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Matrix3000 History: Was wäre wenn... die Geschichte anders wäre? (Sonderheft) (Vorschau)

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MATRIX<br />

M<br />

ATRIX3000<br />

3000<br />

<strong>History</strong><br />

SPEZIAL<br />

Nr.4 / 6,50 EUR<br />

Österreich 7,20 EUR<br />

Schweiz 12,80 SFR<br />

Luxemburg 7,60 EUR<br />

Italien 8,50 EUR<br />

Das<br />

Bernsteinzimmer<br />

Der Ursprung<br />

des Menschen<br />

Die Nibelungen -<br />

Dichtung und Wahrheit<br />

<strong>Was</strong><br />

<strong>wäre</strong> <strong>wenn</strong><br />

... <strong>die</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>anders</strong> <strong>wäre</strong>?<br />

Akustische<br />

Archäologie<br />

Baalbek -<br />

Hauptquartier<br />

der Götter


Grazyna Fosar / Franz Bludorf<br />

Zeitfalle<br />

€ 24,80 (D) € 25,50 (A)<br />

ISBN: 978-3895393860<br />

Vorher sollten Sie erfahren, wie der Code der<br />

Weltgeschichte funktioniert:<br />

"Projekt Fatima" - ein Programm für <strong>die</strong> Weltpolitik<br />

bis ins 21. Jahrhundert. Welche Rolle spielt Papst<br />

Johannes Paul II.?<br />

Ein keltisches Ritual verfolgt den Kennedy-Clan.<br />

Lady Diana gab es zwei Mal, und beide waren dem<br />

Prince of Wales versprochen!<br />

"Schatten über dem Weißen Haus" -<br />

alle 20 Jahre starb ein Präsident im Amt.<br />

Fraktale Zeit - gebrochen, sprunghaft und verzerrt.<br />

Kosmische Einfl üsse auf <strong>die</strong> Lichtwelle unserer DNA.<br />

Kulturen mit Verfallsdatum.<br />

Geheimlogen, Rituale, rekursive und progressive<br />

Zeitvariablen u.v.m.<br />

Der beste Weg, <strong>die</strong> Zukunft zu erkennen, ist, sie zu<br />

gestalten!<br />

David Hatcher Childress<br />

Zeitreisenhandbuch<br />

€ 24,90 (D) € 25,60 (A)<br />

ISBN: 978-3-89539-233-7<br />

In <strong>die</strong>sem Buch wird nicht nur von den<br />

Zeitexperimenten der amerikanischen<br />

Regierung berichtet, an denen angeblich<br />

Nikola Tesla und Jon von Neumann beteiligt<br />

waren, sondern auch von den Wilson Brüdern<br />

von EMI und deren Verbindungen zum<br />

Philadelphia Experiment der amerikanischen<br />

Regierung. Es wird auch auf Forschungen<br />

der ACIO eingegangen,<br />

einer geheimen Organisation, welche in<br />

einem Berg eine sog. „Zeitkapsel“ entdeckt<br />

hatte<br />

Montauk I<br />

Das Montauk Projekt<br />

€ 16,00 (D) € 16,40 (A)<br />

ISBN: 978-3-89539-269-6<br />

Entdecken Sie <strong>die</strong> Wahrheit über das Phänomen Zeit!<br />

Das Montauk Projekt deckt das erstaunlichste und am<br />

strengsten geheimgehaltene Forschungsprojekt der<br />

<strong>Geschichte</strong> auf. Es begann während des II. Weltkrieges<br />

mit dem Philadelphia Experiment, bei dem <strong>die</strong> U.S.<br />

Navy in Zusammenarbeit mit der damaligen Elite der<br />

Wissenschaft (Nikola Tesla, Albert Einstein), Versuche<br />

durchführte, das Kriegsschiff USS Eldridge für feindliches<br />

Radar unsichtbar zu machen. Das Projekt wurde<br />

unterbrochen, nachdem es am 12. August 1943 zu<br />

einer kompletten Teleportation des Schiffes und seiner<br />

Besatzung gekommen war. Das Montauk Projekt verbindet<br />

<strong>die</strong> Modalitäten der modernen Wissenschaft mit<br />

den höchsten esoterischen Techniken und katapultiert<br />

uns letztendlich über <strong>die</strong> Schwelle des Universums und<br />

unseres Bewußtseins hinaus. Wir alle wissen, daß da<br />

draußen irgend etwas ist, doch wir wissen nicht genau,<br />

was. Dieses Buch liefert nicht zuletzt ein paar handfeste<br />

Schlüsse darüber<br />

Bob Frissell<br />

Zurück in unsere Zukunft<br />

€ 16,00 (D) € 16,40 (A)<br />

ISBN: 978-3-89539-260-3<br />

Wenn <strong>die</strong> herkömmlichen Erklärungen über den Sinn des<br />

Lebens Sie nicht befriedigen und Ihnen auch <strong>die</strong> diversen<br />

New Age-Ansätze unzureichend erscheinen, werden <strong>die</strong><br />

Gedanken in <strong>die</strong>sem Buch eine Bereicherung für Sie sein.<br />

Aus Sicht der aufgestiegenen Meister, von Toth, Babaji und<br />

Melchizedek, wird ein Überblick über das große Schauspiel<br />

vermittelt, das auf unserem Planeten in <strong>die</strong>sem Moment<br />

abläuft. Zurück in unsere Zukunft ist auch ein Buch über<br />

<strong>die</strong> heilige Geometrie. Nach einem einzigartigen kosmischen<br />

Experiment im Jahre 1972 erreicht nun <strong>die</strong> Entwicklung auf<br />

Erden ungeahnte Geschwindigkeiten, <strong>die</strong> wir selbst, innerhalb<br />

des Systems, nicht direkt erfahren. Lassen Sie sich<br />

überraschen von den unerhörten Ideen, <strong>die</strong> Sie in <strong>die</strong>sem<br />

spannenden Buch fi nden. U.a. Polsprung, Pyramide von<br />

Gizeh, Atemtechnik<br />

David Hatcher Childress<br />

Technologie der Götter<br />

€ 26,90 (D) € 27,70 (A)<br />

ISBN: 978-3-89539-234-4<br />

Der Autor führt uns in <strong>die</strong> erstaunliche Welt der antiken<br />

Technologie, er untersucht <strong>die</strong> gewaltigen Bauten aus<br />

riesigen Steinblöcken und viele erstaunliche Fundstücke<br />

aus aller Welt, von Kristalllinsen sog. "Ewigen Feuern"<br />

und elektrischer Beleuchtung<br />

Dieses Buch liefert eindeutige Beweise, dass auch<br />

schon längst untergegangene Zivilisationen eine<br />

fortschrittliche Technologie besessen haben, welche<br />

der heutigen teilweise sogar weit überlegen war. Es<br />

gibt unwiderlegbare Beweise, dass <strong>die</strong> Menschen der<br />

Antike technische Leistungen vollbracht haben, welche<br />

wir nicht einmal mit der heutigen Technik nachahmen<br />

können.<br />

Alle Bücher auch<br />

online erhältlich!<br />

Unter www.michaelsverlag.de<br />

Bestelltelefon: 08861 - 5 90 18, E-mail: Info@michaelsverlag.de<br />

MICHAELS VERLAG & VERTRIEB GMBH, Ammergauer Strasse 80, D-86971 Peiting, Fax: 08861 - 6 70 91


Editorial<br />

Franz Bludorf, Chefredakteur<br />

„In einer Welt, in der Rhinozerosse als Haustiere gehalten<br />

werden – wer gewinnt da den Zweiten Weltkrieg?“ In der<br />

Kult-Comedy „The Big Bang Theory“ vertreiben sich Ober-<br />

Nerd Sheldon Cooper und seine Amy (<strong>die</strong> selbstverständlich<br />

nicht seine „Freundin“ ist) <strong>die</strong> Zeit mit „kontrafaktualen“<br />

Gesellschaftsspielen. Man erdenkt sich eine Welt, in der<br />

sich irgendetwas auf andere Weise ereignet hat, als wir es<br />

kennen, und ergründet dann, wie sich dadurch <strong>die</strong> Weltgeschichte<br />

verändert hätte.<br />

<strong>Was</strong> als leicht schräger Zeitvertreib für abgedrehte Naturwissenschaftler<br />

ausschaut, ist inzwischen auf dem Wege,<br />

ernsthafte Wissenschaft zu werden. Historiker waren im<br />

Grunde nie frei davon, sich Gedanken zu machen, was geschehen<br />

<strong>wäre</strong>, <strong>wenn</strong> im Verlauf der <strong>Geschichte</strong> jemand <strong>anders</strong><br />

gehandelt hätte, als es in unseren Geschichtsbüchern<br />

steht. Täten sie das nicht, dann <strong>wäre</strong>n sie nur bloße Chronisten.<br />

Erst durch Abwägen des Für und Wider historischer<br />

Ereignisse kann man Erkenntnisgewinne erzielen, wie sich<br />

aus den Handlungen einzelner Personen und Staaten <strong>Geschichte</strong><br />

entwickelt.<br />

<strong>Was</strong> <strong>wäre</strong> <strong>wenn</strong> – im Zweiten Weltkrieg das Bernsteinzimmer<br />

in ein Bergwerk in Thüringen gebracht worden <strong>wäre</strong>?<br />

Oder an Bord der „Wilhelm Gustloff“? Ohne kontrafaktische<br />

<strong>Geschichte</strong> hätten sich <strong>die</strong> echten „Monuments Men“ nie<br />

auf <strong>die</strong> Suche nach verschollenen Kunstschätzen begeben<br />

können. Bislang befinden sie sich hinsichtlich des Verbleibs<br />

des Bernsteinzimmers noch im Zustand epistemischer<br />

Ambivalenz. Das heißt, es kann überall und nirgends sein.<br />

„Epistemische Ambivalenz“ bedeutet eine Mehrdeutigkeit<br />

im Wissens- und Erkenntnisbereich.<br />

Woran starb Wolfgang Amadeus Mozart? An einer Infektion,<br />

oder ermordeten ihn <strong>die</strong> Freimaurer mit Quecksilber, da er<br />

ihre Geheimnisse angeblich in seiner „Zauberflöte“ verriet?<br />

Wer waren <strong>die</strong> historischen Vorbilder der Nibelungen? Steht<br />

Gunther für den Burgundenkönig Gundahar und Kriemhild<br />

für Ildiko, <strong>die</strong> Ehefrau des Hunnenkönigs Attila, der <strong>die</strong><br />

Hochzeitsnacht nicht überlebt haben soll? Ist der Name Hagen<br />

von Tronje gar ein Hinweis auf Troja? Im Verlauf <strong>die</strong>ses<br />

<strong>Matrix3000</strong>-<strong>History</strong>-Special wird es vermutlich auch Ihnen<br />

klarwerden: Wenn <strong>die</strong> Ambivalenz nicht epistemisch ist,<br />

kann man <strong>Geschichte</strong> als Wissenschaft gleich vergessen.<br />

Und wie lautet eigentlich <strong>die</strong> Antwort auf <strong>die</strong> einleitende<br />

Frage? Sheldon Cooper würde sagen, sie ist so offensichtlich,<br />

dass es eigentlich überflüssig ist, darauf hinzuweisen.<br />

Also: In einer Welt, in der Rhinozerosse als Haustiere gehalten<br />

werden, würde Kenia durch den Export <strong>die</strong>ser Tiere<br />

zu Reichtum und Macht gelangen. Nach Ausbruch des Krieges<br />

würde sich jedoch niemand mehr <strong>die</strong>se Tiere leisten<br />

können. Kenias Wirtschaft würde zusammenbrechen, und<br />

dadurch <strong>wäre</strong> – selbstverständlich – Uganda Gewinner des<br />

Zweiten Weltkrieges. Bazinga!<br />

<strong>History</strong> MATRIX 3000 3


Inhalt<br />

Die Nibelungen<br />

12<br />

Anfang des 13. Jahrhunderts wurde es in mittelhochdeutscher Sprache verfasst, das deutscheste aller<br />

Epen – das Nibelungenlied. So ungreifbar und namenlos wie der Dichter sind auch <strong>die</strong> meisten<br />

historischen Hintergründe des Epos. Bei der Konstruktion des Mythos wurde wohl historisch nicht<br />

Zusammengehöriges vermengt, wurde mit den Stilmitteln der Verdichtung und der Personalisierung<br />

politischer Vorgänge ein explosives literarisches Gebräu angerührt, das <strong>die</strong> Fantasie der Nachwelt bis<br />

in <strong>die</strong> Gegenwart stimuliert. So wenig der Forscher auch an Konkretem aufzufinden vermag, spannend<br />

ist <strong>die</strong> Spurensuche nach den Quellen der „Nibelungen-Not“ allemal.<br />

32 Von Mozart zu Mord?<br />

Der Ursprung des<br />

Menschen<br />

Die heute am weitesten verbreitete alternative Theorie zur<br />

Entstehung des Menschen beruht auf den Theorien der „Präastronautik“,<br />

mit Erich von Däniken und Zecharia Sitchin als<br />

den bekanntesten Vertretern: der Mensch stamme von den<br />

Tieren ab und <strong>wäre</strong> auch heute noch primitiv, <strong>wenn</strong> nicht Außerirdische<br />

genmanipulierend eingegriffen hätten. Der Autor<br />

zeigt <strong>die</strong> problematischen Seiten <strong>die</strong>ser Theorie – bei Sitchin<br />

auch <strong>die</strong> grundlegenden Fehler – und gibt eine neue Sicht auf<br />

<strong>die</strong> Herkunft der Menschen, basierend auf den Inhalten der<br />

alten Mythen und Mysterien.<br />

„Erst geköpft, dann gehangen,<br />

dann gespießt auf heißen Stangen,<br />

dann verbrannt, dann gebunden,<br />

und getaucht, zuletzt geschunden.“<br />

Ähnlich vielfältig und fantasievoll<br />

wie <strong>die</strong> Todesarten in der Arie des<br />

Osmin („Die Entführung aus dem<br />

Serail“) sind auch <strong>die</strong> Theorien, <strong>die</strong><br />

über den frühen Tod des Komponisten<br />

– Mozart – im Umlauf sind.<br />

Angeheizt u.a. durch den Film<br />

„Amadeus“ sowie Mozarts Mitgliedschaft<br />

bei den Freimaurern,<br />

sprossen über Jahrzehnte wilde<br />

Theorien. Neuere medizinische<br />

Untersuchungen zum Fall Mozart<br />

wirken ernüchternd und führen alles<br />

auf natürliche Ursachen zurück.<br />

Ein Rest von Rätsel wird den frühen<br />

Tod des Genies aber wohl immer<br />

umwehen.<br />

52<br />

<strong>History</strong><br />

Spezial<br />

Inhalt<br />

Grazyna Fosar<br />

Akustische Archäologie<br />

Das diskrete Flüstern der <strong>Geschichte</strong> 6<br />

Roland Rottenfußer<br />

Die Nibelungen<br />

Viele Wunder, wenig Realität 12<br />

Thomas Ritter<br />

Die Terrassen von Baalbek<br />

Das Hauptquartier der Götter 18<br />

Grazyna Fosar<br />

<strong>Was</strong> <strong>wäre</strong> <strong>wenn</strong><br />

Kontrafaktische <strong>Geschichte</strong> –<br />

Historiker entdecken Kreativität 22<br />

Franz Bludorf<br />

Ägyptisches Totenbuch<br />

in Australien<br />

Sensationeller Fund in Queensland 28<br />

Armin Risi<br />

Der Ursprung des Menschen 32<br />

Gernot L. Geise<br />

Superflut vor 1300 Jahren? 37<br />

Roland Roth<br />

Die fliegenden Götter von Quirigua<br />

Rätselhafte Artefakte in Stein 42<br />

Franz Bludorf<br />

Das Bernsteinzimmer<br />

Einer Legende auf der Spur 46<br />

4<br />

MATRIX 3000 <strong>History</strong>


<strong>Was</strong> <strong>wäre</strong>, <strong>wenn</strong>…<br />

22<br />

Inhalt<br />

… <strong>die</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>anders</strong> verlaufen <strong>wäre</strong>? Diese Frage stellen sich viele Menschen, bezogen auf persönliche<br />

Entscheidungen im Laufe ihres Lebens. Inzwischen beschäftigt sich aber auch <strong>die</strong> Wissenschaft<br />

mit der Untersuchung alternativer Geschichtsverläufe in größeren Zusammenhängen. Wie <strong>wäre</strong> <strong>die</strong> <strong>Geschichte</strong><br />

verlaufen, <strong>wenn</strong> John F. Kennedy nicht ermordet worden <strong>wäre</strong>? Wenn das Attentat von Sarajevo<br />

nie stattgefunden hätte? Wenn Lenin 1917 niemals Russland erreicht hätte? Kontrafaktische <strong>Geschichte</strong><br />

ist eine Reihe von Gedankenexperimenten, was gewesen <strong>wäre</strong>, <strong>wenn</strong> bestimmte historische Ereignisse<br />

nicht oder <strong>anders</strong> eingetroffen <strong>wäre</strong>n. Durch derartige Überlegungen entwickeln sich Historiker von bloßen<br />

Chronisten zu kreativen Experimentalwissenschaftlern. Es hilft, ein vollkommen neues Verständnis<br />

