Matrix3000 Was Gesichter uns verraten (Ausgabe 59) (Vorschau)
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M<br />
ATRIX3000<br />
MATRIX<br />
NEUES DENKEN<br />
ISSN 14394154 / ISBN 978-3-89539-866-7<br />
W I S S E N S C H A F T / P O L I T I K / K U L T U R<br />
3000<br />
Österreich<br />
Schweiz<br />
Luxemburg<br />
Italien<br />
7,40 EUR<br />
12,80 SFR<br />
7,70 EUR<br />
8,50 EUR<br />
B a n d 5 9 S e p t e m b e r 2 0 1 0 /<br />
O k t o b e r 2 0 1 0 / 6 , 5 0 E U R<br />
Obamas<br />
lautloser<br />
Krieg<br />
<strong>Was</strong><br />
<strong>Gesichter</strong><br />
- Die Biometrie der Lüge -<br />
<strong>uns</strong><br />
<strong>verraten</strong><br />
Unterirdische Tunnelanlagen<br />
2012 –<br />
Zeiten-<br />
(W)Ende?<br />
Familienaufstellungen<br />
Der<br />
Troja-<br />
Schock<br />
www.matrix3000.de<br />
DNA-Neuprogrammierung<br />
Neues<br />
Abba-Musical
Editorial<br />
Franz Bludorf, Chefredakteur<br />
Pinocchio würde vor Neid erblassen. Wenn ein Mensch lügt,<br />
wird nicht nur seine Nase länger. Es gibt weitere Körpersignale,<br />
die <strong>uns</strong> bei einer Lüge <strong>verraten</strong> – kulturübergreifend<br />
für alle Menschen gleich. Seit jeher wußten die Menschen<br />
dies, doch es war ein eher ungreifbares Wissen, basierend<br />
auf dem berühmten Bauchgefühl, der Intuition. Heute hat<br />
die „Intuitive Logik“ als wissenschaftlich anerkannte Methode<br />
sogar Einzug in die Chefetagen der Großkonzerne und in<br />
die Think Tanks der Geheimdienste gefunden. Da ist es nicht<br />
verwunderlich, daß auch die „Biometrie der Lüge“ Gegenstand<br />
wissenschaftlicher Untersuchungen wurde. Und die<br />
Ergebnisse sind verblüffend.<br />
Mit etwas Übung und den richtigen Informationen kann man<br />
einem Menschen die Lüge an den Augen, den Mundwinkeln<br />
oder … an der Nase ablesen.<br />
Gelogen wird und wurde überall, solange es Menschen gibt.<br />
Wenn jemand behauptet, er habe noch nie gelogen, so ist dies<br />
eine Lüge und der ganze Satz damit ein Paradox. Psychologen<br />
unterscheiden Notlügen („Gut daß Du anrufst, ich bin<br />
gerade unterwegs zu Dir.“), soziale Lügen („Frau Neumann,<br />
wie toll Sie heute wieder aussehen!“) und ähnliche harmlose<br />
Flunkereien auf der einen Seite. Auf der anderen Seite<br />
stehen die schamlosen Lügen zur Erlangung eines persönlichen<br />
Vorteils auf Kosten anderer Menschen, wenn nicht sogar<br />
der Allgemeinheit. Auf Beispiele solcher Lügen werden<br />
wir in dieser <strong>Matrix3000</strong> treffen – angefangen bei den Winkelzügen<br />
von Politikern, die den Dollar zur Weltleitwährung<br />
machten, bis hin zur Behauptung eines geltungssüchtigen<br />
Amateur-Archäologen, er habe Homers Troja ausgegraben.<br />
Wie diese Beispiele zeigen, halten sich manche Lügen jahrzehntelang,<br />
bis man ihren Urhebern auf die Schliche kommt.<br />
Irgendwann ist das Lügengebäude so fester Bestandteil des<br />
allgemeinen Wissens oder <strong>uns</strong>erer Geschichte geworden,<br />
daß es nur noch schwer zum Einsturz zu bringen ist.<br />
Eine Welt ohne Lügen ist undenkbar. Immerzu und kompromißlos<br />
die Wahrheit zu sagen, kann verletzend sein. Oft gibt<br />
es ohnehin nicht nur „die eine“ Wahrheit. Wichtiger ist Authentizität,<br />
selbst hinter dem zu stehen, was man sagt, und<br />
dabei anderen Menschen kein Theater vorzuspielen. Ein solcher<br />
Mensch kann unbequem sein, die meisten werden ihm<br />
aber – ganz intuitiv – mit Respekt begegnen.<br />
Es gibt eine berühmte Parabel von zwei Indianerstämmen,<br />
den ehrlichen Weißfüßen und den verlogenen Schwarzfüßen.<br />
Fragt man einen Indianer, zu welchem Stamm er gehöre,<br />
so antwortet er immer, er sei ein ehrlicher Weißfuß. Demnach<br />
wäre es unmöglich zu erkennen, ob jemand lügt. Heute<br />
wissen wir, daß das so nicht ganz stimmt. Es genügt, wachsam<br />
zu sein und dem verlogenen Schwarzfuß ins Gesicht zu<br />
schauen, und seine Maske wird fallen. Ungelogen!<br />
Also – wenn ich mal zu einer Lüge greife, versuche ich, es<br />
besonders charmant zu tun.<br />
Ihr ehrlicher Weißfuß<br />
Band <strong>59</strong> / September/Oktober 2010 MATRIX 3000 3
Inhalt<br />
2012 –<br />
Zeiten-(W)Ende?<br />
<strong>Was</strong> geschieht am 21.12.2012,<br />
dem Tag, an dem der Mayakalender<br />
endet? Mit der astrologischen<br />
Huber-Methode kann<br />
man neben dem Radixhoroskop<br />
auch die Potentiale im<br />
Häuserhoroskop und damit<br />
eine Entwicklungslogik erkennen,<br />
die sich durch die minimale<br />
Veränderung der beiden<br />
Horoskope zueinander zum exakt<br />
gleichen Zeitpunkt ergibt.<br />
Sicher wird im Dezember 2012<br />
nicht „die Welt untergehen“.<br />
Die Menschen haben aber eine<br />
Chance, sich in dieser bedeutsamen<br />
Zeit von alten, unverarbeiteten<br />
Gefühlen und Verletzungen<br />
zu befreien und sich<br />
in die wahre Selbständigkeit<br />
hineinzuentwickeln.<br />
54<br />
Von ABBA bis Oper<br />
50<br />
Das erfolgreiche Filmmusical „Mamma Mia“ betonte die heitere, unkomplizierte<br />
Seite von ABBA, der Kultgruppe der 70er. Nun ist ein weiteres Musical<br />
der ABBA-Männer Benny Andersson und Björn Ulvaeus erstmals in englischer<br />
Sprache erschienen: „Kristina“ ist die berührende Geschichte schwedischer<br />
Auswanderer, die in den USA ein neues Leben aufbauten. „Mamma Mia“-Fans<br />
werden sich umstellen müssen. „Kristina“ ist anders: tragisch, tiefgründig,<br />
anspruchsvoll, aber auch, wie für Benny typisch, voller melodiöser Einfälle.<br />
Ein Meisterwerk, das einer Oper näher steht als „Dancing Queen“.<br />
Heilung heißt Hingabe<br />
Das Familienstellen, ursprünglich von Bert Hellinger entwickelt,<br />
provozierte viel Widerspruch, zeigt aber auch immer wieder erstaunliche<br />
Wirkungen. Wilfried Nelles verbindet die Methode mit<br />
einer Theorie der Evolution <strong>uns</strong>eres Bewußtseins. Wenn wir aufhören,<br />
gegen das, was ist, anzukämpfen, kann Heilung geschehen,<br />
so Nelles. Wir erkennen dann, daß wir von etwas Größerem<br />
getragen und gelenkt werden.<br />
40<br />
Inhalt<br />
Politik<br />
George Peters<br />
Obamas lautloser Krieg<br />
Das geheime Predator-Programm<br />
der CIA 8<br />
News 14<br />
Georg Zoche<br />
Bretton Woods –<br />
Der Jahrhundertbetrug<br />
Wie der Dollar zur<br />
Weltleitwährung wurde 18<br />
Wissenschaft<br />
Grazyna Fosar / Franz Bludorf<br />
Biometrie der Lüge<br />
Die universale Sprache des Gesichts 22<br />
Quantessenz 28<br />
Grenzwissenschaft<br />
Dan Davis<br />
Unterirdische Anlagen<br />
Geheimnisse einer unbekannten Welt 30<br />
Gesundheit<br />
Kishori Aird<br />
DNA-Neuprogrammierung<br />
Die Erweckung des verlorenen Gens 36<br />
Heilung heißt Hingabe<br />
<strong>Was</strong> Familienaufstellungen leisten können<br />
Wilfried Nelles im Gespräch mit<br />
Roland Rottenfußer 40<br />
Wurzeln<br />
Erdogan Ercivan<br />
Der Troja-Schock<br />
Die erfundene Heimat Homers 44<br />
4<br />
MATRIX 3000 Band <strong>59</strong> / September/Oktober 2010
Biometrie der Lüge<br />
Nase<br />
In der Kommunikation mit anderen Menschen ist es sehr wichtig,<br />
nicht nur die Worte zu hören, die gesprochen werden, sondern<br />
auch zu erkennen, ob sie „echt“ sind oder was die wahren<br />
Wangen<br />
Absichten des Gesprächspartners sind. Jeder von <strong>uns</strong> kann das<br />
„Lesen der <strong>Gesichter</strong>“ erlernen, und das ist der erste Schritt,<br />
Mund um <strong>uns</strong>ere Mitmenschen besser einschätzen zu können.<br />
22<br />
Inhalt<br />
30<br />
Geheimnisse<br />
einer<br />
unbekannten<br />
Welt<br />
Der Normalbürger ahnt kaum etwas<br />
von der unbekannten Welt, die im<br />
Geheimen im Untergrund existiert<br />
und immer weiter ausgebaut wird.<br />
Geheime unterirdische Anlagen existieren<br />
heute fast in allen Ländern<br />
der Welt. Viele davon sind durch<br />
tunnelartige Schächte wie in einem<br />
Netzwerk miteinander verbunden.<br />
Die meisten dienen einem militärischen<br />
Zweck. Aus Gründen der<br />
Nationalen Sicherheit eines Landes<br />
sind die detaillierten Fakten, Lageund<br />
Baupläne hierzu offiziell nicht<br />
zugänglich. Mehrere Stockwerke tief<br />
existieren ganze Städte unbemerkt<br />
unter <strong>uns</strong>cheinbaren Landschaften<br />
und Regionen.<br />
8<br />
Obamas lautloser Krieg<br />
Nie zuvor wurden so viele verdeckte Operationen zur<br />
Tötung von Menschen durchgeführt wie jetzt, während<br />
der Präsidentschaft Barack Obamas. Die US-<br />
Regierung betreibt insgesamt zwei Programme, bei<br />
denen unbemannte Drohnen eingesetzt werden. Die<br />
eine, militärische Version, die öffentlich bekannt ist,<br />
dient als Erweiterung der konventionellen Kriegführung.<br />
Daneben verfügt aber auch die CIA über Predator-Drohnen,<br />
und diese Drohnen operieren weltweit,<br />
also auch in Staaten, mit denen sich die USA<br />
nicht im Krieg befinden. Und was noch schlimmer<br />
ist – die CIA hat ihrerseits einen Teil der Arbeit am<br />
Predator-Programm an private Subcontractors delegiert,<br />
etwa an die berüchtigte Firma Blackwater.<br />
Kultur<br />
Roland Rottenfußer<br />
Von Abba bis Oper 50<br />
Spiritualität<br />
Elke Minerva<br />
2012 – Zeiten-(W)Ende?<br />
Astrologischer Ausblick auf ein Datum,<br />
das die Menschen bewegt 54<br />
Valentin Tomberg<br />
Das Leiden als<br />
Vorbereitung zum<br />
ätherischen Schauen 60<br />
Rubriken<br />
Editorial 3<br />
Bedenkliches 6<br />
Gedicht 7<br />
Buchempfehlungen 13<br />
Abo 58<br />
Buchbesprechungen 64<br />
Märchen 65<br />
<strong>Vorschau</strong> 66<br />
Impressum 66<br />
Band <strong>59</strong> / September/Oktober 2010 MATRIX 3000 5
Bedenkliches<br />
Wie sich die Zeiten ändern.<br />
Einst war es noch ein mysteriöser<br />
„Mann mit tiefer Stimme“,<br />
der sich in einem schummerigen<br />
Parkhaus mit den US-Journalisten<br />
Bernstein und Woodward traf, um<br />
ihnen Geheiminformationen anzuvertrauen.<br />
Kurze Zeit später stürzte US-<br />
Präsident Nixon über die Watergate-<br />
Affäre.<br />
Heute geht alles viel schneller, direkter,<br />
unmittelbarer. Und mit weniger<br />
harten Konsequenzen für die Verantwortlichen.<br />
Seit vier Jahren haben<br />
Whistleblower die Möglichkeit, ihre<br />
brisanten Informationen ohne Gefahr<br />
für die Sicherheit der eigenen Person<br />
auf der Online-Plattform Wikileaks<br />
abzulegen. Der Name ist ein K<strong>uns</strong>twort,<br />
das zugleich Programm ist.<br />
„Leak“ wie „Leck“, „Loch“, „undichte<br />
Stelle“, der Alptraum jedes Ministers<br />
oder Geheimdienstlers. „Wiki“ wie<br />
„Wikipedia“, d. h. basisdemokratisch<br />
organisiert, offen für jedermann.<br />
Werden also investigative Reporter<br />
wie Bernstein und Woodward<br />
jetzt arbeitslos? Nicht unbedingt.<br />
Wer sich als Normalbürger<br />
durch die rund 90.000<br />
Seiten<br />
Afghanistan-Dokumente<br />
hindurchzukämpfen<br />
versucht, durch die Wikileaks<br />
im Sommer 2010 erstmals<br />
ins Blickfeld der Öffentlichkeit<br />
rückte, der wird<br />
schnell aufgeben. Die meisten<br />
Dokumente sind Kurzberichte<br />
im Telegrammstil,<br />
vollgestopft mit Kürzeln<br />
und Fachjargon, die nur<br />
Insidern ihre Bedeutung<br />
entschlüsseln. Der Leser<br />
braucht an dieser Stelle<br />
den klassischen Redakteur,<br />
der ihm die Informationen<br />
journalistisch aufbereitet. Ganz<br />
ähnlich wie vor einigen Jahren nach Veröffentlichung<br />
der geheimen „Top-Secret-Umbra“-Akten<br />
der NSA über das UFO-Wissen des weltgrößten<br />
Geheimdienstes.<br />
Müssen die Mächtigen ab jetzt schlaflose<br />
Nächte haben? Auch eher unwahrscheinlich. Regierungen<br />
und Parlamente blieben cool. Nur wenige<br />
Stunden nach Veröffentlichung des Materials<br />
äußerte sich Ruprecht Polenz (CDU), Vorsitzen-<br />
Löcher<br />
im<br />
Käse<br />
Franz Bludorf<br />
der des Auswärtigen Ausschusses im<br />
Bundestag: „Nichts Neues im Sinne<br />
des Nachrichtenwertes.“ Alle Achtung,<br />
wie schnell die Experten 90.000<br />
Seiten sichten konnten, um das zu<br />
wissen. Oder war man von der Veröffentlichung<br />
gar nicht so überrascht?<br />
Hätte Wikileaks hier tatsächlich eine<br />
Bombe platzen lassen, hätte man<br />
doch wohl eher auf Zeitgewinn spielen<br />
und das Material prüfen müssen. Dies<br />
tat dann die Presse. Fazit: Tatsächlich<br />
nichts Besonderes. Löcher finden sich<br />
eben meistens im Käse!<br />
Schon die Legenden, die sich um<br />
Wikileaks-Gründer Julian Assange<br />
ranken, zeigen, daß hier<br />
eher ein Mythos konstruiert wird, um<br />
Verschwörungsfans zu faszinieren<br />
und ihre Aufmerksamkeit zu kanalisieren.<br />
Die Biographie des ehemaligen<br />
Hackers erinnert an die legendären<br />
drei „einsamen Schützen“ aus<br />
„Akte X“, nur daß die brisantere Informationen<br />
hatten. Angeblich traut sich der Australier nicht<br />
mehr in die USA einzureisen und wechselt auch in seinem<br />
Heimatland ständig den Wohnort. Diese Masche ist<br />
bei Sachbuchautoren ebenfalls beliebt.<br />
Einer von ihnen, der<br />
sich gerade etwas profilieren<br />
will, behauptete,<br />
seine Informationen<br />
seien so brisant, daß<br />
Geheimdienstagenten in<br />
seinen Wohnwagen eingedrungen<br />
seien und die<br />
Festplatten seines Computers<br />
gelöscht hätten.<br />
Glaubt jemand ernsthaft,<br />
Assanges Leben sei<br />
bedroht, nur weil man auf<br />
Wikileaks lesen kann, daß<br />
in Afghanistan alles ein bißchen<br />
schlimmer, schmutziger<br />
und verlogener ist, als<br />
man <strong>uns</strong> lange Zeit weismachen<br />
wollte? Das kann man im<br />
Grunde auch manchen Äußerungen<br />
des Bundesverteidigungsministers<br />
entnehmen (nur daß der sich dabei an den Mund faßt…<br />
siehe S. 25). <strong>Matrix3000</strong> beobachtet seit längerem die<br />
Wikileaks-Aktivitäten und hat bislang kaum Berichtenswertes<br />
entdeckt.<br />
Im Krieg ist die Wahrheit stets das erste Opfer. Daran<br />
wird auch Wikileaks nur wenig ändern können.<br />
6<br />
MATRIX 3000 Band <strong>59</strong> / September/Oktober 2010<br />
Szenenfoto aus der Serie "Akte X":<br />
20th Century Fox
Gedicht<br />
Eigentlich keine Art<br />
Eigenartig<br />
Wie das Wort eigenartig<br />
Es als fast fremdartig hinstellt<br />
Eine eigene Art zu haben<br />
Erich Fried<br />
Band <strong>59</strong> / September/Oktober 2010 MATRIX 3000<br />
7
Politik<br />
CIA Headquarter (Foto: AFP)<br />
Obamas<br />
lautloser<br />
Krieg<br />
Das geheime<br />
Predator-<br />
Programm<br />
der CIA<br />
George Peters<br />
8<br />
MATRIX 3000 Band <strong>59</strong> / September/Oktober 2010
Politik<br />
Langley, Virginia, 5. August 2009.<br />
Im CIA-Hauptquartier verfolgen<br />
US-Agenten auf dem Bildschirm<br />
eine Live-Übertragung der besonderen<br />
Art. In Nahaufnahme beobachten sie,<br />
wie Baitullah Mehsud, Anführer der pakistanischen<br />
Taliban, auf der Dachterrasse<br />
des Hauses seines Schwiegervaters<br />
im Kreise seiner Familie in einem<br />
Liegestuhl Platz nimmt. Die gestochen<br />
scharfen Videoaufnahmen zeigen, wie<br />
ein Sanitäter Mehsud eine Infusion legt.<br />
Der gefürchtete Stammesführer leidet<br />
an Diabetes und einem Nierenleiden.<br />
Per Mausklick starten die CIA-Agenten<br />
in Virginia die zwei Hellfire-Raketen,<br />
mit denen die unbemannte Drohne vom<br />
Typ Predator bewaffnet ist. Das Videobild<br />
ruckelt nicht einmal, als die Familienszene<br />
in einem Feuerball endet.<br />
Nachdem die Staubwolke verflogen ist,<br />
sieht man von Baitullah Mehsud nur<br />
noch einen kopflosen Torso. Mit ihm<br />
sterben elf Menschen – darunter seine<br />
Frau, seine Schwiegereltern und sieben<br />
Bodyguards.<br />
Schwarze Projekte<br />
und Kollateralschäden<br />
Baitullah Mehsud galt als Pakistans<br />
Staatsfeind Nr. 1. Er wurde u. a. für die<br />
Ermordung von Benazir Bhutto im Dezember<br />
2007 verantwortlich gemacht<br />
sowie für einen Bombenanschlag auf<br />
das Hotel Marriott in Islamabad, der<br />
über 50 Todesopfer gekostet hatte. US-<br />
Präsident Obama hatte den Angriff autorisiert,<br />
und er war in den USA nahezu<br />
unumstritten.<br />
Die US-Regierung betreibt insgesamt<br />
zwei Programme, bei denen unbemannte<br />
Drohnen eingesetzt werden.<br />
Die eine, militärische Version, die öffentlich<br />
bekannt ist, dient als Erweiterung<br />
der konventionellen Kriegführung.<br />
Die Drohnen operieren ausschließlich<br />
in den offiziellen Kriegsgebieten in Afghanistan<br />
und im Irak. Daneben verfügt<br />
aber auch die CIA über Predator-<br />
Drohnen, und diese Drohnen operieren<br />
weltweit, sie sind überall auf der Suche<br />
nach potentiellen Terrorverdächtigen,<br />
also auch in Staaten, mit denen sich die<br />
USA nicht im Krieg befinden. Und was<br />
noch schlimmer ist – die CIA hat ihrerseits<br />
einen Teil der Arbeit am Predator-<br />
Programm an private Subcontractors<br />
delegiert, etwa an die berüchtigte Firma<br />
Blackwater. Sie dürfen die Drohnen<br />
nicht nur fliegen, sie beladen sie auch<br />
mit ihrer Bombenfracht.<br />
Das Predator-Programm war von<br />
der Bush-Regierung als Teil des Anti-<br />
Terror-Krieges ins Leben gerufen worden.<br />
Barack Obama hat es übernommen,<br />
und zwar in nahezu unveränderter<br />
Besetzung. Es ist ein verdecktes Projekt.<br />
Die CIA lehnt es ab, jegliche Informationen<br />
an die Öffentlichkeit zu geben,<br />
in welchen Ländern sie operiert, auf<br />
welche Art sie ihre Ziele auswählt, wer<br />
die Verantwortung für die Einsätze trägt<br />
und wie viele Menschen getötet wurden.<br />
Barack Obama war gerade den dritten<br />
Tag im Amt, als er am 23. Januar<br />
2009 die ersten zwei Predator-Einsätze<br />
anordnen mußte. Der erste gezielte<br />
Schlag tötete vier mutmaßliche Al-Qaida-Kämpfer<br />
in Pakistan. Der zweite hingegen<br />
war ein „Kollateralschaden“. Es<br />
wurde fälschlicherweise das Haus eines<br />
mit den USA verbündeten Stammesführers<br />
eingeebnet. Die ganze Familie wurde<br />
getötet, darunter drei Kinder. Beide<br />
Operationen wurden von den USA nie<br />
öffentlich zugegeben.<br />
Seit dem Amtsantritt Barack Obamas<br />
haben diese CIA-Bombardements<br />
in beängstigendem Tempo zugenommen.<br />
Schon während seiner ersten<br />
neun Monate im Amt hat Obama ebenso<br />
viele gezielte CIA-Tötungsaktionen<br />
befohlen wie George W. Bush in seinen<br />
letzten drei Jahren im Weißen Haus. Allein<br />
Pakistan, ein Land, mit dem die USA<br />
nicht im Krieg sind, wurde in diesem<br />
Predator-Drohne<br />
im Hangar<br />
(Foto: US Air Force)<br />
Band <strong>59</strong> / September/Oktober 2010 MATRIX 3000 9
Politik<br />
Zeitraum von mehr als vierzig unbemannten<br />
Luftschlägen getroffen, d. h.<br />
von etwa einem pro Woche. Im ersten<br />
Jahr der Obama-Regierung hat die CIA<br />
auf diese Weise weltweit mehr als 500<br />
Menschen gezielt getötet, darunter viele<br />
Kinder.<br />
Die CIA-Drohnen sind praktisch<br />
pausenlos in der Luft. Sie patrouillieren<br />
sozusagen auf „gut<br />
Glück“, d. h. auf der Suche nach „lohnenden<br />
Zielen“.<br />
Die US Air Force hat derzeit rund 200<br />
Predator-Drohnen in ihrer Flotte. Über<br />
wie viele die CIA verfügt, darüber erfährt<br />
die Öffentlichkeit nichts. Der nächste<br />
geplante Schritt werden Nano-Drohnen<br />
sein, winzig kleine ferngesteuerte Flugkörper,<br />
die ihr Opfer wie tödliche Killerbienen<br />
selbst durch ein offenes Fenster<br />
bis in ein geschlossenes Gebäude hinein<br />
verfolgen können. Der offizielle militärische<br />
Name der „Drohnen“ lautet übrigens<br />
Unmanned Aerial Vehicle, also „unbemanntes<br />
Flugzeug“, kurz UAV.<br />
Je größer die öffentliche Enttäuschung<br />
über die Erfolglosigkeit des<br />
Afghanistan-Einsatzes ist, desto mehr<br />
Menschen in den USA unterstützen die<br />
offiziell bekannten militärischen UAV-<br />
Einsätze. Der konservative Militärexperte<br />
George Will schrieb in der <strong>Was</strong>hington<br />
Post: „Es ist Zeit, aus Afghanistan<br />
herauszugehen. Amerika sollte das tun,<br />
was man auch von außerhalb tun kann,<br />
mit Hilfe von Geheimdiensten, Drohnen,<br />
Cruise Missiles, Luftschlägen und kleinen,<br />
aber potenten Spezialeinheiten.“<br />
Virtuelles Töten<br />
Die Predator-Drohnen der CIA werden<br />
von Zivilisten ferngesteuert, teils von<br />
CIA-Agenten, teils von privaten Kontraktoren.<br />
Oft werden dazu Militärs im Ruhestand<br />
eingesetzt. Sie müssen nicht einmal<br />
ausgebildete Piloten sein. Gestartet<br />
und gelandet werden die unbemannten<br />
Flugkörper von verborgenen Luftwaffenbasen<br />
in Afghanistan und Pakistan.<br />
Während des Fluges jedoch übernehmen<br />
sogenannte „Reachback Operators“ die<br />
Kontrolle direkt im CIA-Hauptquartier in<br />
Langley. Sie sitzen vor großen Flachbildschirmen,<br />
auf die das Videobild von der<br />
Bordkamera übertragen wird, und steuern<br />
die Drohne mit einem Joystick, ähnlich<br />
wie bei einem Computerspiel – nur<br />
ist dies kein Spiel. Sie können auf diese<br />
Weise das Flugzeug lenken, das Bild<br />
heranzoomen und entscheiden, ob sie<br />
ein Ziel ins Visier nehmen wollen. Gleichzeitig<br />
erhalten sie einen kontinuierlichen<br />
Datenstrom (SIGINT) von der NSA, der<br />
sicherstellen soll, daß sie das Target<br />
korrekt identifiziert haben. Die Erlaubnis<br />
zum Feuern hat das Weiße Haus längst<br />
an die CIA-Beamten delegiert. Anstatt<br />
direkt vom Präsidenten kommt der Tötungsbefehl<br />
vom Chef des Anti-Terror-<br />
Center, einem Mann, dessen Namen niemand<br />
kennt, weil seine Identität vor der<br />
Öffentlichkeit geheimgehalten wird.<br />
Wer jemals einen Predator-Angriff<br />
am Bildschirm miterlebte, wird ihn<br />
nie wieder vergessen. Ein ehemaliger<br />
CIA-Agent beschrieb den Eindruck als<br />
zugleich „respekteinflößend und entsetzlich“.<br />
„Man sah diese vielen kleinen<br />
Leute herumlaufen, und dann kam die<br />
Explosion, und wenn dann der Rauch<br />
sich klärte, waren da nur noch Schutt<br />
und verschmortes Zeug.“ Für die auf<br />
dem Bildschirm winzig wirkenden Menschen,<br />
die verzweifelt nach Schutz suchen,<br />
fanden die CIA-Leute auch schon<br />
einen Slang-Ausdruck: „Squirters“<br />
(„Knirpse“).<br />
Diese Äußerungen zeigen, daß den<br />
Verantwortlichen bereits das Bewußtsein<br />
abhanden zu kommen droht, daß<br />
an diesen Bildschirmen kein Videospiel<br />
läuft, sondern realer Krieg, und daß reale<br />
Menschen sterben, wenn sie auf ihrem<br />
Joystick eine Taste drücken. Ein Soldat<br />
im herkömmlichen Krieg muß durch den<br />
Staub der Bombenkrater hindurch, muß<br />
die Leichen der Menschen anschauen,<br />
die er getötet hat. Nachts im Feldlager<br />
10<br />
MATRIX 3000 Band <strong>59</strong> / September/Oktober 2010
Politik<br />
Oben links:<br />
Pilot einer Predator-Drohne<br />
Unten links:<br />
Der Predator nimmt ein<br />
Target ins Visier<br />
Oben rechts:<br />
Predator-Drohne<br />
„Man sah diese vielen<br />
kleinen Leute herumlaufen,<br />
und dann kam<br />
die Explosion, und wenn<br />
dann der Rauch sich<br />
klärte, waren da nur<br />
noch Schutt und verschmortes<br />
Zeug.“<br />
Aussage eines CIA-Agenten<br />
setzt er sich mit diesen Eindrücken innerlich<br />
auseinander. Ein Geheimagent,<br />
der die Fernbedienung einer Predator-<br />
Drohne betätigt, geht nach Ende seiner<br />
Schicht heim zu seiner Familie zum<br />
Abendessen und schaut sich die neueste<br />
Folge von „Sex and the City“ an. Seine<br />
Opfer bleiben gesichtslos.<br />
Wie Sir Brian Burridge, früherer<br />
britischer Air Chief Marshal im Irak,<br />
feststellte, erfordert diese neue, distanzierte<br />
Form der rein technischen Kriegführung<br />
weder Mut noch Heldentum.<br />
Sie erzeugt die Illusion, es könne einen<br />
Krieg ohne persönliches Risiko geben.<br />
Indem die USA auf Distanz gehen zu den<br />
Todesopfern, die ihre Aktionen fordern,<br />
distanzieren sie sich auch von den politischen<br />
und ethischen Konsequenzen. Die<br />
Hemmschwelle für den Einsatz der Waffen<br />
droht bedenklich zu sinken.<br />
Oder vielleicht nicht? Vielleicht<br />
unterschätzt man zu schnell, daß<br />
auch CIA-Agenten Menschen sind.<br />
Untersuchungen ergaben, daß das<br />
Bedienungspersonal der Predator-<br />
Fernsteuerungen unter den gleichen<br />
Streßsymptomen leidet wie reale Piloten<br />
im realen Kampfeinsatz, manche<br />
sogar noch stärker. Das virtuelle Töten<br />
scheint also doch kein so „sauberer<br />
Krieg“ zu sein.<br />
„Antizipatorische<br />
Selbstverteidigung“<br />
Vor dem 11. September 2001 benutzte<br />
die CIA die Predator-Drohnen<br />
ausschließlich für Aufklärungs- und<br />
Überwachungszwecke. Der damalige<br />
CIA-Direktor George Tenet sagte noch<br />
Anfang September 2001, „es wäre ein<br />
schrecklicher Fehler, wenn der Direktor<br />
der CIA eine derartige Waffe abfeuern<br />
ließe.“ Als jedoch die USA einen Terroranschlag<br />
auf eigenem Territorium<br />
erlitten, änderte sich die Haltung der<br />
Agency, und man verlangte vom Weißen<br />
Haus neue, erweiterte Befugnisse. Und<br />
man erhielt sie. Es dauerte nur Tage, bis<br />
Präsident Bush das geheime Memorandum<br />
of Notification unterzeichnete, das<br />
die CIA ermächtigte, Al-Qaida Mitglieder<br />
und ihre Verbündeten zu töten, egal, in<br />
welchem Land der Welt sie sich aufhielten.<br />
Der Kongreß nickte die neue Politik<br />
ab. Und Bushs Berater formulierten eine<br />
Begründung, wonach die US-Regierung<br />
das Recht habe, tödliche Gewalt gegen<br />
mutmaßliche Terroristen im Zuge einer<br />
„antizipatorischen Selbstverteidigung“<br />
anzuwenden. Also eine Art Präventiv-<br />
Todesstrafe, noch bevor ein Verbrechen<br />
überhaupt begangen wurde.<br />
Anfangs fühlten sich die Verantwortlichen<br />
der CIA selbst nicht wohl mit ihren<br />
neuen Befugnissen. Jeffrey Smith,<br />
ein ehemaliger CIA-Berater, sagte im<br />
Jahre 2002: „Wenn sie tot sind, kann<br />
man sie nicht mehr verhören, und man<br />
erschafft neue Märtyrer.“ Und er fuhr<br />
fort: „Die laufenden Drohnen-Angriffe<br />
könnten suggerieren, daß es ein akzeptables<br />
Verhalten sein könnte, Leute<br />
umzubringen … Mord als eine Norm im<br />
internationalen Verhaltenskodex exponiert<br />
die Staatsführer der USA und die<br />
US-Bürger in Übersee.“ Acht Jahre später<br />
wird das gezielte Töten als Mittel der<br />
offiziellen Politik von niemandem mehr<br />
in Frage gestellt. Experten aus Kreisen<br />
der Geheimdienste bezeichnen das<br />
Predator-Programm als einzige wirksame<br />
Waffe der USA gegen Al-Qaida. In<br />
den letzten zwei Jahren tötete die CIA<br />
auf diese Weise mehr als ein Dutzend<br />
Al-Qaida-Führer und ihre Verbündeten.<br />
Außer Baitullah Mehsud waren darunter:<br />
Nazimuddin Zalalov, ein früherer<br />
Leutnant Bin Ladens, Iljas Kashmiri,<br />
Chef der paramilitärischen Operationen<br />
von Al-Qaida in Pakistan, Osama Bin<br />
Ladens ältester Sohn Saad sowie Abu<br />
Sulayman al-Jazairi, Osama al-Kini und<br />
Scheik Ahmed Salim Swedan.<br />
Im Fall von Saad Bin Laden hatte die<br />
Bush-Regierung mehrere Gelegenheiten<br />
ungenutzt verstreichen lassen, ihn<br />
Band <strong>59</strong> / September/Oktober 2010 MATRIX 3000 11
Politik<br />
zu verhaften und zu verhören. Iran, auf<br />
dessen Territorium er sich seinerzeit<br />
aufhielt, hatte den USA Kooperation angeboten.<br />
Später setzte sich Saad Bin Laden<br />
ins pakistanische Stammesgebiet<br />
ab, wo es wesentlich schwieriger war,<br />
ihn lebend zu fangen. Aufgrund seines<br />
großen Insiderwissens wäre er für die<br />
CIA eine „Goldmine“ gewesen.<br />
Der australische Menschenrechtsanwalt<br />
und UN-Sonderberichterstatter<br />
Philip Alston hat seit 2004 mehrfach<br />
vergeblich versucht, Antworten auf<br />
grundlegende Fragen zum geheimen<br />
CIA-Programm zu erhalten. Sowohl<br />
die Bush-Administration als auch die<br />
Regierung Obama wiesen die Anfragen<br />
zurück.<br />
Alston schreibt, die CIA-Operationen<br />
bewegten sich in einem „Vakuum der Verantwortlichkeit“.<br />
Es sei wie bei der Folter.<br />
Man starte mit derartigen Maßnahmen,<br />
anfangs ausschließlich für 9/11-Hintermänner,<br />
doch wenn die Methoden erst<br />
einmal im Einsatz seien, würden sie immer<br />
wahlloser angewendet.<br />
Die Drohnen<br />
waren ein Teil<br />
der US-Strategie.<br />
Jetzt sind sie ein<br />
Teil des Problems.<br />
Dienstag töten,<br />
Mittwoch verhandeln<br />
Nach dem Völkerrecht müssen die USA<br />
eine mutmaßliche Terroristengruppe<br />
zunächst als Beteiligte an einem bewaffneten<br />
Konflikt definieren, um sie<br />
legal im Ausland angreifen zu dürfen.<br />
Der Einsatz von Gewalt muß eine militärische<br />
Notwendigkeit sein, und es darf<br />
keine vernünftige Alternative zur Tötung<br />
geben, etwa die Betreffenden zu fangen.<br />
Schließlich muß das Ziel der Tötungsoperation<br />
unmittelbar an feindseligen<br />
Handlungen beteiligt sein. Es muß eine<br />
Verhältnismäßigkeit in Bezug auf die<br />
Bedrohung durch das Zielobjekt gewahrt<br />
bleiben. Schließlich muß die Nation,<br />
auf deren Territorium der Angriff<br />
stattfindet, ihre Zustimmung geben.<br />
Auch US-Juristen sind beunruhigt,<br />
