams?
Natürlich spricht mein Manager mit einigen Leuten,
aber ich weiß das nicht so genau. Es steht
aktuell auch noch nichts fest. Ich will mich
zunächst auf die Saison in der Moto2 konzentrieren
und versuchen, den Titel zu gewinnen. Dann
sehen wir weiter.
Was denkst du über Rookies wie Jonas
Folger, Maverick Vinales und Luis Salom?
Sie sind sehr stark, aber ich denke, das liegt an
den Motorrädern. Wenn du früher von der 125er
Klasse in die Moto2 gekommen bist, war das eine
starke Umstellung von den Zwei- auf die Viertakt-
Bikes. Auch das Gewicht war unterschiedlich. Der
Schritt von Moto3 zu Moto2 ist jetzt nicht mehr so
groß. Die Größe des Motors ist sehr ähnlich, das
Gewicht ist ähnlich, beides sind Viertakt-Maschinen
und auch die Rundenzeiten liegen nicht allzu
weit auseinander. Ich denke, deshalb sind sie von
Anfang an so stark.
Welche drei Dringe würdest du auf eine
einsame Insel mitnehmen?
Ein Mädchen, das ist das Wichtigste, denn allein
wird es langweilig. Ein Bike und... eigentlich habe
ich damit genug. Vielleicht noch gutes Essen.
Was ist denn gutes Essen?
Ich mag Pasta. Das ist zwar etwas sehr normales,
aber mir schmeckt es.
www.Motorsport-Magazin.com 95
SAM LOWES
LUIS SALOM
MAVERICK VINALES
FOTOS: MILAGRO
0
VON
DIE AUF- UND UMSTEIGER IN DER MOTO2-SAISON 2014
SORGTEN BEREITS FÜR EINIGE SENSATIONEN. MOTOR-
SPORT-MAGAZIN.COM SPRACH MIT SAM LOWES, LUIS
SALOM UND MAVERICK VINALES, UM IHR GEHEIMNIS DER
SCHNELLEN ANPASSUNG ZU LÜFTEN.
AUF
100
TEXT: MARIA POHLMANN
Blutjung, brandneu und kaum zu
stoppen: die Rookies in der Moto2
sind 2014 eingeschlagen wie eine
Bombe, feierten zur Saisonhälfte
schon Podestplätze und sogar Siege.
Nicht nur Jonas Folger kam aus der
Moto3 und hinterließ in der mittleren Kategorie
direkt Spuren, sondern auch Luis Salom und
Maverick Vinales taten ihr Übriges. Dazu kam zu
Beginn des Jahres mit Sam Lowes ein weiterer
starker Neuling in die Moto2: anders als seine
Konkurrenten wechselte der Brite allerdings als
amtierender Supersport-Weltmeister ins
GP-Lager.
»Es wird besser. Das war ein großer Schritt vom
Superbike-Paddock hierher. Ich bin aber glücklich.
Jetzt beginnen wir, näher an der Spitze zu sein und
das ist richtig gut«, erklärte er Motorsport-Magazin.com.
Für Lowes veränderte sich im Vergleich
zu den Moto3-Aufsteigern aber noch viel mehr.
»Die Pirelli-Reifen in der Supersport sind ganz
anders, viel weicher. Mit der Elektronik kann man
schnell in die Kurve fahren, stoppen und dann
rausfahren. In der Moto2 müssen wir flüssiger auf
dem Bike fahren und den Speed die ganze Runde
lang mitnehmen. Es ist technisch anspruchsvoller
als die Supersport, aber gut.«
Zur Saisonhalbzeit liegt der 23-Jährige auf Platz 13.
»Bisher lief es nicht allzu schlecht. Nicht fantastisch,
aber es ist zufriedenstellend. Wir wollen aber noch
mehr«, fasst Lowes die erste Hälfte zusammen.
Zufrieden kann auch Salom sein, der sich nach
seinen ersten neun Rennen in der mittleren GP-
Kategorie auf Position sieben hält. Die Saison
begann für den Spanier aber mit Problemen. »Katar
war schwierig. Im ersten Rennen wollte ich unbedingt
ein Ergebnis unter den Top-10, aber schon in
der ersten Runde kam ich von der Strecke ab und
war dann Letzter. Also musste ich wieder Zeit gutmachen
und war am Ende Vierzehnter.«
Schade, aber dennoch zufriedenstellend. Schließlich
wusste Salom schon nach dem Auftakt, dass
er das richtige Tempo hatte. So konnte er aus seinen
Fehlern lernen. »In Mugello war ich Zweiter.
Das war wieder ein sehr, sehr gutes Rennen.«
Etwas schlechter lief es in Barcelona: Folger konnte
dem 23-Jährigen nach einem Sturz gerade so ausweichen.
Doch der Rookie verletzte sich bei dem
Crash am Finger. »Das war schon das zweite Mal,
dass ich mir die Fingerkuppe abgerissen habe.« In
Assen hatte Salom dann kaum eine Chance. »Dort
waren schon die Trainings richtig hart, weil ich
wirklich Schmerzen am Finger hatte. Im Rennen
fühlte ich mich ein bisschen besser, insgesamt war
es aber eine reine Katastrophe. Der Sachsenring
ist eine Strecke, die mir sehr gefällt, aber die Rennen
in der Moto2 sind nun einmal anders als die
in der Moto3.«
Dass die Moto2-Rennen anders sind, hat auch
Vinales längst bemerkt. Doch die große Maschine
scheint dem amtierenden Moto3-Weltmeister
bestens zu liegen. »Die ersten Rennen waren richtig
gut. Ich begann mit einem vierten Platz in Katar, in
Texas konnte ich zum ersten Mal gewinnen und
danach waren wir auch immer Vierter, Zweiter, Fünfter
- ich kann wirklich glücklich sein.« Um dahin zu
kommen, wo er jetzt ist - an die dritte Position in der
WM - musste Vinales im Winter hart arbeiten. »Ich
wollte mich so schnell wie möglich an das neue Bike
Die Rookies konnten sich extrem schnell eingewöhnen
gewöhnen. Damit uns das gelingt, haben wir viele
Testfahrten angesetzt, um schon in Katar richtig gut
vorbereitet anzukommen.«
Salom gelang der starke Umstieg ebenso mit
hartem Training im Winter. »Das Tempo auf dem
Motorrad hat sich nicht wirklich verändert. Was
sich verändert hat, ist, wie man mit dem Motorrad
schnell fährt. Die Moto3-Maschine war einfach
leichter, körperlich weniger anstrengend zu fahren.