historischer Zusammenhänge entstehen zu lassen.<br />

Die Archäologie ist heute eine<br />

Vernunftehe mit der Akustik<br />

eingegangen, was zu atemberaubenden<br />

Ergebnissen führte.<br />

Schon uralte Hochkulturen<br />

wussten Klangräume für ihre<br />

Zwecke gezielt zu nutzen. Ein<br />

Wissen, das Jahrzehntausende<br />

in <strong>die</strong> Vergangenheit<br />

reicht. Hörbare Zeitkapseln<br />

aus Urzeiten, deren Inhalt uns<br />

erst heute in unserem technologischen<br />

Zeitalter wieder<br />

zugänglich wird.<br />

Akustische<br />

Archäologie<br />

Das Bernsteinzimmer<br />

Seit rund 70 Jahren sind sie in der Welt unterwegs – <strong>die</strong><br />

wahren „Monuments Men“, auf der Suche nach dem legendären<br />

verschollenen Bernsteinzimmer. Wären alle<br />

angeblichen Fundorte echt, müsste es mehr als 400 Bernsteinzimmer<br />

geben. Gefunden wurde es nirgends. Einer der<br />

letzten Zeitzeugen, der womöglich etwas wusste, hat sein<br />

Wissen kürzlich mit ins Grab genommen. Aber vielleicht ist<br />

das Bernsteinzimmer ja längst wieder da – nur hat es noch<br />

niemand gemerkt. Gesicherte Fakten gibt es kaum, genau<br />

wie es sich für eine gute Legende gehört.<br />

6 46<br />

Roland Rottenfußer<br />

Von Mozart zu Mord?<br />

Ein Genie und tausend Tode 52<br />

Monika Herz<br />

„Phönix“ aus der Asche<br />

Eine Geld-<strong>Geschichte</strong> aus Griechenland 56<br />

Rubriken<br />

Editorial 3<br />

Buchempfehlungen 11<br />

Abo 31<br />

<strong>Vorschau</strong> 66<br />

Impressum 66<br />

Ralf Lehnert<br />

Friedrich Wilhelm Nietzsche<br />

Gefangen zwischen Spiritualität und Ego 60<br />

<strong>History</strong> MATRIX 3000 5


A k u s t i s c h e<br />

Archäologie<br />

Das diskrete Flüstern der <strong>Geschichte</strong><br />

Grazyna Fosar<br />

Ruinen der Tempelanlagen<br />

von Chavín de<br />

Huántar, Peru. Im Insert<br />

eine Rekonstruktion der<br />

ursprünglichen Anlage.<br />

6<br />

MATRIX 3000 <strong>History</strong>


Akustisch-archäologische<br />

Messungen im Höhlensystem<br />

von Chavín de<br />

Huántar, Peru.<br />

Jahrhunderte der Forschung hatte<br />

unsere neuzeitliche europäische<br />

Wissenschaft gebraucht, bis man<br />

genug über das physikalische Teilgebiet<br />

der Akustik gelernt hatte, um<br />

brauchbare Theatersäle systematisch<br />

planen zu können. Theater hat<br />

es jedoch schon Jahrtausende vorher<br />

gegeben, und sie hatten funktioniert!<br />

Heutzutage ist<br />

<strong>die</strong> Akustik sogar<br />

eine Vernunftehe<br />

mit der Archäologie<br />

eingegangen,<br />

was zu atemberaubenden<br />

Ergebnissen<br />

führte. Schon<br />

uralte Hochkulturen<br />

wussten<br />

Klangräume für ihre<br />

Zwecke gezielt zu<br />

nutzen. Ein Wissen,<br />

das Jahrzehntausende<br />

in <strong>die</strong> Vergangenheit<br />

reicht.<br />

P<br />

eru, irgendwann im 8.<br />

Jahrhundert v. Chr. Die Menschen<br />

haben sich im heiligen<br />

Tempel versammelt und folgen ihrem<br />

Priester in <strong>die</strong> darunter liegenden<br />

unterirdischen Labyrinthe. Sie haben<br />

Fragen, und der Priester hat ihnen<br />

versprochen, dass <strong>die</strong> Götter sie ihnen<br />

beantworten würden.<br />

Das Licht der Fackeln erzeugt eine<br />

mystische Stimmung in den unterirdischen<br />

Gewölben, als der Priester<br />

nach den altüberlieferten Ritualen<br />

<strong>die</strong> Götter anruft. Und dann geschieht<br />

das Unfassbare – aus den Tiefen der<br />

Höhle erklingt eine unheimliche Stimme,<br />

<strong>die</strong> wie das Brüllen eines Jaguars<br />

klingt, aber doch menschliche Worte<br />

artikuliert. Die Menschen erschauern<br />

und schauen sich um. Es scheint<br />

unmöglich zu lokalisieren, von wo <strong>die</strong><br />

Stimme ertönt. Ehrfürchtiges Schweigen<br />

breitet sich aus. Der Priester<br />

hatte <strong>die</strong> Wahrheit gesprochen. Der<br />

Jaguargott scheint tatsächlich allgegenwärtig<br />

zu sein – und er spricht zu<br />

den Menschen!<br />

Chavín de Huántar ist eine der ältesten<br />

bekannten Kultanlagen Südamerikas.<br />

Ihre Ursprünge gehen bis 1200<br />

v. Chr. zurück, <strong>die</strong> Blütezeit lag zwischen<br />

850 und 200 v. Chr. Die Anlage<br />

ist nicht so groß wie andere Zentren in<br />

der Region, lediglich <strong>die</strong> 80 Kilometer<br />

lange Mauer ist gewaltig. Sie ist das<br />

größte präkolumbianische Bauwerk<br />

Südamerikas. Doch auch <strong>die</strong> anderen<br />

Bauten sind außergewöhnlich, und<br />

eine große Anzahl an Skulpturen ist<br />

bis heute erhalten.<br />

Die Anlage ist eine architektonische<br />

Meisterleistung. Chavín<br />

de Huántar liegt in einer tektonisch<br />

sehr instabilen Region, in etwa<br />

3000 Metern Höhe, oberhalb eines<br />

tiefen Tales, das der Rio Mosna gegraben<br />

hat, und ist ständig durch Geröllrutsche<br />

bedroht. Doch sowohl <strong>die</strong><br />

oberirdisch gelegenen Tempelanlagen<br />

als auch <strong>die</strong> darunter befindlichen<br />

Höhlen sind nach heutigen Begriffen<br />

erdbebensicher angelegt.<br />

Offenbar war <strong>die</strong> Anlage kein bedeutendes<br />

Kulturzentrum wie Machu<br />

Picchu oder Tiahuanaco, sondern<br />

eher ein kleiner Wallfahrtsort, möglicherweise<br />

ein Orakelheiligtum wie<br />

im antiken griechischen Delphi. Drei<br />

Tiergottheiten wurden nach heutigem<br />

Wissen dort verehrt: Der Jaguargott,<br />

der Vogelgott und der Schlangengott.<br />

Chavín de Huántar wurde 1985 in das<br />

Weltkulturerbe der Menschheit aufgenommen.<br />

Heute sind <strong>die</strong> Anlagen verfallen<br />

und nur noch als Ruinen vorhanden,<br />

doch auch <strong>die</strong> unterirdischen<br />

Labyrinthe sind noch begehbar.<br />

Da es mehrere horizontale und<br />

vertikale Belüftungsschächte gibt,<br />

kann <strong>die</strong> Luft dort unten gut geatmet<br />

werden. Der Ort war in letzter Zeit<br />

Schauplatz bemerkenswerter wissenschaftlicher<br />

Untersuchungen, an<br />

denen Archäologen, Anthropologen<br />

und Computerwissenschaftler der<br />

Stanford-Universität beteiligt waren.<br />

Gemeinsam widmeten sie sich einem<br />

neuen Forschungszweig – der akustischen<br />

Archäologie.<br />

Die Wissenschaftler untersuchten<br />

<strong>die</strong> Frage, ob <strong>die</strong> mystischen<br />

Ereignisse, <strong>die</strong> sich laut Überlieferungen<br />

in den unterirdischen Tempelanlagen<br />

abgespielt haben sollen,<br />

möglicherweise reale Hintergründe<br />

hatten. Konnten in Chavín de Huántar<br />

tatsächlich <strong>die</strong> „Götter“ zu den Menschen<br />

sprechen?<br />

Die Forschungen ergaben, dass<br />

<strong>die</strong>s sicher nicht der Fall war, sondern<br />

dass es sich mit einiger Sicherheit<br />

um ein äußerst ausgeklügeltes<br />

Täuschungsmanöver gehandelt hatte,<br />

mit dessen Hilfe <strong>die</strong> Priesterkaste<br />

<strong>History</strong> MATRIX 3000 7


In den unterirdischen<br />

Tempelanlagen von<br />

Chavín de Huántar, Peru,<br />

„sprach“ vor Urzeiten<br />

der „Jaguargott“ zu den<br />

Menschen.<br />

Der „lächelnde Gott“,<br />

Chavín de Huántar<br />

sich eine Machtposition aufbauen<br />

konnte in einer Gesellschaft,<br />

<strong>die</strong> damals noch kaum hierarchische<br />

Strukturen kannte. Die<br />

Ergebnisse der Untersuchungen<br />

wurden 2010 auf einer internatio-<br />

nalen Fachtagung über Akustik in<br />

der Archäologie in Cancun, Mexiko,<br />

vorgestellt.<br />

Die Wissenschaftler haben <strong>die</strong><br />

Akustik der unterirdischen Labyrinthe<br />

und Höhlen genauestens untersucht,<br />

Intensitäten, Frequenzen und Klangfarben<br />

analysiert. Auch <strong>die</strong> Richtungen,<br />

in denen sich Schallwellen dort<br />

unten ausbreiten, spielten eine wichtige<br />

Rolle.<br />

Jeder, der schon einmal eine Höhle<br />

besucht hat, weiß, dass der Klang<br />

der menschlichen Stimme in solchen<br />

Räumen oft unheimlich und irgendwie<br />

nicht „irdisch“ klingt. Auch <strong>die</strong> Existenz<br />

von Echos ist uns aus Höhlen und<br />

engen Gebirgstälern vertraut. Doch in<br />

Chavín de Huántar machten sich <strong>die</strong><br />

cleveren Priester nicht nur <strong>die</strong>se einfachen<br />

physikalischen Gesetzmäßigkeiten<br />

zunutze, sondern verfeinerten<br />

<strong>die</strong> Methoden noch. Dieser Ansicht<br />

ist jedenfalls Professor John Rick<br />

von der Stanford-Universität. Um <strong>die</strong><br />

Menschen in veränderte Bewusst-<br />

seinszu-<br />

stände zu versetzen und durch vielfältige<br />

Echos zu verwirren, sprachen <strong>die</strong><br />

Priester nicht einfach nur in den Höhlenkomplex<br />

hinein. Das Tüpfelchen<br />

auf dem i waren große Muschelschalen<br />

(Strombus galeatus), mit denen<br />

Klangwirkungen manipuliert werden<br />

konnten. Bis heute werden solche<br />

Muscheln zuweilen von Indios als Musikinstrumente<br />

verwendet. Spricht<br />

man in eine derartige Muschel hinein,<br />

so wird der Klang der Stimme dumpf<br />

und dröhnend und erinnert tatsächlich<br />

an <strong>die</strong> Stimme eines Jaguars. Der<br />

„allgegenwärtige Jaguargott“ konnte<br />

auf <strong>die</strong>se Weise aus allen Ecken der<br />

Höhle gleichzeitig zu den Menschen<br />

sprechen.<br />

Das Rauschen unterirdischer<br />

<strong>Was</strong>serläufe trug zusätzlich<br />

dazu bei, den mystischen, verwirrenden<br />

und bewusstseinsverändernden<br />

Effekt zu perfektionieren.<br />

Zusätzlich verabreichte man<br />

den Menschen den Saft des San-<br />

Pedro-Kaktus, der eine halluzinogene<br />

Wirkung hatte.<br />

Clever waren <strong>die</strong>se alten Indio-<br />

priester, nicht wahr? Aber vielleicht<br />

griffen sie ja sogar auf noch viel äl-<br />

teres Wissen zurück, das viele Jahrtausende<br />

weiter in das Dunkel der<br />

Vergangenheit reicht, von deren <strong>Geschichte</strong><br />

heute nur noch wenige Spuren<br />

erhalten sind. Das Phänomen der<br />

„singenden Höhlen“ scheint schon<br />

den Menschen der tiefsten Steinzeit<br />

bekannt gewesen zu sein.<br />

Steinzeitliches Klangarchiv<br />

Im Departement Ariège in den französischen<br />

Pyrenäen befindet sich im Tal<br />

von Vicdessos <strong>die</strong> Höhle von Niaux.<br />

Sie gehört zu einem weitverzweigten<br />

Höhlensystem, das durch einen<br />

ehemals dort existierenden unterirdischen<br />

<strong>Was</strong>serlauf in den weichen<br />

Kalkstein eingegraben wurde.<br />

Die Höhle von Niaux ist schon seit<br />

langem berühmt für ihre Höhlenmalereien,<br />

<strong>die</strong> etwa vor 13.500 bis 12.500<br />

Jahren entstanden sind. Sie wurden<br />

also in der Zeit des Magdalénien, einer<br />

Phase der jüngeren Altsteinzeit,<br />

8<br />

MATRIX 3000 <strong>History</strong>


Darstellung eines Bisons in der<br />

Höhle von Niaux, Frankreich.<br />

Passend dazu erinnert das Echo<br />

der Höhle an <strong>die</strong>ser Stelle an<br />

das Brüllen eines Bisons.<br />

erstellt. Es finden sich zahlreiche<br />

Darstellungen von Bisons,<br />

Pferden, Steinböcken,<br />

Hirschen und anderen jagdbaren<br />

Tieren. Als Farbe wurde<br />

Manganoxid verwendet.<br />

Heute sind viele der Zeichnungen<br />

verblichen, aber immer<br />

noch gut erkennbar. Sie<br />

befinden sich etwa 775 Meter<br />

vom Höhleneingang entfernt im<br />

sogenannten Salon Noir (schwarzen<br />

Salon), dem Hauptsaal der Höhle von<br />

Niaux.<br />

Die Höhlenmalereien von Niaux<br />

wurden bereits im 17. Jahrhundert<br />

wiederentdeckt, ihre<br />

kulturhistorische Bedeutung konnte<br />

jedoch erst Anfang des 20. Jahrhunderts<br />

eingeschätzt werden. 1906 wurde<br />

<strong>die</strong> Höhle von Captain Molar und<br />

seinen Söhnen erstmals komplett<br />

vermessen. In den folgenden Jahrzehnten<br />

kam es zu weiteren systematischen<br />

Untersuchungen. Heute<br />

ist Niaux eine der wenigen steinzeitlichen<br />

Bilderhöhlen, <strong>die</strong> auch für <strong>die</strong><br />

Öffentlichkeit zur Besichtigung freigegeben<br />

sind.<br />

Da es keinerlei Spuren gibt, dass<br />

<strong>die</strong> Höhle von Niaux je von Menschen<br />

bewohnt worden war, ist <strong>die</strong> Wissenschaft<br />

der Ansicht, dass es sich um<br />

einen Ort mit eher kultischer Bedeutung<br />

gehandelt haben muss. War es<br />

dann etwa ein ähnlicher Orakelort wie<br />

in Chavín de Huántar?<br />

Tatsächlich könnte <strong>die</strong>s so der Fall<br />

gewesen sein. Natürlich gibt es aus<br />

<strong>die</strong>ser frühen Phase der Vorgeschichte<br />

keine historischen Aufzeichnungen,<br />

doch <strong>die</strong> Indizien sprechen für sich.<br />

Als wichtigstes Hilfsmittel musste –<br />

einmal mehr – <strong>die</strong> akustische Archäologie<br />

herangezogen werden.<br />

Die Höhle hat wiederum eine bemerkenswerte<br />

Akustik. Echos sind an<br />

vielen Stellen zu hören, am deutlichsten<br />

jedoch im schwarzen Salon, dort,<br />

wo <strong>die</strong> Malereien angebracht sind.<br />

Das ist keineswegs ein Zufall, denn<br />

<strong>die</strong> Malereien wurden von den vorzeitlichen<br />

Künstlern dem Klang des<br />

jeweiligen Echos angepasst. An einer<br />

Stelle etwa klingt das Echo dumpf und<br />

dröhnend, so wie das Gebrüll eines<br />

Bisons – und passgenau befinden sich<br />

an <strong>die</strong>ser Wand Abbildungen von Bisons.<br />

Anderswo erinnert der zurückgeworfene<br />

Schall eher an das Brummen<br />

eines Bären, und dort haben <strong>die</strong><br />

Menschen Abbildungen von Bären<br />

hinterlassen. Das Gleiche findet man<br />

bei den Darstellungen von Hirschen,<br />

Löwen etc.<br />

Professor Jegor Reznikoff von<br />

der Philosophischen Fakultät<br />

der Pariser Universität in Nanterre<br />

beschäftigt sich hauptsächlich<br />

mit frühzeitlicher Musik, z. B. mit<br />

frühchristlichen Gesängen. Er ist<br />

auch ein Spezialist für <strong>die</strong> Akustik in<br />

prähistorischen Höhlen, romanischen<br />

und gotischen Kathedralen. Prof. Reznikoff<br />

ist fest davon überzeugt, dass<br />

unseren Urahnen der unterschiedliche<br />

Klang der Echos in der Höhle von<br />

Niaux bekannt war und dass sie dann<br />

gezielt <strong>die</strong> Darstellungen der entsprechenden<br />

Tiere an den Wänden angebracht<br />

hatten. Möglicherweise hatten<br />

sie geglaubt, dass in den Felswänden<br />

<strong>die</strong> Geister <strong>die</strong>ser Tiere wohnten,<br />

und sie wollten <strong>die</strong> Zuneigung <strong>die</strong>ser<br />

Geister gewinnen. Paläontologische<br />

Funde beweisen, dass <strong>die</strong> Schamanen<br />

der damaligen Menschen auch<br />

bereits einfache Musikinstrumente<br />

wie Trommeln und Flöten verwendet<br />

haben, <strong>die</strong> sich dann aufgrund der<br />

Höhlenakustik in <strong>die</strong> jeweiligen Tierstimmen<br />

verwandelten. Damit mochten<br />

<strong>die</strong> Steinzeitmenschen – ihrer<br />

Ansicht zufolge – mit den Tiergeistern<br />

gesprochen und um gute Erfolge bei<br />

der Jagd gebeten haben.<br />

Kukulkan und der Quetzal-Vogel<br />

Unser Streifzug durch <strong>die</strong> Welt der<br />

akustischen Archäologie <strong>wäre</strong> unvollständig<br />

ohne <strong>die</strong> große Kukulkan-<br />

Pyramide in der alten Maya-Stadt<br />

Chichén Itzá auf der mexikanischen<br />

Halbinsel Yucatan. Sie war dem Maya-<br />

Gott Kukulkan geweiht und bildet das<br />

imposanteste Bauwerk der Stadt. Sie<br />

ist 30 Meter hoch, bei einer Grundkantenlänge<br />

von 55 Metern. Auf <strong>die</strong><br />

Spitze führen insgesamt 364 Stufen,<br />

<strong>die</strong> zusammen mit dem Sockel des<br />

oben liegenden Tempelgebäudes genau<br />

<strong>die</strong> Anzahl der Tage eines<br />

Jahres angeben. Das Bauwerk<br />

ist Zeugnis der hochentwickelten<br />

Maya-Kultur, <strong>die</strong> nicht nur eine<br />

hervorragende Architektur, sondern<br />

auch erstaunliches Wissen<br />

in der Mathematik und den Naturwissenschaften<br />

hervorgebracht<br />

hat. Die Pyramide wurde etwa auf<br />

das 9. Jahrhundert n. Chr. datiert.<br />

Der Akustik-Experte David<br />

Lubman aus Kalifornien hat<br />

<strong>die</strong> Pyramide eingehend untersucht<br />

und kam zu verblüffenden<br />

Erkenntnissen. In <strong>die</strong>sem Fall entstehen<br />

<strong>die</strong> akustischen Effekte nicht<br />

aus dem natürlichen Echo von Hohlräumen,<br />

sondern von den Stufen der<br />

Pyramide. Sie sind also Ausdruck des<br />

bewussten Wirkens der Baumeister,<br />

<strong>die</strong> hier als historische Sounddesigner<br />

tätig waren.<br />

Steigt man zur Spitze der Pyramide<br />

hinauf, so reflektieren <strong>die</strong> aus Kalkstein<br />

errichteten Stufen den Klang<br />

der Schritte in einer Weise, <strong>die</strong> an das<br />

Plätschern von Regentropfen erinnert.<br />

Wollte man dadurch den Regengott<br />

um Regen bitten?<br />

Es wird noch wesentlich interessanter.<br />

Wie David Lubman herausfand,<br />

erzeugt ein Händeklatschen an<br />

der richtigen Stelle ein von den Stufen<br />

zurückgeworfenes Echo, das wie<br />

ein Vogelzwitschern klingt. Und zwar<br />

nicht das Zwitschern eines beliebigen<br />

Vogels, sondern es geht um den<br />

in Yucatan heimischen Quetzal, den<br />

heiligen Vogel der Maya. Nicht für<br />

umsonst hatte ihr Hauptgott Kukulkan<br />

später in der Kultur der Azteken<br />

den Namen Quetzalcoatl. Die Mayas<br />

verwendeten auch <strong>die</strong> Federn des<br />

Quetzal-Vogels als Schmuck und für<br />

ihre Kleidung, wie man noch heute an<br />

der historischen Federkrone des letzten<br />

Aztekenherrschers Montezuma<br />

sehen kann. Das Prunkstück wurde<br />

1521 von Hernando Cortez geraubt<br />

und ist nach einer Odyssee heute im<br />

Völkerkundemuseum in Wien ausgestellt.<br />

Bemühungen der indigenen<br />

Mexikaner, das Symbol ihrer kulturellen<br />

Identität nach Hause zurückzuholen,<br />

blieben bis heute erfolglos.<br />

Einmal pro Jahr erscheint der<br />

Quetzal bis heute auf den Treppen<br />

der Pyramide – am 21. März<br />

wirft <strong>die</strong> Sonne auf den Stufen einen<br />

Schatten, der so aussieht, als würden<br />

<strong>History</strong> MATRIX 3000 9


Direkt unter der Kuppel<br />

der St.Pauls-Kathedrale<br />

in London befindet sich<br />

<strong>die</strong> berühmte Whispering<br />

Gallery.<br />

<strong>die</strong> Vögel in der Luft tanzen. David<br />

Lubman hat das Vogelgeräusch auf<br />

den Stufen der Pyramide unzählige<br />

Male reproduzieren können, bis seine<br />

Hände ganz rot vom Klatschen waren.<br />

Und doch fanden seine Interpretationen<br />

anfangs bei den Archäologen nur<br />

wenig Anklang.<br />

Dann jedoch gelang es Lubman,<br />

seinen Kritikern den Wind aus den<br />

Segeln zu nehmen. So hatte man ihm<br />

etwa vorgeworfen, der Effekt sei erst<br />

durch <strong>die</strong> Rekonstruktion der Treppen<br />

entstanden und hätte daher den Mayas<br />

gar nicht bekannt sein können. Mittlerweile<br />

hat Lubman das Geräusch<br />

jedoch auch bei nicht rekonstruierten<br />

Stufen reproduzieren können.<br />

Auch an anderen Orten in Chichén<br />

Itzá konnte Lubman Beispiele von<br />

akustischer Architektur entdecken.<br />

So erzeugt ein Händeklatschen in der<br />

Mitte des rituellen Ballspielplatzes ein<br />

Echo, das dem Gebrüll eines Jaguars<br />

ähnelt. Auch <strong>die</strong>ses Tier war den Mayas<br />

heilig, wie zahlreiche erhaltene<br />

Statuen beweisen. Lubman fand sogar<br />

eine Flüstergalerie,<br />

mit deren Hilfe<br />

es möglich war, zwischen<br />

zwei Tempeln<br />

miteinander zu kommunizieren.<br />

Auf der „Whispering<br />

Gallery“<br />

Derartige Flüstergalerien<br />

sind<br />

auch aus der europäischen<br />

Architektur<br />

bekannt.<br />

Das berühmteste<br />

Beispiel ist <strong>die</strong><br />

„Whispering Gallery“ in der St. Paul’s<br />

Cathedral in London. In <strong>die</strong>ser bedeutenden<br />

Londoner Kirche, deren<br />

heutiger Bau aus dem Anfang des 18.<br />

Jahrhundert stammt (der Vorgängerbau<br />

war beim großen Brand von London<br />

1666 abgebrannt), sind zahlreiche<br />

berühmte Briten beigesetzt, darunter<br />

Lord Nelson. Prince Charles und Lady<br />

Diana wurden in St. Paul’s getraut.<br />

Die direkt unter der Kuppel liegende<br />

Galerie hat eine seltsame Eigenschaft:<br />

Wenn man sich der Wand<br />

zuwendet und flüsternd spricht, kann<br />

man das auf der gegenüberliegenden<br />

Seite hören, in 34 Metern Entfernung!<br />

Das Geheimnis ist reine Physik:<br />

Durch <strong>die</strong> gebogenen Wände wird<br />

der Schall auf <strong>die</strong> Gegenseite reflektiert,<br />

und da <strong>die</strong> Wand dort ebenfalls<br />

gebogen ist, fokussiert sie den Schall<br />

wie ein Hohlspiegel das Licht. Ob der<br />

Baumeister der Kathedrale, Sir Christopher<br />

Wren, das beabsichtigt hatte?<br />

Konkret ist dazu nichts überliefert,<br />

doch da er Freimaurer war, verfügte<br />

er sicherlich über altes Wissen, das<br />

heute nicht mehr allgemein bekannt<br />

ist.<br />

Ähnliche Effekte sind bekannt<br />

aus der Kuppel im Capitol in<br />

<strong>Was</strong>hington oder dem Wandelgang<br />

des Maurischen Gartens<br />

der Wilhelma, der historischen<br />

Schlossanlage in Stuttgart. Am Untermarkt<br />

in Görlitz befindet sich das<br />

spätgotische „Flüsterportal“ und in<br />

den Kerkern von Syrakus auf Sizilien<br />

das „Ohr des Dionysios“. In der<br />

Bibliothek des Klosters von Sagan<br />

in Polen nützt es nichts, <strong>die</strong> Benutzer<br />

zu leisem Reden aufzufordern.<br />

Selbst geflüsterte Gespräche können<br />

kreuz und quer durch <strong>die</strong> Bibliothek<br />

gehört werden.<br />

Stellt man sich dagegen auf den<br />

„Stein des Mittelpunkts der Erde“<br />

auf dem Gelände des Himmelstempels<br />

in Peking, so wird jede Stimme<br />

zum volltönenden Organ eines ausgebildeten<br />

Schauspielers verstärkt.<br />

Das ist um so erstaunlicher, als sich<br />

<strong>die</strong> Plattform im Freien befindet.<br />

Und damit <strong>wäre</strong>n wir wieder<br />

beim Theater gelandet. Akustik<br />

<strong>die</strong>nte, wie wir gesehen haben, zu<br />

allen Zeiten zu mehr als nur dazu,<br />

dass jeder alles gut hören soll. Akustische<br />

Tricks wurden zu kultischen<br />

Zwecken, zur Bewusstseinserweiterung<br />

oder sogar<br />

zur Manipulation der Bevölkerung<br />

verwendet – oder auch<br />

nur zum Spaß. Möglicherweise<br />

sogar zur Informationsspeicherung?<br />

Ein jahrtausendealtes<br />

Wissen, das wir Europäer erst<br />

seit kurzer Zeit wiederentdeckt<br />

haben. ▀<br />

Quelle: Fosar/Bludorf:<br />

Der Denver-Plan. Peiting 2014.<br />

10<br />

MATRIX 3000 <strong>History</strong><br />

Stein des Mittelpunkts der<br />

Erde, Himmelstempel,<br />

Peking


MATRIX3000<br />

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Die<br />

Nibelungen<br />

Viele Wunder, wenig Realität<br />

Roland Rottenfußer<br />

„Uns sind in alten Mären Wunder viel gesagt von Helden, reich an Ehren, von Kühnheit<br />

unverzagt, von Freude und Festlichkeiten, von Weinen und von Klagen, von kühner Recken<br />

Streiten mögt ihr nun Wunder hören sagen.“ So beginnt das „Nibelungenlied“, Anfang des<br />

13. Jahrhunderts in mittelhochdeutscher Sprache verfasst. So ungreifbar und namenlos wie<br />

der Dichter sind auch <strong>die</strong> meisten historischen Hintergründe des Epos. Bei der Konstruktion<br />

des Mythos wurde wohl historisch nicht Zusammengehöriges vermengt, wurde mit den Stilmitteln<br />

der Verdichtung und der Personalisierung politischer Vorgänge ein explosives literarisches<br />

Gebräu angerührt, das <strong>die</strong> Fantasie der Nachwelt bis in <strong>die</strong> Gegenwart stimuliert. So<br />

wenig der Forscher auch an Konkretem aufzufinden vermag, spannend ist <strong>die</strong> Spurensuche<br />

nach den Quellen der „Nibelungen-Not“ allemal.<br />

„Es wird einmal der größte<br />

Heroenkampf gewesen sein, der<br />

sich jemals in unserer <strong>Geschichte</strong><br />

abgespielt hat“, rief der Reichsmarschall<br />

den versammelten<br />

Angehörigen der Wehrmacht zu.<br />

„Wir kennen ein gewaltiges, heroisches<br />

Lied von einem Kampf ohnegleichen,<br />

das hieß ‚Der Kampf<br />

der Nibelungen’. Auch sie standen<br />

in einer Halle von Feuer und<br />

Brand und löschten den Durst mit<br />

eigenem Blut – aber sie kämpften<br />

und kämpften bis zum letzten. Ein<br />

solcher Kampf tobt heute dort.“<br />

Gemeint war Stalingrad, wo das<br />

Debakel der 6. Armee Ende Januar<br />

1943 schon absehbar war. Der<br />

Redner hieß Hermann Göring,<br />

und das sinnlose Morden hatte<br />

mit Stalingrad kein Ende.<br />

Hatten <strong>die</strong> Bearbeitungen von<br />

Hebbel und Wagner im 19. Jahrhundert<br />

dem Nibelungen-Stoff<br />

weiteren künstlerischen Rang verliehen,<br />

so war das 20. Jahrhundert eine<br />

Epoche gefährlicher Missverständnisse.<br />

Knapp 30 Jahre zuvor war das<br />

Unwort von der „Nibelungentreue“<br />

in Mode gekommen – angewandt<br />

auf <strong>die</strong> Waffenbrüder Österreich und<br />

Deutschland, <strong>die</strong> damals Seit’ an Seit’<br />

in den bis dahin grausamsten Krieg<br />

der Weltgeschichte stolperten. Der<br />

Jura-Professor Franz von Liszt hielt<br />

am 18. November 1914 einen Vortrag<br />

im Rahmen der „Deutschen Reden in<br />

schwerer Zeit“. Darin heißt es, nie sei<br />

das „Nibelungenlied, das Hohelied<br />

von Heldenmut und Heldentreue, unserem<br />

Herzen so nahe gewesen, wie<br />

in <strong>die</strong>sen Tagen. Diese Treue zu wahren,<br />

dem Freunde Freund zu sein bis<br />

zum äußersten, dem Feinde Feind zu<br />

sein bis zum äußersten: das ist deutsche<br />

Art, das ist <strong>die</strong> Nibelungentreue.<br />

Und so soll unsere Losung auch fernerhin<br />

sein: Durch Treue zum Sieg.“<br />

„Der deutscheste<br />

aller deutschen Stoffe“<br />

An <strong>die</strong>sem „deutschen Wesen“, so<br />

muss man leider sagen, genas <strong>die</strong><br />

Welt nicht. Vielmehr erkrankte sie<br />

schwer und wurde einem Abgrund<br />

zu getrieben, an dem gemessen das<br />

„Gemetzel bei Etzel“, dokumentiert<br />

im „Nibelungenlied“, wir ein harmloses<br />

Scharmützel anmutet. Fritz Lang,<br />

der geniale Schöpfer von „Metropolis“<br />

schaffte es dann noch, den Nibelungenstoff<br />

durch eine starke rassistische<br />

Komponente zu „bereichern“. In<br />

12<br />

MATRIX 3000 <strong>History</strong>


<strong>History</strong> MATRIX 3000 13


Die Burgunden, <strong>die</strong> man eigentlich in<br />

Südfrankreich vermuten würde, stammten<br />

ursprünglich von der schwedischen<br />

Insel Bornholm (Borgundarholm). Von<br />

dort gelangten sie während der Völkerwanderung<br />

über Pommern ins Rheinland<br />

bei Worms, also an den Schauplatz des<br />

Nibelungenlieds. Erst im Verlauf des<br />

5. Jahrhunderts zogen sie weiter in <strong>die</strong><br />

heutige (französische) Region Burgund.<br />

„Kriemhilds Rache“ (1924), dem zweiten<br />

Teil seines Monumentalfilms „Die<br />

Nibelungen“, erscheinen <strong>die</strong> Hunnen<br />

wie Untermenschen, <strong>die</strong>, statt aufrecht<br />

zu gehen, wimmelnd wie Ungeziefer<br />

aus Löchern kriechen. „Ihr<br />

kennt <strong>die</strong> deutsche Seele nicht, Herr<br />

Etzel!“, sagte Dietrich von Bern dem<br />

Hunnen-König, als <strong>die</strong>ser <strong>die</strong> Auslieferung<br />

Hagens verlangte. Kein Wunder,<br />

dass das Epos im Dritten Reich<br />

geradezu lustvoll rezipiert wurde.<br />

Zum Nationalepos in der Nachfolge<br />

Homers wurde das „Nibelungenlied“,<br />

entstanden Anfang des 13. Jahrhunderts<br />

aus der Feder eines Autors, der<br />

bis heute anonym geblieben ist, schon<br />

früh hochstilisiert. Schon Goethe<br />

hatte in „Dichtung und Wahrheit“ behauptet:<br />

„Eine Nation muss, <strong>wenn</strong> sie<br />

für irgend etwas gelten will, eine Epopöe<br />

besitzen.“ 1942, im Schatten der<br />

Hitler-Diktatur, versuchte sich Hans<br />

Naumann an einer finalen Definition<br />

des Genres: „Im Helden eines Nationalepos<br />

muss das Volk mindestens<br />

sein besseres Ich wieder erkennen,<br />

in der Gestalt überhaupt wie in den<br />

Idealen, denen sie wesentlich <strong>die</strong>nt.<br />

(…) Das Volk selbst muss sich über<br />

Räume und Zeiten hinweg in Sinn<br />

und Kraft seiner geschichtlichen<br />

Erscheinung getroffen fühlen, muss<br />

deshalb <strong>die</strong> Dichtung als seinen ewigen<br />

Besitz betrachten, sich durch<br />

sie geeinigt und zusammengehalten<br />

sehen, sich daran aufrichten besonders<br />

in Zeiten der Not, muss Mut,<br />

Kraft und Selbstvertrauen immer neu<br />

daraus trinken, ewiges Bewusstsein<br />

seiner selbst.“<br />

Selbstvertrauen? Das Nibelungenlied<br />

ist ein Epos aus Verliererperspektive,<br />

quasi eine „Ilias“<br />

aus Sicht der Trojaner. Man lernt<br />

aus ihm, wie man sich in aussichtslose<br />

kriegerische Aktivitäten stürzt,<br />

eine Situation durch Sturheit eskalieren<br />

lässt und sich, in Blut wie in Pathos<br />

ertrinkend, niedermetzeln lässt.<br />

So klingt es wie Hohn, <strong>wenn</strong> Heiner<br />

Müller 1983 im Spiegel-Gespräch das<br />

Lied vom Untergang der Burgunden<br />

zum „deutschesten aller deutschen<br />

Stoffe“ erklärte.<br />

Gundahars vernichtende<br />

Niederlage<br />

„Dichtung und Wahrheit“ – im Fall<br />

des Nibelungenlieds überwiegt wohl<br />

<strong>die</strong> Dichtung. Seine historischen Ursprünge<br />

liegen tief im Dunkeln der<br />

weithin undokumentierten Jahrhunderte<br />

der Völkerwanderungszeit.<br />

Seit Ende des 4. Jahrhunderts lag<br />

burgundisches Siedlungsgebiet vermutlich<br />

im Rhein-Main-Neckar-Gebiet.<br />

Die historischen Belege für ein<br />

Burgundenreich am Mittelrhein bei<br />

Worms sind nur spärlich, als Quelle<br />

gilt u.a. eine Notiz des Prosper<br />

Tiro von Aquitanien (5. Jahrhundert).<br />

Es gibt bedeutende archäologische<br />

Funde burgundischer Herkunft wie<br />

das Gräberfeld bei Rosengarten, wo<br />

Urnen, Skelette, Waffen und Haushaltsgegenstände<br />

freigelegt wurden.<br />

Die Krieger, ursprünglich ostgermanischer<br />

Herkunft, hatten mit dem<br />

römischen Kaiser Konstantin III. einen<br />

Friedensvertrag geschlossen.<br />

Die Burgunden wurden verpflichtet,<br />

„Die historischen Ursprünge<br />

des Nibelungenliedes liegen<br />

tief im Dunkeln der<br />

Völkerwanderungszeit.<br />

für ihr Siedlungsrecht im römischen<br />

Auftrag <strong>die</strong> Rheingrenze zu sichern.<br />

Anfang des 5. Jahrhunderts ist ein<br />

Burgunden-König namens Gundahar<br />

belegt, das Vorbild für den „Gunther“<br />

der Sage. Gemeinsam mit dem Stamm<br />

der Alanen unter Goar ernannte Gundahar<br />

411 den Gallorömer Jovinus zum<br />

Gegenkaiser. Dies berichtete der Geschichtsschreiber<br />

Olympiodoros von<br />

Theben.<br />

Gundahar allerdings brach den<br />

Frieden und versuchte, seinen<br />

Einflussbereich nach Westen,<br />

in Richtung der Provinz Belgica I, auszudehnen.<br />

406 überschritt er bei Mogontiacum<br />

(Mainz) den Rhein. Damit<br />

beschwor er einen Konflikt mit den<br />

Römern herauf. Einer der mächtigsten<br />

Männer im Reich war damals der<br />

weströmische Feldherr Flavius Aetius,<br />

der als junger Mann eine Kriegsgeisel<br />

der Hunnen gewesen war. 435 wurde<br />

ein burgundisches Heer von den Truppen<br />

des Aetius vernichtend besiegt und<br />

musste sich wieder auf sein ursprüngliches<br />

Gebiet, <strong>die</strong> Provinz Germania I,<br />

zurückziehen. Ein Jahr später vernichteten<br />

hunnische Hilfstruppen das Burgunderreich<br />

am Rhein endgültig, König<br />

Gundahar wurde dabei getötet. Die<br />

Hunnen standen im römischen Dienst<br />

und wurden nicht vom historischen<br />

Attila (Etzel) angeführt. Die verbleibenden<br />

Burgunder mussten sich daraufhin<br />

in <strong>die</strong> Region südlich des Genfer Sees<br />

zurückziehen. Um 1200, zur Zeit der<br />

Entstehung des Nibelungenlieds, lag<br />

das Herzogtum Burgund bei Arles und<br />

Dijon. Heute existiert eine französische<br />

Provinz Bourgogne, bekannt u.a. durch<br />

ausgezeichneten Wein.<br />

Hagen bleibt im Dunkeln<br />

Im Vergleich zu den Ereignissen des Nibelungenlieds<br />

fällt also auf, dass Gunther<br />

kein schwacher Herrscher<br />

war (ein Ruf, der ihn<br />

noch bis hinein in Wagners<br />

„Götterdämmerung“ verfolgt).<br />

Vielmehr war er eine<br />

tatkräftige und kriegerische<br />

Persönlichkeit mit fast<br />

schon zu viel Willenskraft<br />

– betrachtet man <strong>die</strong> desaströsen<br />

Ergebnisse seiner<br />

Politik. Historische Figuren,<br />

<strong>die</strong> eindeutig mit einem<br />

„Gernot“ in Verbindung<br />

gebracht werden können,<br />

gibt es nicht. In der „Lex<br />

14<br />

MATRIX 3000 <strong>History</strong>


Margarete Schön spielte<br />

<strong>die</strong> Titelrolle in Fritz Langs<br />

Monumentalfilm "Kriemhilds<br />

Rache" (1924).<br />

<strong>History</strong> MATRIX 3000 15


Burgundionum“, einem römischen<br />

Rechtstext, der im Burgunderreich<br />

galt, wird allerdings ein Verwandter<br />

namens „Gislahar“ (Giselher) erwähnt.<br />

Auch ist ein Phänomen wie <strong>die</strong> „Nibelungentreue“<br />

aus den wenigen<br />

historischen Quellen nicht ableitbar.<br />

Es ging ja kein Volkstamm aus Solidarität<br />

mit einem anderen in den Tod,<br />

keine Einzelperson opferte sich – jedenfalls<br />

nicht historisch verbürgt – für<br />

eine andere. Hagen von Tronje, eigentlicher<br />

Gegenstand der besagten selbstzerstörerischen<br />

Treue, ist als historische<br />

Figur ohnehin kaum zu greifen.<br />

Manche führen <strong>die</strong> Herkunftsbezeichnung<br />

„Tronje“ gar auf „Troja“ zurück,<br />

was auf römische Wurzeln Hagens hinweisen<br />

würde. Es scheint damals unter<br />

Römern Mode gewesen zu sein, sich illustre<br />

Beinamen aus den homerischen<br />

Epen zu verleihen.<br />

War <strong>die</strong> echte Kriemhild Römerin?<br />

Kriemhild taucht in einem etwas anderen<br />

Zusammenhang auf. Der Hunnenkönig<br />

Attila soll nämlich 453 in seiner<br />

Hochzeitsnacht mit der Gotin Ildiko an<br />

einer bis heute rätselhaften Todesursache<br />

gestorben sein. „Ildiko“ erinnert<br />

klanglich an Kriemhild. Die Sage behauptet<br />

sogar, sie hätte ihren Gatten in<br />

der Brautnacht vergiftet. So spektakulär<br />

<strong>die</strong>s allerdings klingt, es hat mit der<br />

Handlung der Nibelungenlieds wenig<br />

zu tun. Etzel ist dort eine der wenigen<br />

überlebenden Figuren.<br />

Noch eine zweite Frauengestalt<br />

könnte allerdings für Kriemhild Patin<br />

gestanden haben: Um 450 stand Attila<br />

in der Blüte seiner Macht und hatte das<br />

oströmische Imperium in der Schlacht<br />

bei den Thermophylen (447) vernichtend<br />

geschlagen. Im weströmischen<br />

Reich war derweil Honoria, <strong>die</strong> Schwester<br />

Kaiser Valentinians III., unter dem<br />

Vorwurf der Unzucht gegen ihren Willen<br />

mit einem ungeliebten Mann verlobt<br />

worden. Sie verlor damit auch ihren Anteil<br />

an Thron und Reich, weshalb man<br />

wohl auf einen Machtkampf als Motiv<br />

schließen kann. Honoria bat Attila um<br />

Hilfe, sandte ihm einen Ring und bot<br />

ihm angeblich <strong>die</strong> Heirat an. Die historische<br />

Wahrheit <strong>die</strong>ser <strong>Geschichte</strong> ist<br />

oft bezweifelt worden. Sicher ist aber,<br />

dass Attila in der Folge <strong>die</strong> Hand Honorias<br />

forderte – und mit ihr <strong>die</strong> Hälfte<br />

des weströmischen Reichs. Er drohte<br />

Westrom mit Krieg, falls ihm <strong>die</strong>s verweigert<br />

würde.<br />

„Viele Figuren des<br />

Nibelungenepos, z. B.<br />

Hagen oder Siegfried, sind<br />

historisch kaum zu fassen.<br />

Aetius, noch immer wichtigster<br />

Feldherr des Reichs, weigerte<br />

sich den Forderungen des Hunnen<br />

nachzukommen, woraufhin <strong>die</strong>ser<br />

451 in Gallien einfiel. Bei der Entscheidungsschlacht<br />

auf den Katalaunischen<br />

Feldern wurde Attilas Heer dann von einem<br />

Verbund römischer und westgotischer<br />

Truppen zurückgeschlagen, was<br />

den hunnischen Herrscher zwang, sich<br />

in sein ursprüngliches Herrschaftsgebiet<br />

zurückzuziehen. Die grausame<br />

Schlacht, von der erzählt wurde, dass<br />

ein nahe gelegenes Bächlein vom Blut<br />

der Gefallenen anschwoll, könnte auch<br />

ein Vorbild für das „Gemetzel bei Etzel“<br />

gewesen sein. Sollte tatsächlich eine<br />

Frau den Hunnenherrscher instrumentalisiert<br />

haben, um ihrer eigenen Familie<br />

zu schaden, so <strong>wäre</strong> <strong>die</strong>s eine auffällige<br />

Parallele zum Nibelungenstoff.<br />

Der „Nibelungenschatz“ um den es in<br />

Wahrheit ging, <strong>wäre</strong> demnach Honorias<br />

Reichshälfte.<br />

Siegfried –<br />

historisch kaum zu fassen<br />

Ein weiteres historisches Rätsel stellt<br />

natürlich <strong>die</strong> Namensbezeichnung „Nibelungen“<br />

selbst dar. Dies ist in der<br />

Sage ja ursprünglich der Name für ein<br />

Zwergengeschlechte, dem Siegfried in<br />

seiner Jugend einen Schatz abspenstig<br />

gemacht haben soll. Nachdem <strong>die</strong><br />

Burgunden um Gunther sich <strong>die</strong>sen<br />

Schatz angeeignet hatten, wurden sie<br />

selbst „Nibelungen“ genannt. An <strong>die</strong><br />

reale Existenz von Zwergen und Drachen<br />

möchte der seriöse Historiker<br />

aber nicht gern glauben. So bleibt als<br />

eine der wenigen sinnvollen Deutungen<br />

des Begriffs „Nibelungen“ der Hinweis<br />

im „Waltharius“ (10. Jahrhundert), dem<br />

epischen Gedicht von Walther und Hildegund,<br />

das demselben Sagenkreis<br />

wie das Nibelungenlied entstammt.<br />

Die Burgunden werden dort als „Franci<br />

nebulones“ bezeichnet, nibelungische<br />

Franken. Freilich ist <strong>die</strong>s eine Antwort,<br />

<strong>die</strong> nur weitere Fragen aufwirft.<br />

Siegfried, dem Nibelungenlied zufolge<br />

ein Prinz aus Xanthen, ist historisch<br />

beinahe so schwer fassbar<br />

wie Hagen. Dabei hilft es wenig, auf<br />

<strong>die</strong> Tradition der nordischen Sagen hinzuweisen,<br />

in denen Siegfried „Sigurd“<br />

genannt wird und dem Geschlecht der<br />

„Völsungen“ angehört. In einigen Abschnitten<br />

der Liederedda hat Sigurd<br />

auch eine Vorgeschichte mit Brunhild,<br />

<strong>die</strong> eine Walküre ist und von dem Helden<br />

aus einer Art Dornröschenschlaf<br />

erweckt wird. Es wird angenommen,<br />

dass sich in Siegfried verschiedene Heldenfiguren<br />

und sogar Volksstämme älterer<br />

Herkunft zu einer Kunstfigur vereinigt<br />

haben. Vielfach wird der Held als<br />

mythologischer Vertreter der Franken<br />

angesehen, <strong>die</strong> mit den Burgundern<br />

zeitweise in Konflikt standen. Besonders<br />

deren Herrscher Chlodwig I. weist<br />

in seiner Biografie einige Parallelen zu<br />

dem Drachentöter auf, er heiratete u.a.<br />

<strong>die</strong> Nichte eines Burgunderkönigs.<br />

Nibelungentreue – bis heute<br />

„Ich kann Euch nicht berichten, was<br />

dort noch geschehen ist, nur, dass<br />

man Ritter, Damen und auch <strong>die</strong> edlen<br />

Knappen den Tod ihrer lieben Freunde<br />

beweinen sah. Hier hat <strong>die</strong> <strong>Geschichte</strong><br />

ein Ende. Dies ist der Nibelungen<br />

Not.“ So endet das Epos. Mit deutscher<br />

Nibelungentreue allerdings ist<br />

es möglicherweise noch nicht vorbei.<br />

Die US-Präsidenten Bush und Obama<br />

brauchen sich jedenfalls spätestens<br />

seit Installation der Merkel-Regierung<br />

über deutsche Anhänglichkeit nicht zu<br />

beschweren, <strong>wenn</strong> es um gefährliche<br />

Kriegseinsätze geht. Derzeit sitzt der<br />

Feind – wie damals – wieder im Osten,<br />

und das moderne Pendant zu „Treue“<br />

heißt wohl „Verantwortung“ – hochgehalten<br />

vor allem von Bundespräsident<br />

Gauck. Es erscheint absurd, der Stimmungsmache<br />

der Kriegstreiber erneut<br />

aufzusitzen und den USA in einen neuen<br />

kalten Krieg zu folgen. Aber „Ihr<br />

kennt <strong>die</strong> deutsche Seelen nicht, Herr<br />

Putin.“ ▀<br />

Roland Rottenfußer ist nach<br />

dem Studium der Germanistik<br />

als Lektor, Autor und Redakteur<br />

für verschiedene Buch- und<br />

Zeitschriftenverlage tätig.<br />

Ehemaliger Redakteur beim Magazin<br />

„connection“. Derzeit Redakteur<br />

für <strong>die</strong> Rubriken Gesundheit und<br />

Kultur bei der Matrix 3000.<br />

16<br />

MATRIX 3000 <strong>History</strong>


Siegfried trinkt Fafners<br />

Blut Illustration von Arthur<br />

Rackham (1867–1939)<br />

<strong>History</strong> MATRIX 3000 17


D i e<br />

T e r r a s s e n<br />

v o n<br />

B a a l b e k<br />

Das Hauptquartier der Götter<br />

Thomas Ritter<br />

18 MATRIX 3000 <strong>History</strong>


Foto: Jan Hilgers<br />

Baalbek ist Libanons großartigster<br />

architektonischer Schatz und kann<br />

mit Recht zu den Wundern des<br />

Altertums gezählt werden. Seine<br />

Tempel gehören nicht nur zu den<br />

erhabensten und größten, <strong>die</strong> je<br />

gebaut wurden, sondern auch zu den<br />

besterhaltensten. Erdbeben, Krieg<br />

und Vandalismus fügten im Laufe der<br />

Jahrhunderte Baalbeks Anlagen zwar<br />

beachtliche Schäden zu, zu denen<br />

man auch <strong>die</strong> mittelalterlichen Ergänzungen<br />

der Bauwerke rechnen muß.<br />

In den letzten hundert Jahren haben<br />

deutsche, französische und libanesische<br />

Archäologen Ausgrabungs- und<br />

Restaurationsarbeiten vorgenommen,<br />

<strong>die</strong> dem heutigen Besucher einen<br />

wirklichkeitsnahen Eindruck der<br />

ursprünglichen Anlage vermitteln.<br />

Kaum ein Archäologe oder Fremdenführer<br />

hört es gern oder räumt<br />

dem auch nur eine Wahrscheinlichkeit<br />

ein, doch eine Tatsache ist, daß<br />

es gerade <strong>die</strong> ältesten und oftmals nicht<br />

genau datierbaren Bauwerke auf unserem<br />

Planeten sind, <strong>die</strong> den Eindruck<br />

erwecken, „übermenschlich“ zu sein.<br />

Hauptindizien dafür sind <strong>die</strong> Anonymität<br />

der Bauten, Überlieferungen, <strong>die</strong> wegen<br />

ihres „überirdischen“ Charakters stets<br />

ins Reich der Fabel verwiesen werden<br />

und <strong>die</strong> sogenannte Mono- oder Megalithbauweise.<br />

„Monolith“ bedeutet „Aus<br />

einem Block“ und bezieht sich auf <strong>die</strong><br />

einstige Verbauung sehr großer Steinblöcke.<br />

„Megalith“ - wörtlich „großer<br />

Stein“ - bezeichnet eigentlich das Gleiche,<br />

stellt aber eine Steigerung dar.<br />

„Megalithen“ sind <strong>die</strong> Stein gewordene<br />

Tatsache, daß ausgerechnet <strong>die</strong> ersten<br />

Architekten nicht Klein auf Klein<br />

bauten, sondern mit Steinquadern von<br />

teils unglaublichen Abmessungen und<br />

kaum vorstellbarem Gewicht hantierten.<br />

Weltweit spricht man daher auch<br />

von „Megalithkulturen“, zu denen eng<br />

gefugte Mauern aus bisweilen etwa 400<br />

Tonnen wiegenden Blöcken ebenso gehören;<br />

wie das aus einem Stück gefertigte<br />

Sonnentor mit seinen über 10 Tonnen<br />

Gewicht in Tiahuanaco. Anonyme<br />

Riesenmauern exaktester Bearbeitung<br />

finden sich im sogenannten Taltempel<br />

bei Gizeh. Die gigantischen Memnonkolosse<br />

und <strong>die</strong> bis zu 500 Tonnen schweren<br />

ägyptischen Obelisken, von deren<br />

Fertigung ein einziges „unvollendetes“<br />

Exemplar in einem Steinbruch nahe Assuan<br />

kündet, sind weitere Zeugen <strong>die</strong>ser<br />

bislang kaum erforschten und noch<br />

weniger verstandenen Kultur. Nicht<br />

<strong>anders</strong> sieht es<br />

in Europa aus. Im<br />

hohen Norden, in<br />

Deutschland, reich, England oder gar<br />

Frankauf<br />

der Urlaubsinsel Mallorca finden<br />

sich Spuren einstiger Baumeister, <strong>die</strong><br />

offenbar nur allzu leicht mit tonnenschweren<br />

Steinquadern arbeiteten.<br />

Dabei sind <strong>die</strong> aufgeführten<br />

Monumente…<br />

… noch regelrechte Leichtgewichte,<br />

denn <strong>die</strong> größten jemals bearbeiteten<br />

und transportierten Megalithen befinden<br />

sich im Libanongebirge auf ca.<br />

1.150 Metern über dem Meeresspiegel<br />

unter und in der Nähe eines römischen<br />

Jupitertempels, der auf einem riesenhaften<br />

älteren Fundament basiert. Allein<br />

<strong>die</strong>ses Fundament ist stattliche<br />

13 Meter hoch und erstreckt sich über<br />

rund 7000 Quadratmeter (106 x 69 Meter).<br />

Es ist bekannt als <strong>die</strong> „Terrassen<br />

von Baalbek“ - <strong>die</strong> Götterbezeichnung<br />

„Baal“ findet sich nicht grundlos im Namen<br />

des Bauwerks. Eigentlich bedeutet<br />

sie „Herr“ – Baalbek heißt demzufolge<br />

„Herr der Quelle“, denn Bek heißt übersetzt<br />

„Quelle“. Diese Quelle trägt heute<br />

den Namen Ras el-Ain. Sie ist seit<br />

dem Altertum bekannt. Hier finden sich<br />

ebenfalls Reste eines Altars und eines<br />

Nympheums aus römischer Zeit sowie<br />

einer 1277 erbauten mameluckischen<br />

Moschee.<br />

In der Hellenistischen Zeit (333-64<br />

v. Chr.) identifizierten <strong>die</strong> Griechen<br />

den Gott von Baalbek mit ihrem Sonnengott<br />

und nannten den Ort Heliopolis<br />

– „Stadt der Sonne“. Sie vergrößerten<br />

das Tempelgelände und legten auf dem<br />

westlichen Teil eine podiumsähnliche<br />

Erhöhung an, um darauf einen Tempel<br />

der klassischen Form errichten zu<br />

können, der jedoch nie gebaut wurde.<br />

Spuren des geplanten Projekts lassen<br />

sich aber noch heute erkennen. Erst <strong>die</strong><br />

Römer sollen hier den großen Tempel<br />

geschaffen haben, den sie ihrem Hauptgott<br />

Jupiter weihten. Die Bauarbeiten<br />

für den Tempel wurden gegen Ende des<br />

1.Jh. v. Chr. begonnen und näherten sich<br />

in den letzten Jahren der Herrschaft des<br />

Kaisers Nero (37-68) ihrem Abschluß.<br />

Baalbek ist ein inoffizielles Weltwunder.<br />

Eine vorläufige Bestandsaufnahme<br />

der exakt bearbeiteten, doch<br />

eben anonymen Blöcke zeigt auf, was<br />

in und um Baalbek bereits lange vor<br />

den Römern bewegt wurde. Da sind<br />

zunächst neun exakt geschnittene<br />

Aus der Umayyaden-Zeit<br />

stammende byzantinischarabische<br />

Kupfermünze<br />

(fals) aus Baalbek, auf<br />

deren Revers sowohl der<br />

antike als auch der arabische<br />

Name des Prägeortes<br />

angegeben ist.<br />

S t e i n q u a -<br />

der von jeweils<br />

etwa 10 Metern<br />

Länge, 4 Metern Höhe, 3 Metern Breite<br />

und je 320 Tonnen Gewicht. Außerdem<br />

ist in den Terrassen von Baalbek<br />

das berühmte „Trilithon“ verbaut -<br />

drei passgenau gefügte Quader von<br />

20 Metern Länge, 4 Metern Höhe und<br />

3,60 Metern Breite und über 800 Tonnen<br />

Gewicht pro Stück. Der größte<br />

bearbeitete Steinblock befindet sich<br />

jedoch außerhalb des Ortes. Er trägt<br />

<strong>die</strong> Bezeichnung „Stein des Südens“<br />

oder „Midi“. Seine Eckdaten sind im<br />

wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend.<br />

Der „Midi“ ist 21,72 Meter<br />

lang, 4,25 Meter hoch und 5,35 Meter<br />

breit. Das ermittelte Gewicht liegt<br />

bei 1.211 Tonnen. Wie um alles in der<br />

Welt bewegten <strong>die</strong> Menschen damals<br />

<strong>die</strong>ses Gewicht ohne technische Hilfe?<br />

Auf Holzkufen und mit Muskelkraft,<br />

so will es jedenfalls <strong>die</strong> „seriöse<br />

Lehrmeinung“. An einigen Quadern<br />

– aber eben nicht am „Midi“ oder an<br />

den Blöcken des Trilithon - wurden<br />

mehrere tiefe und schmale Löcher<br />

beobachtet. Sie werden als „Wolfslöcher“<br />

bezeichnet und sollen der Aufnahme<br />

einer trapezförmigen Metallkonstruktion,<br />

des „Wolfes“ ge<strong>die</strong>nt<br />

haben, <strong>die</strong> einen herausnehmbaren<br />

Mittelteil hatte. An einer solchen Konstruktion<br />

konnten <strong>die</strong> Quader aufgehängt<br />

werden. Jedes Wolfsloch konnte<br />

ca. 5 Tonnen tragen, entsprechend<br />

viele Löcher brauchte ein Quader.<br />

Zum Heben sollen dann bewegliche<br />

Kräne oder Holztürme mit Flaschenzügen<br />

in mehrfacher Übersetzung genutzt<br />

worden sein. Pardon, aber hier<br />

endet <strong>die</strong> Vorstellungskraft. Nach<br />

<strong>die</strong>ser Rechnung müsste der „Midi“<br />

mindestens 242 solcher Wolfslöcher<br />

haben, um bewegt zu werden. Das<br />

Nichtvorhandensein <strong>die</strong>ser Löcher<br />

wird von der Schulwissenschaft mit<br />

dem Argument wegerklärt, bei <strong>die</strong>sem<br />

Block handele es sich eben um<br />

ein unvollendetes Exemplar. In jeder<br />

Arbeit zu Baalbek kann man das<br />

nachlesen. Dennoch entspricht <strong>die</strong>se<br />

Darstellung nicht den Tatsachen. Bei<br />

meiner Libanonreise im Dezember<br />

2004 konnte ich durch eigenen Augenschein<br />

feststellen, dass der „Midi“<br />

keineswegs mehr mit dem Boden des<br />

sogenannten „Steinbruches“ verbunden<br />

ist. Vielmehr handelt es sich bei<br />

<strong>die</strong>sem Block um einen vollkommen<br />

<strong>History</strong> MATRIX 3000 19


earbeiteten Stein, der sich wohl auf<br />

dem Transport zu den Terrassen von<br />

Baalbek befand, sein Ziel jedoch aus<br />

unbekannten Gründen nicht mehr erreichte.<br />

Bis heute kann also niemand<br />

überzeugend erklären, auf welche Weise<br />

<strong>die</strong> mächtigen Steinblöcke aus dem<br />

mehr als einen Kilometer entfernten<br />

Steinbruch im Tal zum Tempelgelände<br />

transportiert werden konnten. Man hat<br />

keinerlei Hinweise auf einen Transportweg<br />

gefunden. Ungeklärt sind auch <strong>die</strong><br />

technischen Hilfsmittel, <strong>die</strong> zweifellos<br />

für <strong>die</strong> Beförderung und <strong>die</strong> präzise<br />

Plazierung der gewaltigen Quader hoch<br />

über dem Boden zum Einsatz gekommen<br />

sein müssen. Stellen wir in <strong>die</strong>sem<br />

Zusammenhang <strong>die</strong> vorhin aufgeworfene<br />

Frage einmal <strong>anders</strong>. Wie würden<br />

aufgrund der Hinterlassenschaften des<br />

libanesischen Bürgerkrieges mit einem<br />

unkalkulierbaren Risiko verbunden.<br />

Die Tempelanlage von<br />

Baalbek. Die Säulen im<br />

Hintergrund sind Überreste<br />

des Jupitertempels, dessen<br />

gewaltige Fundamente als<br />

"Terrassen von Baalbek"<br />

bezeichnet werden.<br />

wir solche Schwergewichte heute – also<br />

etwa 4000 Jahre später - bewegen? Im<br />

„Mysterypark“ von Interlaken versucht<br />

ein interessantes Modell <strong>die</strong> Antwort<br />

darauf zu geben. Diese Darstellung<br />

zeigt jedoch, dass wir heute selbst mit<br />

modernsten Autokränen nicht in der<br />

Lage <strong>wäre</strong>n, den „Midi“ zu transportieren,<br />

so wie es <strong>die</strong> Baumeister Baalbeks<br />

offensichtlich einst getan haben.<br />

In einem weiteren Steinbruch bei Al Kiyyal,<br />

südwestlich der Stadt, hinter Qubbat<br />

Duris, finden sich tiefe künstliche<br />

Schächte, <strong>die</strong> den Eingang zu einer noch<br />

nicht vollständig erforschten Unterwelt<br />

bilden. Die Begehung <strong>die</strong>ser Tunnel ist<br />

Kehren wir nach dem Ausflug zum<br />

„Midi“…<br />

…nun wieder zu den Terrassen von Baalbek<br />

zurück, welche vor allem den Unterbau<br />

des mächtigen Jupitertempels<br />

bilden. Baalbeks Tempel entstanden auf<br />

einem möglicherweise künstlich aufgeschütteten<br />

Hügel, der mindestens seit<br />

dem Ende des 3. Jahrtausends vor unserer<br />

Zeit als eine Heilige Stätte <strong>die</strong>nte,<br />

über <strong>die</strong> bis heute jedoch nur geringe<br />

Kenntnis vorliegt. Die Tempelanlage<br />

von Baalbek umfaßt Tempel, <strong>die</strong> Jupiter,<br />

Bacchus und Venus zugeordnet werden.<br />

Von dem vierten Tempel, möglicherweise<br />

einem Merkur geweihten Heiligtum<br />

auf dem Scheich Abdallah Hügel, sind<br />

nur noch <strong>die</strong> Reste einer Treppe zu sehen.<br />

Das Erste, das der Besucher der<br />

gewaltigen Anlagen wahrnimmt,<br />

sind <strong>die</strong> noch stehenden sechs<br />

korinthischen Säulen des Großen Tempels,<br />

d.h. des Jupitertempels, welche<br />

22 m hoch in den Himmel ragen und<br />

mit ihren Architraven (Querbalken über<br />

den Säulen) eine Vorstellung von der<br />

Gewaltigkeit der ursprünglichen Anlage<br />

vermitteln. Allein <strong>die</strong> untersten Säulentrommeln<br />

wiegen pro Stück 62 Tonnen.<br />

Der gesamte Komplex des Tempels umfasst<br />

den Eingang, also <strong>die</strong> Propyläen,<br />

den sechseckigen Vorhof, den Großen<br />

Hof und schließlich den Jupitertempel<br />

selbst. Der Große Hof mit einer Fläche<br />

von 134 mal 112 m umfaßte alle hauptsächlichen<br />

Kulteinrichtungen und war<br />

auf der abgeflachten Spitze eines künstlichen<br />

Hügels gebaut worden. Auf der<br />

Ost-, Nord- und Südseite des Hügels<br />

stützten Anlagen mit mächtigen Gewölben<br />

den Hügel, was auf der Westseite<br />

durch das Podium des Tempels<br />

bewirkt wurde. Diese Konstruktionen<br />

<strong>die</strong>nten sowohl als Stütze für <strong>die</strong> Säulenhallen<br />