weil die Liste möglicher Zielobjekte<br />
ständig verbreitert wird. Präsident Obama<br />
soll seinen pakistanischen Amtskollegen<br />
Asif Ali-Zardari ermächtigt haben,<br />
den USA selbst derartige Ziele zu<br />
benennen, was inzwischen für die CIA<br />
schon fast zur Routine geworden ist.<br />
Auch in Afghanistan soll die Todesliste<br />
der CIA bereits erheblich erweitert<br />
worden sein und nicht mehr ausschließlich<br />
„Terroristen“ enthalten. So stehen<br />
auf der Liste etwa 50 Drogenbarone, die<br />
lediglich in Verdacht stehen, die Taliban<br />
finanziell zu unterstützen. Einem<br />
Senatsbericht zufolge gibt es keinerlei<br />
Beweise, daß diese Gelder weiter<br />
in Richtung Al-Qaida fließen würden.<br />
Da selbst die Familienangehörigen von<br />
Afghanistans Präsident Hamid Karsai<br />
vermutlich in den Drogenhandel verwikkelt<br />
sind, könnte sich diese neue Politik<br />
langfristig sogar als gefährliche Falle<br />
mit internationalen politischen Konsequenzen<br />
auswachsen. „Wir sollten sehr<br />
vorsichtig sein damit, wen wir töten wollen.“,<br />
sagt der Historiker Andrew Bacevich<br />
von der Universität Boston, „Wir<br />
können nicht Leute am Dienstag töten,<br />
mit denen wir am Mittwoch verhandeln<br />
wollen.“<br />
Die Methoden der CIA bleiben<br />
natürlich im Hintergrund, doch<br />
ein Militärexperte, der anonym<br />
bleiben möchte, sagt: „Es gibt eine<br />
ganze Taxonomie der Ziele.“ Manche<br />
Leute seien zum Töten auf Sicht ermächtigt,<br />
andere brauchen zusätzliche<br />
Berechtigungen. Wenn sich im<br />
Detonationsradius der Rakete eine<br />
Schule, ein Krankenhaus oder eine<br />
Moschee befindet, berechnet ein<br />
Computerprogramm, ob der Angriff<br />
trotzdem zu autorisieren ist.<br />
Die jüngere Geschichte der CIA ist<br />
voll von irrtümlichen Tötungen aufgrund<br />
falscher Geheimdienstinformationen.<br />
Das Predator-Programm mit seinen<br />
weitreichenden Aufklärungsmöglichkeiten<br />
sollte gerade dazu dienen, derartige<br />
Fehler weitestgehend zu vermeiden.<br />
Die Drohnen können bis zu vierzig<br />
Stunden über einem Ziel kreisen, bevor<br />
sie in der Luft betankt werden müssen.<br />
Die Genauigkeit der Videoaufnahmen<br />
macht es leichter, Ziele zu erkennen<br />
und „Kollateralschäden“ zu vermeiden.<br />
Doch woher weiß man, wer ein Terrorist<br />
ist? Geheimdienstinformationen basieren<br />
in der Regel auf Aussagen von Informanten,<br />
die speziell in Afghanistan und<br />
Pakistan notorisch unzuverlässig sind.<br />
Es ist erschreckend, wenn solche Daten<br />
dann eine vollautomatisch computergesteuerte<br />
Such- und Tötungsmaschinerie<br />
in Gang setzen.<br />
Eine ernüchternde Fallstudie macht<br />
die Risiken der automatisierten Kriegführung<br />
deutlich. Zum Beispiel war die<br />
Tötung Baitullah Mehsuds keineswegs<br />
eine Blitzaktion! Die CIA benötigte sechzehn<br />
Raketenangriffe mit Predator-<br />
Drohnen innerhalb von vierzehn Monaten,<br />
bis sie ihn letztendlich im finalen<br />
Visier hatten. Bei dieser gnadenlosen<br />
Jagd kamen insgesamt zwischen 207<br />
und 321 Menschen ums Leben, je nach<br />
Quelle. Bei einer der Aktionen wurde<br />
sogar eine Beerdigungsprozession angegriffen.<br />
Experten befürchten, daß durch solche<br />
Fehlschläge, durch jeden <strong>uns</strong>chuldigen<br />
Toten, mehr Menschen den Taliban<br />
und Al-Qaida in die Arme getrieben werden.<br />
Die Anzahl der Drohnen-Einsätze<br />
wächst, doch anstatt die Terrorgruppen<br />
zu dezimieren, steigt ihre Mitgliederzahl<br />
exponentiell an. Die Drohnen waren Teil<br />
der US-Strategie. Jetzt sind sie ein Teil<br />
des Problems.<br />
Barack Obama war angetreten, um<br />
mit George W. Bushs Kriegspolitik zu<br />
brechen. Inzwischen ist es sein Krieg –<br />
ein lautloser Krieg jenseits der Schlagzeilen.<br />
■<br />
Übersetzung aus dem Amerikanischen:<br />
Franz Bludorf<br />
Airman 1st Class John D. Clark von der<br />
15. Reconnaissance Squadron, Nellis<br />
Air Force Base ("Area 51"), führt Wartungsarbeiten<br />
an einer RQ1L Predator-<br />
Drohne durch, nachdem sie von einem<br />
Einsatz in Afghanistan zum Stützpunkt<br />
zurückgekehrt ist. (Foto: US Marine Corps,<br />
Chief Warrant Officer 2 William D. Crow)<br />
12<br />
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News<br />
Schneller high mit MP3<br />
Der neueste Kick für Jugendliche in den<br />
USA kommt aus dem Internet. Auf bestimmten<br />
Seiten, die in Insiderkreisen<br />
bekannt sind, werden „Musik“-Dateien<br />
(MP3) zum Download angeboten, von<br />
denen Frequenzen ins Gehirn geleitet<br />
werden, die ekstatische Bewußtseinszustände<br />
induzieren können. „i-dosing“<br />
heißt das neue Zauberwort. Zahlreiche<br />
Online-Dealer versorgen die Jugend der<br />
Spaßgeneration mit digitalen Drogen,<br />
die über den Kopfhörer „high“ machen<br />
können.<br />
<strong>Was</strong> wie ein schlechter Scherz klingt,<br />
wird von offiziellen Stellen sehr ernst<br />
genommen. Die amerikanische Jugend<br />
strömt angeblich in Scharen auf diese<br />
Seiten. Die „Musik“ in diesen Dateien<br />
ist normalerweise ein dröhnendes<br />
Geräusch, das, so das Versprechen<br />
der Anbieter, Wirkungen ähnlich zu<br />
konventionellen Drogen auslösen soll.<br />
Einige solcher elektronischer Drogen<br />
sind bereits gratis über YouTube abrufbar.<br />
Der erste Schuß ist immer gratis!<br />
Wer tiefer eindringen will, kann Dateien<br />
erwerben und downloaden, die<br />
identische Bewußtseinszustände wie<br />
bestimmte Drogen auslösen sollen,<br />
etwa Marihuana, Kokain, Opium oder<br />
Peyote. Im Gegensatz zu Drogen aus<br />
dem Straßenverkauf, zu denen in der<br />
Regel keine Gebrauchsanweisung mitgeliefert<br />
wird, wird den Cyberjunkies<br />
eine 40seitige Broschüre angeboten,<br />
aus der man lernen kann, wie man mit<br />
Hilfe von MP3 richtig high wird.<br />
Die Mustang Public<br />
School in Oklahoma<br />
hat einen Rundbrief<br />
an Eltern geschickt,<br />
in dem vor dem neuen<br />
Wahnsinn gewarnt<br />
wird. Laut Aussage<br />
des Senders News 9<br />
sind an dieser Schule<br />
bereits iPods verboten,<br />
man hofft so die Kinder vom Konsum<br />
der Cyberdrogen abzuhalten.<br />
Die Entwicklung wirft massenweise<br />
Fragen auf. Wird es in Zukunft Cyberkriege<br />
um Cyberdrogen geben? Wie<br />
unterscheidet die Polizei bei einem Jugendlichen,<br />
der mit Kopfhörern durch<br />
die Straßen läuft, ob er gerade auf dem<br />
Cybertrip ist oder nur harmlose Popsongs<br />
hört? Und was würde passieren,<br />
wenn die elektronischen Drogen unkontrolliert<br />
über Radiosender ins ganze<br />
Land auf ahnungslose Bürger ausgestrahlt<br />
würden?<br />
Foto: PIXAR<br />
Pentagon plant fliegendes U-Boot<br />
Man kennt es aus klassischen Science-<br />
Fiction-Filmen à la „Raumpatrouille“:<br />
Die ruhige Meeresoberfläche verwirbelt,<br />
ein Flugobjekt erhebt sich aus<br />
den Tiefen des Ozeans in die Luft und<br />
schießt in den Himmel.<br />
Schon bald wird man diese Szenerie<br />
auch in der Realität erleben können.<br />
Wie der New Scientist jetzt bekanntgab,<br />
arbeitet die Forschungabteilung des<br />
Pentagon (DARPA) seit 2008 an einem<br />
Flugkörper, der auch unter <strong>Was</strong>ser tauchen<br />
und sich dort fortbewegen kann,<br />
um sich unerkannt dem Feind nähern zu<br />
können. Nach erfolgter Attacke taucht<br />
er dann wieder auf und fliegt nach Hause<br />
zu seinem Stützpunkt. Der Prototyp<br />
hat in etwa die Form eines Manta-Rochens.<br />
Obwohl die Prinzipien der Hydrodynamik<br />
und der Aerodynamik ähnlich sind,<br />
sind laut Aussage des Wissenschaftsmagazins<br />
die technologischen Herausforderungen<br />
profund. Ein Flugzeug muß<br />
so leicht wie möglich sein, um mit einem<br />
minimalen Energieaufwand fliegen zu<br />
können, während ein U-Boot massiv und<br />
stabil sein muß, um dem <strong>Was</strong>serdruck<br />
standzuhalten. Flugzeuge fliegen durch<br />
den Auftrieb, der aus den Luftströmungen<br />
an den Tragflächen entsteht, während<br />
Unterseeboote einfach <strong>Was</strong>ser<br />
herein- oder herauspumpen, um ihren<br />
Auftrieb zu verändern. Die DARPA-Ingenieure<br />
glauben, daß ultraleichte Karbonfaserstoffe<br />
sowohl stabil als auch<br />
leicht genug sind, um ein solches Flugzeug<br />
zu bauen. Das Problem ist, daß das<br />
Objekt, da es leichter als <strong>Was</strong>ser wäre,<br />
nicht einfach abtauchen würde, wenn<br />
es auf der <strong>Was</strong>seroberfläche aufsetzt.<br />
Bei diesem Problem versucht man, der<br />
Natur einige Tricks abzuschauen. Das<br />
Objekt muß, wie ein tauchender Vogel,<br />
etwa eine Ente, mit der Nase voran ins<br />
<strong>Was</strong>ser eintauchen.<br />
Eine andere Herausforderung ist die<br />
Energieversorgung. Gewöhnliche Batterien,<br />
die dem Objekt die geplante<br />
Reichweite von etwa 44 km ermöglichen<br />
würden, wären schwerer als der<br />
Rest des Fahrzeuges. Die Verwendung<br />
eines herkömmlichen Treibstoffs hingegen<br />
benötigt Sauerstoff, d. h. eine<br />
Art Schnorchel zur <strong>Was</strong>seroberfläche,<br />
was die Tauchtiefe auf wenige Meter<br />
begrenzen würde. Düsentriebwerke,<br />
die bei mehreren hundert Grad Celsius<br />
arbeiten, würden durch den plötzlichen<br />
Temperaturwechsel beim Eintauchen<br />
im <strong>Was</strong>ser explodieren.<br />
Alles nicht so einfach – zumal man ja<br />
nicht einfach die Besatzung des Raumschiffs<br />
„Orion“ um Rat fragen kann.<br />
Gelddruckereien auf Euro-Crash<br />
vorbereitet?<br />
Gelddruckereien vergrößern ihren Maschinenpark.<br />
Die Druckerei Giesecke &<br />
Devrient und die Bundesdruckerei erhöhen<br />
ihre Kapazitäten zur Herstellung<br />
von Banknoten in diesem Jahr erheblich.<br />
Während die beiden Druckereien<br />
bisher jährlich 3-4 neue Druckmaschinen<br />
angeschafft haben, die zum Druck<br />
von Banknoten geeignet sind, wurden<br />
2009 zur Lieferung im Jahr 2010 siebzehn<br />
und vierzehn neue Druckmaschinen<br />
bestellt. Unsere Informationen<br />
stammen von den Herstellern entsprechender<br />
Druckmaschinen. Diese wissen<br />
allerdings nicht, welche Banknoten<br />
damit gedruckt werden sollen. Beide<br />
Druckereien drucken nicht nur Euro,<br />
sondern auch Banknoten für Währungen<br />
anderer Staaten. Es ist auch nicht<br />
gänzlich ausgeschlossen, daß sich einige<br />
Staaten eine Ersatzwährung auf<br />
Lager legen, für den Fall, daß der Euro<br />
zusammenbricht. Die größte Wahrscheinlichkeit<br />
besteht jedoch darin, daß<br />
man den Euro-Banknotenumlauf erhöhen<br />
will, was natürlich zu einer Inflation<br />
führt, aber auch die USA haben durch<br />
Erhöhung des Banknotenumlaufs den<br />
Zusammenbruch des Dollar seit Jahrzehnten<br />
hinausgeschoben.<br />
14<br />
MATRIX 3000 Band <strong>59</strong> / September/Oktober 2010
News<br />
„Minority Report“<br />
– jetzt Realität<br />
Steven Spielberg hatte die Geschichte<br />
2002 auf die Leinwand von Hollywood<br />
gebracht: In einer Zukunftswelt<br />
Mitte des 21. Jahrhunderts<br />
kann die Polizei Verbrechen vorhersagen<br />
und die Täter verhaften, noch<br />
bevor sie ihre Taten begangen haben.<br />
Die Vorhersagen stammen von<br />
Szenenfoto aus „Minority Report“ mit<br />
Hauptdarsteller Tom Cruise<br />
Hellsehern, sogenannten Precogs.<br />
Nun ist alles viel schneller gegangen<br />
als erwartet. Eine Art von „Minority<br />
Report“ ist in den USA bereits<br />
heute Realität, nur bedient man sich<br />
keiner menschlichen „Precogs“.<br />
Die Verbrechensvorhersage wird<br />
von einer Spezialsoftware erstellt,<br />
die von IBM im Verlauf von vier<br />
Jahren entwickelt wurde. Die Entwicklungskosten<br />
betrugen ca. 11<br />
Milliarden Dollar.<br />
Das System Crush (Criminal Reduction<br />
Utilising Statistical History)<br />
wertet unterschiedliche Datenbanken<br />
aus und gleicht sie miteinander<br />
ab – Kriminalakten, Geheimdienstberichte,<br />
Täterprofile und sogar<br />
Wetterberichte – und identifiziert<br />
dadurch Orte, an denen die Verbrechenswahrscheinlichkeit<br />
erhöht ist.<br />
Die „prädiktive Analyse“ soll in der<br />
Stadt Memphis, Tennessee, bereits<br />
zu einem 31prozentigen Rückgang<br />
der Kriminalität geführt haben, bei<br />
der Gewaltkriminalität betrug der<br />
Rückgang immerhin noch 15 %,<br />
ganz einfach, weil an den prognostizierten<br />
Orten rechtzeitig für eine erhöhte<br />
Polizeipräsenz gesorgt wurde.<br />
Mark Cleverley, Chef der Abteilung<br />
Government Strategy bei IBM, sagte:<br />
„Die Technologie macht, was Polizisten<br />
immer getan haben, manchmal<br />
aus purem Instinkt – nach Mustern<br />
suchen, um herauszufinden, was als<br />
nächstes passieren wird. Neu ist die<br />
Größenordnung, in der das System<br />
arbeitet, und die Geschwindigkeit, in<br />
der die Analysen erstellt werden.“<br />
Agenten-Theater<br />
Es ist allgemein bekannt, daß auch<br />
zwanzig Jahre nach Ende des Kalten<br />
Krieges die Großmächte einander nach<br />
wie vor ausspionieren, obwohl sie vieles<br />
inzwischen auch auf offiziellem Wege<br />
erfahren können. Geheimdienste führen<br />
heute eher einen High-Tech-Cyberkrieg<br />
um die weltweiten Datennetze. Da wirkte<br />
es fast wie ein Anachronismus, als im<br />
Frühjahr 2010 in den USA ein russischer<br />
Agentenring aufflog, dessen Mitglieder<br />
jahrelang als biedere Bürger unerkannt<br />
in den USA gelebt hatten.<br />
Interessant an der Sache ist vor allem<br />
das Timing. Es stellte sich heraus, daß<br />
die Agenten kaum Informationen auskundschaften<br />
konnten, die der russische<br />
Staat nicht auch auf direktem<br />
Wege sehr viel einfacher hätte bekommen<br />
können. So – warum ließ man sie<br />
dort und zog sie nicht längst zurück,<br />
sondern riskierte ihre Entdeckung, just<br />
zu dem Zeitpunkt, als die beiden kürzlich<br />
gewählten Präsidenten Obama und<br />
Medwedew ein vertrauensvolleres und<br />
konstruktiveres Verhältnis zueinander<br />
entwickelt hatten als ihre Vorgänger?<br />
Das US-Nachrichtenmagazin Newsweek<br />
brachte es auf den Punkt, als man<br />
schrieb: „Warum würde Rußland solche<br />
langfristig ausgebildeten Undercover-Agenten<br />
installieren, wenn sie<br />
das Gleiche von den richtigen Beratern,<br />
Anwälten und Lobbyisten auch hätten<br />
bekommen können?“ Also auf dem<br />
gleichen Weg, den jeder in <strong>Was</strong>hington<br />
geht – die richtige Information für den<br />
richtigen Preis.<br />
Konsequenterweise wurden die elf<br />
Agenten in den USA nach ihrer Festnahme<br />
auch nicht der Spionage angeklagt<br />
– sie hatten schlichtweg nichts<br />
Geheimes herausgefunden – sondern<br />
nur nach Moskau ausgeflogen. <strong>Was</strong><br />
sie ihren Auftraggebern geliefert hatten,<br />
hätte jeder durch einen simplen<br />
Google-Aufruf auch herausbekommen<br />
können.<br />
Politischen Beobachtern in Moskau und<br />
<strong>Was</strong>hington erscheint das Ganze rückblickend<br />
wie<br />
eine theat<br />
r a l i s c h e<br />
I n s z e n i e -<br />
rung oder<br />
eher wie ein<br />
K a s p e r l e -<br />
T h e a t e r .<br />
I n s z e n i e r t<br />
von wem<br />
und wozu?<br />
Der frühere<br />
KGB-Offizier<br />
Michail Ljubimow<br />
bezweifelt,<br />
daß<br />
die Gruppe<br />
Doch keine<br />
moderne<br />
„Mata Hari“?<br />
Die russische<br />
Agentin Anna<br />
Chapman<br />
(Foto: Facebook)<br />
wirkliche Geheimdienstarbeit geleistet<br />
hat: „Wie kann man sich vorstellen, daß<br />
elf Profis es nicht bemerkt haben, daß<br />
die US-Geheimdienste sie jahrelang<br />
beobachteten? Wenn nicht sie, dann<br />
hätten es ihre Ehefrauen bemerken<br />
können. Und bis jetzt ist es nicht klar,<br />
nach was für Informationen sie suchten<br />
und was sie angeblich nach Moskau<br />
gesendet haben, direkt in den Kreml,<br />
zu Medwedew oder Putin. Und dabei<br />
rede ich nicht einmal über <strong>uns</strong>ichtbare<br />
Geheimtinte, wie sie die Bolschewiken<br />
liebten.“ Ljubimow vermutet hinter der<br />
Affäre eine Propagandakampagne der<br />
US-Geheimdienste, um ihren Etat aufstocken<br />
zu können.<br />
Band <strong>59</strong> / September/Oktober 2010 MATRIX 3000 15
News<br />
Ist das Papiergeld bald am Ende?<br />
Ist es nur eine exotische Ferienlektüre,<br />
oder spürt die Finanzelite bereits<br />
den kommenden Niedergang des Papiergeldes?<br />
Im Sommer 2010 schafften<br />
einige jahrzehntealte Bücher zum<br />
Thema Inflation ein überraschendes<br />
Comeback.<br />
Eine reichlich abgegriffene <strong>Ausgabe</strong><br />
des Buches „Dying of Money: Lessons<br />
of the Great German and American<br />
Inflations“ von Jens O. Parsson aus<br />
dem Jahre 1974 wurde bei Ebay mit<br />
einem Startgebot von 699 Dollar angeboten<br />
(versandkostenfrei!) – und<br />
fand einen Abnehmer. Im Kapitel 17<br />
dieses Buches geht es um die Umlaufgeschwindigkeit<br />
des Geldes: „Jede<br />
große Inflation – ob in den frühen<br />
zwanziger Jahren in Deutschland oder<br />
während des Korea- und Vietnamkrieges<br />
in den USA – startet mit einer passiven<br />
Expansion der Geldmenge. Dies<br />
bleibt inaktiv für eine überraschend<br />
lange Zeit. Asset-Preise können steigen,<br />
doch die latente Preisinflation ist<br />
versteckt. Der Effekt ist wie leichter<br />
Treibstoff auf einem Campingfeuer,<br />
bevor das Streichholz angezündet<br />
wird. Die Neigung der Menschen,<br />
das Geld zu horten, kann plötzlich<br />
aus spontanen und psychologischen<br />
Gründen eine Spitze in der Umlaufgeschwindigkeit<br />
auslösen. Dies kann<br />
blitzschnell geschehen, über einige<br />
Wochen. Diese Veränderung trifft die<br />
Ökonomen unvorbereitet. Sie warten<br />
zu lange, um das überschüssige Geld<br />
abzuschöpfen.“<br />
Ein weiteres Buch aus den Siebzigern<br />
– „When Money Dies: The Nightmare<br />
of The Weimar Hyper-Inflation“ aus<br />
der Feder des früheren konservativen<br />
Parlamentariers im britischen<br />
Unterhaus, Adam Fergusson – wurde<br />
immerhin von keinem Geringeren<br />
als dem Milliardär Warren Buffett als<br />
„must-read“ klassifiziert. Es enthält<br />
teilweise erschütternde Augenzeugenberichte<br />
über die gesellschaftlichen<br />
Zustände in den turbulenten<br />
Jahren nach dem ersten Weltkrieg in<br />
Deutschland, Österreich und<br />
Ungarn.<br />
Die Tatsache, daß derartige Bücher<br />
zur Zeit einen Boom in Elite-Bankerkreisen<br />
erleben, ist Zeichen eines<br />
Wandels im Denken und könnte sich<br />
zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung<br />
auswachsen.<br />
Edvard Munch: Der Schrei (1893)<br />
Geoengineering - Wissenschaftler<br />
greifen nach dem Klima<br />
1892 beobachtete der Maler Edvard<br />
Munch über Oslo einen blutroten Sonnenuntergang,<br />
der ihn zu seinem weltberühmten<br />
Gemälde „Der Schrei“ inspirierte.<br />
Heute weiß man: Die bizarre<br />
Färbung des Abendhimmels wurde<br />
durch Vulkanasche ausgelöst, die der<br />
Vulkan Krakatau am anderen Ende der<br />
Welt in die Atmosphäre geschleudert<br />
hatte. Durch diesen zweitgrößten Vulkanausbruch<br />
in der bekannten Menschheitsgeschichte<br />
sank die Durchschnittstemperatur<br />
der Erde um ein Grad.<br />
Diese Tatsache haben jetzt Wissenschaftler,<br />
Großunternehmer und konservative<br />
Think Tanks aufgegriffen. Sie<br />
wollen in großem Stil Schwefeldioxyd in<br />
die Stratosphäre schießen, sozusagen<br />
künstliche Vulkanasche, und auf diese<br />
Weise dem weltweiten Klimawandel<br />
entgegenwirken. Dies berichtete der<br />
New Scientist.<br />
Bislang sind diese Pläne bei den Regierungen<br />
der Welt noch nicht auf Gegenliebe<br />
gestoßen. Die Gründe sind vielfältig.<br />
Das Unternehmen ist risikoreich,<br />
mögliche Nebenwirkungen sind kaum<br />
abschätzbar, und es würde in der Bevölkerung<br />
die Bereitschaft schrumpfen<br />
lassen, die CO 2<br />
-Emissionen zu reduzieren.<br />
Genau darum geht es aber den Initiatoren,<br />
denn die Kosten dieser Form des<br />
Geoengineerings sind verschwindend<br />
gering vergleichbar zu den Summen, die<br />
die Großindustrie für die Reduktion der<br />
Treibhausgasemissionen aufzubringen<br />
hat. Es erscheint diesen Kreisen extrem<br />
attraktiv, die Klimaerwärmung stoppen<br />
zu können und trotzdem in der Lage zu<br />
sein, weiter Kohle und Benzin zu verkaufen,<br />
die Notwendigkeit immer neuer<br />
Mineralölsteuern zu vermeiden und<br />
den Lebensstandard der Verbraucher<br />
erhalten zu können. Rußland soll das<br />
Verfahren bereits erprobt haben, sogar<br />
mit öffentlichem Wohlwollen, denn Projektleiter<br />
Juri Israel ist ein führender<br />
Berater von Premier Wladimir Putin.<br />
Die meisten neokonservativen Think<br />
Tanks in den USA, die das Geoengineering<br />
unterstützen, bestreiten ohnehin,<br />
daß der Klimawandel durch CO 2<br />
-Emissionen<br />
menschengemacht ist, sondern<br />
vermuten eher natürliche Ursachen. Es<br />
gibt einige stichhaltige Indizien, die in<br />
der Tat dafür sprechen (<strong>Matrix3000</strong> berichtete<br />
darüber im Sonderheft „Klima<br />
und Umwelt“), doch die Verfechter des<br />
Geoengineerings zogen daraus bedenkliche<br />
Schlüsse. Sie sind der Ansicht, es<br />
sei Aufgabe des Menschen, auch das<br />
Klima technologisch zu beherrschen.<br />
Zu den frühesten Verfechtern des Geoengineering<br />
zählten höchst umstrittene<br />
Wissenschaftler wie der inzwischen<br />
verstorbene Edward Teller, der Vater<br />
der <strong>Was</strong>serstoffbombe, und der führende<br />
Pentagon-Waffenforscher Lowell<br />
Wood. „Wir können jede andere Umwelt,<br />
die wir bewohnen, technologisch<br />
beherrschen, warum also nicht auch<br />
den ganzen Planeten?“, sagte Wood.<br />
Daß von den Regierungen nicht viel Unterstützung<br />
zu erwarten ist, stört Wood<br />
nur wenig. Statt dessen umschmeichelt<br />
man die Superreichen in der Hoffnung,<br />
die notwendigen Forschungsgelder zu<br />
erhalten. Microsoft-Gründer Bill Gates<br />
soll die Forschung bereits drei Jahre<br />
lang gesponsert haben. Niemand weiß,<br />
welche Konsequenzen es hätte, wenn<br />
der Mensch sich ernsthaft am Klima zu<br />
schaffen macht. Edvard Munchs Gemälde<br />
könnte dann eine beklemmende Zukunftsvision<br />
gewesen sein.<br />
16<br />
MATRIX 3000 Band <strong>59</strong> / September/Oktober 2010
News<br />
Chinesische Klimastudie<br />
bestreitet „Klimakatastrophe“<br />
Immer wieder wird in Berichten zur Klimakatastrophe<br />
darauf hingewiesen, die<br />
momentanen Durchschnittstemperaturen<br />
auf der Erde seien die „höchsten<br />
seit Beginn des industriellen Zeitalters“.<br />
Dieser Stichtag ist aber mehr oder weniger<br />
willkürlich, da die westliche Wissenschaft<br />
nur für die letzten 150 Jahren<br />
überhaupt über lückenlose und verwertbare<br />
Klimaaufzeichnungen verfügt.<br />
Gleichzeitig werden derartige Meldungen<br />
von der Öffentlichkeit in der Regel<br />
kritiklos zur Kenntnis genommen. Es<br />
klingt plausibel, daß durch die zunehmende<br />
Industrialisierung der Ausstoß<br />
von Treibhausgasen zunahm und die<br />
Erde sich dadurch erwärmte.<br />
Die Argumentation hat mehrere<br />
Schwachstellen. Zum einen markiert die<br />
Mitte des 19. Jahrhunderts nicht nur den<br />
Beginn der Industrialisierung, sondern<br />
auch das Ende einer mehr als 400jährigen<br />
„kleinen Eiszeit“, in der das Klima<br />
auf der Welt außergewöhnlich kühl war.<br />
Es ist durchaus bekannt, daß es davor, z.<br />
B. im Mittelalter, Phasen in vorindustrieller<br />
Zeit gab, in denen es auf der Erde<br />
wesentlich wärmer war als heute. So<br />
war z. B. vom 10. bis ins 13. Jahrhundert<br />
Grönland ihrem Namen gemäß tatsächlich<br />
eine „grüne“, d. h. eisfreie Insel.<br />
Heute wird das drohende Abschmelzen<br />
der Grönlandgletscher allgemein als<br />
Katastrophe angesehen, die das Überleben<br />
der Menschheit bedrohen soll.<br />
Eine neue Klimastudie aus China läßt die<br />
„Klimakatastrophe“ jetzt in einem neuen<br />
Licht erscheinen. Im Gegensatz zu Europa<br />
existieren für China wissenschaftlich<br />
verwertbare Klimadaten, die über 2000<br />
Jahre in die Vergangenheit reichen. Die<br />
Studie, ein Gemeinschaftsprojekt der<br />
Chinesischen Akademie der Wissenschaften<br />
in Peking, der State University<br />
of New York in Albany und der Universität<br />
Gießen, kam zu dem Schluß, daß<br />
die mittelalterliche Warmzeit zumindest<br />
regional mit der Erwärmung in den letzten<br />
Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts<br />
vergleichbar ist. Die Spitzenwerte sollen<br />
im Mittelalter sogar höher als heute gewesen<br />
sein. Die derzeitige Klimaerwärmung<br />
sei zwar für die letzten 500 Jahre<br />
beispiellos, nicht jedoch, wenn man längere<br />
Zeiträume betrachte.<br />
Insofern sei es nicht sicher, ob die derzeitige<br />
Klimaentwicklung nicht doch nur<br />
Ausdruck einer natürlichen Schwankung<br />
sei und demzufolge mit dem CO 2<br />
-<br />
Ausstoß gar nichts zu tun habe.<br />
Es ist längst keine „Verschwörungstheorie“<br />
mehr – im Hintergrund hinter den<br />
offiziell gewählten Regierungen haben<br />
sich längst geheime Machtstrukturen<br />
etabliert, von denen der Normalbürger<br />
nie etwas erfährt. Zweijährige Recherchen<br />
der <strong>Was</strong>hington Post kamen<br />
zu einem alarmierenden Ergebnis:<br />
Die Top-Secret-Untergrundwelt, die<br />
die US-Regierung in Antwort auf die<br />
Terroranschläge vom 11. September<br />
2001 erschuf, hat sich inzwischen unkontrolliert<br />
ausgebreitet und ist so geheim,<br />
daß niemand weiß, wieviel Geld<br />
sie kostet, wie viele Menschen an ihr<br />
mitarbeiten und mit wie vielen Projekten<br />
sie befaßt sind. Die verborgene<br />
Schattenwelt wächst außerhalb jeglicher<br />
Kontrolle.<br />
Im Einzelnen fanden die Journalisten<br />
heraus:<br />
• 1271 Regierungsorganisationen<br />
und 1931 private Firmen arbeiten an<br />
Programmen, die mit Terrorismusbekämpfung,<br />
Homeland Security und<br />
Geheimdienstaktivitäten zu tun haben,<br />
und das an rund 10.000 Orten, quer<br />
über die Vereinigten Staaten verteilt.<br />
• Eine geschätzte Zahl von 854.000<br />
Menschen, etwa 1,5 Mal mehr als <strong>Was</strong>hington<br />
Einwohner hat, verfügt über<br />
eine Top-Secret Security Clearance<br />
(Sicherheitsfreigabe).<br />
• In <strong>Was</strong>hington und Umgebung sind<br />
33 Gebäudekomplexe für Top-Secret-<br />
Geheimdienstarbeit im Bau, oder sie<br />
wurden seit September 2001 errichtet.<br />
Zusammen entspricht ihre Fläche der<br />
von rund drei Pentagons oder 22 Capitols<br />
– rund 1,6 Millionen Quadratmeter.<br />
• Viele Geheimdienstagenturen und<br />
Sicherheitsdienste leisten die gleiche<br />
Arbeit, was zu Redundanz und Verschwendung<br />
führt. Zum Beispiel gibt<br />
es 51 Regierungsbehörden und Militärkommandos,<br />
die in 15 Städten der USA<br />
operieren und den Geldfluß von und zu<br />
terroristischen Netzwerken zurückverfolgen.<br />
• Analytiker, deren Aufgabe es ist, Inhalte<br />
von Dokumenten und Gesprächsprotokollen<br />
zu interpretieren, die man von<br />
Die Schattenregierung<br />
gerät<br />
außer Kontrolle<br />
eigenen und ausländischen Agenten<br />
erhielt, publizieren pro Jahr 50.000<br />
Geheimdienstberichte – eine so große<br />
Zahl, daß der größte Teil davon routinemäßig<br />
ignoriert wird.<br />
Im Verteidigungsministerium, dem<br />
Westküsten-Senatoren zwei Drittel der Geheimdienstprogramme<br />
zugeordnet Stop sind, der haben Ölbohrun-<br />
nur eine<br />
fordern<br />
generellen<br />
gen Handvoll im Meer von Spitzenbeamten – sogenannten<br />
Super Usern – die Befugnis,<br />
Angesichts von allen Aktivitäten der Umweltkatastrophe des Ministeriums im<br />
Golf überhaupt von Mexiko zu wissen. nach der Wie Explosion jedoch zwei der<br />
Ölförderplattform dieser Super User „Deepwater in Interviews Horizon“ einräumten,<br />
die gibt sechs es keine Senatoren Chance, der daß drei sie<br />
brachten<br />
US-Westküstenstaaten<br />
mit dieser sensitiven Arbeit <strong>Was</strong>hington, überhaupt<br />
Oregon Schritt halten und Kalifornien können. Einer einen von gemeinsamen<br />
sagte: „Ich Gesetzentwurf werde nicht im lange Kongreß genug ein, le-<br />
ihnen<br />
den ben, sogenannten um über alles West gebrieft Coast zu Ocean werden.“ Protection<br />
anderer Act, wonach erinnerte sämtliche sich an ein Öl- gro-<br />
und<br />
Ein<br />
Gasbohrungen teskes Szenario: im Er Meer wurde vor für der sein amerikanischestes<br />
Briefing Westküste in einen verboten kleinen, fenster-<br />
werden<br />
er-<br />
sollen. losen Raum Barbara geführt, Boxer und wo er Dianne einem Feinstein<br />
(Kalifornien), Tisch Platz Jeff nahm. Merkley Man erklärte und Ron<br />
kleinen<br />
ihm, Wyden daß (Oregon) er keine sowie Notizen Patty machen Murray dürfe.<br />
Maria Daraufhin Cantwell flackerte (<strong>Was</strong>hington) ein Programm schlossen<br />
und<br />
sich nach damit dem anderen einer Gesetzesvorlage pausenlos über den an,<br />
die Bildschirm, der Kongreßabgeordnete so lange, bis er frustriert John Garamendi<br />
schrie. bereits „Ich im Repräsentantenhaus<br />
habe nichts von al-<br />
„Stop“<br />
eingebracht ledem behalten.“, hat. Garamendi fügte er hinzu. hat für seine<br />