Sie hatte aber auch weniger Power, die Reifen sind
kleiner und es war bedeutend einfacher, die Richtung
zu wechseln. In der Moto2 sind jetzt die
Reifen größer, die Kraftentfaltung ist ganz anders.
Du brauchst viel Vertrauen zum Bike, um damit
richtig schnell sein zu können. Die Tests im Winter
haben mir dabei sehr geholfen.«
Bei Lowes sah das Ganze noch etwas anders aus:
»Beim Test habe ich nicht versucht, die Moto2 wie
die Supersport-Maschine zu fahren, sondern einfach
probiert, neu zu starten. Ich habe versucht,
die anderen Wege so gut es geht zu lernen und ich
habe noch immer viel zu lernen. Ich denke, ich
fahre momentan bei 80 Prozent und glaube, dass
da noch mehr kommen kann. Hoffentlich wird es
das Letzte, was uns fehlt, um an der Spitze anzukommen.«
Mit etwas mehr Eingewöhnungszeit
dürften die Rookies dann kaum noch zu schlagen
sein - es sei denn, sie schlagen sich selbst.
www.Motorsport-Magazin.com 97
Bei der TT lauert
die Gefahr hinter
jeder Kurve
TEXT: MARIA POHLMANN
RAUSCH,
ADRENALIN
UND
ANGST
DIE TOURIST TROPHY AUF DER ISLE
OF MAN ZÄHLT ZU DEN ÄLTESTEN UND
GEFÄHRLICHSTEN MOTORRADRENNEN
DER WELT. WIE STEHEN DIE PILOTEN
DAZU? MOTORSPORT-MAGAZIN.COM
HAT SICH UMGEHÖRT UND TRAF DABEI
SOGAR AUF EINE TT-LEGENDE.
FOTOS: TOURIST TROPHY
Glück und
Unglück liegen
nah beieinander
98 www.Motorsport-Magazin.com
Fast jedes Jahr
fordert das
Straßenrennen
ein Todesopfer
Rennen auf
öffentlicher
Straße
Das älteste
Motorradrennen
der Welt
Die TT-Fahrer
wissen, worauf
sie sich einlassen
www.Motorsport-Magazin.com 99
»
I
ch liebe die TT. Nicht nur, weil
ich auf der Isle of Man lebe, sondern
auch weil ich eine große
Leidenschaft für die Rennen auf
der Straße habe. Ich liebe die Atmosphäre, das
Adrenalin und ich denke, für die Fahrer ist es
unglaublich, Teil davon zu sein. Ich kann mir
vorstellen, dass es eine fantastische Erfahrung
ist«, schwärmt Cal Crutchlow.
»Es ist das beste Rennen auf der Welt, liefert
dir den besten Nervenkitzel. Besonders für die
Zuschauer ist es einfach wundervoll anzusehen«,
sagt einer, der es wissen muss: John
McGuinness.
Die Faszination der Tourist Trophy auf der britischen
Isle of Man ist kaum zu beschreiben.
Wahre Leidenschaft für Motorradrennsport,
Adrenalin, Gänsehaut - das sind nur einige
Worte, die TT-Fans mit strahlenden Augen
nutzen, um das älteste Motorradrennen der
Welt zu beschreiben. »Ich denke, es ist einfach
etwas anderes, etwas ganz anderes als der ‚normale‘
Rennsport. Der Fakt, dass die Piloten dort
überall mit Vollgas fahren und an den Häusern
vorbeirasen, macht es schon zu etwas Besonderem.
Viele Fahrer, die in England aufwachsen,
träumen von der Isle of Man wie ich von
der GP. Für sie ist es eine andere Lebensart. Für
viele junge Fahrer in Großbritannien ist die TT
die Welt«, erklärt Sam Lowes.
Die Isle of Man
gilt als das
gefährlichste
Rennen
Die Begeisterung für die TT ist vielfach ungebrochen.
Doch gleichzeitig gilt das Event seit
1907 als das gefährlichste und umstrittenste
Rennereignis weltweit. Nach den Rennen in
diesem Jahr ist die Liste der Opfer seit 1911
bereits auf 242 angestiegen. Bob Price und Karl
Harris ließen 2014 ihr Leben. »Natürlich ist die
100 www.Motorsport-Magazin.com
Isle of Man gefährlich, wenn man sie mit den
Rennen auf der Strecke vergleicht«, meint Bradley
Smith. »Aber die TT hat eine außergewöhnliche
Atmosphäre, nicht zuletzt, weil die Fans
extrem nah dran sein können. Ich genieße es,
dort zu sein, aufgrund der Atmosphäre und der
Leidenschaft der Fans - der Leidenschaft für
den Motorsport.«
Moto2-Pilot Lowes mag die Rennen auf der Isle
of Man ebenso. »Im britischen Rennsport gibt
es zahlreiche Fans und ich bin dort aufgewachsen.
Für mich ist es aber auch nicht leicht, denn
es ist sehr gefährlich. Wenn die Fahrer aber
entscheiden, dort zu fahren, müssen wir das
meiner Meinung nach respektieren. Sie haben
definitiv die dickeren Eier«, lacht er.
Während alle britischen Fahrer die Begeisterung
der TT-Fans teilen, sind Grand-Prix-
Fahrer, die nicht aus England kommen, oft
anderer Meinung. »Ich sah einige Rennen und
Bilder von der Isle of Man, aber ich verfolge es
nicht wirklich genau«, gibt Mika Kallio zu. »Ich
glaube, dass jeder sehen kann, dass es ganz
schön gefährlich ist. Jedes Jahr sterben dort
Fahrer.« Dennoch glaubt der Finne, dass jeder
Fahrer, der auf der berühmten Insel startet,
genau weiß, worauf er sich einlässt. »Sie kennen
die Gefahren. Es ist ihre Entscheidung, dort zu
starten.«
Smith und Crutchlow fuhren 2014 eine Paraderunde.
»Um ehrlich zu sein: Die Strecke ist
technisch extrem anspruchsvoll! Die Runde ist
etwa 60 Kilometer lang und sie müssen sechs
davon fahren und das bei durchschnittlich
240km/h. Viele Leute sagen ‚Die sind verrückt!‘
und natürlich sind sie das ein bisschen, aber
die Geschicklichkeit, die Konzentration und
die technischen Fähigkeiten dieser Jungs sind
Wahnsinn«, bewundert Smith die Piloten.
