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Leseprobe - Zeit, sich einzumischen

Zwei Männer haben sich auf eine Reise begeben. Der langjährige Chef von Greenpeace International und der Schauspieler Walter Sittler. Sie sprechen mit WikiLeaks-Aktivisten. Und mit Politikern wie Griechenlands Ex-Premier Papandreou. Die Eindrücke ihrer Begegnungen mischen sich mit Autobiografischem. Und verdichten sich zu einer faszinierenden Bestandsaufnahme der Herausforderungen, die sich unserer Zivilgesellschaft im 21. Jahrhundert stellen. Ein literarisches Roadmovie - spannend, hochinformativ und berührend.

Zwei Männer haben sich auf eine Reise begeben. Der langjährige Chef von Greenpeace International und der Schauspieler Walter Sittler. Sie sprechen mit WikiLeaks-Aktivisten. Und mit Politikern wie Griechenlands Ex-Premier Papandreou. Die Eindrücke ihrer Begegnungen mischen sich mit Autobiografischem. Und verdichten sich zu einer faszinierenden Bestandsaufnahme der Herausforderungen, die sich unserer Zivilgesellschaft im 21. Jahrhundert stellen. Ein literarisches Roadmovie - spannend, hochinformativ und berührend.

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Reykjavík<br />

237<br />

bauen. Und ist er einmal aufgebaut, gibt es keinen Unterschied<br />

mehr zu den bestehenden Parteien.<br />

Die Piraten haben diese Erfahrung gemacht. Sie haben<br />

zwar ihre Liquid Democracy, eine Art internetbasierter, direkter<br />

Demokratie – aber sie haben ihre Parteimitglieder, ihre<br />

Parteitage, es ist dasselbe System. Unser Prinzip hat den Vorteil,<br />

dass wir uns heute keinen Blödsinn von Leuten unserer<br />

eigenen Partei anhören müssen. Wir sind weniger eine Partei,<br />

eher ein Ensemble, wie eine Band.«<br />

Das kommt mir vertraut vor. »Mich erinnert das an ein<br />

Theaterensemble«, sage ich. »Die Intendanz wird für einen<br />

bestimmten <strong>Zeit</strong>raum gewählt. Und der Intendant bringt sein<br />

Team mit – den Dramaturgen, den künstlerischen Betriebsdirektor,<br />

den kaufmännischen Direktor, das Ensemble. Und<br />

das Team bekommt einen Vertrag für vier Spielzeiten.«<br />

»Genau. Viele Menschen nehmen an, dass wir alle schon<br />

vorher gute Freunde waren, aber das ist nicht der Fall.<br />

Wir kannten uns kaum. Ich dachte: Wie wäre es, wenn ich<br />

diese guten Leute alle kriegen würde? Und so haben wir die<br />

›Beste Partei‹ organisiert. Ich sehe es als ein laufendes Ex -<br />

pe riment. Wir sind mitten in diesem Experiment. Deshalb ist<br />

es schwierig, jetzt Schlüsse daraus zu ziehen.«<br />

»Wie organisieren Sie in Ihrem System die Bürgerbeteiligung?«,<br />

interessiert mich. »Können die Menschen auch<br />

außerhalb der Wahlen am politischen Leben teilhaben?<br />

Können sie auch Nein sagen, wenn ihnen die Inszenierung<br />

nicht gefällt?«<br />

»Wir haben eine Software eingeführt, eine Webseite, die<br />

›Besseres Reykjavík‹ heißt und ein Instrument für die Bürger<br />

zur direkten Demokratie ist. Das ganze Jahr über kann man<br />

Ideen posten und über Ideen abstimmen, die dort virulent<br />

sind. Wir haben beschlossen, die Ideen mit den meisten Stimmen<br />

umzusetzen. Eine sehr beliebte Idee war, unsere<br />

Haupteinkaufsmeile zu einer Fußgängerzone zu machen. Wir<br />

haben das zuerst zwei Monate lang im Sommer ausprobiert,

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