Vorlage Der pensionierte schon 28 Generalleutnant weitere Abgeordnete John<br />
des R. Vines Repräsentantenhauses hatte den Auftrag, die gewonnen. Methoden<br />
aus der dem geheimsten Büro von Programme Senatorin Boxer des<br />
Wie<br />
verlautete, Pentagon zu sollen analysieren. auf diese Vines Weise hatte nicht<br />
nur früher die das Umwelt, Kommando sondern über auch die 145.000 Jobs<br />
von Mann Millionen im Irak Bewohnern und ist mit der komplexen Küstenregionen<br />
Problemen geschützt vertraut. werden. <strong>Was</strong> Zur er gleichen jedoch<br />
Zeit hier attackierte fand, machte Präsident ihn sprachlos. Obama in „Ich ungewöhnlich<br />
kenne keine scharfer Behörde Form mit die der Vertreter Befugnis<br />
BP oder sowie der der Verantwortung, mit ihnen kooperieren-<br />
alle diese<br />
von<br />
den Interaktionen US-Firmen und Halliburton Aktivitäten und zu Transoceandinieren.“,<br />
Sie hätten sagte bei er, der „Die Senatsanhörung<br />
Komplexität<br />
koor-<br />
ein des „lächerliches Systems spottet Spektakel“ jeder Beschreibung.“<br />
dem jeder mit dem Finger auf den<br />
geboten,<br />
bei<br />
anderen Er fügte zeigte, hinzu, um daß die es Schuld unmöglich auf ihn sei<br />
abzuwälzen.<br />
sagen, ob das Land durch alle diese<br />
Aktivitäten sicherer geworden wäre.<br />
„Da es keinen Synchronisierungsprozeß<br />
gibt, kommt es unweigerlich zu<br />
Dissonanzen in den Aussagen, reduzierter<br />
Effektivität und Verschwendung.<br />
Wir können konsequenterweise<br />
nicht effektiv beurteilen, ob es <strong>uns</strong> sicherer<br />
macht.“<br />
Band <strong>59</strong> / September/Oktober 2010 MATRIX 3000 17
Politik<br />
Bretton Woods –<br />
der Jahrhundertbetrug<br />
Wie der Dollar zur Weltleitwährung wurde –<br />
Der erste Schritt zur neuen Weltordnung<br />
Georg Zoche<br />
Heute stellt der US-Dollar mit großem<br />
Abstand die wichtigste Währung der<br />
Welt dar. Er dominiert den internationalen<br />
Handel mit Öl, Metallen, Rohstoffen,<br />
Nahrungsmitteln etc. ebenso wie<br />
die weltweiten Zentralbankreserven,<br />
die zu rund 65 Prozent in US-Dollar<br />
gehalten werden. 1 Die Entwicklung des<br />
US-Dollars zur Weltleitwährung festigte<br />
die Position der USA als Supermacht<br />
und hat die Welt in einer Weise geprägt<br />
wie nur wenige historische Ereignisse.<br />
Seine Sonderrolle erhielt der US-Dollar<br />
im Jahr 1944 durch die Konferenz von<br />
Bretton Woods, einem Kurort im US-<br />
Bundesstaat New Hampshire. Allerdings<br />
gestaltete sich diese Konferenz<br />
nicht etwa so, wie häufig angenommen:<br />
Denn keineswegs hatten sich die dort<br />
vertretenen 44 Nationen nach sachlichen<br />
Debatten auf den US-Dollar als<br />
Weltleitwährung geeinigt. Der Vertrag<br />
ist vielmehr das Ergebnis eines beispiellosen<br />
Betrugsmanövers. Georg Zoches<br />
Buch „Welt Macht Geld“ entstand<br />
in jahrelangen Recherchen und basiert<br />
u.a. auf bisher weitgehend unbekannten<br />
Protokollen der amerikanischen Zentralbank,<br />
Tagebucheinträgen von Henry<br />
Morgenthau und Aufzeichnungen von<br />
John Maynard Keynes. Derzeit ist viel<br />
von einer neuen Weltordnung die Rede,<br />
die von Gruppen wie den Bilderbergern<br />
angestrebt wird (vgl. <strong>Matrix3000</strong> Band<br />
58). Diese heutigen Bestrebungen wären<br />
ohne die Vorgeschichte von Bretton<br />
Woods nicht denkbar gewesen. rr<br />
Die US-amerikanischen Vorbereitungen,<br />
den US-Dollar als Weltleitwährung<br />
einzusetzen, begannen<br />
bereits mit dem Kriegseintritt der<br />
USA: Nur eine Woche nach dem Angriff<br />
auf Pearl Harbour, am 14. Dezember<br />
1941, beauftragte Finanzminister Henry<br />
Morgenthau seinen Berater Harry Dexter<br />
White mit der Planung einer neuen<br />
Weltwirtschaftsordnung. 2 Bereits<br />
zwei Wochen später stellte White ein<br />
zwölfseitiges Memorandum vor, das er in<br />
den folgenden Monaten mehrfach überarbeitete.<br />
Am 8. Mai 1942 überreichte er<br />
Morgenthau einen voluminösen Entwurf,<br />
der bereits Planungsunterlagen für eine<br />
internationale Währungskonferenz enthielt,<br />
auf der die neue Weltwirtschaftsordnung<br />
beschlossen werden sollte.<br />
Der Entwurf von White sah vor, daß<br />
der US-Dollar das britische Pfund als<br />
die international vorherrschende Währung<br />
ablösen sollte. White wies darauf<br />
hin, daß dieser Plan auf massiven Widerstand<br />
treffen würde, da es nicht im<br />
Interesse der übrigen Nationen sein<br />
könnte, die USA derart zu begünstigen.<br />
Vielmehr würden es die meisten Länder<br />
der Welt vorziehen, den internationalen<br />
Handel in einer neutralen, nichtnationalen<br />
Währung abzurechnen. 3<br />
Am 12. Mai 1942 lobte Morgenthau<br />
den „masterly job“ von White<br />
und übermittelte die<br />
Entwurfsunterlagen<br />
an Präsident Roosevelt.<br />
4 In seinem<br />
Begleitschreiben<br />
merkte<br />
M o r g e n t h a u<br />
an, daß es von<br />
größter strategischer<br />
wie<br />
ökonomischer<br />
Bedeutung sei,<br />
nun mit der Umsetzung<br />
des Plans<br />
zu beginnen. Dieser<br />
Empfehlung folgte<br />
Roosevelt. 5<br />
18 MATRIX 3000 Band <strong>59</strong> / September/Oktober 2010<br />
1)<br />
www.imf.org/external/np/sta/cofer/eng/index.htm<br />
Giorgos Papandreou, Griechenlands Premier<br />
2<br />
, –<br />
4 , 5 , 9-11 , 13-14) Morgenthau Diaries 473, 527, 753 und 754,<br />
Schuldenmachen als Naturkatastrophe? Franklin D. Roosevelt Library, Hyde Park NY
Harry Dexter White<br />
Politik<br />
John Maynard Keynes<br />
Ein „genialer“ Coup<br />
In einem Aspekt waren sich<br />
die Nachkriegspläne Nazideutschlands<br />
und der USA<br />
erschreckend ähnlich: Beide<br />
wollten die eigene Währung<br />
als Leitwährung einsetzen,<br />
an die die anderen Nationalwährungen<br />
dann mit festen<br />
Wechselkursen angebunden<br />
sein sollten.<br />
Nazideutschland<br />
hätte nach einem<br />
Sieg<br />
einfach<br />
die Reichsmark per Dekret<br />
in diese Position<br />
erhoben. Die USA als<br />
Demokratie mußten<br />
einen anderen Weg<br />
wählen: die Durchsetzung<br />
ihrer Interessen<br />
per internationaler<br />
Konferenz.<br />
Im Detail entwickelte<br />
sich dieser Vorgang<br />
überaus komplex<br />
und dauerte über zwei Jahre –<br />
schließlich mußten die Nationen<br />
dazu gebracht werden, gegen ihre eigenen<br />
Interessen zu handeln. Wie den<br />
USA das Unwahrscheinliche gelang<br />
und sie mittels der Währungskonferenz<br />
von Bretton Woods das gewünschte<br />
Ergebnis herbeiführten,<br />
Bretton Woods Steno Pool:<br />
Chefstenotypistin Miss Dix mit ihrerAssistentin<br />
kann heute in den Archiven nachgelesen<br />
werden: Denn die über Jahrzehnte unter<br />
Verschluß gehaltenen und ehemals<br />
streng geheimen Unterlagen sind heute<br />
frei zugänglich. Etwa das Tagebuch von<br />
Morgenthau oder die Aufzeichnungen<br />
der Federal Reserve.<br />
Den Gegner umarmen<br />
Für die USA bestand das größte Hindernis<br />
im Vorschlag Großbritanniens.<br />
Denn der bereits 1941 von John Maynard<br />
Keynes ausgearbeitete Plan sah<br />
genau das vor, was White als den Willen<br />
der meisten Nationen ausgemacht hatte:<br />
die Schaffung einer supranationalen<br />
Währung. White war klar, daß das USamerikanische<br />
Ansinnen keinerlei Aussichten<br />
auf Erfolg hätte, wenn man die<br />
Nationen der Welt frei entscheiden lassen<br />
würde. Daher mußte der britische<br />
Band <strong>59</strong> / September/Oktober 2010 MATRIX 3000 19
Politik<br />
Die Delegation der Vereinigten Staaten<br />
(von links nach rechts): stehend Harry D. White,<br />
Fred W. Vinson, Dean Acheson, Edward E. Brown,<br />
Marriner S. Eccles und Jesse P. Wolcott, sitzend<br />
Robert F. Wagner, Brent Spence, Finanzminister<br />
Henry Morgenthau und Charles W. Tobey<br />
Frühlingsgefühle bei den Konferenzteilnehmern vor<br />
dem Mount <strong>Was</strong>hington Hotel in Bretton Woods<br />
Vorschlag aus der Debatte genommen<br />
werden. Dies gelang den USA, indem<br />
sie bereits zwei Jahre vor der Konferenz<br />
bilaterale Gespräche mit Großbritannien<br />
aufnahmen. Ziel dieser Gespräche<br />
sollte der Entwurf eines gemeinsamen<br />
anglo-amerikanischen Vorschlags sein,<br />
der dann als Grundlage der späteren<br />
Konferenz dienen sollte. In den Vorgesprächen<br />
verschwiegen die USA jedoch,<br />
daß sie den US-Dollar als Weltleitwährung<br />
einsetzen wollten und schlugen<br />
statt dessen die Verwendung von Unitas<br />
vor – allerdings blieb rätselhaft, welche<br />
Eigenschaften Unitas haben sollten.<br />
Am Ende dieser über 15 Monate<br />
andauernden Vorverhandlungen unterzeichnete<br />
Keynes das gemeinsam<br />
erarbeitete Statement of Principles und<br />
übergab es White, erhielt jedoch kein<br />
von White unterzeichnetes Exemplar 6 –<br />
was kaum überrascht, da White bereits<br />
plante, dessen Wortlaut zu ändern. Denn<br />
an Morgenthau übermittelte White eine<br />
andere Version, in der „gold convertible<br />
currency“ und „holdings of convertible<br />
exchange“ bereits durch „dollars“ ersetzt<br />
waren – obwohl er wußte, daß Keynes<br />
diese Änderungen nicht akzeptieren<br />
würde. 7 White ging einfach davon aus,<br />
daß ihm das Austauschen dieser Wörter<br />
später auch auf der Konferenz von Bretton<br />
Woods gelingen würde.<br />
Die Konferenz von Bretton Woods<br />
Aufgrund seines überragenden internationalen<br />
Ansehens war Keynes der<br />
Einzige, der Whites Pläne ernsthaft<br />
hätte gefährden können. Daher war<br />
es zentraler Bestandteil der Strategie<br />
von White, seinen Widersacher erst gar<br />
nicht in die Debatte eingreifen zu lassen.<br />
Dies erreichte er auf einfachste Weise:<br />
Er unterteilte die Konferenz von Bretton<br />
Woods in die zwei parallelen Schienen<br />
„ W ä h r u n g “<br />
und „Bank“<br />
und ernannte<br />
Keynes zum<br />
Vorsitzenden<br />
des Bereichs<br />
Bank. So war<br />
Keynes an den<br />
Gesprächen über die Währungen nicht<br />
beteiligt, zu dessen Vorsitzendem sich<br />
White selbst ernannte. 8<br />
Die Konferenz wurde von einer<br />
Scheindebatte dominiert: den sogenannten<br />
Quoten. Um das eigene<br />
Stimmgewicht zu erhöhen, mußten<br />
die Nationen möglichst hohe Quoten für<br />
sich erkämpfen und sich entsprechend<br />
gegen die jeweils anderen Nationen<br />
durchsetzen. Diese Konkurrenzsituation<br />
verhinderte, daß sie sich auf der Konferenz<br />
gegen die USA verbünden konnten.<br />
Letztlich war diese hitzige Debatte jedoch<br />
ein Scheingefecht: Denn es stand<br />
von vornherein fest, daß einzig die USA<br />
Vetorecht erhalten würden und die Bretton-Woods-Institutionen<br />
entsprechend<br />
dominieren könnten.<br />
Dollars werden zu Gold<br />
Auf der Konferenz herrschte ein babylonisches<br />
Sprachengewirr, da viele der<br />
Delegierten des Englischen nicht mächtig<br />
waren. Die Verwirrung erfuhr eine<br />
weitere Steigerung durch das von White<br />
ausgedachte Verfahren, das die eigentlichen<br />
Vorgänge der Konferenz möglichst<br />
komplex gestaltete und es den Delegierten<br />
so unmöglich machte, den Überblick<br />
zu behalten. Selbst Whites eigene<br />
Mitarbeiter konnten den Verhandlungen<br />
nicht mehr folgen. Whites wichtigste<br />
Finte bestand jedoch darin, sämtliche<br />
Fragen, die sich in der offenen Debatte<br />
als schwierig herausstellten, an „Spezialkomitees“<br />
zu übergeben, die dann<br />
hinter geschlossenen Türen verhandelten.<br />
9 Diese Komitees konnte er dann mit<br />
seinen eigenen Leuten besetzen und so<br />
das erwünschte Ergebnis herbeiführen.<br />
Oder sie international besetzen, dann<br />
aber nicht einberufen. 10<br />
All diese Kniffe schufen die Grundlage<br />
für den eigentlichen Trick: den US-<br />
Dollar zur Weltleitwährung zu küren,<br />
ohne daß die 730 übrigen Delegierten<br />
davon erfahren würden. Dieses Ziel<br />
erreichte White, indem er in den Dokumenten<br />
das Wort „Gold“ einfach durch<br />
die Worte „Gold und US-Dollar“ ersetzte<br />
und einige zusätzliche Textpassagen<br />
einfügte. Wie ihm dieses K<strong>uns</strong>tstück<br />
unbemerkt gelingen konnte, ist im Tagebuch<br />
von Morgenthau 11 sowie in den<br />
Aufzeichnungen der Federal Reserve 12<br />
dokumentiert. Am 13. Juli 1944 – die<br />
Delegierten hatten bereits zwei Wochen<br />
Konferenzmarathon hinter sich – teilte<br />
White Morgenthau mit, daß sich bei<br />
der nun bevorstehenden Nachmittagssitzung<br />
der Commission I alles entscheiden<br />
würde: „Diese Sitzung heute<br />
Nachmittag ist extrem wichtig. Hier entscheidet<br />
sich in den meisten Punkten, ob<br />
wir Fische fangen oder nur <strong>uns</strong>ere Köder<br />
verlieren.“ 13<br />
Unterschrieben ohne Prüfung<br />
Während dieser Sitzung gelang es White,<br />
die weitere Ausarbeitung des Textes<br />
an ein „Spezialkomitee“ zu übertragen.<br />
Nun hatte White absolute Kontrolle,<br />
20<br />
MATRIX 3000 Band <strong>59</strong> / September/Oktober 2010<br />
3<br />
, 7-8 , 15-16 ) Vgl. van Dormael, Armand, Bretton Woods: Birth of a Monetary System. London: Macmillan 1978<br />
6<br />
) Vgl. Moggridge, Donald (Hrsg.), The Collected Writings of John Maynard Keynes, Volume XXV:<br />
Activities, 1940–44 – Shaping the Post-war World: The Clearing Union. Basingstoke: The Macmillan Press Ltd. 1980<br />
12<br />
) Boerneuf notes, Board of Governors of the Federal Reserve System,<strong>Was</strong>hington, D.C.: Bretton Woods Institutions.
Politik<br />
denn das von ihm einberufene Spezialkomitee<br />
bestand nur aus ihm selbst und<br />
seinen engsten Mitarbeitern. Noch am<br />
gleichen Abend begannen White und seine<br />
Mitarbeiter mit der Umarbeitung des<br />
Entwurfs und waren schließlich die ganze<br />
Nacht bis drei Uhr morgens mit den<br />
Klauseln beschäftigt, die den US-Dollar<br />
zur Weltleitwährung machen sollten.<br />
Als White damit fertig war, teilte er<br />
Morgenthau stolz mit, daß der Entwurf<br />
nun in einem exzellenten Zustand sei 14<br />
– während die Delegierten der anderen<br />
Nationen von diesen sinnumkehrenden<br />
Änderungen nicht in Kenntnis gesetzt<br />
wurden.<br />
Derzeit wird auf den Bilderberg-<br />
Konferenzen (oben: David<br />
Rockefeller) an einer neuen<br />
Weltordnung gearbeitet, in der<br />
der Dollar als Leitwährung<br />
abgelöst werden soll.<br />
(Bilder: Daniel Estulin)<br />
Sechs Tage später und drei Tage<br />
vor dem Ende der Konferenz berief<br />
Morgenthau am 19. Juli 1944<br />
um 21 Uhr eine spätabendliche Sitzung<br />
ein. 15 Im Verlauf dieser Sitzung wurde<br />
das unter US-amerikanischer Führung<br />
stehende „Conference Secretariate“<br />
autorisiert, aus den Unterlagen der<br />
Kommissionen die endgültige Textfassung<br />
des Bretton-Woods-Vertrags zu<br />
erstellen. Ferner wurde beschlossen,<br />
daß dieser „Final Act“ in der späteren<br />
Plenarsitzung nicht mehr geändert werden<br />
könnte, sondern von den Delegierten<br />
nur noch unterschrieben werden<br />
sollte. Hierdurch erhielten White und<br />
seine Mitarbeiter die absolute Kontrolle<br />
über den Inhalt des „Final Act“, an<br />
dessen Fertigstellung sie nun Tag und<br />
Nacht arbeiteten. Zu diesem Zeitpunkt<br />
war klar, daß es den Delegierten nicht<br />
mehr möglich sein würde, den Text zu<br />
prüfen, da die Konferenz bereits ihrem<br />
Ende zuging.<br />
Tragische Entwicklung<br />
Schließlich, am 22. Juli 1944, endete die<br />
Konferenz von Bretton Woods mit einem<br />
Galadiner, bei dem zahlreiche Reden<br />
gehalten wurden, die voll des Stolzes<br />
über das Erreichte waren und der „Final<br />
Act“ zur Unterschrift auslag. Einige der<br />
Delegierten unterzeichneten ihn noch<br />
am selben Abend, andere am nächsten<br />
Morgen vor ihrer Abreise. 16 Dessen tatsächlichen<br />
Inhalt sollten sie jedoch erst<br />
Wochen später erfahren. Es dauerte<br />
Monate, bis das eigentliche Ergebnis<br />
der Konferenz ans Licht kam. Es führte<br />
u.a. zu heftigen Protesten der britischen<br />
Regierung, die diesen durch Betrug zustande<br />
gekommenen Vertrag zunächst<br />
nicht ratifizieren wollten. Schließlich<br />
mußten sie jedoch dem US-amerikanischen<br />
Druck nachgeben.<br />
Dieser Betrug ist mehr als tragisch:<br />
denn ohne ihn hätte sich die heutige<br />
Finanzkrise nicht entwickeln können,<br />
da das zur Krise führende enorme Ungleichgewicht<br />
zwischen den USA und<br />
der Welt erst durch die Sonderrolle des<br />
US-Dollars ermöglicht wurde. Kaum<br />
auszumalen, wie sich die Welt entwikkelt<br />
hätte, wenn sich 1944 eine Weltwirtschaftsordnung<br />
nach den Vorschlägen<br />
Großbritanniens durchgesetzt hätte.<br />
Dies hätte u.a. bedeutet: Der Welthandel<br />
wäre in den letzten sechs Jahrzehnten<br />
zinsfrei gewesen, also frei vom Zwang<br />
zum ständigen Wirtschaftswachstum.<br />
Die Dritte Welt hätte sich besser entwickeln<br />
können, und die Finanzierung<br />
großer Kriege – etwa Vietnam und Irak<br />
– wäre kaum möglich gewesen. ■<br />
Buchtipp:<br />
Georg Zoche:<br />
Welt Macht Geld. Blumbar Verlag.<br />
Erkenne Dich selbst!<br />
www.rosenkreuzer.de<br />
Te l . : 0 7 2 2 1 - 6 6 0 4 1 • F a x : 0 7 2 2 1 - 6 6 0 4 4 • L a n g e S t r a ß e 6 9 • D - 7 6 5 3 0 B a d e n - B a d e n
Wissenschaft<br />
Augenlider<br />
Augenbrauen<br />
Augen<br />
Diese markanten<br />
Punkte eines<br />
Gesichts lassen<br />
<strong>uns</strong> verborgene<br />
Emotionen,<br />
Lügen etc.<br />
erkennen.<br />
Augenwinkel<br />
Nase<br />
Wangen<br />
Mund<br />
Lippen<br />
bin der Lügner, und Du<br />
bist der Killer. Geh‘ und<br />
„Ich<br />
mach‘ Geschichte.“<br />
Kurz danach ertönte ein Schuß.<br />
Es war ein wichtiger Schritt für<br />
die weitere Entwicklung der<br />
Menschheit.<br />
Diese berühmte Szene aus der<br />
Kultserie „Akte X“ ist psychologisch<br />
gesehen viel interessanter<br />
als man denken könnte. Der „Lügner“<br />
feuerte nämlich den Schuß ab,<br />
nicht der „Killer“.<br />
These: Lügen können mehr Menschenleben<br />
kosten als die Arbeit eines<br />
Killers. Selbst wenn er ein „einsamer<br />
Schütze“ ist.<br />
Schlußfolgerung: Manche Lügen<br />
wohnen auf einer Etage, zu der<br />
die Gerechtigkeit keinen Zugang hat<br />
(sehr frei nach Friedrich Dürrenmatt).<br />
Heute gibt es Techniken und Methoden,<br />
die es erlauben, nicht nur Lügen,<br />
sondern auch unterschiedliche<br />
menschliche Emotionen innerhalb<br />
von Mikrosekunden zuverlässig zu<br />
erkennen. Wir alle brauchen diese<br />
Kenntnisse im täglichen Leben.<br />
Bestimmt ist es Ihnen auch schon<br />
passiert, daß Sie einen wichtigen Gesprächstermin<br />
oder ein First Date vor<br />
sich hatten und dachten: „Ach, könnte<br />
ich nur wissen, was er/sie wirklich<br />
über mich denkt!“<br />
Mikroausdrücke<br />
In der Kommunikation mit anderen<br />
Menschen ist es schließlich sehr<br />
wichtig, nicht nur die Worte zu hören,<br />
die gesprochen werden, sondern<br />
auch zu erkennen, ob sie „echt“ sind<br />
oder was die wahren Absichten des<br />
Gesprächspartners sind. Jeder von<br />
<strong>uns</strong> kann das „Lesen der <strong>Gesichter</strong>“<br />
erlernen, und das ist der erste<br />
Schritt, um <strong>uns</strong>ere Mitmenschen<br />
besser einschätzen zu können.<br />
Es geht darum, „Mikroausdrücke“<br />
zu erkennen.<br />
Wann immer ein Mensch versucht,<br />
eine Emotion bewußt zu verbergen<br />
(oder unbewußt zu unterdrücken),<br />
Biometrie der Lüge<br />
Die universale Sprache des Gesichts<br />
Grazyna Fosar und Franz Bludorf<br />
22<br />
MATRIX 3000 Band <strong>59</strong> / September/Oktober 2010
Wissenschaft<br />
kommt es auf seinem Gesicht zu unwillkürlichen<br />
Muskelzuckungen, die<br />
als Mikroausdrücke bezeichnet werden.<br />
Solche Muskelzuckungen können<br />
sehr kurz sein, sie dauern oft nur<br />
1/25 bis 1/15 Sekunde. Das führt dazu,<br />
daß diese winzigen Gefühlsregungen<br />
der Aufmerksamkeit der meisten<br />
Menschen entgehen. Man kann es<br />
aber üben, darauf zu achten.<br />
Es gibt sieben Grundemotionen,<br />
die allen menschlichen Kulturen gemeinsam<br />
sind und deren mimischer<br />
Ausdruck weltweit von allen Völkern<br />
verstanden wird.<br />
Bevor wir <strong>uns</strong> die wahren Gefühle<br />
mancher bekannter Persönlichkeiten<br />
anschauen, müssen<br />
wir herausfinden, auf welche Gesichtspartien<br />
man achten sollte, um<br />
zu erkennen – ist der Mensch in diesem<br />
Moment echt oder nicht? Diese<br />
markanten Punkte zeigt die Abbildung<br />
auf S. 22.<br />
Die sieben Grundemotionen und<br />
ihre zugehörigen Mikroausdrücke sehen<br />
Sie in den Beispielen auf Seite 24.<br />
Wie wäre es, wenn Sie üben würden,<br />
die sieben Mikroausdrücke von<br />
verborgenen Emotionen von jetzt an<br />
auch im täglichen Leben zu entdecken?<br />
Anschauungsmaterial gibt es<br />
genug: In Spielfilmen, Nachrichtensendungen<br />
und Diskussionsprogrammen,<br />
später dann aber auch bei ganz<br />
realen Begegnungen mit anderen<br />
Menschen. Mi kroausdrücke zu erkennen,<br />
ist nicht nur eine sehr wichtige<br />
und wirkungsvolle Mentalstrategie –<br />
es macht auch ganz einfach Spaß.<br />
Eins ist aber dabei wichtig zu beachten:<br />
Mikroausdrücke zeigen zwar<br />
zweifelsfrei und klar erkennbar verborgene<br />
Emotionen an. Sie besagen<br />
jedoch noch nichts über die Motive<br />
eines Menschen. Worüber freut er<br />
sich? Über etwas Nettes, oder weil<br />
es ihm gelungen ist, andere zu belügen?<br />
Warum trauert er? Über einen<br />
persönlichen Schicksalsschlag, oder<br />
weil er bei einer nicht ganz sauberen<br />
Aktion ertappt wurde? Es ist nicht einmal<br />
klar, ob der Mensch die Emotion<br />
absichtlich nicht zeigen will oder ob<br />
sie ganz einfach verdrängt, also auch<br />
ihm selbst nicht bewußt ist. In beiden<br />
Fällen sehen die Mikroausdrücke<br />
identisch aus.<br />
Wenn Sie daher im Gespräch mit<br />
einem anderen Menschen einen Mikroausdruck<br />
erkennen, so wissen Sie<br />
lediglich, was in dem anderen emotional<br />
vorgeht. Alles Weitere müssen Sie<br />
erst noch herausfinden. Sie können<br />
Ihre Kenntnis der Situation benutzen,<br />
um z. B. dem Menschen geeignete<br />
Fragen zu stellen, mit deren Hilfe Sie<br />
seine emotionale Stimmung klären<br />
können.<br />
Die Methode, Mikroausdrücke zu<br />
entschlüsseln und daraus Rückschlüsse<br />
auf emotionale Zustände zu ziehen,<br />
wird als Facial Action Coding System<br />
(FACS) bezeichnet. Entdecker ist der<br />
bedeutende amerikanische Psychologe<br />
Paul Ekman. Er studierte und arbeitete<br />
an den Universitäten von Chicago,<br />
New York und San Francisco und war<br />
auch mehrere Jahre lang als leitender<br />
Militärpsychologe für die US-Armee<br />
tätig. Sein System umfaßt 43 Grundbewegungen<br />
des menschlichen Gesichts,<br />
sogenannte Aktionseinheiten. Die sieben<br />
Grundemotionen und ihre Mikroausdrücke,<br />
die wir Ihnen anhand von<br />
Beispielen vorgestellt haben, sind davon<br />
die wichtigsten.<br />
Oben: „Pokerface“ Wladimir Putin<br />
Rechts: Michelle Obama propagiert<br />
gesunde Ernährung und Selbstversorgung<br />
aus dem eigenen Garten. Der Biß in die<br />
Karotte verrät, daß sie innerlich gar nicht<br />
dazu steht.<br />
Die Masken-Strategie<br />
Lassen Sie sich nicht täuschen.<br />
Mit der Methode der Mikroausdrücke<br />
können Sie authentische<br />
Gefühle von vorgespielter Höflichkeit<br />
unterscheiden. Das Hauptindiz,<br />
das Ihnen hier helfen kann, ist<br />
die ganzheitliche Wahrnehmung<br />
des gesamten Gesichtsausdrucks.<br />
Künstliche Gesichtsausdrücke<br />
sind asymmetrischer als echte.<br />
Wenn z. B. eine Augenbraue also<br />
etwas höher gezogen ist als die<br />
andere, wenn nur ein Mundwinkel<br />
angehoben ist, dann sollten<br />
Sie mißtrauisch werden. Wenn Sie<br />
zu dem Schluß kommen, daß das<br />
ganze Gesicht einen etwas schiefen<br />
Eindruck hat, dann waren die<br />
Gefühle nicht echt.<br />
Bei künstlichen Gesichtsausdrücken<br />
fehlen in der Regel auch<br />
die unwillkürlichen Muskelbewegungen.<br />
Sie sind meist etwas<br />
starr, wie eine Maske. Ein extremes<br />
Beispiel ist der russische<br />
Ministerpräsident Wladimir Putin.<br />
Er trägt, zumindest bei offiziellen<br />
Anlässen, eigentlich immer ein<br />
„Pokerface“. Als ehemaliger Chef<br />
des KGB ist er in der K<strong>uns</strong>t geschult,<br />
nicht erkennen zu lassen,<br />
was hin ter seiner Stirn vorgeht.<br />
Ein Kameramann oder sonst ein<br />
Mensch, der ihn dabei erwischt,<br />
daß er eine Emotion zeigt, verdient<br />
eine Prämie.<br />
Masken sind dennoch nach Ansicht<br />
von Paul Ekman kein<br />
wirksames Mittel, um echte<br />
Emotionen zu verstecken. Wenn man<br />
nur genau genug hinsieht, erkennt<br />
man praktisch immer eine der sieben<br />
Grundemotionen, wodurch sich der<br />
Mensch verrät.<br />
Insofern ist das offensichtliche<br />
Fehlen von Emotionen genauso wichtig<br />
wie ihr Vorhandensein.<br />
Und wie ist das mit den Lügen?<br />
Eine Lüge zu erkennen, ist nicht ganz<br />
so einfach, aber mit Hilfe von Mikro-<br />
Band <strong>59</strong> / September/Oktober 2010 MATRIX 3000 23
Wissenschaft<br />
Die sieben Grundemotionen<br />
Freude<br />
Obwohl viele Kabarettisten das Gegenteil behaupten, zeigt dieses Bild, daß Angela<br />
Merkel sich durchaus freuen kann. Woran erkennt man das? Ihre Stirn und Augenbrauen<br />
sind entspannt. In den Augenwinkeln bilden sich Lachfältchen, die Wangen sind<br />
angehoben, die Mundwinkel nach oben gezogen.<br />
Überraschung<br />
Hillary Clinton mußte, wie wir alle wissen, in ihrem Leben etliche unangenehme Überraschungen<br />
erfahren. Hier sehen wir sie aber einmal positiv überrascht. Ihre Augenbrauen<br />
sind hochgezogen, die Augen weit aufgerissen, der Mund geöffnet, die Wangen<br />
entspannt.<br />
Angst<br />
Hätten Sie gedacht, daß auch Dick Cheney Angst haben kann? Die meisten von <strong>uns</strong><br />
hatten doch wohl eher Angst vor ihm. Dieses Foto des früheren US-Vizepräsidenten<br />
ist berühmt geworden, denn hier zeigt er tatsächlich Angst. Die Oberlider der Augen<br />
sind weit nach oben gezogen, die Unterlider angespannt, die Augenbrauen angehoben<br />
und zusammengezogen, der Mund geöffnet, die Lippen seitlich auseinandergezogen.<br />
Zorn<br />
Tja, da regiert man den schönen Staat Alaska, wo sich u. a. auch die be kannten HAARP-<br />
Antennen befinden, die eigene hochschwangere Tochter hilft im Wahlkampf zur Vizepräsidentschaft<br />
2008, und am Ende hat es doch nicht geklappt. Dieses Bild zeigt Sarah<br />
Palin ziemlich verärgert. Ihre Augenbrauen zeigen nach unten und sind zusammengezogen<br />
(teilweise durch die Haare verdeckt), die Nasenflügel geweitet („wutschnaubend“),<br />
die Lippen verkniffen.<br />
Trauer<br />
Am gleichen Tag, als Sarah Palin sich so ärgerte, war bei den Obamas natürlich Partytime,<br />
aber es gibt im Leben jedes Menschen auch andere Tage. Auf diesem Bild scheint<br />
Barack Obama eher auszudrücken: „No, we can’t.“ Er konnte aber natürlich auch ganz<br />
persönliche Gründe haben, öffentlich Trauer zu zeigen. Bei dieser Emotion sind die<br />
Mundwinkel nach unten gezogen, die Augen scheinen unfokussiert ins Leere zu schauen.<br />
Ekel<br />
Sieh da, sieh da! Vor wem oder was ekelt sich Joschka Fischer hier eigentlich? Gehen<br />
die Geschäfte bei RWE etwa nicht gut? Oder läuft im persönlichen Leben schon wieder<br />
etwas schief? Sein Gesichtsausdruck ist jedenfalls unmißverständlich. Die Nase ist<br />
gerümpft, die Oberlippe angehoben. In den Augenwinkeln sind tiefe „Krähenfüße“ zu<br />
sehen.<br />
Verachtung<br />
Wetten, daß… dies der häufigste Gesichtsausdruck bei Mitgliedern des Skull&Bones-<br />
Ordens ist? Voller Ver achtung und Arroganz auf <strong>uns</strong> andere Menschen herabzusehen?<br />
Bei George W. Bush jedenfalls gehörte eine solche Mimik schon fast zum Alltag. Das<br />
Gesicht ist bei dieser Emotion besonders <strong>uns</strong>ymmetrisch. Der Mundwinkel ist ein seitig<br />
angehoben, die Lippen sind geschlossen und die Wangen leicht nach oben gezogen. Er<br />
scheint zu lächeln, aber dieses Lächeln ist unecht, es drückt eher blanken Zynismus<br />
aus. Vielleicht konnte Bush lange Zeit viele seiner Wähler auf diese Art täuschen, <strong>uns</strong><br />
kann er jetzt jedenfalls nichts mehr vormachen.<br />
24<br />
MATRIX 3000 Band <strong>59</strong> / September/Oktober 2010
Wissenschaft<br />
ausdrücken dennoch möglich. Wir<br />
dürfen jedoch nicht vergessen, daß<br />
das Lügen keine Emotion ist. Es ist<br />
eine Handlung, und welche Emotionen<br />
ein Mensch beim Lügen empfindet,<br />
kann höchst unterschiedlich<br />
sein. Es mag dabei ein kurzes Signal<br />
der Freude aufblitzen, als Zeichen<br />
eines innerlich empfundenen Triumphs,<br />
daß die Lüge erfolgreich war.<br />
Es kann aber auch die Angst durchschimmern,<br />
ertappt zu werden. Gewohnheitsmäßige<br />
Lügner drücken<br />
häufig Ver achtung aus.<br />
Man sollte auf jeden Fall immer<br />
argwöhnisch werden,<br />
wenn ein Mensch in einer<br />
Gesprächssituation sehr oft und<br />
unmotiviert den Gesichtsausdruck<br />
wechselt. Charakteristisch für einen<br />
Lügner ist ferner ein relativ starrer<br />