»Nun, nachdem ich dort war und alles gesehen
habe, habe ich viel mehr Respekt vor diesen
Fahrern und allen, die dabei sind. Auf der Isle
VIELE LEUTE SAGEN ‚DIE
SIND VERRÜCKT!‘ UND
NATÜRLICH SIND SIE DAS
EIN BISSCHEN, ABER DIE
GESCHICKLICHKEIT, DIE KONZEN-
TRATION UND DIE TECHNISCHEN
FÄHIGKEITEN DIESER JUNGS
SIND WAHNSINN
of Man ist jede Kurve anders, du bewegst das
Bike lange Zeit bei Vollgas, das Rennen dauert
eine Stunde und 40 Minuten, das ist enorm viel
Stress. Dazu ist das Event drei Wochen lang.«
Aber ist die Tourist Trophy nun zu gefährlich?
Crutchlow ist sich sicher: »Nein. Ich denke, die
Fahrer haben die Kontrolle über ihre eigene
Wahl. Am Ende haben sie die Wahl, dort zu
fahren oder nicht.« Der Ducati-Pilot glaubt,
dass alle Fahrer, die bei der TT starten, eine
extrem starke Leidenschaft besitzen. »Sie lieben
die Straße, ansonsten würden sie die Rennen
nicht fahren. Genauso ist es bei mir in der
MotoGP. Wenn ich hier nicht fahren wollen
würde, dann würde ich nicht kommen. Niemand
schnappt sie sich und setzt sie aufs
Motorrad.«
Vor vielen Jahren war auch die MotoGP in der
TT integriert. Ein Werksfahrer musste bis 1976
auf der Isle of Man starten. »Ich denke aber,
dass die Piloten es trotzdem geliebt haben. Die
Fahrer, die es nicht gemocht haben, sind dann
eben nicht noch einmal gefahren«, so
Crutchlow. »Bevor die Leute nicht dort waren
und die TT gesehen haben, können sie meiner
Meinung nach nichts dazu sagen.« Crutchlow
sah sich das Spektakel zwar schon oft an, fuhr
selbst aber noch nie auf öffentlichen Straßen
ein Rennen. »Also kenne ich das Gefühl nicht,
das die Fahrer dort haben müssen. Ich glaube
aber, dass es fantastisch ist. Ich bin ein großer
Unterstützer der Isle of Man TT.«
Mit dem Gedanken, selbst bei der TT anzutreten
hat der 28-Jährige oft gespielt. »Ich würde
fahren, wenn meine Frau mich lassen würde.
Das wird aber nie passieren. Ich glaube nicht,
dass ich das nötig habe. Ich muss da nichts
beweisen, dort fahren und gewinnen. Ich bin
jetzt schon drei Mal die Parade-Runde gefahren
und es macht so viel Spaß. Ein Teil von mir
denkt immer, dass es angsteinflößend ist. Aber
genau darum fahren die Piloten dort. Sie genießen
den Rausch, das Adrenalin, die Angst. Ich
bin dort gefahren. Wenn ich könnte, würde ich,
aber das wird mit Sicherheit nicht passieren.«
Auch Lowes hat ein striktes Verbot. »Für mich
persönlich wäre es zu gefährlich mit den Bikes
und allem. Als ich mit dem Rennsport begonnen
habe, sagten mir meine Eltern: Du darfst
fahren, aber du startest nie bei der TT! Also
habe ich eine gute Ausrede.« Smith ist hingegen
der Meinung, dass es ihm an Erfahrung fehlen
würde. »Ich könnte dort nicht fahren. Ich habe
diese Fähigkeit nicht. Aber ich sammle Erfahrungen.
Ich muss jede Kurve einsehen können,
dort geht das nicht. Da fehlt es mir einfach an
Talent und Fähigkeit.« Kallio hat hingegen gar
kein Interesse: »Ich persönlich möchte dort
nicht unbedingt fahren. Das überlasse ich gerne
den anderen.«
Einer dieser Anderen ist John McGuinness. ‚Mr.
TT‘ startet seit 1996 auf der legendären Insel
und ist heute mit 21 Siegen hinter Joey Dunlop
der zweiterfolgreichste Fahrer der Tourist Trophy.
Doch wie schätzt er die Gefahr nach 18
Jahren ein. Ist es zu riskant, bei der TT zu starten?
»Das ist eine sehr schwierige Frage«, gibt
er zu. »Natürlich ist es sehr gefährlich und in
den vielen Jahren habe ich ziemlich viele
Freunde verloren. Ich persönlich denke aber
nie über die Gefahren nach. Ich denke nur
darüber nach, wie wundervoll es ist, dort zu
fahren. Ich denke daran, dass es das längste,
älteste Rennen der Welt ist. Wir kennen die
Gefahren. Wir sind irgendwie einfach in der
Lage, es wegzudenken.«
Der Brite bestätigt, dass keiner der Teilnehmer
Druck hat, zu starten oder gar dazu gezwungen
wird. »Es ist keine Weltmeisterschaft mehr, sondern
nur ein altes, ikonisches Event. Die Fahrer
kommen jedes Jahr dahin und wir denken einfach
nicht darüber nach. Sicherlich könnte es
uns jederzeit passieren. Aber ich denke nie, dass
es zu gefährlich ist. Vielleicht ist man da als
Fahrer auch etwas egoistisch«, sagt McGuinness,
auf den zu Hause Frau und Kinder warten.
»Meine Familie kommt damit zurecht. Ich bin
nun 25 Jahre lang mit meiner Frau zusammen.
Sie war von Anfang an dabei und auch bei der
Entscheidung, dass ich die TT fahre. Sie stand
immer an meiner Seite.«
Seine beiden Kinder seien nichts anderes
gewöhnt. »Es ist wirklich schwierig. Ich muss
schließlich auch meine Kinder ernähren, denn
es ist nicht nur Spaß, sondern auch mein Job.
Meine Familie hat nie von mir verlangt, aufzuhören.
Sie haben mich immer ermutigt. Ich
denke, wenn die Zeit kommt, da ich aufhören
werde, ist meine Familie sicher glücklich. Ich
bin nicht allzu weit weg von diesem Tag.
Schließlich bin ich schon alt«, eröffnet er gegenüber
Motorsport-Magazin.com schmunzelnd.