und <strong>die</strong> halbrunden oder ekkigen,<br />

nischenähnlichen, sich auf den<br />

Hof öffnenden Räume, <strong>die</strong> als Ställe<br />

und Magazine genutzt wurden. Die Gewölbe<br />

vermitteln einen überzeugenden<br />

Eindruck, daß der römische Tempel auf<br />

einer weitaus älteren Anlage erbaut<br />

wurde. Hier finden sich bis in eine Höhe<br />

von etwa 3 m riesige, exakt bearbeitete<br />

Steinblöcke, <strong>die</strong> von einem römischen<br />

Tonnengewölbe überdeckt sind. Während<br />

sich das Gewölbe in einem ausgezeichneten<br />

Zustand präsentiert, weisen<br />

<strong>die</strong> tragenden Fundamentmauern starke<br />

Verwitterungsspuren auf. Dies ist<br />

ein Indiz dafür, daß <strong>die</strong>se Steine über<br />

Jahrhunderte, möglicherweise sogar<br />

Jahrtausende Wind und Wetter offen<br />

ausgesetzt waren, ehe <strong>die</strong> Römer das<br />

Gewölbe darüber bauten. Im Gegen-<br />

20<br />

MATRIX 3000 <strong>History</strong>


Der „Midi-Stein“, ein über 1.200<br />

Tonnen schwerer Monolith<br />

satz zu dem Tonnengewölbe, welches<br />

römische Inschriften aufweist, sind <strong>die</strong><br />

Megalithen des Fundamentes anonym.<br />

Sie zeigen weder Verzierungen noch Inschriften.<br />

In der Mitte des über den Gewölben<br />

liegenden großen Hofes stehen zwei<br />

mächtige Gebilde - ein restaurierter<br />

Altar und ein Turm mit den unteren<br />

erhaltenen Abschnitten. Der aus dem<br />

1.Jh. datierende Turm, der von zwei<br />

alleinstehenden Säulen flankiert wurde,<br />

sollte wahrscheinlich den Priestern<br />

ermöglichen, bei Kulthandlungen von<br />

der Höhe des Turmes her den Kontakt<br />

mit Jupiter im Tempel zu halten. Nördlich<br />

und südlich von Turm und Altar<br />

befanden sich zwei mit Reliefs reich<br />

verzierte <strong>Was</strong>serbassins. Diese Anlagen<br />

wurden am Ende des 4.Jh. bei der<br />

Errichtung einer christlichen Basilika<br />

auf dem Tempelgelände zerstört. Durch<br />

<strong>die</strong> Propyläen, den Hexagonalen Vorhof<br />

und den Großen Hof gelangte der Gläubige<br />

endlich zum Jupitertempel. Der<br />

Tempel, den man über eine monumentale<br />

Freitreppe erreicht, mißt 88 mal 48<br />

Meter und steht auf einem Podium 13<br />

Meter über dem umliegenden Gelände<br />

und sieben Meter über dem Großen Hof.<br />

Ursprünglich war der Tempel außen von<br />

54 Säulen umgeben, <strong>die</strong> in großen Stücken<br />

auf dem Boden liegen. Die sechs<br />

noch stehenden Säulen sind durch ein<br />

mit Stier- und Löwenköpfen verziertes<br />

Gebälk verbunden.<br />

Nächst der Jupiter-Tempelanlage…<br />

…steht getrennt der in der ersten Hälfte<br />

des 2. Jahrhunderts errichtete Bacchustempel,<br />

welcher besonders gut<br />

erhalten ist. Während der Jupitertempel<br />

oder Große Tempel der öffentlichen<br />

Verehrung der heliopolitanischen Triade<br />

bestimmt war, wurde im sogenannten<br />

Kleinen Tempel möglicherweise ein geheimnisvoller<br />

Kult der Initiierten um den<br />

Jungen Gott von Baalbek zelebriert, der<br />

wohl als Sonnen - und Wachstumsgottheit<br />

galt. Es sind <strong>die</strong> in <strong>die</strong> Portalseiten<br />

eingearbeiteten Darstellungen von Wein<br />

und Mohn und einigen bacchantischen<br />

Szenen, welche <strong>die</strong> Identifizierung des<br />

Tempels mit dem Gott Bacchus nahegelegt<br />

haben. Dreiunddreißig Stufen<br />

führen zum Eingang des Tempels hinauf,<br />

der seinerseits auf einem fünf Meter<br />

hohen Podium gebaut ist. Das monumentale<br />

Portal und der Blick in das<br />

reich verzierte Innere des Tempels gehören<br />

zu den schönsten Anblicken von<br />

Baalbek. Der Turm an der Südostecke<br />

des Tempels ist ein gutes Beispiel mameluckischer<br />

Befestigungsanlage. Eine<br />

Turmbesteigung bietet einen lohnenden<br />

Ausblick.<br />

Während <strong>die</strong> Archäologen ganz<br />

überwiegend den Bau der Tempel von<br />

Baalbek in <strong>die</strong> römische Zeit verlegen,<br />

wissen arabische Legenden von<br />

den Geschehnissen um <strong>die</strong> "Feste auf<br />

dem Berg Libanon", <strong>die</strong> bis zum mythologischen<br />

Beginn des Menschengeschlechts<br />

reichen. Die Anlage ginge<br />

demnach auf Adam und Eva zurück, <strong>die</strong><br />

nach der Vertreibung aus dem Para<strong>die</strong>s<br />

im Libanongebirge gelebt haben sollen.<br />

Noch heute wird Adams Grab übrigens<br />

in dem nicht weit von Baalbek entfernten<br />

Ort Zebdami gezeigt. Selbst Noah<br />

soll angeblich in der Umgebung von<br />

Baalbek beigesetzt sein.<br />

Nachdem Kain seinen Bruder Abel…<br />

…in einer Schlucht des Antilibanon-Gebirges<br />

erschlagen hatte, soll er nach einer<br />

weiteren Legende hier vor dem Zorn<br />

Gottes Zuflucht gesucht haben. Der<br />

Mönch Johannes Maro, vom Papst 680<br />

n. Chr. zum Patriarchen des Libanons<br />

ernannt, überlieferte <strong>die</strong>se Sage.<br />

„Die Feste auf dem Berg Libanon ist<br />

das älteste Gebäude der Welt. Kain, der<br />

Sohn Adams, erbaute sie im Jahr 133<br />

der Schöpfung in einem Wahnsinnsanfall.<br />

Er gab ihr den Namen seines Sohnes<br />

Henoch und bevölkerte sie mit Riesen,<br />

<strong>die</strong> für ihre Frevelhaftigkeit mit der<br />

Sintflut bestraft wurden.“<br />

Einige <strong>die</strong>ser "Riesen" haben wohl<br />

<strong>die</strong> Katastrophe überlebt, denn der biblische<br />

Nimrod soll sie zum Wiederaufbau<br />

der Anlage herangezogen haben,<br />

nachdem <strong>die</strong> Flut vorüber war.<br />

„Nach der Sintflut, als Nimrod über<br />

den Libanon herrschte, ließ er Riesen<br />

kommen, <strong>die</strong> Feste von Baalbek wieder<br />

aufzubauen, <strong>die</strong> so heißt zu Ehren Baals,<br />

des Gottes der Moabiter, welche den<br />

Sonnengott anbeteten."<br />

Griechen und Römer haben ihre<br />

Tempel also auf einen Unterbau errichtet,<br />

den es lange vor ihnen bereits gab.<br />

Niemand hat bisher den Versuch unternommen,<br />

<strong>die</strong> Menge der Steinblöcke zu<br />

errechnen, welche gebrochen, behauen<br />

und herbeigeschafft werden mussten,<br />

um <strong>die</strong> gigantische Plattform zu schaffen.<br />

So verwundert es nicht, <strong>wenn</strong> <strong>die</strong><br />

Legenden "Riesen" als Baumeister<br />

überliefern.<br />

Nach meinem Besuch in Baalbek<br />

bin ich der festen Überzeugung,<br />

dass <strong>die</strong>se gewaltige Bauleistung<br />

bereits zu einer Zeit erbracht<br />

wurde, <strong>die</strong> historisch heute nicht mehr<br />

faßbar ist. Eines der ältesten Epen der<br />

Weltliteratur, das auf Tontafeln niedergeschriebene<br />

sumerische Gilgamesch-<br />

Epos, wußte bereits von dem "Berg im<br />

Zedernwald" zu berichten und bezeichnete<br />

ihn als "Wohnsitz der Götter". Wer<br />

sich auch immer hinter <strong>die</strong>sen "Göttern"<br />

verbarg, beherrschte bereits in jener<br />

Zeit technische Möglichkeiten, welche<br />

<strong>die</strong> unsrigen übersteigen. Die These des<br />

russischen Professors Modest Agrest,<br />

der bereits Anfang der sechziger Jahre<br />

des vergangenen Jahrhunderts vermutete,<br />

daß außerirdische Intelligenzen <strong>die</strong><br />

Erbauer der Terrassen von Baalbek gewesen<br />

sein könnten, ist also keineswegs<br />

überholt. ▀<br />

Literatur<br />

Ess, Margarete van, Heliopolis / Baalbek,<br />

Forschen in Ruinen 1898 – 1998, Berlin, 2001<br />

El Jamal, Ibrahim Moustapha, Baalbek, Das<br />

Para<strong>die</strong>s der Götter, Baalbek, 1964<br />

Jidejain, Nina, Baalbek, Heliopolis, City of the<br />

Sun, Beirut, 1998<br />

Sofern nicht <strong>anders</strong> vermerkt:<br />

Alle Fotos © Thomas Ritter<br />

Thomas Ritter ist Historiker und Jurist. Er gehört zu den<br />

bekanntesten deutschsprachigen<br />

Sachbuchautoren. Er ist auch als<br />

freier Journalist tätig und schreibt für<br />

mehrere Zeitschriften. Bekannt wurde<br />

er auch als „der reisende Ritter“,<br />

der faszinierende Bildungs- und<br />

Forschungsreisen für seine Leser zu<br />

geheimnisvollen Orten auf der ganzen<br />

Welt veranstaltet.<br />

Kontakt/Info: Rundteil Nr. 14, 01728 Possendorf,<br />

Tel. / Fax: 035206-23399<br />

www.Thomas-Ritter-Reisen.de<br />

E-Mail: ritterreisen@aol.com<br />

<strong>History</strong> MATRIX 3000 21


<strong>Was</strong><br />

<strong>wäre</strong> <strong>wenn</strong>...?<br />

Kontrafaktische <strong>Geschichte</strong> – Historiker entdecken Kreativität<br />

Grazyna Fosar<br />

22<br />

MATRIX 3000 <strong>History</strong>


In einem Autokonvoi<br />

fährt das<br />

österreichische<br />

Thronfolgerpaar<br />

Franz Ferdinand<br />

und Sophie durch<br />

<strong>die</strong> geschmückten<br />

Straßen<br />

Sarajevos<br />

Bild akg-images<br />

Schlagzeile der New York<br />

Times vom 29. Juni 1914.<br />

What if? <strong>Was</strong><br />

<strong>wäre</strong><br />

<strong>wenn</strong>…?<br />

Haben Sie sich<br />

je gefragt, was<br />

<strong>wäre</strong>, <strong>wenn</strong> Sie<br />

vor fünf Jahren<br />

nicht nach Italien<br />

gefahren<br />

<strong>wäre</strong>n, wo sie<br />

Ihre<br />

jetzige<br />

Freundin kenn<br />

e n g e l e r n t<br />

haben,<br />

worauf<br />

Sie von<br />

M ü n c h e n<br />

nach Berlin<br />

u m g e z o g e n<br />

sind, Ihren Job<br />

gewechselt<br />

haben<br />

und jetzt allein in der noch nicht<br />

abbezahlten Wohnung sitzen, weil Ihre<br />

Liebste mit einem Rapper nach Amerika<br />

durchgebrannt ist? Bestimmt haben<br />

Sie schon einmal darüber nachgedacht.<br />

Wenn Sie sich über alternative Verläufe<br />

Ihres Lebens Gedanken machen, dann<br />

betreiben Sie bereits kontrafaktische<br />

Geschichtswissenschaft. Individuell.<br />

Man kann aber solche Gedankenexperimente<br />

auch im Großen machen. Auch<br />

<strong>die</strong> Weltgeschichte wurde oft von einzelnen<br />

Ereignissen in vollkommen neue<br />

Bahnen gelenkt. Ganz einfach ausgedrückt:<br />

Kontrafaktische <strong>Geschichte</strong> ist<br />

eine Reihe von Gedankenexperimenten,<br />

was gewesen <strong>wäre</strong>, <strong>wenn</strong> bestimmte<br />

historische Ereignisse nicht oder <strong>anders</strong><br />

eingetroffen <strong>wäre</strong>n.<br />

Gehen wir also auf Zeitreise.<br />

Der Erste Weltkrieg<br />

Sarajevo, 28. Juni 1914. Nach Überqueren<br />

der Lateinerbrücke über <strong>die</strong><br />

Miljacka biegt der Wagen mit dem<br />

österreichischen Thronfolgerpaar<br />

Franz Ferdinand und Sophie auf den<br />

Kai ab. Der Wagen stoppt direkt vor<br />

einem Café, aus dem der Gymnasiast<br />

Gavrilo Princip auf <strong>die</strong> Straße springt<br />

und zwei Schüsse abfeuert. Zuerst<br />

bricht <strong>die</strong> Erzherzogin Sophie zusammen.<br />

Während sich der Kronprinz noch<br />

über seine Frau beugt, wird auch er<br />

von einer Kugel getroffen. Beide sterben<br />

noch an Ort und Stelle. Die Ereignisse<br />

lösten letztendlich den Ersten<br />

Weltkrieg aus.<br />

Stimmt das wirklich? Nein. Schon<br />

am 21. Juni wurde der österreichische<br />

Gouverneur für Bosnien-Herzegowina,<br />

Leon Bilinski, von dem serbischen Gesandten<br />

Jovan Jovanovic darüber informiert,<br />

dass es in Sarajevo zu einem<br />

Attentat kommen könnte. Leider nahm<br />

der Minister <strong>die</strong>se Information nicht<br />

ernst.<br />

<strong>History</strong> MATRIX 3000 23


An <strong>die</strong>ser Stelle sind <strong>die</strong> Meinungen<br />

geteilt. Der britische Historiker Niall<br />

Ferguson ist der Ansicht, dass<br />

es nicht zwangsläufig hätte zum Krieg<br />

kommen müssen. Der amerikanische<br />

Forscher Robert Cowley dagegen ist der<br />

Meinung, dass <strong>die</strong> Situation in Europa<br />

so kompliziert war, dass es irgendwann<br />

zu einem Krieg kommen musste, selbst<br />

<strong>wenn</strong> es kein Attentat von Sarajevo gegeben<br />

hätte. Wir sehen schon – selbst<br />

ein Historiker, der der kontrafaktischen<br />

Geschich-<br />

te distanziert gegenübersteht, kann<br />

von der spekulativen Betrachtung alternativer<br />

Ereignisse niemals frei sein.<br />

Wie könnte er jemals behaupten, dass<br />

„Ereignis A“ das „Ereignis B“ auslöste,<br />

<strong>wenn</strong> er nicht gleichzeitig begründen<br />

könne, dass es ohne „A“ auch „B“ nicht<br />

gegeben hätte. Der Historiker Martin<br />

Bunzl bezeichnet <strong>die</strong>se Methode des<br />

„indirekten Beweises“ als für <strong>die</strong> Geschichtswissenschaft<br />

unverzichtbar.<br />

Persönlich bevorzuge ich <strong>die</strong> Lösung<br />

von Professor Dennis Showalter,<br />

Geschichtsprofessor am<br />

Colorado College. In seinem alternativen<br />

Szenario wurde Franz Ferdinand<br />

in Sarajevo nicht getötet, und es kam<br />

trotzdem zum ersten Weltkrieg. Offenbar<br />

ist <strong>die</strong> <strong>Geschichte</strong> nicht so einfach<br />

zu besiegen wie man denken könnte.<br />

Im Jahre 1915 <strong>wäre</strong>n <strong>die</strong> Kriegsfolgen<br />

auf allen Seiten allerdings so erheblich<br />

gewesen, dass Franz Ferdinand<br />

möglicherweise einem Waffenstillstand<br />

zustimmt hätte. <strong>Was</strong> <strong>wäre</strong>n <strong>die</strong> Folgen<br />

eines derart verkürzten Weltkrieges<br />

gewesen? Amerika <strong>wäre</strong> nie in den<br />

Krieg eingetreten. Das Chaos auf dem<br />

gesamten europäischen Kontinent hätte<br />

zu mehr Kooperation und stabileren<br />

Beziehungen zwischen den Nationen<br />

führen können. Eine frühe Version der<br />

EU hätte durchaus entstehen können.<br />

Showalter zufolge hätte das allerdings<br />

<strong>die</strong> Folge gehabt, dass das Aufkommen<br />

des Nationalsozialismus in Deutschland<br />

eher unwahrscheinlich gewesen<br />

<strong>wäre</strong>.<br />

Russische Oktoberrevolution<br />

Russische Oktoberrevolution 1917. Im<br />

Buch „Der Denver-Plan“ betrachten wir<br />

unterschiedliche Zeitkapseln der <strong>Geschichte</strong>.<br />

In einer von ihnen folgen wir<br />

den Spuren eines Zuges, der Wladimir<br />

Fahr los und mach<br />

<strong>Geschichte</strong>! Der Zug, mit<br />

dem Lenin nach Russland<br />

zurückkehrte kann bis<br />

heute im finnischen<br />

Bahnhof von St. Petersburg<br />

besichtigt werden.<br />

24<br />

Ohne Lenin<br />

keine Revolution<br />

MATRIX 3000 <strong>History</strong>


Hätte Patrick überlebt,<br />

<strong>wäre</strong> Kennedy wohl nicht<br />

nach Dallas gefahren.<br />

Iljitsch Lenin 1917 von Zürich nach St.<br />

Petersburg brachte. Im Gegensatz zu<br />

den zahlreichen sowjetischen Mythen<br />

waren Lenin und seine Familie keine<br />

armen Proletarier und hatten niemals<br />

Hunger und Elend erleiden müssen.<br />

Unmittelbar nach Abdankung des<br />

Zaren Nikolaus II. im März 1917 verhandelte<br />

Lenin in seinem Züricher Exil<br />

mit dem deutschen Botschafter in der<br />

Schweiz. Er wollte in einem versiegelten<br />

Zug mit exterritorialem Status<br />

Deutschland, das sich ja mit Russland<br />

im Kriegszustand befand, durchqueren<br />

und auf <strong>die</strong>se Weise nach Russland<br />

zurückkehren. Berlin stimmte Lenins<br />

Plänen schließlich zu. Das deutsche<br />

Kaiserreich war an einer weiteren Destabilisierung<br />

Russlands durchaus interessiert.<br />

Im April 1917 bestieg eine<br />

Gruppe von 32 Exilrussen den Zug am<br />

Züricher Hauptbahnhof, darunter Lenin<br />

und seine Frau, und erreichte unbehelligt<br />

den finnischen Bahnhof von St. Petersburg.<br />

Wenige Monate später nahm<br />

<strong>die</strong> kommunistische Revolution ihren<br />

Lauf und führte zur Gründung der Sowjetunion.<br />

<strong>Was</strong> aber <strong>wäre</strong> gewesen, <strong>wenn</strong><br />

Berlin <strong>anders</strong> entschieden und<br />

den Revolutionären <strong>die</strong> Durchreise<br />

verweigert hätte? Oder <strong>wenn</strong> man<br />

sich nicht an sein Wort gehalten und Lenin<br />

verhaftet hätte? Wenn der Zug, der<br />

auf seiner Fahrt mehrfach umgeleitet<br />

werden musste, irgendwo verunglückt<br />

<strong>wäre</strong>? <strong>Was</strong> <strong>wäre</strong> dann aus Russland<br />

und der kommunistischen Revolution<br />

geworden?<br />

Im Gegensatz zum Ausbruch des<br />

Ersten Weltkrieges mit seinen komplizierten<br />

politischen Konstellationen sind<br />

sich <strong>die</strong> Historiker hier ausnahmsweise<br />

einmal einig. Die Dominanz des Revolutionärs<br />

Lenin in der bolschewistischen<br />

Bewegung war geradezu erdrückend,<br />

in einer Weise, <strong>die</strong> bis dahin in der <strong>Geschichte</strong><br />

ohne Vorbild war. „Keine andere<br />

poltische Partei“, so der Historiker<br />

Orlando Figes, „war so eng verknüpft<br />

mit der Persönlichkeit eines einzigen<br />

Mannes.“ Ohne Lenin keine Revolution.<br />

Welche Konsequenzen <strong>die</strong>s für das<br />

republikanische Russland gehabt hätte,<br />

ist schwer abzuschätzen. Auf jeden Fall<br />

hätte es keinen Stalinismus und nach<br />

dem zweiten Weltkrieg auch keinen<br />

kommunistischen Block und keinen<br />

Kalten Krieg gegeben. Dies wiederum<br />

hätte zur Folge gehabt, dass sich auch<br />

kein fanatischer Antikommunismus wie<br />

in den USA unter McCarthy entwickelt<br />

hätte.<br />

Das Attentat auf John F. Kennedy<br />

Patrick Bouvier Kennedy, der jüngste<br />

Sohn des US-Präsidenten, ist von der<br />

<strong>Geschichte</strong> fast vergessen. Er hatte keine<br />

Zeit, sich in <strong>die</strong> prominente Familie<br />

einzuordnen. Er lebte nur 39 Stunden.<br />

Geboren am 7. August 1963 in der<br />

Base Otis auf Cape Cod, war Patrick das<br />

dritte Kind der Kennedys. Ein Frühchen<br />

mit unzureichend entwickelter Lunge.<br />

Er wurde praktisch sofort getauft, weil<br />

schon von Anfang an allen klar war,<br />

dass sein Leben an einem seidenen<br />

Faden hing. Heute könnte Patrick auf<br />

einer neonatologischen Station sogar<br />

mit 95% Chance auf das Überleben hoffen.<br />

Das kleine Kind wurde ins Boston<br />

Children‘s Medical Center gebracht,<br />

um sein Leben zu retten, während Jakkie<br />

weiterhin im Hospital in Cape Cod<br />

blieb. Schon <strong>die</strong> beiden anderen Kinder,<br />

Caroline und John jr., hatten auf <strong>die</strong><br />

Persönlichkeit JFKs einen großen Einfluss.<br />

Und jetzt <strong>die</strong>ser kleine, liebe Junge<br />

… Um 4 Uhr morgens, am 9. August,<br />

gaben <strong>die</strong> Ärzte das kleine Kind dem<br />

Vater in <strong>die</strong> Arme. Kennedy schaukelte<br />

den kleinen Patrick, als er seine letzten<br />

Atemzüge machte… Danach ging der<br />

Präsident auf sein Zimmer und weinte<br />

– allein.<br />

Die nächste Woche verbrachte JFK<br />

mit seiner Frau Jackie. Sie weinten<br />

und sprachen zusammen. In<br />

ihre kühle, fast schon nur noch pro forma<br />

geführte Ehe kehrten Zärtlichkeit<br />

und Vertrauen zurück. Clint Hill, der<br />

Bodyguard der First Lady, schrieb später:<br />

„Nach Patricks Tod haben ich und<br />

<strong>die</strong> anderen Agenten bemerkt, dass der<br />

Präsident und Mrs. Kennedy sich näher<br />

gekommen waren.“ Sie hielten sich an<br />

den Händen, als sie das Krankenhaus<br />

verließen.<br />

Es ist kaum wahrscheinlich, dass <strong>die</strong><br />

Kennedys Reisepläne nach Dallas im<br />

kommenden Herbst gemacht hätten,<br />

<strong>wenn</strong> Patrick überlebt hätte. Schon <strong>die</strong><br />

Sorge um <strong>die</strong> Gesundheit des Sohnes<br />

hätte <strong>die</strong>s wohl verhindert. Ob dadurch<br />

das Schicksal nur etwas verschoben<br />

worden <strong>wäre</strong> oder sich <strong>die</strong> <strong>Geschichte</strong><br />

vollkommen <strong>anders</strong> entwickelt hätte,<br />

bleibt offen. So aber nahmen Jack und<br />

Jackie Kennedy drei Monate nach Patricks<br />

Tod Platz in der offenen Lincoln-<br />

Continental-Limousine, um über <strong>die</strong><br />

Dealey Plaza zu fahren. In Dallas.<br />

<strong>Was</strong> <strong>wäre</strong>, <strong>wenn</strong> es tatsächlich kein<br />

Attentat auf John F. Kennedy gegeben<br />

<strong>History</strong> MATRIX 3000 25


Nach den tödlichen Schüssen von<br />

Dallas ließ Jackie Kennedy ihr<br />

Rosenbouquet im Wagen liegen.<br />

blind in <strong>die</strong> Zukunft rennen, sondern<br />

vorher abschätzen, wie sich <strong>die</strong> <strong>Geschichte</strong><br />

entwickeln wird, dann ist<br />

man ausschließlich auf kontrafaktische<br />

Gedankenexperimente angewiesen.<br />

Harte Fakten gibt es schließlich<br />

noch nicht. Eine der schönsten<br />

und originellsten Zeitkapseln der<br />

<strong>Geschichte</strong> haben für uns <strong>die</strong> Menschen<br />

des Jahres 1899 vorbereitet.<br />

Sie schauten damals fast genauso<br />

gebannt auf ein anbrechendes neues<br />

Jahrhundert wie wir noch vor wenigen<br />

Jahren an der Schwelle zum<br />

neuen Jahrtausend.<br />

hätte? Oder <strong>wenn</strong> ihn <strong>die</strong> Kugeln verfehlt<br />

hätten? Nehmen wir an, er hätte<br />

<strong>die</strong> nächste Wahl zum Weißen Haus gewonnen.<br />

Welchen Einfluss hätte er auf<br />

<strong>die</strong> <strong>Geschichte</strong> der Welt und der USA<br />

nehmen können?<br />

Schon in seiner ersten Amtszeit<br />

war Kennedy im Grunde eine „lahme<br />

Ente“, denn <strong>die</strong> gegnerische Kongressmehrheit<br />

blockierte viele seiner<br />

Gesetzesvorhaben. Der Kalte Krieg<br />

befand sich auf einem Höhepunkt,<br />

<strong>die</strong> Machtblöcke waren verkrustet<br />

und der<br />

Präsident agierte nicht immer ge-<br />

schickt, z. B. in der Kubakrise. Hätte<br />

ein überlebender John F. Kennedy<br />

<strong>die</strong> US-Truppen aus Vietnam abgezogen?<br />

Wohl kaum. Sein Bruder Robert<br />

sagte nach Johns Tod, der Präsident<br />

habe nie <strong>die</strong> Absicht gehabt, <strong>die</strong>s zu<br />

tun.<br />

Seine Bürgerrechtsreformen<br />

hatten zur Zeit des Attentats<br />

von Dallas noch nicht den Kongress<br />

passiert. Wenn er überlebt<br />

hätte, hätte er <strong>die</strong>s wohl auch kaum<br />

geschafft. Es war Lyndon B. Johnson,<br />

der <strong>die</strong> Gesetze dem Kongress vorlegte,<br />

und viele Abgeordnete wagten<br />

es nicht mehr, gegen das Projekt des<br />

ermordeten Präsidenten zu stimmen.<br />

Die interessanteste Variante<br />

brachte der Autor Bryce Zabel ins<br />

Spiel. Ohne Kennedy-Attentat keine<br />

Warren-Kommission und keine Verschwörungstheorien<br />

um Lee Harvey<br />

Oswald. Das Augenmerk hätte sich<br />

daher eher auf <strong>die</strong> Persön-<br />

lichkeit des Präsidenten gerichtet.<br />

Seine privaten und politischen Geheimnisse<br />

hätten an <strong>die</strong> Öffentlichkeit<br />

gezerrt werden können. In Bryce<br />

Zabels Buch endet Kennedys Präsidentschaft<br />

mit einer Amtsenthebung.<br />

Vor allem aber hätten wir heute<br />

keine Kennedy-Legende…<br />

Zukunft, <strong>die</strong> schon vergangen ist<br />

Der beste Weg, <strong>die</strong> Zukunft zu erkennen,<br />

ist es, sie zu gestalten. Geschichtswissenschaft<br />

beschäftigt<br />

sich ausschließlich mit der Vergangenheit.<br />

Will man hingegen nicht<br />

Die Berliner Schokoladenfabrik<br />

Hildebrand nutzte <strong>die</strong>s für einen<br />

cleveren Werbefeldzug<br />

aus, indem sie ihren Schokoladentafeln<br />

und Kakaopackungen Sammelbildchen<br />

beilegte, so wie sie noch<br />

jahrzehntelang bei Kindern beliebt<br />

und begehrt waren. Doch <strong>die</strong> damaligen<br />

Sammelbilder waren etwas Besonderes:<br />

Sie zeigten, wie man sich<br />

am Ende des 19. Jahrhunderts das<br />

Leben im Jahr 2000 vor-<br />

stellte!<br />

Eine vollständige Sammlung<br />

<strong>die</strong>ser Bilder hat bis heute überlebt.<br />

Und was sehen wir dort: Zum spiel, dass im Jahr 2000 <strong>die</strong> Wohn-<br />