Blick. Er sucht häufig geradezu den<br />
Augenkontakt, um die Kontrolle über<br />
sein Gegenüber zu behalten. Wenn<br />
ein Mensch auf echte Erinnerungen<br />
aus seinem Gedächtnis zugreift, bewegen<br />
sich seine Augen meist unwillkürlich<br />
nach links. Bleibt der Blick<br />
hingegen starr nach vorn gerichtet,<br />
während ein Mensch seine Geschichte<br />
erzählt, dann ist die Wahrscheinlichkeit<br />
hoch, daß es eine erfundene<br />
Geschichte ist.<br />
In solch einem Fall sollte man<br />
nachhaken und sich die ganze Geschichte<br />
noch einmal rückwärts erzählen<br />
lassen: „Also, Sie sind um<br />
23.00 Uhr nach Hause gekommen.<br />
Wo kamen Sie her?“ usw. Wenn die<br />
Geschichte, die Ihnen der Mensch erzählt<br />
hat, erlogen ist, also nicht auf<br />
realen Erinnerungen beruht, wird er<br />
sich in der Regel beim Rückwärtserzählen<br />
verhaspeln.<br />
Es muß aber auch klar sein, daß<br />
<strong>uns</strong> mit dem Entschlüsseln von Mikroausdrücken<br />
kein hundertprozentig<br />
sicherer Lügendetektor zur Verfügung<br />
steht. Die Mikroausdrücke sind<br />
unmißverständlich, nicht jedoch die<br />
Motive dahinter. Selbst Experten wie<br />
Paul Ekman liegen zuweilen einmal<br />
mit einer Lügenbewertung vollkommen<br />
daneben, und er steht auch ganz<br />
offen dazu. Ja, er begrüßt es sogar,<br />
daß es nicht möglich ist, einen Menschen,<br />
mit welcher Methode auch<br />
immer, vollkommen transparent zu<br />
machen. Ein Rest von Privatsphäre<br />
sollte immer bleiben.<br />
Illustratoren und Manipulatoren<br />
Um <strong>uns</strong>ere Fähigkeit zum Erkennen<br />
von Lügen zu verfeinern, reicht das<br />
Gesicht allein nicht mehr aus. Es ist<br />
<strong>uns</strong> allen bekannt, daß Menschen oft<br />
im Gespräch auch allerhand mit ihren<br />
Händen machen. Viele dieser Gesten<br />
sind sogenannte Illustratoren.<br />
Der Mensch erzählt seine Geschichte<br />
sozusagen „mit den Händen“. Solche<br />
Gesten sind authentisch und verleihen<br />
seiner Aussage Glaubwürdigkeit.<br />
Andere unbewußte Handbewegungen<br />
dagegen gelten als Manipulatoren<br />
und <strong>verraten</strong> – da ist jemand<br />
nicht ganz ehrlich mit <strong>uns</strong>!<br />
Wenn jemand zum Beispiel beim<br />
Reden unwillkürlich seinen Zeigefinger<br />
über den Mund legt (manchmal<br />
sogar die ganze Faust), so ist das<br />
eine Mitteilung seines Unbewußten,<br />
daß es ihm in diesem Moment lieber<br />
den Mund verbieten würde.<br />
Etwas weniger dick aufgetragen,<br />
aber ebenso verräterisch ist es, wenn<br />
der Mensch sich an der Nase kratzt.<br />
In der Nase befinden sich Schwellkörper,<br />
und nach Paul Ekmans Erfahrungen<br />
beginnen diese zu jucken,<br />
wenn man etwas zu verbergen hat.<br />
Zuckt der Mensch dagegen einseitig<br />
mit nur einer Schulter, macht er also<br />
seine ganze Körperhaltung asymmetrisch,<br />
so drückt dies aus, daß er<br />
selbst nicht glaubt, was er sagt. Dies<br />
ist ja nicht selbstverständlich. Viele<br />
Lügner lügen nicht bewußt, weil sie<br />
selbst an das glauben, was sie erzählen.<br />
Faßt sich ein Mensch hingegen mit<br />
der Hand an die Stirn, so signalisiert<br />
dies Scham.<br />
Schauen wir <strong>uns</strong> hierzu das Bild<br />
von Bill Clinton an. Es entstand<br />
zu der Zeit, als er sich wegen<br />
der Begleitumstände seiner Affäre<br />
mit der Praktikantin Monica Lewinsky<br />
zu verantworten hatte. Auf<br />
den ersten Blick scheint Clinton sich<br />
auf diesem Bild zu freuen, er lacht<br />
freundlich. Doch bei genauerem Hinsehen<br />
erkennen wir die Asymmetrie<br />
im Gesichtsausdruck. Nur ein Mundwinkel<br />
ist nach oben gezogen. Die<br />
Augenlider sind verkniffen. Und seine<br />
Hand verrät seine wahre Emotion in<br />
diesem Moment: Er schämt sich. Das<br />
Lachen dagegen ist nicht echt. Es ist<br />
nur eine Maske.<br />
Paul Ekman ist seit einigen Jahren<br />
emeritiert, doch zur Ruhe hat er sich<br />
auch mit über 75 Jahren noch lange<br />
nicht gesetzt. Inzwischen ist er Manager<br />
seiner eigenen Firma, der Paul<br />
Ekman Group, die Trainingsmethoden<br />
zum Erlernen des Facial Action<br />
Coding System anbietet, die jedermann<br />
zugänglich sind – auch über<br />
das Internet. a Ferner führt die Paul<br />
<strong>Was</strong> will <strong>uns</strong> Verteidigungsminister<br />
Karl-Theodor zu Guttenberg hier nicht<br />
sagen?<br />
Auch Hollywood-Star George Clooney<br />
hat etwas zu verbergen.<br />
Bill Clinton schämt sich.<br />
Band <strong>59</strong> / September/Oktober 2010 MATRIX 3000 25
Wissenschaft<br />
Paul Ekman<br />
Monitoring der Passagiere am Flughafen<br />
Ekman Group die Forschungen auf<br />
dem Gebiet der nonverbalen Kommunikation<br />
weiter, auch im Interesse der<br />
nationalen Sicherheit.<br />
So kann man Paul Ekman bis heute<br />
regelmäßig auf dem Flughafen von<br />
Boston antreffen – oder auch nicht<br />
treffen, denn er sitzt, <strong>uns</strong>ichtbar für die<br />
ankommenden Fluggäste, diskret im<br />
Hintergrund in einem Raum vor einer<br />
gewaltigen Videowand, an der er ausgewählte<br />
Kamerapositionen der Videoüberwachungsanlage<br />
des Flughafens<br />
genauer unter die Lupe nehmen kann.<br />
Mit Hilfe seiner Spezialsoftware schaut<br />
sich Ekman die <strong>Gesichter</strong> von Personen,<br />
die ihm verdächtig erscheinen, in<br />
Zeitlupe an und sucht nach Mikroausdrücken.<br />
Einer älteren Frau aus Kolumbien<br />
wurde dies zum Verhängnis,<br />
denn sie zeigte beim Anblick der Zollbeamten<br />
eine kaum sichtbare Angstreaktion.<br />
Paul Ekman schlug vor, die<br />
Frau genauer zu kontrollieren. Sie hatte<br />
Kokain im Gepäck. In einem anderen<br />
Fall lag Ekman, wie er offen zugibt,<br />
daneben. Ein Mann, der ebenfalls eingehend<br />
kontrolliert wurde,<br />
da er Mikroausdrücke von<br />
Traurigkeit und Streß gezeigt<br />
hatte, erwies sich als<br />
völlig harmloser Flugpassagier.<br />
Er war lediglich auf<br />
dem Weg zur Beerdigung<br />
seines Bruders.<br />
Paul Ekman und seine Firma<br />
lieferten übrigens das Vorbild<br />
für die US-Fernsehserie „Lie<br />
to me“, die im Frühjahr 2010 auch im<br />
deutschen Fernsehen zu sehen war.<br />
In ihren aktuellen Forschungsprojekten<br />
beschäftigt sich die Paul Ekman<br />
Group unter anderem mit der Entschlüsselung<br />
symbolischer Gesten, sogenannter<br />
Embleme. Im Gegensatz zu<br />
den Mikroausdrücken sind Embleme<br />
kulturspezifisch, werden also nur im<br />
Kontext einer bestimmten Kultur verstanden.<br />
Ein anderes Projekt heißt D-<br />
Cube (Dangerous Demeanor Detector).<br />
Ziel ist die automatische Erkennung<br />
gefährlicher Absichten bei einem Menschen.<br />
Es ist geplant, in großem Stil<br />
die Beob achtungen von Menschen zu<br />
sammeln, die eine physische Attacke<br />
überlebt haben. Wie sah der Angreifer<br />
aus, als er seine Tat beging?<br />
Die andere Seite der Medaille: Paul<br />
Ekman plant auch eine Studie mit Namen<br />
Cultivating Emotional Balance<br />
(CEB), in der untersucht werden soll,<br />
wie sich kontemplative und meditative<br />
Praktiken auf die emotionalen Fähigkeiten<br />
eines Menschen auswirken. Den<br />
Anstoß zu dieser Studie gab eine Anfrage<br />
des Dalai Lama.<br />
Die Redaktion <strong>Matrix3000</strong> würde<br />
sich freuen zu erfahren, wie gut Sie<br />
im Lügen sind. Im Insert sehen Sie<br />
ein paar Standardlügen, die heutzutage<br />
in aller Munde sind. Die zehn<br />
originellsten Lügen, die <strong>uns</strong> <strong>uns</strong>ere<br />
Leser mitteilen, werden wir mit je<br />
einem handsignierten Exemplar des<br />
Buches „Intuitive Logik“ honorieren.<br />
Ihre Namen werden selbstverständlich<br />
vertraulich behandelt.<br />
Senden Sie „Ihre Lieblingslüge“<br />
bitte an die <strong>Matrix3000</strong>-Redaktion,<br />
Postfach 242, D-12112 Berlin oder<br />
per E-Mail an grazyna.fosar@matrix3000.de.<br />
■<br />
Quellen:<br />
Grazyna Fosar, Franz Bludorf, Intuitive Logik.<br />
Michaels Verlag, Peiting 2010<br />
www.paulekman.com<br />
Die fünf populärsten Lügen<br />
1. Ich bin schon unterwegs.<br />
2. Gerade wollte ich Sie auch<br />
anrufen.<br />
3. Ich habe das im Sonderangebot<br />
gekauft.<br />
4. Macht nichts, es ist nichts<br />
passiert.<br />
5. Ich komme etwas später,<br />
weil ich noch viel Arbeit<br />
habe.<br />
26<br />
MATRIX 3000 Band <strong>59</strong> / September/Oktober 2010
Antje Bultmann<br />
Zivilcourage und Whistleblowing<br />
Softcover ca. 144 Seiten<br />
€ 14,80 (D) € 15,20(A) CHF 26,50<br />
ISBN: 978-3-89539-229-0<br />
Whistleblower nehmen es auf sich, brisante Informationen,<br />
unbequeme Nachrichten, nicht tolerierbare<br />
Gefahren zunächst in ihrem Wirkungskreis zu<br />
diskutieren und später an Vorgesetzte weiterzuleiten.<br />
Wenn das nicht möglich ist oder folgenlos<br />
bleibt, gehen sie an die Öffentlichkeit, ohne auf<br />
den eigenen Vorteil zu schauen, gegen den Trend<br />
der Zeit, gegen die etablierte Gesellschaft, gegen<br />
die Widerstände der Lobbys und der wirtschaftlichen<br />
und politischen Macht.<br />
Sie decken den Missbrauch technischer Macht<br />
ebenso auf wie kriminelle Machenschaften. Sie<br />
enthüllen technologische oder wissenschaftliche<br />
Entwicklungen, Entdeckungen oder Verfahren, die<br />
zwar völlig legal sind, aber für die Allgemeinheit gefährliche<br />
Folgen haben.<br />
DIE POWER<br />
UNSERER MÖGLICHKEITEN<br />
Grazyna Fosar & Franz Bludorf<br />
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ca. 260 Seiten, zahlr. Abb.<br />
€ 24,80 (D) € 25,50 (A) CHF 42,90<br />
ISBN: 978-3-89539-389-1<br />
„Die größte Gefahr in turbulenten Zeiten ist nicht die Turbulenz. Es<br />
ist das Handeln mit der Logik von gestern.“<br />
Wir alle sind eine Übergangsgeneration, die in turbulenten Zeiten<br />
auf dem Weg aus der Vergangenheit in die Zukunft ist. INTUITIVE<br />
LOGIK verbindet in einem praktische, analytische und schöpferische<br />
Intelligenz.<br />
• Entwicklung von Zukunftsszenarien, in denen erwünschte oder<br />
befürchtete Ereignisse eintreten.<br />
• Neue Lebensstrategien, Alternativen für das eigene Leben, persönliche<br />
Entscheidungsfreiheit.<br />
• Übungen zum kreativen Träumen, zum Wachsein und ... zum<br />
Wachsam-Sein!<br />
• Können wir anderen Menschen im Gesicht ablesen, was sie über<br />
<strong>uns</strong> denken? Wie ertappt man einen Lügner? Wie entkommt man<br />
einer Nervensäge? Wie reagiert man auf unerwartete Schwierigkeiten<br />
im Leben? Wie schützt man sich vor dem „Informations-<br />
Tsunami“ <strong>uns</strong>eres Zeitalters?<br />
Ein Sach- und Arbeitsbuch in einem! Unsere Generation braucht<br />
notwendige Korrekturen im Privatleben, Gesellschaft und Politik. In<br />
diesem Buch wird die intuitive Logik erstmals einem breiten Leserpublikum<br />
bekannt gemacht.<br />
Mit dem aktuellen Report „GLOBAL SCENARIOS 2009-2025“<br />
vom NIC, der Zukunftsabteilung der US-Geheimdienste<br />
Bestelltelefon: 08861 - 5 90 18, Email: info@michaelsverlag.de<br />
MICHAELS VERLAG & VERTRIEB GMBH, Ammergauer Strasse 80, D-86971 Peiting, Fax: 08861 - 6 70 91
Quantessenz<br />
Geheimer Michelangelo-<br />
Code entdeckt?<br />
Vergessen Sie den Da-Vinci-Code! Experten<br />
haben jetzt bei einer genaueren<br />
Analyse der weltberühmten Michelangelo-Fresken<br />
in der Sixtinischen Kapelle<br />
im Vatikan tatsächlich etwas gefunden,<br />
das auf einen geheimen Code<br />
hinweisen könnte.<br />
Es geht um den Teil des gewaltigen Dekkengemäldes<br />
(rot eingekreist), in dem<br />
Gott im Verlauf der Schöpfung Licht<br />
und Dunkelheit voneinander trennt.<br />
Dort findet man bei genauerem Hinsehen<br />
an Hals und Nacken der Figur Gottes<br />
seltsame Strukturen, die in keiner<br />
anderen Figur der Fresken ähnlich zu<br />
finden ist. Ein Zufall kann es nicht sein,<br />
denn Michelangelo hatte während seiner<br />
Ausbildung die menschliche Anatomie<br />
eingehend studiert. Wenn man der<br />
Struktur das Bild eines menschlichen<br />
Gehirns überlagert, ergibt sich eine exakte<br />
Übereinstimmung. Darunter sind<br />
sogar auch die Medulla oblongata sowie<br />
der Beginn des Rückenmarks zu erkennen.<br />
<strong>Was</strong> aber hatte ein Gehirn am Hals Gottes<br />
zu suchen? Wollte Michelangelo der<br />
Nachwelt einen Hinweis überlassen,<br />
Uralter Meteoriten-Kult<br />
in Estland<br />
Kaali-Krater, Saaremaa (Estland)<br />
daß in Wahrheit das menschliche Gehirn<br />
für ihn die Trennlinie zwischen Licht<br />
und Dunkelheit ist? Wollte er damit den<br />
Gegensatz zwischen Wissenschaft und<br />
Religion ausdrücken? Zu<br />
seiner Zeit durfte man so<br />
etwas natürlich nicht laut<br />
sagen oder gar in einem<br />
Kirchengemälde hinterlassen.<br />
Hat er deshalb<br />
eine Figur Gottes dazu gemalt,<br />
um den Hinweis zu<br />
verbergen?<br />
Es gibt zur Zeit viele Spekulationen.<br />
Dr. R. Douglas<br />
Fields von der Universität<br />
Maryland vermutet:<br />
„Vielleicht bedeuten die<br />
Fresken in der Sixtinischen<br />
Kapelle nicht, daß<br />
Gott Adam Intelligenz<br />
verlieh, sondern daß<br />
Intelligenz und Beobachtung<br />
und das Körperorgan,<br />
das beides<br />
ermöglicht, direkt und<br />
ohne Notwendigkeit der<br />
Kirche direkt zu Gott führen.“<br />
Wenn Michelangelo<br />
tatsächlich einen solchen<br />
Code ausgerechnet an dem Ort hinterlassen<br />
haben sollte, an dem die<br />
Päpste gewählt werden, so wäre dies<br />
sicher eine mittlere Sensation.<br />
Vor 7500 bis 4000 Jahren zerbrach in der<br />
Atmosphäre über der Ostseeinsel Saaremaa<br />
(Estland) ein Meteorit in<br />
mehrere Teile. Die Fragmente<br />
stürzten auf die Insel mit einer<br />
Kraft, vergleichbar der Explosion<br />
einer Hiroshima-Bombe.<br />
Sie hinterließen ein Feld von<br />
insgesamt neun Einschlagkratern.<br />
Der größte von ihnen, der<br />
Kaali-Krater, mißt 110 Meter im<br />
Durchmesser. Der kleinste mißt<br />
nur 12 Meter und ist einen Meter<br />
tief. Viele von ihnen, so auch<br />
der Kaali-Krater, sind mit stehendem,<br />
trübem <strong>Was</strong>ser gefüllt.<br />
Wie man heute weiß, war der<br />
Kaali-Krater für die Bevölkerung<br />
der späten Bronzezeit ein heiliger<br />
Ort, was teilweise auch mit seinem kosmischen<br />
Ursprung zusammenhing. Für<br />
die Menschen der damaligen Zeit war<br />
der Einschlag der Meteoritenfragmente<br />
ein einschneidendes Erlebnis, das viele<br />
Todesopfer gefordert haben mußte. Die<br />
Überlebenden errichteten rund um den<br />
Kaali-Krater eine Mauer, deren Reste<br />
bis heute sichtbar sind. Sie war größer<br />
und stabiler als alle anderen bekannten<br />
künstlich errichteten Bauwerke der damaligen<br />
Zeit auf der Insel.<br />
Archäologen fanden im Kratersee und<br />
in der Umgebung zahlreiche jahrtausendealte<br />
Überreste von Tieren. Sie sehen<br />
darin einen Hinweis, daß der Krater<br />
Schauplatz von Opferritualen war.<br />
Bild: Scientific American<br />
28 MATRIX 3000 Band <strong>59</strong> / September/Oktober 2010
Quantessenz<br />
Nano-Roboter sollen im<br />
menschlichen Körper agieren<br />
Lange Zeit war es Zukunftsmusik,<br />
jetzt ist es Realität: Wissenschaftler<br />
der Columbia-Universität in<br />
den USA haben mikroskopisch<br />
kleine Nano-Roboter (sogenannte<br />
„nano spider“ = „Nano-Spinnen“)<br />
konstruiert, die im menschlichen<br />
Körper vor Ort vorprogrammierte<br />
Aufgaben erledigen können. Die<br />
Roboter wurden aus Original-DNA-<br />
Material hergestellt, würden also<br />
im Körper keine Immunreaktion<br />
hervorrufen. Die Winzlinge messen<br />
nur etwa vier Nanometer und sind<br />
damit 100.000 Mal dünner als ein<br />
menschliches Haar. Die Wissenschaftler<br />
beobachten die kleinen<br />
Kerlchen bei der Arbeit mit Hilfe<br />
der sogenannten Atomic Force Microscopy.<br />
Wenn man die Nanobots<br />
auf eine Aufgabe programmieren<br />
kann, dann können sie sich z. B.<br />
an einem Molekül der DNA, <strong>uns</strong>erer<br />
Erbsubstanz, entlanghangeln<br />
und Reparaturaufträge ausführen.<br />
Sie können theoretisch auch verstopfte<br />
Arterien freiräumen. Die<br />
Nanoroboter sind prinzipiell frei<br />
beweglich, können Wendungen<br />
nach rechts oder links vollführen<br />
und im Körper einer bestimmten<br />
chemischen Spur folgen. Im<br />
Frühjahr 2010 publizierte die Forschergruppe<br />
ihre Ergebnisse in<br />
der Zeitschrift Nature. Lloyd Smith<br />
von der Universität Wisconsin<br />
kommentierte: „Das ist das erste<br />
Mal, daß Systeme von Nano-Maschinen,<br />
anstelle einzelner Geräte,<br />
zum Einsatz kamen, um Arbeiten<br />
zu erledigen, dies stellt einen<br />
entscheidenden Fortschritt in der<br />
Entwicklung von DNA-Technologie<br />
dar.“ Zu welchen Zwecken man die<br />
Mini-Roboter noch so alles benutzen<br />
könnte, kann sich jeder selbst<br />
ausmalen.<br />
Vorbereitungen auf 2012<br />
und danach<br />
(Bild: NASA)<br />
Im Juni 2010 wurde im National Press<br />
Club in <strong>Was</strong>hington DC zum vierten Mal<br />
ein Space Weather Enterprise Forum<br />
abgehalten. Es verdeutlicht eine neue<br />
Phase der Vorbereitung auf die in den<br />
nächsten Jahren zu erwartenden Sonnenaktivitäten.<br />
Richard Fisher, Chef der<br />
Abteilung für Heliophysik bei der NASA,<br />
erklärt: „Die Sonne erwacht aus einem<br />
tiefen Schlaf, und in den nächsten paar<br />
Jahren erwarten wir, sehr viel höhere<br />
Levels der Solaraktivität zu sehen.<br />
Gleichzeitig hat <strong>uns</strong>ere technologische<br />
Gesellschaft eine unerwartete Sensitivität<br />
auf Solarstürme entwickelt. Die<br />
Schnittstelle zwischen diesen zwei Themen<br />
ist das, was wir hier diskutieren.“<br />
Bereits vor zwei Jahren hat die National<br />
Academy of Sciences das Problem<br />
in einem Report umrissen, der<br />
gesellschaftliche und wirtschaftliche<br />
Auswirkungen größerer kosmischer Ereignisse<br />
behandelt. Die Menschen des<br />
21. Jahrhunderts sind abhängig von<br />
High-Tech-Systemen, die die Grundlage<br />
ihres täglichen Lebens bilden.<br />
Energienetzwerke, GPS-Navigation,<br />
Luftverkehr, Finanzdienstleistungen<br />
und Notfall-Funkkommunikation können<br />
– im schlimmsten Fall alle gleichzeitig<br />
– durch intensive Solaraktivitäten<br />
lahmgelegt werden.<br />
Wenn die Manager frühzeitig gewarnt<br />
werden, könnten einige der<br />
Schäden minimiert oder vermieden<br />
werden. Man kann z. B. Satelliten in<br />
einen Sicherheitsmodus schalten, oder<br />
Transformatorverbindungen unterbrechen,<br />
damit sich lokale Störungen nicht<br />
ausbreiten. Allerdings steckt die Voraussage<br />
des Weltraumwetters noch in<br />
den Kinderschuhen.<br />
Die wichtigsten Instrumente der<br />
NASA zum Studium und zur Vorhersage<br />
des Weltraumwetters sind:<br />
• STEREO (Solar Terrestrial Relations<br />
Observatory) – zwei Satelliten auf<br />
stationärer Bahn auf gegenüberliegenden<br />
Seiten der Sonne. Sie können 90%<br />
der Sonnenoberfläche überwachen.<br />
Früher konnten sich Sonnenflecken auf<br />
der Rückseite der Sonne vor den Augen<br />
der Wissenschaftler verbergen.<br />
• SDO (Solar Dynamics Observatory)<br />
– das neueste Schmuckstück in der<br />
NASA-Flotte. Im Februar 2010 gestartet,<br />
kann es Zonen mit intensiver Solaraktivität<br />
mit nie gekannter zeitlicher, räumlicher<br />
und spektraler Auflösung fotografieren.<br />
• ACE (Advanced Composition Explorer)<br />
– der Veteran der NASA-Sonnensatelliten<br />
ist schon seit 1997 auf einer<br />
Bahn auf halbem Wege zwischen Erde<br />
und Sonne geparkt und dient als Monitor<br />
für den Sonnenwind, sozusagen als<br />
Rückversicherung, solange die Vorhersagemethoden<br />
der Astrophysiker noch<br />
nicht ausreichend genau sind. Die Funksignale<br />
von ACE überholen die Sonnenmaterie<br />
auf dem Weg zur Erde, so daß er<br />
vor Sonnenstürmen warnen kann, etwa<br />
30 Minuten, bevor sie die Erde erreichen.<br />
„Wo wären wir ohne ihn?“, konstatiert<br />
Thomas Bogdan, Chef des Weltraumwetter-Vorhersagezentrums<br />
der NOAA<br />
(National Oceanic and Atmospheric Administration)<br />
in Boulder, Colorado.<br />
2010 ist bereits das vierte Jahr hintereinander,<br />
in dem sich Politiker, Wissenschaftler,<br />
Juristen und Journalisten<br />
in <strong>Was</strong>hington trafen, um Gedanken über<br />
das Weltraumwetter auszutauschen. In<br />
diesem Jahr lag der Schwerpunkt auf<br />
dem Schutz kritischer Infrastruktur.<br />
Das Ziel ist es, die Fähigkeit der Staaten<br />
zu verbessern, sich auf potentiell zerstörerische<br />
Weltraumwetterereignisse<br />
vorzubereiten und angemessen auf sie<br />
zu reagieren. „Ich glaube, wir stehen an<br />
der Schwelle einer neuen Ära, in der das<br />
Weltraumwetter <strong>uns</strong>er tägliches Leben<br />
ebenso beeinflußt wie das herkömmliche<br />
irdische Wetter.“, resümiert Richard<br />
Fisher, „Wir nehmen das wirklich sehr<br />
ernst.“<br />
Band <strong>59</strong> / September/Oktober 2010 MATRIX 3000<br />
29
Grenzwissenschaft<br />
Einer der Eingänge zu einer Untergrundbasis,<br />
getarnt und <strong>uns</strong>cheinbar in einer Waldregion.<br />
Viele Zugänge zu den unterirdischen Straßen und Anlagen sind<br />
als <strong>uns</strong>cheinbare Häuschen (eine Art „Notausgänge“) getarnt und<br />
haben offiziell einen banalen anderen Zweck. Ihr Netzwerk ist in<br />
der Regel hochgeheim.<br />
Abb. links: Der Astronaut Clark McClelland ging im Sommer 2008 mit der<br />
Aussage an die Öffentlichkeit, Wernher von Braun hätte ihn zur damaligen Zeit<br />
über die wahren Hintergründe des Roswell-Absturzes im Jahre 1947 aufgeklärt,<br />
welcher laut von Braun tatsächlich einen außerirdischen Hintergrund<br />
hatte. Abb. rechts: Oberirdischer Teil einer militärischen Untergrundanlage.<br />
30<br />
MATRIX 3000 Band <strong>59</strong> / September/Oktober 2010
Grenzwissenschaft<br />
Unterirdische<br />
Anlagen<br />
Geheimnisse einer unbekannten Welt<br />
Dan Davis<br />
Der Normalbürger ahnt kaum etwas<br />
von der unbekannten Welt, die im<br />
Geheimen im Untergrund existiert<br />
und immer weiter ausgebaut wird. Geheime<br />
unterirdische Anlagen existieren<br />
heute fast in allen Ländern der Welt. Viele<br />
davon sind durch tunnelartige Schächte<br />
Mehrere Stockwerke<br />
tief existieren ganze<br />
Städte unbemerkt<br />
unter <strong>uns</strong>cheinbaren<br />
Landschaften und<br />
Regionen.<br />
wie in einem Netzwerk miteinander verbunden.<br />
Die meisten dienen einem militärischen<br />
Zweck. Aus Gründen der nationalen<br />
Sicherheit eines Landes sind die<br />
detaillierten Fakten, Lage- und Baupläne<br />
hierzu offiziell nicht zugänglich. Mehrere<br />
Stockwerke tief existieren ganze Städte<br />
unbemerkt unter <strong>uns</strong>cheinbaren Landschaften<br />
und Regionen. In Stuttgart ist<br />
es einem Teil der Bevölkerung bekannt,<br />
daß sich im Stadtteil Vaihingen, unter den<br />
Patch Barracks, dem amerikanischen<br />
Hauptquartier für Europa (US European<br />
Command / EUCOM), eine riesige Anla-<br />
ge befindet. Nicht nur dies. Die riesige<br />
unterirdische Einrichtung ist, wie angegeben<br />
wird, unterirdisch mit den Kelley<br />
Barracks im nahegelegenen Stadtteil<br />
Möhringen verbunden, in denen derzeit<br />
das Oberkommando der US-Streitkräfte<br />
für den afrikanischen Kontinent (United<br />
States Africa Command / AFRICOM) untergebracht<br />
ist. Ebenso soll eine direkte<br />
unterirdische Verbindung zu den Panzerkasernen<br />
in Böblingen existieren, die wie<br />
die Kelley Barracks ursprünglich bereits<br />
militärische deutsche Einrichtungen im<br />
Zweiten Weltkrieg waren. Stuttgart war<br />
lange Zeit auch aus einem anderen Grund<br />
ein heikler Punkt auf der Landkarte. Denn<br />
in den 80er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts<br />
kam an die Öffentlichkeit, daß<br />
der amerikanische Geheimdienst CIA seine<br />
zentrale Kommandostelle für Europa<br />
beim Hauptquartier der Patch Barracks<br />
und dem US European Command (USEU-<br />
COM) hatte. Erst vor wenigen Jahren wurde<br />
die europäische Kommandostelle der<br />
CIA nach Bern in der Schweiz verlegt. 1<br />
Fährt man die A81 von Stuttgart Richtung<br />
Singen, wird man auf einen Autobahnabschnitt<br />
gelangen, der ebenfalls die<br />
Existenz einer nahegelegenen unterirdischen<br />
Anlage verrät. Auf jenem Abschnitt<br />
ist keine grüne Bepflanzung zwischen den<br />
entgegenkommenden Fahrspuren, nur<br />
die Leitplankenunterteilung. Der Grund<br />
hierfür ist, daß dieser Abschnitt im Krieg<br />
anders genutzt werden kann. Denn er<br />
wurde auch als Landebahn für den militärischen<br />
Ausnahmezustand konzipiert –<br />
damit die dort vorhandene nahegelegene<br />
unterirdische Stadt angeflogen werden<br />
kann, um zum Beispiel Teile <strong>uns</strong>erer Regierung<br />
und andere als „wichtig“ erachtete<br />
Menschen vor einem atomaren Angriff<br />
in Sicherheit zu bringen. Vor Jahren filmte<br />
ein Fernsehteam in dieser unterirdischen<br />
Einrichtung. Nur eine von vielen, die sich<br />
strategisch über das ganze Land verteilt<br />
1<br />
Laut einem Presseartikel im Tagblatt, St. Gallen, 22.9.2008<br />
Band <strong>59</strong> / September/Oktober 2010 MATRIX 3000 31
Grenzwissenschaft<br />
Abb. links: LKWs innerhalb einer tunnelartigen<br />
Verbindungsstraße einer Untergrundbasis.<br />
Occus, ut maxim<br />
ut od quo dit, conem<br />
quuntum<br />
eatior aut abo.<br />
Eniatqu ossunt<br />
Bildausschnitt links: oberirdischer<br />
Bereich bei den<br />
Patch Barracks in Stuttgart<br />
Vaihingen, dem Hauptquartier<br />
für Europa (US European<br />
Command / EUCOM) der<br />
US-Streitkräfte. Unter dieser<br />
Einrichtung befindet sich eine<br />
riesige unterirdische Anlage.<br />
Nur wenige Kilometer entfernt<br />
befinden sich die Kelly Barracks,<br />
in denen das Oberkommando<br />
der US-Streitkräfte für<br />
den afrikanischen Kontinent<br />
(United States Africa Command<br />
/ AFRICOM) untergebracht<br />
ist. Beide Einrichtungen sind<br />
unterirdisch<br />
miteinander verbunden.<br />
Abb. links: Oberirdischer <strong>uns</strong>cheinbarer Teil einer<br />
Untergrundbasis. Abb. rechts: Verbindungsstraße<br />
im Untergrund, die die einzelnen militärischen<br />
Komplexe miteinander verbinden.<br />
Abb. links: Verbindungstunnel in einer großen unterirdischen<br />
Militäreinrichtung. Abb. rechts: Oberirdischer Teil einer<br />
unterirdischen Basis. Es wird behauptet, dass die geheime<br />
Weltregierung ihre Treffen fast ausschließlich in unter solchen<br />
geheimen unterirdischen Einrichtungen oder auf unzugänglichen<br />
für diesen Zweck umgebauten Inseln abhält.<br />
32<br />
MATRIX 3000 Band <strong>59</strong> / September/Oktober 2010
Grenzwissenschaft<br />
Oberirdischer Teil einer militärischen<br />
Untergrundbasis. Daß<br />
es sich nicht um eine "normale"<br />
Militäreinrichtung handelt, zeigen<br />
schon die gleichartigen geparkten<br />
Autos ohne Kennzeichen.<br />
Einer der Shuttlezüge, die innerhalb<br />
ausgebauter Tunnelsysteme<br />
viele der militärischen Einrichtungen<br />
verbinden.<br />
befinden. Einige der Einrichtungen<br />
sind unterirdisch ebenfalls durch ein<br />
Tunnelsystem miteinander verbunden,<br />
wobei das Netzwerk, ohne daß die Normalbevölkerung<br />
davon etwas ahnt oder<br />
zur Kenntnis nimmt, immer weiter<br />
ausgebaut wird.<br />
Geheime Zugänge zu diesem tunnelartigen<br />
Netzwerk sind oftmals unauffällige<br />
kleine Häuschen, die offiziell<br />
eine komplett andere Bewandtnis<br />
haben, getarnt als „Trafostationen“,<br />
„Städtische Einrichtungen“ oder andere<br />
in der Landschaft befindliche, für<br />
den Normalbürger nicht zugängliche<br />
<strong>uns</strong>cheinbare Behausungen in der<br />
Größe einer Gartenlaube. Notausgänge,<br />
die in vielen Fällen bis heute<br />
noch nie genutzt wurden und nur Teil<br />
eines ausgeklügelten Sicherheitskonzepts<br />
sind, für den Fall der Fälle. Oftmals<br />
mit einem Aufkleber oder Schild<br />
versehen, der dem kleinen Gebäude<br />
einen unauffälligen offiziellen Charakter<br />
gibt, den in der Regel niemand<br />
wagen würde zu hinterfragen. Ein<br />
Konzept, welches sich in vielen Ländern<br />
der Welt bewährt hat.<br />
Die Lagepläne unterliegen einer so<br />
hohen Sicherheitsstufe, daß die beteiligten<br />
Bauunternehmen, die seit Jahrzehnten<br />
in diese Projekte integriert<br />
sind, offiziell keinerlei Angaben dazu<br />
machen dürfen. Knebelverträge mit<br />
harten Konsequenzen bei Verletzung<br />
Diese Schweigeerklärungen<br />
durch einzelne in die Projekte integrierte<br />
Personen sollen das Geheimnis<br />
aus strategischen Gründen<br />
aufrechterhalten.<br />
Clark McClelland und die<br />
geheimen UFO-Projekte<br />
Ist es ein Zufall, daß eine der hochgeheimsten<br />
unterirdischen Anlagen der<br />
USA, welche angeblich mit der Untersuchung<br />
und Auswertung von UFO-<br />
„Wracks“ zu tun hat, S IV (S 4) genannt<br />
wird und an die berüchtigte „Area 51“<br />
in Nevada angeschlossen sein soll?<br />
Interessant ist weiterhin, daß Los<br />
Alamos in Nevada, wo die amerikanische<br />
Atombombe entwickelt wurde,<br />
ebenfalls unterirdisch mit der „Area<br />
51“ verbunden ist. Dies bestätigen<br />
Zeugenaussagen, die angaben, in den<br />