»Ich bin jetzt schon lange dabei und habe hohen
Respekt. Ich pushe noch immer hart und gehe
an mein Limit, aber ich will nicht mehr über
mein Limit gehen«, erklärt die TT-Legende
weiter. McGuinness weiß, dass es bei jeder Isle
of Man TT um Leben und Tod geht. Richtig
verzichten will dennoch niemand. Kallio meint
den Grund zu kennen: »Ich glaube, wir brauchen
diese Art von Veranstaltung auf der Welt
einfach. Denn die Leute sind aus irgendeinem
Grund immer begeistert, wenn es gefährlich
wird.«
Guy Martin
startete 2004
zum ersten Mal
auf der Isle of
Man
FOTOS: TOURIST TROPHY
Die Gefahr bei
der Tourist Trophy
zieht die
Zuschauer an
www.Motorsport-Magazin.com 101
SLIDESHOW | MOTORSPORT | #38 | 2014
❱ EIN UNDERDOG
SIEGT BEI
HUNDEWETTER
TEXT: STEPHAN VORNBÄUMEN
FOTO: NASCAR
Das zweite Daytona-Rennen im NASCAR Sprint Cup war an Zwischenfällen
kaum zu überbieten. Wegen heftiger Regenschauer wurde aus einem
Saturday-Night-Race ein V8-Spektakel um die Mittagszeit am Sonntag.
In der 21. Runde gab es einen Massencrash mit 16 Fahrern. Nach 99
Runden folgte der nächste rekordverdächtige Big One mit 26 involvierten
Piloten. Nach 112 von 160 Rennrunden musste der 18. Saisonlauf wegen
einer Gewitterfront abgebrochen werden. Nur 22 Fahrzeuge waren mit
teilweise heftigen Kaltverformungen noch auf der Strecke. Aric Almirola
lag zu diesem Zeitpunkt in Führung und wurde zum Sieger erklärt. So
kam Almirola im Petty-Ford zu seinem ersten Sieg im Sprint Cup.
102 www.Motorsport-Magazin.com
www.Motorsport-Magazin.com 103
104 www.Motorsport-Magazin.com
FOTOS: FIA FORMULA E
AUFBRUCH IN EIN NEUES ZEITALTER
FORMEL
DIE FORMEL E STARTET IM SEPTEMBER IN IHRE ERSTE SAISON. MOTORSPORT-MAGAZIN.COM BESUCHTE DIE
TESTFAHRTEN IN DONINGTON UND HAT SICH EIN BILD VOM FORMEL-E-VALLEY GEMACHT. DOCH DIE HOFFNUNGEN
DER NEUEN RENNSERIE RUHEN NICHT AUF DER TECHNIK - UND ERST RECHT NICHT AUF DONINGTON.
TEXT: CHRISTIAN MENATH
www.Motorsport-Magazin.com 105
Bereit für die Stadtrundfahrt:
So sieht der neue FIA Formel
E Rennwagen aus
montag, 07. Juli 2014: Der Großbritannien GP ist soeben
Geschichte, da treibt es Motorsport-Magazin.com 100
Kilometer weiter in den Norden Englands. Donington Park:
Heart of British Motorsport, wie man stolz von sich sagt.
Petrolheads kennen die charmante Strecke bestens: 1993
wurde dort zum einzigen Mal ein Formel-1-Rennen ausgetragen,
damals als Großer Preis von Europa. Doch Donington Park ist mehr als die
bekannten 4,023 Kilometer Asphalt.
Direkt an der Strecke haben sich zahlreiche Motorsportbetriebe angesiedelt.
Eigentlich nichts Ungewöhnliches. In diesen Ausmaßen jedoch schon. Seit
Januar 2014 ist in Donington auch eine ganze Rennserie beheimatet. Am 2.
Januar begann der Bau des Formel-E-Valleys, schon im Mai konnten die ersten
Hallen bezogen werden. Wer es an den Wachleuten an der Pforte vorbei schafft
- ein gemurmeltes Formula E genügt meist -, der kommt über verstaubte
Zufahrtswege und unzählige Geschwindigkeitsschwellen zur Zentrale des
Neuen, zum Mekka des elektrischen Motorsports.
Die Zentrale ist ein Bau mit schön anzusehender Glasfront, im Showroom steht
einer der ersten Show-Boliden. Dahinter geht es wenig prunkvoll zu: alle zehn
Teams arbeiten Tür an Tür in kleinen Hallen. In jeder Halle werden vier Fahrzeuge
aufgebaut, zwei pro Fahrer. Die Hallen sind genauso wie die Autos von
vorne bis hinten einheitlich. Gleiche Größe, gleicher Grundriss, gleicher Bodenbelag.
Es ist nicht wie in der Formel 1, wo die McLaren-Mitarbeiter im von Sir
Norman Foster erbauten Ingenieurs-Tempel arbeiten, während Toro Rosso in
der beschaulichen Firmenzentrale in Faenza die Boliden entwickelt, herstellt
und fahrbereit macht. In Donington sind alle gleich - gleich bescheiden. Dafür
kann ein Rennstall für rund drei Millionen Euro eine ganze Saison bestreiten.
Eine Summe, die in der Formel 1 für ein müdes Lächeln sorgen würde.
»Wir dürfen aber keinen Vergleich zur Formel 1 ziehen, sondern müssen
beide Serien getrennt voneinander betrachten«, sagt Alain Prost gegenüber
Motorsport-Magazin.com. Der viermalige Formel-1-Weltmeister ist selbst
beim eDams-Team in der Formel E involviert. Mehr als die schmucklosen
zehn Hallen sind in der Formel E auch nicht nötig: die Batterien kommen
von Williams Advanced Engineering aus Grove, Motor und Getriebe liefert
McLaren aus Woking, die Chassis stammen von Dallara aus Italien. Zum
ersten Mal treffen die Teile 100 Kilometer südöstlich von Paris aufeinander.
Dort werden sie von Spark Racing Technology zusammengebaut. In Donington
werden die Boliden von den jeweiligen Teams einsatzbereit gemacht
und getestet - alle offiziellen Formel-E-Testfahrten finden in der Grafschaft
Leicestershire statt. Danach geht es auf Welttournee.
Die Rennen finden nicht in Donington, sondern direkt in den Zentren
von Miami, London, Berlin und in sechs weiteren Mega-Metropolen statt.
»Man weiß gar nicht so wirklich, was auf einen zukommt, da die Strecken
komplett neu sind«, sagt Formel-E-Pilot Daniel Abt zu Motorsport-Magazin.com
bei seinem Besuch in Donington. Die Testfahrten sind deshalb
kein wirklicher Gradmesser, es kommt auf andere Dinge an. »Deshalb ist
es wichtig, sich eine gute Basis zu erarbeiten und zu wissen, wie man das
Auto auf gewisse Dinge einstellen kann«, so Abt, der gemeinsam mit Lucas
di Grassi für Audi Sport Abt an den Start geht.