Beihäuser<br />

auf Schienen gebaut und von<br />

Dampflokomotiven hin- und hergezogen<br />

werden.<br />

Um eine Oper zu sehen, so glaubte<br />

man 1899 weiter, würde man im<br />

Jahre 2000 nicht mehr seine Wohnung<br />

verlassen müssen. Statt dessen<br />

würde <strong>die</strong> Musik per Telefon -<br />

das es ja damals schon gab - nach<br />

Hause übertragen, während das Bild<br />

mit einer Art Laterna magica an <strong>die</strong><br />

Wand geworfen würde. Einen Fernseher,<br />

so wie wir ihn heute kennen,<br />

26<br />

MATRIX 3000 <strong>History</strong>


konnte man sich damals noch nicht<br />

vorstellen, doch das Prinzip der<br />

Fernsehübertragung wurde durchaus<br />

zutreffend vorausgesehen.<br />

Ganz ähnlich liegt es bei der<br />

Idee der Überwachungskamera, <strong>die</strong><br />

ebenfalls für das Jahr 2000 prophezeit<br />

wurde, um Einbrecher aufspüren<br />

zu können. Da man Videobänder<br />

noch nicht kannte, glaubte man,<br />

man würde hierfür mit Röntgenstrahlen<br />

arbeiten.<br />

Andere Visionen auf den Schokoladenbildern<br />

bezogen sich<br />

auf Zeppeline, <strong>die</strong> ja zur Zeit<br />

der Jahrhundertwende schwer in<br />

Mode waren und von denen man<br />

glaubte, im Jahr 2000 Reisen bis<br />

zum Nordpol machen zu können.<br />

Oder auf Amphibienfahrzeuge - nach<br />

damaliger Vorstellung ganz normale<br />

Schiffe, <strong>die</strong> am Kiel mit Rädern<br />

ausgestattet waren. Auch das Prinzip<br />

unserer heutigen Rolltreppen<br />

bzw. des Förderbandes für<br />

Auch das Flugzeug war im Grunde<br />

zu jener Zeit keine Utopie<br />

mehr. Schließlich gelang den<br />

Gebrüdern Wright nur vier Jahre<br />

später, im Jahre 1903, der erste<br />

Flug. Doch auch hier glaubte man<br />

in Verkennung der tatsächlichen<br />

Entwicklung, dass <strong>die</strong> Zukunft dem<br />

damals schon ausgereifteren Luftschiff<br />

gehören würde.<br />

Egal wie naiv und nostalgischcharmant<br />

<strong>die</strong>se Bilder für uns heute<br />

herüberkommen – man muss<br />

zugestehen, dass erstaunlich viele<br />

technische Entwicklungen im Kern<br />

vollkommen richtig vorausgesehen<br />

wurden. Lediglich <strong>die</strong> Realisierung<br />

im Detail hat sich <strong>anders</strong><br />

entwickelt. Könnte <strong>die</strong>s ein Grundprinzip<br />

der <strong>Geschichte</strong>, <strong>wenn</strong> nicht<br />

sogar der Zeit als Dimension sein?<br />

Dass bestimmte Grundmuster auf<br />

der Zeitachse vorgegeben sind und<br />

lediglich <strong>die</strong> Details uns <strong>die</strong> Freiheit<br />

der individuellen<br />

Erkenntnisse zu gewinnen, inwieweit<br />

bestimmte Muster auf der<br />

Timeline festliegen und welche<br />

Details bei ihrer Realisierung frei<br />

variierbar sind. Kontrafaktische<br />

<strong>Geschichte</strong> hat auch eine noch größere<br />

Bedeutung in dem Sinne, dass<br />

sie sich naturwissenschaftlichen<br />

Modellen des Universums annähert.<br />

Zum Beispiel erlaubt sie es,<br />

sich mit Gedanken über Paralleluniversen<br />

anzufreunden. Sie hilft<br />

zu verstehen, warum bestimmte<br />

Alternativen wahrscheinlicher sind<br />

als andere. Insofern ist der Vorwurf<br />

mancher konservativer Historiker,<br />

kontrafaktische <strong>Geschichte</strong> sei nur<br />

ein „Gesellschaftsspiel“, in der<br />

heutigen Zeit überholt. Unsere <strong>Geschichte</strong><br />

ist nicht tot. Sie brauchte<br />

nur ein wenig Quantenphysik, um<br />

wiederbelebt zu werden. ▀<br />

Personen, wie wir es von modernen<br />

Flughäfen kennen, wurde bereits<br />

damals erkannt.<br />

Gleichzeitig blieben <strong>die</strong> Errungenschaften<br />

unserer heutigen Technik,<br />

<strong>die</strong> wirklich in unserer Zeit von<br />

entscheidender Bedeutung sind,<br />

vollkommen unberücksichtigt. Hierbei<br />

meinen wir nicht nur den Computer,<br />

der wohl damals tatsächlich<br />

noch jenseits des Vorstellbaren<br />

lag, sondern auch das Auto und das<br />

Flugzeug. Dies ist besonders interessant,<br />

da es schließlich 1899 schon<br />

Autos gab. Allerdings waren Autofahrer<br />

zu jener Zeit noch skurrile<br />

Außenseiter.<br />

Gestaltung lassen?<br />

Wäre also unser Schicksal<br />

gleichzeitig vorbestimmt und frei?<br />

Sind wir alle Schrödingers Katzen?<br />

Die Gleichzeitigkeit von Determinismus<br />

und Freiheit ist im Grunde<br />

nur ein Ausdruck dessen, dass wir<br />

eine Quantenwelt bewohnen.<br />

Multidimensionale Aspekte<br />

Kontrafaktische Geschichtswissenschaft<br />

gibt uns <strong>die</strong> Chance, <strong>die</strong><br />

<strong>Geschichte</strong> zu modellieren. Einen<br />

Einblick in <strong>die</strong> Vergangenheit zu<br />

erhalten, globale Situationen und<br />

Handlungsspielräume neu zu bewerten.<br />

Den multidimensionalen<br />

Aspekt der <strong>Geschichte</strong> zu erkennen.<br />

Informationen über <strong>die</strong> Vergangenheit<br />

und ihre Konsequenzen<br />

für <strong>die</strong> Zukunft zu erhalten.<br />

Literatur:<br />

Grazyna Fosar und Franz Bludorf:<br />

Der Denver-Plan. Vertrag mit der Zeit.<br />

Michaels Verlag 2014. Neuerscheinung!<br />

Martin Bunzl: Counterfactual <strong>History</strong>:<br />

A User's Guide. The American Historical<br />

Review, Vol. 109, No. 3 (Jun., 2004), pp.<br />

845-858<br />

Robert Cowley (Hrsg.): What If? Eminent<br />

Historians Imagine What Might Have<br />

Been. Berkley Trade 2002. Bryce Zabel:<br />

Surrounded by Enemies: What If Kennedy<br />

Survived Dallas?" Publish Green 2013.<br />

Grazyna Fosar ist Astrophysikerin und Erfolgsautorin<br />

von bislang 20 Büchern<br />

(Co-Autor Franz Bludorf). Im<br />

Michaels Verlag erscheint in<br />

Kürze ihr neuestes Buch "Der<br />

Denver Plan". Sie beschäftigt<br />

sich hauptsächlich mit der Post-<br />

Quantenphysik des Bewußtseins.<br />

Darüber hinaus ist sie Peer<br />

Reviewer beim International<br />

Journal of Physical Sciences. Bei der <strong>Matrix3000</strong><br />

ist Grazyna Fosar Redakteurin für <strong>die</strong> Rubriken<br />

Wissenschaft, Grenzwissenschaft und Wurzeln. Ihr<br />

Lieblings molekül ist Adrenalin.<br />

<strong>History</strong> MATRIX 27<br />

3000


Grab Amenhoteps II.<br />

in Theben<br />

Ägyptisches<br />

Totenbuch<br />

in Australien<br />

Sensationeller Fund in Queensland<br />

Franz Bludorf<br />

28<br />

MATRIX 3000 <strong>History</strong>


Der schakalköpfige Anubis führt den toten<br />

Hunefer zum Gericht. Er wiegt das Herz des<br />

Verstorbenen gegen <strong>die</strong> Feder der Maatauf<br />

(Psychostasie), während Ammit wartet, ob<br />

sie das Herz des verurteilten Toten fressen<br />

soll oder nicht. Thot protokolliert. Am Ende<br />

wird Hunefer, der bestanden hat, von Horus<br />

dem Osiris präsentiert, der in seinem<br />

Schrein mit Isis und Nephthys sitzt (Papyrus<br />

des Hunefer (19. Dynastie), British Museum).<br />

Dr. John Taylor, Ägyptologe des British Museum in London,<br />

war überwältigt. In der Ausstellung eines Museums im australischen<br />

Bundesstaat Queensland machte der britische<br />

Wissenschaftler einen geradezu sensationellen Fund: In<br />

einer Vitrine lachte ihm ganz unvermutet ein Fragment des<br />

ägyptischen Totenbuchs des Amenhotep entgegen. Und auf<br />

Nachfragen eröffnete ihm <strong>die</strong> Kultur- und Wissenschaftsministerin<br />

von Queensland, Ros Bates, dass im Keller des<br />

Museums noch mehr davon lagerte. Offenbar wusste man<br />

gar nicht so genau, welchen Schatz man dort beherbergte.<br />

Mehr als 100 Jahre hatten Archäologen der ganzen Welt<br />

vergeblich nach den verschollenen Fragmenten gesucht.<br />

Dr. Taylor hofft, dass das über 4400 Jahre alte Manuskript<br />

nun endlich vollständig vorliegt, und erwartet sich davon<br />

neue revolutionäre Erkenntnisse über das geheime magische<br />

Wissen des alten Ägypten.<br />

Totenbücher sind aus zahlreichen Kulturen aller Epochen<br />

überliefert. Meist enthalten sie Gebete, <strong>die</strong> bei<br />

Begräbniszeremonien zur Anwendung kamen. Bekannt<br />

ist etwa das Totenbuch der Tibeter, dessen Gebete<br />

am Bett des Verstorbenen gesprochen werden sollten, damit<br />

seine Seele aus dem Rad des Karmas erwacht.<br />

Das Totenbuch der Ägypter ist dagegen voll mit magischem<br />

Wissen über<br />

geheime Sprüche und<br />

Rituale, mit denen <strong>die</strong><br />

Priester den Verstorbenen<br />

den Übergang in <strong>die</strong><br />

jenseitige Welt erleichtern<br />

sollten. Die Ägypter<br />

sprachen demzufolge<br />

auch nicht von einem<br />

„Totenbuch“, sondern<br />

nannten es „Buch vom<br />

Heraustreten ins Licht“.<br />

Im Grunde handelt es<br />

sich nicht nur um ein einziges<br />

Buch. Totenrituale<br />

wurden bereits seit der 5.<br />

Dynastie (ca. 2500 v. Chr.)<br />

schriftlich festgehalten,<br />

damals meist noch in<br />

Form von Wandmalereien<br />

in Pyramiden. Da<br />

<strong>die</strong>se Pyramiden - entgegen mancher heutigen Vermutung<br />

- keine Grabmäler, sondern Einweihungszentren waren,<br />

waren <strong>die</strong>se Rituale damals streng geheim und standen<br />

nur den Eingeweihten, also Pharaonen und Priestern, zur<br />

Verfügung. Erst ab etwa 2000 v. Chr. findet man schriftliche<br />

Zeugnisse von Totenritualen auch auf Sarkophagen -<br />

ein Zeichen, dass <strong>die</strong> Rituale nunmehr auch anderen Menschen<br />

zugänglich gemacht wurden.<br />

Erst ab der 18. Dynastie findet man <strong>die</strong> Darstellungen<br />

auch auf den Binden von Mumien sowie auf Papyrusrollen.<br />

Die Totenbücher wurden auch in der Folgezeit weiterentwickelt<br />

und immer wieder in anderer Form auf Papier<br />

festgehalten - bis ca 50 v. Chr., der Zeit Kleopatras, als das<br />

einstmals mächtige ägyptische Reich in eine Provinz Roms<br />

umgewandelt wurde.<br />

Unter den vielen unterschiedlichen Darstellungen<br />

der ägyptischen Totenrituale ist das Totenbuch des<br />

Amenhotep das bedeutendste. Es stammt aus der<br />

18. Dynastie (ca. 1420 v. Chr.) und ist damit das wohl älteste,<br />

das nicht nur in Stein verewigt wurde. Es enthält einige<br />

wichtige Besonderheiten, <strong>die</strong> in späteren Manuskripten<br />

nicht mehr enthalten sind, darunter Darstellungen von<br />

fünfstrahligen Sternen (Pentagramme?) und Sonnen-<br />

Eines der größeren in<br />

Queensland entdeckten verschollenen<br />

Fragmente des<br />

ägyptischen Totenbuches.<br />

Bild: British Museum<br />

<strong>History</strong> MATRIX 3000 29


Diese Fragmente des<br />

Totenbuchs befinden sich im<br />

Boston Museum of Fine Art.<br />

(Fotos: Boston Museum of Fine Art)<br />

Statue Amenhoteps<br />

II. (Boston<br />

Museum of Fine<br />

Art)<br />

scheiben. Das Totenbuch des Amenhotep gilt daher als<br />

beste erhaltene Quelle des authentischen ägyptischen Geheimwissens.<br />

Leider war <strong>die</strong>ses Totenbuch bislang nur in Fragmenten<br />

erhalten, <strong>die</strong> seit mehr als 100 Jahren auch noch über <strong>die</strong><br />

ganze Welt verstreut sind. Einige der wichtigsten Stücke<br />

werden im British Museum in London ausgestellt. Andere<br />

befinden sich im Boston Museum of Fine Art und im Metropolitan<br />

Museum of Art in New York.<br />

Im heutigen Elektronikzeitalter ist es kein Problem<br />

mehr, dass nicht alle Teile am gleichen Ort lagern. Die<br />

Wissenschaftler arbeiten ohnehin mit elektronisch gescannten<br />

Vorlagen, um das Gesamtwerk mit Hilfe des<br />

Computers so gut wie möglich zusammenzuführen. Nur<br />

fehlte bislang eine ganze Menge, so dass man den gesamten,<br />

ca. 20 Meter langen Papyrus noch nicht vollständig<br />

rekonstruieren konnte.<br />

Wie kam <strong>die</strong>ser Schatz uralten Geheimwissens ausgerechnet<br />

nach Australien? Nach Aussage von Ministerin<br />

Ros Bates waren <strong>die</strong> jetzt wiederentdeckten<br />

rund 100 Fragmente eine Spende, <strong>die</strong> das Museum vor<br />

etwa 100 Jahren von einer nicht näher<br />

genannten Privatperson erhalten hatte.<br />

John Taylor hofft, dass nunmehr das<br />

Totenbuch des Amenhotep wieder vollständig<br />

ist, so dass <strong>die</strong> Wissenschaftler<br />

erstmals seit dem Altertum in der Lage<br />

sein werden, das altägyptische Geheimwissen<br />

als Ganzes kennenzulernen. Bis<br />

es so weit ist, ist es allerdings nach Aussage<br />

des britischen Wissenschaftlers<br />

noch ein weiter und mühevoller Weg.<br />

„Das Zusammenführen von Manuskripten<br />

wie <strong>die</strong>sen ist eine unglaublich wichtige<br />

und mühevolle Arbeit,“, sagte er,<br />

„und wir hoffen, durch das Zusammensetzen<br />

der Fragmente in der Lage zu<br />

sein zu sehen, welche Mysterien sie uns<br />

eröffnen werden.“ ▀


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Band 70 Juli / August 2012 MATRIX 3000 31


Das Satya-Yuga-Zeitalter,<br />

nach der indischen Mythologie<br />

eine frühe, para<strong>die</strong>sisch<br />

anmutende Epoche,<br />

noch bevor Lüge und Krieg<br />

auf der Erde Fuß fassten.<br />

Der<br />

Ursprung<br />

des Menschen<br />

Armin Risi<br />

Die heute am weitesten verbreitete alternative Theorie<br />

zur Entstehung des Menschen beruht auf den Theorien<br />

der „Präastronautik“, mit Erich von Däniken und<br />

Zecharia Sitchin als den bekanntesten Vertretern: der<br />

Mensch stamme von den Tieren ab und <strong>wäre</strong> auch heute<br />

noch primitiv, <strong>wenn</strong> nicht Außerirdische genmanipulierend<br />

eingegriffen hätten. Der folgende Artikel zeigt<br />

<strong>die</strong> problematischen Seiten <strong>die</strong>ser Theorie – bei Sitchin<br />

auch <strong>die</strong> grundlegenden Fehler – und gibt eine neue<br />

Sicht auf <strong>die</strong> Herkunft der Menschen, basierend auf den<br />

Inhalten der alten Mythen und Mysterien.<br />

Der Fehler am Anfang<br />

der Rechnung<br />

In der Frage nach der Herkunft des Menschen macht <strong>die</strong><br />

heutige Wissenschaft einen sprichwörtlichen Fehler am<br />

Anfang der Rechnung, weil sie von einem materialistischen<br />

Weltbild ausgeht und <strong>die</strong> höheren Dimensionen<br />

des Kosmos ausblendet. Materialismus ist der Glaube,<br />

Materie sei der Urgrund von allem und organisiere sich<br />

selber; Lebewesen seien nichts anderes als funktionierende<br />

Körper, und Bewusstsein sei ein Produkt des Gehirns;<br />

es gebe kein Bewusstsein außerhalb des Gehirns<br />

und kein Leben nach dem Tod. Mit anderen Worten, <strong>die</strong><br />

Realität wird auf <strong>die</strong> Materie reduziert, und man akzeptiert<br />

nur materielle („natürliche“) Ursachen und nichts<br />

„Übernatürliches“, weshalb der Materialismus auch Naturalismus<br />

genannt wird. Aber schon <strong>die</strong> Gleichsetzung<br />

von „natürlich“ mit „materiell“ zeigt, dass <strong>die</strong>se Weltsicht<br />

sehr beschränkt ist. Wahre Wissenschaft würde <strong>die</strong> Existenz<br />

höherdimensionaler Welten nicht von vornherein<br />

ausschließen.<br />

Sitchin und <strong>die</strong><br />

sumerischen Schriften<br />

Auch <strong>die</strong> Präastronautik sagt, dass der Mensch von den<br />

Tieren abstamme, fügt aber hinzu, Außerirdische hätten<br />

vor rund 300.000 Jahren aus dem primitiven, noch<br />

tierähnlichen Urmenschen den Homo sapiens „gezüchtet“.<br />

Laut Sitchin waren <strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong> in der sumerischen<br />

Sprache „Anunnaki“ genannt werden, Außerirdische<br />

vom Planeten Nibiru, <strong>die</strong> auf <strong>die</strong> Erde kamen, um<br />

Gold zu schürfen, und <strong>die</strong>se Götter hätten später den<br />

Menschen als Sklavenrasse geschaffen.<br />

32<br />

MATRIX 3000 <strong>History</strong>


Zecharia Sitchin<br />

Charles Darwin<br />

Die sumerischen Originaltexte sind heute alle auch online<br />

verfügbar. Eine kritische Nachprüfung zeigt, dass<br />

<strong>die</strong> Anunnaki an keiner Stelle mit „Nibiru“ in Verbindung<br />

gebracht werden und dass „Nibiru“ auch nicht ein 12.<br />

Planet des Sonnensystems ist. Ebenso ist <strong>die</strong> <strong>Geschichte</strong>, <strong>die</strong><br />

Anunnaki hätten Gold abgebaut, eine Erfindung Sitchins. Experten<br />

des Sumerischen, insbesondere Dr. Michael Heiser,<br />

äußern aufgrund von vielen Beispielen den Verdacht, dass<br />

Sitchin gar nicht Sumerisch konnte, sondern nur <strong>die</strong> bestehenden<br />

Übersetzungen verwendete und <strong>die</strong>se gemäß seinen<br />

eigenen Ideen und Phantasien umschrieb.<br />

Jenseits von Darwin und Sitchin<br />

Gemäß Sitchins Anunnaki-<strong>Geschichte</strong>n sind <strong>die</strong> Menschen<br />

genmanipulierte Wesen – und Sklaven einer unsichtbaren<br />

Elite! Diese Menschen waren in den Augen der Elite ein<br />

missratenes Experiment, weil sie begannen, zu rebellieren<br />

und selbst zu denken. Deshalb seien vor rund 10.000 Jahren<br />

95% der Menschheit durch <strong>die</strong> Sintflut eliminiert worden. So<br />

weit Sitchin.<br />

In der unausgesprochenen Weiterführung <strong>die</strong>ses Szenarios<br />

ist auch der heutige Mensch ein missratenes Experiment,<br />

weshalb <strong>die</strong> entsprechenden „Intelligenzen“ glauben,<br />

dass erneut 95% der Menschen zu eliminieren seien. Dies<br />

wird z.B. öffentlich auf den 1980 errichteten Georgia Guidestones<br />

als das erste von zehn Geboten gefordert: „Haltet <strong>die</strong><br />

Menschheit unter 500 Millionen in beständigem Gleichgewicht<br />

mit der Natur!“<br />

Sitchin schuf einen modernen Mythos, der <strong>die</strong>se „Götter“<br />

als Schöpfer der Menschen hinstellt – und kündete deren<br />

Wiederkunft an. Wer hat ein Interesse, dass solche<br />

Theorien propagiert werden?<br />

Die Präastronautik ist ein weiteres Beispiel, das zeigt, wie<br />

sogar kühne Theorien nicht über <strong>die</strong> herrschenden Lehrmeinungen,<br />

insbesondere den Darwinismus, hinauskommen.<br />

Der Weg, der zu wahrhaft neuen Erkenntnissen führt,<br />

gründet im Mut, über den Darwinismus hinauszugehen und<br />

dann auch <strong>die</strong> präastronautischen Göttertheorien kritisch zu<br />

beleuchten.<br />

Die kosmischen Wurzeln des Menschen<br />

Wenn wir das Mysterienwissen der alten Kulturen in unsere<br />

moderne Sprache übersetzen, so besagt es, dass der<br />

<strong>History</strong> MATRIX 3000 33


Das antike Reich<br />

Sumer<br />

Kosmos multidimensional ist; jede Dimensionswelt<br />

ist eine eigene Welt mit<br />

entsprechenden Wesen: Lichtwesen in<br />

den Lichtwelten, Dunkelwesen in den<br />

Dunkelwelten. So unterschiedlich <strong>die</strong><br />

vielen alten Quellen sind, in dem einen<br />

Punkt sind sie sich alle einig: <strong>die</strong><br />

Menschheit hat kosmische Wurzeln, der<br />

Mensch entstammt den höherdimensionalen<br />

Welten. Dies wiederum bedeutet,<br />

dass sich das Leben auf der Erde nicht<br />

aus Materie entwickelt hat, sondern aus<br />

den geistigen Urgründen des Kosmos<br />

heraus.<br />

Um <strong>die</strong> Herkunft des Menschen mit<br />

einem Begriff der ganzheitlich-spirituellen<br />

Wissenschaft zu umschreiben, bietet<br />

sich das Wort „Involution“ an. Involution<br />

bedeutet, dass <strong>die</strong> ersten Menschen<br />

durch eine Materialisation von Lichtwesen<br />

entstanden sind. Deshalb enthält<br />

unser Körper auch heute noch potentiell<br />

<strong>die</strong> Information des Lichtkörpers.<br />

Gemäß den altindischen Quellen<br />

entstand der Mensch im ersten<br />

Zeitalter (Satya-Yuga), d.h. vor<br />

rund 4 bis 2,5 Millionen Jahren. <strong>Was</strong><br />

heute auf der Erde geschieht, hat eine<br />

lange Vorgeschichte, <strong>die</strong> in den höherdimensionalen<br />

Bereichen des Universums<br />

begann. <strong>Was</strong> besagt <strong>die</strong>ser „Mythos“<br />

der Menschentstehung über den<br />

Sinn und Zweck unseres Menschseins?<br />

Licht und Dunkelheit im Sanskrit<br />

Die ersten Menschen waren Lichtwesen,<br />

<strong>die</strong> über eine Selbstmanifestation<br />

auf der Erde erschienen. Sie taten <strong>die</strong>s<br />

in vollkommener Übereinstimmung<br />

mit dem Willen Gottes. Im ersten Zeitalter,<br />

während rund eineinhalb Millionen<br />

Jahren, lebten nur Lichtwesen als<br />

Menschen auf der Erde. Es gab weder<br />

Gewalt noch Lüge, weshalb <strong>die</strong>ses Zeitalter<br />

im Sanskrit Satya-Yuga genannt<br />

wird, „Zeitalter der Wahrhaftigkeit“,<br />

oder Krita-Yuga, „Zeitalter der Vollkommenheit“.<br />

Die Erde befand sich<br />

vollständig im Bereich des Lichts und<br />

war ein Para<strong>die</strong>s. Ein pulsierendes<br />

blaues Juwel im Weltall.<br />

Im zweiten Yuga kamen <strong>die</strong> ersten<br />

Wesen aus den Dunkelwelten auf <strong>die</strong><br />

Erde. So wie <strong>die</strong> ursprünglichen Menschen<br />

nicht von irdischer Herkunft waren,<br />

waren es auch <strong>die</strong>se neuen Menschen<br />

nicht. Sie waren aggressiv und<br />

expansiv, mussten sich aber ebenfalls<br />

zuerst an <strong>die</strong> physischen Bedingungen<br />

der Erde anpassen. Dies waren Wesen,<br />

<strong>die</strong> den Weg der Gottabgewandtheit gewählt<br />

hatten. Sie hatten sich von Gott,<br />

der Quelle, getrennt, so wie <strong>die</strong> Dunkelheit<br />

sich vom Licht trennt. Weil sie<br />

ihre Lebensenergie nicht mehr von der<br />

allumfassenden Quelle bezogen, befanden<br />

sie sich auf einer konstanten Suche<br />

nach neuen Energiequellen und hatten<br />

deshalb <strong>die</strong> archetypisch-negative Neigung,<br />

andere Lebewesen für ihre Bedürfnisse<br />

auszubeuten. Aufgrund ihrer<br />

Mentalität sahen sie „nichts Falsches“<br />

darin, alles ihren eigenen Interessen zu<br />

unterwerfen und, „<strong>wenn</strong> nötig“, auch<br />

Gewalt anzuwenden, um andere Menschen<br />

sowie <strong>die</strong> Tiere und den gesamten<br />

Planeten auszubeuten.<br />

m zweiten Yuga waren <strong>die</strong> „Kolonisatoren“<br />

in der Minderheit, und sie<br />

lebten in eigenen geographischen<br />

Gebieten. Die Ureinwohner sahen <strong>die</strong><br />

göttliche Ordnung in allem und lebten<br />

so, dass sie <strong>die</strong>se Ordnung nicht störten,<br />

sondern durch ihre Kreativität noch<br />

mehr zum Vorschein brachten. Dies taten<br />

sie vor allem durch Meditation und<br />

geistige Lenkung der Materie. Von außen<br />

sah <strong>die</strong>s jedoch so aus, wie <strong>wenn</strong><br />

sie „nichts“ taten: keine Zivilisation,<br />

kein Kulturbetrieb, keine Manipulation<br />

der Erde, keine mechanische Imitation<br />

der Natur.<br />

In der Mitte des dritten Yugas kam es<br />

zu dem, was ich den „großen Übergriff“<br />

nenne. Die Ureinwohner wurden angegriffen<br />

und unterworfen. Wir sprechen<br />

hier von einer Entwicklung über einen<br />

langen Zeitraum hinweg, und es waren<br />

auch nicht alle Ureinwohner auf einen<br />

34<br />

MATRIX 3000 <strong>History</strong>


Schlag betroffen. Dennoch bedeutete<br />

<strong>die</strong>s für alle einen dramatischen Einschnitt.<br />

Warum es überhaupt Menschen gibt<br />

Als <strong>die</strong> Menschen entstanden, war <strong>die</strong><br />

Erde bereits seit langer Zeit eine üppige<br />

Schöpfung voller Pflanzen und Tiere.<br />

Die Natur brauchte keinen Menschen<br />

als Gärtner und Kultivator. Es bestand<br />

kein materieller Grund, warum in <strong>die</strong>sem<br />

Para<strong>die</strong>s auch noch ein Mensch<br />

entstehen sollte. Und tatsächlich ist der<br />

Grund für das Entstehen der Menschen<br />

kein materieller, sondern ein spiritueller.<br />

Warum wurden Lichtwesen Menschen?<br />

Aufgrund von Karma? Weil es<br />

eine notwendige Erfahrung war? Nein.<br />

Sie taten es aus dem einzigen Grund,<br />

aus dem Lichtwesen handeln: Liebe.<br />

Sie taten es freiwillig, ohne persönliche<br />

Notwendigkeit, ohne materiellen<br />

Beweggrund. Das ist <strong>die</strong> Bedeutung<br />

von Liebe. Und <strong>die</strong> Liebe, <strong>die</strong> zur Entstehung<br />

der Menschen führte, war eine<br />

ganz besondere: nicht „nur“ <strong>die</strong> Liebe<br />

zu Gott und zu den Nächsten, sondern<br />

auch Liebe zu denen, <strong>die</strong> in <strong>die</strong> Dunkelheit<br />

gefallen waren. Die Lichtwesen<br />

sahen, dass ein Teil ihrer Brüder und<br />

Schwestern einen Irrweg der Illusion<br />

eingeschlagen hatte – ebenfalls freiwillig,<br />

d. h. aus einem Missbrauch des<br />

freien Willens heraus, und nicht etwa,<br />

weil es eine „notwendige Erfahrung“<br />

gewesen <strong>wäre</strong>.<br />

Die Scheidung der Geister geschieht<br />

bereits in den hohen Lichtwelten und<br />

nicht erst auf der Erde. Licht schafft<br />

keine Dunkelheit und kann keine Dunkelheit<br />

schaffen. Ebenso schafft Gott<br />

keine Trennung und keine Unliebe.<br />

Aber im Licht besteht immer <strong>die</strong> Möglichkeit,<br />

dass man durch Abwendung<br />

und Trennung Dunkelheit schafft und<br />

dann meint: „Ich kann etwas, was Gott<br />

nicht kann. Also ist Gott gar nicht wirklich<br />

Gott, sondern ich bin es, weil ich<br />

etwas kann, was er nicht kann!“ <strong>Was</strong><br />

sogar stimmt. Aber <strong>die</strong>ses „Mehr-Können-als-Gott“<br />

ist eine Illusion und eine<br />

Täuschung (sanskr. māyā).<br />

ie Lichtwesen sahen, dass <strong>die</strong> in<br />

Trennung Gefallenen nicht aus<br />

eigener Kraft ins Licht zurückkommen<br />

können und <strong>die</strong>s auch gar<br />

nicht wollen, weil sie ja meinen, ihre<br />

Dunkelheit sei das wahre Licht und ihre<br />

Weltbilder seien <strong>die</strong> wahre Erleuchtung.<br />

Die Dunkelwelten sind ebenfalls<br />

höherdimensional, und der Weg von<br />

dort zurück ins Licht führt über <strong>die</strong><br />

Welt der dichtesten Materie, weil <strong>die</strong>s<br />

der Bereich ist, wo <strong>die</strong> Lichtwelten <strong>die</strong><br />

Dunkelwelten berühren. Und das ist<br />

der Grund, warum <strong>die</strong> Lichtwesen Menschen<br />

wurden: um ihren gefallenen<br />

Brüdern und Schwestern entgegenzugehen<br />

und ihnen <strong>die</strong> Wahl zu geben,<br />

wieder ins Licht zu kommen, zuerst<br />

durch <strong>die</strong> Möglichkeit, überhaupt als<br />

Menschen geboren zu werden, und<br />

dann durch das Angebot, wieder das<br />

Licht und <strong>die</strong> Liebe zu wählen.<br />

Mit anderen Worten, bevor überhaupt<br />

irgend etwas Dunkles auf <strong>die</strong><br />

Erde kam, bestand bereits ein Plan<br />

für <strong>die</strong> Überwindung und Erlösung der<br />

Dunkelheit. Der Schlüssel war und ist<br />

<strong>die</strong> Liebe: das Bewusstsein der Einheit<br />

des Teils mit dem Ganzen, des Lichtstrahls<br />

mit der Quelle. Liebe ist das<br />

natürliche Bewusstsein in den Lichtwelten,<br />

und reinstes Licht in der dichtesten<br />

Materie hat <strong>die</strong> Kraft, das höchste<br />

Wunder der Schöpfung zu bewirken: <strong>die</strong><br />

Verwandlung von Dunkelheit in Licht.<br />

Der Beginn des irdischen Karmas<br />

Die „Kolonisatoren“ kamen im zweiten<br />

Zeitalter auf <strong>die</strong> Erde, aber mussten<br />

selbst zuerst Fuß fassen. Ihr Ziel war<br />

von allem Anfang an, den blauen Planeten<br />

als Gesamtes zu besitzen. Die<br />

ersten Schritte in der Verfolgung <strong>die</strong>-<br />

Kriegerische Ausein<strong>anders</strong>etzungen<br />

im Krita-Yuga-<br />

Zeitalter<br />

<strong>History</strong> MATRIX 3000 35


Michelangelos<br />

Darstellung der<br />

Sintflut (Sixtinische<br />

Kapelle, Vatikan)<br />

ses globalen Plans unternahmen sie im<br />

dritten Zeitalter. Sie sahen <strong>die</strong> Ureinwohner,<br />

<strong>die</strong> in ihren Augen nur sinnlos<br />

und unproduktiv „herumhockten“<br />

und „nichts“ taten. Gleichzeitig<br />

waren <strong>die</strong>se rätselhaften<br />

Menschenwesen eine Quelle von<br />

hochpotenter spiritueller und<br />

emotioneller Lebensenergie, <strong>die</strong><br />

ihnen fehlte – und <strong>die</strong>se Energie<br />

wollten sie für sich nutzbar machen.<br />

ie Urbevölkerung der Erde<br />

lebte im Geist der Lichtwelten,<br />

frei von irdischem Karma<br />

und frei von negativen Emotionen.<br />

Es war für sie nicht erforderlich,<br />

sich schützend abzugrenzen, so wie auch<br />

das Licht sich nicht abgrenzt. Wenn Dunkelheit<br />

entsteht, erzeugt nicht das Licht<br />

<strong>die</strong> Trennung, sondern es ist <strong>die</strong> Seite der<br />

Dunkelheit, <strong>die</strong> sich vom Licht ausgrenzt<br />

und ihre Dunkelheit dann für <strong>die</strong> „wahre<br />

Realität“ hält.<br />

Die Lichtwesen, <strong>die</strong> Menschen wurden,<br />

hatten gewusst, dass sie irgendwann<br />

ihren gefallenen Brüdern und<br />

Schwestern begegnen würden. Aus der<br />

„Theorie“ war ihnen bekannt, dass es<br />

das Böse gibt, aber es war dann etwas<br />

ganz anderes, als sie <strong>die</strong>sen Menschen<br />

bzw. Unmenschen gegenüberstanden.<br />

Sie sahen sich plötzlich und erstmals<br />

mit den Mächten der Dunkelheit konfrontiert,<br />

deren negative Emotionen<br />

für sie völlig fremd und unvorstellbar<br />

waren: Gier, Arroganz, Lüge, Manipulation,<br />

Gewalt gegenüber der Tier- und<br />

Pflanzenwelt und gegenüber anderen<br />

Menschen. Ein großes Trauma in unterschiedlichen<br />

Varianten brannte sich damals<br />

in das kollektive Bewusstsein und<br />

Unterbewusstsein der Menschen ein …<br />

Wie es weiterging –<br />

und <strong>die</strong> Situation heute<br />

Im dritten Yuga gerieten nicht alle Menschen<br />

sogleich unter <strong>die</strong> Herrschaft der<br />

„Mächtigen“. Einige von denen, <strong>die</strong> nicht<br />

unterworfen und manipuliert wurden,<br />

fingen an, ihre eigenen Zivilisationen<br />

zu gründen, um ein Gleichgewicht der<br />

Kräfte herzustellen. Andere Stammeslinien<br />

behielten ihren Lebensstil bei und<br />

blieben „Aborigines“. Aber im Lauf der<br />

vielen Jahrtausende blieb niemand unbeeinflusst.<br />

In der Übergangszeit zum<br />

vierten Yuga, dem heutigen Zeitalter,<br />

rollten Kataklysmen über <strong>die</strong> Erde hinweg,<br />

und <strong>die</strong> Menschheit wurde für viele<br />

Generationen in einen Kampf ums nackte<br />

Überleben zurückgeworfen. Die Lebensumstände<br />

waren damals tatsächlich<br />

primitiv, und <strong>die</strong> Menschen öffneten<br />

sich der Angst und verloren dadurch<br />

vollends das Urwissen ihrer Ahnen.<br />

<strong>Was</strong> blieb, war meistens nur noch animistische<br />

Magie und Aberglaube. Die<br />

Atmosphäre der Angst wurde geschürt<br />

von denen, <strong>die</strong> davon profitierten. Dies<br />

führte zu einem Vergessen der eigenen<br />

Herkunft.<br />

u Beginn des 21. Jahrhunderts finden<br />

wir uns in einer Situation, <strong>die</strong><br />

explosiver ist als je zuvor. Gleichzeitig<br />

bahnt sich <strong>die</strong> von Anfang an vorausgesehene<br />

Wendezeit an, und alles<br />

ist offen. Deshalb sind <strong>die</strong> meisten der<br />

ursprünglichen Menschen wieder hier,<br />

um <strong>die</strong> irdische Herausforderung in ihrer<br />

letzten Konsequenz anzunehmen.<br />

Obwohl das gegenwärtige Zeitalter<br />

aus irdischer Sicht ein dunkles Zeitalter<br />

ist, das durch Konflikte, Konkurrenzkämpfe<br />

und Kriege geprägt ist, ist<br />

es auch ein Zeitalter der großen Chance,<br />

denn in ihm ist es möglich, dass<br />

<strong>die</strong> „Dunkelheit“ (<strong>die</strong> Trennung von<br />

der Quelle) wieder aufgelöst wird. All<br />

das Unmenschliche, das geschieht, ist<br />

also nicht notwendig. Aber das dunkle<br />

Zeitalter ist notwendig, damit das Unmenschliche<br />

erkannt und überwunden<br />

werden kann. Das ist der Grund, warum<br />

<strong>die</strong> Lichtwesen als Menschen im Lauf<br />

der Zeitalter immer tiefer in <strong>die</strong> Materie<br />

hineingingen: um <strong>die</strong> Möglichkeit anzubieten,<br />

<strong>die</strong> Spaltung und Trennung zu<br />

überwinden, damit <strong>die</strong> Menschen sich<br />

wieder bewusst mit der Quelle verbinden<br />

und dadurch ihre spirituelle sowie<br />

menschliche und ökologische Verbundenheit<br />

mit allen anderen Lebewesen<br />

und dem Planeten erkennen. ▀<br />

Armin Risi ist Philosoph, Mythenforscher<br />

und Referent. Er lebte<br />

für 18 Jahre als Mönch<br />

in vedischen Klöstern in<br />

Europa und In<strong>die</strong>n. Sein<br />

neues Buch, „Ihr seid<br />

Lichtwesen“ – Ursprung<br />

und <strong>Geschichte</strong> des<br />

Menschen (2013, 2.<br />

Auflage 2014) eröffnet eine gänzlich neue, aber<br />

nicht unbekannte Sicht auf <strong>die</strong> Urgeschichte<br />

des Menschen, auf <strong>die</strong> archäologischen<br />

Rätsel und auf <strong>die</strong> Hintergründe der aktuellen<br />

Entwicklungen auf der Erde. Denn <strong>die</strong><br />

Vergangenheit ist der Schlüssel zur Zukunft.<br />

Quellen:<br />

Armin Risi: Ihr seid Lichtwesen, Govinda<br />

Verlag.<br />

Dr. Michael Heiser, sitchiniswrong.com<br />

36<br />

MATRIX 3000 <strong>History</strong>


Einstmals überflutete<br />

Landschaften östlich<br />

von Luxor<br />

Superflut vor<br />

1300 Jahren?<br />

Gernot L. Geise<br />

Ja, es gibt immer noch genügend Ungereimtheiten<br />

um <strong>die</strong> Bauwerke auf<br />

dem Gizeh-Plateau in Ägypten, <strong>die</strong><br />

kaum oder nie angesprochen worden<br />

sind. Bei meinen Besuchen dort fiel<br />

mir so einiges auf, was bisher entweder<br />

nicht oder nur ungenügend<br />

erklärt worden ist und nur durch<br />

einen gigantischen <strong>Was</strong>sereinfluss<br />

erklärbar ist. Seltsamerweise werden<br />

– obwohl für jeden offensichtlich<br />

– <strong>Was</strong>serschäden bei den Ägyptologen<br />

nicht diskutiert, ja, regelrecht<br />

ignoriert.<br />

Satellitenpyramiden und Tempel<br />

Neben der Cheopspyramide stehen an<br />

ihrer Südostecke drei Satellitenpyramiden,<br />

sogenannte Königinnen-Pyramiden.<br />

Die Mykerinos-Pyramide weist<br />

ebenfalls drei auf der Südseite auf. Die<br />

Chephren-Pyramide besitzt keine Satellitenpyramiden.<br />

Dafür stehen an der<br />

Ostseite der Chephren-Pyramide und<br />

der Mykerinos-Pyramide jeweils noch<br />

relativ viele Reste der „Grabtempel“,<br />

während davon bei der Cheopspyramide<br />

nichts mehr vorhanden ist, außer<br />

einigen zerstreuten Basalt-Bodenplatten.<br />

Allen <strong>die</strong>sen Bauwerken ist gemeinsam,<br />

dass sie sich in einem<br />

erbärmlichen Zustand befinden.<br />

Damit meine ich nicht <strong>die</strong> normale<br />

Erosion, denn <strong>die</strong>se ist wohl nicht in<br />

der Lage, solche Zerstörungen anzurichten,<br />

wie sie dort sichtbar sind.<br />

Die Gizeh-Pyramiden mitsamt ihren<br />

umgebenden Bauwerken sollen,<br />

wie <strong>die</strong> Ägyptologen glauben, um <strong>die</strong><br />

viertausend Jahre alt sein. Wenn dem<br />

wirklich so sein sollte, dann muss<br />

jedoch nach ihrer Vollendung eine<br />

riesige Katastrophe, zusammen mit<br />

gigantischen fließenden Superfluten<br />

über das Gebiet hereingebrochen sein,<br />

denn <strong>die</strong> Außenfassaden der noch stehenden<br />

Pyramiden und Gebäude zeigen<br />

unübersehbar den zerstörenden<br />

Einfluss solcher <strong>Was</strong>sermassen. Diese<br />

vorhandenen Schäden lassen sich<br />

nicht mit normaler Verwitterung durch<br />

Sandsturm- und/oder Regeneinwirkungen<br />

erklären. Durch den Einfluss<br />

Tsunami-ähnlicher <strong>Was</strong>sermassen,<br />

<strong>die</strong> über einen längeren Zeitraum<br />

eingewirkt und Steine, Baumstämme<br />

usw. mitgeschleppt haben müssen,<br />

lässt sich allerdings problemlos erklä-<br />

<strong>History</strong> MATRIX 3000 37


„Die vorhandenen Schäden an den<br />

Pyramiden lassen sich nicht mit<br />

normaler Verwitterung erklären.<br />

ren, warum <strong>die</strong> meisten Tempelanlagen,<br />

<strong>die</strong> aus teilweise tonnenschweren<br />

Megalithblöcken bestehen, zerstört<br />

wurden. Woher eine solche Superflut<br />

kam, wollen wir zunächst einmal unberücksichtigt<br />

lassen.<br />

Eine Superflut spült leicht schwerste<br />

Steinblöcke hinweg. Eine Superflut<br />

würde auch erklären, warum <strong>die</strong><br />

Pyramiden (fast) ohne Verkleidung<br />

dastehen, denn <strong>wenn</strong> für <strong>die</strong> Außenverkleidung<br />

