Leseprobe - Zeit, sich einzumischen
Zwei Männer haben sich auf eine Reise begeben. Der langjährige Chef von Greenpeace International und der Schauspieler Walter Sittler. Sie sprechen mit WikiLeaks-Aktivisten. Und mit Politikern wie Griechenlands Ex-Premier Papandreou. Die Eindrücke ihrer Begegnungen mischen sich mit Autobiografischem. Und verdichten sich zu einer faszinierenden Bestandsaufnahme der Herausforderungen, die sich unserer Zivilgesellschaft im 21. Jahrhundert stellen. Ein literarisches Roadmovie - spannend, hochinformativ und berührend.
Zwei Männer haben sich auf eine Reise begeben. Der langjährige Chef von Greenpeace International und der Schauspieler Walter Sittler. Sie sprechen mit WikiLeaks-Aktivisten. Und mit Politikern wie Griechenlands Ex-Premier Papandreou. Die Eindrücke ihrer Begegnungen mischen sich mit Autobiografischem. Und verdichten sich zu einer faszinierenden Bestandsaufnahme der Herausforderungen, die sich unserer Zivilgesellschaft im 21. Jahrhundert stellen. Ein literarisches Roadmovie - spannend, hochinformativ und berührend.
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Reykjavík<br />
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ihm gelungen, mit einem skurrilen Wahlprogramm, das eher<br />
an das Manuskript einer Dada-Vorstellung als an eine politische<br />
Agenda erinnert, das Rathaus zu stürmen. Die Menschen<br />
waren entrüstet über die Machenschaften ihrer Parteien und<br />
wählten mit Jón Gnarr das Kontrastprogramm. Wir sitzen an<br />
dem modernen Besprechungstisch in seinem Büro. An der<br />
Wand hinter seinem Schreibtisch hängt eine große Collage<br />
aus Malerei und Fotografie, die einen Straßenkämpfer zeigt,<br />
der anstatt eines Pflastersteins Blumen wirft. Eine ganzflächig<br />
verglaste Wand gibt den Blick frei auf den Tjörnin. Freundlich<br />
sitzt uns der Bürgermeister gegenüber, kurioserweise<br />
steckt eine Sonnenbrille in der Brusttasche seines Sakkos.<br />
»Haben die Leute deshalb für Sie gestimmt, weil sie eine<br />
neue Art der Kommunikation wollten?«, beginne ich das<br />
Gespräch.<br />
»Ich glaube schon. Denn Kommunikation und Politik<br />
können sehr brutal sein. Die Menschen sind oft unhöflich<br />
zueinander! Wie soll man aber eine intelligente Unterhaltung<br />
mit jemandem führen, der keinen Respekt für dich hat?<br />
Dieser brutale Stil der Kommunikation ist meiner Meinung<br />
nach ein globales Problem. Egal, wohin ich reise – wenn ich<br />
im Hotelzimmer den Fernseher anmache, sehe ich irgendeine<br />
deutsche, italienische, amerikanische, englische, französische<br />
Nachrichtensendung, und selbst wenn man die Sprache nicht<br />
versteht, spürt man die Aggressivität in den Diskussionen.<br />
Und die Medien versuchen, diese aggressive, konfrontierende<br />
Einstellung zu übernehmen. Und wenn ein Politiker nicht<br />
von einem anderen Politiker konfrontiert wird, wird er von<br />
den Medien scharf angegangen. Es ist alles auf Schnelligkeit<br />
und Gerissenheit ausgelegt.«<br />
»Sieg oder Niederlage«, sage ich. »Mehr Facetten kennt das<br />
System nicht. Das ist irgendwie schizophren. Ich war in einigen<br />
Talkshows mit Politikern, und das Gespräch vor der<br />
Kamera war sehr frustrierend. Aber wenn man dann nach der<br />
Sendung gemeinsam ein Bier trinkt, ist es ganz leicht. Das ist