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Der Bierstaedter Juli 2011

Bierstaedter Juli 2011

Bierstaedter Juli 2011

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Seite 2<br />

<br />

„Allen Respekt!“, hätte mein Onkel Helmut,<br />

der Freunds Helmut gesagt, wenn er diese<br />

Nachricht noch erlebt hätte: <strong>Der</strong> Bürgermeister<br />

von Taufkirchen Jörg Pötke will persönlich<br />

gegen Gruß-Muffel vorgehen. Er will mehr<br />

Freundlichkeit in seiner Gemeinde und damit<br />

mehr Lebensfreude. Es gehe ihm auf den<br />

Geist, wenn die Menschen regungslos aneinander<br />

vorbeigehen.<br />

<strong>Der</strong> Freunds Helmut hat sich gefreut,<br />

wenn er jemandem begegnet ist. Fast keine<br />

Chance hat er ausgelassen, um ein paar Worte<br />

zu wechseln. „Halt aweng waafen“. Auf<br />

seinen Spaziergängen hat er die Leute, denen<br />

er begegnete oft angesprochen, auch wenn er<br />

sie nicht kannte. Er war interessiert an, ja neugierig<br />

auf seine Mitmenschen. Es war ihm<br />

unbegreiflich, wie man zum Beispiel bei einem<br />

Spaziergang am Rehberg, alleine auf<br />

einen entgegenkommenden Spaziergänger<br />

treffend, ohne eine noch so winzige Grußgeste<br />

aneinander vorbeigehen konnte. Geradezu<br />

krampfhaft wird der Blick manchmal abgewendet,<br />

bloß kein Kontakt, kein Lächeln oder<br />

Zunicken.<br />

Gut, der Helmut hat manchmal auch übertrieben.<br />

Die älteren Herrschaften hat er ja<br />

meist gekannt, aber er hat auch nicht selten<br />

junge Leute einfach angesprochen, um zu erfahren,<br />

mit wem er es zu tun hatte. Berühmt<br />

„Malen mit dem Pinsel dauert mir zu lange.<br />

Deshalb male ich mit Licht.“ Sicherlich ein<br />

schönes Wortspiel, das Wolfram Gittel auf<br />

der Vernissage seiner Fotoausstellung „Ansichten“<br />

im Schmetterlingspark in Neuenmarkt<br />

gebrauchte. Denn der Begriff „Fotografieren“<br />

ist griechischen Ursprungs und bedeutet<br />

„mit Licht zeichnen". Aber besser<br />

kann man die Art nicht beschreiben, wie<br />

Gittel seine Bilder kreiert. Es sind Fotos, die<br />

<strong>Der</strong> HEROLD tut kund<br />

Kolumne von Hans-Dieter Herold<br />

waren seine Fragen: „Wu schdammsd denn<br />

du raus?“ oder „Wu bisd denn du dähaam?“<br />

Und groß und ehrlich war seine Freude, wenn<br />

er Bekanntschaften aufdecken konnte: „Ja do<br />

schau her, mit deim Oba bin ich fei konfermierd<br />

worn und dei Fodder, der wor a guudä<br />

Fussboller, hod der ned zergor amoll beim<br />

ADS gschbilld?“<br />

Ich selbst stand mit dem Grüßen längere<br />

Zeit auf Kriegsfuß. Es hat mir gut getan, nach<br />

dem Abitur über ein Jahrzehnt in anderen<br />

Städten verbracht zu haben, wo ich nicht<br />

glaubte, jeden freundlich begrüßen zu müssen.<br />

Als Kind wurde ich ständig zum Grüßen<br />

und zu Freundlichkeit angehalten. Nahezu<br />

zwanghaft grüßend bewegte ich mich durch<br />

die Obere Stadt und durch das übrige Kulmbach.<br />

Aus einem Geschäftshaushalt stammend<br />

waren Höflichkeit und Freundlichkeit<br />

immer und überall angesagt. Immer galt es<br />

Kundennähe zu praktizieren. Und da war<br />

noch der Politiker-Vater, der sich meist in<br />

Bonn aufhielt, sich als Vertreter seiner Heimatstadt<br />

verstand, auf Volksnähe besonderen<br />

Wert legte und gewählt werden wollte. Mit<br />

John F. Kennedy kam der Familienwahlkampf<br />

auf. Die ganze Familie war für Erfolg oder<br />

Misserfolg mitverantwortlich. Die Kinder<br />

waren ganz vorne dabei. Als Sohn und Ältester<br />

fühlte ich wohl eine besondere Verantwortung.<br />

Überhebliches Gebaren, sich um den<br />

Gruß drücken oder gar bewusst verweigern,<br />

das war undenkbar. Ich war in der Gruß- und<br />

Freundlichkeitsfalle. Natürlich gab es Lob:<br />