wirklich ein weicherer<br />

Kalksandstein verwendet worden sein<br />

sollte, dann wurde er von den Fluten<br />

regelrecht abgeschält und zerrieben.<br />

Dann braucht man auch keine fadenscheinigen<br />

Hilfserklärungen mehr,<br />

dass <strong>die</strong> Verkleidungsblöcke angeblich<br />

zum Bau von Kairo verwendet worden<br />

seien, obwohl dort nirgends welche zu<br />

finden sind.<br />

Allgemein wird <strong>die</strong> Ansicht vertreten,<br />

<strong>die</strong> großen Pyramiden<br />

hätten einst als Steinbrüche für<br />

Baumaterial hergehalten. Das stimmt<br />

wohl auch, allerdings nur in bescheidenem<br />

Rahmen, zumindest für <strong>die</strong><br />

drei großen Gizeh-Pyramiden. Rings<br />

um <strong>die</strong> Chephren-Pyramide liegen<br />

jede Menge großer roter Granitblökke<br />

mit Einkerbungen, wie sie zum<br />

Spalten von Felsblöcken angebracht<br />

werden. Diese Blöcke gehörten ursprünglich<br />

zu der unteren Außenverkleidung<br />

der Chephren-Pyramide<br />

und beweisen nachdrücklich, dass es<br />

eben nicht in jedem Fall gelang, <strong>die</strong>se<br />

in handliche Stücke zu zerlegen.<br />

Bei der „Knickpyramide“ in Dahshur<br />

wunderte ich mich schon früher,<br />

wieso angebliche Steinräuber solch<br />

abenteuerliche Breschen in <strong>die</strong> Pyramidenecken<br />

geschlagen haben sollen,<br />

immer in der Gefahr, dass <strong>die</strong> überstehenden<br />

Steinblöcke auf sie abstürzen<br />

könnten, während sie (als Steinräuber)<br />

einige Meter weiter an derselben Pyramide<br />

völlig gefahrlos Verkleidungssteine<br />

hätten entnehmen können. Mit<br />

der Steinbruch-These kann also irgendetwas<br />

nicht so ganz stimmen.<br />

An der „Knickpyramide“ kann man<br />

auch sehr schön erkennen, dass <strong>die</strong><br />

Wucht der Superflut bereits abgenommen<br />

haben muss, da insbesondere <strong>die</strong><br />

nördlichen Ecken in Mitleidenschaft<br />

gezogen wurden und <strong>die</strong> Außenverkleidung<br />

noch überwiegend vorhanden<br />

ist. Trotzdem muss <strong>die</strong> Pyramide unter<br />

<strong>Was</strong>ser gestanden haben, denn man<br />

kann deutlich erkennen, an welchen<br />

Stellen der Außenverkleidung das<br />

<strong>Was</strong>ser nach dem Abfluss der Flut aus<br />

dem Inneren herauslief.<br />

Die zerstörerischen <strong>Was</strong>sereinflüsse<br />

beschränken sich in<br />

Ägypten jedoch nicht auf Alexandria,<br />

Gizeh oder Dahshur. Sie sind<br />

bis Luxor und weiter südlich nachweisbar.<br />

Keiner der heute von Touristen<br />

besichtigte Tempel weist keinen<br />

<strong>Was</strong>serschaden auf, und alle wurden<br />

sie von Ägyptologen wieder neu rekonstruiert<br />

und aufgebaut, weil sie<br />

zerstört waren. Riesige Standbilder,<br />

etwa von Ramses II., aus Granit gefertigt,<br />

waren umgestürzt und zerbrochen.<br />

Beim Sphinx hat sich im Laufe<br />

der letzten Jahre auch bei den Ägyptologen<br />

bereits immer mehr <strong>die</strong><br />

Gewissheit durchgesetzt, dass <strong>die</strong><br />

Figur insbesondere auf der Rückenpartie<br />

deutliche Erosionsspuren zeigt,<br />

<strong>die</strong> durch <strong>Was</strong>sereinfluss herausgewaschen<br />

wurden. Am Restkörper<br />

kann man <strong>die</strong> Erosionsspuren nicht<br />

mehr erkennen, weil <strong>die</strong>ser im Laufe<br />

der Jahrhunderte (oder Jahrtausende)<br />

nach und nach fast komplett mit<br />

Steinblöcken ausgebessert (oder erst<br />

gestaltet?) wurde. Hinzu kommt, dass<br />

der Sphinx-Körper in einer Art Grube<br />

steht und jahrhundertelang unter Sand<br />

begraben war. Ich frage mich, warum<br />

man dann nicht das Nächstliegende tat<br />

und <strong>die</strong> umliegenden Tempelanlagen<br />

mit ihren ebensolchen typischen Erosionsspuren<br />

in das gleiche Szenarium<br />

mit einschloss? Nein, beim Sphinx<br />

wird immer noch herumgedeutelt, ob<br />

<strong>die</strong> Figur vielleicht zehntausend Jahre<br />

alt sein soll, weil es damals in jener<br />

Region gemäßigte Wetterbedingungen<br />

mit Regen gab, obwohl ein bisschen<br />

Regen niemals solche Erosionsrinnen<br />

erzeugen kann.<br />

Wenn man jedoch<br />

eine Großkatastrophe<br />

mit einer Superflut<br />

für <strong>die</strong>se Zerstörungen<br />

in Erwägung<br />

ziehen würde, müsste<br />

zwangsläufig unser<br />

heutiges Weltbild<br />

kippen, denn eine<br />

solche Katastrophe<br />

in geschichtlichen<br />

Zeiten passt einfach<br />

nicht in unser vorgegebenes<br />

Geschichtsbild.<br />

Möglicherweise<br />

können sich <strong>die</strong> Ägyptologen<br />

auch nicht vorstellen,<br />

wo eine solche<br />

Flutwelle hergekommen sein soll.<br />

Man muss sich aber vor Augen<br />

halten, was es bedeutet, <strong>wenn</strong><br />

eine mehrere hundert Meter<br />

hohe <strong>Was</strong>serwand angerauscht<br />

kommt: Allein ein einziger Kubikmeter<br />

<strong>Was</strong>ser besitzt eine Masse von einer<br />

Tonne! Und <strong>die</strong>se <strong>Was</strong>sermengen<br />

schleppen alles mit, was nicht nietund<br />

nagelfest ist: Sand, Geröll, Steinbrocken,<br />

Bäume usw. Und <strong>die</strong>ses<br />

Geröll ist es, das <strong>die</strong> meisten <strong>Was</strong>serschäden<br />

verursacht, Ausschleifungen<br />

und zermahlene Sandsteinblöcke.<br />

Die Katastrophe<br />

Nachdem ich <strong>die</strong> gigantischen <strong>Was</strong>serschäden<br />

in Ägypten sah, sagte ich<br />

mir unwillkürlich, dass <strong>die</strong> Nachwirkungen<br />

eines solchen Kataklysmus’<br />

auch auf anderen Erdteilen sichtbare<br />

Schäden hinterlassen haben müssten.<br />

Zu dem angenommenen Katastrophenszenarium<br />

passt der Bericht des<br />

Bestseller-Autors Hans-Joachim Zillmer<br />

in seinem DVD-Video „Kontra Evolution“,<br />

dass in Colorado (USA) vor 1300<br />

bis 1400 Jahren Superfluten innerhalb<br />

kürzester Zeit ganze Canyonsysteme<br />

des Grand Canyon herauswuschen,<br />

wie inzwischen definitiv nachgewiesen<br />

wurde. Wenn dort Superfluten<br />

in einem solchen Ausmaß entstehen<br />

konnten, dann nur durch ein kataklystisches<br />

Ereignis, das garantiert nicht<br />

nur auf ein relativ kleines regionales<br />

Gebiet beschränkt war, sondern<br />

globale Auswirkungen gehabt haben<br />

musste. Mit großer Wahrscheinlichkeit<br />

kommt dafür nur der Einschlag eines<br />

größeren Himmelskörpers in einen<br />

Ozean in Frage, wobei noch geklärt<br />

38<br />

MATRIX 3000 <strong>History</strong>


Chephren-Totentempel<br />

(Überreste nach Superflut)<br />

Chephren-Totentempel<br />

(deutliche <strong>Was</strong>serschäden)<br />

Sphinx (<strong>Was</strong>serschäden im<br />

Rückenbereich)<br />

<strong>History</strong> MATRIX 3000 39


werden müsste, wo <strong>die</strong>ser Einschlag<br />

stattfand. Eine plötzliche Hebung oder<br />

Senkung einer Kontinentalplatte reicht<br />

für <strong>die</strong> Erzeugung einer solchen Flutwelle<br />

nicht aus.<br />

Hierbei hätten wir übrigens auch<br />

eine Erklärung für <strong>die</strong> fund- und dokumentenfreie<br />

Zeit in Europa, nämlich<br />

genau in <strong>die</strong>sem Zeitraum. Es<br />

ist offensichtlich, <strong>wenn</strong> eine globale<br />

Großkatastrophe passierte, dass es<br />

zwangsläufig einige hundert Jahre<br />

dauern musste, bis sich <strong>die</strong> Natur wieder<br />

erholt hatte und sich in dem zuvor<br />

zerstörten Gebiet wieder Menschen<br />

neu ansiedeln. Gerade in Europa ist<br />

<strong>die</strong>ser Zeitraum derart fundleer, dass<br />

Dr. Heribert Illig <strong>die</strong>se Zeit als „Phantom-Jahre“<br />

bezeichnete, Jahre, <strong>die</strong><br />

seiner Meinung nach künstlich in unsere<br />

Zeitrechnung eingefügt worden<br />

seien. Mit meiner Superflut-These hat<br />

sich seine „Phantomzeit“-These jedoch<br />

von selbst erledigt.<br />

Und dann haben wir auch eine Erklärung<br />

dafür, warum <strong>die</strong> „Römer“<br />

so plötzlich verschwanden,<br />

wobei ich mich schon immer<br />

fragte, ob sie sich wohl damals in Luft<br />

auflösten? Die Hinterlassenschaften<br />

der „Römer“ in Europa müssen merkwürdigerweise<br />

unter meterhohen<br />

Erdschichten ergraben werden, während<br />

<strong>die</strong> nur wenige Jahrhunderte<br />

später erbauten Burgen größtenteils<br />

noch heute, <strong>wenn</strong> auch oftmals nur<br />

noch als Ruinen, oberirdisch stehen.<br />

Das Ende der „Römerzeit“ fällt aber<br />

seltsamerweise genau in den Katastrophenzeitraum!<br />

Und noch etwas passt in <strong>die</strong>ses<br />

Szenarium: <strong>die</strong> zerspülten Berge und<br />

Hügel mit ihren ehemaligen Flussläufen<br />

insbesondere in Ägypten, <strong>die</strong><br />

man aus der Luft oder auf Satellitenfotos<br />

gut erkennen kann. Darin müssen<br />

irgendwann nicht nur kleinere<br />

Bäche und Flüsse, sondern größere<br />

Mengen von reißendem<br />

<strong>Was</strong>ser geflossen<br />

sein. Heute erkennt<br />

man<br />

vor Ort ger<br />

a d e z u<br />

n i c h t s<br />

m e h r<br />

davon,<br />

zumal<br />

d e r<br />

Flugsand alle ehemaligen Flusseinschnitte<br />

mehr oder weniger gut ausgefüllt<br />

hat. Der Autor Peter Brüchmann<br />

hat <strong>die</strong>sbezüglich Pionierarbeit<br />

geleistet, weil er als erster festgestellt<br />

hat, dass <strong>die</strong>se Zerspülungen rund um<br />

<strong>die</strong> Welt aus dem Flugzeug heute noch<br />

sehr gut erkennbar sind. Er verlegt <strong>die</strong><br />

dazu erforderliche Großkatastrophe<br />

allerdings mindestens zehntausend<br />

Jahre in <strong>die</strong> Vergangenheit, was jedoch<br />

nicht ausschließt, dass später (näher<br />

an unserer Zeit) weitere Katastrophen<br />

stattfanden.<br />

Und um bei Ägypten zu bleiben:<br />

Alexandria, <strong>die</strong> einstige Metropole<br />

Ägyptens, ging nach heutigem Wissen<br />

vor 1300 Jahren (angeblich) aufgrund<br />

eines schweren Erdbebens unter. Wieder<br />

derselbe Zeitrahmen!<br />

Wir können also festhalten:<br />

Vor rund 1.000 bis 1.300<br />

Jahren muss etwas Schreckliches<br />

mit der Erde geschehen sein.<br />

Die große Katastrophe, <strong>die</strong> Superflut,<br />

muss frühestens vor 1.000 bis 1.300<br />

Jahren geschehen sein, dafür sprechen<br />

viele Fakten.<br />

Vor rund 1.000 Jahren lebten nachgewiesenermaßen<br />

nur sehr wenige<br />

Menschen auf der Erde! Es waren <strong>die</strong><br />

wenigen Überlebenden der Superflut!<br />

Rund um den Globus weist <strong>die</strong> <strong>Geschichte</strong><br />

ein Loch von rund dreihundert<br />

Jahren auf, und zwar zwischen<br />

dem sechsten und neunten Jahrhundert<br />

unserer Zeitzählung!<br />

Sämtliche neuen Kulturen und unser<br />

neuzeitliches Schriftgut begannen<br />

vor rund 1.000 Jahren bei null!<br />

Chephren-Totentempel<br />

(Superflut-<strong>Was</strong>serschaden)<br />

Sämtliche alten Kulturen verschwanden<br />

ca. 300 Jahre zuvor schlagartig<br />

von <strong>die</strong>sem Planeten!<br />

Sämtliche alten Kulturen wurden<br />

gewaltsam vernichtet! Davon zeugen<br />

alle zerstörten Gebäude des Altertums!<br />

Die überwiegende Zahl der Gebäude<br />

des Altertums - der Zeit<br />

vor der großen Flut - findet sich<br />

unter der Erdoberfläche begraben<br />

und kann nur durch Ausgrabungen<br />

ans Tageslicht gefördert werden. Dies<br />

ist ohne jeden Zweifel <strong>die</strong> Folge einer<br />

riesigen, erdumspannenden Flutkatastrophe.<br />

Sehr viele Überreste des Altertums<br />

finden wir auch viele Meter unter den<br />

Meeren und Seen.<br />

Die Schriften und Sprachen der Antike<br />

sind zumeist <strong>anders</strong>geartet als <strong>die</strong><br />

der Neuzeit. Sie haben sich offensichtlich<br />

nach der Katastrophe vielfach vollkommen<br />

neu entwickelt.<br />

Das große Vergessen<br />

Wenn <strong>die</strong> Pyramiden, <strong>die</strong> Tempel und<br />

Mastabas vor rund viertausend Jahren<br />

erbaut wurden, wie <strong>die</strong> Ägyptologen<br />

sagen (ich möchte mich jetzt nicht<br />

darum streiten, ob <strong>die</strong> Pyramiden etwa<br />

schon zehntausend Jahre alt sind), und<br />

vor rund 1300 Jahren eine Katastrophe<br />

über das Land hereinbrach, verbunden<br />

mit gigantischen Superfluten, dann<br />

muss zwangsläufig das Gebiet für längere<br />

Zeit unbewohnbar gewesen sein.<br />

Die Fellachenstämme, <strong>die</strong> später in<br />

<strong>die</strong>ses Land (zurück?) kamen, müssen<br />

Chephrenpyramide,<br />

Südwest-Ecke (deutliche<br />

<strong>Was</strong>serschäden)<br />

40<br />

MATRIX 3000 <strong>History</strong>


„<br />

Vor rund 1300 Jahren muss etwas<br />

Schreckliches mit der Erde passiert sein.<br />

Chephrenpyramide,<br />

Südwest-Ecke (deutliche<br />

<strong>Was</strong>serschäden)<br />

– wie wir – staunend vor den Pyramiden<br />

und den Trümmerhaufen der<br />

Tempelanlagen gestanden haben,<br />

ohne zu wissen, von wem und wie <strong>die</strong>se<br />

Monumente errichtet wurden. Das<br />

Wissen um <strong>die</strong> Steinbearbeitung und<br />

den -transport war buchstäblich<br />

im <strong>Was</strong>ser untergegangen.<br />

Nimmt man eine globale<br />

„Sintflut“-Katastrophe vor rund<br />

1300 Jahren als gegeben an, so<br />

stellt sich natürlich sofort <strong>die</strong><br />

Frage, warum es hierzu keine<br />

Überlieferungen gibt. Eine solch<br />

einschneidende Katastrophe<br />

müsste sich doch gravierend<br />

im Gedächtnis der Menschen<br />

eingeprägt haben, sollte man<br />

annehmen.<br />

Mit <strong>die</strong>sem Thema hat<br />

sich schon Immanuel<br />

Velikovsky, der „Vorreiter“<br />

der Katastrophentheorien,<br />

ausgiebig auseinandergesetzt,<br />

weil auch er es seltsam fand,<br />

dass stattgefundene Kataklysmen<br />

regelrecht aus dem<br />

Gedächtnis gelöscht wurden.<br />

Tatsächlich gibt es <strong>die</strong>se Erin-<br />

nerung, sie ist jedoch<br />

„verschüttet“<br />

und<br />

wurde aufgrund der<br />

Übermächtigkeit regelrecht<br />

verdrängt.<br />

Verdrängung ist ein<br />

ganz normaler bekannter<br />

biologischer<br />

Schutzmechanis-<br />

mus, der auch im<br />

Kleinen bei Einzelpersonen<br />

stattfindet,<br />

<strong>wenn</strong> sie (Not-)<br />

Situationen erleben<br />

müssen, <strong>die</strong> alles<br />

bisher Bekannte<br />

übersteigen. So ist<br />

es eine feststehende<br />

Tatsache, dass<br />

sich etwa Unfallopfer<br />

meist nur bis<br />

an <strong>die</strong> Zeit kurz<br />

vor ihrem Unfall<br />

erinnern können.<br />

Der eigentliche<br />

Unfallhergang ist<br />

völlig verdrängt<br />

und aus der normalen<br />

Erinnerung<br />

gelöscht.<br />

Wir dürfen<br />

nicht vergessen,<br />

dass nach einer<br />

Kontinente überflutenden Superflut<br />

nur wenige Menschen das Horrorszenarium<br />

überlebt haben dürften,<br />

das <strong>die</strong> schlimmsten Vorstellungen<br />

weit in den Schatten gestellt haben<br />

musste. Hinzu kam, dass sie selbstverständlich<br />

nach dem Abfließen der<br />

<strong>Was</strong>sermassen zunächst um das eigene<br />

nackte Überleben kämpfen mussten,<br />

denn Tiere und Pflanzen waren ja<br />

ebenso von der Katastrophe betroffen.<br />

In einer solchen Notsituation fragt<br />

man nicht, warum und woher sie<br />

eintrat, man denkt nur daran, sie<br />

irgendwie zu meistern und zu überleben.<br />

Erst als sich für <strong>die</strong> wenigen<br />

Überlebenden <strong>die</strong><br />

Nahrungssituation<br />

etwas entspannt<br />

hatte, was durchaus<br />

einige Generationen<br />

gedauert haben<br />

kann, dachte man<br />

wohl darüber nach,<br />

was einst passiert<br />

war. Da es für <strong>die</strong>se<br />

einfachen Menschen<br />

keine rationale<br />

Erklärung dafür<br />

gab, wurden dann wohl irgendwelche<br />

zürnenden Götter erfunden, <strong>die</strong> es<br />

zukünftig durch Opfergaben zu besänftigen<br />

galt, damit sich eine solche<br />

„Bestrafung“ nicht wiederholen kann.<br />

Parallel dazu begannen <strong>die</strong> Überlebenden,<br />

den Himmel zu beobachten,<br />

um rechtzeitig vor einer neuen Katastrophe<br />

gewarnt zu werden, denn<br />

das Wissen um das Unheil aus dem<br />

Himmel wurde wohl von Generation<br />

zu Generation weitergegeben. Es ist<br />

übrigens ein deutlicher Hinweis darauf,<br />

dass <strong>die</strong> globale Superflut wohl<br />

durch irgendwelche einschlagenden<br />

Himmelskörper hervorgerufen wurde.<br />

Wie heißt es etwa von den Kelten:<br />

Sie sollen am meisten gefürchtet haben,<br />

dass ihnen der Himmel auf den<br />

Kopf fällt (obwohl <strong>die</strong> Kelten wohl vor<br />

der Superflut gelebt haben dürften).<br />

Durch mündliches Weitererzählen<br />

wird <strong>die</strong> Katastrophe immer<br />

weiter in <strong>die</strong> Vergangenheit<br />

geschoben worden sein, um einen<br />

zeitlichen „sicheren“ Abstand dazu<br />

zu erhalten, zumal direkte Zeitzeugen<br />

kaum lange überlebt haben dürften.<br />

Tatsache ist: Archäologisch wird<br />

<strong>die</strong>se globale Superflut immer mehr<br />

nachgewiesen, doch aus unserer Erinnerung<br />

ist sie völlig verdrängt. ▀<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Gernot L. Geise: „Superflut über Ägypten<br />

– Die Pyramiden standen unter <strong>Was</strong>ser!“,<br />

Michaels Verlag, ISBN 978-3-89539-626-7<br />

Gernot L. Geise ist Sachbuchautor und staatlich<br />

geprüfter Techniker des<br />

graphischen Gewerbes. Er hat<br />

mehrere Bücher zu ungelösten<br />

Rätseln unserer Welt publiziert,<br />

darunter auch "Superflut über<br />

Ägypten".<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Gernot L. Geise: „Superflut über<br />

Ägypten – Die Pyramiden standen unter <strong>Was</strong>ser!“<br />

Sieglinde Grommet<br />

Verlag Sieglinde Grommet<br />

Justus-Liebig-Str. 1, 61184 Karben<br />

Tel. 0 60 39 - 4 26 95<br />

Fax 0 60 39 - 92 17 10<br />

info@macht-der-gedanken.de<br />

www.macht-der-gedanken.de


Die fliegenden Götter<br />

von Quirigua<br />

Rätselhafte Artefakte in Stein<br />

Roland Roth<br />

Die Entwicklung und Höhepunkte der mächtigen Maya-<br />

Architektur, <strong>die</strong> von 300 v. Chr. bis zu ihrem Untergang<br />

um 1500 n. Chr. in Mexiko, Guatemala, Honduras und<br />

Belize entstanden ist und erst langsam aus dem Dickicht<br />

des Urwalds befreit wird, zeigt eine Vielzahl von beeindruckenden<br />

und auch rätselhaften Abbildungen. Neben<br />

solch bekannten Artefakten wie der Grabplatte von Palenque<br />

gibt es aber eine Reihe von Steinreliefs, Stelen<br />

genannt, <strong>die</strong> anscheinend missverstandene Technologie<br />

darstellen. Figuren mit Helmen, Atemgeräten und anderen<br />

sonderbaren Attributen.<br />

Bekannt sind dabei der „Astronautengott von El Baul“<br />

und sein Pendant aus Afrika, der „Astronaut von Zimbabwe“.<br />

Der Autor Walter-Jörg Langbein hatte unlängst<br />

einige auffallende Parallelen zwischen <strong>die</strong>sen Figuren<br />

ausgemacht, <strong>die</strong> ein weltumspannendes Wirken der<br />

Astronautengötter wahrscheinlich machen.<br />

Die Anlagen von Zimbabwe sind in der grenzwissenschaftlichen<br />

Literatur ein fester Begriff im Zusammenhang<br />

mit dem afrikanischen Stamm der Dogon, deren<br />

Kenntnisse um einen<br />

unsichtbaren<br />

Begleitstern<br />

von Sirius<br />

Detailansicht der<br />

mysteriösen Figur<br />

A, der sich laut den<br />

von Zimbabwe.<br />

Überlieferungen<br />

alle 50 Jahre um<br />

seinen<br />

Hauptstern<br />

drehen soll, und<br />

seit der Veröffentlichung<br />

von Robert K.<br />

G. Temples´ Buch<br />

„Das Sirius-Rätsel“<br />

zu heftigen Kontroversen<br />

in der orthodoxen<br />

Wissenschaft<br />

führte als auch in<br />

den Reihen der<br />

Grenzwissenschaft<br />

zu heftigen Diskussionen<br />

Anlass gab.<br />

Die Dogon-<br />

Überlieferungen<br />

Sirius, der hellste<br />

Stern im Sternbild<br />

Großer Hund und<br />

der ebenso scheinbar hellste Stern am Abendhimmel, ist<br />

ein Stern im weißen Licht und somit in der Spektralklasse<br />

A0 eingeordnet. Er besitzt eine Oberflächentemperatur<br />

von 12.000 Grad Celsius. Im Vergleich dazu bewegt sich <strong>die</strong><br />

Sonne in Bereichen von 5.500 bis 6.000 Grad Celsius Oberflächentemperatur.<br />

Die Entfernung Sirius – Erde beträgt<br />

etwa 8,6 Lichtjahre, seine Masse etwa 2.31 Sonnenmassen.<br />

Sirius wird von einem weißen Zwergstern begleitet,<br />

Sirius B, der ein etwa erdgroßer Stern von 0.93 Sonnenmassen<br />

ist. Er ist das klägliche Überbleibsel eines sonnenähnlichen<br />

Sternes, der seine Lebensspanne bereits hinter<br />

sich hat. Er umkreist Sirius A in knapp 50 Jahren und ist<br />

der erste Weiße Zwerg, der entdeckt wurde. Aufgrund von<br />

periodischen Unregelmäßigkeiten seitens Sirius A schloss<br />

Friedrich Wilhelm Bessel 1841 auf einen unsichtbaren Begleiter.<br />

1862 konnte Alvan G. Clark ihn als winziges Lichtpünktchen<br />

neben seinem Hauptstern ausmachen.<br />

Aber auch von einem weiteren winzigen Begleitstern<br />

wissen <strong>die</strong> Dogon, den sie emme ya nennen (astronomisch<br />

Sirius C). Der Autor Andreas von Rétyi hatte<br />

unlängst interessante Eigenheiten des Sirius-Systems<br />

untersucht und Hinweise auf <strong>die</strong> Existenz von Sirius C gefunden.<br />

Die Sirius-A-Komponente überstrahlt durch seine<br />

Helligkeit das gesamte System, was astronomische Fotografien<br />

als Nachweis weiterer Begleiter überaus schwierig<br />

macht. Auch aus <strong>die</strong>sem Grund wurde Sirius B auch erst<br />

1862 nachgewiesen. Durch Aufnahmen, <strong>die</strong> aus hunderten<br />

von Einzelbildern bestehen, konnte Rétyi das Licht von Sirius<br />

A unterdrücken und ließ vor allem eine Spektrallinie<br />

von Sirius B durch. Dabei konnte er unterhalb von „B“ in<br />

<strong>die</strong>sem ausgewählten Spektralbereich ein weiteres Objekt<br />

ausprägen, das möglicherweise Sirius C darstellt. Rétyi<br />

plä<strong>die</strong>rt hier allerdings für weitere Forschungen, um einen<br />

endgültigen Nachweis zu erlangen.<br />

Die Dogon, ansässig in der Gegend um Mali, erzählen<br />

sich uralte Legenden, nachdem Sirius Heimatstern einer<br />

intelligenten, raumfahrenden Spezies ist. Die Erkenntnisse,<br />

<strong>die</strong> <strong>die</strong> Dogon von Sirius und seinem Begleitstern besitzen,<br />

sind erstaunlich. So wussten sie lange vor den Europäern<br />

von Sirius B im Vergleich zu seiner Größe als Stern<br />

von großer Masse. Die Umlaufzeit des Sirius-Begleiters<br />

gaben sie zum Erstaunen vieler Wissenschaftler exakt an<br />

und ebenso <strong>die</strong> – bislang noch nicht einmal nachgewiesene<br />

– Existenz von mehreren Planeten. Von einer <strong>die</strong>ser Welten<br />

sollen <strong>die</strong> „Nommos“, teils aquatische und geheimnis-<br />

42<br />

MATRIX 3000 <strong>History</strong>


Detailansichten des Astronautengottes<br />

von El Baul. Erkennbar ist<br />

der stilisierte Atemausstoß, der<br />

helmartigeKopf, von dem etwas<br />

wie ein schlauchartiges Gebilde zu<br />

einem Tornister auf dem Rücken<br />

führt. Und hinter dem "Bullauge"<br />

schaut der "Astronaut" hervor.<br />

Gesamtansicht der<br />

Stele von El Baul.<br />

<strong>History</strong> MATRIX 3000<br />

43


44<br />

volle Lehrmeister, mit „Häusern“ vom Himmel gekommen<br />

sein und den Menschen <strong>die</strong> Kultur und enormes Wissen<br />

vermittelt haben. Ähnliche Gestalten sind auch aus Ägypten,<br />

aus den mediterranen und ebenfalls aus dem vorderasiatischen<br />

Raum bekannt. Überall erhebt sich der gleiche Tenor:<br />

Sie kamen, um den Menschen Wissen in wissenschaftlichtechnischen<br />

Belangen zu vermitteln und schenkten ihnen<br />

quasi eine Kultur.<br />

Vor geraumer Zeit bewiesen <strong>die</strong> Autoren Peter Fiebag<br />

und Horst Dunkel durch eine Expedition in das Gebiet der<br />

Dogon, dass <strong>die</strong>se Legenden nicht vor wenigen Jahrzehnten<br />

oder Jahrhunderten aus Europa zu den Dogon getragen<br />

wurden, sondern uralte Überlieferungen darstellen, <strong>die</strong> bis<br />

heute in der Stammestradition bewahrt wurden.<br />

Das Sirius-System<br />

Neuere Erkenntnisse zeigen umso mehr, dass das Dogon-Rätsel<br />

nicht so leicht zu knacken ist, denn der Paläo-<br />

SETI-Forscher Dr. Klaus Richter berichtete von seiner<br />

Entdeckung, dass neue Forschungen auf Sirius als ein Vierfach-Sternensystem<br />

hindeuten, was ebenfalls in den Dogon-<br />

Überlieferungen erzählt wird!<br />

Der Sachbuchautor Roland M. Horn hat <strong>die</strong>sbezüglich einen<br />

beachtenswerten Aufsatz in der vom Verfasser herausgegebenen<br />

Anthologie „Vorstoß zu den Göttern der Vorzeit“<br />

veröffentlicht, der sich eingehend mit dem Dogon-Phänomen<br />

befasst und das Für und Wider abwägt.<br />

Liegt also <strong>die</strong> Tatsache auf der Hand, dass in grauer Vorzeit<br />

tatsächlich Außerirdische auf der Erde waren, <strong>die</strong> ein<br />

besonderes Wissen über den „Hundsstern“ besaßen und<br />

technisches Wissen vermittelten, das – wieder einmal – verlorenging?<br />

Der verstorbene Geologe Dr. Johannes Fiebag hatte<br />

1992 einen weiteren astronomischen Aspekt hinzugefügt<br />

und hierzu in Hinsicht auf ein potentielles<br />

„Farbwechsel-Phänomen“ im Sirius-System gar ein „Astro-<br />

Engineering“-Szenario postuliert, eine gezielte Umwandlung<br />

eines Sterns in einen Weißen Zwerg. Da mittelalterliche<br />

Quellen von einer rötlichen Farbe Sirius´ sprechen, aber<br />

Hinweise auf einen natürlichen Tod des Begleiters in Form<br />

von ausgestoßenem Sternenmaterial (Ringnebel o.ä.) fehlen,<br />

ist <strong>die</strong> überlegte Manipulation<br />

des Sterns durch hochentwickelte<br />

Individuen nicht<br />

allzu absurd. Dr. Fiebag<br />

führt in Bezug eines sterbenden<br />

Sterns -wie unsere<br />

Sonne in einigen Milliarden<br />

Jahren- ein prädestiniertes<br />

Argument des verstorbenen<br />

Astronomen Carl Sagan in<br />

<strong>die</strong> Diskussion ein:<br />

„Zum Glück aber dürfte<br />

<strong>die</strong> Menschheit bis dahin<br />

nahezu mit Sicherheit auf einer<br />

höheren Evolutionsstufe<br />

stehen. Vielleicht haben<br />

unsere Nachkommen <strong>die</strong><br />

Sternenentwicklung bereits<br />

unter Kontrolle gebracht<br />

oder doch Einfluss darauf<br />

gewonnen...“.<br />

MATRIX 3000 <strong>History</strong><br />

Können wir <strong>die</strong>se Gedankengänge nicht auch auf Intelligenzen<br />

übertragen, <strong>die</strong> vor Jahrtausenden bereits in<br />

der Lage waren, interstellare Raumfahrt zu betreiben und<br />

unseren Planeten zu besuchen? Diese Überlegungen sind<br />

immerhin ebenso legitim wie etwaige „Materietransfers“<br />

im Sirius-System, in deren Verlauf <strong>die</strong> Nachbarsterne<br />

gegenseitig Materie austauschen sollen oder der Weiße<br />

Zwergstern, der durch kurzweiliges Aufblähen zu einem<br />

Roten Riesen mutierte, wie es Astronomen mit reichlich<br />

Phantasie postulieren.<br />

Die Anlage von Zimbabwe<br />

Die aus Stein errichtete Anlage in Zimbabwe jedenfalls<br />

scheint nach Forschungen einiger Autoren ein Grundriss<br />

für das Sirius-System zu sein, welches der Eingeborenenstamm<br />

der Dogon peinlichst genau kennt, kamen doch von<br />

dort ihre Lehrmeister. Zimbabwe wurde nach Meinung<br />

führender Archäologen in zwei Phasen erbaut, <strong>die</strong> erste<br />

begann etwa 2000 vor Christus und endete um 1100 vor<br />

Christus, <strong>die</strong> zweite Phase muss um 1100 vor Christus angesetzt<br />

haben. Die Frage ist nur, wer <strong>die</strong>se Anlage erbaute.<br />

Die klassische Archäologie sieht kein bekanntes Volk vor,<br />

das im heutigen Zimbabwe <strong>die</strong>ses Bauwerk hätte errichten<br />

können. Nach Überlieferungen wurde <strong>die</strong> ellipsenförmige<br />

Anlage von den Nachfahren fremder Wesen erbaut, <strong>die</strong><br />

über erstaunliches Wissen verfügten. Angeblich wussten<br />

sie alles über <strong>die</strong> Herstellung künstlicher Maschinen, Radioaktivität<br />

und Weltraumfahrt. Interessanterweise wurde<br />

das Land Zimbabwe, das einstige Rhodesien, ursprünglich<br />

To Ntr genannt, was so viel heißt wie „Land der Götter“...<br />

Um <strong>die</strong> Anlage von Zimbabwe wurden bislang lediglich<br />

stichprobenhafte Ausgrabungen vorgenommen, <strong>die</strong> Funde<br />

eher spärlich. Jedoch taucht eine interessante Figur in einigen<br />

wissenschaftlichen Werken auf. Vor etlichen Jahren<br />

wurde im französischen Fernsehen (ORTF) ein Film ausgestrahlt,<br />

der <strong>die</strong>ses Objekt zeigte. Der Film war allerdings<br />

in unseren Breiten nie zu sehen. Gezeigt wurde das Fundobjekt<br />

1971 bei einer Ausstellung afrikanischer Kunst, ein<br />

Jahr nach seiner Entdeckung, in der Stadt Dakar.<br />

Der kleine Begleiter<br />

Sirius B des großen<br />

Hauptsterns ist als<br />

kleines Pünktchen unten<br />

links zu erkennen.<br />

Foto: NASA<br />

Wie der Autor Walter-<br />

Jörg Langbein herausfand,<br />

ist <strong>die</strong> Figur<br />

ungefähr vierzig bis fünfzig<br />

Zentimeter groß. Sie besteht<br />

aus chlorithaltigem Serpentin.<br />

Dieses Mineral besteht aus einer<br />

faserigen, seidenglänzenden<br />

Struktur. Der Kern enthält<br />

Magnetit, ein magnetisches<br />

Mineral.<br />

Dieses Objekt, das sich in<br />

Privatbesitz befinden soll, hat<br />

merkwürdige Details. Das<br />

Haupt sieht aus, als sei es von<br />

einem Helm umschlossen, was<br />

gut erkennbare „Nackenwülste“<br />

noch optisch verstärken.<br />

Die Gesichtszüge weisen kurioserweise<br />

keine negroiden<br />

Züge auf. Die Arme sind seitlich<br />

am Körper angelegt und <strong>die</strong><br />

Hände wirken recht unnatür-


Bild oben: Hubble telescope, NASA<br />

lich abgewinkelt. Auf dem<br />

Rücken trägt das Wesen<br />

eine Art „Tank“.<br />

Die bereits angesprochene<br />

Ähnlichkeit der<br />

Attribute auf einer Maya-<br />

Stele tausende Kilometer<br />

entfernt stimmen nachdenklich.<br />

So finden sich<br />

<strong>die</strong>selben technischen<br />

Merkmale auf der Stele<br />

von „El Baul“ in Guatemala.<br />

Dort ist ein Wesen<br />

abgebildet, das ebenfalls<br />

merkwürdige Kleidung<br />

trägt und in der Paläo-SE-<br />

TI-Forschung ein bekanntes<br />

Motiv darstellt. Ein<br />

Anzug, ein Helm, der gar<br />

eine Art Sichtluke besitzt,<br />

hinter dem <strong>die</strong> Züge eines<br />

menschlichen Wesens<br />

hervorblicken und, ebenfalls<br />

wie beim „Astronaut“<br />

von Zimbabwe, eine Art<br />

„Tank“ auf dem Rücken<br />

hat. Auch frappierende<br />

Ähnlichkeiten zu den Kolossen<br />

auf der Osterinsel stellte Langbein fest. Eng anliegende<br />

Arme und abnorm angewinkelte Hände finden sich<br />

hier ebenso wie bei der Figur von Zimbabwe. Ein zufälliges<br />

Merkmal?<br />

Das mysteriöse Wesen steckt anscheinend in einer Art<br />

Anzug – ein Raumanzug? Wenn man sich <strong>die</strong> Figur auf dem<br />

Foto betrachtet, drängt sich <strong>die</strong>ser Gedanke förmlich auf.<br />

Auch <strong>wenn</strong> man versucht, um jeden Preis und unvoreingenommen<br />

eine Betrachtungsweise zu finden, gelangt man<br />

stets zum „Astronautenhaften“ Eindruck. In der Fachliteratur<br />

wird <strong>die</strong> Figur zu unser aller Überdruss auch noch<br />

„Vogelmensch“ genannt, in der erwähnten französischen<br />

Sendung gar „Gott von Zimbabwe“...<br />

Kamen einst Astronauten aus den Tiefen des Kosmos<br />

zur Erde? Für <strong>die</strong> Menschen waren es Götter und stellten<br />

unverstandene technische Attribute ihrem Wissensstandard<br />

entsprechend auf Steinskulpturen oder als Figuren<br />

dar. Astronautengötter sind keine weit hergeholte Spekulationen,<br />

<strong>die</strong> Indizien sprechen eine deutliche Sprache.<br />

Figuren in Stein<br />

Diese Figuren in Stein ist aber beileibe nicht allein eine Kuriosität.<br />

Neben zahlreichen anderen technisch anmutenden<br />

Abbildungen aus vergangener Zeit sticht eine Steinbearbeitung<br />

mit der Bezeichnung „Stele K“ hervor, <strong>die</strong> in<br />

Quirigua steht und aus der Zeit um 805 n.Chr. stammt,<br />

übrigens das vorletzte Datum, das an <strong>die</strong>sem Platz verzeichnet<br />

ist, denn <strong>die</strong> Inschriften hören nach 810 unserer<br />

Zeitrechnung plötzlich auf.<br />

Die Skulpturen in Qurigua sind in Schönheit und dem<br />

ornamentalen System neben denen in Copan <strong>die</strong><br />

perfektesten Arbeiten der Maya. Stele K von Quirigua<br />

zeigt ein merkwürdiges Bild, das auf den ersten Blick<br />

eine frappierende Ähnlichkeit mit der bekannten Grabplat-<br />

"Stele K" in der<br />

präkolumbianischen<br />

Maya-Siedlung Quirigua<br />

(Guatemala)<br />

te von Palenque aufweist,<br />

<strong>die</strong> schon Erich von Daniken<br />

als Bildnis eines antiken<br />

Raketenstarts deutete.<br />

Dank hervorragender<br />

Handwerkskunst erkennt<br />

man eine Figur, <strong>die</strong> in einer<br />

Art Gefährt sitzt und<br />

weiter technisch anmutende<br />

Attribute wie Kanzel,<br />

Leitwerke etc., <strong>die</strong> an ein<br />

raketenähnliches Objekt<br />

erinnern. Der mehr als<br />

deutliche Flammenausstoß<br />

am unteren Ende der<br />

Stele erübrigt sich bei aller<br />

Objektivität jeden Kommentars...<br />

Maya-Stätten wie Tikal,<br />

Palenque, Copán bis hin<br />

zu Chichén Itzá und Bonampak<br />

dokumentieren <strong>die</strong><br />

interessantesten und fortgeschrittensten<br />

Kulturen<br />

Mesoamerikas. Die Hinterlassenschaften<br />

in Stein<br />

wie u.a. <strong>die</strong> Abbildungen<br />

in Quirigua oder El Baul<br />

zeigen in Verbindung mit den afrikanischen Artefakten<br />

um Zimbabwe unmissverständlich das Vermächtnis <strong>die</strong>ser<br />

großartigen, weltumspannenden Zivilisation, welche<br />

Raumfahrt in grauer Vorzeit mehr als wahrscheinlich werden<br />

lässt... ▀<br />

Literatur:<br />

Dopatka, Ulrich: Lexikon der außerirdischen Phänomene, Bindlach 1992<br />

Fiebag, J./Deardoff, J.W.: Hinweise auf künstliche Manipulation im<br />

Sirius-System? In E.v.Däniken (Hrsg.): Kosmische Spuren, München 1992<br />

Horn, Roland M.: Gelöste und ungelöste Mysterien <strong>die</strong>ser Welt,<br />