unterirdischen Anlagen der „Area 51“<br />
eine tunnelartige Shuttleverbindung<br />
gesehen zu haben, die die Aufschrift<br />
„Nach Los Alamos“ trug.<br />
Spätestens an dieser Stelle stellt<br />
sich die Frage, ob tatsächlich alle<br />
UFOs irdischer Natur sind – oder in<br />
der Area 51 auch außerirdische Raumschiffe<br />
zu finden sind. Hier kommt ein<br />
weiterer bedeutender Hinweis:<br />
Im Sommer 2008 ging die Roswell-<br />
Verschwörung in eine neue Runde.<br />
Denn jetzt sagte der ehemalige<br />
NASA-Mitarbeiter Clark McClelland<br />
aus: Wernher von Braun, dem Vater<br />
der deutschen Raketentechnik, wurden<br />
das Roswell-UFO und die toten<br />
Außerirdischen gezeigt!<br />
Der ehemalige Astronaut war bis<br />
zum Jahr 1992 Wissenschaftsoffizier<br />
der NASA und genießt eine hohe<br />
Glaubwürdigkeit. Gerade das macht<br />
seine Aussagen so spannend. Er sagte<br />
in einem Interview mit dem Magazin<br />
„Mysteries“ (<strong>Ausgabe</strong> 4 / 2008),<br />
daß er sich vor etwa 40 Jahren mit<br />
Wernher von Braun unterhalten habe.<br />
Und zwar am Vorabend des Starts der<br />
Apollo 11-Mission. Im Verlauf des Gesprächs<br />
fragte McClelland ihn:<br />
„Fand der Roswell-Absturz wirklich<br />
statt? Wurde tatsächlich ein außerirdisches<br />
Raumschiff mit Aliens<br />
gefunden?“<br />
Von Braun zögerte angeblich – erzählte<br />
dem NASA-Mitarbeiter dann<br />
aber eine unglaubliche Geschichte.<br />
Laut McClelland wurde von Braun damals<br />
zur Absturzstelle nach Roswell<br />
gebracht. Nach eigenen Angaben sah<br />
er dort das außerirdische Wrack und<br />
merkwürdige Trümmerteile. Angeblich<br />
besaßen einige der Trümmerteile<br />
eine biologische Komponente, was<br />
von Braun und die anderen Wissenschaftler<br />
vor ein riesiges Problem gestellt<br />
haben soll. Die Außerirdischen<br />
beschrieb McClelland anhand der<br />
Schilderung von Wernher von Braun<br />
so:<br />
„Kleine, gebrechlich wirkende<br />
Wesen mit großen Köpfen und riesigen<br />
Augen. Ihre Haut war gräulich<br />
und reptilienartig.“ Von Braun schilderte<br />
das Material, aus welchem das<br />
Raumschiff bestand als „sehr leicht<br />
und extrem stark“. McClelland versprach<br />
Wernher von Braun damals<br />
über diese Informationen zu schweigen.<br />
Der Astronaut McClelland sagte<br />
zu seinem Gespräch mit Wernher von<br />
Braun gegenüber dem Magazin „Mysteries“:<br />
Band <strong>59</strong> / September/Oktober 2010 MATRIX 3000 33
Grenzwissenschaft<br />
Unterirdischer Atlas<br />
Hier einige Untergrundbasen (Auszug) und<br />
ihre geheime Funktion im Zusammenhang<br />
mit dem geheimen Weltraumprogramm:<br />
# „29 Palms“, Kalifornien:<br />
Durchführung von Alien-Autopsien.<br />
# „Area 51“ / „S-4“:<br />
Untersuchung und Entwicklung von Flugzeugen<br />
und Raumschiffen.<br />
# „Arizona“ (Mountains):<br />
Untergrund-Alien-Basis.<br />
# „Cheyenne Mountain“ (NORAD):<br />
Frühwarnsystem und Überwachung von<br />
Fastwalkern sowie aller in Erdnähe befindlichen<br />
Flugkörper.<br />
# „Colorado Springs“:<br />
Frühwarnsystem und Überwachung von<br />
Fastwalkern sowie aller in Erdnähe befindlichen<br />
Flugkörper und Überwachung von<br />
Satelliten-Operationen im Zuge der geheimen<br />
Weltregierung.<br />
# „Denver International Airport“<br />
Underground:<br />
Untergrund-Alien-Basis<br />
# „Diego Garcia“:<br />
Geheimes Flugzentrum zu den Basen auf<br />
dem Mond.<br />
# „Dulce Base“:<br />
Untergrund-Alien-Basis, genetische Forschungen,<br />
Forschungen an Mischwesen.<br />
# „Edwards Air Force Base“:<br />
Forschung an Fluggeräten und Antigravitationsantrieben.<br />
# „Falcon AFS“, Colorado:<br />
SDI & Satellitenkontrollstation.<br />
# „Gore Range”, Im Westen von Denver in<br />
der Nähe eines Sees:<br />
Verwaltung & Zentrale Datenbank.<br />
# „Lancaster“, Kalifornien:<br />
Entwicklung von Fluggeräten und Design.<br />
# „Los Alamos“, New Mexico:<br />
Psychotronische Forschung und Forschung<br />
an psychotronischen Waffen.<br />
# „Maganton“, North Carolina:<br />
Eingänge zu wahrscheinlich isolierter Alien-Basis.<br />
# „Mount Lassen“, Kalifornien:<br />
Untergrund-Alien-Basis von zwei außerirdischen<br />
Rassen.<br />
# „Mount Shasta“, Kalifornien:<br />
Untergrund-Alien-Basis, unterirdisch verbunden<br />
mit “Mount Lassen”, genetische<br />
Experimente, Magnetismusforschung,<br />
Raumwaffen- und Beam-Forschung.<br />
# „Mount Weather“:<br />
Politisches Kontrollzentrum für die Hintergrundregierung,<br />
Sitz der Katastrophenschutzbehörde<br />
FEMA, jetzt Teil der<br />
Homeland Security.<br />
# „Napa“, Kalifornien:<br />
Direkte Satellitenkommunikation und Lasertechnologie.<br />
# „Palm Date“, Kalifornien:<br />
Neue Flugkörperentwicklungen und Technologien.<br />
# „Sandia Base“:<br />
Erforschung von elektromagnetischen<br />
Phänomenen.<br />
# „Pine Gap“, Australien:<br />
SDI Kontrollzentrum, spezielle Funktionstests<br />
von außerirdischen und fremden<br />
Flugkörpern, Geheimes Flugzentrum zu<br />
den Basen auf dem Mond.<br />
# „Area Cape Farvel“, Grönland:<br />
Landebasis von Transporten der Mondbasen.<br />
# „Admiralty Mountains“, Mt. Levick, Antarktis:<br />
Wetterbeeinflussung nach Anordnung,<br />
Experimente an Menschen, Radio-Interferenzen<br />
und Kommunikationsbasis der<br />
südlichen Hemisphäre.<br />
# „Peninsula of Kola“, Tundra, Rußland:<br />
Implantierung an Körpern und Gehirnen /<br />
Implantierungsprogramme.<br />
# „Island of Novoja Zemla“, Rußland:<br />
Reparaturbasis für Raumschiffe.<br />
# “Richard Mountains”, Region Mount Hare:<br />
Nachrichtenkontrollzentrum.<br />
# “Nordland”, an der Grenze zu Schweden:<br />
Europäisches Entführungszentrum.<br />
# „Corcovado“, Argentinien:<br />
Planetarer Überwachungsposten.<br />
# „Area Villa de Maria“, Argentinien:<br />
Reparaturstation für Antriebsmaschinen<br />
von Raumschiffen.<br />
# „Area of Catayate town“ Litatude 26:<br />
Basis für genetische Forschungen.<br />
# „Area Sierra de Calasta“, nördliche Provinz<br />
von Catamarca:<br />
Überlebens- und Kontrolleinrichtung<br />
Erde.<br />
Allein in den USA gibt es derzeit<br />
96 namhafte Regierungs-<br />
Untergrundanlagen und 129<br />
militärische „Deep Underground<br />
Bases“, die fast alle durch ein Tunnelsystem<br />
unterirdisch miteinander<br />
verbunden sind.<br />
In diesem Zusammenhang sind<br />
sicherlich folgende wichtige Geheimprojekte<br />
der US-Regierung zu<br />
nennen:<br />
Projekt Aquarius: Mantelprojekt zur<br />
Koordinierung des Forschungsprogramms<br />
in Sachen Außerirdische.<br />
Projekt Sigma: Kommunikation mit<br />
Außerirdischen.<br />
Projekt Snowbird: Wurde 1972 begonnen,<br />
um Testflüge mit einem geborgenen<br />
Fluggerät außerirdischer Herkunft<br />
zu unternehmen.<br />
Projekt Tora: Projekt zur Entwicklung<br />
von Laserwaffen.<br />
Projekt Y: Projekt zur Entwicklung eines<br />
scheibenförmigen Flugkörpers.<br />
Projekt Skysweep: Aufspüren von<br />
außerirdischen Mutterschiffen und<br />
Flugkörpern im Erdorbit – offiziell die<br />
Suche nach natürlichen Erdsatelliten.<br />
Projekt Luna: Codename für eine außerirdische<br />
Basis auf dem Mond, die<br />
von den Apollo-Astronauten beobachtet<br />
wurde.<br />
Backward Engineering<br />
Immer mehr Astronauten gehen mit<br />
ihrem Wissen an die Öffentlichkeit.<br />
Der Astronaut Edgar Mitchell gab im<br />
Jahr 2008 dem Radiosender "Kerrang!"<br />
ein Interview, in welchem er eindeutig<br />
Stellung bezog und eine gezielte Geheimhaltung<br />
über das Thema UFOs und<br />
„Ich habe all dies erlebt, nicht Sie.<br />
Insofern können Sie das alles glauben<br />
oder eben auch nicht.“<br />
Stimmen diese Angaben, dann haben<br />
in der Zwischenzeit an die Öffentlichkeit<br />
gelangte Pläne über<br />
oftmals unterirdische Anlagen in militärischen<br />
Einrichtungen und deren<br />
hintergründige Funktion eine hohe<br />
Bedeutung, die natürlich von den offiziellen<br />
Verlautbarungen über Sinn<br />
und Zweck der jeweiligen Einrichtung<br />
stark abweicht.<br />
Area 51, Groom Lake, Nevada<br />
34<br />
MATRIX 3000 Band <strong>59</strong> / September/Oktober 2010
Geheimbasis in Pine Gap, Australien<br />
Grenzwissenschaft<br />
Außerirdische bestätigte. Hier einige<br />
Auszüge aus dem spektakulären Interview,<br />
welches in London stattfand.<br />
Edgar Mitchell:<br />
„Ich und andere hatten das Privileg,<br />
von offizieller Seite darüber informiert<br />
worden zu sein, daß <strong>uns</strong>er Planet bereits<br />
von Außerirdischen besucht wurde<br />
und daß das UFO-Phänomen real ist<br />
– auch wenn es von den Regierungen<br />
seit langer Zeit geheimgehalten wird ...<br />
Zu diesen Themen wurde mehr Unsinn<br />
als wirkliches Wissen verbreitet. Dennoch<br />
gibt es ein echtes Phänomen. ...<br />
All das wurde von zahlreichen Regierungen<br />
in den vergangenen 60 Jahren<br />
versucht geheimzuhalten, aber nach<br />
und nach kommen immer mehr Informationen<br />
an die Öffentlichkeit ...<br />
Regierungen, Militär, Wissenschaftler<br />
und Geheimdienste wissen es: Ja wir<br />
wurden bereits besucht! ... Es kam<br />
auch bereits zu direkten Kontakten (mit<br />
den Besuchern), und auch der Roswell-<br />
Absturz war (im Sinne eines Absturzes<br />
eines außerirdischen Raumschiffs) real<br />
... Die Mehrheit der Menschen akzeptiert<br />
mittlerweile die Vorstellung von<br />
Außerirdischen und die Möglichkeit außerirdischer<br />
Besucher. Aber nicht alle<br />
UFOs sind auch tatsächlich außerirdischer<br />
Herkunft. Bei einigen handelt es<br />
sich um <strong>uns</strong>ere eigenen Entwicklungen<br />
– viele davon abgeleitet aus den Untersuchungen<br />
von abgestürzten Raumschiffen<br />
(backward engineering). Aber<br />
wir sind bei weitem nicht auf dem technologischen<br />
Stand wie die Besucher.“<br />
<strong>Was</strong> steckt dahinter, und wo sind die<br />
Zusammenhänge?<br />
Tatsache ist jedenfalls, daß die<br />
Realität und die Erforschung von Flugscheiben<br />
sicherlich ebenfalls nahezu<br />
vollständig im Untergrund und in den<br />
großen ausgebauten unterirdischen<br />
Basen, nicht einsehbar für den Normalbürger,<br />
erforscht und aufbewahrt<br />
wird, soweit sie existieren. Mit allen<br />
sich daraus ergebenden Konsequenzen<br />
der Unwissenheit in der Bevölkerung. ■<br />
Literatur:<br />
Dan Davis: Nationale Sicherheit.<br />
Ama Deus Verlag.<br />
Fosar/Bludorf: Status: Nicht existent.<br />
Michaels Verlag.<br />
R. Sauder<br />
Underground-Stützpunkte<br />
und Tunnelsysteme<br />
256 Seiten,<br />
€ 23,90 (D) € 24,60 (A) CHF 41,50<br />
ISBN: 978-3-89539-254-2<br />
Stützpunkte und Tunnelsysteme Dieses Buch bezieht sich auf staatliche Dokumente und<br />
Firmenakten und gräbt tief unter die Oberfl äche des höchst geheimen Untergrunds der Regierung!<br />
"Underground-Stützpunkte und Tunnelsysteme" war längst überfällig um dabei zu helfen, ein mit<br />
Mißverständnissen gespicktes Thema aufzuklären. Es ist nicht nur für Ufo-Interessierte gemacht,<br />
sondern für alle, die an dem interessiert sind, was die Regierung macht, aber über das sie nicht<br />
sprechen will!' Don Ecker, Director of Research, UFO Magazine "Ich bin erfreut, dieses Buch endlich<br />
gedruckt zu sehen. Es stellt eine unverzichtbare Ergänzung dar - nicht nur für die UFOlogen on heute,<br />
sondern für jeden, der an zeitgenössischer Naturwissenschaft und an technischen Belangen in der<br />
amerikanischen Politik interessiert ist.'" Jaques Vallée, Autor von "Revelations": Alien Contact and<br />
Human Deception, Passport to "Magonia" und "Anatomy of a Phenomenon". "Eine Pfl ichtlektüre für<br />
alle, die sich mit Verschwörung, technischer Unterdrückung und der neuen Weltordnung befassen".<br />
Von <strong>uns</strong>chätzbarem Wert für diejenigen, die auf dem Gebiet der versteckten Machenschaften der<br />
Geheimregierung nachforschen und ermitteln.' David Hatcher Childress, Autor von "Handbuch<br />
der Freien Energie", Archäologie im Weltraum '"Dies ist ein erschreckendes und wichtiges Buch,<br />
das eine ernorme Menge von geheimen technischen Untergrund-Aktivitäten von Seiten der<br />
Bundesregierung aufdeckt. Es kann nicht ernsthaft in Frage gestellt werden, daß gigantische<br />
unterirdische Konstruktionsprojekte in vielen Teilen des Landes bereits in Arbeit sind. Warum? Und<br />
vor allem: Warum diese zwanghafte, paranoide Geheimhaltung von Seiten der Bundesregierung?<br />
Dr. Sauter hat ausgezeichnete Forschungsarbeit geleistet und hat etwas ans Licht gebracht, mit<br />
der sich die Öffentlichkeit sofort befassen muss. Dies ist ein wichtige Buch - und solte von jedem<br />
engagierten Bürger gelesen werden. "Whitley Strieber, Autor von "Communion" und "Breakthrough"<br />
"Bemerkenswert. Richard Sauter hat für <strong>uns</strong> alle wichtige Forschungsarbeit geleistet. Er zwingt den<br />
Leser, die Pläne der Regierung für <strong>uns</strong>ere Zukunft in Frage zu stellen. Gut geschrieben - öffnet <strong>uns</strong><br />
die Augen." Michael Peter Langevin, Mit-Herausgeber von Magical Blend Magazine J.M.<br />
Bestelltelefon: 08861 - 5 90 18, Email: info@michaelsverlag.de<br />
MICHAELS VERLAG & VERTRIEB GMBH, Ammergauer Strasse 80, D-86971 Peiting, Fax: 08861 - 6 70 91
Gesundheit<br />
Viele Menschen<br />
sind der Ansicht, die<br />
"überflüssige" DNA<br />
enthalte die Vorgaben<br />
des ursprünglichen<br />
genetischen Plans<br />
36 MATRIX 3000 Band <strong>59</strong> / September/Oktober 2010
Die Erweckung der verlorenen Gene<br />
DNA-<br />
Neuprogrammierung<br />
Daß wir<br />
durch <strong>uns</strong>ere<br />
Haltung <strong>uns</strong>ere<br />
Gesundheit und<br />
<strong>uns</strong>ere Weiterentwicklung<br />
beeinflussen können,<br />
wissen wir bereits. Es ist<br />
auch schon viel über zelluläre<br />
Neuprogrammierung und das<br />
Psychoneuro-Imm<strong>uns</strong>ystem geschrieben<br />
worden, doch eigenartigerweise<br />
ist, abgesehen von Teilinformationen<br />
<strong>uns</strong>erer Wissenschaftler – und<br />
ihrem bruchstückhaften Wissen<br />
über <strong>uns</strong>ere DNA –, nur wenig<br />
über die genetische Neuprogrammierung<br />
bekannt.<br />
Wir benutzen im Wachzustand<br />
nur einen<br />
kleinen Teil <strong>uns</strong>eres<br />
Gehirns.<br />
Es gibt eine Vielzahl möglicher<br />
Kombinationen der<br />
verschiedenen DNA-Proteine,<br />
die nicht aktiviert sind.<br />
Biologen, die das menschliche<br />
Genom definiert haben,<br />
kommen deswegen<br />
zu dem Schluß: 97 Prozent<br />
<strong>uns</strong>erer DNA sind<br />
überflüssig! Daher nennen<br />
sie diese DNA „Junk-DNA“.<br />
So deutet alles darauf hin, daß<br />
wir im Zuge der Mutationen, die die<br />
menschliche Gattung durchlaufen hat,<br />
einen Großteil <strong>uns</strong>eres genetischen Erbes<br />
verloren haben. Es gibt sogar die<br />
Ansicht, wonach <strong>uns</strong>ere DNA im Laufe<br />
der Menschheitsgeschichte durch genetische<br />
Veränderungen geschwächt<br />
wurde.<br />
Jede Zelle <strong>uns</strong>eres Körpers enthält<br />
DNA (Desoxyribonukleinsäure).<br />
In jedem Zellkern des menschlichen<br />
Körpers bilden sich 46 unterschiedliche<br />
DNA-Fäden (oder Chromosomen), zumeist<br />
angeordnet in 23 Paaren. Jedes<br />
Chromosom besteht aus einer Vielzahl<br />
von Genen, von denen wiederum jedes<br />
für eine spezifische Funktion oder biologische<br />
Eigenschaft zuständig ist. Über<br />
eine Art Telefon, genauer gesagt über<br />
die RNA (Ribonukleinsäure), gibt die<br />
DNA ihre Botschaften oder Anweisungen<br />
an die Zellen weiter.<br />
Die DNA leitet darüber hinaus auch<br />
Strom und ist somit eine Art kleiner<br />
Elektroantenne. Weil die DNA-Spirale<br />
einen geschlossenen Kreislauf bildet,<br />
ist diese Antenne auch magnetischen<br />
Einflüssen ausgesetzt, da elektrischer<br />
Strom, der in einem Kreislauf fließt, ein<br />
eigenes Magnetfeld erzeugt. Ein weiteres<br />
interessantes Merkmal der DNA<br />
ist, daß sie Licht in Form von Biophotonen<br />
aussendet. Dieses Licht ist zwar<br />
ausgesprochen schwach (seine Helligkeit<br />
entspricht der einer Kerze in einer<br />
Entfernung von zehn Kilometern), aber<br />
sehr kohärent und gleichmäßig, das<br />
heißt, Frequenz und Phase sind, wie<br />
beim Laserlicht auch, gleich. Die DNA<br />
ist also eine Art Minilaser. Laut neuesten<br />
Forschungsergebnissen besteht<br />
auch ein Zusammenhang zwischen der<br />
Aussendung von Biophotonen durch die<br />
DNA und dem menschlichen Bewußtsein.<br />
Das macht auch die Vorstellung so<br />
reizvoll, daß das wunderbare Licht hoch<br />
entwickelter Wesen und<br />
der Heiligen in Wirklichkeit<br />
auf die Aktivierung<br />
ihrer DNA<br />
zurückzuführen<br />
ist.<br />
Die Grundstruktur<br />
der DNA<br />
kann man sich<br />
vorstellen wie eine<br />
sehr lange Strickleiter<br />
mit mehreren Hundert-<br />
tausend Sprossen.<br />
Diese enthält<br />
sämtliche Urund<br />
kulturellen<br />
Prägungen sowie<br />
den jeweiligen<br />
Code für Hautund<br />
Augenfarbe,<br />
Blutgruppe,<br />
Größe, Haarfarbe<br />
und alle erdenkli-<br />
chen menschlichen<br />
Merkmale. Sie stattet<br />
jeden von <strong>uns</strong><br />
mit einem eigenen<br />
Fingerabdruck aus<br />
und ist für <strong>uns</strong>ere<br />
Fähigkeit, Meisterleistungen<br />
zu vollbringen,<br />
ebenso verantwortlich<br />
wie für<br />
Erbkrankheiten<br />
und Fehlbildungen.<br />
Gesundheit<br />
Kishori Aird<br />
Band <strong>59</strong> / September/Oktober 2010 MATRIX 3000 37
Gesundheit<br />
Wenn man bedenkt, daß beispielsweise<br />
<strong>uns</strong>ere Hochleistungscomputer<br />
auf binärer<br />
Basis funktionieren, bei der abwechselnd<br />
lediglich zwei Zahlen beteiligt<br />
sind, nämlich 0 und 1, gewinnt man<br />
eine kleine Vorstellung davon, welches<br />
Potential <strong>uns</strong>ere DNA mit ihrem<br />
quartär kodierten Prinzip (den<br />
Buchstaben A, T, G und C) besitzt. In<br />
<strong>uns</strong>, das heißt in der Erbsubstanz jeder<br />
einzelnen Zelle, befindet sich eine<br />
Datenbank von außergewöhnlichem, ja<br />
schier unvorstellbarem Umfang.<br />
Alles spricht dafür, daß <strong>uns</strong> die Reihenfolge<br />
<strong>uns</strong>eres ursprünglichen DNA-<br />
Plans abhanden gekommen ist. Ich<br />
glaube, daß diese ursprüngliche DNA<br />
vollkommen, <strong>uns</strong> angemessen und<br />
funktional war, ich glaube, sie beinhaltete<br />
die perfekte Codierung für eine<br />
umfassende Gesundheit, vollständige<br />
Anpassungsfähigkeit und die nötige Zufriedenheit<br />
für <strong>uns</strong>er irdisches Dasein.<br />
Viele Menschen, die sich für Genetik interessieren,<br />
sind der Ansicht, die „überflüssige“<br />
DNA enthalte die Vorgaben<br />
des ursprünglichen genetischen Plans<br />
vor dessen Verfälschung oder Mutation,<br />
was vielen Spekulationen Tür und Tor<br />
öffnet.<br />
Am 12. Februar 2001 hat die weltweite<br />
Wissenschaftsgemeinschaft die<br />
Karte des menschlichen Genoms veröffentlicht<br />
und verkündet,<br />
<strong>uns</strong>er genetischer<br />
Code enthalte<br />
30.000 bis 40.000<br />
Gene. Die wissenschaftlichen<br />
Daten zum Genom<br />
sind noch<br />
nicht gesichert<br />
und können sich<br />
durchaus auch<br />
noch mehrmals<br />
bevor<br />
ändern,<br />
wir über eine<br />
annähernd<br />
“endgültige”<br />
Darstellung<br />
<strong>uns</strong>eres genetischen Codes<br />
verfügen.<br />
Im Juli 2001 wurde dann verkündet,<br />
es habe ein Mißverständnis gegeben<br />
und man gehe nunmehr von 50.000 bis<br />
100.000 Genen aus.<br />
Das ist insofern nicht weiter verwunderlich,<br />
als die genaue Bestimmung des<br />
menschlichen Genoms vergleichbar<br />
ist mit der Aufgabe, eine topographische<br />
Karte des Gebiets zwischen New<br />
York und Los Angeles zu erstellen, in<br />
der jedes noch so kleine Rinnsal verzeichnet<br />
wäre. Angesichts dieser Herausforderung<br />
hat die Wissenschaftsgemeinschaft<br />
einen Perspektivwechsel<br />
vollzogen und visiert nun statt einer<br />
detailgetreuen Karte eher die Entsprechung<br />
zu einem Satellitenfoto an.<br />
Die “Genom-Revolution” weckt große<br />
Hoffnungen für Menschen mit so<br />
genannten Erbkrankheiten, und auch<br />
wenn die Kartographie des Genoms<br />
längst noch nicht abgeschlossen ist, so<br />
liefert sie <strong>uns</strong> doch in vielerlei Hinsicht<br />
wertvolle Informationen. Mittlerweile<br />
wissen wir, daß ein Chromosom über<br />
5.000 Gene und ein Gen mehrere<br />
Zehntausend oder sogar Hunderttausend<br />
Tripletts enthalten<br />
kann. Die Kette “AT GC TA” ist<br />
beispielsweise ein solches Triplett.<br />
Insgesamt gibt es 64 verschiedene<br />
Kombinationsmöglichkeiten.<br />
Ein Expertenteam<br />
im Toronto Hospital hat beispielsweise<br />
ein Gen entdeckt,<br />
dessen chemische Zusammensetzung,<br />
wollte man<br />
sie mit den<br />
Buchstaben<br />
A, T, G und C ausdrücken,<br />
den gesamten Krankenhauskorridor<br />
einnehmen würde.<br />
Die Wissenschaftler erstaunt<br />
der beeindruckende Umfang<br />
dieses Gens weniger:<br />
Sie glauben, daß es sich um<br />
die Tripletts desjenigen Gens<br />
handelt, das die Struktur des<br />
menschlichen Gehirns enthält, und deren<br />
Anzahl könnte durchaus bei 100.000<br />
oder sogar darüber liegen.<br />
Die Biologen, die das menschliche<br />
Genom untersucht haben, haben lediglich<br />
drei Prozent <strong>uns</strong>eres genetischen<br />
Codes entschlüsselt. Den Wissenschaftlern<br />
zufolge wirkt nur eine bestimmte<br />
Anzahl von Genzusammensetzungen<br />
auf <strong>uns</strong>eren genetischen Code,<br />
wohingegen es sich bei den übrigen<br />
um latente Träger handelt. Zwischen<br />
den einzelnen Genen und innerhalb der<br />
Gene selbst liegen weite Bereiche <strong>uns</strong>eres<br />
Erbguts quasi brach.<br />
Seit in den fünfziger Jahren die DNA<br />
entdeckt wurde, haben <strong>uns</strong> die Wissenschaftler<br />
davon überzeugt, daß der<br />
Mensch komplett durch seinen Gen-<br />
Code bestimmt sei und sich daran auch<br />
nichts ändern ließe. Wir sind programmiert,<br />
und genetische Veränderungen<br />
erfolgen nur über lange Zeiträume im<br />
Zuge einer langsamen Evolution.<br />
Und bis heute gibt es laut der orthodoxen<br />
Wissenschaft nur die Möglichkeit,<br />
mechanisch (in manchen Fällen auch<br />
biochemisch) auf <strong>uns</strong>er Erbgut einzuwirken:<br />
hier ein Gen wegnehmen, dort<br />
eines hinzufügen und ein paar andere<br />
durch chemische Substanzen oder Viren<br />
zerstören. Erschüttert wurde diese<br />
wissenschaftliche Annahme, daß wir<br />
<strong>uns</strong>ere Gene unmöglich auf gedanklichem<br />
oder geistigem Wege verändern<br />
könnten, erstmals durch die Beobachtung<br />
von Psychiatern bei Menschen mit<br />
Multiplem Persönlichkeitssyndrom. Deren<br />
verschiedene Persönlichkeiten heißen<br />
alle anders, haben alle eine andere<br />
Sicht auf die Welt und ein anderes Beziehungs-<br />
und oft auch Sexualverhalten.<br />
38<br />
MATRIX 3000 Band <strong>59</strong> / September/Oktober 2010
Allerdings kommen all diese<br />
Persönlichkeiten, wie wir wissen,<br />
abwechselnd in ein und demselben<br />
Körper zum Zuge! Natürlich gibt es<br />
die Genprogrammierungen, die über<br />
<strong>uns</strong>er Äußeres, <strong>uns</strong>ere Biologie, <strong>uns</strong>ere<br />
angeborenen Fähigkeiten und<br />
weitestgehend sogar über <strong>uns</strong>ere<br />
psychologische Veranlagung entscheiden,<br />
auch über Einschränkungen,<br />
die wir <strong>uns</strong> nicht freiwillig aussuchen.<br />
Alles andere als gesichert ist dagegen<br />
die vermeintliche Tatsache, daß<br />
daran nichts zu ändern sei. Im Gegenteil,<br />
bezüglich des menschlichen Genoms<br />
hat die Wissenschaftsgemeinde<br />
durchaus nicht das alleinige Vetorecht.<br />
Klar ist: Wenn wir <strong>uns</strong> die uncodierte<br />
DNA (also 97 Prozent <strong>uns</strong>erer Gene und<br />
41 von 64 möglichen Strängen) als einen<br />
eingeschränkt funktionsfähigen, wirkungslosen<br />
und überflüssigen Teil <strong>uns</strong>erer<br />
DNA vorstellen, stimmen wir <strong>uns</strong><br />
gewissermaßen auch darauf ein, so daß<br />
sich die Wirklichkeit an das Bild heftet,<br />
das wir <strong>uns</strong> von ihr machen.<br />
Wenn es <strong>uns</strong> umgekehrt jedoch gelingt,<br />
<strong>uns</strong> eine umfassendere Wirklichkeit<br />
vorzustellen, indem wir <strong>uns</strong> vor<br />
Augen halten, daß die uncodierte oder<br />
“Junk”-DNA ungeahnte Kräfte in sich<br />
birgt, wird sie auch unbegrenzt Antworten<br />
für <strong>uns</strong> bereithalten. Man bedenke,<br />
was mit nur drei Prozent <strong>uns</strong>erer DNA<br />
möglich ist, und stelle sich dann vor,<br />
was in den übrigen 97 Prozent noch alles<br />
stecken mag.<br />
Ein zweites Leck schlug die Quantenphysik<br />
in den Elfenbeinturm der<br />
materialistischen Wissenschaft. Dank<br />
ihr wissen wir jetzt, daß die Materie<br />
nicht so “fest” ist, wie es den Anschein<br />
hat, sondern veränderlich, und daß sie<br />
mit Wirklichkeit und Zeit interagiert.<br />
Sie lehrt <strong>uns</strong> vor allem, daß Materie auf<br />
der Ebene des unendlich Kleinen nicht<br />
mehr dieselbe konkrete Wirklichkeit<br />
besitzt: Sie ist nicht mehr Materie, sondern<br />
Energie, und die Form (konkrete<br />
Wirklichkeit), die sie annimmt, wird<br />
durch den Beobachter beeinflußt und<br />
sogar determiniert, wobei sie gleichzeitig<br />
den Gesetzen der Physik unterliegt.<br />
Die Wissenschaftler haben sogar herausgefunden,<br />
daß sich die DNA-Spirale<br />
entsprechend der Haltung eines Menschen<br />
verändern kann. Sie wird länger<br />
oder zieht sich zusammen, je nachdem,<br />
ob wir schwach und deprimiert oder<br />
aber zupackend und glücklich sind. Das<br />
heißt, daß sogar die Wissenschaft den<br />
Einfluß <strong>uns</strong>erer Gedanken auf den physischen<br />
Aufbau der DNA anerkennt.<br />
Wir haben festgestellt, daß die DNA<br />
einer kleinen Antenne ähnelt, die empfänglich<br />
für magnetische Kräfte ist. Im<br />
Klartext heißt das, daß die uncodierte<br />
Die uncodierte DNA<br />
kann auf <strong>uns</strong>ere<br />
Befehle,<br />
Entscheidungen<br />
und Wünsche<br />
reagieren.<br />
DNA auf <strong>uns</strong>ere Befehle, Entscheidungen<br />
und Wünsche und auf die Art <strong>uns</strong>erer<br />
Energie reagieren kann. Die Arbeit<br />
an der Neuprogrammierung vollzieht<br />
sich also über Schwingungen im Bereich<br />
der uncodierten DNA, und <strong>uns</strong>ere<br />
Werkzeuge sind Intention, Kinesiologie<br />
(oder eine andere Testmethode) und<br />
das, was ich als Informationsmanagement<br />
der Neuprogrammierungs-Protokolle<br />
bezeichne.<br />
Um zu verstehen, wie man die<br />
Intention sinnvoll anwendet,<br />
müssen wir als Erstes weg vom<br />
begrenzenden Denken und <strong>uns</strong>eren alten<br />
Programmierungen und statt dessen<br />
in die Rolle des Programmierers<br />
schlüpfen, der weiß, wie er sich seiner<br />
Zweifel und Schwächen als Negativpol<br />
und seiner Neuorientierungen als Positivpol<br />
eines Magneten bedienen kann,<br />
um neue Möglichkeiten<br />
magnetisch<br />
aufzuladen und zu<br />
steuern. Bei der<br />
Neuprogrammierung<br />
der DNA werden<br />
wir nämlich<br />
neue Programme<br />
steuern müssen,<br />
und das geschieht<br />
am Nullpunkt<br />
der Intention, der<br />
beide Polaritäten<br />
umfaßt. Die Intention<br />
entspricht<br />
einem Befehl, den<br />
wir laut äußern.<br />
Eine Intention zu<br />
äußern, ist ein<br />
verantwortlicher<br />
Akt, durch den<br />
das Individuum<br />
wieder Kontrolle<br />
über sein Leben<br />
gewinnt. Die Intention<br />
ist also ein<br />
Satz (ein Befehl),<br />
durch den ein neues<br />
Programm in<br />
<strong>uns</strong> installiert wird<br />
und der seine negative,<br />
unbewußt<br />
“vorprogrammierte”<br />
Entsprechung<br />
berücksichtigt. Die<br />
verborgene Kraft<br />
Gesundheit<br />
der DNA kann prägend für <strong>uns</strong>er<br />
Leben und <strong>uns</strong>ere Identität<br />
sein. Je mehr wir über die DNA<br />
wissen, desto mehr wird <strong>uns</strong><br />
bewußt, was sie bedeutet, und<br />
desto größer wird <strong>uns</strong>er Respekt<br />
vor den Codierungen und deren<br />
Wirkungen. Die Experimente mit<br />
dieser Kraft haben zu faszinierenden<br />
Ergebnissen geführt. Absolventen<br />
der DNA-Neuprogrammierung<br />
sind in der Regel emotional reifer, leben<br />
in finanziell gesicherteren Verhältnissen,<br />
haben eine bessere Intuition<br />
und vor allem das Gefühl, das eigene<br />
Schicksal in der Hand zu haben. Sie haben<br />
ihr Leben selbst Schritt für Schritt<br />
in die gewünschte Richtung gelenkt,<br />
so daß sie mit ihrem Alltag gut zurecht<br />
kommen. Mehr noch: Spiritualität beschränkt<br />
sich für sie nicht länger auf<br />
ein ätherisches, vom menschlichen Leben<br />
abgeschnittenes Universum. ■<br />
Die kanadische Erfolgsautorin Kishori Aird<br />
ist Naturheilpraktikerin, Visionärin und<br />
Mystikerin; sie vertritt, von der Kinesiologie<br />
ausgehend, die Intuitive Medizin und forscht<br />
seit 1997 über die DNA und Wege zu ihrer<br />
Neuprogrammierung. Sie lebt in Kanada<br />
und gibt weltweit Seminare.
