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Leseprobe - Zeit, sich einzumischen

Zwei Männer haben sich auf eine Reise begeben. Der langjährige Chef von Greenpeace International und der Schauspieler Walter Sittler. Sie sprechen mit WikiLeaks-Aktivisten. Und mit Politikern wie Griechenlands Ex-Premier Papandreou. Die Eindrücke ihrer Begegnungen mischen sich mit Autobiografischem. Und verdichten sich zu einer faszinierenden Bestandsaufnahme der Herausforderungen, die sich unserer Zivilgesellschaft im 21. Jahrhundert stellen. Ein literarisches Roadmovie - spannend, hochinformativ und berührend.

Zwei Männer haben sich auf eine Reise begeben. Der langjährige Chef von Greenpeace International und der Schauspieler Walter Sittler. Sie sprechen mit WikiLeaks-Aktivisten. Und mit Politikern wie Griechenlands Ex-Premier Papandreou. Die Eindrücke ihrer Begegnungen mischen sich mit Autobiografischem. Und verdichten sich zu einer faszinierenden Bestandsaufnahme der Herausforderungen, die sich unserer Zivilgesellschaft im 21. Jahrhundert stellen. Ein literarisches Roadmovie - spannend, hochinformativ und berührend.

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Walter Sittler<br />

»Ich glaube, dass die Tradition der Erhaltung und Überlieferung<br />

der Sagas sehr grundlegend war. In Island gab es, vergleicht<br />

man es mit anderen Ländern, schon sehr früh Lesegesellschaften.<br />

Die erste Volkszählung der Neuzeit wurde hier<br />

gemacht, 1703. Und zu dieser <strong>Zeit</strong> konnten quasi alle Isländer<br />

schon lesen und schreiben. Die Aufklärung kam bereits im<br />

18. Jahrhundert auf die Insel. In Bezug auf andere politische<br />

Traditionen war sie sehr wichtig und ich denke, dass dieser<br />

ganze kulturelle Hintergrund mit der individuellen Entwicklung,<br />

der Bildung und der Alphabetisierung zu dieser gelebten<br />

Gleichheit zwischen den Bürgern führte.«<br />

»Ich habe da eine Theorie«, sagt Vigdís Finnbogadóttir. »In<br />

einem Land aus Lavagestein gibt es kein Material für Skulpturen,<br />

keine Farben, mit denen man malen kann. Und es ist<br />

bezeugt, dass die zuvor erwähnten Sagas im 12. und 13. Jahrhundert<br />

geschrieben worden sind, bevor es diese Tradition in<br />

Norwegen oder anderen skandinavischen Ländern gab. Meiner<br />

Meinung nach ist es so, dass die Isländer ein sehr kreatives<br />

und künstlerisches Volk waren und außer Wörtern nichts hatten.<br />

Also hat <strong>sich</strong> ihre Kreativität in Geschichten ausgedrückt.<br />

Und es gab nicht nur Sagas, es gab Legenden und Poesie und<br />

Dichtung. Sie haben gern das Naturgeschehen dramatisiert.<br />

Sie haben einander endlos Geschichten erzählt. Und das Erzählen<br />

und Niederschreiben der Geschichten hat natürlich<br />

die Belesenheit und Bildung im Land gefördert. Dieser Belesenheit<br />

haben wir das Privileg zu verdanken, dass wir das erste<br />

skandinavische Land waren, das die Bibel in die Landessprache<br />

übersetzt hat. Das war 1586, und heute wissen wir, dass<br />

dieser Vorgang die isländische Sprache erhalten hat, denn die<br />

Bibel wurde auf jedem Bauernhof gelesen. Das hat die Lesefähigkeit<br />

der Bevölkerung natürlich auch gefördert.«<br />

»Ist die Kommunikation also die Basis Ihrer Demokratie?«,<br />

frage ich.<br />

»Ich glaube schon«, antwortet die ehemalige Präsidentin.<br />

»Die Leute mussten <strong>sich</strong> zusammenfinden. Wie Wolfgang

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