München 1995<br />

ders.: Besucher aus dem Sirius-System?, in Roland Roth (Hrsg.):<br />

Vorstoß zu den Göttern der Vorzeit, Lübeck 2000<br />

Langbein, Walter-Jörg: Astronautengötter, Berlin 1995<br />

ders.: Götter aus dem Kosmos, Rastatt 1998<br />

Rétyi, Andreas von: Rätsel um Sirius C, in Tagungsband der<br />

Forschugnsgesellschaft für Archäologie, Astronautik und SETI in<br />

Siegen 2008, Groß-Gerau 2008<br />

Richter, Dr. K.: Neues aus dem Sirius-System, in Sagenhafte Zeiten Nr. 1/99<br />

Roth, Roland: Epoche der Götter, Neckenmarkt 2007<br />

Photos: Walter-Jörg Langbein<br />

Roland Roth ist freier Schriftsteller und Journalist. Er befaßt sich<br />

seit seiner Jugend mit den Rätseln der Welt.<br />

Sein Interesse legt er dabei auf Existenz und<br />

Ethik extraterrestrischer Zivilisationen und der<br />

Zukunft der Menschheit im Kosmos. Er ist Autor<br />

zahlreicher Bücher. Beiträge in Anthologien und<br />

Zeitschriften aus dem In- und Ausland. Zuletzt<br />

Autor des Buches "Technogötter". Roland Roth<br />

ist Herausgeber des interdisziplinären Special-<br />

Interest-Magazins Q`PHAZE – Realität <strong>anders</strong>!<br />

Informationen: qphaze.alien.de,<br />

E-Mail : roth-verlag@web.de<br />

<strong>History</strong> MATRIX 3000 45


B<br />

Das verschollene Bernsteinzimmer<br />

46 MATRIX 3000 <strong>History</strong>


ernsteinzimmer<br />

Das<br />

Bernsteinzimmer<br />

Einer Legende auf der Spur<br />

Franz Bludorf<br />

P<br />

Mit geschätzten 100 Millionen Euro ist<br />

es Europas kostbarster Kunstschatz:<br />

Das Bernsteinzimmer. Das „achte<br />

Weltwunder“ hat nur einen kleinen<br />

Fehler: Niemand weiß genau, wo es<br />

sich befindet. Seit dem Ende des zweiten<br />

Weltkrieges ist es verschollen.<br />

Heerscharen von Wissenschaftlern,<br />

Schatzsuchern und Abenteurern befinden<br />

sich seither auf der Jagd nach<br />

dem einmaligen Kleinod. Sie durchsuchten<br />

Bergwerke, Schlösser und<br />

sogar untergegangene Schiffswracks.<br />

Jeder von ihnen hat seine eigene<br />

Theorie über das Schicksal der Kostbarkeiten.<br />

Würden sie alle stimmen,<br />

müsste es rund 450 Bernsteinzimmer<br />

geben. Bis heute wurde das echte<br />

Zimmer nicht gefunden, doch <strong>die</strong> Suche<br />

nach ihm bleibt nach wie vor eine<br />

spannende <strong>Geschichte</strong>.<br />

Preußens König Friedrich<br />

Wilhelm I. hatte für<br />

schöne Künste und<br />

prunkvolle Ausstattungen<br />

nicht viel<br />

übrig. Der „Soldatenkönig“,<br />

wie man den Vater Friedrichs des<br />

Großen auch nennt, hatte nur eines im<br />

Sinn: Seine Leibgarde.<br />

1716 besuchte Zar Peter der Große<br />

von Russland den Preußenkönig in seiner<br />

Residenz und bewunderte das kostbare<br />

Bernsteinzimmer, das Friedrich<br />

Wilhelms Vater, der erste Preußenkönig<br />

Friedrich I., einst für seine Sommerresidenz<br />

in Charlottenburg hatte<br />

gestalten lassen. Schon damals aber<br />

gab es bereits erste Probleme. Der dänische<br />

Bernsteinschleifer war zu teuer,<br />

<strong>die</strong> „Ersatzmänner“ aus Danzig brauchten<br />

zu lange - irgendwann war der alte<br />

König tot und sein Sohn auf dem Thron.<br />

Das Bernsteinzimmer ging - nicht zum<br />

letzten Mal - auf Reisen und gelangte<br />

in den Weißen Saal des Berliner Stadtschlosses,<br />

wo es dann der „Herrscher<br />

aller Reußen“ anlässlich seines Besuches<br />

bestaunte.<br />

Friedrich Wilhelm witterte ein gutes<br />

Geschäft. Er verehrte den kostbaren<br />

Schatz kurzerhand dem Zaren - und<br />

erhielt dafür eine Entlohnung, <strong>die</strong> ihm<br />

viel besser gefiel: Soldaten mit Gardemaß<br />

für seine Leibgarde. Gleichzeitig<br />

besiegelten Preußen und Russland per<br />

Handschlag ihre Allianz gegen Schweden.<br />

Ein Zimmer auf Reisen<br />

Aber wer immer im Verlauf der <strong>Geschichte</strong><br />

Besitzer des Bernsteinzimmers<br />

war, <strong>die</strong> Umstände schienen ihn<br />

zu veranlassen, es ab- und wo<strong>anders</strong><br />

wieder aufzubauen. Und so ließ <strong>die</strong><br />

Tochter Peters des Großen, Zarin Elisabeth,<br />

es nach dem Tode ihres Vaters<br />

zunächst im Winterpalais in St. Petersburg<br />

errichten. Doch auch <strong>die</strong>s schien<br />

noch nicht der richtige Ort zu sein, denn<br />

später ließ sie es in den Katharinenpalast<br />

nach Zarskoje Selo transportieren.<br />

Dort verblieb das Bernsteinzimmer<br />

dann immerhin <strong>die</strong> nächsten 200 Jahre.<br />

Bis <strong>die</strong> Deutschen „zu Besuch“ kamen.<br />

Als <strong>die</strong> Wehrmacht 1941 Leningrad<br />

belagerte, requirierte man den<br />

Katharinenpalast als Wohnquartier für<br />

Offiziere. Die abrückenden russischen<br />

Truppen hatten es nicht mehr geschafft,<br />

König Friedrich Wilhelm I. von Preußen.<br />

Gemälde von Antoine Pesne<br />

Zar Peter der Große von Russland<br />

47


D<br />

das Bernsteinzimmer vor<br />

den Deutschen zu retten,<br />

und so hatten sie es nur<br />

mit Pappe verkleidet,<br />

um es bei eventuellen<br />

Kampfhandlungen vor<br />

Zerstörungen zu schützen.<br />

Die deutsche Wehrmacht hat dann<br />

das Bernsteinzimmer kurzerhand<br />

gestohlen und im Herbst 1941 nach<br />

Königsberg abtransportieren lassen,<br />

wo es während der Kriegsjahre im<br />

dortigen Stadtschloss als Sehenswürdigkeit<br />

ausgestellt wurde. So kam<br />

es sogar vorerst noch in fachkundige<br />

Hände. Dr. Alfred Rohde, Direktor der<br />

städtischen Kunstsammlungen, war<br />

ein großer Bernsteinliebhaber und<br />

schrieb im Verlauf der nächsten Jahre<br />

sogar zwei Bücher über das Beutekunstwerk.<br />

Auch der Gauleiter der NS-<br />

DAP in Königsberg, Erich Koch, sollte<br />

in unserer weiteren <strong>Geschichte</strong> noch<br />

eine wichtige Rolle spielen.<br />

Die Spur verliert sich<br />

1944. Die deutsche Wehrmacht war an<br />

allen Fronten auf dem Rückzug, und<br />

<strong>die</strong> Rote Armee befand sich im Anmarsch<br />

auf Ostpreußen. Alfred Rohde<br />

fürchtete um <strong>die</strong> Sicherheit des<br />

Bernsteinzimmers und ließ erste Teile<br />

davon ins sicherer gelegene Schloss<br />

Wildenhoff im heute polnischen Teil<br />

Ostpreußens auslagern. Auch den<br />

verbliebenen Rest ließ Rohde demontieren<br />

und in zahlreichen Kisten in den<br />

mehrgeschossigen Kellergewölben<br />

des Königsberger Schlosses einlagern.<br />

Es war höchste Zeit gewesen.<br />

Durch britische Bombenangriffe wurde<br />

Königsberg größtenteils zerstört,<br />

das Stadtschloss stand mehrere Tage<br />

lang in Flammen. Das Bernsteinzimmer<br />

hatte jedoch im Keller <strong>die</strong> Angriffe<br />

überstanden. Augenzeugen berichteten<br />

später, <strong>die</strong> Kisten noch 1945 gesehen<br />

zu haben - sogar noch fünf Tage<br />

vor dem Einmarsch der Roten Armee.<br />

Die Schlacht um Königsberg<br />

(6. - 9. April 1945)<br />

war eine der letzten des<br />

zweiten Weltkrieges. Hitler<br />

hatte <strong>die</strong> Stadt zur<br />

Festung erklärt und jeden<br />

Rückzug, ja sogar <strong>die</strong> Evakuierung<br />

der Bevölkerung, verboten.<br />

Als der Königsberger Stadtkommandant<br />

der Wehrmacht, General Otto<br />

Lasch, vor der russischen Übermacht<br />

kapitulierte, ließ ihn der „Führer“ in<br />

WER IMMER DAS Bernsteinzimmer<br />

BESASS, BAUTE ES AB UND<br />

ANDERSWO WIEDER AUF.<br />

Abwesenheit zum Tode verurteilen.<br />

Alfred Rohde und seine Frau lagen zu<br />

jener Zeit im Seuchenkrankenhaus.<br />

Das Ehepaar war an der Ruhr erkrankt.<br />

Der Kunsthistoriker verstarb<br />

dort an den Folgen seiner Erkrankung<br />

im Dezember 1945. Später stellte sich<br />

heraus, dass Rohdes Sterbeurkunde<br />

gefälscht war. Sein Grab erwies sich<br />

als leer. Hatte der Kunsthistoriker seinen<br />

eigenen Tod inszeniert, um sich in<br />

Sicherheit zu bringen? Oder hatte sich<br />

<strong>die</strong> Rote Armee seiner bemächtigt und<br />

wollte <strong>die</strong>s vertuschen, um von ihm,<br />

dem wohl besten Kenner des Bernsteinzimmers,<br />

Informationen über<br />

dessen Schicksal zu erhalten?<br />

„Aktion Bernsteinzimmer“<br />

Denn viele Forscher vermuten heute<br />

- irgendwann kurz vor oder während<br />

der Kämpfe um Königsberg lief eine<br />

streng geheime Nacht- und Nebelaktion<br />

ab. Die Kisten mit den Teilen des<br />

Bernsteinzimmers wurden auf Lastwagen<br />

geladen und in westlicher gelegene<br />

Regionen des Reiches in Sicherheit<br />

gebracht. Auslöser für <strong>die</strong>se<br />

Vermutung war eine Nachricht, <strong>die</strong> SS-<br />

Obersturmbannführer Georg Ringel<br />

an das Reichssicherheitshauptamt in<br />

Berlin geschickt hatte und <strong>die</strong> von den<br />

Briten abgefangen wurde. Darin heißt<br />

es: „Aktion Bernsteinzimmer durchgeführt,<br />

Befehl ausgeführt, Explosion<br />

erfolgt, erwartete Resultate, Eingänge<br />

maskiert.“<br />

Im Klartext heißt <strong>die</strong>s: Die Deutschen<br />

hatten das Bernsteinzimmer<br />

abtransportiert und <strong>die</strong> Kellereingänge<br />

gesprengt, um den Raub zu vertuschen.<br />

Im Rahmen der Geheimaktion<br />

„Bernsteinzimmer“ hatte ein deutscher<br />

Truppenverband den Befehl erhalten,<br />

<strong>die</strong> Kunstschätze in <strong>die</strong> sichere „Zone<br />

B3“ zu verbringen, bevor <strong>die</strong> Rote Armee<br />

ihre „Operation Grün“, <strong>die</strong> Eroberung<br />

Königsbergs, starten würde.<br />

Weitere Beweise gibt es dafür allerdings<br />

bislang nur wenige, und <strong>die</strong><br />

meisten sind eher nebulös und widersprüchlich.<br />

Kein Mensch weiß bis<br />

heute genau, wo sich <strong>die</strong> ominöse<br />

„Zone B3“ befindet. Vielleicht<br />

- und auch das ist nicht auszuschließen<br />

- ist das Bernsteinzimmer<br />

ja auch während der<br />

Kämpfe verbrannt, oder <strong>die</strong> Rote<br />

Armee hat es gefunden und abtransportiert.<br />

Seit 1941 lagerte das Bernsteinzimmer<br />

im Königsberger Schloss,<br />

bis es kurz vor oder während der<br />

Eroberung der Stadt durch <strong>die</strong> Rote<br />

Armee spurlos verschwand.<br />

Wissen als Lebensversicherung<br />

Liebe zur Kunst war damals nicht sonderlich<br />

gefragt. Sowohl auf deutscher<br />

wie auf russischer Seite konnte man<br />

seines Lebens nicht sonderlich sicher<br />

sein - es sei denn, man hätte etwas<br />

über das Bernsteinzimmer gewusst.<br />

Eine bessere Lebensversicherung hätte<br />

sowohl in Stalins Reich als auch unter<br />

dem niedergehenden Hitlerfaschismus<br />

sowie in den ersten Nachkriegsjahren<br />

niemand haben können.<br />

Dies erfuhr auch der Kriegsverbrecher<br />

Erich Koch, NSDAP-Gauleiter in<br />

Königsberg. In letzter Minute war ihm<br />

per Schiff <strong>die</strong> Flucht gelungen. Über<br />

Saßnitz kam er nach Kopenhagen,<br />

später nach Hamburg, wo er in den<br />

ersten Nachkriegsjahren unter falschem<br />

Namen lebte. Dass er am Ende<br />

doch gefasst wurde, war seine eigene<br />

Schuld. In der typischen Nazimixtur aus<br />

Dummheit, Arroganz, Geltungssucht<br />

und Kadavergehorsam gegenüber dem<br />

alten Regime ließ er sich im Mai 1949<br />

auf einer Flüchtlingsversammlung zum<br />

Vorsitzenden wählen und ergriff dann<br />

selbst mit einer flammenden Rede das<br />

Wort. Ein Besucher erkannte ihn und<br />

zeigte ihn an. Am Abend erhielt Erich<br />

Koch Besuch von der deutschen Kriminalpolizei,<br />

in Begleitung eines britischen<br />

Besatzungsoffiziers. Das Gericht<br />

i n Hamburg erließ Haftbefehl.<br />

II<br />

m<br />

Juli des gleichen Jahres informierte<br />

<strong>die</strong> britische Besatzungsmacht<br />

Polen und<br />

Russland über <strong>die</strong> Verhaf-<br />

48<br />

MATRIX 3000 <strong>History</strong>


DIE Monuments MEN<br />

tung des Kriegsverbrechers. Beide<br />

Länder stellten Auslieferungsanträge.<br />

Im Januar 1950 wurde Koch nach Warschau<br />

gebracht. Der Prozess zog sich<br />

über mehrere Jahre hin, eine Reihe von<br />

Anklagepunkten musste aufgrund eines<br />

Amnestiegesetzes fallengelassen werden.<br />

1959 wurde Koch wegen Kriegsverbrechen<br />

zum Tode verurteilt. Doch<br />

Polens Parteichef Wladyslaw Gomulka<br />

wandelte <strong>die</strong> Strafe in lebenslängliche<br />

Haft um. Er hatte dafür zwei Gründe.<br />

Zum einen litt Koch an Blasenkrebs,<br />

und Polen vollstreckte <strong>die</strong> damals noch<br />

möglichen Todesurteile nur an gesunden<br />

Häftlingen. Der zweite, wohl wichtigere<br />

Grund war, dass man hoffte, Koch<br />

könnte etwas über das Bernsteinzimmer<br />

wissen. Der Verurteilte wurde später<br />

in das Staatsgefängnis Barczewo bei<br />

Olsztyn überstellt, wo er bis zu seinem<br />

Tode 1986 im Alter von 90 Jahren einsaß.<br />

Während seiner langen Haftzeit<br />

erhielt Koch des Öfteren Besuch des<br />

polnischen Autors Slawomir Orlowski,<br />

der ihn nach eigenen Aussagen zum<br />

Bernsteinzimmer befragt hatte. In<br />

handschriftlichen Anmerkungen in Orlowskis<br />

Buch bestritt Koch später, dass<br />

<strong>die</strong>se Gespräche jemals stattgefunden<br />

hätten. Er beschimpfte Orlowski ziemlich<br />

unflätig als „ehrlosen Verkünder“<br />

und behauptete standhaft: „Ich habe<br />

das Bernsteinzimmer nie gesehen.“<br />

Seine Aufgabe sei <strong>die</strong> Verteidigung<br />

Königsbergs gewesen. Sehr glaubwürdig<br />

ist das nicht. Koch war Parteifunktionär,<br />

kein Militärkommandant.<br />

Außerdem wurden ihm in der Haft auch<br />

Zeitungen zur Verfügung gestellt. Es<br />

zeigte sich, dass er alle Publikationen<br />

über das Bernsteinzimmer mit besonderem<br />

Interesse las und sogar erneut<br />

mit handschriftlichen Anmerkungen<br />

versah.<br />

Da viele der Anmerkungen unleserlich<br />

sind und das Testament Kochs nie<br />

publiziert wurde, hat er sein Wissen,<br />

zumindest für <strong>die</strong> breite Öffentlichkeit,<br />

mit ins Grab genommen.<br />

Glaube an gar nichts, prüfe alles<br />

Russland begann bereits unmittelbar<br />

nach Kriegsende mit der Suche nach<br />

dem verschollenen Bernsteinzimmer.<br />

Nach offiziellen Verlautbarungen fand<br />

man in Königsberg - nichts.<br />

1964 wurde Schloss Ksiaz (Fürstenstein)<br />

im schlesischen Eulengebirge<br />

von Mitarbeitern des polnischen<br />

Sicherheits<strong>die</strong>nstes durchsucht. Sie<br />

wurden begleitet von Agenten des KGB.<br />

Diese Region war während des zweiten<br />

Weltkrieges noch deutsch gewesen.<br />

War dort <strong>die</strong> rätselhafte „Zone B3“?<br />

Offenbar nicht. Vielleicht hatte man <strong>die</strong><br />

Kisten ja auch in der Nähe des Schlosses<br />

im Wald vergraben? Man befragte<br />

noch einige Zeitzeugen und musste<br />

dann unverrichteter Dinge wieder<br />

abziehen. Wer immer wirklich etwas<br />

wusste, starb schon bald eines nicht<br />

ganz natürlichen Todes. Und <strong>die</strong> Suche<br />

ging weiter. Die Marschroute bestand<br />

aus zwei wesentlichen Richtlinien:<br />

Glaube an gar nichts, prüfe alles.<br />

DDr.<br />

Jacek<br />

Wilczur vom<br />

polnischen<br />

I n s t y t u t<br />

P a m i e c i<br />

Narodowej<br />

Oben: Dreharbeiten zu den Monuments Men:<br />

Regisseur und Hauptdarsteller George Clooney<br />

(Mitte) instruiert seine Darsteller John<br />

Goodman und Jean Dujardin.<br />

Unten: Die echten Monuments Men bergen<br />

Kunstschätze aus Schloss Neuschwanstein.<br />

Kurz vor Ende des zweiten Weltkrieges<br />

waren amerikanische Kunstschutzoffiziere<br />

in den Kriegsgebieten Deutschlands und<br />

Westeuropas unterwegs, um Kunstwerke<br />

vor der Zerstörung zu retten und Beutekunst<br />

aufzuspüren. Sie bildeten das Vorbild<br />

für <strong>die</strong> „Monuments Men“ in dem gleichnamigen<br />

Hollywood-Spielfilm von und mit<br />

George Clooney.<br />

Der Film thematisiert auch das Verhältnis<br />

der Amerikaner zu ideellen Werten. Während<br />

– realitätsgetreu – das Auffinden von<br />

Nazigold durch General Eisenhower mit<br />

großem Tamtam in den Me<strong>die</strong>n gefeiert<br />

wurde, fand <strong>die</strong> gleichzeitige Rettung Tausender<br />

Kunstwerke (im gleichen Bergwerk)<br />

kaum Beachtung. Ähnlich ernüchternd<br />

das Ende des Films. Der Auftraggeber der<br />

Monuments Men, Präsident Roosevelt, ist<br />

inzwischen tot, und sein Nachfolger Harry<br />

S. Truman hat offenbar weniger Kunstverstand.<br />

Anstatt den Monuments Men für<br />

ihren Einsatz zu danken, fragt er nur verständnislos,<br />

ob ein paar Kunstwerke den<br />

Einsatz von Menschenleben wert gewesen<br />

<strong>wäre</strong>n.<br />

(Institut für nationales Gedenken) in<br />

Warschau hat sein halbes Leben der<br />

Suche nach dem Bernsteinzimmer gewidmet.<br />

Als sein Vorgesetzter ihm den<br />

Auftrag erteilte, schloss er mit den Worten:<br />

„Sie werden nicht im Bett sterben.“<br />

Noch ist Dr. Wilczur am Leben, und er<br />

hat herausgefunden, dass es noch heute<br />

einige wenige lebende Zeitzeugen<br />

<strong>History</strong> MATRIX 3000 49


Ikam ein<br />

gibt, <strong>die</strong> möglicherweise tatsächlich<br />

etwas wissen könnten. Wilczur ist übrigens<br />

auch fest davon überzeugt, dass<br />

Erich Koch über den Verbleib des Bernsteinzimmers<br />

Bescheid gewusst hatte.<br />

Er sei sogar in Besitz <strong>die</strong>sbezüglicher<br />

Rapporte gewesen, habe aber über sein<br />

Wissen nie gesprochen.<br />

In jüngster<br />

Zeit<br />

w e i t e r e s<br />

polnisches Schloss in Verdacht, Aufbewahrungsort<br />

des Bernsteinzimmers<br />

zu sein - Schloss Paslek<br />

(ehemals Preußisch Holland im<br />

früheren Ostpreußen). Dieses Schloss<br />

ist mehrgeschossig unterkellert, wobei<br />

nur das oberste Geschoss heute noch<br />

Eine Spur des Bernsteinzimmers führt in<br />

das Salzbergwerk Merkers in Thüringen,<br />

wo auch große Mengen an Nazigold<br />

gefunden wurden.<br />

zugänglich ist. Die anderen Etagen sind<br />

verschüttet. Man be<strong>die</strong>nt sich derzeit<br />

modernster, nicht invasiver Methoden,<br />

z. B. Seismographen, um herauszufinden,<br />

ob da unten etwas „Verdächtiges“<br />

lagert.<br />

Mit der „Wilhelm Gustloff“ versunken?<br />

Kein noch so ausgefallener Ort erschien<br />

zu abwegig, dass er nicht als möglicher<br />

Aufbewahrungsort des Bernsteinzimmers<br />

in Frage gekommen <strong>wäre</strong>. Und<br />

so geriet auch das Wrack der „Wilhelm<br />

Gustloff“ in Verdacht. Das ehemalige<br />

Kreuzfahrtschiff der NS-Freizeitorganisation<br />

„Kraft durch Freude“ hatte den<br />

Auftrag erhalten, am 30. Januar 1945<br />

verwundete Soldaten und Kriegsgerät<br />

von Gdynia ins sicherere Kerngebiet des<br />

Reiches zu bringen. Entgegen einem<br />

anfänglichen Verbot der deutschen Behörden<br />

gingen im letzten Moment auch<br />

noch bis zu 10.000 zivile Flüchtlinge<br />

an Bord. Das Schiff wurde nur wenige<br />

Stunden nach dem Auslaufen von sowjetischen<br />

U-Booten vor der pommerschen<br />

Küste torpe<strong>die</strong>rt und versenkt.<br />

Nur wenige hundert Schiffbrüchige<br />

konnten gerettet werden, nicht zuletzt<br />

deshalb, weil sich mehrere in der Nähe<br />

befindliche deutsche Kriegsschiffe aus<br />

Angst vor Torpe<strong>die</strong>rung weigerten, an<br />

der Rettungsaktion teilzunehmen.<br />

Eigentlich gibt es viele Argumente,<br />

<strong>die</strong> dagegen sprechen, dass das<br />

Bernsteinzimmer heute im Wrack der<br />

„Wilhelm Gustloff“ auf dem Grund der<br />

Ostsee liegt. Zum einen wurde das Zimmer<br />

ja angeblich noch im April 1945 in<br />

Königsberg gesehen. Außerdem stand<br />

<strong>die</strong> Gegend um den Hafen von Gdynia<br />

damals schon so stark unter sowjetischem<br />

Beschuss, dass ein so großer<br />

Lastwagenkonvoi wohl kaum durchgekommen<br />

<strong>wäre</strong>.<br />

Trotzdem schauten <strong>die</strong> polnischen<br />

Forscher nach. Als sie zum Wrack<br />

tauchten, sahen sie sofort, dass sie<br />

nicht <strong>die</strong> ersten vor Ort waren. Obwohl<br />

sich das Wrack in polnischen<br />

Hoheitsgewässern befindet, hatten<br />

es unmittelbar nach Kriegsende bereits<br />

russische Taucher aufgesucht,<br />

mit einem Schneidbrenner ein<br />

Loch in <strong>die</strong> Wand der Kapitänskajüte<br />

geschnitten und das Mittelschiff gesprengt.<br />

Auch ein Teil der Ladung wurde<br />

offenbar entfernt, obwohl man noch<br />

nicht zu allen Laderäumen vordringen<br />

konnte. Die polnischen Untersucher<br />

fanden eine verschlossene Stahltür,<br />

durch <strong>die</strong> noch niemand vordringen<br />

konnte. Falls es noch eine Hypothese<br />

gibt, das Bernsteinzimmer befinde<br />

sich an Bord der „Wilhelm Gustloff“, so<br />

stützt sie sich hauptsächlich auf <strong>die</strong>se<br />

Tür.<br />

Von den USA entdeckt?<br />

Eine andere „Schiffs-Spur“: Im Januar<br />

1945 brachte <strong>die</strong> Wehrmacht <strong>die</strong> sterblichen<br />