Gesundheit<br />
Heilung heißt<br />
Hingabe<br />
<strong>Was</strong> Familienaufstellungen<br />
leisten können<br />
Wilfried Nelles im Gespräch mit Roland Rottenfußer<br />
Das Familienstellen, ursprünglich von Bert Hellinger entwickelt, provozierte viel Widerspruch,<br />
zeigt aber auch immer wieder erstaunliche Wirkungen. Wilfried Nelles verbindet die<br />
Methode mit einer Theorie der Evolution <strong>uns</strong>eres Bewußtseins. Wenn wir aufhören, gegen<br />
das, was ist, anzukämpfen, kann Heilung geschehen, so Nelles. Wir erkennen dann, daß wir<br />
von etwas Größerem getragen und gelenkt werden.<br />
<strong>Was</strong> bedeutet für das Familienstellen (und speziell für Dich)<br />
Krankheit, was Heilung?<br />
Ich sehe Krankheit als etwas, was zum Leben gehört. Sie ist<br />
ein wichtiger, vielleicht sogar der wichtigste, Aspekt <strong>uns</strong>erer<br />
Heilung. Krankheiten tragen dazu bei, daß wir innerlich heil<br />
und ganz werden. Sie sind also nicht das Gegenteil von Heilung,<br />
sondern Teil eines ganzheitlichen Heilungsprozesses.<br />
Ohne Krankheiten wären wir verloren.<br />
In den Aufstellungsprozessen zeigt sich, daß Krankheiten<br />
eine abgespaltene, nicht nach innen genommene (und in diesem<br />
Sinne nicht erinnerte) Erfahrung im Familiensystem in<br />
Erinnerung und ans Licht bringen wollen. Bei schweren und<br />
chronischen Krankheiten sind das meist weit zurückliegende<br />
Ereignisse. Wenn sie ganz gesehen werden, zieht sich die<br />
Krankheit zurück. Damit das geschehen kann, muß man aber<br />
dem Drang widerstehen, die Krankheit beseitigen zu wollen.<br />
Man muß sich ihr stellen, sie aufnehmen, denn über die<br />
Krankheit will etwas zu mir kommen und erkannt werden.<br />
Heilung bedeutet, zu mir selbst zu kommen.<br />
Du hast in Deinem Buch „Das Leben hat keinen Rückwärtsgang“<br />
versucht, eine Erklärung für das rätselhafte „Funktionieren“<br />
des Familienstellens zu geben. Könntest Du Deine<br />
Theorie kurz erläutern?<br />
Ich versuche zu erklären, wieso wir scheinbar mit Handlungen<br />
und Personen verstrickt sind, die mehrere Generationen<br />
zurückliegen und von denen wir bewußt nichts wissen. Meine<br />
Sicht ist, daß alles, was in einer Familie geschehen ist, energetisch<br />
präsent ist. Wenn also einige Jahre vor meiner Geburt<br />
die beiden Brüder meiner Mutter gefallen sind und meine<br />
40 MATRIX 3000 Band <strong>59</strong> / September/Oktober 2010<br />
"Ich heile nicht,<br />
ich unterstütze<br />
andere dabei, zu<br />
sehen, was ist."<br />
Wilfried Nelles
Hingabe<br />
Mutter den Schmerz nicht ganz verarbeitet hat, dann ist das<br />
bei meiner Geburt energetisch noch im Raum, und mein Unterbewußtsein<br />
wird das aufgreifen. Oder wenn eine Frau eine<br />
Fehlgeburt hatte, dann wird sie bei der nächsten Schwangerschaft<br />
automatisch angespannt sein. Das werdende Kind<br />
bekommt dies mit. Es weiß zwar nichts davon, aber es ist in<br />
der Schwingung und wird diese Schwingung mit in sein Leben<br />
nehmen. Auf diese Weise treten wir alle in ein energetisches<br />
Feld, das wie ein primärer Eindruck wirkt und <strong>uns</strong> unentrinnbar<br />
prägt.<br />
Das kommt dann bei Aufstellungen oft zu Tage.<br />
Gesundheit<br />
hat vergessen, daß die Stufe 2, die Tradition, seine Basis ist,<br />
und wird nicht gern daran erinnert. Seine Wurzeln zu sehen<br />
und anzuerkennen heißt aber nicht, sich wieder in die Erde<br />
zurück zu entwickeln. Mein Modell soll auch daran erinnern,<br />
wohin die Richtung geht, daß die Erinnerung <strong>uns</strong>erer Herkunft<br />
nicht bedeutet, daß wir nach rückwärts gehen sollen. Der<br />
Baum wächst ja auch gen Himmel, aber nur dann, wenn er<br />
sich nicht von seinen Wurzeln zu trennen versucht.<br />
Muß man „Gesundheit“ für jede Bewußtseinsstufe anders<br />
definieren?<br />
Du umreißt in Deinem Buch eine Evolution des Bewußtseins<br />
in 7 Schritten. Die meisten Menschen, schreibst Du, befinden<br />
sich entweder auf Stufe 2 oder auf Stufe 3. Grob gesagt<br />
bezeichnet Stufe 2 traditionelle Gesellschaften mit einen<br />
ausgeprägten Gruppenbewußtsein. Familie, Zugehörigkeit,<br />
ja Gehorsam spielen eine große Rolle. Auf Stufe 3 findet sich<br />
ein moderneres Bewußtsein, also Emanzipation, Selbstentfaltung,<br />
Individualismus. Ist das Familienstellen also nicht<br />
eine Anleitung zur Regression? Dort werden moderne Menschen<br />
ja dazu angehalten, sich auf ihre familiären Wurzeln<br />
zu besinnen.<br />
Es ist wie bei einer Leiter: Du kommst nicht auf die dritte oder<br />
vierte Stufe, indem du die ersten kaputtmachst. Wir müssen<br />
sie vielmehr benutzen. Wir werden auch nicht erwachsen, indem<br />
wir die Kindheit verurteilen. Das moderne Bewußtsein<br />
Das würde ich nicht sagen. Aber aus der Sicht des jeweiligen<br />
Bewußtseins heraus ist die Bedeutung von Gesundheit verschieden.<br />
Ein Kind zum Beispiel weiß nichts über Krankheit<br />
und Gesundheit. Es stellt lediglich fest, daß es manchmal<br />
Schmerzen hat, sich schwach fühlt etc. und daß die Erwachsenen<br />
sagen: Du bist krank und mußt im Bett bleiben. Ähnlich<br />
war es die meiste Zeit in der Menschheitsgeschichte: Gesundheit<br />
war kein Thema. Unseren heutigen Hype darum fände<br />
ein Bauer aus dem 18. Jahrhundert wahrscheinlich ziemlich<br />
verrückt. Wir sind heute ja geradezu besessen von diesem<br />
Thema, und das hat damit zu tun, daß sich das Bewußtsein<br />
auf der dritten Stufe um sich selbst dreht. Merkwürdigerweise<br />
sind die Leute um so kränker, je mehr sie auf das Thema Gesundheit<br />
fixiert sind. Wenn man im Bewußtsein weiter wächst<br />
und Gesundheit wirklich ganzheitlich sieht, dann ist sie nicht<br />
mehr so wichtig.<br />
Band <strong>59</strong> / September/Oktober 2010 MATRIX 3000<br />
41
Gesundheit<br />
Familienaufstellungen<br />
Das neuartige therapeutische Verfahren wurde in den<br />
80er Jahren von Bert Hellinger entwickelt, hat sich inzwischen<br />
aber weitgehend von seinem Gründer gelöst<br />
und wurde in verschiedenen Varianten weiterentwickelt.<br />
Aufstellungen finden meistens in Gruppen von etwa 10-<br />
30 Teilnehmern statt. In der Gruppe wählt ein Klient Personen<br />
aus dem Teilnehmerkreis als „Stellvertreter“ für<br />
Familienangehörige (oder andere wichtige Personen)<br />
aus und „stellt sie auf“. Das heißt, er plaziert sie im<br />
Seminarraum in einem bestimmten Verhältnis zueinander,<br />
so wie es nach seiner Intuition der Wirklichkeit<br />
entspricht. Die Stellvertreter empfinden<br />
und drücken aus, was der wirkliche Vater, die<br />
Schwester oder der verstorbene Großvater des<br />
Klienten fühlen. Eine Aufstellung spiegelt auf<br />
diese Weise die grundlegenden Beziehungen in<br />
einer Familie wider und deckt Ereignisse auf,<br />
die im Familiensystem bewußt oder unbewußt<br />
ausgeklammert oder verdrängt wurden. Das Anschauen<br />
und Würdigen des Verdrängten soll zu<br />
einer umfassenden leib-seelischen Heilung führen.<br />
Anstelle von Familienmitgliedern kann man auch<br />
Krankheitssymptome aufstellen, um zu sehen, welcher<br />
seelische Konflikt sich in einer Krankheit manifestiert<br />
hat. Wenn der Konflikt gesehen ist, zieht sich in der<br />
Aufstellung der Vertreter des Symptoms meist zurück.<br />
In der Realität bessert die Krankheit sich nach Angaben<br />
der Familiensteller meist oder verschwindet sogar ganz.<br />
He<br />
Bert Hellinger<br />
In Aufstellungen, so die Theorie, zeigt sich etwas „Größeres“,<br />
von dem Einzelschicksale gelenkt werden. Der Aufstellungsleiter<br />
beeinflußt das Geschehen nicht, er gibt sich<br />
dem Prozeß hin und interpretiert vorurteilsfrei, was sich<br />
zeigt. Ist das glaubwürdig? Schon in der Naturwissenschaft<br />
ist heute bekannt, daß der Beobachter immer das Experiment<br />
beeinflußt.<br />
Wenn du ein rohes Ei auf den Boden legst und mit dem Fuß<br />
darauf trittst, geht es kaputt, und wenn ein anderer darauf tritt,<br />
ebenfalls. Ich will damit sagen: Es gibt schon so etwas wie harte<br />
Fakten, auch unabhängig vom Beobachter. Andererseits gibt<br />
es keine reine Objektivität, keine Methode ist narrensicher, in<br />
jeder Therapie wirkt der Therapeut als wichtiger, vielleicht sogar<br />
als wichtigster Faktor. Je offener er ist, desto mehr kann<br />
sich zeigen, je klarer er ist, desto deutlicher werden die inneren<br />
Prozesse. Worum es geht, ist etwas ganz anderes: Mache<br />
ich als Therapeut etwas, heile ich, oder gehe ich mit dem Klienten<br />
in einen (inneren) Raum, wo Heilung geschehen kann?<br />
Mein Ansatz ist Letzteres, das bedeutet: Ich muß klar führen<br />
und dabei zugleich alles Persönliche zurücklassen und mich<br />
bei meiner Führung so weit wie möglich dem überlassen, was<br />
auf dem Weg auftaucht.<br />
Die meisten Lebensratgeber argumentieren in Kategorien<br />
von „Ich will, ich handle“, also auf Stufe 3. Ein abgegrenztes<br />
Ich trifft eine Entscheidung, faßt einen Plan und setzt diesen<br />
mit Willenskraft in die Tat um. Müßte man einem Phänomen<br />
wie dem „Positiven Denken“ nicht vorwerfen, in der Pubertät<br />
der Bewußtseinsevolution steckengeblieben zu sein?<br />
Positives Denken ist halb pubertär, halb kindlich. Kinder denken<br />
zum Beispiel, wenn sie brav sind und alles richtig machen,<br />
geht alles gut, Papa und Mama vertragen sich wieder und das<br />
Christkind bringt die gewünschte Puppe. Beim positiven Denken<br />
wird der Brief ans Christkind durch ständige Wiederholung<br />
mit Energie aufgeladen, das ist das Pubertäre. Man meint,<br />
man müßte unbedingt bekommen, was man sich wünscht. Mit<br />
Wachstum und Spiritualität hat dies nichts zu tun.<br />
Von Bert Hellinger, dem Begründer des Familienstellens,<br />
grenzt Du Dich in einigen Punkten ab – gewissermaßen also<br />
eine milde Rebellion des „Sohnes“ gegen den geistigen Vater.<br />
Kannst Du beschreiben, was Du von Hellinger gelernt<br />
hast und was Dich von ihm unterscheidet?<br />
Ich rebelliere nicht mehr, schon gar nicht gegen Hellinger. Ich<br />
bin einfach weitergegangen. Vieles, was ich vorher ahnte, aber<br />
nicht klar hatte, ist durch die Begegnung mit Hellinger an den<br />
richtigen Platz gefallen und damit klargeworden. Das betrifft<br />
die Grundhaltung als Therapeut oder Helfer, geht aber weit<br />
darüber hinaus in alle Lebensbereiche. Durch die Entfernung<br />
von ihm kann ich jetzt aber auch sehen, was da gefehlt hat –<br />
zum Beispiel die Würdigung der jugendlichen Rebellion, überhaupt<br />
des Negativen, des Zweifels. Oder eine tiefere Klärung<br />
des Verhältnisses von Tradition und Fortschritt. Der wichtigste<br />
Unterschied scheint mir zu sein, daß ich mich nicht, wie ich<br />
es bei Hellinger sehe, einseitig auf die Seite des erwachsenen<br />
Bewußtseins schlage (etwas übertrieben formuliert hieße das:<br />
Wie es dir als Kind ergangen ist, ist egal, du lebst ja noch). Ich<br />
arbeite vielmehr auf eine Integration von kindlichem, jugendlichem<br />
und erwachsenem Bewußtsein hin.<br />
Typisch für das Familienstellen erscheinen mir Sätze wie<br />
„Ich gebe meine Wünsche an das Ganze ab und ergebe mich<br />
in das, was das Ganze will.“ Nun beansprucht das Familien-<br />
42 MATRIX 3000 Band <strong>59</strong> / September/Oktober 2010
ilung<br />
(in<br />
Gesundheit<br />
Die Evolution des Bewußtseins in sieben Stufen<br />
(in Klammern die entsprechende Lebensstufe)<br />
1. Einheitsbewußtsein (Kind im Mutterleib)<br />
Primäres Einheitsgefühl, Überleben, Trieb<br />
2. Gruppenbewußtsein (Kindheit)<br />
Tradition, Sippe, Sicherheit, Pflicht,<br />
(„Ich gehöre dazu“, „Ich glaube“, „Ich muß“)<br />
3. Ich-Bewußtsein (Jugend)<br />
Wille, Selbstverwirklichung, Individualität,<br />
Erleben, Rebellieren, („Ich will“, „Ich zweifle“)<br />
4. Verbundenheitsbewußtsein<br />
(Junger Erwachsener)<br />
Liebe, Vertrauen, Toleranz, Teil des Ganzen sein,<br />
(„Ich handle“, „Ich vertraue“)<br />
5. Sendungsbewußtsein (Reifer Erwachsener)<br />
Berufung, Vision, Sich in den Dienst stellen,<br />
der Realität zustimmen („Ich diene“)<br />
6. Ganzheitsbewußtsein (Alter)<br />
Zeuge sein, die Einheit hinter allem sehen,<br />
gleich-gültig sein, in Stille sein („Ich bin“)<br />
7. Allbewußtsein (Tod)<br />
Auflösung, Leerheit, Nichtsein,<br />
vollkommene Erleuchtung („Ich bin nicht“)<br />
stellen ja, Menschen zu heilen, indem es ihnen diese Lebenshaltung<br />
nahe bringt. Besteht nicht eher die Gefahr, daß<br />
es krank macht, wenn sich Menschen völlig hilf- und<br />
machtlos fühlen?<br />
Erstens: Ich heile nicht und bringe niemandem eine Lebenshaltung<br />
bei. Ich unterstütze andere dabei, zu sehen,<br />
was ist. Dabei hilft mir die Aufstellungsmethode. Alles andere<br />
– Heilung, Veränderungen in Beziehungen und im Leben<br />
– ist Folge des Sehens und Erkennens. Wenn einer nicht<br />
richtig hinschaut, wird sich nichts ändern – egal, was ich ihm<br />
beizubringen versuche.<br />
Zweitens: Wir werden krank, wenn wir gegen das, was ist,<br />
ankämpfen. Das raubt Energie, und das macht wirklich<br />
krank. Ich finde zum Beispiel die Idee, gegen den Krebs zu<br />
kämpfen, lächerlich. Ich hatte eine Klientin mit einem großen<br />
Tumor in der Gebärmutter. Die Ärzte rieten dringend zu<br />
einer sofortigen Operation, sie wollte den Tumor aber mit<br />
einer Aufstellung wegbekommen. Ich habe ihr gesagt: „Das<br />
mache ich nicht. Du meinst, du bist stärker als der Krebs und<br />
weißt es besser als die Ärzte. Das wird nicht gut gehen. Ich<br />
arbeite nur unter einer Bedingung mit dir: Du mußt bereit<br />
sein, den Krebs anzuschauen, ohne Kampf, und ihm, wenn<br />
es sein muß, deine Gebärmutter zu opfern, um vielleicht dein<br />
Leben behalten zu dürfen.“ Danach hat sie die ganze Nacht<br />
nicht geschlafen und sich am Ende ergeben. Am nächsten<br />
Tag habe ich eine Aufstellung mit ihr gemacht. Zwei Tage<br />
später war sie beim Arzt, der seinen Augen nicht traute: Der<br />
Tumor war vollkommen verschwunden. Ich glaube nicht, daß<br />
ich das mit der Aufstellung gemacht habe, sondern sehe es<br />
als Ergebnis ihrer Hingabe. ■<br />
Bücher von Wilfried Nelles:<br />
Das Leben hat keinen Rückwärtsgang. Die Evolution des Bewußtseins,<br />
spirituelles Wachstum und das Familienstellen.<br />
Innenwelt Verlag, 295 Seiten, 16,80 €<br />
Männer, Frauen und die Liebe. Über kindliche Ansprüche und<br />
erwachsene Bedürfnisse. Innenwelt Verlag, 208 Seiten, 12,95 €
Wurzeln<br />
Nach einer Legende wurde am<br />
NFluß Meles der griechische Dichter<br />
Homer als uneheliches Kind<br />
geboren und deshalb „Melesigenes“<br />
genannt. Während über seinen Vater<br />
Unklarheit herrscht, sind sich mehrere<br />
Quellen darüber einig, daß die Mutter<br />
Kreitheïs hieß. Linguisten und Philosophen<br />
schätzen die hohe Qualität seiner<br />
Dichtungen, doch trotz vieler reger Hypothesenbildungen<br />
über sein Aussehen<br />
oder seine Lebensdaten ist unter den<br />
Gelehrten bis heute nicht abschließend<br />
geklärt, ob ein historisch verbindlicher<br />
Homer existierte. „Wir können <strong>uns</strong> über<br />
seine Gestalt nicht einigen und festlegen“,<br />
sagt auch Professor Elizabeth<br />
Vandiver vom Whitman College in Walla<br />
Walla (USA). Denn die Darstellungen<br />
über den Philosophen als einem armen<br />
blinden Wandersänger stammen in erster<br />
Linie aus dem „Apollon-Hymnus“,<br />
der sich aber nachweislich als Fälschung<br />
herausstellte. Auch die Lokalisierung<br />
der Stätte des Trojanischen<br />
Krieges, von dem Homer in der „Ilias“<br />
anders als die „kyklischen Epiker“,<br />
nur die letzten Tage im zehnten Belagerungsjahr<br />
erzählt, ist falsch: Ganz<br />
offensichtlich wurde die Öffentlichkeit<br />
seit 140 Jahren bewußt an der Nase<br />
herumgeführt. Regisseure wissenschaftlicher<br />
Dokumentationen und<br />
aus Hollywood trugen schließlich<br />
mit ihren historisch unkorrekten Filmen<br />
ebenfalls einiges dazu bei, daß<br />
die Zuschauer den auf Zelluloid gebannten<br />
Unfug über „Troja“ als Wiege<br />
der westlichen Zivilisation jahrzehntelang<br />
glauben mußten.<br />
Unerschöpflicher<br />
Erfindergeist<br />
Auf der ganzen Weltkugel hatte man<br />
schließlich seit 1873 aus sicher<br />
geglaubter Quelle erfahren,<br />
daß sich das antike<br />
Troja auf dem etwa 20<br />
Meter hohen Siedlungshügel<br />
„Hisarlik“<br />
an den Dardanellen<br />
im Nordwesten der<br />
Türkei befand. „Ich<br />
habe eine neue Welt für die Archäologie<br />
eröffnet“, sagte Heinrich Schliemann<br />
nach seinen erfolgsgekrönten Ausgrabungen.<br />
Dabei stellte der Archäologe<br />
Wolfgang Richter längst kühn fest, daß<br />
„Schliemanns Homergläubigkeit so<br />
blind ist wie der Glaube eines orthodoxen<br />
Christen an jedes, selbst das falsche<br />
überlieferte Wort der Bibel“.<br />
Denn ne-<br />
ben Homers „Ilias“ hatten Schliemann<br />
in Wahrheit ein Essay des schottischen<br />
Zeitungsverlegers Charles Maclaren<br />
über Troja sowie der Sohn eines eng-<br />
lischen Großgrundbesitzers namens<br />
Frank Calvert, dem das Nachbargrundstück<br />
gehörte, auf die<br />
Idee mit „Hisarlik“ gebracht.<br />
Die<br />
Standortbestimmung<br />
hat letztendlich nicht nur<br />
Schliemann<br />
überzeugt,<br />
sondern sogar ganze<br />
Fakultäten, die in den<br />
vergangenen Jahrzehnten<br />
ihre Lehrmeinung<br />
danach ausrichteten. Ein<br />
Vermögen wurde inzwischen<br />
an<br />
d i e -<br />
sem Ort verpulvert, was scheinbar kein<br />
Ende nimmt: Der türkische Kulturmini-<br />
ster Erturul Günay will dieses Jahr mit<br />
einem Spatenstich sogar den Bau des<br />
neuen archäologischen Museums, mit<br />
einem Etat von 50 Millionen Euro, gemeinsam<br />
mit dem Deutschen Archäologischen<br />
Institut (DAI) genehmigen. Auch<br />
der Gouverneur der Provinz Çanakkale,<br />
Ohran Kirli, blickt dem Museumsprojekt<br />
optimistisch entgegen.<br />
Der Troja-Schock<br />
Die erfundene Heimat Homers<br />
Erdogan Ercivan<br />
44 MATRIX 3000 Band <strong>59</strong> / September/Oktober 2010<br />
Homer
Geschockte Wissenschaftler<br />
Offensichtlich wissen die Verantwortlichen<br />
noch immer nicht, daß sie das<br />
ganze Geld bei ihrem Museums-Projekt<br />
aus dem Fenster werfen. Denn<br />
die topographische Lage des legendären<br />
„Ilion“ lag gar nicht bei den<br />
Dardanellen in der Nordwesttürkei,<br />
sondern in Karatepe bei Adana in<br />
der Südosttürkei. Das behauptet<br />
zumindest der österreichische Literaturwissenschaftler<br />
Raoul Schrott<br />
und liefert zu seiner revolutionären<br />
Theorie auch eine Menge neuer Beweise.<br />
Sie sind das Resultat einer<br />
langjährigen<br />
Auseinandersetzung<br />
mit dem gewaltigen Epos „Ilias“ des<br />
Griechen, das er in eine modernere<br />
Fassung adaptierte. Danach war Homer<br />
keine blinde und greise Gestalt<br />
der Ägäis, sondern ein belesener<br />
Mann aus Anatolien, der auch Zugang<br />
zu den Bibliotheken der<br />
Assyrer hatte. So hätte der<br />
Dichter nicht nur<br />
Troja lag gar nicht<br />
bei den Dardanellen,<br />
sondern in Karatepe<br />
bei Adana in der<br />
Südosttürkei.<br />
Zugang zu Verwaltungstexten gehabt,<br />
sondern auch das Gilgamesch-Epos<br />
kennengelernt und die Kriegsberichte<br />
der Assyrer studieren können. Seine<br />
Arbeitsergebnisse untermauert auch<br />
ein Stelen-Fund, auf dessen Inschrif-<br />
ten sich viele Begriffe aus der „Ilias“<br />
wiederfinden. Es sind Protagonisten<br />
des Homer, die über assyrische<br />
oder hethitische Namen verfügen<br />
und sich identifizieren lassen. An-<br />
gesichts der zusammengefügten<br />
Beweiskette ist Schrott von seiner<br />
T h e o r i e<br />
so sehr überzeugt, daß<br />
die Geschichte umgeschrieben<br />
werden<br />
müsse.<br />
Wurzeln<br />
Archäologische Unterstützung<br />
In der Gegend, die der Wissenschaftler<br />
als das wahre Troja favorisiert,<br />
lassen sich eine Armee von vielen tausend<br />
Mann genauso aufmarschieren<br />
wie schneebedeckte Berggipfel finden,<br />
die es in der Hochebene von „Hisarlik“<br />
nicht gibt. Zudem entdeckten türkische<br />
Archäologen 1946 die mächtigen<br />
Außenmauern einer 225 Meter hoch<br />
gelegenen kilikischen Festungsanlage<br />
in Karatepe. Über Jahrzehnte rekonstruierten<br />
sie die archäologische Stätte<br />
und staunten nicht schlecht: Diese<br />
Anlage war nicht nur drei Mal so groß<br />
wie Schliemanns Troja, sondern besaß<br />
auch zwei Tore, die in die Festung Zutritt<br />
gewährten, genau wie es Homer beschreibt.<br />
Schrott kommentiert den Fund<br />
„mit dicken Mauern und einer Krone von<br />
Türmen, wie es <strong>uns</strong> Homer plastisch vor<br />
Augen rückt. An einem Fluß gelegen,<br />
um die Furt dort zu kontrollieren“. Außerdem<br />
befand sich die Festungsanlage<br />
auf einem windumtosten Hügel, wie<br />
es in der „Ilias“ geschrieben<br />
steht, und nicht auf einer nur<br />
20 Meter hohen Ebene, wo<br />
es weder schroffe Berge<br />
gibt noch sich irgendwelche<br />
Speerspitzen oder<br />
Wurfsteine fanden, die auf<br />
einen langjährigen Krieg<br />
schließen lassen. Weitere<br />
Ungereimtheiten in den<br />
Details und Darstellungen<br />
der Topographie um<br />
die Festungsanlage unterstützen<br />
Schrotts These: So<br />
kämpfen die Trojaner an jener<br />
von Raoul Schrott identifizierten<br />
Furt und einem<br />
Fluß gegen Agamemnon, was<br />
im Troja Schliemanns<br />
aber zu keiner<br />
Zeit existierte.<br />
Neue<br />
Beweise<br />
Für das<br />
Trojani-<br />
Heinrich Schliemann<br />
Raoul Schrott<br />
Band <strong>59</strong> / September/Oktober 2010 MATRIX 45<br />
3000
Wurzeln<br />
Stele mit Namen aus der Ilias<br />
sche Pferd hat der Wissenschaftler<br />
ebenfalls eine historische Vorlage gefunden:<br />
„Das Modell für das Trojanische<br />
Pferd waren assyrische Belagerungsmaschinen,<br />
die im 7. Jahrhundert<br />
auch in Kilikien eingesetzt wurden“.<br />
Es ist zudem historisch belegt, daß<br />
sich in dieser Festung Achaier<br />
und Danaer seit 700 v. Chr.<br />
gegen drei Revolten wehren<br />
mußten, die auch Homer erwähnt.<br />
Die letzte Belagerung<br />
von Karatepe durch die Assyrer,<br />
der man neun Jahre lang<br />
erfolgreich trotzte, ereignete<br />
sich historisch belegt um 667<br />
v. Chr. Im zehnten Jahr wurde<br />
die stolze Festung schließlich<br />
durch eine Feuerbr<strong>uns</strong>t<br />
zerstört, und den kilikischen<br />
König ereilte ein ähnlicher<br />
Tod in Schande wie Hector bei<br />
Homer. König Asativatas diente<br />
„als Herrscher über Karatepe<br />
ebenso wie durch sein<br />
Persönlichkeitsprofil“ König<br />
Priamos und Prinz Hector als<br />
historische Vorlage. Mit dem<br />
hethitischen „Ucha-Lu“ identifiziert<br />
Schrott Hectors Gegner<br />
„Achilleus“. Weiter erkennt<br />
der Literaturwissenschaftler<br />
„Paris“ in „Ambaris“, der<br />
Herrscher von Tabal war, und<br />
„Helena“ in dessen assyrischer<br />
Ehefrau. „Sie alle geben<br />
einem bereits existierenden<br />
erzählerischen Repertoire an<br />
Figuren ein neues Profil, indem<br />
in fiktiven Gestalten reale<br />
Züge sichtbar werden“, führt<br />
Schrott aus.<br />
So könnte das<br />
Trojanische<br />
Pferd ausgesehen<br />
haben<br />
(Skizze des<br />
Autors)<br />
Erster Widerstand<br />
Ernst Pernicka von der Universität<br />
Tübingen, der 2008 das „Erbe Schliemanns“<br />
angetreten hat, entgegnet<br />
dem Literaturwissenschaftler: „Die Art<br />
und Weise, wie Schrott vorgeht, ist im<br />
Grunde unwissenschaftlich“. Der Tü-<br />
binger Professor vertritt die Ansicht,<br />
daß Schrott „nur nach Bestätigung für<br />
seine Ideen“ suchen würde und „Gegenindizien<br />
einfach wegläßt“. So<br />
einfach macht sich das Raoul<br />
Schrott dann doch nicht und<br />
geht auf den Tübinger Pro-<br />
fessor ein: „Pernicka ist<br />
Metallurg; ich bin Literaturwissenschaftler;<br />
die ‚Ilias‘<br />
ist ein Buch und keine Metallplatte,<br />
könnte man sagen,<br />
aber es geht um wesentlich<br />
Anderes: der Antike kommt<br />
man nicht mit nationalistischen<br />
Einzelwissenschaften (Gräzistik,<br />
Althistorik, Archäologie, Hethitologie,<br />
Assyrologie etc.) nahe, sondern<br />
nur mit einem komparatistischen<br />
Überbau dieser Einzelfächer. Den<br />
habe ich versucht vorzulegen“.<br />
<strong>Was</strong><br />
ist, wenn der Literaturwissenschaftler<br />
tatsächlich recht behält? Wird die<br />
Lehrmeinung seinem Vorschlag wirk-<br />
lich folgen?<br />
<strong>Was</strong> ignoriert wird<br />
Auch wenn Schrotts Beweiskette einen<br />
revolutionären Charakter besitzt,<br />
darf die Lehrmeinung immer noch<br />
daran unberechtigterweise zweifeln.<br />
Während beim<br />
„Troja-Symposium“<br />
im Jahre<br />
2002 bei Schliemanns<br />
Troja in<br />
„Hisarlik“ unter<br />
den Gelehrten<br />
noch von einem<br />
1000-Einwohner-<br />
Städtchen ausgegangen<br />
wurde,<br />
das nach Ansicht<br />
von Professor<br />
Frank Kolb „im<br />
spätbronzezeitlichen<br />
Handel<br />
kaum eine ins<br />
Gewicht fallende<br />
Rolle spielte“,<br />
wie es Homer<br />
berichtet, machte<br />
Pernicka daraus<br />
schnell mal<br />
eine bis zu 300<br />
Quadratkilometer<br />
umfassende<br />
Handelsmetropole.<br />
Auch als<br />
nach langer Renovierung<br />
im<br />
Oktober 2009 das<br />
Neue Museum<br />
in Berlin seine<br />
Pforten öffnete,<br />
legte die Mu-<br />
46<br />
MATRIX 3000 Band <strong>59</strong> / September/Oktober 2010
Wurzeln<br />
„Es gibt nichts in der<br />
Beschreibung der ‚Ilias‘,<br />
das sich nicht in<br />
Karatepe wiederfindet.“<br />
Raoul Schrott<br />
Maske des Agamemnon<br />
Stadtmauern der Festung von Karatepe<br />
seumsleitung den Besuchern ganz<br />
besondere Exponate aus Troja ans<br />
Herz. Acht silberne Gefäße, die Teil<br />
eines Schatzes waren, den Schliemann<br />
angeblich aus Kleinasien über<br />
Athen und London nach Berlin holte.<br />
Es waren Stücke aus dem „Schatz<br />
des Priamos“, die aber ganz offensichtlich<br />
nicht aus der Hochebene<br />
der Dardanellen stammen, sondern<br />
bei einem Athener Juwelier gefertigt<br />
wurden. Den Fälschern sind nämlich<br />
nicht nur Fehler in den Mischverhältnissen<br />
der Edelmetalle widerfahren,<br />
sondern Schliemanns engster Vertrauter<br />
Frank Calvert gab den Betrug<br />
in einem Interview mit „The Levant<br />
Herald“ bereits am 4. Februar<br />
1873 zu. Unter anderem warf er dem<br />
Deutschen Eigensinnigkeit bei seinen<br />
Ausgrabungen vor und unterstellte<br />
ihm, mehrfachen Betrug begangen<br />
zu haben. Schliemann habe zwar eine<br />
Reihe von Schmuckteilen, die zum Teil<br />
mit Ornamenten versehen waren, auf<br />
dem Ausgrabungshügel von „Hisarlik“<br />
gefunden, aber die Becher, Krüge und<br />
Schalen aus purem Gold und Silber<br />
habe er „bei einem Goldschmied in<br />
Athen in Auftrag gegeben“.<br />
Widersprüche häufen sich<br />
Aber auch die Zeitschrift des angesehenen<br />
„Archaeological Institute of<br />
America“, das bereits 1879 gegründet<br />
wurde, listete in einem längeren<br />
Artikel die Betrügereien von Heinrich<br />
Schliemann auf, die er in seinem „erfundenen<br />
Troja“ und später in Mykene<br />
zusammenfabuliert hat: Der amerikanische<br />
Professor für klassische Philologie<br />
William M. Calder III. schrieb:<br />
„Ich habe bei meinen Forschungen gelernt,<br />
alles zu bezweifeln, was Schliemann<br />
über sich sagte, es sei denn,<br />
daß es eine unabhängige Bestätigung<br />
»Das ungewöhnliche<br />
Leben einer couragierten<br />
Frau, Medium und Heilerin«<br />
„Ich habe schon viele Lebensgeschichten<br />
gehört, aber noch<br />
nie eine wie die von Christine<br />
Strübin. Ich war gefesselt und<br />
verblüfft zugleich!“<br />
Zitat eines Journalisten<br />
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Wurzeln<br />
dieser Aussage gab.“ Der Altphilologe<br />
hat nicht nur herausgefunden, daß die<br />
gesamte Autobiographie von Heinrich<br />
Schliemann auf einem Lügengebäude<br />
errichtet wurde, sondern bezweifelte<br />
auch einige seiner Funde: Neben einer<br />
Büste der Kleopatra, die Schliemann<br />
angeblich in Alexandria ausgrub, will<br />
der Professor auch handfeste Indizien<br />
entdeckt haben, die eine Fälschung<br />
der berühmten „Maske des Agamemnon“<br />
bestätigen. Inzwischen ist sich die<br />
Mehrzahl der Forscher einig, daß der<br />
Mecklenburger Amateurarchäologe<br />
„ein brillanter Heuchler“ war.<br />
Belegte Selbstüberschätzung<br />
Heinrich Schliemann war vor seinem<br />
Troja-Abenteuer nicht nur unglaublich<br />
reich, sondern wurde auch massiv von<br />
Langeweile geplagt. Doch schon seine<br />
Geschichte, wonach er angeblich im<br />
Alter von 19 Jahren mit nur 29 Talern<br />
sein Zuhause in Richtung Hamburg<br />
verließ, um mit dem Schiff „Dorothea“<br />
nach Südamerika zu gelangen, hat sich<br />
Schliemann aus einem Zeitungsbericht<br />
vom 28. November 1841 zurechtgeklaut.<br />
Deshalb sollte es niemanden verwundern,<br />
daß die berühmte Aufnahme seiner<br />
griechischen Frau Sophia Engastromenos<br />
mit dem Troja-Diadem schon<br />
Monate vor dem 14. Juni 1873 abgelichtet<br />
wurde. Er hat die Öffentlichkeit stets<br />
nur geschickt geblendet und Homers<br />
Heimat ganz offensichtlich ebenfalls erfunden.<br />
Neue Geschichtsschreibung<br />
Ob es der Wissenschaft nun gefällt oder<br />
nicht: Nach dem, was Raoul Schrott<br />
zusammengetragen hat, muß die Geschichte<br />
umgeschrieben werden. „Es<br />
gibt nichts in der Beschreibung der ‚Ilias‘,<br />
das sich nicht in Karatepe wiederfindet.“,<br />
führt Schrott aus, „Dagegen gibt<br />
es kaum etwas, das vom Schliemannschen<br />
Troja mit<br />
Homers Ilias<br />
übereinstimmt.“<br />
Als weiteres Beispiel<br />
vergleicht<br />
Schrott die deutschen<br />
Heldensagen,<br />
die ihren<br />
Stoff aus englischen<br />
Geschichten<br />
beziehen,<br />
die wiederum<br />
von den Römern<br />
stammen. Bei<br />
der „Ilias“ ist es<br />
ähnlich, weil sie<br />
sich am Anfang<br />
auf „zypriotische<br />
G e s c h i c h t e n “<br />
berufen, die wiederum<br />
verstreut<br />
aus dem Vorderen<br />
Orient stammen.<br />
Diese Stoffe<br />
wandern und<br />
verformen sich.<br />
Raoul Schrott<br />
meint: „Wie auch<br />
immer man Troja<br />
datiert: zu<br />
glauben, ein Stoff könne sich über 1000<br />
Jahre in einer Erzählung erhalten, ist<br />
eine romantische Vorstellung und genauso<br />
naiv“.<br />
In seiner im Herbst 2010 erscheinenden<br />
TB-<strong>Ausgabe</strong> von „Homers Heimat“,<br />
hat Schrott noch eine ganze Menge<br />
Material zusammengetragen, die seine<br />
Thesen unterstützen sollen: Auf über 70<br />
zusätzlichen Seiten präsentiert er neben<br />
Platon-Zitaten auch mehrere römische<br />
Geographen, die den kilikischen Horizont<br />
der „Ilias“ bestätigen sollen. Auf die<br />
Reaktionen der „geschockten“ Lehrmeinungs-Macher,<br />
die nun weltweit ganze<br />
Bände neu drucken lassen müssen, darf<br />
man schon jetzt gespannt sein. ■<br />
König Asativatas diente Priamos<br />
als Vorlage<br />
Erdogan Ercivan, Altertumsforscher und<br />
Journalist mit Schwerpunkt<br />
Ägyptologie, ist<br />
in Istanbul geboren<br />
und studierte in Berlin.<br />
Vorrangig beschäftigt er<br />
sich neben Klassischer<br />
Archäologie mit grenzwissenschaftlichen<br />
Themen und Prä-<br />
Astronautik. 1998 veranstaltete er den Ersten<br />
Weltkongresses über verbotene Archäologie.<br />
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es sich vorteilhaft aus, daß er den<br />
Luftfahrtpionier Ernst Udet schon in<br />
jungen Jahren kennengelernt hatte,<br />
der die kreativen Fähigkeiten Epps<br />
erkannte und ihn förderte. Allerdings<br />
erkannten die Verantwortlichen im<br />
Luftfahrtministerium erst sehr spät die<br />
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Warum verschweigen <strong>uns</strong> die Ägyptologen, dass<br />
Ägypten von einer katastrophischenSuperfl ut<br />
überrollt wurde? Und zwar nicht etwa vor 10.000<br />
Jahren, wie es einige dem Sphinx andichten,<br />
sondern in jüngerer Zeit. Die Gizeh-Pyramiden<br />
sollen lt. Ägyptologie vor rund 4500 Jahren<br />
gebaut worden sein. Die große Superfl ut-Katastrophe<br />
kam jedoch danach, und zwar vor rund<br />
1300 Jahren, als die Pyramiden und Tempelanlagen<br />
schon standen! Die Flut-Auswirkungen sind<br />
so offensichtlich, dass man sich wundern muss,<br />
dass darüber bisher geschwiegen wird! Das alles<br />