»WIR DÜRFEN KEINEN VERGLEICH ZUR FORMEL 1
ZIEHEN, SONDERN MÜSSEN DIE BEIDEN RENNSERIEN
GETRENNT VONEINANDER BETRACHTEN«, SAGT
EX-FORMEL-1-WELTMEISTER ALAIN PROST
GEGENÜBER MOTORSPORT-MAGAZIN.COM.
Was auf Stadtkursen ebenso funktionieren wird wie in Donington ist die
spezielle Fahrweise, die ein reines Elektroauto erfordert. Daniel Abt fährt
derzeit in der GP2. Benzinsparen ist dort kein entscheidendes Thema. Benzin
kann man in der Formel E schlecht sparen - dafür elektrische Energie. Die
Lithium-Ionen-Akkus haben eine Kapazität von 30 Kilowattstunden. 20
Minuten Rennbetrieb sollen damit machbar sein, dann wird das Auto gewechselt.
»Auf der einen Seite versucht man zu lernen, wie man das Auto im
Qualifying am schnellsten bewegen kann. Und dann kommt der viel wichtigere
Punkt: man muss herausfinden, wie man am schnellsten fährt und dabei am
wenigsten verbraucht. Das ist für das Rennen enorm wichtig und wird wahrscheinlich
auch mitentscheidend sein«, sagt Abt. Motorsport-Magazin.com-
106 www.Motorsport-Magazin.com
Experte Christian Danner konnte sich bereits selbst ein Bild von der Formel E
machen. Er durfte ebenfalls einige Runden in Donington fahren. Danners erstes
Fazit fällt positiv aus: »Ein Formel-E-Rennauto? Da habe ich mich zunächst
schon gefragt, wie das ist. Es hätte auch ein Golfwagen mit Verkleidung sein
können. Aber es ist tatsächlich ein Rennauto: es fährt sich wie ein Rennauto, es
fühlt sich wie ein Rennauto an und das ist grundsätzlich schon mal gut.« Doch
das ist die eine Seite: »Wenn man das ganze Revue passieren lässt, dann muss
man schon sagen, dass die Batteriekapazität ein limitierender Faktor ist. Wenn
man mit maximaler Leistung fährt, dann ist die Batterie relativ schnell leer. Das
heißt, man muss den richtigen Kompromiss finden, damit du als Fahrer über
die 20 Minuten kommst, die das Rennen dauert.«
Bei der Technik gibt es einige Kompromisse, nicht nur die Reichweite. Dass
in die Entwicklung nicht übermäßig viel Geld geflossen ist, sieht man den
Boliden an. Auch sollen die Anschaffungskosten recht niedrig gehalten werden,
ein Auto kostet rund 350.000 Euro. Bedenkt man, dass alleine der Akku
schon mehr als die Hälfte kostet, braucht es kein abgeschlossenes Mathestudium,
um zu erkennen, dass für Chassis und Co. nicht mehr viel übrig bleibt.
Und nicht nur bei der Kapazität bereitet der Akku noch Sorgen: ein Ladevorgang
dauert je nach Ladestrom zwischen 40 und 80 Minuten. Weil bei
der Ladung allerdings Wärme entsteht und diese den Aufladeprozess stört,
muss der Akku dabei gekühlt werden.
Das Gesamtkonzept ist jedoch stimmig. Die Fans müssen nicht zur Formel E
kommen, die Formel E kommt zu den Leuten. Statt zu versuchen, die Petrolheads
an die Nordschleife zu locken, sie für etwas zu begeistern, wofür die Masse der
alteingesessenen Motorsportfans nicht zu begeistern ist, will die Formel E ein neues,
junges Publikum ansprechen. Dieser Ansatz findet auch bei Motorsportpuristen
wie Danner Anklang: »Ich finde das alles supergeil, weil es ein moderner Ansatz
ist! Es ist eine große Chance, ein neues Publikum zu finden.«
Jarno Trulli ist von
der neuen Formel E
fasziniert
KALENDER 2014
13. September 2014: Peking (China)
22. November 2014: Putrajaya (Malaysia)
13. Dezember 2014: Punta del Este (Uruguay)
10. Januar 2015: Buenos Aires (Argentinien)
14: Februar 2015: Tba
14. März 2015: Miami (USA)
04. April 2015: Long Beach (USA)
09. Mai 2015: Monte Carlo (Monaco)
30. Mai 2015: Berlin (Deutschland)
27. Juni 2015: London (Großbritannien)
Danner steht mit seiner Meinung nicht alleine da: zahlreiche prominente Namen
sind bereits dem Lockruf der Formel E gefolgt. Prominente Teams und bekannte
Fahrer wohin man nur schaut. Sogar Hollywoodstar Leonardo DiCaprio ist
involviert. Er ist Mitbesitzer des Venturi-Teams, für das Ex-Formel-1-Pilot Nick
Heidfeld an den Start geht. Online können Fans darüber abstimmen, welcher
Pilot im Rennen kurzzeitig mehr Leistung zur Verfügung hat. Ein weiterer Versuch,
junges Publikum einzubeziehen.
»Wenn du Erfolg im Motorsport haben willst, benötigst du unbedingt eine
Marketingplattform. Es muss aber auch eine sehr gute Show mit Blick auf den
sportlichen Aspekt sein, das ist wichtig«, mahnt Prost. »Wenn es nur um Marketing
und Technologie geht, funktioniert es nicht. Wenn nur der Sport im
Vordergrund steht, ebenso wenig.« Die Formel E macht vieles richtig. Dass
keine High-End-Produkte durch die Straßen fahren werden, dürfte für die
neue Zielgruppe kein entscheidender Faktor sein. Die Show zählt. Doch langfristig
muss sich die Serie etablieren. Technisch wie finanziell. »Wie werden
die Batterien beispielsweise in drei, vier Jahren aussehen?«, fragt sich Prost. Es
sollen nicht immer Einheitsautos bleiben. Schon in der zweiten Saison dürfen
Komponenten selbst entwickelt werden. »Dann gibt es nicht nur Hersteller,
sondern auch Unternehmen, die ihr Interesse bekunden werden«, ist sich der
Professor sicher. Doch es gibt auch einen Haken: entwickelt ein Hersteller neue
Teile, dürfen diese nicht einem Team vorbehalten sein. Mindestens drei Teams
muss die Möglichkeit gegeben werden, das Teil zum festgelegten Preis zu kaufen.
