Leseprobe - Zeit, sich einzumischen
Zwei Männer haben sich auf eine Reise begeben. Der langjährige Chef von Greenpeace International und der Schauspieler Walter Sittler. Sie sprechen mit WikiLeaks-Aktivisten. Und mit Politikern wie Griechenlands Ex-Premier Papandreou. Die Eindrücke ihrer Begegnungen mischen sich mit Autobiografischem. Und verdichten sich zu einer faszinierenden Bestandsaufnahme der Herausforderungen, die sich unserer Zivilgesellschaft im 21. Jahrhundert stellen. Ein literarisches Roadmovie - spannend, hochinformativ und berührend.
Zwei Männer haben sich auf eine Reise begeben. Der langjährige Chef von Greenpeace International und der Schauspieler Walter Sittler. Sie sprechen mit WikiLeaks-Aktivisten. Und mit Politikern wie Griechenlands Ex-Premier Papandreou. Die Eindrücke ihrer Begegnungen mischen sich mit Autobiografischem. Und verdichten sich zu einer faszinierenden Bestandsaufnahme der Herausforderungen, die sich unserer Zivilgesellschaft im 21. Jahrhundert stellen. Ein literarisches Roadmovie - spannend, hochinformativ und berührend.
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Walter Sittler<br />
so komisch: Warum gehen sie mit ihren sympathischen Seiten<br />
nicht an die Öffentlichkeit, sondern zeigen sie erst beim<br />
privaten Bier?«<br />
»Darüber haben wir hier viel geredet«, sagt Jón Gnarr.<br />
»Wir waren im Stadtrat und die Leute haben uns niedergemacht.<br />
Sie sagten: ›Du bist ein Clown, du bist unfähig, deinen<br />
Job zu machen, du bist naiv.‹ Und dann ist die Sitzung<br />
vorbei, jeder geht raus und sie fragen dich: ›Und, wo warst<br />
du im Urlaub?‹ Und man denkt <strong>sich</strong>: Was soll jetzt das?! Wir<br />
haben sie gefragt, wieso wir diese Art der humanen Kommunikation<br />
nicht im Stadtrat haben können. Es wäre viel angenehmer<br />
und jeder hätte einen Nutzen davon. Und sie haben<br />
geantwortet: ›Weißt du, so ist die Politik.‹«<br />
»Die Protagonisten wollen unter <strong>sich</strong> bleiben«, sage ich.<br />
»Sie haben ihre eigenen Rituale. Entweder man wird einer<br />
von ihnen, oder man verliert.«<br />
»Das führt aber dazu, dass <strong>sich</strong> keiner mehr für Politik interessiert.<br />
Die Jugendlichen heutzutage wissen vielleicht, wer<br />
Obama ist, mehr nicht. Ich glaube, das hat viel damit zu tun,<br />
wie <strong>sich</strong> die Politik entwickelt hat. Denn wenn man den Fernseher<br />
einschaltet und Politiker diskutieren sieht, dann ist es<br />
meist nicht interessant, sondern in der Regel abstoßend. Junge<br />
Leute fragen mich oft: ›Wie kannst du den ganzen Tag mit<br />
diesen Leuten zusammensein?‹ Ich versuche, Politik interessant<br />
zu machen. Ich sage ihnen: ›Es ist Demokratie und wir<br />
alle müssen uns daran beteiligen.‹«<br />
Gerd fragt: »Sie sprechen von Beteiligung – aber habe ich<br />
das richtig gelesen: In Ihre Partei kann man gar nicht eintreten?«<br />
»Das stimmt. Wir sind etwa zehn bis zwölf Leute. Wir<br />
wollten bewusst einen anderen Weg gehen. Üblicherweise<br />
kommen diese neuen Initiativen in das etablierte, politische,<br />
demokratische System und versuchen, politisch und demokratisch<br />
zu sein. Und es funktioniert einfach nicht, weil es ein<br />
wahnsinniger Aufwand ist, einen solchen Apparat aufzu-