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Kultur<br />
Von<br />
A BA<br />
B<br />
Roland Rottenfußer<br />
bis Oper<br />
Bei der Hochzeit von Prinzessin Victoria<br />
von Schweden und Daniel Westling wurde<br />
Benny Anderssons Chorwerk<br />
"Vilar glad i din famn" uraufgeführt.<br />
Das erfolgreiche Filmmusical<br />
„Mamma Mia“ betonte die heitere,<br />
unkomplizierte Seite von<br />
ABBA, der Kultgruppe der 70er.<br />
Nun ist ein weiteres Musical der<br />
ABBA-Männer Benny Andersson<br />
und Björn Ulvaeus erstmals in<br />
englischer Sprache erschienen:<br />
„Kristina“ ist die berührende<br />
Geschichte schwedischer Auswanderer,<br />
die in den USA ein<br />
neues Leben aufbauten. „Mamma<br />
Mia“-Fans werden sich umstellen<br />
müssen. „Kristina“ ist ein Meisterwerk,<br />
das einer Oper näher<br />
steht als „Dancing Queen“.<br />
Prinzessin Victoria und ihr Daniel<br />
standen ergriffen und etwas steif<br />
da. Auf den Rängen der versammelte<br />
Hochadel Europas. Es erklang ein<br />
subtiles Chorwerk, das altmeisterliche<br />
Kompositionsk<strong>uns</strong>t verriet. „Vilar glad<br />
i din famn“ hieß das Werk, zu deutsch:<br />
„Selig in deinen<br />
Armen liegen.“ Im<br />
Stil eine Mischung<br />
aus Mozarts „Ave Verum“ und versen Nationalhymnen. Es überrascht<br />
di-<br />
nicht, daß die Königshochzeit des Jahrzehnts<br />
am 19. Juni in der Stockholmer<br />
Storkyrkan-Kathedrale mit Pathos und<br />
klassischer Musik begangen wurde.<br />
Überraschend ist vielmehr der Name<br />
des Komponisten: Benny Andersson.<br />
Benny Andersson – ist das nicht …!<br />
Genau, der mit dem Bart von ABBA,<br />
einer der erfolgreichsten Popstars der<br />
70er und in den 2000er-Jahren vor allem<br />
mit „Mamma Mia“ in aller Munde.<br />
Vor fast vierzig Jahren klangen Anderssons<br />
Kompositionen noch ganz anders:<br />
„Honey Honey, hold me Baby, aha, Honey<br />
Honey“ – gut gemachter Bubblegum-Pop,<br />
aber nicht mehr. <strong>Was</strong> für eine<br />
Entwicklung!<br />
ABBA, das waren fröhliche, etwas<br />
brav wirkende junge Leute, zwei verliebte<br />
Paare, die zusammen Musik machten<br />
– ein gefundenes Fressen für „Bravo“<br />
und Boulevard-Presse. Sie wurden ge-<br />
liebt, vergöttert, aber auch viel<br />
bespöttelt. ABBA galten als seicht und<br />
beklagenswert unpolitisch. Damals,<br />
Mitte der 70er-Jahre, waren noch die<br />
Nachwirkungen der 68er-Bewegung<br />
zu spüren. Unter „Popstars“ stellte<br />
man sich wilde Jungs vor, die Drogen<br />
nahmen, die Gesellschaft provozierten<br />
und Hotelzimmer demolierten. Von den<br />
Beatles heißt es, sie hätten auf der Toilette<br />
der Queen gekifft, bevor sie von ihr<br />
den höchsten britischen Verdienstorden<br />
überreicht bekamen. Undenkbar für<br />
ABBA: Man war und ist stolz, vom „Establishment“,<br />
vom Königshaus anerkannt<br />
zu werden.<br />
Das unterschätzte Hitwunder<br />
ABBA zu unterschätzen oder gar zu verachten,<br />
beruht trotzdem eher auf Unkenntnis.<br />
Sicher, der Film „Mamma Mia“<br />
hat dazu beigetragen, das Image musikalischer<br />
Leichtgewichte zu verstärken.<br />
Die Produzenten des Musicals wählten<br />
nur die eingängigsten und kommerzi-<br />
50<br />
MATRIX 3000 Band <strong>59</strong> / September/Oktober 2010
Kultur<br />
ell erfolgreichsten<br />
Titel der Gruppe aus, verpackten<br />
das Ganze in eine Happy Good Luck-Geschichte<br />
und bagatellisierten manche<br />
Lieder noch durch unfreiwillige Komik:<br />
„SOS“ wurde etwa vom gesanglich unbedarften<br />
Ex-James Bond Pierce Brosnan<br />
intoniert. <strong>Was</strong> weitgehend entfiel,<br />
war die „nordische Melancholie“, die<br />
auf alten ABBA-Aufnahmen spürbar<br />
ist. Und jeder Ansatz von gedanklicher<br />
Tiefe, sieht man einmal von dem berührenden<br />
„The Winner takes it all“ ab, das<br />
Meryl Streep sang.<br />
Es gab jedoch auch die „anderen<br />
ABBA“, nachdenklich, verletzlich,<br />
schwermütig und nah am All-<br />
tagsleben realer Menschen. Man<br />
denke nur an das deprimierende<br />
Pop-Chanson „The Day before you<br />
came“, die kompliziert aufgebaute<br />
Artpop-Ballade „The Name of the<br />
Game“ oder das verrätselt-esoterische<br />
„Eagle“. Es gibt von ABBA kaum<br />
weltanschauliche „Botschaften“, die<br />
wenigen, die es gibt, zeugen aber von<br />
einem humanen, lebensfreundlichen<br />
und freiheitlichen Geist. lich dafür war überwiegend Textdichter<br />
Verantwort-<br />
Björn Ulvaeus. Er vermittelte in „Move<br />
on“ tiefenökologische Gedanken, warnte<br />
in „The Piper“ vor einem neuen Faschismus<br />
und entwarf in „Cassandra“<br />
gar ein Weltuntergangsszenario von<br />
beängstigender Aktualität.<br />
„Kristina“ – das Magnum Opus<br />
Man darf nicht unterschätzen, welche<br />
K<strong>uns</strong>t auch in der Komposition einfacher<br />
und fröhlicher Lieder wie „Dancing<br />
Queen“ oder „Super Trouper“ steckt.<br />
Dennoch gab es schon immer auch die<br />
dunkle Seite von ABBA. Sie kam ganz<br />
zur Entfaltung in Bennys und Björns<br />
Musical „Kristina“, das am 23. September<br />
2009 in der Carnegie Hall (New York)<br />
seine Uraufführung in englischer Sprache<br />
erlebte. Seit Mai ist das Werk nun<br />
auch auf CD erhältlich. Lange blieb das<br />
Musical, vollständig „Kristina fran Duvamala“<br />
genannt, ein Geheimtipp, über<br />
den Insider mit Ehrfurcht sprachen, den<br />
aber das große Publikum trotz ABBA-<br />
Renaissance nicht wahrnahm. Wen interessiert<br />
schon ein dreistündiges Bühnendrama<br />
in schwedischer Sprache?<br />
Ich hoffe, es wird künftig viele interessieren,<br />
denn „Kristina“ ist eine Perle,<br />
ein Meisterwerk.<br />
„Kristina“ gibt es in der Originalfassung<br />
schon seit 1995. Das Stück errang<br />
seither den Status eines schwedischen<br />
Nationalepos. Als Vorlage diente der<br />
Romanzyklus „Die Auswanderer“ von<br />
Vilhelm Moberg (1898-1973), der als<br />
einer der Klassiker der schwedischen<br />
Literatur gilt. Wie macht man aus 2000<br />
Romanseiten ein Bühnenwerk für ein<br />
paar Stunden? Eine fast unlösbare Aufgabe,<br />
nur noch vergleichbar mit dem<br />
Musicalprojekt „Les Misérables“ nach<br />
Band <strong>59</strong> / September/Oktober 2010 MATRIX 3000 51
Kultur<br />
Helen Sjöholm<br />
Victor Hugo. Benny<br />
Andersson und Björn Ulvaeus hatten<br />
seit ihrem mäßig gelungenen Erstling<br />
„Chess“ lange Zeit nach einem passenden<br />
Stoff für ein zweites Musical<br />
gesucht. „Chess“ aus dem Jahr 1984<br />
zeigte kompositorisches Können, hatte<br />
aber einen Mangel, der gerade bei Ex-<br />
ABBA-Mitgliedern verwundert: Es fehlten<br />
eingängige Melodien. So lavierte das<br />
Opus unentschlossen zwischen klassischen<br />
Elementen und dem Anspruch,<br />
als „Rockoper“ moderne musikalische<br />
Einflüsse wie den Rap aufzugreifen.<br />
Liebe, Geburt und Tod<br />
Bei „Kristina“ gingen die Schöpfer von<br />
Anfang an anders vor. Sie zogen keinen<br />
externen Librettisten hinzu und verließen<br />
sich ganz auf ihre bewährte künstlerische<br />
Männerfreundschaft. Allerdings<br />
erschien diesmal eine klare Trennung<br />
der Aufgabenbereiche ratsam. Björn<br />
(der auch komponieren kann) schrieb<br />
ausschließlich das Textbuch, Benny<br />
(der früher auch Texte schrieb) ließ<br />
„Kristina“ nur aus seiner persönlichen<br />
musikalischen Imagination fließen. Die<br />
Künstler, früher an die schnellebigen<br />
Rhythmen des Pop-Business gewöhnt,<br />
gingen in die Tiefe. Und sie ließen sich<br />
Zeit. Das Ergebnis ist fulminant und läßt<br />
sich nur mit den besten und anspruchsvollsten<br />
unter den Bühnenmusicals<br />
vergleichen, etwa mit Bernsteins „West<br />
Side Story“.<br />
„Kristina“ ist die Geschichte einer<br />
Gruppe schwedischer Auswanderer.<br />
Daheim von sozialem Elend und Mißernten<br />
heimgesucht, entschließen sie sich,<br />
in der „Neuen Welt“ ihr Glück zu suchen.<br />
Drüben, nach einer langen<br />
Fahrt über den großen Teich, fangen<br />
ihre Schwierigkeiten jedoch erst an. Kristina<br />
und Karl-Oskar, die Hauptfiguren,<br />
lieben einander von Herzen. In einer Zeit<br />
ohne Verhütungsmittel stellt sich aber<br />
immer wieder die Frage: Können wir<br />
ein weiteres Kind noch ernähren? Und<br />
wenn nicht, wie gehen wir mit <strong>uns</strong>eren<br />
sexuellen Gefühlen um? Tragische Ereignisse<br />
überschatten den Neuanfang<br />
in Amerika: Ein Kind stirbt, Kristina<br />
erkrankt schwer. Schließlich stellt ein<br />
Arzt die Diagnose: Die nächste Geburt<br />
würde die viel geprüfte Frau umbringen.<br />
Karl-Oskar muß sie in Ruhe lassen.<br />
Schließlich aber verführt ihn Kristina in<br />
einem frühlingshaften Moment der Unbedachtheit<br />
– und stirbt in einer tragischen<br />
Schlußsequenz.<br />
Eine berührende Geschichte, die<br />
dem Mut, dem Leiden und dem harten<br />
Leben <strong>uns</strong>erer Vorfahren ein Denkmal<br />
setzt. Denn der hier geschilderte Konflikt,<br />
der bäuerliche Überlebenskampf<br />
und die schicksalhafte Nähe von Liebe,<br />
Geburt und Tod, steckt bei <strong>uns</strong> allen<br />
gleichsam in den „Genen“. Es ist die Urtragik<br />
der menschlichen Existenz, hier<br />
noch verstärkt durch das Leid, das darin<br />
besteht, seine Heimat zu verlieren.<br />
Volkslied, Oper,<br />
Oratorium<br />
Wer „Mamma Mia“ im Ohr hat oder<br />
an andere seichtere Produktionen wie<br />
„Starlight Express“ denkt, wird sich<br />
hier umstellen müssen. „Kristina“ ist<br />
kein Hit-Potpourri. Das Werk steht einer<br />
Oper näher als einem ABBA-Album.<br />
Geblieben ist nur Benny Anderssons<br />
Begabung für melodiöse Einfälle, die<br />
sich durch Wärme und Brillanz gleichermaßen<br />
auszeichnen. Bennys Liebe<br />
zur schwedischen Volksmusik blitzt<br />
gelegentlich auf und verleiht dem Werk<br />
eine eigene Farbe, vergleichbar den<br />
Komponisten der volkstümlich beeinflußten<br />
Romantik im 19. Jahrhundert:<br />
Grieg, Dvorak oder Tschaikowsky.<br />
„Home“ ist ein volksliedhafter Walzer<br />
voller Sehnsucht und herzlicher<br />
Einfachheit. „Gold can turn to sand“<br />
erinnert an amerikanische Traditionals<br />
irischer Prägung. „We open up<br />
the Gateways“ ist ein mitreißendes<br />
Ensemblestück mit verteilten Rollen<br />
und großem Chor.<br />
Björn Ulvaeus, der sich dem Vernehmen<br />
nach zum Atheismus<br />
bekennt und dem Humanistenverband<br />
in Schweden angehört, läuft<br />
gerade dort zu Höchstform auf, wo er<br />
den Songtext als Gebet gestaltet. „In<br />
the Dead of Darkness“ ist ein flehender<br />
Bittgesang Karl-Oskars um Kristinas<br />
Leben, von Benny in Töne gekleidet,<br />
die an eine Barock-Oper erinnern. „You<br />
have to be there“ spiegelt Kristinas Ringen<br />
mit Gott, ihre Liebe zu ihm und ihr<br />
Hadern mit den Schicksalsschlägen,<br />
die er ihr immer wieder zumutet. Es<br />
ist eine große Arie, die noch Anklänge<br />
an die ABBA-Melodik erkennen läßt,<br />
diese jedoch ins Monumentale steigert.<br />
Schließlich scheidet Kristina zu<br />
„Lohengrin“-artigen hohen Streichertönen<br />
aus dem Leben: „I’ll be waiting<br />
there“.<br />
<strong>Was</strong> machen eigentlich …?<br />
Auf der CD-Aufnahme, die jetzt vorliegt,<br />
singt die großartige Helen<br />
Sjöholm die Titelrolle, die sie auch<br />
bei schwedischen Aufführungen innehatte.<br />
Helen Sjöholm ist vielen<br />
vielleicht noch als Schauspielerin<br />
aus Kay Pollaks schönem Film „Wie<br />
im Himmel“ bekannt. Sie spielte<br />
Gabriella, die Frau, die von ihrem<br />
Ehemann geschlagen wurde. Heute<br />
tritt sie auch mit dem „Benny<br />
Andersson Orkester“ auf, Bennys<br />
Volksmusikgruppe. Zuletzt sang sie<br />
„The Story of my Heart“, einen Song,<br />
in dem Benny Andersson offen mit<br />
seiner Popvergangenheit kokettierte<br />
– gleichsam ein „neuer ABBA-Song“,<br />
30 Jahre danach. Helen muß sozusagen<br />
Agnetha und Frida gleichzeitig<br />
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Szenenbild aus "Kristina" mit Helen Sjöholm (rechts)<br />
und Russell Watson (links)<br />
Kultur<br />
ersetzen, ihre Stimme<br />
erinnert abwechselnd immer ein<br />
bißchen an die eine oder andere. Eine<br />
schwere Bürde, die die Sängerin souverän<br />
trägt. Auch die anderen Sänger<br />
in „Kristina“ wie Russell Watson als<br />
Karl-Oskar sind erstklassig.<br />
Apropos: <strong>Was</strong> machen eigentlich<br />
Agnetha und Frida, die seinerzeit bei<br />
vielen männlichen Fans ein nicht nur<br />
musiktheoretisches Interesse weckten?<br />
Frida tritt manchmal noch gern in der<br />
Öffentlichkeit auf, läßt sich interviewen<br />
und sieht dabei gut aus. Sie gründete<br />
die Stiftung „Künstler für die Umwelt“.<br />
Musikalisch hat man allerdings von ihr<br />
nichts mehr gehört. Agnetha kam 2004<br />
überraschend mit einer neuen CD „My<br />
Coloring Book“ heraus. Sie bewies, daß<br />
ihre Stimme nichts von ihrem Glanz verloren<br />
hat. Obwohl sie Texte und Musik<br />
nicht selbst geschrieben hat, zeigt sich<br />
Agnetha hier sehr persönlich, als verletzliche<br />
Frau, die nach vielen Enttäuschungen<br />
nicht mehr an die große Liebe<br />
glaubt. Sie lebt heute sehr zurückgezogen<br />
in Schweden.<br />
„ABBA“ für Silvia<br />
und Victoria<br />
Björn, der Textdichter von „Kristina“ und<br />
lange ABBAs „Talkshow-Beauftragter“,<br />
bekannte unlängst offen, daß er unter<br />
Gedächtnisverlust leidet. Er könne sich<br />
nicht mehr an seinen Grand-Prix-Sieg<br />
mit „Waterloo“ erinnern. Nachdem<br />
Björn nicht mehr so gern auftritt, übernahm<br />
Benny mehr Verantwortung für<br />
das Erbe der Gruppe. Er arrangierte<br />
ABBA-Lieder für<br />
„Mamma Mia“ neu, spielte sie mit den<br />
alten Musikern ein und scheint seither<br />
wieder mehr Lust auf Pop zu verspüren.<br />
Sein Benny Andersson Orkester führt er<br />
in jüngster Zeit wieder näher an ABBA<br />
heran, bringt sogar die Klassiker „Ring<br />
Ring“, „I do I do I do“ und<br />
„Hasta Manana“ zu Gehör.<br />
Das Juwel des<br />
ABBA-Kosmos<br />
bleibt aber das<br />
Musical „Kristina“, das<br />
gerade anspruchsvollere<br />
Musikfreunde (und solche,<br />
die bei „Honey Honey“<br />
genervt abwinken)<br />
überzeugen dürfte. Die<br />
Teilnahme Benny Anderssons<br />
an Prinzessin<br />
Victorias Hochzeit war<br />
für viele Fans übrigens<br />
ein Déjà-vu-Erlebnis.<br />
Auf den Tag genau 34<br />
Jahre zuvor waren ABBA<br />
zur Hochzeit von Victorias<br />
Eltern aufgetreten:<br />
König Carl Gustaf und<br />
Königin Silvia, damals<br />
die deutsche Olympia-<br />
Hostess Silvia Sommerlath.<br />
Der Titel, den die<br />
Gruppe damals zum Besten<br />
gab, hieß „Dancing<br />
Queen“, heute bekannt<br />
als der erfolgreichste<br />
ABBA-Hit von allen. Pop, Chorwerke,<br />
eine (Fast-)Oper und zwischendurch<br />
unkomplizierte Volksmusik? <strong>Was</strong> wird<br />
diesem Benny Andersson wohl als<br />
nächstes einfallen? ■<br />
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Kristina at Carnegie Hall. Label: Decca<br />
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Carl M. Palm: ABBA – Licht und Schatten,<br />
Bosworth Musikverlag, 638 Seiten, € 19,95<br />
Zum Reinhören:<br />
„Vilar glad i di famn” –<br />
Hochzeitschor für Prinzessin Victoria<br />
www.youtube.com/watch?v=ba2uxotb_GM<br />
„You have to be there“ aus „Kristina“, ge-<br />
sungen von Helen Sjöholm<br />
www.youtube.com/watch?v=34vWDb5Fvb4<br />
Benny Andersson Band: „The Story of a Heart”<br />
www.youtube.com/a?v=7bgCLlNh0yY<br />
Agnetha Fältskog:<br />
Sometimes when I’m dreaming<br />
www.youtube.com/watch?v=k_abNQd8uJo<br />
Björn, Benny, Agnetha und Frida -<br />
die Vier von ABBA heute.<br />
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Zeiten-(W)Ende?<br />
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21.12.2012, dem<br />
Tag, an dem der Mayakalender<br />
endet? Mit<br />
der astrologischen Huber-<br />
Methode kann man neben<br />
dem Radixhoroskop auch die<br />
Potentiale im Häuserhoroskop<br />
und damit eine Entwicklungslogik<br />
erkennen, die sich durch die minimale<br />
Veränderung der beiden Horoskope zueinander<br />
zum exakt gleichen Zeitpunkt<br />
ergibt. Der Zeitpunkt<br />
der Sonnenwende am<br />
21.12.2012 um 12:12 h<br />
MEZ läutet einen kurzen<br />
Zeitraum von nur 19<br />
Minuten ein, in dem die<br />
größtmöglichen Potentiale<br />
und Entwicklungsimpulse<br />
einströmen.<br />
Dieser Zeitraum liegt<br />
zwischen 12:12 und<br />
12:31 Uhr MEZ.<br />
Dabei fällt die Position<br />
mit dem sogenannten<br />
Galaktischen<br />
Zentrum<br />
(GZ) zusammen.<br />
Dieses steht<br />
gleichsam als<br />
schwarzes Loch<br />
im Mittelpunkt <strong>uns</strong>erer Galaxie.<br />
Um 12:24 h steigt am Aszendenten<br />
(AC) das Zeichen des<br />
den Tierkreis anführenden<br />
Widders auf. Exakt<br />
dann wird auch<br />
die seltene Beziehungskonstellation<br />
zwischen Sonne<br />
und GZ auf den<br />
astrologischen<br />
Zenitpunkt MC<br />
(Medium Coeli),<br />
die sogenannte<br />
Himmelsmitte,<br />
treffen. Die Himmelsmitte,<br />
der MC,<br />
steht astrologisch<br />
für Zielausrichtung<br />
und öffentliches Gesehenwerden.<br />
Astronomisch<br />
entsteht in diesem Zeitfenster<br />
eine galaktische Ausrichtung zwischen<br />
dem GZ, der Sonne und Erde,<br />
die einen freien Blick in dieses innerste<br />
Himmelszentrum gewährt, was nur alle<br />
25 920 Jahre stattfindet.<br />
Die Sonne als das Bewußtseinsbzw.<br />
Egosymbol und das GZ stehen<br />
am 21.12. zudem am Übergang vom<br />
Zeichen Schütze in den Steinbock.<br />
Steinbockaspekte dirigieren <strong>uns</strong> hin<br />
zu Klarheit und Selbstverantwortung.<br />
Könnte es also sein, daß wir mit genau<br />
dieser Konstellation, wie man sie trefflicher<br />
nicht choreographieren könnte,<br />
eine der wertvollsten Chancen aller Zeiten<br />
erhalten, so daß wir aus der Identifikation<br />
mit dem Ego, dessen Verstrikkungen,<br />
Spielen und Trennungs-Illusion<br />
wie aus einem Tranceschlaf aufwachen?<br />
Mit Hilfe dieses kosmischen Wegweisers<br />
wäre es denkbar, die persönliche Begrenztheit<br />
durch Bewußtwerdung und<br />
Übernahme von Eigenverantwortung zu<br />
überwinden.<br />
12h24 im Jahr 2012<br />
Hier nun detailliertere Ausführungen<br />
für die folgenden Konstellationen:<br />
12:12 h Sonnenwende<br />
12.24 h Öffnen des kosmischen<br />
Dimensionstores (Sonne mit GZ am MC)<br />
12:31 h Uranus im Widder am AC<br />
(im Radixbild)<br />
Die letztere Zeitspanne von sieben<br />
Minuten entspricht einer Art energetischem<br />
Stempel, der den<br />
weiteren Verlauf der menschlichen Entwicklung<br />
prägen kann.<br />
Zu diesem Zeitpunkt bilden Sonne/<br />
GZ mit Neptun sowie Mars mit aufsteigendem<br />
Mondknoten jeweils einen eigenständigen,<br />
vom Rest separierten<br />
Sextilaspekt. Neptun, der auch für Verwässerung<br />
stehen kann, scheint zunächst<br />
noch <strong>uns</strong>er Bewußtsein, das von<br />
der Sonne repräsentiert wird, zu trüben.<br />
Das könnte den Eindruck erwecken, daß<br />
sich auf der realen Ebene nicht allzuviel<br />
tut. Energetisch und potentiell dagegen<br />
ist jede Menge los!<br />
Um 12:31 h werden auch die Impulse<br />
des Uranus direkt am Einstiegspunkt,<br />
dem Aszendenten (AC), wirksam. Uranus<br />
am AC ermöglicht es, daß die kosmischen<br />
Energien überhaupt auf die Erde<br />
einströmen können. Die GZ-Sonne-Erde-Ausrichtung<br />
ist ein astronomisches<br />
Phänomen, Uranus am AC hingegen ein<br />
astrologisch-energetischer Toröffner<br />
für die Erde und die Menschheit.<br />
Die Weibliche Befreiung -<br />
das Erwachen der Göttin<br />
Uranus steht außerdem in einer harmonischen<br />
Verbindung zur Venus, dem<br />
weiblichen Prinzip. Sie darf ihre Stärke<br />
und priesterlich-weibliche Fähigkeit<br />
im Schützen entwickeln und sich ihrer<br />
Göttinnen-Natur wieder bewußt werden.<br />
Allerdings muß sie zuvor noch einige<br />
Wunden heilen. Die Venus steht näm-<br />
Band <strong>59</strong> / September/Oktober 2010 MATRIX 3000 55
Spiritualität<br />
12h30 im Jahr 2012<br />
12h31 im Jahr 2012<br />
lich u.a. mit sogenannten Schmerzpunkten<br />
in Beziehung - zum einen im<br />
Quadrat zum verletzten Heiler Chiron<br />
und zum anderen zu Jupiter und<br />
dem dunklen Mond, auch als Lilith<br />
bekannt, was sich als “Streßdreieck”<br />
(rot) äußert. Dadurch dürften die<br />
dunkelsten, schmerzlichsten Erfahrungen<br />
des weiblichen Prinzips noch<br />
einmal „hochkochen“: Die verletzte<br />
Seite des Weiblichen, die Themen<br />
der Unterdrückung der Frauen und<br />
die Negierung der Weiblichkeit, die<br />
“Verbannung der Göttin auf Erden”<br />
dürften ans Licht geholt werden, um<br />
dann hoffentlich durch Wandlung geheilt<br />
zu werden. Dann darf eine neue<br />
weibliche Kraft erblühen, die sich<br />
auf priesterlich-geheil(ig)te Weise<br />
(Schütze), Gehör und Wirkung verschaffen<br />
wird.<br />
Merkur steht neben ihr und kann<br />
sie in ihrem selbstbewußten<br />
Wirken unterstützen. Wenn Venus<br />
gleichzeitig erkennt, daß sie durch<br />
ihre ureigenen Qualitäten wie Annahme,<br />
Hingabe und Demut (Neptun in den Fischen)<br />
wirklich Erlösung und Heilung<br />
finden kann (Chiron in den Fischen),<br />
könnte sie auch Vertrauen in die eigene<br />
Ausdehnung und Weisheit (Jupiter)<br />
gewinnen und den Schmerz der Unterdrückung,<br />
Demütigung und des Mißbrauchs<br />
(dunkler Mond) endlich loslassen,<br />
heilen und zu einer neuen Form von<br />
Glück und Leich tigkeit finden (Jupiter<br />
und dunkler Mond in den Zwillingen). Im<br />
Häuserhoroskop der Potentiale (siehe<br />
im Triple-Bild) löst sich dieses “Streßdreieck”<br />
tatsächlich komplett auf und<br />
zeigt damit die positive Wandlungsmöglichkeit<br />
in die geheilte, weibliche Kraft.<br />
Worauf<br />
weist der<br />
“Finger<br />
Gottes”?<br />
Neben dem<br />
“Streßdreieck”<br />
weist<br />
eine weitere<br />
zentrale Figur<br />
im Bild, ein<br />
sogenannter<br />
“Finger Gottes”<br />
(2 grüne<br />
Linien =<br />
Yod) auf ein<br />
b e s o n d e r s<br />
wichtiges Potential<br />
hin,<br />
das sich in<br />
den Planeten<br />
Jupiter und<br />
dunkler Mond<br />
verbirgt. Pluto<br />
und Saturn<br />
stehen am jeweils anderen<br />
Ende des Radix und<br />
hüten ihren Auftrag als<br />
Wächter der Dimensionen.<br />
Saturn gilt als der<br />
Hüter der Schwelle des<br />
irdischen Diesseits, und<br />
Pluto wacht am spirituellen<br />
Tor und prüft die<br />
reifende Menschheit auf<br />
entsprechende Bewußtheit<br />
und Integrität hin.<br />
Auffällig ist, daß Saturn<br />
und Jupiter, die<br />
zugleich Gegenpole<br />
und Partner sind, hier<br />
im Bild eine deutliche<br />
Grenze für die restlichen<br />
Planeten bilden.<br />
Sie trennen die Außenwelt<br />
(DC) von der Innenwelt (AC), als<br />
ob sie <strong>uns</strong>ere inneren Anteile vor der<br />
Außenwelt schützen wollten, damit wir<br />
nicht weiter in der Raum-Zeit-Dimension<br />
gefangen sind. Das ist die Chance, im<br />
geschützten Raum des Bewußtseins (im<br />
3. und 4. Quadranten) in <strong>uns</strong>ere Ganzheit<br />
zu finden und nach all den Erfahrungen<br />
der Trennung, Illusion und Konkurrenz<br />
die Anbindung an die Quelle wieder zu<br />
erfahren.<br />
Heilung der emotionalen Wunden<br />
und die Leichtigkeit des Seins<br />
Pluto und Saturn haben untereinander<br />
eine “blaue” Verbindung (Sextil) und<br />
demonstrieren damit, daß sie sich hinter<br />
den Kulissen des mysteriösen Gottes-Fingers<br />
eigentlich einig sind, <strong>uns</strong> in<br />
<strong>uns</strong>erem evolutiven Wachstumsprozeß<br />
(grüne Linien zu Jupiter) zu unterstützen.<br />
Pluto steht hier als unbeirrbarer<br />
Führer, Meister (im Steinbock), Richter<br />
sowie als klärende, oberste Instanz<br />
auf dem Weg zu Reife und bewußtem<br />
Sein. Saturn wirkt im Skorpion als Offenbarer<br />
und Hüter der Wahrhaftigkeit<br />
sowie als Wächter über Manipulation,<br />
Gier und Oberflächlichkeit. Er zeigt<br />
<strong>uns</strong> die Abgründe der Psyche auf, aber<br />
auch die wahre Größe <strong>uns</strong>erer Seele,<br />
und hütet hier den Platz für die Entfaltung<br />
<strong>uns</strong>erer inneren Werte. Er fördert<br />
auch den Mondknoten, der <strong>uns</strong> jeweils<br />
die nächsten Wachstumsschritte auf<br />
<strong>uns</strong>erem Weg weist. Im Häuserhoroskop<br />
hat der Mondknoten sich von<br />
Mars befreit, verbindet sich neu (blau)<br />
mit Chiron und Neptun und unterstützt<br />
die Heilung <strong>uns</strong>erer jahrtausendealten<br />
Verletzungen und <strong>uns</strong>eres Vergessens<br />
<strong>uns</strong>erer spirituellen Identität (Chiron<br />
in den Fischen). Gemeinsam fördern<br />
sie das Ende der Täuschung (Neptun in<br />
den Fischen) sowie die Wahrhaftigkeit<br />
und Authentizität, mit der auch Gefühle<br />
in Zukunft gelebt werden dürfen.<br />
Zurück zum “Finger Gottes”:<br />
Pluto und Saturn bahnen sich den<br />
Erkenntnisweg zu Jupiter, der alle<br />
anderen Planeten wie ein Zelt über<br />
sich trägt (6 Aspektlinien). Der dunkle.Mond<br />
am Jupiter zeigt <strong>uns</strong>, daß<br />
wir nur über die Anerkennung, Auflösung<br />
und Heilung der emotionalen<br />
Wunden die Freiheit und Ausdehnung<br />
des Geistes sowie Reife und<br />
Unabhängigkeit erlangen - alles<br />
Qualitäten des Jupiter. Damit heilen<br />
wir auch den Urschmerz des Falls<br />
in die Trennung und Dichte (dunkler<br />
Mond) und erfahren in den Zwillingen<br />
die Leichtigkeit des Seins - das<br />
bedeutet auch das Ende der Zwei,<br />
des Zweifels, der Dualität und der<br />
zwei <strong>Gesichter</strong> (Spiele).<br />
56 MATRIX 3000 Band <strong>59</strong> / September/Oktober 2010
Spiritualität<br />
Pluto wacht als erbarmungsloser<br />
Richter (im Steinbock) über den<br />
Prozeß, bis wir dies verstanden<br />
haben. Nachdem er im Grundhoroskop<br />
zunächst den prominenten Platz im<br />
Finger Gottes hält, macht er den Weg<br />
frei: Er räumt (im Häuserhoroskop)<br />
seine Position zug<strong>uns</strong>ten der Sonne.<br />
Diese trennt sich von der zwangsweisen<br />
Benebelung, dem schönen Schein<br />
Nept<strong>uns</strong>. Pluto gibt somit <strong>uns</strong>er Bewußtseinspotential<br />
frei. Er hält <strong>uns</strong> offensichtlich<br />
für reif genug, um mit geläutertem<br />
Ego die wahre Sonnenkraft<br />
aus dem GZ, der Quelle, zu empfangen<br />
und als Mitschöpfer zu wirken.<br />
Da die Sonne auch am höchsten<br />
Punkt möglichen Bewußtwerdens,<br />
dem MC, steht, ist sie mit viel Klarheit<br />
und Einfluß ausgestattet, was auch die<br />
negativen Egokräfte in <strong>uns</strong> verstärken<br />
kann. Wie schon bei der Venus können<br />
dadurch alte Egowunden zutage treten,<br />
um damit wiederum Heilung zu<br />
ermöglichen. Diese Verschiebung der<br />
Sonne an Plutos Position im Gottes-<br />
Finger ist das “gelüftete Geheimnis”:<br />
Das zuvor noch von Neptun benebelte<br />
Bewußtsein ist im Häuserbild befreit.<br />
Neptun - der erlöste Erlöser<br />
Neptun ist nun aber auch seinerseits<br />
von dem Sog des Egos (Sonne) befreit.<br />
Jetzt ist er fähig, seiner eigentlichen<br />
Aufgabe gerecht zu werden - und das<br />
genau am Eintrittspunkt in sein eigenes<br />
Zeichen, die Fische, wo er bis 2025<br />
wirken und in <strong>uns</strong> reifen kann, bis er<br />
seine mystische Bedeutung als Erlöser<br />
und Erleuchtungs-Botschafter<br />
offenbaren kann und <strong>uns</strong> zu Demut,<br />
Hingabe und Ehrerbietung gegenüber<br />
der Schöpfung inspiriert. Auf der Fische-Jungfrau-<br />
oder “Christusachse”<br />
verbindet er sich mit dem Mondknoten<br />
und erinnert <strong>uns</strong> daran, <strong>uns</strong> spirituell<br />
auszurichten und diese Werte auch zu<br />
leben.<br />
„Werdet wie die Kinder!”<br />
Nachdem Neptun (mit Mondknoten)<br />
die Sonne losgelassen hat, verbündet<br />
er sich mit Pluto, und gemeinsam<br />
wenden sie sich dem noch <strong>uns</strong>icheren<br />
Kind (Mond im Widder) zu und geben<br />
ihm spirituelle Unterstützung, Stärke<br />
und Halt. Sie ermöglichen dem “Kind<br />
in <strong>uns</strong>”, sich als das einstige, <strong>uns</strong>chuldig-reine,<br />
neugierig-offene Wesen<br />
auszudrücken und sich (im Widder -<br />
“Hier bin Ich!”) mit all seiner wundervollen<br />
Antriebsenergie, Emotionalität<br />
und innovativen Kreativität zu präsentieren.<br />
Es ist sicher das größte Geschenk<br />
dieser bedeutsamen Zeit, daß die so<br />
grundständig in <strong>uns</strong> allen verletzten<br />
Inneren-Kind-Gefühle endlich kollektive<br />
Befreiung, Schutz und Unterstützung<br />
erfahren. Kind (Mond) und<br />
Erwachsener (Sonne) in <strong>uns</strong> haben<br />
nun die Chance, sich von den üblichen<br />
Anhaftungen und Verstrickungen zu<br />
befreien und sich über die realen Eltern<br />
hinaus - von „transzendenten Eltern“<br />
unterstützt - in die wahre Selbständigkeit<br />
hinein zu entwickeln. Die<br />
Fähigkeiten dieses nunmehr „göttlichen<br />
Kindes“ machen es möglich, die<br />
Strenge, Dichte und Kälte der dreidimensional-begrenzten<br />
Welt spielerisch<br />
zu lichten und zu transzendieren.<br />
Unser “neuer Held”<br />
rettet Mars & Venus<br />
Unser “neuer Held”, das gestärkte Kind<br />
(Mond) in jedem von <strong>uns</strong>, traut sich nun<br />
(im Widder) zusammen mit Merkur<br />
zu, die männliche Energie von Mars<br />
aus seiner zeitweiligen Isolation zu<br />
befreien und ihn in ein sogenanntes<br />
“Talentdreieck” (blau) einzuladen, um<br />
so Bauch (Mond), Kopf (Merkur) und<br />
Tun (Mars) in Einklang zu bringen und<br />
im kollegialen und kooperativen Miteinander<br />
konkret, verantwortungsvoll<br />
und nachhaltig zu handeln (Mars im<br />
Steinbock).<br />
Neuen positiv-männlichen Ausdrucksformen<br />
werden hier Wege eröffnet,<br />
die das patriarchal-zerstörerische<br />
Treiben relativieren könnten.<br />
Statt Macht, Mißbrauch und Konkurrenz<br />
sollten nun auch Kooperation und<br />
reife Gefühlsqualitäten (Venusprinzipien)<br />
lebbar sein. So verbindet sich Mars<br />
zu guter Letzt harmonisch mit Jupiter,<br />
dessen ausdehnende Wirkung und<br />
kreative Kraft durch klare Ausrichtung<br />
brilliert. Wir werden fähig sein,<br />
in schmerzhaften Erfahrungen (dunkler<br />
Mond am Jupiter) das Sinnvolle zu<br />
erkennen, um sie konstruktiver und<br />
rascher zu bewältigen und daran zu<br />
wachsen. Wenn der Glücks- und Erweiterungsplanet<br />
Jupiter vom Juni<br />
2012 an ein Jahr lang im Zeichen der<br />
Zwillinge stehen wird, gehen vielen<br />
Menschen (im 3. Haus) buchstäblich<br />
Lichter auf. Über eine Mars-Jupiter-<br />
Venus entwickeln sich neue männlichweibliche<br />
Beziehungsqualitäten, die<br />
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darzustellen angestrebt worden<br />
ist.<br />
Die Entwicklung sowohl des einzelnen<br />
Menschen als auch der Menschheit<br />
geht so vor sich, daß neue Fähigkeiten<br />
auf Kosten der alten entwickelt werden.<br />
Dem Erscheinen einer neuen Fähigkeit<br />
geht die Hemmung einer alten voraus.<br />
So ist z. B. das Sprechen dadurch möglich<br />
geworden, daß ein Teil der Kräfte,<br />
der sich durch die Bewegung auslebte,<br />
in diesem seinem Ausleben gehemmt<br />
wurde und dadurch gezwungen war,<br />
einen anderen Kanal der Wirkung zu<br />
suchen. Dadurch entstand eine verinnerlichte<br />
Bewegung, die Sprache. Denn<br />
die Sprache ist eine innere Bewegung,<br />
eine verinnerlichte Geste. Durch das<br />
„Schweigen“ der äußeren Bewegung<br />
entstand somit das Sprechen – als innere<br />
Bewegung. Desgleichen ist das<br />
Denken eine Verinnerlichung des<br />
Sprechens. Es ist ein verinnerlichtes<br />
Sprechen, wie das Sprechen ein verinnerlichtes<br />
Bewegen ist. Denn es ist das<br />
Leben der dem Sprechen entzogenen<br />
Kräfte auf einer höheren Stufe. Es ist<br />
aus dem Schweigen geboren.<br />
Von dieser Tatsache der Entwicklung<br />
wurde immer viel Gebrauch – und<br />
Dem Erscheinen<br />
einer neuen<br />
Fähigkeit...<br />
auch Mißbrauch – gemacht. So gab es<br />
– und gibt es noch heute – in Europa<br />
und in Asien Menschen und Menschengruppen,<br />
die höhere Fähigkeiten durch<br />
Hemmung von niedereren entwickeln<br />
wollen. So ist z. B. der innere Sinn einer<br />
besonderen Form von Askese darin<br />
bestehend, daß ein Mensch freiwillig auf<br />