„Fra Herold, eia Diedä is ja su a freindlicher<br />

Bu“! Doch mit dem Abitur hatte ich das<br />

Gefühl, nunmehr mein Lebenssoll an Freundlichkeit<br />

und Grüßen erfüllt zu haben.<br />

Bei dieser Meinung bin ich natürlich nicht<br />

geblieben. Wie macht man es richtig? Ich<br />

glaube es geht darum, das nur Formale, vermeintlich<br />

Pflichtbewusste, das inhaltsleer<br />

Automatische abzulegen. Nur dann kann sich<br />

ja auch der Mensch, dem man begegnet,<br />

wirklich ernst genommen, respektiert, geachtet<br />

oder sogar gemocht fühlen. Die spontane<br />

Freude des Wiedersehens, das Bedürfnis, jemandem<br />

Respekt zu erweisen oder das lebhafte<br />

Interesse jemanden kennenzulernen<br />

und in Kontakt zu kommen, sollten nicht mit<br />

taktischen Überlegungen wie „Muss ich jetzt<br />

als erster oder ist er jünger?“ oder gar „Bin<br />

ich nicht höhergestellt als der?“, verdorben<br />

werden. Manche immer noch eingeübte oder<br />

empfohlene Grußregeln, wie z. B. „<strong>Der</strong> Untergeordnete<br />

bzw. Niedrigergestellte muss den<br />

Vorgesetzten oder Höhergestellten“ (was immer<br />

das auch bedeuten mag) zuerst grüßen,<br />

völlig überholt, angesichts der Vielfalt der heutigen<br />

Beziehungsebenen nur begrenzt praxistauglich<br />

und in einer weltoffenen demokratischen<br />

Gesellschaftsordnung fragwürdig. Wenn<br />

man im Übrigen nicht völlig geistig und/oder<br />

charakterlich verbildet ist, kann man sich<br />

meist auch auf sein natürliches Fingerspitzenund<br />

Bauchgefühl verlassen.<br />

MALEN MIT LICHT<br />

wirken, als wären sie gemalt. Als wären sie<br />

auf der Staffelei entstanden und nicht mit<br />

der Linse vor einem existierenden Motiv.<br />

Alle Bildteile korrespondieren miteinander<br />

als wären sie komponiert. In vielen Aufnahmen<br />

lassen sich klare grafische Strukturen<br />

erkennen. Und doch ist keine nachbearbeitet.<br />

Nie wurde am Rechner ein Bildteil eingesetzt<br />

oder verändert. Die Fotos sind so,<br />

wie sie in dem Augenblick entstanden, als<br />

Gittel auf den Auslöser drückte. Da setzen<br />

sich die Falten des Stoffes, in den ein Model<br />

gehüllt ist, in den Zweigen des Busches fort,<br />

vor dem das Mädchen steht. Das Geländer<br />

eines Steges und die Uferlinie eines Baches<br />

bilden das geometrische Muster, in dem drei<br />

im Dreieck sitzende Models einbeschrieben<br />

sind. Ein Grashalm im Vordergrund findet<br />

seine Fortsetzung in der Linie eines Beines<br />

der abgebildeten Frau und findet sich im<br />

Gebüsch wieder. Ein klassischer Bildaufbau<br />

ist immer wieder deutlich zu sehen bis dahin,<br />

dass Farbtupfer, die auf der einen Bildseite<br />

zu finden sind, ein Gegenstück auf der anderen<br />

Bildseite haben. Manchmal auch scheint<br />

der klassische Aufbau durchbrochen wie in<br />

„Lichtblicke 4“, bis man erkennt, dass die<br />

Mitte die Schwärze ist und die beiden hellen<br />

Bildteile durch eine helle Linie im unteren<br />

Bildteil verbunden sind.<br />

Klaren Schwerpunkt der Ausstellung bilden<br />

Portraits und da wieder Aufnahmen mit<br />

der Modeltruppe der Pressecker Modeschöpferin<br />

Edina Thern. Menschen, so Gittel, interessieren<br />

ihn nun mal am meisten. Nicht weniger<br />

beeindruckend als die Portraits sind die<br />

Landschaftsaufnahmen. Aber es gibt auch<br />

Witziges zu sehen. Etwa das Foto eines baufälligen<br />

Hauses, an dem ein Schild hängt:<br />

„Müll abholen unnötig“. Oder der Balkon mit<br />

der Aufschrift: „<strong>Juli</strong>a 2x klingeln“.<br />

Die Ausstellung ist während der Öffnungszeiten<br />

des Schmetterlingsparks (idea<br />

DschungelParadies) in Neuenmarkt noch bis<br />

zum 31. <strong>Juli</strong> zu sehen.<br />

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