Überreste Hindenburgs (der im<br />

Tannenberg-Denkmal beigesetzt worden<br />

war) an Bord des Kreuzers „Emden“<br />

nach Stettin, wo sie gemeinsam<br />

mit den Leichnamen Friedrichs des<br />

Großen sowie Friedrich Wilhelms I. (der<br />

das Bernsteinzimmer einst verschenkt<br />

hatte) in ein Salzbergwerk in Thüringen<br />

weitertransportiert wurden. Dort haben<br />

<strong>die</strong> USA <strong>die</strong> Särge nachweislich gefunden.<br />

Hatte womöglich <strong>die</strong> „Emden“ auch<br />

das Bernsteinzimmer an Bord? Ein<br />

durchaus vielversprechender Hinweis,<br />

angesichts einer alten Filmchronik der<br />

USA von 1945, als man in das Salzbergwerk<br />

Merkers in Thüringen einfuhr.<br />

Dort fand man den größten Teil des<br />

versteckten Nazigoldes, eine große<br />

Zahl Banknoten, geraubten Schmuck<br />

und Beutekunstgegenstände, darunter<br />

auch zahlreiche Kisten. Der Fund<br />

scheint den Amerikanern so wichtig<br />

gewesen zu sein, dass <strong>die</strong> Generäle<br />

George Patton und Dwight D. Eisenhower<br />

persönlich in <strong>die</strong> Grube einfuhren,<br />

um sich vor Ort ein Bild zu machen.<br />

Der kostbare Fund wurde dann am 14.<br />

April 1945 auf 29 Lastwagen verladen.<br />

Der Konvoi wurde von fünf Platoons<br />

Fußtruppen, zwei Einheiten der Militärpolizei,<br />

zehn Fliegerstaffeln und Beobachtungsflugzeugen<br />

eskortiert. Am 17.<br />

April erreichte man das Gebäude der<br />

Reichsbank in Frankfurt am Main, von<br />

wo aus <strong>die</strong> Schätze weiter in <strong>die</strong> USA<br />

abtransportiert wurden.<br />

Dzeugen<br />

Drei der Laster<br />

sollen allerdings<br />

ihr Ziel<br />

nie erreicht<br />

haben. Augen-<br />

zufolge<br />

hatte einer <strong>die</strong>ser<br />

drei Lastwagen unterwegs<br />

50<br />

MATRIX 3000 <strong>History</strong>


xxxxxxx<br />

Auch im polnischen Schloss Ksiaz in<br />

Niederschlesien wurde der Schatz nicht<br />

gefunden.<br />

MAN KANN NICHT<br />

EINMAL MEHR SICHER<br />

SEIN, DASS DAS<br />

Bernsteinzimmer<br />

ÜBERHAUPT<br />

VERSCHWUNDEN IST!<br />

1<br />

einen Unfall, wobei einige Kisten herausgefallen<br />

waren. Der restliche Konvoi<br />

fuhr weiter. Eine der Kisten soll <strong>die</strong><br />

Aufschrift „<strong>Was</strong>serbauamt Königsberg“<br />

getragen haben. Anwohner fanden später<br />

am Straßenrand kleine Bernsteinstücke.<br />

Transportierten <strong>die</strong> Laster also<br />

tatsächlich Teile des Bernsteinzimmers?<br />

Das weltweit umfangreichste Archiv<br />

von Dokumenten zum Bernsteinzimmer<br />

befindet sich heute im Besitz von<br />

Avenir Ovsjanov in Kaliningrad, dem<br />

früheren Königsberg. Ovsjanov führt<br />

vor Ort weitere Untersuchungen durch.<br />

Das Königsberger Schloss wurde allerdings<br />

zu Zeiten von Leonid Breschnew<br />

abgerissen, der dort ein Gebäude für<br />

den örtlichen Sowjet errichtete. Seltsamerweise<br />

bekam <strong>die</strong>ses Haus Statikprobleme<br />

und konnte nie fertiggestellt<br />

werden, sondern ist bis heute eine Bauruine.<br />

Irgendetwas ist dort unter der<br />

Erde los! Die Kellergeschosse des alten<br />

Schlosses sollen auf jeden Fall noch<br />

existieren.<br />

1996 wurde auf dem „grauen Kunstmarkt“<br />

in Norddeutschland ein Steinmosaik<br />

aus dem Bestand des Bernsteinzimmers<br />

für 2,5 Millionen Dollar<br />

zum Kauf angeboten. Die Bremer Polizei<br />

beschlagnahmte das Kunstwerk.<br />

Nachdem der Fall durch <strong>die</strong> Presse<br />

bekannt geworden war, meldete sich<br />

eine Frau aus Berlin, <strong>die</strong> im Besitz einer<br />

Kommode war, <strong>die</strong> sie freiwillig<br />

bei den Behörden abgab. Diese beiden<br />

bislang einzigen wieder aufgetauchten<br />

Fragmente des Bernsteinzimmers<br />

wurden 1997 von der Bundesregierung<br />

dem russischen Staat zurückgegeben.<br />

2013 wurde in München der Beutekunstschatz<br />

des Cornelius Gurlitt, des<br />

Sohnes von Hitlers oberstem Kunstexperten,<br />

entdeckt und sichergestellt.<br />

Vermutungen kamen auf, der Mann<br />

könnte auch das Versteck des Bernsteinzimmers<br />

kennen. Diese Frage<br />

konnte nie geklärt werden. Verwandte<br />

Gurlitts erklärten, er würde allenfalls<br />

auf dem Sterbebett dazu Stellung nehmen.<br />

Er tat es nicht. Cornelius Gurlitt<br />

starb am 6. Mai 2014 eines natürlichen<br />

Todes – so wie fast alle, <strong>die</strong> etwas über<br />

das Bersteinzimmer wussten.<br />

Original und Fälschung<br />

Wer heute den Katharinenpalast in<br />

Zarskoje Selo besucht, sollte sich<br />

nicht wundern, <strong>wenn</strong> er das Bernsteinzimmer<br />

dort in voller Pracht wieder<br />

besichtigen kann. Bereits seit 1976<br />

arbeiteten Kunsthandwerker und Edelsteinschleifer<br />

an einer Rekonstruktion<br />

des Kleinods mit Hilfe alter Fotografien.<br />

Aufgrund von Spenden deutscher Großunternehmen<br />

in Millionenhöhe konnte<br />

<strong>die</strong> Rekonstruktion fertiggestellt<br />

werden. Sie wurde 2003 von Präsident<br />

Putin im Beisein des damaligen Bundeskanzlers<br />

Gerhard Schröder feierlich<br />

Ist das Bernsteinzimmer 1945 an Bord<br />

der Wilhelm Gustloff in der Ostsee<br />

versunken?<br />

eröffnet. Drei Jahre zuvor wurden rekonstruierte<br />

Teile in einer Ausstellung<br />

in der polnischen Stadt Nysa öffentlich<br />

gezeigt. Unbestätigten Meldungen zufolge<br />

sollen unter den Falsifikaten auch<br />

einige echte Fragmente gewesen sein,<br />

<strong>die</strong> nicht mit den in Deutschland aufgefundenen<br />

identisch waren! Immer<br />

wieder werden Hypothesen geäußert,<br />

das Bernsteinzimmer sei als Ganzes<br />

oder zumindest zum größten Teil längst<br />

wiedergefunden worden, und <strong>die</strong> Exponate<br />

im heutigen Zarskoje Selo seien in<br />

Wahrheit gar keine Fälschungen, sondern<br />

echt. Man kann jetzt also nicht einmal<br />

mehr sicher sein, dass das Bernsteinzimmer<br />

überhaupt verschwunden<br />

ist! Genau, wie es sich für eine gute<br />

Legende gehört. ▀<br />

Franz Bludorf ist Mathematiker, Physiker,<br />

Bestsellerautor und Chefredakteur<br />

der <strong>Matrix3000</strong>.<br />

Gemeinsam mit Grazyna<br />

Fosar verfaßte er bislang<br />

insgesamt 20 Bücher zu<br />

grenzwissenschaftlichen<br />

und spirituellen Themen. Im<br />

Michaels Verlag erscheint in<br />

Kürze sein neuestes Buch<br />

"Der Denver Plan". Er ist Peer Reviewer beim<br />

International Journal of Physical Sciences. Seine<br />

Lieblingsgleichung ist <strong>die</strong> Wheeler-DeWitt-<br />

Gleichung.<br />

<strong>History</strong> MATRIX 3000 51


Von<br />

Mozart<br />

zuMord?<br />

Ein Genie und tausend Tode<br />

Roland Rottenfußer<br />

52<br />

MATRIX 3000 <strong>History</strong>


„Erst geköpft, dann gehangen, dann<br />

gespießt auf heißen Stangen, dann<br />

verbrannt, dann gebunden, und getaucht,<br />

zuletzt geschunden.“ Ähnlich<br />

vielfältig und fantasievoll wie <strong>die</strong> Todesarten<br />

in der Arie des Osmin („Die<br />

Entführung aus dem Serail“) sind<br />

auch <strong>die</strong> Theorien, <strong>die</strong> über den frühen<br />

Tod des Komponisten – Mozart –<br />

im Umlauf sind. Angeheizt u.a. durch<br />

den Film „Amadeus“ sowie Mozarts<br />

Mitgliedschaft bei den Freimaurern,<br />

sprossen über Jahrzehnte wilde<br />

Theorien. Neuere medizinische Untersuchungen<br />

zum Fall Mozart wirken<br />

ernüchternd und führen alles<br />

auf natürliche Ursachen zurück. Ein<br />

Rest von Rätsel wird den frühen Tod<br />

des Genies aber wohl immer umwehen.<br />

Schwitzend und vom Tod gezeichnet,<br />

liegt Mozart auf seinem<br />

Bett. Mit letzter Kraft diktiert er<br />

Salieri sein letztes Werk in <strong>die</strong> Feder:<br />

„Confutatis maledictis“ aus dem Requiem:<br />

„Wenn <strong>die</strong> Überführten verflucht<br />

sind und den scharfen Flammen<br />

zugesprochen, rufe<br />

mich mit den Gesegneten!“<br />

Ausgerechnet Salieri,<br />

sein großer Widersacher,<br />

der „Schutzpatron<br />

der Mittelmäßigen“ nach<br />

eigener Aussage. Seine<br />

Fürsorge für den Sterbenden<br />

ist Heuchelei.<br />

Denn der neidische kompositorische<br />

Minderleister<br />

hatte den Jüngeren,<br />

den Begabteren quasi<br />

mental vergiftet, als er<br />

ihm – in bedrohlicher<br />

Darth Vader-Verkleidung<br />

– ein „Requiem“ in Auftrag<br />

gab. Das gesundheitlich und psychisch<br />

labile Kind-Genie musste daraus<br />

den Schluss ziehen, dass er dabei<br />

war, seine eigene Totenmesse zu<br />

schreiben. Wenig später sinkt Gattin<br />

Constanze mit „Wolferl“-Rufen über<br />

der Leiche zusammen. Zu den düsteren<br />

Klängen des „Lacrimosa“ wird<br />

der Tote achtlos in ein leeres Grab geworfen<br />

– kaum jemand wohnt seinem<br />

Begräbnis bei. Die überaus beeindruckende<br />

Szene stammt aus Milos<br />

Formans „Amadeus“ (1984). Leider<br />

ist fast nichts daran wahr. Weder war<br />

Antonio Salieri bei Mozarts Tod anwesend,<br />

noch ist es sehr wahrscheinlich,<br />

dass er für dessen Tod verantwortlich<br />

war. Ob in seinem Herzen Neid angesichts<br />

der überlegenen Begabung<br />

Mozarts schwelte, werden wir nie mit<br />

Sicherheit wissen. Fest steht, dass<br />

der Ältere aus der Perspektive des<br />

hoch angesehen „Festangestellten“<br />

auf den umstrittenen, um Anerkennung<br />

ringenden „Freiberufler“ hinabblicken<br />

konnte. Bewiesen ist nur ein<br />

relativ harmloses Zerwürfnis rund<br />

um das Libretto von „Cosi fan tutte“,<br />

das beiden Komponisten vorlag und<br />

dann von Mozart vertont wurde. Dem<br />

gegenüber stehen etliche Zeugnisse<br />

gegenseitiger Wertschätzung und<br />

professionellen Respekts.<br />

Verleumdungsopfer Salieri<br />

Mozart starb am 5. Dezember 1991<br />

in Wien im Alter von 35 Jahren – übrigens<br />

nicht am Abend der Premiere<br />

der “Zauberflöte“. Die Anzahl der<br />

verschiedenen Todesursachen, <strong>die</strong><br />

Erst geköpft, dann gehangen,<br />

dann gespießt auf heißen Stangen,...<br />

(Mozart, Die Entführung aus dem Serail)<br />

Und welches Schicksal<br />

ereilte den Maestro selbst?<br />

in der Literatur genannt werden, ist<br />

völlig unübersichtlich. U.a. wurden<br />

genannt: eine Herzerkrankung, <strong>die</strong><br />

Leber (Alkoholprobleme), Nierenversagen,<br />

Fleckenfieber, Syphillis (unter<br />

biografischen Aspekten heikel!)<br />

und Trichinen, verursacht durch den<br />

Genuss von nicht durchgebratenem<br />

Fleisch. Schließlich verschiedene<br />

Gift-Theorien. Auf dem Totenschein<br />

sind nur Fieber und ein Ausschlag<br />

vermerkt. Mozarts „Requiem“ wurde<br />

von einem Boten des Grafen von<br />

Walsegg in Auftrag gegeben. Der Graf<br />

wollte das Werk anlässlich der Beerdigung<br />

seiner Frau aufführen und als<br />

sein eigenes ausgeben.<br />

Urheber der „Salieri-Verschwörungstheorie“<br />

war der russische<br />

Dichter Alexander<br />

Puschkin. Dieser nahm in seinem<br />

Theaterstück „Mozart und Salieri“ einige<br />

wesentliche Handlungselemente<br />

von Peter Shaffers „Amadeus“ (aus<br />

dem dann der Film entstand) vorweg:<br />

vor allem <strong>die</strong> Behauptung, der sich<br />

mittelmäßig fühlenden Salieri sei neidisch<br />

auf den Musik-Giganten gewesen.<br />

In dem Einakter vergiftet Salieri<br />

Mozart während eines gemeinsamen<br />

Abendessens. Puschkin allerdings<br />

hatte nicht einmal behauptet, dass<br />

seine Mordtheorie der Wahrheit entspräche,<br />

sie ist dichterische Fiktion.<br />

Die Meinung seriöser historischer<br />

Quellen lässt sich in den Worten eines<br />

Artikels auf „Zeit online“ so zusammenfassen:<br />

„Aber weder einleuchtende<br />

psychologische Motive noch hinreichende<br />

Beweismittel<br />

rechtfertigen es, einen<br />

hochachtbaren<br />

Mann wie Salieri derart<br />

zu verdächtigen.“<br />

Stets verdächtig:<br />

<strong>die</strong> Freimaurer<br />

Verschwörungstheorien<br />

rund um Mozarts<br />

Tod waren in den<br />

80er-Jahren derart<br />

populär, dass nur ein<br />

Jahr nach „Amadeus“<br />

ein zweiter Mozart-<br />

Film herauskam,<br />

genannt „Vergesst<br />

Mozart“. In <strong>die</strong>sem Film vertritt Graf<br />

Pergen <strong>die</strong> Ansicht, der Komponist<br />

sei von Mitgliedern der Freimaurer-<br />

Loge vergiftet worden, der er seit<br />

1782 angehörte. Grund sei der Verrat<br />

von Freimaurer-Geheimnissen in der<br />

„Zauberflöte“ gewesen. Der Freimaurer-Schwur<br />

drohe für <strong>die</strong>sen Fall den<br />

Tod an. Diesen habe der Librettist der<br />

Oper, Emanuel Schikaneder, auf Geheiß<br />

des Ordens mit giftigem Quecksilber<br />

vollstreckt. Diese Theorie wird<br />

<strong>History</strong> MATRIX 3000 53


Mozart und<br />

Linley 1770<br />

im weiteren Verlauf der Handlung jedoch<br />

widerlegt. Das insgesamt recht<br />

wirre Werk von Regisseur Miroslav<br />

Luther entzieht sich bewusst der<br />

Festlegung auf eine bestimmte Deutung<br />

von Mozart Tod.<br />

Die „Freimaurer-Theorie“ besagt<br />

in ihrer detaillierteren Ausformung,<br />

dass in der „Zauberflöte“<br />

18 Geheimnisse der Loge verraten<br />

worden seien. Der Bund der Freimaurer<br />

war seit 1742 in Wien vertreten.<br />

Kaiser Joseph II., Urheber des Bonmots,<br />

Mozarts „Figaro“ enthalte „zu<br />

viele Noten“, stand dem humanitären<br />

und aufgeklärten Geist der Loge ursprünglich<br />

wohlwollend gegenüber.<br />

1785 allerdings beschloss er jedoch<br />

sein „Freimaurerpatent“, das <strong>die</strong> Logentätigkeit<br />

stark behinderte und einschränkte.<br />

In <strong>die</strong>sen Zeiten der Loge<br />

nicht den Rücken zu kehren, bewies<br />

Mut. Das Verschwiegenheitsgebot<br />

gab es zweifellos, jedoch war <strong>die</strong> „Geheimniskrämerei“<br />

kein Selbstzweck,<br />

sondern entstand zum Selbstschutz<br />

aufgrund kirchlicher Verfolgung. So<br />

merkwürdig uns <strong>die</strong> Logen-Rituale<br />

heute erscheinen, zur Lebenszeit Mozart<br />

war es ein Zeichen eines freien,<br />

kritisches Geistes, dort Mitglied zu<br />

werden. Es gab im Ständestaat nicht<br />

so viele säkulare, humanistische Bewegungen,<br />

<strong>die</strong> das Prinzip der Ranggleichheit<br />

aller Menschen vertraten.<br />

Seit 1782 war der Komponist Mitglied<br />

der Loge „Zur Wohltätigkeit“.<br />

In seinem letzten Brief an den Vater<br />

Leopold (4. April 1787) beschreibt<br />

er seine Gefühle der Dankbarkeit<br />

gegenüber den Freimaurern. Er<br />

sah den Beitritt als Gelegenheit zur<br />

Schulung seines Geistes im Sinne<br />

von praktizierter Humanität. Mehrere<br />

Kompositionen widmete Mozart<br />

der Loge, so zuletzt im Todesjahr <strong>die</strong><br />

„Freimaurer“-Kantate. Nach Ansicht<br />

mehrerer Mozart-Experten enthält<br />

<strong>die</strong> „Zauberflöte“ keinen Geheimnisverrat.<br />

In dichterischer Form werden<br />

darin lediglich einige Ideale der Loge<br />

(Tugend, Verschwiegenheit, Wohltätigkeit)<br />

transportiert. Prinz Tamino<br />

durchläuft eine Reihe von Prüfungen,<br />

<strong>die</strong> an <strong>die</strong> Einweihungsrituale der<br />

Freimaurer erinnern. „Guru“ Sarastro<br />

gibt den gravitätischen Logen-Oberen:<br />

„In <strong>die</strong>sen heiligen Hallen kennt<br />

man <strong>die</strong> Rache nicht“. Ist es wahrscheinlich,<br />

dass sich Mozart gerade<br />

durch <strong>die</strong>ses eindeutige Bekenntnis<br />

zur Weltanschauung der Freimaurer<br />

deren Rache zugezogen hat? Für ein<br />

Zerwürfnis des Genies mit der Loge<br />

kurz vor Lebensende gibt es keine<br />

historischen Belege. Ebenso dürfte<br />

<strong>die</strong> Vorstellung einer rachsüchtigen<br />

Mörderbande überkommenen und<br />

ungerechten Freimaurer-Klischees<br />

geschuldet sein.<br />

Wie starb Mozart wirklich?<br />

In den 50er-Jahren gehörte Aloys<br />

Greither, Professor für Dermatologie,<br />

zu den geachtetsten Mozart-Experten.<br />

In seinem Werk „Wolfgang Amadé<br />

Mozart – Seine Leidengeschichte“<br />

führt er aus, dass der Keim von Mozarts<br />

tödlicher Krankheit schon in den<br />

schweren Erkrankungen des Knaben<br />

zu finden gewesen sei. Die Wunderkind-Karriere“<br />

des Buben, vorangetrieben<br />

durch den ehrgeizigen Vater<br />

Leopold, hätte Wolfgangs Gesundheit<br />

früh untergraben. Maßgeblich dafür<br />

seien <strong>die</strong> ausgedehnte Reisetätigkeit<br />

sowie geistige Überanstrengung gewesen.<br />

Mozarts finale Erkrankung<br />

war nach Greither ein chronisches<br />

Nierenleiden, das sich durch einen<br />

aktuellen Infekt verschlimmerte.<br />

Dieses Ereignis sei aber nur <strong>die</strong> Eskalationsstufe<br />

einer ganzen Kette<br />

gesundheitlicher Probleme gewesen.<br />

„Zeit online“ resümiert: „Der Leser<br />

<strong>die</strong>ser Krankheitsgeschichte wird mit<br />

Erschütterung inne, wie überbürdet<br />

von Leiden, wie arm an Licht und wie<br />

fast ganz ohne fürsorgende Liebe in<br />

jedem Alter das Dasein <strong>die</strong>ses Genies<br />

war, der soviel Glanz und Wärme zu<br />

verschenken hatte.“<br />

Im Jahr 2000 beschäftigte sich ein<br />

Ärztekongress in Baltimore erneut<br />

intensiv mit dem Tod des Komponisten.<br />

Den Kongress-Teilnehmern<br />

wurde <strong>die</strong> Krankheitsgeschichte<br />

Mozarts in allgemeiner Form vorgetragen,<br />

ohne dass sein illustrer<br />

Name genannt wurde. Auf <strong>die</strong>se Weise<br />

konnten <strong>die</strong> beteiligten Ärzte <strong>die</strong><br />

wahrscheinliche Todesursache objektiver<br />

bestimmen. Den akuten Krankheitsverlauf<br />

kann man ungefähr so<br />

zusammenfassen: Am 20. November<br />

1991 klagte Mozart über Fieber, Gliederschmerzen,<br />

geschwollene Arme<br />

und Beine. Er war reizbar und ruhebedürftig.<br />

Später kamen Erbrechen<br />

und Durchfall hinzu. Kurz vor seinem<br />

Tod am 5. Dezember fiel er ins Koma.<br />

Die Kongress-Teilnehmerin Faith<br />

Fitzgerald diagnostizierte ein akutes<br />

rheumatisches Fieber, ausgelöst<br />

durch Streptokokken-Bakterien – ein<br />

Leiden übrigens, das man heute mit<br />

Antibiotika problemfrei behandeln<br />

54<br />

MATRIX 3000 <strong>History</strong>


könnte. Eine Nierenkrankheit – der<br />

Favorit von Aloys Greither – schloss<br />

<strong>die</strong> Internistin aus.<br />

Diese nachvollziehbare Ferndiagnose<br />

blieb weder <strong>die</strong> einzige noch<br />

<strong>die</strong> letzte, <strong>die</strong> es zum Tode des Publikumslieblings<br />

gibt. 2010 veröffentlichte<br />

ein Forscherteam um Richard<br />

Zegers (Amsterdam) in einer Stu<strong>die</strong><br />

<strong>die</strong> Meinung, Mozart sei an einer viralen<br />

Halsentzündung gestorben.<br />

Auch hierfür werden Streptokokken<br />

verantwortlich gemacht. Diese hätten<br />

auch eine Nierenerkrankung verursacht,<br />

<strong>die</strong> wiederum hätte Mozarts<br />

Körper so anschwellen lassen, dass<br />

er sich zuletzt nicht einmal mehr im<br />

Bett umdrehen konnte. Zegers hatte<br />

für seine Diagnose immerhin <strong>die</strong><br />

Leichenschau-Protokolle der Stadt<br />

Wien ausgewertet. Im selben Winter<br />

wie Mozart, so fand Richard Zegers<br />

heraus, starben 27 jüngere Männer<br />

an Ödemen (Schwellungen aufgrund<br />

von Flüssigkeitsanlagerungen, wie sie<br />

Mozart hatte). Der Arzt schließt aus<br />

<strong>die</strong>sen Hinweisen auf<br />

eine Streptokokken-<br />

Epidemie.<br />

„Darum lasst uns<br />

Menschen sein“<br />

Der Film „Amadeus“<br />

zeigte Mozart als kieksendes<br />

Depperl, durch<br />

das göttliche Musik<br />

gleichsam hindurch<br />

floss wie durch ein leeres<br />

Gefäß. „Channeling“<br />

nennt man <strong>die</strong>ses<br />

Phänomen wohl heute.<br />

War Mozart ein musikalisches<br />

Medium, seiner<br />

Inspiration eigentlich<br />

unwürdig? Dieses<br />

Bild ist wohl hollywoodesk<br />

verzerrt und teilweise<br />

dem berüchtigten<br />

Fäkalhumor in den<br />

„Bäsle-Briefen“ geschuldet.<br />

Mozart war<br />

sehr wohl zu ernsthaften<br />

Gedanken fähig<br />

wie einige bewegende<br />

Äußerungen in seinen<br />

Briefen zeigen. Z.B.<br />

<strong>die</strong>se: „Da der Tod der<br />

wahre Endzweck unseres<br />

Lebens ist, so habe<br />

ich mich mit <strong>die</strong>sem<br />

wahren, besten Freund<br />

des Menschen so bekannt<br />

gemacht, dass sein Bild allein<br />

nichts Schreckliches mehr für mich<br />

hat.“ Freilich hatte der Jahrtausend-<br />

Musiker auch irdische, banale Züge.<br />

Dies ist jedoch eine Binsenweisheit,<br />

<strong>die</strong> seiner Größe keinen Abbruch tut.<br />

„Den Himmel zu erringen ist etwas<br />

Herrliches und Erhabenes, aber<br />

auch auf der lieben Erde ist es unvergleichlich<br />

schön. Darum lasst uns<br />

Menschen sein“. Ist <strong>die</strong>s Oberflächlichkeit,<br />

oder nicht vielmehr Tiefe?<br />

Mein Klavierlehrer, ein großer<br />

Mozart-Verehrer, sagte einmal, der<br />

Komponist habe seine Opernfiguren<br />

in einer ähnlichen Weise betrachtet,<br />

wie Gott seine Geschöpfe: menschliche<br />

Schwächen hellsichtig aufdekkend,<br />

um sie im selben Atemzug<br />

zu vergeben. Nicht wenige Charaktermerkmale<br />

des Künstlers deuten<br />

darauf hin, dass seine Meisterschaft<br />

keine „Sumpfblüte“ war; vielmehr<br />

wuchs sie auf dem soliden Boden<br />

einer ganzheitlich reifen Persönlichkeit.<br />

Mozart war vielseitig gebildet<br />

Wollen wir nur nicht wahrhaben,<br />

dass uns durch einen dummen<br />

körperlichen Zufall<br />

(eine Virus-Infektion) Mozarts<br />

Spätwerk geraubt wurde?<br />

und vertrat im Rahmen dessen, was<br />

in der Ständegesellschaft möglich<br />

war, einen aufklärerischen Standpunkt.<br />

Er reagierte auf <strong>die</strong> Anmaßung<br />

des Adels, seine Schöpferkraft<br />

nach seinen Interessen zu lenken,<br />

teilweise mit widerständigem Stolz.<br />

„Figaros Hochzeit“ nach dem berüchtigten<br />

Stück von Beaumarchais<br />

war eine Provokation, selbst <strong>wenn</strong><br />

der berühmteste Satz daraus – „Sie,<br />

gnädiger Herr, haben sich <strong>die</strong> Mühe<br />

gemacht, geboren zu werden und<br />

weiter nichts“ – in der Oper fehlte.<br />

Wollen wir nur einfach nicht<br />

wahrhaben, dass uns durch<br />

einen dummen körperlichen<br />

Zufall (etwa eine Virus-Infektion)<br />

Mozarts Spätwerk geraubt wurde –<br />

Werke von vermutlich unfassbarer<br />

Schönheit und Qualität? Hinter dem<br />

Spruch „Nur <strong>die</strong> Besten sterben<br />

jung“ steht zumindest eine Teilwahrheit.<br />

Mozart lebte und komponierte<br />

in einer für Außenstehenden unbegreiflichen<br />

Geschwindigkeit.<br />

Zudem war er<br />

„beruflich“ schon als<br />

kleiner Junge erwachsen.<br />

Schon mit 12 Jahren<br />

hatte er drei Opern,<br />

sechs Symphonien und<br />

hunderte anderer Werke<br />

komponiert. War<br />

es nicht naheliegend,<br />

dass er, der so viel<br />

Leben, so viel Schöpferkraft<br />

in so wenige<br />

Jahre gepresst hatte,<br />

früher ausbrannte als<br />

Andere? Viele versuchen<br />

sich den frühen<br />

Tod des Genies mit<br />

solchen Überlegungen<br />

jedenfalls wohl leichter<br />

zu machen. „Requiem<br />

aeternam dona eis.“<br />

Ruhe auch du in Frieden,<br />

Wolferl. Deine Musik<br />

ist eh unsterblich. ▀<br />

W. A. Mozart im<br />

Alter von 21 mit<br />

dem Orden vom<br />

Goldenen Sporn<br />

<strong>History</strong> MATRIX 3000 55


Der Phönix – das erste Geld des<br />

unabhängigen Griechenland<br />

1828. Es wurde aus Silbermangel<br />

schon bald durch ungedecktes<br />

Papiergeld ersetzt.<br />

„Phönix“<br />

aus der Asche<br />

Eine Geld-<strong>Geschichte</strong> aus Griechenland<br />

Monika Herz<br />

Als ständig hilfsbedürftige, beklagenswert<br />

ineffiziente Volkswirtschaft<br />

steht Griechenland heute in<br />

der öffentlichen Wahrnehmung da.<br />

Dem Land werden wir vielleicht<br />

schon in naher Zukunft „kaputt geholfen“<br />

haben. Dabei handelt es sich<br />

bei den Griechen um eines der ideenreichsten<br />

und innovativsten Völker<br />

der Weltgeschichte. Das zeigte sich<br />

auch an einem zukunftsträchtigen<br />

Geldexperiment aus dem Jahr 1828.<br />

Monika Herz hat eine interessante<br />

<strong>Geschichte</strong> aufgespürt, <strong>die</strong> heute nur<br />

noch Wenigen bekannt ist. Sie erzählt<br />

davon, wie <strong>die</strong> Griechen entdeckten,<br />

dass Geld auch ohne „Deckung“ funktioniert,<br />

allein aufgrund kollektiver<br />

Übereinkunft. Die Idee erwies sich<br />

– wie vieles aus Griechenland – als<br />

zukunftsweisend. Statt sich über den<br />

mangelnden Eigenwert des Geldes zu<br />

beklagen, sieht <strong>die</strong> Autorin darin aber<br />

auch Vorteile und entwickelt – daran<br />

anknüpfend – <strong>die</strong> Vision eines besseren<br />

Geldes. rr<br />

Vor ein paar Tagen hielt ich eine<br />

wunderschön gestaltete Orakelkarte<br />

in Händen: Eine Frau sitzt<br />

rittlings auf einem mächtigen Vogel<br />

mit goldenem und rotem Gefieder und<br />

fliegt in den Himmel hinauf. Ich betrachtete<br />

das Bild, und in meinem Geist<br />

formte sich das Wort „Phönix“. Der legendäre<br />

Vogel, der sich aus der Asche<br />

erhebt, unsterblich. Zu meiner Überraschung<br />

spuckte das Internet für das<br />

Wort „Phönix“ gleich drei Bedeutungen<br />

aus. Der Phönix als mythischer Vogel,<br />

der aus seiner eigenen Asche wiedergeboren<br />

wird. Der Phönix als Wappentier.<br />

Und der Phönix als erste Währung<br />

des modernen griechischen Staates .<br />

Der Phönix – Symbol<br />

der Wiedergeburt<br />

In den Jahren 1932 und 1974 war der<br />

Phönix das Wappentier der Republik<br />

Griechenland. Das hatte wohl mit dem<br />

antiken Mythos zu tun. Dessen ursprüngliche<br />

Heimat ist das alte Ägypten.<br />

Dort lebte im Geist der Ägypter ein<br />

Totengott, der <strong>die</strong> Gestalt eines Zugvogels<br />

annehmen konnte. Nach seinem<br />

Abflug in <strong>die</strong> Überwinterungsgebiete<br />

kehrte das Tier frisch und neugebo-<br />

56<br />

MATRIX 3000 <strong>History</strong>


Die Segnung der griechischen<br />

Flagge durch Metropolit Germanos<br />

von Patras am 25. März<br />

2821 gilt als Beginn des griechischen<br />

Unabhängigkeitskrieges<br />

gegen <strong>die</strong> Türkenherrschaft.<br />

In der Stadt Kalamata<br />

erklärte sich Griechenland<br />

– vermutlich am 23. März<br />

1821 – für unabhängig.<br />

ren jeweils im Frühjahr zurück. Der<br />

Vogel wurde dem Planeten Venus zugeordnet<br />

und erhielt einen goldenen<br />

Glorienschein. In <strong>die</strong>ser Form wurde<br />

er von griechischen Dichtern aufgegriffen<br />

und weithin bekannt gemacht.<br />

Die Dichter erzählten, dass der Vogel<br />

aus der Asche einer Gottheit hervorgegangen<br />

sei und bis zu 500 Jahre alt<br />

werden könne. Die Zeitspanne von 500<br />

Jahren steht dabei wohl für eine unvorstellbar<br />

lange Zeit. Als der Phönix dann<br />

sein Ende nahen fühlte, baute er sich<br />

ein Nest, setzte sich hinein, zündete es<br />

an und verbrannte sich selber mit Haut<br />

und Gefieder. In der Asche blieb ein<br />

goldenes Ei zurück. Aus dem schlüpfte<br />

ein neuer Phönix und flog in den indigoblauen<br />

Himmel hinauf.<br />

Der ersten griechischen Währung,<br />

<strong>die</strong> ebenfalls „Phönix“ hieß, ist es<br />

leider nicht so gut ergangen wie<br />

ihrem Namenspatron. Sie wurde 1828<br />

eingeführt, und der Name sollte <strong>die</strong><br />

Wiedergeburt Griechenlands symbolisieren,<br />

das gerade <strong>die</strong> Unabhängigkeit<br />

vom Osmanischen Reich erreicht hatte.<br />

Der Phönix ersetzte den türkischen<br />

Kurus. Eine eigene Währung gilt schon<br />

lange als Zeichen für Unabhängigkeit<br />

eines Landes. Die Phönix-Münze war<br />

damals ca. 4,5 g schwer und aus feinstem<br />

Silber geprägt. Weil es aber leider<br />

nicht allzu viel Silber in Griechenland<br />

gab, konnten nur relativ wenige<br />

Münzen geprägt werden, und <strong>die</strong> meisten<br />

Transaktionen fanden weiterhin in<br />

ausländischen Währungen statt.<br />

Papiergeld – eine smarte Idee<br />

Dieses Dilemma sollte durch einen<br />

ziemlich schlauen Akt gelöst werden.<br />

Im Jahr 1831 wurden 300.000 Phönix<br />

als Papiergeld herausgegeben. Das<br />

Papier war nicht durch Edelmetalle<br />

gedeckt. Die damalige griechische Regierung<br />

war also ihrer Zeit weit voraus.<br />

Denn heute ist es ganz selbstverständlich,<br />

dass Papiergeld durch nichts gedeckt<br />

ist. Es funktioniert eigentlich<br />

ganz wunderbar. Nur glaubten <strong>die</strong><br />

Griechen das damals noch nicht. Sie<br />

dachten, nur Papier, das mit Gold oder<br />

Silber „gedeckt“ ist, sei wirklich etwas<br />

wert. Deshalb wollten sie den Phönix<br />

nicht annehmen, und das führte bereits<br />

ein Jahr später zu einer weiteren Währungsreform,<br />

bei der dann <strong>die</strong> griechi-<br />

<strong>History</strong> MATRIX 3000 57


Phönizische Münze<br />

(5. Jh. v. Chr.)<br />

sche Drachme rauskam. Der Phönix als<br />

Symbol wanderte zur Drachme hinüber.<br />

Ich hab <strong>die</strong> Drachme ja noch selber<br />

in der Hand gehabt. Damals, als ich<br />

mit 17 meine erste Reise in <strong>die</strong> weite<br />

Welt unternahm, mit Rucksack, Schlafsack<br />

und erhobenem Daumen. Ich fand<br />

es sehr spannend, wie unterschiedlich<br />

<strong>die</strong> Währungen in der Welt gestaltet<br />

sind und wie viel meine Deutsche Mark<br />

im Verhältnis zu anderen Geldern wert<br />

war. Heute muss man schon z.B. nach<br />

In<strong>die</strong>n fahren, um etwas Derartiges zu<br />

erleben. Erstaunlich, wie viele Rupien<br />

man dort für Euro bekommt und was<br />

man alles davon kaufen kann. Ich profitiere<br />

davon, sicher, aber ich fühle mich<br />

nicht wohl, <strong>wenn</strong> <strong>die</strong>s auf Kosten Anderer<br />

geschieht, <strong>die</strong> auf <strong>die</strong>ses Weise über<br />

den Tisch gezogen werden.<br />

Wer rettet <strong>die</strong> Griechen<br />

vor den Rettern?<br />

Die <strong>Geschichte</strong> ging so weiter, dass <strong>die</strong><br />

griechische Drachme 2002 zugunsten<br />

des Euro aufgegeben wurde. Heute erfahren<br />

wir in der Presse, dass wir Europäer<br />

jetzt „<strong>die</strong> Griechen retten“ müssten.<br />

Der griechische Staat ist nämlich<br />

angeblich so schrecklich verschuldet,<br />

dass er seine Zinsen nicht mehr zahlen<br />

kann. Die Negativ-Zinsen der einen<br />

sind ja <strong>die</strong> Positiv-Zinsen der Anderen.<br />

Diese „Anderen“ sind zum Beispiel <strong>die</strong><br />

deutschen Sparer, <strong>die</strong> ihre Euros privaten<br />

Rentenversicherern in den Rachen<br />

geworfen haben. Diese haben mit dem<br />

Geld der Sparer griechische Staatsanleihen<br />

gekauft haben. Es müssen also<br />

eigentlich nicht <strong>die</strong> Griechen gerettet<br />

werden, sondern <strong>die</strong> deutschen Rentner.<br />

Das sagt uns aber keiner.<br />

Frau Merkel fährt oft nach Griechenland,<br />

redet mit den dortigen<br />

Staatsoberhäuptern und verspricht<br />

frisches Geld, damit <strong>die</strong> Griechen wieder<br />

zahlungsfähig sind (oder damit <strong>die</strong><br />

deutschen privaten Rentenversicherungen<br />

wieder Profit machen können).<br />

Als Gegenleistung sollen <strong>die</strong> Griechen<br />

dann sparen. Gespart wird immer an<br />

den Sozialleistungen. Wo sonst, an<br />

den Rüstungsausgaben etwa? Hierzu<br />

schrieb das Greenpeace-Magazin: „Als<br />

<strong>die</strong> EU Athen bereits ein einschneidendes<br />

Sparpaket auferlegt hatte, drängten<br />

Bundeskanzlerin Angela Merkel und<br />

der damalige französische Präsident<br />

Nikolas Sarkozy den damaligen griechischen<br />

Premierminister Giorgos Papandreou<br />

am Rande eines EU-Gipfels<br />

dazu, bestehende Rüstungsbestellungen<br />

bei deutschen und französischen<br />

Waffenschmieden mit einem Volumen<br />

von über 400 Millionen Euro nicht zu<br />

stornieren.“ Merkwürdig.<br />

Ein Banker wird kreativ<br />

Damit sind wir in der Gegenwart angelangt.<br />

Thomas Mayer, der ehemalige<br />

„Vater der Deutschen Bank“, ein Chef-<br />

Volkswirt, verkündete kurz vor seinem<br />

Abflug in <strong>die</strong> Rente im Jahr 2013 eine<br />

tolldreiste Idee zur Rettung Griechenlands.<br />

Herr Mayer meinte in einer<br />

Nachrichtensendung, <strong>die</strong> Griechen<br />

sollten doch für <strong>die</strong> innergriechischen<br />

Geschäfte den „Geuro“ (griechischen<br />

Euro) einführen. Die Bürger des Landes<br />

sollten mit <strong>die</strong>ser Geld-Kreation dazu<br />

bewegt werden, ihre Euro-Scheine gegen<br />

Geuros einzutauschen. Die Griechen<br />

hatten nämlich angefangen, Bargeld<br />

zu horten, obwohl <strong>die</strong>ses „an sich“<br />

ja gar keinen Wert hat. Der Wert von<br />

Papiergeld beruht ausschließlich auf<br />

einer kollektiven Übereinkunft, so wie<br />

seinerzeit der Phönix. Nur heute stört<br />

es niemanden mehr..<br />

Das Wort Kredit kommt von „Credo“<br />

– das heißt: „ich glaube“.<br />

Menschen glauben, dass sie<br />

Schulden haben, unbewusst also wohl<br />

auch daran, schuldig zu sein. Außerdem<br />

glauben sie daran, dass ihr Geld<br />

irgendwie „gedeckt“ ist. In Wirklichkeit<br />

ist es aber durch nichts anderes als<br />

unserem Glauben gedeckt. Das <strong>wäre</strong><br />

eigentlich nicht so schlimm, <strong>die</strong> Idee<br />

hat sogar etwas Geniales. Schlimm ist<br />

nur, dass im herrschenden System das<br />

Geld hinten und vorne fehlt. Mir fehlt es<br />

z.B., um endlich den Boden zu kaufen,<br />

auf den ich mein Haus bauen möchte.<br />

Viel schlimmer noch ist aber, dass vielen<br />

Menschen sogar das Geld für das<br />

Lebensnotwendige fehlt – etwa um ihre<br />

Kinder zu versorgen. Daneben gibt es –<br />

auch in Griechenland – Leute, <strong>die</strong> so viel<br />

Geld haben, dass sie gar nicht wissen,<br />

wohin damit. Das sind aber nicht <strong>die</strong>, an<br />

denen gespart werden soll.<br />

Planspiel: eine bayerische<br />

Parallelwährung<br />

Ich habe Herrn Mayer damals einen<br />

Brief geschrieben und ihm vorgerechnet,<br />

dass Griechenland mit seinem Geuro<br />

gar nicht gerettet werden kann. Dazu<br />

habe ihn eingeladen, mit mir Bayern zu<br />

besuchen, natürlich nur im Geist. Bayern<br />

hat mit seinen 12,5 Millionen Einwohnern<br />

eine vergleichbare Größe wie<br />

Griechenland. Die anteilige Staatsverschuldung<br />

beträgt ca. 310 Milliarden<br />

€, das sind für jeden einzelnen Bürger<br />

24.816 € Pro-Kopf-Verschuldung. Zum<br />

Vergleich: Griechenland hat 10,7 Millionen<br />

Einwohner und eine Pro-Kopf-Verschuldung<br />

von 29.000 €. Also haben <strong>die</strong><br />

Griechen gerade mal 4000 Euro mehr<br />

Schulden als wir in Bayern. Das könnte<br />

bedeuten, dass auch wir bald „gerettet“<br />

werden müssen. Vielleicht wird dann<br />

das Letzte, was wir haben, das wunderschöne<br />

bayerische Land, an <strong>die</strong>jenigen<br />

verpfändet, bei denen wir <strong>die</strong>se Schulden<br />

haben.<br />

Um einem ungeordneten Staatsbankrott<br />

zu entgehen, so erklärte<br />

ich in meinem Brief an Herrn<br />

Mayer, müsse auch in Bayern eine Parallelwährung<br />

eingeführt werden – und<br />

zwar bevor es zu spät ist. Bayern würde<br />

sich also eine eigene Zentralbank einrichten<br />

und den „Beuro“ herausgeben<br />

(um bei Mayers Wortspiel zu bleiben).<br />

In meinem Zukunftstraum würden sich<br />

<strong>die</strong> Bayern mit ihrer nagelneuen Währung<br />

dann unabhängig machen – unabhängig<br />

von Schulden. Nachdem <strong>die</strong><br />

anteiligen Schulden an den Bund zurückgezahlt<br />

sind, würde jeder der tapferen<br />

Bayern sein eigenes bayrisches<br />

Geld als Geschenk bekommen. 25.000<br />

– genau so viel, wie er vorher an Schulden<br />

hatte. Es <strong>wäre</strong> dann kein Schuldgeld<br />

mehr, sondern Geschenk-Geld. Es<br />

<strong>wäre</strong> nicht von Banken aus dem Nichts<br />

erzeugt, sondern von uns selbst. Wer<br />

wollte, könnte es sich in Form eines<br />

Grundeinkommens auszahlen lassen.<br />

Eine Rückkehr des „Phoenix“?<br />

Das bleibt vorerst ein Traum. Allerdings<br />

haben sich auch andere schlaue Köpfe<br />

über neues Geld Gedanken gemacht.<br />

Das Internet-Wirtschaftsmagazin „libri<br />

logicorum“ bringt eine Komplementärwährung<br />

als Rettungsanker in Griechenland<br />

ins Spiel – interessanterweise<br />

sogar unter dem Namen „Phoenix“.<br />

„Das würde dann so aussehen, dass <strong>die</strong><br />

Republik Griechenland den Euro nicht<br />

58<br />

MATRIX 3000 <strong>History</strong>


abschaffen, sondern einen parallelen<br />

Phoenix mit einem Erstausgabewechselkurs<br />

von 1:1 zum Euro ausgeben<br />

würde. Der große Vorteil hierbei <strong>wäre</strong>,<br />

dass Griechenland pro forma im Eurosystem<br />

verbleiben würde, aber bei den<br />

Lohn- & Rentenzahlungen nicht davon<br />

abhängig <strong>wäre</strong>, tatsächlich über Euros<br />

zu verfügen“.<br />

Das Problem an Geldknappheit, ist<br />

ja: Sie ist mittlerweile der Drehund<br />

Angelpunkt, <strong>wenn</strong> es darum<br />

geht, den Volkswillen zu brechen.<br />

Selbst <strong>wenn</strong> eine überwältigende Mehrheit<br />

gegen Sozialabbau ist, man kann ja<br />

„leider Gottes“ nur das Geld ausgeben,<br />

was man hat. Die Tatsache, dass monströse<br />

Milliardenvermögen noch immer<br />

in den Händen der reichsten 10 Prozent<br />

gebunkert sind, wird natürlich verschwiegen,<br />

<strong>wenn</strong> man <strong>die</strong> „Alternativlosigkeit<br />

von Reformen“ unterstreichen<br />

will. <strong>Was</strong> den Griechen blühen könnte,<br />

machte <strong>die</strong> Ratingagentur S&P deutlich.<br />

Sie drohte, <strong>wenn</strong> der Aufstand der<br />

Massen das radikale Sparprogramm<br />

zu Fall brächte, müsse man <strong>die</strong> Kreditwürdigkeit<br />

des Landes noch niedriger<br />

einstufen – schlechter als das ohnehin<br />

schon bedrohliche „BBB+“. Das könnte<br />

bedeuten, dass Griechenland entweder<br />

gar keine Kredite mehr bekommt oder<br />

zu erheblich höheren Zinsen.<br />

Fügsamkeit oder Neuanfang<br />

Die Lage scheint verfahren. Nach altem<br />

System bleibt den verschuldeten<br />

Ländern <strong>die</strong> Wahl zwischen „Pest und<br />

Cholera“, Fügsamkeit gegenüber den<br />

Befehlen der „Troika“ aus EU-Kommission,<br />

EZB und IWF oder Rebellion und<br />

internationale Isolierung – und noch<br />

mehr wirtschaftliche Probleme? Die<br />

Gedanken von „libri logicorum“ dazu<br />

sind wenigstens erfrischend und kühn:<br />

„Wenn Griechenland ganz fies ist, dann<br />

Notgeld der Phoenix Bergbau- und Hüttenbetrieb<br />

Aktiengesellschaft, 1923.<br />

erklärt es einfach mal<br />

alle griechischen Euros,<br />

sämtliche Buchgeldbestände<br />

und natürlich<br />

auch <strong>die</strong> auf Euro lautenden<br />

Staatsschulden<br />

als wertlos und führt den<br />

Phoenix als vollkommen<br />

neue Währung ohne<br />

staatliche garantiertes<br />

Umtauschrecht zum<br />

Euro ein. Der Vorteil<br />

<strong>wäre</strong>, dass der Staat<br />

ganz von allen Schulden<br />

befreit bei Null anfangen<br />

kann, der Nachteil,<br />

dass der Staat dann<br />

rundum nur von übel<br />

gesinnten Feinden (<strong>die</strong><br />

viel, viel Geld verloren<br />

haben) umgeben <strong>wäre</strong><br />

und auf Dauer niemand<br />

mehr Kredite an Griechenland<br />

vergeben würde.“<br />

Aber braucht ein<br />

Land, das sein<br />

Geld selbst schöpft und mit<br />

einem vernünftigen, nachhaltigen<br />

Geldsystem arbeitet, überhaupt noch<br />

Kredite? Vorerst bleiben kreative Ideen<br />

auf der Ebene der Spekulation.<br />

Wir dürfen aber schon mal anfangen,<br />

uns ein Geld vorzustellen, das so gestrickt<br />

ist, dass es sich schön gleichmäßig<br />

verteilt. Ein Geldsystem, das<br />

wie ein goldenes Ei in der Asche des<br />

alten Systems übrig bleibt, welches<br />

sich selbst verbrannt hat. Aus <strong>die</strong>sem<br />

Ei würde dann ein neues System<br />

schlüpfen, wie ein Vogel mit goldenen<br />

Federn, der sich beim Aufgang der<br />

neuen Sonne erhebt und in den indigoblauen<br />

Himmel hinein fliegt – in<br />

eine strahlende, glückliche Zukunft.<br />

▀<br />

„Die Phönizier haben das Geld erfunden –<br />

aber warum so wenig?“<br />

Und es ist nicht einmal wahr. Seit dem legendären Ausspruch<br />

von Johann Nepomuk Nestroy gelten <strong>die</strong> Phönizier<br />

als Erfinder des Geldes. In der Tat ist bekannt, dass es in<br />

den phönizischen Städten Arados, Tyros und Sidon schon<br />

im 5. Jh. v. Chr. Münzprägungen gab. Der Name der Seefahrernation,<br />

deren Heimat im heutigen Libanon und Syrien<br />

lag, erinnert interessanterweise an den „Phönix“.<br />

Die ersten Münzen wurden allerdings bereits von den Lydern<br />

im 7. Jh. v. Chr-geprägt. deren Reichtum seit König<br />

Krösus ebenfalls sprichwörtlich geworden ist.<br />

Gewöhnlich werden <strong>die</strong> Anfänge des Geldes im Tauschhandel<br />

gesehen. Besonders begehrte und einfach handhabbare<br />

Waren wie Muscheln, Getreide und Edelmetalle hatten<br />

sich dann als „Zwischentauschmittel“, quasi als frühe Form<br />

des Geldes, herausgebildet. Andere vermuten, der Kredit<br />

sei der Ursprung des Geldes gewesen.<br />

Geldscheine wurden erstmals in China im 11 Jh. verwendet.<br />

Sie <strong>die</strong>nten zunächst als vorübergehender Ersatz für fehlende<br />

