Leseprobe - Zeit, sich einzumischen
Zwei Männer haben sich auf eine Reise begeben. Der langjährige Chef von Greenpeace International und der Schauspieler Walter Sittler. Sie sprechen mit WikiLeaks-Aktivisten. Und mit Politikern wie Griechenlands Ex-Premier Papandreou. Die Eindrücke ihrer Begegnungen mischen sich mit Autobiografischem. Und verdichten sich zu einer faszinierenden Bestandsaufnahme der Herausforderungen, die sich unserer Zivilgesellschaft im 21. Jahrhundert stellen. Ein literarisches Roadmovie - spannend, hochinformativ und berührend.
Zwei Männer haben sich auf eine Reise begeben. Der langjährige Chef von Greenpeace International und der Schauspieler Walter Sittler. Sie sprechen mit WikiLeaks-Aktivisten. Und mit Politikern wie Griechenlands Ex-Premier Papandreou. Die Eindrücke ihrer Begegnungen mischen sich mit Autobiografischem. Und verdichten sich zu einer faszinierenden Bestandsaufnahme der Herausforderungen, die sich unserer Zivilgesellschaft im 21. Jahrhundert stellen. Ein literarisches Roadmovie - spannend, hochinformativ und berührend.
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Reykjavík<br />
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vorne drauf waren; die für eine Geburtstagsfete mal eben<br />
Elton John eingeflogen haben oder Duran Duran, weil man<br />
das immer gehört hat, als man noch zum Gymnasium ging,<br />
die haben noch ihr Geld. Sie sind unheimlich reich geworden.<br />
Und sie haben fast nichts verloren. Wir haben ja einen<br />
Sonderstaatsanwalt eingesetzt. Er arbeitet schon seit fünf<br />
Jahren. Aber die sind schlau, die Jungs. Ihr System ist so<br />
wahnsinnig kompliziert. Ich habe eine Dokumentation darüber<br />
gesehen, wie man versucht hat, ihre Firmen irgendwie<br />
nachzuvollziehen. Es ist wie ein Spinnennetz.«<br />
Inzwischen sind wieder die Parteien an der Regierung, die<br />
die Krise verursacht haben. Man kann den Isländern nur<br />
wünschen, dass sie es schnell lernen, nachzufragen, <strong>sich</strong> <strong>einzumischen</strong>,<br />
um ihre einmaligen zivilisatorischen Errungenschaften<br />
zu bewahren.<br />
Geld und Macht. Die Energien, die <strong>sich</strong> hinter diesen<br />
Synonymen verbergen, haben eine unglaubliche Kraft –<br />
konstruktiv, verführerisch, zerstörend. Wird unsere Kultur<br />
lernen, sie zu beherrschen?<br />
»Ihr habt ja dieses Lavafeld gesehen?«, hatte uns Sólveig<br />
Arnarsdóttir noch gefragt. »Ihr seid ja daran vorbeigefahren,<br />
als ihr vom Flughafen kamt. Ihr habt das Moos gesehen?<br />
Wir haben keine Bäume. Unsere Kultur ist wie das Moos.<br />
Sehr dünne, fragile Wurzeln.«<br />
Wenn es so ist, wie Professor Edelstein sagte, dass Island<br />
ein Modell ist für moderne Gesellschaften, dann wurde in den<br />
Tagen, die wir hier verbracht haben, eins deutlich: Es gibt<br />
viele kreative, engagierte Bürger und es gibt viele interessante,<br />
neue Ideen. Was diese Welt gefährdet, ist die mangelnde<br />
Beteiligung. Und die Gier. Ich denke, ich kaufe mir eine<br />
Sonnenbrille.