Unsummen wird so wohl niemand in die Entwicklung stecken.
FOTOS: FIA FORMULA E
Während sich die Teams leicht tun, ihre Budgets durch Sponsoreneinnahmen zu
decken, sehen nicht wenige Experten ein Fragezeichen bei der Serie selbst. »Denn
eine stabile Plattform ist die Grundvoraussetzung dafür, dass eine Meisterschaft
existieren kann und auch für uns alle sichtbar bleibt«, weiß Danner. »Ich halte die
Formel E aber für eine tolle Idee, sie haben tolle Einsätze, aber warten wir einmal
ab, wie sie sich entwickelt.«
Sebastien Buemi startet
für das Team e.dams
www.Motorsport-Magazin.com 107
ELEKTRO-
BOMBER
TEXT: CHRISTIAN MENATH
DAS AUTO: Kein Geringerer als ART-Teamchef
Frédéric Vasseur zeichnet für den Aufbau der
Forme-E-Boliden verantwortlich. Vasseur leitet
Spark Racing Technologies in einem kleinen Städtchen
rund 100 Kilometer südöstlich von Paris. 40
Fahrzeuge baut Spark für die erste Saison auf. Für
die Integration aller Systeme ist Serienpartner Renault
verantwortlich.
CHASSIS: Wie alle anderen Teile eines Formel-
E-Boliden ist auch das Chassis ein Einheitsbauteil.
Es stammt vom bekannten italienischen Chassisbauer
Dallara. Das Monocoque besteht aus Kohlefaser
mit einem Honigwaben-Kern aus Aluminium.
Auch für das Bodywork ist Dallara zuständig. Es
besteht ebenfalls aus Karbon und ist darauf ausgelegt,
Überholmanöver zu ermöglichen. Die sogenannte
dirty air soll also so gering wie möglich
gehalten werden.
FAHRWERK: Der Ansatz der Formel E wird beim
Fahrwerk deutlich. Die Fahrzeuge sollen nicht nur
spektakulär aussehen, sondern auch kosteneffizient
sein. So kommen Doppelquerlenker aus Stahl zum
Einsatz, die deutlich günstiger und auch robuster
sind als Karbonquerlenker. Vorne und hinten steht
das Fahrzeug auf Druckstreben, sogenannten Pushrods.
Die Vorderachse ist mit Drehstabfedern ausgestattet,
die Hinterachse mit herkömmlichen
Federelementen. Die Dämpfer stammen von Koni
und bieten gemeinsam mit den Stabilisatoren maximale
Einstellmöglichkeiten.
MOTOR & GETRIEBE: Der Antrieb wird von
McLaren geliefert. Im Qualifying-Trimm liefert die
MGU bis zu 270 Pferdestärken. Im Rennmodus
sind es immerhin noch 180 PS, mit Push-to-Pass-
Button, also dem Überholknopf, sind es entsprechend
wieder 90 mehr. Motor und Getriebe wiegen
108 www.Motorsport-Magazin.com
DER MOTOR IST TOT, LANG LEBE DIE POWER UNIT - SO HIESS ES ANFANG DES
JAHRES IN DER FORMEL 1. DIE FORMEL E BESCHREITET NOCH EINMAL ANDE-
RE UND BISHER UNERGRÜNDETE WEGE. MOTORSPORT-MAGAZIN.COM STELLT
DEN ELEKTRORENNER VOR.
FOTOS: FIA FORMULA E
zusammen gerade einmal 82 Kilogramm. Das
sequentielle 5-Gang-Getriebe von Hewland wird
vom Fahrer mittels Wippen betätigt. Um weiter
Kosten zu sparen, ist die Getriebeübersetzung
festgelegt.
BATTERIE: Das Herzstück eines Elektroautos ist
die Batterie. So ist es auch bei einem Formel-E-
Boliden. Nicht nur von den räumlichen Ausmaßen
ist der Energiespeicher gigantisch. Fast der gesamte
Heckbereich des Fahrzeugs besteht praktisch aus
der Batterie, die direkt an das Monocoque angeflanscht
ist. Hinter der Batterie, die Williams
Advanced Engineering liefert, befinden sich nur
noch der überschaubare Motor sowie das Getriebe.
Offiziell wiegt der Speicher nur 200 Kilogramm,
die Realität ist aber weiter von diesem Wert entfernt.
Über die Hinterachse kann beim Bremsen Energie
rekuperiert und direkt in die Batterie eingespeist
werden. Das Aufladen benötigt je nach Ladestrom
zwischen 40 und 80 Minuten. Die Batterie liefert
Energie für etwas mehr als 20 Minuten Fahrspaß.
Sie ist mit Abstand das teuerste Bauteil eines Formel-E-Fahrzeugs
und macht gut die Hälfte des
gesamten Fahrzeugpreises aus, der rund 350.000
Euro beträgt.
REIFEN: Bei den Pneus nimmt die Formel E eine
Vorreiterrolle ein. Während die Formel 1 noch
über den Umstieg von 13 Zoll auf deutlich größere
Reifen diskutiert, steht in der Formel E schon länger
fest, dass Michelin 18-Zöller liefert. 305/40
R18 auf der Hinterachse, die Vorderachse ist mit
245/40 R18 besohlt. Das Besondere daran: Der
französische Reifenhersteller liefert Allwetter-
Reifen. Die Piloten waren nach den ersten Tests
begeistert: Deutlich mehr Grip als erwartet und
gleichzeitig kaum Verschleiß. Geringer Rollwiderstand
soll zudem die Batterielebensdauer
erhöhen.
www.Motorsport-Magazin.com 109
FOTOS: ATS FORMEL 3 CUP/ALEXANDER TRIENITZ
FRAGEN AN
TEXT: ROBERT SEIWERT
MARKUS POMMER
DER ATS FORMEL 3 CUP IST DAS ABITUR DES MOTORSPORTS. MOTORSPORT-MAGAZIN.COM WIRFT
EINEN GENAUEN BLICK INS FAHRERLAGER UND PRÄSENTIERT HOFFNUNGSVOLLE TALENTE UND
SPANNENDE GESCHICHTEN. DIESMAL: HALBZEITMEISTER MARKUS POMMER.
Markus, die Startnummer 27 begleitet dich seit
vielen Jahren. Wie kam es dazu?
Da steckt keine große Geschichte dahinter: Das ist
einfach mein Geburtsdatum. Die 27 hatte ich schon
im Kartsport und meist hat sie mir Glück gebracht.