Münzen. In Europa setzte sich <strong>die</strong>ses Prinzip, das den<br />

Zählwert erstmals vollkommen vom Materialwert trennte,<br />

erst im 14. Jh. durch, als <strong>die</strong> Spanier zur Kriegsfinanzierung<br />

sogenannte Belagerungsscheine ausgaben. Die ersten echten<br />

Banknoten für Jedermann emittierte <strong>die</strong> Bank of Stockholm<br />

im Jahre 1661. Papiergeld war jedoch zunächst noch<br />

durch Währungsreserven gedeckt. Scheine konnten bei Bedarf<br />

gegen „richtiges Geld“ umgetauscht werden.<br />

Schon im 14. Jh. bildete sich aber in Italien auch das Buchoder<br />

Giralgeld heraus. Es beinhaltete einen Anspruch des<br />

Kunden, von der Bank jederzeit eine Auszahlung in der verbuchten<br />

Höhe zu erhalten.<br />

Als historisch wichtiger Schritt gilt <strong>die</strong> Aufhebung der Golddeckung<br />

für den US-Dollar 1971 unter Richard Nixon. Als<br />

„Fiat-Geld“ (Fiat = „es werde“) gelten Zahlungsmittel, <strong>die</strong><br />

gleichsam aus dem „Nichts“ geschöpft wurden, also nicht<br />

auf einem zuvor vorhandenen tatsächlichen Wert beruhen.<br />

Im Zuge des Vertrauensverlustes, den <strong>die</strong> Weltleitwährung<br />

Dollar in den letzten Jahren erlitten hat, machen sich kluge<br />

Leute schon lange Gedanken darüber, welches Geldsystem<br />

ihm nachfolgen soll. „The Economist“ prognostizierte<br />

schon 1988, dass es bis 2018 eine neue Welt-Leitwährung<br />

geben solle. Die wirtschaftliche Souveränität der Staaten<br />

ginge dadurch komplett verloren. Der Name der (zunächst<br />

noch virtuellen) Währung: Phoenix. rr/fb<br />

Lydische Goldmünze des<br />

Königs Krösus (ca. 550 v. Chr.)<br />

Monika Herz ist Heilerin, Künstlerin und<br />

Mutter von fünf Kindern,<br />

gebürtig im bayerischen<br />

Hohenpeißenberg, wo sie mit<br />

traditionellen Heilmethoden<br />

in Berührung kam. Sie ist<br />

Autorin mehrerer Bücher,<br />

darunter „Alte Heilgebete“<br />

und „<strong>Geschichte</strong>n, <strong>die</strong><br />

heilen“.<br />

<strong>History</strong> MATRIX 3000 59


Aufgang in der Katharerburg<br />

Quéribus<br />

Friedrich<br />

Wilhelm<br />

Nietzsche<br />

– gefangen zwischen Spiritualität und Ego<br />

Ralf Lehnert<br />

60<br />

MATRIX 3000 <strong>History</strong>


Vor 170 Jahren wurde einer der umstrittensten,<br />

provozierendsten und<br />

polarisierendsten Philosophen geboren:<br />

Friedrich Wilhelm Nietzsche.<br />

Im Folgenden zeige ich auf, dass es<br />

zu kurz greift, <strong>wenn</strong> man Nietzsches<br />

Werk mit Hinweis auf seine später<br />

durchgebrochene Geisteskrankheit<br />

sowie auf mögliche Deprivationen in<br />

seiner Kindheit erklärt und abwertet.<br />

Ich lege dar, dass Nietzsche ein<br />

spiritueller Mensch war, der mangels<br />

eines adäquaten Rahmens bzw.<br />

einer kompetenten Führung seine<br />

spirituellen Impulse und Offenbarungen<br />

gleichsam naturwüchsig mit<br />

seinem Ego vermischte und an den<br />

daraus erwachsenen Widersprüchen<br />

und Spannungen zerbrach.<br />

Bereits in seiner Jugend widmete<br />

sich Nietzsche anspruchsvoller literarischer,<br />

philosophischer und spiritueller<br />

Werke. Lange Zeit eiferte<br />

er Schopenhauer nach und er war<br />

ebenso vertraut mit chinesischer,<br />

persischer und altindischer Philosophie.<br />

Er las in den Upanishaden und<br />

der Bhagavad Gita, und auch <strong>die</strong> griechische<br />

Tragö<strong>die</strong> zog ihn an.<br />

Schon frühzeitig kristallisierte sich<br />

sein Drang nach etwas Höherem und<br />

Umfassenderem heraus. So schrieb<br />

er mit 17 Jahren : „Es muss noch<br />

höhere Prinzipien geben, vor denen<br />

alle Unterschiede in eine große Einheitlichkeit<br />

zusammenfließen... alles<br />

einem ungeahnten Ozean zuströmt,<br />

wo sich alle Entwicklungshebel der<br />

Welt wiederfinden, vereinigt, verschmolzen,<br />

all-eins.“<br />

Normen ersticken <strong>die</strong> Individualität<br />

Vor <strong>die</strong>sem Hintergrund avancierte<br />

Nietzsche schnell zu einem scharfzüngigen<br />

Kritiker der gesellschaftlichen<br />

Normen, Tugenden und Moralvorstellungen.<br />

Nietzsche monierte<br />

etwa spöttelnd, dass man „den Begriff<br />

Liebe als den Gegensatz des Egoismus<br />

herausgenommen hat, während<br />

sie vielleicht gerade der unbefangenste<br />

Ausdruck des Egoismus ist.“<br />

Er lehnte Mittelmäßigkeit und<br />

Spießbürgertum ab sowie <strong>die</strong><br />

daraus entstehende Ideologie,<br />

dass alle Menschen gleich seien. Deren<br />

Verfechter zählte er zu den „geistig<br />

Armen“. Denn nach Nietzsche<br />

hat der Mensch <strong>die</strong> Aufgabe sich zu<br />

entfalten und geistig zu wachsen,<br />

wodurch <strong>die</strong> einzelnen Menschen auf<br />

unterschiedlichen Entwicklungsstufen<br />

stehen.<br />

Nietzsche kritisierte den Herdeninstinkt<br />

des Gehorsams, dem selbst<br />

Führer unterliegen können, <strong>wenn</strong> sie<br />

sich höheren Idealen verschreiben.<br />

Diese Herdentierorientierung, <strong>die</strong><br />

er im Christentum, im Sozialismus<br />

und in der Demokratie ausmachte,<br />

bezeichnete er als den Tod des Individuums.<br />

Nietzsche postulierte einen<br />

Führer oder ein Vorbild, der <strong>die</strong> Talente<br />

des Menschen und sein ureigenstes<br />

Wesen hervorlockt und fördert.<br />

An vielen Philosophien und Konzepten<br />

bemängelte er, dass sie nicht<br />

neutral, sondern interessenbedingt<br />

seien.<br />

Die Sehnsucht nach<br />

dem eigenen Gesetz<br />

Nietzsche beschrieb, dass im Menschen<br />

zwei Kräfte miteinander ringen:<br />

Die Gewohnheit und Trägheit, <strong>die</strong><br />

nach unten ziehen, sowie <strong>die</strong> Sehnsucht<br />

nach Höherem, <strong>die</strong> den Menschen<br />

über sich hinausführt.<br />

Nach Nietzsche werden <strong>die</strong> Menschen<br />

durch <strong>die</strong> herrschenden Moralvorstellungen<br />

klein gehalten zum<br />

Wohl der herrschenden Klasse.<br />

Sie werden auf falsche Autoritäten<br />

hin orientiert und es werden ihnen<br />

Schuldkomplexe aufgebürdet. Nietzsche<br />

nahm <strong>die</strong> Gefahr wahr, <strong>die</strong> von<br />

den Gutmenschen ausgeht: „Hüte<br />

dich vor den Guten und Gerechten! Sie<br />

kreuzigen gerne <strong>die</strong>, welche sich ihre<br />

eigene Tugend erfinden.“<br />

Der Philosoph erkannte allerdings<br />

auch, dass sich zahlreiche Menschen<br />

noch nicht selbst führen können und<br />

äußerer Lenkung bedürfen. Er forderte<br />

aber, dass <strong>die</strong> von fremden Interessen<br />

bedingten und einschränkenden<br />

Normen ersetzt werden durch<br />

konstruktive, <strong>die</strong> an <strong>die</strong> Stärken und<br />

Talente der Menschen appellieren<br />

und sie zu Selbständigkeit, Eigenverantwortung<br />

und Selbstbestimmung<br />

führen.<br />

Diejenigen Menschen, <strong>die</strong> dann<br />

zu ihrem inneren Willen und inneren<br />

Genius gefunden haben, benötigen<br />

nach Nietzsche keine äußere Führung<br />

mehr, da sie ihrem eigenen Gesetz<br />

unterstehen und von ihm geleitet<br />

werden.<br />

"Hüte dich vor den Guten und<br />

Gerechten! Sie kreuzigen gerne<br />

<strong>die</strong>, welche sich ihre eigene<br />

Tugend erfinden." Friedrich Nietzsche<br />

Friedrich Nietzsche<br />

im Jahre 1861<br />

Äußere und innere Religion<br />

Aus <strong>die</strong>ser Perspektive kritisierte<br />

Nietzsche <strong>die</strong> Religion wie kurz zuvor<br />

Marx und Engels als Opium fürs Volk.<br />

Er sah <strong>die</strong> Religion als ein System,<br />

das sich aus menschlichen Ängsten<br />

speist und daher auch den äußeren<br />

Menschen anspricht und sogar dem<br />

biologischen Menschen Auferstehung<br />

und ewiges Leben verspricht. Er bezeichnete<br />

<strong>die</strong> Kirchen als „Gräber und<br />

Grabmäler Gottes“, in denen keine<br />

lebendigen spirituellen Impulse loderten.<br />

Nietzsches Konzept des Übermenschen<br />

war auch eine Antwort<br />

auf <strong>die</strong> christlichen Bestrebungen,<br />

einen Gott außerhalb von<br />

sich zu verorten in einem äußerlichen<br />

Himmelreich. Nietzsche ging es um<br />

den aus dem verwandelten Menschen<br />

selbst geborenen Übermenschen, der<br />

sich nicht klein und unvollkommen<br />

gegenüber einem perfekten Gott fühlt.<br />

Nietzsche betrachtete den Menschen<br />

als Zwischenzustand: „Der Mensch ist<br />

ein Seil, geknüpft zwischen Tier und<br />

Übermensch - ein Seil über einem<br />

Abgrunde.“<br />

„Ich bin von heute..., aber etwas<br />

ist in mir, das ist von morgen und<br />

einstmals.“ Immer wieder ging es<br />

Nietzsche um Grenzüberschreitun-<br />

<strong>History</strong> MATRIX 3000 61


Foto von 1872<br />

gen, das Ausweiten des Bewusstseins<br />

und das Erwecken des inneren Genius.<br />

Umgekehrt übte er harsche Kritik am<br />

veräußerlichten und seelenabgewandten<br />

Menschen: „Es gibt kein öderes und<br />

widrigeres Geschöpf in der Natur als<br />

den Menschen, der seinem Genius ausgewichen<br />

ist... er ist ganz Außenseite<br />

ohne Kern, ein anrüchiges, gemaltes,<br />

aufgebauschtes Gewand, ein verbrämtes<br />

Gespenst, das nicht einmal Furcht<br />

und gewiss auch kein Mitleiden erregen<br />

kann.“<br />

Ist Gott tot?<br />

Seine Kritik an den „Schriftgelehrten“,<br />

<strong>die</strong> <strong>die</strong> lebendigen spirituellen Impulse<br />

zu ersticken drohen, drückte er aus mit<br />

den Metaphern. „Gott ist tot“ und „Wir<br />

haben ihn getötet“. Nietzsche dazu weiter:<br />

„Das Heiligste und Mächtigste, was<br />

<strong>die</strong> Welt bisher besaß, es ist unter unseren<br />

Messern verblutet - wer wischt <strong>die</strong>s<br />

Blut von uns ab?“<br />

Nietzsche hat also keineswegs<br />

selbst Gott für tot erklärt, wie es<br />

oft ungenau übermittelt wird, Mit<br />

seinen bildlichen und provozierenden<br />

Äußerungen drückte der Philosoph vielmehr<br />

aus, dass <strong>die</strong> Menschen Gott – im<br />

symbolischen Sinne - getötet haben, indem<br />

sie ihn aus ihrem Bewusstsein und<br />

ihrer Seele vertrieben haben, und dass<br />

sie ohne spirituelle Orientierung leben.<br />

So heftig Nietzsche das Christentum<br />

und <strong>die</strong> Christen auch kritisierte,<br />

so sparte er doch Christus von <strong>die</strong>ser<br />

Missbilligung aus. „Im Grunde gab es<br />

nur einen Christen, und der starb am<br />

Kreuz“, polemisierte der wortgewaltige<br />

Philosoph.<br />

Der Draht nach oben<br />

Gelegentlich hört man auch, dass<br />

Nietzsche <strong>die</strong> Metaphysik in Bausch<br />

und Bogen verdammte. Doch sieht man<br />

deutlicher hin, merkt man, dass Nietzsche<br />

auch hier wieder das monierte,<br />

was <strong>die</strong> Menschen durch Selbstbetrug<br />

an Unglückseligem aus ihr gemacht<br />

haben: „Es ist wahr, es könnte eine<br />

metaphysische Welt geben; <strong>die</strong> absolute<br />

Möglichkeit davon ist kaum zu<br />

bekämpfen... Aber alles, was... bisher<br />

metaphysische Annahmen wertvoll,<br />

schreckenvoll, lustvoll gemacht, was<br />

62<br />

MATRIX 3000 <strong>History</strong><br />

Die Ruinen der Abtei<br />

von Glastonbury


sie erzeugt hat, ist Leidenschaft, Irrtum<br />

und Selbstbetrug; <strong>die</strong> allerschlechtesten<br />

Methoden der Erkenntnis.“<br />

An anderer Stelle reflektierte<br />

Nietzsche: „Zuletzt verstehen<br />

wir das bewusste Ich selber nur<br />

als ein Werkzeug im Dienst jenes höheren<br />

überschauenden Intellekts.“<br />

Dass der Philosoph mit Offenbarungen<br />

vertraut war, zeigt seine folgende<br />

Aussage: „Der Begriff Offenbarung,<br />

in dem Sinn, dass plötzlich, mit<br />

unsäglicher Sicherheit und Feinheit,<br />

etwas sichtbar, hörbar wird, etwas,<br />

das einem im Tiefsten erschüttert und<br />

umwirft, beschreibt einfach den Tatbestand...<br />

Wie ein Blitz leuchtet ein Gedanke<br />

auf, mit Notwendigkeit, in der<br />

Form ohne Zögern, - ich habe nie eine<br />

Wahl gehabt.“<br />

Nietzsche hatte demnach Kontakt<br />

zur Welt der Ideen, wie es Platon<br />

nennen würde. Von dort schöpfte er<br />

Inspirationen und Eingebungen. Der<br />

Literaturprofessor und spätere Yogi<br />

Sri Aurobindo, der sich an 28 Stellen<br />

seines Werkes auf Nietzsche bezieht,<br />

würdigte <strong>die</strong>sen „lebendigsten, konkretesten<br />

und anregendsten“ modernen<br />

Denker, weil er <strong>die</strong> Philosophie<br />

wieder mit der intuitiven Schau bereicherte.<br />

Die Verlockung von Macht und Ego<br />

Sri Aurobindo schränkte jedoch ein:<br />

„Zum größten Teil wurde <strong>die</strong>se Botschaft<br />

(Nietzsches), <strong>die</strong> vibrierend aus<br />

dem Unendlichen in sein inneres Ohr<br />

gelangte,... mit einem etwas turbulentem<br />

Strom assoziierender Gedanken<br />

vermischt, der viel von der ursprünglichen<br />

reinen Melo<strong>die</strong> vergehen ließ.“<br />

Sri Aurobindo bezeichnete Nietzsche<br />

sogar als einen Propheten, der jedoch<br />

„seine eigene Botschaft missverstand.“<br />

Nietzsches Ego war nicht bereitet,<br />

nicht assimiliert für <strong>die</strong> höheren<br />

Eingebungen und blieb<br />

seinen alten Vorstellungen und Prinzipien<br />

verhaftet. Er missbrauchte <strong>die</strong><br />

spirituellen Impulse für seine egobezogenen<br />

Ambitionen, seinen Machtanspruch<br />

und seine Selbstverliebtheit,<br />

<strong>die</strong> sich auch in seinen monströsen<br />

Wortgebilden, seiner ausdrucksstarken,<br />

fast musikalisch und rhythmisch<br />

überhöhten bilderreichen sowie sehr<br />

apodiktischen Sprache niederschlug.<br />

Mit seinen spirituellen Erfahrungen<br />

war Nietzsche allein.<br />

<strong>Was</strong> ihm fehlte,<br />

war der schützende<br />

Rahmen einer Mysterienschule<br />

oder<br />

eines kompetenten<br />

spirituellen Lehrers.<br />

Denn <strong>die</strong> Entgrenzung<br />

des Ichs,<br />

<strong>die</strong> mögliche Überschwemmung<br />

mit<br />

Impulsen und Eingebungen<br />

erfordert<br />

auf der anderen Seite<br />

einen Halt, eine<br />

Struktur und eine<br />

Führung.<br />

Problematisch<br />

auf dem spirituellen<br />

Weg<br />

kann gerade <strong>die</strong> lange<br />

Zwischenphase<br />

sein, <strong>die</strong> Phase der<br />

Schwebe, in der der<br />

Anwärter das sichere<br />

und gewohnte<br />

Festland verlassen,<br />

das andere Ufer<br />

aber noch nicht erreicht<br />

hat. In <strong>die</strong>ser<br />

Wüste – so <strong>die</strong> bildhafte<br />

Nomenklatur<br />

in der Bibel – ist der<br />

Mysterienschüler<br />

besonders anfällig<br />

für Verführungen<br />

oder Versuchungen<br />

seitens der subtilen<br />

Ego-Anteile.<br />

Der unscharfe<br />

Übermensch<br />

In <strong>die</strong>ser unheilvollen<br />

Vermischung<br />

von spirituellen In-<br />

Gemälde von Hans<br />

Olde (1899)<br />

spirationen, seiner<br />

Sehnsucht nach geistigem Wachstum<br />

und dem Machtanspruch des Ego entwickelte<br />

Nietzsche seine bereits erwähnten<br />

Ideen vom Übermenschen.<br />

Diese blieben letztendlich unscharf, da<br />

sie <strong>die</strong> Widersprüchlichkeit von Nietzsches<br />

geistigen Einflüssen und seiner<br />

unzureichenden spirituellen Reife widerspiegeln.<br />

Oft verstand Nietzsche<br />

unter dem Übermenschen den auferstandenen<br />

und zur Blüte gekommenen<br />

inneren Geistmenschen - ein<br />

Postulat zahlreicher spiritueller Bewegungen.<br />

Vor allem in der Zeit nach<br />

seinem „Zarathustra“ skizzierte er<br />

Der Übermensch<br />

Der Begriff „Übermensch“ (hyperanthropos, homo superior)<br />

reicht philosophiegeschichtlich bis ins 1. Jd. vor Christus zurück.<br />

Er charakterisiert einen Menschen, der sein geistiges<br />

Potenzial sehr weit entwickelt hat und voll ausschöpft. Manche<br />

Schriftsteller benutzten <strong>die</strong>se Bezeichnung aber auch<br />

spöttelnd. Nietzsche übernahm den Begriff von dem französischen<br />

Philosophen Claude Adrien Helvétius.<br />

Nietzsche verwendete <strong>die</strong>sen Begriff nicht immer einheitlich<br />

und stimmig. Er betonte jedoch an vielen Stellen, dass<br />

im Menschen ein Keim wohnt, der über ihn hinausweist, und<br />

dass es Aufgabe des Menschen ist, <strong>die</strong>sen zu erwecken und<br />

wachsen zu lassen. „Der bisherige Mensch“ ist, so Nietzsche,<br />

„gleichsam ein Embryo des Menschen der Zukunft - alle gestaltenden<br />

Kräfte, <strong>die</strong> auf <strong>die</strong>sen hinzielen, sind in ihm.“<br />

Diese Idee ist auch <strong>die</strong> Grundlage zahlreicher spiritueller<br />

Weltanschauungen. Im „Buch des Mirdad“ bezeichnet der<br />

arabische Autor Mikhail Naimy den Menschen als einen „Gott<br />

in Windeln“. Der Rosenkreuzer-Großmeister van Rijckenborgh<br />

spricht vom „transfigurierten“ oder „kommenden<br />

neuen Menschen“, Sri Aurobindo lehrt das Erreichen des<br />

supramentalen Bewusstseins, und <strong>die</strong> theosophische und<br />

anthroposophische Tradition lehrt, dass der Mensch noch<br />

weitere, vor allem geistige, Enwicklungsstufen vor sich hat.<br />

Der Bibliothekar und Schriftsteller K.O. Schmidt nimmt<br />

Nietzsche vor dessen späterem Missbrauch in Schutz: „Der<br />

Übermensch – das ist keine neue Gattung, kein Erzeugnis der<br />

Rassenzüchtung; er ist der Gottesfunke in uns, der im Bewusstsein<br />

jedes zu sich selbst Erwachenden geboren wird.“<br />

unter <strong>die</strong>sem Begriff aber auch den<br />

weltlichen Machtmenschen. Diese<br />

Inkonsistenz in Nietzsches Ausführungen<br />

bereitete den Boden für unterschiedliche<br />

Auslegungen sowie<br />

ihren Missbrauch.<br />

Die Belastung der<br />

Fremdlingsschaft<br />

Der Widerstreit zwischen den spirituellen<br />

Impulsen und den Machtansprüchen<br />

seines Ichs begleitete<br />

Nietzsche sein ganzes Leben und<br />

tränkte seine teilweise widersprüchlichen<br />

und gelegentlich wirr klingenden<br />

Lehren.<br />

<strong>History</strong> MATRIX 3000 63


Friedrich Nietzsche<br />

liebte Chopin<br />

und Wagner und<br />

komponierte selbst<br />

Sonaten.<br />

Homo integralis<br />

Der Begriff „Übermensch“ (hyperanthropos, homo superior)<br />

Gemäß der Analyse des Schweizer Kulturphilosophen Jean<br />

Gebser durchläuft <strong>die</strong> Evolution des menschlichen Bewusstseins<br />

sowohl individuell als auch kulturell folgende Verfassungen:<br />

archaisch - magisch - mystisch - mental - integral.<br />

Jede Stufe stellt einen Fortschritt gegenüber der vorangegangenen<br />

dar. Im Lauf der Zeit degenerieren <strong>die</strong>se Verfassungen<br />

jedoch und werden defizient. Dies erkennt man daran, dass<br />

<strong>die</strong> einstige Qualität in Quantität umschlägt. Die Überhandnahme<br />

des Rationalen innerhalb der mentalen Struktur führt<br />

zur Vermassung, sichtbar etwa anhand der Überproduktion<br />

von Gütern oder der „Meinungsmache“ durch <strong>die</strong> Me<strong>die</strong>n.<br />

Dieser defiziente Aspekt beinhaltet jedoch auch <strong>die</strong> Chance,<br />

durch Rückbesinnung auf das Ursprüngliche zur nächsten<br />

Bewusstseinsverfassung, der integralen Stufe, zu springen.<br />

Der homo integralis sieht sich als bewusster Teil innerhalb<br />

der Ordnung von Mensch, Natur und Kosmos. Er verwirklicht<br />

all seine Potenziale und hat <strong>die</strong> Harmonie mit dem Ursprung<br />

sowie dem Ganzen im Auge.<br />

Rudolf Bahro (1935-<br />

1997) war Journalist,<br />

Philosoph, Sozialökologe<br />

und linksgerichteter<br />

DDR-Dissident.<br />

64<br />

MATRIX 3000 <strong>History</strong><br />

Er unterjochte<br />

seine spirituellen<br />

Einsichten<br />

und Kräfte seinem<br />

Ego, das sich<br />

aufplusterte und<br />

dem Größenwahnsinn<br />

verfiel. Zum<br />

Schluss konnte er<br />

das Spannungsfeld<br />

zwischen <strong>die</strong>sen<br />

gegensätzlichen<br />

Einflüssen nicht<br />

mehr aushalten. Es<br />

zerrieb ihn und er<br />

ging daran zugrunde.<br />

Der Soziologe<br />

Konrad Dietzfelbinger<br />

sieht den Zusammenbruch<br />

des<br />

großen Denkers in<br />

seiner Exponiertheit<br />

im negativen<br />

Sinn, in seinem<br />

Außenseitertum. Er<br />

hatte sich zu weit<br />

von den Menschen<br />

entfernt. Nietzsche<br />

drückte seine<br />

Fremdlingsschaft<br />

selbst aus in einem<br />

Brief an seinen<br />

Freund Overbeck:<br />

„Unter den Lebenden<br />

so wenig als<br />

unter den Toten<br />

habe ich jemanden, mit dem ich mich<br />

verwandt fühle.“<br />

Ungeheure Resonanz<br />

Dennoch hat Nietzsche wie kaum ein<br />

Philosoph viele Menschen, Erneuerer<br />

und andere Philosophen in seinen<br />

Bann gezogen. Dies dürfte neben seinen<br />

wortgewaltigen Abhandlungen,<br />

<strong>die</strong> alles andere als „trocken“ und<br />

blutleer waren, davon herrühren,<br />

dass er sich trotz seiner elitären und<br />

abgehobenen Perspektive mit dem<br />

alltäglichen Leben und den sozialen<br />

Angelegenheiten des Menschen befasst<br />

hat sowie mit einem Grundbedürfnis,<br />

der Sehnsucht nach Freiheit.<br />

Davon fühlten sich viele angesprochen<br />

und der Dichter und Philosoph<br />

stieß auf Resonanz - unabhängig davon,<br />

ob man ihm zustimmte oder ihn<br />

ablehnte.<br />

Das Nachwirken der Zerrissenheit<br />

„Heidnisch war sein Hirn, gläubig<br />

sein Herz.“ So charakterisierte der<br />

Philosoph und Mystiker Sir Muhammad<br />

Iqbal den Denker Nietzsche.<br />

Die Mehrschichtigkeit und Widersprüchlichkeit<br />

seiner Ideen setzt<br />

sich in seiner Rezeption fort:<br />

Der Systemkritiker Rudolf<br />

Bahro etwa, der im Vorwort<br />

zu Jochen Kirchhoffs Buch<br />

„Nietzsche, Hitler und <strong>die</strong> Deutschen“<br />

Nietzsche noch mit einer<br />

Atombombe verglich, schlug während<br />

seiner letzten Lebensjahre<br />

versöhnliche Töne an und versuchte,<br />

Nietzsche zu rehabilitieren. Er sah<br />

in Nietzsches vielfach missbrauchtem<br />

Postulat des Übermenschen<br />

große Ähnlichkeiten mit der auf den<br />

Kulturphilosophen Jean Gebser zurückgehenden<br />

Vision des „Homo<br />

integralis“. Der Mensch auf <strong>die</strong>ser<br />

Entwicklungsstufe überwindet durch<br />

seine „aperspektivische“ Haltung<br />

und Wahrnehmung Raum und Zeit<br />

und behält folglich auch alle vorherigen<br />

Bewusstseinsverfassungen,<br />

etwa <strong>die</strong> magische oder <strong>die</strong> mentale,<br />

in ihren konstruktiven Ausprägungen<br />

zu seiner Verfügung, um bei<br />

Bedarf aus ihnen zu schöpfen. Nach<br />

Bahro appellierte Nietzsche „an unsere<br />

Bereitschaft und Begabung, uns<br />

selbst auszuwählen zu 'einem neuen<br />

Volke', das <strong>die</strong> Erde zu leben weiß als<br />

eine Stätte der Genesung.“ ▀<br />

Lesetipps:<br />

Dietzfelbinger, Konrad: Nietzsches<br />

Erleuchtung, Königsdorf 2006.<br />

Huchzermeyer, Wilfried: Der Übermensch<br />

bei Friedrich Nietzsche und Sri Aurobindo,<br />

Gladenbach 1986.<br />

Nietzsche, Friedrich: Gesammelte Werke,<br />

Köln 2012.<br />

Schmidt, Karl-O.: In Harmonie mit<br />

dem Schicksal. Ein Führer zu neuem<br />

Menschentum, Ergolding 1993<br />

Ralf Lehnert, Autor und Dipl.-<br />

Soziologe, beschäftigt sich seit<br />

fast 30 Jahren theoretisch und<br />

praktisch mit Esoterik (Ost wie<br />

West) und hat auf <strong>die</strong>sem Weg<br />

zahlreiche kleine und große<br />

Glaubensgemeinschaften,<br />

Organisationen und spirituelle<br />

Gruppen von „Innen“ kennengelernt. Die Essenz<br />

seiner Erfahrungen verarbeitete er in mehreren<br />

Büchern. Bei der <strong>Matrix3000</strong> ist Ralf Lehnert<br />

Redakteur für Spiritualität.<br />

„Ich bin von heute..., aber etwas<br />

ist in mir, das ist von morgen<br />

und einstmals.“ Friedrich Nietzsche


...und lesen nicht<br />

irgendwas<br />

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Autoren:<br />

Franz Bludorf<br />

Laura O'Flanagan<br />

Grazyna Fosar<br />

Ralf Lehnert<br />

Jacek Matlak<br />

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<strong>Vorschau</strong><br />

<strong>Vorschau</strong><br />

<strong>Vorschau</strong> auf <strong>Matrix3000</strong> Band 83, erscheint am 28. 8. 2014<br />

Der verschwiegene Super-GAU<br />

Seit der Zeit des Kalten Krieges lebt <strong>die</strong> Menschheit mit der nuklearen<br />

Bedrohung. Doch was darf der Bürger eigentlich über<br />

nukleare Forschung, Radioaktivität und Rettungsmaßnahmen<br />

bei einem ernsthaften Störfall wissen? Haben Sie jemals von<br />

Richland gehört – oder von Osjorsk? Zwei „radioaktive Leichen<br />

im Keller“ der USA und Russlands. In Osjorsk ereignete sich –<br />

bis heute vertuscht – einer der schlimmsten Atomunfälle der<br />

<strong>Geschichte</strong>.<br />

Europa im Blindflug<br />

Noch eine verschwiegene (Fast-)Katastrophe: Im Juni 2014<br />

fielen in kurzen Zeitabständen gleich zwei Mal <strong>die</strong> Radare der<br />

zivilen Flugsicherung Mitteleuropas komplett aus. Betroffen<br />

waren Deutschland, Österreich, Tschechien und <strong>die</strong> Slowakei.<br />

Hunderte von Passagierflugzeugen befanden sich dort in der<br />

Luft. Fast ein Wunder, dass es zu keinen Zusammenstößen kam.<br />

<strong>Matrix3000</strong> begibt sich auf Spurensuche nach den Ursachen.<br />

Waren NATO-Manöver <strong>die</strong> Ursache, Cyberterroristen oder Sonneneruptionen?<br />

Falls das Militär tatsächlich verantwortlich war:<br />

Welche Super-Technologie <strong>wäre</strong> notwendig, um in einem derart<br />

großen Bereich <strong>die</strong> Luftraumüberwachung komplett lahmzulegen?<br />

Der Denver-Plan<br />

Mitten in der Haupthalle des Denver International Airport befindet<br />

sich eine geheimnisvolle Zeitkapsel, der „Capstone“. Dieser<br />

Stein sowie andere rätselhafte „Kunstwerke“ auf dem Flughafen<br />

weisen hin auf einen „Denver-Plan“, der Bevölkerungsreduktion<br />

im Sinne des „Transhumanismus“ zum Thema hat.<br />

<strong>Was</strong> steht der Menschheit in den nächsten Jahrzehnten bevor?<br />

Ähnliche Hinweise finden sich auch <strong>anders</strong>wo, vor allem in der<br />

Nähe von Atlanta.<br />

MATRIX<br />

NEUES DENKEN<br />

3000<br />

Raumenergie<br />

Seit Anbeginn der Zeiten umgibt uns <strong>die</strong> Raumenergie.<br />

Sie ist eine Eigenschaft des Raumes selbst. Solange<br />

Raum existiert, existiert Raumenergie. Aber ist <strong>die</strong>se<br />

Energieform auch nutzbar? Es gibt Lösungen, <strong>die</strong> umweltfreundlich,<br />

unerschöpflich und extrem kostengünstig<br />

sind. Und gerade damit haben viele ihre Probleme…<br />

Prof. Claus W. Turtur im Gespräch mit Grazyna Fosar.<br />

Alchemie – eine ganzheitliche Kunst<br />

Weitab von akademischen Dogmen und intellektuellen Eitelkeiten<br />

ist <strong>die</strong> Alchemie eine universelle zeitlose und nach<br />

heutigen Begriffen nichtlineare holistische Wissenschaft.<br />

Sie ist entgegen vielen Behauptungen keineswegs ein primitiver<br />

mittelalterlicher Vorläufer der modernen Chemie<br />

oder Wissenschaft. In ihrem Selbstverständnis sieht sich<br />

<strong>die</strong> Alchemie als grundlegende Kunst, <strong>die</strong> so alt ist wie <strong>die</strong><br />

Menschheit, <strong>wenn</strong> nicht sogar älter.<br />

Impressum<br />

<strong>Matrix3000</strong> erscheint zweimonatlich.<br />

ISSN 1 439-4154<br />

ISBN (<strong>Matrix3000</strong> <strong>History</strong> Spezial): 978-3-xxx<br />

Redaktion MATRIX3000<br />

Ammergauer Str. 80<br />

D-86971 Peiting<br />

Telefon: 0171-3675406<br />

franz.bludorf@matrix3000.de<br />

grazyna.fosar@matrix3000.de<br />

Redaktionsschluß für <strong>die</strong> nächste Ausgabe,<br />

<strong>Matrix3000</strong> Band 83: 15. 7. 2014<br />

Chefredaktion<br />

Franz Bludorf<br />

Redaktion<br />

Franz Bludorf, Grazyna Fosar, Ulrich Heerd, Ralf Lehnert,<br />

Lisa Rampertshammer, Elke Röder, Roland Rottenfußer<br />

Beiträge von<br />

Franz Bludorf, Grazyna Fosar, Gernot L. Geise, Monika<br />

Herz, Ralf Lehnert, Armin Risi, Thomas Ritter, Roland<br />

Roth, Roland Rottenfußer<br />

Verlag<br />

MATRIX3000 Verlag GmbH<br />

Ammergauer Straße 80<br />

D-86971 Peiting<br />

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