Bewegung verzichtet, indem er durch<br />
Jahre auf einem Pfosten oder Stein sich<br />
befindet, um durch die Metamorphose<br />
der Bewegungskräfte höhere Kräfte<br />
zu erreichen. Desgleichen ist auch das<br />
freiwillige Schweigen eine Methode der<br />
Verwandlung niederer Kräfte in höhere.<br />
So glaubt z. B. Mahatma Gandhi, den<br />
durch „sein Dharma“ an ihn gestellten<br />
Forderungen nicht gewachsen zu sein,<br />
wenn er wöchentlich nicht einen Tag<br />
des Schweigens einhält. Durch Unterdrückung<br />
der Sprachkräfte will er die<br />
Stärkung seiner Erkenntniskräfte bewirken.<br />
Nun ist diese Praxis mit einer Gefahr<br />
verbunden. Es kann die Unterdrückung<br />
einer Kraft nicht nur zu ihrer Erhöhung<br />
auf ein höheres Niveau, sondern auch<br />
zu ihrem Abstieg auf ein niedrigeres<br />
Niveau führen. Mit anderen Worten:<br />
Das gehemmte Ausleben einer Kraft<br />
kann die Verstärkung einer niedereren<br />
Kraft statt einer höheren verursachen.<br />
Es kann eine Metamorphose nach unten<br />
stattfinden. So kann z. B. die Unterdrückung<br />
der Sprachkräfte zu einer<br />
ungeheuren Intensivierung jener Kräfte<br />
führen, die sich im Gliedmaßen-Stoffwechselsystem<br />
ausleben, anstelle der<br />
Erhöhung in die Erkenntniskräfte des<br />
Hauptes. Und ist das Leben der Leiden-<br />
...geht die<br />
Hemmung<br />
einer alten<br />
voraus.<br />
60<br />
MATRIX 3000 Band <strong>59</strong> / September/Oktober 2010
Spiritualität<br />
Hieronymus Bosch:<br />
Die Versuchungen des<br />
heiligen Antonius<br />
Das Leiden als<br />
Vorbereitung zum<br />
ätherischen<br />
Schauen<br />
(Aufsatz von Valentin Tomberg vom 11.12.1931)<br />
Band <strong>59</strong> / September/Oktober 2010 MATRIX 3000 61
Spiritualität<br />
schaften des betreffenden Menschen<br />
nicht geläutert, so geschieht dadurch<br />
eine Verstärkung auch dieser unlauteren<br />
Leidenschaften. Statt des höheren<br />
Erkenntnislebens der Seele kann<br />
dadurch das Leben der Instinkte und<br />
Leidenschaften verstärkt werden. Das<br />
Gegenteil von dem, was erreicht werden<br />
sollte, kann sich dadurch einstellen.<br />
Es stellt sich das Gegenteil immer<br />
dann ein, wenn eine bestimmte<br />
Forderung nicht erfüllt wird. Es<br />
ist die Forderung, die aus der Tatsache<br />
folgt, daß, wie ein kleines Feuer vom<br />
Wind ausgelöscht wird, während ein<br />
großes Feuer durch denselben Wind<br />
noch heller aufflammt, so auch das<br />
Leben der Seelenkräfte des Menschen.<br />
Nur das Vorhandensein eines bestimmten<br />
Grades höherer Aktivität sichert<br />
die Metamorphose der Wirkung einer<br />
niederen Kraft in eine höhere bei der<br />
Hemmung der gewöhnlichen Auswirkung<br />
dieser niederen Kraft. Es ist dieselbe<br />
Tatsache des geistig-seelischen<br />
Lebens, die im Evangelium gemeint ist,<br />
indem dort gesagt wird: „Die da haben,<br />
denen wird gegeben werden, die aber<br />
nicht haben, denen wird das Letzte genommen<br />
werden.“ Mit anderen Worten:<br />
Die da starke innere Aktivität entwickelt<br />
haben, denen wird ihre Aktivität wachsen<br />
und höher steigen, wenn die gewaltigen<br />
Hemmnisse der Zukunft, die<br />
unvermeidlich sind, sich einstellen werden;<br />
die da aber nur schwache innere<br />
Aktivität aufbringen könne, denen wird<br />
sie genommen werden, sie wird ausgelöscht<br />
werden.<br />
Aber nicht nur wird sie ausgelöscht<br />
werden im Sinne des Verschwindens<br />
von dem Niveau der Wirksamkeit, auf<br />
dem sie vorher tätig war, sondern sie<br />
verwandelt sich in eine Aktivität niedererer<br />
Art. Darum spricht die Apokalypse,<br />
indem sie die gewaltigen Bilder<br />
der Weltenkrise („jüngstes Gericht“)<br />
aufrollt, von dem Entstehen von zwei<br />
Menschheiten: der Menschheit mit dem<br />
„Zeichen des Namens des Vater und<br />
des Lammes“ an der Stirn (Off 14.1)<br />
und der Menschheit mit dem „Zeichen<br />
des Tieres) an der Stirn (Off 13.16-18).<br />
Diese zweite Menschheit ist nicht bloß<br />
eine Menschheit ohne „das Zeichen des<br />
Lammes“, sondern sie ist auch eine<br />
Menschheit mit dem anderen Zeichen,<br />
nämlich mit dem „Zeichen des Tiers“.<br />
Denn die Weltenkrise bewirkt einerseits<br />
die Erhöhung der Seelenkräfte über das<br />
Niveau der Erdenmenschheit, andererseits<br />
aber die Verwandlung dieser Kräfte<br />
in tierische Kräfte, die unter dem Niveau<br />
der Menschlichkeit wirksam sind.<br />
Diese Tatsche oder doppelte Metamorphose<br />
von Seelenkräften<br />
bezieht sich somit – wie es aus<br />
den zwei obigen Beispielen, der Askese<br />
und der Apokalypse, zu ersehen ist<br />
– sowohl auf den einzelnen Menschen,<br />
als auch auf die ganze Menschheit.<br />
Wenn wir sie nur in ihrem Bezug auf die<br />
Menschheitsentwicklung, auf die Geschichte,<br />
betrachten, so zeigt <strong>uns</strong> der<br />
Verlauf der Weltgeschichte – namentlich<br />
der vollständigen Weltgeschichte,<br />
wie sie von Rudolf Steiner geschildert<br />
wird -, daß „Krisen“ im Sinne der Apokalypse<br />
schon in der Vergangenheit<br />
stattgefunden haben. So war – nach den<br />
Angaben der Geisteswissenschaft – in<br />
uralten Zeiten eine gewaltige Krise, als<br />
deren Folge einerseits die Ich-begabte<br />
Menschheit, andererseits das Tierreich<br />
entstanden. Für die Menschheit bedeutet<br />
diese Krise einen Aufstieg, denn sie<br />
bewirkte die Ausbildung der Organisation<br />
des Selbstbewußtseins, für das Tierreich<br />
bedeutete sie aber einen Abstieg.<br />
Denn um wieviel höher – im Vergleich<br />
zu ihren Vorfahren – die Menschheit<br />
gestiegen war, um soviel tiefer war der<br />
Abstieg derjenigen Wesen, die durch<br />
diesen Abstieg zum Tierreich wurden.<br />
Im Tierreich haben wir mit der Folge einer<br />
gewaltigen Metamorphose nach unten<br />
zu tun, die namentlich während der<br />
sogenannten „lemurischen“ Entwicklungsepoche<br />
stattgefunden hat. Aber<br />
auch die eigentlich menschlichen Fähigkeiten,<br />
das freie Selbstbewußtsein,<br />
verdanken wir derselben Krise. Nur daß<br />
sie in der Menschheit eine aufwärts gerichtete<br />
Metamorphose verursacht hat.<br />
– Und wie die lemurische „Krise“ bevor,<br />
die eine einschneidende Trennung eines<br />
neuen Reiches von der Menschheit der<br />
Zukunft bewirken wird. Dieses ist die<br />
Bedeutung der oben erwähnten Bilder<br />
der Apokalypse.<br />
Nun gibt es aber neben den gewaltigen<br />
allmenschheitlichen Krisen solche,<br />
die – obgleich sie einen geringeren<br />
Umfang haben – gleichsam Vorboten<br />
der großen Krisen sind. Ja, sie können<br />
auch im Leben eines einzelnen Menschen<br />
stattfinden, dennoch weisen sie<br />
eine bestimmte innere Gesetzmäßigkeit<br />
auf. Diese Gesetzmäßigkeit äußert sich<br />
darin, daß durch die Hemmung einer<br />
bestimmten Kraft ihre Verwandlung in<br />
eine andere geschieht. Wäre z. B. <strong>uns</strong>er<br />
Gehirn nicht gehemmt für die äußere<br />
Bewegung durch die Schädelknochen,<br />
wäre es kein im Schädelkerker Eingekerkerter,<br />
so wäre es nicht geeignet,<br />
das Organ der innerlichen Bewegung,<br />
des Denkens, zu sein. Indem es auf der<br />
Fläche der äußeren Bewegung gebunden<br />
wurde, wurde ihm auf einer anderen<br />
Fläche die innere Bewegung entbunden.<br />
Ein Ähnliches gilt auch für das Seelenleben<br />
des Menschen. Die Verinnerlichung<br />
der Seelenkräfte wird ebenfalls<br />
auf dem Weg der Hemmung bewirkt.<br />
Darum ist das Leiden der große Erzieher<br />
der Menschheit. Denn dem Erscheinen<br />
einer neuen Fähigkeit – wenn sie auf<br />
dem Weg der natürlichen Entwicklung<br />
ausgebildet wird – geht ein ihr entsprechendes<br />
Maß des Leidens voraus. Und<br />
wiederum weist die Apokalypse auf diese<br />
grundlegende Tatsache der Entwicklung,<br />
indem sie von dem Teil der Menschheit,<br />
der „den Namen des Vaters und des<br />
Lammes“ trug, als aus Märtyrern bestehend<br />
spricht. Es steht dort bezüglich<br />
dieses Teils der Menschheit: „Das sind<br />
diejenigen, die durch das große Leiden<br />
durchgegangen sind“ (Off 7.14). Das Leiden<br />
hat sie erhoben. Sie konnten durch<br />
das Leiden Kräfte in sich entwickeln,<br />
die ihnen „das Stehen in der Nähe des<br />
62<br />
MATRIX 3000 Band <strong>59</strong> / September/Oktober 2010
Spiritualität<br />
Thrones“ möglich machten. Indem sie<br />
die „Feindschaft dieser Welt“ auszukosten<br />
hatten, entstand in ihnen die große<br />
Kraft, die als „das Stehen in der Nähe<br />
des Thrones“ bezeichnet wurde.<br />
Diese Bedeutung hat das Leiden<br />
selbstverständlich nur, indem man von<br />
der sogenannten „natürlichen“ Entwicklung,<br />
d.h. der Entwicklung, die<br />
durch das Schicksal verursacht wird,<br />
sie durch die Schule des Leidens geht,<br />
entwickelt sich in ihr eine neue, höhere<br />
Fähigkeit. Das Leiden, das in der Gegenwart<br />
namentlich den geistdurstenden<br />
Völkern zu tragen gegeben wird, ist<br />
ein Weg, auf dem eine neue Fähigkeit<br />
entwickelt wird, nämlich die Fähigkeit,<br />
mit der Seele im Lebensleib statt im<br />
physischen Leib zu erleben. Und dieses<br />
Erleben wird dann der Menschheit das<br />
Krisen im Sinne der Apokalypse<br />
haben bereits in der<br />
Vergangenheit stattgefunden.<br />
spricht. Bringt man aber in die Sphäre<br />
des Leidens menschliche Absichtlichkeit<br />
hinein, so kann das zum größten<br />
Unheil gereichen. Es ist ein Weg, der<br />
dem Schicksal überlassen werden sollte.<br />
Das Leiden darf nicht mit Absicht<br />
verursacht werden; aber Verständnis<br />
des durch das Schicksal gewordenen<br />
Leidens ist etwas, was nicht nur Trost<br />
geben kann, sondern auch schon gebrochene<br />
Seelen wieder aufrichten kann.<br />
Und dieser Trost kann auch denjenigen<br />
Menschen zuteil werden,<br />
die blutenden Herzens nach dem<br />
Sinn des ungeheuren Leidens fragen,<br />
das in der Gegenwart von der mittel- und<br />
osteuropäischen Menschheit – mehr<br />
der osteuropäischen, aber auch der<br />
mitteleuropäischen – getragen werden<br />
muß. Denn dieses Leiden hat eine bestimmte<br />
Eigenschaft, nämlich diejenige<br />
der Hemmung alles spirituellen Lebens<br />
der menschlichen Seele. In Mitteleuropa<br />
geschieht das durch Knechtung. Es<br />
wird das Geistesleben gehemmt; alle<br />
Aufmerksamkeit, alle Strebekraft wird<br />
gezwungen, sich lediglich der Beseitigung<br />
der wirtschaftlichen Nöte zu widmen.<br />
In Osteuropa geschieht es nicht<br />
nur durch wirtschaftliche Knechtung,<br />
sondern auch durch direkte Unterdrückung<br />
des freien Geisteslebens in jeder<br />
Form.<br />
<strong>Was</strong> geschieht aber dadurch? Wie<br />
der Wind ein geringes Feuer auslöscht<br />
und ein großes verstärkt, so geschieht<br />
durch die Hemmung des spirituellen<br />
Lebens Europas einerseits ein tatsächliches<br />
Schwinden jeder passiven, traditionellen<br />
Spiritualität, die doch den Seelen<br />
bis zur allerletzten Zeit Geistesleben<br />
zugeführt hat, andererseits aber – bei<br />
einer geringen Anzahl von Menschen<br />
– die Vorbereitung des Durchbruchs<br />
einer neuen Spiritualität. Wie der erste<br />
Vorgang aussieht, ist eigentlich aller<br />
Welt zur Genüge bekannt; wie aber der<br />
zweite, tiefer Vorgang geschieht, davon<br />
wird in der Öffentlichkeit soviel wie gar<br />
nichts gesprochen. Und doch findet er<br />
statt. Er äußert sich zunächst darin, daß<br />
sich in der Seele eine Stimmung der<br />
Öde, der Leere ausbreitet gegenüber all<br />
demjenigen, was das Leben an Geistlosem<br />
zu bieten und zu fordern hat. In<br />
dieser Leere entsteht dann eine ungeheure<br />
Sehnsucht nach dem Geist. Diese<br />
Sehnsucht richtet sich zunächst auf<br />
andere Menschen. Es wird zu einem <strong>uns</strong>äglichen<br />
Hunger und Durst der Seelen,<br />
„den Menschen zu finden“. Ein Bedürfnis,<br />
in dem Leben der Liebe dasjenige zu<br />
finden, was die furchtbare innere Leere<br />
ausfüllen könnte, was die Sehnsucht<br />
nach Geistesleben stillen könnte, wird<br />
dann zum einzigen Lebensnerv der Seele.<br />
Und dadurch entwickelt sich dasjenige<br />
hohe Maß an selbstlosem Interesse<br />
für den anderen, das für die Gewissenserweiterung<br />
notwendig ist, von der in<br />
einem früheren Aufsatz die Rede war<br />
(Aufsatz Nr. 32 von 27.9.1931). Denn der<br />
sich als leer empfindende Mensch kann<br />
nicht mehr durch sich selbst befriedigt<br />
sein, es wird die Kraft des Interesses<br />
gelöst von dem Menschen selbst und<br />
richtet sich auf die Mitmenschen.<br />
Nun geschieht aber durch diese<br />
Sehnsucht nach dem Geist noch ein<br />
anderes. Der Schmerz, der die Seele<br />
erfüllt, kann gewisse – halb unbewußte<br />
– Anstrengungen der Seelenkräfte verursachen,<br />
die denjenigen des Erinnerns<br />
ähnlich sind. Nur daß sich die ganze<br />
Seele, ja der ganze Mensch anspannt,<br />
um sich gleichsam zu „erinnern“ –<br />
nicht an „irgend etwas“, sondern um<br />
einen Zustand der Seele zu bewirken.<br />
Diese beständige Anspannung der tiefen<br />
Kräfte des Erinnerns kann dann zu<br />
einer Loslösung des Bewußtseins von<br />
dem Leib führen. Das Bewußtsein kann<br />
sich dann im Lebensleib erleben und in<br />
diesem Erleben dasjenige schauen, was<br />
ihren Durst nach dem Lebe des Geistes<br />
stillen kann. Durch die Hemmung<br />
des spirituellen Lebens der Seele kann<br />
ein Erheben dieser Seele zum Erleben<br />
im Ätherischen geschehen. Indem<br />
Bewußtsein von Dingen höchster moralischer<br />
Bedeutung in der Form von<br />
Erfahrung zurückgeben können, die als<br />
Überlieferung immer blasser wurden<br />
und zuletzt gänzlich aus dem Bewußtsein<br />
zu schwinden drohten. ■<br />
Im nächsten Heft kommt:<br />
Mitternachtssonne von Valentin Tomberg<br />
9. KONGRESS<br />
Geistiges Heilen<br />
Prof. Dr. med.<br />
W. van Laack<br />
Bernard<br />
Jakoby<br />
Graziella<br />
Schmidt<br />
Cornelis<br />
Slot<br />
„Im Kreislauf<br />
von Leben und Tod“<br />
1.–3. Oktober 2010<br />
in Rotenburg a. d. Fulda<br />
Programm, Infos und Kartenvorverkauf:<br />
DGH-Geschäftsstelle<br />
Steigerweg 55 · 69115 Heidelberg<br />
Tel. 06221/16 96 06<br />
info@dgh-ev.de · www.dgh-ev.de
Bücher<br />
Kochen und Backen<br />
mit Stevia<br />
Essen, was das Herz begehrt,<br />
erfrischende Getränke, leckere<br />
Salatsoßen und Dips, Eis,<br />
Cremes und Mousses, leckere<br />
Desserts und Süßspeisen, Gebäck<br />
und viele andere Köstlichkeiten<br />
– Rezepte dafür findet<br />
man in diesem Kochbuch, bei<br />
denen auf Zucker vollkommen<br />
verzichtet werden kann, denn<br />
er wird durch Stevia ersetzt.<br />
Stevia rebaudiana ist eine unauffällige<br />
Pflanze, die im subtropischen<br />
Südamerika in Teilen<br />
Paraguays und Brasiliens<br />
beheimatet ist. Die Guarani-Indianer<br />
verwenden Stevia schon<br />
jahrhundertelang. Stevia-Pulverextrakt<br />
kann bis zu 300 Mal<br />
süßer als Zucker sein. Im Unterschied<br />
zu Zucker hat Stevia<br />
einen positiven Effekt auf den<br />
Blutzuckerspiegel und die Gesundheit<br />
der Zähne. Zusätzlich<br />
ist es auch noch fast kalorienfrei.<br />
Damit eignet es sich hervorragend<br />
für Diabetiker und<br />
für alle anderen Menschen, die<br />
ihren Zuckerkonsum verringern<br />
möchten.<br />
Am Anfang erklärt dieses<br />
Kochbuch kurz die Stevia-<br />
Pflanze und ihre Wirkung,<br />
danach folgt auch schon der<br />
umfangreiche Rezeptteil, mit<br />
Rezepten für jeden Anlaß und<br />
jeden Geschmack. Das Buch ist<br />
voll von wunderbaren Farbfotos<br />
und einer großen Umrechnungstabelle:<br />
Zucker : Stevia<br />
Für Stevia-Einsteiger sehr zu<br />
empfehlen.<br />
Lisa Rampertshammer<br />
Thomas Janßen<br />
Stevia. Das Rezeptbuch<br />
Michaels Verlag<br />
ISBN 978-3-89539-099-9<br />
€ 12,80<br />
Johannes<br />
Dieses Erwachsenenmärchen<br />
erzählt von Klaus, einem jungen<br />
Angestellten, der seinem<br />
Schicksal in Gestalt eines alten<br />
Mannes begegnet. Dieser<br />
Mann, der auf den Namen<br />
"Johannes" hört, führt Klaus<br />
die eigene Trostlosigkeit und<br />
Bequemlichkeit vor Augen. Er<br />
deckt seine Unsicherheiten<br />
ebenso wie seine Ängste und<br />
verwahrlosten Illusionen auf.<br />
Dieses Buch nimmt den Leser<br />
auf eine Reise in das innere<br />
Seelenleben mit, und öfter,<br />
als ihm lieb ist, wird er sich im<br />
Verhalten des jungen Mannes<br />
wiedererkennen. In all seinen<br />
nicht genutzten, verpaßten<br />
Chancen und verwehten<br />
Hoffnungen wird er trotzdem,<br />
wenn er sich für die kleinen<br />
Weisheiten des Lebens öffnet,<br />
Licht am Ende des dunklen<br />
Tunnels erblicken.<br />
Heinz Körner versteht es meisterlich,<br />
in einfachen Worten<br />
die vielfachen kleinen Lebenslügen,<br />
die wir <strong>uns</strong> angeeignet<br />
haben, aufs Papier zu bringen.<br />
Manchmal radikal, fast brutal,<br />
wo es nötig erscheint, dann<br />
aber wieder herzlich und einfühlsam,<br />
gelingt es ihm immer<br />
wieder Denkanstöße zu geben<br />
und somit Wege aus dem zwischenmenschlichen<br />
Sumpf zu<br />
vermitteln.<br />
Lisa Rampertshammer<br />
Heinz Körner<br />
Johannes<br />
Körner-Verlag 1990<br />
ISBN: 978-3922028000<br />
€12,50<br />
Irisches Tagebuch<br />
Irland 1950, ein Land in Armut,<br />
mit Regen als Dauerzustand<br />
und katholischer<br />
Bigotterie. Über alle Stereotypen<br />
hinaus bringt Heinrich<br />
Böll dem Leser das kleine<br />
Land im Schatten Englands<br />
näher.<br />
In 18 Kurzgeschichten erzählt<br />
der Autor von seiner<br />
Irlandreise, so daß alle, die<br />
schon einmal dort waren, es<br />
wiedererkennen, und alle<br />
anderen Fernweh bekommen.<br />
Der Leser wird Bölls Kurzgeschichten<br />
aus dem irischen<br />
Alltag als liebevoll<br />
beobachtet und stimmig<br />
niedergeschrieben empfinden.<br />
Er wird sich über so<br />
manche Situation köstlich<br />
amüsieren, wenn etwa der<br />
Beginn einer Kinovorführung<br />
an das vollständige<br />
Erscheinen der örtlichen<br />
Priester gekoppelt ist…<br />
Bölls kleines, in wunderschönem<br />
Stil geschriebenes<br />
Buch hat eine unverrückbare<br />
Marke gesetzt für alles,<br />
was später über Irland<br />
literarisch verfaßt wurde.<br />
Es gehört in die Lesetasche<br />
jedes Irlandreisenden und in<br />
das Buchregal jedes Irlandliebhabers.<br />
Lisa Rampertshammer<br />
Heinrich Böll<br />
Irisches Tagebuch<br />
dtv 1961<br />
ISBN 978-3-42300-001-7<br />
€ 5,90<br />
Nationale Sicherheit<br />
Das Buch ist eine wahre Fundgrube<br />
für zahlreiche Verschwörungen<br />
in Vergangenheit,<br />
Gegenwart und darüber<br />
hinaus. Der Autor präsentiert<br />
bekannte Themen und versucht<br />
sie zu untermauern mit<br />
neuen Fakten und Aussagen.<br />
Die „Wahrheit“ im All und<br />
die offensichtlichen Schwächen<br />
und Ungereimtheiten in<br />
der Arbeit der NASA werden<br />
zusammen mit Themen wie<br />
UFOs, Logen, unterirdische<br />
Geheimanlagen u. v. a. ausführlich<br />
diskutiert. Die Vielfalt<br />
der Motive in diesem Buch ist<br />
für eine Publikation etwas zu<br />
umfangreich. Zusammenhänge<br />
und Schlußfolgerungen wären<br />
deutlicher geworden, wenn<br />
sich der Autor auf bestimmte<br />
Kernthemen beschränkt hätte<br />
oder … sich entschlossen<br />
hätte, zwei Bücher daraus zu<br />
machen. Dennoch ein interessanter<br />
Einstieg in die Welt zwischen<br />
Mythen, Vermutungen<br />
und Vertuschungen in einem<br />
Ausnahmezustand.<br />
Grazyna Fosar<br />
Dan Davis<br />
Nationale Sicherheit<br />
Ama Deus Verlag 2005<br />
ISBN 978-3-93865-625-9<br />
€ 25,50<br />
Einführung in das Geistige Heilen<br />
Gerhard Klügl, Heiler und Aurachirurg<br />
Abendworkshop: 16.07.2010 • Seminar: 16. - 18.07.2010<br />
Gerhard Klügl<br />
Telefon: 08376-976588 • seminare@vielharmonie.com • www.vielharmonie.com
Märchen<br />
Wie kommt die Kuh<br />
aufs Dach?<br />
für Daniel, Fabian und Christian<br />
Jeden Morgen, so der Herr die Sonne scheinen ließ, trieb Bauer Müller seine Kühe auf die naheliegende Weide. Antoinette war<br />
immer die letzte, die auf der Weide ankam.<br />
Nicht weil sie nicht schneller laufen konnte - nein ihre Beine waren gut und stark.<br />
Antoinette blieb einfach an den Büschen stehen und schnupperte und schaute jedem Schmetterling nach, und wenn sie ein<br />
paar Meter ging, blieb sie bei den nächsten Blümlein stehen und schnupperte, und so kam sie Tag für Tag als Letzte zum<br />
Eingang der Weide.<br />
Bauer Müller lächelte nur und wartete geduldig auf die Träumerin – wie er sie insgeheim nannte, dann schloß er den Zaun,<br />
und der schwache Strom durchfloß den Weidedraht. Zufrieden ging er nach Hause.<br />
Antoinette aber ging schnurstracks weiter zu den drei Bäumen ganz am Ende der Weide. Dort unter dem großen Dach der<br />
gewaltigen Bäume lebte ihre kleine Freundin, „das Gänseblümchen“. Als sie dort ankam, schaute sie sich suchend um.<br />
Aber sie fand es nicht. Ihre kleine Freundin war nicht da. Da hörte sie ganz leise ein zaghaftes Stimmchen:<br />
Antoinette – Antoineeeetttteeeee.<br />
Antoinette drehte sich um, da hörte sie die Stimme deutlicher: Antoinetteeee huhuhuhu Antoinetttteeeeeeeee.<br />
Da sah sie das Gänseblümchen. Durch den Sturm in der Nacht herausgerissen aus dem Boden und weggerissen, hatte es sich<br />
auf das Dach des Bauernhauses gerettet und hielt sich doch krampfhaft an der Dachrinne fest.<br />
AN TOI NEEEE TTEEEEEEEE .<br />
Da stellte Antoinette ihren Schwanz in die Höhe und trabte los – schneller und schneller und schneller galoppierte sie Richtung<br />
Bauernhaus, und mit einem gewaltigen Satz nahm sie den Elektrodraht und wurde immer schneller, die Sprünge wurden<br />
immer weiter, und je näher sie dem Hof kam, desto deutlicher hört sie die Hilferufe nach ihr.<br />
Laut und schrill vernahm sie nun ANTOINEEETTTEEEE<br />
Sie kam angeflogen, schneller und weiter, und mit einem riesigen Satz sprang sie auf das Dach.<br />
Dort ging sie vorsichtig auf die Vorderknie und streckte ihre lange rauhe Zunge heraus, und ganz, ganz behutsam legte sie ihre<br />
Zunge um das kleine Gänseblümchen und zog ihre kleine Freundin auf das rettende Dach.<br />
Ja so kam die Kuh aufs Dach, und so rettete sie ihre Freundin, aber<br />
in der großen Not, ihre Freundin zu retten, einen so gewaltigen Satz zu machen, daß sie aufs Dach kam,<br />
ist das Eine - aber wie kommt man wieder herunter?<br />
Egal was Antoinette sich überlegte – sie traute es sich nicht zu, und dann begann sie jämmerlich zu muuhen.<br />
Bauer Müller hörte das natürlich und ging zur Weide - vielleicht war eine Kuh krank geworden oder hatte sich verletzt, aber er<br />
schaute sich alle Kühe an, und bei keiner fehlte auch nur eine Kleinigkeit.<br />
Dann drehte er sich um wollte zurück zum Hof, und da sah er sie – seine Antoinette mit dem Blümchen im Maul vorsichtig in<br />
den Winkel geschoben und jämmerlich am Muhen. Rasch eilte er zu ihr hin, holte seine Leiter, aber nichts funktionierte, kein<br />
Drohen, kein Locken, Antoinette traute sich nicht die Leiter hinunter.<br />
<strong>Was</strong> war da nur zu tun? Der Bauer war schlau und wusste, daß er eine kluge Frau hatte -<br />
so ging er rein und sagte, daß Antoinette nicht die Leiter heruntermochte.<br />
Da kam die Bäuerin mit einem Handfeger und Kehrblech, sie stieg aufs Dach und kehrte Antoinette mit ihrem Blümchen im<br />
Mund auf das Kehrblech und trug sie so behutsam die Leiter hinunter – unten angekommen setzte sie Antoinette behutsam ab.<br />
Und so wurden der Bauer und sein kluges Weib und die Kuh Antoinette und das Gänseblümchen allerbeste Freunde.<br />
Entnommen aus Hakims bisher unveröffentlichem Märchenzyklus – Antoinette – Kuberuck und Prinz Nebel von Nebeloder<br />
die Reise bis zum Ende der Welt<br />
Und die Moral von der Geschicht – kennen wir nicht.<br />
Band <strong>59</strong> / September/Oktober 2010 MATRIX 3000 65
<strong>Vorschau</strong><br />
Zurück in die Zukunft – bis 2025!<br />
„Intuitive Logik“ ist das neueste Zauberwort, wenn es um<br />
Zukunftsplanung und Krisenbewältigung geht – im Privatbereich<br />
des einzelnen Menschen ebenso wie im Bereich der<br />
Weltpolitik. Selbst die Zukunftsabteilung der US-Geheimdienste<br />
geht neue Wege, um einen Ausblick in die Entwicklung der<br />
Menschheit in den nächsten 15 Jahren zu wagen. In drei alternativen<br />
Szenarien zeichnet das National Intelligence Council<br />
teilweise beklemmende Visionen <strong>uns</strong>erer nahen Zukunft, die<br />
aber schlußendlich auch in einer Chance für die Menschheit<br />
münden.<br />
Raum-Quanten-Äther<br />
Müssen wir <strong>uns</strong> von den bisherigen Vorstellungen zum Wesen<br />
von Magnetismus, Elektrotechnik und Gravitation bald verabschieden?<br />
Ein Paradigmenwechsel in der Wissenschaft könnte<br />
Türen zu vollkommen neuen Techniken und Technologien<br />
öffnen. Tausendfache Supernova-Explosionen pro Tag und<br />
das Modell eines Raum-Quanten-Äthers geben den Schlüssel<br />
zur Neudefinition physikalischer Erscheinungen und auch<br />
Deutung vielfältiger, bisher nicht erklärbarer Phänomene in<br />
die Hand.<br />
Seelische Fallen<br />
Die moderne Welt birgt mit ihrem Lebenstempo manche seelischen<br />
Fallen in sich, aus denen sich der Mensch oft nicht mehr<br />
allein befreien kann. Hierzu gehören mit Sicherheit die Zwangsneurosen.<br />
Neuere Erkenntnisse der Wissenschaft, vor allem im<br />
Bereich der Kybernetik, lassen die Symptome des Zwangsneurotikers<br />
und seinen lebenslangen Kampf dagegen in einem neuen Licht<br />
erscheinen. Dies eröffnet auch neue Möglichkeiten der Therapie.<br />
MATRIX<br />
NEUES DENKEN<br />
<strong>Vorschau</strong> auf <strong>Matrix3000</strong> Band 60, erscheint am 28. 10. 2010<br />
66<br />
Wenn Kinder nicht sprechen<br />
Aphasie (Sprachverlust) und Dysphasie (leichtere Beeinträchtigungen<br />
des Sprechvermögens) betreffen heute mehr Menschen,<br />
als allgemein bekannt ist. Besonders wenn Kinder nicht<br />
sprechen wollen oder können, herrscht bei Eltern oft Ratlosigkeit.<br />
Welche Rolle spielen neurologische Störungen und Hirnschädigung?<br />
Gibt es auch rein psychogene (durch die Psyche<br />
verursachte) Formen? Welche Heilungsmöglichkeiten bietet die<br />
moderne Medizin? Und wie kann ich als Gesunder Zugang zur<br />
verborgenen inneren Welt des Aphasikers bekommen, wenn<br />
Heilung (noch) nicht möglich ist?<br />
Der Heilige Gral<br />
Man sagt, daß wir alle im Leben auf <strong>uns</strong>erer eigenen Gralssuche<br />
sind. Die Legenden und Spekulationen rund um den Heiligen Gral<br />
und Joseph von Arimathäa führen <strong>uns</strong> nach England, in die Gegend<br />
um Glastonbury Abbey und zum St. Michaels-Turm. <strong>Was</strong> finden<br />
wir dort wirklich?<br />
Die göttliche Melodie<br />
Seit jeher nutzen Mysterienschulen den transzendenten Klang als Mittel zur Versenkung<br />
und zur spirituellen Entwicklung. Diese auch von der russischstämmigen Okkultistin<br />
Helena Petrovna Blavatsky beschriebenen inneren Tonerlebnisse, die harmonisierend,<br />
reinigend und erhebend wirken, sind weder Metapher noch haben sie etwas<br />
mit Tinnitus zu tun, der oft streßbedingt und lästig ist.<br />
MATRIX 3000 Band <strong>59</strong> / September/Oktober 2010<br />
3000<br />
Impressum<br />
<strong>Matrix3000</strong> erscheint zweimonatlich.<br />
ISSN 1 439-4154<br />
ISBN (Band <strong>59</strong>): 978-3-89539-866-7<br />
Verlag<br />
MATRIX3000 Verlag GmbH<br />
Ammergauer Straße 80<br />
D-86971 Peiting<br />
Telefon: 0 88 61/<strong>59</strong> 0 18<br />
Telefax: 0 88 61/67 0 91<br />
info@matrix3000.de<br />
www.matrix3000.de<br />
Redaktion MATRIX3000<br />
Grazyna Fosar<br />
Franz Bludorf<br />
Postfach 242<br />
D-12112 Berlin<br />
Telefon: 030/ 795 36 63<br />
Telefax: 030/ 79 01 48 94<br />
grazyna.fosar@matrix3000.de<br />
franz.bludorf@matrix3000.de<br />
Redaktionsschluß für die nächste <strong>Ausgabe</strong>,<br />
<strong>Matrix3000</strong> Band 60: 14. 9. 2010<br />
Chefredaktion<br />
Franz Bludorf<br />
Redaktion<br />
Franz Bludorf, Grazyna Fosar, Ulrich Heerd,<br />
Ralf Lehnert, Lisa Rampertshammer, Elke Röder,<br />
Roland Rottenfußer<br />
Beiträge von<br />
Kishori Aird, Franz Bludorf, Dan Davis, Erdogan<br />
Ercivan, Grazyna Fosar, Ulrich Heerd, Elke Minerva,<br />
Wilfried Nelles, George Peters, Lisa Rampertshammer,<br />
Roland Rottenfußer, Valentin Tomberg, Georg Zoche<br />
Layout & Design<br />
Mirjam Schuster<br />
mia@thesigner.com<br />
Bilder: Angaben beim Bild oder Archiv<br />
Druck<br />
Mayr Miesbach GmbH<br />
Vertrieb<br />
BPV Medien Vertrieb GmbH & Co. KG<br />
Römerstrasse 90, 79618 Rheinfelden<br />
Tel. 07623 /964-0, Telefax 07623 /964-2<strong>59</strong><br />
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Bezugspreise<br />
Abo-Jahresbeitrag (6 Hefte), inkl. Versand:<br />
39,– EUR (ins Ausland 48,– EUR).<br />
Abo-Bestellung mit Abo-Bestellschein.<br />
Einzelheft: Deutschland 6,50 EUR,<br />
Österreich 7,40 EUR, Schweiz 12,80 SFR,<br />
Italien 8,50 EUR, Luxemburg 7,70 EUR<br />
Für gewerbliche Inserenten<br />
Inge Eire Rautenberg<br />
Reichshofstr. 168, 58239 Schwerte<br />
Telefon/Fax: 0 23 04-942 33 99<br />
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E-mail für Druckunterlagen: eire.rautenberg@gmx.de<br />
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Mit Namen gezeichnete Beiträge werden von den<br />
Autoren selbst verantwortet und stellen die Meinung<br />
des jeweiligen Autors dar. Sie spiegeln daher nicht<br />
unbedingt die Auffassungen der Redaktion wider. Die<br />
Bearbeitung und Kürzung von Beiträgen behält sich die<br />
Redaktion vor. Alle Inhalte entsprechen dem besten<br />
Wissen der Redaktion nach gründlicher Prüfung,<br />
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Die Redaktion freut sich über zugesandte Textvorlagen,<br />
für unverlangt eingereichte Beiträge kann der Verlag<br />
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inhaltliche Verantwortung. Nachdruck und Kopie, auch<br />
in Auszügen, nur nach Abstimmung mit dem Verlag.
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Dr. Reinhard Hittich<br />
„Doppelsensation für<br />
Herz und Knochen!<br />
Stellen Sie sich vor: In<br />
Ihrem Körper gibt es<br />
einen Weichensteller, der<br />
die Weichen neu stellt:<br />
Holt jetzt den Kalk aus<br />
Ihren Schlagadern ab.<br />
Und transportiert den<br />
Kalk in Ihre Knochen.“<br />
<strong>Was</strong> Ihnen verschwiegen wird<br />
Mit zunehmenden Alter verliert Ihr<br />
Körper die Gabe, Calcium im Körper<br />
richtig zu verteilen. Durch Vitamin<br />
K-Mangel kommt Kalk ins Herz, Hirn<br />
und Adern statt in die Knochen.<br />
Studien zeigen, dass bei den meisten<br />
noch gesunden Erwachsenen die Vitamin<br />
K-Unterversorgung beginnt.<br />
NattoCalcin ®<br />
dreht das Calcium-Paradox um<br />
Verwertet Ihr Körper Calcium falsch,<br />
kommt es zu dem, was Experten als<br />
Calcium-Paradox bezeichnen: Kalk<br />
landet in den Arterien statt in den<br />
Knochen.<br />
Dr. Hittich elektrisierte der Bericht von<br />
japanischen Forschern!<br />
Das Wunder steckt in einem 1.000-jährigen<br />
Gericht: Natto. Aus Soja bohnen<br />
hergestellt und mit Bakterien fermentiert<br />
– ähnlich wie bei <strong>uns</strong> der Senner Käse<br />
von der Alm.<br />
Natto birgt eine „Erlebensversicherung“<br />
mit besonderem Geheimnis:<br />
Die Krönung von Mutter Natur für<br />
wirkliche Gesundheit von Herz, Hirn und<br />
Knochen. In einer gesunden Schlagader<br />
steckt 50 bis 100 Mal so viel Vitamin K2<br />
im Gewebe als bei einer verkalkten.<br />
<strong>Was</strong> gefährlich für Ihre Schlagadern ist,<br />
ist gut in Ihren Knochen<br />
Der Gesundheits-Experte Dr. J. Howenstine<br />
sagt: „Bei 80-Jährigen steigt der<br />
Calcium-Gehalt in den Adern auf das<br />
© GP Health Products 2010<br />
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Studien zeigen, dass bei den meisten noch<br />
gesunden Erwachsenen eine Vitamin K<br />
Unterversorgung beginnt.“<br />
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Forscher sind hell begeistert über die<br />
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Die 10-jährige Rotterdam-Studie mit 4.807<br />
Teilnehmern beweist klipp und klar:<br />
● Risiko für Herz halbiert<br />
● 52 % weniger Kalk in den Arterien<br />
● Lebenserwartung erheblich verlängert<br />
Einfach gesagt bedeutet das:<br />
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