Dieses Jahr hätte ich die Startnummer 1 im ATS
Formel 3 Cup haben können, doch ich habe mich
wieder für die 27 entschieden. In der AutoGP fahre
ich aber mit der 1 auf dem Auto. Dadurch entstehen
zwar hohe Erwartungen, aber das interessiert mich
nicht.
Mit einer Live-Strip-Webseite hast du einen eher
ungewöhnlichen Sponsor auf deinem Auto...
Ja, das stimmt! Damit falle ich im Fahrerlager sofort
auf, und die Fans finden das super. Das ist wirklich
mal kein langweiliger Sponsor, sondern eine coole
Geschichte. Einer der Inhaber der Website wohnt bei
uns im Dorf und wir kennen uns schon seit vielen
Jahren - so kam diese Partnerschaft zustande. Am
Ende ist es aber entscheidend, überhaupt einen
Sponsor zu haben.
Mit dem ATS Formel 3 Cup und der AutoGP hast
du dieses Jahr ein anspruchsvolles Doppelprogramm.
Wie gehst du damit um?
Dieses Jahr starte ich an insgesamt 16 Rennwochenenden.
Zu Beginn des Jahres mit all den Testfahrten
war es ziemlich stressig, da war ich fast nur unterwegs.
Der Motorsport nimmt schon einen sehr großen
Teil meines Lebens ein, das stimmt. Aber der Erfolg
ist da, und dann macht es gleich noch viel mehr Spaß.
Außerdem fühle ich mich bei meinen Teams sehr wohl,
das ist wichtig für einen jungen Rennfahrer.
Du fährst dieses Jahr deine vierte Saison im ATS
Formel 3 Cup. Welche Vorteile hast du gegenüber
den anderen Fahrern?
Das Zauberwort lautet ‚Konstanz‘. Die ist dank meiner
Erfahrung viel höher als bei einigen anderen Fahrern.
Ich kenne das Formel-3-Auto perfekt, kann konstant
schnelle Runden abspulen und mache nur wenige
Fehler. 2009, in meinem ersten Jahr in der Deutschen
Formel 3, hatte ich zwar die Basics, um schnell zu
fahren. Ich konnte den Speed aber nicht immer abrufen.
Jetzt ist es für mich viel stressfreier, und mit dem
Gewinn der Halbzeitmeisterschaft ging es ja auch
gut los.
Wie geht es für dich weiter im Motorsport?
Eigentlich hätte ich dieses Jahr in der GP3-Serie
fahren sollen, doch das hat leider nicht geklappt. Am
liebsten würde ich nächstes Jahr in einer großen
Formelserie fahren, aber auch die Indy Lights-Serie
reizt mich. Der Seriensieger bekommt drei Rennen
in der Hauptserie sowie die Teilnahme beim Indy
500-Rennen gesponsert - das wäre natürlich der
Hammer! Sollte es im Formelsport nicht weitergehen,
könnte ich mir auch einen Wechsel in den GT3- oder
Sportwagenbereich vorstellen.
Motorsport-Magazin.com ist offizieller Medien-Partner des ATS Formel Cup.
110 www.Motorsport-Magazin.com
ABENTEUER NORDSCHLEIFE
EINMAL RUND UM DIE UHR IN DER GRÜNEN HÖLLE. WAS FÜR EINE AUFGABE! SO MEISTERTEN DAVID SCHIWIETZ UND
BILLIGER.DE/RACING – POWERED BY KREMER RACING DIE GROSSEN HERAUSFORDERUNGEN IM RAHMEN DES
LEGENDÄREN 24-STUNDENRENNENS AUF DEM NÜRBURGRING.
TEXT: SÖNKE BREDERLOW
DAS RENNEN: billiger.de/racing - powered by Kremer
Racing erlebte kein einfaches 24-Stunden-Rennen:
Nachdem die erste Hälfte problemlos verlief und sich
der Porsche sukzessive nach vorne arbeiten konnte,
folgte am Sonntag das Pech. Bereits am frühen Morgen
wechselte das Team das Getriebe, wenig später
mussten auch Teile am Motor getauscht werden. Kurz
vor dem Ende sorgte schließlich auch noch ein Reifenschaden
für Hektik. »Das Team hat großen Kampfgeist
bewiesen und sich jeder Herausforderung
gestellt«, war David Schiwietz nach der Zielankunft
dankbar. »Dieser Erfolg ist nicht zuletzt den fleißigen
Mechanikern zu verdanken!«
VORBEREITUNG: Als Vorbereitung auf das Saisonhighlight
nahm das Team zu Saisonbeginn bereits
an einigen VLN-Rennen teil. Darüber hinaus stand
für David Schiwietz intensives Training auf dem Programm.
»Kraft- und Ausdauersport zählen zu meinem
täglichen Programm«, so Schiwietz. Und auch die
Mechaniker haben schon vor dem Langstreckenklassiker
einen wahren Marathon hinter sich. »Der Porsche
wurde bis ins kleinste Detail kontrolliert und
komplett revidiert«, verrät der 25-Jährige.
NACHTFAHRT: Die Dunkelheit stellt beim 24-Stunden-Rennen
auf dem Nürburgring eine besondere
Herausforderung dar. »Die Strecke ist nicht beleuchtet,
lediglich die eigenen Scheinwerfer können einem
helfen«, berichtet David Schiwietz. Dazu kommen
die zahlreichen Fans an der Strecke, die in jedem
Jahr eine riesige Party an der Nordschleife feiern.
»Die farbigen Lichter und Scheinwerfer können irritieren.
Da ist vollste Konzentration gefordert!«
SCHLAF: Während zahlreiche Fans um die Nordschleife
die Nacht zum Tag machen und auf Schlaf
verzichten, kommen die Fahrer um eine kleine Erholung
nicht herum. »Man kann für ein paar Minuten
die Augen schließen und ein bisschen entspannen«,
berichtet Schiwietz. »Dann geht es aber auch gleich
wieder zurück ins Auto.«
NORDSCHLEIFE: Keine Rennstrecke ist länger und
gefährlicher als die legendäre Nordschleife des Nürburgrings.
Im Gegensatz zu den modernen Rundkursen
aus der Formel 1 eine große Herausforderung.
»Die Nordschleife verzeiht keine Fehler«, weiß Schiwietz.
»Auslaufzonen gibt es nicht, jede Unaufmerksamkeit
endet in der Leitplanke.« Dazu kommt der
Geruch nach frischen Bratwürsten, der nahezu 24
Stunden lang über der Strecke hängt...
