Leseprobe - Zeit, sich einzumischen
Zwei Männer haben sich auf eine Reise begeben. Der langjährige Chef von Greenpeace International und der Schauspieler Walter Sittler. Sie sprechen mit WikiLeaks-Aktivisten. Und mit Politikern wie Griechenlands Ex-Premier Papandreou. Die Eindrücke ihrer Begegnungen mischen sich mit Autobiografischem. Und verdichten sich zu einer faszinierenden Bestandsaufnahme der Herausforderungen, die sich unserer Zivilgesellschaft im 21. Jahrhundert stellen. Ein literarisches Roadmovie - spannend, hochinformativ und berührend.
Zwei Männer haben sich auf eine Reise begeben. Der langjährige Chef von Greenpeace International und der Schauspieler Walter Sittler. Sie sprechen mit WikiLeaks-Aktivisten. Und mit Politikern wie Griechenlands Ex-Premier Papandreou. Die Eindrücke ihrer Begegnungen mischen sich mit Autobiografischem. Und verdichten sich zu einer faszinierenden Bestandsaufnahme der Herausforderungen, die sich unserer Zivilgesellschaft im 21. Jahrhundert stellen. Ein literarisches Roadmovie - spannend, hochinformativ und berührend.
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
248<br />
Walter Sittler<br />
Hast du noch Worte! Er hat überhaupt nichts kapiert! Ich<br />
habe mich sehr aufgeregt, weil es völlig verrückt ist! Dieser<br />
Organisation kann ich einfach nicht vertrauen, da vertraue<br />
ich doch lieber auf das Internet. Wir müssen neue Strukturen<br />
schaffen. Nicht darauf warten, bis die Regierungen etwas tun,<br />
denn die sehen so etwas nicht gern. Sie wollen nicht, dass das<br />
Volk bestimmt, wer die natürlichen Ressourcen kontrolliert.«<br />
Ihr Redeschwall lässt uns verstummen. »Es ist schwierig<br />
…«, sage ich.<br />
»Nein, es ist gar nicht schwierig. Sobald wir glauben, dass<br />
etwas schwierig ist, können wir es nicht mehr machen. Mein<br />
Lebensmotto war immer: Alles ist möglich. Wenn ich was<br />
will, dann schaffe ich das!«<br />
Gerd Leipold lacht. »Das hat uns in Island vor wenigen<br />
Stunden schon einmal eine Frau gesagt«, stellt er fest. »Ich sehe<br />
das übrigens auch so. Nach dem Kalten Krieg hatten wir eine<br />
Phase, in der alle großen Fragen geklärt schienen. Jedes neue<br />
Denken begab <strong>sich</strong> weit fort von der Durchschnitts gesellschaft.<br />
Und jetzt haben wir wieder eine Diskussion, eine Art Suche<br />
und viele Ideen, bei denen man zunächst denkt ›Oh mein<br />
Gott, das ist verrückt!‹ Aber genau das brauchen wir! Dass wir<br />
eine solche Debatte haben, finde ich ausgezeichnet. In dieser<br />
Hin<strong>sich</strong>t bietet uns das Internet die enorme Möglichkeit, dass<br />
wir schneller lernen und unseren Blick winkel erweitern.«<br />
»Benötigt man aber«, wende ich ein, »nicht nur neue politische<br />
Strukturen, sondern auch neue Strukturen für das Internet?<br />
Wenn man eine neue demokratische Zukunft darauf<br />
aufbauen will? Ist eins der Probleme des Internets nicht seine<br />
zentralistische Struktur – das ganze System wird von wenigen<br />
großen Servern dominiert, und alle stehen im selben Land. Es<br />
gibt keine Transparenz und nichts ist rechtlich geregelt.«<br />
»Das ändert <strong>sich</strong> bereits«, sagt Birgitta Jónsdóttir und lacht.<br />
»Das ändert <strong>sich</strong>?«<br />
»Es gibt zwei isländische Piraten, die an einem neuen<br />
E-Mail-System arbeiten, das verschlüsselt ist. Es kann eine