David Schiwietz startet
in einem Porsche auf
der Nordshcleife
www.Motorsport-Magazin.com 111
Wie meistern die Piloten des ADAC GT
Masters die Regenmassen? Unser
Kolumnist Maxi Buhk klärt auf
TALENT - TIM GEORGI
DAS NASSE ELEMENT
TEXT: MARION ROTT
WORAUF MUSS EIN RENNFAHRER BEI EINEM REGENRENNEN ACHTEN? JEDE MENGE! MOTORSPORT-
MAGAZIN.COM KOLUMNIST MAXIMILIAN BUHK HAT IM ADAC GT MASTERS SCHON VIEL ERFAHRUNG MIT
DEM NASSEN ELEMENT GEMACHT.
DIE EINSTELLUNG:
„Regenrennen sind spektakulär für die Zuschauer,
aber ein Kraftakt für uns Fahrer. Natürlich versuche
ich, jedes Regenrennen positiv anzugehen. Ich sage
mir: Super, ein Regenrennen, klasse, das wird ein
Spaß! In ein Regenrennen gehst du mit etwas mehr
Anspannung. Du weißt nie, was passiert und ob dir
der Regen diesmal hilft oder dich in die Pfanne haut.
Regen ist eine echte Herausforderung. Sobald du
einen kleinen Tropfen auf der Windschutzscheibe
siehst, bist du sofort der Meinung, dass das Auto
komplett quer kommt und du hast das Gefühl, die
Strecke steht schon unter Wasser. Das ist natürlich
Quatsch. Davon musst du dich frei machen, denn bei
ein paar Tropfen kannst du normal weiterfahren.“
DIE BODENHAFTUNG:
„Erst wenn es dauerhaft regnet und die Feuchtigkeit
stärker wird, beginnt das Auto zu rutschen. Der Grip
wird weniger und du musst versuchen, die Ideallinie
zu kreuzen. Dort ist der meiste Gummi und daher
wird es dort rutschiger. Das heißt: Neben der Linie
bremsen, außen die Kurven fahren und auch am
Kurvenausgang weg von der Linie, um eine bessere
Traktion zu haben.“
DAS GEFÜHL:
„Je heftiger der Regen wird, desto mehr gilt es
natürlich, auf nasse Stellen auf der Strecke zu achten.
Da kommt das Gefühl ins Spiel. Du musst einschätzen,
ob du schneller durch die nasse Stelle
oder über die rutschige Ideallinie bist. Richtig
schwierig wird es auf Slicks. Dann ist Längshangeln
und Gripsuchen angesagt. Dabei benutzt du schon
mal die Kerbs der Schikanen, weil das Auto dann
besser dreht und du es besser bewegt bekommst.
Natürlich musst du auch immer die verschobenen
Bremspunkte im Blick haben - glücklicherweise hilft
uns das ABS da sehr. Auch das Herunterschalten
verändert sich. Du versuchst, weniger aggressiv zu
schalten und nicht so viel Motorbremse zu nutzen,
weil das das Heck nervöser macht.“
DER TEAMKOLLEGE:
„Wir versuchen natürlich, uns als Teamkollegen
untereinander zu helfen. Wenn Maximilian Götz und
ich die gleichen Bedingungen haben, sagt er mir
trotz der Hektik des Fahrerwechsels schon, dass ich
in einem Sektor oder den Kurven drei bis fünf aufpassen
muss, weil es nass ist. Wir geben uns gegenseitig
Hinweise, auf was wir achten müssen. Sobald
ich im Auto sitze und selbst fahre, wird alles Routine
und meine Denkweise ist im Rennmodus. Wenn ich
ihm aber von außen zuschauen muss, bin ich viel
nervöser. Ich weiß nicht, was gerade in seinem Kopf
oder dem Cockpit vorgeht und mir fallen immer
Dinge ein, die schiefgehen könnten. Ich stehe einfach
nur hilflos da und muss vielleicht sogar zusehen,
wie ihm einer ins Auto fährt. Maximilian geht
es da nicht anders, wenn er zum Zusehen verdammt
ist. Aber letztlich gilt: Ob Sonne oder Regen - gewinnen
können wir nur gemeinsam.“
Als Rennfahrer
muss man für alle
Eventualitäten
gerüstet sein
112 www.Motorsport-Magazin.com
DIE ZUKÜNFTIGEN
CHAMPIONS
Welche Linien sind die Besten? Wie fahre ich am besten bei Regen?
Wie hat deine Karriere begonnen? - Colin Edwards stellte sich auf
dem Sachsenring geduldig allen Fragen der Nachwuchstalente des
ADAC Junior Cup powered by KTM. Fast zeitgleich vergas ADAC Pocket
Bike Cup Fahrer Noah Paricio Rahe vor Aufregung alles, was er von
seinem großen Vorbild Jorge Lorenzo wissen wollte. Doch der Mallorquiner
begrüßte ihn mit offenen Armen und unterschrieb auf seinem
Helm mit den Worten: Für den zukünftigen Champion Noah.
Die ADAC MX Academy
legte 2013 einen
fulminanten Start hin
FOTOS: ADAC MOTORSPORT
Wie süß! Jorge
Lorenzo und sein
treuer Fan
Team Deutschland
greift erneut an
ANGRIFF IN LETTLAND
Neuigkeiten vom Motocross der Nationen: Ab 2014 ist der ADAC
auf Wunsch des DMSB-Präsidiums für die Betreuung der besten
deutschen MX-Fahrer verantwortlich. Hubert Nagl bleibt Teammanager.
Nachdem die erfolgreiche Truppe aus Ken Roczen, Max
Nagl und Marcus Schiffer mit Dennis Ullrich als Ersatzmann 2012
im belgischen Lommel zum ersten Mal ganz oben auf dem
Treppchen der Nationen stand, soll der Weltmeisterschafts-Pott
2014 in Lettland zurückerobert werden.
2015
KOMMT DIE ADAC FORMEL 4
Das ADAC Formel
Masters wird zur
ADAC Formel 4
Die Stars von morgen starten ab 2015 in der ADAC Formel 4! Die
neue Formel-Nachwuchsserie soll ab der kommenden Saison
das ADAC Formel Masters ersetzen. Dadurch soll ein durchgängiger
Weg für junge Talente geschaffen werden – von der Formel
4 über die Formel 3 bis in die Formel 1. „Ich bin überzeugt, dass
durch diese Meisterschaft der Grundstein für einige zukünftige
F1-Fahrer gelegt wird“, sagt Gerhard Berger.
www.Motorsport-Magazin.com 113
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Verlag & Redaktion
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